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Even when your kind appears to triumph - Part 4

10.125
29.03.24 00:44
16 Ab 16 Jahren
Bisexualität
Fertiggestellt

Autorennotiz

Disclaimer

Wie immer sei gesagt: Die Rechte am Assassins Creed Universum liegen bei Ubisoft, genauso wie auch die Charaktere. Nur die von mir hinzugefügten Protagonisten und NPCs gehören mir und sind auf meinem Mist gewachsen.

Dazu habe ich mir ein paar Charaktere vom Todesengel „ausgeliehen“ und wer aus Sicht von Faith, Alex´ Schwester im Geiste, die Geschichte lesen möchte, kann das unter "Bluterbe" und "Jeder will die Welt beherrschen" gerne tun!

Außerdem möchte ich noch sagen, dass diese Story weit vor der Bekanntgabe von AC Valhalla schon stand! Sollten Ähnlichkeiten auftreten, dann muss ich erwähnen, dass ich etwas früher damit um die Ecke kam, ich sie aber erst jetzt hochlade, weil es sonst einfach zu viel Content gewesen wäre von meiner Seite.

Even when your kind appears to triumph – Part 4

Es hat zwei Jahre gedauert ehe Alex Frederickson alles geregelt hat und zu Haytham zurückkehren kann. Ins 18. Jahrhundert nach Virginia!

Dort angekommen beginnt ein neues Leben für sie, in welchem sie unentwegt lernt und sich weiterentwickelt. Es dauert nicht lange, bis Alex dann Mistress Kenway wird und damit einhergehend entsprechende Verpflichtungen auf sie zukommen, welche es heißt zu verinnerlichen und auch standesgemäß umzusetzen!

Doch damit nicht genug! Die Vorläufer können schon eine Plage sein, wie wir festgestellt haben, doch das war noch nichts im Vergleich mit Alex´ Glauben an die nordischen Götter! Ohne es zu wissen schlittern sie und Haytham in ihre Bestimmung und nehmen ihre Freunde gleich mit!

Ein weiter Weg liegt nun vor ihnen und ich wünsche euch allen viel Vergnügen beim Lesen dieses – wahrscheinlich – letzten großen Teils meiner Geschichte um Alexandra Frederickson.

Liebe Grüße
eure Mrs Shaytham Corway

6 Charaktere

Charles Lee

Charles Lee (*6. Februar 1732 in Cheshire, England;† 2. Oktober 1782 in Pennsylvania) war ein Templer und ein General während der Amerikanischen Revolution. Er wurde kurz nach der Ankunft von Haytham Kenway in Boston von den Templern rekrutiert, obwohl er bereits mit ihnen sympathisierte. Er arbeitete sich sehr schnell in der Hierarchie nach oben und wurde bald die rechte Hand des Großmeisters.

Jennifer Scott

Edwards Tochter, geboren 1713, Halbschwester von Haytham E. Kenway, Jennifer wuchs bei ihrer Mutter Caroline Scott in Bristol auf. Da Jennifer nach der Abreise von Edward erst geboren wurde, blieb ihm seine Tochter lange Zeit unbekannt. Das änderte sich 1720, dem Jahr, in dem Caroline starb. Danach arrangierte sie eine Reise zu ihrem Vater in die Karibik, um ihn auf Great Inagua kennenzulernen.

Haytham Edward Kenway

Haytham E. Kenway, Sohn von Edward J. Kenway, geboren 04. Dez. 1725, London, gestorben 16. Sep.1781, New York, durch die Hand seines eigenen Sohnes Connor Kenway. Haytham war ein sehr vornehmer Engländer, der jedoch immer bereit war, alles zu tun was nötig war um sein Ziel zu erreichen. Er verachtete den Assassinenorden, hielt die Ziele, die sie vor hunderten von Jahren hatten, aber für ehrenhaft.

Shay Patrick Cormac

Shay Patrick Cormac (12.09.1731-Unbekannt) war einst ein Assassine, der später ein Mitglied des Templerordens wurde, im Atlantik während des Siebenjährigen Krieges tätig war, und den Kolonialen Assassinenorden mit anderen Templern fast vollständig auslöschte.

Alexandra Frederickson

Das ist ein von mir selbst ausgedachter Charakter.

William Miles

William "Bill" Miles, geb. 1948, war von 2000 bis 2013 der Anführer des Assassinen-Ordens und Vater des Assassinen Desmond Miles. Als in die Bruderschaft hineingeborene Person hat er sein ganzes Leben den Assassinen gewidmet.

~~~ Alex´ Gedanken ~~~

Immer wieder muss ich mich zurücknehmen, immer wieder merke ich, dass ich mich zusammenreißen muss. Dieses Jahrhundert ist nicht meines und es war mir eigentlich nicht zugedacht. Die Götter hatten mich ins 20. Jahrhundert entlassen. Doch warum war ich so fasziniert von dem völlig veralteten 18. Jahrhundert? War ich doch zur falschen Zeit geboren, nur die Götter hatten es übersehen?

 

Ich lebe jetzt hier in Virginia mit meinem Mann, nach einem turbulenten Start im November 1762! Wir sind Eigentümer einer großzügigen Plantage, welche wir ohne die üblichen Sklaven bewirtschaften! Hinter mir liegen fast zwei Jahrhunderte, welche es eigentlich noch zu erwarten gilt! Geboren in den 1970er und zurückgereist im Winter 2021. Das 21. Jahrhundert, in welchem mein großer Sohn nun sein Leben alleine meistert, seit ich fort bin.

 

Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich bin in die Vergangenheit gegangen, um dem Mann beizustehen, welcher mich oft zur Weißglut gebracht hat, welcher mich im Kindesalter herablassend behandelt hat. Dennoch... ich bin hier und liebe diesen Menschen und ich nenne unser Leben einfach „Das Schicksal“ … Edward James Kenway hat mir den Weg geebnet, ohne es zu wissen, die Reiseartefakte haben mich in dieses Abenteuer geworfen!

 

Heute weiß ich, es ist Schicksal und wir können nur danach leben! Aber ich schweife ab, ich sollte euch sagen, dass ich meinen Frieden gefunden haben und nichts von dem bereue, was ich angefangen habe. Auch werde ich unseren Kindern genau diese Erkenntnis lehren!

 

Im Grunde bin ich angekommen und kann das Geschick der Menschheit nun wirklich in die richtigen Bahnen lenken! So hoffe ich, hoffen WIR... denn ich bin nicht alleine. Mir wurden wundervolle Menschen zur Seite gestellt! Mein Mann Haytham natürlich, meine Schwester im Geiste Faith und ihr Mann Shay!

~~~

 

Die Ankunft in Virginia

 

30. November 1762

 

Wir landeten auf offener See, dass Wetter war wie erwartet winterlich und kalt. Langsam mussten wir die Orientierung wiederfinden und uns jetzt auf die alten Instrumente verlassen. Doch Rafael hatte mit Tobias und William eine kleine aber tüchtige Mannschaft zusammen stellen können, welche sich allesamt mit alten Segelschiffen auskannten. Das war ein beruhigendes Gefühl.

 

Nachdem wir die Karte studiert hatten, wurde der Kurs festgelegt. Soweit waren wir gar nicht von unserem eigentlichen Ziel, der Shirley Plantage, entfernt. Wir würden in ein paar Stunden dort anlegen können. Ich hatte einige Aufzeichnungen und auch alte Karten aus der Gegend gefunden, aus denen hervorgeht, dass es eine Anlegestelle dort gibt. Haytham betrieb den Handel mit Weizen und Tabak und nutzte diese gute Lage am Fluss für die Handelsschiffe.

 

In mir stieg die Nervosität und ich zitterte leicht, nicht nur von der Kälte. Ich schlang meinen dicken Umhang noch enger um mich und stand am Bug und sah den leichten Wellen zu. Bin ich wirklich schon da? Bin ich richtig hier?

 

Du bist mehr als richtig, Alex. Glaub mir! Dort hinten siehst du sogar schon die Flussmündung und ab da ist es nicht mehr weit! Ihr seid fast am Ziel und ich muss gestehen, ich bin ebenso nervös. Die Vorbereitung hat sich aber gelohnt und du kannst vorerst ein wenig ausspannen und dich hier eingewöhnen.“ meinte Edward in meinem Kopf plötzlich.

 

Es fühlt sich noch nicht real an, es ist noch so, als würde ich in einem Luftleeren Raum sein und gleich aus meinem Traum aufwachen. Aber es ist kein Traum, oder Edward?“ fragte ich ängstlich.

 

Kein Traum, versprochen! Du stehst hier auf deinem Schiff und bist auf dem Weg zu meinem Sohn, welcher jetzt lange genug warten musste.“ seine Worte mit dieser warmen Stimme taten mir gut und ich beruhigte mich langsam.

 

Am frühen Nachmittag konnten wir von der Cheasapeak-Bay in den James-River einfahren. Das Wetter war uns Odin sei Dank hold und es kam kein Schnee oder ähnliches auf uns zu. Langsam segelte die Jackdaw immer weiter Richtung Westen, flussaufwärts, zur Shirley-Plantage. Wir hatten uns dann doch mit der Zeit vertan, wir würden gar nicht so lange brauchen und das freute mich.

 

Um mich aber noch die letzten Stunden abzulenken, ging ich in meine Kajüte und fing an, meine Truhen noch einmal zu inspizieren. Auch die gesicherte Stahltruhe nahm ich noch einmal in Augenschein. Es war alles an seinem Platz und ich betete mein Mantra wieder, dass alles in Ordnung war, dass ich nichts vergessen hatte...

 

Dann hörte ich, wie der Ausguck meldete, dass wir in einer halben Stunde anlegen konnten. Es war soweit...

 

Ich ging an Deck und stellte mich neben Rafael und sah zu, wie meine Brig vorsichtig dem Flussverlauf folgte. Ich nahm das Fernrohr und schaute, ob ich eventuell schon die Anlegestelle sehen könnte. Und tatsächlich, ich sah die Pfeiler im Wasser aufragen und... es standen dort einige Menschen und sahen in unsere Richtung. „Warum stehen da so viele Leute rum? Habe ich schon wieder etwas falsch gemacht, Rafael?“ fragte ich meinen ersten Maat vorsichtig.

 

Dieser grinste mich nur an. „Du hast doch zu Haytham gesagt, dass du mit der Brig auftauchst. Und ich vermute mal, irgendjemand wird ihm mitgeteilt haben, dass sie gesichtet worden ist, als wir in den Fluss einfuhren. Und du weißt, die Menschen hier sind neugierig.“

 

Oh, dann funktioniert hier ja die Nachrichtenkette hervorragend.“ und ich schaute noch mal durch das Fernrohr, jetzt waren wir nicht mehr weit weg.

 

Da stand er, Haytham Kenway, in einen dunklen Mantel gehüllt und sah der Jackdaw entgegen! Ich schritt hinunter aufs Deck und zum Bug, damit ich näher dran war. Mein Herz fing wie blöde an zu schlagen und mir wurde schwindelig. Meine Hände hielten sich krampfhaft an der Reling fest, damit ich nicht umfiel und ich starrte ihn nur an. Und dann konnte ich sehen, wie ein breites Lächeln auf seinem Gesicht erschien.

 

Ich konnte nicht anders, mir liefen die Tränen die Wangen runter und ich spürte, dass meine Haut eiskalt durch den Wind wurde. Es kam mir alles vor wie in Zeitlupe und ich wäre am liebsten von Bord gesprungen und den Rest geschwommen, nur um schneller bei ihm sein zu können. Geduld ist nicht wirklich meine Stärke, ich glaube, ich erwähnte es bereits.

 

Endlich wurden die Taue festgemacht und der Anker fallen gelassen. Die Segel waren bereits gerefft und die Jackdaw kam zum Stehen. Doch bevor ich vom Schiff eilen konnte, sah ich nur, wie sich mein Verlobter in Gang setzte und die Planke hinauf eilte. Mit einem Satz hob er mich hoch und schwang mich herum. Völlig außer Atem, sah er dann auf mich herab, als er mich wieder auf die Füße gestellt hatte. „Du bist wieder da, mi sol!“ und er gab mir einen langen sehr leidenschaftlichen Kuss und in meinem Kopf breitete sich der Gedanke aus „Du bist angekommen!“

 

Vorsichtig lösten wir uns voneinander und sahen uns nur an. „Wenn ich darf, würde ich jetzt gerne für immer bleiben.“ meinte ich leise und lächelte Haytham an. „Ich bestehe darauf!“ kam es ebenso leise von ihm. Er schloss wieder die Arme um mich und ich legte erleichtert meinen Kopf auf seine Brust.

 

Erst jetzt realisierte ich, dass die anwesenden Leute keinen Mucks von sich gegeben hatten. Plötzlich hörte ich nur Jubelrufe und Applaus! Als ich mich umsah, standen zig Menschen um uns rum und klopften Haytham auf die Schulter oder reichten mir die Hände.

 

Überrumpelt von dieser überschwänglichen Begrüßung, stand ich einfach da und ließ es geschehen. Doch dann sah ich meine Küchenfee, Mrs. Wallace, sie stand etwas abseits und sah mich an. Ich ging auf sie zu und nahm sie in den Arm! Wir beide schluchzten nur und brachten irgendwie nicht einen ganzen Satz zustande. „Mrs. Frederickson, ich bin... so froh!“ kam es nur von ihr. Dann schob sie mich ein Stück von sich und betrachtete mich. „Ihr habt euch kein bisschen verändert und das nach über zwei Jahren! Ihr erstaunt mich immer wieder!“ grinste sie mich an.

 

Hinter mir hörte ich das Räuspern von Haytham. „Ich denke, wir sollten jetzt für die Unterkunft deiner Mannschaft sorgen und dein Gepäck zum Herrenhaus bringen lassen. Und dann musst du dich dringend aufwärmen, mi sol. Du bist durchgefroren!“ er zitierte einige Arbeiter heran, welche meine Truhen auf einen Karren packten, während meine Crew bereits unterwegs Richtung Gästehaus war. Da wir nur 15 Mann stark waren, wäre das kein Problem, meinte Haytham.

 

Ich ging noch einmal in meine Kajüte um zu schauen, ob ich nichts vergessen hatte und er folgte mir. „Du hast wirklich alles wieder auf den alten Stand bringen lassen. Das muss doch ein Vermögen gekostet haben, Alex.“ meinte er nur. „Billig war es nicht, das stimmt. Ich musste auch noch einiges an Geld locker machen, um die Behörde zu bestechen, dass sie mir mein Schiff nicht stilllegen. Ich hatte es damals, glaube ich, erklärt, oder?“ fragte ich jetzt einfach. „Ja, hast du. Ihr habt komische Gesetze und Bedingungen.“ lachte er mich an.

 

Ich glaube, ich habe hier nichts vergessen, wir können dann los, mi amor. Ich bin so gespannt, wie du jetzt wohnst.“ gab ich aufgeregt von mir. Auch wenn ich schon ungefähr wusste, wie das Herrenhaus aussah, war ich neugierig, wie es in Echt dann wirkte.

 

Bescheiden, wenn du mich fragst. Aber die Plantage ist für den Handel optimal gelegen. Dein Ratschlag war also richtig und ich muss mich noch dafür bei dir bedanken.“ und damit bekam ich wieder einen langen Kuss, welchen ich ebenso erwiderte! Ich hatte seine Lippen so vermisst. Mir entwich ein tiefes Seufzen und ich erntete ein breites Grinsen. „Mrs. Frederickson, alles andere muss noch warten, bis ich mit der Führung durch euer neues Zuhause mit euch fertig bin!“ seine Hand legte sich besitzergreifend auf meinen Hintern.

 

Das klang noch sehr gewöhnungsbedürftig, fand ich. MEIN neues Zuhause... es würde vermutlich eine gefühlte Ewigkeit dauern, bis ich mich eingelebt hatte. Auch wenn ich es nicht hoffte und auf Haytham baute, der mir dabei half!

 

Wir verließen die Jackdaw und zurück blieben zwei Mann als Wache. Gegen Abend würden sie abgelöst und die gesamte Mannschaft wird dann abreisen. Als meine Füße den festen Boden berührten, fühlte es sich erst mal wieder seltsam an. Ein Arbeiter brachte Haythams Pferd und reichte ihm die Zügel. „Dann mal hoch mit dir, mi sol.“ grinste er mich an und half mir hoch. Als ich sicher im Sattel saß, stieg er hinter mir auf und schlang seine Arme nach vorne und um mich herum. Dann setzte sich das Tier vorsichtig in Bewegung.

 

Dieses leichte Schaukeln gefiel mir und ich hielt mich an Haythams Armen fest, während ich mich an ihn schmiegte. Ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Hals spüren und er gab mir einen Kuss in die Halsbeuge. „Du erschauerst immer noch, wie damals, mi sol!“ meinte er amüsiert. „Mi amor, du weißt, welche Wirkung du auf mich und meinen Körper hast. Das wird sich sicherlich nicht einfach so ablegen lassen.“ erwiderte ich und lehnte mich dichter an ihn.

 

Wie lange warst du in deiner Zeit, bis du wieder hierher konntest?“ fragte er mich plötzlich. „Etwa zwei Jahre. Genauso viele sind hier ja auch vergangen. Ich wollte kein größeres Ungleichgewicht haben, was mein Alter oder deines angeht.“ dabei strich ich über seine Arme.

 

Ich kenne gar nicht dein richtiges Alter, oder zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass du es mir gesagt hast, mi sol.“ kam es etwas verlegen von ihm, doch ich musste kichern. „Nicht schlimm, Haytham. Ich bin mittlerweile 46 Jahre alt!“ ich drehte mich ein bisschen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

 

Du bist tatsächlich fast 9 Jahre älter als ich.“ meinte er staunend. „Ich hoffe, dich stört das nicht, Haytham?“ fragte ich ihn vorsichtig. „Nein, warum sollte es. Ich hatte es dir doch damals auch schon gesagt. Mich stört das nicht, im Gegenteil.“ und ich konnte sein breites Grinsen förmlich spüren. Ich kicherte in mich hinein. „So so, Master Kenway.“ plötzlich nahm er eine Hand vom Zügel und drückte mich an sich. Seine Lippen waren wieder an meinem Hals und … „Wenn du so weitermachst, zerre ich dich gleich von dem Gaul und garantiere für nichts mehr, mi amor!“ meinte ich etwas atemlos!

 

Dann sollten wir uns beeilen, ins Warme zu kommen, mi sol. Mrs. Wallace hat sicher schon alles vorbereitet, wie ich sie kenne!“ sein Arm lag immer noch um mich herum und er trieb das Pferd jetzt an.

 

In einigen Metern Entfernung konnte ich auf der linken Seite das große Gästehaus aus Backstein schon sehen. Dahinter erkannte ich einige weiße Säulen um eine Veranda herum. Das musste dann wohl das Herrenhaus sein. Je näher wir kamen, desto mehr fiel mir auf, dass Haythams Aussage, er würde bescheiden wohnen, nicht ganz zutraf. Für meine Begriffe war das schon sehr … ordentlich und herrschaftlich. Ehrfurchtsvoll sah ich mir das Haus genauer an und fragte mich, wer denn bitte die ganzen Fenster putzen sollte. Ich und meine dummen Gedanken und ich musste schmunzeln.

 

Mi sol, warum grinst du so?“ wollte mein Verlobter von mir wissen. „Ich... es klingt vermutlich gerade blöd, aber ich habe mich gefragt, wer denn bitte Lust hat, so viele Fenster zu putzen!“ und ich kicherte weiter.

 

Ich vermute, niemand hat wirklich Lust dazu, aber ich habe meine Angestellten. Und ja, ich weiß, du musst dich daran noch gewöhnen. Aber ich helfe dir schon dabei, mi sol. Keine Sorge!“ damit stieg er ab und hob mich dann ebenfalls vom Pferd. Ein Stallbursche nahm die Zügel und führte das Tier in die Ställe. Diese lagen an der langen Auffahrt auf der rechten Seite. Vor dem Eingangsbereich prangte in der Mitte ein Brunnen, welcher aber gerade kein Wasser führte, um Frostschäden zu vermeiden, vermutete ich einfach mal.

 

Immer noch staunend trat ich auf die Veranda und sah mich um. „Es ist wunderschön hier, mi amor.“ kam es leise von mir und er legte einen Arm um meine Schulter. „In den Sommermonaten ist es sogar noch schöner hier. Und... jetzt wo du da bist, wird es endlich unser Zuhause sein!“ er gab mir einen Kuss auf die Stirn und führte mich ins Innere.

 

Kapitel 2

Mein neues Zuhause

 


Die Eingangshalle verdiente ihren Namen. Vor mir erstreckte sich eine dunkle Treppe, welche sich auf halbem Wege gabelte nach oben auf die Galerie. Haytham erklärte mir kurzerhand die Raumaufteilung. „Gleich rechts hier, ist mein Arbeitszimmer. Daneben ist das Esszimmer mit angrenzender Küche. Auf der linken Seite findest du den Salon, an den grenzt das Lesezimmer und geradeaus ist der Wintergarten.“ jetzt führte er mich von Raum zu Raum und ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber unter Wintergarten stellte ich mir ein kleines extra Wohnzimmer vor. Doch das hier war... riesig. Es glich eigentlich eher einem Saal mit riesiger Fensterfront. „Im Sommer ist es auch möglich, alle Fenster dort zu öffnen und zur Seite weg zubewegen.“ meinte mein Verlobter stolz. Doch mir gefiel mal wieder, wie sollte es anders sein, das kleine gemütliche Zimmer mit den ganzen Regalen voller Bücher!

„Ich glaube, ich bleibe gleich hier, mi amor.“ grinste ich ihn an. „Das könnte dir so passen. Wir sind mit der Besichtigung noch nicht fertig.“ und damit zog er mich hinter sich her, die Treppe hoch. Wir gingen die Stufen nach links hoch, dort befand sich geradeaus das Schlafzimmer mit dem Ankleidezimmer, in welchem gerade eines der Mädchen meine Sachen verräumte. Links daneben gab es ein großes Gästezimmer an welchem ein kleinerer Raum anschloss für die Kinder des Besuchs. Haythams Kammerdiener hatte ein Zimmer nach vorne raus und daneben war ein noch ungenutztes Zimmer, ebenfalls mit dem Blick auf die Auffahrt.

Es gab drei kleinere Kammern, welche nach hinten heraus gingen, wo die engsten Angestellten, wie Mrs. Wallace zum Beispiel, ihre Schlafquartiere hatten. Auf der rechten Galerieseite gab es drei Zimmer, die nur mit einem Bett und einer Kommode möbliert waren. Nach vorne heraus lag auf dieser Seite ein großes Zimmer mit Regalen ringsum und einem Schreibtisch in der Mitte! „Wenn du magst, kannst du dich dort einrichten. Ein eigenes Studierzimmer? In dieses kannst du dich dann jederzeit zurückziehen, wenn du mal deine Ruhe vor mir haben willst.“ grinste er mich breit an. „Ich hoffe, dass das sehr sehr selten vorkommen wird, mi amor.“

„Die kleineren Zimmer nebenan, sind das auch noch Gästezimmer?“ fragte ich neugierig und in Haythams Augen trat ein warmer Glanz. „Nicht ganz, denn... ich hatte eher an Kinderzimmer gedacht!“ mit diesen Worten nahm er mich wieder in seine Arme und sah mich einfach nur an. „Haytham, ich...“ mehr konnte ich nicht sagen, das wäre noch in ferner Zukunft. Doch ich konnte nicht anders, als ihn liebevoll anlächeln. Wir hatten anscheinend beide denselben Gedanken und das beruhigte mich ein wenig.

Damit war die Führung erst einmal beendet und wir gingen hinunter in den Salon. Der Kamin war angefeuert und es breitete sich in mir eine wohlige Wärme aus. Meine Mannschaft hatte bereits Quartier im Gästehaus bezogen um sich aufzuwärmen und auszuruhen. Sie sollte dann zum Abendessen hier wieder erscheinen. Ich schritt die Regale mit den Büchern ab und fuhr, wie ich es immer tat, ehrfürchtig über die wunderschönen Buchrücken. „Es ist faszinierend zu sehen, wie du auf Bücher reagierst. Man könnte meinen, du hättest Angst, sie anzufassen, weil du befürchtest, sie zu zerstören.“ kam es erstaunt von Haytham.

„Frag mich nicht, warum ich so bin. Ich liebe es einfach zu lesen. Das gibt mir die Möglichkeit in ganz andere Welten einzutauchen und oft hole ich mir Inspiration für meine Geschichten zum Beispiel.“ meinte ich verträumt mit Blick auf die Regale.

„Du schreibst Geschichten? Was für welche und darf ich auch einmal einen Blick darauf werfen?“ fragte mich mein Verlobter. „Es sind immer nur irgendwelche Oneshots von den Protagonisten aus Büchern oder Filmen!“ erwiderte ich nur und erntete einen fragenden Blick. „Oh, ach so... ich meine es sind Kurzgeschichten und was ein Film ist, hatte ich, glaube ich, erklärt.“ grinste ich ihn an.

„Hattest du und ich habe es immer noch nicht richtig verstanden.“ seine Hand legte sich plötzlich unter mein Kinn und hob es an. Unvermittelt meinte er dann „Ich habe dich so vermisst, mi sol! Und als ich vorhin erfuhr, dass man die Jackdaw gesehen hatte, dachte ich erst, es ist wieder dieser Albtraum. In diesem sehe ich dich an Deck stehen und bevor ich zu dir kann, verschwindet alles in einem schwarzen Nebel. Verlass mich nie wieder, Alex. Bitte, versprich es mir!“ kam es plötzlich mit Tränen in den Augen von Haytham.

„Auch ich habe dich wahnsinnig vermisst, mi amor und du bist nicht alleine mit diesen bösen Träumen. In meinen dunkelsten Nächten hast du mich einfach fallengelassen und ich stürzte in die Hölle. Aber ich verspreche dir, ich werde nicht wieder gehen. Weil ich jetzt weiß, wo ich hingehöre und zu wem ich gehöre! Daran wird sich nichts mehr ändern!“ kam es stockend aus meinem Mund, ich musste meine Tränen unterdrücken.

Wir lagen uns in den Armen und ich atmete seinen Duft wieder ein... er hatte sich nicht verändert. Wie gewohnt, Seife und Lavendel und ich ertappte mich dabei, wie ich mich immer enger an ihn schmiegte. Seine Hände fuhren langsam und vorsichtig über meinen Rücken und seine Atmung wurde ruhiger, genauso wie sein Herzschlag. Auch das hatte sich nicht geändert. Ein zaghaftes Klopfen riss uns aus unserer Zweisamkeit.

„Master Kenway, Mrs. Frederickson. Ich habe etwas Tee für euch!“ kam es leise von Mrs. Wallace. Ich war ihr dankbar, ich hatte tatsächlich Durst und sie hatte mir meinen Kaffee gemacht. Ich lächelte sie an und nickte. „Danke, Mrs. Wallace.“ meinte Haytham und führte mich zu dem Sofa in der Ecke vor dem Kamin.

Dankbar nahm ich meine Kaffeetasse in die Hand und seufzte nur. „Alex, was ist das mit dir und dem Kaffee.“ lachte mein Verlobter mich an. „Keine Ahnung, ich liebe dieses koffeinhaltige Heißgetränk einfach. Und dich natürlich auch.“ erwiderte ich ironisch. „So so... ich werde also damit gleichgesetzt?“ kam es gespielt säuerlich aus seinem Munde.

„Das ist eine Ehre für dich, mi amor. Denn das heißt, du stehst sehr sehr weit oben in meiner Gunst!“ gab ich grinsend von mir. „Da bin ich aber beruhigt, mi sol.“ kopfschüttelnd sah er mich über seine Tasse hinweg an. Ich lehnte mich zurück und langsam spürte ich, wie auch mein Geist ein wenig zur Ruhe kam.

„Wie groß ist das ganze Areal eigentlich, Haytham?“ fragte ich jetzt, das hatte ich tatsächlich mal nicht recherchiert. Etwas überrascht durch den Themenwechsel antwortete er zögernd „Ungefähr 350 Hektar. Ich müsste es nachmessen, mi sol. Wie kommst du gerade jetzt darauf?“ fragte er weiter.

„Reine Neugierde, mi amor. Es interessiert mich halt, wie weitläufig das Gelände ist. Die Größe hatte ich gar nicht aus den Unterlagen herausgelesen.“ erwiderte ich einfach. „Das finde ich immer noch unheimlich, dass es Menschen gibt, die in meinem Leben herumsuchen.“ Haytham sah mich immer noch etwas skeptisch an. „Aber jetzt werden sie auch nach MEINEM Leben forschen, Haytham.“ grinste ich ihn an. „Das stimmt eigentlich. Ich hoffe, es kommen keine... unanständigen Berichte von dir ans Licht!“ lachte er jetzt und sah mich plötzlich mit dunklen grauen Augen an.

Ich musste schlucken und mich überkam ein Schauer, der nichts mit der Kälte oder ähnlichem zu tun hatte. Ein Diener trat ein und unterbrach unsere Unterhaltung. „Mrs. Frederickson, wo sollen wir diese schwere Truhe hinbringen?“

Das war eine gute Frage und ich kam auf den Gedanken, mein Arbeitszimmer einzuweihen. „Bringt die Truhe hinauf in das kleine Zimmer mit den leeren Regalen auf der rechten Galerie, welches noch ungenutzt ist.“ und der Diener verneigte sich und ging mit den Worten „Sehr wohl, Mrs. Frederickson.“

„Dann hast du dich entschlossen, daraus dein Reich zu machen, mi sol?“ fragte Haytham mich jetzt erleichtert, so als hätte ich doch auf einmal meine Meinung, bezüglich meines Hierbleibens überdacht. „Ja, so kann ich an meinen Nachforschungen weiterarbeiten und mich ausbreiten!“

„Du... wonach musst du denn noch suchen?“ Erstaunen legte sich wieder auf sein Gesicht. „Haytham, in den letzten Jahren ist so viel passiert. Ich werde dir in den nächsten Tagen, vermutlich eher Wochen, alles erzählen. Es ist … einfach wahnsinnig viel und stellenweise auch einfach kompliziert gewesen!“ meinte ich seufzend.

„Dann sollten wir heute einfach nur unser Wiedersehen feiern, mi sol.“ und er gab mir einen langen Kuss und ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Es tat so gut, ihn wieder bei mir zu haben, ihn zu fühlen und zu schmecken. Mit einem Male fand ich mich auf seinem Schoss wieder und seine Hände glitten unter meine Röcke über meine Oberschenkel. „Ich glaube, das Mädchen ist mit dem Ausräumen deiner Truhen sicherlich fertig.“ raunte er mir ans Ohr!

Haytham ließ mich langsam von seinem Schoss gleiten und stand dann auf. Seine Hand schnappte sich meine und zog mich einfach mit, die Treppe hinauf Richtung Schlafzimmer. Es war leer und ich hörte ihn erleichtert aufatmen. Ohne weitere Worte schloss er hinter uns die Tür und drückte mich dagegen.

„Verzeih mir, wenn ich jetzt wenig Zeit für die Kleidung übrig habe.“ Und damit hatte er mich wieder hochgehoben und meine Röcke hochgeschoben. Meine Beine schlang ich um seine Hüfte und ich konnte seine Erregung spüren, sein Atem ging schwer an meinem Hals, als er mit seinen Lippen darüber hinweg glitt. Eine Hand auf meinem Hintern, die andere öffnete seine Hosen und ich konnte nur noch ein erschrockenes Aufkeuchen ausstoßen.

Das war der Moment, den ich mir so oft in den einsamen Nächten erträumt hatte. Diese Wiedervereinigung, dieses sich einfach haben wollen. Haytham nahm mich, wie er es gesagt hatte. Meine Hände hatte ich in seinem Nacken vergraben und wir waren wieder im Einklang.

Mein Verlobter befand nach kurzer Zeit, dass das Bett doch eine bequemere Alternative war und brachte mich hinüber. Seine Bewegungen wurden schneller und ich nahm ein stöhnendes „Sieh mich an!“ wahr. Wie ein Stichwort fühlte ich die Welle des Höhepunktes auf mich zukommen und ich ließ mich fallen, spürte gleichzeitig, dass auch Haytham sich nicht mehr beherrschen konnte. So kamen wir beide fast zeitgleich, es war eine Erlösung, die ich dringend gebraucht hatte. Wenn die Bediensteten noch nicht mitbekommen hatten, wo wir waren, dann spätestens jetzt, ich rief wieder einmal seinen Namen viel zu laut. Doch es war mir egal.

„Mi sol, ich habe dich und deinen Körper vermisst.“ nuschelte er mir atemlos ins Ohr und fuhr mit seiner Hand über meinen Oberschenkel. „Ich dich auch, mi amor. Und ich will mehr haben von dir!“ meinte ich meinerseits sehr atemlos und strich ihm seine losen Haare aus dem Gesicht. Für einen kurzen Moment sahen wir uns einfach nur an und ich versank wieder in seinen Augen.

Dann zog er sich langsam zurück, legte sich neben mich und zog mich an seine Seite. „Ich kann es immer noch nicht ganz begreifen! Es fühlt sich noch so unwirklich an, dass du jetzt hier bei mir bist. Alex, ich habe Angst, ich könnte aufwachen und alles wäre wieder wie gestern!“ sprach Haytham zögerlich und ich hörte tatsächlich eine gewisse Angst in seiner Stimme.

„Mir geht es genauso, auch ich habe diese Angst, dass es nur ein Traum ist. Aber ich bin fest davon überzeugt, wenn es nicht echt wäre, dann... also... ich... ich hatte ja schon so den einen oder anderen Traum... in dem ich... in dem wir...!“ stotterte ich herum, weil ich urplötzlich wahnsinnig schüchtern war. Haytham fand es lustig und kicherte vor sich hin. „Glaubst du, ich hatte nicht solche Gedanken in den einsamen Nächten? Unsere letzte gemeinsame Nacht hatte ich dann immer vor Augen und ich muss sagen, was ich sah gefiel mir. Was ich aber jetzt wieder hier habe, gefällt mir weitaus besser und... es ist befriedigender, mi sol.“ Haytham drückte mich an sich und küsste meine Stirn.

„Ich freue mich auf sehr viele befriedigende Nächte mit dir, mi amor!“ sagte ich und schob mich etwas hoch, damit ich ihn küssen konnte. Ich wäre gerne jetzt hier im Bett geblieben, denn es war unglaublich weich und vor allem groß. Doch mein Verlobter erinnerte mich daran, dass meine Crew gleich zum Abendessen hier sein wird.

„Haytham, können wir nicht einfach sagen, du bist plötzlich krank oder so...“ meinte ich und machte meinen schönsten Schmollmund. „Das könnte dir so passen, Alex.“ lachte er nur und gab mir einen Klaps auf den Hintern. „Aufstehen und da du mir meine Haare wieder völlig durcheinander gebracht hast, wirst du sie wieder in Ordnung bringen.“ mit diesen Worten erhob er sich und zog mich mit aus dem Bett.

Kapitel 3

Jetzt ist es endgültig... Ich bleibe!



„Ich hätte ja fast etwas vergessen, komm mit.“ freudestrahlend zog er mich ins Ankleidezimmer. Es gab drei große Schränke, drei Kommoden und noch eine Truhe an der gegenüberliegenden Wand der Tür. Haytham öffnete den linken Schrank und ich sah die Kleider, welche er mir damals in New York gekauft hatte.

„Daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht.“ mir blieb der Mund offen stehen und ich strich vorsichtig über die feinen Stoffe. „Vielleicht solltest du dich umziehen, ich bin dir gerne dabei behilflich, mi sol.“ grinste er mich breit über meine Schulter hinweg an. Ich musste in dem Moment lachen, weil er nicht unrecht hatte, seine Haare waren das totale Chaos. Aber als ich uns im Spiegelbild betrachtete, dachte ich nur, dass ich wirklich ziemlich klein bin, im Gegensatz zu ihm. „Ich kann nicht mehr in deinem Gesicht lesen, Alex. Ich hoffe nicht, du planst etwas böses für heute Abend?“ zwinkerte er mir zu. „Nein, keine Sorge, ich dachte nur darüber nach, wie groß du eigentlich im Gegensatz zu mir bist.“

„Ich finde es gut so, so kann ich dich jederzeit mit Leichtigkeit überall hin verschleppen!“ seine Finger fuhren langsam über meinen Nacken bei diesen Worten und hinterließen eine Gänsehaut. Zufrieden lächelte er mich an. „Du darfst mich gerne hier und jetzt verschleppen, Haytham Kenway, tu dir keinen Zwang an.“ mit einem Schwung drehte ich mich um und sprang ihn förmlich an. Meine Arme um seinen Hals und meine Beine um seine Hüfte, klammerte ich mich an ihn und übersäte ihn mit Küssen!

„Du bist unmöglich, Mrs. Frederickson.“ hörte ich ihn wie aus einem Nebel und wir fingen an, den jeweils anderen von seiner Kleidung zu befreien. Wir hinterließen eine Spur aus Stoff, auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer. Dort wurde ich auf dem Bett unter meinem Verlobten begraben und ich bekam meinen Templer, mit den so vermissten Befehlen und diesen wahnsinns grauen Augen. Unser Höhepunkt war dieses mal ruhiger, aber intensiver und ich spürte diese Muskelanspannungen von meinem Verlobten, wie sie langsam abebbten.

„Ich liebe dich, Haytham.“ gab ich atemlos von mir. „Und ich dich auch, Alex!“ darauf folgte einfach ein langer vorsichtiger Kuss. Von unten vernahm ich Stimmengewirr, welches mir verriet, dass die Crew eingetroffen war. Ich seufzte nur und auch mein Verlobter erhob sich mürrisch aus dem Bett. „Dann wirst du heute mal Zeuge, wie es in unserer Zeit bei Tisch zugeht!“ grinste ich meinen Templer an.

„Das klingt, als wäre es eine Drohung.“ lachte er nur und wusch sich durchs Gesicht. „Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Wir werden uns zurückhalten, mi amor. Wir sind ja keine Barbaren!“ und er erntete einen Klaps auf seinen Hintern von mir. Als ich dann vor meinem Schrank stand, wusste ich nicht so recht, was ich eigentlich anziehen sollte. „Haytham, ist es eigentlich egal, WAS ich für ein Kleid trage? Oder muss ich etwas beachten?“

„Wie meinst du das? Du kannst tragen was du willst... oh, du meinst ob es eine Art Kleiderordnung gibt? Nein, hier zuhause ist es dir überlassen!“ meinte Haytham nur. Gut, dann eben das schwarze Seidenkleid mit den silbernen Stickereien. Gerade als ich mein Unterkleid und die Strümpfe anhatte, stand mein Verlobter hinter mir. „Du brauchst eine Kammerzofe, Alex. In den nächsten Tagen, werden wir jemanden suchen und einstellen.“ kam es plötzlich lächelnd von ihm. Ich wollte gerade verneinen, aber dann fiel mir ein, dass mein Templer nicht immer zur Hand war um mir aus oder in meine Kleider zu helfen.

„Du hast Recht, aber heute wirst du mir noch behilflich sein müssen.“ und sah ihn strahlend an, irgendwie fühlte ich mich immer mehr wie zuhause und angekommen! Das ließ er sich nicht zweimal sagen und fing an, mein Korsett zu schnüren, grinste aber immer wieder über meine Schulter zum Spiegelbild. „Nein, ich werde keinen Platz lassen, mi sol. Das bei Faith damals war nur eine Ausnahme.“ meinte er in diesem Befehlston, welcher mich zittern ließ.

„Na gut, aber... bitte... lass mir wenigstens... Luft zum... Atmen!“ meinte ich stockend, es fehlte nur noch, dass er seinen Fuß in meinen Rücken stemmte, damit er die Schnüre ziehen konnte. „So kommt aber dein Dekolleté besonders gut zur Geltung, mi sol.“ raunte er mir leise ans Ohr und sein Blick wanderte in meinen Ausschnitt.

„Master Kenway, ich muss doch sehr bitten. Wir sind noch nicht einmal verheiratet und ihr starrt mir so auf meine Brüste!“ gab ich gespielt entrüstet von mir. „Ich kann auch einfach...“ doch ich schlug ihm auf seine Finger. „Nein, später, mi amor!“ grinste ich ihn an und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. So langsam sollten wir uns beeilen, wir hätten noch die ganze Nacht, den nächsten Tag und wie ich hoffte, die nächsten Jahre gemeinsam!

Als ich endlich in dem Kleid vor dem Spiegel stand, staunte ich nicht schlecht, es saß perfekt. Dann hatte sich mein Körper nicht allzu sehr verändert in den letzten beiden Jahren. Erleichtert atmete ich aus und fing an, meine Haare einigermaßen zu sortieren. Es gelang mir ganz gut und danach war Haytham dran. Er setzte sich auf den Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch und reichte mir die Bürste. Im Spiegel beobachtete er mich wieder grinsend. „WAS denn, Haytham. Du weißt, ich liebe es, in deinen Haaren zu wuseln.“, dann hielt ich kurz inne. Hatten sich da wirklich ein paar silberne Strähnen in seine sonst fast schwarzen Haare geschlichen?

Ich musste grinsen. „Mi amor, du hast ja graue Strähnen plötzlich.“ und hielt die besagte Partie vor seine Nase. „Ist das ein Wunder? Wer eine Frau wie dich sein Eigen nennen darf, da bleibt es nicht aus, dass man schneller ergraut, als einem lieb ist.“ gab er lachend als Antwort und er zog meinen Mund zu sich. „Trotzdem habe ich dich vermisst.“

Als das Haarband fest saß, zog er noch seinen Gehrock über und wir konnten das Schlafzimmer verlassen. Auf der Galerie kam uns eines der Mädchen entgegen und funkelte mich wütend an, knickste aber höflich und ging an uns vorbei, vermutlich um im Schlafzimmer aufzuräumen.

„Wer ist das, Haytham? Sie sah nicht gerade glücklich aus, dass ich hier bin.“ das fehlte mir noch, dass hier eine zweite Justine arbeitete! Mit Schrecken musste ich an das Zimmermädchen bei den Cormacs denken, welche sich ziemlich daneben benommen hatte.

„Das ist Zoe, sie ist erst ein paar Wochen hier. Noch recht jung, aber Jones hatte sie empfohlen. Sie ist seine Nichte.“ ah, ja gut, aber dass muss ja nichts positives bedeuten. Doch ich verdrängte diesen Gedanken erst einmal, ich mag mich ja auch irren und sie würde sich noch an mich gewöhnen.

Unten angekommen, hörte ich bereits Rafael laut mit den anderen diskutieren. Es ging um die Anschaffung eines neuen PCs und er war der Meinung, er hätte das alleinige Wissen gepachtet. Als wir eintraten, verstummten sie alle und sahen mich mit großen Augen an. In diesem Moment fiel mir ein, dass jetzt eine lange Begrüßungsrunde anstand. Doch ich musste nicht anfangen, mein erster Maat kannte Haytham ja noch und fing an, alle vorzustellen.

Danach brachten die Angestellten mehrere Karaffen mit Wein und so unterhielten wir uns noch eine Weile, bis das Essen dann fertig war! Das Küchenpersonal hatte sich alle Mühe gegeben, diese überraschende Anzahl von zusätzlichen Gästen zu bewirten. Doch es war köstlich, aber... ihr wisst ja... Essen-wie-ein-Spatz-Diät... Haytham führte ein angeregtes Gespräch mit unserem Navigator, wie ich ihn gerne nannte. Er war der einzige, der diese alten Seekarten und Gewässerbeschreibungen hatte deuten können.

Ich hingegen hatte noch mit unserem Smutje ein Hühnchen zu rupfen, er hatte viel zu viele Lebensmittel für die kurze Zeit geordert. „Ich habe es doch nur gut gemeint. Wer weiß, was uns hätte erwarten können.“ gab er kleinlaut als Entschuldigung von sich. Das meiste müsste jetzt auch wieder mit ins 21. Jahrhundert genommen werden, denn es war Convenient-Food. Da durfte er sich von William sicher auch noch ein paar Worte zu anhören.

Als das Essen beendet war, versammelten sich alle wieder im Salon. Die Mannschaft musste wieder zurück, ich hatte sie nur kurz hierbehalten, falls... naja, für den Notfall... ich weiß nicht. Es hätte ja auch alles ganz anders laufen können. Auch die beiden Wachen von der Jackdaw waren mittlerweile anwesend.

Unentschlossen stand mein bester Freund jetzt vor mir, mit den Ringen in der Hand. „Alex, ich lasse dich nicht gerne hier alleine! Ich habe Angst, dass es dir vielleicht nicht gut gehen wird, oder das... verdammt, ich habe Angst um dich und ich vermisse dich doch jetzt schon!“ mit diesen Worten drückte er mich an sich und ich heulte an seiner Brust. „Rafael, bitte... mach es mir nicht noch schwerer. Yannick hat mich schon fast zum Zweifeln gebracht. Und vergiss nicht, ich werde euch auf dem Laufenden halten!“ sagte ich leise schluchzend und sah ihm in seine dunklen braunen Augen.

Abrupt drehte er sich zu Haytham um. „Master Kenway, passt bitte gut auf meine beste Freundin auf und sollten mir Klagen kommen...“ doch mein Verlobter ließ ihn nicht ausreden. „Mr. Thomasen, ihr werdet nichts dergleichen von ihr hören. Ich würde lieber selber sterben, als dass meiner Verlobten etwas zustößt. Das versichere ich euch!“ er reichte Rafael die Hand und die beiden klopften sich noch auf die Schulter.

Die Mannschaft stand schweigend dabei und die Jungs wussten nicht, ob sie sich auch äußern sollten. Doch jetzt kam einer nach dem anderen und nahm mich in den Arm und verabschiedete sich. Von ihnen würde ich wohl niemanden wieder sehen. Bei meinem besten Freund war ich mir nicht so sicher... er hatte bei der Hochzeit von Tobias und Marie einige Andeutungen gemacht, dass er mich an meinem Hochzeitstag nicht alleine lassen will.

Der Spiegel war aktiviert und nach und nach traten sie alle hindurch, als letzter stand Rafael unschlüssig da. „Bist du sicher, dass wir die Artefakte mitnehmen sollen?“ fragte er noch einmal und sah mich durchdringend an. Ich schluckte schwer und erwiderte nur, dass ich mir sicher sei und hierbleiben werde. Ich bekam einen letzten Kuss von ihm und dann war er verschwunden, zusammen mit dem Portal.

Ich starrte auf diesen Fleck, wo eben noch... Jetzt gab es für mich wirklich kein Zurück mehr. Meine Knie gaben unter mir nach und ich sackte einfach zusammen. Haytham hockte sich neben mich und hielt mich fest, seine Hand streichelte über meinen Kopf und er wiegte mich leicht hin und her. Mir liefen die Tränen einfach, zum einen aus Freude, zum anderen weil es jetzt zur Realität wurde, dass mein altes Leben abgeschlossen war. Das Ganze gepaart mit dieser Erkenntnis, dass ich hier jetzt „festsaß“ fürs erste. Aber ich würde hier etwas neues aufbauen, ich könnte hier meine Arbeit fortsetzen...

„Alex, du wusstest, dass sie gehen würden...“ doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Das ist es nicht alleine, Haytham. Es ist einfach diese Tatsache, dass ich wirklich hier bin und bleibe. Ich habe im Moment keine Möglichkeit mehr, selber zu reisen! Es macht mir Angst, zugleich bin ich aber froh hier zu sein. Das Ganze verwirrt mich gerade, halt mich einfach fest, ja?“ ich klammerte mich an meinen Verlobten.

Irgendwann hob mich Haytham hoch und trug mich zum Sofa vor den Kamin. „Mi sol, du bist eiskalt. Wärme dich auf, ich will nicht, dass du noch krank wirst!“ kam es leise von ihm, während er mich weiterhin im Arm hielt. Kurz darauf erschien Mrs. Wallace und fragte, ob wir noch etwas benötigten. Als sie mich so schluchzend sah, kam sie langsam auf uns zu. „Mrs. Frederickson, ihr seid hier nicht alleine und verzeiht meine direkte Art, auch ich bin für euch da.“ und ihr Gesicht erhellte sich bei diesen Worten. „Mrs. Wallace, ihr seid einfach ein Schatz.“ ich nahm ihre Hand und drückte sie. „Habt ihr noch... von dem guten Rum etwas übrig?“ fragte ich vorsichtig und mein Verlobter räusperte sich nur.

„Sicher doch, ich bringe euch ein Glas...“ meinte sie nur, aber mein Blick deutete ihr, sie solle lieber die Flasche mitbringen. „Oh, ich verstehe!“ und mit einem wissenden Grinsen ging sie hinaus. „Mi sol, sie ist eine Angestellte. Du musst lernen, sie auch so zu behandeln...“ ich seufzte nur und sah ihn traurig an.

„Das weiß ich, Haytham, aber Sybill hat mir damals sehr geholfen und mir beigestanden. Sie ist wie eine gute Freundin. Das wird sie bleiben, ob es dir recht ist oder nicht.“ belehrte ich ihn jetzt und hoffte, dass er wenigstens etwas Verständnis hätte. „Aber lass es nicht Oberhand gewinnen und vor den anderen Bedienstete reiß dich zusammen, ich gehe davon aus, dass Mrs. Wallace das aber selber weiß.“ ein Kuss auf die Stirn sagte mir, dass das Thema erst einmal vom Tisch war.

 

Kapitel 4

Der Rum und seine Folgen



Als ich mit dem großen Glas Rum neben Haytham vor dem Kamin saß, fing ich an mich zu entspannen. Meine Gedanken kreisten mit einem Mal um seinen Geburtstag. „Hast du eigentlich etwas für deinen Geburtstag geplant, mi amor?“ fragte ich frei raus. „Nur ein kleines Essen mit einigen Geschäftspartnern und Nachbarn. Nichts großes, warum fragst du?“

„Naja, einfach so. Ich dachte, dass eventuell Faith und Shay dich auch besuchen kommen!“ kam es jetzt etwas enttäuscht von mir. „Du wirst sie bald wieder sehen, mi sol. Sie haben mich über Weihnachten und Silvester zu sich eingeladen!“ meinte mein Verlobter freudig und sah mich erwartungsvoll an. „Das hört sich großartig an. Ich freue mich so, sie alle wiederzusehen. Ich habe sogar etwas für die beiden, was ich ihnen schenken kann zu Weihnachten!“ grinste ich vor mich hin.

„Oh, was ist es denn, Alex?“ fragte er etwas enttäuscht. „Für dich habe ich aber auch ein Geschenk, ich bin noch am überlegen, ob du es zum Geburtstag bekommst oder doch erst zu Weihnachten!“ ich sah ihn fragend an, ich wusste wirklich nicht, WANN ich ihm sein Kurzschwert schenken sollte. Es war in der gesicherten Truhe in … meinem Arbeitszimmer. Und wieder hatte ich so ein merkwürdiges Gefühl, ich musste mich noch daran gewöhnen, dass es auch MEIN Zuhause war, oder besser UNSER Zuhause.

„Also ich kann auch bis Weihnachten warten, weil mein Geburtstagsgeschenk bereits neben mir auf dem Sofa sitzt und schon genug von dem Rum getrunken hat!“ lachte er mich an und wollte mir schon das Glas aus der Hand nehmen. „Er ist aber so lecker und er wärmt mich. Du hast gesagt, dass ich mich aufwärmen soll...“ doch ich spürte wirklich die Wirkung des Alkohols allmählich, ich hatte den ganzen Tag kaum etwas gegessen und das ist eher fatal.

„Ich wüsste auf jeden Fall noch eine andere und vor allem gesündere Methode, welche dich wärmen würde, mi sol.“ seine Augen verdunkelten sich und jagten mir wieder diese wohligen Schauer über den Rücken. Ich ließ Rum Rum sein und drehte mich zu Haytham, schlang meine Arme um seinen Nacken und gab ihm einen verlangenden Kuss. „Diese Art des Wärmens würde ich gerne einmal in Anspruch nehmen, Master Kenway!“ meine Stimme krächzte leicht bei diesen Worten, weil ich schon wieder dahinschmolz.

„Dann kommt mit und ich zeige es euch, Mrs. Frederickson.“ er erhob sich und führte mich nach oben. Leise schloss er die Tür und kam auf mich zu. Und ich muss sagen, mein Verlobter hatte einfach ein Talent für diese Art des Aufwärmens. Er beschloss, dass er mir noch ein paar Lektionen hinsichtlich meines Verhaltens gegenüber den Bediensteten beibringen sollte und zwar vor dem Kamin. Dieser war ordentlich angeheizt und sein Körper gab mir dann den Rest. Er kniete hinter mir und hielt mich an den Haaren, wiederholte seine Worte immer und immer wieder, während er sich langsam in mir bewegte.

Ich spürte diesen Schweißfilm an meinem Rücken, als er mich ganz an sich heranzog und seine Hände meine Brüste umfassten. „Du wirst noch einiges lernen, Mrs. Frederickson. Dafür werde ich sorgen!“ kam es raunend von Haytham und sein Höhepunkt war hart und heftig. Seine Arme umklammerten mich, bis sich seine Muskeln wieder beruhigten. Vorsichtig wanderten seine Hände zu meiner empfindlichsten Stelle und brachten mich über diese letzte Schwelle.

Meine Hände griffen seine Oberschenkel und ich suchte verzweifelt nach Halt. Langsam kam auch ich wieder zu Atem und meine Muskeln fühlten sich wie Pudding an. Haytham schien es nicht anders zu gehen, er trug mich nur noch zum Bett und deckte uns beide zu. „Bei Odin, Haytham... ich habe dich vermisst und deine Lektionen!“ meinte ich lächelnd. „Ich habe da noch einige auf Lager, Alex.“ grinste er mich an und kniff mir spielerisch in die Brust. Ich nahm seine Hand in meine und gab ihr einen Kuss auf die Innenfläche, dann legte ich sie mir einfach auf den Bauch.

„Auf jeden Fall ist dir jetzt nicht mehr kalt, mi sol. Dann hat sich das ja gelohnt!“ gab er lachend von sich. „Aber jetzt habe ich Durst, mi amor.“ ich spürte, dass meine Kehle trocken wie die Wüste Gobi war. Als ich gerade aufstehen wollte, hielt er mich zurück und betätigte einen Seilzug auf seiner Seite des Bettes. „Du brauchst nicht aufstehen, du bekommst es direkt herauf gebracht, mi sol.“ sagte er und es dauerte wirklich nicht lange, bis Zoe auftauchte. Als sie uns sah, verdüsterte sich ihr Blick und ich konnte spüren, dass sie wütend und eifersüchtig war. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich mir von ihr etwas zu trinken bringen lassen wollte. Wer weiß, was sie mir da mit hineinmischt.

„Master Kenway, Mrs. Frederickson. Was kann ich für euch tun.“ kam es Zähneknirschend von ihr. Hinter mir hörte ich, wie Haytham zischend die Luft einatmete und ich selber fühlte mich an mich selber erinnert. „Ich hätte gerne einen Tee, Zoe.“ meinte ich dann in einer möglichst neutralen Stimme.

„Sehr wohl, Mrs. Frederickson.“ ein Knicks und sie verschwand. „Haytham, sie ist mir nicht geheuer. Ehrlich gesagt, habe ich Angst, sie könnte mir etwas in den Tee kippen oder sonst etwas tun.“ sagte ich jetzt etwas ängstlich. Er sah mich fragend an.

„Erinnerst du dich noch an diese Justine? Die bei Shay für Ärger gesorgt hatte? Vorhin schon dachte ich mir, dass sie etwas seltsam ist. Faith hatte damals mal den Vorschlag gemacht, man solle die neuen Zimmermädchen einem … eher unkonventionellen Test unterziehen.“ jetzt sah ich ihn fragend an und wartete auf eine Reaktion.

„Alex, glaubst du wirklich, dass dieses Mädchen mir nachstellt? Ich bin ihr Arbeitgeber, warum sollte sie...“ doch er unterbrach sich selber. „Oh, sie könnte gedacht haben, weil ich alleine hier lebte, dass sie … Aber ich habe ihr doch überhaupt keinen Anlass dazu gegeben.“ in diesem Moment war ich hin und weg von seiner doch sehr großen Naivität. Hatte mein Templer wirklich nicht bemerkt, dass diese Frau ihn anhimmelt? „Haytham, sie wird sicherlich in irgendeiner Art versucht haben, sich bei dir einzuschmeicheln. Ich kann es ja in ihren Augen sehen, dass sie eifersüchtig ist.“ versuchte ich eine Erklärung.

„Du erwähntest gerade einen Test. Wie unkonventionell ist er denn, ich hoffe doch, dass ich nicht zum Äußersten gehen muss?“ fragte er mich vorsichtig und ich sah ihn meinerseits erschrocken an. „Du glaubst doch nicht, dass ich zulasse, dass du... also, nein. Kommt gar nicht in Frage. Wir hatten überlegt, dass … also … wenn ein neues Mädchen eingestellt werden soll, dass... in diesem Falle DU, sie testest, in dem... nunja... du dich ihr etwas freizügig zeigst?“ erläuterte ich vorsichtig und wurde knallrot.

Mein Verlobter sah mich völlig entgeistert an! „Wie bitte seid ihr beiden denn darauf gekommen?“ sollte ich ihm das von Shay erzählen, dass er oben ohne im Ankleidezimmer stand damals, an meinem ersten Tag im Arsenal? Dass Faith und ich uns dann diesen Test ausgedacht haben und wir aufgrund dieser Gedanken im Anschluss eine wunderschöne Nacht hatten. Ich beschloss, ihm das zu erzählen, denn nur so konnte ich meinen Verlobten von dieser Art von Konfrontation überzeugen.

Ein breites Grinsen trat in sein Gesicht. „Interessant, worüber ihr Frauen euch unterhaltet, wenn ihr alleine seid. Vielleicht sollte ich dich doch des öfteren mit meiner kleinen Schwester alleine lassen. Ich profitiere dann sicherlich davon, genau wie Shay. Darüber waren wir Männer uns nämlich schon einig, dass diese Konstellation nicht so schlimm sei, wie angenommen!“ meinte er jetzt mit einem grüblerischen Ausdruck im Gesicht. „Ich hätte es wissen müssen, dass auch ihr Männer kleine Klatschbasen sein könnt.“ lachte ich drauf los und hatte Bilder von den beiden im Kopf, wo sie die Köpfe zusammen steckten und irgendwelche Tratschgeschichten austauschten.

In diesem Moment klopfte es zögerlich, doch es war nicht Zoe, sondern Mrs. Wallace, die mir den Tee brachte. „Mrs. Frederickson, ich bringe euch euren Tee. Wo soll ich ihn abstellen?“ fragte sie mich. „Gebt ihn mir einfach, danke Mrs. Wallace!“ sagte ich dankbar, dass SIE mir mein Getränk brachte.

„Wir brauchen euch dann heute nicht mehr, Sybill. Wir wünschen euch eine gute Nacht.“ meinte Haytham in seiner so typischen höflich professionellen Art. „Ich wünsche euch auch eine gute Nacht!“ und sie lächelte mich liebevoll an.

Als wir wieder alleine waren, nippte ich an dem Tee und es tat unglaublich gut. Mein Hals beruhigte sich wieder ein wenig. Für die Zukunft musste ich sehen, dass ich immer etwas abgekochtes Wasser hier hatte, ich brauchte mein Pensum an Flüssigkeit über den Tag.

„Und wann hattest du gedacht, sollte ich diesen Test starten?“ fragte mich mein Verlobter jetzt einfach, sah aber dabei nicht so wirklich überzeugt aus. „Je früher desto besser, denke ich. Dein Geburtstag wäre ein idealer Zeitpunkt, an diesem wird sie sicher ihre Chance sehen, sich bei dir Lieb-Kind zu machen! Bitte sie, eines deiner Hemden zu flicken oder zu bügeln oder ähnliches und wenn sie im Ankleidezimmer erscheint, dann... du weißt ja, wie man Frauen um den Finger wickeln kann, mi amor. Mir hast du es ja auch gezeigt!“ zwinkerte ich ihm zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„DAS war aber etwas anderes. Alex, was ist, wenn sie dann darauf anspringt?“ fragte er jetzt skeptisch. „DANN werde ich in der Nähe sein, glaub mir! Auch wenn es mir schwerfallen wird, diese Frau in deiner Nähe zu sehen...“

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du solche Vorschläge hast! Du würdest dich gut als Templerin machen, mi sol.“ meinte er leichthin und bereute seine Aussage sofort. „Entschuldige, du weißt wie ich das meine, oder?“ seine Hand lag wieder unter meinem Kinn und er zog mich ein Stück zu sich und küsste mich entschuldigend. „Ja, ich weiß wie du es meinst... und ich weiß auch, dass ich gerade ziemlich in der Luft hänge. Zu welcher Seite zähle ich hier?“

Ein frustriertes Seufzen kam aus seinem Mund und er sah mich fragend an. „Das weiß ich auch nicht. Eigentlich bist du gerade weder Assassine noch Templer. Natürlich hast du eine moralische Verbundenheit mit deiner Bruderschaft, aber ich glaube, das ist ein Thema für die Zukunft.“ er hatte ja Recht. Als ich meinen Tee alle hatte, löschte Haytham die Kerzen und ich kuschelte mich an ihn. Der Gedanke, dass ich meine erste Nacht in meinem neuen Leben gerade antrat, ließ mich erschauern und ich schüttelte mich leicht. „Mi sol, ist dir etwa immer noch kalt?“ fragte mich mein Verlobter und fuhr langsam mit seinen Fingern über meinen Rücken.

Ich könnte jetzt darauf eingehen und ich würde sicherlich noch eine Lektion erteilt bekommen, doch wenn ich ehrlich bin, ich war zu müde. „Nein, ich dachte nur gerade, dass jetzt mein neues Leben beginnt und... irgendwie bin ich aufgeregt.“ gab ich nuschelnd von mir, während ich ihm einen Kuss auf seine Brust gab. Es dauerte nicht lange und ich war eingeschlafen.

 

Kapitel 5

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Der erste Tag des neuen Lebens

1. Dezember 1762



Ich streckte mich gähnend und wollte mich umdrehen, aber irgendwie war mir das nicht möglich... verdammte Bettdecke und ich trat danach, um sie von mir zu schubsen. Immer verdrehte ich mich darin... Aber ein lautes „Aua!“ ließ mich hellwach im Bett sitzen. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Umgebung und... ich war nicht in meinem Bett...

„Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, aber würdest du mich bitte anders wecken...“ kam es meckernd von dem Mann neben mir in diesem Bett... ich hatte immer noch nicht realisiert, dass ich... es war kein Traum. Ich war hier, in Virginia! Plötzlich war ich so euphorisch und hellwach, dass ich mich auf meinen Templer warf und ihn mit Küssen übersäte.

„Du bist wirklich hier, ich bin wirklich hier! Es war kein Traum!“ und ich freute mich gerade wie eine dreijährige und war auch genauso aufgeregt. „Ja, ich bin wirklich hier und... ich freue mich auch, dass du hier bist.“ damit drehte er mich unter sich und jetzt wurde ich mit Küssen übersät. Wir beide lagen uns in den Armen und ich atmete erleichtert aus. Es war noch nicht ganz hell, die Wintermonate waren einfach eher unwirklich.

„Haytham... ich... könnte gerade wieder einfach heulen! Ich dachte, ich hätte das alles nur geträumt!“ ich nahm sein Gesicht in meine Hände und seine grauen Augen sahen mich liebevoll an. „Ich habe dich schon eine Weile im Blick gehabt und konnte mich davon überzeugen, dass es KEIN Traum war, mi sol. Aber danke, der Tritt gegen mein Schienbein war dann das eindeutige Zeichen, dass ich wirklich wach bin!“ gab er lachend von sich und seine Hände zeigten mir, dass ich wirklich in seinen Armen lag.

Verdammt... Diese ganzen Monate, in denen ich auf Haytham verzichten musste, auf seine Nähe, seine Hände und seinen Körper... sie waren einfach zu viel und ich wollte diesen Mann einfach spüren. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf! Du bist einfach glücklich, du bist zufrieden und angekommen ... das ist dieses Gefühl, welches du nicht wirklich beschreiben kannst! Genieße es und lass dich davon leiten, das ist die Liebe die du immer für ihn gefühlt hast.

Mit einem Male hatte sich etwas verändert, nur eine Kleinigkeit in meinem Kopf. Es fühlte sich an, als könne ich Haytham in meinem Geist fühlen, ihn hören und regelrecht spüren. Vorsichtig griff er nach meinen Armen und hob sie über meinen Kopf, aber immer darauf bedacht, mich nicht aus den Augen zu lassen. „Ich will dich lesen, Alex, öffne deinen Geist...“ kam es mit kratziger Stimme von meinem Templer. Und ich ließ ihn in meine Gedanken, in meine geschützte Zone... Nur ihm würde ich erlauben, sich dort umzusehen... Es war seltsam... wir hatten uns weiter entwickelt, wie es schien... ich konnte ihn plötzlich lesen und er mich... wir brauchten keine Worte...

Ich nahm seinen Geist und ihn in mich auf... in seinen Augen konnte ich sehen, was er wollte, was er fühlte und ich sah eine Liebe, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ich weiß, es klingt so wahnsinnig kitschig... es war wirklich so, und ich wünsche jedem, so etwas zu erleben! Ich konnte in diesem Moment völlig frei denken, konnte die Person sein, die ich war... Und auch Haytham konnte sich völlig öffnen.

Es war eine Symbiose die wir eingingen, etwas, dass wir brauchten für die Zukunft. Wir brauchten eine Verständigung ohne Worte! Und ich fühlte sie, ich sah seine Gedanke förmlich vor mir... und umgekehrt vermutete ich es auch. Ich ließ ihn sehen, was in meinem Kopf vor sich ging.

Doch in ihm und auch in mir herrschte noch ein ziemliches Chaos und wir beide mussten grinsen in unserem Liebesspiel... es war noch kein völliger Einklang... wir erschufen dennoch eine Ebene... Was soll ich sagen... Es waren seine Worte, seine Stimme, welche mich auf diese Höhepunkte trieben und ich zerfloss wie Butter in der Sonne unter ihm.

