Tobirama konnte immer noch nicht glauben, dass er sich von Hashirama dazu hatte breitschlagen lassen. Er, der Anführer der Anbu, und seine rechte Hand, Izuna, sollten zwei der ersten Geninteams führen, die von der Akademie abgingen? Seit wann hatte sich Hashirama in den Kopf gesetzt, dass Tobirama ein guter Umgang für Kinder sei? Und von Izuna sprach er da gar nicht erst. Doch Hashirama hatte nichts davon wissen wollen und ihnen die Kinder förmlich in die Arme geschoben. Izuna war begeistert gewesen von der Sache, dass aber auch Madara das für eine gute Idee hielt, war sehr fragwürdig.
Tobirama war Opfer des Systems geworden, das er selbst erfunden hatte.
Jetzt stand er also in Hashiramas und Madaras Büro, an seiner Seite Izuna und vor ihnen diese sechs kleinen, blutjungen Genin, frisch von der Akademie und Feuer und Flamme, ihre erste Mission zu erfüllen.
»Katzen?«, blaffte Tobirama seinen Bruder an. »Willst du mich verarschen, anija? Wir sollen Katzen einsammeln?!«
Hashirama saß unbekümmert hinter seinem Schreibtisch, den Hut neben sich, und nickte. Seinem strahlenden Lächeln zufolge hielt er das wirklich für eine gute Idee. Tobirama wollte ihn erwürgen.
»Sehr, nun, wilde Katzen«, betonte Madara nonchalant. »Hört man. Ganz besonders kratzbürstig, gerade für Hauskatzen. Da kann man nicht jeden heranlassen.«
»Ich kann mich selbst für blöd verkaufen, Uchiha«, knurrte Tobirama missmutig.
»Ist doch scheißegal, Senju«, knurrte Madara zurück. »Der Job ist bezahlt und irgendwer muss ja die Drecksarbeit machen. Für die Frischlinge ist die Arbeit gerade gut genug, das kriegen die hin.«
»Hey, Tobi-chan, sieh es positiv«, meldete sich Izuna zu Wort. »Wir können Katzen knuddeln und werden dafür auch noch bezahlt.«
Tobirama warf ihm einen langen Seitenblick zu. Warum noch mal hatte er diesen Kerl geheiratet? Gerade zweifelte er seine Entscheidung an.
»Ich erinnere dich daran, dass das hier alles deine Idee gewesen war«, warf Hashirama scheinheilig ein. »Du hast dich wirklich selbst damit übertroffen. Persönlich denke ich, dass kaum jemand besser geeignet ist als du, um die nächste Generation auf ihr Leben als Shinobi vorzubereiten.«
Tobirama liebte seinen Bruder wirklich sehr. Aber manchmal, da überkam ihm doch das Bedürfnis, ihn ein paarmal kräftig zu schütteln. Gerade war wieder einmal so ein Moment.
»Also ich seh immer noch nicht dein Problem«, sagte Izuna. »Für mich sieht das noch immer nach einer sehr dankbaren und vor allem angenehmen Aufgabe aus. Wir hatten schon ein ganz anderes Kaliber auf dem Tisch.«
»Es kommt selten vor, dass ich meinem Bruder Recht geben, aber …« Madara hatte sich indes von seinem üblichen Platz auf der Fensterbank wegbewegt und lehnte sich auf Hashiramas Schulter. Ungeachtet des Faktes, dass sie beide sich das Amt des Hokage teilten, hatte er sich noch nie darum geschert, sich auch irgendwie angemessen zu repräsentieren. In der überwältigenden Mehrzahl der Fälle war es Hashirama, der tatsächlich hinter dem Schreibtisch saß und das Amt angemessen repräsentierte, das er bekleidete.
»Hey, selbst Big Bro gibt mir Recht«, sagte Izuna. »Das will was heißen. Also wenn du‘s nicht machst, nehm ich meine Genin und geh allein. Nicht wahr, Kagami? Wir Uchiha wissen, was unsere Pflichten sind.«
Kagami nickte eifrig.
