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Yureteiru Kokoro

162
21.10.23 08:05
18 Ab 18 Jahren
Heterosexualität
Homosexualität
In Arbeit

Autorennotiz

MEJIBRAY-Fanfiction, AU, No-Band-Content
Trigger Warnung: beschriebene Borderline-Persönlichkeitsstörung und Essstörung!
Boys Love & Hetero, ausgeschriebene Sexszenen!
Fortsetzung von: Yasashikunai Mirai

„Verehrte Fluggäste!“, schallte die weibliche Ansagestimme durch den Terminal und übertönte den Hintergrundlärm des Flughafens, „Wir bedauern sehr, dass der Flug von Tokyo Narita in Richtung Honolulu Hawaii leider mit einer halben Stunde Verspätung startet. Bitte haben sie ein wenig Geduld und Verständnis, wir sind sehr bemüht …“

Ich hörte nicht mehr weiter zu. Eine halbe Stunde!

„Fuck!“, fluchte Tsuzuku neben mir. „Das ist jetzt nicht deren Ernst, oder?!“

 

Ich griff seine Hand, sie war feucht von Schweiß und zitterte leicht. Er hatte Angst und war ziemlich aufgeregt, denn Flughäfen gehörten mit ihrem lauten, schwirrenden Gewusel und ihrer extremen Unübersichtlichkeit nicht gerade zu seinen bevorzugten Orten. Ich wusste, dass er, wenn er sowieso schon aufgeregt war, solche Orte geradezu hasste. Und aufgeregt war er, denn der soeben verschobene Flug nach Hawaii war unserer, für unsere Hochzeitsreise, und es war zudem Tsuzukus erste Reise ins Ausland.

 

„Alles gut, mein Herz, ich bin bei dir“, sagte ich und streichelte seine Hand ein wenig. Dabei berührte ich den glänzenden, silbernen Ring an seinem Ringfinger, der dort seit zwei Wochen saß und den er seitdem kein einziges Mal abgenommen hatte. Seinen Ehering, dessen passendes Gegenstück an meiner eigenen Hand seinen Platz hatte.

„Wir sind seit zwei Wochen verheiratet“, dachte ich und musste bei dem Gedanken lächeln. Ich sah Tsuzuku an, meinen Mann, meinen wunderschönen, liebevollen, empfindsamen Ehemann, und drückte zärtlich seine Hand.

 

„Ich muss mich hinsetzen“, sagte er leise und sah sich nach einer freien Sitzbank um.

„Ist dir schwindlig?“

Tsuzuku nickte, sah sich weiter suchend um, doch weit und breit war kein freier Sitzplatz zu sehen. Es gab zwar Bänke, doch die waren allesamt voll besetzt. Kurzentschlossen kippte ich meinen Koffer auf die Seite und schuf so eine provisorische Sitzmöglichkeit, auf die ich meinen Mann sanft niederdrückte und mich dann hinter ihn stellte, damit er sich an mich anlehnen konnte.

„Besser so?“, fragte ich und legte meine Hände auf seine Schultern.

„M-hm … Danke, Liebster.“

Ich spürte seine Schulter- und Nackenmuskulatur unter meinen Händen und stellte fest, dass er schon wieder total verspannt war. Und so begann ich, ihn ein wenig zu massieren, zugleich seinen verspannten Muskeln und seiner aufgeregten Seele etwas Gutes zu tun, damit er spürte, dass ich bei ihm war und für ihn sorgte, so dass er sich entspannen konnte.

 

Ein älteres Ehepaar kam an uns vorbei und bedachte mein Tun mit einem skeptischen Blick, denn es gehörte sich eigentlich nicht, mitten in der japanischen Öffentlichkeit jemandem die Schultern zu massieren. Aber mir war das egal, denn für mich hatte Tsuzukus Wohlbefinden nach wie vor die höchste Priorität, und wenn das bedeutete, dass ich ihm mitten auf dem Flughafen die Schultern massierte, dann tat ich das eben.

Tsuzuku schien sich die ablehnenden Blicke aber leider wieder sehr zu Herzen zu nehmen, er verspannte noch mehr.

„Mach einfach die Augen zu“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Dann siehst du die Leute nicht.“

„Ich … ich kann das nicht.“

„Doch, das kannst du“, widersprach ich, jedoch in liebevollem Ton. „Komm, mach die Augen zu und blende alles aus, was um uns herum ist, spür‘ nur meine Hände.“

 

Tsu schloss die Augen, lehnte sich an mich, und ich strich mit meinen Händen fest über seine Haut, spürte den leichten Schweißfilm, und die Spannung in ihm.

„Ich kann die Augen nicht zu haben, dann wird mir schwindlig …“, flüsterte er, klang hilflos.

Wieder einmal, wie so oft, musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich sah mich um, schaute auf die Anzeigetafel, wo unser Flug jetzt schon eine dreiviertel Stunde Verspätung hatte, und blickte weiter, bis mir eines dieser kleinen Kettenrestaurants auffiel, die es auf Flughäfen wie Sand am Meer zu geben schien. Der Laden sah halbwegs gemütlich aus, und ich dachte, vielleicht konnten wir uns da in eine Ecke setzen und dort warten, wo es etwas geschützter war?

 

„Tsu, guck mal, da drüben, der kleine Laden, wollen wir dorthin gehen?“, fragte ich.

Er folgte meinem Blick, schien einen Moment abzuwägen und nickte dann.

Als wir dort waren, schaute ich noch mal nach der Anzeigetafel, sie war auch von da aus gut zu sehen, und während Tsuzuku sich an unserem Tisch in die Ecke setzte, den Kopf an die Wand lehnte und sich ein wenig auszuruhen versuchte, behielt ich unsere Umgebung etwas im Auge.

Irgendwann kramte Tsu sein Handy und die Kopfhörer raus und machte sich Musik an, und daran merkte ich, dass es ihm, wieder oder immer noch, ziemlich grenzwertig ging. Ich setzte mich neben ihn, nahm seine Hand und streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken, spürte dabei an seinem Handgelenk, wie sein Puls raste.

„Alles gut, mein Herz, wir schaffen das, ich bin bei dir“, sagte ich, er nahm einen Hörer aus dem Ohr, sah mich fragend an, und ich küsste ihn einfach. „Alles gut, ich bin da“, sagte ich noch einmal, und er lächelte ein wenig.

 

Irgendwie bekamen wir die Zeit dann herum, zwischendurch bestellte ich mir noch ein bisschen was zu essen, von dem Tsuzuku auch einen kleinen Bissen nahm, und dann kam endlich die Durchsage, dass unser Flug jetzt vorbereitet wurde und es bald losging.

Wir verließen das kleine Lokal und begaben uns zurück zum Schalter.

 

Während der ganzen Prozedur des Eincheckens und der Kontrollen versuchte ich, möglichst immer mal wieder Tsuzukus Hand zu berühren oder seine Schulter, einfach um seinen Puls zu fühlen und sicher zu gehen, dass er keine Panikattacke bekam.

Wir waren vorgestern noch bei unserem Hauarzt Dr. Ishida gewesen, Tsu hatte sich auf meinen Wunsch hin wegen der Reise und dem ganzen Stress noch mal richtig durchchecken lassen, und der Arzt hatte dann den Verdacht geäußert, dass Tsuzukus immer wieder so plötzlich auftretenden Herzschmerzen möglicherweise gar keine Herzkrankheit zur Ursache hatten, sondern verschleppte oder verborgene Panikattacken waren.

 

Bei der Körperkontrolle gab es dann jetzt tatsächlich Schwierigkeiten, weil die Geräte natürlich auf Tsuzukus und meine vielen Piercings reagierten. Sogar sein Implantat wurde auf dem Bildschirm angezeigt, und Tsu musste seine ganze Redegewandtheit aufwenden, um dem Personal an der Kontrollstation zu erklären, dass wir nur auf Hochzeitsreise fliegen wollten und nichts Gefährliches vorhatten. Irgendwie schaffte er es, sie zu überzeugen, und wir durften uns auf den Weg ins Flugzeug machen.

 

„Haben wir Plätze zusammen?“, fragte Tsu mich mit schon ansteigender Panik in der Stimme.

Ich nahm seine Hand, drückte sie sanft. „Ja, alles gut. Du hast nen Fensterplatz, ist das okay?“

Er nickte nur, sah aus, als wüsste er selbst nicht, ob ein Fensterplatz im Flugzeug gut war oder nicht. Er war ja noch nie geflogen, also wussten wir nicht mal, ob er richtige Flugangst hatte oder nicht, und ich war sehr froh, dass wir Plätze zusammen hatten, damit ich bei ihm sein und auf ihn achten konnte.

 

Wir setzten uns, und es dauerte noch eine Weile, bis die Maschine startete, und in der Zeit nahm Tsu tatsächlich eine Tablette von dem Beruhigungsmittel, das ihm der Arzt vorsorglich mitgegeben hatte. Seine Hände waren immer noch leicht feucht vor Angst und zitterten, und ich hielt wieder Körperkontakt zu ihm, berührte seinen Arm und seine Seite, weil ich wusste, dass ihn das ebenfalls beruhigte.

„Weißt du, was dir gerade Angst macht?“, fragte ich leise.

Er schüttelte den Kopf. „Nein … ich hab keine Ahnung …“

Ich nahm wieder seine Hand und lehnte mich leicht an ihn. „Alles wird gut, mein Schatz.“

 

Dann griff ich in die Tasche, die ich als Handgepäck dabeihatte, und nahm einen der Hawaii-Reiseführer heraus, schlug das markierte Kapitel über die Insel Kauai auf, dort befand sich das Hotel, in dem wir gebucht hatten.

„Schau mal“, sagte ich zu Tsuzuku. „Kauai ist wunderschön. Da gibt es diese wunderbare Natur, total schöne, einsame Strände und bunte Blumen, und das Meer ist so weit …“ Ich wollte ihn einfach von seiner Angst ein bisschen ablenken. Vielleicht wurde er ruhiger, wenn er mehr die Vorfreude auf unseren Honeymoon spürte, statt dieser diffusen Angst.

Er sah hin, sah sich die Bilder von grün bewaldeten Bergen, türkisblauem Meer und exotischen, bunten Blumen an, aber ich hatte das Gefühl, dass es ihn kaum erreichte.

 

„Kann ich noch eine Beruhigungstablette haben?“, fragte er leise. Er selbst hatte nur die eine, einzelne in der Tasche gehabt, der Rest der Packung befand sich in meiner Tasche.

Ich holte meinen Geldbeutel raus, in dem ich ein Blister der Tabletten aufbewahrte, und gab Tsu eine davon, reichte ihm dazu auch gleich etwas zu Trinken. Er schluckte die Tablette und trank dazu einen großen, gierigen Schluck Wasser.

 

Tsuzuku lehnte sich zurück, stellte seinen Sitz so ein, dass er fast liegen konnte, dann nahm er seinen Seidenschal und bedeckte damit seine Augen.

„Möchtest du schlafen?“, fragte ich.

„Ja …“, antwortete er. „Ich bin müde …“

Vielleicht war es ganz gut, wenn er jetzt schlief. So hatte er eine Weile Ruhe. Tatsächlich schlief er ziemlich bald ein, seine Hand auf der Seitenlehne des Sitzes zitterte nicht mehr, er wurde ruhig. Ich hielt weiter leichten Körperkontakt zu ihm, streichelte immer mal wieder seine Hand.

 

Ich hatte keine Flugangst, und ich erinnerte mich noch daran, wie ich als Kind mit meinen Eltern nach Hawaii geflogen war.

Ich freute mich sehr auf die Reise, darauf, Tsuzuku die Schönheit dieser Inseln zu zeigen, und auch darauf, ihn mal in so einer Umgebung zu erleben. Hawaii war berühmt für seine entspannte Atmosphäre, und ich hoffte, dass diese Entspanntheit meinem Mann guttun würde. Er litt immer so sehr unter seinen Anspannungszuständen, und vielleicht konnte Hawaii ihm helfen, innerlich ruhiger zu werden und zumindest für ein, zwei Wochen glücklich zu sein.

 

Als das Flugzeug dann startete, schlief Tsu neben mir tief und fest, und nach dem Start packte ich mein Handy aus, setzte mir Kopfhörer auf und fing an, ein Hörbuch zu hören, das ich mir extra für diese Reise gekauft hatte.

Der Flug dauerte einige Stunden, und dann war da ja noch die Zeitverschiebung. Zwischen Tokyo und Hawaii betrug sie ungefähr einen halben Tag, dort war gerade noch gestern. Es fühlte sich schon seltsam an, sozusagen in der Zeit rückwärts zu fliegen, und ich war froh, dass Tsuzuku schlief, denn für ihn war das ja völlig neu, er war erstens noch nie geflogen und zweitens noch nie in einer Region der Welt gewesen, die zeitlich ‚vor‘ uns lag.

 

Als wir dann in Honolulu landeten, war Tsu zwar wieder wach, aber ihm ging es fast noch schlechter als vor dem Flug. Oder, besser gesagt, anders schlecht. Er zitterte nicht, Angst schien jetzt nicht mehr das Problem zu sein, aber anscheinend war die zweite Beruhigungstablette doch zu viel gewesen, denn er sagte, dass er sich „total matschig“ fühlte.

„Das ist bestimmt der Überhang von der Tablette …“, sagte ich.

„Aber die hab ich gebraucht. Ich hätte sonst nicht schlafen können …“ Er kramte seine Wasserflasche raus und nahm zwei Schlucke, dann standen wir auf und stiegen mit den anderen Leuten aus dem Flieger. Tsuzuku griff meine Hand, hielt sich geradezu an mir fest, während wir die Treppe hinunterstiegen und auf das Flughafengebäude zu gingen. Ich sah ihn an und er sah wirklich nicht gut aus, schleppte sich vorwärts, schien noch halb zu schlafen und war ziemlich blass.

 

Nachdem wir unsere Koffer wiederhatten, war das erste, was ich tat, mich nach einem Café im Flughafen umzusehen. Es gab zahlreiche Imbisse und sicher boten diese auch starken Kaffee an, den suchte ich, denn Tsuzuku musste erst mal wieder einigermaßen wach werden.

Schließlich waren wir noch nicht angekommen, Honolulu lag auf Oahu, wir mussten aber nach Kauai und hatten somit noch einen zweiten, wenn auch sehr viel kürzeren Flug vor uns.

 

Schließlich fanden wir ein kleines Café, und weil Tsu so blass und müde war, musste ich reden, wandte meinen ganzen Mut auf und bestellte in meinem brüchigen Englisch stockend zwei Espresso. Während wir dann darauf warteten, setzten wir uns erst mal und Tsuzuku lehnte sich an mich.

„Gleich kriegst du ‘nen schönen Espresso, dann geht’s dir bald besser“, sagte ich.

Tsuzuku sah mich an, sein Blick war wirklich ein wenig neblig, ihm war anzusehen, dass er kaum im Hier und Jetzt war.

„Ich hatte nen Albtraum vorhin“, sagte er leise. „Total wirr, und ich werde den gerade kaum los …“

Als der Kaffee kam, kippte Tsu sich entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ein Tütchen Zucker hinein, weil er, wie er sagte, hoffte, dass der Zucker ihm Energie geben würde.

 

Wir hatten zum Glück eineinhalb Stunden Zeit, bis der Flug nach Kauai startete, und die nutzte ich, um alles zu tun, was mein Mann brauchte, um wieder einigermaßen klar und wach zu werden. Ich dachte daran, dass wir nicht mehr in Japan waren, und dass auf Hawaii andere Regeln galten, und so fing ich einfach an, Tsuzukus Schultern und Rücken zu massieren, während er seinen zweiten Kaffee trank. Er drehte dem Kopf leicht in meine Richtung, und ich fragte ihn: „Na, wie ist es, zum ersten Mal im Ausland zu sein?“

„Müde …“, antwortete er nur.

„Ich meine, denkst du daran, dass wir hier freier sind?“

Er zuckte mit den Schultern.

Ich umarmte ihn von hinten, begann, kleine Küsschen auf seinen Nacken zu hauchen, und flüsterte in sein Ohr: „Aloha he, mein Schatz, ich liebe dich.“

 

Dabei berührte ich wissend die kleine Vertiefung an seinem Schlüsselbein, diese Stelle, wo er fast so empfindlich war wie an seinen Brustwarzen, und er seufzte leise, lehnte sich zurück, an mich, ihm entkam ein halblautes „Ahh …“

„Ist das schön?“, fragte ich.

„Jaah … Kannst du das nachher noch mal machen, im Hotel …?“

„Na klar. Das, und noch viel, viel mehr …“

Tsuzuku lächelte. „Mein Liebster …“

 

Der Flug nach Kauai war einfacher, weil kurz und ohne Zeit- und Klimaumstellung. Im Flugzeug war es kühler als draußen, und Tsu brauchte keine weitere Tablette. Er sah aus dem Fenster, unter uns glitzerte der Ozean, und einmal sah er mich an, nahm meine Hand und flüsterte mir zu: „Ich freu mich so!“

 

Ich dachte daran, wie viel freier wir hier waren. Zwar setzten wir unser Paar-sein auch in Japan meistens einfach mehr oder weniger durch, aber die Atmosphäre dort war in dieser Hinsicht doch immer noch sehr von Heimlichkeit und Scham geprägt. Hier, auf Hawaii, der Insel des Aloha, der für alle geltenden Liebe, spürte ich endlich nicht nur Freiheit im Inneren, sondern auch im Äußeren. Wir würden zusammen am Strand spazieren gehen und uns dabei küssen können, mitten am Tag und ohne uns verstecken zu müssen. In der Lobby des Hotels ganz frei und entspannt Händchen halten. Zusammen hübsche T-Shirts mit bunten Blumen drauf kaufen, ohne dass es auffiel. Und ich würde Tsuzuku eine hübsche, pinkfarbene Blüte ins Haar stecken, ich war mir so sicher, dass ihm das stehen würde!

 

Das Hotel war der Hammer! Ich hatte ja gewusst, dass meine Mama bei Reisen immer das Beste vom Besten buchte, aber dennoch war ich überrascht, als wir nicht vor einem mehrstöckigen, westlichen Haus standen, sondern einer Art Strand-Lodge mit nur zwei Stockwerken, die so sehr nach Südseeträumen aussah, dass ich ein paar Mal blinzeln musste, um mir auch sicher zu sein, dass ich gerade nicht nur träumte.

„Manami ist verrückt, kann das sein?“, fragte Tsuzuku neben mir, offenbar ebenso ungläubig.

„M-hm …“, machte ich nur.

„Ich hab die Buchungsanfragen ja mit ihr zusammen gemacht, aber dass da so was bei rauskommt, hätt ich mir nicht mal erträumt …“

 

Und noch ehe ich dazu irgendwas sagen konnte, kam aus der offenen Lobby eine hübsche, dunkelhäutige Frau mit langen schwarzen Haaren, offenbar eine echte Hawaiianerin, und sprach uns in fließendem Japanisch an:

„Herzlich Willkommen auf Kauai! Sie müssen Asakawa Yuuhei-san sein, und das ist ihr Partner Aoba Genki-san, richtig?“

„Ja.“ Ich hatte meine Sprache wieder beisammen. „Das sind wir.“

„Ihre Suite ist schon vorbereitet, wir wünschen Ihnen einen höchst angenehmen Aufenthalt bei uns und alles Gute zu Ihrer Hochzeit!“

 

„Hat die gerade echt ‚Suite‘ gesagt?“, fragte Tsuzuku leise, als wir hinter der Frau her gingen, damit sie uns die Zimmer zeigte.

„Ja.“

„Deine Mutter ist wirklich … verrückt.“

„‘Das ist eure Hochzeitsreise, da kommt nur eine echte Suite infrage‘, würde sie jetzt sagen“, zitierte ich Mama.

„Ich war noch nie in einer richtigen Suite.“ Tsuzuku sah sich kurz ein wenig um und fügte dann hinzu: „Ganz abgesehen davon, dass ich auch noch nie in der Südsee war … oder generell im Ausland … oder überhaupt mal länger als ne Woche auf Reisen …“

Es war immer noch manchmal ein etwas seltsames Gefühl, wenn Tsuzuku von seinem Leben früher erzählte und dieser finanzielle Unterschied zwischen unseren Familien so deutlich wurde. Ich kam aus wohlhabendem Hause, meine Mama buchte uns mal eben eine Suite in einem Luxushotel auf Hawaii, während Tsuzukus Mama schwer krank gewesen war und die beiden wohl nie viel Geld gehabt hatten.

 

Die Suite war ein Traum, wie aus einem Südseefilm: Weit, luftig, mit Fenstern bis zum Boden, weißen Vorhängen und dunklen, stilvollen Teakholzmöbeln. Als ich zu einem der Fenster ging, konnte ich draußen den Strand und das Meer sehen, hörte die Seevögel und das Rauschen der Wellen.

Ein Hotelpage brachte unsere Koffer und Taschen und ging dann wieder. Und kaum waren wir allein, umarmte Tsuzuku mich und hielt mich lange im Arm, ehe er mich strahlend anlächelte, küsste und flüsterte: „Das ist ein tolles Liebesnest für unseren Honeymoon!“

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, drückte meine Lippen auf seine und antwortete: „Finde ich auch.“ Dann fragte ich: „Wollen wir ein bisschen runter zum Strand gehen?“

„Erst Sachen ausräumen oder erst zum Strand?“, fragte er zurück.

„Ausräumen können wir immer noch. Ich will lieber jetzt zum Strand.“

 

Und so ließen wir erst mal alles so stehen, nahmen nur unsere beiden Umhängetaschen mit runter zum Strand, auch keine Badesachen. Wir wollten erst mal einfach nur einen Spaziergang machen, die direkte Umgebung des Hotels erkunden und das Meer sehen.

 

Das Hotel lag in einer wirklich wunderschönen Gegend, quasi direkt zwischen Strand und Regenwald. Zum Ozean hin standen noch Häuser, Hotels, Läden und Bars, und auf der anderen Seite der Straße ging der Wald los, ein Meer aus Grün und exotisch bunten Pflanzen … Ab und zu führten schmale Wege in den Wald, und vielleicht konnte man dort mal hinein gehen?

 

Wir gingen aber erst mal in die andere Richtung, runter zum Strand. Auf dem Sand zogen wir unsere Schuhe aus und Tsuzuku krempelte seine Hosenbeine ein wenig hoch, sodass seine schmalen Knöchel sichtbar wurden. Er hatte in letzter Zeit zwar ein wenig mehr gegessen als sonst, aber sein Untergewicht war immer noch deutlich zu sehen. Und obwohl mir das weiterhin Sorgen machte, fand ich ihn dennoch schön, so wie er war. Sein Körper hatte diese süße Zartheit an sich, die mich anzog.

 

Zuerst liefen wir nur nebeneinander her, aber dann nahm ich Tsuzukus Hand in meine. Er sah mich an, der Wind vom Ozean fuhr durch sein schwarzes Haar und er lächelte und küsste mich.

„Hier sind wir frei“, sagte ich. „Hier können wir ganz offen zusammen sein.“

„Hast du daran gedacht, als du Hawaii vorgeschlagen hast?“, fragte Tsu.

„Ja. Es ist so schön hier, und total frei und entspannt, das wollte ich dir so gerne mal zeigen.“ Ich blieb stehen, griff auch seine andere Hand, sah ihn an und fragte: „Und? Wie fühlt es sich jetzt an, hier zu sein?“

„Schön“, antwortete Tsu mit einem leichten Lächeln. „Und ja, ein bisschen spüre ich schon, wie es hier ist.“

„Entspannt es dich?“

„Ein bisschen, ja …“

Ich lächelte. „Das ist schön, das freut mich sehr.“

 

Es war ganz schön voll am Strand, und je weiter wir gingen, umso mehr Menschen waren da, sodass wir dann auch bald wieder zum Hotel zurückkehrten.

Wir packten unsere Koffer aus und setzten uns dann auf die kleine Terrasse der Suite. Tsuzuku rauchte eine Zigarette, und ich saß einfach da und lauschte dem Gesang der tropischen Vögel und dem Rauschen der Wellen.

Es war ganz ruhig und friedlich, und auch mein Mann wirkte in diesem Moment völlig entspannt. Er rauchte nur die eine Zigarette, nicht mehr, und ich konnte richtig spüren, wie ruhig er innerlich war. Es freute mich wirklich sehr.

 

Später setzten wir uns in die Hotelbar und aßen eine Kleinigkeit, und Tsuzuku schaffte es tatsächlich, seinen Teller komplett leer zu essen.

Und danach legten wir uns in der Suite bald schlafen, für Sex waren wir beide zu müde, sodass die erste Nacht unseres Honeymoon sehr ruhig war.

 

Einmal wachte ich auf, mitten in der Nacht. Ich fühlte Tsuzukus schmalen Körper, er musste, als ich geschlafen hatte, ein Mal aufgewacht sein, denn als wir eingeschlafen waren, hatte er Shorts und ein Tanktop getragen, und jetzt war er nackt.

Er hatte sich also ausgezogen und wieder an mich geschmiegt, ganz eng und warm. Ich sah ihn an, strich ihm vorsichtig die Haare aus dem Gesicht und er reagierte im Schlaf, klammerte sich mit einem leisen Seufzen an mich.

„Meto … Liebster …“, sprach er im Schlaf, und ich spürte, wie sein Körper reagierte. Wecken wollte ich ihn nicht, und ich war auch zu müde für Sex oder dergleichen. Also blieb ich ganz ruhig liegen, spürte Tsuzukus Nähe, seine Haut und sein Atmen, und irgendwann schlief ich wieder ein.

Am nächsten Morgen wusste ich im ersten Moment nicht, wo ich war. Ich spürte Tsuzukus warmen, nackten Körper bei mir, es war schon hell und ich hörte Vögel singen, aber ich brauchte einen Augenblick, bis ich wieder wusste, dass wir auf Hawaii waren.

 

„Unser Honeymoon …“, dachte ich lächelnd.

Tsu gab im Schlaf ein leises Brummen von sich und bewegte sich ein wenig, und erst jetzt nahm ich wahr, dass er wieder einmal im Schlaf eine Erektion bekam. Ich sah ihn an und in mir kam der Wunsch auf, ihn wach zu küssen. Sein süßer, warmer Männerkörper an meinem erregte mich ebenso, und mir stand der Sinn nach Morgensex.

Und so umarmte ich ihn, noch vorsichtig, um ihn nicht zu schnell zu wecken, küsste seine Wange, seine Lippen, sein Kinn und seinen Hals, was ihn schon leise schnurrend seufzen ließ. Ich spürte mein Loch, wie es sich schon zuckend nach ihm sehnte, und zugleich auch, wie mein Glied im Sehnen nach Tsu’s Innerem hart wurde.

 

„Tsuzuku …“, sprach ich leise, und fuhr zärtlich mit meiner Nasenspitze über seine Schläfe, „Aufwachen, mein schöner Mann, die Sonne scheint.“

„Mhh …“, machte er leise, „Mmeto …“

Seine Lippen zogen sich zu einem kleinen Lächeln und sein Körper schmiegte sich noch schlaftrunken an meinen. „Hassu auch so ‘ne Latte …?“

Ich musste lachen.

„Hätt‘ste was dagegen, wenn wir die zusamm’n abbau’n?“, fragte er und barg dabei sein Gesicht an meinem Hals.

„Absolut nichts dagegen“, antwortete ich.

„Das ist sehr gut, Liebster. Du riechst nämlich schon wieder so sexy, dass ich dich unbedingt vernaschen will.“

Er hob den Kopf, sah mich an und küsste mich, flüsterte dann: „Darf ich? Darf ich in dich eindringen, mein Liebster?“

Ich lächelte, küsste ihn ebenso und flüsterte dann in sein Ohr: „Ja, darfst du. Dring in mich, stoß mich, und in mir kommen darfst du auch.“

 

Tsu’s Körper schien sich schon im Schlaf sehr danach gesehnt zu haben, denn kaum hatte ich ihm die Erlaubnis erteilt, kannte er kein Halten mehr. Seinen erbebenden Leib an meinen pressend, küsste er mich, überall hin, wo er gerade herankam, ich fühlte seine zarten Lippen und seine heiße, gespaltene Zunge, seine Hände, sein Glied, und die erregte Hitze …

Seine Hände tasteten zwischen meine Beine, suchten und fanden mein Loch und betasteten es gierig. Binnen weniger Augenblicke fühlte ich mich völlig weich und zerschmelzend, war warmes Wachs in Tsuzukus Händen, deren Finger neugierig und lustvoll meine intimsten Körperregionen für sich eroberten. Wobei, sie gehörten ihm ja längst … mein ganzer Körper, alles hatte ich ihm längst geschenkt.

 

Ich schloss einen Moment lang die Augen, wollte nur fühlen und hören, seinen warmen, erregten Körper, und seine süße Stimme, sein leises Seufzen …

Auf einmal spürte ich kühles Gleitgel zwischen meinen Beinen, Tsu verrieb es, bis es wärmer wurde, und begann dann, mein Loch vorzubereiten.

 

Ich war schon so daran gewöhnt, dass es nicht lang dauerte, bis er mich weich und weit hatte. Seine heißen, schlanken Finger dehnten mein Inneres so gekonnt, als taten wir das schon seit Jahren, so oft schlief er mit mir …

Wenn wir zusammen waren, schien die Zeit irgendwie … anders zu vergehen. Ob langsamer oder schneller, vermochte ich nicht zu sagen. Mir kam es vor, als seien wir schon seit Jahren ein Paar, obwohl noch kein Jahr vergangen war, seit dem Wandel unserer damaligen Freundschaft hin zu dieser großen Liebe zwischen uns. Und jetzt waren wir verheiratet.

 

„Mach schön die Beine breit, mein Süßes …“, raunte Tsuzuku mit absolut erregender, tiefer Stimme in mein Ohr.

Ich tat, wie er sagte, und er fasste mich an der Hüfte, drehte mich auf die Seite. Mein oben liegendes Bein hielt er fest, und sah mich dann einen Moment lang fragend an. „Ist das gut so, oder fühlt es sich unbequem an?“

Tatsächlich war diese Stellung für mich neu und etwas ungewohnt. Aber nicht so, dass ich nicht wollte. Zumal ich Tsu, was diese Dinge anging, voll vertraute, so sehr, dass ich ihm auch einfach so die Wahl der Stellung überlassen hätte. Er kannte mich gut genug.

„Ist gut so“, antwortete ich. „Ich sag’s dann schon, wenn was ist.“

Tsuzuku lächelte, küsste mich wieder und flüsterte in mein Ohr: „Ich liebe dich, mein Mann.“

Um dann gleich drei Finger zugleich in mich zu drängen und dabei mit dem Daumen und ein wenig Druck über meinen Damm zu streicheln.

 

„Mein Meto …“, sprach er leise, „… ganz allein meiner …!“

„Unser erstes Mal im Honeymoon“, sagte ich und sah ihn an. „Freust du dich?“

„Jaa! Du glaubst nicht, wie sehr …!“ Tsu strahlte mich an, sah so glücklich aus! Genau dieses Glücklichsein, das ich so, so, so sehr liebte!

 

Und ich bekam noch mehr davon, so viel mehr: Tsuzuku hielt mich fester, dann küsste und leckte er über meinen Nacken, ich hörte sein erregtes, tiefes Atmen, und dann ersetzte er schließlich endlich seine Finger in mir durch sein hartes, heißes Glied, drang so in mich ein, dass ich halb auf der Seite liegen blieb und er weiter mein Bein festhielt. Irgendwie ermöglichte das einen anderen Winkel, es fühlte sich wahnsinnig gut an.

 

Und dabei küsste er mich, erst meinen Mund, dann meinen Hals und schließlich, gierig über meinen Oberkörper gebeugt, meine rechte Brustwarze, saugte an ihr, so himmelschreiend süß, dass ich laut aufstöhnte: „Ooaahh …!“

„Magst du das?“, fragte er zärtlich.

„Mmmmh … ahh, jaah …“

Tsuzuku lachte leise und glücklich gegen meine Haut und ich spürte deutlich, wie sehr er das hier liebte. Er liebte und brauchte den Sex mit mir so sehr …!

„Meto … Ich liebe dich“, flüsterte er zwischen den zarten Küsschen, mit denen er meine Haut übersäte. „Ich liebe dich so sehr … So sehr, dass es manchmal … fast weh tut …“

 

Sein Unterleib drängte an und in meinen, und mit jedem süßen, heißen Stoß stöhnte er ein wenig lauter und tiefer, seine Hände krallten in meine Haut, seine Arme hielten mich ganz fest …

Süßeste Wärme sammelte sich zwischen uns, wurde mit jedem Stoß mehr, und süßer, so berauschend übersüß, bis mein wundervoller Ehemann mit einem Mal laut und lustvoll aufschrie, sich erbebend in mich drängte, und ich spürte seinen Samen.

 

Schwer atmend sank Tsuzuku auf mich, seine Lippen streiften über die meinen.

„Liebster … hahh … ohh, das ist gut …“ Er hatte diese süße, genießerische Falte zwischen den Brauen und einen Ausdruck flutender Lust in den Augen.

„Willst du auch kommen?“, fragte er dann, seine Stimme war ganz sanft.

Ich musste es nicht einmal bejahen. Tsuzukus Hand wusste von selbst, was zu tun war, und vor allem wie. Er umfasste mich, seine Finger fanden den empfindlichen Nerv an meiner Eichel, und schon ein leiser Druck dort genügte, damit ich, immer noch sein Glied und Samen in mir spürend, mit einem heiseren Stöhnen ebenso zum Höhepunkt kam.

„Tsu…zuku …“, sprach ich seinen Namen aus, und er sah mich ganz lieb und zärtlich an.

„Ich liebe dich, Meto-chan.“

 

Ganz langsam und vorsichtig zog er sich dann aus mir zurück, ließ mich los, um mich gleich darauf wieder zu umarmen. Sein Kopf ruhte auf meiner Brust, seine Hände lagen locker um meinen Unterleib.

„Ich hör dein Herz“, flüsterte er.

„Magst du das?“

„Ja. Fühlt sich so … nah an.“ Er schwieg einen Moment und sagte dann: „Du weißt ja, wie sehr ich … Nähe brauche …“

„Ja“, sagte ich. „Das weiß ich. Und ich gebe sie dir gern.“

Tsuzuku hob den Kopf und sah mich an. „Du bist echt … viel zu gut für diese Welt, Metolein.“

Ich lächelte. „Ich weiß. Und ich bin gern so.“

 

Tsu legte seinen Kopf wieder auf mir ab, eine Weile blieben wir so liegen, dann brach ein leises Klopfen an der Tür der Suite die entstandene Stille.

„Guten Morgen, hier ist der Zimmerservice, ich bringe Ihr Frühstück“, war eine weibliche Stimme zu hören.

Tsuzuku zog unsere Bettdecke hoch, sodass das Zimmermädchen nicht Zeugin unserer Intimität wurde, und rief dann: „Herein!“

Das Zimmermädchen, eine ähnlich wie die Concierge vermutlich einheimische Hawaiianerin, kam mitsamt eines zweistöckigen Servierwagens herein und schob diesen bis zu uns ans Bett. Dann huschte sie mit einem „Ich wünsche guten Appetit“ wieder hinaus.

 

„Woah, Meto, guck dir das an!“

Erst jetzt warf ich einen genaueren Blick auf das, was da auf dem Servierwagen alles stand: Etageren mit Brötchen und Croissants, mit Marmeladen, Früchten, Süßspeisen, aber auch Schinken, Käse, Lachs und Salami, daneben ein Körbchen mit Brotscheiben, und noch viel mehr, kurz gesagt ein richtiges Hotelfrühstück, wie es sich für eine Suite wie diese gehörte.

 

„So viel … wow …!“, sagte ich nur, und da griff Tsu sich auch schon das erste Croissant und biss einfach hinein. Mit strahlenden Augen wie ein kleiner Junge sah er mich an, und sprach mit noch vollem Mund: „Wow, das schmeckt echt gut!“

„Hast du großen Hunger?“, fragte ich.

Tsu stippte sein Croissant in die Marmelade, biss wieder ab, seine Augen leuchteten glücklich. „Ja!“

„Geht Essen besser, wenn wir vorher Sex hatten?“, fragte ich.

Tsuzuku nickte. „Vielleicht … weil mein Herz dann satt ist, dann kann ich auch essen.“

„Das ist gut“, antwortete ich und küsste ihn. Seine Lippen schmeckten nach der süßen Marmelade.

„Aber schön langsam essen, ne?“, erinnerte ich ihn.

Tsu lächelte, biss wieder ab und leckte sich dann die rote Marmelade von den Lippen. Himmel, sah das süß aus!

 

Ich fing auch an, mir ein Brötchen zu machen, mit Butter und einem leicht scharfen Aufstrich. Und dann griff Tsuzuku sich einfach mein Brötchen und hielt es von mir weg, mit einem grinsenden Schalk in den Augen.

„Ey, gib das her!“

„Hol’s dir doch!“

Ich schnappte danach, musste lachen, Tsu lachte auch, und dann küsste er mich.

„Mein Liebster“, flüsterte er liebevoll gegen meine Lippen. „Darf ich heute mal dich füttern?“

Ich küsste ihn zurück. „Ja. Darfst du.“

 

Und so wechselten wir auch in diesem Bereich mal die Rollen. Tsu aß selbst und fütterte mich, und ich ließ ihn, empfing seine Liebe und freute mich, dass er sich gut fühlte.

Als ein bisschen Marmelade vom Brötchen auf meine Brust tropfte, leckte Tsuzuku sie ungeniert weg, und fast hätten wir noch mal mit Sex angefangen, weil es ihm so sehr gefiel, mein Tattoo-Baby zu küssen.

Als wir beide satt waren (und es war immer noch Essen übrig), standen wir dann langsam auf, zogen uns an und beschlossen, erst mal zum Strand zu gehen und später zu duschen. Wenn wir ins Wasser wollten, war es sowieso besser, erst danach zu duschen, denn der Ozean war ja salzig.

 

Entsprechend nahmen wir dieses Mal auch Badesachen mit und gingen dann runter zu Strand. Es waren schon einige Leute dort, und mir fiel tatsächlich auf, dass es hier viel mehr Leute verschiedener Nationalitäten gab als bei uns in Japan.

An der Wasserkante zogen wir beide unsere Schuhe aus und liefen auf dem nassen Sand.

 

„Geht’s dir gut?“, fragte ich und nahm Tsuzukus Hand in meine.

Er nickte. „Ja. Ist schön hier.“

In der Nähe des Hotels war der Strand heute ziemlich voll, aber weiter weg, in die andere Richtung, war nicht so viel los.

Wir legten ein großes Handtuch auf den Sand und zogen unsere T-Shirts aus. Es gab hier keine Umkleiden, aber Tsu tauschte seine Jeans einfach so gegen die Badeshorts, ohne viel Aufhebens oder Scham. Mir dagegen war es etwas unangenehm, ich wurde wieder ein wenig rot, weil Nacktsein am Strand irgendwie doch anders war als in der Dusche des Schwimmbades zu Hause.

Während ich noch am Strand stand und versuchte, meine Hose möglichst unauffällig gegen die Badehose zu tauschen, lief Tsuzuku schon ins Wasser.

„Komm schon, Meto!“, rief er. „Mach ganz schnell, sieht schon keiner!“

Er kam wieder aus dem Wasser, zu mir, umarmte mich und zog mir dabei einfach die Hose runter, hielt mir meine Badeshorts hin, küsste mich und sagte nur: „Hey, ist doch nicht schwer, oder?“

Ich zog mich schnell um, und Tsu lief wieder ins Wasser.

 

„Komm auch rein, das Wasser ist warm!“, rief er mir zu.

Ich lief auf das Wasser zu, Tsuzuku kam mir entgegen und begann, mit mir den Händen Wasser entgegen zu spritzen. Mir entfuhr ein wenig männliches Quietschen und ich spritzte zurück, woraufhin Tsu mich plötzlich ganz fest umarmte und wieder küsste.

 

Es war wirklich schön, mal wieder am warmen Meer zu sein, im richtigen Ozean zu stehen, und dass das hier unsere Hochzeitsreise war, machte es noch mal schöner und besonderer. Sonne, Strand, und salziges Ozeanwasser, dazu meinen geliebten Ehemann an meiner Seite, was konnte schöner sein?

Ich sah Tsuzuku an, nahm sein Gesicht in meine Hände und flüsterte ein leises „Ich liebe dich“ gegen seine Lippen. „Jetzt bist du wirklich mein Mann“, fügte ich dann hinzu und küsste ihn.

 

Während wir dann ein bisschen raus schwammen und das wunderbar klare, warme Wasser genossen, dachte ich an etwas, das ich mir schon vor unserer Hochzeit überlegt hatte: Eine extrem romantische Idee, die ich Tsuzuku gegenüber zwar schon mal ausgesprochen hatte, von der er aber wohl nicht ahnte, dass ich wirklich plante, sie umzusetzen.

Der Gedanke an diese Idee ließ mich lächeln, sie war aber auch nur allzu reizvoll … Es wurde Tsuzuku gefallen, da war ich ganz sicher.

In dem Moment drehte er sich zu mir um, sah mich an und fragte: „Na, mein Süßer, was denkst du Schönes?“

„Na, was wohl?“, tat ich geheimnisvoll.

„So, wie du gerade geguckt hast, Meto-chan, hast du doch an meinen Schwanz gedacht, stimmts?“

 

Ich musste lachen, lag er doch mal wieder ziemlich richtig.

„Heute Abend mach ich’s dir wieder richtig schön, mein Süßes“, sprach er, und ich sah vorfreudiges Leuchten in seinen Augen.

Ich fand es immer so süß, wie er sich auf dem Sex mit mir freute. Es war die schönste Art, wie ich ihm etwas Gutes tun konnte, und darum liebten wir es beide, außerdem war er ja selbst ein ausgezeichneter Liebhaber.

 

Wir verbrachten den halben Tag so am Strand.

Am frühen Nachmittag dann gingen wir in einer kleinen Strandbar etwas essen, teilten uns eine Schüssel Gemüse mit Suppe, die hier „Hawaii Bowl“ genannt wurde. Tsu aß nicht viel, er sagte, dass ihm unser überaus reichhaltiges Frühstück gereicht hatte und er nicht noch mehr essen wollte.

 

Nach dem Essen kehrten wir dann ins Hotel zurück, wo wir dann zusammen duschten und danach unsere Koffer und Taschen ausräumten.

Tsuzuku hatte den Tag über relativ wenig geraucht, doch jetzt setzte er sich wieder auf die Terrasse und holte das nach. Ich nahm mir Ruana und setzte mich zu meinem Mann, sah ihn an und versuchte, zu erspüren, wie es ihm ging.

 

„Meto …“, sprach er mich nach einer Weile leise an, schaute dabei raus aufs Meer, „Weißt du, ich wäre so gern jetzt die ganze Zeit glücklich. Es ist unser Honeymoon und ich würde den am liebsten ganz leicht und unbeschwert erleben. Und auch, dass du keine Last mit mir hast …“

„Geht’s dir gerade … nicht so gut?“, fragte ich vorsichtig.

„Doch, doch. Aber ich hab Angst, dass es wieder einbricht …“

 

„Mach dir keinen Druck, Tsuzuku. Druck hat dir noch nie gut getan.“ Ich rückte näher zu ihm und nahm seine Hand in meine. „Ich erwarte keinen ‚perfekten Honeymoon‘ von dir, es reicht mir vollkommen, wenn wir hier einfach ein bisschen ne schöne Zeit haben. Und wenn es dir zwischendurch mal nicht so gut geht, ist das auch okay. Ich hab dich so geheiratet, wie du bist, ich weiß das doch alles … Mach dir bitte keinen Druck.“

Er sah mich an, hatte wieder Unsicherheit im Blick. „Wirklich?“

„Ja. Wirklich.“ Ich beugte mich vor und küsste ihn. „Alles gut, mein Herz.“

 

Ich stand auf, nahm mit der einen Hand Ruana, und mit der anderen zog ich Tsu hoch und führte ihn von der Terrasse wieder hinein in die Suite. Vor dem Bett stehend, drückte ich ihm Ruana in die Hand und umarmte meine beiden Liebsten, mir wurde ein wenig warm und ich flüsterte Tsuzuku zu: „Ich liebe dich, du schöner Mann …“ Und dann: „Weißt du eigentlich, wie begehrenswert du bist?“

„Ein bisschen“, antwortete er.

