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Kapitel: | 5 | |
Sätze: | 401 | |
Wörter: | 5.944 | |
Zeichen: | 34.790 |
„Los, los, schneller!“
„Ich mach ja schon, ich mach ja schon!“, schnaubt Fritz, der Marienkäfer.
„Bitte, flieg noch etwas schneller!“
Die Fee drückt sich ganz fest auf den Körper des Marienkäfers und genießt den wilden Flug.
„Ist das schön! Geht es nicht noch schneller?“, fragt sie.
Der Marienkäfer gibt noch einmal sein allerbestes und beschleunigt seinen Flug weiter. Er genießt, genau wie die Fee Adela, den Flug über die Blumenwiese. Und weil er weiß, wie sehr sie die Raserei liebt, setzt er nun zu einem Tiefflug über die Blumen an, so dass hinter ihnen der Blütenstaub aufgeregt aufwirbelt. Nun noch eine steile Kurve und einen rasanten Sturzflug. Beides honoriert sie mit einem begeisterten Quietschen und der Marienkäfer landet sanft auf einem Stein. Ganz quirlig und aufgeregt springt die Fee auf und ab. „Oh, das war toll! Danke, danke, danke!“
„Gern geschehen“, antwortet der Marienkäfer leicht keuchend.
Da steht sie nun, die Fee Adela, ihre widerspenstigen Haare ganz zerzaust, mit geröteten Wangen und versucht ihrerseits etwas zur Ruhe zu kommen, auch wenn ihr das sehr schwer fällt. Aber sie muss, die Zeit ist rum.
Die Fee setzt sich mit dem Marienkäfer auf den Stein und sie plaudern noch ein wenig über ihre Strategie für das Sonnenwendrennen.
Das Sonnenwendrennen findet jedes Jahr – natürlich - zur Sonnenwende statt. Und wieso? Na weil dass der Tag im Jahr ist, an dem es am längsten hell ist. Und wenn während des Rennens ein Teilnehmer verschwand, was durchaus vorkam, hatte man länger Tageslicht, um denjenigen zu suchen. Ja und das war bald jedes Jahr der Fall.
Teilnehmen dürfen jeweils ein flugtaugliches Tier mit einem nicht tierischen Reiter. Die Fee und der Marienkäfer waren schon lange ein gutes Team. Bis auf die ersten Plätze hatten sie es noch nie geschafft, aber in diesem Jahr hatten sie ein gutes Gefühl. Bei ihnen Beiden war der Marienkäfer das flugtaugliche Tier. Und er konnte unglaublich gut fliegen! Diese Sturzflüge, diese Steilkurven!! Die Fee kann sich nicht daran erinnern, dass ihre bisherigen Flugpartner jemals so toll geflogen waren, wie der Marienkäfer in diesem Jahr. Seine Form war enorm! Als Fee konnte sich Adela selber in jedes Lebewesen verwandeln, in das sie sich verwandeln wollte. Gerne war sie ein Schmetterling, auch mal ein Marienkäfer, mal ein Vogel. Natürlich war sie eine ausgezeichnete Fliegerin, aber bei dem Sonnenwendrennen durfte sie nicht selber fliegen, denn schließlich war sie ja kein Tier, sondern eine Fee. So sind nun mal die Regeln.
Als Reiterin hatte sie es jedoch nicht leicht. Sie musste sich festhalten und auf ihrem Teampartner das Ziel erreichen. Dabei war es gar nicht so einfach, sich bei den rasanten Flugeinlagen festzuhalten. Aber genau das machte ja ein gutes Team aus und in diesem Jahr lief es wirklich gut. In 10 Tagen sollte es soweit sein. Bis dahin mussten sie noch ein paar Mal trainieren und ihre Strategie besprechen.
Im Ziel sollten beide Rennteilnehmer gemeinsam ankommen. Dabei zählt nur, dass der Reiter oben auf dem Flugtier saß. Am Schwanz hängen oder am Bauch festklammern zählt nicht, dann ist man raus. Außerdem wurden auch nur die Sieger, die die spektakulärsten Flugeinlagen während des Rennens zeigten. Es gab nämlich noch eine Jury die Punkte für die Flugeinlagen vergab. Also war es ein Zusammenspiel aus waghalsigen Flugmanövern und einem ordentlichen Zieleinflug, möglichst als Erster.
Die Fee und der Marienkäfer Fritz zeigten immer tolle Flugkunststücke aber naja, sie waren oftmals sehr wagemutig. Dafür gab es auch viele Punkte, aber wie oft war die Fee runtergefallen? Oder wie oft hing sie noch an einem Bein des Marienkäfers oder an einem Fühler? Im letzten Jahr saß sie immerhin auf einem Flügel! Also die Punkte für Flugeinlagen waren super, nur der Zieleinflug kostete immer enorm Punkt. Dieses Jahr lief es besser. Heute hatten sie wieder viel geübt und der letzte Flug hatte noch einmal dazu gedient, ihre Strategie zu verfestigen. Davon abgesehen hat es auch richtig Spaß gemacht.
Jetzt war es Zeit zu gehen, Adelas Familie wartete auf sie und daher verabschieden sie sich voneinander. Die Fee hat keine Lust zu laufen – etwas was Feen grundsätzlich nicht so gerne machen – also verwandelt sie sich – zisch – kurzerhand in einen purpurnen Schmetterling und fliegt mit einem Gruß an den Marienkäfer davon.
