CN Blut, Gore, Gewalt gegen Menschen (Minato ist nicht zimperlich)
Sie starben wie die Fliegen.
Sie starben, und Minato konnte nichts dagegen unternehmen, egal wie schnell er war. Es war ein Hinterhalt, sie hatten es erst bemerkt, als es bereits zu spät war. Und jetzt starben Minatos Kameraden, ganz gleich, wie viele seiner Feinde er tötete. Er war nicht schnell genug für seine Kameraden.
Minato schnitt durch seine Feinde wie durch Luft. Er präferierte dabei Taijutsu und Waffen mit kurzer Reichweite, war so ein persönliches Ding. Ihm gefiel es, nah an seine Gegner heranzukommen und das Licht in ihren Augen verlöschen zu sehen, wenn er ihnen die Kehlen herausriss. Er hatte sich sogar extra die Mühe gemacht, die Form seiner Kunai seinen Vorstellungen entsprechend abzuändern, mittlerweile war es sogar so etwas wie ein Markenzeichen geworden. Drei Klingen richteten einfach mehr Schaden an als nur eine.
Es ging ihm nicht unbedingt darum, möglichst schnell zu töten, sondern seine Gegner möglichst schnell kampfunfähig zu machen. Dafür war es unerheblich, ob sie sofort starben oder langsam ausbluteten, während sie im blutigen Schlamm liegend ihre eigenen Gedärme in Händen hielten. Hauptsache, sie konnten keine Waffe mehr gegen Minatos Kameraden heben.
Einer der Feinde schaffte es, Minato das Kunai aus der Hand zu schlagen. Mit der anderen Hand entriss Minato dem Mann die Axt, die er als Waffe führte; die meisten Gegner erwarteten nicht, dass er Waffen mit beiden Händen gleich gut führen konnte, die meisten hatten eine dominante Hand. Auch dieser Mann hier war für einen winzigen Moment verwundert darüber und deswegen endete er mit seiner eigenen Axt zwischen den Augen.
Es war eine einfache Handaxt mit nur einer Klinge. Minato zerrte sie aus dem Schädel seines toten Gegners, ungeachtet des aufspritzenden Hirns, und warf sie dem nächsten in die Brust. Schreiend ging auch dieser zu Boden. Immer noch nicht schnell genug.
Sie waren zahlenmäßig unterlegen, ihre Feinde hatten das gut durchdacht. Sie hatten anscheinend genau gewusst, wer sie waren und welche Mission sie verfolgt hatten.
Minato hatte schon das nächste Kunai in Händen und prompt versuchte der nächste sein Glück gegen ihn. Anscheinend sahen sie in ihm die größte Gefahr und nicht etwa in Jiraiya. Das war ziemlich töricht. Dennoch endete auch dieser Mann mit einer Klinge im Hirn. Es knirschte, als Minato sein Kunai mit einem Ruck wieder befreite und dabei dem Mann das halbe Gesicht aufriss. Blut lief ihm über die Hände, warm und samten. Er mochte das Gefühl.
Ein Pfiff. Die verblieben Gegner nahmen die Beine in die Hand. Einem warf Minato noch das Kunai zwischen die Schulterblätter, dann war der Rest verschwunden. Er und Jiraiya waren die einzigen, die noch standen. Stille senkte sich über den Waldpfad, allein das Stöhnen und Jammern der Sterbenden war zu hören. Von Minatos Kameraden war keiner mehr am Leben, sie waren alle tot.
Er ging zu dem Mann, den er als letztes zu Boden geschickt hatte. Der Mann lebte noch, wenn auch nicht mehr lange. Mit seinen letzten Kräften versuchte er davonzukriechen. Er verdoppelte seine Anstrengungen, als er merkte, dass Minato sich näherte. Er stank nach Angst.
Minato stellte ihm den Fuß ins Kreuz, um ihn am Boden zu halten, dann riss er ihm das Kunai aus den Schultern. Der Mann schrie auf. Minato presste ihm das Knie in den Rücken und riss seinen Kopf an den Haaren nach hinten.
»Nein! Bitte nicht!«, wimmerte der Mann erbärmlich. »Ich hab doch Frau und Kinder.«
»Das hättest du dir vorher überlegen sollen«, wisperte Minato ihm ins Ohr. »Jetzt bin ich das letzte Licht, das du jemals sehen wirst.«
Er schlitzte seinem Opfer die Kehle auf, langsam, von einem Ohr zum Anderen. Der Mann gurgelte, Blut schoss ihm aus dem Hals. Dann lag er still. Minato stand wieder auf, wischte das Kunai an seinem Ärmel ab und steckte es wieder weg. Die Sonderanfertigungen waren teuer, er wollte sie nicht verschwenden.
Jiraiya hatte sich indes daran gemacht, die toten Feinde zu durchsuchen. Er schimpfte leise vor sich hin. »So ein Mist. Die Mission können wir jetzt vergessen, sie ist gescheitert.«
Mit Bedauern sah Minato auf seine gefallenen Kameraden herab. Sinnlose Tode. Sie hätten nicht sterben müssen, wenn er nur schneller gewesen wäre.
»Wer waren sie gewesen?«
Jiraiya drehte einen der feindlichen Ninja mit dem Fuß um. Blicklos starrten seine Augen in den Himmel. »Iwa-nin. Der Tsuchikage wird dreist, wenn er meint, sich so etwas hier erlauben zu können. Na ja, was soll‘s. Lass uns zurückgehen und berichten.« Er musterte Minato. »Du solltest dich vielleicht vorher waschen. Kushina lyncht mich, wenn ich dich so nach Hause bringe.«
Minato sah an sich herab. »Oh. Das. Ja, ist wohl besser.«
Er lachte verlegen. Stückchen des Kerls, dem er den Schädel gespalten hatte, klebten noch an seiner Weste, und er war von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt.
