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The Heart Asks Pleasure First

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23.09.22 14:09
12 Ab 12 Jahren
Bisexualität
Asexualität
Fertiggestellt

3 Charaktere

Namikaze Minato

Minato ist ein Shinobi aus Konoha. Schon in jungen Jahren lernte er Kushina kennen, welche später seine Frau wurde und mit der er zusammen einen Sohn, Naruto, hat. Sarutobi Hiruzen ernannte ihn zu seinem Nachfolger, womit Minato Vierter Hokage wurde. In der Nacht, als Naruto geboren wurde, griff Kurama das Dorf an. Minato starb in Verteidigung des Dorfes und versiegelte Kurama in Naruto.

Senju Tobirama

Der jüngere Bruder Hashiramas und zweiter Hokage. Er ist weithin gerühmt für seine Schnelligkeit, auf deren Basis er auch das Hiraishin entwickelte. Außerdem entwickelte er zahlreiche weitere Jutsu, unter anderem auch das Edo Tensei. Er ist mit seiner ruhigen und rationalen Natur ein Gegenstück zu seinem Bruder und bremst oft dessen Enthusiasmus aus, um ihn in realistischere Bahnen zu lenken.

Naruto Uzumaki

Naruto Uzumaki ist der Hauptcharakter der Manga- und Anime-Serie "Naruto". Zusammen mit Sasuke Uchiha, Sakura Haruno und Kakashi Hatake ist er ein Teil von Team 7. Sein größter Traum ist es, von allen Bewohnern der Stadt Konoha respektiert zu werden und sich eines Tages Hokage nennen zu dürfen.

Naruto fuchtelte mit seinen kleinen Ärmchen unkontrolliert in der Luft herum und giggelte vergnügt. Er dachte wohl, dass es ein Spiel war, dass Minato versuchte, ihm die Fäustlinge anzuziehen. Kurzzeitig überlegte Minato, ob er Naruto einfach in eine dicke Decke wickeln sollte und es dann dabei belassen. Der Weg zu Tobirama war nicht allzu weit. Dann gelang es Naruto erneut, ihm zu entwischen, erinnerte ihn daran, wie sein gerade einmal zwei Monate alter Sohn schon viel zu agil für sein Alter war, und er versuchte es weiter. Es war immerhin sehr niedlich mit anzusehen und ihn eilte nichts.

Nichts außer seiner eigenen Ungeduld.

Der Gedanke daran, Tobirama zu besuchen, löste neuerdings ein sonderbares Kribbeln in seinem Magen aus. Kein unangenehmes Gefühl, ganz im Gegenteil sogar. Es war das, was ihm dieser Tage wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnte. Es war das, was die Leere füllen konnte, die Kushina hinterlassen hatte. Mit Tobirama konnte er für einen Moment lang vergessen, was ihm genommen worden war.

»Du kleiner Racker, nun halt doch für einen Augenblick still.« Minato lachte leise und versuchte erneut, Narutos Faust einzufangen. »Was soll das nur werden, wenn du älter bist? Dann hällst du gar nicht mehr still.«

Naruto gurgelte vor sich hin. Minato hatte keine Ahnung, was sein Sohn ihm damit sagen wollte, aber es klang fröhlich. Wann er wohl anfing zu sprechen? Das wäre so aufregend! Sicher würde Naruto dann keine Minute mehr still sein, ganz wie seine Mutter.

Der Gedanke an Kushina ließ ihn erstarren.

Dann blinzelte er, leerte seinen Geist und fuhr darin fort, Naruto dem Wetter gemäß einzukleiden. Der Winter war früh gekommen dieses Jahr. Ausgerechnet dieses Jahr, die Witterung würde den Wiederaufbau des Dorfes erschweren. Doch das war eine Sorge für einen anderen Tag, mahnte er sich. Er hatte sich fest vorgenommen, heute nicht mehr an die Arbeit zu denken, sondern sich ganz Naruto zu widmen und vielleicht auch dem einen oder anderen privaten Vergnügen. Er hatte immerhin eine Verabredung mit Tobirama.

Verabredung. Das klang fast, als hätten sie ein Date. Minato kicherte bei diesem Gedanken. Naruto antwortete mit einem fröhlichen Blubbern.

Es hatte sich herausgestellt, dass Tobirama und Minato einige Interessen teilten und eines davon war die Astronomie. Nicht dass Minato das jemals wirklich intensiv verfolgt hatte, aber wenn ihm etwas zu dem Thema in die Hände gefallen war, hatte er die Artikel immer gern gelesen. Wie es der Zufall wollte, besaß Tobirama seit neuestem ein halbwegs anständiges Teleskop und sie wollten es zusammen ausprobieren. Minato war gespannt, was er dabei alles zu sehen bekam; Tobirama schien im Gegenzug zu Minato eine Menge davon zu verstehen, wie man so ein Gerät bediente.

Mittlerweile hatte er es geschafft, beide Fäustlinge über Narutos Hände zu streifen. Blieb zu hoffen, dass sie da auch blieben. Zuletzt streifte er noch die kleine orangene Mütze über Naurtos Kopf, und dann war sein Sohn endlich fertig gekleidet für den Winter. Minato nahm sich einen Moment, ihn zu betrachten. Ein wohlig warmes Glücksgefühl durchströhmte ihn und unwillkührlich musste er breit grinsen.

»Du bist so niedlich! Weißt du das eigentlich?«

So dick eingepackt in warme Kleidung war Naruto kaum mehr als ein kleines Würmchen, eingehüllt in einen schützenden Kokon aus weichen Daunen, Plüsch und Wolle, und heraus schaute ein winziges rundes Gesicht mit einer furchtbar niedlichen Stubsnase. Unzählige Wunder strahlten aus Narutos großen blauen Augen, und er sah zu Minato auf, als sei sein Vater das tollste auf der Welt. Minato konnte nicht anders, er musste Naruto einfach hochheben, ihre Nasen aneinander reiben und ihn knuddeln.

»Ich liebe dich«, murmelte er. Er presste sein Gesicht gegen Naruto und atmete tief seinen unverwechselbaren Babygeruch ein. »Dass du das nur weißt. Und daran wird sich auch niemals etwas ändern, egal was passiert. Du bist mein ein und alles. Mein Licht im Dunkeln. Mein Sonnenschein.«

Naruto strampelte, war aber so dick eingepackt, dass seine Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt war.

