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Four à Goudron (Teerofen)

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02.06.22 23:57
18 Ab 18 Jahren
Heterosexualität
Fertiggestellt

Autorennotiz

Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo
Hass aufkommt droht Untergang.

Mahatma Gandhi

Für die Französischen Sätze und Wörter
danke ich meiner Tochter Doris.
Die Baskischen Wörter stammen von
meiner Freundin Tata, der ich ebenfalls
meinen Dank ausspreche.

Das Original der Geschichte findet Ihr hier: erzaehlungen.moosecker-hassels.de/text/text_02_pdf.php?v=oeffentliche_adobe&d=four_a_goudron.pdf

So ein Mist, da fahre ich durch halb Europa, nur um mit einem Verein von Säufern und Kiffern meine Tage zu verbringen. Dieser Gedanke ließ Fabian nicht mehr los, während er langsam den Strand entlang wanderte. Einer seiner Freunde hatte ihn überredet mitzukommen und er selbst hatte sich gedacht, nach vier Semestern Studium, da könne er einmal etwas tun, bei dem er ausspannen konnte. Die vorhergehenden Semesterferien hatte er immer mit Arbeiten verbracht, um seine Eltern nicht weiter zu belasten. Stolz waren sie, dass ihr Sohn ein gutes Abitur hingelegt hatte und nun schon vier Semester Tiermedizin studierte. So hatten sie seine Pläne, die Ferien zum Reisen zu nutzen, aktiv unterstützt und ihm sogar Geld zukommen lassen, damit die Pläne nicht mangels eigener Mittel scheiterten. Bereits auf der Hinreise mit dem Bus waren in ihm ernste Zweifel aufgestiegen, ob er mit den richtigen Leuten zusammen war. Bereits bevor der Bus Paris passiert hatte, war ein Teil der Mitreisenden betrunken. Entweder schliefen sie ihren Rausch aus oder lallten blödes unzusammenhängendes Zeugs daher. Es gab eigentlich nur zwei Arten von Reisenden im Bus. Der eine Teil hatte reichlich Alkohol im Gepäck und war von daher ständig im Tran, der andere Teil hatte sich mit Marihuana eingedeckt und wartete stets ungeduldig auf die nächste Rast, um in einer verschwiegenen Ecke des Rastplatzes einen Joint zu rauchen. Da hatte er aber noch die Hoffnung gehegt, erst einmal angekommen würde sich das ändern. Diese Hoffnung hatte sich direkt nach der Ankunft auf dem schön in den Dünen, hoch über dem Atlantik gelegenen Campingplatz verflüchtigt. Die Säufer suchten als Erstes nach Einkaufsmöglichkeiten, um ihre Alkoholvorräte aufzufüllen, die Kiffer nahmen umgehend Kontakt zu den wohl überall präsenten Dealern auf. Als sich dann auch noch sein Freund am zweiten Tag der Ferien den Kiffern anschloss, setzte er sich von der Gruppe ab und verlegte seine Aktivitäten auf langes einsames Joggen am Strand.

Die erste Woche zog sich bei trüben und recht kühlen Wetter bleischwer dahin. Das einzig positive daran war, dass er sich nach dieser einen Woche joggen fit wie ein Turnschuh fühlte. Am Freitag änderte sich das Wetter. Kurz nach Mittag riss die zähe Wolkendecke auf und von der Biskaya kommend, zogen nur noch einige hohe Wolken über den Strand ins Landesinnere. Angespornt vom hellen Wetter, lief er an diesem Tag besonders weit gegen den leichten Nordwind an. Fast meinte er, er könne an diesem Tag laufen, ohne je wieder aufzuhören. Er stoppte, als das Wasser seinen tiefsten Stand erreicht hatte und wendete. Mit dem Wind im Rücken trabte er gemächlich zurück und als er am Ausgangspunkt seines Laufs ankam, erfüllte ihn eine tiefe Zufriedenheit. Blieb die Frage, wie er den Rest des Tages gestalten könne. Im Camp angekommen, bot sich das übliche Bild. Einige der Säufer ließen bereits die Flaschen kreisen, andere schliefen noch ihren Rausch aus, ein Teil der Kiffer dröhnte sich wieder mit Marihuana zu. Fabian vermutete, dass der Rest der Gruppe sich gerade mit frischem Stoff eindeckte. Er ging duschen, um sich den Schweiß vom Körper zu waschen, trug Sonnenschutz auf und zog eine Badehose an. Zurück bei seinen Freunden, zog er T-Shirt und Jeans über. Anschließend machte er sich auf zum Kiosk, wo er Mineralwasser kaufte und sich eine Currywurst gönnte. Danach ging er noch einmal kurz zum Zelt zurück, klemmte sich sein Badetuch unter den Arm und ging hinunter zum Strand. Dort angekommen zog er seine Badelatschen aus, wandte sich nach Süden und ging gemächlich entlang des Flutsaums. Nach einiger Zeit fand er sich tief in Gedanken versunken, immer mit den Füßen im Wasser gehend, an einem Teil des Strandes, der ihm bisher unbekannt geblieben war. In der Ferne sah er einen verrotteten Nazibunker hoch auf einer Düne, weitere Bunker lagen vor den Dünen auf dem Stand. Sie lagen dort, als wären sie in grauer Vorzeit von einem Riesen dort wahllos verstreut worden. Er fand diesen Teil des Strands wilder als den nordwärts gelegenen Teil, an dem er während der gesamten Woche, gegen den zum Teil heftig wehende Nord- oder Nordwestwind gelaufen war. Er war immer nordwärts gelaufen, bis er sich verausgabt hatte, um dann mit dem Wind im Rücken einen leichteren Rückweg zu haben.

Seine Gedanken kreisten ununterbrochen darum, wie die kommende Woche sinnvoll gestalte werden könnte. Durch die abgelegene Lage des Camps war er an den öden Küstenort gebunden, auf dessen Hauptstraße es zwar einigen Betrieb gab, der aber außer Souvenirshops, Imbissbuden und nicht einmal einer Handvoll Restaurants nichts zu bieten hatte. Eine echte Idee, außer weiterhin zu joggen, hatte er nicht. Er blickte auf, was er sah, riss ihm fast den Boden unter den Füßen weg – vor ihm stand eine Frau, die er in seine Gedanken versunken fast umgerannt hätte, während diese völlig unbekleidet dem Ozean entstieg, ihre Schönheit überwältigte ihn. Die brünetten nassen Haare schienen in der Sonne zu strahlen und umrahmten ein leicht ovales Gesicht, wie eine Art Heiligenschein. Ihre schön geschwungenen Lippen umspielte ein spöttisches Lächeln, das Fabian verzauberte. Auf ihren Brüsten spiegelten Wassertropfen das Sonnenlicht wider, unterhalb der Brüste waren ansatzweise die Rippenbögen unter ihrer gebräunten Haut zu erkennen, ihre schlanke Taille ging in schön geformte Hüften über, ihre Beine waren muskulös und wohlgeformt, ihr kleiner Bauchnabel machte auf Fabian einen kecken Eindruck und durch ihre insgesamt schmale sportliche Figur sah es vor den sich hinter ihr brechenden Wogen für ihn so aus, als sei sie kein Wesen des Landes, sondern gehöre zum Meer.
     „Pourquoi tu me regardes comme ça, espèce d’idiot? On dirait que tu n’as encore jamais vu une femme?“
     „Pardon, je suis surpris!“
     „De quelle origine es-tu? Anglais? Allemand?“
     „Allemand.“
     „Das trifft sich gut. Dann kann ich mein Deutsch verbessern. Also was ist? Bekomme ich eine Antwort auf meine Frage?“
     „Du hast mehrere Fragen gestellt. Welche davon soll ich zuerst beantworten?“
     „Warum du mich so anstarrst?“
     „Ich wollte dich nicht anstarren. Deine Schönheit hat mich überwältigt.“
     „Ach, du redest…, jetzt fällt mir das deutsche Wort nicht ein – non-sense.“
     „Unsinn meinst du wohl?“
     „Ja!“
     „Nein, das ist kein Unsinn. Du bist wunderschön und du sprichst sehr gut Deutsch – mit nur einem ganz leichten Akzent.“
     „Sicher spreche ich gut Deutsch. Schließlich studiere ich Germanistik und möchte bald als Deutschlehrerin arbeiten. Aber du lenkst ab, ich sage, du redest Unsinn und so ist es.“
     „Gut, du hast gewonnen. Und wie soll es jetzt weitergehen?“
     „Du bist vielleicht drôle (lustig)! Was soll denn hier weitergehen? Du gehst einfach weiter den Strand entlang und hältst dabei die Augen offen, sonst rennst du noch kleine Kinder um, du könntest sie dabei ernsthaft verletzten. Ich ziehe mich an und fahre nach Hause. So einfach ist das und jetzt verschwinde!“
     „Ich würde dich gerne wiedertreffen. Das wird aber schwierig, wenn ich jetzt einfach weiter gehe.“
     „Dreist bist du wohl gar nicht? Wenn du jetzt einfach mit ins Wasser kommen würdest, könnte ich mir überlegen, ob auch ich dich wiedersehen möchte. Leg deine Sachen höher auf den Strand und komm ins Wasser. Wir befinden hier am plage nudiste, wie du vielleicht bemerkt hast.“
     „Oh.“
     „Nanu, hast du Hemmungen?“
     „Eigentlich nicht.“
     „Also, dann zieh dich aus und komm mit ins Wasser. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
     „Sagst du mir deinen Namen? Ich heiße Fabian.“
     „Chloé. Ich weiß, das klingt auf Deutsch nicht so toll“, lachte Chloé.
     „Das macht nichts, deine Eltern konnten ja nicht wissen, dass du einmal Deutschlehrerin wirst.“
     „Nun mach doch hin, Fabian. Leg deine Sachen auf den trockenen Sand und komm mit.“

Fabian rannte den Strand hinauf, bis er auf trockenen Sand kam. Dort legte er sein Badetuch ab und zog sich aus. Als er zurückblickte, sah er, dass Chloé bereits wieder im tieferen Wasser unter den Wogen hindurchtauchte. So schnell wie möglich lief er in ihre Richtung und als er sie erreichte, versetzte sie ihm einen Stoß, sodass er das Gleichgewicht verlor und in eine der heran rollenden Wogen stürzte. Als er wieder hochkam, versetzte er Chloé seinerseits einen Stoß, aber nur ganz sanft, damit sie keinen falschen Eindruck von ihm bekäme. Chloé wiederum tauchte unter, umfasste seine Knöchel und wieder verlor Fabian das Gleichgewicht. Als beide wieder hochkamen, umfasste Fabian Chloé an der Taille und zog sie zu sich heran. Da sie ihm keinen Widerstand entgegensetzte, zog er sie näher an sich heran und drückte ihr ganz vorsichtig einen Kuss auf die Wange. Dann nahm er sie bei der Hand und zog sie zurück an den Strand. Dort bei Fabians Sachen angekommen bedeutete Chloé ihm, er möge seine Sachen nehmen und mit ihr kommen. Chloé hatte an ihrem Platz einen kleinen Sonnenschirm aufgestellt, der gerade dazu reichte, dass beide ihren Kopf darunter in den Schatten legen konnten. Vorsichtig streckte Fabian seine Hand nach ihr aus und als er ihre Hand erreichte, barg er sie in seiner Hand. Chloés Hand fühlte sich warm und weich an.
     „Wie lange bleibst du, Fabian?“
     „Noch eine Woche.“
     „Schade, dann haben wir nur wenig Zeit füreinander.“
     „Bis vorhin dachte ich noch, hoffentlich geht die Woche schnell vorüber. Jetzt treffe ich auf dich und hoffe, dass die Woche ewig währt.“
     „Und was vermiest dir die Zeit so sehr? Es ist doch schön hier.“
     „Ich bin versehentlich unter eine Horde Trinker und Kiffer geraten. Das ist echt nicht zum Aushalten.“
     „Oh, das ist sehr schade.“
     „Ja sicher. Tut mir auch leid. So oft komme ich nicht an den Atlantik. Es hieß, wir machen einen Surflehrgang. Die haben da wohl etwas verwechselt und Sauflehrgang verstanden.“
     „Weißt du was, wir verbringen die Woche gemeinsam.“
     „In echt! Wie soll das gehen?“
     „Wir werden einen Weg finden! Ich bin mit dem Auto da, meine Mutter hat es mir geliehen, damit ich leichter zum Strand komme. Wenn ich das Auto nicht haben kann, kommst du mit dem Fahrrad zu mir.“
     „Ich habe kein Fahrrad.“
     „Das ist mir klar. Du kannst nachher mit mir im Auto zum Fahrradverleih von Linça fahren. Da leihst du dir ein Fahrrad. Möchtest du?“
     „Ja sicher!“
     „Gut, dann können wir uns morgen sehen.“
     „Wohnst du hier?“
     „Nein, ich besuche meine Eltern während der Ferien. Ich studiere in Bordeaux.“
     „Und wie finde ich dich? Soll ich zu deinen Eltern kommen?“
     „Nein, wir brauchen unsere kleine Liebelei nicht gleich an die große Glocke zu hängen.“
     „Das sehe ich auch so.“
     „Wir machen es so. Von hier bis Linça sind es ungefähr zehn Kilometer. Auf der Fahrt zum Fahrradverleih zeige ich dir den Kreisverkehr am Ortseingang von Linça. Dort biegst du links ab. Die Straße, auf die du kommst, heißt Rue des Mésanges – da wohnen meine Eltern. Du fährst bis zum Ende der Straße. Links führt dort ein sandiger Fahrweg in den Wald, dem folgst du, bis er endet. Du biegst rechts ab und nach einigen hundert Metern biegst du noch einmal rechts ab. So kommst du zu einem Ort, der heißt Four à Goudron – an der Stelle stand früher ein Ofen zur Teerherstellung. Ein kleines Schild weist darauf hin. Ich erwarte dich dort.“
     „Gut! Wann?“
     „Um zehn?“
     „Ja!“
     „Dann lass uns jetzt schweigen. Ich muss in zehn Minuten weg. Meine Mutter braucht danach das Auto.“

So lagen sie noch einige Minuten auf dem warmen Sand. Beide hingen ihren Gedanken nach, dann zogen sie sich schweigend an. Hand in Hand gingen sie in Richtung Parkplatz und fuhren gemeinsam nach Linça. „Ich gehe gleich noch ein wenig joggen, wenn du möchtest, fahr mit dem Rad in Richtung Four à Goudron, wir können uns dort treffen“, bemerkte Chloé zum Abschied. „Ich komme“, antwortete Fabian. Danach drängte die Zeit, so verabschiedete sich Chloé schnell, als sie Fabian beim Fahrradverleih absetzt hatte.

Fabian fuhr auf dem geliehenen Fahrrad umgehend in Richtung Kreisverkehr und bog dort in die Rue des Mésanges ein. Am Ende der Straße gelangte er, wie beschrieben, auf einen buckeligen sandigen Fahrweg und sobald er in den Wald eintauchte, erblickte es Chloé. Er stieg vom Rad, lehnte es an eine Pinie und wandte sich Chloé zu. Unsicher, wie weit er gehen konnte, streckte er seine Hände aus. Chloé ergriff Fabians Hände und zog ihn näher zu sich heran. Sie schloss ihre Augen, legte ihm ihre Hände um den Nacken und als ihre Münder sich nahe kamen, drückte sie ihm heftig einen Kuss auf die Lippen. Fabian war einen Moment total verdattert, dann legte er seine Hände auf ihre Taille und zog sie nah zu sich heran. Er spürte deutlich die Rundungen ihrer Brüste an seiner Brust, was ihn so erregte, dass er seine Arme hinter Chloés Rücken verschloss und sie noch fester an sich drückte. Einige Zeit standen beide nah bei einander und genossen ihre Nähe. Dann löste sich Chloé aus der Umklammerung.
     „Möchtest du, dass wir ein Stück weit spazieren gehen? Dann stell dein Fahrrad etwas zur Seite und komm mit. Ich zeige dir den Weg zum Four à Goudron.“
     „Gerne“, antwortete Fabian, nahm das Rad, schob es weiter zwischen die Bäume und schloss es ab.
     Grinsend bemerkte Chloé dazu, „dass hier heute noch jemand vorbeikommt, ist unwahrscheinlicher als ein Erdbeben.“
     „Sicher ist sicher. Es gibt bei uns eine Redewendung, die heißt, ich habe schon Pferde kotzen sehen und das direkt vor der Apotheke‘“.
     „Verstehe ich nicht!“
     „Es bedeutet in etwa, selbst das unwahrscheinlichste könnte eintreten.“
     „Dann komm jetzt. Reden können wir auch während wir gehen.“

Auffordernd hielt Chloé Fabian ihre linke Hand hin. Dankbar ergriff er die hingehaltene Hand und zu Anfang schweigend, gingen beide tiefer in den lichten Küstenwald hinein. In beiden stieg eine wohlige Wärme auf. Ab und zu hielten sie an und tauschten Liebkosungen aus. Der Tag war angenehm warm, aber nicht zu heiß. So hatten sie ausgiebig Gelegenheit, gegenseitige Nähe zu üben. Nachdem sie tiefer in den Wald eingedrungen waren, war Chloé sich sicher, dass sie absolut ungestört waren. Sie setzte sich auf den Stamm einer umgestürzten Pinie und zog Fabian neben sich auf den Stamm. Beide begannen mit einer eingehenden Erkundung des Körpers des Anderen. Nach einiger Zeit traute sich Fabian eine Hand zwischen Chloés Schenkel aufwärts zu führen. Chloé zuckte kurz zusammen, da es sie kitzelte. Fabian befürchtete, er wäre zu weit gegangen. Aber aus Chloés Kehle drang ein Stöhnen und sie kuschelte sich an Fabian an. Dann fingerte sie leicht an Fabians Hose herum und Fabian konnte sich kaum noch beherrschen. Chloé beendete das Spiel dadurch, dass sie sich erhob und Fabian weiterzog.
     „Komm, das ist für heute genug oder hast du unsere Verabredung für morgen Vormittag vergessen?“
     Fabian tat enttäuscht, „nein, Chloé. Aber wir waren doch gerade auf dem besten Weg, unsere Leidenschaft auszuleben.“
     Chloé hielt an, streichelte Fabian, „aber doch nicht auf einem Baumstamm!? Und bevor wir zu weiterführendem kommen, wir müssen zuerst noch einige Sachen klären. Wie hältst du es, nur zum Beispiel, mit der Verhütung.“
     „Oh, heute bin ich nicht vorbereitet.“
     „Siehst du!“
     „Du hast recht, morgen habe ich Kondome dabei. Verhütest du denn nicht?“
     „Doch, ich nehme die Pille.“
     „Und wozu dann Kondome?“
     „Hey, Fabian, bist du von gestern? Noch nie etwas von Aids gehört?“
     „Doch! Ich gebe zu, du bist im Recht.“
     „Dann pass auf, morgen bringst du eine Strandmatte mit. Hast du eine?“
     „Nein.“
     „Dann kaufe eine, wenn du nachher zurück im Camp bist.“
     „Mach ich.“
     „Wir treffen uns morgen am Four à Goudron und gehen gemeinsam zu einer sandigen Stelle, die sehr versteckt liegt. Dazu brauchen wir die Strandmatte. Nun komm, jetzt sei lieb und lass uns schmusen.“

Hand in Hand gingen sie weiter, ab und zu hielten sie an und umarmten sich. Als sie am Four à Goudron ankamen, bemerkte Chloé, „hier treffen wir uns morgen. Wenn ich noch nicht da bin, warte bitte hier.“ Fabian zog sie so heftig an sich, dass beide ins Straucheln kamen. Im weiten Bogen führte Chloé Fabian zurück zum Rad. Dort angekommen, fiel beiden die Trennung schwer. Chloé schlug vor, dass Fabian noch einige Minuten warten solle, weil sie sich dann noch einmal kurz sehen könnten. Fabian nickte und drückte Chloé einen letzten Kuss auf den Mund. Nachdem Chloé gegangen war, wartete Fabian an die fünf Minuten, bevor er auf sein Rad stieg. Zurück auf der Rue des Mésanges überholte er Chloé nach kurzer Zeit, möglichst unauffällig winkten sie sich zu.

Die Rückfahrt gestaltete sich für Fabian beschwingt. Sein Herz quoll über vor Freude, er hätte am liebsten jeden der ihm begegnete umarmt und an seinem Glück teilhaben lassen. Die seit Tagen bei ihm vorherrschende Stimmung von Niedergeschlagenheit und Missmut war urplötzlich verflogen – fast so, als wären die vergangenen Tage aus seinem Leben gestrichen. Auf dem Campingplatz traf er bei den Zelten auf seine Mitreisenden. Die waren entweder betrunken oder bekifft. „Wo hast du das Fahrrad her?“, lallte der Freund, der ihn zu der Reise überredet hatte. „Geliehen“, antwortete Fabian einsilbig, schob sein Rad hinter die Zelte und schloss es ab. Ohne sich weiter um seine Reisebegleiter zu kümmern, ging er auf die, um diese Tageszeit, stark frequentierte Hauptstraße und suchte nach einer Strandmatte. Er fand eine Matte, die zusammengelegt kaum von den anderen zu unterscheiden war, ausgebreitet aber bequem Platz für zwei Personen bot. Als er bezahlt hatte, ging er zu einer Imbissbude und kaufte sich eine Portion Pommes mit Majo. Langsam, mit einer Plastikgabel essend, die neu erstandene Matte unter den Arm geklemmt, ging er in Richtung Strand.

Fabian setzte sich hoch über dem Strand auf eine Düne und dachte über die Ereignisse des Tages nach. Es war ihm, als spüre er Chloés körperliche Nähe. Wärme stieg in ihm auf und er wäre am liebsten mit dem Rad nach Linça gefahren und hätte an Chloés Haustür geklingelt, nur um nicht zurück zur Gruppe zu müssen. Er blieb sitzen, bis die Sonne hinter dem Horizont im Ozean versunken war. Als die Dunkelheit weiter fortschritt, erhob er sich und ging langsam ins Camp zurück. Dort angekommen hatte sich an der Lage wenig geändert, außer dass der Alkohol weiter geflossen war und sich der Geruch von Gras weiter verstärkt hatte. Die ganze Gesellschaft wirkte inzwischen ziemlich apathisch, in Fabian stieg Ekel auf. Wütend verzog sich Fabian in sein Zelt, deckte sich mit dem für den Tag viel zu warmen Schlafsack nur locker zu und träumte von Chloé. Als sein Freund später torkelnd ins Zelt kam, stellte er sich schlafend. Nachdem der Freund schnarchend eingeschlafen war, richteten sich Fabians Gedanken wieder auf Chloé. Er spürte, dass er im Moment eigentlich nur noch an Chloé denken konnte, was ihm als die natürlichste Sache der Welt vorkam. Danach fiel er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er schon kurz vor dem Morgengrauen erwachte. Er wusste, er musste noch einige Zeit durchhalten, bevor er sich davon machen konnte, denn zu dieser frühen Stunde würde er nirgends etwas zu essen finden. So blieb er liegen und wartete darauf, dass es richtig hell würde. Danach erhob er sich, ging zu den Duschen und duschte lang und ausgiebig. Ganz zum Schluss drehte er das warme Wasser ab und ließ kaltes Wasser über seinen Körper laufen. Als er sich abgetrocknet und angezogen hatte, nahm er sein Rad, klemmte die Strandmatte auf den Gepäckträger, kontrolliert, ob er auch wirklich Kondome in der Tasche hatte und fuhr zum Strand. Lange saß er auf einer Düne und wartete darauf, dass die Zeit verging. Bleiern zog sich Minute auf Minute dahin, nur die an diesem Tag besonders heftig donnernde Brandung lenkte ihn ab. Brecher donnerten im Sekundentakt auf den Strand und tatsächlich, er sah selbst zu dieser frühen Stunde schon Surfer in den Wellen. Ärger stieg in Fabian auf, nach einer Woche Training hätte er bestimmt auch schon einigermaßen mit dem Brett umgehen können. Dann kam ihm aber wieder Chloé in den Sinn und er dachte daran, dass er sie ohne das Missgeschick der vermasselten Reise nie kennengelernt hätte. Der Ärger wurde von der Vorfreude auf den gemeinsamen Tag mit Chloé verdrängt, ungeduldig schaute er auf die Uhr, es war gerade erst nach sieben.

Um acht Uhr stieg er auf das Rad und fuhr in den nächsten Ort, dort öffnete, als er ankam, gerade die Bar. Er erstand eine Tasse Café au Lait, ein Baguette mit Schinken und die Zeitung Sud Quest. Während Fabian langsam am Baguette kaute, las er mühsam in der Zeitung. Er ärgerte sich, dass er nicht mehr und länger Französisch gelernt hatte, da ihm das Lesen schwerfiel und ihm auch noch Vokabular zum Verständnis des Gelesenen fehlte. Als er den Kaffee ausgetrunken hatte und sein Baguette verzehrt hatte, war es noch nicht einmal neun. Er erstand eine weitere Tasse Kaffee, langsam fanden sich weitere Gäste ein, die von der Wirtin freudig und wortreich begrüßt wurden. Es waren meist alte Männer im Rentenalter, deren Dialekt Fabian nicht verstand. Nachdem er langsam seinen Kaffee geleert hatte, war es immerhin schon nach neun. Er kaufte noch eine regionale Wanderkarte und verließ die Bar. Am Rad studierte er eingehend die Karte und fand einen Weg zum Four à Goudron, der es ihm erlaubte, die Zeit bis kurz vor zehn Uhr totzuschlagen. Kräftig stieg ihr in die Pedale und fuhr in einem großen Bogen um Linça herum, trotzdem erreichte er schon lange vor zehn Uhr den Treffpunkt. Er fand es doof, dass er und Chloé nicht ihre Telefonnummern ausgetauscht hatte. Deshalb beschloss er, das nachher auf jeden Fall nachzuholen. Am Four à Goudron stellte er sein Fahrrad so ab, dass Chloé es bemerken musste, wenn sie eintraf. Dann ging er in einem gemächlichen Spazierschritt den Weg entlang und traf zu seiner Verwunderung mitten im Wald auf einige einsam gelegene Wohnhäuser. Voll Sehnsucht ging er zurück und wartete auf Chloé.

Fast auf die Minute pünktlich bog Chloé auf den zum Treffpunkt führenden Weg ein. Sie war mit einer luftigen Bluse und ziemlich engen Hotpants bekleidet. An den Füßen trug sie flache Ballerinas. Fabian war vom Anblick überwältigt, nur der Rucksack, den sie auf dem Rücken trug, störte den Gesamteindruck. Freudig liefen die Liebenden aufeinander zu. So wie sie sich erreichten, schlossen sie sich in die Arme und rührten sich einige Zeit nicht von der Stelle. Intensiv sog Fabian den feinen Duft ein, den Chloés Haut ausströmte. Als die beiden sich voneinander lösten, hielten sie sich weiter bei den Händen und genossen ihre Nähe.
     „Bin ich zu spät?“
     „Nein, Chloé, ich war viel zu früh. Ich habe es bei den Säufern nicht mehr ausgehalten.“
     „Ach, Fabian, vergiss die Kerle, ich bin ja jetzt für dich da.“
     „Ja, Chloé, dafür bin ich unendlich dankbar.“
     „Hast du denn schon etwas gegessen?“
     „Ja, ich war in einer Kaffeebar und habe ein Baguette mit Schinken gegessen.“
     „Ich habe Wasser, Brot und Käse im Rucksack. Und nur für den Fall, dass du sie vergessen hast, habe ich Kondome dabei.“
     Fabian versetze Chloé einen leichten Stoß, „Äh, ich bin doch kein verantwortungsloser Ficker.“
     „Weiß ich doch. Ich wollte dich nicht provozieren. Komm, stell dein Rad weiter in den Wald hinein, nimm die Strandmatte und dann gehen wir los.“

Chloé reichte Fabian die Hand und sie gingen in Richtung der einsamen gelegenen Häuser, die Fabian vorhin gesehen hatte. Dort bog Chloé links ab und sie gingen gemeinsam immer tiefer in den Wald hinein. Einmal hielt Fabian an und küsste Chloé auf den Nacken, aber Chloé zog ihn auf dem Fahrweg weiter, der offensichtlich nur selten benutzt wurde und da es lange nicht geregnet hatte, wirbelten sie mit jedem Schritt Staub auf. „Wir werden ziemlich schwarze Füße haben, wenn wir ankommen. Du solltest mir besser nicht die Füße küssen“, bemerkte Chloé dazu und versetzte Fabian einen Stoß in die Seite. Als Antwort zog Fabian sie zu sich heran und küsste sie auf die Stirn. Nach fast einer halben Stunde hielt Chloé an und bedeutete Fabian, dass das Ziel fast erreicht wäre. Sie ließ Fabians Hand los und steuerte einen fast zugewachsenen Pfad an, auf dem Fabian ihr folgte. Nach einigen hundert Metern erreichten sie eine Art Lichtung, die ziemlich verborgen zwischen einem jungen Pinienhain und einem wohl an die fünfzig Jahre alten Pinienbestand lag. Die hohen Pinien boten etwas Schatten, während der Rest des Platzes im hellen Sonnenlicht lag.
     „Das ist hier in der Nähe, die versteckteste Stelle, die ich kenne.“
     „Und hier sind wir ungestört?“, sagte Fabian zweifelnd.
     „Da bin ich mir ganz sicher, fast zumindest. Ich wüsste auch keine andere Möglichkeit für uns. Zumindest nicht in dieser Gegend.“

Fabian antwortete nicht, sondern umarmte Chloé stattdessen stürmisch. Sie lehnte sich an seine Brust und führte eine Hand in Richtung seiner Pobacken. „Komm, breite die Matte aus“, flüsterte sie. Sie lösten sich voneinander, Fabian breitete die Badematte so aus, dass sie im Schatten der Pinien lag und zog Chloé zu sich auf die Matte. Umgehend begannen sie damit, die Geografie ihrer Körper zu erforschen. Fabian öffnete ihre Bluse. Und obwohl er Chloé am Strand bereits nackt gesehen hatte, fiel ihm erst jetzt auf, wie wohlgeformt ihre festen Brüste waren. Er führte seinen Mund zu einer der braun schimmernden Brustwarzen, drückte einen Kuss darauf und leckte anschließend mit der Zunge daran. Ein Schaudern lief durch Chloés Körper, sie legte beide Hände auf Fabians Nacken und drückte sein Gesicht fest auf ihre Brust. Sie lockerte den Druck, griff nach Fabians T-Shirt und versuchte es ihm über den Kopf zu ziehen. Das gelang ihr nicht auf Anhieb. Fabian setzte sich neben Chloé und zog sich sein T-Shirt selbst aus. Daraufhin führte sie ihre Fingerspitzen zuerst entlang seiner Schultern und bewegte ihre Hände langsam entlang seiner Brust nach unten in den Bereich von Fabians Bauchnabel. Als Chloés Hände Fabians Bauchnabel erreichten, reagierte dieser ausgesprochen kitzlig und ließ sich neben Chloé sinken. Er öffnete seinen Gürtel und streifte Hose samt Unterhose nach unten. Dann drehte er sich auf die Seite, öffnete Chloés Hose und zog ihr diese aus. Was von Chloé an Bekleidung blieb, war ein kleiner Slip und die geöffnete Bluse. Fabian schob zwei Finger vorsichtig unter den Gummi des Slips und spielte an Chloés Schamhaaren, was bei ihr ein lustvolles Stöhnen erzeugte. Er beugte sich über sie, Chloés brünettes Haar hatte sich wie ein Kranz um ihren Kopf gelegt. Als ein Sonnenstahl auf ihr Gesicht traf, sah es aus, als würde ihr Gesicht von innen heraus strahlen. Er griff wieder nach ihrem Slip und zog ihn ihr aus. Sich an Chloé anschmiegend, glitt jetzt seine Hand zwischen ihre Schenkel. Leicht massierend ertastete er Chloés Schamlippen. In diesem Moment umgriff Chloé stöhnend seinem Penis und massierte diesen vorsichtig, indem sie ihre geschlossene Hand mit leichtem Druck auf und ab bewegte. Als Fabian bemerkte, dass sich Feuchtigkeit zwischen Chloés Beinen ausbreitete, griff er ein bereitgelegtes Kondomtütchen, öffnete dieses und Chloé streifte ihm das Kondom über. Es wurde ein kurzer heftiger Akt, danach ließen sich beide entspannt auf die Matte zurückfallen. Einige Zeit lagen sie still nebeneinander, wobei sie sich bei den Händen hielten. Nach einiger Zeit drehte sich Chloé so, dass sie Fabian ins Gesicht sah.
     „Ab morgen habe ich bis Dienstagnachmittag das Auto ganz für mich. Montag muss ich nach Bordeaux. Die anderen Tage können wir gemeinsam gestalten. Wenn du willst! Nach Bordeaux kannst du auch mitfahren. Aber nur dann, wenn du möchtest.“
     „Ich möchte!“
     „War das jetzt verdichtet, du möchtest alle drei Tagen mit mir zusammen verbringen?“
     „Ja, sicher“, Fabian zog Chloé zu sich heran und küsste sie.
     „Das freut mich. Was machen wir dann morgen?“
     „Weiß nicht, ich kenne mich außer am Strand nirgendwo aus.“
     „Ich überlege mir etwas. Einverstanden?“
     „Ja!“

Chloé zog ihren Rucksack zu sich heran und breitete die Vorräte auf der Matte aus. „Nimm vom Schafskäse, Fabian. Der ist aus dem Baskenland und echt gut“, bemerkte sie dazu, nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche und kaute dann gemächlich am Brot. Fabian steckte sich ein Stück Schafskäse in den Mund und meinte danach, „schmeckt wirklich gut. Noch ein paar Tage Frankreich und ich werde zum Käseliebhaber.“ Chloé knuffte ihn in die Seite, räumte die Speisereste in den Rucksack und setzte sich zwischen Fabians ausgebreitete Beine. Sie umschlang seinen Körper sowohl mit Beinen, als auch mit den Armen, während er sie mit beiden Händen am Rücken kraulte und ihr ab und zu einen Kuss auf die Schulter drückte. Als der Tag weiter fort schritt und die beiden Liebenden erneut spürten, wie Lust in ihnen aufstieg, liebten sie sich noch einmal. Dieses Mal lange und ausdauernd. Danach lagen sie händehaltend nebeneinander und als die Sonne sich langsam zum Horizont neigte, beschlossen sie den Tag joggend am Strand ausklingen zu lassen. Sie packten die Reste ihres Picknicks in Chloés Rucksack, Fabian rollte seine Strandmatte zusammen, dann gingen sie Hand in Hand zurück zum Four à Goudron. Aber auch dort vermochten sie es nicht, sich zu trennen. So nahmen sie das Fahrrad in ihre Mitte, nachdem Fabian die Strandmatte auf dem Gepäckträger befestigt hatte. Kurz bevor sie Linça erreichten hielten sie an, küssten sich und bevor Trennungsschmerz aufkommen konnte, erklärte Chloé sie käme gleich mit ihrem Fahrrad nach, Fabian brauche nur am Strand auf sie zu warten. Er möge an ein Handtuch denken, rief Chloé Fabian hinterher als dieser mit dem Rad davon fuhr. Fabian winkte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Im Camp angekommen, fand Fabian die gleiche Situation vor, wie an den vergangenen Tagen. Die Gruppe hatte sich mit Alkohol eingedeckt und ließ die Flaschen kreisen. Ab und zu zogen sich einzelne zurück, um einen Joint zu rauchen. Fabian schauderte es, so griff er sich nur ein Handtuch und machte sich auf in Richtung Strand.