Plötzlich sah er mich ungläubig an. „Alex, es war auf einmal völlig anders als sonst... es war, als würden wir reden, aber doch auch wieder nicht...“ sein Blick ruhte immer noch fragend auf mir. „Das ist eine neue Ebene, Haytham. Wir … brauchen eine andere Kommunikation... Wenn ich an deiner Seite sein soll, dann muss das oft ohne Worte passieren. Wir müssen uns blind aufeinander verlassen können.“ meinte ich atemlos und wie abgelesen. Und ich wusste, wer mir diese Worte gerade sagte... denn auch ihn verstand ich mittlerweile ohne laut zu sprechen. Es war Edward. Aber... musste er gerade jetzt in meinem Geist sein?

„Ignoriert mich einfach! Ich bin nicht wirklich hier, aber Alex... du weißt, diese Art des Redens ist essenziell! Gerade in heiklen Situationen.“ und ich fühlte, dass Haytham sich dessen bewusst wurde. Wir beide wussten, dass diese Ebene eine wichtige Rolle spielen würde in der Zukunft.

Und mit einem Mal fühlte ich mich frei. Edward war völlig aus meinen Gedanken verschwunden, so hatte es den Anschein. „Alex... war das gerade eine Art Abschied von meinem Vater?“ fragte mich Haytham skeptisch. „Nein, das glaube ich nicht. Er wird da sein. Er hat es dir ja auch versprochen. Er lässt mir nur ein wenig mehr Freiraum für meinen Geist... also... du weißt... er muss ja nicht alles sehen!“ grinste ich etwas verlegen!

Ich lag noch einige Zeit in seinen Armen und wenn ich ehrlich bin, ich hätte gerne die nächsten Jahrhunderte so verbracht, aber mein Verlobter hatte Verpflichtungen. Und erst jetzt fiel mir ein, danach zu fragen. „Ich platze mal wieder völlig unangemeldet in dein Leben, entschuldige! Was hast du denn heute noch zu erledigen?“ fragte ich einfach naiv. „Nichts entscheidendes. Es ist Winter, da habe ich ein bisschen Ruhe und kann das kommende Jahr planen. Und da du jetzt hier bist, kann ich es wirklich planen! Ohne wenn und aber und ich würde mich freuen, wenn du mir helfen würdest.“ meinte Haytham einfach.

„Dann sollten wir aufstehen und du zeigst mir als Erstes, wo ich jetzt eigentlich wohne.“ lachte ich, ich hatte keine Ahnung von den Dimensionen der Plantage. „Alex, erzähl mir nicht, du weißt wirklich nicht, worauf du dich eingelassen hast? Wie ich dich kenne, hast du schon ….“ Doch ich unterbrach ihn. „Nein, habe ich tatsächlich nicht, Haytham. Ich wusste nur, wie die Plantage in der Neuzeit heißt und wie sie ungefähr aussieht. Alles andere weiß ich nicht! Es war nur wichtig zu wissen, WOHIN ich segeln muss!“ gab ich lächelnd von mir.

„Und das hat deine Neugierde zugelassen? Mrs. Frederickson, ihr erstaunt mich.“ meinte er zwinkernd. „Danke, Master Kenway, ich bin nicht immer so neugierig...“ und musste lachen.

„Dann... raus aus den Federn, mi sol!“ und er schlug mit der flachen Hand auf meinen etwas wunden Hintern.... „Danke, ich weiß, dass ich heute nicht unbedingt reiten werden, Haytham. Ich werde lieber laufen!“ grinste ich nur.

Im Esszimmer war alles vorbereitet und ich konnte meinen Becher Kaffee ekstatisch zu mir nehmen. „Diese wohlwollenden Geräusche hätte ich auch gerne in ... anderen Situationen, mi sol.“ meinte mein Verlobter leicht schmollend.

„Vergiss nicht, du hast den gleichen Status wie Kaffee bei mir, mi amor. Irgendwann wirst du es vielleicht verstehen, ansonsten kann ich dich auch gerne mit Erklärungen nerven.“ meinte ich lachend.

Als wir fertig waren, gingen wir zu den Stallungen und mein Verlobter zeigte mir seine Pferde. Sie waren alle wunderschön, doch eines erweckte meine Aufmerksamkeit. Ein schwarzer Hengst... glänzendes wunderschönes Fell... ich stand einfach davor und strich mit meiner Hand vorsichtig über die Nüstern. „Alex, pass auf... er schnappt gerne mal.“ Doch es passierte nichts, dieses Tier blieb völlig ruhig und ich war einfach gebannt. „Was für eine Rasse ist das? Ich kenne mich da nicht so aus.“ fragte ich den Stallmeister, sein Name ist übrigens Izaak Mackenzie. „Ein Friese... eigentlich völlig scheu... doch jetzt...“ sein Blick ging staunend zu Haytham. „Wie heißt er denn?“ fragte ich völlig fasziniert. „Er hat noch gar keinen Namen, Master Kenway hat ihn erst vor zwei Tagen erworben und...“ ich sah zu Haytham und er nickte nur und lächelte mich an. „Sag mir, wie er heißen soll, Alex!“

Ich sah diesem Tier in die Augen... „Fenrir! Und ich weiß, es ist eigentlich Lokis Wolf... aber irgendwie passt es zu ihm!“ gab ich gleich als Erklärung dazu. Der Wolf und Der Friese

„Du hast ihm einen Namen gegeben, dann soll er auch dir gehören!“ meinte Haytham stolz und sah sich seinen Neuerwerb an. „Warum hast du ihm denn noch keinen Namen gegeben? Hatte er nicht einen von seinem Vorbesitzer?“ ich sah mich fragend um, es war etwas unverständlich, dass Tiere hier irgendwie Namenlos weitergegeben wurden.

„Wenn man ein Tier erwirbt, werden die Namen neu vergeben! Ist das bei euch anders?“ fragte er mich jetzt etwas ungläubig. „Ja, es ist ja wie ein Stammbaum. Nicht nur bei Menschen werden die Rasse und Eigenschaften weitergeben, das klingt jetzt etwas seltsam, aber du weißt was ich meine. Und von daher ist es einfach für das Tier eine Ehre, einen guten Namen zu führen.“ meinte ich jetzt etwas ehrfürchtig. Jetzt gehörte der Friese mir! Damit hatte ich nicht so schnell gerechnet. Fenrir stupste mich immer wieder an und seine dunklen Augen schienen mich völlig zu durchschauen.

Ich hatte ein eigenes Pferd... wie lange musste ich darauf warten? 46 Jahre... naja nicht ganz. Aber meine Eltern haben mir nie Reitunterricht oder ähnliches gegönnt. Es hieß immer, das ist zu teuer und ja ich weiß, dass es so war. Aber ich liebte Pferde, welches Mädchen liebte bitte keine Pferde... In mir stiegen wieder Tränen auf, weil ich mit 46 Jahren meinen Wunsch erfüllt bekam!

„Alex, ist alles in Ordnung?“ fragte mich Haytham jetzt besorgt. „Ja, aber... in meiner Zeit sind Pferde einfach ein Luxus. Meine Eltern konnten sich weder ein Pferd noch den Reitunterricht für mich leisten.. ich konnte immer nur zusehen.“ plötzlich klammerte ich mich an Fenrir... ich hatte Angst, er könnte einfach so in einem Nebel verschwinden!

„In was für einer Zeit lebt ihr bitte? Pferde sind das A und O in dem Leben eines jeden Menschen.“ kam es ungläubig von Haytham. „Das mag sein, aber wir brauchen sie nicht mehr. Wir haben zum Ernten, zum Säen und so weiter Maschinen. Und um von A nach B zu kommen, gibt es halt andere Fortbewegungsmittel. Pferde sind einzig zur Zucht oder eben noch für gestellte Jagdausflüge da. Mehr nicht. Einen echten Nutzen wie hier, haben sie nicht... was wirklich schade ist...“ gab ich betrübt von mir. Der Stallmeister sah mich mit großen Augen an.

„Ich denke, dann ist Fenrir für dich der ideale Begleiter. Er ist völlig ruhig in deiner Gegenwart und scheint auf deine Anweisungen zu warten.“ dieser Satz erfüllte mich mit einem gewissen Stolz und ich strich Fenrir über sein weiches Fell. Leise sprach ich zu ihm... Vi kommer godt overens, Fenrir og jeg vil passe godt på dig... (das war Dänisch: Wir werden uns sicher gut verstehen, Fenrir und ich passe gut auf dich auf.)

„Alex... ALEX... wo bist du schon wieder?“ kam es von meinem Verlobten. Überrascht sah ich auf... „Nirgends... ich erzählte nur... entschuldige!“ sah ich meinen Verlobten entschuldigend an. „Du hast eine fremde Sprache benutzt. Es klang merkwürdig!“ irritiert sah mich Haytham an. „Ich habe was getan? Oh...“ in diesem Moment fiel mir ein, dass ich ab und zu, wenn ich in Gedanken bin, auf Dänisch denke, warum auch immer. Ich hatte vor Jahren mal Unterricht darin und behalten habe ich auch einiges. „Das war dann wohl Dänisch, mi amor!“ lächelte ich ihn an. „Ab und an fallen mir einige Sätze wieder ein.“ Meine Vorfahren hatten anscheinend doch größeren Einfluss auf mich als ich zuerst dachte!

Wir verließen die Ställe, auch wenn ich gerne noch länger dort geblieben wäre, und Haytham zeigte mir den Garten, die Arbeiterunterkünfte und das Gästehaus. Hier könnten mal locker an die 100 Personen übernachten, ohne auch nur einen Fuß ins Herrenhaus setzen zu müssen. Die Angestellten und Bediensteten hatten saubere und wirklich gute Unterkünfte und ich war erstaunt. „Warum bist du so überrascht? Wer für mich arbeitet, sollte auch eine angemessene Unterkunft haben.“ mein Verlobter verstand nicht, warum ich so entspannt auf seine Plantagen-Politik reagierte.

„Wie soll ich es sagen, aber... den Plantagen Besitzern wird immer wieder in den Geschichtsbüchern unterstellt, sie wären gnadenlose Sklaventreiber und Schänder. Ihre Aufseher wären die Folterknechte und so weiter. Glaub mir, wenn ich hier auch nur einen Sklaven sehe, dann bin ich weg... Das geht einfach über meinen moralischen und ethischen Horizont!“ meinte ich entschieden.

„Ich... nein... ich habe normale freiwillige Angestellte und Bedienstete und auf den Feldern arbeiten die einfachen Leute, die ausgewandert sind und sich hier einfach ein neues Leben aufbauen wollen.“ entgeistert sah mich Haytham an. „Danke, ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet, mi amor!“ sagte ich nur und gab ihm einen langen Kuss, in dem meine Dankbarkeit lag.

 

Kapitel 6

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Das Waffenlager im Keller

 

Als wir Richtung des Herrenhauses unterwegs waren, kam uns Mrs. Wallace entgegen. „Da seid ihr ja, Master Kenway, Mrs. Frederickson. Das Mittagessen ist fertig.“ sagte sie freudig, ich hatte den Eindruck, dass sie schon eine Weile nach uns gesucht hatte. Wir folgten ihr ins Esszimmer und ich fragte mich, welche Kompanie denn bitte noch erscheinen würde und ich dachte es nicht nur, sondern äußerte es auch. „Alex, wir sind alleine, wer sollte denn sonst noch...“ doch mein Verlobter unterbrach sich selbst, als er merkte, dass es eine rein rhetorische Frage war.

 

Es gab Rind zum Mittag und saisonales Gemüse. Ich würde mich noch daran gewöhnen müssen, dass ich nicht alles kaufen konnte, was ich wollte. Innere Notiz an mich!

 

Nach dem Essen saßen wir etwas schweigend beieinander, was aber eher dem vollen Magen geschuldet war, wenn auch bei mir eher wieder behindert durch dieses schreckliche Folterinstrument namens Korsett. „Alex, darf ich... dich etwas fragen?“ kam es zögerlich von Haytham. Unruhig, was jetzt kommen könnte, sah ich ihn an. „Ja, darfst du, Haytham?“

 

Warum warst du nie mit dem Vater von Yannick verheiratet?“ und es kam mir eher so vor, als wäre er erleichtert, diese Frage endlich los zu sein. „Keine Ahnung... ich wurde schwanger kurz nach unserem Kennenlernen und... danach... es klingt eigenartig, aber... wir hatten keine Zeit dafür. Und ich habe es auch nie forciert. Warum sollte ich auch. Entweder man will es, oder man lässt es.“ meinte ich leicht gedankenverloren und ich bereute meine Art, wie ich es sagte.

 

Versteh mich nicht falsch, mi amor. Aber... Marius... das war... ich möchte es nicht Fehltritt nennen... weil...“ ich fühlte wieder diese Tränen der Trauer, aufgrund seines Selbstmordes. „Haytham, er hat sich vor einigen Monaten das Leben genommen... und … ich habe immer noch damit zu kämpfen!“ Er schüttelte nur den Kopf und sah mich an. „Das ist ja... schrecklich. Warum hat er das getan?“ und ich fing an zu erzählen... es war das erste Ereignis, welches ich meinem Verlobten jetzt kundtat... „Er hat sich in seiner Wohnung in den Kopf geschossen... und seine Familie gibt Yannick und mir die Schuld. Du hättest die Blicke sehen müssen! Wenn sie töten könnten, ich würde nicht hier sitzen!“ ich fing an zu heulen, Marius tat mir leid. Wir konnten ihm nicht helfen, aber ich machte mir trotzdem Vorwürfe!

 

Es tut mir leid für ihn, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah! Aber du hast doch alles getan, um ihm zu helfen. Und ich bin sicher, er ist dir dankbar gewesen für deine Unterstützung!“ meinte Haytham jetzt einfach so fürsorglich wie irgend möglich. „Das weiß ich doch... Aber diese... Vorläufer haben eine Macht, die man nicht immer sofort sieht und das macht mir Angst. Marius war mit seiner Gabe einfach völlig überfordert, das war nicht fair!“ seine Arme legten sich um mich. „Das war es nicht, nein. Doch er konnte sich auf dich und seine Verbündeten verlassen. Auch wenn ihr ihm nicht mehr helfen konntet. Und ich weiß, mi sol, du wartest auch auf DEINE Verbündete!“ meinte Haytham jetzt gespielt maulig und lächelte mich an. Er wollte mich auf andere Gedanken bringen und das war ihm gelungen!

 

Ja, ich freue mich darauf, auch Faith wiederzusehen. Aber in erster Linie bin ich froh, hier zu sein und endlich dort weiterzumachen, wo ich einen Ankerpunkt habe.“ in diesem Moment kam mir der Gedanke, ob ich noch etwas zu der Gesellschaft an seinem Geburtstag wissen musste. Manche Themenwechsel sind sogar für mich erschreckend! „Nein, eigentlich nicht. Es sind halt Geschäftspartner und ach ja... Master Pitcairn wird mit seiner Frau hier sein und Master Johnson. Mit den anderen werde ich dich bekannt machen und hab keine Angst, es wird kein Staatsempfang.“ meinte er grinsend. „ Da bin ich ja beruhigt.“ vermutlich sah und hörte Haytham die Erleichterung in meiner Stimme.

 

Den restlichen Tag verbrachten wir mit Haythams Erzählungen wie er diese Plantage erworben hatte. Zusammen mit einem reichen Franzosen hatte er sie sich angesehen. Doch die Eheleute Dufresne waren diesem Herren gegenüber skeptisch und nicht wohlgesonnen, er machte einen kalten Eindruck. Haytham hingegen war dann die erste Wahl der Dufresnes und er bekam den Zuschlag. Es war, wie er sagte, ein Schnäppchen! Was man denn als solches bei 350 Hektar bezeichnen konnte... doch wer bin ich, DAS zu beurteilen? „Wenn es jetzt wärmer wäre, würde ich dich gerne auf einen Ausritt mitnehmen und dir alles zeigen...“ meinte mein Verlobter.

 

Dann tu es doch einfach. Ich kann mich ja warm anziehen. Und ich habe jetzt sogar ein eigenes Pferd!“ erwiderte ich breit grinsend. „Also gut... dann zieh dich einfach wirklich warm an und ich zeige dir UNSERE Plantage.“ Warum fühlte ich mich noch unwohl bei dem Ausdruck „unsere“ Plantage? Ich hatte keinen Handschlag dafür getan... ich war einfach nur da... das war nicht richtig.

 

Alex... ich kann dich lesen!“ kam es nur von Haytham. „Dann weißt du auch, warum ich mich gerade unwohl fühle. Ich konnte keinen Beitrag leisten... Das ist nicht richtig!“ meinte ich maulend. „Du wirst deinen Beitrag noch beisteuern... und WIR werden das in Zukunft gemeinsam machen. Schon vergessen, mi sol?“ und er sah mich fragend an. „Aber...“

 

Kein ABER!“ er nahm meine Hand. „Ich kann doch nicht erwarten, dass du schon Jahrzehnte im Voraus hier alles ermöglichst... Wir sind jetzt hier.... Wir bauen unsere Zukunft auf. Ich habe nur einen Grundstein gelegt und jetzt ist es an dir oder vielmehr an UNS darauf aufzubauen. Darauf habe ich die letzten beiden Jahre gewartet.“ ich brach wieder in Tränen aus... Dieser Gedanke, dass Haytham UNSERE Zukunft plante, ohne wenn und aber...

 

Doch ich kann nichts beisteuern, nicht … finanziell...“ kam es jetzt leise und kleinlaut von

mir, im Grunde war es das, was mir auf der Seele lag. „Und wer verlangt das, Alex? Ich bestimmt nicht. Wir beide werden das ausbauen, was wir angefangen haben und wir werden entsprechend unserer Missionen handeln! Aber vergiss eines nicht... ich will dich hier haben und daran wird sich nichts ändern!“

 

Das beruhigte aber mein schlechtes Gewissen nicht. Ich seufzte nur und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. „Dann werde ich mich wohl mal umziehen, so kann ich schlecht reiten!“ grinste ich meinen Verlobten an. Sein Blick wanderte von oben nach unten über meinen Körper und ich konnte sehen, dass seine Gedanken gerade in eine ganz andere Richtung glitten. „Master Kenway... dazu werden wir sicher später noch Zeit haben!“

 

Ich werde euch beim Wort nehmen, Mrs. Frederickson.“ und ich dachte nur... nicht nur beim Wort NEHMEN!... Verdammt, jetzt rutschten meine Gedanken auch schon in die Gosse und ich wurde rot.

 

Schnell ging ich hinauf und entledigte mich meines Kleides. So langsam hatte ich den Dreh raus, es alleine aufzuschnüren. Das Korsett schmiss ich erleichtert auf einen der Sessel und stand nun nur im Unterkleid vor dem Kleiderschrank. Was sollte ich jetzt anziehen, ich hatte nur die beiden Ornate mit. Ansonsten hatte ich gar keine Hosen dabei, aber mit Röcken wäre es zu kalt auf einem Pferd.

 

Also schnappte ich mir den Meister-Ornat von Faith und zog mich an. Völlig automatisch wollte ich schon nach meinen Klingen greifen, doch... sie lagen nicht in meiner Truhe! Hektisch suchte ich das ganze Zimmer ab, doch als ich hier nicht fündig wurde, rannte ich hinunter und fand Haytham in seinem Arbeitszimmer. Völlig außer Atem, fragte ich ihn, wohin meine Waffen gekommen seien!

 

Oh, dafür habe ich im Keller einen extra Raum. Entschuldige, aber ich hätte es dir wohl sagen sollen. Das habe ich vergessen!“ und dann erst sah er mich richtig an und ich konnte sehen, dass er mit meiner Auswahl der Kleidung ganz und gar nicht zufrieden war. „Alex, muss das sein?“ meinte er etwas mürrisch.

 

Nunja, ich habe nichts anderes, was sich zum Reiten eignet. Also wird der Ornat fürs erste reichen müssen. Nun sieh mich nicht so an, ich bekomme ein schlechtes Gewissen.“ maulte ich zurück. Doch dann sah ich, dass er daran dachte, dass er eine neue Lektion für mich hätte heute Nacht! Der Gedanke daran war sehr verlockend und ich wappnete mich innerlich schon.

 

Dann komm mit, ich zeige dir den Keller.“ Die Treppe dorthin befand sich in der Küche, genauer gesagt in dem Vorratsraum. Das erste was mir ins Auge stach, waren die vielen Regale mit Vorräten und Wein. Es gab einige gestapelte Fässer und Kisten. Staunend ging ich weiter hinter Haytham her.

 

Links gab es den Kohlenkeller, dieser grenzte an die Waschküche an. Von dieser führte eine schwere Eichentür zu einem großen Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch stand mit einigen Stühlen drumherum. An der Kopfseite dieses Raumes prangte ein großer Wandbehang mit dem Templerkreuz darauf. Im gesamten Kellergeschoss gab es auf Deckenhöhe schmale Fenster, welche genügend Licht spendeten!

 

Ich erschauerte leicht, so ungefähr stellte man es sich immer vor. Abgeschieden, unterirdisch, nicht einsehbar... einfach sehr verschwiegen. „Wir müssen den Orden halt schützen, Alex. Das weißt du doch.“ er hatte meine Gedanken lesen können. „Ja, ich weiß das.“ gab ich nur von mir, es würde nicht mehr lange dauern und ich müsste eine Entscheidung treffen. Ich schob es aber mal wieder nach hinten... nicht jetzt daran denken!

 

Hinten rechts führte eine Tür zur Waffenkammer. Holla die Waldfee, hier lagerte aber wirklich ein sehr großes Arsenal an Waffen und Munition. Mit großen Augen ging ich an den Regalen und Waffenständern entlang. „Das ist ja Wahnsinn, was du alles hier hast.“ ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Vor allem war ich fasziniert von den altertümlichen Gegenständen, ein Museum würde vermutlich alles dafür geben, diesen Fundus zu übernehmen.

 

Ich muss auf alles vorbereitet sein und ich bin ein Mensch, dem Sicherheit über alles geht.“ jetzt sah er mich nur fragend an. „Das verstehe ich natürlich, es ist nur... für mich ist das einfach überwältigend gerade.“ ich war immer noch leicht sprachlos. Ein Lächeln erschien auf Haythams Gesicht. „Vermutlich werde ich noch eine Weile brauchen, dir den Umgang mit Schusswaffen beizubringen, denke ich mal! Oder weißt du ...“ ich unterbrach ihn aber. „Das wäre wirklich eine gute Idee, ich kann zwar mit einer Pistole umgehen und bin auch eine recht gute Schützin, doch das ist mit unseren Waffen. Also bräuchte ich tatsächlich ein wenig Nachhilfe hierbei!“

 

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Und du weißt ja, ich mag es, wenn du mir etwas beibringst.“ kam es etwas zu lasziv aus meinem Mund und mein Verlobter sprang darauf an. Seine Arme hielten mich eisern umklammert und er presste seine Lippen auf meine. „Du glaubst gar nicht, wie gerne ich dir jetzt sofort hier eine Lektion erteilen würde, Mrs. Frederickson.“

 

Doch, das kann ich nämlich spüren!“ meine Hand strich sanft über seine Erregung und er stöhnte auf bei meiner Berührung. Ich ließ mich langsam auf meine Knie sinken und er lockerte seine Umklammerung. Ich ließ ihn nicht aus den Augen und er sah auf mich herab, als ich langsam seine Hose öffnete und ihn mit meinem Mund anfing zu verwöhnen. Haytham schloss die Augen und seine Hand griff in meine Haare und dirigierte mich in einem ganz eigenen Rhythmus.

 

Seine Atmung wurde immer schwerer und ich konnte sehen und fühlen, dass er seinem Höhepunkt nahe war. Mit einem „Das wird noch ein Nachspiel haben!“ kam er heftig zuckend und ich schmeckte ihn wieder. Sachte ließ ich von ihm ab, als ich spürte, dass er wieder zu Atem kam. Vorsichtig knöpfte ich seine Hose wieder zu und erhob mich langsam.

 

Alex, du machst mich wahnsinnig, weißt du das?“ lächelte mich mein Verlobter jetzt an und gab mir einen langen Kuss. Er hob mich hoch und trug mich zum Tisch im Versammlungsraum, dort ließ er mich darauf nieder.

 

Seine Hand fand ihren Weg zwischen meine Schenkel und glitt in meine Unterwäsche. Ich brachte nur ein Aufkeuchen zustande, als seine Finger anfingen mich leicht zu massieren. „Mrs. Frederickson, ich hoffe, es ist die Vorfreude auf die späteren Lektionen!“ kam es mit dieser rauen Stimme von Haytham, als er seine Finger in mich gleiten ließ.

 

Ich brenne auf euren Unterricht, Master Kenway!“ stöhnte ich nur und es dauerte nicht lange und ich kam unter seinen Händen während ich mich an ihn klammerte. Er hielt mich jetzt fest und küsste mich, bis ich wieder ruhiger atmete. „Liegt es daran, dass wir einiges nachzuholen haben, mi sol, dass ich die Finger nicht von dir lassen kann?“ fragte er mich grinsend. „Ich vermute es, aber du weißt ja, wie du mich um den Finger wickeln kannst. Vielleicht liegt es auch einfach daran!“ meinte ich nur.

 

Er räusperte sich und meinte dann in einem möglichst nüchternen Tonfall „Deine Klingen und Waffen sind in der Kiste hier.“ dann stellte er sie auf den Tisch und ich öffnete sie. Es war alles noch da. Doch ich überlegte, ob ich sie jetzt wirklich anlegen sollte. Wir wollten ja niemanden eliminieren, sondern nur über die Felder reiten. „Brauche ich die Waffen eigentlich jetzt?“ sah ich Haytham fragend an.

 

Es könnte durchaus von Nöten sein, sich zu verteidigen. Leg sie ruhig an.“ und er tat es mir gleich und nahm sich seine Pistolen und das Schwert. Seine versteckten Klingen hatte er bereits angelegt. Leicht grinsend sah ich ihn an, er hatte keine Montur an, sondern ganz normale Kleidung. Es war immer noch ein eigenartiges Gefühl, dass ich jetzt tatsächlich in seinem und unserem Alltag angekommen bin.

Kapitel 7

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Der Tod der irischen Familie



„Du siehst mich so seltsam an, Alex.“ misstrauisch beäugte er mich plötzlich. „Es ist nichts Schlimmes, ich habe nur gerade festgestellt, dass ich ja jetzt mit dir einen gewissen Alltag erlebe. Das ist für mich noch etwas ungewohnt, ich war sonst immer alleine und... habe für mich und meinen Sohn gesorgt!“

„Das ist übrigens etwas, was ich nicht verstehen kann. Eine Frau hier in dieser Zeit, hätte gar keine andere Wahl als ihren Körper zu verkaufen um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es sei denn, sie kommt in einem Haushalt unter. Wie … hast du es dann geschafft?“ fragte er etwas zögerlich und ich sah, er hatte Angst vor der Antwort.

„Haytham, ich hatte eine Arbeit, ich hatte eine Wohnung und ich hatte Familie und Freunde die mich unterstützten. Frauen in meiner Zeit haben auch wesentlich mehr Rechte und Möglichkeiten ihr Leben selbstbestimmt zu führen. Es werden aber diesbezüglich noch einige Jahrzehnte und Jahrhunderte vergehen, bis es soweit ist. Wir Frauen haben lange für unsere Rechte kämpfen müssen. Und trotzdem werden wir mitunter immer noch schlechter als Männer bezahlt, obwohl wir den gleichen Beruf ausüben! Ich war in der glücklichen Position, dass wir nach Leistung und Aufträgen bezahlt wurden...“ ich stockte plötzlich... Haytham sah mich mit großen Augen an.

„Alex... es hört sich seltsam an für mich. Gibt es denn keine Traditionen mehr bei euch? Es muss doch jemand für die Kinder daheim sein, jemand muss doch...“ aber er unterbrach sich selber, ich nahm seine Hand und sah ihm in die Augen. „Haytham, ich respektiere deine Einstellung, aber ich lasse mich nicht auf EINE Rolle reduzieren. Ich werde dir zur Seite stehen, ich werde meine eigene Meinung behalten und ich werde, wenn Odin es wünscht, unser Kind großziehen. Aber... ich will nicht nur DARAUF reduziert werden. Vergiss nicht, meine Aufgabe ist klar definiert und ich werde sie erfüllen, koste es was es wolle!“

Plötzlich hörte ich ein erleichtertes Aufseufzen... „DAS ist durchaus ein Kompromiss auf den ich mich einlassen kann! Ich brauche dich und ich weiß, du bist eine gute Mutter. Yannick ist ein guter Junge und...“ er sprach nicht weiter, sondern nahm mich einfach in den Arm, denn er sah, dass mir die Tränen bei dem Gedanken an meinen Sohn über die Wangen liefen.

„Es tut mir so leid für dich ... aber denke daran, er wird es schaffen, er hatte dich, die Frau, die ihn zu einem guten Menschen erzogen hat. Und... ich hatte einige Gespräche mit ihm und ich weiß, er wird dich und dein Tun in Ehren halten!“ Haytham gab mir einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. Und ich konnte es förmlich hören, dass er ebenso ein Kind haben wollte, an welches er seine Ansichten und Traditionen weiter reichen konnte. „Haytham... ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch … Kinder bekommen kann.“ und in mir verdunkelte sich alles, ich war 46 Jahre alt...

„Das ist mir bewusst und ich weiß ja tief in mir, dass ich einen Sohn habe... dennoch wünsche ich mir ein Kind, welches ich aufwachsen sehen kann.“ meinte er mit einer Traurigkeit in der Stimme, die ich noch nicht von ihm kannte. „Vielleicht sollte ich ein paar Worte mit Faith reden und sie um Rat fragen. Vielleicht... hat sie ja ein paar hilfreiche Tipps... wie ich... also... dass ich... du weißt schon!“ verlegen und mit hochrotem Kopf stand ich auf einmal vor ihm.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er sah mich mit dunklen grauen Augen an. „Wir werden ein paar Wochen in New York verbringen und ich denke, ihr werdet sicher die Zeit für derlei Gespräche haben. Weil ich möchte, dass du glücklich bist.“ diese Worte kamen fast lautlos aus seinem Mund und ich starrte ihn fassungslos an.

„Du meinst das ernst, oder?“ ich hielt sein Gesicht in meinen Händen und versuchte herauszufinden, ob er es wirklich so meinte, wie er sagte. Doch seine Gedanken offenbarten, dass er es tatsächlich so wünschte! „Ich liebe dich, mi amor!“ gab ich mit stockender Stimme von mir und gab ihm einen vorsichtigen Kuss. Für einen Moment hielt er mich einfach und ich konnte spüren, dass er sich wieder entspannte, genau wie ich auch.

„Ist das alles Schicksal?“ fragte Haytham etwas unsicher. „Ja, das wird es sein, anders ließen sich meine Reisen und... unsere Liebe nicht mehr erklären, mi amor.“ Ich hätte es vor einigen Jahren nicht mal in Erwägung gezogen, diesen Templer auch nur anzurühren. Und jetzt?

„Ich werde dir jetzt dein neues Zuhause zeigen, komm.“ wie in Zeitlupe löste er unsere Umarmung und nahm meine Hand und führte mich nach oben. Als wir bei den Ställen waren, wurden unsere Pferde gesattelt und ich stand vor Fenrir, meinem wunderschönen schwarzen Friesen. Meinem ersten eigenen Pferd. Und in diesem Moment realisierte ich wieder, dass sich für mich einiges geändert hatte und auch noch ändern wird. Langsam strich ich über das Fell dieses Tieres und er stupste mich wieder an, seine Nüstern entspannten sich wieder und er schnaubte nur.

„Du er et smukt dyr. Hvorfor kendte jeg dig ikke før i min tid!“ (Dänisch... Du bist ein wunderschönes Tier. Warum habe ich dich nicht schon vorher in meiner Zeit gekannt!) Der Stallmeister und Haytham sahen mich mal wieder mit großen Augen an. „Ich... habe ich wieder in Dänisch mit ihm gesprochen?“ fragte ich und die Herren nickten heftig. Ich musste einfach grinsen, warum passierte mir das bei diesem Pferd?

Als mein Tier fertig war und auch Haythams Stute bereit war, saßen wir auf und mein Verlobter lenkte uns über die große Auffahrt Richtung der ersten Felder. Um diese Jahreszeit waren sie verwaist, der Winter hatte sich bereits ausgebreitet. Jetzt ging es kreuz und quer über dieses riesige Gelände und ich würde heute sicher nicht alles zusehen bekommen, dachte ich noch so bei mir.

Hin und wieder erzählte mir Haytham, auf welchen Feldern was angebaut wurde. Er achtete darauf, dass es ausgewogen war und nicht jedes Jahr auf dem selben Feld das gleich gepflanzt wurde. Er hatte sich lange mit der Thematik beschäftigt und sich Ratschläge von erfahrenen Pflanzern geholt. Das fand ich eine gute Eigenschaft, er war nicht so arrogant zu glauben, alles selber wissen zu können, sondern ließ auch andere Meinungen und Ansichten zu.

Irgendwann kamen wir an einem kleineren Feld vorbei und er lenkte seine Stute in Richtung der kleinen Hütte. Doch ich sah, dass er misstrauisch darauf sah. „Haytham, was ist los?“ fragte ich ihn. Es schien etwas nicht zu stimmen.

„Es kommt kein Rauch aus dem Schornstein, Alex. Es brennt kein Licht. Das ist zu dieser Jahreszeit und Witterung sehr ungewöhnlich!“ Langsam stieg er ab, als wir vor der Behausung standen. Auch ich saß ab und stand etwas unsicher neben ihm. „Vielleicht sind sie gerade bei ihren Nachbarn, oder...“ doch er ließ mich nicht ausreden.

„Alex, hier lebt eine Familie mit 3 kleinen Kindern. Sie kommen aus Irland und haben sich vor einem halben Jahr erst hier niedergelassen. Hier stimmt etwas nicht.“ Ich sah mich um, aber ich konnte weder etwas hören noch etwas mit meinem Blick wahrnehmen.

Plötzlich zitterte mein Verlobter und starrte die Unterkunft an. „Haytham... was ist los?“

Doch zu mehr kam ich nicht... er stürmte auf die Tür zu und trat sie kurzerhand ein und hielt sich sofort den Mantel vor die Nase. Ich ging hinterher und mir stieß dieser widerliche süßliche Verwesungsgeruch in die Nase und das, obwohl Winter ist und die Temperaturen tagelang unter Null waren. Wir fanden die Familie zusammen gekauert in einer Ecke des großen Raumes. Doch... etwas war seltsam. (Anmerkung: Ich habe bei einem Bestatter gearbeitet, ich weiß, wie Verwesung riecht!)

„Alex, sie sind nicht eines natürlichen Todes oder aufgrund einer Krankheit verstorben!“ gab mein Verlobter keuchend von sich und musste sich beherrschen, dass er sich nicht übergeben musste. „Woher weißt du das?“ fragte ich jetzt ebenso mit dem Brechreiz kämpfend.

„Ich... kann es sehen! Es hat ein kurzer Kampf stattgefunden... sie... wurden dabei einfach eiskalt erschossen!“ kam es stockend von Haytham. Ich setzte meinen Blick ebenfalls ein, doch ich sah nichts. Keine Spuren oder Auren...

Dann drehte sich mein Templer ruckartig um und schritt aus der Behausung... sein Blick hing am Boden, auf welchem ich nichts erkennen konnte. Haytham jedoch war in der Lage Dinge zu sehen, welche für uns alle nicht mehr nachvollziehbar waren. Also ging ich davon aus, dass er einer Spur folgte und so war es auch. Einige Meter weiter blieb er stehen und hob etwas vom Boden auf und zeigte es mir. „Das gehörte einem der Mörder!“ meinte er nur und ging weiter. Es war … ein Zahn, aber ein goldener! Wie bitte kam der hierher, soweit von... Aber ich hatte keine Zeit nachzudenken, ich musste meinem Verlobten hinter her eilen.

Schnellen Schrittes ging er weiter in Richtung des Waldes und sah die ganze Zeit auf den Boden. Dann blieb er wieder stehen und bückte sich, hob wieder etwas auf. Dieses mal war es ein Fetzen von … ja... von einem Kleidungsstück... „Haytham... jetzt warte doch bitte mal...“ doch er ließ sich nicht beirren und ging einfach weiter.

Ein paar Meter weiter, als wir schon zwischen all den Bäumen standen, hielt er inne. „Alex, siehst du das?“ Ich sah seinem Fingerzeig hinterher, doch ich sah nur kahle Bäume. „Was soll ich sehen?“

Erstaunt blickte er auf mich hinunter und realisierte, dass ich nicht dasselbe sah wie er. „Ich... ich kann wirklich anders sehen, das merke ich gerade. Also... hier sind einige Plünderer durchgekommen und haben dort auf der Lichtung ihr Lager gehabt. Doch wie es aussieht, sind sie schon vor ein oder zwei Wochen weitergezogen.“ meinte er jetzt sichtlich enttäuscht.

„Bei Odin, das ist ja schrecklich... aber warum bringt man denn bitte diese armen Menschen um. Sie haben doch auch kein Vermögen unter der Matratze!“ fragte ich einfach und mein Verlobter schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das sicher nicht. Aber sie hatten Lebensmittel und das genügt in dieser Zeit schon, mi sol. Es wird wegen viel weniger schon ein Mord begangen... Doch ich kann es nicht verhindern!“ frustriert schlug er mit der Faust gegen einen Baumstamm.

„Verzeih meine Frage, aber hatte diese irische Familie Waffen zur Verfügung, um sich selber zu verteidigen? Nunja, es sah eher so aus, als hätten sie sich einfach versucht zu verkriechen!“ die Leichen umklammerten sich alle, aber ich hatte keine Waffen oder ähnliches gesehen.

„Nein... sie... Alex, das ist es. Ich sollte meinen Arbeitern helfen, sich selbst zu verteidigen! Warum habe ich nicht selber daran gedacht?“ und sein Blick klärte sich, er hatte die ganze Zeit den Sinn genutzt. „Weil du davon ausgegangen bist, dass sie sich selber schützen können! Daran ist nichts Verwerfliches!“ meinte ich nur.

Ich sah, dass er jetzt in Panik war um seine anderen Arbeiter. Also eilten wir wieder zu unseren Pferden und ritten zur nächsten Unterkunft, dort aber war alles in Ordnung und mein Verlobter ordnete an, dass die Nachricht umgehend weitergetragen werden soll. Am nächsten Tag erwartete er alle beim Herrenhaus, um die Sachlage zu besprechen. Auch war es wichtig, dass die Familie ein ordentliches Begräbnis bekam.

Als Haytham die Anweisung geben wollte, griff ich einfach seinen Arm und schüttelte den Kopf. „Lass uns das machen, bitte!“ doch ich hatte nicht mit der Solidarität der Feldarbeiter gerechnet. Man trommelte einige andere Männer noch zusammen und schon wurde ein großes Grab hinter dem Haus ausgehoben. Der Boden war leicht gefroren, doch sie schafften es und ich staunte über diese Zähigkeit!

Dann brachte man die Toten dorthin und schüttete die Erde über sie! Die Nachbarn standen mit gesenkten Köpfen um das Grab und murmelten ihre Gebete.

Es war mein Verlobter, der das Wort ergriff.

 

Steh nicht am Grab mit verweintem Gesicht

 

ich bin nicht da ich schlafe nicht.
Ich bin der Wind der weht über die See
ich bin das Glitzern im weißen Schnee.
Ich bin die Sonne auf reifender Saat
ich bin im Herbst in der goldenen Mad.
Wenn ihr erwacht im Morgenschein
werd ich immer um euch sein.
Bin im Kreisen der Vögel im Himmelszelt
ich bin der Stern der die Nacht erhellt.
Steh nicht am Grab in verzweifelter Not
ich bin nicht da,ich bin nicht Tod.


Es war eine irische Grabrede. Ich kannte sie aus einigen Büchern und mir liefen die Tränen über die Wangen! Dieser Mann hatte ein Wissen inne, welches sich so manch anderer auch einmal aneignen sollte. Ich hielt seine Hand und fühlte, dass er diesen Verlust ehrlich betrauerte.

Einige der Frauen beäugten mich jetzt misstrauisch, man kannte mich noch nicht. Wir gingen mit den anderen Trauernden in Richtung des Weges. Dann drehte sich Haytham um und stellte mich vor. „Meine Verlobte, Mrs. Frederickson, ist gestern endlich aus Europa hier eingetroffen. Sie wird, neben mir, für eure Belange mit da sein und mich unterstützen. Somit wird sich nichts ändern.“ sprach er freundlich, aber in diesem autoritären Ton.

Sie alle nickten und hießen mich willkommen. Ich hörte auch deutsche Akzente heraus und schmunzelte in mich hinein und freute mich, dass ich ab und zu ohne simultan übersetzen zu müssen, reden konnte. Dann verabschiedeten wir uns und mein Verlobter erinnerte noch einmal an die Versammlung morgen früh.

Kapitel 8

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Du bist nicht mehr alleine!

 

Es war mittlerweile schon stockdunkel geworden und Haytham führte mich wieder nach Hause. Fenrir war die Ruhe selbst und strahlte sie auch auf mich aus. „Was hast du für morgen dann geplant, wenn die Farmer alle erscheinen sollen?“ fragte ich jetzt einfach, obwohl ich es mir schon fast denken konnte.

 

Sie alle werden Waffen zur Selbstverteidigung bekommen! So eine Tragödie darf sich einfach nicht wiederholen!“ kam es aufgebracht von meinem Templer. „Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein, sie alle ohne Schutz hier draußen zu lassen! Mir hätte bewusst sein müssen, dass hier Plünderer, Diebe und sonstiges Gesindel umherstreift. Ganz zu schweigen von den Tieren im Wald.“ man konnte seine immer größere werdende Wut auf sich selber förmlich sehen.

 

Ist bisher noch nichts passiert? War es das erste Mal?“ fragte ich vorsichtig, ich wusste nicht so recht, wie er reagieren würde. So wütend habe ich ihn ja noch nicht erlebt. „Ja, das erste Mal. Die Männer werden die Waffen bekommen und dann sollten wir noch Wachen patrouillieren lassen.“ meinte er jetzt etwas geistesabwesend. „Du meinst, so eine Art Bürgerwehr?“ der Begriff kam mir in den Sinn.

 

So etwas in der Art ja! Und ich muss noch ein Wort mit dem Aufseher hier sprechen, vielleicht kann er mir gute Männer empfehlen!“ ich hörte immer noch ein wütendes Zittern aus der Stimme. Als wir bei den Ställen ankamen, nahm man uns die Pferde ab und ich verabschiedete mich von Fenrir mit einem Lächeln.

 

Mein Verlobter wartete nicht, sondern ging einfach voraus. Seine Gedanken überschlugen sich und er fühlte sich schuldig. Ich eilte ihm hinterher. „Haytham, jetzt warte doch mal.“ ich musste ihm förmlich hinterher rennen, so schnell war er im Haus verschwunden! Der Diener konnte gerade noch so den Hut und den Umhang fangen, ehe mein Verlobter in sein Arbeitszimmer stürmte.

 

Bestürzt sah ich hinterher und hörte die Tür heftig ins Schloss fallen. Ich sah den Diener nur an, doch dieser schüttelte den Kopf. „Mrs. Frederickson, lasst ihn jetzt lieber alleine, wenn ich euch diesen Rat geben darf.“ meinte er leise und ging.

 

Ich stand in der Halle und wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Als ich Mrs. Wallace sah, war ich erleichtert und orderte ein Glas und den Portwein, sie solle mir bitte beides in mein Arbeitszimmer bringen. „Sehr gerne, Mrs. Frederickson. Er wird sich sicherlich wieder beruhigen, aber... was ist passiert?“ ich nahm ihren Arm und zog sie außer Hörweite meines Verlobten.

 

Eine Familie wurde von Plünderern einfach ermordet und niemand hat etwas gesehen. Die Diebe müssen schon mindestens zwei Wochen auf und davon sein. Es war schrecklich, es waren doch noch so kleine Kinder dabei!“ mich schüttelte es bei dem Gedanken und Sybill bekreuzigte sich nur. „Jesus, dass ist ja fürchterlich.“

 

Für morgen früh hat Master Kenway alle Arbeiter angewiesen hierher zu kommen. Sie sollen Waffen bekommen, damit sie sich in solchen Fällen vernünftig verteidigen können. So etwas sollte wirklich nicht noch einmal passieren!“ erklärte ich ihr weiter und sie nickte mir zustimmend zu. „Mrs. Frederickson, dann richtet euch erst einmal selber ein, vielleicht lenkt es euch von diesem schlimmen Bild ab. Ich bringe euch gleich den Wein!“ lächelte sie mich nur an und verschwand Richtung Küche.

 

Langsam stieg ich die Treppe hinauf, immer noch wusste ich nicht, ob es nicht doch besser sei, mit Haytham zu reden. Aber ch ließ es. Auch er musste sich erst an meine Anwesenheit gewöhnen, so blöd wie es auch klingen mag. Dann betrat ich zum ersten mal MEIN Arbeitszimmer.

 

Ich entzündete einige Kerzen auf dem Schreibtisch und auf dem Tisch, welcher vor dem Kamin umrahmt von einem Sofa und zwei Sesseln stand. Der Kamin war bereits angefeuert, was mich freute, es war hier angenehm warm.

 

In den Regalen waren so gut wie gar keine Bücher, nur ein paar wenige. Ich ging zu meiner Truhe und öffnete sie. Sie war mit meinen Fingerabdrücken gesichert und ich konnte davon ausgehen, dass sonst niemand in dieser Zeit in der Lage sein wird, sie unbefugt zu öffnen.

 

Als erstes fischte ich meine neuesten Aufzeichnungen heraus und legte sie auf den Schreibtisch. Danach waren einige Bücher dran, welche ich in eines der Regale stellte. Ich hoffte, dass es mit der Zeit noch mehr werden würden.

 

Dann besah ich mir die Schmuckstücke. Im Moment waren es drei an der Zahl. Lokis Ring, Iduns Apfel und Freyas Brisingamen. Alle drei hatte ich ebenfalls in kleine gesicherte Kästen verpackt, welche mit Blei ausgekleidet waren. Doch ich ließ sie in der Stahltruhe, sie waren einfach zu wichtig und zu wertvoll, als dass ich sie offen hier herumstehen lassen kann.

 

Dann fiel mir mein Handy in die Hand. JA, ich habe es mitgenommen! Und jetzt erklärt mich für ganz verrückt, auch eine Powerbank welche Solarbetrieben wird, hatte ich dabei. Das ganze ist leichtsinnig, aber... ich konnte nicht anders. Der Rest in der Truhe waren noch weitere Mappen mit Bildern und Zeichnungen von den Armreifen, oder auch Kopien aus den Chroniken der Familie Williams/McGregor.

 

Mit dem Handy in der Hand ging ich zu meinem Schreibtisch und fing an, mich … einzurichten? Es fühlte sich immer noch so an, als sei ich nur Gast und würde bald wieder gehen. Bei dem Gedanken schüttelte ich mich nur und dann klopfte es vorsichtig. Es war Sybill und brachte mir den Wein. „Bitte sehr, Mrs. Frederickson. Wie ich sehe, habt ihr einen Anfang gemacht, euch wie zu Hause zu fühlen.“ Wieder lächelte sie mich liebevoll an. „Ja, aber ich befürchte, das wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe.“ grinste ich jetzt zurück.

 

Wenn ihr Fragen habt oder etwas braucht, ihr wisst, wo ich zu finden bin, Mrs. Frederickson.“ meinte sie nur. „Danke, das weiß ich. Dann werde ich mal mein neues Leben beginnen!“ sagte ich euphorischer als ich eigentlich war. „Ich wünsche viel Erfolg dabei!“ und damit ging sie leise aus dem Zimmer.

 

Dieser Portwein verströmte einen unglaublich leckeren Duft und ich nahm einen großen Schluck. Das Abendessen würde erst angerichtet werden, wenn Haytham wieder erschien. Doch wie lange das dauern konnte, wusste ich nicht.

 

Ich schlug die Mappe auf und nahm das kleine Tagebuch heraus, welches ich schon zuhause mit einigen letzten Zeilen begonnen hatte. Ich nahm die Feder in die Hand und tauchte sie in das kleine Tintenfass, dann begann ich zu schreiben.

 

Alex... da bist du ja!“ erschrocken sah ich auf und vor meinem Schreibtisch stand mein Verlobter. Er sah etwas entspannter aus und sah lächelnd auf mich herab. „Wie ich sehe, richtest du dich ein, das freut mich. Und die Regale werden sicher schneller voll, als du gucken kannst.“ kam es lachend von ihm. Entweder hatte er sich wirklich wieder gefangen oder er versteckte seine wahren Gefühlen hinter seiner Fähigkeit, die Emotionen zu verbergen.

 

Ich versuche es zumindest, Haytham. Ich hoffe, du hast dich wieder etwas beruhigen können. Ich... habe dich lieber alleine gelassen. Ich wusste nicht, ob du meine Gesellschaft wolltest.“ meinte ich etwas zurückhaltend, mir wurde bewusst, dass wir uns in einigen Bereichen der Beziehung noch fremd waren und uns noch annähern mussten.

 

Du hättest mich ruhig unterbrechen können, ich hoffe aber, du hattest keine Angst vor mir!“ kam es jetzt zögerlich von ihm. „Nein, Angst vor dir nicht direkt. Aber ich weiß ja nicht, was du brauchst oder wie du dich verhältst, wenn du so in Rage bist.“ ich sah in seinem Gesicht plötzlich etwas wie Angst, so als würde ich auf dem Absatz kehrt machen und wieder verschwinden. „Haytham, ich werde nicht einfach bei so etwas das Weite suchen. Doch ich muss mich noch daran gewöhnen und du dich auch. Wenn du möchtest, dass ich dir dann beistehe, dann sag es mir, oder eben du willst es nicht. Das ist völlig in Ordnung.“ sprach ich schnell weiter, weil ich ihn gar nicht erst ins Grübeln kommen lassen wollte.

 

Du hast Recht, ich muss mich noch daran gewöhnen, nicht mehr alleine zu sein.“ meinte er jetzt lächelnd und kam um den Schreibtisch herum und schlang von hinten seine Arme um mich. „Du führst Tagebuch, mi sol?“ fragte er etwas ungläubig. „Ja, das tue ich. Schon seit Jahren. Ich habe Yannick fast 20 dieser Bücher überlassen. Alle von dem Tag seiner Geburt an. Da hat er erst einmal genug zu lesen und vergisst mich nicht so schnell!“ und zu spät merkte ich, dass mir die Tränen wieder die Wangen runterliefen. Haytham reichte mir sein Taschentuch und zog mich hoch.

 

Er nahm mich in den Arm und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. „Das hast du richtig gemacht, aber Yannick würde dich nie vergessen! Glaub mir, ein Kind vergisst seine Eltern nie!“ und in seiner Stimme schwang Trauer mit. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass auch er seine Mutter und seinen Vater vermisste. Ich sah zu ihm auf und versuchte ein Lächeln. „Du vermisst sie auch und ich habe dich wieder daran erinnert. Es tut mir leid, mi amor!“ meinte ich entschuldigend.

 

Und das ist auch völlig normal, aber du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Auch ich möchte dir beistehen, wenn es dir einmal nicht gut geht.“ ich atmete erleichtert aus und schlang meine Arme um ihn. Etwas unvermittelt meinte mein Verlobter dann, dass das Abendessen fertig sei und ob ich mich noch umziehen wolle.

 

Das wäre eine gute Idee, dann kann ich mir auch gleich noch kaltes Wasser ins Gesicht werfen, damit ich für dich keinen gruseligen Anblick biete!“ meinte ich lachend und er hob nur fragend eine Augenbraue. „Selbst mit der gebrochenen Nase warst du kein schlimmer Anblick, mi sol. Im Gegenteil...“ und ich bekam einen langen warmen Kuss der mich mal wieder schmelzen ließ.

 

Ich... also wir sollten... ich gehe jetzt und werde mich umziehen.“ gab ich stotternd von mir, damit ich meine schmutzigen Gedanken loswurde. Vorsichtig löste ich mich von ihm, ging hinüber und mein Verlobter folgte mir. Wir zogen uns beide um und ich richtete noch meine Haare und das Wasser im Gesicht war wirklich eine Wohltat. Als ich von der Waschschüssel aufsah, stand Haytham hinter mir und betrachtete mich seelenruhig.

 

Habe ich etwas falsch gemacht oder vergessen?“ fragte ich unsicher, verdammt nochmal... manchmal war sein Verhalten unheimlich. „Ja, hast du!“ erschrocken sah ich ihn an. „Was denn?“ Er drehte mich zu sich um und hob mein Kinn an. „Mir einen Kuss zu geben, mi sol!“ grinste er mich triumphierend an. „Was dachtest du?“

 

Wenn es nur das ist, mi amor. Ich dachte schon an das Schlimmste. Doch... WAS genau, würde mir nicht einfallen!“ sagte ich nur und gab ihm den Kuss, den ich vergessen hatte. „Du schmeckst nach Wein, Alex. Das gefällt mir.“ kam es mit einem lüsternen Blick von ihm und... ihr wisst schon... Beine und Pudding... dieser Mann machte mich noch verrückt.

 

Plötzlich fiel mir siedend heiß ein, dass ich meine Truhe noch verschließen musste. „Haytham, geh ruhig schon vor, ich muss noch...“ doch er ging einfach mit hinüber. Als ich mein Handy in der Hand hatte, sah er mich fragend an. „DAS ist ein Gerät, mit dem ich in meiner Zeit über weite Strecken mit anderen kommunizieren kann. UND ich kann damit Fotos, Bilder machen.“ ich sah, dass er nichts verstand und nur nickte. „Ich glaube, ich werde es dir bald mal erklären.“ grinste ich nur, legte alles Wichtige wieder in die Truhe und verschloss sie. Mein angefangenes Tagebuch und die Mappe mit einigen Aufzeichnungen wanderten in eine der Schubladen meines Schreibtisches.

 

Als wir die Kerzen gelöscht hatten, gingen wir hinunter und aßen zu Abend. Das war also mein erster Tag hier? Ich hatte ein Pferd bekommen, wir hatten eine Beerdigung erleben müssen... Nicht schlecht für den ersten Tag. „Ich habe übrigens Anweisung geben lassen, dass eine Stellenausschreibung für deine Zofe ausgehängt wird. Ich gehe davon aus, dass wir nicht lange suchen müssen, mi sol. Aber das wird wohl erst soweit sein, wenn wir aus New York zurückkehren.“ lächelte er mich an.

 

Das eilt ja jetzt auch nicht unbedingt, Haytham. Aber denke an den Test, dass ist mir wichtig, ich möchte dieses Thema möglichst schnell vom Tisch haben.“ meinte ich jetzt nur. „Oh das hätte ich jetzt fast vergessen. In Ordnung, an meinem Geburtstag lasse ich mir etwas einfallen für die Dame!“ grinste er mich jetzt an und ich hob nur eine Augenbraue! „Keine Angst, ich falle nur über dich her, Alex!“ er drückte meine Hand bei diesen Worten.

 

Nach dem köstlichen Essen, saßen wir noch im Lesezimmer zusammen und Haytham erzählte mir Geschichten über einige der Bücher. Es waren durchaus echte Raritäten darunter, auf die er stolz war. Ich betrachtete ihn das erste mal in Ruhe, als er in diesem Redefluss war. Sein Profil hatte feine Züge, sein Gesicht war... wie sagt man, aristokratisch. Ich spürte wieder, wie ich einfach in mich hinein lächelte und mich fragte, womit ich seine Liebe eigentlich verdient hatte!

 

In dem du mein ganzes Leben mit dem großen Auftritt damals auf den Kopf gestellt hast, Mrs. Frederickson.“ kam es grinsend von meinem Verlobten. Verdammt... ich hatte mal wieder das Buch nicht geschlossen, doch ich lächelte ihn nur an. „Ja, mein Erscheinen hat Wirkung gezeigt, Master Kenway!“ und ich sah ihn wieder an den herrenlosen Kisten im New Yorker Hafen lehnen und mich beobachten.

 

Haytham betrachtete mich immer noch, sagte aber nichts. Und plötzlich fühlte ich seine Worte in meinem Kopf und ich konnte in seinem Geist lesen. Es durchlief mich ein Schauer dabei, diese Art von Kommunikation ist ungewohnt und ein klein wenig unheimlich. Aber ich genoss es gerade, wie er durch meinen Geist streifte und ich umgekehrt ihn lesen konnte.

 

Seine Wut war tatsächlich völlig abgeebbt und war einem Plan gewichen. Also stand es fest, dass die Arbeiter mit Waffen versorgt würden und wir eine Bürgerwehr zusammenstellen würden. Umgekehrt ließ ich ihn wissen, was in meiner verschlossenen Truhe zu finden war und erntete eine hochgezogene Augenbraue. Ich fühlte mich immer entspannter und meine Gedanken glitten wie von alleine in unser Schlafzimmer. Er nahm mir mein Glas aus der Hand und führte mich nach oben!

 

Es waren wieder keine Worte nötig und es mag sich eigenartig anhören, aber es war eine stille Nacht, in der wir beide den jeweils anderen in unsere Gedanken ließen. Und was ich sah, trieb mir dann doch eine ziemliche Röte ins Gesicht und dafür erntete ich ein breites lüsternes Grinsen von meinem Verlobten. Er setzte einige seiner nicht jugendfreien Gedanken auch direkt in die Tat um, nachdem wir uns von allen störenden Stoffen befreit hatten.

 

Ich bekam das angedrohte Nachspiel und die Lektion, dass der Ornat nicht gerne gesehen wurde. Aber alles ging völlig ohne ausgesprochene Worte von Statten. Nur kurz vor meinem Höhepunkt ließ es sich Haytham nicht nehmen, mich daran zu erinnern, ich solle ihn ansehen! Ich konnte nicht anders, aber ich musste seinen Namen wenigstens als ich kam ihm ins Ohr hauchen. Auch mein Verlobter flüsterte nur keuchend meinen Namen und seine Hände entließen meine Arme aus ihrer Umklammerung.

 

Ich hielt Haytham noch eine Weile so fest, bis wir wieder bei Atem waren, dann drehte er sich von mir herunter und schloss mich seinerseits in die Arme und deckte uns zu. „Du bist ein guter Lehrmeister, Haytham.“ meinte ich jetzt etwas verschlafen, aber durchaus befriedigt. „Danke, ich gebe mein Bestes, mi sol!“ und ich konnte sein Lächeln spüren. Er gab mir noch einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn und ich versank in meinen Schlaf.

 

Kapitel 9

Zweiter Tag des neuen Lebens

- So funktioniert eine Plantage -

2. Dezember 1762



Ich erwachte früh morgens, weil mir kalt war. Ich tastete nach der Decke, doch... ich fand sie nicht. Es war noch dunkel und meine Augen mussten sich erst daran gewöhnen. „Du bist wach, mi sol.“ hörte ich die raue Stimme meines Templers und dann spürte ich ihn auch schon, wie er zwischen meinen Schenkeln kniete und sich über mich beugte. „Wie ich sehe, du auch schon, mi amor, und wie es scheint, hast du auch schon konkrete Pläne.“ meinte ich schwer atmend.

Bevor ich noch irgendwie reagieren konnte, nahm er mich ohne weitere Worte und ich konnte spüren, dass es immer noch der Nachholbedarf war und wir beide nicht unbedingt Rücksicht nahmen auf den anderen. Es war eine dringende Notwendigkeit und sie beruhigte uns beide.

„So lasse ich mich übrigens gerne wecken, da kann sogar der Kaffee nicht mithalten, mi amor!“ meinte ich grinsend. „Ich fasse das als Kompliment auf, mi sol!“ gab er ebenfalls breit grinsend zurück. „Wie spät ist es denn und... warum bist du schon wieder wach, Haytham?“ so langsam begann mein Verstand wieder zu arbeiten und ich sah mich um. „Es ist bereits 6 Uhr durch und ich bin noch nicht viel länger wach, als du, Alex. Da du jetzt aber wach bist, steh auf und mach dich fertig. Wir haben noch den Termin mit den Arbeitern heute morgen!“ kam es jetzt in einem etwas geschäftsmäßigen Ton.

„Ach ja, die Waffenübergabe.“ sagte ich nur und drehte mich unter meinem Verlobten weg und stand auf. Der Fußboden war eiskalt und ich erzitterte. Ich musste mir angewöhnen so etwas wie Hausschuhe hier stehen zu haben, sonst friere ich mir noch meine Zehen ab. Hinter mir hörte ich nur ein belustigtes Glucksen. „Was? Es ist halt kalt, ich bin so etwas einfach noch nicht gewöhnt, Haytham.“ gab ich etwas maulend von mir und eilte ins Ankleidezimmer und als ich vor dem Schrank stand, wusste ich wieder nicht, was ich anziehen sollte.

Ich griff nach einem der schlichten Kleider aus Wolle, es würde ja kein Staatsakt werden. Gewaschen und angezogen ging ich dazu über meine Haare zu bürsten. Grausam, es waren so viele Knoten darin, dass ich schon fast drauf und dran war, eine Schere zu bemühen! „Es wird dringend Zeit, dass du eine Zofe bekommst, dass kann man sich ja nicht mit ansehen! Und jetzt lass es, du verrenkst noch deine Arme!“ meinte Haytham grinsend, öffnete die Tür und rief nach einer Magda.

Kurz darauf stand eine hochgewachsene, schlanke, blonde Frau vor mir. Ich schätzte sie so auf Ende 20. „Master Kenway, Mrs. Frederickson.“ kam es von ihr und sie knickste nur.

„Bis wir eine Kammerzofe für meine Verlobte haben, bitte ich euch, Mrs. Frederickson beim Ankleiden und Haare machen behilflich zu sein.“ mit einer Handbewegung deutete er auf mich! Sie lächelte in meine Richtung und besah sich jetzt das Chaos auf meinem Kopf. „Mrs. Frederickson, habt ihr einen bestimmten Wunsch, was die Frisur angeht?“ fragte sie höflich. „Nein, Magda, es wäre nur gut, wenn sie hochgebunden werden könnten. Ich mag es nicht so, wenn sie in meinem Nacken liegen!“ und damit machte sie sich ans Werk und ich sah, wie Haytham sich mit Hilfe seines Kammerdieners ebenfalls anfing fertig zu machen.

Als ich endlich Ordnung auf meinem Kopf hatte, konnten wir hinunter und ich muss sagen, diese Magda hatte gute Arbeit geleistet. Im Esszimmer wartete schon mein Kaffee und auf Haytham die Post. Ich schnappte mir eine Zeitung, die, wie sollte es anders sein, schon etwas älter war. Gegen halb neun erschienen die Arbeiter mit ihren Familien vor dem Haus und wir betraten die Veranda.

Mein Verlobter erklärte jetzt allen, was er vorhatte und fragte, wer schon Erfahrung im Umgang mit Schusswaffen hatte und wer mit dem Schwert umgehen konnte. Durch die Bank weg konnten ALLE mit irgendeiner Waffe umgehen und das war von Vorteil. Einige der Männer hatten aber bereits eigene Pistolen oder Dolche. Jones hatte mit zwei anderen Bediensteten aus der Waffenkammer jetzt einiges hochgebracht und es ging an das Verteilen.

Danach musste noch besprochen werden, wie es mit der Sicherheit und der Bürgerwehr weitergehen würde. Die Farmer waren sich alle einig, dass keine gesonderte oder extra eingestellte Truppe von Nöten sei. Sie würden selber Wachen abstellen. Und wenn die Erntezeiten waren, dann könne man sich auch behelfen. Der Aufseher sagte dann, dass er den Plan für den Wachdienst dann mit Master Kenway heute noch durchgehen wird und ihn dann allen mitteilen lässt.

Ich sah auf einmal in sehr erleichterte Gesichter, es waren auch die Frauen und Kinder mitgekommen. Darunter noch kleine Babies und ich dachte daran, was diese Kinder alles bereits erlebt haben mussten. Doch mein Verlobter riss mich aus meinen Gedanken. „Und wenn noch Fragen sind, ihr könnt euch auch an meine Verlobte, Mrs. Frederickson, wenden!“ sie nickten mir zu und ich fragte mich, ob sie mich überhaupt akzeptieren würden. Ich hätte hier noch einen langen Weg vor mir, schoss es mir durch den Kopf.

Wir gingen nun mit dem Aufseher, Brian Robinson, in Haythams Arbeitszimmer. Mr. Robinson sah mich plötzlich fragend an, als ich mitging. „Meine Verlobte wird bei der Planung mit dabei sein, wir haben gestern die tote Familie gemeinsam gefunden.“ sagte mein Templer in dieser ihm so typischen Art. „Verstehe, Master Kenway. Mrs. Frederickson, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, Brian Robinson, zu euren Diensten!“ er verbeugte sich leicht und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken.

Er war ungefähr 1,90 m groß und hatte braune kurze Haare, welche hier und da ergrauten. Ich schätzte ihn so auf mein Alter. Seine Statur würde ich als kräftig bezeichnen, er war muskulös nicht dick! Der Beruf als Aufseher passte zu ihm!

Es dauerte nicht lange, bis der Plan mit den Wachen stand und jetzt sah ich auf der Karte auch zum ersten Mal die Ausmaße dieser Plantage. Sie war dann doch größer, als ich angenommen hatte. Die einzelnen Patrouillen wurden immer durch Quadratabschnitte geschickt, so dass sie sich auch immer irgendwie im Auge hatten. Es waren auf jeden Fall auch noch genügend Arbeiter für die Feldarbeit vorhanden, weswegen man wirklich nicht noch extra jemanden einstellen musste.

Mit dem Plan und der Karte machte sich Mr. Robinson jetzt auf den Weg zu den Arbeitern um sie einzuweisen.

Haytham sah mich zufrieden an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich bin jetzt etwas beruhigter, mi sol. Auch weil wir genügend Arbeiter und Farmer für diese Wache haben und die eigentlichen Feldarbeiten nicht darunter leiden werden.“ er zog mich zu sich auf den Schoss. „Und ich kann sicher sein, dass dir hier nichts passieren wird, Alex. Auch wenn DU eigentlich auf mich aufpassen sollst!“ lächelte er mich jetzt an.

„Naja, aber du darfst auch gerne ein Auge auf mich haben. Wer weiß, was ich hier noch alles anstellen werde!“ grinste ich ihn an und gab meinem Templer einen kurzen Kuss. „Du solltest dich besser zügeln, ansonsten wirst du viele schlaflose Nächte erleben und viele Tage, an denen du nicht sitzen kannst.“ lachte er jetzt einfach und kniff mir in den Hintern.

