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Die Augen der Betrachter

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13.01.19 05:24
12 Ab 12 Jahren
Heterosexualität
In Arbeit

Autorennotiz

Hallo! Schön, dass ihr hereinschaut. Diese Oneshotsammlung ist ein Beitrag zu meinem Projekt "Die Facetten der Schönheit", das ihr hier im Forum finden könnt: storyhub.de/forum/schreibwerkstatt/projekte/projekt-die-facetten-der-sch%C3%B6nheit-fanfics-story

Dabei geht es darum, Körperlichkeiten jenseits der Schönheitsideale als schön zu beschreiben. Klar, dass ich hierzu auch etwas in meinem Fandom schreiben musste. Ich hoffe, diese kleine Sammlung macht euch Spaß und verbreitet ein wenig positives Denken. Wer hier alles unter die Lupe genommen werden wird, möchte ich vorab nicht verraten, aber sobald ein neuer Onshot hinzukommt, wird er hier in der Liste aufgenommen.

Bisher sind online:

- Silberstreifen - Remus und Tonks

Sie ließen ihn noch älter wirken als er war, sagte er immer. Und vielleicht stimmte das sogar. Vielleicht war es wahr, dass nur wenige in seinem Alter schon so viele davon hatten, obgleich fast jeder seiner Altersgenossen schon die eine oder andere davon besaß. Doch eines, eines stimmte ganz gewiss nicht: Dass sie ihn hässlich machten; dass sie unterstrichen wie verbraucht er war und damit auch wieder einmal, dass er eigentlich viel zu alt und viel zu gebrochen für sie war. Für sie, die so vor Jugend sprühte und mitten im Leben stand.

Tonks blinzelte im frühen Sonnenschein, der sich in der Fensterscheibe brach. Noch war der Tag jung. Noch lag alles, auch er, im friedlichen Schlummer und die Schrecken dieses unbarmherzigen Krieges schwiegen, wenn auch nur für einen Augenblick. Schlaftrunken und bis über beide Ohren verliebt blickte sie auf ihn hinab, ihren Liebsten, der seinen Kopf aufs Kissen neben sie drückte. Das Licht der Augustsonne glitt über ihn, zauberte einen warmen Glanz in sein braunes Haar und dazwischen glitzerten und blitzten wie feingesponnene Fäden sie – die grauen Strähnen, die früh verblassten Stellen in seiner Haupttracht. Andächtig betrachtete Tonks das Funkeln; die zarten, feinen Silberlinien und spürte ihrem Herzschlag nach. Erinnerungen an selige Minuten, die nur Stunden zurücklagen, kamen ihr wieder in den Sinn. Minuten, in denen sie seinen Kopf in ihre Hände schließen durfte. Wie sehr liebte sie es, diese braune, so hübsch veredelte Mähne zu zerwuscheln. Diese blassen, feinen, schimmernden Strähnen durch ihre Finger gleiten zu lassen wie einen kostbaren Schatz. Diese grauen Strähnen, für die Remus sich schämte. Die er allzu oft mit seinen Händen zu verbergen versuchte als wären sie ein Schandfleck.  Warum nur? Wusste er nicht, wie schön sie waren? Wie gut sie ihm standen?

„Es kommt vom…vom Fluch. Er hat mich früh altern lassen. Sieh mich an: stumpf und grau wie Wolfspelz, krank und völlig verbraucht“, hatte er ihr gestern Abend rau und flüsternd vor dem Spiegel gestanden, kurz bevor sie seine Mähne verwuschelt hatte. Tonks war seiner Aufforderung gefolgt. Sie hatte ihn angesehen. Doch was immer Remus im Spiegel zu sehen glauben mochte, sie konnte nichts davon erkennen. Worauf ihr Blick fiel, war etwas völlig anderes: Ein edler Glanz statt stumpfen Grau, ein hübsches Spiel changierender Töne statt schmutzigem Wolfspelz; Strähnen, die sein Haar einzigartig machten, die sein Gesicht umspielten, ihm Erhabenheit verliehen. Ein Funkeln in der abendlichen Augustsonne als hätte der Glanz seines goldenen Herzen sich auch in seinem Haar niedergeschlagen.  

Silberstreifen. Silberstreifen am düsteren Horizont, unter dem ihre Liebe gewachsen war. Silberstreifen am Horizont dieses unbarmherzigen Kriegs.

Da schlug Remus die Augen auf. Sorge und Trübsinn lagen in seinem Blick. Tonks versuchte zu lächeln, versuchte die Schatten hinfort zu wischen. Zaghaft erwiderten es seine Lippen.

„Guten Morgen, gut geschlafen?“, fragte sie dann. Doch Remus schüttelte schwerfällig den Kopf und sie wusste, dass er wieder einen Alptraum gehabt hatte. Vielleicht von den neuen Gesetzen. vielleicht von ihren Eltern, die ihre Beziehung mit Skepsis betrachtet. Vielleicht auch nur von der ungewissen Zukunft als solcher. Sie wusste es nicht und Remus schwieg. 

„Ich will dich nicht belasten“, erklärte er nur schwer seufzend als er ihr unter der Decke Platz machte und sie liebevoll in seine Arme schloss. Doch Tonks fühlte sich nicht belastet. Noch immer glänzten Silberstreifen am Horizont. Silberstreifen ganz nah. Remus seufzte abermals, doch diesmal wie unter einem wohligen Schauer, als sie ihm die zärtlich und liebevoll eine der silberbraunen Strähnen aus der Stirn strich. Ein Kribbeln durchrauschte sie während sie seine Mähnenpracht berührte. Schönheit, pure Schönheit. Schönheit, die sich um ihre Finger kringelte, weich und sanft. So wie er, wie sein ganzes Wesen. Silbergold und Edelmut.

Remus lächelte abermals als er erkannte, dass mehr in ihrer Geste lag als Trost.

„Du lässt dich wohl nicht von deiner Meinung abbringen, oder?“, fragte er, halb unsicher, halb amüsiert, das Gespräch vor dem Spiegel wieder aufgreifend. Tonks musste grinsen. 

„Nein“, hauchte sie ihm schelmisch zu, „deine Haare sind nämlich wundervoll!“

Sanft zog Remus sie an sich heran. Sie neigten einander die Köpfe zu uns versanken in einem innigen Kuss.

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Sätze: 56
Wörter: 732
Zeichen: 4.376

Kurzbeschreibung

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt ein Sinnspruch. Ein Sinnspruch, den auch so manche Harry Potter Figur unterschreiben kann. Denn so mancher Charakter hat sich schon in einen anderen verliebt, dessen Schönheit abseits der Ideale lag. Eine kleine Oneshotsammlung über die etwas andere Attraktivität der Harry Potter Figuren.

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Schreibprojekt, OneShot-Sammlung, Headcanon und Storyhub exclusiv getaggt.