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suedehead

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suedeheads Kommentare

Am 20.08.2019 um 21:51 Uhr
Zum 1. Kapitel
Woher weißt du, dass dein "Bewusstsein" nicht bloß eine Illusion ist? Vielleicht ist die Frage nicht, ob wir träumen, sondern ob wir geträumt werden?

Auch die Idee, dass man nur einen Stein kaputt hauen muss, um zu beweisen, dass man existiert - weil man dann ja eine Veränderung bewirkt hat -, ist ein bisschen oberflächlich. So haben mittelalterliche Gottesbeweise auch gearbeitet: Dinge sind da. Irgendwer muss sie gemacht haben. Du warst es nicht. Ich war es nicht. Also muss Gott es gewesen sein. Qed.
Nur: Woher weißt du, dass das, was um dich rum ist, überhaupt da ist und nicht bloß eine Sinnestäuschung? Woher weißt du, dass es Zeit und Bewegung gibt? Wie definierst du "Veränderung"? Vom freien Willen und Determination will ich gar nicht anfangen. Die moderne Hirnforschung liefert da ernüchternde Ergebnisse, was unsere Entscheidungsfreiheit angeht...
Du kannst nichts von all dem wissen. Also sicher wissen. Du bist auf deine Sinne und dein Gehirn angewiesen und die sind unzuverlässig.
Die Existenzphilosophie nennt das "das Unheimliche" - die unbestimmte Angst, das Unbehagen, nicht sicher zu sein, ob man die Welt auch so wahrnimmt, wie sie ist.
Die Phänomenologie geht davon aus, dass man Dinge und Abläufe nur beschreiben und subjektiv deuten kann, ihre Existenz (aka objektive Wahrheit) können wir nicht beweisen.
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Zur Story Gedankenwelt 1
Am 27.07.2019 um 18:48 Uhr
Zum 18. Kapitel
In mir / 1000 Tränen tief / erklingt ein altes Lied / es könnte viel bedeuten...
Okay nein, ich glaube nicht, dass du da geklaut hast.

Trotzdem weiß ich nicht genau, was ich dazu sagen soll, das nicht entweder puristisch oder vernichtend wäre.
Kein erkennbarer Rhythmus - okay, muss nicht sein.
Aber das mit dem Reimen... Also entweder man reimt, oder man reimt nicht. Aber man reimt nicht "nur so ein bisschen" und dann immer nur zwei Wörter aufeinander (fließen/schließen). Weil: Das wirkt dann nämlich wirklich wie versucht und nicht gekonnt.

Du hast seltsam viele W-Laute in deinem Gedicht. Welche, weswegen, wodurch... alles eher ungelenke Formulierungen. Kann natürlich Absicht sein, aber dann bräuchte es eine Bedeutung und die sehe ich leider nicht.

Überhaupt habe ich das Gefühl, du weißt gar nicht so genau, worüber du schreiben willst. Es wird geweint, um Schmerz zu verarbeiten. (Souverän noch einmal Herz mit Schmerz in Verbindung gebracht, wie ein echter Profi!) Und dann werden irgendwelche falschen Freunde verflucht.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was will uns das Gedicht erzählen? Für wen ist es geschrieben? Wenn das hier eine öffentliche Verarbeitung eines privaten Freundschaftsbruchs ist, würde ich mir ganz genau überlegen, ob du das wirklich alles in der Öffentlichkeit stehen haben willst. Weil: in zwei Jahren wird die Welt anders aussehen und dann willst du vielleicht nicht mehr, dass diese Gefühle in Stein gemeißelt für jedermann sichtbar sind.
Wenn es Fiktion ist, hinterlässt es einen bitteren Beigeschmack, weil das Problem, das du bearbeitest, nicht gelöst wird. Du hast lediglich "die Bösen" benannt, aber nichts weiter über sie und den Charakter ihrer Bosheit ausgesagt, sodass für den Leser unklar bleibt, ob du sie zurecht verdammst.

