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Die Schwestern aus der Wüste

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28.11.25 19:13
18 Ab 18 Jahren
Workaholic

Kitai schluffte müde, von seiner Schicht aus, nach Hause. Es war ein entspannter Tag gewesen. Keine seltsamen Vorkommnisse oder Ähnliches. Er hatte zunächst alleine Dienst auf dem nördlichen Wachturm gehalten, bis ein Kamerad dazu kam, den er selbst kaum kannte. Der Typ gehörte schon zu der Jo-Nin-Elite. Das wusste Kitai. Mehr aber auch nicht. Dazu kam auch noch, dass der Typ sich nicht großartig gesprächig zeigte. Smalltalk ließ Kitai deshalb auch schnell bleiben. Er war selbst gerade erst Chu-Nin geworden und hielt deshalb lieber die Klappe vor höher Gestellten. In der Wüste wurden die Leute schnell zickig, wenn die Sonne wieder unerbittlich schien. Aber jetzt war es kühl geworden, denn Kitai fröstelte. Die Sonne stand schon tief. So, dass sie gerade noch ein wenig rotes Licht durch die Straßen Sunagakures scheinen ließ. Kitai gähnte. Es war eindeutig Zeit schlafen zu gehen. Er würde nicht lange brauchen, bis zu seinem Quartier. Außerdem waren die Straßen schon wie leergefegt. Ihn würde wohl jetzt keiner mehr aufhalten. Genau in dem Moment, als er dies dachte, entdeckte er in einer engen Gasse, seitlich von ihm, ein junges Mädchen. Sie stand dort wie versteinert und starrte ihn an. »Hey, alles okay?«, rief Kitai ihr zu, doch sie reagierte nicht. Sie starrte ihn nur weiter an. »So jung wie du bist, solltest du nicht alleine hier so spät noch herumlaufen. Wo sind denn deine Eltern?« Er drehte sich in ihre Richtung, was sie reflexartig dazu veranlasste, einen Schritt zurückzugehen. Dabei verschwand sie fast im Schatten der Gasse. Kitai kniff fragend die Augen zusammen. Die Augen des Mädchens waren unglaublich. So eine durchdringende blaue Farbe hatte er noch nie gesehen. Als würde sie direkt in seine Seele starren. Und auf einer komischen Art und Weise wurde ihm auch etwas flau im Magen. »Wo wohnst du denn? Ich kann dich auch nach Hause - «, bevor er den Satz beenden konnte, bemerkte er, dass sie ein Stirnband trug. Obwohl sie noch viel zu jung dafür schien. Aber das, was Kitai noch mehr verunsicherte, war die Tatsache, dass er das Symbol auf ihrem Stirnband nicht kannte. Es war nicht das Zeichen Sunagakures und auch keines, was er auf Anhieb einordnen konnte. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Das schwummrige Licht machte es ihm nicht einfach was zu erkennen. Aber er sah es. Ein auf dem Kopf stehendes Kreuz. Kitais Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Ein fremdes Kind mitten im Dorf. Das konnte nichts Gutes heißen. Das Mädchen spürte sofort seine Unsicherheit und das die Situation sich gerade deutlich anspannte. Und plötzlich drehte sie sich blitzschnell um und rannte in die schützende Dunkelheit der Gasse. »Hey! Warte!«, Kitai überlegte nicht lange und folgte ihr. Auch wenn er nicht einschätzen konnte, womit er es hier zu tun hatte. Denn er wusste: Nur weil es aussah wie ein kleines Kind, hieß es nicht, dass es auch eines war. Er folgte ihr intuitiv und sah, wie sie in einer kleinen Hütte verschwand. Langsam lief Kitai auf diese zu. Je näher er kam, desto langsamer wurde er. Seine Gedanken rasten ihm nur so durch den Kopf und es fiel ihm schwer, auch nur einen davon zu packen und festzuhalten. Sollte er Hilfe holen? Sollte er schreien? Einfach nach Hause gehen und so tun, als hätte er nichts gesehen? Gott, nein. Das konnte er nicht tun. Er schüttelte den Kopf und spürte, wie ihm der Schweiß die Schläfe hinunter tropfte. Er war nervös. »Reiß dich zusammen!«, tadelte er sich selbst und griff schließlich, nachdem er einmal durchgeatmet hatte, nach der Tür, um diese zu öffnen. Die Tür quietschte leise und einer der letzten, seichten Sonnenstrahlen fielen in die Hütte, direkt in das Gesicht des Mädchens. Da waren sie wieder – diese blauen Augen – die Kitai fixierten. Aber er bemerkte auch sofort, dass sie ein kaputtes Kunai gezückt hatte. Der Griff fehlte. Die Klinge schnitt in die zierlichen Finger des Mädchens und doch streckte sie ihm tapfer die Waffe entgegen. Sie zitterte. »Wenn du nur einen Schritt näher kommst, bringe ich dich um.« Die Stimme des Mädchens ließ Kitai einen Schauer über den Rücken laufen. Ihre Stimme war tiefer und rauer als gedacht. »Ich... ich will keinen Stress. Nur helfen.« Kitai ohrfeigte sich innerlich selbst. So zu stammeln, bei einem so kleinen Kind war ja peinlich. Aber das Mädchen reagierte wieder nicht, sondern starrte ihn nur weiter an. Doch plötzlich griff eine noch kleinere Hand aus der Dunkelheit, nach den Händen, die die Waffe hielten. Ein weiteres Gesicht erschien im schwachen Licht. Ein kleines Mädchen, was mit dem Kopf schüttelte und leise sagte: »Das sollen wir nicht machen. Wir sollen uns doch Hilfe holen. Weißt du noch?« Das ältere Mädchen sah sie an und senkte dann zögerlich ihre Hände. Dann sah sie wieder zu Kitai. Diesmal schien ihr Blick ein wenig sanfter. Auch das jüngere Mädchen sah zu ihm. Auch die gleichen blauen Augen. Kurz schwiegen alle. Kitai brach es aber schließlich. »Ich wollte euch nicht erschrecken. Tut mir leid.« »Ich dich auch nicht.«, sagte das ältere Mädchen. Und auch wenn ihr Blick sanfter geworden war, blieb ihre Stimme hart. »Ich bin Kitai.«, stellte er sich vor. Er hatte beschlossen, auf die friedliche Art und Weise weiter Kontakt aufzunehmen. Die beiden Mädchen schauten sich kurz an, als würden sie absprechen, ob auch sie ihren Namen verraten sollten. Das jüngere Mädchen lächelte schließlich und sah wieder zu Kitai. »Ich bin Maze. Und das ist meine Schwester Kae.« »Freut mich euch kennenzulernen.«, erwiderte Kitai und hockte sich hin. Zum einen, um den beiden zu zeigen, dass sie keine Angst zu haben brauchten, und zum anderen, weil seine Beine ihm nach dem langen Tag am Wachposten echt weh taten. »Was macht ihr beide hier?« »Wir suchen Hilfe.«, antwortete Kae sofort. »Wir sind geflohen. Um zu überleben.« Kitai schaute zwischen den Schwestern hin und her. Maze nickte zustimmend, beobachtete Kitas Reaktionen allerdings genau. »Von wo geflohen?«, fragte dieser weiter. Kae öffnete den Mund, um zu antworten, zögerte aber kurz. Schließlich entschied sie sich aber doch zu antworten. »Aus der Dämonenwüste.« Die Worte hallten in Kitais Kopf nach und die Mädchen beobachteten ihn weiterhin genau. Und plötzlich weiteten sich Kitas Augen, als es ihm klar wurde. Kurz schnappte er nach Luft. Die blauen Augen... Das Kreuz auf dem Stirnband... »Ach du scheiße.« Er schluckte. »Ich dachte das wäre nur eine Legende.« Die Mädchen antworteten nicht darauf. Sondern sahen ihn nur weiterhin an. »Wir sterben, wenn uns keiner hilft.«, sagte Kae mit ruhiger Stimme. »Hilfst du uns?« »Natürlich.«, kam es aus Kitai, völlig unüberlegt. Und er bereute es sofort. Nicht, weil er nicht helfen wollte, sondern weil er keine Ahnung hatte, was er jetzt tun sollte. Natürlich! Du Vollidiot! Maze lächelte erleichtert und sah ihre Schwester an, als würde sie sagen wollen: Wir haben es geschafft! Doch Kae erwiderte ihren Blick nicht, sondern wartete auf Weiteres von Kitai. Dieser entschied, ehrlich zu sein und sagte: »Ich weiß nur überhaupt nicht, was ich tun soll.« Maze zuckte mit den Schultern. »Vielleicht muss jetzt jemand dir helfen.« Eine primitive Antwort aber sie hatte recht. Aber wer konnte ihm helfen? Wieder schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Aber da fiel ihm jemand ein. »Ich weiß was. Aber wir müssen uns beeilen, damit uns niemand sieht, okay? Damit wir keine blöden Fragen beantworten müssen.« Er stand wieder auf und ging drei Schritte zurück. Dabei winkte er die beiden Mädchen zu sich. Die Schwestern sahen sich kurz an und folgten ihm dann aus der Hütte. Als beide draußen standen, fiel Kitai erst auf, wie mager beide waren und das ihre Kleidung eher Fetzen glichen als wirklicher Kleidung. »Kommt. Wir sollten uns beeilen. Bleibt dicht hinter mir und tut was ich sage.« Ohne zu antworten, stellten sich die Mädchen zu ihm und er lief los. In der Hoffnung, jetzt bloß niemanden zu begegnen. Er hatte ein Ziel. Jemand, der ihm Helfen könnte, ohne direkt zum Kazekage zu rennen. Auch wenn er wusste, dass dieser Jemand ganz sicher nicht begeistert davon war, was Kitai hier gerade anschleppte. Die drei hatten Glück. Sie begegneten niemanden. Auf den Straßen blieb es leer. Nach kurzer Zeit hatten sie ein kleines Haus erreicht. Gerade mal etwas größer als die Hütte, in der die Kinder sich versteckt hatten. Kitai hob die Hand zum Klopfen – zögerte aber kurz und sah zu den Kindern. Beide sahen ihn erwartungsvoll an, aber schwiegen weiterhin. Dann fasste er sich ein Herz und klopfte drei Mal. Er wartete ein paar Sekunden und horchte nach Geräuschen aus dem Inneren. Doch es blieb zunächst still. Also klopfte er noch drei Mal. Als er dachte, dass wieder nichts passierte, hob er die Hand noch einmal zum Klopfen. Als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ein junger Mann, mit verschlafenen und gleichzeitig wütenden Blick, vor ihm stand und fauchte: »Klopf nochmal und ich hacke dir die Hände ab!« Kitai zog erschrocken die Hände weg. »Tut mir leid, Baki.«, entschuldigte er sich sofort. »Ich hab nur ein großes Problem. Und ich hatte gehofft – Äh... vielleicht kannst du mir helfen.« Baki gähnte. Er hatte offensichtlich schon geschlafen. »Was für ein Problem?«, fragte er mit genervtem Unterton in der Stimme. Kitai antwortete nicht, sondern ging nur einen Schritt zur Seite, um den Blick auf die Kinder frei zu machen. Baki sah erst verwundert aus, als er die beiden Mädchen sah. Doch Kitai beobachtete genau, dass auch er kurz an ihren blauen Augen hängenblieb, bevor er das Stirnband an Kae entdeckte. Baki zuckte daraufhin kaum merklich zusammen. Anscheinend konnte er sofort etwas mit dem Symbol anfangen. Kitai räusperte sich. »Äh – die beiden sagen, sie kommen aus der Dämonenwüste.« »Das sehe ich!«, rief Baki sofort sichtlich erschrocken über die Situation. Er schaute verwirrt zu Kitai, der mit den Schultern zuckte, zu den Kindern zeigte und gespielt theatralisch rief: »Wenn Legenden wahr werden.« »Hör auf zu spinnen!«, rief Baki ermahnend und schlug Kitai dabei leicht auf den Hinterkopf. Maze grinste. Dieses Spielchen zwischen den beiden schien sie zu amüsieren. Kaes Blick blieb allerdings weiterhin kühl. Baki rieb sich die Stirn und überlegte kurz. Dann sagte er: »Hier können wir nicht bleiben.« »Und wo sollen wir dann hin?«, Kitai wusste nicht so recht, was er jetzt damit meinte. »Ich habe keine Ahnung von Kindern. Wir gehen zu Ran.« Baki griff schnell nach seinem Schlüssel und schloss die Tür hinter sich. Kitai grinste, als der Name ihm was sagte. »Ran? Deine Verflossene?« Baki sah ihn warnend an. »Pass auf was du sagst. Du verstehst anscheinend auch noch nicht, was für ein Problem du hier eigentlich gerade hast.« »Es gibt ein Problem?«, sagte plötzlich Kae und sah prüfend in Bakis Augen, was ihn kurz verunsicherte. »Ja, aber wir sind jetzt auf dem weg, dass Problem zu lösen. Kommt, wir müssen uns beeilen.« Baki lief vor und Kitai ließ den Mädchen den Vortritt, um ihm zu folgen. Kae und Maze schauten zu ihm. »Ihr werdet uns helfen?«, fragte sie nochmal skeptisch nach. »Wir tun alles was wir können. Aber ich gebe zu: Ihr haut uns gerade echt aus den Socken.«, er lachte kurz auf. Nicht, weil er so amüsiert war, sondern aus Unsicherheit. Alle folgten schließlich Baki durch die Dunkelheit - erneut durch die Gassen von Sunagakure. Maze und Kae achteten kaum noch auf ihre Umgebung. Sie fixierten die beiden Männer, denen sie durch die Nacht ins Ungewisse folgten. Plötzlich wurde Baki langsamer und blieb schließlich stehen. Kitai sah dies zu spät und rempelte ihn von hinten an. Auch Maze lief fast ins Gemenge, aber Kae hielt sie früh genug fest. »Alter!«, fluchte Baki und sah Kitai böse an. Dieser hob abwehrend die Hände. »Sorry man. Es ist stockdunkel. Ich seh kaum was.« Baki atmete genervt aus und ging kopfschüttelnd auf die Haustür eines dunklen Gebäudes zu. Zögerlich klopfte er zwei Mal. Anders als bei ihm, reagierte jemand im Inneren sofort. Es wurde Licht angeschaltet und man hörte Geräusche, die sich der Tür näherten. Maze und Kae versteckten sich hinter Kitai. Sie hatten ja keine Ahnung, wer jetzt die Tür öffnete. Diese wurde aufgeschlossen und sie öffnete sich. Eine junge Frau, eingehüllt in einem leichten Morgenmantel stand dort und sah Baki verwundert an. Dieser spürte auf einmal einen riesigen Kloß im Hals. Er hatte sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Und nun hatte es ihm die Sprache verschlagen. Ran musterte ihn kurz und grinste verschmitzt. »Schick. Läufst du immer so, mitten in der Nacht, durchs Dorf?« Baki sah verwirrt an sich herunter und bemerkte, dass er dort nur in Unterwäsche und einem dreckigen, alten T-Shirt stand. »Scheiße«, fluchte er. Dann schüttelte er mit dem Kopf. Sie waren nicht hier, um Späße zu machen. »Kitai hat mich aus dem Bett geschmissen.« Ran sah zu dem jungen Shinobi, der sich verlegen seine schwarzen Locken aus dem Gesicht strich. »Hi.«, er winkte ihr zögerlich zu. Ran tat es ihm gleich und lächelte freundlich, schien aber gleichzeitig verwirrt. »Und was habe ich mit der ganzen Sache zu tun?«, fragte sie und schaute wieder zu Baki. Dieser holte tief Luft und beschloss, einfach direkt mit der ganzen Wahrheit herauszurücken. »Was würdest du tun, wenn ich dir sage, dass ich zwei Kinder aus dem Ryu-Clan dabei habe?« Ran zog eine Augenbraue hoch und antwortet sofort. »Ich würde dir raten weniger zu trinken.« Baki verdrehte die Augen und wies auf Kitai. Dieser trat zur Seite, um den Blick auf die Schwestern erneut frei zu machen. Die beiden hielten sich an den Händen fest. Kae beobachtete das Ganze skeptisch, während Maze interessiert zwischen den Erwachsenen hin und her schaute. Ran bemerkte sofort Kaes Stirnband und die prägnanten blauen Augen der Mädchen. »Heiliger-«, stieß sie erschrocken heraus, ohne den Satz zu beenden. »Woher-?« »Kitai hat sie gefunden.«, antwortete Baki und Kitai nickte zustimmend. »Sie saßen alleine und verängstigt in einer Hütte.« »Hier im Dorf?« »Ja.« Ran schluckte. Lud sie dann aber schließlich in ihr Haus. Sie wies ihre ungeplanten Gäste an, sich in ihrer kleinen Küche an ihren Tisch zu setzen. Sie wies den Kindern jeweils einen Stuhl zu und danach begann sie einen Tee aufzusetzen. Keiner sagte ein Wort. Die Schwestern saßen nebeneinander, augenscheinlich eingeschüchtert, an der längeren Seite des Tisches. Baki und Kitai saßen jeweils am Kopf und schwiegen. Kae beobachtete Ran, die ebenfalls schweigend den Tee zubereitete. Ihre Hüftlangen, Kupferfarbenden Haare, hatte sie locker mit einer Haarnadel festgesteckt. Nur einzelne, lose Strähnen ließen auf ihre eigentliche Haarlänge hindeuten. Ran bemerkte, dass sie beobachtet wurde, und schaute kurz über ihre Schulter. Ihre Bernsteinfarbenden Augen gefielen Kae. Sie hatte noch nie andere Augen als blaue Augen gesehen. Sie wirkten so freundlich und warm. Und doch konnte sie auch die Skepsis in ihren Augen erkennen. Ran wandte sich wieder dem Tee zu, stellte alles auf einem Tablet und setzte sich schließlich zu ihren Gästen. Weiterhin schweigend goss sie jedem einen kleine Tasse ein. Maze roch an den aufsteigenden Dampf. Ihre Augen weiteten sich begeistert. »Das riecht lecker.« »Warte bis es was abgekühlt ist. Sonst verbrennst du dich.«, riet Ran und Maze legte wieder die Hände in den Schoß, nachdem sie Anstalten machte, nach der Tasse zu greifen. Ran sah zwischen den beiden Mädchen hin und her. Auch Baki und Kitai warfen immer wieder einen Blick zu den beiden. Schließlich hatten sie sie noch nicht im klaren Licht gesehen. Die Mädchen sahen mitgenommen aus. Dreckig, zerzaust und überseht mit blutigen Schrammen. Ihre Kleidung bestand fast nur aus Lumpen und beide sahen sehr mager aus. Das, was der überzogene Dreck vermuten ließ, schienen beide sehr blass zu sein. Einzig ihre blauen Augen, die durch die Strähnen ihrer dunkelbraunen Haare blitzten, zeigten Farbe. Ran verlor sich fast in dem Anblick, als sie wieder realisierte, was hier eigentlich gerade passierte. Sie atmete scharf ein und wandte sich wieder an Baki. »Und was soll ich jetzt machen?« Baki schaute sie verwirrt an, als hätte er gehofft, dass sie ihm das sagen könnte. »Du bist doch Expertin in unserer Kultur und Geschichte. Ich habe gehofft, du kannst uns irgendwie helfen oder was sagen.« Ran verzog das Gesicht und sagte: »Geschichte war mein Lieblingsfach auf der Akademie. Mehr auch nicht.« »Aber du warst Klassenbeste darin.« »Ja, und wenn du nicht immer nur stumpf von mir abgeschrieben hättest, dann wäre davon vielleicht auch was in deinem Kopf geblieben.« Baki war das peinlich. Vor allem weil Kitai mit am Tisch saß und sich prächtig über diese kleinen Gesprächsfetzen amüsierte. Ran wandte sich schließlich wieder zu den Kindern und realisierte, dass die beste Lösung war, einfach im Hier und Jetzt intuitiv zu reagieren. »Okay«, sie streckte ihre Arme nach vorne, dehnte sich kurz, als wäre sie gerade erst aufgestanden. »Na dann. Dann erzähle ich erstmal was über mich und ihr dann über euch, okay?« Maze nickte eifrig, während Kae weiterhin nur stumm da saß und Ran ansah. Diese begann nun zu erzählen. »Also ich heiße Ran und bin 23 Jahre alt. Das hier ist mein kleines Haus. Hier bin ich aufgewachsen. Direkt nebenan habe ich einen kleinen Laden, in dem man alles kaufen kann, was man braucht. Der hat meinen Eltern gehört. Ich war eine Zeit lang Kunoichi aber jetzt gehört mir der Laden und ich kümmere mich darum, dass die Menschen hier immer was zu essen kaufen können. Ich lese gerne und mag es spazieren zu gehen.« Sie machte eine kurze Pause. Vielleicht hatten die Kinder eine Frage. Und tatsächlich holte Kae kurz Luft und fragte: »Wo sind deine Eltern jetzt?« Ran schluckte und antwortete dann mit ruhiger Stimme: »Sie sind gestorben. Bei einem Sandsturm.« »Oh.« Kae wurde rot. Verunsichert schaute sie weg und knetete die Hände in ihrem Schoß. Ran lächelte beruhigend. »Mach dir keine Sorgen. Es ist alles gut. Das konntest du ja nicht wissen.« Sie nippte kurz an ihrem Tee und sah zu Maze, die ihr sofort nachmachte. »Und jetzt seit ihr dran.« »Ich bin Maze.«, sie leckte sich den Tee von den Lippen. »Ich bin fünf Jahre alt – glaube ich. Und ich spiele am liebsten mit meiner Schwester auf dem Dachboden.« Maze sah grinsend zu Kae, als würde sie sich an ein vergangenes, lustiges Spiel erinnern. Kae räusperte sich und antwortete ebenfalls. »Ich bin Kae. Ich bin sieben Jahre alt und –«, sie überlegte kurz. »Passe auf meine Schwester auf.« »Und ihr gehört zum Ryu-Clan, stimmts?«, mischte sich Baki ein, der direkt einen tadelnden Blick von Ran kassierte. »Ich habe in der Akademie auch nicht so gut in Geschichte aufgepasst – hehe.«, gestand Kitai und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ich weiß nur, dass der Ryu-Clan ein sehr alter Clan aus Sunagakure ist und eigentlich eher eine Legende ist. Das Symbol habe ich erkannt.« Er zeigte auf Kaes Stirnband. »Der Ryu-Clan ist in der Tat ein sehr alter Clan aus Sunagakure. Ein ursprünglich wanderndes Volk, bestehend aus Sehern und Medien. Sie waren bekannt für ihren Gesang, ihre Lieder, ihre weisheiten und ihrer Gabe mit Geistern zu sprechen und diese zu sehen. Mit ihrem Kekkei Genkai.« Aber das sie auch Shinobis beheimateten, wusste ich nicht. Dachte Ran für sich. »Wir singen nicht mehr.«, sagte Kae mit leiser, aber fester Stimme. Ran musterte sie kurz ein weiteres Mal und fragte weiter. »Wo lebt dein Clan derzeit?« Kae sah sie an und antwortete. »In der Dämonenwüste.« »Hätte nicht gedacht, dass man dort überhaupt überleben kann.«, warf Kitai ein. »Unter der Erde.«, ergänzte das Mädchen. »Wow«, Kitai staunte und schien begeistert. »Das ist echt krass, was hier gerade passiert, oder?« Baki sah ihn an und schien nicht gerade seine Begeisterung zu teilen und Ran rieb sich die Stirn nachdenklich. »Warum seid ihr hier her gekommen?« »Um Maze zu retten.«, antwortete Kae sofort und Maze nickte. »Ja, die wollen mich nämlich töten.«, erzählte sie, als wäre es nichts. Ran zog die Augenbrauen zusammen und schaute erst kurz zu Baki und dann zu Kitai. Schließlich wandte sie sich wieder den Mädchen zu. »Wer und warum?«, fragte sie weiter. Maze sah sie direkt an. »Mama. Und weil ich das Ding mit den Augen nicht kann. Ich kann die Geister nicht sehen. Kae kann das.« Sie tippte sich auf ihr rechtes Augenlid. Kae ergänzte: »Wenn mit fünf Jahren nicht das Yureigan erwacht ist, dann muss man sterben.« Kaes Aussage wirkte wie einstudiert. Als hätte sie es immer und immer wieder hören müssen. Maze erzählte weiter. »Und Papa hat uns geholfen, nach oben an die Sonne zu kommen. Und er hat gesagt, dass wir hier bleiben sollen. Papa will nämlich auch nicht, dass ich sterbe.« Ran versuchte, das Gesagte der Mädchen zu verarbeiten. Dies erwies sich als nicht einfach. Baki meldete sich schließlich wieder zu Wort. »Ihr ersucht also Asyl.« Er sah die Mädchen mit festem Blick an. Maze kniff die Augen zusammen. »Hä?« »Was bedeutet das?«, fragte Kae ebenfalls so verwirrt wie ihre Schwester. Baki seufzte kurz über seine eigene Unfähigkeit. »Ihr – ihr sucht Hilfe. Und das wir euch hier beschützen sollen.« Kae und Maze nickten. »Wir suchen ein Zuhause.«, sagte die ältere der Schwestern mit ruhiger, aber leicht zittriger Stimme. Baki zuckte kurz zusammen. Aus irgendeinem Grund trafen ihn die Worte des Mädchens direkt bis ins Mark. Er sah zu Kitai und Ran, die offensichtlich das Gleiche gespürt hatten. »Ich werde morgen den Kazekage aufsuchen und für die beiden um Asyl bitten.«, schlug er vor – an Kitai und Ran gerichtet. »Nein, mach das nicht.«, warf Ran sofort ein, ohne den Blick von den Kindern abzuwenden. Baki zog die Augenbrauen zusammen. »Und warum nicht?« »Weiß nicht.« Sie rieb sich mit ihrem Zeigefinger über ihre Unterlippe. »Ich habe da ein ungutes Gefühl bei. Mach es nicht. Zumindest noch nicht. Wir werden ihnen helfen. Aber nicht über den Offiziellen weg. Wir sollten erstmal still sein, die beiden aufpäppeln und dann mal weiter schauen.« Nachdem Ran den Satz beendet hatte, sahen Kitai, Ran und Baki zu den Schwestern. Alle drei stellten sich die gleiche Frage. Konnte man den Mädchen trauen? War das eine gute Idee? Ran beantwortete die Frage laut für alle. »Es ist das Richtige. Es ist ein Risiko, aber es fühlt sich richtig an. Das sagt mir mein Bauchgefühl.« Kitai nickte zustimmend. Er spürte es auch. Baki spürte nur Verwirrtheit. Aber genau deshalb war er zu Ran gegangen. Sie war besser für so Situationen geeignet. »Und wer nimmt die beiden bei sich auf?«, fragte Kitai vorsichtig. Ran seufzte. »Ich natürlich. Bei euch wären die beiden verloren.« Baki und Kitai fielen offensichtlich jeweils ein Stein vom Herzen. »Aber glaubt nicht, dass ihr aus der Sache jetzt raus seid. Ihr helft uns hier gefälligst, ist das klar?« Sie schaute die beiden Männer streng an, die daraufhin sofort nickten. Eine andere Wahl hatten sie sowieso nicht. Allerdings fühlten sich beide eh schon für die Mädchen mit verantwortlich. Baki sagte daraufhin nur noch leise: »Ich Versuchs so gut es geht. Ich kann nur nicht gut mit Kindern umgehen.« »Tz.« Ran sah weg und wirkte wütend über den Satz. Sie sagte aber nichts weiter. Kitai stützte seinen Kopf mit einer Hand ab und warf daraufhin ein: »Hast du nicht vor kurzem das Amt übertragen bekommen, die Kinder des Kazekages auszubilden?« »Ja.«, entgegnete Baki offensichtlich nicht begeistert davon. »Halt die drei besser fern von hier, okay?«, bat Ran und Baki nickte. »Gut!«, Ran stemmte die Hände auf dem Tisch und stand auf. Dabei sah sie die beiden Mädchen mit leuchtenden Augen an und lächelte freundlich. »Dann: Willkommen in der Familie!« Maze sah begeistert zu Kae, als würde sie sagen wollen: Wir haben es geschafft! Und Kae: Sie lächelte. Das erste Mal an diesem Abend. Ein ehrliches, erleichtertes, dankbares Lächeln. Und Ran spürte, dass sie gerade genau das Richtige tat. »Und als Erstes gibt es für euch gleich erstmal ein schönes Bad.« Sie bemerkte die Fragezeichen in den Gesichtern der Kinder. »Ich zeige euch gleich, was ich meine. Ich schmeiß aber zuerst die Männer raus. Jetzt ist Mädelszeit angesagt.« Sie machte mit ihren Handbewegungen deutlich, dass Baki und Kitai nun aufstehen sollten. Sie taten dies auch sofort, nachdem sie höflich den Tee ausgetrunken hatten. Als Baki aus dem Raum trat, sah er nochmal zu den Kindern, die den Beiden nachsahen. Kitai winkte zum Abschied und rief: »Ich komme euch morgen wieder besuchen, ja?« Die Mädchen lächelten erfreut und schließlich hatte Ran die Männer aus der Haustür geschoben. Bevor sie sich verabschieden und die Tür schließen konnte, fragte Baki sie noch: »Ist das wirklich in Ordnung für dich? Schaffst du das alleine?« Ran lächelte. Ein genervtes Lächeln. »Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Gute Nacht.« Sie warf Kitai noch ein freundlicheres Lächeln zu und wandte sich kurz zum letzten Mal an Baki. »Und wenn du das nächste Mal vorbei kommst, zieh dir bitte was an.« »Du hast mich schon mit weniger gesehen.«, antwortete Baki zynisch. »Tz!« Ran fuchtelte mit ihrer Hand vor ihrem verzogenen Gesicht herum, als würde sie das aufgetauchte Bild in ihrem Kopf wegwischen wollen. Dann schloss sie schnell die Tür. Die beiden Männer standen eine Weile schweigend in der Dunkelheit und starrten auf die geschlossene Tür. Sie versuchten irgendwie zu begreifen, was da gerade alles passiert war. Schließlich brach Kitai das Schweigen. »Sag mal, wieso habt ihr euch getrennt?«, er sah neugierig zu Baki, der weiterhin zur Tür schaute, aber ihm antwortete. »Sie wollte Kinder. Ich aber nicht.« Kitai verschränkte die Arme und grinste. »Und jetzt bringst du ihr direkt zwei. Wie witzig.« Baki drehte seinen Kopf langsam in Kitais Richtung und sah ihn an, als würde er ihm am liebsten den Kopf abreißen wollen. Kitai schien das nicht zu stören. Er plapperte munter weiter drauf los. »Hast du auch gehört, dass Yashamaru wohl auffällig häufig ihr im Laden aushelfen soll? Da werden so Dinge gemunkelt.« »Wie wäre es, wenn du einfach mal die Fresse hälst?«, rief Baki wütend und machte einen Satz auf Kitai zu. Dieser sprang zurück, schien aber weiterhin amüsiert. »Schon gut. Ich verschwinde. Wir sehen uns morgen.« »Wo?«, fragte Baki verwundert. »Na, hier!«, antwortete Kitai mit einer Selbstverständlichkeit, winkte zum Abschied und verschwand in der Dunkelheit. Baki sah ihm kurz hinterher, auch wenn er schon längst nicht mehr zu sehen war. Dann sah er wieder zur Rans Haustür. Ja, auch er hatte plötzlich ein ganzes Paket Verantwortung mehr zu tragen. Aber der Aufgabe wollte er sich stellen. Alleine Ran zu liebe. Dann machte auch er sich wieder auf dem nach Hauseweg, um wenigstens noch ein paar Stunden schlaf zu bekommen. Außerdem fing er an zu frieren. Nur in Unterwäsche war die Wüste nachts nicht gut zu ertragen.

