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Kapitel: | 2 | |
Sätze: | 473 | |
Wörter: | 6.675 | |
Zeichen: | 37.268 |
Leben.
Das Leben ist für viele Menschen wunderschön. Für andere aber war es eine Qual. Doch auch wenn das Leben so unterschiedlich war, hatte es für jeden etwas Einzigartiges. Einige sahen diese Einzigartigkeit in anderen Lebewesen, andere sahen sie in ihrem tun oder in sich selber. Doch egal wie verschieden diese Ansichten waren, so hatten sie alle etwas gemeinsam, nämlich den Glauben an diese Einzigartigkeit! Die Frage ist aber, was tun wenn man den Glauben verliert oder wenn man die Person, die die Einzigartigkeit für einen verkörpert, verschwand? Sollte man dann auch verschwinden? Man musste nicht in dieser Welt bleiben, wenn man nicht wollte! Aber wenn man einfach ging konnte man dieses einzigartige Leben nicht mehr finden. Wenn man ging war es vorbei. Deshalb war das Leben einzigartig und eigentlich auch schön. Das Leben ist eine Kunst, die niemand versteht oder gar in ihrer ganzen Schönheit sehen konnte. Könnte man es aber sehen, so würde man sich doch fragen, was er einem brachte. Fürs erste nichts, aber vielleicht später einmal, wenn man sich entscheiden musste ob man blieb oder lieber ging. Dies sollte aber gut überlegt sein, denn nicht jeder bekam eine zweite Chance.
Helles Tageslicht viel durch die großen Fenster des Saals und ließ dadurch das Weiß der Wände noch heller erscheinen als es eigentlich war. Die Decke des Raums wurde von mehreren Säulen gestützt. Gegenüber von einer großen Holztür befand sich auf einer Anhöhe eine Art Thron.
Die Stille, die in dem Saal herrschte wurde durch das öffnen der Tür durchbrochen. Zwei Personen betraten den Raum. Mit schnellen Schritten ging eine Person der beiden in die Mitte des Saals. Es war ein schwarzhaariges Mädchen Als sie in der Mitte an kam dreht sie sich um und lächelt die andere Person – ein Junge – an. Er lächelte zurück. Keiner von beiden sagte etwas.
Dann drehte sich das Mädchen wieder um und sah nun in die Richtung des Throns. Einige Minuten verstrichen in denen keiner von beiden sprach oder sich bewegte. Gerade als der Junge etwas sagen wollte machte das Mädchen einen kleinen Schritt nach vorne, dann hielt sie für ein paar Sekunden inne und drehte sich anschließend im Kreis. Einfach und im Kreis. Aber dabei schien sie glücklich zu sein, denn ihr Lächel würde dabei etwas größer. Ihren Kopf hatte sie in den Nacken gelegt so dass sie nun an die Decke sah. Der Junge mit den braunen Augen beobachtete sie dabei. Nachdem sie dies einige Zeit lang getan hatte blieb das Mädchen wieder stehen und schien zu überlegen, dabei sah die auf ihre Kleidung. Sie trug ein weißes Oberteil, dessen Ärmel denen eines Kimonos glichen. Und dazu einen weißen kurzen Rock, der mit vielen roten Bändern, wovon einige bis zum Boden reichten, verziert war. Die vorderen Haare, die ihr manchmal im Gesicht hingen, hatte sie mit einer Schleife nach hinten gebunden. So das ihr keine Haare im Gesicht hingen konnten. Plötzlich sah das Mädchen wieder zu dem Jungen und ging dann auf diesen zu. Ihre haselnussbraunen Augen leuchteten dabei vor Freude. Sie hielt ihm ihre Hand entgegen, die er kurz darauf auch ergriff. Etwas verwirrt folgte er der Schwarzhaarigen. Diese sah ihn aufmunternd an.
Die beiden standen sich gegenüber. Dann aber schien der Junge endlich begriffen zu haben was das Mädchen eigentlich genau von ihm wollte. Man konnte im mehr als nur deutlich ansehen, dass er nicht sehr begeistert war. Es war nicht so, dass er nicht mit dem Mädchen tanzen wollte, nein ganz und gar nicht. Es war eher so, dass er es nicht konnte. Tanzen war einfach nicht seine stärke, er sah lieber der Kleine – wie er sie manchmal nannte – dabei zu. Er liebte es sie zu beobachten.
Gerade als er sich gegen ihre Idee äußern wollte, nahm sie ihn an den Händen und begann sich mit ihm, zur Einstimmung, im Kreis zu drehen, so wie sie es zu vor getan hatte. Dabei stellte sich der Junge weder besonders talentiert noch besonders dumm an. Aber wenn man sich im Kreis drehte, brauchte man weder Talent noch Übung oder ähnliches. Jeder konnte dies, wenn er nur wollte. Nach dem die beiden sich einige Zeit lang gedreht hatten und ihnen leicht schwindelig war hörten sie auf. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Mädchens. Und auch der Junge schien zufrieden zu sein.
Die Braunäugige umarmte den Jungen, der ein ein halb Köpfe größer war als sie. Dieser hob sich leicht nach oben und stellte sie auf seine Füße. Erst war die kleinere von beiden etwas verwirrt über sein tun, doch dann verstand sie was er wollte.
Auch wenn der Junge immer behauptete er könne nicht tanzen, so beherrschte er dennoch den Walzer – was aber auch sehr wichtig war, da er diesen oftmals auf den Bällen, die veranstaltet wurden und die er besuchen musst, getanzt wurde.
