Fugaku starrte angestrengt auf seine Zeitung. Oder jedenfalls tat er so, als ob er das tun würde. Mikoto stand am Herd und summte eine Melodie vor sich hin, während sie das Gemüse in der Pfanne wendete.
„Schatz, das Abendessen ist bald fertig, holst du Sasuke ab?“, fragte Mikoto beiläufig.
Verdammt. Seine Taktik war nicht aufgegangen. „Der Junge ist alt genug, er kennt den Weg nach Hause und weiß, wann wir essen.“
„Er ist sechs und ich will nicht, dass er allein durch’s Dorf läuft. Es ist Abend.“
Fugaku knirschte mit den Zähnen. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er anbieten sollte, stattdessen das Essen zu machen, verwarf diesen Plan geboren aus Verzweiflung allerdings wieder. Nachdem Mikoto ihn einmal zu oft dabei erwischt hatte, wie er mit dem Messer in der Pfanne kratzte, durfte er die Pfannen nicht einmal mehr ansehen. Eine andere Idee musste her.
„Nun geh schon“, drängte Mikoto. „Sonst wird das Essen kalt, bis ihr wieder da seid.“
Fugaku seufzte. Augen zu und durch. „Das ist immer noch dieser Senju.“
Dass sich Sasuke auch ausgerechnet mit dem Sohn des Hokage hatte anfreunden müssen, dieser laute Bengel, der immer den Klassenclown geben musste. Jetzt musste Fugaku seinen Sohn regelmäßig bei diesem Senju abholen, weil Sasuke mit Naruto spielen wollte. Sasuke ahnte ja nicht, was für ein Opfer er da von seinem Vater verlangte.
„Ich weiß wirklich nicht, was du gegen Nidaime Hokage einzuwenden hast“, erwiderte Mikoto. „Er macht doch einen ganz ordentlichen Eindruck.“
„Es gab mal eine Zeit, da nannte unser Clan ihn den Fluch der Uchiha, und weißt du auch warum?“ Fugaku wartete gar nicht erst eine Antwort ab. „Weil er verdammt gut darin war, Uchiha zu töten.“
Mikoto schien davon wenig beeindruckt zu sein. „Das war vor langer Zeit, noch vor der Dorfgründung. Jetzt hilft er Itachi bei seiner Ausbildung und lässt Sasuke mit Naruto spielen. Ich seh da kein Problem. Geh jetzt endlich.“
Fugaku seufzte noch einmal und fügte sich in sein Schicksal. Murrend machte er sich also auf den Weg, um Sasuke zum Abendessen abzuholen. Er sollte dringend mit seinem Sohn reden und eine andere Lösung für die Situation finden. Vielleicht Sasuke erlauben, Naruto zu sich nach Hause einzuladen? Wäre das eine erträglichere Variante? Nein, nein. Am Ende würde Tobirama noch vor seiner Tür stehen, um seinen Stiefsohn abzuholen. Keinesfalls, das stand außer Frage. Spielplatzbesuche? Wo er dann unbehaglich und in Schweigen gehüllt neben Tobirama stand und ihren Kindern beim Spielen zusah? Grundgütiger, nein!
Er verbrachte den ganzen Weg damit, darüber nachzugrübeln, wie er diese Situation zum Wohle aller auflösen konnte, und kam doch nicht zu einer Lösung des Problems. Als er das alte Haus schließlich erreichte, stand er eine geschlagene Minute vor der Tür und rang mit sich, diese verflixte Türklingel zu bedienen. Er dachte an den Kampf gegen Kubi zurück und fand, dass das einfacher gewesen war.
Nach einigem hin und her, drückte er doch die Klingel und betete, dass vielleicht nur Minato da war. Seine Gebete wurden nicht erhört und natürlich war es Tobirama, der ihm öffnete. Fugaku fürchtete, dass er starrte.
Denn Tobirama trug Naruto auf den Schultern, der ihm mit Feuereifer kleine pinke Schleifen in sein Haar band. Er hielt Sasuke an der Hand, und alle drei waren sie über und über mit Farbe bekleckert, auf der Kleidung (Mikoto wäre nicht erfreut, wenn sie das sah) und vor allem im Gesicht. Es sah aus, als hätten sie mit Fingerfarben hantiert, und das war wohl etwas nach hinten losgegangen, wie es zu erwarten gewesen war, wenn man Sasuke mit Naruto zusammentat.
Alles in allem machte Tobirama keinen allzu würdevollen Eindruck.
„Was gibt’s da zu starrten?“, brummte Tobirama statt einer Begrüßung.
Fugaku riss sich aus seiner Starre. „N-nichts. Ich danke Ihnen für Ihre wertvolle Zeit, Nidaime-sama. Komm, Sasuke. Sag auf Wiedersehen. Deine Mutter hat schon das Essen vorbereitet.“
Sasuke trat zu seinem Vater und winkte zum Abschied. „Tschüs, Naruto. Bis zum nächsten Mal! Hat Spaß gemacht, Opa.“
Fugaku glaubte, man habe ihm ein Kunai direkt durchs Herz getrieben. Ihm wurde ganz kalt. Er war geliefert. Das war’s, das war sein Ende und sein eigener Sohn hatte ihm den Todesstoß versetzt.
„Auf Wiedersehen, Sasuke-kun“, sagte Tobirama, doch wen er dabei ansah, war Fugaku.
Fugaku war so was von tot. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit.
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