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Die Schwestern aus der Wüste

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24.10.25 21:12
18 Ab 18 Jahren
Workaholic

Kitai schluffte müde, von seiner Schicht aus, nach Hause. Es war ein entspannter Tag gewesen. Keine seltsamen Vorkommnisse oder Ähnliches. Er hatte zunächst alleine Dienst auf dem nördlichen Wachturm gehalten, bis ein Kamerad dazu kam, den er selbst kaum kannte. Der Typ gehörte schon zu der Jo-Nin-Elite. Das wusste Kitai. Mehr aber auch nicht. Dazu kam auch noch, dass der Typ sich nicht großartig gesprächig zeigte. Smalltalk ließ Kitai deshalb auch schnell bleiben. Er war selbst gerade erst Chu-Nin geworden und hielt deshalb lieber die Klappe vor höher Gestellten. In der Wüste wurden die Leute schnell zickig, wenn die Sonne wieder unerbittlich schien. Aber jetzt war es kühl geworden, denn Kitai fröstelte. Die Sonne stand schon tief. So, dass sie gerade noch ein wenig rotes Licht durch die Straßen Sunagakures scheinen ließ. Kitai gähnte. Es war eindeutig Zeit schlafen zu gehen. Er würde nicht lange brauchen, bis zu seinem Quartier. Außerdem waren die Straßen schon wie leergefegt. Ihn würde wohl jetzt keiner mehr aufhalten. Genau in dem Moment, als er dies dachte, entdeckte er in einer engen Gasse, seitlich von ihm, ein junges Mädchen. Sie stand dort wie versteinert und starrte ihn an. »Hey, alles okay?«, rief Kitai ihr zu, doch sie reagierte nicht. Sie starrte ihn nur weiter an. »So jung wie du bist, solltest du nicht alleine hier so spät noch herumlaufen. Wo sind denn deine Eltern?« Er drehte sich in ihre Richtung, was sie reflexartig dazu veranlasste, einen Schritt zurückzugehen. Dabei verschwand sie fast im Schatten der Gasse. Kitai kniff fragend die Augen zusammen. Die Augen des Mädchens waren unglaublich. So eine durchdringende blaue Farbe hatte er noch nie gesehen. Als würde sie direkt in seine Seele starren. Und auf einer komischen Art und Weise wurde ihm auch etwas flau im Magen. »Wo wohnst du denn? Ich kann dich auch nach Hause - «, bevor er den Satz beenden konnte, bemerkte er, dass sie ein Stirnband trug. Obwohl sie noch viel zu jung dafür schien. Aber das, was Kitai noch mehr verunsicherte, war die Tatsache, dass er das Symbol auf ihrem Stirnband nicht kannte. Es war nicht das Zeichen Sunagakures und auch keines, was er auf Anhieb einordnen konnte. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Das schwummrige Licht machte es ihm nicht einfach was zu erkennen. Aber er sah es. Ein auf dem Kopf stehendes Kreuz. Kitais Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Ein fremdes Kind mitten im Dorf. Das konnte nichts Gutes heißen. Das Mädchen spürte sofort seine Unsicherheit und das die Situation sich gerade deutlich anspannte. Und plötzlich drehte sie sich blitzschnell um und rannte in die schützende Dunkelheit der Gasse. »Hey! Warte!«, Kitai überlegte nicht lange und folgte ihr. Auch wenn er nicht einschätzen konnte, womit er es hier zu tun hatte. Denn er wusste: Nur weil es aussah wie ein kleines Kind, hieß es nicht, dass es auch eines war. Er folgte ihr intuitiv und sah, wie sie in einer kleinen Hütte verschwand. Langsam lief Kitai auf diese zu. Je näher er kam, desto langsamer wurde er. Seine Gedanken rasten ihm nur so durch den Kopf und es fiel ihm schwer, auch nur einen davon zu packen und festzuhalten. Sollte er Hilfe holen? Sollte er schreien? Einfach nach Hause gehen und so tun, als hätte er nichts gesehen? Gott, nein. Das konnte er nicht tun. Er schüttelte den Kopf und spürte, wie ihm der Schweiß die Schläfe hinunter tropfte. Er war nervös. »Reiß dich zusammen!«, tadelte er sich selbst und griff schließlich, nachdem er einmal durchgeatmet hatte, nach der Tür, um diese zu öffnen. Die Tür quietschte leise und einer der letzten, seichten Sonnenstrahlen fielen in die Hütte, direkt in das Gesicht des Mädchens. Da waren sie wieder – diese blauen Augen – die Kitai fixierten. Aber er bemerkte auch sofort, dass sie ein kaputtes Kunai gezückt hatte. Der Griff fehlte. Die Klinge schnitt in die zierlichen Finger des Mädchens und doch streckte sie ihm tapfer die Waffe entgegen. Sie zitterte. »Wenn du nur einen Schritt näher kommst, bringe ich dich um.« Die Stimme des Mädchens ließ Kitai einen Schauer über den Rücken laufen. Ihre Stimme war tiefer und rauer als gedacht. »Ich... ich will keinen Stress. Nur helfen.« Kitai ohrfeigte sich innerlich selbst. So zu stammeln, bei einem so kleinen Kind war ja peinlich. Aber das Mädchen reagierte wieder nicht, sondern starrte ihn nur weiter an. Doch plötzlich griff eine noch kleinere Hand aus der Dunkelheit, nach den Händen, die die Waffe hielten. Ein weiteres Gesicht erschien im schwachen Licht. Ein kleines Mädchen, was mit dem Kopf schüttelte und leise sagte: »Das sollen wir nicht machen. Wir sollen uns doch Hilfe holen. Weißt du noch?« Das ältere Mädchen sah sie an und senkte dann zögerlich ihre Hände. Dann sah sie wieder zu Kitai. Diesmal schien ihr Blick ein wenig sanfter. Auch das jüngere Mädchen sah zu ihm. Auch die gleichen blauen Augen. Kurz schwiegen alle. Kitai brach es aber schließlich. »Ich wollte euch nicht erschrecken. Tut mir leid.« »Ich dich auch nicht.«, sagte das ältere Mädchen. Und auch wenn ihr Blick sanfter geworden war, blieb ihre Stimme hart. »Ich bin Kitai.«, stellte er sich vor. Er hatte beschlossen, auf die friedliche Art und Weise weiter Kontakt aufzunehmen. Die beiden Mädchen schauten sich kurz an, als würden sie absprechen, ob auch sie ihren Namen verraten sollten. Das jüngere Mädchen lächelte schließlich und sah wieder zu Kitai. »Ich bin Maze. Und das ist meine Schwester Kae.« »Freut mich euch kennenzulernen.«, erwiderte Kitai und hockte sich hin. Zum einen, um den beiden zu zeigen, dass sie keine Angst zu haben brauchten, und zum anderen, weil seine Beine ihm nach dem langen Tag am Wachposten echt weh taten. »Was macht ihr beide hier?