Das Mädchen fühlte sich nun wie ein kleines Kind, das auf den Füßen ihres Vaters stand und mit diesem ein wenig durch das Wohnzimmer tanzte und sich dabei wie eine kleine Prinzessin vorkam. Der Braunäugige drückte die Schwarzhaarige leicht an sich und begann dann endlich mit dem Walzer. Im ehrlich zu sein fühlte er sich dabei aber nicht besonders wohl. Tanzen war definitiv nicht sein Ding!
Nach einigen Minuten beendeten die beiden ihr tun wieder und das Mädchen stand wieder mit ihren Füßen auf den Fliesen. Sie drückte dem größeren einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn dann lieb an. Dieser schüttelte aber nur den Kopf und begab sich wieder zu der großen braunen Holztür und setzte sich auf eine der Stufen, die sich vor der Tür befanden. Seine Kleine – wie er sie manchmal nannte – blieb in der Mitte des Raums stehen und schaute ihn beleidigt an. Sie wollte dass er weiter mit ihr tanzte, aber zwingen konnte sie ihn schließlich auch nicht. Wie denn auch. Mit Gewalt? Sie war um einiges schwächer als er. Mit Erpressung? Sie wusste zwar viel über ihn, aber er wusste auch viel über sie. Er könnte sie genauso erpressen. Mit netten Worten? Dazu war er zu stur. Was blieb ihr also übrig, als beleidigt zu sein und dann wieder ganz alle sich im Kreis zu drehen. Wenn er nicht wollte, dann wollte er nicht. Daran konnte man nichts ändern. Aber dafür würde sie ihn später noch ein wenig ärgern. Der Gedanke an dieses Vorhaben ließ sie schließlich wieder glücklich lächeln.
Tod.
Der Tod ist etwas woran niemand denken will. Er ist etwas wo vor viele Angst haben. Manchmal ist er schmerzhaft – manchmal schmerzfrei. Doch ein hatten beide Varianten gemeinsam – sie beendeten das Leben. Der Tod ist also so etwas wie der Schlussstrich. Danach kam nichts mehr. Wer tot war, war tot. Da konnte man alles drehen und wenden wie man wollte. Doch wer entschied eigentlich wann man sterben musst, oder wie man starb? Dies entschied man selber. In seinem früheren Leben. Das klang vielleicht verrückt, war aber so. Doch manchmal entschied jemand anders für uns. Nämlich die Götter. Unter Götter durfte man aber nicht nur die verstehen, die immer gutes tun, nein im Grunde war auch der „Teufel“ ein Gott. Und diese Götter entschieden manchmal über das Leben der Menschen. Doch das ließ die Frage, wer sich um den Tod der Götter kümmert, stellen. Ja, wer war für die Götter zuständig? Sie selber? Oder vielleicht die Menschen? Ja, die Menschen richteten in seltenen Fällen die Götter. Doch manchmal traf es einen Gott oder eine Göttin, die den Menschen nichts Böses wollte – ihnen auch nie etwas getan hatte. War das dann eigentlich fair? Vielleicht. Immerhin starben auch oft unschuldige Menschen.
Wie das Leben hatte auch der Tod so etwas wie eine Einzigartigkeit. Sie spiegelte sich in der Todesursache und in den letzten Gedanken des oder der Verstorbenen wieder. Nur blieb dies vielen verborgen. Wenn man aber starb und trotzdem weiter lebte, dann konnte man diese Einzigartigkeit sehen. Aber konnte man sie auch beschreiben? Wahrscheinlich nicht. Aber das war auch nicht schlimm.
Es gab aber Menschen, die sich nichts sehnlicher als den Tod wünschten. Nur warum? Egal warum, es musste einen vernünftigen Grund geben, der aber nicht für alle vernünftig war. Vielleicht hatten einige von ihnen ja die Einzigartigkeit des Todes erkannt oder aber sie hatten keine Kraft mehr für das Leben.
Manchmal war der Tod aber auch der letzte Ausweg um jemanden den man liebte zu beschützen. Manchmal gab es nur diesen einen Weg und man war bereit ihn zu gehen, nur um eine geliebte Person am Leben zu erhalten oder sie zu beschützen, vor all dem schlechten, das keinen Namen hatte.
Manchmal konnte man nur auf diese eine Art und Weise für jemanden da sein, der einem alles und noch mehr bedeutete.
Manchmal entschied ein einziges Wort über Leben und Tod.
Manchmal entschied ein einziges Wort, ein einziger Satz um die gesamte Zukunft.
Das Mädchen drehte sich immer noch im Kreis. Es schien sie nicht zu langweilen immer nur an die Decke zu sehen und sich zu drehen. Dabei wurde sie von dem Jungen beobachtet. Dieser schien aber plötzlich wie verändert. Sein Lächeln war verschwunden. Die Augen strahlten Verwirrung aus. Das was er sah, das verirrte ihn und machte ihm auch irgendwie Angst. Eine Angst die aber anders war als alle Ängste die er bisher kannte. Was war das? Er wusste es nicht.
