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Kleid aus Rosen

195
04.12.22 12:02
18 Ab 18 Jahren
Heterosexualität
Workaholic

Charaktere

Bellatrix Lestrange

Bellatrix Lestrange ist die älteste Schwester von Narzissa Malfoy und Andromeda Tonks und ist verheiratet mit Rodolphus Lestrange.Seit dem ersten Zauberkrieg ist die eine loyale Anhängerin Lord Voldemorts und ging für ihren Herren aufgrund der Folterung der Familie Longbottom für vierzehn Jahre nach Askaban, ehe sie im Januar 1996 beim Massenausbruch floh.

Kleid aus Rosen

Kapitel 1

Als kleines Kind hatte Narzissa Hochzeitskleider aus einem Katalog ausgeschnitten, kaum konnte sie eine Schere halten. Sie hat Blumen gezeichnet und in die Lüfte aufsteigende Origami-Tauben gefaltet. Der Prinz sollte mit der Kutsche kommen, sieben weiße Hippogreifen davorgespannt. Sieben, weil es die magischste Zahl von allen war. Bella hatte ihr erklärt, dass dann überall die großen weißen Federn rumliegen und Hippogreife überall hinscheißen würden … Ihre andere Schwester, Andromeda, hatte sich vor Lachen kaum eingekriegt, während Narzissa sich so sehr dafür interessierte wie eine Spinne für ein Staubkorn im Spinnennetz.

Jedes Mädchen träumte von einer prunkvollen Hochzeit. Bella nicht. Sie mochte auch nicht auf ihrer eigenen Verlobungsfeier sein.

Der Sektempfang hatte die Gäste in Plauderlaune gestimmt. Viele Gesichter waren ihr unbekannt, Freunde vom älteren Rodolphus oder Geschäftspartner ihres Vaters. Ihr Vater war umringt von Reinblütern, die ihm etwas aufschwatzen wollten. Denn Cygnus Black war ein angesehener Geschäftsmann, bekannt in der gesamten Gesellschaft als der, der auch mal größere Darlehen ohne anständige Sicherheit vergab. Er hatte ein gutes Gespür für Menschen, betonte oft, er wisse, von wem er die Galleonen zurückbekommen würde und von wem nicht. Als Geldverleiher hatte er nie Urlaub, weil ständig jemand mit einer Geschäftsidee ankam. Nicht einmal am Tag der Verlobungsfeier seiner ältesten Tochter wurde er verschont und auch ihre Hochzeit würde nicht anders aussehen.

Bella seufzte und ließ ihr leeres Sektglas auf das Tablett eines vorbeilaufenden Kellners schweben. Ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht, als sie den blonden Haarschopf Narzissas erblickte. Sie hatte ihren Arm bei Lucius Malfoy untergehakt, ein Umstand, der das Lächeln so schnell verschwinden ließ, wie es gekommen war. Nervös blickte der junge Malfoy sich um. Er suchte etwas in der Menge, doch sein Blick schien es nicht einfangen zu können. Immer wieder wandte er sich um, als würde er verfolgt werden. Für Bella war das nicht verwunderlich. Schon in der Schule hatte sie nicht viel von ihm gehalten, denn dafür, dass er so von sich eingenommen war, war er zu sehr verweichlicht. Seine Nase war immer so hochgezogen, als würde er einen schlechten Duft in ihr haben. Wirklich immer! Und wer sich von einem Geruch im Schach halten ließ, der konnte nicht erwarten, von Bella ernst genommen zu werden.

Am schlimmsten aber war, dass er diesen ekelhaften Gesichtsausdruck auch immer dann zeigte, wenn er mit Narzissa sprach. Wie ihre kleine Schwester das nicht stören konnte, war für sie nicht zu verstehen, aber die Liebe macht ja bekanntlich blind. Gerade konnte sie sie dabei beobachten, wie Narzissa ihre Hände um Lucius' Unterarm legte, eine zärtliche Geste, doch dieser machte sich unumwunden aus ihrer Berührung los. Die beiden tauschten Blicke aus, Narzissa wollte wieder nach seinen Arm greifen, doch er zog ihn weg.

Mehr und mehr wurde Bella klar, dass sie hier die ersten Gewitterwolken aufziehen sah. Sie spürte, wie ihre Mundwinkel nach oben zuckten. Manchmal hatte ein Sommergewitter etwas Reinigendes.

