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Even when your kind appears to triumph - Part 3 (Gegenwart!)

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07.11.20 16:06
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

2 Charaktere

Alexandra Frederickson

Das ist ein von mir selbst ausgedachter Charakter.

William Miles

William "Bill" Miles, geb. 1948, war von 2000 bis 2013 der Anführer des Assassinen-Ordens und Vater des Assassinen Desmond Miles. Als in die Bruderschaft hineingeborene Person hat er sein ganzes Leben den Assassinen gewidmet.

 

**************************

 

Die Gegenwart

 

15. Januar 2020

 

Also war ich jetzt wieder zuhause! Und wie schon beim letzten Mal, stand ich da und wusste nicht, was ich tun sollte. Rafael ging mit mir aus dem Raum, es war unser Lager. Mir fiel ein, dass die Koordinaten nicht ganz exakt waren, daran sollten wir auch noch einmal arbeiten.

 

Als wir über den Gang Richtung Büro gingen, hörte ich diese vertrauten Geräusche, Stimmen und langsam kam ich an. Die Gerüche waren wieder ganz andere und ein feiner Kaffeeduft stieg mir in die Nase.

 

Dann standen wir in der Bürotür und ich sah, wie mich meine Kollegen nur anstarrten und einen Moment brauchten, bis sie realisierten, dass ich wieder da war. Ich ging jedoch erstmal nur weiter durch zu meinem Mentor, dieser hatte aber schon bemerkt, dass etwas vor sich ging und trat aus seinem Kabuff.

 

„Alex, da bist ja wieder!“ sagte er freudestrahlend und nahm mich in den Arm. „Du zitterst ja, ist alles in Ordnung?“ er hielt mich ein wenig von sich und sah mich genauer an.

 

„Es ist... soweit alles ok. Aber ich bin... ich brauche Zeit. Es ist so viel in diesen paar Tagen passiert, das glaubst du nicht!“ ich ließ meinen Kopf auf seine Brust fallen und atmete tief durch. „Rafael, sag Yannick Bescheid, dass seine Mutter wieder da ist und dann holt ihr einen Kaffee. Ich denke, wir haben einiges zu besprechen!“ und mit diesen Worten schob er mich in sein Büro und hieß mich setzen.

 

Es dauerte nicht lange, da kam Laura und gab mir meinen Becher mit Kaffee. Ich starrte in diese Tasse und ich sah mich wieder im Esszimmer bei Haytham mit Faith neben mir. Es war nur ein paar Minuten her, oder? Aber es fühlte sich an, als wäre es schon Stunden oder Tage her!

 

„Du siehst aus, als hättest du Gespenster gesehen. Das gefällt mir nicht, Alex!“ sagte er jetzt streng. „Was haben sie denn dieses Mal mit dir angestellt? Und was zum Kuckuck ist mit deiner Nase passiert?“ Bei Odin, die hatte ich völlig vergessen!

 

„Ich habe mich mit Shays Frau geschlagen, nichts schlimmes, aber sie hat einen ordentlichen Schlag drauf! Aber wir konnten alles klären!“ erzählte ich drauflos.

 

Er sah mich völlig ungläubig an. „WAS konntet ihr klären? Warst du mit ihrem Mann etwa im Bett?“ jetzt sah ICH ihn ungläubig an.

 

„Nein, was denkst du von mir!“ Naja, ich war nicht alleine mit ihm im Bett, aber ich denke, solche pikanten Details behalte ich besser für mich und bewahre mir die Erinnerungen für einsame Nächte auf! „Wir hatten... andere Differenzen... ich kann es nicht wirklich erklären. Soviel musst du nur wissen, ich weiß jetzt, wie ich mit dem Schwert ordentlich kämpfen kann und woran ich bei Mrs. Cormac bin. Sie gehört übrigens jetzt, also damals, dem britischen Ritus an. Vielleicht hilft uns das dann weiter bei der Suche.“

 

Ich spürte, wie mir dieses Gespräch half, alles zu verpacken und für mich zu sortieren. Es tat auf unerklärliche Weise meiner Seele gut. „Achja, und ich bin verlobt!“ grinste ich meinen Mentor freudig an und zeigte den Ring.

 

„Du... Alex, das geht nicht... wie... er ist immer noch Templer. Wie stellst du dir das vor?“ fragend und leicht gereizt blickte er mich an.

 

„Ich habe mir noch gar nichts vorgestellt, aber ich werde die nächsten Wochen und Monate nutzen, daran zu arbeiten. Auch wenn es dir vermutlich nicht recht sein wird, aber ich strebe eine Art Waffenstillstand mit den hiesigen Templern an. Und ich habe Neuigkeiten, was die Wesen angeht. Denn Faith scheint eine Art neue Fähigkeit zu haben und der muss ich ebenfalls noch auf den Zahn fühlen. UND ich muss dringend Marius finden.“

 

„Weil du gerade von ihm anfängst, er hat sich nach dir erkundigt! Telefonisch nur, aber er rief vor ein paar Tagen an!“ meinte mein Mentor nur. Aha, das war ja interessant! „Hatte er auch gesagt, WAS er genau wollte?“

 

„Nein, leider nicht. Aber ich sagte auch nichts von deiner erneuten Reise. Nicht, dass dieser Idiot wieder auf so eine Schnapsidee wie das letzte Mal kommt. Was hast du sonst noch herausgefunden?“

 

„Nicht viel, es ist das passiert, was wir wussten. Shay hat mit Haytham gemeinsam das Manuskript gefunden und wird sich jetzt sicherlich auf die Suche nach der Schatulle begeben. Was Faith angeht, weiß ich es nicht genau und Haytham wird sich jetzt in Virginia, denke ich, niederlassen und den Orden in den Kolonien weiter ausbauen.“ gab ich meinen etwas kurz gefassten Bericht zum Besten.

 

„Lass mich raten, du wirst wieder zurückgehen und dann bleiben, oder? Dein Blick verrät dich, Alex. Immer wenn du von diesem Templer sprichst, dann hast du ein seltsames Leuchten an dir. Es ist schon fast unheimlich. Warum bei ihm und nicht bei Edward?“ fragte er mich und da fiel mir ein, dass ich das ja auch noch erzählen sollte.

 

„Wo du ihn gerade erwähnst, also... ich habe tatsächlich einige neue Fähigkeiten. Und zwar von Edward. Seine Kampferfahrung und Erfahrung auf See sind... naja, sie sind in mich übergegangen. Und … er ist uns... erschienen... schau nicht so, es war wirklich so. Und er gab mir eine Aufgabe. Ich solle seinen Sohn beschützen und an seiner Seite kämpfen und ebenso sollte ich die Jackdaw weiterhin nutzen und sie einsetzen, wenn es nötig ist.“ Er sah mich immer noch mit Erstaunen an und sein Mund stand offen.

 

„Ich weiß, es klingt völlig absurd, aber so ist es. Da fällt mir ein, ich muss die Brig also für meine nächste Reise wieder umbauen auf die alten Standards. Ist das möglich, dass die Behörden das nicht merken? Nicht, dass sie mir stillgelegt wird. Denn ich brauche das Schiff und werde sie auch mitnehmen beim nächsten Mal.“ fragte ich meinen Mentor einfach.

 

„Also... das klingt, als wüsstest du schon ganz konkret, WANN du zurück gehen wirst. Hast du dir das wirklich gut überlegt, Alex? Das ist ein riesiger Schritt und nicht einfach!“ er wurde lauter und schien nervös zu werden.

 

„Nein, konkret nicht. Aber ich peile so drei Jahre an. Yannick muss ja auch versorgt sein und auf eigenen Beinen stehen, oder? Ich werde hier nicht Hals-über-Kopf alles aufgeben und abhauen. Es gibt noch viel zu tun!“ gab ich logisch zurück.

 

„Na, da bin ich ja gespannt. Aber ich glaube, du solltest dann jetzt erst einmal nach Hause und dich ein wenig ausruhen. Und lass kurz unseren Arzt über deine Nase schauen, es sieht wirklich zum Fürchten aus!“ jetzt grinste er mich an und stand auf.

 

Auch ich erhob mich und in diesem Moment erschien mein Sohn und nahm mich schwungvoll in den Arm! „Da bist du ja wieder Mum! Ich habe dich vermisst!“ auch er sah mich skeptisch an. „Hast du ne Kneipenschlägerei hinter dir, oder was ist mit deiner Nase passiert?“ fragte er grinsend.

 

„Eine Schlägerei ja, aber mit Mrs. Cormac, das erklär ich dir später. Lass uns jetzt nach Hause fahren. Ich brauche eine lange Dusche und ich will ne Jogginghose und T-Shirt haben!“ lächelte ich ihn selig an.

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Ein wenig Erholung und Planung

 

 

Wir verabschiedeten uns und fuhren nach Hause. Yannick hatte sich zu einem guten Fahrer entwickelt, und ich konnte mich so entspannen. Es hatte ein bisschen geschneit, aber so wirklich winterlich sah es hier nicht aus. Wie die Winter wohl dann in ein paar Jahren aussehen, wenn ich in Virginia bin? Doch ich schüttelte diesen Gedanken vorerst wieder ab. Ich wollte noch nicht so konkret daran denken.

 

„Mum, was ist das überhaupt für ein Ring auf deinem rechten Ringfinger?“ fragte mein Sohn etwas mürrisch. „Haytham hat um meine Hand angehalten!“ plötzlich stieg mein Sohn voll in die Bremsen und sah mich ärgerlich an. „Er hat WAS gemacht? Was soll das denn jetzt?“

 

Erschrocken sah ich ihn an. „Bitte, sag mir nicht, du bist immer noch eifersüchtig auf ihn. Yannick, das Thema hatten wir schon, oder? Denk mal nach, bin ich eifersüchtig auf Melissa? Nein, denn ich sehe, dass sie dir gut tut und dass ihr zusammengehört!“

 

„Mum... das geht nicht! Du...“ doch er seufzte nur und sah mich plötzlich ertappt an. „Du hast recht, ich würde für Melissa auch alles tun. Aber... es fällt mir schwer, ihn zu akzeptieren. Er ist Templer! Das ist so... ich weiß nicht!“ Ich konnte ihn ja verstehen, doch auch mein Sohn sollte lernen, dass ich einen gewissen Kompromiss haben wollte. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen, denn ich strebe tatsächlich eine Art Waffenstillstand mit den Templern an. Nicht mit allen Ordensteilen, denn das geht auf die Schnelle nicht, doch zumindest die hier näher ansässigen würde ich gerne ins Boot holen.“

 

„Na, dann viel Spaß, wie willst du das anstellen, wenn ich fragen darf?“ jetzt sah er mich nur neugierig an. „DAS weiß ich noch nicht. So und jetzt bring mich bitte nach Hause, ich hoffe, ich finde kein Chaos vor und einen leer gefressenen Kühlschrank!“ grinste ich ihn an und ich sah aus dem Augenwinkel, dass er rot wurde. Schnell rief er seine Freundin an und orderte einen Einkauf und einmal Staubsaugen. Na, das war nicht so wild.

 

Eine halbe Stunde später saß ich in meinem Wohnzimmer, immer noch mit diesem Kleid und starrte vor mich hin. Yannick war mit Melissa los, den Kühlschrank befüllen und so hatte ich noch einen Moment für mich. Was die Leute wohl gedacht hatten, als ich mit diesen Klamotten ankam? Was solls, kann mir egal sein. Ab morgen habe ich wieder ordentliche Sachen an.

 

Ich ging in mein Schlafzimmer und zog mich aus, ließ aber alles unbeachtet auf dem Boden liegen und ging hinüber ins Badezimmer. Die Dusche war die reinste Freude und ich stand darunter und räkelte mich unter dem warmen Strahl. Meine Muskeln dankten es mir und meine Haare auch! Mit Jogginghose und Schlabberpulli ging ich ins Wohnzimmer und wartete auf Melissa und Yannick. Unser Tannenbaum stand noch und sah richtig gut aus. Würde ich so etwas auch später einmal haben? Doch auch diesen Gedanken verdrängte ich nach hinten.

 

Ich schaltete mein Handy wieder ein und schon rasselten einige verpasste Nachrichten, Anrufe und Mails rein. Wenn ich ehrlich bin, dieses 24/7 erreichbar sein, habe ich nicht vermisst. Nur, dass ich nicht mal eben ein Foto machen konnte, störte mich!

Als beide wieder da waren, orderten wir noch Essen und ließen es uns gut gehen. Irgendwann fielen mir aber die Augen zu und ich verabschiedete mich. Meine letzte Nacht war sehr sehr kurz gewesen!

 

Als ich in meinem Bett lag, fühlte es sich so weich an, so kuschelig... aber es war kalt und leer! Und genau in diesem Moment brach ich wieder in Tränen aus, eigentlich wollte ich das nicht. Doch ich konnte mich nicht beherrschen. Ich vermisste Haytham, ich vermisste seine Arme, seinen Geruch... ich ließ meiner Sehnsucht freien Lauf und weinte mich in den Schlaf.

 

Es tut mir so leid für dich. Dich so leiden zu sehen, ist schwer für mich. Doch ich kann dir diesen Kummer nicht abnehmen. Denk einfach immer daran, dass mein Sohn auf dich warten wird und du bald wieder bei ihm sein wirst.

 

Ich weiß, es wird noch eine ganze Weile dauern, aber dann werdet ihr den Rest eures Lebens gemeinsam haben. Nutze diesen Gedanken, damit er dich aufbaut. Lass ihn dein inneres Mantra werden!

 

Und, auch wenn es sich seltsam anhört, aber ich freue mich, wenn du eines Tages meine Schwiegertochter sein wirst!

 

Auf Edwards Gesicht erschien ein so warmes Lächeln und ich konnte seine Arme regelrecht fühlen. Und dann hörte ich, wie Tessa sprach: „Alexandra, du machst meinen Sohn glücklich, er hat so schwere Zeiten und Verluste hinnehmen müssen, dass er es verdient hat, geliebt zu werden. Du bist die Richtige, das kann ich fühlen!“

 

Auch sie lächelte mich warm an. Dann gingen beide wieder über den Strand Richtung Herrenhaus auf Great Inagua. Gerade als ich mich zum Pier umdrehen wollte, blendete mich die Sonne und ich schreckte hoch!

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Dann müssen wir uns mal um den Ex kümmern!

 

16. Januar 2020

 

 

Die Sonne hatte mich tatsächlich geweckt und blendete mich. Mürrisch drehte ich mich um, ich wollte nicht aufstehen, ich wollte eigentlich für immer liegenbleiben! Doch es half ja nichts, also pellte ich mich aus meinem leeren Bett und ging verschlafen ins Bad und unter die Dusche.

 

Danach sah ich einigermaßen wie ein Mensch aus, naja, die blauen Flecken in meinem Gesicht machten mich nicht zu einer Schönheitskönigin, aber das würde verheilen. Nun brach also der Alltag für mich an, hmmmm?, dachte ich mir noch so.

 

Ich zog mich an und machte mir Kaffee und Rührei. Yannick und Melissa waren beide schon los, sie mussten zur Schule und Arbeit früh morgens. Ich setzte mich aufs Sofa und fing an, meine Gedanken wieder zu sortieren. So langsam musste ich jetzt beginnen, meine Pläne in die Tat umzusetzen. Das ist aber leichter gesagt als getan.

 

Ich nahm mein Handy in die Hand und wählte die Nummer, die mir mein Mentor gegeben hatte. Marius´ Nummer! Auch wenn es widerwillig ist, aber ich wollte schon wissen, was er wollte und das möglichst jetzt gleich.

 

Ein verschlafenes „Ja?“ welches mir so bekannt vor kam. „Hallo Marius, ich bin es, Alex! Ich hörte, du hast dich nach mir erkundigt? Was gibt es denn ach so wichtiges?“ fragte ich so dermaßen zynisch, dass ich grinsen musste.

 

„Wer... oh achso. Meine dämliche Ex. Dann hat dein Chef dir also gesagt, ich hätte angerufen? Wie schön! Dann seid ihr Assassinen ja doch nicht so doof, wie man immer sagt!“ meinte er gähnend und mürrisch!

 

„Schön, dann hätten wir das ja auch geklärt. Und nun? Was gibt es?“ fragte ich genervt.

 

„Och, es geht um mein Eigentum, mehr nicht!“ kam es lachend von ihm. „DEIN Eigentum? Was meinst du damit?“ fragte ich, obwohl ich wusste, er meinte die Schatulle und das Manuskript! „Du weißt sehr wohl, was ich meine! Was glaubst du eigentlich, was ich für einen Ärger wegen dir blöder Schlampe bekommen habe?“ maulte er mich jetzt an.

 

„Das tut mir … nicht leid für dich. Du bist selber schuld, du hättest nicht alles so offen legen sollen und dich so unvorbereitet auf den Weg machen sollen. Oder dachtest du, die Überwachungskameras übersähen dich? Du bist ja noch dümmer als ich dachte!“ gab ich weiter lachend von mir.

 

„Ach, hat dir Anna davon berichtet, ja? Dann weißt du bestimmt auch, dass ich von irgend einem Alien besessen war. Es war schrecklich. Doch es hat irgendwann von mir abgelassen. Aber es hatte mir eindeutig gezeigt, dass wir ohne euch Assassinen am besten dran wären! Alex, DU bist einfach eine Plage. Du reist hin und her und bringst alles durcheinander, ohne darüber nach zudenken. Dachtest du, das geht noch die nächsten Jahre munter so weiter, ohne das etwas passiert?“ Seine Gedanken waren einleuchtend, doch irgend etwas an seiner Art war seltsam.

 

„Ich weiß, ich kann bisweilen nervtötend sein. Wurde mir durchaus schon des öfteren gesagt. Leb damit! Und nein, ich habe das Gleichgewicht nicht gestört, es war dieser Armreif, welchen DU genutzt hast. Ohne nachzudenken, hast du ihn einfach aktiviert!“ konterte ich.

 

„Nein, habe ich nicht. Oder... doch irgendwie schon. Aber mich würde viel mehr interessieren, WIE du wieder zurückkonntest. Es war eigentlich so wasserdicht, dass du dort krepieren solltest!“ das kam in einem solch gehässigen Ton, dass ich ihm am liebsten an die Kehle gegangen wäre.

 

„Wie bitte? Du hättest mich da wirklich versauern lassen? Und was wäre aus deinem Sohn geworden? Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht? Wenn ich dein Tagebuch noch richtig im Kopf habe, dann hast du nicht einen Moment einen Gedanken an Yannick vergeudet, du herzloses Stück Scheiße!“ brüllte ich jetzt.

 

„Oh, da ist mal wieder Mutti sauer, was? Ach, stell dich nicht so an, er hätte es überlebt und dann hätten wir unseren Wächter gehabt. Ich gehe davon aus, du erinnerst dich daran? Er wird das Gleichgewicht wieder herstellen?“ fragte er jetzt so ironisch, dass ich immer mehr Mühe hatte, an mich zu halten. Plötzlich schoss es mir wieder in den Kopf!

 

War Marius immer noch besessen? War dieses Schmarotzer-Wesen, oder etwas schlimmeres, immer noch in ihm. Existierten sie alle doppelt? Und wenn es so wäre, dann könnte ich DIESES Vieh hier gar nicht bannen, OHNE das andere wieder frei zulassen! Bei Odin... Und dann hörte ich diese Stimme wieder. Ahhhh... du bist von alleine drauf gekommen, wie schön! Ja, und nun? Was tust du nun? Ein fieses Lachen fuhr mir durch die Knochen und hinterließ Angstschweiß auf meinem Rücken.

 

„Was hälst du davon, wenn wir uns einfach mal zusammensetzen, hmmmm? Vielleicht können wir dann alles vernünftig klären?“ fragte ich jetzt möglichst neutral und übte weiter meinen Verstand zu verschließen und die Ruhe zu bewahren!

 

„Was schlägst du also vor?“ kam es gelangweilt von meinem Ex. „Wie wäre es mit diesem netten Café in der Fußgängerzone? Ich brauche wieder Alltag, da trifft sich das doch ganz gut, oder?“ ich fühlte plötzlich, dass ich in mich ging und in mir ruhte. Meine Gedanken waren verschlossen, wieder in einer kleinen Nische verschlossen! Ich dankte Haytham für seine so wunderbaren grauen Augen!

 

„Gut, heute Nachmittag gegen 16 Uhr. Ich werde warten!“ und damit legte er auf. Ok... das war jetzt kurzfristig, ich hatte an morgen gedacht. Aber... ok. Das hieß, ich musste dringend mit meinem Mentor in Kontakt treten.

 

Schnell zog ich mich an und rannte schon fast aus der Wohnung, sprang in mein Sternchen und raste los. Als ich völlig außer Atem im Büro ankam, sah mich mein Mentor besorgt an. „Alex, ist alles in Ordnung? Ist was passiert?“

 

„Nein, nein... NOCH ist nichts passiert. Aber... wir haben ein Problem.“ Also erzählte ich ihm von diesen Wesen und was sie bewirken können. Mein Bericht war etwas kurz, aber es musste erst einmal reichen. „Alex, wir können nicht in der Öffentlichkeit zuschlagen, das weißt du. Wie willst du ihn wieder davon befreien?“

 

„DAS ist die nächste Frage. Ich muss, glaube ich, tatsächlich an die Templer heran treten. Es tut mir leid, aber es geht nicht anders.“ sagte ich nur, weil ich diesen angewiderten Blick meines Mentors sah.

