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Schmetterlingseffekt

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14.10.21 13:52
16 Ab 16 Jahren
Homosexualität
Asexualität
Fertiggestellt

7 Charaktere

Senju Tobirama

Der jüngere Bruder Hashiramas und zweiter Hokage. Er ist weithin gerühmt für seine Schnelligkeit, auf deren Basis er auch das Hiraishin entwickelte. Außerdem entwickelte er zahlreiche weitere Jutsu, unter anderem auch das Edo Tensei. Er ist mit seiner ruhigen und rationalen Natur ein Gegenstück zu seinem Bruder und bremst oft dessen Enthusiasmus aus, um ihn in realistischere Bahnen zu lenken.

Uchiha Izuna

Izuna ist der jüngere Bruder Madaras und mit ihm einer der stärksten Mitglieder des Uchiha Clan. Sie beide erweckten schon in jungen Jahren das Mangekyō Sharingan und konnten damit über ihren Clan herrschen. Izuna steht treu zu seinem Bruder und unterstützt ihn. Er wurde von seinem Rivalen Senju Tobirama tödlich verwundet und gab seine Augen noch auf dem Sterbebett Madara.

Sarutobi Hiruzen

Sarutobi Hiruzen war der Hokage der Dritten Generation und wachte viele Jahre lang über das Dorf. Er trat zugunsten von Minato zurück, nahm sein Amt jedoch wieder ein, nachdem Minato im Kampf gegen Kurama sein Leben ließ. Hiruzen gehörte einst zum Team Tobirama und zur Eskort Einheit und wurde von Tobirama selbst zu seinem Nachfolger ernannt.

Uchiha Kagami

Uchiha Kagami war ein Shinobi aus Konoha zu Zeiten des Zweiten Hokage und zudem ein direkter Untergebener Tobiramas, auf den Tobirama große Stücke hielt. Kagami war dem Dorf treu ergeben und erreichte viel zum Wohl des Dorfes. Sein Sharingan zählt zu den stärksten unter den Uchiha seiner Zeit. Sein Nachfahre ist Shisui.

Ōkami

Ōkami ist die Leitwölfin eines Rudels in den Wäldern des Feuerreiches, sowie Tobiramas Vertrauter Geist und seine Ersatzmutter. Als er einst in die Wölder ging, um mit den Wölfen einen Vertrag abzuschließen, akzeptiere sie ihn in ihrem Rudel und beschloss, dass von nun an Tobirama ihr Welpe sei.

Team Tobirama

Team Tobirama besteht aus Sarutobi Hiruzen, Utatane Koharu und Mitokado Homura, die drei jungen Shinobi, die von Tobirama und gelegentlich auch Hashirama ausgebildet werden.

Team Izuna

Von Tobirama auch liebevoll als Terrorkobolde bezeichnet, besteht das Team aus Uchiha Kagami, Akimichi Torifu und Shimura Danzo und wird von Izuna geleitet.
Neuigkeiten

Bedächtig blies Tobirama über die Teeschale, um den noch dampfenden Tee abzukühlen. Der aromatische Duft von frisch aufgebrühtem Sencha wehte ihm entgegen. Er besaß nicht die Feinheit von Matcha, aber er war immerhin auch nicht zu Hause und daher war ein etwas alltäglicherer Tee durchaus in Ordnung.

Er spürte die Blicke seiner drei Genin auf sich ruhen, ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen, als er vorsichtig an seiner Schale nippte. Genau die richtige Temperatur. Hiruzen war der erste, der es ihm gleichtat. Etwas zögernder folgten Koharu und Homura.

Koharu senkte ihren Becher alsbald wieder. »Sind wir nicht hier, um zu trainieren, sensei?«

An diesem sonnigen Tag war Tobirama mit ihnen zu einer Lichtung nahe Konohas gegangen, die er für ihr Training als geeignet ansah. Nachdem er sie nun schon mehrere Stunden durch die Gegend gescheucht hatte und sie ihre Chakrakontrolle hatte üben lassen, war es nun an der Zeit für eine kleine Pause.

Ebenso bedächtig, wie er sie überhaupt erst angehoben hatte, setzte Tobirama seine Schale vor sich ab. Dann legte er die Hände auf die Knie und sah seine kleinen Genin an. »Ja, das sind wir. Aber alles im Leben will seine Momente der Ruhe haben. Es ist ein wenig wie mit dem Tee, den ich euch zubereiten ließ. Zunächst bedarf es gründlicher Vorbereitung und dann ein Innehalten, bevor man die Früchte der Arbeit genießen kann. Der Tee ist euch übrigens gut gelungen, genau die richtige Ziehzeit.«

Homura schien nicht überzeugt von dieser Metapher. Er sah erst kritisch auf seinen Tee und dann zu Tobirama.

Hiruzen stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Das heißt, dass du nicht immer mit dem Kopf durch die Wand rennen sollst.«

»Aber Ninjutsu ist doch zum Kampf gedacht«, gab Homura zu bedenken. »Und nicht dazu, um Tee warm zu machen.«

»Warum nicht?«, hielt Hiruzen dagegen. »Ich finde das ziemlich aufregend.«

Tobirama hatte ihnen aufgetragen, mittels einfacher Jutsu ihren Tee zuzubereiten. Die Kanne und die Schalen sowie die getrockneten Teeblätter hatte er von zu Hause mitgebracht, den Rest hatten seine kleinen Genin erledigt. Zusammen hatten sie Holz gesammelt, das Hiruzen entzündet hatte. Homura hatte dann Wasser vom nahen Fluss holen wollen, bis Koharu ihn an ihre Aufgabe erinnert und selbst mit einem Suiton für Wasser gesorgt hatte.

»Nun ja, aber … Es ist irgendwie seltsam«, versuchte es Homura weiter.

»Warum?«, fragte Tobirama ihn schlicht.

Homura überlegte einen Moment und suchte nach den richtigen Worten. »Es ist, als würde man mit einem Tuschepinsel eine Hauswand streichen wollen. Es würde gehen, aber es ist doch falsch.«

»Was würde dagegen sprechen?«

Homura schien allmählich etwas frustriert zu werden. »Das macht man eben nicht!« Als wäre damit alles gesagt.

»Keiner weiß mehr, wo die Wurzeln des Ninjutsu liegen«, dozierte Tobirama ruhig. »Dieses Wissen ging irgendwann einmal im Laufe der Jahrhunderte verloren, oder vielleicht war Ninjutsu ja auch einfach immer schon da gewesen – auch wenn ich diese Erklärung für etwas dürftig halte. Natürlich und besonders aufgrund der Bürgerkriegszeiten denken die allermeisten zunächst an einen kriegerischen Einsatz und das ist ja auch nicht falsch. Es ist das naheliegendste.«

Tobirama fragte sich, wann seine kleinen Genin endlich bemerken würden, dass sie schon lange nicht mehr allein waren.

Hiruzen war wie immer am schnellsten dabei, seinen Gedanken aufzugreifen. »Aber nicht nur. Da wir nicht wissen, wo die Ursprünge des Ninjutsu liegen, kann es genauso gut sein, dass es ursprünglich für etwas anderes als den Kampf genutzt wurde.«

Außerdem fragte er sich, wie lange Izuna noch mit seinen Terrorkobolden auf der Lauer liegen wollte. Seit mehreren Minuten schon versteckten sie sich im Gebüsch des nahegelegenen Waldes. Tobirama konnte Izuna nicht ausmachen, wusste aber dennoch, dass er bei Kagami, Danzō und Torifu war. Hauptsächlich machte er es daran fest, dass die drei Genin mehr schlecht als Recht ihr Chakra zu verschleiern versuchten und sie die Technik mit Sicherheit von Izuna gelernt hatten.

Tobirama nickte Hiruzen zu. »Du hast es erfasst.«

Wahrscheinlich war Izuna nur wieder einmal faul und wälzte die Pflicht, seinen Genin etwas beizubringen, auf Tobirama ab. Es würde ihm ähnlich sehen.

Koharu runzelte die Stirn. »Das führt mich jedoch zu einer Frage. Hashirama-sama kann ganze Häuser wachsen lassen. Warum hat er dann nicht das Dorf allein errichtet? Warum wurden dennoch die meisten Häuser auf herkömmliche Weise gebaut?«

»Eine gute Frage«, lobte Tobirama sie. »Wir hatten früher schon sowohl mein Suiton genutzt, um Felder in Dürreperioden zu bewässern, als auch Hashiramas Mokuton, um Häuser zu errichten oder auszubessern. Die Antwort auf deine Frage, Koharu-kun, liegt jedoch schlicht und ergreifend darin, dass ich es ihm untersagt hatte. Er hatte noch andere Dinge, um die er sich kümmern musste, und außerdem haben auch seine Kräfte irgendwann einmal ein Ende.«

Koharu sah ihn groß an und schien etwas sagen zu wollen, unterließ es dann aber dennoch. Das war wahrscheinlich nicht die Antwort gewesen, die sie erwartet hatte.

Tobirama griff wieder zu seiner Teeschale und nahm einen weiteren Schluck. Der Tee war mittlerweile etwas abgekühlt und nun beinahe zu kühl für seinen Geschmack. Dennoch wäre es schade, ihn wegzukippen. Seine Genin hatten sich so große Mühe damit gegeben.

Natürlich wählte Izuna genau diesen Moment, um die Deckung seines Teams aufzugeben. Mit lautem Kampfgebrüll stürmten sie aus dem Gebüsch, in dem sie bis jetzt gelauert hatten, und stürzten sich auf ihre größtenteils ahnungslosen Opfer.

»Attacke!«, schrien Izuna und Kagami wie aus einem Mund.

Tobirama verdrehte genervt die Augen. So viel zu seinem wohlverdienten Tee. Immerhin waren die beiden Uchiha mit Schreien beschäftigt, was hieß, dass sie keine Gelegenheit für ein Katon hatten. Tobirama nutzte diese Chance, um mittels eines Suiton den Tee in seiner Schale Izuna ins Gesicht zu schleudern. Zumindest eine kleine Rache.

Seine drei kleinen Genin mochten unaufmerksam gewesen sein, aber immerhin reagierten sie nun angemessen schnell. Koharu und Homura zückten Kunai und Hiruzen warf sogar ein Shuriken nach Kagami.

Mit einer blitzschnellen Bewegung warf Tobirama ein Hiraishin-Kunai hinter Izuna und teleportierte sich sofort dorthin. Noch in derselben Bewegung versuchte er, Izuna die Beine wegzutreten. Izuna hatte das natürlich kommen sehen und konnte dem ausweichen, wenn auch nur dank seines Mangekyō. Die Kröte wollte es heute also wirklich wissen, wenn er gleich damit begann.

Tobirama führte sein Katana zwar in einer Schriftrolle versiegelt bei sich, entschied sich aber dennoch für den direktesten Kampf und zückte ein Kunai. Auch Izuna zog lediglich sein Tanto und wehrte Tobiramas Schlag damit ab. Klirrend trafen die Klingen aufeinander.

Koharu und Homura verlegten sich auf eine defensive Strategie und gingen in Verteidigungsstellung. Kagami und Torifu versuchten, sie zu umstellen, und da ihre erwählten Gegner ihr Vorhaben nicht früh genug unterbanden, gelang es ihnen auch. Hinzu kam, dass Torifu einiges Geschick in der Technik seines Clans erwies, was bedeutete, dass er seit dem letzten Mal fleißig trainiert hatte. Auch Kagamis Sharingan war selbst unvollständig ausgebildet nicht zu unterschätzen, und so gerieten Koharu und Homura schnell ins Hintertreffen und ihnen wurde die Initiative genommen.

Indes duellierten sich Hiruzen und Danzō. Hiruzen erwies wieder einmal sein bemerkenswertes Geschick mit den Shuriken, doch noch konnte Danzō sie abwehren, wie eine plötzlich aufkommende Windbö zeigte. Die Shuriken fielen wirkungslos zu Boden, doch Hiruzen ließ sich davon nicht aufhalten.

Mit einem einfachen Fingerzeichen beschwor Tobirama ein weiteres Suiton herauf und durchnässte Izuna damit. Es war nicht wirklich stark und zielte eher darauf ab, seine kleine Rache für die gestörte Teepause auszuleben.

»Ach, komm schon, Tobi-chan!«, beschwerte sich Izuna auch prompt. »Hör auf mit den Spielchen und tanz richtig.«

»Du sollst mich nicht so nennen!«, fauchte Tobirama. Jedes Mal dasselbe!

Izuna lachte frech auf und schnitt eine Grimasse. Das nächste Suiton traf ihn schon deutlich härter im Gesicht. Empört wischte er sich das Wasser aus den Augen. »Das war aber nicht fair. Dabei sollst du doch ein Vorbild für die Kinder sein.«

»Wir sind Shinobi, wir kämpfen nicht mit fairen Mitteln«, erinnerte Tobirama ihn todernst.

Schneller, als normale Augen es würden sehen können, formte er eine Reihe von Handzeichen. Wasser begann, um ihn herum zu wirbeln, das er sowohl aus dem Boden als auch der Luft zog und auch mit seinem eigenen Chakra selbst erzeugte. Noch in dem Moment, in dem sich der Wasserdrache herausbildete, sprang Izuna zurück, um etwas Distanz zwischen ihnen zu erzeugen, und begann selbst sein Jutsu. Als sich der Wasserdrache auf ihn stürzte, rief er seinen eigenen Feuerdrachen herbei.

Beide Kreaturen trafen brüllend aufeinander. Hoch hinaus in den Himmel wandten sie sich und schlangen sich umeinander wie zwei Liebende in einem tödlichen Kampf. Sie verbissen sich ineinander und zerrten wild an dem jeweils anderen.

Nur Augenblicke dauerte dies, dann annihilierten sich beide Jutsu und heißer Wasserdampf hüllte die ganze Szenerie ein. Er nahm ihnen allen die Sicht, doch Tobirama wusste selbst die Luftfeuchte zu manipulieren. Um ihn herum bildeten sich hunderte kleiner Wassertropfen wie winzige Geschosse, die er in die Richtung sandte, in der er Izuna ausmachen konnte. Izuna mochte zwar von ihm gelernt haben, wie man sich vor einem Sensor verbergen konnte, doch schlussendlich war noch immer Tobirama der Erfinder dieses Siegels und wusste daher auch, wie man es umgehen konnte.

»Autsch!«, jammerte Izuna irgendwo im Nebel, als Tobiramas Geschosse ihr Ziel fanden. »Du cleverer Fuchs!«

»Du hättest mich auch einfach meinen Tee trinken lassen können«, erinnerte Tobirama ihn.

»Wo bleibt da der Spaß?«

Tobirama erspürte die winzigen Verwirbelungen im Nebel, die Izunas Bewegungen verrieten. Der Nebel behinderte sein Sharingan nur bedingt, Tobirama hatte jedoch seinerseits gelernt, sich nicht immer auf seine Augen zu verlassen. So konnte er Izunas weiteren Vorstoß mit der Klinge abwehren.

Ein weiteres von Danzōs Fūton löste den Nebel auf. Wie sich herausstellte, hatte der Nebel Koharu und Homura zum Nachteil gereicht und sie waren Kagami und Torifu unterlegen. Hiruzen hatte die Situation besser gemeistert und hatte den Nebel zu seinem Vorteil nutzen können. Er hielt seinen Rivalen im Schwitzkasten, ein Kunai an dessen Kehle, womit er den Kampf für sich hatte entscheiden können.

Zwischen Tobirama und Izuna hatte sich ein Patt ergeben. Tobirama hatte Izuna am Zopf gepackt und seine überlegende Körpergröße genutzt, um Izunas Kopf nach hinten zu reißen und seine Kehle bloßzulegen. Tobirama hielt ihm das Kunai an den Hals. Izuna seinerseits hielt ihm jedoch sein Tanto an die Nieren, ein Stich, der tödlich wäre, würde er es darauf anlegen.

Izuna grinste zu Tobirama auf, der sich über ihn beugte. »Zwei zu eins und ein Unentschieden. Wir haben trotzdem gewonnen.«

Tobirama sah ihm direkt in das Mangekyō. Dann überwand er den letzten Abstand zwischen ihnen und küsste Izuna, wobei er die Position des Kunai so veränderte, dass er sich nicht selbst die Kehle aufschlitzte. Es hatte den erwarteten Effekt. Izuna schien für einen winzigen Moment überrascht zu sein, doch dann ließ er sein Tanto fallen, nahm Tobiramas Gesicht zwischen seine Hände und erwiderte den Kuss.

»Unentschieden«, korrigierte Tobirama ihn mit einem siegessicheren Schmunzeln. »Jetzt wärest du tot.«

Izuna schielte erst auf das Kunai an seinem Hals und sah dann wieder zu Tobirama. Ein verschlagenes Grinsen breitete sich langsam auf seinen Lippen auf. Dann traf sein Knie auf Tobiramas Leibesmitte.

Tobirama krümmte sich vor Schmerzen und fluchte saftig. »Du Scheißkerl!«

Izuna hielt sich vor Lachen den Bauch. »Na, wie schmeckt die eigene Medizin? Du hast selbst gesagt, dass hier nicht mit fairen Mitteln gekämpft wird.«

»Ich bring dich um!«

»Die Chance hast du vor neunzehn Jahren verpasst.«

»Ab sofort schläfst du auf dem Sofa!«

»Das glaube ich nicht.«

Die sechs Genin hatten das Wortgefecht ihrer beiden Lehrer mit einem gewissen Sicherheitsabstand verfolgt. Hiruzen verschränkte die Arme vor der Brust.

»Sensei, warum müssen wir eigentlich immer den Kopf für Ihre Ehestreitigkeiten hinhalten? Können Sie das nicht untereinander ausmachen?«

Tobirama versuchte, Haltung zu gewinnen, nicht jedoch, ohne vorher Izuna noch einen giftigen Blick zuzuwerfen. Dieser sonnte sich selbstgefällig in seinem Sieg.

»Übung«, sagte Tobirama trocken. »Ihr habt viel zu spät bemerkt, dass der Feind uns auflauerte. Wäre dies ein echter Kampf, ihr wärt alle tot.«

»Aber sensei, in einem echten Kampf hätten Sie uns doch sicher raushauen können«, sagte Koharu. »Sie haben uns beigebracht, dass man sich immer zuerst die schwächsten Glieder einer Gruppe heraussuchen und isolieren soll.«

Unwillkürlich musste Tobirama an die Messer denken, die damals Tajima und Butsuma auf den Sohn des Rivalen geworfen hatten. Noch heute sah er klar, wie die Klinge im Licht der Sonne aufblitzte, als sie direkt auf ihn zuflog und er ihr nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Zwei Jahrzehnte war dies nun her und immer noch erinnerte er sich dieses Momentes, als sei es gestern gewesen.

»Das stimmt. Das habe ich euch beigebracht«, sagte er. »Aber ich bin nicht immer da, um euch aus Gefahren zu retten. Ihr müsst lernen, selbstständig zu handeln.«

»Jawohl, sensei!«, rief Hiruzen aus. »Das nächste Mal werde ich besser sein!«

»Ich möchte, dass ihr alle das nächste Mal besser seid«, sagte Tobirama. »Saru, du hast dich im Einzelkampf gut geschlagen, kannst jedoch nicht immer allein voranstürmen. Koharu, Homura, zusammen wart ihr ebenfalls nicht schlecht, habt euch jedoch zu schnell in die Defensive drängen lassen. Hättet ihr von Anfang an Saru unterstützt, hättet ihr Danzō schneller überwältigt und hättet zu dritt bessere Chancen gegen Kagami und Torifu gehabt.«

Izuna knuffte ihn in die Seite. »Und was ist deine Ausrede, dass du verloren hast? Gibt‘s zu, es war mein Charme.« Er zwinkerte vielsagend. »Meine kleinen Gremlins sind einfach besser als deine.«

Kagami streckte stolz die Brust raus und grinste übertrieben. »Wir Uchiha sind eben einfach die Besten!«

Tobirama überhörte Izuna geflissentlich und fasste Kagami in den Blick. »Nimm den Mund nicht zu voll, Junge. Gerade du müsstest wissen, wie man ein Siegel ordentlich ausführt, keiner von euch hat das sachgemäß angestellt. Nachher gibt es nach dem Abendessen noch eine zusätzliche Lektion für dich, Kagami-chan.«

Kagami stöhnte gequält auf. »Och nö! Muss das sein, Tobi-oji?«

»Gönn unserem Jungen doch wenigstens einmal seinen Erfolg«, pflichtete Izuna ihm bei. »Warum habe ich dich überhaupt geheiratet? Du bist ein elender Besserwisser.«

Torifu lachte hämisch und knuffte Kagami in die Seite. »Ätsch.«

Bevor Tobirama auch noch ihn zu Nachhilfe verdonnern konnte, kam die Rettung der sechs Genin von unerwarteter Seite. Tobiramas Nichte Miyazaki trat auf die Wiese, auf dem Arm ein Korb, aus dem es verräterisch duftete. Sie winkte ihnen zu.

»Mom schickt mich und lässt ausrichten, dass ihr auch einmal eine Pause machen sollt«, sagte sie, als sie bei ihnen war. »Außerdem sagt sie, dass das ganz besonders für dich gilt, Tobi-oji.«

Tobirama schnaubte. »Musst du nicht lernen? Die Jahresabschlussprüfungen für die Akademie stehen bald an.«

Sie lächelte ihn unschuldig an und streckte ihm den Korb entgegen. »Mom hat gesagt, dass du das sagen würdest, und trug mir daher auf, dich so lange mit Marmeladenbrot vollzustopfen, bis du den Mund hältst.«

Tobirama kniff die Augen zusammen. Das war eindeutig Izunas Einfluss auf seine Familie.

Kagami hatte schon längst ein Auge auf den Inhalt des Korbes geworfen und schlug das Tuch zurück, das ihn abdeckte. Darunter kam ein Laib Brot, ein Marmeladenglas und mehrere Messer zum Vorschein. Kagamis Augen leuchteten auf.

»Mito-oba hat schon wieder Marmelade gekocht! Und das Glas ist sogar noch warm!«

Miyazaki nickte. »Mit Erdbeeren aus unserem Garten. Außerdem ist es Konfitüre. Du weißt, dass sie da pingelig ist.«

Torifu klatschte begeistert in die Hände. »Mito-hime kocht die beste Marmelade! Äh, ich meine Konfitüre.«

»Raubtierfütterung!«, verkündete Izuna.

Tobirama hatte den starken Verdacht, dass er schon lange nicht mehr Herr der Situation war.

Sie setzten sich ins Gras, schnitten das Brot in Scheiben und verteilten die frische Konfitüre großzügig darauf. Der eine oder andere Finger wanderte auch so ins Glas, um zu naschen. Es war Erdbeersaison und wie jedes Jahr verbrachte Mito viel zu viel Zeit damit, die Unmengen an Früchten einzukochen, die ihr Garten abwarf. Irgendwie wurde ihr Erdbeerbeet im Garten auch von Jahr zu Jahr größer … Tobirama hatte Hashirama im Verdacht.

»Danzō, du bist die ganze Zeit schon so still«, stellte Izuna irgendwann fest. »Was hast du?«

Danzō grummelte etwas Unverständliches und fügte dann doch zerknirscht an: »Ich habe verloren.«

»Man kann im Leben nicht immer gewinnen«, erwiderte Izuna, »und nur aus Fehlern lernen wir. Sieh es als Chance, das nächste mal besser zu werden.«

Danzō knirschte sichtlich mit den Zähnen und schielte zu Hiruzen. Rivalitäten unter jungen Leuten waren bis zu einem gewissen Maße gut und förderten ihren Ehrgeiz, aber Tobirama würde darauf achten müssen, dass es nicht Überhand nahm.

Miyazaki leckte sich die Konfitüre von den Fingern. »Dad lässt außerdem ausrichten, dass ihr bei Gelegenheit im Büro vorbei schauen sollt.«

Tobirama warf ihr einen mahnenden Blick zu. »Das hättest du gleich zu Anfang sagen sollen.«

Miyazaki schenkte ihm ihr unschuldigstes Lächeln, das sie sich unter Garantie von Izuna abgeschaut hatte. »Dad sagt außerdem, dass wir erst die Konfitüre essen sollen, und dass das ein Befehl sei, wenn du widersprichst.«

Tobirama grummelte missmutig. »Du versteckst dich zu gern hinter deinen Eltern.«

»Es ist halt praktisch.«

Zweifelsohne Izunas Einfluss. Er musste dringend heute Abend mit ihm reden. Das konnte so nicht weiter gehen.

»Dann gehen wir eben jetzt«, sagte er stattdessen. Es gab keinen Grund, noch länger zu warten. Er wollte Izuna bereits eine Hand auf die Schulter legen, als dieser seine Hand zur Seite schlug.

»Vergiss es!«, rief Izuna. »Wir laufen wie jeder vernünftig Mensch!«

»Aber Hiraishin ist wesentlich schneller.«

»Und ich kotz immer noch jedes zweite Mal. Big Bro ist sicher nicht begeistert, wenn er das Büro schon wieder schrubben lassen muss.«

Tobirama grummelte erneut missmutig und musste einsehen, dass er in der Minderheit war. Also liefen sie, so ineffizient es auch war. Miyazaki kam mit ihnen, sprang fröhlich voran und schwatzte mit Kagami. Stolz berichtete sie, was sie alles in der Akademie gelernt hatte und dass sie die Klassenbeste war, wenn es um Doppelgänger ging. Obligatorisch bettelte sie bei Tobirama, dass er ihr endlich sein Schattendoppelgänger Jutsu beibrachte und wieder erinnerte er sie daran, dass er das frühestens machen würde, wenn sie ihren Abschluss hatte.

»Aber du warst nur zwei Jahre älter als ich jetzt, als du es erfunden hast!« Sie schmollte.

»Andere Zeiten«, erinnerte Tobirama sie.

Sie presste sich eine dicke Krokodilsträne aus den Augen, obwohl sie ganz genau wusste, dass das bei ihm nicht wirkte.

Als sie den Hokage Turm erreichten, wurde er endlich von seiner Nichte erlöst. Sie stürmte voran und trat schwungvoll die Bürotür ein. »Mom! Dad! Onkel! Mission erfüllt!«

Gesitteter folgten die Andern ihr.

Es bot sich das gewohnte Bild. Mito blätterte in irgendwelchen Akten, während sie vor dem großen Aktenschrank auf und ab marschierte. Madara las ebenfalls in Berichten, gammelte dabei jedoch im Fenstersims und scherte sich kein bisschen um eine auch nur ansatzweise angemessene Präsentation seiner selbst. Hashirama hatte im Gegensatz zu ihm immerhin seine formalen Roben angelegt und saß sogar an seinem Schreibtisch, brachte es aber wie immer nicht fertig, Ordnung in die Papierberge zu bringen. Stumm seufzend setzte Tobirama es auf seine Liste, hier nach Feierabend noch aufzuräumen. Irgendwer musste ja alles am Laufen halten.

Lachend fing Hashirama Miyazaki auf, als sie auf ihn zu stürmte. »Gut gemacht, mein Bäumchen.« Er schob ihr heimlich einen Bonbon zu, als er dachte, keiner würde es bemerken.

Die sechs Genin hatten sich artig verbeugt. Torifu räusperte sich.

»Mito-hime, ich habe wieder einmal sehr für die ausgesprochen köstliche Konfitüre zu danken.«

Sie lächelte. »Das freut mich. Wer so fleißig trainiert, hat sich hin und wieder auch einmal etwas verdient. Wie war es heute? Hat Tobirama euch alle sehr geknechtet?«

Hatten sich hier alle gegen ihn verschworen?

»Überhaupt nicht«, sagte Hiruzen sogleich. »Tobirama-senseis Methoden sind ausgesprochen hilfreich. Wir lernen immer viel bei ihm.«

Wenigstens einer, der die Treue hielt.

Madara warf die Papiere auf den Schreibtisch und traf sogar. »Und dein Sharingan, Kagami?«, wollte er wissen.

Kagami streckte seinen Daumen. »Spitzenmäßig, Madara-oji. Bald bin ich so gut wie Papa!«

Madara sah ihn finster an. Er hasste es, so genannt zu werden, und Kagami tat es natürlich gerade deswegen jedes Mal. Zumal war Kagami eine der wenigen Personen, die sich nicht von Madaras berüchtigten Blicken einschüchtern ließ. Dann jedoch wurde Madaras Blick weicher.

»Dein Vater wäre stolz auf dich.«

Eine Spur Traurigkeit schlich sich in Kagamis Augen. »Danke.«

Vor drei Jahren waren Hikaku und Tōka auf einer Mission verunglückt und hatten ihren einzigen Sohn als Waise zurückgelassen. Für Izuna hatte natürlich außer Frage gestanden, sich Kagamis anzunehmen. So war es gekommen, dass Tobirama nicht nur einen Uchiha geheiratet hatte, sondern auch noch einen adoptiert.

»Es ist toll zu sehen, wie die nächste Generation heranwächst und erblüht«, sagte Hashirama. »Eure Fortschritte sind wirklich bemerkenswert, ihr macht das großartig. Ich wette, Tobirama meckert trotzdem die ganze Zeit.«

Tobirama sah ihn scharf an. »Red mir nicht rein, wie ich das Training meiner Genin zu gestalten habe.«

»Aber es ist doch wahr, du findest immer etwas, das du kritisieren kannst.«

»Halt den Mund, anija!«

Hashirama ließ den Kopf hängen. Fast ebenso rasch fand er zu seinem sonnigen Gemüt zurück. »Dann mach, was du für am besten hältst. Aber ich fürchte, ich muss euch dennoch eure sensei für einen Moment entführen. Wir haben noch etwas zu besprechen. Miyazaki-chan, geh doch mit Kagami schon einmal vor und überlegt euch, was wir heute zum Abendbrot essen.«

»Wird gemacht!«

Ebenso energetisch, wie sie eingetreten war, stürmte sie wieder nach draußen. Kagami deutete eilig eine Verbeugung an und rannte ihr dann nach, um zu verhindern, dass sie irgendetwas anstellte. Die anderen fünf Genin verbeugten sich ebenfalls und verließen den Raum gesitteter.

Izuna schloss die Tür hinter ihnen, sodass nun nur noch die Erwachsenen im Büro waren. »Was gibt‘s?«

»Die gute oder die schlechte Nachricht zuerst?«, wollte Hashirama wissen.

»Wenn du schon so fragst, dann die schlechte.«

Hashirama nickte und schob ihnen über den Tisch hinweg ein Schreiben zu. Tobirama erkannte das Wappen des Tsuchikage und witterte sogleich, dass die Hagoromo dahinter steckten.

Vor langer Zeit, noch vor der Gründung der Dörfer, hatten die Hagoromo ein Bündnis mit den Uchiha unterhalten. Das war zerbrochen, sobald Hashirama und Madara offiziell Frieden miteinander geschlossen hatten, was den Hagoromo augenscheinlich ganz und gar nicht geschmeckt hatte. Sie hatten sich nach Iwagakure zurückgezogen, doch seitdem hatte es immer wieder Spannungen gegeben, die schon einige Male drohten zu eskalieren.

»Sie stellen Landforderungen«, sagte Hashirama ernst. »Dabei berufen sie sich auf das Abkommen, das wir damals mit Sunagakure auf der Sechs Kage Konferenz geschlossen hatten.«

»Fünf Kage«, korrigierte Madara ihn automatisch.

»Sechs«, hielt Hashirama dagegen. »Damals wie heute teilen wir uns das Amt.«

»Aber du bist derjenige, der immer sein Gesicht hinhält.«

»Und das auch nur, weil du sonst immer allen damit drohen würdest, sie niederzubrennen.«

Indes hatte sich Izuna das Schreiben genommen und überflogen. »Aber Big Bro hat doch Recht. Das geht doch schon seit immer so. Irgendwann müssen wir dem einen Riegel vorschieben.«

Madara warf Hashirama einen vielsagenden Blick zu. »Und vergiss nicht die Berichte über Scharmützel an den Grenzen.«

»Die Ninja trugen keine eindeutigen Erkennungszeichen. Es hätte jedes der angrenzenden Länder sein können«, hielt Hashirama dagegen.

»Nicht einmal du glaubst wirklich daran, dass sie nicht aus Iwagakure kamen«, sagte Mito. »Wir mögen zwar noch keine zweifelsfreien Beweise haben, aber die Indizien sprechen dafür.«

Eine steile Falte hatte sich zwischen Hashiramas Brauen gebildet. Er wirkte sichtlich frustriert.

»Was gedenkst du zu tun?«, fragte Tobirama.

