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Tick tack

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13.02.22 22:19
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

2 Charaktere

Namikaze Minato

Minato ist ein Shinobi aus Konoha. Schon in jungen Jahren lernte er Kushina kennen, welche später seine Frau wurde und mit der er zusammen einen Sohn, Naruto, hat. Sarutobi Hiruzen ernannte ihn zu seinem Nachfolger, womit Minato Vierter Hokage wurde. In der Nacht, als Naruto geboren wurde, griff Kurama das Dorf an. Minato starb in Verteidigung des Dorfes und versiegelte Kurama in Naruto.

Naruto Uzumaki

Naruto Uzumaki ist der Hauptcharakter der Manga- und Anime-Serie "Naruto". Zusammen mit Sasuke Uchiha, Sakura Haruno und Kakashi Hatake ist er ein Teil von Team 7. Sein größter Traum ist es, von allen Bewohnern der Stadt Konoha respektiert zu werden und sich eines Tages Hokage nennen zu dürfen.

Tick tack ging die Uhr unten in der Küche. Tick tack. Wieder eine Sekunde verstrichen. Sie rannen dahin wie Sandkörner in einem Stundenglas. Schon lange hatten sie ihre Bedeutung verloren. Eine Sekunde nach der anderen und doch war es, als würde die Zeit nicht mehr existieren.

Die Stille dröhnte.

Eigentlich war es gar nicht still. Von einem Tag auf den anderen hatte Minato die Fähigkeit erworben, seine Umgebung auf eine völlig neue Art und Weise wahrzunehmen. Es war wie ein Bewusstsein dafür, was da war, ohne wirklich zu sehen oder zu hören. Ständig summte da etwas am Rande seines Bewusstseins, wie eine lästige Fliege, die sich nicht verscheuchen ließ. Er war jetzt ein Sensor, wie es schien, und seine Wahrnehmung endete nicht mehr mit den Grenzen seines Sichtfeldes.

Emsig wie Ameisen wuselten sie in seinem Dorf umher, er konnte es spüren. Das Dorf, das er zerstört hatte. Auch wenn es mitten in der Nacht war, waren noch immer viele auf den Beinen, um das zu beseitigen, was er angerichtet hatte.

Er hatte sie nicht beschützen können.

Tick tack. Noch eine Sekunde.

Naruto hörte noch immer nicht auf zu schreien.

Wann war es das letzte Mal, als Minato geschlafen hatte? Musste Tage her sein. Er wusste es nicht mehr. Er wusste ja nicht einmal, wie er in Narutos Kinderzimmer gekommen war. Jetzt saß er hier im Dunkeln neben der Wiege am Boden und fand doch keine Kraft, auch nur einen Finger zu krümmen.

Er hielt seinen Hut in der Hand, das Zeichen seines Versagens. Sie hatten ihn zum Hokage gemacht, und jetzt saß er hier und konnte sich nicht einmal um seinen eigenen Sohn kümmern, geschweige denn um das Dorf. Er saß einfach nur da und erging sich in seiner Trauer.

Mit einem Zischen warf er den Hut in eine Ecke. Er wollte das Ding jetzt nicht ansehen müssen.

Müde. So müde. Kraftlos ließ er den Kopf gegen die Wiege sinken. Narutos Schreie drangen nur wie aus weiter Ferne zu ihm.

Er hatte in einfach allem versagt. Als Shinobi. Als Hokage. Als Ehemann. Als Vater.

Kushina war nicht mehr und hatte nichts als Leere hinterlassen.

Die Ärzte hatten ihn aus dem Krankenhaus entlassen, ihm aber gesagt, dass er sich noch schonen sollte. Also saß er jetzt allein in seinem leeren Haus und erblickte überall, wo er nur hinsah, die Leere, die Kushina hinterlassen hatte. Sie hatten Wochen damit zugebracht, sich zu überlegen, wie sie Narutos Kinderzimmer streichen wollten. Blau oder doch eher Pastellgrün? Sie hatten mehrere Abende über diese Frage zugebracht. Und dann hatte Kushina zu keinem einzigen Spielzeug nein sagen können, an dem sie vorbei gekommen war. Minato hatte ihr nicht alles davon wieder ausreden können. Holzklötze waren für ein Neugeborenes wohl noch etwas zu früh, aber sie hatte nicht hören wollen.

Kushina würde niemals erfahren, ob Naruto sein Zimmer lieber in blau oder grün haben wollte oder ob er Beißringe oder Rasseln bevorzugte. Sie würde nie sein erstes Lächeln sehen, seine ersten Schritte mitverfolgen, sein erstes Wort hören. Das war ihr alles genommen worden.

Träge wandte Minato seinen Blick zu seinem Sohn. Sein Sohn. Er war Vater. Er hatte sich so sehr darauf gefreut, und dann war das alles in solch einer Tragödie geendet. Kushina hatte ihm das größte Geschenk gemacht, das nur möglich war, und er erwies sich dessen als nicht würdig.

Müde. So unendlich müde. Und doch stemmte er sich auf die Beine. Warum nur hatte Kushina ihn allein gelassen?

Irgendwie schaffte er es, Naruto auf den Arm zu nehmen. Seine Glieder waren schwer wie Blei und seine Gedanken zäh. Er sollte etwas empfinden, richtig? Er sollte sich freuen, er hielt seinen Sohn auf dem Arm. Aber da war nichts. Nur Leere und in dieser Leere Schmerz und Trauer.

