Storys > Geschichten > Schmerz & Trost > Es bleibt wie es war

Es bleibt wie es war

268
25.04.20 07:46
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Chris half ihrem Vater so oft sie konnte. Wenn viel los war und sie kam von der Arbeit nach Hause war sie immer da. Mit seiner neuen Frau kam Chris nicht klar und auch mit ihrem Sohn konnte sie nicht zusammen unter einem Dach leben auch wenn die Beiden sich so ganz gut verstanden.

Chris versuchte ihren Vater an diesem Abend auf dem Handy zu erreichen, weil sie erst später von der Arbeit kam, aber er ging nicht dran.  Nach dem  5. Versuch gab sie auf und beschloss sich nach der Arbeit so schnell wie möglich auf den Weg zu ihm zu machen. Zu ihrem Vater hatte sie ein echt gutes Verhältnis, während sie den Kontakt zu ihrer Mutter mit der Zeit abbrechen lassen hat.

Sie war auch bei ihrem Vater aufgewachsen. Damals hatte ihre Mutter kein Interesse an ihrer Tochter und ging lieber feiern, anstatt sich um ihr Kind zu kümmern. Bis es Juppi einfach nur leid war und sich von ihr trennte und seine Tochter mitnahm. Er hatte damals auch das alleinige Sorgerecht bekommen und das war auch gut so.

Als Chris noch klein war, war es für Juppi nicht immer so leicht, wenn sie nach ihrer Mutter fragte. Er versuchte aber immer den Kontakt zwischen Mutter und Tochter herzustellen, aber so richtig klappte das nicht. Ihre Mutter interessierte sich kaum für ihre Tochter und meldete sich nur selten bei ihr. Besucht hatte sie ihre Tochter nie. An ihrem 16. Geburtstag, brach Chris den Kontakt zu ihrer Mutter komplett an. 

Juppi ließ sie das selbst entscheiden. Sie hatte ihre Mutter ja so wieso noch nie gesehen und auch nur selten gesprochen.  Chris ging es mit ihrer Entscheidung gut.

An diesem Abend war in der Kneipe nicht ganz so viel los. Chris hatte halbwegs pünktlich die Tankstelle geschlossen und hatte sich auf den Weg zu ihrem Vater in die Kneipe gemacht. Als sie dort ankam, hörte sie ihren Vater mit einer Frau streiten. In dem Streit ging es um ein Kind. Aber wer war die Frau? Chris hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Sie kannte die beiden Bedienungen in der Kneipe und diese Frau gehörte auf gar keinen Fall dazu.

Als Juppi  Chris in der Kneipe sah, war ihm klar, dass sie schon eine ganze Weile dort war und wahrscheinlich auch einiges von dem Streit mitbekommen haben dürfte.

„Wie lange stehst du schon hier?“ fragte Juppi

„Ach schon ein paar Minuten. Ich habe dich versucht auf dem Handy anzurufen und du gingst nicht dran, da habe ich mir Sorgen gemacht und habe mich eben an der Arbeit beeilt und bin hier her.“ sagte Chris

„Was wolltest du denn?“ fragte Juppi

„Dir nur sagen, dass ich etwas später komme.“ sagte Chris

„Das brauchst du ja jetzt nicht mehr. Ich glaube aber jetzt sollte ich dir mal etwas erklären.“ sagte Juppi

„Wer  ist die junge Frau, der du was zu erklären hast?“ fragte die Fremde

„Vielleicht sollten wir uns dazu erst einmal hinsetzten.“ sagte Juppi

 

Er wusste jetzt musste er seiner Tochter etwas erklären. Nur wie macht man das am besten?

Nachdem Chris den Streit mitbekommen hatte, versuchte Juppi seiner Tochter  zu erklären, was es mit dieser Frau auf sich hat.  Und auch die Fremde, kannte Chris nicht.

„Vera, wenn du schon hier auftauchst solltest du eigentlich aber wissen wenn du vor dir stehen hast.“ sagte Juppi

„Ich möchte aber gerne wissen, warum sich diese junge Frau in unsere Privatangelegenheit einmischt.“ sagte Vera

„Ist ja schön und gut, aber jetzt weiß ich immer noch nicht, wer sie ist.“ sagte Chris

Juppi fiel es nicht leicht, seiner Tochter zu sagen, was es mit der fremden Frau auf sich hat.

