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Revolution, Unabhängigkeit und das Schicksal - Part III der Zeitreisen

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22.03.25 12:05
16 Ab 16 Jahren
In Arbeit

Autorennotiz

Einleitung

Hallo ihr Lieben!

Auch für Mistress Kenway beginnt jetzt ein neuer Abschnitt, welcher noch vor kurzem kaum ersichtlich war. Niemand hatte sie vorgewarnt, was wirklich auf sie und ihre Familie zukommen würde. Abgesehen von den geschichtlichen Ereignissen tapste sie blind umher!

Damit ist jetzt Schluss und den Beginn macht ENDLICH die Enthüllung Alexandras tatsächlicher Bestimmung! In Asgard wird ihr offenbart, welche Fähigkeiten ihr noch zur Verfügung stehen und – ein paar haben es sicher schon geahnt – das Blut von Skuld, der Norne der Zukunft, fließt durch ihre Adern!

Lasst uns gemeinsam schauen, wie sich diese Götter mit den Wirren des Krieges oder auch dem alltäglichen Leben verbinden lassen. Einige mächtige Wesen werden noch hinzukommen, jedoch nicht immer zur Unterstützung!

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen des neuen Buches und lasst gerne auch ein Feedback da. Ich freue mich darüber!

Ein lieber Gruß

MrsHEKenway

PS: Es gibt auch hier wieder einige Kapitel in denen die Geschichte um Faith Cormac von meinem kleinen Todesengel aufgegriffen werden. Soweit es bereits möglich ist, werde ich diese oder die Story selber verlinken!

9 Charaktere

Edward J. Kenway

Pirat Edward James Kenway, geboren 10. März 1693 Swansea, Wales, gestorben 3. Dezember 1735 London. Vater von Haytham Edward Kenway und Großvater von Ratonhnhaké:ton (Connor Kenway), ein stoischer Mensch, der zu Beginn der Piraterie nur Ruhm und Reichtum im Sinn hatte. Bei den Assassinen lernt er, dass das alles keinen Sinn hat, wenn keine Familie und Freunde mehr da sind.

Haytham Edward Kenway

Haytham E. Kenway, Sohn von Edward J. Kenway, geboren 04. Dez. 1725, London, gestorben 16. Sep.1781, New York, durch die Hand seines eigenen Sohnes Connor Kenway. Haytham war ein sehr vornehmer Engländer, der jedoch immer bereit war, alles zu tun was nötig war um sein Ziel zu erreichen. Er verachtete den Assassinenorden, hielt die Ziele, die sie vor hunderten von Jahren hatten, aber für ehrenhaft.

Charles Lee

Charles Lee (*6. Februar 1732 in Cheshire, England;† 2. Oktober 1782 in Pennsylvania) war ein Templer und ein General während der Amerikanischen Revolution. Er wurde kurz nach der Ankunft von Haytham Kenway in Boston von den Templern rekrutiert, obwohl er bereits mit ihnen sympathisierte. Er arbeitete sich sehr schnell in der Hierarchie nach oben und wurde bald die rechte Hand des Großmeisters.

Jennifer Scott

Edwards Tochter, geboren 1713, Halbschwester von Haytham E. Kenway, Jennifer wuchs bei ihrer Mutter Caroline Scott in Bristol auf. Da Jennifer nach der Abreise von Edward erst geboren wurde, blieb ihm seine Tochter lange Zeit unbekannt. Das änderte sich 1720, dem Jahr, in dem Caroline starb. Danach arrangierte sie eine Reise zu ihrem Vater in die Karibik, um ihn auf Great Inagua kennenzulernen.

Shay Patrick Cormac

Shay Patrick Cormac (12.09.1731-Unbekannt) war einst ein Assassine, der später ein Mitglied des Templerordens wurde, im Atlantik während des Siebenjährigen Krieges tätig war, und den Kolonialen Assassinenorden mit anderen Templern fast vollständig auslöschte.

Thomas Hickey

Thomas Hickey war ein Templer während der Amerikanischen Revolution. Auch er war daran beteiligt den verborgenen Tempel der Ersten Zivilisation zu finden. (geb. unbekannt + 1776) Hickey durchlief verschiedene Positionen im Revolutionskrieg. Zu Beginn noch an der Front stationiert, wurde er bald zur persönlichen Wache Washingtons. Zudem war er für die Finanzen der Kontinentalarmee zuständig.

Edward Haytham Kenway

Sohn von Alex und Haytham Kenway, geboren 4.12.1763, Virginia.

Alexandra Kenway

Ehefrau von Haytham Edward Kenway, Zeitreisende und Schicksalsgöttin!

Florence Tessa Kenway

Tochter von Alex und Haytham Kenway, geboren 4.7.1766. Virginia.

Kapitel 1

~~~ Odins Sicht auf das Geschehen ~~~

Philadelphia – Dezember 1773 – Wohnsitz des Dukes of Ironside

 

Es kam nicht oft vor, dass sein Geist so verwirrt und voller Spinnweben war. Aber in den letzten Tagen, nein, Wochen!, war es beinahe schon unerträglich für ihn gewesen.
Dieser Hrymr war irgendwo! Er konnte seine Gegenwart spüren, aber nicht orten!
Auch Loki oder sogar Balder war es nicht möglich eine Spur ausfindig zu machen.
Sie hatten die Naglfar mittlerweile, weil sie eh zur Reparatur vor Anker lag, mit einem Schutzschild vor ihm versehen. Hel war ihm dieses Mal zur Seite gesprungen, weil auch sie spürte, dass dieser unangenehme Riese etwas im Schilde führte.
Sie hofften, dass sie dadurch mehr Zeit gewannen.
„Mein Liebster, lass das Grübeln. Es bringt doch nichts. Deine Tochter ist gut beschützt und im
Moment nicht in Gefahr.“ hörte er Frigg aus Richtung der Tür seines Arbeitszimmer sprechen.
Müde blickte er zu ihr.
„Vermutlich hast du Recht, aber … sie ist noch so unerfahren. Wir hätten sie viel früher einweihen und trainieren sollen.“ seufzte er.
„Alexandra war aber noch nicht bereit. Denke an Edward! Auch er brauchte eine gewisse Ermunterung, ehe er verstand, was oder WER er war.“ langsam war sie neben ihn getreten und legte ihren Arm um seine Schulter.
„Das ist richtig, aber … meiner Tochter habe ich nie … der Vater sein können …“ kopfschüttelnd richtete er seinen geistigen Blick auf ihre Umgebung.

 

Jedes mal wenn er sein Kind so betrachtete, wurde ihm bewusst, dass es bald an der Zeit wäre, sie in ihre wahre Bestimmung einzuführen. Noch war Alex der Ansicht, sie sei zwar seine Tochter und hätte eine Verbindung mit Thyra ihrer Vorfahrin, Sygtryggr und deren Tochter. Sie ging davon aus, dass er sie NUR leiten wollte.
„Dann solltest du ihr so schnell wie möglich sagen, dass sie …“ begann Frigg.
„Nein!“ fiel der Allvater seiner Frau ins Wort. „Sie ist nicht wie diese Isu. Sie ist ein Mensch!“ doch schon bei diesen Worten dämmerte ihm, was er falsch gemacht hatte.
Sie war kein normaler Mensch, sie war eine dauerhafte Reinkarnation in tausenden von Jahren gewesen. All diese Erinnerungen schlummerten derzeit in Alex! Aber sie hatte noch nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft. Wie auch?
„Schau, sie nutzt alles, was wir ihr bisher beigebracht haben und sie hat Heimdallr immer in ihrer Nähe. Ach, schau mal wer da durchs Fenster kommt!“ lachte seine Frau und der Rabe Munnin setzte sich auf die rechte Lehne seines großen Stuhls. Es war mehr ein Thron, wenn man es genauer nahm. Hier hatte er alles im Blick und verpasste kaum etwas, so hoffte er. Doch die Zeiten wurden immer schnelllebiger und das 21. Jahrhundert war überhaupt nicht nach seinem Geschmack gewesen. Er lobte sich dieses 18. Jahrhundert gerade. Hier hatte er noch Möglichkeiten sich ungesehen unter die Menschen zu mischen.

 

Plötzlich sah er, wie seine Tochter eine Vision von einem Baum und einer Quelle hatte.

Etwas erstaunt verfolgte er ihre Gedanken. Alex war in einem kleinen Geschäft um nach Weihnachtsgeschenken für seine Enkel zu suchen. Ein warmes Lächeln huschte bei diesem Gedanken über sein bärtiges Gesicht.
„Deine Enkel kannst du bald nicht mehr zählen, mein Liebster.“ seine Frau strich ihm liebevoll dabei über die Schulter.
Wo war sie nur hingeraten? Etwas an diesem Laden irritierte ihn. Die Besitzer … sie waren ihm nicht bekannt, oder doch! Der Herr … er war damals im heutigen Spanien ebenfalls Händler gewesen. Sein Warensortiment umfasste phantastische und oft wundersame Dinge, die wie von einer anderen Welt zu sein schienen.
Odin hatte sich damals mit ihm angefreundet. Nicht in seiner wahren Gestalt, nein. Er war der Wanderer, welcher auf der Suche nach dem Außergewöhnlichem war, so hatte er es ihm erklärt.
Alex hielt einen prunkvollen Fächer in der Hand. Die Zeichnung darauf ähnelt Yggdrasil und der Quelle, die ihn speist. Aber … es war ein Ort in Katalonien? Oder täuschte er sich? Dort waren auch die Ringe!
„Sie ist auf dem richtigen Weg. Sieh es dir an.“ der Allvater nahm die Hand seiner Frau und zeigte ihr im Geiste, was er meinte.
Sie hatten die Ringe für die Zeitreise an einigen Orten versteckt und bewachen lassen. Dieser Tobias Schäfer hatte sich in Spanien umgesehen und sein findiger Geist hatte den Ort, wo sie verwahrt wurden schnell ausfindig machen können.
Bis heute bereute er, dass er diesen Herren nicht eingeweiht hatte. Auch er hätte von all diesem Wissen profitieren können. Vielleicht sollte er beizeiten noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Doch das musste jetzt warten.

 

Seine Tochter hatte oft noch mit diesen Kräften zu kämpfen, so auch dieses mal. Eine Ohnmacht war demnach vorprogrammiert. Aber sie berappelte sich schnell und wollte zurück zu ihrer Familie.
Plötzlich zuckte der Allvater zusammen, als Alex aus dem Geschäft trat und dieses sich hinter ihr in Luft auflöste.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Auch sie dachte an Tobias´ Suche oder ganz allgemein an die Zeitreiseartefakte. Sie war dem Ganzen sehr nahe, aber der Ort selber würde sich ihr nicht direkt offenbaren, wenn sie dort ankäme.
„Wenn Alexandra dort eintrifft, dann instruiere sie und leite sie. Aber … was ist dort so wichtiges verborgen?“ hakte Frigg grübelnd nach.
„Ein Artefakt auf ihrer Liste.“ jetzt konnte er sich ein wissendes Schmunzeln einfach nicht mehr verkneifen. „Etwas völlig unscheinbares! Ich befürchte, dass sie es aus den Augen verloren haben wird. Wenn ich so darüber nachdenke, hat meine Tochter seit geraumer Zeit nicht mehr über diese Suche nachgedacht!“
Nein, hatte sie nicht. Warum auch? Es gab die Kinder, den bevorstehenden Revolutionskrieg und so weiter.
„Du meinst aber nicht dieses leuchtende Glas, welches mich immer genervt hat, wenn ich es befüllen wollte und es sich selber wieder entleerte?“ hörte er seine Gattin maulen.
„Genau DAS!“ grinste er. „Wenn man es mit dem Wasser der Quelle füllt, bleibt der Inhalt bestehen und offenbart einen kleinen Einblick in unsere Welt.“ plötzlich schoss er hoch und brachte seinen Stuhl zum Wanken damit!
„Alexandra hat keine Ahnung, was sie hier erwarten wird. Sie glaubt an die gängigen Erzählungen von Walhalla, Asgard und Bifröst zum Beispiel! Das reicht nicht! Lehre sie, ihre Fähigkeiten besser zu nutzen…“ weiter kam Frigg leider nicht, weil Odin ihr ins Wort fiel.

 

„Boston scheint gerade jetzt ein geeigneter Ort zu sein, sie einzuweihen. Nicht ganz, weil wir dazu nach Asgard reisen müssten. Ich sollte ihr ein paar Erinnerungen geben, ein paar neue Fähigkeiten.“ grübelte der Allvater vor sich hin, als sich die Göttin der Unterwelt zu Wort meldete.
„Ich hatte da eine kleine gemeine Idee, wie deine Tochter lernt noch mehr Unruhe zu stiften!“ ihre Stimme überschlug sich schon fast vor lauter Euphorie!
„Wir wollen nicht unnütz auffallen, es reicht schon, dass Hrymr ein Auge auf Alex und uns geworfen hat in Boston!“ fauchte er die Göttin an.
„Schon gut. Ich habe Snotra dennoch angewiesen ihr einen Ring zu geben, mit dem sie ein wenig Unwohlsein bei dem einen oder anderen hervorrufen kann.“ ihr diabolisches Lachen passte zu ihrem Aussehen. Ihre Herrschaft war streng in Helheim und kaum jemand entkam ihr. Garm, der dreiköpfige Wächterhund, war ihr immer ein treuer Begleiter gewesen! Er ließ niemanden fliehen!
„Hoffentlich achtet sie auf den richtigen Zeitpunkt! Ich spüre diese ganzen anderen Kräfte, Götter und Einflüsse um meine Tochter drumherum und will nicht, dass jemand falsches dieses Werkzeug in die Finger bekommt.“ Odin war keineswegs ein Freund der anderen Helfer und Beschützer von Alex´ Freunden. Bisher hatte er es toleriert, mehr aber auch nicht.

 

Im Laufe des Tages erhielt er noch weitere Nachrichten aus den anderen Welten, aber alles in allem waren keine Katastrophen zu befürchten oder passiert.
Erleichtert widmete er sich Alex, welche jetzt mit Faith und den Kindern zusammensaß. Plötzlich flackerten kurze Sequenzen von einem Herren auf, welcher in arger Bedrängnis gewesen zu sein schien. Doch näheres konnte er nicht erkennen.
Aber er spürte, dass seine Tochter eine gewisse Schadenfreude in diesem Moment hegte. Erst jetzt bemerkte er, dass es sich um diesen Widerling Charles Lee handelte. Schon damals hätte er ihm gerne eine Lektion erteilt als er sich an ihr vergehen wollte. Leider hinderten die noch frischen Umstände ihn und die anderen Gottheiten daran.
Hel hatte ihr also einen Ring gegeben, welcher sie befähigte, anderen Schmerzen und Leid zuzufügen, ohne selber mit im Raum sein zu müssen. Das würde Alexandra sicherlich gefallen, grinste er breit.
„Wie ihr Vater!“ lachte Frigg über ihren Weinkelch in seine Richtung.
Die Truppe um seine Tochter beriet die Vorgehensweise für die anstehende Teeparty.

 

„Hexe!“ hörte der Allvater diese schnarrende Stimme im Geiste durch Alex. Dieser Lee stand direkt neben ihr.
Tyrs Schützling Haytham warnte ihn sich zu zusammenzureißen, es könne sonst passieren, dass Charles nicht mehr lange beim Militär wäre.
„Zügelt euch, ehe ihr wieder unter diesen merkwürdigen Kopfschmerzen oder noch schlimmerem leidet. Wir wollen doch nicht, dass ihr zu Schaden kommt.“ ihre Worte waren voller Sarkasmus und Odin spürte, wie ihr ein wenig übel wurde.
„Ihr werdet noch sehen, wer am längeren Hebel sitzt, Hure!“ flüsterte er fast unhörbar und war so nah neben ihr, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte.
Einen Schritt näher, eine weitere unverschämte Beleidigung von euch und ich lasse euch hier vor allen auf dem Tisch tanzen! Nackt! Diese Worte drangen direkt in seinen Kopf. Sie betrat gefährliches Gebiet, dieser Mann war eh schon der Meinung, sie gehöre auf den Scheiterhaufen.
„Eure Magie kann mir gar nichts. Seht ich habe ein Amulett welches mich vor euren Flüchen schützt.“ sprach Charles leise und hielt ein wohl bekanntes Symbol vor Alex´ Nase.
Es war das Rad des Lebens!
Dieses Schutzamulett war vor Jahrhunderten aus der Schmiede in Svartálfaheimr gestohlen worden. Von keinem geringeren als Hrymr, der eine letzte schändliche Tat begehen wollte, ehe er gänzlich verbannt wurde.

 

Odin konzentrierte sich auf Boston mit dem dazugehörenden Untergrund. Er ging alle Wege im Geiste hastig ab, während gleichzeitig Munnin und Hugin sich in die Lüfte erhoben um sich ebenfalls einen Überblick zu verschaffen.
Dieser Riese hatte sich wahrlich gut versteckt, musste er sich eingestehen.
„Ich störe ja nur ungerne, aber hast du gesehen, wer sich plötzlich manifestiert hat?“ es war Hel, die ihn grinsend aus seiner Konzentration riss.
„Verdammt … ich kann sie sehen! Findet hier ein Treffen der Unterweltgötter statt? Wie kommt jetzt auch noch Nyx dorthin! Verdammte Axt!“ seine Raben ließen ihn an ihrer Erkundung teilhaben. „Da stehen sie ja!“ fauchte er als er Hrymr mit dieser Göttin gegenüber der Herberge seiner Tochter bemerkte.

Die Frau auf dem Zitatbild ist KI generiert!

Kapitel 2

~~~ Wie sage ich meiner Tochter die Wahrheit? ~~~ ​​​​​​

 

Es war nicht leicht, jetzt alles im Auge zu behalten.
„Was soll ich sagen, wärst du nicht so gierig gewesen, hättest du noch beide Augen, Havi!“ lachte Hel mit einer großen Portion Zynismus und zuckte zurück, als der Allvater seine Hand hob.
„Wage es nicht mich zu verspotten!“ diese donnernde Stimme ließ die Scheiben in seinem Arbeitszimmer klirren.
„Schon gut, ich werde mich jetzt mal umsehen, wie dieser Kotzbrocken an diesen Schmuck gekommen ist.“ sie löste sich in feinen Rauch auf und war verschwunden.
„Liebster! Wir alle sind auf den Beinen und werden Alex zur Seite stehen. Aber jetzt wäre ein idealer Zeitpunkt ihr etwas mehr über ihre Bestimmung und Zukunft zu erklären.“ drängte seine Gattin erneut. Sie hatte ja Recht.
„Also schön, Haytham wird sich mit Lee unterhalten. So werden wir wissen, woher ER es hat und dann sehen wir weiter.“ seufzte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

 

Es dauerte eine geschlagene Stunde bis Tyr bei ihm erschien.
„Wir wissen jetzt, dass eine alte Seherin Lee dieses Amulett verkauft hat. Aber … sie war nicht sie selbst.“ druckste er herum. Es war schwer die richtigen Worte zu finden, ohne Odins Wut heraufzubeschwören. „Ich habe dieses Geschäft aufgesucht und … Catriona, so heißt sie, agierte wie besessen. Jemand kontrolliert sie. Es muss …“ weiter kam er nicht.
„NYX! Sie ist dazu in der Lage. Sie hält sich in Boston auf.“ gemeinsam gingen die beiden Götter jetzt im Geiste durch Boston, grasten zum wiederholten Male alle Straßen und Winkel ab, bis sie vor einer weiteren Herberge landeten. Es war deutlich zu spüren, dass hier eine große dunkle Macht ihr Unwesen trieb.
Der Allvater tastete sich vorsichtig vor und sah wie sich die beiden Individuen Hrymr und Nyx gerade vergnügten.
„Oh bitte!“ er wandte sich ab. Das war genug für den Augenblick.
„Was machen wir jetzt? Wir wissen, dass … sie werden versuchen Alex in diesen Laden zu locken! Das müssen wir unterbinden. Ich weiß auch schon wie!“ rief Tyr und ging auf die Suche nach Hel. Sie musste ihm jetzt helfen.
Odin selber begleitete sie wieder im Geiste.