»Nun denn, wir müssen los, mein Schatz. Wegen dir lassen wir Tobirama ohnehin schon ziemlich lange warten.«

Fix zog sich Minato ebenfalls eine warme Jacke an und warf sich einen Schal um die Schulter. Zur Sicherheit wickelte er Naruto doch noch in eine Decke ein, dann ging er mit ihm auf dem Arm los.

Das alte Anwesen der Senju stand noch bis zu diesem Tag und wurde nach wie vor bewohnt. Als Tobirama im Dorf aufgetaucht war, war er dort wieder eingezogen, nachdem es die letzten Jahre leer gestanden hatte, in denen Tsunade das Dorf verlassen hatte. Früher war Minato hin und wieder hier gewesen, wenn er Kushina getroffen hatte, da sie hier zusammen mit ihrer Lehrmeisterin Mito gelebt hatte. Bis zu diesem Tag fühlte es sich an, als würde Minato eine Zeitreise unternehmen. Die Senju waren eine sehr traditionsbewusste Familie und ihr Heim spiegelte das wieder. Minato bezweifelte, dass die meisten heutzutage noch so etwas wie einen funktionierenden irori im Haus hatten.

Als er klingelte, brauchte er nicht lange zu warten und Tobirama öffnete ihm. Als er Minato sah, glätteten sich seine Gesichtszügen und die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf seinen Lippen. Er ließ Minato ein und nahm ihm bereitwillig Naruto ab, damit er seine dicke Winterkleidung ablegen konnte. Hier im genkan war es noch immer sehr frisch, sodass Minato sein Atem in weißen Wölkchen vor dem Gesicht stand, doch sobald sie das Innere des Hauses betraten, wurde es wohlig warm. Minato war immer wieder überrascht von dieser Art von Architektur, die überhaupt nicht den Eindruck machte, im Winter die Wärme halten zu können.

»Ich glaube, er freut sich, dich zu sehen«, kommentierte er, als er Naruto auf Tobiramas Armen beobachtete. Während Minato seine Winterjacke abegelgt hatte, hatte es Tobirama auf sich genommen, Naruto aus seinen Schichten zu pellen. Naruto hatte das ganze mit fröhlichem Quietschen kommentiert.

Tobirama sah auf Naruto hinab, bevor er ihn an seinen Vater zurückreichte. »Er ist gewachsen.«

»Er wächst so unfassbar schnell aus seiner Kleidung heraus, das hätte ich nie gedacht«, klagte Minato scherzhaft sein Leid.

»Dann kauf ihm seine Kleidung eine oder zwei Nummern größer«, riet Tobirama ihm. »So haben wir es immer gehalten mit Miyazaki, Tsunade, Nawaki und Sakumo.«

Sakumo. Stimmte ja. irgendwie hatte es Minato in seinem Kopf noch nicht zusammenbringen können, dass der Weiße Reißzahn, Kakashis Vater, ja Tobiramas Sohn gewesen war. Irgendwie dachte er von ihm noch immer als zwei verschiedene Personen.

In dem Moment hörte der das Geräusch von Krallen auf tatami, und schon schob Ōkami ihre Schnauze in seine Arme, um Naruto zu beschnüffeln. Naruto quietschte glücklich und betatschte ihre feuchte Nase mit seinen winzigen Händen. Sie wirkte neben der riesigen Wölfin noch winziger, aber Naruto schien ihr gegenüber keinerlei Hemmungen zu haben. Zu Beginn hatte Minato riesigen Respekt vor Ōkami gehabt, aber mittlerweile fürchtete er nicht mehr, dass sie ihm einen Arm oder ein Bein abkaute, weil ihr der Sinn danach stand. Ōkami beachtete ihn nicht weiter, wedelte mit dem Schwanz und hechelte, während sie das Baby untersuchte. Minato nahm an, dass das ein Zeichen von Zufriedenheit war.

»Komm«, lud Tobirama ihn ein. »Ich will nicht für den Rest des Abends im Flur stehen.«

Er legte Minato eine Hand auf die Schulter und führte ihn weiter in das Haus hinein zum irori, dem wärmsten Ort im Haus zu dieser Jahreszeit. Wie üblich brannte hier ein Feuer und am Haken über der Feuerstelle hing ein gusseiserner Kessel, bei dem Minato sicher war, dass er mit feinem sencha gefüllt war.

In diesem Moment waren seine Gedanken jedoch auf etwas gänzlich anderes fixiert: Tobiramas Hand auf seiner Schulter. Eine leichte, beiläufige Berührung nur, sicher dachte sich Tobirama nichts dabei. Und doch brannte diese Berühung wie Feuer und sandte einen Schauer Minatos Rücken hinab. Was war das nur, das ihn so reagieren ließ? Es passierte in letzter Zeit immer häufiger.

Nahe des irori stand ein kotatsu, um den einige weiche Kissen und warme Decken verteilt waren. Tobirama hieß Minato, sich einen Platz zu suchen, und brachte ihnen dann Tee, wie es Minato von ihm bereits gewohnt war. Ōkami legte sich zu Minato, sodass sie weiter Naruto beobachten konnte. Naruto zeigte Interesse an der Wölfin, und da Minato mittlerweile keine Bedenken mehr hatte, seinen Sohn in ihre Obhut zu geben, legte er ihn ihr zwischen die Pfoten. Ōkami und Naruto liebten ihr kleines Spiel, bei dem Ōkami Grimassen schnitt und Naruto anschnaufte. Die Wölfin schien einen Narren an dem Baby gefressen zu haben, was wirklich sehr herzerwärmend mit anzusehen war.

Als sich Tobirama mit dem Tee zu ihnen gesellte, deutete Minato auf die Magazine, die auf dem Tisch lagen. Offenbar hatte Tobirama bis gerade eben noch in ihnen gelesen. Sie zeigten eine Reihe von Kameras und verglichen verschiedene Modelle miteinander.

»Willst du jetzt mit der Fotografie anfangen?«, erkundigte er sich. »Du hattest dir doch erst das Teleskop angeschafft.«

Tobirama stellte ein kleines Tablett vor ihm ab. Darauf befand ich eine Schale mit dampfenden Tee und drei mochi. Tobirama reichte fast immer kleine Snacks zu seinem Tee, das schien so etwas wie eine Tradition bei ihm zu sein.

