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Die verflixte Sieben oder: Hilfe, der dunkle Lord will spielen

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20.10.21 06:14
6 Ab 6 Jahren
Fertiggestellt

„Sir, wir haben keine Kartoffelchips mehr!“
Wurmschwanz krümmte sich in Erwartung eines Schlages vor Lucius Malfoy. Dieser geriet in Panik.
„Was soll das heißen, wir haben keine Kartoffelchips mehr?! Der dunkle Lord wird jeden Moment erscheinen, und da sagst du mir, dass keine Kartoffelchips mehr da sind?! Du weißt doch, wie gerne der dunkle Lord an diesen Abenden Kartoffelchips isst. Also beeil dich gefälligst und besorg welche!“
„Aber, Sir, es ist nach neun, die Geschäfte haben längst zu.“
„Bei Merlin, irgendwo wird doch wohl noch eine Tankstelle geöffnet haben! Und jetzt beeil dich,  bevor ...“
„Lucius!“, erklang in diesem Augenblick die Stimme des dunklen Lords aus der Eingangshalle von Malfoy-Manor.
„Bei Merlins Bart, da ist er schon. Sieh zu, dass du so schnell wie möglich Kartoffelchips besorgst, egal, wo her!“
Wurmschwanz verbeugte sich demütig vor Lucius und verschwand.

Lucius warf noch einen Blick durch das Wohnzimmer und überprüfte, ob alles so angeordnet war, wie der dunkle Lord es beauftragt hatte, dann eilte er in die Eingangshalle.

„Herr, mein Lord, welche Ehre! Wie immer bringt Ihr Licht in diese düsteren Hallen!“, schleimte er.  Der dunkle Lord verdrehte die Augen, schob den katzbuckelnden Lucius ungeduldig zu Seite und ging voran ins Wohnzimmer. Er ließ sich demonstrativ im Sessel des Hausherrn nieder und streckte gebieterisch die Hand aus. Lucius beeilte sich, ihm ein Glas Elfenwein einzuschenken und zu reichen. Voldemort nippte  vom Wein, dann sah er Lucius mit stechendem Blick an.
„Wo sind die anderen, Lucius?“

„Herr“, wand dieser sich, „Narzissa bittet, sich entschuldigen zu dürfen, ihre Migräne, Draco ist in der Schule,  Yaxley liegt mit Angina im Bett ...“
„Angina? Die Tochter des alten Montgomery Salisbury?"
„Äh ... ja, Herr.  Die Carrows sind in Wales, um an der Beerdigung ihrer Großmutter teilzunehmen, Bellatrix wurde bedauerlicherweise von Greyback gefressen, welcher sich gerade im St Mungos den Magen auspumpen lassen muss, weil er sie wohl nicht so gut vertragen hat, haha, und Snape ...“

„Ist hier!“, sagte der Meister der Zaubertränke mit dumpfer Stimme von der Wohnzimmertür her. Lucius zuckte zusammen. Wie machte dieser Mann es bloß, so leise zu sein?

„Nun, dann sind wir heute Abend wohl nur zu dritt. Wollen wir dann anfangen?“, sagte Voldemort, stand auf und nahm an dem runden Wohnzimmertisch Platz.

„Lucius!“, fragte er leise und gespielt sanft, „Lucius, wo sind die Kartoffelchips?“


Wird es Wurmschwanz gelingen, Kartoffelchips aufzutreiben, bevor der dunkle Lord Amok läuft? Wird Greyback sich von seiner Lebensmittelvergiftung erholen? Muss Lucius im Gästezimmer übernachten, oder wird Narzissas Migräne noch rechtzeitig verschwinden? Und vor allem: was machen die Zentauren da mit Dracos Glücksunterhose?

