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Bücher im Drachenfeuer der Rezension

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17.08.23 17:39
6 Ab 6 Jahren
In Arbeit

„When you play the game of thrones, you win or you die“, sagte Cersei Lannister zu Eddard Stark, und es ist der wohl bezeichnendste Spruch der gesamten Reihe. Westeros und seine Sieben Königslande stehen im ständigen Konflikt miteinander, jeder Fürst spinnt seine eigenen Intrigen und spielt das Spiel der Throne nach seinen Regeln. Verlieren ist gleichzusetzen mit dem eigenen Untergang.

Das muss auch die Stark-Familie schmerzlich am eigenen Leib erfahren, als sie sie die Lannisters ihrer gerechten Strafe für den versuchten Mord an ihrem Sohn Bran zuführen wollen. Zudem findet Eddard Stark, Fürst von Winterfell, ein dunkles Geheimnis über die Zwillingsgeschwister Cersei und Jaime Lannister heraus und gerät damit zusätzlich in den Sog der Machenschaften der Lannisters. Gleichzeitig ist in Übersee Viserys Targaryen nichts zu teuer, um den Eisernen Thron zurückzugewinnen, dessen rechtmäßiger Erbe er ist und das ihm von Robert Baratheon und Eddard Stark genommen worden war. Er lässt nichts unversucht, und wenn der Preis auch die Freiheit seiner Schwester Daenerys ist.

Wie kaum ein anderer versteht sich Martin darauf, seine Welt zu entwickeln, als sei es das Natürlichste der Welt. Er erklärt wenig, vielmehr entfaltet sich alles durch die Charaktere selbst, etwas, das nur wenige so gut beherrschen wie er.

Man muss kontinuierlich am Ball bleiben, um all die Häuser, ihre Gefolgschaft und ihre Beziehungen zueinander im Blick zu behalten. Ein Glossar am Ende des Buches ist vor allem beim ersten Lesen dabei behilflich. Gerade die Komplexität macht jedoch den Reiz der Reihe aus. Martin kennt seine Charaktere bis ins letzte Detail, jede ihrer Handlungen ruft in den anderen Charakteren ganz individuelle Reaktionen hervor. Was zu Beginn ein rollendes Steinchen war, ist am Ende eine donnernde Lawine. Besonders deswegen lohnt es sich, die Reihe nicht nur einmal zu lesen, sondern sie auch später noch einmal aus dem Regal zu nehmen. Ist man beim ersten Mal noch damit beschäftigt, die ganzen Namen zu sortieren, kann man schon beim neuerlichen Lesen die Tiefe der Welt deutlich mehr genießen.

Und nicht zu vergessen, all die wunderbaren Zitate und großen Momente. Martin versteht es meisterlich, beeindruckende Szenerien zu errichten, sowie sie ebenso beeindruckend wieder zum Einsturz zu bringen. Auch die emotionalen Berg- und Talfahrten, die der Leser erfährt, dürften nicht übergangen werden. Entweder man hasst Martins Charaktere – und er kann wirklich hassenswerte Charaktere entwickeln – oder man liebt sie, egal, was für Scheusale sie eigentlich sind. Wie selten bei einem Buch fiebert man mit, bangt, hofft (meist um sonst), weint und flucht man mit den Charakteren. George R.R. Martin ist gnadenlos mit ihnen – und seinen Lesern.

Wer Fantasy liebt, kommt um A Song of Ice and Fire nicht herum. Allerdings sollte man sich beim ersten Lesen auf die unzähligen Namen und ihre Beziehungen zueinander einstellen. Komplexe Welten sind oft für ein erstes Lesen nicht unbedingt leserfreundlich. Ist man darüber hinweg, lohnt sich eine Lektüre aber auf jeden Fall und lässt einen bis zur letzten Seite nicht mehr los.



Daten
A Game of Thrones, A Song of Ice and Fire #1: ISBN 978-0-553-57340-4 , Bantam Books, 2011, 7,40€

Erwartungen sind alles bei „Königin im Exil“ (Original Dangerous Women), herausgegeben von George R.R. Martin und Gardner Dozois. Versprochen werden im Vorwort von Dozois Powerfrauen und Amazonen und keine zarten Prinzessinnen und schmachtende Hausfrauen. Hier erschlägt die Prinzessin selbst den Drachen und zeigt dem Prinzen, wer hier die Hosen anhat. Die üblichen Genderklischees der schwachen Frau, die sich bereitwillig von ihrer großen Liebe unterbuttern lässt, sollen hier nicht bedient werden.

„Königin im Exil“ ist eine Anthologie mit insgesamt 21 Kurzgeschichten und Novellen quer durch alle Genres. Belletristik, Historik, Mystery, Fantasy, Science-Fiction. Es finden sich hier viele bekannte Namen wie Brandon Sanderson, Diana Gabaldon und Joe Abercrombie. Die meisten von ihnen brachten Kurzgeschichten in den Universen ihrer bekannten und erfolgreichen Reihen heraus, so auch Martin, welcher eine weitere Geschichte aus Westeros abliefert, Sanderson mit einem Text aus dem Cosmere und Gabaldon mit der Vorgeschichte ihrer Highlander-Saga.

Gardner Dozois hat keinen Text in dem Werk, schrieb dafür aber das Vorwort und stellt vor jeder Kurzgeschichte den Autoren vor. Im Vorwort werden die Autoren in höchsten Tönen gelobt und hohe Erwartungen stellen sich alsbald ein. Alle Werke seien von Weltklasse, das Ungewöhnliche, das noch nie Dagewesene sei zu erwarten, Frauen die austeilen können und ihre männlichen Bundesgenossen dagegen alt aussehen lassen.

Die meisten der Texte sind für sich genommen gar nicht so übel. Es gibt teils deutliche Ausrutscher sowohl nach oben als auch nach unten, wie es bei einer Anthologie zu erwarten ist. Die breite Masse ist jedoch eher mittelmäßig. Annehmbar also, nett für ein bisschen Unterhaltung zwischendurch. Betrachtet man viele dieser Texte genauer und stellt sie vor allem in den Kontext der Anthologie, gefährliche Frauen, dann sieht die Sache schon anders aus.

Erwartungsgemäß war Brandon Sandersons Werk „Schatten für Stille in den Waldungen der Hölle“ herausragend. Allein der Titel ist ein Kunstwerk für sich! Er trifft den Inhalt des Textes exakt und ist doch so außergewöhnlich, dass schon allein das neugierig macht, was er damit wohl ausdrücken will.

Auch Diana Gabaldons Text „Unschuldsengel“ hatte Konsistenz, wenn auch mit einigen kleinen stilistischen Schnitzern, die allerdings bei weitem nicht so sehr ins Gewicht fielen wie bei manch anderem Text.

Eine kleine angenehme Neuentdeckung war „Nachbarn“ von Megan Lindholm, ein Text, der am ehesten noch der Mystery zuzuordnen ist. Die schon etwas reifere Dame Sarah macht sich Sorgen um ihre spurlos verschwundene Nachbarin. Diese wird nie gefunden und schon bald hat die amerikanische Kleinstadt den Fall auch vergessen. Nur Sarah lässt es keine Ruhe. Währenddessen macht sich ihr Sohn Sorgen um sie, dass sie zu alt wird, ihr Haus alleine zu bewirtschaften, und beginnt nach einem geeigneten Altersheim für seine Mutter zu suchen. Dieser gleitet ihr Leben immer mehr aus den Händen, als sie entdeckt, dass der Nebel, der manchmal vor ihrem Haus aufzieht, anscheinend ein Fenster zu einer anderen Welt ist.

Manche der Texte hatten die Eigenschaft, durchaus interessant zu sein, wenn auch nicht im Sinne der Anthologie. Der Science-Fiction-Text „Die Hände, die nicht da sind“ von Melinda Snodgrass ist so ein Fall. In diesem geht es um einen hochrangigen Beamten, der von einer Dame erst verführt und dann entführt wurde. In dieser Entführung wurde er in ein künstliches Koma versetzt und erhielt dann unfreiwillig ein völlig anderes Aussehen. Jemand anderes nahm seinen Platz in der Politik ein. All das erfolgte so täuschend echt, dass niemand den Wechsel bemerkte. Er zieht nun durch die Galaxis und erzählt allen seine Geschichte, doch anscheinend glaubt niemand ihm. Die in der Tat gefährliche Frau, die den Herrn verführte und den Doppelgänger einschleuste, wird dabei eher flach und uninteressant gezeichnet. Viel mehr reizt es zu erfahren, was aus dem politischen Komplott geworden wäre. Das war nebst Sandersons Geschichte der einzige Text, wo ich mir gewünscht hätte, mehr zu erfahren, während alle anderen zumeist in sich geschlossen waren.

Und dann gibt es noch die Machwerke, bei denen man das Buch am liebsten verbrannt hätte. „Ringen mit Jesus“ von Joe R. Lansdale war solch ein Werk. Die Handlung: Zwei gut achtzigjährige Ringer kämpfen seit Jahr und Tag um ein und dieselbe angeblich bildhübsche Frau. Ebenjene ist, gelinde gesagt, eine oberflächliche Nutte, die nur mit demjenigen ins Bett geht, der den Kampf gewinnt. Dabei wird mit unflätigen Schimpfwörtern und grausamen Metaphern leider nicht gegeizt. Von einer gefährlichen Frau ist hier weit und breit nichts zu sehen.

Das gleiche in „Ich weiß, wie man sie rauspickt“ von Lawerence Block. Handlung: Mann reißt Frau in der Bar auf, legt sie flach und ermordet sie am Ende. Tatsächlich: Mehr umspannt die Handlung nicht. Es handelt sich hier mehr oder weniger um einen Porno, der durch gelegentliche Rückblenden unterbrochen wird. In diesen Rückblenden klagt die Dame abwechselnd darüber, dass ihre Ehe unglücklich sei, und ihr Lover denkt über seine Vergangenheit nach. In der sich alles um Sex zu drehen scheint. Er bietet ihr im Laufe des Abends an, ihren Mann für sie zu ermorden, sodass sie beide glücklich miteinander zusammen sein können. Das Ende ist, wie gesagt, ihr Tod, der ihn augenscheinlich äußerst erregt. Mit einer gefährlichen Frau ist hier absolut nichts.

Darüber hinaus gibt es noch einige Texte, die mit diversen Stilschnitzern daher kommen. Der titelgebende Text von Sharon Kay Penman hat am Ende sogar eine Anmerkung der Autorin, in der sie erklären muss, warum ihre Protagonistin eine gefährliche Frau ist, und dabei nicht einmal sonderlich überzeugend argumentiert. Der Text selbst ist eine lose Aneinanderreihung von Ereignissen, die in keinem wirklichen Zusammenhang stehen.

Alles in allem ist das Lesegefühl eher durchwachsen. Man wird seine Lieblinge haben, aber auch seine hassenswerten Exemplare. Dennoch wird für viele mehr als nur ein lesenswerter Text dabei sein. Für Fans der in diesem Werk erschienen Autoren ist es also eine Überlegung wert. Notfalls kann man die schlechten Texte immer noch überblättern und hat nichts verpasst.




Daten
Königin im Exil, Orig. Dangerous Women:  ISBN 978-3-7341-6012-7 , blanvalet 2015, 1115 Seiten, 16,99€

Das letzte Einhorn ist ein zeitloser Klassiker unter den Fantasybüchern. Das Märchen um das Einhorn, das seine Freunde sucht, hat zahlreiche Adaptionen in den verschiedensten Medien erfahren und ist damit Jung und Alt ein Begriff.

Mehr durch Zufall erfährt das Einhorn, dass es das letzte auf der Welt ist. Es beschließt, seinen Wald zu verlassen und sich auf die Suche nach seinen Brüdern und Schwestern zu machen. Dabei stehen ihm der Zauberer Schmendrick und die Räuberbraut Molly Grue zur Seite. Gemeinsam wagen sie sich bis zum Schloss des finsteren Königs Haggart vor, zu dem die Spur der Einhörner führt.

Schon vom ersten Satz an spürt man die Magie, die dieser wunderbaren Geschichte von Peter S. Beagle innewohnt. Er schreibt eine bezaubernde Geschichte über Treue, Freundschaft und vor allem auch Liebe, die alle Grenzen überwinden kann, all das verwoben in eindrucksvollen Wortbildern. Der Autor vermag es wie kaum ein anderer, aus seinen Worten intensive Bilder zu erschaffen. Da ist zum einen die überirdische Schönheit und der Frieden, die das Einhorn umgeben, und die im Leser das unstillbare Verlangen nach all dem erweckt, für das das Einhorn steht. Auf der anderen Seite steht das trostlose Hagsgate und vor allem König Haggarts Schloss, alles tot und leblos und ohne Freuden. Dem scheinbar so grazilen Einhorn steht der Rote Stier gegenüber, ein teuflischer Dämon, der für all das Schlechte in der Welt steht, Bosheit und Habgier und Egoismus.

Mit der Hilfe Schmendricks des Zauberers und der Räuberbraut Molly Grue zieht das letzte Einhorn der Welt aus, um seine Gefährten zu finden und dabei über sich hinaus zu wachsen und mehr zu werden als „nur“ ein Einhorn. Auch Schmendrick und Molly Grue und auch Prinz Lír werden dabei zu mehr, als sie zu Beginn ihres Abenteuers waren. Alle können und werden sie viel voneinander lernen, in erster Linie Liebe, Treue und Selbstlosigkeit. Auch der Leser kann mehr daraus mitnehmen als ein wenig Ruhe und Frieden von dem hektischen Alltag.

Nicht nur, wer Fantasy und Märchen liebt, wird nicht um das letzte Einhorn herum kommen.





Daten
Das letzte Einhorn Und: Zwei Herzen, Orig. The Last Unicorn & Two Hearts: ISBN 978-3-608-93920-0 , Hobbit Presse Klett-Cotta, 2012, 14,95€

Sie werden als die Fantasy-Sensation des Jahres gefeiert: Bereits mit „Orks vs. Zwerge“ betrat das Autorenduo Tom und Stephan Orgel die deutsche Phantastik-Bühne. Nun machen sie mit den Blausteinkriegen, dem Auftakt ihrer neuen Reihe, erneut auf sich aufmerksam.

Einst war Berun ein mächtiges Kaiserreich. Die „Löwen von Berun“ nennt man seine Kaiser, die mit ihrem schlagkräftigen Heer eine Eroberung nach der anderen verzeichnen können. Magie, gewirkt durch die sogenannten Blausteine, betrachten die Beruner als verachtenswert, den Glauben an die Götter haben sie untersagt. Das schafft natürlich auch Feinde. Als sich der neue Kaiser nicht zuletzt durch Intrigen in den eigenen Reihen als schwach erweist, wittern sie ihre Chance und setzen zum Gegenschlag an. 

Leider hält die „Sensation“ nicht ganz, was sie verspricht. Die ersten Kapitel stellen einen interessanten Einstieg in die Handlung und in die Welt dar und machen neugierig auf das, was die Orgel-Brüder erschufen. Das Magiesystem wirkt interessant und kreativ, Potenzial für Konflikte ist da. Allein schon der religiöse Aspekt eröffnet dabei allerhand Möglichkeiten. Das eindeutig weltlich veranlagte Berun hat den Glauben an die alten Götter abgeschafft und das Wirken von Magie als abnormal eingestuft. Freilich stößt das vor allem unter den eroberten Völkern auf Widerwillen, die dadurch durch den Usurpator ihre eigene Kultur bedroht sehen.

Leider bleibt der Roman hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nicht zuletzt die namensgebenden Blausteine kommen dabei zu kurz. Magie spielt nur eine nebengeordnete Rolle, sodass der Leser lediglich einen oberflächlichen Eindruck von ihrer Wirkungsweise und ihren Möglichkeiten erfährt.

Nach einem anfänglich interessanten Einstieg flacht die Handlung ab und dümpelt gemächlich vor sich hin. Erst gegen Ende hin steigert sich die Spannung wieder. Die Handlung wird jedoch mit einem interessanten Cliffhanger abgeschlossen, der durchaus neugierig auf den Folgeband macht sowie Hoffnung erzeugt, dass sich Teil 2 als spannender erweist.

Peinlicherweise lassen sich auch einige formale Fehler ausmachen. So wechselt in den ersten Kapiteln die Anrede des sonst üblichen „Ihr“ auf das „Sie“, ohne dass ein tieferer Sinn darin erkenntlich wird. An anderer Stelle werden Wälder südlich der Stadt Tiburone erwähnt, obwohl auf der Karte ersichtlich wird, dass da nur Meer ist.

Die Blausteinkriege sind leichte, nicht gerade anspruchsvolle Kost. Wer nicht allzu viel von diesem Roman erwartet, wird abends beim Einschlafen gute Unterhaltung finden. Ansonsten hat er wenig verpasst. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Folgebände zeigen.

Ich danke Heyne für das Rezensionsexemplar.


Daten
Das Erbe von Berun, Die Blausteinkriege 1: ISBN 978-3-453-31608-1-, Heyne 2015, 14,99€
 


„Da wir die Autoren sind, wissen wir, dass sich Marten in ziemlich große Scheiße manövriert.“ Tom Orgel hat im Grunde in diesem einen Satz „Die Blausteinkriege“ zusammengefasst. Zusammen mit seinem Bruder Stephan haben die Beiden unter dem Pseudonym T.S. Orgel über den Verfall des einst mächtigen Kaiserreiches Berun geschrieben und sich dabei nach Leibeskräften bemüht, die Charaktere des jeweils Anderen in die größtmöglichen Schwierigkeiten zu bringen.

Gelassen sitzen die Brüder auf der Leseinsel Fantasy und präsentieren ihren Roman. Sie lesen abwechselnd mit verteilten Rollen, ebenso, wie sie auch ihr Buch gemeinsam geschrieben haben. Besonders Tom Orgel tut sich dabei hervor. Er weiß sehr gut mit seiner Stimme umzugehen und scheut sich auch nicht, das Gelesene mit vollem Körpereinsatz zu untermalen. Es gelingt ihm, die vorgestellten Szenen vor dem inneren Auge des Zuhörers entstehen zu lassen und ihrer Welt Leben einzuhauchen. Auch sein Bruder gibt sein Bestes, und es ist in der Tat genug, dass man sich wünscht, es gäbe ein Hörbuch, das von den Autoren selbst eingesprochen wurde.

Die Zuschauermenge ist zunächst überschaubar. Doch angelockt von den Lesekünsten der Autoren finden sich bald immer mehr Leute ein. Gebannt lauschen sie dem Vortrag und lassen sich bereitwillig nach Berun entführen. Alle? Nicht ganz. Der eine oder andere ist doch dabei zu ertappen, wie er an seinem Smartphone herumspielt. Eine Mutter verteilt Schokobons an ihre Kinder, eine süße Versuchung, die für einen kleinen Moment die Aufmerksamkeit weg von den Autoren zu locken vermag.

Das Brüderpaar liest sicher, nicht einmal die Schokobons können sie imponieren – eine beeindruckende Leistung! Gelegentlich blickt Tom Orgel auf und schaut ernst in die Runde. Doch er kann sich sicher sein: Süßigkeiten werden ihnen die meisten Zuhörer nicht streitig machen können.

Die beiden Textstellen wurden von den Autoren sehr gut ausgewählt. Sie führen zwei der Hauptcharaktere ein und geben einen Ausblick auf das, was dem Leser im Buch erwartet. Den Zuhörern wird somit eine appetitanregende Kostprobe auf den Auftakt der Trilogie gegeben.

Im Anschluss folgt die Signierstunde, bei der alle auf ihre Kosten kommen. Nebst Signaturen und individuellen Sätzchen in die Bücher gibt es auch für jeden, der es wünscht, ein kleines Gespräch. Die beiden Brüder sind offen und zu Scherzen aufgelegt, nachdem sie noch während der Lesung sehr ernst wirkten.

Wer genau hinhört, erfährt, dass Tom und Stephan Orgel noch gar nicht so lange mit verteilten Rollen lesen. Sie haben gerade erst angefangen, es einzuüben, verraten sie. Eines ist jedoch sicher: Dass sie noch dabei sind, sich darin zu erproben, merkt man definitiv nicht. Die Lesung ist ihnen in jedem Fall gelungen!



Daten
Die Veranstaltung: Tom und Stephan Orgel lesen aus Das Erbe von Berun –  Die Blausteinkriege 1, Moderation: Richard Haxel, 20.3.2016, 11.00 Uhr, Leseinsel Fantasy, Messegelände
Das Buch: T.S. Orgel: Das Erbe von Berun –  Die Blausteinkriege 1. Heyne, München 2015, 604 Seiten, 14,99 Euro, E-Book 11,99 Euro
 

Auch Götter können sterben, die Reisenden haben das vor vielen Generationen in Berun bewiesen. Doch mitunter sterben selbst Götter nicht für die Ewigkeit. Dem Kaiserreich Berun stehen im zweiten Teil der »Blausteinkriege« des Autorenduos T.S. Orgel stürmische Zeiten bevor. 

Die Götter Beruns sind totgeglaubt, Magie, ermöglicht durch den Blaustein, im Kaiserreich verboten. Doch selbiges erweist sich als schwach, der Kaiser ist nur eine Marionette fremder Mächte. Das lockt die Feinde Beruns auf den Plan, die die Stärke des Kaiserreiches testen. Unbemerkt von ihnen allen droht eine neue, fremdartige Gefahr aus dem Süden: Zwei sonderbare Schiffe werden vor den Küsten Beruns gesichtet, und mit ihnen wird eine Zeit der Veränderungen eingeläutet.

Zugegeben fällt es mir schwer, das, was mich beim Lesen mehr oder weniger bei Laune hielt, auch in wirklich greifbare Worte zu fassen. Es sind weniger bestimmte Details, die mir gefielen, als eher die Grundstimmung. Auf der anderen Seite fällt es mir nämlich sehr wohl leicht zu sagen, was mir nicht so gut gefiel. Ich hatte mich schon beim ersten Teil etwas schwer getan, meine Gedanken zum Buch in angemessene Worte zu fassen, der Trend setzt sich hier fort.

Es gibt so einige Punkte, die mir nicht ganz so gut gefielen. Trotz allem hatte mir das Lesen eine gewisse Freude bereitet und war nicht allzu langweilig. Zu einem kleinen Teil liegt das auf jeden Fall daran, dass die Autoren sich nicht zu schade waren, gewisse Anspielungen auf andere Franchises im Buch zu verstecken. Ohne gezielt danach gesucht zu haben, konnte ich Anspielungen auf A Song of Ice and Fire/Game of Thrones, den Herrn der Ringe und Fallout ausmachen. Der Großteil dessen, was mir am Buch gefiel, fällt jedoch auf eine, nennen wir es, Metaebene. Der Grundton der Handlung sagte mir schlicht im Großen und Ganzen zu, ohne dass ich es konkret an irgendetwas festmachen könnte. Außerdem erinnerte mich das Motiv der getöteten und vielleicht wiederkehrenden Götter an die ausgesprochen gelungene Oblivion Total Coversion Mod »Nehrim«, das halte ich aber im Gegenzug zu den anderen Anspielungen für Zufall.

Was man auf jeden Fall festhalten muss, ist die gute Zusammenarbeit der beiden Autoren. Es verhält sich so, dass jeder der beiden Autoren, ähnlich wie in einem Foren-RPG, ein Charakterinventar besitzt, aus dessen Sicht er seine Kapitel schreibt. Dieses Vorgehen harmoniert wunderbar miteinander, sodass man als Leser, wenn man nicht gerade die Muse hat, eine genaue Literaturanalyse durchzuführen, keinen Unterschied feststellen kann.

Trotzdem: Das gewisse Etwas fehlt der Reihe einfach bisher, dieses Etwas, das mich an die Seiten fesselt und mich mit den Figuren und vielleicht auch um sie bangen lässt. Die Lektüre war eher seichtes Popcornkino, von dem man sich berieseln lässt, das einen aber nicht mitreißt.

Ich persönlich hatte auch Probleme, mich wieder in die Handlung einzufinden, obwohl im Laufe der Handlungen dann doch ein paar Erinnerungen wiederkamen. Leider war das arg knappe Glossar da keine große Hilfe. Zum einen konnte ich mich schon im ersten Teil nicht gut in die Welt einfinden, dessen Lektüre für mich bereits ein gutes halbes Jahr zurückliegt. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass ich schlicht keinen Draht zu den Figuren hatte. Sie erschienen mir eher Mittel zum Zweck, damit irgendwelche beliebig austauschbaren Personen zufällig gerade in der Nähe der Ereignisse sein können, welche verborgen vor allen anderen im Untergrund Beruns von statten gehen und vielleicht im dritten Teil plötzlich und für das Kaiserreich scheinbar aus dem Nichts auftauchen werden. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die meisten Charaktere sich eigentlich nur im Namen und ein zwei Hintergründen voneinander unterscheiden, was natürlich ein negatives Gefühl der Beliebigkeit erzeugt.

Auch nach dem zweiten Teil weiß ich nicht genau, was genau mich eigentlich dazu anhält, doch auf die Fortsetzung neugierig zu sein. Diese Reihe ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber auch nicht die allerschlechteste. Sie hat etwas an sich, das den Leser doch mehr oder weniger bei Laune hält, doch auch einiges, das Makel auf dem Bild hinterlässt.
  

Daten
Sturm aus dem Süden (Die Blausteinkriege 2): ISBN 978-3-453-31706-2 , Heyne, 2016, 14,99€


Es hätte ein Fest für alle Sinne werden sollen. Ja, sollen. Die Realität bestand leider aus seltsamen Herumgefuchtel hinter dem Moderator Richard Haxel, um die angepriesenen Kampfsportfähigkeiten zu untermalen, Technik, die nicht mitspielt, und einem seltsamen Buchtrailer. Die äußerst … motivierte Autorin und ihren Verleger nicht zu vergessen.

Die Rede ist von Sigrid Kraft, die gemeinsam mit ihrem Verleger Tobias Fahnauer aus dem dritten Band ihrer Ardeen-Reihe, „Nimrod“, vorliest. Nun: vorlesen lässt. Sie selbst hält sich während der Lesung vornehm zurück und gibt ihrem Verleger den Vortritt. Warum, das bleibt dem geneigten Messebesucher schleierhaft. Erst ein Post auf ihrer Facebook-Seite verrät mehr: „weil eine männliche Stimme besser zu den Charakteren passt als eine weibliche.“

Und was machen dann weibliche Hörbuchsprecher, die männliche Charaktere einlesen? Oder umgekehrt? Sicher haben sie bisher alles falsch gemacht!

Ein Trailer soll die Zuschauer locken und neugierig auf das nun Kommende machen. Wieder: Soll, denn die Technik macht nicht, was man von ihr will. Etwas verzweifelt steht die Autorin vor dem wartenden Publikum und redet über ihre Welt, während sie darauf wartet, dass zu dem Bild auch der Ton kommt. Vorführeffekt …

Der Moderator Richard Haxel hat es sehr gut in Worte gefasst: Buchtrailer mögen zwar immer beliebter werden, aber für eine Lesung sind sie denkbar ungeeignet.

In der Tat lockt der Trailer diverse Messebesucher an, die stehenbleiben, um dem Getöse zu lauschen. Sie drehen allerdings samt und sonders rasch wieder ab. Wirklich fesseln können die bunten Bilder mit den Hobbyanimationen und der viel zu laute Ton sie nicht. Selbst der eine oder andere Literaturdozent der Universität Leipzig sah sich das Trauerspiel nur Augenblicke an und ist alsbald wieder aus den Reihen der Zuschauer verschwunden.

Mit Grabesmiene sitzen Autorin und Verleger da und warten auf das Ende des vierminütigen Trailers. Ob sie damit das Publikum wiederspiegeln wollen? Die Grabesmiene weicht nicht vom Gesicht Frau Krafts, als Tobians Fahnauer neben ihr nahtlos an den Trailer anschließend anfängt zu lesen.

Sie haben das Pech, dass direkt vor ihnen in sehr überzeugender Weise Hörbuchsprecherin Friederike Walke aus „Infernale“ von Sophie Jordan gelesen hat. Die Eindrücke sind noch frisch, doch selbst, wenn man sie ausblendet, kann Fahnauers Vortrag nicht überzeugen. Er liest wenig ausdrucksstark und holpert immer wieder über die unbeholfen formulierten Sätze.

Auch für den Zuhörer ist es eine Tortur. Die ständig wechselnden Sichtweisen erschweren nicht nur das eigene Lesen, sondern vor allem auch das Zuhören. Wer spricht denn nun? Und worum geht es hier überhaupt? Was mache ich hier?!

Die halbe Stunde ist scheinbar einfach nicht genug. Die Minuten verrinnen, doch ein Ende ist nicht in Sicht. Etwas drängend kommt bereits Richard Haxel um die Ecke und zeigt auf die Uhr. Die Zeit sei um, bedeutet er.

Am Ende wird der Vortrag recht unrühmlich abgewürgt und wortlos ziehen die Beiden ab, um der nächsten Vortragenden Platz zu machen. Allzu glücklich wirken sie nicht mit sich und der Welt, wenn sie nicht einmal die Worte finden, das höflich applaudierende Publikum zu verabschieden.



Daten
Die Veranstaltung: Sigrid Kraft und Tobias Fahnauer lesen aus Nimrod – Ardeen 3, Moderation: Richard Haxel, 20.3.2016, 12.30 Uhr, Leseinsel Fantasy, Messegelände
Das Buch: Sigrid Kraft: Nimrod –  Ardeen 3. Fahnauer Verlag, Dresden 2014, 583 Seiten, 15,00 Euro, E-Book 7,99 Euro
 


„I’m scared of this giant crowd“, gesteht er seinen Zuschauern, und obwohl er einen ganz gelassenen Eindruck macht, nimmt man Peter V. Brett sein Geständnis dank seiner einnehmenden Art dennoch ab. Er ermuntert mit freundlichem Lächeln immer wieder das Publikum, ihm eine Frage zu stellen. „Don’t be shy“, sagt er.

Es ist ein Schäkern zwischen Autor und Publikum. Mit überschlagenen Beinen sitzt er da und untermalt seine Aussagen gestenreich. Alle seine Charaktere würden im fünften Band seiner Demoncycle-Reihe sterben, rutscht ihm in einem Nebensatz heraus. Mit einem Lachen in den Augen hält er sich die Hand vor den Mund.

Brett ist ein Autor, der den Kontakt zu seinen Lesern zu lieben scheint. Als er auf die Bühne kommt, macht er als erstes ein Selfie mit sich und den gespannt wartenden Zuschauern. Schon wenige Stunden später ist das Bild auf Instagram und Twitter. Er freue sich, dass so viele gekommen sind, schreibt er dazu. In der Tat: Kein Platz bleibt mehr frei, und während Brett eifrig die Fragen seiner Zuhörer beantwortet, sammeln sich immer mehr rings um die Leseinsel Fantasy. Viele sind neugierig, was einen amerikanischen Starautor nach Leipzig verschlagen haben mag.

Anfangs sind die Zuschauer noch etwas zögerlich, obwohl Sebastian Pirling, der Editor des Autors, neben dem Amerikaner sitzt, um eine Hilfe beim Überwinden der Sprachbarriere zu sein. Doch schnell wird ersichtlich, dass sich Autor und Publikum blendend verstehen, und die Fragen werden immer zahlreicher.

Was für ein Autor sei Brett, will eine Zuschauerin wissen. Plottet er lieber oder ist er ein Entdecker und erforscht seine Welt während des Schreibens? Er sei ein Architekt, der alles wie am Reißbrett plane, so nenne es George Martin, eröffnet der Autor. „If someone knows Martin“, fügt er noch an, und das Lachen scheint ihm aus den Augen.

Ob er denn die anderen amerikanischen Größen der Fantasy näher kenne? Verstehe er sich vielleicht sogar gut mit ihnen? Brett plaudert aus dem Nähkästchen und verrät, dass er mit vielen sogar schon Dungeons & Dragons gespielt habe.

Peter V. Brett redet wenig über sein neuestes Buch, „Der Finstere Thron“, der vierte Band des Demoncycle. Seine Zuhörer sind auch wenig daran interessiert. Viel mehr wollen sie wissen, wie er arbeitet. Er bemüht sich, täglich zu schreiben, sagt er. Auch plottet er sehr viel, selbst, wenn davon das wenigste später im Roman erscheint. Hunderte Seiten, gar tausende, hat er bereits mit Notizen über seine Welt gefüllt. Zudem reist er sehr gern, denn Amerika sei ihm zu langweilig, und er liebt es, mit Leuten zu reden. Das sei wichtig für seine Romane, betont er. Er lerne so viel über die Gedanken, Emotionen und Beweggründe anderer, vieles davon lasse er in seine Charaktere einfließen. Auch der Fernseher sei eine Quelle seiner Inspiration – leider zu viel Fernsehen, wie er seufzend anfügt.
Im Anschluss an die halbstündige Fragerunde stellen sich die meisten der Zuschauer bereitwillig für Signaturen an. Brett findet für alle ein paar nette Worte und schenkt jedem einen kleinen individuellen Spruch in sein Buch.

Doch er redet nicht nur über sich. Unter seinen Zuschauern sind viele, die Rat von ihm für ihr eigenes Schreiben suchen. Für sie hat er einen wertvollen Ratschlag: „Read a lot, write a lot, and don’t expect to be good for a long time.“




Daten 
Die Veranstaltung: Fragerunde mit Peter V. Brett, Moderation: Richard Haxel, 19.3.2016, 16.00 Uhr, Leseinsel Fantasy, Messegelände
Das Buch: Peter V. Brett: Der Finstere Thron. Heyne, München 2015, 1024 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 13,99 Euro
 

„Das Lied der Dunkelheit“ (Original The Warded Man) ist ein Erstlingswerk, doch eines, das um die Welt ging. Peter V. Brett hat damit etwas geschafft, von dem viele träumen, doch nur wenige es auch in die Tat umsetzen können. Mit seinem Demoncycle hat er sich einen Namen in der Fantasy gemacht und seinen Platz neben Patrick Rothfuss und anderen Größen der amerikanischen Fantasy verdient. Im „Lied der Dunkelheit“ erzählt er die Geschichte dreier junger Menschen, die den Kampf gegen die allnächtlich aus dem Horc aufsteigenden Dämonen aufnehmen wollen.

Arlen flieht aus seinem Dorf, nachdem seine Mutter von Dämonen getötet wurde und sein Vater sich als zu ängstlich erwies, um sie zu retten. Sein Ziel ist die Stadt Fort Miln, um dort seinen Traum zu verwirklichen, Kurier zu werden und die Freiheit jenseits schützender Mauern kennenzulernen. Selbst wenn es bedeutet, sich Nacht für Nacht den Dämonen zu stellen.

Leesha leidet unter ihrer tyrannischen Mutter Elona. Als auch noch ihrer Verlobter Gared im Dorf herumerzählt, er habe mit ihr noch vor ihrer Hochzeitsnach geschlafen, flieht sie zur alten Kräutersammlerin Bruna, wo sie Schutz und eine neue Zukunftsperspektive findet. Sie löst gegen den Willen ihrer Mutter ihr Verlöbnis und lässt sich stattdessen zur Kräutersammlerin ausbilden.

Rojer ist drei Jahre alt, als seine Familie von Dämonen überfallen wird. Der Gaukler Arrick rettet ihn, auch wenn für seine Familie jede Hilfe zu spät kommt. Arrick ist nun seine Familie und bildet ihn zum Jongleur und Musiker aus, um mit ihm gemeinsam aufzutreten.
Die Geschichte ist solide erzählt, es wird viel Augenmerk auf die Charaktere und ihre Entwicklung gelegt. Jeder von ihnen hat seine eigenen Wünsche, Motive und Antriebe, mit denen man sich samt und sonders identifizieren kann. Brett baut dabei nicht immer auf die großen Dramen der Menschheit auf, sondern auf die des alltäglichen Lebens. Familie, junge Liebe und Freundschaften spielen dabei oft eine Rolle.

Bretts Geschichte gehört zu den wenigen, bei denen man wirklich mit den Charakteren mitfiebert und regelrechte Genugtuung verspürt, als Bruna Elona verprügelt, nachdem diese ihre Tochter wieder unter ihre Knute zwingen und ihr sämtliche Chancen auf Selbstständigkeit verbauen will.

Spannung kommt nie zu kurz, sei es, weil ein Dämonenangriff erfolgt, sei es, weil die Charaktere Entscheidungen für ihr Leben treffen müssen. Es gibt keinen Moment im Buch, der langatmig ist oder sich uninteressant liest.

Der Autor hat seine Welt konsequent errichtet und dachte dabei selbst an Details wie die infrastrukturellen Folgen der allnächtlichen Dämonenangriffe. Lediglich wünscht man sich, mehr über die Dämonen zu erfahren. Darauf wird man jedoch warten müssen, denn die Geschichte wird ausschließlich von den Charakteren erzählt, der Erzähler ist lediglich ihr Begleiter. Die Figuren beginnen gerade erst, die Geheimnisse der Dämonen zu entdecken, nachdem sie sich ihr ganzes Leben lang hinter schützenden Siegeln versteckten und auf den Erlöser warteten.

Brett bietet keine generische Fantasy sondern transportiert auch die eine oder andere Botschaft. So ist Arlen ein einsamer Kämpfer für die Menschheit, doch niemand folgt ihm. Die Meisten erklären ihn für verrückt, dass er es wagt, sich den Dämonen zu stellen. Es gibt viele, die ihm nicht einmal glauben, dass ein normaler Mensch einen Dämon töten könnte. Lieber verkriechen sich die Menschen in Bequemlichkeit und hoffen darauf, dass schon irgendwann ein Erlöser kommt und sie alle rettet.

Wer genau hinsieht, erkennt darin ein Bild unserer modernen Gesellschaft. Obgleich das Buch bereits 2009 erschien, ist das Thema doch noch immer präsent und momentan aktueller denn je. Arlen lehnt ab, dass er der Erlöser genannt wird. Stattdessen wird er selbst aktiv und trifft damit eine klare Aussage: Wer etwas verändern will, muss von sich aus in Aktion treten.



Daten
Ich selbst habe zunächst die deutsche Version gelesen, besitze nun aber auch die amerikanische Ausgabe, daher sind beide hier angeführt.
Das Lied der Dunkelheit, Orig. The Warded Man, Demoncycle 1: ISBN 978-3-453-52476-7 , Heyne, 2009, 15,00€
The Warded Man, Demoncycle 1: ISBN 978-0-345-51870-5 , Del Rey, 2009, 5,80€
 

Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen nimmt selten einen guten Verlauf und häufig werden dabei Freunde zu Feinden. Jeder meint, den einzig richtigen Weg einzuschlagen und die anderen Parteien notfalls auch mit Waffengewalt davon überzeugen zu können. Mit dem zweiten Teil der Demoncycle-Reihe hat Peter V. Brett ein Augenmerk auf Konflikte gelegt, die nur allzu vertraut wirken. 

Krasia hat seinen Eroberungsfeldzug gegen den Norden begonnen. Unter der Führung Jardirs hat sich das gesamte krasianische Volk unter vereinten Bannern versammelt und folgt seinem Erlöser. Gleichzeitig hat das nördliche Volk seinen eigenen Erlöser ernannt: Arlen, der tätowierte Mann. Jardir ist der Ansicht, dass die Menschheit über die Dämonen nur siegen kann, wenn sie unter seinen vereinten Bannern kämpft. Während Arlens Freunde alles in ihrer Macht stehende zu tun, um allzu schlimme Folgen der krasianischen Invasion zu vermeiden, zieht Arlen selbst über die Dörfer und weiht die Menschen in die Geheimnisse der Siegel ein, die ihnen einen Kampf gegen die Dämonen ermöglichen sollen.

Wieder gibt Peter V. Brett viele neue Einblicke in seine Welt. Besonders hervorzuheben ist die krasianische Kultur, welche erstmals besonders im ersten Teil des Buches ausgiebiger beleuchtet wird. Sein Worldbuilding bleibt weiter weitestgehend solide und interessant.
Besonders lobend ist hier hervorzuheben, dass die kulturellen und standesmäßigen Unterschiede in der Sprache viel besser hervorkommen, als es in der deutschen Übersetzung transponiert wurde. Anhand dessen, wie die Charaktere sprechen, merkt man sehr gut, woher sie kommen und welchem Stand sie angehören.

Krasianer beispielsweise sind ausgesprochen auf ihre verschiedenen Stände bedacht und reden einander auch dementsprechend differenziert an. Die Bildungsschicht der Nordländer hat wiederum eine eigene Sprache, von welcher sich wiederum die ländlichen Regionen mit ihrem eigenen Dialekt abgrenzen. Ebenjener Dialekt macht es für deutsche Leser mitunter etwas schwieriger zu verstehen, was soeben beredet wird, nichtsdestotrotz ist es auf jeden Fall eine Bereicherung des Textes.

Auch positiv anzumerken, ist das hier ausführlicher eingeführte Krasianische. Das Vokabular erstreckt sich zwar, da es sich zumeist um Rangbezeichnungen, Titel und Eigennamen handelt, vor allem auf Nomen und einige Adjektive, zeugt aber von einem gewissen Reifegrad. Schaut man genauer hin, erkennt man bestimmte Morpheme in den Wörtern wieder und kann ihre Bedeutung mittels der spezifischen Wortbedeutung ableiten. „Dama“ beispielsweise taucht in mehreren Verbindungen auf wie „Damaji“ oder „Dama’ting“, woraus man schließen kann, dass „dama“ allgemein eine Respektsperson bezeichnet, egal, ob religiöser oder militärischer Art.
Leider lassen sich im Gegenzug zum ersten Band auch einige negative Aspekte ausmachen. Dem Vorbild des ersten Bandes folgend, führt Brett Jardir, einen neuen POV-Charakter, ebenso ausführlich ein, wie er die Charaktere des ersten Bandes einführte, indem er seinen Werdegang vom Jungen zum Erlöser über gut ein Drittel des Buches verfolgt. Da man eigentlich erwartet, dass es relativ bald mit der Haupthandlung um Arlen, Leesha und Rojer weitergeht, fühlt sich das gesamte erste Drittel des Buches eher wie ein Prolog an, denn wie der Einstieg in die eigentliche Handlung.

So interessant es auch ist, über die Kultur der Krasianer zu lesen, so wirkt einiges dabei jedoch nicht völlig durchdacht. Ein Großteil der krasianischen Gesellschaft baut auf ihrem Militär auf, die meisten ihrer Männer sind Soldaten. Die Aufgabe der Frauen ist es, Herd und Kinder zu hüten. Damit bleiben nur noch die sogenannten Khaffit, die die Wirtschaft Krasias betreiben. Es wirkt unglaubwürdig, dass eine gesamte Gesellschaft auf den Schultern eines so geringen Bevölkerungsanteils bestehen kann.

Insgesamt ist das Leseerlebnis jedoch noch immer positiv. Da sich jetzt auch weitere Konflikte mit den Krasianern ergeben und Brett nicht mehr nur bei den Dämonen bleibt, gibt er einen schönen Ausblick auf die Folgebände. Er leibt weiterhin seiner Linie treu, legt das Augenmerk auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und zeigt damit, was passieren kann, wenn Menschen sich bis hin zu ihrer grundlegendsten Existenz bedroht fühlen. Manche erweisen sich als Feiglinge, manche als Kämpfer und manche als Narren. Doch wer am Ende überleben wird, bleibt abzuwarten.

Ich möchte hier noch einmal gesondert auf das Krasianische eingehen, es aber aus der eigentlichen Bewertung herausnehmen, da das Nachfolgende zu fachspezifisch ist. Mich als Linguisten hat es dennoch umgetrieben: Wie es aussieht, hat Peter V. Brett für das Krasianische keine Phonologie entwickelt. Das macht die ganze Sache etwas komplizierter, denn damit hat er seinen Lesern keinen Leitfaden an die Hand gegeben, wie das Krasianische auszusprechen ist, was, wie ich finde, beim Lesen eine nicht geringe Rolle spielt. Eben weil nichts gegeben ist, ist primär zunächst nichts richtig und nichts falsch. Ich als Deutsche werde also das Krasianische immer mit deutscher Phonologie lesen, ein Engländer wird es mit großer Wahrscheinlichkeit wieder anders lesen als ein Franzose oder Spanier. Das Krasianische ist aber eine eigene Sprache, die ihren eigenen linguistischen Regeln folgt, die nicht je nach Sprecher vollkommen nach Belieben wechseln. Ich persönlich hätte es schöner gefunden, wenn der Autor auch hier in die Tiefe gegangen wäre. Gute Ansätze sind, wie ich oben schon erläuterte, ja da.



Daten
The Desert Spear, Demoncycle 2: ISBN 978-0-345-52414-0 , Del Rey, 2009, 5,80€

Der Daylight War ist nahe, und wo die Menschheit vereint gegen die Dämonen hätte stehen müssen, ist sie gespalten in inneren Konflikten. Im dritten Teil des Demon Cycle vom amerikanischen Autor Peter V. Brett führt er seine Geschichte über den Kampf gegen die Dämonen des Core und gegen die inneren Dämonen fort. 

Während Arlen Cutter’s Hollow verlassen hat, um sich selbst wiederzufinden, fielen die Krasianer im Land ein. Jardir hat ein Auge auf Leesha Paper geworfen und will sie als seine erste nördliche Ehefrau gewinnen. Sie kann nicht abstreiten, dass sie von ihm angetan ist, weiß aber, welche Gefahr von ihm ausgeht. Gleichzeitig hat sie ihre Beziehungen zu Arlen noch nicht vergessen und kann daher nicht einfach darüber hinweg sehen, dass dieser sich nun mit Renna verbunden hat. Und über allem schwebt der Konflikt zwischen Jardir und Arlen, welche beide als Deliverer proklamiert werden.

Wie gewohnt setzt Brett das Augenmerk auf die Charaktere und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, ohne dabei jedoch die Dämonen völlig außer Acht zu lassen. Ebenso wie gewohnt führt er zu Beginn des Buches einen neuen POV-Charakter, Inevera, ein. Bedingt dadurch, dass er jedoch zunächst mit Arlen und Renna in die Handlung einsteigt, und Ineveras Teil nicht über die Gebühr gestreckt wird, liest es sich angenehmer als Jardirs Einführung im Vorgängerteil. Wieder einmal hat er es gut gelöst, dass er einzelne Passagen nun auch aus einer neuen Sicht noch einmal erzählt, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, er hätte einfach nur von sich selbst abgeschrieben.

Danach kommt Brett erneut auf die gegenwärtige Zeitlinie zurück. Hier jedoch dümpelt die Handlung zunächst bis etwa zur Hälfte vor sich hin und nimmt nicht wirklich Fahrt auf. Erst danach, als Leesha von ihrem Aufenthalt bei Jardir in die Heimat zurückkehrt und dort das erste Mal auf Renna trifft, wird es wieder interessant.

Durch die Figurenkonstellation bauen sich etliche Konfliktpotenziale auf, die auch zur Gebühr ausgelebt werden. So hat Rojer zwei Frauen aus Jardirs Gefolge geheiratet, ihre kulturellen Unterschiede führen mitunter zu Problemen zwischen den Eheleuten und auch mit den Bewohnern der Nordlande.

Man merkt sehr gut, dass die Charaktere mit all ihren persönlichen Problemen oft unter Spannung stehen, da sie in großen Rahmen denken müssen. Sie sind verantwortlich für viele Leben, die sie vor den Dämonen beschützen müssen, gleichzeitig haben sie aber auch private Probleme, die sie beeinflussen. Zudem ist bekannt, dass zu Neumond eine neue und gefährlichere Rasse Dämonen einen Angriff beginnen wird, auf dem die Protagonisten sich ebenfalls vorbereiten müssen.

Im Buch passiert leider selten etwas, das sonderlich überraschend oder schockend war, womit über weite Teile des Textes auch viel von der Spannung verloren geht. Bei einer Geschichte wie dem Demon Cycle erwartet man nicht unbedingt nur einen reinen Fokus auf die Charaktere und ihre persönlichen Schicksale, sondern ganz platt mal auch ein bisschen Action und Drama. Davon fehlt oft einfach zu viel.

Dafür ist Brett mit dem Schluss ein Ende gelungen, das einem George Martin würdig wäre. Es war natürlich abzusehen, dass irgendwann Arlen und Jardir ihren Konflikt austragen werden, und das Ergebnis ist konsequent umgesetzt. Man hätte es nicht wirklich erwartet, dass Brett das Buch so enden lässt, vor allem, nachdem vorher lange nichts passierte. Der Autor regt hier sehr schön zum Weiterdenken an. War es gut, wie es geendet hat, und welche Konsequenzen erwachsen daraus? Wurde es nicht vielleicht sogar zu früh gelöst? So oder so, Brett hat damit seinen Lesern einen Grund gegeben, auch zum vierten Band zu greifen, denn mit einem Male ist doch nicht mehr alles so statisch, wie es im Buch wirkte.

Bis zu diesem Punkt kann man zum Demon Cycle sagen, dass Brett die Handlung mitunter zu sehr streckt, dennoch aber die Charaktere interessant gestaltet. Ein oder vielleicht sogar zwei Bücher weniger hätten der gesamten Reihe aber sicher gut getan.


Daten
The Daylight War, Demoncycle 3: ISBN 978-0-345-52415-7 , Del Rey, 2013, 8,45€

Es geht spannend weiter mit dem vierten Demon Cycle von Peter V. Brett! Die beiden Deliverer Arlen und Jardir gelten als vermisst, beide die größte Hoffnung ihrer Völker auf einen Sieg. Mit ihrem spurlosen Verschwinden beginnt ihr Werk zu zerfallen. Jardirs Söhne zerfetzen sich über dem Erbe des Skull Throne, während sie gleichzeitig einen Krieg gegen die Nordreiche führen. Ihnen gelingen zwar durchaus bedeutende Eroberungen im Feindesland, doch Arlens Leute sind ein wehrhaftes Völkchen. Indes hat Arlen Jardir entführt und hält ihn an einem geheimen Ort gefangen. Dort kann er ihn überzeugen, dass sie beide zusammenarbeiten müssen, um über die Dämonen siegen zu können. Ihr Plan ist gewagt: Hinab in den Core steigen und dort die Dämonenkönigin höchstselbst töten. 

Wieder einmal ist das Lesegefühl sehr durchmischt. Arlens und Jardirs Handlungsstrang ist ausgesprochen packend. Zwar sah es nach dem Ende des letzten Bandes so aus, als sei mindestens Jardir im Duell der beiden gestorben, was der Story natürlich auch einige spannende Aspekte verliehen hätte. Doch so verbünden sich zwei Feinde, die eigentlich gar keine Feinde sind. Zwischen ihnen herrscht eine Art Hassliebe, die sehr schön herausgestellt wird. Einerseits erinnern sich beide noch gut an die Freundschaft, die sie einst geteilt hatten. Doch auf der anderen Seite kann Arlen nicht vergessen, dass sein krasianischer Freund ihn zum Sterben in der Wüste zurückgelassen hat. Jardir seinerseits hat zwar durchaus deswegen Gewissensbisse, ist aber dennoch überzeugt davon, dass er richtig gehandelt hatte. Diese Kombination sorgt für viel Spannung zwischen den beiden, was wirklich cool zu lesen war.

Hinzu kommt einfach die Idee Arlens, den Krieg in den Core zu tragen, was ausgesprochen spannend zu werden verspricht. Es ist ohnehin eigentlich wünschenswerter, dass Peter V. Prett einen größeren Fokus auf die Dämonen gelegt hätte als auf die ganzen höfischen Intrigen und Ränkespiele. Mir jedenfalls gefallen die Kapitel stets am meisten, die mehr oder weniger direkt mit den Dämonen in Verbindung stehen, weil das einfach das ist, was ich von Anfang an von diesen Büchern erwartet hatte. Es heißt immerhin Demon Cycle.

Es war abzusehen, dass mit Jardirs Tod beziehungsweise seinem spurlosen Verschwinden sein Reich zu zerfallen beginnt. Das hat viele Ränkespiele sowohl in Everam’s Bounty zu Folge als auch am Hofe in Fort Miln. Diese ganze Teepolitik und das viele Gerede waren mitunter ziemlich zäh zu lesen. Gerade das letzte Drittel das Buch war langatmig und wenig spannend, ehe es auf den letzten Seiten noch einmal wieder heiß her ging.

Hinzu kommt, dass die Ränkespiele zwar mitunter sehr ausufernd geschildert werden, aber auf der anderen Seite manches zu kurz kommt. Wie ein lästiges Insekt wird die Rebellion der chin in Everam’s Bounty abgefertigt und man erfährt quasi nur in einem Nebensatz hunderte Seiten später, dass die Rebellion von den Nordländern heimlich finanziert wurde. Gerade das erscheint mir aber ein durchaus wichtiger Punkt in der Handlung, da das die Krasianer mitten ins Herz getroffen und sie in ihrem Kriegstreiben erheblich behindert haben muss.

Auch die Namen werden allmählich unübersichtlich. Das Glossar am Ende ist nicht unbedingt förderlich, da man nicht ständig dorthin blättern und nachschlagen will, wer zu Geier noch mal Shanvah und wer Shanjat waren. Die Namen klingen mitunter zu ähnlich, merken sich daher schlecht und haben keinen allzu großen Wiedererkennungswert.

Immerhin: Leeshas Ringen um ihr Kind und ihre Angst um das Ungeborene sind überzeugend. Sie hat Angst, sich irgendwem anzuvertrauen in Sorge, dass das ein Fehler sein könnte, und begeht gerade dadurch einige Fehler, die sie in Bedrängnis bringen. Das ist ausgesprochen menschlich und nachvollziehbar. Gerade die Sorge einer Mutter um ihr Kind ist eine starke Triebkraft, die mitunter zu irrationalem Handeln verleitet, wo man unter weniger Druck mit Sicherheit einen kühleren Kopf bewahrt hätte.

Einer der lästigsten Aspekte der vorhergehenden Bücher waren die anfänglichen Rückblenden über viele, viele Kapitel hinweg, die neue Charaktere und ihren gesamten Werdegang ausführlich eingeführt hatten. Dieses Mal hatte sich Brett angenehmer Weise damit sehr zurückgehalten und es nur bei einer kleinen Rückblende über wenige Seiten hinweg, vielleicht 50, belassen. Die dort eingeführten Charaktere hatten aber an Ende (bisher) keine wirklich große Rolle in der Handlung gespielt, sodass der Autor die Rückblende auch hätte streichen können, um gleich mit der eigentlichen und wesentlich spannenderen Handlung hätte fortfahren können.

Alles in allem hatte das Buch zwar seine wirklich langweiligen und langatmigen Stellen, aber konnte diese zumindest zum Teil mit anderen, spannenderen Szenen wieder ausgleichen. Die Reihe bleibt dennoch auch an diesem Punkt hinter ihren Möglichkeiten zurück und setzt den Fokus der Handlung nicht immer wirklich optimal.



Daten
The Skull Throne, Demoncycle 4: ISBN 978-0-345-53149-0 , Del Rey, 2016, 7,99$

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine Version unserer Zukunft.

Steelheart stellt den Auftakt einer neuen Trilogie dar. Calamity ist am Himmel erschienen, eine mysteriöse Erscheinung, über die man kaum mehr weiß, als dass sie mit der Verwandlung normaler Menschen in sogenannte Epics in Zusammenhang steht. Epics besitzen mehr oder weniger starke übernatürlich Kräfte, die sich ganz unterschiedlich ausprägen können. Die stärksten von ihnen sind so mächtig, dass sie unverwundbar scheinen. Naturgewalten gleich herrschen sie wie Götter über die Menschen und haben sie sich Untertan gemacht. 

Steelheart ist der Tyrann Newcagos, der rauchenden Ruinen dessen, was einst Chicago gewesen war. Die Reckoners, eine Widerstandsbewegung, aber haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Epics zu töten und die Menschen von ihrem Joch zu erlösen. Für David Charleston sind die Reckoners Helden. Er ist fest entschlossen, sich ihnen anzuschließen und gemeinsam mit ihnen Steelheart zu töten. Denn eine Schwäche hat jeder Epic, und David hat als einziger noch lebender Mensch Steelheart bluten sehen.

Sanderson, obwohl er anfangs selbst skeptisch war, zeigt hier, dass er auch außerhalb des Cosmere packende Geschichten schreiben kann. Actiongeladen und spannend schreitet die Handlung voran, hat dabei aber genügend Raum, um sich zu aufzubauen. Stück für Stück entfaltet sich das Geflecht und arbeitet auf den Schluss hin. Was anfangs seltsam und rätselhaft erschien, löst sich am Ende logisch und interessant auf. Die Story des ersten Buches ist in sich geschlossen, lässt aber immer noch genügend Anknüpfmöglichkeiten für die beiden Nachfolgebände.

Auch die Charaktere sind gelungen, sehr lobenswert ist die Gruppendynamik dargestellt. David trifft als exzentrischer Neuling zu einer Gruppe hinzu, die schon über Jahre hinweg aufeinander eingespielt ist. Die Folgen werden glaubhaft und facettenreich dargestellt. Auch die Charaktere an sich sind jeder individuell und klar voneinander abgrenzbar. Jeder hat seine Eigenheiten, seine Ansichten und Denkweisen, die ihn prägen und auszeichnen.

Und nicht zu vergessen der Humor. Es geht nicht nur bierernst darum, die Menschheit aus der Tyrannei der Epics zu erretten. David mit seinen ausgesprochen schlechten Metaphern, Megan, die deswegen über David herzieht, Cody und seine Dämonen ... Sie haben alle immer wieder lockere Sprüche auf den Lippen.

Die Trilogie mag auf den ersten Blick wie eine simple Geschichte über Superhelden erscheinen, die dem Bösen verfielen. Jedoch wird schnell ersichtlich, dass Sanderson darüber hinaus geht und das Thema interessant und lesenswert umsetzt. Nicht nur Fans von Jugenddystopien und Comicsuperhelden kommen hier auf ihren Geschmack.



Daten
Steelheart, Orig. Steelheart, Reckoners 1:  ISBN 978-3-453-26899-9 , Heyne Fliegt, 2013, 17,99€

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine Version unserer Zukunft.

Die Novelle knüpft in sehr schöner Weise an die Ereignisse in „Steelheart“ an und leitet weiter zu „Firefight“. Sanderson gibt hier einen schönen Einblick in das Leben in Newcago nach Steelhearts Tod. Zunächst scheint alles friedlich und die Reckoners albern in ihrer üblichen Manier ein wenig herum, während sie ihren Stadtrundgang machen. Dann taucht plötzlich der High Epic Mitosis auf und sofort wird die Situation mit jeder Seite brenzliger und bedrohlicher, als er David herausfordert.

Mit „Mitosis“ erweitert er seine Reckoners-Trilogie um eine Novelle. Zeitlich ist sie zwischen Band eins und zwei verortet. Man muss sie nicht gelesen haben, um die eigentliche Reihe genießen zu können, es lohnt sich aber.

Wieder einmal hält der Autor, was er allein mit seinem Namen auf dem Einband verspricht. Bereits der Einstieg in die Novelle ist sehenswert: „The day had finally arrived, a day I'd been awaiting for ten years. A glorious day, a momentous day, a day of import and distinction.
It was time to buy a hot dog.“ Es geht also da weiter, wo „Steelheart“ aufhörte.

Wie es alle von Sandersons Texten an sich haben, wird man sofort vom Sog erfasst und kann den Text nicht mehr aus der Hand legen, bis man die letzte Seite erreicht hat. In diesem Fall bedauert man es wirklich, dass es „nur“ eine Novelle ist, denn scheinbar viel zu schnell ist alles wieder vorbei.

Die Charaktere handeln alle so, wie es ihren Eigenschaften entspricht. Während Tia planen will, wagt sich David allein vor und improvisiert. Das Team wird dabei ersichtlich, denn sie alle arbeiten zusammen, kennen und vertrauen einander. Die Spannung bleibt dabei stets erhalten und bis zur letzten Seite hochgehalten.

Mitosis eignet sich sowohl als Einstieg in die Reckoners-Reihe, um ein Gespür für die Geschichte zu bekommen, als auch als zusätzliche Kost, wenn man die eigentliche Reihe bereits kennt.



Daten
Mitosos, Reckoners 1.5: ISBN 978-1-473-20935-0 , Gollancz London, 2014, 11,99€

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine Version unserer Zukunft.

Steelheart ist tot, getötet von den Reckoners. Newcago ist nun eine freie Stadt. Die Reckoners tun ihr Bestes, um es auch dabei zu belassen, doch sie haben es nicht leicht. Immer wieder greifen andere Epics die Stadt an. Allen scheint eines gemeinsam zu sein: Sie kommen aus Babylon Restored, dem einstigen New York. Prof beschließt, nach Babilar zu gehen und Regalia, dem dort regierenden High Epic, das Handwerk zu legen, David soll mit ihm kommen. Dieser folgt dem Anführer der Reckoners nur allzu bereitwillig, nicht zuletzt weil Megan, bekannt als Firefight, zuletzt in Babilar gesehen worden war. 

Auch im zweiten Band geht es wieder heiß her mit fast schon cineastischem Worldbuilding. Sanderson baut die Welt der Epics weiter aus und fügt ihr ausgesprochen kreative Dinge hinzu. Babilar wird als eines der weltgrößten Rätsel beschrieben. Regalia hat die ganze Stadt geflutet, sodass die Häuser wie Inseln aus dem Meer ragen. Darüber hinaus leuchten in der ganzen Stadt die Graffitis in der Nacht in prächtigen Farben, ebenso die seltsamen Pflanzen, die überall wachsen und die Bewohner von Babilar ernähren. Niemand weiß so genau, warum das so ist, doch vermutet man einen geheimnisvollen Epic namens Dawnslight als Urheber des faszinierenden Phänomens.

Noch immer ist die Actiondichte sehr hoch, doch geht es im Vergleich zu Steelheart ruhiger zu. Hier wird mehr geplottet, überlegt und geplant, was in der Stadt vor sich geht, was Regalia damit bezwecken will, als sie erst Obliteration in die Stadt holte, um sie zu zerstören, und dann doch die Reckoners bittet, ihn zu töten.

Am Ende des Buches sind zahlreiche Fragen offen, die sehr viel Lust auf den dritten und zumindest vorläufig letzten Band machen. Auch regt die Geschichte wieder sehr viel zum selbst Nachdenken an. Wer ist der Gute und wer der Böse? Lügt Megan oder lügt Prof und tut David wirklich das Richtige oder handelt er rein aus egoistischen Gründen?

Dennoch ist dieses Mal etwas Skepsis angebracht. Stellenweise zog es sich ein wenig, sprang der Funken nicht ganz über. Während im ersten Band noch auf jeder Seite etwas Spannendes geschah oder faszinierende neue Details eingeführt wurden, fehlte das hier manchmal, sodass sich die Lektüre an einigen Stellen etwas zog.

Nichtsdestotrotz bleibt es ein Werk Sanderons und damit auf alle Fälle sehr empfehlenswert.



Daten
Firefight, Reckoners 2: ISBN 978-0-385-74358-7 , Delacorte Press, 2015, 16,60€

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle doch besser keine Fantasy schreiben, das brächte keinen Erfolg. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich erstmals in die Gefilde der Jugenddystopien vor.

Mit Calamity finden die Reckoners ihren Abschluss. Prof ist durch einen hinterhältigen Trick Regalias seinen Kräften zum Opfer gefallen und wütet nun durch die zerbrochenen Staaten, bis er sich in Ildithia, dem ehemaligen Atlanta, niederlässt, dem dort regierenden Epic Larencer die Herrschaft streitig macht und sich zum neuen Herrscher der Stadt aus Salz aufschwingt. David ist bestrebt, Prof von der Dunkelheit in ihm zu befreien, statt ihn einfach zu töten, wie es die Reckoners üblicherweise tun würden. Gleichzeitig gilt es, das Geheimnis von Calamity zu lösen, denn es scheint, dass Prof mit Calamity selbst Kontakt aufnehmen und der mächtigste Epic aller Zeiten werden will.

Wieder einmal zeigt Sanderson seine Kreativität beim Errichten seiner Welten. So ist Ildithia wortwörtlich eine Stadt aus Salz, die gemächlich über die Ebenen der Zerbrochenen Staaten wandert. Während im Wochenrhythmus am einen Ende der Stadt die Salzhäuser zerfallen, bilden sie sich am anderen Ende neu; auf diese Weise bewegt sich die Stadt fort.

Gleichzeitig erfahren wir natürlich wieder sehr viel über die Epics sowie nun auch endlich das Geheimnis Calamitys. Auch wenn das Ende ab einem gewissen Punkt durchaus etwas vorhersehbar war, so war es doch noch immer fulminant und spannend. Anders als die Vorgängerteile ist dieser Band etwas langsamer und ruhiger erzählt, was ihm jedoch gut zu Gesichte steht. Die Reckoners planen sehr viel und agieren vor allem im Verborgenen, da sie in Prof einen Gegner haben, der um ein Vielfaches tödlicher ist, als es selbst Steelheart seinerseits war. Eile wäre hier daher fehl am Platz.

Gleichzeitig wird auch viel über Megans Kräfte berichtet, was ebenfalls einige interessante Dinge eröffnet, besonders über die Welt, aus der Firefight stammt. Dies wird besonders auf den letzten Seiten des Buches noch einmal sehr relevant, da auch dort Davids Vater noch einmal eine Rolle bekommen wird. Allein schon wegen dieser Dinge lohnt es sich, die Reihe bis zum Ende zu lesen!

Am Ende bleiben dennoch noch einige Fragen offen. Die Enthüllung, was Calamity wirklich ist, beantwortet zwar einige Fragen, wirft dafür aber wiederum duzende Neue auf. Es ist also durchaus Potenzial für eine bereits geplante Fortsetzung da.

Wer gute Unterhaltung sucht, ist hier definitiv an der richtigen Stelle. Nicht nur junge Leser uns Fans von Superhelden dürfen hier zugreifen.


Daten
Calamity, Reckoners 3: ISBN 978-0-37599123-3 , Delacorte Press, 2016, 16,60€
 

Er ist einer der Großen der deutschen Fantasy: Mit seinen Elfenromanen stürmte Bernhard Hennen die Bestsellerlisten und schrieb sich in die Herzen seiner Fans. Die Drachenelfen sind sein Exkurs in die frühesten Tage seiner Welten.

Die Drachenelfen, Diener der mächtigen, fast gottartigen Regenbogenschlagen, sind ausgebildete Mörder und Agenden. Sie wachen im Verborgenen über das Wohl Albenmarks und beobachten die Menschen der Welt Daia und ihre Expansionsbestrebungen auf die Welt Nangog.

Die Elfenbogenschützin Nandalee tötet auf ihrer Jagd unwissentlich den Thronerben der Trolle, woraufhin sie fliehen muss, um ihren Clan nicht in Gefahr zu bringen. Der Drachenelf Gonvalon rettet sie und bringt sie zu den Drachenelfen, wo sie fortan den Drachen dienen soll.

Gleichzeitig wird der Bauer Artax durch den Zauber eines Devanthars, eines Dämons, in den Körper des unsterblichen Gottkönigs Aaron versetzt, des Herrschers über ein mächtiges Reich der Menschen. Er sieht sich gezwungen, seine neue Rolle perfekt zu spielen, um vor der Welt zu verschleiern, dass auf einmal ein Bauer Gottkönig ist und der alte Aaron nicht mehr existiert.

Sie beide ahnen nicht, dass sie damit zum Spielball der Mächte geworden sind, Mächte, die alle drei Welten gefährden und in einen großen Krieg verwickeln könnten.

Hennen verwendet viel Zeit darauf, seine Welt aufzubauen und so ein sehr detailliertes Bild von Albenmark, Nangog und Daia zu entwerfen und ihnen Leben zu verleihen. Den Charakteren wird Raum gegeben, um sich zu entfalten und sich in ihren neuen Rollen zu etablieren. Sie wirken dabei überwiegend glaubhaft und überzeugend. Lediglich Artax erscheint zu Beginn inkonsistent, als es ihm von Anfang an gelingt, als einfacher ungebildeter Bauer ein ganzes Reich zu führen. Hennens Erklärung überzeugt nicht wirklich, dass Artax dabei auf das Wissen Aarons zurückgreift, denn Wissen auch anzuwenden ist schließlich noch einmal ein anderer Schuh.

Auch die Handlung kann für sich sprechen. Sie ist zumeist kurzweilig und interessant und hält den Leser bei Laune. Lediglich stellenweise zieht sie sich und wirkt aufgebläht. In Anbetracht des Umfangs der gesamten Reihe ist leider zu befürchten, dass sich das auch auf die Folgebände auswirkt.

Die Romanzen zwischen Nandalee und Gonvalon beziehungsweise zwischen Artax und Shaya sind völlig überflüssig. Um Spannung aufzubauen, wären auch Konflikte anderer Art dienlich und vor allem lesenswerter gewesen.

Leider überzeugt das Lektorat nicht an jeder Stelle. Nebst kleineren Fehlern in Rechtschreibung und Interpunktion sind der größte Fauxpas die verschiedenen Schrifttypen. Kursiv für Gedankenrede hätte völlig genügt und wäre der Lesbarkeit weitaus dienlicher gewesen, denn einige der Schrifttypen sind sehr unglücklich gewählt.

Der Schreibstil ist überwiegend angenehm und passend, wenn auch nicht allzu anspruchsvoll. Lediglich die immer mal wieder gehäuft auftretenden Ausrufezeichen und die elliptischen Sätze stören das Bild, da sie unbeholfen und holprig wirken. Auch einige der Metaphern sind allzu blumig und unpassend geraten. Artax bezeichnet eine aus dem Himmel fallende Leiche als Himmelskind. Regenbogenschlangen oder Himmelsschlangen als Synonym für die Drachen wirkt gleichfalls unpassend.

Alles in allem ist das Bild aber ein gutes und es lohnt sich durchaus, in das Buch hineinzulesen und auch zu den Folgebänden zu greifen.



Daten
Drachenelfen 1: ISBN 978-3-453-26658-8, Heyne, 2011, 17,99€

Verrat! Eine Gruppe von Zwergen unter der Leitung Hornboris hat es gewagt, einen Drachen zu töten. Dies können die Himmelsschlangen, die Statthalter der Alben, nicht ungesühnt auf sich beruhen lassen und schicken daher ein Heer von Drachen und ihre Drachenelfen aus, um die Tiefe Stadt auszulöschen. Nandalee, die sich zu diesem Zeitpunkt in der dem Untergang geweihten Stadt befindet, weiß nicht, dass auch ihr dabei von einigen der Drachen ein übles Schicksal angedacht ist. Gleichzeitig muss sich Artax in der Gestalt des Unsterblichen Aaron auf den Krieg gegen Muwatta vorbereiten und sieht sich dabei vielerlei Hürden gegenüber. Er ahnt nicht, dass seine Geliebte Shaya an seinen Kontrahenten als Bettgespielin verschachert wird. 

Hennen verwendet wieder einmal sehr viel Zeit darauf, seine Welt auszubauen und ihr Leben und Details zu verleihen. Er hat einige besonders liebenswerte Charaktere im Gepäck, die immer wieder für ein Schmunzeln gut sind. Allen voran Volodi mit seinen Sprachproblemen und seiner rauen aber doch herzlichen Art, aber auch die Zwerge um Hornbori Drachentöter.

Sehr anrührend geschrieben ist auch, wie Artax mit den Bauern in seinem Heer interagiert. Er weiß, dass einige darunter seine alten Freunde aus seiner Heimat sind, fürchtet aber gleichzeitig, dass sie entdecken könnten, dass er nun der Unsterbliche Aaron ist. Nichtsdestotrotz fühlt er sich ihnen noch immer sehr verbunden und geht wider aller Vernunft vertraulich mit ihnen um.

Die Liebe zum Detail ist in diesem Band jedoch Fluch und Segen zugleich. Ein wenig merkt man es bereits an der Zusammenfassung der Handlung. Man kann die Kernhandlung des fast 900 Seiten starken Buches in ungelogen drei Sätzen zusammenfassen. Die Drachen wollen die Zwergenstadt auslöschen. Nandalee schwört Rache an den Trollen für das, was diese ihrem Clan angetan haben. Artax bereitet sich auf die Schlacht gegen Muwatta vor.

Insbesondere die Handlungen um Artax herum ziehen sich enorm. Es werden zwar teils wirklich sehr kreative Lösungen gefunden, um sein völlig unterlegenes Bauernheer auf die Schlacht vorzubereiten, aber im Grunde passiert den Großteil über kaum etwas Anderes. Das über ein knapp 900 Seiten starkes Buch zu verteilen, war gelinde gesagt nicht die beste Idee.

Spannender geht es da bei Nandalee zu. Hier passiert etwas, hier geht es auch mal actiongeladen zu und vor allem geht die Handlung voran und kommt vom Fleck.

Während man noch im ersten Teil das Gefühl hatte, dass im Hintergrund eine große Intrige abläuft, von der nicht einmal alle Drachen etwas wissen, wird auf sie im zweiten Teil kaum bis gar nicht Bezug genommen. Hennen konzentriert sich hier viel mehr auf die persönlichen Geschichten der Charaktere, wobei eine Verbindung der Handlungen um Nandalee und Artax fehlen. Beide laufen parallel und so ganz ist noch immer nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Dass zudem die Intrige aus dem ersten Teil nicht wieder aufgegriffen wurde, ist recht schade, denn das wäre doch wirklich interessant. Immerhin scheint es dabei um das Schicksal gleich dreier Welten zu gehen.

Alles in allem kann man sagen, dass das Buch nicht das allerbeste ist. Es ist nett und erweckt zudem immer noch den Eintrug, dass sich auch ein Griff zu den weiteren Teilen in der Reihe lohnt. Allzu unspannend ist es zudem auch nicht, auch wenn es deutliche Längen hat.



Daten
Die Windgängerin (Drachenelfen #2): ISBN 978-3-453-53345-5 , Heyne, 2012, 17,99€
 

„Verrat!“, heißt es im dritten Band der Drachenelfen, Die gefesselte Göttin, von Bernhard Hennen. Sowohl Drachen als auch Devanthar wittern an allen Ecken und Enden Verrat und Intrigen ihrer Feinde – und merken dabei nicht, dass sie selbst sich den Feind schaffen, um den Krieg herbeizurufen, den beide Seiten gern hätten. 

Um die Devanthar und Menschen aus Nangog zu vertreiben, der Welt, auf die sie kein Anrecht haben, schicken die Drachen ihre Drachenelfen unter der Führung Nandalees aus, um die im Herzen der Welt gefesselte Göttin Nangog zu befreien. Sie soll die Menschen von der nach ihr benannten Welt vertreiben, wofür die Drachen in Kauf nehmen, neben den Alben und Devanthar eine dritte Schöpfermacht auf den Plan zu rufen. Gleichzeitig schmieden sie Pläne, um die Saat der Rebellion in den Reihen ihrer Drachenelfen auszulöschen – auch für den Preis, einige von ihnen in den Tod zu schicken.

Es ist mittlerweile eine Hassliebe, die mich mit den Büchern verbindet. Es gibt Passagen, da will ich das Buch vor lauter Langeweile einfach zur Seite legen. Dann lese ich doch weiter und finde wieder etwas, das mich in seinen Bann schlägt. Die Höhen und Tiefen dieser Reihe sind einmalig, zumal sie mich trotz der Schwankungen immer wieder dazu reizen, bis zum Ende zu lesen.

Hennen benötigte geschlagene drei dicke Wälzer von je 800 Seiten und mehr, um den Drachen und Devanthar einen Grund zu liefern, nun endlich den offenen Krieg gegeneinander auszutragen. Das ist einfach viel zu viel. Die Bücher haben ihre Längen und oftmals passiert trotz der vielen Worte nichts wirklich Nennenswertes. Zu Artax kann man in diesem Band fast gar nichts sagen, Hornbori und seine Gefährten haben ebenfalls kaum etwas zu melden. Wobei bei den Zwergen immer noch fraglich ist, was sie in dem kommenden Krieg zu melden haben und welche Rolle sie noch spielen werden – und ob die überhaupt relevant ist.

Nandalee selbst mustert sich immer mehr zu einem ziemlich lästigen Charakter. Sie rebelliert gegen ihre Drachenmeister, was diese wenigstens am Ende dieses Bandes nicht mehr dulden, kommt aber dennoch ungeschoren davon. Und warum? Wegen Gonvalon und dieser schmierigen, kitschigen Romanze der beiden. Nandalee ist schrecklich rechtschaffen und will ach so perfekt sein. Sie ist in keinster Weise ein ambivalenter Charakter, sondern durch und durch gut. Sie will zwar unbedingt eine Drachenelfe sein, dabei aber für das Gute in der Welt einstehen. Das ist eigentlich teils ein Widerspruch in sich, was sie aber nicht daran hindert, ihr Mary Sue Dasein weiter auszubauen.

Auf der anderen Seite stehen Bidayn und Lyvianne, welche eine Menge wieder herausreißen. Sie beide streben nach großer magischer Macht und insbesondere Lyvianne kennt dabei keine Skrupel. Sie ist darin ihrer Schülerin ein Vorbild, womit diese ebenfalls immer mehr vom rechtschaffenen Pfad abgebracht wird, der ihre Freundschaft zu Nandalee einst vorgezeichnet hatte. Das sind Charaktere, die mir wesentlich mehr Freude bereiten und die viel mehr Seiten zu bieten haben.

Ein Aspekt in Büchern, den ich spätestens seit A Song of Ice and Fire sehr zu schätzen gelernt habe, ist das Unvorhersehbare von Charaktertoden, insbesondere von Hauptcharakteren. Es wird so oft argumentiert, dass, wenn ein Charakter der Hauptcharakter ist, er mit hoher Wahrscheinlichkeit am Ende des Buches noch leben wird. Das trifft leider auf sehr viele Bücher zu, auch auf die Drachenelfen. Hennen verwendet oft sehr viel Aufwand darauf, neue Charaktere einzuführen, was in allen Fällen bis auf bisher eine einzige Ausnahme am Ende vom dritten Band ein Indiz dafür ist, dass die Situation noch so gefährlich sein kann, der Charakter wird es überleben. Das ist schlicht langweilig (und führt mitunter zu etwas absurden Situationen, in denen die Überlebenschancen eigentlich sehr gering sein sollten).

Die Bücher bestanden bisher, so habe ich das Gefühl, aus nur lose miteinander verbundenen Einzelepisoden. Zusammengenommen führen sie zwar zum nun ausbrechenden Konflikt zwischen Drachen und Devanthar, doch fehlt mir darüber hinaus ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Ereignissen. Sie stehen lediglich episodenartig nebeneinander.

Wie schon die Vorgänger hat auch „Die gefesselte Göttin“ Längen und Tiefpunkte. Neben Bidayn und Lyvianne als Charaktere gibt es dann aber doch wieder Szenen, in denen ich total gefesselt bin von den Ereignissen. Plötzlich wird es doch spannend, plötzlich taucht etwas unheimlich Faszinierendes auf, denn bei all dem Gemeckere muss man eben doch sagen: Das Worldbuilding ist genial. Für mich reißt das zusammen mit Lyvianne und Bidayn eine ganze Menge wieder heraus.

Zusammenfassend war der Leseeindruck trotzdem positiv. Die Kritikpunkte sind zahlreich, die positiven Aspekte wiegen relativ viel davon wieder auf. Auch wenn ich im vieren Teil eine Menge Jammern von Seiten Nandalees erwarte sowie, dass sie noch weiter in meiner Gunst sinken wird, so freue ich mich auf diesen.



Daten
Die gefesselte Göttin (Drachenelfen #3): ISBN 978-3-453-53346-2 , Heyne, 2013, 17,99€
 

Die Messer werden gewetzt und blutige Taten stehen bevor. Albenmark rückt im vierten Band der Drachenelfen, „Die letzten Eiskrieger“, von Bernhard Hennen gegen die Heere der Menschen aus. List und Tapferkeit sind gefragt, um ihre zahlenmäßige Unterlegenheit gegen die Menschenkinder zu ihrem Vorteil zu wandeln. Währenddessen sind eine Handvoll tapferer Pioniere in den hohen Norden von Nangog unterwegs, um das mysteriöse Traumeis zu bergen, eine fremdartige Substanz, die Träume wahr werden lässt. Dabei müssen sie sich der Geister Nangogs stellen, welche eine schier unüberwindliche Gefahr darstellen. 

Wieder mal so ein Buch, das man in einer Handvoll Sätze zusammenfassen kann, weil quasi nichts passiert. Auf der anderen Seite baut Hennen dafür weiter seine Welt aus. Die Eisgeister, körperlose Kinder Nangogs, nehmen Besitz von den Lebenden, was nicht nur ein weniger an die Others aus A Song of Ice and Fire beziehungsweise der Serie Game of Thrones erinnert, aber doch eine unheimliche Atmosphäre erzeugt. Hennen transportiert die Spannung sehr schön zum Leser, während die Pioniere nach und nach entdecken, was es mit den Geistern und dem Traumeis auf sich hat, und dabei in immer größere Gefahr geraten.

Was Hennen als ein Gesamtbild aller bisherigen Bücher sehr schön gelungen ist, ist das Bild der verschiedenen Kulturen, das er gibt. Die Drachenelfen gehören zu der früheren Geschichte Albenmarks, dementsprechend ist alles noch nicht so ausgereift wie in den Folgebänden. Gerade die Menschen betreffend merkt man dies. Ihre Gesellschaft erinnert an unsere altorientalistische Kulturen wie Babylon und dergleichen. Teilweise kämpfen die Menschen sogar noch mit Bronzewaffen, Waffen aus Eisen gelten als sehr wertvoll.

Und ja, es ist auch ein positiver Aspekt, dass Nandalee in diesem Buch quasi nicht zu Wort kommt. Ich merkte schon im Vorgängerband, wie mein Aggressionslevel stets etwas anstieg, wenn wieder einmal ein Kapitel mit ihr anstand. Mary Sues sind und bleiben einfach eine Pest.

Spätestens in diesem Band kommt zum Tragen, dass man auf beiden Seiten so seine Lieblinge hat. Hennen hatte stets die Geschichte aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt: dem der Albenkinder und dem der Menschen. Nun treffen beide im offenen Krieg aufeinander und so recht will man sich als Leser nicht auf die eine oder andere Seite schlagen. Was ist, wenn es Volodi an den Kragen geht? Oder Hornbori? Das will man ja alles nicht, aber trotzdem schlagen sie sich jetzt gegenseitig die Köpfe ein. Es fehlt in dem Sinne ein klarer Antagonist, weil für jede Seite die andere der Feind ist, der Leser jedoch mittlerweile beide Parteien gut kennt. Schwarz-Weiß-Malerei ist in der Fantasy leider zu einem gängigen und furchtbar langweiligen Klischee geworden, daher ist eine Abwechslung wie diese stets sehr erfrischend.

Allerdings fragt man sich doch, was Bidayn da eigentlich die ganze Zeit bei Shanadeen macht. Warum hat sie ihn gehreitatet, was bezweckt sie damit? Entweder es wurde genannt und ich habe es einfach überlesen (kann ja auch sein), oder dieser Handlungsstrang ist wirklich so undurchsichtig und vielleicht ohne tieferen Sinn, wie er scheint.

Störend fiel auf, dass das Lektorat ständig Fragezeichen unterschlagen hat. Mir fallen in gedruckten Büchern in letzter Zeit immer mehr und mehr Fehler auf, und zwar nicht nur vereinzelte Fehler auf hunderten von Seiten, sondern durchaus gehäuft. Das darf einfach nicht passieren und erweckt einen schlechten Eindruck.

Am Ende des Buches wird schließlich und endlich die Brücke zu den anderen Elfenbüchern Hennens geschlagen. Nandalee gebiert ihre Kinder und gibt ihnen ihre Namen: Emerelle und Meliander. Ich fand es ganz witzig, dass das quasi in einem Nebensatz geschieht. Für Nandalee ist es natürlich toll, dass sie nun endlich ihre Kinder hat, aber noch hat das keine wirkliche Bedeutung für das große Ganze. Der Leser weiß in dem Moment nur einfach wesentlich mehr durch die anderen Elfenbände.

Insgesamt macht das Buch vor allem durch das fast durchgängige Fehlen Nandalees einen durchaus guten Eindruck. Dass gerade das ein positiver Aspekt ist, zeugt allerdings nicht unbedingt davon, dass hier wirklich alles im Reinen ist.



Daten
Die letzten Eiskrieger (Drachenelfen #4): ISBN 978-3-453-27001-5 , Heyne, 2015, 17,99€
 

Die finale Schlacht steht unmittelbar bevor, und der Himmel steht in Flammen im letzten Band der Drachenelfen, Himmel in Flammen, von Bernhard Hennen. Noch einmal wird alles geboten, um den Feind niederzuringen, darunter auch ein Cthulhu-Monster und fliegende Felsen. Aber ein Ende? Nicht wirklich. 

Nun sitze ich hier, habe den bisher dicksten Elfenband vor mir und weiß nicht, was ich davon halten soll. Die ganze Reihe ist in Hinblick auf ihren Umfang wahrlich monströs, was zumindest den Vorteil hat, dass Hennen seine Welt ausgesprochen detailliert darstellen konnte. Er verliert sich dabei zumindest nur teilweise etwas im Detail und kann größtenteils die Handlung stets vorantreiben. Mit Nangogs Kind, das durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit Cthulhu hat, und dem Himmelland, einem Verbund von fliegenden Felsen, die zur Schlacht ausgerüstet wurden, hat er in der Tat am Ende seiner Reihe noch einmal einige ausgesprochen kreative und, verzeiht mir den recht jugendhaften Ausdruck, coole Ideen eingebracht.

Es fühlt sich trotzdem nicht wie ein Ende an. Nicht etwa, weil ich so lange nun an den Drachenelfen gelesen habe, nein. Viele Handlungsstränge wurden unsauber zu Ende gebracht oder verlaufen einfach ins Nichts, sodass es insgesamt wirkt, als würde da noch ein Drachenelfen-Band kommen. Mit fünf Wälzern hatte Hennen jedoch genug Spielraum, um das Ende auch wirklich wie ein Ende aussehen zu lassen. Klar, in der Chronologie geht es nahtlos weiter mit „Die Elfen“, lang lang ist’s her. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass vieles, das in den Drachenelfen am Ende offen blieb, in den anderen Elfenbüchern aufgegriffen und dort dann zu Ende geführt wurde.

Hinzu kommt, dass etwa nach der Hälfte des Buches ein plötzlicher Bruch kommt. Bisher hatte Hennen die Geschichte der Drachenelfen kontinuierlich erzählt ohne allzu große Zeitsprünge zu haben. Plötzlich jedoch übergeht er geschlagene sieben Jahre Krieg und kommt von den Anfängen des Konfliktes direkt zu seinem Ende. Nachdem er im Vorfeld viereinhalb Bücher so kontinuierlich erzählte, wirkt dieser Sprung unelegant und bringt ein gewisses Ungleichgewicht ins Lesen hinein.

Für den Abschluss dieser Reihe hätte ich etwas Bombastisches erwartet, etwas, das mich von den Socken haut und mich denken lässt: „Boah, krass! Wie genial war das denn?!“ Gut, wir haben Nangogs Kind und das Himmelland, aber das sind lediglich zwei Aspekte auf knapp 1100 Seiten. Der Rest hebt sich nicht wirklich von den vorhergehenden Bänden ab. Hinzu kommt, dass Nandalee jetzt wieder ihre innere Mary Sue ausleben darf.

Alles in allem soll dies hier also das Ende sein, ist aber kein wirkliches Ende. Der Band war nicht schlechter als seine Vorgänger, jedoch waren die Erwartungen an ihn, weil er eben der Abschluss der Reihe ist, um einiges höher. Ihnen konnte er einfach nicht gerecht werden.

Ich danke Heyne für das Rezensionsexemplar!



Daten
Himmel in Flammen (Drachenelfen #5): ISBN 978-3-453-26889-0 , Heyne, 2016, 18,99€

Was ist erstrebenswerter? Keine Erinnerungen an die früheren Lebensjahre besitzen und dafür in Frieden leben, oder all die Erinnerungen wiedererlangen und damit einen blutigen Krieg heraufbeschwören? Kazuo Ishiguro widmet sich dieser Frage in seiner Geschichte über kleine und große Entscheidungen des Lebens und die Treue zueinander. 

Das ältere Ehepaar Axl und Beatrice lebt zurückgezogen als Bauern in einem britanischen Dorf. Das einzige, was den Frieden stört, ist der Nebel, der die Landschaft umfangen hält. Anscheinend ist er es, der alle Erinnerungen an die früheren Lebensjahre verblassen lässt.  Dennoch treibt Beatrice das unstillbare Verlangen an, ihren Sohn zu finden. Das Ehepaar bricht auf, um ihn zu suchen und zugleich das Geheimnis des Nebels zu lüften.

Ins Auge fällt, wie ausgesprochen höflich alle Protagonisten miteinander umgehen. Flüche findet man so gut wie keine, den auftretenden Rittern tut es sogar Leid, dass sie gegeneinander antreten müssen, weil sie keinen Konsens finden können. Es wirkt, als schienen hier Ishiguros japanische Wurzeln durch.

Mit viel Liebe und Gefühl begleitet der Erzähler die beiden Protagonisten auf ihrem Abenteuer. Die Handlung mag ordinär wirken: Die Helden ziehen aus, um etwas oder jemanden zu finden und am Ende sogar einen Drachen zu erschlagen. Doch in ihr finden sich fein eingeboben Botschaften und Denkanstöße.

In unserer Zeit, in der der Lebenspartner so austauschbar zu sein scheint wie das nächste Smartphone, wirkt eine langjährige und innige Beziehung wie die Axls und Beatrices bemerkenswert. Doch nur sie hat es ihnen ermöglicht, ihr Abenteuer gemeinsam durchzustehen. Axls stete Sorge um seine „Prinzessin“, wie er Beatrice nennt, ist herzerwärmend.

Gerade die Einfachheit, in der Axl und Beatrice leben, macht die Geschichte interessant. Sie sind beide ebenso einfache Leute, keine großen Helden oder Ritter. Damit sind sie in einer sehr ähnlichen Position wie der Leser. Dennoch sehen sie sich auf einmal in einer Situation, die ihnen fremde Rolle einnehmen zu müssen und über Krieg oder Frieden zu entscheiden.

Zum Schluss bleibt die Frage im Raum stehen, was man selbst wählen würde. Frieden oder Erinnerungen? „Der Begrabene Riese“ ist kein Buch, das man beiseitelegt und dann vergisst.


Ich danke dem Blessing Verlag für das Rezensionsexemplar.



Daten
Der Begrabene Riese, Orig. The Buried Giant: ISBN 978-3-89667-542-2 , Karl Blessing Verlag, 2015, 22,99€
 
 

Drachen sind grausame Monstrositäten, die ohne Rücksicht auf ihre Umwelt alles niederbrennen und Tod und Verderben sähen. Sie sind gefürchtet und gehasst, einen Ritter gebührt große Ehre, wenn er einen von ihnen erschlägt. Oder? Aber was wäre, wenn sie doch vernunftbegabte und rücksichtsvolle Wesen sind? Wären sie dann immer noch gehasst und verfolgt? 

Die letzten Drachen der Welt leben zurückgezogen in einem Wald. Ein Zauber schützt ihre Siedlung, doch als eine junge ehrgeizige Drachendame ein mächtiges Zauberbuch findet, bringt sie sie alle in Gefahr. Gleichzeitig wird der Junge Errol wider seinen Willen, zu einem Kriegerpriester ausgebildet, dessen Bestimmung es sein wird, Drachen zu töten. Dabei ist es doch sein Wunsch, so viel wie möglich über Drachen zu lernen, statt sie umzubringen. Zu allen Ungunsten stirbt auch noch der alte König, welcher bis jetzt eine schützende Hand über die Drachen gehalten hatte, und seine Tochter lechzt nach Blut.

Bücher, die Drachen thematisieren, stellen diese meist in der üblichen Symbolik als Feinde dar, in der sie auch in der klassischen Mythologie zu finden sind. Daher präsentiert sich die Trilogie James D. Oswalds als angenehme Abwechslung und wirft gleichzeitig einige interessante Fragen auf.
Seine Drachen sind weder stumpfsinnige Tiere noch verschlagene und grausame Jäger. Vielmehr sind sie kluge Wesen, die eigentlich nichts mehr wollen, als in Frieden zu leben. Die Menschen halten jedoch die Erinnerungen an die blutigen Konflikte der Vergangenheit in ihren Sagen und Legenden wach. Erst königliche Edikte der jüngeren Vergangenheit haben eine Koexistenz von Mensch und Drache ermöglicht. Der kriegerische Orden des Hohen Fryd ist jedoch an einem friedlichen Miteinander nicht interessiert und verteufelt die Drachen zu Bestien, die es auszurotten gibt. Wenn es kein Feind gibt, wird sich einer geschaffen. Klingt vertraut, oder?

Leider nimmt der Prolog die besondere Herkunft Errols vornweg, sodass der Leser in diesem Moment mehr weiß als der Protagonist. Auch wenn sich damit von Anfang an ein Konfliktherd abzeichnet, nimmt es doch die Spannung, da man nicht mehr mit Errol gemeinsam herausfinden kann, wer er eigentlich ist.

Der erste Band der Trilogie ist mehr ein Auftakt. Die Handlung braucht, um in Fahrt zu kommen und tritt teilweise auch ein wenig auf der Stelle. Dadurch fehlt zu einem Großteil die Spannung, da lange nicht ersichtlich wird, wo der Konfliktherd liegt. Der letzte Teil ist dafür umso rasanter und gipfelt in einem sehr gelungen Cliffhanger hin zum Folgeband.

Stattdessen verwendet der Autor viel Zeit, um seine Welt aufzubauen und dem Leser nahezubringen. Lobend sind die Texte zu Beginn eines jeden Kapitels hervorzuheben, die Auszüge aus der Literatur seiner Welt darstellen und ebenjener dadurch auch mehr Substanz verleihen.

J.D. Oswalds Sprache ist gelungen. Er schreibt sehr bildhaft, sodass Umgebung und Charaktere deutlich vor die Augen des Lesers treten. Insbesondere was das Aussehen seiner Drachen betrifft, beschreibt er weniger, als dass er es durch das deutlich macht, was sie tun, was definitiv eine angenehme Abwechslung zu einer stupiden Aneinanderreihung von Eigenschaften ist.

Der Grundgedanke ist sehr interessant, dass Drachen nicht die Bösen sind, sondern dazu gemacht werden. Interessant ist auch ihre humanoide Darstellungsweise, die zunächst ein wenig befremdlich ist, bei genauerer Betrachtung aber interessante Interpretationsaspekte aufwirft. Obgleich Dreamwalker nicht die packendste Lektüre ist, ist der Schluss definitiv gelungen und auch ein Griff zu Band Zwei empfiehlt sich.



Daten
Der Zauber des Drachenvolkes, Orig. Dreamwalker, Dreamwalker 1: ISBN 978-3-570-40306-8 , cbj, 2015, 12,99€
 

„Das Geheimnis des Magierordens“ (Orig. „The Rose Cord“) setzt da an, wo der Vorgängerteil aufhörte. Benfro flieht vor Inquisitor Melyn und seinem Orden des Hohen Fryd, nachdem sie seine Mutter Morgum ermordeten. Ihm gelingt die Flucht, nicht zuletzt auch durch die letzte Magie seiner Mutter. Der Geist Morgums erscheint ihm kurz darauf und trägt ihm auf, den Drachen Corwen ausfindig zu machen. Dort soll er seine besondere Gabe des Traumwandelns verfeinern und in die Magie eingewiesen werden. Der Geist Magogs hat es jedoch auf ihn abgesehen, und es gelingt ihm zeitweilig, Benfro in seine Gewalt zu zwingen. 

Errol befindet sich noch immer in den Fängen des Ordens vom Hohen Fryd. Dort wird er zum Drachenjäger ausgebildet, obgleich er eigentlich nichts weiter will, als die Drachen zu studieren und sie ansonsten in Frieden in ihren letzten Refugien leben zu lassen. Aus Selbstschutz bewährt er sich jedoch im Orden und soll als Spion zu den Feinden des Reiches geschickt werden. Dort jedoch wird er an den König ausgeliefert und gerät von einer Katastrophe in die nächste.

„Das Geheimnis des Magierordens“ knüpft nahtlos an den ersten Teil der Reihe an. Wurde am Ende des ersten Bandes Morgum gerade geköpft, so ist Benfro hier sogleich auf der Flucht. Der Leser ist von Anfang an mitten im Geschehen und hofft, dass es dem jungen Drachen gelingt, seinen Häschern zu entkommen.

Auch mit Errol fiebert man mit. Der Plottwist, dass er plötzlich an den verfeindeten König ausgeliefert wird, ist sehr gelungen und bringt noch einmal zusätzlich Spannung hinein.

Generell ist bis zu diesem Punkt der Reihe lobend herauszuheben, dass auf überflüssigen Konfliktaufbau verzichtet und sich eher auf das konzentriert wird, was die Handlung auch tatsächlich voranbringt. Was man hier lediglich am Rande findet, sind Romanzen, die unnötig Konflikte aufbauen, die keinen größeren Mehrwert für die Geschichte beinhalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen ist das eine angenehme Abwechslung.

Leider ist es dem Autoren dieses Mal nicht so gut gelungen, den Leser bei der Stange zu halten. Prinzipiell ist es immer gut, wenn etwas Sonderbares passiert und es nicht gleich auf den nächsten Seiten aufgelöst wird. In diesem Fall aber passieren zu oft rätselhafte Dinge, die die Protagonisten zudem auch jedes Mal aus dem Schlamassel retten.

Mehrmals droht Errol unmittelbar der Tod und doch entkommt er auf eine Weise, die er selbst nicht erklären kann. Leider geht dadurch einiges an Spannung verloren, wenn Errol wieder und wieder dem Tod von der Schippe springt. Auch Benfro kann auf einmal auf wundersame Weise fliegen, und es wird leider viel zu spät erklärt, woher er diese Fähigkeit bekommt. Bis dahin wundert man sich nur über die scheinbare Unlogik, was ebenso den Lesegenuss trübt.

Oswald hat sich auch in diesem Buch stark seiner Welt gewidmet. Man erfährt viel über ihre Geschichte und den aktuellen politischen Zustand. Er flechtet es gut in die Handlung ein, tritt jedoch in manchen Passagen zu sehr auf der Stelle, sodass sich der Roman streckenweise zieht.

Alles in allem ist das Leseerlebnis jedoch gut und auch der Griff zum bald erscheinenden dritten Teil ist eine lohnende Investition.



Daten
Das Geheimnis des Magierordens, Orig. The Rose Cord, Dreamwalker 2: ISBN 978-3-570-40307-5 , cbj, 2016, 12,99€
 

Manchmal müssen Feinde zu Freunden werden, wenn sie von demselben Feind verfolgt werden. Im dritten Teil der Dreamwalker-Reihe von James D. Oswald muss Benfro lernen, dass Errol, obgleich ein Mensch, nicht sein Gegner ist und sie nur gemeinsam gegen Melyn bestehen können. 

Magogs Einfluss auf Benfro wird immer stärker, was Benfro immer unberechenbarer macht. Wann ist er noch er selbst und wann gewinnt der Geist des bösen Drachenmagiers die Oberhand über ihn? Es fällt ihm schwer sich einzugestehen, dass Errol in der Tat der einzige ist, der ihm jetzt noch helfen kann, besonders dann, als Corwen der Magie Magogs erliegt und Inquisitor Melyn ihnen immer dichter auf den Fersen ist. Da erscheint auf einmal ein wilder Drache, ein wahres Ungetüm, wie es die Welt seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hat. Es scheint, dass er aus der Parallelwelt Gogs stammt, die Benfros Vater gesucht hatte. Ebenjene Welt scheint auch die einzige Rettung für die letzten Drachen zu sein.

Sehr rasch fällt ins Auge, dass das Lektorat hier keine gute Arbeit leistete. Da werden immer wieder Kommata oder Anführungszeichen vergessen, ganze Wortgruppen wiederholen sich direkt hintereinander und Namen werden vertauscht. Bereits in den ersten Bänden fielen gelegentlich kleine Fehler auf, hier jedoch häufen sie sich so sehr, dass sie störend wirken.

Inhaltlich ist dieses Mal jedoch nichts auszusetzen. Da jetzt auch noch eine zweite Welt ins Spiel kommt, wird der Weltenbau interessanter als noch in den Vorgängerteilen. Plötzlich sind Drachen in der Tat wieder eine Bedrohung sowohl für die Menschen als auch die letzten ihrer Artgenossen. Man fragt sich, wieso sie plötzlich auftauchen und wo sie her kommen. Das Buch wirft damit allerhand Fragen für die kommenden Bände auf und macht viel Lust auf sie.

Auch charakterlich tut sich einiges. Nachdem Beulah am Anfang der Reihe vor allem als skrupellose Königin gezeichnet wurde, die in erster Linie an ihrer eigenen Macht und weniger am Wohlergehen anderer interessiert ist, wandelt sich das zunehmend mit ihrer Liebe zu Clun. Er stammt eigentlich aus einfachen Verhältnissen, sie jedoch riskiert eine Menge, als sie ihn in den Adelsstand erhebt und ihn heiratet. Sie zeigt ihm gegenüber sogar romantische Attitüden, was ihr mehr Vielschichtigkeit verleiht und sie als Charakter interessanter macht.

Auch mit Benfro und Errol geht es vor allem in der zweiten Hälfte des Buches spannend weiter. Magogs Einfluss auf Benfro wird immer dramatischer, gleichzeitig muss er aber lernen, Errol als Verbündeten anzusehen. Für sie gilt es herauszufinden, was es mit den fremden Drachen und der Welt, als der sie stammen, auf sich hat, da das womöglich ihre einzige Rettung ist. Dabei werde sie noch immer von Inquisitor Melyn verfolgt und sehen sich zahlreichen neuen Gefahren gegenüber. Das Buch endet wie Band 1 mit einem ähnlich gelungenen Cliffhanger, der dazu verleitet, sich sogleich Band 4 anzuschaffen.

Nachdem Band 1 und 2 durchaus gute, wenn auch nicht die allerbeste Unterhaltungsliteratur waren, weist Band 3 eine deutliche Richtung nach oben auf. Er lässt die Ernüchterung nach dem zweiten Teil rasch wieder vergessen und darauf hoffen, dass die Reihe sich einem packenden Finale entgegenneigt.



Daten
Die Gefangene des Drachenturms, Orig. The Golden Cage, Dreamwalker 3: ISBN 978-3-570-40308-2 , cbj, 2016, 12,99€
 

Benfros und Errols Abenteuer neigen sich ihrem Ende entgegen. In „The Broken World“, dem vierten und vorletzten Teil der Ballad of Sir Benfro von James D. Oswald, spitzen sich die Ereignisse immer mehr zu. Benfro ist in einem Zirkus gefangen, Drachen einer anderen Welt greifen das Zwillingskönigreich an und Inquisitor Melyn führt mit grausamer Zielstrebigkeit den Willen seines Gottes aus, nicht merkend, dass er betrogen wird. Die Hoffnung für Benfro liegt erneut bei Errol. Sie beide wollen in die neue Welt entkommen, denn nicht alle Drachen, welche dort leben, scheinen wilde und grausame Bestien zu sein.

Erneut liefert der Autor wieder viele interessante Informationen über die Welten, die er geschaffen hat. Nicht nur zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es Auszüge aus der Literatur der fiktiven Kulturen, auch im Text selbst ist viel gegeben. Errol und Benfro gelingt es, in die neue Welt zu fliehen, und lernen dort die Kulturen der dort lebenden Menschen und Drachen kennen. Damit bekommt Oswalds Welt mehr Tiefe und Komplexität.

Leider flacht die Handlung vor allem gegen Ende ab. Es wirkt zunächst, als ginge die Reihe ihrem Ende entgegen, was besonders dann etwas verwunderlich wirkt, wenn man bedenkt, dass noch ein Teil folgen soll. Wortwörtlich auf den letzten Seiten reißt der Autor jedoch das Ruder noch einmal herum und baut die Brücke zum abschließenden Teil der Reihe.

Leider ist das Ende vor allem in Hinblick auf Inquisitor Melyn sehr vorhersehbar und nicht so packend und überraschend wie in Band 1 oder 3.

Alles in allem fehlt ein wenig die Klimax des Spannungsbogens, sodass sich das Buch eher verläuft, als ein tatsächlich klar definiertes Ende zu haben. Das ist bedauernswert, da die Handlung an sich eigentlich durchaus spannende Elemente hat besonders in Hinblick auf den religiösen Fanatiker Melyn und seinen „Gott“. Dieses Mal hat Oswald leider das Potenzial seiner Geschichte nicht völlig ausgereizt.



Daten
The Broken World, The Ballad of Sir Benfro 4: ISBN 978-1-405-91778-0 , Penguin Books, 2015, 9,20€

Die Welt ist nicht schwarz und weiß, nicht so einfach in Gut und Böse aufgeteilt. Manchmal werden alte Feindbilder über den Haufen geworfen und ein einstiger Feind wird zum Verbündeten, vielleicht gar zum Freund. J.D. Oswalds fünfter und abschließender Band der »Ballad of Sir Benfro«, »The Obsidian Throne«, ist ein Stückweit auch ein Statement gegen Rassismus. 

Die größte aller Gefahren droht den zerbrochenen Welten von Gog und Magog. Melyn hat sich mit seinem Gott vereint, welcher sich als der Drache Magog entpuppte, und gelangt so zu großer und schrecklicher Macht. Auch Beulah und ihre Drachen fügen während der Eroberung von Candlehall dem Zwillingskönigreich großen Schaden zu. Ihr Ziel ist der Obsidianthron, welcher auch ihre Macht hin zur Unbezwingbarkeit vervielfältigen würde. Jetzt ist es allein an Benfro, Magogs Macht über die Welt zu brechen, doch er ist schwer verletzt. Seine letzte Hoffnung liegt bei Errol. Drachen und Menschen müssen sich verbünden, um ihren gemeinsamen Feind Melyn und Magog zu besiegen.

Endlich wurde im fünften Band eine wunderschön illustrierte Karte von Benfros Welt gegeben. Karten sind in Fantasyromanen kein Muss, es ging bisher ja auch ohne. Doch sie helfen immer, noch mehr in die Welt einzutauchen und sie zu illustrieren.

Wie auch schon in allen vorherigen Bänden geht auch hier jedem Kapitel ein kleiner literarischer Text aus Oswalds Welt voran, welcher das Thema des Kapitels vertiefend illustriert und in manchen Fällen auch wesentliche Informationen beisteuert, mit deren Hilfe die Kapitel deutlich mehr Leben und Tiefe bekommen. Wie immer sind diese Texte sehr schön zu lesen und verraten viele interessante Details, die das Worldbuilding weiter ausschmücken.

Es erwies sich als schöner Kniff des Autors, dass er die Geschichte aus der Sicht beider Parteien erzählt und dem Leser auch die eigentlichen Antagonisten, vor allem Beulah, nahebrachte. So ganz will man sich mitunter am Ende nicht entscheiden müssen, ob nun Beulah oder Benfro und seine Freunde triumphieren … Das unterstreicht noch einmal die Aussage, dass die Welt nicht immer so einfach in Gut und Böse einzuteilen ist.

Bei dieser Reihe ist die Lektüre der originalen Fassung gegenüber der deutschen Übersetzung  definitiv ein Gewinn für den Lesegenuss. Oswald hat eine schöne, in seine mittelalterliche Welt passende, dabei aber doch auch für Nicht-Muttersprachler leicht verständliche Sprache. Außerdem ging in der Übersetzung der ersten drei Bände allerhand auf sprachlicher Ebene verloren. Neben Bezeichnungen wie dem »rose cord« gingen auch die sprachästhetischen Aspekte der Drachennamen verloren. Statt sie in ihren walisischen Formen zu lassen, wurden sie eingedeutscht. Aus dem originalen Namen von Benfros Mutter Morgwm wurde so zum Beispiel Morgum. Eine der maßgeblichen Inspirationen Oswalds für diese Reihe war die walisische Sprache, welche er selbst erlernt hat, daher ist es sehr schade, dass das im Deutschen nicht erhalten wurde.

Leider trat die Handlung vor allem zu Beginn des Buches sehr auf der Stelle. Nachdem der vorherige Band so rasant und spannend endete, ging es vergleichsweise ruhig weiter. Dafür war das Ende umso packender, als im letzten Drittel endlich angezogen wurde. Die Reihe hat ein sehr schönes Ende, ein wenig bittersüß, aber doch sehr zufriedenstellend, sodass man auch später wieder gern zu den Büchern greift und erneut Benfro auf seinen Abenteuern begleiten möchte.

»The Obsidian Throne« ist definitiv ein schöner Abschluss der Reihe, welche insgesamt zwar durchwachsen, aber doch lohnenswert zu lesen war.


Daten
The Obsidian Throne, The Ballad of Sir Benfro 5: ISBN 978-1-405-91780-3 , Penguin Books, 2016, 7,99£
 


Emotionen sind das, was uns menschlich macht, uns Wärme geben und uns von den Eisdrachen und anderen Kreaturen des Winters unterscheidet.

George R.R. Martin, zu Recht als amerikanischer Tolkien betitelt, erzählt in „The Ice Dragon“ die Geschichte des Winterkindes Adara. Sie lebt mit ihrer Familie im Norden auf einem einfachen Bauernhof. Als sie geboren worden war, herrschte einer der kältesten Winter seit vielen Jahren, und ebenso kalt ist auch sie. Sie lacht nicht, sie weint nicht, und wenn der Frost klirrt und alle sich vor den warmen Kamin drängen, fühlt sie sich in der Kälte des Winters am wohlsten. Sie ist zudem der einzige Mensch, der jemals einen Eisdrachen berührt oder gar geritten hat. Als feindliche Drachenreiter das Königreich angreifen und auch ihre Familie bedrohen, ist diese Verbindung vielleicht das einzige, was sie noch retten kann. 
In seiner unvergleichlichen Art und Weise erzählt Martin eine Kindergeschichte, die uns lehren soll, füreinander da zu sein, Mensch zu sein und uns gegenseitig Wärme zu geben. Es ist eine jener Geschichten, die dem Namen nach für Kinder geschrieben wurde, aber einen großen Mehrwert für Jung und Alt hat.

Adara wirkt und ist auch zu Beginn der Handlung emotional distanziert und kalt. Da der Leser die Geschichte durch sie erfährt, hat das natürlich auch einen Effekt auf das Lesen. Anders als Adara versteht der Leser jedoch auch, warum ihre Familie und deren Freunde mitunter abweisend und befremdet auf sie reagieren. Umso intensiver erfährt man daher das „Auftauen“ des Mädchens am Ende der Geschichte, als ihre Familie sich ein neues Leben im warmen Süden aufbaut, womit auch final die Intension des Buches transportiert wird.

Die Ausgabe wurde von Luis Royo illustriert, der den Winterzauber der Geschichte mit wundervollen Bildern einfängt. Fast jede Seite ist reich und detailliert illustriert. Auch auf der Innenseite des Covers und auf den Innenseiten der Buchdeckel finden sich fein ausgearbeitete Bilder. Damit wird das Buch nicht nur zu einem besonderen Lesegenus, sondern auch zu einem Fest für die Augen.








Daten
The Ice Dragon: ISBN: 978-0-7653-7877-4 , Tor Teen, 2014, 10,90€

Rithmatists sind privilegiert. Nicht jedem wird die Gabe der Rithmatics vergönnt, doch der Preis ist hoch: Jeder Rithmatist wird verpflichtet, für die Vereinten Inseln zu kämpfen – und notfalls auch sein Leben zu geben. Brandon Sanderson erzählt in seinem Jugendroman rund um die Magie aus Kreidefiguren die Geschichte Joels, eines einfachen Jungen, der davon träumt, ein Rithmatist zu sein, selbst wenn es ihm das Leben kosten könnte. 

Die Armedius Academy ist eine von insgesamt acht Schulen in den Vereinten Inseln, Sandersons Steampunk-Version der USA, die die Kunst der Rithmatics lehrt, bei der mittels verschiedener geometrischer Figuren kleine Kreidebilder zum Leben erweckt werden. Zwar kann theoretisch jeder die Linien erlernen, doch nur die Rithmatists haben die Fähigkeit, ihnen auch Leben zu geben.

Joel ist kein Rithmatist, wünscht sich aber nichts sehnlicher, als einer sein zu können. Da sein Vater Kreide für Rithmatists hergestellt hatte, bevor er bei einem Unfall starb, ist ihm erlaubt, gelegentlich am Unterricht der Rithmatics-Schüler teilzuhaben. Er lernt und studiert eifrig die Rithmatics. Als mehrere Schüler auf mysteriöse Weise verschwinden, wird er daher zum Assistenten von Rithmatics-Professor Fitch ernannt, denn ein Rithmatist scheint in die Vorfälle verwickelt zu sein. Zunächst werden nur Schüler der Akademie entführt, doch als Leute dabei umkommen, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Auch Joel gerät schließlich in das Visier des Scribbler genannten Täters und muss um sein Leben fürchten.

Der Leser steigt in die Geschichte mitten im Geschehen ein. Man befindet sich an einem der Tatorte und verfolgt aus den Augen des Opfers das Geschehen. Damit wird die Geschichte von Beginn an dynamisch und spannend.

Sanderson gelingt es sehr gut, seine Kreidemagie zu erläutern, indem er auf eine Mischung aus Theorie, beispielsweise in Form des Unterrichts, und  aus Praxis zurückgreift, als er in einem der ersten Kapitel ein Duell zwischen zwei Rithmatists beschreibt. Wieder einmal zeigt er damit seine beeindruckende Kreativität.

Was jedoch ins Auge fällt, ist, dass Joel ähnlich wie viele andere von Sandersons Hauptcharakteren funktioniert. Er ist sehr schlau und hat eine gute Kombinationsgabe, die ihm immer wieder plötzliche Eingebungen gibt, die er dann weiter verfolgt. Wer andere von Sandersons Büchern gelesen hat, weiß damit schon sehr schnell, wer definitiv nicht der Täter ist, da Joel, wie auch zum Beispiel Kaladin (Sturmlicht-Chroniken) oder Raoden (Elantris), zwar gute Einfälle hat, die ihn auch voranbringen, damit aber nicht unbedingt auf der richtigen Spur ist.

Erst gegen Ende wird offenbart, wer hinter dem Verschwinden der Schüler und schließlich auch den Morden steckt. Die Auflösung kommt sowohl für Leser als auch Charaktere überraschend und verblüffend. Sanderson packt hier noch einmal aus und greift tief in seine Trickkiste der Kreativität, womit er die Weichen für kommende Folgebände stellt. Der Täter wird gefasst, dennoch sind noch immer viele Fragen offen, die Raum für eine Fortsetzung bieten.

Am Ende des Buches findet sich ein Reading and Activity Guide. Da das Buch vor allem, aber nicht nur, an ein junges Publikum gerichtet ist, sollen verschiedene Fragen und Aufgaben motivieren, sich vertiefend mit dem Buch zu befassen, beispielsweise im Rahmen des Schulunterrichts. Die Fragen regen dazu an, über verschiedene Passagen des Textes zu reflektieren und mitunter auch einen neuen Blick darauf zu gewinnen. Zudem sind einige Kreativaufgaben dabei, die den Inhalt zusätzlich aufarbeiten sollen.

Aufgrund von Joels Ähnlichkeit zu anderen Charakteren des Autoren geht ein wenig Spannung verloren. Nichtdestotrotz verblüfft Sanderson wieder einmal mit seiner Kreativität. Auch die Aufmachung des Buches ist sehr schön. Zusätzlich zu dem Guide finden sich zu Beginn jedes Kapitels Zeichnungen, die die Kreidemagie bildlich darstellen und zur Bildhaftigkeit des Romans und seinem Verständnis beitragen. Obgleich das Zielpublikum vordergründig ein sehr junges ist, kann es auch von älteren Lesern genossen werden.


Daten
The Rithmatist 1: ISBN 978-1-4472-6615-0 , Tor Books, 2015, 9,60€
 

Natürlich kann man sich streiten, ob ein weiteres Buch über Nihal wirklich notwendig gewesen war. Natürlich kann man auch wagemutig verlautbaren lassen, dass das Ganze nur Geldmacherei gewesen war, um an den Hype vor einigen Jahren anzuknüpfen sowie ihn wieder aufleben zu lassen. Nichtsdestotrotz hat Licia Troisi „Die Drachenkämpferin: Nihals Vermächtnis“ geschrieben, auch auf den deutschen Markt gebracht und damit noch immer etliche Fans erreicht. 

Nachdem der Tyrann Aster besiegt worden ist, gehen Nihal und Sennar zusammen mit Oarf dem Drachen in die Unerforschten Lande, um dort ein neues, bescheidenes Leben abseits des ganzen Trubels um ihre Personen zu führen und auch eine Familie zu gründen. Eine Weile geht alles mehr oder weniger gut, auch wenn sie bei den Elfen auf wenig Gegenliebe stoßen. Als Sennar jedoch Opfer eines missglückten Zaubers wird, sieht Nihal sich gezwungen, Hilfe bei den verhassten Elfen zu suchen. Der Preis dafür ist ihr Leben, und sie ist gewillt, ihn auch zu zahlen. Doch mit ihrem Ableben endet ihre Geschichte noch nicht.

Natürlich freute sich das Fanherz, als es einen erneuten Band mit dem Titel „Die Drachenkämpferin“ und Nihal in heroischer Pose darauf erblicken durfte. Mit dem Abstand er Jahre zur eigenen Jugend bleibt dennoch ein kleiner Wehmutstropfen, denn Troisi ist alles andere als eine talentierte Autorin.

Sie hält sich nicht lange mit Beschreibungen auf. Wozu auch beschreiben, wenn das halbe Buch ohnehin nur aus Dingen besteht, die man bereits aus den anderen beiden Trilogien der Aufgetauchten Welt kennt? Natürlich fühlt der Leser sich hier ein wenig an der Nase herumgeführt. Da freut man sich auf neue Abenteuer Nihals, aber nichts da!

Die Nacherzählung dessen, was bereits bekannt ist, wirkt ein wenig gehetzt und gedrängt, als wäre der Autorin bewusst gewesen, dass ihre Fans das eigentlich nicht lesen wollten, sondern lieber neuen Stoff bekommen hätten. Also hält sie sich gar nicht erst mit ausschweifenden Sätzen oder allzu detaillierten Beschreibungen von Umgebung und Handlung auf und schreitet mit großen Schritten zur zweiten Hälfte des Buches.

Über einhundert Jahre sind vergangen seit Nihals Tod. Die Elfen wurden aus der Aufgetauchten Welt zurückgedrängt und lecken nun ihre Wunden. Einige wenige jedoch haben noch immer Kampfeswillen und sind eine Bedrohung für ihre Nachbarn. Diese sehen ihre einzige Rettung in Nihal, die jedoch muss erst einmal von den Toten wiedererweckt werden.

Da man als Leser natürlich von Beginn an wusste, dass jedes „neue“ Abenteuer Nihals mit ihrem Tod enden würde, war das in der Tat eine überraschende Lösung des Ganzen, die mitunter nicht jeder hat kommen sehen. Das Ende jedoch schon, was das Leseerlebnis erneut trübt.

Tatsächlich aber durchaus gelungen ist der Aufbau des Buches. Die Rahmenhandlung stellt ein geheimnisvoller Barde dar, der eigentlich gar nicht so geheimnisvoll ist, wenn man nur etwas darüber nachdenkt, woher er so viel über Nihal weiß, das eigentlich keiner wissen kann. Er singt Lieder über Nihals früheste Kindheitstage, ihre Zeit in den Unerforschten Landen sowie über die Ereignisse nach ihrer Wiederbelebung. Das gibt dem ganzen Buch den Anstrich einer Ballade.

Am Ende kann man sagen, dass Fans der Aufgetauchten Welt durchaus mit einigen kleineren Abstrichen wieder auf den Geschmack kommen. Der Rest hat nichts verpasst.



Daten
Die Drachenkämpferin 4: Nihals Vermächtnis, Orig. Cronach del Mondo Emerso . Le Storie Perdute: ISBN 978-3-453-27037-4 , Heyne, 2015, 16,99€
 

Fantasy? Science-Fiction? Warum nicht beides zugleich? Mit „Grauwacht“ ist Robert Corvus die Fusion beider Subgenres der Phantastischen Literatur mit Bravour gelungen. Er erzählt darin die Geschichte eines Planeten, der kurz vor dem Abgrund steht – und niemand will die Augen für die Gefahr öffnen, bis es beinahe zu spät ist. 

Bisola ist eine zweigeteilte Welt. Die Rotation des Planeten verläuft in Relation zu seiner Umlaufbahn um seine Sonne so langsam, dass eine Umdrehung ein Menschenleben dauert. So liegt eine Seite von ihm über Jahre hinweg im Licht der Sonne, die andere im Schatten. Die echsenhaften Sasseks brauchen die Wärme, um überleben zu können, und schlossen daher einen Pakt mit den Menschen, der diese verpflichtet, auf der eisigen Schattenseite des Planeten zu leben. Die Grauwacht beaufsichtigt den Abzug der Menschheit, sobald die Dämmerung heraufzieht, sodass die Sasseks das bald sonnige Land in Anspruch nehmen können. Als jedoch eine zweite, blaue Sonne am Himmel auftaucht und die Dämmerung kein Ende nimmt, zieht eine neue, bisher unbekannte Gefahr auf, die nur von wenigen als solche erkannt wird.

Der Roman beleuchtet die Einzelschicksale einiger Menschen und Sasseks exemplarisch für das Schicksal der gesamten Population. Der Guardista Remon, der die Grauwacht entgegen ihrer Gesetze für seine Frau Nata und ihre gemeinsame Tochter Enna verlassen hat, wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Vorena, ebenfalls eine Guardista, holt ihn in die Reihen der Grauwacht zurück, um ihn wieder für den Dienst zu verpflichten. Nata, die glaubt, ihren Mann nie wieder zu sehen, zieht mit ihrer Tochter aus der Wildnis in eine der von Menschen gehaltenen Metropolen, wo sie mit dem Sassek Ssarronn Nachforschungen zu dem blauen Licht anstellt, das zunächst nur die beiden Monde bedeckt und bald auch zusammen mit einer zweiten Sonne auftritt.

Man braucht ein wenig, um sich in die Handlung und die Welt einzufinden, das Glossar am Ende des Buches hilft jedoch dabei. Der Autor gibt nicht immer für alles eine Erklärung, besonders dann, wenn die handelnden Personen etwas für ganz selbstverständlich und alltäglich halten. Er geht jedoch geschickt genug vor, sodass vieles aus dem Kontext heraus ersichtlich wird und seine Leser nicht völlig ahnungslos belassen werden.

„Grauwacht“ besticht durch sein ausgefallenes Worldbuildung, das zudem auch noch sehr gut durchdacht ist. Ein lang andauernder Wechsel von Tag und Nacht und die damit einhergehenden klimatischen Bedingungen auf den jeweiligen Seiten des Planeten leuchten immerhin wesentlich mehr ein als die ungleichmäßigen Jahreszyklen auf Planetos. (Es sei denn, Martin gibt doch noch irgendwann Hinweise darauf.)

Es kommt selten in einem Fantasyroman vor, dass der Autor zur Erklärung besonderer Phänomene nicht Magie, sondern Wissenschaft heranzieht, in diesem Fall Astronomie und, ja, auch hoch entwickelte Technologie. „Grauwacht“ ist mehr als „nur“ Fantasy, sondern vereint in sich sowohl Elemente dieses Genres als auch der Science-Fiction. Mehr sei an dieser Stelle nicht gesagt, denn das würde die mehr als gelungene Auflösung vorausnehmen.

Auch der Schreibstil des Autors besticht mit seiner Variantenvielfallt. Corvus gelingt es, durch Erzähltempo und Diversität zusätzliche Atmosphäre aufzubauen. Nur selten stechen zu verschachtelte Sätze oder die eine oder andere Wortwiederholung heraus, fallen aber nicht weiter negativ auf.

„Grauwacht“ ist ein Roman, bei dem man sich wünscht, dass er nie endet. Leider hat er nur 415 Seiten, die viel zu schnell vorbei sind, aber zum Glück lässt der Autor seinen Lesern viel Spielraum für ihre eigenen Gedankenspielchen. Die Lektüre ist also auch nach 415 Seiten noch nicht wirklich vorbei, der Roman lässt einen nicht ohne weiteres los. Ist man einmal auf Bisola festgefroren, will man auch nicht einfach so gehen. Und wer mag, kann auch einen kleinen Mahnfinger in Richtung der Übertechnisierung und ihrer womöglichen Folgen sehen.

Alles in allem ist dieser Roman eine unbedingte Leseempfehlung!



Daten
Grauwacht: ISBN 978-3-492-26994-0 , Piper, 2015, 12,99€

Farina de Waard wird als eine Entdeckung der Selfpublisher-Fantasy gefeiert. Mit dem „Vermächtnis der Wölfe“ wurde sie bekannt und gewann 2015 den Indiebuchpreis der Leipziger Buchmesse, bei welchem sie im Folgejahr selbst Juror gewesen war. „Jamil: Zerrissene Seele“ ist nun der Auftakt einer neuen Reihe der jungen, aufstrebenden Autorin. 

„Niemals hatte Jamil damit gerechnet, dass seine Verlobung mit Lezana ein Inferno solchen Ausmaßes auslösen würde.“ So beginnt das Abenteuer Jamils, ältester Sohn des Rätors der Handelsstadt Kas’Tiel. Denn die Stadt wird angegriffen und nur wenige können auf einem Schiff entkommen. Darunter sind auch Jamils Eltern und sein Bruder Balor. Sie stranden an einer fremden Küste, sind aber selbst dort nur Eindringlinge, die das Land der Ureinwohner an sich reißen. Jamil glaubt, dass sie einen friedlichen Neubeginn erleben dürfen, stattdessen wird er von Unbekannten erschossen. Doch statt tot zu bleiben, nisten sich ein heilender Geist und ein Dämon in seinem Körper ein, und retten ihm das Leben – nur, um zu bewirken, dass Jamil sowohl von seinen eigenen Leuten als auch den Ureinwohnern als Dämon verdammt wird.

Im Grunde klingt das nach einer vielversprechenden Handlung, leider wird nicht viel daraus gemacht. Einen Großteil der Handlung über liegt Jamil schwer verwundet da, während er von dem Mädchen Ashanee, eine der Ureinwohner, beobachtet und umsorgt wird. Und natürlich, wie soll es anders sein, verlieben die beiden sich ineinander. Wir haben auch seit Romeo und Julia keine vergleichbare Liebesbeziehung erlebt.

Die unglaublich vorhersehbare Liebesbeziehung ist nur ein Beispiel von vielen, die zeigen, dass die Handlung wesentlich flacher ist, als sie klingt. Wer Jamil erschossen hat, war sehr schnell ersichtlich, nachdem betont wurde, dass die Pfeile nicht von Ashanees Volk stammen und Balor nicht gerade Freund mit seinem Bruder, ja, regelrecht neidisch auf ihn war. Das ist wirklich schade, denn Potenzial lässt die Autorin eigentlich erkennen!

Balor selbst ist wie viele andere Charaktere sehr einseitig und schablonenhaft gestaltet. Er ist förmlich besessen von seinem Hass auf seinen Bruder, was übrigens, weil hier das Worldbulding fehlt, nie wirklich glaubhaft dargestellt wird. Jamil hingegen nimmt es sehr bald heroisch hin, dass sowohl die Ureinwohner als auch seine eigenen Leute ihn als Dämon sehen. Die einzige „Rache“, die er an ihnen übt, ist, einmal des Nachts ein paar blutige Handabdrücke an den Türen zu hinterlassen. Am Schluss rettet er sogar beide Parteien voreinander, obwohl das einzige, was ihn an sie bindet, Ashanee ist, und er ihnen ansonsten nichts schuldet, jenen Leuten, die ihn mit Vorurteilen behafteten, ihn verstießen und misshandelten und sich nicht die Mühe machten zu überprüfen, ob er wirklich ein Dämon ist.
Sowohl Handlung als auch Charaktere sind so schablonenhaft, dass im Prinzip kein Überraschungseffekt aufkommt. Die  Neuankömmlinge nehmen Land in Besitz, das nicht ihres ist, und geraten damit mit den Ureinwohnern in Konflikt. Gleichzeitig haben sie ein gemeinsames Feindbild: den Dämon Jamil, der nur von Ashanee verstanden wird, die ihn eigentlich hätte ausspionieren sollen. Immerhin geht das Buch in seiner Symbolik auf die gegenwärtige Flüchtlingssituation soweit und sagt nicht, dass sich beide Partien gegen den gemeinsamen Feind verbünden, was sehr idealistisch gewesen wäre.
Im Grunde hat das Buch eine sehr aktuelle Thematik und vertritt ein paar gute Ansichten, was immer lobenswert ist; es ist wichtig, dass ein Werk auch eine Aussage hat, um nicht völlig in die Belanglosigkeit abzudriften. Ebenso wird es sicher Leser geben, die eine Handlung wie diese mögen. Für mich war es jedoch eindeutig zu flach und die Charaktere zu einseitig. Es wäre zum Beispiel wesentlich interessanter geworden, hätte Jamil sich aggressiver und ablehnender gegenüber den Ureinwohnern als auch seinen eigenen Leuten gezeigt. Gerade gegen letztere, welche ihn ohne Wenn und Aber verstoßen haben, als ihre Seherin verkündete, dass er ein Dämon geworden sei.

Die Flachheit drückt sich auch im Stil aus. Er ist annehmbar, nichts, das sich unangenehm lesen lässt. Er ist aber auch sehr gewöhnlich, manchmal mit Tendenzen zur Umgangssprache und ohnehin überwiegend eher einfach.

Was tatsächlich sehr lobenswert ist, ist der oben zitierte erste Satz des Buches. Üblicherweise geht man bei solch einer Formulierung von einer gewissen Metaphorik aus und nicht davon, dass das Inferno wörtlich gemeint ist. Das war in der Tat sehr überraschend und kreativ.

Leider muss auch das mit einem großen Aber versehen werden, denn es hätte dem Buch sehr gut getan, die Genesung Jamils einzukürzen und dafür zu einem früheren Zeitpunkt als dem Angriff auf Kas‘Tiel in die Handlung einzusteigen. Die Stadt brennt, wenige können fliehen, sie finden ein neues Heim, beginnen gerade, die ersten einfachen Hütten zu bauen und schon wird Jamil erschossen, um dann für wohl die Hälfte des Buches dahinzusiechen. Bevor er erschossen wird, ist einfach keine Luft für den Leser, die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander kennenzulernen oder eine Beziehung zu ihrer zerstörten Heimat aufzubauen. So nimmt es den Leser kaum mit, dass sie alles verloren haben. Und gerade in Bezug auf Balors Motive wäre es enorm wichtig gewesen, ihn näher kennen zu lernen, ehe Jamil erschossen wird. Stattdessen wird all das erst im Nachhinein gegeben, das Schreibprinzip „Show don’t tell“ also ungeschickterweise ins Gegenteil verkehrt.

Das Buch ist kein völliger Reinfall. Gerade die Ansprüche an die Handlung und Charaktere sind ein sehr subjektiver Aspekt. Wie bereits betont wurde, gibt es bestimmt Leser, die so etwas gern lesen. Anspruchsvollere Leser werden allerdings wohl eher nicht in Lobeshymnen aufgehen. Suchen sie seichte Literatur für zwischendurch, könnten auch sie darüber nachdenken, zu „Jamil“ zu greifen. Das Buch ist annehmbar geschrieben und die Handlung, wenn auch nicht sonderlich originell, nicht die langweiligste.

An dieser Stelle noch mal Danke an die Autorin für die Widmung im Buch und das nette Gespräch auf der Messe!



Daten
Jamil: Zerrissene Seele: ISBN 978-3-945073-66-7 , Fanowa Verlag, 2016, 12,90€
 

Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. Das weiß auch Sascha Zurawczak und lässt seine Leser dementsprechend lange hoffen, auf dass sie bis zum Schluss seines Romans „Die Wächter der Auserwählten“ lesen mögen. 

Seit Anbeginn der Zeit kämpfen der Gott des Guten und der Gott des Bösen um die Vorherrschaft über die Menschheit. Um dem jeweils bevorzugten Gott mehr Macht zu verleihen, opfern die Menschen alle tausend Jahre einem der Götter einen Auserwählten. Klago, ein mächtiger Zauberer, ist einer der Wächter der Auserwählten des Guten. Doch dummerweise verliebt er sich in die Auserwählte.

Klingt nach einer stereotypen Geschichte Gut gegen Böse? Nun … stimmt. Gerade, wenn etwas so stereotyp klingt, hoffe zumindest ich, dass der Autor irgendetwas Raffiniertes im Petto hat, das dem Ganzen eine verblüffende Wendung gibt. Und ich habe buchstäblich bis zur letzten Seite gehofft.

Wir haben hier eine Romanze, die tatsächlich einmal ihre Daseinsberechtigung hätte, wäre mehr daraus gemacht worden. Klago lebt in dem Bewusstsein, dass seine Geliebte Sarieja dem Gott des Guten geopfert wird. Das hätte zum Anlass genommen werden können, dass er die Jahrtausende alten Bräuche ernstlich zu hinterfragen beginnt, ob Menschenopfer wirklich nötig sind, um den Göttern Dienst zu tun. Ebenso hätte er beginnen können, sich dagegen aufzulehnen, was ein unheimlich spannendes Konfliktpotenzial geboten hätte.
Stattdessen fügt er sich fatalistisch in sein Schicksal und nimmt hin, dass die Auserwählte geopfert wird. Ja, er hilft sogar stets aktiv dabei, dass sie ihr Ziel erreicht.

Wo es eine Auserwählte des Guten gibt, gibt es aber auch einen Auserwählten des Bösen, und das ist niemand anderes als Klagos totgeglaubter Freund und Rivale Bahgun. Ein bisschen mehr hätte man sicherlich auch hier herausholen können, doch im Großen und Ganzen ist dieser Konfliktherd jedoch gelungen.

Bahgun als Bösewicht überzeugt leider nicht wirklich, was teils auch im Stil des Autors begründet ist. Die Figuren reden sehr gern und sehr ausführlich, was zu gelegentlich etwas sonderbaren Situationen führt. So erläutert Bahgun seinen Gegnern mitunter recht detailliert, was er mit ihnen vorhat, was ihnen theoretisch Zeit gäbe, einen Gegenangriff zu starten. Nur macht das niemand, weil darum. Die Dialoge selbst sind wie auch die narrativen Teile mitunter recht holprig und ungeschickt formuliert. Da heißt es zum Beispiel, dass eine junge Frau als Opfer „verheizt“ oder der aufmerksame Leser sich an dieses oder jenes erinnern wird. Ich persönlich jedenfalls möchte nur in Kinderbüchern wie dem Hobbit als Leser direkt angesprochen werden. Die direkte Ansprache des Lesers war hier zumindest nur ein Einzelfall.

Der Aufbau der Handlung, der klassische Kampf von Gut und Böse, ist mit Sicherheit überwiegend Geschmackssache. Es gibt auf der anderen Seite aber definitiv auch einige gute Aspekte. Denn abgesehen von Bahgun ist so manch ein Protagonist ein ausgesprochener Charakterkopf mit mitunter sehr amüsant zu lesenden Macken. Immer wieder zaubern sie ein Lächeln auf die Lippen und lockern die eigentlich doch recht ernste Stimmung des Textes auf.

Das Buch selbst hat ein sehr straffes Tempo, aber auch seine ruhigen Momente, in denen sich die Charaktere entfalten und die Leser verweilen können. Definitiv ungewöhnlich sind die Steampunk-Elemente, die man so nicht in einem Fantasy-Buch erwartet hätte. Es wird mit Gewehren geschossen und mit einer Eisenbahn gefahren. Das gibt den ganzen ein wenig den Flair des Wilden Westen, mit Sicherheit aber auch einen ganz eigenen Touch, was natürlich immer gut ist.

Alles in allem ist das Lesegefühl etwas durchmischt. Mir persönlich war die Handlung in einigen Aspekten zu linear und flach, auch wenn die letzten Seiten noch einmal mit einem durchaus spannenden Plottwist daherkommen. Dafür punktet der Roman an anderer Stelle.


Mein Dank geht an den Lente Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!



Daten
Die Wächter der Auserwählten: ASIN B01EHT0MZW, Lente Verlag, 2016, 2,99€

Ihr könnt das Buch hier beim Verlag kaufen oder auch via Amazon.

An dieser Stelle noch ein kleines Nachwort. Ich bin über Twitter auf den Lente-Verlag aufmerksam geworden. Er ist noch sehr jung und sucht daher Blogger, die die Bücher aus dem variantenreichen Verlagsprogramm besprechen. Solltet ihr Interesse daran haben, könnt ihr der Verlegerin Anette Meißner eine Mail schreiben, sie wird sich sicher darüber freuen: [email protected]
Bildquelle: http://www.lente-verlag.com/
© Michael Meißner

Marlen Haushofers Robinson Crusoe ist weiblich. In „Die Wand“ beschreibt sie die beeindruckende Geschichte einer namenlosen Frau, die auf einem Jagdausflug plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten wird. Über Nacht taucht eine unsichtbare Wand auf, die ihr Tal von der Außenwelt trennt. Alles Leben jenseits der Wand ist tot. Nur ihr Hund Luchs, eine Katze und eine Kuh überdauern mit ihr die unfreiwillige Isolation. Der Wille, für ihre Tiere da zu sein, hält die Frau am Leben und lässt sie in der Einsamkeit große Mühen auf sich nehmen. 

„Die Wand“ ist ein Roman von bedrückender Schlichtheit, Stille und Schönheit. Um nicht völlig zu verrohen, beginnt die Frau, ihren Bericht zu schreiben und erzählt darin von ihrem Leben in der Isolation sowie von ihren tiefsten Ängsten und Sorgen. Sie schreibt um des Schreibens willen und um sich das Menschsein noch ein wenig länger zu bewahren.

Die Wand ist dabei ein unauffälliger aber steter und auch ein wenig furchteinflößender Begleiter. Sie taucht eines Nachts auf und ist fortan der Status quo. Es wird keine Erklärung geliefert, was die Wand eigentlich ist, woher sie kommt oder ob sie eines Tages wieder verschwinden wird und ob das Leben auf der anderen Seite wirklich restlos tot ist. Es ist aber auch gut, dass diese Fragen offen bleiben, denn für das Überleben der Frau spielen sie, solange sie ihre Tiere hat, keine Rolle und sie als Gefangene der Wand ist auch gar nicht in der Lage, eine Antwort zu finden.

Der Stil ist hin und wieder durchsetzt von etwas aus der Mode gekommenen Wörtern, was aber ganz gut passt. Gleichzeitig berichtet die Frau sehr nüchtern von ihren Erlebnissen und Gedanken, was neben der reinen Vorstellung ihrer ungeheuerlichen Situation zusätzlich dafür sorgt, dass die Erzählung den Leser aufwühlt und in seinem Inneresten berührt. Immer wieder ist ihre Geschichte vom Tod ihrer geliebten Tiere begleitet. Nach und nach sterben die Jungen ihrer Katze, auch Luchs, ihr treuester Begleiter in der Einsamkeit, wird eines Tages nicht mehr sein, und wenn Bella, die Kuh, keine Milch mehr geben kann, wird es auch mit der Frau aus sein.

Auf der anderen Seite zeigt sich die Frau stark. In der Sorge um ihre Tiere lässt sie sich nicht von ihrer Verzweiflung übermannen, auch wenn sie schreibt, dass der Drang zum Nachgeben immer wieder stark ist. Man hofft für sie, dass es ein gutes Ende nehmen wird, und weiß doch, dass dem nicht sein kann.

Das Szenario wirkt auf einen von der Zivilisation verwöhnten Menschen mitunter befremdlich und angsteinflößend. Die namenlose Frau sagt selbst, wenn sie auf ihr altes Leben zurückblickt, dass sie sich nicht mehr mit jener Frau identifizieren kann, die sie einst gewesen war. Sie ist jetzt frei von jeglichen gesellschaftlichen Zwängen und ganz für sich selbst verantwortlich. In gewisser Weise macht sie das freier, als es jeder von uns jemals sein kann.

Man mag dies durchaus als harsche Gesellschaftskritik der Autorin lesen. Auf alle Fälle aber lässt der Roman einen innehalten und über das nachdenken, was man hat. Sind die Vorzüge der Zivilisation wirklich Vorzüge oder entfremden sie uns zu sehr von unseren Wurzeln in der Natur? „Die Wand“ ist keine leichte Kost, sondern arbeitet im Leser. Und das ist gut so.


Daten
Die Wand: ISBN 978-3-548-60571-5 , List Taschenbuch, 2007, 8,95€
 

Das mit den Tolkien-Anspielungen bei Alexander Lohmann ist vielleicht zu einer Art kleiner Tradition geworden wie die Schwerter auf Hennens Elfen-Romanen. Ein feuerspeiender Vulkan und ein goldener Ring auf dem Cover des Romans „Ring der Elemente“ wecken durchaus gewisse Assoziationen mit Mordor. Tatsächlich hat das Buch aber herzlich wenig mit Tolkien gemeinsam.

Cidos, ein junger und vielversprechender Magier, muss den Untergang seiner Heimat durch einen Vulkan und den dadurch ausgelösten Tsunami miterleben. Mehr durch Glück entkommt er und gerät dabei an seinen alten Freund und Schmuggler Helger. Dieser arbeitet mit dem alten Erzmagier Theimenes zusammen. Gemeinsam fliehen sie aus ihrer zerstörten Heimat, Theimenes hat aber bereits einen Plan, wie sie wieder dorthin gelangen können. So scheint es, denn in Wahrheit verfolgt der alte Magier ganz eigene Pläne. Und dafür ist er bereit, auch seine engsten Vertrauten zu opfern.

Es ist etwas schwierig, in die Handlung und die Welt des Romans einzusteigen, weil sowohl die Charaktere als auch das Setting nur ungenügend eingeführt werden. Zwar ist es durchaus gut, dass dem Leser nicht alles minutiös vorgekaut wird, was den Charakteren eigentlich als selbstverständlich erscheint. Dennoch sollte der Zugang geschaffen werden, dass man sich nicht allzu lang fremd fühlt. Das ist hier leider nur bedingt gelungen.

Hat man erst einmal den Zugang gefunden, ist der Roman durchaus nette Unterhaltung. Wohlgemerkt nett, nichts besonders Gutes oder Herausragendes und mitunter manchmal etwas langweilig.

Insbesondere Theimenes ist ein anstrengender Charakter. Er hat zwar seinen Masterplan, der auch am Ende enthüllt wird. Aber während die Handlung voranschreitet, passieren immer wieder unvorhergesehene Dinge, von denen er stets hinterher behauptet, dass er alles im Griff hatte und die „kleinen Abweichungen“ von seinem Plan durchaus einkalkuliert waren. Tatsächlich wirken sie eher wie Zufälligkeiten und er wie ein skrupelloser alter Magier, der sich durch die Opfer seiner Begleiter aus gefährlichen Situationen herauswindet. Das macht ihn weder zu einem interessanten Antagonisten noch überhaupt zu einem Charakter, den man gern durch den Roman hindurch begleitet.