Hashirama lehnte sich zurück. »Die Situation deeskalieren, bevor die Gemüter noch weiter erhitzen. Das heißt, ich werde Izuna schicken, um mit Iwa zu verhandeln.«

»Das kommt gar nicht in Frage!«, sagte Madara sogleich. »Mein Bruder bleibt schön hier, ich werde gehen!«

»Hab doch wenigstens einmal ein bisschen Vertrauen in mich, Big Bro!«, protestierte Izuna sogleich. »Vor mir rennen immerhin nicht alle schreiend weg.«

»Mit Verlaub, Madara-kun, aber dein Bruder droht wenigstens nur damit, alles in Schutt und Asche zu legen. Du setzt deine Drohungen in der Regel auch in die Tat um«, sagte Mito ruhig.

Izuna grinste zufrieden. »Siehst du.«

Madara verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie alle finster an. »Und das ist jetzt weshalb besser?«

»Izuna soll die Situation entschärfen und nicht noch schlimmer machen.« Bevor Madara noch explodierte, ergriff Hashirama eilig seine Hände. Irgendwie schaffte es diese Geste immer, Madara wieder zu beruhigen. »Ich bin davon überzeugt, dass Izuna von uns allen am besten dafür geeignet ist. Außerdem bist du manchmal wirklich etwas überbehütend und zudem brauche ich dich hier.« Mit einem unschuldigen Blick hauchte er einen Kuss auf Madaras Hand und sah zu ihm auf.

Madara erdolchte ihn mit seinen Blicken, ließ aber seine Hände, wo sie waren.

»Warum Izuna und nicht ich?«, sprach Tobirama aus, was ihm schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte.

»Weil ich für dich auch was hab«, sagte Hashirama und zückte ein weiteres Schreiben. »Ich habe ja gesagt, dass ich auch eine gute Nachricht habe. Raikage A ist endlich gewillt, mit uns über ein engeres Bündnis zu reden.«

»Ach, jetzt doch?« Tobirama hob eine Braue. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie A immer so stolz darauf gewesen war, dass sich seine Leute niemandem beugten.

»Es kann nicht immer alles schlecht verlaufen«, sagte Hashirama. »Das ist ein großer Schritt nach vorn.«

In der Tat. Seit der Gründung der Dörfer hatte man in der Regel sein eigenes Süppchen gekocht und die Nachbarn misstrauisch beäugt. Spannungen waren immer wieder aufgekommen, die durchaus auch schon zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hatten. Hashirama hatte mit der Kage Konferenz zwar erreicht, dass die Kämpfe aufhörten, doch selbst das war nicht von langer Dauer gewesen. Dass Iwagakure, höchstwahrscheinlich unter dem Einfluss der Hagoromo, jetzt doch wieder die Muskeln spielen ließ, war nur das Ende einer langen Reihe von ähnlichen Ereignissen.

»Also geht Izuna nach Iwagakure und ich nach Kumogakure«, schloss Tobirama knapp. »Klingt nach einem Plan.«

»Ich bin immer wieder erstaunt, wenn du einmal keine Einwände zu erheben hast«, sagte Mito.

Tobirama kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen? Das ist eine vernünftige Idee, und warum sollte ich dem widersprechen, nur weil es von Hashirama kommt?«

Hashirama klappte mehrmals empört den Mund auf und zu und brachte doch kein Wort hervor.

»Dann ist es also beschlossene Sache«, schloss Izuna die Diskussion ab. »Mein Göttergatte und ich werden also endlich wieder einmal etwas Spaß außerhalb des Dorfes haben. Und vielleicht kann ich sogar endlich wieder einmal ein paar Ärsche treten. Muss ja nicht gleich zündeln.«

Na, das konnte ja nur schief gehen.

Tobirama ahnte nicht, wie schief es wirklich gehen sollte.

Tobirama ist ein Tee Snob, don't @ me. Das nächste Kapitel ist ein bisschen dosmestic fluff mit ein ganz klein bisschen spicy content.
Am Abend
CN nicht explizite sexuelle Inhalte

Später am Abend fand sich die Familie zum Essen zusammen. Miyazaki hatte sich ganz erwartungsgemäß für Yakisoba entschieden und auch wenn sie manchmal ein kleiner, verschlagener Teufel sein konnte, konnte ihr doch niemand so wirklich widersprechen. Zu siebt saßen sie um den Tisch und schwatzten über das, was der Tag für sie bereitgehalten hatte. Geschirr wurde herumgereicht und klapperte. Die Papierwände des Zimmers waren zurückgeschoben, um die laue Luft des Sommerabends hineinzulassen, und draußen auf dem engawa lagt Ōkami und kaute auf einem großen Knochen herum, den sie zwischen ihren Pfoten hielt.

»Izuna-oji, du musst mir unbedingt deinen Feuerdrachen beibringen«, sagte Kagami gerade enthusiastisch. »Das war richtig beeindruckend heute, ich will das unbedingt auch können.«

»Es ist ein B-Rang Jutsu, aber wenn du fleißig übst, schaffst du das bestimmt«, sagte Izuna. »Und dann suchst du dir einen Senju, der ein Talent für Suiton hat, und zusammen erzeugt ihr einen Nebeldrachen, der noch stärker ist.«

Kagamis Augen leuchteten auf, doch Tobirama hob eine Hand. »Irgendwann einmal zeigen wir es dir, aber noch bist du dafür zu jung.«

Kagami schmollte. »Das Argument zieht nicht, Tobi-oji, wenn ich genau weiß, was du schon alles auf die Beine gestellt hattest, als du sechzehn gewesen warst. Hörte, da war ein Dorf darunter.«

»Andere Zeiten«, erinnerte Tobirama ihn.

Um genau zu sein war er vierzehn gewesen, als Hashirama und Madara nach dem nicht ganz so zufälligen Ableben ihrer Väter die Clanführung übernommen und Frieden miteinander geschlossen hatten. Bereits damals war Tobirama nicht ohne Grund als Weißer Wolf unter den Feinden der Senju gefürchtet worden, ein Beiname, der ihm auch heute noch anhaftete. Krieg hatte sie zu dem gemacht, was sie waren, und ihnen die Kindheit geraubt. Die Kinder dieser Generation sollten in Frieden aufwachsen und Kinder sein dürfen. Nie wieder sollte ein Kind gezwungen werden, auf einem Schlachtfeld zu kämpfen.

Kagami schmolle noch mehr, aber in dieser Sache blieb Tobirama eisern.

Izuna hatte sich indes mit seinem charmantesten Lächeln an Mito gewandt. »Mito-kun, ich fürchte, ich muss mir die Tage wieder einmal einen deiner Kimono ausborgen. Und vielleicht brauche ich auch den einen oder anderen Ratschlag beim Schminken.«

Mito hob eine Braue. »Du meinst, borgen in dem Sinne wie die anderen Male, wo ich meine Kleidung nie wieder gesehen hatte, weil die irgendwo in deinem Schrank verschwand?«

Izuna mimte die Unschuld in Person. »Es ist wirklich wichtig, und von allen Anwesenden hast du den besten Sinn für Mode.«

»Ich schlage vor, du gräbst ganz tief in deinem Schrank und bedienst dich an dem Diebesgut, das du ohnehin schon entwendet hast.«

»Wir könnten auch zusammen im Dorf einkaufen gehen, dann muss ich dich nicht immer fragen.«

»Quälgeist. Meinethalben.«

»Mito-kun, du bist die Beste! Und jetzt brauche ich nur noch deine besten Schminkgeheimnisse.«

»Ich auch!«, rief Miyazaki dazwischen.

»Morgen vielleicht«, vertröstete Mito sie. Dann wand sie sich wieder an Izuna. »Übertreib‘s nicht. Die Leute in Iwagakure sind in mancherlei Hinsicht ziemlich sturköpfig.«

»Aber ich muss mich doch angemessen präsentieren, also frage ich die Person, die sich damit am besten auskennt. Außerdem weißt du doch, dass Kleidung kein Geschlecht hat.«

»Da hast du Recht. Ich sage nur, dass manche in Iwagakure das anders sehen könnten. Aber nun gut. Der Trick ist, sich die Lippen klein zu malen, nur ein kleiner Bogen auf der Unterlippe. Siehst du, so.« Sie beugte sich etwas vor, sodass Izuna im Licht der Deckenlampe besser sehen konnte, was sie meinte.

Er nickte. »Hmhm.«

»Das wirkt niedlicher.«

»Dafür machst du mir aber immer noch ziemlich oft Angst.«

Mito lächelte und es war dieses Lächeln, in dem eine ganz eigene Verschlagenheit mitschwang, die ihr bisher noch immer den Respekt auch des konservativsten Shinobi eingebracht hatte. Jeder wusste, dass man sich nicht mit ihr anlegte.

»Was ist denn mit Iwagakure?«, wollte Kagami wissen.

»Die kriegen den Mund nicht voll genug«, grummelte Madara.

»Also geh ich hin und überzeuge sie, dass sich besser nicht mit uns anlegen«, sagte Izuna.

»Möglichst ohne allzu viele Todesdrohungen«, erinnerte Hashirama ihn. »Besser noch ganz ohne …«

»Ein oder zwei müssen es schon sein, sonst lernen sie es nie«, hielt Izuna dagegen. »Andernfalls hättest du Tobirama schicken sollen.«

»Oh, und was ist mit unserem Training? Nimmst du uns mit?« Kagami sah hoffnungsvoll zu Izuna.

»Nein, ihr bleibt hier. Du weißt doch, was vorhin erst Tobirama zum Thema Pause sagte. Eine kleine Auszeit kann nicht schaden.«

»Aber dann kann Tobi-oji ja unser Training übernehmen!«

»Der hat in Kumogakure zu schaffen.«

»Och manno.«

»Vielleicht habe ich als Trost noch irgendwo eine kleine Mission für euch«, warf Hashirama ein. »Tobirama und Izuna verschwinden ja nicht gleich morgen schon.« Er stand auf und ging nach oben in sein privates Arbeitszimmer. Kurz darauf kam er mit einem Missionspapier wieder, das er Kagami hinhielt. »Wie wäre es damit?«

Kagami musterte den Auftrag und verzog unwillig das Gesicht. »D-Rang, schon wieder Oma Nekobaas Katzen.«

»Das ist mindestens ein C-Rang«, widersprach Madara. »Die Biester sind kratzbürstig.«

Kagami verdrehte die Augen. Er war offensichtlich anderer Meinung, was den Rang dieser Mission anging.

Draußen hatte es Ōkami mittlerweile geschafft, ihren Knochen aufzubrechen, und schlabberte hörbar das Mark heraus. Krachend zerkleinerte sie auch den Rest, um an weiteres Mark zu gelangen. Dann jedoch stellte sie die Ohren auf, als sie anscheinend etwas vernommen hatte, erhob sich und trottete davon. Im selben Moment spürte Tobirama Hiruzens Chakra an der Haustür.

Kurz darauf kam die weiße Wölfin wieder und führte Hiruzen über den engawa herbei. Sanft stieß sie ihn mit der Schnauze an, um ihn zum Eintreten einzuladen. »Welpe, dein Welpe fragt nach dir.«

Mito winkte ihn herein. »Komm, setz dich zu uns. Wir haben noch genug übrig.«

Hiruzen verbeugte sich und bedankte sich für die Einladung. Sie rückten alle etwas zusammen und machten ihm Platz. Miyazaki stellte ihm eine Schale und Stäbchen hin. Tobirama goss ihm Tee in eine Schale, den guten dieses Mal.

»Was gibt es?«, fragte er dann.

»Ich hatte eine Idee für ein Jutsu«, sagte Hiruzen. »Aber das kann auch warten, ich möchte nicht beim Essen stören.«

»Du störst nicht«, versicherte Mito ihm. »Du weißt, du bist bei uns immer willkommen.«

Hiruzen verneigte sich erneut und bedankte sich. Bald schon kam er mit Kagami über ihr heutiges Training ins Gespräch und die beiden tauschten rege Tipps miteinander aus.

Schon lange nicht mehr war es wirklich still gewesen in ihrem Haus, immer hatte hier gesellige Betriebsamkeit geherrscht. Immer war irgendwer ein und aus gegangen, zu Beginn, weil irgendwer etwas von Hashirama und Madara als Anführern ihrer Clans und später als Hokage wissen wollte. Letzteres hatte sich gegeben, als sie endlich das eigentliche Büro hatten fertigstellen können. Dann war Mito zu ihnen gestoßen und die Kombination aus Mito und Izuna hatte sich als ausgesprochen explosiv herausgestellt. Als dann auch noch Miyazaki geboren worden war, war es endgültig aus gewesen mit Ruhe in diesem Haus.

Tobirama war kein geselliger Mensch. Um genau zu sein hasste er Trubel und große Menschenmassen. Sie machten ihn nervös, weil er nicht alles und jeden zugleich im Auge behalten konnte, und waren ganz allgemein anstrengend. Aber noch mehr hatte er die Stille nach den Toden Kawaramas und Itamas gehasst. Ein stilles und verwaistes Haus, durch das die letzten Hinterbliebenen mit gesenkten Köpfen schlichen, erinnerte ihn nur allzu schmerzlich an diese Zeit, die er möglichst weit hatte hinter sich lassen wollen.

Als sie schließlich alle aufgegessen hatten, wandte sich Mito an Madara. »Du hast heute Küchendienst. Izuna-kun, kommst du?«

»Jawohl! Die Herrin des guten Geschmacks will ich natürlich nicht warten lassen.« Izuna sprang auf und folgte ihr. Miyazaki rannte ihnen nach.

Madara sah missmutig auf den vollgestellten Tisch. »Na toll.«

»Ich helfe dir«, bot sogleich Hashirama an. Mit ein paar Holzdoppelgängern war der Tisch in Windeseile abgeräumt und dann verschwanden sie beide in der Küche.

Zum Schluss blieben nur noch Tobirama mit Kagami und Hiruzen. Draußen hatte sich Ōkami mittlerweile wieder ihrem Knochen gewidmet und kaute weiter hörbar darauf herum.

»Lasst uns rausgehen«, sagte Tobirama.

»Was, ich auch?«, protestierte Kagami.

»Ja, du auch. Oder denkst du, ich habe vergessen, was ich vorhin noch zu dir sagte?«

Kagami nuschelte etwas. Tobirama meinte, ein »Hätte ja sein können« zu verstehen.

Sie setzten sich auf den niedrigen Holzbalkon zu Ōkami. Sie rückte ein wenig zur Seite, um ihnen Platz zu machen, und schnüffelte dann an Hiruzen. Sie schnaubte zufrieden, als sie feststellte, dass er wohlgenährt war, eine alte Angewohnheit noch aus der Zeit, als Tobirama in diesem Alter gewesen war. Hiruzen hatte sich in den Jahren, in denen er Tobiramas Schüler war, noch immer nicht wirklich an die Eigenheiten der Wölfin gewöhnen können, ließ es aber etwas irritiert zu, von ihr inspiziert zu werden. Nicht dass er etwas dagegen hätte unternehmen können, ihre Widerristhöhe überragte ihn deutlich. Kagami indes kletterte auf ihren Rücken, legte sich hin und kraulte sie hinter den Ohren, während er sich gleichzeitig in ihr weiches Fell kuschelte.

»Also, was willst du mir zeigen, Saru?«, begann Tobirama.

»Ich hatte überlegt, ob sich Kage Bunshin no Jutsu auf Shuriken anwenden ließe«, sagte Hiruzen. »Theoretisch müsste es ja möglich sein.«

Tobirama überlegte einen Moment. Dann nickte er. »Das stimmt, auch wenn es noch einmal ungemein anspruchsvoller wäre, da du dein Chakra nicht auf dich, sondern auf ein Objekt einwirken lassen müsstest. Der Effekt in einem Kampf wäre jedoch verheerend.«

»Das stelle ich mir echt gemein vor«, warf Kagami ein. »Da wirft dein Gegner ein Shuriken auf dich und plötzlich sind da ganz viele. Wenn du herausfindest, wie das geht, musst du mir das auch zeigen, Hiruzen!«

»Verfolge die Idee weiter«, ermunterte Tobirama ihn. »Doch gleichzeitig musst du an deiner Kage Bunshin Technik feilen. Du bist schon sehr gut, aber dafür noch nicht gut genug.«

Derzeit brachte Hiruzen zwei Schattendoppelgänger zu Stande, was eine beachtliche Leistung war. Tobirama konnte mit Leichtigkeit ein Dutzend zur gleichen Zeit erzeugen, ohne seine Kampfkraft signifikant zu schmälern, allerdings war er auch kein Maßstab für seinen Schüler, er wusste das. Andere Zeiten, wie er zu sagen beliebte.

»Natürlich!«, sagte Hiruzen und machte dann eine nachdenkliche Geste. »Es wäre natürlich auch möglich, das echte Shuriken in einer Menge aus Illusionen zu verbergen. Aber weitaus effektiver wäre es, wenn sie alle Schattenshuriken wären.«

Sie diskutierten noch eine Weile die theoretischen Möglichkeiten eines solchen Jutsu und dessen Umsetzung, und auch Kagami beteiligte sich rege daran. Tobirama kam nicht umhin, einen gewissen Stolz auf Hiruzen zu empfinden, dass dieser bereits in so jungen Jahren begann, solch komplexe Jutsu zu entwickeln. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass das keine kleine Sache war.

Irgendwann schickte er dennoch Kagami, um Siegelpapier und Tusche zu holen, denn natürlich war das immer noch nicht vergessen. Maulend zog Kagami ab, kam jedoch alsbald mit den angeforderten Utensilien wieder. Und da Hiruzen nun gerade einmal da war, erhielt er kurzerhand ebenfalls noch eine zusätzliche Lektion im Ausführen von Siegeln. Tobirama trug beiden auf, ihre Verschleierungssiegel aufzuzeichnen und fand natürlich allerhand Kleinigkeiten, an denen sie noch feilen konnten. Ihre Pinselführung war gut, aber doch noch etwas nachlässig.

»Du kannst das Siegel vereinfachen.«

Als er aufsah, sah er sich Mito gegenüber, die sich interessiert über seine Schulter gebeugt hatte.

»Dann lässt seine Zuverlässigkeit jedoch nach«, hielt er dagegen.

»Du kannst mir glauben, dass das nicht der Fall sein wird.« Sie deutete auf mehrere Stellen im Siegel. »Die Verankerungen hier und hier reichen völlig aus. Die hier, hier und hier kannst du streichen. Siegel wollen klare, einfache Linien, das weißt du doch.«

»Als würde ich nicht die grundlegendsten Dinge des Fūinjutsu beherrschen.«

»Dann schau mich nicht so skeptisch an. Wer ist hier die Uzumaki Siegelmeisterin?«

»Fein. Gleich morgen probieren wir das aus.«

Sie lächelte triumphierend. »Wie du willst. Aber lass die Jungs jetzt in Frieden, es ist spät genug.«

Hiruzen verabschiedete sich mit einer Verbeugung und wurde von Ōkami zum Gartentor hinausbegleitet. Tobirama ermahnte Kagami, nicht mehr allzu lange aufzubleiben, in seinem Alter bräuchte er den Schlaf, was ihm jedoch nur ein genervtes Augenrollen einbrachte. Dann ging er selbst nach oben auf sein und Izunas Zimmer. Izuna hatte indes gebadet und kämmte sich gerade auf ihrem futon kniend die Haare. Wortlos setzte sich Tobirama zu ihm, gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange und half ihm dann. Izuna lächelte.

»Was hat Hiruzen ausgeheckt?«

»Er hatte die Idee zu Schattenshuriken«, sagte Tobirama. Vorsichtig entwirrte er einen besonders widerspenstigen Haarknoten. »Eine gute Idee, meine Schattendoppelgänger auf diese Weise abzuwandeln.«

»Das klingt nach einem im höchsten Maße anspruchsvollen Jutsu.«

»Das stimmt. Auch ich würde wohl eine Weile brauchen, um herauszufinden, wie ich dieses Jutsu am besten realisieren würde.«

»Autsch!«

»Entschuldige bitte.«

»Schon gut.«

Für einen Moment schwiegen sie. Tobirama fuhr darin fort, Izunas noch feuchtes Haar Strähne für Strähne zu bürsten.

»Vielleicht solltest du doch noch einmal darüber nachdenken, dir die Haare kurz zu schneiden«, sagte er dann.

»Warum?«, wollte Izuna wissen.

»Ich habe dir doch heute erst demonstriert, wie gefährlich lange Haare in einem Kampf sein können. Dein Gegner kann sie leicht greifen.«

Izuna wandte sich ihm zu und strich mit einer Hand durch sein weißes Haar. »Immer so praktisch veranlagt, mein Lieber.«

»Ich mache mir nur Sorgen um dich.«

»Das ist echt niedlich. Aber mit so kurzen Haaren würden mich doch erst recht alle fälschlicherweise für einen Mann halten.«

Das war allerdings in der Tat ein berechtigter Punkt. »Pass trotzdem auf dich auf.«

Izuna schmunzelte. »Tobi-chan, wir sind dreiunddreißig. Ich brauche nun wirklich niemanden mehr, der mich bemuttert.«

Tobirama zog ihn ein wenig näher zu sich heran. »Dann benimm dich nicht andauernd wie ein Kindskopf.«

Izuna sah die Geste anscheinend als Einladung, denn das altbekannte verschlagene Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, und kurzerhand setzte er sich auf Tobiramas Schoß und schlang die Beine um seine Hüften. Nach seinem Bad hatte er sich nicht mehr bemüht, seine Kleidung anzulegen, und trug daher nur ein Handtuch. Aus seinen Augen schien sein Sharingan.

»Ich weiß, dass du das magst.«

Tobirama machte ein möglichst ausdrucksloses Gesicht. »Ach?«

»Nach demnächst sieben Jahren Ehe und insgesamt neunzehn Jahren Bekanntschaft würde ich schon behaupten, dich so langsam etwas durchschaut zu haben.«

»Du wirst mir mit deinen Spleens bis ans Ende meiner Tage ein Rätsel bleiben.«

Izuna grinste. »Das eine oder andere Geheimnis macht mich attraktiver.«

»Das war kein Lob.«

Daraufhin schmollte Izuna, doch schon im nächsten Moment grinste er wieder und ließ neckend einen Finger über Tobiramas Brust gleiten. »Ich weiß trotzdem, dass du dafür jetzt in der Stimmung bist.«

»Dann weißt du mehr als ich.«

»Da siehst du mal, was diese überragenden Augen alles sehen können. Ich jedenfalls bin in der Stimmung dafür.«

Das war auch nur schwer zu übersehen, das Handtuch verbarg ja kaum etwas.

»Willst du?«, fragte Izuna nun schon deutlich ernster.

Tobirama küsste ihn sanft auf den Kieferbogen. »Wenn du willst.«

»Mit dir? Immer!«

Tobirama küsste ihn erneut, dieses Mal auf den Mund. Dann hob er ihn mühelos hoch, bettete ihn auf das futon und beugte sich über ihn, ohne den Kuss zu unterbrechen. Es erstaunte ihn immer wieder, wie zierlich gebaut Izuna war für einen Shinobi mit lebenslangem Training. Oft wirkte er beinahe zerbrechlich unter Tobiramas Händen.

»Ich liebe es, in deinen starken Armen zu liegen«, schnurrte Izuna.

»Sei still«, murmelte Tobirama.

Sie hatten langsamen, aber intensiven Sex, ganz so, wie es Izuna mochte. Der Akt an sich gab Tobirama nicht wirklich etwas, dafür jedoch Izuna, und das war es, worauf es für ihn ankam. Es war eben wie mit Essen, wenn er hungrig war, aber keinen Appetit hatte: eine Notwendigkeit, um körperliche Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn es Izuna jedoch gefiel, es mit ihm zu teilen, dann hatte er nichts dagegen einzuwenden.

Izuna lag ausgebreitet unter ihm da, die Haare wirr um seinen Kopf verteilt und eine leichte Röte auf den Wangen, während er auf seiner Unterlippe kaute. Voller Leidenschaft sah er zu Tobirama auf, während das Rot seines Sharingan aus seinen Augen schien. Ein Bild für die Götter.

Hinterher, als sie sich gereinigt hatten, lagen sie zusammen auf ihrem futon, und Izuna hatte sich an Tobirama gekuschelt. Dieser ließ nachdenklich seine Finger durch Izunas langes Haar gleiten, welches nun wieder ordentlich gebürstet war.

Izuna richtete sich auf einen Ellbogen auf und bettete eine Wange auf seine Hand, während er mit dem Finger der anderen Hand gedankenverloren Kreise auf Tobiramas Brust malte. »Es hat schon seine Vorteile, seinen hauseigenen Senju zu haben.«

Tobirama hob eine Braue. »So?«

»Ja. Man kann ihn knuddeln und lieb haben und gelegentlich auch ein bisschen foppen.«

»Toll … Jetzt sag bloß, das war der Grund, warum du mich damals unbedingt heiraten wolltest.«

»Natürlich. Siehst du doch, es funktioniert.« Izuna lachte in sich hinein. »Und vielleicht auch, weil ich dich ganz furchtbar lieb hab.«

Izuna brachte ihn regelmäßig zur Weißglut, und dann sah er ihn doch wieder mit diesem Blick an und Tobirama konnte ihm einfach nicht mehr böse sein. Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln.

Izuna schmunzelte und schob seinen Mundwinkel noch ein Stückchen weiter nach oben. »Manchmal hab ich schon den Eindruck, dass deine Mimik festgefroren ist.«

»Das ist eine glatte Lüge.«

»Das stimmt in der Tat, aber um das zu erkennen, muss man dich schon mindestens so gut kennen wie ich. Ich würde behaupten, ich bin Experte in der hohen Kunst des Deutens von Tobirama-Mimik.«

Tobirama schnaubte und kniff die Augen zusammen. »Kindskopf.«

Izuna grinste. »Das zum Beispiel bedeutet, dass du mir Recht gibst, es aber nicht zugeben willst.«

Tobirama sagte nichts darauf. »Hattest du aufschlussreiche Erkenntnisse von Mito gewinnen können?«, fragte er stattdessen.

»In der Tat! Dein Bruder hat definitiv die richtige Person geheiratet. Sie werden staunen in Iwa, wie modisch ich bei ihnen aufkreuzen werde. Das werden sie bestimmt nicht erwarten! Und wenn sie mich dann auch noch für eine Frau halten, habe ich sowieso schon gewonnen.«

Tobirama lächelte und strich Izuna über die Wange. »Das sowieso.«

Izuna gab ihm einen kecken Kuss auf die Nasenspitze. »Wenn du nach Kumo gehst, denk daran, dass sie uns vielleicht noch die Sache mit Kyubi krumm nehmen.«

Es war nun schon etliche Jahre her, da war der Fuchsgeist in einer tollwütigen Raserei über das Dorf hergefallen. Die einzige Möglichkeit, seiner dauerhaft Herr zu werden, hatte darin bestanden, sein Chakra mit Mitos Acht Trigrammen in ihr zu versiegeln. Hinterher hatte sich herausgestellt, dass Kumogakure versucht hatte, sich des Kyubi zu bemächtigen, Kyubi jedoch hatte die Shinobi, die der Raikage mit der Aufgabe betraut hatte, verschlungen und war dann blind vor Schmerzen durch die Lande getobt. Konoha hatte einfach das Pech gehabt, ihm im Weg zu stehen. Kurz vorher musste er die Shinobi wieder ausgespien haben, was aus ihnen geworden war, wusste sie jedoch nicht. So oder so, der Raikage war nicht gerade erfreut gewesen, dass jetzt Konohagakure einen jinchūriki hatte und nicht er.

»Ich weiß schon, was ich mache«, versicherte Tobirama ihm. »Pass lieber du auf dich auf. Dass der Tsuchikage auf Frieden aus ist, ist im Gegenzug nicht so sicher.«

»Deswegen schickt dein Bruder ja auch mich und keinen sonst.« Izuna lächelte selbstsicher. Dann kuschelte er sich doch wieder an Tobiramas Seite. Gemeinsam schwiegen sie.

»Tobi-chan, vielleicht solltest du unsere kleinen Genin doch mitnehmen«, sagte Izuna nach einer Weile.

»Wieso das?«

»Ich denke, dass sie reif genug dafür sind, das haben sie mir heute beim Training wieder einmal gezeigt. Das, was sie mittlerweile drauf haben, ist über dem Level eines Genin. Und schau dir nur einmal Saru an, er ist sogar schon so weit und denkt sich eigenständig hochkomplexe Jutsu aus, die mit deinen locker mithalten können. Nimm sie mit und lass sie etwas ausländische Luft schnuppern und wenn sie sich gut anstellen, dann kann das ja ihre Chūnin-Prüfung sein.«

Tobirama dachte einen Moment darüber nach. »Noch immer haben sie eine Menge zu lernen.«

»Natürlich haben sie das. Aber wer Chūnin wird, hat auch noch nicht ausgelernt.«

»Ich weiß nicht. Das wäre keine kleine Sache …«

»Hab Vertrauen. Deine Eskorte spielen und dich vor bösen Wegelagerern beschützen, kriegen sie allemal hin.«

Tobirama war nicht überzeugt. »Darüber werde ich noch nachdenken müssen.«

»Tu das.« Izuna gab ihm einen Kuss auf die Wange. Einen Moment schwieg er, und Tobirama dachte schon, dass er jetzt endlich Ruhe geben würde, sodass sie schlafen konnten. Doch dann schien Izuna doch noch etwas einzufallen. »Du hattest jetzt ja gar keinen Orgasmus.«

»Ja.«

»Soll ich das ändern?«

»Nein. Du weißt doch, dass ich darauf keinen großen Wert lege.«

»Hm. Wie du willst.«

»Schlaf jetzt.«

»Tobirama?«

»Hm?«

»Ich liebe dich.«

»Ich dich auch.«

Sie löschten das Licht.

Meine Idee ist, dass es zu dieser Zeit noch keine zentralisierten Chūnin-Prüfungen gab. Die kamen erst später. Daher obliegt es hier noch der lehrenden Person selbst zu entscheiden, ob ihre Genin nun Chūnin sind oder nicht. Im nächsten Kapitel brechen sie auf und dann geht es auf nach Kumogakure.
Wassertanz
CN Erwähnung toter Eltern, Trauer

Wie Tobirama gesagt hatte, dachte er über Izunas Vorschlag nach. Er nahm sich ein paar Tage dafür Zeit, in denen er mit seinen Genin den Auftrag mit Oma Nekobaas Katzen erledigte. Taschengeld, mehr war es nicht, und selbst er sah ein, dass es reine Beschäftigung war. Hinterher hatte Oma Nekobaa ein paar Pfotenabdrücke mehr in ihrer Sammlung und alle, inklusive Tobirama, ein paar Kratzer mehr auf ihren Armen. Warum Oma Nekobaa immer darauf bestand, dass sie diese albernen Katzenohren aufsetzten, hatte er immer noch nicht verstanden, es schützte sie ja doch nicht vor den nadelspitzen Krallen ihrer kleinen Monster, wie sie behauptete.

Nach reichlicher Überlegung kam er zu dem Entschluss, dass Izuna Recht hatte. Ihre sechs Genin waren bereit dazu. Zusammen mit Izuna kamen sie zu einer Teambesprechung zusammen. Wie immer trafen sie sich dazu auf ihrer kleinen Wiese, erwartungsvoll saßen die Genin vor ihnen und sahen zu ihnen auf.

»Izuna und ich werden demnächst für einige Zeit außer Landes sein«, begann er. »Das heißt jedoch nicht, dass euer Training für diese Zeit ausgesetzt ist, im Gegenteil. Ihr werdet mich nach Kumogakure begleiten.«

Torifu stieß einen begeisterten Ruf aus. »Das klingt aufregend! Ist das unsere erste richtig große Mission?«

»Es soll sogar eure Chūnin-Prüfung sein«, stellte Izuna klar. »Da ich selbst nach Iwagakure gehen werde, vertraue ich euch die ausgesprochen verantwortungsvolle Aufgabe an, auf Tobirama aufzupassen.«

Koharu hob lediglich eine Augenbraue. »Sensei kann sicher gut auf sich allein aufpassen.«

»Ein Gutteil der Aufträge eines Shinobi besteht aus Eskorten«, sagte Tobirama. »Es wäre euer erster bedeutender Auftrag dieser Art, ein C-Rang, mindestens. Wenn ihr euch gut anstellt, ernenne ich euch zu Chūnin; ihr seid bereit dazu.«

Kagami riss die Hände in die Luft. »Wie toll ist das denn! Endlich kein Kinderkram mehr!«

»Nicht zu voreilig«, dämpfte Tobirama seinen Enthusiasmus. »Ihr habt noch immer viel zu lernen. Wie man so eine große Mission vorbereitet zum Beispiel.«

Kollektives Stöhnen schlug ihm entgegen.

