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Philadelphia – Dezember 1773 – Wohnsitz des Dukes of Ironside
Es kam nicht oft vor, dass sein Geist so verwirrt und voller Spinnweben war. Aber in den letzten Tagen, nein, Wochen!, war es beinahe schon unerträglich für ihn gewesen.
Dieser Hrymr war irgendwo! Er konnte seine Gegenwart spüren, aber nicht orten!
Auch Loki oder sogar Balder war es nicht möglich eine Spur ausfindig zu machen.
Sie hatten die Naglfar mittlerweile, weil sie eh zur Reparatur vor Anker lag, mit einem Schutzschild vor ihm versehen. Hel war ihm dieses Mal zur Seite gesprungen, weil auch sie spürte, dass dieser unangenehme Riese etwas im Schilde führte.
Sie hofften, dass sie dadurch mehr Zeit gewannen.
„Mein Liebster, lass das Grübeln. Es bringt doch nichts. Deine Tochter ist gut beschützt und im
Moment nicht in Gefahr.“ hörte er Frigg aus Richtung der Tür seines Arbeitszimmer sprechen.
Müde blickte er zu ihr.
„Vermutlich hast du Recht, aber … sie ist noch so unerfahren. Wir hätten sie viel früher einweihen und trainieren sollen.“ seufzte er.
„Alexandra war aber noch nicht bereit. Denke an Edward! Auch er brauchte eine gewisse Ermunterung, ehe er verstand, was oder WER er war.“ langsam war sie neben ihn getreten und legte ihren Arm um seine Schulter.
„Das ist richtig, aber … meiner Tochter habe ich nie … der Vater sein können …“ kopfschüttelnd richtete er seinen geistigen Blick auf ihre Umgebung.
Jedes mal wenn er sein Kind so betrachtete, wurde ihm bewusst, dass es bald an der Zeit wäre, sie in ihre wahre Bestimmung einzuführen. Noch war Alex der Ansicht, sie sei zwar seine Tochter und hätte eine Verbindung mit Thyra ihrer Vorfahrin, Sygtryggr und deren Tochter. Sie ging davon aus, dass er sie NUR leiten wollte.
„Dann solltest du ihr so schnell wie möglich sagen, dass sie …“ begann Frigg.
„Nein!“ fiel der Allvater seiner Frau ins Wort. „Sie ist nicht wie diese Isu. Sie ist ein Mensch!“ doch schon bei diesen Worten dämmerte ihm, was er falsch gemacht hatte.
Sie war kein normaler Mensch, sie war eine dauerhafte Reinkarnation in tausenden von Jahren gewesen. All diese Erinnerungen schlummerten derzeit in Alex! Aber sie hatte noch nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft. Wie auch?
„Schau, sie nutzt alles, was wir ihr bisher beigebracht haben und sie hat Heimdallr immer in ihrer Nähe. Ach, schau mal wer da durchs Fenster kommt!“ lachte seine Frau und der Rabe Munnin setzte sich auf die rechte Lehne seines großen Stuhls. Es war mehr ein Thron, wenn man es genauer nahm. Hier hatte er alles im Blick und verpasste kaum etwas, so hoffte er. Doch die Zeiten wurden immer schnelllebiger und das 21. Jahrhundert war überhaupt nicht nach seinem Geschmack gewesen. Er lobte sich dieses 18. Jahrhundert gerade. Hier hatte er noch Möglichkeiten sich ungesehen unter die Menschen zu mischen.
Plötzlich sah er, wie seine Tochter eine Vision von einem Baum und einer Quelle hatte.
Etwas erstaunt verfolgte er ihre Gedanken. Alex war in einem kleinen Geschäft um nach Weihnachtsgeschenken für seine Enkel zu suchen. Ein warmes Lächeln huschte bei diesem Gedanken über sein bärtiges Gesicht.
„Deine Enkel kannst du bald nicht mehr zählen, mein Liebster.“ seine Frau strich ihm liebevoll dabei über die Schulter.
Wo war sie nur hingeraten? Etwas an diesem Laden irritierte ihn. Die Besitzer … sie waren ihm nicht bekannt, oder doch! Der Herr … er war damals im heutigen Spanien ebenfalls Händler gewesen. Sein Warensortiment umfasste phantastische und oft wundersame Dinge, die wie von einer anderen Welt zu sein schienen.