 

Das Ladengeschäft an sich war verlassen. Die Besitzerin lag gerade friedlich in ihrem Bett.
„Dort soll sie bleiben!“ wies der Allvater Loki an und dieser drang in den Geist der alten Dame.
„Oh … das ist ja … was für ein Chaos herrscht in ihrem Kopf. Diese Griechin hat ganze Arbeit geleistet! Das Gehirn ist nur noch Matsch!“ fluchte der Trickser wütend!
Somit hätten sie aber freie Hand und konnten alles für Alex und ihre Familie präparieren! Es würde nicht mehr lange dauern und sie würden hier auftauchen.
Eine Illusion des leeren Verkaufsraumes war schnell geschaffen mit den dazugehörigen Sicherheitsmaßnahmen, falls Hrymr sich hier ebenfalls noch einmal blicken lassen sollte. Davon konnte man natürlich auch ausgehen.
Unter anderem gab es sich selbst zumauernde Fenster und Türen um die Flucht zu unterbinden.
„Wie wäre es, wenn wir sie alle nach Svartálfaheimr schicken würden? Dort könnten wir deiner Tochter mehr über ihre Herkunft zeigen…“ Hel zögerte bei diesen Worten, sie wollte den Allvater nicht erzürnen, wenn sie zu sehr vorpreschte.
„Die Passage muss aber sicher sein! Und … meinen Enkelkindern darf nichts passieren!“ auch Odin grübelte über dieses Szenario nach.
„Das kann ich übernehmen. Sie werden für eine kleine Weile junge Erwachsene sein! So ist auch Alex beruhigter denke ich.“ lächelte Mutter Idun in die Runde.
Thor und Brünhild nickten zustimmend. Snotra sah sich jedoch etwas fragend um.
„Es geht um Helena, nicht wahr?“ hakte die Hüterin der goldenen Äpfel nach. „Die Cherubs werden sie gemeinsam mit uns beschützen.“ diese Zuversicht übertrug sich auch auf alle Anwesenden.

 

Die Passage in das Reich der Zwerge war schnell geöffnet und entsprechende Schutzbarrieren errichtet.
Der Allvater ging im Geiste noch einmal alles ab, ehe auch er sich in seiner wahren Gestalt dort manifestierte.
Ein Grummeln und Knurren drang ihnen in die Ohren.
„Oh, Garm meldet sich schon zu Wort.“ lachte Loki und ging mit Hel weiter in die Höhle hinein.
„Havi!“ rief eine Stimme ehrfürchtig neben ihm.
Es war der Schmiedemeister Zwerg, welcher hier seine Werkstatt hatte. Von hier hatte Hrymr auch den Schmuck mitgehen lassen.
„Schau an, Ráðsviðr! Lange nicht mehr gesehen! Wie geht es dir und der Schmiedekunst?“ diese Frage war nicht nur der Höflichkeit geschuldet, sondern zeugte von ehrlichem Interesse.
Danke, ich kann nicht klagen. Ich habe mich an einige neue Projekte gewagt, nachdem … du weißt ja. Dieser Raub damals … die Schmach liegt immer noch schwer auf meinen Schultern.“ mit gesenktem Blick stand er vor dem Göttervater.
Ich weiß, ich weiß.“ winkte er ab und sah sich hier etwas um. Hier und da waren gepanzerte Handschuhe in den Regalen zu finden, oder Schilde die leicht schimmerten. „Du hast bald eine Besucherin …“ wollte er dem Zwerg gerade erläutern, als dieser grinsend die Hand hob.
Das habe ich schon von Hugin vorhin gehört. Sie wird hier wirklich erscheinen, ja? Es wird mir eine Ehre sein, deine Tochter hier begrüßen zu dürfen.“ er verbeugte sich mehrfach bei seinen Worten vor Havi.
Ich bin beruhigt, dass du es schon mitgeteilt bekommen hast. Alexandra wird jedoch noch etwas befangen sein. Sie … ist noch nicht in alles eingeweiht.“
Der Schmied sah ihn mit großen Augen an.

Meine Lippen bleiben versiegelt, bis du erlaubst, ihr alles zu erzählen. Wie gerne würde ich … aber nein. Das hat noch Zeit, nicht wahr?“ in den Augen Ráðsviðrs sah man diese Freude über den bevorstehenden Besuch.
Genau so ist es.“ Odin klopfte ihm auf die Schulter und folgte dann den Stimmen aus dem nächsten Gewölbe, wo sich Garm aufhielt.

 

Dieser dreiköpfige Wächter vor den Toren Helheims war immer wieder ein beeindruckender Anblick. Würde seine Tochter Angst vor ihm haben oder sich einfach ihrer Aufgabe stellen.
Sie weiß doch um die dreiköpfigen Hunde. Sie kennt die griechische Variante ja auch schon aus den Geschichtsstunden!“ erklärte Tyr. Er war es, der hin und wieder Bericht erstattete, wenn sein Schützling und die Tochter des Allvaters etwas neues lernten oder erfuhren.
Ein leises Flüstern in der alten Sprache riss Odin aus seinen Gedanken.

Hel strich dem Wächter sachte über den rechten Kopf.
Du wirst bald Zeuge eines interessanten Spektakels wenn alles richtig läuft. Du lernst die Tochter unseres Allvaters kennen.“ lächelnd sah sie dabei in seine Richtung.
Sie würden jetzt noch den Plan für die Familie Kenway besprechen, wie man sie in alles oder fast alles einweihen konnte.

Alex wusste, dass sie die Wächterin über Zeit und Raum war. Ihr war klar, dass es eine gewisse Gefahr darstellte, wenn man hin und her sprang.
Was Odin ihr aber nie erzählt hat, wog schwer auf seinem Gewissen.
Die Geschichte oder das Schicksal ließ sich nicht ändern, das war es nicht.
Seine Tochter besaß aber eine einzigartige Fähigkeit, welche ihr ermöglichte sich in eine andere Gestalt zu verwandeln. Bisher war das nur ihm oder vielleicht noch Loki vorbehalten. Das Risiko, dass sie es völlig unbedarft nutzte war zu groß, weswegen sie alle noch davon abgesehen hatten, ihr diese Möglichkeit aufzuzeigen.
Dazu kam dieses Robuste in ihr und ihrem Körper. Sie war widerstandsfähiger als die Normalsterblichen, das war zwar schon bekannt, jedoch agierte seine Tochter immer noch sehr sehr vorsichtig.

 

Wir sollten alsbald in Erscheinung treten, Havi! Sie spürt selber, dass etwas in ihr ruht, was sie nicht deuten kann. Wie lange willst du sie noch im Unklaren lassen?“
Ich spüre, dass ich zu lange gewartet habe und ich denke, wir werden sie erst einmal hierdurch bringen mit Hrymr. Ich gehe auch stark davon aus, dass danach eine Verschnaufpause von Nöten sein wird. Wir werden Alex nach Asgard bringen mit ihrer Familie!“ sprach Odin leise, weil sein schlechtes Gewissen ihn gerade quälte.
Wie würde sie auf die Nachricht, dass sie das Blut einer der Schicksalsgöttinnen in sich hatte, reagieren? Außerdem musste man ihr schonend beibringen, dass sie ebenfalls eine der Walküren war, welche unter Freyas Befehl standen.

Ganz zu schweigen, wie man Alex die Möglichkeit der Gestaltwandlung erklären sollte. Würde sie Angst davor haben oder eher neugierig einen Versuch starten?
Jetzt warte doch ab, bis hier alles in trockenen Tüchern ist, mein Liebster!“ Frigg war an seine Seite getreten und drückte sanft seinen Arm.
Lächelnd sah er seine Gattin an.

Wir haben soweit alles vorbereitet, nehme ich an?“ hakte er noch einmal nach und sah sich hier um.

 

Kapitel 3

~~~ Willkommen in Asgard, Solveig ~~~

 

Weil es gerade so schön passt - hier ein fantastisches
Lied von Wardruna vom neuen Album "Birna"

 

Vor dem Tor mit Garm, so war der Plan, sollten sie auf diesen Schmarotzer und diese Nyx treffen.
Sie zogen sich alle für den Moment zurück und überblickten aus den Schatten das Treiben im Laden oben.
Es dauerte nicht lange, bis er seine Tochter ganz in der Nähe spürte.
Lächelnd sah er, dass sein Plan funktioniert hatte. Niemanden hatte er in Kenntnis gesetzt, wer hier wirklich zu erwarten war. Edward Junior, Florence und sogar Helena waren als junge Erwachsene erschienen! Gemeinsam mit Loki hatte Idun sie in diese Gestalten versetzt, mit den entsprechenden Lebenserfahrungen. Sie kamen, wenn man es genau nahm, auch aus der Zukunft. Bei seinem Enkel spürte er sogar diese Verbundenheit mit Anna Cormac. Der Gott Ra und er hatten damals einfach ein Bündnis geschlossen und Alex vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Ihr Sohn war auserkoren dieses Mädchen zu beschützen… dieser Gedanke, dass ein Gott der Unterwelt einer der biologischen Väter war, brachte ihn in Rage. Aber Edward war genau der Richtige für diese Aufgabe mit Thor an seiner Seite. So hoffte er immer noch. Wer weiß aber, was die Zukunft für diese beiden Menschen noch vorgesehen hat?

 

Bevor jedoch seine Tochter hier vor Garm erschien, sah er Hrymr wie er sich mit dieser Nyx versuchte zu verstecken.
Hatte er es richtig beobachtet? Die beiden manifestierten sich aus schwarzem Rauch in dieser Halle? Diese griechische Chaosgöttin war also nicht zu unterschätzen, aber würde sie sich auch seiner Tochter entgegenstellen?
Die Frage erübrigte sich schnell, als sie sich wieder in diesen Dunst auflöste und unter dem Spalt des Tores zu Hel verschwand. Zurück blieb der Schmarotzer, welcher sich in eine dunkle Ecke schlich um Alex aufzulauern.
Odin wusste, dass er es auf das jüngste Familienmitglied abgesehen hatte, weil Hrymr nicht mehr so leichtes Spiel mit ihrer Mutter hatte. Seine Tochter hatte die Mauer in ihrem Kopf perfektioniert, auch wenn sie hier und da noch etwas bröckelig werden konnte, wenn sie etwas abgelenkt war. Doch das kam zum Glück nur selten vor.

 

Stimmen drangen an sein Ohr und Familie Kenway betrat mit dem Schmied diese Halle.
Hel hatte sie mit einer verstellten Stimme hierher gelotst, weil sie befürchtete, dass Alex sonst nicht den Weg finden würde.
Da war sie wieder, diese Vorsicht seiner Tochter, welche nicht immer von Nöten war. Auch das war etwas, was man ihr noch austreiben musste.
Bevor hier jedoch, so befürchtete er, ein Kampf ausbrechen würde, trat er vor ihnen in Erscheinung und umschloss ohne große Worte seine Tochter mit seinem Umhang.
Es war an der Zeit sie einen kleinen Blick auf ihre Heimat werfen zu lassen. Auf die Göttinnen, welche sie erwarten würden.
In Asgard!
Das sind Skuld, Andarta und Vör! Sie werden dich bald an weitere Fähigkeiten führen und du wirst deine Bestimmung erfahren. Soviel sei gesagt, diese Momente in welchen du das Gefühl hast zu wissen, was gleich passiert, kommen nicht von ungefähr. Das Blut der Norne der Zukunft fließt durch deine Adern! Erklärte er und nach und nach traten die Frauen vor um sich vorzustellen.
Und jetzt weißt du ein wenig mehr über das, was dich noch erwarten wird! Alex sah zu ihm auf unter seinem Umhang und lächelte selig. In ihr spürte er eine gewisse Kraft, welche ihre Fähigkeiten noch weiter festigte. Dazu sah er in ihren Augen eine Zuneigung aufflammen, die sie ihm noch nie so gezeigt hatte.
Ja, er hatte zu lange gewartet. Doch jetzt würden sie gemeinsam die nächsten Wege beschreiten!

 

Und dann hatte Hrymr anscheinend seine Geduld verloren und trat aus den Schatten heraus um seinem größtem Feind gegenüber zustehen.
Suchend sah sich Odin nach seiner Begleiterin um, doch von Nyx war nichts zu sehen. Vermutlich vergnügte sie sich in Helheim. Die dortige Göttin war bestimmt nicht begeistert über so eine Besucherin, grinste er in sich hinein.
Der Kapitän der Naglfar begann mit den Worten, dass Lee ein fantastischer Lockvogel gewesen sei und er jetzt gerne das Artefakt zurück haben würde. Doch er wartete keine Antwort ab, sondern griff sofort Alex an, welche etwas perplex mit einer eigenen Attacke zögerte.
Ein Hin und Her von Schlägen, ein neues Angebot seitens Hrymrs, dass er ja nur Helena wollte und das Amulett sei nicht mehr wichtig für ihn.
Seine Tochter wurde immer wütender, ihre Barriere brach langsam und ließ diesen Schmarotzer sich daran laben.
Ihre Gedanken, um die Mauer aufrecht zu erhalten, glitten immer wieder zur Seefahrt, zu ihrer Jackdaw und … da war es. Hrymr hatte einen perfiden Weg gefunden, sich wieder zu stärken. Er brauchte sein eigenes Schiff nicht. Nein, er bediente sich an dieser Liebe seiner Tochter zu ihrer Brig!
Schlag für Schlag, Gedanke für Gedanke, wurde Hrymr stärker!
Verdammt! Verschließe dich endlich! Deine Wut… sie ist wie ein Gefäß für ihn wo er seine Energie sammelt! Brüllte er in Gedanken seiner Tochter entgegen!

 

Im Grunde ging dann alles sehr schnell.
Der Gott schnappte sich Helena, welche wie in Trance in seinen Armen hing mit einem Male und begann Alex verbal zu entwaffnen indem er ihr weismachen wollte, dass er sie kannte und analysiert hatte. Er brachte diese Parallelwelt wieder ins Gespräch und versuchte so den Kampfgeist zu schwächen.
Plötzlich ging Alex in die Knie, aber nur um kurz darauf aufzuspringen wie eine Löwin um ihm genau DAS auch zu zeigen. Die Löwin beschützte ihre Jungen! Gegen solch eine Macht würde niemand so leicht ankommen.
Haytham stand an ihrer Seite zusammen mit Tyr und gab ihr Rückendeckung, während Edward, Thor, Florence und Brünhild sich hinter Hrymr schlichen, der davon keine Kenntnis nahm.
Auf drei! Hörte er Alex ihre Familie anweisen und Hrymrs Schicksal war besiegelt!
Überwältigt von diesem plötzlichen Kampfwandel ließ der Kapitän verwirrt von Helena ab, welche aus ihrer Starre ihrerseits erwachte!
Mit ihren Cherubs machte sie ihn Bewegungsunfähig, damit alle anderen leichtes Spiel haben würden.

 

Mit großer Genugtuung sah Odin, wie seine Tochter ihre versteckte Klinge hervorschnellen ließ und dem Gott damit in sein rechtes Auge stieß. Man hörte ein unangenehmes Knirschen von Knochen, ehe schwarzes Blut aus der Wunde über ihren Arm lief.
Dieser markerschütternde Schmerzensschrei rief seine griechische Begleiterin auf den Plan, welche ihn in Windeseile mit einem schwarzen Wirbel umschloss und nur noch eine dunkle Pfütze auf dem Boden hinterließ.
Die Frage, wie es jetzt weitergehen sollte, beantwortete Ráðsviðr breit grinsend.
Folgt uns einfach!“
Seine Tochter öffnete das Tor hinter Garm mit Leichtigkeit und sie alle betraten das Reich der Göttin Hel.

Wirklich wohl war ihm hier nie, weil er befürchten musste auch einigen Widersachern zu begegnen.
Nach einigen labyrinthartigen Gängen kamen sie in eine weitere Halle, wo auf einem Thron Hel mit erhobenem Hauptes saß und in ihre Richtung lächelte.
Kaum dass sie dort waren, sprach seine Tochter einen Gedanken laut aus, welcher ihn schmunzeln ließ, weil er so typisch für sie war.
Dann werde ich hier persönlich auf Charles warten in ein paar Jahren. Nur um sicherzugehen, dass er auch wirklich weg ist!“ Ihre Stimme passte zu dem grimmigen Gesichtsausdruck in diesem Moment!
Alex wusste, wer hierher kam und wer nicht.

 

Als sie jetzt aber eine Erklärung finden mussten auf die Frage, warum Hrymr so ungesehen hier agieren konnte in Boston, mussten sie sich eingestehen, dass dieses Amulett mächtiger war als bisher angenommen.
Die Schmiede hatten sich große Mühe gegeben, damit es auch wirklich funktionierte, doch nicht mit solch einer Reichweite gerechnet. Dazu kam aber auch der Gott selber, welcher es verstärkte durch seine Präsenz.
„Dann wird es Zeit, dass wir auch die anderen Artefakte finden und sie sicher verwahren, ehe dieser Schmarotzer erneut auf die Idee kommt einen Diebstahl zu begehen!“ Alexandra übernahm damit sprichwörtlich das Zepter!
DAS wollten wir unter anderem hören, Tochter! Deine Bestimmungen sind vielfältig, aber auch deine Fähigkeiten sind mannigfaltig!“ Odin betrachtete sie lächelnd bei seinen Worten.
Er war zuversichtlich, dass sie auch die nächsten Neuigkeiten so gut aufnehmen würde.
Man klärte jetzt noch die Familie auf, dass es eine Begleiterin des Kapitäns der Naglfar gab, welche nicht zu unterschätzen war.

 

Er hat eine recht mächtige Verbündete an seiner Seite. Erst ein paar Tage oder Stunde, aber sie ist ihm ähnlich und ebenbürtig. Es ist Nyx, die Göttin des Chaos und der Nacht! Tochter des Zeus und der Göttin Diana. Sie wurde verstoßen, weil ihre Macht zu stark war.“ Hel ging dabei auf und ab. „Sie kann ebenfalls in den Geist eindringen und ihn manipulieren. So wie du. Also achte auf deine Barriere, Alex.“ mahnte sie seine Tochter eindringlich. „Sie hat ihn mit sich genommen in ihre ganz eigene Welt um seine Wunden zu versorgen. Du hast ihn schwer verwundet und er wird Zeit brauchen, wieder zu vollen Kräften zu kommen. Die Naglfar ist ja keine Option mehr für ihn.“
Auf sein Zeichen hin, legte Hel ihre Hand auf Alex´ Schulter.
Du hast heute viel erlebt und erfahren. Ich denke, es ist Zeit, dass ihr euch ein wenig ausruhen solltet.“
Odin öffnete ein Portal zu ihren Füßen, welches sie auf direktem Wege nach Asgard bringen würde.

Sein Blick wanderte über die sich vor ihnen auftuende Umgebung, die Landschaft, die Gebäude und so weiter. Neben sich spürte er seine Tochter, wie sie die Luft ehrfürchtig anhielt und staunte.​​​​​​
Es ist Zeit!“ mehr sagte er nicht und schritt lächelnd neben ihr her.

 

Für alle Götter brach jetzt eine neue Zeitrechnung an!
Doch zu aller erst galt es, seine Tochter in ihre wahre Bestimmung zu begleiten und ihr zu zeigen, welche Mächte und Kräfte sie tatsächlich besaß.
Gemeinsam gingen sie hinüber zur großen Halle. Bifröst löste bei seinen Enkeln großes Staunen, aber auch etwas Angst aus.
Keine Angst, ihr fallt nicht nach unten.“ sprach Tyr und schritt neben Haytham souverän voran.
Als sie vor dem großen Tor standen, ließ er es mit einem Schnippen seiner Finger aufgleiten und sie betraten den dahinterliegenden Raum wo schon Skuld, Vör und Andarta auf sie warteten.

Mit einer leichten Nervosität stellte er seiner Tochter ihre Begleiterinnen vor.

 

Walküre und Norne Skuld (Zukunft)!

Vör - Göttin der Gerechtigkeit

Göttin Andarta - Bärin

 

Hier greife ich in der Gesichte Götterdämmerung vom Todesengel222 etwas vor. Sobald das eigentliche Kapitel veröffentlicht ist, werde ich es hier und auf den üblichen Seiten erneut verlinken! Viel Spaß beim Stöbern in der Story um Shay und Faith Cormac! 

Kapitel 4