Ran besaß nur ein kleines Badezimmer. Aber zumindest konnte sie eine Badewanne anbieten. Sie ließ gerade warmes Wasser hinein und lief dann wieder zu den Mädchen, die noch in der Küche saßen und auf sie warteten. Als sie die Küche betrat, sahen die beiden sie erwartungsvoll an. Ran lächelte und winkte sie zu sich. Ohne zu zögern, standen die Schwestern auf und folgten ihr in die obere Etage ins kleine Badezimmer. Das Wasser lief noch in die Badewanne, als die Mädchen skeptisch, das ihr unbekannte Ding beäugten. »Das ist eine Badewanne.«, erklärte Ran und merkte, dass sie sich ziemlich dämlich vor kam, dass erklären zu müssen. Allerdings war es notwendig. Die Mädchen konnten damit nichts anfangen. »Man setzt sich nackt rein und wäscht sich. Am besten mit so einem Schwamm.« Ran hielt einen neuen Schwamm aus ihrem Laden in der Hand und hielt ihn hoch. »Achso...«, sagte Maze, während sie verstand. »Wir haben immer nur einen Eimer mit Wasser bekommen und mussten uns so waschen.« Erklärte das junge Mädchen. »Das hier ist cooler.«, rief Ran und zeigte auf die Wanne. »Dann zieht mal eure Kleidung aus. Ich habe euch hier jeweils ein frisches Shirt und eine Unterhose hingelegt. Die sind von mir und euch wahrscheinlich etwas groß. Ich habe aber gerade nichts anderes da. Ich besorge euch morgen neue Kleidung.« »Danke.« Bedankte sich Kae höflich und beobachtete dann, wie Maze sich unnötig umständlich aus ihrer Kleidung schälen wollte. Schließlich blieb sie mit ihrem Kopf stecken. »Äh... Hilfe?« Kaes Hände zuckten, um ihrer Schwester zu helfen, aber Ran war schneller. Sie lachte amüsiert und befreite Maze aus ihrer Lage. Das junge Mädchen stieg kurze Zeit später in die Badewanne und ließ sich langsam ins warme Wasser sinken. Ihre Augen weiteten sich vor Begeisterung. »Wow, dass ist toll!«, rief sie begeistert. Ran sah ihr zufrieden zu und wandte sich dann an Kae, die noch genauso stand, wie beim Eintreten in den Raum. »Du darfst auch gerne.« Kae sah zu ihrer Schwester, die begeistert das Wasser von einer Hand in die andere tropfen ließ. Dann sah sie wieder zu ihrer Gastgeberin. »Ich kann auch raus gehen, wenn dir das lieber ist.«, schlug sie ihr mit warmer Stimme vor. Kae schüttelte den Kopf und fing dann an sich auszuziehen. »Die Badewanne ist nicht sonderlich groß, aber ihr müsstet beide hinein passen.«, sagte Ran, setzte sich auf dem Badewannenrand und lehnte sich an die Wand hinter sich an. Kae stieg ebenfalls in die Wanne – ihrer Schwester gegenüber. Sie hielt kurz die Luft an, als sie sich setzte, entspannte aber sofort, als das warme Wasser ihre angespannten Muskeln beruhigte. Ran ließ die beiden erst einmal schweigend das warme Wasser genießen. Maze lachte zwischendurch aus dem Nichts auf. Aber es hatte nichts Gruseliges an sich. Einfach ein kleines Kind, was sich wohl fühlte. Ran schwieg. Bis ihr schließlich eine Stimme im Kopf sagte: Bist schon bescheuert fremde Kinder einfach so aufzunehmen. Und dann sind sie auch noch anscheinend aus dem ausgestorbenen Ryu-Clan entsprungen. Was tust du hier eigentlich? Helfen. Beantwortete sie die Frage sich selbst. Es schien total bescheuert. Aber sie hatte so ein komisches Bauchgefühl, dass sie den beiden helfen musste. Sie hatten es verdient. Es war risikoreich. Das auf jeden Fall. Aber es gab ja auch keine Alternative. Sie stand auf und kramte aus einem kleinen Schrank ein Stück Seife hervor und brach es in der Mitte durch. Dann reichte sie Kae ein Stück und sagte dabei. »Mit der Seife bekommt ihr den Dreck noch besser von der Haut ab. Soll ich euch die Haare und den Rücken waschen?« Die Mädchen nickten und Ran setzte sich zuerst zu Maze und machte sich an die Arbeit. Zuerst wusch sie ihr die Haare und machte sich danach daran, ihr den Rücken sauber zu schrubben. Die erste Berührung fühlte sich für Ran seltsam an. Es war nochmal eine klare Bestätigung, dass diese Kinder wirklich hier bei ihr waren und existierten. Es war keine Einbildung oder ein Traum. Es waren zwei echte Kinder, die in ihrer Badewanne saßen. Als sie mit Maze fertig war, setzte sie sich zu Kae an den Rand. Sie wollte gerade beginnen ihr die Haare zu waschen, als ihr etwas Schreckliches auffiel. Kaes Rücken war überseht mit Narben. Viele schlecht verheilte Narben. Teilweise noch verkrustet und relativ frisch. Sowas hatte sie noch nie gesehen. Ihr stockte der Atem. Kae bemerkte das. »Die sind von meiner Mutter.«, erklärte sie, ohne Ran anzuschauen. »Wenn ich nicht gehorcht habe und nicht richtig gekämpft und trainiert habe. Dann wurde ich ausgepeitscht.« »Das ist schrecklich.«, sagte Ran schockiert. »Mama ist schrecklich.«, erwiderte Maze und sah kurz gedankenverloren aus. Ran entschied, erstmal nichts weiter zu sagen. Sie würde die Kinder auch heute noch nicht weiter ausfragen. Das wäre zu viel. Und die Nacht wurde auch immer kürzer. Also machte sie sich daran auch Kae die Haare zu waschen und schließlich den Rücken. Dabei war sie sehr vorsichtig. Als die Kinder schließlich wieder sauber und aus der Wanne gestiegen waren, wickelte Ran sie jeweils in zwei große Handtücher ein, damit sie dich abtrocknen konnten. Dabei wandte sie sich nochmal an Kae. »Darf ich mir deine Wunden ansehen?« Kae schien erst skeptisch, nickte dann aber. Also holte Ran eine kleine Dose, gefüllt mit einer Heilsalbe. Sie kümmerte sich liebevoll um die Wunden auf den Rücken und um die Wunden an ihren Händen, die sie von den kaputten Kunai getragen hatte. Keiner sagte ein Wort. Kae beobachtete, was Ran da an ihrer Hand machte, als sie ihr noch einen Verband anlegte. Eine solche Zuwendung kannte sie nicht. Aber es fühlte sich gut an. Dann zogen sich die Mädchen die frische Kleidung an, die Ran für sie rausgelegt hatte. In zwei viel zu großen Shirts standen die beiden Mädchen nun vor ihr. Frisch gewaschen sahen die beiden schon viel gesünder aus. Auch wenn sie deutlich mehr auf den Rippen vertragen konnten. »Dann zeige ich euch mal, wo ihr schlaft. Kommt mit.« Die Mädchen folgten Ran durch den schmalen Flur in ein kleines Zimmer, in dem nur ein Schreibtisch und viel Papierkram in einem Schrank standen. »Ich benutze den Raum nur für den ganzen Schriftkram für den Laden.«, erklärte sie. »Bestellungen, wie viel ich noch auf Lager habe und sowas halt.« Sie sah die beiden Mädchen an, die beide keine Ahnung von dem hatten, was sie da erzählte. Sie lächelte. »Ich habe noch ein Futon hinterm Schrank stehen. Da müsstet ihr beide drauf passen.« Sie holte die dünne Matratze hervor und legte sie auf den Boden. »Bin gleich wieder da.«, sagte sie, mit gehobenem Zeigefinger und verschwand kurz aus dem Raum, in dem Raum daneben. Schnell kam sie aber wieder zurück. Mit einer großen Decke und zwei kleinen Kissen, die sie auf die Futon-Matte legte. »Ich glaube, für die erste Nacht ist das okay, oder?«, erkundigte sie sich bei den Mädchen. Maze grinste und rief: »Das ist super!«, sie ließ sich auf die Matte fallen und griff direkt nach der Decke, um sich darin einzurollen. Auch Kae nickte und sah zu Ran. »Danke. Du solltest schlafen.«, ihre Worte wirkten kühl, aber das waren sie nicht. Sie hatte nur beobachtet, wie Ran herzhaft gegähnt hatte und sich schon tiefe Augenringe unter ihren Augen gebildet hatten. Ran lachte auf und streckte sich. »Du hast recht. Dann werde ich das mal tun. Ich räume noch schnell das Badezimmer auf und gehe dann ins Bett. Das ist direkt nebenan. Also wenn ihr etwas braucht, dann kommt jederzeit zu mir, okay?« »Alles klar!«, rief Maze breit grinsend, die sich schon mit der Decke umwickelt hatte und sich in ein Kissen kuschelte. Kae nickte. »Na dann. Gute Nacht.«, Ran lief aus dem Raum und wollte die Tür hinter sich schließen, als sie Kae rufen hörte: »Kannst du die Tür auf lassen?« Sie öffnete die Tür wieder einen Spalt und lugte noch einmal kurz rein und sagte lächelnd: »Na klar. Wenn was ist, kommt zu mir oder ruft.« Dann wandte sie sich ab und ging ins Badezimmer. Sie ließ das dreckig braune Wasser in der Wanne ab und spülte kurz nach. Dann hob sie die alte Kleidung der Kinder auf und beäugte sie kurz. Die schmeiß ich weg. Da ist nichts mehr zu retten. Sie klemmte sich die Kleidung unter den Arm, um sie später in den Müll zu werfen. Dabei entdeckte sie auf dem Boden Kaes Stirnband. Sie ob es auf und schaute es sich genau an. Es unterschied sich kaum von den Stirnbändern aus Suna oder Konoha. Das Metall schien nur grober verarbeitet worden zu sein und auch das Symbol war unsauberer ins Metall geritzt. Das auf dem Kopf stehende Kreuz. Das Symbol, was Ran nur aus ihren Geschichtsbüchern kannte. Die Legende vom Ryu-Clan. Es gab zwar Überlieferungen, dass es sie wirklich gegeben haben soll, aber das war schon lange her. Und jetzt hielt Ran das Stirnband in der Hand. Als würde sie ein Artefakt in den Händen halten. Sie legt es schließlich auf dem kleinen Badezimmerschrank und ging dann in ihr Schlafzimmer. Es wurde auch Zeit. Sie war sehr müde geworden. Kae hörte, wie sich die Schlafzimmertür von Ran zu zog, aber nicht ins Schloss fiel. Eine stumme Einladung, dass die beiden jederzeit zu ihr kommen konnten. Sie setzte sich schließlich auf die Futon-Matte, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Sie legte ihre Beine über Maze, die sich schon lang gemacht hatte. »Willst du nicht schlafen?«, fragte Maze sie. Kae sah sie an und verschränkte die Arme. »Mach die Augen zu.«, sagte sie zu ihrer kleinen Schwester, ohne ihre Frage zu beantworten. Maze gehorchte ihr wie aufs Wort und schloss die Augen. Sie war allerdings auch sehr müde und konnte diese kaum noch offen halten. Kae sah sie noch eine Weile an. Dann sah sie zum gegenüberliegenden Fenster. Sie würde noch wach bleiben und aufpassen. Sie wusste schließlich, dass sie niemals alleine waren.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten Maze an der Nase und sie öffnete die Augen. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich an das ungewohnte Licht zu gewöhnen. Dann sah sie hinter sich und entdeckte ihre Schwester, die auf der Seite liegend, schlief. Anscheinend war sie die Nacht wohl doch eingeschlafen und einfach zur Seite gekippt. Maze lächelte. Kae hatte schon ewig nicht mehr so geschlafen. Das tat ihr bestimmt sehr gut. Maze hörte Geräusche aus der Küche. Ran schien schon wach zu sein. Maze setzte sich im Bett auf, woraufhin Kae die Augen öffnete. Kurz musste auch sie blinzeln, aber sie gewöhnte sich schnell an die Sonne. Maze grinste sie an. »Du hast geschlafen.«, rief sie mit einem neckischen Unterton. Kae sagte nichts darauf, aber schien die Tatsache auch gerade zu realisieren. Sie fühlte sich besser und ausgeruhter. Sie schaute sich in dem kleinen Raum um. Noch immer waren sie hier. Es war kein Traum gewesen. Plötzlich hörten die Schwestern Schritte auf der Treppe. Ran kam nach oben und lugte wenige Sekunden später in das Zimmer der Schwestern. »Guten Morgen!«, rief sie fröhlich und trat in den Raum auf die beiden zu. »Guten Morgen!«, rief auch Maze, die schnell aufstand und Ran um die Hüfte fiel und ihr eine feste Umarmung gab. Ran war im ersten Moment überrascht, strich ihr dann aber leicht über den Kopf und erwiderte damit die Umarmung. Ein zufriedenes Lächeln umgab ihre Lippen. Kae stand auf und beobachtete dies skeptisch. Ihr Blick huschte immer wieder zwischen Ran und Maze hin und her. Ran bemerkte dies und schob Maze wieder sanft von sich. Ohne dem kleinen Mädchen das Gefühl zu geben, sie von sich schieben zu wollen. Sie warf Kae einen warmen, tröstenden Blick zu. Als würde sie ihr sagen wollen, dass sie keine Angst um ihre Schwester zu haben brauchte und das sie sie ihr nicht wegnehmen möchte. Kae erwiderte ihren Blick. Aber Ran konnte ihn in diesem Moment nicht deuten. Um die Situation umzulenken sprach sie schließlich: »Ich habe uns Frühstück gemacht. Ihr habt bestimmt schon lange nichts mehr gegessen. Kommt mit runter.« Während sie sprach, drehte sie sich um und lief wieder hinunter in die Küche. Die Mädchen folgten ihr. Maze begeistert wie eh und je. Kae ruhig und beobachtend. In der Küche angekommen wies Ran sie an, sich schon mal an den Tisch zu setzen. Die Mädchen folgten ihrer Anweisung. »Na dann wollen wir mal.« Ran begann das Frühstück auf dem Tisch zu servieren. Als Erstes kam gekochter Reis, gefolgt von Omeletts und gekochtem Gemüse. Auch frisch aufgesetzten grünen Tee stellte sie dazu. »Jetzt noch eine Sache, dann können wir anfangen.« »Oooooh, dass riecht alles schon so toll!«, rief Maze begeistert und sie merkte, wie ihr das Wasser im Mund zusammen lief. Ran lächelte zufrieden und stellte den letzten Teller, belegt mit gebratenem Rind, auf dem Tisch. Direkt vor Kae. Es war keine Absicht, aber es hatte Folgen. Kae wurde auf einem Schlag noch bleicher im Gesicht, als sie eh schon war. Sie starrte das Rindfleisch geschockt an und hielt die Luft an. »Kae, was ist los?«, fragte Ran aber Kae antwortete nicht. Stattdessen fing sie plötzlich an zu würgen und hielt sich die Hand vor dem Mund. Ungeschickt und panisch stand sie auf und torkelte hastig zum Waschbecken und übergab sich. Es hörte sich sehr schmerzhaft an. Das arme Mädchen hatte ja auch schließlich nichts im Magen, was sie auswürgen konnte. Ran sprang ebenfalls erschrocken auf und eilte zu ihr. Maze hob die Hand und rief: »Hey, warte mal!« Aber Ran hörte sie gar nicht mehr. »Was ist los? Kann ich dir helfen?«, fragte sie besorgt und griff mit beiden Händen an Kaes Schultern. Das Mädchen hielt sofort die Luft an, ihr Kopf schnellte nach oben und blitzschnell drehte sie sich zu Ran um und schubste sie mit voller Kraft von sich weg. Ran taumelte nach hinten, konnte sich aber gerade noch so auf den Beinen halten. Auch wenn der Schlag heftig war. Kae schrie sie an: »Fass mich nie wieder an! Niemand fasst mich einfach so an! Hast du verstanden?!« Und da blitzten sie einmal kurz auf. Ran hatte es genau gesehen. Die Augen des Ryu-Clans. Das Yureigan. Ihr Kekkei Genkai. Nur eine Sekunde starrten diese Augen sie an, als stammten sie aus der Hölle. Die Lederhaut war tiefschwarz gefärbt, während die Iris hell-grau - fast weiß - leuchtete. Rote Adern zogen sich durch die Iris bis zur Pupille und pulsierten im Licht, als ständen sie kurz vor einer Explosion. Von diesen Augen hatte sie immer nur gelesen. Dass sie in Wirklichkeit so schrecklich aussahen, hätte sie nicht gedacht. Die Luft fühlte sich auf einem Schlag eiskalt an und in ihrer Brust spürte Ran plötzlich ein unbeschreibliches Ziehen. Als hätte jemand eine Schlinge um ihre Seele gelegt und diese zugezogen. Doch so schnell wie das Yureigan aufgeblitzt war, war es auch wieder verschwunden. Ran sah sie erschrocken und zugleich verwirrt an. Gestern Abend durfte sie sich noch um ihre Wunden kümmern und jetzt – jetzt hatte Kae der Berührung vorher nicht zugestimmt. Das war der Unterschied. Beantwortet Ran sich selbst die Frage. »Tut mir leid.«, entschuldigte sie sich mit belegter Stimme. Kae atmete schwer und rieb sich die Stirn, dabei kniff sie die Augen zusammen. »Ähm....«, Maze saß dort eingeschüchtert und sprach vorsichtig weiter an Ran gerichtet. »Wir essen kein Fleisch. Das... riecht immer so ekelig.« Ran sah das junge Mädchen an und dann den Teller belegt mit Fleisch. Sie griff hastig danach und drehte sich wieder zur Küchenzeile. »Ach, dass macht gar nichts.«, sagte sie, aber ihre Stimme zitterte. Sie warf das Fleisch unbedacht in den Müll und schaute wieder zu Maze. »Schon weg!«, sie lächelte. Aber aufgesetzt. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals. Sie sah zu Kae, die sich wieder etwas entspannt hatte aber aus Scham den Augenkontakt vermied. Was war nur mit den Kindern geschehen? »Dann können wir ja weiter essen.« Ran setzte sich wieder an ihren Platz am Tisch, als wäre nichts gewesen. Kae blieb stehen und schwieg. »Guten Appetit.«, sagte Maze und fing in einer Selbstverständlichkeit an, den Teller von Kae zu füllen. »Setz dich, Schwesterchen. Das wird dir schmecken!« Ran beobachtete den kurzen Rollentausch der Schwestern und versuchte ihren Atem wieder zu kontrollieren. Was zum Geier habe ich mir hier eingebrockt? Fragte sie sich selbst wieder. Eine scharfzüngige Stimme in ihrem Kopf antwortete: Entweder wird das die schönste Familiengeschichte aller Zeiten oder du wirst von den beiden noch richtig auseinandergenommen. Ran grinste kurz über ihre eigenen blöden Gedanken. Hatte sie Angst? Auf alle Fälle. War das hier ein großes Risiko? Natürlich. War sie viel zu neugierig, um das hier direkt wieder aufzugeben? Das traf ebenfalls zu. Hatte sie der Ehrgeiz gepackt den Kindern zu helfen? Ja. Und das war der größte Punkt an der Sache. Ran bemerkte, wie Kae sich langsam - jede Bewegung bedacht - sich wieder zu ihnen setzte. Es vergingen kurze Sekunden des Schweigens, bis Kae allen Mut zusammen nahm, Ran wieder aus ihren schönen blauen Augen ansah und sagte: »Es tut mir leid. Ich wollte das nicht.« Die Entschuldigung kam vom Herzen. Das merkte Ran sofort. »Alles okay. Ich hätte dich auch nicht einfach so anfassen sollen. Es tut mir auch leid.« Kae nickte und griff zögerlich nach ihren Essstäbchen. Maze sagte, schon mit vollem Mund, zu Ran: »Irgendwann bekommst du von Kae auch noch eine dicke Umarmung.« Ran lächelte und sagte: »Das wäre wirklich schön.« Sie sah, wie auch über Kaes Lippen ein kurzes Lächeln huschte, bevor sie zu Essen begann. Satt und zufrieden räumten Ran und die Mädchen das dreckige Geschirr auf den Küchenschrank. Dabei erklärte Ran ihren weiteren Plan des Tages. »Ich werde gleich losgehen und euch im Dorf Kleidung suchen, die euch auch passt. Damit ihr nicht weiter mit meinem viel zu großen Zeugs rumlaufen müsst. Könntet ihr in der Zeit das Geschirr spülen?« Maze rief sofort: »Das kann ich!« Auch Kae nickte. »Das ist super.«, freute sich Ran. »Ich werde mich gleich auf den Weg machen, damit ihr schnell was zum anziehen habt. Aber noch was:« Die Mädchen sahen sie an. Ran sprach weiter: »Ich weiß nicht wann - vielleicht schon heute oder morge - werdet er ihr mir, Kitai und Baki mehr über euch erzählen müssen, okay? Ich hoffe ihr versteht das.« Kae nickte sofort und sagte: »Ja, natürlich. Wir werden jede Frage beantworten.« Ran lächelte sie an. Sie hoffte ihr dabei wenigstens ein wenig Sicherheit zu geben. »Wir wollen, dass ihr euch wohl fühlt und sicher seit. Macht euch darüber keine Sorgen. Ich bin dann mal unterwegs. Ich beeile mich.« Ran hob zum Abschied die Hand und war auch schon verschwunden. Zurück ließ sie zwei Mädchen, die ihr nachsahen. Bis Maze nach einem Handtuch griff und rief: »Ich trockne ab und du spülst!« Kae zuckte nur mit den Schultern. Ihr Schicksal war in diesem Moment besiegelt. Sie fragte sich, ob ihr Schicksal für Zukunft auch schon so besiegelt war.