„Wenn du das so sagst, würde ich dich am liebsten...“ doch wir wurden von einem Boten unterbrochen. Er überbrachte die Nachricht, dass sich auf die Ausschreibung für eine Mannschaft der Jackdaw schon viele Männer gemeldet hätten. Haytham gab dem Boten ein Trinkgeld und ließ ihn ausrichten, dass wir unterwegs seien. Bei der Anlegestelle hatten sich bereits über 30 Männer versammelt.

Das freute mich auch, so konnten wir zu Weihnachten nach New York mit meiner Brig segeln. „Das geht ja schneller als gedacht, mi sol. Dann lass uns diese Herren mal in Augenschein nehmen!“ meinte er mit einem Klaps auf meinen Hintern. Ich zog mir noch meinen dicken Wollmantel über mit der Kapuze und auch Haytham wickelte sich in einen Umhang und nahm seinen obligatorischen Dreispitz.

Wir ließen unsere Pferde satteln und waren kurz darauf unterwegs zur Inspektion. Es war eiskalt mittlerweile und meine Beine waren Eisklumpen, als wir bei meinem Schiff ankamen. Doch zum Umziehen war keine Zeit geblieben. Etwas steif stieg ich von Fenrir ab und überließ einem Arbeiter die Zügel, nachdem ich noch beruhigend auf meinen Friesen eingeredet hatte.

Und dann sah ich mich einer Horde Männern gegenüber, die allesamt aus einem Piratenfilm hätten entsprungen sein können. Anscheinend hatten sie einen Vorredner ernannt, welcher uns jetzt begrüßte. „Mrs. Frederickson, Master Kenway. Mein Name ist Louis Hargreaves, zu euren Diensten.“ stellte er sich vor und verbeugte sich. Haytham ließ seinen Blick über die anderen Anwesenden gleiten und schien schon eine Vorauswahl zu treffen. Ich hoffte, ich hatte ein Mitspracherecht.

„Mr. Hargreaves, es freut mich euch kennen zu lernen. Wie ich sehe, sind eine ganze Menge dem Aufruf gefolgt.“ meinte ich jetzt einfach und der Vorredner sah mich erstaunt an. Aber mein Verlobter ließ sich nicht irritieren und bat die Männer an Bord der Jackdaw. Wir gingen in die Kajüte und machten den Anfang mit Louis. Er hatte von klein an, auf Schiffen gearbeitet, seine Eltern waren bei der Überfahrt von Frankreich in die Kolonien verstorben, so dass er gezwungen war, sich irgendwie über Wasser zu halten. Nach kurzer Zeit beschlossen wir, dass er auf jeden Fall zur Mannschaft gehören sollte.

Danach ging es einer nach dem anderen. Bis auf einen Herren, welchen ich nicht dabei haben wollte, weil er sturzbetrunken war, ließen wir sie alle anheuern. Zu meiner Freude muss ich gestehen, ich hatte schon gedacht, es würde eine Ewigkeit dauern. Ob nun diese Zusammensetzung der Crew auf ewig so blieb, wusste ich zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht, aber für den Anfang sah es ganz gut aus.

Nun ließ mein Verlobter die neue Mannschaft einteilen. Auch wenn ich noch skeptisch beäugt wurde, doch als wir ihnen erzählte, wer mir das Schiff vermacht hatte, bekam ich anerkennende Blicke.

Meine neue Crew würde jetzt erst einmal in die Arbeiterunterkünfte ziehen und in der späteren Zeit werden wir weitersehen. Wir brauchten aber in ein paar Tagen die Männer, also blieben sie gleich hier auf der Plantage!

Ein Arbeiter brachte sie zum Anwesen und wir ritten ebenfalls zurück, es war schon längst Zeit für das Mittagessen! Und ich spürte, wie mein Magen knurrte und ich freute mich schon auf einen warmen Tee. Ich fühlte mich völlig steif gefroren. Die Wärme an meinen Beinen von meinem Hengst tat aber gut und ich fror etwas weniger. Im Stall verabschiedete ich mich noch von ihm und ging dann mit Haytham ins Haus.

Für einen Moment stand ich reglos am Kamin im Esszimmer, bis meine Finger wieder beweglich waren. Ich hätte kein Besteck halten können. Sybill hatte uns beiden zum Essen Tee gereicht und es war eine Wohltat für den kalten Hals. Als wir fertig waren, bat mein Verlobter mich mit in sein Arbeitszimmer.

Er fing an, mir die Arbeiten auf der Plantage zu erklären, die Abläufe näher zu bringen. Auf einer Karte, wie sie heute Vormittag schon genutzt wurde, zeigte er mir, wo was lag und wie viele Farmer ihre eigenen Unterkünfte und kleinen Häuser hatten. Dann holte er ein riesiges Buch aus dem Regal, welches alle Handelsbewegungen des letzten Jahres zeigte, unter anderem auch die sich immer verändernden Preise.

„Da sind riesige Unterschiede stellenweise zwischen den Preisen. Gestern noch so, heute schon wieder so. Das ist ja fast wie an der Börse.“ meinte ich staunend. „Woher bekommst du dann so schnell die Informationen? Du musst dich ja irgendwie darauf einstellen können!“

„Wenn ich eine gewisse Menge an Tabak zum Beispiel habe, wird dieser eingelagert und ich warte auf einen Käufer, welcher hier erscheint oder mir ein schriftliches Angebot zukommen lässt, um mir die eventuell zu zahlende Summe nennt zum Beispiel. Was du hier in dem Buch siehst, sind lediglich die Anhaltspunkte, wie sich die Lage verändert.“ meinte Haytham jetzt erklärend.

„Und wie weit wird der Tabak hier verarbeitet?“ fragte ich jetzt, ich habe so etwas noch nie gesehen und würde es gerne mal. „Er wird getrocknet, fermentiert und ist dann zur Endverarbeitung bereit. ( Jetzt in den Wintermonaten ist es ruhiger, aber ab März und April wird es turbulenter.“ erklärte er mir.

Tabakverarbeitung
Erklärvideo

Und wieder musste ich mir eingestehen, dass man einfach eine verklärte Vorstellung hatte, wie eine Farm oder Plantage in dieser Zeit geführt wurde. Es war harte Arbeit, gerade was die Tabakverarbeitung angeht und es herrschte Mangel an Arbeitskräften. Deswegen haben auch viele Plantagen-Besitzer auf die Sklaven zurückgegriffen, weil sie halt billig waren. Mein Templer hatte eine andere Einstellung und ich war ihm mehr als dankbar dafür.

Kurz vor dem Abendessen erschien noch einmal der Aufseher und berichtete, dass die ersten Wachen eingeteilt sind und sie bereits heute Nacht schon anfangen werden. Dann besprachen die beiden noch, was in der Abwesenheit von Haytham und mir zu tun sei. Wir würden ein paar Tage nach seinem Geburtstag nach New York aufbrechen, damit wir pünktlich zu Weihnachten dort sein konnten. Und vor Ende Januar kämen wir auch nicht zurück, so erklärte es mein Verlobter
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Kapitel 10

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Was bin ich?



Diese Reisedimensionen waren erschreckend, aber ich musste mich damit jetzt auch arrangieren und lernen, wie und was ich dann packen musste. Ich hatte beschlossen, dass ich Magda mitnehme als Zofe, solange ich noch niemand anderen hatte. Mr. Robinson verabschiedete sich noch und wir gingen essen.

„Wie lange wären wir mit der Jackdaw unterwegs bis nach New York?“ fragte ich jetzt einfach. „Je nach Witterung schätze ich 9 bis 11 Tage! Warum fragst du?“ er sah mich etwas skeptisch an. „Weil ich das letzte Mal vor über 20 Jahren mit ihr so lange gesegelt bin und... ich jetzt doch ein wenig Angst bekomme!“ gab ich ehrlich zu.

„Wovor hast du Angst? Dass du seekrank wirst?“ grinste er mich an und ich stieß ihm meinen Ellbogen in die Seite. „Nein, das nicht. Aber ich kenne die Mannschaft nicht und sie kennt das Schiff noch nicht. Ach... ich weiß auch nicht, ich mache mir wahrscheinlich schon wieder zu viele Gedanken!“ meinte ich jetzt etwas ungehalten. „Das machst du tatsächlich. Ich musste auch schon auf Schiffen mit segeln, wo mir einiges nicht geheuer war. Es wird schon nichts passieren!“ Haytham drückte meine Hand und sah mir beruhigend in die Augen.

„Dein Wort in Odins Ohr, mi amor.“ meinte ich seufzend. „Da fällt mir ein, wer wird Weihnachten noch alles in New York sein, Haytham? Ich hoffe doch nicht, dass auch Lady Melanie anreist oder schon angereist ist?“ fragte ich etwas genervt, auf diesen Teil von Faiths Familie konnte ich verzichten. Diese Frau hatte meinen Namen verunglimpft, weswegen ich nicht mehr auf den britischen Ritus zurück greifen konnte.

Mir fiel ein, dass ich das auch noch irgendwann zur Sprache bringen musste. „Du magst sie wirklich nicht, oder?“ mein Verlobter sah mich stirnrunzelnd an. „Nein, aber muss ich ja auch nicht. Ich habe Odin sei Dank nichts mit ihr zu tun.“ gab ich nur maulig von mir. „Da ist noch etwas, oder? Willst du mir davon erzählen?“ mein Templer sah mich auffordernd an.

„Es hat mit meinen Nachforschungen in meiner Zeit zu tun, Haytham...“ ich atmete tief durch und fing an zu erzählen, dass wir herausgefunden haben, dass der letzte Armreif im Besitz der britischen Templer ist. Auch dass ich das fehlende letzte Schmuckstück dort finden und bekommen könnte. „Und was soll ich sagen, ich kam nicht mal bis an die Tür. Man wimmelte mich immer gleich ab. Irgendwann steckte mir ein Mitarbeiter dann, dass man im britischen Ritus mir nicht wohlgesonnen sei. Vor über 250 Jahren taucht in den Chroniken mein Name auf, der von Lady Melanie in ein schlechtes Licht gerückt wurde. Ich sei nicht vertrauenswürdig!“ ich sah zu meinem Verlobten und er starrte mich nur an.

„Sie... Alex, das kann unmöglich sein...“ ich ließ ihn nicht ausreden. „Dann komm mit, ich zeige dir eine Kopie dieser Aufzeichnungen.“ ich zog ihn hinter mir her in mein Arbeitszimmer und öffnete meine Truhe, holte die schwere Ledermappe mit diesen Chronik-Kopien heraus. Es dauerte einen Moment, bis ich die Seite fand, welche ich suchte und reichte sie dann meinem Verlobten.

Seine Augen weiteten sich und er sah ungläubig auf das Papier. „Wie bist du an diese Aufzeichnungen gekommen?“ kam es jetzt in einem kühlen Ton von ihm und erschrocken sah ich ihn an. „Wie bitte? DAS ist das einzige, was dir dazu einfällt?“ ich schüttelte nur meinen Kopf. „Also schön, da ich, wie du weißt, eine Einigung mit einigen Ordensteilen in Frankreich, Spanien und Deutschland erreicht hatte, hatte ich auch entsprechende Unterstützung. Und diese Hilfe übergab mir dann diese Kopien. Aber es ist gut zu wissen, dass es dich nicht interessiert, wie es sich für mich anfühlt, so etwas über sich lesen zu müssen.“ Damit riss ich ihm das Blatt aus den Händen und packte es wieder in die Mappe. Gerade als ich sie wieder in die Truhe legen wollte, griff er meinen Arm.

„Verzeih mir, ich... es tut mir leid, aber... Alex, du hattest Einsicht in Dinge, die eigentlich unter Verschluss gehalten werden und nur...“ ich ließ ihn nicht ausreden. „Ja, das weiß ich, aber wenn du mir gerade zugehört hättest, dann hättest du verstanden, warum ich eigentlich so weit gekommen bin, wie ich es jetzt bin. Und das obwohl ich noch der Bruderschaft angehöre!“ maulte ich weiter rum.

„Willst du mir sagen, dass dir die Templer zur Seite gestanden haben, bei der Suche nach den anderen Reiseartefakten?“ kam es mal wieder ungläubig von ihm. „Was hab ich denn gerade gesagt? Ja, genauso ist es gelaufen. Wir haben GEMEINSAM gearbeitet. Es geht hier um eine größere Sache, als nur uns beide. Das musste mein Mentor zwar auch erst noch verstehen lernen, aber sogar dieser Sturkopf hat es eingesehen.“ ich hatte mich in Rage geredet und atmete schwer.

„Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen! Es hört sich wie ein Märchen an, wenn du das erzählst. Diese Vorstellung, dass diese Zusammenarbeit wirklich funktioniert hat und anscheinend auch weiter stabil bleibt, ist unglaublich. Vielleicht sollten wir es tatsächlich versuchen, wenn du es geschafft hast.... dann...“ er fing an zu stammeln und sah mich hilfesuchend an.

„Das sich das völlig fantastisch anhört und man es kaum glauben kann, ist verständlich. Doch ich wollte es und hatte ein Ziel vor Augen, welches mich angetrieben hat. Und ich war hartnäckig...“ meinte ich, doch mein Verlobter unterbrach mich grinsend. „Ja, das glaube ich dir aufs Wort. Aber vermutlich ist genau DAS das wichtigste, ein Ziel und dieses Durchhaltevermögen!“ jetzt blickte er grüblerisch über meine Schulter. „Aber ich befürchte, du wirst Lady Melanie nicht von dir überzeugen können.“ meinte er bedauernd.

„Ist mir bewusst und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht mehr. Und ich brauche ihren Zuspruch auch nicht mehr. Solange sie mir einfach nicht zu nahe kommt, ist alles in Ordnung!“ meinte ich schnippisch, mich regte der bloße Gedanke an diese Frau auf. „Weißt du, Haytham, was erschreckend ist? Das sie bis in meine Zeit eine gewisse Macht auf den Orden hat, besser auf den britischen Ritus. Es klingt schon fast wie eine Legende!“

„Damit liegst du wohl nicht ganz falsch!“ kam es von meinem Verlobten und ich sah, er bereute seine Worte. „Lass mich raten, du wirst mir nichts weiter dazu sagen, oder?“ seufzte ich nur und wandte mich meiner Truhe zu. „Ich kann nicht, Alex.“ kam es in einem entschuldigenden Tonfall.

„Schon in Ordnung, uns war ja beiden klar, dass es diese Hindernisse geben wird!“ kam es ziemlich trotzig aus meinem Mund und ich konnte ihn förmlich mit den Augen rollen sehen!

Sollte ich ihm davon berichten, dass ich aber schon eine gewisse Vermutung hatte? Das mir oder besser auch Tobias aufgefallen ist, dass die Familie eine sehr hohe und ungewöhnliche Lebenserwartung hatte? Aber ich behielt es vorerst noch für mich, ich wollte erst Gewissheit haben.

„Alex...“ doch ich wischte über seinen Mund. „Nein, ich weiß es ja und ich hab es ja verstanden.“ es war doch echt zum Kotzen. Ich stand vor Haytham und sah ihm lange in die Augen! Plötzlich nahm er mich in den Arm. „Wir müssen eine Lösung finden, dass geht so nicht.“ meinte er frustriert. „Du hängst völlig in der Luft und...“ er stockte kurz und ich führte den Satz weiter. „... und habe keine Verbündeten hier, ich bin eigentlich alleine!“ und dann brach ich wieder in Tränen aus.

Und wieder fragte ich mich, wie es jetzt weitergehen sollte. SO wollte ich es nicht und anscheinend wollte auch mein Templer eine andere Lösung. Aber wie sollte ich einen Anfang hinbekommen, wenn mir niemand vertraute? „Innerlich habe ich mit der Bruderschaft schon längst abgeschlossen...“ schluchzte ich, nicht einmal mein Mentor wusste davon und ich bereute es eigentlich, ihn nicht eingeweiht zu haben! „Alex, das weiß ich und wenn es nach mir alleine ginge, würde ich es auch anders handhaben. Aber es steckt einfach zu viel dahinter, was ich zu bedenken hätte und... Verdammt!“ er löste sich von mir und ging zum Fenster und starrte in die Dunkelheit.

„Selbst wenn ihr mir irgendwelche Dinge anvertrauen würdet, WEM sollte ich hier davon erzählen? Ich könnte es niederschreiben und dann? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt, Haytham.“ immer noch liefen mir die Tränen übers Gesicht. Ich bekam aber keine Antwort mehr ... und da beschloss ich, dass ich frische Luft brauchte und ging hinaus zu den Ställen.

Es war stockdunkel bereits und der Stallmeister sah mich erstaunt an. „Mrs. Frederickson, was macht ihr so spät noch hier? Geht es euch nicht gut?“ Ich hatte vergessen, dass ich immer noch verheult war, doch es war mir egal. „Doch doch... es geht mir gut. Ich wollte nur nach Fenrir schauen!“ meinte ich leichthin und ging an ihm vorbei zu meinem Hengst.

Vorsichtig strich ich über sein Fell und fing an zu reden!

Det er virkelig så svært at stole på nogen, du elsker. Skal denne væg altid være mellem os? Det gør så ondt, at jeg ikke kan være en reel del af hans liv, mens jeg stadig er medlem af Broderskabet. Jeg elsker Haytham, men det fungerer bare ikke sådan. Hvad skal jeg gøre? (Dänisch... Ist es wirklich so schwer, jemandem zu vertrauen, den du liebst. Sollte diese Mauer immer zwischen uns sein? Es tut so weh, dass ich kein wirklicher Teil seines Lebens sein kann, solange ich noch Mitglied der Bruderschaft bin. Ich liebe Haytham, aber es funktioniert einfach nicht so. Was soll ich tun?)

Fenrir stupste mich an und schnaufte leicht. Ich lehnte meine Stirn an ihn und strich weiter über das Fell, es war unglaublich beruhigend.

„Ihr müsst eine Lösung finden, Alex. Aber ich kann dir dabei nicht helfen, ich kann lediglich hoffen, dass ihr einen Kompromiss finden werdet, mit welchem ihr beide zurecht kommt. Oder... du musst den nächsten Schritt gehen. Doch willst du das wirklich?“

„Edward ich weiß es nicht, es... ist gerade einfach zu viel für mich. Ich bin noch nicht richtig angekommen, ich habe mich noch nicht eingelebt und jetzt gleich diese schweren Entscheidungsfragen. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll!“ ich kommunizierte wieder in Gedanken mit ihm.

„Versuch mit Haytham zu reden, er versteht dich und deinen Konflikt ja. Auch er steht zwischen den Stühlen und fühlt sich nicht wohl. Geh, rede mit ihm!“ meinte der Pirat jetzt forsch.

„Wenn du meinst!“ maulte ich nur. Was bitte sollte ich sagen? „Ja, meine ich! Geh!“ und damit verschwand er wieder aus meinem Geist.

Ich seufzte nur und sah Fenrir an. „Soll ich wirklich mit ihm reden?“ fragte ich ihn und er stupste mich wieder an, dieses mal aber kräftig, so als wolle er mich zum Gehen bringen! „Fenrir ist ein schlaues Tier, Mrs. Frederickson. Ich glaube, er wollte euch damit zustimmen.“ meinte der Stallmeister lächelnd.

„Ich wünsche euch eine gute Nacht, Mr. Mackenzie!“ dann ging ich hinüber zum Herrenhaus. Als ich eintrat, sah ich, dass mein Verlobter in seinem Arbeitszimmer saß. Ich stand da und wusste nicht, ob ich reden wollte, ob ich es sollte oder … ich war einfach durcheinander.

Ich ignorierte Edwards Worte und ging hinauf in mein Studierzimmer. Die Truhe war noch offen, ich nahm mein Handy heraus und setzte mich an meinen Schreibtisch. Als ich es einschaltete, kam das obligatorische Gedudel und es sprang wirklich noch an. Ich suchte meinen Ordner mit den Bildern... und tief in mir wusste ich, ich hätte es sein lassen sollen. Sobald ich das erste Foto sah, auf welchem Yannick mit Melissa freudestrahlend im Sommer auf meinem Balkon zu sehen ist, liefen mir wieder die Tränen.

Es war eine Mischung aus Trauer, Angst, Heimweh und Einsamkeit. Doch ich musste sie irgendwie überwinden. Ich scrollte ein bisschen weiter und fand von der Halloween-Party Fotos und musste lächeln. In diesem Moment klopfte es zögerlich am Türrahmen, ich hatte die Tür offen gelassen. Haytham stand dort und sah mich einfach nur an.

Langsam kam er auf mich zu und ging um den Schreibtisch und lehnte neben mir mit dem Rücken daran. Mein Templer sagte kein Wort und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich legte mein Handy beiseite, nachdem ich es ausgeschaltet hatte und sah zu ihm auf. „Was jetzt, Haytham?“ fragte ich einfach. Ob ich eine Antwort wollte, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

„Willst du dem Orden beitreten?“ kam es unvermittelt von ihm und sein Blick war eiskalt, ich konnte ihm nicht standhalten. „Theoretisch ja, aber es geht nicht.“ und wie aus einem Reflex griff ich an meinen linken Ringfinger und sah auf meine Tätowierung. Solange sie noch sichtbar war, würde ich nicht den Templern beitreten können.

„Doch, du hast es selber gesagt! Du gehörst derzeit keiner Seite an, weil du hier keine Verbündeten hast.“ meinte er praktisch gedacht und ganz Unrecht hatte er ja nicht. „Aber ich habe eine moralische Verpflichtung, Haytham. Würdest du es umgekehrt machen?“ hakte ich nach. „Nein, vermutlich nicht. Aber du gehörst zu meinem Leben und... DU bist für mich wie eine Verbündete.“ kam es jetzt leise und zögerlich von meinem Templer.

Plötzlich schien er einen Entschluss gefasst zu haben, richtete sich auf und zog mich hoch. Er sah mir fest in die Augen und ich sah wieder diesen warmen Glanz darin, nichts mehr von der Kälte. „Wenn wir in New York sind, werde ich mich mit Shay beraten und ich werde eine Lösung für uns beide finden! Ich gehöre nicht mehr offiziell dem britischen Ritus an, also muss ich auch nicht unbedingt Lucius mit einbeziehen. Aber ich befürchte, daran führt dennoch kein Weg vorbei.“ ich blinzelte ihn an, was wollte er erreichen?

„Was soll das bringen? Gerade Lucius wird sicherlich nicht glücklich sein, mich zu sehen. Und was Shay angeht, nun, das ist noch etwas anderes. Haytham, ich bin völlig durcheinander! Das ist einfach gerade zu viel für meine Nerven und ich kann keinen klaren Gedanken fassen!“ dann spürte ich nur noch seine Arme um mich und seinen warmen Körper. In mir breitete sich wieder dieser Frieden aus und ich wurde ruhiger.

„Dann solltest du eine Nacht darüber schlafen und morgen früh sehen wir weiter.“ meinte er ruhig und nachdem die Kerzen aus waren und meine Truhe wieder verschlossen war, gingen wir hinüber. Erst jetzt spürte ich die Müdigkeit in mir und ich saß halb schlafend auf dem Bett.

„Mi sol, du solltest dich noch ausziehen.“ meinte mein Verlobter und half mir dabei. Als ich mich dann an ihn schmiegte unter der Decke, seine Finger auf meinem Rücken fühlte, wie sie darüber strichen, fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

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Immer Ärger mit dem Personal

3. Dezember 1762



Als ich erwachte, sah ich in die grauen Augen meines Verlobten. „Du bist schon wieder so früh wach, mi amor!“ sagte ich verschlafen und schlang mein Bein über ihn und kuschelte mich an seinen warmen Körper. „Einer muss ja auf dich aufpassen, mi sol.“ meinte er leise. „Und ich bin froh, dass du es bist, Haytham.“ raunte ich nur und gab ihm einen Kuss auf die Brust.

„Ich will dich ganz in meinem Leben haben, Alex. Ohne Wenn und Aber oder faule Kompromisse. Was... hälst du davon... wenn... also... wenn wir im März heiraten?“ plötzlich war ich hellwach und setzte mich auf. „Was? So schnell?“ meinte ich erschrocken, doch es kam, glaube ich, falsch bei ihm an. Denn jetzt war Haytham derjenige, der etwas ängstlich in meine Augen blickte. „Es... nunja, es sind ja noch ein paar Monate!“

„Entschuldige, ich hatte es nicht so gemeint, aber... ich bin doch noch gar nicht richtig wach und... Bei Odin... natürlich will ich dich heiraten. Das WANN wäre mir sogar egal, von mir aus könnten wir gleich heute...“ ich konnte nicht mehr so schnell reagieren, wie er über mir war! „DAS wollte ich hören, mi sol.“ und seine Lippen begannen mich mit Küssen zu übersähen. Plötzlich hielt er inne und sah mich mit diesen dunklen grauen Augen an. „Du hattest doch nicht ernsthaft gedacht, dass ich dich jetzt nicht mehr heirate, oder?“ fragte ich ihn etwas außer Atem.

„Zugegeben, ein wenig unwohl habe ich mich schon gefühlt. Aber … es geht in diesem Falle um uns... nur wir beide müssen uns vertrauen und... ich weiß auch, dass Faith in dir jemanden sieht, dem sie vertrauen kann. Also... bin ich fest davon überzeugt, dass wir diese Mauer auch damit einreißen können. Ich will nicht, dass wir auf zwei Seiten stehen, dass geht nicht und es ist... nicht gut!“ meinte er jetzt euphorisch.

„Und das soll mir jetzt WAS sagen, mi amor? Ich... kann dir nicht folgen!“ perplex sah ich ihn an. „Das heißt, dass wir in New York heiraten werden! Die offizielle Hochzeit kommt dann im März!“ ich starrte ihn nur an, das konnte nicht sein Ernst sein. Dieser Vorschlag war... „Haytham, so hätte ich dich gar nicht eingeschätzt. Aber... ich weiß nicht, was ich sagen soll!“ und damit nahm ich einfach sein Gesicht in meine Hände und gab ihm einen langen sehr dankbaren Kuss.

„Es reicht, wenn du JA sagst, mi sol.“ grinste er mich an und ich erntete einen festen Griff seiner Hände an meinem Oberschenkel. Plötzlich waren wir wieder im Geist zusammen und ich hob meine Arme über meinen Kopf und ließ ihn gewähren. Ich hörte ihn, wie er mich anwies, still zu halten... wie er mir mein doch recht ungehöriges Verhalten erklärte... Und ich nahm seine Lektionen wieder auf, wie ein Schwamm, ich fühlte mich tatsächlich wie ausgetrocknet und lechzte nach ihm.

„Bei Odin, ich liebe dich, mi amor.“ nuschelte ich atemlos an seiner Schulter, während ich seine Muskelanspannungen abebben spürte. „Ich dich auch, mi sol. Du machst mich wahnsinnig, weißt du das?“ und er grinste mich breit an. „Ja, das weiß ich und das mache ich mit Absicht!“ und streckte ihm die Zunge raus. Dieser tadelnden Blick war … einfach göttlich.

„Aber... Haytham, wo willst du so kurzfristig noch einen Friedensrichter oder... ähnliches herbekommen?“ fragte ich jetzt völlig pragmatisch, denn es würde sicherlich noch dauern, bis man so einen Menschen für einen Termin bekam. Und dann auch noch zwischen Weihnachten und Neujahr!

„Oh, keine Sorge. Ich weiß da schon jemanden, der diese Aufgabe sicher gerne übernimmt.“ ich sah ihn fragend an und ich spürte, dass er es gerade liebte mich zappeln zu lassen. „Haytham, sprich...“ und ich stupste ihn in die Seite.

„Ich dachte an Master Johnson! Er hat eine, wenn auch etwas abgewandelte Form, dieses Postens inne und ist berechtigt Trauungen vorzunehmen. Auch wenn wir verpflichtet wären, spätestens nach einem halben Jahr die Ehe öffentlich zu machen.“ meine Augen weiteten sich und ich war sprachlos.

„Aber... ich... das geht... so schnell... und ich hab doch gar kein Kleid und... du auch nicht!“ ein Lachen kam ihm über die Lippen und er drehte sich von mir runter. „Ich glaube, ich brauche auch keines. Mir reicht ein Anzug, mi sol!“ ich schubste ihn nur. „Du... man, du weißt was ich meine.“ in diesem Moment fiel mir mal wieder auf, dass ich in meine flapsige Art verfallen war, welche mir prompt einen Klaps auf den Hintern einbrachte. „Zügle dich, Alex!“

„Verzeihung, Master Kenway, aber... ich glaube, ihr solltet euren Unterricht dahingehend noch ein wenig verbessern und ausbauen!“ hauchte ich an seinem Hals und fing an, mit meiner Zunge daran herunter zufahren. Doch weiter als bis zu seiner Brust kam ich nicht, denn er hielt mich auf. „Ich werde euch später beim Wort nehmen, Mrs. Frederickson und dann Gnade euch Gott!“ kam es mit rauer Stimme aus seiner Kehle. Doch einen verlangenden Kuss bekam ich noch, ehe mein Verlobter sich aus dem Bett schwang.

Nach dem Frühstück erschien Mr. Robinson und erstattete Bericht, wie die letzte Nacht verlaufen war mit der Bürgerwehr. Es war alles ruhig geblieben und heute fingen die ersten Schützenneulinge an, mit den Pistolen umzugehen. Mein Templer war sichtlich erleichtert und bat dann den Aufseher, ihn regelmäßig auf dem Laufenden zu halten.

Ich war derweil wieder in meinem Arbeitszimmer, da mein Verlobter noch mit dem Stallmeister und einem Arbeiter die Schritte besprechen musste, wenn wir nicht da waren. Irgendwann klopfte es leise an meiner Tür und ich bat den Besucher herein. Es war Mrs. Wallace, die mich verlegen ansah. Mit gesenktem Kopf stand sie vor mir und druckste rum. „Sybill, was ist los? Ist etwas passiert?“ fragte ich jetzt alarmiert und sie sah mich entschuldigend an. „Mrs. Frederickson, also... ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Aber... Zoe, sie... ich habe sie gerade dabei erwischt wie sie... also...“ mir schwante böses und ich bat sie einfach weiter zureden.

„Dieses Mädchen hat sich an den Hemden von Master Kenway zu schaffen gemacht. Oder besser eines, welches eigentlich zur Wäsche sollte und... Magda hat gesehen, wie sie es in ihre Kammer mitnahm. Mrs. Frederickson, ich hatte schon so etwas geahnt, aber … traute mich bis jetzt noch nicht, etwas zu Master Kenway zu sagen. Ich... wollte erst sicher sein!“ Ich konnte sie nur entgeistert anstarren, es dauerte eine Weile bis ich meine Sprache wiederfand.

„Dann hatte ich mit meiner Vermutung tatsächlich recht, sie will meinen Verlobten haben!“ ich stand abrupt auf und sah die Küchenfee nur an. „Mrs. Wallace, wo ist Zoe jetzt gerade?“ Ohne ein Wort deutete sie auf die Schlafzimmertür. Als ich mich in Bewegung setzte, folgte sie mir leise. Die Tür stand einen Spalt auf und ich traute meinen Augen nicht. Anstatt das Bett zu machen, lag sie darin und hielt unsere Decke umklammert!

Ich schlug die Türe auf, welche donnernd an die Wand krachte. Erschrocken sah mich diese Frau auf unserem Bett an und wurde puterrot im Gesicht. „Würdet ihr mir bitte erklären, WAS das hier werden soll, Zoe?“ brachte ich hinter zusammen gebissenen Zähnen hervor, brüllen wollte ich nicht. Die Genugtuung gab ich ihr nicht.

„Mrs. Frederickson, ihr habt mich erschreckt. Ich... ich bin nur gestolpert … und dabei...“ ich ließ sie nicht ausreden. „Genau, und dann seid ihr ungünstig auf unser Bett gefallen! Ihr scheint mich für sehr naiv und dumm zu halten! Steht jetzt endlich auf und dann werden wir das mit Master Kenway besprechen!“ Ich zog sie hoch und hinunter zum Arbeitszimmer von meinem Templer.

Dieser brütete über einigen Verträgen, Zoe wollte sich schon losreißen und das Weite suchen, doch ich war stärker als sie und hielt ihren Oberarm umklammert. „Haytham, wir müssen reden!“ ich schob das Zimmermädchen vor mir her bis vor seinen Schreibtisch. Er sah von mir zu Zoe und dann zu Mrs. Wallace. Doch ich deutete ihr, hier zu bleiben, sie war ja eine Zeugin.

„Alex, was ist passiert?“ fragte er vorsichtig und ich erzählte ihm, wie ich sie in unserem Bett gefunden habe und die Geschichte mit einem seiner getragenen Hemden. Zoe neben mir fing an zu zittern und ich sah, dass ihr Tränen die Wangen runterliefen. Doch ich muss gestehen, ich hatte wenig bis gar kein Mitleid mit ihr. „Zoe, stimmt das?“ und Haytham sah sie mit diesem eiskalten Blick an, den auch ich zu gut kannte.

„Aber... Master Kenway... es... ich habe es nur gut gemeint!“ Was hatte sie gut gemeint? Wollte sie unser Bett warm halten? Das könnte ihr so passen, wenn eine andere Frau in meinem Bett ist, dann nur Faith!

„Mrs. Wallace, holt bitte Jones dazu. Schließlich ist sie seine Nichte und er hat sie empfohlen, er sollte dabei sein.“ meinte mein Templer völlig sachlich. Wie konnte er dabei so ruhig bleiben? Ich hielt das Zimmermädchen immer noch eisern fest, weil meine Eifersucht gerade weder Gnade noch eine Grenze kannte.

Kurz darauf erschien Sybill mit Haythams Kammerdiener, welcher jetzt überrumpelt von einer Person zur anderen starrte. Doch sein Blick blieb an mir hängen und er funkelte mich böse an. Ja, er war nicht gut auf mich zu sprechen, da ich ihn damals aus dem Schlafzimmer seines Arbeitgebers geworfen hatte. Damit konnte er nicht umgehen und überhaupt war er eher der Kriecher- und Stiefelleckertyp. „Master Kenway, ist etwas passiert?“ fragte er so schleimig-höflich wie immer.

„Eure Nichte scheint ihre Aufgabe, für mein Wohl zu sorgen, doch ein wenig zu ernst zu nehmen. Meine Verlobte hat sie gerade in unserem Bett erwischt, wie sie sich darin geräkelt hat mit meiner Bettdecke in den Armen. Auch hat sie eines meiner getragenen Hemden an sich genommen. Und ich muss euch sicher nicht erklären, WAS das zu bedeuten hat, oder?“ meinte Haytham völlig sachlich und ich staunte über diese Verschlossenheit.

„Master Kenway, das ist sicher nur ein Versehen und wird nicht wieder vorkommen. Sie ist noch sehr jung und unerfahren und... es tut mir leid, ich werde natürlich dafür sorgen, dass Zoe in Zukunft ihre Arbeiten ordentlich und zu euren Wünschen erfüllen wird!“ kam es in diesem widerlichen unterwürfigen Ton von ihm. In diesem Moment fragte ich mich nur, ob wir nicht BEIDE gleich hinauswerfen könnten. Mein Verlobter kam mir aber zuvor.

„Jones, es wird nicht wieder vorkommen. Dafür werdet IHR sorgen und Zoe, wenn ich oder meine Verlobte euch noch einmal bei derlei Aktivitäten erwischen, dann werde ich euch entlassen ohne Lohn und euer Onkel wird euch dann begleiten!“ entweder hatte Haytham gesehen, dass Jones auch etwas seltsam ist, oder es war NUR eine Drohung. Doch sie zeigte fürs erste Wirkung, beide Angestellten verbeugten sich tief und entschuldigten sich tausendmal.

Zoes Lohn wurde einbehalten für zwei Wochen, als Mahnung und sie bekam jetzt ein anderes Mädchen zur Seite, welches sie überwachen sollte. Wenn wir wieder hier waren, sollte ich ihre Arbeiten im Auge behalten. DAS tat ich doch gerne, denn NIEMAND wird sich meinem zukünftigen Mann so an den Hals werfen! Die beiden verließen mit gesenkten Köpfen das Arbeitszimmer, nur Mrs. Wallace stand noch unschlüssig neben mir. „Mrs. Frederickson, es tut mir leid, dass ihr so kurz nach eurer Ankunft so etwas erleben müsst. Jungen Mädchen geht manchmal einfach der Kopf durch, aber ich hoffe, sie hat es verstanden!“ meinte sie in ihrem fürsorglichen und beschwichtigenden Ton.

„Mrs. Wallace, euch muss ich nicht erklären, dass ich aus einer anderen Zeit stamme. Dort sind die jungen Mädchen sogar noch schlimmer und es ist... stellenweise ein Graus. Aber ich dulde es nicht, dass man sich in meine Beziehung einmischt und schon gar nicht in dieser Form. Wir haben bei den Cormacs eine ähnliche Situation gehabt und glaubt mir, das dortige Zimmermädchen hatte sogar noch Master Cormac unterstellt, er wäre mit ihr im Bett gewesen!“ entsetzt sah sie mich an. „Ja, ich hatte davon gehört. Auch.... dass diese Justine...“ doch Haytham unterbrach sie mit einem Wink. „Sybill, ich werde es Mrs. Frederickson erklären. Ich danke euch für die Unterstützung, ihr könnt jetzt erst einmal gehen.“ sagte er immer noch in diesem doch sehr herrischen Ton.

Sie knickste nur und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.

„Haytham, was war da mit dieser Justine? Faith erzählte mir von den Eskapaden mit ihr. Aber ich dachte, es sei mit der Kündigung dann erledigt gewesen?“ fragte ich jetzt nach. „Nein, leider nicht. Lucius hat mir geschrieben, dass dieses Frauenzimmer vor einigen Monaten meine kleine Schwester der Hexerei bezichtigt hätte. Es ging um die Forschungen die sie, aufgrund ihrer neuen Möglichkeiten, betrieben hat. Master Williams konnte gerade noch die Unterlagen und alles Verdächtige verbrennen, ehe die Soldaten fündig werden konnten.“ Haytham ließ sich auf seinen Stuhl sinken und sah erschöpft aus.

„Du meinst, sie hat wirklich... meine Bücher genutzt, oder dass was sie daraus geschrieben hatte? Oh bei Odin... ich hatte sie gewarnt, dass sie das lassen sollte!“ ich sank auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. „Was war denn hier alles los, seit ich weg bin? Aber Faith ist nichts passiert, oder? Ich weiß, dass sie noch ein zweites Kind haben, mit diesem ist aber alles in Ordnung, oder muss ich mir Sorgen machen?“ jetzt wurde ich allmählich unruhig und besorgt.

Kapitel 12

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Darüber müssen wir auch noch reden!



Bisher hatten wir uns noch gar nicht über die Ereignisse hier oder in meiner Zeit groß unterhalten können. Ich hoffte nur, dass ich noch genügend Zeit haben werde, bis wir bei den Cormacs sind. „Soweit ich weiß, ist im Moment alles in Ordnung. Obwohl... Shay ist erst vor ein paar Wochen wieder angekommen. Er war... spontan mit der Morrigan abgereist. Doch wohin, weiß ich nicht. Ich gehe davon aus, dass ich eine Erklärung von ihm bekommen werde, wenn wir dort sind.“ Shay würde nicht einfach so seine Familie alleine lassen., dachte ich mir noch so und langsam kam der Verdacht auf, dass mehr dahinter steckte.

„Dann sollten wir möglichst zügig nach New York aufbrechen, Haytham. Ich habe das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmt.“ er sah mich fragend an. „Sieh mich nicht so an, ich weiß auch nicht, WAS ist... aber... es ist so ein Gefühl!“ meinte ich nur scharf.

„Wir werden am 5. oder 6. Dezember aufbrechen. Du solltest bis dahin gepackt haben, mi sol.“ meinte er und sah mich mit leuchtenden Augen an. „Warum bist du plötzlich so euphorisch, mi amor?“ grinste ich nur. „Ich werde einige Tage mit dir auf engstem Raum verbringen... was glaubst du, warum ich in meinen Gedanken schon wieder ganz woanders bin?“ seine Augen hatten sich schon wieder verdunkelt und ich ahnte, woran er dachte.

„Master Kenway, wir haben so gut wie keine Privatsphäre dort an Bord. Das sollte euch klar sein, meine Kajüte ist ja nicht sehr abgelegen und... es ist sehr kalt und frostig!“ sagte ich mit einem lasziven Unterton in der Stimme. „Ich weiß euch schon zu wärmen, Mrs. Frederickson! Verlasst euch drauf!“ kam es rau von meinem Verlobten. Wir saßen uns gegenüber und wussten beide, dass wir mal wieder nicht die Finger von einander lassen konnten.

Es klopfte und eines der Mädchen trat nach Aufruf ein. „Das Mittagessen ist dann soweit!“ und mit einem Knicks ging sie wieder hinaus. Haytham stand auf und kam um den Schreibtisch herum, als er so vor mir stand und auf mich herab sah, war ich wieder völlig hin und weg. „Alex... gib mir deine Hand.“ kam es in diesem Befehlston und ich tat, wie mir geheißen. Er zog mich einfach dicht an seinem Körper hoch und ich hätte ihn am liebsten wieder besprungen! Verdammt... das war ein mehr als unpassender Moment.

Sein Kuss brachte mir definitiv keine Abkühlung im Gegenteil... doch ich würde ihn einfach als Nachtisch mit nach oben nehmen, beschloss ich im Stillen. „Du hast aber wieder sehr interessante Gedanken, mi sol.“ lächelte er mich lüstern an. „Ja habe ich und … ich könnte dich daran teilhaben lassen.“ seine Hand wanderten an meinem Hals entlang und Richtung meines Dekolletés. Doch ich schlug spielerisch seine Finger beiseite. „Master Kenway, das geht nun wirklich zu weit.“

Das Mittagessen war schneller erledigt, als gedacht. Warum nur? Doch der Nachtisch an diesem Tag war unschlagbar und mein Verlobter kam in den Genuss meiner vollen Hingabe! „Das... ich weiß nicht was ich sagen soll... oder fühlen soll... wenn ich sage, dass ich mehr haben möchte, wäre das zu vermessen?“ fragte Haytham mich schwer atmend an meiner Brust.

„Nein, es zeigt mir, dass ich nicht alles falsch gemacht habe, mi amor!“ meinte ich und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. „Was soll ich eigentlich morgen bei dem Geburtstagsessen tragen, Haytham. Hast du einen bestimmten Wunsch?“ fragte ich gedankenverloren...

„Gar nichts...“ meinte er ebenso abwesend und ich musste lachen. „Das könnte dir so passen!“ und er erntete einen Biss in seinen Hals. „Dann... ich würde gerne dieses rote Kleid an dir sehen. Aber lass bitte deine Haare dieses mal offen. Wenn ich schon Wünsche frei habe, dann wäre es das, was ich gerne sehen würde an dir!“ meinte er und seine Hände fuhren über meinen Rücken und hinterließen diese Gänsehaut... Das Geburtstagskleid

Ich war immer noch in diesem Taumel, dass ich bald verheiratet bin, mit dem Templer, welchen ich jahrelang als den Erzfeind eingetrichtert bekommen habe. „Weiß du, dass es sich seltsam anfühlt, dass ich bald mit dir vereint sein werde. Deinen Namen tragen werde?“ fragte ich einfach frei raus. „Das kann ich mir nicht unbedingt vorstellen, aber ich weiß, wie du noch vor einiger Zeit über mich und den Orden gedacht hast.“ kam es gespielt empört von ihm und ich hatte klatschend seine flache Hand auf meinem Po.

Ich kicherte einfach vor mich hin... denn meine Nerven lagen blank. MAL WIEDER! Ich wollte ihn, ich wollte in dieser Zeit bleiben und ich wollte dem Orden beitreten! Aber alles andere drum herum machte mich gerade nervös.

„Du schreibst doch dein Tagebuch, oder?“ fragte mich Haytham jetzt etwas verschlafen. „Ja, mache ich. Genau wie du auch, mi amor.“ denn es war ja klar, dass diese Bücher mittlerweile schon einige Reihen in den Regalen fassen müssten und ja, er hatte sie unter Verschluss aus berechtigten Gründen!

„Dann schreibe bitte, WANN wir diese ungeplante Hochzeit haben werden!“ kam es in diesem Befehlston, welcher mich aber jetzt aufsehen ließ. „Warum sollte ich das, Haytham?“ fragte ich erstaunt. „Du hast doch erzählt, dass diese Truhe zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft wieder geöffnet werden kann. Und dann NUR von deinem Sohn, oder nicht? Also... vielleicht... wäre es nicht schön, wenn er dabei wäre?“ er hatte Recht! Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht... aber wie oft sollte er denn dann noch hierher reisen? Wäre das nicht einfach zu riskant? Als ich das äußerte sah mich mein Templer fragend an. „Ja, wäre es... aber du gehst auch schon mehr Risiken ein, als gut für uns ist. Zum darüber nachdenken ist es jetzt eh zu spät.“

„Das wäre es, ja!“ sagte ich etwas sprachlos, ich war erstaunt, dass er diesen Gedanken überhaupt hatte! „Aber wir können doch nicht die Cormacs so völlig überrennen! Das wäre nicht richtig!“ meinte ich jetzt etwas verlegen. Faith hätte mit den Kindern schon zu tun und … überhaupt. Es war Weihnachten!

„Es ist einfach nur der kleine Rahmen und wir sind unter uns, und wenn ich ehrlich bin, ich würde es eigentlich auch später nicht größer haben wollen.“ meinte er grinsend. „Da wirst du aber von Faith sicher noch ein paar Takte zu hören, mi amor.“ meinte ich nur. Doch sie würde eigentlich kein Mitspracherecht haben, oder doch? „Haytham, ich würde deine kleine Schwester gerne als meine Trauzeugin haben wollen an meiner Seite.“

Erstaunt sah er mich an. „Das war mir klar, du brauchst mich nicht um Erlaubnis fragen, mi sol.“ warum aber hatte ich diesen Wunsch, mir seine Meinung einzuholen. Als ich das fragte sah er mich einfach nur mit einem unglaublich warmen Ausdruck an. „Alex, das war eines der größten Komplimente, das du mir machen konntest!“ und seine Lippen übersäten mich mit Küssen.

„Haytham... darf ich dich etwas fragen?“ kam es etwas vorsichtig von mir. „Hmmmm ja!“ ein leicht verschlafener Ausdruck lag jetzt auf seinem Gesicht. „Wie … also wenn du in diese Templerrolle fällst... was ist der Grund oder besser gefragt, warum bist du dann auf einmal so kalt und... so unnahbar?“ in diesem Moment hatte ich mir schon die Antwort selber gegeben. „Ich muss eine gewisse Distanz wahren und da ich als Großmeister fungiere, muss ich mich zusammenreißen. Eigentlich ist es nichts anderes, als das, was du an den Tag gelegt hast bei Lady Melanie damals. Man schottet sich ab und agiert … emotionslos. Denn deine eigenen Gefühle gehören nicht dorthin!“ erklärte er mir.

„Ich weiß... aber... diese Art ist mir unheimlich und ich fühle mich nicht wohl, wenn du sie auspackst.“ meinte ich immer noch an ihn gekuschelt. „Das ist aber genau der Zweck, mi sol. Ich muss meinem Gegenüber zeigen, dass er mir nichts anhaben kann.“ diese Worte waren mir bewusst. „Aber... ist es nicht wahnsinnig anstrengend? Wenn ich an die Zeit deiner Gehirnerschütterung denke...“ doch er ließ mich nicht ausreden. „Frag nicht danach, Alex. In mir tobte ein wahrer Krieg. Ich musste immer den Orden an erster Stelle halten, aber... DU hast es mir nicht leicht gemacht!“ kam es jetzt in diesem lasziven Ton von ihm und er drehte sich zu mir und zog mich auf sich. „Jetzt bin ich auch noch an deinem Gefühlschaos schuld? Und was ist mit meinem? Du hast mich … auch … ziemlich … durcheinander gebracht.“ keuchte ich nur, als ich ihn in mir spürte.

„Master Kenway... ihr solltet mich vorwarnen...“ ich beugte mich hinunter und holte mir meine Küsse, während Haytham mich nahm und mir zeigte, was er damals für Gedanken an mich hatte. „Deine Art mir gegenüber war einfach... unkonventionell und völlig natürlich. Das kannte ich nicht und es irritierte mich am Anfang... doch... als ich dich das erste Mal nahm, konnte ich spüren, dass du anders als die Frauen hier bist....“ ein tiefes Stöhnen, als ich mich bewegte... „und... ich will mehr davon, mi sol!“ kam es nur und plötzlich kniete er hinter mir... wir waren wirklich wie ausgehungert, das wurde mir in diesem Moment wieder bewusst.

Mit seiner Hand in meinem Nacken, welche mich auf das Bett drückte, meinte Haytham nur „Ich will dich einfach haben, Alex!“ langsam zog er sich zurück und ich drehte mich an seien Seite. „Dieses Dessert war mal so richtig nach meinem Geschmack, mi amor.“ grinste ich so vor mich hin. „Du bekommst sicher noch einige davon...“ meinte er raunend. „Das will ich hoffen, Master Kenway.“ gab ich leise von mir.

Ich machte mich daran aufzustehen, weil ich Durst hatte. Meine Wasservorräte hatte ich, dank Mrs. Wallace, überall verteilt stehen in den Karaffen. „Warum gerade Wasser, das habe ich damals schon gefragt. Es gibt doch wesentlich leckerere Getränke...“ fragte mich mein Verlobter jetzt. Ich grinste ihn nur an. „DEINE erste Lektion im Zusammenleben mit mir, lautet: Trinke mindestens eineinhalb Liter Wasser am Tag! Damit hast du deinen Wasserhaushalt im Griff und deinem Körper geht es gut. Glaub mir, du wirst es merken!“ ich sah diesen ungläubigen Blick und musste doch grinsen.

„Vielleicht sollte ich es einmal probieren...“ meinte er zweifelnd und ich musste kichern. „Wenn du es einmal probiert hast, wirst du nie wieder davon los kommen. Es ist wie eine Droge...“ und ich sah ihn an und versank in diesen grauen Augen die wie MEINE Droge waren und bereute meine Worte. „Ich kann dich lesen, mi sol.“ lächelte er mich an. „Das hoffe ich doch...“

Der Rest des Tages war einfach nur damit gespiekt, dass ich mein Kleid anprobierte... und mir fiel ein, dass meine Haare gewaschen werden mussten. Als ich ankündigte, dass ich ein Bad benötigte, sah ich das Leuchten in Haythams Augen und ich konnte mir einfach ein lautes Lachen nicht verkneifen. „Haytham... lass mich raten, du wirst mich begleiten und mir bei der Haarpflege helfen?“ fragte ich Augenzwinkernd. „Wenn ich mit ins Bad darf, dann sicherlich... ansonsten...“ dieser schmollende Gesichtsausdruck trieb mein schlechtes Gewissen in die Höhe. „Du musst unbedingt mitkommen... wen sollte ich sonst nur in ein Handtuch gehüllt bewundern?“ zwinkerte ich ihm zu. Das Handtuchbild

„Jesus, du bist wirklich... einfach unmöglich!“ lachte er mich jetzt an. „Ich kann doch nichts dafür, dass dir nur ein Handtuch um die Hüfte wirklich steht und... wenn es nach mir ginge...“ meinte ich breit grinsend. „Nein, so werde ich dich sicherlich nicht ehelichen, Alex!“ gab er entschieden von sich und stieg aus dem Bett. Ja, es war Zeit... doch... es war einfach zu bequem und... ich hatte noch keine Aufgaben hier.

„Ich brauche eine Beschäftigung hier...“ meinte ich nachdenklich. Erstaunt sah mich Haytham an... „Was willst du denn machen? Du wirst bald sicher genug damit zu tun haben, mir unter die Armen zu greifen und du musst Mrs. Wallace und die Angestellten im Haus im Auge behalten!“

„Ja, aber dass ist jetzt nicht unbedingt die Erfüllung, Haytham. Ich glaube, ich muss mich erst noch eine Weile einleben, bevor ich rum meckere.“ grinste ich, denn ich sah, dass auch mein Verlobter noch nicht ganz mit der neuen Situation zurecht kam.

„Was machen wir eigentlich mit Zoe und Jones? Hast du eine gewisse Zeitspanne ins Auge gefasst?“ fragte ich einfach, weil mir durch den Kopf ging, dass es schon eine Galgenfrist geben sollte. „Wir warten ab, bis wir wieder hier sind und dann sehen wir weiter. Ich gehe davon aus, dass sie... nicht wieder meine getragenen Sachen an sich nimmt.“ Haytham war diesbezüglich sehr zuversichtlich. „Dann warten wir ab. Aber wenn ich nur merke, dass wieder etwas ...“ doch mein Templer strich mir über den Mund. „...dann werden wir sie entlassen!“ damit gab er mir einen Kuss auf die Stirn und wir verließen unser Schlafzimmer für den restlichen Nachmittag.

Ich verbrachte meine Zeit mit meinem Tagebuch und schrieb meine Gedanken an unsere Hochzeit auf. Formulierte sie aber so, dass Yannick sie definitiv richtig verstehen würde. Es wäre nur eine vorläufige Hochzeit und der Rest würde folgen. Im Grunde ließ ich ihm freie Hand zum selber Entscheiden. Wenn er denn diese Truhe auch so bekam, wie ich hoffte.

Als ich mit meinen Aufzeichnungen fertig war, ging ich nach unten und ich hörte, dass Haytham sich mit jemandem unterhielt. Es war aber nur der Stallmeister, welcher sich erkundigte, wann wir genau wieder da seien. Es fehlte noch ein Sattel für Fenrir. Der derzeitige, war nicht gut für ihn und man sollte einen angepassten haben. Als ich ins Arbeitszimmer trat, erhoben sich die beiden Männer und Mr. Mackenzie fragte mich frei raus, ob ich einen bestimmten Wunsch hätte.

Als ich ihn fragend ansah, ergriff mein Verlobter das Wort. „Lasst den Sattel einfach an den Hengst anpassen, ich denke dunkles Leder sollte es sein. Es muss zur Präsenz des Pferdes passen!“ bei diesen Worten verabschiedete ich mich und ging in den Stall zu meinem Pferd. Die Männer würden das schon regeln, ich hatte von so etwas keine Ahnung.

Kapitel 13

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Ein unerwartetes Familientreffen



Fenrir bemerkte mich schon von weitem, ich konnte sehen, dass er still stand und einfach nur leicht schnaubte. Ich trat auf ihn zu und ich verfiel mal wieder in eine Zwiesprache... Warum auch immer ich in seiner Gegenwart in die Sprache meiner Vorfahren fiel... doch vielleicht würde mir das irgendwann jemand erklären!

„Mi sol, da bist du ja... ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ kam es erleichtert von Haytham. Als ich aufsah, bemerkte ich, dass es langsam dunkel wurde. „Ich denke, wenn du mich in Zukunft suchst, musst du hier anfangen oder der Spur dieses Friesen folgen!“ meinte ich zwinkernd.

„Du bringst mich auf eine Idee, meinen Adlerblick noch weiter zu trainieren.“ begeistert sah er mich an und ich sah für einen Moment den kleinen Haytham vor mir. „Damals warst du von meinen Vorschlägen nie so angetan.“ grinste ich ihn an. „Zu der Zeit war ich völlig grün hinter den Ohren und... wusste nicht, wie man sich verhält.“ in diesem Moment war ich froh, dass er es jetzt wusste. Seine Arme schlangen sich um mich... doch plötzlich wurde Fenrir unruhig und tappte hin und her.

Hvad sker der med Fenrir? Hvorfor er du så rastløs? (Dänisch... was ist los, Fenrir? Warum bist du so unruhig?)

Er stupste mich immer wieder an und schob mich förmlich aus der Box. „Haytham, er hat etwas. Irgend etwas stimmt nicht.“ Geistesgegenwärtig ließen wir unsere Pferde satteln und, obwohl ich nur ein Kleid und meinen Mantel trug, ritten wir los. Fenrir schien etwas zu spüren. Er hatte es nicht wirklich eilig, aber er trabte kontinuierlich vor der Stute von Haytham her. Plötzlich hielt er mitten auf einem brach liegenden Feld inne und schnüffelte am Boden!

Ich stieg ab, damit ich besser sehen konnte. Aber es war fast dunkel und ich konnte nichts mehr ausmachen. Auch mit meinem Blick ließ sich nichts erkennen. „Alex, da... hier ist jemand verscharrt worden!“ kam es nur von meinem Verlobten! „Und das auch erst seit wenigen Stunden!“ kam es als Erklärung!

Ich sah ihn einfach nur an. Unsere beiden Begleiter scharrten mit den Hufen und waren extrem unruhig. „Kannst du hier bleiben und ich hole eine Schaufel und den Aufseher, oder...“ fragte er mich. „Ich bleibe hier und warte. Geh und hol den Aufseher. Hier stimmt etwas nicht.“ Innerlich wappnete ich mich und mir wurde bewusst, ich hatte nicht einmal mein Stiefelmesser dabei. In Zukunft sollte ich mich immer damit ausrüsten. Nur für den Fall.

Also wartete ich auf Haythams Rückkehr und stand dicht bei Fenrir.

„Ihr macht eine kleine Krise durch, Alexandra. Aber sie wird vergehen. Glaube mir. Ihr müsst euch aneinander gewöhnen, auch ich hatte diese Schwierigkeiten. Es ist nicht leicht, aber ihr beide schafft das und bitte, sei offen zu meinem Sohn, er braucht das, sonst wird er es nicht immer sofort verstehen. Sieh mich nicht so an, ja... das sind wir Männer halt. Du müsstest mir auch den Hauptmast auf den Schädel hauen, ehe ich verstehe, was du willst...“ grinste mich Edward an. „Hab ein bisschen Nachsicht mit ihm, er muss auch noch lernen!“

„Die werde ich haben, ich merke selber, dass ich mich auch erst an eine neue Person in meinem Leben gewöhnen muss!“ meinte ich nur und musste grinsen.

„Übrigens, das hier ist … einer der Plünderer, die die arme Familie auf dem Gewissen haben.“ Meinte Edward plötzlich mit Blick auf den Boden.

„Woher weißt du das? Und... warum sagst du mir das erst jetzt, wo Haytham schon unterwegs ist!“

„Entschuldige... ich habe nicht darüber nachgedacht. Denn... ich musste an eure Hochzeit denken und... ich war abgelenkt...“

„Werden du und Tessa auch dabei sein?“ und ich konnte nicht anders... ich heulte drauf los.

„Wir werden an eurer Seite sein, verlass dich drauf.“

„Ich vermisse dich Edward und dich Tessa auch...“ gab ich nur von mir und mir liefen kontinuierlich die Tränen über die Wangen. „Wir dich auch und ich muss dir danken, immer noch und mal wieder, dass du Haytham beistehst... dass du diesen Schritt gegangen bist. Es wird noch Schwierigkeiten geben, aber ihr werdet sie meistern!“

Gerade als Haythams Mutter vortrat, stand mein Templer neben mir und nahm meine Hand, drückte sie fest. Den Aufseher sah ich aber nicht.

„Haytham mein Liebling!“ sagte sie liebevoll und ging auf ihn zu... nahm sein Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, Haytham. Vergiss das nicht!“ Sie sah mich an und nickte mir zu. Diese Begegnung war einzig und allein dafür da, dass es einen Moment völlig alleine gab.

Ich brach in diesem Moment zusammen. „Es tut mir so leid... ich hätte es verhindern sollen, ich hätte es verhindern können... es tut mir leid...“ auf meinen Knien saß ich auf dem Feld und heulte. „Nein, du hättest es hinausgezögert... doch JETZT kannst du etwas entscheidendes verändern... du hast noch genug Zeit, Alex!“ gab Edward zu bedenken und er hatte Recht!

Dann war auf einmal alles völlig ruhig und... wir standen alleine auf dem Feld. Die Pferde waren plötzlich entspannt, obwohl sie die Leiche eigentlich immer noch spüren mussten. „Dein Vater sagte gerade, dass hier einer der Plünderer verscharrt wurde, welche die Familie ausgeraubt und ermordet haben.“ erklärte ich ihm schniefend. „Woher... ich frage gar nicht nach. Diese Vorläufer scheinen wirklich eigenartiger zu sein, als wir angenommen haben.“ gab Haytham kopfschüttelnd von sich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

Hinter ihm tauchte Mr. Robinson auf und gemeinsam, gruben sie den Leichnam aus. Es war der Dieb, welchem der Goldzahn gehörte, den wir auf dem Weg zu ihrem Lager gefunden hatten. Ich hielt die Laterne möglichst hoch, damit die Herren etwas sehen konnten. „Den kenne ich, dass ist Phil, ein Saufkopf wie er im Buche steht. Dann kann ich mir schon denken, mit wem er umhergezogen ist.“ meinte der Aufseher jetzt wütend. Haytham sah ihn fragend und auffordernd an, weiter zusprechen. „Das ist eine Gruppe von 4, naja, jetzt nur noch 3 Mann. Sie sind stets auf Krawall und Ärger aus und sind bekannt für ihre Skrupellosigkeit. Einige Vergewaltigungen, Morde und sonstige Überfälle gehen auf ihr Konto.“ ich starrte ihn nur fassungslos an. „Mrs. Frederickson, das ist hier nichts ungewöhnliches. Diese Kerle habe nie eine Arbeit länger als eine Woche behalten und jetzt im Winter stellt man auch niemanden ein. Im Grunde sind es arme Würstchen, die überleben wollten.“ meinte Mr. Robinson jetzt und zog seinen Hut.

„Ich hoffe jetzt für euch, dass ihr wisst, dass diese ach so armen Männer eine ganze Familie auf dem Gewissen haben, nur um an die Lebensmittel zu kommen!“ meinte ich jetzt scharf und spürte Haythams Hand beschwichtigend auf meinem Arm. „Mr. Robinson, wir sollten ihn jetzt möglichst tief und an anderer Stelle begraben.“ damit packten sie den Toten bei den Armen und Beinen und luden ihn auf den Karren. Der Aufseher lenkte diesen in Richtung des Waldstückes und wir saßen auf und folgten ihm. „Warum hat die neue Wache nichts gesehen?“ fragte ich stirnrunzelnd. „Vermutlich, weil sie noch nicht richtig eingeteilt waren, als der Mord oder Unfall, wie auch immer, hier passierte. Anders kann ich mir das nicht erklären.“

Doch mir kam ein anderer Gedanke. „Und wenn einer der Arbeiter ihn auf dem Gewissen hat und diesen Phil nur schnell beiseite schaffen wollte...“ mein Verlobter sah mich mit großen Augen an. „Alex, du hast ja interessante Verschwörungstheorien auf Lager. Aber ich glaube nicht, dass es so kompliziert ist, seine Kumpanen wollten diesen Trunkenbold einfach loswerden. Vermutlich weil er lästig war oder einfach ein Klotz am Bein!“ Seufzend gab ich mich mit dieser lapidaren Erklärung ab.

Als Haytham einen geeigneten Platz ausgemacht hatte, stiegen wir ab und die beiden begannen, das Grab auszuheben. Hier war der Boden nicht ganz so gefroren, wie auf der anderen Seite, wo die irische Familie beigesetzt worden ist. Nach 2 Stunden war Phil unter der Erde und wir verabschiedeten uns vom Aufseher, welcher uns noch eine gute Nacht wünschte.

Wir ritten jetzt etwas zügiger zurück, ich erwähnte es ja, mit Rock reiten ist einfach zu kalt an den Beinen. Ich übergab Fenrir dem Stallburschen und mein Verlobter und ich gingen ins Haus und ich warf mich auf das Sofa vor dem Kamin. Am liebsten hätte ich mich IN das Feuer geworfen, meine Finger waren völlig steif gefroren. „Mi sol, warum trägst du nicht die Handschuhe beim Reiten, du holst dir wirklich irgendwann noch den Tod, wenn du nicht besser auf dich achtest.“ meinte Haytham etwas tadelnd aber liebevoll.

„Ganz ehrlich? Ich hatte sie vorhin einfach vergessen. Aber wäre es jetzt schon zu spät um ein Bad zu bitten?“ fragte ich ihn jetzt und er zog nur eine Augenbraue hoch. „Alex, und wenn du morgens um zwei nach einem Bad verlangst, ist das in Ordnung. Dafür sind die Angestellten nun mal da. Du musst dringend lernen, diese Scheu abzulegen.“ und dann rief er nach Magda, welche auch kurz darauf im Salon erschien.

„Magda, richtet bitte für Mrs. Frederickson und mich ein Bad. Danke!“ gab er die Anweisung und ich wollte mich schon entschuldigen, dass ich solche Umstände machte. Doch Haytham hielt mich mit einer Handbewegung davon ab. „Sehr wohl!“ ein Knicks und sie war verschwunden. Mein Templer drehte sich zu mir um und zog mich hoch. „So einfach geht das, mi sol. Und jetzt komm, zieh dich schon mal aus.“ grinsend zog er mich hinter sich her nach oben.

Als ich im Ankleidezimmer vor einem meiner Schränke stand, war ich versucht, die Jogginghose und den Schlabberpulli zu greifen. „Suchst du etwas bestimmtes, Alex? Du siehst so unschlüssig aus.“

„Du wirst es nicht glauben, aber ich habe drei Kleidungsstücke aus meiner Zeit dabei. Teile die ich immer gerne zuhause getragen habe, wenn ich Feierabend hatte.“ grinste ich ihn an. „Darf ich sie sehen?“ fragte mich Haytham neugierig. „Sicher doch.“ ich fischte die Sachen hinaus und breitete sie auf dem Bett aus.

„So was trägt man bei euch?“ ungläubig sah er auf die Kleidungsstücke und fuhr mit den Fingern darüber. „Der Stoff fühlt sich sehr weich an, was ist das?“ es lag Faszination in seiner Stimme. „Das ist … Baumwolle und eine Kunstfaser... aber... das zu erklären würde Stunden dauern.“ gab ich eine kurze Erklärung. „Ich kann mir diese Sachen nicht an dir vorstellen, ... sie sehen irgendwie unförmig aus.“ ich konnte nicht anders und musste lachen.

„Das ist Sinn der Sache, sie sollen einfach nur bequem und funktionell sein. Diese Sachen hat man ja nicht in der Öffentlichkeit an, sondern nur zuhause auf dem Sofa beim Netflix gucken!“ und wieder war ich in meine normale Redensart gefallen. „Ich habe zwar kaum ein Wort verstanden, aber ich gehe davon aus, dass du wohl recht hast.“ grinste er mich an. „Und jetzt dreh dich um, ich helfe dir aus deinem Kleid.“

Als ich dann den Morgenrock anhatte und Haytham ebenso fürs Bad fertig war, klopfte es auch schon und Magda kündigte an, dass das Wasser eingelassen war! Ich räumte noch meine Sachen wieder in den Schrank und dann gingen wir endlich hinunter. Das Bad war im Keller in der Waschküche. Dort gab es diese große Feuerstelle, welche fast das ganze Untergeschoss heizen konnte.

