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Leben

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09.04.24 23:20
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Ich wurde geboren. Besser ich wurde gezeugt und geboren und da ich noch nicht gestorben bin, lebe ich. Wir alle werden gezeugt, geboren und sterben am Ende. So einfach ist das und trotzdem, es ist das Wunder des Lebens. Nicht mehr und nicht weniger. Das Leben mag kurz oder lang sein, aber der Ablauf des Geschehens ist immer der Gleiche. Alles Leben kommt aus dem Nichts und führt wieder ins Nichts. Der Lebensweg!

Einen großen Teil meines Weges habe ich bereits zurückgelegt. Ich blicke zurück und ich weiß, dass die Zeit der Mühen lange vorüber ist. Mühen brauche ich mich nicht mehr, soweit so gut. Was sonst noch war? Soll ich es verschweigen? Nein, ich gehe nicht auf Einzelheiten ein, aber im großen Ganzen war es ein gutes Leben. Nein, ich meine nicht ich habe Gutes getan – es ist mir gut ergangen, ist die richtige Redewendung. Auf meinen Vorteil war ich immer bedacht, das ist kein Verbrechen, hervortun brauche ich mich damit aber nicht. Ich bin einfach so, wie sich die Mehrheit der Menschen verhält. Nicht besser als die Anderen, aber hoffentlich auch nicht schlechter. Nun, das kann ich nicht beurteilen, ich weiß einfach nicht, ob andere Menschen besser oder schlechter sind als ich. Sie sind allesamt Sünder… (Römer 3,23), steht im Neuen Testament. Sich darauf zurückzuziehen, ist Feigheit. Deshalb verlasse ich mich lieber auf mich selbst. Alles Schlechte, das ich in meinem Leben getan habe, muss ich mit mir selbst ausmachen. Ich habe weder getötet, noch gefoltert oder geraubt. Und trotzdem, kaum ein Mensch kann von sich behaupten, nie etwas Strafbares getan zu haben – ich kann es auf jeden Fall nicht. Aber was bleibt auf der Positivseite? Ich komme darauf vielleicht am Ende noch zurück.

Ich hatte Glück, viel Glück! Mir wurde Liebe gegeben – viel Liebe. Dafür bin ich dankbar und ich habe diese Liebe dankbar angenommen. Die Menschen die mich lieben, oder auch geliebt haben, mussten und müssen mit starken Nerven ausgestattet sein, sonst halten sie mich nicht aus. Immer auf meinen Vorteil bedacht, ist es mir immer schwergefallen, mich auf die mir entgegen gebrachte Liebe bedingungslos einzulassen. Heute bin ich zumindest in diesem Punkt klüger – es war ein langer und äußerst schmerzhafter Weg. Ich stelle keine Bedingungen mehr, meine Liebe ist bedingungslos. Ich war in allem, was ich tat, immer leidenschaftlich. Immer habe ich mich leidenschaftlich meiner Arbeit gewidmet. Ich bin dabei weit gekommen, bis ich auf einmal nicht mehr wusste, was ich da wollte, wohin ich gekommen war. Ich liebe leidenschaftlich und jetzt im fortgeschrittenen Alter, da es mir endlich gelungen ist nichts mehr von der Liebe zu erwarten, kann ich Leidenschaft leben, ohne dass die geliebten Menschen darunter leiden.

Apropos – weit gekommen – am Ende meiner Berufslaufbahn wusste ich wirklich nicht mehr, was ich da wollte, wohin ich gekommen war. Das Rentenalter hat mich gerettet, einfach eines Tages den Hebel umlegen, um nie wieder in dieses Hamsterrad von arbeiten und suchen nach neuen Aufträgen, um wieder zu arbeiten, zu geraten, das hat mich befreit. Ich brauchte nirgendwo mehr hinzukommen, ich war von mir selbst befreit. Mein Leben änderte sich radikal und zum Positiven. Ich hatte immer noch Ziele, die ich mit Leidenschaft verfolgte und noch heute habe ich Ziele, die ich mit Leidenschaft verfolge. Der Unterschied zu früher ist, ich verfolge meine Ziele nicht mehr zwanghaft. Und was nicht geht, das geht eben nicht mehr, basta.

Wer mich heute erlebt, findet mich wahrscheinlich entspannter als früher. Ich selbst fühle mich auf jeden Fall total entspannt (meist zumindest). Anfangs hatte ich Angst, ich könnte, ohne alles im Griff zu haben, mir selbst überflüssig vorkommen. Nein, das ist nicht passiert. Neue Interessen haben Besitz von mir ergriffen. Ganz zu Anfang meines Rentnerdaseins entdeckte ich mein Interesse am Schreiben. Ich versuchte mich an zwei ganz kurzen Erzählungen, von denen die eine meine Ängste schildert, zu nichts mehr nütze zu sein. Ich habe sie lange nicht veröffentlicht. Sie ist weder gut noch ist sie dadurch besser geworden, dass ich sie vor einigen Jahren einmal überarbeitet habe. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich schon während des Schreibens merkte, dass das Problem überhaupt nicht mehr bestand. Ich habe mir das Machwerk irgendwann noch einmal vorgenommen und dann doch veröffentlicht. Die Erfahrungen im Schreiben, die ich inzwischen gesammelt habe, haben mir dabei geholfen. Dagegen ist mir die andere, fast gleichzeitig geschrieben Erzählung recht gut gelungen und das hat mich ermutigt weiterhin zu schreiben.

Trotz allem, was ich hier geschrieben habe, mein Beruf verfolgt mich weiterhin. Verfolgt ist jetzt nicht der richtige Ausdruck, ich meine eher, mein Beruf ist so etwas wie Berufung. Ich kann es nicht lassen, Computer zu programmieren. Zeile für Zeile ein Programm zu entwickeln, ist selbst als Zeitvertreib eines alten Mannes noch irgendwie beruhigend.

Autorennotiz

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Miras Profilbild
Mira Am 28.06.2022 um 21:45 Uhr
Guten Abend BerndMoosecker,
Ich bin zwar noch Schülerin und habe noch einen langen Lebensweg vor mir aber ich kann deine Gedankengänge völlig nachvollziehen. Vor allem der Abschnitt über die Dinge die man tut und die Art des Lebens, das man führt waren mir sehr schlüssig und der ein oder andere Gedanke kam mir bekannt vor...
Viele Grüße
Mira
BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker (Autor)Am 28.06.2022 um 21:56 Uhr
Guten Abend Mira,
Dein Kommentar freut mich ungemein. Ich habe nicht damit gerechnet, dass irgendjemand diese Aneinanderreihung von Gedanken kommentiert. Danke!
Herzliche Grüße
Bernd

Autor

BerndMooseckers Profilbild BerndMoosecker

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Sätze: 57
Wörter: 816
Zeichen: 4.935

Kurzbeschreibung

Was macht mein Leben aus? Wenn ich diese Frage beantworten könnte, wäre ich klug. Ich bin nicht klug, so bleibt diese Erzählung ein Sammelsurium von Gedanke.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Entwicklung auch im Genre Alltag gelistet.

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