Fabian schloss das Rad am Fahrradständer an und wartete im Sand sitzend auf Chloé. Kaum eine Viertelstunde später sah er Chloé auf ihrem Fahrrad ankommen. Sie schloss ihr Rad an Fabians Rad an. In diesem Moment trat ein junger Mann von hinten zu ihr heran und fasste in ihren den Schritt. Fabian sah das und eilte ihr zur Hilfe. Mit Entsetzen erkannte Fabian einen seiner Freunde. Er versetzte er dem Kerl einen Stoß und stellte sich schützend vor Chloé. Der Freund starrte Fabian mit glasigem Blick an und lallte, „ach du bis‘ es. Ich tu deine‘ Fotze schon nichts. Konnt‘ ja nich‘ wissen, wem sie gehört.“ „Mann verpiss dich, sonst haue ich dir die Fresse blutig.“ „Geh schon, geh schon“, lallte der Freund, bevor den Stinkefinger zeigend abzog. Fabian ballte die Fäuste und wollte hinter dem Kerl hereilen. Aber Chloé legte von hinten die Arme um ihn und hielt ihn zurück. Als Fabian sich umdrehte, drückte sie einen Kuss auf die Lippen. "Tu es un vértable héro (du bist ein richtiger Held)", flüsterte sie ihm ins Ohr. Sie legte eine Hand in seine und zog ihn in Richtung Strand. Am Strand angekommen, küsste Chloé Fabian noch einmal und barg dann ihr Gesicht an seiner Brust. Fabian hätte vor Wut am liebsten losgeheult.
     „Das tut mir jetzt wirklich leid, dass dich dieser Penner belästigt hat. Hätte ich das geahnt, hätte ich an der Landstraße auf dich gewartet.“
     Chloé streichelte Fabian an der Wange, „es ist nicht deine Schuld. Solche Sachen passieren ohne unser Zutun und wir können sie auch nicht verhindern. Sei gut Fabian, der Abend ist zu schön, um wütend zu sein.“
     „Chloé, bitte, ich kann da nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wenn der Typ seinen Rausch ausgeschlafen hat, kriegt der was zu hören.“
     „Ach, Fabian, bis der seinen Rausch ausgeschlafen hat, sind wir schon lange unterwegs. Vergiss ihn und nun lass uns joggen.“

Chloé rannte sofort los und so sah sich Fabian gezwungen hinter ihr herzulaufen, um zu ihr aufzuschließen. Chloé lief ziemlich schnell und Fabian gewann den Eindruck, sie sei weitaus besser in Form als er selbst. Sie liefen zuerst nach Süden. Chloé gab unermüdlich das Tempo vor und erst als sie bemerkte, dass Fabian nicht mehr mithalten konnte, lief sie langsamer. Als sie gewendet hatten, lief Chloé langsamer, hielt bald an und zog sich aus. Fabian wurde überrascht durch ihren plötzlichen Entschluss und so befand sich Chloé bereits in der Brandung, als er noch beim Ausziehen war. Sobald er sich ausgezogen hatte, rannte er ins Wasser und versuchte Chloé einzufangen. Diese tauchte aber geschickt unter einer der heranrollenden Wogen hindurch und kam an einer Stelle wieder nach oben, an der Fabian nicht damit gerechnet hatte. Sie nutze eine weitere heran rollende Woge, um mit sich mit dieser zurück in Richtung Fabian tragen zu lassen. Bei ihm angekommen, versetzte sie ihm einen Stoß und Fabian verlor den Halt. Wieder hochkommend stürzte sich Fabian auf Chloé und beide fielen lachend in das salzige Wasser. Eine ganze Weile lang kämpften die beiden spaßhaft miteinander. Zum Schluss versuchte auch Fabian sich darin, unter den heranrollenden Wogen hindurch zu tauchen. Chloé stellte sich neben ihn und beim Heranrollen der nächsten Woge tauchten sie synchron unter ihr hindurch. Als sie genug von diesem Spiel hatten, fassten sie sich bei den Händen und liefen gemeinsam den Strand hinauf und setzen sich in den noch warmen Sand. Sich zärtlich streichelnd schauten sie in die untergehende Sonne und als die Sonne am Horizont im Ozean versunken war, saßen sie still in der Dämmerung, ab und zu streichelte Fabian eine von Chloés Brüsten, was auf ihrem Gesicht ein Strahlen hervorzauberte, so als strahle sie von innen heraus. Fabian hatte dieses Strahlen zum ersten Mal im Wald bemerkt, als Chloé auf der Matte lag und ein Sonnenstrahl auf ihr Gesicht fiel. Irgendwann ließen sie sich zurückfallen und lagen noch lange nebeneinander, wobei sie sich an den Händen hielten.
     „Passt es dir, wenn ich dich morgen früh um halb acht abhole?“, fragte Chloé nach einiger Zeit.
     „Ja sicher, warum?“
     „Ich möchte mit dir nach Bayonne fahren. Ich zeige dir einiges von der Stadt, dann gehen wir durch die Markthalle. Dort kaufen wir uns etwas Baskisches zu Mittag. Danach setzen wir uns an das Ufer der Nive und dabei essen wir das, was wir in der Markthalle erbeutet haben. Möchtest du?“
     Fabian, der sein Glück kaum fassen konnte, richtete sich auf, gab ihr einen Kuss und antwortete, „und ob ich möchte!“
     „Danach fahren wir weiter hinein ins Baskenland, meine Mutter hat mir eine Einkaufsliste fertig gemacht, für das, was ich mitbringen soll.“
     „Weiß deine Mutter, dass ich dich begleite?“
     „Ich habe bei meinen Eltern kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich einen netten Jungen kennengelernt habe. Nur die Einzelheiten habe ich bisher für mich behalten.“
     „Du sagtest eben ‚Einkaufen‘, dir ist schon bewusst, dass morgen Sonntag ist.“
     „Ja sicher, die Markthalle hat täglich geöffnet und wir fahren danach nach Espelette, das ist ein richtiger Touristenort, da sind sonntags die Geschäfte offen.“

Fabian küsste sie auf die Stirn und streckte sich wieder neben Chloé aus. Als der Abend kühler wurde, zogen sie sich an und gingen Hand in Hand zurück zu den Rädern. Dort fiel es ihnen schwer, sich zu verabschieden. So beschlossen sie gemeinsam ins Dorf zu radeln und in einer Pizzeria zu Abend zu essen. Sobald sie mit ihren Rädern den öden Küstenort hinter sich gelassen hatten, stieg Chloé kräftig in die Pedale, Fabian wunderte sich wieder über ihre Energie. Er legte sich mächtig ins Zeug und mit einiger Mühe gelang es ihm, kurz bevor sie das Dorf erreichten, sie zu überholen. Abhängen ließ sich Chloé nicht und bereits nach wenigen Metern hatte sie so weit aufgeholt, dass sie neben Fabian herfuhr. Ein strahlendes Lachen erschien auf Chloés Gesicht. Als sie bei der Pizzeria ankamen, waren beide ziemlich außer Puste. Sie fielen sich lachend in die Arme, nachdem sie die Räder abgestellt hatten.

In der Gaststube und auf der Terrasse war ziemlich viel los an diesem warmen Samstagabend. Sie fanden aber einen kleinen Tisch für zwei Personen in einer verschwiegenen Ecke. Nachdem sie bestellt hatten, reichten sie die Hände über den Tisch und hielten sie gegenseitig fest. Da Chloé nicht sprach, schwieg auch Fabian und hing dabei seinen Gedanken nach. Ihm wurde bewusst, dass er in einer Woche schon nach Hause fuhr, so kam etwas wie Trennungsschmerz bei ihm auf. Chloés sonnengebräuntes Gesicht faszinierte ihn und er hoffte, dass sie ihre Liebe auch nach seiner Abreise am Leben erhalten könnten. Ihm war klar, dass das nicht sehr wahrscheinlich war, denn die wenigen Tage, dürften kaum ausreichen, eine gefestigte Beziehung aufzubauen. Aber dann dachte er, die Hoffnung stirbt zuletzt und ihm fiel wieder das Wortspiel mit den kotzenden Pferden vor der Apotheke ein. Chloé hingegen, so schien ihm, war im Moment von tiefstem Glück beseelt. Ihr Gesicht und ihre Körperhaltung strahlten pures Glück aus. Die beiden Pizzen wurden serviert und beide merkten erst jetzt, dass sie seit ihrem Aufenthalt im Wald nichts mehr gegessen hatten.

Sie aßen zuerst schweigend, dann fragte Fabian, „du Chloé, können wir unsere Telefonnummern austauschen?“
     Chloé lächelte verschmitzt, „da wir miteinander schlafen, können wir sicher auch miteinander telefonieren.“
     „Danke Süße, wir tauschen die Telefonnummern nachher bei den Rädern.“
     Chloé formte einen Kussmund und antwortete dann, „ja mein trésor (Schatz). Nachher bei den Rädern.“

Bedächtig aßen sie weiter, erfreuten sich an ihrer Nähe, beobachteten unauffällig die anderen Gäste und machten leise über Witze über eine deutsche Familie, die sich ihrer Ansicht nach, völlig daneben benahm. Als sie fertig waren, konnten sie sich immer noch nicht trennen, so bestellten sie noch jeder eine Tasse Kaffee, wobei es Chloé gelang, ein kurzes Gespräch mit der genervt wirkenden Serviererin zu führen. Immer noch lag ein Strahlen auf Chloés Gesicht, das bei Fabian eine Art Verzückung auslöste. Er legte eine Hand auf den Tisch und lächelte dankbar, als Chloé eine Hand auf seine legte. Als sie gezahlt hatten, gingen sie, sich an den Händen haltend zu ihren Rädern. Sobald sie aus der Sichtweite der anderen Gäste waren, warf sich Chloé an Fabians Brust. Sie klammerte sich förmlich an ihn.
     „Fabian, mon chéri, warum kommst du nur von so weit her? Es ist doch so schön mit uns.“
     Fabian drückte sie an sich, „wir werden uns weiter lieben. Wir müssen nur wollen und wir werden einen Weg finden.“
     „Hoffentlich hast du recht.“ Chloé stiegen Tränen in die Augen.
     Fabian streichelte ihr leicht den Rücken und trocknete ihr die Tränen. „Wir werden einen Weg finden“, seine Stimme klang belegt.
     „Ach, Fabian! Weißt du was, wir machen uns erst einmal ein paar schöne Tage, dann sehen wir weiter.“
     „Ja Liebste. So machen wir es. Komm, wir tauschen jetzt die Telefonnummern.“

Beide nahmen ihre Smartphones in die Hand. Chloé sagte Fabian ihre Telefonnummer an, die dieser umgehend eingab und dann die Wahltaste drückte. Als Chloés Telefon klingelt, nahm diese an und fragte scherzhaft, „ja bitte, wer ist am Apparat? Oh ich sehe an ihrer Nummer, sie rufen aus Deutschland an!“ Dann beendete sie das Gespräch und wählte ihrerseits Fabians Nummer. Dieser nahm ab und drückte einen schmatzenden Kuss auf sein Telefon. Beide lachten und nahmen dann die Telefonnummer des jeweils anderen in ihr Telefonverzeichnis auf. Sie umarmten sich noch einmal heftig, küssten sich mehrmals und flüsterten sich zärtliche Worte in die Ohren, bevor sie sich endgültig trennten. Chloé fuhr davon und Fabian schaute ihr nach, bis die schmale Gestalt in der Dunkelheit verschwand. Er stieg auf sein Rad und radelte in moderatem Tempo zurück zum Camp. Dort fand er das übliche Bild vor. Die Gruppe war versammelt und ließ Wein- und Bierflaschen kreisen. Der süßliche Geruch von Marihuana hing in der Luft. Angewidert stellte er das Fahrrad hinter den Zelten ab. Kurz entschlossen schnappte er seinen Schlafsack und suchte nach einem Schlafplatz in den Dünen.

Nach einiger Zeit fand Fabian einen windgeschützten Platz in einer Senke zwischen zwei hohen Dünen. Er kroch in seinen Schlafsack und da der Mond noch nicht aufgegangen war, bewunderte er das Stahlen der Sterne am wolkenlosen Himmel. Vom Strand her hörte er das Donnern der Brandung, das einschläfernd auf ihn wirkte. Die letzten Gedanken des Tages kreisten um Chloé. Ihm war nicht klar, was mit ihnen geschehen war. Er hielt es für einen Zauber.

Fabian erwachte früh am Sonntag. Da es noch dämmerte, blieb er einfach noch liegen und lauschte, wie am Abend zuvor, dem Donnern der Brandung. Nach einiger Zeit kroch er aus seinem Schlafsack, stieg aus der Senke auf eine Düne, wo er sich niederließ und auf den Sonnenaufgang wartete. Sobald die Sonne den Strand erhellte, zog er sich aus, rannte den steilen Abhang zum Strand herunter und stürzte sich in die Brandung. Als die Sonne langsam höher stieg, kletterte er zurück auf die Düne, zog sich an und rollte in der Senke seinen Schlafsack zusammen, nachdem er ihn ausgeschlagen hatte, um ihn vom Sand zu befreien. Er ging zurück zum Zeltlager, legte seinen Schlafsack auf das Feldbett, nahm seine Kulturtasche und ging in die Waschräume, um sich für Chloé herzurichten. Er duschte ausgiebig und rasierte sich sorgfältig. Gerne hätte er sich ordentlich gekleidet, aber er war einfach, als er zu Hause seinen Rucksack packte, nicht auf die Idee gekommen, dass es Bedarf für angemessene Bekleidung geben könnte.

Pünktlich um halb acht stand er an der Straße und wartete auf Chloé. Kaum war er angekommen, stoppte Chloé bereits neben ihm. Statt ihn ins Auto zu lassen, stieg Chloé aus, um Fabian leidenschaftlich zu umarmen. Als sie sich ausgiebig geküsst hatten, hielten sie sich noch einen Moment bei den Händen, dann stiegen sie ins Auto. Chloé hatte wieder eine luftige Bluse an, unter der sich ihre Brüste abzeichneten. Statt der Hotpants trug sie heute einen farblich auf die Bluse abgestimmten Rock. Fabian war beeindruckt und entschuldigte sich für seine lässige Kleidung. Chloé startete den Motor, wendete den Wagen und fuhr in Richtung Hauptstraße.
     „Du konntest ja nicht ahnen, dass du hier etwas Anderes machen würdest, als surfen“, ein strahlendes Lächeln umspielte Chloés Gesicht. Fabian nickte, sein Aussehen ärgerte ihn aber trotzdem.
     „Kommen wir jetzt besser zum praktischen Teil, Fabian! Hast du schon gefrühstückt?“
     „Nein, so früh bekomme ich hier noch nichts.“
     „Dann schlage ich vor, wir halten im Dorf bei der Kaffeebar und frühstücken dort, einverstanden?“
     „Ja!“
     „Gut, dann machen wir das so“, Chloé schenkte Fabian ein Lächeln und fuhr in gemächlichem Tempo die kurvige Landstraße zum Dorf hinunter.
     „Du bist heute ziemlich dominant“, damit kein falscher Eindruck aufkommen konnte, guckte Fabian Chloé besonders verliebt an. Chloé lachte schallend.

In der Bar angekommen, bestellte Fabian einen Milchkaffee, zu dem er ein Baguette mit Käse aß. Chloé trank nur einen kleinen Kaffee und während sie sich am Tisch gegenübersaßen lächelten sie sich glücklich an. Nach dem Frühstück steuerte Chloé den Wagen über stille Landstraßen. Hin und wieder durchfuhren sie einen Ort, einer öder als der andere, dachte Fabian dabei. Sie waren schweigsam während dieser Reise über Land. Erst nachdem Chloé auf die Autobahn aufgefahren war, sprach Chloé Fabian an.
     „Du hast im Laufe der zwei Tage einiges über mich erfahren. Wie wäre es, wenn du einmal etwas über dich erzählen würdest? Oder ist das ein Geheimnis?“
     „Nein, natürlich nicht!“
     „Dann los, arbeitest du? Oder studierst du? Ich bin nicht neugierig, aber ein wenig über dich würde ich schon gerne wissen.“
     „Ich studiere in Gießen Tiermedizin. Vier Semester habe ich schon geschafft.“
     „Und, kommst du voran?“
     „Ich denke schon. Ich bin zufrieden.“
     „Und wo ist dieses Gießen?“
     „In Hessen. Zugegeben, es ist keine Weltstadt.“
     „Und wie wohnst du.“
     „Ich habe ein Zimmer in einer WG.“
     „WG, was ist das?“
     „Entschuldigung, Wohngemeinschaft meinte ich.“
     „Freundin?“
     „Ja sicher! Ich sitze neben ihr im Auto.“
     „Idiot! Ich frage, ob ich nur ein Abenteuer zwischendurch bin.“
     „Nein, bist du nicht“, antwortete Fabian aufgebracht. „Wenn ich eine Freundin in Deutschland hätte, würde ich bestimmt nicht mit diesen Saufköpfen hier herumhängen“, Fabian war immer noch aufgebracht.
     „Nicht aufregen, Fabian. Ich habe dich lieb.“ Chloé reihte sich in die wartenden Autos vor einer Mautstation ein, das gab ihr Zeit Fabian anzulächeln. „Ich liebe dich wirklich, Fabian, wenn ich auch nicht weiß, was aus unserer Liebe wird, wenn du wieder weg bist“, sagte sie, als sich die Warteschlange endlich auflöste.
     „Ich glaube, wir werden uns lange lieben, Chloé. Da bin ich ganz sicher.“
     „Sei nicht zu euphorisch, wir kennen uns bisher kaum. Aber wie immer es auch ist, lass uns die wenigen Tage genießen.“
     Fabian schwieg einen Moment, dann sagte er, „ja Chloé, das möchte ich auch.“

Als Chloé das Auto in Bayonne geparkt hatte, stellte sich Fabian hinter sie und küsste sie auf den Nacken. Daraufhin drehte sich Chloé zu ihm um und schmuste sich an seiner Brust an. Entschlossen nahm sie ihn danach bei der Hand und führte ihn in die Gassen der Altstadt. Dabei erklärte sie Fabian dies und jenes. Er hörte aufmerksam zu, war aber eigentlich mehr am schönen Klang ihrer Stimme interessiert, als an dem, was sie sagte. Die Stadt gefiel ihm ungemein gut, sie stand im krassen Gegensatz zu dem öden Küstenort, in dem das Surfer-Camp lag. Linça und das Dorf, mit Kaffeebar und Pizzeria, waren eigentlich auch nur öde Orte. So war Fabian froh, sich endlich an einem interessanten Ort zu befinden. Vorbei an der Kathedrale führte sie ihn in den Kreuzgang. Hand in Hand gingen sie durch die Gewölbe und als sie in der hintersten Ecke angekommen waren, zog Fabian Chloé an sich. Sie blieben einige Zeit aneinander gelehnt stehen, dann sagte Chloé, „es ist Zeit weiter zu gehen, die Markthalle hat nicht ewig geöffnet.“ Lachend versetzte ihr Fabian einen leichten Stoß und antwortete, „knutschen ist schöner als einkaufen.“ Entschlossen zog sie Fabian weiter, küsste in aber vorher noch einmal auf die Wange und flüsterte ihm ins Ohr, „aber verhungern möchtest du doch sicher nicht“. Durch eine stille Gasse gelangten sie zum Ufer der Nive, wo Chloé mit Fabian im Schlepptau die Markthalle betrat. Langsam ließen sie sich im Gedränge der Menschen an den Marktständen vorbeitreiben. Fabian war schier erschlagen vom Angebot der einzelnen Verkaufsstände. Chloé suchte sorgfältig all das aus, von dem sie meinte, es sei für einen kleinen Imbiss auf der Straße geeignet. Als sie die Markthalle verließen, schlug ihnen die Mittagshitze entgegen. So gingen sie über eine Brücke der Nive hinüber nach Petit Bayonne auf den Quai des Corsaires, der im Schatten lag. Nach einigen hundert Metern gelangten sie an eine stille Stelle, an der der Quai in einer Sackgasse endete. An einer Rampe, die hinunter zum Wasser führte, setzten sie sich auf den Boden und lehnten sich an das Geländer. Chloé entnahm ihrer Tasche nach und nach die kleinen Päckchen, die sie in der Markthalle erstanden hatten. Fabian war angetan vom luftgetrockneten Schinken. Danach öffnete Chloé ein Päckchen mit gekochtem Schinken und zum Schluss reichte sie Fabian noch eine Scheibe Leberpastete, von der er eine Hälfte abbrach.
     „Nun, hat sich die Reise gelohnt?“
     „Ja, Chloé, das war fantastisch. Wenn ich dich nicht getroffen hätte, hätte ich das alles nicht kennengelernt.“
     Sie schmiegte sich an ihn, „ich dachte mir doch, dass ich dir damit eine Freude mache.“
     „Du bist eben ein Schatz“, antworte Fabian und küsste sie auf ihre Haare.
     „Ich habe Wasser im Auto, das können wir sicher gebrauchen an diesem heißen Tag. Sollen wir noch irgendwo einkehren, bevor wir weiterfahren?“
     Fabian schüttelte den Kopf, „nein Liebste, ich bin froh, wenn ich mit dir allein sein kann.“
     „Gut, wir besichtigen aber, bevor wir weiter fahren, noch die Kathedrale. Dann tut dir die verpasste Gelegenheit nicht leid, solltest du nie mehr zurückkommen.“
     „Ich komme wieder. Da kannst du sicher sein.“
     „Trotzdem, wir besichtigen die Kathedrale. Komm!“

Hände haltend, gingen sie zurück. Vor der Brücke entsorgten sie die Überbleibsel ihres Picknicks in einem Abfalleimer, gingen zurück über die Brücke und stiegen durch eine enge Gasse zur Kathedrale hinauf. Sie betraten den gotischen Kirchenraum durch einen Seiteneingang. Beide hatten für Religionen nicht viel übrig, waren jedoch von der Größe und Höhe des Kirchenschiffs überwältigt. Zurück auf der Straße, fragte Fabian was es mit den zweisprachigen Schildern an Straßen und Geschäften auf sich hatte. „Wir sind im Baskenland. Du wirst sehen, es wird nachher noch baskischer“, Chloé schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, nahm ihn wieder bei der Hand und führte ihn durch weitere Gassen und ein altes Stadttor zurück zum Auto. Am Auto drückte Fabian Chloé gegen die Tür, umarmte sie leidenschaftlich und drückte ihr einen ebenso leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Als er von ihr abließ, sagte sie lachend, „meine erste Einschätzung am Strand war doch richtig. Du bist ein idiot (Blödmann). Komm, wir trinken Wasser, das kühlt vielleicht dein Gemüt.“ Chloé reichte Fabian die Wasserflasche und sie tranken abwechselnd jeder einige kräftige Schlucke. Danach versetzte Chloé Fabian einen Knuff in die Seite, stieg ins Auto und startete sofort den Motor. Sie tat, als wolle sie ohne Fabian abfahren, der sich daraufhin vor die Motorhaube stellte. Sie öffnete das Fenster und rief, „entweder du steigst jetzt ein oder ich fahre dich um.“ Dabei gab sie behutsam etwas Gas, sodass der Motor leicht aufheulte. „Schon gut, du hast gewonnen“, rief Fabian und setzte sich zu ihr auf den Beifahrersitz. Er schnallte sich an, beugte sich etwas vor und küsste sie auf ihren nackten Arm. „Ich sag’s doch, du bist ein Blödmann.“ „Blödmann klingt auf jeden Fall freundlicher, als idiot.“ Beide lachten und Chloé steuerte den Wagen aus der Stadt heraus.

Fabian bewunderte, wie souverän Chloé den Wagen durch die großen Kreisverkehre lenkte. Ihm war schon beim Zugucken unheimlich, wie sich die Autos auf mehreren Spuren durch die Kreisel schlängelten. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, erreichten sie kurze Zeit später das Vorgebirge der Pyrenäen. Fabian war fasziniert von der sich verändernden Landschaft. Es tat ihm jetzt leid, dass es seinen Fotoapparat zu Hause gelassen hatte. Beim Surfen und beim Joggen brauchte er keinen Fotoapparat, hatte er gedacht, als er zu Hause sein Gepäck zusammengestellt hatte und für ein paar Fotos reiche das Smartphone allemal. Schon nach einer knappen halben Stunde steuerte Chloé von der Landstraße aus einen kleinen Ort an und stellte den Wagen auf einem Parkplatz ab. „Komm ich gebe Mamans Einkaufsliste, bei meiner Tante ab, danach bummeln wir durch das Dorf und wenn wir alles gesehen haben, hat meine Tante sicher die Einkaufsliste abgearbeitet. Ich vermute, wir müssen dann noch auf einen Kaffee bleiben.“ „Mir ist alles recht, wenn ich nur mit dir zusammen sein kann“, Fabians Stimme klang etwas unsicher. Auf Verwandte von Chloé zu treffen fand, er in seinem Outfit nicht gerade berauschend. Chloé ließ aber gar keinen Zweifel aufkommen, dass es ihr ernst war, nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm ins Dorf. Fabian fand das malerische Dorf durchaus sehenswert, bewunderte die an den Häusern zum Trocknen aufgehängten Chilischoten und fragte Chloé nach dies und jenem, was das Dorf betraf. Chloé erklärte geduldig, hatte aber eigentlich anderes im Sinn und freute sich auf das dumme Gesicht, das Fabian machen würde, wenn er auf ihre Verwandten traf. Am Geschäft von Tante und Onkel angekommen, gelang es ihr geschickt Fabian vor sich in den Laden zu schieben. Ihre Tante stand hinter dem Tresen. Fabian war, da Chloé nicht neben ihm stand, etwas unsicher und grüßte, „Bonjour“. Chloé Tante beantwortete den Gruß und fragte nach seinen Wünschen. In diesem Moment stellte sich Chloé neben Fabian. „Egun on“, oder so ähnlich hörte Fabian sie sagen und dann fielen sich Tante und Nichte in die Arme. Danach entwickelte sich zwischen den beiden Frauen ein reges Gespräch. Fabian verstand kein Wort, die Töne, die in seine Ohren drangen, waren das Ungewöhnlichste, was er je gehört hatte. Es ging einige Zeit hin und her zwischen Chloé und ihrer Tante, einige Male brachen beide in schallendes Lachen aus. Dann bemerkte die Tante Fabians Verwunderung. Sie schaltete umgehend auf Französisch um.
     „Est-ce que tout va bien à la maison, Chloé (Ist zu Hause alles in Ordnung, Chloé)?“
     „Bien sûr, tante Laurentxa. Pourquoi demandes-tu (Ja sicher, Tante Laurentxa. Warum fragst du)?“
     „Comme ça, je ne vous vois pas souvent, même s'il n'y à qu'une heure de route jusqu'à chez vous (Nur so, obwohl es nur eine Stunde Fahrt zu euch ist, sehe ich euch selten).“
     „Dis, tu sais bien, que j'aime venir à Espelette. Mais de Bordeaux c'est compliqué de venir vous voir, je n'ai pas de voiture (Ach komm, du weißt, wie gerne ich nach Espelette komme. Nur von Bordeaux aus, ist es schon ziemlich umständlich euch zu besuchen. Schließlich habe ich kein Auto).“
     „Je sais bien, Chloé, mais tu me manques (Ich weiß Chloé, aber gerade du fehlst mir).“
     „Je reste encore quelques jours à Linça, je te promets je reviens te voir avant de rentrer à Bordeaux (Ich bin noch einige Tage in Linça, ich verspreche, ich komme noch einmal vorbei, bevor ich zurück nach Bordeaux gehe).“
     „Très bien. Quand la saison sera terminée, je vais pouvoir revoir Maïtana et Joël plus souvent (Das wäre schön. Sobald sie Saison vorüber ist, kann ich Maïtana und Joël ja auch wieder öfter sehen).“
     „Oui, tout va bien (Komm, sei gut Tante)“, Chloé drückte ihrer Tante einen Kuss auf die Wange.

Dann betrat aus dem hinteren Bereich des Ladens ein Mann Verkaufsraum. Auch diesen begrüßte Chloé mit großer Herzlichkeit. Munter sprachen sie danach zu dritt weiter. Fabian war erstaunt, er hatte den Eindruck Chloé hätte ihn heimlich aus Frankreich in eine andere Welt entführt. Dann wandte sich Chloé Fabian zu und nahm ihn bei der Hand. „C'est Fabien. C'est mon ami, il vient d'Allemagne (Das ist Fabian. Er ist mein Freund und kommt aus Deutschland).“ „Fabian, das sind meine Tante Laurentxa und mein Onkel Patxi.“ Die Drei reichten sich gegenseitig die Hände. Fabian sagte dabei jeweils „Bon jour, Madame“ und „Bon jour, Monsieur.“ Tante Laurentxa schnitt ihm das Wort ab und Chloé übersetzte, „meine Tante sagt, da du mein Freund bist, bittet sie dich, Laurentxa und Patxi zu ihnen zu sagen.“ Fabian stotterte etwas auf Französisch und erhielt dafür einen Knuff von Chloé, „du darfst Deutsch sprechen. Tante Laurentxa spricht etwas Deutsch und beim Onkel klappt es mit Deutsch ganz gut. Und wenn etwas nicht verstanden wird, dann übersetze ich das.“ So entwickelte sich im Laden ein munteres Gespräch in drei Sprachen, das von Chloé souverän hin und her übersetzt wurde. Zum Schluss übergab Chloé ihrer Tante die Einkaufsliste und zog Fabian aus dem Laden.
     „Ich freue mich, über das dumme Gesicht, das du gerade machst.“
     „Wieso meinst du, dass ich ein dummes Gesicht mache? Ich bin überrascht.“
     „Sag ich doch – dummes Gesicht. Und was überrascht dich?“
     „Ich dachte, du bist Französin.“
     „Hey, ich bin Französin“, und nachdem sie einen Moment geschwiegen hatte, fügte sie hinzu, „und Baskin – zur Hälfte Baskin, genau gesagt.“
     „Wieso?“
     „Meine Mutter stammt hier aus dem Dorf. Sie und Tante Laurentxa sind Schwestern.“
     „Und in welcher Sprache habt ihr euch vorhin unterhalten?“
     „Euskara, also Baskisch.“
     „Und was ist deine Muttersprache?“
     „Beides, Euskara und Französisch. Maman spricht meist Euskara mit mir, wenn wir allein sind.“
     „Finde ich toll, wenn Menschen mehrere Sprachen als Muttersprache haben.“
     „Wie sieht es denn mit deinen Sprachkenntnissen aus? Dein Französisch ist nicht so toll, wie steht es mit Englisch?“
     „Oh, Englisch ist kein Problem. Französisch habe ich leider zu früh abgewählt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass gerade diese Sprache einmal so besonders wichtig für mich werden würde.“
     „Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt, dass ich Deutsch spreche“, Chloé lachte vergnügt und drückte sich an Fabian.

Langsam spazierten sie weiter durch das Dorf. Chloé zeigt Fabian alles, was im Dorf von Interesse war. Sie gingen hinab bis zur Dorfkirche, die sie auch von innen besichtigten. Nachdem sie einmal das Dorf fast umrundet hatten, kamen sie an das Rathaus, ein imposanter Bau mit angesetztem Turm, das Gebäude wirkte irgendwie deplatziert in kleinen Weiler. Als sie vor dem Rathaus standen, überkam Chloé große Sehnsucht. „Wenn wir nachher bei Tante und Onkel fertig sind, fahren wir schnell zurück. Ich setzte dich ab und wir treffen uns danach beim Four à Goudron. Bringst du die Strandmatte mit? Möchtest du das?“ „Ja gerne“, es klang fast wie ein Seufzer, was sich Fabians Lippen entrang.

