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Gemeinsam sind wir stark

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27.04.25 22:39
16 Ab 16 Jahren
In Arbeit

Eigentlich wollten Chris und Andreas sich an diesem Morgen schon früh an der Zauberwerkstatt treffen und gemeinsam die neue Tour vorbereiten.  Aber irgendetwas stimmte nicht. Normalerweise war Andreas schon da, wenn Chris kam. Dieses Mal aber nicht.

Chris versuchte seinen Bruder auf dem Handy zu erreichen, er ging aber nicht dran. Also beschloss Chris noch ein paar Minuten zu warten. Nach einem wiederholten Anruf bei seinem Bruder, beschloss Chris einfach schon anzufangen. Vielleicht hatte Andreas ja nur verschlafen.

Eine Stunde später war Andreas aber immer noch nicht da. So langsam fing Chris an sich Sorgen zu machen.  Als dann auch noch seine kleine Schwester Chrissy bei ihm auftauchte, wurde die Situation nur noch schlimmer.

„Guten Morgen Chris. Hast du von Andreas heute Morgen schon etwas gehört?“ fragte Chrissy

„Nein, ich habe auch schon versucht ihn anzurufen, weil er normalerweise schon hier ist, wenn ich komme.“ sagte Chris

„Seltsam, er wollte mich eigentlich zu Hause abholen und dann gemeinsam mit mir hierherfahren. Aber er kam nicht. Das hat er noch nie gemacht. Dann habe ich ihn versucht mehrfach anzurufen, aber ohne Erfolg.“ sagte Chrissy

„Seltsam, bis eben habe ich gedacht er hätte nur verschlafen, aber da scheint irgendetwas nicht zu stimmen.“ sagte Chris

„Allerdings. Ich mache mir so langsam Sorgen:“ sagte Chrissy

„Ich auch. Ich glaube wir fahren, besser mal bei ihm vorbei und schauen nach.“ sagte Chris

Gesagt! Getan! Chris und Chrissy fuhren zu Andreas und klingelten, aber kein Mensch öffnete ihnen die Tür. Seine Frau war wahrscheinlich schon an der Arbeit und die Kinder in Schule und Kindergarten. Andreas sein Auto stand aber noch vor der Tür.

„Hier stimmt etwas nicht.“ sagte Chrissy

„Aber ganz und gar nicht. Ich überlege gerade wer einen Zweitschlüssel fürs Haus hat.“ sagte Chris

„Ich glaube Mama könnte einen haben, aber warte mal, Andy hat mir mal einen Umschlag in die Hand gedrückt und gesagt, Pass drauf auf, es ist für Notfälle. Das könnte vom Gefühl her ein Schlüssel gewesen sein.“ sagte Chrissy

„Weißt du wo du den Umschlag hingelegt hast?“ fragte Chris

„Ja weiß ich. Lass uns mal zu mir fahren.“ sagte Chrissy

Gemeinsam fuhren die Beiden in Chrissys Wohnung und holten den Umschlag aus seinem Versteck. Tatsächlich befand sich dort ein Schlüssel drin.  Dann machten sich die Beiden auf den schnellsten Weg zurück zu Andreas

Chrissy schloss die Haustür auf und die Beiden betraten vorsichtig das Haus. Und sie sollten recht behalten. Chris fand seinen Bruder schließlich auf dem Sofa liegend.

„Andy, ist alles ok?“ fragte Chris

„Nichts ist in Ordnung. Eigentlich wollte ich schon längst an der Zauberwerkstatt sein.“ sagte Andy

„Was ist passiert?“ fragte Chris

„Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war noch alles in Ordnung, aber als ich mich gerade fertig machen wollte um loszufahren, ging plötzlich gar nichts mehr. Ich konnte mich nicht mehr alleine auf den Beinen halten. Ich habe es gerade noch so geschafft aufs Sofa zu kommen.“ sagte Andy

„Warum bist du nicht ans Handy gegangen?“ fragte Chrissy

„Ich hatte es schon in die Jacke gepackt und kam nicht mehr dran. Das Schlimmste ist aber gerade, dass ich mal auf Toilette muss und dort nicht hinkomme.“ sagte Andreas

„Sollen wir dir mal helfen?“ fragte Chris

„Das wäre echt lieb.“ sagte Andreas

Chris und Chrissy halfen ihm auf Toilette zu kommen und wollten dann am liebsten mit ihm zum Arzt. Irgendetwas schien ja nicht in Ordnung zu sein.

„Ich glaube wir sollten uns gleich mal auf den Weg zum Arzt machen.“ sagte Chris

„Muss das sein?“ fragte Andreas

„Ja, wenn du wissen willst, was los ist.“ sagte Chrissy

„Ihr habt ja recht.“ sagte Andreas

Gemeinsam machten sich die Drei eine Stunde später auf den Weg. Nach dem Arztbesuch stand fest, dass Andreas aus unbekannten Gründen eine Muskelschwäche bekommen hatte und noch nicht feststellbar ist, ob er jemals wieder allein laufen kann.