»Im Prinzip ist ein Teleskop nichts weiter als ein besonders großes Objektiv«, sagte er. »In vierzig Jahren hat sich die Technik sehr weiterentwickelt, das hatte mich neugierig werden lassen, mein Teleskop vielleicht auch dafür zu nutzen. Schau hier.«

Er griff nach einem der Magazine und blätterte zu einer bestimmten Stelle. Als er gefunden hatte, was er suchte, reichte er es Minato. Auf der Seite war eine beeindruckende Abbildung des Mondes zu sehen und daneben war ein Artikel abgedruckt, der die Technik vorstellte, die für das Foto verwendet worden war.

Minato gab ein anerkennendes Geräusch von sich. »Beeindruckend. Und das lässt sich wirklich schon mit Amateurausrüstung machen?«

Tobirama nickte.

Nun gut, wenn er schon einmal das Geld für das Teleskop in die Hand genommen hatte, warum nicht auch noch einen Schritt weiter gehen? Allzu preiswert war das ganze allerdings nicht, jedoch wusste Minato ziemlich genau, dass Tobirama ein beachtliches Vermögen besaß.

»Hast du dein Teleskop in den vergangenen Tagen schon einmal ausprobieren können?«, fragte er.

Dieses Mal verneinte Tobirama. »Bis auf das eine Mal, kurz nachdem ich es angeschafft hatte, nicht. Entweder keine Zeit oder schlechtes Wetter. Allerdings habe ich schon einen guten Ort ein Stück außerhalb des Dorfes ausgekundschaftet, wo uns die Lichter des Dorfes nicht stören werden. Lass uns hoffen, dass das Wetter hält. Eigentlich wollte ich heute mit einer Sonnenbeobachtung beginnen, aber dafür steht sie schon zu tief.«

Minato lachte verlegen. »Ups? Das ist wohl meine Schuld, dass ich etwas spät dran bin. Naruto wollte lieber spielen, als sich anziehen zu lassen.«

Tobirama lächelte winkend ab. Minatos Herz machte bei diesem Lächeln einen Satz.

»Die Sonne wird so schnell nicht aufhören zu strahlen.«

»Erst in ein paar Millionen Jahren«, ging Minato auf den Scherz ein. »Ich bezweifle, dass wir so alt werden.«

Tobirama schmunzelte. »Wer weiß. Wenn mir noch zwei, dreimal so etwas passiert, wer weiß, in welcher Zukunft ich dann lande.«

Minatos Mund fühlte sich mit einem Male so trocken an und sein Blick war auf Tobirama fixiert. Sein ganzer Körper kribbelte. Hastig verbarg er die in seine Wangen steigende Röte hinter der Teeschale.

Tobirama schien es nicht zu bemerken, und wenn doch, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen erzählte er davon, was er sich schon alles zu den Kameras angelesen hatte, die er für sein neuestes Projekt in Betracht zog. Minato verstand nichts von Fotografie, ließ sich aber bereitwillig alles von Tobirama erklären. Und wenn es nur war, um seiner Stimme zu lauschen. Ein wunderbar tiefer Bass, mit einem dunklen Timbre, ein Klang, der es in den vergangenen Wochen immer wieder geschafft hatte, Minato zu erden.

»Nun denn, wie dem auch sei«, schloss Tobirama, sich Minatos Gedanken nicht bewusst seinend. »Es ist mittlerweile dunkel genug. Wir sollten gehen.«

Minato strahlte. »Ich kann es gar nicht abwarten zu sehen, was sich alles mit diesem Gerät anstellen lässt!«

Naruto war indess zwischen Ōkamis Pfoten eingeschlafen. Die Wölfin hatte beschützend ihren Kopf neben ihm gebettet.

»Geh nur, ich passe auf deinen Welpen auf«, versicherte sie Minato.

Er neigte dankend den Kopf. »Vielen Dank, Ōkami-san.«

Im vollen Vertrauen, dass es Naruto an nichts fehlen würde, ließ Minato ihn bei Ōkami und folgte Tobirama in den genkan, wo sie sich warme Kleidung anzogen. Dann gingen sie hinter das Haus, wo Tobirama das Teleskop bereits auf dem engawa aufgebaut hatte. Der Tubus war etwa so hoch wie Kakashi und auf einem hölzernen Unterbau aufgebockt, der sich beliebig schwenken und neigen ließ.

»Folge mir«, wies Tobirama seinen Gast an. Er legte eine Hand auf das Teleskop und verschwand samt Gerät in einem Hiraishin. Minato konnte spüren, welche Markierung er benutzt hatte, und folgte nur einen Augenblick später.

Sie befanden sich weit außerhalb Konohas auf einer Anhöhe. Rings um sie herum war nur der Wald zu sehen, und die Lichter Konohas waren fern und störten kaum noch. Die Kuppe des Hügels war kahl und so hatten sie eine nahezu ungestörte Sicht auf den Himmel. Der Mond war noch nicht aufgegangen und die Sterne strahlten nahezu ungetrübt.

Während Tobirama bereits damit beschäftigt war, sein Teleskop zu justieren, bestaunte Minato den Sternenhimmel. Dieser Tage sah er nur noch selten einen so klaren Sternenhimmel, weil er kaum noch das Dorf für Missionen verließ.

Sein Atem bildete dicke weiße Wolken vor seinem Gesicht und die Temperaturen lagen merklich unter dem Gefrierpunkt. Minato zog den Schal fester um seinen Hals und vergrub seine Hände in den Jackentaschen. Über ihm funkelten die Sterne.

Ob Kushina jetzt einer dieser Diamanten war?

»Komm her.«

Tobiramas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, bevor sie in gefährliche Gefilde abdriften konnten. Also trat Minato zu ihm.