 

Ich glaube, ich habe noch nie einen Namen erwähnt, oder? Dann sollte ich das schleunigst nachholen! Sein Name ist William Miles! Er hat mich das gelehrt, was ich heute weiß und hat mich zur Meisterassassine ausgebildet! Und ich danke ihm bis heute dafür.

 

Gut, das zu dem Thema. Ich musste jetzt irgendwie sehen, dass ich Schutz bekam. Doch ich wusste ja, ohne Haythams Amulett konnte dieses Wesen nicht Besitz von einem ergreifen! Und dieses Schmuckstück besaßen wir in dieser Zeit nicht mehr, es wurde bei der Öffnung des Tempels zerstört. Auf der einen Seite ein beruhigender Gedanke, doch...

 

Wenn ich dieses Wesen im 21. Jahrhundert bannen würde, was passierte mit dem Armreifen oder besser dem Artefakt in der parallelen Welt des 18. Jahrhunderts? Konnte man dann damit ohne Schaden, durch die Zeit reisen? Theoretisch war kein Vorläufer dort mehr gefangen. Aber das waren nur Gedanken... Ich atmete tief durch.

 

„William, was jetzt? Ich brauche ein paar Leute, die mich im Auge behalten. Nur für den Fall, ich will nicht noch einmal besetzt werden. Das war ein grausames Gefühl. Auch wenn es nahezu unmöglich ist!“ ich zitterte leicht vor Aufregung, mit so viel hatte ich nicht gleich nach meiner Ankunft gerechnet.

 

„Alex, wir sollten das Treffen durchziehen und sieh zu, dass du herausfindest, was genau Sache ist. Vielleicht trägt er ja auch etwas bei sich, was uns Aufschluss geben könnte. Jeder kleinste Hinweis könnte wichtig sein. Und wenn das Treffen vorbei ist, dann werden wir uns wohl oder übel mit diesen Templern auseinander setzten müssen.“ er seufzte nur, er hatte durchweg nur schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht!

 

„Dann werde ich mich wohl fertig machen gehen! Wer hätte geahnt, dass ich das alles schneller in die Wege leiten kann, als gedacht!“ sagte ich grinsend. Der Gedanke, dass ich so schneller wieder bei Haytham sein könnte, beflügelte mich gerade und die dunklen Wolken verschwanden aus meinem Kopf.

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Das Treffen mit Marius!

 

 

Ich schrieb Yannick nur kurz, dass ich heute erst gegen Abend zuhause sein würde. Warum, sagte ich nicht. Er sollte sich nicht unnötig Sorgen machen. Also ab in den Neuzeit-Ornat und die Waffen einstecken. Als ich fertig war, sah ich mich um und fühlte mich wieder wohler in meiner Haut. Ich hatte diesen leichten, aber doch so robusten Stoff vermisst.

 

Als ich aus meinem Büro trat, kamen mir 4 Kollegen und Kolleginnen entgegen. „Wir sind dann mal deine Unterstützung. William hat uns schon erzählt worum es geht. Das Ganze hört sich ganz schön abenteuerlich an, wenn ich das so sagen darf!“ grinste mich Lars an. „Ja, das ist es auch. Aber ich denke, erstmal das Treffen und dann sehe ich weiter. Aber vorweg: Wenn sich Marius verabschiedet, dann folgt einer von euch ihm. Ich will wissen, wohin er geht!“

 

„Kein Thema, das sollte das kleinste Problem sein.“ So machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Es war schon dämmrig, die Tage waren mittlerweile noch recht kurz und es war kalt. Sie taten mir leid, meine Kollegen. Ich wollte nicht mit ihnen tauschen, draußen in der Kälte ausharren und warten, was passiert.

 

In dem Café war es angenehm warm und ich sah ihn schon von weitem, ich ließ meinen Blick über ihn wandern und sah sofort eine Aura die rötlich leuchtete. Ein richtig strahlendes Rot! Ich setzte mich mit an den Tisch und sah ihn an. In seinen Augen erschien ein goldener Schimmer und es war sofort klar, ja, dieser Mensch wurde seit geraumer Zeit manipuliert! Ich mochte mir nicht vorstellen, was das für ihn für ein Gefühl sein mochte!

 

„Marius, so sieht man sich wieder. Siehst gut aus!“ meinte ich fröhlich ironisch.

 

„Wenn du das sagst!“ kam es gelangweilt nur zurück. Oh, nicht gut drauf die Vorläufer heute?

 

„Da bin ich, also... wie geht es jetzt weiter?“ ich bestellte mir Wasser, als die Bedienung an unseren Tisch kam. Sie sah mich skeptisch an und deutete auf meine Nase. „Das sieht ja schlimm aus, hat ihr Mann sie etwa geprügelt?“ grinsend sah ich sie an.

 

„Nein, ich hatte nur eine Auseinandersetzung mit einem Freund und naja, er hat eine gebrochene Rippe und ich eine kaputte Nase!“ es trat Unglaube in ihr Gesicht, doch dann kicherte sie. „Gebts den Kerlen, sie haben es nicht anders verdient!“ damit ging sie beschwingt davon.

 

„Stimmt, du siehst grässlich aus, Alex. Aber Faith scheint ja ganze Arbeit geleistet zu haben!“ ein wissendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, doch ich verschloss alles und gab nur ein „Sie ist großartig, da könntest du dir noch eine Scheibe von abschneiden, Marius!“ von mir.

 

Ein fieses Lachen aus seinem Mund und ich spürte, dass es wirklich nicht Marius war. Ich meine, er war nie besonders helle gewesen, aber eigentlich hatte er ein nettes Wesen... hahaha... wie zweideutig wieder gedacht!

 

Es war so, diese Art die er an den Tag legte, hätte mir schon in der anderen Welt auffallen müssen. Ich sah ihn lange an und ich spürte, wie Zorn und Hass versuchten Besitz von mir zu ergreifen, doch ich konnte mich verschließen und mein Verstand und meine Gedanken bezogen immer wieder ihre kleine Dachgeschosswohnung mit Blick auf graue Augen.

 

„Ich weiß, dass du nicht alleine hier bist Alex. Das würdest du nicht wagen! Aber du bist jetzt hier und wir können reden. Also... ich hätte da einen sehr guten Vorschlag und auch DU wirst ihn nicht ablehnen können! Wenn du in Zukunft diese Zeitreisen lässt und uns die Artefakte überlässt, dann können wir dich vor weiterem Schaden bewahren. Und nicht nur dich, auch die Menschheit. Denn … du weißt ja, dein Sohn soll das Gleichgewicht wieder herstellen und dieses andere Kind ist auf dem besten Wege dorthin. Weil es sein Vorfahre ist!“

 

Ich verschluckte mich an meinem Wasser! Entsetzt sah ich jetzt auf meinen Ex, oder besser auf das Wesen und musste mich schnell wieder zügeln. Dieses Kind von Marie aus der ANDEREN Welt war Yannicks Vorfahre? WIE ist das möglich.

 

„Das ist ganz einfach, denk doch mal nach! Du bist nicht ohne Grund dahin geschickt worden, es war dein Schicksal. Dass du jedoch wieder zurück gegangen bist, ist ein dummer Fehler gewesen! Den müssen wir jetzt beheben!“ Und wieder versuchte dieses Wesen mich zu manipulieren! Ich glaubte ehrlich gesagt nicht an diese Aussage, das wäre wirklich zu weit hergeholt. Warum dieses Wesen allerdings solche Dinge sagte, war mir bewusst.

 

„Ich werde mich sicherlich nicht auf einen faulen Kompromiss einlassen, vergiss es! Lieber gehe ich elendig zugrunde, als dir auch nur einen einzigen Gefallen zu tun!“ blaffte ich ihn jetzt an. Doch in meinem Unterbewusstsein hatte ich diese Angst um meinen Sohn, was wenn ihm doch etwas passierte?

 

„Warum nicht, es ist nur eine Kleinigkeit und geht schnell und schmerzlos. Gib mir die Artefakte und alles ist erledigt!“ ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht und es war nicht seins. So war er wirklich nicht.

 

Und dann fühlte ich mein inneres Mantra wieder und sagte nur. „Ich denke, ich muss darüber nachdenken. Wenn ich mich entschieden habe, dann melde ich mich wieder!“ gerade als ich aufstehen wollte, griff Marius nach meiner Hand. „Das könnte dir so passen. Du alarmierst jetzt deine Leute und die werden versuchen mich aufzuhalten. Es wird ihnen nicht gelingen... aber … ich bitte dich“ mit einer ausladenden Bewegung seiner Hand deutete er auf die anderen Gäste. „So mitten in der Öffentlichkeit? Einen armen unbewaffneten Mann einfach grundlos angreifen?“ ein süffisantes Grinsen spielte um seinen Mund.

 

„Nein, ich werde niemanden rufen. Ich werde nach Hause gehen und darüber nachdenken. Das ist eine Entscheidung, die ich nicht einfach so alleine treffen kann. Zumal ich auch nicht alle Zeitreise Artefakte habe. Noch nicht, aber wir sind schon ein ganzes Stück weiter!“ log ich ohne rot zu werden.

 

„Du bist wirklich nicht so dumm wie ich dachte. Dann konntest du tatsächlich die Karte deuten mit dem Manuskript? Chapeau!“ war das jetzt echte Anerkennung oder nur gespielt?

 

Aber ich hatte einen Hinweis. Daran könnte ich anknüpfen. „Ja, soweit war ich schon, mir fehlen nicht mehr viele dieser Ringe. Ich brauche aber nur mehr Zeit!“

 

„DIE kann ich dir doch beschaffen, es sind jetzt vier Ringe in eurem Besitz? Richtig? Ja natürlich, ich weiß es ja. Und die restlichen 8 werdet ihr auch noch finden, wenn es dann soweit ist, dann bring sie zu mir! Und du wirst sehen, ich halte mein Versprechen!“

 

„Wir werden sehen, versprechen kann ich aber nichts.“ meinte ich weiterhin neutral und konnte spüren, dass mein Geist sich zurückgezogen hatte. Ich hoffte, dass meine wirklichen Gedanken nicht lesbar waren!

 

„Dann warte ich, ich habe ja Zeit!“ meinte Marius oder besser dieses Wesen.

 

Etwas erleichtert verließ ich das Café und ging ein Stück die Straße hinunter. Es dauerte nicht lange, dann waren meine Kollegen bei mir und ich berichtete ihnen, dass Marius tatsächlich besessen sei und wir schnell handeln müssten. Auch meinte ich, dass wir ein Treffen mit Tobias Schäfer vereinbaren sollten und zwar zügig.

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Erste Schritte auf die Templer zu

 

 

„Ich halte das für keine gute Idee, es sind Templer. Die wollen nur ihren eigenen Nutzen daraus ziehen und wir werden leer ausgehen. Es war doch bisher immer so, also ich bin dagegen.“ meinte Laura mürrisch.

 

Die anderen drei erwiderten nur, dass sie sich das ansehen würden, aber ebenfalls nicht begeistert von dieser Idee waren. Was soll ich sagen, dann mach ich das eben alleine. Ich beschloss aber, dass ich meinen Sohn mit einbeziehen werde, damit er für seinen Adlerblick noch ein paar Übungsmöglichkeiten bekam.

 

So trennten sich unsere Wege und ich fuhr nach Hause, besagter Sohn war bereits Zuhause und seine bessere Hälfte war ebenfalls schon da. Aus seinem Zimmer vernahm ich leicht verstörende Geräusche und musste schmunzeln, ging aber einfach weiter durch in die Küche und machte mir Kaffee und setzte mich dann ins Wohnzimmer.

 

Ich kramte die Nummer vom CEO raus und saß dann davor, traute mich aber nicht anzurufen. Oder sollte ich einfach eine Email schreiben? Das wäre aber schwierig dann zu erklären, ich konnte besser reden.

 

Ich fasste meinen Mut zusammen und nahm mein Handy. Als es klingelte, vernahm ich eine säuselnde Frauenstimme, welche mitteilte, dass ich bei Herrn Schäfer gelandet sei und was ich denn wünsche. „Mein Name ist Alexandra Frederickson, ich würde gerne Herrn Schäfer sprechen, wenn es möglich ist.“

 

„Einen Augenblick bitte!“ es klickte und ich hörte diese dämliche Hold-the-line-Musik. Ist ja schlimmer wie die Fahrstuhlmusik!

 

Dann knackte es und eine ziemliche unwirsche tiefe Männerstimme fuhr mich an „Ach, Frau Frederickson, wie schön, ihr beehrt mich mit einem Anruf! Was wollt ihr?“ du meine Güte, was hatte ich bitte getan. Aber gut...

 

„Herr Schäfer, freut mich, dass ihr kurzfristig Zeit für mich habt. Ich komme auch gleich zum Punkt. Es geht um Marius Engelhardt! Ihr wisst doch, der Herr der sich mit den Artefakten aus dem Staub gemacht hatte? Und dem ihr eine Horde Stümper hinterher geschickt habt ins 18. Jahrhundert?“ innerlich sog ich zischend die Luft ein, denn ich wollte eigentlich nicht so sarkastisch daher kommen, aber jetzt war es zu spät!

 

„Ach... ja, ihr Ex, stimmts? Den vermissen wir ja nicht wirklich. Was hat er denn getan, dass sie mich darauf ansprechen müssen?“ jetzt ließ er seine schlechte Laune an mir aus!

 

„Frau Richter hatte mir damals freundlicherweise von seinen Eskapaden in der Asservatenkammer und dem Lager berichtet. Und ich muss annehmen, nachdem ich ihn heute getroffen habe, dass er immer noch von einem dieser Vorläufer besessen ist. Er verhält sich eigenartig, eigenartiger als sonst, und er oder dieses Wesen, hat mir einen seltsamen Vorschlag gemacht, bezüglich der Zeitreiseartefakte!“ Ich hoffte, mit der Wahrheit käme ich einfach weiter und besser voran und so war es auch.

 

„Ihr habt ihn getroffen? Wo?“ fragte er mich erstaunt und neugierig.

 

„In der Fußgängerzone in einem Café, wir hatten uns dort verabredet, seine Art am Telefon kam mir schon so seltsam vor und als ich seine Aura sah, konnte ich mir einen Reim darauf machen! Herr Schäfer, die Zeitreise von Marius ist gründlich daneben gegangen. Es wäre vielleicht ganz nett, wenn wir uns zusammen setzen könnten und darüber beraten könnten, WIE wir ihn wieder befreien können.“ die Wahrheit, immer noch und mein Wunsch nach einer Art Waffenstillstand!

 

„Was habe ich mit Herrn Engelhardt noch zu tun, er gehört nicht mehr dem Orden an und ich bezweifle, dass ihr mir als Assassine helfen könnt. Wir sind selber in der Lage, solche Probleme aus der Welt zu schaffen.“ kam es jetzt triefend vor Selbstüberzeugung von ihm.

 

„Oh, das glaube ich ihnen gerne, dennoch hat eure Truppe damals einfach alle Vernunft über Bord geworfen und hat einen auf Rambo in New York gemacht. Sie hatten alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und sie wollen mir ernsthaft sagen, sie wissen, wie man solche Probleme löst? Bei allem Respekt, aber da kann ich nur lachen!“ ich wurde etwas energischer, weil ich UNBEDINGT ein persönliches Gespräch mit ihm wollte.

 

„Frau Frederickson, dann solltet ihr mich vielleicht aufklären, was denn alles schiefgelaufen ist. Laut Bericht waren SIE es, die völlig unvernünftig Informationen weitergegeben hat und die ganze Mission gefährdet hat.“ meinte er jetzt etwas ruhiger, aber mit einem scharfen Unterton.

 

„Ich habe bitte was? Ich hatte keine Mission, falls sie das meinen. Und ihre Leute waren es, die sich daneben benommen haben, in Alltagsklamotten ins 18. Jahrhundert gestürmt sind und dann auch noch ein unschuldiges Ehepaar bedrängt haben, bei denen mein Ex untergekommen war. Also bitte, ich kann für dieses Versagen leider nichts. Und das Plan B nicht aufging, habt ihr Shay Cormac zu verdanken! Das nur mal am Rande erwähnt!“ Bei Odin, der Typ war anstrengend!

 

„Das wäre mir neu, aber... schön!“ ein tiefes Seufzen. „Vielleicht sollten wir uns wirklich einmal zusammen setzen. Und ich werde auch gleich die Leute dazu holen, welche anscheinend falsche Berichte abgegeben haben!“ knirschte er mit den Zähnen! „Ich hätte morgen am frühen Nachmittag noch einen Termin frei. 15 Uhr?“ kam es jetzt friedlich von ihm.

 

Sollte mich der plötzliche Sinneswandel jetzt misstrauisch machen? Nein, ich würde dorthin gehen zum Gespräch und sehen, wie es sich entwickelt, ich hatte wenigstens eines meiner Ziele schon erreicht. Ein Treffen!

 

„Gerne, dann sehen wir uns morgen, ich wünsche noch einen schönen Abend, Herr Schäfer!“ meinte ich freundlich.

 

„Ihnen auch, Frau Frederickson. Dann bis morgen!“ und er legte auf.

 

Puuuh, ich war ein wenig am Zittern. Ich war Tobias erst einmal begegnet und das auch nur, weil es im Bürgerrat Probleme gegeben hatte vor ein paar Jahren. Und wir beide sind dort als Vertreter einbezogen worden. Er war höflich und neutral in der Situation gewesen und ich ebenfalls, es ging nicht um Ordens- oder Bruderschafts-Belange.

 

Plötzlich klopfte mir mein Sohn auf die Schulter. „Hey Mum, was ist los. Schlechte Nachrichten?“ fragte er mich etwas besorgt.

 

„Nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe morgen Nachmittag mit dem CEO von Abstergo einen Termin. Es geht um deinen Vater, ich habe vorhin herausgefunden, dass er von diesem Wesen oder besser EINEM Wesen besessen ist. Darüber wollte ich gerne mit ihm sprechen!“ erklärte ich ihm kurz und knapp.

 

„Du willst in die Höhle des Löwen, alleine?“ meinte er und sah mich fragend an. „Du wirst mich begleiten, Yannick. Es wäre eine Übung für deine neue Fähigkeit. Denn vier Adleraugen sehen mehr, als zwei!“ grinste ich ihn breit an.

 

„Mum, du hast einen seltsamen Humor, weißt du das? Wann ist der Termin denn?“ fragte er ebenfalls grinsend.

 

„Um drei Uhr morgen Nachmittag und sieh zu, dass du ordentlich angezogen bist. Also keine Jogginghose oder so. Verstanden?“ mahnte ich ihn.

 

„Ja, ok... wenn es sein muss!“ kam es etwas maulig. Dann erschien hinter ihm Melissa. „Alex, schön dass du wieder deinen Tatendrang zurück hast. Ich hatte das vermisst hier alleine mit Yannick.“ und dabei stupste sie ihn freundschaftlich an.

 

„Danke Schatz, fall mir ruhig in den Rücken.“ was sich neckt, das liebt sich! Sie passten gut zusammen und ich sah sie verträumt an.

 

„Ich mach dann mal das Essen. Habt ihr heute noch was vor, ihr beiden?“ fragte ich noch, damit ich mich drauf einstellen konnte, ob ich alleine war und machen konnte, was ich wollte oder eben nicht!

 

„Nein, heute steht nichts an. Erst am Wochenende, da sind gleich zwei Geburtstage zu feiern. Ohhhh, das werden harte Tage!“ lachte mein Sohn und Melissa verzog nur genervt das Gesicht. Sie mochte es nicht, wenn zu viel getrunken wurde.

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Ein bisschen Alltag und

lieb gemeinte Notizen!

 

 

Ich ging in die Küche und fing an zu werkeln. Meine Kochkünste lassen ein wenig zu wünschen übrig, doch wenn ich meinen Sohn ansah, konnte niemand sagen, er verhungere gleich. Also war es wohl nicht sooo schlimm. Da fiel mir ein, dass ich von Mrs. Wallace ja das Rezept für diese süßen Brötchen bekommen hatte. Als alle Sachen vor sich hin köchelten, ging ich an meinen Schreibtisch und kramte den Zettel raus.

 

Sie hatte eine etwas krakelige Schrift, aber sie war gut zu lesen. Laut Liste hatte ich auch alles für den Teig im Haus, prima. Dann machte ich mich ans Backen, es war ein wirklich einfaches Rezept. Doch dann sah ich eine kleine Randnotiz, die ich in der Küche im Licht der Neonröhre unter dem Hängeschrank, erst richtig sah. „Mrs. Frederickson, ihr werdet mir fehlen.“ stand dort und mir stiegen die Tränen in die Augen!

 

Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und sah auf diesen Zettel. Da war sie wieder, diese Sehnsucht, dieser Wunsch, zurückzukehren! Ich donnerte das Rezept mit der flachen Hand auf den Tisch und stand auf, wischte mir die Tränen weg und machte weiter. Ich durfte mich nicht so sehr davon ablenken lassen.

 

Der arme Teig musste jetzt dran glauben, ich verarbeitete ihn ordentlich mit den Händen und knetete und schlug darauf ein. Irgendwann spürte ich Hände auf meiner Schulter. „Mum, was ist denn auf einmal los? Der Teig hat dir nichts getan, der will nur in den Backofen!“ kam es grinsend von meinem Sohn. „Ich weiß, doch ich bin gerade wieder über mich selber wütend! Mrs. Wallace hat eine Notiz hinterlassen und das war wieder wie ein Rückschlag für mich.“ ich zeigte auf Zettel und mein Sohn wusste nicht, was er zu erst kommentieren sollte.