Das Gedicht ist höchst subjektiv, was dein gutes Recht ist. Nur darfst du dann nicht davon ausgehen, dass dir bedingungslos geglaubt wird und niemand die Perspektive hinterfragt.
Dein Ich mag sich vielleicht betrogen vorkommen, aber ob das auch objektiv so war?
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Zur Story Kartenhaus 1 3
Am 22.07.2019 um 17:54 Uhr
Okay, was hat das denn jetzt mit Nachdenklichkeit und Philosophie zu tun? Wir haben hier zwei völlig voneinander abgekoppelte Ereignisse: Der Junge, der ein Kartenhaus baut und die Frau, die sich umbringt. Wir wissen weder, warum sie das tut, noch was sich der Junge bei seiner Konstruktion gedacht hat. Am Ende steht also keine Erkenntnis, sondern nur zwei Tatsachen. Kein Zusammenhang, keine Kausalität, keine Entwicklung.

Aber ich bin ja nicht blöd, dir geht es um den Schockeffekt. Der Aufbau, die Planung wird konterkariert mit der Unmittelbarkeit des Todes. Aber ist er das? Wir wissen nicht, ob die Frau ihren Suizid nicht vielleicht genauso penibel geplant hat wie der Junge sein Kartenhaus. Nur weil du uns ihre Perspektive vorenthältst, heißt das nicht, dass das Leben voller unabwendbarer Schicksalsschläge ist oder dass man Probleme und sich ankündigende Katastrophen nicht erkennen kann oder könnte, wenn man wöllte. Deinen Fatalismus kannst du mit dieser Geschichte jedenfalls nicht untermauern. Dazu ist sie zu konstruiert. (Pun intended)

(Davon ab: Keine Zeitung dieser Republik macht eine Überschrift mit Foto, wenn jemand sich umgebracht hat. Warum? Pressekodex und Werther-Effekt.)
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Am 24.06.2019 um 14:13 Uhr
Okay. Dann wollen wir mal:
Wenn morgen der beste Tag meines Lebens sein wird, werde ich das nicht wissen, denn die Möglichkeit eines besseren Tages ist immer gegeben, auch wenn das Ziel nicht erreicht wird. Überhaupt ist "bester" Tag eine ziemlich schwammige Formulierung. Aber geschenkt.
Wenn heute ein Heilmittel für Krebs gefunden würde, würden die Leute an was anderem sterben. Vielleicht würden mehr Menschen älter werden, ob das Leid in seiner Gesamtheit abnehmen würde, bezweifele ich, denn krank und schwach werden wir alle irgendwann sein.
Wenn die Menschheit nächste Woche ausstirbt, dann ist das so. Etwas, das es schafft eine ganze Spezies innerhalb von einer Woche auszuschalten, werden wir nicht aufhalten können, auch wenn wir uns grämen.
Wie kommst du darauf, dass der Mensch nicht Teil der Natur ist? Was ist "ein besserer Ort"? Die Erde wäre einfach ein Ort. Wenn der Mensch ausstirbt, weil beispielsweise ein Meteor einschlägt, überleben auch die meisten anderen Spezies nicht. Gleiches gilt für die meisten anderen Ursachen für ein menschliches Massensterben. Vermutlich würde die Evolution dafür sorgen, dass neue Spezies entstehen, die an die neuen Gegebenheiten besser angepasst sind. Ob das dann "besser" ist, ist glaub ich keine Frage, es ist nur anders.