„Manchmal ‚ein bisschen‘, aber oft weißt du es auch ein bisschen mehr, oder? Ich glaube, oft weißt du sehr gut, wie sexy du bist.“

Ich küsste ihn wieder und fügte dann noch hinzu: „Bei mir darfst du das. Bei mir darfst du dich selbst auch sexy finden. Weil du’s nämlich bist, du bist ein wunderschöner Mann, Tsuzuku.“

Tsu legte seinen Arm um mich, drückte mich ganz fest an sich und flüsterte ein süßes, leises „Danke, Liebster“ in mein Ohr.

 

„Willst du jetzt mit mir schlafen, oder warum stehen wir hier am Bett?“, fragte er dann und spielte dabei ein wenig mit Ruanas Öhrchen.

„Suchs dir aus“, antwortete ich.

„Ich würd’s eher heute Abend machen“, sagte er.

„Und was machen wir dann jetzt?“

„Noch mal zum Strand. Ich mag das, mit dir am Strand entlang laufen.“

 

Und so gingen wir noch mal runter an den Strand. Wir liefen den ganzen Sandstrand rauf, erkundeten die Gegend bis zu einer hohen Klippe, wo der Strand nach einigen Kilometern an dicht mit Moos und Algen bewachsenen Felsen endete.

Während des Rückwegs ging dann schon langsam die Sonne unter, so lange waren wir unterwegs. Der Sonnenuntergang über dem Meer war wahnsinnig schön und ich machte ein Foto davon, und auch eins von Tsuzuku, wie er im goldenen Licht auf dem Sand saß und sich einen Moment ausruhte.

 

Als wir wieder am Hotel ankamen, schien der Mond und wir waren beide ziemlich müde. So müde, dass wir an diesem Abend dann doch keinen Sex mehr hatten. Wir schliefen eng zusammen gekuschelt ein, und kurz bevor ich einschlief, dachte ich noch mal an den Sonnenuntergang, das goldene Glitzern auf dem Meer …

 

Ich wachte davon auf, dass eine warme, zärtliche Hand an meiner Halsbeuge sanft streichelte, und sich ein süß vertrauter, schmaler Körper nackt an meinen drückte.

„Mh?“, machte ich, „Tsu …?“

„Meto …“, flüsterte mein Mann in mein Ohr. „Hab ich dich geweckt?“

„Ist okay“, antwortete ich, hob den Kopf und sah, dass die Leuchtzeiger der Uhr in der Suite zwei Uhr fünfzehn anzeigten. Der Mond schien herein und irgendwo in der Nähe musste sich draußen außerdem eine Laterne oder ähnliches befinden, denn es war trotz der nächtlichen Uhrzeit nicht ganz dunkel. Von draußen waren leise die Zikaden zu hören, und das Rauschen vom Meer.

 

„Ist was?“, fragte ich leise.

Tsu schüttelte leicht den Kopf, lächelte dann. „Nein, alles gut. Ich hab nur … na ja, ich hab Lust auf dich …“

„Jetzt?“, fragte ich.

„Ja … Es sei denn, du magst nicht?“

„Doch. Ich mag.“

„Und wie magst du es?“, fragte Tsu und streichelte dabei weiter meinen Hals. „Würde es dir gefallen, wenn du mal wieder mich nimmst?“

Ich spürte in mich hinein, ob ich mich danach fühlte, und tatsächlich, wenn ich daran dachte … Es würde mir jetzt gefallen. Tsuzukus nackter, heißer Körper machte mich an, so sehr, ich fühlte meine Begierde … Er war so schön, so warm und sexy und begehrenswert …

„Ja“, antwortete ich auf seine Frage und spürte schon, wie mein Körper zu reagieren begann. „Das würde mir jetzt gefallen.“

 

Tsuzuku umarmte mich, drückte seinen erregenden Körper fest an meinen, und ich spürte, wie er ebenso geil wurde wie ich. Er sah mich an, hatte dieses lustvolle Leuchten in den Augen, und mit einem Mal packte er mich und drehte uns beide herum, sodass er dann auf dem Rücken lag und ich auf ihm.

So erregt war er, dass er sich mir sehnsüchtig anbot, die Beine öffnete und die Knie anzog …

Ich sah ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschen, ehe seine Lippen sich genießend verzogen und er mir ein leicht raues „Nimm mich, Liebster“ entgegen flüsterte.

 

Ich fing ganz langsam an, streichelte seine Seiten und dann bis rauf zu seiner Brust, spielte ein wenig mit seinen Nippelpiercings und berührte auch sein Implantat, ehe ich meine Hände wieder runter zu seinem Nabel und seinen Hüftknochen streicheln ließ, und dabei sachte Küsschen auf seiner Brust verteilte.

„Du schöner Mann …“, flüsterte ich, während er mir die Shorts vom Hintern schob, und als seine Hand mein Glied und Hoden berührte, entfuhr mir ein leises „Ahh …“

„Ich will das in mir haben“, sprach Tsuzuku und umfasste mein Glied mit seiner heißen Hand. „Ganz tief in mir drin …“

„Bekommst du“, antwortete ich. „Du bekommst alles von mir, alles was du brauchst.“

 

Ich richtete mich halb auf und sah mich nach dem Nachttisch um, dort stand die Flasche mit dem Gleitgel und die Box mit den Taschentüchern. Ich griff nach der Flasche, tat mir etwas von ihrem Inhalt auf die Finger und begann, das kühle Gel zwischen Tsu’s Beinen zu verreiben.

Er atmete schnell und tief, seine Brust hob und senkte sich, die Zartheit seines Körpers fiel auf und ich fand es schön, auch wenn ich wusste, dass er nicht gesund war. Ich kannte ihn ja auch nicht anders …

 

Sein Eingang war zuerst noch fest und eng, als ich begann, ihn zu betasten und zu massieren, doch je mehr Gleitgel ich verwendete und je länger ich das zarte Loch vorbereitete, umso weicher und weiter wurde es. Tsuzuku atmete weiter ganz tief ein und aus, so dass er sich bald so weit entspannte, dass ich würde in ihn dringen können.

„Bereit?“, fragte ich schließlich.

„Ja … ahhh …“ Tsu’s Stimme klang ganz weich und hingegeben. „Nimm mich, Liebster …“

Ich griff mir ein Taschentuch, säuberte meine Hand, und dann umarmte ich meinen Mann, senkte mich dabei vorsichtig auf ihn nieder. Dabei schob ich mich langsam in ihn, in seine heiße Enge, und als ich ganz in ihm war, legte er seine Beine um mich, klammerte sich an meinen Körper.

 

Ich spürte sein Glied und seine Hoden zwischen uns, sie pulsierten leicht, und so, wie Tsuzuku hier in meinen Armen lag, sich ekstatisch an mich klammerte und süße Laute der Lust vernehmen ließ, überkam mich ein Gefühl fürsorgender Zärtlichkeit für ihn, der Wunsch, für ihn zu sorgen und ihn zu beschützen …

 

„Meto … Liebster, stoß in mich … bitte …“ Seine Stimme war kaum mehr als ein vor höchster Erregung zitterndes Flüstern.

Ich küsste ihn, ein kleines, zärtliches Küsschen, aber Tsuzuku reagierte darauf mit seiner ihm so eigenen Intensität, er griff in meine Haare und drängte mir seine heiße Zunge in den Mund, ließ mich den Spalt spüren, während sein Unterleib lustgeladen erbebte und meinen unwiderstehlich animierte, in sein Inneres zu stoßen.

Und so versanken wir ganz ineinander, eng verbunden, einander umklammernd und küssend, mehr und mehr und mehr …

 

Wir kamen fast gleichzeitig, ich spürte Tsu’s Höhepunkt, kurz bevor ich selbst kam und mich in sein heißes, pulsierendes Inneres ergoss. Für einen Moment schloss ich unwillkürlich die Augen, doch gleich darauf sah ich Tsuzuku wieder an, beobachtete die Regungen des Orgasmus‘ auf seinem schönen Gesicht. Er kam lange und mit viel Samen, und dabei zog er wieder so süß die Brauen zusammen, und ein schwebend glückliches Lächeln huschte über seine Züge …

„Meto …“, kam es weich und ein wenig zitternd über seine Lippen, „Meto, ich liebe dich …“

„Ich lieb dich auch, Tsu.“ Ich küsste ihn, ganz sanft und zärtlich.

 

Langsam und vorsichtig zog ich mich wieder aus ihn zurück, und dabei rann ein wenig von meinem Samen mit raus.

„Jetzt hast du den Creampie, mein Schatz“, sprach ich, und Tsuzuku lachte.

„Findest du das … lustig?“, fragte ich.

„Lustig nicht direkt, aber ich mags irgendwie …“, antwortete er.

„Und was daran?“, wollte ich wissen.

„Ich weiß nicht genau …“, sagte er leise, zog kurz leicht die Brauen zusammen und fügte dann noch hinzu: „Vielleicht, weil es so anders ist … Und eben, weil mir so etwas deutlich macht, dass du ein Mann bist, Meto. Du weißt ja, dass mir das Sicherheit gibt.“

 

Eine Weile lagen wir so zusammen da, noch mit klopfenden Herzen und nass geschwitzt von der Intensität unserer Vereinigung …

Tsuzuku kuschelte sich an mich und wir lauschten den nächtlichen Klängen, die von draußen zu hören waren: Irgendwo klimperte ein hölzernes Windspiel, darunter hörten wir das Zirpen der Zikaden und das Rauschen der Wellen und des Waldes …

Irgendwann bemerkte ich, dass Tsu eingeschlafen war, und kurz danach schlief ich selbst ein.

Meine Träume in dieser Nacht waren schön. So schön, dass es mich ein wenig wunderte, als ich aufwachte und mich richtig gut fühlte. Ich lag allein, aber ich hörte Wasserrauschen aus dem Bad, Meto war also schon auf und duschte gerade.

 

Langsam erhob ich mich und ging rüber ins Bad, wo Meto unter der Dusche stand. Ich hatte nichts an und so stieg ich einfach nackt zu meinem Mann in die Duschkabine.

„Guten Morgen, mein Herz“, begrüßte er mich und ich bekam einen Kuss.

Ich sah ihn an, wie er so nackt und nass vor mir stand, kleine Wassertropfen liefen aus seinem kurzen, hellblauen Haar über seine Schultern, seine tätowierte Brust … so verführerisch! Ich musste ihn einfach umarmen, ihn ganz fest an mich drücken.

„Du bist so unverschämt sexy, wenn du nass bist, Meto-chan“, flüsterte ich in sein Ohr.

Meto senkte den Kopf an meine Schulter, legte dann seinerseits seine Arme um mich.

„Du auch, Tsuzuku“, antwortete er.

 

Wir wuschen uns wieder gegenseitig, und mir ging es so gut an diesem Morgen, dass ich die Berührungen so richtig in mich aufsaugen konnte.

„Ich würde gerne heute mit dir draußen am Strand essen“, sagte Meto danach. „Deshalb hab ich das große Frühstück abbestellt. Ist das okay?“

„Ja, ist okay. Ich hab gerade auch noch keinen Hunger“, erwiderte ich. „Können wir dann auch wieder zu den Klippen gehen? Ich fand es schön da.“

„Na klar, können wir.“ Meto griff sich sein Handtuch und sagte dann noch: „Aber erst gehen wir baden und essen.“

 

Nachdem wir uns angezogen und eine Tasche für den Strand gepackt hatten, gingen wir also raus. Ruana kam diesmal auch mit in die Tasche, sie sollte auch dabei sein.

Auf dem Weg zum Strand rauchte ich zwei Zigaretten und musste tatsächlich ganz schön lange nach öffentlichen Mülleimern suchen, um die Kippen zu entsorgen. Wir waren hier doch ganz schön weit draußen, das Schild, auf dem stand, wie weit es in die nächste Stadt war, zeigte eine Strecke von zwanzig Minuten Autofahrt an.

Unten am Strand zogen wir Badesachen an und gingen erst mal ein bisschen ins Wasser. Das Meer war noch kühl so am Morgen, aber auch so wunderschön klar …

 

„Geht’s dir gut, Tsuzuku?“, fragte Meto und nahm meine Hand in seine.

„Ja.“ Ich nickte. „Heute ist gut.“

„Das ist schön.“ Er lächelte und dann küsste er mich. „Mein Herz, ich freu mich immer, wenn es dir gut geht.“

Kurz dachte ich: „Und wenn es mir nicht gut geht, bin ich dann ne Last?“, aber ich schob diesen Gedanken mit aller Kraft weit weg. Ich wollte nicht so denken, nicht hier und nicht jetzt! Das hier war unser Honeymoon, und auch wenn Meto gestern gesagt hatte, dass diese Zeit hier nicht perfekt sein musste, so wollte ich doch, dass wir hier eine wirklich gute Zeit ohne meine Krankheit hatten. Am liebsten hätte ich dieses Borderline einfach zu Hause in Japan gelassen, wollte einfach mal Ruhe davon haben …

 

Meto schien wieder einmal irgendwie zu spüren, dass ich kämpfte, denn er legte seine Hände auf meine Schultern und sah mich direkt an.

„Tsu, schau mich mal an“ sprach er, und ich tat es, sah ihm in die Augen.

„Alles gut?“, fragte er dann.

Ich war wieder ein wenig in seinen Augen versunken, und es fühlte sich sicher und gut an. Und auf einmal war alles wieder gut, sodass ich auf Metos Frage hin nicken konnte. „Ja, alles gut“, sagte ich. Manchmal war es so einfach.

 

Ich blickte auf meine Füße und Beine im klaren Wasser, sah den feinen, hellen Sand, der so anders war als der dunklere, gröbere Sand in Japan, und ich dachte nur: „Wir sind hier auf Hawaii, und es ist wirklich so schön hier …“ Und wagte sogar zu denken: „Ich glaube, ich bin gerade glücklich.“

 

Ich hörte Meto auflachen und sah zu ihm hin. Er hatte eine kleine, schwimmende Krabbe entdeckt, die um ihn herum schwamm und wild mit den Beinchen und Scheren ruderte, wenn er sie mit dem Finger vorsichtig anstupste.

„Pass auf, dass sie dich nicht zwickt“, sagte ich und musste ebenfalls lachen.

„Mach ich ja. Aber schau mal, ist sie nicht süß?“ Er griff vorsichtig nach ihr und hob sie am Panzer aus dem Wasser, woraufhin die kleine Krabbe noch wilder mit den Scheren ruderte.

Wir ließen sie dann aber bald wieder frei, und sie paddelte davon, so schnell sie konnte.

 

Gegen elf gingen wir dann zurück zur Strandpromenade und dort fanden wir eine kleine Strandbar, die sehr nett und gemütlich aussah. Es war zwar noch nicht ganz Mittag, aber weil wir ja nicht gefrühstückt hatten, hatten wir beide Hunger.

Die Strandbar ähnelte ein bisschen den kleinen Imbissbuden, die wir aus Japan kannten, und so gingen wir hinein und setzten uns an die Theke. Sofort kam der Barkeeper (oder vielleicht war er auch der Besitzer der kleinen Bar) aus der Küche und begrüßte uns auf Englisch.

 

Meto schien zuerst wie immer noch etwas unsicher bezüglich des Sprechens und sah sich kurz etwas hilfesuchend nach mir um. Mein Englisch war zwar auch nicht das Allerbeste, aber ich hatte eben nicht diese Unsicherheit beim Sprechen wie mein Mann.

Der Barmann reichte uns zwei laminierte Karten mit Beschreibungen und Fotos der Gerichte. Es gab alles Mögliche an Auswahl, sowohl westliche, als auch hawaiianische Speisen, und tatsächlich bekam ich beim Anblick der Fotos auf der Karte großen Hunger.

„Schau mal, das hier, das heißt Poke.“ Meto deutete auf ein Foto mit einer bis zum Rand mit verschiedenem Fisch und Gemüse gefüllten Schüssel. „Ich glaub, das nehme ich, das sieht gut aus.“

Ich sah mir die Karte weiter an, brauchte noch ein wenig, um mich zu entscheiden. Besonders gut sah eine Nudelsuppe aus, die Saimin hieß und mich sehr an japanische Raamen erinnerte. Froh darüber, etwas gefunden zu haben, das möglicherweise vertraut schmeckte, bestellte ich diese Saimin, und Meto bestellte sich eine Schüssel Poke, ein anderes einheimisches Gericht.

 

„Sie haben sich entschieden? Was darf es sein?“, fragte der Barmann auf Englisch.

„Die Poke-Bowl und die Saimin, und dazu zwei Cola“, bestellte ich.

Der Barmann schrieb alles auf und gab unserer Bestellung an die Küche weiter, dann kam er zurück und während wir auf das Essen warteten, fing er ein Gespräch mit uns an.

 

„Woher sind Sie beide?“, fragte er.

Meto sah zu mir, hatte wieder leichtes Rot auf den Wangen, wie immer, wenn ihm eine soziale Situation unangenehm war.

„Aus Japan“, antwortete ich auf Englisch.

„Ah, Japan! Ich habe oft Gäste aus Japan! Ein bisschen Japanisch kann ich auch.“ Der Mann grinste schief und fragte dann tatsächlich in zwar brüchigem, aber verstehbarem Japanisch: „Was machen Sie hier auf Hawaii für einen Urlaub?“

Ich sah Meto an, er nickte, und dann antwortete ich: „Wir sind im Honeymoon.“

„Honeymoon? Das heißt, Sie beide sind ein Pärchen, Sie haben geheiratet?“, fragte er, dieses Mal wieder auf Englisch.

Ich nickte. „In Kyoto.“

Ich befürchtete schon, dass der Mann jetzt fragen würde, wie wir als zwei Männer in Japan dazu kamen, zu heiraten, wo es bei uns doch gesetzlich keine gleichgeschlechtlichen Ehen gab. Aber er überging diese Frage freundlicherweise und fragte stattdessen: „Kommen Sie denn aus Kyoto? Das ist eine wirklich schöne Stadt.“

„Nein“, sagte ich und nannte den Namen unserer Heimatstadt. „Wir haben in Kyoto geheiratet, weil es dort einen Tempel gibt, wo wir wenigstens buddhistisch heiraten konnten.“

 

Ich war selbst ganz erstaunt, wie gut ich die fremde Sprache sprach, denn mein Englisch, das ich seit meiner Schulzeit größtenteils hatte schlafen lassen, erwachte mit jedem Satz mehr und wurde fließender. Ich sah zu Meto, der nur wortlos da saß und seinen Ehering am Finger hin und her drehte.

„Alles gut, Liebster?“, fragte ich ihn und rückte näher zu ihm, legte meine Hand auf sein Knie.

Meto sah mich an und ich spürte, dass ihm die Situation unangenehm war. Er konnte zwar Englisch verstehen, und er sprach es eigentlich auch. Aber manchmal, wenn wir viel zu zweit zusammen waren und dann ein Dritter dazu kam, kehrten seine Probleme mit dem Sprechen zurück und dann fühlte er sich zurückgesetzt, weil ich eben ganz eloquent sprach und er dagegen vor Aufregung keinen Ton mehr heraus bekam.

 

Der Barmann schien etwas verwundert, und ich entschied mich, ihm die Situation ein wenig zu erklären: „Mein Mann ist ein bisschen schüchtern …“, sagte ich. „Und er kann nicht so gut Englisch.“

„Aber Sie sehen so cool aus! Blaue Haare und so ein großes Tattoo, das traut sich in Japan doch auch nicht jeder, oder?“

Und mit einem Mal war Metos Unsicherheit wie weggepustet, er ließ sein breites, süßes Sonnenscheinlächeln sehen und nickte. „Ja … Aber ich mags so.“

„Wie lange sind Sie beide denn schon zusammen?“, wollte der Mann wissen.

„Als Paar zusammen sind wir seit letztem Herbst. Davor kannten wir uns aber schon länger, ungefähr ein Jahr …“, sagte ich.

„Und dann sind Sie jetzt schon verheiratet?“

Meto nickte strahlend. „Ja.“

 

„Wie ist das in Japan denn, wenn man so viele Tattoos hat wie Sie beide? Ich hab gehört, dass das schwierig sein soll …“

„Man kann halt manche Dinge nicht tun, nicht in ein Onsen gehen, oder in manche ganz alte, edle Restaurants kommt man auch nicht rein“, sagte ich. „Aber es wird langsam mehr, dass Leute Tattoos haben, und deshalb wird es auch langsam etwas offener. Bei uns in der Stadt gibt es auch ein ganz westliches Schwimmbad, da gehen wir oft hin und dort hat auch noch keiner was gesagt wegen der Tattoos oder so.“

 

In dem Moment klingelte es hinten in der Küche und der Barmann verschwand kurz in die Küche, um dann gleich mit unserem Essen wieder heraus zu kommen.

„Wie sagt man noch gleich in Japan? Itadakimasu, richtig?“

Ich nickte. „Ja, so sagt man.“

 

Die Portionen waren ziemlich groß, allein Metos Bowl sah aus, als würden wir locker beide davon satt werden. Aber es schien sonst ein eher leichtes Gericht zu sein, ich sah gedämpftes Gemüse und helle Stücke Fisch, also nichts, was irgendwie schwer im Magen liegen würde.

Die Saimin dagegen schien wirklich einfach die hawaiianische Version der uns nur allzu vertrauten japanischen Raamen zu sein, es schwammen sogar einige Kamaboko-Narutomaki darin, und als ich die Nudeln probierte, schmeckten sie genau wie japanische Nudeln.

 

Kurz bereute ich meine Wahl, denn im Gegensatz zu Metos Bowl, deren Fond sehr klar war, schwammen in meiner Suppe die Fettbläschen, und ich befürchtete fast, dass ich dieses Essen nicht vertragen könnte. Mein Körper reagierte immer noch ziemlich empfindlich auf Fett und fettigen Geschmack, aber ich hatte ja kein Frühstück gehabt und so hatte ich ordentlich Hunger.

Vorsichtig probiere ich ein Stück Kamaboko, es schmeckte vertraut japanisch und auch irgendwie gut, aber das viele Fett machte mich doch ganz schön nervös. Nicht mal, weil ich Angst hatte, zuzunehmen, sondern weil ich einfach befürchtete, dass mir davon schlecht werden könnte.

 

Meto bemerkte, dass ich mit dem Essen wieder mal nicht ganz so gut klar kam, er sah mich aufmerksam an, beobachtete mich einen Moment, und fragte dann: „Möchtest du vielleicht tauschen, Tsu?“

„Weiß nicht …“, sagte ich und hörte selbst, dass ich angespannt klang.

„Komm, wir tauschen einfach. Meins ist viel leichter und verträglicher.“ Und schon hatte er mir seine Schüssel hingeschoben und nahm sich die meine.

„Ich dachte, vielleicht geht’s jetzt …“, sagte ich leise.

„Du kannst auch erst mal von meinem Gemüse essen und dann schauen, ob du noch Nudeln magst, ich lass dir genug übrig.“

Ich nahm mir einen Bissen Gemüse und dachte nur: „Hab ich ihm heute eigentlich schon gesagt, dass ich ihn liebe und wie sehr?“ In mir wallte ein warmes, süßes Gefühl auf, als ich daran dachte, wie sehr ich es liebte, wenn Meto so zu mir war. Und gerade ging es mir auch so gut, dass ich das wirklich erkennen konnte, was er für mich tat …

 

Der Barmann war während dessen in der Küche gewesen und kam jetzt wieder, und er bemerkte, dass wir die Teller getauscht hatten. Ich hoffte, dass er jetzt keine Fragen stellte, denn so offen ich sonst auch war, ich schämte mich doch irgendwie immer noch, dass ich diese Probleme mit dem Essen hatte.

„Schmeckt Ihnen die Saimin doch nicht?“, fragte er mich, und sofort spürte ich einen unangenehmen Druck in der Brust.

„Wir machen öfter halb und halb“, antwortete Meto an meiner Stelle und rettete damit fürs erste die Situation.

Während des Essens stellte der Barmann dann nicht mehr so viele Fragen, er begann, hinter der Theke ein paar Gläser zu spülen und als ich meine Cola ausgetrunken hatte, schenkte er mir eine neue ein.

 

Das Gemüse und die kleinen Stücke Fisch schmeckten gut, leicht und verträglich, und so schaffte ich doch eine ganze Menge zu essen. Zwischendurch gab Meto mir von den Nudeln ab, und ein, zwei Scheiben Kamaboko bekam ich auch.

Aber dennoch, ich ertappte mich immer wieder bei dem Gedanken: „Hoffentlich kapiert der Barmann nicht, dass ich ein Problem mit dem Essen habe …“ Ein Mann mit einer Essstörung zu sein, empfand ich immer noch als viel, viel peinlicher, als ein Mann zu sein, der einen anderen Mann liebte. Zu meiner Liebe zu stehen, fiel mir wesentlich leichter, als dazu zu stehen, dass ich psychisch nicht gesund war. Vielleicht, weil diese Liebe mich so glücklich machte und ich von ihrer Richtigkeit überzeugt war, während meine Krankheiten ja nichts wirklich Gutes an sich hatten …

 

Nach dem Essen und dem Bezahlen, wobei wir zum ersten Mal Dollarscheine benutzten und die Unterschiede zum Yen auffielen, gingen Meto und ich zum Strand zurück. Nicht gleich wieder ins Wasser, aber wir setzten uns auf ein Handtuch, und Meto holte Ruana raus, damit sie den Strand und das Meer auch sehen konnte.

 

Ganz in der Nähe befand sich eine große Palme, deren Stamm schräg über den Strand wuchs und genau so aussah wie auf einem Südseeposter.

Meto nahm Ruana und lief mit ihr zu dieser Palme rüber, und dort setzte er sie auf den fast waagerechten Stamm und machte mit dem Handy ein Foto.

„Komm, Tsu, wir machen jetzt Urlaubsfotos!“, rief er mir zu.

Ich stand auf und folgte ihm, und er wies mich an, mich mit Ruana auf den Palmenstamm zu setzen, der aber recht rau und unbequem war. Aber für ein Foto ging es, und so entstanden ein paar Bilder von Ruana und mir auf diesem Palmenstamm am Strand von Kauai. Danach stellte Meto die Kamera auf Selfie-Funktion um und setzte sich dazu, umarmte mich und machte so noch ein Foto. Für ein weiteres küsste er mich, und dieses Foto sah, als ich es dann anschaute, so traumhaft schön und glücklich aus, dass ich sagte: „Schick das an alle raus, dann sehen sie, wie schön es hier ist.“

Meto strahlte mich an und küsste mich wieder, er schien gerade genau so glücklich zu sein wie ich.

„Ich mach da nachher ne Honeymoon-Fotostrecke draus, die stellen wir dann später online.“

 

Nach dem kleinen Fotoshooting gingen wir weiter den Strand hinauf, in Richtung der Klippen und Felsen, und machten dort noch mal ein paar Fotos. An dieser Stelle war das Meer etwas wilder, und ich spürte die winzigen Wassertröpfchen der Gischt auf meiner Haut.

 

Weiter hinter den Felsen führte ein schmaler Pfad zu einer kleinen Bucht mit weißem Strand, exotischen Bäumen und blühenden Blumensträuchern, ein so traumhaft schöner Ort, dass ich kurz stehen blieb und einfach nur dort hinunter blickte. Es gab keine Häuser hier, nur eine kleine hölzerne Hütte, und mir kam ein bestimmter, sehr romantischer Gedanke: „An so einem einsamen Strand würde ich gern mal Sex haben …“

Ich sah zu Meto, er ging ein Stückchen vor mir, und ich holte zu ihm auf und konnte es nicht lassen, ihm an seinen süßen Hintern zu greifen.

„Du hast so nen heißen Arsch, Meto-chan“, flüsterte ich ihm zu.

Er sah mich an, ließ mich sein breitestes Strahlelächeln sehen und antwortete: „Du auch, Tsuzuku.“

 

Wir liefen runter zu diesem Strand und auf dem Weg entdeckten wir noch etwas Überraschendes: Einen Wegweiser mit dem Logo unseres Hotels und dem sowohl auf Englisch, als auch in Japanisch geschriebenen Hinweis, dass diese kleine Bucht der Privatstrand des Hotels war.

„Ja cool, dann können wir ja dort hin, wir sind ja Gäste vom Hotel“, sagte Meto, nahm meine Hand, und nach ein paar Minuten Gehen waren wir unten am Wasser angekommen.

 

Meto hatte Ruana im Arm und seine andere Hand griff nach meiner, und so gingen wir Hand in Hand über den Strand. Ich zog die Schuhe aus und ließ das Wasser über meine nackten Füße laufen, spürte den feinen Sand und roch das Salz des Meeres.

„Ist das schön hier …“, sprach mein Liebster und schmiegte sich an meinen Arm. Er sah mich an, küsste mich und fügte noch hinzu: „Was gibt’s auch Schöneres, als mit einem wunderschönen Mann an einem traumhaften Strand auf Hochzeitsreise zu sein?“

„Nichts.“ Ich musste ein wenig lachen. „Zumindest fällt mir nichts ein.“

„Bist du glücklich, Tsuzuku?“

„Ja“, sagte ich. „Gerade ist’s gut, ich bin glücklich. Weil ich jetzt mit dir hier bin, und du mein Mann bist.“

Meto blieb stehen, strahlte mich an mit seinem breitesten, süßesten Meto-Lachen, und sagte: „Das freut mich so sehr, mein Herz!“

 

Es war eine eher kleine Bucht und wir hatten das andere Ende des Strandes bald erreicht. Meto machte zwischendurch immer wieder Fotos mit dem Handy, Bilder von mir und von Ruana, und auch von der malerischen Natur um uns herum. Urwald am Ozean und einsame, weiße Strände, das kannten wir aus Japan kaum, und auch wenn Meto früher schon mal auf Hawaii gewesen war, war es für ihn sicher ähnlich besonders wie für mich …

 

Wir blieben eine Weile hier in dieser Bucht, liefen auch ein Stückchen in den Regenwald hinein und setzten uns später mit einem Handtuch auf den Strand.

Über uns waren Schreie von Seevögeln zu hören, das Meer rauschte, und auch vom Wald her kamen Geräusche, die Natur war hier so lebendig.

Irgendwann legte Meto sich hin und ich tat es ihm gleich, sah ihn an, und er legte seinen Arm um mich, zog mich an sich und strich mir mit der Hand durchs Haar, ordnete meine Stirnhaare, die vom Wind in Unordnung gebracht worden waren.

„Du schöner Mann“, sprach er leise, fast andächtig, und die Zärtlichkeit in seiner Hand war so deutlich, dass es mich rührte.

 

Mir kam wieder dieser Gedanke von vorhin, dass ich hier an diesem einsamen Strand gern mehr getan, mit meinem Liebsten intim geworden wäre, aber so mitten am Tag, das traute ich mich dann doch nicht auszusprechen. Meto war da immer noch schamhafter als ich, und ich wollte auch die Stimmung nicht stören, auch wenn mich der Gedanke innerlich ganz schön geil machte …

 

Meto sah mich an, berührte meine Wange und ließ seine Hand dann weiter zu meinem Nacken wandern, und dann küsste er mich, drückte seine herrlich weichen, vollen Lippen zärtlich und lustvoll auf meine. Und mein Körper, durch den Gedanken zuvor schon erregt, begann, auf Metos zu reagieren, was meinem Liebsten natürlich nicht verborgen blieb.

Er löste den Kuss, sah mich an, aber nicht etwa fragend oder verunsichert, sondern ganz direkt und mit festem Blick. Und seine Hand, eben noch an meinem Nacken, wanderte runter an meinem Körper, strich zärtlich an meinen Hüftknochen entlang und schlüpfte dann einfach so vorn in meine Hose!

„Da freut sich aber was ganz schön aufs Bett!“, sprach Meto und küsste mich wieder. „Oder … schaffst du den Rückweg so nicht?“

„Würdest du denn … hier?“, fragte ich, schon fast stöhnend, weil Metos Hand in meiner Hose mich zu massieren begann …

„Ich kann’s dir mit der Hand machen … oder möchtest du … ‘nen Blowjob?“

„Willst du denn?“, fragte ich noch mal und unterdrückte ein Aufstöhnen. „Hier …?“

Meto sah mich an und lächelte. „Ja.“

 

Wir lagen am Rand des Strandes und ein großer, dicht belaubter Baum verdeckte uns, von den Klippen und dem Weg aus gesehen. Die kleine Holzhütte, die wir vorhin gesehen hatten, war hier ganz in unserer Nähe, und diese Hütte war zwar abgeschlossen, aber vor der Tür befand sich eine kleine Veranda mit einem breiten Liegestuhl.

„Wollen wir zu der Hütte gehen?“, fragte ich.

Meto sah mich an, er küsste mich wieder, dann löste er sich kurz von mir und stand auf, zog mich hoch und wir gingen zu der Hütte, wo ich mich auf dem Liegestuhl nieder ließ und meine Hose öffnete und runter zog.

 

Mein Liebster kniete sich vor mich hin, sah zu mir hoch und leckte sich mit der gepiercten Zunge über die vollen Lippen, ehe er sich vorbeugte und einen ersten Kuss auf mein erregtes Glied setzte. Schon dieser Kuss erregte mich so sehr, war so schön, dass ich die Lippen zusammenbiss und mir dennoch ein gepresster, ekstatischer Laut entkam.

Und als Meto dann seine himmlischen Lippen um meine Eichel schloss und seine Zunge mit der Kugel des Piercings gegen den empfindlichen Nerv an der Unterseite drückte, konnte ich nicht anders, als zu schreien. Diese Umgebung, das Draußen-sein und hier mitten am Tag Sex zu haben, machte mich so geil!

Meine Hüfte, mein Unterleib erbebte, und Meto griff mit beiden Händen an meine Hüfte, hielt mich fest, während sein Mund um meinen Schwanz mich ganz verrückt machte …

„Ich … oahh, ich komm gleich …!“, stöhnte ich und noch bevor ich Meto fragen konnte, ob er schlucken wollte, hatte er schon begonnen, um meinen Schwanz einen absolut geilen Unterdruck zu erzeugen, er saugte und presste seine Zunge an meine Eichel, so fest und heiß, dass es mich einfach überkam und ich mit einem weiteren Schrei in seinen Mund ejakulierte.

Ich sah ihn an, spürte und hörte wie er schluckte, und einen Augenblick später trafen sich unsere Blicke. Meto löste sich von mir und erhob sich, jedoch nur, um mich dann zu mir auf den Liegestuhl zu legen und mich zu umarmen.

 

„War das schön?“, fragte er leise und lehnte seinen Kopf an meine Schulter, während seine Hand auf meiner Brust ruhte.

„M-hm“, machte ich nur, in mir waren noch die letzten Nachwellen der Lust und ich mochte nicht viel sagen.

„Mir hats auch gefallen“, sagte Meto und lächelte. „Ich mag das inzwischen richtig gern, auch schlucken …“

Ich schmiegte mich an ihn, spürte seine Arme um mich und schloss für einen Moment die Augen, um das hier wirklich zu genießen.

In mir war eine solche Ruhe, wie ich sie selten spürte, einen Moment lang war ich vollkommen ruhig und entspannt, so sehr, dass ich beinahe eingeschlafen wäre. Und als ich die Augen wieder öffnete und die wunderschöne Natur wieder wahrnahm, hatte ich endlich das Gefühl, dass ihre beruhigende Wirkung mich richtig erreichte.

 

Meto schien zu spüren, wie entspannt ich war, seine Hand an meiner Seite streichelte mich und er fragte leise: „Fühlst du dich wohl, mein Herz?“

Ich nickte, und wäre ich eine Katze gewesen, hätte ich jetzt zu schnurren begonnen.

Mein Liebster küsste zärtlich meine Wange, dann fragte er: „Wollen wir zurück gehen, oder möchtest du noch hier bleiben?“

„Noch ein bisschen …“, antwortete ich.

„Wollen wir dann ein Stückchen in den Wald rein?“

„Nee, nur hier am Strand bleiben …“

Meto küsste mich wieder und schmiegte sich an mich, streichelte mich und ich fühlte mich so wohl und sicher, ganz locker und glücklich.

 

Nach einer Weile erhob ich mich langsam, zog meine Hose wieder ganz hoch, schloss den Reißverschluss und die Gürtelschnalle.

Wir gingen dann zum Strand zurück, an die Wasserkante, wo Meto stehen blieb, sich zu mir umwandte und sprach: „Es ist wirklich ein Paradies hier! Das wollte ich dir so gern zeigen!“

Und ich, noch innerlich schwebend, umarmte ihn und flüsterte in sein Ohr: „Dankeschön, mein Liebster.“

 

Auf dem Weg zurück hielten wir fast die ganze Zeit über Händchen und das Gefühl, das wir zu Hause in Japan dabei immer hatten, dass es etwas ‚Besonderes‘ und ‚Ungewöhnliches‘ war, war hier fast völlig verflogen. Als wir schon fast am Hotel angekommen waren, kamen uns zwei europäische oder amerikanische Männer entgegen, die sich ebenso an den Händen hielten, und das zu sehen, dass es hier akzeptiert und normal war, fühlte sich schon sehr gut an.

 

Am Hotel angekommen, setzten wir uns in die Bar, um ein bisschen zu sitzen und etwas zu trinken. Ich bestellte ein Bier, und Meto einen bunten Cocktail.

Später, als es langsam Abend wurde, gingen wir noch mal raus, zu dem Strand direkt am Hotel, und sahen uns den wunderschön malerischen Sonnenuntergang an. Meto drückte mir Ruana in die Hand und machte noch ein paar Fotos für unsere Freunde zu Hause.

 

Als es dann richtig dunkel war, kehrten wir in unsere Suite zurück. Ich setzte mich erst einmal auf die Terrasse und rauchte in aller Ruhe zwei Zigaretten.

Es ging mir gut, ich war glücklich und entspannt, hatte aber einfach große Lust aufs Rauchen. Am Strand war es mit dem Rauchen nicht so einfach, ich hatte zwar zwischendurch immer mal wieder eine geraucht, aber jetzt auf der Terrasse der Suite hatte ich einfach mehr Ruhe dafür.

Meto setzte sich zu mir und anscheinend hatte er Lust, ebenfalls zu rauchen, denn er nahm sich auch eine Zigarette, ich gab ihm Feuer und wir rauchten gemeinsam.

 

Danach gingen wir rein und gleich ins Badezimmer, und weil es hier eine wunderbar große, tolle Badewanne gab, ließen wir uns ein Bad ein, mit einem sehr gut duftenden Badesalz. Als die Wanne voll Wasser war, setzten wir uns hinein, einander gegenüber, und wuschen uns gegenseitig.

 

„War das heute ein schöner Tag?“, fragte Meto und seine Hand lag dabei sachte streichelnd an meinem Knie.

Ich nickte, lächelte leicht.

„Das ist schön, Tsu, dass du das auch so siehst. Du siehst auch glücklich aus.“

 

Nach dem Baden legten wir uns beide ins Bett, Meto holte sein Handy dazu und wir suchten gemeinsam die Bilder aus, die wir als Honeymoon-Fotostrecke hochladen und auf diesem Wege unseren Freunden zeigen wollten, stellten sie zusammen und online auf meinem Blog.

 

Sex hatten wir an diesem Abend nicht. Ein wenig Lust schon, und wir fingen auch ein bisschen an, aber letztendlich waren wir so müde, dass wir uns einfach nackt zusammen kuschelten und dann auch bald eingeschlafen waren.

Am Morgen, als ich erwachte, und das Liebste, was ich auf der Welt hatte, warm und weich und süß in meinen Armen lag, mein Meto, mein Ehemann, da fühlte ich die Liebe zu ihm so stark, als seien wir wirklich durch ein unsichtbares Band fest verbunden.

Er schlief noch und ich wollte ihn erst nicht wecken, doch sein im Schlaf so weich aussehendes Gesicht verführte mich, ihn zu küssen. Ich strich ihm den Pony aus der Stirn und berührte seine Schläfe mit meiner Nase, erschnupperte den Duft seiner Haare, und hauchte ein zärtliches Küsschen auf seinen Mund. Seine Lippen schmeckten ganz leicht nach Zahnpasta-Minze.

 

Meto gab im Schlaf einen leisen Laut von sich und sein Körper schmiegte sich an meinen. Ich sah ihn an und fühlte eine solche Liebe in mir, dass es beinahe weh tat.

Ich verspürte tatsächlich ein leises Stechen in der Herzgegend, einen seltsam süßen Schmerz, und als ich an das dachte, was vor unserer Hochzeit passiert war, diese Krise, mich einen Moment zu lang daran erinnerte, sprangen mir auf einmal Tränen in die Augen. Dieser Schmerz, den ich verspürte, aus dieser extremen Liebe heraus, der hatte meine tiefste Angst dabei, und ich spürte, dass es einen Grund hatte, warum mir gerade mein Herz dann so sehr weh tat.

 

Der Abgrund in mir war nur einen kleinen Schritt von meinen intensivsten Glücksgefühlen entfernt, der Grat zwischen Liebe und Schmerz so schmal …!

Einen unendlich lange wirkenden Augenblick lang fühlte ich alle Gefühle auf einmal, Liebe und Angst und Glück und Schmerz, und dann erst, dass ich wirklich weinte. Ich drehte mich auf die andere Seite, vergrub mein Gesicht im Kissen und versank innerlich in diesem Gefühlschaos, so sehr, dass mein Herz stärker schmerzte, und ich nur noch am Rande dachte, dass ich genau so etwas nicht auf unserer Hochzeitsreise hatte erleben wollen … Wo kam das jetzt her, warum war es auf einmal wieder so stark?

 

Ich spürte eine Bewegung an meinem Rücken, und einen Moment später hörte ich Metos leise Stimme: „Tsu? Was ist, warum weinst du?“

„Ich … weiß nicht …“, antwortete ich, fuhr mir mit dem Handrücken über die Augen.

„Einfach so?“ Meto beugte sich von hinten über mich, seine Hand auf meiner Schulter. „Möchtest du … ein bisschen umarmt werden?“

Ich nickte, drehte mich wieder um, und mein Liebster schloss mich in seine Arme, drückte mich sanft an sich, und ich spürte seine Stärke, diese unbedingte, unnachgiebige Kraft, mit der er meinem Leid immer wieder begegnete. Von Anfang an, seit wir uns kannten, war er so, und manchmal konnte ich es kaum glauben. Warum waren wir einander von Anfang an so nah gewesen? Ich konnte es mir nur mit dem Wort „Seelenverwandte“ erklären.

„Danke, Liebster“, flüsterte ich.

Und bekam einen süßen Kuss auf die Stirn.

„Immer gern, mein Herz.“ Meto lächelte, dieses himmlische Sonnenscheinlächeln, und ich dachte nur: „Meine Sonne!“

 

Langsam kam mein Innenleben wieder zur Ruhe, der Schmerz in meinem Herzen ebbte ab und ich konnte mich wieder etwas entspannen. Metos Nähe beruhigte mich, seine Arme um mich und sein Körper an meinem wirkten, so dachte ich es, besser als jedes Beruhigungsmittel.

 

„Alles einfach viel manchmal, ne?“, fragte Meto leise, seine Hand an meiner Seite streichelte sachte.

