Kakashi gähnte. Es war ein langer Tag gewesen und er war froh, endlich wieder daheim zu sein. Wobei daheim wohl relativ war. Es fühlte sich immer noch seltsam an, wieder hier zu sein, was eine Zeit lang wohl so etwas wie sein Zuhause gewesen war und dann wieder nicht mehr und jetzt doch erneut. Es war verwirrend.
Für den Moment jedoch wollte er sich darum nicht scheren. Jetzt wollte er nur schnell etwas essen und sich dann in sein Bett werfen, um an diesem Tag nichts mehr von irgendwem zu hören.
»Tobirama, bin wieder da!«, rief er in das Haus. Eigentlich überflüssig, Tobirama würde wissen, dass Kakashi Feierabend hatte. Sein Großvater war immerhin seit neuestem auch sein Boss, er hatte ihm diese Mission gegeben.
Keine Antwort. Kakashi zuckte mit den Schultern und begab sich auf direktem Wege in die Küche, um den Kühlschrank zu plündern. Wer wusste schon, wo Tobirama mal wieder steckte, der Mann hatte immer zu tun. Ōkami schien ebenfalls nicht anwesend zu sein, ansonsten hätte Kakashi schon längst ihre Zunge im Gesicht. Dafür, dass es immer hieß, die Wölfe würden sich nicht um die Angelegenheiten von Menschen scheren, war sie erstaunlich anhänglich.
Im Kühlschrank fand er Reis und etwas Gemüse, Reste vom Vortag. Weder Kakashi noch Tobirama machten sich häufig die Mühe, großartig etwas zu kochen. Wobei Kakashi mit gewissem Erstaunen festgestellt hatte, dass sie beide ein Interesse am Angeln teilten.
Kakashi schaufelte sich den Reis und das Gemüse in eine Schale und weil er keine Lust hatte, jetzt extra noch eine Pfanne aus dem Schrank zu holen und sein Essen noch einmal anzubraten, schob er es einfach in die Mikrowelle. Das Gerät war ein wenig in die Jahre gekommen, tat aber hoffentlich noch seinen Dienst.
Er drückte die entsprechenden Knöpfe. Nichts passierte. Er drückte noch einmal. Immer noch nichts. Er seufzte resigniert. War das alte Ding doch kaputt? Er suchte nach dem Stromkabel und stellte fest, dass das Problem weitaus trivialer war: Die Mikrowelle war einfach noch nicht wieder angeschlossen worden, seit Tobirama sein altes Haus wieder bezogen hatte. Ungewöhnlich. Das war jetzt immerhin auch schon etliche Wochen her.
Kakashi steckte den Stecker in die Steckdose und siehe da, die Mikrowelle tat wieder ihren Dienst. Er atmete auf. Immerhin etwas. Er hatte keinen Nerv mehr, sich an diesem Tag mit solchen Problemen zu befassen.
Ungeduldig wartete er auf das Piepen der Mikrowelle, das anzeigte, dass sein Essen fertig sei, und nahm dann die Schale aus der Mikrowelle. Er wandte sich um, um sich an den Küchentisch zu setzen, und rannte beinahe mitten in Tobirama hinein. Erschrocken zuckte er zusammen.
»Verdammt!« Elendes Hiraishin. Tobirama hatte ganz wie Minato die lästige Angewohnheit, einfach aus dem Nichts heraus aufzutauchen, statt wie normale Menschen zu laufen. »Wie lang stehst du da schon?«
»Bin gerade erst gekommen«, sagte Tobirama knapp. Er sah zu der Mikrowelle und dann auf Kakashis Essen.
»Sind noch ein paar Reste da«, sagte Kakashi daher.
Tobirama musterte noch immer die Mikrowelle und schien über etwas nachzudenken. Was war an einer alten Mikrowelle so spannend, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit widmete? Sonst scherte er sich doch selten um solch triviale Dinge, dafür hielt er sich für viel zu wichtig.
»Also … erwärmt man damit Essen, ja?«, fragte er dann etwas zögerlich. Ungewöhnlich.
Kakashi starrte ihn an. Dann blinzelte er und starrte noch etwas länger. Bedächtig stellte er die Schale auf dem Tisch ab. »Willst du mir gerade ernsthaft sagen, du weißt nicht, wie eine Mikrowelle funktioniert?«
Tobirma kniff missbilligend die Augen zusammen. Immerhin hatte Kakashi mittlerweile gelernt, dass dieser Blick zumeist nur Show war. Er verlor allmählich seine einschüchternde Wirkung.
»Und wenn’s so wäre?«, knurrte Tobirama.
Kakashi musste sehr an sich halten, um nicht laut aufzulachen. Der Erfinder von gefühlt der Hälfte aller existierenden Jutsus und einer der größten Siegelmeister der Geschichte wusste nicht, wie man eine simple Mikrowelle bediente und es war ihm auch noch sichtlich peinlich. Kakashi presste die Lippen zusammen, konnte aber ein Kichern doch nicht gänzlich unterdrücken. Tobirama starrte noch missmutiger auf ihn nieder.
»Also, ja. Damit macht man Essen warm.« Nicht lachen. Nicht lachen. Nicht lachen. Das wäre gemein. »Mehr oder weniger jedenfalls. Faustregel: Außen warm, innen kalt oder außen verkohlt und innen warm.«
Tobirama runzelte die Stirn.
»Also die genaue Funktionsweise kenne ich auch nicht, aber Hauptsache, ich hab was Warmes im Bauch«, fügte Kakashi an. »Ich weiß, welche Knöpfe ich drücken muss, das reicht.«
Und dann ging ihm ein Licht auf. Als er vor ein paar Tagen auf Tobiramas Einladung hin hier eingezogen war, weil seine eigene Wohnung im Angriff des Kyubi zu stark beschädigt worden war, war Kakashis erster Gang der zur Kaffeemaschine gewesen. Er hatte feststellen müssen, dass Tobirama zwar Unmengen an Tee im Haus hatte, aber nicht einen Krümel Kaffee, und zudem war auch die Kaffeemaschine nicht angeschlossen gewesen. Kakashi hatte sich zunächst nichts dabei gedacht, nicht jeder mochte Kaffee. Aber im Licht dieser Ereignisse erschien das plötzlich ganz anders.
»Warte, du weißt auch nicht, wie man eine Kaffeemaschine bedient, oder?«, schloss er.
»Weil ich dieses Ding nicht brauche«, knurrte Tobirama missmutig. »Eine Kaffeemühle tut es auch.«
Wie altmodisch. Aber gut, was erwartete Kakashi von jemandem, der darauf bestand, seinen Tee über einem irori zu erwärmen? Unwillkürlich musste er grinsen.
»Hey, alter Mann, was hältst du davon, wenn ich dir deine Küche erkläre?«
Tobirama hielt nicht viel davon, aber schlussendlich obsiegte dann doch seine Neugierde. Vielleicht auch sein verletzter Stolz, Kakashi war sich da nicht so sicher.
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