Ich hab jetzt schon ein paar Playstorys angespielt oder durchgespielt und es gibt tatsächlich ein paar Dinge, die ich als Leserin eher nicht so gelungen finde. Das sind allem voran:
Kick-offs nach dem ersten Klick: Es ist klar, dass bei einer Playstory jede Entscheidung zu einem Ende führen kann. Aber wenn die erste Entscheidung schon in einem Ende mündet, finde ich das sehr unbefriedigend. Das ist wie beim Lauf beim Lossignal loszurennen, um den Bruchteil einer Sekunde später gegen eine Wand zu klatschen. Mit einem Kick-off nach der zweiten oder dritten Entscheidung hab ich kein Problem, aber nicht gleich zu Beginn
Zu ähnliche Handlungsstränge: Bei den meisten Playtsories reizt es einem nach dem Kick-off ja doch zu sehen, wo die anderen Entscheidungen hingeführt hätten und man beginnt voller Neugierde von vorn zu spielen. Da finde ich es dann immer sehr ernüchternd, wenn es wenig Variation gibt und es eigentlich so läuft, dass ich mich bei der Frage "Bahnhof oder Shopping" für den Bahnhof entschieden und das Kapitel sich dann darum drehte, dass die Polizei dort einen Leichenfund hat und in der zweiten Version erstmal Shopping angesagt ist und die Leute dann davon erzählen, dass am Bahnhof eine Leiche gefunden wurde oder noch schlimmer der Satz steht "nachdem du zwei neue Kleider hattest, gehst du endlich zum Bahnhof". Es ist okay, wennn die große Hintergrundgeschichte und die Auflösung die gleiche ist ala "Der Gärtner war der Möder", aber ich würde bei anderen Entscheidungen dann doch lieber etwas wirklich Neues, neue Nebenplots ect." erleben, das auch interessant ist un nicht so ähnlich. Wobei ich es auch wirklich mal cool fände, wenn jeder Weg am Ende wirklich in einer anderen Geschichte enden würde, auch wenn das natürlich sehr viel für Schreiberlinge voraussetzt.
Baustellen und lose Enden: Auch das finde ich sehr nervig. Eine Entscheidung zu treffen und dann auf eine Seite zu kommen, auf der nur "Fortsetzung folgt" oder "hier wird noch gebaut" steht. Das betrifft Seiten, auf denen wirklich nur das steht, ebenso wie nennen wir es offene Enden. Auf der Seite steht zwar Geschichtentext, aber es wirkt total unabgeschlossen. Wenn ich auf eine Seite komme, wo es nicht weitergeht, will ich auch wirklich vom Lesen her das Gefühl haben, am Ende der Geschichte zu sein. So sehr ich den Reiz verstehe, schnell hochzuladen und schnell Feedback zu bekommen, Playstories gehören imo erst wirklich fertiggeschrieben. Deswegen ist meine auch noch nicht online, obwohl ich offline schon ne Weile dran schreibe.
Ob viel Geschichtentext oder wenig ist für mich eher irrelevant. Bei der Du-Perspektive kommt es darauf an. Ich mag es ganz gerne, wenn es eher ein passiv-erlebendes Du ist oder die Entscheidungen/Interaktionen so geschrieben, dass sie auf jeden zutreffen könnten. Aber wenn das Du dann einen Typen anflirtet und seine Muckis anschmachtet oder so, bin ich auch weg. Das bin nämlich nicht ich, die da beschrieben wird. Für mich ändert es da auch nicht, wenn vorher geschrieben wird "Du bist Charakter X" - beim Pen&Paper kann ich mir aussuchen, welchen Charaktertyp ich spielen will, bei ner Playstory nicht und wenn mir der Charakter nicht zusagt, mag ich es dann auch nicht weiterlesen.