Ich nickte leicht. „M-hm …“

„Du fühlst einfach alles sehr intensiv, ne?“

„Ja …“

„Weißt du, manchmal liebe ich dich genau dafür, dass du so intensiv bist. Aber … na ja, für dich ist das oft schwer, oder? Also, so viel und so stark zu fühlen?“

Ich nickte wieder. „Ich bin total glücklich vorhin aufgewacht. Und das ist dann so viel geworden, dass ich Angst bekommen habe, und dann tat es auf einmal nur noch weh …“

Meto umarmte mich fester, schmiegte sich so süß an mich und sagte, ganz lieb und leise: „Ach mein liebes, süßes Tsu … Ich bin froh, dass du mir das so sagst.“

„Wirklich?“

„Ja. Es ist wichtig, dass wir miteinander über so etwas reden können. Und ich mag das an dir, dass du so ehrlich zu mir bist.“

 

Wir blieben noch ein wenig so liegen, dann bekam ich Lust, aufzustehen. Gestern Abend waren wir ja nackt schlafen gegangen, und so standen wir nun genau so auf, und während mein Liebster sich anzog, saß er dabei auf dem Bett und sah mich an. Ich begegnete seinem Blick, und er lächelte mich an.

„Du schöner Mann“, sprach er, stand auf und nahm meine Hände in seine, küsste mich zärtlich. „Ich bin so glücklich mit dir, Tsuzuku. Und ich bin stolz, so einen wunderschönen, liebevollen Ehemann zu haben.“

 

Nachdem wir beide fertig angezogen waren, gingen wir noch zusammen ins Bad und machten uns für den Tag zurecht. Viel Makeup legten wir beide nicht auf, weil wir ja auch zum Strand wollten. Statt auf Makeup, hatte ich heute eher Lust, etwas mit meinen Haaren zu machen: Ich teilte eine vordere Strähne ab und flocht vor dem Spiegel einen kleinen Zopf, den ich mit einer Haarnadel fest steckte.

„Süß siehst du aus“, sagte Meto dazu, und ich bekam einen Kuss.

 

Schließlich packten wir jeder eine kleine Tasche und gingen dann raus. Zuerst runter zum Strand, wo es so am Morgen noch ruhig und kühl war. Vom Strand aus führte dann ein Weg zu einer kleinen Promenade. Die Läden dort waren noch geschlossen, aber wir schauten uns die Schaufenster an und blieben vor einem Laden stehen, der Kleidung und Schmuck verkaufte, so richtig typische Hawaii-Hemden, Hula-Röcke und Schmuck aus Kunstblumen.

„Schau mal“, sagte Meto und deutete auf eine rote Stoffblüte mit Haarclip, „die Blume würde ganz toll zu deiner Frisur heute passen, oder?“

„Wir können ja nachher noch mal herkommen“, sagte ich, und ich stellte mir vor, wie diese Blume in meinem Haar wohl aussehen würde. Die Vorstellung gefiel mir.

Meto neben mir hatte inzwischen die Hula-Röcke entdeckt, und er schien sich für sie zu interessieren.

„Möchtest du so nen Rock mal tragen?“, fragte ich.

„Schon, ja. Ich find‘ die schon sehr hübsch.“

„Dann machen wir das nachher doch! Ich krieg die Blüte, und du einen Rock.“

Meto lachte, küsste mich. „Und ein Hawaii-Hemd kriegst du auch.“

„Denkst du, das steht mir?“

Er sah mich an, stellte es sich vielleicht vor, und nickte dann. „Ja.“

 

Erst einmal gingen wir aber weiter, hinter der Promenade ging es wieder in die Natur, ein schmaler Weg führte in den Wald und einen Berg hinauf. Diese Umgebung hatte ein bisschen Ähnlichkeit mit den Bergwäldern, die wir aus Japan kannten, und wir beschlossen, ein wenig da hinein zu gehen.

 

Über uns waren Laute von Vögeln zu hören, die wir nicht kannten, doch durch das dichte Blattwerk der Bäume waren diese Vögel nicht zu sehen. Ich blickte hoch, hörte ein Flattern und sah sich bewegende Blätter und Zweige, aber keinen Vogel.

„Sind das solche Paradiesvögel?“, fragte ich, „So richtig bunte?“

„Die echten Paradiesvögel gibt’s hier nicht so, aber so kleine Singvögel schon.“ Mein Liebster wandte sich zu mir um und wir blieben einen Moment hier stehen, ganz still, in der Hoffnung, dass sich einer der Vögel zeigte. Aber zuerst sahen wir keinen.

Wir gingen weiter in den Wald hinein, und irgendwann kamen wir dann an einem kleinen Holzhaus vorbei, das einem Shinto-Schrein ähnelte.

„Schau mal, was ist denn das?“, fragte ich und ging darauf zu.

„Weiß nicht …“, sagte Meto. „Vielleicht so was wie ein Schrein? Hier gibt’s ja auch so eine Naturreligion …“

Tatsächlich befand sich in einer Nische unter dem Dach eine Art kleiner Statue, die wohl einen Geist oder eine Gottheit darstellte.

„Scheint echt so ‘ne Art Schrein zu sein“, entgegnete ich. „Hier liegen auch Opfergaben.“ Vor der kleinen Statue lagen Blumen und kleine Münzen, und abgebrannte Räucherstäbchen steckten zwischen den Holzbrettern. Es sah wirklich einem Shinto-Schrein ähnlich.

 

Wir gingen weiter den Berg hinauf, der Wald wurde immer dichter, bis der Weg schließlich an einem kleinen Bachlauf endete. Vor uns stand ein riesiger, sicher uralter Baum mit einem sehr dicken Stamm, mindestens anderthalb Meter im Durchmesser. Der Baum erinnerte mich an den Kampferbaum aus „Mein Nachbar Totoro“.

„Schau mal, der Baum hat doch was von dem Baum von Totoro, oder?“, fragte ich.

„Stimmt“, erwiderte Meto. „Irgendwie hat manches hier doch Ähnlichkeit mit Sachen von zu Hause.“

 

Auf dem Weg zurück sahen wir dann doch noch einen kleinen Vogel, er war ungefähr so groß wie ein Spatz, aber viel bunter, mit einem roten Kopf und roten Flügeln. Als er davonflog, gab er einen Laut von sich, den wir vorher auf dem Hinweg schon gehört hatten, ohne den Vogel zu sehen.

 

Zurück auf der Promenade gingen wir dann erst mal in Richtung Strand, weil die Souvenirläden, die wir vorhin gesehen hatten, immer noch nicht geöffnet waren. Auch am Strand war noch nichts los, und das Wasser war auch noch zu kühl zum Baden, deshalb gingen wir nur einfach Hand in Hand am Wasser entlang.

Meto fing wieder an, mit dem Handy Fotos zu machen, vom Meer, dem wolkenlosen Himmel, den Seevögeln, und den kleinen Wellen, die nah bei unseren nackten Füßen auf den weißen Sand schwappten.

 

Nach einer Weile sagte Meto, dass er gern frühstücken wollte, und so kehrten wir erst mal ins Hotel zurück und setzten uns ins Hotelrestaurant, an einen Tisch auf der Terrasse. Die Bedienung kam und wir bestellten uns ein gemeinsames Frühstück, das jedoch etwas kleiner war als unser Zimmerfrühstück vom ersten Morgen hier.

 

Ich fühlte mich auch gut, so gut, dass ich richtig Hunger hatte, und der Anblick des Frühstücks, als es gebracht wurde, in mir nur eine geringe Anspannung auslöste, die ich ganz gut händeln konnte.

Vielleicht hatte der schöne Waldspaziergang vorhin damit zu tun, vermutete ich. Mein Appetit und die Sicherheit, nicht erbrechen zu müssen, hingen mit meinem Körpergefühl zusammen, das spürte ich deutlich, und vielleicht war es so, dass mir nach einem Spaziergang so wie auch nach morgendlichem Sex das Essen leichter fiel, weil ich mich dann wohler in meinem Körper fühlte.

 

Es war wieder ein westliches Frühstück, mit Brötchen, Marmelade, Lachs und Käse. Und weil es hier so schön und locker war, ließ ich mich gern von Meto füttern.

Ein paar Tische weiter saßen eine junge Frau und eine etwas ältere, beide sahen westlich aus, europäisch oder vielleicht nordamerikanisch. Die Ältere schaute zu uns hinüber, sah aber nicht unfreundlich oder irritiert aus, eher interessiert. Sie erinnerte mich ein wenig an die Gäste aus dem Café, in dem Meto und Koichi arbeiteten, schien uns vielleicht süß zu finden.

 

„Sind das Japaner?“, hörte ich die jüngere Frau auf Englisch fragen.

„Weiß nicht, aber süß sind sie.“ Die Ältere lächelte zu uns herüber. „Ein richtiges BL-Pärchen.“

Meto sah mich an, fragend, prüfend, ob es mir gut ging und wie ich auf die beiden Frauen reagierte. Ich erwiderte seinen Blick und nickte leicht, zum Zeichen, dass alles okay war. Es war alles gut, und als Meto fortfuhr, mich zu füttern, genoss ich die Aufmerksamkeit der beiden Frauen sogar.

 

Nach dem Frühstück gingen wir wieder raus, unser Ziel waren die Souvenirläden, die wir vorhin gesehen hatten.

Meto freute sich sichtlich, er griff meine Hand und zog mich mit sich, bis wir vor dem Laden standen, wo wir vorhin den Blumenschmuck, die Hawaiihemden und die Röcke gesehen hatten.

Jetzt standen vor dem Laden auch Verkaufsständer mit Hemden und Röcken daran, und Meto fing sofort an, in diesen Ständern nach einem Rock zu suchen. Es gab alle Farben, bunt und mit traumhaften Bildern und Mustern, und sie erinnerten mich an die vielen bunten Motive auf Kimonos zu Hause in Japan.

 

„Schau mal, Tsu, ist der nicht süß?“ Meto zeigte mir einen rosa Rock mit einem weiß-blauen Blumenmuster, nahm diesen aus dem Ständer und fragte dann: „Was meinst du, steht der mir?“

„Sieht fast aus wie so ein Lolita-Kleidchen“, sagte ich, „Ja, ich glaube, der passt zu dir.“

Meto strahlte mich an, hielt sich den Rock an die Taille. Es sah wirklich sehr süß aus.

Wir betraten den Laden, der innen voll mit hawaiianischen Kunstobjekten und den typischen Kleidungsstücken war, und in dem es leicht nach Räucherstäbchen und exotischen Pflanzen roch.

 

An einem Brett klemmten noch mehr dieser bunten Blumen aus Stoff, Haarclips und Broschen mit Blumen in allen Farben … Meto blieb davor stehen und nahm eine pinkfarbene Blüte mit Clip ab, die er mir hin hielt.

„Probier‘ die mal an“, sagte er.

Neben dem Brett befand sich ein kleiner Spiegel, vor dem ich die Blüte in meine Haare klemmte, auf der Seite, wo ich heute die geflochtene Strähne trug. Der Anblick gefiel mir tatsächlich, obwohl Pink ja eigentlich eher weniger meine Farbe war.

„Wow, das sieht noch hübscher aus, als ich’s mir vorgestellt habe!“ Meto hob die Hand und berührte die Blüte in meinem Haar. „Du Hübscher, du …“ Ich bekam einen Kuss.

 

Ich bemerkte, dass der Mann hinter der Ladentheke ein Stück weiter hinten interessiert zu uns herüber sah. Es war ein älterer Mann mit weißem Haar und westlichen Gesichtszügen.

Meto hatte noch den Rock in der Hand, und ich hatte das Gefühl, als ob der Verkäufer ihn nicht recht einordnen konnte.

„Und jetzt noch ein Hemd dazu?“, fragte Meto mich.

„Vielleicht eins, das zu deinem Rock passt? Dann wären wir im Partnerlook.“

Meto drückte mir den Rock mit einem „Hältst du das mal?“ in die Hand und fing sofort an, in einem neben uns stehenden Kleiderständer nach einem rosa Hawaiihemd zu suchen. Und tatsächlich fand er eines, einen Verkaufsständer weiter, das fast genau dasselbe Muster hatte wie der Rock.

Die Preise waren auch in Ordnung, und so gingen wir alles bezahlen, den Rock und das Hemd und die Blume mit Haarclip.

Der Verkäufer nahm alles entgegen und nannte uns auf Englisch den Gesamtpreis, Meto bezahlte und alles wurde in einer Tüte mit typisch hawaiianischem Blumenmuster verpackt.

Einen Moment lang dachte ich, der Mann würde vielleicht noch eine dieser Bemerkungen machen, die wir ja manchmal so bekamen, so was wie „Sind Sie ein Paar?“ oder Ähnliches, aber er sagte nichts dergleichen, sondern nur: „Good Bye and have fun!“

 

Kaum waren wir aus dem Laden raus, griff Meto meinen Arm, grinste mich an und fragte: „Umziehen, und dann im Partnerlook zum Strand?“

„Ja“, sagte ich, und bekam wieder einen Kuss.

Wir liefen also erst wieder zum Hotel zurück, zogen uns in der Suite um, und Meto verwandelte sich mit dem Rock, einer rosa Bluse und der blauen Lockenperücke wieder in meine „Freundin“, legte auch etwas Makeup dazu auf. Wir nahmen auch Ruana wieder mit.

 

Am Strand fing Meto wieder an, mit dem Handy zu fotografieren und zu filmen, mich und Ruana und das Meer … Er griff meine Hand, drehte das Handy zu uns um, filmte, wie er mich küsste, ließ Ruana mich küssen, und legte seinen Arm um mich.

„Ich liebe dich“, sprach er in mein Ohr, „… mein schöner Mann.“

 

Als wir uns die Aufnahmen danach ansahen, sah ich da so ein hübsches Paar, dass es sich fast ein wenig fremd anfühlte, wir sahen auf dem Film so glücklich aus, dass es mich richtig rührte, so sehr, dass sich meine Augen auf einmal verdächtig heiß anfühlten, so als ob ich weinen musste.

Meto bemerkte das, sah mich an und fragte: „Ist das unwirklich für dich, uns so zu sehen?“

Ich nickte. „Eigentlich hab ich doch gar kein Problem mit Fotos und Filmen von mir … Aber … irgendwie fühlt es sich gerade so … komisch an …“

„Weil es so schön ist hier?“

„Ja … Irgendwie so …“ Ich spürte eine Träne über meine Wange laufen und wischte sie schnell weg.

„Ach Tsuzuku …“ Meto umarmte mich wieder, drückte mich liebevoll an sich. Er hielt mich, bis ich mich wieder ganz gefangen hatte, und dann sah er mich an mit seinem süßen Puppengesicht, seine vollen, rot geschminkten Lippen lächelten und seine Augen sagten: „Ich liebe dich.“

„Wieder gut?“, fragte er dann.

„Ja.“ Ich lächelte leicht.

„Sehr gut.“

 

Wir breiteten unser großes Handtuch auf dem Sand aus und saßen eine Weile einfach da, sahen den Leuten am Strand zu, es wurden langsam mehr.

Ich ließ ein bisschen Sand durch meine Finger rieseln, er war so schön weiß und fein, und ich dachte daran, dass ich irgendwo mal gehört hatte, dass dieser Sand aus von Fischen abgefressenen Korallen entstand. Irgendwie brachte mich das zum Lachen.

„Was los?“ Meto sah mich von der Seite an.

„Papageienfische“, antwortete ich lachend, „Dieser ganze Sand wird von Fischen produziert!“

Meto grinste. „Ich weiß.“

„Kann man die eigentlich essen?“, fragte ich.

„Papageienfische? Ja, klar. Hab ich auch schon.“

„Und wie schmecken die? Bunt?“

„Nicht so bunt, wie sie aussehen“, sagte Meto.

 

Eine Weile schwiegen wir, dann brach Meto die entstandene Stille mit einem ganz anderen Thema: „Sag mal, Tsu … wenn wir wieder zu Hause sind, möchtest du immer noch eine Katze haben?“

„Mh“, machte ich erst nur, dann sagte ich: „Eigentlich schon.“

„Und was für eine? Also, eine, die schon groß ist, oder eine Babykatze?“

„Hm … weiß nicht, eine Babykatze braucht ja viel Pflege und so …“, antwortete ich.

„Würdest du dir das zutrauen?“ Meto sah mich aufmerksam an. „Ich hab da aber auch schon ein bisschen drüber nachgedacht, auch wie wir das machen … Ich hab auch mal Nachbars Akko gefragt, ob sie auch mal Babysitten machen würde, wenn wir uns eine Katze zulegen.“

„Wow“, entkam es mir. Wir hatten das Thema Katze bisher eigentlich eher theoretisch und wie einen weiter entfernten Traum besprochen, und dass Meto tatsächlich schon angefangen hatte, diese Idee wirklich umzusetzen, beeindruckte mich.

 

„Ich glaube einfach, dass ein Haustier dir gut tun würde. Und ich hätte auch selbst gern eins.“

„Ich weiß nicht …“, sagte ich. „Also, ob das überhaupt geht mit uns und einer Katze. Ich will schon gern eine haben, aber ob wir das hinbekommen …?“

Ich zog die Knie hoch und blickte aufs Meer, dachte an den Hund, den ich früher gehabt hatte. Ich wollte schon auch gerne wieder ein Haustier zu haben, aber ich wusste einfach nicht sicher, ob und wie das funktionieren könnte.

„Ich muss ja gestehen, dass ich die Vorstellung von dir mit einer Babykatze echt extrem süß finde, Tsuzuku“, sagte Meto und küsste mich.

Ich griff mir Ruana und drückte sie ein wenig an mich, und dachte, dass sie ja irgendwie unser Baby war, und mir kam der Gedanke, dass sie und die Katze dann wie unsere „Kinder“ wären … Eine Familie zu haben und zu sein, ich spürte, dass ich mich danach sehnte. Und wenn’s nur ein Teddy und eine Katze waren, das fühlte sich gut an.

„Wenn wir wieder zu Hause sind, schauen wir mal, wo wir eine süße Katze her bekommen, und ob wir eine junge oder eine schon ältere haben wollen …“, sagte Meto.

 

„Gibt man einer Babykatze eigentlich auch Fläschchen?“, fragte ich.

„Nur, wenn sie wirklich noch sehr klein ist. In dem Alter sollte man sie aber noch gar nicht von der Katzenmama wegnehmen …“ Meto sah mich an und lächelte. „Stellst du dir das gerade vor, einer Babykatze das Fläschchen zu geben?“

Ich spürte, wie ich ein wenig errötete, und ich nickte. Es war doch ein etwas ungewohntes Bild, das ich da auf einmal von mir hatte …

„Du bist zu süß, Tsuzuku!“ Meto lächelte wieder und küsste mich dann. „Mir gefällt diese Vorstellung auch, irgendwie …“

„Wie ich einer Babykatze das Fläschchen gebe?“

„Ja. Das ist ‘ne Seite von dir, die ich noch nicht kenne … Aber irgendwie halt süß …“

 

Eine Weile schwiegen wir wieder, aber es war eine angenehme Stille. Ich spürte den Sand an meinen Füßen und Händen, den Wind in meinem Haar und den Haarclip mit der Blüte daran, und sogar ab und zu ein paar winzige Wassertröpfchen vom Meer auf der Haut, und es machte mich ganz ruhig und glücklich.

 

Wir blieben noch lange am Strand, redeten über dies und das, und einmal holte ich zwischendurch mein Handy raus und sah, dass ich eine Nachricht von Koichi bekommen hatte: „Hey Tsu! Hab gerade eure Fotos gesehen, die sind ja traumhaft schön! Und das Blümchen im Haar steht dir echt gut! Grüß mal Meto von mir, und genießt euren Honeymoon! <3 ko_1“

 

Am frühen Abend kehrten wir ins Hotel zurück.

Wir waren so müde, dass weder Meto noch ich großartig Lust auf Sex hatten, uns war viel mehr danach, uns einfach nur zusammen hinzulegen und zu schlafen. Zwar zogen wir uns beide nackt aus, aber nur, um dieses wundervolle Gefühl von absoluter Nähe zu spüren. Nicht mal, als wir uns ganz nah zusammen kuschelten, bekam er oder ich eine Erektion, und sehr bald waren wir beide eingeschlafen.

[Einige Tage später …]

 

„… Ahhh … mhhh, oh, ist das gut …!“ Der süße Körper in meinen Armen erbebte leicht, schmiegte sich schnurrend und seufzend an meinen, schien jedes bisschen meiner Nähe gierig in sich aufzusaugen. Ich tastete zwischen seine Beine, er seufzte wiederum auf, drängte sich mir willig entgegen …

 

„Liebster … du triffst nicht, wenn du schlafhandelst.“

 

Die Szenerie veränderte sich und blieb doch dieselbe. Tsuzuku lag neben mir, aber er war schon halb angezogen. In meinem Traum eben war er nackt gewesen. Erregt schien er jetzt auch nicht zu sein.

„Mh?“, machte ich und blinzelte.

Tsuzuku grinste mich an. „Du schlafhandelst, Meto.“

„Ich tue … was?!“

„Du fasst mich an.“ Wie er das sagte, einfach so!

„M- … mach ich das … öfter?“

„Manchmal. Aber du triffst dann nicht richtig.“

Ich spürte, wie ich errötete. „Warum sagst du mir so was nicht?“

„Weil ich es mag, ganz einfach.“ Tsuzuku beugte sich runter und küsste mich auf den Mund. „Süße, kleine Meto-Hände, die wie von selbst in meine Hose schlüpfen, das lass ich mir doch nicht entgehen.“

Ich griff mir ein Kissen und warf es nach meinem Mann. Unmöglich, so was!

 

„Ich tatsche im Schlaf an dir rum und du sagst mir das einfach nicht?!“

Er sah mich einen Moment an, etwas unsicher, ob ich nun sauer auf ihn war oder nur Spaß machte.

„Hey, keine Angst, ich bin dir nicht böse … Ich bin nur … so überrascht.“

Augenblicklich entspannten sich seine Züge wieder.

„Und wenn ich das mache und du mal nicht möchtest?“, fragte ich dann. „War das schon mal so?“

„Ich bin dann aufgestanden und eine rauchen gegangen, und als ich wieder zu dir kam, hast du dann nichts mehr gemacht.“ Tsu setzte sich auf die Bettkante und sah mich an. „Du musst jetzt keine Angst haben wegen Konsens oder so … Und so oft kommt es auch nicht vor.“

Ich war froh, dass er das so sagte. Konsens und Einvernehmen war so wichtig, und ich hatte einen Moment lang Sorge gehabt, dass mein Schlafhandeln, von dem ich bis eben nicht mal gewusst hatte, über diesen Konsens hinweg ging …

 

Ich ging dann erst mal ins Bad, um mich für den Tag fertig zu machen. Tsuzuku zog sich fertig an und kam dann dazu, setzte sich auf den Rand der Badewanne und sah mir dabei zu, wie ich mich ein wenig schminkte.

 

Gestern Abend hatten wir wieder zusammen gebadet und waren dann aber so müde gewesen, dass wir keinen Sex gehabt hatten.

Und heute wollten wir in die Stadt Kapa‘a fahren, die größte Stadt von Kauai, um ein bisschen städtisches Flair zu erleben, nachdem wir in der ersten Woche hier ja vor allem Strand und Wälder gesehen hatten. Kapa‘a war relativ in der Nähe, und wir hatten vor, dort Mittag zu essen und dann wieder hier an den Strand zu gehen.

 

Und ich hatte noch einen Plan, diesen eine bestimmte Idee, zu der ich gestern schon Vorbereitungen getroffen hatte: Ich war, während Tsu auf der Terrasse gesessen und geraucht hatte, bei der Rezeption des Hotels gewesen und hatte die Rezeptionistin und die Consierge in meine Idee eingeweiht, weil ich dazu ein bisschen Hilfe brauchte:

Das Hotel hatte einen zweiten Privatstrand, der auf der anderen Seite der Bucht lag, quasi gegenüber des Strandes, an dem Tsu und ich schon gewesen waren. Und dort wollte ich ein Bett hinbringen lassen, um für eine Nacht mit Tsuzuku am Strand zu übernachten, und diese Idee von „Sex on the Beach“, die wir schon vor der Hochzeit erträumt hatten, zu verwirklichen.

 

Als ich im Bad jetzt fertig war, gingen wir raus, erst mal ein bisschen spazieren, denn es war noch ziemlich früh am Morgen.

Wir nahmen wieder den Weg in den Wald, besuchten den kleinen Schrein dort und gingen dann wieder zurück, setzten uns noch eine Weile an den Strand und genossen die kühle, klare Luft, bevor es zu warm wurde.

 

Gegen acht Uhr waren wir wieder am Hotel, wo schon ein Taxi auf uns wartete, um uns nach Kapa‘a zu fahren. Wir packten schnell noch jeder eine Tasche, und dann ging es los in die Stadt.

 

Auf der Fahrt hörte Tsu übers Handy Musik und ich nutzte die Zeit, um in Google etwas bestimmtes nachzuschauen, was ich gestern schon gesucht und gefunden hatte: Es gab in Kapa‘a einen großen Liebesladen, der wohl sehr beliebt war, und in dem ich etwas zu finden hoffte, was wir später in der Nacht am Strand ausprobieren konnten …

 

Wir hatten zwar unsere gesamte Sammlung an Sextoys mit in den Honeymoon genommen, aber so etwas war ja immer irgendwie ausbaufähig … Und ich hatte seit einer Weile eine gewisse Fantasie, für die ein bestimmtes Spielzeug notwendig war, das sich noch nicht in unserer Sammlung befand.

 

Noch wusste Tsuzuku nichts von seinem Glück, welches ihn heute Abend erwartete.

Ich sah ihn von der Seite an, er hatte die Kopfhörer in den Ohren und hörte mit geschlossenen Augen Musik, und mir fiel wieder einmal auf, wie unglaublich schön er war. Das Profil seiner hübsch geschwungenen Lippen hatte so etwas besonderes an sich, ein weicher Mund, der quasi ständig zum Küssen verführte …

Ich stupste ihn vorsichtig in die Seite, er sah mich an, nahm einen Hörer aus dem Ohr und fragte: „Ist was?“

„Nee. Ich guck dich nur an“, sagte ich, und dann küsste ich ihn einfach.

Tsu lächelte, küsste mich zurück. „Mein Liebster …“

 

Die Fahrt dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde, dann waren wir da und suchten erst mal nach einem gemütlichen Café zum Frühstücken.

Kapa‘a war auf den ersten Eindruck keine typische Großstadt. Die meisten Häuser hatten ein oder zwei Stockwerke, wir sahen nur wenige wirklich hohe Häuser. Aber schon vorne in der Innenstadt fanden wir eine kleine Bar, die der bei uns am Hotel ähnlich sah, und draußen stand ein Schild mit dem Angebot eines Frühstücks.

 

„Wollen wir hier rein?“, fragte Tsu.

Ich nickte, und wir betraten die Bar, wurden mit einem „Good Morning!“ begrüßt und setzten uns an einen der kleinen Tische.

Tsuzuku übernahm wieder mal die Konversation, ganz automatisch, auch wenn ich vielleicht gerade in der Lage gewesen wäre, selbst zu sprechen. Aber es war okay für mich, wenn er für uns beide sprach, denn als es dann darum ging, was ich trinken wollte, sah er mich an und ich konnte mir selber einen Kaffee bestellen.

 

Während wir auf das Essen warteten, sah ich Tsuzuku wieder an, und dachte an meinen Plan für nachher und heute Abend. Und anscheinend war mir das anzumerken, denn Tsu grinste und fragte mich, mit dieser Direktheit, die einfach seine Art war: „Na, an was denkst du gerade, Baby?“

Ich lächelte nur, tat geheimnisvoll, denn verraten wollte ich ihm meinen Plan noch nicht.

„Meto, Meto, Meto … Bist du schon genau so verdorben wie ich?“

„Ich bin dein Mann, ich darf das“, erwiderte ich.

„Stimmt.“ Tsu grinste wieder. Als er sich anders hinsetzte und seinen Rücken streckte, zeichneten sich unter dem Stoff seines T-Shirts seine Nippelpiercings ab, und da musste ich dann schon sehr hinschauen. Und das bemerkte er natürlich, er grinste mich an und leckte sich kurz über die Lippen.

„Sind deine Nippel gerade hart?“, fragte ich leise.

„Vielleicht?“ Tsuzuku sah mir tief in die Augen, legte einen Finger auf seine Lippen und leckte sich wieder kurz über die Oberlippe. Er wusste ganz genau, dass jede dieser kleinen Gesten wie Teaser für großartigen Sex waren, auch wenn er nicht ahnte, was ich heute Abend mit ihm vor hatte.

Ich beugte mich vor, streckte meine Hand aus und berührte die seine, und flüsterte: „Du bist so unfassbar sexy, Tsuzuku! Wie soll man sich da beherrschen?“

„Würdest du gerade gern mit mir irgendwo hin gehen und mich … vernaschen?“

„Ich werd dich heute Nacht vernaschen, da kannst du dir sicher sein!“, antwortete ich.

 

In dem Moment wurde unser Frühstück gebracht, Tsu stippte seinen Finger einfach in die Marmelade und leckte sie sich dann mit einer Laszivität von den Lippen, die mir Herzklopfen machte.

„Tsu!“, flüsterte ich und spürte, wie ich errötete.

Ich mochte das Wort „verdorben“ nicht, aber Tsuzuku hatte Recht, seine direkte, lustvolle Art hatte längst auf mich abgefärbt. In meinem Kopf spielte sich eine derartige Peepshow ab, dass ich in mir ein süßes Flattern spürte, und ich liebte das! Und Tsuzuku hatte mir nicht nur beigebracht, zu meiner Lust zu stehen, er hatte in mir auch so viele wundervolle Fantasien geweckt, die er gut zu pflegen und zu mehren wusste.

„Du stehst da doch drauf, Liebster.“ Tsu sah mich direkt an, nahm einen Löffel und löffelte damit Marmelade aus dem Schälchen, um sie dann wiederum abzulecken. „Und wir sind hier im Honeymoon, also darf ich dir deine persönliche Peepshow bieten, so oft ich will.“

Ich lächelte. „Hast Recht, mein Schatz.“

 

Kurz dachte ich an meine Scheu von früher, an die Unsicherheit und meine Probleme mit dem Sprechen … Davon war jetzt kaum noch etwas übrig, ich spürte mich und mein Begehren viel deutlicher und es fiel mir so viel leichter, dazu zu stehen. Nicht nur Tsuzuku tat das entspannte Flair hier auf Hawaii gut, auch ich spürte, dass es hier einfacher war, als Mann einen Mann zu lieben.

 

Tsu hatte derweil schon mit dem Essen begonnen, und ich sah ihm einen Moment dabei zu, er wirkte so vollkommen entspannt und glücklich, dass es mich richtig freute!

„Peepshow macht hungrig“, antwortete er auf meinen Blick.

„Kannst du echt besser essen, wenn es irgendwie um Sex geht?“, fragte ich.

Tsu zuckte mit den Schultern. „Schon möglich.“ Dann fragte er: „Wo gehen wir nach dem Frühstück hin?“

Ich dachte an den Sexshop, den ich online gesehen hatte, und antwortete: „Ich hab schon nen Plan, lass dich überraschen.“

„Überraschen?“ Er zog eine Schnute. „Willst du mich mal wieder auf die Folter spannen?“

„Ja“, sagte ich. „Das will ich.“

„Meeeto, jetzt mach mich nicht neugierig!“

„Doch. Mach ich. Weil du unglaublich süß bist, wenn du neugierig bist, du schöner Mann.“

Dass ich ihn „Schöner Mann“ nannte, ließ Tsuzuku wieder in den Peepshow-Modus wechseln, er leckte sich über die Lippen, biss sich dann leicht auf die Unterlippe und sah dabei so unverschämt heiß aus, dass mir ganz warm wurde.

Ich musste lachen.

„Du wirst schon sehen“, sagte ich, „und gefallen wird’s dir auch.“

 

Und so gingen wir nach dem Frühstück weiter in die Innenstadt von Kapa’a, ich navigierte mit meinem Handy und schließlich standen wir vor einem zweistöckigen Gebäude mit abgedunkelten Fenstern und einem „Explicit Adult Shop! Please only enter when you’re mature!“-Schild im Schaufenster.

Tsuzuku lachte laut, als er das Schild sah. „Wieso hab ich mir das schon gedacht?“

„Weil du genauso bist“, antwortete ich. „Und ich hab das von dir gelernt.“

„Dann war ich wohl ein guter Lehrer?“

„Aber so was von.“ Ich nahm seine Hand, schmiegte mich an seinen Arm und küsste ihn. „Du hast mir Sex beigebracht, du hast mir den Mut gemacht, mich da auszuleben. Und jetzt würde ich gern mal dich führen.“

„Soll heißen, du planst das schon die ganze Zeit?“

„Ja. Und heute Abend hab ich auch noch eine Überraschung für dich.“

 

Wir betraten den Shop, es war dunkel drinnen und es lief Musik, die ähnlich jener klang, die Charlize in seinem Sexshop bei uns in Japan auch laufen hatte. Zuerst kamen wir in eine Abteilung mit Kleidungsstücken, vorwiegend schwarz oder rot, Reizwäsche, Lack und Latex, all so was …

Am Übergang zur Abteilung für Toys und dergleichen stand die Kasse, dahinter eine junge Frau, die optisch vermutlich sich der Gothic-Szene nahe fühlte, sie hatte Tattoos, Piercings und eine grellgrüne Rockabilly-Frisur. Sie begrüßte uns mit einem freundlichen „Hello!“ und lächelte, wobei ihr Piercing am Lippenbändchen zu sehen war.

Ich lächelte zurück, und war mir die Atmosphäre in diesem Laden zuvor doch ein wenig seltsam erschienen, so fühlte ich mich jetzt bedeutend wohler, einfach weil diese Frau mit ihren Piercings und grün gefärbten Haaren mir recht ähnlich sah. Sie wechselte einen Blick mit Tsuzuku, fast so, als wollte sie mit ihm flirten, woraufhin Tsu sichtbar meine Hand griff und somit deutlich machte, dass er zu mir gehörte.

 

Die Frau kam um den Kassentresen herum und fragte: „English?“

Tsu nickte und übernahm wieder ganz natürlich das Sprechen. „Ja.“

„Woher kommt ihr?“

„Aus Japan.“

Die Frau lächelte wieder. „Und womit kann ich euch behilflich sein?“

Tsu sah mich an, fragend, ob ich etwas bestimmtes suchte, und ich sah, wie es hinter seinen Augen arbeitete, und schließlich fragte er die Verkäuferin: „Ich suche schon länger nach so Reizwäsche für Männer?“

„Kann ich dir zeigen. Wir haben viel Auswahl“, antwortete sie und wandte sich dann an mich: „Und du? Suchst du auch was Bestimmtes?“

„Ich würd mich gern einfach umsehen“, antwortete ich und bemerkte erst einen Moment später, dass ich jetzt wirklich flüssig und klar sprechen konnte, sogar in einer anderen Sprache!

Tsu hatte auch bemerkt, wie gut ich sprach, und drückte anerkennend meine Hand.

 

Während mein Mann also mit der Verkäuferin nach dunkler Reizwäsche für Männer suchte, ging ich rüber zu den Toys und suchte dort in Richtung der Sensual-Play- und SM-Spielzeuge nach dem, was ich schon lange gern mal ausprobieren wollte: Nippelklemmen.

Fast nicht zu glauben, dass Tsuzuku selbst noch nicht mit einen Paar solcher Klammern angekommen war! Ich wusste zwar nicht, ob seine Nippelpiercings damit kompatibel waren, aber ich selbst hatte ja keine solchen Piercings, also würde zumindest ich es sicher ausprobieren können …

 

Als ich zwischen verschiedensten Vibratoren, Plugs und allerlei anderen mehr oder minder exotischen Spielzeugen endlich eine Auswahl an Nippelklammern gefunden hatte, stand ich vor der nächsten Frage: Es gab verschiedene Modelle, manche waren in ihrer Stärke justierbar, andere nicht, und dann gab es auch noch verschiedene Formen …

Ich wollte Tsuzuku ja überraschen, also konnte ich jetzt nicht zu ihm gehen und ihn fragen, was er mit seiner größeren sexuellen Erfahrung darüber wusste.

 

Ein paar Meter weiter stand ein Mann, der dasselbe T-Shirt wie die grünhaarige Verkäuferin trug und somit vermutlich auch hier angestellt war. Ich sah zu ihm rüber, er bemerkte meinen Blick und kam zu mir.

„Kann ich dir helfen?“, fragte er auf Englisch.

Und so stand ich da und musste alleine und in meinem brüchigen Englisch einem Fremden erklären, was meine Frage war.

„Ich … ähm, also … ich bin … mit meinem Partner hier … und … ich würd gern das hier …“, ich deutete auf ein Päckchen mit justierbaren Klammern, „… mit ihm ausprobieren … aber er hat … so Nippel-Piercings und …“

„Und du weißt nicht, ob das zusammen funktioniert?“, vollendete der Mann meinen Satz.

Ich nickte, mein Kopf fühlte sich heiß an, ich war garantiert klatschmohnrot.

„Also, es kommt drauf an, wie lange er die Piercings schon hat. Sind die schon lange abgeheilt?“

Wieder nickte ich.

„Dann ist das kein Problem.“ Der Verkäufer nahm die Schachtel, auf die ich zuvor gedeutet hatte, in die Hand, packte die kleinen, silbrig glänzenden Klemmen aus, und sagte: „Die kleinen Gummikappen schützen die Haut, und mit dieser Schraube hier kannst du auch die Intensität ganz einfach einstellen. Und es ist wichtig, ungefähr alle zehn Minuten die Klammern kurz abzunehmen.“

Ich war froh, dass ich, wenn mir auch das Sprechen schwer fiel, dennoch das Englisch gut verstand.

 

Die Klemmen waren sogar billiger als ich gedacht hatte, ich folgte dem Verkäufer und bezahlte, und dann kam Tsuzuku mir auch schon entgegen, er hatte auch eine kleine Tüte dabei, hatte wohl auch etwas Interessantes gefunden.

„Wollen wir noch nen neuen Plug suchen?“, fragte er.

„Können wir“, sagte ich und wunderte mich fast, dass Tsu mich nicht gleich neugierig bestürmte, was ich denn gekauft hatte. Aber offenbar hatte er auch eine Überraschung für mich, jedenfalls zeigte er mir nicht, was er gekauft hatte.

 

Wir gingen also noch mal in die Abteilung mit den Toys, fanden eine Reihe von Plugs aus Metall, einige sogar goldfarben und mit verschiedenen Glitzersteinen am Stopper.

„Guck mal!“ Tsu war ein paar Schritte vor mir und hatte etwas entdeckt, das hielt er mir hin: Eine durchsichtige Box mit einem goldenen Plug, der einen roten, herzförmigen Kristallstein am Stopper und einen etwas längeren, gerillten Hals hatte. „Das sieht richtig heiß aus, könnte Spaß machen, oder?“

Ich hatte sofort eine Vorstellung im Kopf, wie dieser Plug mit den Rillen vor und zurück glitt und schon das Gefühl sich vorzustellen war wirklich … sehr erregend. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden, und Tsuzuku sah es, er grinste, kam zu mir und küsste mich.

„Ich glaube, du wirst das lieben, oder?“, fragte er.

Ich nickte.

 

Tsu umarmte mich, näherte seine Lippen meinem Ohr und flüsterte: „Immer vor und zurück, damit alles schön weich und weit wird …“

Ich spürte immer noch die Hitze im Kopf, aber zugleich eine solche Lust, und ich liebte es ja so sehr, wenn Tsuzuku solche Dinge zu mir sagte …!

„Liebster, du bist einfach zu süß!“ Tsuzuku drückt mich an sich, seine Lippen waren immer noch nah an meinem Ohr und dann spürte ich auf einmal seine Zunge an meiner Ohrmuschel. Ich hörte meinen Mann tief ein und aus atmen, spürte sein Herz klopfen, und konnte mir nur allzu gut ausmalen, was er gerade für Bilder im Kopf hatte …

„Meto-chan …“, flüsterte er und küsste an meinem Ohr hinab. „Das wird ne heiße Nacht, das verspreche ich dir …“

Aber so was von, dachte ich, sagte aber nichts. Ich wollte ihn schließlich mit dem Bett am Strand überraschen.

 

Wir verließen den Sexshop und gingen noch ein bisschen weiter die Straße entlang. Und da gab es, nur ein paar Meter weiter, einen Modeladen mit vorwiegend schwarzen und für uns nur allzu vertrauten Klamotten im Schaufenster, es war wohl ein Shop für die lokale Gothic-Szene.

Tsuzuku blieb davor stehen, ging auf das Schaufenster zu und deutete auf ein weites, schwarzes Oberteil mit einem großen roten Pentagramm drauf, das da an einer Schaufensterpuppe hing und wo ich auch gleich dachte: „Das passt zu ihm.“

„Das sieht ja cool aus, das will ich haben!“ Er war sichtlich in Shopping-Stimmung, was sicher auch daran lag, dass die Kombination aus erstens einem Sexshop und zweitens dann einem Laden voll mit Klamotten, die zu Visual Kei passten, das mit anfeuerte.

Er ging in den Laden rein und ich folgte ihm, und drinnen erlebten wir noch eine Überraschung: Drinnen lief Musik, die wir von zu Hause kannten, das Lied „Born“ von D’espairsRay!

„Wie cool ist das denn?“ Tsuzuku war total hin und weg, freute sich sichtlich.

 

In dem Moment kam jemand aus einem Raum hinter dem Kassentresen, und wir staunten noch mal, denn es handelte sich um eine junge Frau mit asiatischen Zügen, die uns anstrahlte und auf Japanisch begrüßte!

Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, hier so viel Heimatliches anzutreffen, und mir verschlug es mal wieder die Sprache, was aber nicht weiter auffiel, weil mein Mann sich soeben an die Verkäuferin gewandt und nach dem Oberteil im Schaufenster gefragt hatte.

 

Wenig später verschwand er mit besagtem Shirt in einer der Umkleiden, und ich hatte mich soweit wieder beisammen, dass ich auf die interessierte Frage des Mädchens, was wir denn hier auf Hawaii so machten, relativ locker antworten konnte: „Wir sind im Honeymoon.“

„Ihr beide seid ein Paar?“

Ich nickte. „Wir haben vor zweieinhalb Wochen in einem Tempel in Kyoto geheiratet.“

„Ja, von so einem Tempel hab ich auch schon gehört … Aber lebt ihr auch zusammen, also in einer Wohnung?“

„Ja, da hatten wir wirklich Glück, wir haben eine Wohnung gefunden, wo es okay ist. Und …“ Ich wollte noch weiter erzählen, aber da kam ein „Babe, kommst du mal kurz?“ von den Umkleiden und ich ging hin.

Tsu hatte das Shirt angezogen und es sah wirklich gut an ihm aus. Denn auch wenn sein schmaler Körper ein Zeichen von Krankheit war, stand es ihm dennoch gut, solche viel zu weiten Oberteile zu tragen, die seine zierliche Silhouette gerade durch diese Weite betonten. Er sah darin wirklich … ja, man konnte es so sagen, er sah süß aus.

„Steht dir super“, sagte ich und lächelte.

„Soll ich’s kaufen?“, fragte Tsuzuku.

Ich nickte.

 

Wenig später verließen wir den Laden wieder, Tsuzuku mit einer Tüte mit dem neuen Oberteil und der Handynummer der Verkäuferin, weil sie Japanerin und nett war, und ich mit einer schwirrenden Lust auf die kommende Nacht …

Als wir dann später wieder in unserem Hotel waren, aßen wir dort zu Mittag, und danach ging Tsuzuku allein in die Suite, irgendetwas hatte ihn erschöpft und er wollte sich ein wenig ausruhen.

 

Ich nutzte die Zeit, um mit der japanisch-sprachigen Consierge des Hotels noch die letzten offenen Fragen zu dem, was wir für die Nacht geplant hatten, zu besprechen … Für mich mit meinem Sprachproblem war das, auch wenn ich inzwischen viel besser sprach als früher, immer noch ein ziemlicher Kraftakt, aber letztendlich konnten wir alle Fragen klären und die Planung sah dann so aus:

 

Ich hatte vor, meinen Mann mit dem Vorwand eines abendlichen Strandspaziergangs ein wenig zu „entführen“, um ihn dann mit dem Himmelbett am Privatstrand des Hotels zu überraschen. Es sollte ein bisschen Champagner geben, um unsere Sinne ein wenig anzuheizen, und ich würde unsere Toys mitbringen, die schon vertrauten und eben auch die, die wir heute neu gekauft hatten.