Baki war, für seine Verhältnisse, schon früh auf den Beinen. Er hatte die restliche Nacht nicht gut geschlafen. Seine Gedanken kreisten immer wieder um diese Kinder und um Ran. Und als er aus seiner Haustür trat, fragte er sich, ob das alles überhaupt wirklich passiert war. Er stand dort und atmete tief die warme Luft ein. Die Sonne hatte die Kühle der Nacht verdrängt und heizte die Umgebung von Minute zu Minute mehr auf. Auch die Stille war verschwunden. Von den Straßen ertönte wirre Laute. Die Menschen waren schon unterwegs. Aus dem Augenwinkel sah Baki jemanden auf sich zu kommen. Er drehte seinen Kopf in die Richtung und erblickte Kitai. Dieser grinste und hob die Hand, in der er ein Stück Brot hielt. »Was machst du denn wieder hier?«, fragte Baki ihn - schon jetzt genervt. Kitai biss von seinem Brot ab und antwortete dann kauend: »Ich dachte, wir schauen nach den Mädchen. Ob die drei die Nacht überstanden haben.« »Wir?«, fragte Baki entgeistert und Kitai zog eine Augenbraue hoch. »Na, wir sitzen doch in einem Boot, oder nicht?« Baki verschränkte die Arme. Recht hatte er. »Oder hast du was besseres vor?«, fragte Kitai weiter und Baki schüttelte den Kopf. Er seufzte: »Dann lass es uns schnell hinter uns bringen.« Beide liefen nebeneinander her, auf den Weg zu Rans Laden. »Wieso bist du mit den Mädchen eigentlich ausgerechnet zu mir gekommen?«, fragte Baki nach ein paar Minuten. Kitai überlegte kurz. »Du bist mir als Erstes in den Sinn gekommen, nachdem ich mich gefragt hatte, wem ich vertrauen kann und wer sicher weiß, was jetzt zu tun ist. Und du als mein Sensei, bist mir da halt in den Sinn gekommen.« Baki blieb stehen und sah ihn an. »Auf einer gewissen Art und Weise sehe ich es als Kompliment an. Aber ich bin nicht dein Sensei.« Kitai schob sich das letzte Stück Brot in den Mund und sagte dann: »Ja sicher. Du hast mich schließlich trainiert.« »Zwei Tage! Weil dein Sensei auf eine andere Mission geschickt wurde.« »Und das war die beste Zeit meines Lebens!« Kitai schlug spielerisch auf Bakis Schulter. Dieser schüttelte den Kopf und murmelte. »Bist du bescheuert.« Kitai überhörte dies gekonnt. Bakis zynische Art war er schon gewohnt. Stattdessen sagte er: »Ich glaube, dass du hier echt die Chance hast, was Cooles zu erleben.« Baki verdrehte die Augen. »Ich glaube eher, dass ich die Arschkarte gezogen habe.« Kitai grinste. »Oder das. So oder so. Wir sind da.« Die beiden waren an Rans Laden angekommen. Allerdings war er noch geschlossen. Kitai ging zur Haustür und klopfte. Eine Weile tat sich nichts im Inneren des Hauses. Also hob er nochmal die Hand, um zu klopfen. Doch da öffnete sich die Tür einen schmalen Spalt und jemand lugte mit einem Auge hindurch. Es war Kae. Sie sah Kitai direkt an. Dann zu Baki. »Guten Morgen!«, rief Kitai fröhlich. Doch Kae sah skeptisch aus. »Wir wollten euch besuchen kommen. Mal schauen, wie die erste Nacht hier für euch war.« Das Kae die Tür nur einen Spalt öffnete und zwischen den Männern skeptisch hin und her sah, triggerte Baki. Wo war Ran? Und was passierte hier? Was war los? Ist etwas passiert? »Ran ist nicht hier.«, beantwortete Kae Bakis Frage, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Wo ist sie?«, fragte dieser nun laut und schroff. Das Mädchen sah ihn unbeeindruckt an. Und mit ruhiger, aber bestimmter Stimme antwortete sie: »Sie sagte, sie möchte für uns Kleidung kaufen und wäre schnell wieder zurück. Wir haben das Geschirr gespült.« »Wir können auch drin auf Ran warten.« Baki schob seine Hände in die Hosentaschen und wartete gespannt auf Kaes Reaktion. Aber Kitai kam dazwischen. »Alter. Sei mal nicht so griesgrämig. Da kriegt man ja Angst.« Als Reaktion schaute Baki nur noch finsterer, was er allerdings gar nicht beabsichtigt hatte. Er war unsicher. Er wusste nicht, wie er sich den Kindern gegenüber Verhalten sollte. Kitai hatte auf der einen Seite recht. Es waren nur Kinder und er könnte mal etwas netter sein. Auf der anderen Seite rebellierte sein Shinobi-Verstand. Es waren fremde Personen, die aus dem Nichts aufgetaucht waren und anscheinend einem Clan angehörten, dessen Existenz bis jetzt nur Geschichten waren. Aber vielleicht wäre es in dieser Situation angebrachter, einfach etwas Menschlicher zu sein, dachte er schließlich doch. Die Haustür quietschte, als Kae sie langsam komplett öffnete. Sie stand dort, in einem Shirt von Ran, was ihr viel zu groß war. Aber sie hatte gebadet. Das sah man sofort. Ihre bleiche Haut blendete fast im Sonnenlicht und ihre dunkelbraunen Haare glänzten und fielen ihr sanft über die Schulter. Sie ging einen Schritt zur Seite, damit die Männer eintreten konnten. Kitai sah zu Baki, als würde er sich vergewissern, ob er auch wirklich mitkommen würde. Dieser erwiderte seinen Blick nicht, sondern lief entspannt los. Kitai folgte ihm. Sie gingen beide in die Küche, wo Maze noch an der Spüle stand und das Geschirr abtrocknete. Als sie die Männer erblickte, strahlte sie über beide Ohren. »Hallo!«, rief sie glücklich. Ließ den fast trockenen Teller wieder zurück in die Spüle fallen, sprang mit einem Satz auf Kitai zu und umarmte ihn. Dieser war überrascht, drückte sie aber fest. Danach löste sich Maze wieder von ihm und sprang dann auf Baki zu und umarmte nun ihn. Er war überfordert damit. Seine Hände verkrampften in den Hosentaschen. Maze schien dies aber nicht zu kümmern und ließ schließlich wieder von ihm ab. »Wir haben schon gefrühstückt und aufgeräumt!«, erzählte Maze aufgeregt und fischte wieder den Teller aus dem Spülwasser. Kitai sah zu Baki, als würde er stolz sagen wollen: Schau dir unser Werk an. Doch Baki dachte gerade nur daran, dass es langsam Zeit war, dass die Kinder erzählten. Und zwar alles. Ran kam gerade aus einem kleinen Laden einer Nebenstraße, in der sie noch nie Kleidung gekauft hatte. Auch die Verkäuferin kannte sie nicht. So vermied sie unangenehme Fragen, warum ausgerechnet sie Kleidung für Kinder kaufte. Sie lief den Hauptweg entlang und war tief in ihren Gedanken versunken, als sie plötzlich jemand an der Schulter packte. Sie erschrak und drehte sich blitzschnell um. Sie sah in Yashamarus Gesicht, der sie anlächelte und sofort wieder von ihrer Schulter abließ. »Ich habe dich mehrmals gerufen. Ist alles okay?« »Äh...«, Ran starrte ihn mit großen Augen an. Sie hatte ihn tatsächlich nicht gehört. »Tut mir leid, ich war in Gedanken.«, entschuldigte sie sich. Yashamaru sah auf die Papiertüte, die sie im Arm hielt. Dann sah er wieder in ihr Gesicht. »Ich wollte dich gerade besuchen und dich fragen, ob du Hilfe bei deinen neuen Möbeln brauchst. Ach ja, die neuen Möbel! Fiel Ran es wieder ein. Sie hatte lange darauf gespart, um sich neue Möbel für ihren Laden zu kaufen. Sie standen schon ausgepackt in ihrem Lager und sie hatte Yashamaru darum gebeten, wenn er Zeit hatte, ihr zu Helfen die alten Möbel zu entsorgen und die neuen Möbel aufzubauen. Schöne Scheiße. Dachte sie. War gerade alles andere als ein guter Zeitpunkt dafür. »Was für ein Zufall«, rief Ran etwas sehr auffällig gespielt. »Auch ich wollte gerade zu mir nach Hause gehen.« Yashamaru zog eine Augenbraue hoch und musterte sie skeptisch. »Das dachte ich mir. Ich begleite dich.« Ran sah ihm an, dass er sie durchschaut hatte. Zumindest wusste er, dass sie etwas zu verbergen hatte. Sie seufzte. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Sie musste auch Yashamaru einweihen. Früher oder später würde er es eh erfahren. Es war zwar risikoreich, aber sie hatte Vertrauen darin, dass Yashamaru sie unterstützen würde. Sie nickte ihm also zu. »Ich muss dir dann was zeigen.«, sagte sie dann noch. Yashamarus skeptischer Blick wich einem interessierten. Als würde er sagen wollen: Wusste ich es doch! Dann liefen sie zusammen zurück zu Rans Laden. Keiner sagte ein Wort. Kurze Zeit später standen sie vor ihrem Ziel und betraten das Haus durch die Vordertür. »In der Küche.«, sagte Ran leise und nickte in die dementsprechende Richtung. Yashamaru folgte ihr. Fast rannte die junge Ladenbesitzerin in Kitai, der direkt an der Tür zur Küche stand. Sie blieb abrupt stehen, was dazu führte, dass Yashamaru ihr in den Rücken fiel. Ran sah sich kurz verwirrt um und erblickte die Kinder am Küchentisch sitzend, Baki daneben mit verschränkten Armen an der Wand stehend und – wie schon entdeckt – Kitai. »Oh.«, stieß sie kurz erschrocken aus. Mit Kitai und Baki hatte sie jetzt nicht gerechnet. Und Baki hatte offensichtlich auch nicht mit Yashamaru gerechnet, so wie er zu den beiden sah. Kitai drehte sich zu Ran und Yashamaru um und begrüßte die beiden. Doch danach ging sein Blick vielsagend zu Baki. Er konnte sich natürlich sofort denken, dass ihm die Anwesenheit von Yashamaru so gar nicht gefiel. Das versprach Drama. Mit einem langgezogenem »Heeeeyyyy!«, lief Ran auf die beiden Mädchen am Küchentisch zu, als wäre sie mit ihnen ganz alleine in diesem Raum. Sie stellte vor ihnen die Tüte auf dem Tisch und sagte: »Das ist neue Kleidung für euch. Ihr könnt euch gerne oben umziehen.« Kae griff langsam danach. Sie sah dabei aber weder zu der Tüte, noch zu Ran, sondern zu Yashamaru. Ein fremdes Gesicht. Ran bemerkte das sofort und löste die Situation schnell auf. »Das ist Yashamaru. Ein sehr guter Freund von mir. Er besucht mich oft und hilft mir viel im Laden. Ihr braucht keine Angst zu haben.« Baki verdrehte so unauffällig wie möglich die Augen und die Schwestern schauten skeptisch zum neuen Unbekannten. Dieser lächelte ihnen zu und grüßte kurz mit erhobener Hand. Doch auch in seinem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass er sich ebenfalls fragte, was das hier sollte. »Dann zieht euch mal um. Wenn ihr fertig seit, kommt gerne wieder runter.« Maze und Kae sahen sich kurz an und nickten schließlich. Sie standen auf und kurz bevor sie gingen, sagten beide nacheinander: »Danke« Ran nickte ihnen zu. Als die Mädchen schließlich in der oberen Etage verschwunden waren, drehte sie sich zu den Männern um. Baki stand dort weiterhin mit verschränkten Armen und schaute sie ernüchtert an. Kitai hingegen sah wach und interessiert in ihre Richtung, während Yashamaru die Augenbrauen zusammen zog und sich zwischen Baki und Kitai nach vorne schob. »Okay«,begann er schließlich und sah Ran direkt an. »Ich gebe zu, nicht mit so einer Situation gerechnet zu haben. Beziehungsweise mit den hier anwesenden Personen.« Baki schnaubte kaum merklich, was Yashamaru natürlich trotzdem wahrnahm. Ran hob beschwichtigend die Hände und lächelte unsicher. »Ich versuche es schnell zu erklären.« Sie holte kurz Luft und begann: »Kitai hat die Mädchen gestern in einer Hütte hier im Dorf gefunden und sie zu Baki gebracht. Dieser brachte sie dann zu mir. Sie sagen, sie kommen aus der Dämonenwüste und stammen vom Ryu-Clan ab. Sie suchen Zuflucht und Schutz, weil die kleinere von ihnen von der eigenen Mutter getötet werden soll.« Während Ran so sprach, bemerkte sie selbst, wie absurd sich dies alles anhörte. Auch Yashamarus Blick spiegelte diese Einschätzung wieder. »Ich bin überzeugt davon, dass sie die Wahrheit sagen.«, versuchte Ran schnell der ganzen Sache irgendwie einen Hauch von Sicherheit zu geben. Doch Yashamaru gab nichts von sich, sondern drehte sich zu Baki um und fragte: »Und bist nicht zu Rasa gegangen, um dies zu melden? Kitai ist noch jung und unerfahren, aber bei dir hätte ich zumindest Verstand erwartet. Weißt du wass das für Konsequenzen für dich haben kann?« Baki runzelte die Stirn und hätte ihm am liebsten höflich darum gebeten, dezent das Maul zu halten. Aber er riss sich zusammen und antwortete: »Der Kazekage hätte die beiden sofort in den Exil geschickt oder schlimmeres. Außerdem hätte er sofort eine Truppe in die Dämonenwüste geschickt, um dort mal nach dem Rechten zu sehen. Aber wir würden dort auf unbekanntes Territorium treffen. Und auf einem Clan, den wir nur aus unseren Geschichtsbüchern kennen. Vielleicht wäre es sinnvoller die beiden erstmal auszufragen und in Ruhe Informationen zu sammeln.« Ran atmete tief durch und sah Baki erleichtert und dankbar an. Zum Glück hatte er es geschafft, sich in kurzer Zeit schnell etwas auszudenken. Denn im Grunde hatten die drei keinen triftigen Grund gehabt, es nicht direkt dem Kazekage gemeldet zu haben. Sie hatten es nur nicht getan, weil Ran sie darum gebeten hatte. Weil ihr Bauchgefühl sagte, dass sie es für sich behalten sollten. Baki sah kurz zu ihr und wandte dann seinen Blick wieder zu Yashamaru. Dieser holte Luft, doch Ran sprach schnell weiter. »Die Kinder sind offensichtlich verwahrlost und vernachlässigt. Ich gehe außerdem davon aus, dass sie misshandelt wurden. Der Rücken der Größeren ist überseht von Narben. Alte und frische Narben, von Auspeitschungen.« Sie schluckte kurz und sprach dann mit belegter Stimme weiter. »Außerdem habe ich das Yureigan gesehen. Nur ganz kurz. Aber... es existiert.« Während sie sprach, hatte Yashamaru seinen Blick nicht von Baki abgewandt. Doch er hörte Ran zu. Baki sprach als Nächstes mit einem herausfordernden Unterton in der Stimme: »Und, Yashamaru? Meldest du es dem Kazekage?« Der Angesprochene zog die Augenbrauen zusammen und sah wieder zu Ran, die ihn flehend anblickte. »Lass es uns noch geheim halten. Ich weiß, gerade du als sein Schwager hast ein ganz besonders ausgeprägtes Gefühl für Richtigkeit. Aber vertrau mir und meinem Bauchgefühl, ja? Wir übernehmen die Verantwortung für alles. Für mich, okay?« »Wir?«, rief Baki ungläubig, doch keiner ging darauf ein. Nur Kitai grinste ein wenig. Yashamaru seufzte und rieb sich die Stirn. »Ich möchte mir ebenfalls ein Bild von den Beiden machen und dabei sein, wenn sie etwas erzählen. Und ansonsten... ich vertraue dir, Ran. Ich sage nichts.