Vor seinen Augen fing plötzlich alles an zu verblassen. Wie auf einem alten Foto. Das Mädchen schien dies aber nicht zu bemerken und stoppte ihr tun nicht. Dem Jungen hingegen entging dies nicht und er versuchte das Mädchen darauf aufmerksam zu machen, doch seine er blieb stumm. Egal wie laut er sie rief, kein Ton kam über seine Lippen. Und als er auf sie zu gehen wollte schien es so als würde sie sich von ihm weg bewegen. Immer mehr verblasste alles. Er versuchte weiterhin sie einzuholen, doch er schaffte es nicht. Die Angst breitete sich immer weiter in ihm aus. Er hatte Angst sie zu verlieren. Er hatte Angst sie könnte ihn verlassen. Er hatte Angst ihr könnte etwas zu stoßen. Warum merkte sie denn nichts?
Plötzlich blieb das Mädchen stehen und stand nun mit dem Rücken zu ihm. Sie drehte ihren Kopf leicht nach hinten, so dass sie ihn sah. Sie lächelte – so wie immer. Sie hatte ein schönes Lächeln. Es war so freundlich, warm, ehrlich und es gehörte jetzt nur ihm. Ihm ganz allein. Er machte wieder einen Schritt auf sie zu, doch er kam ihr nicht näher. Er reif erneut ihren Namen, doch auch diese Mal kam kein Ton über seine Lippen. Er blieb stumm. Die Schwarzhaarige hingen hatte sich nun doch zu ihm umgedreht und ihre Hände hinter ihrem Rücken versteckt. Sie sah dabei so unschuldig aus, das man sich dachte, sie hätte etwas zu verbergen. Denn so unschuldig wie sie in diesem Moment aussah konnte niemand sein!
Ihre Lippen formten wurde. Sie sagte ihm irgendwas. Doch er konnte sie nicht hören, er verstand sie nicht. Doch das schien ihr nicht auf zu fallen oder aber es war ihr egal. Er wollte wissen was sie sagte und lauschte angestrengt ihren Worten, die dadurch aber auch nicht lauter wurden. Aber seine Mühe wurde dann doch noch belohnt. Zwar hatte er den Teil davor und den Teil danach nicht mehr Verstand aber vielleicht waren diese Teile auch total unwichtig. Wer weiß… Vielleicht aber würde sie ihm später sagen, was sie ihm sagen wollte oder besser gesagt hatte.
„…Daisuki!...“
Hass.
Der Hass war und ist ein Gefühl, dass jeder irgendwann einmal kennen lernt. Entweder man empfindet ihn und er wird für einen empfunden. Er entsteht ganz leicht und man bemerkt ihn nicht sofort. Ganz langsam schleicht er sich ins Unterbewusste sein und fängt von dort an sein Handeln zu beeinflussen. Man selbst merkt es nicht. Andere vielleicht schon, doch wenn sie es einem sagen, dann block man meistens ab. Was wissen andere schon groß von einem? Die Lieblingsfarbe? Das Lieblingsessen? Die Lieblingsband oder das Lieblingstier? Was hat dies alles schon groß zu bedeuten. Egal ob jemand weiß was man mag oder nicht mag, schlussendlich bestimmt man selber ob andere etwas über einen selbst wissen oder nicht. Man sollte nie vergessen, wenn man mit anderen Menschen redet, dass Wissen Macht ist und wenn jemand Macht über andere hat wird er diese früher oder später nutzen. Jeder handelt irgendwann so.
Der Hass unterstützt solch ein Verhalten und macht es meist noch schlimmer. Er lenkt einen und lässt einen ganz langsam und ohne dass man es merk zu etwas werden, dass man nicht sein möchte. Wenn man Hass für jemanden empfindet, dann kann es passieren, dass man diesen unbewusst oder auch bewusst das Leben zu Hölle macht. Man redet schlecht über die betreffende Person und versucht die Schwächen des anderen heraus zu finden und gegen ihn bzw. sie zu verwenden. Doch wenn der Hass zu groß ist und man nicht mehr weiter weiß, dann kann man auch zu einem Mörder werden. Entweder zum Mörder seiner selbst oder der Mörder eines anderen Mitmenschen. Keins beiden ist etwas, was man als gut bezeichnet. Beides sorgt für Leid und diesen sollte man nicht herauf beschwören, denn es gibt ihn schon über all, zu genüge. Leid war etwas das man verhindern konnte. Es gab großes Leid und kleines Leid, doch beides war Leid und war oft aus Hass entstanden.
Hass konnte man nicht vermeiden. Er entstand schnell und verschwand nur langsam. Wenn man jemanden nicht mochte, weil er nicht dieselben Ansichten hatte und dies auch offen äußerte, weil Dinge tat, die man nicht mochte, weil er etwas hatte was man selber nicht besaß und niemals besessen wen wird, weil er besser war als man selber. Dies alles und noch einiges mehr konnten Gründe für den Hass sein. Doch auch Freundschaft konnte daraus entstehen, denn man brachte die Abwechslung.
„Hass“ war ein sehr starkes Wort und auch ein starkes Gefühl. Oft sagte man „Ich hasse dies…“, oder, „Ich hasse das…“, oder, „Ich hasse den da…“, ohne zu wissen, dass man es oder ihn bzw. sie nicht hasste, sondern einfach nur nicht leiden konnte. Niemand wird je die Grenze zwischen „nicht mögen“ und „hasse“ genau definieren können, dies war unmöglich und eigentlich auch unwichtig, denn wer hielt sich schon mit solchen Kleinigkeiten auf, dabei war es doch so wichtig.