Man kann gut Cidos und Helger verstehen, die sehr bald die Nase gestrichen voll haben und am liebsten auf Theimenes verzichten wollen, es aber nicht können, weil er ihnen vermitteln konnte, dass sie ohne ihn in der Fremde aufgeschmissen sind und er der Einzige ist, der sie wieder zu ihren Freunden bringen kann.

Alles in allem hatte ich mir, nachdem ich „Gefährten des Zwielichts“ und „Tag der Messer“ in besserer Erinnerung hatte, mehr von dem Buch versprochen. Eine wirkliche Empfehlung ist es nicht, es hatte mich kaum angesprochen.


Daten
Ring der Elemente: ISBN 978-3-404-20563-9 , Bastei Lübbe, 2012, 14,00€
 

Jede Geschichte hat einen Ursprung, auch die des Dämon Bartimäus. In „Der Ring des Salomo“ präsentiert uns Jonathan Stroud eines der frühesten Abenteuer des Dschinn, als dieser noch das alte Jerusalem unter der Regentschaft des Salomo unsicher machte. 

Als Dämon ist Bartimäus dazu verpflichtet, dem Zauberer jeden Wunsch zu erfüllen, welcher ihn beschworen hat. Jedenfalls dann, wenn das Beschwörungsritual ohne auch nur den kleinsten Fehler ausgeführt wird, ansonsten hält ihn nichts mehr. Doof nur, wenn er von einem der Zauberer König Salomos beschworen wurde, denn die dulden kein Aufbegehren unter ihren Sklaven. Als Strafe für den Mord an einem dieser Zauberer wird Bartimäus prompt in die Knechtschaft eines anderen Zauberers gezwungen und gerät damit unfreiwillig in die Machtspielchen von Salomos Feinden, die dessen magischen Ring stehlen wollen. Denn darin haust ein Wesen von unbeschreiblicher und verlockender Macht.

Die herausragende Stärke des Buches liegt definitiv bei Bartimäus selbst. Sind wir ehrlich: Er ist eigentlich ein narzisstischer, egoistischer Fiesling, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Eigentlich ist das kein Charakter, den man sonderlich mögen sollte, aber Stroud schafft es dennoch, Bartimäus zu einem einmaligen Charakter zu formen, der das Buch trägt und eine Menge herausreißt. Sein Humor ist wunderbar und treibt mitunter Tränen in die Augen. Dabei sorgt auch Bartimäus gnadenlose Selbstüberschätzung für den einen oder anderen Lacher. Da lamentiert er, wie er grausam Jahrhunderte, ja, gar Jahrtausende in einer Lampe eingesperrt war, wie er stoisch und edel diese Gefangenschaft überdauerte und sich mannhaft seinem Schicksal stellte … und am Ende waren es nur ein paar Stunden.

Es mag zwar beachtlich sein, wie sehr Bartimäus das Buch trägt, der ganze Rest fällt aber neben ihm ein wenig ab. Vieles, was nicht unmittelbar mit Bartimäus zusammenhing, hatte mich nicht wirklich angesprochen. Es war nicht schlecht, aber „so lala“ trifft es doch ganz gut. Der Funke sprang nicht über, ich fieberte nicht wirklich mit und empfand es auch nicht allzu spannend, wie Asmira für ihre Königin kämpft oder Salomo scheinbar tyrannisch über sein Reich herrscht.

Das Setting aber, Jerusalem um 950 v.Chr., ist durchaus sehr ansprechend. Stroud hat es sehr gut in seinem Werk bildhaft auferstehen lassen, sodass der Leser sich wunderbar in das alte Jerusalem hineinversetzen kann. Er verzichtet dabei auf zu viele geschichtliche Daten, die vielleicht auch gar nicht nötig gewesen wären, ohne (soweit ich das beurteilen kann) dabei allzu ungenau zu werden.

Alles in allem kann man sagen, dass das Buch aufgrund von Bartimäus sehr gute Unterhaltung ist. Abseits von ihm jedoch hat das Buch keine besonderen Stärken oder Schwächen.



Daten
Der Ring des Salomo, Orig. The Ring of Solomo, Bartimäus 0.5:  ISBN 978-3-570-13967-7 , cbj, 2010, 8,99€ (Taschenbuch)

Ein Volk, das nur aus Kindern besteht? Ihre Eltern geraubt von geheimnisvollen Geistern? „Klingt spannend!“, dachte ich mir, als mir „Der verletzte Himmel“ von Isa Day in die Hände geriet. 

Und fürwahr, es ist auch spannend. Das Volk der Arrya wurde aus seiner alten Heimat vertrieben. In ihrem neuen Heim in Erriadan haben sie jedoch längst nicht alle Gefahren hinter sich gelassen, ganz im Gegenteil! Die Bewohner fürchten die Fremden und entführen alle Erwachsenen. Nur die Kinder bleiben zurück. Es gelingt ihnen zu überleben, doch knapp zehn Jahre später sind die alten Streitigkeiten immer noch nicht vergessen. Zu allem Überfluss reißt Sinjhar die Herrschaft über die Kinder an sich und bringt Zwist in ihre eigenen Reihen, als er zum Krieg gegen die Geister aufruft.

Auf wunderbare Weise entführt die Autorin Isa Day ihre Leser in die wilden Wälder von Erriadan. Der erste Teil der Reihe bietet mit seinen etwas über 200 Seiten spannende und kurzweilige Unterhaltung. Die Kürze dieses Buches ist gerade deswegen so angenehm zu lesen, weil die Autorin es schafft, aus weniger mehr zu machen. Die Charaktere entwickeln sich und auch die Welt entfaltet sich nach und nach vor den Augen des Lesers. Insbesondere durch die Chronik von Joshis und Marcins Großmutter erfahren wir viel über die spannende Vergangenheit der Arrya, wie sie durch verschiedene Welten vor der Gefahr in ihrer alten Heimat flohen.

Das einzige Punkt, wo mehr doch besser gewesen wäre, ist Sinjhars Entwicklung. Zunächst ist Marcin der Anführer der Kinder. Leider wird weder gezeigt, wie Sinjhar ihm die Führerschaft streitig macht, noch wie Sinjhar eine immer grausamere Natur entwickelt und anders als früher mehr und mehr auf Gewalt sinnt. So hat man zu diesen Aspekten der Handlung, die ja doch keine geringe Rolle einnehmen, keinen wirklichen Bezug.

Darüber hinaus fiebert man mit den Kindern mit, insbesondere mit Joshi und Jenna, seiner Geliebten, denn Joshi ist sterbenskrank. Nichtsdestotrotz kämpft er für sein Volk und versucht, die Gefahr von ihm abzuwenden.

Er zieht dabei die Chronik seiner ihm verhassten Großmutter zu Rate, durch die er und damit auch der Leser viel über die Arrya lernen. So erfährt man zum Beispiel, dass die Arrya Sonnenlicht gegenüber sehr empfindlich sind und direkte Sonneneinstrahlung für sie tödlich ist. Auch deutet die Großmutter an, dass sie womöglich die Gefahr aus ihrer alten Heimat in die neue mitgebracht haben. Ein wenig scheint es auch, als ob die Arrya eine einst viel höhere Kultur besaßen, die sie aber schon lange vor dem Niedergang ihrer alten Heimat verloren haben. Man erfährt also eine Menge, doch dafür bleiben noch viele Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden.

Die Kinder überzeugen. Man merkt ihnen an, dass die ältesten von ihnen gerade einmal elf gewesen waren, als ihnen ihre Eltern geraubt worden waren. Ihnen fehlt also die Erfahrung ihrer Eltern, die ihnen hatten beibringen können, wie sie in der Welt überleben. Sie sind auf sich allein gestellt und haben es doch irgendwie geschafft zu überleben. Das prägt sie natürlich, sodass sie sogleich kindlich unerfahren als auch für ihr Alter ausgesprochen reif wirken. Es ist genau diese Kombination, die man auch erwartet hätte.

Alles in allem ist dies ein gelungener Roman, zum dem ein Griff auf jeden Fall lohnt. Die Thematik, Fremdenfeindlichkeit sowie Zerstrittenheit untereinander, wo Einigkeit von Nöten wäre, ist nichts Neues, wurde aber in ein spannendes Gewand gehüllt.


Ich danke der Autorin für das Rezensionsexemplar!



Daten
Der verletzte Himmel (Heiler-Roman #1): ISBN 978-3-9524326-6-2 , Pongü, 2016, 14,96€
 

„Aus Feind macht Freund“, heißt es im zweiten Heiler-Roman von Isa Day „In den Tiefen der Ewigkeit“. Die Menschenkinder erkannten ihren Irrtum und müssen nun lernen, alte Feindschaften zu überwinden und mit den vermeidlichen Mördern ihrer Eltern zu kooperieren. 
Der Krieg gegen die Geister ist vorüber, doch die Gefahr eines aufreißenden Himmels noch nicht gebannt. Nur der Drache Asjadura, welcher die Heimat der Menschen und Geister erschaffen hatte, kann ihnen jetzt noch helfen. Doch dafür müssen Joshi und seine Gefährten tief hinab in die Erde steigen und sich bisher ungeahnten Gefahren stellen.

Auch in diesem Band baut die Autorin ihre phantastische Welt weiter aus, verwebt es dieses Mal aber mit mehr Handlung. Wenn der erste Teil für manche vielleicht zu wenig handlungslastig war, sollte sich das hier geben, denn hier haben wir eine ausgewogene Mischung aus beiden. Joshi und Marcin erkunden ihre Welt weiterhin und erfahren viel über ihre Geschichte, welche sie hautnah miterleben dürfen.

Die Handlung knüpft nahtlos an die des ersten Teiles an. Dabei werden etliche Fäden zu Ende geknüpft und viele offene Fragen geklärt. Was ist mit den Eltern der Arrya geschehen und wer steht hinter dem aufreißenden Himmel und der Gefahr, dass das ganze Land in der Hitze des Sonnenscheins in Flammen aufgeht?

Es hatte während des Lesens lange Zeit den Eindruck gehabt, dass mit dem zweiten Teil die Reihe auch zu einem guten Ende finden würde, weil so viele offene Dinge geklärt wurden und Joshi und seine Freunde sich dem eigentlichen Feind stellten. Joshis Geschichte selbst hat jedoch noch einige offene Enden, um die es sich dann hoffentlich im dritten Teil drehen wird.

Die Botschaft, die in diesem Text mitschwingt, ist ebenso deutlich wie stark: Jeder macht Fehler, und auch wenn es schwer ist, sie sich einzugestehen, muss man es doch können, ebenso wie man anderen vergeben können muss. Dann ist auch Kooperation möglich, die uns zusammen stärker macht.

Einziger Wehmutstropfen ist dieses Mal Joshi. Er handelt selbst in der größten Not noch ausgesprochen rational, was ihn teils sehr kühl und distanziert wirken lässt. Marcin gefiel mir da mitunter besser, als er unter Druck auch einmal zornige und unbedachte Worte sprach. Das lässt ihn viel menschlicher wirken als seinen kleinen Bruder.

Zum Schluss kann man sagen, dass dieser Band den Ton fortsetzt, den sein Vorgänger begonnen hatte, dabei aber leicht andere Akzente setzt. Dabei wird er der Linie der Reihe jedoch nicht untreu. Ein paar kleine Stolpersteine im Tempo bleiben jedoch und Joshi wirkt mitunter zu kühl, was für einen Hauptcharakter nicht wirklich von Vorteil ist. Trotzdem: Auch der Griff zum zweiten Teil hat sich in jedem Fall gelohnt!


Ich danke der Autorin herzlich für das Rezensionsexemplar!



Daten
In den Tiefen der Ewigkeit (Heiler-Roman #2): ISBN 978-3-9524326-7-9 , Pongü, 2016, 14,96€
 

Gerade unter Lesern der Fantasy ist es weit verbreitet, auch einmal selbst die Feder statt dem Schwert zu schwingen – wahlweise auch die Tastatur des Rechners zu malträtieren. Schreibratgeber gibt es wie Sand am Meer, einer davon mit Fokus auf Fantasy stammt von Sylvia Englert und lauscht auf den etwas sperrigen Namen „Fantasy schreiben & veröffentlichen: Phantastische Welten und Figuren erschaffen“. 

Ich muss ganz ehrlich sagen: Es war mein erster Schreibratgeber, den ich jemals in meinem Leben zu Rate zog, obwohl ich selbst seit Jahren meine Textlein tipsel, weil ich bisher nicht wirklich viel von diesen Ratgebern hielt. Sie waren mir zu starr, zu eingleisig. Ich war im Nachhinein ganz froh, dass ich dennoch aus Neugierde mal zu diesem griff und einen Blick hinein warf. Nicht selten nickte ich wissend oder zustimmen oder machte ein erstauntes Gesicht, als ein Aha-Effekt einsetzte.

Englert geht systematisch vor und fängt beim Genre an, geht über die ersten Anfänge und das eigentliche Schreiben hin zum Veröffentlichen, was mit Sicherheit der logischste Aufbau ist. Mir fiel dabei der umfangreiche Teil zu den Subgenres der Fantasy positiv auf, da es mitunter gerade für den Laien schwer sein kann, das alles klar voneinander zu trennen – und mitunter ist es selbst für den Fachmann gar nicht so einfach, ein Buch eindeutig einem Subgenre zuzuordnen.

Sie thematisiert dabei nicht nur Bücher für Erwachsene, sondern auch All Age und Kinderbücher und gibt für alles ein paar gute Faustregeln, welcher Inhalt zu welcher Altersgruppe passt. Mir persönlich hat bei den Kinderbüchern jedoch gefehlt, dass ein gutes Kinderbuch immer auch ethnische und moralische Werte transportiert und das altersgerecht verpackt. Es gibt meiner Meinung nach nichts schlimmeres, als irgendwelche „Abenteuerromane“, die Kinder vielleicht total cool finden mögen, in denen die Protagonisten aber ständig irgendwelche Streiche spielen und anderen Unfug anstellen. Kann man machen, keine Frage, hat aber keinen nennenswerten Mehrwert und sorgt im schlimmsten Falle noch dazu, dass die jungen Leser selbst dazu angestiftet werden.

Dennoch: Da ich selbst bereits zumindest ein bisschen Schreiberfahrung besitze, hatte ich zumindest eine gewisse Ahnung, was hinter all den Tipps und Anregungen steht. Sehr befürworten konnte ich nur, als die Autorin ansprach, wie wichtig es ist, selbst viel und aufmerksam zu lesen. Auch schlechte Literatur, um sie zu analysieren, was man hätte besser machen können, um es selbst besser zu machen – und um ein wenig das Ego zu pushen. Das ist meiner Meinung nach der wichtigste Tipp, den man beim Schreiben geben kann. Ich bin selbst Autodidakt und habe mir das Schreiben quasi ausschließlich über diesen Weg beigebracht.

Aber man lernt schließlich nie aus und selbst für erfahrenere Schreiberlinge hat Englert noch einige Kniffe im Ärmel. Mir gefiel die Schreibübung sehr, bei der man sich Karteikärtchen mit verschiedenen Farben zulegt. Auf jede schreibt man einen Begriff, zieht anschließend von jeder Farbe eine Karte und versucht dann, aus den Begriffen eine sinnvolle Geschichte zu basteln.

Englert hat in ihrem Buch zahlreiche Zitate aus Interviews mit Autoren und Mitarbeitern der Verlagsbranche eingebaut, die ihre Aussagen sowohl untermauern als auch weiter illustrieren und ausbauen. Zudem führt sie verschiedenste Fallbeispiele aus aktueller Literatur an. Ich persönlich mochte die drei Beispielexposés besonders, und da ich zumindest „Grauwacht“ auch bereits kannte, hatte mir dieses Wissen sehr geholfen, endlich mal ein gutes Bild zu bekommen, wie so ein Exposé aussehen kann. (Zugegeben: Ich hatte mich bisher nie weiter damit befasst.)

Der letzte Teil des Buches, in dem es um die Veröffentlichung geht, hat mich ehrlich gesagt etwas eingeschüchtert. Klar, von nichts kommt nichts, aber irgendwie hoffe ich als sehr menschenscheue Person dennoch, dass ich nicht von mir aus auf die Leute zugehen muss. Englert hebt nämlich hervor, wie wichtig es als Newcomer ist, Networking zu betreiben, und damit hat sie ganz sicher Recht. Nur wäre an dieser Stelle vielleicht etwas mehr Ermunterung für introvertierte Personen ganz angebracht.

In ihrem Buch finden sich immer wieder schöne Checklisten und Tabellen sowie Zusammenstellungen von verschiedenen Internetadressen verschiedenster Foren und Communitys und Andressen von Verlagen und Agenturen. Das erspart einem zwar nicht die eigene Recherche, ist aber ein praktikabler erster Schritt. Die Tabellen und Checklisten sind eine schöne Anregung, die eigene Geschichte zu planen und zu organisieren, zumal Englert auch hier verschiedene Methoden präsentiert und dazu ermutigt, sich selbst auszuprobieren.

Sie geht oft sehr divers vor und beleuchtet ein und dieselbe Sache aus verschiedenen Standpunkten, statt zu sagen, dass etwas genau so und so gemacht werden muss. Mitunter betont sie auch, dass einige Dinge zwar gewagt, aber möglich sind und ermutigt dazu, manches einfach auszuprobieren; es ist immerhin der eigene Roman und am Ende bestimmt immer der Autor darüber, was damit passiert.  Das halte ich für eine sehr wertvolle Herangehensweise, denn ob etwas funktioniert oder nicht, wird man mit genügend Selbstreflektion schon selbst merken. Hoffentlich …

Ein kleiner Punkt, der mir persönlich aber sehr positiv auffiel. Fanfictions haben einen sehr ambivalenten Ruf. Einige lieben sie, andere hassen sie. Einige Autoren (wie George Martin) raten angehenden Autoren ab, selbst welche zu schreiben, andere ermutigen durchaus dazu und manche Bestseller waren ursprünglich selbst Fanfictions. Ich selbst liebe Fanfictions und bin der Ansicht, dass sie, wenn man sich im Lernprozess von ihnen lösen kann, einen wunderbaren Anfang bieten. Von daher fiel es mir sehr positiv auf, dass Englert Fanfictions ebenfalls positiv hervorhebt und ihnen einige Seiten widmete.

Uneingeschränkt stimme ich ihr allerdings nicht zu. Sie erwähnt Spiegelszenen als beliebtes Mittel, um das Erscheinen von Protagonisten, die von sich in der ich-Form erzählen. Dabei erwähnt sie leider nicht kritisch, dass Spiegelszenen mittlerweile einen sehr schlechten Ruf haben, da sie ein billiges Mittel sind und zudem über alle Maßen ausgelutscht.
Und Herrgott, nein! Wolf Schneider ist keine Empfehlung!

So ganz aktuell ist Englert leider auch nicht. Ihre Bücher und die Daten der Websides, die sie in ihrem Buch erwähnt, sind zwar, soweit ich das überblicken kann, vom Stand 2015, die Erzähltheorien, auf die sie sich stützt, um einige grundlegende Fakten zu vermitteln, sind veraltet. Stanzel wird zwar leider nach wie vor in der Schule gelehrt, seine Theorie gilt aber schon längst als überholt und wurde von Genette abgelöst. Genette ist nicht nur meiner Meinung nach eingängiger und praktikabler und auch an Universitäten mittlerweile bevorzugt.

Alles in allem ist das Buch aber dennoch eine Empfehlung für alle, die sich mit dem Schreiben befassen. Selbst wenn man nicht selbst schreibt, bietet das Buch einen guten Blick hinter die Kulissen der geliebten Fantasy-Autorenschmieden. Mit als Rezensent hatte es ebenfalls einige neue Denkanstöße gegeben.


Daten
Fantasy schreiben & veröffentlichen: Phantastische Welten und Figuren erschaffen: ISBN 978-3-86671-127-3 , Autorenhaus Verlag, 2015, 19,99€

Die Vorstellung ist entsetzlich: jahrelang in einem Verlies gefangen gehalten zu werden, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit mehrfachem Missbrauch durch den Entführer und Peiniger. In „Raum“ erzählt Emma Donoghue die Geschichte des fünfjährigen Jack, dessen gesamte Welt aus Raum, seiner Mutter und seinen Freunden im Fernseher besteht. 

Jack kennt nichts anderes als Raum. Raum besteht aus Tisch, Kommode, Zudeck, Fernseher und wenigen anderen lebendnotwendigen Einrichtungen. Durch Oberlicht kommt Licht aus dem Weltall in Raum, aber Jack weiß: Es gibt nur Raum und Weltall jenseits davon, und alles was er im Fernseher sieht, ist „nur Fernseher“, das heißt nicht echt. Gelegentlich kommt Old Nick, dann muss er sich in Kommode verstecken. Old Nick bringt Essen und Kleidung und gelegentlich ein Sonntagsgutti, doch ob Old Nick in echt oder nur Fernseher ist, weiß Jack nicht so genau. Als seine Ma zu seinem fünften Geburtstag Jack zu erklären versucht, dass es mehr gibt als nur Raum, beginnt für Jack sein vielleicht größtes Abenteuer: die Welt.

Der vielleicht genialste Kniff dieses Romans ist seine Erzählperspektive: Der Leser erlebt die Geschichte aus den Augen eines Fünfjährigen, der in seinem ganzen Leben noch nie Kontakt zur Außenwelt hatte, ja, für den das Konzept einer Außenwelt so ungeheuerlich ist, dass er es zunächst gar nicht begreifen kann und als dumme, langweilige Geschichte seiner Ma abtut. Hinzu kommt das Tempus: Der Roman ist auf höchst subtile Art und Weise im Präsens erzählt; Kinder leben nun einmal im Hier und Jetzt.

Noch einmal die Welt durch die Augen eines Kindes zu erleben, wünscht sich wahrscheinlich so manch ein Erwachsener. Die absolut überzeugende Sicht dieses Kindes jedoch ist etwas, das mit Sicherheit niemand so schnell vergisst. Sie geht unter die Haut und berührt den Leser im Innersten, verängstigt und verstört vielleicht auch ein bisschen. In jedem Fall jedoch arbeitet sie noch lange nach Beenden des Buches in einem.

Es gibt Bücher, bei denen man mal hier ein paar Kapitel liest, mal da ein paar. „Raum“ hingegen kann man nicht mehr aus der Hand legen, hat man einmal angefangen. Es saugt einen förmlich in die Geschichte, ist vielleicht auch ein wenig voyeuristisch veranlagt.
Ein bemerkenswertes Detail der Geschichte ist auch, dass Jack viele Dinge, die er nur ein einziges Mal in seinem Leben kennt, ohne Artikel benennt. Er sagt nicht „der Raum“, sondern einfach nur „Raum“, als sei dies ein Eigenname für ein absolut einmaliges Ding, wie es auch jeden Menschen nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Es sind diese Details, die die Erzählung so unheimlich faszinierend machen.

Jack versteht vieles nicht. Zum Beispiel auch nicht, dass seine Mutter unglaublich verzweifelt ist und unbedingt fliehen will. Dazu ist sie sogar bereit ihr eigenes Kind in Gefahr zu bringen, obgleich sie es gleichzeitig um jeden Preis vor Old Nick beschützen will. Jack versteht auch nicht beziehungsweise es kommt ihm gar nicht in den Sinn, dass seine Mutter eine wesentlich negativere Beziehung zu Raum hat als er selbst. Das leuchtet natürlich ein, er kannte immerhin sein Leben lang nichts anderes und weiß nicht, was er alles verpasst hat.

Der Roman ist weniger eine Geschichte über die Gefangenschaft, als vielmehr die Beziehung von Mutter und Kind, deren ganze Welt sich umeinander dreht, als auch die Eingliederung eines Jungen in die Gesellschaft, der keinen anderen Menschen kennt als sich, seine Mutter und den Entführer, bei dem er sich nicht einmal sicher ist, ob er echt sei. Jack schnappt nur nebenher einige Brocken der Ärzte auf, die für ihn keine Bedeutung haben, durch die der Leser aber einen Blick auch von außen auf die Situation erhaschen kann.

„Raum“ ist ein Roman, der einen auch nach dem Zuklappen der Buchdeckel so schnell nicht wieder loslässt. Seine Erzählperspektive macht ihn zu einem ungewöhnlichen und faszinierenden Roman, der in jedem Fall eine Empfehlung ist.



Daten
Raum, Orig. Room: ISBN 978-3-492-05466-9 , Piper, 2011, 19,99€

Brandon Sanderson hatte bereits einige Romane geschrieben, bevor er den sechsen davon, Elantris, als sein Erstlingswerk veröffentlichte. Dynamic Forces bot die Möglichkeit, auch einen der bisher unveröffentlichten Romane zu verlegen: als Comic. Die Wahl fiel auf »White Sand«, den ersten Roman Sandersons und ebenso den ersten Cosmere-Band. 

Kendal lebt auf der Seite des Planeten, auf dem stets die Sonne scheint. Sein Leben ist geprägt von weißem Sand, der schier überall ist – und der denjenigen, die wissen, wie, magische Fähigkeiten bietet. Auch Kendal ist ein Sand Mage, jedoch ein ausgesprochen schwacher. Um seinem Vater zu beweisen, dass auch er zu allem in der Lage ist wie die anderen Sand Mages, unterzieht er sich einem Test. Es gelingt ihm, und sein Vater muss ihm den Titel eines Meisters verleihen. Bei der Zeremonie werden sie plötzlich von einem verfeindeten Clan angegriffen, obwohl sie seit Jahrzehnten einen Waffenstillstand haben. Kendal als einziger Überlebender will herausfinden, warum sie angegriffen wurden – und warum ihre Sandmagie im entscheidenden Moment versagte.

Die Cosmere-Geschichten waren bisher immer die spannendsten aus der Feder Sandersons, und das bewies sich auch hier wieder. Das Magiesystem ist gewohnt kreativ und faszinierend. Die Story hingegen ist nicht unbedingt die Kreativste, kann aber dennoch fesseln. Das hier war erst der erste Band von drei, von daher kann noch viel passieren und ein genialer Plottwist ist nicht auszuschließen. Sanderson hatte darin bisher noch nie enttäuscht.

Ich persönlich hatte mitunter einige Verständnisschwierigkeiten. Es fanden sich immer wieder Wörter, die ich nicht kannte und die ich daher nachschlagen musste, da der einzige Kontext oft »nur« die Bilder waren und kein weiterer Text, wie es bei einem Roman der Fall war. Insgesamt war es aber dennoch gut verständlich.

Der Zeichenstil ist geprägt von vielen kleinen unterbrochenen Linien, die die Zeichnungen sehr unordentlich erscheinen lassen. Mit persönlich hat das nicht sonderlich zugesagt. Hinzukommt, dass die Sand Mages alle dieselbe Kleidung tragen und auch sonst einen sehr ähnlichen Phänotyp aufweisen. Da Kendals Mutter eine Darksider war, also von der schattigen Seite des Planeten kommt, hat er etwas dunklere Haut als der Rest, wodurch er leicht zu erkennen ist. Die anderen Charaktere sind aber teils sehr schwer voneinander zu unterscheiden, wenn sie nicht direkt angesprochen werden, was leicht für Verwirrung sorgt.

Die Welt wird durch den im Vergleich zu einem Roman sehr spärlichen Text jedoch gut illustriert und auch die Bilder tragen ihr Übriges dazu bei. Auch wenn der Stil selbst nicht mein Ding ist, war es doch fast wie ein Film, diesen Comic zu lesen. Die Geschichte fesselt den Leser, und auch wenn vielleicht ein paar Verständnisprobleme auftauchen, die das Lesen zu einiger Konzentrationsarbeit machen, will man das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen.

Der Comic ist sein Geld definitiv wert, auch wenn eine leise Stimme sich fragt, ob vielleicht noch mehr aus der Geschichte geworden wäre, wäre sie als Roman veröffentlicht worden. Trotzdem: Auch so gibt sie einiges her und sorgt für vergnügliche Lesestunden.



Daten
White Sand, White Sand 1: ISBN 978-1-60690-885-3 , Dynamic Forces, 2016, 24,99$
 

Brandon Sanderson ist vor allem für seine epischen Werke wie The Last Empire oder Stormlight bekannt – episch nicht nur im Inhalt sondern auch im Umfang. Da man sich als Autor zwischenzeitlich auch einmal etwas seichteren Projekten widmen will, veröffentlichte der Autor bereits einige Jugendreihen, am bekanntesten davon vielleicht die Reckoners. Auch für die jüngeren Leser der unteren Klassenstufen hat er ein paar Bücher in seinem Sortiment, und so kam Alcatraz ins Leben, ein Held der etwas anderen Sorte. 

Alcatraz Smedry hat ein recht unpraktisches Talent, wie es scheint: Ständig gehen Dinge in seinem Umfeld kaputt. Sicher ist das der Grund, warum ihn seine Eltern weggaben und auch keine Ziehfamilie ihn lange bei sich behalten will. An seinem dreizehnten Geburtstag geschehen plötzlich einige seltsame Dinge. Er bekommt einen Beutel voller Sand geschenkt, der angeblich von seinen Eltern stammt, und ein exzentrischer alter Herr platzt plötzlich bei ihm zu Hause hinein und verkündet, er sei Alcatraz‘ Großvater. Und so geht es mitten hinein in den Kampf gegen die Evil Librarians, welche die Weltherrschaft anstreben wollen, und in den Kampf um die Freiheit der Free Kingdoms.

Jedes der fünf Bücher ist mehr oder weniger in sich abgeschlossen, durch alle zieht sich aber der Leitfaden des Kampfes des Smedry-Clans gegen die Evil Librarians. Außerdem sind die Bücher so aufgebaut, als seien sie eine Autobiographie Alcatraz‘ und Brandon Sanderson nur der Deckname, um die Bücher auch in den von den Librarians dominierten Hushlands, also den uns bekannten Kontinenten, zu verkaufen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass »Brandon Sanderson« in Wahrheit eine Topfpflanze ist? Nein, ehrlich, das habe ich hier gelernt!

Alle Bücher sind von Hayley Lazo reich illustriert, von ihrem Stil kann man sich einen schönen Eindruck auf ihrer deviantArt-Seite art-zealot.deviantart.com machen. Für mich persönlich haben ihre Zeichnungen mein Leseerlebnis sehr geprägt. Sie sind sehr comichaft, passen aber auch zu dem mitunter etwas überzeichneten und extrovertierten Schreibstil, der einen nicht unerheblichen Witz der Reihe ausmacht.

Sehr schön fiel mir auch auf, dass Sanderson, pardon, Alcatraz in jedem Buch einen »funny little Greek« erwähnt, wie er Platon, Aesop und dergleichen mehr bezeichnet und einige ihrer Werke in Verbindung mit der Handlung bringt. So referiert Alcatraz zum Beispiel auf Platons Höhlengleichnis, als es darum geht, dass er so langsam begreift, dass das, was er in der Schule gelernt hat, alles Lügen der Librarians waren. Ähnlich der Personen in Platons Höhle will er zunächst nicht wahrhaben, dass sein Leben auf einer einzigen großen Lüge fußt und die Welt einige Kontinente mehr hat. In Hinblick auf die Altersgruppe (8-12 Jahre) ist das durchaus pädagogisch wertvoll und auch ältere Semester können das eine oder andere dadurch lernen.

Alcatraz unterbricht die Narration immer wieder, um vor allem in den ersten Bänden sein schreiberisches Vorgehen zu erläutern. Er leitet den ersten Band beispielsweise mit einer Szene ein, wo er auf einem Opferaltar liegt, kommt dann aber zum eigentlichen Anfang der Handlung und illustriert seinen Alltag bei seiner letzten Ziehfamilie, bevor Grandpa Smedry in sein Leben platzt. Danach kommt die Erklärung, warum Sanderson dies so schrieb. Auch das ist durchaus unterhaltsam und lehrreich und überhaupt recht ungewöhnlich in einem fiktionalen Werk.

Sanderson spielt damit regelrecht mit den Erwartungen des Lesers. Alcatraz beispielsweise sagt immer, er sei ein Lügner und Feigling, seine Taten wirken aber gleichzeitig, als wolle er gelegentlich doch das Gegenteil beweisen. Er ist ebenso ein so offensichtlicher unzuverlässiger Erzähler, wie ich ihn selten gesehen habe, denn Alcatraz lügt dem Leser teils offen ins Gesicht – und manchmal eben nicht, weshalb man sich nie ganz sicher sein kann, was nun Lüge ist und was nicht.

Nach jedem Buch gibt es am Ende ein after-book special, wie es genannt wird, die immer unterschiedlich ausfallen. Es soll ja diesen Volksschlag von Lesern geben, die immer zur letzten Seite vorblättern. Die werden damit regelrecht getrollt, aber auf eine humoristische Weise, dass alle etwas davon haben. Ich persönlich empfand diese specials immer als einen der lustigsten Teile der Bücher. Beim ersten Band sieht das beispielsweise so aus:

»And so, untold million screamed out in pain, and then were suddenly silenced. I hope you’re happy.








(This was included for anyone who skipped forward to read the last page of the book. For the rest of you – the ones who reached the last page in the proper, honorable, and Smedry-approved manner – those untold millions are cheering in praise of your honesty.
  They’ll probaply throw you a party.)«

Mir wurde gesagt, dass das eine Anspielung auf Star Wars war, was dem ganzen noch einen zusätzlichen Aspekt verleiht. Auch in den anderen after-books specials sowie in den Büchern selbst gibt es immer wieder Anspielungen auf andere literarische Werke, sodass auch ältere Leser sich immer wieder freuen dürfen – ich bezweifle, dass Kinder von 8 bis 12 Jahren schon viel mit Valinor anfangen können.

Besonders schön fand ich dieses Detail im 5. Band. Dort gibt es eine Szene, in der die Librarian Shasta achtlos ein Buch wegwirft, was für eine Librarian eine verblüffend verächtliche Geste gegenüber Büchern ist. Dann wird revidiert, dass es sich dabei nur um einen langweiligen und wertlosen Fantasywälzer handelt. Die Szene wurde mit einem seitenfüllenden Bild illustriert, und wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass auf ihrem Buch »Mistborn« steht. Sich selbst etwas auf’s Korn zu nehmen, hat noch nie jemandem geschadet.

Während Band 1 bis 4 zwar durchaus Gewalt thematisierten, aber nie allzu brutal werden, ist das Ende von Band 5, ohne es zu spoilern, überraschend blutig, auch wenn auch hier Gewalt nicht grafisch dargestellt wird. Dennoch: Bei einem Kinderbuch hätte ich das nicht erwartet. Das Ende ist überhaupt in einigen Aspekten bemerkenswert. Theoretisch hat Alcatraz den Leser durch alle Bücher hinweg darauf vorbereitet, aber da man weiß, dass er ein Lügner ist, lässt man sich von seinen fortwährenden Beteuerungen, kein Held zu sein, sehr leicht in die Irre führen. Ich wage zu behaupten, dass das ein Ende ist, dass man nicht alle Tage liest. Es war gewagt von Sanderson, sich so zu entscheiden, weil es vielleicht nicht das befriedigendste Ende einer Reihe ist, aber es funktioniert auf jeden Fall hervorragend.

Ich glaube, dass in den Büchern ein paar Verknüpfungen zu anderen Werken Sandersons versteckt sind, nicht nur solch offensichtliche wie Shastas Lektüre. Alcatraz bringt gelegentlich ausgesprochen schlechte Metaphern, was sehr an David Charleston aus der Reckoners-Reihe erinnert. Die Knights of Crystalia tragen Rüstungen und Waffen aus Crystin, einem Kristall, was Ähnlichkeiten zu den Shardblades des Stormligh Archive aufweist. Das können natürlich auch Zufälle sein, aber mir gefällt der Gedanke.

So schön das alles auch ist, es gibt auch einige Dinge, die nicht ganz überzeugen konnten. Jedes der Bücher kommt mit einem vergleichsweise kleinen Figurenensemble aus, was sich für junge Leser besonders eignet, aber auch für ältere hin und wieder ganz angenehm ist, wenn man sich nicht so viele Namen merken muss. Da einige der Charaktere aber nur auf bestimmte Bände beschränkt sind, bleiben sie mitunter zu blass. Quentin Smedry beispielsweise. Ich weiß über ihn nach fünf Büchern nicht mehr, als dass er wie alle Smedrys ein besonderes Talent hat und er Alcatraz‘ Cousin ist. Er taucht auch hauptsächlich nur im ersten Band als unwichtige Nebenfigur auf, danach wird er, wenn überhaupt, nur noch namentlich genannt.

So interessant Alcatraz‘ Unterbrechungen der Narration am Anfang auch waren, mit der Zeit wurde es doch eher lästig, zu jedem Kapitelbeginn wieder erst einmal für eine Handvoll Absätze aus der laufenden Handlung gerissen zu werden, um irgendwelche sonderbaren Gedankengänge des Erzählers zu lesen. Manchmal sind sie so abgedreht, dass ich mich frage, ob Kinder da noch mehr Sinn erkennen können als ich. Ich konnte es nicht. Das waren auch stets die Momente, in denen ich mich fragte: »Ist die Reihe nun genial oder einfach bekloppt?«

Ein wenig habe ich auch über die Bücher hinweg vermisst, dass Alcatraz in Frage stellt, ob er überhaupt für die »richtige« Seite kämpft. Er nimmt vorbehaltlos hin, dass er zusammen mit den anderen Smedrys gegen die Librarians vorgeht. Immerhin sind aber einige wichtige Nebencharaktere beider Seiten, Smedrys als auch Librarians, ambivalent und werden nicht durchgängig schwarz-weiß gezeichnet, was das wieder etwas relativierte.

Generell hatte ich während des gesamten ersten Bandes Probleme, mich in die Welt einzufühlen. Der Leser wird genau wie Alcatraz von Grandpa Smedry ohne Vorwarnung ins kalte Wasser geworfen und muss sich nun darin zu Recht finden. Grandpa Smedry spricht in einem der späteren Bände selbst an, dass er Alcatraz zu wenig auf das vorbereitet hat, was da auf ihn zukam, trotzdem macht es das für den Leser zu Anfang nicht einfacher. Kurioser Weise gab sich das ab dem zweiten Band schlagartig, im Laufe dessen wird jedoch auch mehr über die Welt erzählt.

Die Reihe hat einige kleine Mängel, die nicht mehr nur Schönheitsfehler sind. Trotzdem ist sie ausgesprochen unterhaltsam, wenn man sich auf den Humor einlässt. Da die Zielgruppe eine recht junge ist, sind die Bücher leicht und eingängig geschrieben, sodass man auch als Nicht-Muttersprachler keine Probleme mit den Büchern haben dürften.



Daten
Alcatraz vs. the Evil Librarians, Alcatraz 1: ISBN 978-0-7653-7894-1 , Starscape, 2016, 16,99$
The Scrivener‘s Bones, Alcatraz 2: ISBN 978-0-7653-7896-5 , Starscape, 2016, 16,99$
The Knights of Crystalia, Alcatraz 3: ISBN 978-0-7653-7898-9 , Starscape, 2016, 16,99$
The Shattered Lens, Alcatraz 4: ISBN 978-0-7653-7900-9 , Starscape, 2016, 16,99$
The Dark Talent, Alcatraz 5: ISBN 978-0-7653-8140-8 , Starscape, 2016, 16,99$

Gelegentlich gibt es sie doch, die Internetberühmtheiten, die den Sprung ins »richtige« Geschäft schaffen. Die Autorin Nina MacKay gehört dazu. Sie gewann den #erzaehlesuns-Award von Piper auf dem Geschichtenarchiv Wattpad.com. Als Belohnung winkte die Veröffentlichung ihres Romans »Plötzlich Banshee«, in welchem der Leser die tollpatschige Privatdetektivin – und Banshee – Alana auf ihrem Versuch begleitet, mal eben die Welt zu retten. 

Alana kann sehen, wie lange ein Mensch noch zu leben hat, doch so wirklich will sie ihrem Freund Clay nicht glauben, dass sie eine Banshee ist, eine irische Todesfee. Außerdem hätte sie wohl nie damit gerechnet, dass sie deswegen in eine Mordserie verwickelt wird. In Santa Fe werden Menschen entführt und wenige Tage später tot aufgefunden. Alana kann sich nicht nehmen lassen, sich in die Ermittlungen einzumischen, als auch ihre Freunde in das Visier der Sekte »Petrus' Army« gerät. Doch die Dinge entwickeln sich rasch dramatischer als gedacht.

Mit Humor ist das so eine Sache. Entweder er zieht oder er zieht nicht. Bei mir hat er nicht gezogen. Die Witze in diesem Buch sind flacher als ein Blatt Papier und beruhen oftmals auf einfach dämlichen und teils unlogischen Situationen. Unsere Prota-chan Alana trampelt beispielsweise relativ zu Beginn in ein auf der Straße stehendes Goldfischglas, weshalb sie ausgesprochen erbost ist und alles und jeden anpampt, der sie anspricht. Das soll lustig sein. Stattdessen stellt sich die Frage: Was zum Henker macht das Goldfischglas da?! Wo ist das bitte lustig? Das ist einfach nur unlogisch und dämlich!

Überhaupt ist das mit der Logik in diesem Buch so eine Sache. Während der Goldfischglas-Situation trifft Alana das erste Mal auf Detective Dylan Shane. Er bekommt in vollkommen überzogener Weise noch wesentlich mehr Fett weg als der Junge, dem das Fischglas gehört, wodurch bei mir sofort die Alarmglocken schrillen, dass die beiden spätestens am Ende des Buches in der Kiste landen. (Spoiler: Ich behielt Recht.) Shane ermittelt in den Entführungen und will Alana als eine der Hauptzeugen befragen. Sie, gestreßt von ihren durchweichten Schuhen, giftet ihn an. Er lässt sie daraufhin in Ruhe und verschiebt das Ganze. Das war einer der Momente, in denen man das Buch einfach nur anbrüllen will: WARUM? Warum in drei Teufels Namen macht Dylan das, ist er ein so miserabler Ermittler? Sie ist eine der Hauptzeugen und man weiß, dass hier Menschen entführt und kurz darauf ermordet werden. Da zählt jede Sekunde. Es geht um Menschenleben, eine nasse Hose hat da niemanden zu interessieren!

Ich deutete es bereits an: Das Buch ist streckenweise unglaublich vorausschaubar. Es ist schon etwas peinlich, dass man, sobald zwei Charaktere das allererste Mal in ihrem Leben aufeinander treffen, sofort sagen kann, dass die beiden am Ende des Buches ein Paar sein werden. Auch die Antagonisten haben astreine Täterprofile, dass es für den Leser nicht schwer ist eins und eins zusammenzuzählen. Nur Prota-chan steht auf der langen Leitung und rafft ewig absolut gar nichts.

Überhaupt ist unser Prota-chan eines der Hauptprobleme dieses Buches. Sie hat deutliche Tendenzen einer Mary Sue. Ihre Tollpatschigkeit soll süß wirken, aber nein, das ist ganz und gar nicht süß. Es ist einfach peinlich und nervig. Zudem drängt sie sich immer in den Vordergrund und hat vor allem Dylan gegenüber, verzeiht mir den Ausdruck, die große Fresse. Sie macht ihn ständig nieder und schubst ihn herum, teils spielt sie sogar mit ihm und seinen Gefühlen für sie. Er lässt sich das gefallen, er findet das sogar anziehend an ihr. Ich frage mich: Was hat der Mann für niedrige Ansprüche, dass er sich mit so einer Person zufrieden gibt? Sie hat ihn schlicht und ergreifend nicht verdient, so eine ekelhafte Person, wie sie ist. Oh, wartet. Sie ist ja eine Mary Sue. Natürlich greift sie den smexy Traumtypen ab. Ich vergaß …  Sex sells, Leute. Das zieht auch in diesem Buch.

Und da Sex sich nun mal hervorragend verkauft, scheinen erstaunlich viele Lese darüber hinwegblicken können, dass das Buch genau wie sein Humor unglaublich flach und oberflächlich ist. Klar, das Buch zielt hauptsächlich auf Unterhaltung ab, aber ich habe mich aus ausgesprochen gut von der Alcatraz-Reihe unterhalten gefühlt, welche deutlich mehr Substanz hat als »Plötzlich Banshee«.

In diesem Buch gibt es unangenehm häufig das, was ich einen Fantasy-Catwalk nenne. Es wird immer wieder der Fokus auf Alanas Äußeres gelegt und das, was sie bei dieser und jener Gelegenheit trägt. Da stöcket sie stolz, wie sie ist, in das Polizeipräsidium und bleibt dann mit dem Absatz im Fußabtreter hängen, und das ist ja fohl cuuuute!!!!einsdrölf!!!

Nein, ist es nicht! Es ist schlicht und ergreifend überflüssig, dass ich ihre Schuhgröße kenne. Die lautet übrigens 38. Ich habe spaßeshalber ihre Schuhgröße in einen Rechner eingegeben, um ihre deutsche Schuhgröße zu erhalten. Sie beträgt 78,5.

Es gibt viele solcher Logikfehler in diesem Buch, die sich sehr leicht enttarnen lassen. Dass Alana eine deutsche Schuhgröße und keine amerikanische angibt, ist leider kein Einzelfall. Sie sieht  Digitaluhren über den Köpfen der Leute, die ihr anzeigen, wie lange diese Menschen noch zu leben haben. Das führt zu der Frage: Haben Banshees schon immer Digitaluhren gesehen? Auch beispielsweise im Mittelalter oder gar der Antike? Oder wie ist das zu verstehen? Außerdem halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass man mit 20 bereits Privatdetektiv ist und die Polizei einen einfach so an einer brisanten Mordserie mitarbeiten lässt, weil Prota-chan Dylan damit drohte, ihn wegen »sexueller Belästigung« bei seinem Chef zu verpfeifen, wenn er sie nicht mitmachen lässt.

Ich persönlich störte mich auch sehr an der Unsterblichkeit. Ja, ich habe kein Problem damit, dass es in diesem Buch einfach so Magie gibt, aber damit schon. Tatsächliche Unsterblichkeit ist schlicht unmöglich, da unser Universum oder zumindest Leben in ihm, wie wir es kennen, mit Gewissheit ein Ende haben wird. Es ist das Ziel der Antagonisten, den Magischen den Weg in den Himmel zu öffnen, wodurch sie Unsterblichkeit erlangen. Man könnte es damit erklären, indem man den Himmel als jenes Abstraktum annimmt, wie es die Bibel vermittelt, oder indem man sagt, das Gott als allmächtiges Wesen beispielsweise den Himmel als autarken, vom Rest des Universums losgelösten Ort erschuf oder schlicht Universen-Hopping betreibt, sollte ein Universum sein Ende finden. Das Problem, das daran geknüpft ist, ist schlicht, dass der Text selbst keinerlei Anlass gibt, solche Dinge anzunehmen, und dass diese Theorien zu hypothetisch sind. Im Buch sind die Magischen dann einfach unsterblich und Alana sieht statt Digitaluhren nur noch das Unendlichkeitszeichen.

Sie nennt es übrigens Infinity-Zeichen. Warum sie es willkürlich Englisch bezeichnet, ist auch nicht klar.

Was ebenso nicht klar ist, sind die willkürlichen Wechsel der Diegese. Die meiste Zeit wird aus Alanas Sicht erzählt. Dann plötzlich wird die Narration durch einen fett gedruckten und zentrierten Namen unterbrochen und meist folgen daraufhin maximal eine Handvoll Absätze aus der Sicht eines anderen POV. Das ist eine literarische Todsünde, bei der der Leser für vollkommen verblödet verkauft wird! Und ich war kurz davor, das in Capslock zu schreiben, weil mich das so massiv aufregt. Schlimm genug, dass ich damit ständig in Badfics konfrontiert werde. Aber von verlegten Büchern erwarte ich etwas mehr Niveau, egal, ob sie von einer Seite stammen, die ein Pfuhl grässlicher Literatur ist, oder nicht.

Wie bereits erwähnt, können auch Bücher mit deutlich mehr Tiefgang wunderbare Unterhaltung bieten, ohne dass einem gleich vor lauter Intellektualität die Synapsen rauchen und die Sicherung rausfliegt. Aber ich kann leider nicht erwarten, dass jedes Buch so viel Qualität bietet und auf Platons Höhlengleichnis zu sprechen kommt, wenn es darum geht, normale Leute mit der magischen Realität zu konfrontieren.

Ich kann leider auch nicht erwarten, dass jedes Buch genug Qualität aufweist, um über platte und ausgelutschte Plots hinweg zu kommen. Die magische Welt teilt sich in Gut und Böse, dazwischen gibt es nichts. Eine ProphezeiungTM gibt es auch noch, wodurch quasi jede Geschichte sofort einiges an Qualität einbüßt. Außerdem wollen die Bösen natürlich die Weltherrschaft und natürlich muss dafür ganz im Stile von Dan Brown erst einmal ganz Rom niederbrennen.

Es wäre ja interessant gewesen, wenn jeder Alana meidet. Sie ist eine Banshee, was heißt, dass sie sieht, wann jemand stirbt. Außerdem zieht sie Unglück förmlich an. Genug Gründe, um ein wenig Rassismus und Mobbing zu thematisieren. Oh, Moment … Das hieße ja, dem Buch Tiefe zu verleihen, und dann wäre es nicht mehr platte Unterhaltung.

Stattdessen bandelt sie lieber mit dem sexy Typen an, während ihr bester Freund Clay eifersüchtig auf Dylan ist und nicht will, dass die beiden zusammen kommen. Dylan sei ja so ein Aufreißertyp und überhaupt sei sie mit Clay ja viel besser dran, der auch etwas für sie empfindet, Dreiecksbeziehung hallo. Wie praktisch, dass Clay am Ende des Buches tot ist und Prota-chan und Düläään (ja, ich las seinen Namen ständig genau so) ein glückliches Paar sind. Sex sells …

Das tatsächlich einzig Positive an diesem Buch ist neben dem wirklich hübschen Cover, dass ich schon deutlich scheußlichere Bücher gelesen habe. Der Stil ist angenehm und flüssig zu lesen. In Anbetracht des ganzen Restes ist das nur ein kleiner Trost. Unverdienter Hype und definitiv keine Empfehlung.


Nichstdestotrotz danke ich dem Piper-Verlag für das Rezensionsexemplar, auch wenn ich mir deutlich mehr von der Lektüre versprochen habe.



Daten
Plötzlich Banshee: ASIN B01FDNJN2, ivi/Piper, 2016, 12,99€
Bildquelle: Verlag
 

Sen und Erriel, Brüder im Geiste, sind durch ihre Geburtsumstände etwas ganz Besonderes. Während Erriels Kräfte noch verborgen sind, kann jeder in ihrem Heimatdorf erkennen, dass Sen anders ist, auch wenn noch niemand genau in Worte fassen kann, was genau an ihm anders ist. Da Menschen von Natur aus besonders in ländlichen, abgeschiedenen Gegenden abergläubisch sind, macht das Sen zu einem Ausgestoßenen. Niemand hätte jedoch gerechnet, dass die Andersartigkeit der beiden jungen Männer sie zu einem Teil von etwas weitaus Größeren werden lässt, etwas, das weit über ihrem Horizont als Bauern hinausreicht. Jennifer Jager erzählt in »Die flammenden Schwingen Ethernas« ihre Geschichte.

Das Buch hat definitiv einen schrägen und bemerkenswerten Einstieg. »Kopfsalat«, lautet der erste Satz der Etherna-Saga. Dieser wird zum Aufhänger, um das bäuerliche Leben Errins und seiner Familie zu beleuchten, die ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Kopfsalat verdient. In meinem Kopf formte sich regelrecht eine Kamerafahrt, die langsam aus einem Salatfeld herauszoom und dann auf die Protagonisten umschwenkt, die daraufhin mit ihrer täglichen Arbeit beginnen. Mir gefiel sehr, dass die Geschichte stellenweise so ein lebendiges Kopfkino bei mir hervorrufen konnte.

Besonders ab der zweiten Hälfte des Buches begannen sich einige interessante Figurenkonstellationen heraus zu kristallisieren. Plötzlich merkt man als Leser, dass an auf Glatteis geführt wurde und bei dem einen oder anderen Charakter doch nicht alles so ganz koscher ist. Einziger Wehrmutstropfen: Da hätte mehr daraus gemacht werden können. Die Konflikt versprechenden Konstellationen wurden zu schnell aufgelöst, Errin zu schnell quasi aus den Fängen des »Bösen« befreit, ohne dass er dadurch viel Einfluss genommen hätte. Ich denke, dass es reizvoller gewesen wäre, stünden er und San auf verschiedenen Seiten, statt durch ein ominöses Band der brüderlichen Liebe verbunden zu sein.

Das Buch ist vor allem zu Beginn fast schon archeytpische High Fantasy. Wir haben arme Bauernjungen, denen das Schicksal schwer mitspielte, die aber zufälligerweise besondere Kräfte haben, die eine große Rolle im Weltgefüge spielen. Das muss man wirklich mögen, besonders, da ich denke, dass diese Art von Fantasy ihre Bestzeiten fast schon hinter sich hat. Ich persönlich mag es, auch wenn es für meinen Geschmack schon etwas zu archetypisch war und mich wahrscheinlich deswegen besonders am Anfang an Eragon erinnerte. Nachdem sich aber einige überraschende Wendungen ergaben, gewannen die Handlung und die Welt mehr an Farbe und Individualität.

Leider muss man sagen, dass dem Lektorat einige Schnitzer durch die Lappen gegangen sind. Nicht immer stimmt die Interpunktion bei wörtlicher Rede, auch ein paar stilistische Schnitzer sind noch immer auszumachen. Capslock, um Geschrei zu illustrieren, hätte außerdem nun wirklich nicht sein müssen.

Ebenso fiel teils gewöhnungsbedürftige Syntax auf. Es wirkte streckenweise, als versuche die Autorin sich zu sehr an mittelalterlich anmutender Sprache, was dazu führt, dass zwei Bauernjungen, die wahrscheinlich nie in ihrem Leben eine Bildungseinrichtung von innen sahen, in ihrer Sprache kaum noch vom Adel des Landes zu unterscheiden waren. Auch einige ungewohnte Satzkonstrukte kamen so zusammen, die zwar grammatikalisch richtig waren, über die man als Leser aber dennoch stolpert. Weniger ist manchmal mehr.

Alles in allem ist das Buch nichts in irgendeiner Weise Herausragendes, aber doch kurzweilige und angenehme Unterhaltung. Wer High Fantasy mag, kann über dieses Buch durchaus einmal nachdenken.

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!



Daten
Die flammenden Schwingen Ethernas, Etherna-Saga 1: ASIN B019ZWLRZ0, AAVAA Verlag, 2014, 274 Seiten, 6,99€
Bildquele: Verlag

Die Welt ist gierig und manchmal verschlingt sie ganze acht Jahre, ehe die Lieblingsbuchreihe aus Jugendtagen eine Fortsetzung erhält. Denn so lange dauerte es, bis Christoph Marzi sich erneut in die uralten Metropolen wagte und »London« schrieb, ein neues Abenteuer mit Emily Laing. 

Sonderbare Dinge geschehen. Plötzlich scheint jeder außer Emily und ihre Freunde vergessen zu haben, dass die Millionenmetropole London jemals existiert hat. Dann wird sie auch noch von zwei sonderbaren alten Damen verschleppt und ein Mädchen kreuzt ihren Weg, das ein Geheimnis zu bergen scheint. Und plötzlich wird Emily erneut von Wölfen gejagt und muss herausfinden, was für sonderbare Dinge hier vor sich gehen. Denn sonst könnte es sein, dass London tatsächlich dem Vergessen anheimfällt, und mit der Stadt auch Emily selbst.

Dieses Buch ist pure Liebe. Schon allein, dass es mit den seit damals geliebten Worten anfängt, war Nostalgie ohne Ende. Ich hatte ein klein wenig Angst, »London« zu lesen, weil ich befürchtet hatte, dass sich zeigen wird, dass die Reihe nach all der Zeit doch nicht so gut ist, wie ich sie in Erinnerung hatte. Zum Glück verflüchtigten sich all meine Bedenken sehr schnell. Christoph Marzi ist definitiv ein fantastischer Autor moderner Märchen!

Das Buch ist ein Revival der Anfänge der Reihe, was dem Ganzen ein Gefühl der Heimkehr in die geliebten uralten Metropolen verleiht. Wir treffen alte Bekannte wieder und die Handlung hat gewisse Parallelen zum ersten Teil »Lycidas«. Da schlägt natürlich das Fanherz höher (auch wenn meine Reise durch die Uralten Metropolen mit »Somnia«, den vierten Teil, begonnen hatte, der etwas losgelöst von den ersten drei steht). Gleichzeitig begegnen wir auch hier wieder so vielem, was die Reihe ausgemacht hat. Vor allem Wittgensteins grummelige Art und seine altbekannten Sprüche (»Fragen Sie nicht!«) auch aus Emilys Mund begeisterten mich besonders.

Man kann dem Buch sehr gut folgen, wenn man, wie ich, die anderen Bände das letzte Mal vor Jahren gelesen hat oder diese sogar noch nie in Händen hielt. Marzi gibt viele Erklärungen, die auch Neulingen seine Welt nahe bringen und ihnen keine Schwierigkeiten bereiten sollten, sich in seinem Roman zu Recht zu finden. Für die, die bereits die anderen Bücher kennen, hat er zahlreiche Anspielungen auf diese. Neulinge werden lediglich in Bezug auf Maurice Micklewhite wohl böse gespoilert, was sich aber nicht vermeiden lies, hätte Marzi nicht ganz auf ihn verzichtet. Mich persönlich freut es jedenfalls, dass Maurice wieder mit dabei ist.

Es vergingen nicht nur für den Leser geschlagene acht Jahre, bis wir endlich wieder in die uralten Metropolen abtauchen durften. Auch Emily wurde in dieser Zeit älter. Sie steht nun auf eigenen Beinen, hat ein Leben und ist erwachsen geworden. Da ich die Bücher das erste Mal im Teenager-Alter gelesen habe, freute mich dieser Umstand besonders, da ich quasi mit Emily älter geworden bin, was ein schöner Gedanke ist.

Stilistisch ist natürlich wieder einmal nichts zu meckern. Marzi schafft es auf seine ganz eigene Art und Weise, selbst parataktische Textabschnitte wunderbar auszuformulieren und eigentlich erst dadurch seinem Text die typische Note zu geben. Darüber hinaus schreibt er trotz der beachtlichen Länge des Romans von 700 Seiten eine sehr kurzweilige und spannend erzählte Geschichte ohne Längen. Es fällt schwer, sich von den Seiten zu lösen, da man unbedingt wissen will, wie es ausgeht. Denn wirklich vorausahnen kann man nichts davon.

Einziger Wermutstropfen: Das Cover passt nicht zu den Vorgängerteilen.

Alles in allem: Unbedingte Kaufempfehlung sowohl für Fans der uralten Metropolen als auch solche, die noch nie etwas aus der Reihe gelesen haben.



Daten
London, Die uralten Metropolen 5: ISBN 978-3-453-31665-2 , Heyne, 2016, 14,99€

Das Leben eines Söldners ist einfach, mag man meinen. Er dient dem Höchstbietenden und verkauft ihm sein Schwert. Einstmalige Feinde können morgen schon der neue Auftraggeber sein. In »Rotes Gold«, dem Auftakt seiner Schwertfeuer-Saga, zeigt uns Autor Robert Corvus, dass die Dinge nicht immer so leicht sind. 

Kester führt den Klingenrausch, eine der schlagkräftigsten Söldnerlegionen, seit Jahren von einer ruhmreichen Schlacht in die nächste. Doch seine Stunde hat geschlagen, er wird ermordet. Der Klingenrausch droht zu zerbrechen, und seine Tochter Eivora hat alle Hände voll zu tun, dies zu verhindern. Durch einen findigen Trick bewegt sie die Führer der Einheiten zur Zusammenarbeit, damit ihnen ein ausgesprochen lukrativer Auftrag nicht durch die Finger geht. Es gilt Ygôda zu erobern, eine Stadt, die als uneinnehmbar gilt. Für Eivora gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ein ruhmreicher Sieg oder sie folgt ihrem Vater in die Hölle der Dämonen.

Was man Corvus auf jeden Fall zugutehalten muss, ist die mutige Sichtweise. Seine Identifikationsfiguren sind Söldner, und das heißt, dass der Leser hautnah miterlebt, wie Tempel geplündert und seine Priesterinnen geschändet werden. Nicht wirklich etwas, mit dem man sich üblicherweise identifizieren kann. Das klappt jedoch insofern dennoch, als dass Eivora, eine der Hauptpersonen, als Gegenpol zu dem ausgesprochen grausamen Chastro-Ignuto steht. Sie, zwar noch immer eine Söldnerin, hat aber Beweggründe, die den meisten Lesern einleuchten und nachvollziehbar sind.

Chastro-Ignuto selbst ist ein spannender Charakter. Man erfährt gleich zu Anfang, dass er ein sogenannter Avatar ist, das heißt, ein Medium für einen Homunkulus genannten Dämon, der als Parasit aus seiner Schulter wächst. Zunächst erscheint er nur als sinnlos grausamer Mistkerl, doch im Laufe der Geschichte erfährt man mehr darüber, was es mit Ignuto, dem Homunkulus, auf sich hat. Er lebt nicht nur von Chastros Körper, sondern kann sogar aktiv Einfluss auf ihn nehmen, das sogar so weit geht, dass er nahezu völlige Kontrolle über Chastros Geist hat. Chastro selbst hatte, als er den Homunkulus annahm, gedacht, dass es etwas Großartiges sei, lernte jedoch mittlerweile, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er empfindet Abscheu vor sich und den Taten, zu denen er von Ignuto gezwungen worden war. Das ist sehr gelungen, weil das auch aus Chastro-Ignuto einen lesenswerten und vielschichtigeren Charakter macht.

Corvus hat viele schöne Ansätze für sein Worldbuildung eingeflochten. Der Homunkulus ist einer davon. Auch über den Dämonenkult zu lesen, dem die Söldner anhängen, war sehr interessant, weil das ebenfalls nicht unbedingt das ist, was man sonst in einer mehr oder weniger quietschbunten klassischen Fantasywelt geboten bekommt. Und quietschbunt ist hier herzlich wenig.

Der Blick, den der Leser auf die Welt des Klingenrauschs bekommt, ist sehr kanalisiert. Das geht damit einher, dass man nicht unbedingt so viel über die überregionalen politischen Verhältnisse, Ländergrenzen und dergleichen mehr erfährt, das passt jedoch sehr gut. Für Söldner spielen diese Dinge schließlich keine große Rolle. Wer gestern noch bekämpft wurde, kann morgen schon der neue Vertragspartner sein, um nun die Waffen gegen seinen Vorgänger zu erheben.

Das Buch bietet exakt das, was man bei seinem Klappentext erwartet. Das heißt, dass es eine gute und solide, wenn auch nicht umwerfende Handlung hat, die jedoch sehr arm an überraschenden Wendungen ist. Lediglich wortwörtlich die allerletzten Zeilen halten eine wahre Bombe bereit, die unheimlich viel Lust auf den nächsten Band macht!

»Rotes Gold« ist auf jeden Fall ein lesenswertes Buch, das einiges zu bieten hat. Vor allem die Charaktere abseits der üblichen Fantasy-Tropes stechen dabei heraus.



Daten
Rotes Gold (Schwertfeuer-Saga #1): ISBN 978-3-492-28063-1 , Piper, 2016, 12,99€

Die Autorin Gesa Schwartz ist bisher für ihre Chroniken der Schattenwelt und die Grim-Reihe bekannt. Nun begibt sie sich mit »Schattenreiter«, dem ersten Band der Ära der Drachen, in eine postapokalyptische Zukunft, in der die Menschheit nur noch wie Ratten in den Untergrundsystemen der großen Städte von einst leben kann. Denn die Oberfläche wird nun von Drachen regiert.

Sira ist eine Diebin aus den U-Bahn-Tunneln des einstigen New York. Von dort aus unternimmt sie immer wieder Streifzüge an die Oberfläche, um aus den Ruinen alles von Wert zu stehlen, dessen sie habhaft werden kann. Dabei muss sie immer wieder den Drachen des Königs trotzen, die sich über jeden Menschen her machen, den sie finden. Eines Tages wird ihre U-Bahn-Station von den Drachen angegriffen und ihr Bruder getötet. Beinahe wäre es auch um sie geschehen, als plötzlich die Reiter des Schattens, Drachenreiter mit magischen Fähigkeiten und Rebellen gegen den König, kommen und sie retten. Denn auch sie ist ein Drachenblut und hat damit die magischen Fähigkeiten, die sie zur Drachenreiterin prädestinieren. Trotz ihres Hasses auf Drachen schließt sie sich den Reitern des Schattens an, um Rache zu nehmen für den Tod ihres Bruders.

Das Buch hat auf jeden Fall seine Schwächen, es hat aber auch absolut tolle Drachen, die vieles wieder rausreißen. Zudem ist das Buch optisch eine Augenweide. Das Cover ziert ein wunderschönes Bild von Sira und einem Drachen vor der Kulisse des zerstörten New York. Auch auf der Innenseite des Covers findet sich ein tolles Bild eines Drachenreiters und seines Drachens. Im Buch selbst findet man immer wieder klasse anzusehende Portraitzeichnungen von verschiedenen Drachen. Also Drachen, Drachen und noch mal Drachen! Ist das nicht toll?!

Der Klappentext verspricht eine Mischung aus Dystopie und Fantasy, was an und für sich eine sehr bemerkenswerte Kombination ist, die auf jeden Fall neugierig macht. Es erinnert zunächst ein wenig an den Film »Reign of Fire«. Liest man dann, stellt man jedoch sehr schnell fest, dass mit Dystopie hier eher wenig ist. Wir haben zwar zerstörte Großstädte, die uns sehr vertraut vorkommen, dann hört es jedoch auf. Schwartz sagt nichts dazu und macht nur Andeutungen, wie es dazu kam, dass die Welt zerstört wurde und für Menschen ohne magische Fähigkeiten die Oberfläche unbewohnbar wurde. Das ist sehr schade, denn das »Wie kam es dazu?« ist bei Dystopien meist ein sehr spannender Aspekt. Liest man das Buch also als ganz normale High Fantasy, hat man allerdings ein gutes Buch, das einiges Lesevergnügen bereitet.

Kurz: Das Setting passt nicht zur Handlung. Bleibt man in der Analogie des Buches, müsste die Handlung irgendwann sehr weit in unserer Zukunft spielen. Betrachtet man Namen wie Nhor’garoth in Hinblick auf unsere Sprachen der Welt, fragt man sich: Wie in drei Teufels Namen soll dieser Name sprachgeschichtlich realistisch erklärbar und in einem nicht völlig übertriebenen Zeitrahmen entstanden sein?! Auch das ist ein Indiz dafür, dass das Buch vor allem als nette High Fantasy zu behandeln ist und weniger als Mischung aus Fantasy und Dystopie.

Auch der Stil spricht dafür. Er erinnert sehr an den getragenen Stil der üblichen Fantasy. Man hat zwar verschiedene Sprachebenen, die vor allem die Drachenreiter (das Fantasy-Element mit ihrer gehobenen Sprache) von den einfachen Menschen (der Dystopie-Teil mit der uns vertrauteren Sprache) abgrenzen, letztere kommen aber vor allem am Anfang des Buches zu Wort. Gerade da fällt der Kontrast auch besonders auf: Der gehobene Stil wirkt eher wie gewollt als gekonnt und zu erzwungen. Vor allem die furchtbar lästige Genitiv-Attribuierung fällt da ins Auge: Reiter der Schatten, Diebin der Schatten, Reiter des Sturms und so weiter. Irgendwann gewöhnt man sich zwar ein wenig daran, aber gerade zu Beginn ist das sehr störend.

Das Buch charakterisiert sich jedoch vor allem durch ein Merkmal: Es ist Eragon 2.0. Nun war Eragon nicht die schlechteste Reihe, was auch dieses Buch nicht unbedingt schlechter macht. Gelegentlich wäre ein wenig mehr eigene Kreativität jedoch wünschenswert. Gerade in Bezug auf die Beziehung von Reiter und Drache haben wir hier inhaltlich nahezu eins zu eins Eragon. Die Magie des Reiters wird durch seinen Drachen verstärkt, und stirbt der eine, geht auch der andere zugrunde. Kommt sehr bekannt vor, oder? Wie gesagt: Das macht das Buch nicht zwingend schlechter, weil Paolini einige wirklich tolle Ideen hatte. Wer jedoch auf mehr Eigenleistung plädiert, wird daran nicht unbedingt seine Freude finden.

Nebst dem Stil ist das größte störende Element die fehlende Erklärung einiger Dinge. Es ist immer wieder von »Schatten« die Rede, nach denen sich die Drachenreiter sogar benennen. Aber es wird nie so wirklich klar, was diese Schatten nun sind. Auch ist immer wieder die Rede von einem bösen König, den es zu bekämpfen gilt. Erst am Ende wird er in einem Nebensatz als »König der Welt« bezeichnet, wobei selbst hier fraglich ist, ob das nur wieder eine weitere stilistische Floskel ist oder ob es wörtlich zu nehmen ist. Also: Wer ist dieser König und welche Rolle spielt er in der Geschichte der Welt, dass sie so wurde, wie sie ist? Gerade das spielt doch auch eine große Rolle, weil die Motive der Charaktere aus ihrer Vergangenheit resultieren. Und gerade die wird mitunter sträflich vernachlässigt, besonders wenn es um die globale Historie statt um die Einzelschicksale geht.

Als kleines Bonbon nebst den schönen Zeichnungen gibt es allerdings immer mal wieder Zitate von Goethe, Shakespeare und Rousseau.

»Schattenreiter« ist ein ambivalenter Auftakt der Reihe. Optisch eine Augenweide, keine Frage, und wer Drachen mag, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Jedoch wird die Freude von so manch einem Mängel gemindert. Die versprochene Dystopie gibt es nicht, dafür aber umso mehr solide Fantasy. Einiges jedoch bleibt wortwörtlich im Schatten und entlässt den Leser mit etlichen Fragezeichen nach über 700 Seiten feuriger Drachenaction.



Autor: Gesa Schwartz
Titel: Ära der Drachen: Schattenreiter
Original: Ära der Drachen: Schattenreiter
Sprache: Deutsch
Reihe: Band 1
Seiten: 734
Originalpreis: 19,99€
Verlag: Egmont Lyx
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-7363-0186-3
Erscheinungsjahr: 2016

Christine Nöstlingers »Bonsai« erzählt die Geschichte des Jungen Sebastian. Er ist Fünfzehn, aber dennoch kleiner als das kleinste Mädchen der Klasse. Außerdem weiß er zwar eine ganze Menge, nur eines noch nicht: Wie es um ihn und seine Sexualität bestellt ist. Er beschließt sich zu verlieben, und seine Kusine Eva-Maria soll ihm dabei behilflich sein. 

Der Roman ist mit einem frischen Witz erzählt, der dadurch gleichzeitig das Wiener Großbürgertum ein wenig auf’s Korn nimmt. Sebastian ist ein altkluger Junge, der oft gewichtig daherredet, aber nicht immer so ganz versteht, was er da eigentlich erzählt. Das führt mitunter zu recht komischen Situationen, in denen er beispielsweise die Philosophie mit der Gärtnerei verwechselt und beides für ein und dasselbe hält. Auch lebt der Humor des Buches von Situationskomik, beispielsweise als Sebastian den Männerstrich auf einem Straßenklo sucht und Eva-Maria ihm hinterher ganz trocken erzählt, was sie in einiger Entfernung unter den Bäumen beobachtet hat. Das zeugt von seiner Naivität, die er jedoch durch seine Großmäuligkeit zu überspielen versucht. Mitunter reichen Humor und Komik bis hin zur Drastik.

Sebastian ist in seinem Alltag fast nur von Frauen umgeben: seine Mutter, die Tante und deren Tochter Eva-Maria. Dadurch fehlt ihm eine männliche Identifikationsfigur, auch wenn er sagt, dass er seinen Vater nicht vermisst und »die Alleinerzieherin«, wie er seine Mutter immer nennt, dessen Rolle gut erfüllt. Sie selbst nimmt ihn jedoch mehr oder weniger als Partnerersatz und erzählt ihm vieles aus ihrem Leben, dass eine Mutter klassischerweise nicht erzählen würde. Damit werden die klassischen Rollenbilder einer Familie aufgebrochen und durch plurale Familienverhältnisse ersetzt; die Patchworkfamilie wird salonfähig.

Das Verhältnis von Mutter und Sohn ist durch tägliche Streits geprägt, Sebastian scheint das sogar zu brauchen, da es für ihn eine Art Wettbewerb ist. Trotzdem herrscht eine gesunde Kommunikation zwischen beiden, die Mutter setzt sich für ihn ein und verteidigt ihn. Sie ist sich gegenüber sehr kritisch und streng und befürchtet, eine schlechte Mutter zu sein. Durchaus als fortschrittlich ist zu bezeichnen, dass sie sogar den Rat eines befreundeten Psychologen sucht.

Sebastian reagiert vor allem auf Dinge und ist nicht unbedingt der kluge Kopf, für den er sich selbst hält. Selbst die Suche nach seiner Sexualität wird überhaupt erst angestoßen, als seine Mutter sich Sorgen macht, er könne schwul sein, weil er spaßeshalber ein Kleid seiner Kusine angezogen hatte. In der Suche selbst agiert er jedoch ausnahmsweise selbst.

Dadurch, dass Sebastian sich so klug gibt und in gehobenerer Sprache spricht, ist er von den anderen aus dem Klassenverband mehr oder weniger ausgeschlossen. Seine sozialen Kontakte sind daher stark beschränkt, vor allem auf Eva-Maria und die Pribils.

Am Ende des Buches, sprichwörtlich in den letzten Wörtern, wird deutlich, dass Sebastian eventuell über seine Geschichte geflunkert haben könnte, es wird jedoch nicht klar, inwiefern. Er nimmt Bezug auf die verschiedenfarbigen Tagebücher seiner Kusine, in denen sie unterschiedliche Versionen der von Sebastian wiedergegebenen Ereignisse niedergeschrieben hat. Er gibt an, dass er noch weitere verschiedenfarbige Bücher hätte schreiben können mit zahlreichen anderslautenden Wahrheiten über ihn.

Der Schluss des Romans ist in jedem Fall sehr gelungen und lässt den Leser auch nach Beenden der Lektüre darüber nachsinnen, was Sebastian nun erfunden, etwas großzügig ausgelegt oder seiner Wahrnehmung entsprechend wiedergegeben haben könnte. Auch die Komik der Erzählung hat einen gewissen Reiz. Insgesamt gelingt es der Autorin gut, sich in die Gefühlswelt eines Heranwachsenden hineinzuversetzen und seine Probleme und Sorgen dem Leser nahe zu bringen.

  

Autor: Christine Nöstlinger
Titel: Bonsai
Original: Bonsai
Sprache: Deutsch
Reihe: Nein
Seiten: 248
Originalpreis: 14.90 DM
Verlag: Beltz & Gelbert
Genre: Jugendroman
ISBN: 3-407-78821-5
Erscheinungsjahr: 2000

»Elantris« mag vielleicht nicht Brandon Sandersons erster geschriebener Roman sein, aber der erste, der es 2005 in die Buchhandlungen schaffte. Auch nach über zehn Jahren verzaubert Elantris noch immer tausende Leser Sandersons und ist für viele einer seiner besten Romane. Mit der 10th Anniversary wird der stete Erfolg des Buches gewürdigt und wartet zur Feier mit einigen Neuheiten rund um Elantris auf.

Elantris war einst die Stadt der Götter. Nun ist sie ein verfallenes Asylum für all die armen Seelen, die von der Shaod getroffen und zu Elantriern wurden. Es kann jeden treffen, egal ob armer Bauer oder wohlhabender Adeliger. Wo sie einst dank der Shaod zu Göttern wurden, sind sie seit dem Fall von Elantris nur mehr wandelnde Leichen, zu einem lebenden Tod verdammt. Für Prinz Raoden war die Shaod immer ein Ereignis, das immer nur »die anderen« betrifft – bis er eines Morgens ahnungslos aufwacht und selbst ein Elantrier ist. Sarene, die Prinzessin des verbündeten Reiches Teod hätte ihn heiraten sollen, steht aber nun ob seines formalen »Todes« und durch den Verlobungsvertrag gebunden als Witwe da. Dennoch ist sie gewillt, weiter für das Fortbestehen des Landes zu kämpfen. Denn König Iadon, ein einstiger Händler, der dank seines Reichtums nach dem Fall von Elantris an die Macht kam, ist ein miserabler Herrscher und das mächtige Kaiserreich Fjorden schickt seinen Abgesandten Hrathen, um die Bürger Arelons zu konvertieren und das Land zu erobern. 

Der Roman ist einfach großartig, mehr muss man im Prinzip nicht dazu sagen. Auch für alte Hasen, die den Roman bereits kennen, bietet die 10th Anniversary Edition noch einmal einige schöne Extras. Besonders hervorzuheben sind die Karten von Elantris und Umland sowie Opelon, die zur ursprünglichen Karte von Arelon hinzukamen. Der Text selbst ist der Alte geblieben, es gibt jedoch ein schönes neues Vorwort von Dan Wells sowie ein überarbeitetes Ars Acanum, das die Informationen zu den Aons zusammenfasst und ergänzt sowie die Aons selbst noch einmal abbildet. Außerdem schrieb Sanderson noch ein neues Nachwort mit einigen interessanten Details zur Verkaufsgeschichte des Romans. Außerdem gab er die Mad Prince Szenen im Anhang hinzu; Raoden hatte in einer der früheren Romanfassungen einen Bruder, welcher recht weit am Ende des Romans auftaucht und den Thron Arelons an sich reißen will. Sanderson hat schon Recht, wenn er sagt, dass der Roman ohne diese Szenen besser funktioniert. Dennoch war es spannend, auch einmal eine andere Version zu lesen, da Raodens Bruder nicht ganz so uninteressant wirkt. Vielleicht recycelt Sanderson diesen Charakter ja tatsächlich für einen anderen Roman? Das würde sicher nicht schaden. Ganz zum Schluss des Buches gibt es eine kleine Extraszene, die besonders für diejenigen Leser interessant ist, die sich bereits etwas tiefer mit dem Cosmere vertraut gemacht haben. An dieser Stelle sei nicht mehr dazu gesagt, da es sonst die schöne Überraschung vermiesen würde.

Das Gesamtpacket, das die 10th Anniversary Edition liefert, ist klein aber fein. Nicht ganz so klein, aber ebenso fein ist auf jeden Fall der Inhalt des Romans selbst. Sanderson hat ein gutes Gespür für Dramatik und gewichtige Worte. Besonders das Ende des Romans und sein Anfang stechen da aus vielen tollen Szenen besonders hervor. Im Prolog, wenn man so will, wird beispielsweise über die Glorie der Elantrier gesprochen, wie sie als gnädige Götter über ganz Arelon herrschten und dem Land dank ihrer Magie Frieden und Wohlstand brachten. Das Kapitel endet mit den Worten: »Eternity ended ten years ago.«

Auch der erste Satz des ersten Kapitels ist nicht weniger eine wahre Bombe: »Prince Raoden of Arelon awoke early that morning, completely unaware thad he had been damned for all eternity.« Und wenige Absätze später, als er nach Elantris geschickt wird: »The Elantris city gates boomed shut behind him with a shocking sound of finality.« Sätze, die einem die Gänsehaut den Rücken hinab jagt!
Ganz, wie man es von Brandon Sanderson und besonders einem Cosmere-Roman aus seiner Feder erwartet, bietet er hier erneut ein kreatives und absolut faszinierendes Magiesystem, das der Leser gemeinsam mit Raoden entdeckt, denn dieser brennt darauf zu erfahren, warum die Shaod, die Verwandlung normaler Menschen zu Elantriern, nicht mehr richtig funktioniert. Er arbeitet sich dabei Stück für Stück durch die Mysterien der Dor, wie die Magie genannt wird, und der Aon, der Zeichen, durch die Dor wirken kann. Ganz wie der Leser wundert er sich, stellt Fragen und geht dem Mysterium auf die Spur, bis er schließlich das Geheimnis von Elantris entdeckt hat – auch wenn es da vielleicht schon zu spät ist.

Man kann getrost von mustergültigen Charakteren sprechen. Ihre Ausarbeitung ist wunderbar gelungen, alle drei Hauptcharaktere, welche sich in steter Reihenfolge abwechseln, sprechen den Leser an. Besonders Hrathen, der bis kurz vor Schluss als Antagonist wirkt, wird spätestens da zu einem Sympathieträger, da es zu einem Wendepunkt in seiner Persönlichkeit kommt und er erkennt, wer vielleicht der wahre Feind ist. Dabei spielt sein, wenn man so will, Adjutant Dilaf eine wichtige Rolle, welcher bis dahin eher im Hintergrund blieb und für den Hrathen wenig Beachtung übrig hatte. Dass Dilaf gegen Ende eine so große Enthüllung bereithält, ist einfach großartig und liest sich unglaublich gut.

Sanderson schafft es durch die Darstellung seiner Charaktere und die Art und Weise, wie sie die Welt sehen, selbst für sie überraschende Wendungen in ihrer Persönlichkeit herbeizuzaubern. Besonders Hrathen kann dabei begeistern, aber auch Raoden und Sarene sind dank der Art und Weise, wie sie denken und ihren Intellekt benutzen, Charaktere, denen man gern durch die Geschichte folgt. Es ist geradezu ein Hochgenuss, diese brillanten Geister arbeiten zu sehen.

Ganz passend dazu bedeutet Raodens Name übrigens Geist beziehungsweise Essenz, und der ursprüngliche Titel des Romans, welcher sich noch im dritten Teil des Bandes erhielt, lautete »The Spirit of Elantris«. Das manifestiert sich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen ist Raoden tatsächlich eine Art Geist, eine für die Außenwelt lange nicht genauer greifbare Instanz, da die Bevölkerung Elantris zu einem Tabuthema machte und Raoden vor Sarene verbirgt, wer er eigentlich ist. Er ist auch insofern der Geist von Elantris, als dass er den Elantriern wieder Hoffnung gibt und es ihnen ermöglicht, im Dreck der gefallenen Stadt eine wieder menschenwürdige Gesellschaft aufzubauen. Schlussendlich ist auch er es, der Elantris seine Seele wiedergibt.

Liebhaber des Cosmere werden sich natürlich auch über Hoids klitzekleinen Gastauftritt freuen. (An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob diese Rolle in irgendwann kommenden Fortsetzungen des Romans ausgebaut wird. Es wäre auf jeden Fall wünschenswert.)

Der Roman funktioniert wunderbar als Einzelband, es ist jedoch bekannt, dass für die graue Zukunft Fortsetzungen geplant sind. Sanderson räumte am Ende der Handlung genug Platz dafür ein, indem er andeutete, dass es viele Wege zu geben scheint, Dor zu nutzen, nicht nur durch Aons. Das gilt es natürlich zu erkunden. Außerdem scheint Wyrn, der Herrscher Fjordens, noch nicht final besiegt, nur geschwächt. Auch hier kann noch viel erzählt werden. Es bleibt also spannend. Sicher ist auf jeden Fall: Ein Griff zu den Fortsetzungen ist ebenfalls ein Muss, da Sanderson einfach ein großartiger Autor ist.



Autor: Brandon Sanderson
Titel: Elantris
Original: Elantris
Sprache: Englisch
Reihe: Band 1
Seiten: 590
Originalpreis: 17.99$
Verlag: Tor Books
Genre: Fantasy
ISBN: 978-0-7653-8102-6
Erscheinungsjahr: 2015

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Eines darf im Advent aber auch nicht fehlen: der Kalender. Üblicherweise ist der mit Schokolade gefüllt, gegen die die alten Kalender mit den Bildchen scheinbar nicht ankommen können. Wirklich? Cornelia Funke erzählt in »Hinter verzauberten Fenstern« eine ebenso verzauberte Adventsgeschichte.

Julia ist neidisch, dass ihr kleiner Bruder Olli einen mit Schokolade gefüllten Adventskalender bekommen hat und sie nur einen aus Papier. Aber das auf ihrem abgebildete Haus glitzert so silbrig und geheimnisvoll, dass Julia der Versuchung nicht widerstehen kann und das erste Fenster des Kalenderhauses öffnet. Da bemerkt Julia, dass das Haus bewohnt ist und sie die Menschen, die darin leben, besuchen kann. Ein ungewöhnliches Abenteuer beginnt … (Quelle: Klappentext)

Was wahrscheinlich sofort ins Auge fällt, sind die wunderschönen Illustrationen der Autorin, koloriert von Yvonne Ziegenhals-Mohr. Wie man es von Funke gewohnt ist, liegt diesen Bildern ein ganz besonderer Zauber inne, sodass man sie einfach gern anschauen muss.

Die Geschichte selbst ist … nett. Nicht die umwerfendste Adventsgeschichte, eher traditionell, ohne groß etwas Neues zu machen. Auf jeden Fall aber ist sie ein schöner Happen für einen Adventssonntag unter der warmen Kuscheldecke bei Weihnachtsmusik und mit Tee, sodass man sich den draußen eh nicht vorhandenen Schnee zumindest gut vorstellen kann.

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass für mich ein Gutteil des Zaubers der Geschichte verloren ging, weil mir Julia streckenweise sehr unsympathisch gewesen war. Sie und ihr kleiner Bruder zicken sich ständig wegen des Kalenders an. Ja, kleine Kinder tun so etwas nun mal, und ja, eine geschönte Version der nervigen Seiten von kleinen Kindern wäre mir grundsätzlich lieber.

Ansonsten geht Funkte mit ihrer kleinen Geschichte klassische Wege, auf denen Werte wie Zusammenhalt und Harmonie proklamiert werden. Natürlich ganz passend zur Adventszeit!

Insgesamt ist »Hinter verzauberten Fenstern« also nicht unbedingt die neueste oder innovativste Geschichte. Da sich hier aber auch auf »klassische Werte« wie die alten Papieradventskalender, die mittlerweile aus der Mode gekommen sind, rückbesinnt wird, passt es eigentlich ganz gut. Für einen schönen Adventsabend mit Tee, Kuscheldecke und Weihnachtsmusik ist mit diesem Buch dennoch gesorgt. 



Autor: Cornelia Funke
Titel: Hinter verzauberten Fenstern – Eine geheimnisvolle Adventsgeschichte
Original: Hinter verzauberten Fenstern – Eine geheimnisvolle Adventsgeschichte
Sprache: Deutsch
Reihe: Nein
Seiten: 181
Originalpreis: 8,95€
Verlag: Fischer
Genre: Kinderbuch
ISBN: 978-3-596-80927-1
Erscheinungsjahr: 2009
 

Was einst als kleine Idee an einem Lagerfeuer in einem Wald nahe einer finnischen Kleinstadt begann, tourt jetzt als Band von Weltrang durch die großen Bühnen der Welt und ist selbst in Wembley bereits aufgetreten. Nightwish sind in Finnland Kult, Fans aller Gesellschaftsklassen finden sich dort. Auch außerhalb Finnlands hören längst nicht mehr nur die eingefleischten Metalheads die Jungs und Damen rund um Songwriter Tuomas Holopainen. Ihre Bandgeschichte ist bewegt, 2005 trennten sie sich von ihrer ersten Frontsängerin Tarja Turunen, auch ihre Nachfolgerin Anette Olzon war nicht so der Renner. Nun tritt Nightwish seit 2012 mit Floor Jansen; und der Wechsel der Sängerin inmitten der Imaginaerum-Tour hat sich bewährt. Nightwish steht auf dem Gipfel ihres Erfolges und nichts deutet darauf hin, dass sich so schnell etwas daran ändert. Doch werfen wir mit Mape Ollila einen Blick zurück auf die Anfänge. 

Once Upon A Nightwish ist die offizielle Bandbiographie von 1996 bis 2006. Zudem finden sich etliche Farbfotos von Shows und hinter den Kulissen.

Ollila eröffnet die Biographie mit einer atmosphärischen Beschreibung des End of an Era Konzerts in der Hartwall-Arena, Helsinki, im Oktober 2005. That fells! Er hat einen Sinn für’s Dramatische, denn am Tag nach dem Konzert endete in der Tat eine Ära, als Nightwish sich von ihrer Frontsängerin Tarja trennte, deren dramatische und charakteristische Stimme einen großen Teil zum Erfolg der Band beigetragen hatte. Ollila gibt den Brief in voller Länge wieder so, wie er damals als öffentlicher Brief auf der Webside der Band erschienen war.

Man mag übrigens von der Trennung halten, was man will. Ich kam übrigens als Fan erst 2008 mit Dark Passion Play hinzu, das war also noch vor meiner Zeit als Nightwishfan (und Metalhead, das begann damit nämlich auch). Aber trotzdem: Egal, was zwischen ihnen gestanden hatte, und das war eine Menge, wie Ollila im weiteren Verlauf darlegt, so waren sie doch bis dahin eine Band, was schlicht verbindet. Das macht man einfach nicht auf diese Art und Weise … Meine Meinung.

Die Biographie gibt einen wunderbaren Überblick über die Bandgeschichte sowie einen Blick hinter die Kulissen. Ollila hat viele Interviews geführt oder für die Biographie verwendet, sodass man viel O-Ton bekommt, was der Biographie eine ganz eigene Charakteristik gibt. Außerdem beleuchtet er viele Ereignisse aus verschiedenen Aspekten.

So eine Trennung von einem Bandmitglied hat immerhin immer mehrere Seiten. So hat er auch die Trennung von Sami Vänskä im Jahre 2001 genauer unter die Lupe genommen. Hier hätte man sich allerdings gewünscht, dass er noch etwas ausführlicher geworden wäre, vor allem, wenn man dagegen stellt, wie ausführlich der Autor schildert, wie es zur Trennung von Tarja kam.

Wie es dann schließlich zum ersten großen Umbruch in der Bandgeschichte kam, hat er hingegen wirklich sehr ausführlich beschrieben. Manch einer versteht dadurch einige Dinge vielleicht besser. Auch hier hat Ollila wieder beide Seiten beleuchtet: die von Tarja und die von Tuomas und dem Rest der Band, und ging zudem auch auf einzelnen Positionen der Jungs ein.

Ollila erzählt viel aus dem Alltag einer Band, zwischen und während der Touren und lässt da so manch ein peinliches Detail nicht aus. Während so einer Tour wird viel gesoffen und gefeiert und manche Leute werden dann … wunderlich. Es gibt Dinge, die will man einfach nicht wissen. Ich wäre an dieser Stelle Ollila dankbarer gewesen, wenn er ein paar der ekligeren Details ausgespart hätte. Auf der anderen Seite hat er auch einige wirklich schräge Geschichte mit drin.

Zum Beispiel, wie Marco zu seinem coolen Bart kam: Er war nämlich schon in recht jungen Jahren langsam grau geworden. Da er die Hänseleien seiner Freunde satt hatte, hatte er kurzerhand alle grauen Stellen abrasiert. Und das ist halt, was übrig blieb. Hat halt so einen coolen Wikingerstil, wie ich finde.

Schlussendlich ist dieses Buch eine Biographie, also eher informativ denn unterhaltsam. Dennoch ist es auf jeden Fall eine Empfehlung für Fans und Musikinteressierte. Außerdem empfiehlt es sich, die Alben nebenher zu hören, da Ollila auch viele Hintergrundinformationen zu den Entstehungsgeschichten gibt, wie Tarja beispielsweise gerade am Anfang bei Oceanborn oft an ihre Grenzen kam und wie alle Bandmitglieder an ihrer eigenen Musik gewachsen waren. Mit dem Ende einer Ära endet Mape Ollila seine Biographie, doch die Reise geht noch immer weiter.
 


Autor: Mape Ollila
Titel: Once Upon A Nightwish : The Official Biography 1996-2006
Original: Once Upon A Nightwish
Sprache: Englisch
Reihe: Nein
Seiten: 293
Originalpreis: ?
Verlag: Bazillion Points
Genre: Biographie
ISBN: 978-0979613-2-7
Erscheinungsjahr: 2008
 


Mit seinen eigenen Worten eröffnet Christopher Tolkien das epische Werk seines Vaters: die Narn i Chîn Húrin, die Geschichte der Kinder Húrins, nebst dem Fall von Gondolin und der Geschichte Berens und Lúthiens eine der drei zentralen Geschichten des Legendariums aus den Älteren Tagen, als Sauron selbst nur ein Diener Morgoths gewesen war und die Noldor ihren hoffnungslosen Krieg gegen den Schwarzen Feind führten, um die silmarilli zurückzuerobern.

Húrin aus dem Hause Hadors ist einer der großen unter den Edain. Nicht zuletzt durch seinen Kampf in der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht der Ungezählten Tränen, erlangte er unsterblichen Ruhm. Doch auch der größte Krieger kann übermannt werden, und so geriet Húrin in Gefangenschaft. Doch statt ihn hinzurichten, legte Morgoth einen Fluch auf ihn, den Untergang seines Hauses aus der Ferne an die Gipfel des Thangorodrims gekettet miterleben zu müssen. Túrin, sein Sohn, wächst in Dor-lómin nun ohne Vater auf. Wie es in jenen Tagen Brauch war, schickt Morwen, seine Mutter, ihn nach Doriath zu König Thingol, wo er unter Elben aufgezogen wird. Als er ein junger Mann ist, tötet er im Zorn und doch im Versehen einen von Thingols Beratern und flieht aus Doriath, womit sein Schicksal seinen Lauf nimmt. Wo Túrin Turambar auch erscheint, verfolgt ihn sein Schicksal, der Fluch Morgoths, der den Ruin über Húrins Kinder brachte.

Ich rezensiere Tolkien ja grundsätzlich nicht, das weiß man vielleicht. Das liegt vor allem daran: Er ist genial, da muss man nichts diskutieren. Punkt, aus. Zum anderen liegt es daran, dass das bei mir immer in Fangirling ausartet, bei dem nur Leute folgen können, die selbst mehr oder weniger tief in der Materie stecken. Daher an dieser Stelle vorab die Empfehlung: Tolkien gateway. Das ist eine sehr gute Internetquelle, die vor allem deswegen so gut ist, weil sie sehr viele Quellbelege angibt, mittels denen die Wikiseiten sehr gut nachprüfbar sind. Tolkien gateway ist natürlich auch nicht perfekt, das kompensiert sich aber ein Stück weit durch die Quellenangaben.

Aber eines kann und möchte ich machen: eine Vorstellung des Hörbuchs, das vor knapp einem Monat spontan bei mir eingezogen ist. Also legen wir los.

Ich wollte eigentlich in der Bibliothek etwas anderes suchen. Dafür musste ich durch die Hörbuchabteilung. Ich hab mit Hörbüchern nun nicht sooo viel am Hut, guckte aber dennoch ein bisschen herum. Mein Blick blieb am der Hörbuchfassung der Children of Húrin hängen, und ich wäre bei weitem nicht so ausgeflippt, wenn da nicht drauf stünde: »Read by CHRISTOPHER LEE, Preface and Introduction read by CHRISTOPHER TOLKIEN«. Christopher Lee ist nun mein Lieblingsschauspieler, nicht zuletzt auch wegen Saruman, den er so unglaublich genial verkörperte. Und Christopher Tolkien, dessen Arbeit ich ohnehin unheimlich schätze, selbst sprechen zu hören, ist natürlich auch ein dickes Ding! Was mich schlussendlich aber bewog, mir das Hörbuch nicht nur auszuleihen, sondern auch selbst zu kaufen, war diese Szene:



Hier kämpft Húrin in der Nirnaeth Arnoediad seinen berühmten Kampf, ehe er übermannt und gefangen genommen wird. Kaum jemand hätte die Kraft gehabt, dem Feind so lange standzuhalten wie Húrin, ehe er niedergerungen wurde. Wie Christopher Lee das hier liest, geht einfach unter die Haut. Lee hat ohnehin diese unglaublich ausdrucksstarke und beeindruckende Stimme, der ich so gern lausche.

Ganz untypisch für mich saß ich stundenlang mit geschlossenen Augen da und habe absolut fasziniert der Geschichte gelauscht. Sie ist bei weitem nicht neu für mich, ich habe bereits mehrfach die deutsche Übersetzung gelesen und werde sie mir auch noch wie alles von Tolkien noch einmal auf Englisch kaufen. Es hat diese gewisse Sogwirkung, wie Lee die Narn vorträgt, und ich wollte und wollte einfach nicht mehr daraus auftauchen, weil seine Stimme zusammen mit Tolkiens Worten mich so sehr in ihren Bann geschlagen hatten.

Lee spricht die ganze Zeit in diesem, sagen wir, epischen Modus, der die Geschichte trägt. Das wird nur dann ein klein wenig putzig, wenn er auch Túrin als Kind so spricht, aber das ist fast schon wieder eine liebenswürdige Marotte. Ein klein wenig krude klingt es lediglich, wenn er die weiblichen Rollen spricht. Altmänner-Fistelstimme klang aber schon damals bei Tolkien etwas seltsam, als er Galadriels Lied von Eldamar interpretierte, ist also wohl eher natürlich als alles andere. Generell finde ich es aber wirklich cool, wie Lee seine Stimme verstellt und insbesondere den wichtigsten Personen Charakter gibt. Glaurung hat mir da auch sehr gut gefallen.

Die Narn ist Tolkiens Interpretation des Beowulf-Stoffes, insbesondere Túrins Kampf gegen Glaurung und der unwissentliche Inzest von Túrin und seiner Schwester Niënor Níniel  spiegeln das wieder. Tolkien war ein angesehener Beowulf-Forscher, der dieses Forschungsgebiet durchaus ein nennenswertes Stück vorangebracht hatte. Mir gefällt die Idee, dass er ein so großes Werk auch in seinem Legendarium verarbeitete. Immerhin meinte er selbst einmal, dass er es bedauere, dass England kein »eigenes« Epos habe wie beispielsweise wir Deutschen mit dem Nibelungenlied, und dass er daher sein eigenes Epos schreiben wolle. Warum sich also nicht aus Stoffen bedienen, die einem selbst sehr gefallen?

Túrins Geschichte bewegt. Er ist vom Schicksal getrieben, auch wenn er sich selbst als Turambar bezeichnet, Meister des Schicksals. Doch am Ende heißt es dennoch: a Túrin Turambar turún ambartanen. Túrin, Meister des Schicksals, vom Schicksal gemeistert. Sein Weg ist begleitet von großen Taten, Hochmut, Stolz, Güte, Liebe und Freundschaft. Er bewegt die Herzen derer, die ihm folgen, und gleichzeitig hat er viele Gegner, die sich gegen seine Art der Führerschaft und der Kriegstreiberei aussprechen. Er ist ein hochtrabender Mann, jemand, der nach den Sternen greift – und sich schlussendlich mit einer Macht zu messen versucht, die weit über seinen Kräften liegen. Nach Tolkien ist es ihm erst in vielen Zeitaltern in der Dagor Dagorath beschieden, seinen Erzfeind Morgoth niederzuwerfen.

Ich mache an dieser Stelle wohl besser einen Punkt, ehe das in noch mehr Fangirling ausartet. Auch Húrins Kampfschrei, als Turgon die Tore Gondolins öffnet und die beiden sich in der Hitze der Schlacht wieder treffen, war ein Moment, der unter die Haut ging, während Christopher Lee es vortrug. »Utulië’n aurë! Aiya Eldalië ar Atanatári, utulië’n aurë!« Kauft es, hört es, lest es und liebt es.



Autor: J.R.R. Tolkien
Sprecher: Christopher Tolkien und Christopher Lee
Titel: The Children of Húrin
Original: The Children of Húrin
Sprache: Englisch
Reihe: Nein
CDs: 8 CDs, ungekürzt
Originalpreis: 49,95$
Verlag: HarperCollinsAudioBooks
Genre: Fantasy
ISBN: 978-0007263455
Erscheinungsjahr: 2007
 

Spoilerwarnung! Bedingt dadurch, dass einige der Geschichten die in ihrem System spielenden Romane spoilern, lassen sich Spoiler nicht vermeiden. Die Besprechungen der einzelnen Geschichten hielt ich jedoch möglichst spoilerfrei.

Nur wenige Autoren machen sich wie beispielsweise Tolkien die Mühe, ihre Werke zu einem einzigen Kosmos zu kreieren und diesen Werk für Werk weiter auszubauen. Brandon Sanderson gehört definitiv dazu. Er hat viele Reihen, die sich alle intensiv ihrer eigenen Welt widmen, allen voran die Mistborn- und Stormlight-Bücher. Um das jedoch noch einmal zu krönen, sind auch diese Welten untereinander und miteinander verbunden. Brandon Sanderson schafft nicht nur Welten, er erschafft ganze Universen mit seinen Worten, seinen ganz eigenen Cosmere. Nebst den Romanen und Romanreihen, die im Cosmere spielen gibt es jedoch auch zahlreiche Kurzgeschichten (wobei »kurz« bei Sanderson relativ ist), einige davon bereits in anderen Anthologien erschienen und andere wiederum einzeln als eBook erhältlich.

»Mensch, so eine Sammlung von Cosmere-Novellen wäre schon was.« Das dachten sich mit Sicherheit bereits viele Leser von Brandon Sanderson – und er offensichtlich auch. Nun gibt es endlich, endlich das geballte Cosmere in einem Buch zusammengefasst, darunter namhafte Kurzgeschichten wie »The Emperor’s Soul«, »The Eleventh Metal« oder »Shadows for Silence in the Forests of Hell« sowie eine nur für diese Sammlung geschriebene Stormlight-Novella mit dem Titel »Edgedancer«.



Arcanum Unbounded ist ein Fest, sowohl in literarischer als auch künstlerischer Hinsicht. Das Cover ziert Khriss, eine Angehörige jener noch namenlosen Rasse, zu der (vermutlich) auch Hoid gehört und die zwischen den Welten reisen kann; das Coppermind Wiki nennt sie Worldhopper nach ihrer Fähigkeit, zwischen den Welten zu reisen. Ganz passend zu ihrer noch immer mysteriösen Identität ist ihre Gestalt verhüllt, das Gesicht unter der Kapuze in Schatten gehüllt. Man weiß von ihr kaum mehr als dass sie eine Gelehrte ist, die anscheinend den Cosmere oder Teile davon studiert, passend dazu hält sie ein Buch in Händen. Zudem ist sie diejenige, welche die Ars Acrana am Ende eines jeden Cosmere-Romans geschrieben hat. Laut der Coppermind Wiki ist sie eine der Gelehrten aus »White Sand«, die Kenton für eine kleine Weile begleiten. Sie bestätigt das auch noch einmal indirekt in der Vorstellung des Selish System.

Schlägt man das Buch auf, findet man auf der Innenseite des Covers eine astrologische Karte des Cosmere. In dieser sind die einzelnen Planeten beziehungsweise ihre Sonnensysteme verzeichnet. Optisch sehr schön gestaltet sind die Sternenbilder, in denen sich die einzelnen Systeme befinden.

Das Buch ist in sich nach den verschiedenen Systemen gegliedert. Zu jedem System gibt es eine Zeichnung der Planeten, wie sie sich um ihre Sonne gruppieren, und ihrer eventuellen Trabanten. Zudem hat Khriss jedem System ein kleines Vorwort beigegeben, in dem sie einige Worte zum System und seinen Besonderheiten verliert. Nach diesem Vorwort folgen die Kurzgeschichten, die sich dem System zuordnen. Vor jeder Kurzgeschichte ist eine seitenfüllende Zeichnung beigegeben, die eine Szene aus der Geschichte illustriert, ohne dabei zu viel zu spoilern. Zudem hat Sanderson zu jeder Geschichte ein Postscript verfasst, das interessante Details zur Entstehungsgeschichte verrät sowie, was man vielleicht noch in Zukunft erwarten kann.

Die Zeichnungen und Illustrationen stammen von Ben McSweeney und Isaac Stewart. Insbesondere letzterer arbeitet seit Jahren mit Sanderson zusammen, von ihm stammen die vielen kleinen Icons vor den Kapitelanfängen und die Illustrationen beispielsweise der allomantischen Zeichen und der Aons in den Ars Arcana. Ben McSweeney trug mit seinen Illustrationen maßgeblich zum Lesegefühl des Arcanum Unbounded bei. In einem Interview mit Tor erzählte er einiges zu den Zeichnungen, die er für das Buch anfertigte, unter anderem auch, dass er sich für einen holzschnittähnlichen Stil entschied. Wobei der manchmal doch eher in Richtung einer Fineliner-Zeichnung rutschte.



Das erste System ist Selish mit dem Planeten Sel, der Welt von Elantris und The Emperor’s Soul. Khriss beschreibt Sel als sehr lebensfreundlich mit einer abwechslungsreichen Oberfläche. Bemerkenswert ist, dass es auf dem Planeten zwei Adonalsium-Splitter, Dominion und Devotion, gibt, ein Zustand, den sie »dishardic« nennt. Die Kultur und Magie der Völker Sels sind stark von den Splittern beeinflusst. Eine sehr eindrucksvolle Ausprägung dessen sind sowohl die Aons aus »Elantris« und das Stempeln aus »The Emperor’s Soul«. Die Splitter wurden bereits in prähistorischer Zeit zerstört, ihr Einfluss lebt jedoch fort.

THE EMPEROR’S SOUL

»The Emperor’s Soul« ist die erste Kurzgeschichte, die dem Selish System angehört, und macht gleichzeitig den Auftakt zu »Arcanum Unbounded«. Und was für ein Auftakt das ist! Erzählt wird die Geschichte Shais, einer Diebin der besonderen Art. Sie ist ein sogenannter Forger, das heißt, sie kann mithilfe von Stempeln Dinge nach ihrem Willen verändern, indem sie ihre Seele, wie sie es nennt, stempelt. Ihre Kunst ist im Rose Empire gehasst, und hinzukommt, dass sie sowohl ein wertvolles Gemälde aus dem kaiserlichen Palast als auch das Zepter stahl. Das zusammen mit ihrer Kunst sind Verbrechen, die ihr den Tod bringen sollen. Doch zu ihrem Glück wird während ihrer Gefangenschaft ein Attentat auf den Kaiser verübt, das er zwar überlebt, bei dem sein Gehirn jedoch einen irreparablen Schaden erleidet. Sie ist die einzige, die die Fähigkeiten hat, seine Seele neu zu stempeln und seiner leeren Körperhülle eine neue Seele zu geben. Diese soll eine exakte Replik der alten sein – und sie hat nur hundert Tage für etwas Zeit, das, wenn es überhaupt möglich ist, Jahre braucht.

Das Faszinierendste an dieser Geschichte ist, dass sich alles um den Charakter einer Person, dem Kaiser, dreht, die erst ganz am Ende der Geschichte für einen kurzen Moment auftritt. Darum herum gruppiert sich alles andere. Auch Shai wird sehr lebhaft illustriert, wie sie sowohl ihre Mitmenschen als auch den Leser immer wieder mit ihrer Bobachtungsgabe und ihren Menschenkenntnissen beeindruckt. Sie kennt viele der auftretenden Charaktere schon nach kürzester Zeit genauso gut und vielleicht sogar besser als sie selbst.

»The Emperor’s Soul« ist vor dem Hintergrund der Magie der Stempel also mehr ein Spiel mit den Charakteren als alles andere. Ebenjene Magie, die ebenso wie die Seele des Kaisers das zentrale Element ist, kommt natürlich nicht zu kurz. Brandon Sanderson ist für seine unglaubliche Kreativität bekannt, die er hier wie so oft unter Beweis stellt. Detailliert wird Shais Kunst mit den Stempeln beschrieben, sodass immer deutlicher wird, dass ihr Vorhaben eigentlich unmöglich ist. Insgesamt ist die Kurzgeschichte einfach ein Fest und ein wunderbarer Auftakt in die Anthologie.

THE HOPE OF ELANTRIS

»The Hope of Eantris« ist tatsächlich einmal eine Kurzgeschichte im Wortsinn. Die Rahmenhandlung der Geschichte spielt nach den Ereignissen in »Elantris«, ihre Binnenhandlung während der Ereignisse am Ende, es besteht also Spoilergefahr.

Die Geschichte ist vor allem eine Reminiszenz an eine Schülerin seiner Frau, die ihn mit ihrer Schulaufgabe beeindruckte, welche sie zu Sandersons damals erst erschienen Erstlingswerk erstellte ohne zu wissen, dass ihr Lieblingsautor zu der Zeit gerade ihre Lehrerin datete. Matisse, die nach der Schülerin benannte Protagonistin, ist eine Bewohnerin von Neu Elantris. Im Auftrag von Lord Spirit passt sie auf die Kinder der Stadt auf, als plötzlich Elantris angegriffen wird.

Der Name passt nicht in das phonetische System der Aons, obwohl sie aus Arelon stammt, aber vor diesem niedlichen Hintergrund der Geschichte sei das verziehen. Auf dem Titelblatt der Geschichte wird davor gewarnt, dass die Geschichte Spoiler enthält, da man aber nicht weiß, zu welchem genauen Zeitpunkt der letzten Seiten von »Elantris« sie spielt, bleibt es spannend, ob sie und Dashe den Angreifern entkommen. Währen »Elantris« strickt aus der Sicht der drei Hauptprotagonisten erzählt wird, ist es sehr erfrischend, einen Teil der Handlung auch einmal aus einer anderen Perspektive und an einem anderen Ort zu erleben. Es ist eher wie ein kleiner Einblick und eine Momentaufnahme. Damit steht »The Hope of Elantris« im Gegensatz zu »The Emperor’s Soul«, welches mit einem vollen Spannungsbogen und einer durchaus längeren Geschichte aufwartet.



Scadrian ist das System der Nebelgeborenen (im Original Mistborn) und gleichzeitig der Name ihres Heimatplaneten. Er ist insofern bemerkenswert, als dass er während der Handlungen der ersten Mistborn-Trilogie seine Umlaufbahn um seine Sonne veränderte. Bedingt wurde dies durch den ausgesprochen starken Einfluss der beiden Splitter Ruin und Preservation (Ruin und Bewahr in der deutschen Übersetzung der Mistborn-Bücher), welche auch bisher recht ungewöhnlich für die bereits veröffentlichten Cosmere-Bände eine große Rolle in den Büchern spielen. Es wird die Vermutung gestellt, dass Scadrian sogar nicht einmal existierte, bevor seine Splitter in das System kamen und den Planeten schufen. Khriss bezeichnet das Scadrian System als bemerkenswert, da es, wäre Scadrian nicht so enorm von Naturkatastrophen geplagt, wohl eines der Fortschrittlichsten im gesamten Cosmere hätte sein könne ohne dabei auch nur nennenswert mit Silverlight in Kontakt getreten zu sein. Scadrian ist Yolen, dem Ursprungsplaneten der Menschheit im Cosmere, sehr ähnlich.

THE ELEVENTH METAL

Kelsier entkam den Gruben von Hathsin. Dort prägten sich auch zum ersten Mal seine Fähigkeiten als Nebelgeborener aus. Nun befindet er sich bei Gemmel in der Ausbildung, welcher selbst ein alter Nebelgeborener ist. Kelsier hat eine Vision: den Obersten Herrscher zu stürzen und die Skaa zu befreien. Doch zunächst muss er lernen. Er hätte jedoch nie gedacht, dass der Schlüssel zum Erfolg seiner Pläne in der Festung eines Adeligen zu finden sein können: Das Elfte Metall.

Die Geschichte eignet sich gut, um in die Mistborn-Bücher einzusteigen. Sanderson schrieb sie als Vorwort für ein Pen and Paper RPG, um die Spieler in die Welt einzuführen und ihnen schnell das Magiesystem zu erklären sowie, um dem Spielemeister etwas zu geben, an das er anknüpften kann. Das merkt man der Geschichte auch an, denn aus dem Kontext gerissen hätte man sich als Leser am Ende noch etwas mehr gewünscht. Als Einstieg in ein P&P RPG sollte der Text jedoch wunderbar funktionieren.

Während Kelsier in der Buchreihe immer als der etwas wahninnige, aber unerschütterliche Visionär auftritt, ist er hier selbst der Lehrling. Man merkt schon sehr stark, wohin die Reise geht, doch es ist ein sehr schöner Kontrast zu den Büchern, dass er selbst noch lernen muss und daher hin und wieder von seinem Lehrer eins auf den Deckel bekommt.

ALLOMANCER JAK AND THE PITS OF ELTANIA

Jak ist ein Abenteurer – und ein hoffnungsloser Aufschneider. Seine Abenteuer werden episodenhaft in der Boulevardzeitung gedruckt, doch nun gibt es für seine Fans eine besondere gebundene Ausgabe der Episoden 28 bis 30, sorgfältig kommentiert und editiert von Handerwym, seinem treuen Terris Diener. Für so eine Ausgabe darf es nicht irgendein Abenteuer sein, nein! Hier stellt ich Jak todesmutig den Kolossen, um einen von ihnen bewachten Schatz zu bergen. Und ebenso entdeckt er nichts geringeres als das Geheimnis der Herkunft der Kolosse!

Die Geschichte enthält leichte Spoiler zu »The Alloy of Law«, dem Übergang von den Mistborn-Büchern zur Wax and Wayne Reihe. Sanderson schrieb diese Geschichte im Stile der Pulpfictins und er hatte offensichtlich unheimlich viel Spaß vor allem mit Handerwyms Fußnoten. Grundgütiger, kann man dabei lachen! Nachdem alle anderen Geschichten in der Anthologie einen eher ernsten Grundton haben, ist das eine wunderbare Abwechslung.

„Well damn, Jak,“ she wispered back. „You’re finally gone and said something smart, for once.“*

*I believe, that this ist he only accurate quote from Elizandra in the entire story. She confided in me she threatened to shoot him in the … ahem … masculine identity if he didn’t include it in the official narrative.
S. 190


An diesem Zitat kann man ganz gut den Grundton der Geschichte erkennen. Man hat hier alles, was zu einer klassischen Wild West Pulpfiction gehört: einen Schatz, die Schönheit und zumindest eine Art Saloonschlägerei mit den Kolossen. Dabei kommt zudem Sandersons typischer Cosmere-Stil dennoch durch und nicht zu kurz. Was will man mehr?!

MISTBORN: SECRET HISTORY

Kelsier ist tot, doch so wirklich viel vom Totsein hält er nicht. Da er ein Allomant ist, braucht er etwas länger, um in das Beyond, das Dasein nach dem Tod, hinüberzugleiten. In dieser Zeitspanne trifft er auf Preservation, einen der beiden Götter von Scadrian, welcher es sich zur Aufgabe machte, den sterbenden Seelen den Übergang zu erleichtern. Kelsier versucht ihn zu überlisten, wird aber in der Kammer der Quelle der Erhebung (Original Well of Ascension) eingesperrt. Dort beginnt er mehr über das Kognitive Reich zu lernen, in welchem er sich befindet, und damit auch über den Cosmere. Nach der Befreiung der Macht der Quelle ist auch Kelsier wieder frei und somit beginnt seine Reise und Mission, um Ruin aufzuhalten.

Diese Geschichte, die längste der Sammlung, ist vielleicht ihr Kernstück, auch wenn sie die originale Mistborn-Trilogie massiv spoilert. Man lernt so unglaublich viel über den Cosmere, es ist Wahnsinn! Sowohl Hoid als auch Khriss und Nazh und einige Worldhopper aus Elantris treten hier auf und geben Kelsier immer mehr Hinweise auf das große Ganze. Vieles bleibt immer noch im Schatten verborgen und eher wage, doch im Vergleich zu den Informationsbrocken, die man sonst immer bekommt, ist das hier ein Festschmaus. Eine gute Wikiseite wie beispielsweise das Coppermind Wiki daneben zu legen hilft bei einige Verständnisfragen, man kann sich aber genauso gut auch selbst auf Forschungsreise mit Kelsier begeben und seine eigenen Schlüsse ziehen.

Secret History ist wortwörtlich eine geheime Geschichte, da sie sich komplett im Hintergrund der Romantrilogie abspielt. Sanderson hatte schon damals in den Büchern teils deutliche Hinweise versteckt, ehe er auch nur mit dieser Geschichte begonnen hatte. Nun klärt sie viele offene Fragen, und obwohl wir das Ende bereits kennen, entdeckt Kelsier so viel Spannendes und Faszinierendes, dass es nie langweilig wird. Ein wenig jubiliert das Fanherz, dass es mit Kelsier doch noch nicht so ganz zu Ende ist. Und wer weiß, was da noch so kommt? Eine Fortsetzung wurde von Sanderson nicht kategorisch ausgeschlossen.



Taldain und das gleichnamige System sind die Heimat von Khriss und gleichzeitig eines der bizarrsten Systeme im Cosmere. Taldain ist der einzige Planet des Systems und wird von gleich zwei Sonnen beeinflusst: einmal ein weißer Zwerg, dessen Licht von einem Partikelring gemildert wird, sodass eine Seite Taldains immer im Schatten liegt, und zum anderen eine zweite riesige Sonne, ein blau-weißer Superriese, die die Tagseite Taldains in eine Sandwüste verwandelt hat. Trotz der scheinbar widrigen Bedingungen kann Leben auf Taldain existieren. Der Splitter Taldains, Autonomy, ermöglicht die Magie der Sand Masters und ist besonders einflussreich auf der Tagseite.

WHITE SAND

Taldain ist der Schauplatz von »White Sand«, Sandersonst ernsten je geschriebenen Romans, der es in seiner ursprünglichen Form nie zur Veröffentlichung gebracht hat – was erstaunlich ist, da er ihn als ein Kernstück des Cosmere bezeichnet. 2015 gab es jedoch eine Adaption der Geschichte in Form eines Graphic Novel, zu welchem ich bereits eine volle Rezension schrieb.

In der Anthologie ist der Beginn der Geschichte wiedergegeben, in dem der Held, Kenton, vorgestellt wird. Zunächst sind die ersten Seiten des Graphic Novel abgedruckt, gefolgt werden sie von den ersten Seiten des Manuskripts von 1999. Diese Gegenüberstellung von Adaption und Original ist sehr aufschlussreich, da sie dieselbe Handlung wiedergeben und man beide so gut vergleichen kann. Man merkt dem Manuskript bereits sein Potenzial als sehr spannende und kreative Geschichte an, ebenso aber auch, dass, wenn es als Buch veröffentlicht worden wäre, es noch einiger Arbeit bedurft hätte. Für Fans ist es natürlich dennoch toll, einen Auszug aus dem Original zu lesen, da man so sieht, wie exakt der Graphic Novel Sandersons Geschichte adaptierte. Das tat er übrigens sehr gut, das Skript ist jedoch, ganz der Natur der Sache geschuldet, etwas detaillierter.



Das Threnodite System, Heimat von Nazh, ist stark vom Konflikt zweier Splitter Adonalsiums geprägt. Besonders Threnody, der belebte Planet des Systems, ist davon betroffen, sowohl Investiture, die Energie, die aller Magie im Cosmere zugrunde liegt, als auch die Bewohner Threnodys wurden dadurch »verdreht«, wie Khriss es ausdrückt. Das Ergebnis ist ein namenloses Böses, das den größeren Teil des Planeten einnimmt und von dem selbst die Bewohner des Planeten kaum etwas erzählen können. Auch die Schatten, Instanziierungen von selbstbewusst gewordenem Investiture, sind ein Ergebnis des Konflikts der Splitter. Der zweite und kleinere Kontinent des Planeten ist mehr ein Flüchtlingslager als alles andere. Die Bewohner flohen vor dem Bösen über den Ozean und ließen dabei viele notwendige Dinge zurück. Viel ist noch nicht über das System bekannt, da es selbst einige Gefahren bietet und in einem gefährlichen Bereich des Cosmere liegt.

SHADOWS FOR SILENCE IN THE FORESTS OF HELL

Silence lebt in einer gefährlichen, kaum kolonialisierten Welt, doch sie weiß sich zu behaupten. An der Grenze zur Wildnis unterhält sie ein Gasthaus, das für seinen guten Schutz vor den Geistern bekannt ist, den Schatten der Toten, die den Wald heimsuchen. Als gesuchte Verbrecher inkognito in ihr Gasthaus kommen und sie nicht merken, dass Silence sie erkannt hat, ergreift sie ihr Chance auf das hohe Kopfgeld, um ihr Schutzgeld zu zahlen. Selbst wenn das bedeutet, die Aufmerksamkeit der Schatten auf sich zu ziehen und selbst zu einem von ihnen zu werden.

Der Text erschien zuerst in der Anthologie Königin im Exil (Original Dangerous Women) von George Martin und Gardner Dozois. Wie alles von Sanderson ist auch dieser Text unglaublich packend geschrieben und kann auch nach mehrmaligem Lesen noch immer begeistern. Man ist förmlich gezwungen weiterzulesen, ist man erst einmal im Sog der Erzählung gefangen; und dem Sog auszuweichen, ist absolut unmöglich!

Auch der Titel ist wunderbar gewählt. Eine ungewöhnliche Formulierung, die am Ende doch so treffend auf den Text passt und deren eigentliche Bedeutung sich erst mit dem Lesen erschließt. Dennoch fixt sie den Leser. Genauso sollte es sein!

Auch die Charaktere sind einfach ein Traum. Sie sind fundiert und vielschichtig und sind in der Lage, die Story zu tragen. Ebenjene überzeugt ebenso mit packender Handlung und überraschenden Plottwists. Man weiß nie, was einen auf der nächsten Seite erwartet. Ist es die Rettung oder ist es nur ein weiterer Schatten? Brandon Sanderson, zurecht ein Meister seines Fachs, zeigte hier wieder einmal, was er kann. Hoffen wir, dass wir irgendwann mehr über Nazhs Heimat erfahren!



Das Bemerkenswerteste am diesem System: Es besitzt mehrere von Menschen bewohnte Planeten, eine Seltenheit im Cosmere – und das alles ohne dass dieses System einen Splitter besitzt, obwohl Investiture messbar im System ist. Normalerweise ist die Reise zwischen den Welten nur mit der Anwesenheit eines Splitters möglich. Es wurde noch nicht geklärt, warum das auch First of the Sun, den Planeten von »Sixth of the Dusk«, mit einschließt. Khriss‘ Erläuterungen zu diesem System wurden von Tor.com vorab veröffentlicht.

SIXTH OF THE DUSK

Dusk ist ein einfacher Trapper, der wie alle seine Leute einsam auf seiner Insel lebt und sich um ihre Natur kümmert und sie beschützt. Seine treuen Gefährten sind zwei besondere Vögel, einer von ihnen kann ihm die Gabe spenden, seine eigene Leiche in seinem Umfeld zu sehen und so frühzeitig Gefahr zu erkennen. Als er eines Tages eine Überlebende einer missglückten Mission findet, beginnt er plötzlich überall seine Leiche zu sehen. Und er versteht: Großes Unglück wird über seine Insel kommen, Unglück, das mit der Fremden in Verbindung steht.

Auch dieses Werk ist ganz typisch für Sanderson – und bedingt durch die eigenwillige Natur des Drominad Systems auch wieder nicht. Sanderson präsentiert wie immer packende und kreative Fantasy, dieses Mal auch gemischt mit Elementen der Science Fiction.

In Sixth of the Dusk scheinen Welten aufeinander zu prallen und doch wieder zusammengenommen nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen zu sein. Mit der wunderbaren Erzählweise entfaltet sich die Story nach und nach, Stück für Stück wird zusammengesammelt, bis sich am Ende das Gesamtbild ergibt und damit die (vorläufige) Lösung des sich anbahnenden Konflikts. Man wünscht sich, dass die Handlung noch weiter geht, denn Potenzial ist auf jeden Fall da. Eine Fortsetzung, in welcher Form sie auch immer erfolgen wird, ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.



Rosharan ist ein recht volles System, dessen äußerer Bereich von einer Reihe von Gasriesen gefüllt wird, der innere Teil aber von allesamt bewohnten Gesteinsplaneten bestimmt ist. Roshar, der bestimmende Planet des Systems ist in Hinblick auf seine Flora und Fauna sehr ungewöhnlich. Der ganze Planet und sein größter Kontinent, ebenfalls Roshar genannt, werden von den Großstürmen geprägt, die regelmäßig über ihn hinweg ziehen. Alles in Roshar ist daran angepasst, Pflanzen, Tiere und Menschen, und erscheint unsereins daher mitunter bizarr und fremdartig. Daraus entwickelte sich eine bemerkenswerte Symbiose zwischen Lebensformen und Investiture, die bemerkenswerteste davon zwischen Menschen und Sprengseln und gleichzeitig die Grundlage für die Wogenbinden genannte Magie Roshars. Die Stürme datieren die Ankunft der Splitter Honour und Cultivation zurück. Ebenjene formten den Planeten sehr stark. Derzeit befindet sich jedoch der Splitter Odium im System, welcher einst mit dem ursprünglichen Splittern im Konflikt lag, was vermutlich der Ursprung der Sprengsel ist.

EDGEDANCER

Lang, lang erwartet, nun ist sie endlich da: die Stormlight Novelle. Der krönende Abschluss dieser phantastischen Anthologie bildet das Mädchen Lift. Sie ist eigenwillig wie kaum ein anderer Mensch, was auch der Grund war, warum sie scheinbar willkürlich von ihrer Heimat an einem der Königshöfe Roshars abhaute, um ihr Glück (und Pancackes) in einer fremden Stadt zu suchen. Sie befindet sich dabei in Begleitung eines »Bringers der Leere«, wie sie ihren Freund Wyndle in Ermangelung einer passenden Bezeichnung für ihn nennt. In der Stadt angekommen, erfährt sie von einem gefährlichen Mann namens Darkness, welcher sie bereits früher aufgrund ihrer Fähigkeit des Wogenbindens verfolgte. Nun will sie den Spieß umdrehen und ihn stellen, sei es, um mehr über das Wogenbinden zu erfahren, oder auch nur, um ihn endlich los zu werden. Und dann gibt es ja noch dieses Gerücht über den Großsturm, der in der falschen Richtung über das Land zieht …

Die Erwartungen waren hoch und die Erwartungen wurden erfüllt. »Edgedancer« beginnt langsam und braucht seine Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Doch dann wird die Geschichte immer schneller immer rasanter, dass die Seiten ebenso wie der Ewigsturm dahinfliegen. Lift wird in den weiteren Stormlight Romanen eine wichtige Rolle spielen. Da die Geschichte am Ende des zweiten (englischen) Bandes »Words of Radiance« spielt, und somit massive Spoiler für diese enthält, war es Sanderson nach seinen eigenen Aussagen nicht möglich, die Ereignisse irgendwie sinnvoll in Band drei unterzubringen. Die Novelle war ein wunderbares Mittel, um zentrale Wendepunkte in Lifts und Darkness’s Leben zu erzählen.

Wer »Words of Radiance« gelesen hat und weiß, dass der Menschheit am Ende scheinbar Tod und Verderben durch den Ewigsturm und die Parshendi drohen, erwartet bei »Edgedancer« freilich Chaos und Zerstörung in Hülle und Fülle. Sanderson wollte jedoch anscheinend den dritten Stormlight in dieser Hinsicht noch nicht allzu sehr spoilern und wählte eine Stadt, die durch ihre Lage in massivem Fels relativ gut vor Stürmen jeglicher Art und egal aus welcher Himmelsrichtung geschützt ist. Zumindest macht er jedoch Andeutungen über den Zustand der anderen Reiche Roshars. Er lässt es also weiter spannend bleiben.

Genial. Grandios. Absolute Perfektion. Mehr muss man zusammenfassend zu »Arcanum Unbounded« nicht sagen. Die Anthologie funktioniert auch wunderbar als einführende Lektüre in den Cosmere.
  

Autor: Brandon Sanderson
Titel: Arcanum Unbounded: The Cosmere Collection
Original: Arcanum Unbounded: The Cosmere Collection
Sprache: Englisch
Reihe: Nein
Seiten: 672
Originalpreis: 27.99$
Verlag: Tor Books
Genre: Fantasy
ISBN: 978-0-7653-9116-2
Erscheinungsjahr: 2016


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Weitere Rezensionen erschienen bei:

Kapitel 1-3 von Edgedancer kann man hier lesen.

Und wie es zur Benennung Yolens kam, erfährt man hier.



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„Mensch, irgendwie hast du ein paar Röllchen zu viel auf den Rippen.“ Diese Erkenntnis haben so oder so ähnlich mit Sicherheit bereits viele gemacht, und das schließt mich nicht aus. Also fängt man an zu recherchieren, wird quasi sofort vom gigantischen Diät-Angebot erschlagen und wühlt sich vielleicht früher oder später zu „Fettlogik überwinden“ von Dr. Nadja Hermann vor. 

Mich selbst hatte das Thema Abnehmen bisher nur marginal betroffen. Ich hatte gegessen, was ich wollte und so viel ich wollte und fuhr bisher ganz gut damit. Das tue ich auch jetzt noch mehr oder weniger, es sammelte sich mit den Jahren jedoch das eine oder andere Gramm zu viel an. Abgeschreckt von dem schier unendlichen Diät-Angebot hatte ich jedoch lange nicht mit dem Gedanken gespielt, etwas gegen die knapp 10kg zu viel zu unternehmen. Ich wusste einfach nicht, wo ich anfangen sollte und ob nicht doch nur irgendeine dubiose Masche der Diätindustrie dahinter stecke; die Vorurteile gegen die ganzen Diät-Programme saßen recht fest. Da wurde mir dieses Buch von Frau Hermann empfohlen, und da ich ihre Comics ohnehin gern las und bereits das eine oder andere Gute darüber hörte, legte ich es mir endlich zu. Mittlerweile habe ich es bereits zweimal gelesen, um den Inhalt zu verinnerlichen.

Hermann räumt mit ihrem Buch mit all den Fettlogiken auf, wie sie die ganzen Gerüchte nennt, die über das Abnehmen kursieren. Man solle abends auf Kohlenhydrate verzichten, man hätte eine erbliche Veranlagung zum Dicksein und durch die Gene könne man ja gar nichts dagegen machen und vieles mehr. Sie sagt dabei nicht, man solle genau dieses und jenes machen und das sein dann DAS Wunderheilmittel schlechthin, sondern klärt in erfrischender und mitunter sehr direkter Art und Weise auf und gibt Anregungen, was man machen könne. Sie ermuntert dabei, verschiedenes auszuprobieren, um zu schauen, womit man sich am wohlsten fühlt und zugleich den gewünschten Effekt erzielt.

Persönlich ging mein erster Blick bei diesem Buch in das Quellenverzeichnis. Immerhin handelt es sich pro forma hierbei um ein Sachbuch. Allein der Umfang, dreißig Seiten reine Quellen, macht einen guten Eindruck. Vor allem handelt es sich um Studien, aber auch Onlineberichte verschiedenster Art sind hier anzutreffen. Das i-Tüpfelchen ist allerdings Hermanns kritischer Umgang mit den Quellen. Sie stellt sie nicht einfach ungefragt hin, sondern setzt sie in den Kontext und sagt mitunter, warum diese oder jene Aussage in ihren Quellen Nonsens ist.

Insgesamt ist das Buch sehr gut verständlich geschrieben und auch für den Laien und nicht nur ein akademisch gebildetes Publikum leicht zu lesen. Die Autorin gibt zwar selbst an, dass manche Leser wohl meinten, einige Abschnitte seien etwas komplizierter, aber das fand ich persönlich nicht. Sie setzt nicht zu viel Vorwissen voraus, aber auch nicht zu wenig, und wenn sie doch einmal auf Dinge Bezug nimmt, die einem nicht bewusst waren, kann man immer noch selbst mal eben das Internet bemühen und hat über den Horizont des Buches hinaus etwas gelernt.

Frau Hermann ist mitunter sehr direkt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das vielleicht dem einen oder anderen Leser guttut, damit er wachgerüttelt wird und wahrnimmt, welches Gesundheitsrisiko sein Gewicht eigentlich darstellt – und bei denen, wo das nicht wirkt, ist wohl ohnehin Hopfen und Malz verloren. Gleichzeitig kann sie sich sehr schön über manch eine Fettlogik aufregen. Die Aussage „den Stoffwechsel ankurbeln“ scheint eine Art rotes Tuch für sie zu sein. Mitunter zeigt sie auch eine sarkastische Ader, mit der sie aber wunderbar die Absurdität einiger Fettlogiken aufdeckt.

Das ganze Buch wird aufgelockert und aufgeheitert durch Comics, die einige Fettlogiken auch in Bildern und Alltagsgesprächen stets zwischen zwei Paint-Strichmännchen illustrieren. Die Comics sind einfach gestaltet, bringen es aber immer auf den Punkt.

Vielen sind so manch eine Fettlogik gar nicht bewusst. Ich hörte zum Beispiel schon vor Jahren von den „fettmachenden Genen“, dachte diesen Gedanken aber nie zu Ende. Natürlich leuchtet es ein, dass die Gene von selbst nicht dick machen, sondern lediglich die Bedingungen schaffen, dass es einem leichter fällt Fett anzusetzen. Es war für mich durchaus einer von vielen Aha-Momenten, als ich durch das Buch mit der Nase darauf gestoßen wurde.

Dieses Buch ist alles in allem durchaus eine sehr gute Empfehlung, wenn man sich in die Thematik einarbeiten will, und bietet einen sehr hilfreichen Start. Zudem ist es nicht staubtrocken geschrieben, sondern bietet einige Unterhaltung. Ich persönlich hatte mich nach der Lektüre um einiges schlauer gefühlt und war sehr motiviert, mich darüber hinaus mit dem Thema theoretisch und praktisch auseinanderzusetzen.


Daten
Fettlogik überwinden: ISBN 978-3548376516 , Ullstein, 2016, 9,99€
​fettlogik.de

Die Geschichte Nils Holgerssons ist weltberühmt. Nicht zuletzt gewann die schwedische Autorin Selma Lagerlöf dafür sogar einen Literaturnobelpreis. Die Geschichte erhielt zahlreiche Adaptionen, viele erinnern sich vielleicht noch an den Anime des japanischen Studios Gibli. Zahlreiche Generationen von Jung und Alt konnten sich bereits für die Reise des Jungen mit den Wildgänsen begeistern.

Nils Holgersson, der Gänsejunge, ist ein ganz und gar ungezogenes Kind. Er zieht der Katze an den Schwanz, zupft den Gänsen an den Federn und kümmert sich nicht um seine Schulaufgaben. Damit bereitet er seinen Eltern eine ganze Menge Kummer. Zur Strafe verwandelt ein Kobold den Jungen in einen Däumling. Das ermöglicht es ihm zwar, mit der Gans Martin und den Wildgänsen Akkas zu reisen, doch sein Leben als Mensch möchte er dennoch wiedererlangen.

Die weltberühmte Geschichte beginnt mau und bleibt mau. Ich wollte sie wirklich mögen, immerhin erhielt sie einen Literaturnobelpreis. Schlussendlich habe ich jedoch nur 276 Seiten geschafft und danach das erste Mal seit Jahren vor einem Buch kapituliert. Nein, es hatte mir einfach keinen Spaß gemacht. Die Rezension bezieht sich auf den Inhalt der angegeben Seiten.

Es fängt bereits damit an, dass uns lediglich gesagt wird, was für ein ungezogener Junge Nils doch sei. In Rückblenden erfahren wir zwar weitere Details, aber dennoch bekommt der Leser nicht wirklich etwas davon zu sehen. Gerade um seine Sinneswandlung hin zum Guten noch eindrucksvoller zu gestalten, hätte es dem Werk ausgesprochen gut getan, wenn Lagerlöf nicht mit der Verwandlung anfinge, die quasi der Gipfel der Unartigkeit und der Wendepunkt in Nils Geschichte war. Damit steht seine Wandlung hin zu einem artigen Kind in keinerlei Gegenzug zu seinem vorherigen Wesen, womit enorm viel Spannung verloren geht.

Auch der Stil ist eher als mau zu bezeichnen. Der Höhepunkt war eine Stelle, in der auf nicht einmal zwei Seiten mindestens zehnmal und mehr von einer Botanisiertrommel gesprochen wird mit einzigem Synonym Botanisierkapsel. Am prägendsten für den Stil sind jedoch die zahlreichen Abschweifungen von der Haupthandlung, bei denen man sich oft lange fragt, was die da nun zu suchen haben, oder ob es nur seitenlanges Schwadronieren über die Landschaft und Sagenwelt der skandinavischen Länder ist. Wer sich darauf einlassen kann, wird sicher seine Freude daran haben, ich fand es einfach nur ermüdend, dem literarischen Geographieunterricht Lagerlöfs zu folgen.

Der Roman ist vor allem davon geprägt, dass Dinge passieren. Dann passieren noch mehr Dinge, und dann passieren andere Dinge. Sie reihen sich wie Perlen an der roten Schnur des Leitfadens »Reise nach Lappland«, sind aber selten direkt miteinander verbunden. Nur Reineke Fuchs tritt immer wieder als Gegenspieler zu Akkas Gänsen auf. Episodenhaftes Erzählen ist nicht jedermanns Geschmack, bedingt dadurch, dass ich einfach keinen Zugang zu der Geschichte gefunden habe, konnte ich mich dieses Mal auch damit nicht anfreunden.

Die Ausgabe, die ich gelesen habe, war zudem reich bestückt mit Zeichenfehlern. Da fehlten gern einmal die Anführungszeichen und Kommas wurden hin und wieder auch unter den Tisch gekehrt. Für eine bibliophile Ausgabe war das eindeutig zu viel. Das darf einfach nicht passieren!

Ehrlich gesagt habe ich von einem Literaturnobelpreisträger eine literarische Offenbarung erwartet. Das Urteil kann nicht gegenteiliger ausfallen. Nils Holgersson ist definitiv nichts für mich. Vielleicht können andere der Geschichte mehr abgewinnen. Vielleicht sollte ich nach dieser Erfahrung auch einfach generell nicht mehr so viel von solchen Preisträgern erwarten … Da waren doch ein paar grobe Schnitzer dabei.

 

 

Autor: Selma Lagerlöf
Titel: Die wundersame Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen
Original: Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige
Sprache: Deutsch
Reihe: Nein
Seiten: 684
Originalpreis: ?
Verlag: Anaconda / Bild
Genre: Kinderbuch
ISBN: 978-3-942656-21-4
Erscheinungsjahr: 2011

Rezension: Söldnergold (Schwertfeuer-Saga #1.5) & Weißes Gold (Schwertfeuer-Saga #2) von Robert Corvus & Papego getestet

 

»Hammerschlag!«, ertönt erneut der Schlachtruf der Legion des Schwertfeuers. Dieses Mal sogar im Doppelpack, denn zusammen mit dem zweiten Teil der Schwertfeuer-Saga »Weißes Gold« von Robert Corvus erschien auch die Novelle »Söldnergold«, welche zeitlich zwischen Band 1 und 2 spielt. Außerdem wird »Weißes Gold« von Papego unterstützt, welches ich ebenfalls getestet habe.

Söldnergold

Noch ist Gonter kein offizieller Teil der Legion, fühlt sich aber dennoch kameradschaftlich mit Eivoras Soldaten verbunden. Da ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, einer Kameradin zu helfen, wenn diese eine alte Schuld begleichen muss. Auch wenn das heißt, sich mit der üblen Sorte Dämonenanbeter in Rorgator anzulegen.

»Söldnergold« macht genau da weiter, wo »Rotes Gold« aufhörte. Das heißt, dass die Handlung auf den ca. 44 Seiten sehr linear ist. Große überraschende Wendungen sind nicht zu erwarten, dafür aber geballte Action und jede Menge finstere Dämonen und okkulte Kultisten, denen nichts mehr Freude bereitet, als anderen Wesen Schmerz zuzufügen, um ihre Dämonenherren zufrieden zu stellen. Man könnte fast sagen, dass die Novelle auf die Kernessenz der Schwertfeuer-Saga heruntergebrochen ist und all das bietet, was man von Romanen dieser Reihe erwartet.

Ein schönes Detail der Novelle ist das Cover. Sie zeigt das Motiv des ersten Bandes in der Farbgebung des zweiten, womit auch noch einmal grafisch die Zwischenstellung von »Söldnergold« dargestellt wird. Eine gelungene Idee! Zumal die Cover dieser Reihe wirklich schön sind. (Wie so viele Cover von Piper momentan.)

Ein bisschen fehlte also doch das wirklich Besondere an der Novelle, der Moment der überraschenden Wendung und des Unerwarteten. Außerdem war die Attribuierung an ein, zwei Stellen ein klein wenig eigenwillig. Dennoch ist es aber ein lohnend investierter Euro gewesen und die Novelle war eine schöne Einstimmung auf den zweiten Teil der Reihe.

 

Autor: Robert Corvus

Titel: Schwertfeuer-Saga #1.5: Söldnergold

Original: Schwertfeuer-Saga #1.5: Söldnergold

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1.5

Seiten: 44

Originalpreis: 0,99€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-97712-8

Erscheinungsjahr: 2017

 

© Bildrechte liegen beim Verlag

 

Weißes Gold

Ygôda wurde eingenommen, das vermeidlich Unmögliche vollbracht. Doch den erhofften Aufschwung der Schwertfeuer-Legion hat dieser Sieg nicht erbracht. Noch immer hat Eivora darum zu kämpfen, die Legion ihres Vaters zusammen zu halten und ihren Status als Elitelegion zu erhalten. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als stets nach vorn zu blicken und die Legion weiter anzutreiben, auch wenn das heißt, einen Pakt mit einem ihrer Feinde zu schließen. Insgeheim arbeiten jedoch weitere unbekannte Mächte am Zerfall der Legion.

Nachdem Band 1 zu solch einem Kracherende gekommen war, geht es in Band 2 wenn auch zunächst nicht ganz so rasant, so doch kaum minder spannend los. Man kommt gut wieder in die Handlung und die Welt hinein, auch wenn eine kleine Pause zwischen den beiden Romanen liegt.

Im Gegenzug zu Band 1 steht hier zwar noch immer der Kontrakt im Vordergrund, dieses Mal wird es jedoch auch deutlicher, dass irgendwer im Hintergrund am Zerfall der Legion arbeitet. Die Handlung wird damit nicht mehr ganz so geradlinig, wie noch im ersten Band. Dennoch hätte es sicher nicht geschadet, den Hauptfokus nicht so sehr auf den Kontrakt zu richten, welcher immer noch deutlich im Vordergrund der Handlung steht.

Gonter, der entflohene Königssohn, sucht immer noch Anschluss an die Legion und muss sich unter den Söldnern behaupten. Das hat auch Einwirkungen auf seine Beziehung zu Eivora, was bedeutet: »Gott sei Dank artet das nicht in ekligen Kitsch aus!« Tatsächlich schaffen es nämlich beide, ihre Gefühle hinten an zu stellen und sich mehr oder weniger wie Anführer und Untergebener zu geben. Für die Romantiker sei gesagt: Das tötet nicht sämtliche zarten Gefühle in diesem Buch ab. Aber sind wir ehrlich, das hat in so einer Reihe ohnehin nicht viel zu suchen. Von daher ist das ein sehr positiver Aspekt des Romans.