Es roch hier jetzt nach Rosen und ich ließ mich langsam in die Wanne gleiten, diese war aber größer als im Fort George und bot für mindestens zwei Personen Platz. Handtücher lagen ebenfalls mehr als genug bereit, ich taute endlich wieder ganz auf und stöhnte laut auf. „Ich bin doch noch gar nicht in deiner Nähe, Alex.“ kam es lächelnd von Haytham. „Dann solltest du dich lieber beeilen, mi amor!“ meinte ich süffisant.

Er nahm hinter mir Platz und legte seine Arme um mich und gemeinsam rutschten wir etwas tiefer in das warme Wasser. Ich wäre fast eingeschlafen, doch mein Verlobter erinnerte mich an die Haarwäsche, eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr dazu. Bei der Kälte würde es Ewigkeiten dauern, bis mein Chaos auf dem Kopf getrocknet ist. Ich öffnete etwas widerwillig meine Haare und tauchte einmal unter, dann fing Haytham an, sie einzuschäumen. „Du meine Güte, man ahnt nicht, was das für eine Menge ist, wenn du sie immer so hochgebunden hast, mi sol.“ meinte er anerkennend. „Ich bin auch ehrlich gesagt, ein bisschen stolz auf diese Haarpracht. Nur die Farbe könnte eine andere sein.“ meinte ich lachend.

„Aber sie steht dir, warum würdest du sie ändern wollen? Die grauen Strähnen finde ich übrigens auch sehr anziehend.“ kam es jetzt in einem sehr anzüglichen Ton von meinem Templer. „Wenn du das so sagst, dann sollte ich sie in ihrem jetzigen Zustand belassen. Nicht dass du mich sonst noch rauswirfst!“ ich drehte mich ein wenig und grinste nur.

Nachdem mir die Haare ausreichend gespült worden waren und Haytham sich vergewissert hatte, dass sie jetzt sauber genug sein, war er an der Reihe und ich freute mich schon darauf. Doch als ich mich umdrehte und mit einem Krug Wasser seine Haare einweichen wollte, hielt er nur meine Hand fest. Seine Augen hatten dieses dunkle Grau angenommen und blickten mich an, sahen wieder in meinen Geist. Ich sah, was er wollte, spürte es und seine Hände griffen sich meine Handgelenke und drehten sie auf meinen Rücken. Haytham zog mich weiter auf seinen Schoss und drang mit einem lauten Aufstöhnen in mich ein. Eine Hand hatte sich jetzt auf meinen Hintern gelegt und dirigierte mich. Es war nichts zu hören, außer unseren schneller werdenden Atemzüge. Du musst noch viel lernen, aber ich werde es mir nicht nehmen lassen, dich persönlich einzuweisen. Und jetzt beweg dich endlich, ich will dich spüren, will sehen, wie du kommst! Hörte ich ihn in meinem Kopf und sah in seine Augen und ich kam mit seinem Namen auf den Lippen. Du gehörst mir, Alex. NUR mir! Und dann kam auch er und bäumte sich unter mir auf.

Vorsichtig ließ er meine Handgelenke los und ich konnte ihn berühren. Ich gab ihm einen sanften Kuss und strich dabei über seinen Nacken und seine Brust. Sein Herzschlag beruhigte sich allmählich und auch ich wurde wieder ruhiger. Ich ließ es mir nicht nehmen, seinen Körper noch einzuseifen, wir waren doch leicht ins Schwitzen hier gekommen und ich hatte so einen Grund meine Finger über ihn gleiten zu lassen.

Als das Wasser dann langsam zu kalt wurde, hob mich mein Verlobter aus der Wanne und wickelte mich erst einmal in ein Handtuch. Ja, Haytham nur mit Handtuch um die Hüften... das hat schon was... ich schüttelte meine Gossengedanken aber ab, das Abendessen würde sonst kalt werden. „Ich sehe schon, ich sollte dir noch einige Flausen aus dem Kopf jagen, Mrs. Frederickson.“ grinste er mich breit an und zog seinen Morgenrock über.

Ich stand kurz darauf im Schlafzimmer um mir ein einfaches Wollkleid anzuziehen und die etwas dickeren Strümpfe. Ich fror tatsächlich auf einmal, ich vermisste das warme Wasser von eben und diesen Körper... Bei Odin... mein Kopf war schon wieder hochrot. Plötzlich legten sich seine Arme um mich und mir wurde augenblicklich warm. „Wir sollten jetzt hinunter zum Essen gehen, mi sol.“ sprach Haytham leise an mein Ohr und sah mich im Spiegel lächelnd an. Zur Bestätigung nahm ich seine Hand und küsste die Innenfläche sanft.

 

Kapitel 14

~~~

Die Kündigung



Mittlerweile war es schon gegen 23 Uhr als wir mit Abendessen fertig waren. Der Tag war ereignisreicher, als ich es mir vorgestellt hatte und langsam machte sich Müdigkeit breit. Ich gähnte herzhaft, als ich die Treppe hinauf zum Schlafzimmer ging, doch ich hielt abrupt inne, als ich sah, dass die Tür zu meinem Arbeitszimmer offen stand. Mein Verlobter hinter mir, blieb ebenfalls stehen und beide gingen wir nun leise darauf zu. Ich setzte meinen Sinn ein und ich nahm eine schwache rote Aura war, welche in den Schubladen meines Schreibtisches wühlte.

Leise schob ich die Tür ganz auf und sah wie Zoe meine Papiere in den Händen hielt. Als sie uns bemerkte, erschrak sie und ließ sie einfach fallen. „Mrs. Frederickson, Master Kenway... es... ist nicht so wie... ich habe nur... ich wollte...“ zitternd starrte sie uns an, sie hatte keine Erklärung. Ich ging langsam auf sie zu und sie wich zurück mit großen Augen. „WAS habt ihr hier zu suchen, Zoe? Ich denke nicht, dass es hier etwas zu tun für euch gibt!“ meinte ich jetzt lautstark. Dann sah ich, dass sie aber Odin sei Dank nur die Liste, welche ich mit Sybill aufgestellt hatte, heraus gekramt hatte. Ich hoffte, einfach mal, dass sie sich nicht an den verschlossenen Laden vergriffen hatte.

„Sir, ihr müsst mir glauben, ich … habe nur...“ stotterte sie vor sich hin. „Zoe, haltet besser den Mund, ehe ihr euch noch um Kopf und Kragen redet.“ meinte Haytham jetzt eiskalt und war in seine Templerrolle verfallen. „Aber... eure Verlobte... sie...“ jetzt reichte es mir aber. „Was ist mit mir?“ fragte ich jetzt genervt.

Zoe sah hilfesuchend zu meinem Verlobten, doch von ihm konnte sie keinerlei Hilfe erwarten. „Ihr hintergeht euren Verlobten und seid ihm untreu. Ihr seid schon verheiratet!“ platzte es plötzlich aus ihr heraus und ich stand nur mit offenem Mund da. Haytham war ebenfalls perplex und sah von Zoe zu mir. „Wie kommt ihr bitte auf diese Schnapsidee?“ meinte ich jetzt nur und starrte das Zimmermädchen weiter an. „Ich... habe es gelesen!“ nun stand sie mit erhobenen Hauptes vor uns und fühlte sich überlegen.

Ich dachte die ganze Zeit daran, wo sie dass bitte gelesen haben will. „Und WO habt ihr das gelesen? Und überlegt euch jetzt gut, WAS ihr antwortet, solltet ihr an meine verschlossenen Unterlagen gegangen sein, dann Gnade euch Odin, Zoe!“ gab ich jetzt wütend von mir. Sie konnte nur noch mein Tagebuch meinen, doch ich hatte nichts in dieser Richtung geschrieben!

Triumphierend hielt sie aber tatsächlich mein Tagebuch in ihren Händen. Doch da fiel mir auch ein, ich schrieb es auf Deutsch, konnte diese Frau jetzt auch noch meine Muttersprache? Auf einen Versuch kommt es an und ich fragte sie auf Deutsch, was sie genau meinen würde und WANN ich das geschrieben hätte. Mit großen Augen, sah sie mich an und ich bemerkte, dass sie kein Wort verstanden hatte.

Mein Templer stand immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen da und sah sie lauernd an. „Zoe, wenn ihr es doch gelesen habt, dann könnt ihr doch auch meiner Verlobten antworten, oder nicht?“ fragte er jetzt in einem bissigen fiesen Ton. „Ich... Sir, aber... hier steht doch... eine Hochzeit, irgendwas... ich lüge nicht, Master Kenway!“ sie konnte ein paar Worte lesen und hatte sich etwas zusammengereimt.

„Ihr legt jetzt sofort dieses Tagebuch dahin zurück, wo ihr es herhabt, auch die anderen Sachen, welche noch in eurem Ausschnitt stecken und dann werden wir über eure Kündigung sprechen, Zoe!“ meinte ich zähneknirschend, ich wollte dieses Frauenzimmer hier nicht länger haben. Sie hatte sich und das konnte ich tatsächlich schwach wahrnehmen, einige Blätter vorne in ihr Dekolletee gesteckt! Erstaunt sah sie mich an, legte aber wie in Zeitlupe alles auf den Schreibtisch.

„Haytham, würdest du bitte Jones dazu holen? Wir sollten hier dringend die Sachlage klären!“ meinte ich immer noch wütend. Er ging hinaus und ich ging langsam um den Schreibtisch und zog dieses Weib dahinter weg und setzt sie mit einem entschiedenen Ruck auf den Stuhl. Ihr Mund stand immer noch offen und sie zitterte am ganzen Körper. Doch ich hatte, wie vorhin schon einmal, überhaupt kein Mitleid mit ihr, im Gegenteil, ich wollte sie bestraft wissen. Sie sollte hier keine Unruhe stiften können!

Dann nahm ich an meinem Schreibtisch Platz und sortierte meine Unterlagen. Sie hatte Odin sei Dank, keine Seite aus meinem Tagebuch gerissen und ich konnte auch sonst nichts entdecken, was fehlen würde. „Warum tut ihr das, Zoe?“ fragte ich jetzt etwas ruhiger und sah sie durchdringend an. „Ihr kommt nach all den Jahren hier einfach an und glaubt, dass euch dieser Mann alleine gehört und auf euch gewartet hätte. Das ist nicht richtig und er hat etwas besseres verdient!“ kam es jetzt schnippisch und ziemlich gehässig von ihr. „Ihr meint damit, er hätte EUCH verdient? Euch, die ihr Lügen verbreitet? Das bezweifle ich!“ gab ich zynisch zurück.

In dem Moment kamen Jones und Haytham zurück und der Kammerdiener nahm auf dem anderen Stuhl Platz, während sich mein Verlobter neben mich stellte und mir eine Hand auf die Schulter legte. Er ergriff jetzt das Wort. „Ich denke, wir werden nicht mehr viele Worte über diese Sache verlieren. Aber Jones, eure Nichte hat sich an den persönlichen Dingen meiner Verlobten vergriffen und ich hatte euch gewarnt, kommt noch irgend etwas dergleichen vor, bedeutet das die Kündigung.“ jetzt sah Zoes Onkel grimmig zu seiner Nichte. „Du bist doch wirklich zu nichts zu gebrauchen, du dumme Kuh!“ ich sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an, was für eine interessante Wortwahl aus seinem sonst wie mit Seife ausgewaschenen Mund.

„Master Kenway, ich versichere euch, dass so etwas nie wieder vorkommt. Aber... Mrs. Frederickson ist... sie hat mich, als ich damals den Vorschlag gemacht habe, euch angemessen zu behandeln, einfach aus dem Zimmer geworfen. Sie hat nicht das Recht dazu und ihr musstet nur wegen IHR weiter leiden. Sie wird es wieder tun, sie ist der Teufel in Person. Das habe ich damals schon gespürt!“ schossen ihm die Wörter aus dem Mund und ich konnte nicht anders, als weiter staunen, mir fehlten die Worte.

„Diese Frau hat mich mithilfe von Master und Mrs. Cormac gerettet, falls ihr es schon vergessen haben solltet!“ meinte mein Verlobter jetzt laut. „Wie kommt ihr auf solch eine Anschuldigung?“ polterte Haytham weiter. „Ich habe gesehen, wie ein Leuchten sie umgab, als sie euren Anhänger berührte und ihre Augen waren ganz rot dabei. Und dann kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, als eure Verlobte bewusstlos war und so eine komische Sprache führte! So etwas wollt ihr einfach in euer Haus lassen?“ Jones wurde immer ungehaltener und bekreuzigte sich jetzt allen Ernstes auch noch. Ich hielt meine Hände vors Gesicht, ich musste ein Lachen unterdrücken.

„Das ist doch nicht euer Ernst, oder? Ich hatte euch damals schon gesagt, dass es nichts mit dem Teufel zu tun hatte. Master Kenway hatte man nur etwas unter sein Essen gemischt, genau wie mir. Da könnte ich EUCH jetzt auch einfach so für beschuldigen. Doch ich tue es nicht, es geht hier nämlich um Fakten.“ mischte ich mich jetzt ein, es war absolut absurd!

„Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen!“ kam es jetzt patzig von Jones. „WAS habt ihr gesehen? Das Leuchten? Denkt einmal darüber nach, es war die Sonneneinstrahlung und Abends waren einige Kerzen angezündet worden. Es hat sich etwas in meinen Ketten und meinen Augen gespiegelt!“ erklärte ich jetzt logisch und hoffte, dass dieser Mann nicht ganz so blöd und abergläubisch ist, wie so viele Menschen in dieser Zeit.

„Mein Onkel lügt nicht, ich glaube ihm das.“ kam es maulig von Zoe. „Und warum seid ihr euch so sicher, Zoe?“ meinte ich genervt. „Weil ihr auch jetzt wieder Master Kenway unter eurer Kontrolle habt und er nicht mehr er selber ist!“ sagte sie erhobenen Hauptes. Verzeiht, aber in diesem Moment konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen, es war so dermaßen lächerlich! Die beiden Angestellten saßen vor mir und starrten mich an.

„Das was ihr als anderes Verhalten von mir wahrnehmt, hängt einfach damit zusammen, dass ich meine Verlobte wieder an meiner Seite habe und wir endlich heiraten können! Ihr könnt das anscheinend nicht verstehen, noch nicht, Zoe. Dafür seid ihr einfach zu jung, aber es gibt euch nicht das Recht, unbegründete Anschuldigungen gegen Mrs. Frederickson auszusprechen!“ meinte Haytham jetzt kalt und sah sie mit diesem steinernen Blick an, welchen ich auch einige Male zu spüren bekommen hatte.

„Master Kenway, bei allem Respekt! Aber diese Frau... ihr wisst doch gar nicht, woher sie kommt.“ meinte jetzt der Kammerdiener, vermutlich um doch noch ein Umdenken bei Haytham auszulösen. „Doch, das weiß ich. Sie kommt aus Preußen, aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Hannover. Sie hat einen Sohn, welcher jetzt in ihre Fußstapfen daheim tritt, den sie zurückgelassen hat dort. Genau wie ihre Verwandten und Freunde!
Sie hat den großen Schritt hierher gewagt! Also zweifelt gefälligst nicht an der Loyalität meiner zukünftigen Frau!“ fauchte der Großmeister jetzt plötzlich.

Jetzt sah mich Zoe zögerlich an und dann zu ihrem Onkel. „Davon wusste ich nichts, Onkel!“ die beiden hatten sich also etwas ausgedacht, aber ihr Plan war nicht richtig durchdacht. Ich würde mal sagen, dumm gelaufen! „Ihr solltet jetzt besser gehen und mir nie wieder unter die Augen treten. Und ich warne euch nur ein einziges Mal, erfahre ich, dass ihr mich noch einmal beschuldigt und verunglimpft, dann Gnade euch Odin!“ plötzlich spürte ich eine Kälte in mir, welche sich in meinen Worten niederschlug und auch mein Gegenüber nahm sie wahr. Die beiden Angestellten sahen mich ängstlich an, doch ich spürte nur die beruhigende Hand von Haytham auf meiner Schulter. Ich hatte mich erhoben und sah drohend auf Jones und Zoe.

„Ich denke, damit ist alles geklärt und ihr werdet jetzt umgehend packen und unser Haus, Grund und Boden verlassen und nie wieder betreten.“ sagte Haytham drohend in ihre Richtung und sie nickten nur ängstlich, erhoben sich dann und eilten hinaus. Ich orderte Magda und einen Diener, welche die beiden im Auge behalten sollten, bis sie hier weg waren!

Dann setzte ich mich wieder und legte meinen Kopf in meine Hände. „Du meine Güte, was ist das nur für ein Einstieg hier.“ meinte ich erschöpft und völlig müde. „Ich hatte mir das auch alles etwas anders vorgestellt, mi sol. Und es tut mir leid!“ er strich mir über die Haare und zog mich dann hoch in seine Arme. „Haytham, du musst aufhören, eine solche Wirkung auf Frauen zu haben!“ nuschelte ich an seiner Brust, während ich mich an ihn kuschelte.

„Das würde ich, wenn ich wüsste, wie es geht, mi sol!“ meinte er glucksend. „Aber sei unbesorgt, du wirst die einzige Frau in meinem Leben bleiben. Du reichst mir völlig und ich brauche nichts anderes.“ kam es leise von ihm und ich musste grinsen. „Das könnte ich durchaus auch anders interpretieren, mi amor!“ und sah dabei zu ihm auf. „Alex... du weißt, dass es genauso ist, wie ich es sagte. Du bist wirklich... willst du mich eigentlich damit provozieren?“ fragte er jetzt mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Ich? Nein, das würde ich nicht wagen Master Kenway!“ meinte ich kichernd und seine Hand landete unvermittelt auf meinem Po. „In ein paar Wochen sind wir verheiratet, dann hast du eh keine Chance mehr, vor mir wegzulaufen, mi sol! Dann gehörst du voll und ganz mir!“ der folgende Kuss war pure Hingabe von meinem Verlobten und ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog mich etwas hoch. „Darauf freue ich mich schon, mi amor!“ gab ich flüsternd von mir, doch je länger ich in diesen Armen verweilte, desto müder wurde ich. Und als wenn Haytham es geahnt hätte, nahm er mich einfach hoch und trug mich in unser Schlafzimmer.

Magda teilte uns dann noch kurz mit, dass Jones und Zoe gegangen seien, oder besser jemand hätte ihnen eines der Pferde zur Verfügung gestellt. Wir wünschten ihr eine gute Nacht und sie ging ebenfalls mit müden Augen in ihr Quartier. „Aber die haben doch nicht Fenrir bekommen, oder?“ fragte ich etwas ängstlich nach. „Nein, um Gottes Willen, dieses Tier gehört dir. Das wäre wie Diebstahl. Ich gehe davon aus, dass sie irgendeines bekommen haben.“ das beruhigte mich ungemein.

Als ich endlich unter der Decke lag, seine Arme um mich herum hatte, konnte ich einschlafen. Doch nicht ohne ihm schon einmal zum Geburtstag zu gratulieren! Die Uhr unten hatte zweimal geschlagen. „Herzlichen Glückwunsch, mi amor.“ nuschelte ich und strich Haytham sacht über die Arme.

 

Kapitel 15

~~~

Haythams Geburtstag  - 4. Dezember 1762



Dieser Duft von Kaffee am Morgen ist für mich einfach immer noch himmlisch und als ich mich umdrehte und langsam meine Augen öffnete, hielt man mir einen Becher hin. „Guten morgen, mi sol.“ kam es von Haytham. Wer hatte denn nun Geburtstag, ER oder ich? „Guten morgen, mi amor. Du bist schon wieder früher wach!“ meinte ich etwas schmollend, ich hätte ihn gerne geweckt und ihm ausgiebig zum Geburtstag gratulieren wollen.

Langsam setzte ich mich auf und sah ihn an. „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Haytham.“ meinte ich leise und gab ihm einen sanften Kuss. Mein Templer erwiderte ihn mit einem tiefen Seufzen. „Darauf habe ich mich besonders gefreut, es ist das erste Mal, dass du an diesem Tag bei mir bist, Alex!“ lächelte er mich liebevoll an. „Ich konnte es auch nicht abwarten.“ Ich stellte meinen Becher auf meinen Nachttisch und zog meinen Verlobten zu mir herunter und fing langsam an, ihn zu entkleiden.

Meine Lippen fanden seine und ich ließ meine Finger über seinen Körper wandern, welchen dann mein Mund folgte. Bis ich meinem Großmeister meine ganze Hingabe darbot und meine Lippen ihn wieder schmecken konnten. Seine Hände hatten sich in meine Haare gekrallt und ich vernahm nur seinen schweren Atem. In meinem Kopf hörte ich ihn wieder. In Zukunft solltest du mich öfter so wecken! Und jetzt mach weiter, ich will deine Zunge spüren! Ich ließ mir Zeit und verwöhnte ihn weiter. Doch nicht lange hatte ich die Kontrolle. Das könnte dir so passen, Alex. Ich zeige dir schon, wer dich führt und dir zeigt, was du tun sollst! Plötzlich zog er mich hoch und ich saß auf seinem Schoß. Haytham hob mich an und drang dann langsam in mich ein. Seine Hände ruhten auf meinem Hintern und hinterließen ihre Abdrücke.

Lass dich fallen und beweg dich! Ich beugte mich über ihn und küsste ihn fordernd, ich spürte, dass ich mich nicht mehr lange zurückhalten konnte. Haytham, lass mich kommen, bitte! … Doch er dachte nicht daran, sondern sah mich nur lange an und in seinen Augen sah ich völligen Frieden und Liebe! Dann sollte ich dir wohl noch eine Lektion bezüglich deines Verhaltens neulich im Keller erteilen! Und mit einer geschmeidigen Drehung lag ich unter ihm und meine Hände hatten keine Chance mehr. Er nahm mich, so wie er es wollte und ich sah, dass er es genoss, wie ich mich nicht wehren konnte. Haytham kam völlig ekstatisch und sein fordernder Kuss dabei war hart. Doch es brachte mich ebenfalls zum Höhepunkt und ich war so atemlos, dass ich nur seinen Namen dabei hauchen konnte.

Als er langsam meine Hände wieder freigab, konnte ich meinen Templer in den Arm nehmen und ihn wieder berühren. Ich lächelte ihn ein wenig erschöpft an, doch auch er war ziemlich fertig. „Alex, warum machst du mich so verrückt?“ grinste er mich an. „Weil ich dich liebe und ich nicht die Finger von dir lassen kann.“ meinte ich lächelnd. „Nicht nur die Finger, mi sol.“ grinste er Augenzwinkernd. „Wenn du es nicht magst... also...“ meinte ich gespielt maulig. „Nein, mach ruhig so weiter. Ich liebe es, wenn meine Hände in diese Mähne greifen und ich... dir zeigen kann, was ich will!“ kam es in diesem rauen begierlichen Ton von ihm und ich erschauderte.

Langsam drehte er sich von mir runter und schloss mich in seine Arme. Ich wäre fast wieder eingeschlafen, hätte uns nicht ein Klopfen aus den Gedanken gerissen. Es war Mrs. Wallace, die ankündigte, dass das Frühstück fertig sei und sich dann leise wieder entfernte. „Wir sollten uns dann wohl fertig machen, mi sol.“ kam es etwas mürrisch von meinem Verlobten und auch ich wäre gerne hier geblieben. „Ja, leider.“ meinte ich und setzte mich auf. Der Kaffee war zwar jetzt kalt, aber für diese nette Aktivität nahm ich es gerne in Kauf. Ich trank einen großen Schluck und stöhnte vor Freude. Neben mir hörte ich nur ein „Du und dieser Kaffee... irgendwas scheine ich falsch zu machen, du klingst bei mir nie so...“ ich sah ihn gespielt geschockt an. „Master Kenway, ihr seid schon fast besser als dieses Getränk, ihr müsst mir nur besser zuhören, wenn ich eure Lektionen erteilt bekomme!“

„So so... Ich werde euch daran erinnern, wenn ihr mal wieder etwas lernen sollt, Mrs. Frederickson.“ grinste er mich an und stand dann auf. Nachdem ich mal wieder fluchend über den kalten Boden ins Ankleidezimmer gegangen war und wir fertig angezogen waren, konnten wir hinunter.

Das Personal stand aufgereiht im Esszimmer, begrüßte den Hausherrn und beglückwünschte ihn zu seinem Ehrentag. Dieses Geburtstagsfrühstück war üppiger als die normalen und ich fragte mich mal wieder wer das alles essen sollte. „Du kennst diese Dimensionen nicht, kann das sein?“ fragte mich Haytham, während er sich über den Tee hermachte. „Nein, eigentlich frühstücke ich so gar nicht. Nur am Sonntag, dann habe ich Zeit für so etwas. Unter der Woche muss ich halt früh los, da schaffe ich das nicht.“ erklärte ich ihm und sein Blick war ein einziges Erstaunen. „Aber warum hast du keine Zeit?“ ich musste dann doch grinsen. „Weil ich mir das alles selber fertig machen müsste und kein Personal habe. Sprich ich müsste noch eine Stunde eher aufstehen, um so ein Frühstück zu bekommen. Und... nein, dazu bin ich zu faul. Kaffee und eine Banane reichen dann morgens oder eben mein Müsli.“

„Dann solltest du dich ab jetzt einfach freuen, dass du hier nichts mehr selber machen musst, mi sol.“ sprach er lächelnd und drückte meine Hand. „Haytham, warum trägst du eigentlich den Templerring nicht immer?“ schoss mir diese Frage plötzlich in den Kopf, als ich so seine Hände betrachtete. „Du hast seltsame Themenwechsel, mi sol. Ich habe ihn nur selten auf, eigentlich nur zu offiziellen Anlässen, so wie heute Abend zum Beispiel. Ansonsten stört er mich bisweilen.“ eine verständliche Erklärung, wobei ich meine Ringe nach Möglichkeit immer trug.

„Von wem hast du eigentlich diesen silbernen Ring auf dem linken Ringfinger?“ fragte er mich jetzt seinerseits interessiert. „Yannick hat ihn mir vor 2 Jahren zu Weihnachten geschenkt.“ Ich nahm ihn ab und las die Gravur darin und schon fing ich an zu heulen. Ich reichte ihn Haytham und er sah ihn sich genauer an. „Er liebt dich wirklich und... wenn ich diese Zahlen lese, kommt es mir immer noch so unwirklich vor.“ Als er mir den Ring wieder aufsetzen wollte, hielt er kurz inne und sah auf die kleine Assassinen-Tätowierung. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen darüber und sah mich dann fragend an. „Ich weiß, dass ich eines Tages eine Entscheidung treffen muss!“ sagte ich leise und er steckte mir den Ring wieder auf.

Nach dem Frühstück ging ich mit Magda hinauf und besprach, was sie alles packen sollte. Sie würde auch Haythams Kleidung einpacken, Jones war ja nicht mehr hier. Auch dort mussten wir noch für Ersatz sorgen und ich hoffte, er würde einen vernünftigen Kammerdiener wiederfinden. Eigentlich hätte ich auch meine Truhen gepackt lassen können, weil jetzt alles wieder hinein geräumt wurde. Ich musste bei diesem Gedanken grinsen. Ich überlegte kurz, ob ich die Stahltruhe auch mitnehmen sollte und ich entschied mich dafür. Ich wollte sie hier nicht unbeaufsichtigt lassen und es gab einige Dinge, die ich unbedingt Faith zeigen wollte.

Als das alles soweit geklärt war, war es schon fast wieder Mittag. Doch ich zog meinen dicken Umhang an und marschierte hinüber zu den Ställen. Fenrir schnüffelte an meiner Hand und wartete anscheinend auf eine Leckerei. Der Stallmeister reichte mir einige Äpfel und mein Hengst schnappte freudig danach. Sie schienen ihm zu schmecken. „Wie alt ist Fenrir eigentlich?“ fragte ich jetzt neugierig. „Er ist drei Jahre alt, also noch recht jung, Mrs. Frederickson.“ grinste er mich an. „Und wo war er vorher?“ meine Neugierde wollte befriedigt werden. „Er gehörte einem alten Ehepaar ein paar Meilen von hier. Sie mussten ihre Plantage und die Pferde und alles aufgeben, da sie nie Kinder bekommen hatten und haben deswegen alles verkauft.“ meinte er jetzt etwas traurig. „Das ist wirklich schade, dann mussten sie es an völlig fremde Menschen verkaufen. Das ist kein schöner Gedanke!“ und ich dachte an meine Wohnung, welche jetzt meinem Sohn gehörte. In diesem Moment war ich froh, dass ich wenigstens ein Kind hatte.

Ich unterhielt mich noch ein wenig über die Pferde und ihre Herkunft mit Izaak, als Haytham in der Tür auftauchte und mich angrinste. „Du hast es ernst gemeint, mit dem, wenn ich dich suche muss ich hier anfangen, oder?“ lachte er nur und der Stallmeister beglückwünschte seinen Arbeitgeber auch noch zu seinem Geburtstag.

„Ja, das hatte ich durchaus so gemeint und wie du siehst, ich bin hier.“ lächelte ich ihn an und er teilte mir mit, dass das Essen fertig sei. Nach einer kurzen Verabschiedung vom Stallmeister und Fenrir gingen wir zurück zum Haus. Ich ließ meinen Blick wieder einmal über das Gelände hier schweifen und musste feststellen, dass ich mich darauf freute, hier den Frühling oder Sommer zu erleben. „Du wirst dich umgucken, Alex. Im Frühling sieht es hier schnell anders aus.“ grinste er mich breit an. „Das offene Buch schon wieder, oder?“ lachte ich und Haytham drückte meine Hand.

Das Mittagessen bestand nur aus einer Kleinigkeit, da es ja am Abend ein großes Essen gab. Und erst jetzt fiel mir auf, dass doch reger Betrieb in der Küche herrschte. Ich musste mich zusammen reißen, um nicht hinein zumarschieren und mit anzupacken. Wie sollte es anders sein, mein Verlobter las in mir und meinte dann, dass ich sicher in die Küche dürfte, doch NUR zum zuschauen und überwachen. MEHR nicht... ich seufzte tief.

Dann erklärte er mir die Sitzordnung für heute Abend. Neben Master Pitcairn und Master Johnson nebst Gattinnen, würden noch fünf weitere Herren mit ihren Frauen erscheinen. Mein Platz war an seiner linken Seite, neben mir würde dann Johnson sitzen mit seiner Ehefrau. Uns gegenüber würde Jonathan mit seiner Frau platziert, daneben nehmen die Donovans Platz, gefolgt von den Eheleuten Doyle und Whittner. Neben William und seiner Frau kamen dann Eheleute Bassiter und dann noch Mr. Und Mrs. Hemslow.

„Aber keine Sorge, ich werde dich schon mit allen bekanntmachen. Und denk immer daran, es ist kein Staatsempfang, mi sol. Bleib einfach ruhig und zappel nicht herum.“ kam es jetzt belehrend von meinem Verlobten und ich bekam es mit der Angst zu tun. „Das sagst du so leicht, dass ist erst das zweite Mal, wo ich mit dir einen offiziellen Anlass erlebe. Was soll ich überhaupt sagen und...“ ich fing an zu zittern und mir brach plötzlich der kalte Schweiß aus. Was wenn ich mich verhasple, mich verspreche oder ich einfach einen blöden Fehler machte! „Du wirst das hinbekommen, du warst bei der Hochzeit von Faith und Shay sehr souverän, und auch heute Abend wirst du das sein, mi sol.“ ein liebevolles Lächeln erschien auf seinem Gesicht und ich konnte nicht anders, ich küsste ihn einfach.

Haytham hatte bereits meine Jackdaw beladen lassen und der Mannschaft mitgeteilt, dass wir im Laufe des morgigen Vormittags aufbrechen werden. Ich freute mich auf Faith, aber ich hatte immer noch ein mulmiges Gefühl, was die Tage auf See jetzt betrafen. Wie gesagt, das ganze ist schon eine Weile her mit meiner Segelei. „Keine Angst, stell dir vor, ich würde sie steuern!“ meinte Edward in meinem Kopf und ich musste grinsen. „Aber bitte keine Schiffe angreifen, ich möchte heile bei meiner Freundin ankommen.“ … „Gut, ich reiß mich zusammen!“ kam es nur lachend und schon war er wieder verschwunden.

Mittlerweile war es schon fast fünf Uhr und ich ging mit Magda hinauf, damit sie mir beim Ankleiden und Haare machen helfen konnte. Doch da würde nicht viel zu tun sein, Haytham wollte, dass ich sie offen trug. Was mir nicht so gut gefiel, weil... sie einfach zu schwer sind und im Nacken unangenehm kratzen. Doch für einen Abend würde ich es sicher aushalten.

Das rote Kleid war wirklich leuchtend Rot und weit ausgestellt. Es waren einige Unterröcke noch dabei und wie sollte es anders sein, das Korsett. Meine provisorische Zofe hatte geschickte Hände und schnürte mich gekonnt ein, nicht zu fest und nicht zu locker. Mit einem Zwinkern meinte sie nur, es würde auch so reichen. „Danke Magda“ und ich lächelte zurück.

Dann kam das Überkleid und ich stand mit offenem Mund vor dem Spiegel. Es sah fantastisch aus und der Ausschnitt brachte meine Brüste ordentlich zur Geltung. „Magda, haben wir eventuell so etwas wie ein Tuch oder ähnliches. Mann kann ja fast alles sehen!“ Sie sah sich suchend in meinem Kleiderschrank um und wurde fündig, es war ein ebenfalls rotes Spitzentuch, welches sie mir jetzt über Schultern und Ausschnitt legte und etwas feststeckte. Das gefiel mir doch etwas besser, ich wollte nicht so halb nackt vor diese fremden Menschen treten.

Jetzt waren nur noch meine Haare an der Reihe und Magda brachte alles in Form. Ein paar Haarnadeln waren aber von Nöten, da mir einige Strähnen sonst ins Gesicht fallen würden. Doch es fiel nicht wirklich auf. Kurz vor sechs war ich dann endlich fertig und drehte mich noch einmal vor dem Spiegel und befand, dass ich so gehen konnte. Mein Verlobter hatte sich in dem Gästezimmer umgezogen und als ich die Treppe hinunter ging, stand er dort am Fuße und seine Augen wurden groß.

„Mi sol, du siehst … hinreißend aus.“ Und sein Blick glitt über meinen Körper und blieb dann grinsend an meinem Ausschnitt hängen. „Das Tuch ist aber nicht der Plan gewesen, Alex.“ meinte er mit dunkler Stimme. „Aber ich fühle mich sonst etwas nackt so ohne und...“ doch er ließ mich nicht ausreden. „Darüber reden wir dann später, mi sol.“ kam es in diesem Befehlston und da wusste ich, was mich erwarten würde. Doch ich freute mich schon darauf.

Die Gäste trafen fast alle Zeitgleich ein und das machte das Begrüßen einfach, so blieben wir nämlich einfach gleich hier an der Treppe stehen. Die Bassiters und Hemslows waren als erste eingetroffen. Die obligatorischen Handküsse und Knickse und man beäugte mich sehr kritisch. Auch Eheleute Whittner warfen mir interessierte Blicke zu, Mrs. Donovan sah mich allerdings etwas säuerlich an, warum auch immer. Sie war noch relativ jung und ihr Ehemann... war halt alt. Dann traten die Eheleute Doyle ein und mir klappte der Mund auf. Mr. Doyle war ein kleiner Mann der mir bis zum Ausschnitt reichte und seine Frau war etwas größer als ich. Zusammen gaben sie ein seltsames Paar ab, aber sie begrüßten mich freudig und was soll ich sagen, sie waren mir gleich sympathisch. William samt Gattin und Master Pitcairn mit Frau erschienen als letzte.

Zuerst wurde der Aperitif im Salon gereicht und man unterhielt sich über den neuesten Klatsch und Tratsch. Ich muss gestehen, ich klammerte mich regelrecht an Haytham, ich war plötzlich wahnsinnig unsicher und ängstlich. Die Vorstellungsrunde begann dann aber noch und mir wurden vielen Fragen gestellt. Unter anderem woher ich meinen Verlobten kannte und da kam mir das Gespräch bei Lady Melanie wieder in den Sinn und ich tischte diese Geschichte mit meinem erfundenen Vater auf. Dann wurde mein Verlobter gefragt, wann denn die Hochzeit anstehen würde, weil man ja schon so lange verlobt sei.

Er sah mich liebevoll an. „Wir haben uns für März entschieden. Mrs. Frederickson sollte sich erst einmal hier richtig eingewöhnen, wir waren sehr lange getrennt.“ gab er von sich und tätschelte meinen Arm. Damit gaben sich die Gäste zufrieden und nun war auch das Essen serviert und wir nahmen im Esszimmer Platz. Ich war dankbar, dass ich neben Master Johnson sitzen konnte, den kannte ich wenigstens schon und seine Frau war mir ja eh sehr sympathisch, genau wie die Eheleute Pitcairn.

 

Kapitel 16

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New York, wir kommen!



Während des Essens wurde natürlich alles geschäftliche und politische außen vor gelassen und ich musste in mich hinein grinsen. Die Gespräche waren mehr als Geplänkel und auch der ein oder andere anzüglich Witz wurde gemacht. Und ich hatte mir Gedanken über meine Manieren bei Tisch gemacht, das war völlig unnötig, es war tatsächlich sehr angenehm in dieser Gesellschaft.

Gegen 21 Uhr standen die Frauen auf und verabschiedeten sich, um in den Salon zu gehen. Mein Verlobter hatte mich diesbezüglich schon aufgeklärt und ich folgte den Damen, wenn auch etwas missmutig. Doch Haytham sah mich aufmunternd an und wandte sich dann an seine männlichen Geschäftspartner.

Als ich nun so zwischen diesen ganzen Ehefrauen saß, überkam mich Panik. Jetzt war ich alleine und musste mich beweisen! Ich hatte noch nicht ganz Platz genommen, da donnerten die Fragen auf mich ein. Wann denn unser Nachwuchs geplant sei, ob ich denn auch schon über die Hochzeit nachgedacht hätte und diese auch ordentlich geplant hätte. Ob ich schon ein Kindermädchen im Auge hätte und und und … Es war eine Flut aus Wörtern und ich bemühte mich, sie alle zu beantworten.

Irgendwann nahm mich Mrs. Johnson zur Seite und meinte zu den anderen, sie sollten mich auch einmal zu Atem kommen lassen und führte mich hinaus. Erst in diesem Moment spürte ich, dass mir schwindelig und schlecht war. Sie ging mit mir auf die Terrasse, wo ich mich auf einen der Korbstühle dankbar fallen ließ. „Mrs. Frederickson, ihr dürft ruhig sagen, wenn euch nicht wohl ist. Ihr müsst nicht die Zähne zusammen beißen, wir wissen alle, dass wir uns ab und an nicht ganz gut fühlen.“ meinte sie jetzt leise und fürsorglich. „Danke Mrs. Johnson, aber ich hatte gar nicht bemerkt, dass mir schlecht wurde. Es ist in den letzten Tagen seit meiner Anreise so viel geschehen, dass ich noch gar nicht wirklich zum Nachdenken kam. Und erst jetzt wird mir bewusst, dass ich mit meinem Verlobten auch noch keine richtige Gelegenheit hatte, etwas zu planen.“ meinte ich jetzt entschuldigend.

„Und ihr werdet sicher auch noch eine Weile brauchen. Man muss sich wieder aneinander gewöhnen.“ lächelte sie mich an. „Geht es wieder, Mrs. Frederickson?“ fragte sie jetzt und ich bejahte die Frage. „Ich würde trotzdem gerne noch einen Moment an der frischen Luft bleiben!“ Sie blickte mich immer noch etwas besorgt an. „Soll ich Master Kenway holen?“

„Nein, bemüht ihn nicht. Es geht schon wieder und ich danke euch, dass ihr mich gerade schon fast gerettet habt, Mrs. Johnson.“ und ich war ihr wirklich dankbar. Sie blieb noch einen Moment mit mir hier draußen, obwohl ihr eigentlich auch ziemlich kalt sein musste. Als wir wieder im Salon eintrafen, sahen die Damen mich alle besorgt an. Und prompt kam die erste, die die Vermutung aufstellte, ich sei guter Hoffnung. Bitte... nicht das. Ich war nicht schwanger und da war ich mir ziemlich sicher.

Es ging weiter, dass man mich so langsam in die Geheimnisse hier einweihte und mich an dem ganzen Tratsch teilhaben ließ. Diese Frauen hatten es wirklich Faustdick hinter den Ohren und ihre Andeutungen welche Magd mit welchem Aufseher im Bett war, waren schon sehr detailliert. Langsam entspannte ich mich und hörte einfach aufmerksam zu und gab ab und an ein geschocktes „Nein, nicht doch!“ von mir.

Endlich gegen Mitternacht wurde ich erlöst, die Herren hatten ausgiebig auf den Hausherrn angestoßen und waren der Meinung, dass es nun Zeit sei, aufzubrechen. Die beiden Ehepaare Pitcairn und Johnson würden über Nacht im Gästehaus bleiben, da der Rückweg zu weit wäre. Sie würden morgen früh mit uns zusammen aufbrechen.

Nachdem alle anderen verabschiedet wurden und die nächsten Essen schon in Planung waren, ging ich müde in den Salon und ließ mich aufs Sofa fallen. Ich schnappte mir mein Glas mit dem Portwein und starrte gedankenverloren ins Feuer. Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Oberschenkel und ich zuckte zusammen. „Haytham, musst du dich immer so anschleichen!“ maulte ich ihn an, ich hatte wirklich fast einen Herzinfarkt. „Verzeih mir, aber ich wollte dich nicht erschrecken. Du hast nur gerade wunderschön ausgesehen, wie der Feuerschein auf deinem Gesicht zu sehen war und du wieder so weit weg warst.“ er sah mich liebevoll an und in seinen Augen spiegelte sich Verlangen wieder.

„Danke, mi amor.“ brachte ich nur raus, stellte mein Glas auf den Tisch und küsste meinen Templer. Aus diesem Kuss wurde mehr und ehe ich mich versah, lag ich vor dem Kamin unter ihm und genoss den Rausch den er mir bescherte. Es gab keine Belehrungen, keine Lektionen, nur wir beide wollten uns und das war genug und ich fühlte mich geborgen.

Ich konnte sein Kompliment nur an ihn weitergeben, dieses Flackern des Feuers in seinen Haaren, ließen sie aussehen wie lebendig geworden! Nachdem wir beide wieder im wahrsten Sinne des Wortes zu uns kamen, erhoben wir uns. Es war schon recht unbequem auf dem Boden und das Bett rief nach mir. Ich zog Haytham einfach hinter mir her und ich war ihm dankbar, als er mich aus dem Kleid gepellt hatte und ich endlich liegen konnte. „Das war ein wirklich anstrengender Abend, mi amor.“ gab ich müde von mir. „Haben dich die Frauen nicht in Ruhe gelassen, mi sol? Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm. Ich habe nur gesehen, dass du mit Mrs. Johnson kurz draußen warst, ging es dir nicht gut?“

„Ich selber hatte gar nicht gemerkt, dass mir schwindelig wurde, sie hat mich dann einfach, naja, gerettet. Ich mag Mrs. Johnson, sie ist unglaublich nett. Wir sollten die beiden einmal besuchen gehen.“ nuschelte ich schläfrig. „Ja, das sollten wir tun, mi sol. Und jetzt schlaf. Wir müssen morgen früh aufstehen!“ erinnerte mich mein Verlobter und nahm mich in den Arm und gab mir noch einen langen Kuss auf meine Wange.

 

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5. Dezember 1762



Diese Finger wanderten an meinem Rücken entlang und warme Lippen folgten ihnen. Wohlig seufzend schlug ich die Augen auf, drehte mich um und schlang meinen Arm und mein Bein um meinen Verlobten. „Da bist du ja wieder, mi sol.“ kam es rau aus seiner Kehle. „Ich glaube ja. Aber ich bin mir noch nicht sicher.“ meinte ich leise.

„Was ich fühlen kann, lässt mich hoffen, dass du ganz da bist...“ raunte er an meinem Ohr und seine Finger wanderten tiefer zwischen meine Schenkel. Eine Gänsehaut überlief meinen Körper, ich öffnete mich und zog Haytham zu mir. In seinen Augen aber war nicht dieses fordernde Verlangen, sondern es war friedlicher und genauso fühlte es sich an. Auch waren meine Hände frei und ich hielt meinen Templer umschlungen. Wir verloren uns beide in dieser Ruhe und genossen den jeweils anderen, es war... ja es war einfach beruhigend.

„Mir ist gestern etwas klar geworden.“ meinte Haytham plötzlich, als er mich in seine Arme zog. „So, was denn? Ich hoffe, ich darf immer noch bleiben?“ meinte ich grinsend. „Ja, darauf bestehe ich immer noch! Aber... es ist einfach sehr turbulent zugegangen und... ich weiß überhaupt nicht, wie es dir in den letzten Jahren ergangen ist und ich... habe dir auch nichts erzählt. Das sollten wir nachholen, findest du nicht?“ fragte er mich lächelnd.

„Genau das gleiche dachte ich gestern auch schon, als mich Mrs. Johnson nach draußen begleitete. Wir werden die nächsten Tage sicherlich genügend Zeit haben, mi amor.“ und gab ihm einen Kuss auf die Brust. „Die werden wir haben, das stimmt.“ lachte er und in seinen Augen lag eine Ruhe, die sich auf mich selber übertrug. Es war so ähnlich, wie an dem Tag damals, als er mich zur Jackdaw brachte, mein Templer ruhte in sich selber!

„Müssen wir wirklich schon aufstehen, Haytham? Es ist gerade einmal hell geworden und es ist kalt.“ nölte ich rum und kuschelte mich an seine Schulter. „Ja, es muss leider sein, also... raus aus dem Bett!“ und seine flache Hand landete auf meinem Po.

Für den Antritt der Fahrt hatte ich ein dickes, dunkelblaues Wollkleid ins Auge gefasst und die dickeren Strümpfe. Mein Wollumhang hing noch unten. Die Truhen würden gleich während wir frühstückten geholt werden. Ich ging noch einmal in mein Arbeitszimmer und nahm auch noch mein Tagebuch in die Hand und packte die Recherche-Mappe in die gesicherte Truhe. Danach konnte ich beruhigt hinunter gehen.

William saß mit blassem Gesicht am Tisch, während seine Gattin versuchte ihm wenigsten Tee einzuflößen, während die Pitcairns sich bereits über ihre Weiterreise nach Boston unterhielten. Das Frühstück fiel etwas ruhig aus, aber das war mir auch ganz recht. Bei der Verabschiedung vereinbarte ich mit Mrs. Johnson ein Treffen im Februar, wenn wir wieder zurück sind und Mrs. Pitcairn freute sich schon auf unsere Hochzeit im März.

Fragend sah ich Haytham an, doch er drückte nur meinen Arm und ich hörte ihn in meinem Kopf sagen. „Ich habe schon alles mit Master Johnson besprochen. Er wird mit seiner Frau im Arsenal sein und uns trauen. Die beiden sind dann passender Weise gerade in New York.“ Dann hätten die beiden doch auch mit uns gemeinsam reisen können, doch ich verwarf den Gedanken. Sie hatten sich sicherlich etwas dabei gedacht.

Und so stiegen wir in die Kutsche und fuhren zur Anlegestelle, wo meine Jackdaw bereits auf mich wartete und die Mannschaft natürlich. Für einen kurzen Moment stand ich da und betrachtete die Brig. „Alex, ist alles in Ordnung?“ fragte mich mein Templer etwas besorgt. „Ja, natürlich, mi amor. Aber... dieser Anblick, wenn sie voll getakelt ist, auch wenn sie noch nicht unter vollen Segeln steht, ist … großartig. Verzeih mir, ich bin manchmal sehr merkwürdig!“ grinste ich ihn beschwichtigend an und ich bekam ein Lachen zurück. „Nein bist du nicht, ich weiß auch von Master Cormac, dass er so über seine Morrigan denkt.“ er drückte mich kurz und nahm dann meine Hand und wir gingen an Bord. Dort begrüßten wir den neuen ersten Maat. Es war Mr. Hargreaves, so hatte ich es beschlossen, er machte einen guten Eindruck, war höflich und sehr belesen.

Als alles verstaut war, gab ich vorsichtig den Befehl zum Ablegen und halbe Segel. Doch die Mannschaft reagierte sofort und hatte keine Scheu, Befehle von mir anzunehmen. NOCH nicht, dachte ich für einen kurzen Moment.

Wir nahmen Fahrt auf und in mir breitete sich eine wohlige Vorfreude aus. Bald würde ich meine Freundin wiedersehen, ich könnte sie ENDLICH wieder in den Arm nehmen. „Alex... das offenen Buch!“ mahnte mich Haytham plötzlich und ich sah ihn erschrocken an. „Entschuldige, ich... sollte mich wohl doch noch mehr zusammenreißen.“

Die Jackdaw wendete langsam um die kleine Insel inmitten des James-Rivers und segelte dann wieder Flussabwärts Richtung Chesapeake-Bay. Ich schritt jetzt über mein Schiff und nahm es wieder in Augenschein und sprach hier und da mit einem Besatzungsmitglied. Sie alle waren froh, eine Arbeit zu haben, das konnte ich bei allen hinaus hören. Es waren wirklich harte Zeiten gerade, die meisten Männer hier hatten Familie und mussten sie über Wasser halten. Ich konnte ihre Ängste nachvollziehen, auch wenn sie hier etwas anders waren als in meiner Zeit. Hier gab es keine soziale Unterstützung oder ähnliches, wer Arbeit hatte, konnte sich glücklich schätzen.

Dieses mal hatte ich den Eindruck, als würde der Weg länger dauern als die Hinfahrt. Doch ich mag mich auch täuschen. Als ich Mr. Hargreaves darauf ansprach, meinte er nur, dass sie jetzt auf der flacheren Seite des Flusses agieren mussten und deshalb nur langsam voran kämen. „Er hat Recht, die Brig hat zu viel Tiefgang und könnte auflaufen! Dieser Mann weiß was er tut, keine Sorge, Alex!“ Ein kurzer Satz des Vorbesitzers, welcher mich aber beruhigte.

Ich stand in den späten Nachmittagsstunden, kurz bevor wir aus dem Fluss auf die Bay segelten, am Bug und mein Verlobter hielt mich im Arm. Es war ziemlich kalt, doch es ließ sich noch aushalten. „Vermisst du meinen Vater?“ fragte mich Haytham und ich dachte kurz, ich hätte ihm darauf schon einmal eine Antwort gegeben. Doch ich konnte ehrlich antworten... „Ja, ich vermisse ihn. Edward war wie ein... guter Freund für mich und es war einfach eine Verbindung zwischen uns, welche ich nicht erklären kann.“ meinte ich dann mit einem fragenden Blick an meinen Templer.

„Nein, ich bin nicht eifersüchtig, aber es interessiert mich einfach, ob wir beide diesen Menschen gleichsam vermissen!“ meinte er nur. „DU wirst ihn anders vermissen, als ich, Haytham. Er ist dein Vater und für mich ist er ein Vertrauter geworden in den Jahren!“ etwas gedankenverloren sah ich hinaus auf den Fluss. Es wurde allmählich dunkel und ich hoffte, dass es kein zu großes Risiko war, im Winter solche Strecken zu segeln, wobei es nicht allzu weit war.

In der Messe aßen wir zu Abend und ich muss sagen der Smutje hatte einiges drauf! Aus den einfachen Dingen hatte er es geschafft, alle satt zu kriegen und es schmeckte himmlisch. Insgeheim musste ich mir eingestehen, dass ich selber kein großes Kochtalent hatte. Dieser Tag endete einfach nur ruhig und gegen 21 Uhr fuhr die Jackdaw in die Chesapeak-Bay ein. Sofort konnte man spüren, dass der Wellengang anders wurde und mir wurde etwas mulmig im Magen.

Nach 20 Jahren wieder auf... naja, offener See war es NOCH nicht ganz, aber annähernd, dennoch... es war ungewohnt. Ich versuchte mich abzulenken, doch so wirklich klappen wollte es nicht, also legte ich mich einfach schlafen. Haytham saß noch eine Weile am Schreibtisch und schrieb in seinem Tagebuch. Irgendwann legte er sich zu mir und umschlang mich, aber er war eiskalt und ich erzitterte und wollte ihn von mir schubsen. „Na na... So schlimm bin ich nun auch wieder nicht, Mrs. Frederickson.“ meinte er tadelnd. „Doch, das seid ihr, Master Kenway! Ihr fühlt euch wie ein Eisblock an!“ aber all mein Flehen und Sträuben brachte nichts... er holte sich, was er verlangte, ohne Widerworte und einige Hautpartien wurden von seinen Händen erwärmt, was ich dann doch durchaus begrüßte!

Unter die Decken und Felle gedreht, sah ich zu ihm auf und gab ihm einen langen Kuss. „Danke, mi amor, für die Wärme!“ ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Dafür nicht, mi sol. Du sollst in meiner Gegenwart nicht frieren müssen!“ und er drückte sich an mich.

Kapitel 17

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Eine unheimliche Begegnung im Nebel

6. Dezember 1762



Ich erwachte frierend, mir war übel und ich war alleine! Zustände wie ich sie nicht haben wollte und ich schaffte es gerade noch so über einen Eimer, der neben dem Schreibtisch stand! Mir lief es eiskalt den Rücken runter... war ich etwa doch schwanger? Aber... das war unmöglich... man hatte mir vor einigen Jahren gesagt, dass ich so nicht mehr schwanger werden könne auf natürlichem Wege. Langsam beruhigte ich mich und trank einen großen Schluck von dem Wasser aus dem Krug auf meinem Schreibtisch. Es war eiskalt und meine Zähne taten mir weh... Bei Odin... der Tag fing ja wirklich gut an...

Langsam realisierte ich, dass die Übelkeit von diesen stark schwankenden Bewegungen kam. War ich wirklich nichts mehr gewohnt? Ich hätte mir in diesem Moment gerne selber in den Hintern getreten, vielleicht sollte ich meinen Verlobten später bitten, dass für mich zu übernehmen, ER würde mir dabei sicherlich mehr als gerne behilflich sein!

Ich fischte praktische Kleidung aus einer meiner Truhen und zog mich an. Ich muss sagen, Magda hatte sehr durchdacht gepackt, ich wusste ohne großes Überlegen, wo sich was befand. Also war es mein Meisterassassinen-Ornat welchen ich mir überzog. Dieser hielt mich warm und behinderte mich nicht in meinen Bewegungen. Doch ich konnte mir den Blick von meinem Templer schon genau vorstellen... rollende Augen und dieses „muss das sein“ Es war mir aber egal, nackt wäre es noch schlimmer!

Dann trat ich aus der Kajüte an Deck und es war nebelig... einfach... nebelig... ich sah kaum meine Hand vor Augen und das hier auf dem Schiff. Es war unheimlich und ich musste unwillkürlich an „The Fog – Nebel des Grauens“ denken, das machte die Sache jetzt nicht unbedingt besser.

Als ich hinauf zum Ruder ging, sah ich schon Haytham dort stehen. Brauchte dieser Mann eigentlich gar keinen Schlaf?, fragte ich mich mal wieder stirnrunzelnd. „Mi sol, du bist auch mal wach, das freut mich!“ meinte er amüsiert und ich hörte Edward aus diesen Worten. Der war auch diverse Male genauso erstaunt über mein Erwachen. Das musste in der Familie liegen. Das tut es, Alex, das tut es. Er ist in seinem Element! Haytham ist auf der Jackdaw, er ist dort, wo er sich oft erträumt hatte zu sein. Jennifer hatte ihm den Mund wässrig mit ihren Erzählungen gemacht... und jetzt endlich, kann er meine Brig oder besser UNSERE Brig auch sehen und fühlen! Das war es, was ich dir versucht habe zu erklären. Mein Sohn braucht Erinnerungen, um sich auf seine Wurzeln beziehen zu können. Er braucht es, um Orden und Bruderschaft zu vereinen. Wir sind auf einem guten Weg! hörte ich meinen Piraten im Kopf und mir stiegen die Tränen in die Augen.

„Edward, ich habe immer noch Angst, dass ich... dass... ich musste die Jackdaw noch einmal sinken lassen! Ich will sie nicht noch ein weiteres Mal in Wirklichkeit so sehen! Kommen wir unbeschadet in New York an?“ fragte ich ängstlich... ein ungutes Gefühl beschlich mich plötzlich.

„Nein, nicht ganz unbeschadet. Es haben leider einige Assassinen Wind davon bekommen, dass man den Großmeister ungeschützt mit seiner Verlobten auf dem Weg nach New York überfallen könnte!“ meinte er nur trocken.

„Und das soll mich jetzt beruhigen? Bist du eigentlich noch ganz bei Trost? Könntest du nicht einfach solche Informationen etwas früher auf uns loslassen? Gerade jetzt in diesem Nebel...“ doch ich konnte nicht weiter sprechen. Er deutete auf das Heck und auf die Backbordseite... „Schiffe... sie nähern sich... vertraue jetzt erst einmal auf Haytham. ER hat sie schon bemerkt, sein Sinn ist sehr weit ausgeprägt mittlerweile.“ und weg war mein Pirat damit....

Ich trat neben meinen Verlobten und sah ihn fragend an. Ja, ich habe sie bereits bemerkt! Das beruhigte mich auf eine gewisse Art. „Haytham, wir sollten etwas tun. Sie sind hinter dir her und das erst so kurz nach unserem Aufbruch. WER hat ihnen diese Informationen gegeben? Man lauert ja nicht bei dieser Witterung Tagelang oder Wochenlang in einer Bucht!“

„Nein, das sicherlich nicht. Aber ich habe eine Vermutung, Jones und Zoe schienen auf etwas zu warten!“ meinte er nur und ich sah ihn fragend an. „Dann erleuchte mich doch bitte Haytham, ich weiß nicht, wovon du sprichst!“ gab ich jetzt patzig von mir. Wie ich es hasste, wenn man diese kryptischen Aussagen an mich weitergab!

„Jones hatte, als du eine Weile wieder fort warst, um einige Wochen Beurlaubung gebeten. Als er wieder zurückkam, hatte er seine Nichte im Schlepptau. Mittlerweile glaube ich nicht mehr daran, dass sie überhaupt verwandt sind, aber das ist eine andere Geschichte. Dieses Mädchen hatte eine seltsame Art an sich mir gegenüber. Sie schien alles, wirklich alles, in sich aufzusaugen. Ob es Worte waren oder einfach Gesten. Ich sah es einfach und habe des öfteren meinen Sinn eingesetzt. Völlig neutrales blau und ich dachte mir nichts dabei. Erst als wir sie beide fortgeschickt haben, kam mir der Gedanke, dass doch mehr dahinter steckte.“ ich sah Haytham immer noch fragend an, weil ich nicht nachvollziehen konnte, was jetzt so ungewöhnlich daran war.

„Es war, als würde ich an ihrem Körper ein Symbol in Gold erkennen. Es leuchtet schwach an ihrer rechten Seite vom Bauch. Doch was es genau war, konnte ich nicht ausmachen!“ Mir schoss die Aussage von Yannick in den Kopf, als er das Amulett bei seinem Vater wahrnahm. „War es... wie eine Kette, oder wie ein Amulett? Sah es so ähnlich aus?“ fragte ich vorsichtig.

„Es war … rund … doch ich konnte nichts weiter ausmachen.“ er sah mich fragend dabei an. „Yannick hatte so etwas bei Marius gesehen und es war ein Amulett wie deines, jedoch leuchtete es grünlich... Haytham... ich habe gerade Angst, dass es noch mehr von diesen Wesen geben könnte... noch mehr von diesen Runenringen... Dieses Amulett bedeutet, dass jemand von so einem Wesen besessen sein könnte... aber ich habe doch alle beisammen...“ ich lehnte mich frustriert an die Reling und sah aufs Meer.

Und seine logische Antwort auf meine unausgesprochene Frage war „In DEINER Zeit! Ja, da hast du sie gebannt... aber hier? Doch ich würde zu gerne wissen, was es damit auf sich hat... du hattest Faith bereits erzählt, dass es mit den nordischen Göttern zu tun hat?“

„Genau das hat es auch!“ ich atmete tief durch und fing an zu erzählen, wie es sich mit Marius verhielt. Doch das wusste er schon und ich ging dazu über, Haytham von Marie und der Parallel-Welt zu erzählen. „Ich habe sie dann einfach mitgenommen, ich konnte Marie nicht dort lassen, du hättest sie sehen sollen. Es war grausam. Der Shay dort hatte ein riesiges Blutbad angerichtet und hatte ihr alles genommen. JEDEN Verbündeten und dann brach er einfach nach Europa auf ohne weitere Erklärung!“ Haytham starrte aufs Meer und ich konnte spüren, dass er genau wie ich auch damals, mit dieser Assoziation Probleme hatte. Es war nicht UNSER Shay... es war ein anderer... „Das weiß ich, dennoch... es fällt mir schwer ihn so zu sehen.“

„Das ist es, glaub mir. Auch ich hatte... so meine Probleme... Haytham... ich... es war grausam!“ und ich schlang einfach meine Arme um ihn und er wusste, was ich meinte. „DU würdest so eine Tat nie begehen! Das weiß ich und du wirst auch nie wieder so ein Bild vor Augen bekommen!“

Mit einem Male brüllte der Ausguck, dass er ein Verfolgerschiff sah, welches sich angeblich Schussbereit machte! Am Heck konnten wir jetzt tatsächlich ein Schiff ausmachen, ein ziemlich großes sogar! Es war eine Fregatte mit Namen HMS Iron Duke. Mir sagte der Name jetzt leider nichts, ich kannte mich mit der britischen Marine einfach nicht so aus. Doch mein Verlobter wusste es und fluchte laut.

„Das darf nicht wahr sein, wie kommt dieses Schiff hierher? Sie sollte eigentlich schon längst auf dem Grund des Atlantik liegen!“ polterte er los und ich sah ihn erschrocken an. Gab es noch mehr solcher Geisterschiffe wie meine Jackdaw? War ein anderer ebenfalls durch die Zeit gereist? Ich hoffte, es gäbe eine einleuchtende und bodenständigere Erklärung dafür. „Wem gehört dieses Schiff?“ fragte ich vorsichtig, erntete aber einen wütenden Blick von Haytham. „Keinem geringerem als dem Namensgeber der Fregatte. Dem Duke of Ironside! Königstreu und Meisterassassine mit einer riesigen Bruderschaft unter sich, welche sich derzeit über die Kolonien verteilt, wie eine Plage!“ seine Wut war förmlich zu spüren.

Ich stand immer noch sehr ratlos neben ihm. „Ich habe nie von ihm gehört, so wie du ihn schilderst, hätte er doch in unseren Chroniken auftauchen müssen!“ von so einer schillernden Persönlichkeit musste etwas hängen geblieben sein.

„Du kannst halt auch nicht alles wissen!“ und damit drehte er sich um und ging unter Deck! Ich stand wie bestellt und nicht abgeholt bei meinem neuen ersten Maat und starrte meinem Verlobten hinterher. „Schönen Dank auch!“ sagte ich schmollend und wollte ihm hinterher. Noch war diese Fregatte nicht nah genug, als dass sie eine Bedrohung darstellte.

„Alex, bring Haytham zur Vernunft. In dieser Wut fällt er wahrscheinlich übereilte Entscheidungen, welche fatal wären. Diese Fregatte könnt ihr besiegen, seid einfach schneller als sie. Mein Schiff hat schon ganz andere Kämpfe hinter sich gebracht.“

„Hattest du nicht von mindestens zwei Schiffen gesprochen?“ fragte ich Edward jetzt, vorhin hatte er das erwähnt, oder nicht? „Ja, das andere ist aber ein kleines Kanonenboot und für die Jackdaw keine echte Gefahr. Und jetzt sieh zu, dass du zu deinem Verlobten kommst, ehe er euch ins Unglück stürzt!“

Plötzlich fühlte ich ihn wieder und ich konnte sein Denken über eine Strategie und einen Schlachtplan förmlich vor mir sehen. Wir mussten die Brig wenden und mit einer Breitseite schon einmal auf die Iron Duke schießen. Dann längsseits gehen und wieder mit einer vollen Ladung schießen. Wenn wir dann hinter sie kamen, konnten wir wieder wenden und sie von der anderen Seite in die Mangel nehmen. So schnell könnte sie nicht nachladen, geschweige denn, so schnell manövrieren. Die Jackdaw war einfach leichter und kleiner und daher auch wendiger.

„Danke!“ meinte ich nur und rannte unter Deck hinter Haytham her.

Ich fand ihn bei einem der Kanoniere, mit welchem er besprach, was er sich so gedacht hatte. „Wir werden versuchen hinter dieses Monster zu gelangen und sie dann soweit schwächen, bis wir ihr die Breitseiten verabreichen können.“ sagte er gerade in seiner üblichen kalten Templerart und ich hatte Angst, dass ich nicht zu ihm durchdringe.

„Haytham, stopp. Warte mal. Ich hätte da eine schnellere Lösung, wie wir sie nachhaltiger schwächen können...“ doch er ließ mich nicht ausreden und sah mich nur belustigt an. „Alex, ich weiß, was ich hier tue und glaub mir, ich habe wohl mehr Erfahrung...“ „Jetzt hör mir mal zu, Junge! Ich weiß sehr wohl, dass du einige Schlachten bereits hinter dir hast. Aber du wirst dich auf deine Verlobte jetzt verlassen, ihr werdet die Brig sonst in ein frühes Grab bringen!“

„Aber...“ doch er unterbrach sich selber und sah mich wütend an. „Also schön, was schlägst du vor?“ ich bat ihn, mit an Deck zu kommen und orderte die Mannschaft, damit ich den Plan besprechen konnte.

Sie alle sahen mich plötzlich nur fragend an, da war sie, die geballte Männlichkeit, welche keine Meinung von einer Frau zuließ, wenn es um Gefechte ging. Doch ich wurde in meiner Art so kalt, dass ich sogar mit einer anderen mir selber fremden Stimme die Befehle brüllte. Und was soll ich sagen, sie spurten und gingen alle auf ihre Posten.