Negativ war der Hass aber auch nicht immer. Er konnte einen auch stark machen. Gefühle machten einen oft stark. Manche mehr, mache weniger. Doch auch damit hielt sich niemand auf. Aber warum? War es zu schwer sich damit auseinander zu setzten? Oder waren die Menschen schlicht weg einfach zu faul dazu? Könnte es vielleicht auch sein, dass sie es nicht verstanden? Wollten sie es nicht verstehen? Es gab so viele Fragen, die niemand lösen wollte. Aber vielleicht konnte man, sobald diese Fragen geklärt waren, den Hass unter den Menschen lindern oder das Leid. Doch damit beschäftigte sich auch niemand.
Niemand verlor gerne, doch den Kampf gegen den Hass verlor jeder, denn man bemerkte ihn nicht und wenn doch, war es oftmals schon zu spät. Gegen Gefühle verlor jeder und jeder ließ sich von ihnen beeinflussen. So war das Leben nun mal.
Das weiße Zimmer leuchtet hell und die Sonnenstrahlen, der gerade aufgehenden Sonne, tauchte es in sein sanftes orange-rot und verlieh ihm damit eine angenehme Atmosphäre, die durch ein Mädchen, das auf dem schneeweißen Sofa saß, nicht gestört wurde. Ganz im Gegenteil, es sorgte sogar dafür, dass alles beruhigender und einladender wirkte. Eine leise Melodie erfüllte den Raum und wurde durch das offen Fenster nach draußen getragen, wo sie sich in alle Himmelsrichtungen zerstreute und dann irgendwann irgendwo für immer verschwand.
Vor dem Mädchen stand ein Tisch. Er war braun und stach dadurch sehr hervor. Auf dem Tisch standen mehrere Schüsseln. In einer eine schwarz-braune Flüssigkeit in den anderen Früchte. In jeder der Fruchtschalen befand sich ein kleiner hellbrauner Holzspieß. Mit diesem stach das schwarzhaarige Mädchen in eine der Obstsorten und tauchte sie dann in die Flüssigkeit. Beim heraus nehmen, der nun mit Soße überzogenen Frucht, ließ sie das schwarz-braune Zeug abtropfen und aß danach das süße Obst. Diesen Vorgang wiederholte sie mehrere Male. Immer wieder dach sie in eine Frucht, tunkte diese in die Schale ohne Früchte, ließ die Flüssigkeit abtropfen und aß dann das Obst. Die Braunäugige schien dieses Essen sehr zu lieben, denn sie aß es mit einem brauen glücklichem Lächeln. Und störte sich gar nicht daran, dass sie nicht alleine war. War der andere hier um auf sie aufzupassen oder um aufzupassen, dass die Möbel nicht dreckig wurden. Egal, es war ihr egal. Sie wollte nur in ruhe essen und dies konnte sie auch.
Doch nach einiger Zeit hielt sie inne, legte den Holzspieß zur Seite und sah einfach nur durch das große Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Der Sonnenaufgang war wunderschön. Einige Tiere waren schon wach und machen sich zum Beispiel durch Gezwitscher bemerkbar. Ein freudiger Seufzer entwich ihrer Kehle. Sie baumelte leicht mit ihren. Durch ihr Verhalten wirkte sie auf einen wie ein kleines Kind, was sie aber nicht mehr war und nie sein durfte. Mit langsamen Schritten näherte sich der Junge und setzte sich neben das Mädchen. Gemeinsam sahen sie aus dem Fenster und schwiegen sich an. Die Stille war aber keines Wegs unangenehm. Nein, sie war sogar recht erholsam.
Ein kleiner Vogel mit blauem Gefieder landete auf dem Fensterbrett und sah ihn den Raum. Minuten vergingen. Der Sonnenaufgang war vorbei. Eine leichte Traurigkeit lag nun in den Augen der Schwarzhaarigen, aber sie wusste auch dass es einen neuen geben würde und der Sonnenuntergang war auch so schön. Dieser würde in einigen Stunden geschehen. Sie stand auf und ging um den Tisch herum zu dem großen Fenster. Derjenige, dessen Aufgabe es war, dieses zu putzen war wirklich gestraft. Es dauerte bestimmt lange bis es sauber war. Zwar schierte niemand absichtlich etwas dagegen, aber es war einfach so groß, so empfand es zumindest das Mädchen.
Der kleine blaue Vogel blieb sitzen. Normalerweise folgen die Vögel, sobald man sich ihnen näherte, weg. Doch scheinbar hatte dieser kleine tapfere Kerl keine Angst und blieb sitzen. Die Traurigkeit war aus den Augen der Braunäugigen verschwunden und war durch Freude ersetzt worden. Sie gab es nur ungern zu, aber sie litt unter Stimmungsschwankungen, die einen ziemlich schnell auf die Palme treiben konnten, wenn man es nicht gewohnt war. Doch selbst dann war es manchmal ziemlich anstrengend.