Sie versiegelten die Leichen ihrer Kameraden in Schriftrollen, die ihrer Feinde ließen sie für die Krähen zurück. Dann brachen sie auf und suchten einen kleinen Wasserlauf. Minato wusch sich Hände und Gesicht und entfernte auch das Gröbste von seiner Kleidung. Rote Schlieren trieben im Wasser davon.
Jiraiya stand nahebei und wartete, bis er fertig war. »Aber du weißt schon, dass du nicht in Blut baden musst wie andere in Wasser, ja?«
»Ja.«
»Hm.«
Da war schon wieder dieser Blick in Jiraiyas Augen, der, der von unausgesprochenen Sorgen sprach. Minato lächelte. Jiraiya sollte sich keine Sorgen um ihn machen müssen, er konnte gut auf sich selbst aufpassen.
Sie brachen auf. Die Stimmung war bedrückt. Ihre Mission war gescheitert und ihre Kameraden tot. Das hätte nicht passieren dürfen.
»Ich komm nicht umhin, zu überlegen, dass sie es auf uns beide gezielt abgesehen hatten«, sinnierte Jiraiya auf dem Weg.
Wundern würde es Minato nicht. Jiraiya war einer der Sannin und auch Minato selbst war mittlerweile zu einiger Notorietät gelangt als Konohas Gelber Blitz, weil nur wenige mit seiner Geschwindigkeit mithalten konnten. Er hatte hart und lange daran gearbeitet. Und doch war es noch immer nicht genug. Er musste schneller werden.
Es gab ein Jutsu, das ihm dabei helfen könnte.
»Sensei, ich möchte, dass Sie mir Nidaime Hokages Jutsu beibringen.«
Jiraiya sah fragend auf ihn herab. »Kage Bunshin no Jutsu? Das kannst du doch längst, da brauchst du meine Hilfe nicht mehr.«
»Nein, ich meine sein Hiraishin«, sagte Minato. »Ich lese immer mal wieder davon, und doch steht nirgends, wie er es angewendet hat.«
Schon vor einiger Zeit hatte Jiraiya ihm alte Aufzeichnungen Tobiramas überlassen, als er merkte, dass Minato ein besonderes Talent für Siegel besaß, bei dem er nicht mithalten konnte. Tobirama galt als Meister auf diesem Gebiet, und Minato war fasziniert von dem tiefgreifenden und umfassenden Verständnis, das dieser Mann für Siegel besessen hatte. Er hatte viel dazu geschrieben, Grundlagenforschung betrieben und auch seine eigenen Siegel entwickelt, etwas, von dem Minato noch nur träumen konnte. Gelegentlich hatte Tobirama sein Hiraishin erwähnt, war jedoch nie in die Tiefe gegangen. Soweit Minato das bisher verstand, war es ein Teleportationsjutsu, und das hieß, dass es hochkomplex sein musste. Tobirama machte jedoch ein Geheimnis aus der genauen Anwendung.
»Hm.« Jiraiya sann einen Moment darüber nach. »Ich hab natürlich auch keine Ahnung davon, soweit ich weiß, hat er es niemandem beigebracht, nicht einmal seinen eigenen Schülern. Aber weißt du was, ich kann ja einfach sensei fragen, was er dazu meint. Das könnte wirklich ein Jutsu für dich sein.«
Minato lächelte. »Danke.«
Nur ein paar Tage später stand Minato mit Jiraiya vor dem alten Senju-Anwesen. Der Hokage hatte eingewilligt, dass Minato Tobiramas Hiraishin lernen durfte, und ihnen gesagt, dass sie dafür am besten Mito-hime um Hilfe baten. Von allen wussten sie vielleicht noch am besten über dieses Jutsu Bescheid.
Minato war immer noch eingeschüchtert jedes Mal, wenn er hier war. Er hatte gehörigen Respekt vor Mito, immerhin sagte man, dass sie allein es mit Tobiramas Siegelkünsten aufnehmen konnte. Und außerdem war sie Kyubis jinchūriki, der erste jinchūriki überhaupt. Sie hatte in der Praxis bewiesen, dass diese Siegel anwendbar waren. Minato konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was für monströse Siegel das sein mussten, die sie zu so etwas befähigten.
Mito öffnete ihnen. Ein warmes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Hallo, ihr Lieben. Es ist schön, dass ihr mal wieder vorbei schaut.« Sie wandte sich um und rief in das Haus: »Kushina, Kleines, dein Freund ist hier!«
Ein fröhliches Quietschen und nur nur ein paar Augenblicke später hing Kushina um Minatos Hals. Sie riss ihn beinahe von den Füßen mit ihrem Ansturm. Auf ihren Lippen konnte er noch einen letzten Rest Erdbeermarmelade schmecken. Natürlich, es war ja Erdbeersaison.