Denn noch immer geht es hart auf hart zu, Zartbesaitete werden wohl eher nicht glücklich. Gewaltphantasien bleiben hier nicht immer nur Phantasien, und selbst die einst sanftmütige Priesterin Fiafila ist nun Fiafila-Ignuto und hat einen Pakt mit einem dämonischen Homunkulus geschlossen. Sie macht die vielleicht interessanteste Charakterentwicklung in der Reihe durch, da sie eine 180° Kehrtwende weg von der gottesfürchtigen Priesterin hin zur Dämonenanbeterin macht, die anderen Dämonenpriestern in Sachen Verschlagenheit kaum nachsteht. Man merkt ihr an, dass ihr Wesen sich durch den Homunkulus sehr stark verändert hat und sie nun eher zu Gewalt bereit ist, aber dennoch noch etwas von der Priesterin in ihr ist. Dieser krasse Gegenzug und das Ringen beider Pole in ihr macht sie zu einem sehr lesenswerten Charakter.

Im Gegenzug zum ersten Band schwächelt das Ende des zweiten jedoch. Es kommt recht plötzlich und ist im Vergleich zum ersten eher mau. Außerdem wäre es schöner gewesen, wenn die Intrigen gegen die Schwertfeuer-Legion etwas deutlicher und intensiver vorangetrieben worden wären.

Nichtsdestotrotz ist »Weißes Gold« ein solider Roman, der sich schnell und angenehm liest. (Auch wenn der Bezug des Titels auf den Inhalt des Buches kaum bis gar nicht vorhanden ist, da die Salzwüste nur eine kleine Rolle spielt.) Wieder gibt es knallharte Action, bei der kein Blatt vor den Mund genommen wird, ebenso wie weitere Einblicke in die raue Welt der Söldner von Rorgator. Wer schon den ersten Band mochte, kann ruhigen Gewissens auch zum Nachfolger greifen.

 

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

 

 

Autor: Robert Corvus

Titel: Schwertfeuer-Saga #2: Weißes Gold

Original: Schwertfeuer-Saga #2: Weißes Gold

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 2

Seiten: 377

Originalpreis: 12,99€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-28076-1 ​​​​

Erscheinungsjahr: 2017

 

Papego

Papego ist ein Angebot der Briens GmbH, das es ermöglicht, schnell und einfach unterwegs das angefangene Buch weiterzulesen. Dazu benötigt man nichts weiter als ein bei Papego eingetragenes Buch, ein appfähiges Gerät, zum Beispiel ein Smartphone oder ein Tablet, und die Papego App, die man sich kostenlos im Playstore oder bei Apple herunterladen kann. »Weißes Gold« war mein erstes Buch, bei dem Papego funktioniert, und auch wenn ich prinzipiell kein großer Fan von eBooks bin, habe ich dieses Angebot einmal ausprobiert.

Papego funktioniert nur bei gedruckten Büchern (bei solchen, die man als eBook besitzt, wäre es auch reichlich witzlos). Dazu scannt man den oberen Teil der aktuellen Seite, dann läd die App den Leseabschnitt ab der gescannten Seite herunter.

»Cool, eine Menge eBooks!«, wird sich der eine oder andere Pfiffige vielleicht denken und begeistert in den Buchladen stürmen, um gleich mal alle Bücher mit dem gelben Papego-Sticker zu scannen. Aber ganz so einfach ist das natürlich nicht. Um Diebstahl zu verhindern, läd Papego immer nur etwa 100 Seiten ab der gescannten Seite.

Das ist auch völlig ausreichend, denn Papego will und soll kein vollwertiger Ersatz für einen E-Reader sein. Eher soll Papego für die kleinen Lesefreuden beispielsweise auf dem Weg zum Einkauf sein, wenn man unbedingt weiterlesen will, aber nebst den Einkaufstaschen nicht auch noch das Buch in Bus und Bahn mitschleppen will. (Oder um sich die Zeit in einer langweiligen Vorlesung zu versüßen, ich gestehe.)

Hat man in der Zwischenzeit im physischen Buch weitergelesen und will dann wieder auf Papego umsteigen, scannt man erneut den aktuellen Seitenabschnitt. Papego springt dann automatisch an die entsprechende Stelle und läd einen neuen Leseabschnitt, der wieder ca. 100 Seiten beträgt.

Ich finde Papego eigentlich durchaus sehr praktisch. Mehr Bücher damit bitte! Auf der anderen Seiten haben sie beim Nicht-Ersatz für E-Reader allerdings wirklich etwas stark gespart. Die einzigen Einstellungen, die man vornehmen kann, betreffen die Schriftgröße. Ich hätte mir zumindest variable Hintergründe zum Lesen im Dunkeln gewünscht. Außerdem ist das Umblättern durch Wischen nicht so elegant gelöscht, wie es hätte sein können, da ich manchmal entweder gar nicht, zu viel oder in die falsche Richtung geblättert hatte.

Trotzdem: Ich halte Papego für ein durchaus nützliches und nettes Tool.

Alles beginnt mit der gigantischen Schildkröte Groß A‘Tuin, welche einsam durch das Multiversum schwebt. Auf ihrem Panzer stehen vier Elefanten, die auf ihrem Rücken ein höchst sonderbares Gebilde tragen: die Scheibenwelt, die wohl meist gefeierte und bekannteste Ausgeburt von Terry Pratchetts unbestreitbar genialen Geist.

Die Scheibenwelt wirkt irgendwie vertraut – und auch wieder nicht. So wird zum Beispiel auch hier eine Sonnwendfeier begangen, auch wenn sie ein klein wenig anders wirkt. Jedes Jahr zu Silvester in der kürzesten Nacht des Jahres beschert der Schneevater die braven Kinder der Scheibenwelt mit Geschenken. Doch dieses Jahr ist irgendetwas nicht so, wie es sein sollte. Der Schneevater taucht nicht auf und plötzlich ist das ganze Schicksal der Scheibenwelt in Gefahr. Ausgerechnet Tod beschließt, den Schneevater zu ersetzen und die Dinge wieder geradezurücken.

Sobald Tod ins Spiel kommt, kann es ja nur gut werden. Es entbehrt nicht unbedingt einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der Sensenmann die Geschenke bringen soll. Seine etwas eigenwillige Obsession mit den Menschen, die er verstehen will und doch aufgrund seiner Natur nicht kann, führ zu spannenden Gedankengängen seinerseits. Mit einer unbestechlichen Logik und doch ohne das gewisse Etwas, das die Menschen ausmacht, hinterfragt er die Gebräuche und Gepflogenheiten der Menschen. Mitunter führt das zu sehr bizarren aber unbestreitbar urkomischen Situationen, wenn er beispielsweise mit seinem Schweineschlitten in ein Kaufhaus wortwörtlich einbricht und als Schneevater den Kindern (sowie Nobby Nobbs) Geschenke bringt.

Während des ganzen Romans steht immer wieder die Frage nach dem Glauben im Mittelpunkt, was er für die Menschen bedeutet und warum es fatal sein könnte, wenn er verloren geht. Im Roman ist der Glauben an den Schneevater essenziell, da sonst seine Existenz ausgelöscht würde, an welche der Aufgang der Sonne gebunden ist. Losgelöst vom Roman ist es nicht schwer, den Schluss daraus zu ziehen, dass Glauben in religiöser und nicht-religiöser Weise das Leben mitunter lebenswerter machen kann, selbst der Glauben an »Märchengestalten« der Kindheit.

Pratchetts Humor ist wie gewohnt großartig. Man lacht wirklich selten so herzhaft und aus vollem Halse, während man liest. Meist verzieht es einem ja doch eher nur leicht die Mundwinkel oder man atmet etwas heftiger durch die Nase aus. Hier kann es durchaus passieren, dass diverse Wutrenter einem böse Blicke in der Bahn zuwerfen, weil man sich einfach nicht mehr einbekommt vor Lachen.

Das vielleicht Beste an Pratchetts Humor ist, dass er häufig staubtrocken und selten zu überzogen ist. Die Scheibenwelt ist eher ein Spiegel unserer Welt, in der die Absurditäten des Alltags hervorgehoben werden.

Die Handlung in »Schweinsgalopp« ist sehr subtil. Nach einigen Seiten wechselt immer wieder die Erzählperspektive; ein wenig gewöhnungsbedürftig ist dabei, dass es keine Kapitel gibt. Jeder Erzählabschnitt ist dabei eine Art Puzzleteil, die erst nach und nach ein großes Ganzes ergeben. Bis dahin wirkt es mitunter etwas, nun, random. Gelegentlich ist diese Erzählweise jedoch etwas zu subtil, da es dadurch auf kurz oder lang schwer fällt, den Faden zu behalten. Ich kannte den Film bereits im Vorfeld (in Bezug auf Buchnähe eine sehr gelungene Umsetzung!), daher fiel mir das nicht ganz so schwer. Wer die Geschichte jedoch das erste Mal verfolgt, hat unter Umständen Probleme, alle Details im Kopf zu behalten, wenn sie zunächst unbedeutend erscheinen, am Ende jedoch plötzlich eine entscheidende Rolle spielen.

Leider muss man sagen, dass das Lektorat an einigen Stellen doch sehr geschlampt hat. Da werden Satzzeichen unterschlagen und hin und wieder schleichen sich auch Tippfehler ein. Das sollte so definitiv nicht sein.

Um einen Scheibenweltroman am Stück zu lesen, ist die Welt vielleicht doch etwas zu abgedreht. Aber allein schon für Tods eigenwillige aber unbestechliche Logik und die großartig skurrilen Szenen, die es mit ihm gibt, lohnt sich dieser Roman auf jeden Fall! Und wer nicht lesen mag, kann sich auch den Film ansehen – mit Sir Christopher Lee als der Stimme von Tod übrigens, was natürlich einfach großartig ist!

 

Autor: Terry Pratchett

Titel: Schweinsgalopp

Original: Hogfather

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 20 (jeder steht für sich allein)

Seiten: 414

Originalpreis: 10,00€

Verlag: Goldmann

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-44213468-7

Erscheinungsjahr: 2010

»Krieg. Krieg bleibt immer gleich.« Egal, ob man nun von Fallout 3 spricht, von realen Kriegen wie dem Vietnamkrieg oder von Zukunftsvisionen in Science-Fiction-Romanen: Irgendwie ist dieser Spruch doch stets zutreffend. So oft und gern die USA und andere Nationen Krieg auch verherrlichen, so bleibt seine Realität doch stets grausam und unbarmherzig. In »Der ewige Krieg« verarbeitet Joe Haldeman seine Erlebnisse im Vietnamkrieg und setzt, obwohl sein Protagonist viele Hundert Jahre in der Zukunft lebt, doch ein zeitloses Denkmal gegen den Krieg.

William Mandella lebt in einer Welt, in der die geistige Elite in einem kosmischen Krieg verpulvert wird. Jeder mit einem hohen IQ wird in die Armee eingezogen und muss gegen die Alienrasse der Taurier kämpfen, welche die Pionierzüge der Menschheit in neue Sternensysteme bedrohen. Dabei sind nicht nur die Taurier eine tödliche Bedrohung, sondern auch die feindliche Umgebung der extraterrestrischen Planeten. Und immer, wenn die Soldaten mit Lichtgeschwindigkeit von Einsatzort zu Einsatzort reisen, vergehen auf der Erde Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte. Wenn sie eines Tages wieder die Heimat sehen dürfen, hat sich das Gesicht der Erde teils bis zur Unkenntlichkeit verändert.

Ganz so sicher, wie ich Teile des Romans einordnen soll, weiß ich ehrlich gesagt auch mit einigen Tagen Abstand nicht. Eines steht jedoch fest: Er hat mich unheimlich fasziniert. Der Roman wurde in den Siebzigern geschrieben, was man an einigen Stellen auch merkt. Beispielsweise geht Haldeman von einer maximalen Population von neun Milliarden Menschen aus, was heute als sehr optimistisch bis gar nicht erfüllbar gilt; Schätzungen gehen eher von elf Milliarden aus. Gleichzeitig sind Aussagen zu Homo- und Heterosexualität sowie Gruppensex, die immer wieder Thema sind, für die Zeit der Entstehung sehr brisant, kann ich mir vorstellen.

Ganz so einig, wie ich dazu stehen soll, bin ich mir allerdings nicht. Dass die Soldaten so locker mit Sex und Partnerschaft umgehen, finde ich sehr passend. Sie sind tagtäglich mit dem Tod konfrontiert; durchschnittlich erlebt ein Soldat in diesem Krieg einen halben Einsatz, ehe er auf mannigfaltige Art und Weise den Tod findet, nicht selten sogar noch in der Ausbildung. Da erscheint es eigentlich sehr sinnvoll, keine festen Beziehungen einzugehen, aber dennoch nicht auf Sex für Entspannung und Ablenkung zu verzichten.

Dann aber heißt es, dass die Regierungen der Zukunft Homosexualität stark fördern, um der Überbevölkerung Herr zu werden. Es gäbe natürlich einfachere Methoden wie Sterilisation oder Medikamente, aber nach genauerem Nachdenken denke ich, dass das Szenario vielleicht doch passen könnte, das Haldeman hier aufbaut. Solche Eingriffe in den Körper könnten viele als zu großen Eingriff in ihre Privatsphäre ansehen.

Außerdem wird immer wieder Konditionierung angesprochen. Die Soldaten sind auf bestimmte Reize konditioniert, die ihnen das Töten im Kampfeinsatz erleichtern sollen. Gleichzeitig heißt es auch, dass die Erdbevölkerung durch Propaganda darauf regelrecht konditioniert wird, Homosexualität besser zu finden. Es wird sogar davon gesprochen, dass es bei der Erdbevölkerung allgemein als guter Ton angesehen wird, seine Heterosexualität heilen zu lassen, auch wenn diese nicht direkt verpönt ist und so etwas wie Heterophobie nicht erwähnt wird. Das ist dennoch der Punkt, wo ich dann doch etwas stutzig werde. Haldeman lässt es nicht unreflektiert stehen, sein Protagonist wird mit dieser Entwicklung nämlich auch nicht warm und findet das nicht unbedingt toll. Aber dennoch: Ist das nicht eigentlich fast dasselbe wie heutige Homophobie nur in Grün?

Der Roman regt wirklich in vielen Punkten zum Nachdenken und Reflektieren an, was wirklich klasse ist. Mandella kommt immer mal wieder auf die Erde zurück. Dadurch erfährt der Leser, wie sich die Welt in der Zwischenzeit entwickelt hat. Es ist total spannend, diese Entwicklung somit ebenfalls zu verfolgen. Die Ereignisse spielen viele der Szenarien durch, von denen man tatsächlich ausgeht, zum Beispiel globale Kriege um Nahrungsknappheit. Daraus resultieren verschiedene Ereignisse, zum Beispiel die Einführung einer neuen globalen Währung, die im Energiegehalt des Essens gemessen wird, sowie einer neuen Mentalität und Gesellschaftsstruktur. Und so weiter und so fort. Die Entwicklung der Erde baut logisch aufeinander auf, immer, wenn Mandella wieder auf der Erde ist, hat sie sich entsprechend ihren vorherigen Ausgangsbedingungen entwickelt.

Irgendwie total krass ist auch, dass quasi die gesamte Wirtschaft der Erde nach und nach auf diesen aufgrund der Zeitdilatation über 1100 Jahre andauernden Krieg ausgerichtet ist. Dementsprechend lange plant auch die Militärführung, nämlich in schlappen Jahrhunderten. Das ist für uns heute irgendwie völlig unvorstellbar und dennoch schafft es Haldeman, das alles plausibel wirken zu lassen. Man stellt sich beim Lesen immer wieder vor, wie es wäre, auf der Erde in dieser oder jener Entwicklungsstufe zu leben. Ist man hochbegabt, wird man in die Armee eingezogen, was quasi mit dem Tod gleichzusetzen ist. Ist man das nicht, hat man dennoch keine guten Aussichten, lange zu leben, da die Ressourcen knapp sind und jeder zwar das nötigste, aber kaum jemand mehr als das hat. Morbid faszinierend, darüber nachzudenken.

Die ganze Zeit über bleibt natürlich die Frage nach dem Kriegsanlas im Raum hängen. Alles begann damit, dass ein Raumkreuzer der Menschen mit Pionieren an Bord verschwand. Wenig später kehrte eine beschädigte Drohne heim, deren Daten zeigte, dass das Schiff von einer fremden Rasse angegriffen wurde. Warum taten sie das? Wer sind sie? Und woher kommen sie?

Für Mandella selbst spielen diese Fragen keine Rolle. Er ist ein pazifistisch veranlagter Soldat, der eigentlich nur überleben will, um endlich die Armee verlassen zu können. Er ist insbesondere am Anfang in seiner Ausbildung eher ein Teil eines Kollektivs, was sich auch in der Erzählweise wiederspiegelt. Wir haben zwar einen personellen Ich-Erzähler, der aber dennoch eher im Hintergrund bleibt und vordergründig berichtend wiedergibt. Eine ungewöhnliche Erzählweise für diese Perspektive, aber es passt eigentlich sehr gut dazu, vor allem, da es der Autor dennoch schafft, Mandella nicht blass wirken zu lassen.

Ich wollte mehr Science-Fiction lesen. Das war eine meiner ersten Empfehlungen, die ich erhalten habe, und ich kann diese Empfehlung nur wärmstens weitergeben. Der Roman wird nicht zu Unrecht seit vielen Jahren so gelobt und gilt als Meisterwerk.

 

Autor: Joe Haldeman

Titel: Der ewige Krieg

Original: The Eternal War

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 394

Originalpreis: 8,99€

Verlag: Heyne

Genre: Science-Fiction

ISBN: 978-3-453-31597-6

Erscheinungsjahr: 2010

Awen Eibner entführt im ersten Band der Wellenflügel-Reihe, »Die Tiefen des Sees«, die Leser in ihre magische Welt. Hier dreht sich alles um Magie, die jedoch verpönt ist und Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.

Wasser ist nichts Besonderes. Steine sind es ebenso wenig. Umso interessanter, dass beide unverhofft in einem blauen Licht erstrahlen und ein junges Mädchen auf die Suche nach einer Antwort schicken, deren Frage es nicht kennt.

Magie ist tief in der Familie verwurzelt, doch klein ist die Anzahl derer, die der lebendige Beweis dafür sind. Gwyneira, die seit frühen Kindestagen eine enge Verbundenheit mit dem Wasser verspürt, aktiviert durch Zufall einen Zauber, der ihr Geheimnisse zu enthüllen verspricht, deren Ausmaße ihr Vorstellungsvermögen übersteigen. Während sie den Antworten nachjagt und längst vergessene Familiengeheimnisse aufdeckt, kämpft ihr ebenfalls magisch begabter Bruder Keanu mit vollkommen anderen Problemen. Nur wenige Monate nach seiner Volljährigkeit übernimmt er die Familienführung – ohne dabei zu bemerken, dass seine größte Sorge abseits der plötzlich auftauchenden Zauber liegt …

[Quelle: Klappentext]

Die Autorin wendet ausgesprochen viel Zeit auf die Ausarbeitung ihres Magiesystems. Da gerade High-Fantasy-Romane davon leben, ist das per se nichts Schlechtes. Tatsächlich ist es ihr auch gelungen, sich damit aus der Masse der Fantasy ein wenig abzuheben und etwas mehr oder weniger Eigenes zu schaffen.

Weniger wäre in diesem und in einigen anderen Fällen jedoch durchaus mehr gewesen. Es wirkt nicht selten so, als wolle die Autorin regelrecht dozieren, während sie über mehrere Seiten hinweg die verschiedensten Aspekte der Magie erläutert und wie sie mit Gwyneiras Familie verbunden sind. Das hat zumindest bei mir den eher negativen Aspekt, dass ich ziemlich schnell abschalte und dem Text nicht einmal mehr ansatzweise so aufmerksam folge, wie er es eigentlich verdient hätte.

Selbiges gilt übrigens auch für Naturbeschreibungen wie Landschaft und insbesondere Wetter. Der Einstieg stellt eine Beschreibung eines Unwetters, die durchaus sehr bildhaft gelungen ist, aber teils doch etwas sehr, nun, gewichtig, vielleicht sogar mit Hang zum Schwulst. Einen Ticken weniger davon hätte dem sicher gut getan und es hätte nicht so mächtig gewirkt. Abgesehen davon halte ich Einstiege mit Wetterbeschreibungen oder Uhrzeiten (»Es war Nacht«, eine Schreibsünde, der ich mich früher auch schuldig machte) generell nicht für die Originellsten, aber das mag Geschmackssache sein.

Die Charaktere, teils auch die Nebencharaktere, sind alle sehr differenziert charakterisiert, teils sogar sehr deutlich nach Lehrplan. Das ist per se ebenfalls nichts Schlechtes; Brandon Sandersons Hauptcharaktere funktionieren meist ebenfalls nach Schema A. Es wird nur dann problematisch, wenn man vom Steckbrief abweicht. Das war hier in einer Szene der Fall. Zuerst schmiedet Keanu einen spannenden und riskanten Plan, um seinem Onkel ganz subtil die Leitung der Familie aus den Händen zu nehmen … und dann geht er einfach zu ihm hin und verkündet, dass er nun das Familienoberhaupt ist. Der Onkel nimmt das einfach so hin und muckt nicht auf. Abgesehen davon ließen sich keine weiteren Logiklücken ausmachen.

Mir persönlich kam das Ende viel zu plötzlich. Ich hatte sogar einige Male irritiert vor- und zurückgeblättert, um mich zu versichern, dass das wirklich das Ende war. Die Ursache dafür liegt im vielleicht größten Problem des Romans nebst seiner ausführlichen Beschreibung der Magie: Es fehlt jeglicher Spannungsbogen. Wir haben keinen wirklichen Antagonisten, es ist nicht einmal klar, ob irgendwer das Potenzial dazu hat. Es schwingt zwar stets untergründig mit, dass die Magiebegabung der Protagonisten ihnen zum Problem werden kann, das ist jedoch einfach nicht genug, um die Spannung über den gesamten Roman hin aufrecht zu erhalten. Um genau zu sein gab es einfach keine Spannung.

Interessant wurde es erst gegen Ende, als Gwyneira Nachforschungen über den Tod ihres Vaters anstellt und dabei einige Dinge ausgräbt, die in den Folgebänden recht brisant werden könnten. Der erste Teil jedoch glänzt vor allem durch sein Dahintümpeln.

Zumindest ein, zwei Szenen hatten die dröge Handlung dann doch aufgelockert. Schmunzeln musste ich, als Gwyneira das erste Mal ihre Wassermagie erprobt.  „Formus Tropfus!“, ruft sie da aus, was schon recht niedlich wirkt. Außerdem reflektiert sie dabei über diverse Sprachen der Magier und deren Angewohnheiten, Phoneme zu Lexemen ohne semantischen Inhalt zu formen – zu Deutsch: Buchstabensalate in den Fantasysprachen. Ein wenig musste ich da schon schmunzeln, weil hier ein leises Echo der Autorin und ihrer Meinung zu Sprachen in der Fantasy wiederklingt – die ich übrigens teile, da ich ohnehin für mehr Linguistik in der Fantasy bin und mich diese sinnlosen Buchstabensalate auch stören.

Es gibt da einen Charakter, der sehr speziell ist: Siraes. Seine Denkweise ist ausgesprochen speziell, fast schon bizarr. Es mag daran liegen, dass ich zurzeit ebenfalls Terry Pratchett lese, aber irgendwie hätte Siraes auch gut in die Scheibenwelt gepasst. Es ist zweifelsohne ein wenig anstrengend, ihm beim Lesen zu folgen, aber die Autorin hat ihn einfach wunderbar dargestellt und die andersartige Funktionsweise seines Geistes wirklich toll illustriert.

»Die Tiefen des Sees« hat auf jeden Fall Potenzial. Besonders schwächelt es jedoch noch am Spannungsaufbau und am zu ausführlichen Dozieren über das Magiesystem. Letzteres hätte man mit Sicherheit eleganter in den Text und in die Handlung einbauen können. Bleibt zu hoffen, dass diese Schwächen in den kommenden beiden Teilen insbesondere durch einen klaren Konflikt ausgemerzt werden.

 

 

Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

 

Wer neugierig ist, kann hier ein wenig in den Text hineinschnuppern:

 

 

Autor: Awen Eibner

Titel: Wellenflügel: Die Tiefen des Sees

Original: Wellenflügel: Die Tiefen des Sees

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 344

Originalpreis: 3,99€

Verlag: BookRix

Genre: Fantasy

ASIN: B01LZ79KYN

Erscheinungsjahr: 2016

 

Weitere Rezensionen

- Julia’s Wunderland

- Lele

 

Die Autorin auf StoryHub: Awen Eibner

Terry Pratchett ist auch außerhalb der Fantasy ein sehr bekannter Autor, wenn nicht gar einer der bekanntesten, den das Genre zu bieten hat. Gerade seine Scheibenwelt-Romane haben Millionen von Lesern weltweit begeistern können. Mit »Fliegende Fetzen« läd er ein einundzwanzigstes Mal in die verrückte Scheibenwelt ein.

Ganz plötzlich taucht im Meer eine neue Insel auf. Keiner weiß, wo sie herkommt oder was sie darstellen soll. Sie ist einfach da. Dummerweise liegt sie in einem Streitgebiet der Hoheitsgewässer von Ankh-Morpork und Klatsch. Natürlich wollen beide Parteien die Insel zu ihrem Staatsgebiet erklären. Schon fliegen die Fetzen und ein Krieg droht auszubrechen. Und mittendrin die Stadtwache von Ankh-Morpork, die eigentlich in ihrer Stadt alles so belassen will, wie es seit jeher war.

Nachdem der erste Roman des Doppelbandes so glorreiche Unterhaltung bot, fällt der Gegensatz diesem Roman nur umso deutlicher auf. »Fliegende Fetzen« konnte allenthalben für ein leichtes Zucken der Mundwinkel sorgen, lediglich manchmal von einem leisen Lacher garniert.

Der Roman zieht sich gefühlt endlos und verwirrend ist er auch noch. Irgendwie kam es dazu, dass der Kriegszustand ausgerufen wurde, dann rückt aus irgendwelchen Gründen die Flotte aus und am Ende … spielen sie alle Fußball. Was zum Henker?! Der Handlung lässt sich nur sehr schwer folgen, auch wenn das große Ganze, der Konflikt zwischen Ankh-Morpork und Klatsch um die Insel, durchaus klar bleibt. Wie es im Einzelnen zu den Ereignissen kam, lässt sich manchmal nur sehr schwer mitverfolgen. Hinzukommt, dass die Insel sehr bald keine Rolle mehr spielt und erst wieder am Ende zu Wort kommt. Währenddessen geht es vor allem um den Konflikt zwischen den beiden Parteien, die den Streitpunkt der Insel anscheinend sehr schnell aus den Augen verlieren.

Außerdem wieder einmal eine Kritik an das Lektorat. Seltsamerweise blieb die zweite Hälfte des Doppelbandes zwar nahezu fehlerfrei, dafür haben sie einen sehr ungünstigen Font für das Klatschianische gewählt. Die verschnörkelt, kleine Schrift lässt sich sehr schwer lesen, umso schwerer, da ich eigentlich meist beim Lesen meine Brille absetze.

Ein Pluspunkt gibt es aber auf jeden Fall für die Wache. Auch wenn ich im Laufe dieser Lektüre gemerkt habe, dass ich eher Tod als der Wache etwas abgewinnen kann, so konnte Pratchett doch sehr gut Empathie für die Wachmannschaft rund um Hauptmann Mumm erzeugen. Man hatte Mitleid mit dem armen, zumindest oberflächlich betrachtet chaotischen Haufen, der da zwischen den Fronten steht und eigentlich nur die alte Ordnung wiederherstellen will. Wie es die Polizei nun mal tut. Dabei drohen nicht nur Mumm Dienstsuspensionen und anderen Unannehmlichkeiten vonseiten des Staates.

»Fliegende Fetzen« war nicht unbedingt der beste Scheibenweltroman, man kann es leider nicht schönreden. Besonders seine Langatmigkeit brechen ihm das Genick, ebenso der Umstand, dass man der Handlung im Detail nur schwer folgen kann.

 

 

Autor: Terry Pratchett

Titel: Schweinsgalopp

Original: Jingo

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 21 (jeder steht für sich allein)

Seiten: 444

Originalpreis: 10,00€

Verlag: Goldmann

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-44213468-7

Erscheinungsjahr: 2010

Es war mehr oder weniger eine spontane Idee: endlich mal eine wirklich regelmäßige Rezensionsreihe. Eigentlich hätte mein GoT Rewatch auch so etwas werden sollen, aber das erwies sich leider als zu zeitintensiv, um es wirklich (fast) täglich zu schreiben. Leseproben hingegen sind klein, bieten einen möglichst optimalen Einblick in das Werk und ich kann sie meist bequem auf mein Handy laden und auch unterwegs lesen. Ergo eigentlich gute Bedingungen. Also will ich es nun damit probieren.

Jeden Freitag wird es eine »Freitagsprobe« geben, also eine kleine Rezension einer Leseprobe, die ich irgendwo ausgebuddelt habe. Genremäßig will ich mich da zunächst nicht festlegen und einfach querbeet lesen, was mir so vor die Flinte kommt. Ich habe sogar ein wenig vorgearbeitet und bereits eine recht beachtliche Liste erstellt. Dennoch bin ich natürlich gern für Vorschläge offen!

Den Anfang soll »Tigermädchen – Die Nacht ist ihr Element« machen, ein Urban Fantasy Roman von Delia Muñoz, der Dezember 2016 beim Eisermann Verlag erschienen ist.

Sie kontrolliert die Schatten.

Sie sieht im Dunkeln.

Dass Melanie ein Tigermädchen ist, weiß sie noch nicht, als sie ins Camp Cataara eintritt. Zeit, sich einzuleben, wird ihr verweigert. Denn obwohl sie selbst ihre Gaben noch nicht vollständig beherrscht, trachten gegnerische Gruppierungen bereits nach ihr und ihrer Macht. Schon bald wird ihre Freundin Laura entführt und die Gegner fordern einen Tauschhandel – Laura gegen das Tigermädchen. Melanie und ihre Freunde wollen den Handel der Entführer jedoch nicht eingehen und suchen eine andere Möglichkeit, Laura zu retten. Nur auf einen vagen Verdacht hin verfolgen sie die Spur der Gegner, obwohl diese sich immer wieder zu verlieren scheint. Doch nicht nur ihre Informationsquellen wirken wenig vertrauensvoll, auch die neun Jugendlichen selbst haben Geheimnisse voreinander ...

Wird Melanie es schaffen, Laura zu finden, ohne sich selbst auszuliefern?

[Quelle: Klappentext, Verlag]

Wirklich positiv überrascht war ich nicht. Ehrlich gesagt habe ich zunächst für die Freitagsproben wahllos eine Auswahl getroffen und ebenso wahllos mit diesem Text hier begonnen. Den Klappentext habe ich sogar erst gelesen, als ich mit der Leseprobe durch war. Und um ehrlich zu sein, überraschte er mich nicht. Hätte ich ihn zuerst gelesen, ich hätte mich wohl kaum mehr über den Inhalt gewundert.

Denn: Wann in drei Teufels Namen wurden rhetorische, sich selbst beantwortende Fragen in Klappentexten hipp und modern? Üblicherweise können sie mit Ja beantwortet werden, womit sich die Lektüre des gesamten Buches erübrigt, denn ebenso üblicherweise gehen sie mit ein und demselben Typus Geschichte einher: eine üble Mary Sue und platte Teenagerstories.

Mildernde Umstände können beim Buchtrailer angebracht werden, dass das anscheinend noch vor der Zeit beim Verlag entstanden war. Es ist dennoch gruselig. Aus dem Internet stibitze Bilder (die zumindest laut Videobeschreibung cc license haben), wahrscheinlich nicht lizensfreie Musik, weiße Schrift auf hellem Hintergrund und die Story in wenigen uninteressanten Schlagworten zusammengefasst. Ja, ich habe gewisse Vorbehalte gegen Buchtrailer. Hier werde ich nur wieder darin bekräftigt.

Stilistisch kann die Leseprobe nicht bestehen. Gleich im Prolog wird der Leser mit Wortwiederholungen zugeschmissen. In quasi jedem Satz wird betont, dass das Mädchen schwarze oder dunkle Kleidung trägt. In nahezu jedem Satz, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Gruftiger sind selbst Gothics nicht, und ich spreche da aus Erfahrung. Als Einstieg in das erste Kapitel »Es war Nacht« zu lesen, macht die Sache leider nicht besser. Außerdem wurden Kardinalzahlen unter dreizehn nicht ausgeschrieben. Die Syntax selbst ist ausgesprochen schlicht, die Wortwahl ebenso. Und wenn das nicht der Fall ist, dann finden sich unnötig komplizierte Formulierungen. So zum Beispiel diese hier:

»Melanie machte sich so klein wie möglich. In ihrer Schule wurden alle, die pinke Augen hatten, heruntergemacht. Und da das genau genommen nur Melanie betraf, war sie das Opfer.«

Sie als das Mobbingopfer zu bezeichnen, ginge auch wesentlich eleganter. Gleichzeitig nagelt dieser Absatz ein weiteres Problem der Leseprobe fest: Melanie ist eine Mary Sue. 1.) Sie hat besondere Kräfte; noch in der Leseprobe wird etabliert, dass Tigermädchen wie sie selbst unter den Cataara etwas Besonderes sind. 2.) Sie hat ein ach so besonderes Aussehen mit ihren pinken Augen, der pinken Strähne, die sich nicht färben lässt, und dem Grufti-Außenseiter-Look. 3.) Sie ist das Mobbingopfer und hat zudem Eltern, die kaum da sind. Ich kann das ganze nur noch mit einem genervten Seufzen kommentieren und mich fragen, wie so etwas noch immer seinen Weg in die Verlage findet. Wurde es nicht bereits im Internet breit genug getrampelt, dass Mary Sues Ausgeburten der Literatenhölle sind?

Hinzu kommt die breite Klischeekeule, die dem Leser mit Anlauf und möglichst schmerzhaft ins Gesicht geschmettert wird. Wer sie sei, wird sie gefragt. Daraufhin antwortet sie mit möglichst viel Pathos und unangebrachter Coolness, dass sie die sein Untergang sei, oder er sie auch wie in den Zeitungen nennen könne: dunkle Retterin. Hahah, wie absolut unlustig! Das einzige, das ich da noch denke, ist das: »Nanananana, BATMAN!« So wirklich klar, wo das spielt, wird es in der Leseprobe nicht, aber irgendwie drängt sich mir Gotham City auf ...

Des Weiteren lassen sich schon in der Leseprobe schwere Logiklücken ausmachen. Unter anderem ist Melanie bemüht, sich unauffällig zu verhalten. Gleichzeitig unternimmt sie aber nichts gegen ihr sonderbares Aussehen. Kontaktlinsen, Kopfbedeckung oder sonstiges wird nicht in Betracht gezogen. Wäre wenigstens etabliert worden, dass sie sich nicht verstecken und verstellen will und dafür das Mobbing in Kauf nimmt: ok. Aber das ist nicht der Fall. Sie jammert ... und das war's.

Ebenso wird sie von einem Jungen bedroht und zu einer Prügelei herausgefordert. Sie schlägt ihn mühelos zusammen. Zu diesem Zeitpunkt kann der Leser nichts anderes denken, als dass ihre Kampffähigkeiten von ihrer Natur als Tigermädchen herrühren. Das steht im Widerspruch zu ihrem Bestreben, unauffällig und normal zu sein. Zu spät und deus ex machina gleich wird zwar etabliert, dass sie Kampfsporttraining nimmt, aber zu diesem Zeitpunkt kann das nur den Schluss zulassen, dass das hier alles Hohlbirnen sind, Prota-chan ebenso wie alle anderen Charaktere, die eins und eins nicht zusammenzählen können und nicht auf den Trichter kommen, dass Melanie die geheimnisvolle Retterin ist, die regelmäßig in den Schlagzeilen der Stadt ist.

Wenig später kommt es zu einer weiteren Schlägerei mit einer ganzen Gruppe von Schlägern, die Melanie mühelos niederwalzt. Wenn ich eines aus über 600 Spielstunden Skyrim gelernt habe, dann, dass das Spiel ab Level 80 irgendwie langweilig wird, wenn Dovahkiin selbst Drachenpriester mit einem einzigen Pfeilschuss plättet, da er so mächtig ist. Das gleiche gilt für Romancharaktere. Und da kann man noch nicht mal selbst die Gegner verprügeln.

Eine Leseprobe soll einen möglichst positiven Eindruck vom zu erwartenden Roman vermitteln, und neugierig machen. Wenn das das Beste ist, das dieser Roman liefern kann, spare ich mir ehrlich gesagt lieber das Geld und den Platz in meinen Regalen. Und neugierig bin ich erst recht nicht, weil alles daran nach generischer Jugendfantasy schreit, wie es sie viel zu oft gibt.

 

Die von mir gelesene Leseprobe kann man auf Wattpad finden.

 

Autor: Delia Muñoz

Titel: Tigermädchen – Die Nacht ist ihr Element

Original: Tigermädchen – Die Nacht ist ihr Element

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 528

Originalpreis: 14,90€

Verlag: Eisermann Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-946342-87-8

Erscheinungsjahr: 2016

Ausflüge in ein anderes Genre sind für mich eher unüblich, wenn auch nicht völlig ausgeschlossen. Meinen jüngsten Besuch ins Genre der Jugendliteratur bar jeglicher phantastischer Elemente habe ich zugegebener Maßen auch nicht ganz freiwillig unternommen, da ich dieses Buch für meine Hausarbeit wählte. Ich schließe nicht aus, dass sich das in meinem Urteil niederschlägt. Widmen wir uns nun also »Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm«, dem Debütroman von Jessie Ann Foley aus dem Bastei Lübbe Imprint One.

Ein Buch wie ein Grunge-Hit: wild, laut und gefühlvoll.

1993. Das ist das Jahr, in dem Nirvana ihr letztes Album ihr letztes Album [sic] veröffentlichen. Und das Jahr, in dem Maggie von Chicago nach Irland zieht. Maggie vermisst ihr Zuhause ebenso wie ihren chaotischen und musikbegeisterten Onkel Kevin, Einzig seine Musiktipps sind Lichtblicke im regenverhangenen Irland. Mit der Musik von Pearl Jam, den Smashing Pumpkins und Nirvana ist alles Neue erträglich. Als Eoin auftaucht, der Junge mit dem unergründlichen Lächeln, lässt ihr Heimweh langsam nach. Doch gerade, als die beiden sich näherkommen, erreicht Maggie eine schreckliche Nachricht. Und auf einmal steht sie vor der Frage, was wirklich wichtig ist im Leben ...

[Quelle: Klappentext, Verlag]

Die erste und zentrale Frage, die sich bei diesem Roman stellt, ist die nach der Zielgruppe. Für wen ist dieses Buch denn nun geschrieben? Stilistisch und thematisch richtet es sich ganz klar an junge Leser, die etwa in Meggies Altersgruppe sind. Das Thema richtet sich jedoch an Leute, die etwa Meggies Jahrgang sind, also um 1977 herum geboren. Der Roman spielt kurz vor meiner Geburt, ich habe also absolut keinen Bezugspunkt zur Popkultur Mitte der 90er. Habe ich nun entweder das Pech, genau zwischen den beiden potenziellen Zielgruppen zu stehen, oder kann sich das Buch wirklich nicht einig werden, wen es ansprechen will? Außerdem ist fraglich, ob heutige Teenager überhaupt noch Zugang zur Musik der 90er haben, insbesondere zu Nirvana. Sind die noch hipp und werden von Teenagern und jungen Erwachsenen unschwärmt?

Der Roman liest sich entsprechend seiner Genremerkmale leicht und flott von der Hand. Allerdings wirkt er häufig sehr unterkühlt. Meggies Emotionen kommen kaum beim Leser an, so wirklich in Fahrt kommt das ganze erst mit ihrer Wallfahrt zum Nirvana-Konzert in Rom. Ganz klar ist das Zunehmen an Tempo und Emotionen ab diesem Punkt intendiert und kommt auch so heraus. Jedoch war Meggie davor ganz sicher kein emotionsloser Zombie, ganz im Gegenteil! Sie macht sogar ein ziemliches Auf und Ab der Emotionen durch. Lediglich am Transport zum Leser scheitert es teils.

Negativ fallen die Markennamen auf, die immer wieder genannt werden. Allgemeine Bezeichnungen hätten es auch getan. Auch der Klappentext ist nicht unbedingt gelungen, da er eigentlich mehr oder weniger eine Zusammenfassung des Romans ist, bei der ein, zwei Schlüsselbegriffe ausgelassen wurden, um nicht alles zu verraten. Wirklich: Mehr passiert in diesem Buch nicht, als im Klappentext steht. Der auf dem Buch hat zwar die Wiederholung ausgelassen, fügt aber noch den Satz mit dem Konzert an, womit der Roman vollends zusammengefasst wurde.

Wirklich emotional wird es erst am Ende des Romans, jedoch im ausgesprochen negativen Sinne. Die letzten Kapitel machen wütend, wirklich sehr wütend. Meggies Familie ist katholisch, außerdem geht sie auf eine katholische Privatschule. Um auf dieser bleiben zu dürfen, muss sie versprechen, sich nicht mehr mit Eoin zu treffen. Meggie überlegt kurz und sägt ihre nach ihrer eigenen Aussage Liebe für’s Leben einfach so ab. Es ist einfach so ekelhaft von ihr.

Natürlich muss das Ganze aber ein ekelhaft kitschiges Ende haben. Meggies Mutter will wieder zurück in die USA ziehen. Meggie passt das ganz und gar nicht und protestiert, dass sie in Irland bleiben will, weil sie sich in Eoin verliebt hat und ihre Mutter ihr das nicht nehmen darf. Im Epilog erfahren wir dann, dass genau das passiert. Mutter zieht mit dem Rest der Familie in die USA und Meggie bleibt mit Eoin in Irland, um mit ihm glücklich bis an ihr Lebensende zusammen zu sein.

Normalerweise rede ich ungern so deutlich über Enden in Rezensionen, um sie nicht zu spoilern. In diesem Fall macht mich diese bodenlose Unlogik aber einfach so unglaublich wütend. Ich plane momentan selbst einen Umzug, bin Student und suche Arbeit, um mir die Wohnung auch leisten zu können. Es ist unglaublich stressig und mit zahllosen Hürden verbunden; immerhin ist es die erste eigene Wohnung, der Schritt in die Selbstständigkeit. Und dann lese ich hier, wie diese nervige sechzehnjährige (!) Göre, die noch zur Schule geht (!), einmal kurz rumheult, und schon bekommt sie alles, was sie will, ungeachtet der Tatsache, dass das hier noch einmal eine Größenortung mehr ist als mein aktuelles Unterfangen. Es fühlt sich wie ein Hohnschlag ins Gesicht an.

Nein, dieses Buch ist nicht gelungen. Die meiste Zeit tröpfelt es so vor sich hin, ohne dem Leser die Möglichkeit zu geben, für die Protagonistin irgendeine Form von Empathie zu empfinden. Der angenehme Schreibstil ist eigentlich der einzige Pluspunkt an diesem Roman. Ansonsten kann ich ihm herzlich wenig abgewinnen. Insbesondere der Schluss bleibt negativ in Erinnerung.

 

 

Autor: Jessie Ann Foley

Titel: Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm

Original: Carnival at Bray

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 295

Originalpreis: 16,00€

Verlag: One

Genre: Jugendbuch

ISBN: 978-3-8466-0037-5

Erscheinungsjahr: 2016

Von Marie Grasshoff habe ich bereits einiges gehört. Auf »Über den Staub an Schmetterlingsflügeln«, den ersten Teil der Kernstaub-Trilogie, hatte ich sogar selbst schon latent ein Auge geworfen. Es klingt nach einem sehr komplexen Worldbuilding, wenn auch eher nach Science-Fantasy als direkt Science-Fiction. Zumindest Amazon sortiert den Roman auch bei Fantasy ein. Perfekte Gelegenheit jedenfalls, mal in die Leseprobe zu schnuppern.

»Wir haben nach neuen Welten gesucht, aber keine gefunden. Also nahmen wir die unsere und versuchten, sie schöner und leuchtender zu machen. Doch je mehr Licht wir ihr gaben, umso tiefer wurden ihre Schatten.«

Mara hat vergessen, dass sie bereits seit Hunderten von Leben vor den Wächtern des ewigen Systems flieht. Durch den Mord an ihr wollen sie den Weg aller Seelen zur Perfektion ebnen.

Ihr Dasein wird in diesem Leben lediglich von ihrer immensen Angst vor Uhren bestimmt. Doch als die Wächter sie erneut aufspüren, um sie aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu tilgen, verschiebt sich das Gleichgewicht der Dimensionen: Uralte Erinnerungen kehren zurück, eine längst vergessene Liebe erwacht von Neuem und Kriege spalten den Planeten.

Und über allem schwebt die Frage: Wenn die ganze Welt dich hasst, würdest du dich trotzdem für sie opfern?

[Quelle: Klappentext, Verlag]

Wieder entfleucht sich mir ein resigniertes Seufzen ob der Frage am Ende des Klappentextes. Zumindest klingt dieser Klappentext nicht so katastrophal kitschig wie der der letzten Freitagsprobe. Tatsächlich war ich während des Lesens sogar sehr wohl ein wenig angefixt davon, was Mara denn nur mit diesen Uhren hat. Die Frage wird in der Leseprobe freilich nicht beantwortet und lässt also Neugierde auf den ganzen Roman zurück.

Eher negativ fiel mir allerdings der Prolog auf. Er weist im Gegenzug zum Rest der Leseprobe einen sehr attributlastigen Stil auf. Die Sprache ist ausgesprochen bildhaft und kurioserweise genau dadurch absolut nichtssagend. Wir finden hier große Phrasen und gewichtige Worte. Aber so wirklich klar wird nichts.

Da ist das erste Kapitel der Leseprobe weitaus interessanter und hätte als Prolog besser funktioniert. Hier gehen Dinge vor sich, denen man besser folgen kann, die aber noch seltsam genug sind, sodass man neugierig ist, was da nun genau passiert und was es damit auf sich hat. Der Klappentext verrät es zwar, aber ohne seine Kenntnis kann das erste Kapitel durchaus Neugierde wecken.

Im zweiten Kapitel wird Mara vorgestellt. Gleichzeitig wechselt der Erzähler vom Erzähler der dritten Person zu einem der ersten. Kann man machen, wie das aber im Roman wirklich funktioniert, verrät die Leseprobe nicht. Die dominierende Frage hier ist: Was hat die bloß mit den Uhren? Es wird immer wieder betont, dass sie sich in Gegenwart von Uhren unwohl fühlt, sie gar Angst vor ihnen hat, was schon sehr kurios ist. Warum sollte man vor Uhren Angst haben? Die tun doch keinem was. Also muss da irgendwas im Busch sein.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich unschlüssig bin, ob die Leseprobe mich zum Kauf angeregt hat. Aktuell tendiere ich eher zu nein, obwohl ich schon so viel Gutes in Rezensionen zu diesem Buch gelesen habe. Allerdings stehe ich überwältigend positiven Rezensionen meist eher misstrauisch gegenüber. Der Roman kann so gut sein, wie die Rezensionen versprechen. Er kann aber genauso kitschig und klischeebehaftet sein wie so vieles momentan auf dem Markt. Ich habe ohnehin seit einer Weile ein Auge auf das Verlagsprogramm des Drachenmond Verlages. Von dem, was ich da bisher gesehen habe, ist das hier allerdings durchaus das Vielversprechendste.

 

Die von mir gelesene Leseprobe der ersten beiden Kapitel und des Prologs findet man auf Wattpad

 

 

Autor: Marie Grasshoff

Titel: Kernstaub – Über den Staub an Schmetterlingsflügeln

Original: Kernstaub – Über den Staub an Schmetterlingsflügeln

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 980

Originalpreis: 19,90€

Verlag: Drachenmond Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-95991-701-8

Erscheinungsjahr: 2016

Frank Herberts Wüstenplanet ist vielleicht eine der bekanntesten Science-Fiction-Reihen. Nach dem Tod des Autors setzt nun sein Sohn Brian Herbert zusammen mit Kevin J. Anderson die Geschichte fort. In »Butlers Djihad« erzählen sie den Beginn der Legenden des Wüstenplaneten.

Seit Tausend Jahren haben die Denkmaschinen die Menschen versklavt. Einige jedoch entkamen ihnen und leben als freie Menschen in den Liga-Welten. Sie sind bestrebt, die synchronisierten Welten unter der Herrschaft des Allcomputers Omnius zu befreien. Aber erst, als eine der ihren von den Maschinen gefangen wird und unverhofft eine Rebellion unter den Sklaven auslöst, wagen sie es, den Krieg mit allen Mitteln zu den Maschinen zu tragen.

Nachdem der »Wüstenplanet« in der Bibliothek vergriffen war, den ich eigentlich lesen wollte, habe ich mit dem chronologisch ersten Teil der Reihe begonnen. Ich hatte hier allerdings das Gefühl, dass das Buch eher für Fans der Reihe geschrieben wurde, statt für Neueinsteiger wie mich. Man muss insbesondere am Anfang sehr am Ball bleiben, um nichts zu verpassen. Hier hilft allerdings auch das Glossar am Ende des Buches. Dennoch habe ich das Gefühl, ein, zwei Sachen noch nicht ganz verstanden zu haben. Ich hoffe, das gibt sich mit der weiteren Lektüre der Bücher, spätestens der ursprünglichen.

Gerade ab dem Punkt, wo Serena Butler zur Sklavin des Roboters Erasmus wird, nimmt das Buch einiges an Spannung auf, da sie schwanger von ihrem frisch vermählten Ehemann ist. Selbiger glaubt sie aber tot und ehelicht ihre Schwester. Das ist natürlich ein perfektes hausgemachtes Drama, das man sehr gern beim Lesen verfolgt.

Das Problem, das ich mit dem Buch habe, liegt allerdings darin, dass die Emotionen der beteiligten Charaktere, insbesondere Serenas und Xaviers, ihre Ehemannes, zwar schon irgendwie da sind und man mit ihnen teils mitfühlt, diese Gefühle aber nicht unbedingt zu 100% beim Leser ankommen. Das Buch ist oft ein zusammenfassender Bericht bestimmter Ereignisse des Krieges und liest sich auch an anderen Stellen eher wie ein Bericht, wo mehr Gefühl angebracht wäre. Das ist ziemlich schade, da man allein durch einen emotionaleren Stil viel mehr hätte rausholen können.

Die Cymex, eine Art Cyborgs, die ihre menschlichen Gehirne in Roboterkörper einbauen, sind natürlich ziemlich cool. Bei denen weiß man nicht so genau, woran man ist. Auch sie wollen wieder Macht erlangen, die ihnen ironischerweise von ihrer Schöpfung Omnius genommen wurde, gleichzeitig wollen aber auch sie die Sklavenherren der Menschen sein. Noch arbeiten sie mit Omnius zusammen, aber im Hintergrund planen auch sie einen Putsch. Noch passiert im ersten Band nicht viel in diese Richtung, aber mal sehen, wohin das in den anderen Bänden führt!

Die Denkmaschinen wirken leider nicht völlig durchdacht. Sie wirken häufig eher, als hätte man es mit einem Menschen statt einem Computer zu tun. Ich hatte dabei häufig den Film »Her« im Kopf (sehr zu empfehlen übrigens), wo Samantha, das intelligente Betriebssystem, mit dem der Protagonist eine Beziehung führt, am einem gewissen Punkt sich so weit entwickelt hatte, dass sie mit tausenden anderen Betriebssystemen gleichzeitig kommunizieren konnte. Das erscheint mir für eine Kommunikation unter intelligenten Computern auch wesentlich sinnvoller, immerhin funktionieren sie jetzt schon schon. Warum also sollten sie auf verbale Kommunikation zurückgreifen, wie sie es hier tun? Reiner Datenaustausch wäre weitaus effizienter, und immerhin wird immer wieder betont, dass Omnius und seine Denkmaschinen auf genau diese Effizienz aus sind.

Ironischerweise ist allein Erasmus eine Ausnahme davon. Er hat von allen näher beleuchteten Denkmaschinen das größte Interesse an Menschen und will sie und ihre Verhaltensmuster verstehen. In gewisser Weise ist er ihnen von allen Denkmaschinen am ähnlichsten – und der einzige, bei dem man merkt, es nicht mit einem Menschen zu tun zu haben. Er hat absolut keine Moral, ein Sinn für die Kunst geht ihm ebenfalls ab und Empathie besitzt er ebenso wenig. Dass das einem Roboter am ehesten abgeht, leuchtet vollkommen ein. Es wäre schön gewesen, wenn das auch bei den anderen Denkmaschinen so gewesen wäre.

Dennoch, auch wenn das Buch einige Logiklücken hat und doch eher ein Weltraummärchen ist als wissenschaftlich fundierte Science Fiction (man kann nicht mal eben zwischen den Sternen reisen, ohne mit der Beschleunigung und der Zeitdilatation zu kämpfen), so waren es doch angenehme Lesestunden, die vor allem gegen Ende des Buches Lust auf mehr machten. Zum Glück gibt’s ja noch zwölf weitere Bände.

 

Autor: Brian Herbert, Kevin J. Anderson

Titel: Der Wüstenplanet – Die Legende: Butlers Djihad

Original: Dune: The Butlerian Jihad

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 787

Originalpreis: 9,95€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-52358-8

Erscheinungsjahr: 2007

Es wurden sich mehr Verrisse gewünscht, es soll mehr Verrisse geben. Noch von der letzten LBM hatte ich diesen Flyer mit einer Leseprobe aus dem dritten Ardeen-Band »Nimdrod« von Sigrid Kraft, erschienen im Fahnauer Verlag. Gelegentlich lese ich sehr gern Trash, der so schlecht ist, dass es schon wieder lustig ist, und das gehört, so kann ich sicher nach der Lektüre von Band 1, 2 und 3 sagen, zu 100% in diese Kategorie. (Band 4 fehlt mir immer noch, weil ich den Sale verpasst hatte. Ärgerlich.) Damit soll dieser Flyer nun also einem Sinn zugeführt werden. Fangen wir wie immer mit der Inhaltsangabe an:

Endlich findet Raiden mit Eryns Hilfe den Weg ins Nimrod. Und anstatt Antworten auf ihre vielen Fragen zu erhalten, verkompliziert sich alles nur noch mehr.

Das Nimrod stellt sich als großes Refugium für magische Wesen aller Art heraus. Vom blutdurstigen Monster bis hin zur ersten Spezies der Schöpfung findet man dort alles … nur keine wirklichen Verbündeten. Und doch wird Hilfe in Aussicht gestellt, als Austausch für den Schlüssel.

Dazu meldet sich eine geheimnisvolle Stimme in Eryns Kopf zu Wort, die die Suchenden zu den sechs Orten der Macht schickt … damit sich Eryns Schicksal endlich erfüllen kann.

Meinung des Forscherdrachen: Na wenn das mal keine Falle ist … llen kann. [sic]

Meinung des Forscherdrachen: Na wenn das mal keine Falle ist [sic]

[Quelle: Klappentext, Verlag]

Der Klappentext klingt nach einer 08/15-Geschichte (Spoiler: es ist eine 08/15-Geschichte) und diese »Meinung des Forscherdrachen« ist auch fehl am Platze. Ich habe diese Beschreibung wie alle anderen auch von der Verlagsseite, gerade dort erwartet man doch eigentlich wesentlich mehr Seriosität, statt einem albernen Alter Ego und Selbstbeweihräucherung.

Die Leseprobe beginnt mit einer kurzen Einführung in die Welt. »In der Buchreihe wird nicht die Geschichte eines einzelnen Helden erzählt, sondern vielmehr eine ganze Fantasywelt beschrieben«, heißt es da gleich im ersten Satz. Diese ausgesprochen exponierte Stellung der Aussage liegt nahe, dass sie etwas Besonderes darstellen soll. Mir stellt sich stattdessen die Frage: Ist das nicht irgendwie Sinn und Zweck jeder Fantasy-Geschichte? Erweitern wir es: Ist es nicht irgendwie Sinn und Zweck jeder Geschichte, dem Leser die Welt der Protagonisten darzulegen, egal ob Fantasy oder ein anderes Genre? Ja, ist es. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Welt nun frei ausgedacht ist oder eine alternative Version der unseren oder schlicht unsere ist. Jede Geschichte illustriert einen unterschiedlich weit ausgedehnten Mikrokosmos.

Blättern wir weiter zur eigentlichen Leseprobe. Hier fällt sofort eines ins Auge: bunte Schrift. Ich kann es auch aus den eBooks bestätigen, und es ist einfach eine Pest: Die inneren Monologe der Protagonisten werden durch verschiedenfarbige Schrift repräsentiert, für jeden Protagonisten eine Farbe. Da die Fokalisierung innerhalb weniger Absätze wechseln kann, ergibt das ein kunterbuntes Farbgemisch, zumal sich da selbst auf einer einzigen Seite nicht »nur« auf ein oder zwei Personen beschränkt wird, sondern es gern einmal mehr werden können.

Bitte schüttet keine Farbeimer über eure Romane aus. Das sieht einfach scheiße aus und führt zu mehr Verwirrung, als es nützt. Wirklich, es ist wesentlich sinnvoller, einfach den Namen dessen zu nennen, der gerade etwas gedacht hat, statt den Leser zu zwingen, sich drölfzig Farben zu merken. Es ist nämlich nicht immer aus dem Kontext ersichtlich, wer gerade gedacht hat, und dann muss man die Farbe wissen. Innovation ist nicht immer eine gute Idee.

Wir fangen in der Leseprobe mit einer hellblauen Gedankenrede an, die wohl den angepriesenen Humor beinhalten soll, da sich jemand beschwert, jetzt allein mit diesem »Bimbo« zu sein. Ich ahne, dass hier ein der Szenen in diesem Roman ausgewählt wurde, die ich damals mit am albernsten fand. Die Protagonisten haben die Hexe Essyia gefangen genommen, welche sich mit ihrem Sexappeal an Ravenor heranmacht, um sich zu befreien.

Die beiden provozieren sich mit billigen Sprüchen: »Du kannst jetzt wieder herauskommen, denn ich lege mich sicherlich nicht zu dir. Obwohl, dein Bett aus Dornen sieht eigentlich ganz gemütlich aus.« Von angepriesenem Humor sieht man nichts. Dafür die Macke, tunlichst zu vermeiden, deutlich zu machen, wer gerade spricht. Fehlende Absätze an den entsprechenden Stellen erschweren das Erkennen des Sprechers zusätzlich.

Die Szene ist nichts weiter als eine billige, kindische Streiterei der Kindsköpfe von Protagonisten. Beide wollen sich ach so erwachsen geben, lassen sich aber auf billigste Weise vom anderen provozieren. Plot device! Hauptsache, sie landen am Ende in der Kiste, wie man erfährt, wenn man das ganze Buch kennt. Die gesamte Szene der Leseprobe ist so offensichtlich nach dem Motto aufgezogen: »Was sich neckt, das liebt sich.« Nicht gerade die eleganteste Methode, eine Romanze zu beginnen. Ehrlich gesagt sogar die billigste und unkreativste.

Leider findet man auch GESCHREI, statt einer kursiven Schrift, um Betonungen grafisch darzulegen. Der Stil selbst ist sehr verknappend und beschränkt sich nur auf das Nötigste, sodass in der Leseprobe kein wirkliches Bild von irgendwas vermittelt wird. Dafür sind die Zeichnungen der Autorin ganz nett. Nur: Zeichnungen sind in einem literarischen Werk kein adäquater Ersatz zu Beschreibungen! Ich will lesen, keine Bildergalerie ansehen! Literatur ist dezidiert bildliche Sprache, nur durch sie erhalten wir einen Zugang zum Text.

Zugegebener Maßen habe ich diese Leseprobe mit der Kenntnis der ersten drei Bücher gelesen. Dennoch: Die Szene ist insofern als Leseprobe repräsentativ, als dass sie recht gut einige der Schwächen der von mir gelesenen Bücher aufzeigt. Vom immer wieder angepriesenen Humor keine Spur, dafür aber alberne Charaktere, billige Sprüche und eine gruselige Formatierung. Bitte so nicht machen!

 

Einen Link zur Quelle meiner gelesenen Leseprobe kann ich dieses Mal nicht präsentieren. Wie eingangs erwähnt, beziehe ich mich auf einen Flyer, der 2016 auf der LBM auslag und einen ca. 10 Seiten langen Auszug aus einem Kapitel des dritten Bandes beinhaltet.

 

 

Autor: Sigrid Kraft

Titel: Ardeen – Nimrod

Original: Ardeen – Nimrod

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 3

Seiten: 569

Originalpreis: 7,99€

Verlag: Fahnauer Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B00ITF9T7S

Erscheinungsjahr: 2014

»Blade Runner« von Philip K. Dick oder eigentlich »Träumen Androiden von elektrischen Schafen?« gehört zu den Klassikern der Science Fiction. Dick befasst sich hier mit einer der essenziellsten Fragen der Menschheit: Was macht uns zu Menschen?

Rick Deckard gehört einer Sondereinheit der Polizei an, die entflohene Androiden jagt und ausschaltet. Sie sind eine Gefahr für die Menschen und drohen sie zu unterwandern, weshalb sie ausgeschaltet werden müssen, wenn sie ihrem Herrn entkommen und sich unter die Menschen mischen. Doch sind sie wirklich eine Bedrohung oder werden sie nur zu einer gemacht? Im Laufe seiner Jagd beginnt Rick sein Weltbild in Frage zu stellen.

Wow. Das beschreibt meine Reaktion auf dieses Buch wohl am besten. Nachdem ich es ausgelesen hatte, musste ich es erst einmal setzen lassen, und auch jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, glaube ich nicht, dass ich es voll durchdrungen habe. Die Kernfrage des Romans ist klar: Was macht uns zu Menschen und unterscheidet uns von KIs, die mitunter sogar intelligenter sind als wir? Dick beantwortet die Frage mit Empathie: Es ist die Empathie, die uns zu Menschen macht. Wer aber zum Beispiel Mercer ist, glaube ich noch nicht ganz verstanden zu haben. Vielleicht haben meine Leser eine Antwort?

Der Stil des Romans ist etwas eigenwillig, außerdem, wenn man genau nimmt, ist der Roman aus unserer Sicht fast schon Steampunk. Immerhin spielt er in den Neunzigern. In den Sechzigern, in denen der Roman entstanden war, waren das sicher aufregende Zukunfsszenarien. Die Aussicht auf einen atomaren Krieg waren in der Zeit allerdings wirklich nicht allzu unrealistisch.

Ich habe mich ehrlich gesagt lange gewundert, warum alle in dem Buch so versessen darauf sind, ein echtes, lebendes Tier halten zu können und warum das anscheinend Zeichen von Prestige ist. Ich denke, das liegt in dem atomaren Krieg begründet, der im Roman bereits Vergangenheit ist. Die Natur ist weitestgehend zerstört, zahlreiche Tierarten sind ausgestorben. Echtes Leben hat hier einen ungemein höheren Stellenwert, sodass Leute selbst von einer kleinen Spinne absolut fasziniert sind.

Nicht jeder aber kann sich ein Tier leisten, weshalb es Firmen gibt, die täuschend echte Robotertiere bauen. Das ist auch der Punkt, an dem ich es etwas schade finde, dass der Verlag sich dazu entschieden hatte, das Buch nach dem Film zu benennen, statt es beim ursprünglichen Titel zu belassen. Er passt wesentlich besser zum Inhalt, da »Blade Runner« hier keine Rolle spielen beziehungsweise diese Bezeichnung für Ricks Berufsgruppe hier einfach nicht existiert. Die Frage, ob auch Roboter träumen können, passt einfach besser zur Grundfrage.

Selbige finde ich übrigens sehr faszinierend. Schon jetzt ist die Frage, wie man mit menschengleicher KI umgeht, für unsere Gesellschaft nicht uninteressant. In »Balde Runner« sind die Androiden organische, wenn auch künstlich erzeugte Wesen. Das, was sie hauptsächlich vom Menschen unterscheidet, ist ihre fehlende Empathie. Aber trotzdem: Sind sie dann nicht auch Menschen? Sie können denken, fühlen, empfinden wie wir und sind selbst von einem Experten mitunter nur schwer von einem Menschen zu unterscheiden.

Ich hatte das Thema schon in meiner letzten Science-Fiction-Rezension zu »Butlers Djihad« erwähnt, wo es ebenfalls eine Rolle spielte, aber leider nicht vertieft wurde. Außerdem erwähnte ich dort auch den Film »Her«, wo der Protagonist sogar eine romantische Beziehung mit seinem Betriebssystem führt. Es wirkt auf mich noch befremdlich, aber ehrlich gesagt tendiere ich schon seit längerem sehr wohl dazu, eine solch intelligente KI als ethisch und moralisch gleichwertig zu betrachten. Die Grenzen zwischen Androide und Mensch verschwimmen in »Blade Runner« zunehmend, sodass sich selbst Rick nicht mehr sicher sein kann, ob er nun Mensch oder Androide ist. Es gibt sogar Androiden, die sich für Menschen halten und nicht wissen, dass sie nicht menschlich sind. Sind sie das wirklich nicht?

»Blade Runner« ist eine nicht unbedingt leichte Kost, aber auf jeden Fall ein Roman, der einen nicht mehr loslässt. Auch lange nach der Lektüre arbeitet das Gelesene noch in einem, während man darüber nachdenkt und vielleicht wie Rick sein Weltbild umkrempelt.

 

 

Autor: Philip K. Dick

Titel: Blade Runner

Original: Do Aondroids dream of electric sheep?

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 260

Originalpreis: 14,00€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-52583-2

Erscheinungsjahr: 2013

Manche Romane mögen brillant sein. Manche mögen inhaltlich brillieren, stilistisch aber da nicht mithalten können. Was »Ubik« von Philip K. Dick ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es mich mehr verwirrt hat, als ich daraus mitnehmen konnte.

Glen Runciter ist tot – nur warum finden sich dann Botschaften von ihm auf Zigarettenpackungen und Dosenetiketten? Es ist das Jahr 1992 – doch wieso ist die Stadt voller Autos aus den Dreißigern? Und was zur Hölle ist UBIK – ein ungewöhnliches Raumspray oder womöglich das einzige Mittel gegen den drohenden Zerfall der Realität?

[Quelle: Klappentext]

Tja, was ist »Ubik« nun? Eigentlich wird der Roman als Science Fiction eingestuft, aber so wirklich passt das nicht. Eher Wirtschaftssthriller, wie sich am Ende herausstellt. Normalerweise sind Fragen in Klappentexten ziemlich ausgelutscht und flach, in diesem Fall geben sie aber sehr gut die Grundstimmung des Buches wieder. Dinge passieren – und so wirklich weiß man lange nicht, warum sie passieren.

Irgendwie hatte es Dick doch geschafft, dass ich dabei bleibe und die Auflösung wissen wollte. Selbige war eher enttäuschend. Kein riesen Kracher, sondern sehr profan. Und was Ubik ist, die Leitfrage, die sich durch den ganzen Roman zieht, wird am Ende zwar erklärt, aber doch sehr nebensächlich und knapp.

Auch mit den Charakteren wurde ich nicht warm. Sie wirkten austauschbar, beliebig, obwohl sie mit Sicherheit kein Typus hätten sein sollen und auch nicht waren. Sie blieben für mich einfach flach und eindimensional.

Die Auflösung wirkt unfertig und unsauber. Als fehle da noch etwas. So ganz koscher wirkt Runciter nämlich nicht beziehungsweise das, was seine Firma macht. Am Ende ist er aber doch der Gute und Ubik kein Teufelswerk. Vielleicht bin ich einfach zu misstrauisch, aber es wirkt doch, als wäre das nicht so einfach, wie Dick es wohl gern hätte.

Nachdem ich den ersten Roman des Sammelbandes so sehr mochte, ist das eine regelrechte Enttäuschung. Vielleicht habe ich die Aussage schlicht nicht verstanden, vielleicht hat der Roman auch einfach keine nennenswerte Aussage oder sie wurde schlecht verpackt. So oder so. Das ist mit Sicherheit nicht das beste Werk des Autors.

 

 

Autor: Philip K. Dick

Titel: Ubik

Original: Ubik

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 250 von 847

Originalpreis: 14,00€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-52583-2

Erscheinungsjahr: 2013

Als ich mit den Freitagsproben begann, fragte ich nach Vorschlägen. Meine Liste ist zwar mittlerweile recht lang, aber mehr kann auch jetzt noch nie schaden. Einer der Vorschläge kam von Rebecca Buque für ihre auf Amazon selfpublished Rotkehlchen-Trilogie. Historische Romane, insbesondere Western, fallen nun wirklich nicht in mein Beutespektrum (es sei denn, es spielt in Rom oder Japan), aber irgendwie war es unter anderem auch Sinn und Zweck der Freitagsproben, ein wenig abseits meiner gewohnten Bahnen zu schauen. Gleich vornweg: Ich wurde hier nicht enttäuscht.

New Mexico um das Jahr 1868: Ein Fremder kommt in die kleine, verschlafene Stadt San José und sucht Zuflucht in der baufälligen Pension der jungen Robin. Als diese erfährt, wem der zynische Kopfgeldjäger auf der Spur ist, heftet sie sich an seine Fersen, denn auch sie hat noch die ein oder andere Rechnung offen.

[Quelle: Klappentext, Amazon]

Der Prolog hatte mich von Anfang an. Kurz und knapp schildert die Autorin hier den Aufhänger der Handlung: der Überfall einer Gruppe von Indianern auf einen Siedlerzug, bei dem viele der Siedler ums Leben kamen, deren Kinder aber spurlos verschwanden. Ungewöhnlich, aber doch sehr passend fand ich die Aufzählung gleich zu Beginn des Prologs, die die Angehörigen des Zuges listet. Irgendwie schafft es die Autorin, das nicht losgelöst darzustellen, sondern in den Text einfließen zu lassen.

Generell mag ich ihren Schreibstil. Sie bringt sehr schön dem Leser die Szenerien nahe, sodass man mitten im Geschehen ist. Das macht mir auch irgendwie die Charaktere sympathisch.

Die Leseprobe wirkt gut recherchiert. Auch kann ich mir die typische Westernszenerie wunderbar vorstellen. Hier wirkt nichts fehlt am Platze, gleichzeitig aber auch nichts überladen mit Informationen. Die Infos, die man bekommt, tragen wunderschön zur Atmosphäre bei und bauen sie aus. Und außerdem gibt es ein klein bisschen aus den indianischen Dialekten, was mich persönlich natürlich auch freut.

Der einzige Grund, warum ich mir den Roman (noch) nicht gekauft habe, ist schlicht, dass ich bisher mit Western nicht viel anfangen konnte. Aber vielleicht ändert sich das ja vielleicht eines Tages hiermit? Die Leseprobe wirkt auf jeden Fall sehr vielversprechend!

 

Die von mir gelesene Leseprobe umfasst Prolog und die ersten drei Kapitel. Man kann sie auf Wattpad finden.

 

Autor: Rebecca Buque

Titel: Rotkehlchen-Trilogie: Die Rache des Rotkehlchens

Original: Rotkehlchen-Trilogie: Die Rache des Rotkehlchens

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 262

Originalpreis: 3,99€

Verlag: Selfpublishing

Genre: Western

ASIN: B0124KUQ3Y

Erscheinungsjahr: 2015

Der letzte Roman der Romansammlung von Philip K. Dick ist »Marsianischer Zeitsturz«. Seine zentrale Frage ist, wann wir unseren Sinnen noch trauen können und wann der Übergang zur Geisteskrankheit erfolgt. Er wird als der verrückteste der Sammlung angesehen, und auch wenn es lange nicht so scheint: Das ist mehr als zutreffend.

Eine Gruppe von Mars-Kolonisten, die sich in psychiatrische Behandlung begibt. Ein kleiner Junge, der vor und zurück durch die Zeit stürzt. Ein Universum, das zunehmend aus den Fugen gerät.

[Quelle: Klappentext]

Der »Marsianische Zeitsturz« beginnt harmlos, indem er das Leben einer Gruppe von Marskolonisten schildert. Exemplarisch wird die Handlung aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, die alle ihre Rolle in der Kolonie zu spielen haben. Sehr schön wechselt gerade am Anfang der POV; die Charaktere geben sich sozusagen gegenseitig den Staffelstab in die Hand und es sind fließende Übergänge. Mir gefällt, dass sich die Handlung zunächst auf die Alltagsprobleme einer Kolonie auf dem Mars konzentriert, die Sorgen und Nöte der Kolonisten und ihre Bestrebungen, autark zu leben, aber doch nicht auf alle Annehmlichkeiten von Mutter Erde zu verzichten.

Ganz klammheimlich beginnt das Buch, so richtig verrückt zu werden, als es mehr und mehr um den schizophrenen Jungen Manfred Steiner zu gehen beginnt. Um wirklich zu begreifen, was da besonders am Ende von statten ging, muss man das Buch wahrscheinlich mehrmals lesen. Es war völlig abgedreht! Irgendwie passte das aber auch sehr gut dazu, immerhin ging es sehr stark um Schizophrenie.

Man muss aber auch sagen, dass sich das Buch für seine 360 Seiten doch sehr zieht. Irgendwo am Ende habe ich auch den Faden verloren, als es so richtig abgedreht wurde. Gegen Ende hin hat auch das Lektorat ein wenig geschwächelt.

Ein ziemlich tolles Detail ist, dass die Bücher, obwohl sie keine Reihe bilden, doch zusammenhängen. Die jeweilige Handlung der Romane ist völlig unabhängig voneinander, ein paar Details geben aber den Hinweis. In allen Romanen ist von Marskolonien die Rede, der dritte spielt ja sogar in einer. Im dritten Roman werden in einem Nebensatz die besonderen Fähigkeiten einiger Menschen angesprochen, die im zweiten Roman die zentrale Rolle spielen, und so weiter.

Auch »Marsianischer Zeitsturz« ist ein sehr anspruchsvoller Roman, und auch hier kann es sehr schnell passieren, dass man den Faden verliert, weil es zu abgedreht ist, was Herr Dick hier präsentiert. Ein bisschen bleibt auch die Frage: Was ist hier Fiction und was entspricht den Tatsachen?

 

 

Autor: Philip K. Dick

Titel: Marsianischer Zeitsturz

Original: Marsian Time-Slip

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 368 von 847

Originalpreis: 14,00€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-52583-2

Erscheinungsjahr: 2013

Bücher, die irgendwas mit meinem Studium zu tun haben, interessieren mich immer. Auf »Die Magie der Namen« von Nicole Gozdek hatte ich allerdings schon ein Auge geworfen, bevor ich mein Wahlfach Onomastik (Namenkunde) belegt hatte. Danach war es allerdings noch einmal um ein vielfaches interessanter. Hier wird den Menschen mit der Verleihung ihrer Namen nicht nur ihre Seele gegeben, wie es in germanischer Zeit Brauch war, sondern gleich ihre ganze Identität, ihr komplettes Leben.

Der 16-jährige Nummer 19 träumt insgeheim davon, als Erwachsener ein Held und bedeutender Name zu werden. Die 19 hat ihm in seinem Leben bisher kein Glück gebracht. Doch als der Tag der Namensgebung endlich gekommen ist, lösen sich seine Hoffnungen in Unglauben auf. Er erhält einen Namen, den keiner zu kennen scheint. Wer ist dieser Tirasan Passario, dessen Namen er für den Rest seines Lebens tragen wird? Nur das große Namensarchiv in der Hauptstadt Himmelstor kann ihm Auskunft geben. Gemeinsam mit dem Krieger Rustan Polliander und dessen Freunden macht er sich auf in die weit entfernte Stadt. Doch die Reise entpuppt sich als gefährlicher als erwartet. Namenlose und dunkle Verfolger trachten der Gruppe nach dem Leben. Und auch sein eigener Name hält noch einige Überraschungen für Tirasan bereit ...

[Quelle: Klappentext, Verlag]

Ich finde das Konzept, das diesem Buch zugrunde liegt, sehr spannend und ansprechend! Wie bereits eingangs erwähnt, wurde einem Menschen in germanischer Zeit mit seinem Namen auch seine Seele verliehen. Das Grundkonzept der Magie, die in Namen liegt, ist in diesem Buch ganz ähnlich, geht aber sogar einen Schritt weiter. Die Leseprobe umfasst die Zeremonie der Namensgebung. Dabei wird beschrieben, wie jede Nummer, wie die Kinder vor ihrer Namensgebung genannt werden, ihren Personennamen und den Namen einer Dynastie bekommen. Der Dynastienamen bestimmt, welchen Beruf man später ausüben wird. Gleichzeitig verändert das sogar den Körper. Wird man beispielsweise ein Elitekrieger, Polliander genannt, verändert sich die Statur, die Person wird durch die Magie des Namens kräftiger und muskulöser.

Während der Leseprobe fragte ich mich: Sind Nummern nicht auch so etwas wie Namen? Nummer 19 sagt selbst, dass es große Nummern gibt, kleine Nummern, Mitläufernummern und so weiter. Einem Menschen eine Nummer statt einem Namen zuzuordnen, nimmt ihm eigentlich die Identität, aber dennoch sind die Nummern, die in der Leseprobe vorgestellt werden, sehr individuell. Und so anonym sind Nummern als  Namen eigentlich auch nicht. Bei den Römern war es sehr beliebt, die Kinder einfach durchzunummerieren. Primus, Tertius und so weiter. Genau so ist das hier. Dass hier zu Beginn nur Nummern statt Namen stehen, wirkt auf den ersten Blick vollkommen anonym, aber bei genauerem Hinsehen entdeckt man doch die Individualität der Nummern.

Ich frage mich auch, was die Namensgebung mit den Kindern macht. Damit wird immerhin quasi ihr ganzes Leben bestimmt. Die meisten Nummern wirken recht zufrieden mit ihrem Namen, nur Nummer 19 hat wenig Glück damit, wie der Klappentext verrät. Er wünscht sich sehr, ein Polliander zu sein, stattdessen weiß er immer noch nicht, was er mit seinem Namen und damit seiner Persönlichkeit anfangen soll. Ich hoffe sehr, dass das Buch sich mit der Frage beschäftigt, wie sehr sich ein Mensch von äußeren Einflüssen (die Namensgebung durch einen Zeremonienmeister ist ja ein solcher) bestimmen lässt und wie viel von ihm selbst kommt.

Einziges Manko, das ich in der Leseprobe ausmachen konnte, ist die Erzählperspektive der ersten Person. Ich mag Ich-Erzähler schlicht nicht. Gelegentlich scheint auch eine sehr moderne Sprache durch: »Ein Polliander zu sein, war so was von grandios!« Passt irgendwie nicht in eine Welt, die sich nicht unbedingt als äquivalent zu unserer Moderne sieht. Jedenfalls erschien es mir in der Leseprobe so; es gibt Krieger, von Land zu Land ziehende Händler und so weiter. Das wirkt eher wie eine klassische, pseudo-mittelalterliche Fantasywelt, statt etwas, wo ein Spruch, der sehr nah an »So cool!« vorbei schrammt, hinpassen würde.

Trotzdem, das Buch reizt mich sehr, und die Leseprobe bestätigt mir, auf jeden Fall einmal einen Blick hinein zu werfen. Nicht gleich heute oder morgen, aber bald.

 

Die diesem Text zugrunde liegende Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite des Buches.

 

 

 

Autor: Nicole Gozdek

Titel: Die Magie der Namen

Original: Die Magie der Namen

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 368

Originalpreis: 16,99€

Verlag: ivi bei Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-70387-1

Erscheinungsjahr: 2016

Dan Brown ist immer wieder für einen Bestseller gut. Mit »Inferno« legt er seinen vierten Robert Langdon Roman vor. Erneut verschlägt es den Harvard Professor für Symbolismus in die weite Welt, um Rätsel zu entschlüsseln und die Menschheit zu retten.

Langdon erwacht ohne Erinnerung an die letzten sechsunddreißig Stunden in einem italienischen Krankenhaus. Das einzige, das er weiß, ist, dass jemand einen Assassinen auf ihn angesetzt hat und nur die junge Doktorin Sienna Brooks an seiner Seite steht. Zusammen folgen sie einer Spurt aus Symbolen durch Venedig und Florenz, die sich stets mit Dantes Göttlicher Komödie befassen. Schon bald wird ihnen klar: Jemand hat hier eine Spur aus Brotkrumen ausgelegt, die sie zu ihrem tödlichen Ziel führen: eine Seuche, entwickelt von einem wahnsinnigen Genie, um die Menschheit zu dezimieren und das Problem der Überbevölkerung abzuwenden. Nun liegt es an Robert, dieses grausame Schicksal von der Menschheit abzuwenden.

Brown ist nicht immer nur für einen Beststeller gut, sondern auch stets für Spannung pur. Wobei »Inferno« nicht unbedingt der Pageturner war, wie ich zum Beispiel »Illuminati« in Erinnerung habe. »Inferno« konnte mich dafür auf Dauer nicht genug fesseln. Dennoch: Langdons Abenteuer war wieder einmal spannend. Sicher, irgendwie ist es doch immer dasselbe: Langdon stolpert als Professor eines Orchideenfachs in irgendeine große Sache, muss irgendwelche Zeichen entschlüsseln und damit die Menschheit retten. Dass die Langdon-Romane immer nach demselben Grundschema ablaufen, muss allerdings nicht unbedingt schlecht sein.

Der Einstieg in diesen Roman ist wirklich genial. Langdon wacht ohne Erinnerung an die letzten Stunden auf, hat keine Idee, wie er in ein italienisches Krankenhaus kam und sieht quasi sofort in den Lauf einer Pistole. Von Anfang an geht es also rasant zur Sache! Je weiter man den Roman liest, desto mehr wird klar, dass Brown nicht am Beginn der Handlung einsteigt, sondern mittendrin. Langdon war innerhalb der letzten sechsunddreißig Stunden an diesen Fall gerufen worden, was er durch seine Kopfverletzung jedoch vergessen hat, sodass er mit dem obligatorischen Entschlüsseln der Symbole quasi wieder bei Null anfängt und zudem auch noch herausfinden muss, was hier eigentlich vor sich geht und wer Freund und wer Feind ist.

So ein Buch braucht in der Regel, so lange der Autor nicht ein absolut genialer Schreiber ist, einen Antagonisten. Den hat »Inferno« rein theoretisch. Der Kniff ist: Selbiger ist noch vor Beginn der Handlung gestorben. Ich finde das sehr gewagt und doch geschickt umgesetzt von Dan Brown, da Langdon nicht gegen den Antagonisten sondern gegen die Auswirkungen von dessen Handeln antritt. Und ganz so einfach ist das mit dem Antagonisten zudem auch nicht. Eher ist es eine moralische Frage, ob Zobrist, der Schöpfer der Seuche, wirklich der Böse ist oder ob er nicht doch Recht haben könnte.

Das Thema des Buches ist die Überbevölkerung und die Probleme, die das für uns in naher Zukunft mit sich bringen wird. Die Statistiken, die Brown anführt, sind real, die Mathematik sagt uns mögliche Szenarien sehr eindeutig voraus. Überbevölkerung ist nicht von der Hand zu weisen, ebenso nicht, dass eine Lösung dafür gefunden werden muss.

Im Buch wird in diesem Zusammenhang eine sehr interessante Frage gestellt, die ich an meine Leser weiterreichen möchte: Man stelle sich vor, man müsste nur einen Knopf drücken, und die Hälfte der Menschheit wird ausgelöscht. Wen es trifft, ist wahllos, es können sogar Freunde und Verwandte dabei sein, sogar man selbst. Drückt man diesen Knopf jedoch nicht, wird die Menschheit in hundert Jahren aussterben. Würdest du den Knopf drücken?

»Inferno« ist sehr catchy geschrieben und man kann sich die Geschichte wirklich hervorragend auf Leinwand vorstellen; ich werde mir tatsächlich die Tage auch den Film noch ansehen. Dadurch liest sich das Buch allerdings auch sehr eingängig. Brown macht das durchaus clever. Seine Sprache ist nicht die Anspruchsvolle, das Thema jedoch schon. Gleichzeitig hat er aber ein Thema gewählt, von dem wir alle betroffen sein werden und das schon heute immer wieder medial durchgekaut wird. Er macht ein brisantes Thema damit einem breiten Publikum schmackhaft: jene, die platte Action haben wollen, und jene, die einen tiefsinnieren Roman erwarten, werden gleichsam etwas hieran finden können.

Dass die Langdon-Roman doch immer irgendwie gleich aufgebaut sind, und Browns catchy Schreibweise haben mich teils doch ein wenig gestört. Auf der anderen Seite hat das Thema beim Lesen in meinem Umfeld doch immer wieder einige sehr spannende Diskussionen ausgelöst, was ich dem Buch sehr hoch anrechne; es ist immer wieder schön, wenn ein Roman zu interessanten Diskussionen anregt.

 

Das Nachfolgende enthält Spoiler des Endes!

Losgelöst von der Rezension möchte ich noch einmal auf die Auflösung des Romans eingehen und meine eigenen Gedanken dazu besteuern. Brown hat es während des Romans so geschickt gesteuert, dass man als Leser davon ausging, dass die Seuche wirklich in 50% der Fälle tödlich ist, also etwas ist, das aufgehalten werden muss. Ich hätte daher den Knopf zum Beispiel nicht gedrückt. Am Ende kam jedoch heraus, dass Zobrist eine geschickt designte Seuche entwickelte, die mittels beliebiger Auswahl die Hälfte der Menschheit sterilisiert, indem sie den genetischen Code umschreibt. Zudem vererbt sich die Unfruchtbarkeit zu einem bestimmten Prozentsatz. Im Vergleich zur Alternative durch eine Seuche ähnlich der Pest, Ebola oder HIV ist das wirklich eine humanere Lösung.

Zobrist nimmt damit den Menschen den freien Willen, selbst über ihren Nachwuchs zu bestimmen. Er hatte es im Geheimen tun müssen, da die WHO und Regierungen ihm nie ein offenes Ohr geschenkt hatten, sondern ihn als Bioterroristen abtaten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sein Handeln, sobald es öffentlich wird, einen gigantischen Aufschrei der Empörung rund um die Erde hervorrufen wird.

Ehrlich gesagt war ich im ersten Moment auch empört, als ich mir vorstellte, was ich wohl machen würde, wäre dieses Szenario real und würde vielleicht sogar mich betreffen. Bei genauerem Nachdenken ist es jedoch vielleicht nicht die abwegigste Lösung des Problems. Schlauere Leute als ich haben vielleicht andere und bessere Lösungen, aber vergleichen wir es zum Beispiel mal mit dem Einkaufen.

Ich kann nicht einfach so in einen Laden gehen und mir eine Mango nehmen (ich liebe Mangos!), ohne dafür zu bezahlen, weil ich gerade kein Geld habe. Ich muss die Mittel, Geld, besitzen, um das Recht auf den Besitz dieser Mango zu erwerben. Klar. So ähnlich, kann man sagen, verhält es sich auch mit dem Nachwuchs zeugen. Kann ich wirklich so viele Kinder in die Welt setzen, wie ich will, ohne die Mittel dafür zur Verfügung stellen zu können? Mittel heißt in diesem Fall nicht Geld, sondern die Fähigkeit der Erde, dieses Kind auch ernähren zu können, ihm ein Heim und eine Arbeit bereitstellen zu können.

Da ich absolut keinen Kinderwunsch verspüre, würde Zobrists Seuche für mich keine Veränderung bedeuten. Für Leute, die durchaus Kinder haben wollen, wäre das ein mitunter nicht geringer Einschnitt in ihr Leben, und ich könnte deren Empörung hervorragend nachvollziehen. Aber was ist denn, wenn einfach nicht die Mittel zur Verfügung stehen, um dieses Kind auch erhalten zu können? Es kann nicht jeder alles haben, was er will, und Menschen, die nie geboren waren, werden sich über diesen Umstand auch nicht beschweren können …

Welche Position man auch bezieht, das Buch regt auf jedenfalls zum Nachdenken an, und, wie bereits erwähnt, auch zu spannenden Diskussionen über das Thema! Ich bin gespannt, was die Zukunft diesbezüglich für uns bereit hält; und irgendwie hofft man ja doch auf eine bequemere Lösung als diese hier, die keine großen Veränderungen bedeutet (welch illusorische Wünsche …)

 

 

Autor: Dan Brown

Titel: Inferno

Original: Inferno

Sprache: Englisch

Reihe: Band 4

Seiten: 611

Originalpreis: 8,99$

Verlag: Anchor Books

Genre: Thriller

ISBN: 978-1-101-97379-0

Erscheinungsjahr: 2013

Ich habe eine weitre Leseprobe aus dem Drachenmond-Verlag gefunden. Da ich immer noch neugierig auf diesen Verlag bin, lasse ich mir »Mondprinzessin« von Ava Reed nicht entgehen.

Lynn bemerkt an ihrem Geburtstag, wie sich auf der Haut ihres Unterarms ein Sternenbild abzeichnet. Die einzelnen Punkte leuchten und Lynn versucht verzweifelt, sie zu verstecken. Als nicht nur die Sterne auf ihrem Arm, sondern auch sie selbst zu leuchten beginnt, ist nichts mehr, wie es war. Dunkle Schatten jagen sie – die Wächter des Mondes. Und sie begegnet Juri, der ihr erzählt, sie sei eine Prinzessin – kein Waisenkind. Trotz Lynns Unglauben folgt sie dem Mondkrieger und stellt sich ihren Verfolgern. Juri verliebt sich in Lynn, doch sie ist einem Prinzen bestimmt und nicht ihm…

[Quelle: Klappentext, Verlag]

Ehrlich gesagt sprechen mich weder Klappentext noch Leseprobe sonderlich an. Der Klappentext verspricht furchtbares Liebesdramalama, und die Leseprobe ist absolut nichtsaussagend.

Der Prolog besteht aus sechs Sätzen, die zusammen vielleicht einhundert Worte ergeben und irgendwas von Kindern von Erde und Monds faseln, die nichts voneinander wissen. Im ersten Kapitel tritt ein gewisser Juri auf, dessen Rolle mir nicht wirklich klar wird, und im zweiten Kapitel Lynn, die irgendwas mit Kampfsport am Hut hat und ihren Geburtstag aus irgendwelchen ominösen Gründen nicht mag.

Toll … Jetzt weiß ich Bescheid …

Nein, im Ernst: Ich erwarte nicht, dass eine Leseprobe mir gleich all meine Fragen beantwortet. Aber ein paar grundlegende Sachen sollte sie schon klären; meine letzte Freitagsprobe zu »Magie der Namen« hat das sehr schön gemacht. Eine Leseprobe muss ja nicht zwingend auf die ersten zwei, drei Kapitel beschränkt sein, sondern kann theoretisch einen beliebigen Teil der Geschichte aufgreifen. Ich glaube nicht, dass der Anfang der Geschichte hier der geeignetste Teil gewesen war.

Überhaupt ist er aufgrund der fehlenden Aussage generell ungeeignet als Einstieg in die Geschichte. Der Prolog ist ein Witz, den hätte man sich auch schenken können. Diese Informationen stimmen absolut nicht auf den Roman ein, sie hätten auch irgendwann anders kommen können. Beispielsweise dann, wenn Lynn erfährt, wer sie wirklich ist, wie ich dem Klappentext entnehme. Das erste Kapitel redet von einer verschwundenen Prinzessin, die anscheinend schon ihr ganzes Leben lang verschwunden ist, und wo ich mich frage, warum sie zum einen noch nicht gefunden wurde und warum ihr Vater da immer noch so einen riesen Terz darum macht. Anscheinend hat er sie ja nie sonderlich kennen gelernt. Kann er sie da wirklich ach so sehr lieben? Irgendwie erscheint mir das alles sehr an den Haaren herbei gezogen.

Auch das zweite Kapitel hat eigentlich keine Aussage. Es wird eigentlich nur geschwafelt, dass Lynn irgendwelche Probleme mit ihrem Geburtstag hat, und sie davon auf gar keinen Fall jemandem etwas erzählen darf. Sonst Weltuntergang oder so. Sie hat Probleme. Weder werden diese konkretisiert, noch wird erläutert, warum das Probleme sind. Mit anderen Worten: Es kann mir auch am Allerwertesten vorbei gehen, dass sie Probleme hat. Warum sollte mich das also dazu animieren, dieses Buch lesen zu wollen? Mir wird immerhin nichts gegeben, das mich dazu verleiten würde, irgendein Interesse für ihr Schicksal zu haben oder gar mit ihr mitzufühlen.

Des Weiteren stört mich die Erzählperspektive. Die Geschichte wird aus der ersten Person und im Präsens erzählt. Und zwar beide POVs. Christoph Marzi macht das mit dem Wechsel des Erzählers ganz geschickt: Die meisten POVs stehen in der dritten Person, nur die von Mortimer Wittgenstein in der ersten, die Übergänge sind elegant und fließend. Hier empfinde ich sowohl den Tempus als etwas steif, als auch die Überschriften mit dem Namen des jeweiligen Protagonisten als sehr störend. Es ist nie schön, wenn der Name des aktuellen POV-Charakters über dem Kapitel steht, das ist auch bei Martin nicht schön. Hier ist es ein notwendiges Übel, weil irgendeine Plage der Literatur sagte: »Du musst grundsätzlich in der ersten Person schreiben! Du hast die Wahl zwischen Verwirrung der Leser oder störende Namen über dem Kapitel!«

Es mag daran liegen, dass ich zu viele schlechte Texte gelesen habe, die in der ersten Person geschrieben sind, aber ich mag diese Erzählperspektive einfach nicht. Hier hätte sich so viel vermeiden und verbessern lassen, indem man einfach eine andere Perspektive wählt.

Auch das Tempus sagt mir nicht zu. Man kann im Präsens schreiben, dann muss man jedoch ein geübter Schreiber sein, der das so geschickt und elegant schreibt, dass das ungewohnte Tempus nicht auffällt und sich ganz natürlich anfühlt. Ich bin hier ehrlich gesagt einige Male darüber gestolpert.

So langsam frage ich mich, ob sich hier nicht gewisse Parallelen zu Suzanne Collins‘ »Hunger Games« ausmachen lassen, eine Reihe, bei der ich wirklich sage, dass die Übersetzung eine Verbesserung des Originals ist. Collins kann einfach nicht schreiben, aber auch sie schreibt in der ersten Person und im Präsens.

Vielleicht hat das restliche Buch mehr und sinnvollere Aussagen. An dieser Stelle kann ich nur über die Leseprobe urteilen, und diese gibt mir absolut nichts, von dem ich sagen würde: Gut, da kann man vielleicht irgendwann mal mehr darüber nachdenken.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet man auf Wattpad.

 

 

Autor: Ava Reed

Titel: Mondprinzessin

Original: Mondprinzessin

Sprache: Deutsch

Reihe: ?

Seiten: 256

Originalpreis: 12,00€

Verlag: Drachenmond Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-95991-316-4

Erscheinungsjahr: 2016

Die nächste Freitagsprobe wird voraussichtlich nicht pünktlich oder erst im Laufe des Wochenendes kommen, da ich nächsten Freitag verhindert bin.

Robert Corvus mausert sich allmählich zu einem von mir sehr gern gelesenen Autoren. Mit der Schwertfeuer-Saga bin ich bereits in eine seiner Fantasy-Welten abgetaucht, mit »Grauwacht« ging es in die Science-Fantasy und nun verschlugen mit die Zeilen in seinen Science-Fiction-Roman »Feuer der Leere«.

Der Weltraum der Zukunft ist hart und unerbittlich. Die Erde wurde vor Jahrtausenden zerstört, die letzten Menschen ziehen als Nomaden in einem Raumschiffschwarm durch das All und ernten Planeten zur Nahrungsgewinnung ab, während sie von feindlichen Lebensformen verfolgt werden. Im Schwarm weilt auch die SQUID, ein Raumschiff, das eigentlich eine fremdartige Lebensform ist. Die Menschen an Bord der SQUID, die sie Mutter nennen, verändern sich auf seltsame Weise. Ugrôn, einer der Bewohner der SQUID, scheint auf eine ganz einmalige Weise verändert zu sein, da er eine besondere Verbindung zu Mutter hat – eine Verbindung, die ihn Wege eingehen lässt, die kein Mensch zuvor gegangen ist.

Da ich momentan ohnehin ein offenes Herz für Science-Fiction hatte, wollte ich mir dieses Buch nicht entgehen lassen. Das erste, das mir ins Auge fiel, ist ein Detail des Covers, das offensichtlich die SQUID abbildet, ein octopusähnliches Raumschiff, das sehr an die Reaper aus der Spielreihe Mass Effect erinnert. Es passt auch, da die Menschen sich ähnlich verhalten, auch wenn sie nicht vorsätzlich so extrem destruktiv dabei vorgehen. Sie sind jedoch durchaus dazu bereit, auch größere Schäden bis hin zur Vernichtung ganzer Planeten vorzunehmen, um das eigene Überleben zu sichern.

Überhaupt ist das ganze Konzept der gegenwärtigen Lebensweise der Menschen sehr spannend. Dutzende von Generationen sind auf den Schiffen geboren, lebten dort und starben schließlich auf ihnen, ohne jemals einen Fuß auf einen Planeten gesetzt zu haben. Jedes Schiff hat seine eigene Lebensform und Kultur entwickelt, aber die grundsätzliche Mentalität der Menschen insgesamt ist so anders. So etwas wie Schwerkraft, die ein planetengeborener Mensch bewusst gar nicht wahrnimmt, ist für sie ein außergewöhnliches Erlebnis und so einfache Dinge wie Wind für sie absolut fremdartig.

Dem Autoren ist es hervorragend gelungen, das zu vermitteln. Ich meine, es ist ja schon eine bemerkenswerte Leistung, während des Schreibens an solche Dinge zu denken, die wir bewusst eigentlich gar nicht mehr wahrnehmen, und dann auch immer mal wieder an den geeigneten Stellen darauf hinzuweisen, wie neuartig für die Menschen Erlebnisse wie fallendes Wasser, Wind in den Haaren oder schlicht die Gravitation am eigenen Leib zu spüren sind. Natürlich macht es Sinn, dass die Menschen des Schwarms so denken, aber ich halte es für sehr lobenswert, dass der Autor sich so gut in diese Denkweise einfühlen und sie auch dementsprechend transportieren konnte.

Natürlich gab es auch einen Erstkontakt mit einer neuen intelligenten Spezies, und Linguisten würden mit Neid auf die Technologie der Menschen blicken, die es ihnen ermöglichte, innerhalb kürzester Zeit die Sprache der neuen Lebensform zu dekodieren und eine Kommunikation zwischen beiden Seiten zu ermöglichen; wobei zugegeben das Szenario des Erstkontakts aus dem Film »Arrival« zum einen eindrucksvoller und zum anderen doch näher an einer möglichen Realität war.

Dennoch, alles weitere war doch sehr interessant dargestellt. Die Botschafterin der Menschen vermeidet beispielsweise bestimmte Mimiken, da diese als Bedrohung angesehen werden könnten. Auch werden im weiteren Verlauf verschiedene Auswirkungen dieses Erstkontaks erläutert, da die Menschheit beschließt, für eine Weile in der Nähe des bewohnten Planeten zu verweilen, um ihre Vorräte aufzufüllen und Handel zu treiben.

Leider liegen genau da ein paar der Schwächen des Buches. Der Erstkontakt verläuft erwartungsgemäß nicht ganz reibungslos. Davon sieht man aber lange nichts. Es werden zwar immer wieder Unruhen auf dem Planeten erwähnt, die von der Ankunft der Menschen ausgelöst wurden, aber viel sieht man davon nicht, bis die ganze Situation zu kippen droht und menschliche Geiseln genommen werden. Das ist ein wenig schade, weil das das ganze Szenario des Erstkontakts, und immerhin sind hier einmal die Menschen die Aliens, doch wesentlich lebhafter ausgestaltet hätte.

Dasselbe gilt auch für den Feind. Es gibt zwar am Anfang und am Ende des Buches jeweils einen Feindkontakt, aber so wirklich schlau wird man aus der Situation doch nicht. Warum genau werden die Menschen von den Giats verfolgt? Ist es wirklich wegen des Kampfes um Ressourcen? Ist der Weltraum nicht eigentlich weiß Gott nun wirklich groß genug dafür, um sich aus dem Weg zu gehen, oder läuft es auf ein ähnliches Kriegsszenario wie im »Ewigen Krieg« von Joe Haldman hinaus: Krieg, einfach weil Krieg? Leider finde ich in diesem Buch keine wirkliche Antwort darauf, aber da am Ende des Buches ein paar Dinge offen bleiben, hoffe ich auf eine Fortsetzung, auch wenn, wie ich das momentan überblicken kann, keine in Aussicht ist.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mitunter sehr mit den Charakteren durcheinander gekommen bin und einige für mich sogar sehr gesichtslos blieben; zwischenzeitlich dachte ich sogar, Koichy (ein Mann) sei die Mutter der Hauptprotagonisten Starn und Rila, auch wenn ich da wohl einfach unaufmerksam gelesen habe. Ein Glossar, wie ich es aus Corvus‘ anderen Büchern gewohnt bin, wäre hier sehr hilfreich gewesen.

Am meisten fasziniert mich an der Science Fiction jedoch die technische Seite, weshalb ich wahrscheinlich auch mit Filmen wie »Arrival« und »Interstellar« (erstgenannter ist ein hervorragender Film, der zweite sogar mein absoluter Lieblingsfilm) bedeutend mehr anfangen kann als mit »Star Wars«, »Star Trek« und Konsorten. Das schlägt sich auch in meinem Literaturgeschmack wieder. »Feuer der Leere« wird zwar durchaus treffenderweise mit dem »Wüstenplaneten« verglichen, hat aber auch viele technische und wissenschaftliche Aspekte, die der Autor sehr passend einbindet und die den Hauptteil meines Interesses auf sich zogen. Darüber zu lesen, hat mir sehr große Freude bereitet.

Auch wenn der Roman ein paar kleine Schwächen hat, hat es doch insgesamt sehr viel Spaß gemacht, ihn zu lesen. Gern sehr viel mehr davon!

 

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar und freue mich sehr auf die Lesung am Freitag! Robert Corvus wird seinen Roman am 24.3.17 auf der Leipziger Buchmesse um 11:30 in Halle 2 auf der Leseinsel Fantasy, Stand H410, vorstellen und ich werde für Leipzig lauscht dabei sein.

 

 

Autor: Robert Corvus

Titel: Feuer der Leere

Original: Feuer der Leere

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 495

Originalpreis: 16,99€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-70439-7

Erscheinungsjahr: 2017

Die Tram lauert überall

Eine Eventlesung mit und von Markus Heitz zu seinem Buch »Des Teufels Gebetbuch« in der Bahnhofsbuchhandlung LUDWIG.

 

Wer denkt, er sei eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn überpünktlich da, hat sich geschnitten. Bereits jetzt ist der Nebenraum der Bahnhofsbuchhandlung LUDWIG sehr gut gefüllt und der Strom der Interessenten reißt nicht ab. Doch jahrelanges Tetris spielen trägt dazu bei, dass am Ende alle einen Platz finden. Der Hauptakteur des Abends, Herr Heitz, ist eine viertel Stunde vor Beginn da, lässt es jedoch ruhig angehen mit dem Beginn. Es soll schließlich ein gemütlicher Abend in geselliger Runde werden. Sehr gesellig, wie ein Blick in die Runde verrät.

Das Publikum besteht überwiegend aus dunkel gekleideten Gestalten und hat sich damit ganz intuitiv dem Kleidungsstil des Autoren angepasst. Umso mehr fallen einige etwas reifere, aber noch rüstige Damen auf. Nicht unbedingt das Klientel, das man hier erwartet aber nun gut. Augenscheinlich haben sie tatsächlich Interesse, was durchaus verwundert; Heitz' Fanclub ist anscheinend sehr breit aufgestellt.

Das Wasserglas droht eine der berüchtigten Wasserglaslesungen an. Doch Heitz ist ein alter Hase und weiß so etwas durch seine geübte Rhetorik und den einen oder anderen guten Witz aufzulockern. Zudem hat er wortwörtlich ein Ass im Ärmel. An diesem Abend soll es nicht nur in seinem neuesten Roman um Kartenspiele gehen, es wird tatsächlich gezockt. Eine kreative Abwechslung zum trögen Trott einer Autorenlesung.

»Des Teufels Gebetbuch«, der Titel des Romans klingt schon sehr … verheißungsvoll. Als dem Publikum dann auch noch angedroht wird, dass hier tatsächlich an diesem Abend gezockt wird, sehen sich wahrscheinlich schon einige mit der Pistole an die Wand gestellt, darauf hoffend, dass das Magazin leer ist. Doch Heitz gibt Entwarnung: Wir spielen harmlos. Die Reihen der Leser auszudünnen, findet auch er nicht so prickelnd.

Eben weil Heitz zusammen mit seinem Verlag sich eine kreative Lösung für das immer gleiche Schema A einer Lesung ausdachten, beginnt der Abend mit dem Organisatorischen. Charmant, wie nur Heitz es verpacken kann, fällt auch spontan die Lesung selbst darunter.

Vielleicht ein Spontanidee, vielleicht schon länger vorhanden, kündigt Herr Heitz außerdem an, dass an dieser Stelle wohl in Zukunft, wenn nicht gerade Karten gespielt werden, ein Heitz-Bingo stehen soll. Denn auch die alten Hasen im Publikum wissen: Herr Heitz bringt gerne einmal einige Witze auf jeder seiner Lesungen. So hatte er beispielsweise in jungen Jahren überlegt, ob er denn nicht einen soliden Beruf ergreifen solle. Und »Bestatter haben ja auch nachwachsend Rohstoffe«. Makaberer Humor passt in eine Runde wie diese immer sehr gut. So erfahren wir außerdem: »Die Tram lauert überall.« Und sorgt wahrscheinlich somit auch für die konstante Sicherung des Bestatterberufs, welcher, so suggerieren es uns die Worte Herrn Heitz', in Leipzig besonders lukrativ sein muss. Der Tram sei's gedankt.

Der Autor bietet seinen Zuhörern ein unterhaltsames Abendprogramm, das immer wieder aufgelockert wird von insgesamt drei vorgetragenen Szenen aus seinem neuen Buch. Dabei witzelt er nicht nur, sondern erzählt auch einiges über den Entstehungsprozess des Romans und zur Geschichte des Kartenspiels.

»Ach komm, machste mal was ohne Leipzig«, sinniert er dabei, nachdem er ansprach, dass er seine Romane gern einmal in der Bachstadt spielen lässt. Ein empörtes »Ohhhhh!« erhebt sich aus den Reihen des Publikums. Um den Lokalstolz der Leipziger zu bedienen, revidiert Heitz sogleich: »Aber es stellte sich heraus: Kannste vergessen.« Denn wie wir an diesem Abend lernten, war Leipzig zu Goethes Zeiten eines der Zentren der Kartenmacher. Markus Heitz kommt von Leipzig einfach nicht los.

Insgesamt bot der Abend sehr angenehme Abwechslung. Nach der Lesung gab es eine kleine Fragerunde, danach stand die Signierstunde an, und während ich diese Zeilen tippe, sind die zehn Gewinner (ob sie so glücklich sind oder nicht, bleibt offen) der Losrunde gerade am Zocken. Für einen von ihnen wird es am 1. April nach Baden Baden gehen, wo er gegen die Gewinner der Zockrunden anderer Lesungen antreten wird. Doch wie das ausgehen wird, und dieses Heitz-Bingo hätten sicher alle alte Hasen gewusst, »kann ich aus dramaturgischen Gründen hier nicht verraten, aber dazu gibt es Hinweise im Buch.«

 

Die Veranstaltung: Markus Heitz liest aus Des Teufels Gebetbuch, Bahnhofsbuchhandlung LUDWIG, 22.3.2017, 19.00 Uhr

Das Buch: Markus Heitz: Des Teufels Gebetbuch. Knaur HC, München 2017, 672 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 14,99 Euro

Kringel für die Welt!

Christoph Hardebusch liest auf der Leipziger Buchmesse aus »Schattenkaiser«.

 

Zugegeben, auf der Messe eine entspannte Lesung zu veranstalten, ist eine Kunst. Ständig ziehen Menschen an einem vorbei, es ist laut, die benachbarten Veranstaltungen machen nicht weniger Lärm als die sich unterhaltenden Messegäste und überhaupt ist immer etwas los. Und wenn es Robert Corvus ist, der sich im Hintergrund entlang schlängelt.

Irgendwie schafft es die Leseinsel Fantasy dennoch, tatsächlich eine Insel im hektischen Strom der Messe zu sein. Schon am Donnerstag, dem eigentlich ruhigsten Tag der Messe, ist allerhand los. Leute kommen und gehen, schauen, lauschen, oder nutzen die Gelegenheit einfach, um zu essen und dabei was zum Gucken zu haben. Alles ist wie immer. Nur die charmante Moderation von Richard Haxel fehlt irgendwie; der Streit der Buchmesse mit WerkZeugs hinterlässt seine Spuren. Dieses Jahr heißt es also: Selbst ist der Autor! Oder die Autorin.

Auch Christoph Hardebusch kündigt sich selbst an. Nach einigen Worten zu sich und seinem neuesten Roman »Schattenkaiser« beginnt er zu lesen. Die Wahl fiel auf Prolog und das erste Kapitel, in dem einer der Hauptprotagonisten, Dariush, vorgestellt wird. Sie ist gut getroffen worden, denn diese Kapitel enthalten einige der Schlüsselszenen des Romans und sicher auch die ansprechendsten Stellen.

Die Technik ist gut eingestellt, für den aktuellen Betrieb fast sogar schon ein bisschen zu laut. Aber so ist garantiert, dass wirklich jeder den Worten des Autoren lauschen kann.

Man kann ihm gut folgen, auch wenn er manchmal, besonders gegen Ende, über seine eigene Zunge stolpert, wenn die Worte ungeduldig werden und alle auf einmal raus wollen.

Die Lesung ist eine Lesung in Reinform. Informativ, man bekommt einen guten Einblick in das Buch und ein paar Zusatzinformationen obendrauf, aber nichts, was auf Dauer im Gedächtnis bleibt. Spannend ist mitunter, was am Rand passiert.

Eine Mutter lauscht gespannt mit ihrem Kleinkind. Das Kind scheint jedoch nicht viel von Dariush zu halten und quängelt. Ehe es in einem Trotzanfall endet, beschießt die Mutter, ihre Sachen zu packen. Das Kind entdeckt jedoch die Technik, die am Rande der Bühne steht, und findet, dass das ein viel spannenderer Spielplatz ist als diese olle Lesung. Ein Autor ist an diesem Kind wohl nicht verloren gegangen, dafür aber vielleicht ein Techniker …

Im Anschluss gab es für eine Handvoll Fans Kringel in ihre Bücher. Eigentlich war das mit dem Kringel nur ein Scherz, aber zumindest ich habe jetzt neben der Signatur noch einen formschönen Kringel im Buch. Und wenn ich mir so ansehe, was er mir noch dazu schrieb, und bedenke, dass der dreiköpfige rote Drache der Targaryens unter seinem Hemd hervorluge, frage ich mich, ob der Autor mich dazu anstiften will, den Eisernen Thron für mich zu erobern … Fire and Blood!

 

Die Veranstaltung: Christoph Hardebusch liest aus Schattenkaiser, Moderation: Christoph Hardebusch, Leseinsel Fantasy, 23.3.2017, 15.00 Uhr

Das Buch: Christoph Hardebusch: Schattenkaiser. Piper, München 2017, 416 Seiten, 14,99 Euro, E-Book 12,99 Euro

Die Leere ist nicht leer

Robert Corvus liest auf der Leipziger Buchmesse aus seinem Science Fiction Roman »Feuer der Leere«.

 

Deutsche Pünktlichkeit wird heute anscheinend groß geschrieben. Bereits einige Minuten vor Beginn der Lesung findet sich der Autor Robert Corvus auf der Leseinsel Fantasy ein, um seinen neuesten Roman »Feuer der Leere« zu präsentieren. Da sich die Reihen nach und nach füllen, nutzt er die Zeit, um noch ein paar potenzielle Zuhörer mehr abzugreifen, die gespannt die Leseinsel bevölkern, um sich von ihm in die Leere des Weltalls entführen zu lassen. Nur die Moderation wird schmerzlich vermisst; dieses Jahr sind ein paar Dinge anders auf der Leseinsel Fantasy. Aber: Selbst ist der Autor, also kündigt man sich selbst an.

In Corvus' Roman reisen die Reste der Menschheit der Erde beraubt mit Raumschiffen durch das All. Die ehrfurchtgebietende Leere, die dort herrscht, hat eine eigene Religion hervorgebracht, deren Anhänger sich in Demut vor der Gewaltigkeit des Nichts im Weltall üben. Auch wenn die Atome unseres Körpers zu großen Teilen aus Nichts bestehen, kann man von Leere auf der Leseinsel schon am Messefreitag nicht reden. Sicher sind viele dabei, die vor allem wegen der anschließenden Lesung Kai Meyers anwesend sind, aber wenn sie die Ohren aufsperren, werden sie einiges darüber lernen, wie es ist, im Weltall zu sterben.

Denn genau so eine Szene hat uns Robert Corvus mitgebracht. Mit ruhiger, fast schon etwas zu ruhiger Stimme trägt er das Erlebnis einer seiner Protagonisten vor, wie dieser sich in einer Luftschleuse des Raumschiffs der Leere des Weltalls stellt. Ohne Raumanzug versteht sich. Es ist eine der faszinierendsten Stellen im Buch, die umso spannender wird, da Corvus im Vorfeld gut recherchiert hatte und dem Leser dieses faszinierende Ereignis sehr detailliert präsentieren kann. Trotz der Hektik und des Kommens und Gehens am Rande der Leseinsel verweilen immer mehr Menschen, sichtlich gebannt von den Worten des Autoren.

Im Anschluss an die Lesung folgt die Signierstunde, bei der sich einige der Fans einfanden und man mit dem Autor ins Gespräch kam. Es bleibt die Erkenntnis, der Lesung eines empfehlenswerten Buches beigewohnt zu haben sowie, dass die Leere eben doch nicht gänzlich leer ist.

 

Die Veranstaltung: Robert Corvus liest aus Feuer der Leere, Moderation: Robert Corvus, Messegelände, 24.3.2017, 11.30 Uhr

Das Buch: Robert Corvus: Feuer der Leere. Piper, München 2017, 495 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 12,99 Euro

Darauf erst mal 'ne Fettbemme!

Sigrid Kraft lässt ihren neuen Roman »In einem fernen Land« von ihrem Verleger Tobias Fahnauer verlesen.

Es gibt da diesen Effekt bei Unfällen, wo alle anfangen zu glotzen, und dann schlimmstenfalls noch mehr Unfälle gebaut werden. Inwiefern hier Folgeunfälle gebaut wurden und wenn ja, wie diese aussehen, bleibt offen, aber ein Unfall war es. Die Autorin Sigrid Kraft hatte es sich doch sehr leicht gemacht, als sie wieder einmal den Fauxpas vom vergangenen Jahr wiederholte und sich wieder auf die faule Haut legte, statt selbst ihren Roman zu verlesen. Stattdessen musste ihr Verleger Tobias Fahnauer in die Bresche springen und ihre Arbeit tun. Warum? Das weiß keiner. Ich erinnere mich aber an einen Facebook-Post der Autorin von vor über einem Jahr, in dem sie meinte, dass eine männliche Stimme besser zu ihren Figuren passen würde. Wie schon vor einem Jahr frage ich mich auch dieses Mal: Und was machen denn Hörbuchsprecherinnen, wenn sie männliche Rollen sprechen? Oder umgekehrt? Aber Frau Kraft weiß da natürlich voll Bescheid! Wehe, jemand sagt etwas anderes!

Die Besucher der Lesung werden jedenfalls an dieser Stelle über diese Kuriosität im Unklaren gelassen. Überhaupt werden sie über vieles im Unklaren gelassen. Wer die Autorin ist, was sie macht, was sie schreibt, worum es in ihren Büchern geht, wer ihre Charaktere sind, warum ich mir das antue, wieso sich sowas verkauft, warum dieselben Fehler des Vorjahres wieder haargenau wiederholt werden, warum kein Lerneffekt eintritt. »Friss oder stirb!«, lautet die Devise. Ardeen ist natürlich so toll, dass die Leute allein durch ihre Anwesenheit dazu motiviert werden, das Buch sofort zu kaufen! Nee, irgendwie nicht. Irgendwie riecht die Bemme in meiner Tasche da wesentlich ansprechender. Essen wäre jetzt nicht schlecht …

Der Trailer soll schon alles richten, scheint es. Nach drei lieblosen Einleitungsworten wird der Beamer angeschmissen und der Trailer flimmert über die Leinwand. Praktischerweise ist selbiger auch online einsehbar, sodass ich ihn hier präsentieren kann:

Während des Trailers bleiben tatsächlich einige Leute stehen und sehen zu. Die meisten davon verschwinden jedoch alsbald wieder, nachdem das Spektakel vorbei ist. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Ich meine: Klappentexte kann ich auch animieren, wenn ich mich in die Technik des Animierens ein bisschen eingearbeitet habe. Das ist jetzt nicht wirklich beeindruckend und sagt mir immer noch nichts über das Buch. Und das hier war sogar noch weniger als ein Klappentext. Aussage: Nicht vorhanden. Dafür ein wunderschöner Schönheitsfehler. Ja, da steht wirklich: »… was davor geschah … und … was davor geschah«. Zusammen mit diesem nervigen Gejaule sagt mir der Trailer genau eines: Ich will dieses Buch ganz bestimmt nicht kaufen. Und eine Aussage darüber hinaus existiert schlicht nicht.

Das mit den Wiederholungen scheint aber wohl wirklich ein typisches Mittel des Buches zu sein, so gesehen vermittelt der Trailer also doch eine Aussage, die diese Bezeichnung verdient. Ich habe es leider nicht mit aufgenommen (s.u.), aber es folgt in der Lesung tatsächlich eine Textpassage, die besagt »Was wenige Minuten zuvor geschah« und dann exakt dieselben Sätze noch einmal wiederholt, die vor dieser Passage gelesen wurden. Da Herr Fahnauer sich da ausnahmsweise einmal nicht verhaspelte, scheint es tatsächlich so im Buch zu stehen.

Zum einen ist dieses »Was zuvor geschah« genauso abscheulich wie »Rückblende Anfang« und »Rückblende Ende« und zum anderen: Merkt man es nicht, wenn man ganze Sätze einfach mal direkt hintereinander copypastet? Herrgott! Dieses Lektorat gehört gefeuert! Zwischenüberschriften wirken immer so, als sei der Autor nicht in der Lage, oder zu faul, oder beides, sich einen Satz mehr aus den Fingern zu saugen und elegant dazu überzuleiten, was in der ferneren Vergangenheit oder drei Minuten zuvor passiert ist.

Die Bemme in meiner Tasche duftet immer verführerischer, die Leere in meinem Magen nach einem langen Messetag meldet sich. Mate wäre jetzt auch nicht schlecht, denke ich mir. Intravenös am besten. Dann bleibe ich vielleicht auch während der Lesung wach. Denn es ist wirklich eine Zumutung, Herrn Fahnauer zuzuhören. Er liest unmotiviert, mit einem starken Dialekt und verliest sich andauernd. Es ist einfach nicht mehr feierlich. Bevor ich hier noch verhungere oder entschlafe, zücke ich jedoch mein Handy und mache ein kleines Video, um das Ganze in Bild und Ton festzuhalten.

Oh, schau! Ein Ciri-Cosplay da hinten beim Pommesstand! Es gibt eindeutig zu wenige Witcher-Cosplays auf dieser Messe. Was? Prinz Raiden macht irgendwelche tollen Sachen? Hätte ich zuhören sollen? Tut mir leid. Wobei, eigentlich nicht. Vielleicht sollte ich eine Wette beginnen, ob das nächstes Jahr, wenn Frau Kraft wieder dabei ist, erneut so mies wird. Zücken da wirklich Leute ihre Geldbörsen, um sich das Buch zu kaufen? Nein, macht das nicht!

Jetzt hat sich Ciri ‘ne große Portion Pommes gekauft. Mein Magen knurrt. Ach, was soll’s. Darauf erst mal ‘ne Fettbemme! Sonst werd‘ ich noch unleidlicher. Demonstrativ packe ich also mein Essen aus und fange an zu essen. Wahrscheinlich wird die Wette langweilig, weil alle dasselbe tippen. Bis zum nächsten Jahr …

 

Die Veranstaltung: Tobias Fahnauer liest aus In einem fernen Land, Moderation: Sigrid Kraft, Messegelände, 26.3.2017, 14.30 Uhr

Das Buch: Sigrid Kraft: In einem fernen Land. Fahnauer Verlag, Dresden 2017, 362 Seiten, 15,00 Euro, E-Book 7,99 Euro

Senpai noticed me!

Brandon Sanderson besucht die Buchmesse, und ich bin ein sehr glücklicher Mensch.

Habt ihr die Explosion einer Supernova über Leipzig gesehen? Keine Sorge, das war nur ich, die am Freitag und Samstag Brandon Sandersons Schatten war und seine vier Veranstaltungen besuchte, die er auf der Buchmesse hatte. Ich war glücklich, einfach nur glücklich, menschgewordenes Glück.

Am Freitag gab es eine Signierstunde, danach am Abend in der Schille den Piper Fantasy Abend, und am Samstag hatte Brandon zwei Interviews auf der Messe, jeweils noch einmal mit anschließenden Signierstunden und Möglichkeiten, Fragen zu stellen.

Ehrlich gesagt habe ich ja nie damit gerechnet, ihn einmal in persona treffen zu können. Der eine oder andere weiß es vielleicht: Brandon ist von allen noch lebenden Autoren mein absoluter Lieblingsautor und rangiert auf einer Ebene mit Tolkien. Das war für mich in etwa so, als wäre ich in die Vergangenheit gereist und hätte Tolkien die Hand geschüttelt.

Ich war am Freitag schon sehr früh in der LUDWIG Buchhandlung, wo die Signierstunde stattfand. Dementsprechend war ich auch die Zweite in der Schlange, die sich ein Autogramm abholen konnte. Ok »eines«. Während bereits eine beträchtliche Schlange quer durch die Buchhandlung führte, tauchte Brandon irgendwann auf, quatsche gemütlich mit einer Dame, von der ich vermute, dass sie vom Verlag war, und begab sich in aller Seelenruhe nach vorne zum Signiertisch. Mir sprang fast das Herz aus der Brust vor Aufregung und sehr wahrscheinlich habe ich ihn sehr dümmlich angegrinst, als er dann vor uns stand und uns den Ablauf erklärte.

»And I will sign all your books«, versprach er, warf einen Blick in meine Richtung, und ich dachte mir nur noch: »Oh, ups.« Ich hatte Armmuskeltraining gemacht, als ich da stoisch meine acht Bücher stemmte, um sie ihm auf den Tisch zu wuchten.

Eine kleine Auflistung meiner Ausbeute.

  • Im Vorfeld hatte ich mir bereits signiert einfliegen lassen:
    • Words of Radiance
    • Arcanum Unboundend
  • Nach diesem Freitag hatte ich signiert:
    • Die Reckoners-Reihe (4 Bücher, da ich auch Mitosis dabei hatte)
    • Die Mistborn-Reihe
    • Way of Kings
    • White Sand
    • Elantris
  • Nach Samstag hatte ich signiert:
    • Die Alcatraz-Reihe (5 Bücher)
    • Sturmklänge
    • Rithmatist ​​​​​

Das macht allein zur Messe  15 Bücher, insgesamt jetzt 17, und ich bin glücklich. Und es sind immer noch nicht alle meine Bücher von ihm signiert. In einige der Bücher schrieb er mir noch lustige Sprüche, außerdem malte er mir in Elantris ein Aon, was ich auch ziemlich cool finde.

Oh, hätte ich am Anfang vorwarnen sollen, dass das hier hartes Fangirlen wird? Das wird hartes Fangirlen.

Nun ja, jedenfalls wuchtete ich ihm also am Freitag den ersten von zwei riesigen Stapeln auf den Tisch und war totaly stunned. Da war auf einmal kein Bildschirm zwischen mir und ihm! Da saß er! Live! In natura! Zum Anfassen! Na gut, so peinlich war ich dann doch nicht, ihm um den Hals zu fallen oder so … Ich beließ es bei dümmlichem Strahlen über das ganze Gesicht. Was war ich froh, dass Brandon, was Signierstunden angeht, unheimlich routiniert war! Er war ausgesprochen flott beim Signieren, konnte dabei fröhlich vor sich hin quasseln und man konnte sogar Fotos mit ihm machen. Ratet mal, was bald gerahmt auf meinem Schreibtisch stehen wird. Richtig! Außerdem hatte er für jeden einige nette Worte übrig und brach so spielend das Eis. Wirklich, ich war von mir selbst erstaunt, dass er mein auch ohne Nervosität schlechtes Englisch verstehen konnte und wusste, was ich von ihm wollte. Und er mag meine Mütze. Ich werde sie nie wieder absetzen! Außerdem hat er sich bedankt, weil es wirklich nicht zu übersehen war, was für ein riesiger Fan ich von seinen Werken bin, und er meinte, dass es Leute wie ich seien, deretwegen er so gern macht, was er macht, und die es ihm überhaupt ermöglichen, das zu machen. Man kann sich natürlich streiten, ob das nur so daher gesagt war, aber es streichelt unbestreitbar das eigene Ego, wenn Senpai das zu einem sagt. Senpai noticed me!

Sorry not sorry an alle, die ich an diesen beiden Tagen getroffen habe und mein Fangirling ertragen mussten. Ich meine, hey! Ich hatte kein Metalkonzert, bei dem ich die ganze Energie rauslassen konnte! Nightwish waren nicht da, bei denen ich nicht minder aufgeregt gewesen war, als ich sie das erste Mal hatte live sehen können. Ich glaube, es kommt doch etwas sehr seltsam, wenn man auf einer Signierstunde anfängt zu headbangen …

Wirklich: Ich habe geweint vor Freude, als ich meine heiß geliebten Bücher an mich drücken konnte und alle durch seine Hände gegangen waren. Das war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich vor Freude geweint habe. Das erste Mal war Weihnachten 2015, als ich ganz unverhofft Words of Radiance signiert geschenkt bekommen hatte und da mein Name und ein cooler Spruch drin standen. Ich erkenne ein Muster …

Nachdem sich mein Aufregungslevel wieder nennenswert Richtung normal bewegt hatte, stürmte ich gleich zum Schrille Theaterhaus, wo in drei Stunden der Piper Fantasy Abend losging, zu dem Brandon zusammen mit Michael Peinkofer und Robert Corvus eingeladen war. Ich wäre auch wegen Corvus dahin gegangen, aber Brandon war unzweifelhaft das Highlight. (Sorry an Peinkofer …) Zumindest war ich mit Abstand die erste bei der Schille. Der Hausmeister guckte mich groß an, als ich vor der Tür auf der Bank saß und wartete; ich wüsste zu gern, was er gedacht hat.

Ich musste jedoch nicht allzu lange allein warten, denn irgendwann kamen noch andere Gäste. Und wer so früh da ist, kann nur ein hardcore Fan sein. So war es dann auch und wir gründeten spontan einen Sanderson-Fanclub. Ich hab zwar keine Ahnung, wie die vier anderen hießen, aber wir hatten sehr viel Spaß zusammen.

Der Abend war großartig! Leider störten mich die Übersetzungsversuche des Moderators. Zugegeben: Für Leute, die nicht so gut in Englisch sind, waren die sicher Gold wert, aber in dem Saal saßen sicherlich überwiegend Fans von Brandon, die wahrscheinlich auch noch gut Englisch können. Nun ja, erträgt man es halt und grinst weiterhin blöd vor sich hin, dass da vorn Brandon sitzt. Und Robert Corvus nicht zu vergessen, der hatte auch ein paar spannende Dinge zu erzählen. Wie man im Weltall stirbt zum Beispiel.

Brandon hatte so viele tolle Dinge zu erzählen. Dass hauptsächlich eine Schauspielerin aus seinem im Deutschen erschienen Buch »Schatten über Elantel« (Shadows of Self) vorlas, war irgendwie nicht so cool und bei weitem nicht so cool, als hätte er selbst eine Passage aus Shadows of Self mitgebracht. Was er aber mitbrachte, war ein Auszug aus Oathbringer, und das hat mich noch einmal so extrem geflasht. Auf das Buch freue ich mich so unglaublich! Ein neues Buch von Brandon ist immer klasse, aber ein Stormlight-Buch die Kirsche auf der Kirsche auf der Sahne. Und da ich natürlich die ganze Zeit mit meiner Handykamera draufgehalten habe, ist das alles für die Ewigkeit festgehalten.

Samstag ging der Ozean voller Glückshormone weiter. Ich schleppte einen weiteren Stapel Bücher zu Messe und präsentierte ihn Brandon zum Signieren. Wieder einmal gab es Interviews, bei denen ich ihn fragen konnte, wie er Szeth ausspricht (eine Frage, die mich seit Jahren beschäftigt) und warum ausgerechnet die Librarians in Alcatraz böse sind (weil es, yolo, das lustigste war, und es passt einfach soooo gut zu den Büchern!). Außerdem fragte ich ihn, ob er wahlweise trotz seiner Religion (er ist Mormone) einen Pakt mit dem Teufel, trainierte Affen oder einen Zeitumkehrer hat, dass er so unfassbar viele unfassbar gute Bücher in unfassbar kurzer Zeit schreiben kann. Nein, er habe nichts davon (ich glaub dir nicht!), und er sei nur ein mittelmäßig schneller Schreiber (und wie sieht schnell aus? Doppelte Heitz-Geschwindigkeit?), aber er habe einfach lange Jahre des Übens hinter sich.

Ich glaube, die Hälfte aller Bilder, die ich auf dieser Messe gemacht habe, gingen an ihn und fast alle Videos sowieso; ich sollte öfters Lesungen filmen, warum kam ich die Jahre zuvor nicht auf diese Idee? Ich bin jetzt einfach nur noch glücklich, dass mir einer meiner Lebensträume erfüllt wurde ohne dass ich davor übertrieben viel Geld für einen Flug in die USA ausgeben musste.

v.l.n.r.: Kaladin (mit Sylph auf der linken Schulter), Shallan (mit Muster), Adolin, Renarin

 

Shallan

Nur ein toter Loveinterest ist ein guter Loveinterest

Fantasy Leseabend im Theaterhaus Schille mit Alana Falk, Markus Heitz, Kai Meyer und den Seraph Preisträgern Julia Lange und Katharina Seck.

 

Wer gut im Tetris spielen ist, kommt an diesem Abend weiter. Gewohnheitsgemäß ist der Andrang vor der Schille schon früh sehr groß, und wenn beliebte Autoren wie Markus Heitz und Kai Meyer kommen, dann ohnehin noch mehr. Wie üblich bedeutet das, dass die Schille übervoll ist und nicht alle Besucher aufnehmen kann. Nicht einmal dann, als die Leute an den unmöglichsten Plätzen platziert wurden: auf der Treppe der Bühne, neben der Bühne, gar hinter der Bühne (eine sehr unangenehme Erfahrung, wie ich von letztem Jahr noch weiß) und sogar im Nebenraum. Dort ist die Akustik miserabel (auch da spreche ich aus Erfahrung), doch irgendwie geht alles. Der Ärger bleibt dennoch: Es ist jedes Jahr dasselbe Theater, warum zum Henker verkauft man nicht limitierte Karten oder sucht sich schlicht eine größere Location?!

Nun ja, irgendwie arrangiert man sich doch damit und hat zumindest einen Vorsatz: Morgen zum Piper Fantasyabend mit Brandon Sanderson wesentlich früher da sein.

Der erste Programmpunkt ist Alana Falk, eine enigmatische junge Autorin, welche ihren neuen Roman »Sternensturm – Das Herz der Quelle« vorstellt und daraus liest. Das Cover sieht gruselig aus und schreit nach generischer YA Fantasy Romanze, aber man will dem ganzen dann doch eine Chance geben und die Autorin wirkt zudem routiniert und geübt bei Lesungen. Außerdem hat sie ein paar nette Sprüche auf Lager. Sie spricht an, dass viele gern wissen würden, wie es im Kopf eines Autors aussieht. »Wenn die Leute wüssten, wie es da aussieht, würden sie das nicht mehr fragen.« Sie verrät uns sogleich auch, warum sie das denkt. »Nur ein toter Loveinterest ist ein guter Loveinterest«, lautet ihr Motto. Grundsätzlich gehe ich damit konform, leider konnte mich das vorgestellte Buch dann doch nicht davon überzeugen, dass es gänzlich ohne Romanze auskommt. Eher im Gegenteil … Schade. Nun ja, immerhin hat die Magie eine erotische Komponente, verrät sie uns. Klingt prinzipiell interessant, würde der ganze Rest nicht immer noch »Generisch!« brüllen.

Die nächste Person wusste am Morgen noch nicht, dass sie an diesem Abend lesen wird: Julia Lange ist eine der Seraph-Preisträgerinnen 2017, ihr Roman »Irrlichtfeuer« gewann in der Kategorie Bestes Debüt. Julia Lange ist eine bildhübsche Frau, aber lesen kann sie ums Verrecken nicht. Ohne Mate in der Tasche wäre ich wohl entschlummert. Sie liest monoton, einschläfernd und man hat Mühe zu folgen. Worum es im angepriesenen Debüt ging, blieb leider nicht hängen. Der Roman mag gut oder schlecht sein, aber eine etwas enthusiastischere Vorstellung desselben hätte ihn sicher bedeutend schmackhafter gemacht. Zugegeben: Selbst alte Hasen sind mitunter nicht so hervorragende Autoren-Alleinunterhalter wie Markus Heitz, und Übung macht den Meister. Verbuchen wir es also unter »Erfahrung« für die nächsten Male.

Danach steht eine kurze Pause an, die dazu genutzt wird, YouTube anzuschmeißen. Denn die Nummer 3 des Abends ist Markus Heitz, der uns einen ganz besonderen Leckerbissen mitbringt: den Buchtrailer zu seinem neuesten Roman »Des Teufels Gebetbuch«.

Buchtrailer sind so eine Sache. Meist sind sie überflüssig, da sie ohnehin nichts Wissenswertes über das Buch aussagen. Der hier hingegen tut das sehr wohl, da er in seiner Natur als Musikvideo hervorragend die Stimmung des Buches einfängt und die Grundthematik des gefährlichen Kartenspiels darlegt. Können wir uns bitte darauf einigen, Buchtrailer in Zukunft nur noch so zu gestalten?

Die Vermutung liegt wohl nahe, dass Heitz der Höhepunkt des abendlichen Programms ist. Seine Lesung gestaltet sich als kleine Schwester des Vorabends in der LUDWIG Buchhandlung. Dieses Mal lauert die Tram zwar nicht überall, aber aus dramaturgischen Gründen muss Heitz dennoch an den spannendsten Stellen den vorgelesenen Abschnitt beenden.

Wer nach dieser Vorstellung an der Reihe ist, ist sich wahrscheinlich bewusst, dass er da nur sehr schwer wird mithalten können. Katharina Seck zog dieses schwere Los, ist sich dessen auch bewusst und lispelt dennoch aus ihrem Roman »Die silberne Königin« mutig drauf los. Ja, lispeln. Ich weiß nicht, ob die Seraph-Preisträgerin der Kategorie Bester Roman einen angeborenen Sprachfehler hat oder das Lispeln einen anderen Grund kennt. Aber vielleicht wäre das hier einer der Momente gewesen, in denen die Autorin sich besser nur auf eine Vorstellung des Romans beschränkt und das Lesen jemand anderen überlassen hätte. Es gibt manchmal Fälle, wo das wirklich angebracht ist. Da das Zuhören auf diese Weise massiv erschwert wird, wäre das eigentlich einer gewesen. Es wäre auch dem Buch wesentlich zuträglicher gewesen, da so sehr viel von dem Eindruck verloren geht. Wahrscheinlich hätte das Buch einen wesentlich positiveren Eindruck hinterlassen, am Ende bleibt jedoch vor allem das Lispeln.

Den wortwörtlich krönenden Abschluss bildet jedoch Kai Meyer mit seinem Space-Fantasy-Roman »Die Krone der Sterne«, womit der Abend dann doch mit einem positiven Erlebnis abschließen kann. Meyers Art ist ruhig und entspannt, was sich auch auf das Publikum überträgt. Die Stunde ist immerhin mittlerweile fortgeschritten, und so wird man von Meyer zunächst in die Weiten des Universums entführt und dann gelassen in die leipziger Nacht entlassen.

Der Autor erzählt neben den obligatorischen Dingen zu seinem Buch (es wird eine Trilogie) auch einige spannende Dinge zur Geschichte der Space Fantasy, womit er auch gleich herausstellt, wie sein Buch zu lesen ist: als Fantasy und nicht als Science Fiction; und ich bin ganz froh, dass er das gemacht hat, da ich so weiß, woran ich bei diesem Buch bin. Der eigentliche Kaufgrund für mich ist aber folgendes (und es war schon fast ein Zwang für mich): Meyer erzählt außerdem, dass es in den 70ern und 80ern bei Klett-Cotta üblich war, vor jedes Buch eine Art Vorspann mit Zeichnungen zu setzen, die auf das Buch einstimmen sollten. Meyer fand das (wie ich) ziemlich cool und wollte das auch für seine Bücher. In »Die Krone der Sterne« wurde es nun Realität. Als er so davon erzählt, muss ich an meine Tolkien-Sammlung denken, die mittlerweile zwei Erstausgaben umfasst: die deutsche und die amerikanische Ausgabe des Silmarillion. Die Deutsche erschien Ende der 70er bei Klett-Cotta und enthält genauso einen Vorspann. Irgendwie beschleicht mich da das Gefühl, dass Meyers Buch hervorragend dazu passen würde …

Der Abend war insgesamt ein Auf und Ab. Falk hört man sehr gern zu, ihr Buch spricht mich jedoch vorn und hinten nicht an. Seck und Lange hinterlassen nicht die positivsten Eindrücke. Heitz ist wunderbare Unterhaltung, auch wenn ich von seinen Büchern immer noch Abstand nehme. Meyer ist der Einzige, der mich auch zum Kauf bewegte (was zugegeben vor allen an den wunderschönen Illustrationen lag).

So langsam löst sich das Tetris auf und die Leute strömen in die Nacht hinaus. Die Messe ist noch lang, es werden noch viele Lesungen folgen.

 

Die Veranstaltung: Fantasy Leseabend im Theaterhaus Schille, Moderation: Oliver Graute & Natalja Schmidt, Theaterhaus Schille, 23.3.2017, 19.30 Uhr

Die Bücher: Alana Falk: Sternensturm – Das Herz der Quelle. Arena, Würzburg 2017, 386 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 13,99 Euro

Julia Lange: Irrlichtfeuer. Droemer-Knaur, München 2016, 528 Seiten, 9,99 Euro, E-Book 9,99 Euro

Markus Heitz: Des Teufels Gebetbuch. Knaur HC, München 2017, 672 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 14,99 Euro

Katharina Seck: Die silberne Königin. Bastei Lübbe, Köln 2016, 366 Seiten, 12,00 Euro, E-Book 9,49 Euro

Kai Meyer: Die Krone der Sterne. Fischer Tor, Frankfurt a.M. 2017, 464 Seiten, 14,99 Euro, E-Book 12,99 Euro

Es gibt für alles ein erstes Mal. Zählt man die Kurzgeschichte nicht dazu, die ich vor Jahren mal in einer Anthologie gelesen habe, war »Schattenkaiser« von Christoph Hardebusch für mich ein erstes Mal. Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht doch besser gewesen, als erste Lektüre des Autoren zu den »Sturmwelten« zu greifen.

Das Imperium der Menschen, das sich um die Metropole Anthanopolis gebildet hat, bildet seit vielen Jahren eine unbezwingbare Macht. Doch lange Jahre des Erfolgs und der Übermacht haben das Reich schwach werden lassen. Der Kaiser ist paranoid und die Feinde regen sich. Als der Kaiser einen Fehler nach dem anderen begeht, wittern sie ihre Stunde. Sie regen sich in den Schatten und rütteln an den Grundfesten des Imperiums. Doch in den Schatten lauern weitaus größere Gefahren, die nun ebenfalls ihre Stunde gekommen sehen.

Am Ende blieb schlicht kein Eindruck. Das Buch hinterließ nichts, wo man noch Tage später sagen würde: »Das war es! Das fand ich besonders toll!« Es hinterließ nicht einmal etwas, von dem man später noch sagen würde, dass das ein Griff ins Klo war. Es … existiert schlicht vor sich hin.

Was man aber auf jeden Fall festhalten kann, dass sich das Buch sehr gut von der Hand liest. Fast schon zu gut. Die Seiten fliegen nur so davon, und das alles dümpelt an einem vorbei. Das Buch ist der Auftakt einer Dilogie, und ganz ehrlich: Ein Band hätte es auch getan. Es passiert hier schlicht nichts, und wenn doch, dann fließt es am Leser vorbei, ohne bei ihm zu verweilen.

Man kann ebenso festhalten, dass Hardebusch sich einen spannenden Hintergrund für seinen Roman aussuchte: Auch wenn er Fantasy schrieb, bilden die Grundlage der hier beschriebenen Kultur die römischen und griechischen Reiche. Auf jeden Fall sehr passend, das steht fest. Das gibt Hardebuschs Imperium das gewisse Etwas einer tatsächlich mächtigen, aber jetzt bröckelnden Militärmacht, besonders wenn man nebenher Filme wie »Gladiator« oder »Der Adler der Neunten Legion« im Kopf hat und sich die römische Kriegsmaschinerie vor Augen führt, die mich schon immer sehr beeindruckt hat. Als ich stellenweise den Hadrianswall vor Augen hatte, brachte das tatsächlich eine Menge Stimmung in den Roman hinein.

Dennoch: Einen nennenswert bleibenden Eindruck hinterlässt das Buch nicht beim Leser. Die Handlung fließt an einem vorbei, aber es bleibt kaum etwas davon hängen. Hinzu kommen besonders am Anfang die vielen POVs, die teils etwas verwirren und deren Differenzierungen mitunter im allgemeinen Dümpeln des Romans verloren gehen.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

 

Autor: Christoph Hardebusch

Titel: Schattenkaiser

Original: Schattenkaiser

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 416

Originalpreis: 14,95€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-70371-0

Erscheinungsjahr: 2016

Vor Jahren klang die »Kingmaker, Kingbreaker«-Reihe von Karen Miller verlockend. Da war es in aller Munde. Als es in einem Antiquariat stand, wanderten gleich Band 1 und 2 in meine Tasche. Trotz exzessiven Popcornkonsums während des Lesens kam ich jedoch nicht über die ersten 350 Seiten des ersten Bandes hinaus, ehe ich die Lektüre abbrach. Ursache: Gähnende Langeweile.

Asher ist ein ach so gewöhnlicher Junge vom Land, der, darauf kam ja auch noch niemand, sein Glück in der großen Stadt versuchen will. Dort rennt er dem Prinzen über den Weg, wird sofort dicke mit ihm und steigt in rasender Geschwindigkeit vom stinkenden Kerl vom Land zum Berater des Prinzen auf. Aber das kommt ja alles nicht von ungefähr, denn es war eine Prophezeiung oder besser Prophezeiung™, die Asher in die Stadt geführt hat. Denn er ist der Innocent Mage – was auch immer das heißen mag.