„Hört mir doch mal bitte Beide zu.“ sagte Juppi

Chris spürte, dass es ihrem Vater nicht leicht viel über diese Frau zu sprechen.

„Also, Vera um euch jetzt beiden Mal mit einem Satz etwas zu erklären. Sie ist deine Tochter, Vera. Es ist schon schade, wenn man sein eigenes Kind nicht erkennt.“ sagte Juppi

„Ist doch ganz klar. Ich habe Chris fast 32 Jahre nicht gesehen und seit 16 Jahren auch nicht mehr mit ihr gesprochen.“ sagte Vera

„Was ich jetzt nicht verstehe, wenn sie meine Mutter ist, warum taucht sie jetzt wieder in meinem Leben auf.“ sagte Chris

„Sie sagte mir gerade, nur das du einen kleinen Halbbruder hast und der dringend eine Knochenmarkspende braucht und dadurch bist du ihre letzte Hoffnung.“ sagte Juppi

„Das kann sie aber komplett abhacken. Zum  Einen, ich habe diese Frau noch nie in meinem Leben gesehen und interessiert hat sie sich an mir auch nicht. Sorry, ich weiß es geht um ein Kind, aber ich war ihr ja auch die ganzen Jahre egal. Und zum Anderen kenne ich diesen Jungen auch  nicht.“ sagte Chris

Juppi merkte an der Reaktion seiner Tochter, dass sie keinerlei Gefühl für ihre Mutter empfand.

„Aber der Junge braucht deine Hilfe, du bist seine letzte Hoffnung.“ sagte Vera

„Du hast dich 32 Jahre lang nicht für mich interessiert. Wenn du dich mal gemeldet hast, war das nur ein kurzer Anruf.“ sagte Chris

„Bitte Fabian, so heißt dein Halbbruder braucht deine Hilfe.“ sagte Vera

„Wenn ich Nein sage, dann heißt dass auch Nein. Mich interessiert es nicht was du und deine neue Familie so machen und auch nicht wie sie heißen. Erstens weil ich seit dem ich 16 Jahre alt bin keinen Kontakt mehr zu dir wollte und zweitens interessierst du dich ja so wieso nur für mich, weil du was von mir willst. Sorry aber bei dem Spiel bin ich raus. Es ist dir doch danach auch wieder egal wie es mir geht.“ sagte Chris und verließ den Raum.

Vera wollte Chris hinterher laufen, aber Juppi hielt sie davon ab.

„Es macht jetzt keinen Sinn ihr nachzulaufen. Sonst hätte ich es schon längst getan. Sie kommt irgendwann von alleine wieder nach Hause und suchen brauchen wir sie nicht, denn sie kennt sich hier so gut aus, dass wir sie sowieso nicht finden werden.“ sagte Juppi

„Aber ich brauche ihre Hilfe und zwar dringend.“ sagte Vera

„Das kannst du aber nicht erreichen, wenn du ihr Druck machst. Wenn du ihr nämlich Druck machst,  stellt sie sich erst recht stur. Und zudem sieht es so aus, als hätte sie kein Interesse an dir. Also lass es einfach.“ sagte Juppi

„Kannst du nicht noch einmal mit ihr reden?“ fragte Vera

„Ich kann noch mal mit ihr reden, aber zwingen tue ich sie zu nichts.“ sagte Juppi

Für Juppi war jetzt nur seine Tochter wichtig und die war mal wieder abgehauen, aber er wusste auch dass sie von alleine wieder auftaucht.

Mittlerweile waren fast drei Stundenvergangen und Chris war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Langsam machte Juppi sich etwas Sorgen, denn so lange war Chris noch nie verschwunden.

Er wusste aber auch, dass es für Chris ein Schock war das ihre Mutter plötzlich wieder auftauchte, die sie bisher noch nie gesehen hatte.

Nach insgesamt 4 Stunden kam Chris wieder nach Hause. Juppi war froh, dass es ihr gut ging und dass sie wieder da war.

Auch für ihn war es nicht leicht gewesen, die Mutter seiner Tochter nach all den Jahren wiederzusehen.