~~~ Ankunft in Asgard ~~~

 

Wie oft hatte ich diese schillernde Brücke schon auf Bildern, in Filmen oder in Videospielen gesehen und hatte gehofft, sie irgendwann einmal selber betreten zu können.

Wieder ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass Boston irgendeine seltsame Ausstrahlung auf uns alle hatte. Es schien als würden die tiefsten Erinnerungen, Wünsche Sehnsüchte oder aber Vorhersehungen heraufbeschworen.
„Denk einmal darüber nach, wie viele Gottheiten auf einmal in dieser belebten Stadt zusammentreffen in diesem Moment. Es ist fast so, als gäbe es eine neue kleine Welt oder kleinen Platz für Versammlungen der größten Mächte.“ sprach Heimdallr über seine Schulter in meine Richtung.
„Auch wenn ich einige davon nicht ausstehen kann.“ seufzte mein Allvater leicht genervt.
„So? Wen denn zum Beispiel?“ hakte ich neugierig nach.
„Apophis zum Beispiel. Eine reine Nervensäge und immer ist er irgendwie präsent!“ seine Stimme klang wie ein nörgeliger Junge.
Mich überkam eine kalte Gänsehaut bei dem Gedanken an diesen Gott. Er war es, der Faith vor Jahren gequält hatte und … nein, ich sollte nicht jetzt darüber nachdenken. Trotzdem würde ich zu gerne wissen, warum auch er gerade in der Nähe war.
„Er muss mal wieder auf wichtig tun.“ giftete Hel plötzlich drauf los.
„Oh, hast du zu wenig Aufmerksamkeit?“ lachte Loki und ging vor den Blitzen, die plötzlich aus dem Kopf des Zepters der Göttin schossen, in Deckung!

 

Langsam kamen wir dieser Festung, die ich vorhin schon bemerkt hatte, näher. Eigentlich war es das nicht wirklich, es war mehr ein riesiges schimmerndes Bauwerk mit mehreren Stockwerken, Türmen, Zinnen und Alkoven!
Eine riesige Tür oder besser ein riesiges Bronzetor war der Eingang.
Das Gebäude stand erhaben auf einem kleinen Hügel an dessen Fuße kleine Wasserläufe ineinander liefen und wunderschöne bunte Wiesen erblühen ließen.
Der Weg zum Tor war aus buntem Stein gepflastert.
Ich sah in den Himmel, wo die Sonne ihre volle Pracht zeigte und mich wärmte.
Es war traumhaft!
„Mi sol, ich kann es gar nicht in Worte fassen.“ Haytham neben mir war ebenso sprachlos.
„Mama, das ist wirklich wie aus deinen Erzählungen und den Büchern.“ Florence war genauso aus dem Häuschen und bestaunte ihre Umgehung.
Helena hakte sich bei mir unter und lächelte mich glücklich an.
„Hier möchte ich bleiben.“ flüsterte sie.
„Ich auch.“ Edward lief vor uns her mit Thor und Heimdallr. „Fehlt eigentlich nur noch Anna!“ abrupt blieb er stehen und ich wäre fast in ihn hineingelaufen.
„Was ist, min lille skat?“ hatte ich etwas übersehen in meiner ganzen Euphorie?
„Sie … sollte auch hier sein, an meiner Seite.“ in seinen Augen lag etwas Traurigkeit und ich spürte sein schlechtes Gewissen.
„Edward, sie kann dich hierhin nicht begleiten. Auch wenn ihr zusammen gehört ist es nicht an ihr, unsere Welt zu betreten.“ erklärte der Allvater seinem Enkel. „Sie ist …“ er brach ab und suchte nach Hilfe bei den anderen.
Mir dämmerte so langsam, was mit Faiths jüngster Tochter los war. Es waren zu viele Mächte in ihr, aber was oder wer genau entzog sich meiner Kenntnis.

 

Mit einem Male verschwamm die Umgebung um mich herum und ein leichter Schwindel überkam mich …

 

Rückblende

Halloween 1768

- Virginia -

 

Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Einladung meiner Schwester im Geiste und staunte nicht schlecht, als sie uns zu einer Halloween Party einlud.
Da hatte sie sich wohl von meiner Schwiegertochter auf Haythams und meiner Hochzeit inspirieren lassen, grinste ich in mich hinein.
„Mi amor, wir gehen auf eine Gruselfeier bei Faith und Shay.“ eröffnete ich meinem Templer die frohe Botschaft.
„Eine was?“ sein Blick sagte alles. So war es ja auch gedacht gewesen.
„Wir gehen auf eine Feier zu Samhain. Du weißt doch, in der Nacht zum 1. November wenn die Geister uns am nächsten sind.“ ich wollte ihn etwas grübeln lassen, also schwieg ich einen Moment.
„Nun, ist das nicht aber auch ein christlicher Feiertag und müssten wir nicht zur Andacht?“ seine leichte Engstirnigkeit und Disziplin brach durch. Es gab Momente, da brachte mich das in Rage, so wie jetzt auch.
„Kann sein, mi amor. Aber … diese Feier wird bestimmt lustig. Die Kinder gehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten. Man verkleidet sich und ich gehe mal davon aus, dass auch unsere Götter dort anwesend sein werden. Sie werden sich so ein Spektakel sicher nicht entgehen lassen.“ ich war hinter ihn getreten und hatte meine Arme um ihn geschlungen.
„Verkleiden? Du meinst man zieht ein Kostüm an, wie in einem Theaterstück? Du weißt, dass das nichts für mich ist.“ seine Stimme klang nörgelig.
„Ach komm schon, machen wir uns einen Spaß daraus.“ ich verteilte viele großzügige Küsse auf seinem Hals, seinem Nacken und seinen Wangen, bis er mich schwungvoll auf seinen Schoß zog.
„Schon gut, du hast gewonnen. Gibt es wenigstens guten Whiskey zu … wie heißt es nochmal … Halloween?“ sein breites Grinsen zeigte mir, dass er sich trotz des Protestes ein wenig auf diese Ablenkung freute.
„Du kannst soviel trinken bis du umfällst, mi amor!“ kicherte ich, weil ich mir denken konnte, wer sich ebenso die Kante geben würde.

 

Beim Abendessen verkündeten wir Florence und Edward unsere Pläne und die Einladung.
Unser Sohn war gleich Feuer und Flamme, weil er seine Cousins und Cousinen wieder sehen konnte. Unsere Tochter war noch etwas zu klein um zu verstehen, um was es genau ging. Aber als sie ihren großen Bruder sah, wie er sich freute, kam ein lautes „AUJAAAAA!“ aus ihrem vollen Mund.
In einer Woche sollten wir aufbrechen und bis dahin musste ich mir Kostüme überlegen.
Wer hätte es gedacht, aber Edward wollte unbedingt wie ein Pirat aussehen.
„Da kann ich bestimmt aushelfen.“ hörte ich meinen Schwiegervater lachen als er auch schon verschwand um kurz darauf mit einem kleinen Säbel, einer Spielzeugpistole und einer Minimontur, die wie seine eigene aussah, wieder bei uns erschien. „Hier! Damit bist du gut ausgerüstet!“
Florence hingegen war nach wie vor ein Fan von Prinzessinnen und ihren Kleidern. Das sollte das kleinste Problem darstellen, weil unsere Schneiderin vor einiger Zeit neue Stoffe bekommen hatte, die sich hervorragend eigneten. Sie waren Gelb und Rosa. Ich bestellte also ein bauschiges Kleid in diesen Farben mit passenden Schleifen und Stickereien darauf.
Bei der Anprobe 3 Tage später wollte unsere Tochter gar nicht mehr aus ihren Sachen raus.
„Nein, anlassen, Mama!“ rief sie mir auf deutsch zu und rannte zu ihrem Vater! Der sollte sie nämlich auch noch loben, meines reichte ihr noch nicht.

 

Fehlten nur noch besagter Gatte und ich!
Ich wollte ihn nicht überstrapazieren mit völlig fantastischen Kostümen und kam zu dem Schluss, dass Vampire immer gut waren.
Dafür musste ich aber erst einmal allen erklären, WAS Vampire waren.
„Ihhhh, die trinken Blut und leben dann für immer?“ bei seinen Worten musste Edward etwas würgen, was mich grinsen ließ. Den Vorteil der Unsterblichkeit sah er in diesem Moment noch nicht.
„Wo schlafen diese Untoten, wenn sie doch das Sonnenlicht meiden müssen?“ fragte Haytham nach, so als würde er eine wissenschaftliche Studie vorbereiten.
„In … Särgen. Und sie mögen keinen Knoblauch. Nun kommt schon, es gibt diese Vampire ja nicht in Wirklichkeit. Es ist nur eine Erfindung von Autoren und Schriftstellern. Diese Mythen beflügeln jedoch seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen.“ gab ich noch als kurze Erklärung zum Besten.
„Du und ich? Unsterblich? Ich könnte dich für immer haben?“ lüstern sah mich mein Templer an und zog mich fest in seine Arme.
„Ja, könntest du!“ hauchte ich und küsste ihn. Diese Vorstellung war schon irgendwie verlockend, sie hatte etwas.
Also setzte ich mich für zwei Tage mit meiner Kammerzofe und Haythams Kammerdiener zusammen.
Gemeinsam suchten wir passende Kleidung heraus. Ein schwarzer langer Gehrock für meinen Mann, passende Hose und Strümpfe. Das Hemd wurde blutrot eingefärbt von den Wäscherinnen, genau wie mein Überrock und meine Strümpfe.
Die blasse Haut würden wir mit einer feinen Paste aus Kalkstein für den Abend herstellen und schminken müsste ich meinen Gatten nicht großartig.
Beide hatten wir noch die großen Capes aus Frankreich. Der seidige Stoff war außen Schwarz und Innen rot gefüttert. So gäben wir ein schönes Vampirpärchen ab.

 

Am 31. Oktober kamen wir gegen Mittag auf der Williams-Plantage an, ließen uns unsere Zimmer geben und ich legte alles für den Abend bereit. Sybill und Sophia hatten ihre Anweisungen für die Kinder bekommen und auch sie machten alles fertig.
Faith war an diesem Tag wie ausgewechselt.
Sie war gelöst und voller Vorfreude auf den Abend und das Fest.
Trotz ihrer Schwangerschaft war sie erstaunlich fit. Als ich sie das letzte Mal besucht hatte, sah sie nicht sehr rosig aus.
Wir genossen ein leckeres kleines Mahl, weil wir später ein Barbecue haben würden.
Nach dem Mittagsschlaf der Kleinsten gab es noch einen wärmenden Tee und dann war es schon Zeit sich für die Feier umzuziehen. Meine Garderobe war recht aufwendig, weil es eher der viktorianischen Zeit angepasst war. Meine Vorliebe für Steampunk war durchgebrochen muss ich gestehen. Das hieß, ich hatte eine Krinoline und ein wirklich sehr fieses Korsett anzulegen.
Leise fluchte ich vor mich hin, wie ich so doof gewesen sein konnte.
„Selbst schuld, mi sol. Schau, ich kann einfach in meine Sachen schlupfen.“ lachte mein Templer, ehe er meiner Haarbürste ausweichen musste.

 

Auf der Galerie kamen die Kindermädchen mit Edward und Florence auf uns zu.
Beim Anblick unseres Sohnes stiegen mir Tränen in die Augen. Er sah aus wie sein Vater vom Gesicht her, aber die Kleidung war die seines Großvaters. Ich hatte diese Montur an ihm bereits damals gesehen.
Ich nahm ihn in den Arm und flüsterte: „Du machst deinen Vater und Großvater gerade sehr stolz!“
„Wenn ich groß bin, dann will ich ein echter Pirat sein…“ begann er, doch ich sah, wie er hastig innehielt, so als würde ihm jemand ins Gewissen reden. Lautlos!
Endlich konnte ich unsere Tochter in ihrem wunderschönen Kleidchen bewundern. Es war aus Seide und der Überrock aus Spitze. Die kleinen Schleifchen auf dem Stoff fanden sich auch in ihren blonden Haaren wieder. Sie sah zuckersüß aus und ließ mich selig lächeln.
„Du bist richtig hübsch, min lille engel!“ ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und Haytham nahm sie auf seinen Arm.
Gemeinsam gingen wir die Treppe hinunter wo wir schon in der Eingangshalle von Familie Cormac erwartet wurden.

 

Faith hatte sich als schwarze Fee verkleidet, wohingegen Shay eine dieser alten Templerrüstungen trug. Meine Schwester hatte mir vorab schon erklärt, dass sie diese vor Jahren in einem Schiff mit Namen Saphire gefunden hatte, aber ihren Gatten nie überzeugen konnte sie zu tragen. Kein Wunder, sie war sicher schwer und nicht so leicht anzulegen.
July war eine Hexe, Cadan ein Untoter, was mich grinsen ließ, er sah sehr überzeugend aus. Paddy war ein kleines Gespenst, sprich er hatte eine Art Laken über dem Kopf und rannte in der Halle herum.
Als ich Imhotep erblickte fragte ich mich, warum er sich nicht umgezogen hatte. Er würde einen fantastischen Pharao abgeben, dachte ich noch, als er mich grinsend ansah. Verdammt, das offene Buch. Noch immer hatte ich da hin und wieder meine Probleme es geschlossen zu halten!
Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Imhotep sah einem ägyptischen Medjay, der etwa 50 vor Christus gelebt hatte, ähnlich, welchen wir mithilfe des Animus bei Abstergo damals gefunden hatten. Ich hatte nur ein paar Bilder gesehen, aber diese Ähnlichkeit war verblüffend! Wie war sein Name noch mal? Amunet war seine Frau, die Begründerin der heutigen Bruderschaft. Wie hieß er noch gleich? Bayek! Bayek von Siwa! Wieder einmal hatte ich ein neues Puzzleteil gefunden und eine gewisse Zufriedenheit breitete sich in mir aus.