In all den Ratgebern, die sie gelesen hatten, stand, dass die Eltern ihr Baby anlächeln sollten, selbst wenn das Baby besonders in den ersten Wochen Gesichtsausdrücke noch nicht wirklich erkennen konnte. Aber Minato konnte sich einfach nicht dazu bringen zu lächeln. Kushina war tot, wie konnte er da lächeln?

Sie war brutal ermordet worden von der Bestie, die Minato in sich selbst und seinen Sohn eingeschlossen hatte.

Allein der Gedanke daran drehte ihm den Magen um. Wie hatte er das seinem Sohn nur antun können? Es war solch eine verachtenswerte Tat.

Naruto schrie noch immer. Mit einem simplen Wiegen war es also nicht getan. Hunger vielleicht? Die Kinderärztin hatte ihm ein bestimmtes Milchpulver empfohlen, das als Ersatz für Muttermilch diente. Irgendwie hatte Sarutobi davon Wind bekommen und gleich eine ganze Kiste davon bei Minato abgeliefert, sodass er sich nicht selbst darum hatte kümmern müssen.

Er schlich im Dunkeln nach unten in die Küche und betete, dass Naruto wirklich nur Hunger hatte. Für mehr konnte er wirklich nicht die Kraft zusammenkratzen. Es war einfach alles zu viel. Er hatte seine Frau verloren und stand von jetzt auf gleich allein da mit einem Neugeborenen inmitten eines zerstörten Dorfes, das wieder aufzubauen seine Aufgabe sein sollte. Zu viel.

Tick tack ging die Uhr. Unweigerlich.

War er wirklich allein?

Seit Tagen schon hockte er in seinem leeren Haus und hatte doch nichts, mit dem er sich von dieser Leere ablenken konnte. Er wusste, er sollte für Naruto da sein, aber irgendwie konnte er ja kaum die Kraft aufbringen, sich morgens aus dem Bett zu hieven. Wenn er das mit dem Schlaf überhaupt versuchte.

Er schloss die Augen und sah immer und immer wieder diese schreckliche Alabasterklaue. Das Blut und … und …

Er würgte, als in ihm die Galle hochkam.

Tobirama. Tobirama war da gewesen und hatte gekämpft wie ein Kriegsgott aus den Mythen und Legenden, es war unglaublich gewesen. Er hatte gekämpft, um Minato und Naruto zu retten.

Minato hielt seinen Finger an die Milch und stellte fest, dass sie mittlerweile die richtige Temperatur hatte. Er füllte sie in das Fläschchen und reichte selbiges Naruto. Beinahe sofort kehrte Ruhe ein. Naruto verstummte und nuckelte eifrig seine Milch. Minato lehnte am Tresen seiner Küchenzeile und beobachtete seinen Sohn im schwach hereinfallenden Licht der Straßenlaterne. Er hatte das Licht in seinem Haus immer noch nicht angeschaltet.

»Was mache ich hier eigentlich …«

Tagein, tagaus starrte er nutzlos die Wände seines Heims an und krümmte doch keinen Finger. Dass er sich heute morgen sogar geduscht hatte, grenzte fast schon an ein Wunder. Und dann ignorierte er auch noch die Bedürfnisse seines Sohnes. Er sollte ihn lieben, ihn verwöhnen, ihn mit all der Liebe überschütten, zu der er fähig war. Aber er tat nichts davon.

Er konnte nicht.

Tobirama hatte gesagt, dass Minato jederzeit zu ihm kommen konnte, sollte er Hilfe brauchen. Und während Minato noch auf seinen Sohn hinabsah, wurde ihm klar, dass er ganz dringend Hilfe brauchte. Das konnte so nicht weiter gehen. Er verging in seiner Trauer und Naruto litt darunter. Das war unverantwortlich.

Irgendwie war Tobirama auch die Person, bei der Minato jetzt am meisten sein wollte. Ausgerechnet Tobirama, der stets so kühl und distanziert wirkte. Aber etwas sagte Minato, dass Tobirama auch eine ganz andere Seite hatte. Eine, die ihn veranlasst hatte, Minato seine Hilfe anzubieten.

Es zog ihn zu Tobirama hin und er wusste nicht einmal, wieso. Vielleicht flüchtete er sich ja auch einfach nur vor dem, was er in seinem eigenen Heim vorfand. In seiner eigenen Seele. Aber wer konnte es ihm schon verübeln? Niemand wollte trauern, niemand wollte leiden. Natürlich suchte Minato Trost.

Und wenn er ihn in den Armen eines anderen fand, dann war es eben so.

Naruto war indes eingeschlafen. Kurzerhand stellte Minato die Flasche auf die Küchenzeile, ließ alles stehen und liegen, wie es war, warf sich eine Jacke um die Schultern und ging.

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Kurzbeschreibung

Tick tack verstreicht die Zeit und steht doch still. Minato mag vielleicht Kyubis Angriff überlebt haben, nun kann er seinem Sohn ein Vater sein. Doch er hat auch Kushina verloren. [post MinaKushi, prä TobiMina]

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Familie, Trauer und Alternativuniversum getaggt.