In der Schule lernt man noch, dass man immer mit dem Positiven anfangen soll. Das ist hier leider nicht viel. Das Buch hat wirklich einige spannende Ansätze, leider wird daraus selten etwas gemacht. Die meiste Zeit gibt es großes Gewese und der Leser wird im Unklaren gelassen. Aber halt, ich wollte mit dem Positiven anfangen. Also: Die Szene, in der Asher das erste Mal einer Hinrichtung beiwohnt, hat sehr imponiert. Die Reaktion eines Menschen auf den gewaltsamen und recht sinnlosen Tod eines jungen Menschen (ein Junge von 16 Jahren wurde wegen illegaler Nachahmung von Magie, obwohl er selbst unmagisch ist, hingerichtet, weil es das Gesetz des Gottes (?) so verlangt) wird sehr ausführlich, bildhaft und nachvollziehbar beschrieben. Ich wage zu behaupten, dass die wenigsten bereits in einer ähnlichen Situation mit ähnlichen Emotionen waren, aber so, wie es Miller beschreibt, wirkt es sehr glaubhaft.

Aber zurück zum großen Gewese. Wie bereits erwähnt, werden viele Andeutungen gemacht. Da ist eine Prophezeiung™, die Asher betrifft, der sie alle retten soll, weil unser Protagonist sonst keine anderen Motive als die Erfüllung der Prophezeiung™ kennt, um sie alle zu retten. Jenseits der magischen Barriere sollen große Gefahren lauern. Der König macht irgendwas mit dem Wetter, ohne das sie alle krepieren würden. Überhaupt würden sie alle krepieren, wenn dies und jenes nicht wäre, aber das könnte alles viel cooler sein, wenn der Leser nicht eiskalt außen vor gelassen wird. Ich weiß nichts! Nach 350 Seiten! Ein bisschen mehr als »nichts« wäre da schon wünschenswert. Zumal das einige anscheinend grundlegende Dinge betrifft, Dinge, die der allgemein bekannte status quo in dieser Welt sind. Es reizt ja schon, mehr darüber zu erfahren, aber nicht, wenn ich die Aussicht habe, erst nach 700 Seiten Palaver endlich mal etwas mehr über die Welt zu lernen, das als »spannend« und »cool« deklariert werden kann.

Das betrifft übrigens nicht nur das Worldbuilding, sondern auch die Charaktere. Viele der Charaktere werden nur ungenügend oder gar nicht eingeführt. Nicht wenige sind auch nach 350 Seiten nur Namen ohne Gesicht. Pappaufsteller also, scheinbar überflüssige Deko. Und ausgerechnet Asher, der über den Status der Pappe hinweg ausgearbeitet wurde, hat einige Fehlerchen. Er wird von Anfang an als bauernschlau dargestellt. Er denkt nach, hinterfragt die Dinge und ist nicht doof. Aber dennoch nimmt er es sehr leicht hin, dass Prinz Gar von Anfang an so angetan ist. Kommt ihm das wirklich nur ein ganz klein bisschen spanisch vor? Ich meine, ein Prinz befreundet sich mit einem Fischerjungen vom Land und befördert ihn nur wenige Wochen nach Kennlernen in den Rang seines Beraters. Gut, kann man machen. Mit den entsprechenden Rahmenbedingungen und der entsprechenden Reaktion Ashers darauf. Letzteres ist nicht wirklich gegeben, und die Rahmenbedingungen sind auch so eine Sache.

Es wirkt zunächst, als sei Prinz Gar mit in die Sache mit Prophezeiung™ verwickelt. Im Hintergrund gibt es eine Gruppierung, die an der Verwirklichung von Prophezeiung™ arbeitet und Asher Gar in die Hände spielt oder zu spielen scheint. Das wäre eine passende Rahmenbedingung, allerdings wirkt es absolut nicht glaubhaft, dass Asher seine plötzliche Beförderung nur sehr oberflächlich hinterfragt und es dann recht schnell hinnimmt. »Ja, er ist halt mein Freund, weil Prinzen das so machen.« Oder so … Nach dem 350 Seiten bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob Prinz Gar von Prophezeiung™ weiß; wo er da nun steht, wurde mir leider nicht klar. Wenn er also nicht davon weiß und Asher aus reinster Nächstenliebe zu sich rief, macht das eigentlich noch weniger Sinn als der out of Character handelnde Asher.

Hinzu kommt zu dem ganzen, dass die Autorin anscheinend sehr gerne Dinge nachträgt. »Ach ja, in dem einen Jahr, das wir mehr oder weniger grob zusammengefasst haben, war ja noch was. Asher hat sich da spontan in das eine Mädchen verliebt.« Das ist jetzt nicht so, wie so etwas normalerweise funktionieren sollte. Normalerweise wäre es schön, wenn der Leser Anteil daran nehmen darf, wie Asher jetzt nach und nach seine erste Liebe entwickelt. Das hinterher serviert zu bekommen, ist, als würde man die ganzen leckeren Gewürze beim Essen weglassen, weil die Grundzutaten auch reichen. Nun ja, nein. Das schmeckt dann mitunter sehr fad …

Und zum Schluss kommen noch flache Dialoge oben drauf. Person A denkt über Person B, dass Person B einige Dinge erfahren sollte, die Person B noch nicht weiß. Person B kommt hinzu und fragt Person A, ob sie ihm etwas sagen will. Person B tut ganz unschuldig und beteuert, dass da nichts sei. Solche Dialoge lassen einen nur genervt aufseufzen, da sie extrem hölzern, gestellt und erzwungen wirken. Dass Person B mit sich ringt, etwas vor Person A verheimlichen zu müssen, kann man wesentlich eleganter ausdrücken. Das grenzt schon fast an die Spiegelszenen (mit denen wir hier verschont wurden, so schlecht ist das Buch dann doch nicht).

Es bleibt am Ende der Eindruck, dass das Buch viel besser hätte sein können, würde sich die Autorin sich nicht ewig in Andeutungen und Geschwurbel verlieren und den Leser wieder und wieder hinhalten. Das war fast, als würde man einem Hund das Leckerli unter die Nase halten und es dann wegziehen, als er danach schnappen will. Das ist nicht schön und macht keinen Spaß. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass im späteren Verlauf der Duologie noch wirklich tolle Sachen raus kommen, aber das rechtfertigt nicht den gähnend langweiligen Beginn der Reihe.

 

Autor: Karen Miller

Titel: Kingmaker, Kingbreaker: The Innocent Mage

Original: Kingmaker, Kingbreaker: The Innocent Mage

Sprache: Englisch

Reihe: Band 1

Seiten: 642

Originalpreis: 7,99$

Verlag: Orbit

Genre: Fantasy

ISBN: 978-0-316-06780-5

Erscheinungsjahr: 2007

Auch unter den Selfpublishern gibt es freilich viele Leseproben. Eine davon stammt aus Stefan Fischers Roman »Tarabas, der Zauberschüler«.

Veganer-Zombies, tollwütige Elfen, Drachen, die Wasser speien, - 'Andersartige' werden nach Abandonien verbannt.

Als die Siamesische Zwillingswespe das Gerücht verbreitet, dass sich die Abandonier gekreuzt und rachsüchtige Bestien hervorgebracht haben, rufen die Oberen zu einem Feldzug auf.

Tarabas sieht seine Chance gekommen, als größter Zauberkrieger in die Geschichte einzugehen und schließt sich dem Heer an, das die Abandonier vernichten soll. Doch durch einen unverzeihlichen Fehler muss er fliehen.

Sein Weg führt ihn ausgerechnet nach Abandonien ...

[Quelle: Klappentext, Amazon]

Meine Reaktion auf diese Leseprobe lässt sich recht akkurat beschreiben: Hä? Was zum Henker habe ich hier gerade gelesen? Ich scheine ohnehin meine Probleme mit abgedrehtem Humor in Büchern zu haben, wie ich in den letzten Wochen feststellte, aber dennoch will man ja offen für Neues sein.

Das erste, was an dieser Leseprobe auffällt, ist der Schreibstil: Parataxe, wohin man schaut. Die Sätze sind größtenteils gleich und zudem auch sehr einfach aufgebaut. Auf Dauer ist das sehr ermüdend. Unter anderem dadurch fiel es mir auch schwer, der Handlung zu folgen.

Selbige ist bestenfalls als wirr zu beschreiben. Wirklich viel ist davon schon Minuten nach Beenden der Leseprobe nicht hängen geblieben. Was da eigentlich vor sich geht, lässt sich mitunter nur erahnen, zumal der Autor auch sehr plötzliche Sprünge zu machen scheint, die für zusätzliche Verwirrung sorgen.

Gelegentlich schleichen sich auch recht eigenwillige Formulierungen ein. Da dreht man sich zum Beispiel ab statt um und Drachen schmelzen ins Dunkel, statt darin zu verschmelzen.

Inhaltlich fehlen mitunter Erklärungen für einige der neuen Begriffe, die der Autor einführt. Anscheinend führt er verschiedene neue Rassen ein, aber über ihre Namen hinaus erhalten sie kaum Attribute. Außerdem ist mir immer noch nicht klar, was die im Klappentext erwähnten Abandonier sein sollen.

Ich denke, ich kann getrost sagen, dass ich dieses Buch nicht lesen möchte. Es ist mir zu wirr in einfach allen Aspekten. Handlung sowie Stil bilden eher eine Aneinanderreihung von Dingen, die nur schwer irgendeinen Sinn erahnen lassen.

 

Die von mir gelesene Leseprobe umfasst die ersten drei Kapitel und lässt sich auf Wattpad einsehen.

 

Autor: Stefan Fischer

Titel: Tarabas, der Zauberschüler

Original: Tarabas, der Zauberschüler

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 254

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Selfpublishing

Genre: Fantasy

ASIN: B017E3ZRQ2

Erscheinungsjahr: 2015

Beim Schmökern stieß ich neulich auf »Mytheria – Magische Welten« von Lena Weinert. Das Buch erscheint im April bim AAVAA-Verlag. Erzählt wird die Geschichte eines ach so normalen Mädchens, das ganz plötzlich magische Kräfte entwickelt. Nun ja, man kann ja dennoch einmal einen Blick hinein werfen.

Ruby war schon immer anders und doch merkt sie nichts von dem alltäglichen Krieg der Mächte um sie herum. Zwei Männer kämpfen um ihre Liebe. Gut und Böse sind auf der Suche nach ihr um alles ein für alle Mal zu beenden. Sie verbirgt die Lösung für den Sieg oder den Untergang. Nichts ist so wie es scheint, denn die Bösen sind nicht alle schlecht. Alles hängt von einer Person ab, die nicht weiß: Was ist richtig und was falsch? Wird sie sich mit Hilfe ihrer besten Freundinnen Josie und Saphira für die richtige Seite entscheiden und das Leben ihrer über allem geliebten Menschen retten?

[Quelle: Klappentext]

Rhetorische Fragen! Irgendwie scheinen die bei den meisten Leseproben, die ich bisher ausgebuddelt habe, sehr im Trend zu sein. Finde ich irgendwie nicht so cool. Rhetorische Fragen sind meist doch eh nur Platzhalter, die fancy wirken sollen, aber am Ende nur leere, nichtsnutzige Worthülsen sind, die entweder keinen Gehalt haben oder sich selbst beantworten. Ich meine, natürlich wird sich unsere supertolle Ruby für die gute Seite entscheiden und allen den Allerwertesten retten! Irgendwie erübrigt sich damit die Lektüre des ganzen restlichen Textes.

»Aber davon solltet ihr euch wohl selbst überzeugen«, sagt mir die Protagonistin, während ich mit denke: »Nein, soll ich nicht. Du sollst es mir präsentieren. Das ist dein Job als Erzähler, und ganz ehrlich: Du machst keinen guten Job.«

Die Leseprobe umfasst etwa fünfunddreißig Seiten, das heißt Prolog und Teile des ersten Kapitels. Erzählt wird der Text aus der Sicht zweier Ich-Erzähler, Ruby und Adrian. Damit der Leser für vollkommen verblödet erklärt wird, wird der POV freilich darüber geschrieben.  Mich Ich-Erzählern stehe ich allgemein auf dem Kriegsfuß, was daran liegen mag, dass ich schon zu viele schlecht gemachte gelesen habe. Diese Perspektive kann gut sein, keine Frage, aber irgendwie scheint es mir, dass sie dafür prädestiniert ist, nach hinten los zu gehen. Das ist leider auch hier der Fall.

Zu Beginn des ersten Kapitels stellt sich Ruby lang und breit vor. Sie ist ein ach so »normales«™  Mädchen, das in eine ach so »normale«™ Schule geht und dann ganz durch Zufall magische Kräfte entwickelt. Dieser Plot ist so ausgelutscht, dass ich hier wirklich bezweifle, wie man das überhaupt noch gut umsetzen kann.

Das schlimmste daran ist jedoch, dass dieses Buch sich ernst nimmt und sich nicht als Kinderbuch versteht, wo man gewisse Übertreibungen vielleicht noch verzeihen könnte. Denn trotz dieses Umstandes finden sich im ersten Kapitel direkte Anreden des Lesers. Das ist maximal in Kinderbüchern zulässig. In jedem anderen Buch haben solche Sätze meiner Meinung nach nichts zu suchen: »Ihr denkt euch wohl: Paläste? Im 21. Jahrhundert?

Dazu kann ich euch nur sagen, dass es schon immer Dinge gab, die eigenartig für die Welt der normalen Menschen waren. Ja sogar erschreckend!«

Es wirkt kindisch und unprofessionell. Nein, einfach nein. Die Stilblüten hören damit allerdings auch nicht auf. Im letzten Teil der Leseprobe nehmen sie zusammen mit den Rechtschreibfehlern noch einmal zu. Da finden wir einen gesunkenen Kopf statt eines gesenkten sowie jedes Widerwort statt jeder Widerrede, die nicht geduldet wird. Man sollte vielleicht nicht unbedingt am Lektorat und Korrektorat sparen …

Stilistisch kann der Text nicht glänzen. Die Erzählung wird nüchtern und völlig emotionslos und unästhetisch heruntergerattert. Es passiert A, dann passiert B und dann C. Dialoge finden sich kaum, alles wird im Zeitraffer abgefrühstückt. Hinzu kommt, dass umgangssprachliche Ausdrücke in der Erzählung vorkommen, die da nicht hingehören (bei »pummelig« schwindet das Schwa nur in der mündlichen Sprache, nicht in der schriftlichen). Das erste Kapitel beginnt mit einer Aufzählung™ der Dinge, die Rubys Leben ausmachen, dazu gehört der Umstand, dass sie die Namen ihrer Geschwister, Veronica und Andrew, seltsamer findet als ihren eigenen und den ihrer besten Freundin Saphira. Herrgott, wer benennt sein Kind nach Eragons Drachen?! Solche ach so tollen fancy Namen lassen bei mir ja immer die Alarmglocken läuten, dass hier eine Sue hereingepoltert kommt.

Dass auch noch die Zahlen nicht ausgeschrieben werden und Binde- statt Gedankenstriche gesetzt werden, erscheint hier irgendwie noch das geringste Problem. Der Leser hat absolut keine Bindung zu den Personen, ihr Schicksal ist mir völlig gleichgültig. Der Prolog zielt auf das genaue Gegenteil ab, scheitert aber auf ganzer Linie. Es passieren irgendwelche Dinge, der Leser wird mit leeren Worthülsen bombardiert und hat keine Ahnung von nichts. Ich kann nicht mit den Protagonisten mitfühlen, wenn ich nicht weiß, was hier vor sich geht. Ein Prolog soll neugierig machen, er soll in die Handlung einstimmen und einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was kommt. Da hier absolut nichts klar wird und der Prolog eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung leerer Worte besteht, kann er genauso gut weg. Ein Prolog um des Prologs Willen, weil das gerade ach so trendy in der Fantasy ist (ein scheußlicher Trend), ist nutzlos und ebenso sinnlos.

Wobei man eines dann doch zumindest über Adrian sagen kann: Er ist ein ekelhafter, arroganter Fatzke, dessen Lebenssinn darin zu bestehen scheint, sämtliche Frauen in seinem Umfeld in Paarungsbereitschaft zu versetzen, damit er sich geil fühlen kann. Und dann behauptet er noch, er sei ja auch so bescheiden, während mir die Galle hochkommt, weil das ein absolut ekliger Typ ist. Wir erinnern uns: Die Leseprobe beinhaltet das erste Kapitel. Selbiges soll die Charaktere vorstellen. Während Ruby sich als nervige Teenagergöre präsentiert, ist er ein notgeiles Arschloch. Nein, danke.

Eine Leseprobe soll mir die Frage beantworten: Warum soll ich dieses Buch nun unbedingt lesen? Nun, warum sollte ich dieses Buch hier lesen? Schon allein die Leseprobe wirkt absolut generisch und ist schlecht geschrieben. Die Charaktere sind nichtssagend und austauschbar und schlussendlich gibt es hier nichts, das mich reizen würde, daran auch nur noch einen zweiten Gedanken zu verschwenden.

 

Die von mir gelesene Leseprobe kann man auf der Verlagsseite einsehen.

 

Autor: Lena Weinert

Titel: Mytheria – Magische Welten

Original: Mytheria – Magische Welten

Sprache: Deutsch

Reihe: ?

Seiten: 252

Originalpreis: 6,99€

Verlag: AAVAA Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-8459-2150-1

Erscheinungsjahr: 2017

Hack and Slash oder auch Sword and Sorcery (so ganz sicher bin ich mir bei der Genreeinteilung in diesem Fall ehrlich gesagt nicht) ist in Reinform in der Literatur nicht so mein Fall, jedenfalls dann nicht, wenn es allein und ohne andere Elemente auftritt. Dennoch war ich gewillt, mich auf »Der Monsterjäger und die Prinzessin der Dämmerung« von Michael Karner einzulassen. Der Klappentext klang ganz interessant, und irgendwie war ich dann doch in der Stimmung dafür.

Praya ist die Prinzessin des Juwels der Wüste, doch etwas ist besonders an ihr. Um ihre ewige Jugend zu bewahren, wurde sie in einen Tiefschlaf versetzt.

Als der junge, ehrgeizige Monsterjäger Ducarte und ein friedfertiger Kung-Fu-Mönch mit dubioser Vergangenheit zu ihrer Rettung auftauchen, verfolgt jeder seine eigenen geheimen Pläne. Doch jemand will der Prinzessin das Leben rauben.

Das ungleiche Trio muss sich zusammenschließen, um eine Flucht über drei Kontinente anzutreten. Von der sengenden Wüste, zu frostbefallenen Wäldern, gelangen sie auf die Spur ihrer Verfolger. Doch je mehr sie die Verschwörung aufdecken, desto eher gerät ihre Heimat in Gefahr.

Als ein vermeintlicher Verbündeter die Helden unerwartet in die Arme des übermächtigen Feindes treibt, ist der einzige Ausweg, sich ihm zu stellen. Denn Praya erinnert sich langsam an ihre magischen Kräfte.

Ihre Familie hielt sie noch aus einem anderen Grund gefangen…

Epic-Fantasy-Abenteuer - Eine geballte Ladung aus Schwert & Magie, Schießpulver & Kung-Fu.

[Quelle: Klappentext]

Die Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht hoch und beliefen sich tatsächlich schon eher in Richtung unterhaltsamen Trashs. So wirklich unterhalten fühlt man sich nach der Lektüre jedoch nicht. Die Rezension entsteht in einigen Tagen Abstand, und ohne meine Notizen wäre von der Lektüre kaum etwas hängen geblieben.

Als Leser hat man die ganze Zeit das Gefühl, etwas abseits zu stehen; die Erzählung nimmt einen wortwörtlich nicht mit. Die Handlung schreitet voran, der Leser hetzt hinterher und hat das Gefühl die Hälfte zu verpassen, und von der anderen Hälfte wird ihn scheinbar auch nicht alles erzählt, um auch als Außenstehender ein gutes Bild der Welt zu bekommen.

Dieses Bild beschreibt das Lesegefühl des Romans mit dem furchtbar sperrigen Titel recht gut. Man hat tatsächlich immer wieder das Gefühl, dass Dinge übersprungen werden, denn plötzlich befindet man sich an einem völlig anderen Ort und hat irgendwie nicht mitbekommen, warum die Handlung jetzt plötzlich dahin springt.

Auch die Gefahr, die vom Gegenspieler ausgeht, wird dem Leser nicht wirklich greifbar gemacht. Jetzt den Herrn der Ringe als Gegenbeispiel anzuführen, ist zugegebenermaßen ein Luxusvergleich, macht es aber recht deutlich. Wer Tolkien kennt und an Sauron und Mordor denkt, hat ein regelrecht greifbares Gefühl von Angst und Bedrohung. Da weiß man, warum Frodo und Sam das machen, und begreift auch die unglaubliche Gefahr, durch die sie gehen, und die ebenso unglaubliche Leistung, die sie erbringen. In »Der Monsterjäger und die Prinzessin der Dämmerung« ist nichts davon spürbar. Es wird zwar gesagt, dass der Antagonist ganz böse und gefährlich ist, das Gefühl dessen wird dem Leser aber in keiner Weise vermittelt.

Für mein Studium musste ich neulich einen Text von Jost Schneider lesen, in welchem er ein schönes Model entwickelte zur Bestimmung der Literarizität eines Textes, in welchem er aber auch behauptete, Trivialliteratur besäße keine Poetizität und sei damit nicht der Kern der Litertur, nicht die Crème de la Crème. Diese Aussage kann zu Recht angefochten werden, mit Blick auf diesen Roman hier glaube ich das Herrn Schneider jedoch sogar ausnahmsweise. Dieser Text hat keinen Stil. Hier einmal ein Auszug aus Seite 19:

»[…] Die Tempel und Oasen, die es im weiten Meer aus Sand zu finden galt, bargen noch immer alte Schätze, Gold, Waffen und Rüstungen. Wer nicht am Handel des Öls aus der Erde Teil hatte, musste dieses weitaus gefährlichere Laster auf sich nehmen. Sein Anzug war eng an seine bis auf einen runden Bauch dürre Gestalt geschmiegt und umschloss ihn wie eine zweite Haut von Kopf bis Fuß. Wie eine Schlangenhaut glänzte das Leder im Sonnenlicht. Ich betrachtete Schläuche aus Tiermägen, die an verschiedenen Stellen aus dem Anzug traten und an anderen Stellen, (sic) wieder hinein verliefen. Manche schienen für das Trinken von Wasser vorgesehen zu sein. Er reichte uns die Hand und lächelte, meine Neugierde ertappend. Sein Name war Halek.«

Dieser Auszug macht noch etwas anderes deutlich: Fehler. Es sind nie gravierende Fehler in Rechtschreibung und Grammatik, treten jedoch immer wieder auf. Kommas, wo keine hingehören, fehlende e’s und dergleichen mehr. Außerdem ist das Buch streckenweise wirklich nicht schön formatiert, und ich denke nicht, dass es in jedem Fall an meiner Readerapp liegt (ich besitze keinen Reader, sondern lese EBooks in Apps auf meinem Handy), denn die kann andere Texte sehr wohl sehr schön formatiert wiedergeben. Die Fehler waren bis auf die teils unschöne Formatierung nie allzu störend, die ins Auge fallende Menge macht das jedoch wieder wett.

Schließlich und schlussendlich die Charaktere. Bisher konnte ich weder in die Welt hinein finden und mich an ihr erfreuen noch etwas dem Schreibstil abgewinnen. Mit den Charakteren sieht das leider genauso aus. Ducarte hieß für mich die meiste Zeit des Buches »ich«, da sein Name auffallend selten genannt wird und er sich so schlicht nicht einprägt. Hinzu kam, dass die Charaktere vor allem eines nicht hatten: Charakter. Sie erscheinen mehr als handelnde Dinge, statt als eigenständige Individuen, Dinge, die halt da sind, damit die Handlung irgendwie vorangehen kann. Sie waren für mich schlicht keine Personen.

Alles in allem waren es keine erfreulichen oder unterhaltsamen Lesestunden. Irgendwann fängt man an, einfach nur noch zu überblättern und die Seiten bis zum Ende zu zählen, weil die Langeweile überhand zu nehmen droht. Meine Güte, war ich froh, als ich die letzte Seite erreichte …

 

Nichtsdestotrotz danke ich dem Autor für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

Autor: Michael Karner

Titel: Der Monsterjäger und die Prinzessin der Dämmerung

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Nein

Reihe: Nein

Seiten: 207

Originalpreis: ? (folgt)

Verlag: Selfpublishung

Genre: Fantasy

ISBN: ? (folgt)

Erscheinungsjahr: 2017

 

 

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- Lizoyfanes

- Tanja’s Bücherpalast

Erneut in das Programm des Drachenmond Verlages hineingeschnuppert. Die heutige Freitagsprobe beschäftigt sich mit »Ein Käfig aus Rache und Blut« von Laura Labas, dem ersten Teil der Reihe. Erzählt wird die Geschichte Alisons, deren Familie von Dämonen brutal ermordet wird und die daraufhin Rache an den Dämonen nehmen will.

»Mein Körper sehnte sich nach Tod und Verwüstung. Ich ließ ihn gewähren.«

Nach dem grausamen Mord an ihrer Familie wird Alison Talbot von ihrer Tante zur Jägerin ausgebildet. Von nun an streift sie durch die Rayons und tötet Dämonen, die die Erde erobert und zerstört haben. Allein der Wunsch nach Vergeltung treibt sie an.

Eines nachts wird sie von Dämonen entführt und zu Dorian Ascia gebracht, König einer der 21 Dämonenstädte, der ihr ein einzigartiges Training anbietet. Obwohl Alison ihm misstraut, nimmt sie das Angebot an. Fortan wird sie von dem Dämon Gareth trainiert, der sie nicht nur in den Wahnsinn treibt, sondern sie auch an ihrem Weltbild zweifeln lässt. Je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto schwerer fällt es ihr, sich zwischen Rache und längst verloren geglaubten Gefühlen zu entscheiden.

[Quelle: Klappentext]

Nachdem ich den Text las, fragte ich mich, wo die rhetorischen Fragen und das obligatorische »Aber lest selbst!« blieben, denn genau so liest sich der Text: wie eine schlechte Fanfiction. Da bemängelte ich in so vielen Leseproben, dass die Klappentexte voller scheußlicher rhetorischer Fragen waren, und dann fehlen sie einmal und es macht das ganze trotzdem nicht besser …

Der Hauptgrund, warum mir die Geschichte schon nach der Leseprobe gründlich verleidet worden ist, ist die Hauptprotagonistin. Das erste Kapitel fängt mit einem generischen Buchjunkie, unserer Protagonistin, an, der ziemlich aufgesetzt wirkt. Es drängt sich mir ehrlich gesagt dabei das Gefühl auf, als wolle die Autorin damit auf Biegen und Brechen ebenjene Lesergruppe besonders ansprechen, die von sich behauptet, genauso zu sein, womit das ganze einen sehr künstlichen, chemischen und nicht natürlichen Eindruck erweckt. Es bewirkt also genau das Gegenteil von dem, was es bewirken soll.

Das ist jedoch nicht einmal der Hauptgrund. Alison wirkt im ersten von zwei in der Leseprobe enthaltenen Kapiteln wie eine kindische, nervige Göre. Soweit ich weiß, ist sie zu dem Zeitpunkt zwar erst zwölf, das macht die Sache jedoch nicht angenehmer zu lesen. So heißt es da zum Beispiel:

»Mit Mom kam ich eigentlich gut zurecht, aber meine große Schwester Sarah war eine komplette Nervensäge. Nur weil sie jetzt achtzehn Jahre alt war, dachte sie, sie wäre total erwachsen und mir überlegen. Jedes Mal, wenn ich bei einem Gespräch mitreden wollte, schaute sie mich nur mit diesem mitleidigen Blick von oben herab an und sagte: »Aly, warum gehst du nicht mit deinen Puppen spielen.«

Ich hatte schon seit einem halben Jahr nicht mehr mit ihnen gespielt!«

Nun mag das zwar mitunter diese pupertäre Phase sehr gut treffen, nur sind Kinder in diesem Alter nun einmal fürchterlich anstrengend, und für Leute wie mich, die Kindern ohnehin nichts abgewinnen können, liest sich so etwas schlicht und ergreifend ausgesprochen ätzend. Dieses Gör nervt mich, sagen wir es klipp und klar, und das sind keine guten Voraussetzungen für den Hauptprotagonisten.

Das Dramalama kommt mit großen Sprüngen ankaloppiert, meuchelt Alisons Eltern aus fragwürdigen Gründen (wobei die Hoffnung besteht, dass die Motive der dämonischen Mörder im Buch noch geklärt werden) und das zweite Kapitel beginnt mit einem großen Zeitsprung. Alison ist jetzt eine junge Erwachsene und gefühlt ein völlig anderer Mensch. Sie hat sich unter der Anleitung ihrer Tante vom pummeligen Buchjunkie zum badass Kampfgirl (auch Gööörl genannt) gewandelt und führt nun für die Jagd auf Dämonen ein ganzes Waffenarsenal mit sich. Fehlt nur noch der obligatorische Panzer-BH. Ich zähle einmal ihre Ausrüstung auf, die sie hier mit sich führt:

  • mehrere Dolche
  • zwei Federmesser (eines aus Gold, eines aus Silber)
  • eine halbautomatische Schusswaffe ominöser Machart (das ist, als würde sie sagen, sie führe eine Klinge bei sich, ohne auf deren genaue Länge und Fabrikat einzugehen, denn ein Schwert ist schließlich dasselbe wie ein Küchenmesser)
  • diverse andere Wurfmesser
  • ein Waidblatt
  • eine Armbrust (die übrigens bei der ursprünglichen Listung nicht mit aufgeführt wird, dann aber plötzlich aus dem Nichts aufploppt; wahrscheinlich irgendwo am Wegesrand gelootet, da stand halt ne Truhe oder so …)

Es ist übertrieben. Ich korrigiere: ÜERTRIEBEN!!!

Wir haben also eine Protagonistin, die mir zu Anfang sehr unsympathisch ist und danach einen ausgesprochen krassen Wandel durchmacht, der mir zumindest in der Leseprobe nicht wirklich glaubhaft gemacht wurde. Des Weiteren haben wie Dramalama und ein völlig übertriebenes Inventar. Ich will von nichts anderem als Inventar reden, weil mich diese Liste an Waffen, die sie bei sich führt, wirklich an Computerspiele erinnert. Es macht, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, auch im Witcher keinen Sinn, wenn sich Geralt dreißig Schwerter und zwanzig Rüstungssets in die Hosentasche steckt, dient da aber wenigstens der Spieldynamik, damit die Spieler halbwegs sinnvoll looten können. In einem Buch hat so etwas allerdings herzlich wenig zu suchen.

Ich lese diese Leseproben wirklich immer in der Intension, mich überraschen zu lassen und vielleicht wirklich etwas Gutes zu finden. Aber wenn ich so etwas lese, möchte ich den Rest vom Buch erst recht nicht mehr lesen, egal wie spannend der Klappentext klingt.

 

Die von mir gelesene Leseprobe bezog ich von Amazon.

 

Autor: Laura Labas

Titel: Ein Käfig aus Rache und Blut

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Nein

Reihe: Teil 1

Seiten: 320

Originalpreis: 12,90

Verlag: Drachenmond Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-95991-292-4

Erscheinungsjahr: 2016

 

Weitere Rezensionen

- Anna von Ink of Books (zum ganzen Buch)

Es müssen nicht immer riesige Epen und fulminante Reihen sein. Manchmal genügt auch bedeutend weniger. Mit »Vakuumsprung« legt J.H. Artschwager eine bezaubernde kleine Geschichte um einen Jungen vor, der seinen Vater in den Weiten des Weltalls sucht und in etwas weitaus Größeres stolpert.

Ered wird in dem Glauben gelassen, dass sein Vater gestorben sei. Doch plötzlich erreicht ihn und seine Mutter eine sonderbare Botschaft von seinem Vater Lave, der Ered zu entnehmen glaubt, dass es Lave gut geht und er auf seinen Sohn wartet. Gegen den Willen seiner Mutter begibt der Junge sich auf die Suche nach seinem Vater, nichts ahnend, dass das weitaus größere Dinge in Bewegung setzen wird.

Wirklich: Es bedarf nicht immer eines Monstrums von 800 und mehr Seiten. Es bedarf auch nicht immer mehrteiliger Reihen, um spannende Abenteuer zu erzählen, oder gar innovativer neuer Ideen. Manchmal genügen auch gute dreihundert Seiten und alt hergebrachtes. Ereds Abenteuer liest sich gut weg, mitunter auch einmal an einem Nachmittag. Hinzu kommt, dass auf den 300 Seiten, die der Roman umfasst, die Spannung nicht zu kurz kommt. Es gibt durchaus Stellen, an denen man das Buch nur ungern aus der Hand gibt, da man unbedingt wissen will, wie es weiter geht.

Die Charaktere überzeugen weitestgehend, auch durch ihre Sprache, die dem etwas niederen Milieu angepasst ist, aus dem die meisten stammen. Der Autor schafft es, eine Brücke zwischen ihnen und dem Leser zu bauen, sodass man mit ihnen mitfühlt und mitunter auch mitleidet. Wobei gerade dieser Punkt mit einem Aber versehen werden muss. Denn zu wirklich 100% überzeugend erschien dann doch nicht alles.

An einigen wenigen Stellen fehlten ein wenig die Emotionen, sodass, soviel kann man vorausnehmen, zum Beispiel das Wiedersehen zwischen Ered und Lave irritierend unterkühlt wirkt. So authentisch auch die Sprache der Charaktere wirkt, an einigen Stellen wirkten ein paar Abkürzungen irritierend, auch wenn sie, wie ich vermute, gängige Abkürzungen in der Technik sind. Es wird wahrscheinlich nicht jeder Leser immer etwas damit anzufangen wissen.

Und schlussendlich die Liebesgeschichte. Solche stören mich persönlich eigentlich immer, wirkte in diesem Falle aber doch sehr gekünstelt und aufgesetzt. Ered ist kaum in der Pubertät und denkt bereits ernsthaft über das andere Geschlecht nach? Das wirkte wenig überzeugend. Hinzu kam, dass die ganze Beziehung von Vanja und Ered sehr konstruiert. Klar, jeder Roman ist ein Konstrukt, liest sich aber im besten Falle sehr natürlich. Das war in diesem Fall leider nicht so.

Trotzdem: Sieht man über die Liebesgeschichte, das größte Manko des Romans, und ein zwei andere Schönheitsfehler hinweg, ist »Vakuumsprung« durchaus ein Roman, der einen Blick wert ist.

 

Ich danke dem Autor für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

 

Autor: Jens-Hendrik Artschwager

Titel: Vakuumsprung

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Nein

Reihe: Nein

Seiten: 292

Originalpreis: 9,99€

Verlag: Selfpublishing (BoD)

Genre: Science-Fiction

ISBN: 978-37431-2704-3

Erscheinungsjahr: 2017

Was wäre, wenn die christlichen Werte auch im Weltall bei uns fremden Zivilisationen gelten würden? Und was würde passieren, wenn sie plötzlich nicht mehr gelten würden? Wären dann alle Zivilisationen bedroht? Diesen und vielen anderen Fragen stellt sich C.S. Lewis, der Schöpfer Narnias und einer der einflussreichsten christlichen Autoren der Phantastik, in seiner Perelandra-Trilogie.

Ganz plötzlich wird der Philologe und Professor Ransom entführt. Zunächst weiß er gar nicht, wie ihm geschieht, doch dann versteht er, dass er sich auf einem Raumschiff befindet und zu einem fremden Planeten verschleppt wird. Nachdem er seinen Entführern entkommen konnte, schließt er Bekanntschaft mit den Ureinwohnern des Mars. Schnell muss er aber erkennen, dass er zum Mittelpunkt eines kosmischen Konflikts zwischen Gut und Böse wird, der über das Schicksal vieler Welten entscheiden wird.

Mir fällt es sehr schwer, dieses Buch zu rezensieren. Ich habe es nach 547 Seiten abgebrochen, und viele der Gründe, warum ich das tat, haben nicht einmal etwas mit dem Buch an sich zu tun. Das Buch ist gut, daran besteht kein Zweifel, in vielerlei Hinsicht auch wegweisend und bedeutend. Aber es gab einfach ein paar außerliterarische Entwicklungen in meinem Umfeld in der Zeit, in der ich das Buch las und auf die ich nicht näher eingehen möchte, die mich dazu veranlassten, das Buch beiseite zu legen und vorerst doch bei Lewis‘ Kinderbibel zu bleiben.

Wer dieses Buch lesen möchte, sollte sich bewusst sein, dass es sehr bald sehr stark theologische Züge annehmen wird. Das ist keine Wertung, es ist einfach so. Da sowohl Lewis als auch sein Protagonist Philologen waren, spielt auch das vor allem zu Beginn eine große Rolle. Das hat mir persönlich sehr zugesagt und mir viel Freude beim Lesen bereitet, kann aber andere, weniger linguistisch interessierte Leser vielleicht ermüden, so wie mich die Theologie ermüdete.

Ja, mitunter fand ich es ziemlich anstrengend, seitenweise Diskurse über den biblischen Sündenfall der Menschheit zu lesen und warum es eben doch nicht gut war, dass Eva vom Apfel nahm. Ehrlich gesagt habe ich vieles davon auch überblättert.

Ziemlich spannend war jedoch der Twist am Ende des ersten Bandes. Auf Twitter wurde die Vermutung geäußert, dass es sich bei Ransom um eine Hommage an Tolkien handelt, was durchaus möglich wäre, da der Erzähler des Romans Lewis heißt. Außerdem deutet der Autor Lewis im Vorwort zum Dritten an, dass er darin einige Anlehnungen an die damals noch unveröffentlichten Schriften Tolkiens gemacht hatte, die sie sich bei den Inklings gegenseitig vortrugen.

Ehrlich gesagt bedauerte ich es sehr, dass vieles so kam, wie es kam, und ich vorläufig nicht erfahre, was es mit Numinor in der Perelandra-Trilogie auf sich hat, aber dieses Buch ist ohnehin eher aufgeschoben als final abgebrochen. Vielleicht, wenn einiges wieder besser läuft …

Fast schon niedlich zu lesen ist, wie sich Lewis den Weltraum und Reisen darin vorstellte. Natürlich aus seiner damaligen Sicht absolut nachzuvollziehen, vielleicht sogar sehr futuristisch. Für uns heutzutage wirkt das eher unbedarft, aber, wie ich finde, auch irgendwie niedlich und herzallerliebst.

Das Buch ist fast schon eher als theologischer Diskurs im Mantel der Phantastik anzusehen, denn insbesondere die ersten beiden Bände haben vergleichsweise wenig Handlung und dafür umso mehr Dialog. Darauf muss man sich einlassen. Tut man das aber (und hat mehr Glück als ich mit dem Umfeld, in dem man das Buch liest), wird man sicher eine Menge daraus mitnehmen können. Auch wenn ich es nicht beendet habe, empfehle ich das Buch weiter.

 

 

Autor: C.S. Lewis

Titel: Die Perelandra-Trilogie

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Hans Steinacker

Reihe: 1-3

Seiten: 992

Originalpreis: 16,95€

Verlag: Brendow

Genre: Science-Fiction

ISBN: 978-3-86506-346-5

Erscheinungsjahr: 2011

Die heutige Freitagsprobe widmet sich dem ersten Band der Rosenchroniken »Erwachen« von J.J. Blackwood. Sie entsteht auf Wunsch von Nenatie, deren Rezension zum ganzen Buch man hier lesen kann. Wünsche und Vorschläge für die Freitagsprobe sind immer gern gesehen.

»Hannah und ihr Freund Erik verbringen einen entspannten Urlaub im sagenumwobenen Schottland. Doch plötzlich scheinen Märchen und Sagen zur grausamen Realität zu werden und die frisch verlobte Hannah durchlebt ihre düstersten Alpträume. Nicht nur, dass ausgerechnet ihr Erik als heldenhafter Retter der mysteriösen Prinzessin von der Rosenklippe gefeiert wird, vor Hannah tun sich Abgründe auf, die sie an ihrem Verstand zweifeln lassen. Uralte Legenden scheinen wieder aufzuerstehen und das Böse ist näher, als die Menschen zu glauben scheinen. Wird es Hannah gelingen, gegen die dunklen Mächte der Jahrtausende anzukämpfen?

Der Auftakt der Rosenchroniken entführt den Leser in eine märchenhafte Vergangenheit- doch auf ein Happy End kann man lange warten. Düster und mitreißend erzählt Autorin J.J. Blackwood von Vampiren, wie wir sie noch nie erlebt haben, von einem rachsüchtigen Dornröschen und den tödlichen Nebelschwaden der Vergangenheit, von tollkühnen Königen und listigen Hexen.

Ein actiongeladenes Spektakel für jeden Fantasyleser!«

Das erste, was auffällt, sind Zeichenfehler insbesondere bei wörtlicher Rede. Da wird mal ein Punkt gesetzt, wo keiner hingehört, und beim nächsten Satz wird es plötzlich richtig gemacht. Und dergleichen mehr. Allein in der Leseprobe fallen mindestens eine Handvoll Fehler auf, was sich auf das ganze Buch gerechnet schmerzhaft summieren dürfte.

Das zweite, was auffällt, ist der lieblose Schreibstil. Es wird sich keinerlei Mühe gegeben, Atmosphäre aufzubauen, die Charaktere vorzustellen oder, Gott bewahre, sie dem Leser nahe zu bringen. In einer Leseprobe, die den Anfang des Textes umfasst, kann man schon erwarten, dass man einen ersten Eindruck von den Charakteren bekommt. Das war hier nicht der Fall. Die Ich-Erzählerin blieb »ich« (oder Panikweib, dazu komme ich gleich) und der Rest der auftretenden Personen hat ebenfalls kein Gesicht. In Anbetracht dessen, dass nicht einmal das Setting wirklich ordentlich beschrieben wird, um Atmosphäre aufzubauen, wage ich zu behaupten, dass sich das auch im restlichen Buch nicht bessern wird.

Die beiden Turteltauben, unsere wahrscheinliche Hauptprotagonistin und ihr Verlobter, haben ein Techtelmechtel am Strand, das, welch Jammer, kurz vorm Höhepunkt der Lust von einem zornigen Schrei unterbrochen wird. »Ich« und ihr Verlobter Erik (der immerhin im Gegensatz zu ihr einen Namen hat) gruseln sich aus dem Leser nicht ersichtlichen Gründen, denn der Situation gemäß läge es viel näher, dass da jemand die beiden erwischt hat und jetzt was von öffentlichen Ärgernisses plärrt. Das soll wohl nicht so sein, denn angeblich gruseln sie sich, kommt aber beim Leser absolut nicht an. Es wird ja keine Atmosphäre aufgebaut. Da ist das öffentliche Ärgernis, wenn man nur die reine, nackte Situation ohne jegliches Ambiente hat, doch wesentlich naheliegender.

Und wo wir schon von Lust sprachen: Es gibt nichts Schlimmeres als schlechte Sexmetaphern. Zugegeben ist »Zentrum meiner Lust« ein Exemplar der etwas harmloseren Gattung, aber Grundgütiger, nennt das Kind beim Namen, statt pubertär zu kichern und es albern zu umschreiben!

Und warum »ich« gedanklich von mir Panikweib getauft wurde? Erstens wegen der bereits beschriebenen Szene am Strand, bei der es keinen für den Leser ersichtlichen Grund gibt, sich zu gruseln. Zweitens schiebt die Protagonistin am nächsten Morgen Panik, weil Erik nicht aufzufinden ist. Dass er sie beim Frühstück vielleicht nur mit etwas aus dem (von mir gerade hinzugedachten) Nibbesladen nebenan überraschen will, daran denkt sie nicht im Traum. Stattdessen scheucht sie alle im Haus auf und macht Panik. Es gibt schlicht keinen Grund dafür, gleich aus allen Wolken zu fallen, nur weil der Partner gerade mal nicht da ist! Ist diese Frau so unselbstständig, dass sie ohne ihn nicht existieren kann?!

Spätestens ab diesem Punkt war mir die Protagonistin auch ausgesprochen unsympathisch, da nervig und anstrengend. Glücklicherweise endete die Leseprobe an dieser Stelle auch. Ob er wirklich nur Nibbes gekauft hat oder von irgendeinem Monster zerfleischt wurde, wird vielleicht im ganzen Buch geklärt, das ich allerdings nicht lesen werde.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

Autor: J.J. Blackwood

Titel: Die Rosenchroniken: Erwachen

Sprache: Deutsch

Reihe: 1

Seiten: 156

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Selbstverlag

Genre: Fantasy

ASIN: B00NICN540

Erscheinungsjahr: 2014

Jonathan Stroud kennen viele wahrscheinlich hauptsächlich von seiner Bartimäus-Reihe. Der britische Autor hat jedoch auch einiges mehr auf Lager, mitunter auch mit ernsterem Ton. Sein Roman »Drachenglut« ist so ein Fall.

Während auf dem Kirchhof eines verschlafenen Nests ein sonderbares Steinkreuz gefunden wird, schläft der Junge Michael irgendwo in den umliegenden Hügeln ein. In seinem Schlaf wird er von einer boshaften Macht heimgesucht, die von ihm Besitz ergreift. Er ahnt zunächst nichts von den teuflischen Absichten des tief unter den Hügeln begrabenen Drachen, der ihm etwas von seiner Macht lieh, und will auch seinen Bruder ins Vertrauen ziehen. Seine Schwester und der Pfarrer ahnen jedoch, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, und wollen ihn retten. Doch Michael wehrt sich mit allen ihm nun zur Verfügung stehenden Mitteln.

Nun, wenn man gerade nichts Besseres zur Hand hat, kann man durchaus zu diesem Roman greifen. Es als verschwendete Lebenszeit zu bezeichnen, würde dem wirklich nicht gerecht werden. Der allertollste Roman ist es dennoch nicht.

Es sollte natürlich klar sein, dass man hier keinen zweiten Bartimäus erwarten kann; »Drachenglut« schlägt eine völlig andere Richtung ein. Der Grundton ist bedeutend ernster, mitunter auch unheimlicher. Sollte es jedenfalls. Wirklich viel von der düsteren Spannung kommt beim Leser nicht an.

Das liegt vor allem an den Charakteren. Michael ist eher nervig, seine Schwester eigentlich nur am Weinen, und auch sein Bruder ist sehr schnell mit den Fäusten bei der Hand, sodass auch dieser eher unsympathisch erscheint. Auch der Rest der Charaktere bleibt eher blass oder direkt unzugänglich für den Leser.

Auch die Dialoge schwächeln. Mitunter wirken sie sehr steif und wenig dynamisch oder natürlich, was natürlich auch etwas von der Lesefreude nimmt. Was auch etwas davon nimmt, ist das offensichtlich schlampige Lektorat. Man findet im Buch immer wieder Rechtschreibfehler, manchmal fehlen sogar ganze Worte im Satz. Das darf nicht vorkommen!

Viel passiert im Roman nicht. Es ist zwar durchaus spannend, Pfarrer Tom dabei zu folgen, wie er die alten örtlichen Legenden erforscht und dabei der Bedeutung des Kreuzes auf die Schliche kommt. Aber im Großen und Ganzen sind es viele Worte und wenig Handlung, die irgendwie wirklich von Interesse gewesen wäre.

Alles in allem: Der Roman ist nicht direkt schlecht, seine Umsetzung ist lediglich nicht die Herausragendste. Sagen wir mal das Weiße vom Ei statt das Gelbe. Kann man machen, aber etwas fad und hätte intensiver im Geschmack sein können. Das Salz fehlt eben.

 

 

Autor: Jonathan Stroud

Titel: Drachenglut

Sprache: Deutsch

Original: Buried Fire

Übersetzung: Nina Schindler

Umschlagillustration: Inge Miehr

Reihe: Nein

Seiten: 316

Originalpreis: 15,90€

Verlag: Boje

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-414-82027-3

Erscheinungsjahr: 2007

»2001: Odyssee im Weltraum« von Arthur C. Clarke kann wohl als Klassiker der Science Fiction gelten, sowohl in der Literatur als auch unter den Filmen, denn auch der gleichnamige Film brachte es zu einigem Ruhm. Behandelt wird eine klassische First Contact Geschichte – jedoch mit nicht ganz alltäglichen Elementen.

Niemand weiß, dass vor drei Millionen Jahren, als unsere Vorfahren gerade erst von den Bäumen herabgestiegen waren, die Erde schon einmal Besuch von außerirdischem Leben erhalten hatte. Sie haben etwas ganz Entscheidendes hinterlassen: das Wissen, Werkzeug zu benutzen. Dann verschwanden sie wieder. Millionen Jahre später finden Forscher ein fremdartiges Konstrukt auf dem Mond und starten eine Raumexpedition zum Funkziel des Signals, das das Objekt aussendet. Eine Reise ins Ungewisse beginnt, bei der Gefahren von ganz unerwarteter Seite drohen.

Was man auf jeden Fall festhalten kann: Dieses Buch hat keine Charaktere. Die auftretenden Personen dienen nur als Handlungsträger und wirken fast schon wie ein notwendiges Übel, das halt da sein muss, damit die Handlung irgendwie vorankommt. Überzeugen können sie jedoch nicht.

Die Handlung selbst springt mitunter auch. So ist in einem Teil gerade noch vom Fund des seltsamen Objektes die Rede und im nächsten Teil des Romans fliegen sie plötzlich bereits durch die Sterne. Der Leser weiß im ersten Moment gar nicht, warum sie da lang fliegen und ist fast noch ahnungsloser als die beiden Besatzungsmitglieder, die das Schiff steuern – und selbst im Unklaren über das Ziel der Mission gelassen wurden. Das klärt sich zwar auf, ist zunächst aber verwirrend.

Abseits von diesen erzählerischen Schwächen ist der Roman aber sehr realistisch gehalten – insofern das bei Science Fiction eben geht. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass man viel von der Reise durch den leeren Raum mitbekommt – leider nicht so eindrucksvoll in Szene gesetzt wie beispielsweise im Film Interstellar, sodass sich das mitunter etwas zieht. Trotzdem: Es wird nicht jedem Leser gefallen, dass es auch einige technische Details gibt, gerade das mag ich jedoch an Science Fiction.

Nun passt aber leider das Ende so gar nicht zum vergleichsweise realitätsnahen Rest des Buches. Gerade auf den letzten Seiten wird es sehr abgedreht und ausgesprochen fiktiv. Das steht im krassen Gegensatz zum Rest und will einfach nicht so wirklich damit harmonieren.

Womit der Roman auf jeden Fall punkten kann, ist der grandiose erste Teil, in welchem den Menschenaffen das Werkzeug gebracht wird. Das ist ausgesprochen eindrucksvoll in Szene gesetzt, sodass man das Gefühl hat, unmittelbar dabei zu sein und selbst das erste Mal den revolutionären Gedanken zu haben, mit einer Knochenkeule auf Jagd zu gehen.

Das Buch hat seine Schwächen, bietet aber dennoch kurzweilige Unterhaltung. Gerade der Anfang ist großartig in Szene gesetzt, der Rest hängt stark von individuellen Geschmack hab. Wer Hard Science Fiction mag, wird am Hauptteil des Romans sicher die eine oder andere Freude finden.

 

Autor: Arthur C. Clarke

Titel: 2001: Odyssee im Weltraum

Sprache: Deutsch

Original: 2001: A Space Odyssey

Übersetzung: Egon Eis

Reihe: 1

Seiten: 204

Originalpreis: 9,90DM

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 3-453-30137-4

Erscheinungsjahr: 1999

Ich bin auf »A Fairy Tale: Die Suche nach dem blauen Herz« von Anja Stephan aufmerksam geworden, da die Autorin es mir als Rezensionsexemplar anbot. Leider musste ich ablehnen, obwohl es mir als ähnlich zu Christoph Marzis Uralten Metropolen empfohlen wurde, da ich in der Zeit schlicht keine Kapazitäten für Rezensionsexemplare hatte. Zumindest in die Freitagsproben kann ich es aber aufnehmen. Here we go.

Aus ist es mit seinem ruhigen Leben im Quartier Latin in Paris! Als Scott McKenzie seiner Erzfeindin aus Jugendtagen über den Weg läuft, weiß er sofort, dass es das Schicksal nicht gut mit ihm meint. Dabei hat sich der Halbelf aus einst hohem Hause in den letzten hundert Jahren mit einem gut gehenden Antiquariat eine ausgezeichnete Reputation aufgebaut. Aber nun zieht ihn die eigenwillige Gwendolyn von Cleve in ein Abenteuer in die Pariser Unterwelt hinein, das ihn völlig überfordert. Auf der Suche nach dem blauen Herzen muss er sich mit der Vergangenheit der beiden verfeindeten Familien auseinandersetzen und sich gegen einen unbekannten Feind behaupten. Dabei wird ihm bewusst, dass sich sein Leben für immer verändern wird - und das Fräulein von Cleve ist schuld daran.

[Quelle: Klappentext]

Die Ähnlichkeiten zu Marzis Uralten Metropolen sind schon in der Leseprobe wirklich nicht zu übersehen. Wir haben eine Großstadt als Setting und alte elfische Häuser, die verborgen vor den Menschen ihre Machtspielchen treiben. Auch Halbelfen spielen bei Marzi eine große Rolle, die entscheidende, um genau zu sein, und stehen wie bei »A Fairy Tale« im Zentrum der Erzählung.

Urban Fantasy ist definitiv nicht mein Lieblingsgenre. Dass ausgerechnet einer meiner Lieblingsautoren das schreibt, ist eine große, große Ausnahme. Dann noch augenscheinliche Ähnlichkeiten … Ein wenig machen sich Bauschmerzen breit, die sich aber nur bestätigen lassen würden, würde man das ganze Buch lesen, denke ich. Es kommt eben darauf an, wie das alles im gesamten Werk nun genau umgesetzt wird, sodass an dieser Stelle kein wirklich aussagekräftiges Urteil möglich ist.

Was man aber auf jeden Fall festhalten kann, dass sich schon die Leseproben eher huschhusch liest. Will heißen, dass schon das erste Kapitel enorm viel Handlung und Informationen bereithält, was meiner Meinung nach für ein einführendes erstes Kapitel viel zu viel auf zu engem Raum war. Ich hatte mich nicht wirklich in die Welt einfühlen können und einen Draht zu den Protagonisten bekam ich schon gar nicht. Gleich von Anfang an wachsen sich die Konflikte zwischen Scott und Gwendolyn aus, ohne dass ich als Leser irgendwie einen Zugang dazu erhielt. Damit hatte ich auch keine Chance, mich irgendwie für die Probleme der Charaktere zu interessieren.

So werden zum Beispiel die wie zufällig wirkenden Begegnungen zwischen Scott und Gwendolyn, insgesamt vier an der Zahl, über nur wenige Seiten hinweg ausgebreitet. Sie wirken damit eher wie Aufzählungen als wie eine wirkliche Erzählung der Ereignisse.

Die Leseprobe bricht etwas unschön kurz nach Beginn des zweiten Kapitels ab. Vielleicht technisch bedingt, wer weiß. Im ersten Kapitel lassen sich jedoch auch drei Zitate finden, die mit Fußnoten vermerkt sind. Das lässt sich vielleicht in der Kindle App nicht anders lösen, aber ich fand die Fußnoten mit nicht hochgestellten Zahlen im Fließtext und den dazu gehörigen Anmerkungen am Ende des Kapitels nicht schön.

Die Leseprobe wirkt, als könne das ganze Buch durchaus etwas sein. Oder auch nicht, es ist fast wie eine Wundertüte. So wirklich sicher, was man nun tatsächlich bekommen wird, ist man auch nach der Leseprobe nicht. Könnte sich noch wirklich zu einem spannenden Buch entwickeln, könnte aber auch bei einem schwachen Echo der Uralten Metropolen bleiben.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet man auf Amazon.

 

 

Autor: Anja Stephan

Titel: A Fairy Tale – Die Suche nach dem Blauen Herz

Sprache: Deutsch

Reihe: ?

Seiten: 698

Originalpreis: 0,99€

Verlag: BookRix

Genre: Fantasy

ASIN: B06Y1WCNY5

Erscheinungsjahr: 2017

Bei manchen Büchern denkt man sich: »Hm, klingt eigentlich interessant.« Und dann verliert man sie, Schande über Schande, aus den Augen. Eines kann man vornweg nehmen: Das sollte beim Steamfantasy-Roman »Drúdir« von Swantje Niemann nicht geschehen, da einem damit ein wirklicher Leckerbissen entgeht.

Der Zwerg Drúdir ist ein Uhrenmacher. Doch dahinter verbirgt er seine Identität als Magier. Magie ist dieser Tage nicht mehr gern gesehen und wird ebenso wie jene, die sie ausüben, geächtet. Kommt heraus, dass Drúdir Magie besitzt, wäre das das Ende seiner Kariere. Als er hört, dass sein Uhrmachermeister ermordet aufgefunden wurde, beschließt er, dem auf eigene Faust auf die Spur zu kommen. Dabei stolpert er jedoch in etwas, das bedeutend größer ist, vielleicht sogar zu groß für einen einfachen Zwerg wie ihn.

Sagte ich neulich noch, dass »Vakuumsprung« von J.H. Artschwager der beste bisher von mir selbstverlegte Roman war, so wurde er schon kurz darauf von »Drúdir« übertroffen (der Fairness halber: nicht um viele Punkte). Der bisher selbstverlegte Roman, der im Oktober in der Edition Roter Drache erscheinen wird, kann mit vielen Stärken und nur wenigen Schwächen aufweisen.

Um genau zu sein ist die einzige Schwäche etwas, was wohl nur linguistisch interessierte Leser stören wird: krude Fantasy-Sprachen, die mich an so gut wie jedem Roman stören, der meint, so etwas einbauen zu müssen. Nehmen wir dieses Wort, ein Begriff der Romanwelt, und machen ein Ratespiel, was es wohl heißen mag:  Sprakar-Godwis-Historig-Rúnhalar. Man wird wohl mit nur wenig Denkaufwand erahnen können, was sich dahinter verbirgt, was zum Kernproblem führt. Eine unserer Welt völlig fremde Welt kann nie und nimmer Sprachkontakt zu unseren Sprachen erhalten haben. Damit sind so große Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen der Romanwelt und unserer eigentlich unmöglich.

Abgesehen davon kann man wirklich nicht viel meckern! Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist aber stets spannend und man legt das Buch nur ungern zur Seite, selbst wenn der Dozent eigentlich das Seminar beginnen will …

Die Welt, die hier aufgebaut ist, ist spannend und abwechslungsreich. Steamfantasy scheint ohnehin nicht das allzu häufigste Genre zu sein, und Zwerge kann es ruhig öfters als Hauptprotagonisten geben. Auch das ganze Drumherum von Drúdirs Heimat ist schön ausgestaltet. Schon fast schade, als es vorbei war, und man nicht weiter darin abtauchen konnte.

Die Dialoge konnten ebenfalls überzeugen. Sie wirkten natürlich und locker und hin und wieder fehlte auch nicht ein gewisser Witz. Auch die Charaktere waren wirklich toll und können mit einigen wirklichen Charakterköpfen aufwarten. Besonders die elfischen Agenten, Drasirai genannt, waren wirklich faszinierende Protagonisten, von denen man unbedingt mehr haben wollte, obwohl sie einem einen kalten Schader bescheren!

Die Dynamik der Charaktere sorgte für einige Spannung, da sich zwei Parteien gezwungen sehen, plötzlich miteinander zu arbeiten, da sie mehr oder weniger dasselbe Ziel haben, obwohl sie so wirklich Freund eigentlich nicht sind. Da knistert es förmlich zwischen ihnen, was wirklich klasse ist.

Wo es auch knistert, ist zwischen der Automata, eine Maschine, der Leben eingehaucht wurde, und einem der Protagonisten. Das war ein besonders spannender Aspekt des Romans. Die Automata, die von allen am Anfang noch nur als intelligente KI und Maschine betrachtet wurde, entwickelt auf einmal Emotionen, die wir eigentlich als humanoid einstufen würden. Was ist sie also? Maschine oder Zwerg? Das ist eigentlich eine sehr aktuelle Frage, wie ich finde; etwas Ähnliches wurde auch einmal und wesentlich zentraler im sehr empfehlenswerten Film »Her« mit Joaquin Phoenix und Scarlett Johansson bearbeitet, einer Liebesgeschichte zwischen einem Menschen und seinem hochintelligenten Operation System.

Die selbstverlegte Ausgabe, die ich noch gelesen habe, wartet noch mit ein paar kleinen Rechtschreibfehlern auf, die der Verlag dann hoffentlich im Oktober ausgebessert haben wird.

Alles in allem ein wirklich sehr empfehlenswerter Roman! Wer nicht immer nur die gängigen Klischees von Elfen und Zwergen und Magiern lesen will, findet hier eine erfrischend andere Bearbeitung der üblichen Tropes. Es gibt nur wenig zu meckern. Zwar reißt es mich nicht so sehr vom Hocker, wie es Tolkien und Sanderson vermögen, aber »Drúdir« ist und bleibt ein sehr guter Roman und eine klare Empfehlung.

 

Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

 

Autor: Swantje Niemann

Titel: Drúdir: Dampf & Magie

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 392

Originalpreis: 16,95€

Verlag: Edition Roter Drache

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3946425366

Erscheinungsjahr: 2017 (erscheint im Oktober 2017)

»Manche Geschichten sind wie Melodien.« (S. 29)

Auf die Romane Christoph Marzis trifft das auf jeden Fall zu. Egal, was er schreibt, die Zeilen singen. In »Die wundersame Geschichte der Faye Archer« ist es ein lockerflockiges Spätsommerlied, dem man am liebsten in der Sonne im Park oder am Strand liegend lauscht.

Faye Archers Leben ist bunt und geprägt von Musik und Kunst. Sie arbeitet in einem kleinen Buchladen, und alles scheint gut zu sein. Bis eines schönen Septembertages ein Kunde in den Laden kommt und ihr Leben gehörig durcheinander wirbelt. Faye sieht ihn nicht, hört nur seine Stimme, doch sie ist sofort von ihm in den Bann gezogen. Sie macht ihn auf Facebook aus und beginnt mit ihn einen Mailwechsel, in dessen Folge sie sich immer mehr zu Alex hingezogen fühlt. Doch kurz bevor sie sich das erste Mal treffen können, passieren Dinge, die Faye an Alex und seiner Ehrlichkeit zweifeln lassen.

Fayes Geschichte ist ein Liebesroman, der nicht ganz auf den magical realismn, wie es so schön auf Neudeutsch heißt, verzichtet. Dessen Rolle scheint jedoch verschwindend gering, doch selbst ohne ihn ist die Erzählung einfach bezaubernd. Marzis Schreibstil ist voller Poesie, locker und definitiv sehr charakteristisch und vor allem auch zum bunten, tanzenden Lebensstil Faye Archers passend. Durch seinen Wortwahl und Syntax (wie unpoetisch das klingt) schafft es Marzi in jedem Fall, Faye, die zentrale Figur des Romans, wunderbar zum Leser zu transportieren.

Der Roman kommt mit wenigen wichtigen Figuren aus, die allesamt gut ausgezeichnet sind und ihre individuellen Merkmale haben. Mica, der Shaolin-Buchhändler, Dana, die Businessfrau und beste Freundin, der Künstler Alex …

Und doch! Und doch fehlt irgendwie etwas … Der Stil ist wunderschön, ganz, wie man es von Marzi gewohnt ist, die Charaktere sind gut ausgeformt und eigentlich ist auch die Geschichte gut erzählt, entwickelt sich angemessen und alles baut aufeinander auf und steigert sich zum Höhepunkt hin. Aber trotzdem schafft es der Roman einfach nicht über eine nette Sommerlektüre hinaus. Ich weiß nicht einmal, woran das liegt. (Vielleicht daran, dass Liebesromane einfach nicht mein Ding sind und ich dieses Buch nur gelesen habe, weil der Name einer meiner Lieblingsautoren drauf stand.)

Die Sommerlektüre macht der Roman allerdings gut. Die Handlung spielt zwar im September in Brooklyn, aber sie hat etwas ganz Lockeres und Sommerliches an sich, sodass man den Roman wirklich am liebsten in der Sonne sitzend lesen möchte. Das habe ich getan, und es war durchaus angenehm.

Zusammenfassend kann man sagen: Stilistisch ist der Roman wie alles von Marzi einfach ein Traum. Darüber hinaus ist »Die wundersame Geschichte der Faye Archer« eine nette kleine Geschichte, sozusagen ein Eis in der Sommersonne, das schnell aufgeleckt ist und nur kurze Freuden bereithält. Dauerhaft fesseln konnte es nicht, hatte aber seine guten Momente.

 

 

Autor: Christoph Marzi

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Unter Verwendung einer Illustration von Mascha Greune

Reihe: Nein

Seiten: 383

Originalpreis: 14,99€

Verlag: Heyne

Genre: Liebesroman

ISBN: 978-3-453-52992-2

Erscheinungsjahr: 2013

Es gibt Kombinationen, die einfach geil aussehen. Von Tad Williams hört man ja ohnehin manch Gutes, und Kerem Beyit auf einem Cover zu sehen, ist so oder so einfach klasse. Leider  stellten sich »Die Drachen der Tinkerfarm«, der erste Teil der Tinkerfarm, von Tad Williams und Deborah Beale als nicht ansatzweise so deliziös heraus, wie sie sich präsentierten.

Die Geschwister Lucinda und Tyler werden von ihrer Mutter in den Sommerferien auf die Farm des verschrobenen Großonkels Gideon auf dem Land abgeschoben. Die beiden Kinder sind nicht sonderlich begeistert, erst recht nicht, als Gideon ihnen ein Buch über feuerspeiende Kühe schickt. Das kann ja nur schrecklich werden, denken sie. Was sie dann jedoch auf der Tinkerfarm antreffen, übertrifft ihre kühnsten Erwartungen. Die feuerspeienden Kühe waren wohl doch keine Kühe …

Vielleicht nicht unbedingt das beste Buch, um Tad Williams kennenzulernen. Vieles im Roman wirkt überzeichnet und karikierend, und das in einer Art, dass es eigentlich gewollt parodiert aussieht. Leider karikiert es nicht wirklich und ruiniert damit das ganze Buch. Denn gewollt ist dann doch nicht gleich gekonnt.

Das einzig wirklich Positive sind die schönen Innenillustrationen von Jan Reiser und das umwerfende Cover von Kerem Beyit (alles von Kerem Beyit ist der Hammer!). Dann hört es eigentlich schon auf.

Die beiden Protagonisten nerven einfach nur. Sie sind verzogene Stadtgören, die allen auf der Farm auf der Nase herumtanzen und nie das machen, was sie machen sollen. Sie wittern sehr schnell, dass auf der Farm nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Hinzu kommt, dass ihnen ständig gesagt wird, dass sie dies und das nicht machen sollen. Das soll sie davor schützen, zu schnell die Geheimnisse der Farm zu entdecken. Das ist ein vergeblicher und ziemlich lahmer Versuch, Spannung aufzubauen, da der Leser dank der Paratexte ohnehin schon alles Notwendige weiß und sich den Rest zusammenreimen kann. Hinzu kommt, dass die Kinder damit erst recht versuchen, dem selbst auf die Schliche zu kommen, und sich dabei, salopp gesagt, ständig ordentlich in die Scheiße reiten. Kurz: Es war doch einfach so klar, dass sie ständig Probleme bekommen und ihre Nasen in Zeug stecken, das sie nichts angeht! Kann man »Spannung« noch billiger aufbauen? Auch ein Kinderbuch sollte so etwas besser können.

Apropos nicht vorhandene Spannung: Oh! Wie unerwartet! Da will ein böser Geschäftsmann an die Geheimnisse der Farm! Hätte ich ja nie gedacht! Ach herrjemine! Auf der Farm gibt es nicht nur Fabeltiere! Die Farmmitarbeiter sind ja auch ach so besonders! Der hinkt, um zu verbergen, dass er ein Satyr ist? Wär‘ ich nie drauf gekommen!

Jetzt mal ehrlich …

Gut, immerhin war das mit den feuerspeienden Kühen eine wirklich witzige Idee. Man schreibe ein Fachbuch über die Haltung und Zucht von Drachen und ersetzte jedes »Drache« durch »Kuh«. Fällt auch gar nicht auf! Was zu wirklich skurrilen und lustigen Sätzen führt. Die Idee mochte ich wirklich.

Am Ende des Romans bleiben etliche Fragen offen, die zu beantworten nicht Aufgabe des zweiten Bandes sein sollten. Wie ist zum Beispiel der Weg des gestohlenen Dracheneis zu verstehen? Und warum läd Onkel Gideon sie überhaupt ein, wenn er erstens eigentlich nur eine blasse Figur im Hintergrund ist und zweitens eigentlich eher genervt von den Kindern wirkt? Weil sie zur Familie gehören? Weil Keks? Fragen über Fragen und keine Antworten …

Eigentlich ist man für Kinderbücher ja nie zu alt. Eigentlich … Ich bleib dann wohl doch lieber bei Narnia und Puh der Bär. Denn das hier war trotz der von der Grundidee her coolen Farm ein eher lahmer Roman voller Humor, der auch mit Drachen einfach nicht zündet und dessen Plot absolut vorhersehbar ist. Wenigstens am tollen Cover kann man sich erfreuen.

 

 

Autor: Tad Williams & Deborah Beale

Titel: Die Drachen der Tinkerfarm

Sprache: Deutsch

Original: The Dragons of the Ordinary Farm

Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring

Umschlagillustration: Kerem Beyit

Innenillustrationen: Jan Reiser

Reihe: Band 1

Seiten: 380

Originalpreis: 20,00€

Verlag: Klett Cotta Hobbit-Presse

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-608-93821-0

Erscheinungsjahr: 2009

»Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.« (S. 10)

Ein nicht gerade unbekannter erster Satz eines ebenfalls sehr bekannten Autors und der Auftakt seiner nach der Aussage des Autors wichtigsten Serie. Die Rede ist freilich von »Schwarz«, dem ersten Band des Dunklen Turms von Stephen King, welcher auch demnächst in die Kinos kommt.

Der Revolvermann Roland verfolgt unermüdlich den Mann in Schwarz durch eine postapokalyptische Welt, die unserer nicht unähnlich ist. Dieser scheint der Schlüssel zu den Geheimnissen des Dunklen Turms zu sein, und der Junge Jake, der anscheinend aus einer fremden Welt stammt, scheint wiederum der Schlüssel zum Mann in Schwarz zu sein. Der Revolvermann ist ein einfacher Mann. Er braucht keine genauen Gründe, um seinen Gegenspieler zu verfolgen. Er weiß, dass es notwendig ist, also tut er es. Selbst durch eine tödliche Wüste hindurch, die noch nie jemand lebend durchquert hat.

Nun sitze ich zu später Stunde hier, schaue das alte, ramponierte Buch in meinen Händen an und frage mich, was ich dazu schreiben soll. Der Einstiegssatz des Romans, welcher oben zitiert ist, ist zweifelsohne genial. Der Rest … Ich weiß nicht. Angeblich sind die nächsten Bände besser, wir werden sehen.

Dieser hier hatte eigentlich so gut wie keine Handlung. Der Revolvermann verfolgt den Mann in Schwarz, ab und zu gibt es Rückblicke auf seinen Werdegang als Revolvermann, irgendwann auf seinem Weg trifft er auf Jake. Das war es auch schon. Erstaunlich wenig Handlung, und eigentlich zu viele Worte dafür. Zu viel, zumal auch noch die Hintergrundinformationen extrem rar gesät sind.

Die Informationen sind auch so eine Sache. King lässt den Leser bewusst am Hungertuch nagen, und das macht einen nicht selten verdammt fuchsig. Gleichzeitig ist es aber auch das, was einen mehr oder weniger bei der Stange hält, da man nach jedem Brocken lechzt, den King einem hinwirft. Denn so viel passiert ja nicht, was Spannung aufbauen könnte.

Die ausgesprochen wenigen Informationen, die man bekommt, sind das eine, das sich etwas seltsam liest (nicht einmal der Revolvermann scheint wirklich zu wissen, warum er tut, was er tut!). Das andere ist Kings gewöhnungsbedürftiger Stil, der mitunter etwas Denkarbeit beim Lesen abverlangt. Es dauert etwas, bis man da drin ist, dann geht es aber.

Die Figuren bleiben weitestgehend blass; bei King bin ich ja fast versucht zu sagen, dass das gewollt war. Ehrlich gesagt macht es das aber nicht besser. Besonders Jake ist kaum mehr als ein Name mit einer rudimentären Hintergrundgeschichte. Einzig der Revolvermann bekommt ein Gesicht, das durch sein schlichtes, einfaches Gemüt ein klein wenig an Geralt von Riva erinnert (oder wahrscheinlicher umgekehrt).

Zum Schluss muss festgehalten werden, dass das Lektorat in meiner Ausgabe ziemlich schlampig gearbeitet hat. Da finden sich Rechtschreibfehler, doppelte Wörter, fehlende Wörter, Leerzeichen mitten im Wort. Leute, das ist peinlich!

Alles in allem keine Offenbarung und eher gewöhnungsbedürftig. Dennoch genug triggernd, um auch zu den nächsten Teilen greifen zu wollen. Immerhin darin ist Kings Sparkurs bei den Informationen aufgegangen: Man will irgendwie wissen (und nicht dafür bei Wikipedia nachschauen), was da vor sich geht und was dieser Welt bevorsteht!

 

 

Autor: Stephen King

Titel: Der Dunkle Turm: Schwarz

Sprache: Deutsch

Original: The Gunslinger

Übersetzung: Joachim Körber

Umschlagillustration: Ferenc Regös

Reihe: Band 1

Seiten: 285

Originalpreis: 7,95€

Verlag: Heyne

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-453-12384-0

Erscheinungsjahr: 2002

Der erste Teil der Tinkerfarm von Tad Williams und Deborah Beale war weiß Gott kein Renner. Irgendetwas daran bewegt aber doch, auch den zweiten Teil »Die Geheimnisse der Tinkerfarm« in Betracht zu ziehen. Die Drachen … Es muss an den Drachen liegen. Die triggern einfach. Und Kerem Beyit auf dem Cover!

Erneut sind Sommerferien, und erneut geht es für Tyler und Lucinda zu ihren Freunden auf der Tinkerfarm. Sie wissen bereits, dass das keine Kuschelferien werden, sondern sie hart mit anpacken müssen auf der Farm. Denn hier werden keine Kühe auf die Weide getrieben, sondern Einhörner. Und im Stall warten keine Schweine und Ziegen, sondern waschechte Drachen und Mantikore. Sie stellen jedoch schnell fest: Was letztes Jahr so scheinbar glimpflich gelöst ist, ist noch lange nicht vom Tisch. Denn die Geheimnisse der Tinkerfarm locken Feinde von außen und innen ab. Viele wollen die Farm und ihre Reichtümer erben, die eigentlich den Kindern bestimmt ist.

Das Buch hat zu seinem Vorgänger definitiv ein Steigerung der Qualität zu verzeichnen. Nicht viel, aber immerhin. Denn jetzt kann man tatsächlich einmal von Spannung reden. Während der erste Teil auf ziemlich billige und wenig erfolgreiche Art und Weise Spannung aufzubauen versucht und dabei scheitert, gelingt das dem zweiten Band besser. Die Handlung ist nicht mehr so linear und vorhersehbar und wartet mit ein paar kreativeren Wendungen auf, als es noch im ersten Band der Fall war.

Auch wenn sich der zweite Band in gewisser Weise verbessert hat, klemmt es doch noch immer an zu vielen Ecken und Enden. Im ersten Band waren die beiden Protagonisten nur nervig und nicht gerade die sympathischsten Charaktere. Jetzt sind sie das immer noch und zudem auch noch inkonsequent. Plötzlich haben sie die Erkenntnis, dass sie nur Kinder sind und gar keine Chance gegen die Intrigen der Erwachsenen haben (stimmt!), weshalb sie gar nicht erst versuchen brauchen, irgendetwas auf der Farm zu retten, es ist ja ach so gefährlich (stimmt auch!). Diese Erkenntnis danach sofort ignorierend machen sie es dennoch. Im ersten Teil hat die harte Realität sie doch auch von nichts abgehalten?! Warum wurde das überhaupt hier angesprochen? Das ist ein kompletter Bruch in der inneren Logik des Romans, der noch nicht einmal konsequent durchgezogen wird. Ich als Leser kann super damit leben, wenn beispielsweise in Narnia die Kinder dort Schlachten gegen Jadis führen, weil die innere Logik der Geschichte es erlaubt und zudem die Illusion der Möglichkeit aufgebaut wird. Damit wird hier komplett gebrochen.

Auf der anderen Seiten nämlich findet Tyler nichts allzu Gefährliches daran, einen Drachenhort auszuräubern. Er ist vielleicht dreizehn Jahre alt und zieht ungerüstet los, um einem wilden Drachen seine Schätze zu klauen. Aber eine Farm vor korrupten Wirtschaftsleuten zu retten ist zu gefährlich! Ich kann gar nicht in Worte fassen, was alles daran falsch ist.

Was auch noch in Auge fällt, ist, dass hier jeder jeden anlügt und jeder damit zu lange durchkommt. Lügen haben kurze Beine, heißt es. Die Lügen, die hier alle erzählen und besonders den Farbesitzer Onkel Gideon etwas vorflunkern (trotz Ragnars Beteuerungen, Gideon sei der Thane und damit in Ehren zu halten, lügt auch er wie gedruckt), kommen einfach nicht raus und die meisten kommen ungeschoren davon. Unbefriedigend und irgendwie fragt man sich auch, was damit für in Botschaft transportiert wird. Immerhin richtet sich das Buch auch an jüngere Leser.

Auch der zweite Teil hat wieder seine großen Schwächen. Was er aber besser als der erste macht, ist das Storytelling, sodass man durchaus so etwas wie Motivation zum Weiterlesen finden kann. Trotz allem bleibt es dabei, dass man wohl nichts verpasst hat, wenn man »Die Geheimnisse der Tinkerfarm« links liegen lässt.

 

 

Autor: Tad Williams & Deborah Beale

Titel: Tinkerfarm: Die Geheimnisse der Tinkerfarm

Sprache: Deutsch

Original: The Secrets of the Ordinary Farm

Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring

Umschlagillustration: Kerem Beyit

Innenillustrationen: Jan Reiser u.a.

Reihe: Band 2

Seiten: 430

Originalpreis: 20,00€

Verlag: Klett Cotta Hobbit-Presse

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-608-93822-7

Erscheinungsjahr: 2011

Die Abenteuer von Roland, dem letzten Revolvermann, haben gerade erst begonnen. Mit »Drei« legt Stephen King den zweiten Teil seines Dunklen Turms vor, dessen Geheimnissen Roland auf die Schliche kommen will.

Gerade ist er dem Mann in Schwarz und dessen geheimnissen auf die Spur gekommen, schon muss der Revolvermann Roland erkennen, dass das erst der Anfang war. Das Orakel hat es prophezeit: Er muss die Drei finden, jene drei Personen, die ihm bei seiner Suche nach dem Dunklen Turm zur Seite stehen werden. Er wird sie allesamt auswählen, indem er drei Türen zu unserer Welt öffnet und diese Personen nach und nach zu sich holt.

»Drei« schließt unmittelbar da an, wo sein Vorgänger »Schwarz« aufhörte. Roland hat zwar den Mann in Schwarz gefunden, befindet sich aber irgendwo in einer von Gott verlassenen Einöde und sieht sich sogleich in Bedrängnis, als er von riesigen hummerartigen Wesen angegriffen wird, die ihm einen Zeh und zwei Finger nehmen. Die schwere Verwundung macht ihm in der von allen Seelen verlassenen Gegend arg zu schaffen, und er sucht Rettung in unserer Welt.

Der zweite Band macht damit genau da weiter, wo sein Vorgänger aufhörte – in allen Aspekten, nicht nur handlungstechnisch. Stilistisch beginnt er wie sein Vorgänger: viele Worte und doch irgendwie erstaunlich wenig Inhalt, eigentlich fast schon minimalistisch. Roland hat zu Beginn ebenso kaum ein Gesicht für den Leser, wie er es während des gesamten ersten Teils hatte.

Doch dann entwickelt sich der Roman bedeutend weiter. Hier beginnt King wirklich zu zeigen, was er kann. Sämtliche auftretenden Charaktere bekommen mehr Farbe und Kontur, als es im ersten Band der Fall war. Zwar sind es noch immer eigentlich zu viele Worte, doch nun kann der Leser eine wesentlich bessere Bindung zu den Charakteren aufbauen, da ihm ein wesentlich deutlicheres Bild geboten wird. Das trifft auch auf Roland zu, was sich unter anderem darin zeigt, dass er nun viel häufiger bei seinem Namen anstelle von »Revolvermann« genannt wird.

Dieser Roman lebt von den Charakteren, denn außer, dass Roland sie nach und nach in seine Welt holt, passiert im Grunde nicht viel. Wie er sie aber zu sich holt, ist stets mit erheblichen Hürden verbunden. Jeder der Drei ist ein ausgesprochen individueller Charakter, der von Stephen King ebenso individuell gezeichnet wurde. Der Stil des Buches ist damit im Vergleich zum ersten Band zum einen leichter lesbar und variiert zum Anderen auch deutlich von Charakter zu Charakter, was ihnen auch so noch einmal Leben einhaucht. So etwas kann weiß Gott nicht jeder Autor – leider.

Noch immer ist »Der Dunkle Turm« auch mit seinem zweiten Band nicht der Olymp der Literatur, er entwickelt sich hier aber während der Lektüre deutlich zum Besseren hin. Das gibt definitiv Hoffnungen für die Folgebände, dass auch diese sich weiterentwickeln. King scheint mit seinen Wortwasserfällen einfach seine Zeit zu brauchen.

 

 

Autor: Stephen King

Titel: Der Dunkle Turm: Drei

Sprache: Deutsch

Original: The Drawing of the Three

Übersetzung: Joachim Körber

Reihe: Band 2

Seiten: 576

Originalpreis: 8,95€

Verlag: Heyne

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-453-87557-9

Erscheinungsjahr: 2003

 

Weitere Rezensionen

- Nenatie

Eigentlich ist es mir ja peinlich, das hier zu posten. Aber nicht peinlich genug, um die ganze Aktion heimlich unter den Teppich zu kehren, nachdem ich einmal in die Leseprobe von »My Pet Has Tentacles (Horny Mage Academy)« von Thorn and Nin (ganz offensichtlich ein Pseudonym) hineingelesen hatte. Der Inhalt der Leseprobe ist nicht ganz jugendfrei, das gleich mal vornweg. Aber ich habe ein kleines Laster, und das nennt sich Trashliteratur. Und das hier ist sowas von Trash! Wie konnte ich nicht die Finger davon lassen, als ich zufällig darüber stolperte?! Für eine Freitagsprobe soll es genügen.

Die ausgesprochen kurze Leseprobe umfasst recht wenig Inhalt. Unsere Protagonistin ist dem Titel des Textes nach eine Zauberschülerin und befindet sich in einem Shop, der magische Wesen verkauft. Sie kauft sich eine Kröte, stolpert aber über einen Greif, der sie ganz offensichtlich schmuck findet – und sie ihn. In der Akademie angekommen, denkt sie an den Greif zurück und … na ja, der Rest verrät schon fast der Titel des Textes.

So weit so gut. Das ganze sind nur wenige Seiten mit Storytext, um genau zu sein fünf und ein paar zerquetschte in meiner App auf meinem 5,5“ Handybildschirm, die sich doch arg auf das, sagen wir mal, Wesentliche fokussieren. Da wird halt nicht lang gefackelt, da werden gleich die nackten Tatsachen aufgetischt!

Ganz ehrlich: Ich war ein wenig irritiert, dass mir der Einstieg in den Text ganz sachlich-nüchtern betrachtet von der Machart her durchaus gefallen hat. Ich hatte scheußlichen Trash erwartet, aber nicht, dass ich doch etwas daran finde, das nicht absoluter Mist ist, und wenn es nur der Einstieg ist. Der ist klar und konkret. Man ist sofort in der Erzählung drin und weiß sogleich, woran man ist: Bei einer jungen Dame, die Zauberutensilien kauft, womit gleich einige wesentliche Dinge des Settings genannt werden.

Aus Ermangelung von Text kann ich in dieser Freitagsprobe nicht viel sagen, und da ich es toll fände, wenn dieser Post hier noch irgendeine Art von Jugendfreigabe hat, will ich auf den Inhalt auch gar nicht so genau eingehen. Was man aber festhalten muss: Das mit den nackten Tatsachen ist in mehrerlei Hinsicht leider tatsächlich so. Es wird sich wirklich nur auf das allernötigste konzentriert, Atmosphäre kommt null auf. Sogar so wenig, dass ich eigentlich behaupten würde, dass es sich hier um plumpen Porn statt um Erotik handelt. Die Handlung ist hier wie in jedem billigen Porno nur Maske, um irgendeine Schein-Legitimation erzeugen zu wollen. Die Grenze zu Erotik ist schmal, aber Erotik hat dann doch einen nennenswert höheren Ästhetikwert als das.

Was mich zu der Frage führt: Darf man so etwas überhaupt auf Amazon vertreiben? Aber es handelt sich bei dem Text anscheinend um eine Kurzgeschichtensammlung, vielleicht trügt ja der Eindruck der Leseprobe und der Rest reißt es dann doch heraus. (Verdammt, ich kann hier keinen Satz schreiben, der nicht doppeldeutig klickt, gewollt und ungewollt!)

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

 

Autor: Thorn and Nin

Titel: My Pet Has Tentacles (Horny Mage Academy)

Sprache: Englisch

Reihe: ?

Seiten: 26

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Selbstverlag

Genre: Erotik

ASIN: B01ADL8LR4

Erscheinungsjahr: 2016

Pünktlich zur deutschen Veröffentlichung von »Beren and Lúthien« von J.R.R. und Christopher Tolkien bei Klett-Cotta am 10.6.17 möchte ich euch das Buch etwas näher vorstellen. Was wird euch erwarten und taugt es überhaupt etwas? Ich habe das Buch bereits zum internationalen Erscheinen bei HarperCollins am 1.6.17 gelesen.

Die Geschichte von Beren, einem Sterblichen, und der Elbenprinzessin Lúthien ist eine der bewegendsten im gesamten Legendarium. Gejagt von Morgoths Schergen flieht Beren nach Doriath und findet dort Lúthien auf einer Lichtung tanzend. Er verliebt sich in sie und kann auch ihr Herz gewinnen, doch Lúthiens Vater, der Elbenkönig Thingol, ist gegen die Verbindung und verlangt einen hohen Brautpreis für seine kostbare Tochter: Beren soll ihm einen der drei Silmaril in Morgoths Eisenkrone bringen. Jeder weiß, dass Thingol Beren damit eigentlich zum Tode verurteilt hat, dennoch zieht er aus, um zu vollbringen, was von ihm verlangt wird. Mithilfe von Lúthien und ihrer Magie gelangt er bis vor Morgoths Thron, wo Lúthien den Dunklen Herrscher in den Schlaf singt. Beren bricht einen der Silmaril aus der Krone, dann fliehen sie, verfolgt vom Höllenhund Carcharoth, der Beren die Hand mit dem Silmaril abbeißt. In Doriath angekommen hält Thingol sein Versprechen und vermählt seine Tochter mit Beren, ehe sie zur Jagd auf Carcharoth ausziehen. In dieser Jagd wird Beren von Carcharoth tödlich verwundet und der Höllenhund selbst von Huan, dem Jagdhund der Valar, getötet. Beren stirbt an seinen Verletzungen, und Lúthiens Leid ist so groß, dass sie ihm in die Hallen der Erwartungen nachfolgt. Dort kann sie Mandos‘ Herz so sehr bewegen, dass er ihnen erlaubt, wieder nach Mittelerde zurückzukehren, wo sie fortan ein Leben als Sterbliche führen.

So lautet die Geschichte in Kürze, wie sie im Silmarillion erzählt wird. Ihre Wurzeln reichen jedoch bis 1917 zurück, als Tolkien gerade erst anfing, sein Legendarium auszuarbeiten. Die Geschichte hat für Tolkien einen enorm hohen Stellenwert, was nicht zuletzt daran ersichtlich wird, dass er nach dem Tod seiner Frau Edith wünschte, dass unter ihrem Namen »Lúthien« stünde; unter seinen wurde »Beren« eingraviert. Eine seiner schönsten Momente seiner Zeit mit Edith war, wie sie im Wald für ihn tanze und sang – ebenso wie Lúthien im Wald von Doriath.

Damit hat die Geschichte einen ganz besonderen Stellenwert im Legendarium. Selbst wer nur den Herrn der Ringe gelesen hat, wird auch darin Beren und Lúthien begegnen – nicht zuletzt wiederholt sich ihre Geschichte in Aragorn und Arwen (auch wenn Elrond einen etwas faireren Brautpreis verlangt: Nur der König Gondors soll seine Tochter, eine direkte Nachfahrin Lúthiens, ehelichen). Die Liebesgeschichte hat über die Zeit viele Veränderungen erfahren, ihr blieb aber stets zu eigen, dass sie fast ebenso strahlt wie einer von Feanors Silmaril, für die etliche Kriege geführt wurden. Gemeinsam schaffen Beren, ein Sterblicher, und Lúthien, eine schlichte Elbenmaid, mehr als die Heere der sieben Feanorer und vollbringen eine undenkbare Tat: den Dunklen Herrscher höchstselbst einen seiner kostbarsten Schätze zu stehlen.

Die Texte dieses Buches sind nicht neu. In verschiedenen anderen Veröffentlichungen der History of Middle-Earth und an anderen Stellen konnte man bereits davon lesen. Christopher Tolkien stellte sie aber das erste Mal in dieser Form direkt gegenüber und zeigt die Entstehungsgeschichte auf. Gleichzeitig verzichtet er auf allzu viele philologische Details und verweist für die Einzelheiten auf die HoME, was »Beren and Lúthien« zu einem durchaus leserfreundlichen Buch auch für jene macht, die nicht an jedem noch so kleinen Detail interessiert sind und eher das Endwerk bestaunen wollen.

Das Buch lohnt sich dennoch, auch wenn die Texte an sich nicht neu in ihrer Veröffentlichung sind, da ihre direkte Gegenüberstellung noch einmal den Entstehungsprozess sehr gut veranschaulichen und einen direkten Vergleich leicht ermöglichen. Nicht zuletzt liegt der Wert dieses Buches in seinem Inhalt selbst: Wie bereits herausgestellt, besitzt die Geschichte von Beren und Lúthien einen zentralen Stellenwert in Tolkiens Schaffen.

Christopher Tolkien stellt verschiedene Abschnitte der Geschichte direkt gegenüber. Er beginnt mit der kompletten Erzählung des ersten Entwurfs, in welchem Beren vom Katzenherrscher Tevildo gefangen wurde. Tevildo verschwand alsbald und Thû kam hinzu, welcher in späteren Fassungen zu Sauron wurde. Auch zitiert Christopher das »Lay of Leithian«, was mit »Release From Bondage« übersetzt wird, einer von Tolkiens Versuchen epischer Dichtung. Des Weiteren führt Christopher Fassungen der Geschichte aus der Quenta Noldorinwa und andere Versionen an, die immer wieder neue Aspekte der Erzählung einbringen, während andere wieder verschwinden.

Abgerundet wird das Buch durch etliche Zeichnungen von Alan Lee, einem der bedeutendsten Tolkien-Illustratoren, einige davon auch in Farbe. Durch das zarte, bezaubernde Spiel mit dem Licht schafft es Lee wie kein anderer, Lúthien überirdische Schönheit und ihre Magie im Bild einzufangen und die Geschichte zum Leben zu erwecken. Die Bilder sind detailreich und laden zum Verweilen und Entdecken ein.

Also: Worauf noch warten? Das Buch ist ein Muss für jeden Tolkien-Fan! Es präsentiert eine der schillerndsten und ausdrucksstärksten Geschichten Tolkiens in neuer und ausgesprochen ansprechender Form.

 

Autor: J.R.R. Tolkien

Edition: Christopher Tolkien

Titel: Beren and Lúthien

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Alan Lee

Reihe: Nein

Seiten: 288

Originalpreis: £20.00

Verlag: HarperCollins

Genre: Fantasy

ISBN: 978-0-00-821419-7

Erscheinungsjahr: 2017

Brian Herbert und Kevin J. Anderson setzen in »Der Kreuzzug« die frühen Legenden des Wüstenplaneten fort. Dies ist der zweite Teil von drei aus den Wüstenplanet-Legenden.

Serenas Djihad hat gerade erst begonnen. Die Ermordung ihres Kindes durch den Roboter Erasmus war nur das Zünglein an der Wage, das den Flächenbrand des Djihad entfachte. Nun ist es ihr erbittertstes Ziel, die Denkmaschinen auszurotten - um jeden Preis. Serena wird zur Priesterin des Djihad, zur strahlenden Galeonsfigur ihres Welten umfassenden Kreuzzuges gegen die Maschinen. Und sie schreckt vor nichts zurück, denn sie ist fest entschlossen, die Denkmaschinen bis auf den letzten Gelschaltkreis zu vernichten. Selbst wenn sie dafür über die Leichenberge ihres eigenen Volkes gehen muss.

Im Prinzip erfüllt dieser Band genau die Erwartungen, die sein Vorgänger schürte: Er war weder besser noch schlechter als dieser. Leider heißt das auch, dass mir als Neuling des Wüstenplaneten immer noch ein paar Details fremd bleiben. Jetzt bleibt es also auf die Originalreihe zu hoffen, dass diese Dinge da geklärt werden. Das finde ich ein wenig schade. Aber zum Glück sind das nur Details, insgesammt bleibt der Roman verständlich.

Das liegt mitunter auch daran, dass einige grundlegende Fakten immer und immer wieder wiederholt werden, teils, als seien sie Ereignisse, die in anderen Büchern stattfanden und nicht gerade einmal 200 Seiten vorher. Das war ein wenig befremdlich. Zumindest hilft es beim Memorieren.

Was auch diesem Roman fehlen, sind echte Emotionen. Recht weit am Anfang gibt es eine Szene, in der ein Mensch von Kampfrobotern zu Tode gefoltert wird, die jedoch im Leser nicht mehr auslöst als ein »Gut, okay. Der ist jetzt hin.« Die Szene ist exemplarisch für viele eigentlich emotionale Szenen im Buch, die sehr steril und gefühlskalt dargestellt werden. Gibt es Emotionen, wirken sie mitunter sehr aufgesetzt und steif und haben damit ebenfalls eine eher geringe Wirkung auf den Leser.

Kurioserweise ist es die Denkmaschine Erasmus, die durchaus Emotionen auslösen kann. Durch seine perversen und grausamen Experimente an menschlichen Sklaven gelingt es ihm wie keiner anderen Denkmaschine, Abscheu im Leser auszulösen - genau das, was damit auch erreicht werden wollte. Hier ist es tatsächlich gelungen. Ein wenig kurios, denn Erasmus ist immer noch ein Computer, jedoch einer auf dem besten Weg zum Mensch, was noch durchaus interessante Entwicklungen bereithalten könnte.

Gerade Erasmus' Menschlichkeit bereitet jedoch ein wenig Bauchschmerzen. Genauer: Die Darstellung aller Denkmaschinen. Wie schon im ersten Teil wirken sie auch hier zu menschlich, eher wie Menschen, denen etliche Sozilalkompetemzen abhanden kamen. Aber immer noch Menschen. Erasmus' Entwicklung ist gewollt und passend, der Rest wirkt wenig überzeugend.

Der Roman geht mittlerweile differenzierter mit Serenas Djihad um, vor allem gegen Ende des Romans. Im Laufe der Handlung wird immer wieder angesprochen, dass mit fortschreitender Dauer des Krieges die Proteste gegen den Djihad immer heftiger werden und die Menschen ein Ende des Krieges herbeisehen. Es gibt jedoch eine Reihe von Protagonisten, die stark vom Krieg profitieren und nicht wollen, dass er aufhört, da sie sonst ihre Daseinsberechtigung verlieren. Serena selbst ist mittlerweile so fanatisch von der Idee besessen, die Denkmaschinen auszurotten, dass ihre gesamte Existenz darauf ausgerichtet ist. Auch sie kann daher nicht zulassen, dass der Krieg aufhört und ein Frieden mit den Denkmaschinen ausgehandelt wird. Sie und einige andere unternehmen daher aktive Bestrebungen, den Krieg weiterhin fortzuführen - auf Kosten vieler Milliarden Menschenleben. Während im ersten Band noch relativ klar in Gut und Böse unterteilt wird, bekommen einige Seiten hier doch deutlichere Grauschattierungen.

Und dann gibt es da noch die Cymex, die ebenfalls gegen Omnius aufgebehren wollen, gleichzeitig aber auch keine Verbündeten der Liga der Edlen, also der freien Menschen, sind. Damit ist plötzlich jeder gegen jeden, und auch innerhalb der Fraktionen gibt es Spannungen, die zum Vorteil für die anderen beiden Parteien gereicht sein könnten. Damit stellt der Roman eine ziemlich explosive Mischung her.

Leider kommt davon durch die rar gesähten Emotionen der Protagonisten nicht alles beim Leser an und der Roman bleibt schlussendlich doch hinter seinem Potenzial zurück. Er hätte sich damit seinem Vorgänger gegenüber steigern können. Dennoch bleibt die Lust und Neugierde auf die folgenden Bände, auch wenn es nicht die aufregendste Lektüre war.

 

 

Autor: Brian Herbert, Kevin J. Anderson

Titel: Der Wüstenplanet – Die Legende: Der Kreuzzug

Original: Dune: The Machine Crusade

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Bernhard Kempen

Umschlagsillustration: Frank M. Lewecke

Reihe: Band 2

Seiten: 787

Originalpreis: 9,95€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-52434-7

Erscheinungsjahr: 2008

Manchmal bin ich von einfachen Dingen zu ködern. Das Cover sah nett aus. So bin ich auf »Magica - Quelle der Macht« von Saskia Stanner aufmerksam geworden. Außerdem bin ich eh neugierig auf das Programm des Eisermann Verlages und hoffe, dort vielleicht etwas zu finden, das mir zusagt. Also diesen Roman für die Freitagsprobe auserkoren.

März 1645: Den neuen Lord in einer Vision zu sehen, wäre für eine Hexe wie Kristy ganz normal. Wenn diese ihn jedoch vierhundert Jahre in der Zukunft zeigt, stellt sich die Frage nach ihrem Sinn.

Auf der Suche nach Antworten kommt Kristy dem Lord Jonathan of Devon immer näher. Schnell wird ihr bewusst, dass sie sich eigentlich von ihm fernhalten sollte, statt Gefühle für ihn zu entwickeln.

Dann aber wird ein Hexenjäger auf sie aufmerksam und Kristy muss sich entscheiden: Wird sie dem Jäger selbst gegenübertreten oder sich von Jonathan schützen lassen – denn schließlich ist er das gefährlichste Wesen ihrer Zeit?

(Quelle: Amazon)

Der Text hat einen Prolog, von dem mir nach der Leseprobe nicht ganz klar ist, welche Funktion er haben soll. Dann gibt es einen Zeitsprung hin zu unseren Protagonistin Kristy. Das ganze spielt vor dem Hintergrund der Hexenverfolgung, und welch Zufall, unsere Protagonistin ist ja eine Hexe. Dann kommt sie noch einen vermeindlichen Vampir auf die Schliche und will aus irgendwelchen Gründen wissen, ob er wirklich ein Vampir ist, obwohl die ja ach so gefährlich sind. Und sie kommt besagtem Vampir »immer näher«, verrät uns die Kurzbeschreibung. Lasst mich raten: Liebesgeschichte! Nein! Doch! Och!

Mit Verlaub, aber das wirkt alles ziemlich platt und ausgelutscht. Auch die Leseprobe kann mich nicht davon überzeugen, dass dieser Roman das Potenzial für mehr als 08/15 hat. In der Leseprobe passiert herzlich wenig, das mich sonderlich neugierig gemacht hat. Ein wenig Gejammer über die Pest im Prolog, eine Hexenhochzeit, wenig spannende investigative Nachforschungen über Lord Vampir, das war es. Kristy beobachtet, wie er Blut trinkt, er aber gleichzeitig auch nicht in der Sonne zum Brathähnchen wird. Ja seltsam, riecht nach Übervampir, das muss natürlich gleich ausgecheckt werden, auch wenn Vampire auch so schon übermächtige Feinde sind! Oder so.

Aber sie kann lautlos flüstern. Das ist eine Fähigkeit, die defintiv nicht jeder hat. Respekt!

Schlussendlich wirkt das alles vielleicht ganz nett, aber nichts, wofür ich 4€ ausgeben würde. Der Schreibstil ist annehmbar, auch wenn es sich für mich nicht anfühlte, als würde ich mich im 17. Jahrhundert befinden. Eher im 21. ...

Das Buch kann nette, wenig anspruchsvolle Unterhaltung für zwischendurch sein, mich konnte die Leseprobe jedoch nicht überzeugen.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

 

Autor: Saskia Stanner

Titel: Magica - Quelle der Macht

Sprache: Deutsch

Reihe: ?

Seiten: 209

Originalpreis: 3,99€

Verlag: Eisermann Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B01NBF232N

Erscheinungsjahr: 2016

Märchen sind etwas für Jung und Alt. Tatsächlich bekamen Märchen erst relativ spät den Stempel der Gute-Nacht-Geschichten für Kinder aufgedrückt. Und Kunstmärchen sind ohnehin noch einmal eine völlig andere Seite. In diese Tradition möchte sich auch »Magenta Zwiebelberg: ein Märchen« stellen, ein Roman von Betty Berger.

Magenta will eigentlich nichts weiter als normal sein. Das ist sie jedoch zu ihrem Leidwesen nicht. Denn egal, was sie tut, das Wasser will einfach keine Wellen schlagen. Springt sie in Pfützen, passiert nichts, kein Kräuseln, kein Platschen. Dasselbe, wenn sie Steine ins Wasser wirft oder gar selbst hinterher springt. Als der Sommer den See austrocknet und eine Höhle freilegt, wird ein altes Monster wach. Und plötzlich erweist sich Magentas Nichtfähigkeit als Vorteil, als das Monster Sharfeyn anfängt, Kinder zu rauben, und Magenta sie retten will.

Ehe ich zum Inhalt komme, möchte ich ein paar Worte zum Layout verlieren. Das mache ich sonst nie, weil es für mich eigentlich keine Rolle spielt. In diesem Fall komme ich aber nicht umhin. Das Cover selbst hat eine gute Grundidee, die den Inhalt des Buches aufgreift, hapert jedoch an der Umsetzung. Der Titel ist auf dem Hintergrund erschwert zu lesen, stärker tritt dies noch bei dem Klappentext auf der Rückseite hervor, der wirklich kaum zu lesen ist. Weiß auf aufspritzendem Wasser ist keine gute Idee. Der Satz selbst wartet mit einem mir nicht ganz ersichtlichen Gebrauch von Leerzeilen auf, der für mich nicht nachvollziehbar mit normalen Absätzen wechselt. Hinzu kommen CAPSLOCK, ein verschnörkelter, mitunter schwer zu lesender Font für die alte Sprache des Monsters sowie ein fast schon beliebig wirkender Gebrauch (oder Nichtgebrauch) von Kommata. Abgesehen davon finden sich jedoch keine Rechtschreibfehler im Text, was immerhin etwas ist.

Formatierung ist halt doch etwas, das in einigen Fällen (wie diesem) nicht immer den besten Eindruck hinterlässt.

Nun aber zum Inhalt. Am meisten konnten die Zwerge begeistern, die Sharfeyn bewachen sollten, der ihnen aber ausbüxte, weil der Mechanismus, dessen Teil die Zwerge sind, kaputt ist. Sie haben definitiv Charakter und sind individuell. Immer, wenn sie auftraten, hatte das Lesen besonders viel Spaß gemacht.

Die andere Seite ist Ralph, ein weiterer Wegbegleiter Magentas. Er blieb anders als die Zwerge die ganze Zeit über blass und wollte als Charakter einfach nicht so wirklich aus den Seiten hervortreten.

Auch Magenta, die von den Dorfbewohnern zur Antagonistin gemacht wurde, konnte in dieser Rolle nicht ganz überzeugen. Genauer: Es überzeugt nicht, wie sie überhaupt dazu gemacht wurde. Ganz zu Anfang wird die Dorfhexe Frau Drollich vorgestellt, die definitiv nicht den Eindruck macht, von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen zu sein, indem sie beispielsweise stigmatisiert wird. Viel mehr wirkt sie wie ein harmonischer Teil dessen und wird von den anderen Bewohnern durchaus akzeptiert. Wie es dazu kommt, dass Magenta als »Hexe« mit eindeutig negativer Konnotation stigmatisiert wird, leuchtet vor diesem Hintergrund wirklich nicht ein.

Die Hexen des Romans sind übrigens der vielleicht deutlichste Punkt, weshalb man hier nicht unbedingt von einem Märchen reden kann – zumindest keinem, das der Tradition der Volksmärchen folgt. Ebenjene haben für bestimmte Personen, wie zum Beispiel die Hexen, sehr genaue Vorstellungen. So heißt es in Hänsel und Gretel beispielsweise: »Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloß gebaut, um sie hereinzulocken. Wenn eins in ihre Gegenwart kam, so machte sie es tot, kochte es und aß es, und das war ihr ein Festtag. Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere, und merken’s, wenn Menschen heran kommen.« (KHM 15) Offensichtlich trifft nichts davon auf Magenta oder Fräulein Drollich zu.

Insgesamt liest sich das Buch aber durchaus ganz nett, wenn auch mit ein paar Abstrichen. Die Geschichte selbst unterhält recht gut und ist nicht auf die langweiligste oder unkreativste Art aufgezogen. Damit kann das Buch also durchaus ganz nette Unterhaltung bieten, wenn man das eine oder andere Mal ein Auge zudrückt.

Kann man also über Dinge wie das Cover und die Formatierung hinweg sehen, findet man sogar noch ein paar Abstriche weniger. Das Buch kann durchaus eine gewisse Unterhaltung bieten und hat dabei seine Stärken und Schwächen.

 

Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

 

Autor: Betty Berger

Titel: Magenta Zwiebelberg: ein Märchen

Sprache: Deutsch

Umschlagsillustration: B. Berger

Reihe: Nein

Seiten: 268

Originalpreis: 8.45€

Verlag: Selbstverlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3740728168

Erscheinungsjahr: 2017

Man mag ein wenig Respekt vor der Reihe haben: Weit über 10 Bände, allesamt jeder für sich ein Todschläger. Terry Goodkind ist definitiv kein Mann der wenigen Worte. Er hat Richard und Kahlan, den Protagonisten seiner berühmtem Reihe »Das Schwert der Wahrheit« eine Menge Raum gegeben. Der Auftakt ihrer Geschichte ist »Das erste Gesetz der Magie«, ein Roman, der auf den ersten Seiten wie ein klassischer Fantasyroman wirkt, aber am Ende doch so viel mehr wird.

Richard ist ein Waldführer, mehr nicht. Während sein Bruder zum Obersten Rat der friedlichen Westlands ernannt wird, ist Richard allein in den Wäldern unterwegs, um den Mord an seinem Vater aufzuklären. Dabei begegnet er Kahlan, einer geheimnisvollen Frau, die aus den Midlands kommt und der es irgendwie gelungen ist, die magische Barriere zwischen den Ländern zu überqueren. Kahlan wird verfolgt, wie sich herausstellt von den Handlangern des Tyrannen Darken Rahl. Sie sucht jemanden, der ihr in ihrem Kampf gegen Rahl zur Seite steht. Wie es sich herausstellt, ist es der alte Zedd, Richards Freund. Und er ist mehr, als er zu sein vorgab: Zauberer der Ersten Ordnung, in dessen alleiniger Macht es steht, den wahren Sucher zu ernennen, dessen Aufgabe es sein wird, Darken Rahl aufzuhalten. Und er ernennt Richard.

Die Reihe ist ganz klassische High Fantasy: ein Auserwählter, seine epische Queste, Freunde, die ihm zur Seite stehen, magische Gegenstände. Das ganze Programm. Doch Terry Goodkind ist es gelungen, daraus etwas ganz Besonderes zu machen, das einen von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Suchtpotenzial garantiert!

Das fängt schon bei so ganz profanen Dingen wie den Charakteren an. Sie können in ihrer Gesamtheit absolut überzeugen, jeder hat seine individuellen Züge und Macken. Sie bringen den Leser zum Lachen, aber auch zum Hassen - und dazu, Mitgefühl zu zeigen. Richards Umgang mit Danna war phänomenal! So ein Ausgang hätte vielleicht nicht jeder erwartet. Und ja, einige Charaktere sind regelrecht hassenswürdig, besonders Darken Rahl selbst und sein Handlanger Demmin Nass, die wirklich abscheuliche Dinge tun - und der Autor ist gnadenlos und lässt den Leser all das hautnah miterleben. Für zarte Gemüter ist das Buch vielleicht nicht immer etwas, denn das Buch kann defintiv eines: schocken.

Was man auch festhalten muss, ist, dass das Buch ein slowburner ist. Das heißt, es braucht seine Zeit, ehe es in Fahrt kommt. Dabei gibt es aber von Anfang an keinen einzigen Moment, der irgendwie langweilig wäre. Obwohl das Buch so ein dicker Wälzer ist, hat man nicht das Gefühl, ewig und drei Tage daran knabbern zu müssen. Vielmehr ist es durchweg kurzweilig, unterhaltsam und vor allem eines: spannend! Die Geschichte fesselt und man kann gar nicht mehr davon lassen, da man unbedingt wissen muss, wie es nun weiter geht! Irgendwie passiert immer etwas Lesenswertes oder man erfährt spannende Dinge über die Welt von Richard und Kahlan.

Es ist definitiv kein Fehler, sich an die Reihe zu wagen. Hier ist einer der seltenen Fälle, wo man froh sein kann, dass es so viel davon gibt: Das heißt immerhin, dass es nach der letzten Seite noch eine ganze Weile weitergehen kann!

 

 

Autor: Terry Goodkind

Titel: Das Schwert der Wahrheit: Das erste Gesetz der Magie

Original: Wizard's First Rule

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Caspar Holz

Reihe: Band 1

Seiten: 1009

Originalpreis: 10,00€

Verlag: blanvalet

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-442-36967-6

Erscheinungsjahr: 2008

Drachen üben eine magische Anziehungskraft auf mich aus, und außerdem sieht das Cover von »Drachen der Wildnis«, Teil Eins der Drachenatem-Trilogie, von Ava Richardson ohnehin klasse aus. Ich konnte einfach nicht umhin, hier einmal für die Freitagsprobe (die heute an einem Samstag ist) hineinzusehen.

Aus Zeiten der Dunkelheit kommen unerwartete Helden hervor.

Das einst friedliche Königreich Torvald wurde von böser Magie zerrüttet, die Reiter mussten ihre Drachen vergessen und ebenso wie sie in die Wildnis fliehen. Jetzt wird jeder, der es wagt über Drachen zu sprechen, als wahnsinnig betrachtet und hingerichtet.

Vor sechzehn Jahren wurde Saffron in diesem dunklen, verwirrten Land geboren. Da sie unter dem Fluch steht, Drachenfreundin zu sein und magische Kräfte zu haben, war sie zu einem Leben im Exil gezwungen und wurde von Drachen großgezogen – aber heimlich träumt sie von einem normalen Leben und der Familie, die sie verloren hat.

Aber da ihre Magie für sie unkontrollierbar ist, weiß Saffron, dass sie ihre Familie finden muss, bevor sie sich selbst verletzt - oder schlimmer, ihre Drachenfamilie.

Bower, gelehrt und zurückgezogen lebend, zieht es vor, seine Tage damit zu verbringen, über die Legenden der Drachenreiter zu lesen - selbst wenn es für ihn den Tod bedeutet, sollte man ihn dabei ertappen. Aber als Sohn eines adligen Hauses, das am Rande der Zerstörung steht, ist es an ihm, eine mysteriöse Prophezeiung zu erfüllen und das Königreich vor der Herrschaft des bösen Königs Enric zu retten - doch alles, was er möchte, ist in Ruhe lesen zu dürfen. Als das Schicksal ihn mit Saffron zusammenführt, gewinnt er eine mächtige Verbündete - aber eine, deren wilde, unberechenbare Magie ihrer beider Leben bedroht.

Ihre Freundschaft könnte vielleicht die Kraft haben, den Lauf der Geschichte zu ändern, aber als König Enric, der schwarze Magier, Saffron ein verlockendes Angebot

(Quelle: Amazon)

Der Klappentext ist ziemlich lang, darüber hinaus lernen wir in der Leseprobe den angesprochenen Bower nicht kennen. Dafür umfasst selbige aber den Prolog, in welchem erklärt wird, wie es zu dem Fluch des Vergessens kam, und wir erhalten einen Einblick in Saffrons Leben bei den Drachen. Prolog und erstes Kapitel sind in zwei verschiedenen Perspektiven geschrieben, jedes Mal aber in der ich-Form. Das mag ich persönlich nicht so, kann aber damit leben, wenn zumindest der Rest passt.

Und hier passt alles weitestgehend. Es ist im Prolog etwas schwierig, bei den Namen mitzukommen, wer hier wer ist und wie zu allem steht, was passiert, aber mit etwas mehr Aufmerksamkeit als sonst geht das.

Im Prolog geht alles Schlag auf Schlag. Sofort ist der Leser mitten im Geschehen und wird förmlich mitgerissen. Das erste Kapitel lässt es etwas ruhiger angehen und stellt uns Saffron und ihre Drachenschwester Jaydra vor, mit der sie zusammen aufgewachsen ist. Uns wird gesagt, dass etwas an Saffron anders ist (und nach dem Prolog ahne ich, was das ist). Saffrons Aufgabe besteht nun darin, herauszufinden, wer sie ist.

Der Stil ist okay. Nichts Besonderes, aber auch nicht schlecht. Inhaltlich reizt mich das Buch allerdings durchaus. Nicht nur das Cover kann mich hier neugierig machen. Ich glaube nicht, dass das Buch das Potenzial hat, der Hit des Jahres zu werden, aber zumindest die Leseprobe verspricht ein paar angenehme Lesestunden.

»Drachen der Wildnis« verspricht in der Leseprobe also durchaus ein gutes Buch, das auf jeden Fall eine Überlegung wert zu sein scheint. Auf meine Wunschliste ist es jedenfalls bereits gewandert.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

 

Autor: Ava Richardson

Titel: Drachenatem-Trilogie: Drachen der Wildnis

Sprache: Deutsch

Original: Upon Dragon‘s Breath: Dragons of Wild

Übersetzung: ?

Umschlagillustration: Joemel Reueza

Reihe: Band 1

Seiten: 303

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Relay Publishing

Genre: Fantasy

ASIN: B01N0Q5B95

Erscheinungsjahr: 2017

Ich kam schon in recht jungen Jahren zu Tolkien, und zwar durch meine Eltern und durch die Filme. Als die Filme 2001 ins Kino kamen, war ich noch in der Grundschule. Ich weiß noch bis heute, wie ich damals abends immer mega Schiss hatte, wenn Mama und Papa die Filme geguckt hatten. Mein erster Kontakt verlief also eher unrühmlich. Ein paar Jahre später, vielleicht war ich da 12, wollte ich aber doch wissen, was meine Eltern da so toll fanden. Papa, total begeistert, dass seine Erziehung wirkte, setzte mich vor den Fernseher und schaltete den ersten Teil an. Wirklich, ungelogen, ich saß mit offenem Mund da. Und es war um mich geschehen.

Meine ersten Tolkien-Bücher wanderten ganz klammheimlich aus der elterlichen Sammlung in meine Regale und sind bis heute, obwohl es an und für sich keine besonderen Bücher sind, mit meine größten Schätze.

Folgt übrigens in den Social Medias #Tolkiencollection und #Tolkiencollector, da findet ihr wirklich tolle Bücher. Meine Hauptquelle für Neuentdeckungen. »Ohhho!! <3 Die Ausgabe brauche ich UNBEDINGT!« »Aber du hast doch schon drölfzig Herr der Ringe Ausgaben.« »NIEMALS! Mein Schatzzzzzz!«

Papa empfahl mir damals, mit dem Hobbit zu beginnen, dann zum Herrn der Ringe überzugehen und zum Schluss das Silmarillion zu lesen. So empfehle ich es auch heute noch jedem und so werde ich auch in diesem Post vorgehen.

Der Hobbit oder Hin und zurück

Lange, bevor die scheußliche Verfilmung rauskam und jetzt gefühlt das einzige sind, das die Cover der neuen Hobbitauflagen ziert, gab es diese Ausgabe, in der auch, soweit ich weiß, Der Herr der Ringe und Das Silmarillion erschienen. Wieso meine Eltern ausgerechnet diese Ausgabe angeschafft hatten, weiß ich allerdings nicht, denn die schönste ist sie weiß Gott nicht. Aber stabil. Machte fast genauso viel mit wie mein Herr der Ringe, und da sind keine Seiten lose.

Der Einband ist schlicht, ohne Schnörkel oder schick eingeschlagen. Dafür gibt es allerdings beide Karten, die von Wilderland und Thorins Karte, auf den Einbandseiten. Außerdem ist auch Tolkiens Vorwort zu den Runen enthalten, mit dem man sich, wenn man Lust hat und nicht den einfachen Weg über die Anhänge vom Herrn der Ringe gehen will, die Runen selbst beibringen kann, wenn man weiß, dass auch in der deutschen Ausgabe die Runen auf Thorins Karte den englischen Text darstellen. Was ich gemacht hatte, weil ich gerade nur den Hobbit zur Hand hatte und Langeweile in einer Chemie Freistunde hatte. Wer macht schon die Aufgaben, wenn man Tolkien zur Hand hat? Lieber Runen lernen!

Das Buch selbst kommt mit keinerlei Illustrationen einher, weder von Alan Lee, noch von Tolkien oder sonst irgendwem. Damals war es halt mein allererster Hobbit, da hatte mich das nicht gestört, mittlerweile sind mir illustrierte Ausgaben lieber.

Die Bindung ist okay, die Seiten haben eine gute Dicke, sodass sie nicht nur vom Anschauen zerreißen. Allerdings hat die Ausgabe kein Lesebändchen. Nicht die qualitativste Ausgabe, noch die schönste, aber sie erfüllt die Grundanforderungen. Und ist und bleibt mein erster Hobbit.

Bibliographische Daten

320 Seiten, übersetzt durch Wolfgang Krege, Bertelsmann Ausgabe mit der Buch-Nr. 000010-9, 2001, Originalpreis ?

 

Der Herr der Ringe

Das Buch ist eine inzwischen sehr zerlesene Standardausgabe der Hobbit Presse, die früher in jeden Urlaub mitgeschleppt wurde. Die Seitenränder sind rot eingefärbt, was ich sehr schön finde. Zwar habe ich mittlerweile verschiedenste Ausgaben des Buches in unterschiedlichsten Farben, aber für mich bleibt es einfach standardmäßig rot wie das Rote Buch der Westmark.

Das Buch ist in roten Stoff eingeschlagen, auch wenn ich es mittlerweile mit einer Buchhülle versehen habe, weil die goldene Schrift auf dem Buchrücken kaum noch zu lesen ist – und das ist nur meine geringste Sorge bei dem Buch. Das Buch hat mittlerweile einiges mitgemacht: Mein Onkel hat es gewässert (was ich ihm bis heute übel nehme, obwohl er es sicher längst vergessen hat), Maya, der Hund von Bekannten, hatte es bereits als Kissen missbraucht und unter meinem Kopfkissen lag das Buch früher auch. Das war allerdings das letzte Mal, dass ich ein Buch unter dem Kopfkissen hatte, am nächsten Tag hatte ich nämlich einen steifen Hals und Sportunterricht.

Die Seiten selbst sind ziemlich dünn, weshalb man da etwas aufpassen muss. Außerdem gibt es aller paar Seiten Illustrationen, sowie auf jeder Doppelseite eines neuen Teiles und Buches ebenfalls eine große Illustration. Das Buch hat die Karte des Auenlandes, leider jedoch nicht von Mittelerde und Gondor. Außerdem gibt es zwei Lesebändchen, ein rotes und ein goldenes, und die Anhänge samt Register sind enthalten. In Anbetracht dessen, was das Buch bei mir alles mittlerweile mitgemacht hat, eine sehr stabile Ausgabe, die sehr gut zum Viellesen ist.

Bibliographische Daten

1238 Seiten, übersetzt durch Wolfgang Krege (Gedichte durch E.-M. von Freymann), Klett-Cotta Hobbit Presse, ISBN 3-608-93222-4 , 7. Auflage 2001, Originalpreis ?

 

Das Silmarillion

Das ist übrigens genau die Ausgabe, von der ich immer sage, dass ich sie erst beim vierten Anlauf einmal durchgelesen habe. Ein Taschenbuch, das durch meine Obsession mit diesem Werk stark gelitten hat, da die Ecken mittlerweile stark angestoßen sind und die Seiten fleckig und einige sogar lose. Was das Cover darstellen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber es hat etwas, finde ich. Wie ein Magieschleier, der sich durch die Nebel der Altvorderenzeit windet, was ja doch sehr gut zum Silmarillion passt.

Auch dieses Buch ist eine Standardausgabe. Die Bindung ist nicht unbedingt die Aufwendigste und hatte schließlich auch durch meine Dauerbenutzung den Geist aufgegeben. Wie auch mein erster Herr der Ringe ging dieses Buch mittlerweile in Rente und wurde durch neuere, stabilere ersetzt, wird aber immer noch hoch in Ehren gehalten. War immerhin mein erstes, das bedeutet was! Zumindest die Seiten sind nicht hauchzart und sind auch unter Dauerbenutzung nie gerissen.

Illustrationen gibt es hier keine. Dafür gibt es die Karte von Beleriand, den Anhang mit Glossar sowie verschiedenste Stammbäume der großen Fürsten von Elben und Menschen und der Abstammungen der verschiedenen Elbenvölker. Damit fällt es auch Erstlesern leichter, einen Überblick zu behalten. (Wirklich, es ist möglich, das alles im Kopf zu haben, das ist bei mir nur die Spitze des Eisberges.)

Bibliographische Daten

493 Seiten, übersetzt durch Wolfgang Krege, Klett-Cotta Hobbit Presse, ISBN 3-608-93245-3 , 13. Auflage 2003, Originalpreis ?

 

Zeigt her eure Tolkien-Ausgaben! Habt ihr überhaupt Tolkien gelesen? Habt ihr vielleicht auch meine Ausgaben? Und welche Geschichten könnt ihr zu euren Ausgaben erzählen?

Robert Corvus ist für düstere Fantasy immer zu haben – sowie für angenehme Standalones im Meer der überproportionierten, regalfüllenden Epen. Mit »Drachenmahr« tischt er einen weiteren solchen Roman auf, Magie und Action kommen hier nicht zu kurz. Und das alles vor der Kulisse eines furchterregenden Drachens!

Seit vielen Jahren lebt die Stadt Koda im Schatten der Kathedrale. Ebenjene beherbergt einen schrecklichen Drachen, zugleich Tyrann und Gefangener der Stadt. Er wird gefürchtet, doch gleichzeitig auch verehrt, denn ohne seine Magie könnte die von einem undurchdringlichen Moor umgebene und von rachsüchtigen Geistern bedrohte Stadt nicht überleben. Zarria, Gardistin der Wache, will einen Mord aufklären, wird dabei jedoch immer tiefer in den Sumpf der Intrigen der Herrschenden gezogen. Bald schon erkennt sie, dass im Zentrum des Intrigennetzes der Drache steht. Mit ihm steht und fällt alles.

Es steht Robert Corvus drauf und es ist auch Robert Corvus drin. Sein Name steht für düstere Fantasy, Action (häufig nicht gerade zimperlich) und starke Frauenfiguren – und vor allem sehr cooles Worldbuilding. Das alles wird dem Leser auch in »Drachenmahr« präsentiert.

Zarria ist eine Frau, die sich durchzusetzen weiß. Das hat sie mit vielen von Robert Corvus‘ weiblichen Hauptfiguren gemeinsam, und es ist immer wieder sehr schön zu lesen. Das weinerliche Mauerblümchen, das auf seinen Prinzen wartet, sucht man hier vergebens. Viel eher ist es hier die Dame selbst, die sich vor dem bösen Ungeheuer errettet. Frauenpower ist angesagt! Zarria weiß sich in ihrer Welt zu behaupten und stellt sich mutig allen Herausforderungen. Selbst wenn sie dafür dem Drachen direkt vor sein Maul tritt.

Das Worldbuilding war ebenso wieder einmal großartig. Die Handlung spielt die ganze Zeit in der Stadt, was gleichzeitig auch ein wenig deren Isoliertheit durch das umgebende Moor und die darin hausenden Geister wiederspiegelt. Die Besonderheit der Lage speigelt sich auch in der Wirtschaft der Stadt wieder, da sie vollkommen von der Magie des Drachen abhängig ist, der Nahrung und Rohstoffe herbeizaubern kann.

Corvus gelingt es wunderbar, eine düstere, unheimliche Atmosphäre aufzubauen. Die Draken, die Jungen des Drachen, sind eine allgegenwärtige Bedrohung, ebenso die Geister, die einem schon einmal den einen oder anderen Schauer bescheren können. Auch führt Zarrias Weg sie häufig in die Kanalisation der Stadt sowie in deren verfallenere Gegenden, was noch einmal die düstere Atmosphäre der Handlung unterstreicht. Wobei die Geister und das Umland der Stadt nicht selten gewisse Erinnerungen an die erste Mistborn-Trilogie von Brandon Sanderson weckten …

Tja, und dann natürlich der Drache selbst! Cool! Er ist groß, er ist toll, er ist mächtig und gefährlich, selbst in Gefangenschaft. Natürlich ist das ein riesiger Pluspunkt des Romans!

Ein paar kleine Schönheitsflecken hat das Buch allerdings. Am Ende habe ich etwas den Faden verloren, und während des Lesens kam ich auch nicht immer mit allen Charakteren mit, wer jetzt nun wer ist. Bei letzterem hilft allerdings das Glossar am Ende. Ein wenig Bauchschmerzen hatte ich auch mit dem Kult der Mönche, welcher ganz offensichtlich das Christentum ist. Am Ende des Romans werden ein paar Städte erwähnt, die ich ergoogelte: Für Ustarbad werden mir nur Ergebnisse in Verbindung mit dem Roman angezeigt und Kalai ist laut Wikipedia ein Personenname sowie eine Kommune in Angola. Aber ob das reicht, um sagen zu können, dass Koda in unserer Welt liegt? Das scheint mir zu wenig, von daher werde ich nicht ganz warm damit, dass der Roman an einem augenscheinlich fiktiven Ort spielt (wobei es laut Wikipedia in Georgien und Russland zwei Orte mit Namen Koda geben soll) und es dann nicht nur Anleihen an das Christentum gibt, sondern selbiges tatsächlich auch namentlich erwähnt wird. Das passt einfach nicht.

Trotzdem, der Roman bleibt auf jeden Fall eine Empfehlung für Fans düsterer Fantasy und Drachenliebhaber. Von beidem gibt es hier mehr als reichlich.

 

 

Autor: Robert Corvus

Titel: Drachenmahr

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Melanie Miklitza

Reihe: Nein

Seiten: 391

Originalpreis: 12,99€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-28015-0

Erscheinungsjahr: 2015

 

Weitere Rezensionen

- Nenatie

Nachdem mich die Autorin der letzten Freitagsprobe so neugierig machte, schnupperte ich ein wenig weiter herum und stieß dabei auf eine weitere Drachen-Reihe von Ava Richardson: »Die Akademie der Drachenreiter« ist der Auftakt der Rückkehr der Finsternis Trilogie.

Agathea, aus dem adligen Haus der Flamma, möchte ihrer Familie Ehre machen, indem sie in die Fußstapfen ihrer Brüder tritt und den ihr zustehenden Platz als Drachenreiterin einnimmt. Heirat wäre die einzige Alternative, daher kann Thea einen Misserfolg nicht akzeptieren. Sie ist nicht über ihren unbeholfenen, ungepflegten Partner Seb erfreut, aber ihr Drachen hat sie beide gewählt und nun muss das ungleiche Paar lernen, als Team zu arbeiten.

Der siebzehnjährige Sebastian schämte sich seit langem wegen seines betrunkenen Vaters und seiner mangelhaften Erziehung, aber dann wurde er auserwählt, an der renommierten Akademie als Drachenreiter ausgebildet zu werden. In eine Welt gestoßen, in die er nicht passt, findet Seb eine Verbindung mit seinem Drachen, die noch stärker ist, als er sie sich vorgestellt hatte. Bald tut er alles, was er kann, um erfolgreich zu sein und seine neue Partnerin, Thea, nicht in Verlegenheit zu bringen.

Als Seb Gerüchte hört, dass eine alte Gefahr wieder aufersteht, beginnen er und Thea nachzuforschen. Allein mit ihrer Entschlossenheit und dem Drachen, den sie beide reiten, bewaffnet, könnten Thea und Seb vielleicht die einzige Verteidigung gegen die Finsternis sein, die das Land zu überfluten droht. Gemeinsam werden sie lernen müssen, zusammenzuarbeiten, um ihr Königreich zu retten ... oder bei dem Versuch zu sterben.

(Quelle: Amazon)

Diese Reihe spielt in derselben Welt wie die Drachenatem-Trilogie, der Gegenstand der letzten Freitagsprobe, scheint jedoch zeitlich davor angesiedelt zu sein. Diese Leseprobe präsentiert zwei Erzählperspektiven: die von Agathea und die von Sebastian, beide jeweils in der ich-Form. Das macht es schon in der Leseprobe manchmal etwas knifflig, sogleich zu erkennen, wer hier nun gerade spricht. Die Erzählperspektive wechselt nach jedem Kapitel und es braucht immer etwas, um zu erkennen, wer das nun gerade ist.

Die Leseprobe umfasst die ersten vier Kapitel, die die Auswahl der beiden Protagonisten durch ihren Drachen zum Reiter umfasst. Ein allzu großer Konflikt wird hier noch nicht deutlich, nur, dass Sebastian ein armer Schlucker ist und daher von den anderen Reiterrekruten misstrauisch beäugt wird, da diese vorwiegend aus reichen Familien kommen. Agathea ist selbst nicht glücklich darüber.

In der Leseprobe wird aber die Rückkehr der Finsternis angesprochen, was andeutet, dass das Buch sich nicht nur um den womöglich ausbrechenden Zickenkrieg zwischen Sebastian und dem Rest der Rekruten drehen wird, was mir persönlich nicht sonderlich zugesagt hätte. So jedoch kann das durchaus mehr bieten als nur persönliche Zwiste vor einer seit Eragon doch sehr ausgekauten Kulisse von Drachenreitern.

Auch diese Leseprobe verspricht nicht die Entdeckung des Jahrhunderts, aber ein durchaus lesbares Buch. Und außerdem gibt es Drachen, was immer ein Pluspunkt ist. Ich erhoffe mir eine interessante Kombination von Spannung zwischen Sebastian und Agathea und daraus resultierenden Schwierigkeiten mit der titelgebenden Rückkehr der Finsternis.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

 

 

Autor: Ava Richardson

Titel: Die Rückkehr der Finsternis: Die Akademie der Drachenreiter

Sprache: Deutsch

Original: Return of the Darkening: Dragon Trials

Übersetzung: ?

Umschlagillustration: Joemel Reueza

Reihe: Band 1

Seiten: 233

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Relay Publishing

Genre: Fantasy

ASIN: B01DU59GME

Erscheinungsjahr: 2016

Manchmal geht es in der Fantasy blutig und vulgär zu. Wer Dark Fantasy mag, ist bei »Schwarzer Horizont« von Ivo Pala vielleicht genau richtig, denn dort gibt es reichlich Action. Der Roman ist der Auftakt der Dark World Saga, erschienen bei Droemer Knaur.

Es ist nun schon einige Jahre her, seit der Weltendonner  die Welt erschütterte und sie für immer veränderte. So nennt sich das Naturereignis, hinter welchem sich wahrscheinlich ein Meteoriteneinschlag oder Vulkanausbruch verbirgt, der so viel Asche und Staub in die Atmosphäre wirbelte, dass die Sonne verdunkelt wurde. Nun hält eine Eiszeit die in Schatten gehüllte Welt in ihrem eisigen Griff. Jeder ist sich selbst der nächste, denn es geht um’s nackte Überleben. In dieser lebensfeindlichen Welt versuchen auch der Krieger Raymo, die Sklavin Lizia und der Mönch Ash irgendwie zu überleben und sind mitunter bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen. Vielleicht zu hoch.

Mir fällt es schwer, zu diesem Buch etwas zu sagen. Das liegt vor allem an einem Umstand: Das Buch ist mir zu blutig und vulgär, und das sage ich nicht leichtfertig. Ich meine, bei Game of Thrones störe ich mich auch nicht dran und die Serie ist da noch weit extremer als die Buchreihe. Hier jedoch wirkt es oft einfach nur aufgesetzt und übertrieben.

Die Welt ist unerbittlich, ja, aber der Grad der Gewalt wirkt trotz der Umstände unpassend, zumal Pala an einigen Stellen sonderbarerweise die Grausamkeit dennoch unscharf zeichnet, und es keinen ersichtlichen Grund dafür gibt. Diesen schmalen Grad können andere Autoren wesentlich besser gehen.

Auch kam ich nicht wirklich an die Charaktere heran. Üblicherweise mache ich mir eigentlich nicht das allermeiste aus den Charakteren und achte lieber auf die Welt. Hier wirkten einige Dinge aber zu unglaubwürdig, als dass ich darüber hinwegsehen könnte. Erst ist sie de facto eine Sklavin und landet in irgendeiner schmuddeliggen Gasse und plötzlich kommt eine wildfremde Person daher und behauptet, sie sei die verlorene rechtmäßige Erbin des Thrones und auf einmal meint jeder die Ähnlichkeit zu ihren (angeblichen) Verwandten zu sehen. Deus ex Machina! Dieser Umstand wurde einfach nicht glaubwürdig verkauft. Und das war kein Einzelfall.

Stilistisch hat sich der Autor ebenfalls ein paar Schnitzer geleistet. Der Gebrauch von Ausrufezeichen ist nicht immer passend, hinzu kommt umgangssprachliche Syntax. »Weil« ist eine Subjunktion und leitet eingebettete Sätze (Nebensätze) ein, keine Matrixsätze (Hauptsätze). Das geht nur in der Umgangssprache, wirkt aber in einem Roman, der eben keine Umgangssprache präsentieren möchte, einfach unpassend.

Die Welt hingegen macht schon neugierig. Einige Dinge war zwar sehr vorhersehbar (»Ich fresse einen Besen, wenn das wirklich sein Gott ist! Das ist er nie und nimmer!«), im Großen und Ganzen war es aber durchaus spannend zu lesen, wie sich die Menschen durch ihren Alltag kämpfen, wenn es kein Sonnenlicht mehr gibt und damit auch die Pflanzen nach und nach absterben und die Lebensgrundlage wegfällt.

Mir fällt es außerdem schwer, hier ein Fazit zu ziehen, da ich nicht einmal weiß, ob ich überhaupt weiterlesen will. Das Buch war nicht absolut scheußlich, hatte jedoch einige Allüren, die mir definitiv nicht zugesagt haben. Auf der anderen Seite bin ich aber doch neugierig, wie es mit der Welt weitergeht.

 

 

Autor: Ivo Pala

Titel: Dark World Saga: Schwarzer Horizont

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Mark William Penny

Reihe: Band 1

Seiten: 392

Originalpreis: 14,99€

Verlag: Droemer Kanur

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-426-51914-8

Erscheinungsjahr: 2016

Mit seinem Namen wurde einem Menschen auch seine Seele gegeben, sagten sich bereits die alten Germanen. Und den Spruch »Nomen est omen« kennt sicher jeder. Namen haben eine Bedeutung, vielleicht auch eine gewisse Macht. Nicole Gozdek hat das in ihrem Jugendfantasy-Roman »Die Magie der Namen« auf die Spitze getrieben und Namen mächtige Magie zugeschrieben.

Zu Beginn ihres Lebens sind alle Menschen bloße Nummern. Wenn sie sechzehn Jahre alt werden, wird ihnen ihr Name verliehen, der ihr ganzes weiteres Leben bestimmt. Denn wer einen Namen bekommt, wird durch die Namenmagie erst wirklich zu einer Persönlichkeit. Nummer 19 träumt davon, ein großer Name zu werden. Als seine Namenzeremonie kommt und er den Namen Tirasan Passario bekommt, ist er jedoch enttäuscht. Niemand scheint den Namen zu kennen und wirklich etwas hat sich durch die Namenmagie auch nicht verändert. Wer also ist Tirasan Passario? Tir und seine Freunde brechen also zum großen Namensarchiv auf, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.

Der Roman schreit förmlich danach, unter onomastischen, das heißt namenkundlichen Aspekten gelesen zu werden. Und ja, Namenkunde und nicht NamenSkunde, da fängt es ja schon an mit den Dingen, die mich fuchsig gemacht haben …

Die Leseprobe hatte sehr vielversprechend geklungen, und die Grundidee des Romans ist noch immer sehr cool. Die Umsetzung ist dagegen eher semispektakulär, fast schon ordinär und langweilig im Vergleich zu dem, was versprochen wurde.

Das Hauptproblem, das ich sehe, ist, dass der Roman nur an der Oberfläche der Namenthematik kratzt. Wir finden hier nichts Namenkundliches, das über das hinaus geht, das jeder Laie sich auch so, ohne sich jemals mit Onomastik beschäftigt zu haben, zusammenreimen kann, was ausgesprochen schade ist. Man hätte so viel mehr da raus holen können!

Das Namensystem ist schlicht, fast schon arm, da die Namengebungsmotivik ausschließlich aus Berufsnamen besteht. Die Vornamen sind nicht gegliedert, eine Bedeutung ist nicht gegeben. Man erfährt nur, dass Vornamen mit weniger Gliedern bedeutsamer sind – was auch immer das heißen mag. Zumal das anscheinend nicht konsequent durchgezogen ist. Tirasan ist angeblich ein zweigliedriger Name, wenn sich die Glieder aber nicht nach dem Augenscheinlichen, den Silben, richtet, so wurde das nie angesprochen und Tirasan ist demnach eigentlich doch ein dreigliedriger Name. Wie die Vornamengebung motiviert ist, wird also schon einmal absolut nicht ersichtlich, was im Angesicht der Thematik schwach ist.

Und dann liest man noch Aussagen wie diese: »Spitznamen, die keine Namen sind«. Ja, was denn sonst? Käsekuchen? Natürlich sind Spitznamen Namen, selbst wenn man jemanden »Hinkebein« oder dergleichen nennt! Sie sind sogar so sehr Namen, das das eine der Quellen für unsere heutige Familiennamenmotivik ist.

Die Charaktere bleiben eher flach. Nachdem sie ihren Namen bekommen haben, werden sie ausschließlich von der Namenmagie bestimmt, ihre vorigen Charakterzüge scheinen nicht mehr die allergrößte Rolle zu spielen. Auch das hätte man vertiefen können, ebenso den Umstand, dass Kinder spätestens ein Jahr nach ihrer Geburt in Schulen gegeben werden. Das wird gemacht, damit ihre Eltern nicht in Versuchung geraten, ihnen einen Namen zu geben und vorzeitig die Namenmagie zu erwecken, was tödliche Folgen haben kann und daher verboten ist. Aber was macht es mit einem Kind, wenn es in einer fast schon sterilen Umgebung eines Internats aufwächst, ohne elterliche oder andere Fürsorge (denn es wirkte nicht so, als würden die Pfleger groß eine Bindung zu den Kindern aufbauen wollen) und nur mit einer Nummer, mit der ihnen jegliche Individualität abgesprochen wird. Ganz ehrlich: Warum zeigt niemand Spuren dieser Behandlung? Das prägt einen doch, selbst wenn man es nicht anders kennt!

Nebst den Charakteren können auch die Dialoge nicht immer überzeugen. Im Rahmen eines Jugendbuches finden sich hier keine völlig hochgestochenen Formulierungen, was also durchaus angemessen ist. Allerdings wirken die Dialoge streckenweise sehr aufgesetzt und gekünstelt und lesen sich nicht immer wie ein tatsächliches Gespräch.

Abgesehen von der Grundidee, die trotz der gescheiterten Umsetzung schon sehr cool bleibt, kann man dem Roman zumindest zugutehalten, dass er sich sehr schnell liest. Man ist durchaus an einem Nachmittag damit durch.

Der Roman verspricht viel und hält wenig davon. Sehr schade, denn die Grundidee hat auf jeden Fall etwas. Der Gewinner des #erzaehlesuns Awards 2016 von Piper auf Wattpad hat auf jeden Fall extrem viel Luft nach oben und nur wenig nach unten. Man sollte den Roman also auf keinen Fall unter onomastischen Gesichtspunkten lesen, denn dem kann er nicht standhalten.

 

 

Autor: Nicole Gozdek

Titel: Die Magie der Namen

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 368

Originalpreis: 16,99€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-70387-1

Erscheinungsjahr: 2016

In einer kurzen Pause meiner Rettung Nibels in Ori and the Blind Forest widme ich mit »Rotkäppchen und der Hipster-Wolf«, einem Werk von Nina MacKay. Ich habe zwar »Plötzlich Banshee« bei weitem nicht in guter Erinnerung, aber Märchen sind ja doch mein Fall … Und wir erinnern uns: Trash …

Im Märchenwald ist die Hölle los. Alle Happy Ends wurden gestohlen! Cinderella, Schneewittchen und Co. beschließen, ihre verschwundenen Prinzen zu retten, wozu sogleich eine “Verhöre-und-Töte”-Liste der Verdächtigen erstellt wird:

1. Wölfe töten

2. Hexen töten

3. böse Stiefmütter töten (wobei das oft mit Punkt 2 einhergeht)

4. böse Feen töten

Nur Red findet die Idee äußerst schwachsinnig. Doch dann taucht ein gutaussehender Hipster auf, der mehr über die verschwundenen Prinzen zu wissen scheint. Schnell stellt sich heraus, dass Everton eigentlich ein Werwolf ist und auf der Liste der durch die Prinzessinnen bedrohten Arten steht. Red bleiben plötzlich nur sieben Tage, um die Prinzen zu finden, bevor sie Ever ausliefern muss. Doch warum will gerade er eigentlich die Happy Ends zurückbringen? Benutzt er Red nur für seine eigenen Zwecke? Sicher ist jedoch: In Reds Leben nimmt ab sofort die Zahl der Hipsterwitze wahnwitzige Ausmaße an, sehr zum Leidwesen von Ever …

(Quelle: Amazon)

Schon im Klappentext frage ich mich, warum wahllos zwischen deutschsprachigem und angelsächsischen Raum gewechselt wird. Im Deutschen heißt das Mädchen Aschenputtel und nicht Cinderella. Der Wechsel verschiedenster Märchenkulturen setzt sich durch die Leseprobe fort, obwohl der Text den Eindruck erwecken will, auf Grimmmächen zu beruhen. Das tut er jedoch nicht! Aber Rotkäppchen ist ja fesh und hat schon auf dem Cover einen dieser komischen Selfiesticks, weshalb sie sich zumindest ganz cool im Weiteren Red und nicht mal Red Riding Hood nennt.