« »Wir suchen Hilfe.«, antwortete Kae sofort. »Wir sind geflohen. Um zu überleben.« Kitai schaute zwischen den Schwestern hin und her. Maze nickte zustimmend, beobachtete Kitas Reaktionen allerdings genau. »Von wo geflohen?«, fragte dieser weiter. Kae öffnete den Mund, um zu antworten, zögerte aber kurz. Schließlich entschied sie sich aber doch zu antworten. »Aus der Dämonenwüste.« Die Worte hallten in Kitais Kopf nach und die Mädchen beobachteten ihn weiterhin genau. Und plötzlich weiteten sich Kitas Augen, als es ihm klar wurde. Kurz schnappte er nach Luft. Die blauen Augen... Das Kreuz auf dem Stirnband... »Ach du scheiße.« Er schluckte. »Ich dachte das wäre nur eine Legende.« Die Mädchen antworteten nicht darauf. Sondern sahen ihn nur weiterhin an. »Wir sterben, wenn uns keiner hilft.«, sagte Kae mit ruhiger Stimme. »Hilfst du uns?« »Natürlich.«, kam es aus Kitai, völlig unüberlegt. Und er bereute es sofort. Nicht, weil er nicht helfen wollte, sondern weil er keine Ahnung hatte, was er jetzt tun sollte. Natürlich! Du Vollidiot! Maze lächelte erleichtert und sah ihre Schwester an, als würde sie sagen wollen: Wir haben es geschafft! Doch Kae erwiderte ihren Blick nicht, sondern wartete auf Weiteres von Kitai. Dieser entschied, ehrlich zu sein und sagte: »Ich weiß nur überhaupt nicht, was ich tun soll.« Maze zuckte mit den Schultern. »Vielleicht muss jetzt jemand dir helfen.« Eine primitive Antwort aber sie hatte recht. Aber wer konnte ihm helfen? Wieder schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Aber da fiel ihm jemand ein. »Ich weiß was. Aber wir müssen uns beeilen, damit uns niemand sieht, okay? Damit wir keine blöden Fragen beantworten müssen.« Er stand wieder auf und ging drei Schritte zurück. Dabei winkte er die beiden Mädchen zu sich. Die Schwestern sahen sich kurz an und folgten ihm dann aus der Hütte. Als beide draußen standen, fiel Kitai erst auf, wie mager beide waren und das ihre Kleidung eher Fetzen glichen als wirklicher Kleidung. »Kommt. Wir sollten uns beeilen. Bleibt dicht hinter mir und tut was ich sage.« Ohne zu antworten, stellten sich die Mädchen zu ihm und er lief los. In der Hoffnung, jetzt bloß niemanden zu begegnen. Er hatte ein Ziel. Jemand, der ihm Helfen könnte, ohne direkt zum Kazekage zu rennen. Auch wenn er wusste, dass dieser Jemand ganz sicher nicht begeistert davon war, was Kitai hier gerade anschleppte. Die drei hatten Glück. Sie begegneten niemanden. Auf den Straßen blieb es leer. Nach kurzer Zeit hatten sie ein kleines Haus erreicht. Gerade mal etwas größer als die Hütte, in der die Kinder sich versteckt hatten. Kitai hob die Hand zum Klopfen – zögerte aber kurz und sah zu den Kindern. Beide sahen ihn erwartungsvoll an, aber schwiegen weiterhin. Dann fasste er sich ein Herz und klopfte drei Mal. Er wartete ein paar Sekunden und horchte nach Geräuschen aus dem Inneren. Doch es blieb zunächst still. Also klopfte er noch drei Mal. Als er dachte, dass wieder nichts passierte, hob er die Hand noch einmal zum Klopfen. Als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ein junger Mann, mit verschlafenen und gleichzeitig wütenden Blick, vor ihm stand und fauchte: »Klopf nochmal und ich hacke dir die Hände ab!« Kitai zog erschrocken die Hände weg. »Tut mir leid, Baki.«, entschuldigte er sich sofort. »Ich hab nur ein großes Problem. Und ich hatte gehofft – Äh... vielleicht kannst du mir helfen.« Baki gähnte. Er hatte offensichtlich schon geschlafen. »Was für ein Problem?«, fragte er mit genervtem Unterton in der Stimme. Kitai antwortete nicht, sondern ging nur einen Schritt zur Seite, um den Blick auf die Kinder frei zu machen. Baki sah erst verwundert aus, als er die beiden Mädchen sah. Doch Kitai beobachtete genau, dass auch er kurz an ihren blauen Augen hängenblieb, bevor er das Stirnband an Kae entdeckte. Baki zuckte daraufhin kaum merklich zusammen. Anscheinend konnte er sofort etwas mit dem Symbol anfangen. Kitai räusperte sich. »Äh – die beiden sagen, sie kommen aus der Dämonenwüste.« »Das sehe ich!«, rief Baki sofort sichtlich erschrocken über die Situation. Er schaute verwirrt zu Kitai, der mit den Schultern zuckte, zu den Kindern zeigte und gespielt theatralisch rief: »Wenn Legenden wahr werden.« »Hör auf zu spinnen!«, rief Baki ermahnend und schlug Kitai dabei leicht auf den Hinterkopf. Maze grinste. Dieses Spielchen zwischen den beiden schien sie zu amüsieren. Kaes Blick blieb allerdings weiterhin kühl. Baki rieb sich die Stirn und überlegte kurz. Dann sagte er: »Hier können wir nicht bleiben.« »Und wo sollen wir dann hin?«, Kitai wusste nicht so recht, was er jetzt damit meinte. »Ich habe keine Ahnung von Kindern. Wir gehen zu Ran.« Baki griff schnell nach seinem Schlüssel und schloss die Tür hinter sich. Kitai grinste, als der Name ihm was sagte. »Ran? Deine Verflossene?« Baki sah ihn warnend an. »Pass auf was du sagst. Du verstehst anscheinend auch noch nicht, was für ein Problem du hier eigentlich gerade hast.« »Es gibt ein Problem?«, sagte plötzlich Kae und sah prüfend in Bakis Augen, was ihn kurz verunsicherte. »Ja, aber wir sind jetzt auf dem weg, dass Problem zu lösen. Kommt, wir müssen uns beeilen.« Baki lief vor und Kitai ließ den Mädchen den Vortritt, um ihm zu folgen. Kae und Maze schauten zu ihm. »Ihr werdet uns helfen?«, fragte sie nochmal skeptisch nach. »Wir tun alles was wir können. Aber ich gebe zu: Ihr haut uns gerade echt aus den Socken.«, er lachte kurz auf. Nicht, weil er so amüsiert war, sondern aus Unsicherheit. Alle folgten schließlich Baki durch die Dunkelheit - erneut durch die Gassen von Sunagakure. Maze und Kae achteten kaum noch auf ihre Umgebung. Sie fixierten die beiden Männer, denen sie durch die Nacht ins Ungewisse folgten. Plötzlich wurde Baki langsamer und blieb schließlich stehen. Kitai sah dies zu spät und rempelte ihn von hinten an. Auch Maze lief fast ins Gemenge, aber Kae hielt sie früh genug fest. »Alter!