„Wie geht es dir?“ fragte Juppi

„Mit geht es gut. Nur scheinbar versteht, da draußen  jemand nicht, dass ich mit ihr nichts zu tun haben möchte.“ sagte Chris

„Deswegen bist du eben hinten reingekommen, weil sie vorne vor der Tür auf dich wartet.“ sagte Juppi

„Ja, ich habe keine Lust diese Frau kennenzulernen oder mit ihr zu reden. Für mich ist und bleibt es eine Fremde.“ sagte Chris

„Ich verstehe dich. Du hast sie 32 Jahre lang nicht gesehen und sie hat sich auch die ganzen Jahre nicht für dich interessiert.“ sagte Juppi

„Genau so ist es. Sie hatte kein Interesse an mir und ich habe jetzt auch kein Interesse an ihr und ihrer neuen Familie.“ sagte Chris

Juppi merkte, dass er Chris nicht mehr darauf ansprechen brauchte, ob sie dem Jungen nicht den Gefallen tun wollte. Chris wollte es nicht und dabei blieb sie auch.  Juppi kannte seine Tochter nur zu gut. Er wusste wie stur sie sein konnte und das sie sich in solchen Momenten von nichts überzeugen ließ.

„Wenn die Frau nicht bald da verschwindet, gehe ich raus und sage ihr meine Meinung, aber ich glaube kaum, dass sie die hören möchte.“ sagte Chris

„Bleib ruhig.“ sagte Juppi und nahm seine Tochter in den Arm.

Er kannte sie so nicht. Normalerweise interessierte es Chris nicht wenn jemand vor der Tür stand und sie versuchte abzufangen, aber in diesem Fall schien es anders zu sein. Chris reagierte aggressiv auf die Anwesenheit ihrer Mutter und wollte sie so schnell wie möglich nicht mehr sehen.

Chris war normalerweise ein ruhiger Mensch und nahm das Leben wie es ist. Zudem hatte Juppi zu einer freundlichen und entspannten jungen Frau erzogen.

Juppi versuchte Chris zu beruhigen, aber so lange diese Frau vor der Tür rum stand ging das einfach nicht.

„Entspann dich doch mal. Du machst mich gerade auch ganz verrückt. Reg dich doch nicht so auf. Ich verstehe, dass du nach all den Jahren nichts von ihr wissen willst und das es nicht leicht ist, wenn man nach 32 Jahren seine Mutter  kennenlernt und das auch nur, weil sie etwas von einem möchte. Aber glaubst du im Ernst, dass es besser wird, wenn du dich so aufregst?“  fragte Juppi seine Tochter.

„Irgendwo hast du ja recht, aber was soll ich den deiner Meinung nach, jetzt machen. Es regt mich einfach auf, dass sie nur weil sie etwas will,  sich bei uns meldet.“ sagte Chris

Juppi verstand seine Tochter. Er wusste was sie gerade fühlte und ihm ging es nicht viel besser. Nur er ging anders damit um.

Das Chris sich nicht beruhigen lies, lies Juppi keine Ruhe. Er kannte seine Tochter und auch ihre Reaktionen auf Menschen mit denen sie nichts zu tun haben wollte.

 

„Chris, beruhige dich bitte jetzt mal. So lange diese Frau da draußen steht, geht sie dir doch nicht auf den Nerv.“ sagte Juppi

„Mir geht es nur auf den Nerv, dass sie nicht verstanden hat, dass ich von ihr nichts wissen will.“ sagte Chris

„Aber wenn du dich aufregst, verschwindet sie auch nicht. Und so wie ich sie kenne, geht sie erst dann, wenn sie das hat was sie will.“ sagte Juppi

„Das kann sie aber mal abhaken. Von mir bekommt sie überhaupt nichts.“ sagte Chris

 

Juppi dachte es sich schon. Chris lies nicht mehr mit sich reden. Egal was kam, sie wollte und sie würde auch kein Knochenmark spenden. Einerseits wusste Juppi es geht um ein Kind, aber andererseits hatte Chris auch recht. Ihre Mutter hatte sich 32 Jahre nicht für sie interessiert und würde es danach auch nicht mehr tun. Chris hatte keine Lust darauf nur dafür gebraucht zu werden.