Dem Text geht eine »Warnung« voraus, die in mir böse Erinnerungen an Wattpad weckt, was ehrlich gesagt nicht unbedingt den seriösesten Eindruck macht. Diese »Warnung« hat den Anstrich von: »Legt Taschentücher bereit! Legolas wird euch in dieser weiteren unter Milliarden von 10th Walker Sues Fanfictions sooooo sehr zum Heulen bringen!« Ich denke, Leser sind selbständig (und erwachsen) genug, um so etwas selbst zu bestimmen, was solche Anmerkungen überflüssig macht.

Was mir aber positiv ins Auge fällt, sind die kleinen süßen Bildchen vor jedem Kapitel, die Märchenfiguren zeigen. Dann hört es auch schon auf.

Red, unsere Protagonistin präsentiert sich sogleich als, verzeiht den Ausdruck, Arschloch. Ihr ist wortwörtlich ein Hipster ins Netz gegangen, und sie beömmelt sich köstlich über seinen Anblick und will das auch noch auf YouTube einstellen, um ihn noch mehr herabzuwürdigen. Sorry, Leute, das ist Arschlochverhalten und macht mir einen Buchcharakter sowas von unsympathisch.

Die Warnung warnt mich übrigens davor, dass peinliche Situationen entstehen können, liest man das Buch in der Öffentlichkeit, weil es zu unkontrollierten Lachflashs kommen kann. Das bezweifle ich jedoch, denn der Humor kommt ausgesprochen flach, rollt fast schon förmlich über den Boden. Ein Hipster wiegt ein Instagram, hahahaha, wie unlustig …

Neben Red erscheinen mir auch die anderen Protagonistinnen, Schneewittchen, Dornröschen und Aschenputtel (oder ganz fesh Snow, Rose und Cinder) wenig sympathisch. Sie benehmen sich wie aufgescheuchte Hühner, die anscheinend nur die nächste Beautysession im Kopf haben und möglichst toll auf ihren Instagram Accounts aussehen wollen. Leute, bitte …

Der Roman konzentriert sich zumindest im Prolog ausschließlich auf die bekanntesten Märchen, was sehr schade ist. Immerhin umfasst allein die Sammlung der Gebrüder Grimm insgesamt zweihundert Kinder- und Hausmärchen und zehn Kinderlegenden. Man könnte fast den Eindruck gewissen, die bestünden samt und sonders aus Rotkäppchen, Schneewittchen und Konsorten. Wer hat schon einmal von Fitchers Vogel oder von Knoist un sine drie Sühne gehört? Letztere wäre auch noch ein wunderbares Beispiel dafür, dass Märchen nicht immer nur nach dem Schema Verlorene Prinzessin + Prinz = Happy End verlaufen, denn es ist ein Lügenmärchen. Oder vom Hühnchen und Hähnchen, das in der absoluten Katastrophe, dem Tod aller Tiere, endet …

Wären das nicht mal Märchen, mit denen man sich in einer Parodie auseinander setzen kann? Immer und immer wieder dieselben Märchen mit denselben billigen Sprüchen aufs Korn zu nehmen, ist alles andere als originell.

In diesem Fall kann ich nicht einmal das Potenzial entdecken, dass daraus etwas Gutes hätte werden können, denn schon die Leseprobe lässt nichts davon entdecken. Das Material ist oft genug ausgewalzt worden, die Grundidee reichlich durchgekaut und auch die Charaktere lassen keine Eigenschaft erkennen, die sie für mich nach der Leseprobe lesenswert machen würden. Nein, einfach nein. Da rette ich doch bedeutend lieber Nibel.

 

Die vom mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

 

Autor: Nina MacKay

Titel: Rotkäppchen und der Hipster-Wolf

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 380

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Drachenmond Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B01LYFJJ4K

Erscheinungsjahr: 2016

Wieder geht es nach Westland, Rolands Heimat. »tot.« ist der dritte Teil der Reihe um den Dunklen Turm von Stephen King, seiner Dark Fantasy Romane.

Die Drei wurden gezogen, doch der letzte der Drei erwies sich nicht als der Wahre. Noch immer ist Rolands Ka-Tet unvollständig und braucht sein letztes Glied. Währenddessen sucht Roland nach dem Schlüssen zum Dunklen Turm. Seine Suche führt ihn auf alte, längst vergessene Pfade, auf denen ihm ebenso alte und vergessene Wächter begegnen, die es zu überwinden gilt.

Dieser Band ist ein wahres Fest an Hintergrundinformationen. Gleich von Beginn an erfährt man viel Neues über Rolands Welt, verbunden mit einigen spannenden Actionszenen, als es gegen einen der Wächter geht. Damit kann das Buch den Leser sogleich packen, und obwohl auch dieser Band nicht gerade schnell vorangeht, bleibt es doch lesenswert, da man immer wieder Neues erfährt.

Insbesondere im ersten Teil muss man jedoch am Ball bleiben und aufmerksam lesen. Roland hat im letzten Band ein Zeitparadoxon erschaffen, das nun einige seltsame Dinge formt. Es dauert eine Weile, bis Roland versteht, was vor sich geht, und auch, als er es versteht, ist die Erklärung etwas verwirrend, wenn auch bei genauerem Nachdenken nachvollziehbar.

Der Schluss des Buches ist etwas unbefriedigend. Die fehlende Anzahl an Seiten, die auf die letzten Seiten folgte, deutete an, dass der Schluss nun erfolgen würde, inhaltlich fühlt es sich jedoch nicht wie ein Schluss an. Das Buch endet einfach, was sich unrund anfühlt.

Die Reihe bleibt dennoch lesenswert und auf einem guten Niveau. Das Lesen macht Spaß und man hat selten das Gefühl, dass es sich wirklich zieht.

 

 

Autor: Stephen King

Titel: Der Dunkle Turm: tot.

Sprache: Deutsch

Original: The Waste Lands

Übersetzung: Joachim Körber

Reihe: Band 3

Seiten: 750

Originalpreis: 8,95€

Verlag: Heyne

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-453-87558-3

Erscheinungsjahr: 2003

 

Weitere Rezensionen:

- Nenatie

Man stolpert eben so über Dinge. Thinking out of the box und so … So war es auch der Fall bei »Poison Princess« von Kresley Cole. Die Leseprobe hat mich sehr verwirrt und irritiert zurückgelassen, und wenn ich eines schon jetzt weiß, dann, dass ich dieses Buch bitte nicht lesen möchte. Danke.

Die rote Hexe, der Tod, ein Heer aus Blüten und Dornen … düstere Bilder und Stimmen suchen Evie vor ihrem sechzehnten Geburtstag heim – und nach einer Katastrophe werden diese Visionen wahr. Als eine der wenigen Überlebenden bleibt sie zurück in einer öden Welt aus Asche und Verderben, an ihrer Seite der undurchsichtige Bad Boy Jack. Als klar wird, dass in Evie der Schlüssel zu neuem Leben verborgen liegt, müssen sie fliehen. Doch Evie ahnt, es ist nicht nur ihre Bestimmung, Leben zu geben, sondern auch den Tod zu säen. Nie darf Jack davon erfahren, denn längst hat sich Evie unsterblich in ihn verliebt …

(Quelle: Leseprobe)

Bad Boy hätte mich schon vorwarnen sollen. Nach der Lektüre der die ersten beiden Kapitel und den Prolog umfassenden Leseprobe habe ich absolut keinen blassen Schimmer, was ich hier eigentlich gerade gelesen habe. Der Prolog schwafelt etwas von einem Psychopathen, der Prota-chan Evangeline aka Evie in eine Falle folgt, die anderen beiden Kapitel switchen zu einer Zeit vor dieser Katastrophe und zeigen mir eigentlich nur aufgetakelte Görlz, die nichts weiter als heiße Boiz und fette Markenklunker im Kopf haben. Wo soll mich das animieren, das Buch zu lesen?

Aber der Reihe nach. Zunächst einmal ist es ausgesprochen verwirrend, dass wir im Prolog einen ich-Erzähler haben und in den darauf folgenden Kapitel einen anderen ich-Erzähler. Ohne dass das irgendwie ersichtlich wird. Man möchte eine nicht unbedeutende Zeit lang denken, dass der Psychopath aus dem Prolog plötzlich High Heels und Lippenstift trägt, während man sich wundert, warum er das nicht schon im Prolog getan hat. Und wieso er überhaupt wie ein völlig anderer Mensch wirkt. Warum dann überhaupt diese Sicht wählen, wenn man damit eh mehr Unheil anrichtet, als man Gutes erreicht? Lasst es einfach und wählt die dritte Person. Das ist in solch einem Fall definitiv klarer und einfacher und erfüllt seinen Zweck genauso – hier sogar besser.

Der Inhalt macht das nicht besser und verstärkt die Verwirrung nur. Es gab irgendeine Naturkastastrophe und Evie ist eine Göre, so viel habe ich mitbekommen, aber dann hört es eigentlich schon auf. Was hat der Prolog mit dem Rest zu schaffen? Und was will mir der Rest überhaupt sagen? Und warum sollte ich das lesen? Letzteres ist immer noch die Hauptprämisse einer Leseprobe. Hier absolut nicht erfüllt.

Über Evie erfahre ich hauptsächlich, dass sie ganz bescheiden ein paar Diamantohrringe und Markenklamotten trägt. Die beim Namen genannt werden. Weil wir das unbedingt wissen müssen, wie bescheiden sie ist. Indem Marken genannt werden. Dass der Teufel Prada trägt, interessiert mich jedoch in den wenigsten Fällen, weil es nur in den allerwenigstes Fällen Relevanz hat und sonst einfach nur unnütze Informationen sind, die Protagonisten wie reiche, verzogene Gören dastehen lassen, weil sie so viel Wert auf Marken legen, dass sie es dem Leser »ganz bescheiden« unter die Nase reiben müssen.

Kurz und knapp: Die Leseprobe lässt nicht einmal vermuten, dass das restliche Buch vielleicht doch etwas werden könnte. Alles in mir schreit: »NEIN! Lies es nicht!« Ehrlich gesagt hätte ich beinahe nicht einmal die Leseprobe zu Ende gelesen …

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.

 

Autor: Kresley Cole

Titel: Poison Princess

Sprache: Deutsch

Original: Poison Princess. The Arcana Chronicles

Übersetzung: Kathrin Wolf

Reihe: Band 1

Seiten: 608

Originalpreis: 9,99€

Verlag: cbt

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-570-30898-1

Erscheinungsjahr: 2014

Drachen sind meine Nemesis. Ein Drache auf dem Cover und schon hat das Buch mein Interesse geweckt. Das war auch der Grund, wie ich auf »Dragonfriend«, den ersten Teil der Dragonfriend-Reihe von Marc Secchia, gekommen bin.

Stabbed. Burned by a dragon. Abandoned for the windrocs to pick over. The traitor Ra’aba tried to silence Hualiama forever. But he reckoned without the strength of a dragonet’s paw, and the courage of a girl who refused to die.

Only an extraordinary friendship will save Hualiama’s beloved kingdom of Fra’anior and restore the King to the Onyx Throne. Flicker, the valiant dragonet. Hualiama, a foundling, adopted into the royal family. The power of a friendship which paid the ultimate price.

This is the tale of Hualiama Dragonfriend, and a love which became legend.

(Quelle: Amazon)

Ich hatte einige Schwierigkeiten, mich in die Leseprobe einzufinden. Der Leser wird mitten hinein geschmissen und hat sich nun gefälligst zu Recht zu finden. Ein paar Sachen werden im Laufe der Leseprobe etwas klarer, aber ohne Kenntnis des Klappentextes bleibt dennoch vieles im Dunklen. Ich war eher verwirrt als neugierig.

Der Einstieg in das Buch wirkt damit eher knall auf fall und die Leseprobe vermittelt zumindest mir damit nicht unbedingt ein klares Bild von dem, was mich erwarten könnte. Ich konnte nicht immer ganz folgen, was hier gerade passiert, und oft hatte ich auch das Gefühl, dass es große Sprünge gab, die Teile der Handlung stark zusammenkürzten oder gleich nur ankratzten und dann übergingen. Erst ist Lia in arger Bedrängnis, dann wird sie von einem Drachen (?) gerettet, dann verbringt sie irgendwie Zeit mit ihm und beide halten den anderen irgendwie für dumm und wollen ihn wie ein kleines Kind ihre eigene Sprache lehren? Das wirkte alles sehr wirr.

Das Buch ist dennoch auf meine Wunschliste gewandert, einfach wegen der Drachen. Allerdings steht es sehr weit unten, denn die Leseprobe vermittelte mir jetzt nicht den besten Eindruck.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst die ersten vier Kapitel.

 

Autor: Marc Secchia

Titel: Dragonfriend

Sprache: Englisch

Coverillustration: Joemel Requeza

Reihe: Band 1

Seiten: 433

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Selfpublishing

Genre: YA Fantasy

ASIN: B00TS3J5GU

Erscheinungsjahr: 2015

Freundschaft und Familie muss nicht immer an Blutsbande gebunden sein. Das zeigt Tony DiTerlizzi in »Die Suche nach WondLa«, dem Auftakt seiner Science-Fiction-Reihe »The Search for WondLa«.

Eva Neun lebt als letzter Mensch in einem unterirdischen Refugium. Ihre einzige Gesellschaft sind ihre Kuscheltiere und der Roboter Mudrr, welcher sie wie eine Mutter aufzog und nun ihr Überlebenstraining überwacht. Als das Refugium plötzlich von einer fremden Kreatur überfallen wird, muss Eva an die Oberfläche fliehen. Sie findet sich in einer Welt wieder, die ihr völlig fremd erscheint und auf die ihr Überlebenstraining sie nicht vorbereitet hat. Ganz unerwartet findet sie jedoch in der lebensfeindlichen Umgebung einen Freund in Wanderlin, der ihr hilft, Spuren anderer Menschen zu finden.

Das Buch ist ein Kinderbuch. Dementsprechend angemessen ist die Sprache und es liest sich sehr schnell weg. Trotz der fünfhundert Seiten kann man sich damit durchaus auch einmal einen Nachmittag in die Hängematte lesen und das Buch am Stück verschlingen. Es lohnt sich auch, denn die Geschichte ist liebreizend und lesenswert.

Eva sucht andere Menschen auf dem ihr vermeintlich fremden Planeten. Dabei lernt sie, dass man Familie und Freunde nicht anhand des Blutes oder der eigenen Artzugehörigkeit festmachen muss, sondern sich auch seine eigene Familie wählen kann und das eigen WondLa, das eigene Wunderland, überall verborgen sein kann, wenn man nur will.

Das Buch kommt mit wunderschönen Illustrationen des Autors einher, welcher bereits die Spiderwick-Serie illustriert hatte. In der Erzählung stützt er sich jedoch etwas zu sehr auf seine Illustrationen, sodass Beschreibungen im Text manchmal etwas zu knapp geraten. Hinzu kommt, dass in der deutschen Fassung, die mir vorlag, ein paar Zeichen verloren gingen.

Der Roman ist dennoch ein malerisches Märchen mit einer starken Aussage. Trotz der manchmal etwas knappen Beschreibungen schafft es der Autor, seine Leser in den Roman zu ziehen, sodass sie zusammen mit Eva und Wanderlin eine schillernde Märchenwelt erkunden können. Er schafft dabei eine kreative und ausgefallene Umgebung für seine Charaktere, die auch für den Leser zahlreiche Wunder bereithält, ohne völlig fremd und abstrakt zu wirken.

»Die Suche nach WondLa« besticht durch eine kreative Welt und einen gefühlvollen Umgang der Charaktere miteinander. Ein wenig schwächelt der Roman allerdings bei seiner Sprache und insbesondere bei den Beschreibungen. Er bietet dennoch einige vergnügliche Lesestunden.

 

 

Autor: Tony DiTerlizzi

Titel: The Search for WondLa: Die Suche nach WondLa

Sprache: Deutsch

Original: The Search for WondLa

Übersetzung: Bettina Bach, Andrea O‘Brien

Reihe: Band 1

Seiten: 504

Originalpreis: 16,99

Verlag: cbj

Genre: Science-Fiction

ISBN: 978-3-570-15386-4

Erscheinungsjahr: 2011

Allmählich wird es Zeit für einen weiteren Teil meiner Tolkien-Sammlung, dieses Mal wieder Erstlingswerke, wenn man so will: meine ersten englischen Bücher, zumindest von Tolkien. Im Falle des Hobbits war es auch tatsächlich mein erstes englisches Buch, das ich freiwillig gelesen hatte und nicht für die Schule lesen musste.

The Hobbit or there and Back Again

Ich besitze eine Taschenbuchausgabe, die in ihrem Design der Erstausgabe nachempfunden ist mitsamt all den Bildern und Karten. Wie auch in der deutschen Ausgabe gibt es hier das kleine Vorwort, in dem Tolkien die Runen auf der Zwergenkarte erklärt. Selbige ist ebenso vorhanden, genau wie die Karte von Wilderland.

Ich mag an dieser Ausgabe besonders, dass alle Illustrationen von Tolkien selbst stammen. Das Cover ist jenes, welches er damals für die Erstausgabe zeichnete. Auf der Innenseite findet sich ein farbiges Bild, welches einen Blick auf Hobbingen zeigt. Im Buch selbst finden sich weitere Federzeichnungen Tolkiens, die verschiedene Stationen Bilbos zeigen. Tolkiens Zeichenstil ist etwas eigenwillig, aber ich mag ihn.

Dem Buch selbst sieht man mittlerweile an, wie ich es abgeliebt habe, da ich es schon so oft las. Für das Viellesen eignet sich diese Ausgabe also nicht, da es eine einfache Taschenbuchbindung ist und das Buch allmählich den Geist aufgibt.

Bibliographische Daten

351 Seiten, Harper Collins, ISBN 978-0-261-10221-7 , 2006, Originalpreis 6.99 £

 

The Lord of the Rings 3 Book Box Set

Das ist die Ausgabe, die wahrscheinlich jeder hat, wenn er sich ein wenig mehr über die deutsche Übersetzung dafür interessiert, aber nicht genug, um nicht ein heiden Geld für tolle Schmuckausgaben auszugeben. Die Ausgabe ist ganz gewöhnlich. Sie enthält alle drei Teile und die Anhänge, aufgeteilt auf drei Bücher, ebenso das Vorwort, und ein paar Worte zur Ausgabe, die vorliegt. Keine Illustrationen, dafür eine Karte von Mittelerde, vom Auenland und im dritten Buch auch eine Karte von Gondor und Mordor. Allerdings sind auch hier die Cover von Tolkien entworfen. Nach den Anhängen folgt ein Index, der nach allen möglichen Kriterien sortiert, darunter auch Liedtitel und Liedbeginne.

Auch diese Ausgabe ist ein ganz gewöhnliches Taschenbuch. Ich würde sie allerdings nicht mehr empfehlen, da auch diese Bücher mir mittlerweile auseinander fallen und sie nicht einmal mehr in den Schuber bekomme. Es gibt stabilere und relativ preisgünstige Schmuckausgaben, die ich ein andermal vorstellen werde und die sich eher lohnen als diese Ausgabe.

Bibliographische Daten

1496 Seiten, Harper Collins, ISBN 978-0-261-10238-5 , 2007, Originalpreis ? (einzeln kosten die Bücher 7.99£)

 

The Silmarillion

Tatsächlich noch nicht so abgeliebt wie die anderen Editionen, aber auf dem besten Weg dorthin, und damit auch Gefahr laufend, auseinander zu fallen. Auch das ist eine Taschenbuchausgabe von Harper Collins, diese hier kommt allerdings mit Illustrationen von Tad Nasmith einher, welcher auch das Coverbild gemalt hat. Das Buch enthält wie jede ordentliche Ausgabe des Silmarillion die Ainulindale, die Valaquenta, die Quenta Silmarillion, die Akallabêth und Of the Rings of Power and the Third Age. Danach folgen verschiedene Stammbäume der Menschen und Eldar sowie ein Index. Das Buch hat insgesamt 16 farbige Illustrationen auf Glanzpapier, welche allesamt wunderbar die Stimmung des Silmarillion einfangen. Ted Nasmith ist nicht mein liebster Tolkien Illustrator aber durchaus zu Recht einer der bekannteren. Am Ende des Buches finden sich die Karten von Beleriand.

Bibliographische Daten

366 Seiten, Harper Collins, ISBN 978-0-00-728424-5 , 2008, Originalpreis 10.99 £

Panem hatte in den letzten Jahren einen ziemlichen Hype ausgelöst, plötzlich tauchten überall Kopien in Form von Jugenddystopien davon auf. Keine davon ging jedoch so weit, die Hunger Games einfach völlig offensichtlich zu kopieren. Na ja, Ausnahmen muss es ja geben, oder? »Gefährliche Jagd«, ein Jugendroman von Maria Tomoons, scheint so eine zu sein.

Die lebensfrohe Maria bekommt die Chance ihres Lebens: Sie darf an einem Spiel teilnehmen, dessen Preis nicht nur viel Geld, sondern auch die Hauptrolle in einem großen Film ist. Über hundert Jugendliche treffen dabei in Gruppen aus Jägern und Gejagten in einem großen Waldgebiet aufeinander. Zwei Wochen lang werden Maria und ihr Team auf der Flucht vor ihren Gegnern rund um die Uhr gefilmt. Ein ehrgeiziger Regisseur will aus ihrer Geschichte den erfolgreichsten Film des kommenden Jahres machen. Doch was, wenn das Spiel langsam außer Kontrolle gerät? Wenn die Regeln gebogen und gebrochen werden? ...

(Quelle: Amazon)

Fangen wir beim alleroffensichtlichsten an: dem Cover. Halten wir einmal das deutsche Cover von »Die Tribute von Panem: gefährliche Spiele«, dagegen, dann sehen wir, dass hier wirklich eins zu eins kopiert wurde. Gut, Madam hat hier blaue Augen und keine grünen, aber wirklich, das spielt hier auch keine Rolle mehr. Ein hübsches Damengesicht (mal wieder) lugt ganz verwegen hinter einigen Blättern hervor. Man kann auch weniger offensichtlich klauen.

© und Quelle: Verlag

Das zweite ist die Handlung. Auch die ist eins zu eins Hunger Games. Mehrere Kleingrüppchen von Jugendlichen werden in einen mitteleuropäisch wirkenden Wald gelassen, in dem sie sich gegenseitig jagen müssen. Unsere Protagonistin vergleicht das sogar mit Hunger Games, entgegen ihrer Aussage ähnelt das Collins‘ Geschichte jedoch nicht nur »etwas«, sondern haargenau. Mit dem einzigen Unterschied, dass man sich hier nicht tötet, allerdings vermute ich, dass sich das im Laufe der weiteren Handlung noch ändern wird. Also erneut: Wo ist das nicht kopiert?

Oh, ich weiß wo: Bei den Charakteren. Collins ließ sich wenigstens noch Zeit, vor den eigentlichen Spielen (die bei ihr wenigstens einen vollen Namen, nämlich Hungerspiele, hatten und nicht einfach nur »die Spiele« hießen) die Charaktere einzuführen und dem Leser vorzustellen. Dieser ganze unnötige Quatsch wird hier eiskalt übersprungen. Schließlich ist Collins nahe an Stephen King, was ihre Langatmigkeit angeht, und das will der Leser ja nicht …

Ich hatte also in der gesamten Leseprobe kein Bild der Protagonisten bekommen, nicht einmal ansatzweise. Ich habe sie nicht kennenlernen können, ebenso wenig das Setting. Gut, Wald. Aber wo? Bei Panem wissen wir immerhin, dass das mal Nordamerika gewesen war, aber nicht einmal das ist hier bekannt. Außerdem: Was sind das für Spiele? Haben die einen Sinn? Warum werden die veranstaltet? Warum machen die Jugendlichen da mit? Wozu dienen die Kameras? Und stehen dahinter Kameramänner oder sind das statische Kameras, die in irgendeiner Astgabel angebracht wurden?

Das einzige, das sich über die Protagonisten sagen lässt, ist, dass sie sehr dumm handeln. Laut Klappentext soll aus dem Filmmaterial ein spannender Film gedreht werden, aber das lässt sich schlecht machen, wenn keiner der Gejagten auch nur ansatzweise Ahnung vom Überleben in der Wildnis und vom Verstecken vor Jägern hat. Die Jugendlichen werden dennoch alle zum Wald gekarrt, der der Schauplatz des Ganzen ist, werden dort ausgekippt, und schon geht es los. Da hatte Präsident Snow ein besseres Konzept, indem er die Tribute wenigstens vorher grundausbilden ließ.

Der Schreibstil ist mehr als dürftig, noch etwas, das, leider, von Collins übernommen wurde, hier allerdings zur Spitze getrieben wurde. Er ist platt, langweilig und unausgefeilt. Fehlende Kommas und Formatierungsfehler machen das Ganze nicht besser und machen einen sehr amateurhaften Eindruck. Insgesamt kommt keinerlei Spannung auf, von Atmosphäre gar nicht zu reden. Oder überhaupt einem klaren Bild des Settings.

Ich habe bei der Leseprobe das Gefühl, nichts weiter als eine schlechte Hunger Games Fanfiction zu lesen, die den altbekannten Plot einfach nur aufgreift und schlecht wiederkäut. Das muss man echt nicht weiterlesen, als bis zum Ende der Leseprobe.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst die ersten acht Kapitel.

 

Autor: Maria Tomoons

Titel: Gefährliche Jagd

Sprache: Deutsch

Reihe: ?

Seiten: 523

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Midnight bei Ullstein

Genre: YA

ASIN: B01EJD8R6W

Erscheinungsjahr: 2016

Rezensionen zu fortgeschrittenen Teilen einer Reihe fallen mir immer etwas schwer, da ich mich ungern wiederhole. Einige Dinge bleiben über die Reihe hinweg eben meist doch recht konstant. Daher beschloss ich, die weiteren Teile des Dunklen Turms von Stephen King, die ich noch nicht rezensiert habe, nun in einem Post zusammenzufassen.

Glas (Der Dunkle Turm #4)

Dieser Band befasst sich, nachdem Blaine überwunden wurde, hauptsächlich mit Rolands Vorgeschichte und seiner ersten und bisher einzigen großen Liebe, ehe er und sein Ka-Tet wieder dem Pfad des Dunklen Turms folgen. Das Buch hat mir nach seiner Lektüre durchaus etwas die Lust an der Reihe verdorben, weil es so unglaublich zäh war. Fast neunhundert Seiten, und die meisten davon wenig inhaltsvoll. Auch in den Vorgängerbänden kristallisierte es sich bereits heraus, dass King mit dem Dunklen Turm anscheinend nur ungern auf den Punkt kommt, aber dieser Band trieb es unangenehm auf die Spitze. Hinzu kommt, dass Rolands tragische Liebe zu Susan einfach nichts ist, das mich sonderlich reizt. Es gab also nichts, das mich über den Wortschwall hinweg trösten konnte und mich bei Laune hielt. Das ging schließlich so weit, dass ich über 200 Seiten überblättert hatte, weil ich einfach so dermaßen gelangweilt davon war. Sich hier bedeutend kürzer zu fassen, hätte dem Buch wesentlich besser getan. Was jedoch positiv auffällt, ist, dass Rolands Welt auch sprachlich nach Regionen untergliedert wird. In verschiedenen Teilen des Landes wird verschieden gesprochen, und das ist auch durchaus essenziell für die Handlung, was mir gut gefiel.

Sprache: Deutsch, Original: The Drawing of the Three, Übersetzung: Joachim Körber, Reihe: Band 4, Seiten: 893, Originalpreis: ?, Verlag: Heyne, Genre: Fantasy, ISBN: 978-3-453-14759-1 , Erscheinungsjahr: 1999

 

Wolfsmond (Der Dunkle Turm #5)

Dieser Band hätte wieder spannender werden können als vor allem sein Vorgänger, war es aber nicht, weil er viel zu langezogen war und damit zu aufgebläht, ein Problem, an dem die gesamte Reihe krankt, das King aber, soviel nehme ich vornweg, im letzten Band dann doch besser löst. Hier jedenfalls gelingt es ihm einfach nicht, die Spannung über so viele Seiten hinweg aufrecht zu erhalten. Die namengebenden Wölfe drohen einfach zu lange, als dass sich die ganze Zeit das drohende Gefühl aufrecht erhalten kann. Zumal ist das Ende recht unbefriedigend, wie ich fand. Eine Schießerei und dann war’s eh für die Katz‘.

Sprache: Deutsch, Original: Wolves of the Cala, Übersetzung: Wulf Bergner, Reihe: Band 5, Seiten: 939, Originalpreis: 11,99€, Verlag: Heyne, Genre: Fantasy, ISBN: 978-3-453-53023-2 , Erscheinungsjahr: 2003

 

Susannah (Der Dunkle Turm #6)

Nun berappelt sich die Reihe langsam wieder, wie ich finde, denn dieses Buch konnte mich wieder packen. Vielleicht, weil es sich nun wieder mehr auf die Haupthandlung konzentriert. Die war zwar in den anderen Bänden, die für mich so absackten, zwar auch da, ging aber etwas unter neben Rolands erster großer Liebe und den Wölfen der Cala, was mir, wie man sicher mitbekommen hat, nicht so zusagte. Hier gefiel mir besonders, dass Stephen King sich selbst in die Welt des Dunklen Turms schrieb, eine Rolle, die hier noch eher wie ein lustiges Easter Egg wirkt, im kommenden Band aber eine große und interessante Rolle spielen wird.

Sprache: Deutsch, Original: Song of Susannah, Übersetzung: Wulf Bergner, Reihe: Band 6, Seiten: 494, Originalpreis: 9,95€, Verlag: Heyne, Genre: Fantasy, ISBN: 978-3-453-43103-4 , Erscheinungsjahr: 2003

 

Der Turm (Der Dunkle Turm #7)

Der abschließende Band der Reihe war für mich der beste der Reihe. Ich hatte ein wenig die Befürchtung, dass dieser Teil, der er der mächtigste ist, sich wieder so furchtbar ziehen wird wie Teil 4 und 5, aber meine Befürchtungen bestätigten sich zum Glück nicht. Tatsächlich empfand ich ihn als sehr kurzweilig. Besonders hat mir hier Kings Rolle in seinem eigenen Roman gefallen. Es war ein Selfinsert und dank unzähliger schlechter Fanfictions habe ich diese eigentlich in sehr schlechter Erinnerung, aber King war ein wunderbares Beispiel dafür, wie man das ordentlich anstellt. Dem Hinweis im Nachwort des Vorgängerbandes folgend, hatte ich die Figur Stephen King hier ohnehin fiktional gelesen mit »zufällig« großen Ähnlichkeiten zur realen Person, aber das hatte schon eine sehr gute Würzung, wie ich fand.  Außerdem gab es einige zwar abzusehende, da deutlich angekündigte Tode, die aber dennoch sehr emotional waren, was ich immer als gutes Zeichen deute, da es Bücher selten schaffen, mich wirklich emotional zu bewegen in dem Sinne, dass ich mich mit den Protagonisten wirklich freue oder mit ihnen trauere. Das schaffte King hier. Das allerbeste war allerdings der Schluss, oder genauer: seine Machart. Man erwartet Trompeten und Paukenschlag nach dieser wuchtigen Reihe, müsste aber eigentlich wissen, dass es so nicht kommen kann. Das war mir klar, dennoch blätterte ich empört nach dem vermeidlichen Ende mehrere Male die Seite vor und zurück. »Wie? Das meint er nicht ernst! Ausgerechnet an der Schwelle zum Turm! Das kann er nicht machen!« King hatte mich da wirklich voll in der Hand, sodass mich weniger der Inhalt des Endes so begeisterte, sondern eher seine Machart.

Insgesamt war es eine gute Reihe. Nicht das beste, das ich jemals gelesen habe, und mit deutlichen Aufs und Abs, aber doch nicht bereuenswert. Allerding hatte ich die Reihe über oft das Gefühl, dass King nicht immer einen wirklichen Plan hatte und eher vor sich hin mäanderte. Das deuten auch seine Nachworte an, dass er teils deutliche Durststrecken durchlitt, und ich denke, darin liegt auch begründet, dass ich zwischenzeitlich recht unzufrieden mit den Romanen war, weil ich das merkte. Außerdem kam ich nicht immer mit den ganzen Begriffen mit. King warf sie mitunter einfach so in den Raum, fügte beiläufig eine kurze Erklärung bei und das war’s dann. 3000 Seiten später hat man das mitunter schon längst vergessen.

Sprache: Deutsch, Original: The Dark Tower, Übersetzung: Wulf Bergner, Reihe: Band 7, Seiten: 1009, Originalpreis: ?, Verlag: Heyne, Genre: Fantasy, ISBN: 978-3-453-00096-4 , Erscheinungsjahr: 2004

 

Wind (Der Dunkle Turm #4.5)

Nachdem die Reihe ja eigentlich schon abgeschlossen war, hatte King doch noch etwas zu sagen. Dieser Roman bringt die Haupthandlung nicht nennenswert voran oder erweitert sie großartig um Details, widmet sich aber erneut einer Geschichte aus Rolands Vergangenheit, die er seinen Gefährten erzählt. In diese Geschichte ist eine weitere Geschichte eingebettet, eine Binnengeschichte in der Binnengeschichte sozusagen. Viel habe ich zu den beiden Geschichten nicht zu erzählen, jedoch gefiel mir diese Struktur des Buches. Die beiden Erzählungen, die Roland zum Besten gibt, waren in Ordnung, haben mich jetzt allerdings nicht sonderlich gepackt.

Sprache: Deutsch, Original: The Wind through the Keyhole, Übersetzung: Wulf Bergner, Reihe: Band 4.5, Seiten: 415, Originalpreis: 19,99, Verlag: Heyne, Genre: Fantasy, ISBN: 978-3-453-26794-7 , Erscheinungsjahr: 2012

Über »Feuer und Eis (Elesztrah  #1)« von Fanny Bechert stolperte ich das erste Mal auf der LBM 17. Das Buch hatte durchaus ein gewisses Interesse geweckt, aber ich blieb skeptisch, da es ein wenig danach aussah, in die momentan total in Mode gekommene Art von Fantasy mit tollen weiblichen Heldinnen und viel Geschmachte zu rutschen. Die Leseprobe scheint das zu bestätigen.

»Eine verbannte Jägerin auf der Suche nach ihrem Gefährten …

Ein Krieger aus den Reihen der königlichen Garde …

Eine Macht, die beide untrennbar miteinander verbindet …

 

Als die Elfe Lysanna herausfindet, dass ihr Gefährte von dem gefürchteten Flammenden Lord gefangen gehalten wird, verspürt sie nur einen Wunsch: ihn zu befreien. Dabei zählt sie auf die Hilfe ihres Clans ›Angelus Mortis‹.

Mitten in den Vorbereitungen auf den bevorstehenden Kampf taucht jedoch der Elfenkrieger Aerthas in ihrem Dorf auf, mit dem sich Lysanna auf unerklärliche Weise verbunden fühlt. Liegt es daran, dass sie beide geheimnisvolle Kräfte in sich tragen, die sie gemeinsam lernen müssen, zu beherrschen? Denn ihre vereinte Macht könnte die einzige Möglichkeit sein, den Flammenden Lord endgültig zu vernichten.

Doch selbst wenn ihnen das gelingen sollte, steht die wachsende Zuneigung, die zwischen Aerthas und Lysanna entsteht, unter einem ungünstigen Stern.«

(Quelle: Amazon)

Normalerweise erwarte ich vom Anfang eines Buches, um den es sich hier wie so oft bei den Leseproben handelt, dass mir Charaktere und Welt vorgestellt werden. Nicht vorgesetzt, sondern vorgestellt. Ich will nicht etwas vorgesetzt bekommen, um dann gefälligst irgendwie damit klarzukommen. Ich will es selbst kennenlernen. Leider werden mir die Figuren hier einfach vorgesetzt und basta. Wenn überhaupt, wird nur gesagt, wie etwas ist, statt es mir auch zu zeigen, sodass ich selbst keinen Eindruck davon bekommen kann. So erscheint zum Beispiel der Flammende Lord mir nicht als Bedrohung.

Nehmen wir einmal Sauron als Beispiel. Da hatte Tolkien es geschafft, ihn von Anfang an als Bedrohung erscheinen zu lassen, die man auch wirklich als bedrohlich empfindet. Denke ich auch nur an Sauron, läuf’s mir kalt den Rücken hinunter. Der Flammende Lord hingegen ist nur ein Name ohne jegliche Assoziation in diese Richtung.

Auch das Leben der Angelus Mortis wird nicht vorgestellt. Dabei scheinen die eine wichtige Rolle zu spielen, vor allem auch für die Hauptprotagonistin, die ihnen angehört. Wie leben diese Leute? Wie prägt dieses Leben sie? Und welche Auswirkungen hat das? Das bekommen wir alles nicht zu sehen.

Abgesehen davon, dass ich Angelus Mortis für einen bescheuerten Namen halte …

Und doch hat der Text irgendetwas an sich, das ein gewisses Grundinteresse bei mir weckt. Wahrscheinlich liegt das hauptsächlich im Genre begründet, für das ich ohnehin die größte Affinität hege.

Wahrscheinlich würde das jedoch nicht reichen, als dass ich dieses Buch sonderlich mögen könnte. Es sieht eher seicht aus und fokussiert sich wahrscheinlich eher auf den romantischen Teil, wie es momentan (leider) Mode ist.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst den Prolog und die ersten 4 Kapitel.

 

Autor: Fanny Bechert

Titel: Elesztrah: Feuer und Eis

Sprache: Deutsch

Reihe: 1

Seiten: 390

Originalpreis: 6,99€

Verlag: Sternensand Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B01LXQIHYM

Erscheinungsjahr: 2016

Mittlerweile weiß ich bei einigen Leseproben auf meiner Liste gar nicht mehr, wie ich auf sie gekommen bin. Man findet eben so Dinge. Darunter war auch »Demonhearts & Angelwings« von Jana Goldbach, erschienen bei Impress.

**Wenn die Gejagte sich in den Jäger verliebt…**

Als Amber auf den ebenso arroganten wie gutaussehenden Gwin trifft und ihm nach seiner plumpen Anmache eine Ohrfeige verpasst, ahnt sie noch nicht, mit wem sie es zu tun hat. Gwin ist nämlich ein Dämon und zudem der Sohn des obersten Clananführers. Um dessen Amt weiterführen zu können, muss Gwin seinem Clan eine Opfergabe in Form eines Menschenmädchens darbringen. Nur leider hat er die Rechnung ohne die aufmüpfige Amber gemacht. Die ist nämlich gar nicht so naiv wie gedacht und bindet den stolzen Dämon prompt mit einem Zauber an sich. Als die beiden sich langsam näherkommen, muss Gwin schließlich feststellen, dass die Liebe nicht immer Flügel verleiht…

(Quelle: Amazon)

Plump ist das Stichwort in dieser Kurzbeschreibung, das auch wunderbar auf die Leseprobe zutrifft. Wir haben absolut klischeebehaftete Charaktere, die die viel zu oft durchgekaute Arschloch-Karte ziehen und Badboy und »hau drauf Mädel« Attitüden auffahren, die so oft durchgeleiert wurden, dass sie schon fadenscheinig werden. Er gibt das Badboy-Arschloch, sie die »starke« Frau, die sich mit verteilten Schellen durchsetzt. Man kann auch ohne Gewalt zeigen, dass man kein zartes, nicht durchsetzungsfähiges Mauerblümchen ist, das bei jedem noch so sanften Hauch einknickt. Er der sassy Badboy, der seine Club Mate aka Ritualopfer erbeuten will, sie ne blasierte Tussi im Kreis ihrer gackernden Hühner. Dazu kommt, dass sie sich hassen, aber er ist ja SO! SCHÖN! Und dann müssen sie sich ja in einander verlieben.

Argh! Warum verkauft sich so etwas? Das ist nicht besser als ein 08/15 Text auf Wattpad, und die sind alle unterste Schublade! Na gut, fast unterste Schublade, da tun sich noch ganz andere Abgründe auf. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was alles in den Absatz über diesem falsch ist. Einfach alles!

Ganz abgesehen von den augenscheinlichen Zeichenfehlern werden allein in dieser Leseprobe so viele Klischees aufgefahren, dass es fast unmöglich erscheint. Erst hassen sie sich, dann lieben sie sich. Das wird so oft durchgekaut, dass es mittlerweile nicht sonderlich kreativ wirkt, wenn das noch mal aufgegriffen wird. Und dann noch die Badboy-Schiene. Wenn er sich wie ein Arschloch verhält, dann ist er einer, egal wie sexy er aussieht. Daran gibt es nichts zu rütteln und das ist dann auch absolut nicht romantisch.

Nun mein Punkt sollte klar sein. Ich höre an dieser Stelle auf, ehe ich mich noch mehr in Rage rede. Dieser Text ist absolut nichts für mich. Nein, danke.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst drei Kapitel und einen kläglichen Rest vom vierten.

 

Autor: Jana Goldbach

Titel: Demonhearts & Angelwings

Sprache: Deutsch

Reihe: ?

Seiten: 225

Originalpreis: 3,99€

Verlag: Impress

Genre: Fantasy

ASIN: B01M0PZBHD

Erscheinungsjahr: 2017

Zur Leipziger Buchmesse 2017 hatte die Deutsche Tolkien Gesellschaft ein Gewinnspiel veranstaltet, wo sie unter anderem Das große Hobbit Buch, erschienen bei der Hobbit Presse, verlost hatte. Ich hatte das große Glück, dieses Buch zu gewinnen, was mich besonders gefreut hatte, denn ich hatte schon lange ein Auge auf dieses Buch geworfen. Zu Recht, denn es ist ein wahrer Schatz!

Im Englischen heißt das Buch The Annotated Hobbit und wurde von Douglas A. Anderson bearbeitet. Es beinhaltet im Deutschen die Übersetzung des Hobbits von Wolfgang Krege. Der Tolkienforscher Anderson hat den Text mit zahlreichen Anmerkungen versehen, die Einblicke in die Entstehungsgeschichte und Hintergründe des Hobbits geben. Die Anmerkungen wurden von Lisa Kuppler übersetzt und editiert, sodass sie auch etwas zur deutschen Geschichte des Hobbits sagen.

Schon rein optisch ist das Buch freilich eine Augenweide. Ich finde es immer schön, wenn Illustrationen von Tolkien selbst verwendet werden. Außerdem gefallen mir sehr die Goldintarsien auf dem Cover. Worauf es aber noch viel mehr ankommt, ist der Inhalt. Der kommt neben dem eigentlichen Text mit einem Vorwort und einer Einführung in Tolkiens Leben und die Thematik des Hobbits einher. Außerdem gibt es einen Anhang, der viele Sachen wie zum Beispiel die Editionsgeschichte noch einmal übersichtlich zusammenfasst, sowie die Erzählung »Die Fahrt zum Erebor« als auch einen weiteren Anhang zur deutschen Editionsgeschichte.

Jede Seite des Buches ist in zwei Spalten geteilt. In der Inneren steht der Text, in der Äußeren sind die Anmerkungen platziert. Dort finden sich auch duzende Illustrationen verschiedener Hobbit-Ausgaben aus verschiedensten Ländern sowie kurze Informationen zu den jeweiligen Künstlern. Im Mittelteil gibt es auch eine Reihe von Farbillustrationen hauptsächlich von Alan Lee, Tolkien und den deutschen Coverausgaben und Illustratoren.

Besonders die Anmerkungen Andersons samt der Edition durch Kuppler haben es in sich. Auch Kenner können dadurch noch viel Neues lernen. Einige Aspekte wurden mir deutlich vor Augen geführt, die mir so gar nicht bewusst waren. Für mich war es die spannendste Erkenntnis, dass in der ersten Ausgabe des Hobbits Gollum den Ring als Geschenk für das verlorene Rätselspiel hergeben wollte. Das wurde später überarbeitet, damit es mit dem Herrn der Ringe zusammenpasst. Bilbo sagt jedoch beim Rat, dass er ursprünglich den Zwergen die unwahre Geschichte erzählt habe, er habe den Ring als Geschenk erhalten. Im Herrn der Ringe erhält sich so also die ursprüngliche Geschichte des Hobbits.

Die zahlreichen Illustrationen sind natürlich auch ein Hingucker und zeigen sehr schön, auf wie viele verschiedene Weisen der Hobbit in den ganzen Ländern dargestellt wird – und was Tolkien von den ganzen Illustrationen hielt. Auch zu den ganzen Illustrationen gibt es viele Hintergrundgeschichten, wie mit den Bildern in den Verlagen verfahren wurde, wie sie überhaupt entstanden und so weiter.

Des Weiteren sind die ganzen Anmerkungen zu verschiedenen Editionen natürlich eine Goldgrube für Tolkiensammler. Meine Liste an Büchern von und über Tolkien, die ich noch haben will, wuchs durch dieses Buch schlagartig an.

Noch einmal danke an die Deutsche Tolkien Gesellschaft für diesen tollen Gewinn! Ich hatte sehr große Freude daran.

Bibliographische Daten

419 Seiten, übersetzt durch Wolfgang Krege und Lisa Kuppler, Klett-Cotta Hobbit Presse, ISBN 3-608-93714-5 , 2. Auflage 2012, Originalpreis 30€

Ein letztes Mal ertönt »Hammerschlag!«, der Schlachtruf der Söldnerlegion des Schwertfeuers. Mit »Grünes Gold« schließt Autor Robert Corvus seine Dark Fantasy Reihe der Schwertfeuer-Saga ab.

Dieses Mal geht es für die Legion in den wilden Dschungel. Dort sollen sie für eine aufstrebende Baronie die Eingeborenen vertreiben. Sie stoßen jedoch auch von Seiten der Siedler der Baronie auf Ablehnung und schnell wird ihnen klar: Hier geht es um mehr als nur Landeroberung. Der Dschungel hat mehr Schätze als nur grüne Jade zu bieten. Besonders Eivora entwickelt ein Interesse, diese Schätze zu bergen. Auch wenn sie dabei nicht nur sich, sondern auch ihre Legion in Gefahr bringt.

Man ist sofort wieder drin im Geschehen, und das ist genau so zu verstehen. Noch nicht einmal eine Seite verging, und schon rasselten die Schwerter. Hier geht es von Anfang an gleich heiß her, der Leser ist davon genauso überrumpelt wie die Söldner, die nicht damit gerechnet haben, sofort nach Ankunft angegriffen zu werden. Das ist ein sehr gut gelungener Effekt, denn so weiß der Leser genauso wenig wie die Söldner, was hier gerade vor sich geht. Da niemand zunächst so wirklich weiß, wer der Feind ist und mit was zu rechnen ist, löst das eine gewisse Verwirrung aus. Die ist allerdings positiv zu werten, denn so ist der Leser genau wie die Söldner bestrebt, mehr über die mysteriösen Angreifer herauszufinden, was gleichzeitig das Gefühl der Gefahr des Unbekannten verstärkt. Auf jeden Fall ein super gelungenes erzählerisches Mittel, das viel zur Atmosphäre beiträgt!

Die Welt der Söldner von Rorgator ist sehr lebendig gestaltet. Nun kennt man die Protagonisten aus zwei vorherigen Romanen und einer Kurzgeschichte, doch noch immer gibt es neue Details zu entdecken. Gonters Inspektion seiner Einheit und viele andere kleine Dinge lassen die Welt sehr detailgetreu und zum Greifen nahe erscheinen.

Insbesondere Eivora hat sich in meinen Augen unter den Charakteren hervor getan. Sie macht eine besonders starke Entwicklung durch, die von einigen Fehlern geprägt ist, die sie begeht. Das bringt sowohl sie als auch andere in Gefahr, und sie muss die Konsequenzen dafür tragen. Es ist schön zu sehen, dass auch Hauptprotagonisten nicht immer die strahlenden Helden sind, die aus jeder Misere, in die sie mitunter auch selbst verschuldet geraten, ungeschoren davon kommen.

Auch miteinander entwickeln sich die Charaktere. Neue Bündnisse und Vertrauens- und Misstrauensverhältnisse entstehen, sowie auch neue Liaisons. Es ist Bewegung in den zwischencharakterlichen Beziehungen, die den Roman nicht langweilig erscheinen lassen.

Ganz besonders hat mir übrigens Bratz, der sprechende Beo, gefallen. Er war mit seiner frechen Art immer für einen Lacher gut. Bratz und Midalin, seine Besitzerin, entstammen übrigens der Kurzgeschichte »Söldnergold«, was ich schön fand, da diese so auch in den Hauptzyklus Einfluss fand. Man muss sie allerdings nicht kennen, die für die Hauptreihe neuen Charaktere werden auch hier noch einmal eingeführt.

Alles in allem doch ein schöner Abschlussband, der mit einem runden Ende einher kommt. Am Ende bleibt die Wehmut, dass es jetzt vorbei ist. Allerdings lohnt sich bei dieser Reihe ein Reread, da sie auch dann noch mit spannenden neuen Details aufwarten kann, die man beim ersten Lesen vielleicht gar nicht so wahrgenommen hat. Also auf ein weiteres Mal: »Hammerschlag!«

 

Autor: Robert Corvus

Titel: Die Schwertfeuer-Saga: Grünes Gold

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 3

Seiten: 432

Originalpreis: 12,99€

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-28128-7

Erscheinungsjahr: 2017

Es war ein Wunsch, dass ich mir »Das dunkle Herz des Waldes« von Naomi Novik in der Leseprobe ansehe. Das sei hiermit erfüllt und mit dem Hinweis versehen, dass ich gern Wünsche für die Freitagsprobe entgegen nehme.

Agnieszka liebt das Tal, in dem sie lebt: das beschauliche Dorf und den silbern glänzenden Fluss. Doch jenseits des Flusses liegt der Dunkle Wald, ein Hort böser Macht, der seine Schatten auf das Dorf wirft. Einzig der »Drache«, ein Zauberer, kann diese Macht unter Kontrolle halten. Allerdings fordert er einen hohen Preis für seine Hilfe: Alle zehn Jahre wird ein junges Mädchen ausgewählt, das ihm bis zur nächsten Wahl dienen muss – ein Schicksal, das beinahe so schrecklich scheint wie dem bösen Wald zum Opfer zu fallen. Der Zeitpunkt der Wahl naht und alle wissen, wen der Drache aussuchen wird: Agnieszkas beste Freundin Kasia, die schön ist, anmutig, tapfer – alles, was Agnieszka nicht ist. Niemand kann ihre Freundin retten. Doch die Angst um Kasia ist unbegründet. Denn als der Drache kommt, wählt er nicht Kasia, sondern Agnieszka.

(Quelle: Amazon)

Die Leseprobe enthüllt nicht mehr als der Klappentext, was mich ein wenig irritiert, weil die Leseprobe selbst mir keinerlei Anreiz gegeben hat, das Buch auch darüber hinaus zu lesen. Da hatte ich eigentlich erwartet, dass zumindest der Klappentext mir einen Konflikt andeutet. Aber nein. Es geht nur darum, dass statt Kasia Agnieszka ausgewählt wird, was, sind wir mal ehrlich, ein wenig klischeehaft war. In der Leseprobe wurde so oft betont, dass Kasia mit Sicherheit ausgewählt würde, dass es auch ohne Kenntnis des Klappentexts klar war, dass es stattdessen die Erzählerin Agnieszka erwischt.

Aber der Reihe nach. Der Anfang der Leseprobe befasst sich mit einem nahezu reinen Bericht, der uns die Welt vorstellt. Normalerweise bin ich kein vehementer Verfechter des »Show, don’t tell!«-Bläkens, hier hätte es der Erzählung jedoch gut getan, wenn die Autorin uns mehr von ihrer Welt gezeigt hätte, statt darüber zu berichten. So fehlt mir die Bindung dazu, ich kann nicht mit der Protagonistin (mit dem unaussprechlichen Namen) gemeinsam ihren Alltag im Schatten des Drachen miterleben.

Des Weiteren: Agnieszka ist ja ach so tollpatschig. Es dauert keinen Tag, bis sie sich ihr Kleid völlig ruiniert hat, was bei ihr Gang und Gäbe ist und jeden Tag passiert. Zum einen muss das in einem unermesslichen Kleiderverbrauch der Familie münden, den sich Bauern wie sie eigentlich nicht leisten können. Zum anderen wird einem das so penetrant ins Gesicht geklatscht, dass es nach einem der gängigen Mary Sue Klischees schreit, was wiederum in mir abgrundtiefe Ablehnung hervorruft. Nein. Bitte nein.

Außerdem, wie schon angesprochen, fehlt mir hier der Konflikt. Gut, dann wurde eben Agnieszka statt Kasia ausgewählt und muss jetzt dem Drachen dienen, obwohl sie augenscheinlich als Dienerin gänzlich ungeeignet ist. Und weiter? Dient sie halt dem Drachen. Das reizt mich so komplett gar nicht, weil ich da keinen Konflikt sehe, der sich lohnen würde, mehr darüber zu erfahren.

Immerhin ist der Stil nicht der allerschlechteste. Aber ob das reicht? Für mich nicht.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst Teile des ersten Kapitels.

 

Autor: Naomi Novik

Titel: Das dunkle Herz des Waldes

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 577

Originalpreis: 13,99€

Verlag: cbj

Genre: Fantasy

ASIN: B01M032U2M

Erscheinungsjahr: 2016

 

Weitere Rezensionen:

Ink of Books

Weltenwanderer

Wortmagie

Ich schien heute meinen »Ich lese Scheiße«-Tag gehabt zu haben. Vor kurzem hatte ich mal bei Amazon gesucht und bei ein paar Titeln zugeschlagen, die gerade kostenlos im Angebot waren. Das ist das Ergebnis.

Walden, Josh: Herbst Klang: Eine Fantasy-Novelle (Lieder-Reihe #1)

Was zum Henker habe ich da gelesen? Das war ausgemachter Blödsinn. Ich wollte eigentlich nur mal in die Teilnehmer des diesjährigen Storyteller Awards reingucken, und dann finde ich so etwas. Der Stil ist ... hier von Stil zu reden, ist eigentlich eine Beleidigung. Hauptsatz, Hauptsatz, Hauptsatz. Oh, noch ein Hauptsatz. Welch Überraschung. Dazu sind die Figuren nicht besser als Pappaufsteller ohne Farbe und es werden auch noch sämtlich Gothic-Klischees aufgefahren. Ein Grufti-Punk, der nur Death Metal hört. Na, was denn nun? Grufti oder Punk? Und wenn der wirklich nur Death Metal hört, dann hat er keinen Musikgeschmack und keine Ahnung von Metal, wenn er von einem so variantenreichen Genre, nur eine einzige Stilrichtung bevorzugt. Die Charaktere sind strunzdoof und tappen in jedes Klischee, das man sich nur denken kann. Wir sind in Not? Oh, wie doof, wir sind zu Hause, aber unser Telefon hat keinen Empfang. Ach, wie ärgerlich, wie kann das denn passieren? Hinzu kommt die absolut grundlose und übertriebene Aggression des Schul-Bullys. Welcher Schulhofassi geht mal eben ohne mit der Wimper zucken über Schubsen und die eine oder andere Prügelei hinaus und will seinem Opfer die Ohren abschneiden? Der Junge hat Aggressionsprobleme und es scheint niemanden zu jucken! Oh, sicher, der Protagonist bekommt das zu spüren und findet's nicht so toll. Aber was ist mit den Lehrern? Der Polizei? Den Eltern? Irgendwer muss doch mitbekommen haben, dass der Bully gewaltbereit ist! Nein, das hier ist definitiv kein literarisches Meisterwerk und noch sehr weit von diesem Status entfernt.

 

Zeißler, Elvira: Der Schwur des Drachen (Die Saga der Drachenrüstung #0.1)

Die Kurzgeschichte war ok. Weder in Stil noch Inhalt etwas Besonderes, aber man kann sie lesen. Was kleines für zwischendurch. Sie kaute lediglich auf den üblichen Klischees herum von bösen Drachen, die die bösen menschen, die sie jagen, auch bloß nicht leiden können, bis dann einer kommt und sich über die gängigen Meinungen hinweg setzt.

 

Williams: Cecilia: Drachenreise

Lassen wir besser den Mantel des Schweigens über diesen ausgemachten Schwachsinn fallen. Gay ja, aber Romance? Fehlanzeige. Wäre da nicht diese Pseudoplott, das wäre doch eh nur Porn. Alle sind SO! SCHÖN! und SO! PERFEKT! und müssen daher gevögelt werden. Dass sie eigentlich nicht mal Pappe wert sind, weil sie keine eigenständig und selbstständig handelnden Personen sind, spielt dabei keine Rolle. Mit anderen Worten: Man kann hier nicht mal von Charakteren reden, und ich hab definitiv schon Pappaufsteller mit mehr Pappqualität gesehen. Aber Hauptsache vögeln. (Und dann gab es noch nicht einmal eine ansprechende Sexszene, noch mehr Enttäuschungen.) Dazu kommt, dass Absätze anscheinend als überflüssig erachtet wurden. Und Rechtschreibung und Zeichensetzung? Billiges Drachenfutter anscheinend. Wobei der Kommandant der Drachenarme dann doch eine erheiternde Blüte war. Ja, Arme, nicht Armee. Und das I-Tüpfelchen waren die exorbitant ausschweifenden und in nahezu jedem Fall missglückten Synonyme. Feuerlöscher, Feuermelder, Feuerspucker und so weiter und so fort. Immerhin diese Kreativität muss man diesem Stück Text zusprechen, auch wenn es eine Art Kreativität ist, die mich eher, nun, abstößt.

 

Grayson, Carol: Im Bann der Lilie (Im Bann der Lilie #1)

Er ist ja SO! SCHÖN! und SO! VERFÜHRERISCH! Im Prinzip geht es in diesem Buch darum, wie sich ein reicher Schnösel einen naiven Jüngling zum Vögeln krallt, weil der ja so hübsch ist und doof obendrein und damit ein leichtes Opfer ergibt. Nun, Sex gab es in dem Bann nicht, aber abgesehen davon ist die Prämisse einfach zu oft durchgekaut worden, um noch spannend zu sein. Das ganze wird zudem auch noch mit smexy Vampiren garniert, was dem Ganzen allerdings nicht mehr Pepp gibt. On top gibt es gratis Fehler in Rechtschreibung und Zeichensetzung obendrauf. Inklusive fehlender Worte. Korrektorat? Fehlanzeige. Es geht freilich noch schlechter, aber eine Glanzleistung war das hier auch nicht. Kann man sich also durchaus schenken.

 

Gunsenheimer, Johannes: Liliths Schergen erzählen: Kleine Schauergeschichten aus der Anderswelt

Nun, tatsächlich hat diese Sammlung keinen schlechten Ansatz. Mir gefällt es, dass der Autor verschiedene Stoffe aus verschiedenen Mythologien rund um die Welt eingeflochten hat und das ganze in eine Rahmengeschichte bettete. Selbige hat jedoch etliche Schwächen, darunter vor allem die, dass Lilith ihren Gefangenen Horst (HORST!) foltert, indem sie ihm beispielsweise die Füße mit Salz bestreicht und diese dann von Ziegen ablecken lässt. Nur wenige Sätze später sitzt Horst wieder gemütlich am Feuer und lässt sich von ebenjener Lilith und ihren Schergen munter Geschichten erzählen. Eigentlich sollte hier eine Stimmung der Bedrohung aufkommen, der Horst nur durch das Geschichtenerzählen entkommen kann. Stattdessen ist es nicht mehr als das: eine gemütliche Lagerfeuerrunde mit skurril wirkenden Folterrunden. Auch die Qualität der Geschichten schwankt und hat mitunter ähnliche Kapriolen wie diese. Da der Autor viel Mythologie mit einfließen ließ, fällt es dann umso mehr auf, wenn er von Hochdeutsch statt Standard spricht. Das ist ein ziemlich peinlicher Fauxpas. Genauso wie ein Dialekt, der irgendwo zwischen Fränkisch und Schwedisch liegen soll. Kleine Info: Dazwischen liegen für den Dialektologen halbe Welten. Am Ende wurden hier gute Ansätze ziemlich derb gegen die Wand gefahren.

Hin und wieder findet man zufällig ein Schnäppchen. »The Path of Man«, Teil eins der Soul Stone Trilogie von Matt Moss, war solch ein Fall. Der Roman ist der Auftakt seiner selbstverlegten Fantasy-Reihe.

Als eines Tages ein Fremder vor Arkins Tür auftaucht, wird sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Arkins Vater gibt ihm ein seltsames Buch in die Hand und heißt ihn zu fliehen, ehe er sich selbst dem Fremden stellt. Arkin befindet sich damit auf einmal mitten zwischen den Fronten eines alten Konflikts zwischen dem heiligen Orden der Kirche und seinen Widersachern, die den Niedergang des Ordens und damit des Königreichs herbeiführen wollen. Auf seinem Weg findet er unerwartet neue Freunde und auch verborgen in sich selbst große Kräfte, die ihm helfen können, seine Heimat vor der Dark Society zu schützen.

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Vor einiger Zeit gab es das Buch kostenlos auf Amazon, und ich dachte mir, dass es ja nicht schaden kann. Tat es auch nicht, aber es war dennoch keine literarische Offenbarung.

Die Sprache ist einfach, die Dialoge manchmal etwas hölzern und steif und hätten definitiv mehr Dynamik vertragen können. Selbiges gilt für den Plot, obgleich dieser eine gewisse Spannung aufbauen kann. Zumindest genug, um nicht völlig gelangweilt das Buch zur Seite zu legen.

Wir verfolgen hier die Geschichte eines jungen Helden, der davon ausging, nichts besondere zu sein, aber dann mitten in ein Abenteuer geworfen wird, bei dem sich herausstellt, dass er doch etwas Besonderes ist. Gewürzt wird das Ganze mit tragischer Familiengeschichte: Mutter tot und dem Vater droht auch Lebensgefahr. Das sind die Zutaten eines sehr klassischen Fantasyromans. Man möchte sagen: Es fehlt an Salz. Etwas ist da, aber trotzdem fehlt es der Suppe etwas an Geschmack.

Die Handlung an sich ist nicht die allerschlechteste, auch wenn sie, wie gesagt, sehr klassisch verläuft und wie das nächste rip off von Eragon wirkt – nur ohne Drachen. Ein bisschen fehlte auch der Plottwist. So hatte ich zum Beispiel bis zum Schluss darauf gehofft, dass sich der Orden als insgeheim böse herausstellen würde, was er leider dann doch nicht tat. Das hätte der Suppe doch etwas mehr Würze verliehen.

Dafür, dass die Zutaten eigentlich alle bekannt sind, war es mit den Charakteren zwischenzeitlich jedoch recht verwirrend, wer jetzt nun wer ist und warum er etwas macht. Lucians Beweggründe waren mir zum Beispiel bis zum Schluss recht schleierhaft und nicht immer ganz nachvollziehbar. Die Charaktere hätten wesentlich mehr Farbe verdient, damit auch mehr Tiefe und vor allem eine Hilfe, manche von ihnen besser auseinander zu halten.

Um beim Essensvergleich zu bleiben: Die Suppe hat etwas Geschmack, aber um wirklich lecker zu sein, fehlt es definitiv an der Würze. Die Zutaten selbst sind nicht innovativ und  kommen in der gängigen Zusammenstellung vor. Am Ende kann man die Suppe zwar essen, aber man kann sich auf jeden Fall einen leckereren Hauptgang vorstellen.

 

Autor: Matt Moss

Titel: Soul Stone Trilogy: The Path of Man

Sprache: Englisch

Cover- und Innenillustration: Marc (Nachname nicht herausfindbar)

Reihe: Band 1

Seiten: 276

Originalpreis: 4,42€

Verlag: Amazon Selfpublishing

Genre: Fantasy

ASIN: B01M2AEPIC

Erscheinungsjahr: 2016

Es wurde mal wieder Zeit, meinen Vorablesen Account zu reaktivieren, und nun ja, irgendwie wollten auf einmal einige Leute aus gewissen Gründen, dass ich mir genau diese Leseprobe zur Brust nehme. Aus weiteren Gründen beschloss ich, sie dann auch für die Freitagsprobe auszuerwählen. Viel Spaß mit »Irish Players – Keine Zeit für Spielchen« von L. H. Cosway und Penny Reid. Oder so.

Rugby-Superstar Bryan Leech hat genug von seinem Playboy-Dasein und vor allem seinen wöchentlichen Auftritten in Irlands Klatschpresse. Von einem Tag auf den anderen beschließt

er sein Leben zu ändern. Keine Partys und keine Orgien mehr. Kein Alkohol, keine One-Night-Stands, keine Filmrisse, keine Groupies mehr. Das einzige Problem: Niemand glaubt ihm! Doch als er Eilish Cassidy begegnet, der neuen Physiotherapeutin des Rugby-Teams, kommt ihm der perfekte Plan, wie er der Welt beweisen kann, dass er sein Leben endlich im Griff hat. Wenn er sich nur erinnern könnte, warum ihm die hübsche Eilish so bekannt vorkommt …

(Quelle: Vorablesen Leseprobe)

Die Leseprobe und damit auch das Buch fangen mit der Selbstaussage der Protagonistin an, dass sie ein kluges Mädchen sei, und ganz ehrlich: Das macht mir diese Person von Anfang an unsympathisch. Mag sein, dass sie das ist, aber ich möchte doch bitte einen wesentlich interessanteren ersten Satz haben als eine Aussage, die ich im Kontext einer Bad… Verzeihung Playboy-Geschichte doch stark anzweifle.

Danach wird dann erst mal breit über das Liebesleben der noch immer namenlosen Protagonistin schwadroniert und ich drohe vor der PDF einzuschlafen. Wen interessiert das gleich zu Beginn eines Romans? Und ich meine wirklich unmittelbar am Anfang. Mal ganz davon abgesehen, dass sie erst lamentiert, noch nie einen Mann gefunden zu haben, der ihr Interesse geweckt hätte, und dann im selben Atemzug einräumt, dass sie schon seit vielen Jahren für Bryan Leech schwärmt. Entscheide dich, Mädchen!

Er macht sie natürlich zu einem zahmen Liebchen. Im Niebelungenlied mag ich darüber schmunzeln, wenn Brünhilds Frauenpower wortwörtlich gebrochen wird, aber hier wirkt das einfach nur albern und klischeebehaftet. Ich möchte brechen über diesem affektierten Gelaber von »Er ist so toll!« und »Er ist der perfekte Mann! Ich möchte 50 Kinder von ihm!« Nun, die Kinder wurden nicht erwähnt, aber es liest sich, als würde dazu nicht mehr viel fehlen. Ein Satz aus der Leseprobe selbst fasst das ironischerweise sehr gut zusammen: »Sehr kitschig und sehr abgedroschen.«

Im Übrigen wird sie schwanger. In Capslock. Just sayin‘ in Erinnerung an den ersten Satz.

Ich möchte der Protagonistin dafür einfach eine scheuern, dass sie ein wandelnder Widerspruch ist. So klug, lässt sich von einem fremden Typen schwängern, schwärmte noch nie für einen Kerl und schwärmt gleichzeitig für diesen einen Kerl, von dem sie sich schwängern lässt. Bei dem sie angeblich absolut nichts bemerkt haben will, dass er an jenem einen Abend besoffen war. Man merkt doch, wenn Leute besoffen sind, irgendwas jedenfalls! Wie derb ist die Protagonistin bitte auf den Kopf gefallen?

Die Leseprobe geht noch weiter, aber ich kapituliere nach dem ersten Kapitel. Das ist ausgemachter Bullshit. Please don’t. Oder in der Manier des Textes zu schreiben: PLEASE DON’T!!! Dummes Gör, das sich für ach so toll hält, lässt sich von irgendeinem tollen, berühmten Typen schwängern, und das Ganze auch noch in absolut nervig und anstrengend geschrieben. Das Mädel wirkt so dermaßen unreif und zum Brechen naiv, dass man ihr am liebsten rechts und links eine verpassen würde, damit sie wieder zur Vernunft kommt. Allein schon diese Leseprobe ist ausgemachter Mist, von dem ich absolut nichts mehr lesen will.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Vorablesen.de und umfasst die ersten beiden Kapitel.

 

Autor: L. H. Cosway und Penny Reid

Titel: Irish Players – Keine Zeit für Spielchen

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 3

Seiten: 350

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Lyx digital

Genre: Liebesroman

ASIN: B0751CWBWL

Erscheinungsjahr: 2017

Feurig geht es einher in Anthony Ryans »Das Erwachen des Feuers«, der Auftaktband seiner »Draconis Memoria«-Reihe. Hier trifft High Fantasy auf das viktorianische Zeitalter und Drachen treten gegen Kanonen an.

Im Blut der Drachen liegt Macht, die sich jedoch nur wenige Blutgesegnete nutzbar machen können. Vier Drachenarten sind bekannt, doch als Gerüchte über einen fünften Drachen aufkommen, ist die Aufregung groß. Welche Macht liegt im Blut dieses fünften Drachen? Jeder will sich den Drachen als erstes aneignen, doch dabei entdecken die Agentin Lizanne, der unregistrierte Blutgesegnete Clay und der Offizier Hilemore, dass dieser fünfte Drache eine ungeahnte Gefahr für die gesamte Menschheit darstellen könnte.

Natürlich muss man positiv anmerken, dass es eine willkommene Abwechslung zum üblichen pseudo-mittelalterlichen Fantasysetting ist, dass hier die Kanonen donnern. Die Welt, in der dieser Roman spielt, erinnert mit seinen großen Industriefirmen, den Gewehren und Kanonen und dem Pioniergeist der Unternehmer an das viktorianische Zeitalter und bringt damit ein schönes Flair in die Lektüre.

Das Magiesystem in diesem Buch liegt im Blut der Drachen. Jede Drachenart hat eine eigene Kraft im Blut. So kann ein Blutgesegneter beispielsweise mittels Blut von blauen Drachen über große Distanzen mit anderen Blutgesegneten Kontakt aufnehmen und mit Rot eine große Hitze erzeugen. Das System erinnert damit sehr stark an das aus Mistborn von Brandon Sanderson, nur dass es hier Blut ist und keine Metalle, in denen die besondere Magie liegt.

Ryan gelingt es besonders gut, die Kampfszenen zu Leben zu erwecken. Gerade sie stehen einem besonders lebhaft vor Augen, und der Autor schreckt auch nicht zurück, die zerstörerische Gewalt der Waffen zu illustrieren.

Das Buch fordert einige Aufmerksamkeit vom Leser bei der Lektüre. Ryan kaut dem Leser nicht jedes Detail seiner Geschichte vor, sondern lässt ihn selbst die Welt erleben und erkunden. Das ist prinzipiell eigentlich sehr löblich, hier führt es jedoch dazu, dass man schnell einmal den Faden verliert und dann nicht mehr so wirklich weiß, wer nun wer ist. Die drei Hauptprotagonisten merkt man sich durchaus, aber bei ihren Begleitern wird es schon einmal kritisch.

Trotzdem: Das Buch bietet kurzweilige Unterhaltung und liest sich trotz der Länge erstaunlich schnell weg. Das Setting macht Spaß zu erkunden, und wer Sandersons Mistborn-Magiesystem mochte, wird auch hieran seine Freude finden.

 

Ich danke dem Verlag und NetGalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Autor: Anthony Ryan

Titel: Draconis Memoria: Das Erwachen des Feuers

Original: Draconis Memoria: The Waking Fire

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 832

Originalpreis: 19,91€

Verlag: Klett-Cotta Hobbit-Presse

Genre: Fantasy

ASIN: B07116S13M

Erscheinungsjahr: 2017

Über die heutige Freitagsprobe bin ich eher durch Zufall gestoßen, quasi völlig unerwartet. Andy Weirs »Mars Survival Guide« kommt nämlich mit einer Leseprobe des Marsianers einher, was wunderbar in meine Postingreihe passt.

So, Sie wollen also auf dem Mars leben? Vielleicht weil Sie von der zerklüfteten Oberfläche, dem atemberaubenden Panorama oder der endlosen, unberührten Natur angetan sind? Vielleicht sind Sie aber auch nur ein total Bekloppter, der auf Survivaltrips in leblosen, öden Wüsten steht? Was auch immer Ihre Gründe dafür sind – es gibt da ein paar Dinge, die Sie wissen sollten … Mit trockenem Humor und wissenschaftlicher Genauigkeit liefert Andy Weir, Autor des Weltbestsellers „Der Marsianer“, die acht wichtigsten Überlebenstipps für den roten Planeten.

(Quelle: Amazon)

Die Survivaltipps sind sehr basic. Dinge wie Wasseraufbereitung und eine Schutzatmosphäre sowie Nahrungsversorgung finden sich dort, was ohnehin auf der Hand lag. Allerdings sind schon diese einfachen Tipps durchaus humorvoll geschrieben und können zum Schmunzeln bringen.

Die Leseprobe umfasst die ersten Wochen Mark Watneys auf dem Mars, nachdem er feststellen musste, dass seine Crew ohne ihn abreiste und ihn wahrscheinlich für tot hält. Ich kenne den Marsianer bisher nur als Film, stellte aber mit großer Freude fest, dass Watneys Humor aus dem Film keine Erfindung des Films war, sondern original aus dem Buch stammt. Außerdem schlägt der Autor hier denselben Ton an wie in seinen Überlebenstipps, sodass diese gut das Buch wiederspiegeln. Schon allein in der Leseprobe erfährt man einige interessante Details über das Leben auf dem Mars (wobei ich mich bei einzigen Zahlen gefragt habe, wie der Autor auf sie kommt).

Im Anschluss findet sich noch ein kleines Interview mit dem Autor, das noch einmal weitere spannende Einblicke in Watneys Abenteuer und den Schaffensprozess Weirs geben. Für Leute, die das Buch kennen, bietet der Survival Guide kaum etwas neues, für alle anderen ist er jedoch eine kreativ umgesetzte Leseprobe, die aus mehr als nur einem Ausschnitt aus dem Buch besteht. Ich mag die Idee, wie der Guide aufgebaut ist und freue mich jetzt umso mehr auf das Buch, das ohnehin auf meiner Leseliste stand. Allerdings muss man dazu sagen: Eigentlich hatte ihr mehr Survival Tipps erwartet und war dann durchaus etwas erstaunt, dass diese eigentlich nur die Einleitung des kleinen Textleins bilden.

 

 

Autor: L. H. Cosway und Penny Reid

Titel: Irish Players – Keine Zeit für Spielchen

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 350

Originalpreis: 0€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ASIN: B0759RS89L

Erscheinungsjahr: 2017

Auf folgendes Buch bin ich durch Kaitlins SPFBO Wrap-Up gestoßen. Eigentlich geht es in dem Projekt, in dessen Rahmen sie »Danny« von Steven Harper gelesen hat, um selbstverlegte Fantasy und Science Fiction Romane, weshalb es mich nach Lesen der Leseprobe wundert, dieses Buch hier gefunden zu haben.

Danny Marina's new step-father takes him to the laser tag stadium, the movies, the go-kart track. He and his mother now have a new house and more money. Then Danny finds the cameras--in the living room, his bedroom, the shower. Which leads him to uncover the secret web site, the one devoted to him and his step-brother Eric.

Danny's Mom doesn't believe him--doesn't want to believe him. Faced with the unthinkable as his stepdad brings home strangers, Danny and Eric hop a bus for Florida. Frightened, and only with each other for support, they flee to Aquapura, a crappy, decrepit resort town. But the streets of Aquapura have dangers of their own. A grinning hotel owner named Lucian ropes the boys into a prostitution ring, pimping them out to traveling businessmen who flash enough cash. The work crushes Danny's body and threatens to steal his soul.

As an escape, Danny fills his notebook with a strange and secret story. He spins the tale of Ganymede, a teenaged boy from ancient Greece. Zeus, the king of gods himself, snatches Ganymede up to Mount Olympus, where he is pulled into a web of intrigue and adventure that threatens the very gods.

As his life under Lucian's thumb worsens, Danny escapes deeper into Ganymede's fictional life. Except the more Danny writes about Ganymede, the more it becomes clear he's writing about himself. And over time, Ganymede's life crosses Danny's in strange and impossible ways. Danny needs to use Ganymede's strength to fight back and create a better life for himself and for Eric. But can a teenager use the power of a god?

(Quelle: Amazon)

Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben, wobei Danny sich dabei auch abwechselt. Es erscheinen immer wieder kleine Gedichte oder Erzählungen über Ganymed, gefolgt von den normalen Einträgen in Dannys Tagebuch. Hauptsächlich scheint es um die überwiegend üblichen Probleme eines Teenagers zu gehen. Seine Mutter schläft mit vielen Männern und weiß nicht mal, welcher davon Dannys Vater ist. Dann hat sie einen Neuen, zieht mit ihm zusammen, und Danny findet den Neuen, dessen Sohn und den Umzug im Allgemeinen nicht toll. Gut, dann gibt es wohl noch diese Geschichte mit Ganymed, die aber in der Leseprobe noch keine besondere Rolle spielt. Die Leseprobe umfasst genau die ersten beiden Sätze der Kurzbeschreibung.

Von daher: Die Leseprobe vermittelt mir nichts wirklich Außergewöhnliches. Die Variation des Stils soll einen gewissen künstlerischen Anspruch vermitteln, aber ganz ehrlich: Ich fand es eher anstrengend, denn wirklich künstlerisch ansprechend. Wir steigen in den Text ein mit einer Aufzählung aller Bezüge Dannys zur Zahl 8. Dann redet er weiter vornehmlich über Geschlechtsteile und wirkt im Allgemeinen eher wirr in seinen Erzählungen. Nun, es ist ein Tagebuch, da mag man auch mal in seinen Gedanken springen, ich als Leser finde das aber eher anstrengend zu lesen. Da ich nun mal vornehmlich zum Vergnügen lese, ist das nichts, was wirklich meinen Geschmack trifft.

Der Teil mit Ganymed, der in der Kurbeschreibung erwähnt wird, klingt eigentlich interessant. Daher finde ich es etwas schade, dass das in der Leseprobe nicht wirklich auftaucht bzw. man noch nicht sieht, welche Rolle das spielen soll. Das wäre vielleicht etwas gewesen, das meinen Eindruck positiver gestaltet hätte.

Insgesamt also wirkt die Leseprobe wirr und wenig ansprechend. Vielleicht ändert sich das im Laufe des Romans, aber eben nur vielleicht. Für mich jedenfalls wäre dieser Text nichts.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

Autor: Steven Harper

Titel: Danny

Sprache: Englisch

Reihe: ?

Seiten: 283

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Amazon Selfpublishing

Genre: Jungendroman

ASIN: B00ZYTNYUK

Erscheinungsjahr: 2015

Das Buch, das ich heute vorstellen möchte, ist den meisten zumindest dem Titel nach wohl ein Begriff, denn bei »The Wind in the Willows« von Kenneth Grahame handelt es sich um einen Kinderbuchklassiker aus dem Jahre 1908. Der Brite Grahame erzählt die bezaubernde Geschichte der vier Freude Toad, Mole, Rat und Badger (Kröte, Maulwurf, Ratte und Dachs) und berichtet von ihren vielen Abenteuern. Ich besitze das Buch in einer Ausgabe der Everyman’s Libary Children’s Classics, welche ich hier vorstellen möchte.

Die Geschichte selbst ist absolut bezaubernd. Die vier Freunde erleben viele Abenteuer entlang des Flusses und im Wilden Wald, die episodenartig zusammenhängen. Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt werden dabei ganz groß geschrieben und sind den Vier bei ihren Abenteuern immer wieder von Nutzen. Besonders gefallen haben mir die ausgesprochen lebendig wirkenden Dialoge, die mir sehr lebhaft vor Augen standen und die Gespräche sehr dynamisch machten.

Meine Ausgabe ist stoffgebunden und mit goldenen Intarsien versehen, was das Buch natürlich sehr hochwertig erscheinen lässt und zudem auch noch erstaunlich widerstandsfähig macht. Ich habe aus Versehen eine Ecke mit etwas Tee gewässert und man sieht keine Spuren davon.

Eine sehr schöne Idee sind die Vorsatzblätter, die mit tollen Schattenrissen verziert sind. Auf einem der Vorsatzblätter kann man auch seinen Namen vermerken, worin wieder der Kinderbuchcharakter der Edition durchkommt, was ich für eine niedliche Idee halte.

Das Buch ist nach Wunsch des Autors mit Illustrationen von Arthur Rackham versehen. Vor jedem Kapitel findet sich eine kleine Tintenzeichnung und insgesamt sind 12 Farbbilder auf Hochglanzpapier im Buch abgedruckt. Die Bilder sind zeitgenössisch und fangen wunderbar die bezaubernde und liebliche Stimmung der Geschichten ein, die erzählt werden.

Auch sehr zu loben ist die Gestaltung des Buchrückens. Insbesondere, wenn man bereits mehrere Bücher dieser Editionsreihe besitzt, sehen diese zusammen im Regal nämlich sehr schön aus. Das Design hat gewisse Retrovibes, was dem Buch noch einmal etwas Edles gibt. Für ein Kinderbuch, das man eigentlich abends am Bett vorliest (und dafür eignet sich dieser Roman sehr gut) und das damit auch eigentlich recht schnell lädiert wird, ist das sehr hochwertig gemacht.

Ein wenig wird der Eindruck aber dadurch geschmälert, dass sich insbesondere die Rückengestaltung sehr schnell abnutzt. Ein wenig sieht man es auf dem Foto: Sie wirkt schon nach wenigem Benutzen abgegriffen und die Farbe löst sich. Ärgerlich. Auch das Frontmotiv ist eine an und für sich süße Idee, allerdings wirkt es wie ein schlecht ausgedrucktes und aufgeklebtes Foto. Entweder hätte man, wenn man schon ein optisch ansprechendes Buch mit Sammelwert gestalten will, das ganze qualitativ besser lösen können oder gleich weggelassen und auf ein bildliches Motiv verzichtet.

Insgesamt aber dennoch eine sehr schöne Edition für ein sehr schönes Buch, das auch inhaltlich etwas her macht. Und preislich stimmt auch alles.

 

Autor: Kenneth Grahame

Titel: The Wind in the Willows

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Arthur Rackham

Coverdesign: Barbara de Wilde, Carol Devine Carson, Peter B. Willberg

Reihe: Nein

Seiten: 249

Originalpreis: £10.99

Verlag: Everyman’s Libary Children’s Classics

Genre: Kinderbuch

ISBN: 978-0-679-41802-3

Erscheinungsjahr: 1993

Momentan reden so viele über »Verbotene Gefühle«, Teil 1 der Beautiful Liars von Katharine McGee, und stets wird dabei betont, wie gut das Buch doch sei, obwohl die Paratexte den scheußlichen Eindruck einer weiteren unkreativen, langweiligen und ausgelutschten Jugend-Romanze vermitteln. Es wurde genug darüber geredet, dass ich neugierig genug war, um über die wirklich scheußlichen Paratexte hinwegzusehen und zu schauen, was man der Leseprobe entnehmen kann.

JE HÖHER DU STEIGST, DESTO TIEFER WIRST DU FALLEN!

 

Manhattan, 2118: Im Penthouse des höchsten Wolkenkratzers der Welt feiern die Reichen und Schönen eine rauschende Party. Für fünf von ihnen wird nach dieser Nacht nichts mehr so sein wie zuvor. Die wunderschöne Avery, die intrigante Leda, die verführerische Eris, die verzweifelte Rylin, der ehrgeizige Watt - einer von ihnen wird den Abend nicht überleben.

 

Der süchtig machende Trilogie-Auftakt zu Katharine McGees "Beautiful Liars" entführt in ein gefährliches Netz aus Liebe und Lügen. Glamouröser als "Gossip Girl", herzzerreißender als "Pretty Little Liars"! Tauche ein in die luxuriöse Welt der New Yorker Elite der Zukunft!

(Quelle: Amazon)

SCHREI MICH NICHT AN!

Nachdem ich die Leseprobe las, muss ich sagen: Oh ja, das schaut sehr danach aus, dass der deutsche Verlag mit den Paratexten da ein nicht wirklich passendes Bild vermittelt, was mir sehr leidtut, denn die Leseprobe hat mich durchaus ein wenig angesprochen.

Das erste, das mir positiv ins Auge stach, ist, dass wir hier keine Erzählung aus multipler erster Sicht haben, was mir in der Vergangenheit durchaus einige Male nicht so gut gefallen hatte, wie sich vielleicht der eine oder andere erinnert, der diese Postreihe seit geraumer Zeit verfolgt. Ich hatte schon fast die Befürchtung, dass Jugendromane nur noch aus verschiedenen Personen in der ersten Person erzählt werden, was, wie ich finde, so gut wie nie gut umgesetzt wird. Danke, dass dieses Buch das nicht tut.

Das zweite ist, dass ich die Grundidee ansprechend finde. Das ist, offen gesagt, nicht die neueste oder innovativste Idee und wurde hier gewiss nicht das erste Mal umgesetzt, aber mir gefällt sie dennoch.

Ignorieren wir bitte einmal die Leseprobe, die mir bei Thalia in Form eines kleinen Heftchens in die Hand gedrückt wurde und würdigen, dass die Protagonisten zumindest in der Leseprobe zwar durchaus wie Teenager agieren, dabei aber nicht wie aufgetakelte unreife und überzogene Kackbratzen wirken, wie es mir in der Vergangenheit ebenfalls des Öfteren untergekommen ist. Das heißt, dass sie zwar durchaus die Probleme und Gedankengänge von Teenagern besitzen, sich dabei aber auch angenehm lesen lassen und man sie nicht nehmen und schütteln will, weil sie so große Nervensägen und Idiotenkinder sind.

Die Leseprobe besitzt einige Anachronien (Rückblenden ect.) und das ist mein größer Kritikpunkt an der Leseprobe: Es ist nicht immer wirklich klar ersichtlich, dass es sich hier um eine Rückblende handelt, sodass ich mitunter verwirrt war, wohin die Handlung denn jetzt schon wieder gesprungen war.

Als Fazit aus der Leseprobe ziehe ich, dass es sich hier tatsächlich einmal um einen lesbaren Jugendroman handelt, der sich nicht sofort auf jedes Klischee stürzt, das er um die Ecke lugen sieht. Die Grundidee ist, auch wenn sie das Rad nicht neu erfindet, durchaus ansprechend. Das ist ein Buch, das ich mir zumindest auf Englisch vielleicht eines Tages durchaus zulegen werde.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon

 

Autor: Katharine McGee

Titel: Beautiful Liars – Verbotene Gefühle

Original: The Thousandth Floor

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 1

Seiten: 512

Originalpreis: 14,99€

Verlag: Ravensburger Buchverlag

Genre: Science Fiction

ASIN: B06XXFMPRY

Erscheinungsjahr: 2017

In der so facettenreichen Fantasy tun sich hin und wieder einzelne Autoren und Reihen besonders hervor. So auch die Welt der Shannaras von Terry Brooks, welche einst als Schatten Mittelerdes begann, doch längst daraus hervorgetreten ist. The Voyage of the Jerle Shannara ist eine Trilogie, die die gefährliche Expedition des Druiden Walkers in unbekannte Länder begleitet.

Als ein halb toter Elf an der Küste angespült wird, beginnt eine Zeit des Umbruchs. Denn dieser Elf ist der verschollene und totgeglaubte Bruder des Elfenkönigs Ahren Elessedil, der bei sich die Karte zu einem wertvollen Schatz trägt: die ebenso verloren geglaubten Elfensteine, die zu suchen er vor dreißig Jahren aufgebrochen war. Der Druide Walker Boh ersucht Ahren, um eine Expedition zu finanzieren, die die Elfensteine in einem fernen und fremden Land zu suchen. Doch schon kurz darauf treten ihre Feinde in Aktion und ermorden Ahren, um diese Expedition gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Mit seinem letzten Atemzug leitet Ahren jedoch alles in die Wege, damit Walker dennoch aufbrechen kann. Er und seine Mannschaft werden dabei von tödlichen Gegenspielern verfolgt: Der Ilse Witch und ihrem Meister, dem Morgawr.

Das war mein erster Ausflug in die Welt von Shannara, im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass diese Reihe innerhalb des Zyklus zwar unabhängig von den anderen Reihen gelesen werden kann, sie jedoch einige frühere Ereignisse spoilert (so unter anderem die Serie), was ein wenig ärgerlich war.

Das Worldbuilding sticht hier definitiv sehr heraus. Wir befinden uns in einer postapokalyptischen Welt, genauer gesagt: unserer Welt. Verheerende Kriege haben alle Länder gravierend verändert und die Menschheit nahezu ausgelöscht. Aus den Resten der Menschen sind Gnome, Zwerge und Trolle hervorgegangen, doch auch Wege zwischen den Dimensionen haben sich aufgetan, durch die Magie sowie Elfen und Dämonen in die Welt gelangen konnten. Noch immer finden sich Reste der alten Zivilisation der Menschen und letzte technische Relikte. Darunter ist zum Beispiel auch der Supercomputer Antrax, der die Ruinen von Casteldown bewacht, wohin Walkers Expedition ihn und seine Begleiter führt, um die Elfensteine und magische Bücher mit Wissen aus der alten Welt zu suchen. Dazu gibt es dann auch noch Steampunkelemente wie zum Beispiel Luftschiffe.

Brooks vermischt damit klassische High Fantasy, die diese Bücher immer noch vornehmlich sind, mit Elementen der Science Fiction, was wirklich sehr, sehr cool ist und auch ebenso gut umgesetzt wurde. Da gilt es dann zum Beispiel auf einmal, mit Magie und Schwertern gegen Cyborgs und durchdrehende Computer zu kämpfen. So ein Kontrast kommt einem definitiv selten unter die Finger, was eine sehr angenehme Abwechslung zum Einheitsbrei ist.

Ein wenig schmunzeln wird vielleicht der eine oder andere, wenn er gewisse Eigennamen wiedererkennt: Elessedil (was an Elessar erinnert), Faerie (aus Tolkiens Essay On Fairy-stories), Morrowindl (das Spiel The Elder Scrolls III: Morrowind), Alt Mer (Altmer, die Hochelfen aus den Elder Scrolls Spielen) und noch einige mehr. Mag natürlich Zufall sein, vielleicht aber auch nicht.

Das Buch nimmt sich Zeit und stellt die wichtigsten Charaktere neben Walker ausführlich vor. Auf der anderen Seite werden einige andere Expeditionsteilnehmer nur kurz angerissen oder gar nicht groß vorgestellt, was den Eindruck vermittelt, dass sie eher Kanonenfutter sind, die im Laufe der Expedition hops gehen, damit es die Hauptprotagonisten mit Plot armor nicht treffen muss. Das hat einen schalen Beigeschmack.

Eben weil manche Charaktere bei der Vorstellung gegenüber anderen etwas hinten über fallen gelassen wurden, kommt man manchmal etwas durcheinander, wer denn nun bei der Fülle an Charakteren wer war. Dadurch stolpert man auch manchmal über die Handlung und läuft Gefahr, etwas zu überblättern und nicht mehr ganz mitzukommen. Der rote Faden bleibt jedoch klar, außerdem gibt es immer wieder Stellen, bei denen man plötzlich wieder völlig am Ball bleibt und gar nicht mehr aufhören kann zu lesen, sodass ein paar Durststrecken dann doch in Vergessenheit geraten.

Und es gibt einige Plottwists, die einen teils ziemlich vom Hocker reißen. Wer ist denn nun der Junge Bek und wer ist eigentlich die Ilse Witch? Das waren Dinge, die durchaus einen »Woah, wie cool!«-Ausruf auslösen können.

The Voyage of the Jerle Shannara besticht in erster Linie durch ihr phantastisches Worlbuilding. Bei den Charakteren stolpert sie manchmal, sodass man nicht immer ganz folgen kann, hat aber auch wieder Momente, wo sie einen völlig in der Hand hat. Insgesamt also auf jeden Fall eine Empfehlung, die sich aus dem Einheitsbrei der High Fantasy löst und gleichzeitig doch zu den Klassikern des Genres gehört.

 

 

Autor: Terry Brooks

Titel: The Voyage of the Jerle Shannara (Ilse Witch, Antrax, Morgawr)

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Russ Charpentier, Steve Stone

Reihe: Band 1-3

Seiten: 1260

Originalpreis: £13.99

Verlag: Pocket Books

Genre: Fantasy

ISBN: 978-1-41650-204-3

Erscheinungsjahr: 2004

Ein Traumparadies klingt verlockend, doch in den falschen Händen kann diese Technologie schreckliche Konsequenzen haben. Nikolas Stoltz erschafft in seinem spannenden Wirtschaftsthriller »Dream On - Tödliche Träume« ein Szenario der nahen Zukunft, das zeigt, wie beeinflussbar uns Technik machen kann.

Dream On ist ein aufstrebender Konzern, dessen revolutionäres Produkt kurz vor der Markteinführung steht. Doch das ruft auch die Feinde des Konzerns auf den Plan, die die zerstörerische Kraft der Software entdeckt haben, die der Konzern entwickelt. Denn Dream On will Träume zu einem Marktprodukt machen. Mit der Technologie lässt sich eine virtuelle Traumlandschaft generieren, die es ermöglicht, einen bewusst gesteuerten Traum fast noch realer als die Wirklichkeit erlebbar zu machen. Eigentlich sollen nur positive Dinge aus dem Unterbewusstsein in die Traumwelt projiziert werden, doch jemandem ist es gelungen, ein Virus einzuschleusen, das nicht nur das Unterbewusstsein zur Spionage manipulieren kann, sondern auch tödliche Alpträume hervorruft. Mittendrin ist Nick Quentin, der gerade neu eingestellt wurde und nicht ahnt, in welch gefährliches Kreuzfeuer er hier zwischen korrupten FBI-Agenten und Wirtschaftsspionen geraten wird.

Man muss leider festhalten, dass die Gefühle der Protagonisten zu kurz kommen, besonders dann, wenn es in ihren Alpträumen darum geht, dass sie mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert werden. So wirklich konnte man die Angst nie mitfühlen und fühlte sich teilweise wie ein unbeteiligter Beobachter. Die Großschreibung der ganzen Fachausdrücke wie zum Beispiel DREAM ON oder DREAMSPHERE hatte auch ein wenig gestört, besonders, da sie nicht in allen Fällen eingehalten wurde: Comunicator wurde nie groß geschrieben. Auch liest es sich hin und wieder, als würden in der ganzen Firma nur die Protagonisten arbeiten; Das Setting ist nicht mit weiteren Mitarbeitern belebt.

Trotz der verknappten Emotionen der Protagonisten schafft es der Roman aber, sehr viel Spannung aufzubauen. Er liest sich schnell und gut weg, sodass man förmlich an den Seiten klebt, um mitzuraten, wer denn nun der Saboteur und Mörder ist, der das Virus in das System eingeschleust hat. Zumindest ich bin bis zum Schluss im Dunkeln getappt.

Die ganze Szenerie mit der Dreamsphere und der Technologie dahinter ist äußerst spannend dargestellt und im Gegenzug zu den Gefühlen der Protagonisten auch zum Miterleben gestaltet. Befindet sich Nick in der Dreamsphere, hat man das Gefühl, mit ihm dort zu sein, was ein wenig den Wunsch erweckt, dass diese scheinbar tolle Technologie real wäre.

Dann beginnen jedoch die Dinge aus dem Ruder zu laufen, jemand wird ermordet und das FBI nimmt anhand fadenscheiniger Indizien Nick ins Kreuzfeuer. Es wird gezeigt, wie manipulativ Technik uns macht, besonders dann, wenn sie auf so intime Daten wie unser Unterbewusstsein zurückgreift. Das offizielle Statement der Firma lautet, dass diese Daten top gesichert sind, aber im Laufe des Romans sieht man ja, wie einfach das Sicherheitssystem unterwandert werden kann. Für Regierungsorganisationen wie der CIA ist das natürlich hochinteressant, um auf diese Weise die Bürger auszupionieren (und an dieser Stelle bekam der Roman gewisse Fringe Vibes, als die CIA zu den Bösen wurden und es scheinbar paranormale Erscheinungen durch die Technologie gab).

Man beginnt anhand dessen selbst, ein wenig über das Thema Technik zu reflektieren. Inwiefern lassen wir zu, dass private Daten über uns gesammelt werden, nur um neuen Schnickschnack aus der Unterhaltungsindustrie genießen zu können? Verkaufen wir vielleicht gar unsere Seele an Google und Co.? Und welche Folgen kann das haben?

Dream On ist in jedem Fall mit ein paar Abstrichen ein spannender Wirtschaftsthriller, der packt und mitreißt. Darüber hinaus wirft er einige aktuelle Fragen auf und ist in jedem Fall eine Empfehlung.

 

Ich danke dem Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Autor: Nikolas Stoltz

Titel: Dream On - Tödliche Träume

Sprache: Deutsch

Umschlaggestaltung: Judith Jünemann

Reihe: Band 1

Seiten: 419

Originalpreis: 2,99€

Verlag: FeuerWerke Verlag

Genre: Thriller

ASIN: B076B38HGL

Erscheinungsjahr: 2017 (31.Oktober)

Nun trägt der nachfolgende Text das Label einer Rezension, aber so wirklich eine Rezension ist es nicht. Eher eine Eskalation von purem Nerdgasm. Denn anders kann ich weder The Way of Kings noch irgendeinen anderen der Nachfolgebänder des Stormlight Archive von Brandon Sanderson besprechen. Das führt für mich eigentlich zu genau demselben Grund, warum ich Tolkien nicht rezensiere: Es ist genial, Punkt, aus. Daran gibt es nichts zu diskutieren. Daher müsste die Frage für dieses Buch heißen: »Was ist hieran eigentlich nicht geil?«, statt »Wie gefiel es mir persönlich?« Da diese Frage aber sehr schnell mit »Nichts« zu beantworten ist, stellen wir lieber die Frage: »Was genau ist hieran geil?«

The Way of Kings ist der Auftaktband des Stormlight Archives, der Reihe, die wohl als der Kern des Cosmere bezeichnet werden kann – für Brandon selbst ist das die Geschichte, die er schon immer erzählen wollte, bisher aber nicht konnte, weil sie so enorm ist. Und The Way of Kings ist erst der Anfang, der im Vergleich zu Words of Radiance oder gar Oathbringer noch ganz zart aussieht.

Kaladin war nicht immer ein Sklave in den Brückenmanschaften des Großprinzen Sadeas. Einst war ihm der Weg eines Chirurgen in Kharbranth beschieden. Irgendwie landete er dann aber als Speermann in der Armee Prinz Amarams und wurde von dort aus in die Sklaverei verkauft. Nun ist er am Boden der Gesellschaft angekommen, mitten unter den Ärmsten der Armen. Denn die Brückenmänner sind zum Sterben verurteilt. Kaladin hätte beinahe den Freitod gewählt, wäre da nicht das seltsame Sprengsel Syl, das sich an ihn gebunden hat und ihn zum Kämpfen ermuntert. Sie beide ahnen nicht, dass sie damit den ersten Schritt auf dem Pfad der Strahlenden Ritter getan haben. Im fernen Kharbranth derweil sucht Shallan Davar die Lehre der Häretikerin Jasnah, um von ihr die nur denkbar beste Ausbildung zu erhalten – und um ihren Seelengießer zu stehlen. Doch sie muss entdecken, dass Jasnah an etwas viel größerem forscht, das weit über den Untergang des kleinen Hauses Davar hinausgeht.

Life before death.

Strength before weakness.

Journey before destination.

Das erste Ideal der Strahlenden Ritter, The Way of Kings, S. 1036.

 

Ich bin jemand, der saugeiles Worldbuilding über alles schätzt. Und besser als das hier geht einfach nicht. Nur genauso gut, und das findet sich bei Tolkien. Roshar ist eine sturmumtoste Welt. Großstürme von enorm zerstörerischer Wucht ziehen in regelmäßigen Abständen von Westen her kommend über den gesamten Kontinent und prägen Leben auf ihn in allen Aspekten. Alles auf Roshar ist auf die Großstürme ausgerichtet, Tier, Pflanze und Mensch. Auf uns mag Roshar fremd erscheinen, doch gerade das macht den Reiz dieser Welt aus. Brandon schafft es exzellent, eine so fremde Welt so greifbar zu machen, als wäre man selbst ein Alethi und mit deren Kultur aufgewachsen.

In Roshar gibt es zahlreiche Kulturen, und jede von ihnen ist einzigartig, viele gar fremdartig. Dass Alethi Damen ihre linke Hand, die Schutzhand, verbergen, da eine entblößte Schutzhand als anstößig gilt, ist dabei nur das geringste. Leute, so gestaltet man eine fremde Welt: in vielen kleinen Details von unserer abweichend, aber nicht zu fremd und alienhaft, und gleichzeitig so, als fühlte sie sich an, als sei das alles die natürliche Ordnung der Dinge.

Roshar ist einfach episch und gewaltig. Alles hieran ist eine Nummer größer. Khriss, die Verfasserin der Ars Acana am Ende eines jeden Cosmere-Bandes, schreibt passenderweise in Arcanum Unbounded zum Rosharan-System und besonders zum Planeten und Kontinent Roshar, dass man sich hier regelrecht zwergenhaft vorkommt. Es gibt zahlreiche riesige Krustenkreaturen wie die friedlichen Chulle, die als eine Art Lasttiere eingesetzt werden, oder gar die gigantischen Kluftteufel, die in den riesigen Kluften der Zerbrochenen Ebene hausen und regelmäßig ganze Bataillone verschlingen.

Und dann gibt es da natürlich noch die Splitterklingen und –rüstungen (Shardblades und Shardplates im Original, was einfach viel besser klingt, wie ich finde). Die Rüstungen geben ihrem Träger übermenschliche Kräfte und auch die Klingen scheinen nicht von dieser Welt. Sie schneiden lebendes Gewebe nicht, sondern brennen direkt die Seele aus ihm. Wird man von einer Splitterklinge getroffen, stirbt man mit brennenden Augen. Ritter in solch einer Rüstung sind eine imposante Erscheinung, die wunderbar in das Erscheinungsbild Roshars passen, wo alles größer wirkt. Außerdem, ganz nebenbei, ist der Kontext der Rüstungen endlich einmal eine wunderbare Erklärung für die völlig übertriebenen Rüstungssets, die ein Trope der Fantasy geworden sind. Hier macht das wenigstens Sinn!

Die Großstürme, die regelmäßig über Roshar herziehen, tragen in sich Sturmlicht, die essenzielle Kraft des Systems. Sturmlicht wird nicht nur als Lichtquelle in Glaskugeln verwendet, die gleichzeitig auch das Währungssystem sind, sondern auch beispielsweise, um die überirdischen Kräfte der Splitter zu betreiben.

Der Assassine in Weiß, welcher König Gavilar und Alethkar tötete und damit den Krieg der Alethi gegen die Parshendi auf der Zersplitterten Ebene auslöste, konnte mit Sturmlicht jedoch noch viel mehr. Es scheint, dass er die Kräfte der verschollenen Strahlenden Ritter besitzt.

Man merkt Roshar an, dass es eine alte und turbulente Geschichte besitzt, auch wenn vieles davon in den Wogen der Zeit verschollen ging. Nur wenige Menschen wie Jasnah sind in der Lage, aus den Fragmenten, die aus den mythischen Zeiten erhalten blieben, die Wahrheit herauszufinden. Das Gefühl, dass in der Ferne eine Ruine auftaucht, die eine alte, längst vergessene Geschichte in sich trägt, kann Brandon in Roshar ebenso gut vermitteln wie Tolkien in Mittelerde, vielleicht sogar besser, weil es (noch?) nicht viel zur Vergangenheit Roshars gibt.

Eines weiß man jedoch: Die Strahlenden Ritter, welche unglaubliche Fähigkeiten besaßen, sind verschwunden. Niemand weiß, wieso, aber allgemein wird von Verrat an der Menschheit gesprochen. Etwas Schreckliches passierte damals, als die Bringer der Leere die Welt beinahe zerstörten. Niemand weiß so recht, wer die Bringer der Leere sind, doch nun scheint es, als würden sie zurückkehren, um in der letzten, der Wahren Wüstwerdung Roshar zu vernichten.

Und dann sind da noch die unglaublich inspirierenden Charaktere. Wer schon einiges von Brandon gelesen hat, weiß, dass seine Charaktere häufig auf eine ganz bestimmte Art und Weise denken. So auch hier.

Es ist ermutigend zu sehen, wie sich Shallan, Kaladin und Dalinar Kholin durch alle Widrigkeiten boxen. Shallan will um jeden Preis als Mündel Jasnahs aufgenommen werden, obwohl Jasnah alles daran setzt, sie abzuschütteln. Kaladin gar wird in die Sklaverei verkauft und muss dort erdulden, dass er als lebendes Schild für die Soldaten Sadeas‘ missbraucht wird. Großprinz Dalinar erlebt Visionen, von denen er glaubt, dass sie vom Allmächtigen kommen, und die ihm sagen, dass er »sie« vereinigen soll. Kaum jemand glaubt ihm, seine Autorität als Kriegsherr und legendärer Schwarzdorn wird untergraben. Mit Cleverness und Verbissenheit boxen sie sich durch alle Hindernisse und das wirkt einfach ermutigend, besonders, wenn man selbst in einer schwierigen Zeit steckt.

Jeder Stormlight-Band ist ein wahres Monster (was sich von Band zu Band sogar noch zu steigern scheint). Und trotzdem sind sie alle extrem kurzweilig. Es passiert immer etwas, bei dem man am Ball bleiben muss, um zu wissen, wie es weitergeht. Mal sind es packende Ereignisse, mal die Charaktere, die zu verfolgen ein wahrer Genuss ist, mal einfach nur das Gefühl, in diese wunderbare Welt abtauchen zu können und wirklich da zu sein.

The Way of Kings wirkt besonders beim ersten Lesen sehr verwirrend. Es gibt viele kleine Details, die scheinbar nicht erklärt werden, deren Erklärung aber ebenfalls im Detail, den Folgebänden und manchmal auch in anderen Cosmere-Bänden steckt. Auch wenn man vielleicht nicht unbedingt weiß, was gerade vor sich geht (womit es einem wie den Protagonisten geht), hat man das stete Gefühl, dass etwas vor sich geht, etwas sehr, sehr Gefährliches.

Nun, die Stormlight Bände sind, wie jeder Cosmere-Band, eine unbedingte Empfehlung. Aber das  dürfte an dieser Stelle wohl ohnehin klar sein. Ich empfehle übrigens, das Album Epica von Audiomachine beim Lesen zu hören. Es erwies sich für mich als der beste Soundtrack zum Buch.

I will protect those who cannot protect themselves.

Das zweite Ideal der Strahlenden Ritter, The Way of Kings, S.1156

 

They named it the Final Desolation, but they lied. Our gods lied. Oh, how they lied. The Everstorm comes. I hear its whispers, see ist stormwall, know its heart.

The Way of Kings, S. 1158

 

Autor: Brandon Sanderson

Titel: The Stormlight Archive: The Way of Kings

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Michael Whelan, Isaac Steward, Ben McSweeney, Greg Call

Reihe: Band 1

Seiten: 1258

Originalpreis: $8.99

Verlag: Tor Books

Genre: Fantasy

ISBN: 978-0-7653-6527-9

Erscheinungsjahr: 2011

Nun endlich ist es soweit! Oathbringer, Band drei des Stormlight Archive von Brandon Sanderson, ist erschienen, der Everstorm fegt über Roshar und die Voidbringer sind erwacht. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob der Roman auch die Erwartungen erfüllen kann.

Die Antwort darauf lautet in Kürze: Ja, das kann er. Zugegeben habe ich auch vor allem erwartet, dass ich wieder einen unglaublich packenden Roman bekomme, der vollgepackt ist mit wunderbaren Charakteren, die mich nun bereits durch drei dicke Wälzer begleitet haben, dass sie wie alte Freunde wirken. Und das wurde mir wieder gegeben.

In den ersten beiden Romanen ist man gewöhnt, dass die Informationen nur bruchstückhaft kommen und die Charaktere erst allmählich begreifen, was hier passiert. In Oathbringer ist das nun ein wenig anders. Wir lernen hier so viel über die Knights Radiant, Urithiru, die Parshendi, die Voidbringer, aber auch Shadesmar, die spren und ihre Kultur sowie über Odium, Honor und Cultivation, dass es fast schon wie purer Luxus wirkt. Natürlich ist das etwas ganz Wunderbares! Hier gehen Dinge vor sich, von denen ich sicher bin, dass sie noch für den gesamten Cosmere von Bedeutung sein werden (ohne zu spoilern nicht zuletzt in Hinblick auf das, was wir über die Herkunft der Voidbringer erfahren).

Viele der Charaktere machen tolle Entwicklungen durch. Sie kennen ihre Fehler und versuchen, jeder für sich und auf seine eigene Weise ein besserer Mensch zu werden. Shallan lernt, dass es ok ist, sie selbst zu sein. Dalinar lernt, dass es ok ist, Fehler zu haben, so lange man stets versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen. Und Kaladin lernt, dass es ok ist, dass auch er manchmal Hilfe bekommt und nicht immer für andere da sein muss.

Auch dieses Mal gibt es ein episches Showdown, das einen förmlich an den Seiten kleben lässt. Die restlichen 1200 Seiten dieses in jeglicher Sicht monumentalen Buches sind ebenfalls mit packenden Handlungen angefüllt, aber auch mit zahlreichen sehr unterhaltsamen Momenten, bei denen man nicht umhin kommt, auch einmal laut aufzulachen. Das Verhältnis von spren zu menschlicher Fortpflanzung zum Beispiel ist ein Quell unendlicher Erheiterung; sowohl Syl als auch Pattern scheiterten daran es zu verstehen, was zu schrägen Fehltritten ihrerseits führte.

Der Fokus liegt dieses Mal auf Dalinar. Wir erfahren, wie er war, als er noch als der Blackthorn gefürchtet war, aber auch, was dazu führte, warum er die Erinnerung an seine Frau verlor und wie er zu dem Mann wurde, den wir nun aus den Büchern kennen.

Auch rein optisch macht das Buch eine Menge her. Wie auch seine Vorgänger ist es reich bebildert (die Bilder sind auf einem Lesegerät, welches Farbe darstellen kann, sogar farbig und sehen noch toller aus als im Buch) mit Biöldern aus Shallans Skizzenbuch, Navanis Entwürfen und vielem mehr. Die Endpapers zieren dieses Mal vier der Heralds.

Der Roman setzt also fort, was seine Vorgänger begonnen haben, geht dieses Mal aber auch detaillierter auf diese Dinge ein und baut sie kräftig aus. Shallans Persönlichkeitsstörung ist dieses Mal eines der zentralen Dinge, und dass psychische Krankheiten gerade in einem Roman von Weltrang thematisiert werden, muss Oathbringer auf jeden Fall gewaltig angerechnet werden, denn leider sind solche Themen immer noch marginalisiert in der Fantasy und in anderen Genres.

 

Oathbringer, My Glory and My Shame.

Written by the hand of Dalinar Kholin

Oathbringer, S. 1128

 

 

Autor: Brandon Sanderson

Titel: The Stormlight Archive: Oathbringer

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Michael Whelan, Isaac Steward, Ben McSweeney, Greg Call, Dan dos Santos, Miranda Meeks, Kelley Harris, Howard Lyon

Reihe: Band 3

Seiten: 1248

Originalpreis: $34.99

Verlag: Tor Books

Genre: Fantasy

ISBN: 978-0-7653-6527-9

Erscheinungsjahr: 2017

Es war ein Wechselbad der Gefühle. Der Jugend Fantasy Roman »Krähenglut«, Teil 1 der Goulard-Saga von Anna Neunsiegel, hat seine guten Momente – aber auch so einige Stilblüten.

Das Mädchen Eonie ahnt nicht, dass sie bald in einen Strudel sonderbarer Ereignisse hineingezogen werden soll, als jenseits des Kanals noch unbeachtet von der Weltgemeinschaft ein Junge als Mutprobe ein Amulett stiehlt und damit bösen Kräften Tür und Tor öffnet. Nur kurz darauf ist die Rede von einem Krankheitssyndrom, das viele Menschen mit Erstickungserscheinungen niederringt. Aber Eonie weiß es besser, denn sie sieht, dass geisterhafte Erscheinungen den Menschen ihre Lebensenergie rauben. Und das lässt sie ins Visier verschiedener verborgener Organisationen geraten, die gegen das Übernatürliche ankämpfen.

Wer Geschichten über Dämonen und Geister mag, wird hieran sicher seine Freude finden. Denn das ist auch die große Stärke des Romans. Auf schöne Weise bindet die Autorin verschiedene Sagen und Mythen über Kreaturen der Anderswelt in ihre Geschichte ein und baut eine durchaus unheimliche Geschichte auf, die sich gut in das neblige, herbstliche Setting einfügt.

Auch schön gelungen ist die Gestaltung des Buches. Das Cover ist wirklich schön gelungen und auch die kleinen Bildchen vor jedem Kapitel haben ihren Reiz.

Dann aber schlägt leider doch die Jugendbuch-Keule mit so einigen Klischees zu. Da haben wir zum Beispiel den Loveinterest frei nach dem Motto »Was sich neckt, das liebt sich«. Sie können sich beide von Anfang an nicht ausstehen, aber er ist ja SO!SCHÖN und geheimnisvoll und wundersamer Weise verfällt Eonie ihm dann doch. Wortwörtlich, denn sie sinkt theatralisch in seine Arme, als ihr Kreislauf schlapp macht.

Auch der Stil nimmt manchmal doch schon recht schmerzhafte Blüten an. Die Sprache ist ausgesprochen überladen, viele Formulierungen hätte man vereinfachen und damit lesbarer gestalten können. So zum Beispiel diese hier auf Seite 72: »Eonies kurze Fingernägel krallten sich hilflos in ihr Schlüsselbein und tasteten sich sanft umschlingend zu ihrer Kehle hin, als hätte man ihr soeben die Luft geraubt.« Dass sie sich einfach an den Hals fasst, hätte auch gereicht. Oder auf Seite 364: »Sie standen so dicht beieinander, dass sie die Tiefe seiner Augen buchstäblich ergründen konnte.« Oder eine Seite später: »Er versenkte seine Zähne leicht im Fleisch seiner Unterlippe, die Lider demütig gesenkt.« Was spräche hier zum Beispiel gegen »Er biss sich auf die Unterlippe«? Und warum etwas als »sachte wie der Flügelschlag eines Vogels« (S. 319) beschrieben wird, weiß ich mit Blick auf meine beiden Wellensittiche auch nicht. Wenn die fliegen, hat das nichts Sachtes an sich …

Ein inhaltlicher Fehler, der mir hin und wieder unterkommt, so auch hier: »altdeutsche Schrift« gibt es nicht. Entweder sprechen wir von einer Schrift im Sinne eines Textes in althochdeutscher respektive altniederdeutscher Sprache oder von Sütterlin oder der karolingischen Minuskel. Vermutlich ist hier wohl Sütterlin gemeint.

Die auch durch ihre Anzahl stark ins Auge fallenden Stilblüten haben mir in Verbindung mit etwas eigenwilliger da für mein Empfinden zu häufig eingesetzter Emphatisierung doch einiges von der Lesefreude genommen. Inhaltlich hat das Buch jedoch seine Stärken und dürfte besonders Fans von Geister- und Dämonengeschichten zusagen, insofern sie über die Stilblüten hinwegsehen können.

 

Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

Autor: Anna Neunsiegel

Titel: Die Goulard-Saga: Krähenglut

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Anna Neunsiegel/Midgard Fairy Art unter Verwendung von Motiven von Shutterstock und deviantart

Reihe: Band 1

Seiten: 342

Originalpreis: 0.99€

Verlag: epubli

Genre: Fantasy

ASIN: B01M9HXW1I

Erscheinungsjahr: 2016

Selbst wenn die breite Masse etwas für gut befindet, muss das noch lange nicht für den Einzelnen gelten. »Der Sturm naht«, Auftakt der »Iskari«-Reihe von Kristen Ciccarelli, ist momentan in aller Munde – und vielleicht doch nicht so gut, wie alle sagen.

Asha ist die Iskari, Tochter des Königs und seine Drachenjägerin, die an Kozu, dem ersten Drachen, Rache schwor dafür, dass er ihre Heimat angriff und verwüstete. Damals wäre auch sie beinahe ums Leben gekommen, wäre nicht Jarek gewesen, der sie rettete. Als Dank dafür soll sie den grausamen Heeresführer nun heiraten, es sei denn, es gelingt ihr Kozu zu töten. Ganz unerwartet bekommt sie dabei die Hilfe des Sklaven Torwin.

Drachen retten eben nicht alles. Leider. Was der Autorin aber immerhin gut gelungen ist, ist die Einbindung der Geschichten. Drachen sind Geschichtenerzähler und werden selbst von erzählten Geschichten angelockt. So wurde auch damals Kozu angelockt, als Asha verbotenerweise eine alte Geschichte erzählte. Denn diese Geschichten sind angeblich gefährlich und vergiften denjenigen, der sie erzählt. Die Geschichten handeln von den alten Göttern von Ashas Volk, welche jedoch von ihrem Volk verlassen wurden. So erfährt man auch viel über die Mythologie dieser Welt, was zudem schön in die Handlung eingeflochten wurde.

Tja und dann? Dann schlug die Jugendbuchkeule zu. Am meisten störte hieran definitiv Asha. Sie jammert die ganze Zeit herum, dass sie ja auch so verdorben sei, ist aber zu jedem scheiße. Und dann wundert sie sich, dass die Leute Angst vor ihr haben? Bei so einem Verhalten ihren Mitmenschen gegenüber liegt das mit Sicherheit nicht nur daran, dass sie die Iskari ist, benannt nach der Todesgöttin.

Außerdem wird immer wieder von einem Band zwischen Reiter und Drache geredet. Das ist angeblich da, aber wie genau das aussieht und was das macht, bekommt der Leser nie zu Gesicht. Die Autorin klatscht dem Leser alles minutiös ins Gesicht, aber so etwas lässt sie außen vor. Gleichzeitig etabliert sie diverse Gebräuche und Sitten, um sie dann sofort danach zu ignorieren. Torwin nimmt sich als Sklave von Anfang an Asha gegenüber zu viel heraus, von dem immer wieder gesagt wird, dass er damit zu weit gegangen war. Und was ist? Außer einem schrägen Blick und vielleicht mal der Andeutung von Protest interessiert das niemanden!

Abgesehen davon von ihrem vielen Jammern kann man zu Asha noch sagen: Tragische Vergangenheit: Check. »Du musst ihn heiraten!«: Check. Liebe auf den ersten Blick: Check (kann mir keiner sagen, dass das nicht vom ersten Moment an klar war). Kitschiger Schmalz: Check. Leute, das muss nicht sein, auch nicht in einem Jugendbuch … Kaut doch nicht immer wieder dieselben Klischees durch.

Und schließlich und schlussendlich: Dafür, dass Asha die Heldin des Romans sein soll, passiert der Plot eher mit ihr, als dass sie aktiv daran mitwirkt. Sie soll ausziehen, um Kozu zu töten, aber dann kommen ihr immer wieder alle anderen in die Quere, frei nach Murphys Gesetz: »Was schief gehen kann, geht schief.« Damit tritt ihre anfängliche Mission permanent auf der Stelle – bis zu dem Punkt, an dem alle anderen Charaktere so weit sind, ihre Pläne in die Tat umzusetzen, sodass Ashas Auftrag eh hinfällig ist. Und wieder ist sie an allem Weiteren nur passiv beteiligt und alles passiert mit ihr, statt dass sie aktiv in das Geschehen eingreift und es mit formt.

Es ist so schade, dass nicht einmal die Drachen hier groß etwas reißen können. Gefühlt jeder schwärmt von diesem Buch, wie toll es doch sei. Ich fand es schlicht nervig.

 

Ich danke dem Verlag und Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Autor: Kristen Ciccarelli

Titel: Iskari: Der Sturm naht

Original Iskari: The Last Namsara

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Astrid Finke

Reihe: Band 1

Seiten: 416

Originalpreis: 16,99€

Verlag: Heyne fliegt

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-453-27123-4

Erscheinungsjahr: 2017

Hin und wieder verschmelzen Fantasy und Science Fiction, was die spannendsten Mischungen ergeben kann. Auch James Maxey hat sich daran versucht: »Bitterholz« ist der Auftakt der »Herrschaft der Drachen«-Reihe, die die Geschichte des Drachentöters Bitterholz erzählt.

Schon vor langer Zeit haben sich die Drachen als Herrscher über die Menschen aufgeschwungen und haben sie versklavt, um für ihre Tyrannen zu arbeiten. Doch nicht jeder hat den Kampf aufgegeben. Bitterholz ist ein legendärer Drachentöter, doch als er den Sohn des Königs tötet, schwört dieser bittere Rache. Sein Plan: Alle Menschen zu vernichten. Ein blutiges Massaker droht.

Zugegeben, es wirkt schon etwas befremdlich, wenn Drachen von Nanobots reden und in Darwins Evolutionslehren lesen, um das Geheimnis des Lebens zu entdecken. Aber irgendwie ist gerade das cool. Wie schon der Klappentext des Buches verrät, spielt der Roman in einer fernen Zukunft. Lange ist nicht genau klar, woran sich das festmachen lässt, doch gegen Ende, ohne zu spoilern, werden viele scheinbar magische Dinge auf technische Weise geklärt, so auch die Herkunft der Drachen selbst. Das war in der Tat einer der größten Reize des Buches.

Leider verblasst er beinahe gegenüber den Mängeln. Deren größer ist definitiv, dass der Leser es schwer hat, einen Draht zu den Charakteren aufzubauen. Bis zum Schluss waren Bitterholz‘ Motive nicht in allen Punkten klar. Was machte ihn zum Beispiel zu so einem erbitterten Drachentöter? Warum hat er mehr Hass auf sie als der Rest der Menschheit?

Auch die Dialoge wirkten häufig steif und gekünstelt und nicht immer wie wirkliche Gespräche. Mit der Dramatik hat es auch nicht immer ganz geklappt und sie wirkte häufig aufgesetzt und überspitzt. Da sieht der Drachenkönig seinen von Bitterholz erlegten Sohn und schreit voller Schmerz und Hass Bitterholz‘ Namen in den Nachthimmel, um danach bittere Rache zu schwören. Das hat eher was von einem schlechten Film, als wirklicher Dramatik.

Ob das Buch eine Empfehlung ist? Schwer zu sagen. Mir gefiel vor allem gegen Ende der Science Fiction Teil, aber davor hat mich das Buch streckenweise sehr gelangweilt und es fehlte nicht viel und ich hätte es abgebrochen. Ich konnte einfach keinen Draht zu den Figuren finden und die Handlung plätscherte einfach so an mir vorbei.

 

Ich danke dem Verlag und Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Autor: James Maxey

Titel: Die Herrschaft der Drachen: Bitterholz

Original: Dragon Age: Bitterwood

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Susanne Gerold

Reihe: Band 1

Seiten: 574

Originalpreis: 7,99€

Verlag: blanvalet

Genre: Fantasy

ASIN: B006HL2CXO

Erscheinungsjahr: 2011

Ein Literatur-Spaß-Thriller? Thriller? Ich? Na ja … Ich wagte mich dennoch an »Der Fall Jane Eyre« von Jasper Fforde, Thursday Nexts erster Fall. Als ich das Buch in die Hand gedrückt bekam, wurde mir auf einmal bewusst, wie viele Leute, die ich kenne, diesen Autor mochten, weshalb ich beschloss, dem Buch eine Chance zu geben. So wirklich aus den Socken hat’s mich nicht gehauen.

Thursday Next ist Literatur-Agentin, das heißt, dass sie bösen Schurken auf die Finger haut, die Manuskripte rauben, Raubkopien von Erstausgaben anfertigen oder sogar Romanfiguren aus ihren Romanen entführen. Deren schlimmster ist Archeron Hades, der sich den berühmten Roman »Jane Eyre« vorknüpft, um damit ein enormes Lösegeld zu erpressen. Seite an Seite mit Dodos und über Literatur philosophierenden Bücherwürmern heftest sich Thursday an seine Fersen, um ihn dingfest zu machen.

Ich erwähnte es sicher schon ein oder zweimal, dass Humor so eine Sache ist. Der hier zog schon wieder nicht bei mir. Es dauerte lange, bis ich mich in diese skurrile und etwas schräge Welt einfühlte, die unserer so ähnlich und doch so fremd ist, und auch danach fand ich das alles eher semilustig (wobei Dodos süß sind, das muss man einfach mal sagen).

Das Buch hat gewisse Fringe Vibes, bevor es überhaupt Fringe gab (das Buch erschien erstmals 2001), was natürlich ziemlich cool ist, besonders, wenn man selbst Fringe Fan ist. (Leider fehlte ein Walter Bishop, das hätte das Buch für mich wirklich enorm aufgewertet.) Die Welt, in der der Roman spielt, ist unserer sehr ähnlich. Jedoch mit einigen kleinen Abwandlungen, wo man doch merkt, dass das Setting nicht unser England ist. Hier wird Literatur enorm gefeiert, und die Autoren der ewigen Klassiker werden wie Popstars angehimmelt. Immerhin sind Raubkopien von Erstausgaben ein so großes Problem, dass eine Spezialeinheit bei der Polizei gegründet werden muss, bei der es sogar möglich ist, in die Welt des Romans zu reisen. Dass Zeitreisen möglich sind, ist nur der Gipfel des Eisberges der phantastischen Elemente im Roman.

Die Zeitreisen sind es übrigens auch, die ein ziemliches Plothole aufreißen. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist die Diskussion über Shakespeares wahre Identität, die auch heute noch in der Literaturwissenschaft heiß diskutiert wird. Diese Diskussion würde sich allerdings gar nicht stellen, wenn Zeitreisen möglich sind. Man kann doch einfach in die Vergangenheit reisen und nachschauen. Thursdays Vater ist so ein Zeitreisender, der immer mal wieder auftaucht, und da er davon sprich, 10.000 Jahre in die Vergangenheit reisen zu wollen, wird es doch wohl auch möglich sein, in das elisabethanische England zu reisen und Shakespeares Identität aufzudecken. Warum dann diese Diskussion?

Ach ja, Titel und Klappentext. Letzteren zitiere ich hier einmal kurz, um meinen Punkt zu verdeutlichen (Achtung! Spoiler!): »Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der Literatur so wichtig genommen wird, dass es eine Spezialpolizei gibt, um sie vor Fälschern zu schützen? Als Geheimagentin Thursday Next ihre neue Stelle in Swindon antritt, ahnt sie schon, daß ihr die größte Herausforderung ihrer Karriere bevorsteht: Niemand anderes als der Erzschurke Acheron Hades hat Jane Eyre aus dem berühmten Roman von Charlotte Brontë entführt, um Lösegeld zu erpressen. Eine Katastrophe für England, das mit dem seit 130 Jahren tobenden Krimkrieg schon genug Sorgen hat. Aber Thursday Next ist eine Superagentin: clever und unerschrocken. Und wenn sie wirklich mal in die Klemme gerät, kommt aus dem Nichts ihr von den Chronoguards desertierter, ziemlich anarchistischer Vater, um für ein paar Minuten die Zeit anzuhalten.« (Quelle: Amazon)

Der Klappentext fasst die letzten 100 Seiten des Romans zusammen, Jane Eyre wird erst auf Seite 273 von 376 entführt, und das ist extrem schade, denn so fehlt der »Nein! Hat er nicht wirklich gemacht! Oh mein Gott!«-Effekt. Wir kennen einfach schon, noch ehe wir uns Buch hinein gelesen haben, die Klimax der Handlung, nämlich die Entführung Jane Eyres aus ihrem eigenen Roman. Wenn im Klappentext wenigstens angedeutet wurde, dass Hades immer mal wieder böses Zeug mit anderen Figuren aus dem Roman anstellt, um Druck auszuüben, ohne zu verraten, dass es am Ende Jane Eyre selbst an den Kragen gehen soll. Aber so … Es war eine ziemlich Enttäuschung, als ich danach nicht doch noch eine überraschende Wendung der Ereignisse erleben durfte und mir der Klappentext einfach alles vorweg genommen hat.

Ich würde ja gern sagen, dass das Buch trotz allem für Fringe Fans, die einen Sinn für Literatur haben, empfehlenswert ist. Aber ich bin ein Fringe Fan und ich mag Bücher über Bücher und wurde dennoch nicht warm damit. Es war trotz des coolen Settings nicht mein Humor und der Klappentext hat mir auch alles vorweggenommen.

 

 

Weitere Rezensionen

- Die Büchersammlerin

 

 

Autor: Jasper Fforde

Titel: Thursday Next: Der Fall Jane Eyre

Original: Thursday Next: The Eyre Affair

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Lorenz Stern

Reihe: Band 1

Seiten: 376

Originalpreis: 9,99€

Verlag: dtv

Genre: Thriller

ISBN: 978-3-423-21293-9

Erscheinungsjahr: 2011

Endlich, endlich ist es so weit! Meine Tolkien Folio Society Sammlung ist vollständig! Jedenfalls mit den neueren Ausgaben, an die alten Bücher denke ich erst, wenn ich drei Nullen mehr auf dem Konto habe. Ich hatte den Hobbit und das Silmarillion schon im August bekommen, den Herrn der Ringe sparte ich mir für Weihnachten auf, was dann doch aus verschiedenen Gründen erst jetzt im Januar wurde.

Die Bücher sind eine wahre Augenweide im Regal. Ich liebe die Musterung auf den Büchern, die auch über die Rücken hinweg ineinander übergehen! Zusammen mit den weinroten Schubern sowie der Goldprägung auf dem Schuber des Herrn der Ringe sieht das einfach klasse aus. Ich war schon schwer verliebt, als ich Bilder davon sah. Aber als ich die Bücher dann zusammen in meinem Regal erblickte, da war vorbei!

An die Bücher heranzukommen, war eine kleine Odyssee und kostete sehr viel Geld. Die Folio Society hat lediglich einen Online Auftritt, man kann also nicht mal eben in London bei denen vorbeischauen und Bücher shoppen gehen. Hinzu kommt, dass sie nur entweder Kreditkarte nehmen oder Scheck und für den Scheck braucht man entweder eine Kreditkarte oder ein Bankkonto in der UK. So, nun habe ich weder eine Kreditkarte noch ein entsprechendes Bankkonto, was hieß, dass ich mir die Bücher irgendwo anders besorgen musste, was dann am Ende ebay und Booklooker waren. Unverschämterweise musste ich da aber, obwohl ich die Bücher gebraucht erstand, mehr zahlen, als wenn ich sie bei der Folio Society erstand. Nun ja, ich biss offensichtlich in den sauren Apfel. Dafür habe ich jetzt tolle Bücher im Regal stehen.

Der Hobbit ist illustriert von Eric Fraser (wer das große Hobbit Buch kennt, das ich im vorigen Post dieser Reihe vorstellte, kennt einige der Illustrationen bereits), der Herr der Ringe ist illustriert von Ingahild Grathmer und gezeichnet von Eric Fraser und das Silmarillion ist illustriert von Francis Mosley. Ich liebe den an Holzschnitten orientierten Stil sehr. Was außerdem sehr schön ist, sind die Karten in Hobbit und HdR, die auf den Klappeninnenseiten der Bücher abgedruckt sind. Es sind nicht die von Christopher Tolkien gezeichneten Karten (ein Nachdruck ebenjener befindet sich als ausklappbare Karte im Silmarillion), aber ebenfalls sehr schön gestaltete vom Auenland und von Mittelerde und eine kleine Detailkarte von Gondor. Im Herrn der Ringe befinden sich außerdem, wie es wünschenswert ist, die Anhänge; außer dieser unsäglichen deutschen Ausgabe in Grün fiele mir auch ad hoc keine Ausgabe ein, wo die Anhänge fehlen.

Was mir an der Gestaltung auch sehr zusagt, ist die Gestaltung der Cover, dass jedes der Bücher ein eigenes Icon besitzt, das sich auf einen wesentlichen Inhalt des Buches bezieht. In den Büchern selbst gibt es stets mehrere ganzseitige Illustrationen sowie vor jedem Kapitel ein kleines Bild oben auf der Seite, das einen Vorgeschmack auf das Kapitel gibt. Illustrationen abseits der stark frequentierten Künstler Alan Lee, John Howe und Ted Nasmith oder gar Tolkien selbst sind durchaus erfrischend. So schön deren Bilder auch sind, irgendwann kennt man die beliebtesten einfach.

Die Bücher sind Hardcover gebunden und daher auch etwas stabiler. Ich habe aber ehrlich gesagt nicht vor, sie allzu sehr zu benutzen, dafür sind sie mir zu wertvoll.

Das Silmarillion kommt standardmäßig mit £39.95 einher, HdR mit £104.95 und der Hobbit mit £31.95. Sagen wir so: Wenn man eine Kreditkarte hat, sind das Preise, die durchaus im Rahmen sind. Ansonsten muss man Glück haben und ein gutes Angebot finden.

Die Bücher sind Liebe.

Die Götter der alten Welt sind tot und nun nehmen neue ihren Platz in unserer Welt ein und ringen um die Anbetung durch die Menschen. Neil Gaiman widmet sich in seinem Roman »American Gods« einem ausgesprochen aktuellen Thema, das bei weitem nicht nur Amerika betrifft.

Shadow hat nichts mehr. Als er aus dem Gefängnis entlassen wird, erfährt er, dass wenige Tage zuvor seine Frau bei einem Autounfall ums Leben kam. Seinen alten Job kann er ebenso wenig zurück haben und in seiner Heimat ist er auch nicht mehr wirklich willkommen. Da begegnet ihm der schlitzäugige Mr Wednesday und bietet ihm an, für sich zu arbeiten. Hauptsächlich als Fahrer, vielleicht auch dem einen oder anderen Typen eins überziehen. Da Shadow ohnehin keine Alternativen mehr im Leben hat, nimmt er nach einigem Zögern an. Und ahnt nicht, dass er in einen Krieg der Götter hineingeraten ist.

Eine Gangstergeschichte der etwas anderen Art, mit viel Witz und Scharfsinn erzählt. Die Namen der Protagonisten sind Programm und wer aufmerksam liest, wird so einiges erfahren. Shadow bleibt den ganzen Roman über dem Leser, obgleich er der Hauptprotagonist ist, sehr schattenhaft. Wir erfahren relativ wenig über ihn als Person, seine Gedanken und Gefühle und seine Geschichte. Das hat so einigen Reiz, weil es viel Spielraum für eigene Gedanken und Ideen lässt.

Mr Wednesday ist die zweite zentrale Figur des Ganzen, und wer weiß, wie die Etymologie des Wortes Wednesday lautet, der kann sich bereits denken, um wen es sich hier eigentlich handelt. Er ist ein schlitzohriger Gauner durch und durch, der Shadow lange Zeit im Unklaren lässt, worum es hier eigentlich geht. Auch wenn er so eine zwielichtige Gestalt ist, ist er doch ein ausgesprochen unterhaltsamer Charakter, der auf seine Weise ziemlich amüsant ist, wenn er mal wieder eine neue Gaunerei plant.

Das Buch ist ziemlich vielschichtig, was man schon allein an den Namen sieht. Sicher lohnt es sich hier, das Buch mehrmals zu lesen, um wirklich alle Aspekte des Buchs zu erfassen.

Eine Stelle blieb mir besonders im Gedächtnis. Da ich das Bibliotheksbuch mittlerweile wieder zurückbrachte und mir die Stelle nicht notierte, kann ich es nicht sinngemäß zitieren. Aber sie ging ungefähr so: »Die modernen Altäre sind Fernseher und Internet, und unsere Opfergaben zumeist unsere eigene Lebenszeit.« Und das ist die Kernaussage des Romans. Die alten Götter Odin und Loki und all die anderen kämpfen mit den neuen Göttern um die Vorherrschaft im Glauben der Menschen, während wir endlose Stunden vor dem Fernseher (und mittlerweile auch Internet, Erstveröffentlichung war 2001) hängen und Zeit verplempern.

Das Buch hat so einige unheimlich komische und spannende Stellen, leider jedoch in der Mitte so seine Längen, die mich nicht wirklich fesseln konnten. Wiederum sehr gut gefiel mir die Idee der »Coming to America«-Kapitel, die immer wieder in die Erzählung eingestreut sind. Darin wird berichtet, wie die Menschen der alten Welt nach Amerika kamen und dabei ihre Götter mitbrachten. Diese Kapitel sind immer ein Innehalten von der großen Erzählung, ein kleines Atemholen, und bauen zugleich die Welt weiter aus.

Auch wenn das Buch ein sehr amerikanisches ist, ein Roadtripp quer durch die Staaten, damit Mr Wednesday seine Gaunereien abziehen kann, so ist das Buch doch gleichzeitig keinesfalls nur amerikanisch. Die Aussage gilt für uns alle gleichermaßen, dass wir vielleicht nicht so viel Zeit oder was auch immer wem auch immer opfern sollten.

 

Autor: Neil Gaiman

Titel: American Gods

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Hannes Riffel

Umschlagillustration: Elm Haßfurth

Reihe: Nein

Seiten: 672

Originalpreis: 14,00€

Verlag: Eichborn Verlag in der Bastei Lübbe AG

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-8479-0587-5

Erscheinungsjahr: 2015

»Angst ist hier draußen das einzig richtige Gefühl.« So lautet der Leitspruch von Jens Artschwagers zweitem Roman »Plasmaherz«, ein Science Fiction Horrortrip in die Tiefen des Weltalls.

Desmon K’larian ist Schatzjäger. Er fliegt quer durch das Weltall auf der Suche nach kostbaren Artefakten, die er verkaufen kann. Eine dieser Reisen führt ihn weiter als jemals zuvor in kaum erforschte Gebiete. Dort, so sagte ihm seine Quelle, solle das Plasmaherz verborgen sein, ein Artefakt von unschätzbarem Wert. Gemeinsam mit seiner Jugendliebe Anbel macht er sich auf die Reise ins Unbekannte und ahnt nicht, was ihn dort tatsächlich erwarten wird.

Der Roman besitzt zwei sich abwechselnden Handlungsstränge. Zum einen die Jetztzeit, in der wir verfolgen, wie Desmon das Plasmaherz sucht und sich den Gefahren auf seinem Weg stellt, und zum Anderen seine Vergangenheit, in der wir erfahren, wie er aus den Slums an die Akademie kam, dort zum Piloten ausgebildet wurde, Anbel kennenlernte und sie schließlich verlor.

Die Abwechslung dieser beiden Handlungssträngte ist echt super gelungen! Zum einen bringen sie Abwechslung in die Erzählung hinein. Außerdem wird so Desmon als zentraler Charakter der Handlung näher beleuchtet und wir lernen ihn ausführlich kennen. Als besonderes Sahnehäubchen fließen die beiden Stränge manchmal fast schon traumartig ineinander über, was echt klasse war!

Der Roman wird sehr schnell sehr spannend, da fackelt der Autor nicht lang, um Desmon dorthin zu bringen, wo die Action steigt. Dort angekommen, gelingt es ihm sehr gut, die bedrückende Atmosphäre einzufangen, die dort vorherrscht und Desmon belastet.

Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es aber doch. Es soll in diesem Roman nun einmal um Angst gehen, besonders vor einer bestimmten Sache, die ich aufgrund von potenziellen Spoilern hier nicht vorwegnehmen möchte. Angst ist aber nicht immer nur Angst vor einer greifbaren Sache, sondern kommt häufig auch aus uns selbst heraus. Nicht immer richtet sich Angst auf eine konkrete, gerade anwesende Sache. Gerade in Desmons Situation an einem fremden, dunklen Ort wäre es sehr gut denkbar, dass sein Geist ihm Streiche spielt und er beginnt, Dinge zu sehen und zu fürchten, die gerade gar nicht da sind und es vielleicht auch nie sein werden. Das ist in einigen Szenen durchaus vorhanden, wäre aber gerade im Hauptteil des Romans wünschenswert, wenn es häufiger auftritt.

Desmon ist die zentrale Figur der Handlung. Der Autor kommt mit einem relativ kleinen Ensemble von Protagonisten aus, was ich durchaus als gut empfinde, da es das Lesen erleichtert. Auf der anderen Seite fallen die meisten Nebencharaktere ein wenig hinten über. Bei den allermeisten spielt es für mich in diesem Roman keine große Rolle, dass sie nicht näher beleuchtet werden, da ich es meist auch nicht als notwendig empfunden hätte, wenn es geschehen wäre. Nur bei Anbel wäre es sehr wünschenswert gewesen, wenn wir mehr zu ihr erfahren. Wir wissen, dass Desmon sie nach seiner Zeit an der Akademie völlig aus den Augen verloren hatte. Dann taucht sie plötzlich wieder auf und bringt ihn dazu, sie auf seine Mission mitzunehmen. Wir wissen nicht, wie ihre Motive dafür lauten, noch wissen wir, warum sie so plötzlich auftaucht.

Das führte mich übrigens zu der These, dass Anbel nur eine Einbildung Desmons sei. Das traf es zwar nicht zu 100%, aber so gänzlich falsch war das allerdings auch nicht. Der Twist am Ende des Romans Anbel betreffend war ausgesprochen gelungen und erklärt vielleicht, warum wir quasi nichts über Anbel nach der Zeit an der Akademie wissen. Trotzdem: Es hätte sicher einen Weg gegeben, doch noch etwas davon einzubauen.

Auch wenn ein paar kleine Kritikpunkte dabei sind, bleibt der Roman eine unbedingte Empfehlung! Er ist ein ausgesprochen gutes Beispiel von Selfpublishing, den ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann.

 

Ich danke dem Autor vor die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Autor: J. H. Artschwager

Titel: Plasmaherz

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Metin Temel, Schwarzmalerei Tattoo Kollektiv, Dr. S. Balke

Reihe: Nein

Seiten: 384

Originalpreis: 12,99€

Verlag: BoD

Genre: Science Fiction Horror

ISBN: 978-3-7460-03056-2

Erscheinungsjahr: 2017

Die Vorstellung einer Alieninvasion beschäftigt die Menschheitsgeschichte seit vielen Jahren, seit »Krieg der Welten« wurden unzählige Szenarien durchgespielt. Manche sind weniger sinnvoll (ich sag nur »Independence Day«) andere mehr (»Arrival«!). Nun reiht sich auch der chinesische Autor Cixin Liu mit »Die Drei Sonnen«, Auftakt seiner »Remembrance of Earth’s Past«-Trilogie dort ein. Erzählt wird eine ganz klassische Erstkontakt-Geschichte. Aber eine, die es in sich hat!

Die Wissenschaftlerin Ye Wenjie wird in den Wogen der chinesischen Kulturrevolution auf die entlegene Astrostation Roter Horizont gespült. Dort soll sie zunächst nur einfache technische Aufgaben übernehmen, doch bald wird sie unersetzlich und lebt sich gut in ihrem politisch auferlegten Exil ein. Tag für Tag lauscht sie in die unendlichen Weiten des Alls. Bis sie eines Tages eine Botschaft empfängt und eine verhängnisvolle Antwort schickt. Fünfzig Jahre später gerät der Nanowissenschaftler Wang Miao unversehens in eine Terrorgruppe, die die Menschheit von einer fremden Zivilisation ausgelöscht sehen will.