»Das ist ein Spiegelteleskop, der Unterschied zu Linsenteleskopen ist recht schnell erklärt. Schau hier.« Tobirama deutete in den tubus hinein. Minato folgte seinem Fingerzeig und erblickte, welch Überraschung, eine Anordnung von Spiegeln. »Der Tubus dient dazu, um das Licht einzufangen. Der große Spiegel am Boden bündelt dieses Licht und wirft es auf den Spiegel hier oben im Brennpunkt. Von dort aus wird das Licht in das Okkular hier an der Seite geleitet und das Bild erzeugt, das wir dann sehen.«

Minato nickte. Er deutete auf ein weiteres Teil, das oben auf dem Tubus angebracht war. »Und wozu ist dieses Ding, das aussieht wie ein Miniteleskop?«

»Der Sucher«, erklärte Tobirama ihm ruhig. »Der erste Schritt ist immer, mit Augenmaß nach dem Objekt zu suchen, dass man betrachten will. Dann richtet man das Teleskop mittels des Suchers genauer darauf. Die Feinjustierung erfolgt schließlich durch das Okkular. Ich zeig‘s dir.«

Minato nickte und hibbelte in freudiger Erwartung. Tobiramas ungeteilte Aufmerksamkeit lag auf ihm, und er erklärte Minato bereitwillig all diese Dinge, für die er ganz offensichtlich eine Leidenschaft hatte. Das war alles so aufregend! Irgendwie gefiel ihm der Gedanke, Tobirama einmal nur für sich zu haben, ohne dass irgendwer sie störte. Nur sie zwei.

Minato wusste nicht, ob es die Kälte war, die das Blut in seine Wangen trieb, oder etwas anderes.

Bevor er noch auf irgendwelche wilden Gedanken kommen konnte, löste er rasch den Blick von Tobirama und sah zum Himmel. Was sie wohl alles durch das Teleskop sehen konnten?

Ihm fiel etwas auf.

»Der Mond ist noch nicht aufgegangen.«

Irgendwie war das das erste, woran er gedacht hatte. Wäre es nicht faszinierend, sich Details auf der Mondoberfläche mit eigenen Augen anzusehen? Waren Sterne überhaupt so spannend zu betrachten durch ein Teleskop an der Erdoberfläche?

»Hm«, machte Tobirama ein wenig abwesend. »Geht erst in der zweiten Nachthälfte auf.«

Er war noch über sein Teleskop gebeugt und war konzentriert dabei, es vorsichtig zu bewegen, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er wirkte so entspannt, wie Minato ihn bisher noch so gut wie nie erlebt hatte. Immer umgab Tobirama eine strenge und beherrschte Aura, immerzu war er Herr der Situation und kontrollierte alles. Gerade zu Beginn ihrer Bekanntschaft hatte es Momente gegeben, in denen Minato es kaum gewagt hatte, auch nur einen Finger zu rühren, weil es ihm nicht angemessen schien. Dabei war Tobirama doch auch nur ein Mensch, und waren sie nicht ohnehin einander ebenbürtig im Rang. Und doch. Minato hatte das Gefühl, dass Tobirama diese Seite an sich nur den allerwenigsten zeigte.

»Schau her.«

Tobirama winkte Minato an seine Seite. Minato trat zu ihm und war sich mit einem Male überdeutlich der Wärme bewusst, die von Tobirama ausging, mehr noch, als Tobirama nahe hinter ihn trat und den Arm streckte, um ihm etwas zu zeigen. Für einen Moment vergaß Minato zu atmen. So nahe.

»Siehst du die Sternengruppe da? Etwas über der schiefen Tanne dort hinten?«, wollte Tobirama wissen.

Minato nickte.

»Jetzt schau durch das Okular.«

Minato tat dies und schraubte noch ein wenig an dem Rädchen, um die Sicht scharfzustellen. Dann gab er einen erstaunten Laut von sich. »Das ist ja noch viel mehr.«

Was mit bloßem Auge wie ein einzelner Stern ausgesehen hatte, erschien im Okkular als eine ganze Gruppe von Sternen. Ein dunkles Stück Himmel funkelte auf einmal mit Duzenden von Sternen.

»Das trifft auf viele Sterne zu«, erklärte Tobirama. »Löst man sie auf, erscheinen sie als Doppelsternsysteme. Das dort ist sogar eine ganze Gruppe solcher Mehrfachsternsysteme. Mit höher auflösenden Okularen könnte man sogar noch mehr Sterne sehen.«

Minato lachte leise. »Wenn du so weiter machst, baust du am Ende noch eine ganze Sternenwarte in deinem Haus ein.«

Tobirama schwieg einen verdächtig langen Moment. »Das könnte ich tun. Platz wäre da.«

»Was war das? Ein Scherz? Von dir? Unerhörte Dinge geschehen!«

»Woher nimmst du die Annahme, ich würde scherzen?«

»Das kannst du doch nie und nimmer ernst meinen.«

Tobirama gab ihm einen langen Blick. Er dachte doch nicht ernsthaft darüber nach? Dieser Mann kannte keine halben Sachen.

Tobirama richtete das Teleskop auf einen weiteren Stern. »Das ist ein weiteres Sternensystem in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Sonnensystem«, erklärte er, während Minato es betrachtete. »Die beiden Sonnen bilden zusammen mit einem Roten Zwerg ein Dreifachsternensystem. Hast du schon einmal vom Dreikörperproblem gehört?«

»Ja, natürlich. Ein mathematisches Problem, das genutzt wird, um das Verhalten dreier Körper unter dem Einfluss ihrer eigenen Gravitation zu beschreiben. Diese bewegen sich zueinander üblicherweise im Chaosprinzip, und um quantitative Ergebnisse zu erzielen, muss die Gleichung des Dreikörperproblems numerisch gelöst werden.«

»Bei diesem Sternensystem wird vermutet, dass es gute Bedingungen für außerirdisches Leben bieten könnte. Dank seiner Nähe lässt es sich auch gut beobachten, es sind nur etwa vier Lichtjahre, womit es das nächstgelegene Sternensystem ist.«

»Aufgrund des Dreikörperproblems könnte es dennoch schwer werden, dass sich dort eine stabile Umwelt bildet.«

Mit Tobirama zu fachsimpeln, war immer so aufregend! Er war so intelligent, wie Minato immer angenommen hatte, und wusste so unglaublich viel. Minato liebte solche Gespräche.