Als die Beiden wieder im Auto saßen, war Chloé der Meinung es sei noch früh genug Fabian vor der Rückfahrt etwas zu zeigen. „Ich zeige dir kurz noch einen Berg, bevor wir zurückfahren. Damit du dich daran erinnerst, dass ich auf dich warte“, sagte sie, als Fabian verwundert darüber war, dass sie nicht in Richtung Bayonne abbog, sondern die in die entgegengesetzte Richtung fuhr. Bereits kurze Zeit später folgte sie einem Wegweiser, der nach Ainhoa wies. Dort angekommen gingen beide Hand in Hand über den Dorffriedhof und ein Stück jenseits der Dorfkirche blieb Chloé stehen. Sie zeigte auf einen in der Sonne liegenden Berg, auf dessen Gipfel einige mächtige Antennen zu erkennen waren. Fabian war nicht sehr beeindruckt und zuckte mit den Schultern.
     „Und an woran ich mich jetzt erinnern?“
     Chloé versetzte ihm einen Knuff, „das ist Larhun und ich verspreche dir, solltest du je wiederkommen, werden wir diesen Berg gemeinsam besteigen. Sollte der Aufstieg zu anstrengend für dich sein, fahren wir mit der Zahnradbahn nach oben.“
     „Larhun? Komisches Wort! Aber wie kommst du darauf, dass ich nicht zu dir zurückkomme?“
     „Fabian, du machst hier Ferien. Ich bin mir nicht sicher, dass deine Gedanken an mich die Heimreise überdauern.“
     „Sie werden die Heimreise überdauern. Ich komme wieder und wir besteigen gemeinsam den Berg. Ich verspreche es. Und wieso hat der Berg so einen komischen Namen?“
     Chloé schenkte ihm ein Lächeln, zog ihn zu sich heran und küsste ihn auf die Stirn. „Wie der Berg zu diesem Namen kommt, weiß ich nicht. Er heißt so auf Euskara. Französisch heißt er La Rhune und auf Spanisch Larrún.“
     „Und warum muss es gerade dieser Berg sein? Es gibt hier viele Berge.“
     „Es ist so Fabian, an klaren Tagen können wir den Berg vom Strand aus sehen und uns an unsere Bergtour erinnern und oben auf dem Gipfel umkreisen wir mehrmals die Antennen. Wir überschreiten bei jeder Umrundung zweimal die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Dabei verinnerlichen wir, dass wir in einem gemeinsamen Europa leben. Wir brauchen das gemeinsame Europa für unsere Liebe, wenn du wirklich wiederkommen solltest.“
     „Warum bist du heute so pessimistisch, Chloé? Ich komme wieder, vertraue mir, bitte.“
     „Ich vertraue dir. Aber wir steigen trotzdem auf Larhun. Wenn du zu schwach bist, dann fahren wir mit dem Zug.“
     „Wir werden sehen, ob nicht du zu schwach bist“, lachte Fabian.
     Chloé versetzte ihm einen Stoß, „komm, wir fahren zurück.“

Chloé setzte Fabian vor dem Campingplatz ab, der versprach sofort mit dem Rad nach Linça zu kommen. So küssten sie sich nur kurz, bevor Chloé losfuhr. Als Fabian das Lager der Surfer erreichte, fand er die übliche Situation vor. Einige saßen saufend beieinander, während andere ihren Rausch ausschliefen. Als er in sein Zelt trat, spürte er sofort den intensiven Geruch von Gras. Sein Freund hatte also immer noch Geld, um sich beim Dealer mit Nachschub zu versorgen. Ekel stieg in ihm auf, als plötzlich der Typ neben ihm stand, der Chloé in den Schritt gefasst hatte. Wie eigentlich immer hatte er eine ziemliche Alkoholfahne, schien aber noch nicht ganz abgefüllt zu sein.
     „Was willst du?“, fragte Fabian ziemlich ungehalten.
     „Tut mir leid, das von letztens.“
     „Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Das musst du der Frau sagen, die du belästigt hast.“
     „Täte ich ja, aber ich kenne sie doch gar nicht. Kannst du mir sagen, wo ich sie treffen kann?“
     „Ich werde dir das sagen, wenn du einmal nüchtern bist, aber damit ist wohl in diesem Leben nicht mehr zu rechnen.“
     „Ich bin doch fast nüchtern.“
     „Nüchtern? Deiner Fahne nach stehst du kurz vor einer Alkoholvergiftung.“
     „Bist wohl echt verschossen in die Kleine?“
     „Das geht dich nichts an und nenne sie nicht Kleine. Für dich ist sie einfach eine Frau, die du gemein behandelt hast. Reicht das jetzt? Ich will wieder weg.“
     „Wartet sie auf dich? Ach, geht mir ja nichts an. Wenn du mir schon nicht sagen willst, wie ich sie erreiche, dann sag ihr doch wenigstens, dass ich mich bei ihr entschuldige.“
     „Ja mach ich. Aber jetzt lass mich in Ruhe, geh zurück zu deinem Rotwein.“
     „Aber du sagst ihr, dass es mir leidtut?“
     „Ja, doch, ich habe es dir versprochen!“ Fabian versuchte den Kerl endlich loszuwerden.
     Dann gesellte sich auch noch sein Freund dazu. „Du willst wohl nichts mit uns zu tun haben?“
     „Dass du das jetzt trotz deiner Dauerbenebelung erkennst, erstaunt mich.“
     „So, wie du dich die letzten Tage benimmst, ist das kaum zu übersehen.“
     „Wenn du es genau wissen willst, euer Verhalten kotzt mich an. Ich bin zum Surfen hier, nicht zum Saufen. Klingt zwar so ähnlich, ist aber etwas anderes. Ihr hättet vor der Anmeldung genauer lesen sollen, um was es geht.“
     „Mit Surfen hast du selbst doch auch nichts mehr am Hut. Deine Passion ist jetzt wohl eher Weiber platt zulegen.“
     „Noch ein Wort und ich poliere dir die Fresse“, Fabian nahm eine drohende Haltung an. Mit einer wegwerfenden Handbewegung verschwand der Freund.
     „Aber du denkst an dein Versprechen?“
     „Hör zu, was ich dir jetzt sage. Ich habe es versprochen und ich werde es weitergeben; und jetzt habe ich keine Zeit mehr.“

Fabian nahm die zusammengerollte Strandmatte und ging zum Rad, ohne sich weiter um das Gelaber zu kümmern. Sobald er den Campingplatz hinter sich gelassen hatte, zückte er sein Smartphone und wählte Chloés Nummer. Sie nahm aber nicht ab und so hinterließ er ihr eine Nachricht auf der Sprachbox. Danach stieg er aufs Rad und trat kräftig in die Pedale, um seinen Kopf freizubekommen, denn er wollte ausgeglichen sein, wenn er mit Chloé zusammentraf. So war er ziemlich verschwitzt, als er sich Linça näherte. Er fuhr etwas langsamer, um sich abzukühlen. Vorfreude erfüllte ihn, als er durch die Rue des Mésanges radelte. Aufmerksam betrachtete er die Häuser, an denen er vorüberfuhr. Dabei versuchte er zu erraten, in welchem der Häuser Chloé wohnte. Am Ende der Straße bog er in den Fahrweg ein und tatsächlich, schon nach wenigen Metern stellte sich Chloé ihm in den Weg. Sie hatte ihren Rock wieder gegen die Hotpants getauscht. Fabian war, wie immer, von ihrem Anblick begeistert. Sie fielen sich in die Arme, als hätten sie sich lange nicht gesehen. Wieder nahmen sie das Rad zwischen sich und Fabian schob es bis zum Four à Goudron. Dort brachte Fabian das Rad ins Unterholz und schloss es ab, dann nahm er die Strandmatte unter den Arm. Sie nahmen sich bei den Händen und gingen wieder tief in den Wald hinein. Als sie bei der sandigen Lichtung ankamen, breitete Fabian die Matte im Schatten der Pinien aus und sie ließen sich darauf nieder. Fabian legte Chloé einen Arm um die Schulter und beide saßen einige Zeit still nebeneinander.
     „Ich habe deine Nachricht abgehört. Du wurdest aufgehalten, Fabian?“
     „Ja, der Grund ist unerfreulich. Lassen wir das.“
     „Ach, Fabian, sei nicht so verschlossen. Wir wollen doch versuchen, gemeinsam zu leben.“
     „Ja! Ich muss sowieso etwas dazu sagen, denn ich habe es versprochen.“
     „Was hast du versprochen?“
     „Der Kerl, der dich belästigt hat, hat mich gebeten, dir zu sagen, dass er dich um Vergebung bittet. Er war wieder alkoholisiert, so habe ich mich geweigert, ihm zu verraten, wie er mit dir Kontakt aufnehmen kann.“
     „Wenn du ihn triffst, dann sag ihm, dass ich das vergessen kann.“
     „Ja mach ich, aber nur wenn er halbwegs nüchtern ist.“
     „Und was macht dich insgesamt so ärgerlich?“
     „Dann kam auch noch mein bekiffter Freund dazu und hat dumm gelabert. Fast hätte ich ihm eins auf die Fresse gegeben.“
     „Bitte, Fabian, halte dich zurück. Wir wollen doch schöne Tage verbringen.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sich Chloé zurück und massierte Fabians Geschlecht durch die Hose. Davon angemacht, versuchte sich Fabian erst einmal darin, Chloé zu kitzeln. Als er unter ihre Bluse griff, wirkten seine Bemühungen und Chloé jammerte, „arrêter, arrêter! Hör auf, bitte, bitte!“ Als Fabian endlich von ihr abließ, stürzte sich Chloé förmlich auf ihn und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Fabian schob eine Hand unter ihren Hosenbund und ertastete ihre Pobacken. Seufzend öffnete Chloé den Hosenbund und schob die Hose nach unten. Danach beschäftigte sie sich ausgiebig damit, Fabian von seinen Kleidungsstücken zu befreien. Als sie es geschafft hatte, legte sie ihren Kopf auf Fabians Schoß. Verliebt schaute Fabian zu ihr herunter. Er zog sie etwas höher auf seinen Schoß und führte eine Hand über ihre Schamhaare zwischen ihre Beine. Als er die Klitoris ertastete, stöhnte Chloé lustvoll auf. Sie vereinigten sich, als sie meinten, sie könnten ihre Lust kaum noch ertragen. Nachdem sie befriedigt waren, saßen sie eng umschlungen beieinander und genossen ihre Nähe.
     „Und du möchtest wirklich morgen mit nach Bordeaux fahren, Fabian?“
     „Ja, das möchte ich gerne, wenn es dir nichts ausmacht.“
     „Ich muss bereits um neun in der Stadt sein, da müssen wir früh los“, gab Chloé zu bedenken.
     Fabian küsste sie auf die Schulter. „Das macht nichts. Je nachdem, wie es nachher ist, schlafe ich wieder in den Dünen. Da werde ich früh wach.“
     „Du schläfst in den Dünen?“
     „Nein, nur vergangene Nacht. Da habe ich es nicht ausgehalten mit all den Saufköpfen.“
     „Möchtest du bei mir schlafen?“
     Fabians Herz machte vor Freude einen Sprung. Doch dann sagte er, „in meiner abgerissenen Kleidung, möchte ich deinen Eltern nicht begegnen. Mir war das bei deiner Tante schon unangenehm. Oder kann ich zu dir kommen, ohne dass deine Eltern es bemerken?“
     „Nein, Fabian, ich müsste dich auf jeden Fall meinen Eltern vorstellen.“
     „Schade, dann muss ich wohl mit den Dünen vorlieb nehmen.“
     Chloé streichelte Fabian über die Haare. „Wir können über Nacht in Bordeaux bleiben. Da brauche ich bei niemand Rechenschaft ablegen, wen ich mit auf mein Zimmer nehme.“
Verliebt drückte Fabian Chloé an sich. „Ich nehme alles mit, was ich für eine Übernachtung brauche. Wann müssen wir los?“
     „Ich glaube, halb sieben reicht. Ich hole dich am Campingplatz ab und bringe dir ein Frühstück mit. In Bordeaux parken wir außerhalb der Stadt und fahren mit der Tram in die Innenstadt. Du kannst dir die Stadt ansehen und um elf Uhr treffen wir uns vor dem Hôtel de Ville. Sollte ich mich verspäten, rufe ich dich an.“
     Wiederum drücke Fabian ihr einen Kuss auf die Schulter. „Ich warte um halb sieben auf dich.“

Sie packten ihre Sachen zusammen und gingen Hand in Hand zurück zum Four à Goudron. Mehrmals blieben sie stehen, um sich liebevoll zu umarmen.

Überpünktlich stand Fabian am frühen Morgen an der Einfahrt zum Campingplatz. Er hatte, so gut es möglich war, seine Kleidung hergerichtet. Es war ihm bewusst, dass er trotzdem neben Chloé keine gute Figur machen konnte. Die Freude bald wieder, mit ihr zusammen zu sein, überdeckte alles, was ihm zu seiner unpassenden Kleidung einfiel. Er wollte die Wartezeit in Bordeaux nutzen, zumindest nach einer neuen Jeans zu gucken, vielleicht ließ sich noch ein preiswertes T-Shirt finden. Die Nacht hatte er, wie vorhergesehen, in den Dünen verbracht. Seine Freunde waren, als er am Abend ankam, bei ihren üblichen Vergnügungen. Ein leichter Duft von Gras hatte sich ausgebreitet. Sie saßen in der Runde und ließen Rotweinflaschen kreisen. Der Vorrat an Wein schien unerschöpflich zu sein. Abgefüllt, wie sie waren, hatten sie keinerlei Notiz von seiner Ankunft genommen. So hatte er seinen Schlafsack zusammengerollt und sich in die Dünen verzogen. Noch lange hatte er auf einer Düne gesessen und an Chloé gedacht, danach hatte er sich wieder in das gleiche Dünental zurückgezogen und war bald eingeschlafen. Im ersten Morgengrauen war er wach geworden und zum Sanitärbereich gegangen, um sich landfein zu machen. Seinen Schlafsack, der sich nach der Nacht im Freien ziemlich feucht anfühlte, hatte er, so gut es ging, auf seiner Pritsche ausgebreitet, um ihn zu trocknen. Das Camp hatte er sofort danach verlassen, war zum Strand gegangen und hatte die tosende Brandung bewundert. Als es endlich an der Zeit war, war er zum vereinbarten Treffpunkt gegangen und seitdem wartete er auf Chloé. Mehrmals schaute er auf seine Uhr, immer wieder stellte er fest, dass es noch zu früh war. Bei jedem Motorengeräusch, das er auch nur aus der Ferne hörte, meinte er herauszuhören, dass es Chloés Auto sei. Endlich, immer noch zu früh, hielt Chloé bei ihm an. Sie sprang förmlich aus dem Wagen, um Fabian zu umarmen.

Lange standen die beiden Liebenden eng umschlungen beieinander, bis Chloé bemerkte, dass es Zeit sei, sich auf den Weg nach Bordeaux zu machen. Im Wagen reichte sie Fabian ein Frühstückspaket, über das sich dieser mit großem Appetit hermachte. Besonders angetan, war er von den Butterbroten, belegt mit Käse und Schinken. Das hatte er nicht erwartet, da er sich während seines Aufenthaltes daran gewöhnt hatte, dass Butterbrote in Frankreich nicht üblich waren. Er aß zuerst die belegten Brote und nahm sich danach noch eins der frischen Croissants, wovon er genussvoll Stück auf Stück abriss und sich in den Mund schob. Er versuchte dabei so wenig wie möglich zu krümeln, was ihm aber nur teilweise gelang. Chloé schmunzelte über diese unsinnigen Bemühungen, knuffte ihn leicht in die Seite und erklärte, sie würde das Auto kurz aussaugen, bevor sie es ihrer Mutter zurückgäbe. Das beruhigte Fabian und er biss umso herzhafter zu. Er spülte sein Frühstück mit einem großen Schluck aus der Wasserflasche nach, die Chloé im Fußraum des Wagens für ihn platziert hatte. Danach hing Fabian seinen Gedanken nach und genoss die Nähe der Frau, in die er sich verliebt hatte. Aus dem Radio klangen für Fabian ungewohnt klingende Lieder, deren Inhalt er nicht verstand, da sein Französisch dazu nicht ausreichte und ein Teil der Lieder, so nahm es Fabian an, in Euskara gesungen wurden. An der Mautstation stellte Chloé das Radio ab. Nachdem sie gezahlt hatte und den Wagen wieder beschleunigt hatte, fragte sie, ob Fabian weiter Musik hören möchte, was dieser verneinte.

Nach einer kurzen Weile wandte sich Fabian an Chloé, „ich werde versuchen mir in Bordeaux, etwas Vernünftiges zum Anziehen zu kaufen. So abgerissen mag ich mich nicht mit dir sehen lassen.“
     „Das ist lieb, Fabian. Aber da fahren wir, wenn ich fertig bin, besser zu einem der großen Einkaufszentren vor der Stadt. Da hast du mehr Auswahl und billiger ist es da auch.“
     „Ich lasse mich gerne von dir beraten, Liebste. Ich dachte nur, wenn ich direkt in der Stadt einkaufe, haben wir nachher mehr Zeit füreinander.“
     „Fabian! Wir treffen uns um elf. Bis dahin hast du kaum Zeit, dich in der Stadt umzusehen. Wenn du noch mehr von der Stadt sehen möchtest, zeige ich dir gerne noch einiges. Zu Mittag kaufen wir uns etwas für auf die Hand und verzehren es am Monument aux Girondins. Danach fahren wir mit der Tram zurück, gehen einkaufen und dann zeige ich dir, wie ich wohne. Einverstanden?“
     „In Ordnung, so machen wir es. Wo wohnst du denn?“
     „In einem Studentenwohnheim auf der rechten Seite der Garonne habe ich ein kleines Zimmer. Kein Komfort, aber mit eigenem Duschbad. Du wirst sehen. Wir können von dort aus noch ein wenig spazieren gehen und ich habe zwei Kochplatten. Ich koche für dich! Spaghetti mit Tomatensauce?“
     Fabian lächelte, „du bist ein Schatz. Mein Schatz eben.“

Chloé parkte den Wagen auf einem der Park und Ride Parkplätze vor der Stadt. Hand in Hand gingen sie die wenigen Schritte zur Haltestelle. Schon nach einigen Minuten kam die Tram, die auf Fabian einen ziemlich futuristischen Eindruck machte. Chloé erklärte Fabian während der Fahrt, was es zu sehen gab. Sie fuhren an einem See vorbei, dann schwenkte die Bahn in Richtung Garonne, um, nachdem das Monument aux Girondins passiert war, in das historische Stadtzentrum einzubiegen. Dort stiegen sie aus und Chloé zeigte Fabian das Hôtel de Ville, sagte hier treffen wir uns um elf, gab ihm einen Kuss und verschwand.

Fabian ging durch die historische Innenstadt. Sehr motiviert war er dabei nicht, denn seine Gedanken kreisten um Chloé. Chloé hatte ihm am Parkplatz noch einen kleinen Reiseführer in die Hand gedrückt und so suchte er sich seinen Weg durch die Stadt. Er umrundete die Kathedrale. Ging zum Grand-Théâthe, wo sich auf den Stufen eine Menge junger Leute niedergelassen hatte. Er schaute sich die Maison du Vin an und ging dann in Richtung Monument aux Girondins, von dort ging er auf einer Straße, die zu seiner Verwunderung Allée de Munich hieß in Richtung Garonne. Am Quai Louis XVIII lag ein Kreuzfahrtschiff, das er von außen begutachtete, bevor er sich in Richtung Place de la Bourse wandte. Als er auch das hinter sich hatte, wandte er sich wieder in Richtung Hôtel de Ville, da er eigentlich nur Chloé im Sinn hatte und auf keinen Fall zu spät am Treffpunkt erscheinen wollte. Da er noch sehr früh dran war, ging er noch in der Fußgängerzone durch eine der Einkaufsstraßen. Er merkte schnell, dass Chloé recht hatte, in den Auslagen fand er nichts in seiner Preisklasse. Schon einige Zeit vor elf traute er sich nicht mehr weg vom Vorplatz des Rathauses. Fabian hatte keinerlei Vorstellung davon, aus welcher Richtung Chloé zum Hôtel de Ville kommen würde, so platzierte er sich ziemlich zentral auf dem Rathausvorplatz und wartete. Obwohl er aufmerksam immer wieder nach Chloé Ausschau hielt, stand diese nach einiger Zeit, für ihn völlig überraschend neben ihm. Chloé küsste ihn auf die Wange, Fabians Herz wollte vor Freude zerspringen. Zu Fabians Überraschung hatte Chloé bereits eingekauft, ein Baguette trug sie unter dem Arm.
     „Darf ich dir noch irgendetwas zeigen oder hast du genug gesehen?“
     „Fürs Erste reicht es mir, Süße. Ich werde jetzt ja öfter nach Bordeaux kommen.“
     „Und was machst du dann hier in Bordeaux?“
     „Ich besuche dich.“
     „Aha, es ist dir also ernst.“
     „Sehr ernst, Chloé!“
     Chloé drückte Fabian einen weiteren Kuss auf die Wange, „mir ist es auch ernst, Fabian. Ich werde sehnsüchtig auf dich warten.“ Sie versetzte ihm einen recht heftigen Stoß. „Und jetzt komm, wir gehen zum Denkmal und suchen uns einen bequemen Platz zum Picknick. Schließlich habe ich, seit ich zu Hause los bin, nichts mehr gegessen.“
     Fabian nahm Chloé ihre Tasche ab und nahm sie an die Hand, „dann lass uns gehen. Ich will ja nicht, dass du vom Fleisch fällt.“
     „Was ist das denn für ein Ausdruck? Den habe ich noch nie gehört.“
     „Da siehst du, wie praktisch es für eine Germanistikstudentin ist, einen deutschen Freund zu haben.“ Beide lachten.

Nah beim Monument aux Griondins breiteten sie ihr Picknick auf einer Rasenfläche aus. Der leichte Wind wehte etwas Kühle von den Wasserspielen des Monuments zu ihnen hinüber, was beide an diesem heißen Tag als äußerst angenehm empfanden. Fabian sah erfreut, was Chloé alles zum Picknick besorgt hatte. Zum Schluss zauberte sie aus ihrer Tasche zwei Einwegteller hervor. „Nicht gerade umweltfreundlich, aber praktisch“, bemerkte sie dazu, als sie auch noch Plastikbesteck bereitlegte. Fabian lachte, „im Flugzeug machen sie es genauso und da wird auch noch Kerosin verschleudert, während man isst.“ Chloé legte auf jeden Teller eine Scheibe Leberterrine und hielt Fabian dann das Baguette hin, von dem er sich ein Stück abbrach. Auch Chloé brach sich ein Stück Baguette ab. Schweigend aßen beide. Ab und zu tranken sie Wasser aus einer Flasche. Als die Leberterrine verzehrt war, reichte sie Fabian ein Stück Schafskäse. „Für den Käseliebhaber“, sagte sie dazu. Chloé öffnete noch eine Tüte, aus der sie Fabian eine Rispe Weintrauben hinhielt. Beide pflückten sich nach und nach die Trauben ab und nach einiger Zeit ließ sich Fabian auf den Rasen sinken und legte einen Arm um Chloés Taille. Auch Chloé legte sich auf den Rasen und kuschelte sich an Fabian an. Nachdem sie einige Zeit Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, lagen sie nebeneinander und hielten sich bei den Händen, dabei betrachteten sie verträumt die hochziehenden Wolken, die vom Ozean kommend, ins Landesinnere zogen. Irgendwann stupste Chloé Fabian und flüsterte ihm ins Ohr, „du wolltest noch einkaufen. Wegen mir brauchst du das nicht. Du gefällst mir so, wie du bist.“ „Ich will aber ordentlich aussehen, wenn wir zusammen sind. Verstehst du das?“ „Oh ja, dann lass uns aufräumen. Danach gehen wir zur Tram.“

Vom Parkplatz aus fuhr Chloé zu einem der großen Einkaufszentren außerhalb der Stadt. Fabian war ziemlich irritiert über das, was er sah. Chloé hatte den Wagen auf einer der oberen Ebenen eines Parkhauses abgestellt. Als Fabian von oben über das Gelände schaute, blickte er auf einen schier endlosen Parkplatz, um den herum große hallenförmige Geschäfte platziert waren. Obwohl gerade erst nach Mittag, war das Gelände gut gefüllt, was in Fabian weiteres Erstaunen auslöste. Chloé nahm ihn bei der Hand und sagte kurz, „komm!“ Sie führte ihn am Aufzug vorbei zum Treppenhaus und voll kindlicher Freude hüpfte sie mit Fabian an der Hand über die Treppen nach unten. Über die ebenerdigen Parkplätze gingen sie gemeinsam zu einem der vielen Geschäfte. Das ganze Gelände sah für Fabian irgendwie unwirklich aus. Linker Hand lag eine Tankstelle, mit wohl an die zwanzig Tanksäulen. Auf der anderen Seite, vor ihnen und neben dem Parkhaus, das sie soeben verlassen hatten, verteilten sich die großen hallenartigen Gebäude, die er bereits vom Parkdeck aus gesehen hatte. Als sie den Gebäuden näher kamen, staunte Fabian darüber, dass es so gut wie keine Schaufenster gab. Einige der Hallen hatten pompös gestaltete Eingänge, während die Mehrzahl der Eingänge mit ganz normalen Rolltoren oder Feuerschutztüren ausgestattet waren. Fabian erinnerte das ganze Gelände eher an ein größeres Gewerbegebiet. Schlosser-, Schreinereien oder Autowerkstätten hätte er sich gut hinter diesen Mauern vorstellen können.

Zielsicher steuerte Chloé einen der Eingänge an, hinter dem sich eine weite Halle öffnete. Fabian war erstaunt über die lange Reihe von Kassen, an denen sie vorbeigehen mussten, um in das Geschäft zu gelangen. Was Fabian hinter den Kassen sah, war für ihn einfach ein zu groß geratener Supermarkt, Lebensmittel in allen Regalen, nur eben in größeren Mengen. Er hatte keine Ahnung, was das mit seinen Bekleidungswünschen zu tun haben könnte. Sobald sie an der Rezeption den Markt betreten hatten, wandte sich Chloé jedoch in eine Richtung, die von den Lebensmittelregalen weg führte. An Regalen voll mit Töpfen, Porzellan und Plastikbehältern vorbeigehend, erreichten sie eine ausgedehnte Textilabteilung. In einem langen Regal suchte Fabian nach einer Jeans, die vom Aussehen und auch vom Preis her seinen Vorstellungen entsprach. Er probierte zwei verschiedene Größen und bat Chloé sein Aussehen zu begutachten. Chloé machte bei beiden Hosen ein Zeichen, er möge sich einmal um die eigene Achse drehen und sagte dann, „die engere Hose sitzt perfekt. Wenn sie nicht zu eng ist, würde ich diese an deiner Stelle nahmen.“ Sie kam sich in diesem Moment wie eine Ehefrau vor, die ihren Mann beim Einkauf berät. Fabian küsste sie auf die Wange, „gut, dass ich eine Beraterin dabei habe. Die Hose ist nicht zu eng, ich nehme sie, wenn sie dir gefällt.“ „Dir muss sie gefallen, auf mich kommt es hier nicht an.“ „Doch Chloé, sie soll dir gefallen, ohne dich liefe ich immer noch doof am Strand herum.“ „Ok, ok! Zieh deine alte Hose wieder an und diese kommt in unseren Einkaufswagen.“ Chloé lächelte Fabian verliebt an und erhielt dafür einen Kuss auf die Stirn. Bei den T-Shirts fanden sie einen preiswerten Dreierpack in Größe M, der beiden gefiel. Fabian suchte noch etwas herum und fand gleiche T-Shirts in Größe S, auch diese landeten im Einkaufswagen.
     Chloé schaute Fabian fragend an. „Das ist für dich, Süße. Partnerlook meine ich.“
     „Fabian, das geht nicht. Du bist doch sowieso mit dem Geld knapp dran, bitte lege die T-Shirts wieder zurück.“
     „Nein, ich möchte sie dir schenken, bitte.“
     Chloé schüttelte den Kopf, „du bist ein fou (Spinner). Wenn wir sie mitnehmen, bezahle ich sie selbst.“
     „Bitte, ich möchte dir so gerne etwas schenken. Sieh mal, bald bin ich weg und bis wir uns wiedersehen, vergehen Wochen oder Monate“, Fabian zog Chloé zu sich heran und drückte sie.
     „Wahrscheinlich vergisst du mich, sobald du die Grenze nach Deutschland überquert hast und dann brauche ich dein Geschenk auch nicht mehr.“
     Die Bemerkung machte Fabian wütend, „du glaubst nicht, dass es mir ernst ist!?“
     „Doch, mon trésor, komm, sei gut! Ich habe das nur so daher gesagt. Ich nehme dein Geschenk gerne an.“ Beide umarmten sich und küssten sich auf den Mund.
     „Sollen wir uns für heute Abend eine Flasche Wein mitnehmen oder trinkst du grundsätzlich keinen Alkohol?“
     „Doch ich trinke schon Alkohol, wenn es einen Anlass gibt. Und heute haben wir doch einen Anlass, oder?“
     „Ja sicher! Möchtest du den Wein aussuchen?“
     „Ich habe keine Ahnung von Wein, Süße. Da musst du mich zumindest beraten.“
     „Das mache ich gerne, Liebster. Komm, wir gehen in die Weinabteilung. Rot- oder Weißwein? Und damit das klar ist, den Wein zahle ich.“
     „Ach, Chloé, lass uns doch zusammenlegen. Was wir am Four à Goudron und in Bayonne gegessen haben, hast du bezahlt; und auch das, was du vorhin zum Picknick besorgt hast, hast du ausgelegt.“
     „Ja doch, wir legen zusammen, wenn du darauf bestehst. Was denn nun, weiß oder rot?“
     „Weißwein mag ich lieber.“

In der Weinabteilung war Fabian überwältigt von der Vielzahl der angebotenen Weine. Chloé ging langsam am Regal vorbei und war sich nicht ganz schlüssig, welchen Wein sie Fabian vorschlagen sollte. Schließlich griff sie nach einer Flasche Bergerac, die sie Fabian hinhielt. „Diesen Wein trinke ich besonders gern“, sagte sie dazu. Fabian las mühsam die Beschreibung auf der Rückseite der Flasche. Soviel er verstand, handelte es sich um einen trockenen, nicht zu schweren Wein, der kühl getrunken werden sollte. „Mein Vertrauen in deine Fachkenntnis ist grenzenlos. Wir nehmen diesen Wein“, sagte er dann und gab Chloé einen Kuss. Diese nahm die Flasche, legte sie in den Einkaufswagen und gab ihm einen Knuff. „Du redest Unsinn“, meinte sie. Nachdem sie sich kurz besonnen hatte, ging sie zu einem Regal mit Knabbereien. Dort nahm sie eine Tüte Pistazien, die sie Fabian vor die Nase hielt. „Magst du Pistazien?“ Fabian nickte zustimmend. Ohne sich weiter um Fabian zu kümmern, schob sie den Wagen in Richtung der Kassenanlage. Fabian folgte ihr versonnen. Die schmale Gestalt, der vor ihm gehenden jungen Frau faszinierte ihn. Er dachte an den Moment zurück, als er Chloé das erste Mal aus dem Ozean steigen sah. Von einem Stoß, den Chloé ihm versetzte, wurde er aus seinen Träumereien gerissen. „Nicht träumen, mon trésor. Wir sind an der Kasse und müssen zahlen.“ Als sie im Parkhaus ihre Einkäufe im Auto verstaut hatten, zog Fabian Chloé zu sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Chloé steuerte den Wagen auf die Rocade und überquerte die Garonne auf dem Pont d’Aquitaine. Direkt danach benutzte sie die Ausfahrt und steuerte das Auto durch den dichten Stadtverkehr zu ihrer Wohnung. Dort suchte sie einige Zeit nach einer Parklücke und als sie diese gefunden hatte, parkte sie so geschickt ein, dass Fabian ihr einen bewundernden Blick zuwarf. Sie nahmen ihr weniges Gepäck und ihre Einkäufe, betraten das Haus, wo sie in einen altersschwachen Aufzug stiegen. Knarrend fuhr der Aufzug nach oben, Fabian hatte ein mulmiges Gefühl dabei. Oben angekommen, öffnete Chloé ihre Tür und bat Fabian hinein. Von der winzigen Diele aus ging es in ein kleines fensterloses Bad und in das einzige Zimmer der Wohnung, das sehr spartanisch eingerichtet war. In der Ecke neben dem Fenster stand ein recht breites Bett, über dem ein Regal, übervoll mit Büchern hing – Goethe, Böll, Heinrich Heine, alle Werke auf Deutsch – Fabian war beeindruckt. Direkt am Fenster stand ein einfacher Schreibtisch, auf dem ein kleines Radio stand. Auch auf dem Schreibtisch stapelte sich deutsche Literatur, Fabian fielen die Werke von Remarque auf. Vor dem Schreibtisch stand ein altersschwacher Stuhl. An der Wand gegenüber dem Bett, stand ein Kühlschrank, wohl mindestens ein Jahrzehnt älter, als Chloé und er es waren. Auf dem Kühlschrank befand sich ein ähnlich betagter Elektrokocher, mit zwei Kochplatten, von denen die rechte bereits rissig war. Davor stand ein elektrischer Wasserkocher, der einen relativ neuen Eindruck machte. Der einzige Schrank befand sich in der Diele, der Chloé sowohl als Kleiderschrank, als auch als Vorratsschrank diente.

Nachdem sie Gepäck und Einkäufe abgelegt hatten, hielten sie sich nicht lang mit weiteren Nebensächlichkeiten auf, sondern begannen unverzüglich damit sich intensiv zu liebkosten. Mehr und mehr ihrer Kleidung landete auf dem Boden und endlich ließen sie sich auf das Bett sinken. Sie liebten sich intensiv und liebevoll. Das einzige, was beide außer ihrem eigenen Stöhnen vernahmen, waren die quietschenden Geräusche, die das in die Jahre gekommene Bett von sich gab. Nachdem ihre erste Lust befriedigt war, lagen sie eng aneinander geschmiegt ganz still auf dem Bett. Schläfrig drehte sich Fabian auf die Seite. Chloé kuschelte sich an seinen Rücken und drückte ihm ab und zu einen Kuss auf den Nacken. Als sich Fabians Schläfrigkeit legte, drehte er sich wieder zu ihr um und drückte sich, so eng es ging bei Chloé an. Er spürte ihre Brüste an seiner Brust, während er seinen Penis sanft gegen ihre Scham drückte. Lange lagen sie so beieinander. Nach einiger Zeit überwältigte Fabian wieder die Müdigkeit und er schlief ein. Chloé hielt ganz still, sie meinte, ihr Liebster könne nach zwei Nächten in den Dünen Schlaf gebrauchen. Später, als Fabian sich bewegte, küsste sie ihn liebevoll zuerst auf das Gesicht und kuschelte sich dann an seine Brust. Kurze Zeit später wachte Fabian auf.
     „Habe ich lange geschlafen, Liebste?“
     „So eine Stunde, aber ich habe schön bei dir gekuschelt in dieser Zeit.“
     „Du bist mir nicht böse, weil ich eingeschlafen bin?“
     „Nein, warum? Ich glaube, du hast in den letzten Nächten nur wenig Schlaf gehabt.“
     „Da magst du recht haben, aber trotzdem, das hätte mir jetzt nicht passieren dürfen.“
     „Ach komm, Fabian! Ich finde es so schön mit dir. Was erzählst du denn für einen Quatsch? Es ist nichts passiert! Du bist eingeschlafen und ich habe gekuschelt. Damit du auf andere Gedanken kommst, mache ich dir jetzt erst einmal Vorschläge für den Abend.“
     Fabian gab Chloé einen Kuss auf den Mund, „ich höre!“
     „Gut, pass auf! Wir duschen jetzt und gehen danach auf einen Aperitif aus. Wenn wir zurück sind, koche ich Spaghetti mit Tomatensauce und nach dem Essen trinken wir unseren Wein. Und was sonst noch geschieht, das wird sich ergeben.“ Chloés Gesicht strahlte nach dieser kurzen Ansprache.
     „Duschen wir gemeinsam?“
     „Mon dieu, tu es fou (Mein Gott, bist du ein Spinner)! Aber wenn es dir Spaß macht, gerne, mein Schatz.“

Unmittelbar nach diesem Satz stand Fabian auf, zog Chloé an den Händen hoch und schloss sie in seine Arme. Hand in Hand gingen sie ins Bad. Im Bad und vor allem unter der Dusche ging es äußerst eng zu. Als sie gemeinsam in der Duschtasse standen, flüsterte Chloé Fabian ins Ohr, „willst du immer noch, dass wir zusammen duschen?“ „Ja“, Fabians Stimme klang belegt. „Dann geh wenigstens hinaus, bis ich das Warmwasser einreguliert habe.“ Fabian gehorchte und stellte sich neben die Dusche, während Chloé an der Mischbatterie die Wassertemperatur einregulierte. Als sie damit fertig war, zog sie Fabian mit der Hand wieder unter die Dusche. Eng aneinander geschmiegt ließen sie das Wasser über ihre Körper laufen, ab und an streichelten sie sich dabei oder Fabian küsste Chloé auf die Stirn. Nach einiger Zeit drehte Chloé das Wasser ab, drückte sich einen Klecks Shampoo auf die Hand und schäumte Fabian die Haare ein. Da sie viel Shampoo auf ihre Hand genommen hatte, verteilte sie danach den Überschuss auf Fabians Körper. Eng wurde es, als sie sich seinem Unterleib näherte, so stieg sie aus der Dusche und setzte ihr Werk vor dort aus fort. Sobald sie ihn ganz eingeschäumt hatte, kletterte sie wieder in die Duschtasse und Fabian begann seinerseits damit, ihr Shampoo auf den Haaren zu verteilen. Nachdem er Chloés Haare eingeschäumt hatte, stieg Fabian aus der Duschtasse und verteilte Schaum gleichmäßig auf ihrem Körper. Chloé hielt dabei ganz still, als er aber ganz sanft Schaum auf ihren Schamhaaren verteilte, reagierte sie ziemlich kitzlig. Sie legte eine Hand auf seine Hand, um den Druck auf ihre Schamhaare zu erhöhen. Fabian verteilte hingebungsvoll weiteren Schaum auf ihrem Körper, kitzelte sie zwischenzeitlich an ihren Pobacken, wofür er einen Stoß vor die Brust erhielt. Als Chloé von vom Kitzeln genug hatte, drehte sie entschlossen wieder an der altertümlichen Mischbatterie, um die Wassertemperatur einzuregulieren. Sobald sie die Temperatur wunschgemäß eingestellt hatte, befestigte sie den Duschkopf an seiner Halterung und stellte sich unter den Duschstrahl. So blieb Fabian nichts anderes übrig, als wieder in die Duschtasse zu steigen. Auch dort beschäftigte er sich ausgiebig mit der Erforschung ihres Körpers, was Chloé sich gerne gefallen ließ.

Fabian zog eins der neuen T-Shirts und die neuerworbene Hose an. Chloé schlüpfte in eine helle dreiviertellange Hose, auch sie zog eins der von Fabian gekauften T-Shirts an – Fabian betrachtete begeistert ihr Aussehen. Ihre Hose saß stramm am Hinterteil, unter dem T-Shirt zeichneten sich ihre Brüste ab und die Brustwarzen bildeten kleine Ausstülpungen im Stoff. Fabian war bewusst, seine Kumpane würden ihn um diese Frau beneiden, wenn sie nicht ständig besoffen wären. Der Gedanke brachte ihn zum Grinsen und er drückte Chloé an sich. Chloé gab ihm einen Kuss. „Komm, lass uns endlich gehen“, sagte sie danach.