»Der Hokage schickt dich ständig auf Missionen«, schimpfte Kushina sogleich los. »Er soll dir auch mal eine Auszeit gönnen, ich will auch was von dir haben. Du kannst nicht immer jede Mission übernehmen, die gerade anfällt, er soll wirklich mal einen Schritt zurücktreten. Es gibt noch andere Shinobi in diesem Dorf, die sollen auch mal was tun.«
Mito betrachtete die beiden lächelnd. »Was gibt es?«
»Minato äußerte den Wunsch, Nidaime-samas Hiraishin zu lernen«, sagte Jiraiya. »Sensei sagte, wir sollen uns da an Sie wenden, Mito-hime.«
»Das hat Hiruzen einfach so festgelegt? Na, dann will ich mal nicht so sein. Kommt rein. Aber erst gibt‘s Marmeladenbrote.«
Jiraiya kam nicht weiter als bis zum genkan. Tsunade war ebenfalls daheim und hatte anscheinend mitbekommen, wer zu Besuch war. Sie packte Jiraiya beim Kragen und zerrte ihn nach draußen.
»Du bist mir noch einen Drink schuldig«, informierte sie ihn.
Jiraiya gab einen kläglichen Laut von sich und kam doch nicht gegen Tsunade an. Dann waren sie verschwunden.
Minato war Tsunade hastig ausgewichen, als sie durch den Flur gestürmt war. Sie war … eigenwillig, in Ermangelung eines besseren Wortes. Sie schien irgendetwas gegen Minato zu haben, auch wenn er sich nicht erklären konnte, was das sein könnte. Aber es war offensichtlich, dass sie ihm aus dem Weg ging, und er mied sie, so gut es eben ging.
Mito sagte Minato und Kushina, dass sie sich an den kotatsu setzen konnten. Die Papierwände waren zur Seite geschoben und gaben den Blick frei auf den weitläufigen Garten. So konnte Minato sehen, dass Miyazaki, Mitos Tochter, gerade im Garten arbeitete. Sie schien noch mehr Erdbeeren zu ernten und war so vertieft in ihre Arbeit, dass sie den Gast nicht bemerkt hatte.
Mito brachte Minato und Kushina zwei Teller mit Marmeladenbroten. Eine von Minatos Schnitten verschwand sogleich in Kushinas Mund. Er ließ sie gewähren. Er wusste, dass Mito gern Marmelade kochte aus den Früchten, die der Garten abwarf, und jedes Mal, wenn Minato hier zu Besuch war, durfte er erst gehen, wenn er mindestens die Hälfte seines Eigengewichts in Marmelade gegessen hatte. Üblicherweise ging er auch mit ein, zwei Gläsern frisch eingekochter Marmelade nach Hause.
Mito setzte sich zu ihnen. Sie ächzte ein wenig, in letzter Zeit schienen ihr die Gelenke mehr und mehr Probleme zu bereiten. »So, du willst also Tobi-nii-sans Jutsu lernen.«
Minato verbeugte sich leicht vor ihr. »Ja, Mito-hime.«
»Gut. Aber erst wird gegessen. Und lass deine Finger bei dir, Kushina.« Das letzte fügte Mito an, als Kushina sich noch eine Schnitte von Minato hatte klauen wollen.
»Manno.« Kushina schmollte.
Die Marmelade war noch warm, musste also ganz frisch eingekocht sein. Sie schmeckte nach Erdbeeren und Sonne und Sommer, aber dieses Mal war noch eine andere Note mit dabei.
»Ich habe was Neues probiert und etwas Lavendel dazu getan«, sagte Mito. »Was den Bienen schmeckt, kann auch für uns nur gut sein.«
»Oh Gott, ist das lecker!«, nuschelte Minato und konnte gar nicht so schnell essen, wie er das eigentlich wollte. Mito machte wirklich die beste Marmelade.
Mito wartete geduldig, bis sie aufgegessen hatten und sich die Marmelade von den Fingern leckten. Minato wusste, es gab noch mehr, wenn er nur wollte.
»Hiruzen ist also der Meinung, dass du das Zeug dazu hast, Tobi-nii-sans Jutsu anzuwenden«, sagte Mito schließlich. »Er hat es niemals jemandem beigebracht, und das mit gutem Grund, denn es ist gefährlich. Nicht nur für deine Gegner, sondern auch für dich. Man spielt nicht mit Zeit.«
»Ich weiß«, sagte Minato. »Einer der Grundsätze des Fūinjutsu. Zeit ist etwas, das zu komplex ist, um es in Siegel zu pressen.«
»Nicht gänzlich. Man muss nur wissen, wie«, widersprach Mito. »Allerdings kann auch schon der kleinste Fehler verheerende Wirkung haben, deswegen lehrt man jungen Anwärtern auf diesem Gebiet, sich besser gar nicht erst daran zu versuchen.«
»Aber Nidaime-sama hat es dennoch geschafft«, stellte Minato fest.
»Natürlich hat er das«, betonte Mito. »Der hat doch nicht locker gelassen, wenn er sich erst einmal was in den Kopf gesetzt hatte, der Sturkopf. Aber na gut. Wenn du der Meinung bist, Hiraishin zu lernen, dann will ich dir dabei helfen. Wird sich zeigen, ob du dazu taugst. Warte hier.«
Sie verschwand nach oben und kam kurze Zeit später mit drei Büchern wieder, die sie Minato in die Hände drückte. »Lies die und in einer Woche kommst du wieder zu mir.«
Er besah sich das oberste und schlug es auf. Er wurde von der kleinen, aber sauberen Handschrift Tobiramas begrüßt, der hier mehrere Seiten eng mit unendlich langen Berechnungen gefüllt hatte. Minato überflog sie und ihm sank das Herz in die Hose.
Ach du meine Güte. Mit solch einer Komplexität hatte er nicht gerechnet.