Tobirama fragte sich immer noch, ob es so gut war, Kagami in Izunas Team zu stecken. Aber Hikaku, Kagamis Vater, hatte extra darum gebeten. Wahrscheinlich eine Schnapsidee, als er mit Izuna mal wieder einen über den Durst getrunken hatte. Wieso Tōka dem allerdings zugestimmt hatte, begriff Tobirama nicht.
Izuna hatte außerdem noch Torifu und Danzō im Team. Hashirama hatte es für eine gute Idee gehalten, Tobiramas Team Koharu, Homura und Hiruzen zuzuteilen. Wenigstens hatten sie keinen allzu ungeschickten Eindruck gemacht, als sie sich vorgestellt hatten. Vielleicht doch etwas, mit dem Tobirama arbeiten konnte. Er hielt die ganze Sache dennoch noch immer für keine allzu weise Entscheidung. Das tat er allerdings selten, wenn er die Entscheidung nicht selbst getroffen hatte.
»Fein. Meinethalben«, gab er sich dann doch geschlagen.
»Hervorragend!«, rief Hashirama begeistert aus.
»Halt die Klappe, anija.«
Hashirama ließ den Kopf hängen.
Izuna ergriff Tobiramas Hand. »Na los, komm. Ich bin sicher, du wirst Nekobaa lieben.«
»Ja, ja. Was auch immer«, grummelte Tobirama und ließ es zu, dass Izuna ihn aus dem Raum zerrte. Ihre Genin folgten ihnen.
Nekobaa war ein Phänomen. Niemand wusste so wirklich, wer sie eigentlich war, nicht einmal die Uchiha, in deren Gefolge sie damals bei der Dorfgründung erschienen war. Sie war einfach irgendwie mitgekommen und dann geblieben. Jeder im Dorf kannte sie als die verschrobene alte Dame mit den unzähligen Katzen. Tobirama hatte noch nie etwas mit ihr zu schaffen gehabt und hatte eigentlich auch nicht geplant, etwas daran zu ändern. Wie so oft im Leben kamen die Dinge jedoch anders.
»Izuna-sensei, stimmt es eigentlich, dass Nekobaa eine nekomata ist?«, wollte Kagami auf ihrem Weg wissen. Von den sechs Genin war er der einzige, der sich nicht den beiden Erwachsenen gegenüber benahm, als habe er einen Stock verschluckt. Das lag aber womöglich daran, dass seine Eltern schon seit vielen Jahren mit Tobiramas Familie befreundet waren, und Kagami daher irgendwie auch Teil der Familie war.
Izuna zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht. Sie war halt schon immer da, so lange ich mich erinnern kann. Oh, aber weißt du was? Zusatzmission. Lass es uns herausfinden!«
Tobirama seufzte. »Gib dem Jungen doch keine Ideen.«
Sein Einwand ging jedoch in Kagamis begeisterter Zustimmung unter.
Hiruzen musterte Kagami skeptisch und sah dann zu Tobirama auf. »Warum sollte denn Nekobaa-san eine nekomata sein? Ich dachte, die gibt‘s nur in Märchen?«
Tobirama mahnte sich zur Geduld. »Izuna erzählt Blödsinn, hört nicht auf ihn.«
»Das ist kein Blödsinn«, protestierte Izuna. »Ich finde, wir sollten dem wirklich auf den Grund gehen. Das ist doch eine interessante Frage, ein großes Mysterium, das wir lüften können. Je länger ich darüber nachdenke, umso plausibler erscheint es mir, dass mit Nekobaa nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Allein schon der Fakt, dass sie immer schon, so lange ich denken kann, eine alte Frau ist. Und dann der Umstand, dass all diese Katzen förmlich von ihr angezogen werden.«
»Was ist überhaupt eine nekomata?«, wollte Torifu wissen.