Lucius schwitzte Blut und Wasser.
„Die Kartoffelchips, Herr? Ja, wo sind die denn bloß abgeblieben? Ich könnte schwören, eben waren sie noch da.“
Er blickte verzweifelt im Raum hin und her.
„Narzissa, Darling, weißt du, wo die Kartoffelchips sind?“, rief er dann. Aber Narzissa lag im Schlafzimmer in ihrem Bett, sah sich via Kristallkugel die 3784. Folge von „Orkan der Sehnsucht“ an und zog es vor, ihrem Mann nicht zu antworten. Und außerdem hatte sie ja sowieso offiziell Migräne.

„Lucius!“, sagte der dunkle Lord und klang dabei wie ein italienischer Mafiaboss,  „Lucius! Wie kannst du mir so etwas nur antun? War ich nicht immer wie ein Vater zu dir? Warum enttäuschst du mich so? Mein letztes Hemd würde ich für dich geben, werde dir sogar möglicherweise irgendwann einmal einen Gefallen tun, und du? Du bringst es nicht einmal zustande, mir Kartoffelchips zu servieren. Lucius, ich bin traurig über dein Verhalten, sehr, sehr traurig!“

„Herr!“, wimmerte Lucius. „Herr, bitte!“
Er sah sich schon mit Betonschuhen in der Themse schwimmen. Zum Glück tauchte Wurmschwanz in diesem Moment auf.
„Hier sind die Kartoffelchips, Mylord. Ich bin eine brave Ratte, Mylord!“
In seinen Händen hielt er eine große rote Plastikschüssel, an der unübersehbar das Gryffindorzeichen prangte.

Snape riss vor Entsetzen die Augen weit auf, dann trat er Lucius heftig auf den Fuß. Dieser jaulte laut auf, dass es einem Werwolf zur Ehre gereicht hätte, und während der dunkle Lord den auf einem Bein hüpfenden Mann missbilligend ansah, griff Snape schnell zu seinem Zauberstab und verwandelte die Schüssel in eine grüne mit dem Slytherinsymbol.

Gerade noch rechtzeitig, denn schon wandte Voldemort sich von Lucius ab und Wurmschwanz zu.
„Wenigstens auf einen kann ich mich verlassen.“
Er griff in die Tasche seinen Umhangs, holte einen Hundekuchen hervor und warf ihn Wurmschwanz zu. Dieser versuchte ihn zu fangen, ließ dabei die Schüssel los und hätte Snape nicht erneut mit einem Zauber eingegriffen, hätte es in Malfoy-Manor wohl Ratte am Spieß gegeben.

Endlich standen die Kartoffelchips sicher auf dem Tisch. Der dunkle Lord nahm sich einige, kaute, schluckte, schmeckte nach und urteilte dann:
„Ja, die sind annehmbar.“
Lucius und Snape atmeten heimlich auf und entspannten sich etwas.
Voldemort bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, ebenfalls am Tisch Platz zu nehmen. Als die beiden auf ihren Plätzen saßen, wandte der dunkle Lord sich an Wurmschwanz, der auf dem Boden hockte und an seinem Hundekuchen knabberte:
„Wurmschwanz, bring die Spiele!“

„Oh bitte“, betete Lucius innerlich, „bitte lass ihn nicht schon wieder „Monopoly“ spielen wollen!“

Lucius hasste „Monopoly“!
Als Großgrundbesitzer und einer der reichsten Zauberer des Landes, fand er es unerträglich, anderen für ihre Grundstücke Miete zahlen zu müssen. Und außerdem schummelte der dunkle Lord immer. Jedes mal, wenn er ein Grundstück gekauft hatte, stellte er sofort zwei Hotels auf das betreffende Feld - sogar auf die Bahnhöfe.  Das war gegen die Regeln!


Wird der dunkle Lord wieder „Monopoly“ spielen wollen? Wird Wurmschwanz an seinem Hundekuchen ersticken? Werde ich dieses Jahr endlich eine Steuerrückerstattung kriegen? Und vor allem: wie geht die Folge von „Orkan der Sehnsucht“ aus?

Wurmschwanz kam eilfertig mit den Armen voller Gesellschaftsspiele zurück. Erleichtert stellte Lucius fest, dass die Ratte das „Monopoly“ vergessen hatte.