 

Zusammen gingen wir hinaus in die kühle Abendluft und überall sah man Kürbislaternen leuchten. Ich sog diese wohlige Atmosphäre in mich auf, es war als würde ich nach Hause kommen!
„Ich freue mich so, Halloween mit euch zu feiern!“ grinste ich Faith an und hakte mich bei ihr unter.
Die Kinder rannten vorweg, während Paddy auf Shays Arm blieb.
Wir kamen zu den ganzen Häusern der Matrosen hier auf der Plantage und auf einem großen Platz in der Mitte loderte bereits ein Feuer. Ein Ausschank war ebenfalls aufgebaut wie ich sah und deutete meinem Mann, dass er heute sicher nicht verdursten würde.

 

Irgendwann machten sich die großen Kinder auf um gemeinsam zu spielen. Mir war es mit Edward nicht ganz recht, weil er sich hier nicht so auskannte.
Faith sah mich lächelnd an und versicherte mir, dass nichts passieren würde. Sie würden auf sich gegenseitig aufpassen.
Trotzdem fiel mir das noch schwer, auch wenn ich wusste, dass mein Sohn bei uns ebenso mit den anderen gemeinsam loszog.
„Komm, wir gehen mit Florence und Paddy ein paar Süßigkeiten abstauben.“ sie hatte ja Recht und wir zogen los.
Haytham war eh mit Shay in ein Gespräch vertieft und leerte einen Becher nach dem anderen. Ihm schmeckte das Ale des Münchner Braumeisters wohl, der sich hier niedergelassen hatte.

 

Wir gingen von Haus zu Haus mit den beiden Kindern und sie bekamen Plätzchen, Zuckerbonbons und allerlei anderen Süßkram.
Nach einer halben Stunde waren die beiden Körbchen voll und uns rannten July, Cadan und Edward mit ebenfalls vollen Körben entgegen. Auch sie hatten ordentlich Beute gemacht.
Jetzt mussten wir nur noch auf die Herren warten.
Es dauerte nicht lange, als unser Sohn wieder losrannte und lautstark seinem Vater verkündete, dass er ganz viele leckere Sachen bekommen hatte.
„Das zeigst du mir, wenn wir wieder im Haus sind, ja? Hier ist es viel zu dunkel, da kann ich doch gar nichts sehen.“ lachte Haytham und nahm ihn an die Hand.
„Mi amor, ein Vampir kann auch in völliger Dunkelheit sehen!“ gab ich zu bedenken.
Was ich dann sehe, werde ich dir später zeigen! Hörte ich ihn in meinem Kopf und mir stieg eine leichte Röte ins Gesicht bei dem Gedanken.
Alle zusammen machten wir uns jetzt auf den Rückweg zum Herrenhaus, wo laut Faith, Lady Melanie noch eine Überraschung geplant hatte.

 

Die Frau auf dem Bild ist KI generiert!

Kapitel 5​​​​​​

~~~ Tim Burton lässt grüßen! ~~~

 

Samhain / Halloween – Williams-Plantage – 1768

 

In der Eingangshalle angekommen, wollte ich gerade meinen Umhang ablegen, als plötzlich ein kalter Luftzug durch die Räume fegte und alle Lichter erloschen gleichzeitig!
Erschrocken sah ich zu Haytham, weil mein erster Gedanke in Richtung Hrymr ging.
Doch dann hörten wir eine leise Stimme, wie sie ein Lied anstimmte.
Etwas verwirrt konzentrierte ich mich darauf, weil es sich wie „This is Halloween“ anhörte, doch das konnte nicht sein. In diesem Jahrhundert war diese Musik noch gar nicht erfunden.
Zögerlich gingen wir Richtung Terrasse und als Shay die Tür geöffnet hatte, hörten wir diese Stimme deutlicher. Leise und mystisch wehte sie förmlich um uns herum. Wie war das möglich? Es gab noch keine Grammophone oder ähnliches.
Durch diese anhaltende Dunkelheit war es tausendmal gruseliger und uns lief wahrscheinlich allen eine Gänsehaut über den Körper.

Auf der Terrasse war aber auch niemand zu sehen.
Plötzlich flammte ein Feuer im Garten auf und davor erschienen sieben Wesen, die Masken trugen. Um sie herum war ein bläulicher Schein und ließ sie noch unheimlicher wirken.
Edward und Florence klammerten sich ängstlich an uns.
Selbst mir war das zuviel Horror für eine Nacht. Doch damit noch nicht genug.
Die Erde vor ihnen begann zu beben und wir sahen eine Hand aus dem Boden emporkommen!
Bei Odin! War ich bei Stephen King gelandet? Ich liebte Horrorfilme, keine Frage. Aber das war Fiktion und ich saß auf meinem bequemen Sofa. Das hier war eine andere Hausnummer.
„Willkommen Sterbliche!“ sprach eines der Wesen.

 

Der Hand aus dem Untergrund folgte ein Kürbiskopf und mir wurde klar, dass wir in einem wahren Halloween Haus gelandet waren. Der kopflose Reiter! Wer kennt die Story um Sleepy Hollow nicht? Johnny Depp war brillant in seiner Rolle damals … entschuldigt … hier kannte sie vermutlich niemand.
Wir sahen, wie ein Hund emporstieg und neblig vor uns schwebte.
Weitere unheimliche Gestalten waren in diesem unwirklichen Licht aufgetaucht und so langsam entspannte ich mich.
Hier gab es zwar noch keine Specialeffects, aber man hatte sich richtig ins Zeug gelegt um uns zu erschrecken.
„Haytham, dass ist gerade wie in einem Film den ich über alles liebe. Nightmare before Christmas oder Corpes Bride! Tim Burton lässt grüßen!“ ich wurde immer aufgeregter, es war einfach großartig.
Leider fand Florence gar keinen Gefallen daran und jammerte auf Haythams Arm. Leise versuchte er sie zu beruhigen. Mit mäßigem Erfolg leider.
Nur Edward stand begeistert vor uns und sah sich das Spektakel mit offenem Mund an.

 

Uns wurde eine echte Show geboten und mit einem Male machten sich die Süßigkeiten der Kinder selbstständig und flogen zu den Wesen vor dem großen Feuer. Diese ließen sich die Plätzchen und Bonbons schmecken.
Langsam verschwanden die anderen Gestalten wieder in der Erde und zurück blieben die sieben leuchtenden Erscheinungen.
Eine Pranke schnappte sich das letzte schwebende Gebäckstück und Faith fragte völlig ungläubig: „Sachmet?“
„Endlich habt ihr es begriffen!“ grinste ein Mann ganz rechts.
Fragend sah ich zu meiner Schwester, erhielt aber keine Antwort.
Hier waren ihre Götter am Werk, soviel war mir ja klar. Aber … WER stand hier vor uns.
Im Grunde war es aber egal, ich hatte diese Show genossen und hatte ein kleines Stück meiner Zeit bekommen.
„Das war Absicht, dass ihr uns Angst machen wolltet, aber woher kennt ihr Nightmare before Christmas?“ fragte ich die Götter vor uns.
„Wir sind Götter und es ist uns allen eine Freude, dich, die Tochter Odins endlich kennen zu lernen.“ sprach … Moment, das war Hathor, oder täuschte ich mich? In meinem Kopf brach Chaos aus, weil ich jetzt wieder Namen und Lebensläufe sortieren musste.

 

Es begann eine schier unendliche Vorstellungsrunde, sogar Anubis durften wir kennenlernen.
Etwas befangen stand ich inmitten dieser ganzen Götter und wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte.
Geschichten von getöteten Drachen wurden unter anderem erzählt und ich sah zu Florence, welche ja Brünhild inne hatte. Auch sie hatte einen Drachen erlegt.
Für einen winzigen Moment glitten meine Gedanken zu der Nibelungen Saga. Eine wirklich phantastische Erzählung, wenn auch nicht wirklich wahrheitsgemäß. Wie gerne würde ich dieses Buch noch einmal in Händen halten!
Die anderen brachten mich jedoch wieder in das Hier und Jetzt!
Wir ließen es uns gutgehen und ich entspannte mich wieder etwas.
Bis zu dem Moment, wo Faith sich etwas in die Ohren steckte und ich ein Lied hörte, welches mich an mein altes Leben denken ließ.
Es war Heart of Courage von Two Steps From Hell. Ich liebte dieses Musikstück! Jeder konnte es jetzt hören und ich konnte nicht anders.
Ich musste hier weg!
Weg von dieser Musik!
Meine Füße trugen mich hinauf in unser Zimmer, wo mich Haytham einholte und besorgt in den Arm nahm.

„Mi sol, was ist los? Es ist doch nur …“ begann er.
„Es ist ein Stück aus meiner Zeit und ich will wieder dorthin! Ich vermisse alles was ich hatte!“ meine Stimme begann sich zu überschlagen, so aufgebracht war ich!
„Vielleicht sollten wir noch einmal …“ wieder unterbrach ich meinen Gatten.
„Nein, hör auf damit! Das ist es nicht, was ich gerade will!“ fauchte ich und befreite mich aus seiner Umarmung! Oder wollte ich es doch?
„Verstehst du nicht? Meine Erinnerungen kochen gerade hoch. Mein Leben welches ich … vor dir hatte … meine Freunde, mein Sohn …“ ich ließ mich aufs Bett fallen und brach in Tränen aus. Das war gerade alles zuviel für mich!
Neben mir spürte ich, wie sich Haytham dazulegte, seinen Arm um mich legte und mich einfach festhielt.
Sein ruhiger Atem und sein Herzschlag beruhigten mich langsam wieder, aber die Tränen wollten sich nicht stoppen lassen.
Es vergingen Minuten ehe ich mich wieder aufraffen konnte um den anderen die schöne Feier nicht zu verderben.
„Dein Ernst, Alex? Du verdirbst doch niemandem etwas.“ mein Mann stand jetzt vor mir und zog mich zu sich hoch. „Versprich mir nur, dass du mir beizeiten einmal diese Musik auf deinem … wie hieß dieses Ding… Handy zeigst. Nur damit ich für den Fall der Fälle gerüstet bin und weiß, dass du Heimweh hast.“ sein verschmitztes Lächeln ließ mich grinsen.
„Versprochen!“ mein Kopf lehnte für einen Moment an seiner Brust und dieser Duft von Lavendel stieg mir in die Nase.
Ich war wieder hier angekommen!
„Danke, mi amor!“ hauchte ich und gab ihm einen langen innigen Kuss.

 

Gemeinsam gingen wir hinunter, wo unsere Kinder schon auf uns warteten und mich einige Augenpaare besorgt ansahen.
Faith eilte auf mich zu und nahm mich in den Arm.
„Wünsch dir ein Lied!“ flüsterte sie und sah mir tief in die Augen. Ich vermutete, sie wusste, was mir eben gerade durch den Kopf gegangen war.
„Ich kann mir alles wünschen?“ mir gingen tausend Stücke durch den Kopf. Ich wollte hier auch niemandem völlig vor den Kopf stoßen, also sollte es etwas sein, was einen eher gesetzteren Modus hatte.
Mir ging das Leblanc - Palladio durch den Kopf.
Kaum dass ich es gedacht hatte, ertönten die ersten Noten und mich überlief eine wohlige Gänsehaut.
Langsam begann ich mich zum Takt zu bewegen und nach und nach kamen auch die anderen dazu.
Mein Mann war jedoch erst noch skeptisch und fragte, ob man sowas wirklich in meiner Zeit hörte und wie man dazu überhaupt tanzen sollte.
„Beweg dich einfach, wie es dir gerade in den Sinn kommt. Lass dich von dem Rhythmus und der Melodie treiben, mi sol.“ es war berauschend.
Der restliche Abend, oder besser die Nacht, war ganz der Entspannung und dem Spaß an gutem Essen und dem Wein gewidmet.
Langsam vergaß ich wieder mein Heimweh!

~~~ Asgard ~~~

Dezember 1773

oder wie auch immer es dort gerechnet wird

 

Mit diesem befreiten Gefühl tauchte ich wieder in Asgard auf und sah mich fragend um. Warum war gerade diese Erinnerung hier in meinem Kopf aufgeploppt?
„Alexandra, du hast in den Jahren einige Ereignisse unter den Teppich gekehrt. Sie waren, wie diese zu Samhain zum Beispiel, zu schmerzhaft. Oder sie taten dir einfach nicht gut. Wir haben sie nicht aus deinem Gedächtnis gelöscht, sondern … auf Eis gelegt.“ erklärte mir Loki.
„Aber warum? Gibt es noch mehr Momente, welche ich gar nicht mehr so wirklich weiß? Auch Dinge aus … dem 21. Jahrhundert?“ fragte ich ängstlich nach. Ich befürchtete, dass es noch mehr Lücken geben könnte, die jetzt nach und nach gefüllt werden würden.
Und plötzlich kam mir ein völlig abstruser Gedanke in den Sinn.
War ich damals nicht in dieses Jahrhundert gereist, 1758 um genau zu sein, um Shays Lebenslücken zu analysieren? Könnte ich dort nicht auch noch ansetzen?
„Oh bitte. Da sind wir schon lange drüber weg, Tochter!“ Odin sah mich kopfschüttelnd an.
„Ist ja auch nur ein Gedanke gewesen!“ maulte ich leise.

 

Wir standen mittlerweile vor dem großen Bronzetor und der Allvater öffnete es mit einer wischenden Geste seiner Hände. Die beiden Flügel schwangen auf und offenbarten einen gigantischen Innenhof, in dessen Mitte ein großer Tisch stand. Darum platziert waren Bänke und Hocker. An der einen Spitze sah ich einen imposanten hölzernen Thron stehen und grinste in mich hinein.
„Wie viele von diesen Sitzmöbeln hast du eigentlich, Vater?“ ich konnte mir dieses Lachen nicht verkneifen, es war zu absurd.
„Genau so viele wie du Kleider in deinen Schränken hast.“ sprach er leicht säuerlich, weil ich mich über ihn lustig gemacht hatte.

 

Wie schon in meiner Vision standen die drei Frauen dort und sahen in unsere Richtung. Was würde mich jetzt erwarten?
Mein Puls beschleunigte sich und mein Atem ging etwas stockend. Es war keine Angst, sondern … doch! Es war die Angst vor dem Ungewissen. Vor etwas Neuem!
Als erstes trat Skuld, die Norne der Zukunft und eine der Walküren, vor.
Sie war groß, überragte mich locker mit einem Kopf, war kräftig gebaut und ihr Haar schimmerte schwarz-bläulich. Ihre Kleidung war einfach, aber dennoch auf eine Art sehr fein. Sie umspielte ihren Körper!
„Du bist endlich hier. Deine Tochter durfte ich ja hier schon begrüßen. Ich freue mich, dass auch du den Weg zu uns gefunden hast.“ ihre Stimme war tief, aber gleichzeitig wie Samt in den Ohren.
„Ich freue mich auch hier sein zu dürfen!“ sagte ich etwas unbeholfen und reichte ihr meine Hand.
Lachend nahm sie mich einfach in den Arm.
„Mein Blut fließt in deinen Adern, wozu noch diese eigenartige Etikette?“
Es mag sich seltsam anhören, aber ich fühlte diese Verbundenheit und es schien, als würde ich wortwörtlich ihr Blut in meinen Adern rauschen hören.
Die Zukunft durchströmte mich, doch noch waren mir keine Bilder vergönnt.
„Das kommt etwas später.“ erklärte sie und deutete auf die anderen beiden Frauen.

 

Andarta trat vor, verbeugte sich und reichte mir ihre Hand.
„Es ist mir eine Ehre dich jetzt von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen. Wir hatten leider noch nicht das Vergnügen uns zu begegnen.“ sprach sie leise mit einer rauen und ebenfalls tiefen Stimme. „Wenn es der Allvater mir erlaubt, werde ich dir zeigen, welche Gestalt du annehmen kannst und wie das geht.“
Fragend sah ich in die Runde. Das war doch eigentlich nur sehr wenigen vergönnt!
„Das ist richtig. Aber du wirst es gebrauchen können und denk für einen Moment an die Situation in der Schmiede! In dir kam die Löwin empor, welche ihre Kinder beschützt.“ erklärte sich Andarta.
„Heißt das, ich kann die Form eines Tieres annehmen?“ ungläubig sah ich wieder zur Göttin.
„Nicht nur Tiere stehen dir zur Verfügung. Wenn ich dich in deinem Training weiterführe, wirst du sehen, dass du alles für dich nutzen kannst. Menschengestalt ist natürlich etwas schwieriger, aber auch dort hast du tief in dir bereits die Veranlagung dafür. Diese Verwandlungen sind jedoch schmerzhaft und du wirst schnell feststellen, dass man es nicht leichtfertig nutzen sollte.“

 

Plötzlich fiel mir siedendheiß ein, dass wir ja eigentlich in Boston sein sollten und uns dort um die aktuellen Geschehnisse kümmern sollten. Nicht HIER!
Als ich die Götter darauf ansprach, lachten sie und Thor klopfte mir auf die Schulter.
„Du hast noch immer nicht die Zeit in dieser Welt verstanden, oder? Was hier passiert ist nicht gleichzusetzen mit der sterblichen Zeitrechnung. Also entspann dich!“
Sein Wort in Odins Ohr!