« Die junge Frau lachte erfreut auf und fiel Yashamaru dankend um den Hals. Baki schüttelte kaum merklich den Kopf. Yashamaru tat immer so überkorrekt. Aber um einer Frau zu gefallen, da verstieß auch er gegen Regeln. Ran löste sich wieder von ihm und genau in diesem Moment standen die kleinen Schwestern wieder im Türrahmen. In neuer Kleidung gehüllt. Und in ihrer rechten Hand hielt Kae ihr Stirnband. Kurz zögerte sie und schaute einmal prüfend in die Runde. Dann legte sie langsam das Stirnband auf dem Tisch. Yashamaru sah erstaunt das eingeritzte Symbol in dem Metall des Bandes an. Das umgedrehte Kreuz. Er hätte niemals gedacht, sowas in Wirklichkeit mal zu sehen. Baki hatte nun langsam die Schnauze voll und ergriff mit harter Stimme das Wort. »Jetzt ist langsam genug. Die Schonzeit ist vorbei.«, er sah die Schwestern direkt an. »Wir haben euch geholfen und jetzt liegt es an euch, wie es weiter geht. Ihr erzählt uns sofort im Detail, wer ihr seit, was ihr hier wollt und beantwortet jede Frage die wir wissen wollen. Ist das klar?« Die letzten Worte betonte er auffällig lauter. Es war ein kläglicher Versuch, seine Autorität zu unterstreichen und sich Respekt zu verschaffen. Das tat er aus Unsicherheit. Die Situation war für ihn immer noch nicht greifbar. Allerdings sahen ihm die Mädchen eher entgeistert an und Kae zog eine Augenbraue hoch, bevor sie sprach. »Brauchst nicht so böse reden. Wir wollen nichts verbergen. Wir erzählen alles, was wir euch sagen können.« Sie wandte sich ab und setzte sich an den Küchentisch. Ohne etwas dazu zu sagen, setzte sich Maze neben ihr. Baki blieb perplex zurück, während Kitai im amüsiert auf die Schulter klopfte. »Keine Sorge«, flüsterte er ihm zu. »Warst furchteinflößend.« Die anderen ignorierten gekonnt die Situation, was Baki auch lieber war. Dann setzten sich alle an den Küchentisch, um antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Zumindest ansatzweise. Die Stimmung war seltsam angespannt. Auch die Kinder spürten das. Maze war sehr ruhig und sah verunsichert zwischen den Erwachsenen hin und her. Ihr Blick blieb immer ein paar Sekunden länger an Yashamaru hängen, als an den Anderen. Auch Kae schaute immer wieder zu ihm. Sie hatten beide nicht mit einer plötzlich eintreffenden, fremden Person gerechnet. Aber sie mussten Ran vertrauen, dass dies so in Ordnung war. Kae atmete einmal tief durch. Sie wusste, dass dieses Gespräch über ihre Zukunft entscheiden würde. Die Erwachsenen setzten sich den beiden gegenüber. Vier Augenpaare, die nur auf sie gerichtet waren. Sie musste nun stark sein. »Wir-«, sie schluckte, als könnte sie den entstehenden Kloß im Hals dadurch verhindern. »Wir sind Kinder aus dem Ryu-Clan. Wir leben in der Dämonenwüste unter der Erde. Wir nutzen das Yureigan. Ein Dou-Jutsu was in unserem Clan vererbt wird. Dadurch können wir Geister sehen und diese im Kampf als unsere Waffen nutzen. Wenn das Yureigan bis zum fünften Lebensjahr nicht erwacht ist, dann ist man nicht lebenswürdig. So sagt es meine Mutter. Maze ist fünf Jahre geworden und das Yureigan ist nicht erwacht. Meine Mutter wollte Maze also den Geistern opfern. Ein Kind ohne Yureigan bedeutet, dass die Geister erzürnt sind. Also schenkt man ihnen eine neue Seele in ihren Reihen. Ich will nicht, dass Maze stirbt. Und mein Vater wollte das auch nicht. Also hat er Maze und mich weggeschickt. Er ist mit uns unter den Himmel gegangen und sagte, dass wir dem hellsten Stern so lange folgen sollen, bis wir eine große Mauer sehen. Und diese Mauer müssen wir überwinden. Dann sind wir in Sicherheit. Und das haben wir getan.« Kae lehnte sich ein winziges Stück nach hinten. Das zu erzählen hatte mehr Überwindung gekostet, als gedacht. Maze sah derweil betroffen auf ihre Hände, während sie an ihren Fingernägeln knibbelte. Kurz herrschte Stille im Raum. Jeder ließ die Worte auf sich wirken. Auch wenn sie absurd klangen. Yashamaru war der Erste, der das Wort wieder ergriff. »Nach unserem Wissen existiert der Ryu-Clan seit vielen Jahren nicht mehr. Es gibt beweise, dass es sie mal gegeben hat, allerdings wird seine Existenz hier eher als Geschichte - als Mythos angesehen. Wo war dein Clan die ganzen Jahre über?« Kae antwortete sofort. »Unter der Erde. In der Dämonenwüste.«, Sie sah ihm an, dass ihre Antwort nicht zufrieden stellend war. »Ich - ich kenne es nicht anders, als unter der Erde. Mein Vater hat mal gesagt, dass unser Clan fast ausgestorben war und sich erholen musste. Und damit niemand störte, sind wir unter die Erde gegangen.« »Wie viele seit ihr? Wie groß ist euer Clan?« Kae spürte, dass sie anfing zu schwitzen. Die Fragen überforderten sie. Dazu kam noch, dass sie nicht einschätzen konnte, wie wichtig die Antworten waren. »Ich weiß nicht.« Antwortete sie schließlich leise und sah unsicher zwischen den Erwachsenen hin und her. Ran sah sie mitleidig an. Yashamarus Mimik zeigte sich bestimmend, aber eine gewisse Wärme war zu erkennen. Baki saß dort mit verschränkten Armen und schaut sie mit strengen – aber auch nachdenklichen Blick an. Kitai räusperte sich und versuchte, verständlicher zu erklären. »Ist dein zuhause so groß wie unser Dorf hier?« Kae überlegte kurz. Dann nickte sie. »Ich denke schon. Ja.« Baki zog scharf die Luft ein, während Yashamaru sich nachdenklich die Stirn rieb. »Warum ist euer Vater nicht mit euch gekommen?«, fragte Baki schließlich. »Er hat gesagt, dass er aufpasst, das keiner hinterher kommt.«, antwortete Maze anstatt ihrer großen Schwester. Es war schließlich auch mal eine Frage, die sie beantworten konnte. »Würde denn jemand hinter euch her kommen wollen?« Die Schwestern sahen sich an. Dann sprach Kae. »Vielleicht. Aber Papa meinte, dass er das nicht glauben würde. Aber zur Sicherheit würde er da bleiben. Wenn sie in Ruhe gelassen werden, dann würden sie uns in Ruhe lassen.« Yashamaru sah mit ernster Miene zu Baki. Als würde er sagen wollen: »Da haben wir den Mist.« Baki hingegen tat so, als würde er es gar nicht merken. Ran sah nachdenklich auf dem Boden. Selbst Kitai saß mittlerweile mit ernster Miene da. Kae wurde langsam nervös. Sie sagte die Wahrheit - hatte aber das Gefühl, dass diese ihnen eher schadetet als half. »Bitte. Wir wollen keinen Ärger und niemanden schaden. Wir-« »Was ist mit dem Yureigan?«, unterbrach Yashamaru sie. »Du hast es?« Kae nickte. »Soll – soll ich es zeigen?«, fragte sie vorsichtig. »Ja.« Antwortete Baki schnell. »Aber mach keinen scheiß, okay?« Kae schloss die Augen. Nur eine Sekunde später wurde es eiskalt im Raum. Ran schlang ihre Arme um sich. Das Gefühl kannte sie nun schon. Diese Kälte und dieses beklemmende Gefühl auf der Brust, als würde man ersticken. Auch die anderen spürten das. Das sah Ran ihnen an. Nicht nur das es eiskalt wurde – so dass der Atem zu sehen war – es wurde außerdem totenstill im Raum. Kein Rauschen, kein ticken der Uhr, als wären alle Geräusche der Welt verschluckt worden. Nur ihren eigenen Herzschlag hörte Ran deutlich in ihren Ohren pochen. Dann öffnete Kae ihre Augen. Ran hielt sofort unbewusst die Luft an. Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken. Die weiße Lederhaut hatte sich tiefschwarz gefärbt. Die weiße Iris starrte ihnen allen direkt in die Seele. Sie schaute schweigend stur geradeaus. Ran zwang sich sie anzuschauen. Auch wenn diese Augen sie in Angst und schrecken versetzte. Auch den drei Männern ließ die Situation nicht kalt. »Heiliger-«, stieß Yashamaru erschrocken aus. Baki sagte nichts. Aber sein Puls raste. Kitai rutschte unruhig hin und her. Die Situation war ihm sehr unangenehm. »Und. Du-«, Yashamaru schluckte. »Du siehst-« »Geister.«, beendete Kae den Satz. »Auch hier?« Kae sah langsam Richtung Raumtür in den dunklen Flur. Dort stand eine schemenhafte Gestalt. Nur die Augen leuchteten im Dunkeln. Eine harmlose Erscheinung. Aber sie war da. Nur Kae konnte sie sehen – auch wenn alle ihrem Blick folgten. »Ja. Dort. Dort steht jemand und beobachtet uns.« Auf der Stelle verkrampften sich Bakis Hände, Ran schnappte nach Luft und Kitai und Yashamaru griffen instinktiv an ihre Kunai-Tasche. »Müssen wir etwas tun?«, rief Kitai erschrocken und schaute hektisch in den Flur. Doch er erkannte nichts. Kae schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist nur eine harmlose Erscheinung. Sie sind überall, wo wir sind. Egal wo. Ihr braucht keine Angst zu haben.« Ran rieb sich die Arme. »Naja, aber zu wissen, dass dort Jemand steht und uns beobachtet, ist auch nicht gerade prickelnd.« Nach einem kurzen Blinzeln war das Yureigan wieder verschwunden und ihre blauen Augen schauten sie wieder an. »Deshalb sieht man auch nur durch diese Augen, wenn man muss.« Ja, das konnte sich Ran gut vorstellen. Yashamaru schüttelte kurz kaum merklich den Kopf. Das Yureigan zu sehen, hatte ihn erschüttert. Jeden würde es erschüttern, wenn ein gruseliger Mythos plötzlich Wirklichkeit wird. Doch er musste sich zusammenreißen. Also atmete er einmal tief durch und fragte die Mädchen weiter aus. »Und du kannst die Geister als Waffe einsetzen?« »Ja.«, antwortete Kae. »Durch dass Yureigan kann ich das. Ich betrete dadurch ihre Ebene und kann mit ihnen Kommunizieren. Und wenn es gut läuft, kämpfen sie für mich.« »Was heißt das? Wenn es gut läuft?« »Geister mögen es nicht gesteuert zu werden. Ein Mensch wird zu einem Geist, wenn er unfreiwillig starb. Wenn er beim Sterben den tot nicht akzeptieren kann. Dann wird er zu einem Geist. Ein Geist ist also unfreiwillig da. Mich nehmen sie oft noch nicht ernst.« »Und wie würdest du es schaffen, dass sie dich ernst nehmen?« Kurze Stille unterbrach das Gespräch. Dann brach Kae wieder das Schweigen. »Dass weiß ich nicht. Wenn ich das wüsste, hätte ich nicht so viel Angst vor ihnen. Die Narben auf meinem Rücken-« Sie sah zu Ran, die nickte zögerlich, als hätte sie Angst vor dem, was Kae nun sagen wollte. »Sie sind zum Teil von meiner Mutter. Aber auch viele sind von Geistern.«, erzählte sie weiter. Maze schwieg die ganze Zeit über und knibbelte an ihren Fingern. »Maze hat das Yureigan nicht.«, wiederholte Kae. »In den Augen meiner Mutter ist sie wertlos. Deshalb sollte sie getötet werden.« Yashamaru nickte und sah kurz zu Maze. Ihre Blicke kreuzten sich kurz. Dann sah das Mädchen wieder auf ihre Finger. Yashamaru fuhr fort. »Ist deine Mutter eine wichtige Person bei euch im Clan? Also hat sie was zu sagen?« »Unsere Mutter ist dass Clan-Oberhaupt.« »Ach du scheiße.«, stieß Kitai aus. Baki schloss kurz entgeistert die Augen, während Ran und Yashamaru still dachten, dass diese Information die Sache nicht einfacher machen würde. Kae räusperte sich. »Es tut uns leid, wenn wir euch Angst gemacht oder euch verärgert haben. Das war nicht unsere Absicht. Wir-« sie sah zwischen Baki und Ran hin und her. »Wir suchen nur ein Zuhause. Ein zuhause wo wir sicher sind. Aber wenn das nicht geht – wenn wir nicht gut für euch sind - dann gehen wir wieder weg.« Wieder Stille. Die Erwachsenen schwiegen und dachten nach. Und dies endlose Sekunden lang – bis hin zu Minuten. Und die Kinder saßen dort und hofften. Auf eine Zukunft. Egal welche. Hauptsache eine sichere Zukunft. Schließlich war Ran die Erste, die wieder Worte fand: »Wärt ihr so lieb und geht nach oben in euer Zimmer? Wir... müssen uns kurz besprechen. Und dann reden wir mit euch darüber, okay?« Maze sah unsicher zu ihrer großen Schwester. Diese musterte Rans Gesicht, um eventuell jetzt schon irgendwelche Informationen ablesen zu können. Aber es gelang ihr nicht. Daher nickte sie leicht, sah zu Maze und sagte ruhig: »Na komm Maze. Wir gehen nach oben.« Die Schwestern standen auf und ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, gingen sie die Treppe hinauf. Als ihre Zimmertür ins Schloss fiel, atmeten alle tief durch, als hätten sie sich abgesprochen. »Das ist nicht gut.« Ran rieb sich die Stirn. »Mir gefällt das auch nicht.« Baki starrte auf dem Tisch, während er weiterhin die Arme verschränkt hielt. »Aber es sind nur Kinder die Zuflucht suchen. Wir können sie doch nicht einfach im Stich lassen! Wie wäre es, wenn wir den Kazekage hinzuziehen?« Brachte Kitai sich mit in das Gespräch ein. Doch Yashamaru schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Auf keinen Fall den Kazekage hinzuziehen.« Baki drehte verwundert den Kopf zu ihm und runzelte die Stirn. »Bitte? Vor einer halben Stunde hast du mich noch blöd von der Seite angemacht, warum ich nicht direkt Rasa alles gemeldet habe und jetzt redest du selbst so?« Auch Ran und Kitai schienen verwundert. Yashamaru lächelte ertappt und knetete seine Finger. »Ich habe auch bis vor wenigen Sekunden nicht geglaubt, dass es wirklich Kinder aus dem Ryu-Clan sind. Ich dachte, es wären Schwindler oder Spione, die euch um den Finger wickeln konnten.« Baki schnaufte beleidigt auf, doch Yashamaru ignorierte dies. »Das Yureigan... es ist furchteinflößender als gedacht.« Er machte eine kurze Pause und schien nachzudenken. Seine Kiefermuskeln zuckten dabei. »Ich weiß, was mit dem Ryu-Clan vor vielen Jahren passiert ist. Ich weiß, dass sie kein Mythos sind. Das waren sie nie.« Kitai, Baki und Ran sahen ihn an, als hätte er gerade gestanden, an einer tödlichen Krankheit zu leiden. »Na, dann hau mal raus.«, schnaufte Baki hervor. »Das geht nicht so einfach. Es ist geheim.«, sagte Yashamaru leise, als wäre er selbst nicht überzeugt das Geheimnis zu wahren. Ran schien entrüstet. »Wir haben da oben zwei große Geheimnisse sitzen. Und wir alle sind ein Teil davon. Ich denke, es wichtig, dass du uns erzählst, was du weißt.« Yashamaru mied ihren Blick und atmete tief durch. »Ich weiß«, sagte er schließlich. »Aber dies ist streng geheim. Ist das klar?« Die anderen nickten und Yashamaru begann zu erzählen. Auch wenn es ihm sehr schwer fiel.