Ich hatte bedingt durch den ungewohnten kulturellen Hintergrund Probleme, mir die ganzen Namen zu merken. Und das war es eigentlich auch schon, was ich zu »kritisieren« habe an diesem Buch. Es ist eine unbedingte Empfehlung und hat mich völlig unerwartet total umgehauen!

Es entwickelt sich, muss man sagen. Anfangs war ich noch etwas skeptisch, was nun die ganze Geschichte mit Ye Wenjies Verbannung und politischer Brandmarkung mit der Handlung zu tun hat. Auch wenn es durchaus interessant war, davon zu lesen, da wir nicht nur einen ausgesprochen fundierten Science Fiction Roman haben, sondern auch noch einen, der durch fernöstliche Augen blickt und vor diesem Hintergrund spielt. Das hat man wirklich nicht alle Tage und war sehr erfrischend.

Was man auch vor dem Lesen wissen sollte, ist, dass der Roman Hard SciFi ist, sprich sehr technisch und wissenschaftlich. Es werden zahlreiche wissenschaftliche Theorien und Techniken angesprochen, aber gut und verständlich erklärt, wenn man beim Lesen ein wenig seinen eigenen Grips bemüht. So zum Beispiel das namensgebende Dreikörperproblem, das den Fall beschreibt, dass es unmöglich ist, die Bahn drei gleicher sich umkreisender Körper Bahn zu berechnen. Oder auch der Materie-Antimaterie-Annihilationsantrieb, der, soweit ich weiß, momentan als einzig sinnvoller Antrieb angesehen wird, um in der bemannten Raumfahrt weite Strecken im All zurückzulegen. Man lernt auf jeden Fall eine Menge aus dem Roman! Hinzu kommt der Anhang, der noch einmal kurz die zentralen wissenschaftlichen und kulturellen Begriffe im Roman erläutert und auch einen kleinen Führer für die chinesische Aussprache der Namen mitgibt. Sehr löblich das alles!

Wie gesagt entwickelt sich der Roman nach und nach. Anfangs war ich skeptisch, doch dann kam das VR-Spiel Three Body ins Spiel und plötzlich hatte mich der Roman. Ganz aus Versehen war er innerhalb eines Tages ausgelesen. Es ist zunächst nicht ersichtlich, wie dieses Spiel mit der Handlung in Beziehung steht, aber wenn das erst einmal geschieht, ja dann …!

Ich erachte das Szenario, das Cixin Liu beschreibt, als sehr realistisch (unter der Annahme, dass es intelligentes Leben im All gibt), was mich auch dazu anregte, mehr zu dieser Thematik zu lesen; anscheinend gibt es tatsächlich wissenschaftliche Texte, die sich mit einem Erstkontaktszenario auseinandersetzen. Was ich bei solchen Geschichten häufig zu bemängeln habe, ist folgendes: Plötzlich parkt da ein Alienschiff in der Umlaufbahn unseres Planeten und greift Amerika an (weil der Rest der Welt nicht existent ist für Amerikaner). Die Menschen wehren sich und schlagen eine technologisch weit überlegene Rasse zurück. Denn eine Rasse, die den Weltraum durchqueren kann, ist uns ohne Frage weit überlegen. Eines der Dinge, die ich aus dem Buch lernte, ist folgendes: Die nach Nikolai Semjonowitsch Kardaschow benannte Kardaschow-Skala teilt außerirdische Zivilisationen danach ein, inwiefern sie in der Lage sind, die Energie ihres Planeten zu nutzen. Derzeit kann die Menschheit gerade mal 70% der Energie der Erde erreichen und ist damit nicht einmal eine Typ-I-Zivilisation. Dass wir jetzt eine Alieninvasion zurückschlagen können, ist ein unmögliches Szenario.

Entweder macht man es wie in »Arrival« und geht von friedlichen Absichten der Aliens aus … oder wie Cixin Liu und beachtet, dass Reisen durch den Raum so ihre Zeit benötigen. Die Menschheit erfährt vom Nahen der fremden Zivilisation und von deren feindlichen Absichten schon 450 Jahre vor deren tatsächlicher Ankunft. Mit unserem derzeitigen technischen Fortschritt ist es also möglich, in dieser Zeit ein Abwehrsystem zu entwickeln. Das wissen übrigens auch die Trisolarier, also die Alieninvasoren …

Als einen sehr findigen Kniff empfand ich auch, dass wir schon im ersten Band einen Einblick in die Kultur der Trisolarier erhalten durch das, was sie der Erde an Informationen funken. So sehen wir zwar, wie es auf ihrem Planeten aussieht und wie ihre Kultur in Grundzügen gestaltet ist, aber trotz allem bekommen wir keinen Einblick in ihre Physiognomie. Das übt einen ziemlich großen Reiz aus.

Ein weiterer faszinierender Aspekt des Buches ist das VR-Spiel Three Body. Wang Miao, einem der Spieler, wird schnell klar, dass hier das Dreikörperproblem simuliert wird. Das Spiel visualisiert auf eine sehr eindrucksvolle Weise, wie eine Welt, die unter dem Einfluss des Dreikörperproblems steht, aussehen könnte und welche Untergangsszenarien auftreten können.

Also alles in allem eine unbedingte Empfehlung und ein Muss für jeden Genrefan! Auch jene, die mit dem wissenschaftlichen Aspekt nicht so viel anfangen können, sollten einen Griff zu diesem Buch überlegen, denn, wie gesagt, ist alles gut verständlich erklärt, und es gibt einen nützlichen Anhang.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Autor: Cixin Liu

Titel: Die Drei Sonnen

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Martina Hasse

Original: 三体

Umschlagillustration: Stephan Martinière

Reihe: Band 1

Seiten: 593

Originalpreis: 14,99€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-641-17307-4

Erscheinungsjahr: 2017

Der nachfolgende Beitrag ist ein Gastbeitrag von magicblue. Vielen Dank dafür!

Als ich das Buch in der Buchhandlung meines Vertrauens sah, machte mich der Titel sogar neugierig genug um mir den Klappentext durchzulesen. Allerdings muss ich sagen, dass ich es dennoch nicht gekauft hätte oder überlegt hätte es zu lesen, wenn nicht die Challenge von Wortmagie gewesen wäre und ich deshalb ein Buch gebracht hätte, in dem eine legendäre Waffe vorkommt. Aber so habe ich mich einmal darauf eingelassen, auch wenn mich die Kurzbeschreibung nicht gerade ungeheuer neugierig machte.

Danr wird von den Menschen nur "Trolljunge" genannt, da sein Vater den Stanen angehörte, dem dunklen Volk, das unter den Eisenbergen herrscht. Als von dort unheimliche Wesen in das Reich der Menschen eindringen, bekommt Danr einen Auftrag: Er soll die Unterirdischen aufhalten, doch dazu muss er die legendäre Axt finden - Weltenspalter. Doch diese Axt ist keine gewöhnliche Waffe, und Danr Auftraggeber ist alles andere als menschlich. Es ist der Tod persönlich…

Der Halbtroll hat mich dann eben doch ein wenig neugierig gemacht, des Weiteren auch noch der Umstand, dass die Elfen in dieser Geschichte einmal nicht die Guten sind, sondern die Menschen versklaven. Aber das war es dann auch eigentlich schon mit den Überraschungen, jedenfalls nach meinem Empfinden.Die Hauptperson ist wie in der Beschreibung schon angedeutet nur zu einem Teil Mensch, den anderen bildet das Trollerbe seines Vaters. Natürlich hat er deshalb bei den Menschen mit sehr vielen Vorurteilen und Ablehnung zu kämpfen. Dem mittelalterlichen Weltgefüge entsprechend gibt es auch Leibeigene und aufgrund ein paar Umständen in der Vergangenheit ist er Leibeigener. Das alles wird meiner Meinung nach ganz gut beschrieben und auch realistisch dargestellt. Danr wird dem Leser auch sehr sympathisch dargestellt, seine Gefühle und Hadern mit seinem Schicksal bringen ihn einem näher.

Aisa Danrs Freundin ist dagegen eine Sklavin und später erfährt man recht viel von ihrer Vergangenheit und wie sie in dem Menschendorf gelandet ist, in dem auch Danr wohnt.

Zusammen mit den anderen Charakteren, die in dem Buch handeln hat dieser auch Schwächen, die ihn auch realistisch wirken lassen. Allerdings komme ich dann auch hier leider zu einem großen Manko der Geschichte. Wie vieles hätte man die verschiedenen Charaktere meiner Meinung auch ruhig noch genauer beschreiben können.

Das riesige Problem, das ich nämlich mit diesem Buch hatte, war das so ziemlich alles etwas gehetzt wirkt. Als hätte der Autor sich eine Liste von Ereignissen geschrieben und dann überlegt wie er sie am Schnellsten mit seinen Charakteren durchlaufen kann. Zu einen wäre da das Springen anzuführen, was eine Art von magischem Beamen darstellt. Zwar wird beschrieben, dass man dazu viel magische Kraft benötigt und damit Danr jemanden der dazu fähig ist, aber wie der Zufall es will,  ist fast immer wenn ein langer Weg droht, jemand zur Stelle. Ein einziges Mal legen die "Helden" um Danr eine weiter Strecke zurück und statt, dass man die Zeit nutzen würde und man als Leser mehr über das Volk der Orks erführe, wird es zusammengefasst. Details sind leider etwas schwer zu finden. Es werden neun Völker in dieser Geschichte von dem Autor erschaffen und mit wirklich keinem erfährt man recht viel. Dabei kommen die Charaktere mit fast jedem Volk in Berührung. Das finde ich enorm schade vor allem, da die Geschichte, wie ich am Ende des Buches herausgefunden hatte, ja auf mehrere Bände angelegt ist.

Die ganze Welt ist etwas durch die Edda inspiriert, der Weltenbaum lässt freundlich grüßen und auch  ein paar Reiche finde ich ähneln in ihren Namen. Die Nachnamen erinnern an das Isländische mit den Endungen -son und -dottr. Die Verbindungen hätte man sicher noch besser einbauen können, zum Beispiel in dem man die Welt auch eher in einem Skandinavischen Klima gestaltet. So wirken sie ein bisschen willkürlich eingesetzt.

Des Weiteren werden auch Themen wie Sklavenhandel, Vergewaltigung und auch Homosexualität angeschnitten. Allerdings fand ich, dass gerade die beiden letzteren nicht sehr gut umgesetzt wurden. Das Trauma von regelmäßiger Vergewaltigung überwindet die Freundin von Danr meiner Meinung nach einfach zu schnell. Es liest sicher eher als wollte der Autor seiner Figur noch ein bisschen mehr Tiefe durch eine grausame Behandlung geben und sich dann vor Schluss des Buches der negativen Auswirkungen auf die Figur schnell entledigen, weil das für die weiteren Bücher nur stören würde.

Mit der Homosexualität ist es meines Empfindens das Gleiche und es passt sich dem allgemeinen Stil der Geschichte an. Der Autor will einfach viel zu schnell in seiner Geschichte vorankommen und verpatzt damit ein paar wichtige Elemente seiner Geschichte.

Das Buch hat aber mitunter auch seine guten Momente, ein netter liebenswerter Charakter, ein interessantes Konzept oder die Überraschung, die eine der Figuren bereithält. Nur sind diese nicht so häufig wie man sie sich wünschen könnte.

Ich muss leider sagen, dass dieses Buch viel mehr Potenzial gehabt hätte, aber leider ziemlich dahinter zurückbleibt. Fesseln konnte es mich nur streckenweise und am Ende kann man auch nicht mehr sagen, als dass es ganz nett zu lesen war. Definitiv kein Meisterwerk.

 

Autor: Steven Harper

Titel: Weltenspalter

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Urban Hofstetter

Original: Iron Axe (Books of Blood and Iron 1)

Umschlagillustration: Max Meinzold

Reihe: Band 1

Seiten: 478

Originalpreis: 9,99 €

Verlag: Blanvalet

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-7341-6100-1

Erscheinungsjahr: 2017

Wer träumt nicht davon, einen leibhaftigen Drachen erforschen zu dürfen? Marie Brennan nimmt ihre Leser zusammen mit Lady Trent in »A Natural History of Dragons« auf eine abenteuerliche Reise hinaus aus dem viktorianischen Heim einer jungen Dame und mitten hinein in ein wildes Abenteuer voller Drachen.

Isabella ist ein aufgewecktes Mädchen – für ein Mädchen ihres Standes etwas zu aufgeweckt. Eine tote Taube auszuweiden, um zu sehen, was in ihr drin ist, gehört sich einfach nicht, erst recht nicht für eine Tochter eines feinen Hauses. Isabella hat eine Leidenschaft für Flügel, besonders für Drachenflügel und überhaupt für Drachen an sich, doch sich mit Naturkunde zu befassen, wird als nicht angemessen für eine junge Dame angesehen. Isabella hat jedoch Glück, dass ihr Vater sie an einen nachsichtigen Ehemann, Jacob Camherst, verheiratet. Sie ist umso glücklicher, als Jacob ihr erlaubt, ihn mit auf eine Expedition in Drachengebiet zu begleiten. Sie erwartet ein großes Abenteuer, ahnt jedoch nicht, wie groß dieses Abenteuer wirklich wird und welche Bedeutung ihre Entdeckungen haben werden.

Das Buch ist geschrieben, als sei es ein tatsächliches Memoir der mittlerweile alternden Lady Trent, die auf ihr Leben zurückblickt. Der erste Teil der Reihe »A Natural History of Dragons« schaut auf ihre jungen Jahre und die Wurzeln ihrer Reputation als bedeutende Drachenforscherin zurück. Der Stil des Memoirs ist daher vielleicht etwas eigen, aber gerade das lässt das Buch aus der Masse an Fantasy herausstechen: Es ist einmal etwas erfrischend Anderes.

Das bringt lediglich den Nachteil mit sich, dass einige der Charaktere und die Beziehung zwischen einigen Charakteren hinten über fallen. Lady Trents Fokus liegt eben auf ihrer Entwicklung als Drachenforscherin, worin ihre Familie bis auf ihren Vater, der sie an einen nachsichtigen Ehemann verheiratete, anscheinend keine große Rolle spielte. Daher fehlt so ein wenig die Dynamik zwischen Tochter und Eltern. Auch die Entwicklung ihrer Beziehung zu Jacob, ihrem Ehemann, bleibt eher blass und lässt sich nur erahnen.

Dafür bekommen wir ein sehr genaues Bild von Lady Trent. Sie ist ein wirklich bemerkenswerter Mensch. Der Roman spielt in einer komplett erdachten Welt, jedoch mit viktorianischen Anlehnungen vor allem in der Kultur der Menschen. So ist es für die junge Isabella zum Beispiel ganz und gar nicht angebracht, sich für Naturwissenschaften zu interessieren. Das tut sie jedoch mit einer solchen Leidenschaft, dass auch ihrem Vater klar wird, dass ihr das nicht auszutreiben ist, ohne ihr jegliche Lebensfreude zu nehmen. Isabella schafft es jedoch, sich in einer Gesellschaft durchzusetzen, die ihr mehr »weibliche« Beschäftigungsfelder vorschreiben will, in denen sie jedoch größtenteils keine Freude findet. Trotz allem gesellschaftlichen Druck schafft sie es sich durchzusetzen und kommt schließlich an ihre Drachen und damit zur Erfüllung ihres Lebenstraumes. Zudem kann sie dabei auch noch mit ihrem Intellekt beeindrucken und sich somit in gewissen Kreisen eine kleine Reputation aufbauen.

Überhaupt ist Isabella ein faszinierender Charakter. Es ist eben doch nicht normal, mit neun Jahren auf die Idee zu kommen, eine tote Taube zu sezieren. Mich haben in diesem Alter zwar im Fernsehen auch fast nur die Naturdokus interessiert, dennoch wäre ich entgegen Isabella nicht auf die Idee gekommen, mich mit Fachliteratur zu diesem Themenfeld zu beschäftigen – oder eben tote Tiere aufzuschneiden, um zu sehen, was drin ist. Das macht Isabella zu einem ungewöhnlichen Charakter, der immer wieder mit seinem Umfeld und dessen gesellschaftlichen Normen in einem Spannungsfeld steht. Zu sehen, wie sie damit umgeht und die Situation zu ihrem Besseren wenden will, ist faszinierend.

Isabella erinnert an Shallan aus Brandon Sandersons Stormlight Archive – wenn auch mit dem Unterschied, dass dort die Wissenschaften ein nahezu ausschließlich weibliches Beschäftigungsgebiet ist und sich Shallan da nicht erst gegen diese Art von gesellschaftlichen Normen stemmen muss. Trotzdem: Beide sind starke, durchsetzungsfähige junge Frauen, die einen außergewöhnlichen Intellekt besitzen und sich gegen alle Widrigkeiten durchbeißen können.

Auch wenn das Buch als Memoir geschrieben ist, so ist es doch ein waschechter Abenteuerroman. Auf in den wilden Westen! Nur eben mit Drachen. Das Buch macht viel Spaß beim Lesen und bietet eine Menge Kurzweil. Hinzu kommt der naturwissenschaftliche Aspekt, der in dieser Reihe ein zentrales Motiv ist. Wir erfahren viele Details über die Drachen, vor allem die rock-wyrms, die in diesem Buch im Fokus stehen; ein Exemplar dieser Rasse ist auch auf dem Cover abgebildet. Die vielen Details beeindrucken sehr.

Als i-Tüpfelchen obendrauf ist das Design des Buches ein echter Hingucker. Nicht nur das Cover sieht umwerfend aus, auch im Buch selbst gibt es einige wirklich gelungene und sehenswerte Illustrationen von Örtlichkeiten und vor allem Drachen, die im Buch auftauchen.

Alles in allem ist das Buch eine ausgesprochene Empfehlung für alle Liebhaber der Fantasy und vor allem für die, die endlich mal wieder einen vernünftigen Drachen-Roman lesen wollen. Eine starke Frauenfigur, Abenteuer satt und Drachen obendrauf. Was will man mehr?

 

Autor: Marie Brennan

Titel: The Memoirs of Lady Trent: A Natural History of Dragons

Sprache: Englisch

Umschlag- und Innenillustration: Tedd Lockwood, Rhys Davies

Reihe: Band 1

Seiten: 351

Originalpreis: £7.99

Verlag: Titan Books

Genre: Fantasy

ISBN: 978-1-783292400

Erscheinungsjahr: 2014

Lesung: »Dass ich ein Depp bin, hat nichts damit zu tun, dass ich Fantasy lese.« - Die Seraph Lesung auf der LBM 2018

v.l.n.r.: Oliver Graute, Michael Marrak, Natalja Schmidt, Berhard Hennen, Kai Meyer, Markus Heitz, Theresa Hannig, Janna Ruth, Christian von Aster

Alle Jahre wieder wird der Seraph auf der Leipziger Buchmesse verliehen, der Phantastik-Preis der Phantastischen Akademie e.V., und im Anschluss dürfen die Gewinner zusammen mit den Großen der deutschen Phantasik ihre Lesungen vortragen. Dieses Jahr gab es endlich mehr als genug Platz für alle, denn es hieß: raus aus der arg kuscheligen Schille und hinein ins Werk 2! Das Werk 2 bot mehr als genug Platz für die zahlreichen Zuschauer, sodass niemand hinter der Bühne stehen (ich erinnere mich an mein Erlebnis von vor zwei Jahren, war nicht schön) oder gar weggeschickt werden musste. Natalja Schmidt und Oliver Graute führten die Zuschauer und Autoren durch einen wunderbaren Abend.

Den Reigen eröffnete Kai Meyer mit seinem zweiten Band seiner, so er, »wahrscheinlich« Trilogie »Die Krone der Sterne - Hexenmacht«. Der Abend ist straff durch getaktet: 10 Minuten dürfen alle Autoren lesen, danach dürfen sie drei Fragen beantworten. »Und dann schweigt er für immer«, droht Graute den Zuhörern an, als Kai Meyer sich als erstes stellen muss.

Er habe noch nie eine Schreibblockade durchlitten, eröffnet uns Meyer auf eine Frage diesbezüglich: »Ich glaube nicht so wirklich an eine Schreibblockade.« Physische oder psychische Hemmer gäbe es natürlich, beispielsweise im Krankheitsfall oder während einer Trauerphase, das sei aber nicht die, wie er sich ausdrückt, etwas romantisierte Form, die man im Allgemeinen unter Schreibblockade verstehe. »Schreiben ist vor allem ganz viel Selbstdisziplin«, erklärt er. Man muss sich hinsetzen und es wirklich wollen. Wenn man nicht schreibt, so sei es eher ein nicht-Wollen als eine Schreibblockade. Auch er müsse sich an manchen Tagen durchaus dazu zwingen, die ersten Seiten zu schreiben, aber danach ginge es meist wie von selbst, berichtet er uns.

Auf eine weitere Frage hin, ob er beim Beginn des Schreibens schon das Ende kenne, meint er, dass er nicht das Ende kenne, aber ein Ende. Und er führt weiter aus, dass er zu der Gruppe Autoren gehört, die vor dem Beginn des Schreibens sehr viel Zeit auf das Planen und Durchstrukturieren des Romans verwenden. Das schließt Änderungen während des Schreibprozesses zwar nicht aus, aber so hat er, bevor er mit dem eigentlichen Schreiben beginnt, schon ein sehr genaues Bild des Romans, der am Ende entsteht.

Die letzte Frage erkundigt sich nach seinen Inspirationen. »Was der heutige Kai mag, kommt vom zwölfjährigen Kai«, antwortet er. Vieles von dem, was ihn inspiriert, komme aus seiner Kinder- und Jugendzeit, als gerade Star Wars und Co. im Kommen waren. »Ich versuche, wieder zu dem naiven Fan zu werden.« Dazu liest er viele Comics und Romane aus der Zeit und schaut alte Filme, nimmt daraus Elemente, die ihm gefallen, und versucht, diese unserer Zeit gemäß in seine Romane einzugliedern.

Und nun darf er schweigen und Jana Ruth betritt die Bühne. Sie ist die erste Seraph Preisträgerin des Abends in der Kategorie Bester Indipendent Titel für ihren Roman »Im Bann der zertanzten Schuhe«, eine Märchenadaption des Grimmmärchen »Die zertanzten Schuhe«. Bei Märchen horche ich natürlich auf. Die junge Autorin ist zunächst ganz verständlicherweise etwas nervös, aber anscheinend legt sich das recht bald und dann trägt sie in angenehmer Weise eine Stelle aus ihrem Buch vor. Auch sie darf drei Fragen beantworten, es kommen jedoch keine und sie macht Platz für die nächste Autorin des Abends. Eine schöne Lesung aus einem Roman, der mich neugierig gemacht hat, wenn auch nicht das Highlight des Abends. Allerdings liegt die Messlatte dieses Mal auch sehr hoch, denn es folgen noch einige wirklich exzellente Lesungen wie zum Beispiel die nächste.

C.E. Bernard betritt die Bühne, eine junge, energetische Dame, die uns ihre Debütroman »Palace of Glass - Die Wächterin« mitgebracht hat und mit diesem ebenfalls ihre Debütlesung bestreitet. Ihr Roman hat einen etwas ungewöhnlichen Werdegang, den sie uns zunächst schildert. Sie schrieb mit Anfang zwanzig ihren ersten Roman, ein wahres Herzensprojekt. Das einzige Problem: Niemand wollte ihn. Aber sie ließ sich davon nicht unterkriegen und schrieb einen weiteren Roman, dieses Mal jedoch auf Englisch. Sie bot ihn einigen Londoner Agenturen an, da diese die Romane immer weltweit weitervermitteln. Und wer schlug zuerst zu? Ausgerechnet ein deutscher Verlag! Nun trägt sie also ihre eigene Worte vor, jedoch nicht im Original, sondern in der Übersetzung. Mit Souveränität und viel Elan trägt sie den Beginn ihres Romans vor und legt dabei einiges Können an den Tag. Vor allem für eine allererste Lesung beeindruckt dies sehr! Auf die anschließende Frage hin, ob man den Roman denn auch auf Englisch werde lesen können, meinte Bernard grinsend, dass sie dazu noch nichts sagen dürfe - eine doch recht eindeutige Antwort.

Weiter geht es mit Bernhard Hennen und seinem neuen Roman »Die Chroniken von Azuhr - Der Verfluchte«. Obgleich als »lesefauler Autor« verschrien, liest auch er aus dem Roman und beginnt mit einem abgetrennten Pfauenkopf. Na lecker! Aber selbst das trägt er in seiner üblichen ruhigen Art vor, der man sehr angenehm zuhören kann. Ob seine Vorträge als ASMR geeignet sind? Auch er darf sich im Anschluss den drei Fragen stellen. Die erste Frage ist fast länger als seine Antwort, aber nur fast! Ob denn auch etwas von den Elfen in seinem neuen Roman sei, auch wenn dieser ja völlig anders sein soll, fragt da ein Fan in sehr ausschweifenden Worten. Natürlich sei das nicht auszuschließen, antwortet Hennen, und wer ihn kenne, wisse, dass er gern immer mal wieder kleine Zitate einbaue. Er schweift weiter aus und berichtet uns von einem Studienkollegen, ein Geophysiker, welcher ihm auch dieses Mal wieder beim Weltenbau half und stolz darauf ist, zu ihren Studienzeiten die wahrscheinlich erste Welt entworfen zu haben, die Karten zu Tiefseegräben und Platentektonik besitzt. Was natürlich auch den Zuschauern ins Auge sticht: Das Schwert auf den Cover fehlt! Auch Hennen zeigt sich erfreut darüber, dass dieses kleine Klischee nun endlich beseitigt sei, auch auf seinen neuen Covern für die Bücher, die er zusammen mit Robert Corvus schreibt; deren Cover wurden, das am Rande, von Kerem Beyit gestaltet, einem meiner Lieblingsillustratoren.

Nun begrüßt uns Theresa Hannig, Gewinnerin des Seraph für Bestes Debüt. Aber bevor sie uns ihren Roman »Die Optimierer« vorstellt, heißt es: Bitte einmal lächeln! Aber mit dem Rücken zu ihr. Aus datenschutzrechtlichen Gründen. Ein ziemlicher Spaß, bei dem man auf einer Lesung auf jeden Fall im Gedächtnis bleibt!

Mit vollem Körpereinsatz liest sie danach, inszeniert regelrecht ihre Charaktere und bringt das Publikum mit ihren witzigen Texten passend vorgetragen zum Lachen. Da wird dann auch einmal energisch auf den Tisch gehämmert, um dem Gesagten mehr Nachdruck zu verleihen. Gleich im Anschluss sichert sich Oliver Graute die erste Frage: Was sie denn mit den 2000€ Preisgeld mache, will er wissen. Hannig überlegt kurz und meint dann: »Zum Aldi gehen und einkaufen.« Ein weiterer Zuschauer fragt, ob sie denkt, dass unsere Zukunft wirklich so aussieht, wie sie es in ihrem Roman schildert. Sie hofft nicht, meint sie, fügt aber an, dass sie ziemlich geschockt war, als sie hörte, dass in China bald so etwas tatsächlich eingeführt wird. In zwei Jahren wird dort ein System eingeführt, das die Menschen danach bewertet, wie sie an die Gesellschaft angepasst sind, was sich auf die ihnen zustehenden Sozialleistungen auswirkt. Damit ist dann auch schon ihre Zeit rum und sie räumt die Bühne für den nächsten Akteur des Abends. Alles in allem erscheint Theresa Hannig als eine sehr sympathische Autorin, die uns einen sehr spannend klingenden Roman vorstellte!

Natürlich darf einer auf der Leipziger Buchmesse nicht fehlen, und das ist Markus Heitz - der erst einmal vom Gemüse aka der Blümchendeko angegriffen wurde, die ihm Oliver Graute ins Gesicht streckte, als Heitz feststellte, dass er aus »Die Klinge des Schicksals« doch lieber am Tisch lesen würde, da stehe so schöne Deko. Man kennt ihn ja, den Heitz, wie er so seine Sprüche ablässt und seine Witzchen macht und seine Lesungen abhält. Und so darf ein Standardspruch natürlich auch nicht fehlen. Denn wie es mit seinem Roman weitergehe, könne er aus dramaturgischen Gründen nicht verraten. Das Buch jedenfalls klingt sehr interessant, und gealterte Protagonisten, die trotzdem noch ihren Mann oder ihre Frau stehen, hat man ja im Allgemeinen eher selten. Niemand zwinge ihn zum Schreiben, sagt Heitz im anschließenden Gespräch, er schreibe freiwillig so viel und könne noch mehr, hätte er die Zeit dazu. Allerdungs zwinge er die Verlage, seine Bücher zu verlegen, fügt er mit einem Augenzwinkern an. Was er denn so in seiner Freizeit lese, will ein Zuhörer wissen. Heitz beichtet uns, dass er gar nicht mehr so viel liest, und wenn, dann nichts, das mit seinen Büchern zu tun hat. Will heißen, keine Genreliteratur, kein Horror, keine Fantasy, kein Science Fiction, sondern komplett anderes Zeug. Aber auch Heitz sind nur drei Fragen gegönnt, und so ist nun auch der nächste Autor dran.

Michael Marrak hat mit seinem Todschlägerroman »Der Kanon mechanischer Seelen« den Seraph für das Beste Buch gewonnen. Nach einer so exzellenten Lesung wie der Heitz' ist es jedoch schwer, da noch mitzuhalten und so wirklich enthusiastisch ist der Vortag des Autoren nicht. Teils zieht er mit dem Tempo ziemlich an und das Mikro tut seinen Lippengeräuschen auch nicht gerade gut, indem es diese überbetont. Trotzdem: Es bessert sich mit der Zeit und die Lesung wird interessanter, was auch teils dem Buch geschuldet ist. Der Kanon mechanischer Seelen scheint ein Roman zu sein, den man durchaus auf dem Schirm haben sollte, das Thema klingt sehr ansprechend und die gelesene Textstelle entlockt dem Publikum so einige Lacher.

Ein verrückter Typ, der Christian von Aster, der mit »Der Orkfresser« den Abend beschließt! »Christian, auf dich kann man nicht vorbereitet sein!«, zitiert er eine mitleidige Dame, die es einmal mit ihm zu tun bekommen hatte. Eine Androhung, die er wahr macht. Normalerweise reichen zehn Minuten gerade einmal, dass er sich die Schuhe ausgezogen habe, beichtet der Autor uns. Und da soll er auch noch lesen?! Schuhe wurden zwar an dem Abend nicht ausgezogen (»Nein!«, erschallt der laute Ruf eines geplagten Fans aus den Zuhörerreihen, als von Aster darauf zu sprechen kommt), aber es wurde dann doch etwas aus dem Roman gelesen. Und auch wenn zehn Minuten beileibe nicht reichen, um den ganzen Wahnsinn dieses Buches vorzustellen, so hatten wir alle doch eine Menge Spaß dabei. »Klatschen kostet Zeit, das machen wir nachher komprimiert«, würgt von Aster das Publikum ab, nachdem es nach gefühlt jedem zweiten Satz in Lachstürme ausbricht. Und so dürfen wir von Menschen erfahren, die mit Kartoffeln reden, und von allerhand verrücktem Zeug mehr. Gewitzt fragt ein Fan, ob von Aster denn noch mehr lesen könne. Er würde hier vom Publikum ausgequetscht bis auf den letzten Tropfen, beschwert sich von Aster in seiner liebenswürdigen und humorvollen Art, er würde jetzt alles, was er vorhin noch lobend über die Phantastik-Szene sagte, zurück nehmen. Dass er ein Depp sei, habe nichts damit zu tun, dass er Fantasy lese, beschließt er den Abend.

Und was für ein Abend es war. Es waren eine Menge tolle Lesungen dabei, wo ich schon deutlich schlechtere erlebt hatte, und auch die Bücher klingen alle durch die Bank weg sehr interessant. Alle sind auf meine Liste gewandert und ich freue mich, dass viele neue Bücher dabei waren, die ich vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatte.

 

 

Die Veranstaltung: Fantasy Leseabend im Werk 2, Moderation: Oliver Graute & Natalja Schmidt, Werk 2, 153.3.2017, 19.30 Uhr

Die Bücher: Kai Meyer: Die Krone der Sterne - Hexenmacht. FISCHER Tor, Frankfurt a.M. 2018, 480 Seiten, 14,99 Euro, E-Book 12,99 Euro

Janna Ruth: Im Bann der zertanzten Schuhe. Nova MD, Vachendorf 2017, 316 Seiten, 12,99 Euro, E-Book 3,99 Euro

C.E. Bernard: Palace of Glass - Die Wächterin. Penhaligon, München 2018, 416 Seiten, 14,00 Euro, E-Book 4,99 Euro

Bernhard Hennen: Die Chroniken von Azuhr - Der Verfluchte. FISCHER Tor, Frankfurt a.M. 2017, 576 Seiten, 16,99 Euro, E-Book 14,99 Euro

Theresa Hannig: Die Optimierer. Bastei Lübbe, Köln 2017, 304 Seiten, 10,00 Euro, E-Book 8,99 Euro

Markus Heitz: Die Klinge des Schicksals. Knaur HC, München 2018, 576 Seiten, 16,99 Euro

Michael Marrak: Der Kanon mechanischer Seelen. Amrûn Verlag, Traunstein 2017, 750 Seiten, 24,99 Euro, E-Book 6,99 Euro

Christian von Aster: Der Orkfresser. Klett Cotta/Hobbit Presse, Stuttgart 2018, 345 Seiten, 14,95 Euro, E-Book 11,99 Euro

Eine Fantasy-Lesung im Krimikeller Leipzig? Einige der älteren Zuschauer, die vielleicht kamen und sich überraschen lassen wollten, was so kommt, waren wahrscheinlich wirklich überrascht. Doch Elea Brandt macht sehr schnell klar, dass sie mit »Opfermond« eigentlich einen Krimi in einem Fantasy Setting schrieb.

Einen wirklich tollen Roman hat sie uns da an diesem Abend mitgebracht. Gleich zu Beginn berichtet sie, dass ihr Roman für den Deutschen Phantastik Preis 2018 für das beste Debüt nominiert sei, und, da das ein Publikumspreis sei, sie ganz auf den guten Willen der Leser angewiesen sei. Danach geht es an die Vorstellung des Werkes, sie zeigt uns die Karte von Ghor-el-Chras, der Stadt, in der ihre Figuren auf den Spuren eines Mörders sind, und stellt uns kurz ihre kreisrunde Struktur vor. Danach liest sie eine Stelle aus Idras POV vor, der ersten Protagonistin, der wir im Roman begegnen.

Während es in Leipzig stürmt und schneit, holt uns Elea Brandt damit wunderbar ab und entführt uns in die verwinkelten Gassen des Elendsviertels von Ghor-el-Chras, durch die der warme Wüstenwind den Sand treibt. Sie betont an den richtigen Stellen und schafft es somit wunderbar, die Figuren vor unseren Augen lebendig werden zu lassen. Selbst oder besonders Idras flapsige Art bringt sie einfach wunderbar rüber, sodass man danach Idra einfach noch mehr mögen muss. Und der Blick der Autorin passt ebenfalls zur grimmigen Stimmung im Roman.

Eine zweite Stelle stellt uns Varek vor, den zweiten Protagonisten des Romans, und eine dritte Stelle führt uns die Charakterdynamik Vareks und Idras vor Augen, der zu folgen ein wahrer Genuss ist. Die beiden agieren absolut wunderbar miteinander, dass es beim Zuhören einfach superviel Spaß macht. Alle drei vorgetragenen Stellen führen bildhaft in die Welt des Romans und seine Charaktere ein und eigen sich damit gut für eine Lesung.

Am Ende war es eine typische Wasserglaslesung, aus der die Autorin aber das Beste gemacht hat, was man so machen kann. Lediglich die Organisation der Location hätte vielleicht über eine Anmoderation der Lesung nachdenken können, in der im Vorfeld zwei, drei Worte über Elea Brandt fallengelassen werden, statt dass sie selbst das in die Hand nehmen muss. Trotzdem konnte sie neben den die-hard Fans der ersten Reihe noch einige Zuhörer mehr überzeugen – auch wenn das Buch vielleicht doch nichts für die ältere Generation im Publikum gewesen sein mochte.

 

Die Veranstaltung: Elea Brandt liest aus Opfermond,  Krimikeller im Central Kabarett Leipzig, 17.3.2017, 18.00 Uhr

Das Buch: Elea Brandt: Opfermond. Mantikore Verlag, Frankfurt a.M. 2017, 437 Seiten, 13,95 Euro, E-Book 9,99 Euro

2017 veröffentlichte Elea Brandt ihren Debütroman »Opfermond«, ein Fantasy-Thriller, der in der rauen Wüstenstadt Ghor-El-Chras spielt und mittlerweile auch für den zweiten Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie Bestes Debüt nominiert ist. Verdient!

In den finsteren Gassen von Ghor-El-Chras finden sich täglich zahllose Mordopfer, meist nur arme Schlucker, die niemand vermisst. Doch dieses Mal ist der Sohn eines einflussreichen Stadtherren darunter. Der Assassine Varek wird damit beauftragt, den Täter zu stellen. Auch die Hure Idra ist daran interessiert, den Mord aufzuklären, denn die Täter scheinen auch mit dem Tod ihrer Freunde in Verbindung zu stehen. Zusammen entdecken die beiden dabei jedoch eine viel größere Gefahr, als sie zunächst geahnt hatten.

Wer mit dem Lesen dieses Romans anfängt, sollte eine Weile einplanen. Nicht etwa, weil das Buch so lang ist, sondern weil es, wenn man erst einmal beginnt, einen nicht mehr los lässt und es so leicht passieren kann, dass dann mal eben ein ganzer Tag rum ist – und ein Buch durchgelesen.

Der Roman kann nicht unbedingt durch seine absolut unvorhergesehen Plottwists bestechen, denn das sind sie nicht wirklich. Aber das ist nicht schlimm, denn dafür tischt uns Elea Brandt einige wunderbare Charaktere auf. Besonders Idra mit ihrer großmäuligen Art – sie ist absolut nicht auf den Mund gefallen – hat damit einen gewissen Charme. Auch die Dynamik zwischen den Charakteren macht sehr viel Spaß und ist einfach wunderbar zu verfolgen.

Durch die Konstellation der Protagonisten, ihre Charaktereigenschaften und ihre Hintergründe ergeben sich einige spannende Konstellationen, die den Plot vorantreiben und ihm ein sehr natürliches Empfinden geben. Idra beispielsweise weiß, dass alles seinen Preis hat, was auch für Informationen gilt, weshalb sie das, was sie weiß, nicht so einfach Varek preisgeben will. Hätte sie es gemacht, wäre der Fall wesentlich schneller gelöst, das ahnte sie jedoch zu dem Zeitpunkt noch nicht, und ob sie es getan hätte, ist auch so eine Frage. Zudem traute sie Varek nicht über den Weg, was allerdings auf Gegenseitigkeiten beruht.

Ein ganz besonderer Genuss während der Lektüre waren die Dialoge. Sie fühlen sich absolut natürlich an und sind Elea Brandt wirklich gut gelungen. Ich wagte zu behaupten, dass sie wirklich das Beste am ganzen Roman sind. Durch sie bringt Elea die Figuren wunderbar zum Leser und gestaltet sie absolut plastisch. Nichts wirkt irgendwie gekünstelt, alles passt.

Und dann das Ende! Es ist kein Happy End, kann es vielleicht auch gar nicht geben. Ghor-El-Chras ist ein hartes Pflaster und es geht hier düster und hart zu. Da ein Happy End zu erwarten, hätte einfach nicht gepasst. Vielmehr ist es ein wehmütiges, aber auch sehr gefühlvolles Ende, der Roman hätte nicht passender abschließen können.

Einziger Wehmutstropfen: Varek, auch wenn er ein Charakter ist, der mir grundsätzlich gefällt, war hin und wieder zu selbstmitleidig. Sein Selbsthass und seine Verachtung für das, was er unfreiwillig tun muss, passt, jedoch kommt es manchmal einfach zu häufig und zu stark durch. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.

Das bleibt jedoch nur ein kleiner Kratzer. Trotzdem ist das Buch ein absolut gelungenes Debüt und wird auch nicht mein letztes sein, das ich von der Autorin lese. »Opfermond« ist jedem zu empfehlen, der nicht gerade zart besaitet ist und düstere Fantasy mag.

 

 

Autor: Elea Brandt

Titel: Opfermond

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Rossitsa Atanassova, Matthias Lück

Reihe: Nein

Seiten: 437

Originalpreis: 13,95€

Verlag: Mantikore Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-945493-36-6

Erscheinungsjahr: 2017

Auch wenn ich schon meine drei Cent zu »A Natural History of Dragons« verloren habe, dem Auftakt der Lady Trent Reihe von Marie Brennan, möchte ich hier noch einmal ein paar Worte zur gesamten Reihe verlieren, denn auch wenn ich es für mich als nicht notwendig erachte, jeden Band einzeln zu rezensieren, da sich sehr vieles wiederholen würde, lohnt es sich, einen Blick auf alle fünf Bände zu werfen. Ich werde versuchen, es möglichst spoilerfrei zu halten.

Isabella war schon als junges Mädchen sehr aufgeweckt und neugierig und wollte alles über die Welt um sie herum erfahren. Das brachte sie in einige verzwickte Situationen, da ein solcher Entdeckergeist in ihrer unserem viktorianischen Zeitalter entlehnten Welt für ein Mädchen, besonders eines aus gutem Hause, als ihrer nicht angemessen angesehen wird. Doch sie hat einen starken Willen und setzt alles daran, ihrem Lebenstraum, Drachen zu erforschen, nachzugehen. Heute ist sie eine der führenden und angesehensten Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet. Doch der Weg dorthin war lang und steinig. In ihren fünf Bände umfassenden Memoiren erzählt sie ihre Geschichte von ihren Anfängen als Drachenforscherin bis hin zu ihren größten Entdeckungen.

Jeder Band ist in sich geschlossen und enthält quasi ein Abenteuer. Jedes Mal erfährt der Leser zusammen mit Lady Trent etwas Neues über Drachen. Das sind jedoch keine zusammenhangslosen Wissensfetzen. Sie tragen zum einen zum Worldbuilding bei (immerhin stehen Drachen hier im Fokus der Geschichte!), zum anderen führt jedes Stück ein wenig weiter zu den großen Entdeckungen in Lady Trents Karriere, die ihr ihren Ruhm einbrachten, wo sie am Ende ein großes Ganzes bilden. Einige Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bücher, wo sie vielleicht nicht immer ganz dominant sind, aber doch nie in Vergessenheit geraten. Das sind zum einen die Draconischen Ruinen, die Lady Trent auf ihren Abenteuern immer wieder entdeckt, und zum anderen das Thema der Präparation und Nutzbarmachung von Drachenknochen als extrem leichtes und stabiles Baumaterial, was auch von großem wirtschaftlichen und militärischen Interesse ist – und damit eine Bedrohung der Drachenarten durch Ausrottung um ihrer Knochen willen darstellt.

Die Entdeckungen, die Lady Trent macht, beginnen bei den Basics, da in ihren jungen Jahren noch kaum etwas über Drachen in wissenschaftlichen Kreisen bekannt war, bis hin zu unheimlich spannenden Details, die aber immer wieder auf den vorigen Erkenntnissen aufbauen und damit einen konsistenten Wissensfluss bilden. Auch das mit dem roten Faden einiger Themen, die sich durch alle Bücher ziehen, ist sehr schön, da so diese Themen, die mehr und mehr an Bedeutung in Lady Trents Welt gewinnen, nicht hintenüber fallen gelassen werden, sondern ebenfalls ihren runden Abschluss in der gesamten Reihe finden.

Auch Lady Trent selbst ist eine beeindruckende Figur. Sie ist eine willensstarke Frau, die sich gegen alle Widrigkeiten ihrer Gesellschaft durchzusetzen weiß und für sich und überhaupt alle Wissenschaftlerinnen in einer von Männern dominierten Gesellschaft kämpft. Sie erwirbt quasi im Selbststudium eine große Qualifikation auf ihrem Gebiet, wird aber immer wieder damit konfrontiert, dass sie nur aufgrund ihres Geschlechts auch in Wissenschaftskreisen, wo es ja vor allem um das Wissen und nicht die Person gehen soll, die dieses Wissen besitzt, immer wieder benachteiligt wird.

Ebenfalls sehr schön zu lesen (und eine Ergänzung zu meiner ersten Rezension) ist der Umstand, dass auch die Gegenseite gezeigt wird. Gerade im ersten Band sehen wir auch, was das umgekehrt für Isabellas ersten Ehemann Jacob Camherst bedeutet, eine so willensstarke und eigenständige Frau geheiratet zu haben. Nicht nur Isabella hat mit den gesellschaftlichen Normen zu kämpfen, auch auf Jacob strahlt das aus, von dem nun erwartet wird, dass er seine Frau an der kurzen Leine zu halten hat, was er gar nicht will. Auch ein Ehemann sieht sich in dieser Zeit gewissen Erwartungen gegenüber, die mitunter mit seinen persönlichen Ansichten kollidieren und denen er nicht gerecht werden will, aber mitunter muss, wenn er seine Position in der Gesellschaft behalten will oder gar muss.

Die Charaktere sind alles aber nicht einseitig. Über ganze fünf Bücher haben sie viel Zeit, sich zu entwickeln, neue Erfahrungen in der weiten Welt zu sammeln und erwachsener zu werden. Lady Trent reflektiert das aus ihrer Retroperspektive immer wieder (sie schreibt ihre Memoiren im hohen Alter) und scheut auch nicht, ihre jugendliches Ungestüm in den ersten Bänden anzusprechen. Ich schrieb es schon in meiner ersten Rezension, aber in ihrem Wissensdurst und ihrem Kampf gegen gesellschaftliche Normen erinnert Lady Trent an Shallan aus Brandon Sandersons Stormlight Archive.

Die Abenteuer, die Lady Trent erlebt, führen sie in die entlegensten Winkel der Welt. Dabei erlebt sie eine ausgesprochen spannende und fesselnde Momente. Besonders der letzte Band der Reihe hat es absolut in sich, warum er in meinen Augen nach Band drei der beste Band der Reihe ist.

Alles in allem sind Lady Trents Memoiren ein absoluter Genuss und großer Lesespaß! Alle Bände sind reich illustriert von Tedd Lockwood und sind somit auch etwas für's Auge. Wir haben spannende Abenteuer und tolle Charaktere. Und Drachen! Drachen! Drachen! Drachen! Was will man mehr von einem Buch?

 

Reiheninformation

Autor: Marie Brennan

Sprache: Englisch

Reihentitel: The Memoirs of Lady Trent

Teil 1: A Natural History of Dragons (ISBN 978-1-783292400)

Teil 2: The Tropic of Serpents (ISBN 978-1-783292417)

Teil 3: Voyage of the Basilisk (ISBN 978-1-1783295067)

Teil 4: In the Labyrinth of Drakes (ISBN 978-1-783297764)

Teil 5: Within the Sanctuary of Wings (ISBN 978-1-783297788)

Verlag: Titan Books

Genre: Fantasy

2015 gewann Akram El-Bahay mit seinem Roman »Flammenwüste«, den Auftakt einer Trilogie, den Seraph für Bestes Debüt. Darin entführt er seine Leser in eine ganz und gar nicht leblose Wüste, in welcher sich allerhand magische Kreaturen aus Sagen und Märchen unter dem Sand verbergen. Mich jedenfalls hat daran jedoch gar nichts entführt, denn ich brach den Roman nach den ersten 214 Seiten ab. Es flogt eine ziemlich frustrierte Begründung, wie es dazu kam.

Anûr ist der Enkel eines berühmten Geschichtenerzählers. Als aus der Wüste ein Drache auftaucht, eine lange verloren geglaubte Legende, und niemand gegen ihn bestehen kann, werden er und sein Großvater an den Hof des Sultans berufen, um vielleicht mit ihren Geschichten einen Schlüssel zu finden, um den Drachen zu besiegen. Gemeinsam mit den Elitekriegern des Sultan zieht Anûr hinaus in die Wüste, um den Kampf gegen den zerstörerischen Drachen anzutreten, und muss dabei ganz anderen Gegnern entgegen treten, als er zunächst vermutet hat.

Der Beginn des Romans weckt durchaus Interesse. Schön baut der Autor die orientalisch anmutende Wüstenkultur auf. Auch sehr schön zu lesen ist, wie er die lokalen Legenden und Märchen in die Erzählung einfließen lässt und der Welt so mehr Tiefe verleiht.

Und dann … hört es eigentlich auch schon auf mit den guten Ideen. Nicht ganz gewöhnliches Wüstensetting und schöne Grundideen mit den Geschichten in der Geschichte hin oder her, man muss diese guten Ideen auch zu Papier bringen können. Und das kann Akram El-Bahay definitiv nicht.

Apropos Papier: Die Charaktere sind ebenso flach und interessieren mich absolut null. Es ist mir vollkommen egal, ob sie ihre große Liebe finden oder auf dem Weg dorthin gehäutet und gevierteilt werden. Außerdem weiß ich nach den knapp 200 Seiten von Anûr nichts weiter außer dass er einen Großvater hat und Geschichten erzählt. Wow. Much Charaktertiefe. Ach ja, vergessen wir die dämliche Kackbratze nicht.

Denn genau das ist er. Ich fasse es nicht, wie unglaublich dämlich er sich die ganze Zeit benimmt und selbst dann blindlings und mit wehenden Fahnen in Gefahren rennt, vor denen er ausdrücklich gewarnt wurde! Nachdem man eine aufregende und anstrengende Flucht hinter sich hatte, konnte ja keiner wissen, dass man müde wird, sobald man ein wenig zur Ruhe gekommen ist. Herrgott noch mal! Und dann ist es genau Anûrs Kamel, das mitten in einem Sandsturm panisch davonrennt – mit Anûr oben drauf. Zumindest die Kamele, die ich aus Dokus kenne, sehen in einem Sandsturm sehr entspannt aus. Die Probleme, mit denen sich Anûr auf seinem Weg konfrontiert sieht, wirken alle so dermaßen konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, dass es weh tut!

Überhaupt, was kann der Junge eigentlich? Außer absolut jede Gefahr am Wegesrand mitzunehmen, meine ich. Er ist Geschichtenerzähler, scheint aber keine Ahnung von der Welt um sich herum zu haben. Es gibt Ghoulas in der Wüste? Konnte ja keiner wissen, auch wenn er tausend Geschichten über die kennt! Ein bisschen weniger Naivität den Risiken seiner Reise gegenüber würde ihm ganz gut zu Gesicht stehen.

Diverse Tropes müssen natürlich auch ausgereizt werden, unter anderem die Jungfrau in Nöten. Da ploppen mythische Kreaturen auf und wollen einen fressen. Aber da liegt doch die schöne Jungfer in Nöten und muss unter Einsatz des Lebens gerettet und sofort schlägt das Schwanzbarometer aus. Kann mir keiner sagen, dass nicht ab dem ersten Auftauchen dieser besagten Dame der Loveinteresst klar war. Sie ist ja SO!SCHÖN!

Und dann noch das Lektorat, wozu mir nur eines einfällt: Ernsthaft?! Es war die Seite 191, die dafür sorgte, dass mir beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. Ich bin schon vorher über einige unglückliche Satzkonstruktionen gestolpert, denen es sicher gut getan hätte, wenn man schlicht die Satzglieder lesefreundlicher umgestellt hätte. Seite 191 setzte dem jedoch die Krone auf. Auf einer einzigen Seite tauchte ganze sechs Mal das Wort »sieh« auf. Sieh da! Sieh hier! Sieh dort! Und von diesen sechs Mal wurde es geschlagene drei Mal falsch »sie« geschrieben. Aua! Fiel das nicht auf?

Mein Fazit zu diesem Buch lautet schlicht nein. Einfach nur nein. Von dem Drachen habe ich auf diesen 214 Seiten nicht viel mitbekommen, aber nachdem der ganze Rest so eine Katastrophe ist, ist es auch nicht wirklich schade darum. Die Charaktere und ihre Schicksale interessieren mich kein Stück, weil sie alle flach wie ein Brett sind und mit Tropes wird auch noch fröhlich um sich geworfen. Und Anûr selbst ist überhaupt die größte Katastrophe in diesem Wortunfall. Nein, danke.

 

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Autor: Akram El-Bahay

Titel: Flammenwüste (Flammenwüste #1)

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Natalia Ponce Gutiérrez

Reihe: Band 1

Seiten: 525

Originalpreis: 9,99€

Verlag: Bastei Lübbe

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-404-20756-5

Erscheinungsjahr: 2014

 

Warnung! Im Folgenden wird die psychische Erkrankung Depression behandelt, damit verbunden auch u.a. Suizidalität und SVV.

»Die Depression aber ist ein mieses Arschloch, das auch vor den größten Verantwortungen im Leben nicht halt macht.« (S. 109)

2015 schrie Jana Seelig in die Welt hinaus, was es heißt, an einer Depression erkrankt zu sein, einer Krankheit, die als Volkskrankheit Nr. 1 gilt und über die noch immer so viel Unwissen und Falschwissen kursiert, dass auch heute noch ein großer Nachholbedarf besteht. Ihr Buch »Minusgefühle – Mein Leben zwischen Hell und Dunkel« trägt seinen Teil zu dieser Aufklärung bei.

»Minusgefühle« ist ein Buch, das mich von der ersten Seite an angesprochen hat. Es gab einfach so viel, wo ich da saß, nickte und sagte: »Ja. So ist es!« Denn ich kann sehr gut Jana Seeligs Situation nachvollziehen. In unserer Gesellschaft ist es nicht leicht, an einer Depression erkrankt zu sein, das Stigma psychisch erkrankter Menschen ist immer noch stark. Es handelt sich dabei eben nicht um einen Schnupfen oder gar einen Beinbruch, man sieht die Krankheit nicht. Dabei ist es eben nicht mit einem »Dann reiß dich mal zusammen, dann wird das schon!« oder einem »Dann fahr halt mal für zwei Wochen in den Urlaub!« getan.

Man kann ein junger, dynamischer Mensch wie Jana Seelig sein, gute Noten, Erfolg im Job, in der Liebe, im Privaten haben, aber eine Depression macht davor nicht halt. Man steigert sich da nicht rein. Man ist nicht aufmerksamgeil. Man braucht nicht nur mehr Ablenkung und weniger Stress. Man kann sich auch nicht einfach zusammenreißen. Man springt da auch nicht auf einen Hypetrend auf. Man muss auch nicht »einfach nur« positiver denken. Denn »einfach nur« ist nichts an dieser Erkrankung.

»Warum kann ich nicht einfach einen Hirnturmor haben?« (S.25), fragt sich die Autorin. Eine Frage, die sich wahrscheinlich viele Erkrankte stellen. Mit einem Hirnturmor scheint man als Erkrankter viel akzeptierter zu sein – und vor allem bekommt man wesentlich schneller Hilfe. Therapieplätze für psychisch Erkrankte sind auch heute noch, 2018, heiß begehrt und viel zu rar, da die Krankenkassen, die Plätze der niedergelassenen Therapeuten künstlich beschränken. Neulich gab es im Spiegel (Nr. 11 10.3.18) einen guten Artikel zu dem Thema, in dem geschrieben stand, dass jeder Therapeut täglich 33 Stunden arbeiten müsste, um alle Erkrankten behandeln zu können.

Dabei ist Jana Seelig nicht immer auf den Mund gefallen. Sie spricht die Dinge an, wie sie sind, nimmt sich dabei nicht immer selbst ernst, denn so kann man immer noch am besten dem Schrecken dieser Erkrankung begegnen.

Dem Text ist eine Triggerwarnung vorangestellt und sie ist sehr angebracht. Es werden neben der psychischen Krankheit selbst auch unter anderem Drogen- und Alkoholmissbrauch, psychische und körperliche Gewalt, Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten thematisiert. Daher sollte man das Buch nur lesen, wenn man weiß, dass diese Themen einen nicht triggern. Was mich aber noch zu einem anderen, allgemeinerem Punkt bringt: Ist es echt so schwer, nicht einfach vor jeden Roman eine Triggerwarnung zu setzen, in dem sensible Themen behandelt werden? Es wäre so einfach! »In diesem Buch werden psychische Erkrankungen behandelt.« Damit wäre es doch schon getan! Ich vermisse das so sehr in so gut wie allen Romanen. So eine Triggerwarnung spoilert nicht, macht das Lesen für viele Menschen um einiges leichter.

Man muss es eigentlich nicht noch einmal groß betonen: »Minusgefühle« ist ein sehr empfehlenswerter Text, wenn es darum geht, einen Einblick in das Leben eines an Depression erkrankten Menschen zu erhalten, wie es ist, mit dieser Krankheit zu leben, und was es heißt, damit sein Umfeld zu meistern. Ein Leben mit Depression ist möglich, man braucht nur ein wenig mehr Hilfe.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor: Jana Seelig

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joseph Wolfgang Ohlert

Reihe: Nein

Seiten: 240

Originalpreis: 9.99€

Verlag: Piper

Genre: Sachbuch

ASIN: B015W800XG

Erscheinungsjahr: 2015

Manchmal nehmen Bücher einen ungewöhnlichen Weg bis zur Veröffentlichung. Mit dem ersten Roman von C.E Bernard, dem Pseudonym von Christine Lehnen, wollte es nicht klappen. Dabei war das der perfekte Roman, jedes Wort musste sitzen. Nachdem der aber nicht seinen Weg zu einem Verlag schaffte, beschloss sie, einfach drauf los zu schreiben, irgendwas, worauf sie gerade Lust hatte. Und weil sie es nun mal kann, schrieb sie den Roman eben auf Englisch und schickte ihn dann an eine Londoner Agentur. Die vermitteln nämlich weltweit. Es war die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein deutscher Verlag zuschlug. Und so kommt es, dass wir nun »Palace of Glass – Die Wächterin«, Teil 1 der Palace-Saga, in Händen halten dürfen.

Rea ist eine Magdalena, das heißt, sie kann bei Berührung die Gedanken anderer Menschen sehen und in einem gewissen Maße beeinflussen. Das jedoch ist im Vereinten Königreich von England der nahen Zukunft verboten und ihresgleichen wird auf Befehl des Königs hin gejagt und verurteilt, weshalb sie sich verstecken muss. Nur in verbotenen Straßenkämpfen erlaubt sie sich Hautkontakt. Bis sie eines Tages vor den König zitiert wird, der ihr eröffnet, dass sie als getarnte Leibwächterin für seinen Sohn, den Kronprinzen, arbeiten soll. Ihr bleibt nichts anderes übrig als zuzusagen, auch wenn sie sich damit in die Höhle des Löwen begibt.

Der Roman ist ein wahrer Pageturner. So viel steht auf jeden Fall fest. Auf ihn aufmerksam geworden bin ich auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse während der großen Seraph Fantasynacht, wo die Autorin samt Roman einen sehr positiven Eindruck hinterlassen hat. Dieser bestätigt sich auch, nachdem ich den ganzen Roman las.

»Palace of Glass« hat eine bemerkenswerte Sogwirkung. Der Leser wird zwar gerade am Anfang ziemlich mit Worldbuilding zugeschmissen, was zumindest bei mir zur Folge hatte, dass ich mir nicht merken konnte, welche Art von Magdalenen was kann. Aber gerade dieses Worldbuilding ist abgesehen von der etwas zu großen Masse gerade am Anfang ziemlich cool und wirklich gut gelungen. Bernard hat eine spannende nahe Zukunft erschaffen, bei der man unbedingt dabei sein will. Nun ja, zumindest beim Lesen, nicht in persona, denn es ist schon eine recht düstere, diktatorische Zukunft, die sie da erschafft.

Jeglicher Hautkontakt ist außer zur Fortpflanzung verboten, seit die Magdalenen entdeckt wurden. Das heißt, dass sich jeder extrem verhüllen muss, stets Handschuhe tragen und sogar die Hände werden mittels eines Kummerbund genannten Kleidungsstückes hinter den Rücken gebunden, damit man auch trotz Handschuhen ja niemanden berühren kann. Außerdem werden hohe Kragen getragen, die teils bis über den Scheitel gehen, damit man sich auch im Gesicht nicht berühren kann. Alles in der Gesellschaft ist darauf ausgelegt, dass auch ja kein auch noch so kleiner und unvorsichtiger Kontakt entstehen kann. Bernard beschreibt das alles sehr gut und hat das gut durchdacht, welche Mittel eine solche Gesellschaft ergreifen könnte, um Berührungen zu verhindern.

Überhaupt beschreibt Bernard vieles sehr eindrucksvoll. Besonders Stoffe, die für Rea als Schneiderin und Seide im Besonderen für alle Magdalenen eine besondere Rolle spielen, und auch die Kampfszenen stehen im Fokus und werden von der Autorin sehr eindrucksvoll beschrieben. Man merkt, dass sie sich dabei sehr viel Mühe gegeben hat, dem Leser diese Dinge, die einen nicht geringen Teil im Roman einnehmen, auch wirklich gut vor Augen zu führen. Und es ist gelungen! Mir hatte es immer sehr viel Spaß gemacht, die Kampfszenen zu lesen.

Des Weiteren schafft es die Autorin, einen sehr schönen Blick in das Innenleben der Protagonistin zu erzeugen. Rea lebt unter ständigem Druck und Angst, entdeckt werden zu können. Das ist eine große psychische Belastung für sie, und das kann der Leser sehr gut nachvollziehen.

Ein wenig sauer stieß mir dabei jedoch auf, dass ich völlig unvorbereitet über die Erwähnung von selbstverletzendem Verhalten gestoßen bin. Es war nur eine kleine Bemerkung, kaum dass man realisiert, worum es da geht, ist es auch schon wieder vorbei. Das reicht jedoch schon manchmal. Eine Triggerwarnung vorn im Roman hätte an dieser Stelle mit Sicherheit nicht geschadet!

Für meinen Geschmack war der Schmalz in Roman etwas zu dick aufgetragen. Es müssen ja immer gleich die ganz großen Gefühle sein … Mir war das zu viel des Ganzen und hat mir dann doch etwas den Lesespaß verdorben. (Abgesehen davon shippe ich trotzdem Rea und Galahad.)

Wiederum sehr positiv überrascht hat mich der Plottwist. An einer Stelle war ich schon dabei auszurufen: »Das war doch von Anfang an klar! Orr, Rea, warum hast du das nicht vom ersten Moment an gewusst?!« Und gefühlt zehn Seiten später kam dann der eigentliche Twist, der all das, was so »offensichtlich« schien, völlig auf den Kopf stellte und das Ruder in eine komplett andere Richtung riss. Da war also überhaupt nichts von Anfang an klar und die Autorin hat ihre Leser wunderbar auf Glatteis geführt! Chapeau!

Abgesehen von der unabdingbar scheinenden ach so großen Liebe ist das also einer der ganz wenigen Young Adult Romane, den ich wirklich gern gelesen habe. Er ist ein richtiger Pageturner mit tollem Worldbuilding und einem gelungenen Twist. Teil 2 erscheint im Mai und Teil 3 im Juli.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

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Reiheninformation

Autor: C.E. Bernard

Titel: Palace-Saga: Palace of Glass – Die Wächterin

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Charlotte Lungstass-Kapfer

Umschlagillustration: Isabelle Hirtz

Reihe: Band 1

Seiten: 417

Originalpreis: 9,99€

Verlag: Penhaligon

Genre: Fantasy

ASIN: B077BWZSLY

Erscheinungsjahr: 2018

Manche Menschen spüren, dass sie von Kindesbeinen an zum Autor geboren sind. So erging es auch der jungen Sara Raasch, die mit »Schnee wie Asche«, dem Auftakt ihrer Trilogie, diesen Traum verwirklichen konnte. Allerdings sind Leidenschaft und Herzblut, so gut sie auch sein mögen, nun mal kein Garant dafür, dass der nächste Weltbestseller entsteht.

Meira ist eine der letzten Überlebenden des Königreichs Winter, das vor sechzehn Jahren vom verfeindeten Königreich Frühling angegriffen wurde. Die Bewohner Winters sind versklavt und die Magie des Reiches in Form eines Magsignie genannten Amuletts wurde vernichtet. Zusammen mit den wenigen Überlebenden formt Meira eine verzweifelte Widerstandszelle. Doch zehn ausgehungerte Rebellen gegen ein ganzes Königreich? Dennoch wagt es Meira, gegen Frühling vorzugehen, als ihr zu Ohren kommt, dass die verschollenen Amuletthälften wieder aufgetaucht sind. Die letzte Hoffnung ihres Volkes liegt auf ihren Schultern.

So weit, so gut. Irgendwie erwartet man nach dieser Inhaltszusammenfassung vor allem ein Roman, in dem die Protagonistin in irgendwelchen entlegenen Winkeln herumkraucht, dem Amulett nachjagt und überhaupt allerhand Abenteuer quer durch die ganze Karte erlebt. Das, was der Leser dann am Ende bekommt, hat damit nur bedingt etwas zu tun, und das war in mehrerlei Hinsicht enttäuschend, nicht nur, weil man nicht wirklich das bekommt, was man erwartet.

Der Weltenbau ist durchaus interessant und macht neugierig. Wir haben die acht Magsignien, Amulette, in denen die Magie der jeweiligen Königreiche begannt ist. Derer gibt es ebenfalls acht: vier Rhythmus-Königreiche und vier Jahreszeitenkönigreiche. Mit den Magsignien können die Herrscher bestimmte Eigenschaften ihrer Untertanten verstärken, zum Beispiel Mut und Kraft. Mehr Magie gibt es nicht, weil die Quelle der Magie schon vor langer, langer Zeit verloren ging.

An und für sich eine interessante Ausgangssituation. Leider geht das völlig unter langweiligen Charakteren und einem 08/15 Plot verloren. Jahrelang begleitet Meira Mather, einen der wenigen Überlebenden, Altersgenosse und zukünftiger König von Winter – sollte das Reich jemals wieder auferstehen. Die beiden gehen durch dick und dünn und sind beste Freunde für’s Leben. Ganz nebenbei sind beide auch noch ineinander verknallt, aber das darf ja nicht sein, weil er der König ist und sie ein Niemand (das merken wir uns mal bitte). An und für sich geht das alles aber gut und ein sonderlich großer innerer und äußerer Konflikt entsteht dadurch nie. Sobald Mather aber an einer Stelle zusammen mit anderen durchtrainierten Männern mit nacktem Oberkörper erscheint, fliegt Meira förmlich das Höschen weg und sie verfällt in Begattungsstarre. Ach, auf einmal?!

Außerdem bringt uns das diese Stilblüte ein: »Mathers Bauchmuskeln, die aussehen, als könnten sie einen Kuhnacken durchtrennen, wirken neben Theron und drei duzend anderen Soldaten nicht mehr ganz so umwerfend.« (S. 188) Mir fliegt auch gleich was weg, und das ist ganz bestimmt nicht mein Höschen, sondern etwas deutlich stabileres.

Erinnern wir uns Meiras Stellung in der Gesellschaft: gemeines Fußvolk, das zufällig in die Position des letzten Widerstandes eines untergegangenen Volkes geriet. Das macht sie aber immer noch nicht zu einer politisch wichtigen Person, jedenfalls nicht für ein anderes Land außer Winter und Frühling, den beiden Konfliktparteien. Dennoch wenden sich die Rebellen mitsamt Mather an eines der Rhythmus-Königreiche, um ein Bündnis mit ihm gegen Frühling zu erwirken. Und was ist der Preis? Meira soll an den Kronprinzen des Reiches verheiratet werden. Wieso? Es erschließt sich mir absolut nicht. Sie hat keinerlei Wert für das Reich, da sie auch für Winter nicht diese Bedeutung nach außen hin hat. Warum sollte man darauf eingehen und den eigenen Kronprinzen an irgendwen verheiraten? Meira kann (zu diesem Zeitpunkt) nichts von Wert zu diesem Bündnis beitragen.

Zu diesem Zeitpunkt. Das ist das Stichwort. Denn wie es der Zufall so will, ist natürlich an Meira viel mehr dran, als es das Auge zunächst sieht. Der Roman kommt mit einer Menge Tropes daher und arbeitet diese nicht sonderlich kreativ auf. Rebellen, die für ihre Freiheit kämpfen, verschollene Erben, all der Kram.

Zusätzlich wartet er auch noch mit einer Fülle an Logikfehlern auf. Da gab es diese Stelle, wo noch einmal extra betont wird, dass die Magsignie eines Landes aus Grund XY keinen Einfluss auf die Bewohner eines anderen Landes hat. Eine Seite später passiert aber genau das. Wozu wurde das dann also etabliert und dann noch mal extra betont, um eine Seite später über den Haufen geworfen zu werden?

Als ich ein Foto der ersten Seite des Romans auf Twitter postete, entbrannte übrigens eine sehr interessante Diskussion darum, was alles auf dieser einen einzigen Seite mit dem Schwertkampf falsch läuft. Zusammengefasst ist dies: Meira trainiert seit fünf Jahren den Schwertkampf, kann aber weder blocken, noch kennt sie Fachtermini oder kann überhaupt vernünftig mit dem Schwert umgehen, was über »unkontrolliertes Fuchteln« hinausgeht. Mathers Trainingsmethoden lauten: »Mach das so, weil Keks.« Außerdem scheint er Gummiarme zu haben, denn er kann mit der »dumpfen« (sic, nicht etwa der stumpfen) Schwertseite Meira in die Kniekehlen schlagen, während sie sich beide gerade frontal gegenüber stehen und einander in die Augen schauen. Das scheint Meira übrigens nicht sonderlich zu beeindrucken. Tut ja auch gar nicht weh, so ein Stück harten Stahl in die Kniekehle zu bekommen. Wie gesagt: Das war die allererste Seite.

Wir haben also eine Menge inhaltlicher Fehler und Logiklücken, sowie ein schlampiges Lektorat und die Übersetzung war auch nicht immer die beste.

Das macht den Roman zu einem kleinen Happen für zwischendurch. Es ist ok, wenn man ihn gelesen hat, aber sonderlich bereichernd war er nicht. Ein durchaus Interesse weckender Weltenbau geht unter einem Haufen langweiliger Charaktere und Widersprüchen unter.

 

 

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Reiheninformation

Autor: Jana Seelig

Titel: Schnee wie Asche

Original: Snow Like Ashes

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Antoinette Gittinger

Umschlagillustration: Jeff Huang

Reihe: Band 1

Seiten: 464

Originalpreis: 24,99€

Verlag: cbt

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-570-3969-8

Erscheinungsjahr: 2015

Ich durfte »Unter einem Banner«, den neuen Fantasy Roman von Elea Brandt, im Zuge einer Leserunde lesen und habe mich sehr darüber gefreut. Daher an dieser Stelle noch einmal Danke dafür! Nachdem mir schon »Opfermond« so ausnehmend gut gefallen hatte, hatte ich ohnehin schon seit längerem ein Auge auf diesen Roman geworfen. Da war natürlich die Freude umso größer, als ich die Gewinnbenachrichtigung erhielt. Die Freude wurde definitiv nicht enttäuscht!

Nachdem Hauptmann Reykan in einem sinnlosen und obendrein verlorenen Kriegszug seines Königs nicht nur zahlreiche seiner unter seinem Kommando stehenden Männer, sondern auch seinen Geliebten Kadur verloren hat, will er sich aus dem aktiven Kriegsdienst zurückziehen. Doch der König, dem er trotz allem treu ergeben ist, verweigert ihm diesen Wunsch und will ihn sogar zum Kommandanten seiner Leibwache ernennen. Als selbiger König jedoch kurz darauf bei einem Attentat getötet wird, sieht sich Reykan gegen seinen Willen erneut zum Dienst an seinem Königreich verpflichtet, als er mit dem Thronerben Benrik flieht und diesem dazu verhelfen will, seinen geraubten Thron wiederzuerlangen. Benrik aber ist ein verwöhnter Schönling, von dem niemand denkt, dass er jemals das Zeug zum König haben wird. Beide werden auf dieser Reise aneinander wachsen müssen, um ihre Ziele zu erreichen und alte Wunden heilen zu lassen.

Wie schon bei Opfermond kam ich auch hier sehr schnell und sehr gut in die Welt hinein und hatte alsbald große Freude am Lesen. Elea hat einfach einen Schreibstil, der das einem unheimlich leicht macht. Außerdem schafft sie es einfach spielend, Charaktere zu erschaffen, die einem unheimlich schnell ans Herz wachsen mit all ihren Ecken und Kanten und liebenswürdigen Seiten und den kleinen Details.

Ich wollte mehr als nur einmal durch den Bildschirm meines eReaders greifen und Benrik für seine großmäulige Art links und rechts eine verpassen! Und gleichzeitig ging es mir doch sehr nahe, seinen Werdegang bei der Rückeroberung des Throns zu verfolgen, weil schnell klar wurde, dass unter der Maske des oberflächlichen Großmauls, das alles begattet, das nicht bei drei auf den Bäumen ist, ein ziemlich verletzlicher Mensch steckt, der endlich aus dem Schatten seines Vaters treten will.

Auch Reykan hat die vielen kleinen Details, die ihn einfach zu einem tollen Protagonisten machen. Er hat beispielsweise immer ein kleines Märchenbüchlein bei sich (ob wir diese Märchen vielleicht eines Tages in einem Spin off lesen dürfen?), aus dem er liest, wenn er etwas Trost braucht. Da es mir ebenso geht mit meinen Märchenbüchern, war das einer der vielen Punkte, die mir Reykan so sympathisch gemacht haben.

Vor dem Hintergrund der Rückeroberung des Throns ist »Unter einem Banner« vor allem eine Geschichte zweier Menschen, die aneinander wachsen. Reykan muss vergangene Traumata überwinden, ausgelöst durch den Krieg und den Verlust vieler vertrauter und auch geliebter Menschen. Gleichzeitig steht er immer wieder im inneren Konflikt mit seinen eigenen Bedürfnissen (so zum Beispiel, endlich dem Krieg zu entkommen, indem er aus dem Dienst austritt) und seinen Treueschwüren König und Reich gegenüber (so zum Beispiel, als er sich dem Willen seines Königs beugt, der ihm den Austritt verweigert, und später, als er sich verpflichtet, Benrik zu helfen).

Für Benrik heißt diese Reise, aus dem Schatten seines Vaters zu treten und zu lernen, ein selbstständig und verantwortungsbewusst handelnder und Entscheidungen treffender König zu werden. Dabei muss er etliche Hürden überwinden und das Vertrauen seiner künftigen Untertanten gewinnen, in denen sich sein Bild eines hurenden Schönings festgesetzt hat. Er muss aus sich heraus wachsen und zeigen, dass er seines Erbes würdig ist.

Dabei unterstützen sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten Benrik und Reykan gegenseitig. Das heißt auch, dass sich allmählich romantische Gefühle zwischen ihnen entwickeln. Manch einer mag homosexuelle Beziehungen in Büchern vielleicht nicht so. Denen sei gesagt: Ich persönlich fand diesen Aspekt des Romans als nicht allzu aufdringlich. Klar, er ist deutlich da, aber die persönliche Entwicklung der Charaktere steht immer noch im Vordergrund, von der das nur ein Teilaspekt ist. Außerdem fühlt es sich nicht an, als sei die homosexuelle Beziehung beider Charaktere nur drin, weil das gerade »in« ist, sondern wurde ganz im Gegenteil ganz natürlich eingeflochten. Mir persönlich hat auch dieser Aspekt des Romans zugesagt.

Der psychologische Aspekt der Charaktere wurde wirklich toll herausgearbeitet und dargestellt. Für mich war das mit die größte Freude am Lesen.

Auch weg von den Charakteren und hin zur Welt kann der Roman überzeugen. Das Mittelalterfeeling wurde toll zum Leser transportiert. So spricht der König beispielsweise von sich in der ersten Person Mehrzahl und es gibt Pfalzen. Positiv fiel zudem auf, dass wir auch die Folgen des Krieges für die einfache Bevölkerung zu sehen bekommen und nicht nur den Blick von oben auf die Situation erhalten. Das gibt dem noch einmal mehr Tiefe.

Wie schon »Opfermond« kann ich auch »Unter einem Banner« wärmstens empfehlen. Zu einem atmosphärisch umgesetzten Mittelaltersetting kommen wunderbar herausgearbeitete Charaktere und eine genussvoll zu lesende Dynamik zwischen diesen Charakteren hinzu. Die Charaktere selbst wachsen einem unheimlich schnell ans Herz.

 

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Reiheninformation

Autor: Elea Brandt

Titel: Unter einem Banner

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Irene Repp

Reihe: Nein

Seiten: 485

Originalpreis: 6,99€

Verlag: dead soft

Genre: Fantasy

ASIN: B078YWNWHM

Erscheinungsjahr: 2018

Mit »Zähmung«, dem ersten Band ihrer »Das Vermächtnis der Wölfe«-Reihe, schaffte Farina de Waard als Selfpublisherin ihren Durchbruch. Der Roman ist mit dem Indie-Autor-Preis gekrönt und konnte sich mittlerweile eine durchaus sehenswerte Fanbase aufbauen.

Sina wird völlig unerwartet von fremdartigen Wesen aus einer anderen Dimension entführt, gefangen gehalten und sogar gefoltert. Unerwartet erhält sie jedoch bei der Flucht Hilfe und kommt in einem kleinen abgelegenen Dorf unter, wo sie sich vor den Schergen der bösen Königin Zayda verstecken kann. Dort erfährt sie, dass sie eigentlich gar nicht aus Deutschland stammt, sondern aus Tyarul – und dass in ihr besondere Kräfte schlummern, die ihr im Kampf gegen Zayda helfen können.

Ich stehe dem Buch etwas ambivalent gegenüber. Ich las das Buch zusammen mit Anja von Mein Bücherregal und ich, und wir beide waren uns in vielen Punkten eigentlich sehr einig. Im Gegensatz zu ihr hat mich die Welt aber genug interessiert, dass ich mich durch gut dreiviertel unnützes Zeug durchkämpfte und die Reihe fortsetzen will.

Denn ja: Ich denke, man hätte locker dreiviertel des Romans quasi ersatzlos streichen können. Der Roman fängt superspannend und sehr rasant an: aus der Sicht der Gegenspieler, die Sina entführen wollen. Auch im Laufe der Geschichte erhalten wir immer wieder Gesichtspunkte aus Sicht Zaydas und ihrer Handlanger, was natürlich sehr interessant ist, wenn man beide Seiten sehen kann! Dann geht es weiter mit der Gefangenschafft und der spannenden Flucht. Und dann … versandet der Roman quasi bis zum Schluss völlig. Die Autorin nimmt komplett den Wind aus den Segeln und entfernt jegliche Dynamik, die den Lesefluss bisher vorangetrieben hat. Daran krankte auch schon Eragon 2, da hatten wir aber wenigstens noch Roran, der einen spannenden Plotverlauf hatte. Hier gibt es einen solchen Charakter nicht.

Stattdessen versacken wir knapp 500 Seiten lang in Ornanung, einem kleinen abgelegenen Dorf, wo Sina zufällig auf einen der letzten Magier stößt, der sie auch noch ausbilden kann, damit sie als Auserwählte der Prophezeiung gerecht werden und Zayda besiegen kann. Dabei erfahren wir, wie tollig Sina Steine mit ihrer Magie bewegen kann, und überhaupt ganz arg großartig ist, wie sie alles immer gleich und sofort und viel schneller als alle anderen kann. Aber damit sie nicht auf den allerersten Blick wie der Inbegriff der Mary Sue wirkt, hat sie natürlich auch »Fehler« und zwar solche, die so dämlich sind, dass man sich fragt, ob da zwischen ihren Ohren Hirnmasse oder doch nur Stroh ist. Da ist die Dorfgemeinde nämlich ziemlich gegen sie aufgebracht, und um sie sich wieder gewogen zu machen, hilft Sina jemandem, den die Dorfbewohner nicht leiden können. Sicher! Voll schlaue Idee!

Nein, ich mochte Sina nicht, und das ganze pupertäre Rumgezicke hat mich ebenfalls null interessiert. Abgesehen davon: Sie ist, wenn ich mich recht entsinne, 17 Jahre alt. Sollte man da nicht schon gerade darüber hinweg sein, wie ein frisch pupertierender Teenager alle anzuzicken und zu bocken wie ein kleines Kind?

Darüber hinaus gibt es noch ein paar Ungereimtheiten, über die ich nicht hinweg sehen kann. Fangen wir mit Zayda an. Ich hoffe von ihr, dass sie irgendwann in den nächsten Büchern noch mehr Tiefe bekommen soll; wie ich da so sehe, soll ohnehin ein Prequel zu ihr erscheinen. Denn eigentlich sind es doch die Bösewichte einer Geschichte, die die spannendsten Charaktere sind. Das Problem hier: Sie ist wie die rote Herzkönigin aus »Alice im Wunderland«. Stichwort: »AB MIT SEINEM KOOOOOPF!!!« Sie ist grausam, willkürlich und kommandiert alle herum, ohne selbst auch nur den kleinsten Finger krumm zu machen. Das ist einfach noch viel zu flach. Wenn man schon einen Roman, der auf 300 Seiten gepasst hätte, auf knapp 800 Seiten aufbläht, hätte man da sicher doch noch etwas mehr machen können, statt sich nur darauf zu fokussieren, wie voll toll Sina alles kann und wie speschölig sie ist.

Das führt zum nächsten Punkt: Zayda übt enormen Druck auf die Bevölkerung aus. Die Abgaben sind extrem hoch, die Bauern müssen beinahe zu viel abdrücken, als dass es noch für ihren Eigenbedarf reicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ewig ohne Revolution so weitergeht. Sicher, jetzt kommt der Stein ins Rollen. Aber eben erst jetzt, warum nicht schon viel eher? Nimmt man den Menschen ihre Lebensgrundlage, und das geschieht hier, wehren sie sich. Sollten sie jedenfalls. Hier jedoch halten alle den Kopf unten und sagen: »Ball flach halten und sich einfügen, dann passiert mir nichts.« Aber es passiert dir sehr wohl was! Dir wird deine Existenzgrundlage genommen! Und du willst den Ball flach halten und dich einfügen? Kann mir keiner erzählen, dass das Sinn macht!

Abgesehen davon sind das trotzdem sehr reiche Bauern, denn die haben anscheinend alle Schwerter und können kämpfen und haben überhaupt voll die Skills, um aus dem Nichts eine Revolution gegen Zayda aus dem Nichts zu stampfen. Welch Zufall!

Und dann noch die Sache mit der Prophezeiung. Ich mag Prophezeiungen nicht, weil sie meiner Meinung nach einfach nicht in einer guten Geschichte funktionieren können. So, Sina ist also die Auserwählte, die Zayda zu Fall bringen soll. So, und warum sollte ich den Roman jetzt weiterlesen? Weiß doch jetzt, wie es ausgeht. Das ist das Problem mit Prophezeiungen: Sie nageln die Geschichte zu sehr fest. Wenn es so eine Sache in einem Nebensatz wie bei Glorfindel und dem Hexenkönig ist*, okay. Aber einer Prophezeiung einen so zentralen Raum zu geben, halte ich einfach für keine gute Idee, da sie einer Erzählung den Wind aus den Segeln nimmt – Wind, der hier ohnehin schon eher einer Flaute gleicht als alles andere. Es sei denn, es gibt Bad Ends …

Apropos Flaute: Normalerweise geschieht im, sagen wir mal, ersten Drittel eines Romans das, was den Plot so richtig zum Laufen bringt. Das passiert hier literally auf den letzten Seiten. Entführung schön und gut, aber das allein ist nicht der Plot. Der Plot soll sein, dass Zayda gestürzt wird, und dahingehend passiert in diesem Roman quasi nichts, das von sonderlich großem Interesse ist. Ausbildung Sinas hin oder her, aber es liest sich nun mal einfach nicht spannend.

Und trotzdem hat der Roman etwas an sich, der mich hoffen lässt, dass das alles noch mehr Substanz bekommt, besonders in Bezug auf Zayda und Sina. Ich will irgendwie nicht glauben, dass Zayda wirklich nur die platte Bösewichtin ist, die sich nur darüber definiert, dass sie alles kaputt machen will. Da hat auch Sauron mehr Substanz (lest das Silmarillion, Leute! Sauron ist cool!). Und bei Sina will ich nicht wahr haben, dass sie nun die Auserwählte ist und deswegen alles rockt und damit endet die Geschichte. Sie hat nämlich durchaus ihre guten Momente. Auch ihre schlechten, das auf jeden Fall, und die nerven echt total! Aber mir gefällt es nämlich durchaus, wie sie auf die Erkenntnis reagiert, dass sie die Auerwählte sein soll. Sie zeigt zunächst durchaus depressive Symptomatik deswegen und will nicht einsehen, dass sie ihr Leben für ein für sie wildfremdes Land wegwerfen soll. Man muss bedenken: Sie kommt aus Deutschland und führte bis dahin ein völlig normales Leben wie du und ich. Jetzt stell dir vor, du wirst in eine Fantasywelt entführt, bekommst ein Schwert in die Hand gedrückt und sollst die böse Königin töten, die das ganze Land unterjocht. Nicht so geil, oder? Und das hat die Autorin durchaus sehr gut dargestellt.

Ich lese an und für sich sehr gern Settings, in denen unsere Realität auf ein beliebiges Fantasysetting trifft, weil das immer sehr spannende Kulturfragen aufwirft. Ich vermisse jedoch grundsätzlich, und so auch hier, die Sprachproblematik. Stell dir vor, du fährst über die Grenze deines Heimatlandes. Die Allermeisten werden sich nicht so ohne weiteres verständigen können, da es mehr oder minder große Sprachdifferenzen gibt, sei es, weil man die Landessprache nicht oder nicht fließend beherrscht, sei es, weil das gegenüber die eigene Sprache nicht oder nicht fließend beherrscht oder sei es, weil die im Gespräch Beteiligten die Lingua Franka nicht beherrschen. Kommunikation wird meist möglich sein, aber es ergeben sich doch Sprachbarrieren. Und das sind meist Sprachen, die seit vielen Generationen miteinander im Kontakt standen und gegenseitigen Einfluss aufeinander ausübten! Schaut man sich einmal einen beliebigen Text aus dem deutschsprachigen Mittelalter oder der frühen Neuzeit an, sieht man, was nur wenige Hundert Jahre mit der eigenen Sprache machen. Der letzte Kontakt zwischen Tyarul und unserer Welt ist mehrere hundert Jahre her, der Austausch also sogar nur von begrenzter Dauer und das zudem in einer Zeit, in der sich die jeweiligen Sprachen zudem merklich von der zurzeit gesprochenen unterscheiden dürften. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich durchdenke das alles wieder einmal zu sehr und wünsche mir wenigstens die Grundlagen der Linguistik in Fantasy-Romane. Warum stößt Sina auf keinerlei Sprachprobleme und kann sich problemlos mit allen verständigen? Bis auf gelegentliche Ausbrüche von »okay« und »cool«, die mir passend erscheinen, merkt man anhand der Sprache kein bisschen, dass da zwei völlig unterschiedliche Sprachsysteme aufeinander prallen.

Abgesehen davon finde ich aber, dass es sehr schön umgesetzt wurde, wie da die beiden Kulturen aufeinander prallen. Leider artet so etwas auch oft in Fremdschämen aus, was hier aber damit umgangen wurde, dass Sina durch die Folter einen Gedächtnisverlust erlitt (ob der nur temporär ist? Soll es ja geben), sodass sie sich kaum an ihr Leben in unserer Welt erinnern kann. Dadurch sind Differenzen der Kulturen eher dezent gehalten, was sich angenehm in den Roman einfügt.

Zusammengefasst heißt das: Ich habe durchaus Hoffnung, dass sich das alles gut entwickeln kann. Der erste Teil hätte jedoch eine radikale Kürzung gut vertragen können, mit dem neben der extremen Langatmigkeit auch viele seiner weiteren Schwächen beseitigt worden wären. So zum Beispiel der plakative Charakter von Zaydas Boshaftigkeit oder Sinas offensichtlichen Dasein als Mary Sue. Alles in allem fühlt sich das alles mehr wie der Auftakt zu einem Roman an statt dem Auftakt einer Reihe und einem vollständigen ersten Roman.

 

 

*Glorfindel, ein Elbenfürst aus Tolkiens Mittelerde, prophezeite beim Fall des Hexenreiches von Angmar, dass der Hexenkönig von keines lebenden Mannes Hand getötet werden könne, was dann auch so kam. Éowyn ist schließlich kein Mann. Diese Prophezeiung ist ein Detail, das nur ganz am Rande erwähnt wird und wer die Anhänge nicht kennt, weiß auch gar nicht, dass diese Prophezeiung überhaupt existiert.

 

 

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Reiheninformation

Autor: Farina de Waard

Titel: Das Vermächtnis der Wölfe: Zähmung

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Farina de Waard

Reihe: Band 1

Seiten: 788

Originalpreis: 13,90€

Verlag: Fanowa Verlag

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-945073-00-1

Erscheinungsjahr: 2013

 

Weitere Rezensionen

- Anja von Mein Bücherregal und ich

- Jens von Der Lesefuchs

Eine Gesellschaft, in der jeder Sozialpunkte sammelt und anhand dieser seinen unverrückbaren Platz in der Gesellschaft zugewiesen bekommt? Klingt wie Zukunftsmusik, gibt es in China aber tatsächlich. Theresa Hannig stellt in ihrem dystopischen Roman »Die Optimierer« die Frage, ob solch eine Gesellschaft das Paradies oder ein Alptraum wäre.

Samson Freitag ist Lebensberater. Anhand einer umfassenden Datenbank über jeden Bürger stellt er ein Profil seines Kunden zusammen, mit dessen Hilfe er den optimalen Platz für den Bürger in der Gesellschaft bestimmen kann. Einmal festgelegt kann ein Bürger seinen ihn zugewiesenen Platz nicht mehr verlassen, es sei denn, er sammelt massiv Sozialpunkte an. Samson ist glühender Verfechter des Systems, doch als er irrtümlicherweise beschuldigt wird, eine falsche Beratung gegeben zu haben, geht es auf einmal steil bergab mit ihm. Das System will ihn um jeden Preis optimieren, ob er nun will oder nicht.

Normalerweise wird so eine Dystopie eher aus der Sicht ihrer Gegner erzählt. Interessant ist hier, dass Samson, unser Protagonist, jedoch ein glühender Verfechter des Systems ist. Er selbst merkt gar nicht, was das für negative Auswirkungen auf ihn und sein Umfeld hat.

Die Menschen der nahen Zukunft gehen fast nur noch mit einer optischen Linse durch das Leben, das ihnen steten Zugang zu einem personifizierten Onlinefeed ermöglicht und über das sie ihre Umwelt steuern können, beispielsweise ihre Autos oder Fahrstühle. Segen oder Fluch? Scheinbar ist alles dadurch leichter und bequemer geworden. Gleichzeitig wird aber alles, was durch die Linse gesehen wird, ausgenommen, gespeichert und ausgewertet. So beziehen die Lebensberater beispielsweise auch ihre Daten für die Beratung und die Sozialpunkte eines jeden Bürgers werden auf dieser Grundlage berechnet. Es sind die totalen gläsernen Bürger.

Auch wenn Samson anfangs voll hinter diesem System steht, merkt man durch die Reaktion seiner Mitmenschen auf ihn und das, was er sagt, was in vielen anderen vor sich geht, wenn sie mit diesem System konfrontiert werden. Und dass das alles nur an der Oberfläche so toll erscheint, merkt man ohnehin schnell daran, als Samson auf einmal eine Menge Punkte verliert, ohne wirklich was dafür zu können.

Mich persönlich hat sehr schockiert, wie diese Gesellschaft mit psychischen Krankheiten umgeht. Da wird nicht lang gefackelt und anhand einer billigen Checkliste Samson eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert, die vielleicht nicht einmal existiert. Und dann werden ihm dafür auch noch Sozialpunkte abgezogen! Für mich ist so etwas eine absolute Horrorvorstellung, pure Stigmatisierung, die extreme Folgen hat und zu einer sozialen Abwertung führt.

Das zentrale Thema des Romans ist ganz klar Überwachung durch den Staat, der die absolute Kontrolle über die Leben seiner Bürger hat und mit ihnen machen kann, was er will. Auch wenn zunächst alles ganz toll und rosig erscheint, erkennt man doch schnell, wie es unter der Oberfläche modert. Das ist kein feel good Roman, ganz im Gegenteil! Er löst durchaus Unbehagen aus, wenn man darüber nachdenkt, dass das alles gar nicht so unwahrscheinlich ist. Wie viele von uns geben schon jetzt ihr ganzes Privatleben auf Facebook preis? Viel zu viele. Der Schritt zu einer Gesellschaft wie der in »Die Optimierer« ist da weiß Gott nicht mehr so weit.

»Die Optimierer« ist ein Roman, den ich nur wärmstens empfehlen kann. Er regt zum Nachdenken an, ist gleichzeitig aber durch seinen eingängigen Schreibstil sehr zugänglich und ist zudem sehr aktuell! Aktueller, als man so denken mag.

 

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Reiheninformation

Autor: Theresa Hannig

Titel: Die Optimierer

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 304

Originalpreis: 10,00€

Verlag: Bastei Lübbe

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-404-20887-6

Erscheinungsjahr: 2016

Die 80er Jahre sind eine legendäre Epoche der Popkultur. Comics, Filme, Bücher und Musik sprossen wie wild – und auch die Videospiele nahmen so richtig Fahrt auf. In seinem Science Fiction Roman »Ready Player One« widmet sich Ernest Cline genau dieser Zeit.

In der nahen Zukunft sieht die Realität auf der Erde nicht rosig aus. Energieknappheit und Nahrungsmangel haben die Zivilisation zugrunde gerichtet und jetzt geht es eigentlich nur doch darum, irgendwie zu überleben. Wie verlockend es da scheint, in die virtuelle Realität der OASIS abtauchen zu können, ein MMO, das von James Halliday entwickelt wurde. Kurz vor seinem Tod baute er jedoch ein Easter Egg in das Spiel ein und vermachte der Welt als Todesbotschaft, dass derjenige, der sein Easter Egg finden würde, sein gesamtes beachtliches Vermögen und die OASIS erben würde. Wadde Watts mit seinem Avatar Pazival ist einer der zahlreichen Jäger, die verbissen nach dem Easter Egg suchen und dabei gegen die korrupte Firma IOI antreten.

Der Roman hat zwei Handlungsebenen: einmal jene in der OASIS, die voll von Magie und Science Fiction und der geballten Ladung Popkultur der 80er ist, und zum anderen die in der wirklichen Welt, in der Wade Watts (von mir auch Wait What genannt) lebt. Das Buch ist ein richtiges Fest für Nerds, gleichzeitig aber auch mit einer tollen Botschaft versehen.

Wade findet in der OASIS Freunde für’s Leben, während seine Wirklichkeit außerhalb der OASIS ziemlich trist aussieht. Er hat agoraphobische Züge und außerhalb der OASIS keinerlei soziale Kontakte. In der OASIS aber ist es möglich, ein komplett anderes Leben zu führen und damit auch Kontakte zu anderen Spielern frei von jeglichen Vorurteilen, Rassismus, Homophobie ect. zu knüpfen. Das ist natürlich auch für die Menschen, die von solchen Stigmata betroffen sind, ein Segen, da sie in der Anonymität der OASIS jede beliebige Identität annehmen können.

So toll das auch ist, so geht doch nichts über soziale Kontakte in der realen Welt. Parzival schwärmt seit Ewigkeiten Art3mis hinterher, einer weiteren Jägerin, doch lange Zeit kennt er sie nur über die OASIS und somit nicht die wirklich Person hinter dem Avatar. Es könnte ja auch ein pickeliger fetter Mittdreißiger sein, dem der Avatar Art3mis gehört …

Ein bisschen gibt das Buch auch zu denken. Sämtliche Akteure gehen voll in einem Onlinespiel auf und leben förmlich dafür – und sterben sogar dafür. Ja, sterben. IOI schreckt auch nicht vor kriminellen Taten zurück, um die Herrschaft über die OASIS und damit eine enorme wirtschaftliche Goldgrube zu ergaunern. Es ist ein Videospiel! Da sollte man nicht sein ganzes Leben darum herum aufbauen und schon gar nicht sollte man Leuten in der wirklichen Welt dafür schaden. Umso wichtiger ist daher, dass am Ende betont wird, dass es eben »nur« ein Videospiel ist trotz seiner guten Eigenschaften, völlig vorurteilsfrei soziale Kontakte knüpfen zu können.

Das ganze Drumherum des Buches, die Paratexte, sind auf diesen 80er Jahre Stil abgestimmt. So gibt es zum Beispiel im Buch keine Teile sondern Level und das Cover ziert Pacman und es hat einen Pixellook, was supercool aussieht.

»Ready Player One« ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Leser, die mit der Kultur der 80er vertraut sind, werden ein wahres Fest an Anspielungen und Referenzen vorfinden. Aber auch darüber hinaus kann das Buch sehr viel Freude bereiten, und gerade Lesern, die auch nur ein wenig spieleaffin sind, ist es sehr ans Herz gelegt.

 

 

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Reiheninformation

Autor: Ernest Cline

Titel: Ready Player One

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Hannes & Sara Riffel

Reihe: Nein

Seiten: 510

Originalpreis: 19,99€

Verlag: Penhaligon

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-7645-3090-7

Erscheinungsjahr: 2011

Der Weiße König von England mag besiegt sein, Rea nach Frankreich geflohen, und dennoch kann sie ihrer Vergangenheit und dem, was sie ist, nicht entkommen – eine Magdalena. Nicht einmal Robin, den Kronprinzen von England, kann sie vergessen, auch wenn es für sie alle besser wäre. Und dann heißt es auch noch, dass er zwecks einer Brautwerbung nach Frankreich kommt, und die Umworbene ist niemand anderes als Ninon, Reas Freundin und die Schwester des französischen Königs. Mit einem Male geht alles drunter und drüber und die geheimnisvolle Mätresse des Roi Madame Hiver macht es mit ihrem Interesse an Reas und Robins Beziehung auch nicht besser.

Der Vorteil, wenn alle Teile zum Erscheinen des ersten Bandes bereits geschrieben sind, ist, dass man schnell erfährt, wie es weitergeht. Ich habe mich sehr auf »Palace of Silk – Die Verräterin«, die Fortsetzung von C.E. Bernards Erstlingswerk, gefreut, zumal ich dieses als einen YA Roman lobte, der mich durchaus begeistern konnte. Jetzt sitze ich hier vor dieser Rezension und weiß echt nicht, was ich vom zweiten Band der Palace-Reihe halten soll. So wirklich zu 100% konnte er nicht mit Band 1 mithalten. Vielleicht der berüchtigte Fluch des Mittelbandes einer Trilogie?

Fangen wir mit dem Guten an: Noch immer sind die Kampfszenen, und die zieht Rea nun einmal unweigerlich an, wirklich super gelungen! Wie schon im Vorband bereiten sie sehr viel Spaß beim Lesen, so ausführlich und bildhaft, wie die Autorin sie beschreibt, dass man förmlich in Rea drin steckt und selbst die Fäuste zu schwingen scheint.

Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir wieder einmal die psychologische Seite des Romans. Bernard ermöglicht einen tiefen und ausführlichen Blick in Reas Psyche und zeigt sehr eindrücklich, was es mit ihr macht, als Magdalena in einem Land aufzuwachsen, in dem man selbst zu sein heißt, um sein Leben fürchten zu müssen. Rea erfährt in diesem Band auch, dass ihre Kreatur, die ihr immer wieder erscheint, eines der Symptome einer handfesten psychischen Erkrankung ist, die umgangssprachlich »Geistfieber« genannt wird und die mit Symptomen einherkommt, die Ähnlichkeiten zu einer Angststörung, dissoziativen Störung und Depression aufweisen. Sie leugnet zuerst, dass sie krank ist, was absolut einleuchtet; ich kenne viele psychisch kranke Menschen, denen es schwer fällt, ihre Krankheit auch als solche wahrzunehmen. Rea sucht daher zunächst keine Hilfe und braucht eine Weile, um diese Hilfe schließlich auch anzunehmen; ebenfalls typisch für viele psychisch Erkrankte.

An dieser Stelle kommt jedoch das erste Aber. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Prozess näher ausgeleuchtet wird. Sie bekommt ein paar Medikamente, aber die scheinen keinerlei Wirkung zu zeigen, und das war’s mit diesem Thema. Mir drängt sich die Befürchtung auf, dass ihr Seelenheil im dritten Band durch die Liebe zu Robin »geheilt« wird, und das würde ich ganz und gar nicht befürworten. Aber das greift vor und bleibt abzuwarten. Für diesen Teil sei gesagt, dass der beginnende Heilungsprozess Reas für mich zu sehr hinten über fällt.

Im Allgemeinen bin ich langsam doch etwas unzufrieden, wie sich die Beziehung von Rea und Robin entwickelt. Für meinen Geschmack hängt sie sich zu sehr an seinen Äußerlichkeiten auf, was ich wiederum als oberflächlich empfinde. Er ist wortwörtlich SO!SCHÖN und daher kann man auch locker darüber hinweg sehen, dass er schon einmal über Reas Kopf hinweg für sie entscheidet oder so … Er behandelt sie wirklich nicht immer gerade so, wie man die große Liebe behandeln sollte, aber Rea hält dennoch wider besseren Wissens an ihm fest, weil sie immer und immer wieder seinen ach so tollen blauen Augen verfällt. »ARGHL!« war ein Ausruf, den ich beim Lesen nicht selten verwendet habe, weil das Buch an dieser Stelle, und es ist eine sehr große Stelle im Roman, dann doch wieder in die üblichen YA Tropes verfällt.

Auf der anderen Seite gibt es bei den Nebencharakteren durchaus einige Diversität, was ja wiederum etwas Gutes ist. Es bleibt an dieser Stelle also abzuwarten, was der dritte Band mit Rea und Robin und Reas Geistfieber macht. Ich hoffe, etwas Gutes!

Wieder einmal, und das Problem habe ich nicht nur mit diesem Roman, kam ich gerade bei den Nebencharaktere immer wieder durcheinander und musste häufig überlegen, wer denn nun wer ist und wie etwas mit der Geschichte zu tun hat. An dieser Stelle denke ich jedoch, dass es wirklich eher etwas mit mir und meinem Leseverhalten zu tun hat als mit dem Roman.

Wieder einmal im Vergleich zum ersten Band fand ich den Twist am Ende des Romans nicht so umwerfend. Die Enthüllung, die da erfolgt, hat durchaus etwas für sich. Dieses Mal war jedoch durchaus klar, in welche Richtung es am Ende gehen wird. Im Gegensatz zum ersten Band, der mich völlig aus der Kalten erwischt hatte, wurde ich dieses Mal nicht allzu sehr überrascht, was ich ein wenig schade fand.

Alles in allem ist »Palace of Silk – Die Verräterin« für mich durchwachsener geworden als sein Vorgänger. Wie so oft erweist sich Band 2 einer Trilogie als schwächer. Das wiederum lässt jedoch hoffen, dass Band 3 ein toller Reihenabschluss wird. Hoffentlich und wenn sich ein paar Befürchtungen nicht doch bewahrheiten … Daumen drücken ist angesagt! Für mich steht dennoch fest, dass ich auf jeden Fall den letzten Band auch noch lesen werde.

 

Ich danke dem Verlag und dem Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor: C.E. Bernard

Titel: Palace-Saga: Palace of Silk – Die Verräterin

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Charlotte Lungstass-Kapfer

Umschlagillustration: Isabelle Hirtz

Reihe: Band 2

Seiten: 448

Originalpreis: 9,99€

Verlag: Penhaligon

Genre: Fantasy

ASIN: B077BZ86BL

Erscheinungsjahr: 2018

Hypebücher und ich werden wohl nie Freunde. Ich lerne es aber auch nie! Jüngst merkte ich das an Caraval von Stephanie Garber, von dem ich viel Gutes hörte – aber auch so einige kritische Stimmen. Für mich haben letztere überwogen.

Caraval ist so etwas wie die letzte Bastion der Magie in Scarletts Welt, ein Zirkus der magischen und wundersamen Dinge. Ihr Leben lang träumt sie davon, eines Tages daran teilhaben zu können, um ihrem gewalttätigen Vater zu entkommen, doch all ihre Briefe an den Meister von Caraval werden nicht erhört. Als für sie schon alles zu spät zu sein scheint und sie an einen fremden Mann verheiratet werden soll, erreicht sie doch die lang ersehnte Antwort, dass sie am Spiel in Caraval teilnehmen kann. Dann jedoch wird ihre Schwester entführt, die zu schützen Scarletts oberste Priorität ist. Sie muss sich daran erinnern, dass alles in Caraval nur ein Spiel ist. Doch ist es das wirklich?

An und für sich klingt das alles sehr spannend. Leider war es das am Ende absolut gar nicht und ich brach das Buch nach 221 Seiten ab. Mehr habe ich nicht gelesen und mehr kann ich daher hier auch nicht bewerten.

Auf jeden Fall positiv fällt die Atmosphäre in dem Roman auf. Alles wirkte düster und beklemmend und auch ein wenig befremdlich. Das ist auf jeden Fall sehr gut gelungen! Ich konnte mich, was das anging, hervorragend nach Caraval hinein versetzen. Und das war es auch schon an guten Dingen, die ich zu berichten habe.

Es passieren in dem Buch eine Menge komischer Dinge, von denen ich nicht einmal im Ansatz weiß, warum sie nun passieren. Erst fahren die Protagonisten von einer beliebigen Insel A zu einer beliebigen Insel B, ohne dass der Leser wirklich nachvollziehen kann, warum das nun gerade passiert. Worldbuilding? Nicht vorhanden. Ich bekomme einfach kein Gefühl für die Welt, in der das spielt.

Dann wird eine Entführung vorgetäuscht und mir ist absolut schleierhaft, warum Scarlett deswegen während der ganzen mehrtägigen Schifffahrt von A nach B ohnmächtig zu sein hat. Dann wird sie an Land geschippert, aber wie doof, dass das Beiboot ein Leck hat und sie absaufen. Shit happens ... ARGH! Könnt ihr nicht einmal ein bisschen empört darüber sein, dass euer Boot gerade leckt? Welch Zufall, dass es das genau jetzt tut! Und wo ist überhaupt Scarletts liebes Schwesterlein, dass ihr Loveinterest erst kurz zuvor mit demselben, da aber noch nicht leckenden Boot an Land abgesetzt hat? Oh je, muss wohl von jemandem gemopst worden sein.

Warum passieren diese Dinge?! Das wirkt alles so unglaublich nach deus ex machina, danach, dass die Autorin eben wollte, dass das jetzt genau so passiert, ohne dass sich das auch nur im Ansatz dynamisch in die Geschichte einfügt. Ich könnte ewig so weiter machen, alles, was ich las, wirkte so.

Gefühle scheinen die Protagonisten im Übrigen auch nicht zu haben. Es besteht ein essenzieller Unterschied zwischen »Sie hatte Angst und tat irgendwelche Dinge, als würde diese Angst gar nicht existieren« und dem, den Leser diese Angst auch wirklich spüren zu lassen. Und warum Scarlett ihre Emotionen mit Farben assoziiert, verstehe ich immer noch nicht. Hat das irgendeinen tieferen Grund, der sich meinem niederen Intellekt entzieht? Oder ist das drin, weil fancy?

Oh, und der Loveinterest. Natürlich muss einer drin sein! Wo kämen wir denn da sonst hin? Wir erkennen ihn ab dem ersten Moment, wo er auftaucht, weil er SO!SCHÖN! ist und Scarlett ihn am liebsten gleich deswegen bespringen würde. Warum muss sich so etwas immer an Äußerlichkeiten festmachen? Kann der Typ nicht einfach mal völlig durchschnittlich sein und sich die Beziehung und Emotionen der beiden zukünftigen Partner über einen längeren Zeitraum entwickeln statt wie hier sprichwörtlich über Nacht? Zumal Scarlett selbst sagt, dass sie ihren Verlobten, den sie noch nicht einmal kennt, als einzige wirkliche Chance ansieht, ihrem Vater zu entkommen. Ist sie da wirklich so fix dabei, sich in den erstbesten zu verlieben? Das kaufe ich der Geschichte von vorn bis hinten nicht ab! Wobei ich der eine Menge nicht abkaufe.

Und zum Schluss der Vater. Er ist scheinbar völlig willkürlich gewalttätig. Zumindest so weit, wie ich bisher gelesen habe, weiß ich, dass das begann, seit Scarletts Mutter weggegangen ist. Aber das reicht als Grund nun einmal bei weitem nicht aus, um seine Töchter urplötzlich danach körperlich zu missbrauchen und sie blutig zu schlagen! Ich weiß nicht, ob das im weiteren Verlauf der Geschichte noch etwas mehr Sinn bekommt, aber so weit, wie ich las, ist das definitiv nicht der Fall.

Nein, für mich war Caraval definitiv nichts. Was schade ist, denn der Klappentext klang jetzt nicht gerade uninteressant. Aber die Umsetzung lässt dann leider doch sehr zu wünschen übrig.

 

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Reiheninformation

Autor: Stephanie Garber

Titel: Caraval

Sprache: Englisch

Reihe: Band 1

Seiten: 408

Originalpreis: ?

Verlag: Flatiron Books

Genre: Fantasy

ISBN: 978-1-250095251

Erscheinungsjahr: 2017

Aus diversen Gründen hatte ich in letzter Zeit keine Gelegenheit, wöchentlich eine Freitagsprobe zu schreiben. In letzter Zeit kam mir aber wieder ein bisschen was zwischen die Finger, dass sich für eine Freitagsprobe eignet. Beginnen möchte ich mit »How to be happy: Die Welt, wie ich sie kannte« von Kim Leopold, das ich bei einer Aktion vom Amrûn Verlag kostenlos abstaubte.

 

Das kleine Guckloch an meiner Seite friert zu, je weiter wir nach Osten kommen. Es beschlägt und bricht die Sonne durch tausende kleine Eiskristalle. Nur verschwommen erkenne ich die Skyline, die mir von so vielen Bildern vertraut ist, aber doch so fremd.

Der kleine Junge neben mir beginnt ein aufgeregtes Gespräch mit seiner Mutter. Genervt ziehe ich mir die Kopfhörer über die Ohren und schalte meine Musik ein, um die letzten Minuten unseres Fluges ohne Kindergebrabbel zu verbringen.

Ich wollte nicht in diese Stadt. Nicht an diese Universität, nicht in diese WG, um mit fremden Menschen zusammenzuleben, die eine andere Aussprache und andere Gewohnheiten haben als ich.

Wir hatten einen Plan: Studieren in L.A., zusammenziehen und nach drei Jahren heiraten. Einen kleinen Jungen bekommen und kurz darauf eine süße Schwester für ihn. Ein Mädchen mit ihren Haaren und dem Lächeln, das mich die Welt vergessen lässt. Es sollte eine Prinzessin sein, eine Tochter von der Art, die man als Vater um alles in der Welt beschützen will.

Und dann zerstört Samantha alles, in dem sie ihr Auto vor einen Baum setzt.

 

EIn E-Short zur "How to be happy"Reihe von Kim Leopold. Mit einer XXL-Leseprobe zum ersten Band "Liliennächte".

(Quelle: Amazon)

 

Das Büchlein ist vor allem eines: 08/15. Der Text enthält eine kleine Kurzgeschichte über ... wen auch immer und eine Leseprobe bestehend aus drei kurzen Kapiteln.

Ich fange mit der Kurzgeschichte an. In ihrer zu starken Verknappung erinnert sie mich an das, was ich für mein Creative Writing Seminar schreibe, da wir da nur eine Seite zur Verfügung haben, damit die Dozentin auch alle 30 Texte in einer Woche lesen und kommentieren kann. Hier hat die Autorin jedoch allen Platz der Welt und hätte der Erzählung auch viel Gutes getan, wenn sie den auch genutzt hätte. So wirkt das eher wie eine Aneinanderreihung von Fotos, bei denen die Hälfte des Kontextes fehlt. Der Leser kann sich nicht alles erschließen, was sich hier hinter den Kulissen abspielt. Beispielsweise hätte es dem Text sehr gut getan, wenn er mehr über die Scheinwelt preisgibt, in der Rose angeblich lebt. Stattdessen erfahren wir davon am Ende in einem Nebensatz, obwohl das essenziel für die Handlung und die Beziehung der Personen ist, welche von ihrer vermutlichen psychischen Erkrankung geprägt ist. Das hätte so viel interessanter sein können, wenn es wie so vieles nicht unter den Tisch fallen gelassen worden wäre!

Der Einstieg in den Text, welcher übrigens zugleich die Inhaltsangabe darstellt (s.o.), war auch mehr gewollt als gekonnt. Er beginnt mit der Beschreibung eines Gucklochs in einer beschlagenen Scheibe. Der Kunstgriff wäre hier gewesen, die Beschreibung wesentlich intensiver zu gestalten und dann langsam den Blick auf immer größere Strukturen zu lenken. Stattdessen weiß ich nicht mal genau, wohin es mit dem mir durchweg schleierhaften Protagonisten gehen soll.

Die Leseprobe ist bestenfalls beliebig. Ich störe mich an dem klischeehaft ausgefallenen Namen der Protagonistin, Lilian, weil Protas in Teenieschmonzetten grundsätzlich speschöl™ Namen haben müssen. Des Weiteren kommt selbst die Leseprobe nicht ohne weitere Klischees aus. Sie kommt in eine JungsWG, die beide nicht kochen können, also muss sie es tun. Der Schreibstil ist bestenfalls beliebig und für meinen Geschmack viel zu melodramatisch und schwülstig. Zudem weiß ich nicht mal, wer im dritten Kapitel spricht. Lilian? Das mir sehr schleierhafte Individuum aus der Kurzgeschichte, das ich absolut nicht kennenlernen durfte? Irgendwer anderes? Nachbars Katze? Mein Wellesittich?

Keine Empfehlung. Es reizt mich auch null, die weiteren Texte der Reihe zu lesen, da ich selbst nach diesem kurzen Text Böses ahne.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon.

 

Autor: Kim Leopold

Titel: How to be happy: Die Welt, wie ich sie kannte

Cover: Kim Leopold unter Verwendung eines Motivs von Yvonne von Allmen

Sprache: Deutsch

Reihe: Band 0.5

Seiten: 30

Originalpreis: 0€

Verlag: Amrûn Verlag

Genre: Lovestory

ASIN: B076SZ53TP

Erscheinungsjahr: 2017

»Die Schattenherren« von Robert Corvus, eine Dark Fantasy Trilogie, erschienen bereits 2013 bei Piper. Nun, nachdem der Vertrag mit dem Verlag ausgelaufen ist, hat der Autor die Reihe noch einmal neu aufgezogen und als Ebook veröffentlicht. »Feind«, der erste Teil der Reihe, der die Vorgeschichte der Welt Eloy schildert und wie es dazu kam, dass die Schattenherren sich alles untertan machen konnten, ist ein in jedem Fall sehr gelungener Auftakt in ein Abenteuer voller Finsternis!

Dies ist die Geschichte von Modranel, dem kein Preis zu hoch war, um zu werden, was er ist: der mächtigste Magier der Menschheit.

Dies ist auch die Geschichte von Lióla und Ajina, den ungleichen Schwestern, der Dunkelruferin, die der Macht der Schatten verfallen ist, und der Adepta, die im Dienst der Mondmutter Kranke heilt.

Es ist eine Geschichte aus dem Silberkrieg, in dem sich die freien Reiche gegen die Schatten stellen, die sich über die Welt legen.

Vor allem aber ist es die Geschichte von Helion, dem Paladin der Mondschwerter, der dem letzten Wunsch seines verstorbenen Meisters folgt. Er, der einfache Silberträger, ist der entschlossenste Feind der unsterblichen Schattenherren. Kann er gegen Lisanne bestehen, die Schattenherzogin, in der Schönheit und Grausamkeit ihre Vollendung finden?

(Quelle: Amazon)

»Feind« ist in jeder Hinsicht Dark Fantasy, hier wird definitiv nicht gegeizt mit den Abgründen menschlicher Seele. Daher sei hier der Hinweis angebracht, dass im Roman explizit Gewalt an Mensch und Tier geschildert wird und auch nicht vor Kindern Halt gemacht wird.

Der Roman besticht mit wirklich außergewöhnlichen Charakteren. Ich denke, es kommt nicht von ungefähr, dass ich mich hin und wieder an Rollenspiele erinnert fühlte, vor allem jetzt,  wo ich da wieder mehr drin stecke, während ich den Roman las. Was Robert Corvus aber gern macht und was man hier auch sehr deutlich merkt: Er nimmt gern eine bestimmte Sache, zum Beispiel den klassischen Paladin, und dreht an ein paar Schrauben und schaut, was dabei herauskommt.

In diesem Fall ein Paladin, der vielleicht nicht unbedingt der strahlende Held ohne einen Makel ist, wie man bei dem Wort »Paladin« sonst denken mag. Helion trifft im Roman Entscheidungen, die ich vom klassischen Paladin nicht unbedingt erwartet hätte, da sie moralisch mindestens fragwürdig sind. Das hat mich wirklich positiv überrascht, dass Corvus‘ Charaktere da aus ihren typischen Rollen fallen und zeigen, dass jeder Mensch seine guten aber auch schlechten Seiten hat. Besonders zum Ende hin zeigt Helion das ganz deutlich.

Weitere gedrehte Schräubchen finden sich im detailreichen Worldbuilding wieder. Man merkt, dass die Schattenherren ursprünglich ihre Wurzeln im Underworld-Filmuniversum fanden, und ich als bekennender Fan der Filme finde das ganz großartig. Mittlerweile sind die Schattenherren zwar keine Vampire mehr, aber die Atmosphäre ist dennoch sehr ähnlich: düster und grausam und angefüllt mit rituellen Opfergaben, die einem kalte Schauer den Rücken hinunterjagen.

Die Welt selbst ist detailreich und anschaulich geschildert und es hatte unheimlich viel Spaß gemacht, zwischen den Seiten zu schmökern und mehr über Eloy und ihre Bewohner zu erfahren, von den Menschen, über die bizarren Fayé bis hin zu den grausamen Schattenherren. Im Anhang des Buches gibt es einen Teil, der noch einmal weitere Details zur Welt gibt.

Alles in allem kann ich den Roman nur wärmstens empfehlen. Wer Underworld als Roman lesen will, ist hier an der richtigen Adresse. Aber seid gewarnt, dass es hier nicht gerade zimperlich zugeht, da auch nicht vor Kindern und Haustieren Halt gemacht wird und es hier jeden treffen kann. Daher lest den Roman bitte nur, wenn ihr mit solcherart Gewalt umgehen könnt.

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor: Robert Corvus

Titel: Die Schattenherren: Feind (erweiterte Edition)

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Timo Kümmel

Reihe: Band 1

Seiten: 397

Originalpreis: 3,49€

Verlag: Selfpublisher

Genre: Fantasy

ASIN: B07D8C98S1

Erscheinungsjahr: 2018

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich bei dieser Leseprobe anfangen soll. Es ist einfach ALLES falsch hieran! Ich fuchtle verzweifelt mit den Armen vor dem Bildschirm und versuche noch irgendwie, meine entsetzten Gedanken in Worte zu fassen. Ich gehe einfach mal in der Reihenfolge meiner Notizen durch – die für eine Leseprobe erschreckend viel geworden sind.

 

Der renommierte Psychiater Doktor Hahn heilt Seelen nicht nur – er zerstört sie auch.

In seiner BDSM-Sekte gilt Gerhard als besonders erfahren und konsequent. Dieser bekommt einen reizvollen Deal in Aussicht gestellt: Vollbringt er eine schier unlösbare Aufgabe, wird er zum mächtigsten Mann der Gruppe befördert. Der Job? Er soll die radikale Feministin Vanessa unterwerfen.

Besessen davon, Hahn alle Macht abzuringen, nimmt er die Herausforderung an – und gerät in einen Sog menschlicher Abgründe ...

Ein tiefgehender Roman über Lust, Gewalt und zartes Vertrauen – mit psychologischen und sozialkritischen Elementen.

(Quelle: Amazon)

 

Ich rege mich ganz ehrlich am liebsten über das »mit psychologischen und sozialkritischen Elementen« auf, um über den ganzen anderen missbräuchlichen Scheiß, der allein in der Leseprobe geschildert wird, nicht nachdenken zu müssen. Psychologische Elemente und dann hat der Protagonist Gerhard ein Burnout. Leute, nennt das Kind beim Namen! Burnout als Diagnose existiert nicht und wird nicht einmal im ICD-10 gelistet. Burnout ist lediglich ein fancy klingender und gesellschaftlich akzeptierterer Begriff für eine Depression. Und er stigmatisiert. An »Burnout« leiden Menschen, die so sehr für ihre Arbeit gebrannt haben, dass sie nun ausgebrannt sind. Der Begriff sagt: »Hey, seht her, dieser Mensch hat sich so sehr in seine Arbeit hineingeghangen und wirklich restlos alles dafür gegeben! Das ist toll!« Depression hingegen ist in vielen Köpfen noch immer mit Faulheit und »Der will nur nicht, der muss sich nur mal zusammenreißen« gelabelt. Dabei ist eine Depression eine schwerwiegende und ernst zu nehmende Krankheit. So schwer, dass sie bis zum Tod führen kann. Eine Depression nicht als das zu behandeln, was sie ist, ist kreuzgefährlich und führt nur dazu, dass Menschen, die Hilfe brauchen, nicht die Hilfe bekommen, die sie benötigen.

Vom Rest, der allein in der Leseprobe nicht stimmt, will ich gar nicht erst reden. Die Leseprobe umfasst den Prolog sowie die ersten beiden Kapitel und Teile vom dritten. Angeblich soll der Roman »authentischen BDSM« schildern. Was ich tatsächlich bekomme? Missbrauchsphantasien von der ersten Seite an, die auch schon in der Leseprobe in die Tat umgesetzt wurden. Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.

Ich war ziemlich entsetzt, als ich eine Leserunde zu diesem Roman fand und die Leser darin gerade die Szene aus der Leseprobe feierten, in der ein »Initiationsritus« in die oben erwähnte BDSM-Sekte geschildert wurde. Es sei ja sehr löblich hervorzuheben, dass auf die Wünsche der Frau eingegangen wurde, und dergleichen mehr. Was tatsächlich zu lesen ist, ist folgendes: Es wird die konsequent männliche Härte der Männlichkeit betont (und dann heißt einer Hartmann, ist kein Witz). Es wird rechtes Gedankengut propagiert, in dem der Mann die Frau zu unterwerfen hat, notfalls auch gegen ihren Willen. Die Frau in dem Ritus wird zum Geschlechtsverkehr mit mehreren Männern gezwungen, auch wenn sie sehr deutlich ihre Ablehnung deutlich macht. Als ich das letzte Mal das Haus verlassen hatte, nannte sich so etwas noch Vergewaltigung.

Und nichts weiter als das ist dieses Stück sexistischer Kackscheiße, die ich hier gelesen habe: ein Vergewaltigungsroman. Ich bin zugegeben kein Experte zu BDSM, aber so viel werden die meisten wissen: BDSM basiert auf gegenseitigem Vertrauen, darauf, auch mal Verantwortung abgeben zu können und sich in einer gesicherten Umgebung fallen zu lassen. Damit diese Umgebung auch wirklich gesichert ist, gibt es Safewörter, bei denen sofort Stopp gemacht wird, wenn sie fallen, ebenso Konsens und gegenseitiges Vertrauen. Was gibt es in diesem Roman nicht? Richtig.

Stattdessen müssen Frauen unterworfen werden, und gerade das »Emanzenpack« zu brechen und zu dominieren, gilt als Beweis der eigenen männlichen Härte. Das ist per definitionem sexistischer Kackscheiß. Hier wird ein »nein« von einer Frau als »zickig« abgetan und als Herausforderung aufgenommen, das »Emanzenpack« (sic!) nun erst recht gegen ihren Willen sexuell zu missbrauchen und zu brechen. Folgendes ist ein originales Zitat aus dem Roman: »Ja. Es geht hier um ein gefährliches, gewaltbereites Weib, das uns Männern todfeindlich gesinnt ist …«

Ja, so habe ich auch geguckt, als ich damit fertig war. Und danach war ich mit mir und der Welt fertig. Ich kann an dieser Stelle nur darum bitten, diesen Text bei Amazon aufgrund von Pornographie und Sexismus zu melden, sodass er aus dem Programm genommen wird. So etwas sollte nicht verkauft werden! Erwähnte ich außerdem, dass es sexistische Kackscheiße ist? Nein? Es ist sexistische Kackscheiße. Angeblich soll das alles weiter hinten im Roman besser werden, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht daran.

Liebe Autoren da draußen, ich weiß, dass es viele wissen, aber ich betone es hier dennoch noch einmal, da es anscheinend doch nicht alle wissen: Ihr habt eine moralische und ethische Verantwortung, wenn ihr einen Roman veröffentlicht und verkauft. Die Leseprobe sagt im Kern aus, dass Frauen weniger wert sind als Männer und es daher in Ordnung ist, sie als Sexobjekte zu missbrauchen, um die eigene toxisch männliche Dominanz zu beweisen. Wenn eine Leseprobe das schon aussagt, dann will ich den Scheiß gar nicht erst weiter lesen, daher ist es allein schon aus diesem Grund taktisch unklug, wenn erst »später im Roman« alles »gerade gerückt« wird. Nun, wie gesagt: Ich zweifle diese Aussage sehr stark an. Bitte hört damit auf, toxisches Gedankengut zu propagieren. Das ist scheiße.

Ein Auszug, um den Missbrauch zuverdeutlichen

Mein Fazit? Leute, bitte meldet das bei Amazon. Danke. Dass hieran nichts erotisch sondern einfach nur entsetzlich ist, brauche ich wohl nicht zu betonen, oder?Ich bin dabei noch nicht mal auf den Feminismus-Aspekt eingegangen. Wenn das eines der sozialkritischen Elemente sein soll, dann fresse ich einen Besen. Ich lehne mich mal an dieser Stelle aus dem Fenster und behaupte, dass die Autorin den Feminismus nicht verstanden hat. Vanessa gehört einer feministischen Organisation namens Schwarze Frauen an und ist eines jeder »gefährlichen, gewaltbereiten Weibchen«. Was sie tatsächlich ist, ist ein Zerrbild tatsächlichen Feminismus. Der Feminismus soll in diesem Roman ins Lächerliche gezogen werden. Da plärrt Vanessa ihren Dozenten wütend an, springt auf den Tisch und zündet ihren Studentenausweis an, um dann wutschnaubend den Hörsaal zu verlassen und damit ihr Studium in einer spontanen Reaktion geschmissen zu haben. Entweder ist sie affektlabil, oder die Autorin hat einfach keine Ahnung, wie man Feministen ordentlich zeichnet. Ich tendiere zu letzterem. Früher wurden BHs verbrannt, jetzt schmeiß ich mein Studium, indem ich meinen Studiausweis abfackel. Leute, das ist nicht, wie man ein Studium schmeißt. Und schon gar nicht, wie Feminismus tatsachengerecht dargestellt wird. Es schmerzt zu sehen, wie eine im Kern so gute Sache wie die Gleichberechtigung der Frau ins Lächerliche gezogen wird, um damit gleichzeitig eine toxische Maskulinität zu propagieren. Immerhin gilt es als erstrebenswert, Leute wie Vanessa zu brechen.

 

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Reiheninformation

Autor: Viola Waldner

Titel: Das gefallene Mädchen: Wasser

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Tja, wenn das mal angegeben worden wäre …

Reihe: Band 1 (ICH WILL NICHT!!)

Seiten: 496

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Selfpublisher

Genre: Erotik Missbrauchsphantasien

ASIN: B073RVX6L6

Erscheinungsjahr: 2017

Als ich nach Romanen vor allem in der Fantasy fragte, die psychische Krankheiten behandeln und nicht nur ein wenig nebenher anklingen lassen, wurde mir unter anderem »Der Schatten in mir« von Christian Milkus empfohlen. Dabei handelt es sich um einen selbstverlegten Dark Fantasy Roman mit einer an Borderline erkrankten jungen Protagonistin.

»Ich heiße Salya, und ein Schatten liegt auf meiner Seele. Ich verletze mich selbst, um diese Welt ertragen zu können.«

Eines Tages wird Schwarzbach, ein kleines Dorf mitten im Wald, von einem Diener der Finsternis heimgesucht. Bald darauf geschehen schreckliche Dinge: Wölfe werden zu Bestien, Menschen sterben. Hilflos muss Oberhaupt Kolen mit ansehen, wie seine Nachbarn den verfluchten Ort zu verlassen drohen. Die junge Salya vernimmt den Ruf der Götter. Zum ersten Mal in ihrem Leben verlässt sie ihre Heimat, um jenem Ruf zu folgen. Doch kann ausgerechnet sie ihrem Dorf helfen? Zantul, der Gott der Finsternis, hat sie längst als Bedrohung erkannt, und nicht einmal die Bewohner ihres eigenen Dorfes trauen ihr.

»Seht euch ihre Wunden an! Sie ist von einem Dämon besessen, der sich an ihrem Blut labt!«

(Quelle: Amazon)

Und damit spreche ich an dieser Stelle eine Triggerwarnung aufgrund von grafischer Darstellung von selbstverletzendem Verhalten für den Roman aus. (Mehr zu dem Thema Triggerwarnungen könnt ihr hier lesen.) Zwar geht schon aus der Kurzbeschreibung heraus, dass das in diesem Roman irgendwie Thema wird, aber es wird nicht daraus ersichtlich, wie explizit das geschildert wird. Dass der entsprechende Hinweis dafür fehlt, fiel mir negativ auf.

Das war es dann aber eigentlich auch schon an Gemecker, denn darüber hinaus gefiel mir »Der Schatten in mir« sehr gut! Schon allein dieses Bild, dass alle anderen ein Licht in sich tragen und Salya ihre Krankheit als Schatten empfindet, empfand ich als sehr treffend.

Ausgesprochen positiv fiel natürlich allein der Umstand auf, dass der Roman eine psychisch erkrankte Protagonistin in den Mittelpunkt rückt. Ich fragte damals nach solchen Empfehlungen, weil mir neben Brandon Sanderson kein einziger anderer Fantasy Roman/Autor einfiel, der psychische Erkrankungen der Protagonisten behandelte. Mir gefiel es daher sehr, dass Salya an Borderline erkrankt ist. Ich hätte mir an dieser Stelle lediglich mehr Außensicht auf sie gewünscht, um mehr zu sehen, wie ihre Mitmenschen auf sie und ihre Erkrankung reagieren. Auch ein wenig mehr Beleuchtung auf Salyas Mutter hätte nicht geschadet, immerhin vermute ich sie als eine der Ursachen für die Erkrankung.

Eine schöne Botschaft verbreitete Jorden, Salyas Freund. Er zeigt, wie sehr sich Innen- und Außenansicht bei einer psychischen Erkrankung unterscheiden können. Salya sieht sich als schwach, weil sie sich selbst verletzt und erkrankt ist und damit sich von den anderen Dorfbewohnern unterscheidet. Jorden hingehen beneidet sie darum, wie stark sie ist. Sie setzt sich immerhin gegen eine emotional missbräuchliche Mutter durch und hat noch lange nicht aufgegeben, gegen diese anzustehen. Menschen, die an einer psychischen Krankheit leiden, sind oft sehr zäh, denn sie müssen mit sehr wenig auskommen, und das ist etwas, das eine große innere Stärke verlangt.

Zu Beginn tröpfelte der Roman noch etwas vor sich hin. Dabei war er nicht unbedingt uninteressant oder langweilig. So richtig Fahrt nahm er dann aber gegen Ende auf, als es auf den Höhepunkt zuging. Spätestens da hatte mich Milkus auf jeden Fall überzeugt, und jetzt will ich unbedingt die Fortsetzung »Das Feuer in mir« lesen, das demnächst im Drachenmond Verlag erscheint. Ich klebte förmlich an den Seiten und will nun unbedingt mehr aus der Welt und aus der Feder des Autors lesen!

Bis auf ein paar Kleinigkeiten konnte »Der Schatten in mir« also auf jeden Fall überzeugen. Pluspunkte gibt es dafür, dass er Borderline in die Aufmerksamkeit rückt und ein marginalisiertes Thema, das der psychischen Erkrankungen, aufgreift. Ich empfehle jedoch dringend, vor dem Lesen meine ausgesprochene Triggerwarnung zu beachten.

 

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Reiheninformation

Autor: Cristian Milkus

Titel: Der Schatten in mir

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Rena Hobermann

Reihe: Band 1

Seiten: 393

Originalpreis: 3,99€

Verlag: Selfpublishing

Genre: Fantasy

ASIN: B01GU96DQY

Erscheinungsjahr: 2016

Manchmal passt die Chemie zwischen dem Buch und mir einfach. Schon länger hatte ich ein Auge auf den Sommerdrachen von Todd Lockwood geworfen. Als dann aber der Fischer Tor Verlag ein Gewinnspiel veranstaltete, ergriff ich die Chance, nahm teil und gewann. Und bereute es definitiv nicht! »Der Sommerdrache« ist ein rundum gelungener Reihenauftakt zur Evertide-Reihe.

Maia ist von klein auf vertraut mit Drachen, schließlich wächst sie als Tochter des Brutmeisters in einem wolkenverhangenen Drachenhorst auf. Sie fiebert dem Tag entgegen, an dem sie ihren eigenen Drachen bekommen soll, doch kurz bevor es so weit ist, beansprucht das Militär sämtliche Jungtiere, weil an den Grenzen des Reiches ein Krieg droht. Maia weiß sich zu helfen: Als sie in den Wäldern einen von Wilderern getöteten weiblichen Drachen findet, vermutet sie, dass dort draußen ein Junges auf seine Mutter wartet. Kurzerhand macht sie sich auf die gefahrvolle Suche danach – und stößt auf ein Geheimnis, das das Schicksal des ganzen Reiches verändern könnte.

(Quelle: Klappentext)

Das Buch hat mir wirklich unglaublich viel Freude bereitet. Zu Beginn wurde ich etwas mit Namen zugeworfen, aber das gab sich; hier hätte sich ein Glossar angeboten, denke ich. Darüber hinaus ist das Buch aber pure Freude. Maia ist ein ganz wunderbarer Charakter mit ihren Ecken und Kanten und wirklich tollen Seiten. Sie hat einen nicht leichten Packen zu tragen, der ihr zudem von höheren Mächten noch schwerer gemacht wird. Sie beißt sich aber trotz aller Schwierigkeiten durch und ist hilfsbereit und mutig.

Außerdem gibt es Drachen und oh mein Gott, sind die toll! Die kleinen Drachenbabys haben es mir einfach angetan, sie sind so zuckersüß! Man merkt, dass die Drachen dieser Welt keine tumben Tiere sind, sondern hochintelligente Wesen, die sogar eine eigene Kommunikation kennen. Diese zu entschlüsseln, ist noch niemandem gelungen, aber es bereitet wirklich sehr viel Freude beim Lesen, gemeinsam mit Maia zu versuchen, der Drachensprache auf die Spuren zu kommen.

Dazu gibt es noch eine übernatürliche Bedrohung, der alle versuchen auf die Schliche zu kommen, und einige eigentlich gute, aber doch nicht so gute Parteien, die versuchen, die Ereignisse nach ihrem jeweiligen Gusto zu deuten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Das ganze vor dem Hintergrund eines faszinierenden und facettenreichen Worldbuildings. In Lockwoods Welt gibt es viele Geheimnisse zu entdecken!

Natürlich ist das Buch auch ganz wunderbar vom Autor selbst illustriert worden; einige kennen Lockwood vielleicht schon vorher von seiner Tätigkeit als Illustrator. Ich schätze seine Werke sehr und freue mich daher riesig, dass seine Werke auch sein eigenes Buch schmücken.

Kurzum: Das Buch hat alles, was ich mir von einem guten Buch wünschen kann. Ich vergebe eine klare Leseempfehlung besonders für Leser, die Eragon und die Lady Trent Reihe mochten.

 

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Reiheninformation

Autor: Todd Lockwood

Titel: Die ewigen Gezeiten: Der Sommerdrache

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Franca Fritz und Heinrich Koop

Original: The Evertide – The Summerdragon

Umschlagillustration: Todd Lockwood

Reihe: Band 1

Seiten: 654

Originalpreis: 16,99€

Verlag: Fischer Tor

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-596-29860-0

Erscheinungsjahr: 2018

Durch Zufall bin ich auf Vorablesen.de auf »Gork der Schreckliche« gestoßen, ein Fantasy Roman von Gabe Hudson mit einer ganzen Menge schrägen Humor. Der Klappentext klang so verrückt, dass ich sofort neugierig war. So viel kann ich vorweg nehmen: Auch die Leseprobe war so erheiternd, dass ich unbedingt mehr von diesem unterhaltsamen Quatsch lesen will!

»Mein Name ist Gork der Schreckliche, und ich bin ein Drache. Ich warne euch. Von allen Drachenliebesgeschichten ist meine die schrecklichste. Aber auch die romantischste. Denn in meiner schuppigen grünen Brust schlägt ein furchtbar großes und empfindsames Herz.«

Gork ist nicht wie die anderen Drachen an der Militärakademie WarWings. Er hat winzige Hörner und fällt gelegentlich in Ohnmacht. Sein Spitzname ist »Weichei« und sein WILLE ZUR MACHT-Ranking liegt bei »Kuschelbär« – das niedrigste in seinem Jahrgang. Aber er ist wild entschlossen, sich von nichts aufhalten zu lassen, als die wichtigste Mission seines Lebens beginnt: Am Vorabend seiner Abschlussfeier, muss er einen weiblichen Drachen fragen, ob sie seine Queen sein will. Sagt sie ja, wird er mit ihr einen fremden Planeten unterwerfen und mit seinen Nachkommen bevölkern. Sagt sie nein, – dann wird Gork leider versklavt.

(Quelle: Vorablesen.de)

Der Roman fängt schon ganz wunderbar an: Gork wird auf dem Planeten Erde geboren. Er schlüpft als (vermutlich) einziger Überlebender des Geleges aus seinem Nest, ist noch nichts weiter als ein kleiner Scheißer und stößt erst mal einen Urschrei aus, um seine drachische Überlegenheit zu demonstrieren – was dabei wirklich rauskommt, ist nichts weiter als ein klägliches Quäken. Da weiß man gleich, woran man bei diesem Roman sein wird!

Das Ganze ist eine spannende Mischung aus Fantasy und Science Fiction. Die Drachen scheinen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, die herrschende Rasse in der Galaxis zu werden. Selbst in ihren eigenen Reihen herrschen harte Sitten und es wird nicht einmal vor Kannibalismus Halt gemacht. Gork ist Kadett an einer Flugschule, an der er gelernt hat, ein eigenes Raumschiff zu steuern.

Auf der anderen Hand gibt es gerade im Einstieg eine Menge Referenzen zu bekannten Werken der Phantastik, die sich mit Drachen beschäftigen, allen voran Beowulf und Tolkiens Hobbit. Gork echauffiert sich darüber, was für unsägliche Lügen in diesen Werken über seine Rasse verbreitet werden. Smaug sei ja rot, wer habe schon jemals einen roten Drachen gesehen, und er sei ja strunzdoof?!

Es sorgte wirklich für so einige Lacher, vor allem aber auch Gorks Großkotzigkeit, wie er gerade in seinen ersten drei Lebensjahren allein auf der Erde verbringt und denkt, er sei der größte. Ein bisschen niedlich fand ich es ja schon, wie er da aus dem Ei kroch und erst einmal dachte, dass sich alles auf der Erde an ihm ausrichtete – bis eigentlich klar wurde, dass er kaum besser als ein Tier ist und völlig unzivilisiert in einem Raumschiff, seiner »Höhle«, lebt und eigentlich keinen Plan von nichts hat.

Die Leseprobe verspricht unterhaltsame und vergnügliche Lesestunden in einem spannenden Genremix, der die gängigen Tropes nimmt und ordentlich durcheinander wirft. Hoffentlich kann das Buch halten, was die Leseprobe verspricht! Ich bin in jedem Fall neugierig geworden.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Vorablesen.de.

 

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Reiheninformation

Autor: Gabe Hudson

Titel: Gork der Schreckliche

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Rudi Skukalek

Reihe: Nein

Seiten: 432

Originalpreis: 20,00€

Verlag: Klett-Cotta Hobbit-Presse

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-608-96268-0

Erscheinungsjahr: 2018

Die Mischung macht’s. Mit seinem Erstlingswerk »Absturz unter Drachenfeuer« und gleichzeitig dem Reihenauftakt zur Crew der Sirius7 zaubert Autor Thorsten Hoß dem Leser einen unterhaltsamen und kurzweiligen Science Fantasy Roman.

Die Crew der Sirius7 hat einen Geheimauftrag: einen neuen Antrieb zu testen, der die Menschheit weiter als jemals zuvor in die Tiefen des Weltalls führen soll. Doch etwas geht schief. Sie landen in einem völlig unbekannten Teil des Universums – und überhaupt scheinen hier andere physikalische Gesetze zu herrschen. Da ihr Schiff schwer beschädigt ist, entscheiden sie sich zur Notlandung auf dem fremden Planeten, der sich da vor ihnen auftut. Doch während sie eine holprige Bruchlandung hinlegen, werden sie von seltsamen, großen Flugechsen angegriffen. Waschechte Drachen! Und überhaupt scheint das Ökosystem dieses Planeten einmal in einen Eimer voller Fantasy getunkt worden zu sein. Die Crew macht sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, ihr Schiff wieder flugfähig zu machen, und erlebt dabei allerhand Abenteuer mit den fremdartigen Bewohnern des Planeten.

»Absturz unter Drachenfeuer« ist ein in jedem Fall flott zu lesender und unterhaltsamer Mix aus Fantasy und Science Fiction. Gerade zu Anfang gibt es eine Menge SF (und ich bin sehr gespannt, ob die kurze Begegnung mit dem Alienschiff, dem die Sirius7 entkommen konnte, in späteren Romanen noch aufgelöst wird!) mit einer Menge Technik, die so richtig schön Atmosphäre aufbaute. Als das Schiff abstürzt, befinden wir uns auf einmal in einer fremden und doch seltsam vertrauten Welt wieder – vertraut vor allem aus Fantayromanen.

Der Crew geht es anfangs sehr übel und sie erleben sehr harte Zeiten. Hier wird auch nicht zimperlich mit den Charakteren umgegangen, immerhin müssen sie sich in einem fremden Ökosystem zurechtfinden.

Gerade zu Anfang flog ich förmlich durch die Seiten, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht und was die Crew alles auf dem Planeten finden wird. Eine Menge Gefahren, so viel ist auf jeden Fall klar!