«, fluchte Baki und sah Kitai böse an. Dieser hob abwehrend die Hände. »Sorry man. Es ist stockdunkel. Ich seh kaum was.« Baki atmete genervt aus und ging kopfschüttelnd auf die Haustür eines dunklen Gebäudes zu. Zögerlich klopfte er zwei Mal. Anders als bei ihm, reagierte jemand im Inneren sofort. Es wurde Licht angeschaltet und man hörte Geräusche, die sich der Tür näherten. Maze und Kae versteckten sich hinter Kitai. Sie hatten ja keine Ahnung, wer jetzt die Tür öffnete. Diese wurde aufgeschlossen und sie öffnete sich. Eine junge Frau, eingehüllt in einem leichten Morgenmantel stand dort und sah Baki verwundert an. Dieser spürte auf einmal einen riesigen Kloß im Hals. Er hatte sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Und nun hatte es ihm die Sprache verschlagen. Ran musterte ihn kurz und grinste verschmitzt. »Schick. Läufst du immer so, mitten in der Nacht, durchs Dorf?« Baki sah verwirrt an sich herunter und bemerkte, dass er dort nur in Unterwäsche und einem dreckigen, alten T-Shirt stand. »Scheiße«, fluchte er. Dann schüttelte er mit dem Kopf. Sie waren nicht hier, um Späße zu machen. »Kitai hat mich aus dem Bett geschmissen.« Ran sah zu dem jungen Shinobi, der sich verlegen seine schwarzen Locken aus dem Gesicht strich. »Hi.«, er winkte ihr zögerlich zu. Ran tat es ihm gleich und lächelte freundlich, schien aber gleichzeitig verwirrt. »Und was habe ich mit der ganzen Sache zu tun?«, fragte sie und schaute wieder zu Baki. Dieser holte tief Luft und beschloss, einfach direkt mit der ganzen Wahrheit herauszurücken. »Was würdest du tun, wenn ich dir sage, dass ich zwei Kinder aus dem Ryu-Clan dabei habe?« Ran zog eine Augenbraue hoch und antwortet sofort. »Ich würde dir raten weniger zu trinken.« Baki verdrehte die Augen und wies auf Kitai. Dieser trat zur Seite, um den Blick auf die Schwestern erneut frei zu machen. Die beiden hielten sich an den Händen fest. Kae beobachtete das Ganze skeptisch, während Maze interessiert zwischen den Erwachsenen hin und her schaute. Ran bemerkte sofort Kaes Stirnband und die prägnanten blauen Augen der Mädchen. »Heiliger-«, stieß sie erschrocken heraus, ohne den Satz zu beenden. »Woher-?« »Kitai hat sie gefunden.«, antwortete Baki und Kitai nickte zustimmend. »Sie saßen alleine und verängstigt in einer Hütte.« »Hier im Dorf?« »Ja.« Ran schluckte. Lud sie dann aber schließlich in ihr Haus. Sie wies ihre ungeplanten Gäste an, sich in ihrer kleinen Küche an ihren Tisch zu setzen. Sie wies den Kindern jeweils einen Stuhl zu und danach begann sie einen Tee aufzusetzen. Keiner sagte ein Wort. Die Schwestern saßen nebeneinander, augenscheinlich eingeschüchtert, an der längeren Seite des Tisches. Baki und Kitai saßen jeweils am Kopf und schwiegen. Kae beobachtete Ran, die ebenfalls schweigend den Tee zubereitete. Ihre Hüftlangen, Kupferfarbenden Haare, hatte sie locker mit einer Haarnadel festgesteckt. Nur einzelne, lose Strähnen ließen auf ihre eigentliche Haarlänge hindeuten. Ran bemerkte, dass sie beobachtet wurde, und schaute kurz über ihre Schulter. Ihre Bernsteinfarbenden Augen gefielen Kae. Sie hatte noch nie andere Augen als blaue Augen gesehen. Sie wirkten so freundlich und warm. Und doch konnte sie auch die Skepsis in ihren Augen erkennen. Ran wandte sich wieder dem Tee zu, stellte alles auf einem Tablet und setzte sich schließlich zu ihren Gästen. Weiterhin schweigend goss sie jedem einen kleine Tasse ein. Maze roch an den aufsteigenden Dampf. Ihre Augen weiteten sich begeistert. »Das riecht lecker.« »Warte bis es was abgekühlt ist. Sonst verbrennst du dich.«, riet Ran und Maze legte wieder die Hände in den Schoß, nachdem sie Anstalten machte, nach der Tasse zu greifen. Ran sah zwischen den beiden Mädchen hin und her. Auch Baki und Kitai warfen immer wieder einen Blick zu den beiden. Schließlich hatten sie sie noch nicht im klaren Licht gesehen. Die Mädchen sahen mitgenommen aus. Dreckig, zerzaust und überseht mit blutigen Schrammen. Ihre Kleidung bestand fast nur aus Lumpen und beide sahen sehr mager aus. Das, was der überzogene Dreck vermuten ließ, schienen beide sehr blass zu sein. Einzig ihre blauen Augen, die durch die Strähnen ihrer dunkelbraunen Haare blitzten, zeigten Farbe. Ran verlor sich fast in dem Anblick, als sie wieder realisierte, was hier eigentlich gerade passierte. Sie atmete scharf ein und wandte sich wieder an Baki. »Und was soll ich jetzt machen?« Baki schaute sie verwirrt an, als hätte er gehofft, dass sie ihm das sagen könnte. »Du bist doch Expertin in unserer Kultur und Geschichte. Ich habe gehofft, du kannst uns irgendwie helfen oder was sagen.« Ran verzog das Gesicht und sagte: »Geschichte war mein Lieblingsfach auf der Akademie. Mehr auch nicht.« »Aber du warst Klassenbeste darin.« »Ja, und wenn du nicht immer nur stumpf von mir abgeschrieben hättest, dann wäre davon vielleicht auch was in deinem Kopf geblieben.« Baki war das peinlich. Vor allem weil Kitai mit am Tisch saß und sich prächtig über diese kleinen Gesprächsfetzen amüsierte. Ran wandte sich schließlich wieder zu den Kindern und realisierte, dass die beste Lösung war, einfach im Hier und Jetzt intuitiv zu reagieren. »Okay«, sie streckte ihre Arme nach vorne, dehnte sich kurz, als wäre sie gerade erst aufgestanden. »Na dann. Dann erzähle ich erstmal was über mich und ihr dann über euch, okay?« Maze nickte eifrig, während Kae weiterhin nur stumm da saß und Ran ansah. Diese begann nun zu erzählen. »Also ich heiße Ran und bin 23 Jahre alt. Das hier ist mein kleines Haus. Hier bin ich aufgewachsen. Direkt nebenan habe ich einen kleinen Laden, in dem man alles kaufen kann, was man braucht. Der hat meinen Eltern gehört. Ich war eine Zeit lang Kunoichi aber jetzt gehört mir der Laden und ich kümmere mich darum, dass die Menschen hier immer was zu essen kaufen können. Ich lese gerne und mag es spazieren zu gehen.