Auch was ein "Schaden" ist, hast du nicht definiert. Für den einen ist es ein Schaden, für den anderen ein Lebensraum. Die einen gehen daran zu Grunde, die anderen profitieren. Während die Fischarten, die einst aus dem kalten Atlantik ins wärmer werdende Mittelmeer eingewandert sind, dort aussterben werden, vermehren sich die Fischarten, die aus dem roten Meer (durch den Suez-Kanal) einwandern.
Reinere Luft für wen? Pflanzen brauchen keinen Sauerstoff, sondern Kohlendioxid, um gedeihen zu können. Saubere Meere - also Meere bestehend aus destilliertem H2O - sind keine Lebensgrundlage für irgendein Lebewesen. Es braucht Nährstoffe, damit Algen wachsen und sich eine Nahrungskette etabliert.
Plastikfrei wäre der Planet in ein paar hundert Jahren, in etwa dem gleichen Zeitraum hätten die Wälder die Städte zurückerobert. Fraglich ist allerdings, ob die Bauwerke in modernen Großstädten so lange stehen werden wie die Monumentalbauten der Antike, die wir heute noch besichtigen können.
Die Kernkraftwerke werden genauso lange laufen, wie Kühlwasser bereitsteht. Wenn niemand mehr da ist, um das zu gewährleisten, kommt es zu Kernschmelzen. Wenn dich interessiert, wie die Natur nach einer totalen Kernschmelze aussieht, schau dir eine Doku über Tschernobyl an. Inzwischen leben dort wieder viele Tiere, einige weisen jedoch deutliche Deformationen auf. Gleiches gilt für die Pflanzen.
Wenn dich interessiert, wie lange verseuchtes Gebiet verseucht bleibt, google das doch einfach. Für Tschernobyl wären das 300 Jahre, weil es da vor allem um Cäsium geht. Bei Plutonium reden wir über Millionen von Jahren.
Du fragst dich ernsthaft, was nach so einer Katastrophe mit den Nutz- und Haustieren passieren wird? Die werden draufgehen wie wir alle.
Zwei Arten werden vermutlich überleben: Die Ratten und die Kakerlaken.
Die chinesische Mauer wird lange nicht bröckeln. Die Pyramiden bröckeln ja auch nicht.
Was vom Menschen übrig bleibt? Knochen und eine Raumsonde mit einer Beatlesschallplatte. Die Frage ist halt, ob es wirklich Chaos ist, was der Mensch hinterlässt oder nicht einfach einen neuen Lebensraum für neue Tiere. So etwas wie Chaos gibt es nicht, nur Nischen.
Für deine Fragen wirst du deshalb belächelt, weil die meisten davon längst beantwortet sind und er Rest eigentlich völlig irrelevant ist.
Wenn wir die Welt wie wir sie jetzt kennen so weit verändern, dass es zu einem Massensterben kommen wird - bzw. es ist ja schon längst da - dann haben wir halt Scheiße gebaut. Wir retten die Welt nicht für die Welt, sondern für uns selbst und wenn uns das nicht gelingt, dann wird es halt auf absehbare Zeit keine Menschen und sehr viel weniger Tiere geben. Dem Planeten ist das aber im Prinzip egal, der kreist einfach weiter um die Sonne. Man muss dieses Thema nicht so emotional aufladen. Die einzige Frage, die man stellen muss, ist: Wollen wir, dass die Menschheit überlebt oder nicht?
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Das mit dem Formatieren von Texten lernst du wohl auch nicht mehr...