Mit dem Aufzug fuhren sie nach unten. Fabian hatte ein mulmiges Gefühl in dem altersschwachen Gefährt, während Chloé, die an die Geräusche gewöhnt war, ihn mit einem spöttischen Lächeln bedachte. Auf der Straße nahmen sie sich bei den Händen und gingen zur nächsten Haltestelle der Tramlinie A. In der Tram saßen beide nebeneinander und Fabian genoss Chloés Nähe. Sie erklärte ihm einiges von dem, was sie sahen. Fabian hörte aber nur mit halbem Ohr zu und hielt Chloé voll liebender Gedanken bei der Hand. Nach der Station Stalingrad überquerte die Tram die Garonne auf dem Pont de Pierre. An der Porte de Bourgogne stiegen sie aus, gingen hinunter zum Fluss und spazierten am Fluss entlang in Richtung Monument aux Girondins. Noch bevor sie dort ankamen, schwenkte Chloé in Richtung Innenstadt. Sie führte Fabian durch die Allée d’Orléans zu einer Brasserie. Da es auf der Terrasse ziemlich voll war, zog sie Fabian in die Gaststube, wo sie freundlich mit Wangenküssen begrüßt wurde. Fabian stellte als ihren compagnon vor. An einem Zweiertisch in einer stillen Ecke nahmen sie Platz.
     „Was ist ein compagnon, Süße?“
     „Mhm, Deutsch weiß ich es nicht so genau. Ich glaube Lebenspartner.“
     Fabian lächelte, „du bist lieb. Das ist auf Deutsch so etwas, wie fast verheiratet.“
     „Ja, genau, das meinte ich.“
     „Ich wäre gerne dein compagnon.“
     „Wenn du mich nicht gleich vergisst, wenn du wegfährst, könnte es gelingen.“
     „Ich werde wiederkommen.“
     Auf Chloés Gesicht erschien wieder das Strahlen, das Fabian so sehr schätzte, „ich warte auf dich, aber ich erwarte, dass du ehrlich sagst, wenn du nicht mehr interessiert bist.“
     „Warum vertraust du mir nicht einfach?“
     Chloé legte eine Hand auf Fabians Hand, „ich vertraue dir, aber ich bin auch realistisch. Bitte Fabian, es ist doch so, wir kennen uns noch nicht einmal eine Woche. Da ist alles noch im Fluss. Wir haben es beide gesagt, wir wollen eine schöne Zeit haben. Ab dem Moment, wenn du abreist, warte ich darauf, dass du dich meldest. Du hast gesagt, dass es dir ernst ist. Mir ist es auch ernst. Das muss im Moment reichen. Und bitte, sei lieb zu mir.“ Chloé schaute Fabian verliebt an.
     Auch Fabian lächelte, „ich bin lieb zu dir. Ist das hier deine Stammkneipe?“
     „Wie kommst du darauf? Ich verdiene mir hier etwas dazu. An Wochenenden helfe ich hier aus.“
     „Ich dachte nur. Küsschen links, Küsschen rechts. Das ist für mich ungewohnt.“
     „Ich weiß, aber daran gewöhnst du dich mit der Zeit. Ich gehe jetzt zum Tresen und hole uns zwei Aperitifs! Dann stört uns die Bedienung nicht.“ Chloé ging und kam mit zwei Gläsern zurück. Auch den Bon hatte sie mitgebracht. „Lass uns trinken, Fabian“, sagte sie, als sie sich wieder setzte.
     Fabian probierte, der Aperitif war süß und lief ihm warm durch die Kehle. „Chloé, ich muss dir etwas gestehen. Ich habe kaum noch Geld, nachdem ich mich neu eingekleidet habe“, sagte er, als es sein Glas absetzte. Seine Stimme klang verlegen und sein Blick drückte diese Verlegenheit aus.
     Chloé lächelte, „ach, Fabian, mach dir keine Sorgen. Ich bezahle hier und bis zum Wochenende brauchst du kaum noch Geld. Bitte sag, wenn du noch Geld brauchst, ich strecke es dir vor.“
     „Ich glaube, ich komme aus, wenn ich sparsam bin. Es war nur, weil ich auf dem Bon sah, wie teuer es hier ist.“
     „Wie gesagt, ich zahle und die restlichen Tage treffen wir uns morgens im Dorf, da spendiere ich dir das Frühstück. Abends sind wir sowieso zusammen, hoffe ich.“ Chloé schaute verliebt und lächelte.

Sie sprachen nicht mehr viel, während sie am Tisch saßen und an ihrem Aperitif tranken. Fabian war von seinen Gefühlen zu Chloé überwältigt, während diese wieder das ihr ganz eigene Stahlen verbreitete. Als ein Sonnenstrahl durch das Fenster auf ihre Haare fiel, hatte Fabian das Gefühl, er könne seine Liebe nicht mehr aushalten. Chloé zahlte am Tresen und sie fuhren mit der Tram zurück. Immer noch war Fabian von seinen Gefühlen überwältigt. Am liebsten wäre er, neben Chloé in der Tram sitzend, gemeinsam mit ihr bis zum Ende der Welt gereist. Wieder in der Wohnung machte sich Chloé umgehen ans Kochen. Fabian wollte helfen, was sich aber in der Enge des Zimmers als schwierig erwies. So begnügte er sich damit eine Zwiebel zu hacken, was seine Augen zum Tränen brachte. Danach reichte Chloé ihm die Weinflasche und schickte ihn in die Diele Gläser zu holen. Alles, was Fabian fand, waren zwei Wassergläser, diese stellte er auf den Schreibtisch und öffnete die Weinflasche. Noch einmal schickte Chloé ihn die Diele, mit dem Auftrag Teller und Besteck zu holen. Dann war sie mit dem Kochen fertig und verteilte Spaghetti und Tomatensauce auf den Tellern. Sie bat Fabian auf dem wackeligen Stuhl Platz zu nehmen. Für sich selbst baute sie aus Kopfkissen und Bettdecke einen Sitzplatz auf dem Bett, um beim Essen leichter an den Tisch zu kommen. Fabian war damit nicht einverstanden, er wollte, dass Chloé sich auf den Stuhl setzte, was diese aber entschieden ablehnte. Er schüttete den Wein ein und sie aßen, wobei sie sich verliebte Blicke zuwarfen. Fabian befand, dass Chloé brauchbare Köchin sei und erhielt für diese Bemerkung von ihr ein Lächeln als Antwort. Nach dem Essen tranken sie in kleinen Schlucken Wein und knabberten dabei Pistazien. Bei beiden breitete sich ein Gefühl tiefster Zufriedenheit aus. Nach einiger Zeit gab sich Chloé selbst einen Stoß, nahm Geschirr und Besteck, ging damit ins Bad und spülte im Waschbecken, während Fabian in der Diele stehend abtrocknete und alles wieder in den Schrank räumte. Bei jedem Teil, das sie ihm angab, schenkte sie ihm ein Lächeln. Nach dem Spülen saßen sie nebeneinander auf dem Bett, tranken von ihrem Wein, knabberten Pistazien und tauschten Zärtlichkeiten aus.

Schließlich drückte sich Fabian an Chloé, „müssen wir morgen früh weg?“
     „Nein, meine Mutter braucht das Auto am Nachmittag, da fährt sie zur Arbeit. Warum fragst du?“
     „Oh, dann können wir ausschlafen.“
     „Du hast wohl in den Dünen nicht allzu viel geschlafen?“
     „Nicht wirklich viel.“
     „Dann leg dich hin, ich lese noch etwas, während du schläfst.“
     „So habe ich das nicht gemeint, Liebste.“
     Chloé lächelte, „ich habe es nicht ernst gemeint. Ich wollte dich ärgern.“
     „Necken wäre der passende Ausdruck gewesen, mein Schatz“, lachte Fabian.
     „Danke, mein Schatz, mit dir als mein compagnon wird sich mein Deutsch stark verbessern“, antwortete Chloé grinsend.

Ohne weiter auf Fabian einzugehen, zog Chloé sich aus und legte sich auf das Bett. Fabian reagierte überrascht, beugte sich aber umgehend über sie und drückte seinen Mund auf ihre Schamhaare. Von Verlangen überwältigt, drückte Chloé Fabians Lippen fester auf ihre Scham und ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen. Auch er entledigte sich eilends seiner Kleidung und bereitete ein Kondom vor, danach drückte er seine Lippen wieder auf Chloés Schamhaare. Fabian arbeitete sich mit Lippen und Zunge weiter nach oben, bei ihren Brüsten hielt er kurz an und massierte diese leicht. Danach bedeckte er ihr Gesicht mit Küssen, führte eine Hand zwischen ihre Schenkel und als er feststellte, dass sich dort Feuchtigkeit ausbreitete, ließ er von ihr ab und zog sich eilends ein Kondom über. Chloé zog ihn neben sich auf das Bett, hockte sich auf ihn und führte den Penis in die Vagina ein. Fabian legte seine Hände um ihre Taille, während Chloé ihren Schoss rhythmisch hob und senkte. Chloés Erregung stieg und sie ließ sich auf Fabian sinken. Als Fabian sie mit seinen Armen umschloss, merkte er, wie ein Zittern durch ihren Körper lief. Auch er erreichte seinen Höhepunkt und hatte das Gefühl zu zerfließen. Als sich sein Samen in das Kondom ergoss, entrang sich seinen Lippen ein Stöhnen. Eng umschlungen schliefen sie schließlich ein. Als Fabian am Morgen aufwachte, fand er sich allein im Bett, auf dem Stuhl lag ein Zettel. Fabian griff nach dem Zettel und las: Liebster, hast Du gut geschlafen? Ich bin nur zum kurz zur boulangerie und zur charcuterie. Tausend Küsse.

Fabian legte sich noch einmal zurück und drückte das Schreiben auf seine Brust. Dann stand er entschlossen auf, wusch sich, suchte im Schrank nach Tassen und Kaffee. Dort fand er zwei ziemlich abgestoßene Tassen und eine Dose Pulverkaffee. Als er den Wasserkocher in Gang setzte, kam Chloé vom Einkauf zurück. Was sie sah, brachte sie zum Lachen. Fabian hatte sich in ihren, ihm viel zu engen Morgenmantel gezwängt. Sie nahmen sich in die Arme und küssten sich ausgiebig. Als das Wasser kochte, löste sie sich von Fabian, gab Pulverkaffee in die Tassen und goss mit dem heißen Wasser auf. Ihrer Tasche entnahm sie ein Baguette und extra für Fabian ein pain de campagne, sowie Butter, Milch und Wurst. Sie sah, dass Fabian noch auf etwas wartete. Er bekam einen Kuss, „ich habe ein kleines Stück alten Schafskäse für dich mitgebracht.“ Fabian griff sie sich und kitzelte sie ausgiebig.

Nach dem Frühstück saßen sie noch einige Zeit nebeneinander auf dem Bett. Danach machten sie sich daran, aufzuräumen. Als sie das Zimmer in Ordnung gebracht hatten, packten sie ihre Sachen zusammen. Fabian wollte die Rückfahrt noch etwas hinauszögern und zog Chloé feste an sich. Diese löste sich aber schnell wieder von ihm und meinte nur, „Fabian, wir haben den ganzen Tag Zeit! Wir treffen uns am Strand. Ich komme, sobald ich kann.“

Ohne große Eile fuhr Chloé zurück in Richtung Linça. Fabian saß tief in Gedanken versunken neben ihr. Er war immer noch überwältigt von dem, was ihnen in Bordeaux widerfahren war. Noch nie war er so verliebt gewesen. Er träumte davon, sich nie wieder von Chloé trennen zu müssen. Wenn es die Verkehrslage zuließ, gönnte Chloé ihm einen Blick. Ihr Lächeln dabei verzauberte ihn. Nach der Mautstation befand Chloé, es sei genug geschwiegen.
     Ein spöttisches Lächeln umspielte ihren Mund, „hat mon chéri seinen Mund in Bordeaux vergessen? Oder denkt er darüber nach, wie er elegant Schluss machen kann?“
     Fabian schreckte auf, „wie kannst du so etwas sagen? Ich liebe dich!“
     „Nein, wir sind verliebt. Das ist etwas anderes.“ Chloé lächelte versöhnlich.
     „Bitte, Chloé, da vorn kommt ein Parkplatz.“
     Kaum hatte Chloé angehalten, brach es aus Fabian heraus, „Chloé bitte, merkst du nicht, dass ich vor Sehnsucht nach dir brenne?“
     „Doch Fabian, moi aussi, je meurs d'impatience (auch ich brenne), das weißt du.“
     „Und warum vermutest du, dass ich mich von dir trennen möchte?“
     „Tu ich doch nicht! Ich wollte dich provozieren. Eben habe ich gesagt, dass du verliebt bist. Ich bin auch verliebt und ich habe Angst.“
     „Wovor hast du Angst, Liebste?“
     „Ich fürchte mich vor Freitag. Da müssen wir uns trennen, das weißt du. Und so sehr ich dir vertraue, ich habe Angst, du könntest, bevor du gehst, ganz einfach Schluss machen. Oder du schreibst auf der Rückfahrt in einer SMS, dass Schluss ist. Noch schlimmer, du lässt nie wieder etwas von dir hören.“
     „Nein, ich tue nichts von dem. Chloé in der letzten Nacht habe ich zum ersten Mal seit ich dich kenne gut geschlafen. Das lag nicht daran, dass ich endlich einmal in einem Bett schlafen konnte, sondern daran, dass du dich an meinem Rücken angekuschelt hast. Und dass ich vorhin so schweigsam war, lag daran, dass ich von einem langen Leben mit dir geträumt habe.“
     „Ich weiß, chéri. Ich habe doch bereits zugegeben, dass ich dich provozieren wollte. Aber ich habe wirklich Angst, denn auch ich träume diesen Traum.“
     Fabian war nachdenklich, „Liebste, wenn das so ist, dann lass es uns einfach miteinander versuchen. Wie sollen wir sonst jemals erfahren, ob wir es schaffen?“
     Chloé drückte ihm einen Kuss auf die Wange, „dann sollten wir uns jetzt um die näherliegenden Probleme kümmern.“
     „Und die wären?“
     „In einer halben Stunde setze ich dich ab. Ich bringe dann das Auto nach Linça. Maman fährt um drei zur Arbeit. Solange bleibe ich bei ihr, schließlich bin ich zu Besuch bei meinen Eltern. Danach können wir den Tag nach unserem Gutdünken gestalten. Ich möchte gerne an den Strand. Was würde dir denn Freude machen?“
     „Wenn du möchtest, würde ich gerne mit dir am Strand joggen und danach könnten wir baden und dann im Sand schmusen.“
     Chloé versetzte Fabian einen Knuff, „und danach?“
     „Weiß nicht. Ich habe, wie du weißt, kein Geld mehr. Einen Abend in der Pizzeria kann ich nicht mehr finanzieren.“
     „Lieber Fabian, ich fände es schön, mit dir in der Pizzeria zu essen. Bitte vertraue mir, ich habe bei Maman und Papa einen leichteren Zugang zu Geld. Bis Freitag zahle ich, bitte Fabian, sag nicht nein.“
     „Ich suche mir sofort einen Job, wenn ich zurück bin und begleiche meine Schulden bei dir.“
     „Du verstehst mich falsch. Wenn du wirklich einmal mein compagnon bist, legen wir sowieso zusammen. Bitte, ich will das Geld nicht zurück haben.“
     „Das geht nicht. Du schnorrst deine Eltern um Geld an, nur um mich zu unterstützen. Das darfst du nicht.“
     „Was heißt, du schnorrst?“
     „Du bettelst.“
     „So ist das nicht, Fabian! Ich sage meinen Eltern, wie es ist. Gib deinem Herzen einen Stoß und lass mich machen. Und dass wir morgens gemeinsam frühstücken, haben wir bereits besprochen.“
     Fabian zog Chloé zu sich heran, drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und flüsterte in ihr Ohr, „ist gut, deinen Argumenten habe ich im Moment nichts entgegenzusetzen.“
     Chloé lächelte, „darf ich weiterfahren, sonst komme ich zu spät.“ Fabian nickte und streichelte ihren Arm.

Nachdem Chloé Fabian abgesetzt hatte, ging dieser widerwillig ins Camp und dort traf er, wie erwartet, die übliche Runde der Trinker an. Sein Freund machte einen nüchternen Eindruck und roch auch nicht nach Gras, was Fabian verwunderte. Er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern brachte seine Sachen ins Zelt. Zu seiner Verwunderung folgte der Freund ihm.
     „Ich vermute, du hast eine schöne Zeit hier?“
     Fabian war verblüfft, „das siehst du richtig. Ist sonst noch was?“
     „Hast wohl viel Freude mit deiner Kleinen. Stellst du sie mir vor?“
     „Nein!“
     „Und wieso nicht?“
     „Sie ist nicht meine Kleine, sondern eine Frau, die von Kiffern und Säufern nichts hält.“
     „Ich kiffe nicht mehr.“
     „Wieso? Ist die letzte Hanfernte erfroren?“
     „Kiffen ist doch eigentlich nur Quatsch. Und ganz ehrlich, mir ist das Geld ausgegangen.“
     „Halte dich doch an die Säufer. Rausch ist schließlich Rausch.“
     „Ich mag die Sauferei nicht. Mensch sei doch nicht so, Fabian.“
     „Ich bin nicht so, ich dachte nur, wir wollten gemeinsam Surfen, Simon! Nun, vielleicht war das ja auch mein Glück, beim Surfen hätte ich Chloé nie kennengelernt.“
     „Ich bin doch auch vom Surfen ausgegangen. Tut mir leid, dass die Sache so danebengegangen ist.“
     „Ich sage dir es jetzt einmal so, Simon. Wenn dir wirklich etwas daran liegt, dann komm nachher mit. Ich stelle dir Chloé vor. Aber dann zischst du wieder ab, du verstehst doch sicher, dass wir lieber allein sind.“
     „Ja, das ist mir klar. Wenn ich ein Mädchen hätte, wäre ich auch lieber allein mit ihr.“
     „Gut, dann komm mit zum Fahrradständer. Ich vermute, Chloé kommt so um kurz nach drei.“

Fabian nahm sein Rad und gemeinsam gingen die beiden jungen Männer in Richtung Strand. Nachdem Fabian das Rad am Fahrradständer angeschlossen hatte, setzten sie sich nebeneinander in den Sand der Dünen und warteten. Fabian hob ab und zu eine Hand Sand auf und ließ den trockenen Sand durch seine Finger rieseln. Er hatte keine Idee, worüber er mit Simon sprechen könnte. Und da auch Simon schwieg, dachte er an Chloé. Seine sehnsüchtigen Gedanken versöhnten ihn nun endgültig mit den vermasselten Ferien. Nur das Geld, das die Reise gekostet hatte, bedrückte ihn noch etwas. Er beschloss aber, sich keinen Kopf mehr deswegen zu machen. Er wollte auf jeden Fall sofort nach der Reise nach einem Job zu suchen, denn dass Chloé ihn jetzt aushielt, wurmte ihn und dass sie das Geld nicht zurück haben wollte, das wollte er ihr auf jeden Fall ausreden, bevor er zurückfuhr. Dann sprach Simon ihn an.
     „Fabian, bleibt es bei unserer Freundschaft?“
     „Das liegt bei dir. Wenn du wieder anfängst zu kiffen, dann brauchen wir darüber gar nicht erst zu sprechen.“
     „Ich sagte doch, dass ich nicht mehr kiffe.“
     „Hast du eigentlich schon zu Hause gekifft? Ich habe nie etwas davon gemerkt.“
     „Ja doch, aber nur ab und zu. Und nie, wenn wir zusammen waren.“
     „Wir sind schon lange befreundet und ob du kiffst, ist eigentlich deine Sache. Nur du weißt ganz genau, ich brauche jeden Cent, meine Eltern schwimmen nun einmal nicht im Geld und das Geld für die Reise ist jetzt einfach futsch.“
     „Tut mir echt leid, soll ich dir das Geld erstatten?“
     „Dir scheint das ja echt an die Nieren zu gehen. Nee, lass mal. Mein Gewinn heißt Chloé. Soviel Glück hat man nicht oft im Leben.“ Dann sah Fabian Chloé auf ihrem Fahrrad kommen. Er stand auf und ging ihr entgegen. Beide umarmten sich, als hätten sie sich lange nicht gesehen. Er nahm Chloé bei der Hand und führte sie zu Simon. „Chloé, das ist Simon. Wir sind befreundet.“ „Simon, das ist Chloé.“ Simon war unsicher, wie es weitergehen sollte, während Chloé auf ihn zuging und ihm links und rechts einen Wangenkuss gab. Dann gönnte sie ihm ein freundliches Lächeln, „du darfst mich jetzt auch auf die Wangen küssen.“ Simon ließ sich das nicht zweimal sagen und tat wie geheißen. „Kommst du mit an den Stand?“
     „Nein, Chloé, ich habe zu tun.“
     „Simon muss dringend aufräumen. Sonst kommen wir bald nicht mehr in unser Zelt“, erklärte Fabian.
     Er erhielt einen Knuff von Chloé, „ach komm schon, mach mir nichts vor. Du willst doch nur mit mir allein sein.“
     „Chloé hat recht. Ich gehe schon. Schön, dass wir uns kennengelernt haben, ich wollte dich wirklich nur kennenlernen. Ich hoffe Fabian, du weißt, was du für ein Glück hast.“
     „Ich weiß es“, Fabian zog Chloé zu sich heran.
     „Ich zieh jetzt ab. Aber am Freitag verabschieden wir uns – oder Chloé?“
     „Ja gerne, Simon.“

Simon winkte und ging zurück zum Campingplatz. Fabian nahm Chloé an die Hand und zog sie in Richtung Strand. Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, lief Chloé los, gegen den Wind nach Norden. Fabian lief hinter ihr her und versuchte sie einzuholen. Es gelang ihm nur mit äußerster Anstrengung zu Chloé aufzuschließen. Sie guckte kurz zu ihm, wobei sie spöttisch lächelte. Fabian, etwas außer Atem, fragte, „muss das sein?“ Und erhielt als Antwort einen Knuff, der ihn fast aus dem Gleichgewicht brachte. Unbeirrt lief Chloé weiter gegen den an diesem Tag heftigen Wind. Fabian hielt zwar mit, wünschte sich aber nichts mehr, als dass Chloé endlich aufhöre zu laufen. Er fragte sich, wo diese zarte Person so viel Energie hernahm. Da er sich nichts anmerken lassen wollte, nahm er all seine Kraft zusammen und legte ein höheres Tempo vor. Chloé hielt locker mit und Fabian befürchtete, dass er irgendwann entkräftet stehen bleiben müsse, während Chloé immer noch genug Energie zum weiter laufen hatte. Nach fast einer Stunde ließ es Chloé langsamer angehen und hielt schließlich an. Sie machte ein paar Dehnübungen und betrachtete ihren Begleiter, der sich fast verausgabt hatte. Sie schüttelte den Kopf, versetzte ihm zuerst einen leichten Knuff und umarmte ihn dann. Danach zog sie die Joggingschuhe aus und band diese mit den Schnürsenkeln zusammen. „Komm, wir gehen mit den Füßen im Wasser zurück“, aufmunternd nickte sie Fabian zu. Wortlos zog auch er die Schuhe aus und Chloé reichte ihm die Hand. Mit dem Wind im Rücken gingen sie, immer entlang des Flutsaums zurück.
     „Simon ist aber nett“, bemerkte Chloé nach einiger Zeit.
     „Ja, wenn er gerade nicht kifft, ist er ganz in Ordnung.“
     „Kennst du ihn schon lange?“
     „Wir sind befreundet, seit wir in der gleichen WG wohnen. Er sprach mich vorhin an, als du mich abgesetzt hattest. Ihm ist das Geld fürs Kiffen ausgegangen. Und nüchtern, wie er jetzt ist, ist ihm wohl aufgefallen, dass er ziemlichen Mist gebaut hat. Als ich mich weigerte, ihn mit dir bekannt zu machen, hat er gesagt, er würde mit dem Kiffen Schluss machen; da habe ich dann eingewilligt und habe ihn zum Vorstellen mitgenommen.“
     „Du wolltest ihn schnell wieder loswerden!“
     „Nein, wieso?“
     „Mensch Fabian, gib es ruhig zu, du wolltest mit mir allein sein.“
     „Ja, sicher. Bei dem, was wir tun, ist er absolut überflüssig.“
     Wieder erhielt Fabian einen leichten Stoß. „Am Donnerstag bin ich im Baskenland – in Espelette. Willst du mit?“
     „Ja, sicher, was soll ich hier ohne dich.“
     „Du könntest den Tag mit Simon verbringen.“
     „Toll! Soll ich vielleicht mit dem knutschen!?“
     Chloé wurde ernst, „wenn er dein Freund ist, gib ihm eine Chance. Er muss doch sehen, dass es sich lohnt nicht mehr zu kiffen. Oder lade ihn ein, mit uns ins Baskenland zu kommen.“
     Fabian blieb stehen und verzog schmerzhaft das Gesicht, „ihn im Baskenland dabei zu haben, finde ich wenig berauschend.“
     „Fabian, wir haben heute den Tag für uns. Morgen, das verspreche ich dir, bin ich den ganzen Tag für dich da. Und Freitag fahren wir beide gemeinsam in ein Museumsdorf. Gönne Simon den einen Tag, damit die Reise für ihn nicht ganz sinnlos war.“
     „Ist er doch selbst schuld, der Blödmann“, antwortete Fabian heftig.
     Chloé stellte sich vor ihn, legte ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Dann flüsterte sie ihm ins Ohr, „wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Und lauter fügte sie hinzu, „ich habe dich furchtbar lieb und wir nehmen ihn nicht mit, wenn du nicht willst, aber gib bitte deinem Herzen einen Stoß.“
     „Du bist unwiderstehlich und gegen ein Zitat aus der Bibel bin ich eh machtlos. Wir nehmen ihn mit.“ Fabian zog Chloé an sich, hob sie hoch und drehte sich mit ihr einmal um die eigene Achse. „Und jetzt gehen wir weiter, soweit ich mich erinnere, hattest du baden und schmusen versprochen!“
     „Je ne l'ai pas oublié (Ich habe es nicht vergessen).“
     „Oh, mein Französisch reicht nicht. Das habe ich nicht verstanden.“
     Chloé schmiegte sich an ihn, „dein Französisch ist eben noch nicht optimal. J'adore les câlins avec toi (Ich schmuse gerne mit dir)“, ein leidenschaftlicher Kuss schloss Fabians Mund.
     „Das habe ich verstanden, komm lass uns gehen.“

Sie nahmen sich bei den Händen, gingen zum Nacktbadestrand und fanden dort einen angenehm geschützten Platz im Windschatten eines alten Nazibunkers. Sie zogen sich aus und liefen Hand in Hand in die Brandung. In der Brandung kamen sie sich sehr nahe. Fabian konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als in Berührung mit Chloés Haut zu kommen. Wenn sie tief genug im Wasser waren, griff er ungeniert an ihre Pobacken, was sie mit jedes Mal mit einem Knuff beantwortete. Chloé beendete diese Spielereien dadurch, dass sie sich in die Brandung stürzte und unter den Wogen hindurchtauchte. Fabian tat es ihr gleich und sie tauchten, genau wie an den Tagen zuvor, synchron durch die Wogen. Einmal zog Fabian Chloé zu sich heran. Er spürte ihre festen Brüste an seiner Brust, in diesem Moment überkam ihn Verlustangst, als ihm aufging, dass Freitag ihr letzter gemeinsamer Tag war. Sie bekam seine Ängste mit und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Als er sie wieder absetzte, nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn zurück auf den Strand. Eng nebeneinander lagen sie anschließend im Sand. Sie hielten sich bei den Händen und sprachen kaum. Chloé lag ruhig im Sand, genau wie Fabian, erfüllte sie der Gedanke an Freitag mit Traurigkeit. Schließlich drehte sie sich in die Bauchlage und legte ihren Kopf auf seine Brust.
     „Fabian“, begann sie zögernd, „du hast doch jetzt etwas Vernünftiges zum Anziehen.“
     „Ja, sicher.“
     „Ich kann dich also meinen Eltern vorstellen!“
     „Du wolltest damit warten, das weißt du doch.“
     „Ja und wir waren uns auch darüber einig. Aber jetzt ist alles anders. Freitag müssen wir Abschied nehmen.“
     „Und was haben wir jetzt davon, wenn mich deine Eltern kennen?“
     „Du könntest bei mir schlafen. Mehr noch, bei mir wohnen.“
     „In der Wohnung deiner Eltern? Das meinst du doch nicht wirklich?“
     „Doch, es ist mir Ernst. Ich schlafe allein unter dem Dach. Ich nehme dich gleich mit, da kannst du dir mein Reich ansehen. Mein Papa kommt am frühen Abend wieder, bis dahin sind wir allein – Zeit genug dich zu entscheiden. Am besten, wir machen uns gleich auf den Weg. Nimm mich mit auf den Campingplatz, wir duschen dort, du ziehst dich ordentlich an und dann fahren wir gemeinsam nach Linça.“
     „Deine Entschlüsse sind immer wieder überraschend“, Fabian drückte Chloé fest an sich, küsste sie und sagte ganz leise, „dann komm, gehen wir duschen.“

Als sie sich auf den Weg nach Linça machen wollten, trafen sie auf Simon. Der langweilte sich offensichtlich und so gab Chloé Fabian einen Knuff, „ich fahre langsam voraus. Du bittest Simon am Donnerstag mit uns nach Espelette zu kommen. Du holst mich leicht ein.“ Sie versetzte ihm einen weiteren Knuff und ließ ihn verdutzt stehen. Fabian passte das im Moment gar nicht in den Kram, aber wohl oder übel gesellte er sich zu Simon.
     „Am Donnerstag fahren Chloé und ich ins Baskenland, nach Espelette. Wir möchten, dass du mitkommst. Chloé würde sich sehr darüber freuen.“
     Simon reagierte verblüfft, „ich käme gerne mit, aber ich glaube, ihr seid lieber allein. Trotzdem, danke für das Angebot.“
     „Red keinen Quatsch! Wir meinen das ernst und wie sich die Sache im Moment entwickelt, wirst du damit leben müssen, dass Chloé und ich ein Paar sind.“
     „Mein Gott, Fabian! Was redest du denn jetzt! Das ist doch gequirlte Kacke! Ich brauche mich doch nicht daran zu gewöhnen, dass du mit Chloé gehst. Habt Spaß und fahrt am Donnerstag allein.“
     „Hey, verstehst du nicht! Es war Chloés Idee, dich mitzunehmen. Willst du ihr etwa einen Korb geben?“
     „Nee, eigentlich nicht. Ich will nur nicht stören.“
     „Du störst nicht.“
     „Wenn deine Kleine so großzügig ist, wie könnte ich da nein sagen“, Simon setzte ein breites Grinsen auf.
     Auch Fabian grinste, „das mit der Kleinen will ich überhört haben. Ich sage dir Bescheid, wann wir losmüssen. Und jetzt muss ich weg.“
     „Du hast dich ja in Schale geworfen. Gibt es etwas Besonderes bei euch?“
     „Kann sein, dass sie mich ihren Eltern vorstellt.“
     „Wow, ich glaube, die ist echt verknallt in dich.“
     Fabian lächelte wissend, „bitte versuche für Donnerstag deine Kleidung etwas herzurichten. Ich vermute, wir treffen in Espelette auf Verwandte von Chloé.“
     „Ich werde noch heute waschen und jetzt hau ab, ich würde Chloé nicht zu lange warten lassen.“

Fabian stieg kräftig in die Pedale und holte Chloé auf der Hälfte des Weges nach Linça ein. Auf ihren fragenden Blick, antwortete er kurz und bündig, „Simon kommt mit.“ Chloé schenkte ihm ein Lächeln dafür. Als sie mit den Rädern in die Rue des Mésanges einbogen, wurde es Fabian ziemlich mulmig zumute. Er hoffte inständig, dass Chloé recht hatte, und niemand zu Hause war, denn er wollte sich zuerst ein Bild der Verhältnisse machen und dann entscheiden, ob er bleiben wolle. Am Haus angekommen, führe Chloé ihn um das Haus herum. Er sah, dass hinter dem Haus eine Freitreppe zum Dachgeschoss führte. Chloé stieg die Treppe hinauf und bat ihn mit hinauf zukommen. Das Innere des Dachgeschosses erwies sich als kleine Wohnung mit ausgeprägten Dachschrägen. Interessiert schaute sich Fabian um. Die Wohnung war einfach eingerichtet, aber doch bei Weitem komfortabler als Chloés Zimmer in Bordeaux. Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn einmal herum, zeigte ihm das Duschbad, das Schlafzimmer mit einem französischen Doppelbett und dann noch die zum Wohnzimmer hin offene Küche.
     „Es ist alles vorhanden, was wir beide benötigen.“
     „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du allein wohnst. Ich dachte, du wohnst in einer Art Gästezimmer. Schließlich hast du gesagt, du besuchst deine Eltern.“
     „Natürlich besuche ich meine Eltern, deshalb wollte ich dich auch letztens nicht einfach mit zu mir nehmen, ohne dich vorzustellen. Also, was ist? Möchtest du bis Freitag bei mir bleiben?“
     Fabian zog Chloé zu sich heran und küsste sie, „ja Chloé, gerne.“
     „Gut, ich möchte jetzt gerne mit dir zum Four à Goudron spazieren und wenn wir zurückkommen, ist Papa bestimmt wieder zu Hause. Ich leihe mir sein Auto und dann holen wir die paar Sachen ab, die du bis Freitag benötigst.“

Chloé hatte zwar vom Spazieren gesprochen, aber kaum auf der Straße, legte sie einen flotten Schritt vor. Fabian hatte fast den Eindruck, als ziehe Chloé ihn hinter sich her. Sobald sie am Ende der Straße die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten, ging Chloé langsamer. „Was war das denn jetzt?“, frage Fabian verwirrt. Chloé schlang ihre Arme um ihn, „wir brauchen keine Zuschauer.“ Sie gingen Hand in Hand über den holprigen Fahrweg weiter in den Wald hinein. Einmal schaute sich Fabian um, ob sie auch wirklich allein waren und als er sicher war, dass kein Mensch weit und breit zu sehen war, zog er sie an sich und griff ihr in die Bluse, wo er leicht ihre Brüste massierte. Bei Chloé löste das ein leichtes Stöhnen aus, dann drückte sie sich so nah an ihn, dass er die Massage beenden musste. „Warte bis nach dem Abendessen“, flüsterte sie ihm ins Ohr. In einem weiten Bogen gehend trafen sie nach einiger Zeit auf die einsam gelegenen Wohnhäuser. Fabian konnte sich einfach nicht vorstellen, so einsam zu wohnen, auch Chloé verneinte, als er sie fragte, ob sie so abgelegen wohnen möchte. Sie schmiegte sich bei ihm an und ergänzte, solange sie so verliebt wären, wäre aber Einsamkeit durchaus erstrebenswert. Dann verpasste sie Fabian einen Schlag vor die Brust, küsste ihn auf den Mund und zog ihn weiter. Am Four à Goudron zog Chloé Fabian auf den schmalen Pfad, der dem kleinen Wegweiser folgend, zu der alten Feuerstätte führte. Durch das Gestrüpp kämpften sie ich den Wall hinauf, der die ehemalige Feuerstätte umgab. Zu sehen gab es nicht viel, nur waren der Wall und der Innenraum, im Gegensatz zum umliegenden Pinienwald mit Eichen bewachsen. Durch das Gestrüpp kämpften sie sich bis zur gegenüberliegenden Seite des Walls. „Mehr gibt es hier auch nicht zu sehen“, meinte Chloé dazu. Fabian machte ein verschmitztes Gesicht, „oh doch, ich sehe eine schöne junge Frau im Sonnenlicht.“ Chloé versetzte im daraufhin wieder einen Stoß vor die Brust, dann zog sie ihn zurück auf den Weg. Als sie wieder auf dem Weg standen, tauschten sie zuerst einmal Zärtlichkeiten aus, danach schaute Chloé auf ihre Uhr und sagte, „ich glaube, Papa ist schon zu Hause, komm.“ Als sie auf die Rue des Mésanges kamen, stand ein Auto vor Chloés Elternhaus, dass Fabian nicht kannte. Ihm war mulmig zumute, als sie das Haus betraten. Chloés Vater stand in der Küche und putzte Gemüse.
     „Salut, Papa, je te présente Fabian. C'est mon ami, il est venu me rendre visite jusqu'à vendredi (Hallo Papa, das ist Fabian. Er ist mein Freund und besucht mich, er bleibt bis Freitag)."
     „Fabian, das ist mein Papa. Nun guck nicht so, er beißt nicht.“
     „Bonjour, Monsieur“, grüßte Fabian unsicher.
     „Bonjour, Fabian“, Chloés Vater reichte Fabian die Hand.
     „Papa, Fabian ne parle que très peu le français, normalement il n'est pas si timide (Papa, Fabian spricht nur wenig Französisch. Er ist eigentlich nicht so schüchtern)."
     „Heureusement nous avons l'interprète à la maison (Da haben wir ja Glück, eine Dolmetscherin im Haus zu haben)“, Chloés Vater kniff ein Auge zu und versuchte mit Fabian ins Gespräch zu kommen.
     „Papa, est-ce que nous pouvons discuter plus tard, quand maman sera de retour? J'ai besoin de prendre ta voiture pour chercher les affaires de Fabian, c'est possible (Papa, können wir damit warten bis Maman wieder da ist? Wir brauchen jetzt ein Auto. Kann ich deins haben. Wir holen nur Fabians Sachen ab)?"
     „D'accord, ma fille. Vous venez manger avec nous (Geht in Ordnung, Tochter. Esst ihr mit uns)?"
     Chloé übersetzte für Fabian, „Papa lädt uns zum Essen ein, was meinst du?“
     „Entscheide du das, bitte. Ich würde mich freuen mit deiner Familie zu essen“, Fabians Stimme klang immer noch unsicher.
     „Gut, dann sage ich zu.“
     „Fabian est très heureux de manger avec nous (Fabian freut sich, mit uns zu Abend zu essen).“
     „Bien, Maman rentre à neuf heure du travail, soyez à l'heure, s'il vous plaît. A plus tarde (Gut, deine Maman kommt kurz nach neun von der Arbeit. Bitte seid pünktlich. Der Autoschlüssel liegt im Wohnzimmer. Dann bis später).“
     Chloé gab ihrem Vater einen zärtlichen Kuss und sagte, „komm Fabian.“
     „Au revoir“, stotterte Fabian.

