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Kapitel: | 4 | |
Sätze: | 29 | |
Wörter: | 534 | |
Zeichen: | 2.782 |
Des Nachts kam der kleine Prinz zu mir –
Schlich sich heran wie ein Lausbub.
Mit einem Auge linste er
Mir glatt doch über die Schulter,
Und stupste mich an: Was machst du da?
Ich seufzte: Schreiben, lesen, streichen.
Da kicherte er mir ganz leis ins Ohr:
Pass auf, jetzt machst du’s anders:
Du streichst und schreibst und liest es dann.
Ich tat, wie mir geheißen.
Alsbald war ich fertig und las es geschwind.
Dort stand in feinen Lettern:
Dein Prinz wünscht dir ne gute Nacht
Und küsst dich auf beide Backen.
Derweil du schläfst, umflattert er dich
Und sorgt für schöne Träume!
Ach hätt’ ich doch ein Spätzchen,
Das schickt’ ich zum Himmel hinan,
Die Mauer zu überqueren –
Den Schleier, gewebt aus Stein.
Wenn ich das Ohr an ihn schmiege,
Dann hör’ ich dich, ja dich,
Du atmest, du lachst, du bist doch da,
Aber Antwort erhalte ich nicht.
Ach hätt’ ich doch ein Spätzchen,
Dem flüsterte ich, was ich möcht’:
Frag ihn: Wie war das damals?
Und was meint er zum Jetzt?
Ich jage meine Gedanken,
Immer und immer zu dir.
Woher? Wohin? Es drängt mich
zum Schleier, gewebt aus Stein.
Von Efeu umrankt steht dein Name
Darauf in deiner Schrift.
Da möcht’ ich plötzlich lächeln,
Warum? – ich weiß es nicht.
Wenn ich die Augen schließe, dann bist du mir ganz nah.
Ich kann ich dich berühren,
Dich stupsen und zwicken,
Dich streicheln und küssen
Und in die Arme nehmen.
Die letzten Strahlen der Sonne tauchen den Weg vor mir in goldgelbes Licht. Ich möchte zu dir, dich besuchen, mit dir reden .
Ich kann mein Gesicht in deinem Haar vergraben.
Mit dir in deinem Garten sitzen,
Die Augen schließen,
Mich an dich schmiegen.
Es ist Herbst und doch noch immer so warm, als kündigte sich der Sommer gerad’ erst an. Meisen und Spatzen ergehen sich in den Zweigen der Sträucher und Büsche. Eine Amsel beginnt ihr Abendlied. Nichts regt sich auf dem Weg. Ich halte kurz inne, genieße die Stille. Ein leichter Wind kommt auf, zieht durch die Baumkronen. Blätterrauschen, leise knisternd. Ich gehe weiter. Vor mir die alte Mauer. Ihr Putz bröckelt, entblößt vom Wetter gegerbte Steine. In den Fugen sitzen Käfer und sonnen sich. Hinter ihr, auf weitem Feld – Kreuze aus Holz.
Ich hole tief Luft,
nehme dein Gesicht in meine Hände,
Sehe dir in die Augen.
Der Stein, der deinen Namen trägt, wölbt sich, von Efeu umrankt, aus der Erde empor. Ich hocke mich hin und berühre ihn mit der Hand, streiche über ihn. Rau ist er.
Du lächelst, fragst: Was?
Ich möcht’ in deinem Blick versinken,
Flüstere:
Wer waren wir gestern und wer werden wir morgen sein?
Ein Lächeln,
gar ein Zwinkern,
dazu ein witzig' Wort,
du fühlst's:
Es fliegt dich an,
schwebt auf dich zu,
es stupst und zwickt,
macht dich ganz kribblig.
Wie gut es tut,
davon erfüllt zu sein,
du gehst beschwingt ein, zwei, drei Schritte,
drehst dich dann auf dem Absatz um
und wirfst 'nen Küsschen in die Luft.
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Silly • Am 13.10.2022 um 1:11 Uhr | |||||||||||
Deine Gedichte lassen mich denken und suchen... "Ein Schmunzeln fährt herab - still und leise vom Himmelzelt und gibt Gedanken endlich frei, deren Flügel zuvor gestutzt und nun endlich fliegen dürfen..." Entchuldige... in deinen Zeilen ist vieles verborgen, das zum "weben" verleitet... Ich bin gespannt auf mehr... |
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