 

Aber praktisch wie er nun mal ist, war das Backwerk sein erster Gedanke und danach kam erst die Nachricht. „Mum, wie geil ist das denn? Die sind so wahnsinnig lecker, Melissa, du glaubst es nicht. Das Rezept ist von der Haush.... von meiner Ururururururgroßmutter glaube ich!“ Gerade noch mal die Kurve gekriegt, dachte ich.

 

„Ich mag solche alten Sachen, habt ihr auch noch mehr alte Kochbücher von der Verwandtschaft oder so? Ich würde gerne mal in so etwas stöbern!“ fragte seine Freundin völlig begeistert. „Nein, leider nicht, aber wenn ich irgendwann einmal in den Besitz komme, bist du die erste, der ich das zeige!“ grinste ich sie an.

 

Und dann konnten wir auch essen und die Brötchen verbrachten eine schöne Zeit im Backofen. Das intensive Kneten hatte ihnen gut getan, dachte ich grinsend.

 

Danach saßen wir noch im Wohnzimmer zusammen, hatten Netflix an und ich wurde über die Neuigkeiten des Tages aufgeklärt. Gegen 22 Uhr fielen mir aber die Augen zu und ich ging ins Bett. Noch immer hatte ich das Kleid auf dem Boden liegen und noch nicht weggeräumt. Ach, es konnte auch noch eine weitere Nacht dort bleiben, morgen ist auch noch ein Tag und ich ließ mich in die Kissen fallen.

 

So wirklich schlafen konnte ich aber mal wieder nicht, denn mir fehlte Haytham einfach. Ich starrte zur Decke und plötzlich glitten meine Gedanken zur letzten gemeinsamen Nacht und ich fand ein wenig Trost in diesen Bildern und Augenblicken. Verdammt, ich hätte ein Hemd oder so etwas von ihm mitnehmen sollen, sein Geruch fehlte mir bei meiner Vorstellung ein bisschen.

 

Doch irgendwann hatte ich das Gefühl, seine Präsenz spüren können. Es fühlte sich so an wie auf dem Exerzierplatz in der Garnison, als ich mit geschlossenen Augen dort stand und mich auf ihn konzentrierte. Es war berauschend plötzlich und ich konnte mich treiben lassen. Meine Hände folgten seinen und fanden ihren Weg, ich sah seine dunklen grauen Augen vor mir. Mit einem erleichterten Seufzen ließ ich mich nun ruhiger in die Kissen gleiten und schloss selig die Augen.

 

 

17. Januar 2020

 

 

Mein Wecker meinte es nicht gut mit mir, er klingelte einfach zu früh, wie immer. Ich pellte mich also aus dem Bett und ging mit halbgeschlossenen Augen ins Bad! „Guten morgen du hässlicher Vogel, mit dem demolierten Gesicht!“ sagte ich zu meinem Spiegelbild und musste selber grinsen. Haare machen, Zähne putzen... für mehr war ich noch nicht in der Lage, Kaffee... erstmal Kaffee.

 

In der Küche war es kalt, weil hier nicht immer die Heizung wollte, so wie ich es wollte. Doch als ich meinen großen Becher mit heißem Kaffee in den Händen hatte, ging es langsam. Damit bewaffnet verkrümelte ich mich an meinen Schreibtisch und fing meine Recherche hinsichtlich der Wesen an und auch über die Artefakte wollte ich ein wenig in unserer Datenbank forschen. Ich wurde auch fündig und machte mir eine Liste mit den Runen.

 

Tyr / Pferd /Wasser / Geschenk / Besitz / Sonne / Eis … so war die erste Reihe angeordnet. Das ergab aber nicht wirklich Sinn. Also las ich auch die einzelnen Symboliken und Beschreibungen dazu durch. So langsam wurde mir aber klar, dass unsere Runen nicht viel damit zu tun hatten, es mussten andere oder ähnliche Schriftzeichen sein, auch wenn sie unseren sehr nahe kamen. Ein Dolmetscher wäre nicht schlecht!

 

Also ging ich meinen neu geschmiedeten Plan an und sah mir eine Karte von Korsika an. Laut Haythams Aufzeichnungen hatte er sein Kurzschwert dort bei einer Höhle, welche in einer hohen Felsformation lag, verloren. Es war hinaus gerutscht und vermutlich lag es noch am Fuße dieses Gebildes. Leider gab es keine genauen Ortsangaben von ihm, da hieß es, sich durchfragen. Ich suchte mir eine Liste mit Bergführern aus der Gegend dort und fing an, diese anzurufen. Ich konnte von Glück reden, dass man englisch verstand, sonst wäre ich aufgeschmissen gewesen.

 

Als ich den vierten Herren am Telefon hatte, nachdem ich bereits seit 3 Stunden mir den Mund fusselig redete, kam ein vages „Ich wüsste nur von drei solcher hohen Höhlen, die auf eure Beschreibung zutreffen könnte! Die eine liegt in der Nähe von Santo Pedro di Tende, Désert des Agriates. Bei den anderen wird es leider schwierig, Miss. Denn die Zugänge zu den Gebirgsabschnitten sind seit Jahren leider gesperrt, weil es zu Unfällen aufgrund von herabfallendem Geröll kam.“ Das half mir ja schon mal etwas weiter und ich fragte, ob ich mir das einmal selber ansehen dürfte und ob ich mit ihm eine Wanderung dorthin buchen konnte. „Sicher Miss. Wenn sie hier vor Ort sind, dann rufen sie mich an, dann können wir einen Termin vereinbaren.“ sagte er freundlich.

 

„Das werde ich machen, ich danke ihnen vielmals, sie haben mir sehr weitergeholfen!“ in mir stieg eine gewisse Euphorie auf und ich freute mich auf einen kleinen Urlaub dorthin. Doch noch hatte ich nicht mit William darüber gesprochen. Aber... das würde ich noch machen. Verdammt, da fiel mir ein, ich hatte ihn noch nicht über das bevorstehende Treffen mit Tobias in Kenntnis gesetzt.

 

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In der Höhle des Löwen oder

zu Besuch bei Herrn Schäfer!

 

 

Ich nahm mein Handy und rief ihn kurzerhand an, teilte ihm mit, dass ich heute Nachmittag mit Yannick dorthin ginge und mich dann anschließend wieder melden würde. „Bist du dir sicher, dass er dir überhaupt richtig zuhören wird?“ gab mein Mentor mürrisch zu denken.

 

„Das weiß ich natürlich nicht, aber ich hoffe es doch. Es liegt auch in seinem Interesse, ein gutes Licht auf den Templerorden zu haben, oder? Da kann er sich keine schwarzen Schafe erlauben! Und wenn diese Idioten ihn wirklich falsch unterrichtet haben, dann möchte ich nicht in ihrer Haut stecken!“ gab ich zu bedenken.

 

„Stimmt auch wieder, dann drück ich dir Daumen, aber komm bitte umgehend danach zu mir. Wir müssen uns auch noch über die nächsten Schritte wegen der Jackdaw unterhalten!“ und er legte auf.

 

Es war zwölf Uhr Mittag durch und ich ging endlich Duschen. Als ich mit meinem Handtuch bekleidet ins Schlafzimmer kam, sah ich auf das Kleid und seufzte nur. Ich fing an, es aufzuheben und mit allen Röcken und Unterkleid und Korsett ordentlich auf einige Bügel zu bekommen. Als ich fertig war, sah ich es noch verträumt an, ich mochte diese Mode aus der Zeit. Auch wenn ich kein Fan der Folterinstrumente mit der Schnürung war, fand ich es immer toll, so etwas zu tragen.

 

Ich sollte mich wirklich anziehen, dachte ich nur und schnappte mir meine Klamotten. Yannick müsste auch gleich aus der Schule kommen und dann essen. Danach sollten wir uns langsam auf den Weg machen, wir hätten noch eine dreiviertel Stunde Fahrt vor uns. „Hey Mum, bin wieder da.“ kam es fröhlich von Sohnemann. Selten, dass er so gut gelaunt nach der Schule war. Ich freute mich darauf, wenn er endlich im Sommer seine Ausbildung anfangen konnte!

 

„Was willst du essen, ich hab noch von gestern Abend was da!“ fragte ich ihn über den Flur. „Ist mir egal, Hauptsache warm und essen!“ für solche Aussagen liebte ich dieses Kind einfach!

 

Also gab es Aufgewärmtes! Seine letzten Klausuren standen an und Yannick wurde zusehends nervöser, doch ich war zuversichtlich dass er das packen würde. „Hey, ich glaub an dich. Du packst das schon!“

 

„Wenn du das sagst!“ kam es ungläubig von ihm. „Es ist soviel Stoff, der irgendwie nicht in meinen Kopf will. Brauch ich den Scheiß eigentlich überhaupt später?“ fragte er mich jetzt.

 

„Naja, du wirst ihn brauchen, um ihn deinen eigenen Kindern beibringen zu können!“ lachte ich nur, bei mir war es so. Die meisten Sachen waren so nötig, wie ein Fundbüro in Polen!

 

Seufzend stand er auf und räumte seinen Teller in den Geschirrspüler. „Ich zieh mich eben um, dann können wir los!“ und ich bekam einen Kuss auf meine Stirn. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich eine gewisse Einheit mit ihm bildete. Wir waren eins und wussten und kannten den anderen einfach. Und ich liebte meinen Sohn wie nichts anderes. Und ja, auch Haytham kommt an diesen Status nicht heran. Denn ER hatte einen ganz anderen Platz bei mir!

 

Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Wie ich diesen Verkehr mal nicht vermisst hatte. Die fuhren alle wie die letzten Neandertaler! Man man man! „Mum, wenn dich jemand fluchen hören würde, wäre er schon erschreckt vor einen Zug gesprungen. Du hast aber auch immer Ausdrücke am Leib!“ lachte Yannick und konnte sich fast nicht halten vor Lachen!

 

„Wenn die doch alle zu doof zum Autofahren sind, dann sollen sie es lieber sein lassen!“ aber auch ich musste lachen, ich hatte diese Fahrten schon ein ganz, ganz klein wenig vermisst. Auch wenn ich in ferner Zukunft darauf verzichten kann!

 

Ich hatte mir mein Gesicht ein wenig zugekleistert mit Camouflage, ich wollte ein bisschen von den blauen Flecken ablenken, ich sah immer noch ein wenig mitgenommen aus! Aber wenn man nicht direkt vor mir stand, ging es eigentlich!

 

Dann kamen wir an dem Abstergo-Komplex an und es war riesig. Man fuhr hier sonst nur vorbei und ich war noch nie im Inneren, warum auch? Auf dem Parkplatz hatten wir Glück und waren dicht am Besuchereingang, es hatte angefangen zu schneien und regnen, dazu war es arschkalt. Im Eingangsbereich angekommen wurden wir von der Empfangsdame höflich auf die Aufzüge aufmerksam gemacht und mit dem Hinweis, im 5. Stock würden wir fündig werden, entließ sie uns.

 

Also hatte man mich angekündigt. Es war ein sehr eigenartiges Gefühl mal wieder alleine, naja fast, unter Templern zu sein. Oben angekommen, nahm uns ein weiterer Mitarbeiter in Empfang und führte uns zum Büro von Tobias. Davor war ein Sofa auf dem wir Platz nahmen, wir waren einige Minuten zu früh da.

 

„Frau Frederickson, Herr Frederickson, folgen sie mir!“ bat uns der Angestellte und brachte uns zu Herrn Schäfer. Vor uns am Schreibtisch saß ein ungefähr gleichaltriger Mann mit dunkelblonden kurzen Haaren und einem sonnengebräunten Gesicht im Anzug. Als wir eintraten, sah er auf und über sein Gesicht lief ein erstaunter Ausdruck.

 

„Ah, Frau Frederickson. Ich sehe, sie legen Wert auf Pünktlichkeit! Das ist eine gute Eigenschaft. Wen haben sie noch mitgebracht? Ich gehe davon aus, es ist ihr Sohn, die Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen.“ ein geschäftliches Grinsen legte sich um seinen Mund.

 

„Das ist Yannick, Herr Schäfer, mein Sohn. Da haben sie Recht. Freut mich, sie wieder zusehen!“ sagte ich und reichte ihm meine Hand. Er schüttelte sie und im ersten Moment war ich erstaunt. Doch dann fiel mir ein... HIER gab es keine Handküsse!

 

Ich sah mich erstaunt um und fragte, wo denn die anderen Damen und Herren seien, die doch am Gespräch teilnehmen sollten. „Ich habe bereits eingehende Gespräche mit ihnen geführt und das Verhalten dieses Teams wird noch entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen!“ meinte er sichtlich verärgert.

 

Nachdem wir die Vorstellung durch hatten, nahmen Yannick und ich Platz. „Also, wir haben es mit einem ehemaligen Ordensmitglied zu tun, welches besessen ist. Und anscheinend hat man mich nicht richtig über die ganzen Umständen informiert. Es ist kein Verlass mehr auf die Brüder und Schwestern. Aber sei es drum. Wir sollten nicht um den heißen Brei reden und gleich zur Sache kommen.“ Tobias stand auf und fing an, umher zu laufen. Das machte mich, ehrlich gesagt, etwas nervös.

 

„Eine gute Zusammenfassung, Herr Schäfer. Aber mich würde interessieren, welche Geschichte ihnen mein Ex eigentlich aufgetischt hat. Denn er schien wirklich Angst zu haben, OHNE die Schatulle und das Manuskript zurück zukehren.“ fragte ich frei raus, denn mir war einfach nicht nach Geplänkel oder ähnlichem im Moment.

 

„Marius hat den Orden tatsächlich betrogen, auch wenn er anscheinend für seine Tat nicht wirklich verantwortlich gemacht werden kann. Doch eine Intention muss ja von ihm ausgegangen sein, dass er in die Asservatenkammer eindrang.“ sein Blick ruhte seltsamerweise fragend auf mir. „Sehen sie mich nicht so an, Herr Schäfer. Ich kann für das Fehlverhalten von Marius nichts. Ich habe ihn sicherlich nicht angestiftet.“ er lachte kurz auf.

 

„Das habe ich auch nicht geglaubt, er verhielt sich ja schon immer etwas komisch. Als er uns von ihrer Zugehörigkeit und ihren Reisen erzählte, dachte er, dass er dadurch Pluspunkte erlangen könne. Doch als die ausblieben, wurde er immer schlampiger und seine Aufträge waren, nunja, teilweise ein Desaster. Oft war es an Frau Richter, alles wieder zu bereinigen.“ erzählte er einfach.

 

„Ah, deswegen ist sie nicht so gut zu sprechen auf ihn gewesen. Aber warum habt ihr dann diese Truppe dorthin geschickt. Und woher, wenn ich das fragen darf, wussten sie irgend etwas über diese parallele Welt, in die mich Marius gesteckt hat?“ ich ließ meinen Blick über ihn schweifen, doch es ging eine neutrale blaue Aura von ihm aus, nichts bedrohliches.

 

„Das ist eine ganz andere Geschichte, da tappen wir immer noch im Dunkeln. Wie ist das möglich und welche Macht hat Marius inne gehabt, oder besser hat er inne, die ihn so tatkräftig unterstützt? Aber ich gehe davon aus, sie haben entsprechend schon geforscht?“

 

Und jetzt kam es darauf an! Wenn ich jetzt einen Fehler machte, wären meine Pläne auf und davon und ich könnte einfach gehen! Also tat ich das, was ich vorhatte, ich ging offensiv mit der Wahrheit an die ganze Geschichte. Ich konnte davon ausgehen, dass meine Zeitreisen nichts Neues waren, denn mein Ex wurde ja genau deswegen auf mich angesetzt.

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Vorsichtig herantasten, sonst

geht es nach hinten los!

 

 

„Ich habe schon geforscht und auch im 18. Jahrhundert konnte ich entsprechende Erkenntnisse sammeln. Doch es sind noch viele Ungereimtheiten. Auch habe ich unter anderem mit Mrs. Cormac einige Gespräche geführt...“ er ließ mich nicht ausreden und sah mich mit großen Augen an. „Sie haben WAS? Wie kommen sie an dieses Vertrauen dieser Frau. Sie galt immer als unnahbar und ließ sich nie in die Karten schauen. Die ganze Familie McGregor und Williams ist verschwiegen wie ein Grab!“

 

Und jetzt konnte ich mit meinen Erkenntnissen und meinem Wissen und meinen Kontakten auftrumpfen und tat es. „Herr Schäfer, ich habe viel Zeit mit ihr verbracht und ich konnte ihr bezüglich einiger Krankheiten in der Familie und im Angestelltenbereich helfen! Umgekehrt haben wir gemeinsam geforscht und diese Vorläufer sind einfach überall. So erlangte ich ihr Vertrauen und sie meines!“ ich sah ihn an und hielt seinem forschenden Blick stand. Doch mehr Einzelheiten brauchte er nicht!

 

„Heißt das, sie haben entsprechende Verbindungen und können Klarheit in einige Bereiche bringen?“ kam es ein wenig lauernd von ihm. „Nicht in alle Bereiche, nein, aber da ich einen gewissen Einblick hatte, sollte es mir in Zukunft möglich sein, weiter zu forschen um handfeste Ergebnisse ans Tageslicht holen zu können.“ gab ich nur wieder.

 

„Warum sollte ich auf eine Assassine hören und ihnen vertrauen?“ er stand mit verschränkten Armen vor dem Schreibtisch. „Meine Mutter ist eine gute Beobachterin und sie hat ein Händchen, Lügen und Intrigen zu durchschauen! Und sie wissen ja auch, dass sie eine ganze Weile mit Edward Kenway unterwegs war. Somit gibt es von dieser Seite auch noch einige Erkenntnisse, die auch für die Templer von Nutzen sein können.“ kam es jetzt nicht ohne Stolz von meinem Sohn.

 

Tobias beäugte ihn etwas skeptisch. „Du warst bei den Reisen dabei?“ fragte er jetzt.

 

„Nein, ich war nur bei der vorletzten dabei!“ sagte Yannick ehrlich. „Dann konntest du dir auch selber ein Bild von dem ganzen Geschehen machen?“

 

„Das konnte ich und ich muss sagen, es hat mich weiter gebracht und ich habe viel gelernt!“ sagte er voller Stolz wieder.

 

„Frau Frederickson, wenn die Frage gestattet ist. Aber, planen sie weitere Reisen dorthin?“ fragte er etwas zögerlich und ich spürte, dass Yannick seinen Blick nutzte und kurz den Kopf schüttelte.

 

„Vermutlich ja, aber ich muss jetzt erst einmal Marius von diesem Wesen befreien und dann sehe ich weiter. Und da wären wir an einem Punkt, wo ihr ins Spiel kommen könntet. Denn ich bin immer noch auf der Suche nach einem Artefakt, welches nur in dieser... anderen Welt existierte. Ich habe es zwar als Tätowierung davongetragen doch das reicht nicht unbedingt.“ Sollte ich von Haythams Amulett erzählen? Doch Tobias wusste ja, dass es HIER nicht mehr existierte und das machte die Templer damals ziemlich wütend!

 

„Wir sollten Marius zu einem Gespräch einladen, denn es wäre doch möglich, dass sich das Wesen dann irgendwie zeigt, oder nicht? Und dann könnte man versuchen es aus ihm heraus zuholen.“ Tobias war sich sicher, dass das klappen würde.

 

„Ein Versuch wäre es wert, aber ich bezweifle, dass er sich auf dieses Treffen einfach einlässt. Denn das Wesen verlangte die Herausgabe der Zeitreiseartefakte und wenn ich ehrlich sein darf, DAS würde ich als allerletzte Option nutzen. Davor muss es einfach noch etwas anderes geben. Und wir wissen, dass diese Wesen in die Gedanken schauen können, sie regelrecht lesen und sie gegen uns einsetzen können.“ Ich hatte so langsam Angst, wenn ich noch mehr preisgab, würde er sich alleine mit Marius auseinander setzen und mein Plan wäre wirklich zum Scheitern verurteilt.

 

„Da haben sie recht. Was schlagen sie vor? Wenn doch dieses Vieh so schlau ist und auch, wie sie sagen, Gedanken lesen kann, wird es schwer, eine Falle zu stellen.“ Damit hatte er Recht, doch ich erzählte von meiner Art, meinen Geist zu verschließen! „Sie können sich abschotten, sodass diese Vorläufer sich nicht an ihren Gedanken bedienen können? Wie machen sie das?“ fragte er staunend.

 

„Man muss für sich eine Erinnerung haben, welche man öffnet und … in der man sich einschließt und den Schlüssel wegwirft. Ich kann es schwer beschreiben, Herr Schäfer. Und es hat auch bei mir nicht auf Anhieb geklappt.“ Ich erzählte, von dem Desaster, als ich auch besessen war, denn ich war der Ansicht, dass es nur fair war, wenn er davon erfuhr und ich hoffte, dass er so mehr Vertrauen zu meinen Fähigkeiten fand.

 

„Erstaunlich. Wir haben nie auch nur ansatzweise, so etwas erwartet. Wir gingen davon aus, dass ihre Reisen einfach nur Geplänkel seien, doch Marius war immer überzeugt, dass ihr den Auftrag hattet, Artefakte oder ähnliches zu finden und an euch zu bringen, damit wir sie nicht bekommen! Wer hätte gedacht, dass es ganz anders war.“ Sein Blick verriet, dass er diese Erkenntnis wirklich gerade eben erst hatte.