Chloé steuerte den Wagen auf die Landstraße. Als sie beschleunigt hatte, drückt sie Fabian einen leichten Knuff in die Seite, „du brauchst nicht so gehemmt zu sein. Mein Papa ist richtig nett und mit Maman ist für dich einfacher, sie spricht ganz passabel Deutsch, wenn auch mit einem starken Akzent.“ Fabian saß einfach neben ihr und lächelte selig, was bei Chloé wieder einen spöttischen Gesichtsausdruck hervorrief. Am Eingang zum Campingplatz stießen sie auf Simon. Sie begrüßte ihn mit den obligatorischen Wangenküssen, was bei Fabian leichte Eifersucht hervorrief. Chloé war aber völlig unbefangen und schmuste sich leicht bei Fabian an, „ich freue mich, dass du am Donnerstag mitkommst. Wir holen dich um acht Uhr ab und frühstücken gemeinsam im Dorf, bevor wir losfahren.“ Simon antwortete kurz und bündig, „ich freue mich auch.“

Als sie Fabians Gepäck im Auto verstaut hatten und Chloé abfahren wollte, hielt er sie zurück, „Chloé, ich möchte für deine Mutter einen Blumenstrauß kaufen. Gibt es unterwegs ein Blumengeschäft?“
     „Fabian, das ist zwar nett von dir, aber du hast doch sowieso kaum noch Geld.“
     „Aber mir wäre sehr daran gelegen. Ich meine, das gehört sich so. Ich kaufe auch nur einen ganz kleinen Strauß.“
     Chloé wiegte zögernd den Kopf, „ich verstehe das. Im Nachbarort ist ein Blumengeschäft, wir fahren dort vorbei.“
     „Berätst du mich beim Kauf?“
     Chloé lachte, „ja doch.“
     Sie wollte abfahren, aber Fabian hielt sie noch zurück, „wie ist denn euer Familienname. Immer nur Madame oder Monsieur zu sagen finde ich reichlich doof.“
     „Maman heißt Massonde und Papa heißt Fillon.“
     „Sind sie nicht verheiratet?“
     „Doch, wieso?“
     „Wegen der unterschiedlichen Namen.“
     „Wir sind hier in Frankreich, chéri. Da ist das so üblich.“
     „Und wie heißt du?“
     „Fillon.“
     Chloé legte den Gang ein, fuhr ab, sprach aber weiter, „die Namen meiner Eltern sind für dich aber nicht so wichtig. Ich vermute Maman wird ähnlich reagieren, wie Tante Laurentxa und dich bitten, sie und Papa beim Vornamen anzusprechen. Maman heißt Maïtana und Papa heißt Joël.“

Im Blumenladen suchte Fabian mit Chloés Hilfe einen kleinen Strauß aus. Erfolglos versuchte Chloé den Strauß zu bezahlen. Fabian ließ sich nicht erweichen und bestand stur darauf, selbst zu zahlen. Zurück im Auto, versuchte Chloé noch einmal Fabian das Geld für die Blumen zu geben, aber Fabian ließ sich nicht umstimmen. Um die Diskussion zu beendet, zog Fabian sie in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Chloé versuchte Fabian abzuwehren, hatte aber keinen Erfolg dabei und drückte deshalb ihrerseits Fabian einen Kuss auf den Mund. Voll Vorfreude steuerte sie den Wagen zurück nach Linça.

Chloé stellte den Wagen vor dem Haus ab und bat Fabian schon nach oben zu gehen, während sie ihrem Vater den Autoschlüssel zurückbrachte. Sie traf ihn im Wohnzimmer beim Staubwischen. Obwohl sie sich erst kurz vorher gesehen hatten, begrüßten sie sich mit einer herzlichen Umarmung.
     „Da hast du dir aber einen wirklich netten Jungen aufgetan, Chloé.“
     „Findest du?“
     „Ja, sicher, sonst würde ich es nicht sagen. Wo habt ihr euch kennengelernt?“
     „Am Strand, er hat mich beinah umgerannt, als ich aus dem Wasser stieg.“
     „So, so, das Glück habe ich in meiner Jugend nicht gehabt, mit einer nackten Frau zusammenzustoßen.“
     Chloé pustete vor Lachen. „Was gibt es zu Abend?“, fragte sie möglichst beiläufig.
     „Da wir Besuch haben, habe ich den Plan geändert. Ich habe bereits filetierten Bar aus dem Gefrierschrank genommen. Dazu gibt Zuckerschoten und Fritten.“
     Chloé drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange, „prima Papa! Aber wir trinken zusammen einen Aperitif vor dem Essen?“
     „Ja doch, Töchterchen.“

Chloé beeilte sich nach oben zu Fabian zu kommen. Sobald sie durch die Tür trat, öffnete sie ihre Bluse und ließ diese auf den Boden fallen. Fabian war zwar überrascht, schloss sie aber sofort in seine Arme, löste den Gürtel ihrer Hose und schob Hose samt Slip nach unten. Er drückte seine Hände auf ihre entblößten Pobacken, hob sie hoch und trug sie zum Bett. Fabian entkleidete sich, während Chloé ihre Hose von den Beinen streifte. Als sie eng umschlungen auf dem Bett lagen, flüsterte Chloé, „wir haben Zeit bis kurz vor neun, Liebster.“ Mit großer Freude vernahm Fabian ihre Worte und widmete sich umgehend und intensiv Chloés Körperformen. Als Fabian sie an den Brüsten kitzelte, wurde Chloé aktiv und führte ihre Fingerspitzen über die Innenseiten seiner Oberschenkel. Stöhnend ließ Fabian von ihr ab und sank auf die Matratze. Chloé legte sich auf ihn und während sie sein Gesicht mit Küssen bedeckte, streichelte Fabian wieder ihre Pobacken. Nach einiger Zeit hielt es Chloé nicht mehr aus, sie setzte sich auf und zog Fabian ein Kondom über, hocke sich über ihn und führte seinen Penis unter Zuhilfenahme ihrer Hand in die Vagina ein. Rhythmisch hob und senkte sie ihren Schoß, während Fabians Hände auf ihrer Hüfte ruhten. Als beide zum Höhepunkt kamen, zog Fabian Chloé zu sich hinunter und umschloss sie mit seinen Armen. Erschöpft lagen sie nebeneinander, als ihre Lust befriedigt war. Nach einiger Zeit schmiegte sich Chloé an Fabians Seite an. Sie spürte die Wärme seiner Haut an ihrer Brust und wäre fast eingeschlafen.
     Chloé gähnte herzhaft und dann kam ihr eine Idee, „wenn ich morgen ein Auto haben kann, sollen wir dann nicht besser morgen ins Museumsdorf fahren?“
     „Warum nicht! Zumindest haben wir morgen mehr Zeit“, Fabian küsste Chloé auf die Schulter.
     „Ich möchte gerne, dass wir uns am Freitag einfach nur treiben lassen, chéri. Denn ich möchte, dass wir uns nach einem Tag der Liebe voneinander verabschieden.“
     „Ach, Chloé, wir bleiben doch in Kontakt. Abends skypen wir, das wird es uns leichter machen, die Trennung zu ertragen“, Fabian nahm Chloé in den Arm und drückte sie fest an sich.
     Chloé seufzte aus ihrem tiefsten Innern, „ich habe Angst vor Freitag. Bitte, mon amour, bitte halte mich fest.“
     Fabian setzte sich auf und zog Chloés Kopf auf seinen Schoß. Er strich ihr einige Haare aus dem Gesicht, „ach komm, sei gut. Wir werden uns öfter sehen, als wir im Moment meinen. Ich werde mir einen Job neben dem Studium besorgen. Das Geld, das ich verdiene, werde ich ausschließlich dazu einsetzten, dich zu besuchen.“ Tränen traten in Chloés Augen. Fabian wischte ihr die Tränen ab, „alles wird gut, Süße. Komm, komm, lass uns die Zeit nutzen.“
     Chloé setzte sich auf, umarmte Fabian heftig. „Ist schon gut, mon trésor. Ich glaube, wir ziehen uns jetzt an“, Chloé bedeckte Fabians Gesicht mit Küssen.

Chloé hörte ein Auto vorfahren. Sie schaute aus dem Fenster und sah, dass es der Wagen ihrer Mutter war. Noch einmal kuschelte sie sich an Fabians Brust an. „Es wird bestimmt ein schöner Abend. Papa hat Maman sicher schon am Telefon gesagt, dass wir zum Essen kommen. Wir werden erwartet, komm, chéri.“ Fabian nahm die Blumen in die eine Hand und Chloé nahm ihn bei der anderen, sie gingen gemeinsam um das Haus und traten durch die Terrassentür direkt in das Wohnzimmer der Familie. „Nous sommes là (Wir sind da)", rief Chloé in Richtung Küche. Von dort antwortete ihr Vater, „occupez-vous déjà de l'apéritif, j'ai acheté un bouteille de Floc (sorgt ihr zwei schon einmal für den Aperitif. Ich habe eine Flasche Floc besorgt).“ „Oui“, antwortete Chloé. In diesem Moment kam ihre Mutter aus dem hinteren Teil der Wohnung. Fabian war überrascht, er glaubte eine ältere Ausgabe seiner Liebe zu sehen. Die Frau, die im Wohnzimmer erschien, war zwar etwas fülliger als die schmale Chloé und erste graue Strähnen durchzogen ihr brünettes Haar, aber im Schnitt ihrer Gesichter und in ihrer Körpersprache glichen sich die beiden Frauen ungemein.
     „Bonsoir, Maman“, grüßte Chloé und gab ihrer Mutter links und rechts einen Kuss auf die Wange. „Maman, voici Fabian. Il parle l'allemand (Maman, das ist Fabian. Er spricht Deutsch).“ Dann nahm sie Fabian bei der Hand, „Fabian, das ist meine Maman.“
     Fabian war ziemlich verlegen, „Bonsoir, Madame Massonde. Chloé sagt, dass sie Deutsch sprechen. Können wir Deutsch miteinander sprechen?“ Etwas linkisch hielt er dabei seine Blumen in der Hand.
     „Oh, gern. Das sind schöne Blumen. Sind die für mich?“
     „Ja, Madame Massonde. Bitte sehr.“
     Sie nahm ihm die Blumen ab und bat Chloé diese in eine Vase zu stellen. Sofort wandte sie sich wieder Fabian zu und gab ihm einen Kuss auf jede Wange, „ich glaube, du lässt das Sie und die Madame besser weg. Nenne mich bitte Maïtana. Mein Mann heißt Joël.“
     „J'ai demandé à Fabian de nous appeler par les prénoms, c'est d'accord pour toi (Ich habe Fabian gebeten uns mit den Vornamen oder Maman und Papa anzusprechen. In Ordnung, Joël)?“, rief sie in Richtung Küche.
     „Oui“, kam es von dort zurück.
     „Du siehst, Fabian, wir sind nicht sehr formell.“
     „Danke, Madame Massonde.“
     Chloé verdrehte die Augen, als sie mit den Blumen wieder in das Zimmer kam. „Fabian, bist du schwer von Begriff? Du sollst die Madame weglassen, hat Maman gesagt!“
     Fabian lächelte verlegen, „ja doch, Chloé.“
     „Dann komm jetzt und hilf mir beim Tischdecken“, Fabian erhielt einen heftigen Knuff an den Arm. Er schnappte sich Chloé, zog sie eng zu sich heran und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.

Chloé reichte Fabian Dessertteller und Wassergläser, die dieser auf dem Esstisch verteilte. Sie brachte Aperitif- und Weingläser, die sie ebenfalls auf den Tisch stellte. Danach füllte sie noch eine Schüssel mit Pistazien und eine zweite Schüssel mit Kartoffelchips. Sie betrachtete den gedeckten Tisch und nickte zufrieden.
     „Fabian, bitte bleib locker.“
     „Versuche ich doch, Süße!“
     „Ich kann dir versichern, du bist hier gern gesehen und für meine Eltern ist es kein Problem, dass du bei mir wohnst.“
     Fabian trat hinter Chloé und küsste sie auf den Nacken, „ich möchte einen guten Eindruck hinterlassen; und ich war noch nie bei einer französischen Familie zu Hause.“
     „Du machst einen guten Eindruck. Oder meinst du, sonst wären meine Eltern so nett zu dir?“
     „Ist in Ordnung, Süße. Ich bin locker.“
     „Tu as servi le Floc, Chloé (Hast du den Floc eingeschüttet, Chloé)?“, rief ihr Vater aus der Küche.
     „Tout de suite, papa (Mach ich sofort, Papa).“

Chloé schüttete Aperitif in die Gläser und stellte sich dann neben Fabian, an den sie sich leicht ankuschelte. Aus der Küche kam Chloés Vater. „Asseyez vous, les enfants (Setzt euch doch, Kinder)“, er nickte beiden freundlich zu. Fabian blieb stocksteif stehen. „Hörst du schlecht?“, zischte Chloé, nachdem sie Fabian einen Knuff versetzt hatte. „Nein, ich möchte auf Maman warten.“ Chloé verdrehte die Augen, „du bist hier als Familienmitglied, merkst du das nicht?“ „Doch Süße, trotzdem.“ Auch diese Antwort rief bei Chloé wieder verdrehte Augen hervor. In diesem Moment kam Maïtana ins Zimmer und bat alle Platz zu nehmen. Chloé atmete tief durch, die leidige Diskussion war ihr zuwider. „Jetzt sei aber endlich locker“, flüsterte sie Fabian zu. Dieser legte ihr den Arm um ihre Schulter, Wärme stieg in Chloé auf. Sofort als alle saßen, entwickelte sich ein reges Gespräch, bei dem Chloé zwischen Fabian und ihrem Vater dolmetschte. Maïtana sprach abwechselnd Deutsch und Französisch, je nachdem, in welche Richtung sie sprach. Sprach sie Französisch, übersetzte Chloé für Fabian. Wenn sie Deutsch sprach, übersetzte Chloé für Joël. Als die Gläser geleert waren, erklärte Chloé, sie ginge mit Fabian in die Küche, die Fischfilets braten und die Fritten würden sie auch beaufsichtigen. Maïtana wollte widersprechen, aber Joël hielt sie zurück. In der Küche widmete sich Chloé den Fischfilets, bat Fabian Knoblauch zu schälen, verteilte währenddessen die vorgebratenen Fritten auf einem Backblech, das sie in den Backofen schob, die bereits zubereiteten Zuckererbsen stellte sie zum Aufwärmen in die Mikrowelle. Dann drückte sie Fabian eine Schere in die Hand und bat ihn im Garten Rosmarin und Thymian zu pflücken. „Du, ich kenne diese Gewächse nicht“, gestand Fabian unumwunden. „Oh, dann wird es Zeit, dass du aufgeklärt wirst“, lachte Chloé und zog ihn in den Garten. Dort zeigte sie ihm die Gewürzpflanzen, sagte ihm, wie viel abschneiden solle und verschwand wieder in Richtung Küche. Als Fabian zurück in die Küche kam, sah Chloés wirken an Arbeitsplatte und Herd ausgesprochen professionell aus. Ohne sich umzudrehen, bat sie Fabian, die Kräuter unter fließendem Wasser abzuwaschen und trocken zu tupfen. Dann wandte sie sich umgehend wieder ihren Vorbereitungen zu, verlangte nach den Kräutern, drehte sich einmal kurz um und drückte dem verdutzten Fabian einen Kuss auf die Wange. Chloé goss Öl in zwei Pfannen, gab Knoblauch und Kräuter hinzu, verteilte nach dem Erhitzen des Öls die Filets in die Pfannen und schickte Fabian mit dem Auftrag vier Teller und eine Schüssel zu holen ins Wohnzimmer. Fabian war immer noch gehemmt im Umgang mit Chloés Eltern, setzte dann aber doch zum Sprechen an, „Chloé braucht vier Teller und eine Schüssel, Maman.“ „Sei nicht so schüchtern, Fabian“, bemerkte Maïtana, „ich zeige dir, wo alles steht und in Zukunft bedienst du dich selbst, bitte.“ „Das geht nicht.“ „Doch, es geht. Du bist mehr als ein Gast“, Maïtana stand auf, ging zum Schrank und entnahm diesem die gewünschten Teller und eine Servierschüssel. „Bitte nimm“, sagte sie dazu. Fabian immer noch unsicher, geriet ins Stottern, als er sich bedankte. Aus der Küche rief ungeduldig Chloé nach den Tellern. So beeilte sich Fabian in die Küche zu kommen. Chloé versuchte einen strafenden Blick, der ihr gründlich misslang. Sie nahm Fabian die Teller ab, auf denen sie die Fischfilets verteilte. Fabian beauftragte sie damit, die Fritten in die Schüssel zu füllen, dann nahm sie die vier Teller und brachte diese zum Esstisch. Aus dem Wohnzimmer rief sie, „chéri, holst du bitte die Zuckerschoten aus der Mikrowelle?“ Sie verteilte die Teller auf dem Tisch und ging zurück in die Küche, dort nahm sie die Schüssel mit den Fritten und Fabian nahm die aufgewärmten Zuckerschoten. Er folgte Chloé und beide ließen sich am Esstisch nieder. Das Essen verlief anfangs schweigsam, dann fasste sich Fabian ein Herz.
     „Chloé, du servierst, als wär das dein Beruf.“
     „Ich habe dir doch gesagt, dass ich in der Brasserie aushelfe.“
     „Du hat nicht gesagt, als was du da arbeitest. Ich dachte als Küchenhilfe oder so.“
     „In der Küche helfe ich auch aus. Ich mache alles, was so anfällt.“
     „Arbeite nicht zu viel. Du weißt, dass du studierten sollst.“
     „Maman, ich will euch nicht auf der Tasche liegen. Ich widme mich intensiv dem Studium. Und jetzt, da ich Fabian habe, muss mein Deutsch deutlich besser werden.“ Allein die Erwähnung von Fabians Namen reichte, das Strahlen auf Chloés Gesicht zu verstärkten.
     „Tu es également étudiant, Fabian (Studierst du auch, Fabian)?“
     Fabian hatte das verstanden und antwortete, „Ja Joël, ich studiere Tiermedizin. Ich glaube, ich sage doch lieber Papa zu dir.“
     „Oui, il fait des études de vétérinaire (Fabian studiert Tiermedizin).“
     „Jetzt werde ich schnellstmöglich Französisch lernen, denn für mehr als ein paar Floskeln, reicht es bisher leider nicht“, fügte Fabian noch hinzu.
     Nachdem Chloé diesen Satz für Joël übersetzt hatte, antwortete dieser, „cela rendra Chloé très heureuse, et elle le sera encore plus, si tu pouvais parler l'euskara. Elle est une vraie nationaliste. Si un jour il y aura un état basque autonome, elle ira y vivre (darüber wird sich Chloé sicherlich freuen. Noch mehr freute sie sich mit Sicherheit, wenn du Euskara lernen würdest. Sie ist eine echte Nationalistin. Sollte das Baskenland einmal ein autonomer Staat werden, wird sie mit Sicherheit sofort dorthin gehen)."
     „Qu'est-ce que tu racontes, tu vas faire croire à Fabian que je suis membre de l'ETA (Was redest du da für einen Quatsch. Nachher meint Fabian noch, ich wäre bei der ETA).“
     Nachdem Chloé die Bemerkungen für Fabian übersetzt hatte, legte dieser eine Hand auf Chloés Hand, „ich lerne Euskara für dich.“
     Sofort erschien wieder das Strahlen auf ihrem Gesicht, „Fabian, Papa meinte das als Scherz!“
     „Egal, ich lerne Französisch und Euskara.“
     „Maman, Papa, est-ce que je peux avoir votre voiture demain? Je veux amener Fabian à l'ecomusée (Maman, Papa, können wir morgen ein Auto haben? Ich möchte mit Fabian ins Écomusée.).“
     „Pas de souci, j'en ai pas besoin demain (Kein Problem, ich brauche morgen mein Auto nicht)“, antwortete Joël, „voulez-vous diner avec nous après (wollt ihr am Abend mit uns essen)?“
     „Non merci, on ne sait pas quand est-ce qu'on sera de retour (Nein danke, wir wissen ja nicht, wann wir zurück sind.).“

Nach dem Essen, wollte Chloé mit Fabian spülen, was aber sowohl Joël, als auch Maïtana ablehnten. So verabschiedeten sie sich und Chloé ging mit Fabian in den Garten, wo sie es sich in der Sitzecke bequem machten. Fabian wäre lieber nach oben gegangen, aber Chloé schmuste sich spontan bei ihm an und beruhigte ihn mit der Bemerkung, dass die Eltern sicher nicht stören würden. Fabian streichelte intensiv Chloés Rücken, was diese dazu verführte, sich auf der Sitzbank lang zu machen. Ihren Kopf bettete sie dabei auf Fabians Schoß. Fabian zeichnete derweil mit einem Finger die Formen von Chloés Gesicht nach. Später saßen sie eng umschlungen, bis lange nach Eintritt der Dunkelheit auf der Gartenbank. Sie gingen nach oben, als es Chloé fröstelte.

Am Morgen wurde Chloé zeitig wach. Sie richtete sich ein wenig auf und betrachtete ihren noch schlafenden Geliebten. Der friedlich schlafende Fabian, unter dessen ruhigem Atem sich die dünne Bettdecke leicht hob und senkte, löste in ihr sofort wieder das Gefühl von Wärme aus, das sie nur mit Fabian in Verbindung bringen konnte. Sie traute sich kaum sich zu bewegen, da sie dieses Bild des Friedens nicht zerstören wollte. Nach einiger Zeit bewegte sich Fabian leicht und streckte suchend eine Hand nach ihr aus. Seine Augen hielt er dabei geschlossen. Als seine Hand ihren warmen Körper berührte, robbte er sich zu ihr heran und legte seinen Kopf auf ihre Brust. Er schlief dort sofort wieder ein, während Chloé leicht in seinen Haaren kraulte. Als es auf acht Uhr zuging, weckte Chloé Fabian ganz vorsichtig. Dieser zeigte sich zuerst etwas brummig, versuchte dann aber Chloé zu kitzeln. Sie sprang daraufhin aus dem Bett und verschwand unter der Dusche. Sobald Fabian das Prasseln des Duschstrahls hörte, beeilte er sich ins Bad zu kommen und zwängte sich zu Chloé unter die Dusche. Einige Zeit standen sie eng aneinander gelehnt unter dem fließenden Wasser, dann seiften sie sich gegenseitig ein, wobei Fabian sich bemühte Chloé ausgiebig zu kitzeln. Chloé wehrte sich erfolgreich dagegen, indem sie ihre Arme um Fabians Hals schlang und dann ihre Scham kräftig gegen seinen Penis drückte. Als Fabian, dadurch angemacht, versuchte in Chloé einzudringen, drehte diese entschlossen das kalte Wasser auf. Fabian ließ erschreckt von Chloé ab. Sie stellte das Wasser ab, drückte ihm einen Kuss auf den Mund und flüsterte ihm dann ins Ohr, „Fabian, chéri, bitte nicht ohne Kondom. Warte bis zum Abend.“ Dann drehte sie wieder das warme Wasser an und kuschelte sich an Fabian.

Mit dem Auto fuhren sie zur Kaffeebar und frühstückten. Chloé meinte, sie könnten Simon mitnehmen. Fabian fand das stark übertrieben. Chloé guckte daraufhin besonders verliebt, was Fabians Herz erweichte und schließlich gab er nach. Nach dem Frühstück, bevor sie in das Auto stiegen, warf sich Chloé an Fabians Hals, küsste ihn und nannte ihn einen weisen Mann. Fabian fand immer noch, dass Chloés Sorge um Simon übertrieben sei, aber ihre Liebesbeweise fand er so berauschend, dass ihm Simons Anwesenheit als ein zu vernachlässigendes Übel vorkam. Beim Camp angekommen, machten sie sich gemeinsam auf die Suche nach Simon. Sie fanden ihn bei den Waschräumen. Chloé gab Fabian einen Knuff.
     „Nun sag schon.“
     „Was soll Fabian sagen?“, fragte Simon etwas misstrauisch.
     „Chloé, nein, wir meinen, du könntest zu unserem Ausflug mitkommen.“
     „Wohin wollt ihr?“
     „In ein Museumsdorf, mehr hat mir Chloé nicht verraten.“
     „Oh, und was kostet der Eintritt?“
     „Ungefähr dreizehn Euro“, antwortete Chloé.
     Simon verzog das Gesicht, „das wird knapp, aber es geht noch. Ich hätte wohl etwas weniger kiffen sollen, doch ich käme gerne mit. Aber ihr habt mich schon für morgen eingeladen, ich will euch wirklich nicht stören.“
     „Nein, du störst wirklich nicht“, antwortete Chloé. Da Fabian dazu schwieg, versetzte sie ihm einen Knuff und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, „was ist?“
     „Wir würden uns freuen, wenn du mitkämst“, Fabian wies mit dem Kopf in Richtung Auto.
     „Gut überredet“, sagte Simon daraufhin.

Chloé steuerte zuerst einmal einen Supermarkt an. Mit ihren beiden Begleitern zog sie durch die Gänge und legte in den Einkaufswagen Dinge, von dem sie meinte, sie könnten ihnen bei einem mittäglichen Picknick schmecken. Sie fragte Simon, ob er schon gefrühstückt hätte. Als dieser verneinte, legte sie für ihn ein zusätzliches Baguette in den Einkaufswagen. In der Getränkeabteilung kaufte sie Mineralwasser. „Mit oder ohne Gas?“, fragte sie, gab sich aber sofort selbst die Antwort, „ich weiß schon, ihr Deutschen nehmt mit Zisch.“ Das strahlende Lächeln, das sie ihnen gönnte, wirkte auf beide wie ein Zauber. An der Kasse zahlte sie mit ihrer Kreditkarte, wogegen Simon heftig protestierte. Auch hierauf war die Antwort ein Lächeln, das auf Simon so wirkte, als fände sie seinen Protest unpassend und würde ihm diesen dennoch verzeihen. Während sie die Vorräte in ihren Rucksack packte, den sie im geöffneten Kofferraum positioniert hatte, bat sie Simon vom Baguette außerhalb des Autos zu essen. Wegen der Krümel fügte sie hinzu. Während Simon aß, schmuste sich Chloé bei Fabian an. Sie fühlten die tiefe Zuneigung, die sie inzwischen verband.

Chloé steuerte den Wagen zur Autobahn und hielt sich dort in Richtung Norden. Fabian beschloss sich bei der Mautstation durchzusetzen, er wollte nicht, dass Chloé ständig die Maut zahlte. Aber kurz vor der Zahlstelle bog Chloé von der Autobahn ab und fuhr weiter über eine stille Landstraße immer nach Osten durch den Küstenwald. Zweimal Mal fuhren sie durch eine Ortschaft, kleine öde Orte, für die es sich kaum lohnte langsamer zu fahren. Chloé fuhr jedoch äußerst diszipliniert auf der Landstraße und bremste vor jeder Ortschaft, so wie es die Vorschriften verlangten. Fabian foppte sie deswegen, was Chloé mit einem spöttischen Lächeln und der Bemerkung, „und du zahlst le pv (den Strafzettel)?“, beantwortete. Sie überquerten einen Bahnübergang, als Chloé wieder beschleunigt hatte, sprach sie weiter. „Wir machen es so, ihr beide legt zusammen und ich fahre schneller. So gut hundert bis zweihundert Euro, müsst ihr aber schon zusammen kriegen, also was ist?“ „So teuer, Süße?“, fragte Fabian. Chloé nickte, „und du, Simon, was meinst du? Soll ich schneller fahren?“ „Nee, fahr lieber langsam“, schallte es von der Rückbank. „Siehst du Fabian, dein Freund will nicht zahlen“, ihr Lächeln verzauberte Fabian auf ein Neues. Wieder bremste Chloé vor einer Ortschaft. Schon kurz hinter dem Ortseingang bog Chloé auf einen unbefestigten Parkplatz ein. Sie parkte und meinte, wir sind da. „Und wo ist hier ein Museum?“, fragte Fabian verwirrt. „Sei nicht so neugierig. Neugierde ist ein péché capital", lautete die Antwort, sie gab ihm einen Knuff und einen Kuss. „Was bedeutet péché capital, Süße?“ „Weiß ich nicht, man kommt in die Hölle dafür.“ „Du meinst Sünde?“ „Nein, Schlimmer!“ „Todsünde?“ „Genau!“ Wiederum erhielt Fabian einen Knuff und einen Kuss. Daraufhin ließ sie den leicht verdatterten Fabian einfach stehen und schulterte ihren Rucksack. Sowohl Simon als auch Fabian wollten Chloé den Rucksack abnehmen, was diese zu der Bemerkung verleitete, „vielleicht einigen sich die Herren zuerst einmal darauf, wer hier der Kavalier ist.“ Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Simon antwortete, „das ist ganz einfach, ich trage den Rucksack und Fabian nimmt dich an die Hand. Ist doch klar, Fabian, oder?“ Chloé schüttelte den Kopf, „was seid ihr nur für zwei bouffons (Blödmänner). “ Gemeinsam überquerten sie die Straße und betraten dort sie ein altes Bahnhofsgebäude, dessen Eingangshalle zum Kassenraum umgebaut war. An der Kasse drängte sich Simon vor, weil er in Sorge war, Chloé würde sonst seinen Eintritt bezahlen. Er zog seinen letzten Fünfzigeuroschein hervor und löste eine Eintrittskarte, Chloé löste zwei Karten für sich und Fabian. „Du sagst mir schon, wenn du zu knapp mit dem Geld bist, Simon? Du kannst mir das Geld zurückgeben, wenn du wieder zu Hause bist.“ „Das ist lieb von dir, Chloé. Aber ich komme schon klar.“ Gemeinsam verließen sie den Kassenraum und als sie ins Freie traten, stand dort abfahrbereit ein altertümlicher Personenzug, der von einer Diesellok gezogen wurde. Simon und Fabian waren erstaunt über das, was sie sahen, während Chloé entschlossen in Richtung Zug ging. „Wir steigen in einen Waggon, möglichst weit von der Lok entfernt. Die Abgase stinken während der Fahrt entsetzlich.“ Ohne sich weiter um ihre Begleiter zu kümmern, ging sie bis zum letzten Waggon und kletterte die steilen Stufen zum Perron hinauf. Dort angekommen drehte sie sich um und trieb ihre Begleiter zu Eile an. „Wollt ihr euch bitte beeilen! Sonst fährt der Zug ohne euch ab!“ Kaum saßen sie zu Dritt im Abteil, als das Abfahrtsignal gegeben wurde. Ruckelnd setzte sich der Zug in Bewegung, Chloé hielt Fabian bei der Hand, während Simon vorgab, interessiert auf dem Fenster zu guckten. Zu sehen gab es außer dem Pinienwald nicht viel, aber er hatte dadurch das Gefühl, so das Liebespaar weniger zu stören. Als der Zug nach nur zehn Minuten anhielt, stand Chloé auf und ging zum Ausgang. Simon hielt Fabian kurz zurück, „die Kleine ist echt verschossen in dich!“ „Ich glaube, wir sind schwer verliebt.“ „Genau, so sieht es aus.“ „Wo bleibt ihr denn?“, rief Chloé ungeduldig vom Perron aus. Simon preschte los, drückte sich auf dem Perron an Chloé vorbei und half ihr galant die Stufen hinunter. Chloé pustete vor Lachen und als sie sich beruhigt hatte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Tu es vraiment fou (Du bist vielleicht ein Spinner)“, sagte sie dazu. Langsam spazierten sie durch das Museumsdorf. Chloé und Fabian Hand in Hand, Simon trug weiterhin Chloé Rucksack. Chloé erklärte, was es mit den einzelnen Häusern auf sich hatte. Simon fotografierte fast ununterbrochen mit seinem Smartphone, während Fabian eigentlich die ganze Zeit Chloé anhimmelte. Beim Haus des Pflügers fragte Fabian Simon, ob er ihm den Rucksack einmal abnehmen solle, was Simon grinsend, aber mit empörtem Ton ablehnte. Nachdem sie die mächtigen Zugochsen besichtigt hatten, war Chloé der Meinung, es sei nun Zeit für das Picknick. Sie ging mit ihren beiden Begleitern zum Haus des Harzsammlers. Dort ließen sie sich unter den Pinien nieder und Chloé holte die Vorräte aus dem Rucksack. Zum Schluss kamen drei, säuberlich in ein Tuch eingewickelte Teller und ein Messer zum Vorschein. „Greift zu Jungs, trinken müssen wir aus der Flasche und zum Essen reichen die Finger.“ Die beiden jungen Männer waren begeistert von dem, was Chloé im Supermarkt für das Picknick zusammengestellt hatte. Sie ließen, während sie aßen, die Wasserflasche von Mund zu Mund kreisen. Chloé zerteilte mit dem Messer nach und nach ihre Vorräte und verteilte diese auf den Tellern. Nachdem sie gesättigt waren, packte Chloé die Reste des Picknicks in ihren Rucksack. Peinlich achtete sie darauf, dass kein Abfall von ihnen zurückblieb. Als Chloé mit dem Zustand des Picknickplatzes zufrieden war, erhoben sie sich und Simon schulterte Chloés Rucksack. „Ich schlage vor, ich lasse euch jetzt einmal allein und fotografiere noch ein wenig. Wir treffen uns dann am Bahnhof. Um wie viel Uhr fahren wir zurück?“ Chloé lächelte ihn an, „sechzehn Uhr, ist dir das recht?“ „Prima und nun haut endlich ab.“

Nachdem sie sich getrennt hatten, nahm Chloé Fabian bei der Hand und ging mit ihm in Richtung der Wassermühle. Dort waren momentan keine weiteren Besucher zu sehen, was Fabian dazu verleitete Chloé ausgiebig zu umarmen und zu küssen. „Nicht so stürmisch, wir haben den ganzen Abend und die Nacht für uns, chéri“, flüsterte ihm Chloé ins Ohr. Sie nahmen sich wieder bei den Händen und besichtigten ausgiebig die Wassermühle und das sie umgebende Gelände. Wie bereits vor dem Picknick interessierte sich Fabian zwar für alles, was Chloé ihm zeigte, aber eigentlich himmelte er sie weiter an. Fabian fühlte sich von Liebe durchdrungen, seine Träume baute er zu einer für ihn realen Wirklichkeit aus. Ein langes Leben mit Chloé erschien ihm in diesem Moment als die einzig erstrebenswerte Perspektive für sein weiteres Leben und er hoffte, dieser Traum würde Wirklichkeit.
     „Chéri, was ist, träumst du?“
     „Ja, Schatz, ich träume von unserer Zukunft.“
     „Ach, Fabian, ich wünsche mir auch eine gemeinsame Zukunft, aber im Moment bin ich mit der Realität beschäftigt.“ Da jetzt weitere Besucher auf dem Gelände erschienen, zog sie Fabian noch einmal in das Innere der Mühle, in der sich noch keine anderen Besucher eingefunden hatten. Dort umarmte sie ihn, „mein ganzes Denken gilt nur noch dir und die Realität ist, am Samstag fährst du zurück nach Deutschland. Diese kurze Zeit möchte ich gemeinsam mit dir verbringen, denn was danach kommt, ist der Traum, den du träumst. Ob es ein Traum bleibt oder Wirklichkeit wird, wird sich erst danach entscheiden.“ Heftig drückte sich Chloé an Fabian und küsste ihn auf den Mund.
     Fabian genoss den Augenblick und wusste, er würde alles dafür tun, um Chloé glücklich zu machen. „Ich werde alles tun, um einen Weg für eine gemeinsame Zukunft für uns zu finden. Bitte Chloé, glaube mir“, antwortete Fabian schwer atmend.
     „Ich glaube dir, chéri! Und jetzt komm, es gibt noch viel zu sehen und uns bleiben noch zwei Nächte.“

Sie gingen weiterhin im Spazierschritt durch das weitläufige Gelände. Wenn sie sich unbeobachtet fühlten, tauchten sie Zärtlichkeiten aus. So verging die Zeit und als sie sich dem Bahnhof näherten, trafen sie dort auf Simon. „Ihr seid sicher verdurstet. Schließlich habe ich die ganzen Vorräte in Chloés Rucksack herumgetragen.“ Chloé nickte, griff in ihren Rucksack und zog eine Wasserflasche heraus. Sie nahm einen kräftigen Schluck und reichte die Flasche an Fabian weiter. Simon fotografierte sie dabei und bat sie dann, sich zu einem Porträt aufzustellen. Zuerst wollten die Beiden das nicht, willigten aber ein, als Simon versprach, das Bild nicht online zu stellen.
     „Ich verlasse mich darauf, Simon, dass du die Bilder von uns nicht irgendwo postest“, sagte Fabian, als sie im Zug saßen.
     „Nein, mache ich nicht. Ich schicke sie dir als Mail-Anhang.“
     „Das ist gut. Denn außer per SMS, Mail und Telefon wirst du mich bald nicht mehr erreichen können.“
     „Du willst dich bei Facebook abmelden?“
     „Ja, genau und bei WhatsApp vielleicht auch.“
     „Ob das gut geht? Du kriegst ja nichts mehr mit.“
     „Das, was da so gepostet wird, ist doch nur belangloses Zeug. Ich habe absolut keinen Bock mehr darauf. Und wenn mir jemand das zehnte Selfie postet, ist das auch nur noch langweilig.“
     „Und wie hältst du Kontakt zu Chloé?“
     „Das werde ich dir nicht unter die Nase reiben“, lachte Fabian.

