Storys > Romane > Action > 05: Die Vollmacht des Bundespräsidenten

05: Die Vollmacht des Bundespräsidenten

34
09.08.24 14:23
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Ein quadratischer Tisch, zwei Männer, einer eher korpulent und älter, der andere wieder ein Jugendlicher. Sie stecken die Köpfe zusammen, um sich zu verstehen, den in den Raum laute klassische Musik, aus einem Kassettenrecorder. Ein Diktiergerät, wohl eingeschaltet, 2 Colaflaschen.

>Herr Witsch, mein bester Freund, der zufälligerweise auch der Bundespräsident ist und somit auf dem Papier der mächtigste Mann im Staat, jedoch ansonsten relativ hilflos erscheint, hat mich beauftragt, etwas im Staate zu ändern. Es sollte ein Rechtsstaat sein, doch das ist er nicht mehr. Die Justiz, die Polizei und der Gendarmerieapparat dienen nicht mehr dem Wohl der Bürger, sondern jenen, die eine Parallelgesellschaft aufgebaut haben und sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Ich habe eine Vollmacht, die mit einem Siegel und unterschrieben ist. Dieses Dokument verpflichtet jede Person oder Behörde, die im Dienst der Republik und des Staates steht, mir Folge zu leisten und mich in jeder Angelegenheit nach bestem Wissen und gemäß meinen Wünschen zu unterstützen. Somit bin ich nun anscheinend der zweitmächtigste Mann in dieser Republik, aber um etwas zu ändern, brauche ich Ihre Unterstützung.

Unternehmen "Sonnenfinsternis" ist auf sie aufgebaut, für die Unterwelt soll es echt nun finster werden. Ich frage Sie, ob Sie mitmachen und jetzt mit mir kommen, oder nicht? Dieses Mal sieht es schlecht für Sie aus; Sie werden hier wohl kaum mit einer bedingten Strafe davonkommen. Ihr Gegner ist der Sohn eines bekannten Stadtpolitikers. Sie könnten monatelang in Untersuchungshaft auf eine Verhandlung warten, und es ist ungewiss, ob Sie einen fairen Prozess erhalten werden.

>Ich möchte Sie nur zu den drei Anklagen wegen der Überschreitung der Notwehr befragen. Aus den Akten geht hervor, dass Sie keine milderen Mittel zur Verteidigung eingesetzt haben, obwohl es jedes Mal zu Freisprüchen kam. Können Sie mir das erklären?

Leo erklärte es dem Regierungsbeamten namens Bodo, dieser damit zufrieden. Daher Aufbruch:

>>Kommen sie, gehen wir<<

Der Justizbeamte nicht sein intelligentestes Gesicht aufsetzte, als ihm das mitgeteilt wurde, dass Leo noch sein Sakko im Zimmer habe, wird mit;

>> du bekommst ein neues<<, abgeblockt.

Obwohl der Beamte durch die Vollmacht temporär zum zweitmächtigsten Mann nach dem Präsidenten in unserer Republik aufstieg, war es nicht leicht, jemanden aus der Untersuchungshaft zu befreien. Der zuständige Beamte, der das Gittertor öffnen sollte, setzte sich zur Wehr. Persönliche Gegenstände wie Uhren, Goldketten, Armbänder und Geldbörsen konnten zwar problemlos mit Vorlage des Schreibens übernommen werden. Doch der Offizier, der den grünen Knopf betätigen musste, um das Tor zu öffnen, bezweifelte die Authentizität des Dokuments.

>>Nein, das gibt es sicher nicht, ich werde jetzt meinen Chef anrufen.<<

>Ja, das sollten Sie tun, denn sonst wird er Sie sicher fragen, warum Sie ihn bei so einer wichtigen Entscheidung nicht um Rat gefragt haben. Sie könnten aber auch die Initiative ergreifen und bei mir punkten, oder meinen Sie, es handelt sich um eine Verschwörung, nur weil ich einen 19-jährigen Jungen unterstütze?

Er zögert, greift dann aber zum Telefon. Bodo sagte:

>> Bitte den Schmied und nicht den Schmiedl. Sie werden doch sicherlich die Stimme Ihres Chefs, Herrn Oberstleutnant Kern, erkennen? Hier ist seine Karte und auch seine Privatnummer. Also, machen Sie schon, Sie sehen doch, der Junge friert.<<

Leo zitterte in seinem Hemd und seiner Weste. Bodo nahm seinen Kamelhaarmantel ab und legte ihn Leo um die Schultern. Der Justizwachbeamte entschied sich, Punkte zu sammeln und betätigte den Knopf. Mit einem lauten Summen öffnete sich das Tor zur Freiheit langsam.