Izuna stupste ihn mit den Ellbogen an und grinste. »Er hat Kinderkram gesagt. Das bringt Erinnerungen hoch.«

Tobirama musste schmunzeln, als er an die Zeit zurück dachte, als er selbst keine fünfzehn Jahre alt gewesen war, und er das erste Mal gemeinsam mit Izuna auf eine Mission gegangen war. Damals hatten sie sich ebenfalls bei ihren Brüdern beschwert, dass sie etwas Richtiges erledigen wollten und kein, wie sie es ausgedrückt hatten, Kinderkram.

In den kommenden Tagen zeigten sie ihren kleinen Genin, wie man solch eine große Mission vorbereitete. Die Grundlagen, wie man eine Mission allgemein vorbereitete, kannten sie freilich, aber hier ging es um Diplomatie und internationale Beziehungen. Das war etwas völlig anderes, als einem Bauern dabei zu helfen, eine Horde Wildschweine von seinen Feldern zu vertreiben.

»Und was machen wir, wenn wir da sind?«, fragte Homura. »Sie erwarten doch nicht von uns, dass wir uns aktiv an den Verhandlungen mit dem Raikage beteiligen, sensei?«

»Wichtig aussehen«, schlug Tobirama vor. »Zuhören und lernen, wie diese Dinge gehandhabt werden. Natürlich sollt ihr euch nicht aktiv daran beteiligen, wenn überhaupt lernt ihr erst viel später etwas darüber.«

Schließlich war der Tag ihrer Abreise gekommen. Tobirama war froh, dass der Himmel bewölkt war, da er starke Sonneneinstrahlung nicht leiden konnte. Es war jedes Mal beinahe garantiert, dass er einen Sonnenbrand bekam, er konnte sich immerhin nicht von Kopf bis Fuß komplett verschleiern.

Mito, Hashirama und Madara waren ebenfalls gekommen, um sie am großen Haupttor zu verabschieden. Izuna war ebenfalls bei ihnen, da er ein Stück des Weges gemeinsam mit ihnen gehen würde.

Tobirama prüfte ein letztes Mal sein Gepäck, das er Ōkami auf den Rücken gebunden hatte, als er ein junges Mädchen bemerkte, das schüchtern etwas abseits des Geschehens stand. Als Hiruzen zu ihr blickte, winkte sie verlegen. Plötzlich wirkte auch er nervös, ging aber dennoch zu ihr und redete leise mit ihr. Sie umarmten sich zum Abschied.

»Wer war das?«, wollte Tobirama wissen, als Hiruzen wieder zu ihnen stieß.

Hiruzen wurde verräterisch rot im Gesicht. Er räusperte sich. »Biwako. Sie war an der Akademie eine Klasse unter mir und ich hab ihr manchmal bei den Hausaufgaben geholfen.«

Tobirama schmunzelte. Aha, so war das also.

»Wehe, du setzt es in den Sand«, sagte gerade Madara drohend an Izuna gerichtet.

»Ich doch nicht!«, hielt dieser dagegen. »Du weißt, ich bin ein verantwortungsvoller Erwachsener und kann mich beherrschen. Ich werde schon nicht alles niederbrennen, so schwer es mir auch fallen wird.«

Madara durchbohrte ihn mit seinem Blick. »Na gut, meinethalben. Ein kleines Katon ist erlaubt.«

»Big Bro, du bist der beste!« Jubelnd fiel Izuna ihm um den Hals.

Resignierend schüttelte Tobirama den Kopf. Dann wandte er sich an Hashirama. »Du bist also immer noch der Meinung, das sei eine gute Idee?«

»Absolut!«, erwiderte dieser über das ganze Gesicht strahlend. Er legte einen Arm um Mito. »Das siehst du doch auch so, Liebes, oder?«

»Ihr seid allesamt solche Kindsköpfe«, sagte sie schmunzelnd. »Wird schon schief gehen.«

Sie verabschiedeten sich voneinander, dann stiegen sie auf ihre Pferde oder in Tobiramas und Izunas Fall Ōkami und brachen auf. So lange sie noch einen gemeinsamen Weg gingen, wollte Izuna »wie in guten alten Zeiten« bei Tobirama mitreiten, während Kagami Izunas Pferd mit sich führte. Tobirama hegte den Verdacht, dass Izuna einfach nur eine Ausrede gesucht hatte, um hemmungslos seinen Pelz zu kuscheln, an den er sonst niemanden heranließ. Jedenfalls hatte Izuna die Arme um ihn geschlungen und war etwas näher aufgerückt, als er eigentlich gemusst hätte.

Was die sechs Genin nicht wussten, war der Umstand, dass sie nicht die einzigen waren, die an diesem Tag aufbrachen. Verborgen im Laub des Waldes am Wegesrand begleiteten sie vier Anbu, die unter Izunas Kommando standen, denn natürlich würde Izuna nicht allein nach Iwagakure gehen. Dafür war seine Mission viel zu riskant.

»Vielleicht sollten wir doch einmal überlegen, ob wir Schienen nach Konoha verlegen lassen«, sagte Izuna irgendwann mit dem Kinn auf Tobiramas Schulter gebettet. »Die Hauptstadt hat seit ein paar Jahren einen Bahnhof, der sie mit anderen Nationen verbindet. Das hätte viele Vorteile. Wir kämen viel schneller von einem Ort zum anderen und Handelsgüter und Rohstoffe könnten auch viel effizienter hierher geschafft werden.«

»Das stimmt, aber es würde auch Gefahren bergen«, hielt Tobirama dagegen. »Die Schienennetze sind anfällig für Sabotage und es ist schwer kontrollierbar, wer ein- oder ausreist. Spione hätten so ein leichtes Spiel. Außerdem trau ich diesen neuartigen Dampfmonstern nicht.«

»Dafür, dass du derjenige bist, dem wir es zu verdanken haben, dass damals Strom im Dorf verlegt wurde, bist du Neuem oft erstaunlich unaufgeschlossen gegenüber.«

»Tse. Gesundes Misstrauen, nichts weiter. Das hat mich schon im Krieg am Leben gehalten und das wird es auch weiterhin.«

»Aber Tobi-oji, ich will unbedingt eines Tages Zug fahren!«, warf Kagami ein. »Ich habe gehört, dass es total aufregend sein soll und man ist in Windeseile an neuen Orten. Ganz schnell soll das gehen und man ist in nur wenigen Stunden ganz woanders, wo wir noch tagelang unterwegs sind.«

»Welpe, du musst deine eigenen Füße zu schätzen wissen«, widersprach Ōkami. »Sie tragen dich dein Leben lang in genau der richtigen Geschwindigkeit. Es ist nicht immer besser, alles größer und schneller machen zu wollen.«

»Musst du mich wirklich noch Welpe nennen?«, protestierte Kagami. »Aus dem Alter bin ich schon lange raus.«

»Wenn Tobi-chan mein Welpe ist, dann seid ihr alle erst recht Welpen«, sagte Ōkami geradeheraus.

Tobirama überhörte solche Kommentare schon lange. Er hatte schon vor etlichen Jahren gelernt, dass man Ōkami nicht widersprach. Kagami musste das augenscheinlich noch verinnerlichen.

»Das ist doch albern«, beschwerte sich Danzō. »Dieses ganze Gerede von Rudel und Welpen und was weiß ich nicht alles noch.«

»Oh, mach jetzt nicht denselben Fehler wie ich damals«, mahnte Izuna. »Man respektiert Ōkami-san und ihre Wege oder macht Bekanntschaft mit ihrer Zunge. Außerdem weißt du nie, wann ihr Wissen dir einmal das Leben retten könnte.«

Ōkami gab ein zufriedenes Brummen von sich und wedelte einmal kurz mit dem Schwanz. »Das ist richtig. Immerhin haben euch Tobi-chan und Izuna-chan das Jagen beigebracht, so wie ich es ihnen einst gelehrt hatte, als sie noch kleine, fast zahnlose Welpen waren.«

»Ach, wirklich?« Erstaunt sah Hiruzen zu Tobirama.

Dieser nickte. »Wölfe jagen in Rudeln, indem sie ihre Beute über lange Strecken hinweg verfolgen und einzelne Tiere von der Gruppe isolieren, in der Regel junge, alte oder kranke Tiere, die zu schwach sind, um mit dem Rest der Gruppe mitzuhalten. Sie umstellen ihre Beute und fügen ihr immer wieder einzelne Wunden zu, die das Beutetier schwächen, bis es an Schock und Blutverlust stirbt. So können sie auch Beute erlegen, die um ein vielfaches größer und stärker ist als sie selbst. Das sollte dir bekannt vorkommen.«

Für Shinobi waren die Regeln einer Wolfsjagd natürlich nicht immer genau so anwendbar. So präferierte es Tobirama beispielsweise, aus dem Verborgenen heraus zuzuschlagen, wenn sein Feind es am wenigsten erwartete. Dennoch hatte er viel von den Jagdtaktiken der Wölfe für sich selbst übernommen und es hatte ihm mehr als nur einmal den Sieg eingebracht. Sein Wissen hatte er schließlich auch an seine Schüler weitergegeben.

»Der einzelne Wolf geht auf kurz oder lang unter, aber zusammen ist das Rudel stark«, sagte Ōkami. »Jagt immer im Rudel.«

Sie hatte noch allerhand Weisheiten mehr für die Genin und erging sich darin, ihnen lang und breit den Unterschied zwischen einer Jagd auf einen Hirsch oder einen Fuchs zu erklären. Tobirama konnte es glücklicherweise verhindern, dass sie ihre Theorie an ihm demonstrierte. Jeder hier wusste schließlich, wie man am effektivsten eine Kehle öffnete.

»Aber esst immer zuerst die Innereien, das ist der beste Teil«, schob sie dann dennoch nach.

Koharu verzog das Gesicht und gab einen angeekelten Laut von sich. »Pfui. Meine Mutter brät manchmal Hühnerleber, das stinkt immer erbärmlich. Lieber esse ich gar nichts.«

»Oh, glaub mir, wenn du nur hungrig genug bist, schmecken selbst ausgekochte Ledersohlen«, hielt Izuna ernst dagegen. »Sei froh, dass du das nie erleben musstest.«

Koharu wurde still.

Natürlich hatte Tobirama ihnen beigebracht, wie man in der Wildnis überlebte und dazu gehörte eben auch das Fallenstellen und wie man ein Kaninchen ausnahm. Koharu hatte sich immer schwer damit getan. Er gönnte ihr den Luxus, so wählerisch zu sein, auch wenn er darauf bestanden hatte, dass sie sich dennoch hin und wieder daran beteiligte.

»Meine Familie kennt ein super Rezept für Leber. Ich kann es dir bei Gelegenheit einmal geben, wenn du willst, Koharu-kun«, bot Torifu an.

Koharu wirkte immer noch skeptisch und nickte wahrscheinlich nur aus Höflichkeit.

Torifu fuhr darin fort, weiter begeistert von all den Geheimrezepten seiner Familie zu erzählen und welches Gericht in seinem Clan am meisten geschätzt wurde. Die Akimichi hatten eine reiche Tradition, die sich rund um das Essen und die Gastfreundschaft drehte. Daraus entbrannte bald schon eine Diskussion unter den Genin, welches Gericht das beste war und wer am besten kochen konnte. Torifu bestand darauf, ihnen allen zu beweisen, dass er darin einsame Spitze war und damit war zumindest geklärt, wer sich für die Dauer der Reise um die Versorgung kümmerte.

Izuna grinste zufrieden. »Wir essen immer gut beim Training und manchmal noch besser, wenn wir damit fertig sind und Torifus Mutter uns einläd.«

Tobirama warf ihm einen Schulterblick zu. »Warum hast du mir nie was mitgebracht?«

»Weil du nicht Torifus sensei bist, immerhin muss ich die ganze Arbeit machen.«

Daraufhin hob Tobirama nur eine Augenbraue. »Ach. Die Hälfte der Zeit, in denen ich meinen Genin Lektionen erteile, liegst du mit deinen drei Teufeln irgendwo in der Nähe auf der Lauer und nennst es Unterricht. Ich finde, ich hab mir eine Einladung verdient.«

»Wie? Implizierst du etwa, dass ich nur auf der faulen Haut liege? Meine kleinen Gremlins werden einmal die besten Infiltratoren sein, die es weit und breit gibt, du wirst sehen.«

So ging es die nächsten Stunden weiter. Als die Sonne doch noch herauskam, band Izuna kommentarlos Tobiramas Strohhut von seinem Gepäck los und setzte ihn Tobirama auf, bevor er nahtlos ihre Diskussion fortsetzte. Schließlich erreichten sie doch den Scheideweg, wo sich ihre Wege trennen würden.

»Pass gut auf meine Terrorkobolde auf«, sagte Izuna leichthin.

»Pass gut auf dich auf«, erwiderte Tobirama ernster.

Ōkami stupste Izuna mit ihrer Nase an und leckte ihm über die Wange. »Ich hab ein Auge auf deinen Gefährten, also mach dir keine Sorgen, Welpe.«

Izuna lachte auf und kraulte ihr das Kinn. »So lange du bei ihm bist, weiß ich, dass ihm nicht passiert, weil du einfach alles und jeden frisst, der ihn auch nur schief anschaut.«

»Genau.«

Tobirama verzichtete darauf, seinen Sorgen Ausdruck zu verleihen. Abgesehen von ihren Brüdern war Izuna der fähigste Shinobi, den er kannte. Er würde mit nahezu allem fertig werden und zudem ging er ja nicht allein, seine Anbu Teamkameraden waren ja auch noch da. Das sorgte dennoch nicht dafür, dass sich Tobirama nicht mehr um ihn sorgte, weshalb er ihn noch einmal fest umarmte und ihm einen Kuss zum Abschied gab. Dann stieg Izuna auf sein Pferd, winkte ein letztes Mal und ritt davon. Ein Schmetterling flatterte über den Weg, den er genommen hatte.

Tobirama setzte sich wieder auf Ōkami und führte seine Genin in die andere Richtung.

Hiruzen ritt an seine Seite. »Izuna-san geht nicht alleine, nicht wahr?«

»Gut«, lobte Tobirama. »Ich hätte nicht erwartet, dass du sie bemerkst.«

»Wen?« Danzō wurde hellhörig.

»Anbu«, sagte Hiruzen. »Ich war mir erst nicht sicher, aber es erschien mir von Anfang an seltsam, dass Izuna-san allein gehen soll, wo Sie doch immer und immer wieder betonen, dass Shinobi niemals allein operieren, sensei.«

»Respekt«, sagte Kagami. »Nicht mal ich hab was mitbekommen, und dabei hab ich von uns allen doch die besten Augen. Äh, nichts gegen dich, Tobi-oji.«

»Bild dir ja nicht zu viel darauf ein«, ermahnte Tobirama ihn. »Euer Sharingan macht euch Uchiha nicht automatisch zu besseren Shinobi.«

»Aber es gibt uns doch einen erheblichen Vorteil, selbst du musst das einsehen«, konterte Kagami frech.

»Wie kämpft man gegen jemanden mit einem dōjutsu?«, wollte Homura wissen. »Sowohl Uchiha als auch Hyuga leben in Konoha, daher werden wir es wohl nie außerhalb des Trainings anwenden müssen, aber Wissen hat noch nie geschadet.«

»Ihr kämpft so, wie ich es euch beibrachte: Schaut ihnen niemals in die Augen«, sagte Tobirama. »Augen können lügen und manche Augen können noch viel mehr als das, aber der Körper kann es nicht. Lernt, euren Sinnen zu vertrauen, all euren Sinnen, und verlasst euch nicht immer nur auf das, was ihr seht. Kagami-chan, heute Abend wirst du uns zeigen, was dein Sharingan schon alles kann, und ihr anderen werdet versuchen, gegen ihn anzukommen.«

Kagami lachte auf. »Ha! Ich werd‘s euch nicht leicht machen!«

Für den Rest des Weges diskutierten sie verschiedenste Kampfstrategien in ausgedachten Szenarien. Es war ein beliebter Zeitvertreib bei seinen Genin und Tobirama förderte dies, da es ihre Kreativität anregte und sie zugleich auf echte Kämpfe vorbereitete. Nicht selten schon hatten sie das eine oder andere Szenario, das sie sich dabei ersonnen hatten, auch ausprobiert, je unwahrscheinlicher, desto besser. Man konnte nie wissen.

Als die Sonne sich jedoch dem Horizont entgegen neigte, wurde es Zeit, einen Rastplatz für die Nacht zu suchen. Nicht allzu weit ab vom Weg fanden sie eine kleine Lichtung, die von einer Seite von einem Felsvorhang geschützt wurde. In dessen Windschatten schlugen sie ihr Lager auf und Tobirama schickte einen Doppelgänger los, um ihnen ihr Abendessen zu fangen. Er würde einen Teufel tun, das Angebot auszuschlagen, von einem Akimichi bekocht zu werden, und frisches Essen war allemal besser als die gängige Wegzehrung, die zwar nahrhaft aber wenig geschmackvoll war.

Während sie also auf ihr Essen warteten, ließ er seine Genin gegen Kagamis Sharingan antreten, wenn auch zunächst nur im Taijutsu. So würden sie am besten ein Gespür für die Bewegungen ihres Gegners bekommen.

»Kampf«, sagte Tobirama, »ist ein Tanz. Wir hacken nicht wild drauf wie einfache Bauern, sondern sind fließend und formbar wie Wasser.«

Kagami hielt sich nicht zurück, wie er es angedroht hatte, und Tobirama hielt ihn sogar dazu an, jedes Mittel zu nutzen, zu das ihn sein Sharingan befähigte. Seine Genjutsu waren beeindruckend stark. Izuna hatte einmal gesagt, dass sein Clan Kagami als das Ausnahmetalent seiner Generation ansah, ganz so wie einst Madara und Izuna. Kagami hatte sein Sharingan schon zu Akademie-Zeiten erweckt und schon damals hatte sich seine Stärke abgezeichnet, weshalb Hikaku den Wunsch geäußert hatte, dass eines Tages Izuna Kagamis sensei werden würde. Hikaku und Tōka wären stolz, wenn sie sehen könnten, wie stark ihr Junge geworden war.

Kagami schaffte es, sich seiner fünf Teamkameraden zu erwehren, auch wenn sie ihm gemeinsam ordentlich zusetzen konnten. Gegenwärtig hatte er sowohl Torifu als auch Koharu mit einem Genjutsu außer Gefecht setzen können, auch wenn Koharu sich davon nicht lange würde aufhalten lassen; sie war gut darin, Genjutsu wieder zu lösen. Hiruzen, Danzō und Homura arbeiteten zusammen gegen Kagami und hielten sich gut, auch wenn Kagami bereits ihre Kampfmuster durchschaut hatte.

»Im Kampf gibt es nur einen Gott«, erinnerte Tobirama sie.

»Den Gott des Todes«, antwortete Hiruzen verbissen.

»Und was sagen wir zum Gott des Todes?«

»Nicht heute!«

Danzō wechselte sein Kampfmuster und veränderte den Rhythmus seiner Bewegungen. Gut. Kagami brauchte einen winzigen Moment, um sich darauf einzustellen, und diesen Moment nutzte Koharu, um endlich das Genjutsu zu lösen, das er auf sie gewirkt hatte.

Tobirama beobachtete sie vom Ast eines Baumes aus, von wo aus er sie gut im Blick hatte. Er beschloss, dass es Zeit war, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Jetzt im Hochsommer war das Wetter trocken und der Boden ausgedörrt, weshalb er sein eigenes Chakra zur Hilfe nahm, um die Lichtung in Nebel zu hüllen.

»Euer Gegner hat eine überragende Sicht, der Nebel behindert ihn kaum und er kann euer Chakra noch immer sehen«, sagte Tobirama. »Ihr hingegen müsst euch jetzt auf eure anderen Sinne verlassen.«

Am Ende gereichte der Nebel Kagami zum Vorteil und er konnte sich behaupten. Seine fünf Gegner hatten sich jedoch nicht schlecht geschlagen. Indes war auch Tobiramas Doppelgänger mit zwei Hasen wiedergekehrt, was hieß, dass sie jetzt den Tag ausklingen lassen konnten. Torifu machte sich bereitwillig daran, die Hasen zuzubereiten, um sogleich die Kochkünste der Akimichi auch in der Feldküche unter Beweis zu stellen.

»Ich hätte den Nebel mit einem Fūton auflösen können«, sagte Danzō hinterher beim Essen.

»Das stimmt und in einem echten Kampf hättest du es sogar tun sollen«, sagte Tobirama. »Hier jedoch ging es darum, eine Situation zu simulieren, die euch eures Sehsinns beraubt. Nicht immer lässt sich ein temporärer Nachteil so leicht umgehen. Stellt euch vor, ihr müsstest an einem lichtlosen Ort kämpfen oder wärt gar geblendet. Dann bliebe euch gar nichts anderes übrig. Dafür habt ihr euch sehr gut geschlagen.«

»Wir haben dennoch verloren«, sagte Koharu. »Wieder einmal.«

»Ihr habt gekämpft wie Wölfe«, erwiderte Ōkami. Sie hatte bis jetzt am Rand der Lichtung gelegen und das Treiben stumm beobachtet. »Ihr habt zusammengearbeitet und immer wieder Vorstöße gegen einen stärkeren Gegner gewagt, die ihn mehr und mehr geschwächt hatten. Am Ende hatte es nicht gereicht, aber nicht jede Jagd ist erfolgreich. Das nächste Mal werdet ihr besser sein.«

Kagami grinste bis über die Ohren. »Das hat echt Spaß gemacht. Ich glaub, ohne den Nebel hättet ihr‘s geschafft.«

»Sensei, gelten all diese Regeln auch in einer Schlacht?«, fragte Koharu mit einem Mal. »Alles, was Sie uns beibringen, bezieht sich auf kleine Gruppen von Gegnern, die einander auflauern und aus dem Verborgenen heraus angreifen. Aber was ist, wenn große Gruppen im offenen Feld gegeneinander antreten? Gelten dann dieselben Regeln?«

Tobirama schwieg einen Moment und fragte sich, woher Koharu diesen Gedanken so plötzlich nahm.

»Nein«, sagte er dann. »Krieg ist ein Ort ohne Regeln, ohne Gnade und Erbarmen. In einer Schlacht geht es um nichts anderes als das eigene Überleben und jedes Mittel ist Recht, um das zu gewährleisten. In einer Schlacht kämpft man nicht, um zu töten, sondern um den Gegner möglichst schnell kampfunfähig zu machen und ebenso schnell den nächsten auszuschalten. Ihm die Gliedmaßen abzuhacken, ob nun Hände oder Beine oder der Kopf, ist das effektivste. So lange er nur schreiend im Schlamm liegt, in seiner eigenen Pisse und den Gedärmen in seinen Händen, spielt es keine Rolle, ob er nun tot ist oder nur für den Rest seines Lebens verkrüppelt, denn es ist einer weniger, der einem selbst gefährlich werden kann.«

Die Genin verfielen in Schweigen. Hiruzen ließ den Löffel sinken und schien den Appetit auf seinen Eintropf verloren zu haben. Den anderen ging es ebenso.

»Hast du in vielen Schlachten gekämpft?«, fragte Kagami leise.

»Ich war vier, als Butsuma anfing, mich an der Waffe auszubilden, und sechs, als er der Meinung war, ich sei alt genug, um mich im Feld zu beweisen«, sagt Tobirama emotionslos. Er dachte nicht gern an diese Zeit zurück. »Seid froh, wenn ihr das nie erleben müsst.«

Den Rest ihres Mahls verbrachten sie schweigend.

Nach dem Essen übernahm Tobirama die erste Wache. Er erklomm die Felswand, von wo aus er einen guten Überblick über die nähere Umgebung hatte und auch die Straße im Blick behalten konnte. Ōkami trottete auf leisen Sohlen neben ihm her und ließ sich dann am Rande der Felswand mit überkreuzten Pfoten nieder. Sie gähnte und entrollte dabei ihre lange Zunge, dann ließ sie den Blick ihrer goldenen Augen über den Wald schweifen. Tobirama setzte sich zwischen ihre Vorderbeine und lehnte sich gegen ihre Schulter. Eine ganze Weile schwiegen sie zusammen.

»Vielleicht ist es ja doch noch zu früh für sie«, sagte Tobirama irgendwann.

Ōkami stupste ihn sanft mit ihrem Kiefer an. »Hör nicht auf deine Zweifel. Du hast deine Welpen gut gelehrt, sie sind bereit für den nächsten Schritt.«

Tobirama antwortete nicht gleich und sah stattdessen auf ihr Lager hinab. »Es ist ein großer Schritt.«

»Das stimmt. Aber kleine, hilflose Welpen bekommen früher oder später ihre Fänge und schon alsbald sind sie groß genug, um ihr Rudel zu verlassen und ein eigenes Rudel zu gründen. Das gehört auch dazu.«

Tobirama schwieg.

Ōkami machte das, was bei Wölfen ein Lächeln wäre, und brummte tief. Ihr ganzer Körper vibrierte. »Loszulassen will gelernt sein. Sie sind ja nicht aus der Welt. Nur ein wenig größer. Und du hast ihnen geholfen zu wachsen. Das ist etwas, worauf du stolz sein kannst.«

Tobirama hob die Hand, um sie am Kiefer zu kraulen, und schmunzelte. »Das sagt die richtige.«

Sie leckte ihm über das Gesicht. »Du bist eben mein ganz besonderer Welpe.«

Er lehnte seine Stirn gegen ihren Kopf, dankbar dafür, dass sie nach all den Jahren noch immer an seiner Seite stand. Zuneigung wärmte ihn. »Mutter.«

Die Nacht war sternenklar und es würden noch viele Stunden vergehen, bis der Mond aufging und die Sterne überstrahlte. Im Wald zirpten unzählige Insekten und sogar einige Glühwürmchen schwebten zwischen den Bäumen umher wie kleine Sterne, die vom Himmel herabgekommen waren. Irgendwo im Gehölz ließ ein nachtaktiver Vogel seinen Ruf ertönen. Es war eine ausgesprochen friedliche Nacht.

Kagami kam verfrüht, um Tobirama von seiner Wacht abzulösen, und setzte sich zu ihm, um mit ihm den Sternenhimmel zu betrachten.

»Du hättest noch etwas ruhen können«, stellte Tobirama fest.

Kagami lachte auf. »Jetzt sag bloß nicht, in meinem Alter bräuchte ich meinen Schlaf. Dann klingst du erst recht wie ein alter Mann.«

»Willst du damit etwa andeuten, ich sei alt?«

»Klar. Jeder über dreißig ist ein alter Knacker.« Kagami musste lachen, als er zu Tobirama sah. »Izuna-oji hat echt Recht. Dich kann man so leicht ärgern, wenn man nur weiß wie.«

Tobirama kniff verstimmt die Augen zusammen. »Sobald wir wieder zu Hause sind, könnte ich ganz einfach die Adoptionspapiere nehmen und verbrennen. Ich könnte auch einfach einen Doppelgänger mit einem Hiraishin zurückschicken und es gleich sofort machen.«

Kagamis Grinsen wurde nur breiter. »Izuna-oji und du haben schon so oft damit gedroht, dass das langsam nicht mehr glaubwürdig erscheint. Ihr müsst euch mal was Neues überlegen.«

Mit einem Schnauben lehnte sich Tobirama zurück und tat so, als würde er über den Dingen stehen. Kagami knuffte ihn leise lachend in die Seite. Ōkami schwenkte ihren großen Kopf herum und fing an, ihm die Haare zu lecken. Mittlerweile hatte er verinnerlicht, dass sie diese Geste als Fellpflege ansah, was bei Wölfen eine Art der sozialen Interaktion war, und ließ es protestlos über sich ergehen.

»Was führt dich her?«, fragte Tobirama schließlich.

Kagami lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen gegen Ōkamis Flanke und sah zu den Sternen auf. »Ich hab nachgedacht. Über das, was du vorhin gesagt hast. Ihr redet so gut wie nie über das, was vor der Gründung des Dorfes war. Nur manchmal, wenn ihr abschreckende Horrorgeschichten über den Krieg erzählt. Selbst Hashirama-oji wird dann ganz ernst, was ihm überhaupt nicht ähnlich sieht.«

»Aus gutem Grund«, sagte Tobirama düster. »Das System, das wir erschaffen haben, hat all diese Regeln aus dem einen Grund heraus, um zu verhindern, dass diese Zeit jemals wiederkommt. Ich will nicht, dass irgendeine der nach uns kommenden Generationen erleben muss, was wir hatten durchleiden müssen. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie das ist, mit gerade einmal elf Jahren am Grab deines Zwillingsbruders zu stehen und zu wissen, dass deine andere Hälfte für immer von dir gerissen wurde. Und Itama war sogar noch jünger, als sie ihn ermordet hatten.«

»Hasst du uns?«, fragte Kagami mit einem Mal. »Es waren Uchiha, die dir all das angetan haben.«

Erstaunt sah Tobirama zu Kagami. Dann schüttelte er energisch den Kopf. »Nein. Wie könnte ich auch? Es gab eine Zeit, da hätte ich ohne zu zögern jeden Uchiha getötet, der mir vor die Klinge kam, aber irgendwann wurde mir klar, dass mir das auch nicht meine Mutter und meine Brüder zurückbrachte. Der, der sie wirklich auf dem Gewissen hatte, war Butsuma mit seiner immerwährenden Kriegstreiberei.«

Kagami schwieg einen Moment. Dann sah er zu Tobirama. Ungeweinte Tränen standen in seinen Augen. »Wie war es für dich, als dein Vater gestorben war?«

»Ich glaube nicht, dass ich die richtige Person bin, die du das fragen solltest«, sagte Tobirama leise.

Nicht einmal Kagami kannte die ganze Wahrheit. Nicht einmal er wusste, dass Butsuma keines natürlichen Todes gestorben war.

»Ich will‘s trotzdem wissen.« Kagami schniefte. »Ich vermisse Mama und Papa noch immer so schrecklich.«

»Ich weiß.« Tobirama zog ihn seine Arme und wartete geduldig, bis er sich ausgeweint hatte. »Butsuma starb zweimal für mich. Zum einen in jener Nacht, als sein Herz versagte. Aber meinen Vater hatte ich schon viele Jahre zuvor verloren, als mir klar wurde, dass er eigentlich nie mein Vater gewesen war. Dass kein Vater so etwas seinen Kindern antun sollte. Es ist wohl auch eine Art Tod, denke ich, und es hatte geschmerzt, als ich das erste Mal wirklich sah, wie er meine Familie zugrunde gerichtet hatte. Trauer wird über die Jahre nicht kleiner, und es ist schwer, die Leere zu füllen, die zurückbleibt. Aber wir wachsen um diese Wunden herum und mit der Zeit vernarben sie. Selbst alte Narben können manchmal noch schmerzen, aber je mehr Jahre vergehen, umso mehr lässt der Schmerz nach.«

»Wird er jemals ganz weggehen?«

»Ich weiß nicht. Aber er wird zumindest erträglich.«

Daraufhin schwieg Kagami eine ganze Weile. »Danke«, nuschelte er dann. Er wand sich aus Tobiramas Armen, zog die Nase hoch und wischte sich etwas verlegen die letzten Tränen aus den Augen. »Aber sag bloß nicht den anderen, dass ich geheult hab.«

»Es ist vollkommen in Ordnung zu weinen«, entgegnete Tobirama.

Kagami grummelte. »Du hast auch für wirklich alles einen tollen Spruch.«

»Mit dem Alter kommt auch die Weisheit.«

Daraufhin musste Kagami schon wieder lachen. »Zu irgendwas muss es ja gut sein, alt und schrumpelig zu werden.«

Tobirama lächelte. »Siehst du.«

»Na los, alter Mann. Geh. Du brauchst deine Ruhe.«

Tobirama warf ihm einen besonders finsteren Blick zu. »Frecher Bengel.«

Ōkami grollte amüsiert und packte ihn am Kragen. »Dein Welpe hat Recht. Geh schlafen.«

Und wieder einmal hatte sich die Welt gegen ihn verschworen. Tobirama erkannte eine verlorene Schlacht, wenn er sie sah, und gab klein bei.

Na, wer hat Syrio Forel erkannt? Im nächsten Kapitel erreichen sie ihr Ziel und Tobirama wittert sogleich, dass da was im Busche ist.
Kumogakure

Sie waren gut eine Woche unterwegs. Sie hätten sicher auch zwei Tage herausschlagen können, wenn sie es darauf angelegt hätten, aber es war Hochsommer und Tobirama hielt es für gerechtfertigt, gelegentlich am Wegesrand anzuhalten und ein erfrischendes Bad zu nehmen, wenn sie einen kleinen Bach oder sogar einen Teich fanden. Hauptsächlich tat er es, um selbst aus der Sonne zu kommen; seine Hände waren schon ganz rot und verbrannt. Sommer war wirklich nicht seine Jahreszeit.