»Nekomata sind Katzendämonen«, dozierte Koharu. »Sie gehören zur Klasse der yōkai und treten in Gestalt zweischwänziger Katzen auf. Sie entwickeln sich aus gewöhnlichen Hauskatzen, können auf zwei Beinen laufen und manche können sogar menschliche Gestalt annehmen. Üblicherweise sind sie bösartig und darauf aus, Menschen zu schaden. Über ihre Größe gibt es unterschiedliche Berichte. Manche sagen, sie werden kaum größer als normale Katzen, andere wiederum berichten von wildschweingroßen nekomata, die mühelos einen Menschen töten können.«
Torifu sah sie mit großen Augen an. »So ein gefährliches Wesen lebt bei uns im Dorf?«
Tobirama atmete tief ein und lang wieder aus, zählte stumm bis zehn und knurrte dann in einer hoffentlich nicht allzu genervten Tonlage: »Nekobaa ist natürlich keine nekomata. Glaubt nicht jeden Mist, den Izuna euch auftischt.«
»Aber weißt du es mit Sicherheit?«, hielt Izuna dagegen. »Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein paar seltsame Sachen bei ihr vor sich gehen. Weißt du was, ich gebe dir sogar recht, dass Katzen einzufangen wirklich Idiotenarbeit ist und nicht einmal Genin frisch von der Akademie aufgebrummt werden sollte. Warum also nicht eine richtige Erkundungsmission daraus machen und herausfinden, was es mit der Katzenoma wirklich auf sich hat?«
Tobirama hatte das dringende Bedürfnis, irgendetwas unter Wasser zu setzen, bevorzugt Izuna. »Das ist kindisch.«
»Nein, es ist ein richtiger Ninjaauftrag und sinnvolle Beschäftigung. Unsere Genin haben was richtiges verdient und nicht den Kram, den sich dein Bruder ausdenkt.«
»Ach? Ist das so? Vorhin klang das noch ganz anders.«
»Ich finde außerdem, dass es sich immer lohnt, eine Ausrede zu haben, um Katzen zu knuddeln.«
Tobirama stellte sich vor, wie es wäre, Izuna bis auf die Knochen zu durchnässen. Dann ging es wieder.
Indes hatten sie Nekobaas Wohnung erreicht. Bevor Tobirama irgendwelche Einwände erheben konnte, betätigte Izuna die Klingel und wartete dann.
Nekobaa bewohnte eine kleine Mietwohnung in einem der moderneren Viertel Konohas. Im Erdgeschoss unterhielt sie einen kleinen Vorratsladen, der besonders bei den Uchiha beliebt war. Wahrscheinlich aus reiner Gewohnheit, weil die Waren, die sie verkaufte, keine herausragenden Merkmale hatten. Während sie vor der Tür warteten, schlichen bereits zwei Katzen heran. Eine von ihnen beäugte die Fremden misstrauisch, während die andere ohne zu zögern von ihrem sonnigen Platz auf einer Fensterbank herabsprang und ihnen um die Beine schlich. Sie machte einen großen Bogen um Tobirama und warf sich dann vor Hiruzen auf den Boden, um sich von ihm den Bauch kraulen zu lassen. Verräterisches Vieh.
Die Tür wurde geöffnet und zum Vorschein kam eine kleine alte Frau mit einer enormen Haarmähne, die kaum durch die Tür passte. Begleitet wurde sie vom Miauen weiterer Katzen. Sie waren wirklich überall. Tobirama entging auch nicht Nekobaas schwarz bemalte Nase und die Katzenohren, die sie auf dem Kopf trug.
»Oh, Senju-san, Uchiha-san, schön Sie zu sehen«, begrüßte sie sie. »Oder muss ich Uchiha-san und Uchiha-san sagen? Senju-san und Senju-san? Sie müssen entschuldigen, ich hab da noch nicht so wirklich darüber nachgedacht.«
Tobirama kam zu der Erkenntnis, dass er in der Vergangenheit vielleicht doch einige Entscheidungen getroffen hatte, die gegenwärtig vielleicht noch einmal zu überdenken waren. Leider konnte er sie jetzt nicht mehr ändern.
»Oh, kein Problem«, sagte Izuna leichthin. »Uchiha und Senju ist es. Allerdings bist du doch ohnehin schon ein halber Uchiha, Tobi-chan, nicht wahr?«
»Hör auf, mich so zu nennen«, grummelte Tobirama. »Und strapaziere nicht meine Geduld über die Gebühr. Wir sind immer noch auf einer Mission.«
»Oh ja, stimmt ja. Die Sache. Kommen Sie doch herein«, lud Nekobaa sie ein. »Kinder, mögt ihr Schokokuchen?«
Hiruzen gab sich Mühe, einen möglichst professionellen Eindruck zu machen. »Wie Tobirama-sensei sagte, sind wir auf einer Mission.«
»Ach, papperlapapp. Für Kuchen ist immer Zeit.« Nekobaa duldete keine Widerworte und scheuchte sie alle in die Wohnung.