Die Kälte der Luft und der schneidende Wind trifft Leo, doch nur wenige Schritte entfernt parkt ein dunkles Auto. Die Scheinwerfer flackern kurz auf, und Bodo steuert entschlossen darauf zu.

Leo gibt den Mantel zurück und Bodo reicht ihm die Hand, wünscht ihm alles Gute und viel Erfolg:

>>Auch wenn es unangenehm, grausam oder brutal wird, ich weiß es nicht, da ich bisher noch nie mit diesen Menschen in Kontakt war. Meine Gesprächspartner sind normalerweise Künstler und Musiker. Aber denke immer daran, es dient einer guten Sache!<<

Max? Er umarmte Leo und schüttelte amüsiert den Kopf. Leo, der in den letzten zwei Tagen kaum Ruhe gefunden hatte, wurde von der angenehmen Wärme und dem sanften Brummen des Motors schnell in den Schlaf gelullt und erwachte erst wieder, als Max den Motor ausschaltete.

>> Leo, wir sind angekommen. <<

Max ging zielstrebig auf den mit 'Aufnahme' beschilderten Eingang zu, grüßte den Portier kurz, stellte eine Frage und begab sich dann umgehend zum Aufzug. Sie erreichten den zweiten Stock, und als die Aufzugtüren sich öffneten, stand eine Ärztin vor ihnen. War so groß wie Max, und ihre Ähnlichkeit war offensichtlich, sodass keine Vorstellung als seine Schwester nötig war. Sie begrüßte Leo herzlich und nahm seine bandagierte Hand behutsam in ihre.

>>Okay, du bist also der Leo, Maxi mir immer wieder von dir erzählt. Ich habe deine Entwicklung durch seine Geschichten verfolgen können, möchte mir nun gerne die Hand dieses "Stadtbekannten Schlägers" ansehen, kommst du?"<<

Der Verband wurde gegen ein Pflaster getauscht, >>genügt auch<<, sagte sie, >>aber wieder kommen und anschauen lassen, ja? <<

Halbe Stunde später war Leo zu Hause, und es ist der 2. Jänner 1970. Um 20:15 h montiert Max einen Telefonanrufbeantworter zu Leos Telefonapparat.

>>Bitte achte genau darauf, denn es ist äußerst wichtig: Schalte den Anrufbeantworter nur ein, wenn du alleine bist, und höre dir die Nachrichten ausschließlich über diesen Kopfhörer an. Du wirst nur Zahlen von mir hören und musst in diesem Buch nachschlagen, um ihre Bedeutung zu verstehen. Zum Beispiel bedeutet die Zahl 183, dass du ins Büro kommen sollst. 9192 steht für 2 Uhr nachts und 9194 für 4 Uhr morgens, und so weiter. Verstecke das Heft so, dass es niemand findet, selbst wenn danach gesucht wird. Alles Weitere besprechen wir morgen; ich hole dich um 10 Uhr ab. Und bitte schalte die Heizung ein, es ist wirklich kalt hier drinnen und wir wollen nicht, dass du krank wird. Ja, ich war verärgert, als du nach Lignano gefahren bist; ich habe dich dort ein paar Mal beobachtet. Aber ich möchte es nochmals betonen: Wärst du mein Sohn, ich wäre immer noch unglaublich stolz auf dich. Behalte das Gewand an und versuche damit zu schlafen; gib mir eine Schüssel, und ich werde dich mit einem ordentlichen Frühstück wecken. Tschüss und gute Nacht, mein Freund!<<

 

Autorennotiz

Es war unglaublich – um 19 Uhr, nach neun Stunden hinter Gittern, war ich wieder in Freiheit. Vom Regen in die Traufe, so fühlte es sich an, aber Furcht kannte ich ja nicht; ich betrachtete es als ein Abenteuer! Es wurde mehr als nur ein Abenteuer!

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

Autor

derLeowitschs Profilbild derLeowitsch

Bewertung

Noch keine Bewertungen

Statistik

Sätze: 38
Wörter: 663
Zeichen: 3.976

Kurzbeschreibung

Es geht um eine authentische, zeitgeschichtlich wichtige Epoche für Leo und die Stadt. Polizei, Gendarmerie und Justiz erfüllten ihre eigentlichen Aufgaben nicht mehr. Kriminalpolizisten, die einen Verbrecher festnahmen, mussten mitansehen, wie dieser bald darauf wieder freigelassen wurde. Das sollte jetzt anders werden!

Kategorisierung

Diese Story wird neben Action auch in den Genres Bildung, Entwicklung, Nachdenkliches und Freundschaft gelistet.