An der 15. großen Eiche biegt sie nach rechts ab, fliegt noch einmal um die Eiche herum und landet ein kurzes Stück später auf einem Baum. Ihr zuhause war dieser Baum auf der Lichtung, der es ihnen gestattet hatte, in ihm zu wohnen. Ursprünglich hatten sie nur eine verlassene Baumhöhle bewohnt. Doch die Baumhöhle war ein 1-Zimmer-Appartement, ausgerichtet auf einen Vogel mittlerer Größe. Der Vogel hatte dort eine Zeitlang alleine gewohnt, aber als er Vogelhochzeit feiern wollte, musste er sich zwangsläufig eine andere Behausung suchen. Für eine ganze Vogelfamilie war der Baum einfach zu klein. Bei ihrer Wohnungssuche kurz nach ihrer eigenen Hochzeit – die übrigens ein berauschendes Fest war, an das sie heute noch gerne denkt – stießen Adela und Marald auf die leerstehende Baumhöhle, verliebten sich in die Wohnung und durften kurzfristig dort einziehen.
Die Höhle ist sehr gemütlich eingerichtet, vorzugsweise in der Farbe Purpur. Allerdings handelt es sich bei der Höhle heute nicht mehr nur um ein 1-Zimmer-Appartement. Mit der Zeit und insbesondere mit der Vergrößerung der Familie, musste die Höhle zwangsläufig vergrößert werden und sehr zur Freude der Fee, war der Baum damit einverstanden. Mittlerweile wohnten in ihm nicht mehr nur ihr Mann und Adela. Hinzugekommen waren ihre drei Kinder und immer mal wieder auch Maralds Eltern dort und ab und verschiedene Gäste. Sie hatten 7 Schlafzimmer (2 für Gäste), mehrere Waschmöglichkeiten, einen Zauberraum, einen Abstellraum für alles Mögliche, ein Wohnzimmer, und noch drei weitere Räume, deren Nutzung immer mal wieder variierte und einen Stall. Aber der wichtigste Raum ist die Küche. Sie hatten das alte Appartement zu einer riesigen Küche umgebaut, in der es immer warm war, in der es immer gut roch, mit einem großen Tisch in der Mitte und vielen Sitzmöglichkeiten. Die Fee liebt diesen Raum! Aber abends sitzt sie im Sommer am liebsten mit ihrem Mann auf ihrer Terrasse und genießen in ihren Schaukelstühlen die Aussicht auf ihre Lichtung und fühlen sich einfach wohl. Dabei plaudern sie gerne mit dem Baum, ihrer Familie und den anderen vorbeikommenden Bewohnern des Waldes.
Jetzt muss sie sich aber wirklich beeilen. Adela hat mit dem Marienkäfer mal wieder die Zeit vertrödelt und bestimmt wartet ihr Mann schon auf sie und macht sich langsam Sorgen. Während sie auf die Lichtung zufliegt, kann sie ihn schon weitem erkennen, wie er winkend in seiner Wolkenreiteruniform auf der Terrasse steht.
Ja, Adelas Mann Marald ist ein Wolkenreiter und er ist stolz darauf. Den Beruf des Wolkenreiters auszuüben war eine ausgesprochene Ehre und daher ist auch sein Stolz berechtigt. Außerdem mag Marald seinen feschen Wolkenreiteranzug mit den tollen Stiefeln, Lederhose und Lederjacke und den langen Fransen an den Jackenärmeln. Und erst der Hut! Der Hut war der Wahnsinn! Es gibt nicht viele Berufe, bei denen man so einen tollen Hut tragen darf. Der Mann der Fee mag seine Arbeitskleidung sehr, aber noch mehr mag er seine Tätigkeit als Wolkenreiter.
Als Wolkenreiter darf er nämlich nach den Anweisungen des Wetterfrosches auf den Wolken reiten! Marald war es der dafür sorgt, ob die Wolken in die richtige Himmelsrichtung fliegen, er ist es, der aufpasst, dass die Wolken ihren richtigen Platz am Himmel einnehmen. Er sorgt immer für Ordnung am Himmel. Und er ist es auch, der den Wolken ihre entsprechende Form gibt! Manchmal reitet er sie so zu, dass sie vom Boden aus betrachtet wie Tiere aussehen, z.B. wie ein Elefant oder auch mal wie ein Schwein. Manchmal sehen sie aus wie Wälder oder wie Herzen. Ja und manchmal erlaubt er sich einen kleinen Scherz und formt aus ihnen eine dicke Frau und sagte dann zu Adela: „Schau mal, ich habe dein Ebenbild aus Wolken geformt!“
Dafür bekommt er dann immer ein bisschen Ärger mit ihr. Aber nicht so viel, weil sie ihm nie wirklich böse sein kann und weil sie weiß, dass er sie nur necken will und manchmal ist das einfach ein Zeichen von Liebe. Es kommt aber auch vor, dass die Fee zum Himmel schaut in der Hoffnung dort die dicke Wolkenfrau zu sehen, weil sie dann weiß, dass ihr Wolkenreiter gerade an sie denkt.