Odin hatte sich damals mit ihm angefreundet. Nicht in seiner wahren Gestalt, nein. Er war der Wanderer, welcher auf der Suche nach dem Außergewöhnlichem war, so hatte er es ihm erklärt.
Alex hielt einen prunkvollen Fächer in der Hand. Die Zeichnung darauf ähnelt Yggdrasil und der Quelle, die ihn speist. Aber … es war ein Ort in Katalonien? Oder täuschte er sich? Dort waren auch die Ringe!
„Sie ist auf dem richtigen Weg. Sieh es dir an.“ der Allvater nahm die Hand seiner Frau und zeigte ihr im Geiste, was er meinte.
Sie hatten die Ringe für die Zeitreise an einigen Orten versteckt und bewachen lassen. Dieser Tobias Schäfer hatte sich in Spanien umgesehen und sein findiger Geist hatte den Ort, wo sie verwahrt wurden schnell ausfindig machen können.
Bis heute bereute er, dass er diesen Herren nicht eingeweiht hatte. Auch er hätte von all diesem Wissen profitieren können. Vielleicht sollte er beizeiten noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Doch das musste jetzt warten.
Seine Tochter hatte oft noch mit diesen Kräften zu kämpfen, so auch dieses mal. Eine Ohnmacht war demnach vorprogrammiert. Aber sie berappelte sich schnell und wollte zurück zu ihrer Familie.
Plötzlich zuckte der Allvater zusammen, als Alex aus dem Geschäft trat und dieses sich hinter ihr in Luft auflöste.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Auch sie dachte an Tobias´ Suche oder ganz allgemein an die Zeitreiseartefakte. Sie war dem Ganzen sehr nahe, aber der Ort selber würde sich ihr nicht direkt offenbaren, wenn sie dort ankäme.
„Wenn Alexandra dort eintrifft, dann instruiere sie und leite sie. Aber … was ist dort so wichtiges verborgen?“ hakte Frigg grübelnd nach.
„Ein Artefakt auf ihrer Liste.“ jetzt konnte er sich ein wissendes Schmunzeln einfach nicht mehr verkneifen. „Etwas völlig unscheinbares! Ich befürchte, dass sie es aus den Augen verloren haben wird. Wenn ich so darüber nachdenke, hat meine Tochter seit geraumer Zeit nicht mehr über diese Suche nachgedacht!“
Nein, hatte sie nicht. Warum auch? Es gab die Kinder, den bevorstehenden Revolutionskrieg und so weiter.
„Du meinst aber nicht dieses leuchtende Glas, welches mich immer genervt hat, wenn ich es befüllen wollte und es sich selber wieder entleerte?“ hörte er seine Gattin maulen.
„Genau DAS!“ grinste er. „Wenn man es mit dem Wasser der Quelle füllt, bleibt der Inhalt bestehen und offenbart einen kleinen Einblick in unsere Welt.“ plötzlich schoss er hoch und brachte seinen Stuhl zum Wanken damit!
„Alexandra hat keine Ahnung, was sie hier erwarten wird. Sie glaubt an die gängigen Erzählungen von Walhalla, Asgard und Bifröst zum Beispiel! Das reicht nicht! Lehre sie, ihre Fähigkeiten besser zu nutzen…“ weiter kam Frigg leider nicht, weil Odin ihr ins Wort fiel.
„Boston scheint gerade jetzt ein geeigneter Ort zu sein, sie einzuweihen. Nicht ganz, weil wir dazu nach Asgard reisen müssten. Ich sollte ihr ein paar Erinnerungen geben, ein paar neue Fähigkeiten.“ grübelte der Allvater vor sich hin, als sich die Göttin der Unterwelt zu Wort meldete.
„Ich hatte da eine kleine gemeine Idee, wie deine Tochter lernt noch mehr Unruhe zu stiften!“ ihre Stimme überschlug sich schon fast vor lauter Euphorie!
„Wir wollen nicht unnütz auffallen, es reicht schon, dass Hrymr ein Auge auf Alex und uns geworfen hat in Boston!“ fauchte er die Göttin an.
„Schon gut. Ich habe Snotra dennoch angewiesen ihr einen Ring zu geben, mit dem sie ein wenig Unwohlsein bei dem einen oder anderen hervorrufen kann.“ ihr diabolisches Lachen passte zu ihrem Aussehen. Ihre Herrschaft war streng in Helheim und kaum jemand entkam ihr. Garm, der dreiköpfige Wächterhund, war ihr immer ein treuer Begleiter gewesen! Er ließ niemanden fliehen!