Tobirama zählte mindestens ein halbes Dutzend Katzen und wer wusste, ob hier nicht vielleicht noch mehr regelmäßig ein und aus gingen. Vorsichtig wich er dem Katzenspielzeug aus, das am Boden lag. Eine jünger wirkende Katze scherte sich nicht einmal um die Menschen und spiele enthusiastisch weiter mit einer kleinen Plüschmaus, in die sie ihre Zähne versenkt hatte. Tobirama machte einen Schritt über sie hinweg und war froh, dass die Katze nicht spontan entschied, dass sein Bein ein besseres Spielzeug abgab.
Oma Nekobaa verfrachtete sie alle ins Wohnzimmer und hieß sie dort auf sie zu warten. Tobirama und Izuna fanden Platz auf dem kleinen Sofa, ihre Genin setzten sich auf den Boden. Izuna hatte sich bereits eine Katze geschnappt und war eifrig dabei sie zu streicheln. Das Tier lag schnurrend auf seinem Schoß und schmiegte sein Köpfchen in Izunas Hand, während es gleichzeitig Tobirama betrachtete, als würde es planen, ihn umzubringen.
Nekobaa rumpelte in der Küche und kam wenige Minuten später mit einem Tablett wieder. Darauf standen mehrere Teller mit Kuchen, Tee und Tassen, die sie nun an ihre Gäste verteilte. Tobiramas Protest, dass er nichts wollte, wurde übergangen. Izuna klaute sich kurzerhand ein Stück seines Kuchens. Ihre Genin bedankten sich artig bei Nekobaa.
Die alte Frau stellte das Tablett zur Seite und kramte in einem Schrankfach nach etwas. Zum Vorschein kam ein großes Buch, das sie Izuna überreichte. Als er es aufschlug, fand er etliche Pfotenabdrücke von Katzen vor, in den unterschiedlichsten Größen und Formen.
»Ich habe eine kleine Sammlung«, erklärte Oma Nekobaa. »Ist so ein Steckenpferd von mir. Ich dokumentiere alle Katzen, die mir über den Weg laufen. Die Krönung in meiner Sammlung wäre natürlich Nibi, aber das ist eine Aufgabe für ein andermal. Vorerst würde es mir reichen, zwei weitere Rabauken aufzutreiben, die mir seit Wochen schon immer wieder entwischen. Sie müssen hier irgendwo im Viertel leben, aber immer, wenn sie mich sehen, verschwinden sie. Normalerweise locke ich die Tiere mit Futter zu mir, und manche bleiben dann einfach. Aber bei den beiden habe ich noch nicht herausgefunden, was sie gern futtern.«
»Haben Sie einen Anhaltspunkt, wo genau die Zielobjekte sich aufhalten?«, fragte Izuna erstaunlich professionell.
»Üblicherweise begegne ich ihnen auf meinem Weg zum Einkauf beim Markt ein paar Straßen weiter«, erklärte Nekobaa. »Es könnte schwierig werden, ihrer habhaft zu werden. Aber glücklicherweise habe ich das perfekte Mittel, um mit ihnen fertig zu werden.«
Mit diesen Worten zückte die alte Dame zwei Paar Katzenohren, die auf Haarreifen befestigt waren.
Tobiramas Miene erstarrte. Ein Muskel unter seinem linken Auge zuckte. Izuna hatte sich schon längst begeistert einen der Haarreifen geschnappt und aufgesetzt. Die Katze auf seinem Schoß miaute.
»Na, wie sehe ich aus?«, wollte Izuna wissen.
Seine Genin versuchten sehr angestrengt, nicht zu lachen. Tobirama erdolchte ihn mit seinen Blicken.
Izuna nahm auch den zweiten Reif entgegen und versuchte, ihn Tobirama aufzusetzen. Es entstand ein kurzes Handgemenge, in dem Tobirama verzweifelt versuchte, Izunas Hände von sich zu halten. Aber am Ende warf sich Izuna einfach auf ihn und gewann. Tobirama starb innerlich.