Und das gerade noch rechtzeitig, mittlerweile war uns die Iron Duke ziemlich nahe gekommen und der Nebel hatte sich weiter gelichtet. Das Kanonenboot war aber jetzt weit abgeschlagen hinter der Fregatte.

Die Jackdaw drehte jetzt und als sie quer zum Assassinen-Schiff stand, gab ich den Befehl für die erste Salve und sie saß perfekt. Die Kanonen waren gut ausgerichtet worden und ich war regelrecht in einem Rausch. Meine Brig drehte weiter und ging längsseits, so wie besprochen.

Dann sah ich, wie die Luken der Kanonen bei dem anderen Schiff geöffnet wurden, und mir wurde doch ein wenig mulmig. Ich ließ mich aber nicht beirren und gab den nächsten Schussbefehl und auch diese Breitseite saß und zerstörte einige Bereiche des zweiten Kanonendecks. Doch auch wir wurden jetzt getroffen, nicht so schlimm wie befürchtet, es sah eher so aus, als würde man auf einen besseren Zeitpunkt warten.

Daneben orderte ich die Schützen für die Puckle-Gewehre und auch sie trafen ziemlich gut und dezimierten die Besatzung an Deck. Mit vollen Segeln ließ ich meine Jackdaw sich hinter die Fregatte setzen und die Salve der Bugkanonaden donnerte auf das Heck der Iron Duke und fetzten einige fiese Löcher hinein. Ich ließ meine Brig jetzt mit der Steuerbordseite wieder längs der Fregatte bringen und wieder donnerten die Kanonen sehr gezielt auf das andere Schiff. Da ich immer noch schneller war, konnte ich mich wieder davor setzen und die nächste Salve ließ ich auf die Assassinen los.

Meine Brig glitt nun mit der Steuerbordseite neben die Fregatte und wieder konnte ich das befriedigende Donnern der Kanonen und die Einschläge hören! Es war berauschend, aber auch beängstigend zu gleich. Immer wieder wurde auch das Deck der Fregatte beschossen, ich musste die Mannschaft dort auch noch halbwegs außer Gefecht setzen.

Doch jetzt war ich unterlegen, die Assassinen hatten die Nase voll und schlugen zurück. Auf dieser Seite des feindlichen Schiffes waren mindestens 20 Kanonen, welche jetzt auf uns gerichtet und schussbereit waren. Ich hörte nur noch die Einschläge und der Rauch um uns verdichtete sich noch mehr und brachte mich zum Husten! „GETROFFEN! WIR HABEN EINE SEKTION DER KANONEN VERLOREN!“ hörte ich es von einem Mann meiner Besatzung! Verdammt!!!!! Und dann vernahm ich noch den Schrei „FEUER!“ einige Männer eilten zu Hilfe.

Ich musste jetzt Abstand schaffen und ließ mein Schiff hinter die Duke gleiten. Aus dieser Position konnte ich sie langsam, Stück für Stück mürbe machen. „Alex, du wirst uns noch versenken!“ schrie mich Haytham an! „Nein, werde ich nicht, du wirst sehen. Es klappt!“ kam es eisig aus meinem Mund!

 

Kapitel 18

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Das ist MEIN Schiff, Finger weg!



Meine Befehle prasselten jetzt auf die Mannschaft ein, Gewehre, Kanonen und Bugkanonaden... immer und immer wieder laden und feuern! Die Fregatte änderte ihre Taktik und wollte wenden und sich jetzt so mit einer Breitseite an uns rächen. Doch sie hatten die Geschwindigkeit der Jackdaw unterschätzt und wir wurden zwar getroffen, aber nur von 10 schweren Kugeln. Diese rissen einige unschöne Löcher in mein Schiff, aber die ließen sich reparieren. Noch waren alle Treffer immer oberhalb des Wassers!

Und dann ließ ich die Kanonen anders ausrichten, tiefer! Mir kam der Gedanke, wenn ich unterhalb des Wasserspiegels Schaden bei der Fregatte anrichtete, könnte ich so ein Kentern beschleunigen.

Als ich einem der Kanoniere jetzt unter Deck diesen Befehl erteilte, schrie mein Verlobter mich wieder an, ich würde uns ins Verderben stürzen. Doch ich ließ mich nicht beirren und machte einfach in meinem Tun weiter! Mittlerweile waren auch vier oder fünf Mann mit einigen Reparaturen beschäftigt und das Feuer war bereits gelöscht. Hier herrschte aber kein Durcheinander oder Chaos, es war ein geordnetes Gefecht, würde ich sagen.

Dann schlugen die nächsten Kugeln der feindlichen Fregatte auf mein Schiff ein. Und es schüttelte die Brig ganz schön durch. Ich eilte wieder hinauf und dann, als wir in guter Position waren, ließ ich die neu ausgerichteten Kanonen los. Und sie verfehlten ihr Ziel nicht, ich hörte die Kugeln dumpf ins Wasser schlagen, aber man nahm ein gedämpftes Knirschen von Holz wahr.

Wieder ließ ich meine Brigg hinter der Fregatte in Stellung gehen und wartete einen Moment, bis alles wieder geladen war und ließ mich auf der Backbordseite neben das Assassinen-Schiff gleiten. Die Schüsse fanden wieder ihre angedachten Ziele und jetzt hörte ich zum ersten Mal die erhofften Rufe der dortigen Mannschaft. „Wassereinbruch!“ kam es aus mehreren Mündern.

An Deck hatten wir auch schon gute Arbeit geleistet, doch leider hatte ich keine Zahl, wie stark eine Besatzung einer Fregatte sein könnte. Da ich aber davon ausgehen musste, dass dieser Einsatz geplant war, wären sicherlich nicht nur die üblichen Leute dabei sondern auch noch Kämpfer!

Mit einem Male sah ich, wie das andere Schiff anfing sich leicht auf die Steuerbordseite zu neigen. Nicht sehr viel, aber man sah den leichten Winkel, also nahm sie Wasser auf und das nicht zu knapp. Wie viel Zeit würde mir bleiben, bis sie sinken würde oder so kippen würde, dass wir nicht mehr herunter kamen?

In meinem Rausch verwarf ich aber diesen Gedanken und gab den Befehl zum Entern. „Alex, was tust du? Bist du wahnsinnig geworden?“ immer wieder schrie mich Haytham an und in seinen Augen lag Panik und Wut! „Nein, bin ich nicht, aber ich lasse mein Schiff nicht von solchen Idioten platt machen!“ brüllte ich zurück über den ganzen Lärm, schnappte mir ein Seil und schwang mich hinüber!

Die ersten Männer, die sich mir in den Weg stellten, waren schnell Geschichte, weil ich in völlig erstaunte Gesichter sah. Und mir fiel ein, dass ich ja meinen Meisterassassinen-Ornat trug! Dieses Überraschungsmoment nutzte ich vollkommen aus und ehe sie sich versahen, war fast ein Dutzend der feindlichen Mannschaft erledigt und lag blutend auf Deck.

Mein Weg führte mich weiter auf der Suche nach dem Kapitän, wenn wir ihn zum Reden bringen könnten, dann wären wir in der Lage, auch die anderen Zellen dieser neuen Bruderschaft auszumachen und auszulöschen. Doch in diesem ganzen Getümmel und dem Rauch, war nichts auszumachen, was nach einem Kapitän aussah.

Plötzlich baute sich ein Mann vor mir auf, gerade als ich Richtung Heck und Kapitänskajüte unterwegs war. Er war mindestens eineinhalb Köpfe größer als ich, lange graue Haare und ein vernarbtes böses Gesicht blickte mir entgegen. Sein Ornat war eindeutig das eines Meisterassassinen. „Ihr seid also diese Templerhure an Kenways Seite? Macht euch nicht lächerlich und verzieht euch einfach!“ schrie er mich an und zückte seinen Säbel.

Ich stand kampfbereit vor ihm und ließ mich von seiner Art nicht beirren, ich spürte, er könne mir nicht das Wasser reichen. Meine Augen schlossen sich und ich fühlte diesen Kampfgeist sich in mir ausbreiten. Ich sah in meinem Geist, wie dieser Grauhaarige sich um mich bewegte um herauszufinden, was ich da eigentlich tat. „Vielleicht solltet ihr euch ein wenig beeilen, die Fregatte geht sonst schneller unter, als ihr mich angegriffen habt!“ provozierte ich ihn.

„Ich hatte schon von eurer frechen Art gehört, Miss. Aber ich werde sie euch schon noch austreiben, verlasst euch drauf!“ und damit stürmte er auf mich zu und glaubte sich im Vorteil, weil er von hinten angriff. Doch ich hatte es geahnt und drehte mich mit Schwung um und der folgende Kampf war einer der ersten echten und … ich hatte weder Angst noch Panik. Ich war gewappnet und wusste, ich schaffe es.

Und so war es auch. Dieser Mann hatte gedacht, dass er leichtes Spiel mit mir hätte, doch ich ließ ihm keine Chance. Seine hektischen Schläge teilweise waren einfach lächerlich und ich konnte den meisten ausweichen, oder sie blocken und parieren. Als ich meinen obligatorischen Tritt vors Brustbein erledigt hatte, hörte ich ihn plötzlich schwer atmen und er sackte vornüber.

Langsam schritt ich auf ihn zu und rammte ihm mein Knie ins Gesicht, sein Kopf schoss nach hinten und mich starrten seine dunkle Augen völlig entsetzt an und aus seiner Nase und seinem Mund floss Blut. Plötzlich röchelte er nur noch und hielt sich die Brust! Dann sah ich, dass sich dort ein riesiger Blutfleck ausbreitete und er griff unter sein Hemd.

Als er seine Hand vorsichtig wieder öffnete sah ich, dass er ein Amulett aus Silber trug, welches wie eine Sonne geformt war und bei dem Kampf muss es sich ungünstig gedreht haben, sodass ich es ihm in die Brust getreten hatte. Dann verdrehte er die Augen und fiel vornüber vor meine Füße!

Die Kette landete daneben, ich starrte sie für einen Moment an und nahm sie dann vorsichtig in meine Hände. Ich hatte den Kampf um mich herum komplett ausgeblendet und starrte auf dieses Symbol, ein Sonnensymbol! Es lag golden leuchtend in meiner Hand, es strahlte eine gewisse Wärme aus und ich hatte das Gefühl, davon eingehüllt zu werden. Lass mich hier nicht untergehen, nimm mich mit! Hörte ich eine Stimme in meinem Kopf und schüttelte mich, denn es fühlte sich unbehaglich an. Aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und steckte diese Kette in eine meiner Taschen meines Mantels.

Dann realisierte ich, dass es um mich stiller geworden war und meine leicht dezimierte Mannschaft, es geschafft hatte, den Rest der Assassinen-Mannschaft in Gewahrsam zu nehmen. Ich trat auf diesen Haufen zu und fragte, wer denn der Kapitän war. Alle Augen gingen in die Richtung des toten Grauhaarigen. „Und wie ist sein Name?“ fragte ich so kalt, dass mir selber eine Gänsehaut über den Rücken lief. „Geralt Montegue!“ meinte einer der Männer maulend. Der Name sagte mir mal wieder nichts und ich ließ sie noch einen Moment alleine und verschwand in der Kajüte, um nach anderen aussagekräftigeren Dingen zu suchen.

Es dauerte aber nicht lange, das Logbuch ließ schon einige Schlüsse auf die Ladung, die Ziele und so weiter zu. Dann noch einige Seekarten und ich fand im Schreibtisch von Mr. Montegue seine persönlichen Bücher und Unterlagen. Ich verstaute alles in einer Tasche, welche hier über dem Stuhl hing und gerade als ich wieder hinaus wollte, donnerte die Tür auf und Haytham trat ein.

„Sag mal... was in drei Teufels Namen... Alex... WAS IST IN DICH GEFAHREN!“ brüllte er mich an und kam auf mich zu. Ich grinste ihn nur an. „Kannst du dir das nicht denken?“ meinte ich jetzt schnippischer als ich eigentlich wollte, doch irgendwie war ich auf Krawall gebürstet gerade. Schwer atmend stand mein Templer vor mir und sah mit einer Wut auf mich hinunter, die mir aber seltsamerweise keine Angst machte.

„Was willst du mit der restlichen Mannschaft machen?“ fragte er jetzt trotzig und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Die werden in die Beiboote gesetzt und können zurückrudern. Was dachtest du denn? Wir geben ihnen etwas Proviant mit, der Rest davon geht auf die Jackdaw und wir sollten die Ladung noch kurz inspizieren!“ und erst jetzt realisierte ich, dass ich nicht allein dachte, sondern ein gewisser Pirat sich händereibend in meinem Kopf breitgemacht hatte!

Ich ging einfach an meinem Verlobten vorbei und hinaus auf Deck. Dort befahl ich 5 meiner Leute für den Proviant zu sorgen. Dann wurden die Beiboote klargemacht und ich erntete vernichtende Blicke von der feindlichen Crew, doch es war mir egal. Wir mussten uns langsam beeilen, die Fregatte hatte mittlerweile schon eine ganz schöne Schieflage. Mit zwei weiteren meiner Besatzung ging ich unter Deck und versuchte wenigstens etwas von der Ladung zu bekommen, doch sie war verrutscht und schon unterhalb des Wasserspiegels, also nicht mehr zu gebrauchen. Es war hauptsächlich Tee und Tabak, aber man hätte ihn sicher weiter verhökern können, wenn er nicht schon durchgeweicht wäre! Also ging ich unverrichteter Dinge wieder hinauf und sah, dass das Oberdeck bereinigt war.

„Und jetzt alles wieder auf die Jackdaw. Wir werden die Iron Duke versenken, macht die Kanonen bereit!“ brüllte ich meiner Mannschaft zu und schwang mich wieder auf meine Brig. Seltsamerweise war dieses Kanonenboot nicht zu sehen und ich befürchtete, dass es sich aus dem Staub gemacht hat, nur um Bericht erstatten zu können!

Wieder auf meinem Schiff atmete ich tief durch und wartete, bis die feindliche Fregatte leer war, dann gab ich die Anweisung für die Kanoniere, sie zu versenken! Als ich die Einschläge hörte, war es wie eine Befreiung und ich war unendlich erleichtert. Jetzt mussten nur noch die Schäden an meinem Schiff behoben werden, so gut es halt hier gerade ging.

Mit einem Mal zog mich jemand hinter sich her und in meine Kajüte! „Alex, es reicht jetzt! Was bitte hast du dir dabei gedacht? Du hättest mich in deine Pläne einweihen müssen!“ schrie er mich mal wieder an. Doch jetzt reichte es mir und ich polterte zurück. „Nein, du hörst MIR zu! Ich wusste, was ich da tat, ich war nicht alleine. Vergiss das nicht! Ich konnte es regelrecht fühlen, dass es klappt! Und dieser Geralt Montegue war nun wirklich kein Gegner...“

„Verstehst du nicht, was ich meine? Ich hatte Angst um dich! Es hätte sonst was passieren können und du bist einfach ohne Warnung drauf losgestürmt!“ kam es jetzt immer noch laut, aber etwas friedlicher über seine Lippen. „Doch, das verstehe ich. Aber ich WUSSTE dass mir nichts passieren wird, Edward war die ganze Zeit dabei! Haytham, ich … kann es dir vermutlich nicht begreiflich machen, doch wenn ich so wie gerade agiere, dann bin ich nie alleine! Vertrau mir bitte!“ meinte ich jetzt mittlerweile erschöpft, weil das Adrenalin aus meinem Körper wich und mein Pirat sich auch zurückgezogen hatte.

Haytham sah mich immer noch ziemlich wütend an, schüttelte den Kopf und fing plötzlich an, mich hin und her zudrehen, so als wolle er schauen, ob wirklich noch alles an mir dran war! „Ähm... ich bin noch ganz, Haytham. Mir fehlt wirklich nichts. Ich werde nur ein paar heftige blaue Flecken morgen haben...“ lächelte ich ihn jetzt versöhnlich an.

„Diese Angst um dich war unerträglich, mi sol!“ damit riss er mich an sich und küsste mich einfach! Und er wird diese Angst noch oft zu spüren bekommen, bis er gelernt hat, dir zu vertrauen! Warum musste Edward gerade jetzt in meinen Kopf huschen. Verzeihung, ich bin schon weg. Danke!

„Und das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, mi amor. Wenn ich an deiner Seite kämpfen soll, dann... wirst du oder besser werden wir uns auf einander verlassen müssen. Deswegen ist unsere Art der Kommunikation so wichtig!“ und mir fiel plötzlich ein, dass ich ihn wirklich nicht ein einziges Mal über meinen Zustand in Kenntnis gesetzt habe. „Verzeih mir, dass ich dich überhaupt nicht beachtet habe. Bei Odin, ich war in einem Rausch und es war mir nicht möglich, auch noch daran zu denken!“ gab ich etwas entsetzt von dieser Erkenntnis von mir.

„Dachte ich mir schon, aber daran sollten wir noch dringend arbeiten, Alex.“ Seine Augen hatten jetzt endlich wieder diesen warmen Glanz und ich konnte mich etwas beruhigen. Für einen Moment standen wir Arm in Arm in meiner Kajüte, ohne ein Wort zu sagen und fühlten wie wir ruhiger wurden.

„Ich sollte jetzt mal nach den Schäden schauen und überlegen, wie weit man sie hier auf offener See beheben kann.“ meinte ich leise. „Soweit ich es sehen konnte, brauchen wir einiges an Holz, aber ich gehe davon aus, dass wir so notdürftig repariert bis nach New York kommen sollten. Es sei denn, du möchtest dich jetzt auch noch mit einem Kriegsschiff anlegen?“ kam es provozierend von Haytham und ich stupste meinen Ellbogen in seine Seite.

„Nein, keine Sorge. Mein Bedarf an Kämpfen ist fürs erste gedeckt, ich hätte jetzt lieber ein warmes Bad und … dich“ nuschelte ich verlegen! „Das Bad kann ich dir nicht geben, aber alles andere...“ kam es in seinem rauen Ton. Doch wie sollte es anders sein, wir wurden unterbrochen. Der erste Maat erschien und erstattete Bericht. „Mrs. Frederickson, wir konnten jetzt die beschädigte Sektion abschotten und notdürftig flicken. Die restlichen Schäden werden gerade provisorisch behoben. Ihr braucht euch also keine Gedanken machen, wir werden den Rest der Überfahrt sicher überstehen!“ meinte er und sah mich zuversichtlich an.

„Danke Mr. Hargreaves für die Information, ich hätte mich sonst auch selber davon überzeugt! Wie geht es der restlichen Mannschaft und euch? Ich hoffe, es gibt keine schwereren Verletzungen?“ Er sah etwas unschlüssig in meine Richtung, meinte dann aber resolut, dass es nur ein paar kleinere Stichverletzungen waren und eine gebrochene Hand. Die üblichen Blessuren, wie Splitter unter der Haut, oder leichte Verbrennungen und so weiter. Wie beiläufig erwähnte er, dass wir 4 Tote zu beklagen hätten, aber sein Blick ging traurig gen Boden. Ich ließ die Beisetzungen vorbereiten und leistete erste Hilfe bei einigen Verwundeten.

Gegen Abend, als es schon dunkel war, wurden die Toten der See übergeben. Mir liefen die Tränen über die Wangen, auch wenn ich diese Männer nicht wirklich kannte. Dieses Gefühl von Trauer war einfach da und ich sprach ein stilles Gebet zu meinen Göttern!

 


„Ich trinke auf euch, all ihr Hohen,
in Asgard, in Wanenheim, in den heiligen Bergen
und in den Grabhügeln!
Möge euer Segen Midgard erfüllen, und mögen eure Namen
auf immer erinnert sein:
Odin und Frigg, Thor und Sif,
Freyr und Freya, Tyr und Eir,
Njörd und Nerthus, Balder und Nanna,
Ull und Skadi, Heimdall,
Forseti, Fulla - und auch Loki, der für sein
Lachen gepriesen sein soll,
solange seine Lippen der Lüge verschlossen bleiben.
All ihr Alben, Idisen und Landgeister,
gebt Heil und Hilfe, ihr Segensreichen!
Schaut wohlwollend auf diese Männer und
erleuchtet Ihnen den Weg,
auf dem sie wandern,
denn es ist der Weg ihrer Ahnen."



Mr. Hargreaves übernahm die Ansprache, denn er kannte diese Leute besser und sagte noch ein paar persönliche Worte.

Danach gab ich für heute Nacht die Rumvorräte frei, aber mit der Anordnung, nicht zu übertreiben, wir wollten ja schnell weiter kommen. Es dauerte nicht lange, da waren die ersten Männer auch schon mit den Krügen unterwegs. Ich grinste in mich hinein und ging zum Smutje, ich hatte Hunger und er war dabei, dass Essen fertig zu machen.

Eingelegter Fisch ist jetzt nicht unbedingt so meine Leibspeise, aber besser als zu verhungern, dachte ich mir noch. Als dann die Männer mit in der Messe Platz nahmen, spürte man regelrecht die Erleichterung, dass dieses Zusammentreffen mit der Fregatte so glimpflich ausging.

 

Kapitel 19

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Erleichterung, Ruhe und Geschichten des 21. Jahrhunderts




Erst jetzt kam ich auf die Idee, Haytham nach diesem Montegue zu fragen. „Und wer ist dieser Montegue? Wie hängt der denn mit dem Duke of Ironside zusammen? Was passiert jetzt eigentlich, wo die HMS Iron Duke versenkt ist?“ Er unterbrach mich grinsend. „Alex, könntest du eine Frage nach der anderen stellen und auch mal zwischendurch Luft holen?“

„Könnte ich, wenn ich nicht so neugierig wäre!“ und erntete Gelächter meiner Mannschaft. „Frauen halt, Master Kenway, gewöhnt euch dran!“ kam es kumpelhaft von Mr. Hargreaves. Im ersten Moment dachte ich noch, dass mein Verlobter diese doch sehr direkten Worte nicht besonders gut finden würde, doch er nickte weiterhin grinsend.

„Lass uns zu Ende essen und ich erkläre es dir, wenn wir die Papiere durchsehen.“ Damit meinte er, dass wir unter uns sein sollten und diese Angelegenheit nicht für andere Ohren bestimmt war. Als wir dann fertig waren, holte ich mir noch aus den Vorräten meinen Wein und ging mit Haytham in meine Kajüte. Dort entzündete ich die Kerzen und breitete die Seekarten und die Papiere auf dem großen runden Tisch aus.

„Weißt du was ich mich die ganze Zeit frage, Alex?“ kam es vorsichtig vom Großmeister. „Nein, sag es mir!“ meinte ich zögerlich, ich hatte Angst, dass etwas schlimmes kommt. „Du hast ohne zu zögern die Assassinen angegriffen! Ist dir das eigentlich bewusst?“ in seinem Blick lag ein wenig Anerkennung, aber auch Tadel, so als hätte ich einen Fehler begangen.

„Ich... habe nicht darüber nachgedacht... es ging um unsere Sicherheit und um mein Schiff! Was hätte ich denn tun sollen? Diese Meute hat ja auch ohne zu fragen angegriffen!“ meinte ich etwas nuschelnd, ich hatte mir wirklich keine Gedanken darüber gemacht, sondern ich hatte gehandelt. „Es waren aber im Grunde deine Brüder und Schwestern!“ kam die wieder einmal logische Erklärung von Haytham. „Das mag sein, aber... nicht wirklich MEINE, ich habe mit diesen Bruderschaften nichts am Hut. Sie sind mir völlig fremd!“ siedend heiß fiel mir ein, ob ich nicht jetzt einen riesengroßen Fehler begangen haben könnte, der in der Zukunft noch weitreichendere Folgen haben könnte.

„Bei Odin, ich habe ohne zu denken gehandelt!“ und sah meinem Verlobten entsetzt an. „Ja, das hast du und das ist heute noch einmal gut ausgegangen, doch in Zukunft darfst du nicht so unbedacht Entscheidungen treffen. AUCH wenn sie von meinem Vater kommen!“ warf er gleich als weitere Erklärung ein. „Was mich aber erstaunt hat und da bin ich doch sehr stolz auf dich, du hast dich gegen eine Männerfront durchgesetzt mit einer Art, die dir wirklich steht. Sogar ich war kurz drauf und dran zu salutieren!“ meinte er jetzt breit grinsend.

„Das ist mir aufgefallen, ich hatte mich kurz vor mir selber erschreckt.“ lachte ich jetzt. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hättest in deiner Templerart mit uns kommuniziert, Alex! Sei ehrlich zu dir selber, wie hast du dich damit gefühlt?“ fragte er plötzlich völlig sachlich und sah mich durchdringend an. „Gut, es war... befreiend und es fühlte sich völlig natürlich an. Haytham... habe ich heute den Grundstein für meine Entscheidung dem Orden beizutreten, gelegt?“ fragte ich etwas ängstlich, in mir tobten gerade Gewissensbisse, die ich am liebsten wegwischen würde.

„Unter anderem, Alex. Aber schon viel früher und tief in dir, wusstest du es bereits. Vergiss nicht, ich stehe hinter dir bei der Entscheidung, egal welche es ist, oder wann du sie triffst!“ seine Arme legten sich um meine Taille und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Sein ruhiger Atem und sein Herzschlag brachten mich wieder runter und ich konnte klarer denken.

„Und jetzt lass mich deine Fragen beantworten.“ meinte mein Templer ruhig. Master Montegue war ein Untergebener des Dukes of Ironside und ihm treu ergeben. Er ging in den Kolonien, wie auch sein Fürsprecher, dem Ausbau der Bruderschaft nach. Man wollte sich hier, genau wie die Templer, etablieren. Doch diese, wenn auch große, Randgruppierung der Assassinen aus England, konnte nicht richtig Fuß fassen, da man mit den Indianern immer und immer wieder aneinander geriet und sich keine Freunde machte.

Der Duke selber saß in Philadelphia in seinem Anwesen und steuerte und kontrollierte von dort alles. Selten traf man ihn in der Öffentlichkeit, er hatte Angst vor Übergriffen auf seine Person. Verheiratet war er auch, aber nicht mit Kindern gesegnet. Er hatte sich vor drei Jahren ungefähr mit meinem Verlobten angelegt, als dieser aus Frankreich zurück kehrte. Haytham hatte auf einem Schiff eine Passage gebucht, welches Waren in hohem Wert mit sich führte und das war ein gefundenes Fressen für Ironside.

Er ließ kurzerhand das Schiff angreifen, doch sie waren unterlegen und mussten sich geschlagen zurückziehen. Kurze Zeit später wurde diese Fregatte wieder gesichtet, dieses mal aber von einigen Schiffen der Templerflotte und man hatte kundgetan, die HMS Iron Duke sei angeblich gesunken. Eine Lüge, wie sich jetzt herausstellte.

„Da sie aber jetzt tatsächlich auf dem Meeresgrund liegt, gehe ich davon aus, dass der Duke nicht Ruhe geben wird, bis er Rache üben konnte. Er hat jetzt hohe Verluste erlitten, was die geschmuggelten Waren angeht. Ich vermute einfach mal, dass noch mehr Sachen an Bord waren, welche aber nicht schriftlich benannt wurden.“ endete die Erklärung meines Templers.

„Und er hat ein Schiff verloren. Aber ich gehe davon aus, dass er durchaus noch mehrere sein Eigen nennt. Wer schmuggelt, braucht mehrere Transportmöglichkeiten.“ gab ich gedankenverloren von mir. „Man kennt mich anscheinend schon, laut des Kapitäns bin ich die freche Templerhure an deiner Seite!“ meinte ich wütend und dieser Begriff war mir ein Gräuel! „Dein Ruf eilt dir voraus, Alex. Sieh es positiv. Ja, ich weiß, dass … ist mehr als beleidigend und wäre ich dabei gewesen, wäre er noch schneller in sein Grab gekommen!“ kam es ebenso sauer von meinem Verlobten.

„Haytham, ich will dem Orden beitreten!“ völlig perplex sah mich der Großmeister an. „Wie? Jetzt?“ sein Blick war immer noch verwirrt und er musterte mich skeptisch. „Es ist mein Wunsch, ja. Nicht jetzt und hier, ich weiß, dass das nicht so ohne Weiteres geht. Aber in baldiger Zukunft will ich es! Mir wird gerade klar, dass ich mit den hiesigen Assassinen anscheinend nichts gemeinsam habe. Sie verfolgen eine andere Art Lehre, die ich nicht so verinnerlicht habe. Ich kann mich viel besser mit den Ordenslehren anfreunden.“ mein Blick ruhte auf seinen grauen Augen und langsam klärten sie sich wieder.

„Mi sol, ich weiß nicht, was ich sagen soll!“ ich nahm sein Gesicht in meine Hände und gab ihm einfach einen vorsichtigen Kuss. „Nichts, Haytham, du brauchst nichts sagen. Nur so kann ich mit dir zusammenleben, nur so kann ich meine Ziele und Arbeit fortsetzen. Und... es ist nicht nur wegen dir, es ist auch wegen Faith. Sie hat mir damals einmal gesagt, es ist eine Entscheidung des Herzens und keine der Epoche. Vor Jahren war ich noch hin- und hergerissen zwischen diesen Jahrhunderten. Jetzt bin ich aber hier und merke, dass ich mit diesen Bruderschaften wenig gemeinsam habe. Meine Ansichten ähneln denen des Ordens in dieser Zeit HIER!“

Er hatte mir die ganze Zeit zugehört und plötzlich änderte sich sein Ausdruck auf dem Gesicht. „Die Lehren scheinen sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte zu verändern und immer wieder anzugleichen, so hört es sich an. Das ist faszinierend, mi sol. Aber so kann ich auch wieder auf einen eventuellen Frieden zwischen diesen Bünden hoffen und wenn du an meiner Seite bist, dann bin ich mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können.“ mit einem Mal war er so euphorisch, dass er mich hochhob, auf den Tisch vor uns setzte und anfing mich voller Verlangen zu küssen.

Doch bevor wir uns noch weiter verlieren konnten, klopfte es und ich vernahm die Stimme unseres ersten Maates. Ich bat ihn hinein und er kam ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen. „Mrs. Frederickson, wir sollten heute Nacht schon weitersegeln, im Osten ziehen dichte Wolken auf, auch wenn wir hier noch eine Sternenklare Nacht haben. Wir sollten bevor wir Schnee und Eis abgekommen, wieder in der Nähe einer Küste sein.“ Das klang logisch und ich gab ihm freie Hand, die Mannschaft zu unterrichten. Sie würden nicht begeistert sein, sie waren gerade in Feierlaune, doch ich beschloss, wenn wir in New York ankamen, ihnen zu ermöglichen, das nachzuholen.

Mit einer Verbeugung verabschiedete er sich und wir wünschten uns eine gute Nacht, ich würde nicht über Nacht an Deck bleiben. Als Mr. Hargreaves die Kajüte verlassen hatte, setzte ich mich müde auf das Bett und gähnte sehr undamenhaft. „Alex, du meine Güte. Wirke ich so einschläfernd auf dich?“ lachte er auf mich hinunter. „Nein, eigentlich nicht, aber... es war ein langer ereignisreicher Tag und auch die letzten waren nervenaufreibend. Verzeih mir, mi amor. Ich bin nur wahnsinnig müde auf einmal.“ er zog mich ohne Vorwarnung hoch und nahm mir meine Waffen ab, meine versteckten Klingen und zog mir meinen Übermantel aus. Er selber entledigte sich seiner Waffen, der Stiefel und seines Mantels, setzte sich auf die Kante und zog mich auf seinen Schoß.

„Dann sollten wir für ausreichend Schlaf sorgen, damit du noch die ein oder andere Lehrstunde bekommst und auch verinnerlichst. Ich will dich wach haben, damit du es behältst, Mrs. Frederickson!“ mit diesen Worten drehte er mich unter sich und gab mir einen langen leidenschaftlichen Kuss. Legte sich dann aber neben mich und umschlang mich mit seinen Armen und deckte uns dann zu.

„Ich liebe dich, Haytham.“ kam es jetzt schläfrig von mir, ich konnte meine Augen kaum noch offen halten. „Ich dich auch, Alex!“

 



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Siebter Tag des neuen Lebens

7. Dezember 1762



Ich wurde wach und wie erwartet tat mir alles weh! Mein ganzer Körper schien blau angelaufen zu sein und ich fühlte mich gerädert. Doch als ich mich umdrehte, sah ich in die grauen Augen meines Templers und ich atmete erleichtert auf. „Guten morgen, mi amor.“ meinte ich und lehnte mich weiter an ihn. „Guten morgen, mi sol.“ und ich bekam einen Kuss auf die Stirn. Über mir vernahm ich bereits geschäftiges Treiben der Mannschaft, welche krampfhaft versuchte, den Frost von den Bohlen zu bekommen. Denn das war eine Unfallquelle, welche nicht zu verachten war auf einem Schiff.

Ich verbrachte diesen Tag hier an meinem Schreibtisch, nachdem wir gefrühstückt hatten und Haytham wanderte über Deck und sprach mit den Besatzungsmitgliedern. Ich vervollständigte das Logbuch und schrieb mein Tagebuch weiter. Das mit dem Logbuch war noch so eine Sache, ich wusste überhaupt nicht, was und WIE ich meine Einträge verfassen sollte. Mr. Hargreaves hatte mir aber ein paar Tipps gegeben und ich war ihm dafür dankbar.

Ein wenig unruhig blieb ich aber den Tag über, ich hatte immer die Befürchtung, dass wir weitere Verfolgerschiffe bekamen. Doch es blieb ruhig und die nächsten Tage war es nicht anders, ich konnte mich etwas entspannen. Sogar das Wetter war uns hold geblieben, es war zwar Wolkenverhangen, aber es schneite nicht!


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Fünfzehnter Tag des neuen Lebens

15. Dezember 1762



Die letzten Tage blieben weiterhin ruhig und meine Übelkeit war verflogen, ich wurde wieder seefest, was mich freute.

Ich fing an, über die letzten Jahre zu berichten. Haytham sah mich oft völlig ungläubig an, zum Beispiel als ich erzählte, dass wir mal eben nach Russland geflogen waren. „Du meinst mit diesen Metallvögeln, welche ich in diesen Visionen gesehen habe?“ seine Neugierde ließ mich an den kleinen Haytham denken und ich musste einfach grinsen. „Ganz genau. Damit kommt man sehr schnell von A nach B, auch wenn es nicht immer sehr komfortabel ist.“ immer noch staunend sah er mich an. „Ich würde das gerne einmal gesehen haben, nur kurz einmal in deine Zeit reinschauen.“ in seinem Blick konnte ich diese Sehnsucht erkennen, doch ich erinnerte ihn daran, dass es nicht seine Zeit war und er sich zu vielen Gefahren aussetzen würde.

„Ich weiß, dennoch ist es sehr spannend, dir zuzuhören.“ in diesem Moment beschloss ich, meinem Verlobten die Bilder, welche ich mit meinem Handy gemacht hatte, zu zeigen. Als ich damit wieder bei ihm auf dem Bett saß, stutzte er kurz. „Was hast du vor, Alex?“ meinte er skeptisch. „Du wirst jetzt einen kleinen Einblick in mein Leben bekommen.“ lächelte ich ihn an und gab ihm einen langen Kuss.

Ich hatte Bilder von meiner Wohnung, von der Feier bei Rafael, von Yannick und Melissa. Auch hatte ich von meinem Büro Bilder gemacht und und und. „Du hast aber sehr beengt gewohnt, mi sol. Man hatte ja kaum Platz!“ kam es verständnislos von ihm. „Also mir hat es gereicht, ich musste es ja auch alleine sauber halten, Haytham. Vergiss das nicht.“ grinste ich ihn an. „Es ist immer noch unverständlich, wie du so überleben konntest. Wenn du doch alles alleine machen musstest, hattest du doch eigentlich keine Zeit für deinen Sohn oder für deine Arbeit...“ ich unterbrach ihn und erklärte ihm, dass wir eben diese Waschmaschinen, Geschirrspüler und so weiter hatten, die mir die Arbeit abnahmen und erleichterten.

„Damit ist es dann schon zu schaffen, aber man braucht halt eine gewisse Disziplin und Struktur, sonst klappt es nicht.“ grinsend sah er mich an. „Du hörst dich wie eine wahre Templerin an, Alex!“ meinte er lachend.

Die Abende verbrachten wir unten in der Messe mit der Mannschaft, dort war es wohlig warm. Ich genoss diese Tage, sie waren endlich etwas Ruhe, endlich Alltag oder etwas ähnliches zumindest, welche mich runter fuhren und ich mich entspannen konnte. Auch gewöhnte ich mich weiter an meinen Verlobten, ich bekam zum Beispiel seine schlechten Launen ab, umgekehrt er aber auch. Wir näherten uns in einigen Punkten immer mehr an. Noch nicht so tiefgehend, das würde dann später kommen.

Meine Reise nach Korsika ließ ich aber vorerst aus, denn... das würde ich ihm erzählen, wenn er sein Schwert wieder in Händen hielt. Ich freute mich darauf, es ihm endlich geben zu können. Wenn ich richtig lag, dann wären es nur noch ungefähr 9 Tage bis Weihnachten, doch war es hier üblich, am Heiligen Abend die Geschenke zu übergeben oder erst am ersten Feiertag? Aber ich wollte nicht fragen, weil ich Angst hatte, dass ich mich verplapperte, weil ich so aufgeregt war.

 


New York - Kapitel 1

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Ankunft in New York (Nachmittag)

 

16. Dezember 1762



Endlich waren wir beim Fort Arsenal angelangt. Die Fahrt dorthin war im Winter alles andere als angenehm und ich fror einfach so vor mich. In diesem Moment vermisste ich mal wieder die Errungenschaften und technischen Fortschritte aus meiner Zeit. Doch ich musste mich mit Fellen und der Wärme meines Templers begnügen und ich muss gestehen, das war nicht wirklich unangenehm, im Gegenteil.

Als wir anlegten, kam uns Gist schon aufgeregt entgegen und nahm uns in Empfang. Vom Arsenal selber eilte uns Shay schnellen Schrittes entgegen und hatte eine mehr als besorgte Miene und er sah einfach müde und völlig erschöpft aus. WAS war bitte hier los? Doch mich brachte Christopher auf den neuesten Stand.

„Mrs. Frederickson, ihr kommt wie gerufen. Der kleinen July geht es immer schlechter und Lady Cormac hat sie seit Tagen nicht mehr aus den Augen gelassen!“ völlig überrumpelt sah ich ihn an und auch Haytham verstand nicht, was hier gerade passierte.

„Master Gist, ganz langsam... WAS ist hier los...?“ doch bevor er antworten konnte stand Shay vor mir und nahm mich in den Arm. „Alex, ich bin so froh, dass ihr wieder hier seid. July ist erkrankt und Faith hat die Medizin an dieses Balg gegeben... jetzt liegt meine Tochter im Sterben...“ Bei Odin... meine Knie gaben unter mir nach und mein Templer konnte mich gerade noch so halten.

„Bitte WAS?“ ich war völlig neben der Spur, das waren einfach zu viele Informationen auf einmal. „Shay... was hat Faith getan? Ihr hattet doch eine ausreichende Dosis... warum?“ doch mehr konnte ich nicht sagen, er zog mich einfach hinter sich her. „Ihr werdet es sehen und ich hoffe, ihr könnt noch etwas tun. Faith weicht July seit Tagen nicht von der Seite und ist völlig geschwächt und ebenfalls kaum ansprechbar... ich weiß nicht mehr weiter!“

So betraten wir die Villa und ich konnte dieses regelrechte Chaos direkt spüren. Hier war einiges im Argen... Und dann tauchte auch noch Master Williams auf, welcher mich und Haytham mit einem gewissen Zorn begrüßte. „Master Kenway, Mrs. Frederickson...“ kam es nur knapp von ihm, doch es war mir egal. Ich folgte Shay nach oben und Haytham tat es mir gleich.

Dann standen wir im Kinderzimmer... und mir brach das Herz... Faith saß wie ein Häufchen Elend am Boden und Shay umklammerte sie. Maggie hatte July bereits wieder in ihr Bettchen gelegt und Cadan war auf ihrem Arm. Master Cormac sprach leise zu seiner Frau und ich nahm nur ein „Danke Freya“ wahr... könnte mir jetzt endlich jemand sagen, WAS hier bitte alles passiert war?

Wir gingen hinaus, nachdem Faith ihren Kindern noch einen gute Nacht Kuss gegeben hatte. Die Herren gingen schon einmal hinunter, doch ich wartete noch auf Faith und dann stand sie vor mir. Mich sahen diese leicht glasigen blauen Augen an und ihr Gesicht erhellte sich. „Du bist wieder da, mein preußisches Weib!“

Ich konnte nicht anders, wir lagen uns in den Armen und ich genoss wieder ihre Nähe und ihre Lippen! Als ich dann etwas verlegen sagte, dass ich für nichts mehr garantierte, wenn sie so weitermache, kam nur ein süffisantes „Später vielleicht!“ von ihr.

Wir gingen Richtung Treppe und ich sah, wie mir Lucius einen eigenartigen Blick zuwarf... zu spät registrierte ich, dass mit Faith etwas ganz und gar nicht stimmte. Diese glasigen Augen waren also doch dem Fieber geschuldet. Aber sie hatte Glück. Ihr Vater und ihr Mann konnten sie gerade noch auffangen und brachten sie umgehend ins Bett. In meiner Panik hatte ich sie noch angeschrien, sie solle aufpassen... wie unpassend eigentlich, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.

Sogar Haytham war plötzlich da und wir standen um sie herum, wie sie jetzt im Bett lag, schwer atmend, Schweiß auf dem Gesicht... „Shay, erzählt mir, was vorgefallen ist.“ fragte ich den Iren jetzt in einem mehr als scharfen Ton, ich wollte Antworten!

„Ich weiß nur, also... July...“ Bei Odin... ja, das hatte ich doch bemerkt, dass es seiner Tochter besser ging... „Shay... SPRECHT!“ forderte ich ihn mit schriller Stimme auf, mir war nicht nach plaudernder Konversation, ich musste meiner Freundin helfen! „Anscheinend hat Freya ihr die Krankheit von unserer Tochter gegeben!“ Vielleicht? „Wo sind die Medikamente die ich euch gab?“ fragte ich jetzt alarmiert.

Hilfesuchend sah er sich um, doch man bat ihm keine an. „Es gibt nur noch... diese schmerzstillenden Mittel, Mrs. Frederickson.“ kam es leise von Shay. Ich blinzelte ihn nur an! „Wie bitte? Wo ist bitte der Rest geblieben?“ Wenn July nicht mit den Medikamenten geheilt wurde, dann mussten sie ja noch vorhanden sein. Doch anscheinend, Fehlanzeige. „Faith hat sie Cillian, dem Sohn von Caroline gegeben. Dem Sohn von Liam!“ kam es mit zusammengebissenen Zähnen von dem Iren. Oh bei Odin... es wurde nicht besser.

Meine Freundin hatte ein fremdes Kind gerettet, welches auch noch das Kind von dem ehemaligen besten Freund aus der Bruderschaft ihres Mannes war. Das Shay damit nicht klar kam, war verständlich. Was hatte sie nur getan? Ich atmete tief durch, zum Nachdenken blieb mir keine Zeit.

In diesem Moment fiel mir ein, dass ich einige medizinische Dinge noch an Bord in einer kleinen Tasche hatte, welche ich vor dem Umbau retten konnte. Unter anderem auch ein paar Antibiotika und ich hoffte, dass es helfen würde! Also schickte ich einen Diener los, die Tasche zu holen. Bis dahin konnte ich nur das Fieber mit kalten Tüchern bekämpfen. Ich saß neben meiner Freundin auf dem Bett. Ich hatte mir unser Wiedersehen etwas anders vorgestellt und mir liefen die Tränen über die Wangen. „Mi sol, es wird ihr bald besser gehen!“ kam es beruhigend von Haytham, auch er war in Sorge. Seine Hand ruhte in meiner und wir waren uns einig, dass wir beide diese störrische Schottin wieder auf den Beinen haben wollten!

Es dauerte eine ganz Weile, dann erschien der Diener mit der besagten Tasche und ich wühlte darin herum. Mit einem erleichterten Aufschrei, griff ich die entsprechende Flasche! Ich hatte sie tatsächlich dabei... ich zog mit zittrigen Fingern die Spritze auf und verabreichte diesem sturen Frauenzimmer ihre erste Dosis Cephalosporine. Auch wenn die Krankheit für Erwachsene nicht so schlimm verläuft, wie für kleine Kinder, dennoch war es ein Risiko und ich wollte sie nicht einfach so verlieren! Es würden noch mindesten 7 weitere in den nächsten 1 bis 2 Tagen folgen! Die Herren hatten sich, gut erzogen wie sie waren, abgewandt, ich musste ihr die Spritze in den Allerwertesten verpassen!

Haytham stand jetzt neben mir und sah mich fragend an. „Alex, was passiert jetzt? Wird sie wirklich wieder gesund?“ ich sah diese Besorgnis in seinen Augen und nicht nur in seinen, auch Shay saß auf dem Bett und sah mich fragend an. „Sie wird wieder gesund, es dauert nur ein paar Tage.“ gab ich zuversichtlich von mir und lächelte sie beide an.

Vorsichtig strich ich Faith eine Strähne aus dem Gesicht, sie war blass und hatte einen Schweißfilm auf der Stirn. „Shay, was war bitte hier los in den letzten Tagen. Ich meine, ich kann es mir jetzt so langsam denken, aber ich will es genauer wissen!“ und ich fing an zu weinen. Diese Wiedersehensfreude, gepaart mit der Angst, dass meiner besten Freundin, die mir über die schlimmste Zeit meines Lebens geholfen hatte, etwas zustößt, war unerträglich! Zu mehr kamen wir aber nicht!

In diesem Delirium fing Faith plötzlich an zu reden... es war, als spräche sie gerade mit mir in meinen eigenen Träumen. Ich sah die drei Herren bittend an, das Zimmer zu verlassen! Doch sie hatten schon verstanden und waren kurz darauf einfach verschwunden. Also würde ich mir später die Erklärungen holen, ich wollte hier nicht weg, sondern wollte wissen, wie weit sie meine Erinnerungen mit ihren gerade verband!

Ich saß mittlerweile neben ihr auf dem Bett und hatte mir eine Schüssel und kaltes Wasser geben lassen. So wechselte ich ich den kühlen Lappen und die Wickel um die Waden immer und immer wieder... Es war mittlerweile schon dunkel.

„Du blendest mich... was ist das für ein Ding?“ kam es von ihr... Ah, sie war gerade dabei, wo ich sie mit der Taschenlampe blendete... Jetzt schoss mir der Gedanke in den Kopf, warum ich vielleicht nicht so viele Träume von ihr hatte.

Lag es an diesem Fieber? Hatte ich diese Träume nur solange sie in diesem Wahn war? Aber... ich war doch jetzt hier... hätte sie dann nicht schon früher … Bei Odin... ich war zu müde, um mir darüber Gedanken zu machen. Doch bevor mir ganz die Augen zufielen sagte ich dem Mädchen, sie möge mich in ungefähr 2 Stunden wecken oder eben rufen... je nachdem... Dann fielen mir die Augen zu und ich lag an ihrer Seite und hielt sie fest! JETZT war ich definitiv angekommen!


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Der erste Morgen im Fort Arsenal

17. Dezember 1762



„Mrs. Frederickson.“ hörte ich die vertraute leise Stimme von Marge... „hmmmmmmmmm...“ brachte ich heraus und drehte mich in die Richtung. „Es sind 2 Stunden um, wir sollten euch wecken!“ kam es leise von ihr. Erschrocken richtete ich mich auf und sah mich um. Als ich Faith sah, fiel mir wieder alles ein... es war kein Traum, es war real gewesen! Ich stand auf und wusch mir kurz durchs Gesicht und bat Marge mir Kaffee zu bringen. Mit einem Knicks und einem langen Händedruck ging sie wieder hinaus. Ja, sie war einfach die gute Seele hier.

Es war immer noch dunkel, aber ich schätze mal, so 3 Uhr nachts. Ich ging wieder zum Bett und zog eine neue Spritze auf, diese verabreichte ich meiner Freundin wieder einmal. Doch dieses mal reagierte sie und schlug mit ihrer Hand nach mir! Reagierte sie schneller auf dieses Mittel, als auf normales Antibiotika? „Aua... was... verdammt, das tut weh!“ kam es nur empört aus ihrem Mund! Und ich musste einfach breit grinsen! Ja, da war sie wieder, meine maulige sture Schottin! Was hatte ich sie vermisst!

„Alex... du... du bist wieder hier?“ ihre blauen Augen sahen mich zwar immer noch leicht glänzend an, doch waren sie nicht mehr ganz so fiebrig! „Hattest du etwa gedacht, du hast Ruhe vor mir? Wir Preußen sind nicht für unseren Müßiggang bekannt!“ lachte ich sie an und nahm sie in den Arm. Etwas schwach legte sie ihre ebenfalls um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. „DAS war mir schon immer klar, du lässt nicht locker, oder?“ kicherte sie jetzt... es war eine Erleichterung für mich, sie so zu hören, das hieß, dass sie bald wieder auf den Beinen sein würde!

Dann erschien Mrs. Marge und brachte mir meinen Becher mit Kaffee, bei dem Duft ging ein Leuchten über das Gesicht von Faith! „DAS ist genau das...“

„... was du nicht brauchst und schon gar nicht darfst, Faith Cormac!“ gab ich in meinem besten Befehlston wieder. In diesem Moment erschienen Haytham, Shay und Lucius im Zimmer. Es wunderte mich um die Uhrzeit, aber ich sagte nichts. Die Herren waren anscheinend alles Frühaufsteher!

Ich zog mich ein wenig zurück, ich hatte keine Chance gegen diese geballte Wand an Familie durchzukommen. Haytham hielt meine Hand und drückte sie, als ich zu ihm aufsah, bemerkte ich, dass er nicht so recht wusste, was jetzt passieren würde. „Wir müssen abwarten, mi amor. Noch 5 Spritzen und es sollte überstanden sein!“ gab ich flüsternd von mir. „Bist du dir sicher?“ meinte er zweifelnd. „Ja, bin ich!“ meinte ich nur.

„Mrs. Frederickson, wenn ihr und Master Kenway ein wenig eurer Zeit für mich erübrigen könntet?“ kam es jetzt in einem unglaublich unangenehmen, kalten Ton von Master Williams, der mir eisige Schauer über den Rücken jagte.

Musste das gerade jetzt sein? „Aber sicher doch, Master Williams!“ kam es höflich wie eh und je von Haytham und er nahm mich an die Hand. Ich warf noch kurz einen Blick über meine Schulter, sah aber, wie Faith mir zunickte und vorsichtig lächelte. Wir folgten Faiths Vater aus dem Zimmer und hinunter in Shays Arbeitszimmer. Ich ließ meine Freundin nur ungerne aus den Augen, doch ich hoffte, dass man mir Bescheid gibt, sollte etwas sein.

 

New York – Kapitel 2

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Die Aussprache



Wir betraten das Zimmer und Lucius schloss hinter uns die Türe. Dann ging er an uns vorbei, nahm hinter dem Schreibtisch Platz und bat uns die Stühle davor an. Widerwillig setzte ich mich, ich fühlte mich plötzlich nicht mehr wohl hier. Er nahm kein Blatt vor den Mund und rannte mit der Tür ins Haus. „Master Kenway! Ihr wisst, ich bin nicht glücklich mit dieser neuen Konstellation, die ihr und meine Tochter getroffen habt. Und ich weiß, ich hatte die Verlobung lösen lassen, doch... es widerstrebt mir immer noch, dass ihr und auch Faith so einfach VOR meiner offiziellen Entscheidung über meinen Kopf hinweg bestimmt habt.“ Master Williams funkelte Haytham an und sah dann zu mir. WAS konnte ich jetzt dafür? Dann dämmerte es mir, in meinem Kopf hauchte mir Edward einen Gedanken ein. Denk mal darüber nach! Faiths Mutter war mir bekannt! Wir kannten uns bereits! Und Haytham ist nach meinem Tod wie ein Sohn für ihn geworden! Auch wenn mich das schmerzt... Doch weiter kam der Pirat nicht.

Die Welt war ein Dorf und ich traf hier auf die Dorfältesten anscheinend! Es fehlten nur noch Lady Melanie und Lion, doch die waren, Odin sei Dank, ja nicht hier! „Mrs. Frederickson, ihr wollt also Master Kenway ehelichen? Warum, wenn ich fragen darf?“ kam es in diesem herablassenden Ton von ihm. Und sofort fühlte ich diesen Umhang aus Ruhe über meinen Schultern und schottete mich ab. „Weil ich ihn liebe und gelernt habe, was es heißt, Kompromisse einzugehen!“ gab ich ruhig von mir und lächelte ihn einfach nur an. Mehr wollte ich ihm als Antwort noch nicht zugestehen.

„Ihr seid Assassine, wie soll das gut gehen? Für ein paar Monate wird es sicherlich funktionieren und dann? Es wird immer eine Barriere, ja gar eine Mauer geben, welche ihr nicht überwinden werdet.“ kam es jetzt wieder kalt von ihm. Es war Haytham, der jetzt antwortete. „Ihr wisst selber, wie es laufen wird. Eure Frau war ebenfalls Assassine!“ gab er in seiner Templerart von sich. Ich sah ihn schief an, ich fand sie immer noch unheimlich und mir behagte es nicht.

„DAS waren andere Zeiten, Master Haytham, denkt ihr nicht?“ kam es jetzt herausfordernd von Lucius. „Nein, das denke ich nicht. Die Zeiten mögen sich ändern, aber die Liebe zu einem Menschen bleibt bestehen!“ gab er selbstbewusst von sich und ich sah ihn stolz an. Er trat zum ersten Mal für mich und für unsere Liebe ein.

Plötzlich spürte ich die Gegenwart von Edward und ich konnte seine Präsenz wieder fühlen und auch sehen. Er hatte sich wieder manifestiert und stand jetzt zwischen mir und seinem Sohn. Und ohne Umschweife fing er an zu reden. „Master Williams! Wovon reden wir hier gerade? Ihr urteilt über meinen Sohn und seine Entscheidungen! Wer bitte gibt euch das Recht dazu?“ kam es kalt von Kenway Senior.

Mit großen Augen sah Lucius nun zu Edward und schluckte schwer. „Master Kenway, ich... wie ist das möglich?“ doch Haythams Vater dachte gar nicht daran, auf so eine Frage einzugehen.

„Ich warte auf eine Antwort! Und glaubt mir, ich weiß, dass Haytham wie ein Sohn für euch ist und auf eine gewisse Art freue ich mich für ihn. Doch es gibt euch noch lange nicht das Recht, über seinen Kopf hinweg zu entscheiden. Nicht EUCH und auch nicht Lady Melanie.“ sagte der Pirat jetzt in einem doch sehr lauten und kalten Ton!

„Bei allem Respekt, aber es geht hier um weit mehr als nur zwei Menschen, die sich lieben. Hier geht es um...“ wieder ließ man ihn nicht ausreden. „Genau darum geht es in diesem Moment, Lucius. Und die beiden wissen darum! Mrs. Frederickson und Haytham sind darauf vorbereitet! Und denkt für einen Moment daran, wie eure Mutter damals auf Liz reagiert hat! Sie war alles andere als begeistert, möchte ich meinen! Und mein Sohn wird diese Frau hier heiraten, ob es euch nun passt oder nicht! Meinen Segen habe ich den beiden bereits vor langer Zeit gegeben. Ich habe Mrs. Frederickson nicht ohne Grund meinen Sohn anvertraut. Sie wird an seiner Seite stehen, egal was es kostet!“ er atmete schwer und ich sah, wie er sich versuchte wieder zu beruhigen!

„Das verstehe ich nicht, wie könnt ihr euch so sicher sein, dass diese Frau die Richtige für euren Sohn ist?“ fragte Faiths Vater immer noch perplex, er verstand es wirklich noch nicht. Aber ich hatte keine Ahnung, wie viel von meinen Reisen er wusste. WAS hatte Faith ihm erzählt, auch das mit Edward? Doch lange musste ich darüber nicht nachdenken, Edward erzählte einfach, wie er mich kennen gelernt hat! Wenn auch mehr als kurz angerissen, doch das musste fürs Erste reichen!

„Sie ist mir im wahrsten Sinne des Wortes damals in Nassau vor die Füße gefallen und von da an hatten wir eine gewisse Verbundenheit, die bis heute anhält. Dank dieser Götterähnlichen Wesen ist es mir deshalb auch möglich, sie zu leiten und ihr in Kämpfen beizustehen. Ja, sie hat noch zu lernen, dieses Jahrhundert ist nicht einfach zu meistern und birgt noch große Gefahren. Doch sie ist willensstark und weiß, was sie tut. Und bedenkt, Master Williams, Alex ist diejenige die für eure Tochter alles tun würde und gerade jetzt auch wieder alles tut!“ mit vor der Brust verschränkten Armen stand der Assassine vor dem Schreibtisch.

Lucius saß da und starrte weiter zwischen Haytham, Edward und mir hin und her. Irgendwann fand er seine Sprache wieder. „Dann werde ich wohl mit dieser Entscheidung leben müssen. Genauso, wie ich einfach Master Cormac als Schwiegersohn vorgesetzt bekommen habe. Verzeiht mir, wenn ich damit noch so meine Probleme habe. Haytham, ihr wisst, dass wir euch nichts Böses wollen. Im Gegenteil, gerade mir lag am Herzen, dass ihr ebenso wie ich, eine Frau an eurer Seite haben solltet, welche euch gerecht wird und die euch liebt. Und wie ich sehe und mir jetzt eingestehen muss, habt ihr sie bereits gefunden.“ Täuschte ich mich, oder knickte er jetzt ein? Lag es an Edward oder einfach an der Tatsache, dass er über seine eigene Ehe nachdachte?

Master Williams erhob sich langsam und kam um den Schreibtisch herum. Dann stand er vor mir und reichte mir seine Hand. „Mrs. Frederickson, es … tut mir leid, wenn ich die ganze Zeit so schlecht von euch gedacht habe. Ihr müsst umgekehrt aber auch unsere Beweggründe verstehen...“ Edward ließ ihn wieder nicht ausreden. „Lucius, sie weiß, warum ihr so reagiert. Und auch ich kann es verstehen, wir sind nicht dumm. Doch es geht hier auch um Vertrauen und, wenn ich erwähnen darf, Mrs. Frederickson hat in ihrer Zeit tatsächlich ein Gleichgewicht, einen Waffenstillstand, zwischen Bruderschaft und Orden erreicht. Das können nicht viele von sich behaupten und ich bin der Meinung, das sollte man honorieren. Findet ihr nicht?“ der Pirat sah Faiths Vater fragend an. Dieser sah zu mir.

„Ihr meint, ihr... wie habt ihr das geschafft?“ sein staunender Blick blieb an mir hängen. „Master Williams, es war einzig und alleine meiner Hartnäckigkeit und meinem Durchhaltevermögen geschuldet. Und ich habe keine der beiden Seiten verraten, belogen oder betrogen. Mein schlechtes Gewissen verbietet es mir schon. Ich werde das Gleiche hier nicht erreichen, dessen bin ich mir bewusst. Aber ebenfalls einen Waffenstillstand oder in einigen Bereichen eine gewisse Zusammenarbeit wäre für beide Seiten von Vorteil. Ohne die wäre ich jetzt zum Beispiel auch nicht HIER! Ebenso bin ich mir bewusst, dass ich bald eine Entscheidung treffen werden muss.“ meinte ich jetzt in dieser meiner eigenen inneren Ruhe leise.

In seinem Gesicht sah ich Unglaube, Erstaunen und auch eine große Portion Misstrauen. Doch es schien so, als wolle er versuchen das Ganze zu verstehen! Und ich weiß, es ist nicht leicht. Bis vor einigen Jahren wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, so eine Einigung anzustreben!

„Dann lasst mich einen kleinen Anfang machen und euch meinen Segen ebenfalls aussprechen.“ er nahm Haythams Hand und legte unsere beiden zusammen. „Ich wünsche euch für die Zukunft nur das Beste und möge sie so verlaufen, wie ihr es geplant habt.“ mit diesen Worten ließ er uns los und reichte ebenfalls Edward die Hand. „Master Kenway, es ist mir immer noch unheimlich, euch hier wieder zusehen. Doch ich entschuldige mich für mein Verhalten.“ sagte er in einem versöhnlichen Tonfall und lächelte Edward an.

„Ich denke, dass lässt sich einrichten, Master Williams. Aber... höre ich irgendwelche Klagen bezüglich eures Verhaltens oder dem Verhalten eurer Mutter gegenüber meinem Sohn und meiner Schwiegertochter, seid gewarnt, ich kann auch ganz anders...“ doch dabei grinste er und ich ertappte mich dabei, wie ich erleichtert aufseufzte!

Damit war das Gespräch beendet und ich hoffte inständig, dass ich ab jetzt nicht immer das Gefühl haben muss, hier nicht willkommen zu sein. Mein Pirat schloss mich und Haytham in die Arme. „Ich wünsche euch beiden nur das Beste und vergesst nicht, ich werde an eurer Seite bleiben!“ er löste sich von uns und dann verschwand er in dieser nebligen Gestalt. Zurück blieb ein Master Williams, der ihm mit offenem Mund nachstarrte.

„Ich verstehe es immer noch nicht!“ kam es kopfschüttelnd von ihm. „Wir auch noch nicht, Master Williams. Wir sollten es einfach als gegeben hinnehmen.“ meinte mein Verlobter und lächelte mich an, ich konnte nur seine Hand drücken. Ich spürte, dass Haytham wieder mit dieser Trauer zu kämpfen hatte.

Gerade als wir aus dem Arbeitszimmer gehen wollten, wurde die Tür aufgerissen und die kleine July rannte weinend auf ihren Opa zu. „Opa, Mama und Papa streiten sich schon wieder. Ich habe Angst!“ schluchzte sie ihn an. Ich sah von Haytham zu Lucius und erntete ein Nicken, dann eilte ich nach oben. Aus dem Schlafzimmer hörte ich die Eheleute Cormac lautstark diskutieren oder besser streiten!

Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich dazwischen gehen sollte. Eigentlich sind beide alt genug um das zu klären. Es schien um Cillian und um das ganze drumherum zu gehen.

Ich öffnete vorsichtig die Tür und lugte hinein. Meine Freundin saß mit hochrotem Kopf am Kopfende und Shay stand mit verschränkten Armen vor der Brust vor dem Bett. Bevor noch einer der beiden etwas sagen konnte, ergriff ich das Wort und klärte die beiden über ihre Lautstärke auf. „July hat schreckliche Angst und kam gerade zu ihrem Großvater gelaufen. Euch hört man vermutlich durch die ganze Stadt!“

Shay sah mich wütend an und maulte auch gleich los. „Es geht euch nichts an, Mrs. Frederickson und nun verlasst diesen Raum“ Du meine Güte, er musste wirklich zornig sein, dass er mich mit meinem Nachnamen ansprach! Doch Faith war Odin sei Dank anderer Meinung! „Nein, sie bleibt. Ich lasse nicht zu, dass du Alex rausschmeißt Shay“

„téigh transa ort féin“ brüllte Shay seine Frau an und verschwand aus dem Raum. „Diolain! Pòg mo thòn!“ kam es ebenso laut von meiner Freundin. Wie schön, ich verstand zwar kein Wort, konnte mir aber denken, dass sie vermutlich keine Liebesbekundungen ausgetauscht haben. Die Tür schlug zu, dass die Wände bebten und dann herrschte Ruhe.

Faith drehte sich zur Seite und meinte nur meckernd „Geh!“ Das könnte dir so passen, du stures Weib. Nein, ich war jetzt hier und ich will jetzt Antworten haben, dachte ich mir einfach und setzte mich auf die Bettkante. „Ich werde nicht gehen, nicht bevor ich hier aufgeklärt werde. WAS war das gerade zwischen dir und Shay?“

„Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ DAS war ja wohl die Untertreibung des Jahres schlecht hin. „DAS war keine kleine Meinungsverschiedenheit, du störrisches Weib und du weißt das auch. Aber vielleicht kann ich euch beiden irgendwie helfen, auch wenn du gerade keine Lust hast, mir die Einzelheiten zu erklären.“ Ich hoffte, sie doch noch irgendwie aus der Reserve locken zu können, diese Spannung in diesem Haus war nicht auszuhalten. In diesem Moment war ich dankbar für die Aussprache mit Lucius, wenigstens herrschte dort jetzt Ruhe!

 

New York – Kapitel 3

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Was bisher geschah und wie man einen Streit schlichtet



Dann kam es etwas zögerlich von Faith. „Und wie? Er wird nicht auf die hören, dass was du gerade erlebt hast, geht seit über einem Jahr so, seit wir in England waren …“ Ich sagte nichts, ich ließ sie einfach weiter reden und das tat sie und mir wurde das Herz schwer! Sie hatte von ihrem Vater den Auftrag bekommen, König George dazu zubringen, den Orden, explizit ihren Vater, zu unterstützen. Ihr Ehemann war alles andere als begeistert von dieser Idee. Lucius war dann mit Shay wegen der Schatulle aufgebrochen, Lady Melanie war nach Frankreich abgereist und Faith war mit ihrem Großvater in London geblieben.

„ Alex ich war zu der Zeit mit Cadan schwanger, ich fühlte mich so nutzlos. Shay er war mehrere Monate unterwegs, kam erst im April wieder als unser Sohn schon geboren war. Und weißt du was er mir vorwarf, als er merkte das meine Mission erfolgreich war, dass ich mit George das Bett geteilt hätte. Aber das habe ich nicht, ich meine der Mann ist tief gläubig und als ich eine Nacht in seinen Gemächern verbracht habe, wir haben uns die ganze Zeit über verschiedene Bücher unterhalten. Nichts weiter und das glaubte mir Shay nicht. Im Juli reisten wir wieder hierher zurück und meine beiden Kinder verlangten dann meine ganze Aufmerksamkeit. Wir beide näherten uns auch wieder an, ich freute mich so“ Ihre Stimme wurde immer brüchiger und ich konnte mir vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss. Zum Nichtstun verdammt werden und dann auch noch alleine hier! Jetzt hatte ich schon wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich sie eigentlich immer bei mir hatte, dank des Buches!