»Nicht unmöglich, aber schwer in der Tat. Komm, ich zeig dir noch etwas.« Tobirama richtete das Teleskop auf einen weiteren Himmelskörper und deutete dann auf die entsprechende Stelle am Himmel. »Da, der Stern, der ein wenig rötlich schimmert. Siehst du ihn?«

»Ja.«

»Jetzt schau.«

»Wow!«, rief Minato aus, als er erneut durch das Okular blickte. »Das ist ja gar kein Stern sondern ein Planet.«

Minato konnte Tobirama hinter sich leise lachen hören. »Ein Gasriese. Siehst du die Wolken?«

Einen Moment lang staunte Minato schweigend. »Das sieht wunderschön aus. Allein der Gedanke, dass ich gerade wirklich einen anderen Planeten in solchen Details betrachte!«

»Siehst du die beiden Punkte neben dem Planeten?«, fragte Tobirama, und Minato richtete seine Aufmerksamkeit darauf. »Das sind Monde. Der Planet hat über ein Dutzend davon. Nicht alle davon sind gerade sichtbar und viele davon auch so klein, dass das Teleskop sie gar nicht auflösen kann. Aber diese beiden da gehören zu den größten, die schon ein einfaches Teleskop auflösen kann, weshalb sie schon vor einigen hundert Jahren entdeckt worden waren.«

Minato richtete sich wieder auf, um den Himmel mit bloßem Auge zu betrachten. Die Sterne funkelten über ihnen, Myriaden von winzig kleinen Punkten, die in das Schwarz des Nachthimmels geschnitten worden waren. Wie schön sie in Kushinas Augen funkeln würden.

Kushina …

»Manchmal«, sagte er leise, »stelle ich mir vor, dass Kushina jetzt da oben ist, inmitten des Sternenmeeres, einen immerwährenden Erdaufgang bestaunend. Dass wir vielleicht eines Tages alle an diesen Ort gehen werden.« Er wandte sich Tobirama zu. »Was passiert, wenn wir sterben? Was kommt nach dem Tod? Weißt du das?«

Er wusste doch immer alles.

Doch dieses Mal schüttelte Tobirama nur den Kopf. »Das weiß ich nicht. Das weiß niemand.«

Minato betrachtete ihn schweigend. Sein Herz war schwer. Ohne darüber nachzudenken, ergriff er Tobiramas Hand, verschränkte ihre Finger miteinander, lehnte seinen Kopf gegen Tobiramas Schulter und beobachtete weiter die Sterne über ihnen. Tobirama ließ es geschehen, strich gar mit dem Daumen über Minatos Hand. Minato schloss die Augen. Was geschah hier? Nicht darüber nachdenken.

»Neulich habe ich ein schönes Lied gehört«, sagte Minato in die Stille hinein. Er stimmte eine ruhige Melodie an und sang dann ein paar Strophen. »Stille Nacht umgibt mich an den Küsten wehmütiger See. Ein gütiges Herz machte mich glauben die Welt, wie ich sie wünsche.«

Tobirama lauschte ihm schweigend, den Blick in die Sterne gerichtet. Minato betrachtete ihn. Sein Gesicht schien schneeweiß im Dunkeln, so weiß wie sein Haar. Die Unendlichkeit des Sternenmeeres glitzerte in seinen Augen. Ein plötzliches Verlangen überkam Minato.

Tobirama wandte ihm seinen Blick zu.

Minato fasste sich ein Herz.

»Tobirama, ich … ich möchte dich etwas fragen.«

»Nur zu.«

»Ich …« Verlegen senkte Minato den Blick. Er atmete tief durch, dann sah er doch wieder zu Tobirama. »Darf ich dich küssen?«

Warum hatte er das gefragt? Wo kam dieses Verlangen her?

Tobirama betrachtete ihn ruhig. »Das darfst du.«

Die Welt hörte auf, sich zu drehen.

Minato vergaß zu atmen. Einen kostbaren Moment lang starrte er Tobirama an. Geschah das hier wirklich? Wie nah sie einander waren. Seit wann stand Minato so nahe vor Tobirama? Nur wenige Fingerbreit trennten ihre Lippen voneinander. Minato überwand die Distanz zwischen ihnen.

Ihre Lippen berührten einander.

Es geschah wirklich, das passierte wirklich und tatsächlich. Er küsste Tobirama, und Tobirama erwiderte den Kuss. Minato zerfloss unter dem Gefühl ihrer Lippen, wie sie sich gegeneinander bewegten. Tobiramas Lippen waren weich und heiß. Und oh, erst sein Mund! Minato glaubte, den Verstand zu verlieren. Sein Körper brannte, er sank in Tobiramas Arme, und Tobirama hielt ihn, während er bereitwillig die Lippen für Minato öffnete.

Mit brennender Leidenschaft presste sich Minato gegen ihn. Sein ganzer Körper glühte, vergessen war die Winterkälte. Er war ganz Begierde.

Begierde?

Er begehrte Tobirama, oh, und wie er ihn begehrte. Es verzehrte ihn nach Tobirama, jede Faser seines Leibes wollte Tobirama spüren, alles, einfach alles von Tobirama.

In diesem Moment gestand sich Minato endlich ein, dass er Tobirama liebte.

Kushina.

Es war falsch. Das hier war falsch. Kaum zwei Monate waren vergangen, dass er sie verloren hatte. Wie konnte er da nur schon jemand anderem nachstellen? Wie konnte er sie nur so betrügen?

Minato kämpfte gegen Tobiramas Umarmung an. Er stemmte die Hände gegen Tobiramas Brust und befreite sich aus seinen Armen. Die Winterluft war kalt und ließ ihn frösteln. Tobirama sah ihn verwirrt an.

»Ich … Das …« Minato schüttelte den Kopf. »Das war ein Fehler. Es tut mir leid, das hätte ich nicht tun dürfen.«

Dann war er verschwunden.

Er floh, denn nichts anderes als eine Flucht war es. Ōkami schien überrascht, als er so plötzlich im Haus auftauchte und zu seinem Sohn stolperte, um ihn hochzuheben.

»Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, Ōkami-san«, stammelte Minato, während er einen verschlafenen Naruto an sich drückte.

Ōkami richtete die Ohren auf und legte fragend den Kopf schief. »Bleib doch noch ein wenig«, bot sie ihm an.

Hastig schüttelte er den Kopf und kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten, die hinter seinen Lidern brannten. »Ich danke für das Angebot, Ōkami-san, aber ich muss jetzt gehen.«

Er deutete eine Verbeugung an und benutzte dann ein weiteres Hiraishin direkt zu sich nach Hause. Naruto in seinen Armen gab einen unwilligen Laut von sich, dass sein Vater ihn so gemein aus dem Schlaf gerissen hatte.