Hiruzen biss sich auf die Faust, um nicht zu lachen. Er verstummte sofort, als Tobirama ihm seinen Blick zuwandte.
»Wartet, ich hab noch mehr.« Mit diesen Worten überreichte Nekobaa auch den Genin diese albernen Katzenohren. »Mit diesen Gerätschaften kann man sich besser mit Katzen verständigen. Das wird die Suche erheblich erleichtern. Ich bin ja leider nicht mehr so gut zu Fuß und kann nicht durch enge Gassen kriechen. Aber Sie sind ja noch alle jung.«
gehorsam setzte sich auch die Genin die Katzenohren auf. Tobirama konnte wirklich nicht sagen, wozu diese Dinger gut sein sollten, er bemerkte keinen Unterschied. Er behielt die Ohren nur deswegen noch auf, weil er vor Oma Nekobaa nicht unhöflich erscheinen wollte.
Sie aßen ihren Kuchen auf und tranken ihren Tee und machten sich dann an die Arbeit. Je früher sie damit fertig waren, umso eher konnte Tobirama sein Leiden beenden. Das war seiner nicht würdig. Hashirama würde das nicht so leicht wieder gutmachen können.
Sie sammelten sich unter einem Baum ein paar Häuser weiter.
»Lagebesprechung«, ordnete Izuna an. »Wir gehen folgendermaßen vor. Tobirama und ich kümmern uns um die fahnenflüchtigen Katzen, und ihr findet heraus, ob Oma Nekobaa wirklich eine nekomata ist. Ist euch bereits etwas aufgefallen?«
»Sie hat wirklich viele Katzen«, sprach Koharu das Offensichtliche aus. »Ich glaube, eine Handvoll wohnt dauerhaft bei ihr, der Rest sind regelmäßige Gäste. Ich habe auf ihrem Balkon eine kleine Katzenleiter gesehen, über die die Tiere nach Belieben kommen und gehen können.«
»Vielleicht benutzt sie die Leiter selbst, um umgesehen ihre Wohnung in Katzengestalt verlassen zu können«, sinnierte Torifu. »So würde ich das jedenfalls machen.«
»Und woher willst du das wissen?«, fragte Danzō. »Vielleicht bist du ja auch eine nekomata und führst uns alle an der Nase herum.«
»Natürlich nicht!«
»Kannst du‘s beweisen?«
»Katzen haben keinen Geschmack, die essen nur rohes Fleisch und würden niemals yakitori anrühren. Da, Beweis erbracht.«
»Ist doch egal, ob Torifu auch eine nekomata ist oder nicht«, unterbrach Hiruzen sie. »Unsere Mission lautet herauszufinden, ob Oma Nekobaa eine ist oder nicht.«
»Es ist nicht egal«, widersprach Kagami. »Wer weiß, am Ende frisst er uns noch! Der hat doch eh immer Hunger.«
Torifu streckte ihm die Zunge raus.
»Wenn Torifu aber auch eine nekomata ist, dann kann uns das vielleicht doch nützen«, sagte Homura.
Es entbrannte eine hitzige Diskussion unter den Genin, ob nun Torifu insgeheim ebenfalls eine nekomata sei oder nicht. Am Ende einigte man sich darauf, dass sie derzeit noch keinen Beweis für das eine oder andere erbringen konnten, aber dennoch Torifu vorschicken würden, um für sie die Lage auszukundschaften.
Tobirama fragte sich, was er in einem möglichen früheren Leben verbrochen haben mochte, um das hier zu verdienen. Izuna hingegen lauschte der Diskussion der Genin mit Interesse.
»Ich finde, das klingt alles schon sehr interessant«, sagte er. »Ihr schafft das schon, macht euch nur an die Arbeit.«
»Wir sind schon unterwegs!«
Und mit diesen Worten stoben die Genin davon.
Tobirama wollte sich bereits diese albernen Katzenohren abnehmen, doch Izuna hielt ihn auf.
»Lass sie auf, das sieht so niedlich aus«, schnurrte er.