Langsam streckte sie ihre Hand nach dem Vogel aus, hielt aber kurz vor ihm inne. Der kleine Kerl hüpfte auf ihren Finger, der ihm an nahsten war und sah zu ihr auf. Ein leises Geräusch kam von ihm und ließ das Mädchen lächeln. Der kleine war aber auch verdammt süß. Eine leichte Brise, die auf gekommen war, wehte die Haare der Braunäugigen nach hinten und trug den Duft von Blumen und den Blühten der Bäume zu ihr und dem Jungen ins Zimmer. Der Blick des Mädchens wanderte von dem kleinen Lebewesen in ihrer Hand zu dem Jungen, der immer noch schweigend auf dem Sofa saß und sie beobachtete. Was er wohl wollte? Sollte sie fragen? Nein, er sollte es ihr einfach so sagen. Vielleicht wollte er sich einfach nur mal ausruhen. Dieser hingegen stand auf und kam auf sie zu, doch er hielt einen kleinen Abstand zwischen ihr, damit das Tier nicht aus Angst vor ihm davon flog. Mit einem nicht genau definierbaren Blick sah er ihr in die Augen. Sie liebte seine Augen. Sie waren wie ihre. Ein leuchtendes helles braun, das ein schon von weitem anlächelte, auch wenn dessen Besitzer nicht lächelte. Sie verlor sich immer wieder in diesen Augen, dabei hatte sie doch dieselben. Ob es ihm genauso erging wie ihr? Was war dann eigentlich mit anderen Menschen? Verloren sie sich auch in diesen Augen? Ein mattes Lächeln lag auf den Lippen ihres Gegenübers. Er war müde. Ein erneuter leichter Windstoß ließ den blau gefiederten Vogel aufschrecken und davon fliegen. Betrübt blickte sie ihm hinterher. Sie wollte doch so gerne den kleinen noch eine Weile betrachten, aber damit war nun Schluss.
Eine Hand auf ihren Schultern ließ sie nach hinten sehen. Der andere war ihr jetzt ganz nahe. Vorsichtig, fast so als war sie eine teure, zerbrechliche Vase, nahm er sie in seine Arme und drückte sie behutsam an sich. Verwirrt von dieser Aktion lehnte sie sich an ihn. Warum sollte sie sich auch dagegen wehren. Eine Umarmung tat immer gut und gesund war sie sowieso. Sie strich immer wieder mit ihrer Hand über den Rücken des Jungen. Ihre Augen hatte sie geschlossen. Auch sie war müde, dabei war sie erst vor kurzem aufgestanden. Das der andere müde war, war kein Wunder, denn dieser arbeitete hart und viel. Manchmal sogar mehrere Tage ohne eine Pause in der er schlafen konnte. Warum er sich dies antat war ihr nicht klar, aber sie wusste dass es ihretwegen war. Zwar wollte sie es nicht, aber ändern konnte sie es auch nicht, denn in diesem Punkt blieb der andere stur.
Als sie sich wieder von einander lösten begab sie sich sogleich auf den Weg zu dem weißen Sofa, das bis jetzt noch keine Flecken hatte, und setzte sich neben den kleinen weißen Stoffhasen mit den pechschwarzen Kulleraugen und dem kleinen schwarzen Stupsnäschen. Sie nahm das Stofftier in die Arme und drückte es ganz fest an sich und lächelte dabei wie ein kleines Kind, das genau das zu Weihnachten bekommen hatte was es wollte. Stille herrschte immer noch in dem Raum. Der Junge bewegte sich nicht und sah immer noch nach draußen auf den großen blühenden Garten, der sich rund um das Gebäude erstreckte. Die Schwarzhaarige hingegen aß genüsslich ihre Früchte mit Schokosoße weiter und hörte erst auf als eine der Schalen leer war. Traurig über diese Tatsache, den in dieser Schale waren ihre Lieblingsfrüchte gewesen, nahm sie die Schüssel und ging zu dem Junge und zupfte an dem Ärmel. Sofort reagierte dieser und sah sie fragend an, aber als der die leere Schüssel mit dem hell roten Wasser darin sah, wusste er sogleich was geschehen war. „Deine Lieblingsfrüchte sind leer. Willst du neue?“ Seine sanfte Stimme drang an ihr Ohr. Sie liebte diese Stimme. Sie wollte sie immer wieder hören. Abends kurz vor dem Bettgehen, musste er ihr eine Gesichte erzählen – eine lange. Eigentlich, wenn man es ganz genau nahm, dann kannte sie viele Leute, die so eine Stimme hatten. Eine, die man immer wieder hören wollte, von der man nie genug bekommen konnte. Doch das aller schönste war, dass dieser Stimme oft nur für sie bestimmt waren. Sie war für die meisten eine kleine Prinzessin, die man beschützen musste und der man jeden Wunsch von den Augen ablas. Aber sie wollte keine Prinzessin sein. Sie wollte nur ihre Freunde bei sich haben und die Stimmen von diesen immer wieder hören, weil sie so schön waren. Viel schöner als ihre, auch wenn sie die einzige war, die diese Meinung vertrat.
Auf die Frage des größeren nickte sie nur. „Ok, dann holte ich die neue. Warte kurz.“ Er verschwand und kam nach einiger Zeit, in der die kleinere der beiden sich nicht vom Fleck bewegt hatte, wieder und stellte das Gewünschte auf den Tisch, neben die Schokoladensoße. Freudig kam sie zu ihm fast schon gehüpft und umarmte ihn. Zwischen ihr und dem Junge war der kleine Hasse. Sie setzten sie beide wieder hin und das Mädchen begann wieder zu essen. Der Junge fand es schon erstaunlich, dass die kleine solange und vor allem so viel essen konnte ohne dabei dicker zu werden. Gut, die kleine betrieb auch ziemlich viel Spot. Falls man ihr herum laufen durch das gesamte Gebäude, das nicht gerade klein war, als Spot bezeichnen konnte. Während er also sie beobachtete fiel ihm auf, dass sie einen Stoffhasen bei sich hatte. Er war nicht gerade sehr aufmerksam bei solchen Sachen, dafür besah er sich den kleinen nun genau. Niemand würde ihn dabei stören. Das kleine Wesen, das aus weißen Stoff und Wolle bestand und nur doch kaum sichtbaren Fäden zusammen gehalten wurde und mit seinen schwarzen Kulleraugen unschuldig drein blickte, hatte auf der rechten Seite ein große weiße Blühte, die einen aber auch ein eine Schleife eines Geschenkes erinnerte. Das rechte Ohr wurde durch die minimale Last aber dennoch leicht nach untern gedrückt. Dies ließ das Stoffwesen aber nur noch niedlicher wirken.