« Sie machte eine kurze Pause. Vielleicht hatten die Kinder eine Frage. Und tatsächlich holte Kae kurz Luft und fragte: »Wo sind deine Eltern jetzt?« Ran schluckte und antwortete dann mit ruhiger Stimme: »Sie sind gestorben. Bei einem Sandsturm.« »Oh.« Kae wurde rot. Verunsichert schaute sie weg und knetete die Hände in ihrem Schoß. Ran lächelte beruhigend. »Mach dir keine Sorgen. Es ist alles gut. Das konntest du ja nicht wissen.« Sie nippte kurz an ihrem Tee und sah zu Maze, die ihr sofort nachmachte. »Und jetzt seit ihr dran.« »Ich bin Maze.«, sie leckte sich den Tee von den Lippen. »Ich bin fünf Jahre alt – glaube ich. Und ich spiele am liebsten mit meiner Schwester auf dem Dachboden.« Maze sah grinsend zu Kae, als würde sie sich an ein vergangenes, lustiges Spiel erinnern. Kae räusperte sich und antwortete ebenfalls. »Ich bin Kae. Ich bin sieben Jahre alt und –«, sie überlegte kurz. »Passe auf meine Schwester auf.« »Und ihr gehört zum Ryu-Clan, stimmts?«, mischte sich Baki ein, der direkt einen tadelnden Blick von Ran kassierte. »Ich habe in der Akademie auch nicht so gut in Geschichte aufgepasst – hehe.«, gestand Kitai und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ich weiß nur, dass der Ryu-Clan ein sehr alter Clan aus Sunagakure ist und eigentlich eher eine Legende ist. Das Symbol habe ich erkannt.« Er zeigte auf Kaes Stirnband. »Der Ryu-Clan ist in der Tat ein sehr alter Clan aus Sunagakure. Ein ursprünglich wanderndes Volk, bestehend aus Sehern und Medien. Sie waren bekannt für ihren Gesang, ihre Lieder, ihre weisheiten und ihrer Gabe mit Geistern zu sprechen und diese zu sehen. Mit ihrem Kekkei Genkai.« Aber das sie auch Shinobis beheimateten, wusste ich nicht. Dachte Ran für sich. »Wir singen nicht mehr.«, sagte Kae mit leiser, aber fester Stimme. Ran musterte sie kurz ein weiteres Mal und fragte weiter. »Wo lebt dein Clan derzeit?« Kae sah sie an und antwortete. »In der Dämonenwüste.« »Hätte nicht gedacht, dass man dort überhaupt überleben kann.«, warf Kitai ein. »Unter der Erde.«, ergänzte das Mädchen. »Wow«, Kitai staunte und schien begeistert. »Das ist echt krass, was hier gerade passiert, oder?« Baki sah ihn an und schien nicht gerade seine Begeisterung zu teilen und Ran rieb sich die Stirn nachdenklich. »Warum seid ihr hier her gekommen?« »Um Maze zu retten.«, antwortete Kae sofort und Maze nickte. »Ja, die wollen mich nämlich töten.«, erzählte sie, als wäre es nichts. Ran zog die Augenbrauen zusammen und schaute erst kurz zu Baki und dann zu Kitai. Schließlich wandte sie sich wieder den Mädchen zu. »Wer und warum?«, fragte sie weiter. Maze sah sie direkt an. »Mama. Und weil ich das Ding mit den Augen nicht kann. Ich kann die Geister nicht sehen. Kae kann das.« Sie tippte sich auf ihr rechtes Augenlid. Kae ergänzte: »Wenn mit fünf Jahren nicht das Yureigan erwacht ist, dann muss man sterben.« Kaes Aussage wirkte wie einstudiert. Als hätte sie es immer und immer wieder hören müssen. Maze erzählte weiter. »Und Papa hat uns geholfen, nach oben an die Sonne zu kommen. Und er hat gesagt, dass wir hier bleiben sollen. Papa will nämlich auch nicht, dass ich sterbe.« Ran versuchte, das Gesagte der Mädchen zu verarbeiten. Dies erwies sich als nicht einfach. Baki meldete sich schließlich wieder zu Wort. »Ihr ersucht also Asyl.« Er sah die Mädchen mit festem Blick an. Maze kniff die Augen zusammen. »Hä?« »Was bedeutet das?«, fragte Kae ebenfalls so verwirrt wie ihre Schwester. Baki seufzte kurz über seine eigene Unfähigkeit. »Ihr – ihr sucht Hilfe. Und das wir euch hier beschützen sollen.« Kae und Maze nickten. »Wir suchen ein Zuhause.«, sagte die ältere der Schwestern mit ruhiger, aber leicht zittriger Stimme. Baki zuckte kurz zusammen. Aus irgendeinem Grund trafen ihn die Worte des Mädchens direkt bis ins Mark. Er sah zu Kitai und Ran, die offensichtlich das Gleiche gespürt hatten. »Ich werde morgen den Kazekage aufsuchen und für die beiden um Asyl bitten.«, schlug er vor – an Kitai und Ran gerichtet. »Nein, mach das nicht.«, warf Ran sofort ein, ohne den Blick von den Kindern abzuwenden. Baki zog die Augenbrauen zusammen. »Und warum nicht?« »Weiß nicht.« Sie rieb sich mit ihrem Zeigefinger über ihre Unterlippe. »Ich habe da ein ungutes Gefühl bei. Mach es nicht. Zumindest noch nicht. Wir werden ihnen helfen. Aber nicht über den Offiziellen weg. Wir sollten erstmal still sein, die beiden aufpäppeln und dann mal weiter schauen.« Nachdem Ran den Satz beendet hatte, sahen Kitai, Ran und Baki zu den Schwestern. Alle drei stellten sich die gleiche Frage. Konnte man den Mädchen trauen? War das eine gute Idee? Ran beantwortete die Frage laut für alle. »Es ist das Richtige. Es ist ein Risiko, aber es fühlt sich richtig an. Das sagt mir mein Bauchgefühl.« Kitai nickte zustimmend. Er spürte es auch. Baki spürte nur Verwirrtheit. Aber genau deshalb war er zu Ran gegangen. Sie war besser für so Situationen geeignet. »Und wer nimmt die beiden bei sich auf?«, fragte Kitai vorsichtig. Ran seufzte. »Ich natürlich. Bei euch wären die beiden verloren.« Baki und Kitai fielen offensichtlich jeweils ein Stein vom Herzen. »Aber glaubt nicht, dass ihr aus der Sache jetzt raus seid. Ihr helft uns hier gefälligst, ist das klar?« Sie schaute die beiden Männer streng an, die daraufhin sofort nickten. Eine andere Wahl hatten sie sowieso nicht. Allerdings fühlten sich beide eh schon für die Mädchen mit verantwortlich. Baki sagte daraufhin nur noch leise: »Ich Versuchs so gut es geht. Ich kann nur nicht gut mit Kindern umgehen.« »Tz.« Ran sah weg und wirkte wütend über den Satz. Sie sagte aber nichts weiter. Kitai stützte seinen Kopf mit einer Hand ab und warf daraufhin ein: »Hast du nicht vor kurzem das Amt übertragen bekommen, die Kinder des Kazekages auszubilden?