 

Kapitel 6

~~~ Die Begrüßungszeremonie ~~~

 

Also hieß es für mich, dass ich mich entspannen sollte.
Das war leichter gesagt als getan.
Jetzt trat die dritte Dame vor und stellte sich als Vör vor. Sie war die Göttin der Gerechtigkeit grob gesagt. Sie war prädestiniert für das schlechte Gewissen bei einem Vertragsbruch. Ihr wird auch nachgesagt, ihr Name leite sich von „die Vorsichtige“ ab.
„Ich sehe in deinen Augen, dass du weißt, dass ich schon lange in deiner Nähe bin.“ lächelte sie wissend und es wurde mir jetzt richtig bewusst.
Ich hatte sehr sehr oft ein schlechtes Gewissen. Mein Gerechtigkeitssinn war anders als bei anderen. Doch dass ich diese Göttin in mir hatte, ihre Fähigkeiten über Richtig oder Falsch zu entscheiden und entsprechend das Karma wirken zu lassen, erfüllte mich mit einer wohligen Genugtuung.
Doch wie sollte ich das Karma heraufbeschwören? War es nicht im Grunde das selbe wie das Schicksal?
„Dein Scharfsinn zeichnet dich wieder einmal aus. Du bist die Norne der Zukunft und hast neben deinen Schwestern die Fäden in der Hand. Jedoch nutze alles nur mit Bedacht!“ mahnte Vör mich jetzt eindringlich.

 

„Aber bevor wir hier noch verdursten und verhungern … lasst uns die Ankunft meiner Tochter und ihre Einführung in ihre wahre Bestimmung mit einem Festmahl feiern!“ rief Odin und auf dem großen Tisch erschienen Schüsseln mit allerlei leckeren Speisen, Krüge mit Met, Wein und Ale und über einem großen Feuer in der Mitte der Halle drehte sich ein riesiges Spanferkel! Dieser Duft von gebratenem Fleisch ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
„Mutter, ist es also wirklich so, wie mir Thor immer erzählt hat, dass du die dritte Norne bist?“ hörte ich Edward Junior neben mir leise fragen.
„Er hat mit dir darüber gesprochen? Warum hast du denn nie etwas gesagt?“ etwas wütend sah ich zu meinem Vater, welcher sich mit Haytham und Edward Senior unterhielt.
„Wir sollten vorerst stillschweigen…“ auch wenn er als junger Erwachsener hier vor mir stand, duckte er sich wie der 10-jährige der er daheim eigentlich war.
„So ist das also…“ ich konnte meine Wut kaum unter Kontrolle halten, was Andarta auf den Plan rief.

 

„In solchen Momenten ziehe deinen Geist zurück in eine friedliche tierische Gestalt. So kannst du darin ruhen und wieder entspannen.“ ihre Worte klangen wie durch einen Nebel an mein Ohr und ich tauchte immer weiter in diesen Dunst ein.
Um mich erschienen verschiedene Tiere … vom Reh, Hasen, einer Schildkröte bis hin zu einer majestätischen Löwin und einem wunderschönen Adler!
„Mit welchem Wesen kannst du dich genau jetzt am besten identifizieren?“ fragte die Göttin nach.
Meine Augen wanderten von einer Art zur anderen… ich wollte von oben alles überblicken um nichts zu übersehen.
„Das ist ein hervorragender Ansatz!“ hörte ich Andarta erneut neben mir. „Stell dir diesen Adler vor, sieh wie er sich in die Lüfte erhebt. Vielleicht hast du sogar einen Namen für ihn, für später, damit du ihn leichter heraufbeschwören kannst.“ es folgte ihrerseits eine kurze Pause und ich dachte nach.

 

Ein Adler… wie würde er heißen? Seine fließenden Flügelbewegungen glichen einem Wasserlauf … Vahan! Wenn ich mich recht erinnerte hieß das fließendes Wasser! Wieder einmal war ich bei den Kelten angekommen.
Sie hatten ebenfalls tiefe Wurzeln in meiner Vergangenheit wie es schien. Nicht ohne Grund kannte ich mich auch dort recht gut aus.

 

Mit ihm stieg ich jetzt in die Lüfte! Immer höher flog ich der Sonne entgegen. Unter mir sah ich die Berge, die Flüsse und Bifröst.
Etwas riss mich jedoch aus meiner Betrachtung.
Ein großes reich verziertes Tor erweckte meine Aufmerksamkeit.
Ich flog näher um nachzuschauen, was es damit auf sich hat.
„Willst du wirklich in die anderen Welten reisen? Du musst erst einmal hier lernen, bevor du weitere Reisen antreten kannst. Jötunheim oder Muspelheim sind dir nicht vorherbestimmt. Deine Schwestern würden toben vor Wut!“ hörte ich den Allvater.
Meine Schwestern!
Würde ich sie hier kennenlernen?
„Komm zurück und wir werden uns stärken und feiern. Danach sehen wir weiter.“ Odin lotste mich zurück zur Halle wo ich mich wieder in meine menschliche Gestalt verwandelte.
Etwas verwundert sah ich zu Andarta.
„Ich habe gar keine Schmerzen verspürt.“ hakte ich nach und hörte ein leises Lachen von ihr.
„Ich sagte, die menschliche Gestalt tut weh. Du musst deine eigene Konstitution mit einer anderen tauschen und das kann mehr als nur unangenehm werden. Ein Tier ist etwas anderes, auch wenn es deine Kräfte ebenso beansprucht.“

 

„Auf meine Tochter!“ jubelte mein Vater und alle stimmten darin ein, hoben ihre Kelche!
„Auf Solveig!“ riefen die mittlerweile zahlreich erschienenen Bewohner Asgards und hoben ihre Becher.
Fragend sah ich zum Allvater!
„Dein Name ist sogar deinem Gatten bekannt. Mi sol! Die Sonne oder wie wir es hier halten „Der Sonnenweg“! Außerdem bist du die Hausherrin! In deiner Zeit war es so und auch bei Haytham verhält es sich nicht anders!“
Es war, als würde er endlich all diese Dinge herauslassen können, diese ganzen Feinheiten, Erklärungen und Vorhersagen mir kundtun.
Nicht nur Havi war erleichtert, nein, auch ich war es.
„Willkommen daheim!“ mit diesen Worten zog mich mein Vater erneut unter seinen Umhang und ich sah einige Erinnerungen aus meiner Kindheit, welche ich immer für Hirngespinste gehalten hatte.
Schon früh war ich fasziniert vom Gedanken an Walhalla, von den nordischen Göttern und las alles was ich finden konnten. Leider nahm niemand meine Euphorie wahr, geschweige denn unterstützte mich. Im Gegenteil!
Alles sei nur Fantasie und nicht wirklich real.
Doch ich hatte so oft dieses Gefühl der Gegenwart Odins oder Balders zum Beispiel, dass ich es nicht wirklich hinterfragen wollte. Je älter ich wurde, desto mehr verbannte ich diesen Glauben und verbrachte meine Zeit mit meiner Ausbildung zur Assassine! Was nicht verkehrt war, versteht mich nicht falsch. All das hat mich zu diesem Punkt gebracht.

 

„Es tut mir leid.“ flüsterte Frigg neben mir plötzlich und zog mich ein wenig von den anderen Feiernden und Odin weg.
„Wir hätten es dir schon viel früher zeigen sollen, aber … es gab so viele Gefahren in deinen jungen Jahren, dass wir gezwungen waren uns vorerst zurückzuhalten. Deine Unerfahrenheit hätte fatale Folgen haben können.“ sie ließ mich den kalten Krieg sehen, die Angst vor einem Atombombenangriff und so weiter. Ich war ein Kind der 1980er und wuchs mit Ängsten auf, die zum Beispiel Yannick gar nicht mehr verstehen konnte.
„Ihr müsst zugeben, dass es aber jetzt etwas zuviel auf einmal ist!“ stöhnte ich, weil mein Kopf sich mit einem Male wie mit Blei gefüllt anfühlte.
Entspann dich und folge mir! Hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf, die doch tatsächlich noch Platz darin gefunden hatte.
Ohne zu überlegen schwebte ich förmlich dieser Gestalt hinterher.

 

Vor mir tauchte ein dichter Nebel auf, welcher grünlich schimmerte. Langsam trat ich hindurch und auf der anderen Seite stand ich am Fuße eines Baumes oder … nein… es waren nur Wurzeln gespeist von einer Quelle aus der Nähe!
Der Fächer! Wieder hatte ich diesen Gedanken! Aber was hatte Spanien mit den Schicksalsgöttinnen zu tun?
Ich sah drei Leinwände, oder Webstühle! Einer war verwaist.
„Geh und beginn deine Arbeit.“ sprach Verdandi!
Langsam schritt ich auf meinen Arbeitsplatz zu.
Als ich vor dem leeren Rahmen stand, fragte ich mich, was ich jetzt tun sollte.
„Du hast im wahrsten Sinne des Wortes die Fäden in der Hand, die Zukunft eines jeden zu weben. Nimm die Nadel und schau was passiert.“ sagte Urd leise, während sie weiter mit ihrer Arbeit beschäftigt war.
Das Werkzeug lag warm in meiner Hand und vor meinem geistigen Auge sah ich einen Mann, welcher an einem hohen Gebäude arbeitete. Schwankend lief er über das wackelige Gerüst zu seinem Werkzeugkasten. Dabei sah ich, wie er sein Gleichgewicht verlor und … Standbild.
Ich sah zu Urd und Verdandi! Ich verstand nicht, was gerade vor sich ging!
„Du hast die Fäden in der Hand! Sein Schicksal liegt in deinen Händen!“ hörte ich sie leise sagen.
Ich sollte bestimmen, was jetzt passieren wird?

 

Ich ließ die Nadel wie ein heißes Eisen fallen und hechtete förmlich mehrere Schritte zurück. NEIN! Das wollte ich nicht!
„Es ist aber deine Bestimmung und du wirst bald lernen und verstehen, dass es nicht um Moral und Ethik hier geht. Wer sich fahrlässig verhält, wird entsprechend …“ begann Verdandi und ich beendete ihren Satz.
„… sein Schicksal bekommen. Ob es nun ein Happy End oder trauriges Drama ist.“ flüsterte ich und mir lief eine Träne über die Wange.
„Bei jedem Tod, welchen du siehst, wird es leichter. Du bist nicht verantwortlich für diesen, auch wenn es sich so anfühlt. Du bist diejenige, die ihn schreibt und aufzeichnet. Diesen feinen Unterschied wirst du noch lernen zu verinnerlichen.“ erklärte mir jetzt plötzlich mein Allvater, der sich klammheimlich zu uns gesellt hatte.
Seine Arme schlangen sich wieder um mich und führten mich von hier weg.

 

„Ich wusste, es ist noch zu früh, dir diese Aufgabe zu zeigen. Mache dich fürs Erste mit dem Wandel in andere Personen oder Tiere vertraut. Es ist meine Schuld, dass du … ängstlich bist und Hemmungen hast, deine Fähigkeiten zu nutzen. Sie schaden niemandem, das weißt du.“ seine Stimme war sanft und langsam beruhigte sich auch mein Gewissen wieder.
„Warum hast du mir aber so vehement verboten die Zeitreisen weiter auszubauen. Könnte ich nicht genau jetzt mit Skuld an meiner Seite diese noch verfeinern?“ ich malte mir aus, dass ich … nein, natürlich nicht. Reise ich in die Zukunft, dann schreibe ich sie nicht, sondern erlebe sie! Wollte ich überhaupt von hier weg und sogar über meine eigene alte Zeit hinaus sehen, was uns noch erwartet?
„Du hast keine Wahl, du wirst es für die Menschheit festlegen und ihre Zukunft bestimmen.“ Odins Stimme klang seltsam ruhig und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken.
Yannick!
„Dein Sohn wird irgendwann eine Rolle für dich als Norne der Zukunft spielen. Wenn es soweit ist, dann werden wir dir zur Seite stehen.“ wieder fühlte ich seine Arme um mich und beruhigte mich langsam. Dennoch war es ein mehr als unangenehmer Gedanke, dass ich wirklich bestimmen musste, wer wann wie leben oder sterben würde. Ich würde Babies auf die Welt kommen lassen, oder eben nicht. Ich würde einen Menschen sterben lassen und einen anderen überleben lassen.

 

Mir schoss mit einem Male ein Gedanke in den Kopf!
„Wenn ich doch diese Macht habe, warum konnte ich nicht Faith vor ihrem Tod bei der Geburt von Anna retten? Warum musste ich zusehen, wie sie stirbt und … wieder aufersteht.“ plötzlich hatte ich diese Bilder wieder im Kopf, wie meine Schwester im Geiste starb und ich ihre Tochter in den Armen hielt!
Dieser Moment verblasste so schnell wie er gekommen war und ich spürte eine Eiseskälte um mich herum!

 

Die Frau auf dem Bild ist KI generiert!

Kapitel 7

~~~ Ein unheilvoller Schneesturm ~~~

~ Rückblende ~

Williams-Plantage Februar / März 1769

 

(Aus der Sicht von Faith Cormac bald in Götterdämmerung nachzulesen!)

 

Nachdem ich meinem Allvater die Meinung gesagt hatte zur ungefragten Verlobung meines Sohnes mit Anna Cormac, ging ich wieder zurück zu meinem Mann.
„Du kannst ja richtig widerspenstig werden, mi sol.“ grinste Haytham breit, aber ich sah in seinen Augen, dass auch er nicht ganz begeistert von dieser Entscheidung der Götter war.
Edward war gerade mal 5 Jahre alt!
„Wenn man mich so provoziert muss ich mich ja wehren.“ aus dem Augenwinkel sah ich Odin wie er mich böse anfunkelte. Ich streckte ihm die Zunge raus. Was wollte er machen, mich übers Knie legen? Dieser Gedanke war so absurd, dass ich begann ungehalten zu kichern.
Doch mit einem Male änderte sich etwas um uns herum. Im ersten Moment konnte ich es nicht deuten, aber Ras Blick ging hektisch umher.
Fast zeitgleich waren wir alle auf den Beinen, auch wenn die Müdigkeit langsam von uns Besitz ergreifen wollte. Etwas baute sich auf und ich folgte mit meinen Augen der Richtung des Gottes.
Der Himmel verdüsterte sich zusehends.
Ich hatte ähnliche Phänomene damals in meiner Zeit bei Reportagen über Wirbelstürme oder Tornados gesehen. So sah es am Horizont von jetzt auf gleich aus und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken.

 

Gemeinsam unter einer großen Sphäre, welche die Götter um uns entstehen ließen, machten wir uns eilig auf um ins Haus zu gelangen.
Unsere Kinder verstanden nicht, warum es plötzlich so hektisch zuging. Erklären konnte ich es leider auch nicht, aber irgendetwas Böses hatte diesen Sturm heraufbeschworen. Doch zu welchem Zweck?
Die Antwort würde ich vermutlich vorerst nicht bekommen, dachte ich wütend. Wie so oft wurden wir nicht gänzlich eingeweiht. Ob das nun besser war oder nicht, kann ich nicht sagen, mich brachte es in Rage.
„Alex, beruhige dich. Es ist nur zu unserem Schutz und wer weiß was passieren würde, wenn wir ungeschützt hinüber gingen. Vertraue auf die Götter, sie wissen, was sie tun.“ hörte ich meinen Templer neben mir, welcher Florence auf dem Arm hatte.
„Tun sie das? Manchmal bezweifle ich das …“ maulte ich, meine Laune war mit einem Male im Keller.

 

Gerade rechtzeitig erreichten wir das Herrenhaus, schlossen hastig die Türen hinter uns, als auch schon ein ohrenbetäubender Wind ums Gebäude fegte und die Scheiben klirren ließ.
In Sekunden waren wir von dicken umherwirbelnden Schneeflocken eingesperrt und die Erde war ebenso schnell mit einer dicken Schicht Schnee bedeckt.
Es war eigentlich sehr faszinierend diese Entwicklung, die sich binnen kürzester Zeit vor unseren Augen abspielte, zu beobachten.
Langsam dämmerte es aber uns allen, dass wir jetzt erst einmal hier festsaßen und dieses Unwetter abwarten mussten.
„Hoffentlich haben sich unsere Pächter und Bauern auch in Sicherheit bringen können. Nahrung sollte ja genügend vorhanden sein. Verdammt, ich sitze hier und kann nichts tun.“ Haytham hatte sich auf eines der Sofas im Salon gesetzt und stützte seinen Kopf in seinen Händen ab.
„Das hoffe ich auch, mi amor.“ flüsterte ich leise, als ich sah, dass Florence uns einen ängstlichen Blick zuwarf.

 

Die Kälte kroch langsam durch alle Ritzen und ließ uns zittern, wir sollten schnell für Wärme sorgen.
Noch funktionierten die Kaminabzüge und die von Imhotep installierte Heizung lief noch. Doch für wie lange war fraglich. Rohre froren schnell ein.
„Hoffen wir, dass dieser Sturm nicht all zulange anhält.“ hörte ich Lucius gähnend sagen und wie aufs Stichwort überkam uns alle diese Schläfrigkeit. Das Fest war nicht in unserer sterblichen Zeit abgelaufen, sondern im Ablauf derer in der Götterwelt. Somit konnten ein oder zwei Tage vergangen sein, ohne Schlaf.
Edward neben mir nickte auch immer wieder ein und wir gingen geschlossen alle in unsere Zimmer um uns zu erholen.
„Mama, dieser Schnee macht mir Angst. Ist der böse Kapitän wieder zurück?“ in seinen Augen sah ich seine Furcht aufflammen.
„Nein, der ist es nicht. Aber irgendetwas anderes hat damit zu tun. Vielleicht klärt sich das ja bald, min lille skat. Und jetzt versuche etwas zu schlafen.“ flüsterte ich leise und deckte ihn zu.
Florence war auf dem Arm ihres Vaters schon eingeschlafen und er brauchte sie nur noch in ihr Bett legen. Auf Zehenspitze ging er leise aus dem Kinderzimmer und schloss die Tür.

 

Am Fußende unseres Bettes ließ er sich seufzend fallen und sah mich fragend an.
„Ist etwas, mi amor?“ hakte ich leicht verunsichert nach.
„Wer kann solch einen Sturm vom Zaun brechen und aus welchem Grund? Haben wir irgendwie oder irgendwann einen Gott verärgert?“ weiterhin betrachtete er mich, so als hätte ich die Antwort auf meiner Stirn stehen.
„Ich weiß es doch auch nicht. Aber ich spüre, dass da böse Mächte am Werk sind. Nicht ohne Grund sollten wir uns laut Lucius von dem Schnee fernhalten. Wer weiß? Vielleicht gibt es eine ganz plausible Erklärung beizeiten.“ meine Worte sollten Haytham und mich gleichermaßen etwas beruhigen, was aber mal wieder nur semimäßig klappte.
„Dafür wäre ich wirklich sehr dankbar. Bis dahin sollten wir uns warmhalten!“ wie ausgewechselt grinste er mich an.
„Ich lege noch etwas Holz in den Kamin …“ sagte ich und bückte mich zu den Scheiten neben der Feuerstelle.