Er machte sich mit Feuereifer an die Arbeit. Das Wissen, dass Tobirama dieses Jutsu niemals irgendwem gelehrt hatte, befeuerte Minatos Ehrgeiz. Wenn einer es meistern konnte, dann er, dessen war er sich sicher.
Während er aber Stunden um Stunden damit zubrachte, aus all diesen Seiten voller Formeln und Berechnungen schlau zu werden, verstand er allmählich, warum niemand sonst jemals Hiraishin gelernt hatte. Es war enorm komplex für etwas, das am Ende eigentlich ganz einfach aussehen sollte.
Hiraishin war ein Raum und Zeit Jutsu, das den Anwender zu einer vorher markierten Stelle transportierte, ohne dass dabei Zeit verstrich. Klang eigentlich ganz einfach. Die Umsetzung jedoch, die Theorie, die dem zugrunde lag, war hochkomplex.
Tobirama schilderte in seinen Schriften seine Vorüberlegungen und die theoretischen Grundlagen, bevor er dazu überging, die eigentlichen Berechnungen anzustellen. Er schilderte all die möglichen Fehlerquellen, auf die er im Laufe der Entwicklung gestoßen war, und wie er sie gelöst hatte. Es gab erstaunlich viel, was schief gehen konnte, und Minato achtete darauf, all das möglichst genau zu studieren. Mitos Warnung war immerhin nicht aus der Luft gegriffen.
Er stopfte sich den Kopf voll mit all diesen Formeln und wusste doch, dass das nur der Anfang war. Sein Respekt für die Arbeit Tobiramas wuchs mit jeder Seite. Es war eine Sache, komplexe Siegel zu lernen, und etwas völlig anderes, sie sich überhaupt erst zu ersinnen und zur Anwendung zu bringen.
Es war eindeutig, dass Tobirama das hier nicht geschrieben hatte, damit irgendwer irgendwann einmal sein Jutsu lernen würde. Er hatte das für sich geschrieben, um seine eigenen Gedanken festzuhalten. Dementsprechend stieß Minato immer mal wieder auf Lücken und Sprünge, wo Tobirama etwas ausgelassen hatte, das ihm selbstverständlich erschien und er daher nicht noch einmal extra aufschreiben musste. Das machte es manchmal besonders schwer, seinen Gedankengängen zu folgen.
Wie sie es angeordnet hatte, sprach Minato eine Woche später wieder bei Mito vor. Er mochte zwar indes alle drei Bücher gelesen haben, aber noch immer hatte er unendlich viele Fragen.
Wieder einmal gab es Marmeladenbrote zur Stärkung, an denen Minato hin und wieder knabberte. Kushina hatte sich zu ihnen gesetzt und lauschte ebenfalls.
Mito reichte Minato Siegelpapier und Tinte. »Zeichne mir das Siegel auf.«
Er tat, wie ihm geheißen, natürlich ohne das Siegel auch tatsächlich zu aktivieren. Das wäre töricht. Lernte man Fūinjutsu, ließ man Chakra auf das Siegel erst dann einwirken, wenn man nach Befolgen aller Sicherheitstest wirklich sicher sein konnte, dass es wie angedacht funktionierte.
Mito besah sich das Ergebnis mit nur einem Blick. »Und du bist tot, und das auf beeindruckend spektakuläre Weise. Sag mir, wo der Fehler liegt.«
Das war peinlich. Minato betrachtete sein Siegel und nahm sich einen Moment, darüber nachzusinnen. Dann sah er es selbst. »Hier habe ich den Teil in der Raumkomponente nicht ordentlich ausgeführt, diese Linie stört das Siegel.«
»Korrekt. Was genau passiert wäre, ist ziemlich spannend. Du hättest dein Ziel nicht erreicht, stattdessen hättest du deine Masse vollständig in Energie umgewandelt. Die so freiwerdende Energie hätte eine Explosion ausgelöst, die alles Leben in über tausend Kilometern Umkreis ausgelöscht hätte. Im Epizentrum der Explosion wären nicht einmal mehr Atome übrig geblieben, nur noch pure Energie. Es wäre zumindest schnell gegangen. Des weiteren hätte sich eine Feuerwelle konzentrisch um das Epizentrum herum ausgebreitet und noch größeren Schaden angerichtet. Grundgestein wäre flüssig geworden wie Wasser und in die Atmosphäre hinausgeschleudert worden. Die Trümmer wären dann erneut auf die Erde zurückgefallen und hätten dabei die Atmosphäre erhitzt. Staub und Gestein hätten die gesamte Erde für Jahrzehnte, vielleicht gar Jahrhunderte verdunkelt, es wäre zu einem globalen Winter gekommen. Die Menschheit könnte das vielleicht überleben, wenn sie sich in unterirdische Verstecke zurückzieht.«
Minato blinzelte. »Äh.«
»Eww«, kommentierte Kushina und legte sie Schnitte, an der sie gerade genascht hatte, wieder zurück auf den Teller. »Minato, willst du das wirklich lernen?«
Er dachte an seine toten Kameraden, die er nicht hatte retten können. Er nickte. »Ja.«
»Und ich muss ganz offen sagen: Dafür, dass das dein allererster Versuch war, sieht es erstaunlich gut aus«, lobte Mito. »Ich hätte erwartet, einen Haufen wirrer Linien zu sehen, und kein tatsächliches Siegel. Vielleicht hatte Hiruzen mit seiner Einschätzung doch Recht.«
Zugegeben, dieses Lob ausgerechnet von Mito war Minatos Ego ausgesprochen zuträglich. Er musste ein Grinsen zurückhalten.