« »Ja.«, entgegnete Baki offensichtlich nicht begeistert davon. »Halt die drei besser fern von hier, okay?«, bat Ran und Baki nickte. »Gut!«, Ran stemmte die Hände auf dem Tisch und stand auf. Dabei sah sie die beiden Mädchen mit leuchtenden Augen an und lächelte freundlich. »Dann: Willkommen in der Familie!« Maze sah begeistert zu Kae, als würde sie sagen wollen: Wir haben es geschafft! Und Kae: Sie lächelte. Das erste Mal an diesem Abend. Ein ehrliches, erleichtertes, dankbares Lächeln. Und Ran spürte, dass sie gerade genau das Richtige tat. »Und als Erstes gibt es für euch gleich erstmal ein schönes Bad.« Sie bemerkte die Fragezeichen in den Gesichtern der Kinder. »Ich zeige euch gleich, was ich meine. Ich schmeiß aber zuerst die Männer raus. Jetzt ist Mädelszeit angesagt.« Sie machte mit ihren Handbewegungen deutlich, dass Baki und Kitai nun aufstehen sollten. Sie taten dies auch sofort, nachdem sie höflich den Tee ausgetrunken hatten. Als Baki aus dem Raum trat, sah er nochmal zu den Kindern, die den Beiden nachsahen. Kitai winkte zum Abschied und rief: »Ich komme euch morgen wieder besuchen, ja?« Die Mädchen lächelten erfreut und schließlich hatte Ran die Männer aus der Haustür geschoben. Bevor sie sich verabschieden und die Tür schließen konnte, fragte Baki sie noch: »Ist das wirklich in Ordnung für dich? Schaffst du das alleine?« Ran lächelte. Ein genervtes Lächeln. »Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Gute Nacht.« Sie warf Kitai noch ein freundlicheres Lächeln zu und wandte sich kurz zum letzten Mal an Baki. »Und wenn du das nächste Mal vorbei kommst, zieh dir bitte was an.« »Du hast mich schon mit weniger gesehen.«, antwortete Baki zynisch. »Tz!« Ran fuchtelte mit ihrer Hand vor ihrem verzogenen Gesicht herum, als würde sie das aufgetauchte Bild in ihrem Kopf wegwischen wollen. Dann schloss sie schnell die Tür. Die beiden Männer standen eine Weile schweigend in der Dunkelheit und starrten auf die geschlossene Tür. Sie versuchten irgendwie zu begreifen, was da gerade alles passiert war. Schließlich brach Kitai das Schweigen. »Sag mal, wieso habt ihr euch getrennt?«, er sah neugierig zu Baki, der weiterhin zur Tür schaute, aber ihm antwortete. »Sie wollte Kinder. Ich aber nicht.« Kitai verschränkte die Arme und grinste. »Und jetzt bringst du ihr direkt zwei. Wie witzig.« Baki drehte seinen Kopf langsam in Kitais Richtung und sah ihn an, als würde er ihm am liebsten den Kopf abreißen wollen. Kitai schien das nicht zu stören. Er plapperte munter weiter drauf los. »Hast du auch gehört, dass Yashamaru wohl auffällig häufig ihr im Laden aushelfen soll? Da werden so Dinge gemunkelt.« »Wie wäre es, wenn du einfach mal die Fresse hälst?«, rief Baki wütend und machte einen Satz auf Kitai zu. Dieser sprang zurück, schien aber weiterhin amüsiert. »Schon gut. Ich verschwinde. Wir sehen uns morgen.« »Wo?«, fragte Baki verwundert. »Na, hier!«, antwortete Kitai mit einer Selbstverständlichkeit, winkte zum Abschied und verschwand in der Dunkelheit. Baki sah ihm kurz hinterher, auch wenn er schon längst nicht mehr zu sehen war. Dann sah er wieder zur Rans Haustür. Ja, auch er hatte plötzlich ein ganzes Paket Verantwortung mehr zu tragen. Aber der Aufgabe wollte er sich stellen. Alleine Ran zu liebe. Dann machte auch er sich wieder auf dem nach Hauseweg, um wenigstens noch ein paar Stunden schlaf zu bekommen. Außerdem fing er an zu frieren. Nur in Unterwäsche war die Wüste nachts nicht gut zu ertragen.

Ran besaß nur ein kleines Badezimmer. Aber zumindest konnte sie eine Badewanne anbieten. Sie ließ gerade warmes Wasser hinein und lief dann wieder zu den Mädchen, die noch in der Küche saßen und auf sie warteten. Als sie die Küche betrat, sahen die beiden sie erwartungsvoll an. Ran lächelte und winkte sie zu sich. Ohne zu zögern, standen die Schwestern auf und folgten ihr in die obere Etage ins kleine Badezimmer. Das Wasser lief noch in die Badewanne, als die Mädchen skeptisch, das ihr unbekannte Ding beäugten. »Das ist eine Badewanne.«, erklärte Ran und merkte, dass sie sich ziemlich dämlich vor kam, dass erklären zu müssen. Allerdings war es notwendig. Die Mädchen konnten damit nichts anfangen. »Man setzt sich nackt rein und wäscht sich. Am besten mit so einem Schwamm.« Ran hielt einen neuen Schwamm aus ihrem Laden in der Hand und hielt ihn hoch. »Achso...«, sagte Maze, während sie verstand. »Wir haben immer nur einen Eimer mit Wasser bekommen und mussten uns so waschen.« Erklärte das junge Mädchen. »Das hier ist cooler.«, rief Ran und zeigte auf die Wanne. »Dann zieht mal eure Kleidung aus. Ich habe euch hier jeweils ein frisches Shirt und eine Unterhose hingelegt. Die sind von mir und euch wahrscheinlich etwas groß. Ich habe aber gerade nichts anderes da. Ich besorge euch morgen neue Kleidung.« »Danke.« Bedankte sich Kae höflich und beobachtete dann, wie Maze sich unnötig umständlich aus ihrer Kleidung schälen wollte. Schließlich blieb sie mit ihrem Kopf stecken. »Äh... Hilfe?« Kaes Hände zuckten, um ihrer Schwester zu helfen, aber Ran war schneller. Sie lachte amüsiert und befreite Maze aus ihrer Lage. Das junge Mädchen stieg kurze Zeit später in die Badewanne und ließ sich langsam ins warme Wasser sinken. Ihre Augen weiteten sich vor Begeisterung. »Wow, dass ist toll!«, rief sie begeistert. Ran sah ihr zufrieden zu und wandte sich dann an Kae, die noch genauso stand, wie beim Eintreten in den Raum. »Du darfst auch gerne.« Kae sah zu ihrer Schwester, die begeistert das Wasser von einer Hand in die andere tropfen ließ. Dann sah sie wieder zu ihrer Gastgeberin. »Ich kann auch raus gehen, wenn dir das lieber ist.«, schlug sie ihr mit warmer Stimme vor. Kae schüttelte den Kopf und fing dann an sich auszuziehen. »Die Badewanne ist nicht sonderlich groß, aber ihr müsstet beide hinein passen.