Es wurde still in der kleinen Küche, in einem Haus am Rande von Sunagakure. Der Wind pfiff durch die klapprigen Fenster und selbst von draußen drangen keine Stimmen mehr hinein. Als wären die Straßen wie leer gefegt. Baki, Kitai und Ran starrten förmlich auf Yashamarus Lippen, als er begann zu erzählen. »Es gibt verschlossene Akten. Streng geheim und für niemanden zugänglich. Außer für den Kazekage natürlich. In diesen Akten ist alles Wichtige über die Machenschaften aller Kazekage dokumentiert. Mehr oder weniger ausführlich. Unter anderem gibt es dort Unterlagen einer Operation Namens: Blutmond.« Yashamaru sah einmal kurz jeden an, als würde er abchecken wollen, ob jemand schon mal etwas darüber gehört hatte. Dies war offensichtlich nicht der Fall gewesen, deshalb erzählte er weiter. »Wir alle kennen den Ryu-Clan aus dem Geschichtsunterricht. Ein wanderndes, singendes Volk geführt von Heilern und Medien. Ein Clan, der ein besonderes Dou-Jutsu besaß und mit Geistern kommunizieren konnte. Ihre Kräfte setzten sie gezielt für die Heilung gegen Krankheiten ein oder um Angehörigen von Toten Kraft und Trost zu spenden. Sie vertrieben ebenfalls böse Geister und reinigten somit Orte vor Unheil. Sie gelten als Clan von Sunagakure, weil ihr Ursprung aus dieser Gegend stammte. Ihre Lieder waren bis weit über die Grenzen bekannt und geliebt. Bis sie eines Tages plötzlich verschwanden. Niemand hat sie je wieder gesehen. Sie galten als ausgestorben. Von der Wüste verschluckt. Und so ähnlich, war es tatsächlich auch.« Yashamaru bekam eine Gänsehaut und schluckte. Er fühlt sich sichtlich unwohl. »Der Ryu-Clan ist nicht vor hunderten von Jahren ausgestorben. Er wurde vor ungefähr sechzig Jahren gnadenlos abgeschlachtet. Unter der Führung des Shodai Kazekage.« Yashamaru stockte der Atem. Doch er wusste, dass er sich zusammenreißen musste. »Der Ryu-Clan ließ sich hier nieder und bildete sich nicht nur in der Kunst des Heilens weiter, sondern brachten sie auch bei der Gründung der Shinobi ein. Die Kommunikation mit Geistern erwies sich auch als sehr rentabel im Kampf. Leider gibt es wenige oder nur sehr schlechte Berichte über diese Zeit. Teilweise gibt es über Jahre keine Berichte. Bis zur Operation Blutmond.« Yashamaru kratzte sich am Nacken und überlegte sich, wie er die nächsten Worte am besten formulierte. »Die Operation Blutmond beinhaltete nur ein einziges Ziel: Die Auslöschung des gesamten Clans. Egal wie und keine Ausnahmen.« Baki riss die Augen auf. »Sunagakure ist für das Verschwinden des Clans verantwortlich?« Yashamaru nickte. »Ein Genozid. Und er wurde durchgezogen.« »Auf welcher Grundlage?«, fragte Ran zu Recht. »Das wurde nicht richtig überliefert.«, antwortete Yashamaru. »Es ist die Rede von Ungleichgewicht in den Machtstrukturen. Von Manipulation und Ausnutzung der Seelen Toter. Der ethische und moralischer Grundsatz wurde in Frage gestellt. Der Ryu-Clan passte nicht mehr hinein und schien sich zu einer Gefahr zu entwickeln. Was genau damit gemeint war, ist leider nicht geschrieben. Es gab Verhandlungen über den Einsatz ihrer Kräfte. Das Yureigan bietet noch weitere Vorteile, als nur das Sehen von Geistern. Einen extrem scharfen Blick, der das Vorhersehen von Angriffen praktisch ohne Chakraverbrauch möglich machte. Das Kontrollieren von Menschen, ob tot oder lebendig wurde untersagt und eine Alternative wurde gesucht. Nun ratet mal, wann wohl die Geburtsstunde des Kugutsu-No-Jutsu war?« Kitai schüttelte ungläubig den Kopf. »Da haben uns die Geschichtsbücher auch was anderes erzählt.« Yashamaru zuckte mit den Schultern. »Ja, so ist dass. Warum es am Ende dann doch zu einem Genozid kam, ist unbekannt. Aber es muss seine Gründe gehabt haben. Aber das was mir auch Sorgen bereitet ist die Aufforderung des Shodai. Er verschriftlichte, dass jeder seiner Kage-Nachkommen dazu verpflichtet sei, sämtliche Verdachtsmomente eines aufkeimenden Ryu-Clans sofort zu unterbinden. Was mit unterbinden gemeint ist, könnt ihr euch ja denken. Und nun haben wir zwei hier sitzen. Wie aus dem Nichts. Und da draußen in der Dämonenwüste hat sich in Seelenruhe der Clan wieder aufgebaut. Wie auch immer sie das geschafft haben. Aber jetzt stellt sich mir die Frage: Was tun wir jetzt?« Kitai seufzte. »Die Mädchen wissen davon nichts.« »Oder sie Lügen und verschweigen es.« Brachte Baki mit ein. »Nein, das tun sie nicht. Sie haben die ganze Zeit nicht einmal gelogen. Das, was sie sagen ist wahr. Ihre Gefühle sind echt.« Kitai sah Baki direkt an. Dieser blickte auch zu ihm, als würde dieser mit ihm in einer völlig anderen Sprache reden. Kitai sprach weiter: »Wenn du angst davor hast, dass sie spionieren könnten und uns etwas verheimlichen, dann kann ich dich beruhigen. Dem ist nicht so.« Baki zog eine Augenbraue hoch. Was war denn mit Kitai los? »Aha?«, ließ er ungläubig von sich. Auch Ran sah so aus, als würde sie die Welt nicht mehr verstehen. Nur Yashamaru hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und nickte. »Okay. Wenn du das so sagst, dann bin ich beruhigt.« Kitai lächelte zufrieden. Baki schüttelte verwirrt den Kopf. »Moment mal. Du machst uns hier die Hölle heiß und tischst uns hier die absolute Horrorgeschichte des Tages auf und sagst jetzt aber das alles super ist, weil Kitai das sagt?« Yashamaru sah ihn mit festem Blick an. »Ja.« »Was zum Teufel«, Baki wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, und zeigte auf Kitai. »Als ich ihn trainiert habe, musste ich ihm erklären, wo beim Kunai vorne und hinten ist.« Kitai grinste amüsiert, was ihn nur noch wütender machte. »Der Junge ist gerade erst Chu-Nin geworden!« »Offiziell.«, berichtigte Yashamaru ihn. »Wie offiziell? Was ist denn nicht offiziell?« Kitai holte Luft, um zu antworten. »Ich kann genau spüren ob Jemand lügt oder die Wahrheit sagt. Und auch, ob jemand etwas Wichtiges verschweigt. Es ist nicht immer einfach aber hier bin ich mir sicher. Außerdem bin ich ein Mitglied der Anbu-Einheit.« Die letzte Information sagte er so plump, als wäre sie nichts. »Bitte was?« Baki fiel alles aus dem Gesicht, während er dem jungen Kitai ansah. Dieser lächelte. Nicht überheblich oder Ähnliches. Einfach wie Kitai. Eher ein Kind als ein Erwachsener aus der Anbu-Einheit. »Du kannst ihm Vertrauen.«, bestärkte Yashamaru ihn. »Tz!«, stieß Baki empört aus. »Hat noch jemand krasse Neuigkeiten auf Lager? Wenn wir gerade dabei sind verborgene Existenzen und Gruselgeschichten auszupacken, dann-«, »Wir sollten uns lieber wieder auf die Schwestern konzentrieren.«, unterbrach Ran ihn, obwohl auch sie einen kurzen, überraschten Blick zu Kitai warf. »Was machen wir mit den Mädchen?« »Moment. Ich habe noch eine andere Frage.«, rief Baki schnell und wandte sich wieder Yashamaru zu. »Woher weißt du das alles? Du bist zwar Rasas rechte Hand aber so eine Plaudertasche ist er nun auch wieder nicht.« Yashamaru nickte. »Das stimmt.«, gab er ihm recht. »Ursprünglich wurde ich angehalten, mit ihm zusammen weitere Informationen über... für seine Pläne zusammenzutragen. Die Pläne die seine Kinder betreffen. Es war eher ein Zufall, dass ich auf diese Schriftolle, mit den Innenschriften stieß. Sie war ganz unscheinbar. Nur in Schwarz gehalten. Das Pergament war grob verarbeit. Und der Geruch war moderig. Ich dachte im ersten Moment, dass diese Schriftrolle nichts Interessantes zu verbergen haben kann. Aber ich habe mich geirrt. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass dieses Wissen uns irgendwann von Nützen sein könnte.« Baki sagte nichts. Mit der Antwort schien er zufrieden zu sein. Dann räusperte er sich schließlich. »Okay. Legen wir also die Fakten auf dem Tisch. Würden wir die Kinder Rasa melden, würde er sofort den nächsten Genozid los treten?« Yashamaru nickte, auch wenn er dabei betroffen aussah. »Davon gehe ich aus. Außerdem würden auch die Mädchen getötet werden.« Baki sprach weiter: »Der Ryu-Clan scheint aber auch nicht gerade friedlich gestimmt zu sein. Das die eigene Mutter ihr Kind töten will und diese deshalb flüchten müssen, ist kein gutes Omen.« Die anderen schüttelten den Kopf. »Daher stellt sich die Frage:«, Baki stockte kurz – beschloss, es aber doch auszusprechen. »Ist dies unser Problem?« Die Frage klang hart und Ran sah ihn so geschockt und entrüstet an, als würde sie ihm gleich die Augen auskratzen wollen. Allerdings kniff sie dann nur ihre Augen zusammen. Sie verstand, was er meinte. »Rein aus politischer Vernunft heraus: Nein, es ist nicht unser Problem.« Sie rieb sich die Stirn und seufzte. »Aber aus moralischer Sicht: Wir haben hier zwei Kinder, die einfach nur eine Zuflucht suchen. Helfen wir ihnen nicht, ist dies ihr sicherer tot. Das kann ich mit meinen Gewissen nicht vereinbaren und auch mein Herz sagt, dass diese Mädchen eine Chance verdient haben. Wenn einer von euch aus der Sache aussteigen möchte, dann kann er dies tun. Ich zwinge niemanden, mich dabei zu unterstützen und dadurch selbst seinen Kopf hinhalten zu müssen. Ich verstehe das und bin auch nicht sauer. Also, möchte jemand aussteigen?« Sie blickte fragend in die Runde. Erst zu Kitai, der energisch mit dem Kopf schüttelte. »Ich habe die Beiden gefunden und fühle mich alleine deshalb schon verantwortlich. Ich stecke da ganz tief mit drin. Aber es ist absolut in Ordnung.« Ran nickte ihm dankend zu und sah zu Yashamaru. Dieser nickte ebenfalls als Zeichen, dass er auch weiterhin dabei bleiben würde. Dann sah sie zu Baki. Dieser erwiderte kurz ihren Blick, woraufhin er tief seufzte. »Was soll ich machen? Ich könnte eh nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich weiß, was hier abgeht. Da bin ich lieber dabei und halte selbst mit die Hand drüber.« Er zuckte mit den Schultern und Ran lächelte leicht. Dann sprach sie nochmal zu allen: »Ich danke euch. Das bedeute mir viel. Ich bin auch bereit die Mädchen aufzunehmen.« Kitai atmete erleichtert aus, woraufhin Yashamaru reagierte. »Wir können uns noch nicht ausruhen. Dem Kazekage müssen wir die Ankunft der Mädchen berichten. Sie müssen ein normale Bewohner unseres Dorfes werden. Deshalb ist jetzt unsere Kreativität gefragt. Wir müssen uns eine neue Vergangenheit der Mädchen ausdenken.«