»Schhh«, machte Minato und wiegte seinen Sohn, während er gleichzeitig seine Schuhe in die erstbeste Ecke trat. »Schlaf, mein Kind, schlaf. Papa wollte dich nicht wecken.«

Seine Stimme klang gepresst, die Tränen erstickten ihn beinahe. Naruto schnaufte unwillig, schmiegte sein kleines Köpfchen aber an Minatos Schulter. Ohne das Licht im Haus anzuschalten, trug Minato ihn nach oben in sein Zimmer und legte ihn in sein Bettchen. Naruto schlief beinahe sofort weiter. Minato strich ihm über seinen blonden Haarschopf.

Er presste eine Hand auf seinen Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Hastig schlich er aus Narutos Zimmer, und erst, als er die Tür hinter sich geschlossen ahtte, erlaubte er es sich, an der Wand entlang zu Boden zu sinken und seinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Er zog die Knie an die Brust, schlang die Arme darum und vergrub sein Gesicht darunter. Er heulte auf. Es tat so weh. Es war so ungerecht. Warum hatte Kushina sterben müssen? Sie hätte es verdient, ihren Sohn aufwachsen zu sehen. Er hätte sie beschützen müssen, doch er hatte versagt.

Und jetzt betrog er sie auch noch auf die denkbar schmutzigste Weise, indem es ihm nach einem anderen gelüstete, kaum dass sie unter der Erde war. Was für eine Kreatur war er nur? Wie konnte er ihr das nur antun? Wie konnte er es nur wagen, ihr Andenken so hinterhältig mit Füßen zu treten?

Es klopfte an der Tür. Minato wusste nur allzu gut, wer da vor seiner Tür stand.

»Was schert es dich? Lass mich allein!»

Natürlich hörte Tobirama ihn nicht, und natürlich ließ Tobirama nicht locker, obwohl Minato auf dem Boden sitzen blieb. Einige Augenblicke vergingen, dann klopfte es erneut.

Erschöpft seufzte Minato und ließ den Kopf gegen die Wand sinken. Tobirama würde ja doch keinen Frieden geben, bis sie das nicht hinter sich gebracht hatten. Er schniefte, dann wischte er sich über das Gesicht, um die Tränenspuren zu beseitigen.

Mit einem schweren Seufzen stemmte sich Minato wieder auf die Beine und schlich nach unten. Wider besseren Wissens hoffte er doch darauf, dass Tobirama ihn in Ruhe ließ und wieder ging. Als er die Tür öffnete, war das natürlich nicht der Fall.

Tobirama sah ihn ruhig an und schien so völlig gefasst, das genaue Gegenteil von Minato. Minato blinzelte. Seine Augen brannten noch immer.

»Möchtest du mich einlassen?«, fragte Tobirama sanft. »Wir können das natürlich auch zwischen Tür und Angel besprechen, aber ich nehme an, das ist nicht in deinem Sinne.«

Noch immer schweigend ließ Minato ihn ein. Er sagte kein Wort, weil er seiner Stimme nicht traute. Aber irgendwann einmal musste er etwas sagen. Tobirama wartete geduldig, bis dieser Moment gekommen war, und folgte still Minato ins Wohnzimmer.

Als er mitten im Zimmer stand, drehte sich Minato ruckartig zu ihm um. »Es tut mir wirklich Leid, was ich getan habe. Es war ein Fehler und ich werde es nie wieder tun. Versprochen.«

So. Es war gesagt. Aus und vorbei. Daraus wurde nichts. Er würde seinen Gelüsten nicht nachgeben und Kushinas Andenken beschmutzen.

»Es war kein Fehler«, widersprach Tobirama mit sanfter Bestimmtheit. »Du hast mich darum gebeten und ich habe eingewilligt.«

»Aber … ich …« Schwer seufzend setzte sich Minato auf das Sofa und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Kushina ist noch gar nicht lange unter der Erde, und ich werf mich schon in die Arme des erstbesten Typen, der vorbei kommt. Das ist … das ist …«

Er konnte es nicht aussprechen.

Tobirama setzte sich neben ihn, kam jedoch nicht näher. »Das ist?«

»Das macht man nicht!«, rief Minato aufgebracht aus. »Das hat sie nicht verdient!«

»Warum macht man das nicht?«, fragte Tobirama ruhig nach. »Und wer ist ›man‹?«

Minato war verwirrt. Was war das denn für eine Frage? Irritiert sah er zu Tobirama. »Na, alle …«, sagte er wage und gestikulierte unbestimmt. »Keine Ahnung. Sollte man nicht erst eine gewisse Zeit lang trauern? Das gehört sich so.«

»Und wie lang wäre diese Zeit?«, fragte Tobirama weiter.

Minato zuckte mit den Schultern. »Ein Jahr?«

»Und wenn dieses Jahr noch nicht vorbei ist, wenn auch nur ein Tag noch fehlen würde, wäre es dann immer noch moralisch verwerflich?«

Nun, da war etwas dran.

»Ich … denke nicht?«

Tobirama sah ihm fest in die Augen. »Niemand kann dir vorschreiben, wie du trauerst. Das ist deine Sache allein, und du tust nur das, was sich für dich gut und richtig anfühlt. War das der Fall?«

Zögerlich nickte Minato. »Ja.«

»Also ist auch nichts falsch daran.«

»Aber … Kushina …«

»Ich habe sie bedauerlicherweise nur kurz kennen dürfen, aber ich bin mir sicher, dass sie wollen würde, dass du wieder Glück und Freude im Leben findest und nicht für immer der Vergangenheit nachtrauerst und dem, was hätte sein können aber nicht hatte sein dürfen. Wenn ich auch nur eine Sache von Hashirama gelernt habe, dann, dass es genug Liebe in der Welt für alle gibt.«

Shodai-sama. Minato erinnerte sich dessen, was Tobirama ihm zu seinem Bruder erzählt hatte. Die Idee mehrerer Partner war ihm fremd, irgendwie hatte er immer angenommen, er wäre nur für eine klassische Familie gemacht.

Dass es auch einmal eine Zeit gegeben hatte, wo er auch Jungs lange Blicke nachgeworfen hatte, hatte er nur für eine Phase gehalten.

Aber was wenn nicht? Was, wenn Tobirama Recht hatte?

Minato sah ihn einen Augenblick lang schweigend an. Seine Lippen zitterten. Dann brach er erneut in Tränen aus. Wortlos zog Tobirama ihn in seine Arme, und Minato heulte sich mal wieder an seiner Schulter aus.

