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Kapitel: | 3 | |
Sätze: | 212 | |
Wörter: | 2.388 | |
Zeichen: | 13.479 |
Es versprach ein schönes, sonniges Wochenende zu werden. Die Familie war unterwegs mit ihrem Hund, sie fuhren gerade aus der Vorstadt. Ihr Weg führte sie die Landstraße entlang. Der sechsjährige Ashley und seine zwei Jahre jüngere Schwester, Hope, sahen staunend aus dem Fenster. Das herbstlich werdende Sonnenlicht hüllte die vorbeiziehende Landschaft in die ersten goldenen Strahlen. Hügel wechselten sich mit Flachland ab, abgeerntete Felder mit blühenden Wiesen und diese mit Rainen und Bäumen. Die Eltern genossen die Landschaft, welche an ihnen unter strahlend blauem Himmel vorbeiglitt.
Mit der Zeit kamen vermehrt Bäume und sie fuhren auf einem Wald zu. Die Sonne lag schon etwas tiefer und schien noch kräftig, obwohl der Wald sie langsam bedeckt. Ein letzte Mal in diesem Jahr hüllte der Wald sich in sein schönstes Kleid. So vergänglich wie wunderschön. Rot, gelb, blassgrün. Leuchtend unter dem Schein der Herbstsonne.
Sie fuhren noch eine Weile und der Wald war meisten lichte. Es gab einige dunkle Stellen, wo nur Nadelbäume eng beieinander standen und der Vater schaute über den Rückspiegel zu seinen Kindern. „Meine Lieben, das ist so ein genannter Hexenwald, weil er gruslig aussieht und dunkler wirkt. In meiner Familie nannten wir sie immer so, weil sie uns an die Märchen mit den bösen Hexen erinnerten. Ein Hexenwald muss nicht immer so gruslig aussehen. Es kann verschiedene Gründe haben, um einen Wald so zu nennen. Es müssen nicht immer gruslige Ursachen haben. Ich nenne ein Wald auch mal Märchenwald, wenn es märchenhaft aussieht, und Märchen- und Hexenwald können sehr ähnlich sein.“ Er sah in den Rückspiegel zu seinen Kindern, die ihn mit großen Augen anschauten. „Oh, ihr müsst keine Angst haben. Es gibt keine bösen Hexen.“
Santeri zwinkerte beim letzten Satz in den Rückspiegel.
Levke schmunzelte und schaute zu ihrem Mann, hoffte, es ging gut und dass ihre Kinder jetzt keine Angst bekamen. Sie bemerkte, dass die Sonne schon recht tief stand und es nicht mehr lange dauert, bis es anfangen würde, zu dämmern. „Schatz?“
„Hm?“
„Ich glaube, es fängt gleich an zu dämmern. Wie lange brauchen wir noch?“
„Nicht mehr lange. Da vorne um der Kurve, sehe ich schon langsam den Parkplatz, und die Lichtung ist direkt daneben.“
Santeri stellte das Auto, direkt neben den Eingang der Lichtung. Die Kinder öffneten schnell die Türen und gingen an den Kofferraum, ließen den Hund raus und liefen los. Santeri schaute ihnen lächelnde hinterher. Levke schüttelt schmunzelnd den Kopf und öffnet ihre Tür. Sie stieg aus und streckte sich, dann fingen sie mit Auspacken an.