„Wie heißt er?“, fragte der Junge dann plötzlich. Er kannte alle ihre Stofftiere, sogar die Namen wusste er, aber dieses hier hatte er bis her noch nicht bei ihr gesehen. Ob es ein Geschenk von jemandem war, dies würde zumindest die Blumenschleife erklären. Oder hatte sie sich es selber gekauft? Sie sah ihn an. Es schien fast so als würde sie überlegen, ob sie ihm antworten sollte oder nicht. Doch wie sich heraus stellte lag es nicht daran sondern an jemanden, der die beiden schon seit längerem bei ihrem beisammen sein beiwohnte ohne bemerkt zu werden. Durch ein räuspern machte er sich schließlich bemerkbar. Erschrocken wirbelte der Junge herum und sah den anderen. Dieser sah nicht nur genervt, nein, sondern auch ziemlich wütend aus, was er aber versuchte zu verbergen. Er wollte durch seine schlechte Laune, die Atmosphäre in dem Raum nicht zerstören, denn es würde niemandem helfen und am wenigsten ihm selbst.
Mit einer Kopfbewegung deutete er dem Jungen, der neben dem schwarzhaarigen Mädchen, an, dass er mit kommen sollte. Seufzend kam der braunäugige der Geste nach und machte sich auf den Weg das Zimmer zu verlassen. Zu gerne hätte er jetzt schon gewusst, wie der Name des neuen Mitbewohners war, aber dies musste wohl oder übel auf später verschoben werden. Er drehte sich kurz bevor er den Raum verließ noch einmal um und lächelte sie an: „Bis später!“
„Kisu…“
Liebe.
Die Liebe war und ist wie der Hass ein Gefühl, dass einen beeinflusste ohne das man es merkte. Sie kroch langsam in den Verstand und manipulierte dort die Gedanken und die Handlungen. Man konnte es nicht aufhalten, denn man bemerkte sie meistens gar nicht. Wie beim Hass veränderte die Liebe einen ohne das es einen bewusst war. Selbst wenn man es zu hören bekam blockte man es ab. Liebe machte einen verletzlich und niemand wollte verletzlich sein, denn dann wäre man schwach und Schwäche wurde in der Gesellschaft nicht geduldet.
Wie der Hass wurde auch Liebe irgendwann einmal empfunden. Man konnte einen anderen Menschen lieben, aber auch sich selber oder Tiere. Doch oft wurde „lieben“ mit „mögen“ verwechselt. Oft sagte man „ich liebe dies…“, oder, „Ich liebe das…“, oder, „Ich lebe ihn/ sie…“, ohne das man es eigentlich wirklich so meinte. Man mochte diese Sachen oder diese Personen bloß besonders gerne. Liebe war etwas anderes. Doch auch hier konnte man die Grenze zwischen „lieben“ und „mögen“ nicht genau benennen. Es wäre viel zu kompliziert und der Mensch versuchte komplizierte Dinge zu vermeiden, auch wenn es nicht immer gelang. Aber vielleicht wäre es besser die Liebe und den Hass besser verstehen zu wollen, denn sie sorgten beide für Leid und kontrollierten einen, wenn sie erste einmal besitz von einem ergriffen hatten. Wollte man eigentlich das man kontrolliert wurde oder nicht? Wenn man von einem anderen, auch wenn es nur ein Gefühl war, gelenkt wurde, dann war es doch einfacher. Man musste keine Entscheidungen treffen und konnte alles auf jemand anders schieben. Ja, das wollte doch jeder. Keine Verantwortung. Verantwortung bedeutete Last und Last erdrückte einen und machte einen, wenn man sie zu lange trug, krank und führte im alles schlimmsten Fall zum Tod. Wollte man das? Nein!
Der Hass war etwas Negatives und die Liebe etwas positives. So wurde es von den Menschen gesehen, doch beide hatten auch etwas von dem jeweiligen anderen. Hass konnte auch etwas Positives haben und Liebe etwas negatives, dies lag ganz alleine im Auge des Betrachters. Beide Gefühle konnten einen stark machen, aber auch schwächen. Beide konnten einen in den eigenen Tod treiben oder einen anderen. Beide konnten einen ein kleines oder großes Leid bescheren, wenn man nicht gut aufpasste.
Leid konnte zum Beispiel Liebeskummer sein. Oder das Gefühl, wenn man erfuhr, dass man Jahre lang hintergangen wurde. Dieses Gefühl, dass man in diesem Moment empfand, konnte ganz schnell zu Hass werden. Viele sagen „Liebe ist das Gegenteil von Hass“, während andere aber meinten, „Liebe ist nicht das Gegenteil von Hass“. Was nun Richtig war musste man selber entscheiden. Aber egal für man sich entschied, die beiden Gefühle langen nah bei einander und wenn man nicht aufpasste überschritt man, vielleicht unabsichtlich, den unsichtbaren Faden, der die beiden von einander trennte. Vor allem wenn man noch jung ist und keine Ahnung hat von „Liebe“ und „Hass“ hatte, war es schwer die beiden zu unterscheiden. Natürlich hatten ältere Menschen auch Probleme damit, aber sie beachtete dies meistens nicht.