Ich ließ sie aber weiter reden und hielt nur ihre Hand. „Anfang März fand ich meine Freundin Caroline wieder. Ich holte sie mit ihrem Sohn von der Straße, indem ich sie bat unser Zimmermädchen zu werden. Ihr Sohn....Liam ist sein Vater. Shay er hasste mich dafür, aber ich war eine egoistische Kuh. Alex, ich fühlte mich einsam, so nutzlos für den Orden und ich wollte doch nur jemanden mit dem ich unbeschwert reden konnte. Wir stritten ein paar Tage und dann verschwand Shay ohne ein Wort mit der Morrigan, selbst Haytham wusste nicht wo er war. July sie war todtraurig und Cadan.…“ sie fing bitterlich an zu weinen und lehnte sich an mich und ich nahm sie einfach wortlos in den Arm. Bei Odin, hier ist einiges nicht mehr in Ordnung, ging es mir durch den Kopf. Aber was ich am allerwenigsten verstand, warum wusste Haytham nicht, wo Shay hin war? Doch ich hatte ihn gar nicht weiter danach gefragt!

Langsam fing meine Freundin sich wieder und erzählte weiter, doch es wurde nicht besser! „Er kam erst letzten Monat wieder, ohne ein Wort wo er war. Ich meine, das Schiff, es hätte sonst was passieren können. Er hat mir nicht eine Nachricht zu kommen lassen, Alex. Ich stand jeden Tag mit den Kindern an der Mauer und wir hofften, die Morrigan am Horizont zu sehen. Jeden Tag musste ich für die beiden eine neue Ausrede erfinden, warum ihr Papa nicht kam. July weinte irgendwann, sagte, ihr Papa hat sie nicht mehr lieb. Es brach mir das Herz, Alex, meinen kleinen Engel so zu sehen. Und in dieser Zeit half mir Caroline nicht aufzugeben, die Hoffnung nicht zu verlieren. Aus diesem Grund konnte ich ihren Sohn nicht sterben lassen.“

Das war harter Tobak, so hätte ich Shay gar nicht eingeschätzt. Eifersüchtig ist er, ja. Aber das ist Faith umgekehrt genauso, die beiden liebten sich einfach und würden niemanden, auch nicht mich, zwischen sich lassen! Doch die Sache mit Liams Sohn ist tatsächlich schwieriger, auch wenn der Ire einsehen muss, dass Cillian nichts für seinen Vater kann. Das wird noch lustig werden... irgendwie musste ich hier Ruhe reinbringen, gerade für die Kinder. Sie litten wirklich darunter! „Ich weiß, ich hätte Shay nicht den Sohn seines ehemals besten Freund vorsetzen dürfen, ich habe nicht an ihn gedacht und dadurch unsere Ehe zerstört, wo ich doch Shay über alles liebe....“

„Jetzt hör mir mal zu, du hast nicht die Ehe zerstört! Du hast einfach nur für deine Meinung eingestanden und warst für deine Freundin da. Daran ist nichts verwerfliches! Das mit Liams Sohn ist natürlich wirklich schwierig und ich muss gestehen, ich kann es leider auch nicht so ganz nachvollziehen. Auch wenn ich sagen muss, dass es mir als Mutter schwer fällt, Kinder krank oder weinend zu sehen und da ist es egal, ob es das eigene oder ein fremdes Kind ist!“ Ich nahm sie wieder in den Arm und ließ sie sich ausweinen.

Langsam beruhigte Faith sich und ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr durchdringend in die Augen. „Ich glaube dir, dass du mit dem König nicht im Bett warst, aus den Geschichtsbücher geht klar hervor, dass er keine Mätressen hatte, gläubig ohne Ende war und ein Büchernarr war. Von daher ist es einfach unvorstellbar, dass er dich angerührt hat, zumal du auch noch schwanger warst! George hätte viel zu viel Angst vor dem Fegefeuer gehabt!“ meinte ich jetzt lächelnd.

Aus verquollenen blauen Augen, sah sie mich an. „Und jetzt? Shay wird nicht auf dich hören!“ Etwas resigniert meinte ich nur „Ja, vermutlich, aber ich werde ihm einfach keine andere Wahl lassen! Und du, meine liebste Schottin, bleibst im Bett und ruhst dich aus. Noch ist es nicht überstanden. Und wo wir gerade dabei sind, die nächsten 6 Stunden sind um... also... umdrehen!“ Damit erhob ich mich und zog die dritte Spritze auf. Ich hatte mal wieder nicht die Zeit im Blick gehabt, doch es war mittlerweile früher Vormittag und die Uhr schlug zehn mal.

„Alex, woher wusstest du, dass du...“ wollte sie schon fragen. „Faith, ich wusste es nicht. Es war reiner Zufall, dass ich diese Medikamente bei mir habe. Und jetzt dreh dich um, dein Hintern wartet schon auf seine nächste Dosis.“ grinste ich jetzt breit, aber sie tat murrend, was ich ihr gesagt hatte. Ein „Aua...das brennt wie Feuer!“ gab mir die Bestätigung, dass sie langsam immer fitter ist. Mit einem Klaps ließ ich die Decke wieder über sie fallen und schmiss die Spritze in die Tasche.

Bevor ich sie jedoch jetzt alleine ließ, gab ich ihr einfach noch einen Kuss. Ich hatte sie wirklich vermisst. Wenn meine sture Schottin wieder gesund ist, würde ich ihr für das Buch ausgiebig danken, doch erst mal mussten hier die Ungereimtheiten beiseite geschafft werden! „Ich sehe nachher wieder nach dir. Brauchst du etwas?“ fragte ich jetzt noch. „Ja ich habe Durst!“ das lässt sich einrichten und so ging ich hinunter in die Küche und bat Marge Tee nach oben zu bringen!

Danach machte ich mich auf, den Hausherrn zu suchen. Ich fand ihn mit den anderen beiden Herren im Salon und als ich eintrat, standen sie alle völlig automatisch auf. Haytham lächelte mich fragend an, genau wie Lucius, doch Shay funkelte mich weiter zornig an. „Master Cormac, könnte ich euch kurz unter vier Augen sprechen?“ fragte ich so höflich wie es mir gerade möglich war. Mein Verlobter und Master Williams warfen sich alarmierte Blicke zu, sagten aber nichts. Ohne ein Wort ging Shay an mir vorbei und zog mich mit in sein Arbeitszimmer. So kannte ich diesen Mann wirklich nicht, ihm schien es auch nicht wirklich gut zu gehen. Sein Gesicht war blass und Augenringe deuteten auf sehr wenig Schlaf hin!

„Setzt euch!“ kam es knapp, nachdem er die Tür geschlossen hat. „Danke, ich stehe lieber!“ kam es von mir ebenso kurz angebunden. „Und? Was willst du jetzt von mir?“ meinte er jetzt plötzlich wieder in diesem vertraulichen Tonfall.

„Ich möchte, dass du mir sagst, was hier los ist. Wo warst du die letzten Monate? Warum kannst du deiner Frau nicht einfach glauben und vertrauen? WAS verdammt nochmal ist so schwer daran, miteinander zu reden?“ im Groben hatte ich alle Fragen gestellt und sah ihn jetzt herausfordernd an.

„Was hier los ist? Du hast es doch gehört und bestimmt hat meine Frau sich bei dir über mein Verhalten schon ausgiebig ausgelassen!“ maulte er weiter rum und ich sah nur kopfschüttelnd auf ihn hinab. „Dein Ernst Shay? DAS ist jetzt deine Antwort? Also schön, ja, Faith hat mir von Cillian berichtet und dass du ihr unterstellst, sie wäre dir untreu gewesen...“ er ließ mich nicht ausreden.

„Sie war in den Gemächern dieses Mannes, ALLEINE MIT IHM! Eine ganze Nacht. Was glaubst du, was die beiden wohl dort gemacht haben?“ jetzt wurde er wieder lauter und sah mich wütend an. „Das kann ich dir sagen, sie haben sich wirklich nur unterhalten. Ich erkläre es dir gerne auch einmal. Dieser König George der Dritte, ist ein sehr frommer Mensch, welcher mehr Angst vor dem Fegefeuer hat, als ihm gut tut. Er betet stundenlang und liebt Bücher über alles. So... und jetzt noch einmal. WAS glaubst du, haben die beiden gemacht? Deine Frau war, falls du es vergessen haben solltest, auch noch schwanger zu dem Zeitpunkt mit eurem Sohn! Der Mann hätte Faith nicht einmal mit der Kneifzange angefasst!“ auch ich wurde laut, diese Sturheit der Männer hier war nicht immer leicht auszuhalten.

„Und woher weißt du das alles? Wie er ist, wenn er alleine mit jemandem ist. Zumal Faith ihn ja auch irgendwie überzeugt haben muss, den Orden zu unterstützen. Da kann ich mir an drei Fingern abzählen, WIE sie das gemacht hat!“ mir blieb der Mund offen stehen, das konnte unmöglich sein Ernst sein.

„Shay, hast du mir gerade eigentlich zugehört? Oder sortierst du wie alle Männer gerne Wörter einfach aus? König George der Dritte würde eine schwangere, verheiratete Frau NIEMALS anfassen und woher ich das weiß? Ich kann lesen und ich habe durchaus im Geschichtsunterricht aufgepasst! Er ging jungfräulich in seine Ehe! Und weißt du, was ich gerade besonders schlimm finde?“ fragte ich ihn herausfordernd.

„Nein, aber du wirst mich sicher gleich damit belästigen!“ kam es schnippisch vom Iren. Ich musste mich arg zusammenreißen, um ihm nicht eine Ohrfeige zu verpassen. „Es ist schrecklich, dass du deiner Frau Untreue vorwirfst! Umgekehrt könnte sie dir gegenüber jetzt genauso misstrauisch sein, niemand weiß, wo du die letzten Monate verbracht hast. Du hast noch nicht einmal Haytham erzählt, wohin du dich verkriechen wolltest! Du bist hier einfach abgehauen und hast deine Familie alleine gelassen und das OHNE EINE NACHRICHT! Dann sag mir doch, wo du warst!“ ich baute mich vor dem Schreibtisch auf und funkelte ihn sauer an. Langsam stand Shay auf und ich sah, dass er seinen Zorn herunter schlucken musste.

„Ich brauche vor dir keine Rechenschaft ablegen, Alex. Aber bitte, wie du willst! Ich hatte kein bestimmtes Ziel und ich bin meiner Frau sicher NICHT untreu geworden. Ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken und das kann ich am besten auf See! Sie ist doch wunderbar alleine hier zurecht gekommen, sie hatte doch endlich jemanden an ihrer Seite. Sie brauchte mich doch nicht!“ schoss er mir entgegen und ich sah, dass ihm meine Anwesenheit gerade überhaupt nicht passte. Erst war die eine Freundin weg, dann tauchte ich wieder auf und mischte mich auch noch in ihre Angelegenheiten!

Ich schüttelte nur den Kopf. „Shay, ich bitte dich. Faith macht sich große Vorwürfe, dass sie alles falsch gemacht hat. Und du gibst ihr nicht einmal das Gefühl, dass du sie unterstützt. Sie fühlte sich einfach völlig alleine hier und auch in London! Du warst mit Lucius unterwegs und sie musste Cadan alleine zur Welt bringen. Sie war EINSAM hier. Da ist es doch verständlich, dass sie glücklich war, als Caroline wieder hier war.“ versuchte ich es noch einmal und hoffte, dass ich ihn wachrütteln konnte.

„Ja, ihre ach so gute Freundin. Die ein Kind von meinem ehemals besten Freund hatte. Jeden Tag wurde ich an ihn dadurch erinnert. Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt? Es war wie eine Bestrafung für mich, diese Vorwürfe, dass ich Liam auf dem Gewissen habe! Und dann ist Faith auch noch so dumm und nimmt das Medikament unserer Tochter für diesen... dieses fremde Kind! Anscheinend war ihr unsere Tochter auf einmal egal!“ schrie er mich plötzlich an und ich starrte ihn entsetzt an. So was konnte er doch unmöglich denken!

„Nein, so war das nicht und du weißt das auch. Es ist für dich vielleicht nicht ganz verständlich, doch ich als Mutter kann es ein Stückweit nachvollziehen. Man kann weder seine eigenen Kinder, noch fremde Kinder so leiden sehen. Vor allem, wenn sie dann auch noch von der besten Freundin sind. Vergiss auch bei deinen ganzen Anschuldigungen nicht, dass deine Frau Heilerin ist und sich verpflichtet hat, anderen Menschen zu helfen! Dazu gehört auch, dass man Kompromisse eingehen muss!“ Ich hoffte, er würde ein Einsehen haben.

„Pfffff... Nur weil Freya eingeschritten ist, lebt meine Tochter noch! Kannst du dir vorstellen, wie es ist, sein eigen Fleisch und Blut am Rande des Todes zu sehen?“ plötzlich ließ er sich schwer auf seinen Stuhl fallen und hielt seine Hände vors Gesicht.

„Doch, dass kann ich mir vorstellen und ich wünschte, es wäre bei euch nicht so gewesen.“ meinte ich leise. „Deine Tochter lebt, deiner Frau geht es auch wieder besser und ich lege meine Hand für sie ins Feuer, dass sie dir definitiv nicht untreu war! Aber bitte, versuch mit Faith zu reden, sie hat Cillian nicht gerettet, weil sie July vergessen hatte. Sondern weil sie nicht wollte, dass eine andere Mutter leiden muss! Und wenn ich ehrlich bin, ich glaube, tief in sich hat Faith gespürt und irgendwie auch gewusst, dass ihr geholfen wird mit July!“

Shays Augen waren voller Tränen und er sah mich kopfschüttelnd an. „Ich weiß nicht, Alex. Wie kann ich ihr das verzeihen? Aber was den König angeht, da muss ich wohl auch auf dein Urteilsvermögen bauen und ihr glauben! Doch... ich kann ihr dass mit July nicht verzeihen, NOCH nicht!“ Ich ging um den Schreibtisch herum und ich sah, dass der Ire ein wenig erschrocken war.

Ich nahm seine Hände in meine und drückte sie. „Dann rede mit deiner Frau, sie fühlt sich unverstanden, sie fühlt sich alleine und nutzlos. Faith braucht endlich wieder eine sinnvolle Aufgabe, sie braucht DICH, ihren EHEMANN! Sie geht sonst ein und ich kann das nicht zulassen! Hätte ich das eher erfahren...“ er sah mir in die Augen und ich konnte eine Veränderung wahrnehmen, er wurde ruhiger. „Vielleicht hast du Recht. Und wenn ich ehrlich sein darf, bin ich eigentlich auch froh, dass du wieder hier bist. Du weißt ja, der Großmeister ist durchaus eine Nervensäge ohne dich!“ lächelte er mich zögerlich an.

„Lass ihn das lieber nicht hören, sonst landest du noch an seiner Schwertspitze!“ grinste ich ihn jetzt an und er erhob sich. Dann nahm er mich in den Arm und drückte mich. „Danke!“ war alles was er sagte und ich sah, dass er langsam begriff, was zu tun war. „Ich... glaube ich gehe nach oben und sehe... wie es Faith geht!“ meinte er etwas stammelnd.

New York – Kapitel 4

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Weitere Aufklärungsarbeiten



Damit gingen wir wieder in den Salon, naja, ich ging dorthin und er marschierte die Treppe hinauf. Ich atmete tief durch und hoffte, dass ich es nicht schlimmer gemacht hatte, mit meinem plötzlichen Erscheinen. Als ich ins Zimmer trat, sahen mich die beiden Herren erwartungsvoll an. „Fragt mich jetzt nicht, ich kann nur hoffen, dass Shay und Faith eine Aussprache hinbekommen. Und mal ganz im Ernst... WAS bitte war hier in den letzten Monaten los?“ fragend schaute ich von einem Herren zum anderen, doch von meinem Verlobten konnte ich eigentlich auch keine Erklärung erwarten. Allwissend war er nicht.

Es war Master Williams, der mir jetzt berichtete, was alles passiert war! „Nun, wo soll ich anfangen, Mrs. Frederickson. Ich kam Anfang diesen Jahres hierher zurück, weil es Probleme gab, die Master Lee verursacht hatte. Er war der Verwalter von unserem Anwesen und vom Fort Arsenal, sowie den laufenden Geschäften hier, doch wir wurden beide von ihm enttäuscht, oder Junge?“ Und sah dabei zu meinem Verlobten. Dieses Junge war für mich nach wie vor gewöhnungsbedürftig, aber sei es drum. Doch was mich aufhorchen ließ war Charles! Sie hatten ihn ernsthaft als Verwalter eingestellt? Bei Odin, man hatte diesem Stümper tatsächlich solche wichtigen Aufgaben anvertraut? Und mir wurde immer und immer wieder Unachtsamkeit und Unkenntnis vorgeworfen! Dieser Mann war einfach eine wandelnde Plage mit irgendwelchen Kötern und ungewaschener Kleidung!

„Er hat bei einem Spiel in einer Taverne das Haus verspielt und die Geschäfte von Shay und Faith fast in den Ruin getrieben. Wir hatten Glück, dass eine befreundete Familie das Haus von Lady Melanie erworben hat und uns dies mitteilte. Nun, um es kurz zu fassen, ich reiste mit Lady Melanie und meinem Vater hierher und brachte mit den beiden alles wieder in Ordnung. In dieser Zeit hatte Faith ihre Freundin als Zimmermädchen angestellt und Shay bekam den Sohn seines ehemaligen Freundes vorgesetzt. Was habe ich auf Faith eingeredet, die beiden weg zuschicken, aber sie ist genauso stur wie ihre Mutter. Da kann man gleich mit einer Wand reden, die hört wenigstens zu und haut nicht ab, wenn es ihr nicht passt, was jemand zu ihr sagt. Leider ist das eine scheußliche Angewohnheit meiner Tochter, aber das werde ich jetzt nicht noch näher erläutern.“ Doch ich wusste was er meinte, auch ich war bisweilen so eine nicht stillstehende Wand!

Bis jetzt war es das, was ich schon wusste, doch was jetzt noch folgte, verschlug mir die Sprache! „Auf jeden Fall war mein Schwiegersohn eines Tages mitten in der Nacht verschwunden und eigentlich wollte ich ebenfalls wieder nach London, aber ich blieb auf Bitten meiner Tochter, auch weil sich jemand um die Geschäfte kümmern musste, Faith hat dafür einfach kein Händchen.“ da hatte er nicht ganz unrecht, sie hatte so etwas mal angedeutet, weswegen sie froh war, dass Aminata die Geschäfte leitete. Doch... wo war DIESE Frau jetzt hin?

„So vergingen die Monate und ich versuchte für Faith da zu sein, aber außer ihre Freundin ließ sie keinen wirklich an sich ran. Im September tauchte zu unserem Übel das alte Dienstmädchen wieder auf, warf Faith öffentlich vor, eine Hexe zu sein. Ihr könnt euch denken, wie Faith das Ganze mitnahm und ich musste ihre Aufzeichnungen verbrennen, sonst wäre sie auf dem Scheiterhaufen gelandet. Es war sehr knapp, nur ein paar Minuten später und die Soldaten hätten diese gefunden.“ Bei allen Göttern! Ich hatte sie gewarnt und ich dankte Lucius für seine geistesgegenwärtige Art. Auch wenn Faith sicherlich nicht wirklich begeistert gewesen sein wird. Doch wir könnten jetzt... ich hätte ja ein gewisses Wissen und meine Truhe wäre sicher! Aber ich sagte vorerst nichts, sondern ließ Master Williams fortfahren.

„Danach kam ich an sie gar nicht mehr ran und zum Glück tauchte dann endlich Shay wieder auf. Die erste Woche war noch in Ordnung, doch dann wurde der Junge krank. Faith verbot ihren beiden Kindern mit Cillian zu spielen und keiner außer den beiden Frauen durften zu ihm. Sie nutzte das Mittel, welches für July gedacht war und eigentlich dachten wir alle, dass July die Krankheit nicht bekommen würde, doch drei Wochen später hatte sie es. Faith, sie heulte stundenlang, machte sich Vorwürfe und versuchte alles, um ihre Tochter zu retten.“ Was ich mich jetzt nur fragte war, WIE wurde July krank? Sie hatte keinen direkten Kontakt, also dürfte sie gar nicht mit den Erregern in Kontakt gekommen sein! Eine weiter Frage, die ich mit Faith dringend in den nächsten Tagen zu besprechen hatte.

„Nun ich kann Shay voll und ganz verstehen, aber ich verstehe auch meine Tochter, warum sie so gehandelt hat. Nun wisst ihr was vorgefallen ist, Mrs. Frederickson!“ ich sah diesen Mann mit offenem Mund an und mir liefen plötzlich die Tränen über die Wangen. Es war schrecklich und ich war nicht hier! Nein, aber auch ich war nicht hier und hatte keine Ahnung, mi sol. Also werden wir, oder du, sicher noch länger hier bleiben, damit hier wieder Ruhe einkehrt. Hatte Haytham jetzt wirklich mit mir über den Geist kommuniziert? Ich ließ mich darauf ein und antwortete ihm. Das werde ich, Haytham. So kann ich nicht einfach wieder abreisen. Ich muss wissen, dass alles in Ordnung ist und... es tut mir in der Seele weh, dass ich für Faith nicht da sein konnte. Ich konnte meine Tränen kaum zurückhalten.

„Mrs. Frederickson, wir werden schon eine Lösung finden und meine Tochter ist eine willensstarke Frau...“ ich ließ ihn aber nicht ausreden. „Master Williams, das ist es nicht. Ich mache mir große Vorwürfe, dass ich nicht hier war und ihr helfen konnte. Ich möchte es wieder gut machen!“ Haytham hielt mich plötzlich nur noch in seinen Armen und versuchte mich so zu beruhigen.

„Ich weiß um eure Zeitreisen, deswegen kann ich euch versichern, dass ihr euch keiner Schuld bewusst sein müsst.“ zum ersten Mal war sein Blick nicht distanziert, sondern etwas freundlicher. „Master Williams, ich weiß, dass ihr um meine Herkunft Bescheid wisst. Dennoch ist es gerade für mich sehr schwer zu ertragen. Die letzten 3 Wochen seit meiner Ankunft hier sind einfach zu turbulent gewesen und... ich befürchte, es ist noch lange nicht zu Ende damit!“ meinte ich und sah meinen Templer dabei an und er nickte nur stumm.

Etwas beunruhigt, dass Shay so lange schon oben bei Faith war, überlegte ich, ob ich nachschauen sollte. Als ich auf der Treppe nach oben stand, wurde mir klar oder besser hörte ich, warum er noch nicht zurück war und ich ging leise wieder hinunter. „Alex, warum grinst du so? Was ist los?“ fragte mich Haytham. „Nunja, sagen wir so. Die beiden Streithähne haben sich fürs erste... versöhnt und ihre Differenzen beigelegt. Wir sollten sie jetzt ein wenig... alleine lassen!“ und mir stieg doch ein wenig die Röte ins Gesicht, doch es war Lucius, der nur eine Augenbraue hochzog und „Aha!“ sagte.

Also fing ich an, mich mit Maggie und den Kindern zu beschäftigen. Die nächsten vier Stunden hatte ich noch Zeit, bis ich die beiden stören musste. Leider hatte ich die Rechnung ohne July und Cadan gemacht, die beiden wollten unbedingt zu ihren Eltern. Also ließ ich sie nach oben gehen und wartete noch einen Moment, ob sie auch dort bleiben durften. Nach einiger Zeit sah ich Shay mit Cadan und dann mit July auf dem Arm ins Kinderzimmer gehen. Erleichtert ging ich zu meinem Verlobten.

Dann erschien der Ire im Salon und meinte nur, er würde etwas zu Essen für seine Frau holen und verschwand in der Küche. Ich wartete nicht lange und ging hinauf. Die nächste Spritze würde gleich anstehen. Als ich das Schlafzimmer betrat und meine Freundin mich sah, rannte sie in ihrem Hemd auf mich zu und umarmte mich „Danke mein preußisches Weib!“ kam es nur und sie bedachte mich mit ebenfalls stürmischen Küssen. Ja, da war sie wieder!

Plötzlich vernahm ich ein Weinen aus dem Kinderzimmer und sie stürmte zu ihrem Sohn. Ich eilte hinterher, ich hatte Angst, dass sie noch nicht so lange auf den Beinen bleiben konnte. Was ich dann aber von der kleinen July hörte, verschlug mir den Atem. Bei Odin, sie dachte, dass ihre Eltern sich nur wegen Cadan so stritten und wollte deswegen ihn krank werden lassen. Also war sie zu Cillian mit ihm gegangen, obwohl sie es nicht durften. Doch nicht ER wurde krank, sondern sie. Aber WARUM? Die kleine Maus tat mir unendlich leid, sie hatte versucht in ihrer kindlichen Sichtweise ihre Eltern wieder zu vereinen.

Und dann fragte ich sie einfach, das brannte mir wirklich unter den Nägeln. „Faith wenn July krank war hat es auch Cadan!“ meinte ich jetzt. „Nein, hat er nicht, unser Sohn war noch nie krank, weil Freya uns geholfen hat, ihn zu bekommen“ mir verschlug es die Sprache und ich brachte nur ein „Wow!“ raus. Als Faith die beiden fragte, ob sie mit ins Bett wollten, kam ein einstimmiges Ja und ich sah, wie sich der kleine Cadan an Faiths Ausschnitt zu schaffen machte. Sie stillte ihn noch, was nicht schlecht ist, aber... jede Mutter ist da halt anders. Doch sie reichte mir ihren Sohn und selber nahm sie die schniefende July auf den Arm und wir gingen hinüber ins Schlafzimmer.

Gerade dort angekommen, war Shay auch schon mit einem Tablett Essen wieder da und ich vernahm ein lautes Knurren aus der Magengegend von Faith. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Doch als wenn Essen das Stichwort für den Nachwuchs war, sprangen beide auf und rannten hinunter um sich mit süßen Brötchen einzudecken. Eigentlich lag es mir ja fern, die beiden in ihrer neuen Zweisamkeit zu stören. Aber... die nächste Dosis stand an. Ich zog sie schon mal auf, doch mir kam der Gedanke, dass ich jetzt wohl nicht unbedingt mitten in der Nacht in ihr Schlafzimmer platzen wollte, zumal ich auch gerne mal ein wenig Schlaf hätte. Der fehlte mir jetzt auch so langsam und ich unterdrückte ein aufsteigendes Gähnen.

Als Faith nur meinte, ich solle dann einfach machen, drückte ich die Spritze Shay in die Hand und zeigte ihm, wie man es richtig verabreicht. Doch dieser Ire zog die Decke und ihr Hemd hoch und fuhr sanft über ihren Hintern. Ich rollte nur grinsend mit den Augen und meinte lachend „Shay ich finde auch, Faith hat einen tollen Hintern, aber gib ihr endlich die Spritze“. Nachdem das erledigt war, warf ich die Spritze in meine Tasche und gab noch die Anweisung, alles dort zu verstauen, wo es niemand findet! Ich konnte nicht anders und sie bekam noch einen Klaps von mir und ich ging breit grinsend hinaus. Die Sache war hoffentlich jetzt auch geklärt und ich atmete etwas erleichterter aus!

Ich machte es mir mit meinem Templer im Salon gemütlich, ich war ehrlich gesagt einfach nur noch müde. „Mi sol, du solltest auch so langsam ein wenig Schlaf finden!“ meinte Haytham besorgt. „Ich weiß, aber... ich kann dich doch hier nicht alleine einfach sitzen lassen, mi amor.“ Und dann fiel mir ein, dass wir irgendwann ja auch noch ankündigen mussten, dass wir planten am 31.12. hier zu heiraten. In diesem Moment fand ich es aber einfach mehr als unpassend, auch wenn wir schon Master Johnson eingeweiht hatten.

Wir sollten noch ein oder zwei Tage abwarten, bis wir diese Neuigkeiten kundtaten. Morgen standen auch die Geburtstage von Shay und July an. Ein Geschenk hatte ich für die kleine Maus, was sie eigentlich zu Weihnachten bekommen sollte, aber ich beschloss, dass ihr Geburtstag jetzt genau der richtige Zeitpunkt war. Es war eine Puppe, welche aussah wie mein Verlobter, ich hatte sie anfertigen lassen von meiner Freundin, der Schneiderin! Haytham ahnte noch nichts davon und ich war gespannt, wie ER darauf reagieren würde.

Wir saßen hier eine Weile beisammen und die Geschwister spielten friedlich mit ihrem Großvater und zwischendurch wurde ich auch noch mit in die Kletterpartien eingebunden. Dafür dass July bis gestern noch so krank war, war sie richtig fit. Ich vermutete aber mal, dass Freya da einen großen Beitrag geleistet hatte.

Dann sprang die Maus plötzlich auf und rannte zur Tür! „Mama, du bist wieder gesund!“ lachte sie und umarmte Faith, auch Cadan kam ihr hinterher und war ebenfalls glücklich seine Mutter zu sehen. Doch ich wurde ziemlich sauer, ich sah, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte und ihr schon wieder der Schweiß auf der Stirn stand. „Was machst du störrisches Weib hier unten, du gehörst ins Bett, verdammt nochmal!“ maulte ich sie an. Plötzlich hielt sie ihrer Tochter die Ohren zu und ich dachte im ersten Moment, weil ich geflucht hatte. „Torte backen für morgen!“ kam es nur.

Maggie reagierte ebenfalls, als wir sahen, dass sie kaum das Gleichgewicht halten konnte. Sie wollte die Kinder Faith abnehmen, doch Cadan quengelte „Mama Hunger!“ Ich fackelte nicht lange und nahm ihr den Kleinen ab. In mir stieg echte Wut hoch und ich sagte in einem ähnlichen Ton wie auf der Jackdaw „Du legst dich ins Bett, jetzt sofort!“ Doch sie dachte gar nicht daran und meinte trotzig wie eine 5jährige „Nein, ich werde jetzt die Torte backen, ich habe es July versprochen!“ Schotten und dann auch noch welche aus dem 18. Jahrhundert, muss ich noch mehr sagen?

„Es reicht ihr beiden, Faith geh zurück ins Bett, Marge und Wilma werden die Torte machen und das ist ein Befehl von deinem Großmeister. Alex kommt bitte zurück in den Salon!“, sprach Master Williams jetzt ein Machtwort und ich wich erschrocken ein wenig zur Seite. Auch die anderen beiden Herren standen jetzt neben ihm.

Doch Faith gab klein bei, was nicht unbedingt zu ihr passte, doch sie musste sich eingestehen, dass es einfach noch nicht an der Zeit war, wieder das Bett zu verlassen. Auch wenn es nur ein paar Stunden waren! Also fügte sie sich und wir gingen hinauf, July blieb erst mal unten, damit Faith Cadan stillen konnte. Als er selig nuckelnd an ihrer Brust war, fragte ich einfach, warum SIE die Torte backen wollte. Dass der Geburtstag von July und Shay morgen ist, wusste ich. „Sie beide freuen sich immer, wenn ich etwas koche oder backe. Alex, wenn es nach mir ginge, bräuchte ich das hier alles nicht. Nur meine Familie und manchmal vermisse ich das einfach Leben, was ich früher hatte!“

Sie sprach mir aus der Seele, nichts anderes war ich gewohnt! Ich konnte sie so gut verstehen, doch dagegen etwas machen, lag nicht in meiner Macht. Auf meine Frage, ob Shay von ihren Ansichten wüsste, kam nur „Ihm geht es genauso, aber unsere Stellung lässt diesen Wunsch nicht zu, letztes Jahr als wir wieder ankamen, und keiner der Bediensteten war mehr hier, weil Lee sie nicht bezahlt hatte, da habe ich alles alleine gemacht, mit zwei Kindern und es hat mich nicht gestört, in diesen Wochen war ich glücklich.“ Und wieder schoss mir dieser Gedanke in den Kopf, dass Charles irgendwann bitterböse für diese ganzen Vergehen zahlen würde und ich freute mich innerlich schon darauf.

 

Ich spreche selten Warnungen aus, aber in diesem Falle sollte ich es tun.

Es geht definitiv härter zwischen Alex und Haytham zu im Schlafzimmer!
Wer mit dieser Form der "Aggressionsbewältigung" (in diesem Falle ist es
nichts anderes!) Probleme hat, sollte bitte dieses Kapitel überspringen.
Es hat nichts mit häuslicher Gewalt oder sexualisierter Gewalt im
herkömmlichen Sinne zu tun.



New York – Kapitel 5

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Seltene Geschenke und absurde Erinnerungen



Wir hatten noch einen wirklich ruhigen und angenehmen Nachmittag und ich erzählte ihr einfach, dass sie eine Einstellung hatte, welche meiner nicht unähnlich war. Mir widerstrebten ebenso diese ganzen Angestellten und Bediensteten. Doch wenn ich jetzt über das ganze Anwesen in Virginia nachdachte, würde es alleine kaum zu schaffen sein.

Gegen Abend war eine der letzten Spritzen angesagt und ich verabreichte sie einfach, da ich gerade anwesend war. Und ich musste immer mehr an mich halten, wenn ich ihre weiche Haut zu fassen bekam. „Heute Abend solltest du wohl kurz aufstehen, damit dein Kreislauf wieder in Gang kommt. ABER... wenn du merkst es geht nicht, dann sag es!“ doch was redete ich... die wandelnde Wand würde tun, was sie will!

Sie machte sich frisch und ich half ihr in ansehnliche Kleidung, als wir das Esszimmer betraten, wurden wir schon erwartet. Und was soll ich sagen, July benahm sich tatsächlich richtig gut. Auch wenn sie immer wieder zu ihrem Großvater sah. Aha, daher wehte der Wind. Er hatte sie unter Kontrolle... ein Wermutstropfen huschte über mein Herz. Yannick war immer, wenn meine Mutter damals anwesend war, das liebste Kind. Das war schon immer so! Jetzt war sie nicht mehr da und ich hoffte mal wieder, dass sie meine Entscheidung verstand und an der Tafel unserer Vorfahren auf mich anstieß!

Nach dem Essen wollte Faith dann mit Maggie die Kinder ins Bett bringen. Wir konnten hier unten das Getrappel von kleinen Füßen hören und ich konnte mir denken, wer gerade vor meiner Freundin wegrannte. July war ein Wirbelwind, genau das Gegenteil zu Cadan. Ich war kurz am Überlegen, ob ich ihr eventuell zur Seite stehen sollte, doch es wurde schon ruhig, also blieb ich hier unten.

Mich hielt es aber heute Abend nicht lange hier unten, ich war einfach übermüdet. Die Überfahrt hatte mich geschlaucht und überhaupt, brauchte ich endlich etwas Zeit alleine, mit Haytham wäre natürlich noch ein kleiner extra Bonus. Also verabschiedeten wir uns gegen 22 Uhr und ernteten von Faith und Shay ein Augenzwinkern. Und ich wurde doch tatsächlich wieder rot.

Im Gästezimmer war es angenehm warm und ich schmiss meine Sachen achtlos auf den Boden und warf mich in das große weiche Bett. Es dauerte nicht lange, da kroch mein Verlobter ebenfalls unter die Decke und fing an mich mit Küssen zu bedecken und seine Finger gingen auf Wanderschaft. „Das ist nicht fair, Haytham... ich bin völlig erschlagen.“ meinte ich mit stockendem Atem. „Hatte ich nicht schon einmal erwähnt, dass ich in unserem Bett nicht unbedingt fair spiele, mi sol? Gewöhne dich dran und jetzt gib mir einen Kuss!“ Seine Hand war zwischen meinen Schenkel und wie von alleine öffnete ich mich für ihn. Es war vorsichtig und langsam und ich konnte ihn genießen. Dieses dunkle Grau ließ mich immer weiter auf meinen Höhepunkt gleiten und auch Haythams Bewegungen dirigierten mich dorthin. Flüsternd kam mir sein Name und eine Götterpreisung über die Lippen, als er mir kurz darauf folgte und mir einfach dankte.

Ich kuschelte mich noch an ihn und er deckte uns zu. Als ich mich hier in dem Zimmer umsah, fiel mir ein, dass hier damals das ganze Theater begonnen hat. „Haytham, hier hat alles vor ein paar Jahren angefangen.“ lächelte ich ihn an. „Stimmt, du hast mich gequält und mich angeschrien.“ und seine flache Hand landete auf meinem Po. „Das habe ich gar nicht, ich... aber du...“ er lachte leise und meinte nur „Siehst du, du hast kein Argument dagegen. Endlich mal nicht so schlagfertig, mi sol.“

„Männer sind schrecklich, wenn sie krank sind!“ gab ich gespielt motzig zurück und streckte ihm die Zunge raus. „Und du kannst von Glück reden, dass ich die Kissen nicht doch noch zweckentfremdet habe, Haytham.“ und dann fielen mir langsam die Augen zu.

 


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Shays und Julys Geburtstag

18. Dezember 1762


(das Datum stimmt eigentlich nicht für Shay
(geb. 12.9.1731, New York), aber ich habe
mich durch das Einbauen der Charaktere
vom Todesengel ein bisschen an ihre
Geschichte angepasst!)



Endlich hatte ich ein paar Stunden Schlaf bekommen und auch mein Templer hatte mich mit Lektionen verschont. Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er bereits wieder wach war. Warum überraschte mich das eigentlich, ich kannte es doch schon. „Guten Morgen, mi sol. Ich hoffe, du konntest ein wenig Schlafpensum nachholen?“ kam es in diesem rauen Ton von ihm, der mir eine Gänsehaut über den Körper jagte.

„Ich weiß es noch nicht, aber ich denke, es könnte ruhig noch ein wenig mehr sein, mi amor!“ und wollte mich wieder an ihn kuscheln, doch ich spürte plötzlich, dass er andere Pläne für mich hatte. Er gab mir einen langen begierigen Kuss und seine freie Hand wanderte über meine Brüste zu meinem Bauch und... die Tür wurde aufgerissen und es stürmten zwei kleine Kinder hinein! Bei Odin, ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen! Im ersten Moment dachte ich schon, es ist etwas mit Faith passiert.

Doch July sprang aufs Bett und fing an, ihren Patenonkel zu malträtieren, während Cadan etwas unbeholfen versuchte ebenfalls aufs Bett zu kommen. Das konnte sich ja keiner mit ansehen, also hob ich ihn hoch und nun hatten wir die beiden hier bei uns. Ich konnte mir schon denken, wer so freundlich war, uns dieses Weckkommando zu schicken und ich sah in Haythams Augen, dass auch ER wusste wer der Übeltäter war. „Na warte, Master Cormac, dass wird dir noch leid tun.“ kam es hinter zusammengebissenen Zähnen von meinem Templer und ich musste lachen. Auch mit Faith würde ich ein entsprechendes Hühnchen rupfen!

Soviel zum Thema, endlich einmal etwas mehr Privatsphäre als auf der Jackdaw und dann das! Doch in diesem Moment fiel mir ein, dass die kleine Maus Geburtstag hatte und ich beschloss, dass sie ihr Geschenk einfach jetzt schon vor dem Frühstück bekommen sollte. Ich setzte Cadan in die Mitte von uns und zog mein Hemd über und tapste über den eiskalten Boden zu meiner Truhe. „Tante Alex, willst du schon wieder verreisen?“ fragte July mich erstaunt und ich sah sie fragend an. „Nein, ich wollte nur etwas hier herausholen, kleine Maus.“

Ich hätte es mir denken können, schwups stand sie neben mir und wartete voller Spannung, was ich nun vorhatte. Oh wie gut ich das noch von meinem Sohn kannte. Diese Neugierde ist auf der einen Seite ja ganz niedlich, aber in solchen Momenten... unpassend. „July, das ist eine Überraschung für dich. Setz dich bitte kurz zu deinem Onkel aufs Bett und mach die Augen zu, ja?“ meinte ich nur und sie marschierte wieder zu meinem Templer. „Ich sitze hier und hab die Augen zu!“ kam es stolz von ihr und sie hielt sich tatsächlich ihre kleinen Hände vor die Augen. „Nicht schummeln, ja?“ meinte ich kichernd und kramte jetzt die Puppe heraus, ich hatte sie bereits in Packpapier gewickelt und verschnürt gehabt.

Dann ging ich zu ihr und setzte mich zu den dreien. „Jetzt darfst du deine Augen wieder aufmachen, July.“ ich gab ihr das Päckchen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Erstaunt sah sie mich an und auch Haytham sah mich fragend an. Doch ich gab keine Antwort, sondern meinte nur, sie könne es ruhig schon auspacken. In Windeseile war das Papier Geschichte und sie sah auf die Puppe. Nicht nur July sah sie staunend an, auch mein Verlobter sah von seinem Ebenbild zu mir und wieder zurück.

Ich aber grinste und nahm Cadan auf meinen Schoß. „Das ist ja Onkel Haytham!“ sagte sie mit großen Augen! „Schau mal, das bist du!“ und sie hielt ihm die Puppe hin. Man erlebt diesen Templer selten sprachlos, aber ich hatte es mal wieder geschafft, er saß da und starrte einfach von mir auf die Puppe und sagte nichts. Jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun, hatte ich etwas falsch gemacht?

„Alex, ich... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“ langsam fand er seine Stimme wieder. Cadan fing an quengelig zu werden, weil er kein Geschenk bekam. „Du hast noch nicht Geburtstag, aber bald ist ja Weihnachten, dann bekommst du auch etwas. Heute ist der Tag von deinem Vater und deiner Schwester! Aber keine Sorge, ein extra Stück Torte werde ich für dich besorgen!“ meinte ich nur und drückte ihn an mich. Er war ein wirklich liebes Kind und schien sich mit der Erklärung fürs erste zufrieden zu geben.

„Du hast wirklich... Alex, du hast eine Puppe nach mir anfertigen lassen? Warum?“ fragte er jetzt immer noch völlig ungläubig. „Weil ihr July immer die Altair-Puppe abspenstig machen wolltet, da dachte ich, sie bekommt ihren Patenonkel dazu. Dann kann nichts mehr schiefgehen.“ meinte ich breit grinsend. „July, du musst unbedingt Mama dein Geschenk zeigen, sie ist bestimmt schon ganz neugierig!“ meinte ich nur weiterhin grinsend.

„Oh ja, das mache ich!“ und mit einem Satz war sie vom Bett und verschwand über die Galerie. Cadan jedoch war immer noch ein wenig geknickt und ich überlegte, was ich ihm als Alternative geben konnte. Jetzt war es an mir ungläubig drein zu blicken, Haytham stand auf und wühlte in seiner Truhe herum. Als er fündig geworden war, kam er wieder zurück zum Bett und hielt ihm eine kleine Schachtel hin. Vorsichtig öffneten wir sie und ich sah kleine Zinnsoldaten darin.

Es versetzte mir einen Stich, es war Haythams Spielzeug, daran konnte ich mich noch erinnern. Vorsichtig strich er dem Jungen über den Kopf und sagte mit leicht brüchiger Stimme „Sie gehören jetzt dir und denke immer daran, es ist wichtig, dass es einen Befehlshaber und einen Stellvertreter gibt. So ist deine Truppe immer gut aufgestellt!“ Verdammt... mir liefen die Tränen übers Gesicht. Dein Gespräch damals mit Birch, in dem kleinen Flur! Haytham... ich... doch er unterbrach mich still Ja, aber ich denke, sie sind bei Cadan doch erst einmal gut aufgehoben. Und es sind nicht alle. Ein anderer Teil ist immer noch in London! Seine Augen wurden etwas klarer und er nahm meine Hand und drückte sie!

Ich musste tief durchatmen und erntete einen fragende Blick von Cadan. „Am besten gehst du auch rüber und zeigst deinem Vater, dass du auch etwas neues zum Spielen hast. Er muss dir unbedingt sofort zeigen, wie du sie richtig aufstellst!“ meinte Haytham und grinste mich dabei dann an. „Papa helfen!“ und damit krabbelte er vom Bett und eilte hinüber!

Haythams Blick war immer noch von Erinnerungen getrübt und ich konnte nichts tun. Ich nahm ihn nur in den Arm und versuchte ihm ein wenig Halt zu geben. Auch für ihn waren die letzten Wochen nicht einfach, eigentlich war sein ganzes Leben nie einfach gewesen! Ich ertappte mich wieder bei dem Gedanken, dass ich viel früher etwas hätte ändern müssen. Zum tausendsten Mal, Alex. Nein, du hättest nichts ändern können. Wir wussten noch nicht genug, aber jetzt sind wir weiter und JETZT musst du einen entscheidenden Punkt ändern! Hörte ich plötzlich Edward in seiner leicht pöbelnden genervten Stimme. „Mein Vater hat recht, aber ich kann nichts gegen meine Trauer tun, die mich immer wieder heimsucht.“ kam es fast tonlos von meinem Templer!

„Nein, dagegen kann man nie etwas tun. Man kann nur weitermachen und die Erinnerungen in Ehren halten, mi amor.“ ich gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. Mit seiner Reaktion hatte ich jedoch nicht gerechnet. Er erwiderte den Kuss, aber mit einer Aggressivität, die ich nicht von ihm kannte und für einen Moment war ich erschrocken. Sein Atem ging plötzlich schwer und ich hörte nur ein „Verzeih mir, ich … wollte dir keine Angst machen!“ und dann lag er an meiner Brust und versuchte sich zu beruhigen.

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und ich befand, dass wir noch einen Schritt weiter gehen konnten. „Unterdrücke diese Gefühle nicht... wir sind uns einig, schon vergessen, mi amor?“ gab ich etwas stockend von mir, ich wusste ungefähr, was auf mich warten würde. „Ich will dich, Alex! Jetzt!“ Und er setzte seinen Willen in die Tat um, doch ich hatte dem zugestimmt und wusste wieder, dass es so genau richtig war. Ich konnte seine gesamten Gefühle förmlich sehen, sie spüren... Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass Haytham sich nicht immer unter Kontrolle hatte.

Als er völlig erschöpft über mir zusammensackte und ich ihn in meine Arme nahm, hörte ich nur ein „Ich will dich nicht verlieren! Ich will bei dir sein!“ und mehr als „Ich werde bei dir bleiben!“ brachte ich nicht zu Stande. Danach lagen wir noch eine Weile so zusammen, bis er sich zurückzog und mich entschuldigend ansah. „Es... tut mir leid...“ doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Haytham, hast du es schon vergessen. Wir waren uns einig und wenn ich etwas nicht will, dann werde ich dir das auch sagen!“ ich schmiegte mich jetzt einfach an ihn und wäre fast wieder eingeschlafen, als es klopfte. Nein... nicht schon wieder! Doch es war Magda, welche das Frühstück ankündigte!

„Ich liebe dich, mi amor!“ meinte ich leise und gab ihm einen Kuss auf die Brust. „Ich dich auch, mi sol.“ und seine warmen Lippen berührten meine Stirn. „Danke!“ kam es plötzlich von ihm und ich sah ihn erstaunt an. „Wofür danke?“ ich stützte mich auf einen Ellbogen und sah ihn fragend an. „Dafür, dass du mich schon so lange erträgst!“ ein leichtes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„Ja, es war nicht immer leicht. Gerade mit der Gehirnerschütterung...“ doch ich kam nicht weiter. „DU hast mich einfach fast aus dem Bett gezerrt, obwohl ich so krank war!“ lachte er plötzlich. „Das hab ich nicht, du hast... ja, du hast recht. Aber auch nur, weil du mich mal wieder geärgert hast! Haytham... die ganze Geschichte ist einfach... so absurd. Was erzählen wir nur irgendwann unseren Enkelkindern?“ grinste ich immer noch.

„Die Wahrheit, mi sol! Nichts anderes!“ und ich bekam wieder diesen warmen Kuss, der mich beruhigte. „Und jetzt stehen wir auf, ich habe Hunger und ich habe keine Lust, meine zukünftige Frau noch länger ohne Kaffee ertragen zu müssen!“

„Hey... ich bin sehr gnädig heute morgen, mi amor!“ meinte ich schmollend. „Das denkst aber auch nur du!“ kam es süffisant von Haytham und ich hatte seine flache Hand mit Schwung auf meinem Hintern. „Aua...“

 

New York – Kapitel 6

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Übernahme der Geschäfte und Ärger mit Assassinen



Unten im Esszimmer erwartete uns das übliche Chaos, irgendwie fühlte ich mich hier wie zuhause. Es war so schön unkonventionell und es war... entspannend. „Danke, dass du die beiden wieder zu uns geschickt hast.“ meinte Faith nur zynisch grinsend. „Bitte, liebste Freundin, hab ich doch gerne gemacht!“ und streckte ihr die Zunge raus!

Faith sah mittlerweile schon wieder besser aus, dieses Mittel war wirklich Goldwert! Vermutlich tat ihr Ehemann das übrige Heilmittel dazu! Und ich dankte Odin im Stillen, dass ich die letzten medizinischen Vorräte der Jackdaw einfach so an mich nehmen konnte vor dem Umbau! Die Jackdaw! Sie musste noch repariert werden... doch ich sträubte mich, jetzt schon danach zu fragen. Meine Mannschaft hatte bereits Quartier in den umliegenden Tavernen gefunden und ward vorerst nicht mehr gesehen. Wer hätte auch mit einem solchen Durcheinander gerechnet!

Doch eigentlich wollte ich das Thema auf July lenken, ob sie ihren Eltern ihr Geschenk auch gezeigt hatte. Faith sah mich plötzlich seltsam an und ich hatte wieder Angst, dass es nicht richtig war. „Ja, hat sie. Alex, dass du dich an ihren Geburtstag erinnert hast, finde ich toll.“ ich hob nur eine Augenbraue und sah sie erstaunt an. „Naja...“ und gerade als ich weiter ausholen wollte fiel mir ein, dass ich Shay noch gar nicht gratuliert hatte und auch der Großmeister hatte es noch nicht getan. „Du meine Güte... Shay, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Leider... habe ich... kein Geschenk parat!“ gab ich kleinlaut von mir.

„Das ganze Durcheinander ist auch nicht gerade zuträglich, dass man an alles denken kann. Alex, mach dir keine Gedanken. Ich werde es überleben!“ lächelte er mich an und ich atmete etwas erleichtert auf. Ein Weihnachtsgeschenk hatte ich für sie beide auf jeden Fall! Haytham gratulierte dem Iren ebenfalls noch zum Ehrentag und ich war mal wieder erstaunt, wie die beiden privat miteinander kommunizierten. Es war gelöst und völlig freundschaftlich, das fand ich sehr angenehm.

Doch ich konnte nicht länger warten wegen meiner Jackdaw, das Wetter war ja auch alles andere als gut mittlerweile. Und ich fragte einfach frei raus. „Shay, habt ihr zufällig Zimmermänner und Handwerker an der Hand, welche die Schäden an meiner Brig zu einem guten Preis beseitigen könnten?“ kam es etwas vorsichtig von mir und er sah mich mit großen Augen an. „Was ist passiert? Seit ihr einem Eisberg begegnet?“ Nein, es war die Jackdaw nicht die Titanic, dachte ich grinsend, doch ich konnte mir diesen Spruch gerade noch verkneifen! „Nein, wir sind einer Fregatte namens HMS Iron Duke über den Weg gesegelt und … nunja.“ Haytham fiel mir ins Wort.

„Alex war der Meinung, ein frontaler Angriff wäre das beste, ehe dieses Schiff uns unter Beschuss nehmen konnte. Sie ließ diese Fregatte regelrecht umkreisen und verabreichte ihr eine Breitseite nach der anderen... und war erstaunlicherweise erfolgreich.“

„Erstaunlicherweise? Ich wusste was ich da tue, Haytham!“ meinte ich empört und er grinste mich breit an. „Ja, das weiß ich. Und ich bin froh darum!“

Wir erklärten noch kurz, wer der Besitzer ist und warum man uns verfolgt hatte. Diese Gedanken bezüglich von Zoe und Jones erzählten wir auch, doch ich war immer noch nicht ganz davon überzeugt. Wir mussten Geduld haben und später noch Nachforschungen anstellen.

Nach dem Frühstück ging ich mit Haytham also Richtung Brig, ich brauchte etwas frische Luft und wollte mir das ganze Ausmaß an Beschädigungen endlich einmal ansehen. Mich traf der Schlag, als ich so vor der Jackdaw stand. Ich meine, ich hatte damals Bilder gesehen, als meine Leute sie gefunden hatten, aber jetzt so direkt aus der Nähe betrachtet...

„Sie hat ganz schön gelitten, Alex. Aber du hast das gut gemeistert. Jetzt sieh zu und mach mein Mädchen wieder fit!“ meinte Edward in seiner üblichen fröhlichen Art. Eigentlich fehlte nur noch ein freundschaftlicher Stupser in meine Seite.

„Ich mach ja schon, Edward. Aber Hexen und Blau färben kann ich noch nicht!“ erwiderte ich nur und musste grinsen. Er hatte recht, sie musste dringend wieder ordentlich aussehen.

Gist erschien neben uns und betrachtete ebenfalls die Schäden. „Sie ist eine Schönheit, Mrs. Frederickson. Ich habe nach dem Zimmermann und einigen Handwerkern geschickt. Ich vermute aber mal, die Jackdaw wird an Land leichter zu reparieren sein. Dort drüben ist der Trockendock-Bereich, sie wird sicherlich dorthin geschleppt.“ meinte Shays erster Maat und deutete auf einen entfernten Bereich, wo schon einige Schiffe an Land waren!

„Das ist gut zu wissen, ich hoffe, ich muss kein Vermögen hinblättern!“ meinte ich tief seufzend. „Alex, mach dir darüber keine Sorgen...“ doch ich ließ meinen Templer nicht ausreden! „Mache ich mir aber, das weißt du. Du kennst mein schlechtes Gewissen und ich muss mir dringend etwas suchen, womit ich etwas Geld beisteuern kann!“ meinte ich jetzt maulig. Es musste doch eine Aufgabe für mich geben! Dazu dann hoffentlich später mehr!

Wir standen hier und warteten auf die besagten Herren. Zum ersten Mal konnte ich auch einen Blick auf die Morrigan werfen, ich hatte sie noch nie von Nahem gesehen. „Wirklich schönes Schiff, findest du nicht Haytham?“ fragte ich gedankenverloren. „Hmmmm? Ja, ist sie und sie ist schnell und gut bewaffnet!“ grinste er nur. Da stimmte auch Gist mit ein.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erschienen die bestellten Herren Handwerker und inspizierten meine Brig und die Schäden. „Du meine Güte, Mister! Gegen was wolltet ihr antreten, gegen drei Men of War?“ kam es lachend von dem Zimmermann. „Nein, nicht ganz, ich habe mich nur mit einer Fregatte angelegt!“ lächelte ich ihn mit einer hoch gezogenen Augenbraue an.

„Verzeiht, Ma´am, ich … das kriegen wir aber schon wieder hin, wir werden sie rüber zu den anderen bringen und auf Land hieven. Ist einfacher dann!“ meinte er unbeeindruckt und sah mich fragend an. „Macht das, Mr. …?“ fragte ich ihn. „Oh verzeiht, wo sind meine Manieren? Julian Tobbsen! Zu euren Diensten.“

Wir vereinbarten noch, dass dieser Herr uns bitte regelmäßig über die Reparatur und den Fortschritt in Kenntnis setzen sollte! Schweren Herzens überließ ich mal wieder mein Schiff fremden Menschen. „Sie werden sie schon nicht versenken, mi sol.“ meinte Haytham zuversichtlich und ich hoffte, er behielt Recht.

So langsam wurde es Zeit fürs Mittagessen, also machten wir uns auf den Weg. Im Esszimmer, trafen wir aber nur auf Lucius an, welcher alle Hände voll zu tun hatte, um die Kinder im Zaum zu halten. Kurzerhand nahm ich ihm Cadan ab und auf meinen Schoß. July sah immer wieder vorsichtig zu ihrem Opa, aber blieb plötzlich still sitzen. Anschließend brachte Maggie die beiden ins Bett und wir unterhielten uns über meine Jackdaw.

Dann kam ich auf das Thema, dass es ja sicherlich nicht ganz billig werden würde und ich dringend einer Beschäftigung nachgehen müsse beizeiten. Mit großen Augen sah mich Master Williams an. „Könnt ihr mit Zahlen umgehen, Mrs. Frederickson?“

„Ja, kann ich. Wir sprechen hier von Buchführung, Haushalts- und Geschäftsführung nehme ich an?“ gab ich fragend zurück. „Ganz genau so ist es, stimmt es nicht, Haytham? Das Geschäft von Faith wäre ja fast vor die Hunde gegangen, dank dieses... unfähigen Tölpels Lee!“ kam es ärgerlich von Lucius. „Das hattet ihr vorgestern erwähnt, was hat dieser Mann nur gemacht?“ fragte ich kopfschüttelnd. „Alles aufs Spiel gesetzt und nur weil meine Mutter so große Stücke auf ihn hält, ist er so lange geblieben.“

Wir gingen in Shays Arbeitszimmer und nun klärte mich Master Williams langsam auf, um was es sich genau handelte. Es war halt Warentransport von A nach B. Unter anderem war auch Madame de L´Isle mit dabei, der Name sagte mir etwas, aber in meiner Noch-Funktion als Assassine nichts gutes. Aber ich verdrängte diesen Gedanken! Es gab eine Liste mit Schiffen und entsprechende Einträge für Aufträge und ähnliches.

Plötzlich bat Lucius Haytham, uns kurz alleine zu lassen. Das machte mir dann doch etwas Angst, ich meine, ich hatte keine Angst vor dem Mann an sich, ich wusste nur nicht, was jetzt so schlimmes kam, dass mein Verlobter nicht dabei bleiben durfte. Doch er klärte mich schnell auf. Es gab noch eine kleine dezente Unterkategorie, welche sich mit … nunja... nicht unbedingt legalen Dingen beschäftigte. Das fand ich am spannendsten.

Lucius reichte mir, um mich zu testen, eines der Geschäftsbücher und bat mich, entsprechende Berechnungen für Einkauf- und Verkaufspreise zu machen. Und ich konnte meine Buchführungsqualitäten unter Beweis stellen, auch wenn in dieser Zeit das Ganze etwas anders abläuft. Ich kam ganz gut zurecht damit und hätte hier noch Stunden verbringen können. In den nächsten Tagen, oder besser Wochen sollte ich die hier anwesenden Geschäftspartner kennenlernen. Endlich eine Aufgabe für mich, ich freute mich schon!

Gegen späten Nachmittag erschienen Faith und Shay wieder und sie sahen ziemlich mitgenommen aus. July stürmte auch gleich auf die Beiden zu und verlangte nun endlich ihre Torte, auf die sie so lange warten musste. Lucius hatte ihr immer wieder zu verstehen gegeben, dass gewartet wird, bis ihre Eltern wieder daheim sind. Warum Kinder auf ihre Großeltern hören, war mir ein Rätsel. Diese Fähigkeiten bekommt man anscheinend wirklich erst im Alter und ich musste dabei grinsen.

Faith war in der Küche verschwunden und kam mit einem Glas Portwein in der Hand wieder zu uns. Soweit kommt es noch, Alkohol bei dem Antibiotikum, nichts da! „Vergiss es, keinen Alkohol für dich, du bist immer noch krank und wo warst du eigentlich?“ fragte ich maulig, verabschieden konnte man sich schon noch. „Alex es ist nicht wichtig, komm feiern wir Geburtstag“ dieses falsche Lächeln war schlimmer als die Lüge. Etwas stimmte nicht und ich würde ihr doch gerne helfen!

Doch auch ich riss mich zusammen und der weitere Nachmittag verlief entspannt. July freute sich riesig über ihre Geschenke. Eine kleine Morrigan für die Badewanne, ein Pferd auf Rollen, welches auch gleich ausgiebig getestet wurde, ein kleiner silberner Vogelanhänger von Lady Melanie. Leider sah Cadan nicht so begeistert aus, er verstand einfach noch nicht, warum er nichts bekam. Als aber Faith vorschlug, später ein Bad zu nehmen, damit sie beide mit der Morrigan spielen konnten, war die Welt erst einmal wieder für ihn in Ordnung. Und wie sollte es anders sein, July freute sich so doll, dass sie ihrer Mutter von hinten um den Hals fiel und ihr gleich ihre Freude ins Ohr brüllte.

Die kleine Maus war so aufgeregt, dass sie anfing auf Faith herum zu klettern. Ein „July“ von ihrem Opa reichte dann aber, mich ignorierte sie in diesem Moment, was aber nicht weiter schlimm ist.

Und dann kam das Abendessen. Leider gab es Hase! Ich erwähnte es ja bereits, ich kann diese Tiere einfach nicht essen. Aus Höflichkeit und Anstand nahm ich ein paar Bissen und meinte nur, dass mir das Korsett einfach alles verschnürte. Danach war es Zeit für das Bad der Kinder. Ich blieb mit Haytham und Lucius noch im Salon und wir unterhielten uns über die nächsten Lieferungen und dass ich in den kommenden Tagen die anderen Geschäftspartner hier kennenlernen sollte.

Dann endlich erschienen Faith und Shay wieder als die July und Cadan im Bett waren. Und jetzt wollte ich eine Antwort! Ich bekam sie, aber mir verschlug es die Sprache. Caroline war gegangen, nachdem Shay ihr sagte, sie solle zu den Grants gehen, sprich zum Appel Pie. Doch sie schien andere Pläne gehabt zu haben, so sah es zumindest aus. Bei einer Bettlerin fand Faith den kleinen Cillian, fast erfroren und einen Brief von ihrer Freundin. Einen Abschiedsbrief!

Diesen reichte Faith nun meinem Verlobten, damit er ihn begutachten konnte mit seinem Blick. In diesem Moment war ich froh, dass dieser erweitert worden war und wir auch schon ein wenig Zeit hatten, ihn zu trainieren. Unvermittelt erhob er sich und meinte nur „Kommt!“ er war schon fast draußen, als ich ihn aufhielt und meinte, dass ich so wohl schlecht mit könnte. Also ging ich mit Magda schnell nach oben und fischte den Ornat von Faith aus dem Schrank. Warf mir meine Waffen und meinen Mantel über und beeilte mich, die Treppe wieder hinunter zukommen. Wie sollte es anders sein, die Blicke von Shay und meinem Templer waren genervt und ich wusste, dass würde nachher wieder Ärger mit Haytham geben.

Wir vier gingen nun hinaus, zurück blieb Master Williams, um auf die Kinder aufzupassen, falls hier etwas passieren sollte.

Haytham nahm die Dächervariante und ich musste mich wieder an solche Kletterpartien gewöhnen. Ich war verweichlicht und beneidete Faith um ihren Haken, ich sollte beizeiten nachfragen, ob ich einen baugleichen haben konnte! Wir aktivierten unsere Blicke und ich machte ein paar Assassinen aus, welche uns gefolgt waren. Ohne Worte war klar, dass wir uns aufteilten und sie so in einen Hinterhalt locken konnten, endlich mal etwas richtiges zu tun! Es war befreiend... „Eigentlich werden wir nicht viel zu tun haben, die zwei werden uns keinen übrig lassen“ aber ich meinte nur, dass es vier sind und jeder einen abhaben könnte, gerecht geteilt würde ich mal sagen.

Mir wurde ja oft Unvorsichtigkeit vorgeworfen, aber diese Truppe hier war auch nicht besser. Sie schlichen sich zwar heran, bemerkten uns aber wohl überhaupt nicht. Also war es ein leichtes, dass ich mir einen schnappte und ihn leise gen Hel schickte! Faith hatte ebenfalls einen erwischt und dann sah ich, dass vor meinem Templer einer der anderen Meuchelmörder kniete und bekam noch mit, wie dieser höhnisch grinsend meinte „Schöne Grüße vom Duke, er weiß wo ihr und eure Hure sich verstecken!“

 

New York – Kapitel 7

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Finger weg von meiner „Jackdaw“!




Zum ersten Mal wurde ich Zeuge, wie mein Verlobter jemanden ermordete. Er tat es einfach und ich sah, dass es wirklich nur seine Professionalität war, keine Genugtuung oder Rache oder ähnliches. Er tat es, weil es jemand machen musste! Alex, wir haben jetzt wirklich ein Problem! Meinte er lautlos.  Ja, ich habe es gehört. Dann sollten wir uns schnell darum kümmern. Und mir kam meine Jackdaw in den Sinn. Sie war nicht mehr in dem geschützten Bereich des Forts, sondern in den Trockendocks! In mir keimte Panik auf und ich wäre am liebsten sofort dorthin, aber Shays Frage, ob er uns dabei helfen könne, riss mich aus meinen Gedanken.

Haytham war wieder in seiner Templerrolle und meinte kalt, dass die beiden jawohl eine Aufgabe hätten und sich darum kümmern sollten. Du meine Güte, er hatte doch nur gefragt! Er kletterte hinunter in eine der Gassen und blieb abrupt stehen! Und dann sah ich, dass in dem ganzen Dreck eine Frau lag, man hatte ihr die Kehle aufgeschlitzt. In Faith Gesicht sah ich, WER das sein musste. Caroline, ihre Freundin! Bei Odin, wer sowas macht, wird jetzt keine Ruhe mehr haben. Doch leider konnte mein Templer nichts an Spuren ausmachen, was seltsam war, sein Blick war eigentlich sehr ausgebildet. Aber auch ich sah nichts!

Er gab mir nur den Befehl, Faith wieder zurück zubringen, er und Shay würden sich um die tote Frau kümmern! Ich nahm meine Schwester in den Arm und ging mit ihr durch die Straßen Richtung Fort Arsenal. Ich redete beruhigend auf sie ein, aber sie hörte nicht zu, sie war in Gedanken einfach zu weit weg. Als wir uns dem Fort näherten, vernahmen wir Kampflärm und rannten beide wie aufs Kommando los. Dort angekommen wimmelte es von Assassinen, welche sich mit den Wachen angelegt hatten. Ich machte einfach kurzen Prozess, ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen, dass diese Assassinen hier nichts mehr mit mir gemein hatten! Faith hatte sich wieder im Griff und kämpfte sich ebenfalls durch.

Am Tor trafen wir dann auf Lucius, doch er wusste nicht, WER das war. Seine Vermutung war, dass es Gefolgsleute des Dukes sein müssen. Ja, super! Das hatte ich ja toll hinbekommen, eine Plage beseitigt und die nächste angezogen! Ich war mal wieder sauer auf mich selber, ich brachte hier Menschen in Gefahr, welche nichts dafür konnten!

Als dann wieder Ruhe herrschte, gingen wir hinein, Master Williams schien eine fiese Verletzung an der Schulter zu haben. Meine Freundin verschwand kurz, um alles für die Behandlung zu holen. Für einen Moment war ich mit ihrem Vater alleine und ich fragte ihn, ob er eventuell irgendwelche Namen aufgeschnappt hatte. Doch er verneinte und meinte, dass sich das sicher jetzt klären wird. Dann erschienen auch schon mein Verlobter und der Ire.