Als sie das Land des Feuers verließen, wurde der Wald allmählich lichter und damit auch der Schatten, den die Bäume gespendet hatten. Tobirama gab es auf, noch irgendwie einen Sonnenbrand zu vermeiden. Sein Albinismus störte ihn in der Regel nicht, aber zu dieser Jahreszeit konnte es lästig werden.

Ihr Weg führte sie nun durch Wiesen und Felder. Reis wechselte sich in regelmäßigen Abständen mit Getreide ab und ab und zu ritten sie auch durch weite Graslandschaften, in denen sich das Gras um sie herum bis zum Horizont wie ein Meer erstreckte. Der Wind brachte das Gras zum Wogen wie Wellen auf dem Wasser.

Die Bauern auf den Feldern beachteten sie kaum. Die Ernte stand bald bevor und viel musste vorbereitet werden. Ihr Weg führte sie durch einige Siedlungen und jedes Mal rannten die Kinder aufgeregt den Schweifen ihrer Pferde nach, auch wenn sie alle respektvollen Abstand zu Ōkami hielten.

Tobirama hatte eine Route gewählt, bei der sie nicht jede Nacht im Freien schlafen mussten. Die meisten Unterbringungen entlang ihres Weges waren nicht gerade die wohlhabendsten, aber allemal ausreichend. Zumindest den Luxus wollte er sich gönnen, wenn er sich schon mit krebsroten Händen herumplagen musste, von denen sich die Haut abpellte. Zum Glück hatte Hashirama ihm einen großzügigen Vorrat an Salbe mitgegeben, die das Brennen seiner Haut zumindest für eine Weile beruhigte.

Umso erleichterter war er, als sie endlich ihr Ziel erreichten. Kumogakure lag im Schutze eines Gebirgszuges im Land des Blitzes. Schon früh am Tag begannen sie den Aufstieg in die Berge. Das Dorf wurde zu mehreren Seiten von hohen Bergen geschützt und der Weg dorthin führte oft nur über schmale Bergpfade, die sich durch einen wilden Wald wanden.

Die meiste Zeit mussten sie von ihren Pferden steigen und sie vorsichtig hinter sich her führen. Eines der Tiere zeigte sich besonders störrisch, als sie immer mal wieder Brücken überwinden mussten, die sich über rasch dahin fließende Gebirgsbäche oder steile Schluchten spannten. Hier war es Danzō, der ein besonderes Händchen für das Tier erwies und es so weit beruhigen konnte, dass sie es mit verbundenen Augen über die Brücke führen konnten.

Und dann, ganz plötzlich, öffneten sich die Felswände vor ihnen und gaben den Blick frei auf Kumogakure. Das Dorf fügte sich erstaunlich organisch in die raue Felsenlandschaft mit hohen Gebäuden, die sich an den steilen Hängen empor reckten. Anders als Konoha, dessen Häuser oftmals in einem eher traditionellen Stil erbaut worden waren, setzte Kumo auf einen großen Anteil an Glas in seiner Architektur. Tobirama hatte davon gehört. Das sollte jetzt angeblich modern sein. Er fand es hässlich.

Noch bevor sie auch nur einen Schritt weiter gehen konnten, tauchten zwei dunkelhäutige Shinobi vor ihnen auf. Sie trugen die Standardausrüstung der Shinobi dieses Dorfes und auf ihren Stirnbändern prangte das Zeichen Kumos. Beide waren sie mit gut gearbeiteten Katana bewaffnet, die sie jedoch etwas ungewöhnlich über den Schultern trugen.

Einer von ihnen trat vor und verneigte sich knapp. Er konnte kaum älter sein als Kagami, stellte Tobirama fest.

»Mein Name ist Amai und ich wurde damit beauftragt, Sie in Kumogakure willkommen zu heißen. Meine Kameradin ist Asahi.«

Auch sie verbeugte sich.

Tobirama erwiderte die Geste und seine Genin taten es ihm gleich. »Wir danken für die Gastfreundschaft.«

Amai bedeutete ihnen, ihm zu folgen, und wandte sich zum Gehen. Tobirama bemerkte, wie Torifu Kagami einen Ellbogen in die Rippen stieß.

»Was starrst du so?«, wisperte Torifu und grinste. »Was hübsches gesehen?«

Kagami blinzelte und schüttelte sich. »Halt bloß den Mund.«

Tobirama folgte Kagamis Blick, blieb an Amai hängen und sah dann wieder zurück zu Kagami. Aha.

Sie folgten den beiden Kumo nin in das Dorf. Obgleich Tobiramas Genin versuchten, nicht allzu offensichtlich zu gaffen, kamen sie doch nicht umhin, sich staunend umzusehen. Es war das erste Mal, dass sie ein anders verstecktes Dorf zu Gesicht bekamen, daher unterband es Tobirama nicht und ließ ihnen ihr Staunen. Sie würden schon schnell genug wieder zum Ernst der Sache zurückfinden.

Anders als in Konoha war hier vieles aus Stein gebaut. Ein guter Teil der Häuser war mit Doton errichtet worden, einige davon sogar direkt in den Fels hinein, aber es waren auch einige dabei, die auf herkömmliche Weise erbaut worden waren. Über allem ragte der Turm des Raikage auf, ein großes rundes Gebäude mit einer in der Sonne gleißenden Glasfassade, das sich an eine besonders hohe Felszinne schmiegte.

Kumogakure verdankte seinem Namen dem Umstand, dass es so hoch in den Bergen lag, dass es wortwörtlich von Nebel verborgen wurde. Wolken hingen hier mitunter so tief, dass die Gebäude darin verschwanden.

Tobirama konnte sich nicht helfen, aber er musste einfach die strategische Lage des Dorfes begutachten. Während sie Amai durch die Straßen folgten, zeichnete er bereits in Gedanken eine Karte des Weges, den sie zurücklegten, und wo sich strategische Posten befanden. Von Zeit zu Zeit machte er Shinobi aus, die von den Dächern aus das Treiben im Dorf überwachten, und nicht alle Blicke, die ihnen folgten, waren ihnen auch wirklich wohlgesonnen.

Schließlich erreichten sie den Fuß der Felsnadel, in die der Turm des Raikage eingelassen war.

»Die Gästequartiere sind hier unten«, sagte Amai. »Die Stallungen sind nicht weit weg von hier, da können die Pferde untergebracht werden. Allerdings«, und hier lachte er nervös auf, »sind wir nicht auf gigantische Wölfe eingerichtet. Schätze, das ist unser Fehler, dass wir das mit dem Weißen Wolf von Konoha nicht wörtlich genommen haben.«

Ōkami trat an Tobiramas Seite. »Das macht nichts. Ich finde schon einen Ort, wo ich bleiben kann.«

Amai atmete sichtlich auf. »Oh. Gut. Allerdings würde ich Sie bitten, vorläufig hier zu bleiben. Ich komme später noch einmal wieder und schaue nach dem Rechten. Kumo kann für Außenstehende am Anfang verwirrend sein, und wir wollen doch nicht, dass sich irgendwer verläuft.«

Na, wenn das keine Einladung war, genau das zu tun.

Amai ging davon, und Asahi übernahm es, ihnen ihre Quartiere zu zeigen und ihnen eine erste Stärkung nach ihrer langen Reise zu bringen. »Der Raikage läd später zu einem formalen Essen, aber Sie wollen sicher erst einmal zur Ruhe kommen.«

Tobirama nickte, während er sein Zimmer betrat und das Gepäck ablud. »Das stimmt. Vielen Dank für die Info.«

Kagami hatte mit Torifu und Danzō das gegenüberliegende Zimmer bekommen. Gerade stand er im Türrahmen, lehnte sich dagegen und grinste Asahi lässig an. »Sag mal, dein Begleiter … Er ist süß.«

Asahi blinzelte irritiert. »Ja. Das ist sein Name.«

»Nein, ich meine, er ist süß. Ich dachte nur …« Kagami räusperte sich verlegen. »Vielleicht könntest du ihn mir etwas näher vorstellen.«

Asahi runzelte die Stirn. »Ich geh das Essen und die Getränke holen.« Dann drehte sie um und verschwand.

Torifu starrte Kagami mit offenem Mund an. »Was? Der Kerl? Ich dachte, du hast Asahi hinterher gestarrt!«

»Hä? Hast du Amai mal gesehen?«, erwiderte Kagami energisch. »Ich mein, guck ihn dir doch nur mal an!«

»Ja, schon, aber …«

Oh, herrje. Tobirama hatte nun wirklich keine Lust, sich mit hormonellen Jugendlichen abzugeben. »Lagebesprechung«, unterbrach er sie daher.

»Jawohl!«

Sie fanden sich in seinem Zimmer ein, und während Tobirama den Sonnenbrand auf seinen Händen mal wieder mit Hashiramas Salbe behandelte, lies er sie zusammentragen, was ihnen auf ihrem Weg durch das Dorf aufgefallen war.

»Die Stimmung ist irgendwie … Hm, wie soll ich sagen? Angespannt?«, sagte Homura.

Tobirama nickte, während er vorsichtig einen Hautfetzen abzupfte und dann die Salbe auf seine brennende Haut auftrug.

Koharu beobachtete ihn und verzog das Gesicht. »Autsch.«

Tobirama winkte ab. Dann wandte er sich an Homura. »Das ist mir auch aufgefallen. Sie wirken nervös.«

»Vielleicht ist etwas vorgefallen und sie wollen nicht, dass wir davon erfahren«, sinnierte Hiruzen. »Amai-san meinte, wir sollen hierbleiben, und das erscheint mir schon verdächtig.«

»Anzunehmen, dass sie uns beobachten«, fügte Danzō an. »Vernünftig, das würde ich an ihrer Stelle auch tun.«

»Mir ist auch aufgefallen, dass sie uns nicht auf direktester Route hierher geführt haben«, sagte Kagami. »Und eine Stadtbesichtigung war es bestimmt nicht, weshalb Amai einen Umweg genommen hat.«

Torifu stieß ihn den Ellbogen in die Seite und grinste. »Ach, hast du doch noch was anderes angeschaut.«

Kagami starrte ihn finster an, das Sharingan schien aus seinen Augen. Den Blick hatte er sich garantiert von Madara abgeguckt, auch wenn es bei ihm nicht die erhoffte Wirkung erzielte. »Sei still!«

»Bleibt bei der Sache«, mahnte Tobirama ruhig.

»Ich schlage vor, wir stellen ein paar Nachforschungen an«, sagte Danzō eifrig.

Tobirama machte eine beschwichtigende Geste. »Wir beobachten erst einmal nur, immerhin sind wir hier Gäste.«

»Aber etwas geht hier vor«, sagte Koharu. »Zumindest das ist offensichtlich, auch wenn es nicht zwingend etwas mit uns zu tun haben muss.«

»Wir warten ab und beobachten«, sagte Tobirama.

Sie konnten immer noch später herumschnüffeln, sollte sich herausstellen, dass, was auch immer hier vor sich ging, auch Konoha betreffen konnte. Für‘s erste würde es reichen, wenn sie die Ohren aufsperrten. Vielleicht würde Tobirama auch ein paar unauffällige Nachforschungen betreiben. Amai hatte offensichtlich etwas vor ihnen zu verbergen.

Kurz darauf kam Asahi wieder und brachte Erfrischungsgetränke und ein paar Happen. Sie erkundigte sich, ob alles ihren Wünschen gemäß eingerichtet war, und fragte sogar, ob sie Ōkami etwas Fleisch bringen sollte. Dankend nahm Tobirama an, setzte jedoch hinzu, dass sie solche Dinge besser Ōkami selbst fragte. Dann ging Asahi wieder.

Unter seinen Genin war eine Süßspeise aus Fruchtgelee besonders beliebt. Es war in kleine Würfel geschnitten worden, die in Kokosflocken gehüllt waren. Tobirama probierte etwas davon und entschied schon beim ersten Bissen, dass es ihm zu süß war. Seine Genin hingegen konnten gar nicht genug davon bekommen. Innerhalb von Minuten hatten sie alles aufgegessen. Tobirama begnügte sich mit den herzhaften Häppchen. Nach der langen Reise war es erholsam, sich mit kleinen Appetithappen auszuruhen, und Tobirama gönnte es sich, sich zurückzulehnen und dem lockeren Geplauder seiner Genin zu lauschen.

Ganz plötzlich jedoch rann ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Als würde jemand über sein Grab laufen … Er sah auf und bemühte instinktiv seine Sensorfähigkeiten.

»Sensei?« Hiruzen war die Änderung in seiner Haltung nicht entgangen.

Doch bevor er ihm antworten konnte, kam Amai wieder. Er klopfte an und trat auf Tobiramas Ruf hin ein. Kagami wurde verdächtig ruhig und starrte Amai an. Eine verräterische Röte schlich sich auf seine Wangen.

»Raikage-sama hat nun Zeit für Sie«, sagte Amai. »Ich begleite Sie zu ihm.«

Tobirama erhob sich und bedeutete seinen Genin, ihm nachzufolgen. Gehorsam sprangen sie auf und bemühten sich, wichtig auszusehen, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie Amai folgten, behielt Tobirama seine Umgebung genau im Sinn, dieses sonderbare Gefühl war noch nicht vergessen.

Was nur ging hier vor sich?

Das Büro des Raikage war durch eine Treppe im Inneren des Felsens zu erreichen, und Tobirama kam nicht umhin, den strategischen Vorteil dieses Zugangs anzuerkennen. Das Büro lag hoch oben an die Felszinne geschmiegt und war von allen Seiten von massivem Gestein geschützt. Ein Angriff wäre ausgesprochen schwer zu bewerkstelligen.

Auf ihrem Weg versuchte Kagami nicht gerade unauffällig Amai in ein Gespräch zu verwickeln. »Diese kleinen Geleewürfel waren echt lecker. Sind die so eine Art lokale Spezialität?«

Amai schien nicht wirklich erpicht, antwortete aber dennoch, wenn auch mit einem etwas unterkühlten Ton. »Wir nennen das Lokum.«

»Also ich könnte das den ganzen Tag essen«, versuchte es Kagami weiter und grinste Amai an.

Versuchte er allen ernstes zu flirten? Selbst Tobirama stellte sich da besser an, und Izuna wurde nie müde zu betonen, dass er die unromantischste Person auf Erden sei.

Amai zeigte sich wenig beeindruckt. »Ich würde davon abraten. Man bekommt ziemlich schnell Magenschmerzen, wenn man zu viel davon isst.«

»Ach …« Kagami suchte verkrampft nach etwas, das er darauf antworten konnte. »Nun … Also wir in Konoha haben keine solche lokale Spezialität. Aber ich kenne eine nette alte Dame, die uns zu Hause manchmal Dango vorbei bringt, die sie selbst macht. Die sind auch sehr lecker!«

»Aha.« Amai hörte offensichtlich nur halb zu und wollte lediglich nicht unhöflich erscheinen, was Kagami aber nicht aufzuhalten schien.

»Also, Lokum. Was gibt es denn noch so für kulinarische Geheimtipps aus Kumo, die wir unbedingt ausprobieren müssen?«, fuhr Kagami unbeeindruckt fort.

Torifu biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszulachen.

Bevor sich Kagami jedoch vollends zum Narren machen konnte, erreichten sie das Büro. Amai kündigte sie an und dann traten sie ein.

Das Büro des Raikage war ein großer Raum mit einer Glasfront, die sich über die gesamte Höhe und Breite einer Wand erzog und durch die man einen hervorragenden Blick über fast das gesamte Dorf hatte. Der Raum selbst war recht spartanisch eingerichtet bis auf wenige Möbel. Darunter befanden sich auch ein Trainingsstand zum Gewichte heben, an dem gerade As Leibwächter eine beeindruckend große Hantel stemmte, und ein Sofa, das direkt vor der Glasfront stand und auf dem Raikage A sich ausgestreckt hatte und Gitarre spielte.

Tobirama hatte den Raikage zusammen mit seinem Leibwächter bereits damals auf der Kage Konferenz kennengelernt. Seit damals hatte Leibwächter A noch mehr an Muskelmasse zugenommen und Raikage A hatte sich eine noch wildere Lockenmähne wachsen lassen. Außerdem fehlte ihm die rechte Hand. Um dennoch Gitarre spielen zu können, hatte er sich um seinen Armstumpf ein Band geschlungen, das das Plektrum hielt. Eine simple aber effektive Lösung. Zumal er gar nicht mal so übel spielte.

»Kommt rein, kommt rein!«, begrüßte Raikage A sie, ohne von dem Sofa aufzustehen. Stattdessen schwenkte er seinen verstümmelten Arm auf ein weiteres Sofa, das im rechten Winkel zu seinem eigenen stand. »Setzt euch zu mir und genießt die Aussicht. Später ist immer noch Zeit für‘s Geschäftliche.«

Sein Leibwächter fuhr darin fort, die Hantel zu stemmen und ließ es so aussehen, als würde sie kaum etwas wiegen. Dabei musste sie mindestens so schwer sein wie Tobirama, wenn nicht gar mehr. Auch Raikage A setzte mit seinem Gitarrenspiel wieder ein. Tobirama war sich nicht sicher, ob er ein bestimmtes Lied spielte, oder einfach nur die Saiten zupfte, wie es ihm in den Sinn kam.

»Ich wusste nicht, dass Sie einen Sinn für Musik haben«, sagte er, als er sich setzte. Das Sofa war angenehm weich und bequem. Seine Genin stellten sich hinter ihn und gaben sich Mühe, wichtig zu wirken. Kagami warf ab und zu einen Blick zu Amai, der an der Tür stand, aber ansonsten war auch er bei der Sache. Tobirama würde dennoch hinterher mit ihm reden müssen. Am besten unter vier Augen.

»Hat nicht jeder so seine kleinen Zeitvertreibe, mit denen er sich den Tag versüßt?« A stellte die Gitarre zur Seite und richtete sich auf. »Ich hoffe die Reise war angenehm.«

»So angenehm, wie es im Hochsommer eben sein kann«, erwiderte Tobirama.

A warf einen Blick auf seine Hände und verzog das Gesicht. »Das stelle ich mir unangenehm vor. So etwas kann unsereins nicht so leicht passieren.«

Tobirama sagte nichts dazu. Er hatte schon jeden nur erdenklichen Spruch zu dem Thema gehört und langsam war er es müde.

Er wurde davon erlöst, als Asahi durch eine Seitentür hereinkam und ein silbernes Tablett hereintrug. Darauf stand eine Teekanne mit zwei Ausgüssen sowie mehrere Gläser. Sie stellte alles auf einen kleinen Tisch vor den beiden Sofas ab und füllte zwei Gläser mit einem schwarzen Tee. In das Glas des Raikage tat sie einen Löffel mit Honig. »Zucker oder Honig? Oder vielleicht doch Milch?«

Wer trank bitteschön Tee mit Milch? Tobirama lehnte ab. »Nichts von alledem.«

A nahm sein Glas und schwenkte es in Richtung seiner Gäste. »Ihr könnt gern auch etwas haben. Ihr seid meine Gäste und ich will nicht, dass ihr dursten müsst.«

Etwas zögernd nahmen die sechs Genin an und Asahi reichte ihnen ebenfalls Tee, bevor sie sich zu Amai begab. Tobirama nippte bedächtig an seinem Glas. Schwarzer Tee war eigentlich nicht nach seinem Geschmack und jetzt fragte er sich, ob er doch den Honig hätte annehmen sollen, um den bitteren Beigeschmack zu überdecken.

»Es ist das erste Mal, dass wir so hohen Besuch aus Konoha oder überhaupt einem der anderen Dörfer hier bei uns begrüßen dürfen«, sagte A. »Ich fühle mich geehrt, dass der Hokage auf mein Gesuch reagierte, indem er seinen eigenen Bruder schickte.«

»Die Ehre ist ganz unsererseits«, erwiderte Tobirama. »Schon lange war es das Ansinnen meines Bruders, einen dauerhaften Frieden zu etablieren. Auch wenn wir damals auf der Kage Konferenz einen Friedensvertrag erzielen konnten, so waren die Spannungen zwischen den Dörfern und auch den kleineren Nationen auch danach noch spürbar. Dies kann ein erster Schritt in Richtung des großen Ziels sein.«

»Es ist unsere Pflicht, eine Zukunft für die nachfolgenden Generationen zu errichten und ihnen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.« A deutete auf die sechs Genin. »Und wie ich das so sehe, macht Konohas Nachwuchs auch einen ganz passablen Eindruck.«

»Äh, danke?«, erwiderte Hiruzen, offensichtlich nicht so ganz sicher, wie er damit umgehen solle, so direkt angesprochen zu werden.

»Ihr seid noch ziemlich jung für Chūnin«, stellte A fest. »Andererseits ist Konoha ja auch für seine Ausnahmetalente bekannt.«

»Oh, wir sind keine Chūnin, noch nicht jedenfalls«, stellte Hiruzen richtig. »Aber Tobirama-sensei sagt, dass wir, wenn wir uns auf dieser Mission gut schlagen, zu Chūnin befördert werden.«

»Ich bin sicher, ihr schafft das. Meine zwei Assistenten Amai und Asahi habt ihr ja bereits kennen gelernt. Redet ein bisschen mit ihnen, ihr könnt von ihnen sicher viel lernen«, sagte A. »Amai, Asahi, zeigt unseren Gästen heute Abend diese neue Robata Bar, die aufgemacht hat. Die Rechnung geht auf mich.«

Kagami schien ausgesprochen begeistert von diesem Vorschlag. Amai machte ein möglichst ausdrucksloses Gesicht und nickte nur steif. Asahi notierte etwas auf einem Klemmbrett, das sie bei sich führte.

»Sie kommen nicht mit uns?«, erkundigte sich Tobirama.

A machte eine dramatische Geste. »Irgendwann muss die ganze Arbeit ja gemacht werden. Es gibt immer was zu tun.«

Tobirama nickte und lächelte, als würde er diesen Scherz auch tatsächlich lustig finden. »Das kommt mir nicht unbekannt vor.«

Wenn A so viel zu tun hatte, warum hing er dann in seinem Büro herum und amüsierte sich mit seiner Gitarre, während er seinen Gästen Tee servierte? Was lief im Hintergrund ab? Tobirama wollte niemandes Zorn auf sie lenken, indem er anfing, seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken, zumal das im schlimmsten Falle noch einen internationalen Vorfall heraufbeschwören könnte. Aber die Sache stank mittlerweile zum Himmel.

»Nun, jedenfalls würde ich mich sehr freuen, wenn wir zu einer Übereinkunft kommen«, sagte A und reichte Tobirama die Hand. »Eine Zusammenarbeit zwischen Kumo und Konoha kann nur fruchtbringend sein.«

»In der Tat.« Tobirama schlug ein.

Im Hintergrund stemmte der Leibwächter des Raikage noch immer seine Gewichte.

Aaalso, Raikage A. Ich hab mir mit dem ein paar kleine Späße erlaubt. Die Wiki sagt, dass er Jimi Hendrix ähnelt und es stimmt einfach. Das war der Grund, warum er überhaupt Gitarre spielt. Dann sah ich, wie groß er angeblich sein soll (unglaubliche 2,10m!) und der Wintergeist schrie sogleich "Mähdross der Ninja Welt!" und deswegen hat mein Jimi Hendrix Rip off nur eine Hand. Man kann übrigens einhändig Gitarre spielen. Im nächsten Kapitel geht es weiter den Geheimnissen Kumos auf der Spur.
Geheimnisse

»Das stinkt doch zum Himmel«, sagte Danzō.

Mittlerweile waren sie wieder in ihren Quartieren, hatten sich den Staub der Straße abgewaschen und gönnten sich in Tobiramas Zimmer noch eine Runde von diesem Lokum. Das hieß, Tobirama überließ die Süßigkeit seinen Genin und begnügte sich lieber mit seinem eigenen mitgebrachten Tee.

Kagami war gerade erst hinzugestoßen und rubbelte sich die noch feuchten Haare mit einem Handtuch trocken. »Was stinkt hier?«

»Na, alles«, betonte Danzō. »Es ist doch offensichtlich, dass hier irgendetwas vor uns verborgen wird. Wir sollten herausfinden, worum es sich dabei handelt.«

»Und damit was erreichen?«, wollte Tobirama wissen.

»Es könnte Konoha betreffen«, sagte Danzō. »Oder vielleicht sogar gezielt uns hier. Vielleicht ist es ja eine Falle.«

»Das klingt völlig paranoid«, hielt Koharu dagegen. »Klar, wir in Konoha haben auch so unsere Geheimnisse, die wir nicht in der Welt herum posaunen wollen. Aber hat das nicht jedes Dorf? Ich würde da jetzt nicht gleich eine Verschwörung wittern.«

»Also ignorieren wir das einfach?«, wollte Hiruzen wissen. »Das halte ich aber auch nicht für eine gute Idee.«

»Überlegt: Was würde passieren, wenn wir anfangen, diesem Mysterium auf den Grund zu gehen?«, sagte Tobirama ihnen.

»Wir würden es angehen wie jede Erkundungsmission«, sinnierte Homura. »Wir würden uns aufteilen, um einen größeren Bereich abzudecken. Gasthäuser sind immer ein guter Ort, um Informationen einzuholen, also wäre die Einladung des Raikage tatsächlich ein guter Start dafür.«

»Und was wären die Konsequenzen, wenn jemand herausfände, dass ihr herumschnüffelt?«, fragte Tobirama weiter.

»Nun …« Homura antwortete darauf nicht sogleich.

»Sie wären in Kumo wahrscheinlich nicht allzu glücklich darüber«, sagte Kagami. »Es wäre sehr verdächtig und ließe uns als Spione aussehen. Was wir technisch dann auch wären. Niemand mag das. Hashirama-oji und Madara-oji wären wahrscheinlich auch nicht allzu glücklich darüber, wenn sie die Wogen glätten müssten, die das zur Folge hätte. Die Lage zwischen den Nationen ist nach wie vor eher fragil.«

Fragil war gar kein Ausdruck. Tobirama musste an Izuna denken. Wie es bei ihm wohl lief?

»Zugegeben, auch ich bin neugierig, was hier vor sich geht«, sagte Tobirama. »Aber vorerst haben wir keinen Grund zur Annahme, dass diese Sache uns in irgendeiner Weise betrifft. Es ist offensichtlich, dass der Zeitpunkt unseres Eintreffens dem Raikage nicht passt, was heißt, dass das, was auch immer vorgefallen ist, erst vor kurzen passiert sein muss. Vielleicht ein Zufall, vielleicht auch nicht. Wir werden wachsam bleiben, aber mehr auch nicht.«

»Es gibt keine Zufälle«, warf Kagami nachdenklich ein. »Das sagt zumindest Izuna-oji immer.«

Tobirama musste an den Schauer denken, der ihm den Rücken hinabgelaufen war. War es nur seine Einbildung gewesen oder stand da doch mehr dahinter?

»Wir werden nichts aktiv tun, so lange kein begründeter Verdacht besteht, dass es Konoha in irgendeiner Weise betreffen würde. Das ist mein letztes Wort in dieser Sache«, sagte Tobirama. »Ihr müsst lernen, das große Ganze im Blick zu behalten und nicht immer im vorauseilenden Gehorsam zu handeln.«

»Verstanden, sensei!«, bestätigten seine Genin.

»Und jetzt geht und zieht euch was Alltagstaugliches an. Amai und Asahi werden bald hier sein.«

Sie taten, wie er ihnen aufgetragen hatte, und gingen auf ihre Zimmer. Nur Kagami blieb. Nun gut, Mit ihm hatte Tobirama ohnehin reden wollen.

Kagami räusperte sich und suchte verlegen nach Worten. Er starrte auf seine Schuhspitzen. »Du, Tobi-oji, kann ich dich was fragen?«

Tobirama deutete auf den Stuhl neben sich. »Nur zu.«

Kagami setzte sich. »Äh … Also, wo anfangen? Nun, es ist so: Ich dachte bisher immer, ich sei eher an Mädchen interessiert. Na ja, und dann tauchte einfach so Amai auf und jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Weißt du?«

»Und jetzt bittest du ausgerechnet mich um Rat.«

»Na ja … ja.«

»Dann lass dir eins gesagt sein: Renn nicht dem erstbesten hübschen Hintern hinterher, den du siehst.«

Kagami blinzelte. »Was?« Dann wurde er knallrot im Gesicht.

»Ich meine das genau so. Du kennst ihn noch nicht einmal einen Tag und versucht bereits sehr offensichtlich und nicht gerade geschickt, mit ihm anzubandeln.«

»Was?«, krächzte Kagami erneut. Dann schlug er die Hände vors Gesicht und stöhnte. »Oh nein, ich hab mich bestimmt zum Vollpfosten gemacht!«

»Ja.«

Kagami sank noch weiter in sich zusammen. »Das tut weh. Izuna-oji hat Recht, manchmal bist du echt gnadenlos direkt.« Nach einem kurzen Moment, in dem er in Selbstmitleid versank, fuhr Kagami fort: »Und was mach ich jetzt?«

»Dich ihm nicht mehr förmlich an den Hals werfen«, sagte Tobirama geradeheraus. »Und starre nicht so offensichtlich. Du hast immer noch eine Mission zu erledigen, konzentriere dich darauf.«

Kagami grummelte etwas Unverständliches. »Wie war das mit dir und Izuna-oji damals?«, wollte er dann wissen. »Wie seid ihr zusammengekommen?«

»Ich glaube nicht, dass du uns als Vorbild nehmen solltest«, versuchte Tobirama auszuweichen.

»Ich will‘s aber trotzdem wissen«, beharrte Kagami.

Tobirama überlegte für einen Moment, ob er weiter darauf beharren sollte, das für sich zu behalten. Kagami musste nun wirklich nicht alles wissen. Allerdings war der Junge derzeit auch etwas durch den Wind ob seiner Erkenntnis, dass er nicht nur an einem Geschlecht Interesse hatte, also verdiente er wohl doch eine Antwort.

»Wir waren neunzehn, als Izuna eines Tages mit einem kimono in unser Labor stürmte, den er Mito stibitzt hatte. Dauerhaft geliehen, wie er es nannte«, sagte er daher. »Er wollte von mir wissen, ob der kimono ihm gut zu Gesicht stehen würde. Ich sagte ihm, dass er nicht mich fragen solle, da Mode mich nach wie vor nicht wirklich interessiert, aber er tragen könne, was auch immer er wolle. Das erfreute ihn so sehr, dass er mich küsste.«

Kagami starrte ihn einen Moment lang schweigend an. »Echt jetzt?«

»Ja.«

»Warum erstaunt mich das überhaupt? Eigentlich hätte ich mir so etwas doch denken können.«

»Mach das nicht nach«, betonte Tobirama. »Am besten fragst du das nächste Mal meinen Bruder solche Dinge. Oder besser noch Mito. Hm, eigentlich nur Mito.«

Daraufhin musste Kagami schon wieder grinsen. »Romantik ist echt nicht so dein Ding, was? Ein Wunder, dass Izuna-oji dich überhaupt rumgekriegt hat.«

Tobirama kniff die Augen zusammen. »Zieh ab. Das Essen steht bald an und ich will nicht, dass wir wegen dir zu spät kommen.«

Kagami lachte frech und verdrückte sich, bevor Tobirama ihm noch etwas hinterher werfen konnte.

Als der verabredete Zeitpunkt näher rückte, verließ Tobirama sein Quartier, um sich vor den Gästeunterkünften die Beine zu vertreten. Vor dem Gebäude war ein kleiner Platz, der jetzt von der Abendsonne beschienen wurde. Ōkami hatte sich hier niedergelassen und wärmte sich den Pelz. Eine Gruppe Kinder hatte sich in einiger Entfernung versammelt und beäugte die Wölfin neugierig, die sich davon aber nicht stören ließ.

Ein Junge trat vor und versuchte mit Lockrufen Ōkami dazu zu bewegen, zu ihm zu kommen. »Komm her. Sei ein guter Junge und komm her. Los, Hundi. Ich hab ein Leckerli.«

Ein anderes Kind griff nach einem Stock und warf ihn davon. »Hol das Stöckchen!«

Daraufhin öffnete Ōkami nun doch ein Auge und sah zu den Kindern hinüber. »Was soll das werden? Haltet ihr mich für einen tumben Hund?«

Die Kinder stießen schrille Schreie aus und stoben davon.

Tobirama trat zu Ōkami. »Du hättest ihnen die Freude machen können.«

Sie gähnte herzhaft und entblößte ihr Gebiss. Dann rollte sie sich auf den Rücken, um sich von Tobirama den Bauch kraulen zu lassen. »Hätte ich. Aber ich bin kein Hund. Wer weiß, am Ende hätten sie noch auf mir reiten wollen.«

»Mich lässt du auf deinen Rücken. Und Izuna auch.«

»Ihr seid ja auch meine zwei ganz besonderen Welpen.«

Bevor er irgendwas darauf erwidern konnte, begann sie, ihn von Kopf bis Fuß abzulecken. Er versuchte vergeblich, sich dagegen zu wehren. Sie stemmte einfach eine Pfote auf seinen Brustkorb und hielt ihn unten, bis sie der Meinung war, dass er präsentabel sei.