Ein paar Worte:
1. Ich lehne es ab, weiterhin die Intelligenz und Integrität von aufgeklärten Menschen zu beleidigen, indem ich solchen Nasen wie dir zum eine Millionsten Mal vorkaue, warum es ein FAKT ist, dass der Klimawandel menschengemacht ist, dass kein seriöser Wissenschaftler das in Frage stellt und dass Skeptizismus, wie du ihn hier vorbringst lediglich als Ausrede für konservative Bequemlichkeit ist. Und das ist eine faschistoide Einstellung. Ich lehne es ab, solchem Gelaber von wegen "Nichts genaues weiß man nicht, also erstmal so weiter machen wie bisher" noch irgendeine Antwort entgegen zu halten, die diese Position am Ende noch als legitime Gegenmeinung erscheinen lässt. Klimaskepsis ist keine Meinung, es ist der Glaube an eine Lüge.

2. Dein Misstrauen gegen Schüler, die vielleicht gar nicht so wirklich demonstrieren wollen, sondern einfach nur gerne einen freien Schultag haben wollen, ist unfair. Einem streikenden Arbeiter wird nicht unterstellt, dass er einfach nur Urlaub auf Kosten der Gewerkschaft macht. Wieso den Kids hier einen bösen Willen unterstellen, wenn auf der ganzen Welt hunderttausende von ihnen teilweise bei Sturm und Regen unter der Androhung von Repressalien und den Einschüchterungsversuchen von Politikern auf die Straße gehen, statt gemütlich in einem Klassenzimmer zu sitzen und sich vom Unterricht beschallen zu lassen? Übrigens: Wo sind die Leute, die gegen Unterrichtsausfall durch Lehrermangel auf die Straße gehen? Wie weit her ist es mit der Sorge um die Ausbildung von Kindern, wenn es darum geht, Schulen mal zu renovieren oder modern auszustatten? Wie kommt es, dass sich niemand Sorgen gemacht hat, als den Kindern auf dem Gymnasium ein ganzes Schuljahr gestrichen wurde? Da hieß es dann: G8 sorgt dafür, dass junge Leute schneller auf den Arbeitsmarkt kommen. Das Gegenteil ist der Fall. Abiturienten sind teilweise noch Minderjährig und völlig orientierungslos. Studien werden angefangen und abgebrochen, Orientierungsjahre eingeschoben... Aber wenn an ein paar Freitagen in ein paar Städten die Schüler auf die Straße gehen, weil sie selbst gemerkt haben, dass ihre Zukunft auf der Kippe steht, da macht ihr euch alle ins Hemd? Ihr müsst sehr große Angst haben, wenn ihr so um euch beißt! Und auch das - das in Frage stellen einer echten Überzeugung und das Herbeireden von möglicher Faulheit ist... du ahnst es... faschistoid.

3. Greta Thunberg ist also der neue Hitler, weil sie eine Idee hatte, die andere begeistert? Dein Ernst? Du verkennst hier einen wichtigen Unterschied zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und Faschismus. Der Faschist, versucht eine Hierarchie aufzubauen und sich selbst und seine Gruppe an die Spitze zu stellen. Er herrscht mit Terror gegen jene, die unter ihm stehen. Greta und ihre Bewegung kommen von unten und konfrontieren die Leute an der Spitze mit ihren Forderungen. Es ist das Gegenteil von Faschismus!
Was du kritisierst ist das Führerprinzip und den "charismatic Leader", vor dem man sich in der Politik tunlichst in Acht nehmen sollte. Nur: Greta ist eben keine Politikerin. Sie hat keine Macht. Sie darf ja noch nicht einmal wählen. Ihr Streik ist ein Akt des Ungehorsams, nicht ein Akt der Unterdrückung.
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Zur Story Aschereigen 1
Am 21.01.2019 um 14:07 Uhr
Ich hab etwa bis zur Hälfte des Textes gebraucht, um zu merken, was mich stört: Der Adjektivoverkill. Absolut jedes Substantiv in diesem Text hat ein Adjektivattribut und natürlich meinst du, dass das den Text anschaulicher machen soll und alles, aber mal ganz ehrlich, was wird denn hier groß erzählt?

Da ist eine phantastisches Volk in einer phantastischen Welt, du lässt lauter phantastische Wörter einfließen, die nicht erklärt werden und es wird ein phantastisches Ritual vorgenommen, um einen neuen König zu bestimmen. Leute verbrennen, die dem Leser nichts bedeuten. Jemand wird König, der dem Leser nichts bedeutet.
Das ist doch alles recht dünn und du versuchst das auszugleichen durch möglichst detailreiche Beschreibungen. Aber auch die berühren nichts in mir als Leserin, weil ich einfach keinen da in dieser Szene kennen gelernt habe. Niemand von denen hat Gedanken oder Gefühle, Hoffnungen, eine Hintergrundgeschichte oder euch nur einen Charakter. Die gehen einfach alle in Flammen auf und dann war's das.
Kein Spannungsbogen, keine Charaktere, eine Handlung, die nur beschrieben aber nicht erlebt wird, einen Ort, den wir nicht kennen, eine Kultur, die nicht erklärt wird...
Ich meine, am Ende haben wir also einen König. Und jetzt? Erlebt der jetzt irgendwelche Abenteuer oder was? Wir wissen es nicht, denn die Geschichte ist ja schon zu Ende.
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Ich hab den Text nur halb gelesen, weil diese Wall of Text es einem wirklich schwer macht, am Ball zu bleiben. Und mich bis zum Ende zu quälen lohnt der Text leider nicht, denn du machst einige gravierende Fehler.