 

Tobias ließ sich auf seinen Chefsessel sinken und sah mich an. Als ich ihn musterte sah seine Aura seltsam aus. Sie veränderte sich, von blau zu nebelig und wieder zu blau. Aber rot war sie nicht. Und jetzt kam mir auch der Gedanke, was dieses nebelige noch zu bedeuten haben könnte.

 

Diese Menschen sind sich nicht sicher, ob sie auf meiner Seite stehen sollten. Sie sind noch zwiegespalten und wabern deswegen so herum.

 

„Eigentlich wollte ich bei meiner letzten beziehungsweise vorletzten Reise die Lücken im Lebenslauf von Shay Cormac schließen. Denn, wenn wir ehrlich sind, die ganzen Berichte und Gerüchte sind ja nicht mehr auszuhalten!“ sagte ich ehrlich.

 

„Da haben sie recht, Frau Frederickson. Aber es ist seltsam, dass Haytham nie von ihm berichtete.“ in mir kamen dunkle Wolken auf. Wie Tobias seinen Namen so leicht abfällig aussprach, war ihm nicht würdig und ich wurde sauer.

 

„Master Kenway ist ein verschwiegener Mann und weiß, wie er Details zurückhalten kann!“ gab ich kalt als Antwort. Herr Schäfer sah mich fragend an. „Frau Frederickson, sie scheinen mehr zu wissen, als wir alle. Und ich als Templer würde zu gerne mehr über diesen Menschen erfahren, also wenn sie doch die Güte hätten, mir mehr zu berichten?“ sah er mich ehrlich fragend an.

 

Doch ich wollte noch nicht meine letzten Trümpfe auspacken. „Herr Schäfer, sie können sich sicher sein, dass das, was sie in den Tagebüchern gelesen haben, der Wahrheit entspricht. Und was die fehlenden Einträge angeht, da kann ich auch nicht wirklich helfen. Denn leider sind ja alle Unterlagen damals vernichtet worden. Von wem, können wir uns alle denken, oder?“ Ich sah Tobias jetzt einfach ebenfalls fragend an.

 

„Vermutlich von Master Cormac persönlich! Aber ich denke, wir sollten als erstes jetzt mit Marius weitermachen und dann... sollten wir weitersehen, was denken sie Frau Frederickson?“ kam es ehrlich von ihm. „So sehe ich das auch. Also, wie wollen wir vorgehen?“ fragte ich, denn ich wollte nicht alleine vorpreschen.

 

So besprachen wir, dass wir uns in einer Woche wieder treffen würden. Bis dahin wollte Herr Schäfer Marius dazu bringen, doch dem Orden wieder beizutreten aufgrund von neuen Erkenntnissen, die Frau Richter angeblich ans Licht gebracht hatte. Wir hofften, dass das so klappen würde. Bis dahin würde ich ihn nicht mehr kontaktieren und sollte Marius dennoch anrufen, sollte ich ihn besser ignorieren. Das war wohl das kleinere Problem.

 

Wir verabschiedeten uns und gingen zum Parkplatz, mittlerweile war es dunkel und es schneite ziemlich heftig. Ich schlug meinen Mantel enger um mich und stieg dann in mein Auto. Als wir die Türen geschlossen hatten, sah mich Yannick an und fragte erleichtert. „Mum, das ist doch gut gelaufen, oder? Herr Schäfer war uns nicht böse gesonnen, doch … seine Aura... dieser Nebel! Was hat das zu bedeuten?“

 

Ich erklärte meinem Sohn, welche Vermutung ich hatte und sagte auch, dass ich ebenfalls guter Dinge sei, was die zukünftigen Treffen anging. Ich hatte einen Grundstein gelegt und so hoffte ich, würde es weitergehen, doch der Weg wäre noch lang.

 

Zuhause angekommen, erwartete uns eine maulige Melissa. Yannick hatte ihr nicht Bescheid gesagt, dass er mit mir noch einen Termin hatte! Männer... ziemlich vergesslich von Zeit zu Zeit. Ich ließ die beiden in der Küche sitzen und ging ins Wohnzimmer. Der Abend war Ruhe pur und ich studierte noch ein paar Seiten über das 18. Jahrhundert und über die Kriege und und und!

 

Kapitel 9

 

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Ein Treffen mit alten Bekannten

 

23. Januar 2020

 

 

Die Woche verlief völlig ruhig und ich kam in meinem Alltag immer mehr an. Es tat mir gut, dass ich jetzt mit meinen Plänen arbeiten konnte und ein konkretes Ziel vor Augen hatte.

 

Heute stand der Termin mit Marius und Tobias an. Wir sollten am Nachmittag dort sein und würden dann weiter instruiert. Ein bisschen unwohl fühlte ich mich schon, so ohne Wissen, was denn passieren sollte, fühlte ich mich übergangen. Ich war gespannt, ob Marius sich auf diesen Deal überhaupt eingelassen hat, auf der einen Seite traute ich ihm diese Kurzsichtigkeit zu, auf der anderen Seite könnte das Wesen ihn aber auch warnen!

 

Ich hatte William erzählt, was wir vorhatten und er war nicht wirklich begeistert von der Idee. Doch irgendwo mussten wir ansetzen und dass mein Ex ein Templer war, das hatte ich ja nicht geahnt! „Willst du nicht doch noch Verstärkung mitnehmen?“ fragte er mich besorgt.

 

„Nein, ich denke, die Damen und Herren dort, werden schon selber Vorkehrungen getroffen haben.“ Das klang selbstsicherer als ich es eigentlich war. „Dann wünsch ich dir viel Glück und melde dich, wenn du dort wieder raus bist!“ meinte mein Mentor nur! Ich konnte mir aber denken, dass er trotzdem einen Notfalltrupp versammeln würde, sobald ich aus der Tür bin!

 

Gegen 14 Uhr fuhren wir los Richtung Abstergo und Yannick war auch alles andere als ruhig. Er würde seinen Vater nach fast einem Jahr das erste Mal wieder sehen. „Mum, es ist eigenartig, auf der einen Seite will ich ihn wiedersehen, weil ich ihm meine Meinung sagen will, auf der anderen Seite denke ich mir nur, dass ich Angst habe, dass dieses Ding mir etwas anhaben könnte.“ Und da kam ein bisschen meine Panik wieder durch.

 

Mein Sohn sollte das Gleichgewicht wieder herstellen, er sollte diese manipulierten Zeitreisemomente wieder gerade rücken! Wäre vielleicht jetzt schon der richtige Zeitpunkt dafür oder sollte es erst später dazu kommen?

 

Ich dachte an mein Gespräch mit Faith in der Taverne. Wir sprachen über Schicksal und ob man es aufhalten könnte. Doch auch dort fanden wir keine Antwort, sie hatte gesehen wie ihre Tochter sterben würde, doch dank meiner Medikamente konnte oder kann sie es verhindern. Aber was ist mit Haytham? Kann ich seinen Tod durch Connor verhindern, oder schiebe ich es nur auf? WAS ist Schicksal, das fragte ich mich mal wieder zum Millionsten Mal!

 

Wir kamen pünktlich an, auch wenn der Verkehr mal wieder zum Wegrennen war. Im Vorzimmer zu Herrn Schäfers Büro, sah ich Frau Richter mit Herrn Küfer! Beide sahen mich mehr als nur sauer an, vermutlich weil ich ihre Schwindeleien hatte auffliegen lassen. „Ach sieh einer an. Frau Frederickson mit Anhang! Sind sie stolz darauf, dass sie uns so ins offene Messer haben laufen lassen?“ maulte Anna mich auch gleich an.

 

„Ja, das bin ich. Sie müssen wissen, ich bin für Ehrlichkeit und Wahrheit. Ich kann leider nichts dafür, dass sie mit dieser Truppe Inkompetenz einfach nichts auf die Reihe bekommen haben.“ gab ich kalt zurück, ich wollte mich nicht weiter mit ihr unterhalten. Sie nervt nur, doch ich wusste, sie könnte durchaus für mich und mein Vorhaben noch Ärger bedeuten.

 

Plötzlich kam mir der Gedanke, dass sie sich durch dieses Wesen beeinflussen lassen könnte und dann hätten wir ein richtiges Problem. Aber jetzt war nicht mehr genügend Zeit, ihr zu erklären, dass sie ihren Geist abschotten mussten. „Frau Richter, Herr Küfer, wenn wir dort reingehen, dann versucht, eure Gedanken und euren Geist nicht offen darzulegen. Sie beide müssen sich verschließen, sonst hat dieses Wesen freie Bahn und nutzt es aus!“ gab ich jetzt als Kurzerklärung.

 

„Aha, und warum sollte ich ihnen glauben? Sie wollen sich hier einschleichen und versuchen mit allen Mitteln den Orden zu untergraben. Den Anfang haben sie gemacht, aber das war es jetzt auch. Wir werden uns von einer Assassine nicht den Rang ablaufen lassen!“ kam es jetzt von Steffen! Innerlich rollte ich nur mit den Augen. Immer das gleiche, konnte man nicht einfach erstmal an einem Strang ziehen und dann weitersehen? Aber gut, ich müsste sehen, wie ich das gedeichselt kriege, zur Not halt auf eigene Faust!

 

Dann ging die Tür auf und Tobias erschien. „Wie schön! Sie sind alle pünktlich erschienen!“ grinste er uns an, er konnte sich vermutlich an drei Fingern abzählen, dass sich hier keine Freunde gegenüberstanden. Wir folgten ihm nickend und als ich ins Büro trat, saß Marius auf dem Sofa in der rechten Ecke. Sein ungläubiger Blick, als er uns alle sah, war unbezahlbar. Damit hatte das Wesen sicher nicht gerechnet, dieses Leuchten in seinen Augen verriet, dass es im Vordergrund agierte. Doch er oder es sagte nichts!

 

Ich hoffte, dass Herr Schäfer die beiden anderen Templer doch irgendwie eingeweiht hatte, jetzt noch eine Erklärung abgeben, wäre unmöglich. Doch sie schienen gefasst und nahmen ebenfalls auf dem Sofa Platz. Ich setzte mich mit Yannick ihnen gegenüber, nur Tobias blieb stehen.

 

„Da jetzt alle anwesend sind, können wir sicher anfangen?“ es war mehr eine rhetorische Frage, er fuhr gleich fort. „Herr Engelhardt, ich denke, wir hatten einen schlechten Abschluss mit vielen Missverständnissen und ich würde es begrüßen, dass wir die ganze Geschichte jetzt endlich bereinigen könnten.“ meinte Herr Schäfer in freundschaftlichem Ton.

 

„Naja, Missverständnisse? Tobias, das waren berechtigte Beschuldigungen!“ maulte Frau Richter mit einem Mal rum und ich konnte fühlen, dass dieser Hass und Zorn im Raum lag. Doch Küfer und Richter hatten das ganze nicht ernst genommen, verdammt! Doch der CEO hatte ein entspanntes Gesicht und von seiner Seite konnte ich spüren, dass er seinen Geist versuchte abzuriegeln. Jetzt hoffte ich nur, dass es auch klappen würde!

 

„Ja, sie haben mich falsch unterrichtet, Frau Richter!“ kam es jetzt streng von Tobias und er sah sie kalt an. „Und das nur, um ihre eigene Haut zu retten! So etwas dulde ich einfach nicht. Deswegen bat ich auch Herrn Engelhardt zu diesem Gespräch, ich möchte jetzt die ganze Geschichte erfahren! Und zwar der Reihe nach und mit der Wahrheit, wenn möglich! Ist das verständlich?“ er sah sich fragend in der Runde um.

 

„Wenn sie meinen, Tobias!“ kam es kleinlaut von Küfer! Ich hingegen meinte nur, dass es ja wohl selbstverständlich sei, mit der Wahrheit anzufangen! Ich konnte mir einen Seitenhieb auf diese beiden Stümper nicht verkneifen! Yannick hingegen beobachtete nur und sah seinen Vater durchdringend an. Warum sagte weder Marius noch das Wesen etwas? Es war, als würden die beiden sich belauern, um im richtigen Moment auf einander loszugehen!

 

„Herr Engelhardt, ich würde jetzt gerne wissen, was genau damals eigentlich vorgefallen ist. Aus den Kameraaufzeichnungen geht hervor, dass sie sich einfach in die Asservatenkammer geschlichen haben nachts und einige wertvolle Dinge entwendet haben! Danach sind sie einfach spurlos verschwunden!“ Als wenn Marius aus einem Traum erwachen würde, schüttelte er überrascht den Kopf und sah zu seinem ehemaligen Großmeister!

 

„Herr Schäfer, so wie sie das schildern, ist es nicht ganz gewesen. Ich habe mich nicht hineingeschlichen, sondern ich bin einfach hinein spaziert. Seien wir ehrlich, die Sicherheitslücken hier sind gravierend.“ kam es lachend von meinem Ex. „Es war mir ein Leichtes einfach an die Artefakte zu gelangen und als ich auch noch den Armreif in Händen hielt, konnte mich nichts mehr stoppen und warum sollte ich auch DIE Chance meines Lebens verpassen?“ Es war wirklich nicht Marius der sprach, ich konnte es auch in seinen Augen sehen.

 

Doch Küfer und Richter verstanden es nicht. Dabei hatte aber doch Anna selber gesehen, dass etwas mit Marius nicht stimmte. Ein neuer Gedanke kam mir aber, wenn er VORHER noch nicht besessen war, warum ist er dann dort eingedrungen? Hatten diese Wesen ihn schon vorher gelenkt? Unwissend wie er war, könnte es ja sein, dass er einer inneren Stimme gefolgt ist. Es wird immer komplizierter! Und ich stöhnte innerlich.

 

„Marius, du hast deine Chance darin gesehen um dich zu profilieren! Das hast du mir ja schon damals versucht zu erklären. Und was hat es dir gebracht? Nichts, du bist mit eingezogenem Schwanz hierher zurück und dann? Gut, dass diese beiden Herrschaften hier neben dir auch nicht viel besser sind, haben sie hinlänglich gezeigt.“ grinste ich sie an. Ich musste jetzt sehen, ob das Wesen entsprechend reagierte oder ob es sich noch zügeln würde.

Kapitel 10

 

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Brauche ich schon wieder einen Priester?

 

 

„Wie wäre es, wenn du das Kind einfach mal sprechen lassen würdest, du Templerhure!“ Ahhhhhhhhhh... da war es! Jetzt war die Stimme auch anders und alle Beteiligten im Raum sahen von meinem Ex zu mir und konnten es nicht glauben!

 

„Mein Vater hätte nie zugelassen, dass mir etwas passiert. Was willst du also von mir? Denn ich bin dir nichts schuldig!“ kam es in einem kalten Ton von meinem Sohn! Erstaunt sah ich ihn an, er hatte sich entwickelt und er kontrollierte ebenfalls seinen Geist!

 

„DU nicht, aber deine Mutter!“ böse funkelte mein Ex jetzt in meine Richtung! „Aha, und weswegen bin ich dir etwas schuldig? Nicht DU warst es, der in dem Turm mit mir sprach, es war ein anderer Isu und ich bezweifle, dass ich dir aus diesem Grund irgend etwas schulde!“

 

„Wo glaubst du hast deine neuen Fähigkeiten her? Hmmmm? Wir überlassen euch ja nicht ohne Grund solche Gaben und Geschenke, dafür verlangen wir eine Gegenleistung!“ Jetzt kamen wir zum Punkt! Dieses Wesen war wie die Habgier und sie war machthungrig. Also musste ich wirklich noch die Götter durchgehen, ich musste wissen, woran ich war.

 

„Und was willst du als Gegenleistung von mir haben? Die Artefakte wirst du sicherlich nicht einfach so von mir bekommen, vergiss es!“ ich war die Ruhe in Person und sah meinen Ex entspannt an. Im Raum herrschte jedoch eine Luft die man zerschneiden konnte.

 

„Das führt doch zu nichts, wir sind hier doch nicht bei einem Geschäft, wo man die Preise aushandelt! Was willst du? Sag es einfach und du bekommst es und dann ist Ruhe, verdammt.“ Steffen war mittlerweile schon in Angriffslaune, das war nicht gut und ich sah auch Anna an, dass sie sich immer mehr manipulieren ließ. In Gedanken ließ ich meine Mantren laufen und hatte mit einem Mal das Gefühl, als läge ich beschwichtigend meine Hände auf ihre Schultern, um sie runter zufahren. Doch es war Edward, seine Präsenz war im Raum oder nur in meinem Kopf?

 

„Alex, was soll das? Du nutzt die Fähigkeit, die dir mein Bruder überlassen hat gegen MICH?“ Marius sprang auf und sah wütend auf mich hinunter. Tobias war ebenfalls auf den Beinen und sah von einem zum anderen. Langsam erhob ich mich und mein Sohn tat es mir gleich.

 

„Ja, ich nutze sie. Es ist mein gutes Recht und jetzt sag mir, wie ich den Armreif aus deiner Welt bekomme, damit wir hier abschließen können. Oder ich...“ doch mehr konnte ich nicht sagen, weil mein Ex förmlich über den kleinen Tisch zwischen uns sprang und seine Hände schlangen sich um meinen Hals.

 

„Du hast doch keine Ahnung wozu wir fähig sind! Diese menschliche Hülle hat mir nur Scherereien gebracht und ich komme nicht aus ihr heraus, weil DU zu früh gehandelt hast, Schlampe!“ ich bekam langsam keine Luft mehr und hinter Marius zerrten vier Leute an ihm, um ihn von mir runter holen, doch vergebens. Also blieb mir keine Wahl, ich aktivierte meine Klingen und rammte sie meinem Ex in den rechten Oberschenkel. Mit einem Schmerzenslaut ließ er von mir ab und wand sich am Boden wie ein Aal. „Du zerstörst nur die Hülle, ihr Menschen seid einfach zu dumm um das große Ganze zu sehen.“ Ja, das hatten wir schon einmal und jetzt? „Dann sag mir doch einfach, wie wir das Artefakt aus der anderen Welt bekommen und ich kann dich wieder nach Hause bringen!“ sagte ich mit krächzender Stimme, denn mir tat mein Hals weh.

 

Langsam ließen die körperlichen Kräfte meines Ex nach, nur das Wesen versuchte weiter zu zetern, doch es wurde immer schwieriger. Tobias hatte Geistesgegenwärtig seinen Gürtel ausgezogen und band jetzt das Bein ab, damit Marius nicht noch mehr Blut verlor. Dann plötzlich sah ich, wie das Leuchten kurz nachließ und mein Ex sprach. „Es … es tut mir wirklich leid, hilf mir hier raus... ich will das nicht mehr! Du musst nur... in der Kammer... die Kiste und die Chroniken! Such danach!“ und dann verdrehte er die Augen und war bewusstlos.

 

In der Hoffnung, dass auch der Isu nun nicht mehr agieren konnte, atmete ich erleichtert aus. Erst jetzt sah ich, dass vier Augenpaare gebannt auf mich gerichtet waren. Yannick sprach als erster. „Mum, welche Kammer meinte er und... welche Chroniken? Ich verstehe das nicht!“ sein Blick ruhte fragend auf mir.

 

„Frau Frederickson, war das jetzt wirklich ihr Ex, der da gesprochen hat?“ fragte mich Tobias. „Ja, das war er und er scheint wirklich Panik zu haben, ich weiß, wie es sich anfühlt, besessen zu sein und... es ist ein schrecklicher Zustand!“ besorgt sah ich immer noch auf Marius.

 

„Meinte er die Asservatenkammer? Wenn ja, von welcher Kiste spricht er? Wir haben ja nicht nur eine einzige im Besitz, unser Lager umfasst ja auch andere Fundstücke aus verschiedenen Epochen und Ländern! Das kann ja ewig dauern!“ doch mir kam ein Gedanke und ich hoffte, das Lukas seinen Plan noch nicht in die Tat umgesetzt hatte. Die Kiste mit dem Krebs-Wappen war mein erklärtes Ziel gewesen, bevor ich abgereist war.

 

„Ich könnte mir vorstellen, welche er meint...“ murmelte ich vor mich hin. „Aber wir sollten erst einmal einen Krankenwagen rufen, oder zumindest einen Arzt kommen lassen. Er verblutet sonst noch!“ mir wäre Faith gerade sehr recht, es ginge unbürokratisch und ohne große Scherereien über die Bühne, wenn sie ihn behandelte. Doch ich konnte sie schlecht holen und mal wieder zogen dunkle Wolken in meinem Kopf auf und ich vermisste sie! Ich schüttelte mich, um diese negativen Züge durch zulassen und erntete seltsame Blicke von den Anwesenden.

 

„Mum, ist alles in Ordnung?“ Fragte mich mein Sohn etwas besorgt. „Ja, alles ok. Ich... hatte gerade nur böse Gedanken, ist schon wieder vorbei!“ und ich hoffte, es klang ehrlich. Herr Schäfer hatte mittlerweile einen Arzt angerufen, natürlich einen vertrauenswürdigen aus dem Haus, warum auch immer hier Ärzte anwesend waren! Wir hatten meinen Ex jetzt auf die Couch gelegt und drückten abwechselnd die Wunde zu mit einem Kissen. Das würde nie wieder rausgehen aus dem Bezug, dachte ich noch und musste grinsen, weil ich gerade JETZT an so etwas dachte.

