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Sätze: | 101 | |
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Die Nacht vertreibt das Licht, kühler Nebel überzieht das brache Land. Ein schweres Gebiet für mich, den Jäger der Nacht. Denkt nicht, ich beklage mich. Darkhorn gehört mir, mir allein, der Blutengel von Darkhorn, das bin ich.
Kreisend lande ich auf dem Dach einer Grotte. Verwandle mich und wische mir den Überrest meiner letzten Mahlzeit vom Gesicht. Sein Blut war nur die Vorspeise, etwas Besseres kommt heute Nacht.
Das naive Geschöpf, so junges Blut, ich rieche es schon. Nicht mehr lang und sie ist hier. Meine Zähne durchbohren ihr zartes Fleisch, der Geschmack von ihrem süßlichen Blut läuft mir in den Mund, schmeckt ein wenig nachdem Parfum, das sie trägt.
Ich fühl mich eigenartig, weiche aus meiner Vorstellung zurück. Da ist sie endlich, meine Beute für heute Nacht.
Doch welch Abscheulichkeit bringt sie da mit. Ihr Blumenstrauß und sie selbst voll Zeug mit diesem Geruch. Es reizt meine Nase, brennt runter in den Körper, zwingt mich sofort das Weite zu suchen.
Wie war das möglich? Wann hatte sie mich gesehen? Ich keuche und ringe nach Luft. Ich war mir sicher, dass sie das nicht hatte und dennoch hatte sie diesmal eine Absicherung dabei. Gut, dann spielen wir eben ein Spiel.
Ich bereite meine Flügel aus und folge ihrem Geruch. Welch Glück zu meiner Freude schlägt sie den dornigen Hangweg ein, der mir ein viel zu leichtes Spiel verspricht. „Genieße die Nacht“, rufe ich ihr zu. Erschrocken dreht sie sich um und verfängt sich mit dem Haar und der Kette im Dornengestrüpp.
Getrieben von der ätzenden Frucht löse ich mich wieder von meiner Tat und erhebe mich in den Himmel. Dort oben vernehme ich ferne Stimmen, andere Vampire, niedrige Ränge, kleine Nager. Sie sind von meiner Beute angelockt auf dem Weg hier her. Wollen eben so sehr ihr kostbares Blut, wie ich es will. Sie rufen eindringlich im Chor, ihre Planung verratend „Leck das heilige Blut von unseren Händen.“ Noch nicht mal ihre Tat vollzogen sind sie sich zu dritt so selbstsicher wie Kamele.
Besinnend stelle ich fest, dass sich meine zarte Delikatesse mit ein paar Verlusten befreit hat. Die Kette baumelt auch noch dort. Was auch gut so ist. Jetzt gehört sie mir. Ich hetze dem Geruch nach und stelle sie oben auf dem Hügel.
Das kleine Naivchen presste sich ängstlich gegen die Felsformation, die sie mir ausliefert. Gerade mal zwei Schritte bin ich von ihr fern. Ihre Angst würzt das Blut, macht mich selbst ganz wirr im Kopf. Zischend reize ich das Maul auf, spüre schon ihre Haut und ein bisschen Blut. Da schlägt sie mir einen Felsbrocken über den Schädel.
Ich spüre ihre hektische Atmung und das sie erneut versucht, mir etwas in die Brust zu rammen. Ich bin dreihundert Jahre alt, was glaubt sie, wie einfach das ist, mir zu entkommen. Ein bisschen verärgert über den Holzpfahl fauche ich sie an und das dumme Ding lässt tatsächlich ihrer Waffe fallen. Stattdessen nun winselt sie um ihr Leben.
Eine Stimme hinter mir erfasst ihr Gefasel und gibt ihr die Bestätigung: „Du bist etwas Besonderes.“ Ehe ich mich wende, mischt sich noch ein Zweiter mit ein. Mit meinem Fauchen jedoch unterbreche ich ihn und verstumme sein faules Gerede. Das hier ist alleine meine Beute, mein Revier und es ist an der Zeit, dies zu verstehen. Ich halte mich nicht lange zurück, den ersten beiße ich schon gleich in den Hals.
Er hatte schon einmal versucht, in meinem Gebiet zu jagen. So sieht man von unserem letzten Kampf, dass ich ihm den Kopf abgeschlagen hatte. Dem Jungen daneben verpasste ich hingegen nur einen Hieb, um dann den Dritten schließlich mit dem Holzpfahl zu eliminieren.
Mein halbwegs ebenbürtiger Gegner tritt mir in den Bauch und verfehlt seinen Biss nur knapp. Er spuckt die Haare von mir aus und greift währenddessen in den Dreck. Ich sehe es kommen und erblinde nicht.
Der Zweite versucht sich frei vom Kampf die Frau zu holen. Nicht jedoch mit mir. Wie ein Pfeil schieße ich auf ihn zu. Vor der Wand verwandle ich mich und klatsche ihn von Hand an die Wand. Merke er sich das!