 

„Ich sage ihr jetzt meine Meinung. Und die sitzt.“ sagte Chris und verließ den Raum.

 

Juppi ging schnell hinterher. Er wusste, dass Chris jetzt komplett am abdrehen war und wollte verhindern dass sie diese Frau anschreit. Denn normal reden wollte sie mit ihrer „Mutter“ nicht.

 

„So, jetzt hörst du mir mal genau zu. Mir ist es egal ob ich deinem Kind Knochenmark spenden soll. Ich kenne den Jungen nicht und ich kenne dich nicht wirklich. Du hattest 32 Jahre kein Interesse an mir und jetzt interessiere ich dich doch auch nur, weil du meine Hilfe brauchst. Ich werde dir nicht helfen. Und dabei bleibe ich auch.“ sagte Chris und lies Vera einfach da stehen.

 

Juppi hatte alles mit angehört und wusste jetzt hatte Chris sich endgültig entschieden. Er lies seine Tochter jetzt erst einmal in Ruhe und wollte in ein paar Tagen noch einmal mit ihr über ihre Mutter reden. Auch ihm wurde jetzt alles zu viel.

 

Drei Tage später, wollte Juppi einen neuen Versuch starten, mit Chris zu  reden. Doch als er ihre Mutter ansprach, blockte Chris sofort ab. Juppi hatte sich auch Gedanken gemacht. Er dachte aber eher darüber nach, was passierte wenn seine Tochter wieder Kontakt zu ihrer Mutter hatte. Er hatte Angst, durch das Auftauchen ihrer Mutter, Chris zu verlieren.

 

Juppi wusste alles über seine Tochter und  er wollte kein Leben mehr ohne sie führen. Die Beiden kannten es ja schließlich nur so.

Chris konnte auch ohne ihre Mutter gut Leben. Sie brauchte ihre Mutter nicht und wollte sie auch nicht kennenlernen.

 

Die letzten Tage waren auch für Juppi anstrengend gewesen. Die Mutter seiner Tochter tauchte jeden Tag wieder auf und seine Tochter zog sich immer mehr zurück. Sie wollte einfach nichts von  ihrer Mutter wissen und da machte sie auch keinen Hehl draus.

„Kannst du Chris nicht versuchen anzurufen und sie bitten mal hier her zu kommen? Du brauchst ihr ja nicht zu sagen, dass ich hier bin.“ sagte Vera

„Ich werde Chris nicht anlügen, da ich einfach keine Lust habe sie zu verlieren. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken. was du die letzten 32 Jahre gemacht hast. Dir war deine Tochter doch egal. Wenn du mal Kontakt zu ihr hattest, dann war es höchsten 1 Anruf alle 14 Tage. Weißt du wie weh ihr das damals getan hat. Als sie 16 Jahre wurde brach sie den Kontakt zu dir selber ab. ja als du an ihrem Geburtstag damals anriefst, war sie zu Hause, hatte aber keine Lust mehr mit dir zu reden.“ sagte Juppi

Juppi war stinke sauer. Er wollte und konnte Chris nicht anlügen. Die Beiden waren immer ehrlich zu einander und das sollte auch so bleiben.

„Ich glaube gerne, dass es ihr weh getan hat, aber das war damals und ist nicht heute.“ sagte Vera

„Lass sie einfach in Ruhe. Sie will von dir nichts wissen und es bringt auch nichts mehr, wenn du es immer wieder versuchst“ sagte Juppi

„Ich gehe jetzt nach Hause, aber eines kannst du mir glauben. Ich komme wieder und irgendwann werde ich  meine  Tochter sehen.“ sagte Vera

 

Vera verlies den Raum.

Ein paar Tage später war sie wieder da und auch Chris war heute zu Hause. Als sie den Raum betrat merkte Juppi sofort, dass Chris sauer war.

„Endlich bist du auch mal da. Du muss meinen Sohn helfen.“ sagte Vera

„Damit eines klar ist: Ich bin nur da, damit du endlich kapierst, dass ich nichts mit dir zu tun haben möchte und ich bleibe bei meiner Entscheidung. Ich helfe dir nicht. Und damit ist jetzt auch alles gesagt, also kannst du aus unserem Leben wieder verschwinden.“ sagte Chris

Das war deutlich. Chris hatte ihre die blanke Wahrheit ins Gesicht gesagt und war dann verschwunden.