Eine weitere Aufgabe von Marald ist es auch für Regen zu sorgen. Wolken zum Regnen zu bringen, ist ganz einfach, dazu muss er die Wolken nur so lange kitzeln, bis sie sich vor Lachen kringeln und ihnen die Tränen herunterlaufen. Natürlich gibt es auch mal Streit unter den Wolken. Diesen Streit dann zu schlichten ist eigentlich eine der wichtigsten Aufgaben des Wolkenreiters. Dann muss er auf seiner treuen Wolke Cumulus, benannt nach den Schäfchenwolken, weil sie so schön weich und flauschig aussieht, zu den Streitwolken reiten und diese versuchen mit seinem Lasso auseinander zu kriegen. Wenn ihm dies trotz aller Anstrengung nicht gelingen will, dann greift er zu seiner härtesten Waffe: dem Wolkenschwert. Einmal ordentlich in die Seite gepiekt, entfahren der Wolke ein paar Blitze. Dann werden die Wolken vom Wolkenreiter ordentlich durchgekitzelt und es kehrt auch wieder Ruhe am Himmel ein. Sollte das mal nicht klappen, ja dann gibt es ein großes Donnerwetter.
An wolkenlosen Tagen sieht man am Himmel nur vereinzelt eine Wolke am Himmel – das ist dann der Wolkenreiter Marald auf Cumulus der über den Himmel wacht.
Jetzt hat er Feierabend und wartet auf seine Frau, die, wie so oft wenn das Sonnenwendrennen ansteht, sich verspätet. Aber da kam sie, sein wunderschöner Schmetterling und landet. Der Landeplatz ist eine große gelbe Blume, die direkt einem Felsen entwächst. Zugegeben, dass sieht etwas merkwürdig aus, aber was will man auch anderes erwarten auf einer verzauberten Lichtung in die soeben eine als purpurner Schmetterling verzauberte Fee einbog und auf einer Blume landet?
Da steht sie nun also, die Fee Adela. Ihre Haare vom Flug zerzaust. Sie war sehr hübsch, trotz ihrer immerhin schon 442 Jahre. Wie immer trägt sie ein (wie konnte es auch anders sein?) purpurfarbenes Kleid. Wenn es nach dem Wolkenreiter ginge, dann würde seine Frau auch mal eine andere Farbe außer Purpur tragen, aber das will sie nicht. Naja und nach den ersten gemeinsamen 100 Jahren, hat sich auch Marald daran gewöhnt. Aber sie variierte auch ein bisschen mit den verschiedenen Purpurtönen. Heute trug sie eine hellpurpur-dunkelpurpur karierte Schürze zu ihrem Kleid.
Gerade erst gelandet, gibt die Fee ihrem Wolkenreiter einen Kuss auf die Wange und verschwindet in die Küche mit den Worten:
„Ich zaubere uns schnell etwas zu essen!“
Diese Worte vernimmt Marald gerne, schließlich hat er großen Hunger. Es hat übrigens große Vorteile mit einer Fee verheiratet zu sein, denn wenn Adela sagt „ich zaubere das Essen“, dann tut sie das wirklich. Dazu muss sie nur in ihren Zauberhut greifen, etwas Zauberpulver hervorholen, über den Küchentisch werfen und – Schwups- auf jedem Teller liegt das Essen, dass jeder zu dieser Mahlzeit gerne essen möchte. Im Falle des Wolkenreiters ist das heute Grießbrei mit Zimt und Zucker.
Gerne sieht der Wolkenreiter seiner Fee beim Essenzaubern zu und jedes Mal wünscht er sich, dass er auch zaubern könnte. Aber es gibt einen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Feen. Die weiblichen Feen können zaubern, die männlichen Feen nicht. Marald kocht eigentlich ganz gerne, aber das dauert dann entsprechend länger. Heute hatten sie vereinbart, dass Adela das Essen herbeizaubert, denn heute hatte Marald einen langen Termin mit dem Wetterfrosch gehabt um mit ihm das Wetter für die nächsten Tage zu besprechen.
Sobald das Zauberessen auf dem Tisch steht, verströmt es einen unwiderstehlichen Geruch und die Bewohner des Baumhausen werden davon angelockt und nehmen ihre Plätze ein. Heute sind dies neben Adela und dem Wolkenreiter nur ihre drei Kinder. Die Eltern des Wolkenreiters sind zurzeit noch auf der Sommerinsel im Urlaub und werden mit weiteren Gästen erst wieder zum Sonnenwendfeuer erwartet.
„Mami, schau mal, ich bin ein Bär!", ruft Urs der jüngste Sohn der kleinen Fee, als er mit seinem etwas zu großem Bärenkostüm in den Raum gestolpert kommt. Urs ist erst 15 Jahre alt und hat auch noch immer etwas Sternenstaub hinter den Ohren.
„Na mein kleiner, du bist aber ein großer, starker Bär!“
„Siehst du, ich kann mich doch in einen Bären verzaubern!“
Urs hatte gerade erst erfahren, dass er als männliche Fee nie wird zaubern können und dass er sich daher auch niemals in einen Bären verwandeln kann. Dies hatten die Fee und der Wolkenreiter erst vor kurzem versucht ihrem Sohn Urs zu erklären, nachdem dieser sich Mamis Zauberhut gemopst hatte um sich in einen Bären zu verwandeln. Sein Unglück darüber war grenzenlos. Heute hat er es dennoch geschafft. Zumindest ein bisschen.
Aber auch wenn männliche Feen nicht zaubern können, verfügt jeder über eine besondere andere Fähigkeit. Allerdings entwickelt sich diese Fähigkeit nur langsam und die Fähigkeit von Urs hatten Adela und Marald noch nicht entdeckt. Aber Urs hatte noch Zeit.