Was genau dann passieren würde, wollte ich dem Gefühl des Momentes überlassen, und ich traute Tsuzuku definitiv zu, dass seine lustvolle Spontanität uns beide würde führen können.

 

Den Nachmittag verbrachte ich mit einer gewissen Hibbeligkeit, und einmal wäre die Überraschung fast geplatzt, weil Tsuzuku meine Aufregung natürlich bemerkte und er in einem Moment, wo wir beide vor dem Bett in der Suite standen, spürbar kurz davor war, mich zu verführen … Seine Hand schlüpfte unter mein Shirt, ich spürte sein Herz aufgeregt klopfen und allein davon, zu spüren, wie sehr er mich begehrte, wurde mir ganz warm …

„Lass mal … damit bis heute Abend warten …“, brachte ich leise heraus.

„Warum?“

„Weil ich …“ Ich suchte kurz nach einem Wort, einer Umschreibung, die weder etwas verriet, noch gelogen war … „ich genieße die Vorfreude gerade so sehr …“

„So sehr, dass du sie noch nicht ausleben willst?“, fragte mein Mann und seine Hand strich hoch zu meinem Nacken, streichelte zärtlich.

Ich nickte. „Ja … Sonst ist das so schnell vorbei …“

Tsuzuku lächelte. „Dann warten wir.“

 

Wir verbrachten die Zeit bis kurz vor dem Sonnenuntergang dann damit, dass wir über den Fernseher der Suite eine Serie auf Englisch anschauten, die wir bisher nur zu Hause in der japanischen Fassung gesehen hatten.

Zwischendurch ging Tsuzuku auf der Terrasse eine Zigarette rauchen und ich nutzte das, um von ihm unbemerkt alle unsere Toys und dergleichen in meine Tasche zu packen. Dabei fiel mir die verschlossene Tüte mit dem, was Tsu für sich in dem Sexshop heute gekauft hatte, in die Hände, und ich packte sie einfach mit ein, ohne dass ich wusste, was drin war. Es musste irgendwas kleines, weiches, flaches sein, vielleicht ein Stück Wäsche, doch ich sah nicht nach.

 

Als draußen die Sonne immer tiefer stand und das Meer und den Strand in ihr goldenes Licht tauchte, beschloss ich, dass es jetzt so weit war. Mein Herz klopfte vor Vorfreude und Erregung schneller und als Tsu mal kurz im Bad war, wechselte ich einen Blick mit Ruana, die mich anschaute, als wollte sie mitkommen.

„Na gut“, dachte ich zu ihr, „Du siehst es ja sonst auch immer …“

„Eben“ Ruana kicherte, und obwohl sie ja ihren Stammplatz neben meinem Kopfkissen hatte und entsprechend immer wieder Zeugin dessen wurde, wie Tsuzuku und ich miteinander schliefen, war es jetzt das erste Mal, dass ich so wahrnahm, dass es sie auch von sich aus interessierte … Vielleicht hatten wir in ihr einen geheimnisvollen Fan oder so etwas …

Ich packte sie also mit in meine Tasche, und als Tsuzuku wieder aus dem Bad kam, konnte es los gehen:

 

„Guck mal, Tsu, die Sonne geht gerade unter … Wollen wir noch ein bisschen raus gehen?“, fragte ich und hoffte sehr, dass er jetzt nicht zu müde sein würde …

„Klar, können wir“, antwortete er.

Auf dem Weg runter zum Strand hatte ich zwar das Gefühl, dass Tsu schon irgendwie ahnte, dass ich etwas vor hatte, aber er sagte nichts. Wir sahen der Sonne zu, wie sie sich über dem Meer hinab senkte und die Wellen in ein goldenes Licht tauchte, und ich nahm Tsuzukus Hand, er sah mich an und ich küsste ihn.

 

„Sag mal, Meto … Ist irgendwas?“, fragte er.

„Was soll denn sein?“, tat ich noch unwissend.

„Ich hab das Gefühl, du hast irgendwas … vor?“

Dass Tsuzuku jemand mit sehr feinen Gefühlsantennen war und genau merkte, dass bei mir irgendwas anders war, wusste ich eigentlich, ich kannte ihn so. Und so nickte ich.

Er sah einen Moment lang unsicher aus, als befürchtete er, es erwarte ihn irgendetwas Schlimmes, aber ich lächelte ihn an, küsste ihn wieder und sagte: „Ich hab eine Überraschung für dich, mein Schatz.“

„Noch eine Überraschung? Wir hatten doch heute schon eine …“

„Ja.“ Ich hatte ein Tuch in meiner Tasche, das holte ich jetzt heraus. „Vertraust du mir, Tsuzuku? Darf ich dich führen?“

„Mit verbundenen Augen?“

„Wenn du magst, ja.“

 

Ich trat also hinter ihn und legte das Tuch über seine Augen, band es zusammen und nahm dann seine Hände, um ihn langsam und vorsichtig zu führen. Ich war am Tag zuvor schon einmal dort gewesen, wo wir jetzt hin wollten, hatte alleine einen kleinen Spaziergang unternommen, und so wusste ich jetzt den Weg.

 

Während ich meinen Mann dann erst über den Strand und anschließend durch ein kleines Wäldchen führte, fing er an, mir Fragen zu stellen:

„Wo gehen wir hin?“

„Zu einem schönen Ort“, antwortete ich.

„Und was ist da, was machen wir da?“

„Du bist ja richtig ungeduldig!“

„Meeeto …“

„Wir sind ja gleich da.“

Tsu sah selbst noch nichts, er trug ja das Tuch um die Augen, aber ich sah, als wir dann unser Ziel erreicht hatten, was aus meinem Auftrag an das Hotelteam geworden war:

 

Mitten auf dem Strand stand ein wunderschönes, großes Himmelbett aus dunklem Holz, es hatte weiße Vorhänge und war mit Lichtern, bunten Blumen und Girlanden aus Papierherzen geschmückt! Daneben stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, es gab eine Flasche Champagner und auch eine Kleinigkeit zu essen, ein Tablett mit Häppchen.

Der Wind vom Meer fuhr in die weißen Vorhänge und ließ die Herzchengirlande flattern. Es gab auch zwei kleine Laternen mit Kerzen darin.

 

„Wow …!“, entfuhr es mir.

„Was ist denn da? Nimmst du mir jetzt das Tuch ab?“, fragte Tsu.

Ich griff vorsichtig in sein Haar und löste das Tuch wieder, und dann, als Tsuzuku sah, was da vor uns stand, entfuhr ihm ein ungläubiges „W-was ist das?“

„Ein Bett am Strand“, antwortete ich.

„Du … du bist verrückt, Meto …!“ Er schien es kaum glauben zu können.

„Ich hab dir mal ‚Sex on the Beach‘ versprochen, und ich halte meine Versprechen.“

Und mit einem Mal umarmte Tsuzuku mich, drückte seine Lippen auf meine, und meinen Körper fest an seinen. „Ich liebe dich, du Verrückter!“ sprach er und küsste mich wieder. „Deshalb waren wir heute in dem Sexshop, oder? Weil du mit mir eine Nacht am Strand verbringen willst …?“

„Japp“, antwortete ich.

„… Ne heiße Liebesnacht am Strand, wow …!“

„Ich wusste, dass dir das gefallen wird“, sagte ich und küsste ihn meinerseits. Dabei spürte ich sein Herzklopfen, und dass ihn schon die Aussicht auf eine heiße Liebesnacht spürbar erregte.

Ich ließ meine Hand auf seinen Rücken wandern, bis zu seinem Hosenbund, an dem ich hinten kurz entlangstrich und dann einfach meine Hand hinein schob, seinen Hintern packte und ihm ein erstes Aufseufzen entlockte.

 

„Z-zieh mich aus … Liebster …“ Tsuzuku war binnen Sekunden so erregt, dass seine Stimme ein wenig zitterte.

Ich griff an seinen Gürtel, öffnete die Schnalle und den Hosenknopf und schob ihm die Hose samt der Shorts vom Hintern. Dabei umarmte er mich wieder und klammerte sich an mich, seinen Schritt fest an meinen gepresst.

„Meto …“, flüsterte er in mein Ohr, „Liebster, gib’s mir …! Besorg’s mir … so sehr …“

„Ich zuerst?“, fragte ich.

„Jaah …!“

„Und wie möchtest du es?“, fragte ich, „Wie soll ich … dich verwöhnen?“

„Würdest du … mich fesseln?“

„Fesseln? Möchtest du das gern?“

Tsuzuku biss sich auf die Lippen, blickte nach unten, sah mich dann wieder an und in seinem Blick lag ein solches Sehnen, alles in seinem Ausdruck verlangte so sehr, schrie geradezu nach Berührung, Intensität und Lust …!

Er nickte auf meine Frage hin und antwortete mit ganz weicher, leiser Stimme: „Ja … Fesseln und dann … mich ganz verrückt machen …!“

 

Ich wusste genau, was er meinte, wie er es sich wünschte. Ihn „ganz verrückt machen“, das hatte ich inzwischen schon so oft getan, dass ich mir sicher war, darüber, dass ich das konnte. Und dass er sich jetzt wünschte, dass ich ihn fesselte, passte auch ins Bild.

Tsuzuku war jemand, der den schmalen Grat zwischen Lust und Schmerz oft beinahe zu lieben schien, und vielleicht trieb er die Intensität der Ekstase und Erregung genau deshalb so gern auf die Spitze …?

 

Ich fing an, sein Hemd zu öffnen, einen Knopf nach dem anderen, meine Finger streiften dabei immer wieder seine warme Haut, und ich spürte, wie die Erregung in ihm immer weiter anstieg. Ich fühlte jenen noch immer etwas seltsamen Anflug von „Dominanz“ in mir, der manchmal aufkam, wenn ich derjenige von uns beiden sein würde, der „nahm“ und eindrang. Wobei es weniger „Dominanz“ war, als vielmehr eine sehnsuchtsvolle Fürsorglichkeit, denn mein Wunsch dahinter war, meinem geliebten Ehemann eine Erfahrung von größtmöglicher Liebe und Lust zu bereiten. Wenn ich mir wünschte, ihn zum Schreien zu bringen, ihm Laute von höchster Lust und Ekstase zu entlocken, dann vor allem deshalb, weil ich ihm wünschte, eine solche Lust zu fühlen, dass sein Körper von selbst … schrie.

Ich streifte ihm das Hemd von den Schultern, er ließ es auf den Sand fallen, und auch seine Hose samt Shorts und Sandalen blieb auf dem Sand liegen.

 

Ich küsste ihn, wieder und wieder, ihn zu dem Bett führend, und dort angekommen zog ich die weißen Vorhänge beiseite, führte ihn hinein wie in einen Raum und zog die Vorhänge hinter uns wieder zusammen. Tsuzuku ließ sich rückwärts aufs Bett sinken, zog mich mit, klammerte sich an mich, er legte seine Beine um meine Körpermitte und sein Körper sprudelte geradezu vor Lust! Es fühlte sich wahnsinnig gut an, auch für mich, denn dieser ekstatische Körper war der meines über alles geliebten Ehemannes, der sich mir hingeben und mit mir eins werden wollte.

„Meto …“, flüsterte er meinen Namen, „… Liebster …“

Er ließ mich los, rückte vor mir her weiter aufs Bett, die Beine gespreizt und die Hände über dem Kopf zusammen gelegt. Sein Blick war an Laszivität kaum zu überbieten, und er leckte sich mit der Zunge über die Lippen.

 

Ich zog die Tasche heran, in der sich ein Beutel befand, in welchem ich alle unsere Toys mitgebracht hatte, und das erste, was ich herausholte, waren die Handschellen.

Tsuzuku sah mich an, ein kleines Lächeln auf den Lippen, dann legte er seine Hände über dem Kopf zusammen, ich beugte mich über ihn und legte ihm die Handschellen an. Einen Augenblick lang hielt ich inne, denn diese schönen, männlichen Hände mit den Tattoos auf Fingern und Handgelenken boten in den Fesseln einen schon ziemlich erregenden Anblick … Ich berührte sie, verschränkte meine Finger mit seinen, und Tsu streckte sich ein wenig, bog sich mir sehnsuchtsvoll entgegen. Ich spürte eine Energie zwischen uns, eine fast magnetische Anziehung, die es spürbar kaum erwarten konnte, dass wir uns vereinten …

 

Zuerst löste ich mich kurz von ihm, jedoch nur, um mich komplett auszuziehen, und ich spürte dabei, wie Tsuzukus Blick an jeder meiner Bewegungen hing und jedes bisschen nackt freigelegte Haut, die er zu sehen bekam, ihn weiter erregte.

 

Das nächste Toy, das ich aus dem Beutel holte, war der neue, goldfarbene Plug mit dem gerillten Hals und dem herzförmigen Glitzerstein, und die Flasche mit dem Gleitgel. Ich tat mir etwas davon auf die Finger, beugte mich wieder über meinen Mann und berührte ihn zwischen den Beinen, benetzte sein Loch mit dem Gel und spürte dabei den süßen Pulsschlag dort, seine ganze Schamregion von seinem Glied und Hoden bis zu seinem Loch pulsierte erwartungsvoll. Es nahm den Plug sehr bereitwillig auf und fing sofort an, mit ihm zu spielen. Das Spielzeug hatte ja diese leicht gerillte Struktur und die schien das Spiel zu intensivieren. Es gefiel mir, das zu sehen, es sah so lustvoll aus und auf eine eigenartige Art irgendwie auch … süß? Auf jeden Fall machte es mich sehr, sehr geil.

 

Ich sah Tsuzuku an, und er blickte sehnsuchtsvoll zurück, ehe ich meine Lippen auf die seinen tupfte, einmal und noch einmal, und als ich zugleich begann, sein Glied zu berühren und mit meiner anderen Hand den Plug etwas zu bewegen, stöhnte er leise gegen meine Lippen.

„Meto … ohh …“

„Magst du das?“

„Jaah …“

„Ich hab noch was für dich, mein Herz“, sprach ich und dachte dabei an die Nippelklammern.

„Was … denn …?“

Ich griff wieder in den Beutel, ertastete die Schachtel, in der sich die Klammern befinden mussten, und zog sie heraus. Tsuzuku sah hin, und als er erkannte, was ich da in der Hand hatte, bekam er große Augen.

„Sind das … Nippelklemmen?“, fragte er.

Ich nickte, sah ihn geheimnisvoll an, und biss mir leicht auf die Unterlippe, in dem Wissen, dass Tsu das gerne sehen mochte. Dann ließ ich meine Hand von seinem Glied rauf zu seiner Brust wandern und streifte mit den Fingern ganz leicht über seine steifen, geröteten Nippel, was ihn schon reagieren ließ, er bewegte sich meiner Hand lustvoll entgegen.

 

Ich zog die Klammern aus der Schachtel und Tsuzuku sah wieder hin, und der Ausdruck in seinen Augen war so voller Lust und Sehnsucht! Ich ließ die Klammern ein wenig schnappen, und dieses Geräusch schien Tsu noch mehr zu erregen, ich sah zu seinem Glied, aus dessen Eichel schon Lusttropfen austrat, und seine Nippel waren schon so rot und süß und hart …

„Meto … bitte …“

„Soll ich sie dir anlegen?“

„Jaah …!“

Ich nahm also eine der beiden Klammern, justierte sie auf erst einmal nur ein wenig Druck und schnippte dann noch mal vorsichtig mit dem Finger gegen Tsuzukus rechte Brustwarze, sie war schon fest genug, ich stellte das Ring-Piercing ein wenig auf und legte die Klammer waagerecht und ganz vorsichtig an.

„Gut so?“, fragte ich.

Tsu hatte die Augen geschlossen, seine Lippen leicht verzogen, es war ein Ausdruck von Genuss und tiefer Lust, und er nickte.

Und so nahm ich die zweite Klammer und verfuhr ebenso, legte sie an die linke Brustwarze an. Beide Nippel nahmen einen wirklich hübschen, süßen Rotton an, die Farbe einer lustvoll stimulierten erogenen Körperstelle. Tsuzuku atmete laut und tief, die Bewegung seiner Rippen wirkte ruckartig und er stöhnte immer wieder auf, und als er die Augen öffnete und mich ansah, war da wieder diese süße Mischung aus Lust und Glück in seinem Blick, die mir solches Herzklopfen machte!

 

„Wie fühlt sich das an?“, fragte ich leise.

Tsuzuku lächelte, es schien ihm aber ein wenig die Sprache verschlagen zu haben, denn es dauerte einen Augenblick, bis er antwortete: „Es fühlt sich … gut an, oh fuck, so gut …! Richtig geil …!“

„Kanntest du das schon? Also, Nippelklammern und so?“, fragte ich.

„Von ganz früher, ja … Aber das ist so lange her … Ich hatte zwischendurch komplett vergessen, wie geil das ist …“

 

Ich sah Tsuzuku an, wie er da lag, die Hände in den Handschellen und mit den Klammern an den Nippeln und dem Plug im Loch, und eigentlich wäre jetzt der Moment gekommen, wo ich besagten Plug aus seinem Eingang ziehen und selbst in ihn eindringen sollte … Aber ich wollte noch nicht. Ich wollte es noch ein bisschen hinauszögern, hatte noch mehr Ideen, und auch die Sicherheit in mir, diese Ideen ausleben zu wollen und zu können.

 

Und so beugte ich mich wieder über ihn und begann, kleine Küsschen auf seinem Körper zu verteilen, von seinem Hals hinab über seine Brust mit den beiden Tattoos bis hin zu seinem Herzen, wo ich einen Moment verweilte, ehe ich dort ganz besonders zärtlich küsste, was Tsu, wie immer an dieser Stelle, heftig reagieren ließ:

Er stöhnte auf und ließ ein „Mehr …!“ vernehmen, das ich ihm gewährte, ich presste meine Lippen auf seine Haut, spürte seinen Herzschlag und er unterdrückte nur geradeso einen Schrei, der ihm als ein gepresstes „Nnnahhhh …!“ entkam, und er krallte seine Hände ins Kissen, die Kette der Handschellen klimperte dabei.

„Das magst du, mh?“, fragte ich, obwohl ich das eigentlich längst wusste, liebte er diese Berührung doch jedes Mal.

„Ja … Ich weiß auch nicht, warum, aber … das ist einfach … das Allerschönste …!“

„Und was magst du sonst noch? Was soll ich mir dir machen?“

Er sah mich an, leckte sich kurz über die Lippen, ehe er antwortete: „Was du willst, Liebster. Leb dich an mir aus …“

 

Und somit hatte ich nun seine Erlaubnis, und da das, was ich wollte, was ich mir auszuleben wünschte, meinen Erfahrungen mit ihm zufolge meist dem, was er mochte, ähnlich war, tat ich, wie er sagte:

Zuerst küsste ich weiter seinen Körper, über seinen flachen Bauch mit den spürbaren Muskeln bis zu seiner Leiste, wo ich das dort befindliche Tattoo mit besonders zärtlichen Küsschen bedachte, und war dann schon bei seinem Glied angekommen, das ebenso süße Küsschen erhielt.

Er reagierte mit süßen Seufzern, leisem Stöhnen, und sein Unterleib erbebte, pulsierte leicht, und dieses Pulsieren wurde deutlicher, als er die Beine weiter spreizte und die Knie anzog, mir sein Intimstes sehnsuchtsvoll geradezu präsentierte.

Streicheln, berühren mit den Händen, tat ich inzwischen so oft, weil wir ja oft zusammen duschten und es inzwischen zu einer Art Ritual geworden war, dass wir uns gegenseitig wuschen und das gerade auch im Intimbereich, sodass ich ihm jetzt die Berührung stattdessen mit meinen Lippen zuteilwerden ließ. Es war einfach noch so viel intimer als Berührungen mit den Händen.

Und so küsste und leckte ich sein Glied und Hoden, bis hin zu seinem Damm, und schließlich zog ich den Plug aus seinem zuckenden, erweichten Eingang und berührte auch diesen mit meinen Lippen. Tsuzukus Reaktion war ähnlich heftig wie meine damals, als er dasselbe zum ersten Mal mit mir getan hatte: Er schrie auf, drängte sich mir entgegen, mehr wollend, sein ganzer Körper erzitterte und schien einen endlos lang wirkenden Moment wie ‚zum Tier gemacht‘, als bestünde er aus nichts anderem mehr als purer Ekstase …

 

Ich hielt einen Augenblick inne, beobachtete die Reaktionen seines Körpers und beugte mich dann wieder runter, mein Herz klopfte aufgeregt und einen Moment lang spürte ich dann doch eine gewisse Scheu, doch ein erneutes, halb gestöhntes „Mehr, bitte …!“ riss mich da wieder heraus und mit, und ich wagte nun auch mit der Zunge und meinem dortigen Piercing den erregt geröteten Eingang zu berühren.

Und damit ließ ich meinem Mann offenbar wirklich alle Sicherungen durchknallen, er erbebte, bog sich und schrie, und als ich nur kurz von ihm abließ, kam er, ejakulierte überraschend und mit viel Samen, schwer atmend und unter unartikulierten Lauten überbordender Lust.

 

Ich legte mich neben ihn, er wandte sich mir zu und ich schloss ihn in meine Arme, drückte ihn fest an mich und wir blieben eine Weile so, bis er wieder zu Atem gekommen war und sein Körper sich wieder etwas beruhigt hatte. Ich löste vorsichtig die Klammern an seinen Nippeln, und dann nahm ich ihm die Handschellen ab.

„Das war gut …“, flüsterte er, nah an meinem Ohr, „Oh, Liebster, war das gut …!“

„Wusstest du, dass du das so magst?“, fragte ich.

Tsuzuku nickte. „Ja. Seit ich das bei dir gemacht hab, war ich selber neugierig darauf.“

„Ist ja schon ein bisschen sehr … versaut?“

„Na und?“ Tsu grinste mich an. „Ich steh auf so was. Und solange du es auch magst, ist’s doch kein Problem, oder?“

„Stimmt.“ Ich küsste ihn. „Und ja, ich mags auch.“

 

Ich setzte mich auf, griff nach meiner Tasche und als ich diese öffnete, kam Ruana daraus zum Vorschein. Ich hatte schon ganz vergessen gehabt, dass ich sie vorhin eingepackt hatte.

„Hast du unsere Kleine mitgebracht?“, kommentierte mein Mann Ruanas überraschendes ‚Auftauchen‘.

„Ja, sie wollte gerne mit.“

„Jetzt hat sie die Show aber ja verpasst.“ Tsuzuku fand das offensichtlich lustig, er lachte und stupste Ruana mit dem Finger auf die Nase. „War nur Kino für die Öhrchen …“

„Gibt ja noch eine“, sagte ich. „Ich bin noch nicht fertig mit dir, du schöner Mann.“

 

Ich zog die Vorhänge beiseite, griff mir die beiden auf dem Tischchen stehenden Gläser und die Champagnerflasche, öffnete diese vorsichtig, doch sie lief dennoch ein bisschen über, als ich den Verschluss abzog.

„Macht doch nichts.“ Tsuzuku grinste wieder. „Das Bettzeug ist eh versaut, da kann auch der Champagner überlaufen.“

Ich schenkte ihm zuerst ein, dann mir selbst, und wir tranken zusammen, und auch wenn ich Alkohol nicht so gewöhnt war wie Tsu, manchmal trank ich gern welchen. Und Champagner war wohl auch eher meins, allein schon wegen des Preises, aber ich wusste auch, dass Tsuzuku, wenn er trank, eher den etwas härteren Alkohol vorzog.

 

„Wow, der ist gut“, kommentierte er zu meiner Überraschung das teure Getränk. „Ich hatte echt lange keinen Sekt mehr, und dann gleich Champus …“

„Für den Honeymoon nur das Beste“, zitierte ich meine Mama, und dachte kurz an sie, und davon wurden mir dann doch die Wangen heiß, weil ich dachte: ‚Wenn sie wüsste, was Tsu und ich hier gerade tun …‘

„Na, an was hast du gerade gedacht, Meto-chan?“, riss Tsuzuku mich aus diesem Gedanken. Mir war wohl mal wieder alles anzusehen.

Ich versuchte, meine Verlegenheit wegzulachen, und antwortete dann: „Das hier hat Ma bezahlt. Wenn sie wüsste, was wir hier machen …“

„… würde sie dir zu mir gratulieren.“ Tsuzuku lachte.

„Das sowieso“, sagte ich. „Sie mag dich.“

Womit ich dann tatsächlich bewirkte, dass Tsu ebenfalls ein wenig rot wurde. Schon ein wenig seltsam, dass er, der im Bett keinerlei Scham zeigte, in einem anderen Modus schon von kleinen Komplimenten in Verlegenheit gebracht wurde. Aber irgendwie war das auch ziemlich süß.

 

Ich überspielte diesen kurzen Moment, indem ich mir Ruana griff und sie neben die Kopfkissen setzte, was ja gewissermaßen ihr Logenplatz war, für die, wie Tsuzuku es eben genannt hatte, ‚Show‘, die sie ja unbedingt mit anschauen wollte.

 

Aber zunächst hatte Tsu etwas anderes vor:

„Lass mal ne Runde ins Wasser, ich will baden“, sagte er und erhob sich.

Ich folgte ihm, wir liefen einfach nackt über den Sand und in das noch tageswarme Wasser. Die letzten Strahlen der schon nicht mehr sichtbaren Sonne verschwanden gerade hinter dem Horizont, das Licht verblasste und es wurde langsam dunkel, was die Kerzen noch besser zur Geltung brachte.

 

Tsuzuku nahm meine Hand, zog mich zu sich und umarmte mich, die eine Hand an meinem Rücken, die andere griff in meinen Nacken und er küsste mich, ganz süß und zärtlich.

„Ich liebe dich, Meto“, flüsterte er und küsste mich wieder. „Das eben, das war wirklich, wirklich schön. Und ich bin … ein bisschen stolz auf dich, weißt du?“

„Stolz? Warum?“

„Weil du so frei geworden bist. Abgesehen davon, dass ich es natürlich sehr genieße, wenn du so was mit mir machst, denke ich einfach auch, dass das gut für dich ist. Ich glaube, auch dass du inzwischen so viel besser sprichst, hat irgendwo damit zu tun, oder?“

Ich nickte, und Tsu’s Worte rührten mich. „Das kommt auch von dir“, sagte ich. „Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem, aus deiner Leidenschaft und meiner Liebe zu dir …“

Woraufhin Tsu mein Gesicht in seine Hände nahm und mich so liebevoll küsste, dass ich eine Gänsehaut bekam. Vielleicht war es aber auch nur das Meer, das mich durch die Kälte erschauern ließ …

 

Nach einer Weile wurde das Wasser dann uns beiden zu kalt, wir gingen zum Bett zurück und trockneten uns ab. Danach war uns nach einem weiteren Glas Champagner und ein, zwei Stück von den kleinen Kanapees, wobei ich es mir nicht nehmen ließ, Tsu damit zu füttern. Es war einfach zu süß, wie er sich dabei zeigte!

 

„Und jetzt? Rollentausch?“, fragte er dann.

„Wie du magst.“

Tsuzuku sah mich einen Moment lang nachdenklich an, dann schlich sich ein süßes Grinsen auf seine Lippen und er sagte, einfach so: „Wie wär’s, wenn wir das Ruana entscheiden lassen?“

„Was?!“

„Wär doch mal ne Idee, oder? Wir machen einfach eine Show für sie.“

Ich sah Ruana an, sie blickte zurück, und ich hatte das Gefühl, als hätte sie Lust darauf. Wenn ich mit ihr allein war, sprach sie in Gedanken mit mir, aber so, mit Tsuzuku dabei, schaute sie mich einfach nur an und ich hatte aber so die Ahnung, dass sie zu dem, was Tsu da vor hatte, Ja sagte.

„Na, was sagt sie?“, fragte Tsuzuku mich.

Ich lächelte, küsste ihn und flüsterte dann das in sein Ohr, was ich dachte, was Ruana gern sehen wollte: „Du hast dir doch heute Wäsche gekauft, oder? Zieh die an und tanz für mich.“

Tsuzuku reagierte so typisch darauf, genauso, wie ich ihn kannte, wenn er so viel Lust in sich trug: Er leckte sich über die Lippen, demonstrierte den Spalt in seiner Zunge, und seine Augen begannen zu leuchten, ihm gefiel die Idee.

 

Er stand auf, nahm das Tuch, mit dem ich ihm zuvor die Augen verbunden hatte, und legte es mir um, so dass ich nichts mehr sah. Ich hörte, wie er in meiner Tasche kramte und dort die Tüte von dem Sexshop fand. „Du hast die ja mitgebracht!“

„Ja. Ich dachte, du wirst da sicher Lust drauf haben, oder?“, antwortete ich.

Ich hörte, wie er die Vorhänge des Bettes hinter sich zu zog und über den Sand lief, dann kramte er in seiner Tasche, die neben dem Tischchen stand, und ich hörte seine Stimme, genauer gesagt Laute, die sich so anhörten, als brachte er sich in Stimmung, für was auch immer er vor hatte.

Schließlich hörte ich, wie er mich aufforderte, das Tuch abzunehmen und die Vorhänge zu öffnen, und ich tat es, um anschließend Ruana von ihrem Platz neben dem Kopfkissen zu nehmen und neben mich zu setzen.

Dann sah ich hin, was Tsuzuku tat: Er stand noch bei seiner Tasche, hatte sein Handy in der Hand und stellte den Ton lauter, und ich sah, dass er Musik anmachte, und ich brauchte nur einen winzigen Moment, bis ich das Stück erkannte: You can leave our Hat on.

 

„Tsu …!“, entkam es mir, denn dieses Stück war derartig klassisch, dass ich binnen zwei Sekunden eine ganze Reihe an wirklich erregendem Kopfkino vor meinem inneren Auge zu sehen bekam, das mir sehr bald starkes Herzklopfen machte.

Er hatte sein Hemd wieder an, und es war so lang, dass ich zuerst nicht erkennen konnte, was er darunter trug, aber ich konnte mir vorstellen, dass er das Hemd nur deshalb angezogen hatte, damit ich nicht gleich sah, was er heute in dem Laden in Kapa’a gekauft und jetzt angezogen hatte.

 

Sein Körper bewegte sich schon zu der eindeutigen, erregenden Musik, als er zur Wasserkante lief und sich vor meinen Augen in Position brachte. Ich saß ganz still und sah ihn nur an, wie er sich so göttlich lasziv über die Lippen leckte, seine Hände spielten mit seinem Haar und dann ließ er sie ganz langsam über den Stoff seines Hemdes wandern, bis er den obersten Knopf erreichte und diesen öffnete.

Ich wusste nicht, ob er Übung in so etwas hatte, noch von früher her, oder ob er einfach natürlich begabt darin war, aber die ganze Art, wie er sich hier vor mir bewegte, tanzte und dabei das Hemd auszog, hatte etwas so Lustvolles und Gekonntes, dass es mich natürlicherweise mit erregte.

 

Und als er am letzten Hemdknopf angekommen war, um es sich dann mit einer einzigen, fließenden Bewegung von den Schultern gleiten zu lassen, sah ich dann auch, was er darunter trug:

Einen Hüftslip aus schwarzer und roter Spitze, der dem Slip meiner Hochzeitswäsche vom Schnitt her sehr ähnlich war, mit winzigen Rüschen und Bindeschleifen, die so gesetzt waren, dass dieses Stück Reizwäsche sich wahrlich perfekt für eine Stripshow eignete.

Wieder leckte er sich die Lippen, und dann kam er auf mich zu, bewegte sich dabei so, dass ich kaum anders konnte als die ganze Zeit auf seinen Schritt zu schauen, und als er nur noch eine Armlänge entfernt vor mir stand, nur gerade so weit weg, dass ich ihn noch nicht berühren konnte, fing er an, sich selbst zu stimulieren. Angefangen oben bei Schlüsselbein und Halsbeuge, wo er, wie ich wusste, besonders sensibel war, über das ringförmige Implantat hinweg und dann weiter zu seinen Nippeln, wo er selbst mit den Piercings spielte, über seinen Bauch mit dem gepiercten Nabel bis zu seinem in dem Spitzenslip schon erigierten Glied, und das war der Moment, als sich ein Tropfen Speichel von meinen Lippen löste, herunter tropfte, und mir ein erregter Laut entwich … Mein Körper hatte längst zu reagieren begonnen, ich spürte den Pulsschlag in meinem eigenen Schritt und das vorfreudige Zucken weiter hinten …

 

„Na, gefällt dir das, Meto-chan?“, fragte Tsuzuku und kam noch ein wenig näher. „Du kannst es bestimmt kaum noch erwarten, nicht wahr?“

„… Ja …“, brachte ich heraus, es verschlug mir mal wieder fast die Stimme.

„Und? Was soll ich jetzt mit dir anstellen? Ich würde mich gern revanchieren.“

Ich sah ihn an, er blickte zurück und ich versank ein wenig in seinen Augen, die lustvoll leuchteten und einfach dazu einluden, ein wenig zu versinken …

„Nimm … mich …“, flüsterte ich und mein Körper reagierte weiter, ich spreizte schon wie von selbst ein wenig meine Beine und in dem Moment wurde die Anziehung zwischen uns geradezu magnetisch, erst recht, als Tsuzuku seine Hand wieder an sich selbst legte, um die erste Schleife seines Slips zu lösen.

„Na? Möchtest du das am liebsten selbst tun?“, fragte er und sah mich mit einer absolut lasziven Herausforderung im Blick an.

„J-ja …“, flüsterte ich.

Tsuzuku beugte sich vor, nahm meine Hand und legte sie an seine Hüfte, und so nah bei ihm spürte ich seine Lust und Erregung fast wie eine Vibration. Langsam zog ich an dem schwarzen, seidenen Band, bis sich die Schleife löste und die weiche Spitze von der heißen Haut abfiel, woraufhin Tsu meine Hand langsam zur anderen Seite führte, wo ich die dortige Schleife ebenso löste, die Spitze fiel und legte seine Erektion frei. Mein Loch zuckte stärker, ich spürte mein Herz vorfreudig klopfen.

 

Und in diesem Moment, so wie ich auf dem Bett saß und Tsuzuku vor mir stand und wir beide so erregt waren, dass weder er noch ich es noch lange herauszögern konnten … da veränderte sich auf einmal etwas.

Die Musik war schon aus und ich hörte etwas anderes, menschliche Stimmen und Schritte auf dem Sand. Zwei Stimmen, ein Mann und eine Frau, die Englisch sprachen und näher kamen.

Tsuzuku schien es noch nicht gleich bemerkt zu haben, er sah nur mich an, und dann passierten zwei Dinge zugleich: Mein Mann hielt seine Erregung nicht mehr aus und lag mit einem Mal auf mir, und die beiden Leute kamen so nah, dass ich sie durch einen Spalt in den Vorhängen auch sehen konnte. Sie blieben kurz stehen, so als wunderten sie sich über das Bett und die ganze Szenerie. Vielleicht waren sie auch Gäste desselben Hotels wie wir, schließlich war dieser kleine Strandabschnitt hier nicht öffentlich.

 

„Tsu …“, sprach ich meinen Mann leise an. „Ich glaube … wir sind nicht mehr allein hier …“

Tsuzuku hob den Kopf, sah mich an, und sein Blick auf meine Worte hin war schwer zu deuten, natürlich hatte er die Leute auch gehört und bemerkt, doch es schien ihn nicht wirklich zu stören oder zu beunruhigen. Stattdessen nahm seine Erregung eher noch zu, er atmete tief und schnell, und seine Härte deutete schon erste Stoßbewegungen an.

„Meto … ouh, fuck … das ist … nhh …!“ Seine Stimme bebte leicht, und sein warmer, süßer, nackter Körper bewegte sich auf meinem, schon in jenem lustvollen Rhythmus, während seine Hände gierig über meine Haut tasteten und zielsicher ihre liebsten Zonen meines Körpers fanden.

 

Aus seiner Reaktion konnte ich schließen, dass ihn das Wissen, dass uns jemand bemerkt hatte und vielleicht hören konnte, was wir hier taten, so erregte, es versetzte ihn in Aufruhr und Lust, das war unübersehbar. Er stand offensichtlich darauf, und eigentlich passte das auch durchaus zu ihm. Gesehen und gehört zu werden, bei so etwas wie Sex quasi erwischt zu werden, es war einfach ein weiteres ekstatisches Extrem, und so kannte ich ihn, dass ihm so etwas gefiel.

Und weil er es so gut verstand, mich in seiner Lust mitzureißen und meine eigene Ekstase aus mir heraus zu kitzeln, ließ ich ihn machen.

 

„Sind die Leute noch da?“, fragte er flüsternd.

„Ich weiß nicht … vielleicht?“, antwortete ich. „Stehst du da drauf?“

Tsuzuku hob wieder den Kopf, sah mich an und ich konnte wieder einmal gut in seinem Gesicht lesen, er war so gelöst, dass ich den Widerstreit zwischen seiner Lust und zugleich der Sorge, ich könnte ihn für verdorben oder exhibitionistisch halten, von seinen Zügen ablesen konnte.

„Keine Sorge, mein Herz“, sagte ich, als er nichts auf meine Frage antwortete.

„Wirklich? Ist das okay für dich?“

„Ja.“

Er sah mich weiter an, und ich spürte, wie seine Erregung mit einem Mal nachließ, seine eben noch so harte Erektion abklang, und dann fragte er ganz ernst: „Meto, ist das wirklich in Ordnung für dich? Wenn nicht, dann sag mir das bitte.“

 

Ich wusste erst wirklich nicht, was ich antworten sollte. Mit dieser Frage hatte Tsuzuku das weite Feld des Zwiespalts aufgemacht, das Schwanken zwischen meiner Scham und seiner Lust, zwischen dem Sich-mitreißen-lassen und meiner Unsicherheit … Und darunter stand deutlich spürbar seine Angst davor, etwas zu tun, das ich nicht wollte oder das sonst wie nicht gut war.

Ich fühlte, wie seine Stimmung gefährlich zu schwanken begann, es war ihm anzusehen und ich kannte die Zeichen dafür so genau. Und je länger ich nichts antwortete, umso unsicherer wurde er …

In meinem Kopf ratterte es, ich spürte meine Scham und die ganzen alten Ängste bezüglich meiner Sexualität, und zugleich hatte ich Angst, dass Tsuzuku jetzt innerlich abstürzte, weil er glaubte, mir zu viel zu sein und mich in seiner überbordenden Lust zu bedrängen …

 

Und hier jetzt in dem Wissen Sex zu haben, dass wirklich jemand in der Nähe war und es mitbekam, das löste eben doch noch diese Scham in mir aus …

Bei der ersten Runde vorhin hatte ich das gut ausblenden können, und da war ja auch niemand da gewesen, aber jetzt konnte ich die Stimmen der fremden Leute in dem kleinen Wäldchen in der Nähe hören, durch das wir vorhin her gekommen waren. Und sie hörten sich so an, als würden sie sich dort länger aufhalten wollen.

 

„Meto?“, sprach Tsu mich an, und jetzt wirkte er wirklich verunsichert. „Sag, bitte …“

„Ich weiß nicht …“, brachte ich leise heraus.

„Du weißt nicht, ob du … was?“

„Ob ich … na ja, ob ich das so kann, mit Leuten in der Nähe und so …“

Er konnte mich kaum ansehen, als er fragte: „… Schämst … du dich?“

 

Die Situation drohte uns zu entgleiten, und ich wusste, wenn ich jetzt zuließ, dass Tsuzuku sich noch mehr darüber abwertete, etwas tun zu wollen, dessen ich mich schämte, dann würde das hier in einer emotionalen Katastrophe enden. Das fiese kleine „Stimmchen“ in meinem Hinterkopf, das Tsuzukus Angst und seine Not „manipulativ“ nannte, durfte einfach keine Macht erlangen, denn das war nicht mein eigenes „Stimmchen“, das waren Aussagen von Leuten, die unsere Beziehung von außen sahen und nicht verstanden.

Diese Leute verstanden nicht, wie und warum ich meine Prioritäten setzte, und dass Tsuzuku und das, was er brauchte, für mich absolut a priori war. Ich hatte ihn schließlich geheiratet, und für ihn da zu sein erfüllte mich nach wie vor einfach so sehr. Es war erfüllender als alles andere, was ich je getan hatte, und darum war ich gewillt, meine Scham und meine Unsicherheiten wieder und wieder nieder zu ringen, wenn diese Beziehung es erforderte.

 

„Es ist okay“, sagte ich, und war froh, dass meine Stimme halbwegs fest klang. „Es ist egal, ob ich … mich schäme. Du hast mir schon so viel Scham abgewöhnt, und ich will, dass du damit weiter machst.“

„Ist das nicht … zu viel? Geht das nicht zu weit?“, fragte er, immer noch unsicher. „Ich hab so Angst, dass ich … dich zu was überrede und zwinge …“

Ich sah ihn an, legte meine Arme um seinen Nacken und drückte ihn an mich. Die ganze Situation war so wirr und kompliziert … Dinge, die Leute von außen denken könnten, und um die Tsuzuku sich Sorgen machte, weil er Angst hatte, mir zu viel zu sein oder etwas falsch zu machen … Und dabei wollten wir doch eigentlich nur eine wundervolle Nacht am Strand verbringen!

Mit diesem Gedanken an das, warum wir eigentlich hier waren, kehrte plötzlich die Lust wieder in meinen Körper zurück, ich spürte ihn reagieren.

„Lass das mal alles außen vor“, sagte ich. „Tsu, ich bin mit dir hier, weil ich Sex am Strand will, und ich will, dass du so wie immer bist und mich führst und mitreißt, und dass du mich so geil machst, dass ich meine Scham nicht mehr spüre.“

Er spürte wohl auch, wie mein Körper wieder heiß wurde, sah mich an und fragte: „Wirklich?“

„Ja“, sagte ich. „Wirklich.“

Einen Augenblick lang lauschten wir beide auf die Stimmen der Leute im Wäldchen, sie waren noch da, aber nur leise und weit weg.

„Kannst du sagen, was genau … dich daran anmacht, dass jemand uns hören könnte?“, fragte ich.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Tsu, „Es fühlt sich halt einfach irgendwie … geil an.“ Er senkte sich wieder auf mich nieder, ich umarmte ihn, und dabei fing mein Körper an, auf seinen einzugehen, und ich spürte, wie seine Erektion zurückkehrte.

 

Kurz lösten wir uns voneinander, aber nur, damit ich weiter aufs Bett rücken konnte und Tsuzuku die Vorhänge des Bettes hinter uns zuzog.

Sogleich danach umarmte ich ihn wieder, und er war jetzt wieder so erregt wie zuvor, seine heißen Hände tasteten über meinen Körper, von meinen Nippeln aus weiter runter, zwischen meine Beine, wo seine eine Hand meinen Hintern packte, und die andere mein Loch fand und es zu stimulieren begann.

Ohne sich von mir zu lösen, griff er dann nach dem Gleitgel, benetzte seine Finger damit und fuhr dann fort, meinen Eingang vorzubereiten. Mein Inneres empfing ihn freudig, und mein Körper reagierte wie von selbst, ließ sich animieren und mitreißen, ich klammerte mich an ihn und mir entwich ein erstes Stöhnen, welches Tsuzuku mit einem spontanen Kuss auffing.

„Geht schon ganz leicht“, flüsterte er in mein Ohr. „Dein Loch wird so schnell weich …“

„Natürlich.“

„Will es mich in sich aufnehmen?“

Seine Direktheit verschlug mir die Stimme und ich nickte nur, brauchte auch nichts sagen, mein Körper sprach für sich und ich spürte ein wildes Flattern in mir.

 

Und als er dann endlich mit einem lustvollen Ruck in mich eindrang, selbst einen Schrei unterdrückte und sofort zu stoßen begann, so überaus erregt war er, da reagierte mein Loch so sehr darauf, wie ich es kaum je vorher gespürt hatte.

