05: wir sind die guten, tun aber böses?

Es war nicht zehn Uhr, sondern schon viertel nach zwölf, als das Öffnen der Fenster Leo weckte. Er war völlig verschwitzt, seine Kleidung klebte an seinem Körper, und das Laken war nass.

>>Hey, guten Morgen! Ab ins Bad und unter die Dusche mit dir. Du hast den Ofen nicht heruntergedreht; siehst du, wie er glüht? In dem Zimmer ist es wie in einer Sauna, der Gasofen zehn Stunden durchgebrannt. Ich bin etwas spät dran, habe ja noch einen anderen Beruf! Also los, ab unter die Dusche. Ich mache dir den Kaffee fertig. Möchtest du ihn stark oder lieber als Milchkaffee?<<

>>Kommt drauf an, was gibts dazu?<<

>>Semmeln, Butter und Schinken mit Käse?<<

>>Ja, etwas stärker, volles Wasser und vier Schöpfer mit Gupf Kafee!<<

Wie Leo aus dem Bad kam, war das Frühstück fertig und auch Max hatte sich dasselbe hergerichtet.

>>Heute schon um fünf Uhr aufgestanden, wir hatten bei einer Spedition eine Hausdurchsuchung.<<

>>Was machst du gerade?<<

>>Ich arbeite seit fast zwei Jahren beim Drogendezernat. Motorradfahren ist nach meinem Unfall nicht mehr zu empfehlen! Drogen werden zunehmend zu einem Problem. Sie tauchen immer häufiger auf und werden bereits in Diskotheken verkauft.<<

>>Wozu braucht ihr mich? Und du warst tatsächlich in Lignano und hast mich gesucht? Warum hast du dich nicht gemeldet?<<

>>Ich sah dich zum ersten Mal in dem Pensionat mit den Metalltreppen außen. Ich fragte beim Hausmeister nach, aber er hatte dich nie gesehen. Wie auch, es herrscht hier ein absolutes Männerverbot in den Unterkünften. Wenn so etwas bekannt wird, werden die Betreffenden sofort rausgeworfen, ha! Hast du dich etwa verkleidet?<< Leo nickt, er ja einen Verband am Kopf, daher ein Kopftuch und es war finstere Nacht! Habe es mir nicht ausgesucht, was passiert, passiert eben, ich denke da gar nicht viel darüber so viel nach. Ja war eine tolle Zeit. Aber was muss ich jetzt tun? Bodo sgate so etwas wie Zuhälter sein? <<

>> Ja, genau, Ricci, ihr Best Lover haben wir haute Morgen mit acht Killo Heroin im Doppelten Boden im Kofferraum seines Pontiac festgenommen. Ich habe mir das Gift aus der Asservatenkammer ausgeliehen. Warum gerade er? Sagt dir das Wort Pädophilie etwas? <<

>>"Nein, ich habe keine Ahnung, habe noch nie gehört."<<

>> Es ist Sex mit Kindern, also sehr junge Kinder, und warum Riccie? Seine Braut, hat eben genau so einen Phädophilen Kundenstock. Ist 23 und wenn sie sich herrichtet wie 12 Jahre. Und zu ihren Stammkunden gehören Beamte, quer durch allen Ressorts. Das ist mein Plan, herrauszufinden durch richtige und erfunden Nachrichten, wer für die andere Seite arbeitet.<<

>>Und wieso glaubst du, dass mich diese Prostutuierte als ihren neune Manger aktzeptieren wird?<<

>>Weil sie heute bereits ihren Stamm Platz an der Runden Allee verlieren wird. Der Weiße wird sie fragen, ob sie für ihn anschafft, sie wird ablehnen, weil sie ja nicht weiß, was mit ihren Riccy los ist und ob er eh wiederkommt! Wir warten vier Tage, dann wird dich Fredy in das Laterndl einführen.<<

>>Und wer ist Fredy?<<

>>Er ein Spezialist in der Szene. Er war Kripobeamter in Linz fürn Babystrich. Verliebt sich in ein solches Mädchen, ihm wird nahegelegt, die Beziehung zu beenden, er weigert es und wird suspendiert. Deshalb hat er auch eine offene Rechnung jetzt mit der Exekutive und ist im Laterndl bereits eine Respektsperson. Er war einst mit deiner Mutter liiert und schuldet ihr noch etwas. Offiziell hat er jetzt am Vormittag beim Gericht 50.000 Schilling Kaution für dich hinterlegt. Um zu begründen, warum du wieder in Freiheit bist. Und ehrlich gesagt, mit den aktuellen Schlagzeilen und der Berichterstattung der Zeitungen über dich, ist es der perfekte Zeitpunkt, um dort aufzutauchen.<<

Das Frühstück war verzehrt, draußen taute der Schnee, die Fahrbahnen standen teilweise unter Wasser – eine Herausforderung, einen Commodore mit 240 PS unter diesen Bedingungen zu fahren. Sie stoppten vor einem Autohandelsplatz am Stadtrand. Zwischen einer Baulücke standen einige PKWs und Busse, das Tor war verschlossen. Leo erhielt von Max einen Schlüssel, stieg aus, schloss auf und auch wieder zu. Ihr Ziel war ein Waggon, der auf Holzschwellen stand, mit vier Stufen hinauf zu einer Stahltür, im Inneren ein Schreibtisch, ein Tischtelefon, eine Sitzgruppe und ein Petroleumofen. Kalt, man sah den Hauch beim Reden, aber Max war schweigsam und Leo hörte auf, wie er keine Antwort auf seine Fragen erhielt.

Max trat auf einen metallenen Fußhebel, ähnlich einer Motorradstütze, und das ganze Buchregal hob sich. Er schob es beiseite und enthüllte eine Metalltür in der Wand des Nachbargebäudes, die er mit zwei Schlüsseln aufschloss.

Hinter diesem Bereich befand sich ein Raum, wie man ihn aus jedem Spionagefilm kennt, der Geheimdienste darstellt. An den Wänden hingen Landkarten, und drei riesige Tische waren mit mehreren Telefonen in Weiß, Grün, Rot und Schwarz bestückt. Auf den Stadtplänen steckten zahlreiche bunte Nadeln.

>>Bitte was ist das da?<< fragte Leo.

>>Normalerweise sind zwei bis vier Beamte hier in der Zentrale meiner Abteilung tätig. Heute sind sie jedoch nach der Hausdurchsuchung im Hauptquartier, um Berichte zu verfassen und eine Pressekonferenz zu geben. Ich will dich orentlich, standesgemäß ausstatten, daher sind wir hier. Du bekommst jetzt neue Kleidung, eine Pistole, ein Messer und einen neuen Ausweis. Du bist nun um zwei Jahre älter, also nicht 19, sondern 21 Jahre alt. Du warst auch nicht wegen deiner Vorstrafen beim Bundesheer, und dein Name ist jetzt Leo Witch, ohne das 'sch'. Warum? Das erkläre ich dir alles später. Komm jetzt, es gibt noch ein Zimmer.