„Roahr!“, brüllt Urs nun in seinem Bärenkostüm während Marald seine anderen beiden Kinder Markwart und Mira zum Essen ruft.
„Sag mal wo, wo hast du denn das Kostüm eigentlich her?“, fragt die Fee.
„Von mir! Ich habe es ihm genährt!“, trällert Mira, die Tochter der Fee, während sie in die Küche getänzelt kommt.
„Du hast das genäht? Selber? Das ist ja großartig! Aber wieso hast du nicht gezaubert?“, fragt Adela verwundert.
„Oh Mami, Urs hat sich so sehr gewünscht, sich in einen Bären zu verwandeln, da musste ich ihm einfach helfen! Ich hatte nur Angst vor dem zaubern, weil ich dachte, dass, wenn es schiefgeht, dass ich dann vielleicht einen echten Bären hier in den Baum zaubere! Das wollte ich nicht riskieren. Außerdem sagst du mir immer, dass wenn ich mir nicht sicher bin beim Zaubern, dann soll ich in kleinen Schritten vorgehen, also habe ich erst den Stoff gezaubert, dann eine Nähanleitung und dann ging es ganz einfach“, erklärt Mira und nimmt sich einen Maiskolben vom Tisch.
„Mira Liebes, ich bin sehr, sehr stolz auf dich!“, sagt Adela und meint es auch so. Es war sehr gut, dass Mira so vorsichtig vorgegangen ist, denn die Sicherheit beim Zaubern kommt erst mit den Jahren und es braucht viel Übung. Und gerade die umsichtige Vorgehensweise ihrer Tochter zeigt Adela, dass ihre Tochter einmal eine gute Fee werden würde.
Während in der Küche munter geplaudert wird über Urs Bärenkostüm und darüber, welche Fortschritte Mira in der Feenschule macht, sitzt Markwart noch immer in seinem Zimmer, tief in seine Bücher versunken. Nur langsam kitzelt der Duft seines Lieblingsessens ihn in der Nase, aber er schafft es nur schwer, sich von seiner Lektüre zu lösen. Markwart hat als ältester Sohn der Fee große Ziele. Dass es sich bei ihm um eine ganz besondere Persönlichkeit handeln muss, lässt sich alleine schon an der Einrichtung und Gestaltung seines Wohnraumes erkennen. Zunächst stehen an den Wänden zahlreiche Regale in denen sich unglaublich viele Bücher befinden. Und das besondere an diesen Büchern ist, dass sie sich alle nur mit einem Thema befassen: Pflanzen. Es müssen hunderte sein. Und Markwart hatte sie alle gelesen.
Dort, wo keine Regale stehen, hängen Bilder von einer Pflanze. Oder von verschiedenen Pflanzen. Oder von Pflanzen Teilen. Und wenn man in Markwarts Zimmer einen Fuß vor den anderen setzen möchte, dann muss man dabei sehr, sehr vorsichtig sein, damit man keinen der vielen Töpfe und Schalen mit… ja richtig…. Pflanzen, mit einem unvorsichtigen Schritt umstößt. Der ganze Raum ist also vollgestopft mit Regalen, Büchern und Pflanzen. Und Markwart redet mit ihnen. Nein, nicht mit den Regalen und Büchern, d.h. manchmal doch mit den Büchern. In erster Linie redet er mit den Pflanzen. Und er versteht sie alle! Und sie antworten ihm.
Schon früh haben die Fee und der Wolkenreiter Markwarts Begabung entdeckt mit Pflanzen zu sprechen. Dies ist eine ganz besondere Begabung, über die sich nur sehr wenige Feen freuen können. Und um genau zu sein, war es damals, als Markwarts Begabung entdeckt wurde nur ein Einziger, der im ganzen Feenreich auch diese Begabung hatte und das war Halwart, der Schattenwächter. Die Fee und der Wolkenreiter brachten ihren Sohn damals zu Halwart und ließen von ihm Markwarts Begabung überprüfen. Schnell war klar, dass Markwart sehr talentiert war und schon bald begann er seine Ausbildung zum Schattenwächter bei Halwart.
Halwart war und ist ihm ein großartiger Lehrer. Der Lehrer vermutet, dass schon bald Markwarts Ausbildungszeit beendet sein wird denn immer mehr wurde ihm Markwart zu einem gleichgestellten Partner und war immer weniger der Schüler. Wenn es soweit war, dann durfte sich Markwart selber Schattenwächter nennen und über die Schatten wachen.
Als Schattenwächter wird Marktwart eine große Verantwortung tragen, denn er wird über die richtige Zuteilung des Schattens für jede einzelne Pflanze wachen müssen.
Im Wald gibt es Pflanzen, die mehr Schatten brauchen und sich lieber vor der Sonne verstecken. Manche Pflanzen mögen den Schatten sehr gerne, möchten jedoch manchmal auch ihre Blätter in die Sonne strecken. Ja und manche mögen überhaupt keinen Schatten. Damit jede Pflanze am richtigen Platz wächst, gibt es im Reich der Feen den Schattenwächter. Viele, viele Jahrhunderte zuvor, alles es noch keinen Schattenwächter gab, kam es unter den Pflanzen sehr oft zu Streit um die besten Plätze im Wald. Bei manchen Pflanzen, den etwas Schwächeren vor allem, kam es so zu üblen Vertrocknungen und manchmal kam es sogar so weit, dass Pflanzenarten niemals wieder gesehen wurden. Zudem gibt es auch Streit unter den Pflanzen. Gerne legen sich Schlingpflanzen um andere Bäume, Sträucher und Pflanzen und nehmen ihnen so ihren Platz weg. Um diese herben Verluste in Zukunft zu vermeiden, wurden aus den Bewohnen des Reiches diejenigen mit der größten Pflanzensprachbegabgung herausgesucht und zu Schattenwächtern ausgebildet. Die Ausbildung ist, wie sich jeder vorstellen kann, wenn man an die Vielzahl von Pflanzenarten denkt, sehr umfangreich und umfasst zum einen das Erlernen der vielen Pflanzensprachen, genauso wie das Erkunden der Schattenvorlieben.