So fanden ihn seine Genin. Kagami lachte offen, während der Rest immerhin noch den Anstand hatte, ihr Kichern zu verbergen. Tobirama sah sie finster an und grummelte missmutig, als er sich aufrappelte und sein happuri zurechtrückte.

»Toll«, brummte er. »Wirklich großartig. Jetzt darf ich mich noch mal umziehen.«

Ōkami leckte ihm ein letztes Mal durch die Haare und stupste ihn dann mit der Nase an. »Jetzt riechst du immerhin wieder nach Wolf, so wie es sein sollte.«

Noch immer leise vor sich hin schimpfend eilte er in sein Quartier zurück, wusch sich in Windeseile und suchte dann aus seinem Gepäck frische Kleidung heraus. Bis auf seinen üblichen schwarzen Anzug, den er stets zum Training oder unter seiner Rüstung trug, hatte er jedoch nichts weiter dabei. Nun ja, das musste jetzt genügen.

Als er endlich wieder vorzeigbar war, waren bereits Amai und Asahi anwesend. Kagami beherzigte anscheinend Tobiramas Rat, denn er bemühte sich, Amai nicht allzu offensichtlich anzuschmachten. Ōkami saß zwischen ihnen und tat so, als sei sie die Unschuld in Person.

»Kommt der Wolf mit?«, fragte Asahi anscheinend etwas irritiert.

»Na, hör mal, kleiner Welpe. Natürlich komme ich mit. Bin ich nicht etwa auch ein Gast hier?«, betonte Ōkami. »Ich bin mit den Sitten und Gepflogenheiten der Menschen nicht immer ganz vertraut, weil sie mir oftmals eigensinnig erscheinen. Aber vom Gastrecht habe auch ich schon gehört.«

Asahi wirkte etwas pikiert ob der implizierten Unterstellung, wahrte jedoch ihre Manieren. »Natürlich. Es kommt nur nicht jeden Tag vor, dass wir einen Wolf bewirten.«

»Gut, dass wir das klären konnten. Führe uns.« Ōkami erhob sich und starrte Asahi durchdringend an. Mittlerweile war sich Tobirama sicher, dass sie sich ihren Scherz mit der jungen Frau erlaubte.

Die beiden Kumo nin führten sie ein kleines Stück durch das Dorf. Dieses Mal erzählte Amai auch das eine oder andere zu den Orten, an denen sie vorbei kamen, denn Kumogakure hatte ein paar Sehenswürdigkeiten. Ōkami trottete die ganze Zeit neben ihnen her und atmete Asahi direkt in den Nacken. Man musste es der kunoichi zugute halten, dass sie keine Miene verzog, ihre Haltung war dennoch angespannt. Tobirama fragte sich, was zwischen den beiden vorgefallen war.

Hiruzen beobachtete Ōkami eine Weile und sah dann zu Tobirama. »Sensei, kann ich eine Frage stellen?«

»Immer.«

»Was muss ich tun, wenn ich ebenfalls einen Vertrauten Geist haben möchte?«, wollte Hiruzen wissen.

Danzō merkte sichtlich auf und wandte sich ihnen zu.

»Dich von Ōkami abschlecken lassen, was sonst?«, warf Kagami scherzend ein.

»Ich könnte dich anknabbern«, sagte Ōkami. »Ich habe nicht vergessen, wie Uchiha schmecken. Ihr seid besonders saftig, und es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal einen gefressen habe.«

Sie bleckte die Zähne. Kagami wurde blass um die Nase.

Tobirama überhörte sie. »Dein Clan unterzeichnet traditionellerweise einen Vertrag mit den Affen. Du wirst deinen Vater fragen müssen, ob er dir erlaubt, den Vertrag abzuschließen. Aber wenn er dem zusagt, kann ich dir den Rest beibringen.«

Hiruzen warf einen Blick zu Ōkami. »Und wie ist das mit den Wölfen als Vertragspartner? Haben die Senju ein Tier, mit dem sie den Vertrag abschließen?«

»Nein, wir haben keine solche Tradition. Ich entschied mich damals aus eigenem Antrieb heraus für die Wölfe. Allerdings«, Tobirama deutete auf die Narben in seinem Gesicht, »akzeptieren sie nicht jeden streunenden Wolf in ihrem Rudel.«

Hiruzen nickte. »Dann werde ich Vater fragen, sobald wir wieder heim sind.«

»Was ist mit uns Shimura?«, warf Danzō ein. »Haben wir auch ein Vertragstier oder muss ich mir selbst eines suchen?«

»So weit ich informiert bin, hat dein Clan ein Abkommen mit den Tapiren«, sagte Tobirama ihn.

Ein entschlossener Ausdruck trat auf Danzōs Gesicht. »Gut. Dann will ich das auch lernen.«

Mittlerweile hatten sie die Robata Bar erreicht und sie traten ein. Ōkami musste ein bisschen schieben und drücken, bis ihre Schultern durch die Tür passten, aber dann war auch sie in den Gebäude. Stille schlug ihnen entgegen.

»Wie wunderbar«, murmelte Amai mit einem leicht genervten Unterton und trat dann auf den Wirt zu. »Für die Gäste des Raikage.«

Der Mann starrte die Neuankömmlinge noch für einen Moment mit weit aufgerissenen Augen an. Dann schüttelte er sich und beeilte sich, ihnen ihre Plätze zu geben. Tobiramas kleine Genin gaben begeisterte Rufe von sich, als sie das Essen rochen, und auch Ōkami tropfte der Zahn. Raikage A ahnte anscheinend nicht, wie kostspielig es werden konnte, diese Horde hungriger Mäuler zu stopfen. Torifu hatte bereits angekündigt, dass er sich einmal quer durch die Karte probieren wollte und Kagami hatte mit ihm gewettet, dass er da locker würde mithalten können. Tobirama war froh, dass er die Rechnung nicht begleichen musste.

Torifu setzte seine Androhung in die Tat um, und Kagami tat sein Bestes, um mit ihm gleichzuziehen. Der Rest der Genin benahm sich zum Glück etwas gesitteter. Ōkami bekam ein saftiges Steak mit Knochen, mit dem sie sich für den Rest des Abends begnügte. Tobirama bestellte für die ganze Runde den guten Sake.

Amai sah ihn mit fragend hochgezogener Augenbraue an. »Sind Ihre Genin dafür nicht noch etwas jung?«

»Nein«, erwiderte Tobirama lediglich. Er ließ unerwähnt, dass Hashirama Honigwein aus dem Vorrat Butsumas geschmuggelt hatte, seit Tobirama zwölf gewesen war.

Amai zuckte mit den Schultern und beließ es dabei.

Alsbald schon waren sie alle in lockeres Geplauder vertieft. Tobirama bemühte sich, sich interessiert an dieser Art von Gespräch zu zeigen; er war sonst nicht für oberflächliches Geschwätz zu haben und präferierte einvernehmliches Schweigen, wenn man sich schon nichts gehaltvolles zu sagen hatte. Seine Genin hingegen tauschten sich angeregt mit Amai und Asahi aus und verglichen begeistert die Trainingsmethoden Konohas mit denen aus Kumogakure. Kagami warf so manch einen schüchterten Blick zu Amai und wurde knallrot, als dieser einmal den Blick erwiderte. Tobirama war sich nicht so sicher, ob ihm diese Entwicklung gefiel. Der Junge kannte den Kerl doch kaum. Was Izuna wohl dazu sagen würde?

Indes hatten auch die anderen Gäste ihre Gespräche wieder aufgenommen, auch wenn noch immer so einige Blicke in ihre Richtung und insbesondere zu Ōkami geworfen wurden. Das Gespräch nahm kaum Tobiramas Aufmerksamkeit in Anspruch, also spitze er die Ohren. In einem hatte Homura eben doch Recht gehabt: So ein Restaurant war ein guter Ort, um Informationen einzuholen.

Die meisten sprachen über Alltägliches, das, was der Tag für sie bereitgehalten hatte, oder ihre Pläne für die Zukunft. Was aber war derzeit Stadtgespräch?

»Haben sie die Diebe eigentlich mittlerweile gefangen?«, hörte er eine Frau am Nachbartisch fragen.

»Nein«, erwiderte ihre Begleitung. »Die sind immer noch fahnenflüchtig.«

»Wer hätte das gedacht? Die Brüder waren doch so gefeiert worden. Aber seit damals sind sie ohnehin total abgehoben.«

»Wer würde sich auch freiwillig mit diesen Irren anlegen? Seit der Fuchsgeist sie gefressen hatte, haben sie diese … Kräfte. Es ist unheimlich.«

»Weißt du, was sie gestohlen haben?«

»Nein. Aber es sollen wohl irgendwelche wertvollen Artefakte sein. Da ist nicht viel durchgesickert, aber der Raikage ist wohl sehr besorgt deswegen.«

A war ein guter Schauspieler, wie‘s schien, denn besorgt hatte er nicht auf Tobirama gewirkt. Eher überbetont entspannt … Er kam der Sache langsam näher.

Das Gespräch am Nachbartisch wandte sich belangloseren Themen zu, und irgendwann begann die Frau, sich für ihren Tisch zu interessieren. Sie warf Tobirama ein paar bedeutungsschwangere Blicke zu und zwinkerte vielsagend. Er wandte ihr die kalte Schulter zu. Sie schnaubte empört.

Etwas war also gestohlen worden und anscheinend war dieses Etwas von großem Wert. Tobirama kramte in seinem Gedächtnis, ob ihm irgendwelche Kenntnisse von Artefakten im Besitz Kumogakures vorlagen, ad hoc fiel ihm jedoch nichts ein. Er sah zu Amai uns Asahi, die jedoch anscheinend nicht mitbekommen hatten, was am Nachbartisch beredet worden war. Sie würden ihm sicher keine Auskunft geben, würde er sie danach fragen.

Es schien eine interne Angelegenheit zu sein, zwei Ninja, die desertiert waren und etwas von großem Wert gestohlen hatten. Kein Wunder also, dass dem Raikage Tobiramas Erscheinen genau zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich passte und er versuchte, es zu verschleiern. Darin sah Tobirama keinen Anlas, dem weiter auf den Grund zu gehen.

Aber was war das mit Kyubi? Nachdem der Fuchsgeist damals über Konoha hergefallen und herausgekommen war, dass unbekannte Ninja aus Kumogakure dafür verantwortlich gewesen waren, wäre es beinahe zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen. Viele hatten das als Kriegsakt gewertet, obgleich Raikage A reumütig betont hatte, dass nichts dergleichen seine Absicht gewesen sei. Er hatte gar großzügige Entschädigungen nach Konoha gesandt und später einen ordentlichen Aufschlag für Nibi und Hachibi bezahlt. Tobirama hatte ihm sogar seine Reue geglaubt, aber was aus den Ninja geworden waren, die den Kyubi in solch eine Raserei versetzt hatten, wussten sie bis heute nicht. Er hätte nicht gedacht, jemals wieder von ihnen zu hören.

Als der Rest von ihnen schon satt war, kämpften sich Torifu und Kagami immer noch durch die Speisekarte. Amai und Asahi staunten nicht schlecht und waren sichtlich froh, dass sie das alles dem Raikage in Rechnung stellen konnten. Augenscheinlich hatten sie noch nie einen Akimichi erlebt und dazu hatte Kagami auch noch Izunas kompetitiven Sinn geerbt. Eine explosive Mischung.

Irgendwann jedoch musste Kagami seine Niederlage einräumen, als er sich so vollgefressen hatte, dass ihm der Magen schmerzte. Er jammerte so wehleidig, dass Ōkami sich sogar dazu erweichen lies, ihn auf ihrem Rücken zurückzutragen. Torifu erging es kaum besser, aber ihn hielt sein Sieg aufrecht.

»Die Küche von Kumogakure lässt sich auf jeden Fall sehen!«, tönte er, als er mit vollem Magen durch die Straßen zurück zu ihrer Unterkunft torkelte.

Na immerhin etwas, das dieser Abend erreicht hatte.

Im nächsten Kapitel treffen Tobirama und A ein Abkommen.
Gold und Silber

Tobirama stand vor der großen Glasfront im Büro des Raikage und sah auf das Dorf hinab. Das Gebäude mochte von außen wirklich hässlich sein, aber die Aussicht war in der Tat sehenswert.

A war zu ihm getreten. Der Mann war ein Hüne. Es kam selten vor, dass Tobirama, der selbst recht groß war, sich neben irgendwem klein fühlte, aber neben A wirkte er beinahe wie ein Zwerg. Er mochte das Gefühl nicht.

»Am Anfang hatte ich es noch bereut, mein Büro hier hoch verlegt zu haben«, sagte A im Plauderton. »Immer dieses Treppensteigen, es war alsbald lästig geworden. Diese Aussicht entschädigt einen allerdings angemessen. Man muss sich ja auch einmal etwas gönnen, wenn man schon ein Dorf gründet, nicht wahr?« Er lachte auf.

Tobirama lächelte schmallippig. »Das Dorf scheint mir zu florieren.«

»Oh, in der Tat. Das Geschäft brummt und die jungen Leute sind mit Feuereifer dabei. Wie nennen Sie in Konoha es? Der Wille des Feuers?«

»Nur eine Phrase«, schwächte Tobirama ab. Er hörte es nicht gern, es erinnerte ihn zu sehr an Butsuma und das, was er darunter verstanden hatte. Hashirama hatte es schon immer auf seine Weise ausgelegt, aber Tobirama wollte lieber an nichts erinnert werden, das er mit diesem Mann assoziierte. Es war dieser Tage ja schon manchmal schwer, seinem Bruder ins Gesicht zu sehen und mehr und mehr Butsuma darin zu erkennen …

»Hm, mir gefällt es«, sinnierte A.

»Mir ist die Stärke der Streitkräfte Kumos ins Auge gefallen«, lenkte Tobirama das Gespräch auf ein anderes Thema. »Die Wachen sind effizient verteilt und auch die Lage des Dorfes selbst ist taktisch klug gewählt.«

A nickte anerkennend. »Ihnen entgeht kaum etwas, Tobirama-san. Ich würde sogar behaupten, dass solch ein Lob von Ihnen besonderen Wert hat, waren immerhin Sie es, der sich einen Großteil der Grundlagen für das Dorfsystem ersonnen hat, wie man so hört.«

Das System zum Bewerten der Stärken eines Shinobi sowie die Einteilung in Genin, Chūnin und Jōnin und dazu noch die Einführung der Anbu stammten in der Tat aus Tobiramas Feder. Wie viel von dem Akademielehrplan, den er sich damals zusammen mit Tōka und Hikaku ersonnen hatte, die anderen Dörfer übernommen hatten, wusste er allerdings nicht.

»Irgendjemand musste es eben machen«, sagte er leichthin.

»Bescheidenheit ist eine Zier. Ich würde das nicht als Kleinigkeit ansehen.«

Warum erging sich A so sehr in Lob? Tobirama drängte sich der Verdacht auf, dass der Raikage etwas von ihm wollte.

»Ich kam jedoch nicht den weiten Weg, um die Aussicht zu genießen, so anregend sie auch sein mag«, sagte Tobirama daher.

»Natürlich. Kommen wir zum Geschäftlichen.«

A wies auf die Sofas und sie setzten sich. Asahi hatte wieder einmal für Tee gesorgt und dieses Mal war Tobirama umsichtig genug gewesen, den Honig anzunehmen. Er überdeckte zumindest etwas den bitteren Geschmack.

»Sie ersuchen also eine engere Zusammenarbeit mit Konoha«, begann Tobirama.

A nickte. »Das bisherige Bündnis ist ja kaum mehr als ein Lippenbekenntnis, und wie viel es wirklich wert ist, sehen wir an den Expansionsbestrebungen von Iwagakure. Die Dörfer sollten enger zusammenarbeiten und voneinander profitieren, statt immer nur bis zu den eigenen Grenzen zu denken.«

»Ich muss zugeben, dass ich erstaunt bin, diese Worte von Ihnen zu hören, Raikage-san. Ich erinnere mich noch gut, dass Sie die Unabhängigkeit ihres Volkes in hohen Ehren halten.«

»Zusammenarbeit ist keine Unterwerfung. Lassen Sie mich etwas ausholen, um meinen Standpunkt und seine Bedeutung für Kumo zu erläutern.

Ich erinnere mich noch, wie es damals auf einmal hieß, Ihr Clan hätte seinen Erzfeind, die Uchiha, annektiert und ihn sich einverleibt, um an Stärke und Einfluss zu gewinnen und sich gegenüber den anderen Clans zu behaupten. Hierzulande beäugte man das Geschehen zumeist skeptisch, allerdings war dies auch weit weg, weshalb niemand genauer hinsah. Lieber bewahrte man sich hier seine Unabhängig, statt mit dem kleineren Übel unter den Feinden anzubandeln. Also blieb alles, wie es war. Erst als erste Berichte über das damals noch junge und kleine Konohagakure die Landesgrenzen überwanden, wurden den ersten klar, was wirklich passiert war. Mir wurde klar, dass es keine Eroberung, sondern ein Bündnis zu beiderseitigem Vorteil war, aus dem alle etwas ziehen konnten. Es dauerte seine Zeit, bis ich auch andere davon überzeugen konnte, das, was Sie in Konoha erreicht hatten, hier ebenfalls zu versuchen.

Wir in Kumo unterwerfen uns niemandem. Aber stehen wir Seite an Seite mit Verbündeten, gehen wir umso gestärkter aus der Sache heraus. Nicht als Untergebene, sondern als Gleichgestellte.«

Tobirama antwortete nicht sogleich. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »Es ist ein Handel. Sie wollen etwas von uns, aber im Gegenzug geben Sie auch etwas. Die Frage ist: Was?«

A lachte auf. »Der Hokage hat wirklich seinen besten Mann geschickt. Sie sind ein harter Verhandlungspartner. Natürlich stehe ich nicht mit leeren Händen da und mit Lippenbekenntnissen ist es ebenfalls nicht getan. Klingen Artefakte des Rikudō Sennin nach Ihrem Geschmack?«

Tobirama blinzelte. »Ich hielt dies für eine Legende und wenn sie jemals existiert haben, sind sie sicher vor langer Zeit schon verloren gegangen.«

A lehnte sich lächelnd zurück. »Weder noch. Es gibt sie und wir haben einige davon hier in Kumogakure. Ich wäre bereit, ein oder zwei davon an Konohagakure abzugeben.«

Wenn das stimmte, dann wären es Schätze von geradezu legendärem Wert, nicht nur, weil diese Artefakte mächtige Waffen waren, sondern auch wertvolle Gegenstände aus der Geschichte der Shinobi. Tobirama konnte sich gar nicht ausmalen, was für Geheimnisse er entdecken könnte, wenn man ihn nur ein paar Wochen mit einem solchen Schatz allein ließ. Dennoch mahnte er sich, seinen Enthusiasmus zu zügeln. Es war fehl am Platz.

»Sie bieten viel«, sagte er daher. »Da stellt sich die Frage, was Sie im Gegenzug wollen.«

»Eine Kleinigkeit nur«, sagte A, und Tobirama wusste genau, dass es keine Kleinigkeit sein würde. »Sie haben uns damals zwei Bijū verkauft, und ich muss sagen, dass Geld ihren Wert einfach nicht aufwiegen kann. Ihnen jetzt einen Teil des Schatzes des Rikudō Sennin anzubieten, wäre ein kleines Entgegenkommen unsererseits. Allerdings muss ich um einen Gefallen bitten, einen Freundschaftsdienst, wenn man so will.«

Süßholz raspeln konnte er. Tobirama bedeutete ihm fortzufahren. »Von welchem Teil des Schatzes sprechen wir?«

»Ich dachte an den Bashōsen«, eröffnete A. »Der Fächer ist in der Lage, jede Chakranatur zu erzeugen und dem Benutzer zur Verfügung zu stellen.«

Tobirama nickte. Die Legenden sprachen davon. »Und der Gefallen?«

»Sie verkauften uns damals die Bijū zusammen mit dem Basiswissen, sie zu versiegeln. Ich bewundere die Tat Ihres Bruders, alle verbliebenen sieben damals noch frei herumstreunenden Bijū zu fangen und zu versiegeln; niemand außer shinobi no kami wäre dazu in der Lage gewesen. Allerdings besitzt niemand in unserem Dorf sein Mokuton oder das enorme Wissen der Uzumaki über Fūinjutsu, und so bleibt uns nichts weiter übrig, als unsere beiden Bijū weiterhin versiegelt zu halten und ihr Potenzial größtenteils ungenutzt zu lassen. Unsere beiden jinchūriki trainieren, um das Chakra ihres Bijū zu kontrollieren, aber sie können es nicht aktiv nutzen. Zu groß ist die Gefahr, dass das Bijū die Kontrolle übernimmt und ausbricht.«

Da war er also, des Pudels Kern. Darum ging es also. »Hashiramas Mokuton ist ein kekkei genaki, ein einmaliges noch dazu. Er kann es nicht weitergeben wie jedes normale Jutsu. Und was das Wissen der Uzumaki angeht, so bin ich nicht befugt, darüber zu entscheiden, wer Zugang dazu hat und wer nicht. Dafür hätten Sie sich an Mitos Bruder in Uzushiogakure wenden müssen.«

A beugte sich vor und faltete die Hände über den Knien. »Aber ist Uzumaki Mito nicht auch die Frau Ihres Bruders? Und dazu auch noch der jinchūriki des Kyubi.«

Hörte er da einen Hauch von Bitterkeit aus As Stimme? »Das stimmt«, sagte Tobirama, darauf bedacht, seinen Ton neutral zu halten. »Das versetzt dennoch weder mich noch meinen Bruder in die Position, über das Wissen der Uzumaki zu entscheiden. Ich könnte jedoch Ihr Anliegen Mito vortragen. Mehr kann ich nicht versprechen.«

A nickte. »Das klingt angemessen. Aber was ist mit Ihnen? Ihnen sagt man ebenfalls nach, ein Siegelmeister zu sein, und die Technik zur Versiegelung der Bijū geht größtenteils auf Sie zurück.«

»Darüber lässt sich verhandeln«, sagte Tobirama zurückhaltend.

»Wunderbar!« A klatschte in die Hände und lehnte sich dann wieder auf seinem Sofa zurück. »Also, wäre der Bashōsen ein angemessener Preis für dieses Wissen?«

Tobirama dachte einen Moment darüber nach. Selbst Mito hatte immer wieder davor gewarnt, das Chakra des Kyubi nutzen zu wollen. Sie hielt es in sich verschlossen und stellte sicher, dass nichts davon nach außen drang, nicht einmal das kleinste bisschen. Bei Miyazakis Geburt wäre dennoch beinahe das Siegel gebrochen, und allein Hashiramas Jutsu hatte eine Katastrophe verhindern können. Nicht einmal Mito wagte es, mehr mit Kyubis Chakra anzustellen, als es wegzuschließen und zu verwahren.

Aber was wäre, wenn jinchūriki zusammenarbeiten würden? Was würden sie dann erreichen können? Wie auch A herausgestellt hatte, wären sie gemeinsam stärker, als wenn jeder immer nur für sich bliebe. Wo früher jeder Clan misstrauisch seine Nachbarn beäugte, waren es nun ganze Dörfer, die den anderen Dörfern nicht über den Weg trauten.

Vielleicht wäre es einen Versuch wert.

»Der Legende nach bedarf es einer enormen Menge Chakra, um die Artefakte des Rikudō Sennin zu benutzen«, sagte Tobirama. »Ich würde gar behaupten, dass selbst ich Schwierigkeiten damit hätte. Da ich aber bereits alle fünf Chakranaturen beherrsche, würde der Bashōsen allein mir nicht viel nützen.«

Izuna würde es etwas nützen, aber ihm wollte er solch eine gefährliche Waffe nicht geben. Neue Dinge an sich selbst auszuprobieren, war eine Sache, aber Leute, die ihm am Herzen lagen, damit hineinzuziehen, war nicht Tobiramas Art. Außerdem wollte er schauen, wie viel dieses Wissen A wirklich wert war und ob er noch mehr von diesen Artefakten heraushandeln konnte. Mehr zu erforschen.

A lächelte verbissen. »Ich habe nicht vergessen, welch harter Verhandlungspartner Sie sind. Wie wäre es, wenn ich Shichiseiken dazu packe?«

»Bereits allein eine beeindruckende Waffe«, sagte Tobirama. »Jedoch entfaltet es seine Wirkung erst zusammen mit dem Kōkinjō und der Benihisago, wenn man den Legenden Glauben schenkt.«

Daraufhin antwortete A nicht sogleich. Das Lächeln verschwand von seinen Lippen und er runzelte die Stirn. Es war das erste Mal, dass er sich vor Tobirama nicht mehr so lässig gab. Tobirama fragte sich, ob er es etwas überreizt hatte.

»Sie nennen einen hohen Preis für Ihr Wissen«, sagte A schließlich.

»Sie erbeten auch nicht gerade wenig«, erwiderte Tobirama.

Wieder schwieg A für einen Moment. »Darüber werde ich etwas nachdenken müssen. Aber ich bin überzeugt, dass wir uns schon einig werden können. Immerhin wäre dieser Handel von beiderseitigem Vorteil.«

Tobirama lächelte schmallippig. »Mit Sicherheit.«

 

Später am Tag fand er sich mit seinen Genin auf einem der Trainingsfelder ein, das sie freundlicherweise nutzen durften. Sie mochten auf einer Mission sein, aber das hieß nicht, dass tägliche Übungen ausgesetzt waren. Nachdem er sie fünfzig Runden um den Platz gescheucht hatte, ließ er sie Siegel üben.

»Sensei, wer war Rikudō Sennin?«, fragte Hiruzen irgendwann einmal in die Stille hinein, in der sie ihre Siegel gezeichnet hatten. »Zugegebenermaßen habe ich nur die Hälfte von dem verstanden, was Sie mit Raikage A besprochen haben.«

»Ihr habt ziemlich geschachert«, fügte Kagami an.

»Ach, das war nichts im Vergleich zu damals, als wir die Bijū verkauft hatten«, sagte Tobirama. »Hashirama wollte sie verschenken, der Narr, also musste ich ihm mal wieder den Kopf zurechtrücken.«

»Ich habe schon einmal vom Weisen der Sechs Pfade gehört«, warf Homura ein. »Der Legende nach soll er Ninjutsu begründet haben. Aber ich dachte, das sei nur eine Legende. Also gab es ihn wirklich?«

»Wenn es stimmt, was der Raikage mir gesagt hat, gibt es zumindest Artefakte, die Rikudō Sennin zugeschrieben werden«, sagte Tobirama. »Von deren Echtheit werde ich mich jedoch erst überzeugen müssen.«

»Aber sensei, sagten Sie nicht, dass niemand weiß, wo die Wurzeln des Ninjutsu liegen?«, wollte Danzō wissen.

»Das stimmt«, sagte Tobirama. »Es sind Legenden, nichts weiter, auch wenn jede Legende einen wahren Kern hat. Es gibt einige Indizien, die darauf hinweisen, dass Senju und Uchiha Nachkommen des Rikudō Sennin sind, aber darüber hinaus weiß niemand etwas genaueres.«

Das war zumindest das, was auf der Steintafel der Uchiha stand, und Madara und Izuna waren die einzigen, die diesem Kauderwelsch zumindest etwas Sinn abringen konnten. Wie viel davon auch wirklich stimmte, stand auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.

»Laut der Legende hat Rikudō Sennin Ninjutsu begründet«, fuhr Tobirama fort. »Wie es in Wirklichkeit geschah, weiß keiner. Man kann nicht einfach so etwas aus der Luft herbei zaubern, das vorher nicht da gewesen war.«

»Also gab es ihn wirklich?«, fragte Kagami fasziniert. »Und wir sind seine Nachfahren?«

»Es gab zumindest einen Shinobi mit gottgleichen Kräften, oder so sagen es die Geschichten«, sagte Tobirama. »Wahrscheinlich ist das meiste davon ohnehin maßlose Übertreibung. Die Leute sagen ja auch heutzutage meinem Bruder allerlei Unfug nach.«

Etwas war im Dorf los, Tobirama spürte es. Seit Stunden schon konnte er Dutzende Shinobi ausmachen, die eilig das Dorf verließen und wiederkamen. Als würden sie nach etwas oder jemandem suchen. Es war beinahe, als hätte jemand in ein Ameisennest gestochen. Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte.

»Heißt das nicht auch, dass diese Artefakte eigentlich eh uns gehören?«, fragte Kagami weiter. »Wenn diese Artefakte einst dem Rikudō Sennin gehörten und Uchiha und Senju von ihm abstammen, dann sind sie doch so etwas wie Familienerbstücke, oder?«

»Ich würde zumindest keinen Anspruch darauf erheben, jedenfalls nicht deswegen«, sagte Tobirama. »Aber genug geplaudert. Zeigt mir eure Siegel.«

Obgleich Mito ihm das Gegenteil bewiesen hatte, war er immer noch nicht völlig von ihrer Vereinfachung seines Siegels überzeugt. Er würde das erst noch gründlich testen müssen.

Auf den ersten Blick machten die Siegel seiner Genin zumindest einen guten Eindruck. Er reichte sie ihnen zurück. »Versteckt euch. Ich gebe euch dafür fünf Minuten und wenn ich euch danach nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten gefunden habe, haben eure Siegel bestanden.«

»Sensei, wo dürfen wir uns verstecken?«, fragte Hiruzen.

»Das Dorf ist groß, sucht euch etwas aus«, sagte Tobirama trocken. »Seht davon ab, euch in Privathäusern zu verstecken.«

»Aber sensei, hatte Amai-san nicht gesagt, dass wir uns nicht allzu weit von unserer Unterkunft entfernen sollen?«, fragte Koharu.

»Training.« Tobirama lächelte unschuldig. »Und wenn irgendwer von euch etwas Spannendes aufschnappt, bin ich gewillt, darüber nachzudenken, euch noch einmal zu Robatayaki einzuladen.«

Kagami und Torifu tauschten Blicke. Dann nickten sie und grinsten sich an. »Herausforderung angenommen!«

Sie stoben davon. Tobirama lehnte sich zurück und wartete entspannt. Ōkami kam zu ihm getrottet, nachdem sie bis jetzt den Rand des Feldes abgeschnüffelt hatte. Sie legte sich neben ihn und begann, ihm die Haare zu lecken. Dieses Mal wehrte er sich nicht dagegen.

»Etwas liegt in der Luft. Ich kann es wittern«, sagte sie.

Ohne weiter darüber nachzudenken, begann er, sie am Kinn zu kraulen. »Ich habe es auch bemerkt.«

»Ist es deswegen, weshalb du deine Welpen auf die Fährte ansetzt?«

»A verbirgt etwas vor mir. Am Anfang hielt ich es ihm noch zu Gute, dass wir ja alle unsere Geheimnisse haben, die wir nicht preisgeben wollen. Aber langsam glaube ich, dass es unseren Handel beeinflusst.«

Sie brummte zustimmend. »Denkst du, er würde dich betrügen?«

»Ich glaube nicht, dass er das wagen würde. Sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Konoha scheint mir echt. Aber etwas ist vorgefallen in diesem Dorf und irgendwie betrifft es uns doch, auch wenn ich anfangs nicht so dachte.«

»Was wirst du tun?«

»Abwarten, was meine Welpen herausfinden.«

Wieder brummte sie, sagte jedoch nichts mehr darauf.

Tobirama wartete noch einige Minuten, dann bemühte er seine Sensorfähigkeiten. In der Hektik eines solch großen Dorfes war es manchmal schwer, einzelne Chakren auszumachen, aber er kannte seine Genin mittlerweile gut genug.

Torifu war der erste, den er ausmachte, was hieß, dass dessen Siegel am schlechtesten ausgearbeitet war. Tobirama bequemte sich gar nicht erst, selbst auf die Suche zu gehen, und schickte einen Doppelgänger los. Dieser brachte schon alsbald einen zappelnden Torifu zurück.

»So ein Mist!«, schimpfte Torifu. »Ich dachte, ich hab das ultimative Versteck! Und Sie haben sich noch nicht einmal vom Fleck gerührt, sensei!«

»Dein Siegel war noch immer nicht sauber ausgeführt«, sagte Tobirama ihm schlicht.

Torifu setzte sich hin und schmollte.

Auch Homura und Koharu waren recht schnell ausfindig gemacht, die bedröppelt zu Boden schauten, als Tobiramas Doppelgänger sie bei ihm abluden. Kagami hatte sich da schon weitaus geschickter angestellt und Tobirama brauchte mehr als die Hälfte der gesetzten Zeit, bis er schließlich auch ihn gefunden hatte. Danzō war gar so gut, dass Tobirama es beinahe nicht geschafft hätte, aber auch ihn spürte er kurz vor Ende auf. Hiruzen war der einzige, der es schaffte, sich die ganze Zeit über zu verbergen.