Irgendwas in meinem Kopf hatte sich verändert, ich hörte die entfernten Stimmen der fremden Leute und spürte hier meinen über alles geliebten Mann auf und in mir, und irgendwie machte das etwas mit mir, ich spürte ein starkes Pulsieren des Muskels und wie sich mein Körper dem meines Mannes geradezu entgegen ritt.

„Analorgasmus“ war das Wort, das mir durch den Kopf schoss. Ich hatte irgendwo mal gehört oder gelesen, dass es das gab, dass manchmal nur der Damm und der Muskelring ganz selbst reagierten. Ich hatte nur nicht gedacht, dass mein Körper so was konnte, allein wegen der Verspannungen, aber das, was ich hier verspürte, war ziemlich eindeutig.

 

Ich sah Tsuzuku an, sah die Lust in seinem schönen Gesicht, und mit einem Mal schrie er auf, trieb sich kraftvoll in mich, wieder und wieder, und ich spürte seinen Samen, es war so viel, dass es an seinem Glied vorbei heraus lief.

„Meto … Liebster …“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ohhh …“ Er sank auf mich, noch immer in der Bewegung wie gefangen, nur langsam beruhigte sich der Rhythmus, und ich spürte seinen hämmernden Herzschlag.

Mein Körper fühlte sich heiß und weich und wie zerschmelzend an, so als saugte er Tsuzukus Nähe und Wärme in sich auf, und ich liebte dieses Gefühl, dieses Eins-sein so sehr! Und selbst, wenn es ein bisschen weh tat, weil Tsu mich in seiner starken Lust und Energie doch recht hart rangenommen hatte, das machte mir nichts aus, denn das Gefühl, eins mit ihm zu sein, überdeckte alles andere.

 

Und es war noch nicht vorbei, denn als er sich wieder aufrichtete und langsam rauszog, während seine Lippen meine Brust mit kleinen Küsschen übersäten, kam ich endlich, spürte, wie ich mich zwischen uns ergoss.

Tsu lachte leise, küsste mich und bewegte sich weiter runter, um dann sich über meinen Bauch zu beugen und meinen Samen abzulecken. Es erinnerte mich an unserer allererste Nacht, da hatte er das auch getan, und die Erinnerung machte mein Herz ganz warm.

„Ich liebe dich, weißt du das?“, sprach ich, und er sah mich an und nickte.

„Ja, weiß ich. Weiß ich gerade wirklich …“

„Das ist schön“, sagte ich.

 

Tsuzuku lächelte und legte sich neben mich, seinen Arm um mich, seine Hand streichelnd an meiner Halsbeuge. „Und du weißt auch, wie unglaublich du bist, oder?“, fragte er.

Ich wusste, was er meinte, und nickte. „M-hm.“

„Ich frage mich manchmal, wie du das machst. Aber vielleicht … hab ich nur einfach keine Ahnung von selbstlosen Menschen …“

„Ich bin nicht selbstlos“, antwortete ich. „Ich hab da auch was von. Abgesehen davon, dass du nämlich ein wirklich grandioser Liebhaber bist … hab ich dich nicht geheiratet, weil ich ein gutes Werk tun wollte, sondern weil ich dich, ganz genau dich, unfassbar attraktiv finde und gern habe.“

Ich wusste, dass ich ihn mit solchen Worten in Verlegenheit brachte, und deshalb fügte ich noch etwas hinzu, von dem ich hoffte, dass es ihm damit leichter fiel, meine Liebeserklärung anzunehmen: „Und wenn du dir schon nicht vorstellen kannst, dass ich dich für deine Art und dein Wesen mag, dann denk dir vielleicht einfach, dass ich nun mal schwul bin und du einen wirklich geilen Schwanz hast, okay?“ Ich spürte, wie diese Worte, die ich noch nie so ausgesprochen hatte, mich erröten ließen, aber offenbar erreichten sie ihr Ziel, denn Tsuzuku lachte auf und erwiderte: „Okay.“

 

Eine Weile lagen wir so, der Wind vom Meer bauschte die Vorhänge und wir hörten das Geräusch der Wellen, irgendwo waren nächtliche Vögel zu hören, und die Stimmen der beiden Leute waren längst weg.

Wenn ich daran dachte, dass meine Angst und Scham vorhin so groß gewesen waren, und wie ich mich jetzt, nur wenig später, so ganz anders fühlte, erschien mir das als etwas, das ich soeben gelernt hatte: Meine Ängste und Unsicherheiten wurden spürbar weniger, manchmal kamen sie noch hoch, aber es gelang mir jedes Mal ein wenig besser, sie zu bezwingen.

Der schüchterne, fast stumme Yuuhei, der stotterte und Angst hatte, und der Worte wie „Sex“ und „Schwanz“ nur sehr leise, stotternd und knallrot heraus gebracht hatte, das war ich kaum mehr. Und der Grund dafür, dass ich mich so gut weiter entwickelt hatte, lag hier neben mir, schmiegte sich liebevoll an mich und wirkte in diesem Moment so glücklich, dass ich wusste, es hatte sich gelohnt.

„Meto?“, brach er leise die Stille, „Was denkst du gerade?“

„Dass ich durch dich so viel gelernt habe …“, antwortete ich.

„Echt jetzt?“

„Ja. Ohne dich wäre ich nie so mutig geworden. Und ich mag das, ich wollte immer so sein …“

„So … direkt und so?“

„Ja, einfach zu sagen, was ich denke, und mich nicht zu schämen, weil ich Lust empfinde. Zu mir stehen und so was … das konnte ich früher nicht.“

Tsuzuku hob den Kopf, sah mich einen Moment lang an, und dann küsste er mich, lange und liebevoll und ein bisschen zittrig, weil es ihn rührte, und ich dachte nur daran, dass ich ihn wollte und liebte, und wie sehr.

 

„Wie siehts aus, wollen wir zurück oder hier schlafen?“, fragte er dann.

„Wie du magst“, antwortete ich. „Wenns dir nicht zu kalt wird, können wir die ganze Nacht hier bleiben, und dann morgen früh zurück ins Hotel.“

„Kalt ist mir nicht.“

„Dann bleiben wir hier.“ Ich zog die Bettdecke heran, die zusammengefaltet neben dem Kissen lag, und fing an, sie auszubreiten. „Eine Decke ist auf jeden Fall da.“

Tsu stand noch mal auf, holte das Tablett mit den Snacks und die Champagnerflasche ins Bett und schenkte sich noch ein Glas ein.

„Hast du Hunger?“, fragte ich.

Er nickte, schob sich eins der Häppchen in den Mund und nahm einen Schluck. Dann bot er mir auch etwas an, und so aßen wir zusammen das Tablett leer, wobei es, wie wir das nun mal gern so machten, ein gegenseitiges Füttern wurde.

Und als die Kerzen in den Laternen heruntergebrannt waren, aus gingen und es ganz dunkel wurde, legten wir uns zusammen hin, ganz nah und unter der Decke zusammen gekuschelt, Tsuzuku und ich und Ruana.

Tsu war bald eingeschlafen, und ich lag noch ein wenig wach, spürte seinen nackten, warmen Körper an meinem und hörte die Wellen rauschen, es war so ruhig und friedlich, dass es mich irgendwie rührte, und ich hatte ganz kurz sogar Tränen in den Augen, einfach weil es so schön war.

Die letzten Tage auf Hawaii vergingen wie im Flug, und zu schnell, viel zu schnell, war der Tag gekommen, an dem wir unsere Koffer wieder packten, die Lodge verließen und schließlich im Taxi zum Flughafen saßen.

 

Ich fühlte mich seltsam leer und schwer, und als wir schon fast am Flughafen waren, liefen mir auf einmal die Tränen übers Gesicht.

Meto sah mich an, doch er schien nicht überrascht, dass ich weinte. Stattdessen nahm er meine Hand in seine, drückte sie und streichelte mit dem Daumen über meinen Handrücken.

„Bist du traurig, weil es hier so schön war?“, fragte er leise.

Ich konnte nur nicken, meine Stimme versagte und ich musste noch mehr weinen.

Meto sagte auch nichts darauf, er schloss mich einfach nur ohne ein Wort in seine Arme und hielt mich fest.

„Ich hab … so Angst, weil … mir ging es hier so gut … und wenn wir jetzt wieder zu Hause sind … dann … ich hab solche Angst, dass es mir … dann wieder schlecht geht …!“

Meto drückte mich fest an sich, streichelte meinen Rücken und sagte dann: „Ich bin auch ein bisschen traurig. Es war wirklich schön hier und da ist es ganz natürlich, dass man traurig ist, wenn man wieder heim fährt.“ Er sah mich an und fügte noch hinzu: „Du hast Angst vor der Angst, nicht wahr?“

Ich nickte.

„Und selbst wenn es dir zu Hause wieder nicht gut geht: Wir kennen das doch. Und ich bin bei dir, mein Herz.“

 

Wie selbstverständlich er das sagte! E fiel mir immer noch schwer, das wirklich zu verstehen. Er war bei mir und wollte auch in meinem dunklen Momenten bei mir sein, und der Teil von mir, wo ich mich so wertlos und kaputt fühlte, verstand das einfach nicht.

Doch dann fiel mir wieder ein, was Meto in unserer Liebesnacht am Strand gesagt hatte: „Denk einfach daran, dass ich schwul bin und du einen geilen Schwanz hast.“ Der Gedanke daran ließ mich lächeln, und tatsächlich fegte er für einen Moment meine ganze Traurigkeit davon. Meto sah das und fragte, ebenfalls lächelnd: „Na, an was hast du jetzt gedacht?“

„An das, was du in unserer Strandnacht gesagt hast.“

Mein Liebster lachte auf, und dann küsste er mich. „Gut so.“

So war das einfach bei mir: Sobald es um Sex ging, oder irgendwelche diesbezüglichen Ein- oder Zweideutigkeiten, ging es mir gut, dann vergaß ich alles andere und konnte wieder befreit lachen.

Den Rest der Fahrt über dachte ich an diese schöne Nacht am Strand, und Metos Hand, die meine hielt, erinnerte mich an seinen süßen Körper und seine liebevollen Worte und Zärtlichkeiten.

 

Der Flug war wieder zweigeteilt, erst von Kauai nach Honolulu, und dann von da aus zurück nach Tokyo.

Als wir nach dem ersten Flug in Honolulu warten mussten, nahm ich wieder eine Tablette, aber eher vorsorglich, weil ich mich unsicher fühlte. Meto hielt die ganze Zeit lockeren Körperkontakt zu mir, berührte meine Hand, und es schien, als fühlte er so ab, wie es mir ging.

Im Flieger nach Tokyo stellte ich meinen Sitz zurück und versuchte, den Flug über zu schlafen, aber die Tablette reichte dafür nicht und so lag ich einfach mit geschlossenen Augen und Musik auf den Ohren da, und unterbrach das nur, wenn Meto kurz abcheckte, ob es mir gut ging.

Irgendwann verlor ich das Zeitgefühl, das ja durch den langen Flug sowieso durcheinander geraten wäre, und in einer Art Halbschlaf fühlte sich Metos Nähe seltsam intensiver an, es schien fast so, als seien wir für einen Moment wie „allein auf der Welt“ …

Draußen vor dem Fenster war es dunkel, unter uns die Wolken und über uns die Sterne, und es war ein schönes Gefühl, wie Meto meine Hand hielt, sein Daumen streichelte unter meinem Handgelenk, an der Innenseite … Ich spürte, wie er meine Narben berührte, es fühlte sich immer ein bisschen seltsam an, wie eine Mischung aus Scham und … etwas, für das mir ein wenig die Worte fehlten. Dass Meto mich so annahm, wie ich war, und die Spuren meiner Selbstverletzungen mit so einer Zärtlichkeit in den Händen berührte, das rührte mich sehr …

 

Irgendwann musste ich doch eingeschlafen sein, denn ich wachte auf und sah Meto in seinem Sitz liegen und schlafen. Er hatte Ruana im Arm, was unglaublich süß aussah, und da er heute kein Makeup trug, sah sein Gesicht so weich und lieb aus, seine vollen Lippen und die kleine Stupsnase mit dem Septum-Piercing wirkten ohne das bunte Makeup noch viel süßer.

Ich hob die Hand und fuhr ganz sachte mit meinem Zeigefinger über Metos Nase, seine gepiercten Lippen entlang bis zu seinem Hals, und er gab im Schlaf einen leisen Laut von sich.

In dem Moment war die Stimme der Stewardess aus dem Lautsprecher zu hören, sie kündigte die Landung in Tokyo für in etwa einer Stunde an.

 

„Aufwachen, mein Liebster“, flüsterte ich in Metos Ohr und küsste ihn zärtlich. „Wir sind bald da.“

Am Horizont hinter den sich langsam golden färbenden Wolken kamen jetzt die ersten Sonnenstrahlen hoch, und ich schaute aus dem Fenster und blickte direkt in den schönsten Sonnenaufgang meines Lebens.

„Meto, schau mal!“

Ich drehte mich zu ihm um, er wurde gerade wach.

„Mh?“, machte er. „Was denn?“

„Gib dir das, die Sonne geht gerade auf!“

„Ist schön, ne?“

„Ja! So was hab ich noch nie in echt gesehen, Sonnenaufgang vom Flugzeug aus!“

Meine kindliche Freude über den Sonnenaufgang schien meinen Liebsten zu amüsieren, er lachte und küsste mich dann. „Du bist echt süß, Tsuzuku.“

Und so sahen wir uns zusammen den Sonnenaufgang über den Wolken an, bis es richtig hell wurde und die Wolkendecke so durchlässig, dass wir den Ozean darunter sehen konnten.

 

„Wie viel Uhr haben wir?“, fragte Meto, und weil meine Armbanduhr noch in hawaiianischer Zeit lief, checkte ich die Weltuhr in meinem Handy. Es war halb fünf am Morgen, und wie zu erwarten fühlte sich diese Uhrzeit komisch an.

„Wird heiß sein, wenn wir aussteigen“, sagte Meto nach einem Blick auf sein eigenes Handy. „Tokyo hat gerade sechs Grad mehr als Honolulu.“

„Echt?“

„Ja. Hawaii liegt zwar südlicher, aber mitten im Pazifik, und in Tokyo zieht gerade eine Hitzewelle rüber.“

 

Tatsächlich war es unglaublich warm, als wir landeten und aus dem Flieger stiegen. Die Luft war so feucht, dass es mir den Atem verschlug, und irgendwo in der Nähe musste eine Grünfläche sein, denn der schrille Lärm hunderter Zikaden empfing uns.

„Japanischer Sommer, da sind wir wieder …“, kommentierte ein älterer Herr vor uns diese Temperatur- und Geräuschkulisse, und recht hatte er.

 

Und ich, zum ersten Mal in meinem Leben von einer Auslandsreise zurück, fühlte einen eigenartigen „Kulturschock“, ich war in der Zeit auf Hawaii so „raus“ gewesen, dass mir Japan auf einmal seltsam anders erschien. Das Gekreische der Zikaden nervte mich, und als wir das Flughafengebäude betraten, störten mich dort plötzlich so ganz banale, japantypische Kleinigkeiten, die ich auf Hawaii beinahe vergessen hatte.

Meto bemerkte, dass ich unruhig wurde, und fragte, was los sei, und ich wusste nicht recht, wie ich meine Empfindungen erklären sollte.

„Jetlag auf allen Ebenen“, sagte ich nur.

„Das ist normal, Tsu. Geht mir auch so“, antwortete er und nahm wieder meine Hand. Dann sah er mich an und fragte: „Wollen wir noch ne Nacht in Tokyo bleiben, und dann erst nach Hause? Ich hab den Eindruck, dass du mir jetzt im Shinkansen nach Komatsu abklappen würdest …“

Womit er Recht haben konnte. Ich war wirklich ziemlich fertig und konnte mir auch kaum vorstellen, jetzt noch stundenlang im Zug zu sitzen.

 

Das Hotel, in dem wir dann den Tag verbrachten, uns ausruhten und versuchten, mental wieder in Japan anzukommen, lang in einer relativ ruhigen Gegend.

Wir gingen nur einmal kurz ein wenig spazieren und lagen sonst nur im Zimmer auf dem Bett. Meto war mit seinem Handy beschäftigt und ich lag vor allem da und konnte kaum irgendwas tun, weil mir alles zu viel war.

 

Am nächsten Morgen verschliefen wir beide, waren dann aber wach und nahmen für die letzte Etappe nach Hause den Shinkansen. Meto hatte gut daran getan, dass wir uns vorher ausruhten, denn der Zug war wie immer ziemlich voll und in dem Zustand nach dem Flug hätte ich das nicht gepackt.

 

Im Zug bekam ich dann eine Nachricht von Koichi. Meto hatte ihm schon geschrieben, dass wir wieder von Hawaii zurück waren, und jetzt wollte Ko wissen, wie es mir ging.

„Geht. Bin super müde …“, schrieb ich.

„Ist ja normal nach so einem Trip“, schrieb Ko zurück.

„Hawaii war so schön …“, schrieb ich

Und Koichi antwortete: „Das hat dir gut getan, oder? Mal ganz raus zu kommen?“

„Ja …“

„Alles klar, Tsuzuku, wir sehen uns dann die Tage, ich komme mal vorbei.“

 

Und auf einmal war ich wieder so traurig. Dass der Honeymoon vorbei war, dass wir wieder hier waren und der Alltag wieder begann … Ich hatte immer noch solche Angst, dass damit auch meine Krankheit wieder stärker und präsenter sein würde …!

Meto bemerkte, dass ich den Tränen nah war, er umarmte mich, und das bewirkte aber, dass ich wirklich mitten im Zug vor allen Leuten in Tränen ausbrach.

„Alles gut, Tsu, ich bin bei dir …“, sagte er leise und streichelte meinen Rücken, drückte meinen Kopf sachte an seine Schulter, um mich ein wenig vor den Leuten zu schützen.

„Ich hab … so Angst …!“

„Ich weiß, mein Herz, ich weiß …“

Es dauerte eine Zeit, bis ich mich wieder gefangen hatte, und dann waren wir auch bald da, mussten nur noch die kleine Bahn nach Hause nehmen. Diese Fahrt verlief ruhig, ich war auch ziemlich fertig und müde, und Meto drückte mir Ruana in die Hand, und tatsächlich hatte es etwas Beruhigendes, einen lieben, weichen, flauschigen Teddy im Arm zu haben …

 

Zu Hause zog ich mich sofort aus und fiel völlig müde und kaputt ins Bett, jeder weitere Schritt wäre mir zu viel gewesen, und das letzte, was ich an diesem Tag bewusst mitbekam, waren Metos Arme um mich und Ruanas weiches Fell an meiner Haut.

 

Ich schlief tief, traumlos und lange, und als ich langsam wieder wach wurde, war es heller Tag. Ich lag im Bett, Ruana neben mir, aber Meto war nicht da. Doch als ich wieder wusste, dass ich zu Hause war und die Umgebung hörte, nahm ich Metos Stimme aus Richtung der Küche wahr, und er war nicht allein. Ich hörte Tellerklappern, und Koichis Stimme, woraus ich schloss, dass die beiden zusammen frühstückten, während sie mich hatten schlafen lassen.

 

Langsam erhob ich mich, und weil ich bis auf die Unterhose nackt war, ging ich erstmal ins Bad, wo mein Bademantel hing, und zog den über. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, kam in die Küche und wurde gleich von Koichi begrüßt: „Hey Tsu! Na, bist du aufgestanden?“

Meto drehte sich zu mir um, stand auf, und ich bekam einen Guten-Morgen-Kuss.

„Setz dich doch dazu“, sagte Koichi. „Oder magst du noch nichts essen?“

„Bin noch nicht wach dafür“, antwortete ich und unterdrückte ein Gähnen.

„Dann brauchst du Kaffee“, war Koichis Antwort darauf, und er nahm eine leere Tasse, stellte sie unter die Kaffeemaschine.

 

Bis der Kaffee fertig war, ging ich zum Fenster, wollte rauchen und stellte dann aber fest, dass meine Zigaretten nicht da waren, die befanden sich wohl noch in meinem Handgepäck. Ich hatte auf Hawaii deutlich weniger geraucht, ohne recht zu wissen, warum, aber jetzt brauchte ich eine Zigarette, also ging ich ins Schlafzimmer und suchte in meinem Rucksack danach. Bis ich die Schachtel und mein Feuerzeug gefunden hatte, war der Kaffee fertig, und Koichi fragte laut, ob ich Zucker oder Milch wollte.

„Schwarz, wie immer“, antwortete ich.

„Alles klar!“ Koichi lachte. „Das hat sich also nicht verändert.“

„Hat sich sonst was verändert?“, fragte ich, als ich wieder in der Küche war.

„Irgendwie schon. Du wirkst entspannter.“

„Er hat weniger geraucht auf Hawaii“, sagte Meto.

„Ich weiß aber nicht, wie ich das geschafft hab … keine Ahnung …“, antwortete ich.

„Ist ja okay“, sagte Koichi.

 

Ich öffnete das Fenster und rauchte meine erste Zigarette seit fast zwei Tagen. Wie ich es geschafft hatte, auf Hawaii deutlich weniger zu rauchen, war mir ein Rätsel, aber jetzt, wieder zu Hause, brauchte ich es wieder. Ich hatte schon den Gedanken, dass das Rauchen irgendwo mit meiner Anspannung zusammen hing, aber das zu wissen bedeutete eben noch lange nicht, dass ich etwas daran hätte ändern können.

 

Nach der Zigarette und dem Kaffee fühlte ich mich dann auch wach genug, um etwas zu essen. Meto hatte mir schon ein Marmeladenbrot gemacht, und während ich das aß, machte er mir ein zweites.

„Du hast es gut, Tsu, du wirst von Meto rundum versorgt“, kommentierte Koichi das.

„Macht Mikan dir kein Frühstück?“, fragte ich.

„Nee. Sie bringt höchstens belegte Brötchen vom Bäcker mit.“

„Na ja, ihr wohnt ja auch nicht zusammen.“

„Das auch. Aber Mikan ist einfach keine große Küchenfee. Und Essen hat bei uns auch nicht diesen … besonderen Stellenwert wie bei euch.“

„Besonders?“

„Na ja, Mikan und ich haben kein gegenseitiges Fütter-Ritual oder so, wie ihr …“

 

Während ich die zweite Scheibe Brot aß, holte Meto sein Handy und schaute darin irgendwas nach, ich wusste erst nicht, was, aber dann schlich sich ein so niedliches Lächeln auf seine Lippen, dass ich ahnte, was er sich ansah: Entweder irgendwas, das mit Sex zu tun hatte, oder aber kleine Tierbabys.

„Na, Liebster, was siehst du dir an?“, fragte ich, beugte mich vor, und er hielt mir das Handy hin.

„Katzenzüchter-Homepages“, antwortete Meto auf meine Frage.

„Katzenzüchter?“, wiederholte Koichi fragend. „Wollt ihr euch ein Haustier zulegen?“

„Vielleicht“, sagte Meto.

„Wie süß!“ Koichi strahlte. „Müsst ihr nur den Vermieter fragen, aber ich glaube, das geht hier okay mit Tiere halten.“

Ich nahm Meto das Handy aus der Hand und sah mir die Seite, auf der er war, selbst mal genauer an. Es war die Homepage einer privaten Katzenzüchterin in unserer Stadt und gleich auf der Titelseite ganz oben war zu sehen, dass sie gerade einen Wurf kleiner Katzen zu vermitteln hatte. Es war auch ein Foto dabei, sieben kleine graue und weiße Katzenbabys in einem Körbchen, eins fluffiger und süßer als das andere.

Koichi lachte, als mir ein leises „Awww“ entwich, und offenbar sprach mein Gesicht Bände.

„Tsuzuku hat sich verguckt“, grinste Ko. Und weil ich zu allem Überfluss auch noch errötete, lachte er noch mehr.

„Ko!“, protestierte ich, aber es hatte keinen Sinn.

„Tsu hat also eine heimliche Liebe zu kleinen, fluffigen Babykatzen, ja?“

„Lass mich, Ko, ich mag halt Tiere …“

„Als wir mal im Zoo waren, hätte er am liebsten ‘ne kleine Ziege adoptiert“, sagte Meto, stand auf und umarmte mich. „Und jetzt gibt’s ne kleine Katze, Ziegen leben ja nicht gern im Haus.“

„Ich hatte so lange kein Haustier mehr …“, sagte ich leise und dachte an meinen Hund früher.

„Ist ja auch schön, wenn man eins hat. Und vielleicht tut es dir gut, ne?“, sagte Koichi.

 

Koichi blieb dann nicht mehr lange, er hatte Mittagsschicht im Café und wollte sich vorher noch mit Mikan treffen.

Da ich ja noch nicht für den Tag angezogen war, wollte ich erst mal ins Bad, aber Meto schien eine andere Idee zu haben: Kaum war Koichi zur Tür raus und wir beide wieder allein, fand ich mich in einer festen Umarmung von hinten wieder, Meto schmiegte sich an meinen Rücken, und seine Hände vorn öffneten zielsicher den Gürtel meines Bademantels.

 

„Was wird das?“, fragte ich.

„Na, was wohl?“, schnurrte mein Liebster an meinem Rücken.

„Ich wollte jetzt eigentlich duschen gehen.“

„Vergiss es. Es sei denn, du nimmst mich mit.“

„Meto? Was ist los?“, fragte ich noch mal. Ich versuchte, einfach los zu gehen, doch er hing an mir wie eine verliebte Klette.

„Ich bin geil auf dich, du schöner Mann. Das ist los“, antwortete er und ich konnte ihn lächeln hören.

„So direkt heute?“

„Hab ich doch von dir.“

Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um, und kaum dass sich unsere Blicke getroffen hatten, knutschte er mich gegen die Wand neben dem Fenster, sein weicher Mund mit den vollen Lippen verschlang meinen geradezu, er schob mir seine Zunge in den Mund und sein Körper an meinem erbebte. Zwischen den Küssen kamen Worte über seine Lippen, so lustvolle Worte: „Tsu…zuku … weißt du … ahh, dass du … mich so … fucking geil machst?“

Ich hatte zwar keine Ahnung, was genau ihn gerade so sehr erregt hatte, aber dem zu widerstehen, kam einfach nicht infrage! Er war immerhin mein Ehemann, und abgesehen davon, dass ich selbst es ihn ja gelehrt hatte, seine Lust so zu zeigen, war ich selbst einfach niemand, der eine so lustvolle Einladung hätte ausschlagen können.

 

Und so ließ ich mich von ihm ins Schlafzimmer führen, wo er einfach seine Hose öffnete und runter ließ, und mir dann den Bademantel vom Körper zerrte. Meine Shorts fielen ebenso zu Boden, und im nächsten Augenblick fand ich mich rücklings auf dem Bett liegend wieder, mit einem binnen Sekunden aufs Äußerste erregten Meto auf mir, der meinen Körper mit lustvollen Küssen übersäte. Er war so geil, dass ich nichts weiter tun musste als es zu genießen, und das, was er zwischen den Küsschen und Naschereien von meiner Haut zu mir sprach, war so erregend, dass es mir einen süßen Schauer über den Körper schickte:

„Tsu, weißt du eigentlich, wie … männlich ich dich finde? Und je mehr du Stück für Stück meine Lust freisetzt, je mehr du mich lehrst, dass es keine Schande ist, als Mann einen Mann zu lieben … umso glücklicher machst du mich!“

Sein Körper auf meinem deutete schon erste Stöße an, und meine Hand griff intuitiv sein Glied und begann, mit den Stößen mitzugehen. Und während sein Mund an meinem Hals saugte und mir wahrscheinlich einen ordentlichen Knutschfleck verpasste, stieß sein heißer Schwanz in meine Hand, und ich sah hin und dachte an die Komplimente, die ich manchmal für die Form meiner Hände bekam.

Und als könnte Meto wieder mal meine Gedanken lesen, flüsterte er mit vor Lust zitternder Stimme in mein Ohr: „Du hast so … unglaublich geile Hände …“

Ich musste lächeln. „Ich weiß.“

 

Es bleib heute beim „Sich gegenseitig einen runterholen“. So wie ganz zu Anfang, als Meto so unsicher und verspannt gewesen war, dass ich nicht in ihn hatte eindringen können. Nur war er jetzt so viel freier, und der einzige Grund, warum wir das Eindringen jetzt sein ließen, war, dass es schnell gehen sollte, wir waren beide so erregt, dass ein Vorbereiten seines oder meines Lochs uns zu lang gedauert hätte.

 

Danach gingen wir zusammen duschen, so wie eigentlich immer, und am Ende war ich dann wieder derjenige, der nicht mehr genug bekam: Wir standen unter dem warmen Regen und ich wollte Meto am liebsten nie mehr loslassen, weil die Wärme, die seine Nähe in mir machte, das schönste Gefühl war, das ich je empfunden hatte. Es war beinahe unwirklich schön, und etwas in mir suchte schon nach dem Haken daran, aber Metos Arme um mich und sein süßer Körper an meinem überdeckten das in diesem Moment, ich fand keinen Haken jetzt und konnte die Nähe einfach genießen und in mich aufnehmen.

 

Als wir dann so weit abgetrocknet, angezogen und fertig für den Tag waren, war es schon fast Mittag, und wir beschlossen, heute mal Essen zu gehen, statt selbst zu kochen.

Wir gingen also raus und suchten nach einem Restaurant in der Nähe, vielleicht eines, das wir noch nicht kannten …

Nachdem wir auf Hawaii ja eine interessante Mischung aus amerikanischer, hawaiianischer und japanischer Küche erlebt hatten, war uns jetzt danach, auch hier in der Heimat mal nach ausländischen Restaurants zu suchen, vielleicht einen Italiener oder sonst wie europäische Küche?

 

Tatsächlich gab es in unserer Gegend hier einige internationale Restaurants und es war schwierig, sich zu entscheiden. Der Italiener war recht teuer, und bei einem deutschen Laden, den wir danach fanden, sah mir das Essen zu fett aus, zu viel Fleisch …

Es gab französische Restaurants, die uns ebenfalls zu teuer waren, und so landeten wir am Ende bei einer kleinen Bar, die mehr eine Imbissbude als ein Restaurant war, aber wo das Essen an sich wirklich gut aussah und nicht zu teuer war. Der Laden schien einem jungen Pärchen zu gehören, die beide hinter dem Tresen standen und in einer fremden Sprache miteinander redeten. Auf den ersten Eindruck hielt ich die beiden für Indonesier, doch ein Blick auf die Überschrift der Speisekarte verriet, dass es sich um eine philippinische Bar handelte. Und als wir uns setzten, wurden wir in fast akzentfreiem Japanisch begrüßt.

 

„Darf ich Ihnen etwas empfehlen?“, fragte die junge Frau, während der Mann sich wieder dem Herd zuwandte.

Sie hielt uns zwei laminierte Speisekarten hin, auf denen zum einen verschiedene Suppen, zum anderen kleine, wie Tempura aussehende Beilagen zu sehen waren. Tempura und solche in Fett gebackenen Speisen war mir gern mal etwas unheimlich wegen des vielen Fettes, ich fürchtete immer noch, dass mir davon schlecht werden könnte, und so entschied ich mich für eine Suppe, die nach klarem Fond aussah.

 

Meto dagegen hatte kein Problem damit, sich einen ganzen Teller mit frittierten Spießchen zu bestellen, er deutete einfach auf das Bild und ich bestellte für uns beide. An Getränken gab es Saftcocktails und Bier, und obwohl mich das Bier ein wenig anlachte, bestellte ich mir einfach zur Sicherheit nur ein Wasser. Ich wusste ja nicht, ob ich das Essen vertrug, und da wäre ein Bier ganz sicher die falsche Wahl gewesen. Meto trank sowieso nur Saft, wie immer, wenn wir zusammen aus waren, weil er immer für den Fall, dass ich Alkohol trank und es übertrieb, einen klaren Kopf haben wollte. Und auch jetzt, wo ich nur ein Wasser bestellte, blieb er bei Saft.

 

Und während wir auf das Essen warteten, dachte ich darüber nach, ob Meto überhaupt jemals in meinem Beisein nennenswerten Alkohol getrunken hatte. Abgesehen von dem Champagner in unserer Strandnacht und einem seltenen Glas Sekt oder einer Dose Bier ab und zu fiel mir nichts ein. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals auch nur annähernd so betrunken erlebt zu haben, wie er mich, wenn ich mich abschoss.

 

„Sag mal …“, sprach ich ihn an, „Hast du eigentlich jemals irgendwie … dich mal betrunken?“

Er sah mich verwundert an. „Wieso fragst du?“

„Nur so, hab gerade darüber nachgedacht.“

„Nicht in deinem Beisein“, antwortete er schließlich.

„Und alleine?“

Meto schüttelte den Kopf, sah auf einmal seltsam nachdenklich aus und sagte dann: „Ich weiß nicht, ob ich dir davon schon mal erzählt habe …“

„Wovon?“

„Es gab eine Zeit … da war ich ein bisschen … schräg drauf. Aber die ist vorbei, ich würde so was jetzt garantiert nicht mehr machen …“

 

Die Art, wie er das sagte, beunruhigte mich. Da war irgendwas, und er schien selbst zu ahnen, dass das, was er im Begriff war mir zu erzählen, mich durcheinanderbringen könnte …

„Was denn? Was … würdest du nicht mehr machen?“

Meto sah zu Boden, und ich wusste, wir hatten ein schweres Thema erwischt. Mit roten Ohren und Wangen brachte er leise heraus: „In einen Club gehen, Alkohol trinken und … so Typen angraben …“

Ich spürte, wie es mich … aus der Bahn warf. Ich hatte definitiv das falsche Fass aufgemacht.

„W-wann?“

„… Letzten Sommer und Herbst.“

Da waren wir noch kein Paar gewesen. Der Gedanke erleichterte mich. Und auf einmal setzte sich ein Puzzleteil, das ich kaum je wirklich bedacht hatte, an seinen Platz: 

„So hast du … MiA kennen gelernt?“, fragte ich.

Meto nickte. „Und ich hab das danach nie wieder gemacht.“

 

Der Gedanke an Metos Exfreund fühlte sich eigenartig an. Ich glaubte meinem Mann, dass er zu MiA keinen Kontakt mehr hatte, aber dennoch, es tat weh. Einfach die Erinnerung daran, an meine Eifersucht und die ganze Angst … Ich versuchte, mir zu sagen, dass ich ja aus der Situation damals letztendlich als Sieger herausgegangen war, denn immerhin hatte Meto mich geheiratet. Aber das seltsame Gefühl ließ sich nicht so leicht vertreiben.

„Tut mir leid …“, sagte Meto leise. „Dass ich dir das … nicht schon vorher mal erzählt habe …“

Und ich riss mich zusammen, sagte: „Alles okay. Er ist ja weg.“

„Ja. Und ich hab dich geheiratet.“ Er nahm meine Hand und berührte meinen Ehering, dann sah er mich an und fragte: „Bist du okay, Tsu?“

Was sollte ich da antworten? Ihm sagen, wie mir immer noch allein der Gedanke an MiA weh tat, weil ich solche Angst gehabt hatte, Meto an ihn zu verlieren? War das jetzt ein geeigneter Zeitpunkt dafür? Ich wusste es nicht.

 

Und Meto, weil er mich einfach kannte, erriet, was los war, und ohne dass ich etwas sagte, sprach er es selbst aus: „Das mit MiA damals … tut dir das immer noch weh?“

Ihn anzulügen kam nicht infrage, allein deshalb schon, weil er mich so gut kannte, dass er das sofort durchschauen würde. Und so nickte ich. „Nicht immer, aber … manchmal, wenn ich dran denke.“

Ich sah, wie es hinter seinen Augen arbeitete, und wusste, er suchte nach den richtigen Worten, mir zu sagen, dass er mich liebte und dass es ihm leid tat, wie das damals gelaufen war. Doch zugleich hatte ich Angst, dass er jetzt irgendwas sagte, was mir wiederum weh tat.

„Es tut mir leid, Tsu. Also, dass ich nach unserer ersten Nacht dann solches Chaos gemacht hab mit dir und MiA … Das war nicht okay, und wenn ich gewusst hätte, wie groß deine Angst war … ich hätte es anders gemacht. Ich hab so viel nicht verstanden …“ Auf einmal hing das Wort „Borderline“ wieder deutlich spürbar in der Luft, und ich wusste, auch wenn Meto es nicht aussprach, wir dachten beide daran. Ich hatte zu der Zeit ja selbst noch nicht gewusst, was mit mir los war, hatte meine Angst und Eifersucht nicht einordnen können …

Aber dass wir jetzt darüber sprachen, war vielleicht auch ganz gut. Vor allem, dass es hier in der Öffentlichkeit war, wo ich weniger eskalieren oder ausrasten konnte … Und ich wollte das auch nicht.

„Gibt es … noch irgendwas?“, fragte ich.

Meto sah mich an, überlegte sichtlich, ob es noch etwas gab, das ich wissen sollte.

„MiA ist vor einer Weile mal im Café aufgetaucht. Er wusste nicht, dass ich dort arbeite, und Koichi hat es ihm dann gesagt, und auch, er soll nicht mehr herkommen. Und seitdem war er nicht mehr da, er hat auch da nicht mit mir gesprochen. Das ist alles.“ Meto sah mich an, während er sprach, und ich glaubte ihm.

 

In dem Moment reichte die philippinische junge Frau das Essen über die Theke. Ich hatte kaum noch Hunger, das Thema eben war einfach zu viel gewesen, aber Meto bestand darauf, mich zu füttern, und so schaffte ich meinen Teller mit der Suppe wenigstens halb leer. Zwischendurch bekam ich von dem Tempura-ähnlichen Essen, das Meto sich bestellt hatte, auch noch etwas ab, aber nicht viel, denn in so einer Gefühlslage bekam mir fettiges Essen einfach nicht gut.

 

Nach dem Essen gingen wir wieder nach Hause, ich war müde und legte mich ein bisschen hin, während Meto den Fernseher anschaltete, eine DVD einlegte und sich einen Film ansah. Und als ich nicht mehr allein liegen mochte und zu ihm rüber ging, machte er auf dem Sofa Platz für mich, sodass ich halb auf ihm und halb zwischen seinen Beinen zu liegen kam, er umarmte mich und ich sah den Film, den wir beide schon kannten, bis zum Ende mit an. Es war ein Actionstreifen und mitten in der finalen Kampfszene flüsterte er auf einmal in mein Ohr: „Du hast ja nen richtigen Knutschfleck am Hals, mein Herz.“

„Den hast du mir doch verpasst“, sagte ich.

„Ich weiß.“ Er lächelte hörbar. „Weil du Meiner bist.“

 

Nach dem Film stand ich auf und ging ins Bad zum Spiegel, und tatsächlich hatte ich einen sehr eindeutigen, dunkelroten Fleck am Hals, genau da, wo Meto mich beim Liebesspiel vorhin so sehr geküsst und an meiner Haut gesaugt hatte.

„Das wird lustig, wenn ich damit morgen zur Arbeit gehe.“

„Die wissen doch, dass du verheiratet bist“, antwortete Meto aus der Küche.

„Ich hab auch nicht gesagt, dass es mich stört.“

Meto kam zu mir ins Bad und umarmte mich. „Du bist doch eh so schamfrei, du wirst Koji-san bestimmt im Detail erzählen, wie dieser Knutschfleck entstanden ist, oder?“

Ich musste lachen. „Stimmt.“

 

Wir verbrachten den Rest des Tages so, schauten uns Filme an und zwischendurch fütterte Meto mich mit Obst. Später, es war so gegen acht Uhr abends, gingen wir dann schlafen, nackt, aber ohne erneuten Sex.

 

Ich schlief, seit wir die Wohnung hatten, einfach am liebsten nackt, vielleicht, weil es mir den Unterschied zwischen dem Leben auf der Straße und der Zeit im Tempel danach irgendwie deutlich machte und mir so das Gefühl gab, wieder ein richtiges Leben zu haben. Und natürlich, noch mehr, auch deshalb, weil ich mich, wenn ich nackt in Metos Armen einschlief und ihn so Haut an Haut spürte, so unglaublich geborgen fühlte.

 

Einen Moment lang musste ich daran denken, was heute Mittag Thema gewesen war, die Sache mit MiA. Aber irgendwie schaffte ich es, das beiseite zu schieben. Meto lag hier bei mir, er hatte mich geheiratet, und ich fühlte seine Arme um mich, die süße Nähe seiner Haut …

Es war alles gut und ich nannte die dunklen, angstvollen Gedanken in diesem Moment den „Borderline-Spuk“, um mir selbst deutlich zu machen, dass meine Krankheit mir mit der Eifersucht einen Streich zu spielen versuchte.

Das allmorgendliche Ritual, mit dem ich, seit wir zusammen lebten, Tsuzuku jeden Tag weckte, war etwas Wichtiges geworden, für ihn und für mich. Es machte mich glücklich, und ich hoffte, meinem Mann damit auch eine gewisse Sicherheit zu geben. Er sollte sich meiner Nähe und Liebe sicher sein, ich wollte ihm damit ermöglichen, dass er mit dieser Sicherheit dann die Dinge, wo er an sich arbeiten musste, ein wenig leichter anschauen konnte. Besonders, seit wir jetzt verheiratet waren, sah ich das als eine Pflicht von mir als seinem Ehemann an.

Und abgesehen davon, von diesen ernsten Gedanken, liebte ich es auch einfach, meinen wunderschönen Mann am Morgen wach zu küssen.

 

Er lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht weg von mir, es war unter seinen schwarzen Haaren kaum zu sehen, als ich mich über ihn beugte, und darum begann ich, indem ich ihm die Ponysträhnen aus dem Gesicht strich und mich dabei an ihn schmiegte. Ich spürte seinen nackten Hintern an meiner Körpermitte und fast erregte es mich schon, doch Sex war jetzt eigentlich nicht mein Ziel … Wobei, ja, es war schon schwer, zu widerstehen, bei so einem heißen Körper …

Meine Hand strich durch sein Haar, während ich mein Gesicht an seinen Nacken schmiegte und kleine Küsschen auf seiner warmen Haut verteilte. Diese süße Haut, weich und warm und an dieser Stelle mit einem tätowierten Auge geschmückt … Wie sollte ich da widerstehen?

 

Und wie zur Bestätigung meiner Lust vernahm ich in diesem Moment ein leises, genießendes Brummen, fast wie von einer schnurrenden Katze.

„Mmmeto … mach mehr … das ist schön …“

„Das könnte aber … Morgensex werden …“, antwortete ich.

Tsuzuku wandte sich halb zu mir um, sah mich noch ganz verschlafen an und sagte nichts weiter als: „Na und?“

„Soll heißen, du willst?“

Sein Körper an meinem streckte sich, wurde wacher und drehte sich dann ganz zu mir um, und nun war es seine Vorderseite, die ich spürte, und, ganz eindeutig, seine Erektion.

„Morgenlatte?“, entkam es mir.

Tsu lächelte, leckte sich über die Lippen und sah mich wieder an. „Wenn ich von meinem Liebsten wach geküsst werde, wie soll ich da nicht hart und willig werden?“ Er umarmte mich, presste seinen Körper an meinen und ich hörte ihn tief einatmen. „Und du riechst schon wieder so geil …!“

Ich musste lachen, denn irgendwie war er so süß in seiner offenherzigen Lust … Ich kannte ihn so, er war nun mal ein sehr sexueller Mensch, und dass seine ganze, starke Lust sich so auf mich konzentrierte, fühlte sich auch für mich so gut an.

Ich fragte mich, was er sich wohl vorstellte, wie er es gleich tun wollte, und gerade, als ich ihn danach fragen wollte, kam er mir zuvor und schnurrte in mein Ohr: „Ich will dich reiten, Meto-chan.“

 

„Das hatten wir ja noch nie …“, antwortete ich.

„Ich mag Erste Male.“ Tsu lächelte, küsste mich, zuerst auf den Mund, dann immer weiter runter, er richtete sich halb auf und kniete sich über mich, ohne mit den Lippen von meinem Körper abzulassen, verteilte unzählige süße Küsschen auf meiner Haut, und als er schließlich an meinen Hüftknochen ankam, war aus den Küssen ein zärtliches Knabbern an meiner Haut geworden, das mich schon ansatzweise verrückt machte …!