Markwart hatte in seine Zimmer zum einen jede Menge verschiedene Pflanzen um diese zu erforschen, aber auch, weil er mit ihnen sprechen konnte. Er sprach mit ihnen zum üben, aber auch, weil sie seine Freunde waren. Markwartspflanzen sprechen jedoch auch miteinander. Über alles Mögliche. Pausenlos. Das war ein ständiges Geplapper! Und manchmal stört dieses Geplapper Markwarts Konzentration. So wie jetzt. Gerade diskutierten sie darüber, welche Topffarbe am besten zur Blüte oder zum Blatt passte. Nein, bei diesem Gesprächsthema kann sich Markwart einfach nicht konzentrieren. Zeit zum Essen!
Es gibt Tage im Leben der Fee, da möchte sie morgens am liebsten gar nicht aufstehen. Das sind solche Tage an denen man schon vorher weiß, was passieren wird.
Und heute sollte wieder so ein Tag sein.
Was nützt es einem wenn man sich in den wunderschönsten Vogel oder in das kleinste Tier verwandeln kann, wenn man doch nicht in der Lage ist die Zeit zu verändern und mit einer Handvoll Zauberpulver die Uhr vorstellen kann. Ein paar Stündchen würden auch schon reichen. Aber weil sie weiß, dass sie diese Fähigkeit nicht besitzt, zieht sich die Fee die Bettdecke bis zur Nasenspitze hoch, schließt die Augen ganz fest und wünscht sich, dass der Tag schnell vorübergeht und sie einfach im Bett liegen bleiben kann. Ob sie sich vielleicht krank zaubern soll?
Heute steht wider die jährlich veranstaltete Konferenz der traditionsbewussten Feen KDTF auf dem Terminkalender. Ja und Adela muss an der Konferenz teilnehmen, ob sie will oder nicht, auch wenn Adela es für Zeitverschwendung hält. Manche Dinge kann man nicht ändern, auch wenn man sich noch so sehr die Bettdecke über die Nase zieht.
„Du musst jetzt aufstehen, Du musst dahin gehen, es hilft alles nix!“, sagt der Wolkenreiter als er ihr die Decke vom Kopf zieht.
„Ich will da aber nicht hin!“
„Du musst und das weißt du auch“.
Ja, das weiß sie. Und weil sie das weiß, steht die Fee jetzt auch auf, wenn auch sehr, sehr langsam und ein bisschen dabei grummelnd.
„Und denk auch an Mira“, sagt Marald liebevoll, während er der Fee eine Tasse heißen Tee reicht.
„Achja, Mira, die Arme! Sie muss ja auch mit!“, denkt die Fee. „Dass arme Kind, aber das kann ich ihr und mir leider nicht ersparen.“
Alle weiblichen Feen müssen leider zu der Konferenz, da führte kein Weg daran vorbei. Es bestand Teilnahmepflicht und dieser galt nun auch für Mira, da diese mit ihrem letzten Geburtstag das entsprechende Alter von 70 Jahren erreicht hatte. Viele der Feen hielten die Konferenz für außerordentlich wichtig, weil dort an die Traditionen erinnert wurde, verschiedene Dinge beschlossen und terminiert werden und natürlich weil dort der letzte Klatsch und Tratsch ausgetauscht und auf schnellstem Wege verbreitet werden konnte. Neben der Konferenz gibt es noch zahlreiche weitere Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Kurs „Wie halte ich meine Lichtung frei von unerwünschten Eindringlingen?“ Und der Kurs: „Was zaubere ich heute auf den Tisch?“ Aber diese Kurse waren eher für die jüngeren Feen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit für ältere Feen ihre Zauberfähigkeiten weiterzuentwickeln und entsprechende Kurse zu besuchen aber man konnte sich auch sich gemütlich zusammen zu setzen und einfach mit Freundinnen zu plaudern. Das war Adela eigentlich am liebsten, aber bis dahin mussten sie und Mira erst einmal die zahlreichen Reden einiger Feen, die sich selber für sehr wichtig nahmen, über sich ergehen lassen. Und natürlich die gähnend langweilige Rede zur Tradition der Feen. Aber soweit war es noch nicht.
Nachdem sich die Fee nun in ihr Schicksal ergeben und das Bett verlassen hatte, macht sie sich mit ihrer Tochter an der Hand auf den Weg zur Konferenz.
„Mama, muss ich wirklich mit“, mault Mira.
„Ja, du weißt, dass du das musst.“ Antwortet die Fee. Auch das noch! Sie selber hatte keine Lust und ihre Tochter offensichtlich auch nicht. Bestimmt, weil sie ihr kein gutes Vorbild war und Mira die eigene Skepsis der Mutter spürte. Oder steckte etwas anderes hinter der Laune ihrer Tochter? Vor ein paar Tagen war sie doch noch so neugierig und konnte es kaum erwarten…
„Warum?“, fragt Mira nach.