Narzissa fing ihren Blick auf und machte sich von ihrer zweiten, nicht unbedingt besseren Hälfte los. Mit schwingenden Schritten, irgendwie elfengleich, kam sie auf Bella zu. In ihr stieg ein wenig Neid auf, beim Anblick dieser Eleganz. Wie konnte sie auch anders? Wenn sie sich durch den Salon bewegte, vibrierten die Blumenvasen. Vater hatte sie seit Kindertagen wegen ihres strammen und wulstigen Schrittes getadelt, aber sie mochte diese Eigenart zu sehr an sich, um sich abzulegen. Trotzdem wünschte sie sich, Vater würde sie weniger kritisieren.

„Lächle doch ein wenig", wurde sie von Narzissa begrüßt. „Heute ist dein Tag."

„Sagt man das nicht über den Hochzeitstag?"

Narzissa verdrehte die Augen. „Der wird auch dein Tag."

„Ist das dann nicht inflationär?"

„Quatsch", sagte Narzissa, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, nahm ihre Hand und zog sie mit sich.

Als wären sie unter dem Imperius, trugen Bellas Beine sie durch den gut gefüllten Salon. Die Masse der Gäste teilte sich wie das Meer vor Moses. Es war verwunderlich, wie viel Kraft in dieser zierlichen Hand steckte. Narzissa hatte immer warme Finger und nun schwitzte Bella fast. Dezent wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und ihr wurde klar: Das war ein Zeichen der Aufregung. Denn Narzissa zog sie in die Richtung, in die sie an diesem Tag nicht einmal zu blicken gewagt hatte. Zu ihrem Verlobten.

Rodolphus Lestrange war ein gut geschmückter Vollpfosten. Ein Reinblut mit einem Stammbaum, der den Blacks Konkurrenz machte und einem Gesicht, das man ansehen konnte, ohne dass einem die Galle hochkam. Was war Lestrange für ein schöner Name, Le-strange. Sie mochte den Klang, nur die Art, wie Rodolphus ihn aussprach, gefiel ihr nicht. Viel zu sehr betonte er das strange. Ganz zu schweigen von dem Moment, in dem er es gewagt hatte, ihren in den Mund zu nehmen. Sein Bella tönte wie der Ruf eines Schlachthorns in einer engen Kammer.

Dort würde sie wahrscheinlich sowieso enden. Nicht in der Küche, da waren ja die Hauselfen, sondern im Salon oder Ballsaal, um irgendwelche unsinnigen Feten zu planen. Als Highlight würde sie anstandsgemäß die Gäste begrüßen dürfen, bevor diese sich für die wirklich wichtigen Gespräche ins Kaminzimmer zurückzogen. Zu gern hätte sie einmal die Fliege an der Wand gespielt!

Rodolphus lächelte ihr unsicher vor. Es war bei Weitem die zögerlichste Gesichtsregung, die sie je gesehen hat. Narzissa hielt wie von selbst inne und wollte schon umdrehen, doch nun war es an Bella, das Gespann zu ziehen. Ihre kleine Schwester wehrte sich und stemmte sich schon beinahe wahnsinnig gegen sie – die Hauselfen würden später die schwarzen Schlieren, die ihre Schuhe auf dem Parkett hinterließen, wegschrubben dürfen – doch gegen Bella, das Muskelpaket, das Mannsweib, hatte sie keine Chance.

Wie ein Schlitten-Crup hievte sie Narzissa zu Rodolphus und zur kleinen Ansammlung, die sich um ihn herum gebildet hatte. Sie wollte wissen, weshalb sie so geballt zusammenstanden und worüber sie sprachen. Als sie den Dunstkreis der Männer erreichten, erstarrte Narzissa förmlich und das obwohl ihr geliebter Lucius sich ebenfalls im Zirkel aufhielt. Bella ließ sich von den Reaktionen nicht irritieren. Narzissa und Rodolphus hatten es nicht geschafft, Lucius und die anderen würden es auch nicht tun.

„Wenn ich vorstellen darf, Bellatrix Black, meine Verlobte." Rodolphus Stimme war eine Oktave in die Höhe geschnellt. Es war peinlich, wenn man noch nicht einmal so etwas unter Kontrolle hatte und bald würde seine Stümperhaftigkeit auf sie schlecht reflektieren. Denn die Ehefrau war immer schuld.

