Derzeit bin ich mal wieder dezent angenervt von den ganzen Damsels in Distress, die im Moment wieder furchtbar modern sind. In nahezu jeder Geschichte gewisser Genres gibt es wieder und wieder dieses eine gewisse Mädchen, das aus welchen Gründen auch immer in die Schusslinie irgendwelcher dunklen Verschwörungen, Komplotte oder whatever hineingerät und natürlich vom männlichen Loveinterest herausgeholt wird. Moderne Damsels in Distress können dabei zwar gern rotzfrech sein, fancy Fähigkeiten wie Schwertkampf beherrschen usw. und diesen einen, spontanen Alibi-Auftritt haben, in denen sie Loveinterest[TM] befreien - alles egal, am Ende des Tages entscheidet doch ER den Plot. Und wenn SIE tatsächlich mal sowas wie Eigeninitiative zeigt, dann natürlich aus irgendeiner Trotzreaktion auf ein dämliches Missverständnis heraus und völlig kopflos, so dass es letztlich nur in einer brandgefährlichen Situation endet, die IHM den heldenhaften Auftritt beschert, weil er sie natürlich in letzter Sekunde davor rettet, vom Villian gekillt zu werden. *claps slowly*
Und das schlimmste von allem: Diese Figuren sind nicht etwas Randfiguren in einer Geschichte um einen männlichen Helden, sondern auch noch die Protagonistinnen! In Büchern, die offensichtlich für Frauen und Mädchen geschrieben wurden und zwar oftmals von Autorinnen. Und ich frag mich warum?! Ehrlich, ich verstehe es nicht! Warum setzen Autorinnen einer weiblichen Leserschaft Figuren vor, die mit jeder Zeile schreien: Frauen sind nicht fähig, auch nur einen Fußschritt ohne einen männlichen Beschützer zu machen?! Was finden Autorinnen an solch abhängigen Frauenfiguren?!
Und bitte kommt jetzt nicht mit der Romantik von solchen Rettungszenarien. Ich habe wirklich Verständnis für die Romantisierung von einem Einstehen füreinander, inklusive das Eingehen von Risiken und Gefahren. Aber das heißt nicht, dass der andere vollkommen hilflos dargestellt werden muss! Es geht auch anders. So viele Männerfreundschaften in genau den gleichen Büchern folgen einer "Einer für alle und alle für einen"-Narration, die ich viel romantischer finde, weil sie auf Augenhöhe zwischen Gleichstarken funktioniert. Warum klappt das nicht bei heterosexuellen Romanzen? Warum?!
Ich würde ja gern Protagonistinnen lesen, die vielleicht mit treuen Gefährten an der Seite, aber letztlich doch aus eigener Kraft in den Burgkeller steigen und den Drachen erschlagen; die selbst in Absprache mit Beratern die intelligentan Pläne zur Rettung schmieden; die vielleicht nicht fehlerlos, aber doch überlegt und kompetent handeln; die kurzgesagt ihre Plots selbst auf die Kette bekommen und sich nicht nur gerade so lange aufrecht halten, bis irgendwo Mister Loveinterest in strahlender Rüstung auftaucht, damit sie in Ruhe in Ohnmacht fallen und sich die Show stehlen lassen können. Aber *seufz*...