Tobirama kniff die Augen zusammen, beließ es aber dabei. »Wie alt bist du eigentlich?«
»Dreißig Jahre und ganze neun Tage älter als du.« Izuna klimperte mit seinen langen Wimpern.
»Du benimmst dich aber nicht so.«
»Weil du dich gibst, als wärst du dreißig Jahre älter. Hast ja schon ganz weißes Haar.«
Tobirama verdrehte die Augen. »Lass uns diese alberne Sache mit den Katzen hinter und bringen.«
Er zog ein Kunai, um damit seinen Daumen anzuritzen. Dann ging er durch die Handzeichen für das Beschwörungsjutsu und rief sein Rudel herbei. Die fünf Wölfe begrüßten ihn bellend und schwanzwedelnd. Tobirama kniete sich hin, um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein, und ließ zu, dass sie ihm das Gesicht ableckten, wies sie jedoch zurecht, als sie zu rabiat wurden. So ein Pech aber auch, dass einer der Wölfe dabei seine Katzenohren anknabberte und sie ihm vom Kopf zog.
»Sucht alle Katzen der umliegenden Straßen und bringt sie her«, wie er sein Rudel an.
Einer der Wölfe legte den Kopf schief. »Du willst wirklich, dass wir diese kleinen Biester auftreiben, Boss?«
Tobirama zuckte mit den Schultern. »Mission ist Mission.«
»Ich hasse Katzen«, brummte der Wolf. »Arrogante kleine Biester.«
Seine Wurfgeschwister stimmten ihm zu.
»Na los, das ist keine allzu schwere Aufgabe«, wies Tobirama sie an.
»Wird erledigt, Boss.«
Damit sprangen die Wölfe davon. Tobirama stand wieder auf.
Izuna musterte ihn. »Du weißt, dass ich dich nicht küsse, bis du dir den Sabber aus dem Gesicht gewischt hast.«
»Hab dich nicht so. Mit dir mache ich schon genug mit, da kannst du ruhig auch einmal über so eine Kleinigkeit hinwegsehen.«
»Ich hab einen Senju geheiratet. Ich finde, damit habe ich ein Opfer erbracht, das bereits groß genug ist.«
Tobirama beschloss, dass ihm eine kleine Rache vergönnt war nach all dem, schnappte sich Izuna und küsste ihn. Izuna wehrte sich halbherzig, erwiderte aber dennoch den Kuss.
Ein paar Straßen weiter hörten sie eine Katze fauchen, gefolgt vom Bellen einer der Wölfe. Tobirama gab Izuna wieder frei und gemeinsam gingen sie nachsehen. Der Wolf hatte die wesentlich kleinere Katze in einer Gasse in die Ecke gedrängt, wo sie einen Buckel machend auf einer Mülltonne stand und ihn anfauchte. Gelegentlich langte sie mit einer Pfote nach der Wolfsschnauze.
»Missionsziel Nummer eins«, schloss Izuna. »Nach dir, Liebster.«
Tobirama brummte missmutig und schob sich vorsichtig an seinem Wolf vorbei. Nun fauchte die Katze auch ihn an und zeigte ihm die Zähne. Er versuchte sie mit einer Hand abzulenken und dann mit der anderen zu packen, möglichst ohne dabei Bekanntschaft mit ihren Krallen zu machen. Das gelang ihm nur halb. Er hielt das wütend fauchende und kratzende Fellbündel so weit von sich wie möglich und hatte Mühe, es festzuhalten, so wild zappelte die Katze in seinem Griff. Er hatte bereits einige brennende Kratzer am Arm.
»Sie mag dich«, stellte Izuna fest.
Tobirama sah ihn finster an und schob Izuna die Katze in die Arme. Sein Lohn bestand darin, dass nun auch Izunas Kleidung zerfetzt wurde. Leider war sein Mantel so weit, dass sich die Krallen der Katze darin verfingen und er selbst kaum etwas abbekam.
»Weiter geht‘s«, sagte Tobirama.
Sie fanden noch zwei weitere Katzen, die sich als kaum minder wehrhaft erwiesen. Izuna hatte es mittlerweile geschafft, sich mit der ersten Katze anzufreunden, die sie nun doch von ihm kraulen ließ. Er überließ die beiden anderen Tobirama, der weniger Glück hatte. Eine verpasste ihm sogar einen Kratzer im Gesicht.