Glücklicherweise gab es noch etwas das sich „Freundschaft“ nannte. Freundschaft war etwas, das einen klar machte, dass man auch einige Zeit lang ohne „Liebe“ und „Hass“ aus kam, aber sie konnte nichts davon ersetzen. Früher oder später würde man einem der beiden Gefühle verfallen. Es war immer nur eine Grafe der Zeit und der Selbstbeherrschung. Doch vielen fehlte es an Zeit und Selbstbeherrschung. Die Liebe war schon lange nicht mehr das was sie eigentlich sein wollte und der Hass auch nicht. Der Mensch lebte dafür viel zu hektisch. Man konnte so oft man wollte sagen, man soll sich mehr Zeit nehmen, aber diese neue Welt ließ dies gar nicht erst zu und so verschwand die eigentlich Bedeutung dieser beiden Bedeutungsstarken Wörter. Vielleicht war dies auch gut so, wer weiß? Niemand konnte etwas erklären, was er nicht versuchte zu verstehen und niemand versuchte oder wollte sie verstehen. Eines Tags werden all die Fragen, die man irgendwann in seinem Leben hatte geklärt werden, auch wenn es für einen selber schon zu spät war. Möglicherweise konnte man mit den Antworten auch die Gefühle verstehen und so verhindern, dass durch sie Leid und Schmerz entstand. Doch viel zu viele hatten angst vor der Wahrheit bzw. den Antworten. Wer weiß denn schon was die Antwort, die man erhält anrichten könnte. Vielleicht erzeugte sie genau das Gegenteil von dem was man wollte. Und was wollte man? Frieden? Krieg? Liebe? Hasse? Alles? Jeder wollte etwas anderes, aber im inneren wollten sie alle dasselbe. Aber niemand wollte Anfang auf das Ziel hin zuarbeiten. Sollte doch ein andere den ersten Schritt machen! Man selber war auf der sicheren Seite, wenn man nicht der Erste war. Leider verlor die Liebe durch diese Haltung immer mehr von ihrer Existenz und irgendwann einmal, in ein paar hundert Jahren, wäre sie verschwunden und eine kurze Zeit späte, wäre sie komplett vergessen. Dann würde es nur noch einen kleinen Funken Hass geben. Denn ohne „Liebe“ konnte der „Hass“ nicht existieren. Ohne sie verlor auch er seine Bedeutung. Bis auch er irgendwann einmal verschwand.
Ihr war langweilig. Wie lange saß sie schon hier und wartete? Sie wusste es nicht. Keine Uhr, auf die sie hätte schauen können, war in der nähe und aufstehen wollte sie auch nicht, dazu war sie zu faul. Ein genervter Seufzer entwich ihr und sie richtet ihr Blick auf die Decke. Diese war wie vieles in dem Gebäude weiß. Warum war eigentlich alles weiß? Es musste unbedingt etwas mehr Farbe in dieses Haus und zwar schnell. Am besten sie würde es den anderen Mal sagen und dann konnten sie gemeinsam neue Dekoration besorgen, ansonsten wäre irgendjemand wieder beleidigt und das wollte sie nicht.
Das leise klicken, dass der Türgriff machte, wenn man ihn herunter drückte, ließ sie wieder zur Tür schauen. Mit sehnsüchtigem Blick wartete sie darauf das die ebenfalls weiße Tür geöffnet wurde und die erwarten Leute herein traten. Ihr kam es viel zu lange vor, bis die Tür offen war und zwei Jungen herein traten. Sie sprang freudig auf und rannte zu den beiden. Dem Jungen mit dunkelblauen Augen, die schon fast schwarz waren, fiel sie sofort um den Hals. Dieser drückte sie aber nach einiger Zeit wieder weg, weil es ihm zu viel wurde und weil er keine Luft mehr bekam und er wollte noch nicht streben – dafür war er definitiv noch zu jung.
Erst jetzt sah sie zu dem anderen und lächelt ihn an. Er lächelte zurück. Der Junge, der nicht kurz zu vor fast erstickt währe, hatte in seiner rechten Hand eine weiße Tüte. Was in dieser war konnte man nicht erkennen. Neugierig wie sie war kam sie zu ihm und wollte sehen was in der Tüte war. Doch der andere ließ sie nicht, zumindest fürs erste nicht. Bald würde sie es eh in den Händen halten, aber zu vor wollte er noch etwas ruhe haben, denn er kannte ihre Reaktion auf das Geschenk schon. Es war immer dieselbe, aber sie war immer ehrlich und dies schätzte er sehr an ihr.