»Mito-hime, bitte erlauben Sie mir die Frage«, sagte er. »Aber wieso wissen Sie so gut über Hiraishin Bescheid? Ich dachte, Nidaime-sama hätte es nie jemandem beigebracht.«
»Hat er auch nicht und brauchte er in meinem Fall auch nicht«, sagte Mito lässig. »Wir haben viel zusammen geforscht, ich weiß, wie er arbeitete und dachte. Wenn ich wöllte, könnte ich dieses Siegel anwenden, aber warum sollte ich? Ich mag eine alte Frau sein, aber ich komm noch immer auf normalem Wege von A nach B.«
Kushina kicherte. »Wenn ich in Ihrem Alter noch so fit bin, Mito-hime, dann kann ich mich glücklich schätzen.«
»Hiraishin hat nur eine begrenzte Reichweite von wenigen Kilometern«, fuhr Minato fort. »Ich habe gelesen, dass das auch Nidaime-sama nicht entgangen ist, aber er scheint nie etwas daran geändert zu haben. Warum nicht?«
»Eine gute Frage«, lobte Mito. »Denn Tobirama hatte natürlich daran gedacht und versucht, Hiraishin über längere Strecken hinweg anzuwenden. Er starb, bevor er es vollenden konnte. Du wirst gelesen haben, mit welchen Problemen Tobirama anfangs zu kämpfen hatte, als er dieses Jutsu entwickelt hatte, und wie schwer es sich herausstellte, Raum und Zeit auszubalancieren. Ihm war es gelungen, ein fragiles Gleichgewicht zwischen beiden Komponenten zu finden – wohlgemerkt im zarten Alter von sechzehn Jahren, damals war Zeit ein noch nicht allzu umfassend erforschtes Gebiet. Das hatte jedoch auch die Reichweite stark beschränkt. In den meisten Fällen reicht das auch, aber mit so etwas hatte sich Tobirama nie zufrieden gegeben. Theoretisch musste es möglich sein, die Reichweite zu erhöhen, also hatte er es versucht, ungeachtet der Risiken. Wie gesagt, es ist ihm nie gelungen. Vielleicht wäre es das ja, wenn er mehr Zeit gehabt hätte.«
Sie reichte Minato noch ein Siegelpapier. »Versuch es noch einmal.« Er tat wie ihm geheißen und wieder brauchte sie nur einen Blick. »Oh. Das ist ein spannender Fehler, wenn auch dieses Mal nicht ganz so vernichtend.« Sie klang viel zu begeistert davon. »Immerhin wärst du damit an dein Ziel gelangt. Dieses Mal hättest du dich aus dem Stand heraus auf annähernd Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Es wäre zu enormer Reibungshitze mit den umgebenden Luftatomen gekommen, die dich vaporisiert hätten. Du hättest dich zu schnell bewegt, als dass die Luftatome dem noch hätten ausweichen können, das heißt, sie wären mit deiner Oberfläche verschmolzen und hätten deine Moleküle förmlich zerfetzt, was eine Blase weißglühenden Plasmas um dich herum erzeugt hätte. Die enorme Geschwindigkeit hätte dafür gesorgt, dass Fetzen deiner Moleküle mit so hoher Geschwindigkeit davonfliegen, dass sie ebenfalls thermonukleare Explosionen erzeugen und damit noch mehr Energie freisetzen. Du hättest dein Ziel als sich rasch ausdehnende Plasmawolke erreicht, ich würde sagen nach … hm, etwa siebzig Nanosekunden. Diese Wolke würde sich rasch ausdehnen. Eine außenstehende Person würde einen blendend hellen Blitz wahrnehmen, gefolgt von einem aufsteigenden Feuerball, der einen wunderschönen Pilz formt. Kurz darauf würde die Druckwelle eintreffen und alles mit sich reißen. In etwa anderthalb Kilometern Umkreis würde nichts mehr stehen und eine Feuerwelle würde in noch größerem Umkreis fast ebenso großen Schaden anrichten. An deinem Zielort befindet sich ein tiefer Krater. Wirklich ein faszinierender Weg, um bei einem Hiraishin einen Fehler zu machen.«
»Was.«
Das versprach, spannend zu werden.
Über die nächsten Wochen hin übte Minato das Hiraishin in jeder freien Minute, und wie sich herausstellte, gab es viele recht spannende, wenn auch sehr unappetitliche Wege, dabei zu sterben. Glücklicherweise beinhalteten nicht alle davon Plasmaexplosionen und die Ausrottung eines Großteils des Lebens, aber Minato war dennoch nicht erpicht darauf, es darauf ankommen zu lassen. Und Tobirama sollte sich das alles ersonnen haben mit nur sechzehn Jahren? Jünger, als Minato jetzt war. Unglaublich.
Nach und nach entwickelte er immer mehr Verständnis für all die komplexen Berechnungen und was einzelne Teile des Siegels tatsächlich taten. Für erweiterte Studien fing er an, sich mit Zeit als physikalischer Konstante auseinanderzusetzen, um auch aus diesem Aspekt heraus ein tieferes Verständnis für das Jutsu zu entwickeln. Wie sich herausstellte, war die ganze Sache weit komplexer, als er sich das jemals hatte erträumen können.