„Eines kannst du mir glauben. Jetzt werde ich um meine Tochter kämpfen und wenn es nur  Fabian zu Liebe ist.“ sagte Vera

„Glaubst du echt noch daran, dass sie irgendetwas von ihrer Mutter wissen will? Du hast 32 Jahre lang kein Interesse an ihr gezeigt und jetzt interessierst du dich ja auch nur für sie, weil dein Sohn ihre Hilfe braucht. Aber wenn Chris nicht will, dann will sie nicht.“ sagte Juppi

„Du müsstest mich eigentlich besser kennen. Wenn ich etwas will, dann bekomme ich es auch. Sie wird mir helfen.“ sagte Vera und verließ den Raum.

 

Danach tauchte sie ein paar Tage nicht bei Juppi und Chris auf. Juppi wusste aber, dass Vera etwas vor hat, aber nicht was und davor hatte er Angst. Die Angst Chris zu verlieren.

Juppi wusste wie stark seine Tochter war und er wusste auch dass sie stur sein konnte. Sie wollte ihrer Mutter nicht helfen und er konnte es auch verstehen. Schließlich hatte Vera sich ja 32 Jahre nicht für ihre Tochter interessiert und jetzt tat sie es nur weil sie Chris ihre Hilfe brauchte.

Ein paar Tage später stand Vera mit Fabian bei Juppi und Chris vor der Tür. Ihr Plan war es scheinbar, dass Chris es sich anders überlegt, wenn sie den Jungen sieht.

„Was willst du schon wieder hier. Waren Chris ihre Worte nicht deutlich genug?“ fragte Juppi

„Vielleicht überlegt sie es sich ja anders wenn sie das Kind sieht.“ sagte Vera

„Das ändert bestimmt nichts an der Situation, aber ich kann sie gerne mal rufen. Sie ist alt genug um selber über ihre Leben zu entscheiden.“ sagte Juppi

„Dann mach das.“ sagte Vera

Juppi rief Chris zu sich und sie kam auch.

„Nicht die schon wieder. So langsam kann ich sie nicht mehr sehen. Da grenzt ja schon an Stalking.“ sagte Chris

„Ich habe Fabian mal mitgebracht. In der Hoffnung, dass du es dir anders überlegst.“ sagte Vera

„Ich denke meine Worte vor ein paar Tagen waren deutlich genug. Ich habe dir beim letzten Mal schon gesagt, dass ich dir nicht helfen werde. Du hast dich 32 Jahre auch nicht für mich interessiert und jetzt glaubst du ernsthaft, dass ich dir noch helfe. Mit Sicherheit nicht. Es tut mir ja leid für Fabian, der kann nichts dafür, aber so bekommst du mich mit Sicherheit nicht rum.“ sagte Chris

„Chris denk doch bitte mal darüber nach.“ sagte Vera

„Was hätte ich denn davon? Gar nichts! Wenn ich dir geholfen habe, interessierst du dich doch so wie so wieder nicht mehr für mich. Jetzt zeigst du Interesse und kommst vorbei, weil ich die letzte Person bin die dir helfen kann. Aber ich will nicht und meine Meinung werde ich auch nicht mehr ändern. Sorry.“ sagte Chris und ging wieder weg.

„Ich habe es dir doch gleich gesagt. Sie wird ihre Meinung nicht ändern und jetzt bitte ich dich zu gehen und nicht mehr hier aufzutauchen. Du hast unser Leben jetzt schon genug durcheinander gebracht.“ sagte Juppi

Langsam war Juppi sauer. Ihm war es jetzt lieber, wenn Vera geht und er nach seiner Tochter schauen konnte.  Er wusste genau was Chris gerade fühlte. Sie hatte Fabian gesehen und das ging nicht spurlos an ihr vorbei auch wenn sie nicht helfen wollte.

Vera verließ mit Fabian schweigend den Raum.

Juppi schaute nach seiner Tochter.