Beleidigt drehte sie sich weg von ihm und lief zu dem schwarzhaarigen, den sie zuvor fast erdrückt hätte, und umarmte diesen erneut. An ihm fand sie vor allem seine Augen und die Haare faszinierend. Er hatte diese dunklen Augen, die dennoch immer zu leuchten schienen, oder bildete sie sich dies nur ein? Seine Haare waren dafür aber nicht mal ansatzweise eine Einbildung. Sie waren wie ihre schwarz, doch auf der rechten Seite befand sich eine weiße Strähne, die sehr aus der dunklen Haarpracht hervor stach. „Was ist?“ Seine Stimme war sanft, fast so als würde irgendjemand in diesem Raum zerbrechen, wenn er nicht so sprach. Sie wusste, dass er nur in ihrer Gegenwart so sprach. Seine „richtige“ Stimme war zwar nicht unangenehm, ganz und gar nicht, aber er meinte, sie wäre nicht geeignet für die Kleine. Wie sie dies alles doch hasste! Aber hasste sie es wirklich? Nein, sie mochte es nur nicht. Eigentlich war es ihr sogar ziemlich egal ob er mit ihr in einem sanften Ton sprach oder nicht, Hauptsache er redete mit ihr. Sie konnte es nicht ab haben, wenn man nicht mit ihr sprach, vorausgesetzt natürlich, dass sie reden wollte.
Sie zeigte ihm ihren kleinen Stofffreund und lächelte ihn wie ein kleines Kind an. „Er ist schön.“ Ja, das war er wirklich. So rein und sauber – so unschuldig. Auch er wusste den Namen des kleinen nicht, aber Fragen wollte er jetzt auch nicht. Woher hatte sie ihn eigentlich? Von ihm kam der kleine nicht und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass einer seiner kaum noch vorhanden Verwandten für dieses kleine Häschen verantwortlich war. Vielleicht ein Geschenk von einem der zahlreichen Bewohner des Hauses? Möglicherweise. Er würde später fragen. Jetzt wollte er erste Mal seine ruhe. Doch wenn die kleine hier war, war es nicht viel mit ruhe. Ihr war langweilig, dass konnte man ihr ansehen. Wie lange sie wohl schon auf sie gewartete hatte? Bestimmt sehr lange.
Langsam kam der zweite Junge zu den beiden. Er fühlte sich gerade wie das fünfte Rad am Wagen. Und irgendwie war es das auch. Die zwei wollten sicherlich alleine sein und mit einander reden, dazu kamen sie nämlich selten. Aber er wollte auch mit ihr reden und auch von ihr umarmt werden. Als er vor ihr stand wurde sein Wunsch auch erfüllt. Sie umarmte ihn. Er legte seine Arme um sie und drückte sie fest an sich, ließ sie aber bald wieder los, da er sie nicht verletzten wollte. Immerhin hatte er eine große Kraft, die er nicht immer gut unter Kontrolle hatte und sie war doch so zerbrechlich, auch wenn sie es nicht gerne hörte. Wer wollte so etwas schon hören?
Erst jetzt holte er ein großes viereckiges Päckchen aus der Tüte. Das Päckchen war mit Geschenkpapier umhüllt und oben befand sich eine große blaue Schleife. Mit großen neugierigen Augen nahm sie das Geschenk entgegen und begann es ungeduldig zu öffnen. Ihr war klar, dass sie verdammt neugierig war und dass sie viel zu oft dieser Neugierde nach gab und auch wusste sie, dass sie wirklich ungeduldig sein konnte, vor allem wenn sie auf etwas Großartiges wartete. Aber da war wohl jeder ungeduldig. Nachdem endlich das nervig Papier weg war und der Karton auf dem Boden gelandet war, hielt sie einen weißes Stoffhasen in der Hand um dessen Hals eine rote Schleife gebunden war, die wie weine Blühte aussah. Schnell drückte sie den kleinen an sich. Ein überglückliches lächeln lag auf ihren Lippen. Ihre Augen strahlten vor Freude. „Wie soll er den heißen?“ Richtig, er brauchte einen Namen. Aber welchen? Sie musste überlegen und zuckte schlussendlich dann doch nur mit den Schultern. Sie würde ihm so bald sie einen schönen Namen gefunden hatte einen verpassen. „Gut, dann eben später.“
Die drei standen noch eine Weile schweigend in dem großen Saal bis jemand herein trat und auf die kleine drei Mann bzw. zwei Mann und ein Mädchen Gruppe zu kam. Der Neuankömmling flüsterte dem schwarzhaarigen etwas ins Ohr und verschwand dann schnell wieder. Der dunkelblauäugige dachte nach. Dabei hatte er seinen rechten Arm auf die linke Hand gestützt und hielt mit der rechten Hand sein Kinn. So dachte er meistens nach. Wenn es etwas Wichtiges war machte er es auf jeden Fall, dass wusste sie schon. Immerhin kannte sie ihn schon lange. Nach kurzem überlegen wandte er sich dem anderen zu und zeigte ihm mit einer Kopfbewegung zur Tür, dass sie gehen müssen. Kurz bevor sie dem Raum endgültig verlassen konnte, drehte sich der schwarzhaarige noch einmal zu ihr um. „Verrätst du mir seinen Namen?“ Er zeigte auf den schneeweißen Stoffhasen mit der genauso weißen Schleife auf dem Kopf. Eine sofortige Antwort erwartete er nicht, da ihr klar sein musste, dass er es jetzt nicht erfahren konnte, da er unbedingt weg musste – ohne sie. Ihr Blick war traurig. Sie wollte nicht schon wieder alleine gelassen werden. Warum mussten sie immer wieder so schnell gehen. Warum hatte niemand Zeit für sie? Das war alles so gemein! So unfair! Doch sie sprach es nicht aus. Jammern würde auch nichts nützen. Außerdem musste sie noch einen Namen für ihren neuen Mitbewohner finden.
„Kisu…“
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Kapitel: | 2 | |
Sätze: | 473 | |
Wörter: | 6.675 | |
Zeichen: | 37.268 |
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