 

Haytham trat hinter mich, drehte mich zu sich um und küsste mich einfach!
In aller Seelenruhe begannen wir uns auszuziehen, aber schnell merkten wir, dass es viel zu kalt war. Bevor die ganze Stimmung dahin war, hob mich mein Templer auf seine Hüften und brachte mich zu unserem Nachtlager.
Er warf die große dicke Wolldecke über uns und setzte sein Tun fort in dem er nach und nach meine Strümpfe hinunter schob, gleichzeitig sich von seiner Hose und ebenfalls den Strümpfe befreite.
Sein Hemd und mein Unterkleid waren die letzten Kleidungsstücke, die aber an blieben. Nur vorsorglich!
Trotzdem ließ ich meine Hände unter sein Hemd wandern, strich über seinen Rücken zum Po und spürte seine Muskeln unter meinen Fingern als er langsam in mich eindrang.
Wir genossen diese stille Zweisamkeit unter dieser warmen Decke. Am liebsten wäre ich hier für immer mit meinem Mann geblieben.

 

Am Morgen schrak ich hoch, weil es eisig kalt in unserem Zimmer war.
Verschlafen sah ich mich um und entdeckte meinen Mann, eingehüllt in einer anderen Wolldecke, vor dem Kamin wo er das Feuer schürte.
„Komm wieder ins Bett, mi amor. Ich friere, du kannst mich doch hier nicht so alleine lassen.“ sprach ich lüstern, weil ich die Zeit, wo unsere Kinder noch schliefen, ausnutzen wollte.
„Ich bin nur zum Wärmen gut? Ist das so?“ seine Stimme hatte diesen ebenfalls lasziven Tonfall angenommen, als er langsam zu mir hinüber kam.
Mit Schwung zog er meine Decke weg, warf seine ans Fußende und zog sich hastig sein Hemd über dem Kopf aus.
Schnell entledigte ich mich meines Unterkleides. Seltsamerweise spürte ich von dem herrschenden Frost nichts mehr, sondern fühlte die wohlige Körperwärme meines Mannes.
Haytham lag wie durch Zauberhand plötzlich unter mir, seine Hände ruhten auf meinem Hintern und massierten ihn sanft.
„Das fühlt sich gut an, mi sol. Zeig mir, wie ich dich wärmen soll.“ hauchte er leise stöhnend.
Wir fanden unseren ganz eigenen Rhythmus und gaben uns dieser Leidenschaft erneut hin. Nichts war in diesem Moment wichtig …

 

Plötzlich wurde die Tür zur Galerie aufgerissen und ich hörte Faith stottern.
„Entschuldigt, aber es war ruhig und ich dachte...“ sie sah entschuldigend zu uns und ihr Blick blieb auf mir hängen.
Etwas verlegen nuschelte ich, dass es nicht so schlimm sei. Nur Haytham fand diesen Überfall gar nicht witzig, aber ihn würde ich gleich schon wieder zu besänftigen wissen.
„Ein warmes Kleid für dich Alex und ich habe gesagt es tut mir leid, Bruder. Sonst seid ihr beide lauter, so dass man euch immer hört. Hier!“ in hohem Bogen landete das Kleidungsstück auf dem Bett.
In diesem Moment fühlte ich diese Lust auf sie und ihren Körper wieder in mir aufkeimen. Wie lange war es her, als wir gemeinsam eine Nacht verbracht hatten? Gefühlt eine Ewigkeit, dachte ich etwas traurig, riss mich aber zusammen.
„Danke meine störrische Schottin, aber ich habe Sachen.“ merkte ich grinsend an.
„Ich weiß, aber die Heizung ist ausgefallen und es ist verdammt kalt, was vermutlich an dem Schneesturm liegt.“ erklärte uns Faith.
Bevor sie aber gänzlich wieder verschwand, drehte sie sich noch einmal an der Tür um und streckte meinem Gatten frech die Zunge heraus.
„Außerdem Bruder, ich weiß wie du nackt aussiehst, denk an unsere Nächte zu viert oder du, mit Shay und mir!“ und schwupps war sie verschwunden.

 

Mein Mann sah zu mir auf und schüttelte den Kopf.
„Ihr Mann und ihr Geliebter sollten ihr mal wieder ein paar Manieren beibringen!“ seine Worte kamen aber nicht wütend über seine Lippen, im Gegenteil. Er ließ mich spüren, dass auch mir ab und an mal wieder ein paar Lektionen nicht schaden könnten.
Für vielleicht eine halbe Stunde konnten wir uns etwas austoben, bis wir aus dem Kinderzimmer die ersten Stimmen hörten.
„Ich liebe dich, Haytham.“ flüsterte ich, ehe ich mich erhob um mir mein Unterkleid wenigstens schon einmal anzuziehen, ehe unsere Kinder hier erschienen.
„Ich liebe dich viel mehr, Alex.“ seine Augen strahlten mich liebevoll dabei an.

Hier erscheint bald das entsprechende Kapitel aus Sicht von Faith Cormac! "Götterdämmerung" vom Todesengel222

Kapitel 8

~~~ Wir sind eingeschneit ~~~

 

Haytham ging gemeinsam mit Edward und Florence hinunter in den Salon und ich machte mich auf den Weg zur Küche.
Da alle Angestellten gestern noch weggeschickt worden waren, mussten wir für unser leibliches Wohl selber sorgen. Nun gut, ich würde keine große Hilfe in der Küche sein. Kochen gehörte nicht zu meinen Stärken.
„Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden, mi sol. Du gehörst nicht in die Küche.“ hörte ich meinen Templer murren, als wir in der eiskalten Eingangshalle standen.
„Ja, ich weiß. Geh jetzt und spiel mit den Kindern.“ grinste ich frech.
In der Küche stand Faith über ein Buch gebeugt am Tisch. Seit wann benötigte sie Rezepte? Ihre Gerichte schüttelte sie oft sprichwörtlich einfach aus dem Ärmel.
„Faith, brauchst du Hilfe?“ fragte ich leise nach.
Als hätte ich sie aus einem Traum geholt, sah sie mich an und lächelte dann.
„Ja mein preußisches Weib, deine Hilfe ist willkommen.“ sagte sie und legte das Buch auf den Tisch.
„Gut, was brauchen wir alles? Es ist eine Weile her, dass ich in der Küche stand und vermutlich wird das hier auch die einzige Ausnahme bleiben.“ erklären musste ich ihr diese Aussage nicht, sie wusste wie Haytham dazu stand.
Bevor wir uns gemeinsam an die Arbeit machten, gab es einen sanften Guten Morgen Kuss.
Aber ich merkte immer wieder, dass Faith nicht ganz bei der Sache war.
Und plötzlich brach sie in Tränen aus!
„Alles gut Faith, lass es raus. Ich weiß, die blöden Hormone.“ wie gut ich sie da verstehen konnte. Man hatte da wirklich viel zu nahe am Wasser gebaut, so kurz nach der Geburt. Ich nahm sie in den Arm, damit sie sich in aller Ruhe ausheulen konnte.

 

Langsam beruhigte sie sich wieder und wir platzierten die fertigen Speisen auf Platten und einem Tablett. Mir stieg der wohlige Duft von Kaffee schon in die Nase und gerade als ich nach meinem Becher greifen wollte, schwebte unser Frühstück aufgrund Faiths Kraft in der Luft. Im Salon angekommen, wurden wir schon erwartet.
Aber Lucius war ganz und gar nicht von diesem Servierservice angetan. Ein tadelnder Blick in ihre Richtung reichte aus.
„Essen ist fertig.“ sagte ich schnell, ehe hier die Situation noch eskalieren konnte. Eine der Platten schnappte ich mir und stellte sie auf den Tisch.
Gerade als sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, begann Patrick zu jammern, weil er sich nicht etwas von dem Fleisch auf dem Teller nehmen durfte. Lucius Augenrollen war auf der einen Seite verständlich, aber irgendwie etwas fehl am Platze. Meine Schwester im Geiste blieb die Ruhe in Person dagegen.
„Faith, es ist ja schön, dass du gute Laune hast, aber wir haben andere Probleme. Erst die Heizung und gerade eben ist uns aufgefallen, dass die Wasserleitungen ebenfalls eingefroren ist. Draußen sind minus 40 Grad und wenn der Sturm noch lange andauert haben wir ein Problem, Tochter. Du siehst, mir ist gerade nicht nach guter Laune!“ brach es plötzlich aus Master Williams heraus!
Wütend stürmte er aus dem Salon und ließ die Tür hinter sich krachend ins Schloss fallen!
Völlig sprachlos sahen wir uns an.

 

Meine Schwester reichte mir ihren Sohn und ging ihrem Vater hinterher.
Ich saß für einen Moment überrumpelt auf meinem Stuhl und sah von einem Kind zum anderen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass Haytham und Shay gar nicht hier waren.
Wo aber hatten sie sich versteckt?
Ich begann mit den Kindern zu frühstücken, was nicht so einfach war, weil sie alle verunsichert wegen des Streits waren.
„Euer Großvater beruhigt sich sicher bald wieder.“ versuchte ich sie zu beruhigen.
„So hat Opa noch nie mit Mama geschrien.“ hörte ich Cadan leise sagen.
„Manchmal hat man einfach einen schlechten Tag und kann seine Gefühle nicht richtig kontrollieren.“ sagte ich um das ganze zu erklären.
„Das ist als ob ich meine Kräfte nicht unterdrücken kann.“ sprach Edward mit vollem Mund.
„Genauso ist es. Jetzt esst in Ruhe auf und dann gehe ich nach den anderen suchen.“ ich sah zu Lady Melanie, welche gerade eingetreten war.
Mit einer nickenden Kopfbewegung deutete sie mir, dass ich ruhig gehen könne.

 

In der Eingangshalle sah ich die ganze Truppe plötzlich aus Richtung des Kellers kommen.
Imhotep schwebte vor Faith her und wie es aussah, war er bewusstlos.
Du meine Güte! Was war denn jetzt plötzlich geschehen.
„Meine kleine Schwester hat Kräfte eingesetzt, die … nicht nur gutes bewirken, wie du ja sehen kannst. Die Rohre der Heizung sind zwar wieder gängig, aber irgendetwas ist dabei mit Imhotep geschehen. Lass uns mit nach oben gehen und sehen, ob wir etwas tun können.“ Haytham schob mich dabei die Treppe hinter den anderen hoch.
Vor dem Zimmer des Isu blieben wir jedoch stehen, es fühlte sich nicht richtig an, einfach unaufgefordert hineinzugehen.
Plötzlich stürmte Faith an uns vorbei die Treppe hinunter. Aber auf meine Frage, was passiert sei, bekam ich keine Antwort.
„Haytham, ist … er tot?“ mir steckte dabei ein Kloß im Hals!
„Nein, schau. Er hat die Augen auf und …“ zu mehr kam mein Templer nicht.
Der vermeintlich bewusstlose Isu erhob sich etwas schwankend und ging ebenfalls wortlos an uns vorbei.
Fragend sah ich zu Lucius und Shay, aber auch sie schwiegen.
Fantastisch, warum auch eine Erklärung für diesen Vorfall bekommen.
Wütend ging ich wieder hinunter in den Salon und setzte mich zu Lady Melanie und Maggie.

 

„Mama, bist du jetzt auch wütend? Du bist ganz rot im Gesicht.“ fragte mein Sohn vorsichtig nach.
„Ein bisschen, ja.“ seufzte ich und sah zu den beiden Frauen am Tisch.
„Ihr wisst doch, dass es Dinge …“ begann Lady Melanie, ich ließ sie aber nicht ausreden.
„Ja ja… ich weiß. Wir dürfen alles essen, aber nicht alles wissen! Ich habe das schon verstanden.“ fauchte ich, weil ich mit einem Male meine eigenen Gefühle nicht mehr zügeln konnte. Lag es an diesem Schneesturm, welcher so auf das Gemüt schlug?
„Dann ist es ja gut.“ Faiths Großmutter sah mich dabei säuerlich an und verließ den Salon mit Maggie. Anna musste gewickelt werden nahm ich an.
Ich selber ging auf die Suche nach meinem Mann um mich bei ihm auszuheulen.
Er stand an einem der Fenster beim Eingang und starrte hinaus!
„Alex, du hast gerade mal wieder ein Benehmen gezeigt, was … mir fehlen die Worte.“ hörte ich ihn tadelnd sagen. Dieser Mann hatte verdammt gute Ohren, fast schon wie sein Vater.
„Es tut mir leid, aber es nervt mich nun mal wahnsinnig, wenn wir angeschwiegen werden. So als wären wir kleine Kinder.“ seufzte ich und lehnte meinen Kopf an seinen Rücken.
„Entschuldige dich nachher bei Lady Melanie! Das ist das mindeste was du tun solltest. Wir sind schließlich hier zu Gast…“ gerade als er noch weiter ausholen wollte, brach im Salon riesiges Geschrei und Gepolter aus.

 

Die Kinder! Sie waren ohne Aufsicht dort alleine geblieben! Verdammte Axt!
Schnell eilten wir zur Tür, als wir auch schon das größte Chaos im Raum vorfanden.
Der Boden war übersät mit Federn, das Essen lag ebenfalls dort verstreut herum und die Kinder standen völlig außer Atem mitten im Salon!
Die Blicke gingen von einem zum anderen und erst jetzt bemerkte ich, dass auch Faith, Shay, Lucius und Imhotep wieder hier waren.
Bevor Haytham oder ich die Wüstlinge befragen konnten, übernahm Faiths Vater das Wort.
„Warum?“ mehr fragte er die Rasselbande nicht.
July hob den Kopf und sah ihm fest in die Augen.
„Das war Paddy!“
Wie bitte? Er alleine war das ganz bestimmt nicht, aber Edward schwieg mit gesenktem Kopf, genauso wie Florence mit zitternden Lippen neben ihrem Bruder stand.
„Junge Dame, ich habe dir nicht beigebracht zu lügen. Als wenn dein kleiner Bruder so was hier Zustande bringen kann. Er kann nicht mal richtig sprechen und auch so traue ich ihm das noch nicht zu.“ diese Enttäuschung in Lucius´ Stimme war kaum zu überhören.
„Aber es war Paddy, Opa. Er ist auf den Tisch geklettert und ich wollte ihn runter nehmen, aber er hat gebockt und sich gewehrt, dabei ist das Brot und die Butter auf den Boden gefallen. Ich kann ja nichts dafür, dass ihr Erwachsenen solange vor dem Frühstück rumtrödelt.“ sagte sie trotzig.
„Gut, das erklärt das Essen auf dem Boden, aber das zerstörte Kissen, die umgestürzten Stühle und das ganze restliche Chaos junge Dame, wie erklärt ihr mir das?“

 

July hob ihren Kopf noch ein Stück weiter, blickte nach links, dann nach rechts zu ihren Geschwistern, ihrem Cousin und ihrer Cousine.
„Ganz einfach Master Williams, wir haben brav gespielt, mit den Bausteinen dort hinten in der Ecke, wie ihr euch gerne überzeugen könnt, als plötzlich Morrigan aufgetaucht ist. Dort hinten liegt sie am Feuer. Florence und Edward haben sich erschrocken, dass sie gegen das kleine Tischchen mit der Vase gesprungen sind. Leider ist dieses edle Kunstwerk dabei zu Bruch gegangen. Sah eh nicht so toll aus, viel zu komisch.“
Ich konnte mir bei diesen Worten ein leises Glucksen nicht verkneifen. Haytham hingegen war noch immer entsetzt über das Verhalten seiner Kinder.
„Und was ist dann passiert?“ hakte Lucius weiter nach.
„Durch den Aufprall der Vase hat sich Paddy erschrocken und er ist zu Morrigan gerannt. Leider ist er dabei auf ihren Schwanz getreten. Unsere wundervolle Wölfin war tapfer, hat nicht mal geheult, aber leider hat sie das große Kissen vor Schmerz zerbissen. So gelangten die Federn in den ganzen Raum. Danach wollten wir schnell aufräumen, aber Paddy wollte auf Morrigan reiten und na ja. Es war nur eine kleine Runde. Cadan und ich waren leider nicht so schnell wie wir dachten, Master Williams und so ist das restliche Zimmer verwüstet worden. Es tut mir unendlich leid, ich stehe für meinen kleinen unwissenden Bruder ein und werde jede Strafe akzeptieren, die ihr mit auferlegt.“ immer noch stand sie mit hocherhobenem Kopf vor ihrem Großvater und sah ihm in die Augen.

 

„So war das also, aber wenn ich eurer Geschichte glauben schenken soll, wo ist die werte Morrigan jetzt?“ suchend sah sich Lucius hier um.
„Sie ist…..die hat sich aus den Staub gemacht!“ schrie July wütend.
„Dort bei Papa!“ knurrte sie und deutete auf eine Maus, die auf Shays Schulter saß.
„Ist das wahr?“ wollte er von der Göttin wissen. Kurz leuchteten die Augen des Tieres golden, dann sprang sie von seiner Schulter und war wieder ein Wolf. Sie ging zu July, setzte sich neben sie und schleckte Paddy einmal quer über sein Gesicht. Es war wie die Verbindung von Walka und Edward, ging es mir lächelnd durch den Kopf.
„Ihr fünf werdet jetzt mit mir aufräumen und dann Essen wir endlich. Ist diese Strafe für dich in Ordnung, Haytham?“ fragte Faiths Vater.
Mein Templer sah zu unseren Kindern, dann wieder zu Lucius und nickte stumm. Unsere beiden würden nicht so glimpflich davon kommen. Aber hier und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt und Ort.

 

Nachdem der restliche Tag friedlicher verlief, beschlossen wir, diese Nacht alle gemeinsam im Salon zu verbringen. So sparte man Feuerholz und wir konnten uns gegenseitig Wärme spenden. Minus 40 Grad war jetzt auch keine Temperatur, die man mal eben so abhakt. Der Frost kroch einem in die Knochen, auch wenn man sich dick eingepackt hatte.
Die Kinder waren begeistert von dieser Idee und halfen tatkräftig mit, ihre Nachtlager aufzuschlagen.
Cadan und Edward wollten sich einen Schlafplatz teilen, so konnten sie auch etwas mehr Ruhe finden.
Alle anderen Kinder verteilten sich entsprechend auf die Erwachsenen.
Das Abendessen bestand aus einer unglaublich leckeren Kartoffelsuppe die Faith – nicht wortwörtlich natürlich – gezaubert hatte.
Satt und zufrieden kuschelten wir uns alle in die Decken.
Florence lag zwischen mir und Haytham.
Sein Blick wanderte noch einmal zu Edward, welcher sich leise flüsternd mit Cadan unterhielt.
„Sei nicht mehr sauer, mi amor. Niemand ist zu schaden gekommen und du hast July gehört, die Vase war wohl nicht so hübsch.“ kicherte ich leise.
Er atmete tief aus, legte seinen Arm um unsere Tochter und mich und wünschte leise eine gute Nacht.

 

 

Kapitel 9

~~~ Vertraute Klänge zu früher Morgenstund ~~~

 

Irgendwann wachte ich auf und sah mich schlaftrunken um. Es war noch dunkel, aber das leichte Glimmen des Feuers im Kamin brachte genügend Licht um festzustellen, dass Faith nicht mehr hier war.
Vielleicht musste sie mal wohin, dachte ich lächelnd und zog die Decke wieder über meinen Kopf. Alle anderen lagen friedlich schlummernd in ihren provisorischen Betten.
Irgendwann ging ich in meinem Traum durch eine wunderschöne Landschaft mit hohen Bergen und über einem Fluss in der Nähe spannte sich eine steinerne Brücke.
Die Vögel in den Bäumen begrüßten den Tag und ich schlenderte auf dem kleinen Pfad am Fluss weiter entlang.
Auf einem Wegweiser an einer Kreuzung, las ich die Namen der nächsten Dörfer.
Schau an, Weißlauf!
Moment… ich sah mich genauer um und erst jetzt hörte ich die Musik.
Sie kam aber nicht von hier!
Immer lauter war das Titellied zu Skyrim zu hören.