„Hey,  alles klar bei dir?“ fragte er nach

„Ja, was soll denn nicht in Ordnung sein?“ hackte Chris nach

„Ich merke, dass es nicht spurlos an dir vorbei geht auch wenn du nicht helfen möchtest.“ sagte Juppi

„Ich habe mich entschieden nicht zu helfen, weil sich meine Mutter so wie so nicht für mich interessiert, aber als ich den Jungen gesehen habe ging es mir doch ans Herz.“ sagte Chris

„Das glaube ich dir. Aber ich denke deine Entscheidung war die Richtige auch wenn dir das Kind leid tut.“ sagte Juppi und nahm seine Tochter in den Arm.

In den nächsten Tagen war es ruhig. Chris hatte sich zurückgezogen und war still geworden.  Vera war nicht mehr aufgetaucht und hatte sich auch nicht mehr gemeldet. Und Juppi hatte immer noch Angst davor, dass sich zwischen Chris und ihm etwas ändert und er seine Tochter verliert.

Juppi konnte es nicht glauben, als Chris ihre Mutter zwei Wochen später wieder vor der Tür stand. Hatte sie etwas nicht begriffen, dass Chris nichts von ihr wissen wollte.

„Hat Chris jetzt mal darüber nachgedacht und wenigstens dem Kind zur Liebe hilft?“ fragte Vera

„Sie hat es sich nicht anders überlegt. Sie bleibt bei ihrer Meinung und daran wird sich auch nichts ändern, wenn du immer wieder hier auftauchst.“ sagte Juppi

„Ich brauche aber ihre Hilfe und zwar dringend. So langsam wird es Zeit.“ sagte Vera

Auf einmal stand Chris mit im Raum.

„Ich habe es dir doch beim letzten Mal schon gesagt. Ich werde dir nicht helfen, da du dich dann so wieso nicht mehr für mich interessierst und deswegen interessiere ich mich auch nicht für dich oder für den Jungen.“  sagte Chris

Nach diesem Satz wusste Juppi, dass sich jedes Gespräch mit Chris erledigt hatte. Sie hatte das getan was er schon vermutet hatte. Da ihre Mutter als am nerven war und immer wieder kam, dachte seine Tochter über nichts mehr nach.

„Jetzt kannst du es komplett vergessen. Sie wird es sich nicht mehr überlegen. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du sie nicht nerven sollst.“ sagte Juppi

„Ich brauche aber ihre Hilfe.“ sagte Vera

„Das hättest du dir vor 32 Jahre überlegen sollen, als du lieber feiern warst anstatt dich um deine Tochter zu kümmern. Du hast dich die ganze Zeit nicht einmal dafür interessiert, wie es deiner Tochter ging und das zeigt sie dir jetzt auch.“ sagte Juppi

„Kannst du nicht noch einmal versuchen mit ihr zu sprechen?“ fragte Vera

„Das bringt jetzt nichts mehr. Sie hat sich endgültig entschieden.“ sagte Juppi

„Vielleicht lässt sie sich ja doch noch mal mit sich reden.“ sagte Vera

„Da kennst du deine Tochter aber schlecht. Ist ja auch kein Wunder, wenn du dich die ganzen Jahre nicht einmal für sie interessierst.  Sie wird ihre Meinung nicht mehr ändern. Wenn man sie nervt, macht sie gar nichts und zieht sich zurück. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust mich mit Chris zu streiten nur weil du unbedingt etwas willst. Sie hat nämlich recht, du interessierst dich nicht fürsie.“ sagte Juppi

Enttäuscht verlies Vera den Raum. Sie ahnte, dass sie jetzt keine Hilfe mehr bekommt, aber aufgeben wollte sie nicht.

Juppi machte sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach seiner Tochter. So erwachsen sie auch war, ab und zu brauchte sie auch mal die Hilfe von ihrem Vater.  Ihr taten die Gespräche richtig gut und Juppi verstand was Chris fühlte. Er hörte ihr oft einfach nur zu und versuchte ihr zu helfen so gut es ging. In diesem Fall hatte sie ihre Entscheidung selbst getroffen und er fand die Entscheidung völlig in Ordnung.

„Da bist du. Ich habe dich schon überall gesucht.“ sagte Juppi als er Chris endlich gefunden hatte.