Am Campingplatz setzte Chloé Simon ab. Sie erinnerte ihn an den Termin am nächsten Tag, worauf Simon flapsig antwortete, er sei nicht senil. Dann bedankte er sich überschwänglich für den schönen Tag, gab Fabian einen Schlag vor die Brust und küsste Chloé auf beide Wangen. Was Fabian zu der Bemerkung verleitete, er solle seine Frau in Ruhe lassen. Dafür erhielt er zuerst einen Knuff von Chloé und danach von Simon einen weiteren Schlag vor die Brust. Als Simon gegangen war, fragte Chloé, „war das jetzt ernst gemeint?“ „Quatsch Süße, es war ein Scherz“, antwortete Fabian und küsste sie auf den Mund.

Auf der Fahrt nach Linça fragte Chloé, ob sie in der Pizzeria essen gehen sollten. Fabian verneinte und meinte, schöner wäre es, die Pizza im Garten zu essen. Chloé nickte zustimmend und hielt bei der Pizzeria an. Sie aßen, wie von Fabian vorgeschlagen, im Garten. Chloé hatte bei ihren Eltern zwei Gläser Rotwein geschnorrt und so saßen die beiden verliebt und zufrieden mit dem Verlauf des Tages beieinander.
     Nach einiger Zeit fragte Fabian, „Schatz, kann ich Zugang zu eurem WLAN haben.“
     „Ja sicher, warum?“
     „Ich lösche mein Facebook Account.“
     „Bist du sicher?“
     „Ganz sicher.“
     „Dann lösche ich mein Konto auch. WhatsApp behalte ich aber.“
     „Ich auch. Aber ich verlasse alle Gruppen und ich werde auch nur kurze Mitteilungen mit dir austauschen. Nichts Intimes. Verabredungen zum Skypen oder so.“

Danach schmuste sich Chloé bei Fabian an. In Fabian machte sich wieder das Gefühl von Zufriedenheit breit, das er nur spürte, wenn er sich Chloé nahe fühlte. Als das Schmusen von Chloé drängender wurden, flüsterte Fabian, „lass uns nach oben gehen, Süße.“ Chloé nickte, setzte sich auf, räumte Teller und Gläser zusammen und beide stiegen gemeinsam die Treppe hinauf. Oben angekommen wurde das beiderseitige Drängen heftig, Chloé ließ sich gerne von Fabian auf das Bett drücken und entkleiden. In Leidenschaft verbunden, lagen sie eng umschlungen zusammen, bis die Dämmerung einsetzte. Danach zog sich Chloé schnell wieder an, als Fabian fragt, was los sei, antwortete sie, sie gehe noch einmal Wein schnorren. Bereits kurze Zeit später kam sie mit einer Flasche Rotwein zurück. Sie zog sich wieder aus und kuschelte sich bei Fabian an. Noch einmal stieg Leidenschaft in ihnen auf und als diese befriedigt war, setzten sie sich an das offene Fenster, hielten sich bei den Händen und tranken gemeinsam noch ein Glas Wein.

Chloé wurde am Morgen wach, da Fabian an einem ihrer Ohren knabberte. „Was ist denn?“, fragte Chloé unwillig und drehte sich knurrend auf die andere Seite. „Wir müssen aufstehen. Um acht wollen wir Simon abholen. Schon vergessen?“ Fabian erhielt einen Tritt, „dann aber raus aus dem Bett. Setz Kaffee an – starken bitte.“ Sobald Fabian aufgestanden war, stellte sich Chloé schlafend. Sie stand auf als sie die Kaffeemaschine blubbern hörte. Im Bad stellte sie sich unter die Dusche. Kaum hatte sie das Wasser angestellt, da gesellte sich Fabian zu ihr. Sie standen eng beieinander, genossen das auf sie herab prasselnde Wasser und tauschten Zärtlichkeiten aus. Chloé stellte das Wasser ab und meinte dann, „mon trésor, wenn wir so weiter machen, kommen wir zumindest heute nicht mehr ins Baskenland.“ Als Antwort drückte Fabian ihr einen Kuss auf den Mund und umarmte sie voll Leidenschaft.

Simon wartete bereits vor dem Tor des Camps, als die beiden Liebenden ankamen. Erfreut stieg Chloé aus und begrüßte ihn mit zwei Wangenküssen. Fabian schaute lieber weg, wenn Chloé auf diese Art Männer begrüßte, verursachte das bei ihm Eifersucht. Nicht wirklich heftige Eifersucht, sondern eher eine Art Unwohlsein. Als Chloé sich von Simon abwandte, fühlte sich Fabian auch gleich wieder besser und Simon gab ihm einen freundschaftlichen Stoß. „Sei nicht so eifersüchtig. Bei der derzeitigen Gemütslage deiner Kleinen, hat sowieso niemand anderes eine Chance bei ihr“, bemerkte Simon, nachdem Chloé weit genug weg war. Fabian versetzte Simon als Antwort auch einen Stoß, was zu einer freundschaftlichen Rangelei führte. Vom Auto aus rief Chloé, „wollen sich die Herren jetzt prügeln? Dann fahr ich allein nach Espelette.“ Lachend stiegen die Freunde ins Auto und Chloé steuerte die Kaffeebar an. In der Bar war es an diesem Morgen still. Die einzigen Gäste waren zwei alte Männer, die Chloé freundlich mit Wangenküssen begrüßte. Eine Weile unterhielt sie sich mit den beiden im Dialekt der Gegend, den Simon gar nicht verstand und Fabian bekam nur mit, dass es um irgendeinen Todesfall ging. Als Chloé sich umwandte, sagte sie kopfschüttelnd, „nun setzt euch doch endlich. Ihr seid doch sonst nicht so schüchtern.“ Sie tranken gemeinsam Milchkaffee, aßen Baguette dazu und die beiden Freunde waren so ausgelassen, dass Chloé sich die Bemerkung nicht verkneifen konnte, sie hätte eigentlich gedacht, zwei erwachsene Männer mit ins Baskenland zu nehmen und jetzt wäre sie mit zwei albernen Knaben unterwegs. Die beiden Freunde antworteten mit belustigtem Lachen. Chloé beantwortete das mit Kopfschütteln.

An diesem Morgen herrschte klare Sicht und auf der Autobahn tat sich, als sie Bayonne passierten, der Blick auf die Bergkette der Pyrenäen auf. Simon war froh, doch noch in seinen Ferien einige schöne Tage zu genießen, Fabian genoss es still neben Chloé zu sitzen und deren schönes Profil zu betrachten. In Espelette parkte Chloé auf einem Parkplatz im Ort. Sie zog nach dem Aussteigen Fabian an sich und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
     „Hört zu, ihr zwei chéris. Ich habe jetzt eineinhalb Stunden zu tun. Fabian, zeigst du bitte Simon den Ort, du kennst dich ja schon aus. Vor allem die Kirche zeigst du ihm, ja?“
     „Das mach ich gerne, mein Schatz.“
     „Gut, ich verlasse mich auf dich. Simon soll ja etwas von meiner Heimat kennenlernen“, Chloé gab Fabian einen weiteren Kuss und wandte sich zum Gehen.
     „Langsam, Schatz! Treffen wir danach uns hier am Parkplatz?“
     „Ach ja“, Chloé dachte kurz nach, „nein, ich würde sagen, wir treffen uns direkt bei Tante Laurentxa.“
     „Vor dem Geschäft?“
     „Fabian! Im Laden! Du kennst Tante Laurentxa doch. Willst du sie etwa nicht begrüßen?“
     „Muss das sein?“
     Chloé äffte ihn nach, „muss das sein? Ich dachte, wir arbeiten an einer längerfristigen Verbindung! Tante Laurentxa und Onkel Patxi sind Teil meiner Familie und da ich nicht vorhabe meine familiären Verbindungen zu kappen, gibt es mich nur mit Familie!“
     „Bitte, Schatz, so habe ich das nicht gemeint. Ich dachte, das ist nicht so wichtig.“
     „Was denkst du denn, warum ich dich den Beiden vorgestellt habe?!“
     „Ich sehe es doch ein. Bitte sei wieder gut“, Fabian nahm Chloé bei der Hand und zog sie zu sich heran, „bitte, Chloé.“

Chloé beruhigte sich daraufhin wieder. Fabian verschloss ihren Mund mit einem Kuss, streichelte ihr über die Wange und blickte sie verliebt an. Chloé tat es etwas leid, dass sie Fabian so hart angegangen hatte, so lehnte sie sich bei ihm an, kuschelte etwas, gab ihm einen Kuss und verschwand im Ort. Simon ließ sich von Fabian schlendernd durch den Ort führen. Fabian erklärte alles, was Chloé ihm über den Ort erzählt hatte. Da Markttag war, gingen sie einmal rund durch die Markthalle. Wie schon im Museumsdorf fotografierte Simon fast ununterbrochen mit seinem Smartphone. Von der Markthalle aus führte Fabian Simon zum Rathaus und von dort aus bergab zu Dorfkirche. Danach war etwas Zeit, bis sie sich wieder mit Chloé treffen wollten. So setzten sich die beiden Freunde auf eine Bank am Ufer der Latsa.
     „Da hast du vorhin aber ganz schön ins Fettnäpfchen getreten“, bemerkte Simon nach einiger Zeit.
     „Aua, das habe ich falsch eingeschätzt.“
     „Ich glaube, Chloé meint es sehr ernst mit eurer Beziehung.“
     „Mir ist es auch ernst, das kannst du mir glauben.“
     „Und ihr meint, eure Liebe sei stark genug, die Trennung zu überstehen?“
     „Das wissen wir nicht. Aber wenn wir es nicht versuchten, werden wir nie erfahren, ob unsere Liebe stark genug ist.“
     „Ich wünsche euch, dass ihr es schafft. Die Kleine ist wirklich süß.“
     „Und ganz schön selbstbewusst, wie du vorhin mitbekommen hast“, lachte Fabian.
     „Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“
     „Am Strand, genau genommen am FKK-Strand. Davon hast du vor lauter Kiffen nichts mitgekriegt.“
     „Ja doch, Scheiße. Musst du mir das ständig unter die Nase reiben?“
     „Nee, tu ich nicht mehr. Aber du hast deine Chance verpasst. Du merkst doch selbst, wie gut du ihr gefällst.“
     „Und wie hast du sie rumgekriegt?“
     „Rumgekriegt ist toll. Ich bin mit ihr fast zusammengestoßen, als sie aus dem Wasser stieg und da hat sie mich als Blödmann beschimpft.“
     „Mit einer nackten Frau bist du zusammengestoßen? Das finde ich irgendwie geil und wie hast du sie nun rumgekriegt?“
     „Das geht dich nichts an! Na ja, sie fand, sie könne ihr Deutsch verbessern.“
     „Da hat die Kleine echt Glück gehabt. Schließlich bist du in Deutsch wirklich stilsicher“, Simon versetzte Fabian einen Stoß.
     Fabian lachte, „Deutsch ist eben ein sehr wichtiges Fach. Jetzt komm, Chloé erwartet uns.“

Bei Tante Laurentxas Geschäft angekommen, ging Fabian voraus ins Innere. Tante Laurentxa bediente zwei ältere Kunden, die sie ausgiebig beriet. Als sie die beiden Kunden verabschiedet hatte, wandte sie sich den beiden neuen Kunden zu.
     „Egun on, Tante Laurentxa.“
     Laurentxa guckte verdutzt. „Ach, du bist es Fabian“, radebrechte sie, kam auf ihn zu und küsste ihn auf beide Wangen.
     „Chloé n’est pas encore là (Ist Chloé noch nicht da)?“
     „Elle est déjà passée et elle reviendra tout de suite. Elle est juste partie pour acheter du nougat en face. Veux-tu me présenter ton accompagnant (Sie war schon da und kommt auch gleich wieder. Sie ist schnell noch über die Straße gegangen, um Nougat zu kaufen. Stellst du mir deinen Begleiter vor)?”
     „Avec plaisir, c’est mon copain Simon (Gerne, das ist mein Freund Simon).”
     „Simon, das ist Chloés Tante Laurentxa.“

Auch Simon wurde auf beide Wangen geküsst. Danach stockte das Gespräch, da auf beiden Seiten die Sprachkenntnisse für ein tiefer greifendes Gespräch fehlten. Stattdessen ging Laurentxa hinter ihren Tresen, schnitt von einigen Spezialitäten kleine Stücke ab und reichte den beiden Freunden diese auf einem Teller. Fabian bedankte sich mit „milexker, Tante Laurentxa“, während Simon „merci beaucoup, madame“ sagte. Beide probierten von den Stücken und waren begeistert vom Geschmackserlebnis. Sie hatten gerade von einem alten Schafskäse probiert, als Chloé durch die Tür trat. „Esst nicht so gierig, sonst habt ihr nachher keinen Appetit mehr“, neckte sie die Beiden. Dann vertiefte sie sich in ein längeres Gespräch mit ihrer Tante. Simon war verwirrt über das, was er hörte. Er gab Fabian einen leichten Stoß. „Was reden die denn?“, fragte er möglichst leise. „Sie sprechen Euskara“, antwortete Fabian. „Eu… was?“ „Euskara, Baskisch eben.“ Chloé, die, obwohl die Freunde sehr leise gesprochen hatten, mitbekam, um was es ging, warf den Beiden einen spöttischen Blick zu. Dann wandte sie sich wieder ihrer Tante zu und das einzige, was vom Gespräch bei Fabian und Simon ankam, waren ihre beiden Namen. Chloé bat ihre Tante um ein Messer, teilte ein Stück Nougat in zwei Hälften und verpacke diese in eine Plastikfolie, die Laurentxa ihr reichte. Vom Bruch, der vom Teilen übrig blieb, reichte sie zuerst Simon und dann Fabian zum Probieren. „Für meine beiden Süßen, etwas Süßes“, sagte sie dazu. Danach nahm Chloé einen Picknickkorb. Sie und ihre beiden Begleiter verabschiedeten sich von Laurentxa. Die Freunde wollten wieder jeder den Kavalier spielen und den Picknickkorb tragen. Bei Chloé rief das ein spöttisches Lächeln hervor. Sie machte dem Spiel ein Ende, indem sie erklärte, sie würde den Korb selbst tragen. Ohne sich weiter um die Beiden zu kümmern, ging sie zum Auto.
     „Hey, wo willst du hin?“, fragte Fabian, als er Chloé erreicht hatte.
     „Ich fahre nach Urdax, wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mitkommen. Aber nur, wenn ihr euch nicht weiter, wie Kinder aus der Vorschule benehmt“, der Blick, den sie Fabian dabei zuwarf, ließ ihn dahin schmelzen.
     Fabian griff nach Chloé und zog sie zu sich heran, küsste sie und sagte, „Mensch Süße, wir sind doch nur so fröhlich, weil du einen Ausflug mit uns machst.“
     Inzwischen kam Simon heran, „habe ich etwas verpasst?“
     „Wieso, wolltest du mir beim Küssen helfen?“
     „Ihr seid wirklich kindisch.“ Chloé eilte wieder davon.
     Da die beiden Freunde sich weiter kabbelten, setzte sich Chloé ins Auto und fuhr einfach los. Schreiend liefen Fabian und Simon hinterher. Erst als beide außer Atem waren, hielt Chloé an. „Sind eigentlich alle Männer in Deutschland so blöd? Oder habe ich mich auf zwei besondere Blödmänner eingelassen“; rief sie durch das geöffnete Fenster.
     „Nein, wir sind nur begeistert, dass wir auf so eine schöne Frau getroffen sind“, feixte Simon.
     „Jetzt steigt endlich ein, sonst fahre ich wirklich alleine los.“
     „Wo geht’s denn hin. Fabian sagte nach Urdax. Ist es eine Bildungslücke, dass ich nicht weiß, wo diese Weltstadt liegt?“
     „Du hast wohl in Geografie gepennt! Ach Quatsch, Urdax ist ein Dorf mit einer Klosteranlage im spanischen Baskenland. Bei den Cuevas de Urdax gibt es einen besonders schönen Picknickplatz und dahin lade ich euch jetzt ein. Wenn ihr aber jetzt nicht endgültig einsteigt, fahre ich alleine und ihr müsst sehen, wie ihr dahin kommt. Fabian, du kennst den Weg – über Ainhoa, dann Richtung Spanien. Also was ist? Kommt ihr mit?“

Nachdem beide eingestiegen waren, drückte Fabian Chloé an sich. Sie gab ihm einen Knuff, „benimm dich!“ In gehobener Stimmung fuhren sie los. Wie Fabian sah, fuhr Chloé wirklich nach Ainhoa. Hinter dem Ort erreichten sie bald die Grenze nach Spanien. In Urdax hielt Chloé zuerst bei der Klosteranlage, deren Äußeres sie zu dritt besichtigten. Ich hätte mehr kulturelles Interesse erwartet, meinte Chloé nach einiger Zeit, gab Simon einen Tritt ins Hinterteil und zog Fabian ein Ohr lang. Bevor ihre Begleiter reagierten, brachte sich Chloé im Auto in Sicherheit und verriegelte die Türen. Fabian klopfte gegen die Fenster und als Chloé ein Fenster einen Spalt weit öffnete, fragte Fabian, „hast du das im Fach Pädagogik gelernt?“ „Nein, das sind Erfahrungen aus meiner eigenen Schulzeit“, antworte Chloé lachend und öffnete die Türen.

Es war nur gut ein Kilometer zu den Cuevas zu fahren. Wie immer, wenn Chloé fuhr, himmelte Fabian sie an. Simon betrachtete vergnügt das Liebespaar. Während Chloé den Wagen auf den Parkplatz lenkte, klopfte er Fabian auf die Schulter, „hey, Alter! Hast du schon einmal gesehen, wie schön es hier ist.“ „Ich betrachte die Schönheit ununterbrochen“, kam als Antwort zurück. Als Chloé eingeparkt hatte, krümmte sie sich vor Lachen. „Die Schönheit, die du betrachtest, ist mir bekannt“, pustete sie. Dann stieg sie immer noch kichernd aus, schnappte sich den Picknickkorb aus dem Kofferraum und ging zu einem der Tische auf der Wiese neben dem Parkplatz. Obwohl es Ferienzeit war, waren an diesem warmen Wochentag kaum andere Besucher anwesend, was Chloés Wünschen sehr entgegenkam. Sie breitete eine Tischdecke aus und baute den Inhalt des Korbes darauf auf. Zwischenzeitlich näherten sich die beiden Freunde, die sich vor Übermut kabbelten.
     „Zu ernsthaftem Umgang seit ihr deux garçons (zwei Jungs) wohl heute nicht fähig“; sagte Chloé kopfschüttelnd, als sie am Tisch saßen und dann fügte sie hinzu, „nun greift zu, les enfants (Kinder) in den Entwicklungsjahren benötigen eine kräftige Ernährung. Oder habt ihr keinen Hunger?“
     „Doch, haben wir“, sagten beide im Chor.
     Eine Weile aßen sie schweigend, Chloé verteilte Wasser in die mitgebrachten Gläser. „Wenn wir nachher zurück sind, können wir zusammen baden gehen.“
     Fabian reagierte enttäuscht. „Jetzt hab dich nicht so, wir haben den Abend und die Nacht.“ Chloé legte eine Hand auf Fabians Hand.
     „Es ist wohl besser, ihr setzt mich am Campingplatz ab, Chloé.“
     „Quatsch Simon, Chloé hat recht.“
     „Dann ist das abgemacht. Wir fahren bei mir vorbei. Ich brauche nur ein Handtuch und die Strandmatte. Ihr kriegt auch Handtücher von mir und Fabian stellt seine super tolle Strandmatte zur Verfügung.“

Die Rückfahrt verlief in aufgeräumter Stimmung. Als sie an einer Mautstelle etwas warten mussten, versetzte Chloé Fabian einen Knuff in die Seite, „du freust dich jetzt bitte, dass wir zu dritt baden gehen – wehe, wenn nicht!“ Fabian lächelte und antwortete gedehnt, „ja, doch.“ Danach verfiel er wieder in seine Lieblingsbeschäftigung und betrachtete Chloé von der Seite. Was sowohl bei Chloé, als auch bei Simon Heiterkeit auslöste. In Linça stiegen Chloé und Fabian aus. Simon wollte im Auto bleiben, aber Chloé, die ihre Eltern im Garten gesehen hatte, meinte, sie würde ihn gerne ihren Eltern vorstellen. So gingen sie zusammen um das Haus in den Garten. Chloé stellte Simon als Freund von Fabian vor. Fabian ging derweil nach oben und holte seine Strandmatte. Als er wieder nach unten kam, teilte Chloé ihm mit, ihre Eltern würden sie morgen zu einem Abschiedsessen einladen und sie hätte zugesagt. Fabian streichelte ihr zustimmend über die Wange, wofür er von ihr einen Kuss erhielt.

Am Strand steuerte Chloé entschlossen den FKK-Bereich an. Fabian war das Recht, während Simon zögerlich hinter ihnen herging. Ihm war etwas mulmig, da Fabian am Mittag auf Chloés Vorschlag, gemeinsam baden zu gehen, sauer reagiert hatte. Seine Bedenken schwanden aber, als er sah, wie die beiden Liebenden sich neckten. Als Chloé eine ihr zusagende Stelle für das Strandlager gefunden hatte, breitete sie ihre Strandmatte aus und legte ein Handtuch auf die Matte. Fabian tat ihr gleich, Chloé zog sich danach umgehend aus und lief zum Wasser. Fabian dagegen zog sich gemächlich aus, während Simon baff vor Staunen erst einmal hinter Chloé hersah. Er hatte zwar in den vergangenen Tagen Zeit genug gehabt, festzustellen, dass es sich bei Chloé um eine äußerst hübsche und attraktive Frau handelte, aber jetzt, als sie nackt in die Brandung rannte, war er überwältigt von der Schönheit ihrer Rundungen. Für ihn sah Chloé, wie sie geschmeidig über den Strand lief, unbeschreiblich schön aus. Als Fabian sich ausgezogen hatte, versetzte er Simon einen Stoß.
     „Hey Alter, was ist? Zieh dich aus und komm ins Wasser! Oder hat dich mein Mädchen verzaubert?“
     „Ist schon gut. Ich glaube, du bist dir gar nicht bewusst, was du dir da für eine tolle Braut eingefangen hast.“
     „Doch bin ich!“
     „Was hat sie denn gesagt, als ihr fast zusammengekracht seid?“
     „Ich habe es dir doch schon gesagt, sie hat mich als Blödmann beschimpft und dann hat sie gefragt, warum ich sie so anglotze und ob ich noch nie eine nackte Frau gesehen hätte. Und wenn du jetzt weiter glotzt, kriegst du das Gleiche zu hören. Das kann ich dir garantieren.“

Vom Wasser aus, winkte Chloé und rief, wo sie denn blieben. Fabian lief umgehend zum Wasser hinunter, während Simon sich auszog. Danach wollte auch er zum Wasser laufen. Als er aber sah, wie die Beiden in der Brandung spielten, ging er gemächlich zum Wasser, um den beiden Liebenden Zeit für ihre Spielchen zu lassen. Als er am Wasser ankam, kamen ihm Chloé und Fabian entgegen. Sie fassten ihn an den Händen und zogen ihn ins Wasser. Sobald sie etwa hüfthohes Wasser erreichten, tauchte Fabian, umfasste Simons Unterschenkel, während Chloé Simon seitlich einen so heftigen Stoß versetzte, dass dieser ins Wasser stürzte. Bevor Simon sich wieder aufrichtete, liefen die Liebenden Hand in Hand tiefer in die Brandung. Sie tauchten durch die Wogen, bis Simon sie erreichte. Durch Chloés lockere Art ermutigt, ergriff Simon Chloé bei den Hüften, hob sie hoch und warf sie in Richtung Fabian. Fabian versuchte Chloé aufzufangen, lachend fielen die Liebenden in das salzige Wasser. Zur Abwechslung verbündeten sich nun Chloé und Simon und rangen Fabian nieder. Als dieser pustend wieder hochkam, versuchte er Chloé einzufangen. Diese eilte aber, so schnell sie konnte, aus dem Wasser zu den Standmatten und ließ sich dort nieder. Sowie Fabian sie erreichte, kitzelte er Chloé einmal komplett durch. Simon wartete im Wasser, was die Liebenden zu schätzen wussten. Danach lagen sie zu dritt auf den Matten und erzählten von ihren Träumen. Zwei Bekannte von Chloé kamen vorbei und fragten, ob sie nicht Lust auf eine Runde Volleyball hätten. So verbrachten sie den Rest des Nachmittags beim Volleyball.

Sie verabschiedeten sich am Eingang zum Campingplatz, Chloé bat Simon am nächsten Abend pünktlich, um halb sieben am Tor zu warten, was dieser lachend versprach. Auf der Rue des Mésanges setzten Chloé und Fabian sich im Garten in die Sitzecke und aßen die Pizza, die sie unterwegs gekauft hatten. Nach dem Essen kuschelte sich Chloé an Fabian, zog ihre Beine auf die Sitzbank und Fabian streichelte ihren Rücken. Sie gingen nach oben, als die Sonne hinter einigen Wolken verschwand.

Oben angekommen umschlang Chloé Fabian mit ihren Armen und drückte sich an ihn. „Ich liebe dich“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Fabian hob Chloé hoch, drehte sich einmal mit ihr um seine Achse und schob dann einen Arm unter ihr Gesäß. Sie so auf seinen Armen haltend, trug er sie zum Bett und ließ sich dort auf die Matratze fallen. Chloé kam auf ihm zu liegen und liebkoste ihn ausgiebig. Fabian versuchte ihr die Hose nach unten zu schieben. „Komm, chéri, lass uns zuerst duschen“, flüsterte Chloé. Noch einen Moment hielt Fabian Chloé mit seinen Armen fest. Er legte seine Hände auf ihre Pobacken und drückte sie an sich, dann ließ er sie los, woraufhin Chloé sich eilends erhob. Als sie sich entkleidete, stellte sich Fabian zu ihr und öffnete die Knöpfe ihrer Bluse. Sobald ihre Brüste frei lagen, massierte er diese zärtlich. Chloé versuchte derweil Fabian das T-Shirt auszuziehen, was sich für sie als schwierig erwies, da Fabian nicht nachließ ihre Brüste zu streicheln. Daraufhin fingerte Chloé an Fabians Hose herum, streifte diese nach unten und kitzelte ihn an den Schamhaaren. Das brachte Fabian aus dem Konzept, so nutzte Chloé ihre Chance und zog Fabian das T-Shirt über den Kopf. Unter Lachen und Kitzeln zogen sie ihre restliche Kleidung aus, danach zog Chloé Fabian an der Hand unter die Dusche.

Nachdem sie sich gegenseitig eingeschäumt hatten und wieder warmes Wasser auf sie herniederprasselte, standen sie zuerst ganz still, eng aneinander geschmiegt unter dem Wasserstrahl. Danach massierte Fabian wieder mit langsamen Bewegungen Chloés Brüste. Voller Leidenschaft führte er seine Hände von den Brüsten abwärts zu Chloés Taille, schließlich hockte Fabian sich vor Chloé hin und umfasste mit seinen Händen ihre Pobacken. Dabei drückte er seine Lippen auf ihre Schamhaare, was bei Chloé ein genussvolles Stöhnen auslöste. Unter Stöhnen glitt Chloé an den nassen Fliesen hinunter. Als sie mit Fabian auf gleicher Höhe war, umschlang sie ihn mit den Armen und stellte das Wasser ab. „Komm trésor, ich halte es sonst nicht mehr aus“, sagte Chloé, stieg aus der Dusche und reichte Fabian ein Handtuch. Als Fabian mit dem Handtuch neben Chloé stand, widmete er sich ausgiebig zuerst dem Trocknen ihrer Haare, um ihr danach den Körper zu trocknen. „Du Idiot, das Handtuch war für dich gedacht“, neckte Chloé ihn, während sie ihrerseits mit einem zweiten Handtuch Fabians Haare bearbeitete. Kaum waren sie notdürftig angetrocknet, nahm Fabian seine Liebe auf die Arme und trug sie zum Bett. Vorsichtig legte er sie auf das Bett und beugte sich über ihre Scham. Vom feinen Duft ihrer Haut angemacht, drückt Fabian seine Lippen wieder auf ihre Schamhaare. Er nahm all seinen Mut zusammen, spreizte Chloés Beine und massierte mit der Zunge ihre Klitoris – sie setzte seinem Tun keinerlei Widerstand entgegen und gab vergnügt quietschende Geräusche von sich. Durch leichte Massage von Fabians Pobacken erreichte sie es, Fabian so zu positionierten, dass sie nach seinem Penis greifen konnte und diesen durch leichte Bewegungen ihrer Hand massierte. Voll von Leidenschaft führte sie den Penis zu ihrem Mund und umschloss ihn mit ihren Lippen. Als Fabian das Gefühl hatte, er würde vor Glück zerfließen, drehte er sich in Rückenlage. Chloé streifte ihm ein Kondom über den Penis, hockte sich über Fabian und führte den Penis in ihre Vagina ein. Mit rhythmischen Bewegungen hob und senkte sie ihren Schoß. Fabian verhielt sich ganz still, legte seine Hände um Chloés Taille und schaute verzückt auf ihre schönen Brüste, die unter den Bewegungen ihres Schoßes leicht auf und ab hüpften. Als Fabian zum Orgasmus kam, hatte sich Chloé in eine Art Ekstase hinein gesteigert. Fabian verstärkte den Druck seiner Hände, um den Zauber dieses Augenblicks ein wenig zu verlängern. Chloé ließ sich auf seine Brust gleiten, während Fabian ejakulierte.

Lange lagen die Liebenden danach noch eng beieinander und tauschen Zärtlichkeiten aus. Irgendwann, nach Einsetzen der Dämmerung, stand Chloé auf, stellte zwei Gläser auf den Nachttisch und holte eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. Sie setzte sich auf die Bettkante und Fabian setzte sich aufrecht auf das Bett. Langsam tranken sie am Wein und hingen ihren Gedanken nach. Als beide ihr Glas geleert hatten, lehnte sich Fabian an Chloés Rücken an und legte einen Arm ums sie. Nachdem sie einige Zeit so liebkosend beieinander gesessen hatten, drehte sich Chloé zu Fabian und flüsterte ihm ins Ohr, „chéri komm, wir setzen uns noch in den Garten.“ Fabian nickte und so zogen sich noch einmal an.

Im Garten setzten sie sich auf die Bank in der Sitzecke neben der Garage. Chloé zog die Beine nach oben und lehnte sich mit dem Rücken bei Fabian an. Dieser nutzte die Nähe seiner Liebe zu ausgiebigen Liebkosungen, was Chloé mit einem freundlichen Knurren beantwortete. Sie legte sich daraufhin wieder lang auf die Bank und bettete ihren Kopf auf Fabians Schoß. Chloé schloss die Augen und Fabian betrachtete die Frau auf seinem Schoß. Der Frieden, den sie ausstrahlte, löste bei Fabian ein Gefühl von Wärme und großer Zufriedenheit aus. Die Gedanken an die bevorstehende Trennung verdrängte er.