Tobirama gab ihm die Zeit, die er brauchte, und dieses Mal blieb Minato. Er nahm die Umarmung an und als er sich allmählich wieder beruhigte, kuschelte er sich gar noch ein wenig fester an Tobirama, seine Wärme suchend. Er schniefte und wischte sich die letzten Tränen aus den Augen.

»Darf ich dich noch mal küssen?«

Tobirama schnaubte amüsiert. »Willst du mich jetzt jedes Mal fragen?«

»Na ja …« Doch dann fasste sich Minato ein Herz und küsste ihn.

Allzu bereitwillig erwiderte Tobirama den Kuss. Wie fühlte es sich an? Gut. Berauschend! Mit sanfter Unnachgiebigkeit zwang Tobirama Minatos Lippen auseinander, und dann trafen sich ihre Zungen.

Feuer brannte in Minatos Adern, und jetzt endlich erlaubte er sich, dem auch nachzugeben. Ja, er begehrte Tobirama, mit jeder Faser seines Leibes begehrte er ihn. Er wollte ihn so sehr, wollte ihn um sich, wollte ihn in sich. Es war ebenjenes Verlangen, das ihn in den letzten Wochen so einige Male in den frühen Morgenstunden geweckt hatte und dem er nur verstohlen unter der Bettdecke und voller Scham nachgegangen war.

Jetzt aber gab es kein Halten mehr, nichts hielt Minato mehr zurück. Er setze sich rittlings auf Tobirama und umklammerte seine Schenkel mit seinen eigenen. Tobirama hielt ihn und seine Finger auf Minatos Rücken brannten förmlich durch den Stoff. Minato presste sich mit seinem ganzen Leib gegen ihn und krallte die Finger in den Stoff seines Hemdes. Er konnte nicht mehr warten, es verzehrte ihn förmlich, dass es beinahe schon schmerzte.

Tobirama ergriff sanft aber unnachgiebig seine Handgelenke.

Minato brauchte einen Moment, um von der Höhe seiner Lust herunterzukommen und wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er atmete schwer. Was war geschehen?

»Habe ich etwas falsch gemacht? War ich zu voreilig?«

Tobirama schüttelte den Kopf. »Das hat nichts mit dir zu tun, sondern … mit mir. Ich, ahem … ich mag das nicht. Mit niemandem.«

Minato blinzelte verwirrt. »Aber du hast doch einen Sohn.«

»Korrekt. Chio und ich wollten ein Kind, und Sex ist nun einmal eine Notwendigkeit dafür. Das muss aber nicht heißen, dass es mir sonderlich viel Vergnügen bereitet hat. Eine rein technische Notwendigkeit.«

Hieß das ... dass Minato sich ihm beinahe gegen seinen Willen aufgezwungen hatte? Er hatte zwar keine Ahnung, wohin mit seiner angestauten Luft, aber das konnte in diesem Moment warten.

Dann fiel ihm noch etwas auf.

»Sag mal, hab ich dich gerade zum Erröten gebracht?«

»Bild dir was drauf ein«, grummelte Tobirama.

Eindeutig! Das war tatsächlich eine leichte Röte auf Tobiramas bleichen Wangen! Minato lachte auf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Das ist niedlich.«

Tobirama wich seinem Blick aus und versuchte sich an einem möglichst miesepetrigen Gesicht, aber Minato konnte das Lächeln sehen, das an seinen Mundwinkeln zupfte. Minato würde töten für dieses Lächeln. Tobirama tat es viel zu selten, dabei sah es so wundervoll an ihm aus. Ganz besonders, wenn sein Lächeln ganz allein Minato galt.

Naruto mit seinem untrüglichen Sinn für unpassendes Timing wählte genau diesen Moment, um ihnen unmissverständlich mitzuteilen, dass er Aufmerksamkeit wollte. Noch immer leise lachend kuschelte sich Minato noch einmal an Tobirama, dann stand er auf. Tobirama folgte ihm nach oben, wo das Kinderzimmer war.

Naruto hatte schon vom Moment seiner Geburt an deutlich gemacht, dass er eine kräftige Stimme besaß, und setzte sie gern und freizügig ein, um seinen Willen kundzutun. Minato hob ihn aus seiner Wiege und wiegte ihn auf seinen Armen. Er lächelte.

»Du kleiner Rabauke«, schnurrte er. »Lässt deinem Papa auch keinen Moment der Ruhe.«

Tobirama trat zu ihm und legte ihm einen Arm um die Hüfte, während er auf Naruto blickte. »Meiner Erfahrung nach tun Kinder das sehr gern. So war es mit Miyazaki in dem Alter und mit Sakumo und auch Tsunade und ganz besonders schlimm war es mit Nawaki. Der hat uns nie schlafen lassen. Naruto hat Hunger, ich geh seine Milch warm machen.«

Minato knuddelte noch immer Naruto, warf aber Tobirama ein Lächeln zu. Tobiramas Blick war so zärtlich und sanft, als er, mit dem Arm noch immer um Minatos Hüften, ihn und seinen Sohn betrachtete. Dann ging er, um Narutos Essen zuzubereiten.

Naruto greinte noch immer, es ließ jedoch allmählich nach, während Minato ihn wiegte. Unmut stand dennoch auf seinem kleinen, zusammengeschrumpelten Gesicht geschrieben.

»Weißt du was, Naruto?», sagte Minato ihm. »Gerade ist etwas ganz wunderbares geschehen. Dein Papa ist gerade sehr glücklich. Du und ich, wir sind nicht mehr allein. Tobirama ist jetzt mit uns, er ist jetzt mein Partner. Ich liebe ihn wirklich sehr, weißt du.»

Naruto ningelte, da er gerade mehr Interesse an seinem Essen statt der romantischen Gefühle seines Vaters hatte. Minato gab ihm einen Kuss aufs Haar und ging mit ihm nach unten, um nach Tobirama zu sehen.

Tobirama hatte den Herd angestellt und darauf Narutos Babymilch warm gemacht. Sie hatte mittlerweile die passende Themperatur erreicht und Minato zeigt Tobirama, wo er die Nuckelflasche fand. Tobirama wusste anscheinend, was er anstellen musste, und dann erinnerte sich Minato, dass Tobirama vier Kinder hatte aufwachsen sehen, eines davon sein eigenes. Auch als Vater machte er eine gute Figur, stellte Minato glückich fest.