Ich schloss die Augen, spürte, wie ich hart wurde, hörte Tsuzuku leise kichern und fühlte im nächsten Augenblick seine göttlichen Lippen heiß um meine Eichel, wie sie küssten, saugten, aufnahmen …

 

Manchmal fragte ich mich, wie er das eigentlich machte, dass er, kaum dass er wach war, schon zu so fantastischem Sex imstande war? Vielleicht lag es daran, dass Lust und Ekstase zu seinen bevorzugten Gefühlen gehörten, die ihm leicht fielen und die auszuleben für ihn so naheliegend war, dass er sie quasi im Schlaf beherrschte.

 

Der nächste Gedanke, der mir kam, wurde unterbrochen, davon, dass Tsuzuku kurz von meinem Glied abließ, mich von da unten her ansah, sich lasziv die Lippen leckte und dann mit einem glühenden Blick in den braunen Augen Worte aussprach, die mir wieder einmal deutlich machten, wie lustvoll und schamfrei er sein konnte: „Fick mich gleich richtig heiß und wund, Liebster. Ich will, dass du mich zum Schreien bringst, und dann komm in meinem Loch, füll es mit allem Saft, den du hast …“

Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss und mein Kopf heiß wurde. „Tsu …!“

„Tut mir leid, Meto-chan, aber du bist so unfassbar süß, wenn du rot wirst …“

„Deshalb sagst du so was?“

„Natürlich. Und weil es mich geil macht.“

 

„Her mit dem Gleitgel“, sprach er dann, ich griff nach der Tube und reichte sie ihm. Er tat sich etwas davon auf die Finger, um sich vorzubereiten, und wie er da so auf mir kniete, die eine Hand neben mir aufgestützt, die andere an seinem Hintern, dachte ich nur, wie glücklich ich mich schätzen durfte, einen so wunderschönen, erregenden und lustvollen Mann zu haben …

Und während er sich selbst vorbereitete, benetzte, dehnte, senkte er den Kopf so weit, dass ich ihn küssen konnte, und das tat ich, ich nahm sein Gesicht in meine Hände und schob ihm meine Zunge in den Mund. Er seufzte in den Kuss, und einen Augenblick lang hörte ich deutlich die Geräuschkulisse unserer Lust, das glitschige Geräusch des Gleitgels, dazu den Kuss und Tsuzukus erregtes Atmen.

 

Schließlich schien er so weit zu sein, er brachte sich über meiner Erektion in Position, atmete tief ein und aus, seine Hand mit dem Gleitgel berührte mein Glied und hielt es ein wenig fest, ehe er sich langsam darauf nieder senkte und es in sich aufnahm.

„Nnnnnhhh … aahhhh!“

„Ist gut so?“, fragte ich.

„Jaah …!“

Ich ließ mich ins Kissen sinken und schloss für einen Moment die Augen, fühlte Tsuzukus starken, warmen Hände auf meiner Brust, und wie er sich vorbeugte, um wieder Küsschen auf meinem Hals zu verteilen. Sein Inneres bewegte sich eng um mein Glied, pulsierend und immer wieder auf und ab, und als ich die Augen wieder öffnete und ihn ansah, wie er sich auf mir bewegte und mich ritt, bot das einen so aufregenden Anblick, dass mein Körper wie von selbst mit ihm mitging, zu stoßen begann.

 

„Meto … ahhh, oh Gott … fuck, ist das geil!“ Er wusste genau, dass ich seine explizite Wortwahl eigentlich mochte und es mehr als anregend fand, wenn er vor Ekstase fluchte, und dass ich dennoch errötete, heizte ihn eher noch mehr an. „Fick mich wund, Liebster, paar‘ dich mit mir …“

Ich musste ein wenig lachen, legte meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn.

„Ich muss ja gestehen, dass mich das anmacht“, gab ich zu.

„Wenn ich … oahhh … so was sage?“

„Ja.“

„Ich hab noch mehr davon auf Lager.“ Jetzt lachte er auch, eher er mich wieder küsste und mir seine Zunge in den Mund schob, dabei den Spalt deutlich spürbar machte. Als er den Kuss dann wieder löste, sah er mir in die Augen und sprach: „Los, Babe, du hast es in der Hand. Du darfst mir jetzt so viel davon entlocken, wie du magst.“

„Und wie?“, fragte ich.

Tsuzuku lachte wieder, dann beugte er sich wiederum vor, um mir ins Ohr zu flüstern: „Lass deine Fantasie spielen, Meto-chan.“

 

Da sagte er was. Noch vor einem halben Jahr hätte mich so etwas in Verlegenheit und Scham versetzt, und mir vielleicht sogar die Stimme versagen lassen. Aber inzwischen, heute, war das anders. Denn Tsuzuku hatte mich gründlich in diesen Dingen unterwiesen und sie mich wortwörtlich eindringlich gelehrt, hatte mit seiner eigenen Lust und Hemmungslosigkeit meine Scham und Angst vertrieben, sodass ich nun deutlich schneller wusste, was ich wollte, und es auch besser beim Namen nennen konnte.

 

„Sag mir, wie es sich anfühlt“, sprach ich schließlich. „Im Detail.“

Mein schöner Mann zog die Augenbrauen hoch, lächelte dann, küsste mich wieder und ließ dabei seinen Körper auf meinem demonstrativ erbeben, zeigte damit schon eine Reaktion auf meine ‚Anweisung‘.

Und dann sprach er, mit halb geschlossenen Lidern und seiner süßesten, samtigsten Stimme, das aus, wozu ich ihn aufgefordert hatte (oder er mich, eigentlich): „Dein Schwanz ist genau perfekt, Meto-chan, ganz genau so dick, wie ich es brauche. Ich mags, wenn es zuerst ein bisschen spannt und ein ganz kleines bisschen weh tut …“ Er beugte sich vor, näherte seine Lippen meinem Ohr und flüsterte dann hinein: „Wenn ich gewusst hätte, dass selber genommen werden so geil ist, hätte ich das mit den Mädels gleich sein gelassen … Aber so ist auch gut, so hatte ich mein Erstes Mal mit dir.“

 

Ich richtete mich halb auf, strich dabei mit meinen Händen über Tsu’s süßen Körper, von seiner tätowierten Brust mit den gepiercten Nippeln über seine Rippenbögen bis runter zu seinen Leisten, wo ich etwas fester zugriff und mit meinen Händen in seinem Rhythmus mitging.

Tsuzuku ritt mich mit einer absolut lasziven, ekstatischen Mischung aus der für ihn so typischen lustvollen Initiative, derselben, mit der er sonst mich nahm, und einer nicht weniger erregenden Art von Hingabe und … Devotion.  

„Du bist ein erstklassiger Switcher, du schöner Mann …“ sprach ich leise und sah ihn dabei kurz an.

Tsuzuku lächelte. „Ja. Ich weiß.“ Und dann: „Du aber auch.“

 

Sprach’s und ging nur einen Moment später wieder unter süßem Beben seines Körpers wieder darin auf, als hätte er nie etwas anderes getan, als sich mir voller Lust und dabei schamlos laut hinzugeben. Zuerst nur lautes Atmen und süßes Stöhnen, doch je heißer die Verbindung unserer Körper wurde, je mehr erbebte er und die Worte seiner Lust kamen verwaschener, undeutlicher, wurden zu unartikulierten Lauten, fast Schreien, die er ohne Scham herausließ.

Und er riss mich mit, in seiner Lust und der Bewegung, sein heißes Inneres um mein Glied fühlte sich so gut an, es pulsierte und umschloss mich, und ich packte Tsu’s Hüften, während ich in ihn stieß und er sich immer schneller und heißer auf mir bewegte.

„Oaahhh … mmm-nnnhhh, nimm … meinen … Schwanz … Liebster … Ich will … aaahhh …“

Ich wusste, was er meinte. Und inzwischen auch, wie ich es tun musste, ihn zum Kommen zu bringen. Meine Hand von seiner Hüfte griff um sein Glied und Hoden, ich griff fest zu und veränderte dabei den Winkel meiner Stöße in ihm, traf seine Prostata. Tsuzuku schrie auf, sein Inneres zog sich fest zusammen, und er ergoss sich über meine Hand, nur einen Augenblick bevor das Zusammenziehen seines Lochs meiner Beherrschung den Rest gab und ich ebenfalls kam, in ihm, und dabei schoss mir das durch den Kopf, was Tsu zuvor gesagt hatte: „… und dann komm in meinem Loch, füll es mit allem Saft, den du hast …“ Diese überaus eindeutigen, schamlosen Worte …!

 

Einen Moment blieben wir so, und ich sah Tsuzuku an, beobachtete die flutende Lust und den Genuss auf seinem Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen, atmete schwer und sein Ausdruck rührte mich, er sah so gelöst und voller Gefühl aus …

Ich richtete mich halb auf und umarmte ihn, schloss seinen lustvoll bebenden Körper in meine Arme und drückte ihn an mich.

„War das schön?“, fragte ich flüsternd.

„Nicht nur schön“ antwortete Tsu und umarmte mich seinerseits. „Unfassbar schön …!“

Dann ließ ich ihn sachte wieder los und er richtete sich langsam so weit auf, dass mein Glied aus seinem Inneren glitt, und dabei rannen ein paar Tropfen meines Samens mit raus.

Tsuzuku bemerkte das und lachte auf, und ich fragte: „Da stehst du auch irgendwie drauf, oder?“

„Könnte sein, ja …“ Er sah hin und lachte wieder. „So ein Creampie hat irgendwie was …“

„Weil man den mit ner Frau nicht haben kann?“, traute ich mich zu fragen, und Tsu nickte.

 

Dann ließ er sich rückwärts aufs Bett sinken und blieb einen Moment so liegen, ehe er langsam ganz aufstand und dabei zischend einatmete, als täte das weh.

„Alles okay?“, fragte ich.

Er wandte sich zu mir um, lächelte und erwiderte: „Alles gut. Ich mag das.“

Ich blieb erst mal so liegen, während Tsu im Bad war, und ich wandte mich dann Ruana zu, die neben meinem Kopfkissen saß und in meiner Vorstellung ziemlich … angetan aussah, nachdem sie eine so großartige Peepshow hatte bewundern dürfen.

 

„Meto, sag mal: Bist du sicher, dass Tsuzuku nicht auch schwul ist?“, fragte sie.

„Ich glaub nicht …“, sagte ich. „Es sei denn, man kann doch wirklich schwul werden, wenn man vorher hetero war …“

„Denkst du, das ist möglich?“, fragte Ruana.

„Keine Ahnung, echt nicht …“

„Manchmal kommt er mir fast schwuler vor als du.“ Ruana kicherte. „Oder er sagt es nur deutlicher, dass er gerne von dir gepiept wird …“

 

Ich musste lachen, und Tsuzuku, der gerade aus dem Bad wieder kam, hörte das.

„Was ist so lustig, Babe, darf ich mitlachen?“

„Ruana hat gesagt, du kommst schwuler rüber als ich.“

Tsu grinste, ließ sich aufs Bett fallen und fragte dann: „Woran sieht sie das?“

„Sie hat doch eben zugeschaut“, antwortete ich.

Tsuzuku lachte. „Stimmt. Und vielleicht hat sie Recht, ich steh nämlich wirklich sehr drauf, von dir in den Hintern gevögelt zu werden, und dich eben zu reiten war extrem geil.“ Er schwieg einen Moment, sah ein bisschen nachdenklich aus, und fuhr dann etwas ruhiger fort: „Ich sag’s mal so: Ich wäre es gerne. Das hört sich für dich vielleicht total seltsam an, aber ich wär gerne sozusagen vollständig schwul. Ich wäre mir so gern sicher, was das angeht, würde mich gern noch mehr damit identifizieren. Und ich genieße das Genommen-werden nicht nur vom körperlichen Gefühl her, sondern auch, weil es so anders ist, anders als das, was ich früher getan habe …“

„So als … ein Unterschied?“

„Ja.“ Tsu sah mich an und in seinen Augen stand ein klein wenig Unsicherheit, die Frage danach, ob ich ihn richtig verstand und es für mich okay war, was er sagte.

 

„Wenn man sozusagen schwul werden könnte, weil man das will, würde ich das wollen. Um ein bisschen so zu sein wie du, Meto, aber noch mehr, um einen Teil in mir zu haben, wo ich genau weiß, wie ich bin … wer ich bin …“, fügte er noch hinzu.

„Ich weiß auch nicht, ob man das werden könnte. Ich bin es schon immer, seit ich denken kann“, sagte ich. „Und für mich war es früher so schwer, damit zu leben.“ Ich sah Tsuzuku an und hoffte, dass er meine Worte nicht irgendwie missverstand: „Aber für dich bedeutet es ja auch was ganz anderes, du hast deinen Grund, warum du gern ‚richtig schwul‘ wärst, das weiß ich und kann es auch verstehen.“

„Ich weiß, dass es dir damit lange Zeit nicht gut ging …“, erwiderte er leise. „Aber ich hab in mir so diesen … Wunschtraum irgendwie, dir zu zeigen, dass es kein Problem ist, sondern vollkommen okay, als Mann einen Mann zu lieben, und auch selber so zu sein und mich so zu fühlen, dann sind wir zu zweit und auf demselben Stand, und diese Vorstellung mag ich irgendwie …“

„Und du könntest dann deine Zeit als Hetero, dein Leben mit den ganzen Frauen, besser abschließen und vergessen?“

Tsu nickte. „Ich weiß nicht mal, ob das gehen wird oder man das überhaupt kann, aber den Wunsch danach habe ich.“ Er schwieg einen Moment und sagte dann: „So, wie ich damals war, was ich getan habe … wie dumm ich einfach war … Ich hasse mich immer noch dafür, und allein deshalb wäre so ein „In Wirklichkeit bin ich einfach schwul“ für mich so eine Erleichterung …“

„Ich versteh das, Tsuzuku. Wirklich, alles gut.“ Ich berührte seine Wange und küsste ihn. „Du musst dich mir nicht erklären …“

 

Wir standen dann ganz auf, gingen auch wieder zusammen duschen. Das warme Wasser auf unseren noch ein wenig vom Sex erwärmten Körpern fühlte sich gut an, und Tsu umarmte mich, während ich ihn einseifte. Umgekehrt tat ich es genauso, umarmte ihn, als er mich wusch.

Zurück im Schlafzimmer zogen wir uns an, und Tsuzuku suchte für mich ein T-Shirt aus, mit den Worten: „Ich mag dieses Teil an dir so gern.“ Es war ein schief geschnittenes, auf der einen Seite schulterfreies Top mit „Gloomy Bear“ drauf, und es betonte durch den asymmetrischen Schnitt meinen zutätowierten Arm und ließ auch das Baby zum Teil sichtbar.

Vielleicht sah Tsuzuku mich genau deshalb gern darin, weil es den Teil meines Tattoos, den er eigenhändig coloriert hatte, so schön in Szene setzte?

Tsu selbst schien mal wieder Lust auf Netz zu haben, er kombinierte eins seiner hautengen Netzhemden einfach mit einem schwarzweiß bedruckten T-Shirt. Und ich suchte ihm eine Hose dazu aus, eine tief sitzende, weiße Jeans mit engem Bein, in der seine schmale Statur sehr hübsch und kaum krank aussah.

„Mein schöner Mann …“, sprach ich, als er fertig angezogen vor mir stand.

Er lächelte, küsste mich. „Ebenso, Liebster.“

 

Ich packte Ruana schon mal in die Tasche zu meiner Arbeitsuniform und ging dann rüber, in die Küche, wo ich die Kaffeemaschine einschaltete. Tsuzuku kam mir nach, öffnete das Fenster und rauchte seine erste Zigarette, während ich Kaffee machte und unser Frühstück aufdeckte.

„Hast du Hunger, mein Schatz?“, fragte ich meinen Mann.

Tsu nahm einen Zug Rauch und zuckte dann nur mit dem Schultern.

„Nur Kaffee geht ja auch“, sagte ich und trat neben ihn ans Fenster. Der Rauch roch ein bisschen anders als sonst, und auf dem Fensterbrett sah ich Tsuzukus neues, silbernes Zigarettenetui liegen, er hatte es auf Hawaii gekauft und benutzte es nun anstelle der bedruckten Verkaufsschachteln.

„Hast du die Marke gewechselt?“, fragte ich.

Tsuzuku nickte. „Hatte mal Lust auf was Neues.“

„Riecht gut.“

„Willst auch mal?“, fragte Tsu und hielt mir den Rest der Zigarette hin. Ich nahm an und zog einmal, es schmeckte nach Minze und noch irgendeinem anderen Zusatz, den ich aber nicht erkannte.

„Ist gut?“, fragte Tsu.

Ich lächelte. „Ja.“ Legte meinen Arm um ihn und küsste seine Wange.

„Du kannst das echt gut, ne? Also, so reines Genussrauchen …“

„Ich weiß gar nicht, wie das kommt“, sagte ich. „Ich werde halt nicht süchtig …“

„Koji-san ist auch so einer, der raucht auch nur aus Lust.“ Tsuzuku klopfte die Asche in den Aschenbecher, nahm noch einen Zug Rauch und drückte die Zigarette dann aus. Ich sah ihn an und versuchte, in seinem Ausdruck zu lesen, zu entnehmen, wie es ihm gerade ging. Er sah irgendwie so nachdenklich aus …

 

Ich setzte mich an den Tisch und trank meinen Kaffee, aß eine Scheibe Brot mit Marmelade dazu und fragte Tsu dann noch mal, ob er nicht doch etwas frühstücken wollte.

Aber er schüttelte den Kopf, sah dabei aus dem Fenster, nicht mich an …

Nur einen Moment später entkam ihm ein einzelner Laut, ein kaum verstehbares, fast tonloses, ersticktes „Fuck …“, und ich kapierte, sah, bemerkte jetzt erst, dass er weinte.

Ich sprang auf, machte die zwei Schritte zum Fenster und sah Tsuzuku ins Gesicht, ihm liefen die Tränen über die Wangen und er biss die Lippen zusammen.

„Hey, was ist? Was hast du?“, fragte ich und überlegte innerlich, suchte den Moment, in dem ihn irgendwas traurig gemacht haben könnte …

„Ich weiß nicht …“, antwortete Tsu leise, ihm versagte hörbar die Stimme. „Auf einmal … tut in mir … alles … so weh …“

„Darf ich dich umarmen?“

Er nickte nur und ich legte meine Arme um ihn, drückte ihn fest an mich.

„Ist gut, mein Herz …“, sprach ich leise und streichelte über seinen Rücken.

Ich hielt ihn, bis er sich wieder ein bisschen gefangen hatte, und fragte dann leise und vorsichtig noch mal, ob er wirklich nicht wusste, was ihm gerade so plötzlich weh getan hatte.

Tsuzuku zuckte auf meine Frage hin zuerst nur mit den Schultern, doch dann sagte er, mit einer Stimme, die irgendwie ganz klein und furchtbar verletzbar klang: „Wegen … den Mädchen früher … und meine Mama … ich hatte auf Hawaii da fast nicht mehr dran gedacht …“ Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase, biss sich wieder auf die Lippen und sagte dann: „Wenn man so was … mal ein bisschen vergessen konnte … und es dann … auf einmal wieder da ist … verstehst du?“

Ich nickte. „Wie so ein Schreck?“

„Ja … Und ich … ich hab doch vorhin schon gesagt, ich hasse mich, weil ich so dumm war … Ich war so ein Vollidiot …“ Wieder begann er zu weinen, und seine Fingernägel bohrten sich in seine Unterarme.

Ich packte seine Hände, hielt sie fest. „Schscht, nicht …“ Dabei sah ich ihn an, sah den Kampf in seinen Augen.

„Tsu, mein Herz, ist gut … Es ist Vergangenheit, du kannst daran nichts mehr machen, aber du bist jetzt nicht mehr dort. Du bist bei mir, bist mein Ehemann, meinetwegen schwuler als ich selbst … Und deine Mama weiß das auch, sie sieht, dass du jetzt verheiratet bist, mit mir, und ich bin sicher, dass das für sie okay ist.“ Ich wusste, dass ich ihm das schon oft gesagt hatte, und er es dennoch kaum glauben konnte. Aber wenn das Einzige, was ich tun konnte, war, ihn das immer wieder zu sagen und ihn spüren zu lassen, dass ich ihn liebte und wie sehr, dann war ein Mal nie und nimmer genug, es war mir also völlig logisch, ihm das auch wiederholt zu erklären.

 

„Meto, Liebster, weißt du auch nur annähernd, wie großartig du bist?“, flüsterte Tsuzuku, als er sich wieder ganz gut beruhigt und gefangen hatte.

Ich nickte, lächelte ihn an und küsste ihn. „Du sagst es mir ja oft genug.“

„Ich liebe dich mehr, als ich sagen könnte.“

„Du bist doch der Poet von uns beiden“, sagte ich und dachte an die bittersüßen Gedichte, die er hin und wieder für mich schrieb und die mich sehr rührten.

„Manchmal hab ich auch keine Worte mehr, so viel … Es gibt Gefühle, die man nicht in Worte fassen kann, nicht so abbilden kann, wie sie wirklich sind. Manchmal macht mich das wahnsinnig …“, sprach er und fast dachte ich schon, er kippte wieder in seiner Stimmungslage, aber dann lächelte er und sagte: „Aber ich hab bei dir schon das Gefühl, dass du weißt, was ich meine und wie es aussieht, wenn ich dir sage, dass und wie sehr ich dich liebe.“

 

Ich räumte noch den Tisch wieder auf und Tsuzuku ging sich schon Schuhe anziehen. Heute hatten wir beide unseren ersten Arbeitstag, er im Tattoostudio und ich im Café, und ich wollte ihn heute erst ganz bis zum Studio begleiten, ehe ich dann von da aus die Straßenbahn zum Café nahm.

 

Auf dem Weg zu unserer Bahnstation gingen wir dann Arm in Arm, und als ich zufällig unser Spiegelbild in einem Schaufenster sah, fiel mir auf, dass Tsu an meinem Arm hing wie ein ‚Mädchen‘, also in einer Art, wie es junge Frauen taten, wenn sie mit ihrem Freund oder Ehemann spazieren gingen.

Ich musste lächeln, fand das irgendwie süß. Denn ich mochte es, wenn wir da immer wieder hin und her wechselten, und es mit jedem Mal ein bisschen egaler wurde, ob einer von uns beiden nun gerade ‚männlicher‘ oder ‚weiblicher‘ wirkte, weil wir beide ‚Rollenbilder‘ gleichermaßen drauf hatten und es darum einfach so machen konnten, wie wir Lust und Freude daran hatten. Damit so zu spielen und manchmal auch zu übertreiben, machte Spaß.

 

In der Bahn schmiegte Tsuzuku sich an mich, seine rechte Hand hielt meine linke und er fuhr mit dem Finger die Konturen der tätowierten Linien auf meiner Hand nach, ‚streichelte‘ so quasi das gezeichnete Spermium auf meinem Handrücken.

 

Und auf einmal flüsterte er mir ins Ohr: „Ich erzähl dir dann heute Abend, ob Koji-san was zu dem Knutschfleck gesagt hat …“

Ich war gedanklich noch so in den vielen Dingen drin, die an diesem Morgen schon Thema gewesen waren, dass ich einen Moment überlegen musste, aber dann fiel es mir wieder ein, ich hatte Tsu ja gestern einen richtigen Knutschfleck verpasst. Und der war auch noch zu sehen, als Tsuzuku jetzt den Ausschnitt seines Shirts beiseite zog und nachschaute, ob man noch etwas davon sah. 

 

Es war schön, Tsuzuku so zu erleben, ich mochte seine Anhänglichkeit. Nicht nur, dass er dann einfach sehr süß war, sondern es gab mir als seinem Ehemann selbst auch ein Gefühl des Geliebt-werdens.

Ich berührte seine Hand, die meine streichelte, und ließ ihm so dieselbe Zärtlichkeit zukommen, fühlte die Wärme seiner Haut und dachte, dass ich seine Hände liebte, diese hübschen, mit Tattoos und Ringen geschmückten Finger und tiefschwarz lackierten Nägel, und wie stark und männlich sie aussahen.

Tsuzuku sagte mir zwar immer wieder, dass er mehr Kraft in meinen Händen fühlte als in seinen eigenen, aber ich fand seine ebenso kraftvoll. Eben auch besonders dann, wenn wir miteinander schliefen und er mit seinen Händen diese wundervollen Dinge tat, die mich schier verrückt machten.

 

„Was denkst du gerade, Meto-chan?“, fragte er leise in mein Ohr.

„Dass ich deine Hände mag.“

Dafür bekam ich einen süßen kleinen Kuss ans Ohr und ein ebenso süßes, glückliches, kleines Lachen, und das freute mich, weil er sich gerade offensichtlich gut fühlte.

„Die tun heute Abend gern wieder ganz tolle Sachen mit dir …“, flüsterte er.

„Ich freu mich schon drauf.“

 

Die Bahn hielt und wir stiegen aus, nahmen die Rolltreppe nach oben und Tsuzuku hing wieder ganz verliebt an meinem Arm, er bekam davon offenbar gar nicht genug. Als wir auf die Straße traten, stand Takashima draußen vor dem Tattoo-Studio und rauchte. Als er uns sah, grinste er breit und rief: „Hey, süßes Paar! Wie war Hawaii?“

„Fantastisch!“, antwortete Tsu ebenso laut.

Als wir über die Straße waren und vor dem Studio standen, fragte Takashima dann tatsächlich: „War’s denn auch ein schöner Honeymoon?“

„Wir hatten Sex on the Beach“, antwortete Tsuzuku, offenherzig wie immer.

„Als Cocktail oder in echt?“

„Beides“, sagte Tsu und legte dabei seinen Arm um mich.

„Echt jetzt?“

„Meto hat für uns ein Himmelbett auf den Strand stellen lassen.“

Takashima machte erst große Augen, dann grinste er wieder. „Richtig so. Bist ein guter Ehemann, Meto-san.“

Ich spürte, wie ich ein wenig errötete, aber es gelang mir, das zu überspielen und zu antworten: „War auch wirklich schön.“

 

„Kein Wunder“, lachte Takashima und sah dann Tsu an. „Mit so ‘nem heißen Mann …“

„Was soll das denn heißen?!“, fragte Tsuzuku laut und knuffte seinen Kollegen dabei in die Seite.

„Man muss nicht schwul sein, um dich heiß zu finden, Genki“, erwiderte Takashima lachend.

„Vergiss es, Koji, ich bin schon besetzt.“

„Weiß ich doch.“

Ich sah Tsu an und konnte ziemlich genau in seinem Ausdruck lesen, was ihm gerade durch den Kopf ging: So was wie „Du kriegst mein Loch nicht, und auch nicht meinen Schwanz, gehört alles Meto.“ Auch wenn diese Unterhaltung eindeutig nicht ernst gemeint war, sondern nur so ein flapsiges, lustiges Ding, regulierte Tsuzuku das Ganze für sich mit seinem schlüpfrigen Humor, das war seine Art, mit dem umzugehen, was so ein Thema in ihm machte.

 

Zum Abschied bekam ich einen ganz besonders süßen, zärtlichen Kuss, dann ging Tsu mit Takashima hinein ins Studio und ich machte mich auf den Weg zu meiner Arbeit, nahm die Straßenbahn zum Café.

 

Als ich dort ankam, war Koichi schon da, er räumte gerade die Kuchentheke ein. Satchan war auch da, und das erste, was sie mich mit leicht rosa gefärbten Wangen fragte, war: „Hallo, Meto-chan. Hattest du schöne Flitterwochen?“

„Ja, war echt schön.“

„Ihr wart auf Hawaii, oder?“

Ich nickte.

Satchan war anzusehen, dass sie am liebsten nach den romantischen Details gefragt hätte, sie war ja eine kleine Fujoshi, aber ein eindeutiger Blick von Koichi in ihre Richtung genügte, damit sie nichts Derartiges fragte.

„Vergiss es“, sagte Ko noch dazu, „Meto ist nicht dein Yaoi-Manga.“

Satchan wurde rot und verschwand in ihrem Büro.

 

Ich ging mich erst mal umziehen und schminken, und da das Caféthema für heute „Brillen und Highschool“ war, bekam ich von Satchan eine Brille und einzelne Accessoires wie Schleife und Matrosenkragen, mit denen aus meinem süßen Arbeitskleid eine Art „Schuluniform“ wurde.

Ich hatte die Arbeit jetzt im Urlaub eigentlich kaum vermisst, aber als ich so vor dem Spiegel in der Umkleide stand und die Brille aufsetzte, machte das irgendwie echt Spaß. Ich mochte das Verspielte und Verrückte an diesem Job, es passte zu mir und ich freute mich auf den Tag.

 

Kurz dachte ich daran, dass ich für die Gäste hier wahrscheinlich so was wie ein lebender Fetisch war, denn die meisten Mädels, die hier her kamen, zeigten das relativ unverhohlen, es waren überwiegend solche, die sich auch für Yaoi und dergleichen begeisterten.

Und in diesem Moment fühlte ich, dass mir auch das jetzt irgendwie Spaß machte, diese Lust ein bisschen zu bedienen und daran aus meiner Scham heraus zu wachsen, genauso, wie mich auch die leidenschaftliche Ehe mit Tsuzuku in dieser Weise wachsen ließ.

Ich spürte, dass sich diese Art von Herausforderung für mich irgendwie echt gut anfühlte, weil ich mich so immer weiter in eine Richtung entwickelte, die mir gefiel und wie ich sein wollte.

 

Ich nahm mein Handy, machte ein Foto von meinem Spiegelbild und schickte es via Line an Tsuzuku.

„Ich seh heiß aus, oder, Schatz?“, schrieb ich dazu.

Die Antwort kam fast sofort: „Komm so angezogen heute Abend nach Hause, ich will dich so.“ Und dann: „Halt mich für versaut, aber dieser Puppenlook sieht an dir extrem geil aus, Baby …“

„Macht dich das an?“, schrieb ich.

„Ich weiß selber nicht, warum, aber ja.“

„Okay. Ich komm nachher so nach Hause.“

Und ich dachte irgendwie, dass das auch zu ihm passte, er war nun mal ein Grenzgänger in so vielen Bereichen, und ich meinte das durchaus positiv.

Irgendwie war das auch etwas, das ich selbst kannte und mochte, also dieses Spiel mit Grenzen, das war ja auch so eine Kernidee des Visual Kei. Es hatte diesen ganz bestimmten Reiz … Grenzen und Extreme auszutesten war mir nicht fremd, wenngleich ich sie nicht so in der Art erlebte wie Tsuzuku, ich konnte ihn dennoch verstehen und vielleicht passten wir deshalb so gut zusammen …

 

Ich begann also meinen Arbeitstag mit einem guten Gefühl und auch ein wenig Vorfreude auf das, was mich heute Abend erwartete, denn ich konnte mir sicher sein, dass Tsuzuku über den Tag einiges an wilden Fantasien aufbauen würde. Und ich würde ihn nicht enttäuschen.

 

Als ich zu Koichi hinter den Kuchentresen kam und er mich auf den neuesten Stand gab, was wir da so im Angebot hatten, fragte Ko dann auch: „Wie geht’s Tsu?“

„Passt. Heute Morgen hatten wir zwar wieder ne Menge Gefühle durch, aber sonst geht’s ihm gut.“

„Wieder der Alltag, sozusagen?“

„Ja. Tsu hat ein bisschen Angst davor. Also, dass es wieder schwieriger wird und so … Weil es auf Hawaii alles so weit weg war … Er war dort wirklich deutlich entspannter und hat echt viel weniger geraucht.“

Koichi sah mich an und sagte: „Achtest du auch ein bisschen auf dich, Meto? Du bist so nah an Tsuzuku dran, kriegst das alles so sehr mit …“

Ich nickte.

„Es hilft niemandem, wenn du dich überforderst. Auch Tsuzuku nicht. Ich hab ihn ja auch lieb, aber ich kann da etwas mehr Abstand herstellen als du …“

„Ich weiß das.“

 

Wir öffneten das Café und ließen die Mädchen rein, die schon vor der Tür warteten.

„Meto-chan ist wieder da!“, freute sich eine von ihnen. „Wo warst du denn?“

Ich lächelte geheimnisvoll, legte den Kopf schief, spielte meine Rolle der stummen Puppe, und Koichi antwortete an meiner Stelle: „Meto war im Honeymoon.“

„Honeymoon?!“, quietschte das Mädchen. „Mit Tsu-san?!“

Ich nickte einfach, und löste damit die reinste Begeisterungswelle aus, die anderen Mädchen hatten zugehört und ich fühlte mich auf einmal so wie ein Rockstar auf einer Bühne, der gerade sein Shirt ausgezogen und ins Publikum geworfen hatte, die Mädchen quietschten, kreischten und klatschten, und kriegten sich kaum wieder ein.

„Party hard“, hörte ich Koichi neben mir sagen. „Aber besser als Homophobie, oder?“

Ich nickte. Und auch wenn es mir zugleich immer noch etwas unangenehm war, diese Begeisterung und das „fangirlen“, aber es war doch zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

 

Der Begeisterung entsprechend hatte ich den Tag über alle Hände voll zu tun, die Mädels freuten sich so sehr darüber, dass ich wieder da war, dass viele heute nur von mir bedient werden wollten. Koichi hing da auch mit dran, weil er quasi als mein „Übersetzer“ gebraucht wurde, denn mein Rollenspiel als stumme Puppe war ebenso gefragt.

 

In einer kurzen Pause im Hinterhof checkte ich mein Handy und fand wieder mal eine ganze Reihe von Nachrichten von Tsuzuku vor, in denen er mich mit Herzchen und schlüpfrigen Andeutungen überschüttete, und zwischendurch immer wieder fragte, was ich gerade machte.

„Ich hatte keine Zeit, mein Schatz, unser Fanclub ist sehr … aktiv heute“, schrieb ich.

Koichi bot mir eine Zigarette an, ich hatte Lust und als ich diese aufgeraucht hatte, kam von Tsu eine Antwort: „Die Café-Mädchen?“

„Ja.“

„Soll ich dich besuchen?“

„Wenn du mit kreischenden Fujoshis klar kommst …“, schrieb ich. „Die gehen total steil auf allein schon die Tatsache, dass wir im Honeymoon waren …“

Tsu schrieb nichts, sondern schickte dann eine Sprachnachricht: „Hahaha, wie geil! Nya, ich seh mal, ob ich vorbeikomme. Hätte irgendwie Lust drauf, haha. Übrigens hab ich heute einer netten Frau was gestochen, die gerade Katzenbabys zu vergeben hat. Hab der mal meine Nummer gegeben.“

 

Ko und ich gingen dann zurück an die Arbeit, es war ziemlich voll heute und ich stand quasi im Rampenlicht, weil es sich unter den Mädchen sehr schnell komplett rumgesprochen hatte, dass ich jetzt verheiratet war, und als Tsuzuku dann tatsächlich gegen drei Uhr nachmittags im Café auftauchte, wurde das Feeling vollends verrückt.

Ich begrüßte meinen Mann mit einem Kuss, der natürlich applaudiert wurde, und er schien wirklich Lust auf diese „Show“ zu haben, seine Körpersprache wurde zunehmend extravertiert und ausdrucksstark.

 

„So ein abartig krass schöner Mann …“, hörte ich eins der Mädchen hinter mir sagen. „Meine Güte, wie kann man so sexy sein?!“

„Meto-chan hat den Sechser im Lotto gewonnen“, sagte eine andere.

Ich sah zu Tsuzuku, ob er das gehört hatte und was diese extreme Aufmerksamkeit mit ihm machte, und ich wurde wieder Zeuge dessen, wie er … ja, diese Bühne deutlich genoss. Er war so gut drauf, dass es ihn selbst mitriss, und er zeigte sich damit, so offenherzig und lebendig und leidenschaftlich, wie ich ihn kannte. Und dabei war er zugleich auch mit mir im Kontakt, er erwiderte meinen Blick und ich sah ein stummes „Ist das okay so für dich?“ in seinen Augen. Ich nickte, er legte seinen Arm um mich und die Mädchen klatschten begeistert.

 

Ganz kurz musste ich daran denken, wie er heute Morgen geweint hatte, und mir kam ein Spruch in den Sinn, den ich mal irgendwo gelesen hatte: „Wer nicht traurig sein kann, hat im Leben nicht getanzt.“ Denn genau das war es. Für Tsuzuku musste sich das Leben noch intensiver anfühlen als für mich, er fühlte, liebte, lebte so viel und so sehr, und vielleicht war es deshalb nur natürlich, dass er auch Schmerz und Trauer intensiver erlebte. Und ich dachte nur, dass ich ihn liebte, und das auch, weil er so war, wie er war.

 

Tsu blieb tatsächlich bis zum Abend im Café. Ich arbeitete weiter und er saß an einem Tisch an der Wand und beobachtete mich, wobei er immer wieder mal von einigen der Mädchen umkreist wurde, die ihn mehr oder weniger unverhohlen anhimmelten und mich auch immer wieder dazu riefen …

 

In einer ruhigen Minute fragte ich meinen Mann, ob es für ihn überhaupt okay war, so viele weibliche Wesen um sich zu haben, ich wusste ja von seinen Ängsten bezüglich Frauen. Aber er versicherte mir, dass es okay war, weil es etwas anderes war, wenn die Mädchen ihn als einzelnen Mann umschwärmten, oder wenn es dabei um ihn und mich als Paar ging.

„… wenn sie mich nicht … so haben wollen, sondern uns beide als Paar so feiern, ist es okay, das macht mir nichts mehr aus“, sagte er und lächelte.

„Der Vorteil von Fujoshis, ne?“

„Schon, ja. Ist zwar immer noch ein bisschen schräg, aber ich mags einfach lieber, wenn sie mich so selber gar nicht haben wollen, sondern nur sehen wollen, wie ich dich umarme und küsse … Und ich freu mich sogar irgendwie drüber, weil … na ja, weil die mich damit ja als schwul identifizieren und das mag ich eben …“

 

Am Abend, nachdem Koichi und ich das Café zugemacht und noch aufgeräumt hatten, zog ich mich dann nicht um, sondern ließ meine Uniform an, genau wie Tsuzuku sich das gewünscht hatte. Er wirkte gelöst und happy und ich freute mich schon darauf, das zu erleben, was er über den Tag an Fantasien aufgebaut hatte …

 

Die Bahn war ziemlich voll, Tsu bekam den letzten Sitzplatz im Abteil und ich hielt mich neben ihm im Stehen am Sitz fest, bis er mich kurzerhand an den Hüften packte und einfach auf seinen Schoß setzte.

„So ist’s doch gemütlicher, oder?“, schnurrte er in mein Ohr und barg sein Gesicht dabei an meiner Halsbeuge, sodass die blauen Locken meiner Perücke versteckten, wie er zärtlich an meinem Hals knabberte. Schon davon wurde mir ziemlich warm und ich war sehr froh über den fluffigen Petticoat unter meinem Rock, denn ohne den wäre möglicherweise sehr sichtbar geworden, was Tsuzukus Nähe und sein Körper an meinem mit mir machten …

„M-hmmm, Liebster, du magst das ja …“, flüsterte er mir zu. „Hart werden in der Öffentlichkeit, also echt …“ Um dann weiter an meinem Nacken zu küssen und zu knabbern, weil er ganz genau wusste, wie sehr ich das mochte … „Zu Hause geht’s gleich ab …“

 

Als wir aus der Bahn ausstiegen, war mir so warm und ich spürte das, was Tsu in und an mir ausgelöst hatte, so sehr, dass ich fast befürchtete, man könnte es mir beim Gehen ansehen … Mein ganzer Intimbereich fühlte sich heiß und pulsierend an und als wir vor unserer Haustür standen und ich aufgeschlossen hatte, packte Tsuzuku mich an Rücken und Kniekehlen, hob mich auf seine Arme und trug mich, wie auch immer er das schaffte, die Treppe hoch bis zu unserer Wohnungstür, ich kam mir vor wie eine echte Braut.

„Was war das denn gerade?“, fragte ich oben angekommen.

„Mit ‘ner Erektion die Treppen steigen ist blöd für dich, dachte ich“, war seine einfache Antwort.

„Du denkst aber auch an alles.“

„Natürlich.“ Tsuzuku grinste.

 

Ich schloss die Tür auf und kam nicht mal mehr dazu, sie selbst aufzumachen, denn in diesem Moment knallten meinem wundervollen, sexuellen und nicht weniger erregten Ehemann die Sicherungen durch:

Er knutschte mich gegen die Tür, presste seinen Körper bebend an meinen und drängte mich dann unter Küssen und Seufzern in unsere Wohnung, seine Hände zwischen uns, die sich vor lauter Gier und Lust kaum entscheiden konnten, dazwischen, mich geradezu zu verschlingen oder sich selbst die Kleider vom Leib zu reißen.

Ich umarmte ihn, die Tür schlug zu, und als Tsu gerade unter meinen Rock griff, um den Petticoat und meinen Slip runter zu ziehen, bekam ich seinen Gürtel zu fassen, öffnete die Schnalle und schob ihm die Hose samt der Shorts vom Hintern, legte seine nun auch vollends erregte Körpermitte frei. Ich konnte nicht hinsehen, weil er sich so an mich presste, aber ich fühlte es deutlich, sein hartes Glied und die süße, lustvolle Hitze …

 

Irgendwie fanden wir den Weg ins Schlafzimmer zum Bett, irgendwoher hatte Tsuzuku die Flasche mit dem Gleitgel in der Hand und irgendwo hin verschwanden seine Hose und sein Shirt, denn als er dann halb auf mir lag und seine Hand zwischen meinen Beinen mein Inneres vorbereitete, hatte er nur noch das Netzhemd an.

Ich trug immer noch meine Uniform vom Café, das einzige, was er mir ausgezogen hatte, waren der Petticoat und der Slip, denn er wollte mich so, in diesem Kleid, mit der Perücke und den „Schulmädchen“-Accessoires, das war es, was ihn hier und jetzt gerade anmachte. Vielleicht einfach nur deshalb, weil es sich für ihn irgendwie verrucht anfühlte, das geil zu finden.

 

Mein ganzer Körper fühlte sich unglaublich heiß an, meine Körpermitte glühte geradezu und ich spürte Tsu’s Finger in mir so intensiv … Und als er sie rauszog, sah ich ihn an und er erwiderte meinen Blick, ehe er sich wieder aufrichtete und sich vor der Bettkante zwischen meinen Beinen hinkniete. Ich ahnte, was er vorhatte, und es ließ mein Herz rasen, ich zog automatisch die Knie an und Tsu griff mit beiden Händen meine Fußknöchel, hielt sie fest und beugte sich dann vor, den Kopf zwischen meinen Beinen, und ich fühlte seine heiße Zunge heiß an meinem Damm, hörte mich selbst laut aufstöhnen und dann, als diese göttliche, gespaltene Zunge mein Loch zu berühren begann, wie ich schrie.

„Wie du das liebst …“, sprach Tsuzuku mit samtig weicher Stimme und fuhr dann fort, meine bebende Schamregion wortwörtlich zu vernaschen. Ich fühlte sein Gesicht, seinen heißen Atem und seinen süßen Mund, mit dem er mich beinahe um den Verstand brachte. Ich grub meine Hände in die Matratze, stöhnte und schrie, und als ich schon glaubte, gleich zu kommen, ließ er plötzlich von mir ab. „Kurze Pause, sonst kommst du gleich“, sagte er lächelnd und stand dabei wieder auf.

 

Er ließ mir einen Moment Ruhe, damit ich mich ein wenig abkühlen konnte, und dann kam er wieder näher, fühlte mit den Fingern noch mal nach, ob ich schon weit genug war, ehe er mich an den Hüften packte und mit einem süßen, harten Ruck in mich eindrang.