Minato verstand schließlich, dass Hiraishin nicht einfach den Anwender nahezu sofort durch den Raum bewegte. Vielmehr wirkte Hiraishin auf den Raum selbst ein, indem er ihn krümmte und so die Distanz zwischen Anwender und Markierung verkürzte. Minato verstand grundlegend das Prinzip dahinter, aber er wusste schon jetzt, dass es noch lange dauern würde, bis er auch die Details begriffen hatte.
Es brauchte fast ein halbes Jahr, bis Mito der Ansicht war, dass Minato das Siegel sicher genug beherrschte, um es ein erstes Mal auch tatsächlich in Mitos Garten auszuprobieren. Nur eine kurze Strecke, über den Rasen hinweg, das sollte für den Anfang genügen.
Er markierte sein Kunai mit dem Siegel und warf es etwa fünf Meter von sich, wo es in der Grasnabe stecken blieb. Kushina stand nervös nahebei.
»Ich würde es sehr befürworten, wenn du Konoha nicht in einer Plasmaexplosion vaporisierst«, kommentierte sie. Mitos Begeisterung über einige der spektakuläreren Möglichkeiten, hierbei draufzugehen, war nicht vergessen.
»Ach, das wird schon«, versicherte Minato ihr. Er rollte mit den Schultern. Na, dann mal los.
Er aktivierte das Siegel.
Es war, als würde jemand die Welt unter seinen Füßen fortzerren und ganz plötzlich befand er sich an der Stelle seines Kunai wieder. Verwirrt blinzelte er. Dann begriff er. Er hatte es tatsächlich geschafft. Er war geflogen!
Dann kotzte er sich die Seele aus dem Leib. Der plötzliche Ortswechsel war zu viel für seine Sinne. Seine Knie gaben unter ihm nach, als eine enorme Erschöpfung, hervorgerufen durch akuten Chakramangel, auf ihn niederging. Er sank zu Boden. Alles drehte sich. Ihm wurde schwarz vor Augen.
Mito eilte herbei. »Ach du meine Güte! Tsuna, schnell!«
Minato bekam nur am Rande mit, wie Tsunade aus dem Haus herbei eilte. Jemand reichte ihm ein Glas Wasser, das seine plötzlich ganz schwachen Finger kaum greifen konnten. Kushina kniete neben ihm und hatte seinen Kopf in ihrem Schoß gebettet. Mito hielt das Glas, damit er sich leichter den Mund ausspülen konnte. Tsunade schimpfte etwas vor sich hin, aber er verstand ihre Worte nicht.
Nach einigen Minuten hatte er sich zumindest so weit erholt, dass er nicht mehr jeden Augenblick das Bewusstsein zu verlieren drohte. Erschöpft lehnte er sich gegen Kushina. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
»Grundlegend hat es zumindest funktioniert«, stellte Mito fest.
»Und sein Chakra mit einem Schlag nahezu vollständig verbrannt«, schimpfte Tsunade. »Das hätte auch nach hinten los gehen können.«
»In Anbetracht der Möglichkeiten, wie das noch alles hätte schiefgehen können, war das ein bemerkenswert guter Erfolg«, entgegnete Mito. »Der Rest ist Übung.«
»Aber frühestens in einer Woche«, ordnete Tsunade an. »Bis dahin Finger weg von jedwedem Jutsu.«
Eine Woche. Nein, so würde er Hiraishin nie sinnvoll anwenden können. Aber warum war das passiert? Warum hatte es all sein Chakra verbraucht? Tobirama hatte doch geschrieben, dass er eine nahezu unbegrenzte Menge an Siegeln gleichzeitig hatte besitzen können und dass er mit Leichtigkeit dutzende Male zwischen ihnen hin und her springen konnte, vor allem, wenn er nur sich selbst transportierte und das Siegel nicht weit entfernt war. Es hätte ein Kinderspiel sein müssen. Stattdessen konnte sich Minato jetzt kaum auf den Beinen halten.
Wo also lag der Fehler?
Er zermarterte sich in der kommenden Woche das Hirn darüber. Wenn er schon auf Tsunades Anordnung hin im Bett bleiben sollte, dann konnte er diese Zeit wenigstens auch sinnvoll nutzen. Sie hatte ihm ja nur verboten, Jutsus anzuwenden.
Tobirama hatte Hiraishin nicht entwickelt, um es danach anderen Shinobi zu lehren. Er hatte es immer für sich behalten. Das hieß, dass er sich auch nie die Mühe gemacht hatte, das Siegel für andere Personen außer ihm selbst anzupassen. Es war perfekt auf ihn zugeschnitten. Und damit lag die Antwort eigentlich auf der Hand.
Minato erfragte beim Hokage die alten Unterlagen über Tobirama, zumindest die, die für einfache Jōnin wie ihn zugängig waren. Das genügte allerdings schon und bestätigte Minatos Theorie. Tobiramas Chakra war eine Wassernatur, während Minatos Element Wind war. Dann konnte das natürlich nicht funktionieren.
Er legte Mito seine Überlegungen vor.
Interessiert lauschte sie. »Ja, du hast Recht«, sagte sie erstaunt. »Der Gedanke war mir natürlich nie gekommen, weil ich auch eine Affinität für Wasser habe; darin sind sich Senju und Uzumaki recht ähnlich.«
Kushina betrachtete das Siegel, das zwischen ihnen auf dem Tisch lag. »Dann müsste die Formel aber komplett umgeschrieben werden, um sie einem Windchakra anzupassen. Das würde grundlegende Elemente des Siegels beeinflussen und verändern, gleichzeitig muss aber die Balance zwischen Raum- und Zeitkomponente gewahrt werden.«
»Ja, das könnte ein wenig schwierig werden«, räumte Mito ein. Untertreibung des Jahrhunderts. »Aber doch nicht unmöglich. So etwas hat mich doch noch nie aufgehalten.«
Offensichtlich hatte sie Blut geleckt.