„Weil alle weiblichen Feen dorthin müssen und du jetzt das passende Alter hast“.
„Und warum muss Oma nicht?“
Tja, darauf eine gute Antwort zu finden fällt Adela nicht ganz leicht. Sie weiß, dass auf diese Frage weitere Fragen folgen werden. Also antwortet sie:
„Weil Oma sich außerhalb des Reiches aufhält und die weiblichen Feen, die sich außerhalb des Reiches aufhalten, die müssen auch nicht zu der Konferenz.“
Und schon folgt Miras nächste, von der Fee bereits befürchtete Frage: „Kann es sein, dass Oma immer auf Reisen außerhalb des Reiches befindet, wenn die Konferenz stattfindet?“
Oh ja, es kann sein. So war es. Oma fand die Konferenz genau so schrecklich wie die Fee, aber das konnte sie ja ihrer Tochter nicht einfach sagen. Die Fee hatte auch so schon ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Tochter Mira, weil die Fee die Konferenz so überhaupt nicht mochte und sie das zu Mira auch immer gesagt hatte. So konnte sich das Kind keinen neutralen Eindruck verschaffen. Das tat Adela wirklich sehr leid und sagte das ihrer Tochter.
„Mama, das ist schon in Ordnung, ich wäre auch von alleine darauf gekommen, dass es dort schrecklich ist, glaube mir.“
„Wieso?“, fragt Adela ihre Tochter. „Du warst doch so neugierig?“
Zögerlich antwortet Mira: „Ja schon, irgendwie freue ich mich ja auch … aber die anderen Feenschüler…“
„Mira, was ist los?“, hakt Adela nun besorgt nach.
Zögerlich beginnt Mira zu erzählen. „Manche Feen in der Schule sind wirklich gemein zu anderen. Vor allem Fiona mit ihren Freundinnen. Gestern kam sie zu mir, hat mich angerempelt und gesagt, dass du dich total albern verhältst, wenn du auf dem Marienkäfer die Flugübungen machst. Und sie sagt, dass heute bei der Konferenz ihre Mutter eine große Neuigkeit verkünden wird, und du dein blaues Wunder erleben wirst!“
Betroffen nimmt Adela ihre Tochter in den Arm und tröstet sie. Kein Wunder, dass Mira nicht zur Konferenz wollte Zu dem ging es wohl auch gar nicht um Mira, sondern um sie selber! Fionas Mutter war Gundula. Adela und Gundula waren nie befreundet, obwohl sie sich schon ewig kannten. Im Gegenteil. Gundula hatte Adela bereits als junge Feenschülerin geärgert und sich über sie lustig gemacht. Scheinbar hatte sich dieses Verhalten wohl auch auf Fiona übertragen. Was wohl hinter dieser Ankündigung steckte?
„Noch etwas Mama. Was hältst du davon, wenn wir nächstes Mal wenn die Konferenz stattfindet zusammen mit Oma verreisen?“, fragt Mira und reisst Adela damit aus ihren Gedanken.
Lachend sagt die Fee: „Oh ja, gerne, das ist eine gute Idee!“
Auf ihrem Weg zum Konferenzsaal begegnen den Beiden immer mehr Feen, es sind alles bekannte Gesichter. Und mit einigen befreundeten Feen kommen sie ins Gespräch. Es wird getuschelt und gelacht, aktuelles wird ausgetauscht und alte Geschichten werden aufgefrischt. Darunter ist auch Alrun, die beste Freundin der Fee, die die Konferenz zwar auch nicht mag, aber auf alle Eigenartigkeiten der Konferenz mit einem leichten Augenzwinkern reagiert, als würde sie damit sagen wollen „Nehmt nicht alles so ernst, ich tue es auch nicht.“ So erreichen sie den Saal und die Fee und Mira nehmen nun etwas gelöster ihre Plätze neben Alrun ein.
Alrun war bereits ein wenig älter als Adela wurde von allen Feen im Reich wegen ihrer Weisheit bewundert aber das machte ihr nichts aus. Im Gegenteil, das belustigte sie sogar.
Während die Feen um sie herum noch fröhlich plaudern, zwickt Alrun die Fee plötzlich in den Arm und flüstert ihr ins Ohr: „Schau, da kommen die Wichtigen!“ Die Fee dreht sich um… und ja, da kommen sie, die Wichtigen.
Bei der Gruppe der „Wichtigen“, wie Alrun sie genannt hatte, handelt es sich um eine Gruppe von 20 Feen, die zusammen das Organisationskomitee der Konferenz bilden. Das Komitee wird auf 20 Jahre gewählt und seine Aufgabe ist in erster Linie die Organisation der Konferenz. Dazu gehören der zeitlich Ablauf und auch die Auswahl der Vorträge. Das war es eigentlich auch schon. Das derzeitige Organisationskomitee arbeitet bereits seit 19 Jahren zusammen und zur großen Freude der Fee und vieler anderer Feen, ist ihre Zeit bald vorbei und eine andere Gruppe wird gewählt werden. Vielen der Feen gefällt die Arbeit des Komitees nicht, weil sie nicht nur die Konferenz organisieren, sondern auch sehr strenge und veraltete Ansichten haben und sie wollen, dass auch die anderen Feen ihre Ansichten teilen und sich an ihre unmodernen Regeln halten. Weil sie sich selber viel zu wichtig nehmen, nannten Alrun und Adela das Organisationskomitee immer „die Wichtigen“.