„Sie sind auf meiner Verlobungsfeier", schnarrte sie, um den Schmach von sich zu weisen. Es war ganz und gar Rodolphus, bis jetzt waren sie noch keine Einheit. „Jeder sollte wissen, wer ich bin, oder er gehört vom Buffet verbannt."

Ein leises Raunen ging durch die Traube. Man schien auf etwas – oder jemanden – zu warten.

„Genießen Sie denn die Feier, verehrte Dame?" Die fremde Stimme hob sich aus dem Wirrwarr ab wie ein Engel, der in die Lüfte empor stieg. Ein hochgewachsener Mann mit pechschwarzen Haar, wo leider schon die ersten grauen Strähnen zu sehen waren, überreichte ihr ein weiteres Sektglas. Wortlos stießen sie an und durch ihr Glas konnte sie beobachten, dass er nur so viel trank, wie der Anstand es gebot.

„Die Musik könnte besser sein", gab Bella von sich, nicht gewillt, den gesellschaftlichen Konventionen zu folgen und Floskeln der Lobpreisung wie hirnlos von sich zu geben. „Das Essen ist so lala, aber mit Sekt lässt sich alles gut aushalten."

Es war wirklich nur medioker. Lucius aber sah sie missbilligend an, genauso wie seine Kumpanen, die wohl insgeheim Rodolphus bemitleideten. Der Fremde jedoch amüsierte sich köstlich über ihre nonchalante Art und anders als Bella wurde er nicht mit vorwurfsvollen Blicken bedacht. Auch sie hütete sich, ihn allzu herausfordernd anzusehen. Seine Ausstrahlung sagte ihr, dass man ihn nicht gegen sich haben wollte. Seine Gesichtszüge waren scharf geschnitten, das Kinn spitz und die Augenbrauen fein, doch alles wirkte verzerrt, irgendwie wächsern wie eine abgebrannte Kerze. Im Weiß seiner Augen waren eine Unmenge an Äderchen geplatzt, einen kranken Eindruck machte er jedoch nicht. Schwarze Magie war hier am Werk gewesen.

„Bestimmt wird die zweite besser." Die Lippen des Fremden waren schmal, im Grunde nur zwei zarte Linien auf aschfahlen Papier. Sie verzogen sich zu einem Lächeln, was für einen Moment die Deformation seines Gesichts vergessen ließ.

Während das edle Publikum nach Luft schnappte, lachte sie auf. Er unterstellte ihr eine baldige Scheidung und konnte ihr damit nichts Besseres wünschen. Sie war sich nicht sicher, ob er seine Worte auch mit solcher Bedeutung wahrgenommen hat. Männer konnten schon sehr verblendet sein, doch sie wollte es herausfinden.

Lucius hatte die Augen aufgerissen, er schien beinahe erschrocken. Er war schon immer theatralisch gewesen, in einer Oper besser aufgehoben als im wirklichen Leben. Ein wenig verwirrte sie, dass auch alle anderen aussahen, als hätten sie den Besenritt des Jahrhunderts hinter sich. Zwar fingen sich alle schnell, man hatte gelernt zu schauspielern, doch das verhaltene Lachen, das ausbrach, verriet eine gewisse Hilflosigkeit.

Diese Ohnmacht war es, die Bellas Füße an den Boden klebte. Sie musste wissen, was hier vor sich ging. Die Herren spielten ihre Spielchen schon viel zu lange unter sich, sie war sich sicher, dass sie einen frischen Wind einbringen konnte.

Nicht zuletzt wollte sie mehr über diesen mysteriösen Mann erfahren, der sich solche Frechheiten herausnahm und noch charmant dabei war. „Und Sie suchen das Krankenzimmer?"

Ein dumpfer Schlag ertönte, als sei in diesem Moment ein Vogel gegen die Fensterscheibe geflogen. Evan Rosier hatte den Löffel herunterfallen lassen, mit dem er bis jetzt seinen Milchkaffee umgerührt hatte. Er traute sich nicht, ihn aufzuheben und selbst wenn er sich gebückt hätte, wäre ein Hauself ihm zuvorgekommen. Seine beinahe aus den Schädel springenden Augen waren an den Fremden geheftet, seine Freunde machten es ihm nach. Lucius, Ryker Lestrange, Nepomuk Selwyn und wie sie alle hießen, die Königskobras unter den Slytherins, versuchten, sich unauffällig wegzuducken. Narzissa zerrte an ihrer Hand, aber sie wollte nicht weg. Sie war dort, wo sie war, genau richtig.