Als die Zeit um war, kam er aus seinem Versteck und ließ sich voller Stolz von seinen Kameraden hochleben. Auch Tobirama ließ anklingen, dass Hiruzen sich gut geschlagen hatte.

»Juchu, du hast unseren Grillabend gerettet, Saru-kun!«, rief Torifu aus.

»Nicht so voreilig«, dämpfte Tobirama seine Vorfreude. »Erst will ich hören, ob irgendwer von euch etwas zu berichten hat.«

Danzō trat vor. »Ich glaube, ich habe etwas gehört. Es erschien mir jedenfalls recht eigenartig. Ich hörte, wie sich zwei Kumo nin über Deserteure unterhielten, die anscheinend etwas Wertvolles aus dem Dorf gestohlen haben. Wie es klang, handelt es sich dabei um zwei einst recht angesehene Ninja auch Kumogakure, die der Raikage anscheinend einst auf Kyubi angesetzt hatte. Aber das muss schon eine Ewigkeit her sein.«

Tobirama nickte. »Nicht unbedingt eine Ewigkeit, aber ziemlich genau elf Jahre. Damals fiel Kyubi über das Dorf her und verwüstete einen Großteil, bevor Madara den Fuchsgeist mit Izunas und Hashiramas Hilfe und seinem Mangekyō einfangen konnte, dies konnte aber keine dauerhafte Lösung sein. Mito schlug daraufhin vor, Kyubi in sich zu versiegeln, da sie wie viele Uzumaki ein spezielles Chakra besitzt, dass sie dazu befähigt.

Wir wussten zuerst nicht, wieso Kyubi das Dorf angriff, und hielten es zunächst für einen Zufall, wie Naturkatastrophen nun einmal passieren. Erst später erfuhren wir, dass der Raikage zuvor versucht hatte, Kyubi zu fangen, welcher dabei jedoch zwei seiner Shinobi verschlang. Irgendwie hatten sie das überlebt und Kyubi so sehr in Raserei versetzt, dass er blindwütig durch das Land tobte. Wir hatten jedoch nicht erfahren, was aus diesen Shinobi wurde.«

»Kann es sein, dass es sich dabei um dieselben Personen handelt?«, fragte Danzō. »Die, die ich belauscht habe, erwähnten, dass diese beiden vom Fleisch des Kyubi gegessen hätten und jetzt deswegen ein Teil seines Chakra besäßen. Aber ist so etwas überhaupt möglich?«

»Ich würde es ja nicht einmal für möglich halten, dass man es überhaupt überleben kann, von einem Bijū gefressen zu werden, aber offensichtlich ist das der Fall. Danzō, hast du gehört, was sie gestohlen haben sollen?«

Danzō schüttelte den Kopf. »Nein. Irgendwelche Artefakte, hieß es, aber welche genau, wussten die, die ich belauscht habe, anscheinend auch nicht. Aber es scheint eine große Sache zu sein, im Dorf ist ziemlich viel los.«

»Sensei, denken Sie etwa …«, setzte Hiruzen an und senkte verschwörerisch die Stimme, »denken Sie, dass es sich dabei um die Artefakte handelt, die Raikage A mit Ihnen handeln will?«

Tobirama schwieg für einen Moment. »Es würde zumindest ins Bild passen.«

Ōkami sprang auf und trat unruhig auf. Sie knurrte und fletschte mit angelegten Ohren die Zähne. »Er wird doch wohl nicht versuchen, dich zu betrügen! Vielleicht sollte ich ihn Bekanntschaft mit meinen Fängen machen lassen.«

Tobirama legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Friss ihn nicht gleich auf.«

Es würde in der Tat ins Bild passen. A wusste, dass er viel von Tobirama verlangte, und er wusste auch, dass er einen entsprechenden Gegenpreis bieten musste. Die Artefakte des Weisen der Sechs Pfade wären dem, worum der Raikage bat, durchaus angemessen. Doch kurz bevor Tobirama nach Kumogakure gekommen war, waren diese Artefakte gestohlen worden, und jetzt war A nervös, weil er nichts mehr in der Hand hatte, das er verhandeln konnte. Das Abkommen würde scheitern, bevor es überhaupt zustande gekommen wäre, wenn A nicht bald zurückholen konnte, was ihm gestohlen worden war. All diese Geheimniskrämerei war also kein Wunder.

»Was machen wir jetzt, Tobi-oji?«, fragte Kagami besorgt.

»Ihr gar nichts«, sagte Tobirama. »Außer mit mir essen gehen. Danzō, das hast du gut gemacht. Alles weitere übernehme ich.«

Tobirama hielt sein Wort und biss in den sauren Apfel, die Rechnung begleichen zu müssen. Er würde das später schon irgendwie Hashirama unterjubeln können. Aber seine Genin hatten sich heute gut angestellt und sich diese Belohnung verdient. Währenddessen sann er über sein weiteres Vorgehen nach.

A befand sich in einer prekären Lage und wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Tobirama irgendwie davon Wind bekäme. Tobirama beschloss, dass er ihn vorerst darüber im Unklaren lassen würde und erst einmal mitspielte. Früher oder später musste A ihm etwas präsentieren, wenn er wollte, dass dieser Handel zu einem Erfolg kam. Wenn es nach Hashirama ginge, würde er gar keinen Gegenpreis verlangen für das Wissen, das sich A erbat, aber Tobirama war vernünftig. So sehr eine Zusammenarbeit beiden Seiten nützen würde, musste doch auch etwas für Konoha dabei herausspringen. Ein Teil des Schatzes des Rikudō Sennin erschien Tobirama angemessen.

A hielt ihn in der Tat noch einige Tage hin, indem er sich noch mehr Bedenkzeit erbat. Tobirama beobachtete die Aktivitäten der Ninja Kumogakures heimlich und machte ihre Muster aus. A war sich anscheinend nicht bewusst, wie viel Tobirama wirklich sah allein durch passives Beobachten und das, obwohl er in der Tat nicht allzu weit im Dorf umher streunte. Er wollte schließlich keinen Verdacht erwecken. Seinen Genin trug er auf, sich unauffällig zu verhalten und einfach ihre Zeit hier zu genießen.

Amai und Asahi waren so etwas wie ihre Kindermädchen, die aufpassten, dass die Gäste aus Konoha nicht aus der Reihe tanzten und keine Dinge sahen, die sie nicht sehen sollten. Dafür war es zwar längst zu spät, aber man konnte ja wenigstens so tun als ob. Von den beiden war die meiste Zeit zumindest einer anwesend, während der andere irgendetwas im Auftrag des Raikage zu erledigen hatte. Tobirama vermutete, dass sie mit Hochdruck daran arbeiteten, die gestohlenen Artefakte zurückzuerlangen.

War nur eines gestohlen worden? Oder gar alle? Und gab es noch mehr als die von A erwähnten Gegenstände? Tobirama meinte, sich zu erinnern, von noch mehr gelesen zu haben, war sich aber nicht sicher. Geschichte war nie das Hauptaugenmerk seiner Forschung gewesen.

Es überraschte ihn daher, als gut eine Woche später der Raikage ihn wissen ließ, dass er den Handel eingehen würde. Tobirama bestand darauf, dass er die Ware inspizieren wollte, bevor er endgültig zusagte. Er wollte schließlich nicht die Katze im Sack kaufen, und wer behauptete, solch einmalige Artefakte zu besitzen, musste auch in der Lage sein, ihre Echtheit beweisen zu können. Zu seinem Erstaunen willigte A ein. Wie interessant.

Dinge von solch großer Bedeutung mussten unter freiem Himmel stattfinden, sagte A. Also trafen sie sich dieses Mal hoch oben auf dem Felsplateau, in das das Büro des Raikage eingelassen war. Nebst Ōkami und Tobiramas Genin waren auch Amai und Asahi anwesend sowie der Leibwächter des Raikage und noch einige weitere Kumo nin. Alles war ganz formal gehalten, wahrscheinlich um zu unterstreichen, wie wichtig es A damit war. Tobirama war vor allem neugierig, ob A wirklich versuchen würde, ihn zu täuschen, oder ob es ihm gelungen war, das zurückzuholen, was ihm gestohlen worden war.

Hier oben wehte eine steife Brise, die die Banner im Wind flattern ließ. Die Wolken hingen nicht jeden Tag so tief, dass sie die Straßen Kumos verhüllten, aber weit über einhundert Höhenmeter machten hier oben einen großen Unterschied, sodass sie immer mal wieder von vorbeidriftenden Nebelfetzen umhüllt wurden.

A breitete die Arme aus und machte eine Geste, die die ganze Welt zu umfassen schien. »Freiheit. Hier oben hält einen nichts mehr. Über uns ist nur noch der Himmel. Vielleicht sollte ich einen Song darüber schreiben.«

Tobirama verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Ich schlage vor, Sie tun dies, nachdem wir das Geschäftliche hinter uns gebracht haben.«

A räusperte sich. »Natürlich. Amai, würdest du bitte?«

Amai verneigte sich leicht. »Schon unterwegs.«

Er wandte sich ab.

Eine Explosion zerriss die Welt. Der Boden wurde erschüttert und Felssplitter wurden durch die Luft geschleudert. Tobirama konnte gerade noch die Arme vor das Gesicht reißen, als auch schon eine glühend heiße Druckwelle auf ihn einprallte. Leute schrien. Die Explosion riss ihn von den Füßen und plötzlich war da nichts mehr unter ihm.

»Sensei!«, hörte er Hiruzens entsetzten Schrei.

Dann fiel er.

Mwahahahaha!
Entgegen aller Erwartungen
CN Blut, Wunden, Gewalt gegen Menschen, wahrscheinlich nicht wirklich akkurate Wundversorgung (bitte nicht nachmachen)
Dracarys, bitches! Es hat einen Grund, warum das Kapitel so heißt *hüstel* (Der Soundtrack heißt Against All Odds) Aufgrund der Länge habe ich es geteilt

Der Boden flog ihm in rasender Geschwindigkeit entgegen. Tobirama fischte ein Hiraishin-Kunai aus seiner Tasche und warf es nach oben, wo es in einer Felsspalte stecken blieb. Augenblicklich teleportierte er sich zu der Position und hielt sich mittels Chakra an der Felswand. Er riss das Kunai aus dem Felsen und rannte nach oben. Sein Herz raste.

In dem Moment, in dem er über die Felskante sprang, sah er sich Chaos gegenüber. Noch immer verhing Rauch die Szene, doch er konnte einzelne Schemen ausmachen. Wo waren Ōkami und seine Genin? Er musste zu ihnen und sie beschützen! Menschen schrien noch immer verwirrt durcheinander und irgendwo im Rauch prallten Klingen klirrend aufeinander. Jemand stieß einen Schmerzensschrei aus.

Ōkami kläffte, und sogleich rannte er in die Richtung, aus der er sie vernommen hatte. Er fand seine Genin hinter Ōkami gekauert vor, wo sie eng zusammengerückt waren und ihre Waffen gezogen hatten. Ōkami stand schützend vor ihnen, mit gesträubtem Fell und zwischen die Läufe geklemmter Rute. Sie hatte die Ohren angelegt und die Zähne gefletscht, bereit, jedem Feind die Kehle herauszureißen, der ihr zu nahe kam.

»Danzō!«, befahl Tobirama sogleich.

Danzō nickte und mit einem Fūton vertrieb er den Rauch. Erst jetzt konnte Tobirama erkennen, was wirklich vorgefallen war.

Etwas war mitten unter ihnen explodiert. Tobirama konnte von Glück reden, dass er lediglich mit einigen Schrammen und kleineren Verbrennungen davon gekommen war. Andere hatten nicht so viel Glück. Er konnte einige Ninja ausmachen, die sich stöhnend am Boden wandten und blutende Wunden umklammert hielten. Nicht alle von ihnen regten sich noch. Darunter war auch der Raikage. Tobirama konnte nicht erkennen, wie schwer es ihn wirklich erwischt hatte, aber sein Leibwächter hatte sich schützend vor ihn gestellt.

Inmitten all des Chaos waren zwei fremde Ninja erschienen, der eine mit einer silbernen Haarmähne, der andere mit einer goldenen. Sie beide trugen die Standardausrüstung der Ninja aus Kumogakure, doch was Tobirama aufmerken ließ, waren die Waffen, die sie bei sich trugen. Es waren der Bashōsen, das Kōkinjō, Shichiseiken und Benihisago. Und dann erst dieses Chakra! Er kannte es von Mito.

Nein, nicht Mito.

Kyubi.

Tobirama lief es eiskalt den Rücken hinab.

»Tobi-oji! Dir geht‘s gut!«, rief Kagami erleichtert aus und klammerte sich an seinen Arm, als wolle er sich davon überzeugen, dass es Tobirama wirklich gut ging.

»Bleibt hinter mir und gebt euch gegenseitig Deckung«, befahl Tobirama, ohne seine Gegner aus den Augen zu lassen. »Ich beschütze euch. Tut nichts unbedachtes. Die da sind keine Gegner für euch.«

Leibwächter A trat vor. Er griff nach einer Siegelrolle und entsiegelte eine doppelköpfige Axt von beeindruckenden Ausmaßen. »Kinkaku und Ginkaku«, knurrte er. »Ihr Verräter! Was soll das?«

Der mit den blonden Haaren, vermutlich Kinkaku, wandte sich ihm zu. »Hörte, ihr wolltet was verkaufen, das ihr gar nicht mehr habt. Da dachten mein Bruder und ich, wir bringen es vorbei.«

»Wollen doch nicht, dass ihr euren neuen Freunden falsches Gold unterjubelt«, setzte Ginkaku hinzu.

Tobirama beobachtete die Szene und wartete auf seinen Moment zum Angriff. Was lief hier ab? War der Überfall geplant gewesen? Und wer war das Ziel?

Und was meinte Ginkaku mit falschem Gold?

Aber eines nach dem anderen.

Die überlebenden Kumo nin hatten indes die beiden Brüder umstellt und warteten auf ihr Zeichen zum Angriff. A schwang seine Axt und stürmte voran. Kinkaku holte mit dem Bashōsen aus und eine Orkanböe fegte über das Felsplateau hinweg. A ließ sich davon jedoch nicht aufhalten und ließ seine Axt niedersausen. Die Brüder konnten ausweichen und sprangen zurück. Die Axt grub eine tiefe Furche in den Felsen.

Tobirama nutze dies für seinen Angriff. Mit einem Suiton erzeugte er Wasser, das wie ein schneidender Blitz voranschoß, direkt auf Ginkaku zu. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde von dem Wasser mitten in der Brust getroffen. Er wurde zurückgeschleudert, und sogleich erzeugte Tobirama eine weitere Flutwelle, die Ginkaku erfasste und hinfort spülte. Dieses Mal erwischte es auch Kinkaku. In einiger Entfernung blieben sie liegen. Das hatte zumindest erst einmal etwas Abstand zwischen sie und Tobiramas Genin gebracht. Gut.

Die Brüder rappelten sich auf. Kinkaku lachte auf. »Was für ein Empfang! Der Weiße Wolf von Konoha persönlich. Mir war schon klar gewesen, dass sich so einer nicht von einer läppischen Explosion aufhalten lässt.«

»Dummes Geschwätz, nichts weiter«, knurrte Tobirama. »Verschwindet von hier oder ihr werdet es bereuen.«

»Aber warum denn?«, erwiderte Ginkaku. »Wir wollten schon lange einmal auf eine Wolfsjagd gehen und haben uns extra vorbereitet. Die Köder sind ausgelegt. Wir haben hier etwas, das du haben willst. Sein ein gutes Hundi, komm und hol es dir.«

»So einen schönen Pelz will ich mein eigen nennen«, fügte Kinkaku lachend hinzu. »Macht sich sicher gut als Bettvorleger.«

»Ich reiße euch die Eingeweide heraus und lasse euch zusehen, wie ich sie fresse!«, knurrte Ōkami.

»Ihr lausigen Verbrecher!«, brüllte A und stürmte erneut Axt schwingend voran. Statt jedoch direkt auf die Brüder zu zielen, begann die Axt plötzlich elektrisch zu blitzen. Tobirama verstand und flutete das Areal um die Feinde erneut. A ließ seine Axt niedergehen.

Das elektrifizierte Wasser strömte auf die Brüder zu. Im letzten Moment ließ Kinkaku den Bashōsen niedersausen und vor ihm spross eine Erdwand empor. Die Wassermassen prallten wirkungslos dagegen.

Tobirama biss die Zähne zusammen. Nein, so kamen sie gegen die beiden nicht an. Hätten sie überhaupt eine Chance gegen sie? Noch hatten sie nicht einmal begonnen, das Fuchschakra zu benutzen, das sie in sich trugen. Was würde passieren, wenn sie es taten? Tobirama legte keinen Wert darauf, es herauszufinden. Es wurde Zeit, das hier zu beenden.

Der Boden um ihn herum splitterte, als er sein Chakra sammelte.

»Sensei«, krächzte Hiruzen atemlos und wich vor der schieren Wucht seines Chakra zurück.

Tobirama formte in blitzschneller Reihenfolge eine Reihe von Fingerzeichen. Dann beschwor er einen Tsunami herauf.

Die gigantische Flutwelle rollte auf die beiden Feinde zu und verschlang alles in ihrem Weg. Die Felsmauer, die sie zuvor noch erzeugt hatten, wurde umgerissen, als sei sie nichts weiter als eine dünne Papierwand. Die Wassermassen rissen die Trümmer mit sich und gewannen dadurch noch mehr an Zerstörungskraft. Donnernd fegten sie über das Plateau hinweg, prallten gegen eine Felswand am anderen Ende des Plateaus und ergossen sich dann in die Schlucht hinab.

Aus dem abfließenden Wasser erhoben sich zwei flammende Monstrositäten.

»Beeindruckend«, sagte das, was einmal Kinkaku war. »So viel Wasser zu erzeugen an einem Ort, wo gar kein Wasser ist.«

Ōkami duckte sich jaulend und klemmte die Rute noch weiter ein. Tobirama hatte sie noch nie so furchtsam erlebt. Auch er spürte, wie Angst ihm die Glieder lähmte. Wie damals, als Kyubi über das Dorf hergefallen war …

»Dieses Chakra.« Kagami zitterte am ganzen Leib. Er hatte seine Augen weit aufgerissen und das Sharingan schien aus ihnen. »Es ist so boshaft. Was machen wir bloß?«

»Rennt«, sagte Tobirama seinen Genin. »Flieht, so schnell ihr könnt und schaut nicht zurück.«

Kinkaku und Ginkaku lachten auf. »Da klemmt der Wolf den Schwanz ein und rennt jaulend davon. Wer hätte das gedacht?«

A warf Tobirama einen fast schon panischen Blick zu, als ihm wohl aufging, was Tobirama vorhatte. Wenn er Glück hatte, hatten es diese Monster mehr auf Tobirama als auf ihn oder gar Kumogakure abgesehen. Wenn nicht, nun … Aber das war in diesem Moment nicht Tobiramas Sorge.

»Na macht schon!«, brüllte Tobirama seine Genin an.

Sie zuckten zusammen und wurden nun endlich aus ihrer Schockstarre gerissen. Sie rappelten sich auf und rannten davon. Der einzige Fluchtweg führte direkt die Felswand hinab, und genau diesen Weg nahmen sie auch. Ōkami sprang ihnen hinterher. Als letztes schwang sich Tobirama über die Felskante.

Hinter ihnen brüllte etwas auf und der Boden erzitterte, als etwas mit großer Wucht darauf aufprallte. Ohne hinzusehen schleuderte Tobirama mit einem Doton einige Felsen in die Richtung und hoffte, schon das Richtige zu treffen. Jedes Mittel war ihm Recht, um diese Monster aufzuhalten und seinen Genin genug Zeit zur Flucht zu verschaffen.

Wieder dieses Brüllen.

»Schneller!«, trieb er seine Genin an.

Ein Felsbrocken schoss an ihnen vorbei, der Ōkami nur knapp verfehlte. Nun wandte sich Tobirama doch um und sah sich einem der Fuchsmonster gegenüber, in die sich die Gold und Silber Brüder verwandelt hatten. Es hockte am Rand des Felsplateaus und riss Brocken aus dem Felsen, die es ihnen nachwarf. Mit gezielten Felsgeschossen wehrte Tobirama die Angriffe ab. Staub und Kiesel rieselten herab. Er schleuderte dem Monster einen erneuten Wasserstrahl entgegen.

Das Wasser traf die Kreatur mitten ins Gesicht und warf sie zurück, doch das hielt sie nicht lange auf. Kaum dass sie hinten über gefallen war, sprang sie auch schon wieder vor und packte die Felskante mit beiden Pranken. Chakra flammte auf, schrecklich und boshaft und voller Zerstörungswut. Der Fels splitterte, große Brocken brachen aus dem Spalt, der mit einem Mal aufklaffte.

Tobirama sah die Katastrophe auf sich zurollen und konnte doch nichts gegen sie unternehmen. Er versuchte die Trümmer so gut es ging abzuwehren, aber es waren einfach zu viele. Ein Brocken traf ihn heftig an der Schulter. Dann fuhr ein schneidender Schmerz durch seine Eingeweide, er verlor den Halt und fiel.

Seine Genin schrien auf. Torifu versuchte noch, ihn mit seiner Körperentfaltung aufzufangen, doch es war zu spät. Nicht einmal Ōkami konnte ihn noch packen, als sie ihm hinterher sprang.

Der Fall war kurz und der Aufprall schmerzhaft. Es trieb ihm die Luft aus den Lungen und er fragte sich, ob er sich nicht vielleicht sogar etwas gebrochen hatte. Er prallte auf das Dach des Gebäudes am Fuß der Felswand, rutschte ab, versuchte, sich noch an der Felskante festzuhalten und fiel dann doch das letzte Stück auch noch. Dachschindeln rieselten um ihn herum herab, die er mitgerissen hatte. Stöhnend und sich vor Schmerzen windend blieb er liegen. Er konnte gar nicht sagen, wo genau er sich verletzt hatte, denn einfach alles tat ihm weh.

Im nächsten Augenblick war Ōkami neben ihm. Sie stieß ihn mit der Schnauze an. »Welpe, steh auf. Wir müssen fliehen.«

Tobirama presste sich eine Hand auf die Seite, da, wo er einen besonders scharfen Schmerz spürte, und als er die Hand wieder wegnahm, war sie rot von seinem Blut. Ein Felssplitter hatte ihn durchbohrt. Er blinzelte, um seine Sicht zu klären, aber es half nur wenig. Stöhnend versuchte er sich auf die Beine zu kämpften, aber die Schmerzen waren zu stark.

Kurzerhand packte Ōkami ihn und warf ihn sich auf den Rücken. Dann sprang sie davon, die sechs Genin vor sich her treibend. Tobirama klammerte sich mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, in ihr Fell. Ihm drohten die Sinne zu schwinden.

»Was ist mit den Pferden?«, rief Hiruzen.

»Keine Zeit!«, knurrte Ōkami. »Eure eigenen Füße tragen euch sicherer.«

Sie wählten den Weg über die Dächer, da es der schnellste und direkteste Weg aus dem Dorf wäre. Der Boden hinter ihnen erbebte. Die beiden Fuchsmonster waren ihnen das Plateau hinab gefolgt und setzten nun zur Verfolgung an. Die Ninja Kumogakures sammelten sich bereits zur Verteidigung und vielleicht würden sie es ja schaffen, die Bestien lang genug hinzuhalten.

Tobirama presste eine Hand auf die Wunde in seiner Seite, doch das half kaum, um die Blutung zu stoppen. Ōkami warf einen Blick über die Schulter; sie musste das Blut gewittert haben.

»Halte durch, Welpe.«

Tobirama konzentrierte sich darauf, nicht den Halt zu verlieren und bei Bewusstsein zu bleiben. Zu sterben, weil er von einem Stück Fels aufgespießt worden war, das wäre doch gelacht!

Die Kumo nin achteten nicht weiter auf sie. Stattdessen sammelten sie sich und stellten eine Verteidigung gegen die beiden Monster auf, die so plötzlich mitten in ihrem Dorf erschienen waren. Ein schauderhaftes Brüllen hallte um die Felswände. Erneut erbebte der Boden und das Geräusch von in sich zusammenfallenden Gebäuden war zu vernehmen.

Ōkami sprang sicheren Trittes von Dach zu Dach, unmittelbar gefolgt von den Genin. Kagami hielt sich dicht an ihrer Seite und sah immer wieder besorgt zu Tobirama.

Tobirama rang sich ein Lächeln ab, auch wenn er fürchtete, dass es mehr eine schmerzverzerrte Grimasse war. »Mach dir um mich keine Sorgen, Junge.«

Kagami schien nicht beruhigt zu sein.

Schließlich erreichten sie die Dorfgrenzen, doch standen sie vor verschlossenen Toren. Man hatte anscheinend die Grenzen geschlossen, da man nicht wusste, ob noch mehr Angreifer außerhalb des Dorfes lauerten.

»So ein Mist!«, fluchte Kagami und sah sich hektisch nach einem alternativen Weg um. »Was machen wir jetzt?«

»Na, das haben wir doch gleich«, sagte Torifu. »Bubun Baika no Jutsu!«

Er holte mit der rechten Faust aus, die zugleich enorm an Masse gewann. Dann hämmerte er mit aller Kraft, die nur ein Akimichi aufbringen konnte, auf das Tor ein. Krachend gab es nach, die Torflügel schwangen auf und hingen schief in den Angeln.

Ōkami sprang voran und die Genin folgten ihr dicht auf. Hinter ihnen schallten die Alarmglocken im Dorf. Immer wieder erzitterte der Boden und noch mehr Gebäude wurden zermalm, als die beiden Fuchsmonster durch die Straßen tobten.

»Sie verfolgen uns noch immer!«, informierte Danzō die Gruppe. »Aber die Leute aus Kumogakure versuchen sie aufzuhalten.«

»Folgt mir nur dicht auf«, sagte Ōkami, ohne zurückzublicken. »Ich führe euch hier raus.«

Ängstlich drängten sich die Genin an ihre Seite.

Mit irrwitziger Geschwindigkeit rannten sie durch den Wald. Ōkami brach durch das Unterholz, ohne sich darum zu scheren, dass das Geäst an ihrem Fell riss, während die Genin ihr über die Baumpfade folgten. Tobirama musste all seine verbliebene Kraft aufbringen, um sich auf Ōkami zu halten. Die Blutung wollte und wollte einfach nicht aufhören.

Hiruzen beobachtete ihn besorgt. »Wir müssen anhalten und Ihre Wunde versorgen, sensei.«

Tobirama schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf. »Nein. Erst müssen wir unsere Verfolger loswerden.«

»Aber Sie verbluten sonst noch!«

Die Erschütterungen von Ōkamis Bewegungen sandten mit jedem Mal neue Schmerzen durch seinen Körper. Er stöhnte auf. Dennoch klammerte er sich verbissen an Ōkamis Fell. »Erst müsst ihr in Sicherheit sein.«

»Schweig still, Welpe, und spar deine Kräfte!«, mahnte Ōkami ihn.

Sie streckte sich und machte noch größere Sätze. Er konnte ihre Furcht wittern, weniger um das, was hinter ihnen her war, und vielmehr um ihm.

Ōkami führte sie mitten durch den Gebirgswald. Sie mied die Pfade, die zum Dorf führte und sprang stattdessen mitten durch die Wildnis. Das sollte es ihren Verfolgern hoffentlich schwerer machen, ihnen nachzusetzen, auch wenn diese Wege umso gefährlicher waren. Doch ihr Tritt war sicher und auch die Genin waren geübt in solch einem halsbrecherischen Tempo.

Über Stock und Stein ging es, durch eine enge Klamm nach der anderen. Tobirama wollte seine Sensorfähigkeiten einsetzen, um ihre Verfolger auszumachen, aber er konnte nicht. Die Schmerzen waren zu stark. Aber sie waren noch da, er konnte es fühlen. Um dieses Chakra zu erspüren, musste man kein Sensor sein.

»Was ist mit den Menschen aus Kumogakure?«, fragte Hiruzen besorgt.

»Die kommen schon klar«, sagte Danzō. »Die sind nicht mehr unsere Sorge.«

»Aber …«

»Haltet den Mund und konzentriert euch aufs Laufen«, unterbrach Tobirama sie.

Ōkami rannte unbeirrt weiter. Sie wusste instinktiv, in welche Richtung sie sich wenden musste, um ihre Verfolger abzuschütteln. Ab und zu hielt sie kurz inne, um Witterung aufzunehmen, dann eilte sie zielstrebig weiter. Die Geräusche des Kampfes im Dorf hatten sie längst hinter sich gelassen, doch in der Ferne konnte Tobirama noch immer ausmachen, wie etwas Großes durch den Wald brach. Irgendwo wurden Hörner geblasen, aber ob von Kumogakure oder einer feindlichen Gruppe konnte er nicht sagen.

Obgleich er nichts weiter machen musste, als sich an Ōkami festzuhalten, ging sein Atem röchelnd. Schwarze Flecken tanzten ihm vor den Augen. Er wusste, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können. Aber er musste! Um jeden Preis musste er am Leben bleiben, um seine Genin zu schützen! Er biss die Zähne zusammen.

Seine Genin waren in Stille verfallen und konzentrierten sich auf ihre Flucht. Mit der Zeit wurden ihr Tritt jedoch unsicher, als sie allmählich ermüdeten. Selbst Ōkami hing mittlerweile die Zunge aus dem Maul, obgleich sie doch sonst solch eine ausdauernde Jägerin war.

»Jetzt reicht‘s«, sagte Kagami irgendwann einmal. »Ich kann mir das nicht mehr ansehen, Tobi-oji. Wir halten jetzt an, ob du willst oder nicht.«

Ōkami kam schlitternd zum Stehen und die Genin versammelten sich um sie. Tobirama wollte protestieren, dass diese Monster noch immer hinter ihnen her waren, dass sie noch immer in Gefahr waren und sie jetzt nicht anhalten konnten. Doch da schwanden ihm endgültig die Sinne. Ihm wurde schwarz vor Augen und er verlor den Halt. Kraftlos rutschte er von Ōkami und schrie schmerzvoll auf, als er auf den Boden prallte. Er spürte gerade noch, wie zwei seiner Genin ihn bei den Schultern packten und gegen einen Baum lehnten.

Homura löste seinen Brustpanzer und riss die Kleidung auf, die er darunter trug, um die Wunde zu inspizieren. Hashirama hatte ihm einige medizinische Grundlagen beigebracht. Wer hätte gedacht, dass er dieses Wissen jemals in solch einer Situation anwenden musste.

»Koharu, ich habe da hinten einen Bach gesehen«, sagte Homura. »Geh und hol frisches Wasser. Ihr anderen, macht ein Feuer. Ich brauche Stoffstreifen, um die Blutung aufzuhalten.«

»Kein … Feuer«, presste Tobirama hervor.

»Aber sensei«, wollte Homura protestieren.

»Kein Feuer«, wiederholte Tobirama. Er atmete schwer. »Sie könnten den Rauch sehen.«

Zähneknirschend gab Homura kleinbei.

Ōkami legte sich neben Tobirama und leckte ihm über das Gesicht. Entlang ihrer Flanke war ihr einstmals schneeweißes Fell rot von seinem Blut. Erst da wurde ihm bewusst, wie übel es um ihn stehen musste. Nur einige Fingerbreit weiter und der Splitter hätte ihn beinahe auf der Stelle getötet.

Koharu war indes losgeeilt, um Wasser zu holen. Die anderen rissen Stoffstreifen aus ihrer Kleidung. Als Koharu mit dem Wasser wiederkam, wusch Homura sogleich das Blut fort und inspizierte die Wunde genauer.

»Der Splitter ist abgebrochen und steckt noch im Fleisch«, sagte Homura. »Ich werde ihn rausholen müssen. Sensei, das wird wehtun.«

Tobirama nickte nur und bedeutete ihm, einen von den Stoffstreifen zu reichen. Er faltete ihn ein paarmal und schob ihn sich dann zwischen die Zähne. Dann hieß er ihn weiterzumachen.

Homura nickte. Er atmete ein paar Mal durch und ballte seine zitternden Hände. Dann gab er sich einen Ruck, wusch seine Finger dürftig im Wasser und griff dann in die Wunde.

Tobirama stöhnte auf, als gleißender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Es brannte, oh, wie es brannte! Dennoch versuchte er, möglichst still zu sitzen. Homura sah nervös zu ihm auf, fuhr dann aber fort, nach dem Splitter zu tasten.