Als Chloé ihre Augen wieder öffnete, war es bereits so dunkel, dass sie Fabians Gesicht nur noch schemenhaft erkennen konnte. „Chéri, ich bin so glücklich. Ich habe das Gefühl, nicht ohne dich leben zu können.“
     „Mein Schatz, ich liebe dich sehr“, Fabian beugte sich über Chloé und küsste sie auf die Stirn.
     Chloé schmiegte sich fester an Fabian, „und du wirst mich nicht vergessen, wenn du abreist?“
     Der Gedanke an die bevorstehende Abreise versetzte Fabian einen Stich ins Herz. „Vertraue mir Schatz, ich werde dich nie vergessen und alles wird gut.“
     „Wenn du erst wieder in Gießen bist, findest du vielleicht Trost bei einer hübschen Kommilitonin.“
     „Nein, tu ich nicht. Wenn ich zurück in Gießen bin, werden wir täglich skypen und ich gehe sofort zum HIV-Test.“
     „Weißt du was? Ich gehe auch zum Test, sobald ich wieder in Bordeaux bin und wenn wir uns das nächste Mal sehen, können wir die blöden Kondome vergessen“, Chloé legte eine Hand um Fabians Nacken und drückte ihren Kopf an seine Brust.
     „Du wirst sehen, Chloé, es wird alles gut.“
     „Und wenn alles doch nur ein Rausch war? Wenn sich all das als ein Irrtum herausstellt?“
     „Bitte, Schatz, hör auf! So blöd, eine Frau wie dich loszulassen, bin ich nicht. Du liebst mich, das sieht dir jeder an und ich liebe dich auch. Wenn das zwischen uns ein Irrtum ist, dann weiß ich nicht, was Liebe ist“, Fabian streichelte Chloés Haare und gab ihr dann einen Kuss auf den Kopf.
     Eine Zeit lang schwiegen sie und genossen die Nähe und Wärme des jeweils anderen. Chloé hatte ihren Kopf wieder auf Fabians Schoß sinken lassen. „In mir brennt ein Feuer, heißer als das Feuer des Four à Goudron“, sagte sie nach einiger Zeit.
     „Morgen, meine Süße, fahren wir früh mit dem Rad zum Four à Goudron. Es ist die richtige Stelle, unseren Bund zu besiegeln. Auch in mir brennt ein Feuer, das ich weder löschen noch aushalten kann, wenn du nicht bei mir bist.“
     „Ja trésor und am Nachmittag, nachdem wir dein Rad zurückgebracht haben, fahren wir an den Strand. Rufst du vormittags Simon an und sagst ihm, dass wir zum Stand kommen?“
     „Nur wenn du darauf bestehst“, antwortete Fabian, kniff ihr aber dabei leicht in die Wange, damit sie seine flapsige Bemerkung nicht in den falschen Hals bekam.
     „Ich sage jetzt lieber nicht, was du bist, aber du bist es!“
     „Nun sag schon, was ich bin.“
     „Wenn du dir das nicht denken kannst, dann bist du auch noch fantasielos, mon homme (mein Mann).“

Daraufhin erhob sich Fabian, hob Chloé hoch und legte sie sich über die Schulter. Chloé versuchte sich zu wehren, indem sie ihre Hände zu Fäusten ballte und ihn auf den Rücken boxte. Fabian versetzte Chloé einen Klaps auf den Po, „halt still, sonst lege ich dich über die Knie, wenn wir oben sind.“ Chloé ließ sich dadurch nicht beeindrucken, sondern boxte fleißig weiter, während Fabian mit ihr auf der Schulter die Treppe hinauf stieg. Oben angekommen setzte er Chloé ab, ohne sie freizugeben und zog ihr die Hose nach unten. Lachend legte er Chloé über die Knie. Er wollte ihr einen weiteren Klaps auf den nun entblößten Po versetzen, besann sich aber anders und begann damit, die, durch seinen Griff wehrlose, ausgiebig zu kitzeln. Sobald Fabian seinen Griff lockerte, ging Chloé zum Angriff über und sie setzte ihr gesamtes, in den letzten Tagen erworbenes Wissen ein, um Fabian an den Stellen zu kitzeln, an denen er besonders empfindlich darauf reagierte. Fabian floh zum Bett und als er versuchte sich unter die Decke zu retten, griff Chloé ihm beherzt zwischen die Beine und kraulte ihn dort – jammernd gab sich Fabian geschlagen. Chloé hockte sich auf ihn, griff ihm unter das T-Shirt und kitzelte ihn an der Brust. „Aufhören, aufhören“, wimmerte Fabian. „Erst, wenn du dich für die Misshandlungen entschuldigst.“ „Misshandlungen? Das waren Liebkosungen!“ Chloé lachte schallend und kitzelte Fabian fleißig weiter. „Ich entschuldige mich, Gnade!“ Chloé ließ sich neben ihn fallen und Fabian streichelte ihre Haare.

Später am Abend liebten sie sich noch einmal und schliefen danach eng umschlungen ein. Am Morgen wurde Chloé zeitig wach. Leise stand sie auf, zog sich an, wusch sich nur nachlässig durch das Gesicht, kämmte sich einmal kurz über die Haare und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Sie trat vor die Tür, fühle, dass es noch empfindlich kühl war, kurz überlegte sie, ob sie eine Jacke überziehen sollte, zog dann aber die Tür möglichst leise hinter sich zu und ging zum Bäcker. Als sie mit einem Baguette und einer Tüte voll Croissants zurückkam, schlief Fabian immer noch. Da der Kaffee bereits fertig war, schüttete sie zwei Tassen Kaffee ein und hielt eine davon Fabian unter die Nase, „wach auf, du dormeur (Schlafmütze)!“ Verschlafen und unwillig öffnete Fabian die Augen. „Was ist? Ist doch erst kurz nach Mitternacht!“ „Steh auf, sonst kitzele ich dich wieder.“ „Gnade, ich stehe freiwillig auf.“ Ohne ein weiteres Wort stellte Chloé die Kaffeetasse auf den Nachttisch, nahm sich ihre Tasse und ging damit ins Bad. Fabian ging ihr mit seiner Kaffeetasse nach und setzte sich auf den Rand der Duschtasse, während Chloé ihre Bluse auszog und sich dann ausgiebig wusch und herrichtete. Chloé drehte sich um, als sie zwischenzeitlich ihre Kaffeetasse ansetzte, „Hey, le voyeur! Was machst du in meinem Badezimmer?“ Fabian grinste breit, „ich schaue meiner Liebe beim Waschen zu! Was bedeutet le voyeur?“ „Ich kann es nicht übersetzten. Es beschreibt einen Mann, der heimlich Frauen und Liebespaare beobachtet.“ Fabian grinste immer noch, „Spanner! Schatz, du kannst echt noch etwas bei mir lernen, aber der Begriff Voyeur wird bei uns auch verwendet.“ Statt einer Antwort schenkte Chloé Fabian ein strahlendes Lächeln und machte sich, nachdem sie am Kaffee getrunken hatte, in aller Ruhe weiter zurecht. Dann nahm sie ihre Tasse, verließ das Bad und rief über die Schulter Fabian zu, „beeil dich mit dem Waschen, sonst esse ich alles allein auf.“ „Lass das lieber, ich mag keine fetten Frauen.“ Chloé drehte sich noch einmal um und steckte Fabian die Zunge heraus. Fabian machte sich sorgfältig zurecht, voll Liebe dachte er an Chloé, die er nebenan rumoren hörte. Als Fabian aus dem Bad kam, sah er, dass Chloé den kleinen Tisch unter dem Fenster gedeckt hatte. Sie gaben sich einen Kuss und setzten sich an gegenüberliegende Tischseiten. So konnten sie beide aus dem Fenster auf die Straße sehen und sich während des Essens verliebte Blicke zuwerfen. Chloé füllte sich ihren Kaffee mit viel Milch auf und tauchte ein Croissant in die milchig braune Flüssigkeit, sog den aufgeweichten Teil des Croissants in den Mund und tauchte den Rest des Croissants erneut in den Kaffee. Fabian guckte verwirrt, ob dieser Prozedur.
     „Ist etwas nicht in Ordnung?“
     „Doch Süße, alles ist perfekt!“
     „Und warum guckst du dann so entsetzt?“
     „Schatz, wenn du mich in Deutschland besuchst und wir frühstücken in Gesellschaft, lässt das Eintunken besser.“
     „Oh, ich weiß. Immer wenn ich in Deutschland bin, unterdrücke ich diesen Trieb. Da brauchst du keine Sorge zu haben. Wieso kommst du darauf, dass ich dich in Deutschland besuche?“
     „Ich möchte dich meinen Eltern vorstellen.“
     „So, so. Heißt das, du hast weiterhin Interesse an mir?“
     „Ja sicher! Du hast mich auch deinen Eltern vorgestellt!“
     „Ja, aber als meinen Freund. Wie hätten wir sonst diese schönen Tage verbringen sollen?“
     „Wenn, mein Schatz, wenn es sich so zwischen uns entwickelt, wie ich es für uns erhoffe, dann wirst du deinen Eltern sagen müssen, dass ich mehr als ein Freund bin. Ich möchte dich meinen Eltern als meine Frau vorstellen.“
     „Zukünftige Frau“, verbesserte Chloé.
     „Also bitte, wir gehen miteinander um, wie Mann und Frau und deshalb werde ich dich als meine Frau vorstellen; und zu all meinen Freunden werde ich auch sagen, du seist meine Frau.“
     „Du darfst mich als deine Frau vorstellen. Meine Eltern wissen, dass du mehr als mein Freund bist. Das dürfte dir doch inzwischen aufgefallen sein.“
     „Meine Frau“, Fabian lächelte und legte seine Hand auf Chloés, auf dem Tisch liegende Hand, während Chloé mit der anderen Hand ein weiteres Croissant in ihre Kaffeetasse tunkte.

Nach dem Frühstück wuschen sie gemeinsam ab. „Wir benehmen uns wie époux (Eheleute)“, lachte Chloé, versetzte Fabian einen Knuff und küsste ihn anschließend auf die Wange. „Wie liebende Eheleute“, verbesserte Fabian und zog Chloé zu sich heran. Danach machten sie sich auf den Weg in den Wald. Als sie auf die Fahrräder stiegen, kam Joël aus dem Haus. „Papa, on aurait besoin d’une voiture dans l’après-midi, est-ce que c’est possible (Papa, wir brauchen am Nachmittag ein Auto. In Ordnung)?“, rief Chloé ihm, bereits auf dem Rad sitzend zu. „Oui“, kam es kurz und knapp zurück. Lächelnd winkte Joël den beiden nach, während sie in Richtung Wald davon fuhren. Nebeneinander fuhren die Liebenden auf der Rue des Mésanges in Richtung Wald. Auf den sandigen Fahrwegen im Wald fuhr jeder von ihren in einer der beiden Fahrspuren. Immer wieder warf Fabian einen glücklichen Blick auf die neben ihm radelnde Frau. Einmal guckte Chloé kurz zurück, „pass lieber auf den Weg auf, wenn du auf eine sandige Stelle gerätst, legst du dich sonst noch auf la gueule (die Fresse).“ „Schon gut, meine Frau“, gab Fabian lachend zurück. Am Four à Goudron stiegen beide vom Rad. Chloé zog Fabian an der Hand hinter den Wall, der die alte Feuerstelle umgab. Fabian stolperte einmal über das Gestrüpp, was bei Chloé Lachen auslöste. Hinter der alten Feuerstelle angekommen wandte sich Chloé Fabian zu, kuschelte sich an ihn, während Fabian ihren Rücken streichelte.
     „Warte hier, ich habe etwas in deinem Fahrradkorb versteckt“, sagte Fabian und ging zurück zum Rad.
     „Was soll das! Du kannst mich doch nicht in der Wildnis allein lassen!“, rief Chloé lachend, als Fabian zurückkam. „Was hast du denn versteckt?“
     „Neugieriges Weib“, antwortete Fabian, der etwas hinter seinem Rücken versteckt hielt.
     „Nun zeig schon, was du da hast.“
     „Guck doch nach“, sagte Fabian, hinderte aber Chloé daran, hinter seinen Rücken zu greifen.
     „Du bist gemein“, nörgelte Chloé.
     Fabian zog Chloé zu sich heran und hielt ihr ein Fläschchen Crémant hin, „wir wollten hier unseren Bund besiegeln.“
     „Fou, du bist wirklich ein fou.“
     „Komm, lassen wir uns einfach umarmen, von Treueschwüren halte ich nichts. Wir umarmen uns und sagen uns damit, dass wir miteinander leben wollen. Ob das Feuer, das in uns brennt, die Zeiten überdauert, wissen wir nicht. Wir müssen Wege finden, unsere Liebe zu erhalten, auch dann, wenn das Feuer erkaltet. Auch das wollen wir uns hier versprechen.“
     „Ich sag’s doch, du bist ein fou“, Chloé knuffte Fabian in die Seite.

Sie nahmen sich in die Arme und tauschten ausgiebig Zärtlichkeiten miteinander aus. Dann öffnete Fabian die Flasche und bat Chloé als erste zu trinken. Als Chloé die Flasche absetzte, nahm Fabian die Flasche und trank einen großen Schluck, danach trank Chloé den Rest aus der Flasche. Noch einmal umarmten sie sich, bevor sie zum Weg zurückgingen. „Bitte rufe jetzt Simon an und wenn du möchtest, gehen wir danach spazieren“, meinte Chloé als sie am Weg waren. Simon hob bereits beim ersten Klingeln ab und zeigte sich sehr erfreut über das Angebot, den Nachmittag gemeinsam zu verbringen.

Nach dem Telefonat fassten sich die Liebenden bei den Händen und spazierten auf einsamen Wegen tiefer in den Wald. Ein Ziel hatten sie nicht und als sie an die Stelle kamen, an der sie sich erstmals geliebt hatten, tauschten sie Zärtlichkeiten aus. Chloé zog Fabian bald weiter, immer tiefer drangen sie in den Wald ein. „Ich hoffe, du weißt, wie wir wieder zurückfinden“, frotzelte Fabian nach gut einer Stunde und erhielt einen kräftigen Stoß für diese Bemerkung. Einmal kamen sie an einigen einsamen Häusern vorbei, die unbewohnt zu sein schienen. Als sie zu einer Hochspannungsleitung kamen, bog Chloé rechts in einen holprigen Weg ein. Sie sprachen kaum, ab und zu tauschten sie verliebte Blicke aus und Fabian strich Chloé dann sanft über die Haare. Als Chloé ein weiteres Mal abgebogen war, kamen sie für Fabian völlig überraschend zu den einsamen Häusern, die er bereits kannte. Chloé grinste spöttisch, „hattest du Angst, wir könnten uns wie Hänsel und Gretel im Wald verirren?“ Fabian zog sie zu sich heran, versetzte ihr einen Klaps auf den Po und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Auch Chloé spürte, wie die Leidenschaft erneut in ihr aufstieg. Ihr ging auf, dass sie jetzt die letzte Gelegenheit hatten, sich noch einmal zu lieben. Schnell zog sie Fabian weiter und als sie die Räder erreichten, stieg sie auf und trieb Fabian zu Eile an. Dieser war einigermaßen verdattert über Chloés Eile, sagte aber nichts und beeilte sich sie einzuholen, da sie direkt losgefahren war.
     „Was ist mit dir?“, fragte Fabian, als er zu Chloé aufgeschlossen hatte.
     „Das erkläre ich dir zu Hause“, antwortete Chloé und stieg fester in die Pedale.
     „Hey, warte auf mich!“
     Chloé bremste ab, auf ihrem Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus, „du bist wohl nicht gut in Form heute, da will ich dich nicht überfordern.“
     „Du überforderst mich nicht. Ich möchte nur gemütlich neben dir radeln.“
     „Du weißt doch gar nicht, was ich mit dir vorhabe.“
     „Was hast du denn mit mir vor?“
     „Das verrate ich nicht.“
     „Mensch Süße, sag schon.“
     „Nein, warte, bis wir zu Hause sind. Es ist etwas sehr Schönes.“

Auf der Rue des Mésanges angekommen, stellte Chloé zu ihrer Befriedigung fest, dass ihre Eltern beide mit den Autos unterwegs waren. Sie hatte zwar keine Hemmungen gegenüber ihren Eltern, fand aber, dass die Eltern nicht alles mitbekommen mussten, was sie mit ihrer Liebe auf der oberen Etage trieb. Sobald sie die Räder abgestellt hatten, zog sie Fabian an der Hand nach oben. Oben schloss sie die Tür hinter sich und warf sich Fabian an die Brust. Fabian reagierte sofort und begann umgehend damit, Chloé zu streicheln. „Komm, komm“, flüsterte er und drückte Chloé auf das Bett. Chloé zog Fabian zu sich herunter und auf dem Bett rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib. Als Fabian Chloé zwischen die Beine griff, spürte er bereits die Feuchtigkeit, die ihm ein leichtes Eindringen ermöglichte. Sanft massierte er ihre Klitoris, was bei Chloé ein lustvolles Stöhnen auslöste. Chloé fingerte an einem Kondomtütchen, während Fabian sich über sie neigte und seine Lippen auf ihre Vulva drückte. Geschickt streifte Chloé das Kondom über den Penis. Sie vereinigten sich leidenschaftlich und nachdem ihre Lust befriedigt war, lagen sie erschöpft in liebevoller Umarmung beieinander. Fabian schlummerte kurz ein, als er erwachte, schluchzte Chloé leise.
     Fabian streichelte Chloé über die Haare, „Liebste, warum weinst du? Habe ich dich verletzt?“
     „Nein, trésor, das war das letzte Mal, dass wir uns geliebt haben.“
     „Aber Süße, wir lieben uns doch und ich arbeite bereits an unserem Wiedersehen. Wir werden uns bald wieder lieben.“
     „Ich weiß, aber morgen früh fährst du nach Deutschland und ich bleibe zurück.“
     „Ich verspreche dir, in meinen Gedanken werde ich immer bei dir sein“, Fabian zog Chloé näher zu sich heran und streichelte ihre Wangen. „Bitte weine nicht, sonst fällt mir die Abreise noch schwerer.“
     Chloé beruhigte sich langsam und als sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte, küsste sie Fabian auf die Schulter, „komm, wir bringen dein Rad zurück. Danach ist bestimmt Papa wieder da, wir können dann mit dem Auto zum Strand fahren.“

Gemeinsam fuhren sie auf ihren Rädern zum Fahrradverleih. Auf dem Rückweg durch den öden Ort fuhr Fabian das Rad, während sich Chloé seitwärts auf den Gepäckträger setzte und ihre Arme um Fabian schlang, um einen sicheren Halt zu haben. Beide genossen die Nähe des Anderen, die Gedanken an die bevorstehende Trennung waren weit in die Tiefen ihres Gedächtnisses verdrängt.

Als sie in die Rue des Mésanges einbogen, wurden sie von Joël überholt. Er erwartete die beiden vor dem Haus.
     „Alors, les amoureux, ce que vous faites est contre la loi, ne vous faites pas attrapper par les gendarmes! Vous attendez certainement déjà la voiture (Nun ihr beiden Turteltauben, was ihr da macht, entspricht nicht den Gesetzen, lasst euch nicht von der Gendarmerie erwischen! Ihr wartet sicher schon auf das Auto)?“ Joël kniff Chloé in die Wange und versetzte Fabian einen leichten Schlag auf den Rücken.
     Chloé umarmte ihren Vater, „tu es un homme intelligent (du bist ein kluger Mann).“
     „Echappez vous, mais revenez à l’heure pour manger (Dann zieht Leine und kommt pünktlich zum Essen).“
     „D’accord, Papa, on part juste chercher les valises de Fabian. Ce soir on viendra avec Simon (Machen wir Papa, wir holen nur schnell Fabians Gepäck. Am Abend bringen wir Simon mit).“
     „Ok, et j’espère que vous auriez un bon appetit (Alles klar und bringt großen Hunger mit).“
     „Danke Joël, ihr seid sehr großzügig“, Fabian war verlegen, da er nicht wusste, wie er für die Großzügigkeit von Chloés Eltern danken konnte.
     Chloé übersetzte, Joël setzte ein breites Grinsen auf, „Qu’est-ce qu’on ne fait pas pour rendre sa fille heureuse. Allez vous en, vous allez me faire pleurer (was tut man nicht alles, damit die Tochter glücklich ist. Nun haut endlich ab, sonst breche ich am Ende noch in Tränen aus).“

Chloé steuerte das Auto aus Linça heraus. Während sie über die Landstraße in Richtung Strand steuerte, saß Fabian schweigend neben ihr und beschränkte seine Tätigkeiten darauf, Chloé verliebt anzugucken. Die bevorstehende Abreise stimmte ihn traurig, doch inzwischen empfand er es als das größte Glück seines Lebens, an dieser eigentlich völlig danebengegangenen Reise teilgenommen zu haben. Wäre er nicht unter diese Saufkumpane geraten und hatte Simon nicht so gekifft, wäre sein Leben anders verlaufen. Er grinste still in sich hinein, als Chloé an der einzigen Ampel weit und breit anhalten musste.
     „Hast du vielleicht ein Schweigegelübde abgelegt? Oder hast du die Sprache verloren?“
     „Nein Süße, ich will mir alles einprägen, was es zu sehen gibt.“
     „Was gibt es denn hier zu sehen, du fou? Außer Pinien auf beiden Seiten der Straße und der roten Ampel kann ich nichts Aufregendes entdecken.“
     „Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich will mir dein Gesicht einprägen.“
     „Ich schenke dir ein Bild von mir“, lachte Chloé und fuhr weiter, als die Ampel auf Grün schaltete.
     „Ich möchte mein Leben mit dir verbringen. Mir ist es ernst, mit dem Einprägen. Wir werden uns mindestens einige Wochen nicht sehen können.“
     „Ich weiß nicht, wie es weiter geht, mon trésor! Aber wir haben es uns vorhin beim Four à Goudron versprochen. Ich hoffe genau wie du auf ein gemeinsames Leben. Aber jetzt hör auf, was du machst ist ruminer. Wir wollen einen schönen Nachmittag zusammen mit Simon verbringen.“
     „Und was, Liebste, bedeutet ruminer?“
     „Ich weiß das deutsche Wort nicht. Ihr Deutschen benutzt dafür ein Wort, das etwas mit Eiern und Küken zu tun hat.“
     „Brüten, Süße.“

Während sie weiter fuhren, umspielte ein Lächeln Chloés Mund, Fabian gab sich derweil weiterhin dem Studium von Chloés Formen hin. Am Eingang zum Campingplatz wartete Simon bereits auf sie und nachdem Fabian sein Gepäck verstaut hatte, gingen sie zu Dritt an den Strand hinunter. Fabian war wie ausgewechselt. Er alberte mit Simon herum, umrundete Chloé und drückte ihr dann einen Kuss auf den Nacken. Er lief ein Stück vor und rief nach hinten, die Beiden sollten lieber einen Schritt zulegen. „Chloé, bitte sag ganz ehrlich, wenn ich euch störe. Ich kann das verstehen, es ist euer letzter gemeinsamer Tag“, bemerkte Simon in diesem Moment. Die Antwort wurde von einem heftigen Stoß begleitet, „wenn du stören würdest, hätten wir dich nicht eingeladen, du Idiot!“ Chloé lief auf Fabian zu, um sich in Sicherheit zu bringen, wurde aber nach kurzer Strecke von Simon eingeholt und in den Schwitzkasten genommen. „Hey, willst du meine Frau ermorden?“, rief Fabian und kam zurück. Sobald er die beiden erreichte, begann er damit, Simon seinerseits zu umklammern. Der ließ Chloé daraufhin los und während Fabian Simon niederrang, kitzelte Chloé Simon, bis dieser um Gnade bat. Lachend ließen sich die drei Freunde in den Sand fallen.

Im Wasser tauchten die drei eine Zeit lang gemeinsam unter den Wogen hindurch. Danach rangelten sie wieder fröhlich miteinander und versuchten sich gegenseitig unter Wasser zu drücken. Einmal nahm Simon Chloé auf die Arme, hob sie so hoch wie er konnte und warf sie in einen der heranrollenden Brecher. Als sie wieder auftauchte, drohte sie ihm lachend, „wenn du das noch einmal tust, verpetze ich dich bei Fabian.“ Simons Antwort ging im Getöse des nächsten sich überschlagenden Brechers unter. Fabian, der das Spiel von weiter draußen beobachtet hatte, kam heran. Chloé stürzte sich auf ihn und riss ihn um. Fabian umfasste ihre Beine und zog sie unter Wasser. Als beide wieder hochkamen, umarmten sie sich. Fabian spürte die festen Rundungen ihrer Brüste und zog Chloé fester zu sich heran. Als Chloé sein Geschlecht an ihrer Scham spürte, entrang sich ein Seufzer ihren Lippen. Simon, der das mitbekam, zog sich an den Strand zurück und legte sich auf die Strandmatte. Immer wieder drückte Fabian Chloé an sich, bis ein besonders hoher Brecher beide aus dem Gleichgewicht brachte. Wieder am Strand legten sie sich neben Simon auf die Strandmatten, Chloé legte sich so, dass sie Fabian bei der Hand halten konnte. Fabian drehte sich in ihre Richtung und streichelte ihr über die Haare. Chloé dankte mit einem Lächeln.
     „Ich muss mich noch etwas herrichten, bevor wir zu deinen Eltern fahren. Und ich möchte auf jeden Fall Blumen für deine Mutter kaufen. Hilfst du mir dabei, Chloé?“
     „Ihr Deutschen habt wohl einen Blumenfimmel! Mit Fabian hatte ich schon das gleiche Theater“, sagte Chloé mit einem verschmitzten Lächeln.
     „Bei uns macht man das so.“
     „Ist mir klar. Weißt du was, Simon, du geht’s jetzt vor und wir holen dich in einer halben Stunde ab. Dann haben wir noch ein paar Minuten für uns. Wir fahren dann gemeinsam zum Blumengeschäft. Was meinst du dazu, Fabian?“
     „Ich finde, dass Simon recht hat, Blumen gehören dazu. Ich wäre auch nicht ohne Blumen bei euch erschienen. Und jetzt, Simon, hau ab, wir wollen noch ein wenig knutschen.“
     „Bin schon weg“, antwortete Simon, zog sich an und ging.

Nachdem Simon gegangen war, rutschten Chloé und Fabian näher zusammen. Chloé fuhr mit einem Finger die Konturen von Fabians Gesicht nach. Fabian schloss die Augen und genoss das leichte Kitzeln, das Chloés Finger verursachte. Er öffnete die Augen, als das Kitzeln aufhörte und sich das Licht, das durch seine geschlossenen Lider drang, verdunkelte. Chloé hatte sich über Fabian gebeugt und ihre Gesichter berührten sich beinahe. Ihre brünetten Haare hatten sich, wie eine Art Zelt, um Fabians Gesicht gelegt. Fabian zog Chloé ganz zu sich herunter, als er die Rundungen ihrer Brüste auf seinem Brustkorb verspürte, breitete sich ein Gefühl von Wärme in ihm aus. Chloé sanft in seinen Armen wiegend, summte Fabian ein altes Schlaflied, an das er sich gerade erinnerte. „Was für ein Lied summst du?“, fragte Chloé nach einiger Zeit. „Schlafe, mein Kindlein, schlaf ein.“ „Ich bin nicht dein Kind“, antwortete Chloé und drückte sich fester an ihn. „Es heißt eigentlich auch nicht Kindlein, sondern im Originaltext Prinzchen.“ „Und wie geht es weiter?“ „Es ruhn Schäfchen und Vöglein.“ „Es scheint ein schönes Lied zu sein, du darfst es unseren Kindern vorsingen.“ Von Leidenschaft überwältigt drehte Fabian Chloé auf den Rücken und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Danach legte er sich mit dem Kopf auf ihren Bauch und schloss wiederum die Augen, während Chloé ihm sanft in den Haaren kraulte. Nach einiger Zeit erhielt Fabian einen Knuff von Chloé. „Komm, anziehen, es wird Zeit für uns“, sagte sie dazu. Fabian erhob sich widerwillig und zog sich an, während Chloé, bevor sie sich anzog, die Matten zusammenrollte. Genussvoll betrachtete Fabian die geschmeidigen Bewegungen, die seine nackte Frau bei dieser Tätigkeit ausführte.

Nachdem Chloé beim Blumenladen geparkt hatte, erklärte Fabian, er würde im Auto warten. Simon war das ganz Recht, er hoffte ein paar Sätze mit Chloé wechseln zu könnten, von denen er meinte, dass Fabian dabei nur stören würde. Im Geschäft war nur eine einzige Verkäuferin anwesend, die gerade eine Kundin bediente, die sich nicht recht entscheiden konnte und außerdem noch ihre gesamte Krankheitsgeschichte ausgiebig darlegte. Chloé kannte diese Geschichte bereits und verdrehte genervt die Augen. Simon verstand kein Wort von dem, was die Frau erzählte, aber das offenbar belanglose Geplapper gab ihm Zeit, Chloé in ein Gespräch zu ziehen.
     „Chloé, es geht mich wirklich nichts an, aber ich frage es trotzdem. Ist es bei dir mehr als Verliebtheit, was du für Fabian empfindest?“
     Chloé guckte verdutzt, antworte aber, „es geht dich wirklich nichts an! Wie kommst du denn auf diese Frage?“
     „Dein Umgang mit anderen Männer, mich eingeschlossen, ist recht freizügig.“
     „Mein Gott, Simon! Da verstehst du etwas falsch. Ich hoffe darauf, dass unsere Liebe stark genug ist, um ein gemeinsames Leben zu führen. Was du für freizügig hältst, würde ich als Freude am Leben interpretieren.“
     „Ich glaube dir das gerne, Chloé. Ich habe eigentlich nur Sorge um Fabian. Seit er dich kennt, ist er so voller Lebensfreude. Ich möchte nicht, dass er enttäuscht wird.“
     „Ich glaube Simon, du bist wirklich ein guter Freund, wenn auch Fabian ziemlich sauer auf dich war. Aber es ist so, ich liebe Fabian sehr, nichts liegt mir ferner, als ihm weh zu tun.“ Chloé zog Simon zu sich heran und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Mit dem Verteilen von Küssen, sind wir hier in Frankreich eben großzügiger. Ich vermute, Fabian hat das inzwischen begriffen und du lernst das auch noch – vorausgesetzt, du kommst oft genug bei uns vorbei.“
     „Ach, Chloé, du bist wirklich ein Mädchen zum Verlieben. Tut mir leid, was ich gesagt habe, aber wirklich, ich sagte es aus Sorge um Fabian.“
     „Es braucht dir nicht leidzutun, ich verstehe dich. Sei beruhigt, es gibt für mich nichts Wichtigeres als Fabian. Ich hoffe, er sieht das auch so.“
     „Da kannst du sicher sein, Chloé.“ Simon nickte dazu, um den Satz zu untermauern.

Endlich hatte die Kundin ihre Krankheitsgeschichte zu Ende erzählt und erhalten, was sie wünschte. Sie fragte die Verkäuferin noch ausgiebig nach dem Befinden von Mann und Kindern, bat sie ihren Eltern Grüße auszurichten und ging endlich. Chloé hatte sich inzwischen einen Überblick über das Angebot verschafft. „Was kannst du dir den leisten, Simon?“, fragte sie. „Es ist ja der letzte Abend, zwanzig Euro vielleicht.“ Chloé nickte, verhandelte mit der Verkäuferin und zeigte Simon einen schön zusammengestellten Blumenstrauß. „Oh, wunderschön, ist der für mich bezahlbar?“ „Ja, sicher – vierzehn Euro!“ Simon zahlte und gemeinsam fuhren die drei nach Linça. Da es noch zu früh für das Abendessen war, stiegen sie zuerst einmal über die Außentreppe zu Chloés kleiner Wohnung hinauf.
     „Oh, ich darf euer Liebesnest betreten!“
     „Simon, du bist ein großer imbécile, nur damit du weißt, was ich von dir halte“, Chloé grinste bei dieser Antwort und zog Simon am Ohr.
     „Was ist ein imbécile?“
     „Einer, der viel Unsinn redet.“
     „Ah, ein Quatschkopf!“
     „Sag ich doch!“
     Fabian, der bisher still dem Wortgeplänkel gefolgt war, brach in Lachen aus, „an einer Frau wie Chloé, wirst du dir die Zähne ausbeißen.“
     „Ich nicht, du musst mit Chloé auskommen. Wenn du nicht aufpasst, kriegt sie dich unter.“
     „Ach was, wenn ich mit ihr allein bin, ist sie handzahm.“
     Diesmal erhielt Fabian einen kräftigen Stoß, „wenn du meinst, ich sei zahm, werfe ich dich die Treppe hinunter.“
     „Nicht doch, meine Süße! Bei einem Treppensturz könnte ich mich ernsthaft verletzten und dann kannst du mich im Krankenhaus besuchen, statt mit mir zu knutschen.“

In diesem Moment rief Joël von unten zum Essen. Chloé übersetzte und sich weiter neckend, gingen die Drei nach unten.

Auf dem Weg zur Terrassentür hielt Fabian Simon einen Augenblick zurück. „Ist sie nicht süß?“ „Ja doch, Alter, pass auf, sonst schnappt sie dir ein anderer weg.“ Grinsend sahen sich die beiden an. Von der Tür aus rief Chloé, sie sollten endlich kommen, woraufhin Simon und Fabian sich wieder zu ihr gesellten. Chloé nannte sie alberne Tölpel, was die Heiterkeit der Beiden weiter erhöhte. Simon überreichte Maïtana den Blumenstrauß. Er stellte sich dabei etwas ungeschickt an, was Chloé mit einem Lachen kommentierte. Sie erhielt dafür einen strafenden Blick ihrer Mutter, was ihre Fröhlichkeit jedoch nicht minderte. Nach der Begrüßung füllte Chloé den Aperitif in die bereit gestellten Gläser und Maïtana bat Platz zu nehmen. „Kleine, wenn du deine Freunde nachher zurückfahren möchtest, dann trinke bitte nach dem Aperitif keinen weiteren Alkohol. Wenn du es möchtest, verzichte ich auf Alkohol und fahre euch zum Campingplatz“, bemerkte Joël, bevor er sein Glas hob. Chloé, die zwischen ihm und Fabian saß, drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. „Das ist lieb, Papa. Gerade heute möchte ich noch einmal mit den Jungs feiern.“ „Also gut, ihr feiert – ich trinke Wasser.“ Nach dem Aperitif stand Chloé auf und brachte für jeden einen Vorspeisenteller. Maïtana und Joël hatten Lomo, luftgetrocknetes Filet Mignon und Jambon de Bayonne auf den Tellern angerichtet. Fabian erkannte, dass es sich um die Köstlichkeiten handelte, die er gemeinsam mit Chloé bei Tante Laurentxa abgeholt hatte. Es entwickelte sich ein angeregtes Gespräch zwischen den Speisenden, wobei Chloé zwischen ihrem Vater und dem Rest der Gesellschaft dolmetschte. Maïtana hatte für die Gäste und Chloé Weißwein in die Gläser verteilt, sie selbst trank zusammen mit Joël Wasser. Obwohl sie langsam tranken, löste der Alkohol bei besonders bei Simon die Zunge und er erzählte munter von seinem Leben in Gießen und ließ auch nicht aus, dass er sich bei Fabian unbeliebt gemacht hatte, da er ihn zu der Reise überredet hatte. Fabian warf ein, „schon vergessen Alter, du siehst ja, was mir dadurch widerfahren ist.“ Ein glückliches Lächeln breitete sich auf den Gesichtern von Chloé und Fabian aus. Maïtana sagte zu Chloé etwas auf Euskara, was diese zu schallendem Lachen verleitete. Auch Joël stimmte in das Gelächter ein.
     Auf den fragenden Blick von Fabian übersetzte Chloé, „Maman sagt, ihr Eindruck wäre, ihre Tochter hätte jetzt einen Mann zu viel.“
     „Du sollst nicht petzen. Ich habe absichtlich Euskara gesprochen, damit das unter uns bleibt“, rügte Maïtana sie daraufhin.
     Simon schüttelte den Kopf und sagte, „leider habe ich bei Chloé nicht den Hauch einer Chance. Eigentlich schade, aber es gibt reichlich Frauen an den Stränden von Aquitanien.“ Simon trank einen Schluck Wein, „Fabian hat das so formuliert – ‚du Blödmann hättest die gleiche Chance gehabt, aber du hast dich lieber dem Kiffen hingegeben‘.“
     Fabian verzog das Gesicht, „komm, hör auf mit den alten Kamellen!“
     „Du hattest recht, so einfach ist das. Da du dich verliebt hast, habe ich zumindest wegen der Reise kein schlechtes Gewissen mehr.“
     „Jetzt hört aber wirklich auf. Die Diskussion ist überflüssig – ich liebe Fabian. Wir sind einfach aufeinander getroffen und haben uns verliebt. Wir waren beide nicht auf der Suche.“
     „Ich bin doch ganz friedlich, eigentlich waren die letzten Tage viel schöner, als sie es beim Surfen hätten sein können. Wenn ich mich recht entsinne, seid ihr nicht aufeinander getroffen – Fabian hat dich beinahe umgerannt.“
     „Ja, so war es und ist das nicht toll?“, Fabian streichelte Chloé über den Nacken.