„Möchtest du nicht, Evan?"

Der Fremde bedeutete den herbeigeeilten Hauselfen, den Löffel wieder auf den Boden zu legen.

„Selbstverständlich, Herr."

Herr … Eine eigenartige Anrede für einen seltsamen Mann. Mister war das Gebräuchliche, Herr war für schmuddelige Ecken vorbehalten. Er wusste, wie man Unterordnung erzwang. Das ausgerechnet die selbstverliebten Slytherin-Männer, die Nachkommen der Reinblutfamilien mit Herrschaftsanspruch über die magische Welt, seinen Befehlen Folge leisteten, sprach Bände. Der Herr war die Bibel unter den Büchern.

Als Rosier seine Hand ausstreckte, sah Bella ein merkwürdiges Zeichen an der Innenseite seines Armes. Auf die Schnelle konnte sie einen Totenkopf und eine Schlange erkennen und wollte es unbedingt aus der Nähe sehen. Bevor sie sich dem widmen konnte, richtete der Fremde das Wort an Sie: „Sie brauchen sich um meine Gesundheit keine Sorgen zu machen. Ich gehe davon aus, dass es das ist und Sie mich nicht beleidigen wollten."

„Selbstverständlich", wiederholte sie, was Evan gesagt hat, und kopierte das gleiche unterwürfige Kopfnicken. „Ihre Andersartigkeit ist mit Stolz selbstgewählt und kein Zeichen einer Krankheit."

Ein anerkennendes Lächeln umspielte seine Lippen. Sie spürte, wie das Blut in ihren Ohren zu rauschen begann. „Sie besitzen eine Beobachtungsgabe wie kaum ein zweites Frauenzimmer", sagte er und reichte ihr die Hand. Seine Finger waren überraschend warm. Ihre begannen zu kribbeln. Als er sie wieder losließ und mit einem Schluck sein Sektglas leerte, hatte sie das Gefühl ihre Hand in frisch gefallenen Schnee zu stecken.

„Wenn Sie mich entschuldigen würden."

Nein – er durfte noch nicht gehen! Sie wollte zuerst sich das Lob auf der Zunge zergehen lassen.

Noch bevor sie Nein sagen konnte, war er verschwunden. Absolut unehrenhaft hatte er nicht ihre Reaktion abgewartet, sondern sich einfach von ihr abgewandt. Galle stieg in ihr hoch. Wie konnte er es wagen? Heute war ihr Tag! Wenn sie es wollte, hatte er diesen bei ihr zu verbringen, immerhin war er ihr Gast. Ihre Zähne bohrten sich in ihre Unterlippe, als sie ihrem Entertainer hinterher sah. Gern hätte sie ihn mit Fragen gelöchert, doch er hatte kein Interesse.

Erst als er auf der anderen Seite des Salons angekommen und in ein neues Gespräch verwickelt war, richtete Lucius das Wort an sie: „Du hast Glück gehabt."

„Inwiefern?", hörte sie sich fragen. Ihre Augen hingen immer noch an der gegenüberliegende Wand. Sie fühlte sich, als wäre ihr jemand fremdgegangen – überhaupt nicht glücklich.

„Du hattest die Ehre, den Dunklen Lord kennenzulernen und du warst nicht gerade geschickt, ihn als krank zu bezeichnen", sagte er. „Überaus undamenhaft, aber heute ist er guter Laune."

Als sie sich zum Malfoy umwandte, erkannte sie, dass auch die anderen Slytherins weitergezogen waren. Nur Lucius und Narzissa standen noch bei ihr.

„Ihn scheint es weniger gestört zu haben als dich." Bella verdrehte die Augen, dann gewann ein Gedanke die absolute Aufmerksamkeit. „Dunkler Lord sagt ihr? Meint ihr Lord Voldemort?"

„Psst! Man sagt seinen Namen nicht!"

Sie grinste. „Lord wovon?"

„Derer, die in den Widerstand ziehen."

Lord Voldemort – Ihr Vater sprach ab und zu von ihm. Sie wusste nicht mehr, was genau Cygnus Black an diesen Mann faszinierend fand – da gab es mehrere Möglichkeiten –, das einzige, was ihr noch einfiel, war, dass er abgewunken hatte, als sie nachgefragt hat.