Kae und Maze saßen nebeneinander auf der kleinen Fuuton-Matte. Kae sah gedankenverloren Richtung Fenster, während Maze ihre Beine angewinkelt und umschlungen hielt. Dabei wippte sie leicht hin und her. »Sie reden sehr lange.«, flüsterte sie schließlich besorgt. »Es wird alles gut.«, antwortete ihre Schwester, ohne sie anzusehen. Sie selbst glaubte ihre eigenen Worte gerade nicht, aber sie sagte nichts weiter, um Maze nicht noch mehr zu verunsichern. Plötzlich klopfte es an die Tür und sie wurde direkt darauf einen Spalt geöffnet. Ran steckte ihren Kopf durch die Lücke und sah zu den Schwestern. Sie lächelte schließlich und sagte: »Kommt ihr runter? Wir müssen viel besprechen.« Die Schwestern nickten, standen auf und folgten Ran schließlich aus dem Zimmer die Treppe hinunter zurück in die Küche. Kae bemerkte, wie weich ihre Knie waren. Sie hatte große Angst. Das musste sie ich eingestehen. Sie hoffte einfach nur, dass sie nicht wieder zum Tode verurteilt wurden. Sie setzten sich zurück an den Tisch und sahen die anderen Erwachsenen an. Kitai schenkte ihnen ein warmes Lächeln. Und auch Baki und Yashamaru sahen entspannter aus als vorher. Das ließ Kae hoffen. Auch Ran setzte sich wieder und blickte die Mädchen direkt an. »Also«, begann sie, während sie ihre Hände auf den Tisch legte und zusammenfaltete. »Wir möchten euch hier gerne ein neues Zuhause geben. Ihr dürft bei mir bleiben.« Die Augen der Schwestern weiteten sich erfreut, und als Maze schon Luft holte und Anstalten machte Ran um den Hals zu fallen, hob diese ihre Hand, um zu verstehen zu geben, das Beide noch weiter zuhören mussten. »Aber das ist mit Regeln verbunden. Eine Regel ist, dass ihr niemals irgendjemanden davon erzählen dürft, dass ihr vom Ryu-Clan seit. Das würde großen Ärger bedeuten. Okay? Wir haben uns etwas überlegt, was ihr erzählen sollt, wenn ihr nach eurer Herkunft gefragt werdet.«, Ran sah zu Yashamaru, der nun das Wort übernahm. »Ihr beide bleibt Kae und Maze. Allerdings stammt ihr von einer Einsiedlerfamilie aus den Felsengebieten ab und euer Nachname lautet Mizuhara. Ihr hattet einen Vater und eine Mutter. Sie haben sich gut um euch gekümmert und euch zuhause in den Grundlagen der Shinobi-Lehre unterrichtet. Deine Narben auf dem Rücken Kae, stammen aus einer Entfühung von euch, ausgeführt von Banditen aus der Gegend. Eure Eltern haben Geld gezahlt und euch gerettet. Allerdings wurden eure Eltern durch einen Steinschlag getötet und euer Haus zerstört. Kitai hat euch bei einer Patrouille gefunden und ihr habt um Hilfe gebeten. So kamt ihr ins Dorf. Ihr habt zuerst Baki aufgesucht, um einen Schlafplatz zu finden. Dann seid ihr zu Ran gekommen, die sich bereit erklärt hat, euch aufzunehmen. Es ist eine Nacht vergangen und Ran holte mich dazu, um über die weiteren Schritte zu sprechen. Wir werden gleich, alle zusammen zum Kazekage gehen und euch dort vorstellen und offiziell um Asyl bitten. Außerdem werdet ihr in die Akademie eingeschrieben. Ihr werdet dann hier als vollwertige Bürger behandelt. Es ist sehr wichtig, dass ihr euch an diese Geschichte haltet. Und nochmal: Ihr dürft Niemanden etwas über den Ryu-Clan erzählen. Niemanden. Ist das klar? Das ist unser Geheimnis hier. Vergesst am besten einfach, dass ihr von diesem Clan abstammt, okay? Auch dein Yureigan darfst du nicht mehr verwenden Kae. Klar? Wir werden schon ein anderes Talent bei dir finden, um aus dir eine gute Kunoichi zu machen. Auch aus dir Maze. Ihr habt hier eine Zukunft solange ihr euch mit an die Regeln haltet. Okay?« Yashamaru sah die Mädchen eindringlich an und hoffte, dass sie auch alles verstanden hatten und akzeptieren würden. »Verstanden.« Riefen Kae und Maze gleichzeitig. »Aber«, Kae schluckte und schaute betroffen auf ihre verkrampft zusammengefalteten Hände. »Was ist, wenn Sie hier her kommen?«, sie sah wieder auf, direkt in Yashamarus Gesicht, der ihres musterte. »Traust du Ihnen das zu?« Kae zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.« »Mach dir keine Sorgen, Kae.«, beruhigte Maze ihre große Schwester und berührte sie am Arm. »Papa hätte uns nicht hier er geschickt, wenn es nicht sicher wäre.« »Außerdem sind unsere Grenzen gut gesichert.«, schaltete sich nun auch Baki ein. »Ich werde die Überwachung verstärken und intensivieren, ohne das es auffällt.« Yashamaru sah ihn an und nickte dankbar. »Von der Dämonenwüste bis hier hin sind es mindestens drei bis fünf Tage. Je nachdem, wie gut die Gegebenheiten sind. Das muss dein Clan auch erstmal auf sich nehmen, dass ihr beide das größtenteils unbeschadet geschafft habt, ist ein Wunder. Oder zeigt, wie stark ihr seid.« In Yashamarus Stimme hörte man deutlich seine Anerkennung heraus, als er sprach. Kae und Maze lächelten. Sie verstanden das Kompliment. »Nun gut.« Yashamaru klopfte sich auf die Oberschenkel und stand dann auf. »Je mehr Zeit vergeht desto schwieriger wird es für uns, sich zu erklären. Wir sollten los.« »Das du dich mal damit so wohl fühlst Rasa zu belügen, hätte ich nicht gedacht.«, sagte Baki schnippisch in Yashamarus Richtung. »Wer sagt, dass ich mich dabei wohl fühle?«, antwortete dieser. »Aber vielleicht kann ich diese Kinder ja vor einem schrecklichen Schicksal bewahren. Oft genug, habe ich es nicht geschafft.« Baki kniff die Augen zusammen. Er wusste, wovon er sprach. Auf den Weg zum Haus des Kazekages, liefen Yashamaru und Baki vorne weg, die Mädchen hinterher. Neben Kae lief Ran, während Kitai sich zu Maze gesellt hatte. Ran bemerkte, dass die Mädchen nervös wurden. »Ihr schafft das. Außerdem seid ihr nicht alleine.«, versuchte sie ihnen leise Mut zuzusprechen. Kae sah sie kurz an und nickte leicht. Kitai hörte dies und sagte ebenfalls dazu: »Ihr wisst, was ihr sagen müsst. Der Kazekage ist unser Beschützer des Dorfes. Natürlich wird er euch kritisch begutachten. Aber ich bin auch überzeugt, dass ihr das schafft.« Kae und Maze sahen sich an. Beide fühlten sich nicht wohl dabei. Beide spürten, wie wichtig dieser Schritt nun war und das ihre Zukunft davon abhing. Irgendwie ging alles rasend schnell aber gleichzeitig schien die Zeit auch wie stehen zu bleiben. Ein komisches Gefühl, was für die beiden in diesem Moment undefinierbar war. Der Weg zu dem größten Gebäude des Dorfes fühlte sich für die Schwestern wie eine Ewigkeit an. Außerdem bemerkten sie die vielen neugierigen und skeptischen Blicke der Dorfbewohner ganz genau. Ran schien auch ein wenig nervös. Kitai hingegen blieb ganz ruhig. Ob er es nur war, um den Mädchen Sicherheit zu geben, oder ob er es wirklich war, konnten die Schwestern nicht erkennen. Es half ihnen allerdings sehr. Keiner der Shinobi, denen sie auf dem Weg begegneten, fragte sie etwas oder hielt sie auf. Jeder sah kurz zu Yashamaru und nachdem er genickt hatte, ließen sie ihn gewähren. Sie liefen durch das dunkle Gebäude, in dem Stille herrschte. Vereinzelt hörten sie leise Stimmen miteinander flüstern und kurz dachte Kae, ein Kind lachen gehört zu haben. Aber das hatte sie sich wahrscheinlich nur eingebildet. Dachte sie zumindest. An einer großen Holztür angekommen, blieben sie alle stehen. Yashamaru hob die Hand zum Klopfen, sah aber vorher nochmal zu den Mädchen. »Durchatmen.«, flüsterte er, was die beiden auch daraufhin taten. Dann klopfte er an die Tür. Es dauerte ein paar Sekunden, bis aus dem Inneren eine raue, dunkle Stimme rief: »Ja, bitte?« Yashamaru öffnete die Tür, sodass Baki und er zuerst zu sehen waren. »Wir bitten um eine Audienz.« Die Schwestern sahen noch nichts und blieben ganz still. Ihr Herz pochte ihnen bis zum Hals und ihre Handflächen wurden ganz feucht. »Aha.«, kam es schließlich aus dem Raum. »Na dann. Bitte.« Yashamaru und Baki setzten sich in Bewegung und die Mädchen sowie Ran und Kitai folgten ihnen. Baki und Yashamaru teilten sich vor dem Schreibtisch im Raum auf und die Mädchen standen plötzlich im Mittelpunkt. Ran stellte sich neben Baki und Kitai neben Yashamaru. Kae und Maze trauten sich nur zögerlich ihren Blick zu heben und sahen schließlich in das strenge Gesicht eines Mannes. Er sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen direkt an. Dann sah er vereinzelt die ebenfalls anwesenden Erwachsenen an. Schließlich verschränkte er die Arme und ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen. »Was ist das für eine seltsam zusammengestellte Versammlung?«, fragte Rasa skeptisch. »Yashamaru?« »Die beiden Kinder möchten Asyl beantragen. Sie sind Schwestern.« »Asyl?«, fragte Rasa ungläubig, als hätte er das Wort noch nie gehört. Er musterte noch einmal die Mädchen und fragte sie schließlich: »Wie ist euer Name?« »Mizuhara Kae.« »Mizuhara Maze.« Antworteten diese tapfer. Außerdem hielten sie mutig den Blick des Mannes stand. »Woher kommt ihr, dass ihr Asyl beantragt?« »Aus den Felsgebieten.«, antwortete Kae mit fester Stimme. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung, um nicht auffällig nervös zu wirken. »Aus den Felsgebieten? Dort leben nur Einsiedler untereinander.« Rasa wirkte skeptisch. Kae holte Luft, um zu antworten, doch Maze war schneller. »Das waren wir. Aber Mama und Papa sind gestorben. Felsen haben sie erschlagen und unser Haus kaputt gemacht.« Kae passte es gar nicht, dass Maze antwortete, aber es schien nicht schlecht gewesen zu sein. Sie bildete sich ein, dass Rasas Miene weicher geworden war, als er Maze ansah, während sie redete. Kitai meldete sich dann zu Wort. »Ich habe die beiden bei einer üblichen Patrouille verwirrt, verletzt und hungernd gefunden.« »Wann?« »Gestern Abend. Kurz vor meinem Dienstende. Ich merkte, dass die beiden mir die Wahrheit erzählten, und nahm sie mit ins Dorf. Ich suchte Baki auf, da ich nicht genau wusste, was ich in so einer Situation machen sollte.« Rasa schaute verwundert zu Baki und rief: »Und du wusstest was zu tun war?« Bakis Kiefer zuckte, bevor er sprach. »Ich beurteilte die Situation als nicht gefährlich. Allerdings bemerkte ich sofort den schlechten Zustand der Kinder und empfand, dass es wichtig war ihnen etwas zu Essen zu geben und ihre Wunden zu versorgen.« »Lasst mich raten«, unterbrach Rasa ihn. »Ihr seit dann zu Ran gegangen.« Aller ignorierten den zynischen Unterton in seiner Stimme und Ran sprach als Nächstes. »Ich gab ihnen etwas zu essen, neue Kleidung, versorgte ihre Wunden und gab ihnen für letzte Nacht einen Schlafplatz. Am nächsten Tag traf ich Yashamaru zufällig, der mich dann zu den Beiden begleitete. Wir schätzten gemeinsam die Situation ein und kamen dann direkt hier hin.« »Direkt.«, schnaufte Rasa und schüttelte den Kopf. »Das ist die einzige Sache an der Geschichte, die mich stört. Das ihr nicht sofort zu mir gekommen seit. Fremde, auch wenn sie Asyl suchend sind, werden mir unverzüglich vorgestellt.« »Es war eine neue Situation für uns alle. Wir mussten uns erst einmal... sammeln.«, antwortete Baki und knetete seine Hände hinter seinem Rücken, um sich von seiner Nervosität abzulenken. »Ich habe dir meine Kinder anvertraut, weil ich deine professionelität sehr schätze. Aber das hat mit professionelität nichts zu tun.« »Ich weiß«, Baki schluckte. »Ich entschuldige mich.« Rasa sagte daraufhin nichts, sondern sah wieder zu den Schwestern. Eine gefühlte Ewigkeit sah er sie nur an. Als wäre er dabei in Gedanken versunken. Ran sah verwirrt zu Baki, der nur leicht mit den Schultern zuckte. Ein prüfender Blick zu Yashamaru verriet auch nichts. Sein Gesicht war wie versteinert. Maze hatte Schwierigkeiten, dem Blick zu Rasa standzuhalten. Der Mann machte ihr Angst. Während Kae tapfer blieb. Sie atmete ruhig und kontrolliert und konzentrierte sich komplett darauf nicht schwach zu wirken. Das schien bei Rasa Eindruck zu hinterlassen. Denn er fing an, leicht zu lächeln, als er langsam wieder aus seiner Gedankenwelt zurückkam. Er atmete tief durch, schüttelte den Kopf und rieb sich die Stirn. »Ich habe keine Zeit für so etwas.«, sagte er schließlich und zur Überraschung aller anwesenden Erwachsenen fuhr er fort: »Ich vertraue auf Kitais Gespür und übertrage euch vier die volle Verantwortung für diese zwei Mädchen. Yashamaru, trage sie in die Akademie ein. Vielleicht werden aus ihnen brauchbare Kunoichi.« »Ja, natürlich.« Antwortete Yashamaru sofort. Rasa lehnte sich ein wenig nach vorne und sah wieder die Schwestern direkt an. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht aber einem bissigen Unterton in der Stimme sagte er zu ihnen: »Willkommen in Sunagakure, Mizuhara Schwestern. Ich hoffe, wenn ich etwas über euch höre – dann nur Gutes.« Unsicher aber tapfer verbeugten sich die Mädchen vor ihm und bedankten sich für seine Großzügigkeit. »Asyl ist gewährt. Ihr könnt gehen.« Nacheinander verbeugten sich auch die anderen Erwachsenen und geschlossen liefen sie zu Tür. Das war ja einfacher als gedacht. Dachte sich Baki und beschloss, dies einfach zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen. »Beim nächsten Mal!«, rief Rasa ihnen hinterher und alle drehten sich noch mal um. »Kommt ihr bei so einem Fall direkt zu mir. Ich habe keine Lust auf ungebetene Gäste in unserem Dorf.« Die Erwachsenen gaben ihr Wort und sie traten schließlich aus dem Raum. Sofort liefen sie weiter aus dem Gebäude, hinaus auf die Straße. Draußen angekommen blieben sie stehen und atmeten tief durch. Kitai grinste. »Das ist echt krass, was hier passiert.« »Das ist es.«, gab Baki zu und sah zu den Mädchen. »Ihr solltet das zu schätzen wissen.« »Das machen sie.«, Ran stellte sich schützend zu ihnen und sah Baki böse an. »Du solltest mal lernen nicht so ruppig zu sein.« Baki sah sie an und kniff beleidigt die Augen zusammen. »Er meint das nicht so.«, kam es von Maze, die Baki frech angrinste. »Er wird uns schon noch mögen.« »Wenn du das meinst.«, sagte dieser und schüttelte den Kopf bei dieser Frechheit des Kindes. »Ich habe noch ein anderes Anliegen.«, meldete sich Yashamaru zu Wort und wandte sich dann an die Schwestern. »Ich möchte, dass ihr mir zeigt, wie ihr unbemerkt ins Dorf gelangen konntet. Dort scheint demnach ja eine Sicherheitslücke zu sein.« Die Schwestern nickten. »Und ihr beide kommt mit mir.«, rief Ran schnell und zeigte auf Kitai und Baki, bevor diese noch verschwanden. »Ich brauche eure Hilfe.« Baki zuckte mit den Schultern während Kitai, fröhlich wie immer: »Klar!«, rief. Die beiden Mädchen drehten in eine andere Richtung ab, um Yashamaru zu ihrem persönlichen Eingang ins Dorf zu bringen. Dabei schaute Kae kurz zu Ran, die ihr zu lächelte und winkte. Kae selbst hob ebenfalls zögerlich die Hand. Maze bekam von dem Ganzen gar nichts mit, da sie damit beschäftigt war, Yashamaru zu erzählen, wie aufregend der Besuch beim Kazekage für sie war. Yashamaru hörte ihr aufmerksam dabei zu und zeigte dabei sein wärmstes Lächeln. Ran beobachtete sie eine Weile, bis sich ihre Wege für den Moment endgültig trennten. Sie lief vor und mit geringem Abstand folgten ihr Kitai und Baki. Kitai versucht mit Baki immer wieder Schritt zu halten, doch dieser zog das Tempo an, wenn Kitai ihn erreicht hatte. »Hey!«, rief Kitai schließlich, denn ihm blieb das nicht verborgen. »Was ist denn los?« »Du bist ein Schwindler.«, grummelte Baki, ohne ihn anzuschauen, und stur weiter lief mit den Händen in den Taschen. »Ich bin kein Schwindler!« »Du hast mich angeschwindelt.« »Hab ich ni-« »Mich angeschwindelt und mich wie einen Deppen dastehen lassen.« Kitai seufzte. »Hör zu. Das, was ich gesagt habe, war nicht gelogen. Du bist wirklich ein großes Vorbild für mich und ich lasse mich am liebsten von dir trainieren.« Baki lachte gespielt auf. »Ja, klar. Das glaube ich dir aufs Wort, oh du großer Anbu.« »Ich bin nur Anbu geworden, weil ich spüren kann, ob jemand die Wahrheit spricht oder nicht. Ich gehöre zu der Verhör-Elite-Einheit. Aber mehr als sagen, ob der Befragte gelogen hat oder nicht, kann ich auch nicht. Ich selbst bin mit dem Titel auch nicht zufrieden. Denn du hast Recht. Ich kann teilweise nicht vorne und hinten bei einem Kunai unterscheiden und brauche noch viel Training und Unterstützung. Das kannst du mir glauben. Und gerne hätte ich weiterhin, dass du mich bei jeder Gelegenheit die sich bietet, trainierst.« Kitai blieb stehen, so wie auch Ran, die sich dabei noch zu ihnen umdrehte und grinste. Baki blieb schließlich ebenfalls stehen und sah ihr direkt ins Gesicht. Als er ihr grinsen realisierte, kniff er die Augen ein wenig skeptisch zusammen. »Was?«, fragte er. »Lass Kitai nicht hängen. Er ist noch ein Kind mit einer großen Last der Verantwortung auf den Schultern. So schnell wirst du niemanden finden, der freiwillig Zeit mit dir verbringen will.« »Vielen Dank auch.«, kommentierte er Rans letzten, schnippischen Satz. Sie lächelte liebevoll und gleichzeitig amüsiert. Baki drehte nur leicht den Kopf in Kitais Richtung und rief ihm zu: »Woher kannst du das überhaupt?« »Habe ich geerbt.«, antwortete Kitai sofort. »Von meiner Mutter.« Baki seufzte und schüttelte den Kopf. »Okay, sei dir verziehen.«, rief er schließlich und lief weiter. Der Klügere gibt schließlich nach, sagte er sich. Kitai grinste erfreut, während auch Ran mit dem Kopf schüttelte und Baki folgte. Wieder am Laden angekommen schloss Ran die Haustüre auf und die beiden Männer folgten ihr ins Haus. »Was ist unsere Aufgabe?«, fragte Kitai neugierig, als sich alle die Schuhe auszogen. »Mein altes Büro etwas umräumen, damit die Mädchen ein schönes Zimmer für sich haben können.«, erklärte Ran dabei. Baki richtete sich, nach dem Ausziehen seiner Schuhe, wieder auf und verschränkte die Arme. Worte lagen ihm auf der Zunge, aber eigentlich wusste er, dass er diese lieber nicht aussprechen sollte. Aber wie von außen gesteuert, platzten ihm diese heraus. »Hatte Yashamaru etwa noch nicht genug Zeit dir zu... helfen?« Oh, scheiße. Dachte er direkt im gleichen Moment, aber es war zu spät. Kitai ging vorsichtshalber wieder einen Schritt zurück, um nicht unabsichtlich mit reingezogen zu werden. Ran drehte ich langsam zu Baki um. Ihre Augenbrauen waren streng zusammengezogen und sie sah ihn direkt an. »Sollen wir es am besten sofort klarstellen?«, fragte sie, mit genervtem Ton in der Stimme. Der Angesprochene hob abwehrend die Hände und wich ihrem Blick aus. »Nein, dass geht mich auch alles gar nichts an.« »Recht hast du! Erklärt aber nicht die Herkunft deiner dämlichen Frage.« Ran war sauer. Das war eindeutig. Und obwohl sie sich nicht hätte rechtfertigen müssen, tat sie dies. »Yashamaru und ich lernen uns gerade besser kennen. Nichts festes aber auch nichts ohne Interesse, okay? Gibts ein Problem damit?« Baki zog scharf die Luft ein und ließ seine Hände wieder sinken. »Nein, du darfst machen, was du möchtest.« Rans Gesicht schien sich ein wenig zu entspannen. »Ganz genau. Und jetzt machen wir uns an die Arbeit.« Ohne das es jemand nochmals wagte, auch nur ein Wort zu sagen, machten sie sich an die Arbeit. Währenddessen waren Yashamaru und die Schwestern an einer abgelegnen Stelle an der großen Mauer, die das Dorf umrandete und schützte, angekommen. Kae deutet auf einen sehr kleinen Felsvorsprung, ungefähr drei Meter über ihnen. »Da sind wir durchgekommen.« Yashamaru kniff verwundert die Augen zusammen. Er konnte nichts erkennen. »Dort oben? Am kleinen Felsvorsprung?« »Ja.« »Ich schaue kurz nach, ja? Wartet hier.« Mit einem gekonnten Satz sprang er auf den Felsvorsprung und sah in diesem Moment dass, was man vom Boden aus unmöglich sehen konnte. Der Fels zeigte an dieser Stelle einen kleinen Spalt. Wie ein verschachtelter Höhleneingang, der so raffiniert lag, dass er die Augen überlistete. Der Spalt war sehr klein und schmal. Aber er sah Licht, das hindurchschien. Auch die Mädchen haben sehr wahrscheinlich ihre Mühen gehabt, sich durch diesen kleinen Spalt zu zwängen. Dass sie ihn überhaupt entdeckt hatten, wunderte Yashamaru. »Das war bestimmt nicht einfach zu finden, oder?« Kae schüttelte mit dem Kopf. »Nein, hab den Spalt, zum Glück, schnell gefunden.« Yashamaru sah sie verwundert an und sagte schließlich: »Da haben deine starken Augen dich nicht im Stich gelassen.« Kae lächelte. Aber nur ganz leicht. Ein richtiges Lächeln fiel ihr noch sehr schwer. Nach wenigen Sekunden sprang Yashamaru wieder zu den Mädchen hinunter. »Wie habt ihr es eigentlich so einfach durch die Wüste geschafft? Ihr wart ja ein paar Tage unterwegs. Ihr hättet auch sterben können.« »Wir hatten zum Glück ausreichend Wasser dabei. Dafür hat unser Vater gesorgt.«, erklärte Kae und Maze fügte hinzu: »Und Papa hat gesagt, dass er seinen Geistern gesagt hat, dass sie uns beschützen solllen, bis wir an der Mauer angekommen sind.« Yashamaru nickte und verstand. »Euer Vater scheint ein guter Mensch zu sein.« »Papa ist lieb.«, sagte Maze leise und mit traurigen Blick. »Mama ist auch immer ganz doll böse auf ihn.« Yashamaru wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Am liebsten hätte er ihnen gesagt, dass sie ihn bestimmt irgendwann retten konnten, aber er wollte ihnen auf keinen Fall falsche Hoffnungen machen. Also sagte er nichts und rieb sich die Hände. »Dann gehen wir mal zurück.«, sagte er schließlich. »Ran vermisst euch sicher schon.« Gemeinsam liefen sie zurück zum Laden. Dort angekommen wartete Ran schon auf die Drei. Sie schien ganz aufgeregt zu sein, denn sie winkte den dreien zur Begrüßung hastig zu. »Kommt schnell rein. Wir müssen euch was zeigen.« Ran lief wieder voran ins Haus, gefolgt von den Mädchen und Yashamaru als Schlusslicht. Oben im Flur standen Baki und Kitai, die beide dezent schwitzten und ein wenig außer Atmen waren. Ran stand neben der offenen Tür des Zimmers, in denen die Schwestern die letzte Nacht schon verbracht hatten, und deutete mit ihren Händen, dass sie eintreten sollten. Kae und Maze schauten sich kurz an und gingen dann zögerlich in das Zimmer. Es war aufgeräumter und strukturierter. Der ganze Papierkram war verschwunden und die Möbel ein wenig verrückt, um den Raum gemütlicher wirken zu lassen. »Ich habe euch eure Kleidung in den Schrank geräumt. Gerne können wir zusammen mal einkaufen gehen, dann sucht ihr euch aus, was ihr gerne tragen möchtet. Der Schreibtisch ist nun frei geräumt und ihr dürft ihn gerne nutzen. Zum Malen oder basteln. Was ihr möchtet. Noch habe ich nur eine Matratze für euch, aber gerne können wir noch eine zusätzliche kaufen. Ich habe euch eine Lampe neben dem Bett gestellt, falls ihr Abends noch wach seit und Bücher schauen wollt oder so. Ich habe euch auch ein paar in den Schrank gestellt. Ich weiß allerdings nicht, ob sie für euch spannend sind.« Die Mädchen entdeckten aber auch frische Blumen als Deko im Raum und auf dem Bett saß ein Plüschtier. Eine schwarze Katze. Maze hatte sie sofort entdeckt und fixierte sie interessiert mit ihrem Blick. Ran bemerkte das sofort und lächelte. »Das ist noch ein altes Plüschtier von mir. Ich schenke es euch.« Das ließ sich Maze natürlich nicht zweimal sagen. Sie stürzte sich auf das Plüschtier und drückte es ganz fest. »Das ist ganz toll. Danke!«, rief Maze begeistert. Kae sah noch immer erstaunt durchs Zimmer, als könnte sie ihr Glück kaum fassen. Sie sah schließlich zu Ran und lächelte. Das erste Mal so richtig. »Danke.«, sagte sie schließlich. Rans Herz machte einen Satz vor Freude. Die Mädchen waren glücklich und das war das wichtigste. Sie sah zur Tür. Dort angelehnt stand Baki mit verschränkten Armen und beobachtete Maze, wie sie das Plüschtier fast zu Tode kuschelte. Ein weiches, fast zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen. Ein ungewohnter Anblick. Das Lächeln hatte Ran nur selten gesehen. Aber auch Kitai und Yashamaru sahen zufrieden aus mit ihrer Arbeit und vor allem mit der Entscheidung, den beiden Mädchen zu helfen und ein neues Zuhause zu geben. Maze war überglücklich und auch Kae spürte so langsam, wie endlich ein Anflug von Entspannung in ihr zu spüren war. Das hier war das Richtige. Es wird zu ihrer neuen Heimat. Zu ihrer neuen Familie. Da war sie sich nun sicher. Ihr Herz pochte ihr wieder bis zum Hals. Aber nicht aus Angst wie sonst, sondern aus Vorfreude auf das, was sie hier noch alles erleben werde.