Gleiches habe ich mit dem Anderen vor, doch er ahnt es und bleibt in menschlicher Gestalt. Ich fauche und er zurück. Keiner ist bereit, das Opfer zu vergeben. Ich erhasche wieder einen Moment zuzubeißen, verfehle ihn und kassiere selber einen Biss in den Nacken. Der Biss schmerzt, tötet uns aber nicht. Töten kann uns nur der Pfahl und ich glaub, ich habe eine Idee, das alles hier ein für alle Mal zu beenden. Ich packe seine Hüfen und werfe ihn über mich. Als er sich wieder aufrappelt, renne ich gegen ihn und ramme beide Gegner in den Fels. Der Junge versteht und sucht sich leichtere Beute. Übrig bleibt der Hartnäckigste und ihn würde ich jetzt gewiss nicht mehr verschonen.
Er greift mich an. Ein letzter Triumph von ihm. Dann bekämpfe ich ihn hoch in eine verwelkte Tannenkrone. Es genügt ein Stoß und auch ihn bin ihr für alle Zeit los.
Doch nun fällt mir auf, dass ich meine Beute nicht mehr riechen kann. Wo ist sie hin und das so schnell. Habe ich von dem Einen zu früh abgelassen?
Ich jage durch mein Gebiet, finde noch eine andere Mahlzeit, jedoch keinen Vampir oder mein Jungblut. Vergebens lasse ich mich auf meine Burg nieder. Der Tag kommt und eine neue Nacht muss das Alte richten.
„Fühl dich nicht verunsichert“, mahne ich mich im Schlaf. Wenn der Morgen graut, verlassen die Vampire Sinne und Kräfte. Bei Dämmerung will ich sofort wieder das Jungblut suchen. Ich bin wie berauscht von ihrem Blut. Ich muss es haben, ich muss es schlucken, genießen in vollen Zügen.
Es gibt keinen Weg zurück, heute Nacht werde ich sie kriegen, meinen Durst an ihr stillen. Die Gier in meinem Innern wächst.
Ich schlafe kaum, stürze noch bei Tageslicht aus meinem Sarg heraus. Jemand ist hier auf meiner Burg. Fremdartige Stimmen vernehme ich, jedoch sind es Vampire, mindestens sieben an der Zahl. Ich bin der Blutengel von Darkhorn, niemand betritt mein Land und meine Burg!
Mein Blutdurst treibt mich zur Tat. Ich werde kämpfen, auch gegen sieben zu gleich. Doch raffe ich mich noch zur Besinnung und bediene mich eines Tricks. Einen, den ich zu meinen Trainingszwecken benutzt habe. Mal sehen, wie gut sie dagegen gewappnet sind.
Mein kriegerisches Fauchen hallt in der fast leere Burg wieder. Bei den Ruhenden an der Decke löst sich ein Balken. Einen der ihren wird mitgerissen und prallt ungehalten auf den Boden. Die Anderen beginnen zu schreien. Ich hingegen halte dem lächerlichen Kreuz stand. Den Gefallen bekämpfe ich, bis er flieht.
Dann reißt mich aber mein Durst nach draußen in die Dunkelheit. Wie ein Schatten husche ich durch die Nacht. Zische voller Inbrunst allen fernen Vampiren zu, dass ich und nur ich ein wahrer Blutengel bin.
Das Blut riecht und ist so voller Angst. Hätte ich Reißzähne, würde ich sie in Stücke zerreißen. Ich will das Blut um jeden Preis, heute Nacht entkommt sie mir nicht. Ich kenne keine Gnade mehr und scheppere als Menschengestalt durch das Fenster, in wessen Haus sie lebt. Sie kniet da am Kamin, hatte Feuerholz für ihre Mutter geholt. Ich lächle ihr zu. Denkt sie noch, dass sie entkommt? Meine spitzen Zähne jagen sie an die Wand. Ach wie schön ist diese Furcht, ich kann nicht mehr lang und beiß in ihren Hals.
Darkhorn verstummt. Meine Beute wird langsam schwach. Ihr Augen fallen zu und die Würze lässt nach.
Ich wende mich ihrer Mutter zu. Diese hat einen glühenden Holzklotz in der Hand. Erwägt es mich mit diesem Ding anzugreifen. Darüber lachend schieße ich auch auf sie zu. „Dunkelheit ist dein Freund“, sage ich ihr. Ich hebe den Kopf schief, erwarte für einen Moment eine Erwiderung. Dann jedoch ergänze ich „Und dein Freund trägt schwarz.“ Während ich zubeiße, entfacht das Stück Holz meinen Umhang. Brennt ein Loch dahinein, wo sie mich hätte töten können. Doch ich lebe und warte auf meine neue Speise.
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