Der geheimnisvolle Klang jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Ein falscher Lord. Widerstand. Dann noch diese Aura der Macht, die ihn umgab. Er machte seine Mitmenschen hilflos. Sie musste wissen, wie er es schaffte. Ihr war klar, dass er sie zu einem Tanz auffordern musste, immerhin war das hier ihre Verlobungsfeier. Wenn sie die Wahl zwischen ihrem sterbenslangweiligen Verlobten, seinen kleingeistigen Freunden und diesem unheimlichen Mann hätte, würde sie dreimal denjenigen wählen, der sich mit schwarzer Magie selbst verstümmelt hat. Dies versprach wenigstens interessant zu werden.

In ihrem Kopf formte sich ein Plan, wie sie an dem ihr zustehenden Tanz komme konnte. Doch bevor sie diesen in die Tat umsetzen würde, musste sie sich noch um eine Sache kümmern.

„Lass das", zischte Lucius, als ihre Fingernägel seinen Unterarm streiften. Sie hörte nicht auf, er schlug ihre Hand fort. „Das ist Belästigung, schreit ihr Weiber das nicht sonst immer?"

„Du könntest mich nicht einmal belästigen, wenn du mir mit einem Treiberstock hinterherlaufen würdest."

„Hä?"

„Du machst mir keine Angst! Was ist das für ein Symbol auf deinem Arm?"

„Nichts."

„Ich konnte einen Totenkopf und eine Schlange erkennen. Das ist schwerlich nichts."

Lucius seufzte. „Das dunkle Mal, wenn du es unbedingt wissen willst. Sein Symbol, es ist eine Ehre, es zu tragen,"

„Du gehörst dazu?" Und sie nicht? Sie hatte viel mehr zu bieten, als diese verkappte Opern-Diva.

Nun war es an Lucius die Augen zu verdrehen. Er wandte sich an Narzissa: „Wir haben uns unterhalten. Das nächste Mal hast du uns nicht zu stören, Liebste."

Narzissa nickte. „Ich wollte es nicht, aber Bella …" Sie brach ihren Satz ab, während Bella im Hintergrund Würgegeräusche machte. „Lass das gefälligst! Das ist kindisch!"

„Lass dir doch von dem nichts sagen!", zischte Bella zurück.

„Was wäre ich für eine Frau, würde ich nicht auf die Meinung meines Verlobten Acht geben?"

„Eine gescheite", murmelte sie und stiefelte davon.

Auf halber Strecke kam ihr Rodolphus entgegen, dessen Fortgehen sie gar nicht bemerkt hatte.

„Noch ein Sekt?", fragte er und hielt ihr einen entgegen.

Mit einem barschen „Nein!" drückte sie ihm ihr leeres Glas in die freie Hand. Schon von Weitem konnte sie erkennen, mit wem Lord Voldemort in ein Gespräch verwickelt war: Mit ihrem Vater.

Cygnus Black hörte hochkonzentriert zu und nickte ständig zustimmend. Er hielt sich an seinem Glas fest, die andere Hand lag locker auf dem Klavier, an dem Narzissa vorhin gespielt hatte. Seit Andromeda zu diesen Feiern nicht mehr zugegen war …

„Und Sie meinen, dass es so besser werden könnte?", hörte sie ihren Vater fragen. Sie hielt inne, um ein wenig zu lauschen.

„Ich bin mir sicher."

„Da bin ich erfreut", ihr Vater setzte ein Lächeln auf, von dem sie wusste, dass es falsch war. Als würde ein Zauber die Mundwinkel zu den Ohren ziehen … Es wirkte verzerrt und erreichte nicht seine Augen. „Ich sage es nur ungern, aber mit unserer Meinung sind wir in der Minderheit. Ein Großteil der magischen Gesellschaft hat sich mit dem Geheimhaltungsstatut abgefunden."

Bellatrix schüttelte reflexartig mit dem Kopf. Sie wusste: Ihr Vater sagte dies nur, um nicht anzuecken. Er war glitschiger als ein Aal und bestätigte andere gern in deren Ansichten, damit kein offener Streit ausbrach. Im Allgemeinen störte er sich nicht groß an der Geheimhaltung und an den Muggeln, daher stülpte er seine Einstellung auch dem „Großteil" über. Doch die Reinblüter und insbesondere Lord Voldemort sahen dies anders und so drehte er seine Fahne in die Richtung, aus die der Wind bläst.