„Hoffentlich achtet sie auf den richtigen Zeitpunkt! Ich spüre diese ganzen anderen Kräfte, Götter und Einflüsse um meine Tochter drumherum und will nicht, dass jemand falsches dieses Werkzeug in die Finger bekommt.“ Odin war keineswegs ein Freund der anderen Helfer und Beschützer von Alex´ Freunden. Bisher hatte er es toleriert, mehr aber auch nicht.
Im Laufe des Tages erhielt er noch weitere Nachrichten aus den anderen Welten, aber alles in allem waren keine Katastrophen zu befürchten oder passiert.
Erleichtert widmete er sich Alex, welche jetzt mit Faith und den Kindern zusammensaß. Plötzlich flackerten kurze Sequenzen von einem Herren auf, welcher in arger Bedrängnis gewesen zu sein schien. Doch näheres konnte er nicht erkennen.
Aber er spürte, dass seine Tochter eine gewisse Schadenfreude in diesem Moment hegte. Erst jetzt bemerkte er, dass es sich um diesen Widerling Charles Lee handelte. Schon damals hätte er ihm gerne eine Lektion erteilt als er sich an ihr vergehen wollte. Leider hinderten die noch frischen Umstände ihn und die anderen Gottheiten daran.
Hel hatte ihr also einen Ring gegeben, welcher sie befähigte, anderen Schmerzen und Leid zuzufügen, ohne selber mit im Raum sein zu müssen. Das würde Alexandra sicherlich gefallen, grinste er breit.
„Wie ihr Vater!“ lachte Frigg über ihren Weinkelch in seine Richtung.
Die Truppe um seine Tochter beriet die Vorgehensweise für die anstehende Teeparty.
„Hexe!“ hörte der Allvater diese schnarrende Stimme im Geiste durch Alex. Dieser Lee stand direkt neben ihr.
Tyrs Schützling Haytham warnte ihn sich zu zusammenzureißen, es könne sonst passieren, dass Charles nicht mehr lange beim Militär wäre.
„Zügelt euch, ehe ihr wieder unter diesen merkwürdigen Kopfschmerzen oder noch schlimmerem leidet. Wir wollen doch nicht, dass ihr zu Schaden kommt.“ ihre Worte waren voller Sarkasmus und Odin spürte, wie ihr ein wenig übel wurde.
„Ihr werdet noch sehen, wer am längeren Hebel sitzt, Hure!“ flüsterte er fast unhörbar und war so nah neben ihr, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte.
Einen Schritt näher, eine weitere unverschämte Beleidigung von euch und ich lasse euch hier vor allen auf dem Tisch tanzen! Nackt! Diese Worte drangen direkt in seinen Kopf. Sie betrat gefährliches Gebiet, dieser Mann war eh schon der Meinung, sie gehöre auf den Scheiterhaufen.
„Eure Magie kann mir gar nichts. Seht ich habe ein Amulett welches mich vor euren Flüchen schützt.“ sprach Charles leise und hielt ein wohl bekanntes Symbol vor Alex´ Nase.
Es war das Rad des Lebens!
Dieses Schutzamulett war vor Jahrhunderten aus der Schmiede in Svartálfaheimr gestohlen worden. Von keinem geringeren als Hrymr, der eine letzte schändliche Tat begehen wollte, ehe er gänzlich verbannt wurde.
Odin konzentrierte sich auf Boston mit dem dazugehörenden Untergrund. Er ging alle Wege im Geiste hastig ab, während gleichzeitig Munnin und Hugin sich in die Lüfte erhoben um sich ebenfalls einen Überblick zu verschaffen.
Dieser Riese hatte sich wahrlich gut versteckt, musste er sich eingestehen.
„Ich störe ja nur ungerne, aber hast du gesehen, wer sich plötzlich manifestiert hat?“ es war Hel, die ihn grinsend aus seiner Konzentration riss.
„Verdammt … ich kann sie sehen! Findet hier ein Treffen der Unterweltgötter statt? Wie kommt jetzt auch noch Nyx dorthin! Verdammte Axt!“ seine Raben ließen ihn an ihrer Erkundung teilhaben. „Da stehen sie ja!“ fauchte er als er Hrymr mit dieser Göttin gegenüber der Herberge seiner Tochter bemerkte.
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