„Wie soll es denn nun weitergehen?“ fragte Andreas

„Das schaffen wir schon.“ sagte Chrissy

„Wir wollen in einer Woche mit der neuen Tour starten und wie soll ich das machen?“ fragte Andreas

„Das wird schon irgendwie klappen.“ sagte Chris

„Dein Wort in Gottes Ohren. Mit mir hast du dann noch mehr Arbeit.“ sagte Andreas

„Das bekommen wir schon hin. Zur Not bin ich ja auch noch da.“ sagte Chrissy

„Ich kann euch beiden nicht andauernd zur Last fallen.“ sagte Andreas

„Du fällst uns nicht zur Last und jetzt mal Schluss mit den negativen Gedanken.“ sagte Chrissy

„Gute Idee. Möchtest du nach Hause oder mit in die Zauberwerkstatt?“ fragte Chris

„Mit in die Zauberwerkstatt. Zu Hause bin ich alleine und da kann mir keiner helfen.“ sagte Andreas

„Dann kommst du jetzt mit in die Werkstatt und dann sehen wir weiter.“ sagte Chris

Chris kannte seinen Bruder und wusste ganz genau, dass er jetzt auf keinen Fall alleine bleiben durfte.

„Wir sollten vielleicht mal einen Rolli besorgen, damit er sich alleine fortbewegen kann.“ sagte Chrissy

„Den schwätzt du ihm dann aber auf.“ sagte Chris

„Irgendwie muss er ja vorwärtskommen. Und noch kann er seine Arme ja benutzen.“ sagte Chrissy

„Das hast du recht, aber du kennst ihn auch.“ sagte Chris

„Ich weiß, aber du siehst ja was er jetzt wieder versucht um vorwärts zu kommen. Er kann doch nicht die ganze Zeit auf dem Boden rutschen.“ sagte Chrissy

„Wieso eigentlich nicht. Dann brauchen wir keine Putzfrau mehr.“ sagte Chris scherzhaft

„Chris, das ist nicht witzig. Willst du ihn andauernd vom Boden hochheben?“ fragte Chrissy

„Nein. Wir sollten wirklich einen Rollstuhl besorgen. Ich spreche mit einem Kumpel, der arbeitet in einem Sanitätsgeschäft und kann uns bestimmt kurzfristig einen zur Verfügung stellen.“ sagte Chris

„Gute Idee.“ sagte Chrissy

Chris telefonierte kurz mit seinem Kumpel und kam dann zurück.

„Und hast du etwas erreicht?“ fragte Chrissy

„Ja, mein Kumpel bringt in zwei Stunden, wenn er Feierabend hat, einen hier vorbei.“ sagte Chris

„Super. So lange werden wir es auch so noch schaffen.“ sagte Chrissy

„Und wer erklärt Andreas das bis dahin?“ fragte Chris

„Den bekommt er dann einfach, ob er will oder nicht.“ sagte Chrissy

„Das sollte er auch, sonst lasse ich ihn bis nach Hause rutschen.“ sagte Chris

„Das wird er schon. Es ist momentan die einzige Möglichkeit, dass er sich alleine bewegen kann, ohne überall zu putzen.“ sagte Chrissy

Chrissy und Chris kannten Andreas und wussten, dass er sich erst einmal dagegen wehren würde, aber sie wussten, wie sie mit ihm reden mussten.

Denn irgendwie musste er sich ja auch anders alleine fortbewegen können.

 

Zwei Stunden später brachte Chris sein Kumpel den Rollstuhl an der Zauberwerkstatt vorbei. Jetzt mussten sie ihn nur noch Andreas schönreden. Allerdings wussten Beide, dass er sich erst einmal dagegen wehren würde.

„Was soll ich mit dem Ding?“ fragte Andreas als Chris und Chrissy mit dem Rollstuhl auf ihn zu kamen.

„Damit kannst du dich besser alleine fortbewegen.“ sagte Chris

„Ich will das aber nicht.“ schrie Andreas und verzog sich erst einmal

Chris wollte gleich hinterher, aber Chrissy hielt ihn auf.

„Lass ihm mal zwei Minuten. Der muss sich erst einmal beruhigen. Für ihn ist das gerade alles ein bisschen viel. Ich schaue gleich mal nach.“ sagte Chrissy

„Wir wollen ihm doch nur helfen, aber er will scheinbar keine Hilfe.“ sagte Chris

„Doch die will er schon, aber jetzt kann er es noch nicht.“ sagte Chrissy

Nachdem sie Chris wieder etwas beruhigt hatte, machte sie sich auf die Suche nach Andreas. Schließlich fand sie ihn draußen am Nightliner.