Sie hatten schon alles an ihren Platzt gebracht, der nicht zu weit vom Parkplatz weg war. Santeri und sein Sohn bauten das Zelt auf. Levke ging mit ihrer Tochter und dem Hund los, um Holz und Steine zu sammeln. Sie hatten noch das Nötige geschafft, bevor es dunkel wurde und sie sich um ein Lagerfeuer versammelten. Die Kinder lauschten gebannt. Mit Einbruch der Nacht wurde der Wald nicht still. Sie hörten es im Gehölz rascheln, manchmal rief ein Tier. Was bei Tageslicht friedlich wirkte, nahm in der Nacht den Hauch des Unheimliche an, und die Kinder rutschten eng aneinander. Solche Geräusche kannten sie noch nicht. Ein seltsamer Ruf hallte durch den Wald. Nicht laut, doch schaurig, und Levke sah, dass ihre Tochter die Nähe zu ihrem Vater suchte und ihr Sohn sich umschaute. Sie streichelte ihren Familienhund. „Ihr braucht keine Angst zu haben. Das war ein Fuchs, wisst ihr? Und seht mal? Wenko ist ganz ruhig. Er kann gut einschätzen, wenn Gefahr in der Nähe ist. Viele Tiere werden erst in der Nacht wach. Sie bewegen sich manchmal in unserer Nähe, mal rufen sie, mal streiten sie mit ihren Artgenossen. Aber, auch wenn sie uns sehen und uns vielleicht beobachten, sind sie scheu und haben vor dem Feuer Angst. Sie wollen nur mal schauen, was für seltsame Zweibeiner hier an ihrem Wald sind.“
Am nächsten Morgen wachte Ashley als Erstes auf, machte den Zelteingang auf und ließ den Hund raus. Ashley blieb am Eingang und schaute verwundert auf die Lichtung. War es nebelig?
Es schien schon die Sonne, und doch wirkte es, als zögen glitzernde Nebelschleier über die Wiese. Ashley zog sich schnell die Schuhe an, um es genauer anzuschauen. Ihm fiel schnell auf, dass es Spinnennetz waren, welche die Wiese bedeckten. Aber Spinnen sah er nicht. Er hörte aus dem Zelt Geräusche und erkannte, dass es seine Schwester war. Also ging er zurück und holte Hope, dabei sah er seine Eltern auch wach waren. Seine Mutter lächelte zu ihm. „Guten Morgen. Ashley, geht ruhig etwas raus, wir rufen euch, wenn das Frühstück fertig ist.“
Hope bewunderte auch das Schauspiel. „Ashley, wo sind die Spinnen?“
„Weiß ich nicht. Lass uns sie suchen.“ Er schaute nach Wenko und rief nach ihm. Schwanzwedelnd lief er ihnen nach.
Während ihrer Suche hatten sie nur wenige Spinnen entdeckt, die ruhig in der Mitte ihrer Netze saßen. Unter den Spinnen waren Zickzackmuster ins Netz gewebt, die nach unten verliefen.
Die Spinnen sah anders aus als jene, die Geschwister kannten. Die Spinnen waren größer und an ihren Rücken waren gelbe und schwarzen Streifen. Richtung des Kopf wurde es heller, da sie am Kopf weis waren. Ihre Beine waren auch gestreift, nur hier waren es braune und schwarze Streifen, anstatt von gelben.
Sie sahen noch eine kleine Reh Herde und einen Fuchs. Wenko blieb ruhig, sodass sie die Tiere nicht direkt wegliefen. Doch sie hoben ihre Köpfe und betrachteten sie mit zuckenden Ohren.
Die Eltern hatten sich, als ihre Kinder weg waren, vor ihr Zelt gesetzt und beobachten sie. Nach einiger Zeit riefen sie ihre Kinder zu sich für das Frühstücken und Ashley schaute zu seinem Vater. „Papa, warum ist die Wiese voller Spinnennetze?“
„Hm, lass mich kurz nachdenken.“ Santeri streichelte nachdenklich, seinen Ziegenbart. „Sie bereiten sich für den Winter vor und der Boden gibt ihnen Schutz vor der Kälte.“ Hope wurde etwas unruhig und schaute ihren Vater ungeduldig an. „Na, meine Liebe, was liegt dir auf dem Herzen?“
„Papa, wir hatten nur wenige Spinnen entdeckt und sie sahen anders aus, als ich sie kenne. Sie waren größer und hatten am Rücken gelbe und schwarze Streifen.“
Er überlegte. „Hm, das könnten Wespenspinnen gewesen sein.