„Ja, hier kann sie mich wenigstens nicht finden.“ sagte Chris

„Worüber denkst du nach?“ fragte Juppi

„Ich verstehe gerade nicht, warum meine Mutter so nervt. Versteht sie nicht, dass ich ihr und ihrem Sohn nicht helfen will. Ich will einfach nichts von ihr wissen. Sie hat sich ja auch nicht für ich interessiert.“ sagte Chris

„Ich glaube sie nervt dich so, weil sie ihren Sohn liebt und du ihre letzte Hoffnung bist. Warum sie nicht versteht, dass du ihr nicht helfen willst, weiß ich auch nicht.“ sagte Juppi

„Ich bleibe aber bei meiner Entscheidung. Ich will niemanden helfen, der 32 Jahre kein Interesse an mir hatte und sich jetzt nur für michinteressiert, weil sie meine Hilfe braucht.“ sagte Chris

„Es ist deine Entscheidung und ich finde es gut.“ sagte Juppi.

Juppi merkte, dass dieses Gespräch seiner Tochter gut getan hatte  und dass sie auch hinter ihrer Entscheidung stand.  

Drei Tage später stand Vera wieder vor der Tür. Chris konnte es nicht glauben, verstand diese Frau  nicht, dass sie ihr nicht helfen wollte oder wollte sie es nicht verstehen.

Dieses Mal öffnete Chris die Tür.

„Hast du es beim letzten Mal noch nicht verstanden? Ich will und werde dir nicht helfen.“ sagte Chris

„Warum denkst du dem Kind zu Liebe nicht einfach mal darüber nach?“ fragte Vera

„Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: 1. Wenn man mich nervt, mache ich gar nichts. 2. Du hast dich ja auch nicht für mich interessiert. 3. Interessierst du dich jetzt nur für mich, damit du den Jungen helfen kannst und danach bin ich dir sowieso wieder egal.“ sagte Chris

„Lass doch mal die Vergangenheit, Vergangenheit sein.  Du musst mir nicht immer und immer wieder meine Fehler von damals vorhalten.“ sagte Vera

„Ich halte es dir nicht vor. Ich will nur einfach keinen Kontakt zu dir und du verstehst das einfach nicht.“ sagte Chris

„Hör mir endlich mal zu!“ schrie Vera Chris an

„Ich werde dir nicht mehr zuhören. Zu lange habe ich darauf gewartet, dass du dich mal bei mir meldest und jetzt interessierst du mich nicht mehr.“ sagte Chris

Die Beiden stritten so laut, dass Juppi es durch zwei verschlossene Türen mitbekam.

„Was ist denn hier los?“ fragte Juppi

„Meine Tochter soll mir einfach mal zu hören.“ sagte Vera

„Du bist nicht meine Mutter und ich will nichts von dir wissen.“ sagte Chris

„Verdammt noch mal, jetzt reicht es mir aber. Du wirst mir jetzt endlich mal zuhören.“ sagte Vera

„Lass sie einfach in Ruhe, wenn Chris dir nicht zuhören will, dann tut sie das auch nicht.“ sagte Juppi

Vera ging auch wenn es ihr nicht gefiel. Sie wusste, dass sie bei Chris an diesem Tag so oder so nicht weiter kommt.

Juppi machte sich auf die  Suche nach Chris. Die hatte sich verzogen und er wusste, dass sie jetzt jemanden zum Reden braucht.

Gott sein Dank hatte er seine Tochter schnell gefunden.

„Alles in Ordnung bei dir?“ fragte Juppi

„Ja, alles in Ordnung. Mich nervt es nur, dass sie immer wieder auftaucht und meint ich lasse mir was von ihr sagen.“ sagte Chris

„Ich glaube sie wird nie verstehen, dass du nichts von ihr wissen willst.“ sagte Juppi

„Wenn sie jetzt noch einmal auftaucht, rufe ich die Polizei. Dann wird sie es vielleicht lernen.“ sagte Chris

Juppi wusste, dass Chris es jetztt ernst meinte. Sie wollte einfach, dass ihre Mutter aufhört sie zu nerven und sie empfand das ständige Auftauchen dieser Frau als Stalking. Und auch Juppi ging jetzt langsam auf die Nerven.