»Steht dir«, sagte Izuna mit einem süffisanten Grinsen. »Passt zu den anderen Narben. Gibt dir was Verwegenes.«
»Halt den Mund und lass uns das hier zu Ende bringen«, grummelte Tobirama, während er vergeblich versuchte, die Katzen in seinen Händen zu bändigen.
Sie sahen nach, was ihre Genin machten, und fanden sie alle sechs in Lauerstellung um Nekobaas Haus herum. Tobirama stellte mit einiger Zufriedenheit fest, dass sie sich dabei nicht allzu ungeschickt anstellten. Natürlich machten sie noch immer Anfängerfehler, aber immerhin erwiesen sie sich als nicht völlig unfähig.
Izuna pfiff sie zusammen. »Lagebericht.«
»Torifu hat sich als nützlicher Köder erwiesen und Oma Nekobaa abgelenkt«, sagte Kagami, während sich Torifu gleichzeitig ein paar Kekskrümel aus dem Mundwinkel wischte. »Wir anderen haben indes ihre Wohnung und den Laden ausgespäht, konnten aber nichts ungewöhnliches ausmachen. Außer den ganzen Katzen natürlich.«
»Äh, sensei, soll ich sie Ihnen abnehmen?«, bot Hiruzen an, dem freilich nicht Tobiramas Kampf mit den kleinen felligen Biestern entgangen war.
Wortlos reichte Tobirama sie ihm und war froh, sie endlich los zu sein. Lästige Viecher. Hiruzen nahm die Katzen entgegen und beinahe augenblicklich wurden sie ruhig. Izuna entging das keinesfalls und ganz langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Tobirama tat so, als würde er über den Dingen stehen. Er gab sich doch nicht einfach so ein paar Katzen geschlagen!
»Wir werden noch weitere Informationen einholen müssen«, sagte Koharu. »Die Beweislast ist bisher noch zu dürftig. Wobei die Katzen ein Indiz wären.«
»Oder wir akzeptieren einfach alle den Fakt, das Nekobaa nichts weiter ist als eine Katzen liebende ältere Dame«, grummelte Tobirama. Er wollte das hier alles möglichst schnell hinter sich bringen.
»Das ist aber langweilig!«, protestierte Izuna.
»Mach, was du willst, aber erst einmal liefern wir die Katzen ab«, wies Tobirama ihn zurecht. »Hiruzen, komm mit.«
»Jawohl, sensei!«
Izuna und Hiruzen folgten ihm zusammen mit den fünf Wölfen zurück zu Nekobaas Wohnung. Die übrigen Genin gingen zurück auf ihre Posten, um ihren Spähauftrag fortzusetzen. Dieses Mal war es Tobirama, der klopfte. Nekobaa machte ihnen auf.
»Auftrag erledigt.« Tobirama wies auf die Katzen, die Izuna und Hiruzen auf den Armen hielten. »Sind das die gesuchten Katzen?«
»Oh, sogar eine mehr. Ja, das sind sie. Hätte nicht gedacht, dass Sie so schnell fertig sein würden.«
»Wir hatten ein wenig Hilfe.«
Alle fünf Wölfe wedelten erwartungsvoll mit den Schwänzen und hofften ganz eindeutig auf eine kleine Belohnung. Nekobaa schien sofort zu erraten, was die Wölfe wollten, und zauberte von irgendwoher kleine Appetithappen herbei, die sie dem Rudel gab. Glücklich verschlangen Tobiramas Wurfgeschwister die Leckereien. Erst dann löste er das Jutsu auf und ließ sie gehen.
Oma Nekobaa hatte bereits ihr Buch griffbereit, und unter Izunas und Hiruzens Einfluss und wahrscheinlich auch der kleinen Happen, mit denen Nekobaa die Katzen lockte, konnte sie auch ihre Pfoten in dem Buch verewigen. Dann ließen sie die Katzen wieder gehen. Tobirama atmete auf. Damit war das also endlich erledigt. Nekobaa bedankte sich bei ihnen, schob ihnen noch eine Tüte mit selbstgebackenen Keksen unter, die sich Izuna natürlich sofort krallte, und dann verabschiedeten sie sich voneinander.