Mit einem Male wachte ich ganz auf und atmete tief ein und aus.
Als ich mich umsah, war es immer noch dunkel. Aber jetzt regten sich alle hier im Salon und man hörte derbe Flüche aus der Ecke von Shay und auch mein Mann murrte leise vor sich hin.
Die Musik schallte mittlerweile durch das ganze Haus.
Schnell zog ich mir die Hausschuhe an und warf meinen Morgenrock über.
„Ich schaue schon nach.“ sagte ich an die Anwesenden gerichtet.
„Sag ihr, sie soll sich etwas zusammenreißen. Andere wollen noch schlafen!“ rief Faiths Mann mir noch hinterher.
Ich lauschte aus welcher Richtung diese Beschallung kam. Sie führte mich zur Küche! Durch dieses runde Gewölbe dort war die Akustik einfach fantastisch.
Ich konnte nicht anders, ich musste mir Dovahkiin einfach noch etwas anhören. Jedes mal überzog sich mein Körper mit einem wohligen Schauer bei diesem Lied und ich würde am liebsten … ja, ich würde gerne mal wieder durch Skyrim streifen und Drachen erlegen.
Doch das war mir leider nicht vergönnt und meine Gedanken verdüsterten sich wieder einmal.
Nein, ich gehörte hierher. Punkt!
Ich schüttelte mich um diesen Moment loszuwerden und trat weiter in die Küche, wo Faith vor sich hin werkelte und mich nicht sofort bemerkte.
Ihre geschmeidigen Bewegungen, ihr wunderschöner Körper …

 

„Guten Morgen, mein preußisches Weib.“ lächelte sie mich an, als sie mich endlich bemerkte.
„Guten Morgen, mo rionnag, ein schönes Lied, vor allem da ich ja solche Musik kenne, aber der Rest ist nicht der Meinung. Könntest du es etwas leiser machen, auch wenn ich die Titelmusik von Skyrim mag.“ bat ich sie schweren Herzens. Ich könnte hier noch Stunden stehen und den Klängen lauschen.
Langsam wurde die Musik wieder leiser und jetzt sah ich, dass sie diesen kleinen Kasten von der Halloweenfeier hier stehen hatte. Ich nenne ihn einfach mal einen MP3 Player.
„Entschuldige das wollte ich nicht. Kaffee?“ fragte sie mich und reichte mir eine Tasse mit diesem fantastisch duftenden Getränk.
Ich nahm sie in meine Hände und spürte, dass mir die Kälte doch etwas zu unangenehm hier wurde und ging wieder in den Salon.
„Danke!“ sagte ich noch beim Hinausgehen. Faith würde sicherlich auch bald wieder zu uns stoßen.

 

Als ich im Salon ankam, sah ich, dass die ganze Meute mittlerweile wach war.
„Herr Gott nochmal, braucht meine Schwester keinen Schlaf? Und selbst wenn nicht, ICH brauche ihn vielleicht mal.“ nölte Haytham eingehüllt in eine Decke rum.
„Es ist doch nur etwas Musik gewesen und dazu noch sehr schöne. Da kann man schon mal alles um sich herum vergessen, mi amor.“ ich setzte mich neben ihn und schlürfte genüsslich meinen Kaffee.
„Du hast leicht Reden, dir hat man ja schon etwas warmes angeboten.“ er klang bockig wie ein kleines Kind.
„Vater, Mama hat aber Recht…“ begann Edward von seinem Schlafplatz aus, doch unterbrach sich, als er den Blick seines Vaters sah.
Langsam begannen wir die Decken und Kissen wieder zur Seite zu räumen. Stellten im Anschluss den Tisch, die Stühle und die restlichen Möbel wieder an ihren Platz.
Wir waren gerade fertig, als Faith mit dem Frühstück erschien.
Sie blühte wieder richtig auf und ich freute mich für meine Schwester im Geiste. Es war einfach ein gutes Gefühl sie so befreit zu sehen.
Als sie Haytham seinen Tee einschenkte, stimmte ihn das wieder etwas gnädiger und er verkniff sich jeden weiteren Kommentar.

 

Nach dem Frühstück wurden für Edward und Florence ein paar dickere Wintersachen von den anderen Kindern herausgesucht. Wir waren ja nicht auf so einen Notfall eingestellt. Für die Zukunft sollte ich immer einige extra Monturen im Petto haben, dachte ich grinsend.
Ich nutzte einen kurzen Moment mit Lady Melanie um mich für mein gestriges Verhalten zu entschuldigen. Im Grunde tat es mir wirklich leid, sie so angefahren zu haben.
„Ich denke, wir alle sind etwas gereizt.“ mehr sagte sie nicht und machte sich ans Werk etwas passendes zum Anziehen für meine Kinder zu finden.
Mit Faith, Paddy und Imhotep ging ich hinunter um das Geschirr zu spülen. Wie selbstverständlich begann der Isu uns zu helfen. Auf mein Lob, dass er uns zur Hand ging, obwohl das in dieser Zeit für einen Mann nicht üblich war, sah er mich grinsend an.
„Ich komme ja nicht aus dieser Zeit. Im alten Ägypten waren Männer und Frauen gleichgestellt. Frauen konnten werden was sie wollten, bis auf den Beruf des Schreibers, der war wirklich nur den Männern vorbehalten.“ erklärte er mir.
Ich vergaß immer wieder, dass auch er nicht aus dieser Zeit stammte. Seine Wurzeln lagen ja ganz woanders.
„Ich weiß und es ist traurig, dass sich diese Ansicht im Laufe der Jahrhunderte so sehr geändert hat. Selbst aus der Zeit, aus der ich komme, werden die Frauen noch immer schlechter bezahlt als die Männer. Nicht in jedem Beruf, aber in vielen ist das die Realität. Dazu kommt, dass man als Mutter Haushalt, Kinder und Beruf hat, was man alles irgendwie hinbekommen muss.“ vieles wurde einfach zu selbstverständlich genommen.
„Ja wir Frauen haben es nicht leicht, aber wir machen einfach weiter.“ stimmte mir Faith aus Richtung der Speisekammer zu.

 

Kurz darauf kam sie zu uns und stellte einen bauchigen Steinguttopf auf den Tisch.
„Hab was gefunden zum Aufwärmen.“ grinste sie in die Runde und füllte drei Becher mit dem Inhalt.
„Oh der riecht tödlich.“ merkte ich an, als ich erkannte, dass es Rumtopf war. Bei uns auf dem Dorf damals wurde so etwas angesetzt, wenn eine Frau schwanger wurde. Wenn dann das Baby auf der Welt war, wurde der Topf geöffnet und die Nachbarn kamen zur sogenannten Puppvisit! Baby gucken. Man brauchte nicht viel davon und war voll wie eine Strandhaubitze.
„Schmeckt ganz gut.“ lachte Faith und nahm einen Schluck.
Etwas sprachlos sah ich sie an.
„Faith du stillst doch, da solltest du keinen Alkohol trinken.“
„Egal, dank meines wundervollen Mentors kann ich mittlerweile den Alkohol in meinem Körper fast vollständig neutralisieren, bis zu einem gewissen Teil.“ Das hörte sich zu fantastisch an um wahr zu sein.
„Kann ich das auch lernen?“ fragte ich nach, weil das wirklich eine tolle Gabe wäre. So hätte man vielleicht nicht immer so einen Kater nach einer langen Nacht.
„Leider nicht Alexandra, es ist eine Fähigkeit der Isu. Aber wenn ich zu viel trinke werde ich auch betrunken.“ erklärte mir Imhotep entschuldigend.
„Schade. Na dann! Prost!“ grinste ich die beiden an und ließ dieses Hochprozentige Getränk meine Kehle herunterlaufen. Herrlich und es wärmte tatsächlich.
Meine Schwester im Geiste holte eine Schüssel in der sie die Früchte aus dem Topf tat.

 

Gerade als wir mit unserer Arbeit fortfahren wollten, hörte ich Haytham in meinem Kopf.
Alex, wir bräuchten mal eure Hilfe. Anna braucht eine neue Windel und wir haben keine Ahnung, wie man das macht. Von Lady Melanie und Maggie ist hier auch keine Spur.
Anscheinend hatte auch Shay einen solchen Notruf an Faith gesandt, weil auch sie sich ein Lachen kaum verkneifen konnte.
Ihr schafft das schon, ich bin da zuversichtlich, mi amor. Gab ich als Antwort und konnte sein Augenrollen vor mir sehen. Es war nicht zufriedenstellend für ihn.
Imhotep machte auch keine Anstalten den Herren zu helfen.
„Haytham hat tatsächlich noch nie eine Windel wechseln müssen.“ kicherte ich vor mich hin.
„Shay und mein Vater haben darin auch keine Erfahrung, aber ich denke, es tut ihnen gut, wenn sie es mal machen.“ lächelnd begann sie den Teig für die Pizza, die es heute geben sollte, anzusetzen.
Als ich sie so dabei beobachtete, ging mir durch den Kopf, ob wir wohl jemals eine Erklärung für die vielen, ich nenne sie einfach mal unerklärlichen Ereignisse bekommen würden.
„Was hast du auf dem Herzen, mein preußisches Weib. Du willst etwas wissen oder?“ holte sie mich aus meiner Überlegung.
„Ja, das mit Imhotep von gestern Abend als er meinte, dass er die Rohre aufgetaut hat, dass war gelogen stimmts?“
Mit einem tiefen Seufzer drehte sie sich zur Spüle um, wusch ihre Hände und kam dann mit einem Handtuch langsam auf mich zu.​​​​​​
„Faith, du willst es mir nicht sagen oder?“ Bei Odin! Wie ich so ein Schweigen hasste, ich war kein Kleinkind mehr!
„Doch Alex, am liebsten würde ich es dir erzählen, aber wenn ich das mache, wissen es Odin und die anderen und dann könnte es für uns alle böse enden. Wenn du das nächste mal Heimdall siehst frage ihn, er war damals auch mit dabei“ es war, als könne sie mir kaum dabei in die Augen sehen!
„Das werde ich und es tut mir Leid, ich hätte es dabei belassen sollen“ eigentlich würde ich sogar viel lieber noch tiefer bohren, dachte ich zerknirscht. Aber es half ja nichts.
„Ich kenne dich mein preußisches Weib, wenn du nicht alles weißt und nicht alles selber machen kannst, wirst du mürrisch“ ihr Grinsen vertrieb meinen Zorn ein wenig und als sie nur wenige Zentimeter entfernt vor mir stand, spürte ich diese tiefe Verbundenheit zwischen uns wieder. Ihre Lippen fühlten sich fantastisch an und die Sehnsucht nach mehr kam in mir und ihr sicherlich auch, hoch. Doch darauf mussten wir bis auf weiteres noch verzichten.
„Ich liebe dich, mo rionnag.“ flüsterte ich.
„Und ich dich, mein preußisches Weib.“ lächelnd lösten wir uns von einander schweren Herzens.
Ich sah an ihr herunter und wir beide bemerkten einen nassen Fleck auf Brusthöhe. Sie sollte schnell zu Anna und sie stillen.
„Ich hole mal Anna, ich vermute sie hat Hunger.“ da hatten wir beide denselben Gedanken und ich folgte ihr nach oben.

 

Das Essen kam wie erwartet gut an.
Auch wenn Haytham für einen Moment wieder etwas skeptisch reagierte. Er hatte schon eine Weile keine Pizza mehr vorgesetzt bekommen und ich hatte mich an die hiesigen Essensgewohnheiten und Nahrungsmittel gewöhnt.
Nach dem Essen konnten wir ein wenig die Ruhe genießen, ungestört wohlgemerkt.
Haytham hatte sich mit Lucius etwas von uns entfernt auf eines der Sofas zurückgezogen und war mit ihm in ein Gespräch vertieft.
Faith war hinunter in die Küche gegangen und ich konnte ohne Störung ein Buch lesen, welches mir hier in der Bibliothek ins Auge gestochen war. Wieder einmal war es etwas, was mich nicht wirklich interessierte, aber ich fand den Umschlag oder besser den Einband wunderschön und hatte mich hinreißen lassen, es zu nehmen.
Irgendwann tauchte Faith mit einem Tablett hier wieder auf und reichte mir einen kleinen Teller mit … war das Stollen? Christstollen?
Verwundert sah ich sie an, als sie meinen Gedanken bestätigte.
Der erste Bissen war der Himmel auf Erden und dieses Stück Gebäck überdauerte nur wenige Sekunde ehe ich es vollends verspeist hatte. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es nicht mehr gegessen und schwelgte in Erinnerungen an … ja, meine Gedanken wanderte wieder zu Yannick, Weihnachten und … NEIN! Ermahnte ich mich mal wieder und schüttelte diese Bilder wortwörtlich ab.
Mich riss ein an mir vorbei fliegendes Kissen, welches meinen Templer am Kopf traf, aus den trüben Gedanken und grinsend sah ich ihn an.
Faith saß auf einem anderen Sofa und in ihrem Gesicht lag ein schelmischer Ausdruck.
„Was ist Bruderherz?“ fragte sie völlig unschuldig.
„Das Kissen, mach das nie wieder!“ diese Mahnung könnte auch Edward oder Florence gelten. Meine Schwester ließ sich aber nicht davon aus der Ruhe bringen. Haytham hingegen hatte Mühe sich zu zügeln.

 