Es dauerte einige Wochen, bis sie damit vorankamen, und Minato musste sich eingestehen, dass er mit Mitos Verständnis für Siegel noch lange nicht würde mithalten können. Aber er brachte die Ideen ein, die er hatte, und manche davon erwiesen sich sogar als nützlich. Dennoch fühlte er sich Mito haushoch unterlegen, und dabei war er der Meinung gewesen, mehr als die meisten anderen in Siegeln bewandert zu sein.
Während sie noch überlegten, wie sie Tobiramas Formel abwandeln konnten, damit Minato das Jutsu ebenfalls nutzen konnte, begann Minato bereits damit, Taktiken zu studieren, die sich aus diesem Jutsu ergaben. Auch dazu hatte Tobirama ausführlich geschrieben und vieles erfreulicherweise auch reich illustriert. Auch wenn er dabei nicht unbedingt künstlerisches Geschick bewiesen hatte, wie Minato schmunzelnd feststellte, als er die Strichmännchenzeichnungen musterte. Sie erfüllten zumindest ihren Zweck.
Und dann, schließlich, hatten sie Erfolg. Sie hatten eine Formel gefunden, bei der sie alle drei sicher waren, dass sie funktionieren würde.
Wieder fanden sie sich im Garten ein und wieder platzierte Minato ein mit der neuen Hiraishin-Formel markiertes Kunai. Dieses Mal hatte er vorsätzlich nicht allzu viel im Vorfeld gegessen, sicher war sicher. Kushina betrachtete ihn nervös. Er lächelte ihr aufmunternd zu. Das würde schon funktionieren.
Er aktivierte das Siegel.
Argwöhnisch blickte er sich um. Er war definitiv an seinem Ziel angekommen. Dieses Mal blieben jedoch sowohl die Übelkeit als auch das Schwächegefühl aus. Na gut, ein wenig irritierend war es noch, so plötzlich die Perspektive zu wechseln, doch immerhin behielt er dieses Mal seinen Mageninhalt bei sich. Daran konnte er sich gewöhnen.
Einen Moment lang waren sie alle drei still. Dann riss Kushina die Arme jubelnd nach oben.
»YOSSHA!«, brüllte sie. »Es hat funktioniert! Wie abgefahren!«
Mito lächelte gütig. »Gratulation. Du hast es geschafft, Minato.«
Minato konnte ein Grinsen nicht zurückhalten. Er hatte es wirklich geschafft. Er hatte erfolgreich das Hiraishin no Jutsu des Nidaime Hokage angewandt, etwas, das vor ihm noch nie jemand erreicht hatte. Jetzt hieß es nur noch üben, üben, üben.
Er blickte zum Hokage-Felsen, hinauf zu Tobirama. Was er wohl dazu sagen würde? Wäre er stolz? Ein warmes Gefühl blubberte in Minatos Magengegend. Was für ein Jammer, dass er Tobirama niemals würde kennenlernen können.
Aber das waren müßige Gedanken. Er hatte noch eine Menge Arbeit vor sich.
Der Hokage hatte wohl seine Lehre aus Kushinas Ausbruch gezogen und war dazu übergegangen, Minato und Kushina des Öfteren gemeinsam auf Missionen zu schicken. Die meiste Zeit lernte Kushina zwar bei Mito all das, was sie später einmal als jinchūriki würde wissen müssen, doch sie war auch noch immer eine aktive kunoichi von Konoha, und dazu auch noch eine ziemlich starke. Mito höchstselbst hatte schon mehrfach Kushinas Verwendung der Adamantenen Ketten gelobt, eine Technik, zu der nur einige Uzumaki in der Lage waren.
Minato und Kushina stellten sich als effektives Team heraus, die bald schon berüchtigt waren bei Konohas Feinden. Gerade Kushina war ein beliebtes Ziel für Attentäter; man wusste wohl um ihre Rolle im Dorf. Dabei auch Minato aus dem Weg zu räumen, war wohl nur die Kirsche auf der Sahne, immerhin hatte er nicht gerade wenige feindliche Ninja auf dem Gewissen.
Doch jetzt endlich hatte er eine Technik, mit der er sie alle würde schlagen können.
Ein Schrei, weniger aus Angst und mehr aus Wut geboren.
»Ihr wollt meine Ketten? Dann kommt und holt sie euch, ihr Mistkerle!«
Sie hatten Kushina schon wieder unterschätzt.
Es war ihre Mission, den Feind hervorzulocken, indem sie sich eine offensichtliche Blöße gaben und schwach erschienen. Minato war immer wieder erstaunt, wie naiv manche Shinobi sein konnten, dass sie auf so etwas hereinfielen. Vielleicht war es ja auch Hochmut, wer wusste das schon. Der Gelbe Blitz von Konoha und die Rote Chilischote, sie waren nur zwei Personen, wie schwer konnte das schon sein, oder? Oder?
Es dauerte nicht lang, da war aus dieser kleinen Waldlichtung ein Schlachtfeld geworden.
Kushinas Chakraketten hatten längst den ersten Feind gefesselt. Verbissen zerrte er an den Ketten und konnte sie natürlich nicht lösen.