«, sagte Ran, setzte sich auf dem Badewannenrand und lehnte sich an die Wand hinter sich an. Kae stieg ebenfalls in die Wanne – ihrer Schwester gegenüber. Sie hielt kurz die Luft an, als sie sich setzte, entspannte aber sofort, als das warme Wasser ihre angespannten Muskeln beruhigte. Ran ließ die beiden erst einmal schweigend das warme Wasser genießen. Maze lachte zwischendurch aus dem Nichts auf. Aber es hatte nichts Gruseliges an sich. Einfach ein kleines Kind, was sich wohl fühlte. Ran schwieg. Bis ihr schließlich eine Stimme im Kopf sagte: Bist schon bescheuert fremde Kinder einfach so aufzunehmen. Und dann sind sie auch noch anscheinend aus dem ausgestorbenen Ryu-Clan entsprungen. Was tust du hier eigentlich? Helfen. Beantwortete sie die Frage sich selbst. Es schien total bescheuert. Aber sie hatte so ein komisches Bauchgefühl, dass sie den beiden helfen musste. Sie hatten es verdient. Es war risikoreich. Das auf jeden Fall. Aber es gab ja auch keine Alternative. Sie stand auf und kramte aus einem kleinen Schrank ein Stück Seife hervor und brach es in der Mitte durch. Dann reichte sie Kae ein Stück und sagte dabei. »Mit der Seife bekommt ihr den Dreck noch besser von der Haut ab. Soll ich euch die Haare und den Rücken waschen?« Die Mädchen nickten und Ran setzte sich zuerst zu Maze und machte sich an die Arbeit. Zuerst wusch sie ihr die Haare und machte sich danach daran, ihr den Rücken sauber zu schrubben. Die erste Berührung fühlte sich für Ran seltsam an. Es war nochmal eine klare Bestätigung, dass diese Kinder wirklich hier bei ihr waren und existierten. Es war keine Einbildung oder ein Traum. Es waren zwei echte Kinder, die in ihrer Badewanne saßen. Als sie mit Maze fertig war, setzte sie sich zu Kae an den Rand. Sie wollte gerade beginnen ihr die Haare zu waschen, als ihr etwas Schreckliches auffiel. Kaes Rücken war überseht mit Narben. Viele schlecht verheilte Narben. Teilweise noch verkrustet und relativ frisch. Sowas hatte sie noch nie gesehen. Ihr stockte der Atem. Kae bemerkte das. »Die sind von meiner Mutter.«, erklärte sie, ohne Ran anzuschauen. »Wenn ich nicht gehorcht habe und nicht richtig gekämpft und trainiert habe. Dann wurde ich ausgepeitscht.« »Das ist schrecklich.«, sagte Ran schockiert. »Mama ist schrecklich.«, erwiderte Maze und sah kurz gedankenverloren aus. Ran entschied, erstmal nichts weiter zu sagen. Sie würde die Kinder auch heute noch nicht weiter ausfragen. Das wäre zu viel. Und die Nacht wurde auch immer kürzer. Also machte sie sich daran auch Kae die Haare zu waschen und schließlich den Rücken. Dabei war sie sehr vorsichtig. Als die Kinder schließlich wieder sauber und aus der Wanne gestiegen waren, wickelte Ran sie jeweils in zwei große Handtücher ein, damit sie dich abtrocknen konnten. Dabei wandte sie sich nochmal an Kae. »Darf ich mir deine Wunden ansehen?« Kae schien erst skeptisch, nickte dann aber. Also holte Ran eine kleine Dose, gefüllt mit einer Heilsalbe. Sie kümmerte sich liebevoll um die Wunden auf den Rücken und um die Wunden an ihren Händen, die sie von den kaputten Kunai getragen hatte. Keiner sagte ein Wort. Kae beobachtete, was Ran da an ihrer Hand machte, als sie ihr noch einen Verband anlegte. Eine solche Zuwendung kannte sie nicht. Aber es fühlte sich gut an. Dann zogen sich die Mädchen die frische Kleidung an, die Ran für sie rausgelegt hatte. In zwei viel zu großen Shirts standen die beiden Mädchen nun vor ihr. Frisch gewaschen sahen die beiden schon viel gesünder aus. Auch wenn sie deutlich mehr auf den Rippen vertragen konnten. »Dann zeige ich euch mal, wo ihr schlaft. Kommt mit.« Die Mädchen folgten Ran durch den schmalen Flur in ein kleines Zimmer, in dem nur ein Schreibtisch und viel Papierkram in einem Schrank standen. »Ich benutze den Raum nur für den ganzen Schriftkram für den Laden.«, erklärte sie. »Bestellungen, wie viel ich noch auf Lager habe und sowas halt.« Sie sah die beiden Mädchen an, die beide keine Ahnung von dem hatten, was sie da erzählte. Sie lächelte. »Ich habe noch ein Futon hinterm Schrank stehen. Da müsstet ihr beide drauf passen.« Sie holte die dünne Matratze hervor und legte sie auf den Boden. »Bin gleich wieder da.«, sagte sie, mit gehobenem Zeigefinger und verschwand kurz aus dem Raum, in dem Raum daneben. Schnell kam sie aber wieder zurück. Mit einer großen Decke und zwei kleinen Kissen, die sie auf die Futon-Matte legte. »Ich glaube, für die erste Nacht ist das okay, oder?«, erkundigte sie sich bei den Mädchen. Maze grinste und rief: »Das ist super!«, sie ließ sich auf die Matte fallen und griff direkt nach der Decke, um sich darin einzurollen. Auch Kae nickte und sah zu Ran. »Danke. Du solltest schlafen.«, ihre Worte wirkten kühl, aber das waren sie nicht. Sie hatte nur beobachtet, wie Ran herzhaft gegähnt hatte und sich schon tiefe Augenringe unter ihren Augen gebildet hatten. Ran lachte auf und streckte sich. »Du hast recht. Dann werde ich das mal tun. Ich räume noch schnell das Badezimmer auf und gehe dann ins Bett. Das ist direkt nebenan. Also wenn ihr etwas braucht, dann kommt jederzeit zu mir, okay?« »Alles klar!«, rief Maze breit grinsend, die sich schon mit der Decke umwickelt hatte und sich in ein Kissen kuschelte. Kae nickte. »Na dann. Gute Nacht.«, Ran lief aus dem Raum und wollte die Tür hinter sich schließen, als sie Kae rufen hörte: »Kannst du die Tür auf lassen?« Sie öffnete die Tür wieder einen Spalt und lugte noch einmal kurz rein und sagte lächelnd: »Na klar. Wenn was ist, kommt zu mir oder ruft.