Der erste Roman der Reihe ist mehr ein Setup, der das eigentliche Abenteuer erst einleitet. Wir lernen hier die neue Welt kennen und sehen, mit was wir es hier zu tun bekommen.  Die Crew schlägt sich derweil durch die Wildnis und versucht irgendwie, einen Schicksalsschlag nach dem anderen zu überwinden und wieder zueinander zu finden, um dann endlich die Suche nach einer Möglichkeit für die Rückreise zu beginnen. Dass ich streckenweise sehr an Pen & Paper erinnert wurde, auch in der klaren Rollenverteilung der Crewmitglieder, kommt sicher nicht von ungefähr, immerhin ist der Autor P&P Spieler.

(Tatsächlich basiert sein Roman auch auf einem von ihm erdachten P&P System in seiner eigenen Welt Lunaria. Alles in seinen Romanen kann auch mit den Regeln seines Systems gespielt werden.)

Aber es konnte mich nicht alles restlos überzeugen. Ich bin beispielsweise von Hiriko nie ein großer Fan geworden. Nach dem Absturz und den Dingen, die ihr da widerfahren sind, begann sie, nervig und naiv zu werden. Wenn man eine Horde wilder Tiere auf eine Gruppe Feinde loslässt, kann es schon einmal vorkommen, dass da Leute verletzt werden. Das war jetzt nicht so überraschend, wie sie da tat.

Generell fehlten mir Emotionen. Es passiert sehr viel in dem Roman, aber die Gefühlsebene der Protagonisten kommt dabei zu kurz und wird eher nur rudimentär behandelt. Wo bleiben, Schock, Wut, Verzweiflung über die scheinbar ausweglose Lage verloren im Weltall? Irgendwie ist alles da, aber nur sehr oberflächlich und kurz abgehandelt. Mehr Tiefe hätte mir an dieser Stelle sehr gut gefallen.

Trotzdem bleibt »Absturz unter Drachenfeuer« ein guter solider Einstieg in die Welt von Lunaria. Wir lernen Charaktere, Welt und Völker kennen und machen die ersten Schritte auf dem Planeten. Das Abenteuer beginnt zwar erst so richtig ab Band 2, aber dafür freue ich mich umso mehr auf diesen!

 

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Reiheninformation

Autor: Thorsten Hoß

Titel: Die Crew der Sirius7 – Absturz unter Drachenfeuer

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Polina Hoß

Reihe: Band 1

Seiten: 459

Originalpreis: 3,99€

Verlag: Selfpublisher

Genre: Science-Fantasy

ASIN: B01L5OJ0YQ

Erscheinungsjahr: 2017

Wir tauchen erneut in den Cosmere ab, genauer in das Nalthis System, in dem »Warbreaker« spielt, ein Standalone Fantasy Roman von Brandon Sanderson, der jedoch in unbestimmter Zukunft noch seine Fortsetzung erhalten soll.

Prinzessin Vivenna ist ihr ganzes Leben dafür ausgebildet worden, um den Gottkönig in T’Telir zu heiraten und damit den Frieden zwischen Idris und Hallandren zu sichern – selbst wenn das heißt, dass die Idrier, um ihr Fortbestehen zu sichern, einen Bund mit den Häretikern in Hallandren eingehen müssen. Ganz überraschend schickt ihr Vater jedoch nicht sie, sondern ihre jünger ungestüme Schwester Siri, die sich urplötzlich in der Höhle des Löwen wiederfindet. Vivenna, ihres Lebenssinnes beraubt, beschließt, Siri zu finden und zu retten, um ihren Platz einzunehmen. Die beiden jungen Frauen müssen sich in einer Welt behaupten, in der der Atem Magie birgt und Menschen von den Toten widerkehren und zu Göttern werden können.

Wieder einmal hat Sanderson einen absolut faszinierenden und umwerfenden Roman hingelegt. Nicht sein bester Cosmere-Roman zwar, aber immer noch um Wellen besser als der Gros des Einheitsbreis, den man sonst so in den Buchhandlungen findet. Das Buch konnte mich im Gegenzug zu manch anderem Cosmere-Roman zu Beginn nicht völlig in seinen Bann ziehen. Auch Parlins Beziehung zu Vivenna hätte mehr Tiefe vertragen können. Doch darüber hinaus kann »Warbreaker« in jeder Hinsicht überzeugen.

Besonders Vivennas charakterliche Entwicklung ist absolut faszinierend. Von der devoten Prinzessin, deren einziger Lebenszweck darin besteht, den Gottkönig zu heiraten und in T’Telir zu bestehen, hin zu einer völlig anderen Frau, die doch die ganze Zeit in ihr gesteckt hatte, entdeckt sie eine ganze Palette an neuen Seiten an sich.

Besonders zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse, ganz typisch für Brandon Sanderson. Am Ende werden immer die ganz dicken Fische ausgepackt, noch dicker als ohnehin schon! Besonders faszinierend daran ist, dass er dem Leser die Plottwists eigentlich von Anfang an vor die Nase setzt, er sie aber so geschickt verpackt, dass man sie dennoch nicht mitbekommt.

Ganz wie es typisch für Brandon ist, haben wir auch hier wieder ein ausgeklügeltes Magiesystem, das man so so schnell kein zweites Mal findet. Investiture manifestiert sich im Nalthis System im sogenannten Atem. Jeder Atem eines Menschen hat ein kleines magisches Potenzial, summiert kann man mit diesem Atem Dinge beleben, angefangen mit kleinen Stoffpuppen bis hin zu toten Körpern. Eine besondere Form des Atems sind die Wiederweckten, die als Götter in Hallandren regieren und über denen wiederum der Gottkönig steht, der eine unvorstellbare Menge an Atem besitzt und damit eine schier endlose Macht.

Die Idrier sehen den Gebrauch von Atem als Blasphemie und Gotteslästerung an. Umso schwerer fällt es Siri und Vivenna, sich im farbenfrohen T’Telir zu Recht zu finden. Sie stoßen dabei regelmäßig an ihre Grenzen und gehen darüber hinaus, und ihr Weltbild wird regelmäßig auf den Kopf gestellt. Brandon wirft in »Warbreaker« einen Blick auf Menschen, die ihre Welt neu definieren müssen, weil die Wirklichkeit nicht wirklich in ihr vorgefertigtes Weltbild passen will.

Auch wenn »Warbreaker« für mich ein Reread war, boten sich doch einige Überraschungen. Immer wieder entdeckte ich neue Details, die das Lesen so lesenswert machen. Der Roman ist eigentlich wie jeder Text aus der Feder Brandon Sandersons eine unbedingte Leseempfehlung! Er besticht mit tiefen Charakteren, einem spannenden Plot und faszinierendem Magiesystem.

 

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Reiheninformation

Autor: Brandon Sanderson

Titel: Warbreaker

Sprache: Englisch

Umschlagillustration: Daniel Dos Santos

Reihe: Band 1

Seiten: 652

Originalpreis: 7.99$

Verlag: Tor Books

Genre: Fantasy

ISBN: 978-0-7635-6003-8

Erscheinungsjahr: 2010

Vielleicht weiß ja der eine oder andere, dass ich bekennender Metalhead bin. Daher gefiel mir die Idee einer Kooperation zwischen der Power Metal Band MessengeR und dem Autor Victor L. Pax. Beide waren mir nicht bekannt, bevor ich die Leseprobe zu »Sternenwolf: Die Boten« fand, doch durch das Genre Science Fiction und die Idee der Kooperation war ich durchaus angefixt. Von der Leseprobe war ich jedoch enttäuscht.

»Aufgrund des allumfassenden Verbotes der Klonsklaverei und der Vernichtung jeglichen Wissens über die Gentechnik durch den Ethik-Orden, ist die Weltraumpiraterie nicht nur zu einer lukrativen Betätigung geworden, auch dient sie als letzer Zufluchtsort für alle freien Individuen innerhalb der galaktischen Förderation.

Allen voran steht der gefürchtete Sternenwolf mit seiner Truppe, die auch Die Botschafter genannt werden.

Begleiten Sie den Wolf auf seiner haarsträubenden Reise durch die Galaxis, zusammen mit dem psychopatischen Dichter Francis Blake, dem Pyromanen Pyro Jack, dem ketteschwingenen Helden Chainmaster, dem verrückten Wissenschaftler Dr. Strauss und dem Kampfkunst-Meister Merlin - auf der ständigen Flucht vor der Weltraumpolizei, der galaktischen Mafia und der Ethik-Inquisition.«

(Quelle: Amazon)

Nun, wie eingangs erwähnt gefällt mir die Grundidee, da ich dem Metal und der Science Fiction sehr zugeneigt bin. Leider reicht das bei weitem nicht aus, um mich zu überzeugen. Die Leseprobe hat vor allem eines: mich nicht abgeholt.

Vor allem störten mich die ständigen Wiederholungen, teils sogar von im Wortlaut fast identischen Phrasen. Ansonsten wurde bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont, wie schlimm der Ethik-Orden sei und wie sehr alle unter dessen Gesetze leiden.

Die Charaktere sind an die Bandmitglieder angelehnt, und wahrscheinlich hätte man mehr Bezug zu ihnen, wenn man die Band schon länger kennt – vielleicht aber auch nur, wenn man auf Du mit den Jungs von MessengeR ist. So jedoch wirkten die Hauptcharaktere für mich nur überzeichnet und albern.

Und zu guter Letzt Rechtschreib- und Zeichenfehler. Die Fehler in der Kurzbeschreibung stehen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Posts original so bei Amazon. Das ist schon ein wenig peinlich. Das setzt sich auch im Roman so fort, hier hätte es mindestens noch eines Korrektorats bedurft.

Immerhin habe ich so eine neue Band kennen gelernt. MessengeR klingt zwar wie jede ordinäre Power Metal Band und denen ich Powerwolf und Blind Guardian definitiv vorziehen würde, aber im Grunde sind sie nicht schlecht. Die Leseprobe jedoch hat mir nicht zugesagt.

 

Die von mir gelesene Leseprobe findet sich auf Amazon und umfasst die ersten drei Kapitel.

 

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Reiheninformation

Autor: Victor L. Pax

Titel: Sternenwolf: Die Boten

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: ?

Reihe: Band 1

Seiten: 292

Originalpreis: 8,99€

Verlag: Selfpublishing

Genre: Science Fiction

ASIN: B00FAYZ3OO

Erscheinungsjahr: 2013

Ob die Welt jemals glitzernde Vampire gebraucht hat, ist so eine Frage. Auf jeden Fall hat sie sie gründlich satt. Bei »No Pflock« von Andrea Weil kommen Fans von Underworld und Dracula auf jeden Fall auf ihre Kosten.

»Martin, Zweitsemester im bayerischen Eichstätt, hätte niemals erwartet, ausgerechnet diese Erfahrung zu machen: Unfreiwillig zum Vampir zu werden!

Doch das ist längst nicht alles. Denn Martin muss lernen, was es bedeutet, ein Vampir jenseits der bekannten Mythen und Literatur zu sein. Die durch Blut an ihn gebundene Alina wird seine Sklavin, und zugleich ist er selbst Diener seines Schöpfers Ravic, eines mächtigen Vampirs unbekannten Alters und Herkunft.

Selbst der Ältestenrat fürchtet den undurchsichtigen Ravic. Welches Ziel verfolgt er? Zum Nutzen oder Schaden der Vampire? Martin soll im Auftrag des Ältestenrats herausfinden, welche finsteren Pläne sein Meister ausheckt, und wird so zum Spielball der Mächte.

Hat Ravic etwas mit dem Geheimbund der Vampirjäger zu tun, der sich No Pflock nennt – oder gibt es einen Verräter? Und welche Rolle spielt Alina dabei?«

(Quelle: Amazon)

»No Pflock« ist ein Einzelband mit einer in sich geschlossenen Handlung, schon einmal ein Pluspunkt im Meer der unendlichen Reihen. Der Roman verspricht flotte und seichte Unterhaltung und liefert auch genau das, was er verspricht. Der Plot hat so seine Perlen und Momente, ist dabei aber nicht wirklich herausragend, aber das ist ok. Es muss ja nicht immer gleich die epische Quest zur Rettung der Welt sein. Manchmal reicht schon die Rettung eines bayrischen Vampirclans vor wilden Vampiren und gefährlichen Vampirjägern.

Bayrische Vampire? Aber ja doch! Und sie laufen auch teils noch in Lederhose herum und schwatzen bayrisch! Momente, in denen es mich förmlich zerriss vor Lachen. Thinking out of the box! Dieses Detail hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen.

Ich habe mich sehr oft an die Filmreihe Underworld erinnert gefühlt, was das Setting betrifft. Es stach auch sehr oft Vampire: The Masquerade durch; sicher kamen auch von dort einige Inspirationen, vor allem was die Blutsbindung der Vampire betrifft. Fans sowohl der Filme als auch des Rollenspiels werden hier also auf ihre Kosten kommen.

Rundum begeistern konnte mich der Roman jedoch nicht. Gerade der Anfang des Romans wirkt mir sehr hingeschludert und rasch erzählt. Wir steigen unmittelbar mit Martins Verwandlung in einen Vampir ein, und er zieht als blutgieriger Neugeborener durch Bayern. Ich konnte mich überhaupt nicht in ihn hinein versetzen, wie er von einem durchschnittlichen Studenten zu einem mordenden Vampir wurde. Mir fehlte dabei einige Charakterentwicklung. Im Laufe des Romans besserte sich dies jedoch, als auch Martin mehr und mehr über sein neues Dasein als Vampir lernt.

Der Roman ist rasch erzählt, bietet kurzweilige Unterhaltung aber doch keine länger haftenden Eindrücke. Trotzdem ist er eine Überlegung wert, wenn man einen kleinen Vampirroman mit einigen schönen Ideen sucht und/oder Fan von Underworld und/oder Vampire: The Masquerade ist.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor: Andrea Weil

Titel: No Pflock

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: ?

Reihe: Nein

Seiten: 220

Originalpreis: 4,49€

Verlag: Fabylon Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B01NAV502E

Erscheinungsjahr: 2017

Als ich nach Empfehlungen für Vampirromane fragte, die nicht das gängige Klischee des kuscheligen Nackenbeißers bedienen, wurde mir »Maleficus« von Melanie Vogltanz empfohlen, der erste Teil der »Schwarzes Blut«-Reihe. Der Dark Fantasy Roman erschien im Papierverzierer Verlag.

»Wien 1365: Elyssandria kämpft gegen untote Kreaturen, die Strigoi genannt werden. Sie sind stets hungrig nach Menschenblut, praktisch unverwundbar - und sie vermehren sich rasend schnell. Der schwer zu erringende Sieg über die übermenschlichen Gegner rückt in weite Ferne, als Elyssa selbst von einer Kreatur der Finsternis mit dem schwarzen Blut der Unsterblichkeit infiziert wird. Zwar steigen ihre körperlichen Kräfte und ihre Geschicklichkeit nach der Verwandlung ins Unermessliche, aber zugleich erwacht auch eine dunkle, gierige Seite in ihr, der ihr schwacher menschlicher Geist nichts entgegenzusetzen hat. Mehr und mehr wird sie selbst zur größten Bedrohung für ihre ahnungslosen Begleiter. Kann Elyssa den Kampf gegen die Bestie in sich gewinnen? Eine blutige Tour de Force nimmt ihren Lauf.«

(Quelle: Amazon)

Positiv fällt auf, dass die Autorin definitiv keine Kuschelvampire schreibt. Hier geht es blutig und wild zu. Sie bedient zudem nicht einmal das klassische Bild des Vampirs, was frischen Wind in diese Ecke der Literatur bringt. Mal abseits der üblichen Vampire und Werwölfe zu lesen, war eine schöne Abwechslung.

Besonders die Szenen in der Unterwelt Wiens, die den Großteil der zweiten Hälfte des Romans ausmachen, gefielen mir sehr. Da lief mir das eines oder andere Mal ein Schauer den Rücken hinab und ich fühlte mich ein wenig an Moria und besonders den Wächter im Wasser erinnert. Überhaupt bietet die zweite Hälfte des Romans einige dicke Knüller und Enthüllungen, die richtig Lust auf die Fortsetzung der Reihe machen!

Das Buch bietet viele schöne kleine Details am Wegesrand, Rechercheperlen, die das Lesen wirklich bereichern. Zum Beispiel die Beschreibung der Glocken, die an Gräber gebunden werden, um zu verhindern, dass Leute lebendig begraben werden, fiel mir dabei positiv auf.

Elyssa ist nicht unbedingt die typische Frau für ihre Zeit. Sie ist durchsetzungsfähig und willensstark. Und durchaus zum Kämpfen bereit. An und für sich gute Eigenschaften einer Protagonistin, allerdings habe ich mich an dieser Stelle gefragt, woher sie das Schwert nimmt (sie entstammt immerhin nicht gerade reichen Verhältnissen), und vor allem, wie sie damit gelernt hat umzugehen. Das erschien mir vor dem historischen Kontext nicht schlüssig.

Es gibt eine romantische Beziehung im Roman und leider war sie es, die mir doch einigen Lesespaß genommen hat. Elyssa und Christian führen eine eindeutig missbräuchliche Beziehung. Er ist extrems besitzergreifend und übergriffig und tötet sogar (vermeintlich) einen Nebenbuhler, und Elyssa hängt sich trotzdem an ihn, findet Entschuldigungen für sein Verhalten und bewundert ihn sogar, weil er ja so viel hatte mitmachen müssen. Es machte mich teils sehr wütend, dass sie einfach nicht sehen will, was für eine missbräuchliche Beziehung sie da eigentlich hegt. »Ganz im Gegenteil, ich bewundere, dass du nach allem, was dir widerfahren ist, zu dem Menschen heranreifen konntest, der du heute bist« (Pos. 7890), schwärmt sie da gern einmal. Ich hoffe an dieser Stelle auf das Versprechen der Autorin, dass die rosarote Brille im zweiten Band tatsächlich fällt.

Auf jeden Fall habe ich aber den Stil zu kritisieren. Er war mir zu oft zu ausschweifend und blumig. Viele Formulierungen hätte man einfacher und mit weniger Worten knackiger ausdrücken können. Da sieht man auch einmal den Tod in den Augen des anderen schwimmen (Pos. 2523) oder Flammen schmiegen sich um Spieße (Pos. 6321). Nicht mein Fall.

Alles in allem ist »Maleficus« aber ein guter Roman mit abwechslunsgreicher Lore abseits der gängigen Klischees, wenn auch mit ein paar Abstrichen. Die Beziehung von Elyssa und Christian gefällt mir so gar nicht und hoffe darauf, dass sie nicht weiter romantisiert wird. Außerdem ist der Stil nicht immer mein Fall. Trotzdem eine Empfehlung für Leser, die von der Kategorie Glitzervampir genug haben.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzes Blut – Maleficus

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joachim Sohn

Reihe: Band 1

Seiten: 482

Originalpreis: 2,99€

Verlag: Papierverzierer Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B00R3ECL9O

Erscheinungsjahr: 2017

Weiter geht’s mit der Crew der Sirius7 von Thorsten Hoß in ihrem zweiten Abenteuer »Menschen gesucht«. Die fünf tapferen Astronauten sind vorerst endgültig auf Lunaria gestrandet, hörten aber Gerüchte, dass es hier noch weitere Menschen geben soll. Gemeinsam mit ihren Freunden machen sie sich auf die Suche nach den Menschen. Doch zunächst einmal müssen sie sich dem Geist eines machtgieriges Zauberers stellen. Und das ist bei weitem nicht die einzige Gefahr, der sie auf ihrem Weg begegnen.

Ich durfte das Buch im Zuge einer Leserunde auf Lovelybooks lesen und bedanke mich vorab beim Autor dafür.

Zu Beginn des Buches gibt es ein kleines Setup der Charaktere, um zu sehen, wie aktuell bei jedem von ihnen der Stand ist. Eine schöne Gelegenheit, um wieder in den Text zu kommen! An der Stelle hätte ich mir ein, zwei Sätze mehr gewünscht, die noch einmal knapp umreißen, was die aktuelle Aufgabe ist: Magiergeist Ingbold helfen, damit wiederum er ihnen hilft, die Menschen zu finden.

Dann jedoch kommt alles anders als gedacht und wieder einmal zeigt Autor Thorsten Hoß, dass seine Charaktere wahre Meister darin sind, wirklich jede Gefahr auf dem ohnehin gefährlichen Planeten anzuziehen. Es geht sehr schnell sehr spannend weiter im Roman, was ich sehr begrüßt habe.

Außerdem gibt es wieder eine Menge spannendes Worldbuilding. An dieser Stelle beweist der Autor eine Menge Kreativität. Man kann förmlich hinter jeder Ecke etwas Neues entdecken, was das Lesen sehr spannend macht. Auch sehr gut gefiel mir, dass wir uns langsam der Frage nähern, was da eigentlich passiert ist. An einer Lösung der essenziellen Frage bin ich sehr interessiert!

Auf der anderen Seite bin ich noch immer nicht die allergrößte Freundin der Protagonisten. Es gibt Stellen, da fasse ich mir an den Kopf, wie begriffsstutzig sie doch sein können. Klar, jeder steht hin und wieder auf dem Schlauch. Aber etwas bis ins kleinste Detail erklärt zu bekommen, bevor man es versteht, erschien mir manchmal doch sehr haarsträubend, jüngere Leser hin oder her.

Für meinen Geschmack sind die Kapitel mit oft gerade mal einer Handvoll Seiten zu kurz. Das zerhackstückelt die Spannungsbögen der einzelnen Kapitel zu sehr und vor allem auch der einzelnen Charakterbögen. Da kommt ein Kapitel gerade zum Punkt und dann springt es gleich zum nächsten Kapitel und den nächsten Charakter.

Die Lunaria-Bücher sind für mich mittlerweile vor allem ein unterhaltsamer Pageturner. So wirklich hauen sie mich nicht aus den Socken, aber sie lesen sich flott weg und bieten amüsante Lesestunden. Bestechen kann auch der zweite Band wieder vor allem durch seine Welt, die Charaktere selbst sind aber nicht immer ganz mein Fall.

 

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Reiheninformation

Autor: Thorsten Hoß

Titel: Die Crew der Sirius7 – Menschen gesucht

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Polina Hoß

Reihe: Band 2

Seiten: 473

Originalpreis: 14,99€

Verlag: Selfpublisher

Genre: Science-Fantasy

ISBN: 978-3746031583

Erscheinungsjahr: 2017

Ich hatte mich so sehr auf das Buch gefreut. Drachen und Humor? Muss doch was für mich sein! Aber wie das so mit Humor ist ... »Gork der Schreckliche« von Gabe Hudson konnte mich leider absolut nicht von sich überzeugen.

Gork ist ein Drache und entstammt dazu auch noch der glorreichen Linie der Schrecklichs. Leider wird er beidem nicht gerecht. Er hat ein fürchterlich großes Herz und sein WILLEZURMACHT-Index liegt bei KuschelBär. Lachhaft! Und mit diesen unterirdischen Werten muss er seine große Liebe ergattern und sie fragen, ob sie seine Königin werden will, damit sie zusammen eine neue Welt erobern können. Denn wenn sie ablehnt, wird er versklavt.

Die Leseprobe konnte mich noch wunderbar unterhalten. Ich hatte gelacht und war sehr angetan vom Genremix aus Fantasy und Science Fiction. »Gork« ist eine etwas andere Liebesgeschichte, in der Drachen nicht nur Ritter auf Einhörnern grillen, sondern mit intergalaktischen Raumschiffen fremde Welten erobern. Die Grundidee des Romans und sein Setting haben auf jeden Fall etwas für sich, das ein gewisses Alleinstellungsmerkmal hat. Das sagte mir noch zu, dann hörte es leider auf.

Mir verging das Lachen sehr schnell. Der Roman bläht den Stoff einer Novella auf über 400 Seiten auf. Der Hautteil der Handlung umfasst nur wenige Handlungsstunden, die man auf vielleicht 100 Seiten hätte ausdrücken können. Zu viele Worte für zu wenig Inhalt. Gork erzählt die Geschichte, wie ihm wortwörtlich der Schnabel gewachsen ist. Man stelle sich einen Roman vor, der durchgängig in Umgangssprache erzählt wird. Anstrengend und nervig sind gar keine Ausdrücke!

Darüber hinaus schweift Gork permanent ab, erinnert sich an Dinge, die irgendwann mal irgendwo passiert sind. Mal ist das ganz in Ordnung und in Maßen ergibt sich daraus auch ein Bild, dass die Momentaufnahme, die die Haupthandlung ist, in Ereignissen wurzelt, die viel früher passiert sind, und dass es hier um mehr als nur Brautwerbung geht. An und für sich eine sehr schöne anachronistische Erzählweise, die mir im Prinzip gut gefällt. Es wurde jedoch zu exzessiv betrieben.

Außerdem passieren immer wieder Dinge deus ex machina, weil es anscheinend gerade gut passte, und nicht etwas, weil es Sinn machen würde, dass diese Dinge jetzt geschehen oder auftauchen. Keine Erklärung, die dem Ganzen Sinn geben würde, nichts.

Und da haben wir noch gar nicht über den Sexismus geredet! Kann ein Buch ohne menschliche Protagonisten sexistisch sein? Aber klar doch! Weibliche Drachen sind reine Lustobjekte, die auf ihre Geschlechtsteile und ihre sexuelle Anziehungskraft reduziert werden. Erwähnte ich Fetischierung, wenn ein weiblicher Drache Gorks Hörner reibt? Wer jetzt an die nicht jugendfreie Variante des Reibens denkt, liegt übriges richtig. Uäks!

Leider eine Enttäuschung. Ein paar gute Grundideen, eine teils gelungene formelle Umsetzung und der Rest war einfach nicht meins. Vielleicht gibt es den einen oder anderen dort draußen, der damit mehr anfangen kann, aber ich kann es leider nicht. Fans von Pratchett und Adams, mit den »Gork« gern einmal verglichen wird, sollten lieber bei Pratchett und Adams bleiben.

 

Dennoch danke ich Vorablesen und der Hobbit Presse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Der Roman erscheint am 30.8.18.

 

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Reiheninformation

Autor: Gabe Hudson

Titel: Gork der Schreckliche

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Wieland Freud und Andrea Wandel

Umschlagillustration: Rudi Skukalek

Reihe: Nein

Seiten: 432

Originalpreis: 20,00€

Verlag: Hobbit Presse Klett-Cotta

Genre: Science-Fantasy

ISBN: 978-3-608-96268-0

Erscheinungsjahr: 2018

Auch wenn ich ein, zwei Dinge am ersten Teil der »Schwarzes Blut«-Reihe von Melanie Vogltanz auszusetzen hatte, freute ich mich auf Band 2 »Mortalitas«. Die Erwartungen und Hoffnungen, die ich an den Roman herantrug, wurden erfreulicherweise erfüllt.

Knapp drei Jahrhunderte nach ihrer Verwandlung zur Strigoi hat Elyssandra fast alles Menschliche hinter sich gelassen. Sie lebt nun unter dem Decknamen der Gräfin Elisabeth Báthory, genannt »Blutgräfin«, als ungarische Adelige und lässt es sich gut gehen. Zwischenmenschliches ist ihr schon lange abhandengekommen und ihresgleichen ist ihr völlig egal. Doch die Vergangenheit ruht nicht, als plötzlich wieder Undine auftaucht. Und dann wird auch noch ein schreckliches Attentat auf Elyssa verübt, das sie ihrer Unsterblichkeit raubt. Eine verzweifelte Suche nach dem Täter und dem Gegengift und ein Wettlauf mit der Zeit und dem Tod als Sterbliche beginnt.

Als allererstes muss ich sagen, dass es mich unheimlich erleichtert hat, dass Elyssa sich endlich von Christian lösen konnte. Noch nicht ganz, aber sie hat eingesehen, wie manipulativ und missbräuchlich er sich ihr gegenüber verhält. Und vor allem hat sie auch eingesehen, dass sich regelrechte Wahnideen in seinem Kopf festgesetzt haben, die nicht nur ihr, sondern auch ihresgleichen schaden, und Christian eine Gefahr für die Allgemeinheit darzustellen beginnt.

Des Weiteren hat sich auch der Stil verbessert. Während ich im ersten Band noch einige Male über so einige arg blumige Ausschmückungen stolperte, war davon in der Fortsetzung nichts mehr zu lesen. Ich kam viel angenehmer und flüssiger durch.

Das waren meine beiden Hauptkritikpunkte am ersten Band. Ich finde es sehr schön, dass sie sich mit dem zweiten aufgelöst haben. Hat mich sehr gefreut! Denn so konnte ich »Mortalitas« in seinen vollen Zügen genießen. Und es ist ein guter Roman!

Zum einen gefiel es mir, dass sich die ganze Geschichte vor dem Hintergrund der Blutgräfin abspielt. Das war eine passende Legende, die Elyssa da einen Hintergrund geben konnte, der wirklich gut zu ihr passt. Sie hat sich nämlich sehr stark verändert. Noch immer ist sie kratzbürstig und willensstark, doch dazu kommt ein gnadenloser Egoismus, der nur ihrem Selbsterhalt dient. Die Menschlichkeit, die sie sich noch eine ganze Weile nach ihrer Verwandlung und auch mit Christian zusammen bewahrt hatte, ist fast völlig von ihr abgefallen. Ihr Dasein als Strigoi prägt sie jetzt vollkommen, dass selbst ihresgleichen sie als Monster bezeichnet.

Und dann wird ihr genau das genommen, was ihr anscheinend das Wichtigste ist: ihre Unsterblichkeit. Sie verzweifelt völlig und begeht noch grausamere Taten, um durch das Blut von Jungfrauen ihre Unsterblichkeit wiederzuerlangen. Ich finde diesen Schachzug in der Erzählung einfach umwerfend. Denn erst dadurch, dass Elyssa scheinbar nichts mehr hat, gelingt es ihr, zu ihrem alten und doch irgendwie neuen Selbst zurückzufinden.

So wirklich eine Seite von Gut und Böse gibt es nicht. Jeder hat seine Ansichten, und jede davon hat irgendwie ihre Berechtigung. Viele tun Dinge, die von einigen verteufelt, aber von anderen wiederum gutgeheißen werden. Das macht das Lesen sehr spannend und abwechslungsreich. Natürlich steht man als Leser auf der Seite Elyssas, aber man muss ihr schon einräumen, dass sie einige wirklich schreckliche Dinge getan hat, die eigentlich einer harten Strafe bedürfen. Das Auflösen des Konzepts von Gut und Böse in diesem Roman ist der Autorin wirklich gut gelungen und bereitet sehr viel Freude beim Lesen.

Der zweite Teil stellt dem ersten gegenüber, der schon gut war, noch einmal eine Verbesserung dar. Die Schwächen des ersten Teils finden sich hier nicht mehr, dafür einige neue Stärken. Die Reihe ist auf jeden Fall weiterhin eine Empfehlung für Liebhaber der Vampirromane, die etwas abseits der ausgekauten Klischees suchen.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzes Blut – Mortalitas

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joachim Sohn

Reihe: Band 2

Seiten: 414

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Papierverzierer Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B0148U2W8A

Erscheinungsjahr: 2017

Alles muss ein Ende haben, und das gilt auch für Elyssas Geschichte. »Munditia« von Melanie Vogltanz bildet den Abschluss ihrer »Schwarzes Blut«-Trilogie, ein passendes Ende, wenn auch mit einigen Tränchen im Augenwinkel.

Elyssa hat mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und will nichts mehr wissen von Mortalitas, anderen Unsterblichen und überhaupt von der Welt. Dummerweise hat die Welt sie jedoch ganz und gar nicht vergessen und auch ihrer Vergangenheit kann sie nicht so einfach entkommen. Die Geister dessen, was sie hinter sich lassen wollte, haben sie längst eingeholt und die Jagd auf Unsterbliche ist eröffnet. Dieses Mal geht es um weit mehr als nur um Elyssas Leben.

Das Positive, das ich schon zu Band 1 und 2 zu sagen hatte, kann ich hier nur wiederholen. Noch immer ist die »Schwarzes Blut«-Reihe eine Empfehlung für düstere Vampirromane, bei denen mit hohem Einsatz gespielt wird. So mächtig Elyssa über die Jahre auch geworden ist, sind auch ihre Feinde nicht wehrlos und wissen, wen sie da bekämpfen.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen und die Charaktere machen Spaß. Besonders Elyssa sticht da hervor mit der unglaublichen Charakterentwicklung, die sie über die drei Bände hinweg durchgemacht hat. Selbiges gilt auch für Christian. Die Dynamik zwischen beiden ist unheimlich faszinierend und abseits der gängigen Liebesbeziehungen. Es war ja schon im ersten Band abzusehen, dass die Beziehung, die die beiden führen, keine gesunde ist. Dennoch können sie wie Pech und Schwefel doch nicht gänzlich voneinander lassen, auch wenn sie wissen, dass sie sich nur gegenseitig zerstören.

Wie schon in den vorigen Bänden, wartet besonders das Ende mit einem unheimlichen Plottwist auf, der noch einmal einen richtigen Knüller ladet und eine ganz besondere Tragik in sich birgt.

Generell mochte ich es, wie über Band 2 und 3 verteilt die Geschichte von Elyssa und Christian in Rückblenden weitererzählt wird und wie es dazu kam, dass sie sich trennten – und was daraus erwuchs, was noch eine bedeutende Rolle spielen wird. Ich frage mich, ob das in »Schwarzes Blut 2« von Bedeutung wird.

So toll der Plottwist am Ende auch war, hatte ich doch ein wenig das Gefühl, dass all die Bemühungen der Protagonisten am Ende zumindest teilweise bedeutungslos waren, weil vieles dann doch gänzlich anders kam. Das bleibt jedoch der einzige Wehmutstropfen.

»Schwarzes Blut« bleibt bis zuletzt eine Empfehlung für Liebhaber der Vampirromane. Spannend erzählt, gut geschrieben und glaubhafte Charaktere. Der Stoff, aus dem gute Romane sind.

 

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzes Blut – Munditia

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joachim Sohn

Reihe: Band 3

Seiten: 414

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Papierverzierer Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B0148UPRM8

Erscheinungsjahr: 2017

 

Weitere Rezensionen:

Nenatie

Manche Bücher sind wie eine kuschelige Decke und ein warmer Kakao in einem. Sie hüllen dich in ganz viel Wohlfühlen und Wärme und können dich gleichzeitig sogar noch in fremde Welten entführen. »The Long Way To A Small Angry Planet«, der erste Teil der »Wayfarer«-Trilogie von Becky Chambers, ist so ein Roman.

»Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als glamourös.

Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört.

Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens.«

(Quelle: Amazon. Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten, Fischer Tor)

Das erste, woran mich die Geschichte erinnerte, war Mass Effect. Nur ohne den ganzen Militarismus. Die Massenportale sind hier die Technik, Wurmlöcher in den Raum zu bohren, und eine ganze Menge intergalaktischer Rassen, die Ähnlichkeiten mit einigen aus Mass Effect haben, gibt es auch.

Sehr schön und positiv fiel auch die Verwendung nonbinärer Pronomen wie xe oder xyr auf oder die polyamore Natur Sissix‘ und ihre lesbische Beziehung (kind of) mit einem der Crewmitglieder. Die Autorin beschreibt diese Dinge abseits der alten Normen sehr sensibel und bindet sie organisch in ihre Geschichte ein. Während der Reise durch das Weltall lernt der Leser zusammen mit Rosemary viele verschiedene Konzepte romantischer Beziehungen kennen, die alle gleichberechtigt nebeneinander stehen und für die alle Akzeptanz dargebracht wird, auch wenn Rosemary manchmal noch etwas irritiert von einigen der Konzepte ist. Sie kann ihre Vorbehalte jedoch überwinden, und das ist es ja, worauf es ankommt.

Für mich war das der herausragendste Aspekt des Romans, der mich am meisten beeindruckt und abgeholt ist. Hauptsächlich geht es nämlich um Akzeptanz einander gegenüber, egal wie fremd der andere einem im ersten Augenblick erscheinen mag. Irgendwo finden wir meist eine gemeinsame Basis. Das ist es, was den Roman für mich zu einem Wohlfühlroman macht. Er hat eine wunderbar warme und herzliche Atmosphäre und der Umgang der Crew untereinander ist so herrlich supportive und verständnisvoll. Es ist schön, so etwas zu lesen.

Einen einzigen kleinen Kritikpunkt habe ich: Der englische Kappentext deutet noch stärker an, dass viele der Crewmitglieder ihre kleinen und großen Geheimnisse hat: »But Rosemary isn't the only person on board with secrets to hide, and the crew will soon discover that space may be vast, but spaceships are very small indeed.« (Quelle: Amazon) Davon merke ich in der Erzählung nicht viel. Es wird immer mal wieder am Rande erwähnt, aber dafür, dass es im Klappentext so betont wird, ist davon im Roman nicht viel zu spüren. Spannung wird durch die Geheimniskrämerei, die nicht wirklich eine ist, nicht viel aufgebaut.

Abgesehen davon bleibt »The Long Way To A Small Angry Planet« ein wunderbarer Wohlfühlroman, der seine Leser in eine Menge schöner, angenehmer Gefühle hüllt. Er sensibilisiert für nonbinäre Pronomen und für Beziehungen abseits der cis-hetero-Norm sowie für eine ganze Menge gegenseitiges Verständnis und Unterstützen. Wenn es in den Weiten des Weltalls klappt, dann bekommen wir das auf der Erde doch sicher auch hin, oder?

 

Autor: Becky Chambers

Titel: Wayfarer: The Long Way To A Small Angry Planet

Sprache: Englisch

Reihe: Band 1

Seiten: 404

Originalpreis: £8.99

Verlag: Hodder & Stoughton

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-1-473-61981-4

Erscheinungsjahr: 2015

Das Toilettenwägelchen rollt weiter durch die gefährliche Welt von Lunaria und erlebt unter der Feder von Torsten Hoß wieder einmal eine Menge neuer Abenteuer. »Clan der Astronauten« ist mittlerweile schon der dritte Roman der Reihe und leider bisher auch mein Tiefpunkt.

»Entschlossen, die Wiege der Menschheit zu finden und ihre neuen Freunde zu schützen, zieht die Crew der Sirius7 weiter Richtung Meer. 

Von Untoten verfolgt, von kriegerischen Amazonenclans umgeben und durch interne Spannungen gespalten - keine leichte Aufgabe für den neuen Clan der Astronauten. 

Hinzu sinnt der tote Zauberer Magister Ingbold, selbst nur noch ein rachsüchtiges Seelenfragment, nach Vergeltung und seinem Kopf, der sich im Besitz der Raumfahrer befindet. 

Und auch in den mystischen Sieben Türmen wenden sich neugierige Blicke in Richtung der Astronauten und ihrer stetig wachsenden Reisegruppe.«

 

(Quelle: Amazon)

Wieder einmal beweist der Autor seine Kreativität. Er greift tief in die Genrekiste, und was er dabei herauszieht, wird auf vielfältige Weise verwendet. Dieses Mal bekommen es die Astronauten mit boshaften Sirenen zu tun, die sie und ihre Freunde fressen wollen, während ihnen gleichzeitig die Amazonen im Nacken sitzen. Auch da kommt es zu kreativen Problemlösungen. So wird zum Beispiel mal eben Ashleys Hammer in einen Magneten verwandelt, der eine angreifende Reiterhorde in ein riesiges Blechknäuel verwandelt.

Vor allem wird auch gezeigt, dass Männer- statt Frauenfeindlichkeit auch bloß nicht besser ist. Dreht man den Spieß um 180°, erhält man dasselbe in grün noch einmal. Das hilft vielleicht auch dem einen oder anderen männlichen Leser zu verstehen, wie das mit der Misogynie funktioniert.

Auf der anderen Seite besteht dieser Roman quasi aus 100% Worldbuilding, gewürzt mit einer nervigen Hiriko, die naiv auf wirklich alles hereinfällt, selbst wenn es eine offensichtliche Falle ist. Nein, Hiriko mag ich wirklich nicht. Ich mag auch Romane nicht, die quasi nur aus Worldbuilding bestehen.

Es passiert eine ganze Menge in diesem Roman. Alle laufen durcheinander und geraten kopfüber in wirklich jede Gefahr, die am Wegesrand lauert. Das ergibt ein ziemlich großes Chaos. Gemixt mit den extrem kurzen Kapiteln sorgt das bei mir beim Lesen für eine große Unruhe. Ich habe keine Momente zum Durchatmen, keine Momente, wo das Momentum der Handlung mal etwas gedrosselt wird und ich beim Lesen durchatmen kann. Das macht das Lesen zu einer sehr hektischen und damit für mich nicht unbedingt angenehmen Sache.

Des weiteren habe ich nicht das Gefühl, dass dieser Roman sonderlich viel zur Haupthandlung beiträgt, sprich, wir der Klärung der eingängigen Frage näher kommen: Was ist das für ein Ort, wie sind die Astronauten dort hin gekommen und wie kommen sie wieder von dort weg? Im Moment sehe ich nicht, wie dieser Roman zur Klärung der Fragen der Haupthandlung beiträgt. Stattdessen rennen alle kopflos durcheinander und versuchen sich mehr schlecht als recht der Sirenen vor ihnen und der Amazonen hinter ihnen und allen anderen Gefahren am Wegesrand zu erwehren. Der mittlerweile dritte Roman, wo es sehr chaotisch und gleichzeitig nur langsam bis gar nicht vorangeht, und so langsam wird es mir doch zu viel.

Leider konnte mich Band 3 nicht wirklich überzeugen und schwächelt in meinen Augen. Noch hoffe ich aber darauf, dass wir demnächst der Klärung des ganzen Rätsels näher kommen. Band 4 erhält von mir also vorläufig auch noch eine Chance.

 

Ich habe das Buch im Ramen einer Leserunde bei Lovelybooks gewonnen und bedanke mich beim Autoren für die Bereitstellung des ebooks!

 

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Reiheninformation

Autor: Thorsten Hoß

Titel: Die Crew der Sirius7 – Clan der Astronauten

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Polina Hoß

Reihe: Band 3

Seiten: 503

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Selfpublisher

Genre: Science-Fantasy

ASIN: B075VXR5XZ

Erscheinungsjahr: 2017

 

Weitere Rezensionen:

Kleiner Komet

High Fantasy ist meine alte Liebe. Da war es schwer, nein zu »Die Prophezeiung des magischen Steins« von Stephan M. Rother zu sagen. Zumal es sich hier auch um einen Einzelband handelt und keine regalfüllende Reihe. Leider wurden bei der Suppe die Gewürze vergessen und auch die eine oder andere Zutat.

»Er ist ein Meisterwerk der alten Elben, eine der mächtigsten Schöpfungen ihrer Magie: der singende Stein. Dass ausgerechnet Dafydd, Lehrling des Barden Palatin, der Träger des magischen Steins sein soll, um dessen Besitz Kriege geführt wurden, vermag er kaum zu glauben. Und doch findet er sich bald mit Palatin, Prinzessin Livia, einem Gnom, einem Zwerg und der schrulligen Hexe Morgat im größten Abenteuer seines Lebens wieder. Können die Gefährten verhindern, dass das Land, wie sie es kennen, vergeht? Und kann die Magie des Steins auch Dafydds persönliches Glück beeinflussen? Denn trotz aller Standesunterschiede schlägt sein Herz für Prinzessin Livia ...«

(Quelle: Amazon)

Was braucht es für High Fantasy? Einen alten, unter Umständen vergessenen Feind, aber auf jeden Fall einen, der Schrecken auch nur bei der Nennung seines Namens hervorruft. Und auf der anderen Seiten natürlich noch der tapfere Auserwählte und sein treuen Gefährten. Vergessen wir auch nicht magische Artefakte und ein herzzerreißende Liebesgeschichte. E voilà! Der Roman. Aber wie eine Suppe (Essensvergleiche werden anscheinend so etwas wie mein Markenzeichen) nicht nur aus Wasser und Kartoffeln besteht, besteht ein High Fantasy Roman eben auch aus mehr als nur diesen Grundelementen.

Leider ist »Die Prophezeiung des magischen Steins« nur Wasser mit Kartoffeln und vielleicht ein paar Möhrenstückchen. Wir haben all die Elemente der Heldenreise und die sind an und für sich auch nicht unbedingt schlecht umgesetzt. Aber es ist eben nicht mehr. Bei all der Fantasy, die ich in den vergangenen Jahren gelesen habe, stellt sich mir die Frage, ob das Genre wirklich noch mehr davon braucht, von dem es eh schon viel zu viel hat. Ich stelle an dieser Stelle die steile These auf, dass es heutzutage mehr als nur Tolkien ohne die Würze bedarf.

Erschwerend kommt der Humor des Romans dazu. Es gab ein paar witzige Stellen, zum Beispiel die Beschreibung der Zwerge als »quadratisch, praktisch, gut«. Aber größtenteils ging mir der Humor auf die Nerven, weil er teils regelrecht infantil war. Da wird zu Anfang betont, dass der Boden im Thronsaal so richtig schön glattpoliert sei. Man ahnt, was jetzt kommt. Höfling kommt zu spät zum großen Staatsempfang, stürmt den Raum, segelt zu Boden ... und reißt dabei den dicken König mit, dem die Hose platzt und die Unterhose hervorkommt. Soll ein erwachsener Mensch wirklich darüber lachen?! Also bitte!

Die Charaktere haben auch eher den Status »sind nun mal vorhanden« und die Handlung ... Nun, exakt nach Kochbuch eben, nur das die Hälfte vergessen wurde, die, die es erst schmackhaft macht.

Kurzum: Die Welt braucht nun wirklich nicht noch ein High Fantasy Buch, das einfach Schema F durchkaut und sonst nichts hinzufügt. Da empfehle ich lieber Terry Brooks Schwert der Wahrheit oder gleich den Herrn der Ringe.

 

Dennoch danke ich dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

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Reiheninformation

Autor: Stephan M. Rother

Titel: Die Prophezeiung des magischen Steins

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Max Meinzold

Reihe: Nein

Seiten: 400

Originalpreis: 11,99€

Verlag: Thienemann Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B07C7Y7WVZ

Erscheinungsjahr: 2018

Schon vor einigen Jahren hatte ich bei einer Pen & Paper Runde meine ersten Berührungspunkte mit der Welt von Splittermond. Daher war ich sehr froh, als mir im Rahmen einer Leserunde die Gelegenheit gegeben wurde, »Alles zum Schein« von Vincent Voss, ein High Fantasy Roman aus der Welt von Splittermond, lesen zu dürfen. Leider war ich am Ende sehr enttäuscht.

»Der junge Adlige Hagen von den Goldquellen tritt mit seiner Volljährigkeit seine Ausbildung zum Magier in der Akademie Splitter und Geist an. Doch die lobpreisenden Worte seines Vaters über die Akademie weichen schnell der Erkenntnis, dass er die Ausbildung hier nur antreten soll, um möglichst weit weg vom heimischen Hofe zu sein. Statt einer intensiv betreuten Zaubererausbildung mit bemühten Mentoren in einer gepflegten Akademie erwartet ihn ein beklemmendes Gemäuer fernab freundlicher Menschen. Mitschüler und Lehrer sind Hagen nicht wohlgesinnt und machen ihm das Leben schwer. Eine Begegnung mit einem wild fantasierenden Besucher der Akademie lässt Hagen noch ratloser zurück. Was faselt der Fremde von einem Geheimnis der Akademie und Verrätern unter den Mentoren? Hagen muss das Rätsel lösen, doch wem kann er dabei vertrauen? Alles zum Schein ist ein moderner Fantasy-Roman mit Krimi- und Gruselelementen aus der preisgekrönten Splittermond-Reihe.«

(Quelle: Amazon)

Leider musste ich das Buch bei 57% abbrechen (dementsprechend kann ich auch nicht mehr rezensieren), und das ist höchst bedauerlich, denn eigentlich hatte ich mich darauf gefreut, den Roman zu lesen und seit langem mal wieder in die Welt von Splittermond einzutauchen.

Der Hauptgrund, dass ich den Roman abbrach, liegt darin, dass ich einfach absolut keinen Zugang fand. In medias res ist eine tolle Sache, die ich befürworte. Aber hier geht es von Anfang an so sehr zur Sache, dass ich eigentlich gar nicht weiß, was hier eigentlich vor sich geht. Und das bessert sich auch nicht wirklich. Gerade der Anfang wirkt sehr hingeschludert, als hatte man dieses lästige Vorstellen von Charakteren und Setting lieber übersprungen und hätte gleich mit den wirklich interessanten Dingen begonnen.

Dadurch fehlt mir aber jegliche Verbindung zu der Geschichte. Ich habe keine wirkliche Vorstellung davon, wer Hagen ist und wie der Alltag an der Magierschule aussieht. Wie soll ich dann ein Gefühl dafür bekommen, wenn die Dinge beginnen aus dem Ruder zu laufen? Wie soll ich da den Kontrast und damit die Spannung im Vergleich zum Normalzustand nachvollziehen können? Oder mich überhaupt für die Figuren interessieren, wenn sie für mich meist kaum mehr als ein beliebiger Name sind?

Das hat mir leider sehr viel von der Lesefreude genommen, und da ich auch nicht wirklich nachvollziehen konnte, warum wer nun so handelt, wie er handelt, hatte es mich einfach nicht mehr genug gereizt weiterzulesen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Hagen vor allem mit seinen Genitalien zu denken scheint. Oh, Brüste! Da muss er sich doch Hals über Kopf in die erstbeste Dame verknallen, die ihm näher als zwei Armlängen kommt! Zumindest las es sich so. Mehr Entwicklung hätte dem Roman an dieser Stelle wie auch so vielen anderen definitiv nicht geschadet. Ich persönlich finde es einfach nicht angenehm zu lesen, wenn männliche Protagonisten sich so sehr auf primäre und sekundäre weibliche Geschlechtsorgane versteifen. Pun intended. 

Eine Kritik noch an einem Nebencharakter: Snagga ist ein kleines Mädchen, wie ich verstanden habe, 14 Jahre alt. An einer Stelle tötet sie ohne mit der Wimper zu zucken einen Mann. Das ließ mich dann doch sehr stutzen ob ihrer Brutalität in jungen Jahren. Es heißt zwar immer wieder, dass sie sehr mutig ist, aber Mut und kaltblütiger Mord sind zwei verschiedene Dinge. Bis zu der Stelle, zu der ich las, wurde mir nicht ersichtlich, was sie zu solch einem Menschen hatte werden lassen. Bis dahin bleibt mir nur zu sagen, dass es mir unlogisch erscheint, dass eine (so junge) Person einfach so so brutal ist.

Die Handlung hängt maßgeblich von den Charakteren ab. Mir fiel es jedoch die ganze Zeit über schwer, diese auseinander zu halten, geschweige denn ihre Motive und Beweggründe zu erkennen. Hier fällt dem Roman wieder einmal auf die Füße, dass zu Anfang unsauber gearbeitet wurde, indem kein wirklicher Zugang zu den Charakteren geschaffen wurde.

Bedauerlich, aber leider wahr: Bei aller Vorfreude, wieder in die Welt von Splittermond einzutauchen, hat mich »Alles zum Schein« dann doch enttäuscht. Das Setting wird nicht sauber vorgestellt, sodass ich mich weder in die Handlung noch in die Charaktere einfinden konnte. Damit blieb für mich einfach keine Spannung über und damit auch kein Grund, den Roman bis zum (bitteren) Ende zu lesen.

 

Dennoch danke ich dem Verlag für die Möglichkeit der Teilnahme an der Leserunde und das dafür bereitgestellte Rezensionexemplar.

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor: Vincent Voss

Titel: Alles zum Schein

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Florian Stitz

Reihe: Nein

Seiten: 272

Originalpreis: 8,99€

Verlag: Feder & Schwert

Genre: Fantasy

ASIN: B07HHF6HKM

Erscheinungsjahr: 2018

Elyssas Geschichte mag final zu Ende sein, aber Autorin Melanie Vogltanz hat trotz allem für ihre Reihe »Schwarzes Blut« einiges im petto. Denn Alfios Geschichte ist ganz und gar nicht zu Ende. »Wolfswille« ist der Auftakt des zweiten Teils der Reihe.

Alfio hat es nach London verschlagen. Ihn plagen Erinnerungslücken, die mit der Zeit immer umfassender werden, je öfter und länger der Wolf in ihm die Kontrolle übernimmt. In London findet er ein Mittel, das den Wolf zum Schlafen bringt: Opium. Er erhofft sich davon, sowohl seiner Vergangenheit als auch seiner Natur als Hemykin entkommen zu können. Leider klappt das nicht wie geplant, als »Jack the Ripper« beginnt, Londons Straßen unsicher zu machen. Plötzlich sieht sich Alfio im Kreuzfeuer der Mächte der Metropole.

Ich liebe diese Reihe mit jedem Band mehr. Während meine Rezension zum allerersten Band ja doch etwas verhalten ausfiel, kann ich dieses Mal nur in Begeisterungsstürme ausbrechen. Ja, ja und nochmals ja! Das ist genau der Stoff, den ich lesen will!

Alfio ist so richtig abgefuckt. Er kann sich nicht mehr an Elyssa erinnern, alles, was diese Zeit betrifft, entzieht sich seinen Erinnerungen. Außerdem hat Alfio mehr Glück als Verstand. Da gibt es ganz am Ende eine Begegnung, die er nur durch unverschämt viel Glück überlebt und bei der mir die Haare zu Berge standen, weil ich mir sicher, war, dass es das jetzt für ihn war. (Gäbe es da nicht noch zwei weitere Romane in der Reihe mit ihm …)

Die Autorin spielt wunderbar mit ihren Leser*innen. Diese eine Stella am Ende war ein Beispiel. Eine andere betraf  einen bestimmten Charakter. Vertraut habe ich ihm! Vertraut! Und dieses Vertrauen wurde schändlichst missbraucht. Was gut ist, weil ich das absolut nicht habe kommen sehen, diesen einen richtig fiesen und absolut gelungenen Plottwist.

Der ganze Roman spielt vor dem Hintergrund von Jack the Ripper. Es tauchen einige bekannte Gesichter des weltberühmten Kriminalfalles auf, wie zum Beispiel Abberline. Wir wissen, dass der Ripper nie gefasst wurde, aber Alfio soll im Laufe der Geschichte doch auf Melanies Version des Rippers stoßen. Der Leser darf sich darauf freuen, denn die ohnehin spannende Geschichte wird da so richtig fesselnd! Mich hat der Roman kaum mehr losgelassen, hatte ich erst einmal begonnen.

Ich mag ja so richtig abgefuckte Charaktere, und wie bereits erwähnt, ist Alfio solch einer. Seine Vergangenheit und seine Natur plagen ihn, und er tut alles, um die Pein etwas zu erleichtern, die körperliche wie auch vor allem die psychische. Die Charaktere werden hier kein bisschen geschont.

»Wolfswille« und damit »Schwarzes Blut 2« ist zwar die Fortsetzung von »Schwarzes Blut« und knüpft an die Ereignisse dort an, kann jedoch auch als eigenständiger Reihenauftakt gelesen werden. Ein paar kleine Details entgehen einem dann zwar, die fallen aber nicht ins Gewicht.

Alles in allem eine unbedingte Empfehlung für alle Fans der düsteren Literatur, in denen es hart auf hart kommt. Als Einstieg in die Welt eignet sich dieser Roman ebenso gut, wie der erste Band der Reihe.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

 

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Reiheninformation

Autor: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzes Blut – Wolfswille

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joachim Sohn

Reihe: Band 4

Seiten: 328

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Papierverzierer Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B06XBMG13P

Erscheinungsjahr: 2017

Dieser Tage wird Science Fiction aus Afrika wie auch China immer beliebter. Eine*r der auch in westlichen Ländern immer bekannter werdenden Autor*innen ist auch Nnedi Okorafor, Autorin der Binti-Reihe, eine Reihe von Novellen, die sich um die junge Studentin Binti drehen. Man hört viel Gutes über Binti, aber auch einige durchmische Stimmen. Für mich war es leider ein Abbruch nach einem Viertel der Novellen.

»Der Nebula-Award-Gewinner endlich auf Deutsch: Die Sammlung der drei Novellen "Binti - Allein", "Binti - Heimat" und "Binti - Nachtmaskerade".

Ihr Name ist Binti und sie ist die erste Himba, die jemals an der Oomza Universität, einer der besten Lehranstalten der Galaxis, angenommen wurde. Aber diese Möglichkeit wahrzunehmen bedeutet, dass sie ihren Platz innerhalb ihrer Familie aufgeben und mit Fremden zwischen den Sternen reisen muss, die weder ihre Denkweise teilen, noch ihre Bräuche respektieren.

Die Welt, deren Teil sie werden möchte, hat einen langen Krieg gegen die Medusen hinter sich und Bintis Reise zwischen den Sternen lässt sie dieser Spezies näherkommen als ihr lieb ist. Wenn Binti das Vermächtnis eines Krieges überleben will, mit dem sie nichts zu tun hatte, wird sie die Gaben ihres Volkes brauchen und die Weisheit, die sich in der Universität verbirgt - aber zuerst muss sie es bis dorthin schaffen, lebendig.«

(Quelle: Goodreads)

Um es kurz zu machen: Die Novellen haben einfach nicht für mich funktioniert. Der Schreibstil war mir zu unpersönlich, die Erzählung zu klinisch. Vor allem auf Binti habe ich keinen guten Blick erhalten und ich konnte sie kaum kennen lernen.

Man bekommt dafür jedoch eine Menge Worldbuilding und das ist tatsächlich ein großer Pluspunkt. Die Autorin hat sich hier eine ganze Menge spannender Dinge ausgedacht und zu Papier gebracht. Man hat das Gefühl, in einer lebendigen Welt zu sein, die auch tatsächlich bevölkert ist.

Leider, leider ist das allermeiste davon im Tell erzählt, nicht im Show. Es wird dem Leser also berichtet, nicht vorgeführt, sodass man als Leser keinen wirklichen Anteil an der Welt hat und mehr das Gefühl hat, einen Zeitungsartikel zu lesen, statt einer literarischen Erzählung.

Somit sind zwar wirklich gute Ansätze da, ich konnte aber absolut keinen Zugang zu ihnen finden. Zudem geht es sehr viel um Mathematik, und das geht mir persönlich ja nun komplett ab.

Binti ist also im Kern gut, die Umsetzung scheiterte jedoch für mich. Schade, schade, denn ich musste das Buch daher nach etwa 100 Seiten abbrechen.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

 

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Reiheninformation

Autor*in: Nnedi Okorafor

Titel: Binti

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Claudia Kern

Reihe: Band 1 - 3

Seiten: 400

Originalpreis: 9,99€

Verlag: Cross Cult

Genre: Science Fiction
ASIN: B079YX2ZKC

Erscheinungsjahr: 2018

Egal ob nun über Land oder interplanetar: Ware muss transportiert werden. Die Trucker steuern dann eben statt Lastwagen Weltraumkonvois. In ihrem Roman »Terra« erzählt das Autorenduo Tom und Stephan Orgel die Geschichte eines ebensolchen Konvois, welcher sich soeben auf dem Weg vom Mars zur Erde befinden. An Bord: eine ungeahnte Gefahr für die Menschheit.

»In der Zukunft hat sich die Erde in ein ökologisches Wrack verwandelt. Der Mond ist ein einziges Bergwerk, und alle Hoffnungen liegen nun auf der Besiedlung des Mars. Dessen Terraforming ist in vollem Gange, und mit Raumfrachtern werden die Rohstoffe des roten Planeten abtransportiert. Jak ist Mechaniker an Bord eines dieser vollautomatischen Frachter, der gerade mit zwei Millionen Tonnen Erz auf dem Weg zur Erde ist. Was er nicht weiß: Einer der Container ist vollgestopft mit Bomben. Und auch Jak hat ein paar Geheimnisse zu verbergen. Für ihn und seine Schwester Sal, die als Marshal auf dem Mond stationiert ist, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, bei dem es um nichts weniger geht als um das Schicksal des Planeten Erde …«
(Quelle: Goodreads)

Kleiner Tipp vornweg: Das Buch hat einen Anhang, welcher sehr praktisch ist. Allerdings hatte ich ihn erst nach dem Lesen entdeckt, obwohl ich ihn durchaus hätte gebrauchen können.

Die beiden Autoren erzählen eine gut durchdachte Geschichte in sehr angenehmem und verständlichen Stil. Die Idee eines Weltraumkonvois gibt interessante Möglichkeiten und spannende Figurenkonstellationen. Die meiste Zeit des Romans ist ein überwiegender Teil der Charaktere isoliert nur in seinem eigenen Frachter, sodass die Charaktere kaum direkt miteinander und nur über Funk kommunizieren können.

Der Roman ist aus der Sicht der kleinen Leute erzählt, die unwissend in eine wesentlich größere Verschwörung hineingraten. Ihnen ist die Rolle des Bauernopfers angedacht, doch dann kommt alles anders. Mir hat diese Grundkonstellation sehr gut gefallen, auch dann zu verfolgen, wie die vermeindlichen Bauernopfer dem ganzen auf die Schliche kommen und sich dagegen wehren. Und das alles, obwohl die meisten der Charaktere räumlich voneinander getrennt sind.

Die Autoren haben gut in die Zukunft gedacht. Wie es mit unserer Erde weitergehen könnte, wie sich die Gesellschaft und auch die Wirtschaft verändert auch unter Einfluss der Besiedelung des Mondes und schließlich auch des Marses. Eine Menge popkultureller Referenzen gibt es auch, sodass man auch daran eine Menge Freude finden kann. (Irgendwie scheint sich da bei mir ein Bildungslücke aufgetan zu haben, weil mir kaum etwas davon bekannt war.)

Trotz allem hat das Buch aber irgendwie nicht so bei mir gekickt. Die Charaktere wirkten auf mich, als seien sie eher da, damit die Handlung irgendwie erzählt werden kann, statt eigenständige Personen zu sein. Und dieses ganze Trucker-Ding ist war an und für sich eine gute Idee und auch gut umgesetzt, aber einfach eine Welt für sich, zu der ich persönlich kaum einen Bezug finden konnte.

Also ein Roman mit guten Ideen, die auch gut umgesetzt wurden, nur war der entscheidende Punkt einfach etwas, mit dem ich nicht unbedingt viel anfangen konnte. Trotz allem empfehlenswert.


Ich danke dem Verlag für die Breitstellung des Rezensionsexemplares

Andere finden Überraschungen in den Buchläden, ich in der Bibliothek. Ganz unerwartet stolperte ich dort über »Guides – Die erste Stunde«, ein Science Fiction Roman von Robison Wells. Auch wenn es sich hier um eine sehr klassische Erstkontaktgeschichte handelte, konnte ich mich doch sehr dafür erwärmen.

»Niemand weiß, was sich in dem gigantischen UFO befindet, das die Welt nach seinem Absturz in Atem hält. Und Alice ist sicher: Niemand außer ihr Vater, der für die NASA arbeitet, hätte seine siebzehnjährige Tochter jetzt auf ein Internat nach Minnesota gebracht - ausgerechnet mitten ins Zentrum der Katastrophe. Hier kommt Alice der Wahrheit hinter den Nachrichten gefährlich nahe. Doch mit der Wahrheit kommt auch die Angst vor den unbekannten Geschöpfen, die das Raumschiff verlassen …«

(Quelle: Goodreads)

Erstkontaktgeschichten gibt es viele, also solche Geschichten, wo es zu einer allerersten Berührung zwischen Menschen und Außerirdischen kommt. Deren liebste sind mir immer noch Arrival und Contact, aber auch »Guides« konnte mich begeistern.

Dabei muss man eigentlich ganz objektiv sagen, dass »Guides« eigentlich wenig innovativ ist, was diesen Geschichtentypus angeht und doch eher in Richtung Independence Day geht statt Arrival. Der Plottwist am Ende war recht vorhersehbar, und ehrlich gesagt war das Ende ohnehin der schwächste Teil für mich.

Dennoch: Der Rest hat Spaß gemacht zu lesen. Alice landet auf einem Internat, auf das vor allem Bonzenkinder gehen, also Leute mit ausreichend Geld und Prestige. Aber auch besondere Talente. Das heißt, dass die wenigsten Protagonisten wirklich doof sind und ganz im Gegenteil sogar oft kluge Kommentare zum Geschehen abgeben können und umfangreiches Allgemeinwissen mitbringen. Trotz allem sind sie Teenager und benehmen sich auch wie solche. Nur eben solche mit einem etwas höheren IQ als der Durchschnitt, was einem den einen oder anderen dämlichen Kommentar erspart.

Alice hat indigene Wurzeln, die vor allem gegen Ende eine Rolle spielen, als sie zu ihrer Großmutter flieht. Ich kann leider nicht wirklich beurteilen, inwiefern dem Autor die Darstellung der indigenen Bevölkerung gelungen ist. Aber auf mich machte alles einen feinfühligen Eindruck und bot zudem einen interessanten kleinen Einblick in diese Lebensweise.

Streckenweise hat der Roman eine sehr düstere Atmosphäre und dem Autor gelingt es gut, das auch zum Leser zu transportieren und diesem eine Gänsehaut zu bescheren. Besonders gefiel mir, wie die Protagonisten auf die entsprechenden Situationen reagierten, die teils weit jenseits der alltäglichen Erfahrungswelt liegen, und wie sich das auf ihre Psyche auswirkte. Der Schock, der sich mitunter einstellte, wurde realistisch dargestellt.

Spannend war ebenso das Rätseln, was wirklich hinter der Anfunkt der Guides auf der Erde steht, denn es wird schnell klar, dass da mehr dahinter steht, als die Guides die Menschen glauben machen wollen. Auch wenn ich relativ schnell darauf kam, störte es mich nicht unbedingt, als meine Vermutung bestätigt wurde. Das Drumherum passte immer noch.

Der Roman mag zwar nicht viel zu all den Erstkontaktgeschichten hinzufügen. Dennoch ist er kurzweilige, spannende Unterhaltung, ein empfehlenswerter Happen für Zwischendurch. Einen kleinen Gruselfaktor gibt es streckenweise ebenso, und Lesern, die mit der Darstellung von Gewalt und Gewaltopfern ihre Schwierigkeiten haben, sei eher von der Lektüre abgeraten. Allen anderen kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen.

 

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Reiheninformation

Autor*in: Robison Wells

Titel: Guides – Die erste Stunde

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 272

Originalpreis: 14,00€

Verlag: HarperCollins YA!

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-95967-093-7

Erscheinungsjahr: 2018

Mittlerweile ist Mitternacht schon lange vorbei, ich las soeben »Age of War« von Michael J. Sullivan aus und … ich vergoss eine Menge Tränen dabei. Nicht nur metaphorische wohlgemerkt. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Und jetzt habe ich eine Menge Redebedarf. Denn normalerweise weine ich nie beim Lesen. Überhaupt lasse ich mich nur sehr selten zu irgendeinem äußeren Äquivalent einer Emotion beim Lesen hinreißen. Aber das hier muss jetzt einfach raus. (Spoiler: Lest alles von diesem Autor!)

Persephone weiß, dass der Fane hinter ihr her ist. Nun ist die Festung Alon Rhist die einzige Überlebenschance der Rhune, die sich selbst Menschen nennen, doch die Festung ist noch immer Fest in der Hand der Fhrey. Zum Glück sind Nyphron und seine Galantianer bei ihnen und Nyphron ist nach dem Tod seines Vaters der rechtmäßige Fürst von Alon Rhist. Dieser weiß die schiere Masse der Rhune geschickt einzusetzen, um die Besatzung von Alon Rhist davon zu überzeugen, ihrem bisherigen, recht ungeliebten Anführer den Rücken zu kehren und zu Nyphron überzulaufen – der die Festung in die Hände des Keenig der Rhune übergibt, Persephone. Innerhalb der schützenden Mauern der Fhrey-Festung können sie mit Unterstützung der dortigen Schmieden dringend benötigte Waffen und Rüstungen schmieden, um gegen die Armee des Königs der Fhrey, die die Menschen Elben nennen, zu bestehen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Und ob Waffen, selbst wenn sie aus Eisen sind, gegen die Kunst genannte Magie der Fhrey bestehen können? Persephone weiß, dass das Überleben der gesamten menschlichen Rasse auf dem Spiel steht.

Dieser Roman hat mir das Herz aus der Brust gerissen und es vor meinen Augen in Stücke zerfetzt. Wie kann eine Geschichte gleichzeitig so wunderbar erzählt und so grausam sein? Was ich bisher so sehr an den Legends schätzte, findet sich auch hier und wird noch einmal getoppt.

Sullivan hat ein Händchen für starke und komplexe Frauenfiguren. In seiner ersten Riyria Reihe gab es diese ebenso, aber noch in etwas geringer Zahl. Hier jedoch sind es vor allem die Frauen, die mit gemeinsamer Kraft das Unmögliche möglich machen. Weniger mit reiner Körperkraft, als vielmehr mit Köpfchen. Roan zum Beispiel ist solch ein wunderbarer Mensch. Sie ist so unglaublich kreativ und begabt und schafft so viele wundervolle Dinge allein aus der Kraft ihrer Imagination heraus. (Wenn sie in den Folgebänden kein Cenzylor wird, weiß ich auch nicht!)

Und gleichzeitig hat sie solch ein grausames Schicksal erlitten. Sie ist schwer traumatisiert worden, da sie in Sklaverei geboren wurde und von ihrem Besitzer sowohl körperlich als auch emotional schwer missbraucht wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt plagen sie Selbsthass und Schuldgefühle, weil sie ihren Täter umbrachte. Übrigens durchaus und leider normal für Missbrauchsopfer, diesen Effekt nennt man am Rande erwähnt Täterintrojekt. Wenn alle ihren Täter sympathisch finden, er sie aber schlägt und sie einen Fluch nennt, dann muss er doch recht haben, oder? Dann muss da doch etwas dran sein? Gedankengänge, die sie auch Jahre später in Folge ihrer PTBS noch plagen.

Und sie ist nur eine von vielen. Was ist mit Persephone selbst, deren unglaublich starker Wille sie dazu ermächtigte, der Keenig aller Clans der Rhune zu werden. Sie als Frau inmitten von Männern! Sie war es immerhin, die begann, mit Köpfchen statt mit Muskelkraft gegen die Fhrey vorzugehen, denn nur so können sich die Menschen überhaupt gegen eine scheinbar überlegene Rasse behaupten.

Jeder der Charaktere fühlt sich einfach so echt an, und gerade das ist es, was den Leser so unglaublich mitreißt. Die Menschen kämpfen auf scheinbar verlorenem Posten, und in ihrem Kampf um ihr Überleben müssen sie alle so viel opfern. Persephone als Keenig gelingt es zwar, dass die Clans mehr oder weniger vereint an ein und demselben Strang ziehen, aber nicht einmal das scheint zu reichen. Nicht einmal das und die Unterstützung der Galantianer und der Meisterkünstlerin Arion von den Fhrey. So sehr einem die Charaktere ans Herz gewachsen sind mit all ihrem Leid, das sie bereits durchgemacht haben, umso mehr schmerz es dann, wenn sie scheinbar immer noch nicht genug gelitten haben.

Und dann gibt es noch den Krüppel Gifford, der in seinem Leben scheinbar zu nichts weiter nütze zu sein scheint, als ein weiterer Mund, der gefüttert werden muss, ohne selbst etwas dafür leisten zu können. Dass er vielleicht am Ende als Ritter in scheinender Rüstung alle retten könnte, hätte wohl keiner gedacht.

Das ist es, was ich an dieser Reihe so liebe. Die Helden der Geschichte sind die, von denen man es am wenigsten erwartet: Egal, was einen zurückhalten mag, mag es ein grausames Trauma sein, das man mit eigener Kreativität zu verarbeiten versucht, oder eine körperliche Behinderung, derer zum Trotz man das Unmögliche schafft, irgendwie schaffen es diese Leute dennoch, ihren steinigen Weg zu beschreiten, um am Ende den Erfolg zu ernten. Auch wenn auch dieser seinen Preis hat.

Also: Unbedingt lesen. Wir haben großartige Helden, mental diversity, körperliche Behinderung und eine Menge Leute, die zeigen, dass all das uns nicht fesselt und wir dennoch Großes erreichen können. Das macht Mut.

 

Mögliche Trigger

Trauma und PTBS

- Gewalt gegen Menschen (und menschenähnliche Wesen)

- Sklaverei bzw. deren Folgen

- Vergewaltigung und körperlicher und emotionaler Missbrauch in Retrospektive

- Diskriminierung von körperlicher Behinderung

- verbale Beleidigung

- Mord und versuchter Mord

- Rassismus (Fhrey gegenüber Menschen)

 

 

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Reiheninformation

Autor*in: Michael J. Sullivan

Titel: Legends of the First Empire: Age of War

Umschlagsillustration: Marc Simonetti

Sprache: Englisch

Reihe: Band 3

Seiten: 393

Originalpreis: 28.00$

Verlag: Del Rey

Genre: Fantasy

ISBN: 978-1-101-96539-9

Erscheinungsjahr: 2018

Es gab mal eine Zeit, da waren die Eragon-Bücher von Christopher Paolini meine Lieblingsbücher. Ich bin zwar mittlerweile älter geworden und weiß, dass sie durchaus ein paar Schwächen haben, der der Nostalgie-Faktor der Jugend bleibt dann doch. Daher war es durchaus eine große Freude, als ich hörte, dass Paolini mit »Die Gabel, die Hexe und der Wurm« erneut nach Alagaësia zurückkehrt.

»Es ist ein Jahr her, dass Eragon aus Alagaësia aufgebrochen ist auf der Suche nach dem geeigneten Ort, um eine neue Generation Drachenreiter auszubilden. Jetzt kämpft er mit unendlich vielen Aufgaben: Er muss einen riesigen Drachenhorst bauen, Dracheneier bewachen und mit kriegerischen Urgals, stolzen Elfen und eigensinnigen Zwergen zurechtkommen. Doch da eröffnen ihm eine Vision der Eldunarí, unerwartete Besucher und eine spannende Legende der Urgals neue Perspektiven.

Dieser Band enthält drei neue Geschichten aus Alagaësia und führt Eragon an den Beginn eines neuen Abenteuers. Außerdem enthüllt das Buch Auszüge aus der Biografie der unvergesslichen Kräuterhexe und Weissagerin Angela … geschrieben von Angela Paolini, der Schwester des Autors, die ihn zu dieser Figur inspiriert hat.

Illustriert mit vier neuen Originalzeichnungen des Autors!«

(Quelle: Verlag)

Mir gefällt, wie die Anthologie mit Rahmen- und Binnenhandlung aufgezogen wurde. Damit stehen die drei Geschichten nicht für sich, sondern sind in Eragons Geschichte eingebettet. Eragon selbst ist mittlerweile mit Saphira in den Osten gezogen und baut dort mit Elfen, Zwergen und Urgals eine Akademie für Drachenreiter auf. Das bringt eine Menge neuer Herausforderungen für ihn mit sich, die manchmal scheinbar unmöglich zu bewältigen scheinen.

In der ersten Geschichte über die Gabel erfahren wir etwas für einen scheinbar Fremden, der sich dann doch als alter Bekannter entpuppt. Die Geschichte war ein schöner Auftakt in die Anthologie.

Aber schon hier zeigt sich, worüber ich die ganze Zeit beim Lesen gestolpert bin: Das Pathos und die Moralkeule sind in der gesamten Anthologie zu dick aufgetragen. Paolini hätte seine Botschaften durchaus etwas subtiler verpacken können, ohne sie seinen Lesern ins Gesicht zu drücken.

Die zweite Geschichte, der kleine Einblick in Angelas Leben, war in meinen Augen der schwächste Teil. Teils lag es daran, dass ich mich einfach kaum noch daran erinnern konnte, was es mit Elva auf sich hatte. Teils aber auch daran, dass ich ohnehin mit Angela nie wirklich warm wurde mit ihrer verschwurbelten Art und Weise.

Dafür gefiel mir die dritte Geschichte über den Wurm am meisten. Sie erzählt eine Geschichte der Urgals, in der sich ein Stamm gegen einen einfallenden Drachen wehrt. Ein bisschen hatte es mich erstaunt, dass ein Urgal einem Drachenreiter und seinem Drachen eine Geschichte erzählt, in der eine tapfere Urgal-Kriegerin Jagd auf einen Drachen macht, der alle paar Jubeljahre über ihr Dorf her fällt und Vieh und auch den einen oder anderen Urgal raubt. Das Ende hatte mich allerdings verblüfft, weil die Geschichte nicht ganz wie erwartet ausging.

Die Rahmenhandlung selbst war nicht wirklich spektakulär, mir gefiel es aber, einen kleinen Einblick zu bekommen, wie es mit Eragon und Saphira nach Abschluss der Hauptreihe weitergeht.

Insgesamt ist die Anthologie en schöner Schmankerl für zwischendurch. Sie haut mich jetzt zwar nicht komplett aus den Socken, für Fans der Reihe ist sie aber auf jeden Fall eine Überlegung wert, blickt man einmal über die Moralkeule und die teils etwas zu einfache Sprache hinweg.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Mensch und Tier

- Tod

 

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Reiheninformation

Autor*in: Christopher & Angela Paolini

Titel: Geschichten aus Alagaësia: Eragon - Die Gabel, die Hexe und der Wurm

Reihe: Band 1

Umschlagsillustration: John Jude Palencar

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Michaela Link

Seiten: 302

Originalpreis: 18,00€

Verlag: cbj

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-570-16581-2

Erscheinungsjahr: 2019

Ich mag meine Science Fiction sehr wissenschaftsbasiert. Vielleicht daher nicht verwunderlich, dass ich früher oder später über den SciFi-Klassiker »Das Erbe der Sterne« von James P. Hogan stolpern musste. Der Roman ist der Auftakt einer mehrbändigen Reihe, die Ende der 70er erstmalig erschien.

»In einer felsigen Höhle auf dem Mond wird eine Leiche in einem roten Raumanzug entdeckt. Niemand weiß, wer der Mann ist. Niemand weiß, woher er kam. Niemand weiß, wer oder was ihn umgebracht haben könnte. Als Wissenschaftler die Leiche daraufhin genauer untersuchen, stellen sie fest, dass der verblichene Raumfahrer 50.000 Jahre alt ist. Er wurde also zu einer Zeit geboren, als es weder die Raumfahrt noch menschliches Leben auf der Erde gab. Es ist das größte Rätsel in der Geschichte des Universums.«

(Quelle: Goodreads)

Ein Toter auf dem Mond, den es eigentlich gar nicht geben sollte? Klingt das nicht spannend? Oh ja! Und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Roman ist eigentlich zum größten Teil eine Dokumentation der wissenschaftlichen Arbeiten, die sich daran machen, Charlies Geheimnis, so haben sie den Toten genannt, zu lüften. Das bedeutet auch, dass Hogan einen tiefen Einblick in den wissenschaftlichen Stand der 70er bietet. Einiges Wissen, auf dessen Basis im Roman argumentiert wird, ist zwar heute überholt, aber das macht nichts. Es bleibt dennoch sehr spannend und interessant. Spannend ist auch zu sehen, wie stückchenweise immer neue Details ans Tageslicht kommen, die altes Wissen untermauern oder überholen. Und was am Ende rauskommt, ist nicht ohne!

Durchsetzt ist der Roman immer wieder mit latentem Humor, der mir sehr gefiel. Das lockert die Erzählung auf und lässt sie nicht zu einem trockenen Paper verkommen.

Ich habe den Roman größtenteils als Hörbuch gehört, und auch wenn er mit vielen langen Passagen durchsetzt ist, in denen all die verschiedenen Theorien, die die Wissenschaftler aufstellen, diskutiert werden, konnte ich gut folgen. Es ist also wirklich sehr verständlich geschrieben.

Beim Lesen sollte man beachten, dass der Roman in den 70ern entstand und das heißt leider auch, dass er entsprechende Geschlechterrollen vertritt. Die einzige Frau des Romans spielt eine unwichtige Nebenrolle als Sekretärin und wandelnder Hintern, auf dem man glotzen kann. Es stieß mir ziemlich übel auf, Zeitgeist hin oder her.

Sieht man einmal über den Sexismus weg, bezeichne ich den Roman zu Recht als Science Fiction Klassiker. Mit fundiertem Fachwissen schildert Hogan die Suche nach der Lösung eines Rätsels, das unmöglich erscheint. Für Fans der Hard SciFi auf jeden Fall ein Muss!

 

Mögliche Trigger

- Tod

- Krieg

- Sexismus

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: James P. Hogan

Titel: Riese-Trilogie: Das Erbe der Sterne

Reihe: Band 1

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Andreas Brandhorst & Rainer Michael Rahn

Seiten: 352

Originalpreis: 9,99

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-31764-2

Erscheinungsjahr: 2017

Aus irgendeinem Grund mag ich Charaktere, die arg vom Schicksal gebeutelt sind. Wahrscheinlich daher kein Wunder, dass ich mittlerweile ein großer Fan der »Schwarzes Blut«-Reihe von Melanie Vogltanz bin. Alfio hat es wirklich nicht leicht, und das ändert sich auch nicht in »Wolfswut«, dem zweiten Roman, der ihm gewidmet ist.

»New Orleans im Jahr 1909: Der Hemykin Alfio schlägt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch. Als Ringkämpfer bestreitet er seinen Lebensunterhalt, wobei ihm seine Fähigkeiten als Wolfsmensch helfen, um schnell zu heilen und dem Publikum eine entsprechende Show zu liefern. Mit Opium hält er die Bestie, die in seinem Inneren schlummert, im Zaum, bis eines Tages ein Unbekannter auftaucht, der offenbar selbst übermenschliche Fähigkeiten mitbringt. Für Alfio beginnt eine Zeit der ungewöhnlichen Boxkämpfe, der unerklärlichen Voodoo-Rituale und der unvermeidlichen Erkenntnisse über einen Erzfeind.

In den Sümpfen lauert das Böse, das nur auf Alfio gewartet hat. Aber die Welt ist nun mal nicht fair – ganz besonders nicht für Unsterbliche.«

(Quelle: Goodreads)

Man muss es einfach sagen, wie es ist: Melanie kann schreiben. Sie versteht es, eine ausgewogene Mischung aus Action und ruhigen Momenten zu schaffen. Dadurch bleibt zum einen die Spannung erhalten, zum anderen gibt es aber genug Verschnaufpausen, damit sowohl Protagonisten als auch Leser das Geschehene setzen lassen können.

Ein Schreibtipp, den man immer wieder liest, lautet, dass jeder Nebencharakter Protagonist seiner eigenen Handlung sein soll. Im Falle von »Wolfswut« könnte ich mir einen Ablegerroman aus der Sicht von zum Beispiel Yvella wirklich gut vorstellen! Mir hat sehr gut gefallen, wie sich hier quasi mehrere Haupthandlungen mehrerer Protagonisten überschneiden und parallel ablaufen, während wir als Leser gleichzeitig alles aus der Sicht von Alfio erleben und nur seinen Teil mitbekommen.

Dadurch haben die Charaktere sehr viel Tiefe, was man auch merkt. Irgendwie muss ja neben Alfios Handlung ja auch alles andere ablaufen, und jeder Charakter hat seine eigenen Motive, die seine eigene Haupthandlung vorantreiben. Der Roman entwickelt rasch eine Sogwirkung, weil man schon früh merkt, dass da mehr abläuft als nur das, was Alfio erlebt.

Des Weiteren werden im Roman Rassismus und Homophobie des frühen 20. Jahrhunderts thematisiert, und es wird aufgezeigt, was queere Menschen in dieser Zeit alles ertragen müssen. Sodomie galt in dieser Zeit als schweres Verbrechen, dessen einer der Charaktere auch bezichtigt wird. Er wird dafür eingesperrt und muss im Gefängnis schwere Gewalt ertragen. Alfio selbst zeigt sich aufgeschlossen und setzt sich für die Opfer der Gewalt ein. Er holt seinen der Sodomie bezichtigten Freund wieder aus dem Gefängnis und verteidigt Yvella, welche Opfer rassistisch motivierter Straftaten wurde.

Der Roman begibt sich des Weiteren in den Kulturkreis des Voodoo, was mir persönlich sehr gefallen hat. Generell hat sich bisher jeder Roman der Reihe ohnehin verschiedenen Kulturkreisen gewidmet, je nachdem, wo er spielte. Ich erwähnte bereits früher, dass mir die vielen kleinen Recherchedetails positiv auffielen, weil sie den Romanen sehr viel Leben geben und die Zeit und den Ort der Handlung lebhaft vor Augen führen. Das trifft auch hier wieder zu, zumal wir uns hier etwas aus dem europäischen Kulturkreis herausbewegen und nach Afrika blicken.

Ich persönlich mochte auch die Sicht des Wolfs sehr. Teils natürlich genutzt, um dem Leser ein paar Dinge mitzuteilen, die Alfio nicht wissen konnte und die der Wolf nicht versteht, weil er eben doch mehr Tier ist. Mir gefiel sehr, wie die animalische Seite gezeigt und geschildert wurde, dass man wirklich das Gefühl haben konnte, im Kopf eines (nicht ganz so normalen) Tieres zu sein. Fand ich spannend.

Abschließend sei also gesagt: eine absolute Empfehlung! Der Roman hat mir mit all seinen Aspekten sehr viel Lesefreude bereitet. Es sollte noch erwähnt werden, dass es sich hier um Dark Fantasy handelt, es also mitunter sehr brutal zugeht. Das ist mitunter nicht für jedermann etwas. Für alle anderen spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Rassismus

- Homophobie

- Gewalt gegen Mensch und Tier

- PTBS und Trauma

- Blut und Wunden

- Tod und Leichen

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzes Blut – Wolfswut

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joachim Sohn

Reihe: Band 5

Seiten: 328

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Papierverzierer Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B076ZQ5CPQ

Erscheinungsjahr: 2017

Jugendromane und Contemporary sind nicht unbedingt mein Hauptlesegebiet. Gleichzeitig halte ich aber stets nach Romanen Ausschau, die psychische Krankheiten thematisieren. Da konnte wohl auch ich nicht um »Was ist schon normal?«, Teil 1 des Spinster Clubs, von Holly Bourne herumkommen. Zumal sich die Reihe und auch dieser Band mit feministischen Themen im Kontext des alltäglichen Lebens einer Jugendlichen auseinandersetzt.

»Wir sind stark, wir lassen uns nichts sagen und küssen trotzdem. Wir sind die Spinster Girls!

Alles, was Evie will, ist normal zu sein. Und sie ist schon ziemlich nah dran, denn immerhin geht sie wieder zur Schule, auf Partys und hat sogar ein Date. Letzteres entpuppt sich zwar als absolutes Desaster, dafür aber lernt sie dadurch Amber und Lottie kennen, mit denen sie den Spinster Club gründet. Doch schafft sie es auch, mit ihren neuen Freundinnen über ihre Krankheit zu sprechen?«

(Quelle: Goodreads)

Ich glaube, ich habe das halbe Buch mit kleinen Klebezetteln gepflastert, einfach weil ich bei so vielen Passagen nur zustimmend nicken konnte und mir dachte: »Ja, genau so ist es!« Eben weil ich dieselben Erfahrungen gemacht habe und immer noch mache. Einfach weil das auch für mich zutrifft, obwohl ich nicht wie die Protagonistin Evie an einer Zwangsstörung sondern einem anderen Krankheitsbild leide.

»Weil, ganz schlicht, die Leute es trotz all dieser guten Ansätze einfach – nicht – kapieren.

Psychische Erkrankungen packen dich am Bein und verschlingen dich trotz aller Gegenwehr mit Haut und Haaren. Sie machen dich selbstsüchtig. Sie machen dich irrational. Sie verpassen dir einen Tunnelblick. Sie machen, dass du in letzter Minute Verabredungen absagst. Sie machen dich langweilig. Sie machen, dass seine Gesellschaft wahnsinnig anstrengend wird.

Und nur weil Leute jetzt die richtigen Worte kennen, heißt das noch lange nicht, dass sie besser mit den Verhaltensweisen umgehen können. Sie lächeln und sagen, ja, ich hab’s im Fernsehen gesehen, du Arme. Und dann werden sie richtig sauer, wenn man auf einer Party einen Panikanfall kriegt und früher gehen muss. Wenn sie tatsächlich Verständnis zeigen müssen, sagen sie Klassiker wie ›Komm schon, streng dich ein bisschen an‹, oder ›So dramatisch ist es jetzt auch nicht‹, oder ›Aber das ist doch völlig unlogisch‹ – und ruinieren damit ihr ganzes Handgetätschel und Getröste.« (S. 91 f.)

Es macht mich schon wütend, wenn ich diesen Absatz einfach nur abtippe, weil eben das gelebter Alltag aller psychisch erkrankten Menschen ist. Und der wird hier knallhart gezeigt. Es wird gezeigt, was solche Menschen alles auf sich nehmen, welche Masken sie aufsetzen und welche Tänze sie aufführen, nur um »normal« zu erscheinen und angepasst zu sein, um ja nicht schon wieder wie schon viel zu oft stigmatisiert zu werden. Es ist grausam.

Evie und ihre Freundinnen sind keine dummen Mädels. Sie haben Grips im Kopf, denken nach, durchdenken die Dinge und erkennen, wenn etwas schief läuft. Sie setzen sich für den Feminismus ein und sprechen damit auch zahlreiche feministische Themen auf. Es wird somit auch unter anderem erklärt, was der Bechtel-Test ist und wie er auf reale Beispiele angewandt aussehen kann. Sie erkennen sexistische Strukturen ihres Umfeldes und sprechen diese gemeinsam durch und decken auf.

Am Ende gibt es auch eine Szene, in denen die beiden Themen, Feminismus und psychische Krankheiten, miteinander verbunden werden, was ebenfalls sehr interessant ist. Und es bleibt natürlich die Frage, was denn nun normal sei. Denn nichts mehr wünscht sich Evie in ihrem Leben. Ohre ihre Krankheit, ohne das Fluoxetin. Einfach nur sie selbst sein.

Wobei ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass Psychopharmaka und vor allem Antidepressiva den Charakter nicht verändern, wie Evie immer wieder klagt, wenn sie sich fragt, wer sie ohne die Medikamente wäre. Ohne diese wäre sie ihre Krankheit. Solche Medikamente helfen vielmehr, wieder den eigenen Charakter hervorzusuchen, der von der Erkrankung verschlungen wurde.

»›Jeder wandelt ständig am Abgrund des Normalseins. Jeder empfindet manchmal sein Leben als den totalen Albtraum, und es gibt keinen ›normalen‹ Weg, damit umzugehen.‹« (S. 394)

Solche Gedanken, endlich wieder normal zu sein ohne diese scheiß Krankheit, das kenne ich nur zu gut. Ein normales Leben, eine normale Familie. Aber ja, was ist schon normal? Ein Konstrukt wie viele andere gesellschaftliche Normen, die selten auf wirklicher Rationalität aufbauen.

Und dennoch boxen sich die Spinster Mädels durch, sind trotzdem ganz ordinäre Teenager Mädchen mit all den Teenagerproblemen, die man so kennt. Jungs sind natürlich auch ein Thema bei ihnen, und sie erkennen ganz zu Recht, dass sich das mit ihrem feministischen Club der Spinster Girls auch gar nicht beißen muss. Schließlich geht es beim Feminismus um die Gleichberechtigung beider Geschlechter.

Nun, ehe ich noch länger um den heißen Brei herumrede: ein absolut empfehlenswertes Buch, das zwei brandaktuelle Themen auf wunderbare Weise miteinander verbindet! Sowohl der Feminismus als auch psychische Krankheiten sind Themen, mit denen jede*r von uns früher oder später in Berührung kommt. Ich meine: Wir alle haben eine Psyche, daher sind wir auch alle von psychischer Gesundheit betroffen! Was dort als »gesund« und was als »krank« gilt ist ebenso eine fließende Gratwanderung wie die Normalität.

 

Mögliche Trigger

- Zwangsgedanken & depressive Gedankenmuster

- psychische Erkrankung (Zwangserkrankung/OCD)

- Selbstverletzendes Verhalten

- Alkoholmissbrauch

- Sexismus

 

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Reiheninformation

Autor*in: Holly Bourne

Titel: The Spinster Club – Was ist schon normal?

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Nina Frey

Umschlagillustration: Katharina Netolitzky

Reihe: Band 1

Seiten: 415

Originalpreis: 10,95€

Verlag: dtv

Genre: YA / Contemporary

ISBN: 978-3-423- 71797-7

Erscheinungsjahr: 2018

Mit Gedichten verbindet mich eine seltsame Hassliebe. In der Schule (und eigentlich auch im Studium) habe ich Gedichtinterpretationen auf Note gehasst und dennoch habe ich immer ziemlich gut dabei abgesahnt. Privat lese ich sie aber durchaus gerne, besonders, weil ich finde, dass gerade in Gedichten die Schönheit und Kunstfertigkeit der Sprache zur Geltung kommt. Und wenn dann noch eine humoristische Komponente dazu kommt … Long story short: Ich konnte zu den traurigen Balladen »Vom Einsamen Emoeinhorn Erna, das wie alle sein wollte« von Alex Simm einfach nicht nein sagen.

»Eine Sonne mit Burnout, ein adipöses Walross, das Germany’s Next Topmodel werden möchte und ein trauriges Emoeinhorn mit Gewichtsproblemen – allerlei befremdliche Gestalten tummeln sich in Alex Simms Balladen. Erzählende Lyrik mit Hintersinn und Witz zu den Problemen unserer Zeit – und natürlich alles andere als traurig!

Kaum eine Schülergeneration, die nicht wenigstens eine Ballade in der Schulzeit auswendig lernen musste. Ob „Erlkönig“, „Zauberlehrling“, „Glocke“ oder „Bürgschaft“, „John Maynard“ oder „Herr von Ribbeck“. Balladen gehören zu den faszinierendsten Dichtungen. Aber Balladen von Schnapsdrosseln, Schluckspechten, Hipster-Sündenböcken oder fleischfressenden Pflanzen, die Veganer werden wollen?

Alex Simm gibt den Zeiterscheinungen des 21. Jahrhunderts eine absurde Gestalt. Ob Schönheitsideale, Ernährungsverhalten, Medienkonsum oder andere Fragen balladesk überzeichnet werden: Simms komische Dichtungen berühren, weil sie unser eigenes Leben spiegeln.«

(Quelle: Verlag)

In der Tat: Simm spielt wunderbar mit der Sprache. Da wird dann auch mal eben der Schnee von gestern zur Flut von morgen. Auf ausgesprochen erfrischende Weise greift er altbekannte Sprichwörter und Motive auf und betrachtet mit ihrer Hilfe und auf urkomische Weise moderne Phänomene wie den Klimawandel, die Entmenschlichung in der Arbeitswelt oder den Schönheitswahn, dem sich alle zu unterwerfen scheinen.

Der Autor arbeitet stark antithetisch, was ein deutliches Spannungsfeld aufbaut. Das soll seine Aussage unterstreichen, dass wir alle uns nicht in vorgefertigte Rollenbilder pressen lassen sollen, sondern es oft besser ist, einfach man selbst zu sein. Mit bitterbösem Humor legt Simm den Finger genau da hin, wo es weh tut, zeigt gesellschaftliche Probleme und schädliche Strukturen auf  und übt somit an ihnen Kritik und mahnt.

Ich habe mich so einige Male vor Lachen gekringelt beim Lesen, so böse der Humor auch manchmal war. Und als ich mir einige der Audioaufnahmen anhörte, die hinten im Buch verlinkt sind, so hat es mich förmlich zerfetzt. Das Ganze noch einmal rezitiert zu hören, gibt dem noch ein gewisses Extra, das zumindest bei mir noch einmal deutlich mehr die Lachmuskeln anstrengt.

Einige der Balladen wirken jedoch stellenweise mehr nach »Reim dich oder ich fress‘ dich«. Klar, in der modernen Lyrik kein Ding, meinen persönlichen Geschmack trifft es jedoch nicht zu 100%, zumal sich Simm hier in die Tradition der hochgeschätzten Balladen begibt.

Illustriert ist jede Ballade von Cora Otté mit detaillierten und sehr schönen Zeichnungen.

Die Gedichte sind als Schullektüre vorgeschlagen. Gerade in Zeiten von Fridays For Future halte ich das für eine sehr gute Sache, mal nicht nur die altbekannten, trockenen Klassiker zu behandeln, sondern auch Stoff, der die Schüler direkt tangiert. Ich denke, dass man ihnen so besser zeigen kann, dass die deutsche Sprache eine ganz wunderbare sein kann. Alles in allem also eine wirklich erheiternde und zum Nachdenken anregende Lektüre, die ich herzlich weiterempfehlen kann.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Mir persönlich sind keine aufgefallen, ich lasse mich jedoch gern eines bessere belehren.

 

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Reiheninformation

Autor*in: Alex Simm

Titel: Vom Einsamen Emoeinhorn Erna, das wie alle sein wollte

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Cora Otté

Reihe: Nein

Seiten: 103

Originalpreis: 11,00€

Verlag: Satyr Verlag

Genre: Poesie

ISBN: 978-3-994106-06-6

Erscheinungsjahr: 2018

Tolkien meets Steampunk

Swantje Niemann liest auf der Leipziger Buchmesse aus ihrem Roman Drúdir 2

 

Was wäre, wenn eine Welt wie Tolkiens Mittelerde eine industrielle Revolution erleben würde, fragte sich Autorin Swantje Niemann. Und schwupps, war die Idee zum magiebegabten Zwerg Drúdir entstanden. So berichtet sie den gespannt lauschenden Zuschauern am Sonntag der diesjährigen Leipziger Buchmesse.

Man merkt ihr die anfängliche Unsicherheit an. Die Worte purzeln zunächst übereinander und ihre Stimme zittert etwas. Aber he, ich hätt’s nicht besser gekonnt in dem Moment. Das ganze gibt sich, sobald sie anfängt, aus ihrem neuesten Roman zu lesen.

Ich hatte bereits den ersten Band der Reihe gelesen und wundere mich daher zunächst, dass sie keine Szene wählte, in der Drúdir selbst auftritt. Nach und nach geht mir aber auf, dass das ein recht cleverer Schachzug war, da die gewählte Stelle neugierig macht, wer denn nun Drúdir sei. (Ich habe mir übrigens sagen lassen, dass man den ersten Band nicht unbedingt gelesen haben muss, um »Masken und Spiegel«, so der Titel des zweiten, verstehen zu können.)

Wie auf der Messe üblich gibt es einen harten Kern ganz vorn, der gespannt zuhört (nein, der war ganz bestimmt nicht um mich versammelt, niemals!), während man sich dahinter ausruht, der Lesung folgt, dabei eine Stärkung zu sich nimmt oder vielleicht auch einfach nur da ist, um mal die rauchenden Füße auszuruhen. Während die Massen an der Leseinsel vorbei ziehen, hört doch der Gros der Zuhörer gespannt zu. Ganz besonders ein kleines Mädchen, das ein Eis hatte abstauben können und munter vor der Bühne herumturnt, um Swantje ihr das Eis vorzukauen. Gemein! Ich will auch Eis!

Alles in allem war es eine gute, wenn auch keine herausragende Lesung. Hier ein Kaliber a lá Heitz zu erwarten, wäre allerdings zu viel. So war die Lesung in ihrem Rahmen durchaus gelungen und mit mehr Erfahrung (die hoffentlich kommt, sie sei Swantje gegönnt!) kommt auch mehr Routine und Sicherheit. Immerhin gab’s nach der Lesung durchaus ein paar verkaufte Exemplare mehr am Stand der Edition Roter Drache, und damit ist doch alles erreicht. Nicht wahr?

Die Veranstaltung: Swantje Niemann liest aus Masken und Spiegel (Drúdir #2), Moderation: Swantje Niemann, Messegelände, 24.3.2019, 12.30 Uhr

 

Das Buch: Swantje Niemann: Masken und Spiegel (Drúdir #2). Edition Roter Drache, Remda-Teichel 2019, 368 Seiten, 16,00 Euro

 

Swantje war so lieb und schilderte für mich ihre Lesung aus ihrer Sicht. Mich hatte schon immer brennend interessiert, wie das so für Autor*innen ist, daher freue ich mich sehr, dass sie in meine Bitte einwilligte! Also bitte sehr: Ein kleiner Einblick hinter die Kulissen einer solchen Lesung.

 

Lesungen!

Ich konnte es kaum glauben, als mein Verleger mich in einer Mail fragte, wie meine Lesung für die Leipziger Buchmesse angekündigt werden sollte. Meine. Lesung. Für. Die. Leipziger. Buchmesse. Es war keineswegs meine erste Lesung, aber die erste in einem so großen Rahmen.

Die Vorbereitung glich allerdings der früherer Lesungen. Ich musste eine Stelle aussuchen und mir überlegen, was ich in den unbehaglichen ersten Minuten erzählen sollte, bevor ich in den Text eintauchte. Diesmal war ich in einer besonders schwierigen Situation, weil ich einen zweiten Band präsentierte. Die Stelle die ich auswählte, durfte keine Spoiler enthalten, und ich musste vorher kurz den Inhalt des ersten Bandes umreißen.

Amalia Zeichnerin hat auf Facebook von einer Autorenkollegin erzählt, die in jedes ihrer Bücher eine spoilerfreie Stelle schreibt, damit sie etwas zum Vorlesen hat. Ich denke, ich werde mir ein Beispiel daran nehmen, denn obwohl ich alles in allem sehr zufrieden mit „Drúdir – Masken und Spiegel“ bin, gibt es keine Szene, die wirklich heraussticht, und Spoiler lauern überall. Ich habe dann doch eine Stelle gefunden, aber war nicht 100% zufrieden. Der Zeitrahmen war typisch für eine solche Veranstaltung: ein 30-Minuten-Slot. Das reicht bei mir ungefähr für ein Kapitel, wenn ich es ein bisschen kürze.

Ich schrieb einen Einleitungstext und las alles meinem Freund vor, während er die Zeit stoppte. Den Text mindestens einmal laut gelesen zu haben, ist entscheidend. Dann können auch kleine Änderungen vorgenommen werden, z.B. Satzzeichen oder Absätze, die signalisieren, wo Atempausen hingehören, oder Kürzungen von Passagen, die unverständlich oder unnötig sind, wenn der Kontext fehlt.

Wie viele Frauen habe ich das Problem, dass ich eine eher hohe, leise Stimme mit vergleichsweise geringem Umfang habe. Das „leise“ behebt ein Mikrofon, aber der geringe Umfang kann zum Problem werden, wenn sich in einem Abschnitt drei Leute unterhalten. Meine Tricks, trotzdem verschiedene Stimmen hinzukriegen, sind folgende

  • variieren, mit wie viel „Luft“ ich spreche
  • Tempo variieren à ich habe z.B. den älteren Mann langsamer und bedächtiger sprechen lassen und es dafür nicht damit übertrieben, mich an einer tiefen Stimme zu versuchen
  • Kleine Manierismen. Macht eine Figur z.B. mehr Pausen oder streut mehr „Ähm’s“ ein?
  • Emotion à nervöses Kichern, belegte Stimme, …

Das alles probiere ich immer erstmal zu Hause aus. Auf der Bühne gelingt es mir verblüffend gut, denn auf sonderbare Weise fällt die Nervosität von mir ab, wenn ich erst einmal zu lesen beginne. Es sind immer nur diese ersten Minuten freien Sprechens, die mir schwer fallen.

Wenn ich freier darin bin, was für Stellen ich auswählen kann, entscheide ich mich gerne für solche, in denen sich in irgendeiner Weise der Status Quo verändert, und breche ab, wenn klar geworden ist, was für ein Konflikt sich anbahnt, oder aber bevor der Konflikt seinen Höhepunkt erreicht. Viele Autor*innen bringen gerne Actionszenen mit, aber gerade deshalb bin ich mit so etwas vorsichtig. Es kann ermüdend sein, wenn drei Autor*innen hintereinander Kampfszenen vorlesen, und eine Verfolgungsjagd oder ein Kampf, bei dem man die beteiligten Figuren nicht kennt, sind in einem Buch nicht annähernd so effektiv, wie sie es in einem Film wären, wo eine schöne Choreographie und Kameraführung ausreicht, um sie zu tragen.

Falls ich eine längere Lesung plane, bevorzuge ich als Lesende und Zuhörerin mehrere kurze Abschnitte. Menschen konzentrieren sich in der Regel ungefähr sieben Minuten am Stück, und dem können dann die Abschnitte angepasst werden.

Helfen solche Überlegungen und Vorbereitungen gegen die Aufregung? Nicht wirklich. Aber das  Gefühl, mit weichen Knien aufzustehen und von völlig Fremden gesagt zu bekommen, dass man ihr Interesse geweckt hat und sie jetzt das Buch kaufen wollen, ist es absolut wert, diese in Kauf zu nehmen.

 

Verfluchtes Blut

Souverän liest die Spatzenmami der Phantastik Julia Lange aus ihrem Fantasy Roman »Blutgesang«.

 

Gelassen sitzt Julia Lange bereits auf ihrem Platz und beginnt, dem Publikum ihren neuen Roman »Blutgesang« vorzustellen. Da wird auch elegant einer etwas zu spät kommenden Bloggerin (die auf gar keinen Fall ich war, niemals!) in der ersten Reihe zugewunken.

Der Roman erschien Februar 2019 bei Droemer Knaur und stand auf der diesjährigen SERAPH Longlist für das beste Buch. Midea ist die Stadt der schönen Künste, doch das sogenannt verfluchte Blut, das Menschen zu unkontrollierbaren Wutanfällen führt, sorgt für große Probleme. Wie sollte es anders sein, ist auch der Protagonist Valerian davon betroffen. Er muss fliehen, um dem Gefängnis zu entgehen, und stolpert dabei in eine weit größere Sache, als anfänglich gedacht. So verspricht es uns der Klappentext.

Auf der Messe verlaufen solche Veranstaltungen zumeist immer gleich und recht klassisch als Wasserglaslesung ab, nur unterschieden darin, ob der oder die Autor*in seinen oder ihren Job beherrscht oder eben nicht. Julia kann es.

Informativ bereitet sie ihre Lesung auf, indem sie zunächst den einen Protagonisten vorstellt und eine repräsentative Stelle liest und das dann mit der zweiten Protagonistin wiederholt. Das Publikum lauscht aufmerksam, auch wenn die Reihen nicht unbedingt voll gedrängt sind. Neugierde auf das Buch weckt die Lesung allemal.

Ich habe zwar ein wenig die obligatorischen Spatzen vermisst, die einfach zu Julia dazu gehören, freue mich aber jetzt auf jeden Fall noch mehr auf den Roman! Alles in allem also eine gelungene Lesung.

 

Die Veranstaltung: Juli Lange liest aus Blutgesang, Moderation: Julia Lange, Messegelände, 21.3.2019, 12.30 Uhr

Das Buch: Julia Lange: Blutgesang. Droemer Knaur, München 2019, 384 Seiten, 12,99 Euro, E-Book 10,99 Euro

»Berg der Macht«, so lautet der Titel des neuen Reihenauftakts von Robert Corvus. Dass es ein Reihentitel war, erschloss sich mir zwar erst während des Lesens, aber das sei zunächst dahin gestellt.

»Der Granit des Bergs Ianapat verleiht dem Adel ewiges Leben. Der Preis dafür: die Trennung der Seele vom Körper, denn unsterblich sind nur Geister. Die Adelshäuser sind dem Willen jener Geister unterworfen. Nach den Launen der Unsterblichen fechten sie ihre Fehden aus – und besiegeln Bündnisse mit Heiraten. Doch die Grafentochter Semire von Schneegrund will beweisen, dass mehr an ihr von Nutzen ist als nur die Hand, die sie einem Baron reichen kann. Währenddessen tritt der Maler Quilûn in den Dienst des Tiefen Hauses Schneegrund. Unversehens wird er zu einer Figur im Machtkampf der Herrschenden. Seine Stellung könnte das Tor zur Gerechtigkeit und Freiheit für alle sein ... «

(Quelle: Verlag)

Der Roman ist in jeglicher Hinsicht ein Auftakt. Das ganze liest sich eher als Setup für die eigentliche Geschichte und die wirklich spannenden Ereignisse gibt es erst am Ende des Romans. Entsprechend schwer hatte ich mich getan, mit der Welt warm zu werden. Ich hatte eine ganze Weile gebraucht, um halbwegs zu verstehen, wie das Magiesystem des titelgebenden Berges funktioniert, und so wirklich sicher bin ich mir immer noch nicht, ob ich es ganz verstanden habe.

Ich persönlich kann Quilûn nicht ausstehen. Er hat eine furchtbare victim blaming Attitüde ausgerechnet seinem Sohn gegenüber. Jener ist ein Mobbingopfer, da er dank der Gunst, die der Fürst seinem Vater gewährt, als Bürgerlicher auf eine Schule für Adlige gehen kann. Das sehen die anderen Schüler dort natürlich nicht gern. Quilûn ist nun der Meinung, dass sein elfjähriger Sohn sich selbst der stärkeren Mitschüler erwehren soll und »zum Mann« werden muss. Da schwillt mir der Hals an. Immerhin bekommt Quilûn die Rechnung dafür. Leider auf Kosten seines Sohnes.

Was mir allgemein jedoch gut gefiel, ist die Darstellung von Quilûn als Künstler. Er hat den künstlerischen Blick und betrachtet die Welt durch seine Kunst. Er lebt für das, was er tut, und das kommt auf jeden Fall beim Leser an.

Auch so können auch die anderen Charaktere von sich überzeugen und nach und nach schält sich dann doch das Bild einer interessant klingenden Welt aus der anfänglichen Verwirrung heraus. Den Intrigen, denen Semire auf der Ferse ist, konnte ich allerdings nicht ganz folgen. Dann bleiben wohl nur die Folgebände abzuwarten, wie sich das ganze entwickelt.

Ein kleines nettes Schmankerl war eine versteckte Anspielung auf eine gewisse andere Reihe des Autors. Ich verrate hier nicht, welche, selbst suchen ;) Jedenfalls regte das in mir ein paar spannende Gedankengänge an, ob die beiden Romane nicht vielleicht in derselben Welt spielen oder sich sonstige Parallelen ergeben. Oder vielleicht war es ja auch nur ein lustiges Easter Egg.

Alles in allem also ein guter Roman, der leider am Anfang sehr lange braucht, um in Schwung zu kommen. Dann konnte er mich jedoch gut genug fesseln, dass ich wissen möchte, wie es weiter gehen wird.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Mensch und Tier

- Blut und Wunden

- Tod und Leichen

 

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Robert Corvus

Titel: Berg der Macht

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Julia Jonas

Reihe: Band 1

Seiten: 437

Originalpreis: 13,00

Verlag: Piper

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-492-28172-0

Erscheinungsjahr: 2019

Aufmerksam wurde ich auf »Arrival – Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes« von Ted Chiang durch, man ahnt es bereits, die Verfilmung der titelgebenden Geschichte des Kurzgeschichtenbandes (welche ironischerweise eigentlich mit »Geschichte deines Lebens« betitelt ist). Nachdem der Film zu einen meiner absoluten Lieblinge zählt, war für mich klar, dass ich auch die literarische Vorlage dazu lesen musste. Umso mehr freue ich mich, dass der Golkonda-Verlag mir nun die Möglichkeit dazu bot.

»Geschichten, die ein ganzes Universum enthalten: Die Wahrheit über den Turmbau zu Babel; der folgenreiche Erstkontakt mit einer außerirdischen Spezies; die Verzweiflung angesichts des Verlusts eines unersetzlichen Menschen; ein Zeitreiseabenteuer der anderen Art; und ein bestürzender Ausflug an die Grenzen des wissenschaftlich Machbaren ...

Kein anderer Science-Fiction-Autor hat in den letzten zwanzig Jahren auch nur ansatzweise so viel Begeisterung ausgelöst wie Ted Chiang. Kein anderer Science-Fiction-Autor wurde für ein so schmales Werk mit mehr Preisen ausgezeichnet. Nun liegt endlich auch auf Deutsch ein Auswahlband mit seinen Erzählungen vor.«

(Quelle: Verlag)

Diesen Kurzgeschichtenband zu rezensieren, fällt mir schwer. Nicht etwa, weil er mich so sehr enttäuschte. Ganz im Gegenteil! Er ist so umwerfend, dass ich einfach keine passenden Worte dafür finde, wie sehr mich »Arrival« beeindruckt hat. Ich zitiere einmal Denis Scheck, der wiederum auf dem Klappentext aus »Druckfrisch« zitiert wurde: »Ein Buch, das zum erzählerisch Erstaunlichsten, intellektuell Aufregendsten und ästhetisch Innovativsten zählt, was mir in den letzten Jahren unter die Augen gekommen ist.« Besser kann man es eigentlich nicht sagen.

Jede der Novellen läd auf ihre Weise zum Nachdenken ein und bietet große Emotionen. Geschichten, die mitten aus dem Leben gegriffen sind, und doch in sich eine ganz eigene Welt tragen. So sucht »Der Kaufmann am Portal des Alchemisten« durch Zeitreisen Vergebung für seine Liebste oder berichtet eine Mutter in »Geschichte deines Lebens« ihrer Tochter von ihrer Geschichte. Viele der Novellen wirken im ersten Augenblick alltäglich, und dann gibt es doch ein bestimmtes Element, das dem Text das Phantastische verleiht.

Die Novellen wirken nach und sind nicht so leicht vergessen. Manchmal bedarf es jedoch auch einiges an Fachwissen. »Geschichte deines Lebens« ist von einer Linguistin erzählt, die von ihrer Arbeit mit der Sprache der Aliens berichtet, die auf der Erde gelandet sind. Vieles davon, wovon sie spricht, ist nicht unbedingt Allgemeinwissen und ich kann mir vorstellen, dass das für Nicht-Linguisten mitunter etwas schwer nachzuvollziehen ist. (Als Germanistik allerdings hatte mich gerade diese Geschichte deswegen nur umso mehr begeistert.)

»Arrival« ist anspruchsvolle Science Fiction, die neue Welten eröffnet, die auf skurrile Weise seltsam vertraut wirken. Besonders »Geschichte deines Lebens« hat es mir angetan, doch auch die anderen Novellen des Bandes sind ausgesprochen lesenswert und eine Empfehlung.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

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Reiheninformation

Autor*in: Ted Chiang

Titel: Arrival – Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes

Übersetzung: molosocsky

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: unter Verwendung eines Motivs von Markus Weber

Reihe: Nein

Seiten: 218

Originalpreis: 18,00

Verlag: Golkonda

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-946503-12-5

Erscheinungsjahr: 2017

Wer nach deutschsprachigem Steampunk sucht, ist bei Swantje Niemann auf jeden Fall gut beraten. »Masken und Spiegel« ist mittlerweile der zweite Band um den magiebegabten Zwerg Drúdir, welche ursprünglich im Selbstverlag erschien und mittlerweile ein zauberhaftes Heim in der Edition Roter Drache gefunden hat.

»Nach einem teuer erkauften Triumph versucht Drúdir vergeblich, wieder in seinem alten Leben heimisch zu werden. Als sich auch noch herausstellt, dass er bei seinen zwergischen Landsleuten im Norden nicht länger sicher ist, reist er ins Herz des Kontinents, um dort Jathrades Elytti zu finden – den Mann, von dem er Kontrolle über seine nekromantischen Fähigkeiten zu lernen hofft. Doch in Ch’Ashvaenta, der Stadt, in der die Menschen ihre Gesichter hinter prachtvollen Masken und ihre Vergangenheit hinter Lügen und Auslassungen verbergen, ist nichts wie erwartet.

Als Drúdir ankommt, ist Jathrades Elytti tot – womöglich ermordet. Auf der Suche nach dem Mörder lässt sich Jathrades‘ Tochter, die junge Maskenmacherin Nodia, mit gefährlichen Verbündeten ein. Ehe die beiden es sich versehen, haben Nodia und Drúdir sich in ein Netz aus Lügen, Rache und Verdächtigungen verstrickt, aus dem sie sich nur befreien können, wenn sie herausfinden, welches Geheimnis Jathrades fünfzehn Jahre lang so sorgsam gehütet hat.«

(Quelle: Verlag)

 

Um Band 2 zu verstehen, muss man nicht unbedingt Band 1 gelesen haben. Man kann, wenn einem kleinere Spoiler nichts ausmachen, also durchaus auch hier einsteigen.

Ich liebe noch immer die Idee, eine klassische Fantasywelt wie die Tolkiens eine industrielle Revolution durchleben zu lassen. Because why not? Vieles ist technisiert (besonders die Zwerge sind da natürlich ganz vorn dabei) und alles, was mit der alten Zeit zu tun hat, wird verpönt. So auch die Magie, die nun aber wieder zurückkehrt.

Die verschiedenen Völker reagieren unterschiedlich darauf. Während die Menschen, wenn auch vielleicht handwerklich nicht so geschickt wie die Zwerge, sich gut an die neuen Begebenheiten anpassen können, bleiben insbesondere die Elben, die noch sehr in der alten Welt voller Magie verwurzelt sind, förmlich in der Zeit stehen und verlieren mit einem Mal quasi ihre gesamte Macht im Weltgefüge.

Ich liebe diese Aspekte des Romans und hätte so gern noch viel mehr davon! Wie die verschiedenen Gesellschaften und deren Individuen auf die veränderten Bedingungen reagieren, habe ich so gern gelesen!

Auch die Charaktere selbst sind sehr spannend dargestellt. Keiner von ihnen ist ein Stereotyp und jeder von ihnen hat seine guten und schlechten Seiten, wie auch im echten Leben nichts immer nur gut oder böse ist. Das gibt den Figuren den Anschein-, dass sie real sind, echte Menschen (und Zwerge) eben. Übrigens ist das auch einer der Aspekte, die ich auch an A Song of Ice and Fire so mag. Auch die, die eigentlich die Guten sind, haben ein wenig Dreck am Stecken – und vielleicht auch die eine oder andere Leiche im Keller. Das lässt uns die Figuren hinterfragen, sie reflektieren, auch durch andere Charaktere, und (fiktiv-)historische Ereignisse unter einem neuen Licht betrachten. Ich würde mich jetzt einfach mal ganz weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass hier Swantjes Studium der Kulturwissenschaften teils durchblitzte, was ich persönlich sehr positiv aufnehme.

Die Drúdir-Reihe ist und bleibt eine wunderbare Empfehlung für alle, die zwar gern von den klassischen Fantasy-Völkern lesen, diese aber gern einmal in einem erfrischend neuen Kontext sehen. Die Reihe baut historisch, sowohl inhaltlich als auch literarisch, auf der Tradition der High Fantasy auf, entwickelt sich daraus aber weiter. Eine tolle Idee und gelungene Umsetzung!

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Tod/Mord

- Trauer

- Tod eines Angehörigen

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Swantje Niemann

Titel: Drúdir – Masken und Spiegel

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Jörg Schlonies

Reihe: Band 2

Seiten: 368

Originalpreis: 16,00

Verlag: Edition Roter Drache

Genre: Steampunk Fantasy

ISBN: 978-3-946425-61-8

Erscheinungsjahr: 2019

Alles muss ein Ende haben (leider) und so auch die »Schwarzes Blut«-Reihe von Melanie Vogltanz und mit ihr auch Alfios Geschichte. Ein bisschen wehmütig stimmt es mich ja schon, aber was bleibt, ist die Erinnerung an viele tolle Lesestunden.

»Wien im Jahr 1921: Nach Jahren ohne Kontakt findet Dante seinen Schöpfer Alfio in einer Wiener Irrenanstalt wieder. Der Hemykin Alfio hat jegliche Erinnerung an sein altes Leben verloren, sogar seine eigenen Fähigkeiten sind ihm fremd geworden. Was ihm seit ihrer Trennung widerfahren ist, das kann er nicht sagen. Das einzige Indiz: eine ominöse Tätowierung auf seinem Arm. Gemeinsam mit einer Expertin für Unsterblichenkrankheiten suchen die beiden Wolfswandler nach Alfios verlorener Vergangenheit und decken dabei Ungeheuerliches auf. Am Ende muss Alfio sich nicht nur seinem größten Feind, sondern auch seinem schlimmsten Albtraum stellen. Die Zeit der Flucht ist endgültig vorüber!«

(Quelle: Verlag)

Es endet, wo es begann: in Wien. Melanie spannt damit einen wunderbaren Bogen über alle sechs Bände der Reihe hinweg und bringt die Duologie der Trilogien damit zu einem runden Abschluss.

Bis zum Schluss bleibt sie kreativ und fügt immer neue Details ihrer Welt hinzu. Dieses Mal war es zum Beispiel eine Kneipe, die von Unsterblichen für Unsterbliche geführt wird. Für alle. Hier finden sowohl Hemykinen als auch Strigoi unter einem Dach Zuflucht, Obhut und manchmal sogar enge Beziehungen. Etwas, das der ausgesprochene Einzelgänger Alfio für unmöglich hielt.

Der Anfang des Romans zog sich ein wenig, ohne dabei direkt langweilig gewesen zu sein. Dann jedoch kam relativ schnell der Punkt, an dem ich das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen konnte und es schneller zu Ende war, als mir lieb gewesen wäre.

Mich hatte es ein wenig verwundert, dass wir nicht mit der Konfrontation mit Djavol einsteigen, womit ich fest gerechnet hätte, sondern da, wo eigentlich schon alles vorbei ist. Aber Melanie zieht das durch Rückblenden so geschickt auf, dass wir quasi die Spannungsbögen von zwei parallel verlaufenden Geschichten miterleben. Quasi doppelte Spannung also!

Das Ende ist … nun, es ist auf jeden Fall ein stimmiges Ende. Vielleicht nicht 100% das Ende, das ich mir für Alfio, der schon genug gelitten hat, gewünscht hätte, aber wohl definitiv das beste Ende, das er nach all dem bekommen konnte. Ich knuddel ihn in Gedanken dennoch durch und will ihm eine Kuscheldecke häkeln.

Und dann das mit Dante. Ich sag nicht was, aber: Nicht ok, Melanie! Gar nicht ok! Orr! Du weißt Bescheid!

Auch hier sei wieder gesagt, dass es nicht unbedingt sanft zugeht. Es werden teils detailliert Folter und deren Auswirkungen auf Körper und Psyche beschrieben. Nie so sehr, dass ich sagen würde, es sei zu viel des Guten, doch genug, dass Leser*innen, die so etwas nicht gut vertragen, es sich vielleicht zweimal überlegen sollten.

Alles in allem also ein absolut gelungener Reihenabschluss! Ein wenig Wehmut bleibt, dass wir von diesen Charakteren nun Abschied nehmen müssen. Aber wenn wir noch etwas aus der Welt lesen dürfen, werde ich auf jeden Fall dabei sein!

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Suizid

- Folter und deren Folgen

- Gewalt gegen Mensch und Tier

- Blut und Wunden

- Tod und Leichen

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzes Blut – Wolfswahn

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Joachim Sohn

Reihe: Band 6

Seiten: 400

Originalpreis: 4,99€

Verlag: Papierverzierer Verlag

Genre: Dark Fantasy

ASIN: B07HYTFPZY

Erscheinungsjahr: 2018

Wenn es den Film »Independence Day« als Buch gibt, dann ist es wohl »Orbs« von Nicholas Sansbury Smith. Und ich hätte darauf verzichten können.

»Es ist das Jahr 2061, und die Erde ist langsam, aber sicher unbewohnbar geworden. Die letzte Chance der Menschheit ist der Mars. In Vorbereitung auf die Mission lässt sich Dr. Sophie Winston mit ihrem Team in einem Biosphären-Habitat in den Rocky Mountains einschließen. Doch schon wenige Tage später sind die Wissenschaftler gezwungen, den Einschluss abzubrechen. Als sich die Türen des Habitats öffnen, stehen Dr. Winston und ihre Leute vor dem Nichts: die Menschen sind spurlos verschwunden, ebenso die Wasserreserven des gesamten Planeten. Stattdessen tauchen plötzlich überall mysteriöse, blau leuchtende Kugeln auf. Kugeln, die ein tödliches Geheimnis bergen ...«

(Quelle: Verlag)

Der Roman ist definitiv sehr amerikanisch und der Vergleich mit »Independence Day« kommt ebenfalls nicht von ungefähr. Es gibt eine Menge Geballer und toughe, coole Sprüche. (An »Yipie yah yei, Schweinebacke!« kommt aber keiner heran.) Eben genau das, was man aus einem amerikanischen Hollywood Action-Blockbuster so kennt. Hinzu kommt eine sehr U.S.-amerikanische Einstellung zum Militär und zu Waffen. Für eine Alieninvasion besteht die Erde nun mal grundsätzlich nur aus Nordamerika.

Kurzum: Das ist Popcornkino in Buchform. So etwas schaue ich mir nicht wegen der tiefgründigen Storys an, sondern wegen der coolen Actionszenen. In diesem Fall also wegen der Aliens.

Leider waren die mal so gar nicht cool. Oder zumindest nicht genug, um diesen Roman in irgendeiner Weise über die fehlende Story hinweg zu tragen.

Die Hauptfrage, die sich mir stellte, lautet: Wie stellen die sich vor, das zu überleben? Das sind ne Handvoll Marines und Wissenschaftler und zwei nervige Kinder obendrauf! Wie?! Die Invasion umfasst die gesamte Erde, es gibt so gut wie keine Überlebenden schon wenige Tage nach dem Angriff. Das ganze Setting wirkt für mich ehrlich gesagt ziemlich lächerlich.

Der erste Band, um den es sich hier handelt, ist eher ein Setup, der zur eigentlichen Handlung hinzuführen scheint. Mir wird hier aber nichts gegeben, anhand dessen ich sehen kann, dass die Protagonisten auch nur einen Hauch von Chance haben, auch nur noch eine weitere Woche zu überleben. Früher oder später werden sie überrannt, zumal immer wieder angedeutet wurde, dass sie bisher nur die Vorhut der Alienarmee gesehen haben. Und schon gegen die waren sie hoffnungslos unterlegen.

Hinzu kommen einzelne Szenen, von denen ich vermute, dass sie Horrorelemente und billige Jumpscares sein sollen. Nur dass Jumpscares auf literarischer Ebene nicht so funktionieren können wie in einem Film. Allerdings ist hier sehr vieles eher filmisch aufgezogen. Hat sich da jemand im Medium geirrt? Jedenfalls konnte ich bei diesen Szenen nur müde gähnen.

Augenfällig sind des Weiteren die häufigen Erzählerwechsel, teilweise noch auf derselben Seite und kurz hintereinander. Wir haben keinen wirklichen allwissenden Erzähler, sondern durchaus einen personellen, der jedoch sehr schnell zwischen den Figuren hin und her springt. Mich hat das häufig sehr irritiert, wenn ich plötzlich die Szenerie schon wieder aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Etwas mehr Konsistenz und damit Ruhe hätte der Erzählung hier gut getan.

Die Aliens selbst hätten noch einmal einen spannenden Aspekt hinzufügen können. Allerdings hat mich das Setting, dass sie auf die Erde kommen und alles Wasser auf dem Planeten aufsaugen, überhaupt nicht gepackt. Wenn schon Erstkontakt-Geschichten, dann doch eher Cixin Lius »Remembrance of Earth’s Past«-Reihe, das ist wesentlich faszinierender aufgezogen.

Des Weiteren fand ich bereits den Ausgangspunkt der Erzählung unlogisch. Den Forschern wurde erzählt, dass sie sich in den völlig autarken Untergrund-Bunker begeben, um dort die isolierten Bedingungen auf der Reise zum Mars zu simulieren. Was ich mich jedoch frage: Macht das überhaupt Sinn? Stehen Raummissionen nicht grundsätzlich im Kontakt zur Erde? Klar, der Übertragungsweg von Mars zu Erde ist weit und nicht unmittelbar. Somit wäre eine völlige Isolation von der Erde aber dennoch nur ein Extremfall. Wäre gesagt worden, dass hier ein solcher Extremfall geprobt werden sollte, hätte ich es glaubhafter gefunden. Am Ende steckt eh mehr dahinter, aber die Erklärung für den Bunker erscheint mir dennoch ungenügend.

Der Vergleich mit dem Film »Independence Day« liegt bei »Orbs« sehr nahe. Wer den Film mochte, findet vielleicht seine Popcorn-Freuden an diesem Buch. Für mich schwächelt der Roman jedoch inhaltlich zu sehr und bietet mir auch auf der Action-Seite zu wenig, als das ich mich unterhalten gefühlt hätte.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Blut und Wunden

- Tod und Leichen

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Nicholas Sansbury Smith

Titel: Orbs

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Marcel Häußler

Reihe: Band 1

Seiten: 398

Originalpreis: 8,99€

Verlag: Heyne

Genre: Science Fiction

ASIN: B077C41F5R

Erscheinungsjahr: 2018

Science Fiction aus China ist im Kommen. Eine aufstrebende junge Frau ist ebenfalls unter den zahlreichen neuen Namen, die auch im europäischen Buchmarkt ihre Fans finden: Hao Jingfang schrieb mit »Wandernde Himmel« einen wunderbar zarten und einfühlsamen Roman über die Frage »Wie wollen wirHimmel leben?«

»Zwei Gesellschaften und eine große Frage:

Wie wollen wir leben?

2096: Die Erde hat eine Kolonie auf dem Mars gegründet, um neuen Lebensraum zu erschließen. Doch die will unabhängig sein: Während die Mars-Bewohner den Raubtierkapitalismus der Erde verdammen, halten die Erdenmenschen den roten Planeten für ein System unkontrollierter Alleinherrschaft. Zur Verständigung zwischen den Völkern sendet der Mars hundert Jahre später einige Jugendliche auf die Erde – darunter auch die kürzlich verwaiste Luoying, eine Enkelin des Mars-Machthabers. Ihr Bruder bleibt zurück. Fünf lange Jahre dauert es, bis die nun erwachsene Frau den loyalen und erfolgreichen Rudy in der roten Heimat wiedersieht. Die Weltenwanderin Luoying muss sich entscheiden: Für oder gegen das starre System - mit möglicherweise tödlichen Konsequenzen nicht nur für sie selbst.«

(Quelle: Verlag)

Ich schreibe diese Rezension mit einigem Abstand zum Buch und ich muss gestehen, dass nicht allzu viele Eindrücke hängen geblieben sind. Das liegt aber daran, dass ich persönlich eher für die großen Wow-Momente zu haben bin und »Wandernde Himmel« im Gegenzug dazu sehr ruhig erzählt ist. Es empfiehlt sich definitiv, sich Zeit und Ruhe für diesen Roman zu suchen, um ihn dann bestmöglich in all seinen Facetten genießen zu können.

Die Autorin hat einen wunderbar zarten Blick für die Details, die ihre Welt lebendig werden lassen. Luoying wirkt dadurch wie ein sehr zerbrechliches Geschöpf – jedoch wissen wir alle, dass stille Wasser tief sind. So auch Luoying, die, vielleicht beabsichtig, vielleicht unbeabsichtigt, ein großes Umdenken in ihrer Gesellschaft und besonders unter den jungen Leuten anstößt.

In der Ruhe des Romans liegt seine Eindrücklichkeit. Wir verfolgen einen eher langsamen Spannungsaufbau, jedoch ist stets zu merken, dass unterschwellig etwas im Argen ist. Allerdings hat mich der zweite Teil des Romans leider etwas verloren. Für mich war es dann doch etwas zu ruhig.

Dem ganzen Roman liegt Platons Höhlengleichnis zugrunde. Derjenige, der seinen Platz in den Schatten nie verlässt, wird nie erfahren, dass die Schatten nicht echt sind. Luoying war eine jener Personen, die die Schatten verließ und auf der Erde eine völlig andere Art und Weise kennen lernte zu leben. Sie kennt nun die Vor- und Nachteile beider Welten und beider Lebenskonzepte, hängt aber selber als Weltenwanderin dazwischen und weiß nicht so recht, welchem Konzept sie sich eher verbunden fühlt. Der Erde? Dem Mars? Etwas Neuem?

Leider muss ich das sehr konservative Welt- und Rollenbild, das in diesem Roman präsentiert wird, kritisieren. Ob da wohl der chinesische Hintergrund durchkommt?

»Wandernde Himmel« von Hao Jingfang ist ein sehr ruhiger, aber dafür umso eindrücklicherer Roman über die Frage, wie wir leben wollen. Für manche mitunter jedoch zu ruhig. Nichtsdestotrotz ist er auf jeden Fall eine Empfehlung.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Suizid

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Hao Jingfang

Titel: Wandernde Himmel

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Mar Hermann

Reihe: Nein

Seiten: 752

Originalpreis: 16,99€

Verlag: rororo

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-499-27418-3

Erscheinungsjahr: 2018

Manche Autor*innen haben das Glück, zunächst im Selbstverlag tätig zu sein und dann von einem großen Verlag entdeckt zu werden. So erging es auch James Islington mit seinem Debüt »Das Erbe der Seher«, der Auftakt seiner klassischen Epic Fantasy Trilogie »Die Licanius-Saga«.

»Der Auftakt zur Licanius-Saga - das neue magische Epos in der Tradition der großen Fantasy-Bestseller von Robert Jordan und Raymond Feist!

In Feuer und Blut endete vor 20 Jahren die Herrschaft der Auguren, mächtige Magier mit seherischen Fähigkeiten. Jene, die ihnen dienten – die Begabten – wurden nur verschont, weil sie sich dem rigiden neuen Gesetz unterworfen haben, das ihre Macht beschränkt.

Der junge Begabte Davian und seine Freunde wachsen in einer Welt auf, die sie verachtet und strengstens überwacht. Doch als Davian herausfindet, dass er über die bei Todesstrafe verbotene Magie der Seher verfügt, setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, die alles für immer verändern werden.

Denn im Norden regt sich ein Feind, den man zu lange besiegt glaubte …

James Islingtons Fantasy-Saga nahm zunächst Australien im Sturm ein; nun schickt sich "Das Erbe der Seher" an, die Welt zu erobern!«

(Quelle: Verlag)

Ich bin etwas hin und her gerissen bei diesem Buch, was ich davon halten soll. Einerseits mochte ich es, andererseits … Nun, es ist sehr klassische Fantasy, sagen wir es so. Wenn man, wie ich, im Leben schon sehr viel davon gelesen hat, dann werden manche Tropes einfach langweilig.

Wie in so vielen dieser Romane haben wir auch hier einen jungen Helden, der entdeckt, dass er etwas Besonderes an sich hat, und dann in die Gefahren der weiten Welt ausziehen muss, um seine neu entdeckten Kräfte zu ergründen und gleichzeitig vor seinen neuen Feinden zu fliehen. Solche Protagonisten sind manchmal etwas naiv der Welt gegenüber – verständlich –, gerne aber auch mal sehr blauäugig und vorschnell, weil sie als Halbstarke ja anscheinend alles besser wissen. Leider ist auch Davian davor nicht immer gefeit, was mir hin und wieder doch ein genervtes Seufzen entlockte.

Hinzu kommt, dass ich ständig Probleme hatte, die einzelnen Personen zuzuordnen, wer nun wer ist und wann was gesagt und getan hat. Erschwerend kommt hinzu, dass anscheinend jeder seine eigenen Motive hat. Eigentlich nichts Schlechtes, aber mich hat es oft sehr verwirrt, wenn jemand jetzt anscheinend doch nicht der nice guy war, als der er sich anfangs zeigte, zumal ich da auch gern einmal vergessen hatte, wer diese Person jetzt eigentlich war. Kurzum: Ich bin verwirrt.

Das hielt sich jedoch in Grenzen und im Großen und Ganzen konnte ich gut folgen. Ich habe (noch) nichts von Robert Jordan und Raymond Feist gelesen, daher kann ich dazu keine Vergleiche ziehen. Aber auch Brandon Sanderson wird diesbezüglich gern einmal genannt, und der Vergleich ist nicht ganz von der Hand zu wischen. Das Magiesystem ist zwar nicht so kreativ wie bei Sanderson, dafür hat das Worldbuilding durchaus etwas für sich. Durch die Jahrhunderte und gesellschaftliche Sanktionierungen ging viel Wissen über die Magie der Welt verloren, das jetzt erst wieder Stück für Stück zurückgewonnen werden muss. Und was noch viel schlimmer ist: Ein Feind, den man nur noch aus Schauergeschichten für kleine Kinder kennt, scheint sich zu erheben. Das verspricht auch in den kommenden Bänden noch viel Spannung und tolle Entdeckungen in der Welt.

Der Cast ist zwar bist auf eine junge Frau in einer der Hauptrollen nicht wirklich divers, was mir mittlerweile wirklich etwas negativ ins Auge fällt. Dafür gehen die Charaktere aber untereinander oft sehr angenehm miteinander um. Sie sind vielleicht oft zornig oder aufgebracht, geben dem aber nicht oft nach, sondern reden vernünftig miteinander wie erwachsene Menschen. Das würde ich mir von so einigen Leuten in meinem Umfeld auch wünschen …

»Das Erbe der Seher« ist ein recht umfangreicher Roman, dennoch wurde es selten wirklich langweilig. Islington schafft es gut, seine Leser über fast 800 Seiten gut bei Laune zu halten, indem immer wieder etwas Neues passiert oder wir etwas Neues über die Welt erfahren. Ich fand jedoch den Anfang etwas frustrierend, weil ich (wie auch die Protagonisten) sehr lange nicht genau wusste, was eigentlich vor sich geht und wer hier welches Spiel spielt.

Kurz und knapp: »Das Erbe der Seher« ist klassische Epic Fantasy mit Einflüssen namhafter Größen des Genres. Es erfindet das Genre nicht neu und fällt manchmal zu sehr in einige der gängigsten Tropes. Trotzdem ein sehr unterhaltsamer Roman mit einer spannenden Welt.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Gewalt gegen Kinder

- Tod

- Folter

- Blut und Wunden

- Mord

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: James Islington

Titel: Das Erbe der Seher

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Marc Hermann

Coverillustration: Bao Pham

Reihe: Band 1

Seiten: 783

Originalpreis: 16,99€

Verlag: Droemer Knaur

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-426-52095-6

Erscheinungsjahr: 2016

Ich greife nur sehr selten zu Jugendbüchern, weil ich oft nicht warm werde mit einigen der gängigsten Tropes solcher Romane. Als ich die Anfrage erhielt, ob ich »Zorngeboren« von Claire Legrand für Literatopia rezensieren möchte, dachte ich nicht zweimal über die Zielgruppe nach, sondern sagte zu. Ich wurde nicht enttäuscht. Der Roman ist der fesselnde Auftakt der vielversprechenden »Empirium«-Trilogie.

Die Welt von Avitas wird von einer Prophezeiung überschattet: Zwei Königinnen, getrennt durch ein Jahrtausend, eine von ihnen die verehrte Sonnenkönigin, die andere die verhasste Blutkönigin. Doch wer ist wer?

Rielle zeigt besondere magische Kräfte: Die Beherrschung aller Elemente, wo sonst jeder Magiebegabte nur eines beherrschen kann. Um zu beweisen, dass sie die Sonnenkönigin ist und nicht die Blutkönigin, muss sie sich einem Tribunal stellen und unter Beweis stellen, dass sie ihre Kräfte nur zum Wohl des Königreichs einsetzen wird.

Ein Jahrtausend später wird man sich ihrer jedoch nur als Blutkönigin erinnern. Eliana schlägt sich mit kleinen (und nicht so kleinen) Gaunereien durch die Gossen der Stadt, um ihre kleine Familie zu ernähren. Unversehens gerät sie jedoch ins Visier des feindlichen Engelkaisers Corien, der mehr über sie und ihre Vergangenheit zu wissen scheint, als sie selbst. Doch nicht nur er weiß, dass sie eine zentrale Rolle in der Prophezeiung spielt.

Der Roman fängt gleich mit einer ziemlichen Hausnummer an: dem, was als Kindermord erscheint. Das ist ungewöhnlich heftiger Tobak für ein Jugendbuch. Daher sei an dieser Stelle auch gleich eine Triggerwarnung für dieses Thema ausgesprochen.

 

Aber sagen wir so: Der Roman ist in gewisser Weise auch eine Zeitreisegeschichte.

Durch den Roman hinweg wechseln wir immer wieder die Perspektiven zwischen unseren beiden Protagonistinnen. Es wird schnell klar, dass beide am Anfang ihres Wegs zur Sonnenkönigin sind. Allerdings wissen wir auch durch Elianas Sicht auf die Geschichte, dass Rielle tausend Jahre später als Blutkönigin bekannt ist. Dass beide als Sonnenkönigin ausgerufen werden, mag vielleicht vorweggreifen, steigert aber auch die Spannung. Es ist klar, dass die Prophezeiung eine Sonnen- und eine Blutkönigin benennt. Rielle wird zunächst als Sonnenkönigin ausgerufen, wird jedoch noch zu ihren Lebzeiten als Blutkönigin bekannt, wie wir gleich zu Beginn des Romans erfahren. Also muss da noch irgendwas in den kommenden Romanen passieren, das ein völlig anderes Licht auf die Geschichte wirft.

Es ist so eine Sache mit Prophezeiungen. Meistens machen sie eine Geschichte kaputt, da sie selbsterfüllend sind und der Handlung zu viel vorweg nehmen. Hier ist die Erzählung jedoch so konstruiert, dass die Prophezeiung dem ganzen eher noch mehr Spannung verleiht, weil zunächst alles anders kommt, als es zu erwarten gewesen wäre. Es bleibt abzuwarten, was die folgenden Teile daraus machen.

»Zorngeboren« ist als erster Teil der Trilogie vor allem der erste Schritt der beiden Protagonistinnen auf ihrem Weg. Er stellt uns die Charaktere vor, ihre Hintergründe und den Beginn ihres eigentlichen Abenteuers.

Mich persönlich hat Rielle am meisten fasziniert, weil sie mir die komplexeste Geschichte verspricht. Wieso wird sie in diesem Roman in ihrer Zeitlinie zunächst als Sonnenkönigin etabliert, ist später jedoch die Blutkönigin? Wie kam es dazu, dass sich ihr Lebensweg so drastisch verändert hat? Vor allem steht aber auch die Frage, was Eliana damit zu tun hat und wie sie in Verbindung mit Rielle steht.

Außerdem bleibt zunächst noch offen, was die Engel mit all dem zu tun haben, die immer wieder am Rande der Erzählung auftauchen. Sie sind nicht dominant, jedoch stets etwas, das da im Hintergrund lauert. Wir wissen, dass es in der Vergangenheit einen Krieg gab, der die Engel aus der Welt verbannte, das bleibt jedoch alles eher mysteriös. Corien, der sowohl mit Rielle als auch Eliana zu schaffen hat, ist dabei eine zentrale Figur, vielleicht sogar der Puppenspieler, der an den Fäden der beiden jungen Frauen zieht. Das deutet vielleicht sogar darauf hin, dass es hier nicht nur darum geht, welche Frau zu welcher Königin wird, sondern auch, ob die Engel eine Gefahr darstellen und wenn ja, in welcher Form.

Ein paar Probleme hatte ich jedoch, mich in die Welt hinein zu finden. Gerade zu Anfang wirkte alles ziemlich verwirrend, und ich hatte lange kein wirkliches Gefühl für die Wirkungsweise der Magie der Welt bekommen. Spätestens ab Mitte des Romans hatte sich das aber gegeben und ich habe die restlichen Seiten förmlich gefressen.

Hinzu kommt jedoch, dass es nicht so wirkt, als ob wirklich tausend Jahre zwischen beiden Handlungssträngen liegen, sondern eher ein bis zwei Generationen. Die Welt scheint sich seitdem nicht wirklich verändert zu haben, obwohl das eigentlich zu erwarten gewesen wäre. An dieser Stelle hätte ich mir wesentlich mehr Worldbuilding erhofft.