„Mal schauen, von welchen merkwürdigen Dingen die Wichtigen uns dieses Mal überzeugen wollen“, raunt Alrun Adela noch zu, bevor die Wichtigen die Konferenz eröffnen und die Zuhörer mit eintönigen Vorträgen über Traditionen langweilen. In einer Pause erzählt Adela von ihrem Gespräch mit Mira. Anfangen kann Alrun damit leider nichts, aber die beiden sind neugierig und hören jetzt noch aufmerksamer zu.
Natürlich wissen alle Zuhörer, wie wichtig es ist seine Wurzeln zu kennen und das es auch gut sein kann, wenn man sich darauf beruft, aber das man auch zu weit gehen kann, das beweisen die Wichtigen heute wieder aufs Neue. Einige Stunden und damit auch einige Vorträge später, hält nun Gundula, die Vorsitzende des Komitees endlich ihre Abschlussrede.
„Jetzt muss es soweit sein!“, raunt Adela Alrun zu.
„Meine lieben Zuhörerinnen, meine liebe Feen, meine lieben Freundinnen. Unsere heutige Vortragsreihe geht nun langsam dem Ende zu und gleich werden wir uns einem anderen Teil der KDTF widmen können. Doch bevor wir dazu übergehen, habe ich noch eine Ankündigung zu machen. Wie ihr ja wisst hat das Komitee die Aufgabe über unsere Traditionen zu wachen und damit auch, ob unsere heutige Lebensweise im Feenreich mit denen unserer Vergangenheit übereinstimmt. Unser Ziel dabei ist es, unsere Werte nicht zu verlieren. Leider sind wir auf einen großen Traditionsbruch gestoßen!“
Ein Raunen geht durch den Saal und alle Zuhörerinnen sind bei diesen Worten wieder aufmerksam und hören Gundula nun gespannt zu.
„Seit Beginn unserer Zeit feiern wir im Feenreich das Fest zur Sonnenwende. Dies wird auch zu allen Zeiten so bleiben. Aber wir mussten feststellen, dass das Sonnenwendrennen keiner Tradition folgt und eine Erfindung der neueren Zeit darstellt!“
Erneut geht ein Raunen, Wispern und Flüstern durch den Saal. Gundula fährt fort:
„Um diesen Verstoß zu korrigieren, kündige ich hiermit an, dass dieses Jahr und auch in Zukunft KEIN Sonnenwendrennen mehr stattfinden wird!“
Lautes Getuschel ist zu hören.
„Nein!“, schallt es plötzlich durch den Saal. Wer hatte das gesagt? Die Feen sehen sich um.
„Nein, das ist nicht richtig!“ ruft die Stimme wieder.
„Wer wagt es mir zu widersprechen?“, fragt Gundula empört.
„Ich!“,, ruft Adela und steht bei diesem Wort auf. Alle drehen sich zu ihr um und starren sie an.
Verwundert spricht Gundula die Fee an: „Wie kommst du dazu? Das ist ein Beschluss unseres Komitees!“
„Dieser Beschluss ist falsch! Wir veranstalten seit vielen Jahren das Sonnenwendrennen wieso sollte es dann keine Tradition sein? Das ist ein Ereignis, das uns allen viel Freude bereitet, warum sollte es dann nicht mehr stattfinden?“
„Meine liebe Adela, das Rennen wird nicht mehr stattfinden, weil es nicht unserer Tradition entspricht. Würde es das tun, wäre es in unserer Chronik überliefert und an uns weitergegeben worden. Das Komitee hat sich die Chronik angesehen und festgestellt, dass das Sonnenwendrennen erst seit 1138 Jahren stattfindet. Damit es unseren Traditionsregeln entspricht müsste es bereits seit über 1500 Jahren stattfinden! Das dies jedoch nicht der Fall ist, werden wir das Rennen für alle Zeiten streichen!“
„Ihr streicht das Rennen einfach, weil ihm 372 Jahren fehlen? Was sind 372 Jahre in unserer Zeitrechnung? Das kann doch nicht sein!“,, ruft Adela zornig.
Das Rennen war immer DAS Ereignis des Jahres, ihr Herz hing nicht einfach nur an der Veranstaltung. Es war das ganze drum herum. Sie liebte die Übungen mit dem Marienkäfer, die Vorbereitungen, das Rennen selber und sie fand nichts schöner als nach dem Rennen mit ihrer Familie zum Fest zu schlendern. So ist es auch schon in ihrer Kindheit gewesen. Damals hat sie mit ihrer Mutter, ihren Vater beim Rennen zugesehen und ihn angefeuert. Der Tag, als sie zum ersten Mal selbst daran teilnehmen durfte war einer der spannungsgeladen Sten ihres Lebens. Und sie hatte den Wolkenreiter bei einem Rennen kenngengelernt! Damals hatte er noch selber daran teilgenommen und sie sehr mit seinen Flugkünsten beeindruckt und jetzt sollte es das Rennen nicht mehr geben? So ging es doch anderen Feen bestimmt auch. Sie musste etwas tun!
„Gundula, ich lege gegen eure Entscheidung Einspruch ein!“ sagt sie bestimmt.