Kapitel 10

~~~ Die (Schneeball-)Schlacht ist gewonnen,
aber nicht der Krieg ~~~

 

Der Mittagsschlaf der Kinder war irgendwann beendet, so dachten wir eigentlich, weil ich mich auf warmen Nachmittagstee und vielleicht sogar noch auf ein paar Plätzchen freute.
Auf unsere Versuche den Nachwuchs zu wecken, reagierte keines der Kinder. Sie schliefen alle tief und fest.
Was mir aber auffiel war, dass es hier nach Alkohol roch. Edward zum Beispiel hatte eine Fahne!
Entsetzt sah ich zu Haytham, welcher sich langsam zu Faith umdrehte.
Auch sie hatte bemerkt, dass die Kinder einfach betrunken waren.
Grinsend eilte sie hastig an meinem Mann vorbei, der schon angesetzt hatte zu meckern.
„Wie in drei Teufels Namen ist das möglich? Passt hier eigentlich gar keiner mehr auf sie auf?“ Er war wütend, sehr sogar!
Auf der einen Seite verständlich, aber auf der anderen musste er etwas lockerer werden.
Faith kam zurück und erklärte, dass diese betrunkenen Schlafmützen das Obst vom Rumtopf genascht hatten. Natürlich, es war süß und den Alkohol schmeckte man nicht sofort.
Kichernd betrachtete ich Edward und Florence.
„Wie kommen sie daran?“ die Stimme meines Mannes zitterte vor Wut und er musste sich arg zusammenreißen.
„Oh, wir haben vorhin den Rest vom Rumtopf getrunken und ich hatte wohl vergessen das Obst wegzustellen, passiert Bruder. Alles was die fünf später haben werden, ist ein kleiner Kater.“ erklärte ihm Faith in aller Ruhe.
Doch wirklich besänftigen konnte das meinen Mann nicht.
Im Grunde waren die Nerven aller hier Anwesenden etwas angespannt. Wir konnten nicht raus, wir konnten nicht wirklich etwas tun und das frustriert halt.
Außerdem spürte ich, dass Haytham sich zunehmend Sorge um unsere eigene Plantage machte. Wir konnten nur hoffen, dass niemand zu Schaden kommen würde und dass dieser vermaledeite Schneesturm bald nachließ.
Dazu kam noch, dass ich eigentlich auch den Besuch bei Achilles Davenport planen musste.

 

Am nächsten Morgen erwachte ich neben meiner persönlichen Wärmequelle und einer brabbelnden Florence. Müde sah ich mich um, es wurde langsam hell und ich hoffte, dass nicht noch mehr Schnee gefallen war.
Faith war nicht hier, auch nicht Anna. Vermutlich hatten sie sich zurückgezogen um uns nicht zu stören. Sehr aufmerksam, wenn man bedachte, dass die anderen Räume derzeit Stunden brauchen würden um mit dem Kamin geheizt zu werden!
Imhotep kam auf mich zu und bat mich ihm beim Frühstück zu helfen, Faith hätte sich noch einmal nach einer durchgemachten Nacht hingelegt.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue ließ mich Haytham gehen, aber ich wusste, es passte ihm nicht, dass ich schon wieder eine Küche betrat. Bei Odin! Wer sollte es denn sonst machen?
Wir kochten Wasser für Tee und Kaffee, toasteten einige Scheiben Brot, kochten Porridge und drapierten alles auf zwei großen Tabletts.
Im Salon angekommen riss man uns förmlich das Frühstück aus den Händen und in Sekunden hörte man rundum zufriedenes leises Schmatzen und Schlürfen.

 

Plötzlich tauchte meine Schwester im Türrahmen mit einem Teller in der Hand auf. Ihr Blick ging etwas wütend in meine und Imhoteps Richtung, als sie sich zu uns setzte. Was bitte hatte ich ihr getan?
„Lass mich raten, du hast nicht hinter dir aufgeräumt.“ flüsterte Haytham wissend und sah zu seiner kleinen Schwester.
Ernsthaft? Das würden wir im Anschluss alles erledigen …
Doch July holte mich aus meinen Überlegungen, weil sie unbedingt das belegte Brot ihrer Mutter haben wollte.
Shays Blick und ein lauteres „July!“ ließ sie ihr eigenes Frühstück essen. Kinder waren manchmal mehr als merkwürdig, dachte ich grinsend.
In dem Moment begann Anna zu schreien und Faith wollte sie schon hochnehmen, als ich aufstand um die Kleine zu beruhigen.
„Ich nehme die Kleine, mo rionnag, du setzt dich wieder hin und isst etwas!“ ermahnte ich sie. Sie sah nicht gut aus und ich konnte mir vorstellen, dass sie völlig übermüdet war.
Die kleine Anna lag auf meinem Arm und in ihren grünen Augen schimmerte soviel Neugierde und Wissensdurst.
Ich erzählte ihr von den neun Welten und ihren Göttern, von Jörmundgandr und Bifröst.
Mi sol, du sprichst altnordisch. Hörte ich meinen Templer in meinem Kopf. Als ich in seine Richtung sah, lächelte er mich liebevoll an. Ein wunderschöner Anblick, wenn du ein Baby auf dem Arm hast. Diese letzten Worte kamen etwas stockend in meinem Geist an. Irgendwann, vielleicht, würden wir ein weiteres Kind haben.

 

Im Laufe des Vormittags waren Haytham und ich mit Faith und Anna hier alleine. Das kleine Mädchen weinte ununterbrochen und ließ sich einfach nicht beruhigen. Kein Wunder! Sie spürte unsere eigenen angespannten Nerven, die aufgeheizte Stimmung und unsere Launen. Wie schon gesagt, Kinder haben ganz feine Antennen dafür!
Irgendwann war es meinem Mann zu viel und er bat seine kleine Schwester doch einfach mit Anna hinaus zu gehen.
„Klar mit Anna in die Kälte, geh du doch raus!“ fauchte sie meinen Templer an und die beiden standen sich, wie schon vor ein paar Jahren lauernd gegenüber.
„Beruhigt euch! Es bringt nichts sich zu streiten. Mi Amor, bedenke Anna ist erst ein paar Tage auf dieser Welt und für sie ist alles neu. Bei kleinen Babys kann es vorkommen, dass sie Probleme haben sich an das Leben außerhalb des Körpers der Mutter anzupassen. Es ist natürlich. Anna hat Hunger, das ist ein neues Gefühl und auch eine nasse Windel oder wenn, ich sag es jetzt mal so, ein Pups ihr quer sitzt, ist das für sie noch unheimlich und unbekannt. Meist nach ein paar Wochen legt sich das.“ versuchte ich Haytham zu besänftigen. Auch wenn er es ja schon selber zweimal mitbekommen hat und … ach was rede ich eigentlich gegen diese beiden störrischen Personen an.

 

Und ehe ich mich versah, hatten die beiden ein Duell vereinbart.
Eine Schneeballschlacht!
Der Schneesturm war vorüber, Odin sei Dank und erst jetzt sah ich, dass die Sonne langsam wieder herauskam. Bevor ich jedoch intervenieren konnte, zogen sich die beiden Mäntel und Handschuhe an!
Etwas perplex nahm ich Anna von Faith entgegen und beobachtete Haytham und Faith, wie sie nach draußen gingen um sich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten.
Diese störrische Schottin hatte mitunter Kräfte an ihrer Seite, die sie nutzen würde, so aber auch mein Mann. Ich hörte meinen Göttervater und Tyr, wie sie ihm Tipps und Taktiken vorschlugen.
Abgemacht wurden 3 Minuten Vorbereitungszeit und beide begannen die kleinen Schneebälle zu stapeln.
Immer noch hatte ich dieses kleine Bündel Mensch auf dem Arm, welches mich jetzt aufmerksam ansah.
„Ja, deine Mama und dein Onkel toben sich jetzt endlich aus! Dann haben wir hoffentlich Ruhe und sie sind entspannter. Versprich mir nur, dass auch du etwas ruhiger wirst.“ bat ich sie leise in der alten Sprache und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Beide Kontrahenten gaben sich nichts und zum ersten Mal sah ich, wie mein Mann trotz der Kälte im wahrsten Sinne des Wortes auftaute. Er entspannte sich und konnte seinen Frust ablassen!
Edward und Florence hätten auch gerne mitgemischt, wie ich sehen konnte. Die beiden feuerten ihren Vater lautstark an und hüpften auf der Veranda herum.

 

30 Minuten später standen sich die Duellanten schwer atmend gegenüber.
„Unentschieden?“ fragte Haytham nach.
„Ja aber gib zu, es hat dir Spaß gemacht und jetzt fühlst du dich besser“ ihr Grinsen ging von einem Ohr zum anderen.
„Ja und danke, ich denke das haben wir alle gebraucht nach den letzten Tagen. Es tut mir Leid, als Vater weiß ich doch, dass die Mutter nichts dafür kann, wenn ihr Kind schreit“ plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck und fies grinsend nahm er eine Handvoll Schnee um sie Faith ins Gesicht zu werfen. „Gewonnen kleine Schwester!“ lachte er.
„Diese Schlacht, Master Kenway, habt ihr gewonnen, aber nicht den Krieg“ lachend wischte sie sich den Schnee aus den Augen.
Ehe sich Haytham versah hatte er eine volle Breitseite Schnee abbekommen! Sie hatte ihre Kräfte genutzt! Aber beide wurden dabei von den Füßen geholt und lagen nebeneinander am Boden.
„Das gibt eine Revanche Faith, nächsten Winter, gleiche Zeit, gleicher Ort!“ mein Templer war hochmotiviert und ich freute mich im Stillen über dieses Versprechen. So hatten wir einen Grund der Familie Cormac einen Besuch abzustatten, ohne dass ich die treibende Person war.
„Gleiche Zeit und gleicher Ort.“ stimmte Faith zu und reichte ihm die Hand.
„Ich denke es reicht, wir sind nass und holen uns noch eine Erkältung.“ mahnte mein Templer und ich sah Faith Augenrollend in meine Richtung blicken. Er war halt so, er konnte nicht anders.

 

Irgendwann war auch dieses Unwetter vorbei, der Kater unserer Kinder auskuriert, die Schneeballschlacht erledigt und wir machten uns auf den Heimweg!

Diese Schneeballschlacht könnt ihr bald auch aus Sicht von Faith Cormac nachlesen in "Götterdämmerung" vom Todesengel222 ( fanfiktion.de/s/64007e060000588021692b91/1/Goetterdaemmerung )

 

Kapitel 11

~~~ Trinkspiel mit Rudolph ~~~

 

Diese Kälte, welche mich gerade noch zittern ließ, verwandelte sich in eine wohlige Wärme. Der Umhang meines Vaters war immer noch um mich geschlungen und es fühlte sich an, als würde mein Körper auftauen.
„Für Jötunheim bist du definitiv nicht geschaffen, Kind.“ lachte er und sah zu mir herunter.
„Nein, vermutlich nicht. Aber Muspelheim muss es dann auch nicht gleich sein.“ konterte ich grinsend.
Nach und nach kam ich wieder in Asgard an und genoss ein wenig des guten Mets, welchen mir Thor gereicht hatte.
„Wir könnten auch ein Wetttrinken veranstalten!“ dabei klopfte er mir aufmunternd auf die Schulter.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist…“ wieder ging mir der Satz von Faith durch den Kopf, dass sie den Alkohol in ihrem Körper bis zu einem gewissen Punkt neutralisieren kann. „Es sei denn…“ grinste ich breit und konzentrierte all meine Sinne auf Odin!
Wenn ich schon die Gestalt eines anderen annehmen kann, dann auch gleich richtig!
Dachte ich … für eine Sekunde, ehe mein Vater sich vor mir aufbaute und vorwurfsvoll mit dem Kopf schüttelte.
„Du hast nicht ernsthaft in Erwähnung gezogen, eine solche Wette mit Hilfe der Gestaltwandlung zu gewinnen, oder? Außerdem … du kannst unsere Formen nicht annehmen. Das wäre fatal, weil du die Norne der Zukunft bist.“ seine Augen wanderten hilfesuchend in der illustren Runde umher.
„Es könnte durchaus auch Auswirkungen auf deine alte Zeit haben, oder noch schlimmer auf deine kleinen Kinder hier. Davon mal ganz abgesehen… Das ist Betrug!“ rief Loki und erntete ein lautes „Da siehst du es!“ von Thor.
„Ähm, wer will hier etwas von Betrug und Manipulation erzählen? Hmmmmm?“ jetzt war ich es, die grinsend die Anwesenden musterte.

 

„Das war etwas anderes … damals … ich musste mich beweisen! Das war … meine Ehre stand auf dem Spiel!“ stammelte der Donnergott als er nach den passenden Worten suchte.
„Ach? Und meine Ehre stünde jetzt nicht auf dem Spiel?“ ich zog eine Augenbraue hoch und musste an mich halten, nicht laut zu lachen.
„Du bist … Havi! Jetzt sag doch auch endlich mal was!“ forderte Tyr den Allvater auf.
Langsamen Schrittes ging Odin um mich herum, musterte mich immer noch und kratzte dabei nachdenklich sein bärtiges Kinn.
„Vielleicht … Wäre ein Tier das richtige zum Üben …“ lachte er plötzlich und alle fielen mit ein.
Ehe ich mich versah, fühlte ich eine Wandlung in mir. Mein Blick klärte sich schnell, aber als ich an mir heruntersah stand ich auf 4 Beinen!
„Meine Frau das Rentier…“ staunte mein Gatte mit großen Augen.
Das Sprechen fiel mir für einen Moment schwer, ehe ich die Kontrolle wieder darüber erlangte.
„Warum …?“
„Vertrau mir und jetzt … Skal!“ vor mir erschien ein hölzerner Trog randvoll gefüllt mit Met! Er roch verführerisch, obwohl ich ihn sonst eigentlich nicht unbedingt mochte.

 

Mit ein wenig Übung konnte ich die ersten Schlucke genießen.
„Nicht so hastig! Wir haben ja noch gar nicht richtig angefangen!“ sprach jetzt mein Kontrahent, hielt sein riesiges Trinkhorn hoch und sah mich grinsend an. „Auf drei … eins … zwei … drei …“ brüllte er und kippte den Inhalt in seinen Hals!
Ich beugte meinen Kopf mit dem schweren Geweih hinunter und begann hektisch den Honigwein in mich aufzusaugen, irgendwie funktionierte das hervorragend.
Die anderen Gäste feuerten uns an und klatschten rhythmisch in die Hände!
Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass sich der Trog gar nicht leerte und Thor sein Horn auch noch nicht ein einziges Mal abgesetzt hatte.
Oh nein!
Die Geschichte stimmt also? Die Gefäße waren mit einem Meer aus Honigwein verbunden?
Ich fokussierte mich auf meinen Met und trank und trank und trank …
Irgendwann fühlte ich einen leichten Schwindel in meinem Kopf und sah zu Thor!

 

Der schwankte gefährlich hin und her, stieß immer wieder gegen den großen Tisch! Plötzlich kippte er einfach nach hinten über und ein lauter Rülpser war zu vernehmen.
„Na, da hat aber jemand überhaupt keine Kondition mehr, wie?“ lachte Hel und stupste ihn mit ihrem Fuß an. „Er atmet noch, wacht bestimmt auch bald wieder auf.“
Jetzt sahen alle in meine Richtung und warteten, wie es mit mir aussah.
„Joah … schmeckt … nach Honig … aber ich … glaube, es reicht …“ lallte ich mit einem Male und ließ mich auf meine Vorderbeine nieder, dann langsam auf die Hinterbeine und legte mich langsam auf den steinernen Boden. Er sah so gemütlich und einladend aus!

 

„Ich dachte, Rentiere sind trinkfest? Hattest du vorhin nicht sowas erwähnt?“ fragte dieser schnöselige Brite jemanden in meiner Nähe.
Vorsichtig öffnete ich ein Auge und die Helligkeit hier in diesem Raum stach in meinem Kopf. Mein Magen grummelte und versuchte sein innerstes nach außen zu kehren, aber ich konzentrierte mich darauf, es nicht zu tun.
Mein Atem ging etwas flacher, was mir gut tat.
Dann endlich schlug ich auch das andere Auge auf und sah in das besorgte Gesicht Haythams.
„Na du? Wieder unter den Lebenden?“ er konnte seine Belustigung einfach nicht unterdrücken und neben ihm standen unsere Kinder.
„Mama, du warst aber ganz schön besoffen! Du hast fast das doppelte von Thor getrunken!“ in Edwards Stimme klang Anerkennung aber auch ein kleiner Tadel mit.
„Das merke ich! Könnte ich etwas Wasser bekommen?“ jaulte ich, als ich spürte, dass mein Hals rau und trocken wie die Sahara war.
„Warte ich habe etwas besseres.“ Florence reichte mir einen kleinen Becher mit einer grünlichen Flüssigkeit. „Hier, das hilft dir bestimmt wieder auf die Beine.“
Da war wieder die Botanikerin in ihr durchgebrochen.
Als ich jedoch an dem Inhalt roch, wäre sich übergeben eine bessere Option. Diese Blöße wollte ich mir hier aber nicht geben und trank brav alles aus.
Was soll ich sagen, der Geschmack war besser als der Geruch!
Auf meine Frage, was dort alles drin gewesen sei, sagte meine Tochter nur kryptisch, dass das ein Geheimnis sei.
Dabei sah sie grinsend zu Frigg und Idun.

 

Es dauerte nur wenige Minuten bis ich wieder aufstehen konnte.
Ich tastete an mir herunter und ich hatte wieder zwei Beine, zwei Arme und kein Fell mehr.
Vielleicht sollte ich für den Winter ab und an diese Gestalt heraufbeschwören um mich warm zuhalten, wenn wir längere Strecken unterwegs wären. Wie würde ich dieses Rentier dann nennen? Andarta hatte ja gesagt, ich sollte Namen vergeben für eine leichtere Beschwörung.
Rudolph!
Rudolph mit der roten Nase!
Fehlte nur noch Santa Claus!
Klischee!
Bei dem Gedanken kicherte ich leise vor mich hin.
„Es freut mich, dass du deinen Spaß hattest, Kind. Und du hast auch etwas gelernt. Vertraue in unserer Welt keinem Gott, der dich zu irgendetwas herausfordern will.“ Odin stand vor mir, sah mich breit grinsend an und zog mich dann hoch von meinem Lager.
„Wie geht es Thor eigentlich?“ fragte ich, als ich ihn hier nirgends zwischen den anderen sah.

 

„Er liegt auf der Bank vor dem Feuer in der Halle und schnarcht so vor sich hin.“ unser Sohn konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ein toller Beschützer ist er. Ich sollte mal nachsehen, ob ich ihm behilflich sein kann.“
Seine Heilungskräfte waren mit seinem Alter immer stärker geworden, dachte ich stolz. Hier war er wie alt? 20 oder 22 Jahre alt? Noch immer war es etwas merkwürdig unsere Kinder in diesem Alter hier um mich zu haben. Irgendwann wäre es sowieso soweit, aber ich hätte Zeit mich daran zu gewöhnen. Im Moment war es noch etwas unangenehm.
Ich streckte mich gähnend um endlich wieder richtig zu funktionieren. Kontrollverlust war etwas, was ich nicht mochte.
Mein Kopf fühlte sich wieder klar an und mein Magen verlangte nach etwas zu essen.
Gemeinsam gingen wir alle wieder zum großen Tisch, aßen und tranken.
Die Stimmung war gelöst und ich wäre hier gerne für immer geblieben.
„Deine Welt ist Midgard, Alex.“ mahnte mich Tyr und sah dabei auch zu Haytham.
„Und morgen werden wir dir die Welt der Walküren zeigen und vielleicht kannst du Brünhild sogar unterstützend zur Hand gehen.“ sprach Vör neben mir.
„Ich freue mich darauf!“ mir fiel es schwer, mehr Worte herauszubringen. Ich freute mich auf den morgigen Tag hier in Asgard, freute mich aufs Lernen!

 

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Autor

MrsHEKenways Profilbild MrsHEKenway

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Kapitel: 11
Sätze: 1.353
Wörter: 20.382
Zeichen: 116.691

Kurzbeschreibung

Hrymr ist schwer verletzt und zieht sich schmollend zurück, während Mistress Kenway in ihr wahres und für sie schon vor langer Zeit vorherbestimmtes Leben eingeführt wird. Der Ruf der Nornen ist deutlich wahrzunehmen, denn Skuld ist ihre Patin. Ihr Blut fließt in ihren Adern. Doch damit nicht genug! Gestaltwandlung und Karma durch zwei weitere Göttinnen sind ein Bonus im bevorstehenden Revolutionskrieg und somit kommen wir jetzt – fast – dem Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges nahe. Welche Hürden Familie Kenway bis dahin jedoch noch überwinden muss und ob sie alles unbeschadet überstehen bleibt fraglich. Oder sollten wir Alex einfach zu Rate ziehen? Die Norne der Zukunft sollte es doch wissen, nicht wahr?

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Nordische Mythologie, Fantasy, Zeitreise und Kolonialzeit (amerikanische) getaggt.