»Zorngeboren« ist einer der Romane, bei denen es auch einmal angebracht ist, die Gestaltung lobend hervorzuheben. Nicht nur ist das Cover ein wahrer Hingucker mit den beiden wunderschön gestalteten Kronen. Auch finden sich im Buch einige farblich gestaltete Kärtchen mit den Hauptprotagonist*innen zusammen mit kurzen Beschreibungen, wer sie sind. Gestaltet wurde beides von David Curtis. (Dass auch die Charakterzeichnungen und nicht nur die Umschlagsgestaltung von ihm stammt, hätte der deutsche Verlag allerdings durchaus erwähnen können; im Impressum der englischen Ausgabe ist diese Information enthalten.)

Gänzlich frei von den gängigen Tropes ist der Roman allerdings nicht. In Anbetracht der spannenden Fragen, die nach Abschluss des ersten Bandes noch offen bleiben, kann ich das allerdings leicht verkraften.

»Zorngeboren« ist ein spannender, wenn auch nicht gänzlich runder Roman über zwei Frauen, die durch die Zeit getrennt sind, aber dennoch das Schicksal ihrer Welt in Händen halten. Die Autorin hat viel Kreativität in Avitas gesteckt, auch wenn sie nicht sämtliche Ecke glattgefeilt hat. Band 1 stellt uns vor allem die Welt vor und bringt die Protagonistinnen auf ihren Weg. Die vielen Fragen, die noch offen bleiben, deuten eine spannende Entwicklung voraus und bereits jetzt viel Freude beim Herumrätseln, wie das alles zusammenhängen könnte.

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Tod/Mord

- Kindsmord

 

Bibliographische Daten

Autor*in: Claire Legrand

Titel: Empirium-Trilogie – Zorngeboren

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Alexandra Rak und Ariane Böckler

Umschlagillustration: David Curtis

Reihe: Band 1

Seiten: 590

Originalpreis: 20,00

Verlag: Arctis

Genre: Fantasy

ISBN: 978-3-03880-020-0

Erscheinungsjahr: 2019

Nach langer Abstinenz wische ich mal den Staub vom Blog. Oder eher den Sand? Denn ich habe »Sand & Klinge« von Elea Brandt gelesen, den zweiten Band ihrer Legende der Roten Wüste und, so habe ich mir sagen lassen, ihr erster Fortsetzungsband. Ich hatte schon den ersten Band in einer nicht so schönen Zeit gelesen, und da bei mir mal wieder alles nicht so toll ist, war ich sehr happy, als die Autorin mir ein Rezensionsexemplar von Quiros zweitem Abenteuer anbot. Vielen Dank dafür!

»Ylas – eine ehrwürdige Stadt, mitten in der Roten Wüste. Geheimnisumwobene Mauern und tiefe Katakomben bilden das Fundament düsterer Geschichten, die von Oase zu Oase getragen werden.

​Der Liebe wegen kehrt Quiro seiner Heimat Zarbahan den Rücken. Das Verlöbnis mit Prinzessin Arazin ist mehr als eine Herzensentscheidung, denn es soll den Frieden zwischen den zwei verfeindeten Wüstenstädten sichern. Doch der Weg in eine gemeinsame Zukunft ist voller Hindernisse: Während Arazin um den Respekt ihrer zerstrittenen Familie kämpft, muss Quiro feststellen, dass in Ylas rauere Gesetze gelten als in Zarbahan. Seine Sandmagie wird verachtet, seine Schlagfertigkeit nur müde belächelt und seine Beziehung zu Arazin droht unter dem Druck zu zerbrechen. Als schließlich uralte Mächte aus den Eingeweiden der Stadt hervorbrechen, und Arazins Leben in Gefahr gerät, muss Quiro beweisen, wozu er fähig ist.«

(Quelle: Verlag)

»Die Legende der Roten Wüste« aus dem Hause Ohneohren ist eine schöne Low Fantasy Reihe. Wenn es mal nicht das epische Abenteuer zur Rettung der Welt sein soll, sondern ein Wohlfühlroman dann ist diese Reihe genau das Richtige. Und »Wohlfühlroman« beschreibt auch den zweiten Teil wieder sehr treffend. Hier geht es vor allem um Quiros persönliche Entwicklung, welcher zwar aus der Gosse stammt, aber die Prinzessin Arazin heiraten will. Ihre Beziehung erfährt viel Gegendruck von Arazins Familie, was schon hart genug für beide ist. Aber Quiro muss sich zudem in das Hofleben eingewöhnen, was natürlich völlig konträr zu seinem gewohnten Leben auf der Straße steht.

Mir tut Quiro sehr leid in diesem Roman, weil alle auf ihm herumhacken und er es niemandem recht machen kann, ohne sich dabei selbst zu verbiegen. 

Aber es stünde nicht die Klinge im Titel, wenn ebenjene nicht auch eine Rolle spielen würde. Die Ylasier sind ein sehr raues Volk und gerade Arazin ist eine Frau, die sich zu wehren weiß - notfalls auch gegen ihre eigene Familie. Auch sie hat es nicht leicht, ihre Beziehung zu Quiro durchzusetzen.

On top gibt es alte Legenden in der Wüste, die besser unter dem Sand hätten begraben bleiben sollen. Mich persönlich können die persönlichen Geschichten der Charaktere immer nicht ganz so sehr fesseln wie der Actionteil der Erzählung. Daher mochte ich persönlich Kashas Handlungsstrang mehr, welche mitten in die Action hinein stolpert. Sie ist die zweite Hauptprotagonistin des Romans, deren Weg sich mehr oder weniger zufällig mit dem Quiros kreuzt. Sie meint von einem Fluch besessen zu sein, der den Menschen um sie herum schadet und setzt alles daran, diesen Fluch wieder loszuwerden. In Ylas hofft sie auf Erlösung, nichts ahnend, dass sie damit viele Menschenleben riskiert.

Selbstverständlich ist der Roman divers. Elea macht Frauen sichtbar, indem es auch Kriegerinnen und Heerführerinnen gibt. Aber auch diverse Beziehungsformen wie Arazins bisexueller Vater fließen wie selbstverständlich ein. Dabei rückt die Autorin nicht die Probleme der Queernes in den Fokus, sondern zeichnet diese als selbstverständlichen Teil ihrer Welt. So soll es sein!

Ich habe lediglich zu bemängeln, dass Quiro und Arazin dauerhorny zu sein scheinen. Ständig denken sie nur an das eine. Mir persönlich war das zu viel, obwohl sie sich nicht jedes Mal auch gleich die Kleider vom Leib reißen.

Sehen wir aber einmal davon ab, ist auch »Sand & Klinge« wieder ein gelungener Wohlfühlroman mit selbstverständlicher Queernes. Ich kann ihn nur empfehlen und wer gern den kalten Winder mit dem Gedanken an den warmen Wüstenwind vertreiben will, der*m sei definitiv zum Roman zu raten!

Ein Extralob spreche ich für die Triggerwarnungen aus. Diese erscheinen sowohl auf der Verlagsseite, als auch im Buch selbst. Im Ebook komme ich super easy mit einem Klick zu ihnen. Löblich! Löblich!

 

Mögliche Trigger (Quelle: Autorin)

- Diskriminierung

- Drogenmissbrauch (Beschreibung eines Trips)

- Gefangenschaft/Geiselnahme

- Gewalt gegen Menschen und Tiere (im Rahmen von Kampfhandlungen)

- Mord

- Suizid (explizit)

- Tod eines Angehörigen

 

Reiheninformation

Autor*in: Elea Brandt

Titel: Die Legende der Roten Wüste: Sand & Klinge

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Lukiyanova Natalia Frenta, Verlag ohneohren

Reihe: Band 2

Seiten: 489

Originalpreis: 2,99€

Verlag: ohneohren

Genre: Fantasy

ASIN: B07XF6WR9G

Was sich zu Beginn als harmlose Jugenschmonzette tarnt, entpuppt sich bald zu einem rasanten Abenteuer voller dunkler Magie. Mit »Schwarzmondlicht« hat Autorin Melanie Vogltanz ihren einstigen Urban Fantasy Roman »Luna Atra« neu aufgelegt und ihm ein neues Kleid verliehen. Denn kein Charakter erzählt zweimal dieselbe Geschichte, so ihre Worte.

»Die Mitglieder einer Vereinigung von Menschen mit magischen Fähigkeiten, die sich selbst »Der Zirkel« nennt, werden der Reihe nach grausam ermordet. Dann hört das Töten ganz plötzlich auf.

Knapp zwanzig Jahre später sterben erneut Magier. Während Seher und IT-Techniker Hiroshi Taoyama einen Tod nach dem anderen vorhersagt, ohne Einfluss auf das Schicksal nehmen zu können, wird die Beinahe-Studentin Laura Seibach unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen, deren Ausmaße sie nicht erahnen kann.

Welches wahre Ziel verfolgt der Mörder, und worauf hat er all die Jahre gewartet?«

(Quelle: Autor*innen Webseite)

Ein Geständnis: Ich fand es wirklich sehr erheiternd, dass dieser Roman zunächst andeutet, eine typische Teenie Schmonzette zu sein, und dann kommt doch alles anders als erwartet. Daher ein Hinweis an alle, die Young Adult Romanzen nicht viel abgewinnen können: Lasst euch nicht von den ersten Seiten abschrecken. Es ist nicht alles das, wonach es aussieht. Und das, was dann tatsächlich kommt, ist ein schöner Twist und eine willkommene Abwechslung zu den obligatorisch erscheinenden Liebesbeziehungen selbst in Romanen, in denen die Liebe zwischen den Protagonist*innen eigentlich nicht der Mittelpunkt ist.

Doktor Hansen gehört definitiv zu meinen Lieblingscharakteren. Er tarnt sich zwar als Nebencharakter, aber im Laufe der Story erfahren wir immer mehr über ihn, sodass er sich ganz klammheimlich und im Hintergrund doch zu einer sehr wichtigen Person mausert. Er selbst wollte diese Rolle nie so wirklich und überspielt das mit seiner abweisenden kratzigen Art. Manchmal (na gut, sehr oft) kann er ein richtiges Ekel sein. Und doch hat er einen weichen, mitfühlenden Kern, der ihn tun lässt, was er tut.

Alle Charaktere sind Individuen mit ihren eigenen Geschichten und Schicksalen, die zudem nicht immer aus der bereits tausendmal wiedergekauten Tropekiste stammen. Zusammen mit Melanies kreativer Tarnung einer YA Romanze gibt das dem Roman einen eigenen Charakter, der ihn herausstechen lässt aus der Flut an Romanen.

Die Protagonisten entstammen überwiegend dysfunktionalen Familienverhältnissen. Nicht jede davon ist so extrem wie Kiros extrem religiösen Eltern, die nicht davor zurückschrecken, ihre Kinder im Namen ihrer Religion zu misshandeln. Lauras Familiengeschichte ist da weitaus alltäglicher, wenn auch nicht weniger schlimm: Ihre Großeltern haben nicht wirklich das Wohl ihrer verwaisen Enkelin im Sinn und übergehen sie und ihre Bedürfnisse in ihrer Trauer völlig. Die Protagonisten leiden jede*r auf seine/ihre Art unter ihren kaputten Familien und da es nun einmal nicht die perfekte Familie gibt, ist das etwas, das die Figuren sehr greifbar macht.

Bei all dem Lob zur Individualität des Romans tue ich mich dennoch mit einer bestimmten Stelle recht zu Anfang des Romans schwer. Laura und ihr Vater gehen im Streit auseinander und da passiert das Unglück und ihr Vater kommt in einem Feuer ums Leben. Es ist der Klassiker unter den Tragödien und daher nicht wirklich mitreißend, wie ich finde. Das wird jedoch wieder ein wenig aufgewogen, indem die Autorin das Trope im Kontext ihres Romans sinnvoll einbettet und ihm eine ganz bestimmte Funktion zuweist. Ich frage mich dennoch, ob sich dieses Trope nicht vielleicht doch hätte vermeiden lassen.

Wiederum gelungen ist jedoch ihre Beschreibung von Lauras Trauerreaktion auf das Unglück. Das hat sie sehr gut getroffen, da sie sich abseits der gängigen »Warum musste ausgerechnet mir das passieren? Oh nein, jetzt haben wir uns gestritten und meine letzten Worte an ihn waren was Böses»-Sprüche bewegt. Was nicht heißen soll, dass solche Aussagen bei Trauernden unüblich seien (aus Erfahrung weiß ich, dass sie es nicht sind), es ist nur etwas ermüdend, immer wieder dasselbe Schema zu lesen, wenn Trauer doch so individuell ist wie die trauernden Personen.

Der Einzelband »Schwarzmondlicht« besticht durch individuelle Protagonisten mit Ecken und Kanten, guten wie schlechten Seiten. Zudem gibt es immer wieder überraschende Plottwists und erfrischende Neuinterpretationen von bekannten Tropes. Definitiv ein lesenswerter Urban Fantasy Roman!

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen und Tiere

- Mord

- Tod eines Angehörigen

- dysfunktionale Familie

 

Reiheninformation

Autor*in: Melanie Vogltanz

Titel: Schwarzmondlicht

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Grit Richter (Art Skript Phantastik Verlag)

Reihe: Nein

Seiten: 608

Originalpreis: 4,49€

Verlag: Selbstverlag

Genre: Fantasy

ASIN: B0818LV489

 

Seit jeher hat die Menschheit nach den Sternen gegriffen, stets mit der drängenden Frage: »Sind wir allein im Universum?« Auch der Autor Evan Currie stellt sich mit »In die Dunkelheit«, dem Auftakt seiner »Odyssey One«-Reihe, diese Frage.

Ich habe den Roman auf Seite 384 abgebrochen, daher bewerte ich auch nur so viel.

»Als Commander Eric Weston, ehemaliger Oberbefehlshaber der Elite-Flugstaffel Archangels, zum Kapitän des Forschungsraumschiffes Odyssey befördert wird, ahnt er noch nicht, dass sich sein Leben für immer verändern wird. Die Besatzung der Odyssey hat den Auftrag die Grenzen des bekannten Universums zu erkunden und die Erde in möglichen intergalaktischen Bündnissen zu repräsentieren. Doch je weiter sich die Odyssey vom irdischen Sonnensystem entfernt, desto eigenartigere Dinge erleben Weston und seine Crew: Sie begegnen einzigartigen Wundern, abenteuerlichen Gefahren und Wesen, die fantastischer sind, als alles, was sich die Menschen der Erde je hätten ausmalen können. Die größte Herausforderung aber steht Weston und der Crew der Odyssey erst noch befor, denn in den dunklen Tiefen des Universums lauert eine tödliche Gefahr...«

(Quelle: Goodreads)

Ohne je wirklich viel von Star Trek gesehen zu haben, hat dieser Roman doch für mich einen gewissen Touch. Jedenfalls nach allem, was ich von Star Trek so weiß. Ein großes Raumschiff bricht in die unendlichen Weiten des Weltalls auf und sucht … nach was auch immer. Das ist mir leider nie wirklich klar geworden, warum nun überhaupt dieses Raumschiff los geschickt wird und dann auch noch genau dorthin, wo es hinfliegt.

Die ganze Mission wirkt sehr gewollt vom Autor. Die Besatzung fliegt einen willkürlichen Punkt an, der wahrscheinlich genauso gut wie jeder andere auch ist. Warum man sich aber genau für diese Koordinaten entschied, bleibt für mich rätselhaft. Der Start der Odyssey muss Unmengen an Geldern und Ressourcen verschlungen haben, da kann ich mir nicht vorstellen, dass die Verantwortlichen mit zugebundenen Augen auf eine Karte tippten und sagten: »Da geht es jetzt hin!«

Hinzu kommt, dass die erste bemannte Mission außerhalb unseres Sonnensystems eine Militäroperation ist. Warum also gleich die ganz dicken Geschosse ausgefahren wurden (wortwörtlich), verstehe ich auch nicht so ganz. Intuitiv würde ich annehmen, dass die erste derartige Mission wissenschaftlicher Natur sei.

Und wie es der Zufall so will, spring die Odyssey willkürlich an einen Ort, findet dort die Spuren einer erst vor wenigen Tagen stattgefundenen Raumschlacht und gabelt dann auch noch einen lebenden Menschen auf. Das sind wirklich sehr viele sehr große Zufälle auf einmal. Wie hoch stehen die Chancen, dass das alles im unendlichen, Milliarden von Jahren alten Weltraum genau so passiert? Und dann stellt sich auch noch heraus, dass die großen Geschütze der Odyssey gebraucht werden, welch Zufall! Nur gut, dass das doch keine reine Forschungsmission ist, sondern in erster Linie eine Militäroperation!

Wie gesagt, es wirkt alles sehr gewollt und erzwungen vom Autor.

Hinzu kommt, dass die Charaktere so weit, wie ich gelesen habe, kaum Tiefe bekommen. Sie sind, um einmal einen alten Spruch hervorzukramen, kaum mehr als Pappaufsteller, über die jemand eine Weste gehangen hat. Ich konnte keinen von ihnen wirklich auseinander halten, weil kaum ein Charakter wirklich ausgearbeitet war und alle eher Plattitüden hatten. Es gab da den Militär-Schlägertypen, den irren Wissenschaftler, den Captain und darüber hinaus hat sich kaum wer durch weitere Persönlichkeitsmerkmale ausgezeichnet.

Hinzu kommt das Trope der damsel in distress in Form der Frau, die die Odyssey gleich zu Beginn aufsammelt. Raue Schlägertypen vom Militär markieren vor der Dame den Harten und müssen andauernd ihre testosterongeschwängerte Männlichkeit™ unter Beweis stellen. Mir entlockt das nur ein genervtes Augenrollen.

Überhaupt wurde mit dem ganzen Militärgehabe sehr dick aufgetragen. Ich bin kein großer Fan von Waffentypen und all dem Drumherum. Es mag zwar ganz nett sein, wenn die Odyssey mit ihren großen Geschützen ihre Feinde wegrasiert, als hätte es Michael Bay inszeniert. Dennoch wirkt die Gesamtattitüde sehr patriotisch, als würde gerade das U.S. Militär sehr glorifiziert werden. Es hat dieses gewisse Geschmäckle der Überhöhung von Gewalt. Besonders wenn die Schlägertypen mit vor Stolz fast platzender Brust erzählen, dass sie heroisch große Opfer auf sich nehmen, um ihre Heimat zu verteidigen und dann voller Verachtung auf Menschen herabblicken, die ihnen dafür nicht die Füße küssen.

Positiv anzumerken ist, dass der Roman flott zu lesen ist und fix zur Sache kommt. Das macht ihn zu einem passablen Popcornkino ähnlich eines durchschnittlichen Michael Bay Films, bei dem eine Menge in die Luft fliegt, rasante Action über den Bildschirm flimmert und sonst nicht wirklich viel Sinnvolles passiert. Es mögen Leute an so etwas Spaß haben. Für mich war es leider nichts.

»In die Dunkelheit« von Evan Currie ist annehmbares Popcornkino mit einer Menge Explosionen. Leider wird jedoch auch das Militär stark überhöht dargestellt. Zudem wirkt die Ausgangssituation des Romans sehr gewollt und wenig dynamisch. Vieles passiert, weil der Autor es will, und nicht etwa, weil Dinge nun einmal passieren.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Tod/Mord

- Militärgewalt

 

Reiheninformation

Autor*in: Evan Currie

Titel: Odyssey One – In die Dunkelheit

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Usch Kiausch

Reihe: Band 1

Seiten: 686

Originalpreis: 10,99

Verlag: Heyne           

Genre: Science Fiction

ISBN: 978-3-453-31488-7

Erscheinungsjahr: 2013

Drachen gehen immer. Das dachte sich vielleicht auch Peter A. Flannery mit seinem Roman »Kampf der Magier«, dem Auftakt der »Battle Mage«-Dilogie (wenn auch nur auf Deutsch, da der englische Band zweigeteilt wurde). Es hat dann leider doch nicht ganz zu einem erinnerungswürdigen Roman gereicht.

Falco ist der Sohn eines Kampfmagiers, ein Magier mit besonders starken Kräften, die Seite an Seite mit ihren Drachengefährten kämpfen. Doch seit vielen Jahren wird die Menschheit von den Besessenen, einem Dämonenheer, bedroht und nun sind auch Drachen von der Besessenheit betroffen. Der Drache von Falcos Vater fiel der Besessenheit zum Opfer und griff die Menschen an, die er zu beschützen geschworen hatte. Sein Reiter stellte sich auf die Seite des Drachen, statt ihn zu töten, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Für den Verrat seines Vaters wird Falco sein Leben lang bestraft. Doch dann stellt sich heraus, dass er anscheinend auch die Kräfte eines Kampfmagiers besitzt und in Zeiten der Not wird jeder Kampfmagier dringend benötigt. Falco wagt es, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, Verräter oder nicht.

Gäbe es da nicht dieses eine Problem: Falco ist so unfassbar dämlich! Ich hasse es so abgrundtief, wenn Charaktere etwas offensichtlich Dummes machen, nur um Spannung™ aufzubauen. In Falcos Fall war es, einen schwarzen, also besessenen Drachen vor einem Hinterhalt zu warnen, nachdem vorher lang und breit erklärt wurde, dass diese Drachen im Gegensatz zu ihren hellerfarbigen Verwandten eine Gefahr für die Menschen sind. Weil er so schön anzusehen sei. Orr! Zumal er wusste, was auf dem Spiel stand: Nämlich der Untergang einer ganzen Stadt, wenn der lokale Kampfmagier keinen Drachen beschwören und sich untertan machen kann. Es kam natürlich, wie es kommen musste und Falco verdammt die gesamte Stadtbevölkerung zur Flucht vor dem anrückenden Dämonenheer. Das war der erste Besen, den ich durchnagte.

Der zweite Besen war Schema F bei der Charakterkonstellation. Seit Harry Potter scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass bei der Kombination junge Protagonist*innen + Ausbildung an einer Schule oder ähnlichem es immer dieselben Typen geben muss. Wir haben den anscheinend nichtsnutzigen Protagonisten (der kränkelnde Falco, der sich in eine Militärausbildung begibt), seine kleine Gruppe an treuen Freunden und der Gruppe Bullies, die über den Protagonisten herziehen und die am Ende von den Freunden untergebuttert werden. Und ganz ehrlich: Das ist pottenlangweilig! Nicht nur, weil die Charakterdynamik damit extrem vorhersehbar wird. Auch schlicht deswegen, weil ich das schon so oft gelesen habe.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die klassische Rettung in letzter Sekunde. Die kam ein paar Mal zu oft vor. Dadurch wird mehr Spannung genommen, als in die Erzählung hinein kommt.

Ich persönlich hätte mir auch schlicht mehr Drachen gewünscht. Die sind immer mal wieder nur am Rande anwesend, aber dafür, dass sie als wertvolle Kampfgefährten der Kampfmagier angepriesen werden und damit als wichtiges Element im Hauptkonflikt des Romans, sind sie doch eher rar gesät. Zumal das für mich der Hauptreiz gewesen war, dieses Buch lesen zu wollen.

Einige Elemente erinnern an andere Autoren des Genres. Die Assoziation der Dämonen mit Peter V. Brett ist derzeit wohl unumgänglich. Außerdem wird immer wieder das Element der Furcht, die von den Dämonen ausgeht, erwähnt. Natürlich liegt da der Gedanke an Tolkiens Nazgûls nicht fern, deren tödlichste Waffe ebenjene Furcht war.

Die Kampfszenen, die einen nicht unerheblichen Teil des Romans ausmachen, sind in der Tat sehr gut gelungen. In ihnen wird sehr viel Heroismus transportiert. Ebenso gelingt es dem Autor gut, die Angst und Verzweiflung der Protagonisten zum Leser zu transportieren. (Wenn das nicht gerade durch zu viele Rettungen in letzter Sekunde wieder abgemildert wird.)

Alles in allem ist »Battle Mage – Kampf der Magier« ein durchschnittlicher Roman mit einigen Stärken aber auch deutlichen Schwächen. Besonders die Kampfszenen sind gelungen. Dafür handeln die ohnehin nicht besonders kreativ dargestellten Charaktere oft sehr vorhersehbar und ziemlich dämlich. Wer Drachen mag, kann darüber nachdenken, zu diesem Roman zu greifen. Ansonsten hat man wirklich nichts verpasst.

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Tod/Mord

- Krankheit

- Mobbing

 

Reiheninformation

Autor*in: Peter A. Flannery

Titel: Battle Mage – Kampf der Magier

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Bernhard Stäber

Umschlagillustration: Federico Musetti

Reihe: Band 1

Seiten: 576

Originalpreis: 12,99

Verlag: Heyne          

Genre: Fantasy

ASIN: B07QLB3JKM

Erscheinungsjahr: 2019

Die Crew der Sirius 7 bestreitet in »Kurtai der Amazonen« mittlerweile ihr viertes Abenteuer. Erneut schickt Autor Thorsten Hoß seine Protagonist*innen auf zahlreiche Abenteuer, in denen der Clan der Astronauten versucht, seinen Platz in der Welt Lunaria zu finden.

»Der Clan der Astronauten steckt fest. Krieg liegt in der Luft. Alle Anzeichen deuten auf Sturm. An einer Steilküste inmitten der Amazonenterritorien versucht der ehemalige Kommandant der abgestürzten Sirius7, Boris Koschkin, den zusammengewürfelten Haufen aus Menschen, Goblins und Orks zusammenzuhalten, während seine restliche Crew unterwegs oder gar verschollen ist. Die Situation scheint aussichtslos, als auch noch Ashley Bender von einem Drachen zur großen Versammlung der Amazonenclans eingeladen wird. Und dann sind da ja auch noch die zahlreichen anderen Probleme, mit denen die Astronauten fertig werden müssen, derweil ihr Clan unaufhörlich weiter wächst…«

(Quelle: Autor)

Sehr angenehm war, dass ich mich auch nach längerer Pause wieder gut in die Welt einfinden konnte. Es gibt immer wieder elegant eingebundene Gedankenstützen, die daran erinnern, was in den vorigen Bänden passiert ist.

Thorstens Romane sind für mich schöne, kurzweilige Unterhaltung. Zugegeben nicht das beste, was ich jemals gelesen habe, aber doch auf ihre Art durchaus nett zu lesen. Worin auch der vierte Band der Reihe wieder in meinen Augen punkten konnte, waren die kreativen Ansätze zu einigen gängigen Tropes des Genres. Da gibt es zum Beispiel eine Katzenwer, also eine Katze, die sich bei Vollmond in einen Menschen verwandelt; wer- ist das althochdeutsche Wort für Mann bzw. Mensch.

Auch akzeptieren die Amazonen keine Männer bzw. männliche Geschöpfe als Anführer. Trotzdem wird einer der Amazonen-Clans von einem Drachen regiert, der sich selbst als männlich bezeichnet. Er gilt der Einfachheit halber als Königin. Ich mag dieses Detail sehr, weil ich mich frage, ob der Drache dann nicht vielleicht sogar genderfluid ist.

Das Kurtai selbst ist übrigens eine nette kleine Anspielung auf deutsche Behörden. Nun ja, eigentlich nicht so nett, denn das Kurtai redet ewig um den heißen Brei herum, ignoriert, was ihm auf den Tisch gelegt wird und kommt einfach nicht zu einem Ergebnis. Klingt in der Tat danach, wie deutsche Behörden arbeiten, oder?

Mir ist aufgefallen, dass mir Hiriko in diesem Band nicht mehr so sehr auf die Nerven fiel. Ich nehme mal an, das liegt daran, dass es auch für sie dieses mal ernstere Themen gab und sie nicht immer alles auf die leichte Schulter nimmt.

Die Zwischenspiele haben mir stets gut gefallen. In ihnen geht es an Schauplätze, an denen die eigentlichen Protagonisten gerade nicht wirken. In diesem Band waren es hauptsächlich mehrere Magister, die auf der Suche nach Ingbold sind, sowie ein Schamane, der einen Dämon beschwört und diesen dann auf seine Feinde loslässt. So erleben wir, wie es mit der Welt außerhalb der Reichweite der Astronauten aussieht. Mir ist nur eines nicht klar: was diese Zwischenspiele zur eigentlichen Handlung beitragen. Warum stehen die da? Welchen Zweck erfüllen diese Zwischenspiele neben Worldbuilding? Vielleicht wird das ja in den Folgebänden geklärt, noch ist es mir jedoch ein Rätsel.

Wie schon bei den Folgebänden muss ich auch hier die extrem kurzen Kapitel erwähnen. Dadurch, dass sie oft nur wenige Seiten haben, bringt das sehr viel Unruhe ins Lesen hinein. Kaum passiert in dem Kapitel etwas, wird schon zum nächsten gesprungen und es gibt wieder einen neuen Fokus, der dann wieder unterbrochen wird und so weiter.

Auch stilistisch gibt es noch Möglichkeiten zu feilen. Es wurde so zum Beispiel einige Male zu oft »die Blonde« oder »der Grüne« geschrieben, als würden sich die Protagonist*innen durch nichts anderes als ihre Haar- oder Hautfarbe auszeichnen.

Insgesamt ist und bleibt auch der vierte Band der Reihe eine kurzweilige Unterhaltung, mit ihren Stärken, aber eben auch Schwächen. Wieder einmal spielt Hoß kreativ mit den Tropes des Genres und interpretiert sie angenehm neu. Jedoch habe ich nach wie vor die kurzen Kapitel zu bemängeln und auch am Stil lässt sich durchaus noch etwas arbeiten.

 

Ich durfte den Roman im Zuge einer Leserunde auf Lovelybooks lesen und bedanke mich sehr dafür!

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Tod/Mord

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Thorsten Hoß

Titel: Die Crew der Sirius7 – Kurtai der Amazonen

Sprache: Deutsch

Umschlagillustration: Polina Hoß

Reihe: Band 4

Seiten: 460

Originalpreis: 6,99€

Verlag: Selfpublisher

Genre: Science-Fantasy

ASIN: B0796VC3BR

Erscheinungsjahr: 2018

Manche Autor*innen schüchtern ein. Rebecca F. Kuang gehört dazu. Gleich der Erstlingsroman der jungen Frau wurde zu einem internationalen Erfolg. Mit »Die Schamanin« hat es »The Poppy War« nun auch in die deutschen Regale geschafft.

Rin ist ein junges Mädchen aus einem provinzialen Dorf. Als Kriegswaise hat sie keine allzu rosigen Zukunftsaussichten: Ihre Pflegeeltern benutzen sie als billige Arbeitskraft und wollen sie als Braut an einen wohlhabenden Händler verkaufen. Rins einzige Chance auf ein Entkommen ist die renommierte Militärakademie von Sinegard. Um dort aufgenommen zu werden, muss sie jedoch zu den Besten der Besten gehören und konkurriert mit den Söhnen und Töchtern der Feudalherren, die ihr Leben lang dafür gelernt haben. Rin schafft es tatsächlich, doch damit fängt ihre Reise erst an. Mit einem Male stehen ihr alle Türen offen und Rin hat ihre Zukunft selbst in der Hand. Als die benachbarte Nation, die Föderation von Mugen, in das Nikarische Reich einfällt und Rin mit einem Mal ein Schwert in die Hand gedrückt bekommt, scheint ihr Pfad klar zu sein: Sie lebt, um ihre Kaiserin zu verteidigen. Doch jene birgt ein düsteres Geheimnis.

Der erste Band von »Im Zeichen der Mohnblume« ist gnadenlose grimdark Fantasy in Anlehnung an den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, durchmischt mit phantastischen Elementen und Politik Chinas zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Opium beispielsweise spielt eine wichtige Rolle in Rins Welt, ganz so wie es in China zur Zeit der Opiumkriege der Fall war. Rin selbst benutzt im Laufe der Geschichte Opium, um mit den Göttern in Verbindung zu treten.

Wer diesen Roman lesen möchte, sollte sich bewusst machen, dass Frau Kuang sehr schonungslos mit der Darstellung der Gräuel eines Krieges umgeht. Ihr gelingt es unheimlich gut, die Unmenschlichkeit dessen darzustellen, den Kampf um das nackte Überleben, wenn alle Gedanken nur noch auf den Gegner vor sich fokussiert sind und wenn dieser all seine Menschlichkeit verliert. Vor allem das. Rin erlebt ihre Feinde als gesichtslose Masse, fast schon dämonenhaft, wie sie wie eine Heuschreckenplage in ihrer Heimat einfallen und unbeschreibliche Gräueltaten begehen. Kuang beschreibt ebenjene sehr deutlich und scheut auch nicht davor zurück, Gewalt an Kindern und Babys zu zeigen. Wer so etwas nicht lesen kann, sollte eventuell nicht diesen Roman lesen oder zumindest die entsprechenden Kapitel überspringen.

Ich war zu Beginn etwas vorsichtig mit meiner Begeisterung. Aber irgendwann ab dem zweiten Drittel des Romans hatte er mich vollends und ich konnte ihn wortwörtlich nicht mehr zur Seite legen. Rins Welt ist ausgesprochen lebhaft und mit viel Liebe zum Detail geschildert, sodass die*der Leser*in ein gutes Gespür für ebenjene bekommt und sie deutlich vor Augen hat. Angenehm ist, dass wir dieses Mal keinen westlichen Fokus auf eine erdachte Welt haben, sondern der einer chinesisch-stämmigen Frau, die auch noch mit der Propagandaliteratur des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges dissertierte. Ihr Fachwissen hat deutliche Einflüsse auf den Roman und bereichert diesen ungemein.

Auch die Lehren des Daoismus fließen in den Roman ein, ohne dass er konkret benannt wird. Rins Lehrer Jiang beispielsweise lehrt sie, wie sie den Lehren des Daoismus entsprechend mit den Göttern in Kontakt treten kann. Ich kenne mich leider mit dieser Weltanschauung nicht genug aus, um weitere Stellen konkret zu nennen, kann aber auf jeden Fall lobend hervorheben, dass Kuang generell viele Dinge aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Gerade die Fragen der Kriegsführung spielen ab der zweiten Hälfte des Romans eine große Rolle. Welche Aktion eines Kriegsherrn ruft welche Gegenreaktion beim Feind hervor und führt zu welchem Ergebnis? Kurzfristige Erfolge auf dem Schlachtfeld können umso härtere Gegenschläge hervorrufen, die den momentanen Erfolg wieder zunichte machen können.

Der Roman fokussiert sich auf Rin und beleuchtet ihre Psyche sehr umfangreich und glaubwürdig. Sie trifft im Laufe des Romans Entscheidungen, die schreckliche Folgen haben, für die man sie vielleicht sogar verurteilen würde. Im Kontext ihrer Erfahrungen ergeben diese jedoch Sinn. Das Motiv der Rache spielt für sie vor allem gegen Ende eine immer größere Rolle. Sie muss sich dann jedoch auch mit der Frage auseinandersetzen, ob sie mit ihren Taten wirklich besser handelt als der Feind.

Der einzige wirkliche Kritikpunkt, den ich habe, liegt jedoch auch hier. Zu Beginn des Romans ist Rins einzige Motivation, ihrem zukünftigen Ehemann zu entkommen, indem sie in Sinegard aufgenommen wird. Als sie das schafft, bricht das weg. Rin ist ab diesem Zeitpunkt wie ein Kind, das wahllos auf Dinge zeigt und sagt: »Das gefällt mir, das will ich haben.« Sie scheint zunächst ziemlich planlos zu sein. Zugegeben: Sie ist da noch ein Kind, dem plötzlich alle Möglichkeiten offen stehen. Das ändert sich jedoch, als sich ihre schamanistischen Kräfte zeigen und schließlich Nikara angegriffen wird. Rin wird in dem Moment erwachsen, als ihr ein Schwert in die Hand gedrückt wird.

Rin ist in ihrem Vorgehen extrem zielorientiert. Sie will in Sinegard aufgenommen werden, also macht sie wirklich alles, um dieses Ziel zu erreichen. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, sich selbst zu verletzen. Ist sie erst einmal in Sinegard, bekommt sie das erste Mal ihre Regelblutung. Sie wurde darüber nie aufgeklärt, erschreckt sich gewaltig darüber und empfindet das als Hindernis für ihre Ausbildung. Ihre logische Konsequenz ist, sich die Gebärmutter entfernen zu lassen, um das Problem mit der Blutung zu beseitigen. Ein extrem krasser Schritt. Ehrlich gesagt, empfand ich das jedoch als positiv, weil Rin somit (vorläufig) kein weiblicher Charakter ist, dem es auch nur in irgendeiner Weise um Romantik und Kinder geht. Ansonsten scheint es Frauen grundsätzlich bestimmt zu sein, Kinder haben zu wollen, und nie werden Besitzer*innen von Gebärmüttern thematisiert, denen das vollkommen abgeht. Selbst Yennefer aus Sapkowskis Romanen ist zwar ebenfalls steril, leidet aber darunter, keine Kinder bekommen zu können. Das vermittelt den Eindruck, dass es Frauen schlussendlich immer ums Kinder bekommen geht. Bei Rin ist das nicht der Fall.

»Die Schamanin« ist ein schonungsloser Auftakt einer Grimdark Fantasy Trilogie. Kuang schreckt nicht vor schwierigen Themen zurück und schildert Krieg so grausam, wie er ist. Ihre Protagonistin Rin ist eine Kämpferin durch und durch und schreckt auch vor schwerwiegenden Problemlösungen nicht zurück. Ihre Welt wird lebhaft geschildert und bietet einen angenehm neuen Blickwinkel auf eine Fantasy-Welt. Kurzum: Der Hype um »The Poppy War«, so der originale Titel, ist absolut berechtigt und der Roman eine unbedingte Empfehlung!

 

Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Tod/Mord

- Militärgewalt

- Folter

- Vergewaltigung

- Selbstverletzendes Verhalten

- Krieg

- Kriegstrauma

- Drogenkonsum

 

Reiheninformation

Autor*in: R.F. Kuang

Titel: Im Zeichen der Mohnblume – Die Schamanin

Sprache: Deutsch

Übersetzung: Michaela Link

Umschlagsgestaltung: Isabelle Hirtz

Reihe: Band 1

Seiten: 672

Originalpreis: 12,99

Verlag: Blanvalet

Genre: Fantasy

ASIN: B07Q5ZDLQB

Erscheinungsjahr: 2018

»Zwillingsblut« ist eine High Fantasy Trilogie von Hendrik Lambertus ganz in der Tradition J.R.R. Tolkiens. Eine Gruppe von Helden zieht aus, um die Welt gegen einen dunkle Herrscher zu verteidigen und erlebt dabei zahlreiche Abenteuer in fremden Ländern. Das Konzept mag etwas altbacken sein, aber Lambertus schafft es, das Ganze mit einigen schönen Worldbuilding-Elementen zu würzen.

Die Zwergenzwillinge Gorin und Galdra wurden von einer Prophezeiung der Winterseherin dazu auserkoren, gegen den Kettenfürsten in den Kampf zu ziehen, der die Macht der Unterwelt an sich riss und nun die gesamte freie Welt bedroht. Ihr ganzes Leben lang wurden sie dazu ausgebildet. Als schließlich die Erfüllung der Prophezeiung immer näher rückt, müsste sie jedoch feststellen, dass sie nicht die einzigen Zwillingsselen sind. Auch auf die beiden Elben Elyami und Elyamur scheint die Prophezeiung zuzutreffen. Aber wer sind nun die wahren Zwillingsselen? Und dann müssen sie auch noch feststellen, dass ein weiteres Zwillingspaar der Orks, auf das die Prophezeiung ebenfalls zutreffen kann, bereit dem Kettenfürsten dient. Ist also schon alles verloren, bevor es begonnen hat?

Nein, natürlich nicht, denn sonst wäre es ja langweilig. Wie es so mit dem Konzept von Prophezeiungen ist, nehmen sie der Geschichte etliches voraus. Es gibt genau zwei Möglichkeiten, wie so eine Geschichte ausgeht, die auf einer Prophezeiung basiert: Entweder die Prophezeiung erfüllt sich (was langweilig wäre und daher eigentlich ausgeschlossen werden kann) oder es gibt eine alternative Interpretation im Sinne der Gegenseite.

Die Erzählung weist viele Baukastenelemente der High Fantasy auf. Wir haben eine Heldenreise mehrerer selbstloser Helden, wir haben einen dunklen Herrscher (der leider nicht so interessant wie Sauron ist), wir haben einen Mentor-Charakter, viele verschiedene Fantasy-Völker wie Elben, Zwerge, Orks, Zentauren und so weiter.

Viele dieser Elemente sind ganz im klassischen Sinne umgesetzt worden, jedoch gibt Lambertus ihnen hin und wieder ganz interessante eigene Noten. Zwerge und Elben mögen sich nicht und alle sind gegen die Orks, aber dieses starre Konzept wird vor allem im dritten Teil aufgebrochen. Dies ist auch der Punkt, an dem Rezkai, einer der beiden Ork-Zwillinge interessant wird (mehr zu verraten, wäre an dieser Stelle ein Spoiler).

Wer schon etwas mehr aus dem Genre gelesen hat, weiß, wie es im Allgemeinen funktioniert. Das macht diese Reihe sehr vorhersehbar und es gibt nur wenige Dinge, die wirklich überraschend kamen. Da hat sich der letzte Teil etwas gebessert. Allerdings war es dann auch nicht mehr sonderlich kreativ, sich einfach eine neue Prophezeiung aus dem Ärmel zu schütteln, nachdem die alte nicht ganz das gewünschte Ergebnis brachte. Spannender wäre es gewesen, wenn die Zwillinge sich gesagt hätten, dass sie ihr Leben nicht von Vorherbestimmungen leiten lassen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und unabhängig von Orakelsprüchen handeln. War leider nicht der Fall.

Leider sind die Charaktere teils ziemlich austauschbar. Die Haupt-POVs sind die der Elbin Elyami und des Zwergs Gorin. Sie beide sind von ihrem jeweiligen Zwillingspaar die Sanftmütigeren und Nachsichtigeren, während ihre Geschwister die Draufgängerischen sind, die immer wieder zurückgehalten werden müssen. Das macht gerade die Hauptcharaktere ziemlich langweilig. Interessanter sind die Nebencharaktere, besonders die beiden Orks Rezkai und seine Schwester Rekut, aber auch die Winterseherin. Den etwas aufmerksameren Leser*innen wird relativ schnell klar, dass sie Geheimnisse vor ihren Schützlingen hat, vielleicht sogar Verbindungen zur Gegenseite. Das lässt sie zusammen mit Rezkai zu den vielschichtigeren Charakteren zählen.

Positiv anzumerken ist zumindest der Versuch von Diversität. Es wäre natürlich wünschenswerter, wenn sie mehr in den Vordergrund gerückt wäre, aber zumindest sind nicht alle Charaktere heteronormativ und weiß. Ein Elbenvolk ist explizit POC, und eine der wichtigeren Nebencharaktere ist ausdrücklich queer.

»Zwillingsblut« ist vor allem kurzweilige, nette Unterhaltung für Zwischendurch. Die Reihe bringt nicht viel Neues in das Genre, erfindet das Rad nicht neu, ist aber auch nicht völlig uninteressant und zumindest nicht durchgängig nach Schema F konstruiert. Wenn es mal wieder einfach nur Elben und Zwerge sein sollen, dann kann die Trilogie durchaus das Richtige sein.

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Hendrik Lambertus

Sprache: Deutsch

Reihentitel: Zwillingsblut

Teil 1: Der Kampf der Zwerge (ISBN 978-3-404-20910-1)

Teil 2: The Die Magie der Zwerge (ISBN 978-3-404-20936-1)

Teil 3: Der Zorn der Orks (ISBN 978-3-404-20951-4)

Verlag: Bastei Lübbe

Genre: Fantasy

Hin und wieder darf es eine leichtherzige Romanze sein, in der nicht alles schrecklich und düster ist. Vielleicht ist dann »Blut der Unterwelt« von Anna Kleve genau das richtige. Es ist jedoch eine Freude mit Abstrichen.

»Als Hexenmeister Zephyr von einer Kräftepaktzeremonie flieht, landet er mitten in einem Angriff auf den Vampir Balor. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten hilft Zephyr dem Vampir.

Erst durch diese Tat wird Balor ernsthaft auf den Mitschüler aus der Parallelklasse aufmerksam.

Bald darauf wird auch Zephyr von krötenartigen Kreaturen angegriffen und bekommt dieses Mal Hilfe von Balor, wird jedoch trotzdem schwer verletzt.

Nachdem er die Attacke überstanden hat, schließen die beiden Übernatürlichen ein Abkommen, um gemeinsam herauszufinden, wer dahintersteckt und diejenigen aufzuhalten.

Dass mehr zu alle dem gehört, als sie je erwartet hätten und sich auch mehr zwischen ihnen entwickelt, können beide nicht erahnen.«

(Quelle: Amazon)

Der Fokus der Geschichte liegt klar auf der Romanze zwischen Balor und Zephyr. Für die beiden war es anscheinend lange eine Freundschaft Plus, bis ihnen klar wurde, dass die Gefühle für den anderen doch tiefer gehen. Zugegeben: Sie sind recht süß zusammen. Manchmal ist das alles, was es als Lesevergnügen bedarf. Allerdings sollte dazu gesagt werden, dass die Sexszenen sehr detailliert geschildert werden. Mich hat es nicht gestört, aber das ist unter Umständen nicht jedermanns Sache. Daran soll es jedoch nicht scheitern, die entsprechenden Szenen lassen sich gut überblättern.

Der Roman liest sich flott von der Hand und ist damit ein leichter Happen für Zwischendurch, wenn es mal nicht die langen Epen sein sollen.

Das größte Problem, das ist jedoch mit diesem Roman sehe, ist der Stil. Alles ist huschhusch und wird nur wenig ausgeführt oder geht in die Tiefe. Nehmen wir als Beispiel gleich den Einstieg in den Roman:

»„Wenn du jetzt gehst, brauchst du nicht wiederzukommen“, hörte ich Mutter rufen, bevor ich durch das Portal sprang und es direkt hinter mir schloss.

Sofort peitschte mir Regen ins Gesicht und zum ersten Mal seit einer ganzen Weile passte genau das zu meiner Stimmung.

Sonst hatte sich die Sonne auf meiner Haut angefühlt, als würde sie mich verspotten.

Es regnete sogar mit jedem Moment stärker.

Erstaunlicherweise spürte ich keinen Schmerz in meinem Arm, wie es eigentlich sollte.

Dagegen war mein Empfinden vorher lächerlich stark gewesen, obwohl meine Familie behauptete, dass es nur an meiner Nervosität gelegen hatte. Ich sah das anders. In diesem Moment noch mehr als zuvor.«

Das sind die ersten Absätze, die gleich mehrere Probleme beleuchten. So ungefähr wird klar, was hier geschieht, es wird jedoch nur oberflächlich darauf eingegangen. Unmittelbar darauf passiert der im Klappentext erwähnte Angriff auf Balor, der eine Seite später auch schon wieder Geschichte ist. Dabei passieren in diesen wenigen Seiten so viele Dinge, die für den weiteren Storyverlauf relevant sind.

Die Autorin hat alles in ihrer Erzählung enthalten, was für diese wichtig ist, nimmt sich aber selten die Zeit, diese Dinge auch wirklich auszubauen. Die im Klappentext erwähnte Zeremonie, vor der Zephyr flieht, passiert off page noch vor dem eigentlichen Beginn des Romans. Dabei ist ebenjene Zeremonie und deren Umstände extrem relevant für das, was später passiert. Das wird den Leser*innen jedoch nur durch die Charaktere erzählt, ohne dass sie wirklich dabei sein können.

Dabei hätte ich beispielsweise diese Zeremonie für einen super Einstieg in den Roman gehalten. Wir hätten essenzielle Dinge über die Welt von Zephyr und Balor gelernt, wichtige Charaktere wären schon da aufgetreten und wir hätten allgemein tiefere Einblicke in die Gefühlswelt von Zephyr erhalten können. Ohne das ist mir der Umstand, dass Zephyr von seiner Familie rausgeworfen wird, ehrlich gesagt ziemlich egal, einfach weil ich zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht ermessen kann, was das eigentlich für ihn bedeutet. So sieht es für mich erst einmal aus, als wäre es keine große Sache für ihn, weil er augenscheinlich ganz gut allein klar kommt am Internat, in dem er lebt.

»Blut der Unterwelt« erzählt eine leichtherzige, fluffige queere Romanze, die sich leicht und flott von der Hand liest. Getrübt wird das Lesevergnügen jedoch durch einen definitiv ausbaufähigen Stil. Es wird sich für wenige Dinge, die relevant für die Story sind, wirklich die gebührende Zeit genommen. Eher wirkt es so, als wolle die Erzählung wortwörtlich zur Sache kommen, nämlich zum homoerotischen Teil, und die Handlung ist dabei eher schmückendes Beiwerk, damit es nicht nur Smut ist. Wenn das jedoch der Grund ist, zu diesem Buch zu greifen, dann ist es definitiv eine Überlegung wert, denn die Beziehung zwischen Zephyr und Balor ist durchaus niedlich.

 

Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Blut

- Verlust von Angehörigen

 

Reiheninformation

Autor*in: Anna Kleve

Titel: Blut der Unterwelt

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Epicmoon Coverdesign

Reihe: Nein

Seiten: 385

Originalpreis: 3,99€

Verlag: Selbstverlag

Genre: Fantasy

ASIN: B089C7DDRQ

Erscheinungsjahr: 2020

Seth ist gefallen. Und ich bin ihm verfallen. Wenn ich eines an Melanie Vogltanz‘ neuer Novelle »Road to Ombos« zu bemängeln habe, dann ist es der Umstand, dass die Geschichte viel zu schnell schon wieder vorbei war. Ich war definitiv noch nicht bereit, Seth und seine neuen Freunde schon wieder zu verlassen!

Seth, der ägyptische Wüstengott, ist gefallen und findet sich mit einem Mal mitten im modernen Las Vegas wieder. Eine kleine Gruppe Obdachloser rettet ihn aus dem Fluss und nimmt ihn freundlicherweise auf. Seth muss mit Schrecken feststellen, dass ihn seine göttlichen Kräfte verlassen haben. So ist er nun gezwungen, ein sterbliches Leben unter Sterblichen zu führen, schließt jedoch die kleine Gruppe, die ihn gerettet hat, schnell ins Herz. Dann jedoch verschwinden immer mehr Menschen von den Straßen und als es schließlich einen der ihren erwischt, drängt die Zeit, dass Seth all dem auf den Grund geht.

Ich sterbe für Geschichten, in denen fabelhafte Gestalten sich plötzlich in der modernen Welt zurechtfinden müssen. Dann wird aus einem kleinen Betreiber eines Internetcafés auch mal schnell ein Weh-Lan-Priester. Oder der Moment gleich zu Beginn, als Seth episch unter Beweis stellen will, dass er ein Gott ist, und dabei eigentlich nur episch versagt. Ich muss schon sagen: Das hat mir mehr als nur einen amüsierten Lacher entlockt.

Der Umstand, dass Seth nach seinem Fall zunächst eigentlich nicht mehr ist als ein Mensch, hat ihm einen gehörigen Dämpfer verpasst, aber auch einen Perspektivenwechsel. Man merkt beim Lesen deutlich, dass da weitaus mehr in ihm schlummert und er auch ohne seine göttlichen Kräfte ganz andere Geschütze auffahren könnte. Aber er tut es nicht und stellt sich stattdessen ganz selbstlos auf die Seite von Billy, Tara und Fernando und begibt sich mehr als einmal in Gefahr, um ihnen zu helfen.

Melanie schafft es hervorragend, mit ihren Worten das Kino im Kopf ihrer Leser*innen zu starten. Seth ist immer noch Seth und stellt sich ohne falsche Scheu oder Zurückhaltung als »Herr von Ombos, Sohn von Nut, Herrscher über das Rote Land, Gebieter über das Chaos und Verschlinger von Seelen« vor. Und gleichzeitig findet er ziemlich rasch Gefallen an deftigen, modernen Flüchen und Motorrädern. Dieser Kontrast ist Melanie hervorragend gelungen, ohne dass sie dabei in Cringe abdriftet. Mitunter führt das zu einigen amüsanten Momenten, die Autorin walzt es jedoch nie bis ins Lächerliche aus.

Das einzige, was ich zu bemängeln hätte, ist tatsächlich einfach nur der Umstand, dass ich so gern mehr von Seth und seinen neuen Freunden gelesen hätte. Ein ganz klein bisschen hoffe ich ja …

»Road to Ombos« ist eine flott von der Hand zu lesende Novelle über einen ambivalenten Gott auf Abwegen. Gewürzt mit einer Prise Humor aber auch dem nötigen Ernst bietet die Erzählung einige vergnügliche Lesestunden, die sich auf jeden Fall lohnen. Wie immer ist Melanies Stil on point und transportiert die Erzählung hervorragend zu ihren Leser*innen.

 

Mögliche Trigger

- Gewalt gegen Menschen

- Blut

- Verlust von Angehörigen/Freunden

- Drogenkonsum

 

Reiheninformation

Autor*in: Melanie Vogltanz

Titel: Road to Ombos: Seth ist gefallen

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Art Skript Phantastik Verlag

Reihe: Nein

Seiten: 144

Originalpreis: 2,99€

Verlag: ASP Verlag

Genre: Fantasy

ASIN: B08B61VSH1

Erscheinungsjahr: 2020

Kämpferisch und feministisch präsentiert sich Nora Benzkos neuer Roman »Die Götter müssen sterben«. Ihre Amazonen sind los und machen die griechische Welt unsicher.

»Wird sie die Amazonen retten – oder in den Untergang führen?

Düster, dramatisch und atemraubend actionreich: Dark Fantasy aus der Welt der Amazonen

Die Zeit der Unterdrückung ist vorbei!

Troja wird fallen, und die Amazonen werden sich endlich an den Helden rächen, die ihresgleichen töteten. So besagt es eine Prophezeiung von Artemis, der Göttin der Jagd, Herrin des Mondes und Hüterin der Frauen. Wenn die prunkvolle Stadt in Schutt und Asche liegt, sollen die Amazonen die Welt beherrschen.

Doch Artemis segnet ausgerechnet Areto mit ihren Kräften, die keine Kriegerin ist und auch sonst kein hohes Ansehen genießt. Wie kann eine wie sie der Macht einer Göttin würdig sein und ihre Schwestern in eine neue Welt führen?

Während Areto lernen muss, mit ihrem Schicksal umzugehen, spaltet ihre Erwählung die Amazonen in zwei Lager – ein Konflikt, der ihrem Volk im Trojanischen Krieg den Untergang bringen könnte. Denn der wahre Feind lässt sich nur mit vereinten Kräften töten. Um das Leid der Amazonen zu enden und sie zur Macht zur führen, müssen nicht nur Helden sterben, sondern auch Götter.«

(Quelle: Goodreads)

Die herausragendste Stärke des Romans ist definitiv seine Diversität. Nora Benzko hat wirklich eine Menge herausgeholt und so haben wir lesbische und asexuelle Charaktere, aber auch nichtbinäre Personen und polyamoröse Beziehungskonzepte. Zudem ist die Protagonistin an einer Depression erkrankt und kämpft während des Romans immer wieder damit.

Besonders hat mir die Darstellung Iphitos gefallen, denn sier benutzt Neopronomen, die sich hervorragend in den Fließtext einbinden. Das »Argument«, Neopronomen würden den Lesefluss stören, zieht also definitiv nicht! Passend dazu wird auch überall, wo es hingehört, gegendert, und auch das fügt sich hervorragend in den Lesefluss ein. Nora Benzko verwendet in ihrer Welt die Bezeichnung Vielseelige für nichtbinäre Menschen, was nicht nur zum Einen gut in das Setting passt, sondern allgemein eine gelungene Kreation ist. Nonbinary ist kein drittes Geschlecht, keine dritte Schublade, in die man nichtbinäre Personen stopfen kann, nachdem sie festgestellt haben, dass sie in keine der binären Schubladen passen. Vielmehr ist es ein umbrella term, der viele verschiedene Identitäten umfasst, die sich nicht immer alle über einen Kamm scheren lassen. Eben viele Seelen.

Grundsätzlich begrüße ich es auch, wenn psychische Krankheiten thematisiert werden und das auch noch im Fokus steht. Areto erkrankte schon recht früh in ihrem Leben an einer Depression und hat auch bis zum Schluss damit zu schaffen. Sie nennt die Krankheit ihren Schatten und die sogenannten Täterintrojekte sprechen durch diesen Schatten zu ihr. Ein definitiver Triggerpunkt ist ihre lesbische Liebe, die sie erst zu akzeptieren lernen musste, da sie schon früh dafür hart bestraft wurde. Dieser Heilungsprozess kann nicht einfach so »weggeliebt« werden und ihre Partnerin Clete weiß das auch. Sie steht Areto zur Seite und macht ihr klar, dass sie immer für sie da ist, wenn der Schatten wieder einmal spricht.

So gut und einfühlsam das auch geschrieben ist, habe ich doch ein Problem damit: Aretos Symptomatik fühlt sich sehr klinisch an. Das soll heißen, dass es faktisch nicht falsch ist, was in dem Roman geschrieben steht, es fühlt sich jedoch wie aus einem Lehrbuch abgeschrieben an. Im Folgenden spreche ich aus meinen eigenen Erfahrungen, ich streite nicht ab, dass es Menschen gibt, die wirklich so empfinden. Nur habe ich meine eigene Erkrankung nie so erlebt: Denn Täterintrojekte sprechen zu mir nicht in Du-Botschaften. Sie sagen nicht: »Du bist nichts wert. Du darfst so nicht lieben. Du bist verabscheuungswürdig. Alle anderen sind besser ohne dich dran.« Sie sagen: »Ich bin nichts wert. Ich darf so nicht lieben. Ich bin verabscheuungswürdig. Alle anderen sind besser ohne mich dran.«

Und das ist das perfide an ihnen. Sie sind oftmals so verinnerlicht, dass sie nicht als abstrakte Entität wie Aretos Schatten auftreten, sondern die betroffene Person glaubt, dass das wirklich ihre Gedanken sind. Was in gewisser Weise auch stimmt, sie sind immerhin nicht eingegeben und keine Wahnvorstellungen (das wäre eher das Krankheitsbild einer schizophrenen Störung). Betroffene Personen müssen erst mühsam erlernen, dass da nicht sie selbst sprechen, sondern im übertragenen Sinne die Krankheit. So gesehen ist die Darstellung durch den Schatten nicht völlig verkehrt, nur macht Areto nicht den Eindruck, dass sie im Heilungsprozess schon so weit ist, das gelernt zu haben. Die Täterintrojekte sind dafür teils noch zu tief in ihr verwurzelt, sie abstrahiert das jedoch von Anfang an in ihren Schatten. Nun könnte man natürlich überlegen, ob sie nicht eher ein anderes Krankheitsbild hat, allerdings werden depressive Stimmungen explizit im Vorwort hervorgehoben, und daher würde ich eben doch kritisieren, dass die Darstellung nicht völlig exakt ist. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass es meckern auf hohem Niveau ist, im Großen und Ganzen ist es doch stimmig geschrieben.

Abgesehen davon würde ich es ganz allgemein begrüßen, wenn wir nicht immer nur Depression zu lesen bekämen. Das ist irgendwie die to go Krankheit geworden, wenn es darum gehen soll, psychische Gesundheit einzubringen. Es gibt zwar in einer Nebenrolle eine Figur mit Mysophobie, aber das wird kaum mehr als erwähnt. Dabei gibt es noch so viele andere Krankheitsbilder da draußen: Persönlichkeitsstörungen, verschiedenste Phobien, Angsterkrankungen, Panikstörungen, bipolare Störungen, Traumata und so weiter. Ich würde sehr gern auch mehr darüber lesen.

Aber genug davon. Nora Benzko behandelt all ihre Themen mit der nötigen Sensitivität und hat sich auch eine kreative Lösung für die Triggerwarnung einfallen lassen. Es gibt »Eine Vorrede der Göttin«, also ein Vorwort, in dem literarisch die potenziell triggernden Themen des Romans genannt werden, als wäre dieser kleine Text Teil der Erzählung. Für mich persönlich funktioniert das nicht, mir gefällt die Idee dennoch, da sie auf jeden Fall eine kreative Alternative zur gängigen Liste darstellt. Ein netter Nebeneffekt dessen ist der Umstand, dass die Vorrede es auch auf das Hörbuch geschafft hat, wie mir gesagt wurde.

Der Roman beinhaltet explizite Sexszenen. Wem das nicht unbedingt zusagt, kann sie einfach überblättern. Ich persönlich empfinde sie größtenteils als stimmig geschrieben (und bin ganz froh darum, dass auf die betonte Darstellung diverser Körperflüssigkeiten verzichtet wurde).

Der Klappentext ist unter Umständen etwas irreführend, denn zumindest in mir hat er die Erwartung geweckt, dass sich die Handlung zu einem nennenswerten Teil in Troja abspielen wird. Das ist tatsächlich nicht der Fall, die Amazonen erreichen erst ganz am Ende Troja. Viel mehr ist der Roman eine Reise durch das antike Griechenland und seine Mythenwelt. Auf ihrem Weg erleben die Amazonen eine Menge Abenteuer und treffen auf allerlei bekannte Gestalten aus Sage und Legende wie zum Beispiel den Gott Dynonisos oder den Helden Achilles.

Die Handlung braucht etwas, bis sie in Gang kommt, dann jedoch ist sie definitiv eine unterhaltsame Reise. Die Sprache wirkt mitunter einen Hauch zu aufgesetzt und steif, ist größtenteils aber stimmig. Mitunter hätte ich mir aber gewünscht, dass auch die Charaktere etwas mehr Tiefgang bekommen, insbesondere bei den wichtigen Nebenrollen. Diese definieren sich oft nur durch wenige Eigenschaften wie den asexuellen Sklaven, der ein guter Freund Aretos ist.

Insgesamt ist »Die Götter müssen sterben« ein Roman, der auf jeden Fall durch seine Diversität punktet, welche mit angemessener Sensitivität behandelt wurde. Etwas von dieser Mühe hätte gern auch in die Ausarbeitung einiger Charaktere fließen können. Insgesamt jedoch bleibt es ein unterhaltsamer Roman, der gut und gern als Paradebeispiel herhalten kann, wie Diversität aussehen kann.

 

Mögliche Trigger

- Suizidalität

- Depressionen

- Gewalt gegen Mensch und Tier

- sexuelle Gewalt

- Sklaverei

- Blut, Krieg und Tod

- Verlust von Angehörigen

 

Reiheninformation

Autor*in: Nora Benzko

Titel: Die Götter müssen sterben

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Christl Glatz

Reihe: Nein

Seiten: 512

Originalpreis: 14,99€

Verlag: Droemer Knaur

Genre: Dark Fantasy

ISBN: 978-3-426-52611-8

Erscheinungsjahr: 2021

Die Rezension bezieht sich ausschließlich auf die ersten 181 Seiten des Romans.

Mitten in einer Pandemie einen Roman über die verheerenden Folgen einer Pandemie zu lesen, ist vielleicht nicht die einfallsreichste Idee, aber hier sind wir nun. Denn in Judith und Christian Vogts Roman „Wasteland“ hat ein tödliches Virus des gleichen Namens die Gesellschaft, wie wir sie kennen, ausgelöscht und nur noch Ödland zurückgelassen.

Laylay zieht mit ihrem Vater durch das verwüstete Europa. Er ist Arzt, was ihm wertvolle Fähigkeiten verleiht – nicht nur, um Menschen zu heilen, sondern auch um die eine oder andere Droge zusammenzupanschen. Das macht sie beide zu gern gesehenen Gästen in den letzten Siedlungen der Menschheit, wo sie seine Fähigkeiten gegen Unterkunft und Proviant eintauschen. Zudem besitzt Laylay eine einmalige Immunität gegen das Virus, das die Menschheit an den Rand der Auslöschung getrieben hat. In einer dieser Siedlungen lebt Zeeto, ein Freund Laylays. Die beiden kennen sich von früheren Besuchen und sind gute Freunde, haben sogar etwas Romantisches am Laufen. Dennoch geht Zeeto in das Wasteland hinaus, das vom Virus verseuchte Ödland, das für jeden Menschen ohne entsprechenden Schutz tödlich ist. Als er nicht zurückkehrt, folgt Laylay ihm – und findet ihn mit zerstörter Schutzausrüstung, sein Todesurteil. Doch nicht nur das, denn dort draußen hat er ein kerngesundes Baby gefunden, etwas, das es nicht geben sollte.

Wasteland besticht vor allem durch zwei Punkte. Einer davon ist die gegenderte Sprache. Sie fällt gar nicht mal so sehr ins Auge und das ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass es gut gemacht wurde. Es fühlt sich natürlich an, wenn auch einmal feminine Bezeichnungen für Jobs genommen werden oder Charaktere sich mit ihren Pronomen vorstellen. Diese waren nicht einmal unbedingt trans, aber setzten dennoch nicht voraus, dass andere Charaktere ihre Pronomen raten mussten. Und genau so soll es sein; man sieht dem Gegenüber schließlich nie die Pronomen an. Das in einem Roman zu lesen, war ausgesprochen angenehm und trägt hoffentlich ein kleines bisschen dazu bei, dieses Vorgehen zu normalisieren.

Ebenso sehr gelungen war die manisch-depressive Erkrankung von Zeeto dargestellt. In einer seiner manischen Phasen geht er hinaus in das Wasteland und geht hohe Risiken ein, die natürlich in der Beschädigung seiner Ausrüstung resultieren. Es ist praktisch Suizid auf Umwegen. Als er schließlich wieder daheim ist, rutscht er in eine depressive Phase, die ebenso eindringlich wie nachvollziehbar geschildert wurde. Die Gleichgültigkeit und Leere, die ihn befällt, und seine Gedankenmuster lasen sich ausgesprochen nachvollziehbar.

Der Roman hat jedoch ein Problem: So ansprechend diese Dinge auch gemacht wurden und so sehr ich es genoss, das zu lesen, sie tragen doch keine Handlung. Für mich war das der Grund, den Roman auch nach 181 Seiten abzubrechen.

Der Anfang der Handlung war sehr interessant. Man lernt mehr über die Welt kennen, bekommt einen Eindruck vom Wasteland und erfährt auch recht bald vom Plotpoint, dem Baby und seiner mysteriösen Existenz. Natürlich will man da mehr darüber erfahren. Nach etwa 80 Seiten jedoch spielt das für eine lange Zeit keine Rolle mehr. Wie lange weiß ich nicht, wenn wie gesagt brach ich das Buch nur 100 Seiten später ab. Denn ab hier wird es eine doch eher durchschnittliche dystopische Geschichte über junge Erwachsene, die ihren Platz in der Welt finden und aus alten Gewohnheiten ausbrechen wollen. Das ist per se nicht schlecht gemacht, jedoch eben nur durchschnittlich. Mich hatte es nicht mehr gereizt, da ich eigentlich mehr über das Baby erfahren wollte, statt über irgendeinen Konflikt mit den Gangs.

Der Stil der Erzählung ist etwas flapsig. Das ist streckenweise durchaus lustig, wird mit der Zeit jedoch etwas anstrengend. Die Geschichte ist für beide Protagonisten aus der ich-Perspektive erzählt. Damit es nicht allzu verwirrend wird, steht über jedem Kapitel der Name des jeweiligen Charakters, jedoch sind beide rein von der Sprache her nicht immer leicht zu unterscheiden. Da hätte ich mir noch etwas mehr Differenzierung gewünscht.

Recht unterhaltsam war die dritte Perspektive eines Technikguru der Bande, die das Gebiet um die Siedlung kontrolliert. Er versteht noch etwas von der Technik der alten Welt und mystifiziert sie, während er gleichzeitig zu verschleiern versucht, dass er keinen Zugriff mehr auf die Datenserver des Internets hat, die ihm schier unbegrenztes Wissen beschert hatten. Das, was für uns selbstverständlich erscheint, ist für die Menschen des Wasteland ein Mythos alter zeit.

„Wasteland“ besticht vor allem durch gute Repräsentation psychischer Erkrankungen und eine angenehm gegenderte Sprache. Da beides jedoch keine Handlung trägt, ist der Roman dennoch eher Durchschnitt. Wer generell dystopische Erzählungen mag, wird den Roman sicher als angenehmen Happen empfinden, für alle anderen wird er eventuell etwas fad sein.

 

Mögliche Trigger (Liste dem Roma entnommen)

- Gewalt

- explizite Schilderung von Sex, Depression und bipolarer Neurodivergenz

- Kontrollverlust

- verbale Androhung sexueller Gewalt

- Erwähnung von Sklaverei und sexuellem Missbrauch

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Judith & Christian Vog

Titel: Wasteland

Sprache: Deutsch

Reihe: Nein

Seiten: 400

Originalpreis: 14,99

Verlag: Droemer Knaur

Genre: Dystopie

ISBN: 978-3-426-52391-9

Erscheinungsjahr: 2020

„Mutterschoß“ heißt der neue Roman Elea Brandts, mit dem sie ihre Leser zurück nach Ghor-el-Chras führt. Wieder wird es düster und blutig und wieder gilt es, ein finsteres Geheimnis aufzudecken.

Ajeri ist eine einfache Hebamme. Sie wanderte vor vielen Jahren in die Stadt und ist nun bestrebt, Frauen zu helfen – sei es nun mit der Geburt oder einem Schwangerschaftsabbruch. Nicht jeder in der Stadt denkt deswegen gut über sie, aber es gibt eine ganze Reihe von Frauen, die auf ihre Fähigkeiten vertrauen und die wissen, dass sie zu ihr kommen können, wenn es Probleme gibt. Shiran ist angehender Arzt und derzeit noch in der Lehre. Er strebt jedoch nach höherem – auch wenn es ihm dabei nicht unbedingt darum geht, Menschen zu helfen, sondern vielmehr sein Wissen zu mehren. Dann werden beide jedoch zu einer schwierige Geburt gerufen, die erst der Anfang einer tragischen Reihe von Fehlgeburten sein soll. Denn das, was sie auf die Welt holen, ist nicht mehr menschlich und unter Ghor-el-Chras erwacht etwas Uraltes, das seine Kinder ruft.

Wie der Titel schon vermuten lässt, befasst sich der Roman viel mit den Themen Mutterschaft, Schwangerschaft und Geburt. Dabei werden auch heute noch kontrovers diskutierte Themen wie Schwangerschaftsabbrüche thematisiert, wobei der Roman eine klare Position bezieht: Es ist die Entscheidung der schwangeren Person, denn immerhin ist es auch ihr Körper, und über den kann sie frei entscheiden. Dennoch werden sie oft noch dafür geächtet, sich für einen Abbruch entschieden zu haben, und Ajeri sogar als Kindsmörderin beschimpft. Dabei sagt sie selbst, dass es doch besser ist, wenn sie als fachkundige Person den Eingriff übernimmt, statt dass die betreffenden Personen es selbst versuchen und sich am Ende noch selbst gefährden.

Beide Charaktere haben eine Vorgeschichte miteinander und können sich nicht wirklich leiden. Dennoch sind sie aufgrund der Umstände gezwungen, miteinander zu arbeiten, was hin und wieder durchaus unterhaltsam zu lesen ist. Dadurch haben sie wie schon in „Opfermond“ gute Gründe, sich nicht immer alles zu sagen. Was sonst gern einmal ein billiges Mittel ist, um „Spannung“ zu erzeugen, wird hier tatsächlich gut eingesetzt.

Die Autorin versteht es sehr gut, ein wahres Kopfkino zu erzeugen und Bilder in den Köpfen ihrer Leser*innen hervorzurufen. Der Roman liest sich flott weg und beinahe auf jeder Seite passiert etwas Spannendes, bei dem man das Buch einfach nicht aus der Hand legen will. Es wird nie langweilig.

Einziger kleiner Wehmutstropfen ist das Ende, denn da habe ich das Gefühl, dass da noch etwas mehr hätte herausgeholt werden können.

Alle Charaktere sind people of color, da das Setting der arabischen Welt angelehnt ist. Zudem ist Ajeri lesbisch. „Mutterschoß“ spielt zwar wie auch „Opfermond“ in derselben Welt (um genau zu sein einige Monate später), beide Romane lassen sich jedoch gut unabhängig voneinander lesen.

Ein extra Lob möchte ich an der Stelle an den Verlag aussprechen. Denn „Mutterschoß“ passt optisch zu „Opfermond“ und hat auch dasselbe Format, sodass es auch im Regal gut aussieht. Auch die limitierte Premiumbox, die ich bestellt hatte, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Darin gab es den obligatorischen Kugelschreiber und eine hübsche Kette, die optisch zum Roman passt, aber auch eine Karte von Ghor-el-Chras und ein tolles Notizbuch sowie eine kleine Überraschung, die ich an der Stelle nicht verraten möchte.

„Mutterschoß“ ist ein Roman voller düsterer aber auch feministischer Themen. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen und auch nicht abgeblendet, wenn es einmal dreckig wird. Der Roman wird seinem Genre Dark Fantasy auf jeden Fall gerecht und bietet spannende und unterhaltsame Lesestunden.

 

Mögliche Trigger (Liste dem Roma entnommen)

- Ableismus

- Blut

- Boddyhorror

- Drogenkonsum und -abhängigkeit

- Erbrechen

- Fäkalien

- Fehlgeburt

- Folter (Auspeitschen, Prügel; explizit)

- Frauenfeindlichkeit

- Geburt (explizit)

- Gefangenschaft

- Genitalverstümmelung (erwähnt)

- Gewalt gegen Menschen und Tiere

- Hinrichtung

- Kaiserschnitt (explizit)

- Kannibalismus (erwähnt)

- Kindstod und Infantizid (erwähnt)

- Mord

- Rassismus und Mikoagressionen

- Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch (explizit)

- Sex und Erotik (explizit)

- Sexuelle Gewalt (erwähnt)

- Sklaverei

- Suizid (erwähnt)

- Unfruchtbarkeit

- Verstümmelung)

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Elea Brandt

Titel: Mutterschoß

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Josephine Awgustow & Sandra Linda Jakob

Reihe: Teil 2

Seiten: 442

Originalpreis: 14,00

Verlag: Chaospony Verlag

Genre: Dark Fantasy

ISBN: 978-3-947682-11-9

Erscheinungsjahr: 2021

Fatshaming, Skinnyshaming, Bodypositivity, Body acceptance und so weiter und so fort. In unserer heutigen Zeit sind unsere Körper und deren Form viel diskutierte Objekte. Die Abnehmindustrie boomt, an allen Ecken und Enden prangen uns normschöne Körper von Werbeplakaten entgegen und Influencer nutzen jeden nur erdenklichen Trick, um ihre Dehnungsstreifen und Cellulite vor der Kamera zu verbergen. Das kann mitunter extreme Züge annehmen. Melanie Vogltanz hat diesen Gedanken in ihrem Roman „Shape Me“ jedoch noch weiter gedacht und eine Gesellschaft entworfen, in der Kalorien zur Währung werden.

Tess arbeitet als Trainerin bei der SHAPE ME Corporation. Mittels einer neuartigen Technologie können zwei Menschen die Körper tauschen, und Tess’ Aufgabe ist es, die Körper ihrer Kund*innen wieder in Form zu bringen. Dann jedoch wird das dazu benötigte Gerät aus der Firma gestohlen und die Probleme beginnen. Etwa zur gleichen Zeit muss Nena erfahren, was es in diesem System heißt, keine ID mehr zu haben. Urplötzlich funktioniert ihr Chip nicht mehr, womit sie sich nicht ausweisen und damit auch nicht einmal mehr essen kaufen kann. Denn damit kann sie ihre Gewichtsklasse nicht mehr nachweisen und damit auch nicht die Kalorien, die ihr täglich zustehen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als um Essen zu betteln und Mülltonnen zu durchwühlen. Und dann geschieht auch noch das Undenkbare: Ihr Körper wird gestohlen.

„Dann sollen sie doch Kuchen essen!“, rufen die linken Protestanten des Romans, die vor der SHAPE ME Corporation gegen die Firma und für eine Umwälzung des ganzen Systems protestieren. Wir sind es gewohnt, über unsere Körper selbst bestimmen zu können. Wir können selbst bestimmen, wie viel oder wie wenig und vor allem was wir essen. Das können die Menschen in Tess’ und Nenas Welt nicht. Ihnen wird das alles diktiert und je nachdem, in welche Gewichtsklasse sie fallen, welchen Beruf sie haben oder wie viele körperliche Aktivitäten sie betreiben, haben sie ein höheres oder niedrigeres Kaloriensaldo. Selbst Katzenfutter fällt da mit hinein. Nena hat zwei Katzen zu versorgen und deren Futter muss sie von ihrem eigenen Saldo abziehen.

Melanie Vogltanz hat während des Schreibens selbst ausprobiert, wie es ist, mit einem Kaloriensaldo von 600 bis 700 Kilokalorien pro Tag zu leben. Wer einmal darauf geachtet hat, wie viel man eigentlich isst, weiß, dass das quasi nichts ist. (Das ist übrigens nicht zur Nachahmung empfohlen, man sollte sehr genau darauf achten, welche Nährstoffe man dem Körper zuführt, wenn man die Energiezufuhr so drastisch reduziert.) Umso eindrücklicher erscheinen die Schilderungen im Roman, als Nena selbst von ihrem letzten bisschen noch etwas für ihre verhungernden Katzen abzwackt.

Während des Lesens dachte ich einige Male, dass da hin und wieder „Fettlogik überwinden“ von Dr. Nadja Herrmann (aka Erzählmirnix) anklingt und tatsächlich wird dieses Buch auch im Nachwort erwähnt. Es ist also durchaus empfehlenswert, beide Texte nebeneinander zu lesen, wenn man sich näher mit der Thematik Gewicht befassen will.

Über unsere Körper haben wir weitestgehende Autonomie, es gibt das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Umso krasser erscheint, was Tess und vor allem Nena durchleben, besonders als Nena mit dem Körperraub ultimativ die Kontrolle über ihren Körper verliert. Plötzlich ist sie der Täterin hilflos ausgeliefert und muss mit einem schwer kranken Körper zurechtkommen. Denn die Person, die ihren Körper stahl, ist an Multipler Sklerose erkrankt.

Hier wirft Melanie auch die Frage auf, ob es denn in solch einem Fall gerechtfertigt sei, sich als chronisch kranke Person einen gesunden Körper anzueignen. Ist es fair, die eigene Mutter an MS sterben zu sehen und dann selbst daran zu erkranken? Nein, auf keinen Fall. Ist es da gerechtfertigt, den Körper mit einer gesunden Person zu tauschen? Nena wurde dafür ganz zufällig ausgewählt, ein Würfelwurf entschied, dass sie das Opfer werden sollte. Ebenso willkürlich trifft es auch Menschen, die an einer chronischen Erkrankung leiden. Ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht, muss jede*r für sich entscheiden. Nena und ihre Körperdiebin jedenfalls haben beide ihre Antworten auf die Frage, ob die Tat gerechtfertigt war, und es sind gute Argumente.

Tess’ Rolle in der Geschichte besteht hauptsächlich darin, die Gewinnerseite des Systems darzustellen, und das tut sie gut und eindrücklich. Sie übernimmt die Körper adipöser Kund*innen, um sie wieder in Form zu bringen, und denkt dabei nicht gerade freundlich über Menschen, die von der Normkörperform abweichen. Tess hat erlebt, mit welchem Stigma sogenannte Foodjunkies bedacht werden, und wollte dieses Erlebnis um jeden Preis hinter sich lassen.

Viel mehr macht sie aber tatsächlich nicht in der Handlung. Der Haupthandlungsträger ist Nena, und Nena ist auch diejenige mit der weitaus spannenderen Geschichte. Tess’ Perspektive war nett, um zu sehen, wie die vermeidliche Gewinnerseite des Systems aussieht, aber was mich den Roman an einem Abend durchlesen lies, was Nenas Geschichte. Denn ja, ich las den Roman an einem Abend, da er sich flott wegliest und Melanie Vogltanz’ Erzählweise definitiv etwas Fesselndes hat.

Ebenso nicht ganz so zufrieden war ich mit dem Komplizen der Körperdiebin. An der Stelle will ich keine Namen nennen, um nicht zu spoilern. Seine Motive habe ich nicht gänzlich nachvollziehen können. Er spielt jedoch nur eine kleine Rolle.

Shape Me ist ein fesselnder Roman, der sich mit körperlicher Autonomie befasst und zum Nachdenken anregt. Lediglich Tess hätte etwas mehr zur Handlung beitragen können, so ist es vor allem Nenas Perspektive, die die Spannung trägt. Der Roman liest sich rasch weg und bietet kurzweilige Unterhaltung.

 

Mögliche Trigger

- fatshaming

- Unterernährung

- Hunger

- Blut

- Tod, Mord, Gewalt an Menschen

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Melanie Vogltanz

Titel: Shape Me

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Verlag ohneohren

Reihe: Nein

Seiten: 288

Originalpreis: 1,99€

Verlag: ohneohren

Genre: Dystopie

ASIN: B07WH5YYM3

Erscheinungsjahr: 2019

 

Die Pandemie hat es mir schwer gemacht, überhaupt noch etwas zu lesen. Bei längeren Texten am Ball zu bleiben, ist anstrengend geworden, auch nur der Story zu folgen, ist eine Herausforderung. Etwas leichtes musste her, etwas leicht verträgliches, das sich fix weglesen lässt. Etwas, wie die Wings of Fire Reihe von Tui T. Sutherland, einer der Autorinnen des Warrior Cats Kollektivs. Und weil ich tatsächlich die ersten zehn Bände fast hintereinander weg gelesen habe, bevor ich dazu kam, meine Rezension zu schreiben, stelle ich hier gleich alle mit einem Mal vor.

Die Welt von Pyrrhia ist dominiert von Drachen, die in Clans leben, jeder in seiner eigenen Ecke des Kontinents mit seiner eigenen Königin. Menschen sind für viele Drachen nur ein Nachmittagssnack. Üblicherweise bleiben die Clans untereinander, doch ein Erbschaftskrieg unter den SandWings wächst sich zu einem Konflikt aus, der den ganzen Kontinent umspannt. Die drei SandWing-Prinzessinnen bekriegen sich gegenseitig um den Thron ihrer getöteten Mutter und ziehen all die anderen Clans mit hinein. Eine Prophezeiung soll den Krieg nach 20 Jahren beenden, und diese Prophezeiung spricht von fünf Dragonets, den Helden der ersten fünf Bände.

Dies sind Clay der MudWing, Tsunami die SeaWing, Glory die RainWing, Starflight der NightWing und Sunny die SandWing. Jeder von ihnen bekommt seinen eigenen POV in den ersten fünf Büchern. Im ersten Band ist Clay der Fokuscharakter, im zweiten Tsunami und so weiter. Gemeinsam arbeiten sie daran, die Prophezeiung zu erfüllen, haben in jedem Band aber auch ihre eigene persönliche Reise zu bestreiten.

Auch Band 6 bis 10 folgen demselben Grundschema. Es gibt nun eine neue Prophezeiung und wieder machen sich fünf Dragonets auf die Suche, um Frieden nach Pyrrhia zu bringen und eine tödliche Gefahr abzuwenden.

 

Jeder einzelne Drache hat seinen eigenen Storyschwerpunkt. Glory beispielsweise kämpft damit, dass alle auf RainWings herabblicken und sie für faule, nichtsnutzige Kreaturen halten, die den lieben langen Tag nur in der Sonne liegen und Früchte futtern. Glory, die nicht einmal in der ursprünglichen Prophezeiung erwähnt wird, will allen beweisen, dass es auch keiner Prophezeiung bedarf, damit sie ihren Wert zeigen kann. Sunny wiederum hält felsenfest an der Prophezeiung fest, weil sie ihr einen Sinn im Leben gibt. Sie ist ein SandWing ohne tödlichen Stachel, womit ihr eines der distinktiven Merkmale ihres Clans fehlt. Sie hat sich deswegen schon immer ausgeschlossen gefühlt, weil sie anders war.

 

Alle fünf Dragonets sind noch als Ei von ihren Familien entführt worden und wuchsen abseits der Welt auf unter den Fittichen von einigen nicht unbedingt liebevollen Fürsorgern. Sie sehnen sich nach ihren Familien und danach herauszufinden, wo sie herkommen und wer sie sind. Immer wieder müssen sie dabei lernen, dass es die perfekte Familie, die sie sich all die Jahre ausgemalt haben, eigentlich gar nicht gibt. Tsunami ist überglücklich, als sie erfährt, dass ihre Mutter Queen Coral ist, aber dann muss sie erfahren, dass Coral ihre Töchter sprichwörtlich an der Leine hält und ihnen keine Freiheiten lässt aus Angst, sie zu verlieren. Nach und nach lernen sie so, dass Familie weit mehr ist als nur Blutsbande, Familie sind auch ihre Freunde, alte wie neue, die sie auf ihrem Weg treffen.

 

Ähnlich ergeht es auch den Protagonisten der zweiten Prophezeiung. Moon stellt sich ihren Ängsten und wagt es, sie selbst zu sein, als sie sich offen zu ihren magischen Kräften bekennt. Denn sie als einziger NightWing kann tatsächlich Gedanken lesen und die Zukunft sehen. Viele fürchten die NightWings wegen genau dieser Fähigkeiten, die eigentlich nur eine Lüge waren. Umso ängstlicher ist Moon, sollten ihre Freunde davon erfahren. Peril ist in der Vergangenheit viel Schlimmes erfahren. Queen Scarlet von den SkyWings hat sie wegen ihrer Feuerschuppen als gefährliche Waffe missbraucht, da alles verbrennt, was sie anfasst. Peril kennt nur Gewalt, doch nicht nur Clay hat an das Gute in ihr geglaubt. Nach und nach lernt Peril gewaltfreieres Verhalten, das nicht (nur) darauf beruht, andere Drachen zu töten, ohne dabei jedoch ihre Persönlichkeit zu verlieren. Auch muss sie die Erfahrung machen, dass, nur weil ein Drache ihr Vater ist, er auch nicht automatisch gut zu ihr ist, sondern sie ohne ihn besser dran ist.

 

Augenfällig, dass es in der Reihe oft die Väter sind, die ihre Kinder enttäuschen, während die Mütter für sie da sind. Etwas, das leider auch viel zu oft in unserer Welt so vorkommt. All diese jungen Drachen haben Ängste, Sorgen und Nöte, die insbesondere Kinder und Jugendliche auch haben, aber auch Erwachsene nachvollziehen können. Von anderen gemocht werden, die eigene Wut unter Kontrolle zu halten, Familie und Freunde zu finden, das und noch viele mehr sind die Hauptthemen dieser Reihe. Es geht darum, sich selbst zu finden und für sich selbst einzustehen. Die Dragonets suchen und finden ihren Platz in der Welt und finden dadurch Akzeptanz bei anderen, weil sie so sind, wie sie sind: jeder für sich ein einmaliges, kostbares Juwel.

 

Zu bemerken ist außerdem, dass das generische Maskulinum umgekehrt wurde. Die Drachen Pyrrihas leben in einer matriarchalischen Gesellschaft, in der nur weibliche Drachen Königinnen werden können. Es wird mehrfach explizit betont, das männliche Drachen nicht König werden können. Viele hohe Posten, wie zum Beispiel Generälinnen, werden von weiblichen Drachen bekleidet, männliche Drachen sind davon jedoch nicht ausgenommen und können es ebenfalls weit bringen (mit der einzigen Ausnahme des Postens als König).

 

Die Bücher sind für Kinder von 8 bis 12 Jahren geschrieben und die Geschichte demnach in einem lockerflockigen Ton erzählt, der viele Witze macht und flotte Sprüche reißt. Die Handlung ist sehr dicht, hat aber auch ihre Momente der Ruhe, ohne dass sich dabei etwas in die Länge zieht. Damit waren sie zumindest für mich genau die richtige Mischung aus leichter Sprache und unterhaltsamer Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat in einer Zeit, in der ich mich sonst kaum noch auf etwas länger als fünf Minuten fokussieren kann.

 

Die Geschichte wird in einer neuen Staffel fortgesetzt, die wieder aus fünf Bänden besteht, deren letzter demnächst erscheint. Auch gibt es bisher zwei Legends genannte Prequels, einmal die Vorgeschichte zu Darkstalker und wie er zu dem gefürchteten Tyrannen wurde und einmal die Scavenger- also Menschenseite der Ereignisse in Dragonslayer. Außerdem gibt es mittlerweile vier Kurzgeschichten und mehrere Graphic Novels. Es gibt also noch viel zu entdecken.

 

Ich bespreche selten bis nie die Cover von Büchern, weil ein Buch ja nicht anhand seines Covers bewertet werden sollte, aber in diesem Falle mache ich eine Ausnahme. Denn die Artworks von Joy Ang haben für mich einen nicht unerheblichen Anteil am Zauber, den die Bücher haben. Jedes Cover zeigt die oder den Protagonist*in des jeweiligen Romans, und Joy Ang hat einen fabelhaften Job getan, um die Drachen von Pyrriha lebendig werden zu lassen. Ihre Designs haben Wiedererkennungswert und jeder Clan hat klar erkennbare Merkmale, die die einzelnen Clans voneinander abtrennen. Die Künstlerin hat eine Menge Liebe fürs Detail investiert, um die Beschreibungen Sutherlands textgetreu darzustellen.

Einziger kleiner Wermutstropfen ist die starke Fokussierung auf heteronormative, monogame Beziehungen. Wenn Drachen einmal füreinander schwärmen, ist es immer einer des anderen Geschlechts (von dem es auch nur zwei gibt in der Reihe). Lediglich im zehnten Band wird gegen Ende eine romantische Beziehung zwischen zwei weiblichen Drachen kurz angerissen. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr davon.

Die Wings of Fire Reihe ist vom Verlag für Kinder von 8 bis 12 Jahren empfohlen. Sie erzählt kurzweilige und spannende Geschichten aus einer bunten und vielfältigen Welt, die mit jedem Band neue Aspekte dazugewinnt ohne völlig überladen zu wirken. Es geht zwar auch um die Rettung der Welt, aber vor allem um Freundschaft und darum, sich selbst und seinen Platz in der Welt zu finden. Dabei durchlaufen die Protagonist*innen charakterliche Entwicklungen, die bei vielen Anklang finden dürften. Sie suchen Anerkennung, Familie, Anschluss, Gleichgesinnte und zuletzt auch ihren Sinn in der Welt.

 

Die ersten zehn Bände in chronologischer Reihenfolge

 

  1. The Dragonet Prophecy

  2. The Lost Heir

  3. The Hidden Kingdom

  4. The Dark Secret

  5. The Brightest Night

  6. Moon Rising

  7. Winter Turning

  8. Escaping Peril

  9. Talons of Power

  10. Darkness of Dragons

 

Mögliche Trigger

 

- nicht graphische Gewalt gegen Mensch/Drache und Tier

 

- nicht grafisches Blut und Wunden

 

- nicht graphische Enthauptung und Tötung

 

- Verlust von Angehörigen

 

Reiheninformation

 

Autor*in: Tui T. Sutherland

 

Titel: Wings of Fire

 

Sprache: Englisch

 

Umschlagsillustration: Joy Ang

 

Reihe: Band 1-10

 

Verlag: Scholastic Press

 

Genre: High Fantasy

 

Erscheinungsjahr: 2012-2017

What‘s the T? von Juno Dawson will Jugendliche über das Thema trans aufklären. Die Autorin selbst ist trans, und das Buch wird als „Your non-nonsense guide to all things trans and/or non-binary“ angepriesen. Klingt doch schon einmal gut, dachte ich mir. Ein Buch aus der Community für die Community und gleich zu Beginn wird sogar darauf geachtet dass nb-Identitäten zwar unter den trans-Umbrella fallen können, aber nicht müssen. Also beschloss ich, mir das Buch einmal näher anzusehen.

„What‘s the t?“, ist ein Slang, der vor allem unter queeren Leuten gebraucht wird und so viel bedeutete „What‘s up?“, also „Was gibt es zu erzählen?“ In diesem Falle bezieht sich das T natürlich auch auf das T in LGBTQIA+, denn darum soll es in diesem Buch gehen.

Das Buch richtet sich explizit an Jugendliche und jene, die am Anfang ihrer Pubertät stehen. Entsprechend ist die Sprache stellenweise sehr salopp und im Ton der Zielgruppe angepasst, dabei bleibt der Inhalt zumindest faktisch korrekt. Stellenweise hätte es dennoch noch einiger Quellen mehr bedurft, denn die dürfen auch hier natürlich nicht fehlen und nicht immer wird differenziert genug mit den Quellen umgegangen. Der Ton verfehlt mitunter bei mir seinen Zweck, aber ich bin eben alterstechnisch nicht mehr die Zielgruppe.

 

In dem, was das Buch erreichen will, nämlich grundlegend über das Thema trans aufklären, macht es einen guten Job. Ich persönlich konnte jetzt nicht viel Neues daraus mitnehmen, aber für Jugendliche, die einen ersten Kontakt mit dem Thema suchen, ist es eine gute Anlaufstelle. Das Buch klärt über grundlegende Dinge auf wie Genderidentität, medizinische Maßnahmen, trans Geschichte und bedeutende Persönlichkeiten sowie eben auch die gesetzliche Lage und typische transfeindliche Argumente.

 

Das Buch beschränkt sich auf den anglophonen Raum, besonders die UK, da die Autorin selbst aus der UK kommt. Die weltweite Lage umfassend abzudecken, wäre für so ein Buch auch am Thema vorbei, dementsprechend bezieht sich vor allem bei den Gesetzen und medizinischen Maßnahmen vieles auf die UK und mitunter noch die USA.

 

Der Teil, in dem Juno über typische transfeindliche Argumente spricht, steht sehr weit am Anfang und kam ohne jegliche Vorwarnung. Das hätte definitiv besser gelöst werden müssen, denn so werden die Lesenden mitten hinein geworfen und mit denselben Argumenten konfrontiert, mit denen viele sicher schon in der Vergangenheit zu tun bekommen hatten, geht eins davon aus, dass das Buch vor allem von trans Personen gelesen wird.

 

Eins merkt, dass das Buch von einer binär trans Person geschrieben wurde. Es gibt ein Kapitel, das sich nichtbinären Identitäten widmet und die Autorin ist taktvoll genug, hier vor allem nb Personen zu Wort kommen zu lassen. Ein Satz, der mir jedoch besonders negativ aufstieß war dieser hier auf Seite 87 der Print Ausgabe: „Don‘t get me wrong, anyone challenging the gender they were assigned at birth is astonishingly brave, but it takes real courage to live as a non-binary person in our very binary world.“ Uff. Ganz dickes uff, weil das schon wieder danach klingt, als wäre das eine Wahl. Ich hab mir das nicht ausgesucht, ich bin so. Ist es also besonders tapfer, einfach zu existieren? Ich glaube nicht.

 

Besonders negativ fiel mir jedoch noch eine weitere Aussage der Autorin auf. Eins merkt eben auch, dass das Buch sehr allonormativ ist, sich also auf Menschen und Beziehungskonzepte konzentriert, die romantischer und/oder sexueller Natur sind. Und dabei fiel auch die sehr ableistische Aussage, man könne erst dann eine funktionierende Beziehung führen, wenn man sich selbst akzeptiert und liebt. „I‘d go so far as to say that the reason I couldn‘t make a relationship work before I transitioned was because falling in love means getting to know someone at their very core, and I was hiding my true self from everyone, even myself.“ (Seite 195) Das ist Quark, ganz einfach, denn es postuliert, dass Menschen, die aus welchen Gründen auch immer sich nicht selbst wertschätzen (können), beispielsweise durch psychische Krankheiten, nicht beziehungsfähig sind. Außerdem gibt es genug Leute, die erst später im Leben entdecken, dass sie trans sind, und lange vorher schon funktionierende Beziehungen führen.

 

Des weiteren werden aromantische und asexuelle Beziehungen nur einmal kurz in einem Nebensatz erwähnt, es wird also kaum anerkannt, dass auch das valide Identitäten sind. Nach dem Motto: „Ach ja, kann natürlich sein, dass das alles nichts für dich ist. Und jetzt erzähle ich euch über ganze Kapitel hinweg, wie Beziehungen funktionieren.“

 

Ich persönlich bin auch einfach das Narrativ leid, die Person habe schon immer irgendwie gewusst, sie sei trans, nur lange dafür keine Worte gefunden. Das mag stimmen und trifft ganz sicher auch auf viele Personen zu. Aber dieses Narrativ ist so dominant, dass es als Norm angesehen wird. Gebt mir die *confused in enby for 25 years* Stories! Die Stories, wo die Leute drei Jahrzehnte lang super damit zufrieden waren, als cis Person zu leben und dann merkten, dass ein trans Label besser zu ihnen passte! Solche gibt es nämlich auch mehr als genug.

 

What‘s the T? ist eine gute erste Anlaufstelle für trans Jugendliche, um sich über die Thematik zu informieren und einen ersten Einblick darin zu bekommen. Das Buch behandelt viele Themen, die für trans Jugendliche von Bedeutung sind, wie eben das alltägliche Leben als trans Person, das Coming Out, aber auch medizinische Möglichkeiten. Dabei ist das Buch jedoch nicht der Heilsbringer, sondern streckenweise sehr binär fokussiert und allonormativ. Hinzu kommen einige sehr kritisch zu bewertende Aussagen. So „non-nonsense“ ist es also doch nicht, wie es angepriesen wird.

 

 

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Reiheninformation

 

Autor*in: Juno Dawson

 

Titel: What‘s the T?

 

Sprache: Englisch

 

Umschlagsgestaltung: Soofiya

 

Reihe: Nein

 

Seiten: 283

 

Originalpreis: 8,99£

 

Verlag: Wren & Rook

 

Genre: Nonfiction

 

ISBN: 978-1-5263-6282-7

 

Erscheinungsjahr: 2021

Wuxia und actiongeladene Mecha Kämpfe in einem? Da bin ich dabei! Mit „Iron Widow“ legt Xiran Jay Zhao ein Debüt hin, das sich sehen lässt, eine beeindruckende Reimagination der chinesischen Zhou Dynastie.

In Hualia werden junge Mädchen auf ihre geistige Stärke hin getestet, und ist diese hoch genug, werden sie als Konkubine mit einem männlichen Piloten zusammen in einen Chrysalis genannten Mecha gesetzt, gigantische Kampfmaschinen, die das Kaiserreich von den Aliens jenseits der Großen Mauer beschützen sollen. Sie sind die einzige Waffe der Menschheit gegen die Invasoren aus dem All. In den allermeisten Fällen überleben die Mädchen diese Einsätze nicht.
Wu Zetian ist ein solches Mädchen. Ihre ältere Schwester wurde von einem der angesehensten Piloten der Gegenwart getötet, und Wu Zetian schwört nun blutige Rache. Sie schreibt sich als Konkubine ein und kann den Mörder ihrer Schwester stellen. Sie tötet in ihn seiner Chrysalis und wird so zur gefürchteten Iron Widow, eine Pilotin, die männliche Piloten tötet, um den Mecha zu steuern, statt umgekehrt. Doch damit fängt ihr Kampf erst an. Wu Zetian hat Geschmack an Macht gefunden und will sie nun nicht mehr so schnell hergeben.

Oh mein Gott! Das war meine Reaktion, als ich die letzten Seiten des Romans auslas und völlig überwältigt gewesen war von der Geschichte. Was für ein Wahnsinnsritt! Die gesamte Geschichte ist ein einziger wütender Aufschrei gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung aufgrund von Gender. Was Wu Zetian will, bekommt Wu Zetian auch und ist dafür auch bereit, über Leichen zu gehen.

 

Xiran Jay Zhao ist selbst nonbinary und Genderfragen spielen in their Roman eine große Rolle. Die Geschichte ist in der ersten Person erzählt, und auch wenn Wu Zetian sich gelegentlich selbst als Mädchen bezeichnet, sagt Wu Zetian selbst, dass das Label Frau in ihrem Leben eigentlich nur für Unterdrückung gesorgt hat. Ihre Füße wurden dem Schönheitsideal der Lotusfüße gemäß verstümmelt. Ihr ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, einen Mann zu heiraten oder sich als Konkubine eines Piloten zu opfern. Wu Zetian ist wütend und begehrt gegen ein System auf, das kleine Mädchen als Ressource in einem erbarmungslosen Krieg sieht. Diese Wut ist quasi auf jeder Seite spürbar, der Wunsch, aus einem beengenden Korsett aus Gendererwartungen auszubrechen. Ich verwende hier daher noch das Pronomen sie für Wu Zetian, kann mir aber vorstellen, dass Wu Zetian in kommenden Bänden das Label Frau ablegt.

 

Der Roman ist zwar als Reimagination der historischen Person Wu Zetians anzusehen, der einigen Kaiserin Chinas, ist aber keine historische Fiktion, sondern actiongeladene Science Fiction a lá Pacific Rim. Wenn auch, wenn ich das so sagen darf, mit einer wesentlich tieferen Geschichte. Fans des Pacific Rim Franchises werden hier auf alle Fälle auf ihre Kosten kommen, denn die Kämpfe zwischen den Chrysalises und den Hundus lassen sich sehen. Sie sind bombastisch, episch und bildgewaltig. Zhao versteht es, große Bilder zu zeichnen.

 

Dabei geht es allerdings nicht übertrieben gewaltvoll zu. Zhao erwähnt im Nachwort, dass die ursprüngliche Fassung wesentlich graphischere Gewalt beinhaltet hatte, diese wurde aber im Editierprozess abgeschwächt. Wie ich finde, eine gute Entscheidung. Die Geschichte ist auch so fesselnd genug, ohne auf das Schockmoment krasser Gewalt setzen zu müssen, welche sonst von zentraleren Themen abgelenkt hätte.

 

Obendrauf gibt es noch eine queere Liebesgeschichte und realistische Polyamorie. Wu Zetian ist hin und her gerissen zwischen zwei Männern, doch was normalerweise in einer Liebesecke enden würde, wird hier zu einem tatsächlichen Liebesdreieck (hetero Menschen verstehen Geometrie einfach nicht). Alle drei sind sie bi/pan und ihre Beziehung wird auch entsprechend aufgebaut. Die Charaktere sprechen offen über ihre Gefühle und handeln ihre Beziehung zu einer offenen Beziehung aus. Das war definitiv eine sehr positive Überraschung, einmal gut dargestellte Polyamorie ohne Eifersucht dargestellt zu sehen!

 

Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, und da muss ich Swantje von Literatopia Recht geben, ist der Umstand, dass Wu Zetian von Anfang an das System hinterfragt, in dem sie aufgewachsen war und sozialisiert wurde. Ihr wird ihr ganzes Leben lang vorgeführt, dass es in Ordnung ist, ihre Füße zu verstümmeln, und dass eine Frau ihrem Mann immer hörig sein muss. Ihr wird kein Anreiz von außen gegeben, das misogyne System zu hinterfragen, dennoch tut Wu Zetian es von Anfang an. Dabei passieren solche Umdenkprozesse nicht von allein, sie bedürfen eines externen Anreizes.

„Iron Widow“ ist ein lauter, wütender Aufschrei gegen Unterdrückung und missbräuchliche Systeme, die Teile der Bevölkerung als bequeme Ressource verheizen, ohne sie als Menschen zu sehen. Gewürzt wird das ganze mit queeren Charakteren und bombastischen Kämpfen zwischen Mechas und Aliens in einer kreativen Reimagination Chinas.

 

Mögliche Trigger

 

- Verstümmelung (off page)

 

- Folter (off page)

 

- Blut

 

- Tod, Mord, Gewalt an Menschen

 

- Misogynie

 

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Reiheninformation

 

Autor*in: Xiran Jay Zhao

 

Titel: Iron Widow

 

Sprache: Englisch

 

Umschlagsillustration: Ashley MacKenzie

 

Reihe: Band 1

 

Seiten: 394

 

Originalpreis: CAN $21.99

 

Verlag: Penguin Random House

 

Genre: Science Fiction

 

ISBN: 978-0-7352-6993-4

Erscheinungsjahr: 2021

Weitere Rezensionen

 - Swantje von Literatopia

»Identität bestimmt nicht die Dinge, die wir tun, wohl aber die Dinge, die andere Menschen uns antun.« (S. 410)

Es gibt sie noch, die Romane, die das eigene Weltbild völlig auf den Kopf stellen. »Identitti« von Mithu Sanyal ist ein solcher. Gleich, nachdem ich den Roman ausgelesen hatte, was ich zum PC gehechtet, um diese Zeilen hier zu tippen, um das Gefühl, das der Roman in mir erzeugt hat, nicht zu verlieren. Er arbeitet in mir, seit Tagen schon. Die Geschichte hat ein Themenfeld für mich geöffnet, das völlig konträr zu dem steht, was ich bis dato annahm.

Skandal! Die berühmte Professorin Saraswati ist in Wahrheit weiß und hat allen ihre indische Identität nur vorgelogen. Ist es überhaupt eine Lüge? Ihre Studentin Nivedita jedenfalls ist schockiert über die Enthüllung, sie fühlt sich betrogen und hintergangen. Sofort begibt sie sich zu ihrer Professorin, um Antworten zu erlangen. Antworten auf die Frage, warum Saraswati getan hat, was sie getan hat, aber auch, um sich selbst und ihre verworrene Identität zu finden.

Nivedita ist die Protagonistin des Romans und gleichzeitig kann ihre Geschichte nicht ohne Saraswati erzählt werden. Niveditas Mutter stammt aus Polen, ihr Vater aus Indien, sie selbst ist in Deutschland groß geworden. Ist sie nun Polin, Inderin, Deutsche? Ihr Leben lang sucht Nivedita Bestätigung von außen, stülpt sich Identitäten anderer über wie andere Kleidung anlegen. Erst geschah das in Form ihrer Cousine Priti, die in England in einer starken indischen Community groß wurde, später dann mit ihrer Professorin Saraswati, die an der Universität Düsseldorf Postcolonial Studies lehrt.

 

 

Der Roman geht ein hochsensibles und hitzig diskutiertes Themenfeld an: Identität und Identitätspolitik, und gleichzeitig verpackt er das Thema witzig und flott zu lesen. Mich hatte der Stil von Anfang an gepackt und alsbald auch die Thematik. Die Erzählung fokussiert sich stark auf den intellektuellen Diskurs, ohne diesen jedoch mit Wissenschaftssprech zu überladen.

 

Was mich persönlich jedoch am meisten bewegt, sind die Fragen, die hier eröffnet werden: Wenn Kategorien wie race und gender nur soziale Konstrukte sind, was macht dann unsere Identität aus? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Identität, kultureller Aneignung und blackfacing? Was macht uns zu uns?

Der Roman liefert keine klaren Antworten, denn auf diese Fragen gibt es keine klaren Antworten. Er liefert aber jede Menge Stoff, um darüber nachzudenken.

Interessant ist auch, wie der Roman gestaltet ist. Er ist eine Collage aus unterschiedlichsten Medien: klassischer Erzähltext, Transkripte von Radiobeiträgen, Zeitungskolumnen, Tweets, Instagramposts und so weiter. Beinahe so, wie auch das wirkliche Leben eine Collage aus unterschiedlichsten Aspekten ist. Die Autorin bat für viele dieser Beiträge tatsächliche Personen, etwas dazu beizusteuern. Sie schilderte ihnen den Kontext ihres Romans und bat sie, ebenso spontan einen Tweet zu verfassen, wie sie es tun würden, wenn sie von einem Fall wie den Saraswatis lesen würden. Und den gab es tatsächlich. 2015 wurde Rachel Dolezal von der Presse als weiß geoutet, welche bis dahin als Schwarze lebte (anders als Saraswati, deren Identität POC ist). Der Fall inspirierte Sanyal zu ihrem Roman.

»Identitti« ist trotz allem fiktional, obwohl reale Personen auftreten und auch alle genannten Orte tatsächlich existieren. Die Fragen, die der Roman aufwirft, werden dadurch aber nicht geschmälert, haben sie doch einen allzu realen Einfluss auf unser aller Leben.

Wenn race genau wie gender nur konstruiert ist, warum soll es dann bei gender in Ordnung sein, den eigenen Körper hormonell und operativ der Identität anzupassen, bei race aber nicht? Wo ist da der Unterschied? Die Frage hat mich von Anfang an beschäftigt. Eine klare Antwort habe ich noch nicht, aber ich bin fasziniert von dieser Frage. Vielleicht bedarf es auch gar keiner klaren Antwort. Ich habe jedenfalls gelernt, dass es den Begriff transracial gibt, der das beschreibt, was Saraswati lebt.

Bei meiner Suche nach Antworten im Roman bemerkte ich interessiert, wie die Charaktere den Diskurs darum führen. Saraswatis Gegner sind empört. Sie werfen ihr kulturelle Aneignung, Rassismus und blackfacing vor. Saraswati stellt ihnen zahlreiche Argumente entgegen. Während ihre Gegner aber nur Phrasen dreschen, kann Saraswati ihnen ruhig und besonnen (wenn auch hin und wieder etwas populistisch und effekthaschend inszeniert) ganze Vorträge halten, um zu begründen, warum sie tat, was sie tat, und bringt dabei gut fundierte Argumente und zahlreiche Querverweise auf Fachliteratur an. Besonders aufmerken ließ mich eine ganz bestimmte Stelle:

„»Willst du dann als nächstes behaupten, du seist Aborigine, wenn man alles austauschen kann?«, höhnte Oluchis Freund.“ (S. 244)

Als ich das erste Mal davon hörte, dass man anscheinend tatsächlich körperliche Merkmale so verändern kann, dass ein Passing als transracial (cisracial?) möglich ist, war ich verwirrt. Race war für mich bis dahin etwas Inhärentes, etwas, womit man geboren ist und das nicht veränderlich ist. Ich kann nicht plötzlich Schwarz sein, ich bin schließlich weiß.

Aber dasselbe trifft auch auf gender zu. Ich habe das gender, das ich habe, mir wurde lediglich bei der Geburt ein anderes zugewiesen. Das, was Oluchis Freund hier sagt, ist eins zu eins TERF-Rhetorik, nur auf race statt gender bezogen. Race als Kategorie wurde künstlich erschaffen. Race ist nicht an körperliche Merkmale geknüpft, race hat keine biologische Grundlage, Oppressoren nutzen jedoch körperliche Merkmale, um ihre Theorien zu untermauern. Dasselbe passierte mit der Kategorie gender.

Vielleicht war spätestens das der Moment, der mich umdenken ließ. Sanyal erwähnt im Nachwort zum Roman den Fachtext »trans. Gender and Race in an Age of Unsettled Identities« von Roger Burbaker. Ich kam leider noch nicht dazu hineinzulesen, aber auch dieser Text scheint die Kategorien race und gender in Beziehung zueinander zu setzen. Klingt also nach einer lohnenswerten weiterführenden Lektüre.

Eine einzige Kritik habe ich jedoch. Gerade weil der Roman race und gender als Kategorien miteinander in Verbindung setzt, hätte ich erwartet, dass mit gender genauso sensitiv umgegangen wird wie mit race. Das ist aber nicht immer der Fall. Der Roman ist durchgängig gegendert, ein Bewusstsein für die Thematik liegt also vor. Es tritt tatsächlich auch eine genderqueere cis Frau auf. Nivedita ist bei ihrem Auftreten zunächst verwirrt, ob Toni nun Mann oder Frau ist, gendert sie dann aber dennoch anhand körperlicher Merkmale, bevor sie Toni nach ihren Pronomen fragt. Ich denke, ein gendersensitives Sensitivity Reading hätte hier noch ein wenig nachbessern können.

Ich weiß nicht, ob diese Gesellschaft schon bereit für die Diskussionen ist, die der Roman aufmacht, es wäre aber schön, wenn sie es wäre. Der Roman ist auf jeden Fall eine gute und wichtige laute Stimme dazu.

»Zu sagen, nur gender kann wirklich trans sein, ist dasselbe wie der Versuch, echte Wissenschaft  von … anderen Formen von Wissensherstellung zu unterscheiden, hohe von niedriger Kunst, Kunst von Handwerk.« (S. 243)

 

Mögliche Trigger

- Rassismuserfahrungen

- rassistische Übergriffe

- Terroranschlag von Hanau wird thematisiert

- toxische Beziehung

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Reiheninformation

Autor*in: Mithu Sanyal

Titel: Identitti

Sprache: Deutsch

Umschlagsillustration: Raja Ravi Varma: Kali, vor 1906

Reihe: Nein

Seiten: 424

Originalpreis: 22€

Verlag: Carl Hanser Verlag

Genre: Fiction

ISBN: 978-3-446-26921-7

Was bin ich hier lesend? Ohne Umschweife: Ist das ein Totalausfall in Form von verschwendetem Papier und Druckerschwärze? Ja. Ja, ist es. Ich habe „Not Your Type“ vor allem aus Recherchegründen gelesen, weil Romance normalerweise nicht mein Genre ist. Trotzdem war ich neugierig, immerhin geht es hier um einen transmaskulinen Protagonisten. Wir sind schon unsichtbar genug im Diskurs. Eigentlich schön, Menschen wie mich hin und wieder doch in der Literatur repräsentiert zu sehen. Umso schmerzhafter war dieser Schlag ins Gesicht in Form von 367 Seiten voller Unsensibilität.

Marie ist in ihrem Kommilitonen Fynn verliebt, kriegt es aber nicht auf die Reihe, ihn mal anzusprechen. Das muss erst ihr Kumpel Joon für sie übernehmen, der einige Wochen später Fynn anschleppt, als Maries Freundesgruppe auf einen Roadtripp nach Italien aufbrechen will. Warum Fynn so plötzlich aus seinem Schneckenhaus kommt, ist nicht ganz klar, denn eigentlich soll niemand wissen, dass er trans ist. So einer wie er kann nicht geliebt werden, denkt er. Zum Glück ist das cis Mädchen zur Stelle, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen!

„Not Your Type“ tritt so ziemlich in jedes Fettnäpfchen, das mensch sich nur denken kann. Es beginnt schon auf der allerersten Seite mit dem Deadnaming des Protagonisten. Auf der allerersten Seite! Ich fasse es nicht. Wer sich auch nur annähernd mit der Thematik befasst, weiß, dass deadnaming eine der trans Todsünden schlechthin ist. Und das gilt auch für fiktionale Charaktere!

So geht es fröhlich oder auch nicht wirklich fröhlich weiter. Immer wieder gibt es popkulturelle Anspielungen auf Harry Potter. Da der Roman 2021 rauskam, kann keiner behaupten, es sei nicht bekannt gewesen, was für eine widerliche Person Rowling ist in ihrer rechten Hetze gegen trans Menschen. Sie dann dennoch in einem Roman mit einem trans Protagonisten zu referieren, ist in besten Falle geschmacklos, aber eigentlich ist es nur ein fetter Schlag ins Gesicht.

Weiter geht es mit Traumaporn. Fynns Charakter besteht aus genau einer Eigenschaft: trans = leiden. Alles an seinem Dasein ist davon geprägt, wie furchtbar sein Leben ist und was er alles an traumatisierender Gewalt durch Eltern und Mitschüler erfuhr, was in bodenlosem Selbsthass mündet. Wenn ich es nicht absolut sicher besser wüsste, würde ich fast denken wollen, dass trans sein furchtbar schrecklich sein muss. Spoiler: Holy fuck, no! Trans sein ist geil! Alles hieran ist bullshit!

Ja, trans Personen erleiden ungemein viel mehr Gewalt, was in den letzten Jahren durch die negative Obsession der Presse, der Rechten und der Evangelikalen nur noch schlimmer wurde. Aber muss daraus so ein Traumaporn entstehen, in dem detailliert geschildert wird, was Fynn alles angetan worden ist? Fynns Charakter wird dadurch nicht einmal bereichert, weil er ohnehin nur aus genau einer Eigenschaft besteht: „Buhu, ich bin so schrecklich, weil ich trans bin, niemand wird mich lieben.“ Die internalisierte Transfeindlichkeit ist hier definitiv over 9000 und erreicht einfach nur extreme Level.

Und daraus wird dann eine furchtbar klischeehafte Geschichte gestrickt: cis Person rettet trans Person durch ihre Liebe aus der Misere. Trans Personen müssen nicht gerettet werden, schon gar nicht durch die Liebe einer cis Person! Was wir brauchen, ist ein fucking riot, um das cistem niederzuwerfen!

Dieser Roman wurde von einer cis Person ohne jegliche Recherche für andere cis Personen geschrieben, damit die sich den Bauch pinseln können, was für tolle „Allies“ sie sind, weil sie ja zeigen, dass „sogar trans Personen“ geliebt werden können. No shit, Sherlock. Natürlich können wir geliebt werden, wir sind genauso Menschen wie alle anderen, keine komischen Aliens mit abstoßenden Körpern oder was auch immer hier dargestellt werden soll.

Da erscheint es fast schon nebensächlich, dass Fynns Gründe, auf diesen Roadtrip zu gehen, extrem konstruiert wirken, weil die Autorin irgendeinen Grund brauchte, ihn und Marie zu verkuppeln. Fynn hat stake Sozialängste und verlässt so gut wie nie seine Wohnung. Und dann soll er plötzlich zustimmen, mit Wildfremden auf eine Reise zu gehen? Selbst ich würde das nicht machen, und ich habe meine Sozialphobie wesentlich besser im Griff als Fynn.

Fynn wird übrigens fremdgeoutet, aber an diesem Punkt schockiert mich kaum noch etwas. Natürlich muss er auch noch diese Form von Gewalt erleben. Wir wollen ja möglichst alle transfeindlichen Narrative zwischen zwei Buchdeckel quetschen und dann so tun, als sei alles ok, nur weil Prota-chan selbst auf den Trichter kommt, dass sie da vielleicht gerade gewaltige Scheiße gebaut hat.

Erwähnte ich schon anti-asiatische Narrative? Nein? Natürlich müssen wir diesen Totalausfall mit Rassismus würzen. Joon ist der dicke Asiate, der immer nur am Essen ist oder Fotos macht und sich auch sonst nur über K-Pop definiert. Mehr Tiefe hat sein Charakter nicht. Aber heeey, wir sind doch soooo inklusiv, weil Fynn selbst merkt, dass er über Joon rassistisch denkt. Dann reproduziere doch nicht auch noch Rassismus! Das ist ein Buch! Da hätten solche rassistischen Gedanken gar nicht erst ausformuliert werden müssen!

„Not Your Type“ ist reine Papier- und Zeitverschwendung, bei der sich ein paar cis Leute dafür hatten feiern lassen wollen, wie „progressiv“ sie sind, ohne sich auch nur auf 5 Meilen jemals einer trans Person genähert zu haben. Mit dem Thema jedenfalls wurde sich nicht ansatzweise auseinandergesetzt oder sich auch nur Gedanken gemacht, wie es sensibel zu behandeln sei. Allenfalls ist das hier ein Beispiel, wie es NICHT zu machen ist. Die Charaktere sind ebenfalls eindimensional und die Story wenig originell. Der Roman wollte sich mit einem Regenbogen, da queere Charaktere, schmücken und das war das Vermarktungsargument. Mehr Tiefe gibt es hier nicht. Diese Gewässer erreichen nicht einmal meine Knöchel, so flach ist alles hieran.

Potenzielle Trigger:

- Internalisierte Transfeindlichkeit

- Transfeindlichkeit und transfeindliche Übergriffe

- Unsicheres Binding (Fynn trägt den Binder über mehrere Tage hinweg deutlich länger als 8h)

- Rassismus

- Psychische Probleme, Sozialphobie

- Mobbing

- Fremdouting

 Transfeindliche Narrative

- Harry Potter

 

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Reiheninformation

Autor*in: Alicia Zett

Titel: Not Your Type

Sprache: Deutsch

Umschlagsgestaltung: Nicole Pfeiffer

Reihe: Band 1

Seiten: 367

Originalpreis: 12,99€

Verlag: Droemer Knaur

Genre: Romance

ISBN: 978-3-426-52677-4

Hi Tristan, vielen Dank, dass du bereit bist, ein paar Fragen zu beantworten. Wie wäre es, wenn du zu Anfang dich und deinen Roman “Plastikefeu hält sich gut” kurz vorstellst? Worum geht es in dem Roman?

Hallo, ich bin Tristan Lánstad, Autor und Sensitivity Reader. Ich schreibe seit 2015 Romane und Kurzgeschichten. Außerdem sammle ich als 'Desasterotik' auf Twitter lustige Zitate aus Erotikromanen.

"Plastikefeu hält sich gut" ist zuallererst eine klassische Romanze zur Zeit der Coronapandemie. Der Protagonist Kay arbeitet freiberuflich als Personenschützer. Er wird vom Virologen Marian Engel eingestellt, um ihn vor einem mutmaßlichen Stalker zu beschützen, der ihm Drohbriefe schreibt. Dabei kommen sich die beiden unerwartet näher. Gleichzeitig ist der Roman auch eine Detektivgeschichte: Wer verfolgt Marian und warum? Da Marian als Virologe gerade im Fokus des öffentlichen Interesses steht und sich die Briefe direkt auf seinen Job beziehen, liegt die Vermutung nahe, dass Coronaleugner*innen ihn aus dem Weg haben wollen. Kay wird eher zufällig in diese Frage involviert, macht es sich aber dann zur Aufgabe, der Sache auf den Grund zu gehen.

 

Was brachte dich auf die Idee zu dem Roman?

Ich fand es faszinierend, wie Virolog*innen plötzlich zu Beginn der Pandemie zu regelrechten Stars wurden. Es ging nicht nur um die faktischen Inhalte, sondern auch das Auftreten, die Attraktivität, das Privatleben. Es kommt eher selten vor, dass ein Haufen Menschen plötzlich davon schwärmt, wie gut ein männlicher Wissenschaftler aussieht. Das wollte ich aufgreifen. 

Gleichzeitig hat mich das Genre von Romanzen zwischen Personenschutz und Stars schon immer gereizt. Ich mag komplexe zwischenmenschliche Situationen, in denen es keine klaren Machtverhältnisse gibt. Einerseits sind die Auftraggeber*innen von Personenschützer*innen ganz direkt in einer Machtposition, weil sie ja die Arbeitsleistung bezahlen. Andererseits nimmt man Personenschutz ja in Anspruch, weil man vor etwas geschützt werden muss. So sind also die Auftraggeber*innen gleichzeitig in einem Abhängigkeitsverhältnis, sie brauchen die Dienstleistung. Das zu beleuchten, fand ich spannend. Dass Marian BDSM praktiziert und Kay dann quasi eine dritte Ebene von Machtverhältnissen entdeckt, war aus dem Konstrukt heraus eine weitere spannende Ebene.

 

“Plastikefeu hält sich gut” ist eine queere Romane mit einer Prise Action. Was war dir beim Schreiben in Sachen Repräsentation besonders wichtig?

Einerseits zentral natürlich, dass es wenige schwule Romanzen zwischen cis Männern und trans Männer gibt, die bereits erwachsen und mitten im Berufsleben sind. Kay ist hier auch interessant, weil er ganz eindeutig und offen bisexuell und dick_fett ist und damit nicht so richtig in das stereotype Bild eines MLM (men loving men) hineinpasst.

Beim Schreiben rückten dann allerdings auch Kays und Marians Freundschaften und Beziehungen zu nicht-queeren Menschen in den Vordergrund. "Plastikefeu hält sich gut" ist deshalb auch eine Geschichte über queere Freund*innenschaft, über Allys und deren Wirkkraft. Eine heimliche Utopie dahingehend, wie wichtig ein bestärkendes soziales Netzwerk ist.

 

Was macht für dich gute queere Repräsentation aus?

Vor allem Komplexität. Kay hat einfach viele Seiten, die mit seiner Queerness eigentlich nichts zu tun haben. Er mag Science Fiction und ist ein echter Nerd, was das angeht. Er kann tollpatschig sein, auch mal missgelaunt, oder auf dem Schlauch stehen. Er beobachtet viel und grübelt viel. Er hat mit Ben und Jenny zwei völlig unterschiedliche Freund*innen, die sein Leben auf völlig unterschiedliche Art bereichern. Er hat einen Job, den er mag und in dem er gut ist. Er entdeckt neue Seiten an sich und erweitert seinen Horizont.

Auf dieselbe Art ist Marian mehr als nur "trans Mann". Man erlebt sehr direkt, dass er gerade aus einer schlechten Beziehung kommt, dass er Pflanzen liebt, aber sich praktisch in einem selbstgebauten Urwald vergraben hat. Dass er sich bestimmter Machtgefälle bewusst ist und andere kaum wahrnimmt.

Ich hab leider zu oft das Gefühl, dass bei Charakteren, vor allem aber queeren Charakteren, das Leben irgendwie leer ist. Oder dass sie neben ihrer Queerness genau eine Sache haben, die sie definiert. Aber auch, dass ihre eingearbeiteten Charakterfehler sehr oberflächlich sind statt tiefer in ihre Geschichte eingebaut.

Und dann gibt es eben auch wenig Repräsentation von queeren Erwachsenen, die mitten im Leben stehen. Die arbeiten, Rechnungen bezahlen, ihre Wäsche waschen und seltener Partys feiern.

 

Wir hatten vor kurzem Weihnachten. Wie sieht das perfekte oder vielleicht auch chaotische Weihnachten von Marian und Kay aus, wenn sie es denn feiern? Und wie verbringen sie Neujahr?

Da sowohl Kay als auch Marian neurodivers sind und Trubel nur begrenzt aushalten, würden sie vermutlich sehr gemütlich und privat Weihnachten feiern. Beide stehen aus unterschiedlichen Gründen ihren Eltern nicht nahe, deshalb wäre das für beide keine Option, mit denen zu feiern. Marian ist außerdem recht umweltbewusst, Kay liebt Tiere, vor allem Vögel, insofern können beide Silvester und der Umwelt- und Lärmverschmutzung durch Feuerwerk nicht viel abgewinnen. Wenn sie in größerer Runde feiern, dann vermutlich mit Freund*innen und deren Partner*innen zuhause.

 

War es für dich eine bewusste Entscheidung, den Roman in sich geschlossen zu schreiben und die Geschichte nicht auf eine Reihe auszulegen?

Ich habe leider einen Hang dazu, Geschichten viel (viel viel) zu weitschweifig anzulegen. Der Roman war damit auch eine Herausforderung an mich, etwas Kurzes, in sich Geschlossenes zu schreiben. Außerdem weiß ich von vielen Lesenden, dass der letztliche Hang auf dem Buchmarkt zu langen Serien sie nervt. Es werden, so glaube ich, gerade wieder verstärkt Geschichten gesucht, die man in einem Rutsch lesen kann.

 

Hast du vielleicht schon Ideen, ob und wenn ja wie es für die Protagonist*innen weitergehen kann oder soll?

Da ich ja leider dazu tendiere, auch bei abgeschlossenen Geschichten immer weiter zu denken: Ja :D Da Marian und Kay am Ende des Buches ja ganz am Anfang ihrer Beziehung stehen und es mehrere ungeklärte Details gibt, habe ich über ein Sequel nachgedacht. Da Marian polyamor ist, ist auch eine Erweiterung ihres Polyküls (also ihrer Mehrfachbeziehung) etwas, das ich gern schreiben wollte. Außerdem würde ich auch gern noch mehr BDSM-Repräsentation schreiben. Andererseits hat Kay auch als Detektiv aus Neugier sehr viel Potenzial. 

 

Gab es Szenen, denen du beim Schreiben besonders entgegengefiebert hast? Und welche Szenen wollten überhaupt nicht zu Papier gebracht werden?

Als Erotikautor fiebere ich natürlich immer dem Zeitpunkt entgegen, an dem ich dann mein ganzes Können einsetzen und die Erotikszenen schreiben kann. Das geht mir dann auch leicht von der Hand. Aber auch alberne Dialoge zwischen Kay und seinen Freund*innen kann ich den ganzen Tag schreiben. Schwerer fiel es mir, den Fortschritt zwischen Kays und Marians Beziehung richtig hinzukriegen. Der Übergang von kühler Distanz zu Neugier zu echter Zuneigung ist immer schwierig, und er muss passen.

Ansonsten schreibe ich sehr gern Konflikt- und Actionszenen, aber sie bringen mich regelmäßig auch zur Verzweiflung. In so einer Szene müssen die Charaktere das tun, was ich will, damit am Ende die Handlung noch stimmt, aber sie reagieren in dem Moment ja instinktgetrieben und treffen schnelle Entscheidungen. Das glaubwürdig rüberzubringen, ist immer ein hartes Stück Arbeit.

 

Haben deine Charaktere beim Schreiben ein Eigenleben entwickelt und vielleicht auch hin und wieder deine Pläne durchkreuzt? Oder hast du als Autor mit eiserner Faust über sie bestimmt?

Ich sehe meine Charaktere selten als wirklich eigenwillig. Oft ist es aber so, dass ich beim Schreiben merke, welche Geschichte ich lieber mit ihnen erzählen würde oder was besser zu ihnen passt. Wenn es mir gelingt, einen Charakter weiter zu definieren und auszuarbeiten als vormals gedacht, bekommen sie immer größere Rollen in der Handlung. Am besten passt vermutlich Marians Freund Jeremy in diese Rolle des 'Charakters mit Eigenleben'. Zuerst hatte er nur eine winzige Nebenrolle. Jetzt tritt er deutlich präsenter auf.

 

Gibt es eine Szene oder vielleicht auch nur einen Absatz, einen Satz, der dir besonders ans Herz gewachsen ist? Warum?

Ganz generell sind mir alle Szenen mit Kays bestem Freund Ben sehr ans Herz gewachsen, weil er einfach ein alberner Charakter ist, der immer sagt, was andere nur denken. Als Kay ihn fragt, was das Problem dabei ist, ein paar illegale Fotos von Marians Verfolgern zu machen, sagt er: "Das hat was mit Moral zu tun, mein Bester. Moral, das ist kein Aal, der im Moor lebt, das heißt: Man macht keine Fotos von Fremden." Ich mag es, wenn ich über die Aussagen meiner eigenen Charaktere lache.

 

Hast du schon Ideen für weitere Projekte? Möchtest du uns etwas darüber verraten?

Ich habe in den letzten Jahren meine Liebe für Kurzgeschichten entdeckt und plane, nächstes Jahr zwei Sammlungen von queeren Kurzgeschichten zu schreiben. Eine soll sich sehr spezifisch um zwei Magiercharaktere drehen, die andere soll eine Sammlung aus Fantasy- und Sci-Fi-Kurzgeschichten sein. Beide Sammlungen werden im Erotikgenre beheimatet sein und wieder trans Männer als Protagonisten haben.

Außerdem gibt es ein altes Romanprojekt von mir, das als fertiger Rohentwurf auf meiner Festplatte liegt und das ich gerade stark überarbeite. Das ist eine eher ernste und dramatische historische Fantasy-Geschichte über Trauma, Depressionen, missbräuchliche Beziehungen; also eher schwere Kost. Und dann gibt es ja immer noch eine potenzielle Fortsetzung zu Plastikefeu. Mir wird also so schnell nicht langweilig!

 

Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast!

Bereits Anfang des Jahres hatte ich mit Tristan ein Interview zu seinem neuen Roman Plastikefeu hält sich gut geführt, und zugegeben, es hatte mich selbst neugierig gemacht. Außerdem passte der Roman thematisch wie die Faust aufs Auge zu meiner gegenwärtigen Recherche zur Repräsentation von trans Personen in Literatur. Win win! Und wer wäre ich, würde ich zu queeren BDSM-Szenen nein sagen *zwinki zwonki*

In der Corona-Pandemie stehen plötzlich Virolog*innen im Blickfeld der Öffentlichkeit, was auch allerlei negative Auswirkungen hat. Als der Virologe Marian fürchtet, dass es nicht mehr nur bei Drohbriefen bleibt, engagiert er den freiberuflichen Personenschützer Kay. Während die Bedrohungslage immer konreter wird, merkt Kay gleichzeitig, wie er sich mehr und mehr von Marian angezogen fühlt. Er versucht, die berufliche Distanz zu wahren, doch es wird immer schwerer.

Zugegeben, der Roman erfindet das Rad nicht neu. Angestellter verliebt sich in den Chef. Schwurbler bedrohen einen Virologen. Recht schnell wird klar, in welche Richtung der Roman gehen wird. Aber ich muss sagen, das finde ich auch gar nicht schlimm, weil ich ohnehin die Chemie zwischen den Charakteren und ihre Interaktionen weitaus spannender fand.

Und damit hatte ich so viel Spaß, dass ich den Roman in einem Rutsch an einem Nachmittag durchlas und dabei oftmals herzlich lachte. Die Charaktere, allen voran Kay, wuchsen mir schnell ans Herz, und ich flog förmlich durch die Seiten mit Warp 9. So einige Star Trek Anspielungen gab es nämlich auch.

Was mich besonders freute, war der sensible Umgang mit queeren Themen. Wir haben hier kein Fremdouting, einen sensiblen Umgang mit Marians Outing (was retrospektiv durchaus sehr witzig gewesen war) und zudem auch einen vernünftigen Umgang mit BDSM-Themen sowie eine realistische Darstellung von Subspace. Marian und Kay reden offen und ausführlich über ihre sexuellen Vorlieben und wahren Grenzen. Die essenziellen Elemente safe, sane and consensual werden gewahrt, und als Marian bewusst wird, dass er an einer Stelle doch nicht ganz 100%ig sicher agiert, reagiert er sofort darauf und kommuniziert klar. Leute, so will ich Sex sehen! Außerdem waren die Szenen wirklich hot, keine Rede von sich windenden Schlangen und Wasserfällen aus der Vagina oder was sonst noch Tristan auf Desasterotik ausbuddelt.

Positiv ist mir ebenfalls aufgefallen, dass im gesamten Roman gegendert wird und auch die Charaktere sich selbstverständlich mit Pronomen vorstellen.

Einziger kleiner Wehmutstropfen für mich ist, dass Marian gerade neben Kay noch etwas flach bleibt. Wir erfahren recht wenig über ihn und es bleiben am Ende einige Fragen in Bezug auf ihn offen. Potenzial für eine Fortsetzung?

Was es mit dem Titel auf sich hat, will ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Ich hab mich weggeschmissen vor Lachen, als mir klar wurde, in welchem Kontext der Titel steht.

Plastikefeu hält sich gut ist ein durch und durch queerer Roman, der zwar das Rad nicht neu erfindet, dessen Stärken aber in liebenswürdigen Charakteren und positiver queerer Repräsentation liegen. Getoppt wird das ganze durch heiße BDSM-Szenen.

 

Potenzielle Trigger (vom Autor übernommen):
- Stalking
- Drohbriefe
- Direkte Bedrohung, Einschüchterung
- Covid und Long Covid
- Sex, sexuelle Anziehung und Beziehungen
- Trennung, Beziehungsende in unterschiedlichen Facetten
- Gewalt gegen Menschen, Verletzungen, Blut
 
Werbung nach §6 TMG
Reiheninformation
Autor*in: Tristan Lánstad
Titel: Plastikefeu hält sich gut
Sprache: Deutsch
Umschlagsgestaltung: Karolin Kraemer
Reihe: nein
Seiten: 305
Originalpreis: 15,99€
Verlag: Selfpublishing
Genre: Queer
ISBN: 9783757536237

Irgendwann einmal in grauer Vorzeit, ich weiß schon gar nicht mehr, wie lang es her ist, fiel mir „Storm of Wings“ von Chris Bunch in die Hände, der erste Teil der Dragonmaster Trilogie, eine Fantasy-Reihe aus den frühen 2000ern. Mit Drachen kriegt mensch mich immer, egal wie wenig reizvoll die Prämisse erst einmal klingt. Was das angeht, bin ich wohl recht vorhersehbar, ahem. Dann bleibt nur die Frage, ob das Buch auch wirklich etwas taugt.

Hal Kailas ist der Sohn von armen Bergarbeitern irgendwo im Nirgendwo. Was seine Gegend neben Erzen jedoch auch hat, sind Drachen, die Kal schon von Kindheit an faszinieren. Er weiß: Sein Schicksal liegt nicht unter der Erde, sondern hoch in den Himmeln. Als Krieg über das Land hereinbricht, wird Hal eingezogen und schafft es irgendwie, die Infanterie zu überleben. Eine neue Waffe soll die Kriegstreiberei endgültig verändern, denn erstmals werden Drachen von Menschen geritten und in die Schlacht geführt. Hal ist fest entschlossen, einer von jenen Drachenreitern zu werden.

So weit so standardmäßig. Der Roman hat mit Sicherheit das Rad nicht neu erfunden, war nicht in allen Aspekten der schlechteste, hätte aber vieles auch besser machen können. Der Roman zeigt ganz gut, wie das Leben eines armen Schluckers aus sehr einfachen Verhältnissen in einer pseudo-mittelalterlichen Welt aussehen kann, vor allem, als Hal quasi von der Straße weg in die Armee eingezogen wird, während er sich noch von Job zu Job zu hangeln versucht. Gerade zu Beginn ist sein Leben ziemlich elend, plötzlich wird er in die brutale Realität des Krieges geworfen und sieht seine Kameraden wie die Fliegen sterben.

Das Ganze hätte sicher noch einen viel eindringlicheren Eindruck hinterlassen, wäre der gesamte Roman nicht so fürchterlich nüchtern erzählt. Vielleicht ist es einfach Hals Art, mit den Dingen so emotionslos umzugehen, seine Situation kann ihn durchaus abstumpfen. Aber gerade gegen Ende schwört er blutige Rache für den Tod eines Menschen, der ihm viel bedeutet hat, und nichts davon kommt auch beim Leser an. Alles ist so trocken und episodenhaft erzählt, gerade zu Beginn springt der Roman von Szene zu Szene und verweilt selten länger bei den Charakteren, die in Hals Leben treten und es dann ebenso schnell wieder verlassen. Sie mögen damit vielleicht bei Hal einen Eindruck hinterlassen haben, nicht aber bei den Lesenden, die damit lediglich die Rolle der passiv Zuschauenden einnehmen können.

Hauptattraktion des Romans sind freilich die Drachen. Die Geschichte eines Jungen und seines Drachen ist keineswegs neu (ungefähr zur selben Zeit wie dieser Roman war auch Eragon erschienen), jedoch sind hier die Drachen nichts weiter als Pferde mit Flügen. Zu Anfang des Romans kann ich noch Hals Faszination für Drachen nachfühlen, diese tritt jedoch völlig in den Hintergrund, sobald Hal in die Armee eingezogen wird und auch später, als Hal dann tatsächlich die Ausbildung zum Drachenreiter beginnt. Drachen sind hier nichts weiter als ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck und es passiert im Grunde nichts weiter, als dass das Reiten neu erfunden wird. Hal gehört zu den ersten, die lernen, einen Drachen zu reiten, und ist somit einer der Pioniere auf diesem Gebiet. Ich hätte erwartet, dass wir deutlich mehr über die Drachen erfahren als nur Tiere, die zufällig Flügel haben und die zuvor noch nicht von Menschen geritten worden sind.

Drachen sind der Inbegriff von Fantasy! Sie sind mächtig und beeindruckend und furchterregend und niemand ist ihnen gewachsen. Immerhin sind sie die mittelalterliche Nuke; Aegon Targaryen hat mit nur drei Drachen (und ein paar lausigen Armeen) ganz Westeros eingenommen und unter sich vereint. Hier sind die Drachen einfach nur ein fancy Transportmittel und überhaupt nicht faszinierend. Alles ziemlich ernüchternd und enttäuschend.

Der erste Roman dreht sich ausschließlich um den Krieg zwischen zwei Nationen. Ebenjene bleiben nichts weiter als bedeutungslose Namen. Es hätte auch Horst gegen Peter antreten können, das wäre ebenso aussagekräftig gewesen. Es wird zwar angedeutet, dass die Drachen vielleicht vor etwas in ihrer ursprünglichen Heimat fliehen in die Region, aus der Hal stammt, aber der Roman hat mir einfach nicht genug Anreize gegeben, das weiter zu verfolgen. Erschwerend kommt auch der Dialekt hinzu, der stellenweise ausgeschrieben wird. Ich weiß nicht, ob es ein bestimmter englischer Dialekt ist, aber grundsätzlich ist es immer schwer, ausgeschriebenen Dialekt lesen zu müssen, mehr noch als Nicht-Muttersprachler*in.

Alles in allem bleibt der Roman weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das Worldbuilding ist gerade einmal mäßig und die Drachen sind lediglich müde Echsen, die nicht mit ihren Genrevertretern mithalten können.

 

Mögliche Trigger

- Tod von Tieren

- Blut

- Tod, Mord, Gewalt an Menschen

- Krieg

 

Werbung nach §6 TMG

Reiheninformation

Autor*in: Chris Bunch

Titel: Dragonmaster: Storm of Wings

Sprache: Englisch

Umschlagsillustration: Les Edwards

Reihe: Band 1

Seiten: 407

Originalpreis: £ 6.99

Verlag: Orbit

Genre: Fantasy

ISBN: 1-84149-192-6

Erscheinungsjahr: 2003

Feedback

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Strati Am 25.12.2018 um 21:12 Uhr
Thx! Weitere gute Drachengeschichten, die ich lesen kann :P (auf Amazon ist es schwer herauszufinden, wie gut eine Story ist xD)
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Vermuepft Am 19.03.2018 um 20:41 Uhr
Ich fand auch sie hat schön vorgelesen und freu mich schon, mich nachher auf das Buch zu stürzen :D
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Elenyafinwe
M
(Autor)
Am 20.03.2018 um 0:59 Uhr
Bin gespannt, wie du es findest! Gib mir dann mal Bescheid, bin neugieirg. Und wie gesagt, es liest sich superfix weg ;)
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Sephigruens Profilbild
Sephigruen Am 14.06.2017 um 10:31 Uhr
Irgendwie sieht das Präsentationsfoto ja selbst wie ein Cover für eine Gothic-Romanze aus. Die würde ich sogar lesen :D
Das thematisierte Buch … gar nicht meins.
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magicblues Profilbild
magicblue Am 09.06.2017 um 18:00 Uhr
Das klingt bei dir als wäre der Text eine nüchterne Vorgangsbeschreibung unter einem Flutlicht... ich hab ja nichts gegen gute Erotik, ich lese sie sogar durchaus gerne, aber bei sowas... naja, da mache ich dann wohl einen Bogen drum :D
So zweideutig fand ich deinen Text gar nicht und dabei bin ich ein Profi in Zweideutigkeiten;)

Autor

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Bewertung

8 Bewertungen

Statistik

Kapitel: 218
Sätze: 3.425
Wörter: 77.645
Zeichen: 480.598

Kurzbeschreibung

"OAAARGFLFUUU! WAS MACHT DER AUTOR DA?!" So oder so ähnlich lauten meine Ausbrüche, wenn mir mal wieder Schundliteratur in die Finger geriet. Gelegentlich breche ich jedoch auch in Freudentränen aus, wenn ich etwas absolut Göttliches lesen durfte. Auf der Suche nach unterhaltsamen Verrissen oder dem einen oder anderen Literaturtipp? Dann sind meine Rezensionen vielleicht die richtige Anlaufstelle. Überwiegend Fantasy, aber gelegentlich schnuppere ich auch in andere Genre hinein. Gelegentlich durchsetzt mit Buchvorstellungen, zumeist zu Tolkiens Werken.