Auch meine Freundin hatte alles beisammen und trat wieder ein. Kurzerhand erhob mich Faith in die Stellung einer Assistentin und ich half ihr, naja, ich reichte ihr an, damit sie die Wunde versorgen konnte. Es dauerte auch nicht lange und ich sah ein Strahlen über ihr Gesicht fliegen! Sie war in ihrem Element, doch durfte sie es nicht mehr in die Tat umsetzen. Sonst würde immer noch der Scheiterhaufen auf sie warten! Diese Justine ist … lassen wir das, ich hoffte, mir drohte nicht ähnliches mit Zoe oder Jones!

Als wir dann alle im Salon saßen, erzählte Haytham Master Williams in Ruhe, was vorgefallen war und dass Caroline leider bereits tot war. Ich sah, dass Faith sich zusammenreißen musste und sie tat mir unendlich leid. Sie nippte immer wieder an dem Whiskey, ich ließ sie aber gewähren, doch einen tadelnden Blick bekam sie hin und wieder von mir. Aber er tat ihr gerade gut, das war das Wichtigste.

Dann kam mir plötzlich ein Gedanke, welcher vermutlich etwas absurd klang, aber er ließ mir keine Ruhe. „Könnte es sein, dass der Duke wusste, dass Caroline zu euch gehört und sie deshalb getötet hat, um uns nach draußen zu locken, damit er das Fort angreifen kann?“ Was aber wiederum wirklich etwas absonderlich wäre. Er wollte ja Rache an Haytham und mir und nicht... Oh bei Odin, wenn es wieder so ein Irrer ist, der sich einfach eine Schneise frei schnetzelt, nur um Genugtuung zu bekommen, dann hatten wir ein ernstes Problem jetzt!

„Und ich muss dringend zu meinem Schiff. Haytham, wenn die Wind davon bekommen haben, wo wir sind, dann wissen die auch, wo die Jackdaw ist. Das Ganze geht mir eigentlich viel zu schnell, der Duke selber dürfte doch gar nicht hier sein, oder?“ die Angst um mein Schiff nahm jetzt wieder Überhand und Haytham beruhigte sie nicht wirklich mit seinen Worten „Eigentlich nicht, nein. Aber ich habe schon länger nichts von ihm gehört, also wäre es sicher möglich, dass er hier in der Nähe ist. Vielleicht weil er mal wieder Schmuggelaufträge an Land gezogen hat.“ kam es nachdenklich von meinem Verlobten.

„Ich muss los, es tut mir leid, aber ich kann die Brig nicht unbewacht lassen!“ meinte ich nur und ging einfach hinaus. Es war wie damals, als diese Truppe Stümper und die anderen Assassinen aus Hessen mein Schiff belagerten. Ich würde das nicht zulassen! „Alex, warte doch. Willst du da wirklich alleine jetzt noch hin?“ hörte ich Haytham hinter mir rufen. „Ja, will ich. Komm mit, oder lass es. Aber ich GEHE!“ und damit war ich aus der Tür. Ein lauter Fluch, welcher mich als stures Weibsbild betitelte, kam noch aus seinem Mund, doch er folgte mir.

Es war kein weiter Weg, die Docks waren am Hafen und ich sah mein Schiff schon von weitem. Ich kletterte auf eines der zu reparierenden anderen Schiffe, damit ich einen besseren Überblick bekam und hockte mich hin. Dann ließ ich meinen Blick über die Gegend hier wandern und siehe da, einige rote Punkte taten sich auf. Auf einem der Dächer der nahegelegenen Lagerhäuser sah ich zwei, auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren ebenfalls zwei und ich machte nochmal 5 vor meinem Schiff aus.

Leise stieg ich wieder hinunter. Ich übernehme die beiden dort auf dem Dach und du bitte die dort drüben, an der Hauswand. Meinte ich lautlos zu meinem Templer. Sei bitte vorsichtig, Alex! Kam es nur von ihm mit einem kurzen beruhigenden Kuss. Dann verschwand ich zwischen den Seilrollen und den kleinen Schuppen. Als ich auf dem besagten Dach endlich ankam, sah ich die beiden dort auf dem Bauch liegend, mein Schiff beobachten. „Diese Templer sind doch echt alle gleich, ein Schweinegeld haben die, aber sind beleidigt, wenn man ihnen EINMAL etwas wegnimmt! Wir wären ohne dieses Pack besser dran, ich sags dir Tommy!“ meinte der eine vor mir. „Vielleicht sollten wir dieses Weib mal mitnehmen und ihr zeigen, wohin sie eigentlich gehört!“ kam es ekelig süffisant lachend von diesem Tommy. Waren die beiden wirklich so taub, oder taten sie nur so. Ich stand nun über ihnen und ließ einfach meine beiden versteckten Klingen vorschnellen. Noch bevor die beiden sich umdrehen konnten, hatte ich ihnen die Schneiden in die Nacken gerammt beim Hinknien und sie waren auf der Stelle tot. Vorsichtig lugte ich hinunter und sah, dass auch mein Verlobter sich bereits der beiden Herren dort entledigt hatte.

Ich kletterte schnell wieder hinunter und zusammen schlichen wir Richtung Brig. Und, war es schwer? Fragte er mich grinsend. Nein, die hiesigen Assassinen müssen schwerhörig sein, oder blind oder beides. Meinte ich ebenfalls breit grinsend. Sieh an, sie sind schon hinein geklettert. Haytham, übernimm die beiden hier unten noch und ich versuche über eine der Kanonenluken hinein zu gelangen. Ich hatte gesehen, dass sich die drei anderen noch im Zwischendeck aufhielten. Wie immer, komm heile wieder, mi sol! Seine Hand drückte meine und ich verschwand hinter meinem Schiff und kletterte hinauf.

Meinen Blick ließ ich hier aktiviert, es war stockdunkel. Aber ich kannte mich auf meiner Brig aus, also konnte ich auch nicht unbedingt stolpern. Ich hörte die drei über mir, wie sie irgendwas suchten und hektisch hin und her eilten! Ich schritt auf die schmale Treppe zu und schaute vorsichtig nach oben. Sie durchwühlten einige noch übrig gebliebene Vorratskisten. Das war mir egal, die konnten sie meinetwegen haben. Ansonsten gab es hier definitiv NICHTS mehr was diese Meute interessieren könnte.

„Das ist doch sinnlos, dieser Typ hat einen Haufen Schotter und hier ist nichts von Wert zu finden! Hoffentlich haben die anderen bei dem Verräter mehr Erfolg!“ Sie hatten sich tatsächlich aufgeteilt. Jetzt teilten sie sich plötzlich auch auf und einer kam auf die Stufen zu, ich versteckte mich und wartete, bis er ganz hier unten war. Dann griff ich seinen Hals von hinten und zog meine Klinge über seine Kehle. Mit einem Röcheln ließ ich ihn zu Boden gleiten, doch ich hatte Pech, die letzten Zentimeter fiel er, er wurde zu schwer. Mist verdammter!

Ich zog ihn in eine Ecke und wartete einen Moment, aber die anderen beiden schienen nichts gehört zu haben. Einer war jetzt hinauf aufs Oberdeck und der andere war in Richtung Bugseite unterwegs. Ich stieg die Treppe hinauf und schlich mich leise an diesen Typen heran. Hatte ich erwähnt, ich könne nicht so leicht stolpern? Vergesst es, irgendjemand hatte mitten im Weg hier sein Werkzeug liegen lassen. Scheppernd trat ich dagegen und alarmierte den Herren vor mir und natürlich auch den anderen oben. Doppelter verdammter Mist!

„Ah, haben wir hier etwa noch eine Verräterin, ja? Ist dieser Kenway also besser im Bett als wir, oder liegts an seiner Kohle? Mädchen, du weißt doch gar nicht, was du alles verpasst!“ meinte er breit grinsend und kam auf mich zu. Warum dachten die Typen eigentlich immer so kleinkariert? Hier konnte ich sein Gesicht sehen, es schien ein wenig der Mond hinein. Und ich hätte mir am liebsten meine Augen ausgestochen, jasses, war der Typ hässlich! „Oh, ich verpasse gerne die ganz hässlichen Idioten, danke.“ Dann ging ich einfach in den Angriff über und mein Schwert fand immer wieder sein Ziel mit Leichtigkeit. Mit großen Augen versuchte sich dieser Neandertaler ohne Zähne zu verteidigen, aber er hatte nicht mit meinen Fähigkeiten gerechnet.

Etwas beengt war es hier schon, aber ich konnte mich unter seinen Schlägen, dank meiner Größe, gut wegducken, gelangte hinter ihn und zog ihm so mein Schwert über die Kniekehle. Ein Aufheulen und seine Beine klappten zusammen. „Du blöde Schlampe, dir zeig ichs...“ und er versuchte sich mein Bein zu schnappen, doch ich trat ihm mit voller Wucht ins Gesicht und hörte es knirschen und wieder ein Jaulen. Jetzt hatte ich ihn soweit und mit einem schnellen Schritt stand ich wieder hinter ihm und durchtrennte seine Kehle.

Ich atmete kurz durch und sah mich um, wo war jetzt der andere? Wollte der nicht auch noch mitmachen? Doch dann fiel mir ein, dass ich ja nicht alleine hier war. Ich machte meinen Verlobten auf dem Oberdeck aus, der letzte dieser Assassinen kniete vor ihm und atmete schwer. „Und jetzt solltet ihr besser den Mund aufmachen!“ meinte Haytham kalt und drehte das Gesicht des Mannes in meine Richtung, als ich die kleine Treppe hinauf ging. Dessen Augen wurden groß, als ich langsam auf ihn zukam.

„Ich hasse es, wenn man mir meine Sachen klaut, wegnehmen will und ungefragt auf mein Schiff latscht! Also, wo ist euer verehrter Duke, hmmmm? Sprecht schon, oder soll ich euch noch ein paar nette Narben schenken?“ meinte ich in einem so kalten Ton, der mich wieder selber erschauern ließ. „Euch werde ich überhaupt nichts sagen, Templerschlampe! Ihr seid nicht besser als dieser Cormac! Alles Verräter!“ und er spukte mir vor die Füße.

Was machen wir jetzt mit ihm? Weiter verhören oder ihn erledigen? Fragte mich mein Verlobter jetzt wieder lautlos. Ich will Antworten, lass ihn uns in die Kajüte bringen und an einen Stuhl binden. Haytham zog ihn hoch und erstaunt sah er sich um. „Was wird das, kann ich gehen?“ fragte er dümmlich grinsend.

„Ja, in meine Kajüte und dort werden wir uns ein wenig unterhalten, was meint ihr?“ grinste ich ihn böse an. Ich sah, dass er schwer schlucken musste, ich hoffte, dass ich nicht auch noch rote Augen hatte. So fühlte ich mich nämlich gerade, in mir war etwas böses aufgewacht.

Wir banden ihm Arme und Beine an den Stuhl und das ziemlich stramm. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass man sich sonst schneller befreien konnte, als den Aufpassern lieb war. „So, dann wollen wir mal anfangen.“ meinte ich nur und lächelte ihn kalt an, dabei hatte ich mein Stiefelmesser gezückt und hielt es ihm vors Gesicht.

Alex, nicht übertreiben. Lass es langsam angehen und atme tief durch. Haythams Stimme in meinem Kopf beruhigte mich ein wenig und ich atmete langsam.

„Wo ist der Duke of Ironside gerade? Wie es scheint, nicht in Philadelphia, sonst hättet ihr hier alle nicht so schnell wissen können, wo wir sind! Also... WO IST ER?“ meinte ich eiskalt und funkelte den Mann vor mir an. „Ich... woher soll ich das wissen...“ kam es jetzt etwas zitternd von meinem Gefangenen. „Weil du ihn kennst und du zu seinen Stiefelleckern gehörst, du Idiot! Also... nochmal! WO IST ER?“ und ich drückte die Messerklinge langsam fester an seine Wange, knapp unterhalb des Auges.

„Ihr werdet mich doch sowieso umbringen, also brauche ich auch gar nichts sagen. Na los, macht schon, dann hab ichs hinter mir.“ und das war mein Stichwort. Ich schritt hinter den Stuhl, kniete mich hin und griff nach seiner rechten Hand und dem ersten Finger. Langsam, ganz langsam verdrehte ich den Daumen und hörte ihn zischend Luft holen. Mit einem leichten Schwung drehte ich den Finger ganz herum und hörte es knacken und der Mann vor mir heulte auf.

„Ihr habt noch mehr Finger und ich habe viel Zeit. Also, erzählt mir, was ich hören will!“ kam es wieder böse aus meinem Mund. „Ich... bin nur ein Laufbursche... mir ...“ doch ich nahm den nächsten Finger und machte kurzen Prozess. Ein Keuchen von ihm zeigte mir, er hatte Schmerzen, sehr schön! „Er sagt nie....“ der nächste Finger war dran! „Ahhhh, verdammt... du dämliche Templerhure! Was soll das?“ schrie er mich plötzlich an. Wenn sich Haytham bisher in Zurückhaltung geübt hatte, dann war es mit dieser jetzt vorbei. Er verpasste dem Typen einen rechten Haken, der sich gewaschen hatte und ich musste einfach fies grinsen.

„Wofür war das denn, du scheiß ...“ brüllte er meinen Verlobten an. „Dafür, dass du meine Verlobte schon wieder beleidigst und das auch noch in meiner Gegenwart!“ sagte er in seiner kalten Templerart, wenige Zentimeter vor dem Gesicht des Gefesselten!

Doch der nächste Knochen an seiner Hand musste dran glauben! So langsam gingen mir die Finger aus und ich überlegte schon, was ich als nächstes nehmen würde. Von dem Assassinen hörte ich plötzlich nur ein Würgen und ein unangenehmer Geruch stieg mir in die Nase, auch Haytham verzog angewidert das Gesicht und wandte sich etwas ab. „Bei Odin, was seid ihr nur für ein Weichei. Es gibt noch ein paar Knochen, ich habe immer noch Zeit!“ vorsorglich nahm ich das nächste noch heile Körperteil in die Hand. Schwer atmend hörte ich nur ein „Er ist... in dem großen Anwesen... im East Village... gehörte mal einer Jensen! Und jetzt lasst mich gehen!“ Den Gefallen konnte ich ihm leider nicht tun und erhob mich langsam hinter ihm. Mein Blick glitt langsam zu Haytham und er nickte unmerklich. Dann zog ich mein Messer über den Hals des Assassinen!

New York – Kapitel 8

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Ein neuer Einwohner in der Stadt



Ich ging ein Stück zurück und aus der Kajüte hinaus, ich brauchte kurz frische Luft. Mein Verlobter kam langsam hinter mir her. „Alex, sieh mich an. Es ist erledigt!“ meinte er nur und nahm mich in den Arm. „Bei Odin, warum finde ich das gerade so befreiend? Ich habe es... sogar ein bisschen genossen, es war wie eine Genugtuung...“ ich versuchte mir selber einen Reim auf mein Handeln zu machen. „Aber auf der anderen Seite, tun mir diese Männer leid. Es ist gerade ein wenig verwirrend!“

„Das wird es hoffentlich auch immer bleiben, wenn man erst aus Gewohnheit tötet ohne jegliches Gefühl, wäre es noch viel schlimmer.“ kam es in einem beruhigenden Ton von Haytham. „Was machen wir jetzt mit den Leichen? Wir können sie schlecht hier lassen.“ fragte ich, der Gedanke kam mir plötzlich. „Ich habe dafür einige Helfer. Komm, du wirst sie kennenlernen und dann weißt du auch, wer dir bei solchen Angelegenheiten helfen wird in Zukunft!“ damit nahm er meine Hand und zog mich vom Schauplatz des Geschehens fort. Die anderen vier Leichen hatten wir schon versteckt, also würden wir noch einen Moment haben, bevor hier jemand Verdacht schöpfen würde.

Wir gingen durch die Straßen, hinein in die ärmeren Viertel und kleinen dreckigen Gassen. Es war wie in einem typischen alten Krimi mit Hinterhofatmosphäre, als wir an einem schäbigen Haus ankamen. Der Großmeister klopfte und wir mussten eine Weile warten, ehe im oberen Stockwerk ein Fenster geöffnet wurde. „Wer stört um diese Uhrzeit?“ brüllte eine tiefe Männerstimme nach unten. „Haytham Kenway!“ rief er nur zurück, aber in seinem Tonfall lag der Befehl, SOFORT zu öffnen. „Oh verzeiht, ich habe euch nicht gleich erkannt, Master Kenway!“

Kurz darauf standen wir in einem schummrigen Ess- und Wohnzimmer. Ein etwa 50-Jähriger braunhaariger Mann saß uns gegenüber, nachdem man mich auch noch vorgestellt und begrüßt hatte. Sein Name war Thomas Edgyu, gebürtiger Brite und seit 10 Jahren hier. Er hörte Haythams Bericht zu und nahm die Anweisung entgegen, die Leichen zu entsorgen. Das ging ja schnell, dachte ich nur.

Als wir dieses Haus verließen, war es weit nach Mitternacht und ich spürte die Müdigkeit allmählich in meinen Knochen und auch meinem Geist. „Ich bin so wahnsinnig erschlagen jetzt, ich will nur noch ins Bett, mi amor!“ meinte ich beim Gehen an ihn gelehnt. „Das glaube ich dir gerne, mir geht es nicht anders. Dann lass uns zusehen, dass wir schnell zum Fort kommen!“ meinte er jetzt grinsend und zog mich hinter sich her. Haytham vergaß gerne mal, dass ich nicht so lange Beine wie er hatte. Doch ich hielt einiger Maßen Schritt. Leise öffneten wir die Tür, es war alles ruhig und alle anderen schienen schon zu schlafen.

Wir wollten gerade hinauf, als Mrs. Marge im Gang zur Küche auftauchte und uns erstaunt ansah. „Master Kenway, Mrs. Frederickson? Ihr kommt aber spät zurück, ist alles in Ordnung? Braucht ihr etwas?“ fragte sie besorgt, als sie auf unsere etwas schmuddelige Kleidung sah. „Danke, wir brauchen nichts. Es war nur eine harte Nacht in der Taverne. Ihr wisst ja, Männer!“ meinte ich zwinkernd und sie grinste breit. „Gute Nacht, Marge!“

Als ich endlich im weichen Bett lag und mich an Haytham schmiegte, hörte ich die anerkennenden Worte „Du hast dich heute als echte Templerin bewiesen, Alex. Ich bin stolz auf dich und ich liebe dich über alles!“ und bekam einen vorsichtigen Kuss in meine Halsbeuge mit anschließender Gänsehautgarantie. „Danke!“ war alles was ich darauf sagen konnte und schob mich enger an meinen Verlobten und drückte seine Hand. „Ich liebe dich auch, Haytham.“ und dann fielen mir die Augen zu.

 


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Der Tag nach Carolines Tot

20. Dezember 1762



Ich wurde durch ein Poltern geweckt und wollte schon meckern, dass ich mich beizeiten bei Faith für dieses Wecken rächen werde! Doch es war Haytham der für diesen Krach verantwortlich war. Als ich mich aufsetzte, sah ich nur, dass er am Fenster stand und hinaus starrte. „Was ist los?“ fragte ich plötzlich alarmiert, neben ihm stand seine Reisetruhe, sie war offen. Nichts ungewöhnliches, aber sie war nicht so ordentlich, wie er sie gestern Abend noch hinterlassen hatte.

Ich sprang aus dem Bett und eilte, ohne auf eine Antwort zu warten, zu meiner eigenen. Sie war ebenfalls durchwühlt worden! Aber Odin sei Dank hatte ich hier nichts wichtiges drin. Alle Schriftstücke oder ähnliches bewahrte ich in meiner Stahltruhe auf, welche sich im Templerzimmer versteckt hinter einer zweiten Wand befand. Shay hatte es mir angeboten, als ich auf die Wichtigkeit hingewiesen hatte.

„Haytham, fehlt etwas? Wer hat hier eingebrochen? Und... warum?“ ich stellte mich neben ihn und sah ihn fragend an. „Ich vermute, dass es doch einer dieser Lakaien geschafft haben muss, hier einzudringen, ohne bemerkt worden zu sein. Aber, weißt du was wieder seltsam ist? Ich kann keine Spuren sehen, es ist, als wäre hier ein... Geist gewesen, doch DESSEN Spuren könnte ich sehen.“ sprach er völlig gedankenverloren und seine Augen zeugten von deutlicher Skepsis und Verwirrung.

Schon gestern war es eigentlich eigenartig, dass er keine Spuren ausmachen konnte. Mir kam aber ein anderer Gedanke. „Haytham, ich könnte mir denken, warum hier jemand die Sachen durchwühlt hat und warum man auf der Jackdaw ebenfalls gesucht hat.“ meinte ich jetzt etwas erleichterter. „So? Dann klär mich bitte auf, ich tappe nämlich noch völlig im Dunkeln.“ kam es immer noch sauer von meinem Verlobten. „Ich habe Seekarten, persönliche Notizen und das Logbuch der HMS Iron Duke an mich genommen. Ich gehe davon aus, die Damen und Herren hätten sie gerne wieder in ihrem Besitz.“ erklärte ich ihm die Sachlage.

„Alex, das ist es. Wir sind noch gar nicht dazu gekommen, die ganzen Dinge genauer zu inspizieren! Wo sind diese Unterlagen eigentlich?“ Haytham war sichtlich optimistischer jetzt. „Sie sind in meiner gesicherten Truhe unten. Shay hatte sie dort verstecken lassen, weil sie einfach zu wichtig ist.“ mein Verlobter gab mir einen freudigen Kuss und hob mich hoch. „Für so vorsichtig und umsichtig hatte ich dich gar nicht gehalten, Mrs. Frederickson.“ grinste er mich jetzt breit an.

„Danke, Master Kenway, aber ob ihr es glaubt oder nicht, auch ich weiß, wie man ein Geheimnis hütet!“ damit bekam er von mir ebenfalls einen freudigen Kuss und so umschlungen standen wir einfach da. Ich musste diese Idylle leider unterbrechen, meine Füße froren gleich ab und wieder einmal machte ich mir eine Notiz, dass ich dringend Hausschuhe hier brauchte.

Magda klopfte zögerlich und kündigte an, dass das Frühstück fertig sei. „Eigentlich würde ich...“ kam es raunend von Haytham, doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Dazu haben wir später sicherlich noch Zeit, mi amor.“ und schenkte ihm ein Lächeln, welches keine Missverständnisse aufkommen ließ. „Ich nehme dich beim Wort, das weißt du!“ und seine Hand nahm meinen Hintern in Beschlag und drückte zu.

Ich lief knallrot an, meine Gedanken waren schon wieder in der Kloake versunken. Unten im Esszimmer trafen wir das übliche geordnete Chaos an. Ich hatte meine provisorische Zofe noch gebeten, meinen Ornat zu reinigen, der sah im Hellen betrachtet, wirklich schäbig aus nach der Nacht.

Faith kam auch gleich ohne Umschweife auf mein Schiff zu sprechen. „Und? Konntet ihr die Jackdaw vor diesen Leuten beschützen?“

„Ja, es waren jetzt auch nicht so wahnsinnig viele von ihnen. Neun insgesamt und mit einem hatten wir noch einen netten Plausch!“ grinste ich sie breit an und vernahm neben mir ein Schnauben. „Diese Frau hat es Faustdick hinter den Ohren, dem Kerl wurden die Finger einzeln gebrochen, damit er redet!“ doch er grinste mich an und Shay sah mich ebenfalls mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Was? Sollte ich ihn lieb fragen und auf einen Tee einladen? Aus dem Alter bin ich nun wirklich raus und... wenn ich ehrlich bin, hier kann ich meine erlernten und trainierten Fähigkeiten endlich vernünftig einsetzen.“ meinte ich etwas maulig! „Hat er wenigstens auch den Mund aufgemacht?“ fragte mich meine Schwester einfach. „Ja, hat er und der Duke ist tatsächlich nicht mehr in Philadelphia, sondern HIER. Und ihr werdet es nicht glauben, in welchem Anwesen er Hof hält!“ sagte ich in Richtung Shay. „Hopes Anwesen, schätze ich mal. Dort wurde vor ein oder zwei Wochen tatsächlich von einem möglichen Einzug eines neuen Besitzers gesprochen. Verdammt, ich hätte dem mehr nachgehen sollen. Es tut mir leid, Master Kenway!“ kam es entschuldigend.

„Woher solltet ihr das wissen, Shay?“ sagte Haytham in seinem privaten Tonfall dem Iren gegenüber. „Aber ich denke, Alex und ich sollten uns dort einmal umsehen. Der Morgen ist wie geschaffen dafür.“

„Und ich habe auch noch ein paar Besorgungen zu machen, das passt perfekt, Haytham.“ lächelte ich an. Faith und Shay wollten Cillian wie versprochen besuchen und machten sich auch nach dem Frühstück auf. „Wenn ich fragen darf, mi sol. Was musst du noch besorgen?“ sein fragender Blick war Goldwert. „Ich brauche noch Geschenke für die Kinder, Haytham. Ich hatte eigentlich vorgehabt, July die Puppe zu Weihnachten zu schenken. Aber ich muss gestehen, in dem ganzen Vorbereitungstrubel bei mir, sind alle andere Feierlichkeiten vergessen gewesen!“

Wir machten uns zu Fuß auf den Weg, ich brauchte ein wenig frische Luft und auf dem Weg zum Anwesen, kamen wir an genügend Läden vorbei, in denen ich auch fündig wurde. July bekam noch eine Miniaturausgabe ihres Pferdes auf Rollen aus Holz und Cadan würde einen weiteren Satz Zinnsoldaten erhalten. Sie waren wunderschön bemalt und ich staunte über die präzise Arbeit, es war alles handgefertigt. Fantastisch, wenn ihr mich fragt!

Als wir in die Nähe von East Village und dem besagten Anwesen kamen, wurde die Atmosphäre etwas anders. Hier lebten die besser betuchten Bürger und das bekam man auch zu spüren. Wir hielten uns ein wenig bedeckt, damit wir ein bisschen von den Gesprächen der Passanten mitbekamen. Oft ist es ja, dass man so auch schon erfährt, wer wo wohnt oder auch andere interessante Neuigkeiten und Tratschgeschichten.

Und tatsächlich unterhielten sich zwei Damen über den neuen Zuzug in der Stadt und schwärmten von dem Anwesen. Von ihm selber hätte man ja nur kurz die wehenden Rockschöße gesehen, welche aber sehr nobel ausgesehen haben sollten. Man freue sich außerdem, wenn der erste Empfang oder ähnliches anstand. Seine Tochter war ja in einem heiratsfähigen Alter.

Seine Tochter? Soweit wir wussten, war er zwar verheiratet, aber hatte keine Kinder. Woher kam plötzlich der Nachwuchs? Leider erfuhren wir nichts weiter und gingen ein bisschen um das große Grundstück herum. Haytham kannte es noch grob, aber meinte, es sei schwierig, dort hinein zu gelangen. Gerade jetzt war es besser bewacht, als der Tower in London! Und es gab auch nicht wirklich eine Möglichkeit über diese riesige Mauer zu kommen. Etwas frustriert machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Fort Arsenal, es wäre bald Mittag!

Doch mein Verlobter führte mich einmal quer durch die Gassen und wir standen vor einem Geschäft, welches hochwertige Kleider anbot. „Haytham, ich habe Kleider genug.“ lächelte ich ihn an, doch seine Reaktion war völliges Erstaunen. „Alex, willst du nur im Unterkleid zu unserer Hochzeit erscheinen?“ fragte er grinsend. „Nein, natürlich nicht. Aber ich habe doch...“ er unterbrach mich. „Ja, ich habe gesehen, welche Kleider du dabei hast. Ich will aber ein anderes für dich.“ er zog mich hinter sich her in den Laden und der Besitzer machte ein freudiges Gesicht, anscheinend gut betuchte Kundschaft zu haben.

„Ich freue mich, dass ihr Weg sie in mein bescheidenes Geschäft führt. Was kann ich für euch tun, Sir, Miss?“ fragte der kleine Mann vor uns, der aussah wie ein Hobbit und ich musste mir ein Kichern verkneifen. „Ich suche ein Kleid für meine Verlobte zu unserer Hochzeit in einigen Tagen und mir wurde ihre Schneiderei empfohlen, Mr. Gready!“ Aha, davon hatte er mir gar nichts erzählt, aber ich war gespannt, was man mir so anbieten würde!

Es dauerte nicht lange und Mr. Gready reichte mir ein 2-teiliges Kleid, welches aus einem schwarzen Überrock und einem beigefarbenen Seidenoberteil bestand. Dieses war wie ein Gehrock geschnitten und fiel links und rechts über den weiten Überrock. Es sah fantastisch aus und ich musste auch nichts weiter sagen.

    

Die Anprobe fand kurzerhand auch gleich statt und nachdem noch hier und da kleinere Änderungen vorgenommen werden mussten, sollte das Kleid an uns geliefert werden in den nächsten Tagen. „Danke!“ meinte ich und gab Haytham einen langen Kuss, welchen er mit einer festen Umarmung erwiderte.

Jetzt gingen wir aber endlich zurück, es war schon spät geworden und wir würden jetzt nicht mehr pünktlich zum Mittagessen erscheinen. Wirklich eilig hatte ich es aber auch nicht, ich genoss die Zeit mit meinem Templer alleine einfach. „Wir müssen so langsam mitteilen, dass wir planen Silvester zu heiraten, mi amor. Ich möchte nicht noch länger damit warten. Sonst fühlt sich deine kleine Schwester überrannt und sie ist ja auch noch nicht wieder ganz gesund. Auch wenn ich im Moment noch Bedenken habe, wegen Caroline. Ihr Tod nimmt Faith ganz schön mit, sie tut mir so leid!“ meinte ich etwas geknickt und sah ihn an, auch Haytham überlegte, wann ein günstiger Zeitpunkt sei. Doch den würde es wohl vorerst gar nicht geben.

 

New York – Kapitel 9

 

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Große Neuigkeiten!

 

 

Wir sollten heute Abend, wenn die Kinder im Bett sind, das Gespräch darauf lenken, mi sol.“ sprach er nur und kurz darauf waren wir schon am Fort angelangt. Als wir eintraten, kam ein breit grinsender Ire die Treppe hinunter. „Master Cormac, ihr seht aus, als hättet ihr gute Nachrichten bekommen!“ meinte mein Großmeister ebenso grinsend. „Nicht unbedingt, aber... interessante Nachrichten.“ mehr sagte er nicht und ging an uns vorbei in sein Arbeitszimmer. Wir sahen uns beide fragend an und ich zuckte mit den Schultern. Wenn es wichtig gewesen wäre, hätte er es uns mitgeteilt!

 

Mi amor, ich werde uns noch etwas vom Essen besorgen, setz dich schon mal. Bin gleich wieder da.“ meinte ich freudig und verschwand in der Küche. Mrs Marge sah mich etwas säuerlich an. „Mrs. Frederickson, wir haben euch beim Essen vermisst. Aber wir haben euch etwas aufgehoben. Wartet im Esszimmer, ich bringe es gleich.“ sagte sie dann wieder etwas versöhnlicher und schob mich aus der Küche. Also gesellte ich mich zu Haytham und wir besprachen noch, dass wir heute Nachmittag einmal die persönlichen Unterlagen des Masters Montegue in Augenschein nehmen sollten. Das Logbuch hatten wir schon unter die Lupe genommen.

 

Mit gefülltem Magen ging es mir besser und ich konnte mich auch wieder besser konzentrieren. Also holte ich die Truhe aus ihrem Versteck und wir fingen an zu lesen. Dieser Herr war wirklich ein gerissenes Kerlchen. Er hatte überall noch Hintermänner und für jeden Helfer einen Helfershelfer. Das ganze war verzweigt über die ganzen Kolonien! Er schmuggelte Pelze, Tabak, Rum, feine Stoffe, Tee... eigentlich alles, was er finden oder erbeuten konnte.

 

Stolz berichtete sein Tagebuch auch von einigen Schiffen, welche das nasse Grab viel zu früh gesehen hatten und er sich die Ladung dann unter den Nagel reißen konnte. Master Montegue hatte seltsamerweise keinen festen Wohnsitz, er schien auf der HMS Iron Duke gelebt zu haben. Mein Verlobter wurde immer ärgerlicher, es waren auch ein paar Schiffe aus der Templerflotte darunter. „Das darf nicht wahr sein, wir sollten in Zukunft alle Schiffe nur noch mit Begleitschutz losschicken.“ Das gestaltete sich aber schwieriger als gedacht, es gab einige Handelsschiffe, welche leichte Bewaffnung hatten, doch nicht genug Begleitschiffe mit vielen Kanonen zum Beispiel.

 

Und wenn ich meine Jackdaw noch zur Verfügung stelle?“ fragte ich etwas kleinlaut, eigentlich wollte ich das nicht und ich war mir auch nicht sicher, ob es das war, was Edward gutheißen würde. „Nein, Alex, wir brauchen sie hier oder in unserer Nähe. Die Brig ist unersetzlich, wenn wir schnell von A nach B müssen. Und... ich kann das nicht verlangen und mein Vater...“ zu mehr kam er nicht und der Pirat stand zwischen uns. „Ich hätte zwar nichts dagegen ihr beiden, aber ihr braucht mein Schiff einfach selber. Eure Missionen sind noch lange nicht vorbei, dass wisst ihr ja!“ meinte er und verschwand wieder ohne ein weiteres Wort.

 

Dann ist es abgemacht, ich werde mich nach potentiellen Schiffen umhören, Alex. Und du tu bitte das gleiche, wenn du dich mit den Geschäften besser auskennst. Darüber wirst du sicher auch den einen oder anderen Kapitän kennenlernen, der jemanden kennt und helfen könnte.“ lächelte er mich jetzt an. „Bis dahin werde ich ein Schreiben an alle derzeit eingesetzten Schiffe senden, damit sie umsichtiger und vorsichtiger sind. Wer weiß, welcher Assassine als nächstes zuschlägt!“ Als alles wieder verstaut war, schloss ich die Truhe und schob sie zurück ins Versteck.

 

Im Eingangsbereich herrschte plötzlich Trubel und ich sah nicht zwei Kinder sondern plötzlich drei hier herumgeistern. Erstaunt sah ich zu Maggie und dann zu Faith. Der dritte Krümel in der Runde war Cillian, Carolines und Liams Sohn. Mein erster Gedanke war, jetzt wird es hier aber ganz schön voll und ich meinte ohne nach zudenken „Ich glaube, so langsam herrscht Platzmangel und wir sind euch lange genug auf die Nerven gegangen. Haytham, wir sollten schauen, dass wir eine andere Bleibe finden...“ mein Verlobter sah mich stirnrunzelnd an, für ihn schien das überhaupt keine Option oder überhaupt ein Gedanke gewesen zu sein.

 

Auch Faith schien sich über meinen Vorschlag zu wundern. „Ich meine es doch nur gut, Faith! Hier ist soviel los, da kannst du uns nicht auch noch mit umsorgen!“ meinte ich erklärend und erntete weitere fragende Blicke. WAS war so ungewöhnlich daran, wenn ich anbot mich vom Acker zu machen?

 

Kommt gar nicht in Frage, wir haben euch ja schließlich eingeladen. Naja Haytham, dass du ebenfalls mit anreist war ein großer Bonus und ich freue mich, euch hier zu haben. Ihr bleibt! Wir kriegen das schon hin!“ gab meine Schottin mal wieder stur wie sie ist von sich. „Aber dann lass mich dir wenigstens irgendwie helfen, dir geht es ja auch noch nicht wieder so gut und wage es nicht, mich dabei anzulügen!“ meinte ich breit grinsend.

 

Also bleiben wir jetzt, mi sol?“ fragte Haytham in einer Art, wo ich mich fragte, ob er gerade zugehört hatte und musste lachen. „Ja, mi amor, wir bleiben.“ ein Kuss sollte das bestätigen und ich bekam eine Umarmung, welche ein wenig... länger und intensiver war und mir ein leichtes Kribbeln über den Rücken jagte. Nur ungern löste ich mich von meinem Templer, doch ich hatte Lucius noch versprochen, mich mit den Geschäftsbüchern zu beschäftigen, damit ich nicht ganz unwissend vor die anderen Geschäftspartner trat.

 

Mit Faiths Erlaubnis konnte ich ihr Arbeitszimmer dafür nutzen und schloss mich mit den ganzen Papieren ein, es ging auch um die etwas andere Art des Warenaustausches. Ich prägte mir Zeiten, Liefermengen und Ziele ein, nur bei den Einkaufs- oder auch Verkaufspreisen kam ich ins stottern. Anscheinend handelte man diese immer erst vor Ort aus, so wie Haytham es mit seinem Weizen und dem Tabak ab und zu auch tat.

 

Ich machte mir einen Haufen Notizen, meist einfache Formeln und Eselsbrücken, damit ich Namen und Waren besser zuordnen konnte. Irgendwann klopfte es vorsichtig und ich hörte meinen Templer leise fragen, ob alles in Ordnung sei. Als ich aufsah, bemerkte ich erst, dass es schon dunkel war, aber wie viel Uhr es ist, entzog sich gerade meiner Kenntnis. „Ja, alles in Ordnung. Ich … bin nur irgendwie hier abgetaucht.“ ich öffnete die Tür und schaute in sein etwas besorgtes Gesicht. Doch als er mich sah, wie ich mit einem rauchenden, roten Kopf vor ihm stand, erhellte sich seine Miene.

 

Anscheinend ist es sogar egal, WELCHE Bücher man dir vorlegt. Hauptsache du kannst lesen, mi sol. Eine interessante Eigenschaft, das muss ich dir lassen. Aber du solltest jetzt eine Pause machen. Das Abendessen ist fertig!“ meinte Haytham und gab mir einen vorsichtigen Kuss und seine Hände legten sich um meine Taille. Ich spürte, dass sein Atem plötzlich schwerer wurde und seine Augen dunkel wurden. Ich hätte ihn jetzt gerne einfach hier ins Zimmer gezerrt und ihm meine Liebe gezeigt, doch das ging nicht. „Mi amor, später... ich muss noch die Bücher wieder verstauen und dann sollten wir die anderen nicht warten lassen.“ gab ich zähneknirschend von mir und sah ihn entschuldigend an.

 

Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich auf dich freue... nachher... im Bett... oder egal wo!“ meinte er schwer atmend „Doch, das glaube ich dir aufs Wort, ich kann es auch kaum abwarten!“ und unser Kuss wurde länger und leidenschaftlicher. Vorsichtig nahm ich seine Hände von meiner Hüfte „Später, Master Kenway! Ich werde auf jeden Fall dort sein, wo ihr mich haben wollt!“ dann ging ich zurück in Faiths Arbeitszimmer und sammelte alle Unterlagen zusammen. Dieses mal verstaute ich sie in einer kleinen Truhe hier, solange wie wir hier noch wohnten, würde ich des öfteren daran müssen.

 

Im Esszimmer war es trotz mittlerweile drei Kindern ruhig und gesittet. July wurde wie gehabt von ihrem Großvater im Zaum gehalten und Cadan und Cillian wurden von Faith und Shay im Auge behalten. Als das Essen beendet war, wurde der Nachwuchs ins Bett gebracht und wir gingen hinüber in den Salon. Mittlerweile überkam mich eine leichte Müdigkeit, das gute Essen und der leckere Wein, förderten gerade meine Kuschellaune. Also schmiegte ich mich an meinen Templer und hätte fast die Füße aufs Sofa gelegt, weil es sich wie zuhause anfühlte!

 

Als Faith dann wieder unten war, sah man, dass sie immer noch mit den Nachwirkungen der Krankheit zu kämpfen hatte. Doch sie hielt sich wacker und in den nächsten Tagen konnte ich ihr auch etwas helfen, sie musste ja nicht alles alleine machen. Als alle mit Getränken versorgt waren, fiel mir auf, dass auch Maggie mit hier war. Aber ich dachte mir nichts weiter dabei, Haytham jedoch beäugte sie etwas kritisch. Ich kannte ihn nur zu gut und stupste ihn an. Lass das, Haytham. Du machst sie sonst noch nervös. Ich weiß, wovon ich rede, genauso hast du mich damals auch gemustert! Ermahnte ich ihn lautlos. Das war aber etwas anderes, mi sol. Sie ist das Kindermädchen, wenn ich mich recht erinnere! Erwiderte mein Verlobter nur maulig. Na und? Ich war Zimmermädchen, wo ist da der Unterschied? Lass es bitte einfach. Wir bekommen sicherlich eine Erklärung, mi amor! Meinte ich jetzt beschwichtigend.

 

Etwas zögerlich ergriff dann mein Großmeister das Wort, als wir uns im Stillen einig waren, unsere Hochzeit jetzt anzukündigen. „Alexandra und ich haben euch etwas mitzuteilen. Wir haben beschlossen, unsere Hochzeit vorzuziehen! Und zwar auf den 31. Dezember diesen Jahres bereits und die offizielle Feier findet dann wie geplant im März statt. Es wäre auch nur die eigentliche Trauung, nichts weiter und nur Master Williams, ihr Shay und du Faith wäret anwesend. Master Johnson übernimmt die Zeremonie und seine Frau wird noch dabei sein. Also bitte, macht euch keine Gedanken um irgendwelche großen Essen oder ähnliches. Es ist im kleinen Rahmen, mehr nicht.“ Jetzt war es raus und ich sah in erstaunte Gesichter.

 

Ich versuchte meinerseits eine Erklärung, Haytham hatte mit Shay bereits gesprochen, was meinen Beitritt in den Orden anging und sie waren sich einig, dass dem nichts im Wege stehen würde. „Es ist auch mein Wunsch, ... wenn wir ehrlich sind, können wir keine gemeinsame Zukunft planen. Ich möchte die Heirat und ich... möchte dem Orden beitreten, mit allen Konsequenzen...“ mir brach plötzlich die Stimme, jetzt wo ich es laut sagte, kam es mir so unwirklich vor, so als wäre ich in einem Traum gefangen! Haytham nahm mich in den Arm und beruhigte mich wieder. Shhhhhh, ich weiß, es hört sich plötzlich etwas seltsam an, wenn man es so ausgesprochen hört. Doch ich stehe an deiner Seite. Das werde ich immer, mi sol! Seine Augen sahen mich liebevoll an und ich gab ihm einfach einen vorsichtigen Kuss.

 

Faith stand als erste auf und eilte auf mich zu, nahm mich stürmisch in den Arm und gratulierte uns überschwänglich. „Ich weiß gar nicht so recht was ich sagen soll. Ich freue mich, dass ihr euch jetzt schon trauen wollt und das hier bei uns.“ völlig überrumpelt bekam ich einen langen Kuss von meiner Freundin und schlang einfach meine Arme um sie. Ich hatte sie wirklich vermisst, erst jetzt spürte ich, dass ich sie einfach brauchte! Etwas widerwillig lösten wir uns von einander, wir konnten beide die tadelnden Blicke unserer Männer im Rücken fühlen. Ich grinste sie nur an „Sag einfach nichts und sei meine Trauzeugin!“ und sah sie bittend an. „Das bin ich gerne!“

 

Shay hatte mittlerweile seinem Großmeister gratuliert und kam nun auf mich zu. „Alex, es freut mich, dass du diesen Schritt wirklich gehen wirst. Und ich weiß, er ist nicht leicht, doch ich weiß auch, du wirst für Haytham da sein.“ auch er nahm mich in den Arm und drückte mich.

 

Jetzt war es Master Williams der mich mit einem etwas sonderbaren Lächeln ansah. „Mrs. Frederickson, in den letzten Tagen überschlugen sich mal wieder die Ereignisse, ihr scheint ein Händchen für so etwas zu haben. Doch auch ich freue mich, dass ihr Master Kenway nun wirklich heiraten werdet. Meinen Segen habe ich euch gegeben und ich hoffe, ihr enttäuscht mein Vertrauen in euch nicht!“ ich sah ihn für einen Moment skeptisch an. „Master Williams, das habe ich nicht vor und ich werde meine Versprechen halten.“ dann nahm er meine Hand und ich bekam den obligatorischen Handkuss, dieses mal sogar mit einer leichten Verbeugung.

 

Erleichtert seufzte ich auf und griff nach meinem Glas und trank es in einem Zug aus. „Du meine Güte, Alex, hast du einen Durst!“ grinste mich Faith an. „Ja, hab ich, ich bin gerade um einige Kilo leichter, zumindest fühle ich mich so!“ lachte ich nur und setzte mich wieder zu meinem Templer.

 

Doch wir konnten nur einen kurzen Moment verschnaufen, bis wir endlich eine Erklärung für Maggies Anwesenheit von Master Williams erhielten. Die beiden waren schon seit langem ein Paar, haben es aber immer geheim gehalten, weil EINE Person sicher nicht so gut zu sprechen wäre auf diese Konstellation. Nämlich Lady Melanie, bei dem Gedanken an diese Frau verzog sich mein Magen und ich schüttelte mich. Sollte ich das einfach einmal hier zur Sprache bringen, dass sie meinen Namen verunglimpft hat? Vorerst lieber nicht, dazu wäre sicher noch später Zeit.

 

Wir hörten der Erklärung aufmerksam zu und ich konnte sehen, dass Maggie Lucius mit einem unglaublich liebevollem Blick ansah. Wenn man es jetzt genau nahm, war hier niemand mehr alleine und ich muss sagen, dass war ein sehr angenehmer Gedanke. Für einen Moment bemerkte ich dann Haythams Gesichtsausdruck, als er ansetzen wollte, über diese Art der Beziehung etwas zu sagen, doch ich hielt ihn zurück. Haytham, nein. Nicht jetzt. Gib ihm meinetwegen wenn ihr alleine seit einen Seitenhieb, aber nicht vor allen hier. Für Maggie wäre es sicher nicht schön, oder? Er sah mich an und es trat Einsicht in seine Augen. Du hast recht, hätte mich jemand so angegangen in deinem Beisein damals, dann wäre diese Person wohl nicht mehr unter den Lebenden, mi sol! Er lächelte mich an und drückte meine Hand zur Bestätigung.

 

Es kamen jetzt die üblichen Gespräche über bevorstehende Essen, wie der Ablauf sein soll und und und. Doch es war eine einfache Sache, wir würden gegen Mittag getraut werden und dann fand das Essen statt. Das war es dann. Die Silvesterfeier an sich würde dann in den Abendstunden stattfinden, wobei für die Kinder etwas eher eine kleine Feier stattfand. Ich vermutete nämlich, wie alle anderen auch, dass kaum eines der Drei so lange bis Mitternacht aufbleiben würde. Yannick hatte das erste mal durchgehalten, da war er 7 Jahre alt und auch nur, weil Oma ihm die ganze Zeit etwas erzählte und mit ihm spielte. Sie hatte eine Engelsgeduld! Wieder kroch dieser Stich in mich und ich vermisste meine Mutter!

 

Ich versuchte mich abzulenken von den trüben Gedanken. Weihnachten! Mittlerweile konnte ich Heilig Abend nicht mehr abwarten, ich war schlimmer wie eine dreijährige! Aber es waren nur noch ein paar Tage und dann könnte ich meinem Verlobten endlich sein Schwert zurück geben! Und auch meine anderen beiden Geschenke würden hoffentlich auf Freude treffen, für Faith hatte ich ein Mikroskop ergattert. Für meine Begriffe veraltet, aber hier würde es gute Dienste leisten. Shay würde einen Sextanten bekommen, welchen ich aus einem alten Seefahrer-Haushalt bekommen hatte. Siedend heiß fiel mir Lucius ein, er würde von meiner Seite leer ausgehen, ob das jetzt ein schlechtes Licht auf mich werfen würde?

 

New York – Kapitel 10

 

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Die neue Kammerzofe

 

Der Abend an sich war endlich mal nicht mit Katastrophen geebnet, ab und an musste Faith eines ihrer Kinder wieder beruhigen, aber es blieb ansonsten ruhig. Gegen 22 Uhr beschloss ich, dass ich wirklich genug Wein hatte, aber noch nicht genug Haytham! So zogen wir uns schon einmal zurück und wünschten eine gute Nacht. Morgen würde wieder ein langer Tag werden, vermutete ich, jetzt wo drei potentielle kleine Wecker aktiv waren!

 

Als wir endlich alleine waren, fiel ich meinem Templer einfach um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Seine Arme schlangen sich fest um meinen Körper und er drückte mich an sich und ich konnte seine Erregung sogar durch den ganzen Stoff des Kleides spüren. Es war eine Wohltat, als wir in Windeseile die ganzen Sachen ausgezogen hatten und mein Verlobter mich hochhob, so dass ich auf seiner Hüfte saß. Er brachte uns zum Bett und langsam ließ er mich darauf nieder, seine dunklen Augen blieben an meinen hängen. „Ich liebe dich, Mrs. Frederickson. Weißt du das eigentlich?“ kam es rau aus seinem Mund und seine Lippen bedeckten meine und ließen mich gar nicht antworten. Das weiß ich, Master Kenway. Aber ich kann es gar nicht oft genug von euch hören. Ich liebe euch auch! Mit einer vorsichtigen langsamen Bewegung drang er in mich ein und mir kam ein leises Stöhnen aus dem Mund.

 

Meine Hände waren dieses mal frei und ich konnte mich an ihn klammern und tat dies auch. Ich strich über seinen Rücken, während er sich gemächlich in mir bewegte und mich immer im Auge behielt. Mit der Zeit wurde sein Rhythmus schneller und meine Finger wanderten tiefer zu seinem Hintern und ich griff zu, um ihn tiefer in mir zu spüren. Doch das sagte ihm nicht zu und meine Hände waren wieder über meinem Kopf. Das könnte dir so passen, du weißt doch, wer dich hier führt! Kam es leicht fies von meinem Templer. Ich wollte dich doch nur noch mehr spüren! Meinte ich immer noch lautlos und sah ihn bettelnd an.

 

Mit einer Drehung saß ich plötzlich auf seinem Schoß und meine Hände waren wieder frei. Immer noch war ER es der mich dirigierte, aber ich konnte mich ebenso leicht bewegen und genoss es, wenn Haytham dadurch immer weiter zu seinem Höhepunkt getrieben wurde. Dieser ließ jetzt nicht mehr lange auf sich warten und es war doch ein etwas sehr lautes Aufstöhnen und kurz darauf brachte er mich auch hinüber. Bei Odin, ich liebte diese stille Konversation mit Haytham, es war einfach innig und ich fühlte mich ihm noch mehr verbunden.

 

Mit einem Male lag ich heulend an seiner Schulter. „Mi sol, ist alles in Ordnung?“ fragte er ängstlich. „Ja, es ist nur... ich weiß auch nicht. Ich habe nur gerade diese Erkenntnis gehabt, dass ich mich dir noch näher fühle, seit wir völlig lautlos mit einander reden. Es... ist einfach so viel mehr!“

 

Haytham drehte mich wieder unter sich und hielt mein Gesicht in seinen Händen. „Genauso geht es mir auch und ich genieße es jedes Mal, Alex. Ich kann vermutlich nie genug von dir bekommen und wenn wir alt und grau sind, dann wird es hoffentlich auch nicht enden!“ er lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Vorsichtig legte er sich neben mich, deckte uns zu und nahm mich in seine Arme. „Weiß du eigentlich, dass sich dein Geruch nicht verändert hat in den letzten zwei Jahren, mi amor? Ich würde dich vermutlich unter tausenden blind wieder finden!“ gab ich kichernd von mir.

 

Ich will nicht hoffen, dass du irgendwann einmal in so eine Situation gerätst. Du weißt doch, ich teile meine Frau nicht gerne!“ und als hätte ichs geahnt, hatte ich seine Hand klatschend auf meinem Po. „Aua...“ gab ich nur müde maulend von mir, doch mehr konnte ich nicht mehr sagen, mein Verlobter demonstrierte mir sehr ausgiebig, dass er diese Aussage wirklich ernst meinte. Eine neue Lektion hinsichtlich meines Verhaltens vorhin im Salon, als ich ihn gemaßregelt hatte, war mit inbegriffen und auch, dass ich ihn habe zu lange warten lassen!

 

Später lagen wir ziemlich atemlos nebeneinander und ich fuhr mit meinen Fingern über seine sich langsam wieder gleichmäßig hebende Brust. „Mach weiter, dass beruhigt mich, mi sol.“ kam es wohlig seufzend von ihm und er schloss selig die Augen. Das war das erste Mal, dass er vor mir einschlief, ich schmunzelte in mich hinein und gab ihm noch einen Kuss auf die Brust, dann fielen mir selber die Augen zu.

 

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Drei Tage vor Weihnachten

 

21. Dezember 1762

 

Als wenn ich es geahnt hätte, kam ein dreiköpfiges Weckkommando in unser Zimmer gestürmt und eroberte unser Bett. Wer hätte gedacht, dass Cadan doch so schwer ist, er schmiss sich mit vollem Elan auf mich und ich hatte schon Angst, er bricht mir die Rippen. Haytham wurde Opfer einer Hüpfattacke von July, welche ihn nicht schonte und ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Mein Templer schlug zurück, nahm sie in seine Arme und sie wurde durch gekitzelt. Die beiden Jungs ihrerseits fingen an, das selbe bei mir zu versuchen, doch sie hatten die Rechnung ohne mich gemacht. Auch sie fielen meinem eigenen Angriff zum Opfer.

 

Völlig außer Atem und mit lautem gekicherten „Nein, aufhören, Onkel Haytham!“ stürmte die kleine Maus vom Bett. Cadan und Cillian waren aber hartnäckiger und versuchten mich immer wieder zu erwischen, man muss es ihnen lassen, sie waren klein und schnell. Und da kam mir eine großartige Idee. Es war noch sehr sehr früh und ich wusste, es war eigentlich auch nicht Zeit zum Aufstehen, aber... „Wisst ihr, Opa Lucius ist sicher schon ganz traurig, dass ihr ihn noch nicht geweckt habt. Er wartet bestimmt schon auf euch!“ meinte ich breit grinsend und deutete auf die Tür. „Opa wach machen!“ kam es freudestrahlend von Cadan und er rannte zuerst aus dem Zimmer.

 

Als die Tür wieder ins Schloss fiel, drehte mich Haytham zu sich um und sah mir lachend in die Augen. „Du weißt, was das jetzt für mich heißt, oder? Die Predigt darf ich mir dann nachher anhören! Doch ich glaube, dass ich sie an dich weitergeben werde, Mrs. Frederickson. Nur damit du auch etwas davon hast.“ meinte er mit seiner rauen Stimme und küsste mich einfach. „Master Kenway, ich werde mir eure Predigt sicher gerne anhören!“ brachte ich etwas atemlos zustande und zog ihn zu mir hinunter.

 

Doch ein lautes „MRS. FREDERICKSON!“ riss uns aus der Zweisamkeit. Schnell stieg ich aus dem Bett und zog meinen Morgenrock über, es war Master Williams, der sich so Gehör verschaffte. Ich trat auf die Galerie und er stand mit hochrotem Kopf am Ende des Ganges und funkelte mich böse an. „Das wird ein Nachspiel haben! Ihr solltet eure zukünftige Frau besser im Zaum halten, Master Kenway!“ und damit drehte er sich um, doch ich sah, dass er breit grinsen musste und schüttelte nur den Kopf.

 

Von der gegenüberliegenden Seite bekam ich nur ein Lachen zu hören. „Alex, du bist unmöglich!“ meinte meine Freundin. „Ich weiß, das muss ich mir hier schon seit Jahren anhören. Man gewöhnt sich daran!“ gab ich ebenfalls lachend zurück und wir gingen wieder ins Zimmer.

 

Warum sollte es Master Williams besser ergehen, als uns? Gleiches Recht für alle, oder? Doch so aus der Ruhe gebracht, sah ich meinen wieder im Bett liegenden Verlobten an. „Wir sollten einfach aufstehen, was meinst du?“ er schüttelte den Kopf und deutete mit dem Zeigefinger, ich solle zu ihm kommen. „Ich denke nicht, es ist noch früh und wir haben jetzt ein wenig Ruhe. Wenn es dir also nichts ausmacht, hätte ich noch eine bessere Idee als aufzustehen, mi sol.“ Seine Hände zogen mich zu sich und dann saß ich auf seinem Schoss.

 

Das... ist eine wirklich gute Idee...“ doch mehr brachte ich nicht zustande, er hob mich leicht an und nahm mich! Mit einem Finger auf meinen Lippen, meinte er, ich solle leise sein. Doch das fiel mir sehr, sehr schwer gerade, ich versuchte es aber. Seine drängenden Bewegungen waren nicht ohne und ich konnte mir ein tiefes Seufzen nicht verkneifen. Wir brachten uns beide zielstrebig zum Höhepunkt, irgendwie musste es jetzt sein und ich wollte meinen Templer einfach!

 

Glücklich und selig lag ich in seinen Armen, als es klopfte und Magda meinte, dass das Frühstück fertig sei. In diesem Moment schoss mir eine Idee in den Kopf. „Haytham, kann ich Magda nicht einfach als Zofe behalten? Sie macht eine großartige Arbeit und ich mag sie. Wir können ja sonst ein anderes Zimmermädchen für sie als Ersatz einstellen!“ mit meinem schönsten bittenden Blick sah ich ihn an. „Wenn du mich so ansiehst, dann kann ich wohl schlecht NEIN sagen, oder?“ grinste er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Sie wird deine Zofe, abgemacht. Wir werden ihr nachher davon berichten und ihren Vertrag aufsetzen, mi sol!“

 

Ich freute mich einfach und drückte ihn an mich. „Danke, Haytham!“ sein fragender Blick war mal wieder großartig. „Einfach so, mi amor. Ich bin gerade einfach glücklich und ich freue mich und ...“ ich seufzte einfach, stand dann aber mit einem neuen Elan auf, um mich fertig zu machen.

 

Nach dem Frühstück gingen wir dann mit Magda in Shays Arbeitszimmer. Im ersten Moment tat sie mir leid, Haytham war in seine Vorgesetzten-Rolle verfallen und die war mitunter sehr kühl. Es sah aus, als hätte sie Angst, doch ich drückte ihre Hand und hoffte, dass ich sie zuversichtlich genug ansah.

 

Magda, bitte, setzt euch!“ meinte er nur und deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Ich blieb neben meinem Templer stehen und sah sie lächelnd an. „Ha... habe ich etwas falsch gemacht?“ kam es ängstlich stotternd aus ihrem Mund. „Nein, habt ihr nicht. Im Gegenteil!“ sagte ich nur und sah zu Haytham. „Wir haben beschlossen, dass wir euch eine andere Position in unserem Haushalt geben wollen. Und zwar die als Kammerzofe für meine Verlobte!“ jetzt trat auch auf sein Gesicht ein Lächeln und ich sah, wie Magda völlig erleichtert ausatmete und ihr vermutlich gerade ein riesiger Stein vom Herzen gefallen war. „Master Kenway, Mistr.... Mrs. Frederickson! Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich freue. Das ist... Danke!“ sagte sie freudestrahlend.

 

Ihr habt mir in der kurzen Zeit bereits so gute Dienste geleistet, dass ich niemand anderen haben möchte, Magda.“ erwiderte ich wirklich dankbar für ihre Arbeit. Wir handelten jetzt noch die üblichen Dinge wie Bezahlung, freie Tage und so weiter aus. Als dann alles unter Dach und Fach war, entließ sie Haytham aus dem Zimmer und ich sah nur, wie sie breit grinsend hinaus eilte.

 

Es fühlt sich gerade wieder so seltsam an, Haytham.“ meinte ich etwas gedankenverloren und sah aus dem Fenster. Es hatte geschneit und in der Sonne glitzerten die Eiskristalle wie kleine Diamanten, ich sah auf meinen Verlobungsring bei dem Gedanken. „Alex, du wirst sicher noch einige Momente haben, in denen du vieles noch an dich heranlassen musst und ich werde dir dabei helfen!“ er schlang von hinten seine Arme um mich und hielt meine rechte Hand hoch. „Ich fand diesen Ring immer sehr faszinierend, gerade im Sonnenlicht wirft er ganze Regenbögen!“ ich konnte spüren, dass er in Gedanken seine Mutter vor sich sah und ich drückte seine Hand!

 

Danach besprachen Faith und ich noch das Essen für die Hochzeit und ich war leicht überfordert. Sie plante wesentlich mehr Person ein, als erscheinen würden, mit der Begründung, dann wäre auf jeden Fall genug da. Doch davon könnte man ja eine ganze Kompanie satt bekommen. Schon als wir unsere Hochzeit angekündigt hatten, verfiel diese Frau in einen wahren Organisationsrausch. Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen, doch ich versuchte mich zu fügen, ich kannte mich noch nicht hinreichend mit allen Gepflogenheiten hier aus.

 

Am frühen Nachmittag wurde mein Hochzeitskleid geliefert und ich ging mit hinauf, damit ich es gleich in den Kleiderschrank hängen konnte. Faith eilte mir aber hinterher und meinte, sie würde zu gerne einen Blick darauf werfen. Also hob ich den Leinensack an und sie betrachtete es. „Kann es sein, dass du eine Vorliebe für Schwarz hast, Alex?“ kam es etwas verwirrt von ihr. „Ja, das kann sein, Faith. Mein eigentlicher Kleiderschrank in meiner alten Zeit war sehr übersichtlich. Er bestand aus schwarzen und schwarzen Kleidungsstücken. Eines schwärzer als das andere!“ lachte ich, obwohl ich eigentlich plötzlich wieder ein Gefühl von Heimweh hatte!

 

Hey, du bist nicht alleine und du bist hier oder eben in Virginia zuhause. Du hast Erinnerungen, welche du immer in dir haben wirst und wenn es einmal ganz schlimm ist, dann komm mich besuchen! Ich werde mit dir ein paar Assassinen jagen gehen, damit du auf andere Gedanken kommst!“ grinste mich meine Schwester breit an und nahm mich in den Arm. FBI... diese Frau war einfach großartig! „Alex, dieser Blick! Warum?“

 

Wie erkläre ich es dir am besten? Wir haben in meiner Zeit eine Institution, die sich abgekürzt FBI nennt. Diese Leute dort sind Experten im Entschlüsseln von Nachrichten, dem Aufklären von Morden und auch im Körpersprache lesen. Doch am besten können sie eins und eins zusammenzählen und analysieren! Faith, du bist wie das FBI. Im Grunde ist fast jede Frau wie diese Einrichtung!“ meinte ich lachend. „Oh, danke. Ich bin eine perfekte Spionin also. Gut zu wissen. Wenn du mal eine brauchst, du weißt wo du mich findest!“ lachte sie einfach und ich konnte mich wieder entspannen!

 

Sie zog mich dann einfach hinunter in den Salon und ich staunte nicht schlecht, als ich vor einem riesigen Tannenbaum stand. Es ist doch eigentlich hier noch keine Tradition, ging es mir durch den Kopf. Aber Faith erklärte mir, dass ihre Großmutter auch immer einen hatte. Kurzerhand erzählte ich auch noch von unserem Adventskranz und dass wir am Heilig Abend Kartoffelsalat und Würstchen essen, damit die Dame des Hauses eben nicht so lange in der Küche stehen muss. In ihrem Blick sah ich, dass sie anfing etwas zu planen.

 

New York – Kapitel 11

 

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Tierischer Nachwuchs und

 

Weihnachtsvorbereitungen

 

 

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mal wieder über den Büchern in Faiths Arbeitszimmer. Als wir dann gerade beim Abendessen saßen, wurde Haytham und mir eine Nachricht von einem Boten überbracht. Mein Verlobter öffnete den Brief und sofort verdunkelte sich seine Miene! Wortlos zog er mich hinter sich her aus dem Esszimmer in den Eingangsbereich. „Der Duke will uns sehen!“ kam es nur und ich sah ihn fragend an. „Wann?“ Ironside hatte beschlossen, dass wir bei ihm vorstellig werden sollten, nach Weihnachten aber erst, am 27.12. um genau zu sein.

 

Warum will er plötzlich mit uns persönlich sprechen?“ fragte ich einfach drauf los. „Deine Jackdaw hat eines seiner Schiffe zu Davy Jones geschickt, was glaubst du, was er will?“ und mit Schrecken musste ich an den Chevalier denken. „Nein, nicht schon wieder so eine besch... blöde Duell-Geschichte!“ pöbelte ich los. „Vielleicht will er auch einfach nur wissen, wer so plötzlich an meiner Seite auftaucht und sich in seine Angelegenheiten mischt. Alex, auch wenn ich es nicht gerne sage, aber du solltest bei dem Treffen in deine Assassinen-Montur steigen! Vielleicht ist er dann etwas versöhnlicher!“ meinte Haytham mit einer hochgezogenen Augenbraue.

 

Das glaube ich kaum, DU bist im Raum, also wird er... Moment, ich könnte versuchen ihn anhand unseres Beispiels davon zu überzeugen, dass man auch zusammenarbeiten kann!“ meinte ich eher zu mir selber, als zu meinem Verlobten. „Nein, so hatte ich …“ ein tiefes Seufzen war zu hören „Aber einen Versuch wäre es sicher wert. Er ist eh schon nicht gut zu sprechen auf mich. Doch ich werde Shay ebenfalls instruieren und unsere anderen Männer mobilisieren. Ganz ungeschützt werde ich nicht dorthin gehen mit dir!“ Es war auch als Strafe für Shay gedacht, weil er ohne ein Wort so lange fort war. Wer würde schon gerne bei dieser Witterung stundenlang irgendwo Wache halten wollen?

 

Wie viele Männer hast du eigentlich unter dir, ich glaube, ich habe das noch nie gefragt. Aber... wenn du es mir nicht sagen möchtest... dann...“ doch er sah mich lächelnd an. „Keine Sorge, der Orden ist in den letzten Jahren gewachsen und wir haben in vielen wichtigen Bereichen unsere Leute eingeschleust. Beizeiten wirst du sie auch alle kennenlernen, vermute ich mal, mi sol!“ ein Kuss auf die Stirn deutete mir, dass er mir vertraute und mit mir auch über diese Belange in Zukunft reden wird. Da ich nächste Woche bereits den Templern beitreten werde.