 

„Frau Frederickson, und jetzt mal bitte Klartext, WELCHE Kiste könnte er gemeint haben. Sie haben eben genuschelt, dass sie eine Ahnung hätten, um welche es sich handeln könnte. Dann bitte... raus mit der Sprache und WOHER wissen sie das?“ Mist, jetzt drohte die ganze Sache zu kippen, ich konnte schlecht sagen, dass unser Spion Videos in der Asservatenkammer gemacht hat. Ich könnte aber vielleicht eine kleine Notlüge nutzen und sagen, dass ANNA mir das in ihrem verwirrten Zustand erzählt hatte. Aber … da kam wieder mein schlechtes Gewissen durch. Vorhin hatte ich noch davon gepredigt, bei der Wahrheit zu bleiben und hielt mich dann selber nicht daran?

 

Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. „Ich warte immer noch auf eine Erklärung!“ kam es jetzt etwas ungehalten vom CEO. Ich atmete tief durch und richtete mich auf, sah ihm direkt in die Augen und berichtete von dem eingeschleusten Spion. Wenn ich mit Wut über diesen Verrat gerechnet hatte, wurde ich enttäuscht. Tobias grinste mich an und bat mich, auf den Monitor von seinem Schreibtisch zu sehen.

 

Ein paar Klicks und ich sah Lukas in einer Art Zelle auf einer Pritsche hocken! Oh verdammt. „Sie haben gute Arbeit geleistet, doch leider haben wir ihn vor ein paar Tagen erwischt, wie er die Kameraeinstellungen ändern wollte. Uns war schon länger aufgefallen, dass etwas nicht stimmten konnte damit!“ Tobias sah mich immer noch lächelnd an, aber es war nicht wütend, es sah aus wie ein Pech gehabt Grinsen!

 

„Na, dann weiß ich zumindest, wo er abgeblieben ist. Wir hatten uns ja auch schon gewundert!“ flunkerte ich, denn genau das Gegenteil war der Fall bis jetzt. „Wenn ich jetzt sage, es tut mir leid, wäre das nicht ehrlich. Wie soll es weitergehen ab hier?“

 

Hinter mir hörte ich ein verächtliches Schnauben und ein „Aber wir sind Stümper, pfffff... das ich nicht lache!“ Anna! Doch es war Herr Schäfer der ihr über den Mund fuhr. „Frau Richter, ihre Art und Weise des Vorgehens war auch alles andere als professionell, oder nicht? Also wäre es ratsam, wenn sie sich bitte zurückhalten mit solchen Äußerungen!“ Er sah sie kalt an.

 

„Wir sind damit quitt, Frau Frederickson, denke ich.“ meinte er jetzt und in mir stieg Panik auf, dass es jetzt vorbei ist und ich gehen könnte! Oh bitte... ich war so nah dran! Da ich aber nicht so leicht aufgeben wollte, hakte ich nach, ich war neugierig. „Wie meinen sie das, wir sind quitt?“

 

Er lehnte sich an den Schreibtisch und sah grinsend auf mich nieder und dann zu meinem Ex. Ahhhh, ich verstand allmählich. „Wir haben euch damals Herrn Engelhardt aufgedrückt und ihr habt uns diesen Lukas geschickt. Also... wie sagt man so schön? Quitt pro Quo, oder?“ ich atmete etwas erleichtert aus, dann konnte es doch noch weiter gehen? „Ja, ich denke schon. Wie sollen wir jetzt weiter vorgehen, Herr Schäfer?“ preschte ich jetzt einfach nach vorne, ich wollte endlich ein paar Ergebnisse sehen!

 

„Sagen wir mal so, eine gewisse Vertrauensbasis wäre ja vorhanden, aber ich bezweifle, dass ich euch in unser Allerheiligstes lassen werde!“ Gut, das konnte ich verstehen, aber ich brannte darauf, mich dort umzusehen.

 

„Sie haben nicht ganz unrecht, dennoch könnte ich anhand von den Wappen oder ähnlichem sicher schneller finden, wonach wir suchen. Ich habe einige in Erinnerung und ich hoffe, dass ich nicht falsch liege.“ natürlich kam nur als Antwort, ich könne sie ja beschreiben, dann würde man danach suchen. Verdammt.

 

„Fürs erste wäre da eine Kiste mit einem Krebs-Wappen. Allerdings weiß ich nicht, welcher Familie dieses gehören würde. Das konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen! Aber es prangte auf einer Kutsche eines Herren, der meine Brig an sich bringen wollte!“ Leider hatte Familie McGregor/Williams/Cormac kein Wappen, sonst hätte ich auch danach suchen lassen können. Als ich das auch noch erwähnte, sah mich Herr Schäfer wieder so schief an.

 

„Warum sollte uns gerade diese Familiengeschichte weiter bringen, Frau Frederickson?“ Er selber war es doch, der vorhin noch ganz erstaunt war, dass ich mit Faith ein relativ enges Verhältnis habe. Ich erzählte ihm also noch einmal, dass sie in gewisser Weise wie eine gute Freundin für mich sei und die Templer ja schon gesehen haben, dass dort mehr verborgen war, als bisher angenommen.

 

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Ich darf ins Allerheiligste der Templer!

 

 

Ich sprach auch die Kiste an, welche Marius hatte mitgehen lassen, mit den Briefen und den Ringen und so weiter. „Ja, das war besonders ärgerlich. Es waren zwar nur Kleinigkeiten darin, doch von großer Bedeutung. Ich müsste nachsehen, was wir noch in dieser Richtung haben. Auf jeden Fall weiß ich, dass es Bücher oder besser regelrechte Chroniken gibt, welche wir penibel archivieren und hüten!“

 

„Das hört sich doch gut an, vielleicht finden wir so einen Hinweis, wie ich in diese parallele Welt kommen kann und...“ man ließ mich nicht ausreden. „Frau Frederickson, sie wollen ernsthaft dieses Risiko eingehen und dort dieses Artefakt an sich nehmen?“ mit völligem Unglaube im Gesicht sah mich Tobias an.

 

„Was sollen wir Ihrer Meinung sonst machen? Wir MÜSSEN es irgendwie versuchen!“ Ich behielt aber für mich, dass dort zum Beispiel der Großmeister nicht mehr lebte und... wer wäre denn jetzt an seine Stelle getreten? Es war ja nur noch Shay übrig! Mein Gehirn fing wieder an sich zu verknoten.

 

„Dann werde ich wohl heute eine lange Nacht vor mir haben, wie es mir scheint!“ meinte er leicht schmollend, wahrscheinlich wartete seine Frau auf ihn zuhause. Aber da mussten wir alle durch, warum sollte es anderen besser gehen als mir? „Die werden sie wohl haben, Herr Schäfer. Nicht nur sie, denn ich werde wohl hier ebenfalls warten, wenn es ihnen Recht ist, heißt das!“

 

„Das ist ein guter Vorschlag, so ist auch noch jemand hier, sollte sich dieses... Wesen wieder melden. Und da sie als einzige, neben ihrem Sohn, Erfahrung damit haben, ist es mir ganz Recht.“ meinte Tobias versöhnlich und wollte gerade aus dem Büro, als der besagte Arzt endlich mal ankam.

 

Dieser war einfach nur Arzt, keinerlei Empathie oder ähnliches. Ein kalter Mensch und ich war froh, dass er nicht mich behandeln musste. Anna und Steffen waren mittlerweile wieder friedlicher, dieser Isu hatte sich vorläufig zurückgezogen. „Frau Frederickson, war das wirklich die Wirkung von diesem Ding? Ich hatte eine wahnsinnige Wut in mir und ich hätte einen Mord begehen können! Jetzt fühlt es sich an, als würde man aufwachen!“ fragte mich Herr Küfer und ich konnte ihm nur sagen, dass er mit dieser Vermutung goldrichtig lag.

 

„Können dass alle Vorläufer?“ fragte Anna jetzt. „Nein, es gibt auch wesentlich freundlichere. Aber das werde ich noch herausfinden und meine Suche weiter fortsetzen!“ gab ich ehrlich zur Antwort.

 

„Mum, soll ich auch noch bleiben? Und wenn ich ehrlich bin, finde ich den Gedanken, dass du in diese andere Welt noch einmal gehst, nicht gut. Wer weiß, was du dann mitbringst?“ Ich konnte seine Angst verstehen, doch ich musste dieses Artefakt hierher bekommen. Mit dem anderen Armreif konnte ich dieses Risiko des Bannens nicht mehr eingehen.

 

„Die Frage ist ja aber auch immer noch, WIE das funktionieren soll. Auf herkömmlichen Wege werde ich nicht reisen könne. Dieses mal wird es sicherlich anders laufen müssen! Aber bis dahin, wird es noch dauern. Ich werde bestimmt nicht noch heute hinüber gehen!“ gab ich zu bedenken!

 

Dann meldete sich der Arzt kurz zu Wort. „Dem Herren geht es soweit gut. Blutverlust hält sich in Grenzen und die Wunde hat sich auch schon wieder von alleine geschlossen. Wenn sie ihn aber in den nächsten Stunden nicht bewegen würden, damit er sich noch erholen kann, wäre es das Beste!“ mit dieser Ansage ging dieser... Kurpfuscher und ließ uns stehen. Ja, gut, dann blieb Marius hier auf der Couch halt liegen. Anna hatte noch ein Kissen besorgt und eine Decke. Mehr konnten wir also jetzt nicht machen.

 

Herr Schäfer verabschiedete sich und nahm Anna und Steffen mit, welche sich tatsächlich höflich von mir verabschiedeten. Vielleicht lag es doch nur an dem Einfluss dieses Wesens? Sie waren mir ein Rätsel diese Vorläufer und es würde sicherlich noch eine Weile dauern, bis wir alles einigermaßen entschlüsselt hätten.

 

Yannick und ich saßen jetzt hier allein bei meinem Ex und … ja, wir konnten nichts tun. „Yannick, denk bitte dran, dass du Melissa noch Bescheid gibst. Nicht dass sie wieder sauer ist, wenn wir später nach Hause kommen!“ ermahnte ich meinen Sohn, er hatte schon wieder nichts zu seiner Freundin gesagt.

 

Unterdessen überbrückte ich die Wartezeit mit kleineren Recherchen im Internet über mein Handy. Ich hätte mein Laptop mitnehmen sollen, doch konnte ich ahnen, dass wir heute schon soviel erreichen würden. Naja, viel wäre übertrieben, aber ich war einen großen Schritt weiter gekommen und hoffte, dass ich so eine Brücke schlagen konnte zwischen Assassinen und Templern!

 

Es dauerte zwei geschlagene Stunden, bis Herr Schäfer wieder auftauchte. Gefolgt von einem seiner Angestellten, den ich aber nicht kannte. „Frau Frederickson, ich... muss sie wohl doch bitten, mitzukommen. Auch wenn sich alles in mir sträubt, aber wir können nicht jede Kleinigkeit hochkarren. Solltet ihr jedoch auf dumme Gedanken kommen...“ ich ließ ihn nicht ausreden.

 

„Das werde ich schon nicht und ich... bin ihnen dankbar, dass sie mir einen solchen Vertrauensbonus geben. Aber... wer bleibt hier bei Marius?“ ich sah von einem zum anderen. Denn alleine bleiben konnte der Patient in diesem Zustand schlecht. Kurzerhand wurde Steffen zurückgeholt und musste Wache schieben. Missmutig, weil er eigentlich auch nach Hause in den Feierabend wollte, setzte er sich auf die Couch.

 

Als wir im Fahrstuhl standen, fiel mir Lukas ein. „Herr Schäfer, ist es möglich, dass ich Lukas dann heute auch noch mitnehmen kann, oder... habt ihr noch etwas bestimmtes mit ihm vor?“ ich musste ein wenig grinsen, es klang so seltsam zweideutig!

 

„Nein, ich denke, er hat aus seinem Fehler gelernt und... es war auch mehr eine Warnung an die Bruderschaft!“ meinte der CEO trocken. „Aber eine Warnung? Sie haben doch überhaupt niemanden unterrichtet, dass er hier gefangen gehalten wurde.“ fragte ich jetzt, weil William nichts dergleichen erwähnt hatte. Gut ich hatte auch nicht gefragt, aber trotzdem.

 

„Nein, noch nicht. Ich wollte eigentlich abwarten, ob ihn jemand vermissen würde. Und als sie hier aufgetaucht sind, dachte ich erst, sie wären wegen ihm hier! Wissen sie, es ist doch schon traurig, dass sich keiner nach ihm erkundigt hat!“ in seiner Stimme klang tatsächlich ein Ton mit, der Unverständnis ausdrückte. Und ich konnte ihm nur Recht geben! Und ein wenig kroch das schlechte Gewissen in mir hoch.

 

Vor dem Allerheiligsten dachte ich noch, dass uns gleich die Augen verbunden werden würden, doch nichts dergleichen geschah. Tobias gab den Code ein und die riesige schwere Tresortür öffnete sich schwerfällig. Wir gingen hindurch und ich hatte das Gefühl, ich sei im Paradies für Bücher. Es gab riesige Reihen mit Bücherregalen und ich stand staunend davor. Faith wäre vermutlich auch liebend gerne hier! Ich fuhr mit meinen Händen über einige wunderschön verzierte Buchrücken und sah das eine oder andere bekannte Werk, aber im Original.

 

Weiter hinten öffnete sich der Raum und wir betraten eine Art Kreis. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem alles mögliche an Schreibzeug lag, auch Buchstützen und Lupen und und und. Ringsum standen weitere hohe Regale, in welchen Kisten und Gegenstände lagen und standen. „Mum, das ist der Wahnsinn. Soviel altes Wissen auf einmal! Ich kann es regelrecht fühlen!“ meinte mein Sohn staunend und ich fühlte mit ihm.

 

„Herr Schäfer, ihr hattet nicht zu viel versprochen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir durchaus hier fündig werden können.“ gab ich anerkennend zu. „Wir sind auch stolz auf unser angesammeltes Wissen! Aber ich kann ihnen jetzt erstmal die Kiste zeigen, welche sie angesprochen hatten.“ er führte uns zu einem der Lagerplätze und ich sah sie schon von weitem.

 

Wir hievten sie auf einen Rollwagen und brachten sie in die Mitte. Verschlossen war sie nicht, warum auch immer. Aber Tobias schien das nicht zu stören. Als wir den Deckel öffneten, kamen jede Menge Papiere zum Vorschein. Es waren allesamt nur Geschäftsbücher, aber, und das war seltsam, es wurde nicht klar, WEM diese zugeordnet werden sollten. Kein Name nichts... Auch in der Kiste selber fanden wir nichts. Keinen doppelten Boden oder sonstiges Geheimversteck.

 

Enttäuscht packte ich die Bücher wieder hinein und Tobias sah mich fragend an. „Das war wohl eine Sackgasse, aber wer verfasst Geschäftsbücher und Abrechnungen OHNE Namen?“ Mir lag eine schnippische Bemerkung auf der Zunge, welche sich um die ach so verschwiegenen und paranoiden Templer Gedanken machte.

 

„Da fragen sie mich zu viel, Herr Schäfer. Aber Mrs. Cormac war auch immer der Ansicht, dass sie nicht gerne etwas schriftliches über sich oder die Familie haben wolle.“ und mir kam in den Sinn, dass ich gerade jetzt anfing sie zu hintergehen! Tat ich das wirklich, oder ging ich nur Hinweisen nach, die mich zu meinem eigentlichen Ziel führen sollten? Das schlechte Gewissen, es ist ein Graus damit.

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Die Suche geht weiter!

 

 

„Dann sollten wir mal die Chroniken suchen, es gibt, soweit ich weiß, sechs davon. Vier dieser Bücher lagern derzeit hier bei uns!“ ich ging mit ihm die Reihen durch und als wir bei der Familiengeschichte ankamen, besah ich mir die Buchrücken. Ehrfürchtig stand ich davor und traute mich nicht, Hand an sie zu legen!

 

Der CEO hatte mein Zögern bemerkt. „Sie haben wirklich Bedenken, oder sehe ich das falsch? Sie sollten immer im Kopf haben, dass das...“ ich unterbrach ihn, das waren nämlich meine Worte an Haytham gewesen, als es um die Tagebücher von ihm ging. „Ja, ich weiß das, aber da ich diese Personen halt kennengelernt haben und … also es fällt mir wirklich schwer, Herr Schäfer. Aber ich sollte wohl einfach nicht daran denken, sondern an meine Aufgabe!“ Ich straffte mich und nahm zwei dieser riesigen Klopper und ging damit zum großen Tisch.

 

Vorsichtig schlug ich das erste Schreibwerk auf und vor mir prangte eine Einleitung, welche dem Lesenden Hilfestellung geben oder auch eine Warnung sein sollte. Ich weiß es nicht so wirklich. Das Datum war aber schon weiter fortgeschritten, es war Juni 1863! Das würde nicht unbedingt helfen, ich musste theoretisch an eines der erste Bücher.

 

Tobias hatte die anderen aufgeschlagen und auch Yannick hatte eines vor sich. Das älteste Werk war von 1687, also sollte ich dort anfangen und lesen, was es so interessantes gab. Yannick übernahm dann das nächste welches um 1740 anfing und Tobias besah sich eines von 1798.

 

 

EINIGE STUNDEN SPÄTER!

 

 

Es war völlig faszinierend und ich hatte meine Scheu ein wenig abgelegt. Aber es ging hauptsächlich darum, wer wen geheiratet hat. Wer welche Besitztümer hatte und wer mit oder gegen wen Krieg führte. Wer einen Streit mit welcher anderen Familie hatte. Du meine Güte, es war wirklich nur Tinnef... frustriert sah ich auf die Buchstaben und sie verschwammen allmählich. Meine Augen brannten.

 

Plötzlich riss mich Yannicks Freudenschrei aus meinen Gedanken. Als ich zu ihm sah, hatte er dieses Leuchten in den Augen, wenn er seine Fähigkeit einsetzt. „Mum... du... du musst den Blick nutzen. Ich habe gerade herausgefunden, das unter dem offiziell geschriebenen so etwas wie eine zweite Seite ist. Nicht bei allen nur vereinzelt, aber... es ist der totale Wahnsinn!“ völlig außer sich, weil er es herausgefunden hat, stand er hüpfend da und las.

 

Tobias sah uns nur fragend an. „Herr Schäfer, es hat mit dem Adlerblick zu tun. Wir können Dinge sehen oder auch erkennen, wer Feind oder Freund ist. Es ist zuweilen eine sehr nützliche Gabe, wie wir gerade hier sehen können!“ versuchte ich ihm zu erklären. „Und wie wird diese Fähigkeit weitergegeben?“ darauf konnte ich nicht wirklich eine Antwort geben, es war ja nicht ausschließlich über die Gene sondern, wie in Yannicks Fall, ein Geschenk. Herr Schäfer gab sich aber, immer noch staunend, damit zufrieden und las ebenfalls weiter.

 

Ich tat es meinem Sohn gleich und setzte meinen Blick ein. Und tatsächlich, es erschienen kleinere Hinweise, viele auch nur mit dem Vermerk, dass jeder gewarnt sei, der es wagte, das Familienerbe anzutasten! Das Erbe der Familie... ich wusste, WAS Faith war. Eigentlich war es ja nichts neues. Doch gab es noch mehr, sie hatte auch von Erbstücken gesprochen, von denen wir unsere Finger lassen sollten. Meinte der Schreiber diese mit der Warnung?

 

Es wurde interessant. Denn ich besah mir die Bücher jetzt in geschlossenem Zustand. Alle vier hatten wir, nachdem wir aus den Hinweisen nicht wirklich viel neues ziehen konnten, zugeklappt und sie chronologisch geordnet hingelegt. Auf der Frontseite gab es Symbole, welche wieder den Runen ähnlich waren, doch auch das brachte mich nicht weiter. Also der hintere Teil, doch auch dort war es verwirrend.

 

„Das ist doch zum Kotzen, was soll ich denn immer mit Runen?“ stöhnte ich und Tobias sah auf die Bücher dann zu mir. „Wovon sprechen sie, Alex. Wenn ich sie so nennen darf?“ Etwas genervt nickte ich nur und versuchte ihm zu erklären, dass das wenig hilfreich sei! „Dieses Zeitreiseartefakt, welches mein Ex genutzt hat, hatte auch diese Zeichen und ich habe schon einiges versucht um sie zu entschlüsseln. Doch immer stößt man auf Abweichungen und ich kann mir nie sicher sein, dass es wirklich die richtige Beschreibung ist.“

 

Herr Schäfer sah mich an und ich spürte, dass er zögerte. „Also, wir hätten da einige Experten für diese Art von Entschlüsselung...“ Doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Tobias, ich bitte sie, sie haben dafür Leute und haben niemanden gewarnt, dieses Artefakt zu nutzen? Oder hatte sich das noch gar keiner angesehen?“

 

„Wir hatten es noch nicht lange im Besitz, erst einen Monat und das Team hatte gerade erst begonnen mit der Entzifferung. Dass Herr Engelhardt so überstürzt damit hantiert konnte ja keiner ahnen.“ da hatte er nicht unrecht.

 

„Ich werde die hier verzeichneten Schriften und Zeichen notieren und bitte, reichen sie sie umgehend an ihre Leute weiter, damit weitere Unglücke vermieden werden. Ich werde mich auch noch weiter damit beschäftigen!“ von der Vermutung mit den Gottheiten wollte ich noch nichts erzählen, denn … soviel Vertrauen war noch nicht aufgebaut. Und ich konnte davon ausgehen, dass auch Herr Schäfer noch nicht soweit war für ein 100%iges Vertrauen!