Endlich hatte er ihn. Er zog ihn vorsichtig aber doch rasch heraus und presste sogleich eine der zusammengeknüllten Binden auf die Wunden. Ein Schwall Blut folgte dem Splitter und durchtränkte den Stoff beinahe sofort. Homura warf ihn fort und griff nach dem nächsten.

Schwer atmend spuckte Tobirama den Knebel aus und lehnte den Kopf gegen den Baum.

»Wisst ihr, wie Breitwegerich aussieht?«, wandte sich Homura an seine Kameraden. Sie nickten. »Gut. Ich brauche die Blätter davon. Haltet auch nach Birken aus, ich brauche lange, dünne Rindenstreifen. Und irgendwer muss noch mehr Wasser holen.«

Wieder nickten sie, dann stoben sie davon.

Jetzt, wo Tobirama still lagt und auch der Splitter aus seinem Körper entfernt war, ließ der Schmerz allmählich nach und senkte sich auf ein erträgliches Niveau hinab. Er atmete auf und rang sich gar ein Lächeln ab.

»Du hast gut aufgepasst bei dem, was mein Bruder dir beigebracht hat«, lobte er.

»Sensei … ich …« Homura gab einen frustrierten Laut von sich. »Es wird nicht reichen. Ich beherrsche nur die absoluten Grundlagen des medizinischen Ninjutsu, und das ist einfach nicht genug.«

»Es wird genug sein.« Es musste. Dennoch versuchte Tobirama optimistisch zu klingen.

Bald schon kehrten die anderen zurück und unter Homuras Anleitung begannen sie, den Breitwegerich zu einer Paste zu verarbeiten. Diese schmierten sie dann auf die Birkenrinde, die Homura mithilfe der übrigens Stoffstreifen auf die Wunde band. Er zog alles möglichst fest, was eine erneute Welle von Schmerz durch Tobiramas Körper sandte. Erst dann begann er, mit heilendem Chakra die Wunde dürftig zu schließen.

Es tat kaum etwas, aber immerhin besser als gar nichts. Tobirama fühlte, wie allmählich die Lebensgeister in ihn zurückkehrten und er nicht mehr fürchten musste, jeden Augenblick das Bewusstsein zu verlieren.

Schließlich musste Homura schwer atmend aufhören und lehnte sich zurück. »Ich weiß echt nicht, wie Sie das geschafft haben, sensei, aber bis auf einige Prellungen, Schürfungen und leichte Verbrennungen haben Sie sonst keine weiteren Verletzungen. Ich hätte wetten können, dass man sich bei so einem Sturz mindestens ein Dutzend Knochen bricht.«

Ōkami brummte. »Mein Welpe hat einen Dickschädel. Es haben schon ganz andere versucht, ihn umzubringen, und es hat doch keiner geschafft.«

Tobirama rappelte sich auf. Seine Glieder fühlten sich steif an und schmerzten noch immer, aber es war erträglich. »Wir müssen weiter.«

Kagami sah besorgt zu ihm auf. »Aber Tobi-oji, gerade sahst du noch mehr tot als lebendig aus.«

»Unser Feind ist noch immer da draußen«, sagte Tobirama. »Ich glaube, für den Moment haben sie unsere Fährte verloren, aber früher oder später werden sie uns gefunden haben. Sie wissen, dass wir hier draußen sind.«

Die Jagd war eröffnet.

Tobirama blieb eisern und bestand darauf, dass sie sich unverzüglich auf den Weg machten. Ōkami bestand darauf, dass sie ihn auch weiterhin trug, da seine Verletzung drohte, jeden Augenblick wieder zu bluten anzufangen. Dann verwischten sie so gut es ging ihre Spuren und brachen auf.

Tobiramas Plan war es, so schnell es ging so viel wie möglich Abstand zwischen sich und Kumogakure zu bringen. Dann wollte er sich in Richtung Heimat wenden, denn die Verhandlungen mit dem Raikage waren hiermit wohl offiziell als gescheitert anzusehen. Wenn sie erst einmal die Grenze zum Feuerreich überquert hatten, würden sie schon weitersehen. Bis dahin hatten sie hoffentlich ihre Verfolger abgeschüttelt.

An diesem Tag legten sie noch einige Kilometer zurück, zwar immer noch mit hoher Geschwindigkeit, aber jetzt nicht mehr in solch einem halsbrecherischen Tempo wie zu Beginn ihrer Flucht. Tobirama wollte einige Doppelgänger aussenden, um nach ihren Verfolgern Ausschau zu halten, musste zu seinem Verdruss jedoch feststellen, dass er dazu noch zu schwach war.

Es passte ihm nicht, dass er sich auf seine Genin verlassen musste. Natürlich hatte er ihnen beigebracht, wie man sich verhielt, wenn man von einem Fein verfolgt wurde, aber das hier war ein Gegner, gegen die sie keine Chance hatten. Er hätte sie nie mit sich nehmen sollen. Es war ein Fehler gewesen, und jetzt schwebten sie wegen ihm in Gefahr.

Dennoch blieb ihm in diesem Augenblick keine Wahl. Kagami und Danzō bildeten die Nachhut, während Hiruzen, Torifu und Koharu ihre Flanken deckten. Homura blieb bei Tobirama und Ōkami für den Fall, dass sich seine Wunde wieder öffnete.

Regelmäßig kam einer der Genin zu ihnen und erstattete Bericht, sodass sie über die Bewegungen ihrer Feinde im Bilde waren.

Wie es schien, hatten Kinkaku und Ginkau noch einiges Chaos im Dorf angerichtet, bis sie schließlich ausgebrochen waren, um ihre Beute zu verfolgen. Die Ninja aus Kumogakure hatten sie jedoch in der Tat lange genug aufhalten können, um Tobirama und seinen Genin genug Zeit zur Flucht zu verschaffen, ob es nun ihre Absicht gewesen war oder nicht. Sie hatten einen guten Abstand zwischen sich und ihre Verfolger bringen können, völlig abgeschüttelt hatten sie sie aber dennoch noch nicht.

Sie mieden die Wege und schlugen sich durch die Wildnis. Noch befanden sie sich im Schutz des kaum zugängigen Gebirgswaldes, doch das würde sich alsbald ändern. Die eigentliche Hetzjagd würde erst beginnen, wenn sie offenes Gelände erreicht hatten.

Gelegentlich sah Homura nach Tobiramas Wunde und wechselte fast jedes Mal den Verband. Die Blutung hatte zwar deutlich nachgelassen, hörte aber dennoch lange nicht völlig auf. Tobirama wusste, dass ein solch hoher Blutverlust gefährlich war, und als seine Glieder zu zittern anfingen, war dies Zeichen genug, dass es ernst um ihn stand.

Dies war auch der Moment, in dem Homura darauf bestand, dass sie für die Nacht Rast machten. Die Sonne war längst untergegangen und der Mond noch nicht aufgegangen. Es wäre ohnehin gefährlich, jetzt noch weiter durch unwegsames Gelände klettern zu wollen. Mürrisch gab Tobirama dem nach.

Sie fanden eine kleine Höhle, kaum mehr als eine Mulde in einer Felswand, in deren Schutz sie ihr Lager aufschlugen. Ōkami legte sich flach auf den Boden, um es Tobirama zu erleichtern, von ihrem Rücken zu steigen. Dennoch brauchte er Kagamis Hilfe, als er zu seinem Rastplatz humpelte und sich stöhnend niederließ.

»Du jammerst wie ein alter Mann«, versuchte Kagami die angespannte Stimmung mit einem Scherz aufzulockern.

Tobirama schnaubte. »Das nächste Mal kannst du dich ja aufspießen lassen und aus mehreren Metern Höhe auf ein Gebäude fallen.«

Sie gingen durch das wenige Gepäck, das sie bei sich trugen, und trugen zusammen, was sie mit sich führten. Dies waren vor allem Waffen, Kunai, Shuriken, Seile und auch einige Briefbomben. Ihr Proviant war dürftig und würde nicht für den Rückweg reichen. Das hieß, dass sie unterwegs sammeln mussten, was sie fanden. Einige Ryō führten sie ebenfalls bei sich, das hieß, sie würden sich eventuell auch etwas in einer Siedlung kaufen können, sollte es wirklich nötig werden. Tobirama hatte auch keine Hemmungen, sich notfalls etwas zu stehlen, aber eigentlich wollte er Siedlungen ohnehin komplett vermeiden.

Sie teilten die Rationen ein, und dann überraschten seine Genin ihn, als sie geschlossen ihre Ration für den Abend Tobirama überließen.

»Sie haben uns heute gerettet, sensei, und dabei selbst fast Ihr Leben gegeben«, sagte Koharu mit einer Verbeugung. »Das ist das mindeste, was wir tun können. Sie brauchen es mehr als wir.«

Die anderen taten es ihr nach und verbeugten sich ebenfalls.

Einen Moment lang schwieg Tobirama und sah auf die Nahrungskügelchen in seiner Hand. Er kam nicht umhin, sich gerührt zu fühlen. »Ich hätte euch da nicht mit hineinziehen dürfen«, sagte er dann.

»Gib dir nicht die Schuld dafür«, widersprach Kagami. »Jeder hatte gedacht, wir würden die meiste Zeit nur doof in der Gegend herumstehen und damit hätte es sich dann. Konnte doch keiner wissen, dass das passieren würde. Was auch immer das ist …«

Seine Kameraden nickten entschlossen.

»Sensei, was genau ist passiert?«, wollte Hiruzen dann wissen. »Hat Kumo uns verraten? War das ein geplantes Attentat?«

Eine gute Frage, eine, die Tobirama auch nicht abschließend beantworten konnte. »Geplant auf jeden Fall, aber ich glaube nicht, von Kumogakure. Es galt sowohl uns, oder genauer gesagt mir, als auch dem Raikage. Ich weiß nicht, was sie damit bezwecken wollen, aber sie haben damit auch ihr eigenes Dorf verraten. Dies sind die beiden Ninja, die die Artefakte gestohlen haben, die der Raikage mit mir handeln wollte. Aus irgendeinem Grund hatten sie diesen Handel stören oder gar verhindern wollen. Raikage A hatte versucht, zurückzuerlangen, was sie ihm gestohlen hatten, aber es war ihm nicht rechtzeitig gelungen. Um den Handel dennoch abzuschließen, hatte er vermutlich versucht, mir Fälschungen anzubieten. In einer gewissen Weise hat er versucht, mich zu hintergehen, jedoch nicht, indem er mir nach dem Leben trachtete. Das ist zumindest, was ich mir bisher zusammenreimen konnte.«

»Und was bedeutet das jetzt für uns? Für Konoha?«, fragte Hiruzen weiter.

»Viel Papierarbeit«, antwortete Tobirama zynisch. Die Nachwehen dieses Attentats konnten sich rasch zu einer Katastrophe ausweiten, wenn sie nicht aufpassten. »Wir werden Schadensersatzforderungen stellen, und dann wird sich zeigen, wie der Raikage darauf reagiert. Einerseits wollte er bei unserem Handel betrügen, wenn auch aus der Not heraus, und zum anderen waren es Ninja seines eigenen Dorfes, die das Attentat ausgeführt haben. Kinkaku und Ginkaku werden wahrscheinlich bald schon in den Bingo Büchern gelistet und dann in allen Ländern Freiwild sein.«

»Hat der Raikage überhaupt überlebt?«, fragte Koharu.

»Tja.« Daraufhin konnte Tobirama nur mit den Schultern zucken. In all dem Chaos hatte er nicht so genau hingeschaut.

Tobirama hieß seinen Genin, dass sie sich jetzt zur Ruhe begaben, die nächsten Tage würden anstrengend genug sein. Sie bestanden jedoch darauf, dass er stattdessen schlafen sollte und teilten die Wache unter sich auf. Tobirama gab kleinbei, wenn auch nur widerstrebend und erst, als Ōkami seinen Genin zustimmte.

Seine Nacht war dennoch kurz und wenig erholsam. Am frühen Morgen schon, als die Sonne gerade erst aufging und sich im Osten ein erster blassrosa Schimmer abzeichnete, brachen sie ihr Lager ab und schlugen eine südwestliche Richtung ein. Bald schon erreichten sie die Waldgrenze.

»Ab hier werden wir Gejagte sein wie der Hase im offenen Feld«, sagte Tobirama. Er saß wieder auf Ōkami, denn noch immer war er zu schwach, um mit ihnen mitzuhalten, und würde anderweitig die Gruppe nur gefährden. »Ihr müsst euch dessen bewusst sein. Führt euch auch vor Augen, dass ich nicht garantieren kann, euch alle lebend aus dieser Sache herauszubringen. Ich werde mein bestes tun, aber versprechen kann ich nichts.«

»Wir sind Shinobi«, sagte Danzō. »Wir leben mit dem Wissen, dass wir jederzeit auf einer Mission sterben können.«

Tobirama sah auf seine Genin hinab und mit einem Male musste er an Itama und Kawarama denken. Seine Brüder waren bedeutend jünger gewesen, sie hatten nie so alt werden dürfen. Und auch jetzt noch waren seine Genin viel zu jung, um solch einer Gefahr gegenüber zu treten.

Aber wann war man jemals nicht zu jung, um in einem Kampf zu sterben?

Vergib mir, Izuna-chan, wenn ich hierfür mein Leben gebe, sprach er ein stummes Gebet. Aber wenn du unseren Jungen wohlbehalten in den Armen halten wirst, weißt du, dass es das wert war.

Er richtete seinen Blick auf die Felder vor ihnen. »Los geht‘s.«

Wieder einmal blieben sie abseits der Wege und vermieden Ansiedlungen. So würden sich ihre Spuren minimieren. Tobirama war mittlerweile wieder so weit bei Kräften, dass er seine Sensorfähigkeiten einsetzen konnte. Er konnte ihre Verfolger in einem mehrere Kilometer großen Umkreis ausmachen, woraus er schloss, dass sie zwar eine ungefähre Ahnung hatten, welche Richtung ihre Beute eingeschlagen hatte, jedoch nicht ihre genaue Position kannten. Tobirama hatte vor, es auch möglichst lange dabei zu belassen.

Anders als am Vortag rannten sie nicht, aber sie eilten dennoch und nutzten jedes noch so kleine Wäldchen, an dem sie vorbei kamen, als Deckung. Tobirama kam nicht umhin, einige nervöse Blicke über die Schulter zu werfen. Ihre Verfolger waren nicht zu sehen, aber dennoch wusste er, dass sie da wahren.

Ōkami trottete ruhig dahin mit der Gelassenheit eines Jägers, der wusste, wie man die Aufmerksamkeit eines anderen Jägers vermied. Blinde Panik hatte schon vielen das Leben gekostet, und Tobirama musste sich eingestehen, dass sie in diesem Moment sein Ruhepol war. Ansonsten hätte wohl auch er nicht so ruhig bleiben können.

Nicht immer ließ es sich vermeiden, dass sie anderen Menschen begegneten. Einige Male mussten sie Furten überqueren, die der einzige Weg über die Flüsse darstellten. Tobirama fürchtete, dass sie damit allzu deutliche Spuren legten, die ihre Verfolger auf sie aufmerksam machen würden, aber es ließ sich nicht vermeiden, ohne zu große Umwege in Kauf zu nehmen, die sie ebenfalls in Gefahr bringen würden.

Homura äußerte noch immer Besorgnis ob Tobiramas Verletzungen, aber er wollte nichts davon hören. Das war jetzt nebensächlich. Wichtig war, dass sie möglichst rasch und unauffällig vorankamen.

Am dritten Tag verdichteten sich die Hinweise, dass ihre Verfolger allmählich eine ungefähre Ahnung hatten, wo sie sich befanden. Tobirama überprüfte immer wieder, ob er ihre Position ausmachen konnte und allmählich meinte er ein Muster auszumachen, das darauf hindeutete, dass Kinkaku und Ginkaku sie nun zielstrebiger verfolgten und weniger planlos hinter ihnen her irrten.

Nicht gut. Aber bald schon hatten sie die heimatlichen Wälder erreicht. Dann würde alles besser werden. Irgendwie.

Am vierten Tag überquerten sie die Grenze zum Feuerreich, und es war auch jener Tag, der das Ende der Hetzjagd markieren sollte.

Tobirama hatte alarmiert festgestellt, dass ihre Verfolger aufholten, auch wenn sie ihre genaue Position wohl noch immer nicht kannten. Aber der Tag musste noch kommen, an dem ein fremder Ninja einen Senju in seinem eigenen Wald übertreffen würde. Diese Wälder kannte Tobirama wie seine Westentasche, hier würde niemand ihn so schnell stellen können.

Bald schon waren sie in den tiefen Wäldern verschwunden. Tobiramas Genin legten allerhand falsche Fährten und versahen einige davon mit Fallen. Wenn es ihnen bisher nicht gelungen war, ihre Feinde abzuschütteln, so wollten sie ihnen doch spätestens jetzt das Leben zur Hölle machen. Mit etwas Glück würden sie auch bald schon auf Patrouillen aus Konoha treffen und dann konnten sie Hilfe anfordern. Mit Hashirama und Madara konnten sie es schaffen.

Dazu sollte es nie kommen, als die Stille der Nacht von einer Explosion zerrissen wurde. Noch immer waren sie unterwegs, um an diesem Tag eine möglichst weite Strecke zurückzulegen und alsbald Hilfe zu finden. Tobirama hob den Kopf. Die Explosion war aus der Richtung ihrer Nachhut gekommen, die an diesem Tag Hiruzen und Danzō stellten. Sofort versuchte er ihre Chakren auszumachen und war erleichtert, als er sie auch tatsächlich fand. Doch noch etwas bemerkte er.

Sie waren umstellt.

Ōkami kam zum Stehen. Sie hatte dasselbe gewittert wie er. Homura war wie immer bei ihnen und alsbald stießen auch Koharu, Torifu und Kagami zu ihnen. Er stieg von Ōkamis Rücken und seine Genin versammelten sich um ihn. Nur Minuten später tauchten auch Hiruzen und Danzō aus, ein wenig angesengt, aber doch wohlbehalten.

Tobirama legte eine Hand auf den Boden und nahm sich einen Moment Zeit, um seine Umgebung mit all seinen Sinnen zu erspüren. Als er wieder aufblickte, sah er sich den ängstlichen, aber doch auch entschlossenen Blicken seiner Genin gegenüber.

»Die Jagd endet hier, nicht wahr?«, sagte Kagami.

Tobirama nickte. »Wir sind umstellt. All unsere Ablenkungsmanöver haben schlussendlich doch nicht geholfen. Ich kann auf jeden Fall Kinkaku und Ginkaku ausmachen, dazu noch etwa zwanzig andere Ninja, weitere Abtrünnige vermutlich.«

Homura sah in die Runde. »Wir sind nur zu acht, Sie mit eingerechnet, sensei, sowie Ōkami-san. Das schaffen wir nicht.«

»Sei still!«, fuhr ihm Koharu ungewohnt heftig ins Wort. »Noch kennen sie unsere genaue Position nicht. Noch besteht eine Chance, dass wir entkommen, wenn wir ihnen auflauern und die Überraschung auf unserer Seite haben.«

»Aber das wird nicht funktionieren«, warf Kagami ein. »Jemand muss sie fortlocken.«

»Ein Lockvogel«, schloss Torifu. »Wer auch immer es ist, er würde vermutlich sterben …«

Grabesstille senkte sich über sie. Tobirama musterte seine Genin. Die Anspannung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Danzō hatte die Hände zu Fäusten geballt und konnte ihr Zittern doch nicht verbergen. Ganz egal, was sie sich eingeredet hatten, sie waren noch nicht bereit, ihrem Tod gegenüber zu treten. In diesem Moment waren sie das Rehkitz, das regungslos im hohen Gras lag und darauf hoffte, dass der lauernde Wolf es nicht witterte.

»Ich mach‘s«, sagte mit einem Male Hiruzen.

Nicht zuletzt Danzō starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Gemurmelt erhob sich unter den Genin.

»Hey, keine Sorge«, sagte Hiruzen leichtfertig und legte Danzō eine Hand auf die Schulter. »Ich bin der beste von uns, ich werd schon nicht sterben. Pass gut auf die anderen auf, Danzō. Ich weiß, dass du …«

»Sei still!«, fuhr Danzō ihn an und schlug seine Hand zur Seite. »Ich wollte die Hand heben! Hör auf, den Helden zu spielen, Hiruzen! Ich bin der Lockvogel!«

Hiruzen sah ihn überrascht an und sagte nichts.

»Viele meiner Familie fielen in vergangenen Schlachten«, fuhr Danzō noch immer aufgebracht fort. »Selbstaufopferung ist die Pflicht eines Ninja …«

Tobirama lehnte sich zurück. Er hatte seinen Entschluss schon vor Tagen gefasst und hatte seinen Frieden damit gemacht. Izuna würde es verstehen.

»Ich bin der Lockvogel«, unterbrach er Danzō ruhig. »Ich werde euch die Möglichkeit zur Flucht verschaffen. Ihr seid noch jung, es ist eure Aufgabe, das Dorf in seine Zukunft zu begleiten.«

»Aber das können Sie doch nicht tun, sensei!«, schrie Danzō. »Sie können sich nicht einfach so für uns opfern. Sie … Sie sind doch unser sensei. Der Bruder des Hokage!«

»Danzō, bewahre Ruhe«, mahnte Tobirama ihn. »Du hast immer schon mit Saru gewetteifert, aber jetzt in diesem Moment müsst ihr zusammen stehen. Als Einheit. Ihr habt noch viel zu lernen und ihr habt eine strahlenden Zukunft vor euch. Eure Zeit wird kommen. Bleibt so lange am Leben.«

Ōkami jaulte leise. »Welpe …«

Kagami schüttelte energisch den Kopf. Tränen rannen ihm aus den Augen. »Nein, ich lass das nicht zu, Tobi-oji! Ich lass nicht zu, dass du für uns stirbst!«

Tobirama ließ es zu, dass Kagami sich schluchzend in seine Arme warf. »Was sagen wir dem Gott des Todes?«, erinnerte er seinen Jungen.

»Nicht heute«, heulte Kagami und krallte die Finger in seinen Pelz.

»Nicht heute«, wiederholte Tobirama und stand auf, auch wenn Kagami sich noch immer an ihn klammerte. »Eine letzte Lektion habe ich für euch: Seid im Moment. Jetzt noch seid ihr mit eurer Furcht, euren Ängsten und Sorgen. Aber ihr seid nicht im Moment. Findet die Ruhe in euch. Und jetzt geht.«

Hiruzen sah zu ihm auf. »Sensei …«

Vorsichtig löste Tobirama Kagamis Finger aus seinem Pelz und reichte den Jungen an Ōkami weiter. Er heulte noch immer und wehrte sich dagegen. Auch Ōkami ließ ein leises Jaulen vernehmen und leckte Tobirama über das Gesicht. Aber sie verstand.

Tobirama lehnte seine Stirn gegen ihre und ließ ein letztes Mal seine Hand durch ihr vertrautes weiches Fell gleiten. »Bring sie sicher zu meinem Bruder. Warne ihn und berichte, was vorgefallen ist. Und … sagt Izuna, dass ich ihn liebe.«

Ōkami leckte ihm ein letztes Mal über das Gesicht. »Das werde ich. Und nun jage den Jäger, mein Welpe, und bring ihn zur Strecke.«

»Tobi-oji, nein!«, schrie Kagami. »Dad!«

Tobirama stählte sein Herz und stellte sich vor, welche Zukunft seinen Jungen erwartete. Das wäre jedes Opfer wert.

Ōkami packte Kagami am Kragen, um ihn daran zu hindern, zu Tobirama zu rennen. Dann wandte sie sich ab, die anderen fünf Genin im Schlepptau. Tobirama gab ihnen ein zuversichtliches Lächeln. Ja. Sie wären wirklich jedes Opfer wert.

Dann wandte er sich ab. Zeit, für eine gute alte Jagd mit dem Rudel.

Er tastete unter seine Kleidung und tauchte seine Finger in sein eigenes Blut. Er hatte Homura nicht gesagt, dass die Wunde wieder zu bluten begonnen hatte und Anzeichen einer Entzündung zeigte, er hatte ihn nicht unnötig besorgen wollen. In diesem Moment hoffte er nur, dass er noch lange genug durchhalten würde, bis seine Genin entkommen konnten.

Dad …

Er biss die Zähne zusammen und ging durch die Fingerzeichen für das Beschwörungsjutsu. Dann presste er die Hand auf den Boden. Mit einer Rauchwolke erschienen seine Wurfgeschwister.

Die fünf Wölfe, einer von ihnen mit nur einem halben Ohr, streckten die Köpfe dem Nachthimmel entgegen und stimmten mit ihrem Geheul zur Jagd an. Instinktiv stimmte Tobirama mit ein und in einiger Entfernung antwortete Ōkami. Tief im Wald konnte er ein weiteres Rudel wilder Wölfe hören, das auf den Ruf antwortete und sich der Jagd anschloss.

Tobirama schoss davon. Seine Wunde schmerzte, aber noch konnte er den Schmerz ignorieren, und das war im Moment alles, was zählte. Längst hatte er die Position seiner Feinde ausgemacht. Zeit, das Netz zuzuziehen.

Sein Rudel war darauf eingespielt, mit ihm zusammenzuarbeiten, und sie wussten, wie sie ihre Beute treiben mussten, um sie in seine Fallen tappen zu lassen. Schon längst hatte er das Areal mit seinem Hiraishin-Markierungen versehen, um so jederzeit von allen Seiten zuschlagen zu können.

Vielleicht spürten seine Verfolger ja, dass sie jetzt die Beute waren. Er konnte ihre Angst förmlich riechen. Das Rudel gab sich kläffend und bellend Signale und schon waren die Geräusche einer losbrechenden Jagd im Unterholz zu hören. Menschen schrien, Wölfe knurrten und etwas Großes brach durch das Unterholz. Das Rudel hatte sich an die Fersen einer Handvoll Shinobi geheftet, die nun die Beine in die Hand nahmen und rannten.

Mitten hinein in Tobirama.

»Hiraishingiri!«

Schneller noch als selbst Izunas Sharingan es jemals würde sehen können, schnitt er mit ausgestrecktem Katana durch seine Feinde. Die Klinge schnitt durch Fleisch wie durch Butter. Drei erwischte er gleich mit dem ersten Schlag. Der vierte war zu entsetzt über das Blut seiner Kameraden, das ihn mit einem Mal von Kopf bis Fuß besudelte, dass er Tobiramas Rückhandschlag nicht mehr ausweichen konnte. Sein Kopf flog. Dem fünften und letzten ging einer der Wölfe direkt an die Kehle. Der Wolf knurrte und bellte und riss ihm die Kehle heraus. Mit gefletschten Zähnen und blutigem Maul stand er über seiner Beute, welche noch für einen Moment verzweifelt mit den Beinen zuckte, während ihr das Blut aus dem Hals spitzte. Dann lag der Mann still.

Doch die Jagd war noch lange nicht beendet. Sie zogen weiter.

Irgendwo im Wald hörte Tobirama Kinkaku auflachen. »Na das verspricht ja unterhaltsam zu werden. Wird jetzt der Jäger zum Gejagten und wir dürfen den Weißen Wolf in Aktion erleben? Die geisterhafte Bestie von Konoha. Man spricht viel über dich. Deinen Bruder nennen sie einen Gott, aber dich einen Dämon.«

Tobirama achtete nicht auf ihn. In nur einem Atemzug machte er einen weiteren Ninja nieder und war schon im nächsten Augenblick wieder verschwunden. Sein Rudel folgte ihm, als wären sie Geister des Waldes, kaum zu fassen und tödlich.

Sie gaben dem wilden Rudel Signale zum Angriff, woraufhin die fremden Tiere aus der anderen Richtung heraus angriffen. Wieder waren Kampfgeräusche aus dem Wald zu hören, als sie über eine weitere Gruppe feindlicher Ninja herfielen. Menschen schrien panisch auf und schon sehr bald zeugten ihre Schreie von ihren Schmerzen, als die Wölfe sie zerrissen.

Tobirama pickte sich ein weiteres Opfer heraus, eine Gruppe von dieses Mal nur drei Leuten, die sein Rudel hatte isolieren und zu ihm treiben können. Er hob sein Schwert und teleportierte sich zu seiner Markierung … und wurde förmlich aus der Luft gepflückt.

Etwas traf mit unglaublicher Wucht zielgenau auf seine Wunde. Er schrie auf, als gleißender Schmerz in seinen Eingeweiden explodierte und er gegen einen Baum geschmettert wurde. Keuchend blieb er liegen.

»Hab ich dich!«, triumphierte Ginkaku grinsend.

Tobirama spuckte Blut aus und fletschte die Zähne. Mistkerl.

»Du bist so schnell, wie man dir nachsagt, das muss man dir lassen«, sagte Ginkaku, als er langsam näher kam. »Hätte nicht gedacht, dass du allein unsere Leute so schnell niedermähst. Schnell und effizient. Fast schon schade, dass du uns tot mehr nützt.«

Statt sich auf das Wortgefecht einzulassen, teleportierte sich Tobirama zu einer möglichst entgegengesetzten Hiraishin-Markierung. Für einen Moment hielt er keuchend inne und presste eine Hand auf seine schmerzende Seite. Beinahe sofort war sie glitschig von seinem eigenen Blut. Einigermaßen besorgt stellte er fest, dass seine Finger zitterten. Er biss die Zähne zusammen. Er musste durchhalten, so lange es nur ging!

Sein Rudel folgte ihm nicht direkt, sondern zog sich zurück, um sich an anderer Stelle neu zu formieren und einen neuerlichen Angriff zu starten. Tobirama prüfte seine Umgebung. Die Hälfte der Gefolgsleute der Gold und Silber Brüder hatte er mithilfe der Wölfe schon ausschalten können. Gut, aber noch nicht genug.

Er rappelte sich auf und schloss sich erneut der Jagd an.

Die Brüder waren in ihrer menschlichen Gestalt erschienen. Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Als sie in Kumogakure in das Gewand des Fuchsgeistes gehüllt gewesen waren, waren darunter auch die Artefakte des Weisen der Sechs Pfade verschwunden. Sie hatten mit der rohen Gewalt des Chakra angegriffen, statt ihre Waffen einzusetzen. Konnten sie also entweder ihre Waffen benutzen oder als Fuchsmonster auftreten? Tobirama war sich nicht sicher, was schlimmer wäre.

Er konnte noch eine Handvoll seiner Feinde erlegen, bis sie ihn endgültig umstellt hatten. Immer weiter hatten sie ihn zurückgedrängt, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Er hielt das Katana fest im Griff und seine Feinde rings um sich im Blick. Die feindlichen Ninja hatten das wilde Wolfsrudel vertreiben können, als sie sich als zu wehrhafte Beute herausgestellt hatten. Tobiramas eigenes Rudel hatte sich um ihn gedrängt, die Zähne gefletscht und knurrend.

Seine Hände zitterten vor Schwäche. Blut lief ihm das Bein hinab. Aber so lange auch nur ein Hauch Leben in ihm war, würde er weitermachen.

Kinkaku deutete auf ihn. »Du blutest ja den ganzen Pelz voll. Hör auf damit, das ruiniert ihn.«

»Tagelange, mühsame Jagd und jetzt machst du einfach so unsere Mühen zunichte«, klagte Ginkaku.

Tobirama prüfte die Hiraishin-Markierungen rings um sie herum in den Bäumen. Wenn das sein letzter Akt wäre, dann wollte er seinen Feinden wenigstens einen Tanz bieten, den sie nie wieder vergessen würden.

»Wisst ihr denn nicht, dass eure Beute am gefährlichsten ist, wenn ihr alle Fluchtwege abgeschnitten wurden?«, informierte er seine Gegner. »Dann, wenn sie sich dem unmittelbaren Tod gegenüber sieht. In diesen letzten Augenblicken wecken Urinstinkte ungeahnte Kräfte, die selbst weitaus größere und augenscheinlich stärkere Feinde niederringen können. Jeder Jäger weiß, dass ihm dann die größte Gefahr selbst von scheinbar harmlosen Beutetieren droht.«

Kinkaku schnaubte. »Du bist tot und weißt es nur noch nicht. Sieh her. Weißt du, was das ist?« Ohne auf eine Antwort zu warten, entrollte er das goldene Seil an seinem linken Arm. »Kōkinjō, das in der Lage ist, die Seele der Worte herauszuziehen.«

»Und das ist Shichiseiken, das die Seele der Worte abtrennt, und das Benihisago, das die Seele der Worte aufnimmt«, fuhr Ginkaku fort.

»Hübsche Spielzeuge«, spottete Tobirama, während er auf seinen Moment zum Zuschlagen wartete.