Gundula, sprachlos weil sie Widerworte nicht gewöhnt ist und weil sie sie überhaupt nicht verstehen kann, wie jemand sich so gegen die Traditionen und Werte und die Entscheidung stellen konnte antwortet nun etwas patzig und wütend: „Natürlich kannst du Einspruch einlegen, aber eine erneute Überprüfung findet erst statt, wenn neben dir noch weitere 49 Feen auch Einspruch erheben und wie du weißt, sind alle hier im Saal befindlichen Feen sehr darauf bedacht unsere Traditionen aufrecht zu erhalten. Und keine Fee wird Einspruch erheben nur damit du weiterhin deinen Spaß bei diesem albernen Rennen hast. Und überhaupt verstehe ich nicht, wieso es dir so wichtig ist, denn gewonnen hast du ja selber noch nie!“
Zornig und sprachlos steht die Fee mitten unter den Feen und starrt Gundula an. Wie konnte sie es wagen!
„Ich erhebe auch Einspruch!“, ruft nun Alrun, die das bisherige Geschehen wie so viele andere mit Interesse verfolgt hat und fügt noch hinzu: „ich habe auch Freude an der Veranstaltung, auch wenn ich selber noch niemals daran als Reiter teilgenommen habe. Dafür finde ich es wunderbar als Zuschauerin an diesem Spektakel teilzunehmen. Ich bitte alle anderen Feen, die genau so denken, sich zu zeigen.“
„Ich auch!,“ ruft nun eine weitere Fee und steht auf.
„Meine Familie geht jedes Jahr sehr gerne zu dem Rennen, ich erhebe auch Einspruch“, sagt eine der Feen aus den hinteren Reihen Und so stehen nach und nach immer mehr Feen auf und erheben Einspruch, bis es weit über 50 Feen sind.
Etwas überrascht über so viel Zuspruch sieht sich Adela um. Gundula dagegen starrt Adela verächtlich an.
Das Komitee tuschelt nun untereinander und schließlich spricht Gundula wieder mit stolz erhobenen Haupt:
„Meine lieben Feen, ich sehe, das hier zahlreiche der anwesenden Feen unsere Traditionen mit Füßen treten wollen. Nun gut. Die Vorschriften zur Überprüfung sind erfüllt d.h. das Komitee wird sich erneut beraten und das Sonnenwendrennen wird ein weiteres Mal überprüft werden. Laut Vorschrift haben wir dazu 7 Tage Zeit. Damit ist sie Sitzung beendet!“
Mit viel Lärm und Getöse eilen die Feen aufgeregt aus dem Saal. So eine Sitzung hatte keine von ihnen je erlebt. Es gab viel zu erzählen. Und auch Adela, ihre Tochter und Alrun verlassen langsam den Saal, gehen jedoch nicht zu ihren Kursen und treffen sich auch nicht mit anderen Feen, die drei haben zu viel zu bereden und suchen sich lieber einen abgelegenen Platz.
„Mama, was ist denn in dich gefahren?“, fragt Mira aufgeregt.
„Meine liebe Adela, du hat die Konferenz heute wirklich sehr belebt“ sagt nun Alrun. Adela, der vor lauter Aufregung noch die Knie zittern, weiß jetzt gar nicht mehr was sie sagen soll.
„Mama, geht es dir gut?“, fragt Mira ihre blasse Mutter.
„Ich weiß gar nicht, was da gerade in mich gefahren ist!“ stottert Adela. Eigentlich ist Adela sonst eine eher zurückhaltende Fee, die sich selten in die Dinge anderern einmischt.
„Dafür kann ich es dir sagen. Die Wichtigen wollten sich mal wieder aufspielen und du hast es denen gezeigt!“ sagt Alrun grinsend.
„Und was machen wir jetzt?“, fragt Mira.
„Jetzt wird das Komitee erneut überprüfen, seit wann es das Rennen genau gibt und ihr Ergebnis werden sie uns dann in sieben Tagen mitteilen. So wie ich die Wichtigen kenne, befürchte ich jedoch, dass sie den Einspruch nicht ernst nehmen werden und daher wahrscheinlich auch nur halbherzig die Chroniken prüfen“ antwortet Alrun.
„Meinst du wirklich, sie nehmen unseren Einspruch nicht ernst? Dann muss ich selber etwas unternehmen“, antwortet die Fee grübelnd.
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GreenQuill • Am 22.05.2019 um 17:59 Uhr • Mit 1. Kapitel verknüpft | |
Hallo Quasselstrippe, Bin gerade durch die Alphabet-Lesechallenge auf deine Geschichte gestoßen und Aww, ist das niedlich! Mit dem Marienkäfer hattest du mein inneres Kind gleich am Haken und ich bin mir sicher, dass auch echte Kinder gern lauschen. Ein bisschen kritteln muss ich aber doch: Du kommst öfter mit den Zeitformen durcheinander. Beispiel: „Mittlerweile wohnten sie nicht mehr allein“. Da deine Geschichte ja grundsätzlich in der Gegenwart spielt, müsste ein „Mittlerweise wohnen sie nicht mehr allein“ heißen. Am Anfang hätte ich mir auch etwas mehr Erklräung und beim "Los, los schneller" auch einenen Hinweis gewünscht, wer das spricht. Beim Lesen ist es klar. Aber Kindergeschichten werden ja meist eher vorgelesen. Anssonsten aber ist das einfach eine superniedliche Story! Danke für die Extraportion Fluff heute. Mehr anzeigen |
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