Hey ^^ Da ich morgen Geburtstag habe, kommt heute schon das neue Kapitel.

Viel Spaß damit! ^^

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Seit ihrem ersten Tag in Rans Haus war fast ein Monat vergangen. Yashamaru hatte die Mädchen zwar schon in die Akademie eingeschrieben, allerdings wurde in Absprache mit den Lehrern besprochen, dass sie zuerst im Alltag ankommen sollten, bevor sie die Akademie besuchten. Kae und Maze machten sich gut. Sie hatten viel gelernt in der Zeit und auch die Erwachsenen hatten viel über die beiden kennenlernen dürfen. Zum Beispiel konnten die beiden schon sehr gut lesen, schreiben und auch rechnen. Was Ran sehr erleichterte. Das machte ihnen der Einstieg in die Akademie natürlich deutlich leichter. Die Schwestern brachten sich viel in den Alltag ein. Sie halfen ihr viel im Laden und übernahmen einige Hausarbeiten. Dabei wuchsen die beiden, zusammen mit Ran, zu einem richtig guten Team zusammen. Kitai sah jeden Tag vorbei. Ob aus Langweile oder nur, um zu schauen, ob es allen gut ging. Vor allem um Maze kümmerte er sich viel. Er war genau der richtige Ansprechpartner für sie, da er sehr gut auf ihre aufgedrehte Art eingehen und mit ihr spielen konnte. Während Ran sich viel um Kae kümmerte, und immer mehr Vertrauen von ihrer Seite aus genießen konnte. Auch Baki kam täglich vorbei. Kitai war sich zwar sehr sicher, dass er es vor allem wegen Ran tat, um hauptsächlich mehr vor Ort zu sein als Yashamaru. Allerdings Beschäftigte er sich tatsächlich auch mit den Kindern. Er hatte sie schon einmal mit auf den kleinen Markt genommen und auch mit ihnen eine Basis-Trainingseinheit absolviert, wo er von ihren Leistungen begeistert war. Er entwickelte sich zu einem griesgrämigen, aber auch sehr herzlichen Onkel für die Schwestern. Sie selbst fühlten sich von Tag zu Tag wohler. Gerade Maze hatte sich schnell eingewöhnt und war glücklich. Und das war das, was auch Kae wichtig war. Ihre Schwester glücklich und wohl behütet zu sehen. Aber sie musste zugeben, dass auch sie sich immer wohler fühlte und sehr dankbar um ihr neues Leben war. Sie sprach mit ihrer Schwester nur sehr selten über ihr eigentliches Zuhause. Nachts, wenn es ganz Still war, erinnerten sie sich an ihren Vater und hofften, dass es ihm gut ging. Das Yureigan setzte Kae nicht mehr ein. Und sie vermisste es auch nicht. Sie spürte die Präsenz der Geister auch ohne das Yureigan. Aber sie wollte es von sich abstreifen. Ihre neue Identität war ihr Leben. Und da gehörte das Yureigan nicht mehr dazu. Es war ein früher Vormittag, als Kae und Maze gerade ihre Aufgabe, neue Ware in die Regale zu räumen, erledigt hatten. Zufrieden liefen die Schwestern zu Ran, die gerade einige Kunden abkassierte. Sie stellten sich zu ihr hinter die Theke und warteten, dass sie kurz Zeit hatte, um mit ihnen zu reden. »Zwei nette Mädchen.«, sagte eine alte Frau, als sie ihren Einkauf in einen Beutel räumte und zu den Schwestern sah. »Sie sind bestimmt ganz stolz auf die beiden. Sie haben sich so gut gemacht.« Ran drehte sich zu den beiden und lächelte. »Oh ja. Ich bin sehr stolz auf die beiden.« Maze grinste von einem Ohr zu anderen und um Kaes Herz legte sich ein warmer Schleier nach den Worten. Ran beeilte sich, denn sie merkte, dass die Kinder etwas von ihr wollten. Nach dem aktuell letzten Kunden drehte sie sich zu ihnen. »Was ist denn?«, fragte sie neugierig, lehnte sich zu den Kindern herunter und stützte sich mit ihren Händen auf ihren Knien ab. »Wir wollten fragen«, begann Kae. »Ob wir vielleicht draußen etwas durch die Straßen laufen dürfen.« Ran überlegte kurz. »Ich kann hier gerade noch nicht raus. Ihr müsstet dann alleine gehen.« »Das schaffen wir.«, rief Maze sofort und Kae nickte eifrig. »Wir passen gut auf.« Ran musterte die beiden und lächelte. »Verlauft euch nicht, hört ihr?« Die Mädchen schüttelten den Kopf. »Ihr seit spätestens zurück - kurz bevor die Sonne untergeht, okay?« Ein weiteres eifriges Nicken folgte. »Na dann«, Ran richtete sich wieder auf. »wünsche ich euch ganz viel Spaß.« Maze jubelte und umarmte Ran ganz feste zum Abschied. Die junge Frau drückte das Mädchen fest an sich und ließ auch gleich wieder locker. Kae hingegen nickte Ran nur kurz zu und lächelte dabei. Dann verließ sie mit Maze den Laden. Ran seufzte zufrieden und sah ihnen noch eine Weile hinterher, bis ein neuer Kunde ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Maze und Kae schlenderten eine Weile durch die Straßen von Sunagakure, ohne ein wirkliches Ziel zu haben. Sie beobachteten die vielen verschiedenen Menschen, den Trubel, den sie verursachten und lauschten der Musik, die von irgendwo her durch das Dorf schallte. Zwischendurch grüßte man sie, wenn erkannt wurde, dass sie die Waisenkinder aus Rans Laden waren. So waren sie mittlerweile bekannt im Dorf. Nach einer Weile hörten sie die Stimme eines Mädchens: »Versuchs nochmal! Baki hat gesagt, so schwer ist das nicht!« »Ich versuchs ja schon!«, kam noch die Stimme eines Jungen hinzu. Baki? Die Schwestern wurden hellhörig und folgten den Stimmen. Sie traten aus einer Gasse heraus und sahen vor sich einen kleinen Platz, den sie auch schon mal mit Baki als Trainingsplatz verwendet hatten. Dort hielten sich drei Kinder auf. Im Sand saß ein Junge, der mit einem Eimer und einer Schippe im Sand spielte. Zwei Schritte von ihm entfernt standen ein weiterer Junge und ein Mädchen. Dessen Stimmen hatten sie wohl gehört. Die Schwestern blieben stehen und sahen hinüber. »Du musst mir nur mit deinen Chakrafäden die Füße wegreißen. So, dass ich hinfalle.«, erklärte das Mädchen und zeigte auf ihre Füße. »Weiß ich.«, grummelte der Junge vor ihr und bewegte seine Finger, als würde er sie aufwärmen wollen. Dann zog er die Augenbrauen zusammen, verkrampfte seine Finger und zog. Doch anstatt dass das Mädchen hinfiel, riss er sich selbst um und fiel auf den Hintern. »Ich soll hinfallen. Nicht du!«, rief das Mädchen tadelnd und verschränkte die Arme. »Ach!«, der Junge stand auf, seufzte genervt und klopfte sich den Staub aus der Hose. »Ich weiß nicht, was ich falsch mache.«, gab er zu. »Ich versuche es genauso zu machen, wie Baki es gezeigt hat. Aber ich schaff es irgendwie nicht.« »Dein Stand ist zu unsicher.« Erschrocken zuckten das Mädchen und der Junge zusammen, als zwei fremde Mädchen plötzlich bei ihnen standen. »Man, was schleicht ihr euch denn einfach so an?«, rief das tadelnde Mädchen. Der Junge mit dem Eimer und der Schippe schaute interessiert hoch und sah in das Gesicht des kleineren fremden Mädchens, die ihn angrinste. »Hi.«, sagte Maze und hob zur Begrüßung die Hand. »Hallo.«, grüßte er verwundert zurück und hob ebenfalls die Hand, ohne die Schippe loszulassen. Maze wandte sich dann wieder ihrer Schwester zu. »Was meinst du damit? Das mein Stand falsch ist?«, fragte nun der Junge, den Kae angesprochen hatte. Diese sah auf seine Füße, als sie anfing zu erklären. »Du stehst zu locker. Auch wenn es kein direkter Angriff mit dem Körper ist, sollte dein Stand so sein, als wäre er einer. So.«, sie stellte ihr rechts Bein etwas nach vorne und das linke zurück, um einen stabileren Stand zu haben. »So kannst du dich besser auf deine Chakrafäden kontentrieren. Durch deinen unsicheren Stand, verlierst du zu schnell den Halt und deine Fäden erreichen dein Ziel erst gar nicht. Du bist allerdings schon darauf eingestellt, dass du gleich Kraft brauchst, um dein Ziel zu Boden zu bringen, fällst dann aber selbst hin, da du zu deinem Ziel gar keinen Kontakt hast.« Mit einer schnellen und fast unscheinbaren Bewegung schnippste Kae ihre Finger und riss mit ihren Chakrafäden das fremde Mädchen zu boden. Mit einem lauten »Uff!« Fiel das Mädchen zu Boden. »Und du selbst kommst nicht mal ins Wanken, weil dein eigener Stand stabil ist.«, erklärte Kae zu Ende und richtete sich wieder normal auf. Sie sah den Jungen an, der sie mit offenem Mund anstarrte und die Augenbrauen zusammen zog. »Du kannst die Kunst des Marionettenspielers?«, fragte er verwundert. »Ein bisschen.« Antwortete Kae und beobachtete, wie das Mädchen am Boden sich wieder aufrichtete. »Man, warum bin ich immer das Versuchskaninchen?«, grummelte sie und strich sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht. »Na, dann Bruderherz, versuch es mal so, wie die Fremde sagt.« Der Junge nickte, ging in den stabileren Stand und eine Sekunde später lag seine Schwester wieder auf dem Boden. Seine Augen weiteten sich erstaunt. »Das ist ja krass.«, sagte er. »Das war plötzlich super einfach. Danke.«, er sah zu Kae, die kurz nickte und verlegen seinem Blick auswich. »Wer seit ihr denn? Hab euch noch nie gesehen.«, fragte das blonde Mädchen und musterte Kae und Maze aufmerksam. »Ich bin Maze«, stellte sich die Jüngere der beiden sofort vor. Sie hatte sich schon lang genug zurückgehalten. »Und ich bin Kae. Das ist meine kleine Schwester.«, stellte sich nun auch Kae vor und sah, wie das ihr fremde Mädchen grinste. »Ah«, gab sie von sich. »Kleine Geschwister sind schrecklich oder?« Maze kniff die Augen zusammen, sowie auch der Bruder des Mädchens. »Regt euch ab. Das war nur ein Spaß. Ich bin Temari.«, stellte sie sich vor. »Kankuro.«, tat ihr Bruder es ihr kurz und knapp gleich. Maze schaute zu den Jungen mit der Schippe. »Und du?«, fragte sie. Der Junge zuckte kurz erschrocken zusammen, als er bemerkte, dass er gemeint war. »Ich?« »Ja du. Wie heißt du?« »Gaara?«, antwortete der Junge verwirrt, wodurch seine Antwort eher einer Frage glich. Maze sah fragend zu Temari. Diese schüttelte den Kopf, lächelte aber dabei. »Ja, dass ist sein Name. Sagt mal,«, kam es Temari gerade in den Sinn. »Seit ihr die Waisenkinder die bei Ran wohnen? Alle sprechen seit Tagen davon.« Kae nickte. »Ah.« »Ach, wen haben wir denn da?« Die Kinder sahen alle zu der Richtung, aus der die vertraute Stimme kam. Es war Baki, der entspannt auf sie zu schlenderte. Eine Hand in der Tasche und in der anderen ein Stück frisches Fladenbrot. »Da haben sich ja genau die Richtigen getroffen.«, sagte er, als er bei den Kindern ankam und sie alle nacheinander ansah. Sein Blick blieb an Temari hängen. »Hat er es geschafft?« »Ja«, sie nickte. »Nachdem Kae es ihm erklärt hatte.« Verwundert sah Baki zu ihr. Sie lächelte verlegen und wich immer wieder kurz seinem Blick aus. In diesem Moment erinnerte sich Baki an Yashamarus Worte zurück. Das der Ryu-Clan der Ursprung des Kugutsu-No-Jutsu war. Kein Wunder das Kae etwas davon konnte. Er musste dringend mehr über ihre Fähigkeiten erfahren. Er nahm den letzten Bissen seines Brotes und klatschte dann einmal in die Hände. »Alles klar. Wie wäre es denn dann mit einer kleinen Trainingseinheit mit euch allen?« »Ich nicht.«, rief Maze und schüttelte übertrieben den Kopf. »Habe heute schon genug gearbeitet.« Mit einem Satz ließ sie sich vor Gaara auf die Knie fallen, der sie erschrocken anstarrte, als wäre sie ein Wesen aus einem Märchen. »Darf ich mit spielen?«, fragte Maze schließlich. Gaara nickte langsam, lächelte aber dann, als er begriff, was gerade passierte. Baki beobachtete die Situation skeptisch – dachte sich dann aber: Warum eigentlich nicht? Ich lasse sie machen. Dann wandte er sich wieder an die restlichen Kinder. »Gut, ich denke ihr drei seit würdige Trainingspartner untereinander. Dann wollen wir mal.« Baki war in diesem Moment noch nicht bewusst, was für Auswirkungen dieses Treffen der Kinder auf sie und auch für ihn für die Zukunft hatte. In diesem Moment sah er fünf besondere Kinder vor sich, die er nun offiziell in seinem Kopf und in seinem Herzen in Obhut genommen hatte. Woher diese Gefühle plötzlich kamen, konnte er sich selbst nicht beantworten. Aber er selbst fühlte sich auch dabei stärker und sicherer. Mehr denn je.