»Gib ihn mir«, bat Tobirama, als er die Flasche gefüllt hatte, und deutete auf Naruto.

Minato legte Naruto in seine Arme. Kritisch sah das Baby zu Tobirama auf, fand dann aber doch die Nuckelflasche spannender. Sogleich kehrte Ruhe ein. Glücklich lächelnd betrachtete Minato Tobirama mit seinem Sohn.

»Ich …« Er schniefte, aber dieses Mal waren es Freudentränen. »Ganz ehrlich, mir geht das Herz auf, wenn ich dich so sehe mit Naruto.«

Tobirama schmunzelte. »Ach? Ist das so?«

»Ja.« Minato umarmte ihn und legte den Kopf an seine Schulter, während er Naruto beobachtete. Der nuckelte eifrig an seinem Fläschchen und interessierte sich für nichts anderes. Minato strich ihm über sein rundes Pausbäckchen.

Sie waren ein Paar. Sie waren wirklich ein Paar. Minato hätte niemals gedacht, dass die Dinge jemals so kommen würden. Dass ausgerechnet Nidaime Hokage mitten in der Nacht in seiner Küche stand und sie beide Arm in Arm dabei zusahen, wie Naruto beim Nuckeln wegdöste. Minato war so voller Liebe für diesen unglaublichen Mann, den er an seiner Seite wissen durfte.

»Tobirama, kann ich dich um etwas bitten?«

»Natürlich. Immer doch.«

Minato drückte sich noch etwas fester an ihn. »Bleibst du heute Nacht bei mir? Ich kann immer noch nicht gut schlafen, weil … Es ist so still und leer. Alpträume plagen mich.«

Tobirama gab ihm einen Kuss auf sein Haar. »Selbstredend.«

Der Kuss, ein kleiner nur, ließ Minato wohlig aufseufzten. Solch eine zärtliche Geste, es fühlte sich wie in einem Traum an.

Naruto war indes eingeschlafen. Sie brachten ihn zurück in sein Bett, und weil Mitternacht schon lange vorüber war, gingen sie danach selbst schlafen. Der Gedanke an Tobirama in seinem Bett ließ schon wieder unanständigte Bilder in Minatos Kopf entstehen, obwohl er sich, als er allein im Bad gewesen war, fix etwas Erleichterung verschafft hatte. Aber Minato beherrschte sich. Unter der Decke kuschelte er sich fest an Tobirama, und hatte nicht vor, ihn jemals wieder loszulassen, wo er ihn einmal gefunden hatte.

»Weißt du, es ist schon irgendwie komisch«, sagte Minato.

»Was denn?«, murmelte Tobirama verschlafen.

»Als ich noch zur Akademie ging, hab ich manchmal mit den anderen Jungs geflirtet, aber sie haben mich dafür gehänselt und ich hab‘s gelassen. Dann hab ich Kushina kennengelernt und dachte, das wäre nur so eine Phase gewesen, und hab nicht mehr darüber nachgedacht. Aber dann hat mir Jiraiya-sensei von dir erzählt und was du alles geleistet hast. Je mehr ich von dir las, umso faszinierter wurde ich von deinen Gedanken. Ich wusste: Das ist ein Mann, dem ich nacheifern will. Und, ich gestehe, ich hatte als Jugendlicher ein klein bisschen für dich geschwärmt.«

Tobirama schnaubte amüsiert. »Nach ›ein klein bisschen‹ sieht mir das hier aber nicht aus.«

Minato lachte und rieb seine Nase an Tobiramas Hals.

»Ich hab mich schon gewundert, wie lange du noch brauchst, um es herauszufinden.«

»Was? Wie lange wusstest du das schon?«

»Schon seit einer Weile. Ōkami kann solche Dinge erschnüffeln.«

Stöhnend drückte Minato sein Gesicht in Tobiramas Hemd. »Das ist peinlich.«

»Aber als Jugendlicher für dein Idol schwärmen und ihm das auch noch sagen, ist dir nicht peinlich?«

»Nö.« Minato grinste ihn an. »Das war eine einmalige Gelegenheit. Ich sah meine Chance und habe sie ergriffen. Ich meine, wie oft passiert es, dass dir dein Jugendschwarm, den alle für tot hielten, ausgesprochen lebendig vor die Füße fällt?«

»Über das ›lebendig‹ lässt sich zu jenem Zeitpunkt streiten.«

Minato strich über seine Narben, fühlte die Unebenheiten, wo die Wundränder nicht mehr richtig zusammengewachsen waren. »Ich habe mich in dich verliebt. Eine seltsame Fügung des Schicksals nach der anderen führte dazu, und ich habe mich in dich verliebt.«

Wie wunderbar diese Worte in seinen Ohren klangen. Sein Herz sang vor Freude.

Tobirama zog ihn fester in seine Arme und drückte ihm einen Kuss auf sein Haar.

»Das Herz erbittet zuerst Freude«, murmelte Minato. Dann war er eingeschlafen.

Autorennotiz

Der Text ist eigentlich nichts weiter als Kapitel 16 von Jenseits der Stille aus Minatos Sicht. Nicht mehr, nicht weniger. Ich wollte aber, dass er existiert, und darum existiert er jetzt.

Geschrieben für die Naruto RarePair Week auf Tumblr: narutorarepairweek.tumblr.com/post/685999117182353408/prompt-list-2022

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Kurzbeschreibung

Der Winter war früh gekommen dieses Jahr. Ausgerechnet dieses Jahr, die Witterung würde den Wiederaufbau des Dorfes erschweren. Doch das war eine Sorge für einen anderen Tag, mahnte er sich. Er hatte sich fest vorgenommen, heute nicht mehr an die Arbeit zu denken, sondern sich ganz Naruto zu widmen und vielleicht auch dem einen oder anderen privaten Vergnügen. Er hatte immerhin eine Verabredung mit Tobirama. Verabredung. Das klang fast, als hätten sie ein Date. Minato kicherte bei diesem Gedanken. Naruto antwortete mit einem fröhlichen Blubbern. [TobiMina, The Heart Asks Pleasure First von Nightwish]

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit (romantische) Beziehungsentwicklung, Alternativuniversum, OneShot, Songfiction, Schmerz und Trost und Verlieben ohne Tricks getaggt.