„Ich habe eine Kampagne gestartet, eine, der sich immer mehr Zauberer anschließen. Das Brauchtum der Zauberer muss bewahrt werden und das nicht nur durch die alten Häuser. Mit Bräuchen verbindet sich mehr als sinnlose Rituale, Weisheiten werden durch die Generationen in Form von Traditionen weitergegeben. Wir sind dabei, das Wissen unserer Ahnen zu vergessen; eine Gefahr, die ihresgleichen sucht. "

Cygnus brummte zustimmend. „Viel zu viele der jungen Zauberer haben Hippogreifenfedern im Kopf. Mancher mag mich bedauern, dass ich nur Töchter habe, aber sie machen viel weniger Arbeit. Vor der Hochzeit muss man sie behüten, aber danach …"

Sie machte einen großen Schritt nach vorn, um dem nächsten Wort zuvorzukommen: „Vater, da seid Ihr ja."

„Seit wann siezt du mich?", murmelte er und warf ihr den Blick zu, den er immer für sie bereithielt, wenn er ihr am Frühstückstisch den Politikteil des Tagespropheten wegnahm.

Ja, ja, sie hatte es verstanden! Sie sollte verschwinden!

Bellatrix dachte nicht einmal im Traum daran. Er würde sie schon verfluchen müssen …

„Das ist mir so über die Lippen gerutscht."

Wieder dieser finstere Blick.

Voldemort drehte sich zu ihr um. „Seien Sie versichert, dass ich weiß, wer Sie sind und wer ihr Vater ist. Immerhin bin ich Gast auf ihrer Verlobungsfeier und hoffe, bleiben zu dürfen."

Sie grinste über die Anspielung.

„Bella, was hast du schon wieder gesagt?" Ihr Vater hatte sogleich einen tadelnden Unterton in der Stimme.

Sie winkte ab. „Sie sprachen davon, eine Kampagne zur Erhaltung der reinblütigen Traditionen zu führen. Wie wollen Sie die Traditionen bewahren? Ehen verbieten zwischen Rein- und Halbblüter? Blutsverräter köpfen, um ein Exempel zu statuieren?"

„Der magischen Traditionen", korrigierte Voldemort sie. „Für eine Frau haben Sie ziemlich gewaltvolle Phantasien."

„In erster Linie bin ich eine Kämpferin."

„Wogegen kämpfen Sie?", fragte Voldemort, und Bella entging nicht das kurze, spöttische Lächeln, das sich für nur eine Sekunde zeigte. „Gegen den Haushalt?" Dann saß seine Maske wieder wie angegossen.

„Sie widersprechen mir nicht." Sie wollte gar nicht auf seine Stichelei eingehen, denn damit würde sie nur beweisen, dass er recht hat und sie ein typisches, unkonzentriertes Weib war. Stattdessen knüpfte sie unbeirrt an das vorige Thema an. „Sie wollen Gewalt einsetzen."

Voldemort starrte sie undurchdringlich an. In seinen Augen glänzte etwas, was Bella noch nie zuvor gesehen hatte. Anerkennung vielleicht, Wut auf jeden Fall – doch da war noch etwas anderes mit untergemischt. Ihre Füße begannen hin-und her zu tänzeln und ihr Mund grinste wie der eines Kürbis zu Halloween. Nun gehörte er ihr!

„Wenn Sie mich entschuldigen würden."

Wieder die gleiche Phrase, doch diesmal nickte er entschuldigend und wartete auf die Zustimmung. Bella wollte gerade protestieren, da fiel ihr auf, dass die Worte an ihren Vater gerichtet waren.

„Wir reden später", versprach dieser.

„Versprochen."

Dann war der dunkle Lord verschwunden.

Cygnus Blacks pechschwarzer Blick durchbohrte ihre Stirn. „Mit dir rede ich auch später!" Eine Drohung. „Und nun benimm dich endlich!" Ein Appell, der sie mal wieder völlig grundlos ereilte.