»Wunderbar«, grummelte Tobirama. »Der Auftrag ist erledigt. Jetzt müssen wir nur noch den Bericht abliefern und dann können wir uns endlich wieder wichtigeren Dingen widmen.«
»Blödsinn, der richtige Spaß beginnt doch jetzt erst!«, widersprach Izuna.
Tobirama warf ihm einen langen Blick zu.
Izuna verschränkte die Arme vor der Brust. »Du kannst ja gern zu unseren Brüdern zurück und den ganzen Spaß verpassen. Wir jedenfalls werden dieses Mysterium jetzt lösen. Nicht wahr, Hiruzen?«
Hiruzen sah zwischen Tobirama und Izuna hin und her und nickte dann. »Ich finde, wir sollten über solche Dinge innerhalb des Dorfes Bescheid wissen.«
Verräter.
»Wenn du deswegen das Abendessen verpasst, war es nicht meine Schuld«, grummelte Izuna.
Izuna hielt die Tüte mit den Keksen hoch. »Wir haben doch jetzt Verpflegung.«
Tobirama beschloss, dass er darauf nicht mehr antworten musste, und sprang ohne ein weiteres Wort zur Hiraishin-Markierung im Büro.
Madara stieß einen erschrockenen Ruf aus und ließ die Papiere, die er gerade hatte sortieren wollen in einem wilden Durcheinander fallen.
»Ich bring dich um!«, rief er wütend aus.
»Hab dich nicht so«, schoss Tobirama zurück.
»Hey, Tobirama! Schon zurück?«, begrüßte Hashirama ihn. »Wie lief‘s? Wo sind die anderen?«
»Unfug anstellen«, sagte Tobirama knapp. »Katzen sind abgeliefert und Nekobaa ist glücklich. Der Auftrag ist damit abgeschlossen.«
Madara bemerkte den Kratzer in Tobiramas Gesicht und grinste frech. »Ich hab doch gesagt, das sind kratzbürstige Biester.«
»Arschloch«, knurrte Tobirama.
Für den Rest des Tages widmete Tobirama sich seinen Siegeln und genoss die Ruhe. Keine Genin, die er trainieren musste, Hashirama war außer Haus und Izuna ging ihm ebenfalls nicht auf die Nerven. Es wurde Abend und Izuna kam immer noch nicht heim. Er ließ in der Tat das Abendessen ausfallen, und gegen seinen Willen ließ sich Tobirama dann doch erweichen, nach ihm zu sehen. Er packte ein, was vom Abendessen übrig geblieben war, und sprang zur Hiraishin Markierung, die Izuna bei sich trug. Schon vor vielen Jahren hatte er ihm eines seiner speziellen Kunai gegeben, das Izuna immer bei sich trug. Man wusste nie, wann es nötig werden könnte.
Izuna lag mit den Genin immer noch um Oma Nekobaas Haus auf der Lauer. Tobirama hatte keine Ahnung, worauf sie hier eigentlich warteten. Dennoch setzte er sich neben Izuna auf den Ast und reichte ihm die Box und die Stäbchen, die er ihm mitgebracht hatte.
Izuna lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke.«
»Wie lange wollt ihr das hier noch machen?«, fragte Tobirama.
Izuna zuckte mit den Schultern. »Wird sich zeigen.«
Jemand pfiff. Tobirama machte in einem angrenzenden Baum Homura aus, der aufgeregt gestikulierte und auf ein Fenster von Nekobaas Wohnung zeigte. Als Tobirama seinem Fingerzeig folgte, sah er etwas eigenartiges.
Nekobaa stand in ihrem Wohnzimmer, umringt von Katzen. Die Tiere schauten alle zu ihr auf und schlugen im Gleichklang mit den Schwänzen. Nekobaa schien etwas zu ihnen zu sagen und die Katzen verfolgten jedes Wort, als würden sie verstehen, was die alte Dame da sprach. Dann stoben sie wie auf ein geheimes Zeichen davon und waren verschwunden.
Izuna rieb sich die Augen. »Ich fass es nicht. An der Geschichte ist doch etwas dran.«
Tobirama war nicht überzeugt. Andererseits …
Feedback
Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!