„Nun, lasst mich überlegen. Womit sollen wir beginnen?“

Der dunkle Lord legte die Fingerspitzen seiner Hände aneinander, stützte das Kinn darauf und dachte nach. Schließlich entschied er sich für die Harry-Potter-Edition von „Cluedo“.

Während Snape das Spielbrett aufbaute, mischte und verteilte Lucius die Spielkarten. Wie vorgegeben steckte er eine Täterkarte, eine Mordwaffenkarte und eine Raumkarte in den beiliegenden Umschlag. Er wollte ihn gerade auf den Tisch legen, als Voldemort sagte:
„Es war Bellatrix mit dem „Avada Kedavra“ in der Eulerei.“

Lucius öffnete den Mund, um den dunklen Lord darauf hinzuweisen, dass dieser ja noch nicht einmal einen Blick auf seine Karten geworfen hatte und dass der Todesfluch im Spiel gar nicht vorkam, als Snape ihm den Umschlag abnahm, die drei Karten herausholte und betrachtete.

Er sah den dunklen Lord bewundernd an.
„In der Tat, Mylord! Ich gratuliere, Ihr habt den Fall gelöst! Nur ein Genie wie Ihr war dazu in der Lage!“
„Alter Schleimer!“, murmelte Lucius. Snape sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Lucius beeilte sich, Voldemort ebenfalls Komplimente zu seinem überragenden Scharfsinn zu machen, hatte aber das Gefühl, dass der dunkle Lord ihm das nicht so ganz abnahm.
Während er das Spiel wieder zusammen räumte, warf Lucius einen heimlichen Blick auf die drei Rätselkarten: es war Greyback mit dem Verschwindekabinett im Verbotenen Wald gewesen ...

Als nächstes wollte der dunkle Lord „Trivial Pursuit“ spielen.

Natürlich sagten Snape und Lucius ihm jedesmal, wenn er eine der Fragen beantwortete, dass er Recht habe, auch, wenn er total falsch lag und statt der Themse den Nil durch London fließen ließ. Sie selbst beantworteten absichtlich all ihre Fragen falsch. Nur einmal gab Lucius aus Versehen eine richtige Antwort, was ihm einen misstrauischen Blick von Voldemort und einen Tritt gegen das Schienbein von Snape einbrachte.

Voldemort, sehr zufrieden damit, wieder gewonnen zu haben, griff nach einem Päckchen mit Spielkarten.
„Und jetzt“, verkündete er, „spielen wir Mau-Mau!“

Er warf seinem Liebling Snape die Karten zu. Dieser mischte und teilte aus. Schweigend spielten die Männer.
Lucius spielte eine Karo-Zehn aus. Voldemort konterte mit der Karo-Sieben. Insgeheim frohlockte Lucius, weil dieser eingebildete Fatzke von einem Halbblut zwei Karten ziehen musste. Da legte Snape, schmallippig lächelnd, die Herz-Sieben aus und sah Lucius herausfordernd an.

Lucius betrachtete seine Karten und dachte angestrengt nach. Sollte er es wagen, die Pik-Sieben auszuspielen? Aber was, wenn der dunkle Lord die vierte Sieben nicht hatte? Dann wäre er, Lucius, geliefert. Andererseits, wenn er sie hatte, dann müsste Snape, diese zu groß geratene Fledermaus, acht Karten ziehen.

Er schielte unauffällig zu Voldemort hinüber. Dieser sah seine Karten an und lächelte leicht. Lucius deutete das als gutes Zeichen - und spielte die Pik-Sieben aus.

Sofort verschwand das Lächeln von Voldemorts Gesicht und er starrte Lucius hasserfüllt an. Und diesem wurde klar: der dunkle Lord hatte die vierte Sieben nicht, musste jetzt sechs Karten ziehen und er selbst saß  bis zum Hals in Drachenmist!