So meine Lieben. Nach dem Frühstück könnt ihr euch noch etwas umschauen und so gegen Mittag machen wir eine kleine Waldwanderung. Könnt ihr euch noch an die Regel für den Wald erinnern?“
Beide sagten gleichzeitig: „Ja, das können wir.“
„Gut, Hope, sag mir eine, dann Ashley, ihr wechselt euch dann ab.“
„Versuchen ruhiger zu sein, damit die Tiere nicht zu viel Angst haben und wir können vielleicht auch so die Tiere beobachten.“
„Dürfen nicht zu tief in dem Wald rein, wenn wir alleine sind. Und wenn wir uns verlaufen haben, müssen wir an der Stelle bleiben, damit wir uns nicht noch mehr verirren.“
„Auch nicht alleine auf Bäume klettern.“
„Wir sollen nicht anpacken und auch nicht essen!“
Levke war stolz auf ihre Kinder. „Genau, und kann mir einer erklären warum nicht?“
Hope schüttelt ihren Kopf. Ashley schaute zu seine Schwester und streichelt ihren Rücken. „Hope, es ist doch nicht schlimm, es nicht zu wissen. Wir lernen es noch und wir sind auch zu zweit. Wir können auf uns gegenseitig aufpassen.“ Er drehte seinen Kopf, zu seiner Mutter. „Weil es im Wald einige giftige Pflanzen und Pilze und Beeren gibt.“
„Hope, Ashley hat recht, und wir üben es ja mit euch auch noch.“ Levke lächelte freundlich ihre Tochter an. „Möchtest du das nächste aufzählen?“
„Wir dürfen keine Tiere streicheln und müssen drauf achten, wie die Tiere sich verhalten.“
Santeri war auch stolz auf seine Kinder. „Stimmt, Hope, und Ashley kannst du mir den Grund erklären?“
„Ja, das kann ich. Wenn sie auf uns zugehen, könnte es sein, dass sie Krank sind oder es könnte ein Raubtier sein und hier darf man nicht weglaufen! Weil sie uns dann als Beute ansehen, wir müssen langsam zurück gehen und nach euch rufen und Lärm machen.“
„Richtig, ihr habt es gut gemacht. Es gibt noch eine Sache. Bei fremden Leuten müsst ihr auch vorsichtig sein und nicht mitgehen, wenn ihr ein komisches Gefühl habt. Wenn sie euch holen wollen, könnt ihr wegrennen und auch nach uns rufen.“
Levke streichelt ihre Kinder über den Kopf. „Ihr habt es gut gemacht, also geht spielen bis zum Mittagsessen.“
Ashley und Hope spielten auf der Lichtung mit Wenko. Sie bemerkten, dass die Spinnennetze weg waren und suchten am Waldrand, ob da welche waren. Sie fanden auch einige an Gebüschen und Ästen, aber die Form war eine andere. Sie entdeckten viele der filigranen Radnetze, wenige in Trichter- und Baldachinform.
Am Nachmittag, bei ihrer kleine Waldwanderung, sammelten die Kinder bunte Blätter und schauten sich die Natur an. Es war ihr erster richtiger großer Ausflug in der Natur. Die Luft war frisch, so viel angenehmer als in der Stadt. Nur Levke nervten die ganzen Spinnenfäden, die in der Luft hingen und dadurch in ihrem Gesicht waren. Santeri lachte, als Levke sich erneut einige der Fäden aus dem Gesicht wischte und sie warf ihm einen bösen blick zu. „Ach Schatz. Stell dich doch nicht so an, so ist halt die Natur und die Spinnen suchen nach ein neues Gebiet.“
Hope zog an die Hand ihres Vaters. „Papa, wie meinst du das? Sie können doch nicht fliegen!“
„Stimmt, sie fliegen nicht selber. Die junge Spinnen oder wenn Spinnen sich ein neues Gebiet suchen, lassen sie einen Spinnenfaden, in der Luft schweben, bis die Luft den Faden mitnimmt. So lässt sich die Spinne durch die Luft tragen, reist mit dem Wind zu neuen Gebieten. Man nennt es “Ballooning“, da es Ähnlichkeiten mit einen Ballonflug hat.“
Ashley bemerkte, irgendwas war anders, als er schlief. Er lag nicht mehr im Zelt bei seiner Familie. Es war kälter und zu dunkel für den Morgen. Schattiger als am Vortag. Er fühlte sich anders an, als ob es nicht sein Körper war. Ashley schaute nach unten und erschrak fürchterlich. Was er sah, waren zwei dünne, gestreifte Spinnenbeine und die Seide eines Spinnennetzes. Er bewegte die Beine ein wenig. Da war irgendwie lustig. War er in den Körper einer Wespenspinne geschlüpft?