Maïtana hatte während dieses Disputs für Joël die Aufgabe der Dolmetscherin übernommen. Die Sätze, die Joël vernahm, lösten bei ihm ein Lächeln aus. Er dachte an die Zeit zurück, als Maïtana und er jung waren. Die Schwierigkeiten, die ihre Verbindung im Verhältnis zu den jeweiligen Familien ausgelöst hatte, schmerzten ihn immer noch, aber was zählte, war, wie herrlich jung sie damals gewesen waren. Genauso jung, wie die jungen Leute, die jetzt mit ihnen am Tisch saßen. Er wollte und er hatte den festen Willen, zusammen mit Maïtana alles dafür zu tun, damit diese jungen Menschen, unbeeinflusst von ihrer unterschiedlichen Herkunft, an ihrer eigenen Zukunft zu bauen konnten. Es gefiel ihm, wie Chloé und Fabian miteinander umgingen. Ob die Verbindung von Dauer war, wagte er nicht vorherzusagen, hatte aber das Gefühl, es würde sich zwischen beiden etwas Großes entwickeln. Aber egal, in dieser Stunde zählte nur, wie die Beiden im Moment miteinander umgingen. Er war ehrlich zu sich selbst und gestand sich den stechenden Schmerz ein, den es bei ihm verursachte, dass Fabian jetzt seinen Platz in Chloés Herzen eingenommen hatte. In Maïtana, die Joëls Stimmung bemerkte, stieg ein Gefühl von zärtlicher Zuneigung zu ihrem Mann auf. Die Vorwürfe ihrer Eltern, dass sie einen Mann erwählt hatte, der nicht aus Euskal Herria stammte, schmerzten immer noch, aber sie hatten allen Schwierigkeiten getrotzt und waren zu einer Einheit verschmolzen, in die Außenstehend nur schwer eindringen konnten. Ab und zu tat es ihr Leid, wenn sie bemerkte, dass Chloé das Gefühl hatte, mit ihren Meinungen und Wünschen gegen eine Gummiwand zu stoßen, die nachgab, wenn sie dagegen anrannte und die sie einfach zurückprallen ließ, wenn das Gummi überdehnt war. Sie waren sich alle drei herzlich zugetan, aber es gab Bereiche, zu denen Chloé keinen Zutritt hatte. So gerne Maïtana das geändert hätte, am Ende schreckte sie davor zurück, Chloé mit in diesen inneren Bereich ihrer Beziehung zu Joël zu nehmen. Sie nahm an, dass es Joël ähnlich ging. Vater und Tochter waren in tiefer und zärtlicher Zuneigung verbunden, aber Maïtana bemerkte durchaus, dass auch Joël nicht in der Lage war, Chloé das Innerste ihrer Beziehung zu öffnen.

Maïtana und Joël trugen gemeinsam den Hauptgang auf. Joël legte aus einer feuerfesten Form jedem einen Schenkel Confit de Canard auf den Teller. Chloé verteilte grüne Bohnen dazu. Maïtana bat Fabian den Brotkorb mit geschnittenem Baguette aus der Küche zu holen, den sie dort vergessen hatte und füllte dann die Gläser. Simon und Fabian waren von den kross gebratenen Entenschenkeln angetan und die Gastgeber freuten sich den Geschmack ihrer Gäste getroffen zu haben. Das Gespräch wurde munter weiter geführt. Maïtana gab zum Besten, wie sie Joël kennengelernt hatte. Woraufhin Joël anmerkte, eigentlich wäre es ihm peinlich, wie dreist er Maïtana angebaggert hatte.
     „Ach, hör doch auf! Ich war tief beeindruckt von dir“, warf Maïtana lachend ein.
     „Mir ist klar, dass ich ein beeindruckender Mann bin“, antwortete Joël daraufhin.
     Chloé fügte unter pustendem Lachen hinzu, „du bist wohl sehr von dir eingenommen, Papa?“
     „Sei nicht so frech, sonst lege ich dich über die Knie.“
     „Da habe ich keine Angst vor, denn Fabian beschützt mich.“
     „Ja, sicher, aber der ist bald weg. Dann habe ich freie Bahn.“
     „Dann flüchte ich nach Gießen zu Fabian!“
     „Das tust du niemals, soweit vom Baskenland entfernt, das hältst du nicht aus!“
     „Schluss jetzt, ihr zwei Streithähne. Sonst bekommt ihr keinen Nachtisch. Hilfst du mir bitte beim Abräumen, Fabian?“, ging Maïtana dazwischen.

Maïtana und Fabian räumten gemeinsam ab. In der Küche, kam Maïtana direkt zu ihrem Anliegen, das der wirkliche Grund für ihre Aufforderung war, „Fabian, ich habe für Simon und dich für morgen eine Wegzehrung vorbereitet. Ich möchte, dass ihr unterwegs nicht verhungert; und ich möchte nicht, dass ihr deswegen in überschwängliche Dankesbezeigungen ausbrecht. Du machst das bitte Simon klar.“
     „Maïtana, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen.“
     „Rede keinen Quatsch. Was nötig ist und was nicht, kann ich ganz gut allein entscheiden. Außerdem bekommt jeder von euch eine Dose mit Cruisses de Confit de Canard. Nur damit ihr an die Tage bei uns erinnert werdet. Und jetzt stelle die Schälchen mit der Crème brûlée auf das Tablet und trage das Tablett bitte ins Wohnzimmer. Ich flambiere die Creme am Tisch.“
     „Ja gerne, Maman“, antwortete Fabian und trug das Tablett ins Wohnzimmer.

Fabians Erscheinen löste bei Chloé ein seliges Lächeln aus, während Simon feixte, Fabian stände wohl schon unter dem Pantoffel. Dafür erhielt er von Chloé unter dem Tisch einen Tritt vor das Schienbein. Nach dem Dessert klang der Abend langsam aus und Simon meinte, es würde Zeit für den Aufbruch. Chloé und Fabian fühlten sich ziemlich mulmig, jetzt wo die Trennung nahte. Beide versuchten sich den Trennungsschmerz nicht anmerken zu lassen, um den anderen nicht die Laune zu verderben, aber ihre Fröhlichkeit wirkte ziemlich aufgesetzt. Als sie aufbrachen, bedankte sich Simon überschwänglich für die Einladung und als Maïtana mit den Lunchpaketen ankam, war er kaum noch zu bremsen. Maïtanas und Fabians Blicke trafen sich und Fabian reagierte sofort. „Lass gut sein, Alter! Siehst du nicht, dass du Maïtana mit deiner Lobhudelei verlegen machst?“ „Ist gut, trotzdem, ich danke euch allen für den schönen Abend.“ Nachdem das geklärt war, wechselten sie noch ein paar belanglos Sätze, was Maïtana die Gelegenheit gab, Fabian eine Plastiktüte mit zwei Dosen Confit de Canard in die Hand zu drücken. Gemeinsam gingen sie vor die Tür und zum Auto. Chloé und Fabian blieben zurück und gingen sehr langsam zum Auto. Chloé setzte sich auf die Rückbank des Wagens, während Joël und Simon bereits auf den vorderen Sitzen Platz genommen hatten. Maïtana griff nach Fabian, als dieser ihr die Hand reichen wollte. Sie umarmte ihn und drückt ihm einen Kuss auf jede Wange. Dann stieg auch er ein und Joël steuerte den Wagen auf die Straße in Richtung Campingplatz. Chloé und Fabian saßen Händchen haltend nebeneinander. Fabian hatte das Gefühl, er führe zu seiner Hinrichtung, während es Chloé kaum gelang, ihre Tränen zurückzuhalten.

Als sie angekommen waren, verabschiedete sich Simon, nachdem er sich bei Joël bedankt hatte und Chloé freundschaftlich mit einem Kuss und einer Umarmung bedacht hatte. Chloé bat Joël einen Moment zu warten und verschwand mit Fabian in einer dunklen Ecke. Noch einmal umarmten sich die Liebenden leidenschaftlich und tauschten Zärtlichkeiten aus. Dann ließ Chloé Fabian los. „Es macht keinen Sinn mehr, bitte vergiss mich nicht“, sagte sie dabei. „Ich liebe dich, vergiss das nicht“, antwortete Fabian, nahm Chloé bei der Hand und ging mit ihr zurück zum Auto, wo Joël an die Motorhaube gelehnt auf sie wartete. Fabian bedankte sich bei Joël und küsste Chloé noch einmal durch die geöffnete Beifahrertür, nachdem diese im Auto Platz genommen hatte. Chloé hatte sich jetzt besser im Griff, „ich komme morgen zum Kreisverkehr in Linça, ich winke euch zu, wenn ihr im Bus vorbeifahrt.“ „Ja, Liebste“, sagte Fabian, bevor er vom Auto zurücktrat. Chloé winkte durch das geöffnete Fenster, während der Wagen auf die dunkle Landstraße einbog. Fabian schaute den immer kleiner werdenden Rücklichtern hinterher, bis diese hinter einer Kurve verschwanden.

Als Fabian das Gelände betrat, traf er bald auf die Säuferrunde. Sie feierten wohl den letzten Abend, ließen Weinflaschen und Bierdosen kreisen und einige hatten sich irgendwelche Mädels angelacht, die auch fleißig tranken und genau wie die Sauffreunde schon arg abgefüllt wirkten. Bei Fabian löste das, was er sah, Ekel aus. So schnell wie möglich ging er weiter und als er seine Unterkunft erreichte, sah er, dass sich Simon bereits auf seiner Liege lang gemacht hatte. Fabian setzte sich auf seine Liegestatt und sog tief die Luft ein.
     „Simon, die saufen ja schon wieder!“
     „Ja, seit du zu Chloé gegangen bist, hat sich nichts geändert.“
     „Mein Gott, ich war schon so sauer auf dein Kiffen, aber das ist ja wirklich zu viel.“
     „Fabian, hör mit deinen Vorwürfen auf, es tut mir leid.“
     „Ich weiß, aber ich glaube die, Rückfahrt mit diesen Saufköpfen überstehe ich nicht.“
     „Ich muss dir etwas sagen, Fabian.“
     „Ich höre!“
     „Ich habe dich damals, als du in unsere WG eingezogen bist, angesprochen, weil ich hoffte, wir würden uns ineinander verlieben.“
     „Was?!“
     „Ja, ich bin schwul. Du willst jetzt sicher nichts mehr mit mir zu tun haben.“
     „Du redest Schwachsinn. Ich habe nichts gegen Schwule und eigentlich bin ich der Meinung, wir sind Freunde.“
     „Danke Fabian. Ich bin ganz ehrlich. Ich habe dich zum Mitkommen überredet, weil ich hoffte, bei dieser Reise würde es doch noch mit uns klappen.“
     „Na bravo! Und als Kiffer wolltest du Eindruck bei mir schinden?“
     „Nein, ich habe gekifft, weil ich bald eingesehen habe, dass du mit Männern absolut nichts am Hut hast.“
     „Hättest du mir beizeiten gesagt, dass du schwul bist, hättest du dir viel erspart, du Blödmann.“
     „Ja, Ja, hätte.“
     „Ich will dir einmal etwas sagen, ich finde das jetzt richtig toll. Da du schwul bist, brauche keine Angst mehr zu haben, dass du meinem Mädchen an die Wäsche gehst. Ich war immer ganz schön eifersüchtig, wenn du Chloé zu nahe gekommen bist. Als du beim Baden Chloé hochgehoben hast, hätte ich dich würgen können.“
     „Ach komm, du weißt ganz genau, dass Chloé eine treue Seele ist und sowieso nur Augen für dich hat. Du redest so, als würdest du ihr nicht trauen.“
     „Doch ich traue ihr, wie ich keinem anderen Menschen vertraue!“
     „Und traust du mir?“
     „Ja, dir vertraue ich sehr. Nur du hättest mir mehr vertrauen sollen.“
     „Fabian, stell dich nicht unwissend! Du weißt genau, wie viele Vorurteile über schwule Menschen kursieren.“
     „Ich kenne die Vorurteile. Aber wir kennen uns über zwei Jahre, hast du da nicht bemerkt, dass mir Vorurteile dieser Art fremd sind? Ich glaube, unser Gespräch dreht sich jetzt im Kreis. Du bist schwul und das ist gut so. Ich bin hetero und das ist gut so.“ Fabian streckte Simon die Hand hin, die dieser gerne ergriff.

Beide schliefen schlecht in dieser Nacht. Fabian war mehrmals versucht Chloé anzurufen, aber immer wieder überwog bei ihm das Gefühl, dass ein solcher Anruf die Trennung nur noch schmerzlicher machen würde. Sie hatten verabredet, dass Fabian sich während der Fahrt noch einmal melden würde und erst wieder, wenn er in Gießen angekommen wäre. Ab und zu drang das Grölen der Säufer bis zu ihnen durch. Fabian fand es grausig, morgen mit den Typen gemeinsam in einem Bus eingesperrt zu sein. Er hoffte, sie soffen so viel, dass sie im Bus in einen narkotischen Schlaf fielen. Simon dachte über das Gespräch mit Fabian nach. Er hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Seit zwei Jahren waren sie befreundet und die ganze Zeit hatte er Fabian etwas vorgespielt. Um bei Fabian nicht aufzufallen, hatte er oftmals Interesse an Frauen vorgetäuscht, wenn sie gemeinsam in der Disko waren. Immer wieder hatte er sich aber der unsinnigen Hoffnung hingegeben, Fabian würde die Gefühle, die er für ihn hegte, irgendwann erwidern. Eine unsinnige Hoffnung, wie er inzwischen eingesehen hatte.

Früh am Morgen, noch kurz vor Einsetzten der Dämmerung, gingen Simon und Fabian gemeinsam zu den Sanitärgebäuden. Nachdem sie sich hergerichtet hatten, war noch gut zwei Stunden Zeit, bis der Bus sie abholen sollte. Zum Frühstück war es auch noch zu früh, so wanderten sie, die um diese Zeit menschenleere Dorfstraße entlang, bis sie auf den Dünen standen. Sie setzten sich nebeneinander in den Sand und genossen ein letztes Mal den Blick auf die donnernde Brandung. Fabian dachte ununterbrochen an Chloé, er zog sein Smartphone aus der Tasche und betrachte die zahlreichen Bilder, die er von Chloé in den letzten Tagen aufgenommen hatte.
     „Mein Gott, du bist vielleicht verknallt!“
     „Ich bin mehr als verknallt, das kannst du mir glauben.“
     „Und wie soll es jetzt bei euch weitergehen?“
     „Ich suche mir sofort einen Job. Jetzt, in den Semesterferien, möglichst Vollzeit. Danach irgendetwas am Abend oder früh am Morgen. Mit dem Geld will ich meine Reisen nach Bordeaux finanzieren. Wenigstens ein Wochenende im Monat möchte ich zu Chloé fahren.“
     „Das wird ganz schön stressig.“
     „Ich weiß. Ab und zu wird sicher Chloé nach Gießen kommen. Sie versucht sowieso möglichst oft nach Deutschland zu reisen, um Deutsch zu sprechen.“
     „Bau bloß keinen Scheiß, so eine Frau findest du so schnell nicht noch einmal.“
     „Wie kommst du darauf, dass ich Scheiß bauen könnte?“
     „In Gießen gibt es hübsche Kommilitoninnen zu Hauf.“
     „Die sind keine Gefahr für mich.“
     „Deine Worte in Gottes Gehörgang! Komm, es wird Zeit fürs Frühstück.“

Im Camp herrschte schon Leben, als sie dort ankamen. Zu ihrem Schrecken sahen sie, dass schon wieder die ersten Flaschen kreisten. Etwas abseits standen die letzten Kiffer, allen anderen war wohl inzwischen das Geld zum Kiffen ausgegangen. Fabian schauderte es. Er bekam kaum etwas von vom Frühstück herunter und begnügte sich danach mit einer Tasse Kaffee. Simon hatte sich schnell abgewandt von der Szene und aß mit gutem Appetit. Immer wieder warf er einen besorgten Blick auf Fabian. Fabian war sehr blass und wirkte fahrig. Lustlos kaute er noch an einem Stück Brot herum und schaute immer wieder auf seine Uhr. Dann gesellte sich auch noch der Typ, der Chloé belästigt hatte, zu ihnen. Fabian schoss durch den Kopf, nicht der schon wieder. Zu Fabians und Simons Verwunderung war er heute nüchtern.
     „Hast du deinem Mädchen bestellt, dass es mir leidtut?“
     Fabian wollte zuerst unwirsch reagieren, sagte dann aber versöhnlich, „ja habe ich und sie hat deine Entschuldigung angenommen. Ich sage dir das jetzt nur deshalb, weil du gerade einmal nüchtern bist.“
     „Danke, ich tu so etwas bestimmt nie wieder. Ich hatte nur zu viel getrunken.“
     „Das mag sein, aber solltest du jemals auf Chloé treffen, hast du hoffentlich eine bessere Ausrede parat.“
     „Nein, dafür gibt es keine Ausrede, es tut mir einfach leid. Bitte grüße sie von mir. Bitte, mir wäre viel daran gelegen.“
     „Ja, ich werde es ihr sagen, wie heißt du eigentlich?“
     „Leon.“
     „Gut Leon, ich werde sie von dir grüßen und ich werde Chloé sagen, dass du heute nüchtern gewesen bist. Denn, das kannst du mir glauben, wärst du wieder besoffen, hätte ich dir nicht gesagt, wie Chloé deine Entschuldigung aufgenommen hat.“
     „Danke, Fabian.“

Der Bus hielt pünktlich vor dem Camp. Fabian und Simon warteten ab, bis die Säufer eingestiegen waren und suchten sich anschließend Plätze möglichst weit weg von den Saufkumpanen, was sie zwar in direkten Kontakt mit den Kiffern brachte, aber beide waren der Meinung, saufen im Bus ist immer noch schlimmer, als während der Pausen zu kiffen. Kaum setzte sich der Bus in Bewegung, begannen Flaschen zu kreisen. Angewidert hofften Fabian und Simon, dass die ersten der Runde bald einschlafen würden. Fabian erwischte sich bei dem Wunsch, die Säufer würden sich unterwegs in eine Alkoholvergiftung saufen und von daher die Fahrt nicht überstehen.

Der Bus folgte, nachdem er zuvor an der Ampel direkt neben der Kaffeebar auf Grün gewartet hatte, der Landstraße in Richtung Linça. Rechts und links der Straße wirkte der Wald zu dieser frühen Morgenstunde wie eine undurchdringliche Mauer. Verstärkt wurde der Eindruck dadurch, dass der Morgen leicht diesig war. Fabian guckte angestrengt nach vorn durch die Windschutzscheibe, um nur nicht die Einfahrt nach Linça zu verpassen, denn kurz hinter dem Ortsschild würde der Bus bereits den Kreisverkehr passieren, an dem Chloé warten wollte, um dem Bus zuzuwinken. Er hoffte inständig, dass Chloé wirklich dort stand und winkte. Kurz bevor das Ortsschild erreicht wurde, bremste der Fahrer den Bus ab und schaltete in einen kleineren Gang. Immer langsamer wurde der Bus, als er sich dem Kreisverkehr näherte und dann nahm Fabian die schmale Gestalt wahr, die neben einer Laterne am hinteren Ende des Kreisels stand. Sobald Chloé den Bus wahrnahm, begann sie heftig zu winken, Fabian und Simon winkten zurück, obwohl ihnen klar war, dass Chloé sie nicht sehen konnte. Die Saufkumpane kommentierten das feixend. Der Bus passierte die Stelle, an der Chloé stand und beschleunigte wieder, Fabian stand auf und ging durch den Mittelgang in Richtung Heckscheibe. Kleiner und kleiner wurde die winkende Gestalt neben der Laterne, bis sie schließlich mit dem Laternenmast verschmolz.

Fabian ignorierte das Feixen der Säufer, als er zurück zu seinem Platz ging. Plötzlich lallte hinter ihm einer der Typen, „der Nutte brennt bestimmt die Fotze von der ganzen Fickerei der letzten Tage und jetzt, da sie nicht mehr flach liegt, läuft ihr der ganze Saft aus der Muschi.“ Brüllendes Lachen antwortet ihm. Auf der Stelle wandte sich Fabian um, „wie hast du Chloé genannt?!“ „Nutte! Habt ihr das gehört, die Nutte heißt Klo – klingt wie Scheißhaus!“ Wieder brach die Bande in grölendes Lachen aus. Mit geballten Fäusten ging Fabian auf den Kerl zu, „noch ein Wort und ich schlage dir deine versoffene Fresse zu Brei!“ „Versuchs doch – die Nutte heißt Scheißhaus!“, war die lallende Antwort. Fabian holte zum Schlag aus. Simon sprang dazwischen und klammerte sich an Fabians Arm, Leon kam Simon zu Hilfe und umklammerte Fabian von hinten. Beruhigend redete Simon auf Fabian ein und lockerte seinen Griff erst, als Fabian zustimmend nickte. Kaum hatte Fabian sich wieder gesetzt, wurde der Bus langsamer und hielt schließlich an. Ein vollbeladener Holztransporter versperrte rangierend die Straße. Fabian fasste einen Entschluss, den er sofort in die Tat umsetzte. Er griff nach seinem Rucksack, „Simon, bitte kümmere dich um den Rest meines Gepäcks. Gib bitte Leon meine Brote. Ich steige sofort aus!“ „In Ordnung, Alter“, antwortet Simon, „nun hau schon ab.“ Im Vorübergehen, klopfte Fabian Leon auf die Schulter. „Danke, fürs Festhalten“, sagte er dabei. „Keine Ursache, gern geschehen“, war die Antwort darauf. Fabian ging weiter zum Fahrer, „bitte öffnen sie die Tür. Meine Reise endet hier.“ „Wie du willst, Junge. Es ist das Beste, was du tun kannst. Ich, an deiner Stelle, würde auch aussteigen“, antwortete der Fahrer und betätigte den Türöffner. Fabian sprang auf die Straße, winkte dem Fahrer noch einmal zu, schulterte seinen Rucksack und lief auf der Strecke zurück, auf der sie gekommen waren. Simon schaute hinter dem sich entfernenden Fabian her. Das Bild des Liebenden, der auf sein Glück zulief, brachte ihn zum Lächeln. Leon fragte ihn, ob er sich neben ihn setzen dürfe. Simon wies zustimmend auf den freien Platz neben ihm. Fabian trabte, so schnell er konnte davon, ohne sich noch einmal nach dem Bus umzusehen. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass sich der Bus schon so weit vom Kreisverkehr entfernt hatte. Unruhe erfüllte ihn, bis er den Laternenpfahl wieder klar erkennen konnte und dann geschah es, eine schmale Gestalt löste sich von der Laterne und lief auf ihn zu. Vom Glück überwältigt fielen sich die Liebenden kurz darauf in die Arme. Nachdem sie ausgiebige Liebkosungen ausgetauscht hatten, nahmen sie sich bei den Händen und gingen langsam zum Kreisverkehr zurück.
     „Was hast du getan, Fabian? Dein Bus ist weg. Wie willst du nach Hause kommen?“, fragte Chloé schließlich.
     „Ich rufe nachher meine Eltern an und bitte sie, mir Geld auf mein Konto zu überweisen. Wenn das Geld da ist, kaufe ich mir eine Fahrkarte für die Eisenbahn. Ich werde meinen Eltern alles erklären und ihnen auch sagen, dass du die Frau bist, mit der ich mein Leben verbringen möchte, sie werden es verstehen.“
     „Wann wirst du das Geld haben?“
     „Nicht vor Dienstag oder Mittwoch.“
     „Ich sehe die Tage bis dahin als geschenkte Tage, chéri.“
     „Ich hätte den Tag im Bus nicht überstanden. Ich war bereits kurz davor, einen der Kerle zu verprügeln. Simon und Leon, das ist der Typ, der dich belästigt hat, haben mich zum Glück zurückgehalten.“
     „Du hattest mir doch versprochen, die Kerle zu ignorieren.“
     „Es ging nicht, er hat dich schwer beleidigt.“
     „Komm, chéri, wir vergessen das einfach. Montag will ich zurück nach Bordeaux. Papa wird uns fahren. Wir werden gemeinsam schöne Tage verleben. Danach bringe ich dich zum Gare de Saint-Jean und winke dem Zug nach, der dich nach Paris bringt und wenn du zurückkommst, stehe ich dort auf dem Bahnsteig, um dich abzuholen“, Chloé wandte sich Fabian zu, umarmte ihn und küsste ihn auf den Mund.

Am Kreisverkehr überquerten sie die Landstraße, während die ersten Sonnenstrahlen durch den Pinienwald drangen. Der Fahrer des Sattelschleppers, der eben noch rangierend den Bus zum Halten gezwungen hatte, bremste ab und winkte durch die heruntergelassene Seitenscheibe, während er die Beiden passieren ließ. Chloé und Fabian winkten dankend zurück, hielten sich dabei aber weiter bei den Händen. Hand in Hand bogen sie in die Rue des Mésanges ein. Vor ihnen schimmerte die Sonne jetzt kräftiger durch den lichten Pinienwald, an dem die Straße endete. Langsam gingen sie tiefer in die, zu dieser frühen Stunde, verlassen daliegenden Straße hinein. Ein alter Mann, der ein Baguette im Supermarkt gekauft hatte, sah hinter ihnen her. Die Sonne stieg über die Pinien und tauchte die Straße in gleißendes Licht. Von der aufgehenden Sonne geblendet, hatte der alte Mann die Vision, die Liebenden würden von einem Mantel aus Licht umhüllt und von der Sonne aufgenommen.

Am Ende des Tages setze sich der Mann auf sein altes Moped und fuhr zur Bar. Er traf dort auf seine Freunde, wie seit Jahrzehnten schon. Sie kannten sich von Kindesbeinen an und von Jahr zu Jahr wurde die Runde durch Krankheiten und Tod kleiner und kleiner. So standen sie an diesem Abend nur noch zu viert beieinander und gedachten der alten Zeiten. Nach einem ersten Bier berichtete der Alte seinen Freunden von dem Erlebnis in der frühen Morgenstunde. Er war ein guter Erzähler und im gesamten Umland für seine fantasievollen Geschichten bekannt. Die Freunde folgten daher gebannt und hoch amüsiert seinen Worten. Als der Alte schwieg und zweites Bier trank, verzog einer seiner Freunde das Gesicht zu einem ungläubigen Lächeln, bei dem er leicht den Kopf schüttelte. Daraufhin schwor der Alte tausend heilige Eide und versicherte, er hätte mit eigenen Augen gesehen, wie die Liebenden zur Sonne aufgestiegen wären.

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Yukis Profilbild
Yuki Am 08.07.2019 um 20:05 Uhr
Hallo BerndMoosecker, ich habe mir mal erlaubt deine Geschichte ganz zulesen, auf der einen Seite wollte ich wissen wie es weiter geht und auf der anderen Seite hatte es sich schon etwas gezogen.

Ich hätte da vielleicht ein paar Anmerkungen, wenn das Okay ist? Wenn nicht einfach überlesen.

Also:
- Reine Gedanken würde ich hervorheben, sei es durch Gedankenstriche oder das es Kursiv ist.
- Das erste Kapitel (Kp) braucht mehr Absätze.
- In Kp 2 fehlten mir persönlich, ein paar Gefühle oder Gedanken von Fabian. z.B was hat er Gedacht bei der Erforschung ihres Körpers? Oder wie ging es ihm dabei, als sie ihn berührte. Sowas halt.
- In Kp4 verstehe ich nicht, warum Fabian heulen sollte, wenn er doch eigentlich sauer ist. Müsste er dann nicht die Fäusteballen?
Und kann es sein, das er etwas Naiv ist? Mit einer wildgremden Frau so tief in den Wald zugehen, finde ich zu Riskant.
- In Kp6 Reden sie erst über ein Ernstes Thema und dann geht sie ihm zwischen die Beine. Irgendwie fehlt der übergang.
Warum streicht sie ihm später über den Kopf? Anstatt ihm kraulend in die Haare zugreifen?
Ich habe ständig das Gefühl das Chloè ein Geheimnis hat, sie lässt ihn öffters alleine ohne es genau zu erklären.
- Kp8 ist die Szene schön geschrieben, wie sie bei ihr in der Wohnung zusammen sind, so sollte es die ganze Zeit sein.
- Kp12 Fabian lernt ihren Vater kennen, er sagt kaum ein Wort und der Vater mag ihn jetzt schon. Okay könnte so in Frankreich sein!
- Kp14 reden sie, wie Mitte vierzig miteinander und nicht wie Mitte zwanzig. Ein Mitte zwanzig Jähriger würde seine Frau nicht "Liebste" nennen, sondern eher "Babe, Süß oder vielleicht auch Schatz". Sie kann die Anrede ja beibehalten, ist vielleicht in Frankreich üblich.
Das Gespräch unter Simon und Fabian ist wirklich gut.
Chloè war mir in diesem Kapitel zu vertraut mit Simon, aber in Kp18 klärt es sich auf, das es ihre Art ist.
- Kp18 warum ist der HIV Test aufeinmal im Vordergrund? Ist doch für die Story selber nicht wirklich relevant.
- Kp19 Die zweisamkeit der beiden Freunde finden ich gut, nur das Outing von Simon kommt etwas plump rüber. Ich hätte es vielleicht so geschrieben: "Fabian ich muss dir etwas beichten, dass ich dich damals als mein Mitbewohner ausgewählt habe, lag daran, das ich dich toll finde und zwar nicht auf die Kumpel-Art. Fabian ich stehe auf Männer und habe damals gehofft, das etwas zwischen und passieren könnte. Wusste aber nicht ganz genau, was du von Homosexuellen hältst. Ich kann es total verstehen, wenn du nichts mehr mit mir Zutun haben willst." Irgendwie so in der Richtung, der Gesprächsaustausch danach ist wieder gut.
Was ich auch nicht verstehe, ist der Alte Mann, was hat er mit der Geschichte Zutun? Nur um glaubhaft zumachen, das es aussah, das sie in der Sonne verschwinden? Ich hätte die Geschichte hier
"Langsam gingen sie tiefer in die, zu dieser frühen Stunde verlassen daliegenden Straße hinein." Enden lassen.

Oh man jetzt habe ich einen halben Roman geschrieben und hoffe, das ich dich nicht verschreckt habe. Ich meinte es eigentlich nur gut.

Gruß Yuki
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BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker (Autor)Am 13.07.2019 um 16:54 Uhr
@Yuki Hallo Yuki,
danke für Deinen neuen Kommentar. Wieso Du chérie besser findest als Liebste, geht mir auf Anhieb nicht auf. Chérie ist schließlich die wörtliche Übersetzung von Liebste.
Eigentlich finde ich Fabian naiv, aber das liegt daran, dass er ernstlich von einem Surfcamp ausgegangen ist. Ich will das nicht schlechtreden, denn surfen ist eine ernsthafte Sportart und es gibt reichlich junge Menschen, die diesen Sport mit großer Leidenschaft betreiben. Es gibt aber auch das nicht zu übersehende Gegenteil, Drogen und Saufen, statt surfen. Ich kann jedem nur raten sich vorher schlau zu machen :-)

Es ist natürlich so, dass ich beim Schreiben von Geschichten die Dinge so darstelle, wie sie in mein Weltbild passen. Du wunderst Dich, dass sie ihm über den Kopf streicht. Ich mag es nicht, wenn ich in den Haaren gekrault werde und so wird auch in der Geschichte nicht in den Haaren gekrault.

Gruß Bernd
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Yukis Profilbild
Yuki Am 12.07.2019 um 21:33 Uhr
@BerndMoosecker Hallo Bernd, also Chèrie finde ich viel besser und den Kommentar von Kp 12 und dem naiven Fabian nehme ich hiermit zurück.
Ich habe soetwas selber schon erlebt, ein einfaches "Hallo" und schon waren wir befreundet und ich wäre überall mit hingegangen.
In den Moment wo ich es nur laß, kam es mir komisch vor, habe nicht daran gedacht wie einfach Menschen auch mal sein können.
Gruß Yuki
BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker (Autor)Am 12.07.2019 um 20:24 Uhr
Hallo Yuki,

zuerst einmal meinen herzlichen Dank, für Deinen Kommentar. Da hast Du Dir richtig Arbeit gemacht. Wie du selbst schreibst, es ist ein halber Roman.

Einen weiteren halben Roman will ich nicht hinzufügen. So sage ich, statt Liebste würde man in Frankreich chérie sagen und das ist durchaus generationsübergreifend üblich.

Kp12 Hier bin ich anderer Ansicht. Um einen Menschen zu mögen bedarf es nicht vieler Worte. Es es gibt Menschen, die sieht man und mag sie auf Anhieb. In der Autorennotiz erwähne ich meine (unsere) Freundin Tata. Wir betraten ihren Laden um etwas einzukaufen, wir sind seitdem befreundet. Das hat nun absolut nichts mit Frankreich zu tun, ich gebe aber zu, im ländlichen dünn besiedeltem Süden Frankreichs kommt man sich schnell näher.

Gruß Bernd
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Autor

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Bewertung

Eine Bewertung

Statistik

Kapitel: 19
Sätze: 3.045
Wörter: 40.565
Zeichen: 234.951

Kurzbeschreibung

Ein junger Student fährt in den Semesterferien zu einem Surflehrgang an die französische Atlantikküste. Dort angekommen geht alles schief. Er stellt fest, dass seine Reisebegleiter ihre Zeit lieber mit Drogengenuss und Saufgelagen verbringen. Frustriert beginnt er damit, seine Zeit mit Joggen am Strand zu verbringen. Eines Tages stößt er dort fast mit einer jungen Französin zusammen, die gerade den Wellen entsteigt. Es entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zwischen den Beiden.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Liebe auch im Genre Erotik gelistet.

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