Wird Voldemort sechs Karten ziehen? Wird Snape zum „König des Mau-Mau“ gekürt? Färbt Molly Weasley ihre Haare? Und vor allem: kann mal jemand das Licht im Badezimmer ausmachen?

Außer sich vor Wut sprang der dunkle Lord auf, brüllte laut und stieß den Tisch um.  Spielkarten und Kartoffelchips flogen in alle Richtungen.

Snape brachte sich mit einer eleganten Flugrolle aus der Gefahrenzone. Hinter dem Sofa suchte er Schutz und beobachtete hämisch, wie Lucius auf allen Vieren auf dem Boden herumkrabbelte und versuchte, den Flüchen des dunklen Lords auszuweichen, was ihm, seinen Schmerzensschreien nach zu urteilen, nicht besonders gut gelang.

Endlich hatte sich der dunkle Lord abreagiert.
Das ehemals so vornehm gestaltete Wohnzimmer der Malfoys glich einem Trümmerfeld. Lucius hatte sich in Embryohaltung zusammengerollt und wimmerte leise vor sich hin. Wurmschwanz schaute vorsichtig  unter dem Teppich hervor und Narzissa schrie aus dem Schlafzimmer, ob ihr Mann denn nicht mal in seinem eigenen Hause für Ruhe sorgen könne und überhaupt, wo bliebe eigentlich ihr Tee, es wäre ja wohl nicht zu viel verlangt, einer Schwerkranken eine Tasse Tee zu bringen, vielen Dank!

Snape kam hinter dem Sofa hervor, richtete seinen Zauberstab auf den Tisch und stellte ihn wieder richtig hin. Es gelang ihm sogar, die völlig zerkrümelten Kartoffelchips mit einem leise gemurmelten „Reparo“ zu retten.

Voldemort nickte ihm zu und er und Snape nahmen ihre Plätze am Tisch wieder ein. Gerade wollte der dunkle Lord Lucius sagen, dass er sich bitte nicht so anstellen möge, als sich draußen etwas tat.

Eine recht jugendlich klingende Stimme schrie:
„Bombarda!“

Die Haustür des Malfoy-Manor explodierte förmlich und kurz darauf stürmte Harry Potter ins Wohnzimmer.
„Wurmschwanz!“, brüllte er und zielte mit seinem Zauberstab auf die vor Angst zitternde Ratte, „Wo sind meine Kartoffelchips? Ich hab genau gesehen, dass du es warst, der mir die Schüssel geklaut hat!“

Voldemort, der sich gerade eine Handvoll Chips in den Mund stecken wollte, erstarrte mitten in der Bewegung. Er ließ die Chips in die grüne Schüssel zurückfallen, richtete seinen Zauberstab auf sie und sagte:
„Offenbare, was du wirklich bist!“

Die Luft um die Schüssel herum waberte ein bisschen und die Schüssel nahm ihre ursprüngliche Farbe an. Auch das Gryffindorsymbol war deutlich zu sehen.

Snape trat der kalte Schweiß auf die Stirn. Würde der dunkle Lord ihn als den Schuldigen identifizieren?

Es sah nicht so aus.
Voldemort wechselte einen kurzen Blick mit Harry, dann sah er Lucius an:
„Und du hast das zugelassen, Lucius? In deinem eigenen Haus? Nun, du weißt ja, was das bedeutet.“

„Bitte nicht, Herr!“, flehte Lucius,  doch der dunkle Lord kannte kein Erbarmen.

Resigniert ging Lucius an den Spieleschrank und holte das „Monopoly“.


Wird Harry Potter mitspielen dürfen? Werden er und der dunkle Lord Freunde? Findet der nächste Spieleabend bei Hagrid statt? Und vor allem: welche Sorte Kartoffelchips bevorzugt Voldemort?

Wir werden es nie erfahren!

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Taranis Profilbild Tarani

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Kapitel: 4
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Kurzbeschreibung

Warum hat bloß nie jemand Zeit, um mit Voldy zu spielen?

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