Ihr Herz zog sich zusammen, als hätte man es in ein Korsett gequetscht. In ihrem eigenen bekam sie kaum Luft und als ihre Augen auch noch anfingen zu brennen, wusste sie nicht mehr weiter. Was hatte sie nur verbrochen, um so angefahren zu werden? Ihre Zähne verbissen sich in ihre Unterlippe, als sie zum Buffet hinüberstampfte, sich Rindercarpaccio auf den Teller knallte und ein Weinglas, völlig undamenhaft und von Sinnen, in einem Zug leerte. Sie würde zu härterem Zeug übergehen müssen und so suchte ihr Blick den nächsten Whiskey. Sie fand ihn nicht, stattdessen musste sie erblicken, wie Voldemort bereits wieder in eine Unterhaltung mit Lucius' Vater, Abraxas, Nepomuk Selwyn und Vincent McNair eingebunden war. Ihr Vater schritt auf die Gruppe zu, überhaupt nicht zögernd oder abwartend, und wurde sogleich herzlich aufgenommen. Der Lord legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und sagte etwas zu ihm, worauf er mit seinem falschen Lächeln abwinkte –

„Bella …" Narzissa hatte den Kopf gesenkt, als sie zu ihr herantrat.

„Wenn du mir jetzt noch einmal sagst, ich solle lächeln, dann …" Bewusst ließ sie offen, was sie dann machen würde. Ihre kleine Schwester hatte eine blühende Phantasie, sie würde die Lücke schon angemessen ausfüllen.

„Ich weiß, du bist enttäuscht …"

„Was weißt du schon?"

Narzissa zuckte mit den Achseln.

Bella verdrehte die Augen über so viel Weichheit.

„Komm doch mit zu Adele und Lucinda, sie hören dir gern zu."

„Diese gehirnamputierten Weiber!"

„Bella!"

„Ist doch so!"

Ihre Schwester schluckte bange. „Dann … dort ist Mutter, schau!"

Innerlich brodelnd folgte sie dem Fingerzeig. Die werte Hausherrin hatte sich also auch aus ihrem Kämmerlein getraut. In der letzten Zeit hatte sie es kaum verlassen, wie eine Einsiedlerin lebte sie dort, seit … seit Andromeda … Selbst das dunkelste Dämmerlicht war der Mutter zu grell. Nun stand sie im Ballsaal, bei der Verlobungsfeier ihrer Tochter, bei deren Planung sie nicht einen Finger krumm gemacht hatte.

Bella blickte wieder zu ihrem Vater, um zu sehen, ob dieser die Ankunft von Druella mitbekommen hatte, aber sie hatte kein Auge für seine Reaktion. Rodolphus stand nun bei ihnen. Dieser Einfaltspinsel lachte über einen Witz, gemeinsam mit Lucius und Nepomuk … und Lord Voldemort. Rodolphus … aber nicht sie …

„Bella!", schallte es ihr hinterher, doch sie war schon unterwegs. Unaufhaltbar, mit nur einem Ziel vor Augen. Sie wusste genau, was sie gleich tun würde.

Vor Wut schnaufend kam sie an der Seite ihres Vaters zum Stehen. Rodolphus lächelte sein unsicheres Lächeln und der Lord legte erwartungsvoll seinen Kopf schräg.

„Ich werde Rodolphus nicht heiraten!", verkündete sie in einem Ton, den jeder im Salon verstand. „Ich will keine Lestrange werden. Sprich es nächstes Mal mit mir ab, wenn du mich mit einen Kesselkopf verheiraten möchtest! Ich gehe jetzt!"

Sie hatte sich schon umgedreht, da fiel ihr ein … Ihr Zeigefinger streckte sie Richtung Voldemort: „Es tut mir leid, jetzt dauert es noch ein wenig bis zur zweiten."

Auf seinem Gesicht spiegelten sich keine Emotionen. „Lassen Sie mich nicht zu lang warten, Bella."

Beschwipst vom Klang ihres Namens preschte sie davon. Die Salontüren knallten hinter ihr und kaum war sie in ihrem Zimmer angekommen, riss sie sich das Kleid vom Leib. Sie wusste, dass ihr Vater sie bestrafen würde, aber das war es ihr wert gewesen. Was für ein schrecklicher Tag! Überhaupt nicht ihrer.

Ein gutes Mädchen lief einst fort

Verließ der Kindheit schönen Ort

Verließ die Eltern und sogar

Den Mann, dem sie versprochen war

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Autor

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Sätze: 293
Wörter: 4.029
Zeichen: 24.139

Kurzbeschreibung

Auf ihrer eigenen Verlobungsfeier lernt Bella einen mysteriösen Mann kennen, dem sie die Welt beweisen möchte. Doch sie kämpft gegen die Abwertung, die ihr als Frau automatisch widerfährt. Dabei steckt in ihr so viel mehr. Sie ist eine Kriegerin und er wird das anerkennen müssen.

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