 

„Das werde ich tun.“ sagte er nur knapp und ich bat Yannick die Runen aufzuschreiben. Während er damit beschäftigt war, ging ich die Reihen noch einmal ab und plötzlich fiel mir, als ich mit meinem Adlerblick darüber glitt, ein weiteres Buch auf. Es leuchtete grell golden und zog mich förmlich an, ich nahm es vorsichtig in meine Hände und ich hatte mit einem Mal das Gefühl als würde ich Faiths Präsenz in meiner Nähe haben und ein wohliger Schauer überlief mich. Ich setzte mich wieder an den Tisch und fing an zu lesen. Es war eine Art Tagebuch mit völlig belanglosen Sachen, aber die Schrift kam mir bekannt vor, doch auch hier war kein Name oder ein Datum. Es war ein völlig anonymes Buch.

 

„Oh, ihr habt eines dieser Bücher gefunden, welches uns ebenfalls Rätsel aufgibt. Es steht nichts darin und ist einfach unwichtig. Oder könnt ihr mit eurer Gabe etwas erkennen?“ fragte Tobias mich interessiert. Sollte ich ihm sagen, dass dort Dinge drin standen, die nur mich etwas angingen? „Tobias, es ist leider wirklich belanglos, im ersten Moment dachte ich noch, dass es wichtig sein könnte, doch... ein langweiliges Tagebuch verfasst von... keine Ahnung wem. Wieder kein Name.“ gab ich enttäuscht von mir und spürte, dass ich meine wahren Gefühle gerade völlig ausgeblendet hatte und verschlossen wie noch nie war.

 

„Verdammt, das ist doch nicht wahr. Gibt es denn nicht noch eine andere Möglichkeit dieses Wesen zu bannen?“ mein Gedanke ging zur Schatulle und dem Manuskript. „Nein, leider nicht, selbst wenn wir es mit der Schatulle versuchen, wäre es früher oder später wieder hier, das Wesen meine ich!“

 

Plötzlich schoss mir aber ein neuer Gedanke, mal wieder, in den Kopf. Etwas, was ich die ganze Zeit außer Acht gelassen hatte. WIE konnte das Wesen Besitz von meinem Ex ergreifen, wenn er doch gar nicht das Amulett von Haytham hatte? „Tobias, mir kommt da ein ganz anderer Gedanke.“ und ich erzählte ihm, wie diese Vorläufer in einen Körper gelangen konnten.

 

„Aber dieses wurde dank der Assassinen ja zerstört und ein zweites existiert nicht.“ doch ich sah, dass er am grübeln war, was hier noch lagerte und was ähnlich sein könnte. „Wir haben diverse Schmuckstücke hier, aber... welches könnte es gewesen sein?“

 

„Tobias, denkt doch nach, Marius wird es bei sich haben. Es wird nicht hier sein.“ sagte ich nur.

 

„Wenn wir hier unten alles erledigt haben, dann sollten wir bei ihm suchen und versuchen, herauszufinden, was es sein könnte.“ etwas frustriert gingen wir noch einige Bücher durch. Irgendwann fielen mir, weil Yannick mich mit einem wissenden Kopfnicken darauf hinwies, Haythams Tagebücher in die Finger. Ich sah ihnen an, dass es nicht dieselben waren, welche er mir gegeben hatte. Sie fühlten sich anders an und waren in braunes Leder gebunden.

 

„Ah, ich sehe, ihr habt unsere wichtigsten Stücke gefunden. Dieser Mann hat ein Leben hinter sich, welches ich meinen Kindern nicht wünschen würde.“ Aus ihm sprach Anerkennung und ich sah, dass er wirklich gerne mehr über meinen Verlobten wissen wollte. Doch ich hütete mich, ihn dahingehend schon einzuweihen. „Ja, laut Erzählungen hat er viele Facetten, das stimmt.“ gab ich in Gedanken versunken zu.

 

„Würden sie mir vielleicht etwas mehr über ihn erzählen, Alex? Sie haben ihn doch getroffen, wenn ich mich recht erinnere?“ dunkle Wolken bahnten sich einen Weg in meinen Geist und für einen Augenblick war ich in Versuchung ALLES offen zu legen. Doch soweit war ich noch nicht und ich fühlte, wie sich mein Geist wieder verschloss und die Erinnerungen in die hinterste Ecke schob.

 

„Ich denke, wenn wir hiermit fertig sind, kann ich euch ein wenig erzählen.“ sagte ich knapp. „Doch bis dahin müssen wir dieses Ding los sein, sonst können wir nicht weiter arbeiten!“

 

Es vergingen noch einmal zwei oder drei Stunden und ich wurde wirklich müde. Es lag an der nicht vorhandenen Belüftung und dieses Licht war auch nicht mein Freund. Odin sei Dank, hatte Tobias vergessen, dass ich ja dieses unwichtige Buch noch bei mir hatte. Ich hatte es kurzerhand in meinen Rücken in den Hosenbund geschoben und freute mich darauf, wenn ich zuhause die Notizen meiner Freundin endlich lesen konnte.

 

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Wir rüsten uns für ein kleines Abenteuer

 

 

Auch hatte ich mir noch einmal die Truhe mit dem Krebs-Wappen vorgenommen und meinen Blick darüber gleiten lassen, doch nichts. Nicht das kleinste bisschen Leuchten oder Funkeln.

 

Yannick hatte die Runen aufgeschrieben und hatte seinerseits ebenfalls noch einmal durch diese Reihe gesehen. Doch auch er fand nichts mehr, was wirklich geholfen hätte. So verließen wir die Asservatenkammer und fuhren wieder hinauf in das Büro vom CEO. Es war mittlerweile 21 Uhr und Steffen saß auf der Couch mit einer Zeitung auf dem Bauch und döste vor sich hin. Als wir eintraten erschrak er aber und sah verwirrt von einem zum anderen. „Oh, ich... ich muss wohl eingeschlafen sein. Aber keine Sorge, Marius hat sich nicht einen Millimeter bewegt.“ gab er etwas gähnend von sich. So wie es aussah, lag mein Ex wirklich noch wie vorhin hier und schlief.

 

Tobias entließ Herrn Küfer dann für heute und setzte sich seufzend an seinen Schreibtisch. „Alexandra, könnten sie dann vielleicht diese Gabe einsetzen und schauen, ob Herr Engelhardt etwas bei sich trägt, was Aufschluss geben könnte.“ etwas gequält klang es schon, er wollte auch endlich nach Hause.

 

Also ließ ich meinen Blick noch einmal über Marius gleiten und auch Yannick tat es mir gleich. Ich sah zwar diese rötliche Aura, aber ich konnte nichts entdecken, was auf ein Artefakt hindeuten würde. Doch es war mein Sohn der wieder aufschrie! „Mum, dort... auf der rechten Seite. Ungefähr unter dem Herzen, wenn mich nicht alles täuscht. Dort ist etwas gelb-gold Leuchtendes.“ Bevor ich ihn jedoch abhalten konnte, war er bei seinem Vater und schlug die Decke zurück und griff in die Brusttasche des Hemdes von Marius. Geistesgegenwärtig sprang er zurück, wer weiß, wie dieses Wesen reagieren würde. Doch jetzt war es an mir, dass ich Angst um meinen Sohn hatte. Wir legten den Anhänger oder was auch immer es war auf den Couchtisch und betrachteten es. Es sah ähnlich wie Haythams Amulett aus, aber es war nicht bläulich, sondern schimmerte in einem warmen Grünton. Warum ist mir das nicht vorher aufgefallen?

 

Vorsichtig nahm ich es in die Hand und es reagierte tatsächlich mit meiner Tätowierung. Beide Symbole fingen an zu leuchten und ich spürte ein Beben! Doch ich war noch nicht soweit!

 

Schnell gab ich es Tobias, dieser war nämlich zu uns geeilt und sah dieses Licht. „Alexandra, was ist das? Woher kommen diese Gegenstände und... was leuchtet da unter ihrer Kleidung plötzlich?“ sein Blick war forschend, ich musste ihm jetzt wohl erklären, WIE ich in die parallele Welt konnte. Mithilfe der Tätowierung und diesem Anhänger! „Du hast ein tätowiertes Artefakt? Wie soll das gehen?“ fragte er mich völlig entgeistert und ohne Rücksicht auf das SIE oder ähnliches.

 

„Es war eine Begegnung mit einem Wesen und … Tobias, ich möchte nicht davon reden, NOCH nicht. Es ist schwierig! Aber ich würde jetzt gerne erst einmal nach Hause fahren und dann sollten wir uns morgen noch einmal zusammen setzten. Dann kann ich klarer denken. Ich bin noch nicht lange wieder hier und … es ist gerade zu kompliziert.“ plötzlich hatten seine Augen einen mitleidigen und besorgten Blick und er sah mich lange an.

 

Doch es war mein Ex, der plötzlich die Augen aufschlug und anfing uns alle lauthals zu beschimpfen. Und man hörte eindeutig, dass es nicht ER war. Auch dieses Wesen war darauf aus, alles und jeden in einen gewissen Zorn zu versetzen. Doch es war eher dieser Wunsch, dass die Menschen alles an sich rissen, was sie konnten. Die Habgier halt!

 

Der CEO orderte den Sicherheitsdienst und ließ Marius gefesselt auf einer Trage, da er nicht bewegt werden sollte, abholen. Gleichzeitig hatte er angeordnet, dass Lukas zu uns gebracht wird.

 

Als dieser vor mir stand, sah ich, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und mir kaum in die Augen sehen konnte. „Darüber reden wir dann später!“ kam es nur leise zischend von mir und Tobias hatte einen sehr triumphierenden Ausdruck im Gesicht. So verabschiedete ich mich von Herrn Schäfer und wir fuhren hinunter und gingen Richtung Ausgang.

 

„Alex, es tut mir wirklich leid. Aber die Büroschnecke fand es nicht so toll, dass ich ihr so schnell an die Wäsche wollte. Aber sie hatte sich immer so an mich gelehnt und ...“ ich wollte mir die Einzelheiten ersparen und unterbrach ihn. „Danke, das reicht. Muss ich dir wirklich noch Nachhilfe in Bezug auf Frauen geben, Lukas?“ fragte ich etwas mürrisch.

 

„Nein danke, ich weiß schon alles. Was wird denn jetzt? Konntest du wenigsten den Boss überzeugen? Als die mir erzählten, dass du oben in der Chefetage für ein Gespräch bist, dachte ich, ich höre nicht richtig.“ Also erzählte ich ihm von Marius und was heute passiert war.

 

„Wooooow... das ist harter Tobak. Du konntest einfach so mit dem Boss da rein marschieren? Wie hast du ihn überzeugt? Mit deinen Ti....“ ich drehte mich abrupt um und scheuerte ihm eine. Wie ich so etwas hasste. Kein Wunder das seine Büroschnecke so reagierte. Männer... oft einfach nur mit der Körpermitte gesteuert!

 

„Sorry, war nicht so gemeint!“ meinte er jetzt kleinlaut mit seiner Hand an der Wange!

 

„Ich bring dich jetzt nach Hause und dann sehen wir uns die Tage noch einmal. Denn du musst auch noch mit William sprechen. Der wird sicherlich nicht so begeistert sein, ich meine, dass ist er eh im Moment nicht, aber für dein Versagen wirst du alleine grade stehen müssen!“ gab ich noch zu bedenken.

 

Also brachte ich Lukas nach Hause und machte mich mit Yannick ebenfalls auf den Weg in unser trautes Heim, welches bald SEINES sein würde. Und da waren sie wieder... meine Pläne und Vorkehrungen! Es gab noch so viel zu bedenken!

 

Gegen zwölf waren wir endlich zuhause und ich ließ mich mit einem tiefen erleichterten Seufzer auf das Sofa fallen. Körperlich war ich nicht müde, nur vom Kopf her und das war so unangenehm. Doch ich raffte mich noch auf und sprang unter die Dusche. Mein Sohn hatte sich einfach so in sein Zimmer verkrümelt und ward nicht mehr gesehen.

 

Mit Faiths Buch bewaffnet verkroch ich mich ins Bett. Warum auch immer, es fühlte sich angenehm an und ich fing an zu lesen. Zuerst waren es nur Alltagsgeschichten und ich musste grinsen, wenn sie mal wieder über July erzählte oder einfach auch völlig belanglose Dinge. Es war, als wäre ich dabei und diese Trennung zu dieser Zeit fiel mir nicht mehr so schwer! Man könnte es auch ein Trostpflaster nennen und wieder war ich in Gedanken beim Schicksal. Wie konnte sie wissen, dass mir diese Aufzeichnungen über diese schwere Zeit halfen, wie konnte sie davon ausgehen, dass ich es JETZT finden würde?

 

Diese Bilder von Faith führten mich in einen sehr... wie soll ich sagen... nunja... sehr intensiven Traum, welcher mir die gemeinsame Nacht wieder vor Augen führte und ich regelrecht ihre Hände und ihren Mund fühlte. Irgendwann erwachte ich mit einem lauten Aufstöhnen auf den Lippen und musste mich orientieren! Doch ich schloss wieder die Augen und konnte losgelöst weiterschlafen!

 

 

24. Januar 2020

 

 

Als ich am nächsten Morgen erwachte, umklammerte ich immer noch ihr Buch und musste grinsen! Doch irgendwie bereute ich es, dass ich Haythams Tagebücher dann doch nicht dabei hatte! Aber nein, ich wollte sie lesen, wenn ich wieder mit ihm zusammen war, nicht vorher!

 

Nachdem ich geduscht hatte, fühlte ich mich nicht mehr ganz so benommen! Meine Kaffeemaschine wartete und ich sah zu, wie der heiße göttliche Trank in meine Tasse lief. Ich ging ins Wohnzimmer und an meinen Schreibtisch, ich hatte noch ein paar andere Vorkehrungen zu treffen.

 

Wohnungsverkauf zum Beispiel. Doch das stellte ich noch hinten an, ich wollte endlich einmal anfangen, eines NACH dem anderen zu erledigen. Gerade als ich meine Tasse geleert hatte, klingelte mein Handy. Es war William, welcher mir ungehalten ins Ohr brüllte, warum ich mich nicht gemeldet hätte. Vor ihm säße Lukas ganz kleinlaut und hätte seinen Bericht gerade abgegeben. Oh verdammt, dass hatte ich völlig vergessen gestern Nacht!

 

„William, es tut mir leid, aber wir waren erst so spät wieder zurück...“ man unterbrach mich brüllend. „Das ist mir vollkommen egal! Ich hatte dir gesagt, dass ich umgehend unterrichtet werden will. Es hätte sonst was passiert sein können!“ schrie er weiter in mein Ohr und ich hielt mein Handy gefühlt ans andere Ende des Zimmers, so laut war er.

 

„Das ist mir doch klar und ich entschuldige mich. Aber glaub mir, mir und Yannick geht es gut und ich denke, ich bin auf einem guten Weg für alles eine Lösung zu finden.“ erklärte ich jetzt.

 

„Ich hoffe es für dich! Also, was habt ihr herausgefunden?“ Ich erzählte von den Chroniken und wie Marius derzeit drauf war. Auch, dass er gerade verletzt auf der Krankenstation bei Abstergo lag, dass wir seinen Anhänger hatten, damit ich die parallel Welt bereisen konnte und auch dass wir in der Asservatenkammer nichts wirklich spannendes mehr gefunden hatten. Es mag sein, dass wir etwas übersehen haben, doch es war noch genügend Zeit. Ich wollte jetzt dieses Wesen bannen und dann weitersehen.

 

Mein Mentor fragte irgendwann einfach nur resigniert „Und WANN willst du wieder reisen?“ Das war eine gute Frage, denn das wusste ich erst, wenn Tobias mich anrief, aber ich hoffte, dass ich schon heute oder morgen zu Marie konnte. Denn es würde nicht lange dauern, ich müsste ja nur den Armreif an mich nehmen und wir wären einen weiteren Schritt in der Entschlüsselung weiter!

 

„Okay, dann MELDE dich, wenn du näheres weißt, sonst mache ich deinem Sohn die Hölle heiß, ist das klar?“ und dann legte er einfach mit einem Schnauben auf.

***********************

 

Marie, ich komme!

 

 

Kurz darauf, als ich gerade mit den Gedanken in der anderen Welt war, kam der Anruf von Herrn Schäfer. „Guten Morgen Alex. Ich hoffe, dass wir uns heute zusammensetzen können und die nächsten Schritte planen können?“ ich erklärte ihm, dass ich nicht viel planen musste, da ich lediglich in die Klamotterie der Zeit schlüpfe und dann... nunja, einfach hinüber ginge. Ein ungläubiger Ausruf und er meinte nur „Ich gehe davon aus, du weißt, was du tust! Wie lange müssten wir eigentlich mit deiner Abwesenheit rechnen?“ fragte er in einem lockeren Ton und mir fiel auf, dass er immer noch das DU nutzte. War mir etwas entgangen?

 

„Tobias, das kann ich erst sagen, wenn ich dort vor Ort bin. Die letzten Male arteten ein wenig aus, ich hoffe, dieses mal nicht. Ich muss wirklich nur den Armreif an mich bringen. Und wenn ich richtig liege, muss ich dazu ins Fort Arsenal und zu Master Cormac. Dieser sollte jetzt Großmeister sein, da Master Kenway und Master Lee ja … verstorben sind!“ und erst jetzt wurde mir klar, dass Herr Schäfer diese Geschichte so noch nicht kannte und ich erntete ein „Wie bitte?“ von ihm.

 

„Herr Schäfer, es ist etwas komplizierter, aber bitte. Ich werde alles erklären, wenn ich wieder zurück bin!“ das fehlte mir noch, wenn er mir jetzt einen Strich durch die Rechnung machen würde. „Also schön, dann solltest du heute Nachmittag gegen 16 Uhr hierher kommen. Dann ist es ruhiger und ich kann das Ganze überwachen, was brauchst du sonst noch dafür?“ fragte er völlig pragmatisch.

 

„Nichts, ich habe alles. Die Kleidung und so hängt hier noch am Schrank. Ich denke, mehr brauche ich nicht.“ In Gedanken packte ich aber bereits ein paar Kleinigkeiten für Notfälle ein. „Also schön, dann bis nachher.“

 

Als ich aufgelegt hatte, rief ich meinen Mentor an und teilte ihm mit, dass ich heute Nachmittag gehen würde. „Alex, ich hoffe du weißt, was du da tust und komm heile wieder zurück. Wir brauchen dich noch, das weißt du hoffentlich!“ kam es besorgt von William. „Das weiß ich und ich bin dankbar für deine Unterstützung und Fürsprache! Ich bin bald wieder da.“ erwiderte ich nur und legte auf.

 

Jetzt saß ich da und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Doch ich fing an, vorzugreifen und vereinbarte einen Termin mit einem Notar, damit ich die Wohnung verkaufen konnte. Doch kurz nachdem ich aufgelegt hatte, kam mir eine Art innere Stimme, welche meinte, warum verkaufen, schenk sie deinem Sohn! Sie bleibt in der Familie und er hat ein Dach über dem Kopf! Unsere Wohnung war abbezahlt und er könnte mit Melissa einfach hier bleiben, es war eine ideale Lösung. Und... wenn er im Sommer seine Ausbildung anfing, bräuchte er auch keine Miete zahlen, sonder nur die Nebenkosten und das übliche halt.

 

Und wieder verdüsterten sich meine Gedanken. Sollte ich ihn wirklich alleine lassen? Ich meine, während der Ausbildung kann so viel passieren, er könnte sich umentscheiden, er könnte... ja WAS? Er könnte ALLES tun, ob ich nun anwesend war oder nicht! Darauf hätte ich keinen Einfluss, oder? Ich wollte aber meinen Sohn nicht einfach so im Stich lassen, ich konnte es nicht, für welchen Preis? Ich eilte einer Liebe hinterher... einem Gefühl, welches ich noch nie gehabt habe. Auf der anderen Seite wusste ich, dass ich ein Versprechen gegeben hatte!

 

Ich schob das Ganze erst einmal wieder von mir. Einen Schritt nach dem anderen! Keine stolpernden Schritte und ich hatte plötzlich Edwards Worte im Kopf!

 

Als Yannick gegen 14 Uhr wieder zuhause war, aßen wir zu Mittag und ich erzählte ihm, dass ich nachher wieder zu Herrn Schäfer fahren würde, um in die andere Welt zu gehen und das andere Artefakt zu holen. Immer noch hoffte ich, das es so klappt. Wenn nicht und ich wieder nichts mit hinüber bringen könnte, dann hätten wir ein Problem. „Mum, soll ich dich nicht lieber begleiten? Ich meine, du hast mir erzählt, dass dort ein Vorfahre von mir existiert oder bald existieren WIRD. Und ich weiß immer noch nicht, wie das funktionieren soll!“ er klang bettelnd, doch ich konnte nur alleine gehen. Nur ich hatte dieses Symbol am Körper. Aber ich würde die Sonne vermutlich mitbringen können... ja, und dann? Ich bezweifelte immer noch, dass es tatsächlich ein VORFAHRE war, der dort existierte.