»So ein Mist! Gleich kannst du was erleben, du rothaarige Schlampe!«
Das war ein Fehler. Niemand machte abfällige Kommentare über Kushinas wunderschönes Haar, schon gar nicht in Minatos Gegenwart. Doch bevor er auch nur einen Finger krümmen konnte, hatte Kushina das ganze zu einem raschen und recht blutigen Ende gebracht.
»Du mieses Stück Dreck!«, keifte sie und zog die Kette fest.
Der Effekt war verheerend, als die Ketten tief in Kushinas Opfer schnitten. Mit einem feuchten Platschen fielen die einzelnen Teile dessen, was von dem Mann noch übrig geblieben war, zu Boden. Sein Gesicht war in ewigen Unglauben eingefroren, er hatte nicht einmal verstanden, was da mit ihm passierte. Seine Kameraden wirkten mit einem Male unsicher, als sie die zerstückelte Leiche.
Minato stellte sich Rücken an Rücken zu Kushina. »Zwanzig Mann, das wird ein Spaziergang.«
»Glaub ja nicht, dass du mir die ganze Arbeit allein überlassen kannst«, drohte Kushina ihm. »Sonst koch ich dir heute Abend nichts.«
Das war eine ernstzunehmende Drohung, und Minato sah zu, dass er seine Kunai zückte. Sie waren allesamt mit seinem neuen Siegel markiert. Sein Blut kochte bei der Aussicht, endlich zu tanzen und zu fliegen, wie Tobirama es einst getan hatte.
»Mit deinen Spielzeug-Kunai kommst du nicht gegen uns an«, sagte einer der Feinde.
Minato ignorierte ihn. »Pass auf, Kushina. Ich nenne das Rasen Senkō Chō Rinbukō Sanshiki.«
Er warf die Kunai bogenförmig von sich fort. Ihre Feinde starben.
Noch in dem Moment, indem die Kunai flogen, teleportierte sich Minato zu ihnen. Seine Feinde sahen niemals, was auf sie zukam, er war viel zu schnell für sie. Der helle Lichtblitz, den er zum Teil dieser Technik gemacht hatte, sorgte für zusätzliche Verwirrung.
Dem ersten durchtrennte er die Halswirbelsäule, als er in seinem Rücken erschien, und entriss ihm gleichzeitig das katana. Damit teleportierte er gleich zum nächsten und öffnete ihm die Bauchdecke. Noch bevor seine Gedärme überhaupt hervorgequollen waren, war Minato schon bei seinem dritten Opfer, dem er verstärkt durch seinen eigenen Schwung den Schädel eintrat.
So tanzte er von Feind zu Feind, alles nur innerhalb kaum einer Handvoll Herzschläge. Kushina übernahm die, die Minato ihr übrig ließ, und durchbohrte sie mit ihren Ketten. Schreiend endeten so gleich fünf mit einmal, und da war es auch schon vorbei. Stille senkte sich über den Wald. Ein paar Vögel flatterten aufgeschreckt davon.
Gemächlich trat Minato auf sein letztes Opfer zu. Er wusste, wie er schon wieder aussah, von Kopf bis Fuß mit Blut und anderen, unappetitlicheren Klümpchen bedeckt, die an seiner Weste hafteten. Jiraiya würde das nicht gern sehen, aber Jiraiya war nicht hier.
Der Mann lebte noch trotz des eingetretenen Brustkorbes, lange würde er es aber dennoch nicht mehr machen. Minato stellte sich über ihn, sein Schatten fiel auf das vor Panik und nackter Todesangst verzerrte Gesicht des Mannes. Er heulte wie ein kleines Kind und rief nach seiner Mutter. Blut lief ihm aus Mund und Nase.
Minato kniete sich neben sein Opfer und hielt ihm die Klinge seines Kunai an die Wange. »Spielzeug, ja?«
Die Augen des Mannes waren weit aufgerissen und blutunterlaufen, sein Atem ging röchelnd. Seine zerstörten Lungen konnten sich nicht mehr genügend mit Luft füllen.
»Flucht bei Sichtkontakt. Scheiße, das war nicht übertrieben.«
Minato schlitzte ihm die Wange auf. Der Mann schrie unartikuliert, die Luft pfiff aus dem Schnitt in seinem Gesicht.
»Mama«, lallte er. Er weinte.
Minato beugte sich zu ihm hinab und wisperte: »Keine Sorge. Bald schon wird Nacht sein und du wirst selig schlafen. Ich werde das letzte Licht sein, das du in diesem Leben siehst.«
Langsam, Zentimeter um Zentimeter, sank die Klinge in die Kehle des Mannes, durch seine Mundhöhle hindurch und bis hinein in sein Hirn. Er gurgelte. Seine Glieder zuckten. Dann lag er still.
Minato stand auf. Befriedigendes Tagwerk.
»Der Blitz war aber nicht Teil der originalen Technik, oder?«, stellte Kushina fest.
»Nein, das war meine eigene Ergänzung«, sagte Minato und fügte mit einem schelmischen Grinsen an: »Für den Effekt.«
»Poser.« Sie schmollte. »Hast du gehört, wie diese Arschlöcher meine Haare beleidigt haben?«
Er zog sie in seine Arme. »Ja, habe ich. Unerhört. So etwas lasse ich nicht einfach so auf sich ruhen. Du hast wirklich wundervolles Haar, lass dir da ja von niemandem etwas anderes sagen.«
Sie lächelte. Er küsste sie. Endlich war er schnell genug.
Zu ihren Füßen breitete sich das Blut aus.
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