32 Jahre lang hatten es die Beiden auch ohne Vera geschafft und das sollte auch so bleiben.

Zwei Wochen waren seit dem letzten Aufeinandertreffen von Chris, Juppi und Vera vergangen und bisher hatte sie sich auch nicht mehr blicken lassen.

Chris war froh, dass sie endlich Ruhe vor dieser Frau hatte. Endlich konnte sie sich auch mal mit ihrem Vater alleine unterhalten.

„Ich glaube sie hat es endlich verstanden und bleibt weg.“ sagte Chris

„Ich will es hoffen. Sie hat in unserem Leben einiges durcheinander gebracht.“ sagte Juppi

„Wie kann man nur so ein Mensch sein, wie Vera?“ fragte Chris

„Ich weiß es nicht und ich verstehe auch nicht warum sie einfach nicht versteht, dass du nichts mit ihr  zu tun haben möchtest. „ sagte Juppi

„Einerseits tut es mir für das Kind leid, aber ich werde ihr bestimmt nicht helfen. Es geht ihr nur um den Jungen. Wenn der Junge keine Hilfe bräuchte und ich ihre letzte Hoffnung wäre,  würde sie sich doch weiterhin nicht für mich interessieren.“ sagte Chris

„Da magst du recht haben. 32 Jahre lang, war es ihr ja auch egal was mit dir ist.“ sagte Juppi

„Und genau deswegen helfe ich ihr nicht.“ sagte Chris

Chris und Juppi verstanden sich richtig gut und auch das Auftauchen von Vera hatte daran nichts geändert. Die ganze Zeit hatten die Beiden zusammen gehalten und sich nicht von Chris ihrer Mutter auseinanderreißen lassen.

„Ich denke so langsam dürfte auch meine Mutter verstanden haben, dass sie mir nach all den Jahren auch egal ist.“ sagte Chris

„Das will ich auch hoffen.  Ich muss dir ehrlich sagen, zwischendurch hatte ich Angst dich zu verlieren und dass sich dann zwischen uns Beiden etwas ändert.“ sagte Juppi

„Zwischen uns Beiden wird sich nie etwas ändern, da kann auch meine Mutter nichts machen.  Du bist meine Familie und  sie ist einfach nur eine fremde Frau. Ich will auch gar nicht mehr über sie erfahren.“ sagte Chris

„Das kann ich verstehen. Ich hatte ihr ja schon als sie anrief gesagt, dass es nichts bringen wird hier aufzutauchen, aber scheinbar hat sie es nicht verstanden.“ sagte Juppi

„Ich werde doch bestimmt keiner Frau helfen, die sich 32 Jahre lang nicht für mich interessiert hat. Die ganzen Jahre war es ihr doch auch egal, was mit mir ist und jetzt ist mir egal was mit ihrem Jungen ist. Lange genug habe ich versucht, als Kind Kontakt zu ihr aufzunehmen, bis ich es endlich aufgegeben habe. Nicht einmal ist sie aufgetaucht und hat mich besucht.“ sagte Chris

„Du wirst di Zeit damals nicht vergessen und dir werden die letzten Wochen auch nicht so schnell aus dem Kopf gehen.“ sagte Juppi

„Ich weiß, aber ich habe mich richtig entschieden.“ sagte Chris

„Das stimmt. Du hast für dich die richtige Entscheidung getroffen und das ist auch gut so.“ sagte Juppi

Für Chris und Juppi ging das Leben jetzt normal weiter und das Beste war, war alles geblieben wie es vorher war.

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

Autor

Mausis Profilbild Mausi

Bewertung

Noch keine Bewertungen

Statistik

Kapitel: 8
Sätze: 348
Wörter: 4.749
Zeichen: 26.500

Kurzbeschreibung

Eine-Vater-Tochter-Geschichte Juppi und seine Tochter Chris verstehen sich blendend. Chris wuchs bei ihrem Vater auf. Ihre Mutter hatte sie nie kennengelernt, weil diese sich nie für ihre Tochter interessierte. Doch plötzlich bringt eine fremde Frau, das Leben von Chris und Juppi ordentlich durcheinander.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Schmerz & Trost auch in den Genres Liebe, Nachdenkliches, Angst und Familie gelistet.