Stille zwischen Wänden

Der Wecker zeigte 8:21 an, als das erste Sonnenlicht sich durch die geschlossenen 
Jalousien zwängte. Ich musste über die andere kalte Bettseite rollen, um das Bett 
verlassen zu können. Ich nahm mein Handy, es hatte eine Benachrichtigung, wobei 
diese nur eine SMS war, die mich über die neuesten Mobilfunkangebote aufklärte. 
Mit aller Kraft, die ich hatte, was die letzten Tage äußerst wenig war, zerrte ich mich 
selbst in die Küche. Ich machte mir Tee. Kaffee brauchte ich nicht, konnte ja den 
restlichen Tag noch mit Schlafen verbringen. Als ich die Tasse auf den Stubentisch 
setzte und gleichzeitig den Fernseher anschaltete, beobachtete ich stundenlang den 
flackernden Bildschirm. Zwischenzeitlich starrte ich auf mein Handy, in der 
Hoffnung, dass es jeden Moment anspringen könnte, doch das tat es nicht. Nach 
stundenlangem Anschauen von irgendwelchen Realityshows, bei denen sich die 
sogenannten Promis, von denen ich noch nie etwas gehört habe, über jede 
Kleinigkeit stritten, war ich gelangweilt. Komischerweise war ich neidisch. Ich hatte 
lange keinen Streit gehabt. Als ich mich wieder auf die Couch legte, um die Welt für 
kurze Zeit zu verlassen, starrte ich gezwungenermaßen die Decke an. Nach etlichen 
Tagen hier drinnen immer noch diese Raufasertapete anstarren zu müssen, füllte 
mein Herz mit tiefster Verzweiflung. Die kleinen Hügel in der Wand begannen sich 
in meinen Augenwinkeln zu bewegen. Sie wollten sich über meine Lage lustig 
machen. Meine Atmung wurde schneller. Mein Herz klopfte in der Geschwindigkeit 
eines Maschinengewehrs. Ich versuchte, mich zu beruhigen, und begann endlich ein 
Gespräch. Ich erzählte über den Tee, die Promis und die Tapete. Mein Herz 
beruhigte sich wieder, nur um danach erneut von Schwermut durchdrungen zu 
werden. Mit wem habe ich geredet? Es ist niemand hier. Meine feuchten Augen fielen 
zu. Als sie sich öffneten, zeigte der Wecker 9:43 an