 

Doch ich bat meinen Sohn, mich zu fahren, ich war einfach zu nervös und er könnte wenigstens dort auf mich warten! Wie die Zeitkoordinaten oder ähnliches lauteten, war mir noch ein Rätsel, denn ich konnte nichts einstellen, es war ein auf gut Glück reisen oder auch Last Minute Angebot. Nicht mehr und nicht weniger. Über das, was passiert, wenn du woanders landest wollte ich mir keine Gedanken machen! Ich verdrängte es förmlich.

 

Wir kamen bei Abstergo an, doch man brachte uns direkt zur Asservatenkammer oder besser in die anderen Forschungsräume daneben. Alles war irgendwie steril gehalten und ein wenig kalt, auch wenn ich sagen muss, es war sicher einfacher sauber zuhalten, als wenn es überall Teppiche gäbe. Erwähnte ich schon einmal meine teilweise absurden Gedanken?

 

In einem neutralen weißen Raum standen Herr Schäfer und Frau Richter und sahen mich erwartungsvoll an. Auf dem Tisch vor ihnen lag dieser Anhänger, welcher mich gleich weit weg bringen würde. Ich zog mich hinter einem Paravant um und erschien in einem dieser neutralen Kleider, welche ich mitgenommen hatte. Über der Schulter hatte ich meinen Seesack mit Ornat und Waffen, ich wollte doch nicht so ohne alles dorthin zurück. Ich wusste nicht, was mich jetzt erwartete. Im besten Falle eine freudestrahlende Marie. Im schlimmsten Falle ein erzürnter Shay, der mir den Hals umdrehen wollte.

 

„Alexandra, bist du sicher, dass du das machen willst? Ich weiß, du hast es schon einige Male getan, aber es ist doch etwas anderes jetzt, oder nicht?“ Tobias ließ seine blauen Augen auf mir ruhen und ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte. Denn... irgendetwas war anders an ihm. Nein, er war nicht besessen oder so. Es war... Anerkennung oder auch eine gewissen Zuneigung von ihm für mich. Es war eigenartig.

 

„Ja, ich muss Gewissheit haben und wir brauchen diesen Armreif. Sonst kommen wir hier nicht weiter!“ Yannick reichte mir den Anhänger und ich sah, dass er wieder grünlich schimmerte und mit meinem Symbol interagierte. Ich führte beides zusammen und das leuchten wurde greller!

 

Das Beben kam und dann verschwamm wieder alles „Ich bin bald wieder da!“ war das letzte was ich 2020 sagte und dann war ich wie in einem Vakuum. Ich bekam kaum Luft, es war keine Zeitreise wie die anderen. Es fühlte sich an, als zerre man an meinem Körper und wolle mich zerreißen!

 

Dann schlug ich einfach mit dem Gesicht auf. Für einen Moment wusste ich nicht, worauf ich lag, doch dann machte ich ein Muster unter mir aus. Es war ein Teppich, langsam erhob ich mich und versuchte mich zu orientieren. Ich lag am Fuße einer Treppe in einem Eingangsbereich. Ich kniete noch einen Moment und realisierte, dass es helllichter Tag war, aber niemand war hier, der mein Erscheinen bemerkt hätte. Ich versuchte auf die Beine zu kommen und verstaute den Anhänger sorgsam in dem gefütterten Beutel an meinem Kleid.

 

Als ich mich umsah, war ich erleichtert, ich sah, dass ich wirklich im Haus des Chevaliers war. Auch wenn ich ihn nicht wirklich leiden konnte. Langsam ging ich zum Arbeitszimmer, doch es war niemand dort. Das Esszimmer war verwaist, genau wie der Salon. Die Küche war mein nächstes Ziel und dort hörte ich Mrs. Rouselant schon schnattern und als ich um die Ecke kam, sah sie mich erschrocken an. In diesem Moment fiel mir siedendheiß ein, dass SIE nicht wusste, wie ich aussah, für sie war ich eine Fremde und ich verfluchte mich, dass ich daran nicht mehr gedacht hatte.

 

Doch ich versuchte es auf diplomatischem Wege und erzählte, wer ich sei und dass ich dringend mit Mrs. Gaultier sprechen müsste. Immer noch mit offenem Mund starrte sie mich an, schüttelte den Kopf und sagte nur „Dann folgt mir, sie ist sicherlich hinten auf der Mauer, sie schreibt seit langem nur noch.“ Sie schrieb? Ja, was denn?

 

„Ich vermute, sie versucht alles zu verarbeiten, was ihr widerfahren ist. Es war schrecklich, habt ihr denn nicht von dieser Tragödie gehört? Ihr Mann gilt immer noch als verschollen. Schon seit über zwei Jahren!“ erzählte sie mir. Seit zwei Jahren? Aber ich ging immer davon aus, dass er verstorben sei! Das heißt, ich war hier erst 1762 aufgeschlagen! Verdammt, ich hoffte ich kam nicht zu spät.

 

Doch Mrs. Rouselant führte mich wie selbstverständlich nach draußen und ich sah Marie schon dort sitzen. Mit ihren schwarzen Locken und dem feingliedrigen Körper, der jetzt noch zierlicher wirkte als damals. Langsam ging ich auf sie zu und bat die Haushälterin uns alleine zu lassen. „Marie?“ fragte ich nur und sie drehte sich überrascht um. Es dauerte etwas und als ich ihr eingefallenes Gesicht sah, da wusste ich, dass sie litt. Sie litt unter dem Tod oder für sie ja auch unter dieser Ungewissheit ihres Mannes, sie litt unter dem Verlust von meinem Templer und auch das Kind, welches sie nicht auf die Welt bringen durfte, ließ sie leiden.

 

„Alex? Bist du das? Wie... wie ist das möglich?“ und auf einmal erschien ein leichtes und vorsichtiges Lächeln auf ihrem Gesicht. „Marie, ich kann es schlecht erklären. Aber ich brauche deine Hilfe, doch ich sehe, du hast ebenfalls hohe Verluste erlitten. Es tut mir so leid.“ sagte ich nur und schloss sie in meine Arme.

 

„Als ich zurückkam stand dieser Cormac vor mir und bedrohte mich... doch ich konnte ihn überzeugen, dass ich wirklich ICH war. Denn... es war als wäre ich neugeboren und hätte eine neue Chance bekommen. Alexandra, diese Vorläufer sind einfach nicht zu stoppen, oder? Ich habe es versucht, doch sie haben weitergemacht und diese Templer haben mir meinen Mann genommen, obwohl ich ihnen versuchte, ein Angebot zu machen!“

 

Erstaunt sah ich sie an, das waren zu viele Informationen auf einmal. „Marie, langsam... Louis-Joseph ist wirklich tot? Und... die Templer haben die Vorherrschaft hier? Wie ist das möglich? Ich dachte, die Assassinen hätten es geschafft, hier für Ordnung zu sorgen!“

 

„Das wäre auch so gewesen, doch als dieser Kenway tot war und dieser Cormac in seine Fußstapfen trat, da war die Hölle los. Er hat sich bei den Assassinen für alles gerächt und jeden einzelnen … seinem Schöpfer gebracht. Alex... es war grausam.“ sie fiel mir um den Hals und weinte drauf los. Bei Odin... es war schlimmer als ich dachte.

 

„Marie, das ist ja grausam. DAS wollte ich nicht... aber dieses Wesen... es war einfach stärker. Doch... in dem Turm... dieses Ding ist anders. Konnte es nicht eingreifen?“

 

Verzweifelt sah sie mich an. „Ich habe es versucht, ich habe mit Louis-Joseph gesprochen und er war auch der Ansicht, dass ich dorthin sollte. Doch... dort war nichts mehr. Es war nur der Palast, nichts anderes. Es war wie ausgestorben und... auch mein Kind... es ist weg und ich bekomme es nie wieder. Diese Vorläufer sind grausame Wesen und ich würde lieber sterben, als noch einmal einem von ihnen zu begegnen!“ Sie lag mir schluchzend an der Schulter.

 

Bei Odin... diese Welt war ja noch schlimmer dran als die reale Welt. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte ihr nicht helfen. Weder ihren Mann noch ihr Kind konnte ich zurückbringen.

Kapitel 15

 

**************

 

So ein Schicksal hat niemand verdient!

 

 

„Marie hör mir zu, auch wenn es jetzt hart klingt. Aber ich brauche dringend diesen Armreif, welcher in einer Kiste hier sein muss. Master Kenway hatte ihn im Fort Arsenal, als ich damals hier war. Ich muss dieses Wesen, welches DICH besetzt hatte in meiner Welt bannen. Dort steckt es jetzt in meinem Ex fest... Es droht auch dort alles aus den Fugen zu reißen.“

 

„Du meinst, auch deine Welt steht im Moment Kopf?“ aus rotgeweinten Augen sah sie mich an. „Ja, und das ist nicht gut. So kann ich nicht alles wieder ins Gleichgewicht bringen. Weißt du, wo er es aufbewahrt hat?“

 

„Ja, das weiß ich. Aber... ich stelle eine Bedingung!“ erstaunt sah ich sie an. „Und die wäre?“

 

Was jetzt kam, verschlug mir die Sprache! „Ich will mit dir zurück gehen. Ich will hier nicht bleiben. Ich habe keine Verbündeten mehr und … ich bin alleine. Alex... bitte. Hilf mir!“ DAS war keine Option, ich konnte sie schlecht mit in meine Zeit nehmen und sie dort lassen, es war schlichtweg einfach nicht richtig.

 

Aber im selben Moment kam mir ein Geistesblitz. Wenn sie mit in meine Zeit kommt, hätte ich jedoch eine Art „Ersatz“ für mich und könnte zu Haytham. Das wäre ein gewisses Gleichgewicht, oder nicht? Ich sah sie lange an, denn ich haderte mit mir. Wie sollte sie mit mir gehen, es war immer nur eine Person die reisen konnte. Das Sonnensymbol... doch ich hatte meine Antwort.

 

Auch Marie hatte diese Tätowierung. Theoretisch sollte es klappen. Ohne lange nachzudenken willigte ich nun doch ein, ich wollte nicht länger hier verweilen als nötig. Trotzdem ließ ich meinen Adlerblick über sie schweifen, doch sie war ebenfalls neutral blau... nichts veränderndes oder bedrohliches.

 

„Dann mal los, Alex. Es ist alles im Keller, aber nicht erschrecken, der sieht aus, als würde er jeden Moment zusammen fallen.“ grinste sie mich an.

 

Sie führte mich in das Gewölbe und im ersten Moment fühlte ich mich mehr als unwohl. Mein paranoides ICH meldete sich. Sie führt dich in den Keller, wer weiß wer oder was hier auf dich wartet. Sie könnte dich auch ganz schnell unter die Erde bringen und niemand würde es erfahren! Ich versuchte diesen Gedanken abzuschütteln. Doch das war schwerer als gedacht.

 

Immer wieder dachte ich daran, dass ich sie ja kannte. Marie war nicht böse, höchstens ein bisschen intrigantisch. Diese Vorläufer hatten sie zornig werden lassen. „Alex, hier. Da ist die Truhe von mir. Du hattest ja gesagt, ich soll alles was wichtig ist, aufbewahren! Und ich habe eine ganze Menge angesammelt!“ sagte sie jetzt stolz. Doch ich wusste nicht, ob wir eine ganze Truhe mit in meine Zeit bringen konnten.

 

„Marie, das ist... was ist das alles?“ Ich wollte meinen Augen nicht trauen, es war unter anderem auch das Amulett von Haytham dabei, dann noch einige andere Kleinigkeiten. Einige Bücher, Papiere und so weiter. Und dann fiel mein Augenmerk auf die Schatulle und das Manuskript! Moment...

 

„Wie bist du an diese Artefakte gekommen?“ fragte ich einfach frei raus. „Nachdem Master Cormac alles und jeden in der Bruderschaft ausgelöscht hatte, verließ er das Fort Arsenal Hals über Kopf und ließ diese Sachen zurück. Ich wusste nichts davon, doch als ich ihn, als ich wieder einen klareren Kopf hatte, zur Rede stellen wollte, war er schon in Europa und ein Soldat meinte nur, dass ich mir nehmen solle was ich wolle. Als eine seiner vielen Mätressen stünde mir ja ein gewisse Entschädigung zu!“ Das wurde ja immer besser!

 

„Oh bei Odin, was für ein Mensch ist Shay hier nur geworden!“ ich schüttelte nur meinen Kopf! Doch Marie sah mich plötzlich traurig an. „Kannst du dir jetzt vorstellen, dass ich mich elend hier fühle? Ich gehöre zu niemandem mehr und... die Angestellten dulden mich nur weiterhin! Alex, ich wollte mir schon das Leben nehmen! Ich will das nicht mehr. Ich weiß, du hast es damals gut gemeint, doch... um welchen Preis?“ ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen und sie stand gedankenverloren an der Truhe und starrte hinein.

 

Gut, meine Entscheidung stand. Ich wollte nicht immer erst tausendmal alles abwägen, ich wollte keine Pro/Kontra Listen wälzen. Ich traf meine Entscheidung aus dem Bauch heraus und sagte einfach „Dann mach dich bereit, Mrs. De Scudéry, wir brechen auf.“

 

Erleichtert sah sie mich an, nahm mich wieder in den Arm und meinte nur „Das Sonnenartefakt ist auch in der Truhe, aber ich habe es in den Stoff genäht, so fällt es nicht gleich auf!“ für einen Moment hatte ich wieder dieses Gefühl, dass das alles zu einfach war. Doch warum auch nicht, wenn ich doch jemandem helfen konnte, sollte ich es auch tun, oder nicht?

 

Marie und ich ergriffen die Truhe und gingen hinauf in das Schlafzimmer. Dort packte sie ein paar persönliche Dinge ein. Kleider, erklärte ich ihr, bräuchte sie nicht. Sie würde andere Sachen bekommen und somit, war sie bereit, mich zu begleiten.

 

Ich würde jetzt einen zweiten Satz der Schatulle und des Manuskriptes in meine Zeit bringen und tief in mir wusste ich, dass es von Vorteil sein würde. Es würde KEIN Unheil heraufbeschwören, denn ich hörte Edwards Stimme, die mir sagte „Du wirst sehen, das Voynick-Manuskript wird noch bedeutende Erkenntnisse bringen!“ Also gut...

 

Wir standen uns gegenüber, erfassten die Griffe der Truhe und beide berührten wir den Anhänger! Diese Reise war kürzer als erwartet, aber befriedigender als alle anderen bisher.

 

Wir tauchten in dieses Vakuum und ich sah, dass Marie Panik bekam, doch ich hielt sie mit der Hand am Anhänger fest. Dann schlugen wir im Büro von Tobias auf und mir war dermaßen übel, dass ich es gerade noch über den Blumenkübel schaffte, der neben mir stand.

 

DAS war wirklich anders als sonst.

 

 

29. Januar 2020

 

 

„Alexandra, WER ist das bitte?“ kam es von Herrn Schäfer nur kalt! Ich rappelte mich auf und wischte mir über den Mund. „Danke, mir geht es gut Tobias. Das ist Marie de Scudéry, welche ich damals wieder in ihre Welt befördert habe.“ grinste ich ihn jetzt zynisch an.

 

„Und... was … wie soll das funktionieren?“ doch ehrlich gesagt hatte ich darauf keine Antwort. „Herr Schäfer, ich weiß es nicht. Doch sie wäre eingegangen und da ich ein gewisses Gleichgewicht haben muss, wäre es ein idealer Austausch, wenn ich wieder zurück reisen werde, meinen sie nicht?“ fragte ich ihn grinsend. Und damit hatte ich ihm meine Pläne offenbart. Naja, grob zumindest, sehr grob.

 

Ich sah, dass Yannick immer noch nicht damit zurecht kam und meine Entscheidung auch nicht einfach so hinnehmen würde. Doch er hatte keine Wahl, denn es war MEIN Leben und ich wollte es so haben!

 

„Aber... warum sind wir auf einmal in ihrem Büro? Ich... bin doch unten in dem Forschungsraum aufgebrochen?“ kam es mir langsam in den Sinn. „Mum, du warst fast eine Woche weg! Und seit gestern Abend waberte ein heller Kreis hier im Büro herum. Herr Schäfer informierte mich und ich kam hierher. WAS habt ihr denn so lange dort gemacht?“ wollte Yannick jetzt besorgt wissen.

 

„So lange war ich weg?“ Erstaunt sah ich zu Marie, welche sich noch nicht richtig eingefunden hatte und immer noch unsicher um sich sah. „Es waren nur gefühlte Minuten in der anderen Welt. Ich kam an, sprach mit Marie und dann gingen wir in den Keller und nahmen die Truhe und reisten hierher. Das war höchstens eine Stunde oder zwei, wenn überhaupt.“ Die Erkenntnis, dass diese andere Welt auch einen anderen chronologischen Aufbau haben musste, schoss mir in den Kopf. Ich hoffte aber tief in mir drin, dass ich sie hiermit abschließen konnte und nicht noch einmal dorthin musste.

 

„Alex, glaub uns einfach. Es vergingen jetzt knapp 5 Tage! Wir haben uns ernsthafte Sorgen gemacht. Aber ich bin froh, dass du heile und an einem Stück wieder hier bist.“ und damit kam Tobias auf mich zu und nahm mich in den Arm. Sofort ging ich auf Abstand und sah ihn stirnrunzelnd an. „Ähm, Herr Schäfer, ich finde es schön, dass sie sich so über mein Erscheinen freuen. Aber finden sie nicht, dass es ETWAS übertrieben ist?“ grinste ich. Denn es war mir sehr unangenehm und ich fühlte mich mehr als unwohl gerade.

 

„Entschuldige, da ist gerade mein Verstand mit mir durchgegangen! Jetzt aber zu Frau de Scudéry.“ Herr Schäfer wandte sich jetzt ihr zu und lächelte sie freundlich an und reichte ihr seine Hand. „Mein Name ist Tobias Schäfer, es freut mich, sie kennen zu lernen!“ sagte er in einem friedlichen ruhigen Ton. Marie hingegen starrte auf die Hand und stotterte nur, sie sei Marie und wisse gar nicht, was sie jetzt machen solle.

 

Kapitel 16

 

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Leb dich erst einmal ein!

 

 

„Das wird wohl auch noch ein paar Tage so weitergehen, befürchte ich.“ meinte ich jetzt nur. Das Eingewöhnen würde nicht einfach sein, aber wir mussten sie auch noch darüber aufklären, dass wir gerade auf dem Grund und Boden von Templern standen! Als ich das erwähnte, sah sie mich erschrocken an und klammerte sich an meine Hand und sah sich ängstlich um.

 

Es war Yannick, der sie versuchte zu beruhigen. „Marie, sie brauchen keine Angst haben. Das läuft hier einfach etwas anders, auch wenn … noch nicht alles so geklärt ist, dass alle Beteiligten zufrieden sind.“ lächelte er sie an.

 

„Oh, also... dann bekriegen sich die Bruderschaft und der Orden nicht mehr pausenlos? Denn ich habe gesehen, was passieren kann, wenn einem einzelnen Templer plötzlich der Kragen platzt.“ und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen und ich legte ihr meinen Arm auf die Schulter und hielt sie fest.

 

„Wir sollten jetzt erst einmal dafür sorgen, dass sie anständige Sachen zum Anziehen bekommen und dann werden wir uns alle zusammensetzen. Wir müssen auch das weitere Vorgehen besprechen.“ meinte Tobias einfach nur.

 

„Was ist eigentlich mit Marius? Wie geht es ihm jetzt?“ fragte ich Yannick und Tobias. „Dem geht es gut, das Wesen kann schon wieder ordentlich Zeter und Mordio schreien!“ grinste mein Sohn mich an.

 

Herr Schäfer orderte eine seiner weiblichen Angestellten, welche sich um Marie vorerst kümmern sollte, doch diese wollte nicht von meiner Seite weichen. Verständlich, also ging ich mit, denn auch ich musste mich wieder in meine Alltagskleidung schmeißen. Danach wollten wir uns unten beim Eingang treffen und etwas essen gehen. Ob das nun eine gute Idee war, de Scudéry gleich so ins kalte Wasser zu werfen, bezweifelte ich, doch ich war überstimmt.

 

Als sie um den Paravant herum kam, trug sie eine völlig neutrale Kleidung unserer Zeit. Elegant, aber nicht zu auffällig. Es war irgendwie so typisch Templer-Like, schwer zu beschreiben, aber es stand ihr. Denn sie war so groß wie ich, aber wog vermutlich 10 Kilo weniger als ich, sie war sehr schlank. Ihre schwarzen Locken hatte die Angestellte ein wenig hochgebunden und festgesteckt.

 

So konnten wir uns dann auch wieder sehen lassen. Erleichtert, dass ich wieder hier war, nahm ich ihren Arm und wir gingen hinauf zum Eingang. Dort erwarteten uns die beiden Herren schon und ich sah, wie Tobias einen bewundernden blick auf Marie warf. Ich fragte mich gerade, ob er eigentlich verheiratet war oder eine Freundin hatte. Aber das konnte mir auch einerlei sei, sollte er den Frauen hinterherschauen, IHN musste ich ja nicht heiraten.

 

Und die dunklen Wolken wollten schon wieder Einzug halten. Der Gedanke erst in ein paar Jahren meinen Verlobten wieder zusehen, versetzte mir wieder einen Stich. Als wenn Yannick es gespürt hätte, drückte er meine Hand und meinte nur, ich müsse Geduld haben! Seit er von diesem Wesen und Marie besessen war, hatte sich etwas in ihm verändert. Er hatte nicht nur eine Fähigkeit bekommen, sein Wesen hatte sich gewandelt, ins positive und das freute mich. Oder lag es nur daran, dass er älter wurde? Ich schüttelte mich, um das Ganze erstmal von mir abzuwerfen.