 

Auch das war noch irgendwie in weiter Ferne, ich freute mich darauf, aber hatte Angst, dass ich doch die falsche Entscheidung treffen würde. Aber Shay hatte recht, es würde keine einfache Sache sein und er wusste wovon er sprach. Und in mir kamen wieder diese Beschimpfungen hoch, in welchen ich als Verräterin betitelt wurde und mit Shay auf einer Ebene stand. Ich würde mit ihm dort stehen, auch Faith steht dort. Wir drei hatten den Assassinen abgeschworen, jeder aus einem ganz persönlichen Grund. Erst jetzt wurde mir klar, warum ich diese Verbundenheit gerade mit meiner Schwester hatte. Es war unter anderem genau DAS... wir teilten eine gemeinsame Entscheidung!

 

Nach dem Essen ging ich mit Faith kurz zum Stall hinüber, sie wollte mir etwas zeigen. Ihre Stute hatte tatsächlich Nachwuchs bekommen letzte Nacht. Es waren gleich zwei Fohlen. Ich war sofort hin und weg und streichelte die beiden Süßen einfach. Als ich mich aber hier umsah, fiel mir auf, dass nur Shays Hengst und eben Faiths Pferd hier waren. Auf meine Frage, wo alle anderen hin wären, kam es ziemlich sauer von Faith „Lee hat sie alle verkauft, nur Victoria, die Stute meiner Großmutter haben wir noch, aber mit ihr ist gerade mein Vater unterwegs. Sie ist ein Neapolitaner und ein wirklich wunderschönes Tier. Komm, lass uns reingehen und sag nichts der Rasselbande, es soll eine Überraschung für sie zu Weihnachten sein“ darauf hatte sie mein Wort, es wäre ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk für die Kinder!

 

Als besagte Rasselbande im Bett war, saßen Shay, Haytham und ich im Arbeitszimmer und besprachen unsere Vorgehensweise. „Ich werde mit den anderen Männern gegenüber auf den Dächern Stellung beziehen und wir werden einige auf der Straße haben, ebenso sollten wir um das Grundstück noch ein oder zwei Patrouillen haben.“ meinte der Ire und Haytham stimmte ihm zu. „So sollten wir abgesichert sein. Und Master Cormac, ihr kennt das Anwesen noch, wenn wir nicht spätestens gegen Mitternacht wieder hinaus kommen, dann sollte der Zugriff stattfinden!“ da war sie wieder, die Templerart und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.

 

Gegen 21 Uhr saßen wir dann auch endlich im Salon und ich genoss noch ein Glas von diesem leckeren Portwein und kuschelte mich an meinen Templer. So langsam wurde ich wieder müde, dieses frühe geweckt werden war ich einfach nicht mehr gewöhnt. Aber so Schritt für Schritt fing ich an, Faith und auch Shay in die letzten Jahre einzuweihen, was so alles geschehen ist.

 

Viel konnte ich nicht erzählen, ich blieb bei Marie hängen und erntete völlig entsetzte Blicke von ihnen, auch von Master Williams. „Du hast was getan?“ fragte mich meine Freundin geschockt. Also versuchte ich es zu erklären und erwähnte das besagte Gleichgewicht für mich und dass ich diese Frau nicht diesem grausamen Schicksal aussetzen wollte. „Der andere Shay hatte einfach ein so großes Desaster angerichtet, dass sie schon an Selbstmord dachte. Doch so kam ich an diverse wichtige Dinge, welche mir geholfen haben, meine Aufgabe und Suche fast abzuschließen.“ und erst jetzt wurde mir bewusst, dass Maggie mit im Raum war und ich überhaupt nicht an sie gedacht hatte. Inwieweit konnte ich so offen in ihrem Beisein reden? Doch da mich keiner deswegen unterbrochen hatte, ging ich davon aus, dass es so in Ordnung war.

 

Und sie hat jetzt diesen Großmeister Mr. Schäfer geheiratet? Alex, du hast anscheinend ganze Arbeit geleistet.“ grinste mich Shay plötzlich an. „Danke, ich habe mir alle Mühe gegeben.“ lachte ich und eigentlich hatte ich sie ihm nur vorgestellt, der Rest ist mittlerweile Geschichte. Weiter kam ich für den Abend nicht mit den Erzählungen, mich überkam ein wahnsinniger müder Schauer, dass ich fast meine Augen nicht mehr offen halten konnte und immer wieder einnickte an Haythams Schulter.

 

Ich entschuldigte mich und wünschte allen eine gute Nacht und auch mein Verlobter tat es mir gleich. Ich lag noch nicht ganz im Bett, als ich seine warmen Händen über meine Brüste gleiten fühlte. „Mi amor, ich bin wirklich müde. Ich bin zu nichts mehr fähig...“ gähnte ich, doch als er mir „So einfach wirst du mich nicht los, Mrs. Frederickson!“ ins Ohr flüsterte, war ich wach und öffnete mich wie von alleine. „Na also, warum nicht gleich so?“ und ich spürte seine Finger, wie sie einer nach dem anderen in mich glitten und den Weg für sich ebneten.

 

Es war einer dieser leisen und ruhigen Momente, in denen ich mich einfach hingeben konnte. Ich konnte Haytham genießen und er mich ebenso. Wir beide ließen uns einfach vom Fühlen, Schmecken und Sehen leiten. Seine Stimme in meinem Kopf brachte mich um den Verstand und wieder einmal war es wie ein neuer Schritt. „Ich hoffe, du bist mir nicht allzu böse, dass ich dich von deinem wohlverdienten Schlaf abgehalten habe, mi sol?“ meinte er schelmisch grinsend. „Hmmmm... ich könnte dir böse sein, Haytham. Aber ich will es nicht, ... es war einfach zu schön und jetzt halt mich einfach fest.“ meinte ich nuschelnd an seiner Brust!

 

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Nicht mehr lange bis Heilig Abend

 

23. Dezember 1762

 

Die letzten beiden Tage verliefen sehr ruhig, obwohl mittlerweile drei Kinder hier herumtobten. Doch man konnte sie wunderbar nach draußen in den Schnee locken, damit sie sich austobten und sie alle fanden es wunderbar. Auch ich genoss diese Momente, sie waren Alltag, ich lernte so ein wenig mehr vom normalen Leben im 18. Jahrhundert. Eine Wohltat und es wäre schön, wenn es so friedlich bleiben könnte. Doch ich wusste, dass es in absehbarer Zeit hier härter zugehen würde.

 

Die Beerdigung von Caroline war einer der Momente, welchen ich einfach gerne gestrichen hätte, meine Freundin tat mir leid und auch der kleine Cillian. Ohne Mutter aufzuwachsen ist nichts, was man einem Kind wünscht, doch ich wusste, dass Faith alles daran setzen würde, ihr bestes zu geben. Der Junge hätte hier ein wunderschönes Zuhause und eine Familie, die ihn liebt. Sogar Shay arrangierte sich mit dem Gedanken, Cillian konnte nichts für seinen Vater!

 

Außerdem hatte ich mich noch um ein Geschenk für den Neuzuwachs gekümmert, er sollte nicht leer ausgehen. Also bekam er Holzbausteine in einem passenden Kasten und auch für Cadan besorgte ich noch eine kleine verzierte Holzkiste für seine Zinnsoldaten!

 

Ich hatte die Zeit ebenfalls genutzt, um mich mit den Geschäften weiter zu befassen, was mir einen anerkennenden Blick von Master Williams einbrachte. „Ihr seid wirklich mit Eifer dabei, Haytham hatte recht, es ist egal, welches Buch man euch vorlegt, ihr vertieft euch darin. Das ist eine seltene Eigenschaft, bewahrt sie euch, Mrs. Frederickson!“ Verblüfft sah ich an und brachte nur ein „Danke, Master Williams!“ heraus und ging einfach. Ich kann schlecht mit Komplimenten umgehen, ich sollte Faith irgendwann einmal fragen, wie man darauf am besten reagierte.

 

In dieser Nacht vor Heilig Abend war ich vermutlich nervöser und aufgeregter als die Kinder, ich könnte übermorgen Haytham sein Kurzschwert zurückgeben!

 

Ich war in einen traumlosen Zustand geglitten, nachdem ich eine Lehrstunde in keine Widerworte geben bekommen hatte. Beim Frühstück hatte ich nämlich geäußert, dass ich mich entgegen der Etikette an Heilig Abend nicht in ein Korsett zwängen lassen würde. Es wäre schade um das Essen. Es brachte mir die besagte Lehrstunde und auch einen vernichtenden Blick meines Verlobten ein. Was davon mir besser gefiel, überlasse ich euch.

 

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Heilig Abend

 

24. Dezember 1762

 

Ich erwachte in freudiger Erwartung auf diesen Tag, auch wenn die Bescherung erst morgen früh stattfinden würde. Als ich mich nach meinem Templer umdrehte, war er, wie immer, bereits wach. Von der Galerie hörten wir schon geschäftiges Treiben und dann klopfte Magda auch schon, dass das Frühstück fertig sei. „Guten morgen, mi amor.“ und meine Arme und Beine schlangen sich völlig automatisch um ihn und zum Dank erhielt ich einen langen Kuss. „Guten morgen, mi sol.“ grinste er mich an und fragte mich dann, was ich letzte Nacht geträumt hätte. Ich hätte sehr unruhig geschlafen!

 

Ich kann mich nicht wirklich erinnern, Haytham. Eigentlich habe ich gar nichts geträumt und wenn... dann vermutlich von der Bescherung!“ meinte ich lachend. „Wer freut sich nicht auf Geschenke an Weihnachten. Doch ich hätte nicht gedacht, dass du noch so aufgeregt sein würdest, mi sol!“ kam es ebenso amüsiert von meinem Verlobten.

 

Gerade als wir fertig auf der Galerie erschienen, kamen auch schon unsere Gastgeber aus ihren Gemächern. Gemeinsam gingen wir ins Esszimmer und ich staunte nicht schlecht, alle drei Kinder benahmen sich sehr vorbildlich! Als Faith fragte, woran das auf einmal liegt, meinte ihr Vater nur „Ich habe gesagt, wenn sie sich heute nicht benehmen, bringt ihnen morgen das Christkind keine Geschenke!“ Das klappt nur bei den Großeltern, ich hatte es bei Yannick damals auch versucht!

 

Der Kaffee brachte meinen Kreislauf in Gang und ich wurde wieder ein ganzer Mensch. Gerade als ich mich mit den Geschäftsbüchern zurückziehen wollte, eilte Faith mir hinterher. „Alex, warte mal. Ich wollte dich fragen, ob du mir eventuell beim Essen helfen könntest?“ meinte sie grinsend. Ich war jetzt keine begnadete Köchin und hatte Bedenken, dass ich eher alles versalze oder anbrennen lassen, doch ich willigte eben mit dieser Bemerkung ein.

 

In der Küche wurde mir dann das Küchenpersonal vorgestellt. Eva und Ina waren beides Nichten von Mrs. Marge und Wilma war gerade mit der Gans beschäftigt. Doch sie beäugte mich kritisch, wandte sich dann aber wieder dem Rupfen zu. Und jetzt rückte meine Freundin mit der Sprache raus, weswegen ich eigentlich helfen sollte. „Alex wir machen das Essen für heute Abend und es würde mich freuen, wenn du den Kartoffelsalat machst“ ich starrte sie ungläubig an, sie wollte dieses Einfache-Leute-Essen heute Abend haben? Mit einem heftigen Nicken und einem warmen Lächeln im Gesicht machten wir uns ans Werk. Nebenbei hatte ich noch erklärt wie man Mayonnaise macht und dann fing ich an, den Berg an Kartoffeln zu schälen, mir half aber Ina dabei.

 

Zum Mittag sollte es eine Suppe geben, da eben am Abend das große Essen anstand. Ich sah den Damen dabei zu, wie sie die Würstchen herstellten und dachte mir mal wieder, dass es ein riesiger Aufwand in dieser Zeit war. Ich wäre einfach losgegangen und hätte sie beim Schlachter eingekauft. Mittags schnappte sich dann Faith die Teller und ich den Topf mit der heißen, leckeren Nudelsuppe. Sie roch fantastisch und ich hörte meinen Magen knurren. Als meine Freundin die Teller hinstellte, sah ich, wie ihr eine Träne über die Wangen lief. Der Tod von Caroline ging ihr einfach sehr nahe und sie vermisste diese Frau. Ich würde bald Gelegenheit haben, den Mörder aufs Korn zu nehmen, so hoffte ich! Ich nahm sie kurz in den Arm und meinte leise, dass alles gut ist! „Du hast recht, ich hab keine Zeit für so was und nun komm, holen wir die drei, auch wenn dein Verlobter mir wieder einen Todesblick zuwirft, weil ich es gewagt habe, dich bei der Arbeit einzuspannen“ Das konnte durchaus sein, Haytham sah es nun mal nicht gerne, wenn ich solche Tätigkeiten übernahm. In diesem Moment war es mir aber einfach egal, ich hatte so die Gelegenheit, mich ein wenig mehr in diesem Jahrhundert zurecht zu finden.

 

New York – Kapitel 12

 

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Ein Bad an Heilig Abend

 

Im Salon bot sich ein Bild, wie wir es schon oft gesehen hatten. July wurde von Shay und Haytham belagert, welche ihr immer noch Altair abnehmen wollten. Die Jungs waren mit einem Buch und Lucius beschäftigt. Als wir verkündeten, dass das Essen fertig sei, folgten sie uns, besser gesagt, sie wollten. July klammerte sich an das Bein meines Verlobten und verlangte von ihm getragen zu werden. „July, benimmt sich so eine junge Dame?“ fragte er etwas tadelnd. Doch es schien sie nicht zu interessieren, sie rannte einfach vor und rief nur, sie sei schneller als ihr Onkel.

 

Als wir endlich alle geordnet bei Tisch saßen, fing Faith an, die Suppe aufzutun. July begann ohne Umschweife zu essen, sie schien wirklich Hunger zu haben und ich musste grinsen. Als sie dann auch noch den Teller anhob, um die Reste heraus zu schlürfen, sah ich sie lachend an und fragte, woher sie das hatte. „Vom Opa, sagt damit kann ich Uromi ärgern“ Ja, damit konnte sie Lady Melanie sicherlich SEHR verärgern! Und ich warf Lucius einen anerkennenden Blick zu, so hätte ich ihn nicht eingeschätzt, doch ich vermutete einfach, dass er nur in Gegenwart seiner Enkel so war!

 

Als es für den Nachwuchs Zeit fürs Bett war, schnappte ich mir nun endlich die Geschäftsbücher und verzog mich in das Arbeitszimmer meiner Freundin. Ich hatte bei weitem noch nicht alles verinnerlicht und verstanden, also nutzte ich die freien Stunden jetzt einfach. „Mi sol, ich würde es begrüßen, wenn ich dich nicht noch einmal in der Küche antreffe! Du weißt, dass ich das nicht mag, es gehört sich für dich nicht. Und ja, ich weiß, dass du sonst auch alles alleine gemacht hast, doch hier brauchst du es nicht!“ kam es tadelnd von Haytham. „Ich weiß, Haytham. Aber so habe ich einen besseren Überblick über dieses Jahrhundert, verstehe es als eine Art Lehrstunde!“ plötzlich wurden seine Augen dunkel und ein „Wenn du noch mehr Lehrstunden haben willst, kann ich sie dir gleich jetzt und hier geben!“ kam es voller Begierde über seine Lippen und mir liefen tausende wohliger Schauer über den Körper. „Dann solltet ihr heute Nacht euren Lehrplan im Kopf haben, Master Kenway! Ich glaube, ich habe so einiges wieder vergessen!“ hauchte ich an seinem Ohr und spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Entschieden drehte ich mich jetzt um und marschierte breit grinsend Richtung Arbeitszimmer.

 

Mir schwirrte irgendwann der Kopf vor lauter Zahlen und ich beschloss, für heute die Geschäfte Geschäfte sein zu lassen! Als ich in den Salon kam, waren alle wieder anwesend und die Kinder verlangten nach heißer Schokolade. Gerade als ich sagte, ich hätte auch gerne eine, kam Eva bereits mit einem Tablett herein. Wie ich so was vermisst hatte, gerade in den Wintermonaten genoss ich heißen Kakao oder eben Schokolade. Jetzt fehlte eigentlich nur noch der Amaretto, doch ich verkniff mir diesen Wunsch.

 

Irgendwann hielt es die Kinder aber nicht mehr auf ihren Plätzen und wir verfrachteten alle kurzerhand nach draußen. Nur unsere Templer bevorzugten die Wärme vor dem Kamin. Austoben im Schnee war immer eine gute Idee und Faith und ich hätten auch unsere tägliche Dosis frische Luft gehabt. Wobei ich sagen muss, als wir vorhin gemeinsam in der Küche standen, hätte ich sie mir am liebsten geschnappt und einfach ins Gästezimmer gezerrt. Ich vermisste sie, ihren Geruch und ihren Geschmack. Und es mag sich seltsam anhören, doch mein Verlangen nach ihr unterschied sich zu dem zu Haytham in keinster Weise. Sobald sich uns die Gelegenheiten boten, küssten wir uns und uns war es mittlerweile egal, ob es böse Blicke oder Kommentare gab.

 

Als ich sie jetzt so beobachtete, wie sie mit den Kindern spielte, spürte ich, wie sie darin aufging. Sie liebte sie und würde alles für ihre Sicherheit und Geborgenheit tun, was in ihrer Macht stand.

 

Die Schneeballschlacht war ein voller Erfolg und wir standen und lagen irgendwann völlig durchnässt im Hof. In diesem Moment beschlossen wir aber, ins Warme zu kommen, nicht dass noch jemand krank wurde. Mrs. Marge und Ina standen bewaffnet mit Handtüchern im Eingang und ich half Faith dabei, die Kinder wieder trocken zu legen. In Windeseile waren alle drei auch schon wieder unten, doch Faith hielt mich kurz zurück und nahm mich in den Arm. Ihr Kuss tat einfach gut und ich erwiderte ihn. „Wie wäre es mit einem Bad, nur wir zwei“ flüsterte sie mir ins Ohr und ich sah in ihren Augen, dass es ihr nicht anders ging als mir. Unsere Männer würden es hoffentlich nicht bemerken, sie waren mit Diskussionen und den Kindern beschäftigt.

 

Kurzerhand zog sie mich nach unten und ein kurzer Blick mit dem Sinn sagte uns, wir hätten freie Bahn. Ich war hier noch nicht im Bad gewesen und staunte über die doch sehr großzügige Wanne. Da hätten durchaus mehr als zwei Menschen Platz! Das Wasser dampfte schon vor sich hin und es roch so lecker nach Rosen, ich atmete tief ein und fing an mich zu entspannen. Faith bot mir an, dass ich auch mit Haytham diese Annehmlichkeit nutzen dürfte, doch jetzt wäre sie an der Reihe und fing an, mich aus meinem Kleid zu befreien. Ihre Lippen wanderten über meine Haut „Ich habe dich vermisst!“ hauchte sie. „Ich dich auch und jetzt, dreh dich um!“ Ich half ihr aus den nassen Sachen und dann führte ich sie in die Wanne.

Wir waren kaum im Wasser, als sie mich an sich zog und wir verloren uns in einem langen verlangenden Kuss. Endlich konnte ich sie wieder berühren und das nicht nur in meinem Traum, ihre Haut war immer noch so weich. Als ich meine Finger vorsichtig über ihr Piercing gleiten ließ, vernahm ich ein lautes Aufstöhnen und atemlos kam nur „Hör nicht auf, mein preußisches Weib!“ und wer bin ich, auf so einen Befehl nicht zu hören. Als sie mir die Seife reichte, war ich der Ansicht, ich müsste meiner sturen Schottin beim Waschen helfen und genoss es, durch ihre Haare zu fahren. Ein raunendes „Das fühlt sich großartig an!“ ließ mich sie einfach nur daran erinnern, was noch kommen wird!

 

Und so war es jetzt an ihr, mich vom Schmutz zu befreien und ich genoss ihre Hände in meinen Haaren, auf meinem Körper. Es fühlte sich einfach anders an als mit Haytham, nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders! Auch meine Haare wurden noch vom Schaum befreit und wir lagen uns wieder in den Armen und ich genoss ihre Lippen wieder auf meinem Mund! Langsam schob sie mich zum Rand und meinte, ich solle mich auf die Kante setzen und die Augen schließen. Ich tat wie mir geheißen, wartete so geduldig, wie es mir eben möglich war und vernahm, wie sie tapsend etwas aus einem der Schränke holte.

 

Wieder zurück begann ihr Mund mich weiter zu verwöhnen und plötzlich fühlte ich etwas kaltes auf meiner Haut. Ich solle raten, aber meine Augen geschlossen halten! Mein Vertrauen in diese Frau war nahezu grenzenlos mittlerweile, also blinzelte ich nicht einmal, sondern ließ es auf mich zukommen. Dieser kühle Gegenstand fuhr weiter über meine Brüste und dann langsam und bedächtig zwischen meine Schenkel. Jetzt konnte ich mir denken, WAS es war und in freudiger Erwartung, öffnete ich mich einfach und ihre Zunge folgte diesem wunderbaren Spielzeug, als sie es in mich gleiten ließ. Ich konnte nicht anders, ich stöhnte laut auf und hielt mich in ihren Haaren fest, ihre Zunge trieb mich gerade zusätzlich in den Wahnsinn.

 

Dann war es vorbei und ich wollte mich nicht mehr beherrschen! Ich stöhnte nur noch „Oh FAITH!“ und sackte am Wannenrand hinunter. Atemlos lehnte ich mich an sie und sie küsste mich beruhigend und ihre blauen Augen gaben mir wieder den Halt im Hier und Jetzt. „Ich liebe dich!“ sagte ich leise, weil es mir in diesem Moment bewusst wurde! Ich konnte es fühlen, diese Sehnsucht die ich für diese Frau hatte, war einfach in mir und sie musste raus!

 

Ich liebe dich!“ kam es flüsternd zurück und wir versanken in einer langen Umarmung! Ich ließ es mir nicht nehmen, meine Freundin ebenfalls noch zu verwöhnen und erst jetzt besah ich mir ihr Spielzeug. Es war aus massivem Glas und wirklich gut verarbeitet, dadurch war es auch leicht zu reinigen. Breit grinsend nahm ich es in meine Hände und ließ es unter Wasser gleiten, damit es sich wieder aufwärmte. Langsam kam ich auf Faith zu und umschlang sie mit meinem freien Arm, zog sie so zu mir und küsste sie verlangend.

 

Ich strich mit dem Spielzeug über ihren Körper und vorsichtig ließ ich es zwischen ihren Oberschenkeln versinken und vernahm ein wohliges Stöhnen. Mittlerweile lehnte sie am Rand der Wanne und ich ließ auch meine andere Hand ins Wasser gleiten, fing an sie zu streicheln und massierte ihr Piercing. Ihr Atem ging immer schneller, ihre Arme schlangen sich um meinen Nacken und aus ihrem Mund kam ein gehauchtes „Alex...“ ich umfasste ihren Po und ließ dann meine freie Hand über ihren Körper gleiten. Wie hatte ich das alles vermisst!

 

Wir beide sahen uns selig lächelnd an und befanden, dass das Wasser nun leider zu kühl wurde. „Wir müssen das unbedingt wiederholen, mo rionnag!“ kam es mir wie selbstverständlich über die Lippen und ich erntete dafür hochgezogene Augenbrauen! Seit wann hatte ich schottisches Gälisch im Repertoire und vor allem auch noch Kosenamen? „Frag mich gerade nicht, ich... bin selber erstaunt!“ meinte ich weiterhin breit grinsend, doch ich fühlte so ähnlich, wenn ich mit Fenrir sprach. „Alex, das ist...“ doch mehr sagte sie nicht, sondern schlang ihre Arme erneut um mich und sie sah mir mit diesen wahnsinnig blauen Augen bis auf den Grund meiner Seele, so fühlte es sich zumindest an.

 

Es war diese Verbundenheit mit ihr, welche ich schon beim Lesen dieses Tagebuchs von ihr hatte. „Faith, ich muss dir noch danken für dein Buch! Es hat mir oft über schwere Momente geholfen!“ meinte ich mit leicht tränen erstickter Stimme plötzlich, SIE hatte so etwas nicht in dieser Zeit gehabt von mir. „Ich hätte dir so gerne auch etwas dagelassen!“ doch zu mehr kam ich nicht mehr. „Du hast es bekommen? Es hat geklappt?“ fragte sie völlig begeistert. Wir waren jetzt dabei uns abzutrocknen und sie hielt kurz inne. „Wo hast du es gefunden? Oder besser WANN?“

 

Gefunden habe ich es nur zufällig, als ich in der Asservatenkammer der Templer war. Glaub es oder nicht, aber es sprang mich förmlich an, es leuchtete strahlend Weißgold und ich musste es an mich nehmen. Und wenn ich ehrlich bin, ich habe es einfach eingesteckt, ohne dass Mr. Schäfer es mitbekam. Ich wusste schon bei den ersten Zeilen, dass du es geschrieben hattest, deine Handschrift ist unverkennbar!“ lächelte ich sie liebevoll an. „Aber wie bist du auf diese Idee gekommen? Ich meine, es hätte sonst wo landen können.“

 

In der Zeit in London musste ich mich beschäftigen und irgendwie fing ich an, dieses Tagebuch zu verfassen. Und mir wurde immer klarer, dass ich es nicht für mich schrieb, sondern für dich. Warum, kann ich eigentlich auch gar nicht erklären. Es war so ein Gefühl!“ ich gab ihr noch einen langen Kuss. „Danke für dieses Gefühl, du sture Schottin!“

 

Vor der Tür vernahmen wir lautes Kindergeschrei und unsere Männer schienen sich langsam doch Sorgen zu machen. Ich grinste meine Schwester an und meinte, wir sollten uns dann jetzt doch mal wieder dazu gesellen. Schweren Herzens und mit einem frustrierten Seufzen von uns beiden, öffneten wir die Tür und verließen das Bad.

 

Wir waren noch nicht ganz im Eingangsbereich, da traf uns mit voller Wucht der Alltag und ich ergab mich meinem Schicksal. Mein Verlobter kam grimmig auf mich zu. „Wo in aller Welt ward ihr so lange und...“ doch sein Blick glitt über meinen Körper und als er meine nassen Haare sah, wurde ihm klar, WO wir abgeblieben waren die letzte Stunde! „Alex...“ kam es drohend aus seinem Mund und Haytham baute sich vor mir auf, doch ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn einfach sanft.

 

Ich habe sie einfach vermisst, mi amor. Es war eine kleine Auszeit und wir konnten unser Wiedersehen ein wenig... genießen. Sei mir nicht böse, ab jetzt bin ich wieder ganz für dich und dein Wohl da!“ meinte ich lächelnd. „Darüber werden wir uns nachher noch ausgiebig unterhalten, Mrs. Frederickson! Verlasst euch drauf!“ kam es mit seinem Befehlston und rauer Stimme. „Ich freue mich schon darauf, Master Kenway!“ flüsterte ich begierig in sein Ohr und ging hüftschwingend an ihm vorbei und die Treppe hinauf. Meine Haare musste ich noch bürsten, sonst sähe ich beim Abendessen aus wie ein wild gewordener Handfeger und dass will keiner sehen.

 

Das Abendessen war wie... ja, es war ein bisschen wie Zuhause. Nur leider fehlte EIN entscheidender Part. Mein Sohn! Aber ich war Faith dankbar, dass sie versuchte mir ein bisschen mein Heimweh zu nehmen und lächelte sie über den Tisch hinweg an. Neben mir legte Haytham eine Hand auf meinen Oberschenkel und ließ mich seine Kraft spüren. In seinen Augen las ich wieder diese seichte Eifersucht, welche er immer an den Tag legte, sobald ich von meiner Schwester sprach oder in ihrer Nähe war. Doch ich schloss meine Finger um seine Hand und drückte ebenfalls zu. Du bist und bleibst meine Nummer eins, mi amor! Aber lass mir diese Momente mit deiner kleinen Schwester! Meinte ich bittend. Ich werde es versuchen, aber versteh mich auch, mi sol. Du bist mein und ich teile nun mal nicht gerne! Kam es jetzt ebenso bittend. Ich liebe dich, Haytham! Mehr sagte ich nicht und ein Leuchten in seinen Augen sagte mir, dass wir wieder einen Einklang hatten.

 

Das Essen verlief wirklich ruhig und anschließend war es der obligatorische Gang in den Salon. Heute durften die Kinder, weil sie einfach zu aufgeregt waren um zu schlafen, noch einen Moment aufbleiben. Und sie hielten ziemlich lange durch, obwohl sie eigentlich hundemüde vom Toben draußen sein müssten. Wehmütig musste ich an Yannick denken, der nach solchen Aktionen auch immer bei mir auf dem Sofa eingeschlafen ist... „Alex, er wird das nie vergessen! Diese Erinnerungen hat er für sein ganzes Leben!“ kam es von Faith und ich schrak aus meinen trüben Gedanken hoch. Das offene Buch hatte zugeschlagen, doch hier im Kreise von meinen Freunden dachte ich mir plötzlich, könnte ich es ruhig so lassen! „Das weiß ich, mo rionnag!“ lächelte ich sie an und sie grinste nur. „Seit wann kannst du gälisch, mi sol? Ich glaube, ihr ward zulange alleine im Bad!“ meinte Haytham gespielt empört, musste aber lachen.

 

Es war gegen 21 Uhr als die Kinder dann im Bett verschwanden, einer nach dem anderen und ich genoss für einen Moment diese Stille hier. Aus meinen Gedanken riss mich dann Lucius. „Mrs. Frederickson, wie kommt es, dass ihr Sprachen oder auch Wörter sprecht, die ihr eigentlich gar nicht beherrscht. Haytham erwähnte so etwas, wenn ihr mit eurem Hengst sprecht.“ kam es fragend von ihm. „Das kann ich euch leider auch noch nicht erklären, es gibt so vieles, was in letzter Zeit mehr als eigenartig ist.“ gab ich ehrlich zur Antwort. „Dann lasst es mich wissen, wenn ihr Klarheit habt, ich würde zu gerne wissen, welche Macht dahinter steckt!“ sagte er auffordernd aber freundlich.

 

In diesem Moment fiel mir zum ersten Mal auf, dass er entspannter war. Seit seine Beziehung zu Maggie öffentlich war, agierte er ruhiger und nicht so zerknirscht. Ich fand es sehr angenehm, es trug auch zu dem Verhältnis, welches ich geschäftlich mit ihm hatte, bei. Mein Verlobter war bald der Meinung, dass es Zeit wäre, sich zurück zuziehen und erhob sich, nahm meine Hand und wir wünschten allen noch eine gute Nacht.

 

New York – Kapitel 13

 

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Die Bescherung

 

 

Ich ließ mich völlig erschöpft auf das Bett fallen und starrte hinauf zu dem Baldachin. „Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass es die Geschenke nicht an Heilig Abend gibt.“ meinte ich grinsend. „So? Dann wird es Zeit, dass wir dir unsere Traditionen näher bringen, mi sol.“ meinte Haytham lachend über seine Schulter hinweg, als er versuchte die Halsbinde zu lösen. „Verdammt...“ und ich sah nur, wie er daran herumzerrte. „Mi amor, lass mich das machen, du reißt es sonst entzwei!“ als ich vor ihm stand und ich diese Doppelknoten anfing zu lösen, spürte ich seinen Blick auf mir ruhen.

 

Alex, ich weiß, ich habe das schon einmal gefragt. Aber es lässt mir keine Ruhe. Warum eine Frau, warum Faith?“ ich nestelte weiter an dem Tuch herum, aber vermied den Augenkontakt. „Ich kann es dir nicht sagen, es ist eine Verbundenheit, welche ihr Männer vermutlich so nicht nachvollziehen könnt. Es ist nicht so, dass wir euch verlassen würden oder euch nicht lieben! Im Gegenteil! IHR gebt uns eine gewisse Sicherheit, in welcher wir uns so … entspannt bewegen können. Ich liebe sie, Haytham. Sie ist … wie meine Schwester... ich kann es nicht wirklich erklären!“ er nahm meine Hände in seine und ich sah zu ihm auf. „Ich hatte es schon damals geahnt, dass ihr euch zu ähnlich seid. Sie war die einzige Frau, die es gewagt hat, mich in meine Schranken zu weisen. Also ist es doch das Schicksal, welches bei uns beiden zuschlägt, oder?“

 

In seinen Augen sah ich dieses Flehen, dass ich ihm recht geben sollte und das konnte ich ruhigen Gewissens tun. Genau das war es und ich würde es auch nicht ändern wollen. „Ja, das ist es und wenn ich ehrlich sein darf, man muss dir ab und zu auch einfach mal sagen, was Sache ist. Männer sind mitunter sehr schwer von Begriff!“ meinte ich flüsternd und zog seinen Mund zu mir hinunter. „Dann solltest du mir zügig ebenfalls einige Lektionen erteilen, denkst du nicht?“ kam es schwer atmend von ihm und ich spürte seine Erregung an meinem Oberschenkel, als er sich an mich drückte.

 

Master Kenway, dann solltet ihr mich jetzt aber meine Arbeit machen lassen, sonst...“ doch es war zu spät, in seinen Augen sah ich, dass er einfach nur noch mich haben wollte. Alles andere blendete er gerade aus und ich ließ es zu. Seine Arme hoben mich auf seine Hüften und er trug mich zum Bett, meine Röcke hatte er schon hochgeschoben und ich konnte nur noch leicht erschrocken aufstöhnen, als er mich nahm. Seine Bewegungen waren dieses mal unkontrolliert, aber fordernd und hart. Sei leise und sieh mich an, mi sol! Wir wollen doch nicht die ganze Aufmerksamkeit auf uns lenken! Hörte ich seine tiefe Stimme in meinem Kopf. Ich tat wie mir geheißen und er brachte mich zu einem langen Höhepunkt, welchen ich ihm ebenfalls bescherte.

 

Jesus, du machst mich wahnsinnig, Weib!“ kam es atemlos an meiner Brust von Haytham. „Du mich auch!“ gab ich grinsend von mir und strich langsam durch seine Haare. Irgendwann hatten wir dann auch mal die Kleidung abgelegt und ich lag an seiner Seite. „Ich liebe dich, Haytham!“ meinte ich murmelnd und mir fielen die Augen zu. „Ich dich auch, Alex.“ kam es leise und ich spürte, wie auch mein Templer sich weiter entspannte.

 

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Die Bescherung

 

25. Dezember 1762

 

Langsam schlug ich die Augen auf und sah mich um. Es war noch nicht ganz hell draußen, aber normalerweise herrschte um diese Zeit bereits jede Menge Trubel. Und ich hatte gerade heute morgen damit gerechnet, doch es war völlig ruhig auf der Galerie. Das einzige was ich vernahm, war das leise Geklapper von Geschirr und dass einige der Bediensteten bereits dabei waren, alles vorzubereiten.

 

Als ich zu Haytham sah, hatte er die Augen auch noch geschlossen, doch ich wusste, dass er eigentlich schon wach war. „Guten morgen, mi amor!“ meinte ich leise und gab ihm einen vorsichtigen Kuss. „Hmmmm...“ kam es nur von ihm und seine Arme schlangen sich wieder um mich und ich kuschelte mich wieder an ihn. „So früh schon wach, mi sol?“ fragte er jetzt etwas ungläubig. „So früh noch NICHT wach, mi amor?“ gab ich kichernd von mir. Seine Hand glitt über meinen Rücken und es kam ein tiefer Seufzer. „Ich habe tatsächlich tief und entspannt geschlafen, Alex. Ich bin selber erstaunt.“ kam es jetzt leise von ihm.

 

Es freut mich, dass du auch mal richtig schläfst und nicht immer in dieser Halb-Wach-Und-Schlaf-Phase verweilst.“ meine Finger fuhren über seine Brust und ich sah, wie sie eine Gänsehaut hinterließen. Als ich sie tiefer wandern ließ, griff seine Hand danach und zog sie an seinen Mund. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, hörte ich wieder seine Worte in meinem Kopf. Keine Hände, mi sol. Ich will dich! Und wer bin ich, ihm zu widersprechen?

 

Entspannt gingen wir später hinunter ins Esszimmer, wo uns Maggie und Lucius bereits erwarteten. Kurz nach uns erschienen dann auch Shay und Faith, doch von der Kinderschar keine Spur. Ich genoss diese Ruhe und meinen Kaffee, während ich mit Maggie über diese hier herrschenden Weihnachtstraditionen sprach. Immer mal wieder musste ich mein Gewicht verlagern, mein Hintern tat hier und da doch noch ein wenig weh. Faith sah mich grinsend an und ich konnte mir denken, laut ihres Gesichtsausdrucks, dass sie heute morgen ähnliche Probleme mit dem Sitzen hatte.

 

Mit einem Mal polterte es auf der Treppe und die Esszimmertür wurde aufgeschlagen, dass sie an die Wand krachte. Herein stürmte aber nicht wie erwartet July, sondern Cadan. Er erntete einen bösen Blick seiner Mutter mit den harschen Worten, er könne die Tür auch leise öffnen. Ja, Kinder hören natürlich SOFORT auf solche Anweisungen... wenn ihnen danach ist. Jetzt war es mit der Ruhe hier vorbei, doch ich konnte die drei ja verstehen, sie freuten sich auf die Bescherung und waren jetzt aufgeregt.

 

Nach dem doch recht überstürzten und aufgeregten Frühstück der Kinder, durften sie nun endlich in den Salon. Dort hatte ich bereits meine Geschenke ebenfalls platziert und hoffte, dass die Kinder sie mögen würden. Beim Eintreten brüllten alle drei gleichzeitig los und es war ohrenbetäubend! Meine Gedanken glitten wieder zu Yannick, er war damals nicht anders gewesen. Er stürzte sich auch immer gleich unter den Baum auf die Präsente.

 

Mit einem Fingerzeig von Faith jedoch, setzten sie sich brav auf ein Sofa und warteten. Dann fing meine Freundin an die Geschenke an sie weiter zugeben. Sie waren alle ein voller Erfolg und auch Cillian hatte exakt gleich viele Päckchen zum Auspacken. Ich war froh, dass ich noch die Gelegenheit hatte, etwas für den Kleinen zu besorgen. Ich wollte nicht, dass er leer ausging, also hatten wir bei einem Spaziergang noch ein Spielwarengeschäft gefunden und ihm ebenfalls eine Kleinigkeit besorgt.

 

Dann war ich an der Reihe, meine Geschenke weiterzugeben. Natürlich gab ich July, Caden und Cillian ihre zuerst. Und als ich freudige Gesichter sah, entspannte ich mich. Dann waren jetzt noch Faith und Shay an der Reihe, es war damals nur eine Idee gewesen, doch ich hoffte auch hier, dass sie Freude daran haben würden.

 

Als Faith den schweren Holzkasten öffnete, weiteten sich ihre Augen. Ich hatte aus einer alten Apotheken-Auflösung ein für meine Begriffe, altertümliches Mikroskop ergattert. Aber es waren noch alle Teile vorhanden und es war nicht zerkratzt! Auch Shay schien sich über den Sextanten zu freuen, diesen hatte ich aus einer Haushaltsauflösung.

 

Mit zitternden Händen nahm ich das letzte Geschenk in meine Hände und stand völlig unschlüssig da. Langsam ging ich damit zu Haytham. „Mi amor, ich hatte dir versprochen, dass ich auch noch etwas für dich habe!“ und reichte es ihm vorsichtig. „Mi sol, ich...“ ich gab ihm einen vorsichtigen Kuss. „Pack es einfach aus.“ sagte ich leise und setzte mich neben ihn. Die Blicke der anderen waren ebenfalls erwartungsvoll.

 

Vorsichtig, als würde er eine Bombe entschärfen wollen, wickelte er den langen Holzkasten aus. Auf diesem prangte das eingebrannte Zeichen des Schmieds aus Suhl! Langsam öffnete er die Verschlüsse, hob den Deckel an und für einige Sekunden wechselten sich in seinem Gesicht Unglaube, Freude, Trauer und Erkenntnis ab. Mit großen Augen sah er dann zu mir und wieder zurück auf das Schwert. „Alex, ist das... du hast es wirklich... wie? Mein Gott... es... ich kann es nicht glauben!“ er stammelte so vor sich hin, dann stellte er den Kasten auf den Tisch, zog mich hoch und umarmte mich überschwänglich.

 

Die anderen Anwesenden konnten jetzt einen Blick darauf werfen und plötzlich vernahm ich die Stimme von Edward und drehte mich langsam um. „Ja, es ist das Kurzschwert, welches ich Haytham zu seinem 8. Geburtstag geschenkt habe! Und jetzt wisst ihr auch, warum ich der Meinung bin, dass diese Frau an die Seite unseres Sohnes gehört!“ kam es stolz von ihm und ich sah, wie Tessa neben ihn trat. „Dass du es gefunden hast und hast wieder herrichten lassen ist einfach ein wunderbares Geschenk.“ Dann trat sie auf uns zu und sah ihrem Sohn lange in die Augen. Mit einem breiten Grinsen und einem gespielten tadeligen Unterton meinte sie. „Und dieses Mal passt du gefälligst besser darauf auf, mein Liebling!“ und mein Verlobter bekam einen Kuss auf die Stirn, auch Edward stand bei uns und sagte nur, dass Haytham es gut festhalten solle, genau wie mich auch. Mir liefen in einer Tour die Tränen, ich war so froh, dass mein Templer es wieder in den Händen hielt und meine Mission erfolgreich war.

 

Wir wünschen euch noch frohe Weihnachten!“ kam es mit einer leichten Verbeugung von Kenway Senior und dann verschwanden beide in diesem Nebel. Haytham sah ihnen nach und auch er hatte Tränen in den Augen, als er mich dann ansah. „Das kann ich nie wieder gut machen, mi sol.“ meinte er nur und drückte mich wieder an sich. „Das brauchst du auch nicht. Es reicht mir, dass du dich darüber freust und ich hoffe, dass du es auch benutzen wirst!“ gab ich leise von mir und hielt mich an ihm fest.

 

Es ist wunderschön, ich hatte ja keine Ahnung. Wo hast du es gefunden, Alex?“ kam es fragend von Faith und riss uns damit aus unserer Zweisamkeit. „Oh, dass ist schnell erzählt.“ meinte ich grinsend. „Aber das erzähle ich dann später.“ Ich wusste ja, dass noch eine weitere Überraschung für die Kinder im Stall wartete. Also marschierten sie auf Anweisung von Faith nach draußen, doch ich blieb mit meinem Verlobten jetzt hier drinnen. Ich brauchte einen Moment zum Durchatmen.

 

Master Williams sah mich lange an und sagte dann nur. „Ich hatte euch völlig falsch eingeschätzt, Mrs. Frederickson und ich sehe jetzt, dass ihr für Haytham ebenfalls nur das Beste wünscht. Dieses Geschenk ist wirklich einzigartig und eure Entschlossenheit bei der Suche muss ich einfach honorieren.“ er nahm meine Hand und gab mir einen Handkuss. In seinen Augen wurde das leichte Misstrauen, welches er mir gegenüber immer noch an den Tag legte, langsam weniger!

 

Alex, ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll.“ Haytham hatte das Schwert an sich genommen und hielt es in den Händen und wiegte es hin und her. Herr Grondau hatte gute Arbeit geleistet, es war perfekt ausbalanciert und die verschnörkelten Initialen hatte er tatsächlich retten können. Dann sah mein Verlobter das Zertifikat, welches ich dabei gelassen hatte. Er verstand Deutsch und konnte somit auch lesen, was dort stand. „Dieser Schmied hat das alles richtig analysiert und dir eine exakte Beschreibung mitgegeben. Der Mann ist wirklich gründlich, so etwas ist schwer zu finden, mi sol.“

 

Wem sagst du das? Ich musste mich durch ganz Deutschland fragen, bis ich einen Schmied fand, der auch wirklich sein Handwerk versteht. Dazu muss ich wohl erklären, dass wir nicht wie hier überall an jeder Ecke einen haben. Auch dieser Beruf stirbt leider immer weiter aus.“ in seinem Gesicht sah ich mal wieder die Frage, warum wir so einen wichtigen Berufszweig nicht mehr bräuchten. Doch ich meinte nur, dass ich das sicherlich später noch erklären werde.

 

Dieser Moment Ruhe war wirklich Balsam für meine gereizten Nerven, der Hochzeitstermin rückte immer näher und ich wurde immer nervöser. Ich lehnte an Haythams Schulter und hörte ihm zu, wie er mir die Geschichte von seinem 8. Geburtstag noch einmal erzählte. Wie stolz er war, als er das Schwert in der Hand hielt und es am liebsten jeden Tag getragen hätte. „Aber mein Vater meinte, dass ich das erst später dürfte und dass mich eine Tracht Prügel erwarten würde, sollte ich es ohne seine Erlaubnis an mich nehme!“ lachend schüttelte er den Kopf. „Damals hatte ich soviel Angst davor, dass ich mich nie traute auch nur in die Nähe von diesem Schwert zu kommen.“

 

Das hört sich wirklich brutal an mit der Prügel. Ich weiß ja, dass Edward streng war, aber... ich würde und ich habe meinen Sohn nie geschlagen. Für meine Zeit ist das einfach völlig undenkbar!“ meinte ich nur und sah ihn fragend an. „Es gab schon hin und wieder den Rohrstock. Einer meiner Hauslehrer war zudem ständig der Ansicht, ich hätte nicht genug gelernt, weswegen ich mit dem Lineal auch schon mal meine Strafe bekommen habe.“ meinte er wie selbstverständlich und ich versuchte es zu verstehen. „Nein, ich hätte nie Hand an dich gelegt, Haytham. Und nein... sieh mich nicht so an, nicht nur wegen deines Vaters, sondern auch... weil ich es nicht konnte. Auch wenn ich manchmal etwas sauer war.“ grinste ich ihn an. „Ja, das hattest du bereits ein oder zweimal erwähnt, mi sol. Und ich muss sagen, mich beängstigt dieser Gedanke immer noch ein bisschen, dass du mich schon so früh kanntest.“ in seinen Augen lag wieder eine gewisse Trauer und ich küsste ihn einfach.

 

Du warst süß, Haytham!“ rutschte es mir raus und ich musste kichern. Er zog eine Augenbraue hoch und musterte mich. „Danke für das Kompliment.“ meinte er ebenso glucksend. „Oh, was gibt es zum Lachen. Ich würde auch gerne mitmachen!“ kam es von der Tür, in der Faith gerade wieder auftauchte.

 

Ich habe deinem großen Bruder nur gerade mitgeteilt, dass er einmal vor langer Zeit einfach süß war.“ breit grinsend sah ich zu meinem Verlobten und dann zu Faith, welche jetzt ebenfalls kicherte. „So, war er das?“ fragte sie mich. „Er ist es immer noch, sonst wäre ich nicht hier!“ und gab ihm schnell einen Kuss, bevor antworten konnte. So so, ich war süß. Ich werde dir nachher zeigen, was ich bin, Mrs. Frederickson. Hörte ich seine raue Stimme in meinem Kopf und ein Schauer lief mir über den Körper. Wie schön, dass alleine meine Worte reichen! Und sein dunkler Blick dabei brachte mich fast um den Verstand.

 

Der Rest des Tages verlief danach ruhig, bis auf die aufgeregten Kinder. Wir genossen für diese beiden Feiertage einfach den Alltag, ich würde bald für eine Weile keinen haben.

 

New York – Kapitel 14

 

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Das Treffen mit dem Duke of Ironside

 

27. Dezember 1762

 

 

Als ich erwachte, war mir, als hätte ich etwas vergessen und drehte mich automatisch zu meinem Verlobten. Dieser sah mich mal wieder grinsend an und begrüßte mich mit einem langen Kuss. „Guten morgen, mi sol!“ seufzend legte ich die Arme um ihn und kuschelte mich noch näher an ihn, ich hatte das Gefühl, als wäre es noch kälter als sonst hier. „Ich würde ja gerne sagen, lass uns noch etwas im Bett bleiben, Alex. Doch die Pflicht ruft, leider!“ kam es nörgelig von Haytham.

 

Ach ja... DAS hatte ich verdrängt, der Termin mit dem Duke am Nachmittag. Wir mussten noch einige Vorbereitungen treffen und ich war froh, dass es erst nach Weihnachten stattfand. Faith hätte mir den Hals umgedreht, hätten wir ihren Mann über die Feiertage in Anspruch genommen. Diese Formulierung klingt immer irgendwie falsch und ich musste leicht grinsen. „Guten morgen, mi amor. Aber wir hätten doch noch einen kleinen Augenblick?“ sah ich mit meinem liebsten bettelnden Blick an und hörte nur ein tiefes Seufzen. „Du glaubst gar nicht, wie gerne ich hier mit dir bleiben würde. Doch... ich muss dich aus dem Bett werfen!“ doch er tat es etwas langsam und war für kurze Zeit über mir und... seine Diszipliniertheit war manchmal schon etwas nervig. Aber er hatte ja Recht.

 

Mittlerweile hatte ich mir von Faith ein paar Pantoffel geliehen, meine Füße dankten es mir morgens. Ich musste einen sehr eigenartigen Anblick bieten, wenn ich nur mit diesen Dingern bekleidet durchs Zimmer huschte.

 

Das Frühstück weckte meinen Verstand und mein Koffeinpegel erreichte den Normalstand. Gegen 10 Uhr erwarteten wir dann einige Männer, welche uns unterstützen würden. Wir brauchten sie vielleicht nicht unbedingt, aber sicher ist sicher und bei dem Duke war Vorsicht geboten. 6 Scharfschützen, darunter auch Shay, würden auf den Dächern der Häuser rund um das Anwesens platziert sein, 10 Mann würden die Straßen als Fußgänger im Auge behalten und um das Grundstück wurden nochmal 12 Mann postiert, welche in Gruppen von 4 Patrouille gingen. So fühlte ich mich schon sicherer und hoffte, dass wir eine Lösung mit diesem Griesgram finden würden.

 

Gerade als wir zum Mittag wollten, bat mich Lucius noch einmal unter vier Augen sprechen zu dürfen. Ich folgte ihm wieder in Shays Arbeitszimmer, doch es ging um ein paar neue Geschäfte hinsichtlich des Schmuggel-Wodkas. „Es wird Zeit, dass ihr die anderen Geschäftspartner kennenlernt, Mrs. Frederickson. Heute wird es ja wohl nicht mehr klappen, aber ich hoffe, dass wir morgen zu Dimitri kommen. Es gibt ein paar Probleme mit der Lieferung!“ meinte er etwas düster. „Ich denke, morgen wäre dann ein guter Zeitpunkt. Ich gehe davon aus, dass das Treffen mit dem Duke nicht allzu schlimm wird.“ erwiderte ich zuversichtlich. „Euer Wort in Gottes Ohr!“ meinte Lucius trocken. „Oder besser in Odins, Master Williams!“ kam es mir schmunzelnd über die Lippen.

 

Dann war es soweit, ich hatte mich in meinen Ornat geworfen, welchen Magda einer gründlichen Reinigung unterzogen hatte und mir erklärte, dass ich doch bitte das nächste mal keine toten Tiere hin- und hertragen sollte. Das war nämlich meine etwas dümmliche Erklärung für die Flecken.

 

Als wir vor dem Anwesen ankamen, sah ich mich vorsichtig mit meinem Blick um und sah unsere Leute ringsum verteilt auf ihren Posten. Erleichtert atmete ich aus und wir gingen auf die ersten Wachen an dem großen Tor zu. „Halt, wer seid ihr und... was wollt ihr?“ kam es stirnrunzelnd von einem der Männer, welcher mich misstrauisch ansah. Der Meisterassassinen-Ornat zeigte Wirkung, genau wie wir vermutet hatten. „Master Kenway und das ist meine Verlobte, Mrs. Frederickson. Der Duke erwartet uns bereits!“ kam es in seinem kalten Ton und die Wache ging ohne ein weiteres Wort zur Seite.

 

Im Innenbereich des Grundstücks wurden wir von einem weiteren Wächter in Empfang genommen, welcher uns dann hinein führte und direkt in den großen Salon brachte. Es war beeindruckend und ich hätte gerne Zeit gehabt, mir die ganzen Bücher, die hier in den Regalen vor sich hin staubten, zu Gemüte zu führen. Wir nahmen Platz und warteten.

 

Dann erschien er, der Duke of Ironside, Master Elias Lestrange, in der Tür und im Schlepptau hatte er Zoe und Jones! Beide sahen aber eher wie geprügelte Hunde aus, sie hatten einen leicht vorsichtigen gekrümmten Gang an sich. Vermutlich hatten sie sich eine Strafpredigt anhören müssen, doch ich hatte, wie vor ein paar Wochen schon, kein Mitleid mit ihnen.

 

Das Erscheinungsbild von Master Lestrange war wie erwartet. Sehr imposant und durch seine Körpergröße sogar noch einprägsamer, dazu kamen seine doch recht langen grauen Haare und seine dunklen, fast schwarzen Augen. Die Gerüchte waren also wahr, doch Zoe konnte einfach nicht seine Tochter sein, sie war zu jung und er zu alt.

 

Mit einem überheblichen Grinsen kam er auf uns zu und wir erhoben uns. Ich reichte ihm meine Hand und als sie in seiner lag, fühlte ich eine Kälte, welche einfach unheimlich war. Seine Augen musterten uns die ganze Zeit, auch als er Haytham begrüßte. Er analysierte uns, doch ich war mir nicht sicher, ob er auch den Adlerblick hatte. „Mrs. Frederickson, Master Kenway, es freut mich, euch dann doch endlich persönlich kennenzulernen.“ kam es so wahnsinnig eklig höflich, dass ich an mich halten musste um mich nicht zu übergeben. Seine Stimme war tief, rau und einfach unnahbar. „Meine Nichte habt ihr ja bereits kennen gelernt, nehme ich an! Und Jones... nunja, den ebenfalls!“ kam es jetzt mit einem vernichtenden Blick in Richtung der Angesprochenen, welche den Anschein erweckten, als würden sie sich bei diesen Worten ducken! Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken.

 

Sie war seine Nichte! Erst jetzt sah ich sie mir genauer an und tatsächlich entdeckte ich gewisse Ähnlichkeiten, wenn sie auch relativ klein waren.

 

Wir nahmen wieder Platz und man bot uns Getränke an, doch mein paranoides Ich wollte lieber nichts trinken. Wer weiß, was man hinein gemischt hatte. „Mrs. Frederickson, ihr glaubt doch nicht wirklich, ich würde euch auf der Stelle hier vergiften wollen, oder? Wo bliebe da der Spaß?“ kam es in einem weiterhin überheblichen, leicht amüsierten Tonfall und mit Schrecken stellte ich fest, dass ich mal wieder für einen kurzen Moment das offene Buch war. Alex, reiß dich zusammen, jetzt kommt es darauf an! Hörte ich Haytham in meinem Kopf und ich fühlte diesen Ruhemantel über meinen Schultern. Mit einem Lächeln sah ich Elias an. „Nein, eure Lordschaft, aber man kann nie vorsichtig genug sein!“ gab ich kühl von mir.

 

Und jetzt kam es wirklich darauf an, ich oder besser WIR durften uns keine Fehler erlauben. Doch ich hatte im Hinterkopf bereits einen kleinen Schlachtplan ausgearbeitet, von welchem mein Verlobter jedoch noch nichts ahnte. Ich baute auf die Geschäfte, welche dieser Lestrange unter der Hand betrieb und ich in Zukunft ebenso. Doch vorerst musste ich Haytham noch außen vor lassen, er wusste nichts von den anderen Dingen, die ich mit übernommen hatte.

 

Ich komme gleich zu meinem Anliegen, weswegen ich euch gebeten haben, mich hier in meinem Anwesen zu besuchen. Mrs. Frederickson, ihr habt mir einen großen Verlust gebracht!“ meinte er nur kalt und sah mich dementsprechend an. „Das ist mir bewusst, eure Lordschaft, doch man griff meine Jackdaw einfach an. Also musste ich mich verteidigen. Ihr hättet sicherlich nicht anders gehandelt!“ über sein Gesicht huschte ein erstaunter und fragender Blick.

 

Aber musstet ihr sie gleich versenken und auch gleich den Kapitän zu Davy Jones schicken?“ fragte er leicht zornig. „Er ließ mir leider keine andere Wahl, er griff mich ohne Vorwarnung an und ich, wie ich bereits sagte, verteidigte mich nur.“ erwiderte ich ruhig und lächelnd. „Das hörte sich aber von der überlebenden Besatzung etwas anders an, Mrs. Frederickson! Ihr sollt es gewesen sein, die meine Fregatte angriff und auch Master Montegue kaltblütig hingerichtet hat!“ seine Stimme wurde lauter und er sah mich durchdringend an.

 

So ist es aber nicht gewesen, seht, die HMS Iron Duke ging in Schussposition, hätte ich wirklich einfach abwarten sollen und meine Brig versenken lassen sollen? Wir wissen beide, dass wir unsere Schiffe nicht einfach aufgeben würden, sie sind ein Teil unseres Lebens und essentiell zum Überleben!“ gab ich ruhig von mir und sah ihm lange in die Augen. Doch ich spürte keine Angst, keine Nervosität. Ich hatte mich abgeschottet und ruhte in mir selber, neben mir tat Haytham dasselbe und ich spürte seine Ruhe ebenfalls.

 

Was ist mit den Waren an Bord geschehen, Mrs. Frederickson?“ fing er mit einem überraschenden Themenwechsel an. „Die verbliebene Mannschaft sprach davon, ihr hättet alles an euch genommen!“ sein Ton wurde schärfer und jetzt wusste ich auch, worauf er unter anderem hinauswollte. Seine Waren waren ihm heilig. „Eure Lordschaft, ich konnte nichts mehr an mich nehmen, alles war bereits unter Wasser und nicht mehr zu gebrauchen, leider!“ erklärte ich ihm in einfachen Worten.

 

Ihr meint, mit der Iron Duke ging ein Vermögen einfach so unter?“ plötzlich war er aufgestanden und funkelte bitterböse auf mich herab. Wenn ich vorhin von einer imposanten Erscheinung sprach, dann war sie jetzt furchteinflössend. Ich musste von neuem meine Ruhe finden und atmete tief durch und erhob mich. Haytham wollte mich abhalten, doch ich nahm seine Hand beiseite. Dann stand ich vor Elias und sah zu ihm auf. „Eure Lordschaft, genau das ist passiert. Doch vergesst nicht, ich habe mich nur verteidigt und mich gegen wüste Beleidigungen gewehrt! Ich lasse mich nicht als Templerhure betiteln von einem daher gelaufenen Kapitän, der mich nicht einmal kennt!“ jetzt war ich es, die ihn anfunkelte und ich hörte nur ein zischendes Einatmen von meinem Verlobten.

 

Mrs. Frederickson, wie ich hörte, paktiert ihr mit … diesen … Leuten! Was bitte sollen wir davon halten? Ihr wisst selber, dass WIR uns gegen die Lehren der Templer stellen!“ er sah mich lauernd an. „Das weiß ich, eure Lordschaft, doch beide Seiten könnten von einem Austausch profitieren. Wenn auch nicht auf allen Ebenen, das würde sicher noch Jahrtausende dauern, doch eure Waren könntet ihr sicherer transportieren, weil ihr mehr Schiffe zur Verfügung hättet. Und umgekehrt wäre es sicherlich hilfreich, wenn man … nun ja, die Möglichkeit hätte, ein leises Verschwinden einer Person zu ermöglichen. Meint ihr nicht auch? Ich habe es des öfteren erlebt, dass man sich eine verbindende Konstellation durchaus vorstellen und auch aufbauen kann. Wie gesagt, es basiert in erster Linie auf Vertrauen, welches aufgebaut werden sollte. Denkt ihr nicht!“ meine Worte erschraken mich selber, ich war völlig gelassen und sprach wie mit einem guten Freund, entspannt und neutral.

 

Ihr erstaunt mich, Mrs. Frederickson. Mir wurde berichtet, ihr wäret ein zänkisches Weib und einfach ungenießbar!“ damit glitt sein Blick mal wieder zu Zoe und Jones. WAS bitte hatten die beiden erzählt, doch ich konnte es mir eigentlich denken. Einige Menschen hier, hatten einen falschen Eindruck von mir erhalten. Sogar Faith hatte bei unserem Kennenlernen einen völlig deplatzierten Eindruck bekommen.

 

Sir, ich bin sicherlich nicht sehr einfach in meiner Art, doch ich weiß, was ich will und wie ich es durchsetzen kann. Und nur, weil ich mir nicht immer über den Mund fahren lassen, heißt es nicht, dass ich unfähig bin. Sondern ich möchte mein Gegenüber kennenlernen, damit ich nicht unwissend bleibe. Und da wären wir wieder bei dem Punkt der Zusammenarbeit. Ein Vertrauensbonus ist immer schwer, ich weiß das. Wenn ich euch enttäusche, dann habt ihr jedes Recht mich zu jagen, Master Lestrange!“ meine innere Ruhe wich allmählich innerer Unruhe und ich musste immer stärker an mir arbeiten.

 

Mrs. Frederickson, mir ist noch keine Frau so entschieden entgegen getreten, auch nicht ein einziger Geschäftspartner!“ er ließ sich wieder auf dem Sofa uns gegenüber nieder und sah mich einfach an, während ich ebenfalls wieder Platz nahm. „Eure Lordschaft, bedenkt einfach, dass wir alle unsere eigenen Interessen haben und verfolgen wollen. Da ist es in erster Linie egal, ob nun Bruderschaft oder Orden. Ich weiß, Zoe und Jones haben euch ein Bild vermittelt, welches sehr verzerrt ist. Doch ich habe ihnen nicht erlaubt, einen Einblick in mein oder unser Tun zu bekommen. .... ihr habt sie als Bedienstete fungieren lassen und diesen werde ich sicherlich nicht meine Absichten kundtun. Wo dachtet ihr hin?“ einen fiesen und vernichtenden Blick von mir konnte ich den beiden nicht verwehren. Sie hatten es verdient!

 

Ein frustriertes Seufzen aus Richtung des Dukes und wieder fiel ein todbringender Blick auf die beiden. Es war für mich eine Genugtuung und ich hoffte, dass ich so einige kleine Schritte machen konnte. Jetzt meldete sich aber Haytham zu Wort und ich musste mich zurückhalten, nicht mit den Augen zu rollen. Es lief gerade so gut und ich hatte Angst, dass er in seiner Templerart etwas zerstören könnte.

 

Doch es kam anders. „Sir, wenn ihr erlaubt, würde ich auch etwas beisteuern wollen, meine Verlobte hat Recht und warum sollte man sich angreifen, wenn es eigentlich keinen Konflikt gibt? Ihr habt die Jackdaw verfolgen lassen, nur weil ICH an Bord war. Man hätte da sicher auch andere Wege gefunden, denkt ihr nicht?“ meinte er völlig logisch gedacht.

 

Es tat mir unendlich leid für meinen Verlobten, der Duke reagierte nicht mehr auf ihn, sondern hatte seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. „Ja, das mag sein, Master Kenway.“ kam es beiläufig von ihm. Ich fand es mehr als herablassend, so mit Haytham zu reden, doch ich hoffte unterbewusst, dass sich das Verhältnis entsprechend klären würde mit der Zeit.

 

Und mit einem Male fühlte ich nur noch, wie mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde...

New York – Kapitel 15

 

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Schweigende Konversation

 

... und ich war plötzlich mit Elias alleine! Es war wie ein leerer Raum, aber lichtdurchflutet... er stand vor mir und sah mich an. „Und jetzt sollten wir uns über das Wesentliche unterhalten, Mrs. Frederickson. Ich weiß um eure Nähe zu den nordischen Göttern. Ich weiß um euer Vermächtnis! Doch ihr selber habt es noch nicht ganz ergründen können. Dieses Treffen wird nun die erste Ebene sein, in welcher wir uns einig werden. Euer Verlobter wird, sobald wir alles geklärt haben, eingeweiht, von EUCH! Doch bis es soweit ist, sollten wir uns stillschweigend unterhalten. Ja, diese Fähigkeit habt ihr und ich mache sie mir zunutze. Ich bin älter als ihr denkt und ich weiß, ihr hattet ebenfalls solche Gedanken.“

 

Eure Lordschaft... ich...“ stammelte ich wortlos in meinem Kopf. „Ich wusste, es steckt mehr hinter eurer Geheimniskrämerei, als ich gedacht hätte. Doch... wie sollen wir so eine Einigung hinbekommen?“ immer noch starrte ich in diese fast schwarzen Augen und dann sah ich einen goldenen Schimmer aufblitzen. „Mrs. Frederickson, denkt nach! Wonach sucht ihr, wer kann euch helfen, welche Verbündete habt ihr hier?“ diese Frage kam völlig neutral, ohne Hohn, ohne Drohung oder sonstiges. „Ich... suche nach dem letzten Armreif! Mehr nicht!“ kam es etwas trübe von mir, mein Verstand wollte nicht mehr mitmachen.

 

Wir werden euch nicht im Weg stehen, wenn ihr uns auf See beisteht und wir Profit machen können!“ hörte ich ihn noch sagen und dann war ich schon wieder im Salon und sah zu Elias auf. Habe ich gerade mit ihm ein Abkommen geschlossen, einen Waffenstillstand... Aber... WARUM?

 

Eure Lordschaft, ich weiß nicht, was ich sagen soll... außer, dass ich mich auf die gemeinsamen Geschäfte und Gewinne freue!“ gab ich etwas perplex von mir, genau das war es, was ich gerade mit Lestrange besprochen hatte. Ich war immer noch verwirrt und sah von Haytham zu Elias. „Bitte, seid meine Gäste zum Abendessen und wir besprechen alles weitere!“ sagte er in einem euphorischen Ton und mein Verlobter sah mich fragend an.

 

Gerade als Haytham in meinen Geist eindringen wollte, hielt ich ihn auf mit einem Händedruck und einem vehementen Kopfschütteln. Später … nicht jetzt! Elias grinste breit, er wusste, dass ich ihn noch nicht an unserer persönlichen Konversation teilhaben lassen konnte.

 

Sir, ich würde jetzt gerne eine kleine Erklärung bekommen, was jetzt gerade vorgefallen ist. .... ich tappe im Dunkeln, das gefällt mir nicht. Und jetzt sind wir zum Essen bei euch Gast!“ ich lächelte ihn an und versuchte eine Erklärung. „Es gibt eine vorsichtige Einigung, Haytham, eine Annäherung, welche aber noch ausgebaut werden muss. Alles andere erkläre ich dir später!“ und damit warf ich dem Duke einen dankbaren Blick zu.

 

Doch Haytham war nicht begeistert von dieser Entscheidung und bedachte den Duke