Du definierst nicht, was du mit "Freiheit" meinst. Nach dem, was du später in deinen Beispielen anführst, muss man leider annehmen, dass du Freiheit mit Beliebigkeit verwechselst. Eine Welt, in der alles möglich ist, bietet dir nämlich keine individuelle Freiheit, sondern würde dich als Individuum völlig zerstören.
In einer Welt mit Schwerkraft kannst du zwar Hochspringer sein, aber die Physik setzt dir natürliche Grenzen. In einer Welt ohne Schwerkraft kannst du kein Hochspringer sein. Es gäbe vermutlich noch nicht einmal die Idee des Hochspringens.
Freiheit bezieht sich also immer auf einen Rahmen des Möglichen. Nach deiner Argumentation hat ein zum Tode Verurteilter keinerlei Freiheit mehr. Aber auch das ist falsch. Seine Freiheit spielt sich in einem kleineren Rahmen ab, als die eines Menschen, der nicht im Gefängnis sitzt. Er kann sich entscheiden, ob er sein Verbrechen bereut, ob er um Gnade winselt, ob er zu beten beginnt oder ob er dem Tod gleichgültig entgegen geht. Natürlich kann er sich nur für eins davon entscheiden. Jede Entscheidung ist der Tod von einer Millionen Möglichkeiten, aber das heißt ja nicht, dass man zuvor nicht frei war.
Der Witz ist, dass die Freiheit keine Gnade ist, nichts, wonach wir streben - und dein Text ist der beste Beweis dafür. Du sehnst dich danach, beweisen zu können, dass du nicht verantwortlich bist für dein Handeln. Aber das bist du. Freiheit ist eine Bürde. Freiheit ist eine Verantwortung. Deine Entscheidungen haben Konsequenzen, die deine Freiheit womöglich erweitern oder einschränken, nichts desto trotz, wirst du dein Leben lang immer weiter Entscheidung um Entscheidung treffen müssen. Klar kannst du gerne glauben, dass die Umstände dich in eine Richtung drängen und deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass du eine bestimmte Entscheidung triffst, größer ist als die, dass du eine andere triffst, aber dass dir Entscheidungen abgenommen werden, weil es nur eine Realität gibt, die du wahrnehmen kannst, ist Quatsch. Wenn du einen Mord begehst und du argumentierst, dass du das getan hast, weil es getan werden musste, weil das Universum es verlangte, weil alles bereits festgelegt ist, dann verstößt du gegen Humes Gesetz, nach dem sich kein Sollen aus dem Sein ergibt. Es ist also ein Fehlschluss, zu glauben, nur weil etwas IST, hätte es nicht auch anders sein können. Es ist, im besten Fall, ein Glaube, den du hier formulierst, dem die Behauptung zu Grunde liegt: Alles ist berechenbar. Damit wäre mit einem hochkomplexen Supercomputer die Zukunft exakt vorauszusagen.

Gerade weil die Idee der Freiheit aka Verantwortung so monströs ist, haben die meisten Menschen Angst davor. Sie haben Angst, Fehler zu machen und mit den Konsequenzen leben zu müssen. Wir rennen blind in eine ungewisse Zukunft und blicken dabei auf eine Vergangenheit, in der zum Teil viele fürchterliche Fehler gemacht wurden - was uns suggeriert: Wenn wir uns dämlich anstellen, richten wir großes Leid und großen Schaden an. Nur leider wissen wir nicht, was wir tun sollen, damit das nicht passiert, aber etwas tun müssen wir doch - und wenn wir alle kollektiv Selbstmord begehen.
Diesen Zwang, etwas zu tun, diesen Zwang, sich zu entscheiden, betrachtest du als Beweis dafür, dass wir unfrei sind. Wir können uns schließlich nicht entscheiden, uns nicht zu entscheiden und wenn uns eine Möglichkeit nicht gegeben ist, meinst du direkt, es sei keine ultimative Freiheit... Aber denk zurück an den Hochspringer in der Schwerelosigkeit. Ohne Einschränkung, ohne Rahmen, ohne Bedingungen, ohne Regeln gibt es überhaupt keine individuelle Freiheit, keine einzige Möglichkeit - denn es wäre ja alles gleichzeitig Realität - oder nichts, denn ohne Grenzen gäbe es auch keine Ideen. Ein Ding wäre gleichzeitig Pferd und Kuh und Hase, weil nichts mehr definieren und nichts mehr ausschließen dürfte. Und wie kann man wissen, was "alles" ist? Kann man sich Dinge, die es nicht gibt, vorstellen? Oder sind Dinge, die man sich vorstellen kann, bereits in einer gewissen Weise existent?
Du merkst, du hast deinen Freiheitsbegriff extra so gewählt, dass er nicht funktionieren KANN und weil das nicht funktioniert, behauptest du, die ganze Idee von Freiheit funktioniere nicht. Das nennt man einen naturalistischen Fehlschluss. Herzlichen Glückwunsch dafür.
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Zur Story Hoffnung 1
Am 08.01.2019 um 19:18 Uhr
Albert Camus hat mal gesagt: "Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord."
Und damit herzlichen Glückwunsch. Du hast die erste Philosophie-Geschichte auf dieser Plattform geschrieben, die wirklich ein philosophisches Problem behandelt: Soll man sich umbringen oder soll man eine Tasse Kaffee trinken?