« Dann wandte sie sich ab und ging ins Badezimmer. Sie ließ das dreckig braune Wasser in der Wanne ab und spülte kurz nach. Dann hob sie die alte Kleidung der Kinder auf und beäugte sie kurz. Die schmeiß ich weg. Da ist nichts mehr zu retten. Sie klemmte sich die Kleidung unter den Arm, um sie später in den Müll zu werfen. Dabei entdeckte sie auf dem Boden Kaes Stirnband. Sie ob es auf und schaute es sich genau an. Es unterschied sich kaum von den Stirnbändern aus Suna oder Konoha. Das Metall schien nur grober verarbeitet worden zu sein und auch das Symbol war unsauberer ins Metall geritzt. Das auf dem Kopf stehende Kreuz. Das Symbol, was Ran nur aus ihren Geschichtsbüchern kannte. Die Legende vom Ryu-Clan. Es gab zwar Überlieferungen, dass es sie wirklich gegeben haben soll, aber das war schon lange her. Und jetzt hielt Ran das Stirnband in der Hand. Als würde sie ein Artefakt in den Händen halten. Sie legt es schließlich auf dem kleinen Badezimmerschrank und ging dann in ihr Schlafzimmer. Es wurde auch Zeit. Sie war sehr müde geworden. Kae hörte, wie sich die Schlafzimmertür von Ran zu zog, aber nicht ins Schloss fiel. Eine stumme Einladung, dass die beiden jederzeit zu ihr kommen konnten. Sie setzte sich schließlich auf die Futon-Matte, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Sie legte ihre Beine über Maze, die sich schon lang gemacht hatte. »Willst du nicht schlafen?«, fragte Maze sie. Kae sah sie an und verschränkte die Arme. »Mach die Augen zu.«, sagte sie zu ihrer kleinen Schwester, ohne ihre Frage zu beantworten. Maze gehorchte ihr wie aufs Wort und schloss die Augen. Sie war allerdings auch sehr müde und konnte diese kaum noch offen halten. Kae sah sie noch eine Weile an. Dann sah sie zum gegenüberliegenden Fenster. Sie würde noch wach bleiben und aufpassen. Sie wusste schließlich, dass sie niemals alleine waren.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten Maze an der Nase und sie öffnete die Augen. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich an das ungewohnte Licht zu gewöhnen. Dann sah sie hinter sich und entdeckte ihre Schwester, die auf der Seite liegend, schlief. Anscheinend war sie die Nacht wohl doch eingeschlafen und einfach zur Seite gekippt. Maze lächelte. Kae hatte schon ewig nicht mehr so geschlafen. Das tat ihr bestimmt sehr gut. Maze hörte Geräusche aus der Küche. Ran schien schon wach zu sein. Maze setzte sich im Bett auf, woraufhin Kae die Augen öffnete. Kurz musste auch sie blinzeln, aber sie gewöhnte sich schnell an die Sonne. Maze grinste sie an. »Du hast geschlafen.«, rief sie mit einem neckischen Unterton. Kae sagte nichts darauf, aber schien die Tatsache auch gerade zu realisieren. Sie fühlte sich besser und ausgeruhter. Sie schaute sich in dem kleinen Raum um. Noch immer waren sie hier. Es war kein Traum gewesen. Plötzlich hörten die Schwestern Schritte auf der Treppe. Ran kam nach oben und lugte wenige Sekunden später in das Zimmer der Schwestern. »Guten Morgen!«, rief sie fröhlich und trat in den Raum auf die beiden zu. »Guten Morgen!«, rief auch Maze, die schnell aufstand und Ran um die Hüfte fiel und ihr eine feste Umarmung gab. Ran war im ersten Moment überrascht, strich ihr dann aber leicht über den Kopf und erwiderte damit die Umarmung. Ein zufriedenes Lächeln umgab ihre Lippen. Kae stand auf und beobachtete dies skeptisch. Ihr Blick huschte immer wieder zwischen Ran und Maze hin und her. Ran bemerkte dies und schob Maze wieder sanft von sich. Ohne dem kleinen Mädchen das Gefühl zu geben, sie von sich schieben zu wollen. Sie warf Kae einen warmen, tröstenden Blick zu. Als würde sie ihr sagen wollen, dass sie keine Angst um ihre Schwester zu haben brauchte und das sie sie ihr nicht wegnehmen möchte. Kae erwiderte ihren Blick. Aber Ran konnte ihn in diesem Moment nicht deuten. Um die Situation umzulenken sprach sie schließlich: »Ich habe uns Frühstück gemacht. Ihr habt bestimmt schon lange nichts mehr gegessen. Kommt mit runter.« Während sie sprach, drehte sie sich um und lief wieder hinunter in die Küche. Die Mädchen folgten ihr. Maze begeistert wie eh und je. Kae ruhig und beobachtend. In der Küche angekommen wies Ran sie an, sich schon mal an den Tisch zu setzen. Die Mädchen folgten ihrer Anweisung. »Na dann wollen wir mal.« Ran begann das Frühstück auf dem Tisch zu servieren. Als Erstes kam gekochter Reis, gefolgt von Omeletts und gekochtem Gemüse. Auch frisch aufgesetzten grünen Tee stellte sie dazu. »Jetzt noch eine Sache, dann können wir anfangen.« »Oooooh, dass riecht alles schon so toll!«, rief Maze begeistert und sie merkte, wie ihr das Wasser im Mund zusammen lief. Ran lächelte zufrieden und stellte den letzten Teller, belegt mit gebratenem Rind, auf dem Tisch. Direkt vor Kae. Es war keine Absicht, aber es hatte Folgen. Kae wurde auf einem Schlag noch bleicher im Gesicht, als sie eh schon war. Sie starrte das Rindfleisch geschockt an und hielt die Luft an. »Kae, was ist los?«, fragte Ran aber Kae antwortete nicht. Stattdessen fing sie plötzlich an zu würgen und hielt sich die Hand vor dem Mund. Ungeschickt und panisch stand sie auf und torkelte hastig zum Waschbecken und übergab sich. Es hörte sich sehr schmerzhaft an. Das arme Mädchen hatte ja auch schließlich nichts im Magen, was sie auswürgen konnte. Ran sprang ebenfalls erschrocken auf und eilte zu ihr. Maze hob die Hand und rief: »Hey, warte mal!« Aber Ran hörte sie gar nicht mehr. »Was ist los? Kann ich dir helfen?«, fragte sie besorgt und griff mit beiden Händen an Kaes Schultern. Das Mädchen hielt sofort die Luft an, ihr Kopf schnellte nach oben und blitzschnell drehte sie sich zu Ran um und schubste sie mit voller Kraft von sich weg. Ran taumelte nach hinten, konnte sich aber gerade noch so auf den Beinen halten. Auch wenn der Schlag heftig war. Kae schrie sie an: »Fass mich nie wieder an! Niemand fasst mich einfach so an! Hast du verstanden?!