Einige Zeit blieben alle zusammen auf den Platz und trainierten. Baki beobachtete die außergewöhnliche Dynamik zwischen den Kindern. Kae zeigte sehr gutes Grundwissen in der Kunst des Puppenspielens und lernte schnell. Kankuro und sie ergänzten sich perfekt. Sie war überlegt und ruhig – übernahm die Strategien, während Kankuro mit seinem Talent und Geschick das Ganze abrundete. Zusammen brachten sie selbst Temari zum Schwitzen. Diese hatte allerdings nach langer Zeit, auch mal wieder Spaß am Training. Maze und Gaara spielten währenddessen ausgelassen im Sand. Baki hatte Gaara schon lange nicht mehr so entspannt gesehen. Es tat ihm offensichtlich gut, von Maze so akzeptiert zu werden, wie er war. Außerdem brauchte er jemanden, der auf ihn zu ging, um sich zu öffnen. Und da war Maze genau die Richtige für. »Kae, wann müsst ihr nach Hause?«, fragte Baki schließlich, nachdem sie, Kankuro und Temari erschöpft aber zufrieden auf dem Boden saßen. Kae sah zu ihm auf und antwortete: »Wenn die Sonne untergeht.« »Schon?«, fragte Temari enttäuscht und sah zu Baki, als würde sie sich von seiner Seite aus einen Zeitaufschub wünschen. »Ihr müsst auch zu der Zeit nach Hause.«, gab dieser darauf zurück und sah kurz zum Himmel hinauf. »Aber viel Zeit ist nicht mehr - da hast du recht.« Er sah wieder zu den Kindern. »Wie wärs, wenn wir das Training für heute beenden? Ihr habt noch eine halbe Stunde Zeit, dann können wir meinetwegen zusammen die Mädchen nach Hause bringen. Und ihr könnt jetzt noch – was weiß ich – quatschen, spielen, keine Ahnung. Was ihr Kinder halt so macht.« Das ließen sich die drei nicht nochmal sagen. Baki setzte sich auf eine Mauer – ein paar Meter entfernt und beobachtete das Treiben mit verschränkten Armen und Beinen. Er trainierte die Kinder des Kazekages noch nicht sehr lange. Aber kennen, tat er sie schon eine Weile. Und das, was er gerade beobachtete, war für ihn ein ungewohnter Anblick. Er sah einfach Kinder, die miteinander redeten, spielten und lachten. Ja, er sah sie lachen. Selbst Gaara und Kae, wo er sich gar nicht sicher gewesen war, ob sie überhaupt wussten, wie das ging. Er war glücklich darüber. Das waren ein Haufen Kinder, die jeweils ein ziemlich schweres Päckchen zu tragen hatten und keiner von ihnen hatte bis jetzt das Glück eine einigermaßen unbeschwerte Kindheit erlebt zu haben. Aber vielleicht war genau das jetzt die Aufgabe von ihm, Ran, Kitai und Yashamaru den fünf genau das zu geben. Vielleicht war es das Schicksal, dass sie alle zusammengeführt hatte. Vielleicht. Für ein besseres Leben. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er spürte, dass genau das ihm gefehlt hatte. Eine Aufgabe im Leben, die ihm wichtig war. Und diese Aufgabe hatte ihn gefunden. Pünktlich nach einer halben Stunde rief er die Kinder zu sich. Nach kurzen Protesten kamen sie aber dann doch zu ihm. »Wir bringen zuerst Kae und Maze nach Hause und dann bringe ich euch nach Hause. Ich muss schließlich noc vor eurem Vater Rechenschaft ablegen, was ich mit euch gemacht habe.« »Lügst du dann wieder?«, fragte Temari neckisch. Baki antwortete mit fast zu ernster Miene. »Niemals. Das würde ich niemals machen.« Temari und Kankuro schauten sich kurz an. Sie wussten es besser. Würden aber auch nichts sagen. Sie wussten, dass ihr Vater sehr viel von ihnen erwartete, aber Baki sie bei Weitem nicht so drillte, wie es verlangt wurde. Die Gruppe machte sich dann gemeinsam auf dem Weg. Die Kinder liefen vor Baki und er beobachtete sie weiter. Er war erstaunt darüber, wie schnell sich zwischen allen wie eine Beziehung aufgebaut hatte. Kinder waren so unkompliziert zueinander. Da könnten sich die Erwachsenen mal eine Scheibe von Abschneiden, dachte er. Er beobachtete, wie Temari sich bemühte, die Gruppe zusammenzuhalten. Sie redete in einer Tour und gab sich sicher und autoritär. Wie es für eine Anführerin und großen Schwester gerecht war. Kankuro beobachtete Temaris treiben skeptisch, ließ sie aber gewähren. Vorerst. Mit einem inneren Kopfschütteln. Ansonsten verhielt er sich relativ ruhig und blieb in Kaes Nähe, die ebenfalls auffällig in seiner Reichweite blieb. Maze bemerkte dies ebenfalls. Immer mal wieder sah sie zu den beiden rüber und verzog kurz die Augenbrauen, bis Gaara wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Er war mutiger geworden. Immer mal wieder zupfte er an Mazes Ärmel und stellte ihr irgendeine Frage oder teilte ihr irgendwas Belangloses mit, nur um mit ihr zu sprechen. Das störte Maze allerdings nicht. Sie schien gefallen an ihn zu finden und Gaara genoss die Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Kinder waren schon seltsam. So sprunghaft und extrem in ihrer Gefühlswelt, dachte Baki. Oder die Erwachsenen sind einfach nur noch abgestumpft. Als sie Rans Laden betraten, stand diese noch hinter ihrer Theke, die sie gerade sauber gewischt hatte und sich nun selbst die Hände abtrocknete. An der Theke angelehnt, stand Yashamaru, was Baki dazu verleitete kurz die Augenbrauen zusammen zu ziehen. Allerdings entspannte er sich recht schnell, als auch Kitai aus den Schatten der Regale hervortrat und sie freudig begrüßte. Das bedeutete, das Ran und Yashamaru nicht die ganze Zeit alleine gewesen waren. »Da seit ihr ja.«, rief Ran erfreut, als sie die Mädchen erblickte. »Und ihr bringt noch Besuch mit.« Temari quetschte sich an Baki und den Schwestern vorbei. »Hi!«, rief sie und entdeckte Yashamaru. »Oh, du bist auch hier.« Yashamaru nickte und lächelte. Kurz blieb sein Blick ein wenig länger als nötig an Gaara hängen, als alle den Laden betreten hatten. Dann sah er zu Baki. »Gutes Training gehabt?«, fragte er. Baki nickte und kratzte sich den Nacken. »Ja, sehr gut sogar. Die Mädchen haben uns auf dem kleinen Trainingsgelände durch Zufall gefunden. Wir haben dann kurze Hand zusammen trainiert. Sehr talentierte Kinder haben wir hier.« Kae, Temari und Kankuro grinsten stolz. Bakis Worte liefen ihnen runter wie Öl. »Außerdem haben Maze und Gaara nett zusammen gespielt.« Er deutete auf die beiden jüngsten Kinder. Sie sahen sich kurz grinsend an und nickten eifrig, um Bakis Worte zu unterstreichen. Yashamaru sah ihn daraufhin mit festen Blick an, als würde er sagen wollen: Meinst du, das ist so eine gute Idee? Baki hätte am liebsten die Augen verdreht, aber er konnte sich noch zusammen reißen. Stattdessen sagte er darauf, sehr eindringlich: »Es hat alles gute geklappt!« Yashamaru schien zwar weiterhin nicht überzeugt, sagte aber dann: »Ich mache mich jetzt auf dem Weg nach Hause. Ich kann die drei gerne direkt mitnehmen.« Baki zuckte mit den Schultern. »Von mir aus.« Nach kurzem Murren schon gehen zu müssen, verabschiedeten sich die Kinder voneinander und Yashamaru verließ den Laden, gefolgt von Gaara, Temari und Kankuro. Im Anschluss klatschte Ran einmal zufrieden in die Hände und rief dabei: »Dann ist es jetzt wohl Zeit für das Abendessen. Ich habe schon was vorgekocht, was nur noch warm gemacht werden muss. Möchtet ihr mit uns essen?«, sie sah erst zu Kitai und dann zu Baki, dem überrascht die Stimme wegbrach. Niemals hätte er damit gerechnet, dass Ran ihn bitten würde, zum Essen zu bleiben. »Es ist wirklich genug da.«, fügte sie hinzu. Baki sah ratlos zu Kitai, damit er zuerst antwortete. Dieser brauchte wenige Sekunden, bis er Begriff, was er tun sollte. »Oh, danke für die Einladung«, begann er und sah zu Ran. »Aber ich bin schon eingeladen und muss mich auch langsam auf den Weg machen. Beim nächsten Mal aber auf jeden Fall.« »Alles gut. Dann beim nächsten Mal.« Ran sah zu Baki. »Bleibst du?« »Äh...« War das eine gute Idee? Aber er ertappte sich selbst dabei, wie er sich über die Einladung freute. »Komm, bleib zum Essen!« Maze zupfte an dem Ärmel seines Oberteils und schaute ihn mit großen, freudigen Augen an, während Kae ihn ansah, als würde sie sagen wollen: Sag ja, du Idiot! Also holte er Luft und antwortete: »Ich... ich bleib... bei dir – äh! Nicht so! Ich meine hier. Hier... am Tisch... zum«, er atmete genervt von sich selbst aus und hätte sich am liebsten geohrfeigt. »Abendessen.«, seufzte er den Satz zu Ende. Kitai atmete scharf die Luft ein, hob seine Hand und rief schnell. »Super! Dann bin ich mal weg. Bis die Tage.« Als er an Baki vorbei lief, warf er ihn einen amüsiert und gleichzeitig verlegenen Blick zu, der auch ohne Worte deutlich sagte: Peinlich, Alter. Peinlich. Maze freute sich und Kae schüttelte grinsend den Kopf. Auch Ran lächelte und eine leichte Röte stieg ihren Wangen hinauf. Doch bevor es jemand merken konnte, rief sie schnell: »Dann gehe ich schon mal in die Küche. Kommt ruhig nach, wenn ihr soweit seid.« Und dann verschwand sie. Maze zupfte wieder an Bakis Ärmel, bis dieser sie ansah. »Heiratet ihr bald?«, fragte sie völlig unschuldig. Baki merkte, wie selbst er rot wurde, und zum Glück schaltete sich Kae mit ein. »Lass das. Das geht uns nichts an.« Sie grinste allerdings dabei. Auch sie wäre interessiert an einer Antwort gewesen. Maze ließ von Baki ab und seufzte enttäuscht. »Lasst uns in die Küche gehen.«, sagte dieser schnell, bevor sich noch eine peinliche Situation auftat. Die Kinder nickten und alle zusammen gesellten sich zu Ran in die Küche, die schon eifrig dabei war, dass Abendessen anzurichten. Maze und Kae waren kaum zu stoppen und redeten in einer Tour von ihrem Tag. Von dem Training, von ihren neu gewonnenen Freunden und was sie in Zukunft noch alles vor hatten. Baki und Ran hörten ihnen aufmerksam zu und auf beiden Gesichtern zeigte sich ein zufriedenes Lächeln. Die beiden Mädchen so ausgelassen und glücklich zu sehen, erwärmte ihre Herzen. Maze fragte Baki schließlich, was sie denn im nächsten Training tun könnte. Sie fingen zu dritt an zu philosophieren und hatten sichtlichen Spaß dabei. Ran beobachtete die Drei dabei, wie sie aßen und gemeinsam lachten. So ausgelassen war es schon lange nicht mehr, dachte sie. Vor allem Baki hatte sie noch nie so erlebt. Anscheinend hatte der harte Klotz doch ein weiches Herz hinter seiner Schale. Nachdem alle aufgegessen hatten, sagte Ran zu den Schwestern: »Ihr dürft schon in euer Zimmer gehen, wenn ihr möchtet. Wir räumen hier schon auf. Sonst schläft Maze dabei noch am Tisch ein.« »Hey!«, rief die Jüngere der Schwestern empört, gähnte aber im Anschluss herzhaft, so dass sie selbst drüber lachen musste. Kae stand auf und räumte ihren und Mazes Teller trotzdem selbst in die Spüle. In der Zwischenzeit war Maze aufgestanden und hatte Baki und Ran nacheinander fest umarmt und ihnen eine gute Nacht gewünscht. Als Kae sich von der Spüle zu Ran umdrehte, war diese auf ein Einfaches, aber liebevolles Gute Nacht gefasst. Doch Kae trat auf sie zu und umarmte sie ebenfalls. Ran war überrascht und wusste im ersten Moment nicht, was mit ihr geschah. Doch als sie es realisierte, legte sie sanft die Arme um das Mädchen und drückte sie leicht an sich. Das war eine ganz besondere Umarmung. Für beide. Ran spürte Kaes Herz gegen ihre Brust klopfen und ihr stiegen Freudentränen in die Augen, die sie nur schwer zurückhalten konnte. So blieben sie eine Weile, bis Kae die Umarmung löste. »Gute Nacht.«, sagte sie lächelnd und drehte sich um, um Maze in ihr Zimmer zu folgen. Beim Vorbeigehen klopfte sie Baki kurz auf den Oberarm und wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht. Als sie gegangen war, sagte Baki halb lachend: »Ich bin einer Umarmung nicht würdig.« »Noch nicht.«, entgegnete Ran. »Gib ihr Zeit. Nimm es nicht persönlich. Sie mag dich.«, sie griff nach Bakis Teller, um diesen und ihren abzuräumen. Baki nickte. »Hoffe ich mal.« Ran sah ihn an und er entgegnete ihren Blick. »Das mir sowas mal wichtig ist.« »Wollte ich gerade sagen. Die Welt wandelt sich.« Beide lachten und Ran stand auf, um die Teller in die Spüle zu bringen. »Ich finde das gut mit den Kindern.«, sagte sie. »Was?« »Das sie sich mit Rasas Kindern gut verstehen. Die drei brauchen das ebenso, wie Maze und Kae. Rasa schottet sie viel zu viel ab. In der Akademie haben sie es auch nicht leicht, hat Yashamaru erzählt.« Baki nickte. »Ja, als Kinder des Kazekages sind sie nicht sonderlich beliebt. Auch wenn man eigentlich das Gegenteil glauben würde. Aber Kinder können so grausam sein.« »Und Rasa weiß bestimmt nichts davon.« »Nein.« Ran lehnte sich mit den Rücken gegen einen Küchenschrank und verschränkte die Arme. »Sind ihm seine Kinder so egal?« Baki überlegte kurz und kaute an seinen Fingernägeln. »Auf der einen Seite nein. Aber auf der anderen Seite hat Karuras tot ihn sehr verändert. Ich denke er ist einfach überfordert mit allem. Und Gaara –« Baki stockte. »Was ist mit ihm?«, fragte Ran interessiert. »Naja, er ist... instabil. Sagen wir es mal so.« Ran nickte verständlich. »Ja, dass ist mir auch schon aufgefallen.«, sie machte eine kurze Pause, bis sie plötzlich grinste und sagte: »Da ist Maze ja genau die Richtige Partnerin für ihn.« Baki musste auch grinsen, als er sich zurückerinnerte, wie die beiden miteinander gespielt hatten. »Ja, das stimmt.« Eine kurze Zeit der Stille brach über die beiden hinein, bis Ran diese brach. Sie sah Baki direkt an und fragte: »Hast du das vermisst?« »Was?«, er sah sie an. Ran lächelte verlegen. »Das hier. Das wir zusammen zu Abend essen.« »Du denn?«, stellte er die Frage zurück, doch Ran hob ermahnend den Finger. »Ich habe die Frage zuerst gestellt.« Baki suchte kurz nach den richtigen Worten. Aber viel Auswahl gab es da nicht. »Ja, hab ich.«, sagte er direkt und stellte sofort wieder die Gegenfrage: »Und du?« »Ja, ich auch.« Sie drehte sich schnell um zur Spüle, um ihre Schamröte zu verstecken und begann Wasser hineinlaufen zu lassen. »Warte. Ich helfe dir.«, rief Baki und räumte das restliche Geschirr zusammen und gesellte sich zu ihr an die Spüle und beide begannen mit der lästigen Arbeit. Sie schwiegen dabei. Und auch wenn sie nur das dreckige Geschirr spülten, genossen sie diese Zeit. Nach kurzer Zeit waren sie fertig und Baki trocknete sich die Hände ab, während Ran sich streckte und sagte: »Ich werde mich dann mal hinlegen. War ein langer Tag.« Baki nickte, warf das Handtuch auf den Küchentresen und folgte Ran in den Flur, sie stand schon auf den ersten Stufen der Treppe nach oben, als Baki auf die Haustür zeigte und leise sagte: »Ähm... dann werde ich wohl dann-« »Ich habe dich nicht raus geworfen.«, unterbrach sie ihn und sah ihn mit einem verschmitzten Lächeln über die Schulter an. Dann lief sie, ohne ihn noch einmal anzusehen, die Treppe hinauf und verschwand in den oberen Flur in Richtung ihres Schlafzimmers. Baki stand noch unten, wie bestellt und nicht abgeholt. Wie sollte er das jetzt deuten? Hatte er richtig verstanden? Er wollte nicht wieder irgendwas Dämliches machen. Aber was sollte er jetzt tun? Plötzlich erschien Rans Gesicht wieder im Halbdunkeln oben an der Treppe und sie sagte leise, um die Kinder nicht zu wecken. »Komm rauf, du Idiot!« Okay, dann hab ich es doch richtig verstanden. Dachte er und folgte Ran schließlich. Als er die Treppe hinauf ging, spürte er dieses bekannte Kribbeln im Bauch, was er früher schon immer gespürt hatte, wenn er Ran sah und als sie schließlich auch ein Paar waren. Er merkte, wie sehr er sie vermisst hatte.

Autorennotiz

Hey,
willkommen zu "Die Schwestern aus der Wüste" - die Vorgeschichte zu meiner FanFiktion-Reihe rund um den Ryu-Clan. Diese Geschichte erzählt die Vergangenheit der Ryu-Schwestern - einige Jahre vor den Ereignissen in Naruto-Classic. Dies ist eine überarbeitete Version meiner vorherigen - nun gelöschten - Geschichte. Die Geschichte wurde vollständig neu geschrieben, da mir die ursprüngliche Version nicht gefallen hat.
Die FanFiktion ist nun komplett abgeschlossen. Jeden Freitag wird ein neues Kapitel hochgeladen.

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und danke jedem, der sich die Zeit nimmt in diese FanFiktion einzutauchen.
Feedback, Theorien und Gedanken sind immer willkommen! :)

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Autor

Micahs Profilbild Micah

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Kapitel: 8
Sätze: 2.561
Wörter: 23.303
Zeichen: 133.197

Kurzbeschreibung

Sie teilen Blut, Erinnerungen - und ein Gehemnis. Gejagd suchen zwei Schwestern Zuflucht in Sunagakure. Kinder eines vergessenen Clans, zwsichen Intrigen und alten Geistern suchen sie einen Platz, an dem sie bleiben dürfen. Doch je mehr sie sich heimisch fühlen, desto näher rückt das, was sie einst flüchten ließ.