Camus hätte sicher für den Kaffee argumentiert, aber wie du richtig erkannt hast, steckt hinter der Frage nach dem Selbstmord das (beängstigende) Bewusstsein für die Freiheit...

Naja, so tief bist du jetzt nicht eingestiegen, sondern du erzählst uns die Geschichte einer Person, die sich für den Selbstmord entschieden hat. Nun ist es nicht grundsätzlich schlecht, eine philosophische Frage an Hand einer fiktionalen Erzählung zu verdeutlichen. Man muss nur aufpassen, dass man sich die Geschichte nicht zurechtkonstruiert, um seine eigenen Standpunkte zu belegen.

Aber der fehlt hier ja sowieso völlig, was schade ist. Du erzählst die Szene, aber dann hast du keine Aussageabsicht, nicht, was du dem Leser mitgeben willst als Erkenntnis. Stattdessen versuchst du, den Leser einfach nur miterleben zu lassen, indem du die Du-Perspektive wählst. Ich hätte den ganzen Text aber eher im Präsens geschrieben, um zu verdeutlichen, dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist, so lange du handelst. So wie er jetzt ist, konfrontiert er uns mit einer endgültigen und abgeschlossenen Handlung und zwingt uns Gefühle, Gedanken und Erfahrungen auf.

Hinzu kommen stilistische Schwächen:
"Du erinnerst dich nicht mehr an das Gesicht dieser Person, aber du weißt noch, dass diese Person eine blaue Jacke an hatte.
Das war auch schon alles woran du dich an diese Person erinnern kannst, dir war klar, dass du mit dieser redetest, aber über was genau war dir unbewusst."
Dieser Satz hier ist wirr: nicht erinnern, wissen, nicht erinnern, klar sein, unbewusst - Alles geht hin und her, das wirkt unentschlossen und so als hättest du deinen eigenen Text nicht im Griff. Was denn nun: Wissen wir die Dinge, oder traumwandeln wir?

Dankenswerter Weise hast du eine kleine Notiz angefügt, in der du klar machst, dass du deinen Lesern auch eher raten würdest den Kaffee trinken zu gehen - auch dafür Herzlichen Glückwunsch. Der erste Text über einen Selbstmord, der das klar stellt.

Trotzdem: Ein richtiger Philosophie-Text ist das nicht. Es fehlt die Einordnung in eine höhere Ebene. Was willst du uns durch diese individuelle Erfahrungsschilderung über das Leben und den Tod generell sagen? Was ist die Erkenntnis?

Was total schade ist, ist dass du Geschichte durch einen äußeren Einfluss enden lässt. Das Du wird gerettet, entscheidet also doch nicht selbst, was es mit seinem Leben macht, begibt sich in die Hände eines anderen. Ja, das ist irgendwie romantisch, aber es ist eben auch eine "Lösung durch Kontrollverlust" und die funktionieren im echten Leben meist nicht, weil man sich eben nicht immer darauf verlassen kann, dass jemand da ist, der einen auffängt, wenn man (dumme) Entscheidungen trifft. Viel wichtiger ist es deshalb, den Leuten klar zu machen, dass sie ihre eigenen Entscheidungen wohl überlegen müssen.
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