« Und da blitzten sie einmal kurz auf. Ran hatte es genau gesehen. Die Augen des Ryu-Clans. Das Yureigan. Ihr Kekkei Genkai. Nur eine Sekunde starrten diese Augen sie an, als stammten sie aus der Hölle. Die Lederhaut war tiefschwarz gefärbt, während die Iris hell-grau - fast weiß - leuchtete. Rote Adern zogen sich durch die Iris bis zur Pupille und pulsierten im Licht, als ständen sie kurz vor einer Explosion. Von diesen Augen hatte sie immer nur gelesen. Dass sie in Wirklichkeit so schrecklich aussahen, hätte sie nicht gedacht. Die Luft fühlte sich auf einem Schlag eiskalt an und in ihrer Brust spürte Ran plötzlich ein unbeschreibliches Ziehen. Als hätte jemand eine Schlinge um ihre Seele gelegt und diese zugezogen. Doch so schnell wie das Yureigan aufgeblitzt war, war es auch wieder verschwunden. Ran sah sie erschrocken und zugleich verwirrt an. Gestern Abend durfte sie sich noch um ihre Wunden kümmern und jetzt – jetzt hatte Kae der Berührung vorher nicht zugestimmt. Das war der Unterschied. Beantwortet Ran sich selbst die Frage. »Tut mir leid.«, entschuldigte sie sich mit belegter Stimme. Kae atmete schwer und rieb sich die Stirn, dabei kniff sie die Augen zusammen. »Ähm....«, Maze saß dort eingeschüchtert und sprach vorsichtig weiter an Ran gerichtet. »Wir essen kein Fleisch. Das... riecht immer so ekelig.« Ran sah das junge Mädchen an und dann den Teller belegt mit Fleisch. Sie griff hastig danach und drehte sich wieder zur Küchenzeile. »Ach, dass macht gar nichts.«, sagte sie, aber ihre Stimme zitterte. Sie warf das Fleisch unbedacht in den Müll und schaute wieder zu Maze. »Schon weg!«, sie lächelte. Aber aufgesetzt. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals. Sie sah zu Kae, die sich wieder etwas entspannt hatte aber aus Scham den Augenkontakt vermied. Was war nur mit den Kindern geschehen? »Dann können wir ja weiter essen.« Ran setzte sich wieder an ihren Platz am Tisch, als wäre nichts gewesen. Kae blieb stehen und schwieg. »Guten Appetit.«, sagte Maze und fing in einer Selbstverständlichkeit an, den Teller von Kae zu füllen. »Setz dich, Schwesterchen. Das wird dir schmecken!« Ran beobachtete den kurzen Rollentausch der Schwestern und versuchte ihren Atem wieder zu kontrollieren. Was zum Geier habe ich mir hier eingebrockt? Fragte sie sich selbst wieder. Eine scharfzüngige Stimme in ihrem Kopf antwortete: Entweder wird das die schönste Familiengeschichte aller Zeiten oder du wirst von den beiden noch richtig auseinandergenommen. Ran grinste kurz über ihre eigenen blöden Gedanken. Hatte sie Angst? Auf alle Fälle. War das hier ein großes Risiko? Natürlich. War sie viel zu neugierig, um das hier direkt wieder aufzugeben? Das traf ebenfalls zu. Hatte sie der Ehrgeiz gepackt den Kindern zu helfen? Ja. Und das war der größte Punkt an der Sache. Ran bemerkte, wie Kae sich langsam - jede Bewegung bedacht - sich wieder zu ihnen setzte. Es vergingen kurze Sekunden des Schweigens, bis Kae allen Mut zusammen nahm, Ran wieder aus ihren schönen blauen Augen ansah und sagte: »Es tut mir leid. Ich wollte das nicht.« Die Entschuldigung kam vom Herzen. Das merkte Ran sofort. »Alles okay. Ich hätte dich auch nicht einfach so anfassen sollen. Es tut mir auch leid.« Kae nickte und griff zögerlich nach ihren Essstäbchen. Maze sagte, schon mit vollem Mund, zu Ran: »Irgendwann bekommst du von Kae auch noch eine dicke Umarmung.« Ran lächelte und sagte: »Das wäre wirklich schön.« Sie sah, wie auch über Kaes Lippen ein kurzes Lächeln huschte, bevor sie zu Essen begann. Satt und zufrieden räumten Ran und die Mädchen das dreckige Geschirr auf den Küchenschrank. Dabei erklärte Ran ihren weiteren Plan des Tages. »Ich werde gleich losgehen und euch im Dorf Kleidung suchen, die euch auch passt. Damit ihr nicht weiter mit meinem viel zu großen Zeugs rumlaufen müsst. Könntet ihr in der Zeit das Geschirr spülen?« Maze rief sofort: »Das kann ich!« Auch Kae nickte. »Das ist super.«, freute sich Ran. »Ich werde mich gleich auf den Weg machen, damit ihr schnell was zum anziehen habt. Aber noch was:« Die Mädchen sahen sie an. Ran sprach weiter: »Ich weiß nicht wann - vielleicht schon heute oder morge - werdet er ihr mir, Kitai und Baki mehr über euch erzählen müssen, okay? Ich hoffe ihr versteht das.« Kae nickte sofort und sagte: »Ja, natürlich. Wir werden jede Frage beantworten.« Ran lächelte sie an. Sie hoffte ihr dabei wenigstens ein wenig Sicherheit zu geben. »Wir wollen, dass ihr euch wohl fühlt und sicher seit. Macht euch darüber keine Sorgen. Ich bin dann mal unterwegs. Ich beeile mich.« Ran hob zum Abschied die Hand und war auch schon verschwunden. Zurück ließ sie zwei Mädchen, die ihr nachsahen. Bis Maze nach einem Handtuch griff und rief: »Ich trockne ab und du spülst!« Kae zuckte nur mit den Schultern. Ihr Schicksal war in diesem Moment besiegelt. Sie fragte sich, ob ihr Schicksal für Zukunft auch schon so besiegelt war.

Autorennotiz

Hey,
willkommen zu "Die Schwestern aus der Wüste" - die Vorgeschichte zu meiner FanFiktion-Reihe rund um den Ryu-Clan. Diese Geschichte erzählt die Vergangenheit der Ryu-Schwestern - einige Jahre vor den Ereignissen in Naruto-Classic. Dies ist eine überarbeitete Version meiner vorherigen - nun gelöschten - Geschichte. Die Geschichte wurde vollständig neu geschrieben, da mir die ursprüngliche Version nicht gefallen hat.
Die FanFiktion ist nun komplett abgeschlossen. Jeden Freitag wird ein neues Kapitel hochgeladen.

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und danke jedem, der sich die Zeit nimmt in diese FanFiktion einzutauchen.
Feedback, Theorien und Gedanken sind immer willkommen! :)

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Autor

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Kapitel: 3
Sätze: 893
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Zeichen: 45.206

Kurzbeschreibung

Sie teilen Blut, Erinnerungen - und ein Gehemnis. Gejagd suchen zwei Schwestern Zuflucht in Sunagakure. Kinder eines vergessenen Clans, zwsichen Intrigen und alten Geistern suchen sie einen Platz, an dem sie bleiben dürfen. Doch je mehr sie sich heimisch fühlen, desto näher rückt das, was sie einst flüchten ließ.