„Alles gut bei dir?“ fragte Chrissy

„Nichts ist gut. Seit heute Morgen ist alles nur noch scheiße.“ sagte Andreas

„Nichts ist scheiße. Wir bekommen das schon alles hin.“ sagte Chrissy

„Ich kann einfach nicht mehr.“ sagte Andreas

„Das glaube ich dir. Der Rollstuhl wird es dir im Moment aber etwas einfacher machen. Das hat dir der Arzt heute Morgen auch schon gesagt.“ sagte Chrissy

„Ich weiß, aber ich würde am liebsten wieder auf meinen eigenen Beinen stehen.“ sagte Andreas

„Ich verstehe dich, aber willst du es nicht wenigstens mal mit dem Rollstuhl versuchen?“ fragte Chrissy

„Na gut.“ sagte Andreas

Schaffst du es alleine wieder reinzurutschen oder soll ich dir dabei helfen?“ fragte Chrissy

„Wäre lieb, wenn du mir hilfst. So langsam lässt meine Kraft nach.“ sagte Andreas

„Dann nehme ich dich jetzt einfach auf den Arm. Ich glaube das ist am besten.“ sagte Chrissy

„Danke, aber nicht, dass ich dir zu schwer werde.“ sagte Andreas

„Bis rein wird es gehen.“ sagte Chrissy

„Ok.“ sagte Andreas

Andreas war froh, dass seine Geschwister jetzt für ihn da waren. Aber er wollte am liebsten wieder selbst durch die Gegend laufen und seinen Geschwistern nicht zur Last fallen.

Chris brachte Andreas nach drinnen, setzte ihn erst einmal vorsichtig in den Rollstuhl.

„Und geht es?“ fragte Chrissy

„Es ist gewöhnungsbedürftig.“  sagte Andreas

„Das wird schon.“ sagte Chris

„Ihr sagt das so leicht.“ sagte Andreas

„Lasst uns erst einmal etwas essen.“ sagte Chrissy

„Ich habe keinen Hunger.“ sagte Andreas

„Du musst aber mal etwas essen. Zumindest eine Kleinigkeit.“ sagte Chrissy

Auf einmal fing Andreas seine rechte Hand an zu zittern.

„Was hat das schon wieder zu bedeuten?“ fragte Chris

„Kann sein, dass die Hand jetzt auch anfängt, was ich eigentlich nicht hoffe.“ sagte Chrissy

„Ich glaube wir gehen jetzt wirklich erst einmal etwas essen.“ sagte Chris

„Das ist eine gute Idee.“ sagte Chrissy

„Wie soll ich mit der Hand etwas essen. Da wird mir nur alles runterfallen.“ sagte Andreas

„Dann nimmst du halt die linke Hand oder einer von uns hilft dir.“ sagte Chrissy

„Wenn das jetzt auch schon losgeht, kann ich bald gar nichts mehr alleine. Noch nicht einmal Rolli fahren.“ sagte Andreas

„Entspann nicht mal ein bisschen. Vielleicht hört das Zittern ja auch gleich auf.“ sagte Chrissy

„Ich kann mich gerade nicht entspannen. Mit der linken Hand kann ich schlecht essen, dass wisst ihr ganz genau. Ich habe langsam Hunger.“ sagte Andreas

„Das merkt man ein bisschen an deiner Laune. Wir gehen jetzt auch erst einmal etwas essen und wenn es alleine nicht geht, helfe ich dir dabei.“ sagte Chrissy

„Danke, aber wenn das so weiter geht, kann ich alles vergessen. Die Zauberei und auch dass ich etwas alleine machen kann.“ sagte Andreas

„Du darfst jetzt nicht aufgeben.“ sagte Chrissy

Dann machten sich die Drei erst einmal auf den Weg, um etwas zu essen. Mit der linken Hand fiel es Andreas tatsächlich sehr schwer zu essen, deshalb half ihm Chrissy dabei.

Doch plötzlich lehnte er jede Hilfe der Beiden ab.

„Was ist los?“ fragte Chris

„Ihr kommt wegen mir doch gar nicht dazu selbst zu essen.“ sagte Andreas

„Mach dir jetzt mal keine Gedanken. Das bekommen wir schon hin.“ sagte Chris

„Ich möchte aber nicht, dass ihr mir beim Essen helft und nicht einmal selbst richtig dazu kommt.“ sagte Andreas

„Entspann dich.“ sagte Chrissy und reichte ihm das nächste Stück seiner Currywurst

Langsam entspannte sich Andreas wieder, auch wenn es für ihn nicht leicht war. Seine Geschwister waren immer für ihn da und im Moment wusste er noch nicht einmal, wie er sich bei Ihnen dafür bedanken sollte.

Zudem musste er die ganze Sache auch noch seiner Frau und den drei Kinder erklären, denn die waren als alles anfing, schon aus dem Haus.

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Kapitel: 2
Sätze: 178
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Zeichen: 11.106

Kurzbeschreibung

Geschwister halten zusammen, egal was passiert. Sie sind immer für einander da.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Alltag auch in den Genres Nachdenkliches, Freundschaft, Angst und Familie gelistet.

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