Die fremde Perspektive war atemberaubend. Zunächst ein wenig ungelenk, dann sicher, erkundete er eine bekannte und gleichsam fremde Umgebung, in welcher Grashalme sich wie Bohnenstangen in den Himmel ragten. Tautropfen, riesig wie Glaskugeln, reflektierten die Umgebung und Sonnenlicht, brach es in die Facetten des Regenbogens.
Auf seinem Weg begegnete er einer anderen Wespenspinne, die ihn betrachtete und fragte: „Na, Jüngling, was machst du denn hier?“
Ashley wusste nicht, was er antworten sollte. “Ähm“, machte er daher nur.
„Ach, so ein Jüngling bist du, hm? Komm doch mit.“ Die andere Spinne ging einfach los und Ashley folgte ihr, bis zu einer kleinen Gruppe.
„Hallo, ihr Kleinen! Ihr seit hier, um zu lernen, wie ihr mit euren Spinnenfaden weiterwandern könnt.“ Plötzlich erbebt die Erde, aber die Spinnennetze über ihnen verbargen den Grund für das Beben. Die Gruppe von Jüngling und Ashley bekamen es mit der Angst zu tun, bis der Gruppenleiter laut wurde. „Verflixt! Wer stapft hier so laut und rücksichtslos durch unser Gebiet? Bleibt ruhig, ihr kleinen, und bleibt wo ihr seid. Nur wenn ihr bemerkt, dass irgendwas Großes von oben kommt, weicht ihr aus. Sonst könnte es passieren, dass ihr ungewollt platt getreten werdet.“
Das Beben verebbte rasch und die Gruppe beruhigt sich wieder, auch Ashley. Er ahnte, was die Unruhe und die Erschütterungen verursacht haben mochte. Ashley schaute wieder zu dem Gruppenleiter. „So, und jetzt möchte ich, dass ihr euch an einem Spinnenfaden versucht, damit ich sehe kann, dass ihr alle es könnt.
Das wichtige ist, ihr müsst an einen dicken und stabilen Spinnenfaden denken. Damit er euch tragen kann und ihr nicht herunterfallen könnt.“
Ashley hatte damit etwas Probleme und brauchte am längsten, aber am Ende hatte er es geschafft.
„Sehr schön! Da es jetzt alle geschafft haben, gehen wir hoch und ihr webt ein neuen Spinnenfaden. Und dann, meine kleinen, müsst ihr es fühlen. Eine Brise, ein leichter Wind. Er wird euren Faden mit sich nehmen und damit, er euch weit trägt und zu neuen Orte bringt. Zu einem, der euch gefällt und euer neues Heim wird.“
„Oh!“, staunten die kleinen und gingen gemeinsam nach oben.
„Na, mein Kleiner? Schwierig, hm? Schau genau deine Fäden an. Sie müssen dicker sein, damit sie halten und dich tragen.“ Ashley brauchte mehre Versuche, ehe ihm sein Faden nicht mehr zerriss. „Ja, so ist es richtig.“ Mit einem seiner langen Vorderbeine streichelt er Ashley Kopf.
Ashley wartet geduldig auf die nächste leichte Böe. Dabei stellte er sich vor, wie es war, mit einem Heißluftballon zu fliegen. Er dachte sich, es müsste so ähnlich sein. Nach einer Weile bemerkte er, wie es frischer wurde und sich sein Faden leicht bewegte. Der Faden stieg langsam in die Luft, bis er plötzlich ein Ruck spürte und spürte einen Zug, der ihm nach oben hob. Er verlor den Kontakt zum Grashalm und stiegt langsam in die Luft, genoss die Aussicht und das Gefühl, frei zu sein.
Er überflog die Wiese und sah verschiedene Tiere, welche jetzt durch seine Perspektive riesig waren. Die Böe trug ihn in Richtung des Waldes und er kam näher. Er bemerkte einen Busch und kam einen Ast näher. Sein Faden blieb daran haften. Ashley hing reglos in der Luft und schaute sich um, sah er unter sich die Blätter des Busches. Er verlängert seinen Faden und landete sanft auf einem Blatt. Ashley erkundet den Wald, bis er den Sonnenuntergang bemerkt und er langsam müde wurde.
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