Nun war er es, der beinahe aufschrie, er biss die Lippen zusammen, stieß wiederum in mich, und den nächsten Schrei konnte er nicht mehr unterdrücken, ließ ihn heraus und beugte sich dann halb über mich, hielt mich fester, seine heißen Hände krallten in meine Haut und ich fühlte mich wieder einmal wie ein weiches, warmes Stück Wachs, gab mich ihm ganz hin …

 

Er beugte sich vor, ich legte meine Arme um seinen Hals und meine Beine um seinen Rücken, und während er sich wieder und wieder in mich trieb, küsste er mich, seine Lippen streiften immer wieder über meine, und zwischen den Stößen küsste er mich fester, ich fühlte seinen Atem, wie er in jeden Kuss seufzte und stöhnte, bis er das Küssen unterbrechen musste, weil ihm die Lust den Atem verschlug.

„Me…to, Liebster …“, kam es ihm über die Lippen, er sah mich dabei an und ich liebte es, wie er aussah, so weich und gelöst und süß … „Darf ich … kommen?“

„Hältst es nicht mehr aus?“, fragte ich.

Er nickte nur, sein Körper erbebte.

„Dann komm“, sagte ich. „Lass dich gehen, mein Herz.“

 

Tsuzuku richtete sich kurz wieder auf, er sah mich an und ich wusste, er genoss es sehr, wie ich gerade aussah, mit dem Kleid und so weiter. Er nahm eine Hand von meiner Hüfte weg und umfasste meine Erektion, die andere Hand stützte er dann neben mir ab, beugte sich wieder vor und sah mir in die Augen, und währenddessen bebte sein Körper an und in meinem ununterbrochen.

Und als er dann anfing, sich gehen zu lassen, seine Selbstkontrolle langsam los ließ, und ich war mir sicher, dass er dabei spürte, wie ich seine Hemmungslosigkeit liebte, da fühlte sich das an wie der Übertritt in eine andere Welt.

 

Ich schloss unwillkürlich die Augen, hörte ihn stöhnen und wie er aufschrie, und fühlte, fühlte so sehr, wie er sich so unglaublich süß und hart in mich trieb und mein Inneres aufwühlte. Und seine heiße Hand an meinem Glied rieb und drückte, im selben Rhythmus wie seine Stöße. Ich liebte, liebte, liebte diese Verschmelzung mit ihm so, so, so sehr …!

„Mach mehr … Tsu…zuku“, flüsterte ich, konnte vor Lust kaum sprechen, wollte ihm aber unbedingt wirklich laut sagen, was in mir war: „Stoßen, Tsu … ooaahhh, jaah …“ Ich wusste, ich hatte das, was ich gerade dachte, wohl noch nie so ausgesprochen, doch nun wollte ich das: „Fick mich, Tsu, fick mich wund …!“

Ich hörte ihn lachen, und wie er antwortete: „Liebend gern, Meto-chan.“ Um dann genau das zu tun, was er am liebsten tat, und mir genau das zu geben, was ich mir wünschte:

 

Ich hatte schon gleich danach kaum noch Worte, um zu beschreiben, mit welcher unglaublichen Intensität und überschäumender Ekstase er sich an mir auslebte:

Er trieb sich tief in mich, unter süßen Schreien und einer solchen Hitze, und immer schneller und härter, und als wir dann im selben Moment zum Höhepunkt kamen, ließen seine Stöße mich Sterne sehen. Ich hatte beinahe das Gefühl, das Bewusstsein zu verlieren, bekam nur irgendwo noch mit, wie ganz viel Samen lief, seiner oder meiner, und als er sich rauszog, blieb ich eine Weile so liegen, komplett durchgeschwitzt und schwer atmend, es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder bewegen konnte …

 

Ich fühlte, wie er sich neben mich legte und mich streichelte, und dann seine weiche, liebe Stimme: „Meto, Liebster, alles okay?“

Ich nickte, öffnete die Augen, sah ihn an.

„War’s zu hart?“

Ich schüttelte den Kopf, lächelte leicht. „Nein … Es war nur … so gut … so wahnsinnig gut …“

Tsuzuku lächelte ebenfalls, hob die Hand und strich mir die blauen Locken der Perücke aus dem Gesicht. „Tut was weh?“

Ich schüttelte wieder den Kopf.

„Aber es hat dir ein bisschen die Sprache verschlagen, oder?“, fragte er dann.

„Ein bisschen … ja.“

„Du hast eben das F-Wort benutzt, das hab ich von dir noch nie gehört …“

„Mir war … irgendwie danach“, sagte ich. „Nimm es als Kompliment an deine Fähigkeiten als Liebhaber.“

Tsuzuku lachte. „Alles klar.“

 

Er half mir dann, aufzustehen und ins Bad zu kommen, und beim Gehen fühlte ich dann auch das gewisse Ziepen in meinem Hintern. Im Bad zog er mir ganz fürsorglich die Sachen aus, und während ich mich erst einmal duschte, packte er das Kleid und die Bluse in die Waschmaschine und stellte diese auch gleich an.

Dann kam er zu mir unter die Dusche, umarmte mich, und ich hatte das Gefühl, dass diese Fürsorglichkeit nach so heftigem Sex ihm selbst auch gut tat, dass er damit eine Art von Gleichgewicht wieder herstellte.

 

„Ist zwei Mal Sex an einem Tag okay?“, fragte er leise, während wir unter dem warmen Regen in der Dusche standen.

Ich nickte. „M-hm.“

„Einmal so und einmal anders herum … So wird auch nichts so … überstrapaziert.“ Er musste ein wenig lachen, und ich wusste genau, was er dabei dachte.

 

Als wir beide wieder frisch und sauber waren, gingen wir zurück ins Schlafzimmer und legten uns zusammen hin, ganz nah und nackt und gemütlich. Ich zog die Bettdecke hoch und Tsuzuku rollte sich an meinem Körper ein bisschen zusammen, legte seinen Kopf auf meine Brust und zog die Knie an. Ich umarmte ihn, kraulte mit einer Hand unter seinem Haar seinen Nacken, und mit der anderen holte ich Ruana dazu.

Es dauerte nicht lange, bis das Kraulen meinen Ehemann leise schnurren ließ, es klang wirklich fast so, wie eine kleine Katze, und ich fragte: „Magst du das?“

„Mhm“, machte er, und seine Stimme klang ganz weich und kindlich, als er flüsterte: „Lieb dich, Meto … Du lieb, ganz dolle lieb.“

„Ich lieb dich auch, mein Süßes.“

„Krieg ich Gute-Nacht-Kuss?“ Er hob den Kopf und sah mich an.

„Natürlich.“

Bald nach diesem süßen, im Vergleich zu dem Sex zuvor deutlich unschuldigeren Gute-Nacht-Kuss war Tsu dann auch schon eingeschlafen, und ich streichelte ihn noch ein wenig, bis ich selbst schlief.

 

An einem Abend, etwa eine Woche nachdem er von Hawaii zurück war, traf ich mich mit Tsuzuku in einem Izakaya. Ich hatte vormittags gearbeitet und da schon Meto gesehen, und am Nachmittag schrieb Tsu mir, dass er Lust hatte, mit mir etwas trinken zu gehen.

 

Wir suchten also online ein Izakaya aus, in dem es Bier, Sake und Cocktails gab, und ich machte mich ein bisschen zurecht, heute in einem eher poppigen Style, weil mir der süße Mädchenlook von meiner Arbeit im Café manchmal ein bisschen über war. Ein überweites Shirt mit Elmo drauf, eine hellblaue Baggy-Jeans und bunte Flipflops gefielen mir gerade besser. Ich mochte offene Schuhe, weil ich gerade meine Fußnägel hatte neu machen lassen und die gerne zeigen wollte.

 

Zwischendurch rief noch Mikan an und fragte, ob wir uns sehen wollten.

„Tut mir leid, ich bin schon mit Tsuzuku verabredet“, sagte ich ihr.

„Oh okay … Na dann, habt einen schönen Abend. Und trinkt nicht zu viel“, antwortete sie. Und ich musste kurz an den einen Abend vor einer Weile denken, als Mikan dabei gewesen war und gesehen hatte, wie Tsuzuku sich betrunken und dann sehr geweint hatte.

 

Ich machte mich also auf den Weg in die Innenstadt, wo sich die meisten Bars befanden, und sah Tsuzuku schon von weitem vor dem Lokal stehen, das wir ausgesucht hatten. Er trug ein ähnlich legeres Outfit wie ich, einen roten Oversize-Hoodie von Nike, dunkelblaue, enge Jeans und knallrote Sneaker. Sein schwarzes Haar hatte er mit einer einfachen Klammer hochgesteckt, was zugleich schick und lässig wirkte.

Als er mich sah, drückte er seine Zigarette im Aschenbecher neben der Tür aus, kam dann auf mich zu und umarmte mich.

„Hey, Ko.“

„Na du? Wie geht’s dir?“, fragte ich.

„Heute ists gut“, antwortete er und lächelte leicht.

„Sieht man“, sagte ich. „Du wirkst entspannt.“

 

Wir gingen rein, suchten uns einen ruhigen Platz in einer Ecke, und als die Bedienung kam, bestellten wir jeder erst mal ein Glas Bier. Die Cocktails auf der Karte waren irgendwie gerade nicht mein Fall und auch teurer, und so entschied ich mich für dasselbe Asahi Light wie Tsu. Er konnte es natürlich nicht lassen, dazu eine Bemerkung zu machen: „Machen wir mal richtig Männerabend, Ko?“

„Japp. Ich hab heute keine Lust auf Designer-Cocktails.“

 

Dieses Spielen mit Geschlechterrollen war bei uns inzwischen eine lockere Sache, es störte mich nicht mehr, dass ich als „feminin“ wahrgenommen wurde, besonders nicht bei Tsu. Zum einen hatte ich ja jetzt auch endlich eine Freundin, und vor allem wusste ich ja auch ziemlich gut und genau, dass Tsuzuku selbst jemand war, der sich mal männlicher und mal femininer zeigte, allein schon weil er in Meto einen in dieser Hinsicht ebenso verspielten Ehemann hatte. Wenn Tsu also hier von „Männerabend“ sprach, konnte das genau so bedeuten, dass wir Bier tranken und zugleich über Makeup redeten, oder er mir mehr oder weniger detailliert erzählte, was er an Metos Köper liebte und was die beiden nachts zusammen taten. Wir hatten unsere eigenen Definitionen von „Männlichkeit“ und die gefielen uns auch ziemlich gut.

 

Die Bedienung kam und brachte die Getränke. Als sie die Bierdeckel hinlegte und die Gläser abstellte, bemerkte ich, dass sie subtil versuchte, mit Tsu zu flirten: Als sie uns „Guten Durst“ wünschte, sah sie ihn einen winzigen Augenblick zu lange an und lenkte seinen Blick auf ihr Dekolletee. Ich sah Tsuzuku an und versuchte, abzuschätzen, ob es ihn störte, aber erst, als die Kellnerin wieder weg war, ließ er sich anmerken, dass es in ihm etwas ausgelöst hatte:

„Die sah aus wie ne Freundin, die ich früher hatte …“, sagte er leise.

„War es aber nicht?“

„Nee, das ist schon so lange her, die müsste älter sein.“ Er beobachtete die kleinen Luftbläschen, die in seinem Glas glitzerten, und sagte dabei noch: „Ich weiß ja, dass ich gut aussehe. Und dass es immer irgendwelche Frauen geben wird, die mich geil finden …“

„Was macht es in dir?“

„Erinnerungen. Ich hab nicht mal direkt was gegen diese Mädels, es ist nur … na ja, sie erinnern mich daran, wie ich früher war, wenn sie mit mir flirten. Ich komme tatsächlich besser damit klar, wenn sie Meto und mich als schwules Paar anhimmeln, als wenn sie so direkt mich wollen.“

„Ist ja auch schon mal was.“

 

„Im Moment denke ich öfter, dass ich mich gerne als schwuler Mann identifizieren möchte. Ich kanns nur nicht, weil … ich hab ja nun mal diese Erinnerungen in mir, an mich als den heterosexuellen Playboy mit so vielen Frauen, dass ich nicht mal mehr die meisten Namen weiß …“ Er schwieg einen Moment und ich hatte Sorge, dass wir das falsche Thema aufgemacht hatten. „Ich will damit nicht sagen, dass andere Männer, die so ein Playboy-Leben führen, irgendwie schlecht sind, aber ich … ich will nicht mehr so sein, und die Erinnerung daran tut mir weh. Ich bin so unglaublich froh, dass ich mit Meto so monogam leben kann, dass dieses alte Zeug von früher in meinem Beziehungs-Verhalten heute keine Rolle mehr spielt.“ Tsu sah mich an und die Ernsthaftigkeit, mit der er sprach, war fast ein wenig rührend irgendwie, machte mir ein bisschen Gänsehaut.

„Und selbst, wenn du nicht wirklich schwul, sondern vielleicht eher bisexuell bist, die grundsätzliche Orientierung ist ja nicht alles“, sagte ich. „Man kann sich auch unabhängig von der Orientierung einfach verlieben, und wenn ich dich und Meto so anschaue, dann ist diese Liebe zwischen euch beiden so ein wunderschönes Geschenk des Himmels, dass es ziemlich egal wird, ob ihr beide ‚richtig‘ schwul seid oder nur einer von euch.“

Tsuzuku lächelte. „Danke, Ko.“

 

Es wurde ein ziemlich toller Abend, wenn auch eher ruhig, aber wir hatten gute Gespräche und Tsu schien gerade tatsächlich so stabil und sicher, dass er heute auch mit potenziell schwierigen Themen, die in Gesprächen so aufkommen können, ganz gut umgehen konnte. Zumindest hoffte ich, dass es in ihm drin auch so war. Aber so, wie ich ihn kannte, trug er sein Herz so sehr auf der Zunge, dass ich es sicher bemerkt hätte, wenn ihn etwas wirklich getriggert hätte.

 

Nur einmal wurde es ein bisschen schwierig, weil die Bedienung vom Anfang wieder kam und wieder versuchte, mit Tsuzuku zu flirten. Sie machte ihm ein Kompliment und ihre ganze Haltung sprach diese deutliche Sprache, sie wollte etwas von ihm …

Zuerst dachte ich, dass er das zu ignorieren versuchte, er sah sie kaum direkt an. Doch dann sagte er, eindeutig in ihre Richtung, aber ohne sie anzusehen: „Könntest du das bitte sein lassen? Ich bin verheiratet.“

Die junge Frau machte große Augen, so als könnte sie nicht glauben, dass ein Mann wie Tsuzuku verheiratet war. „Ach so …“, sagte sie dann und wirkte etwas eingeschüchtert dabei. „Siehst aber nicht so aus …“

„Ich muss nicht so aussehen, als sei ich verheiratet, aber ich bin es, und du respektierst das bitte.“ Jetzt sah er sie auch direkt an, und ich spürte so eine Energie bei ihm, er ging gerade gegen seine Ängste an, konfrontierte diese Frau und zugleich auch irgendwo sich selbst mit dieser Klarstellung.

Sie wurde rot, verbeugte sich, murmelte eine Entschuldigung und verschwand dann in Richtung Küche.

 

„Wow“, sagte ich, als sie weg war. „Das war mal ein Statement.“

Tsu lächelte. „Musste mal gesagt werden.“

„Hilft dir vielleicht ja auch, dich abzugrenzen, oder?“

Er sah mich einen Moment lang nachdenklich an und sagte dann: „Abgrenzen … ja. Wenn ich so darüber nachdenke … ich kann das manchmal nicht so gut.“

„Dich abzugrenzen von anderen?“

Tsuzuku nickte. „Ich kanns schwer beschreiben … Außer vielleicht … dass da der Begriff Borderline ja auch irgendwie drin steckt.“ Er schwieg einen Moment und ich sah, wie es hinter seinen Augen arbeitete, er nach Worten suchte … „Es macht mich wahnsinnig, dass ich das nicht so beschreiben kann, wie es in mir ist und so …“, sagte er dann. „Es fühlt sich an, als ob ich permanent an den Grenzen der Sprache herumgrabe, weil es für das, was ich fühle, so oft keine Worte gibt …“

 

Ich versuchte, mir das vorzustellen, es zu verstehen. Vielleicht war es so, dass diese Dinge, diese Gefühle, Emotionen und Empfindungen nur denjenigen Menschen wirklich auffielen, die aus der Not der Intensität heraus verzweifelt nach Worten suchten, um ihr Leid überhaupt versprachlichen zu können. Ich war da schon näher dran als die meisten, weil ich zum einen jemanden wie Tsuzuku zum Freund hatte und diese Dinge darum schon auf meinem Radar waren, und weil die Visual-Kei-Szene eben auch so ein Ort war, wo sich Menschen wie er und ich eher ansammelten und verstanden fühlten, weil wir auf diese Weise über das Leben nachdachten.

 

„Koichi?“, riss Tsu mich in diesem Moment aus meinen Gedanken.

„Hm?“

„Hättest du was dagegen, wenn wir noch zu dir fahren?“

„Nee, wieso?“

„Ich weiß nicht, irgendwie ists mir hier zu viel …“, sagte er leise.

„Hat dich noch was getriggert?“

„Nicht direkt. Aber … ich bin irgendwie erschöpft und bei dir ist es ruhiger.“

„Ist gut, dann schauen wir bei mir noch nen Film“, sagte ich.

 

Wir gingen also zum Bezahlen und verließen dann das Lokal, nahmen die Bahn zu mir nach Hause und kauften auf dem Weg noch eine Tüte Snacks und zwei Dosen Bier.

 

„Was für einen Film würdest du schauen wollen?“, fragte ich.

Tsuzuku lächelte. „Irgendwas für Kids, was Lustiges.“

Ich kniete mich vor mein DVD-Regal unter dem Fernseher und suchte drei Filme aus: Mein Nachbar Totoro, Das Dschungelbuch, und Yamada-kun.

„Dschungelbuch“, antwortete Tsu knapp, als ich ihm meine Auswahl vorlegte. Er griff sich eine meiner Fleecedecken vom Sofa und legte sie sich um.

„Frierst du?“, fragte ich.

„Nee, alles gut. Ist nur gemütlicher so.“

 

Ich legte den Film ein und setzte mich dann neben Tsuzuku auf die Couch. Er nahm sich die Schüssel mit den Snacks und griff eine Handvoll heraus. Kurz war ich unsicher, ob es ihm gut ging, weil ihn essen zu sehen immer eine gewisse Besorgnis mit dabei hatte, aber er wirkte so entspannt, dass ich diesen Gedanken vorbeiziehen ließ.

An den Stellen, wo im Film gesungen wurde, sang oder summte er mit, und er lachte viel.

 

Zwischendrin, als der Film fast durch war, blinkte sein Handy und er sah nach.

„Was von Meto?“, fragte ich.

„Japp. Er fragt, wann ich nach Hause komme.“ Tsu lachte. „Liest sich so, als hätte er Lust auf mich.“

„Na dann, lass ihn mal nicht warten“, sagte ich.

„Ja … Wobei … Wenn ich ihn ein bisschen warten lasse, wird er in der Zeit so geil werden, dass es ihn richtig wild macht …“

„Stehste drauf, ne?“

„Ja klar. Ich mag meinen wilden, geilen Meto.“ Tsuzuku lachte wieder und seine Augen leuchteten, es war sehr deutlich zu sehen, wie sehr er das mochte.

Ich lachte mit. „Ihr seid echt ein tolles Paar, kann man nicht anders sagen.“

„Ich bin auch ein bisschen stolz auf ihn. Er ist so frei geworden, und ich hab ihm dabei geholfen, ich durfte ihm das beibringen und das macht mich echt richtig glücklich.“ Er schwieg einen Moment, blickte dabei hoch an die Decke und sagte dann: „Ist für mich eben auch in der Form wichtig, dass ich darin einen Sinn für mich sehen kann. Wenn es mein Job im Leben ist, Metos Mann zu sein, und dass ich das darüber tun kann, dann fühle ich mich ein bisschen … weniger leer. Und Sex ist nun mal etwas, was ich einfach … gut kann.“

„So als Mittel dafür?“

„Ja. Ich kann sonst nicht viel, zumindest nichts, womit ich mich so identifizieren kann … Dr. Niimura hat mich mal gefragt, ob ich weiß, wie ich bin, und mir fiel eigentlich nur das ein, das Sexuelle und so … Das ist halt das, wo ich weiß, dass ich gut darin bin. Ich meine, tätowieren kann ich auch, und Schreiben und so was, aber das ist mir nicht so präsent. Wenn ich mich selbst innerlich anschaue und versuche, das zu sehen, was ich gut kann, dann ist Sex das Erste, was mir einfällt.“

„Denkst du, du hast … viel Trieb oder so?“

„Weiß nicht. Ich hab nur einfach Freude daran, gerade auch weil Meto so unfassbar süß ist, wenn er sich mir öffnet. Das ist so ziemlich das Schönste, was ich je erlebt habe.“

 

Wie Tsuzuku das sagte … Es rührte mich irgendwie, vielleicht weil ich die Intensität, mit der er sprach, als sein Gegenüber auch mit spürte. Ihn einfach so als „sehr sexuellen Menschen“ zu beschreiben, war nur die Spitze des Eisbergs, denn darunter befand sich eine solche emotionale Intensität, so viel Gefühl und Tiefe … Die Art, wie er über sich und seine Gefühle und über Meto sprach, war so intensiv, dass einem beinahe schwindlig werden konnte, auch schon wenn man die beiden als Freund von außen beobachtete.

Ich musste gar nicht wissen, was die beiden miteinander machten, ich konnte es mir so schon vorstellen. Wobei ich doch einige Details kannte, weil Tsuzuku mir als seinem besten Freund gern so etwas erzählte. Und das wunderte mich nicht mal mehr, war Sex ja eben einfach etwas, das er sehr liebte, und deshalb natürlich das Bedürfnis hatte, darüber auch zu reden.

 

Der Film war inzwischen fertig und Tsu stand auf, ich brachte ihn noch zur Tür, wo er seine Schuhe anzog und dabei tatsächlich sagte: „Huh, jetzt hats mich auch ein bisschen heiß gemacht …“

Ich musste lachen. „Schaffst du’s so nach Hause?“

„Ja, alles gut, Ko.“

„Dann wünsch ich euch mal … viel Spaß und so … Und grüß Meto mal von mir.“

„Alles klar.“

 

Als ich die Tür wieder schloss und zurück in mein Wohnzimmer ging, spürte ich, dass die Intensität des Gesprächs mit Tsuzuku auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen war.

Mein Handy lag auf dem Tischchen vor dem Sofa und ich nahm es, wählte Line an und sah nach, ob Mikan online war. War sie nicht, aber sie hatte ein neues Profilbild eingestellt, das ich sehr hübsch fand.

Ich ging in die Suchmaschine und fing an, nach einer bestimmten Art von gefühlvollem Pärchenporno zu suchen, wurde auch fündig und nahm mein Handy mit ins Schlafzimmer, wo ich mich auszog und aufs Bett fallen ließ.

 

Was mich jetzt so erregt hatte, war vor allem die Romantik und Liebe, diese unglaubliche Intensität, die ich bei Tsuzuku und Meto beobachten konnte und auf die wohl jeder, der die beiden näher kannte, neidisch werden konnte. Und in diesem Moment dachte ich auch, es war wirklich vollkommen egal, ob ein Paar homo- oder heterosexuell war, diese Intensität der Gefühle zwischen zwei Menschen konnte einen auch dann sehnsüchtig und geil machen, wenn man selber andersherum orientiert war. Offensichtlich, denn ich war’s. Ich dachte auch an Mikan, stellte mir vor, wie sie das hübsche Kleid, das sie auf ihrem neuen Profilbild trug, vor meinen Augen ganz langsam auszog und mir ihren Körper zeigte, und wie weich und warm sie war …

Vielleicht war es seltsam, dass mein Kopfkino in diesem Moment sowohl aus meiner Freundin bestand, als auch aus Bildern von Tsuzuku und Meto, wie sie miteinander das taten, was Tsu mir ja oft so schamfrei erzählte. Aber ich ließ es einfach laufen, und je näher ich dem Höhepunkt kam, umso mehr war Mikan in meiner Vorstellung, wie sie mich berührte und überallhin küsste …

Ich schloss die Augen, hörte den Porno in meinem Handy auf dem Nachttisch, fühlte meinen Körper und die Vorstellung, dass Mikan jetzt hier war, und bekam ansatzweise Lust auf Dinge, die wir noch nicht zusammen ausprobiert hatten … Vielleicht würde ich sie mal danach fragen …?

 

Danach blieb ich noch ein bisschen liegen und wäre fast eingeschlafen, wenn nicht auf einmal mein Handy vibriert hätte. Ich schreckte hoch, und tatsächlich war es Mikan, die mich anrief.

„… hallo, Mikan …“

„Koichi? Du hörst dich komisch an, hast du geschlafen?“, fragte sie.

„… ähm, so ähnlich …“

Sie lachte. „So ähnlich? Was denn?“ Und als ich darauf nicht sofort antwortete, traf sie den Nagel auf den Kopf: „Hast du dir auf mich einen runter geholt, oder was?“

„… Erraten.“

Wieder lachte sie. „Nice. Ich nehme das mal als Kompliment.“

„Weshalb rufst du an?“, fragte ich.

„Nur so. Vielleicht, dass wir uns morgen oder so mal sehen, heute warst du ja mit Tsuzuku unterwegs.“

„Können wir. Morgen Nachmittag, so bei vier?“

„Okay. Soll ich dich dann von der Arbeit abholen?“

„Kannst du.“

„Dann machen wir das so.“ Sie lachte, dann sagte sie: „Gute Nacht, Koi, und träum schön von mir.“

 

Ich ging dann rüber ins Badezimmer und ließ mir ein Bad ein, mit einer duftenden Badesalzkugel und dazu passenden Badeöl. Ausgezogen war ich schon, ich musste nur noch mein Haar zusammenbinden und legte mich dann in das fluffige weiße Schaumbad.

 

Mein Handy lag dann neben mir auf dem Regal und ich nahm es in die Hand, machte ein Foto von meinen bunt lackierten Zehennägeln, wie sie aus dem Schaum herausschauten, und dem Tattoo auf meinem Fußrücken. Spontan, so aus Spaß an der Freude, schickte ich das Foto an Tsuzuku.

Es dauerte etwa eine Viertelstunde, da kam von ihm tatsächlich eine Antwort: Ein Foto von ihm und Meto vor dem Spiegel in ihrem Badezimmer, beide mit freiem Oberkörper und nassen Haaren. Die beiden kamen wohl gerade auch aus der Dusche.

Ich musste lachen und schrieb dann: „Hrrrhrrr, da kann man ja nur schnurren …“

„Ko, du bist hetero“, schrieb Tsu zurück.

„Ihr seid trotzdem süß.“

 

Woraufhin Tsuzuku mich dann tatsächlich per Videocall anrief, und ich ihn und Meto live sehen konnte.

„Und?“, fragte ich lachend, „War’s schön?“

Tsu lachte ebenso. „Ja.“

Ich sah, wie sich ein wenig Röte in Metos Gesicht schlich, aber er lächelte und sagte mit fester Stimme: „Ist immer schön.“

Tsuzuku legte seinen Arm um ihn und fing an, an Metos Hals zu knabbern, und ich dachte zwar kurz so was wie „Mach das Video aus, Tsu“, aber irgendwie war es auch schön, zu sehen, wie lieb und zärtlich die beiden zueinander waren, und sich mir genau so zeigten.

„Ich hab euch lieb, wisst ihr das?“, sagte Tsu dann. „Euch alle beide.“

„Ich lieb dich auch, Herzchen“, antwortete Meto, sah ihn an und küsste ihn auf den Mund.

Und ich war so gerührt, dass es mir fast ein wenig die Stimme verschlug. Die Intensität, mit der Tsuzuku so etwas sagte, konnte einen wirklich schwindlig werden lassen. Und ich war mir sicher, dass er das wusste und genauso empfand.

 

Nur einen Moment später blitzte wieder der Schalk in seinen Augen, er grinste, lachte, und sagte dann folgendes: „So, Koichi, jetzt bist du dran, komm mal mehr raus aus dem Schaum.“

Ich musste ebenso lachen. „Was wird das?!“

„Gleicher Spaß für alle, wir wollen dich auch mal sehen.“

„Und wenn ich das für Mikan reserviert habe?“, fragte ich dagegen, musste aber lachen, weshalb meine Gegenwehr vermutlich nicht sonderlich ernst rüberkam.

„Wir sind in der Herrenumkleide nach dem Sport, Ko.“ Tsuzuku kicherte, er hatte sichtlich Spaß daran, die Situation traf exakt seinen Humor.

„Ich zieh vor euch jetzt nicht blank“, erwiderte ich, musste aber dennoch lachen.

„Das hat auch keiner gesagt. Du sollst nur ein bisschen raus aus dem Schaum.“

Ich setzte mich in der Wanne ein wenig aufrechter hin. „Reicht so?“

„Perfekt. Und jetzt machen wir ein Foto für Mikan.“

Meto stand daneben, hatte ordentlich rote Wangen und schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte.

Es klickte, Tsu hatte einen Screenshot gemacht, und Sekunden später kam der dann über den Chat bei mir an. Ich musste noch mehr lachen, die Situation war bei aller Schrägheit auch irgendwie echt lustig und außerdem sah ich auf dem Foto ziemlich gut getroffen aus.

„Schick das Mikan und erzähl mir dann, was sie gesagt hat“, sagte Tsuzuku.

„Mach ich nachher“, versprach ich.

 

Ich dachte daran, dass der Tag heute irgendwie immer wieder so … ja, sehr sexuelle Momente gehabt hatte, und mir fiel schon auch auf, dass vieles davon in der einen oder anderen Art und Weise auf Tsuzukus Konto ging.

Er sagte das ja selbst immer wieder, Sex war ein Thema, wo es ihm leicht fiel, locker und offen zu sein, und von daher war es im Grunde nur logisch, dass auch sein Humor diese gewisse Schlüpfrigkeit hatte. Wenn ich so darüber nachdachte … es war fast schon unmöglich, Tsuzuku zu beschreiben, ohne dass man auch an seine Sexualität kam. Schon wie er aussah, wie er sich zeigte und zurecht machte, wie er redete und sich bewegte … Man kam ja nicht umhin, Meto ein bisschen zu beneiden, weil er diese Lust tagtäglich um sich hatte und erleben durfte.

 

„So, und jetzt ziehen wir uns an und Ko darf in Ruhe weiter baden“, unterbrach Meto meine Gedanken.

„Keine zweite Runde?“, fragte Tsu.

„Willst du?“

„Jaah …“

Meto lachte, nahm Tsus Gesicht in seine Hände und küsste ihn. „Okay.“

Dann wurde das Video abgebrochen, ich legte mein Handy beiseite und dachte nur: „Die beiden sind ja auch frisch verheiratet.“

 

Früh am Morgen wachte ich auf. Es war noch halb dunkel, ich hatte mich im Schlaf unter der Bettdecke heraus bewegt und fror. Meto lag neben mir und ich drehte mich zu ihm um, versuchte, wieder unter unsere Decke zu kommen, ohne ihn zu wecken. Er gab einen leisen Laut von sich, als ich mich an seinen Körper schmiegte, doch er wachte nicht auf.

 

Ich hatte geträumt, von früher, der Zeit, als ich Teenager war, und in dem Traum war mein Hund, den ich damals gehabt hatte, oft vorgekommen. Ich erinnerte mich nicht oft bewusst an ihn, dachte nicht viel über ihn nach, weil ich ihn, als er dann gestorben war, so sehr betrauert und vermisst hatte, dass das fast einer Art Trauma gleichkam.

Ich dachte an Metos und meine Pläne, uns eine kleine Katze zuzulegen, und an die Frau letztens, die mir beim Tätowieren von ihrer Katzenzucht erzählt und mit der ich dann auch Nummern getauscht hatte. Sie hatte mir auch ein Foto von den Kätzchen gezeigt, es waren graue, schwarze und weiße Kätzchen, die man wirklich unmöglich nicht unfassbar süß finden konnte. Heute hatte dieselbe Frau noch mal einen Termin bei uns im Studio, da würde ich sie fragen, wie das so funktionierte mit kleinen Katzen, das nahm ich mir vor. Denn der Gedanke, da so ein süßes kleines Fellbällchen zu haben, das miaute und schnurrte und um das ich mich würde kümmern dürfen und müssen, gefiel mir schon sehr gut.

 

Aber apropos schnurren …:

Irgendwie hatte Meto jetzt doch bemerkt, dass ich so nah bei ihm lag, oder jedenfalls sein Körper, denn er drehte sich zu mir um und ich spürte seine unverkennbar reagierende Körpermitte an meiner Hüfte.

Schon das zu spüren, ließ mich lächeln, und als dann eine warme, kleine, starke Hand meinen Körper hinab wanderte und in meine Shorts schlüpfte, und ich gleichzeitig weiche, volle, warme Lippen an meinem Hals fühlte, musste ich kichern. Ich wandte mich ganz zu ihm um, er hatte die Augen geschlossen, schlief noch, schlafhandelte mal wieder.

Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, und so ließ ich ihn machen und war erstaunt, wie zielsicher er mich im Schlaf berührte, mit der einen Hand um mein Glied, die andere packte fest meinen Hintern ... Ich hörte, wie er meinen Namen flüsterte, fühlte, wie er sich heiß und hart an mich presste und dabei immer tiefer atmete, und so, wie er mich berührte, kamen mir selbst dann auch leises Stöhnen und kleine, lustvolle Laute über die Lippen.

 

„Tsu … ich … liebe dich … du … du Sexgott …“

Ich lachte und stöhnte zugleich, und das vielleicht ein bisschen zu laut, denn in dem Moment stockte die Berührung in meiner Hose und ich bemerkte, dass Meto aufgewacht war. Mit schamesroten Wangen und Ohren zog er seine Hände zurück und drehte sich von mir weg.

„Hey, Liebster, alles gut“, sagte ich schnell, „Kein Problem.“

„Ich … weiß nicht …, ob das …“

„Es ist okay“, sprach ich und beugte mich über ihn. „Ich fands schön, du darfst gerne weiter machen.“

Er sah mich an. „Echt jetzt?“

„Ja klar.“ Ich lächelte. „Ich bin gerne dein … Sexgott.“

„Mein … was?!“

„Das hast du gesagt. Und ich nehm das mal als Anerkennung.“

„Ich betatsche dich im Schlaf und sag so was, und du … du …“

„… ich steh da drauf. Wirklich. Was gibt’s denn bitte Geileres als einen süßen, verliebten Meto, der mich sogar im Schlaf küsst, mir erstklassig einen runterholt, und mich seinen Sexgott nennt?! Mach gerne weiter.“

 

Mehr musste ich ihm nicht sagen. Ich hatte ihn ja nicht umsonst eingehend darin unterwiesen, seine Lust zu zeigen und zu leben, und … ja, so ein bisschen schwanzgesteuert zu mir zu sein. Meto wandte sich wieder zu mir um, presste sich an mich, zerrte mir die Shorts vom Hintern und übersäte meinen Hals und meine Brust mit Küssen, während seine Hände meinen Hintern packten und mich fest an sich drückten. Ich fühlte, wie mein Loch ebenso zu reagieren begann, es wusste schon, was jetzt kam, und als mein Liebster begann, es zärtlich zu betasten, unterdrückte ich einen Schrei.

„Du … wirst immer … so irre schnell geil …“, flüsterte er atemlos, „Ich komm da gar nicht hinterher …“ Er beugte sich über mich, griff nach dem Gleitgel, gab mir die Tube in die Hand, und während ich mich hinten benetzte, zog er endlich seine Shorts aus.

„Das wird ein Quickie, oder?“, fragte er.

„Kommt drauf an, wie schnell du bist.“

„Du bist doch jetzt schon fast so weit …“

„Dann warte nicht länger und fick mich.“

 

Ich drehte mich ganz auf den Rücken, zog die Knie an, und als Meto sich dann zwischen meine Beine begab, legte ich sie um seinen Rücken, zog ihn an mich, und er schob sich langsam in mein Inneres. Das Gefühl des Eins-Seins mit ihm überflutete mich mit einer Welle aus Freude und Euphorie, ich klammerte mich an ihn und er küsste mich, ehe er dann richtig zu stoßen begann und dieses süße Spannen, diese Mischung aus glühender Lust und ein bisschen Schmerz war so verflucht gut, ich krallte meine Hände ins Laken und ritt mich ihm entgegen!

Der Höhepunkt kam sehr, sehr schnell und so intensiv, ein heißes Beben mit viel Samen und meinem heiseren Aufschrei, und als mein Liebster sich danach langsam rauszog, küsste er dabei über meine Brust und an dieser einen Stelle bei meinem Herzen, wo ich so empfindlich war, dass mich dieser Kuss auch nach dem Höhepunkt noch beinahe verrückt machte und ich noch mal aufschrie.

 

„Morgensex ist echt der Beste“, sprach Meto, als wir danach noch ein bisschen da lagen.

„Definitiv.“

„Für dich auch?“, fragte er.

„Ja. Einfach wenn mein Kopf noch nicht viel Zeit zum Denken hatte, dann kann ich es auch richtig genießen.“

 

Langsam erhob ich mich, spürte beim Aufstehen das aufgewühlte Gefühl in meinem Hintern, musste davon lachen und hatte sofort wieder einen sehr anhänglichen Meto hinter mir, der mich von hinten umarmte und vor sich her ins Bad schob.

„Kriegst du wieder nicht genug, Baby?“, fragte ich lachend.

„Nee, nie, weißt du doch, du schöner Mann …“

„Wollen wir zusammen duschen?“

„Natürlich!“

 

Nach dem Duschen frühstückten wir zusammen, oder, besser gesagt, Meto frühstückte und ich rauchte. Ich musste heute Morgen vor der Arbeit noch zu einem Termin bei Dr. Niimura, und als mir das plötzlich wieder einfiel, verdarb mir die Aufregung sofort den Hunger.

Ich versuchte, mich wieder zu entspannen, dachte an den Sex eben, und versuchte auch, mir selbst zu sagen, dass es keinen Grund zur Aufregung gab. Aber mein Appetit war einfach weg.

 

„Ich muss gleich erst mal zur Klinik“, sagte ich.

„Hast du nen Termin?“

„Ja, den hat er gestern spontan gemacht.“

„Danach gehst du ins Studio?“

„Ja. Heute Abend kann ich dich dann abholen vom Café.“

 

Meto stand auf, trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse in die Spüle, dann ging er sich Schuhe anziehen und wir verließen wenig später gemeinsam das Haus. Ich musste in die andere Richtung, Meto umarmte und küsste mich zum Abschied, und dann machte ich mich auf den Weg zur Klinik.

 

Es war ziemlich warm und es ging ein leichter Wind, der machte, dass ich meinen Körper deutlich wahrnahm. Ich fühlte den Wind auf meiner Haut und das erinnerte mich wieder an den Sex vorhin, diesen heißen, süßen Quickie, und jetzt entspannte mich die Erinnerung daran auch.

 

Ich blieb stehen, schloss kurz die Augen, fühlte den warmen Wind um mich und das süße, aufgewühlte Gefühl in meinem Körper … Es war mir inzwischen nahezu zum Rätsel geworden, wieso ich in meinem Leben früher, ohne Meto, nie darauf gekommen war, dass mir passiver Analsex derartig gut gefallen würde. Denn nun war es etwas, das ich wirklich, wirklich gern mochte, eine der geilsten Erfahrungen in meinem Leben. Ich liebte das Gefühl, da etwas Hartes eng in mir zu haben, liebte Metos spürbare Stärke, wenn er in mich eindrang, und dieser Hauch des Verbotenen, Verruchten machte mich auch immer noch an.

 

Diese Gedanken ließen mich lächeln, und als ich wenig später bei der Klinik ankam, sah ich mein Spiegelbild in einem Fenster und bemerkte, dass ich glücklich aussah.

 

„Guten Morgen, Aoba-san“, begrüßte mich Dr. Niimura, er kam mir schon entgegen. „Warten Sie noch einen Moment, ich bin gleich so weit.“

Ich setzte mich in den Wartebereich und beobachtete eine andere Patientin, die in Hausschuhen die Treppe runter kam, von da, wo die Station war, wo ich Hitomi mal besucht hatte.

Es war ein ziemlich jung aussehendes Mädchen, und als sie sich mir gegenüber auf eine andere Bank setzte, sah ich Narben an ihren Oberarmen, sie schauten kurz unter ihrem T-Shirt heraus. Es war immer noch seltsam, eine Mischung aus Vertrautheit und Erkennen einerseits, und Angst andererseits … Sie begegnete meinem Blick, und ich sah dieselben Gefühle in ihrem Gesicht, als sie kurz und unsicher auf die beschädigte Madonna an meinem linken Arm schaute. Gab es so etwas wie ein intuitives Erkennen unter „Borderlinern“? Vielleicht schon, denn Hitomi und ich hatten uns ja damals auch schon so … erkannt.

 

In dem Moment unterbrach Dr. Niimura meine Gedanken, er kam auf mich zu, begrüßte mich nochmals und ich folgte ihm in sein Büro, wo wir uns an den anderen Tisch, neben dem Schreibtisch, hinsetzten.

 

„Wie geht es Ihnen heute?“, fragte er. „Sie sehen recht entspannt aus.“

„Gerade geht’s …“

„Können Sie sehen, warum?“

„Mein Mann und ich hatten Sex heute Morgen.“

„Das hilft Ihnen, sich zu entspannen, oder?“

Ich nickte.

„Darf ich Ihnen dazu … ein, zwei Fragen stellen?“

„M-hm …“

„Was genau entspannt Sie daran?“

„Alles.“

„Gibt es da Dinge, die sie tun, die … nun, möglicherweise Probleme machen könnten? Ich meine damit nicht, ob sie generell Analverkehr haben, sondern … Dinge, die an die Grenzen eines Konsens gehen?“

„Nein. Ist mir auch ganz wichtig, Konsens und so was … Wir haben schon immer wieder so SM-Spiele dabei, aber auch da achte ich genau drauf. Und trotzdem … na ja, irgendwo genieße ich es manchmal auch, wenn es mir mal weh tut. Ehrlich gesagt …“

 

„Weiß Ihr Mann das?“, fragte Dr. Niimura.

„Ja.“

„Und was sagt er dazu?“

„Es ist okay für ihn. Und er tut mir nie zu sehr weh, fragt auch immer wieder nach …“

„Sie reden viel miteinander, das ist gut. Es ist gut, dass sie miteinander auch und gerade über diese Dinge sprechen.“

„Ich mag das auch … Ich liebe Meto dafür, dass wir so miteinander reden können.“

 

Dr. Niimura lächelte. „Sie machen das trotz allem wirklich gut. Und wenn ich Ihnen beiden behilflich sein kann, dass Sie weiterhin so ein glückliches Paar bleiben, dann sagen Sie nur, wie. Ich habe da mal ein gedankliches Bild für Sie: Sie können sich ihr Gefühlsleben ein bisschen so vorstellen wie ein Pferd: Manche Menschen haben das Glück, auf einem ruhigen Pferd zu sitzen, und manche haben ein viel temperamentvolleres Tier unter sich laufen, und es geht eigentlich nur darum, dass man sich dessen bewusst ist. Borderline bedeutet also im Grunde nur, Sie sitzen da nun mal auf einem sehr temperamentvollen Pferd und das zu lenken ist einfach herausfordernder. Es ist nicht unmöglich, nur schwerer.“

Das Bild war einleuchtend, auch wenn ich nicht viel Ahnung von Pferden hatte, es fühlte sich passend an. Und tatsächlich konnte ich dadurch auch wenigstens ein kleines bisschen erkennen, was Meto eigentlich an mir liebte. Wenn er sagte, dass er meine Lebendigkeit und Intensität liebte, meinte er wahrscheinlich genau das.

 

„Können Sie mit dem Bild etwas anfangen?“, fragte Dr. Niimura.