»Wie schade, jetzt hast du deine süßen kleinen Kinder weggeschickt. Sie hätten gern damit gespielt«, sagte Kinkaku. »Wenn wir hier fertig sind, werden wir ihnen folgen. Sie werden sich sicher freuen.«

Tobirama mahnte sich zur Ruhe. Diese Worte sollten ihn reizen, verunsichern, sodass er einen Fehler machen würde. Das durfte er sich nicht erlauben.

»Willst du sie einmal erle…«, setzte Ginkaku an, doch Tobirama ließ ihn nicht ausreden. In nur einem Augenblick teleportierte er sich zu einer seiner Markierungen und nahm zwei weitere Leben mit sich. Die beiden Männer sanken röchelnd und mit aufgeschlitzten Eingeweiden zu Boden.

Kinkaku schrie wütend auf und schlug mit dem Kōkinjō nach ihm. Tobirama wich aus, indem er sich zur nächsten Markierung teleportierte und dabei darauf achtete, dass er außerhalb der Reichweite der Brüder blieb. Er warf ein Kunai, an das eine Briefbombe befestigt war. Es traf einen dritten Ninja in die Brust, und mit nur einem kurzen Aufflackern seines Chakras, zündete Tobirama die Bombe. Die Explosion erschütterte den Waldboden.

»Mistkerl!«, brüllte Ginkaku. »Schleimiger, schlüpfriger Aal! Du elende Missgeburt, krepier endlich!«

Jetzt waren sie die letzten, die noch standen. Tobirama hätte nicht gedacht, dass er es so weit schaffen würde. Aber wie weit würde er noch kommen? Seine Sicht begann zu flackern. Er versuchte es mit einem weiteren Hiraishingiri, doch dies war unglücklicherweise der Moment, in dem ihn seine Kräfte endgültig verließen.

Ginkaku gelang es erneut, ihn mitten in der Luft zu fangen, und hielt ihn an der Kehle gepackt. Tobirama glitt sein Katana aus den Fingern. Mit seinen letzten Kräften versuchte er den eisernen Griff von Ginkakus Fingern um seinen Hals zu lösen und trat nach ihm. Sie waren beinahe gleich groß, daher gelang es ihm, aber ihm fehlte die Kraft.

Indes war auch sein Rudel zum Angriff übergegangen. Sie gingen auf Kinkaku los, welcher jedoch mit dem Bashōsen eine Orkanböe erzeugte, die die Wölfe zurückdrängte. Sie jaulten.

Nun denn. Das war also das Ende. Tobirama wollte nicht, dass seine Wurfgeschwister unnötig litten, während er dem Tode bereits näher war als dem Leben. Er löste das Beschwörungsjutsu auf. Er hoffte nur, dass seine Genin es geschafft hatten. Mehr zählte jetzt nicht mehr.

»Gibst du also endlich auf«, knurrte Kinkaku. Mit einiger Zufriedenheit stellt Tobirama fest, dass Kinkaku nicht unverletzt aus der Begegnung mit den Wölfen hervorging. Immerhin eine kleine Genugtuung.

»Nicht … heute …« Tobirama schenkte seinem Gegner ein blutiges Lächeln. Er wusste, dass es dieses Mal eine Lüge war. Wenigstens würde er dem Tod hoch erhobenen Hauptes entgegen schreiten.

Ginkaku schleuderte ihn von sich. Schmerzhaft prallte Tobirama auf den Boden auf und brachte nicht mehr die Kraft auf, sich aufzurappeln.

»Das war‘s jetzt für dich. Sag Lebewohl zu dieser schönen Welt«, fauchte Kinkaku. Erneut holte er mit seinem Fächer aus.

Tobirama kratzte seine letzten Kräfte zusammen und machte einen Hechtsprung nach vorn. Dennoch erwischte ihn die Explosion mit ihrer vollen Breitseite. Seine Welt bestand mit einem Male nur noch aus Schmerzen, so gewaltig, dass es ihm sogar die Luft zum Schreien nahm. Schmerzen und Blut und zerfetztes Fleisch, das war alles, was jetzt noch Bestand hatte.

Nahezu blind kroch er voran. Im Wald waren noch einige Explosionsfallen verteilt. Wenn er es nur bis zu ihnen schaffen würde, dann könnte er Kinkaku und Ginkaku vielleicht noch mit in den Tod reißen. Vielleicht …

Ihm schwanden die Sinne.

Ein markerschütterndes Brüllen zerriss die Nacht und die Dunkelheit wurde von einer gewaltigen Feuergarbe zerrissen. Mit weit ausgebreiteten Schwingen stieß der goldene Drache herab und tauchte die Welt in Flammen. Er brannte eine weite Schneise der Verwüstung in den Wald hinein wie eine lodernde Wunde. Funken tanzten golden zum Himmel hinauf, als das Holz knackte und die Flammen fauchend loderten.

In all seiner Pracht und Majestät flog der Drache einen weiten Bogen am nächtlichen Himmel. Erneut brüllte er auf. Sein Feuer fauchte und prallte auf die Erde nieder, dass selbst die massivsten Bäume unter der puren Zerstörungswut seines Angriffes zersplitterten.

Dann wusste Tobirama von nichts mehr.

MWAHAHAHAHA!
Die Wolken des Krieges
CN verstümmelte Hand

Tobirama wusste, dass er tot war. Warum sonst sollte das Licht so samten und sanft sein und er so weich liegen? Er konnte seine Brüder hören, wie sie ihn nach so langer Zeit zu sich riefen, froh, ihn endlich wiederzusehen. Kawarama, seine andere Hälfte, und Itama, sein kleiner Baby Bruder.

Warum aber schmerzte ihm jeder Millimeter seines Körpers? Sollte er im Jenseits nicht frei von all diesen irdischen Bürden sein?

Etwas schweres drückte auf seine Brust und unwirsch versuchte er, sich davon zu befreien. Er wurde noch frustrierter, als er merkte, wie ihm die Kraft dazu fehlte. Das Jenseits war nicht so angenehm, wie er es sich vorgestellt hatte.

Das Gewicht auf seiner Brust regte sich träge. Er blinzelte, aber mit einem Mal schmerzte das Licht in seinen empfindlichen Augen. Er kniff sie zusammen und versuchte dann erneut, langsamer dieses Mal, sie zu öffnen.

»Dad?«

Mit einem Mal war aller Schmerz vergessen. Tobirama versuchte, seine Hand zu heben, musste aber feststellen, dass sein linker Arm mit Bandagen fest verbunden war und sein rechter unter dem Gewicht begraben war, das sich beinahe wie eine überdimensionierte Katze auf ihm zusammengerollt hatte. Es machte ihm das Atmen etwas schwer, aber in diesem Moment spielte das keine Rolle.

»Kagami«, hauchte er.

»Dad!« Kagami schluchzte und warf sich Tobirama um den Hals. Tobirama grunzte ob des plötzlichen, stechenden Schmerzes, aber in diesem Moment war er einfach nur froh, seinen Jungen wohlbehalten vorzufinden. Er legte seinen gesunden Arm um ihn und drückte ihn fest an sich, während Kagamis ganzer Körper von Schluchzern geschüttelt wurde und er Tränen der Freude weinte.

Erst allmählich nahm Tobirama seine nähere Umgebung wahr. Er lag in einem fremden Bett und nahm an, dass es das Krankenhaus war. Was er anfangs für blendend helles Licht gehalten hatte, war eigentlich nur eine gedimmte Nachttischlampe. Durch die Tür fiel ein Spalt Licht aus dem Flur in das Zimmer, draußen vor den Fenstern war Nacht.

Er war nicht allein mit Kagami. Als er den Kopf ein wenig nach rechts wandte, sah er Izuna, der am Fußende des Bettes eingeschlafen war, halb auf einem Stuhl sitzend, halb auf dem Bett liegend. Neben ihm saß Hashirama auf einem weiteren Stuhl, wo er in sich zusammengesunken und mit in den Nacken gelegten Kopf leise vor sich hin schnarchte.

Tobirama konnte seine Freude gar nicht in Worte fassen. Er hatte damit abgeschlossen, sie nie wieder zu sehen, und jetzt waren sie einfach da. Ihm kamen die Tränen.

Kagamis Ausruf musste Izuna geweckt haben, denn verschlafen hob er den Kopf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen, doch dann erstrahlte sein Gesicht mit einem Mal, wie es Tobirama noch nie gesehen hatte. In dem Moment wusste er, dass es keinen schöneren Anblick auf Erden gab.

»Hashirama, wach auf!«, rief Izuna und verpasste Hashirama einen Schlag in den Magen, um ihn auch auf jeden Fall zu wecken.

Hashirama gab ein überraschtes »Uff!« von sich und schreckte auf, doch da war Izuna schon bei Tobirama, nahm sein Gesicht zwischen seine Hände und bedeckte ihn mit Küssen. Jetzt bekam Tobirama wirklich keine Luft mehr, aber es scherte ihn nicht. Er ließ es einfach geschehen und küsste Izuna so gut es ging zurück.

»Otōto«, hörte er Hashirama schniefen, und es war beinahe ein Wunder, dass Izuna ihn so schnell wieder freigab, damit auch Hashirama ihn umarmen konnte. Da Kagami immer noch nicht von Tobirama lassen wollte, wurde er kurzerhand mit in die Umarmung eingeschlossen.

»Ich lebe«, stellte Tobirama zu seiner allergrößten Verwunderung fest.

»Du lebst.« Hashirama nickte und schniefte erneut. Dennoch lächelte er. Tobirama bemerkte die dunklen Ringe unter seinen Augen.

Er gab Tobirama wieder frei, sodass dieser endlich etwas besser atmen konnte, und beinahe sofort ergriff Izuna seine Hand, als wolle er sichergehen, dass Tobirama ihm nicht mehr abhanden kam. Auch in Izunas Augen glitzerte es verräterisch.

»Ich lass dich nie wieder aus den Augen, hörst du? Nie wieder«, drohte Izuna mit zitternder Stimme und wischte sich über die Wange. »Du warst tot, und das waren die schlimmsten zwei Minuten meines Lebens. Ich hätte die ganze Welt niederbrennen können, dafür, dass sie dich mir genommen haben. Aber du hast einen irren Bruder, der irres Zeug kann, und jetzt lebst du.«

Dies war auch der Moment, den Ōkami wählte, um das Zimmer zu stürmen. Draußen auf dem Flur waren noch die erschrockenen Rufe des medizinischen Personals zu vernehmen, als die riesige Wölfin durch das Krankenhaus rannte. Ihre Krallen klackten hörbar auf dem Linoleumboden. Dann rannte sie auch schon die Tür ein und war sofort bei Tobirama. Sie stelle sich mit den Vorderbeinen auf das Bett, das unter ihrem Gewicht gefährlich knarrte, und schleckte ihn von Kopf bis Fuß ab. Sie wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass ihr ganzer Körper mitschwang, und kläffte fröhlich. Kagami, weil er natürlich immer noch keinen Millimeter von Tobirama abgerückt war, bekam kurzerhand ebenfalls die ganze Bandbreite ihrer Freude ab.

Hashirama lachte auf und in diesem Lachen schien die ganze Freude dieser Welt zu liegen. »Tobirama, erinnere mich daran, deinen Mann niemals zu verärgern. Wenn einer die ganze Welt niederbrennen könnte, dann er. Das war wirklich respekteinflößend.«

»Was ist geschehen?«, fragte Tobirama, nachdem Ōkamis erste Freude wieder etwas abgeklungen war. Sie war wieder vom Bett gestiegen, stieß ihn aber trotzdem noch immer mit der Nase an, als wolle sie sicher gehen, dass er auch wirklich da war. »Ich weiß noch, da war auf einmal Feuer … und ein Drache …« Aber den hatte er sich sicher eingebildet.

»Ich hab sie alle zu Asche verbrannt«, sagte Izuna. »Und nun ja, als ich dich da so sah, so … so …« Seine Stimme brach. Er atmete zitternd ein und fuhr dann fort: »Nun ja, da brach etwas in mir. Ich war so voller Wut und Hass, dass sie dir das angetan hatten, und ließ all das in mein Feuer fließen.«

Tobirama bemerkte, dass Izuna ungewöhnlich häufig blinzelte und das nicht nur ob der Tränen. Er kniff die Augen zusammen, als … als hätte er Schwierigkeiten zu sehen. Die Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag. »Izuna …«

Izuna zuckte mit den Schultern. »Ja, ich habe mein Katon mit meinem Mangekyō verstärkt. Aber das war es wert. Diese Bastarde sind jetzt nichts weiter als ein Häufchen Asche, das im Wind verweht. Sie sind tot. Ich hab sie bestraft für das, was sie dir angetan haben, und ihnen deinen Schmerz dutzendfach zurückgegeben.«

Kagami schluchzte erneut auf, krallte seine Hände in das Hemd, das er trug, und drückte sein Gesicht in Tobiramas Schulter. Tobirama strich ihm tröstend über den Rücken, während er fragend zu seinem Bruder blickte.

Hashirama erwiderte den Blick entschuldigend. »Es hat einen Status erreicht, an dem ich die Auswirkungen der Benutzung nicht mehr vollständig rückgängig machen kann. Ich hab wirklich alles versucht, aber …«

»Das war es wert«, wiederholte Izuna nur und ein ungewohnt harter Ausdruck trag in seine Augen.

»Wieso bist du überhaupt hier? Solltest du nicht in Iwagakure sein?«, wollte Tobirama wissen.

»Sagen wir es so: Iwagakure wollen nicht länger unsere Freunde sein«, sagte Hashirama an Izunas statt. »Aber alles zu seiner Zeit. Wir hatten bereits mitbekommen, dass etwas vor sich ging, und zwar etwas, das mein Eingreifen erforderte, auch wenn wir noch nicht genau sagen konnten, um was es sich handelte. Daher trafen wir auf Kagami und deine anderen Genin auf halben Wege. Sie erzählten uns in aller Eile, was vorgefallen war, und dann schickte ich sie zurück zu Mito und Madara, um auch sie zu informieren. Nun gut, Kagami musste von Ōkami förmlich zurückgeschliffen werden, weil er unbedingt mit uns kommen wollte.«

Kagami warf Hashirama einen empörten Blick aus dem Augenwinkel zu.

Izuna strich Kagami über seine schwarzen Locken und lächelte liebevoll. »Du hast dich auch so großartig geschlagen. Wirklich. Das war sehr tapfer von dir.«

Ein verärgerter Ausdruck trat auf Kagamis Gesicht. »Ich war so nutzlos! Saru wollte unbedingt den Helden spielen und Dad hat für uns alle den Kopf hingehalten und ich konnte nichts weiter tun als feige wegzurennen.«

Dad. Tobirama wusste nicht, wie er das Gefühl benennen sollte, das in ihm aufkam, wenn Kagami ihn so nannte, aber es fühlte sich gut an.

»Das war nicht feige, Kagami-chan«, sagte Hashirama sanft. »Dank dir wussten wir, womit wir es zu tun hatten und waren vorbereitet. Du hast uns sehr geholfen.«

Kagami schien noch immer nicht gänzlich überzeugt davon zu sein. Er richtete sich auf und setzte sich neben Tobirama auf die Matratze. »Dad«, begann er zurückhaltend. »Ich muss dir was zeigen.«

Und mit einem Mal sah sich Tobirama einem neuen Mangekyō gegenüber. Er wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte, und fühlte Bedauern für den Schmerz, den Kagami hatte durchleiden müssen. Wortlos drückte er Kagami an sich, als dieser sich wieder Trost suchend an ihn kuschelte. Izuna strich ihrem Jungen über den Kopf. Tobirama konnte Sorge in seinen Augen erkennen. Sie alle wussten, welches Schicksal dem Besitzer eines Mangekyō drohte.

»Ich dachte, du wärst tot«, wisperte Kagami. »Ich dachte, ich hätte schon wieder meinen Vater verloren.«

»Für zwei Minuten und siebzehn Sekunden warst du auch klinisch tot«, wiederholte Hashirama ernst, was auch Izuna schon angedeutet hatte. »Du hattest nicht mehr geatmet und dein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ich konnte dich zurückholen. Offensichtlich. Und … Nun, ich erspare dir die Details, aber ich kann dir sagen, du hattest mir ordentlich Arbeit gemacht. Ich musste dich für ein paar Tage in ein künstliches Koma versetzen. Aber allen Schaden konnte ich trotzdem nicht rückgängig machen. Du wirst mit anderthalb Fingern weniger leben müssen.«

Daher also die Bandagen an seinem linken Arm. Etwas hatte sich seltsam angefühlt, aber da ihm eh noch immer alles weh tat, hatte er es nicht genau festlegen können, was genau so seltsam war.

»In Anbetracht dessen, wie du ausgesehen hattest, als wir dich fanden, ist es fast schon ein Wunder, dass dir nicht mehr fehlt«, sagte Izuna.

Tobirama rückte die Bandagen ein wenig zurecht, sodass er seine linke Hand heben konnte. Er betrachtete sie und wusste nicht so recht, wie er sich dabei fühlen sollte. Ihm fehlte der ganze Ringfinger und die beiden oberen Glieder des Mittelfingers. Vielleicht sollte er einfach froh sein, dass es nicht mehr war.

»Tut mir leid«, sagte Hashirama bedauernd.

Tobirama warf ihm einen strengen Blick zu. »Ich hielt mich für einen toten Mann. Dass ich noch lebe, ist ein Wunder, das ich allein dir zu verdanken habe, anija Also hör auf, mich so anzusehen.«

Das brachte Hashirama aus irgendeinem Grund zum Lachen. »Schon wieder ganz der alte! Aber ich muss jetzt trotzdem der strenge große Bruder sein und dir Bettruhe verordnen. Du brauchst jetzt ganz viel Schlaf. Und …« Wie aufs Stichwort musste er herzhaft gähnen. Er streckte sich. »Und ich wohl auch. Izuna, du solltest auch mal wieder in einem richtigen Bett schlafen.«

Izuna sah ihn giftig an. »Das kannst du vergessen! Ich bleib genau hier!«

»Ich auch!«, fügte Kagami an und klammerte sich demonstrativ an Tobirama.

Hashirama grinste breit und hob abwehrend die Hände. »In Ordnung, ihr habt gewonnen. Gegen die Sturheit der Uchiha ist ja doch kein Ankommen.«

Tobirama musste lächeln. Er gab erst Kagami einen Kuss auf sein Haar, dann zog er Izuna zu sich herab, um ihn zu küssen. Nur allzu bereitwillig kam Izuna dem nach, auch wenn er schmunzeln musste, als er merkte, dass Tobirama bereits wieder die Augen zufielen.

Hashirama musste irgendwann das Zimmer verlassen hatten, denn als Tobirama aus einem tiefen und traumlosen Schlaf erwachte, stand ein weiteres Bett in dem Krankenzimmer, auch wenn es nicht benutzt worden war. Izuna und Kagami hatten ihre Androhung wahr gemacht und waren nicht von Tobiramas Seite gewesen, ganz ungeachtet dessen, dass das nicht bequem sein konnte. Ōkami war ebenfalls geblieben, auch wenn mit ihr der Raum allmählich beengt wurde.

Hashirama kam früh am nächsten Morgen wieder, um nach ihm zu sehen und dieses Mal wurde er von Mito, Miyazaki und Madara begleitet. Fröhlich quietschend stürmte Miyazaki das Zimmer und sprang auf das Bett.

»Tobi-oji!«, quietschte sie und umarmte sie. Tobirama schnappte nach Luft, als er schon wieder halb erwürgt wurde.

»Miyazaki-chan, lass deinen Onkel in einem Stück«, mahnte Mito sanft.

Madara schnaubte. »Das wird der jetzt auch noch überleben.«

Mito ignorierte ihn und wandte sich an Tobirama. »Willkommen zurück unter den Lebenden. Wir haben dir übrigens noch eine kleine Überraschung mitgebracht.« Sie wandte sich um. »Wollt ihr nicht reinkommen?«

Zunächst noch etwas zögernd traten Tobiramas Genin ein, doch als sie Tobirama sahen, hellten sich ihre Gesichter auf. Auch Tobirama musste lächeln, als er sie wohlbehalten vorfand. Dann war er also nicht um sonst beinahe gestorben. Nein, eigentlich nicht nur beinahe. Er richtete sich auf, denn mittlerweile fühlte er sich schon bedeutend besser, auch wenn seine Muskeln noch immer steif waren.

»Sensei!«, rief Hiruzen begeistert aus. »Es ist so schön, zu sehen, dass es Ihnen wieder gut geht!«

Koharu trug einen beachtlich großen Blumenstrauß bei sich, den sie nun Tobirama überreichte oder besser: ihn darunter begrub. »Der ist von uns allen. Als Dankeschön, dass Sie so viel auf sich genommen haben, um uns zu helfen. Hashirama-sama hat uns beim Aussuchen geholfen.«

Tobirama warf seinem Bruder einen finsteren Blick.

Hashirama mimte die Unschuld in Person und deutete auf einzelne Blumen in dem Strauß. »Schau, der weiße Mohn hier steht für Freude und …«

»Du bist unverbesserlich, anija«, unterbrach Tobirama ihn.

Hashirama schmollte.

Tobirama ignorierte ihn und wandte sich an seine Genin. »Ich danke euch für euer Geschenk und bin froh, dass euch nichts geschehen ist.«

»Sensei, wir sind es, die sich bedanken müssen. Ohne Sie würden wir jetzt nicht mehr leben«, sagte Hiruzen und verbeugte sich. Seine Kameraden taten es ihm gleich.

Madara räusperte sich. »Hab auch was für dich.«

Mit diesen Worten warf er Tobirama ein kleines Päckchen zu. Tobirama fing es auf und musste sogleich feststellen, dass es ein sonderbares Gefühl war, anderthalb Finger weniger zu haben. Als er das Päckchen geöffnet hatte, zog er mit spitzen Fingern einen Handschuh daraus hervor, ganz in der Art, wie Madara sie immer trug. Er kniff die Augen zusammen und sah finster zu Madara.

»Du kannst die fehlenden Finger ausstopfen, dann fällt‘s nicht so auf«, erklärte Madara unnötigerweise.

»Arschloch.«

»Fick dich.«

Sie lieferten sich einen Moment lang ein stummes Blickduell, dann mussten sie doch beide grinsen.

»Aber ich warne dich, wenn du dir noch einmal so ein Ding leistest, weide ich dich eigenhändig aus und häng dich an deinen Gedärmen auf«, drohte Madara. »Dafür, dass du Izuna und Hashirama solche Sorgen bereitet hast.«

Daraufhin musste Tobirama lachen. »Versuch‘s doch.«

Izuna hatte indes die Handschuhe an sich genommen und betrachtete sie. »Aww, ist das nicht niedlich«, schnurrte er. »Du wirst immer mehr zum Uchiha. Rote Augen hast du ja immerhin schon.«

Tobirama grummelte missmutig. »Das ist nichts Erstrebenswertes.«

»Dein Pech, dann hättest du mich nicht heiraten sollen.« Izuna knuffte ihn in die Seite, was ihm ein schmerzvolles Grunzen Tobiramas einbrachte. Seinem frechen Grinsen nach zu urteilen, war das auch genau seine Absicht gewesen.

Tobirama bemühte sich um Haltung. Er konnte vor seinen Genin doch nicht das Gesicht verlieren. »Ich denke, es ist angemessen, dass ihr euch ab sofort Chūnin nennen dürft«, sagte er ihnen.

Einen Moment lang sahen sie ihn groß an.

»Aber, sensei«, brachte Danzō schließlich hervor. »Wir haben doch nun wirklich nichts zu der Sache beigetragen, außer davonzulaufen.«

»Ihr habt euch einer Gefahr gestellt, die weit über dem liegt, was ich von Genin erwarte, ja, eigentlich sogar von Chūnin«, sagte Tobirama. »Dafür habt ihr euch ausgesprochen gut gehalten. Es ist nur gerechtfertigt, euch ab sofort Chūnin zu nennen.«

»Ich stimme meinem Bruder zu«, sagte Hashirama mit einem strahlenden Lächeln. »Und ich bin Hokage, ich muss es wissen. Das siehst doch auch so, Madara, oder?«

»Meinethalben.« Madara winkte ab und starrte Kagami an. »Wehe, du bereitest dem Namen Uchiha Schande.«

Kagami zog eine Grimasse. »Alter Miesepeter.«

Tobirama hatte diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es das richtige war. Und doch … Er hatte, wenn auch unabsichtlich, seine Schüler in eine Gefahr gebracht, die weit über ihren Fähigkeiten lag. In den kommenden Wochen würde er das Geschehene genau analysieren müssen, um herauszufinden, wo er falsch gehandelt hatte. So etwas durfte nicht noch einmal vorkommen.

Ein anderes System musste her. So viel stand fest.

»Sagt mir endlich, was in Iwagakure vorgefallen ist«, sagte er dann.

»Wäre ich nur so weit gekommen«, sagte Izuna. »Wir hatten gerade die Kannabi Brücke nahe Kusagakure überqueren wollen, als wir von Ninja aus Iwagakure überfallen wurden. Wie sich herausstellte, hatten sie bereits heimlich Invasionstruppen in das Land eingeschleust und einen Putsch initiiert. Wir mussten uns zurückziehen und die Mission abbrechen, kaum dass sie begonnen hatte, auch wenn dabei zwei aus meinem Team ihr Leben lassen mussten. Wir hatten eine Übermacht gegen uns. Mit diesen zwei Monstern, die hinter dir her waren, bin ich fertig geworden, zumal du ihnen bereits gut zugesetzt hattest, aber gegen eine ganze Armee komme ich nicht an.«

»Das bedeutet Krieg«, zischte Madara.

Erstaunlicherweise widersprach Hashirama nicht. Stattdessen sagte er gar: »Kusagakure steht derzeit unter dem Einfluss einer fremden Militärregierung. Ich überlege bereits, welche Maßnahmen wir ergreifen können, um sie zu befreien.«

Oh, das klang in der Tat nach Krieg, wenn jetzt die großen Länder anfingen, sich um die kleineren Nationen zu streiten, die zwischen ihnen lagen. Und Tobirama wusste nicht, ob es sich noch irgendwie vermeiden ließ.

»Saru hat uns bereits berichtet, wie es euch in Kumogakure ergangen ist«, sagte Hashirama. »Raikage A hat den Angriff der abtrünnigen Ninja nicht überlebt. Sein Leibwächter vertritt ihn vorläufig und wird vermutlich auch sein Nachfolger. Einerseits bedankt er sich, dass wir die Verräter gestellt und zur Strecke gebracht haben, andererseits hält er dir vor, dass du nicht hättest fliehen sollen und du ihn in Stich ließest.«

Tobirama schnaubte. »Tse, was für ein Heuchler. A hatte versucht, bei unserem Handel zu betrügen.«

»Ich mache dir auch keinen Vorwurf, otōto«, stellte Hashirama sogleich klar. »Eigentlich bin ich sogar froh, dass du so gehandelt hast. Wer weiß, wie das sonst ausgegangen wäre.«

»A, der alte wie der neue, kann sich seinen Stolz sonst wohin schieben«, grollte Madara. »Wir bestehen natürlich auf das Kopfgeld, das auf Kinkaku und Ginkaku ausgesetzt war, das ist das mindeste.«

»Kaum dass sie in den Bingo Büchern aufgetaucht sind, hab ich sie auch schon erwischt. Das dürfte ein neuer Rekord sein, so schnell war noch keiner«, sagte Izuna. »Und sollte der Raikage es jemals wagen, sich hier noch einmal blicken zu lassen, dann werde ich …!«

»Izuna«, unterbrach Tobirama ihn ruhig aber bestimmt.

»Ist doch wahr!«, protestierte Izuna. »Ich kann‘s nicht glauben, dass dieser Trottel echt versucht hat, dich übers Ohr zu hauen! Nach allem, was ich von ihm gehört habe, müsste gerade er es besser gewusst haben.«

»Man soll nicht schlecht von den Toten reden«, sagte Tobirama, auch wenn er es zugegebenermaßen nicht aufbringen konnte, dem verstorbenen Raikage auch nur eine Träne nachzuweinen. Es war bedauerlich, mehr aber auch nicht. »Was ist mit den Artefakten, die Kinkaku und Ginkaku bei sich führten?«

»Mein Feuer ist heiß«, sagte Izuna nur als Antwort.

»Ich ließ den Kampfplatz untersuchen, es ließ sich jedoch keine Spur davon ausmachen«, sagte Hashirama. »Es ist also anzunehmen, dass Izuna sie zerstört hat. Vielleicht auch besser so. Sag, otōto, denkst du, das waren wirklich die echten Waffen des Rikudō Sennin?«

Tobirama nickte. »Ich bin mir sicher.« Auch wenn er froh war, mit keinem außer dem Bashōsen wirklich in Kontakt gekommen zu sein.

»Nun, A will sie jedenfalls wiederhaben«, sagte Madara. »Also der neue A, nicht der alte. Verdammt, das wird verwirrend.«

»So ein Pech aber auch, dass ich lieber meinen Ehemann rette, statt mich um das Spielzeug dieses Armleuchters zu kümmern«, sagte Izuna sarkastisch.

»Dich trifft keine Schuld«, stellte Hashirama sogleich klar. »A wird uns das Kopfgeld zahlen und ich werde dafür sorgen, dass er von seinen anderen Anschuldigungen abrückt. Sie sind haltlos und unnötig provokant.«

»A sieht sich im Recht«, ergriff Mito das Wort. »Und so gänzlich falsch ist das auch nicht. Wie ich die Sache sehe, haben Kinkaku und Ginkaku gezielt sowohl Kumogakure als auch Konohagakure angegriffen. Sie haben dafür mit dem Leben bezahlt, aber ich vermute, dass ihr Ziel es von Anfang an gewesen war, Spannungen zwischen beiden Dörfern zu erzeugen. Offensichtlich ist ihnen das noch im Tod gelungen. Wir müssen bedacht vorgehen, wenn wir diese Sache nicht eskalieren wollen.«

»Wenn es dafür nicht zu spät ist«, sagte Madara düster und verschränkte die Arme vor der Brust.

Tobirama lief es eiskalt den Rücken hinab. Da war es schon wieder, dieses Gefühl. Als ob ein nahendes Unheil über ihm aufzog und die Wolken des Krieges sich sammelten. Denn ja, wenn sie nicht bedacht vorgingen, würde es nur eines winzigen Funkens bedürfen, um einen Krieg wie ein Strohfeuer zu entfachen. Keine einzelnen Clans mehr dieses Mal. Nationen.

Dieses Mal drohte die ganze Welt in Krieg zu versinken.

Vielen Dank für's Lesen und vielleicht auch Mitfiebern. Meine Idee ist, dass Tobirama im Zuge dessen die Chūnin-Prüfungen zentralisiert und vereinheitlicht hat. Außerdem ist das der Beginn des Ersten Shinobi Weltkrieges und zudem defintiv nicht das Ende der Serie. Kagamis Mangekyō Fähigkeit ist Kotoamatsukami, von ihm erbt Shisui das.
Übrigens hoste ich auf Tumblr eine TobiIzuWeek (aus Gründen, ahem :D), also falls Interesse besteht, bitte einmal hier entlang.

Autorennotiz

Alternativ könnte man diesen Text auch wie folgt umschreiben:

Das Handbuch, um die Gold und Silber Brüder zu überleben - von Senju Tobirama, mit Uchiha Izuna (Co-Autor)
1. Schritt: Don't kill that Uchiha
2. Schritt: Marry (fuck) that Uchiha
3. Schritt: DRACARYS, MOTHERFUCKERS!!

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Moanas Profilbild
Moana Am 02.09.2021 um 0:16 Uhr
Habe mit Spannung gelesen. Es ist kein Genre, was ich besonders gut kenne ... Mir gefält das Kapitel sehr. Aber über eine Sache bin ich gestolpert. Würden sie wirklich "Attacke" sagen. Es kam mir wie eine Art Stilbruch vor ...
Liebe Grüsse, Moana
Elenyafinwes Profilbild
Elenyafinwe
M
(Autor)
Am 08.09.2021 um 2:10 Uhr
Hallo, danke für deinen Kommenar ^^ (Bissl ungewohnt, auf deutsch zu antworten xP) Freut mich, dass es dir gefallen hat!
Ich denk schon, dass sie das sagen würden. Ich hab hier versucht, die Sprache etwas moderner zu gestalten. Sie sind gerade an einem Kipppunkt zwischen strickt feudalem System und moderneren Zeiten.

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Kapitel: 9
Sätze: 2.847
Wörter: 36.422
Zeichen: 216.512

Kurzbeschreibung

Einst verschonte Tobirama Izunas Leben. Nun ist es an Izuna, Tobiramas Leben zu retten. [TobiIzu]

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Alternativuniversum, mittellang, Happy End, Liebesbeziehung (harmonisch), Polyamorie, nichtbinärer Charakter und Kampf getaggt.