Ich nickte. „Ja …“

Der Arzt lächelte, und ich schaute kurz zu dem Foto von seiner Familie auf seinem Schreibtisch. Er hatte wirklich so eine väterliche Ausstrahlung, wobei ich das eher aus Geschichten oder aus dem Fernsehen abglich, weil ich mich an meinen eigenen Vater wirklich kaum mehr erinnern konnte.

Dr. Niimura bemerkte meinen Blick. „Meine Familie“, sagte er. Und fragte dann: „Möchten Sie über ihre Eltern sprechen?“

„Ich weiß nicht …“, erwiderte ich.

„Ist zu schwer?“

„Vielleicht …“

„Sie sind alleine bei Ihrer Mutter aufgewachsen, erinnere ich das richtig?“

Ich nickte.

„Und ihr Vater?“

„Der ist weg, als ich acht war. Ich … kann mich kaum noch an ihn erinnern, ich weiß nicht mal mehr, wie er aussah.“

 

„Dann wissen Sie auch nicht mehr viel von der Ehe ihrer Eltern, vermutlich?“

„Er war nie richtig da, hat immer nur gearbeitet, Büro oder so, keine Ahnung. Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht, dass Mama ihn besonders geliebt hat.“ Ich fühlte, wie sich in mir etwas trennte. Wie ich erzählte und mich erinnerte, und zugleich fühlte es sich an, als wäre das nicht wirklich mein Leben. Mich an Mama zu erinnern und zu versuchen, auch irgendein Bild von meinem Vater zu erinnern, irgendwo löste das bei mir so eine Teilung aus. Eine Teilung, die vielleicht schon lange da war, aber die ich bisher nie so bemerkt hatte.

„Wie war Ihre Mutter danach? Wie haben Sie mit ihr gelebt, nachdem ihr Vater weg war?“

„Unterschiedlich. Sie war … immer irgendwie anders. Ich weiß nicht, ist schwer zu beschreiben. Ich … hab mich schon jetzt auch gefragt, was wirklich mit ihr los war. Damals hab ich halt nur gedacht, ja, sie ist herzkrank, hat eben solche und solche Tage. Aber … irgendwie frag ich mich jetzt schon, ob sie … nicht einfach genau so war … wie ich jetzt.“

„Sie meinen, Ihre Mutter war auch emotional instabil?“

Ich nickte.

 

Und so geteilt, wie ich mich jetzt fühlte, fiel es mir so eigenartig leicht, zu sagen: „Ich hab mich auch gefragt … ob ich mit den Schmerzen, die ich manchmal habe, irgendwie … sie spiegele. Weils halt auch gerade Schmerzen am Herz sind, ich hab irgendwie das Gefühl …“

„… Dass diese Schmerzen eine seelische Übertragung sind?“

„M-hm …“

„So etwas gibt es. Ist gerade auch passend, weil wir bei Ihnen ja keinen Befund dieser Schmerzzustände haben. Frau Dr. Matsuyama hat mich noch mal kontaktiert und das bestätigt.“ Dr. Niimura stand auf, holte etwas von seinem Schreibtisch. „Das hat Dr. Matsuyama mir geschickt, das sind Ihre EKG-Befunde und die Blutergebnisse. Alles ohne konkretes Ergebnis. Ich hatte Ihnen ja schon, bevor sie auf Hawaii waren, meine Vermutung erzählt, dass Sie unter Panikattacken leiden könnten, das wäre auch relativ typisch als komorbide Symptomatik bei Borderline. Und wenn der Tod Ihrer Mutter Sie traumatisiert hat, wovon ich ausgehe, dann kann da durchaus eine Verbindung bestehen.“

 

Als er ‚traumatisiert‘ sagte, löste sich die Teilung in mir wieder, ich fühlte gleichzeitig, wie ich mich wieder als Ganzes zusammen setzte, und wie mir eine Träne die Wange hinunter lief. Ich konnte nicht mal wirklich sagen, warum, aber plötzlich saß ich da und weinte.

Dr. Niimura sagte nicht viel, er hielt mir einfach die Box mit Taschentüchern hin, die ganz selbstverständlich auf dem Tisch stand, und sah mich mitfühlend an.

 

„Möchten Sie erzählen?“, fragte er nach einer Weile. „Oder wäre das zu viel?“ Er sagte das ganz offen, so, dass ich wusste, ich hatte beide Möglichkeiten, er zwang mich zu nichts.

„Ich war über ein Jahr lang obdachlos“, sagte ich. „Hab im Park unter der Brücke gelebt, mit noch ein paar anderen Leuten … Hab mich geritzt, erbrochen, besoffen, alles Mögliche … Und dann bin ich den einen Tag betteln gegangen zum Schreinfest, und dann steht da diese Sonne vor mir, drückt mir 1000 Yen in die Hand und will mich kennen lernen …“

„Ihr jetziger Ehemann?“

Ich nickte. „Ja. Er hat gesagt, er konnte nicht sprechen, er hatte echt Probleme mit Stottern und so … Aber mit mir hat er gesprochen, von Anfang an. Manchmal denk ich, das ist schon irgendwie … magisch? Keine Ahnung, ich glaub nicht an so was. Aber Meto und ich, das war … vom ersten Moment an da. Auch wenn ich da noch nicht raus hatte, dass ich mich in ihn verlieben könnte. Hab ja nie vorher wirklich was mit nem anderen Mann gehabt.“

„Nicht wirklich?“

„Betrunken auf ner Party nen Kerl knutschen zählt nicht“, sagte ich und musste trotz der Tränen irgendwie lächeln. „Und das ist auch schon echt lang her.“

„Und haben Sie sich dann gefragt, ob Sie homosexuell sind, als Sie merkten, Sie empfinden da etwas?“

„Nein. Irgendwie echt nicht. Ich hab mir diese Frage erst später gestellt, weil Meto mich danach gefragt hat. In dem Moment, als ich kapiert hab, ich bin verliebt, da war mir sein Geschlecht so was von egal. Ich hatte nur Angst, dass ich ihm zu viel bin und so was … Aber dieses ‚Bin ich jetzt schwul und weniger männlich?‘, was man so denkt, dass man sich das fragen würde, das war mir in der ersten Nacht mit ihm völlig egal.“

Ich merkte selbst, wie ich das Thema des Gespräches ablenkte, wie ich dem Wort „Trauma“ auswich und lieber über Sex sprach. Sex war für mich einfach das leichteste Thema, das, wo ich mich sicher und selbstbewusst fühlte, weil es eins der wenigen Dinge war, wo ich selbst abrufen konnte, dass ich es „gut drauf hatte“.

 

„Wir müssen auch nicht jedes Mal die ganze Sitzungszeit füllen, Aoba-san“, sagte Dr. Niimura, der mein Ausweichen offenbar bemerkte und verstand. „Wir machen jetzt einen Termin fürs nächste Mal, okay?“

Ich zog mein Handy raus und der Arzt nannte mir den nächsten Termin, den ich in meinen Kalender eingab.

Er begleitete mich noch nach unten zur Tür, und ich machte mich dann auf den Weg zur Arbeit.

 

 

Als ich am Studio ankam, stand Ami draußen, sie machte gerade Pause.

„Hey, Genki! Koji hat schon gefragt, wo du bleibst …“

„Ich war beim Arzt“, sagte ich.

„Psychiater?“

Ich nickte. Und fragte dann: „Sieht man das?“

Ami lächelte. „Nein, keine Angst. Ist nur … na ja, naheliegend …“ Sie nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, fügte dann hinzu: „Ich kenn das halt von Hitomi.“

 

Ich ging ins Studio, Ami kam mir hinterher.

„Ah, Genki, da bist du ja!“, begrüßte mich Koji. Wir waren inzwischen wirklich per Vorname. „Der Typ mit dem Chamäleon-Motiv war vorhin hier, hat nach dir gefragt.“

„Koyama?“

„Genau.“

„Was wollte er?“

„Keine Ahnung, er hat nur gefragt, ob du da bist, und ich hab gesagt, du kommst wahrscheinlich später. Wo warst du denn?“

„Beim Psychiater“, sagte ich, nur halblaut, da gerade Kurata um die Ecke kam.

 

„Naa, wie war Hawaii?“, fragte Kurata laut.

„Großartig“, antwortete ich, und sah dann zu, dass ich aus dieser Situation herauskam.

„Wollen Sie nicht erzählen?“

„Ich hab zu tun.“

„Fleißig, Aoba, sehr gut!“

„Koji? Hast du die Nummer von Koyama noch?“, fragte ich meinen Kollegen, schnappte mir das Telefon, und als Koji mir dann den Zettel mit der Nummer gab, verschwand ich in den Hinterhof.

 

Als ich endlich ungestört war, rief ich Koyama an. Es dauerte ein wenig, bis er abnahm, und sein „Hallo?“ klang etwas aufgesetzt und unsicher.

„Koyama, hier ist Aoba Genki vom Tattoostudio. Du hattest nach mir gefragt? Tut mir leid, dass ich nicht da war, ich war vorhin beim Arzt, bin jetzt erst im Studio.“

„Is okay …“, antwortete er, und ich hatte das bestimmte Gefühl, dass er mich nicht wegen des Tattoos hatte sehen wollen.

„Alles okay mit dir?“, fragte ich.

Erst kam keine Antwort, ich hörte ihn nur atmen. „Nein“, sagte er dann, „Irgendwie nicht.“

„Wie kann ich dir helfen?“
„Können … können wir uns vielleicht … sehen?“, fragte er. „Irgendwo …?“

„Worum geht es denn?“, fragte ich zurück.

„Ich brauche … jemanden zum Reden … wenn das … wenn du … Zeit hast …?“

Reden. Ich wusste genau, was er meinte. Jedes Mal, wenn er im Studio aufgetaucht hatte, war er in Anzug und Krawatte erschienen, er war sicher ein einfacher Salaryman in irgendeinem riesigen Bürokomplex und konnte sich in seinem Leben nie und nimmer so zeigen, wie er wirklich war.

„Ich schau mal, ob ich Zeit finde. Kann ich dich dann zurückrufen?“, antwortete ich.

Und hörte, wie Koyama am anderen Ende aufschluchzte.

„Hey, alles gut, wir treffen uns und ich schau, wie ich dir helfen kann …“

„Danke …“, flüsterte er. „Ich weine nur, weil ich … ich kenne sonst niemanden … der mich … der das … verstehen würde …“

„Kann ich nachvollziehen. Alles gut.“

 

In meinem Kopf baute sich ein Plan. Ich musste irgendwie hier weg und zu Koyama hin, wollte ihm nicht zumuten, dass er extra noch mal herkommen musste. Auf meinem Schreibtisch lag die Zeichnung des Chamäleons, die ich für ihn gemacht hatte, und die Nadelmaschine mit Akku, die man mitnehmen konnte.

„Kurata-san? Machen wir eigentlich auch Außentermine?“, fragte ich.

„Hmm … was steht denn an?“

„Ich hab nachher noch die Frau mit den Katzenpfotenabdrücken rechte Schulter, aber die kommt erst nach Mittag, bis dahin bin ich wieder da.“

„Und Koyama kann nicht noch mal herkommen?“

„Nein. Ich hab jetzt mit ihm abgesprochen, dass ich zu ihm komme.“

„Alles klar, dann los!“ Kurata grinste, und ich wusste, dass es richtig war, ihn da nicht zu tief rein schauen zu lassen. Er war einfach nicht gerade sensibel, und ich schützte Koyama und mich, indem ich den Kern der Sache verschwieg.

 

Ich packte also eine Tasche mit dem nötigen Utensilien und als ich draußen war, rief ich Koyama noch mal an: „Wo muss ich hin?“

Koyama nannte mir eine Adresse in einer Vorortsiedlung, die ich noch nicht kannte. Ich benutzte also mein Handy als Navi und nahm erst einmal die Bahn in die entsprechende Gegend. Dort angekommen fand ich mich zwischen vielen, vielen Wohnblocks wieder, moderne Blocks mit unzähligen winzigen Wohnungen darin.

„Ich komme runter“, schrieb Koyama mir via SMS, und ich wartete.

 

Eine Viertelstunde später standen wir oben vor seiner Wohnungstür, er machte auf und wir gingen rein. Drinnen war es dunkel, die Vorhänge zugezogen, und im schmalen Licht, das an den Rändern herein fiel, sah die Wohnung sehr chaotisch aus. Ich erkannte Bücher, herumliegende Zettel, Cola- und Bierdosen, offen herumstehendes Essen, Tablettenschachteln und auch fleckige Taschentücher.

„Es tut mir leid, ich konnte nicht … aufräumen …“, sagte Koyama leise.

„Alles gut, ich versteh das“, antwortete ich. „Bist du krankgeschrieben?“

Er nickte. „Seit drei Tagen.“

„Warst du beim Psychiater?“

Koyama schüttelte den Kopf. „Ich trau mich nicht.“

 

Er tat mir wirklich leid. Im Vergleich zu ihm hatte ich es echt gut. Ich hatte einen kreativen, alternativen Job, eine große Wohnung plus süßem Ehemann, einen coolen Stil, in dem ich mich wohl fühlte, Musik, die ich liebte, und eine Szene, in der ich so okay war, wie ich war. Er dagegen hatte nichts dergleichen, nur eine überfordernde Arbeit, eine winzige Wohnung und vermutlich niemanden, dem gegenüber er sagen konnte, dass er „depressiv“ war, beziehungsweise Borderliner.

Ich schaute kurz auf meine Uhr. Es war halb elf. Um eins hatte ich den nächsten Termin, und hier und heute würde ich Koyama erst mal kein Tattoo stechen.

„Weißt du, was wir machen? Ich helfe dir, dass wir uns hier wenigstens hinsetzen können, und dann schauen wir mal, was ich für dich tun kann, okay?“

 

Wir räumten also ein wenig auf, bis das Sofa frei war und man den Weg zum Fenster wieder fand, ich zog die Vorhänge ein bisschen auf und dann setzten wir uns hin.

„Wie … wie machst du das?“, fragte Koyama. „Woher nimmst du diese Kraft?“

„Ich hab jemanden. Jemanden, den ich liebe und der mich liebt, und das gibt mir meine ganze Kraft.“

„… der?“

Ich nickte. „Mein Mann.“

„Bist du … schwul?“

„Nein. Aber ich hab ihn.“

Koyama blickte auf seine Hände. „Ich … hab niemanden. Die Frauen … mögen mich nicht, ich bin zu still. Und Männer … ich weiß nicht, hab ich noch nicht ausprobiert.“

„Würdest du gerne?“

„Weiß nicht.“

 

„Sag mal … ich weiß, vielleicht ist das gerade … nicht ganz passend, aber es ist das Einzige, was mir einfällt: Hast du irgendein Hobby, irgendwas in Richtung kreativer Sachen, was du kannst, oder wo du Zugang hast?“, fragte ich.

„Ich weiß nicht … Wieso?“

„Weil das die zweite Sache ist, aus der ich Kraft ziehe. Ich schreibe und zeichne gerne, ich mag Visual Kei und Makeup und so was alles, und das ist echt gut, wenn man so was hat, darüber kann man sich ausdrücken.“

„Manchmal male ich“, sagte Koyama. „Aber ich bin nicht gut.“

„Das macht nichts. Es reicht, wenn du dich damit ausdrücken kannst, wenn du deine Gefühle und das, was in dir abgeht, rausbringst auf irgendein Medium.“

„Was bringt es, wenn ich das niemandem zeigen kann …“

 

Er saß so zusammengekauert da, zog die Knie an, und ich hatte den Eindruck, dass ich die erste Person war, der gegenüber er sich überhaupt traute, so verletzlich und traurig da zu sitzen. Ohne dass ich es beabsichtigt hatte, war ich für Koyama wichtig geworden, einfach nur dadurch, dass ich ihm zuhörte und ihn verstand. Es musste schrecklich sein, sich so vollkommen verstecken zu müssen, wie er, und jetzt war ich vielleicht der Erste, vor dem er sich mal nicht so versteckte. Weil ich durch meine Art und mein offenes Anders-sein vermutlich mutig und anziehend auf ihn wirkte.

Er sah zu mir hoch, und ich hatte das Bedürfnis, ihn zu umarmen. Aber ich war mir nicht sicher, ob das jetzt richtig war, deshalb ließ ich es sein.

 

„Ich wäre gerne … auch so. Wie du, wie ihr da im Studio …“, sagte er leise. „Ich mag auch … diese Musik und das alles.“

„Visual Kei?“

Koyama nickte.

„Was hindert dich daran?“, fragte ich. „Deine Arbeit? Was die Leute denken?“

Wieder nickte er. Und mir kam eine Idee:

„Ich kann dich mal mitnehmen auf die Szene. Du könntest irgendwas anziehen, was dich unerkannt bleiben lässt, irgendwie ne Maske oder so, und dann kannst du dich da mal ausleben.“

„Würdest du das tun?“

„Na klar!“ Ich spürte selbst, wie ich die Situation in einem Satz umgekehrt hatte. Vielleicht hatte Koyama den Gedanken schon gehabt, sich aber nicht getraut, mich von sich aus zu fragen, und jetzt, wo ich selbst dieses Angebot gemacht hatte, füllte sich der Raum mit ein wenig Hoffnung.

„Es ist wichtig, sich ab und zu auszuleben. Einen Ort zu haben, und Menschen, wo man das kann. Sich mal so zu zeigen, wie man ist“, sagte ich.

Und bewirkte damit, dass Koyama wieder Tränen in die Augen bekam. Es rührte ihn offensichtlich sehr. Er musste sich so wahnsinnig einsam fühlen …!

 

Es gab mir irgendwie ein echt gutes Gefühl, das hier zu tun, jemandem zu helfen. Auf einmal drehte sich meine eigene Problematik, meine Krankheit, mein Leid, um in etwas, womit ich etwas Gutes tun und jemandem, der dasselbe durchmachte, helfen konnte. Ich kannte das, was er durchmachte, und war dennoch weiter als er. Und das so zu nutzen, um Koyama zu unterstützen, tat mir einfach echt gut. Ich tat es nicht für mich, und so konnte ich mich sogar hier und jetzt gut finden, weil ich hilfreich für eine andere Person war.

 

Er sah mich an, und hatte ein winzig kleines Lächeln in den tränennassen Augen.

„Tut gut, dass du mal reden kannst, ne?“, fragte ich.

Er nickte.

„Mir auch. Ich helfe gerne.“

„Wann …?“

„… ich dich mal mitnehme? Ich frage mal heute meinen Mann, wann wir wieder tanzen gehen, dann schreib ich dir und wir schauen, ob es passt. Wir haben noch nen guten Freund, Koichi, der kommt vielleicht auch mit, mal sehen …“

„Aoba? Sag mal … wärs für dich okay, wenn wir … per Vorname sind? Ich … hab dann irgendwie … ich kann dann … Nähe besser … zulassen … verstehst du?“

„Ja, klar. Ich bin Genki. Oder Tsuzuku, wie du magst. Ist mein Künstlername.“

„Ich bin Yasuhiro. Wie schreibst du ‚Tsuzuku‘?“

„Mit dem Zeichen für Buchstabieren.“

„Schöne Bedeutung.“

 

„Du, sag mal … Was bedeutet das Chamäleon, was du als Tattoo haben willst?“, fragte ich und setzte mich neben ihn. „Das interessiert mich sehr.“

Yasuhiro sah mich an, es dauerte ein wenig, bis er etwas sagte. „Ich weiß nicht mal genau … Ich mag Chamäleons, und … ja, irgendwie bin ich auch eins. Ich weiß nicht, irgendwie … ich passe mich immer an, aber ich leide darunter … ich weiß nicht so richtig … wie ich eigentlich bin.“

„Das kenne ich, kann ich gut verstehen.“

„Wirklich?“

„Ja. Und mein Psychiater sagt, dass das durchaus typisch ist, so für Borderline.“

Der Blick, mit dem mich Yasuhiro ansah, machte deutlich, dass er diesen Zusammenhang selbst noch nicht hergestellt hatte.

„Das gehört da dazu?“

„Kann sehr gut sein, es ist eins der Kriterien. Ich würde sagen, du gehst dafür mal zum Arzt. Hast du den Zettel mit der Nummer, den ich dir gegeben habe, noch?“

„Ich weiß nicht.“

„Dann gebe ich dir den noch mal. Dr. Niimura ist wirklich gut.“ Ich zog mein Handy raus.

Yasuhiro hatte auch sein Handy in der Hand und ich gab ihm die Nummer direkt rüber.

 

Wir räumten noch ein bisschen in Yasuhiros Wohnung auf, bis ich eine Nachricht von Kurata bekam, der fragte, wo ich blieb. Die Kundin mit dem Katzenpfötchen-Motiv war doch früher als geplant da und wollte gern, dass ich es machte.

„Ich muss wieder ins Studio“, sagte ich. „Kommst du klar?“

Yasuhiro lächelte. „Ja. Danke dir, Genki-san, du hast mir echt geholfen.“

Ich verabschiedete mich also und war zwanzig Minuten später wieder im Studio.

 

„Und?“, fragte Kurata, kaum dass ich wieder da war.

„Vorgespräch“, sagte ich nur. „Er ist sich noch nicht ganz sicher.“

Kurata sah mich an, und ich konnte sehen, er wunderte sich. Vielleicht hätte er gern eine Erklärung gehabt, aber die würde ich ihm nicht geben. Es ging ihn nichts an, jedenfalls nicht, solange ich diese Aktionen im Rahmen des Studiobetriebs tarnte. Selbst wenn Kurata ahnte, dass ich irgendwelche Probleme hatte, ich würde es ihm gegenüber trotzdem nicht aussprechen.

 

Die Kundin saß schon in meiner Kabine, Koji hatte sie schon alles unterschreiben lassen und das Motiv übertragen, und ich bereitete die Nadel vor.

„Ich hab noch drei von den Kätzchen“, sagte sie. „Sie interessierten sich doch dafür?“

„Schon, ja“, antwortete ich.

„Haben Sie heute Abend Zeit? Dann könnten sie sich die Kleinen mal ansehen.“

„Ich hab noch nicht bei meinem Vermieter gefragt, ob Katzen okay wären“, sagte ich.

„Wie gesagt, drei sind noch da. Ein graues Mädchen und zwei schwarze Jungs.“

Ich musste grinsen. „Sie wollen unbedingt, dass ich ein Kätzchen habe?“

Die Frau lächelte zurück. „Sie wirken wie einer, der gern eines hätte.“

„Ich rufe das Vermieterbüro nachher an und frage mal“, sagte ich. „Ich lebe auch nicht alleine.“

„Sie sind verheiratet?“

„So was Ähnliches. Ich hab nen festen Lebenspartner.“

„Sie sind … vom anderen Ufer?“

Ich nickte.

Die Frau lächelte wieder. „Möchte ihr Mann auch ein Kätzchen?“

„Ja. Er will schon länger eins haben. Aber wir sind erst dieses Jahr zusammen gezogen und es musste sich erst alles … ein bisschen setzen.“

„Kommen Sie beide einfach heute Abend vorbei.“

 

Ich begann mit dem Stechen, und weil der Frau zwischendurch ein wenig schwindlig wurde, machten wir mittendrin noch eine Pause. Ami brachte ihr ein Glas Wasser und ich nutzte die Zeit und rief bei unserem Vermieter an wegen der Katzenerlaubnis.

„Guten Tag, Aoba Genki hier. Ich hab nur eine kurze Frage: Wir würden uns gern ein kleines Kätzchen zulegen, wäre das in Ordnung?“

„Ein Wohnungskätzchen? Ist es denn stubenrein?“

„Wir lernen es heute kennen bei der Züchterin. Ich denke, die wird dafür gesorgt haben.“

„Wenn es stubenrein ist, ist es kein Problem.“

„Dafür sorgen wir, alles gut. Vielen Dank.“

Ich wollte schon auflegen, da fragte die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung: „Wie geht es denn Ihnen und Ihrem Partner so in der Wohnung?“

„Alles gut.“

„Kommen Sie mit den Nachbarn zurecht?“

„Ja. Wir haben wenig mit ihnen zu tun, aber das ist okay. Lieber nichts, als Feindseligkeiten. Wir werden in Ruhe gelassen.“

„Ich hatte ein Gespräch mit einer Ihrer Nachbarinnen, sie tut sich noch etwas schwer, aber ich habe ihr gesagt, dass Sie ja ein friedliches Paar sind.“

„Danke“, sagte ich. „Vielen Dank.“

„Grüßen Sie Ihren Partner mal.“

Ich hatte nach diesem Gespräch tatsächlich ein bisschen Tränen in den Augen. Heute war ein emotionaler Tag.

 

Nach der zweiten Hälfte waren die Konturen des Motivs fertig, zum Schattieren wollte sie noch mal herkommen. Ich machte mir noch einen Kaffee, setzte mich zu Koji hin und sah ihm beim Zeichnen zu, bis wir Feierabend hatten. Diese entspannte Atmosphäre hier war etwas, das ich an meinem Job wirklich mochte, und kurz dachte ich an Yasuhiro, den verzweifelten, einsamen Salaryman, der sich in seinem Beruf nie und nimmer zeigen konnte, wie er innerlich war. Ich freute mich, dass ich ihm einen wenigstens kleinen und teilweisen Fluchtweg aus seinem Gefängnis bieten konnte.

 

Nach Feierabend fuhr ich gleich nach Hause. Als ich dort ankam, war Meto schon da, er stand in der Küche und es roch nach Toast mit Ei.

„Bin wieder da, Babe“, begrüßte ich ihn, er wandte sich zu mir um und ich küsste ihn.

„War anstrengend heute?“, fragte er. „Du siehst müde aus.“

„Ja“, sagte ich, öffnete das Fenster und zündete mir eine Zigarette an. „Du, sag mal, haben wir demnächst mal Zeit, wieder Tanzen zu gehen auf die Szene?“

„Irgendwann sicher. Wieso?“

„Ich hab jemanden kennen gelernt, der könnte mal ne Portion Szene und Feiern gebrauchen.“

„Wer denn?“

„Er heißt Yasuhiro, ist ein Kunde im Studio. Ein ziemlich einsamer Typ, arbeitet im Großraumbüro und ihm geht’s nicht gut. Ich hab ihm angeboten, dass wir ihn auf die Szene mitnehmen, damit er sich mal ausleben kann.“

Meto sah mich an, dann sagte er: „Findest du schön, oder? Jemandem helfen? Ich seh dir das an.“

Ich nickte. „Er hat auch … Borderline. Und ich fühl mich irgendwie … positiv gebraucht.“

„Ist doch gut.“

 

„Ich hab übrigens das Okay von unserem Vermieter, wir können uns ein Kätzchen holen. Und die Frau mit den Katzen war heute im Studio, sie sagte, wir sollten heute mal bei ihr vorbeikommen und die Kätzchen anschauen“, sagte ich dann.

„Nach dem Abendessen?“

„Ja. Ich hab tatsächlich Hunger.“

„Ist auch gleich fertig.“

Ich machte die Zigarette aus, schloss das Fenster und setzte mich an den Tisch, der war schon gedeckt und Meto nahm die Toasts aus der Pfanne, für jeden zwei. Dazu gab es grünen Salat und Tomaten, also leichtes, einfaches Essen, das mit an diesem Abend wirklich schmeckte und gut bekam. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass mein Essverhalten sehr mit meinen Gefühlen zu tun hatte, denn wenn ich entspannt war und mich geliebt und sinnvoll fühlte, dann ging es gut.

 

Nach dem Abendessen gingen wir wieder raus, machten wir uns auf den Weg zu der Adresse, die uns die Katzenzüchterin genannt hatte. Sie wohnte in einem Vorstadtviertel, die Fahrt dahin dauerte über eine halbe Stunde.

 

Es war eine Wohngegend mit Einfamilienhäusern und viel Grün, und als wir aus der Bahn ausstiegen, kam uns am Bahnsteig eine Gruppe junger Mädchen in Schuluniformen entgegen, die wohl gerade auf dem Weg nach Hause waren. Der Weg zu dem Haus der Katzenzüchterin führte auch über eine gemauerte Straße direkt am Meer entlang, und ich roch das Salz und das Seegras, das an den Steinen in der Brandung hing.

 

Als wir an dem Haus ankamen, stand die Frau schon am Tor. Sie hatte eine leichte Jacke an, aber ich sah, unter der Jacke trug sie noch die Folie vom Tattoo, das ich ihr heute gestochen hatte.

„Zwei sind noch da“, sagte sie. „Eben hat ein Pärchen sich einen der schwarzen Katerchen geholt.“

Sie führte uns ins Haus, zu dem Laufgatter, in dem die Kätzchen herumliefen. Ein schwarzes und ein graues, und als wir hereinkamen, kam das graue Kätzchen sofort auf mich zu.

„Nur noch … diese beiden?“, fragte Meto.

„Ja. Das Schwarze ist noch ein Kater, das Graue ist ein Mädchen.“

 

Ich kniete mich vor das Gatter, streckte meine Hand aus, und das graue Kätzchen schnupperte neugierig an meinen Ringen. Es war nicht rein grau, sondern ein bisschen gestreift, und als es seine winzigen Pfötchen streckte, das Mäulchen aufriss und laut miaute, war es um mich geschehen.

„Ich will die haben!“, sagte ich. „Kann ich sie hochnehmen?“

„Die Katzenzüchterin lächelte. „Ja. Aber vorsichtig.“ Sie öffnete das Gatter und ich nahm die kleine Katze vorsichtig hoch, sie war so klein, dass sie fast noch in meine Hand passte.

 

Meto kniete sich neben mich.

„Ich bin verliebt, mein Schatz, du hast jetzt Konkurrenz“, sagte ich und lachte.

„Wenns nur die Katze ist, kann ich damit leben.“ Er hielt dem Kätzchen auch seine Hand hin, sie schnupperte und fing an zu schnurren.

„Sie gibt ne gute Freundin für Ruana ab, oder?“

Meto lachte. „Ja, Ruana ist ja auch ein Mädchen.“

„Wer ist Ruana?“, fragte die Züchterin.

„Unser Teddy“, sagte ich.

 

„Ich würde sie noch ein bisschen hier behalten“, sagte die Züchterin. „Dann haben Sie beide genug Zeit, ihre Wohnung auf sie vorzubereiten und sie kann in Ruhe so groß werden, dass sie bei Ihnen gut leben kann.“

Sie deutete auf ein Kissen im hinteren Teil des Gatters, und jetzt sahen wir, dass dort die Katzenmama auf einem Kissen lag und uns beobachtete. „Für Anfänger mit einem Kätzchen ist es besser, wenn das Kätzchen so lang wie möglich bei seiner Mama bleibt. Ich würde vorschlagen, Sie kommen immer mal wieder vorbei und besuchen sie, und wenn sie alt genug ist, nehmen Sie sie dann mit.“

 

Ich konnte mich kaum von dem fluffig weichen Kätzchen loseisen, das sich schnurrend in meine Hände kuschelte. Offensichtlich mochte sie mich. Und als Meto ihr wieder seine Hand hinhielt, miaute sie, und weil sie noch so klein war, klang dieses Miauen wirklich wie ein Baby. Am liebsten hätte ich dieses kleine Fellbällchen an mein Gesicht gedrückt und geküsst, aber ich war mir nicht sicher, ob dem Kätzchen das gefallen hätte.

„Japp, du bist verliebt.“ Meto lachte. „Aber find ich gut.“

„So ein süßes Schnuffi … Guck mal, diese kleinen Pfötchen …“ Ich stupste mit meinem Finger die Pfötchen an, und die kleine Katze krallte an meinem Finger. Es piekste ein wenig, aber in einer so süßen Art und Weise …

„Hat sie schon nen Namen?“, fragte ich die Züchterin.

„Vom Wurf her heißt sie Mei, ihr Bruder dort drüben heißt Momotaro, ich gehe mit den Namen immer durchs Alphabet.“

„Mei ist ein süßer Name“, sagte Meto.

„Dann bleibt sie Mei.“

 

Wir machten dann einen Termin für das nächste Treffen aus und nahmen die nächste Bahn wieder nach Hause. Ich fühlte mich so leicht und geradezu elektrisiert, dieses kleine Fellbällchen mit den süßen Pfötchen hatte in mir irgendwas freigesetzt …

In der Bahn war nur noch ein Sitzplatz frei, Meto setzte sich kurzerhand auf meinen Schoß und seine Nähe verstärkte dieses elektrisierte Gefühl in mir weiter.

„Liebster? Hättest du Lust, mich heute Abend noch mal zu nehmen?“, flüsterte ich in sein Ohr.

„Du denkst aber auch an nichts anderes …“ Meto lachte. „Aber, ja, kann ich machen.“

„Kleine Babykatzen und süße Metos sind alles, woran ich denke.“

„Komische Mischung …“

„Wieso? Beides ist lieb und kuschelig und warm, und beides macht mich unfassbar glücklich“, schnurrte ich in sein Ohr, „Und bevor wir uns ein Kätzchen nach Hause holen, müssen wir es noch mal krachen lassen.“

Meto kicherte leise. „Du meinst, bevor das Kätzchen uns dabei stören wird?“

„Genau.“

 

Wir stiegen aus der Bahn und liefen Hand in Hand nach Hause. Ich fühlte, wie warm Metos Hand war, und wie stark er meine festhielt. Und als ich ihn ansah, sah ich die Lust in seinen Augen leuchten, er erwiderte meinen Blick und lächelte, sein breites, süßes Meto-Lächeln. Er war nicht geschminkt, sonst hätte sein Mund noch viel süßer und verführerischer ausgesehen, roter Lippenstift verstärkte mein Begehren nach diesen weichen, vollen Lippen noch viel mehr …

 

Ich ließ meine Gedanken frei laufen, meine Fantasie machte aus Metos Lippen die wortwörtliche Steilvorlage meiner Lust. Allein mir vorzustellen, wie er mich mit diesem Mund verrückt machen würde, ehe sein Schwanz mein Inneres füllte …!

„Fick mich, Liebster“, dachte ich, zuerst nur in meinem Kopf. In dem Moment sah Meto mich wieder an, und meine Gedanken waren für ihn wieder einmal ein offenes Buch. Er lachte.

„Was denkst du schon wieder?“, fragte er lachend und dabei blieb stehen.

Ich senkte den Kopf, näherte meine Lippen seinem Ohr und flüsterte meine Gedanken hinein: „Fick mich, Liebster.“

Meto lachte auf. „Mach ich gleich.“ Er sah mir in die Augen, biss sich auf die Lippen und ließ seine Zunge mit dem Lippenpiercing spielen, bot mir eine Mini-Peepshow.

 

Wir kamen zu Hause an, liefen schnell die Treppen hoch und kaum waren wir wieder in unserer Wohnung, sah ich noch den Schalk in seinen Augen, dann drehte er sich um, nahm einen Seidenschal von der Garderobe und legte mir diesen als Augenbinde an.

„Du willst mich blind?“, fragte ich, während er den Schal zuband.

„Ich hab eine Überraschung für dich.“

„Ich bin gespannt.“

Kurz ließ er mich los, ich hörte seine Schritte, er ging in die Küche und kam von dort aber bald zurück. Es gab ein klackendes Geräusch, als legte er etwas Hartes irgendwo ab, und als nächstes fühlte ich, wie er meine Hose öffnete und seine Hand hinein schob. Mir entwich ein erstes Stöhnen.

Zuerst ließ er meiner Härte ein wenig Freiheit, und gleich darauf zog er mir die Shorts vom Hintern und ich fühlte seine Finger, wie er nach meinem Loch tastete. Ganz kurz löste er sich wieder von mir und im nächsten Moment wusste ich, was er aus der Küche geholt hatte: Den kleinen Analplug aus lackiertem Aluminium, den ich mal gekauft hatte. Das Teil war offenbar im Kühlschrank gewesen, es war eiskalt.

„Ich hatte vorhin so eine Idee …“, erklärte Meto.

Das eiskalte Metall glitt ganz leicht in meinen Eingang, war klein genug, um kein Gleitgel zu brauchen, und das Gefühl dieser süßen Kälte in mir war unbeschreiblich.

„Ouh …“, entkam es mir. „Oh fuck …“

„Ist gut?“

„So was von.“

 

Metos Hände strichen meinen Körper runter, ganz langsam, über mein Shirt, dann darunter, ganz leicht um meine Leisten, und dann kniete er sich hin, ich fühlte seine Lippen unten an meinem Bauch und wie er ganz zarte Küsschen um meine Hüften verteilte und mir dabei die Hose weiter runter zog. Seine Hände packten meine Oberschenkel, fest und bestimmend, und im Kontrast dazu tasteten seine Lippen süß und sachte meine Haut ab, brachten sie quasi zum Kochen. Mein Loch spielte schon mit dem Plug und ich fühlte die Lust zu stoßen in meinem Schwanz.

„Lass … mich deine … Hand … ficken …“, flüsterte ich.

Meto lachte. „Gleich, gleich, mein Schatz.“

 

Er half mir ganz aus der Hose, nahm dann meine Hand und führte mich ins Schlafzimmer, ganz langsam und fürsorglich.

Ich ließ mich aufs Bett sinken, hörte, wie er seine Hose öffnete, sein sicherlich schon ganz hartes Glied selbst befreite und sich dann zwischen meinen Beinen vor dem Bett nieder ließ.

„Das sieht irgendwie … so süß aus …“, hörte ich ihn sagen.

„Was sieht süß aus?“

„Wie dein Loch mit dem Plug spielt …“, antwortete Meto. „Man sieht, wie du das magst.“

Ich biss die Lippen zusammen, denn so, wie er das sagte, das war Wordporn at its best, machte mich unbeschreiblich geil. Und als er dann begann, mein Glied zu berühren, zuerst mit den Händen, dann auch mit den Lippen, stöhnte ich laut auf, es war wie eine Explosion von Süße! Mein Körper drängte sich ihm entgegen, ich legte den Kopf in den Nacken, krallte meine Hände ins Laken.

„Du kannst es ja kaum noch erwarten …“, hörte ich ihn sagen.

„Nein! Komm schon, mach …!“

 

„Rück weiter hoch“, wies er mich an, und ich tat, wie mir geheißen, rutschte bis zum Kopfkissen hoch und hörte, wie Meto mir nachkam.

Mein ganzer Körper schrie nach ihm, ich spreizte meine Beine so weit ich nur konnte, und als er den Plug rauszog, wäre ich schon fast gekommen. Er ließ mir einen Moment, damit ich nicht sofort kam, sonst wäre der ganze Spaß viel zu früh vorbei gewesen. Die kurze Pause nutzte er, um mir das Gleitgel zwischen die Beine laufen zu lassen.

„Ich will … dich sehen …“, sprach ich.

Meto lachte leise, sagte „Alles klar“ und nahm mir die Augenbinde ab.

Dann fühlte er noch einmal nach, beugte sich über mich, küsste mich und setzte dabei seine Eichel an mein Loch, schob sich langsam in mich, fing mein Stöhnen dabei mit seinen Lippen auf. Und als dann seine Hand meinen Schwanz fest umfasste und packte, schrie ich wirklich, ritt mich ihm entgegen, seinem Schwanz und seiner Hand, wollte immer nur mehr und mehr und mehr und mehr …!

 

Und Meto, mein Meto, sah so unbeschreiblich süß aus in seiner Erregung: Wie er die gepiercten Lippen verzog, die Augen halb geschlossen und seine tätowierte Hand an meinem Schwanz.

„Tsu…zuku …“, flüsterte er meinen Namen, beugte sich vor und küsste mich. „Das gefällt dir sehr, ne?“

Ich nickte, bog ihm meinen Körper entgegen, fühlte, wie er mich packte und rieb, und wie sein Schwanz in meinem Loch pulsierte.

„Stoßen, Liebster …! Bitte …!“

Meto lächelte, küsste mich wieder. Und dabei erbebte sein Körper, viele kleine Stöße, fast wie eine Vibration … Er beugte sich runter, ich streckte mich und er presste seine Lippen auf meine Brust, küsste die Stelle an meinem Herzen, die mich so verlässlich in Ekstase versetzte. Und im selben Moment traf sein Glied in mir meine Prostata, stark und bestimmt. Seine Lippen auf meiner Brust, seine süßen Stöße in mein enges Loch und wie er mich innerlich dabei traf … ich fühlte das Feuer, schon die Brandung des nahenden Höhepunktes, doch auf einmal hielt Meto inne, stoppte jede Bewegung.

„Was ist …?“, fragte ich atemlos.

„Ich will’s rauszögern“, antwortete er. „Ist gerade … so schön …“

 

Einen Moment verharrten wir so, und das hatte seinen Effekt, ließ die Lust tiefer in mich fließen als wenn ich eben schon gekommen wäre. Und als er wieder begann, sich zu bewegen, langsam rein und raus, und dabei meinen Schwanz fest umfasste, fühlte sich das anders an als sonst. Ich spürte mein Loch mehr, die Enge und Metos Bewegung darin.

Seine Hand ließ von meinem Glied ab und er griff mich an der Hüfte, mit beiden Händen. Ich legte meine Beine um ihn, was ihn noch tiefer in mich trieb, und er begann wieder härter zu stoßen, sank dabei weiter auf mich und ich umarmte ihn, griff meinerseits an seinen Hintern, fühlte die Bewegung seiner Muskeln unter meinen Händen bei jedem Stoß in mein heißes Loch.

„Tsu … oaahh … jaah …“

„Ist … geil, ne?“

Er sah mich an, lächelte und sagte: „Ja. Sehr …“ Beugte sich runter und küsste mich, erst sachte und süß, dann immer lustvoller und verschlingender, stieß dabei weiter zu und fing mein haltloses Stöhnen mit seinen vollen Lippen auf.

 

Mein ganzer Körper fühlte sich an wie warmes, weiches Wachs in seinen Händen, so wie er mich hielt und rieb und stieß, es war wieder dieses Gefühl von Verschmelzung und Eins-sein, und mein Körper und mein Herz forderten mehr, fast mehr als möglich war …!

Ich schloss die Augen, fühlte nur noch, es überwältigte mich beinahe und ich schrie, klammerte mich an Metos Körper, fühlte seine Hände, seine Lippen, seinen heißen, süßen Schwanz, ritt mich ihm wieder und wieder entgegen … Worte kamen über meine Lippen, verwaschen vor Lust, und ich hörte Metos tiefen, aufs Äußerste erregten Atem nah an meinem Ohr.

 

„Ich … komm gleich …“, flüsterte er.

„Mach …!“, brachte ich heraus. „Ich will … deinen Saft …“

Meto lachte leise. „Du immer mit dem Dirty Talk …“

„Ich … mein das so. Ich will … den in mir …!“

Für diesen Satz bekam ich einen Kuss, und dann das, was ich haben wollte: Es brauchte nicht mehr viel, um mich Sterne sehen und kommen zu lassen, und mein Körpergefühl war in diesem Moment so konzentriert auf mein Glied und mein Loch, dass ich sehr spürte, wie ich ejakulierte und mein Liebster in mir ebenfalls kam, und als er sich ein wenig bewegte, fühlte ich seinen Samen.

 

Schwer atmend blieb er einen Moment lang auf mir liegen, ich spürte sein Herz klopfen, seine Lippen an meinem Hals, seine Hände an meiner Hüfte, die Schwere seines Körpers und die süße Wärme.

Schließlich richtete er sich langsam wieder auf, zog sich aus mir zurück und legte sich dann neben mich, sah mich an und lächelte.

„Ich liebe dich, Tsuzuku“, flüsterte er, streckte die Hand aus und strich mir die Haare aus der Stirn.

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Haru-Uchihas Profilbild Haru-Uchiha

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Kapitel: 10
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Wörter: 16.079
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Kurzbeschreibung

Willkommen zum vierten Teil: Yureteiru Kokoro! (eng.: trembling heart). Tsuzuku und Meto sind nun verheiratet, und erst einmal gehts zum Honeymoon nach Hawaii. Wieder zu Hause in Japan, macht Kätzchen Mei ihre kleine Familie perfekt. So sieht alles erst mal recht glücklich aus. Aber natürlich verschwinden Tsuzukus Probleme nicht einfach so, und eine Therapie ist harte Arbeit ...Koichi lebt sein Leben mit Freundin Mikan, doch auch da läuft nicht alles reibungsfrei ...

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