 

Immer noch zögerlich ging Marie mit uns hinaus und staunte über die ganzen Gebäude, über den Straßenbelag und über diese komischen Dinger auf dem Parkplatz. Es war für uns selbstverständlich, ich konnte mir nur schwer vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Wenn wir zum Beispiel in die Vergangenheit reisten, hatten wir einen groben Überblick über Dinge und ähnliches und wie sie funktionierten. SIE hatte das aber gar nicht. Es würde wohl auch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sie damit klar kam.

 

Gerade als ich fragte, wo Yannick denn geparkt hätte, fuhr ein dunkelblauer Audi vor und ein Mann stieg aus und reichte Tobias die Schlüssel. Dieser hieß uns einzusteigen. Ich ging nach vorne, hinten sitzen war nicht meins. Yannick half Marie mit dem Gurt und dann fuhren wir vom Gelände Richtung Innenstadt. „Ich habe einen Tisch bei einem Italiener bestellt. Damit kann man nichts falsch machen.“ lächelte der Templer in den Rückspiegel und sah dabei Marie an.

 

Diese saß mit schüchtern zusammengekniffenen Beinen da und wusste nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Mit offenem Mund sah sie aus dem Fenster und bestaunte einfach alles. „Wer hat das alles gebaut und wie funktioniert das? Schaut mal, wie kommt man denn da oben hinauf? Und was sind das für Lampen dort vorne und warum stehen wir davor?“ Fragen über Fragen und wir versuchten sie alle irgendwie zu beantworten.

 

Beim Restaurant angekommen stiegen wir schon einmal aus und Herr Schäfer suchte einen Parkplatz. Dann stieß er zu uns und wir gingen hinein. Der Kellner brachte uns an den Tisch, doch es war noch für zwei weitere Personen gedeckt. „Wer leistet uns denn noch Gesellschaft?“ fragte ich einfach drauflos. „William und Laura werden noch mit dabei sein. Ich habe sie informiert, dass du wieder da bist und dass wir Neuigkeiten haben. Aber ich habe noch nichts genaues gesagt.“ meinte Yannick nun.

 

Oh, das wird ein spaßiges Essen. Ein mürrischer Miles neben einem misstrauischen Schäfer! Gut, dann sollte ich mir schon passende Antworten überlegen, nicht dass das Ganz noch eskalierte. Wir saßen noch nicht ganz, als William mit meiner Kollegin zu uns kam. „Alex, was bin ich froh, dass du wieder heile angekommen bist. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht!“ ich sah fragend von William zu Tobias. „Ja, ich habe ihn angerufen, weil ich nicht wusste, ob es normal sei, dass du so lange weg bist. Und wir hätten auch nicht hinterher kommen können. Das war das größte Problem. Doch jetzt bist du wieder hier und wir können weitermachen.“ Dann stellte ich Marie den Neuankömmlingen vor, diese war mittlerweile doch überfordert und klammerte sich wieder an meinen Arm und fragte immer wieder, was sie machen sollte.

 

In kurzen Sätzen aber konnten wir ihr erklären, dass es diese Höflichkeitsfloskeln und dergleichen so nicht mehr gibt. „Oh, aber woher weiß ich dann, wie der Herr heißt, der mir die Hand reicht?“ kam es aus ihrer Sicht logisch. „Natürlich stellt man sich noch mit Namen einer fremden Person vor, oder diese wird einem vorgestellt. Doch Handkuss oder so gibt es nicht mehr!“ lächelte ich sie an.

 

Als es dann um die Bestellung des Essens ging, fragte ich sie, was sie denn gerne äße. Fleisch, kam es wie aus der Pistole geschossen. DAS war natürlich einfach. Ich orderte einfach für sie mit. Steak mit Kartoffeln, ich konnte davon ausgehen, dass es hier hervorragend sein wird. Ich für mich selber bestellte meine übliche Portion in Käsesauce schwimmender Pasta.

 

Wir mussten nicht allzu lange auf unser Essen warten und als es aufgetragen wurde, sah unser Gast erstaunt auf ihren Teller! „Das ist alles für mich alleine?“ Es war eine normale Portion, nichts riesiges. Doch die Größe des Steaks war schon nicht zu verachten. „Ja, für dich ganz alleine. Iss soviel wie du magst.“ ermunterte ich sie nur. „Oh, das werde ich Alex. So ohne Korsett kann ich sicherlich mehr essen als sonst.“ grinste sie mich an und da waren wir uns einig, die Dinger sind der Horror.

 

Laura musterte uns die ganze Zeit, bis ich sie darauf ansprach. „Was ist denn? Habe ich einen Fleck auf der Nase, oder warum siehst du uns so seltsam an?“ ich hasse es, beobachtet zu werden! „Nein, aber ich versuche heraus zu finden, was hier gespielt wird.“ gab sie giftig zurück. Achja, sie hatte ja auch etwas gegen Templer. „Nichts, Laura, gar nichts wird hier gespielt!“ meinte ich schnippisch.

 

Während des Essens hielten sich die Gesprächsthemen im Rahmen von Belanglosigkeiten. Erstaunlich fand ich, dass sich William Tobias gegenüber zusammen riss. Die Spannung zwischen ihnen war dennoch deutlich zu spüren! Ich hoffte, dass es vorerst so bliebe, denn auf einen Streit hatte ich keine Lust.

 

Als wir fertig waren, fing ich einfach an, zu erzählen, was vorgefallen war und warum ich einen Gast mitgebracht hatte. „Na endlich kriegen wir eine Erklärung!“ kam es etwas unwirsch von meinem Mentor. Doch die Erwähnung der Truhe ließ sie alle aufhorchen und ich hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit.

 

Und jetzt sprach sogar Marie, denn sie war stolz, dass sie meinen Rat befolgt hatte und somit die ganzen Artefakte und kleineren Schriftstücke gesammelt hatte. „Ich habe sie dann einfach verschlossen im Keller stehen lassen, ich wusste nichts damit anzufangen. Aber ich sehe schon, hier wird einiges dringend davon benötigt. Wenn ich dabei behilflich sein kann, dann kann man auf mich zählen!“ erzählte sie euphorisch und ich muss sagen, sie machte sich bis jetzt ganz gut in unserer Zeit.

 

„Das heißt, wir können Marius jetzt von diesem Wesen befreien?“ fragte mich Laura gelangweilt. „Was ist los mit dir? Es geht hier um mehr, als nur meinen Ex von diesem Ding zu befreien, verstehst du das nicht?“ maulte ich sie jetzt an, Weil sie anfing mich zu nerven.

 

„Weiß ich, doch warum macht man da so ein Aufhebens drum. Der Typ ist Templer, erschießt ihn, das geht schneller!“ mit großen Augen sahen wir sie nur an. „Was denn, ich hab doch Recht, oder?“ fragte sie erstaunt in die Runde! „Bist du eigentlich nicht mehr ganz richtig im Kopf? Er hat doch nichts verbrochen! Zumal wir damit diese Vorläufer nicht los wären!“ fragte William jetzt ziemlich sauer. Bisher hatte er sie immer in Schutz genommen bei Streitereien. Doch auch er musste sich eingestehen, dass sie eine größere Abneigung gegen den Orden hatte, als angenommen.

Kapitel 17

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Berichterstattung und Erklärungen



„Kann es sein, dass sie ein persönliches Problem mit dem Templerorden haben, Laura?“ fragte Tobias in einer so ruhigen Art, dass es mir Schauer über den Rücken trieb. Es fehlte nur noch, dass er eine Waffe auf sie richtete. „Ja, das habe ich durchaus, Herr Schäfer!“ meinte sie so zickig, dass wir alle uns zusammenreißen mussten.

„Dann sollten sie mich vielleicht aufklären! Denn ich wüsste gerne, warum mir gegenüber jemand so unverschämt ist!“ kam es in einem kalten Ton vom CEO und ich sah Haytham wieder vor mir, wie er diese Art an den Tag legte.

Laura sah ihn scharf an, antwortete aber nur „Ich denke, dass ist ein Thema für einen anderen Zeitpunkt, Herr Schäfer!“ und damit stand sie auf und verabschiedete sich. „Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt gehe!“ Ich sollte wirklich später mit William und ihr das Gespräch suchen.

Tobias sah ihr etwas sprachlos hinterher und schüttelte nur den Kopf. Ich überging das jetzt fürs Erste, denn wir hatten noch ganz andere Dinge zu besprechen. „Ich habe keine Ahnung, was in Frau Sabzig gefahren ist, aber das klären wir später. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass wir dieses Wesen loswerden und dann können wir auch mit Marius vernünftig reden. Denn sobald er wieder befreit ist, kann er seine Gedanken besser ordnen. Ich möchte gar nicht wissen, wie er sich gerade fühlt.“ meinte ich jetzt erklärend. „Mum, ich hoffe, dass mein Vater dann wieder der Alte ist, auch wenn ich immer noch ziemlich sauer auf ihn bin.“ kam es von Yannick.

„Alex, du hast es ja laut deiner Aussage schon einmal hinbekommen. Dann solltest du auch dieses mal dafür sorgen, dass dieses Ding verschwindet. Wann könntest du damit beginnen?“ fragte mich mein Mentor.

„Theoretisch könnte ich jetzt sofort loslegen. Denn wir haben ja auch das Amulett jetzt. Und ich muss dir noch einmal danken, Marie, dass du die Sachen aufbewahrt hast. Sie werden uns ALLEN sicherlich noch weiterhelfen!“ ich lächelte sie an und bekam ein freudiges Nicken zurück. Kam es mir nur so vor, oder blühte sie hier ein bisschen auf. Ich hoffte für sie, dass sie die schlimme Zeit bald ein wenig verarbeiten kann und nicht mehr oft daran denken muss!

„Dann lasst uns keine Zeit verlieren und gleich aufbrechen. Ich bin nämlich auch neugierig, was uns Herr Engelhardt zu berichten hat.“ meldete sich wieder Tobias zu Wort.

Wir bezahlten das Essen und machten uns wieder auf den Weg Richtung Abstergo. Auch mein Mentor kam mit uns!

Kaum angekommen, gingen wir hinunter zu den Zellen, wo man Marius festhielt. In den letzten Stunden hatte er sich erholt und ein Arzt hatte regelmäßig nach ihm gesehen. Herr Schäfer bat die Wache, die Tür zu öffnen und trat dann als erster ein. Ich folgte, doch die anderen warteten draußen auf dem Gang. Diese Räumlichkeiten waren nicht wirklich groß und boten für maximal 4 Leute Platz.

„Wir sollten ihn besser in einen der Forschungsräume bringen, dort ist mehr Platz und es wird einfacher zu agieren sein.“ erklärte ich dann. „Und ich muss noch an die Truhe, die steht ja auch ebenfalls dort.“

Man hievte den Verletzten jetzt hinüber in den großen, weiß gekachelten Raum und hieß ihn sich auf einen Stuhl setzen. Ich sah dieses Leuchten wieder in seinen Augen und für einen kleinen Moment sah ich Haytham, wie er gefesselt auf dem Bett lag mit diesem Leuchten. Ich schüttelte mich, denn diese Gedanken waren gerade fehl am Platz.

„Ah, da denkt jemand an seinen geliebten Templer. Hab ichs doch gewusst! Du glaubst ernsthaft, er wartet auf dich? Er kann JEDE haben und braucht so ein Flittchen wie dich nicht!“ Verdammt, ich war unkonzentriert und es konnte wieder meine Gedanken verfolgen. Doch ich verschloss mich wieder und der Isu machte ein enttäuschtes Geräusch!

„Alex, was meinte er jetzt gerade damit, dass du an DEINEN Templer dachtest?“ forschend sah mich Tobias an und er duzte mich immer noch! „Herr Schäfer, das erkläre ich später, denn es wäre eine lange Geschichte und sie bedarf einiger Erläuterungen.“ sagte ich entschuldigend.

„Ich zähle darauf. Also gut, dann lasst uns anfangen.“ er klatschte in die Hände und holte die Truhe, öffnete sie und bat mich, alles was ich benötigte an mich zu nehmen. Diese Fülle dort drin, war für mich das Paradies, unglaublich, was Marie alles an sich bringen konnte!

Ich stand mit dem anderen Ring jetzt vor Marius und schaltete das Blackberry an. Es war eigentlich egal, WELCHE Zeit oder Koordinaten ich nutzte. Also nahm ich die letzten gespeicherten Daten. Das grünliche Amulett hatte ich wie beim letzten Mal bei Haytham wieder um den Ring gewickelt und in einiger Entfernung erschien das Portal mit einem Pfuuuuump.

In den Augen meines Ex erlosch langsam das Leuchten und ein gewisser Unglaube legte sich auf seine Gesichtszüge. Und dann sahen wir alle, wie sich eine Art Lichtgestalt aus ihm erhob und langsam auf mich zukam. Sie sah anders aus, als die letzte und ich sah in dieses Gesicht, welches einen grimmigen Ausdruck trug.

„Ihr werdet nie ergründen, was es mit diesen Artefakten auf sich hat. NIEMALS! Das schwöre ich!“ kam es in einem gehässigen kalten Ton von dem Wesen. Und dann verschwand es mit einem hellen Licht im Armreif und wir standen darum und warteten noch einen Moment.

„Diese Artefakte machen mir Angst!“ kam es zögerlich von Marie. Ich drückte ihr nur den Arm und meinte, dass ich sie da gut verstehen könne.

Vor uns auf dem Stuhl saß nun mein befreiter Ex und war in sich zusammen gesunken. Ich reichte William die Artefakte und das Blackberry und ging hinüber. Als ich direkt vor ihm stand, schrak er hoch und starrte mich an. „Was... ist es vorbei? Bin ich wieder ich?“ fragte er mit schleppender Zunge.

„Ja, das hoffen wir einfach mal. Aber... wie geht es dir jetzt? Wie fühlst du dich?“ denn mir ging durch den Kopf, dass er theoretisch eine Fähigkeit haben müsste, doch WELCHE das war jetzt die Frage. Oder hinterließ dieses Wesen keine solchen Fähigkeiten? Wir würden es ergründen müssen!

„Ich fühle mich wie von einem Zug überrollt und eine Horde Elefanten trampelt immer noch auf mir herum! Aber ansonsten geht es!“ mit müden Augen sah er von einem zum anderen und sein Blick blieb auf einmal bei Marie hängen. „Was macht sie denn hier? Wie... habe ich etwas damit zu tun? Habe ich diese Frau hierher geholt? Oh Gott, was ich hab ich oder besser dieses Viehch alles angestellt?“ er schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte laut auf.

„Ich glaube, du brauchst jetzt erstmal eine Mütze voll Schlaf und ein bequemes Bett.“ meinte Herr Schäfer wohlwollend und half ihm beim Aufstehen. „Wir sollten jetzt alle fürs Erste eine Pause einlegen und morgen weitersehen.“ Ein Vorschlag, der für alle Anwesenden annehmbar war. Nachdem ich alles wieder in der Truhe verstaut hatte und sie verschlossen war, gingen wir damit nach oben.

Yannick sagte immer noch kein Wort und ignorierte seinen Vater, dieser suchte aber jetzt im Fahrstuhl das Gespräch. „Hey, was ist denn los? Was habe ich getan, dass du nicht mir redest, Yannick?“ fragte er besorgt und ich konnte sehen, dass er wirklich nicht wusste, was los war. Doch mein Sohn sah einfach auf sein Handy und würdigte ihn keines Blickes! In mir hatte ich die Hoffnung, dass die beiden sich wieder annähern konnten. Denn ich fand dieses entspannte Verhältnis in den letzten Jahren sehr angenehm. Auch wenn … ja, er war Templer und sollte mich ausspionieren, doch … egal. Das musste jetzt warten!

Draußen vor dem Eingang warteten wir noch auf den Wagen, der Marius jetzt zu sich nach Hause bringen sollte. Er war blass und ich machte mir ernsthafte Sorgen um ihn, sollte ich vielleicht mitfahren und aufpassen, dass nichts passierte? Doch mein Gehirn konnte leider diese Bilder vom besessenen Marius nicht ausblenden, nicht ganz und ich befürchte, dass das auch noch eine Weile dauern würde. Als mein Ex im Auto saß, fuhr ein Angestellter mit und dem Fahrer wurde gesagt, wo er ihn hinbringen sollte. Die Anschrift war mir neu, da muss er doch umgezogen sein, hatte Marius gar nicht erwähnt.

Marie, Yannick und ich verabschiedeten uns von Herr Schäfer, welcher unseren Gast mit einem etwas zu liebevollen Blick ansah. Innerlich grinste ich nur, denn solche Gefühle für einen anderen Menschen kann man nicht immer steuern. Ich räusperte mich, denn er hielt immer noch ihre Hand fest, auch sie machte keine Anstalten diese loszulassen. Beide sahen etwas ertappt in meine Richtung und über ihr Gesicht lief eine niedliche Röte.

William ging mit uns noch zum Parkplatz und half mir mit der Truhe. Als wir vier eingestiegen waren, überlegte ich, was ich jetzt mit Marie machen sollte. „Dann heißt es für dich, Marie, ab jetzt lernen!“ grinste ich sie an und sie sah mich erstaunt an. „Was muss ich denn lernen?“ fragte sie perplex.

„Naja, du musst wissen, wie wir in dieser Zeit leben. Wie die Dinge funktionieren, gerade was den technologischen Fortschritt angeht! Das wird eine ganze Weile dauern, aber ich bin zuversichtlich, dass du das schaffst!“ meinte William mit einem warmen Lächeln in ihre Richtung. „Ach, dass meint ihr. Da freue ich mich drauf, wenn ich ehrlich sein darf!“ kam es begeistert von ihr.

Kapitel 18

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Maries erste Nacht im 21. Jahrhundert



Ich brachte meinen Mentor nach Hause und wir verabredeten uns für den morgigen Tag, damit ich ihm auch noch in Ruhe Bericht erstatten konnte. Dann fuhr ich mit Yannick und Marie zu uns nach Hause. Ehrlich gesagt, war ich froh, wieder in meinen eigenen vier Wänden zu sein, aber ich war auch etwas durch den Wind. Der Tag war ereignisreicher als erwartet.

Mein erster Gang, war in die Küche, denn ich brauchte Kaffee. Marie ging mit meinem Sohn die Wohnung ab und er zeigte ihr alles und erklärte das ein oder andere. Als dann auch noch Melissa hier ankam, wurde es voll! Ich musste noch überlegen, wo sie schlafen sollte, doch da fiel mir ein, dass mein Bett ja groß genug war, also könnte sie auch ruhig da mit schlafen! Sie würde mich Nachts schon nicht auffressen.

Also bezog ich das Bett frisch und suchte für sie ein paar Klamotten raus, die sie tragen konnte. Die nächsten Tage sollten wir dann auch mal shoppen gehen und innerlich hoffte ich, dass mein Mentor ein bisschen Geld springen lassen würde. Wir könnten es wie Spesen verrechnen, dachte ich mir so. „Das hier sind ein paar Sachen für dich. Ich habe dir im Kleiderschrank eine Seite freigemacht. Du bekommst dann auch noch ein paar andere Sachen in den kommenden Tagen!“ lächelte ich sie an. Dann deutete ich aufs Bett. „Wenn du nichts dagegen hast, kannst du hier bei mir schlafen. Dann bist auch nicht alleine nachts!“ dankbar sah sie mich an.

„Alex, ich bin froh mitgegangen zu sein! Ich wüsste nicht, was ich dort sonst noch angestellt hätte!“ mit Tränen in den Augen nahm sie mich in den Arm und ich hielt sie einfach fest bis sie sich beruhigt hatte.

„Marie, ich kann mir vermutlich nicht vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst. Doch glaub mir, du wirst dich hier schnell einleben und ein ganz neues Leben beginnen können!“ strahlte ich sie an. „Das glaube ich auch. Ich bin zwar noch nicht lange hier, doch ich fühle mich hier wohler als im Haus des Chevaliers. Es ist seltsam und ich kann es nicht richtig erklären!“ Das brauchte sie auch nicht, denn ich konnte es verstehen. Sie war nicht mehr alleine!

Mittlerweile war es schon spät geworden und wir machten uns alle bettfertig. Als ich mich zudeckte, fragte mich Marie, wann sie denn aufstehen müsse morgen früh. Ich sah sie erstaunt an. „Du musst zu keiner bestimmten Zeit aufstehen, ich hab einen Wecker gestellt, der uns gegen 8 Uhr weckt. Das reicht und dann sehen wir zu, dass wir uns um Marius und die Artefaktengeschichte kümmern. Entspann dich einfach und schlaf gut!“ ich hätte ihr fast einen Kuss gegeben, so war ich in meinen Gedanken versunken und bei Faith gelandet.

Die dunklen Wolken zogen wieder auf! „Alex, ist alles in Ordnung?“ kam es fragend von meinem Gast. „Hmmm? Ja, ich musste nur gerade an eine Freundin denken, die ich erst in ein paar Jahren wiedersehen werde!“ gab ich ehrlich als Antwort.

„Oh, das tut mir leid! Wohnt sie weit weg?“ fragte sie weiter. Und da fiel mir ein, SIE wusste ja überhaupt nichts über mein Leben im 18. Jahrhundert und Haytham. „Sie, lebt in einer anderen Zeit. Aber ich werde sie wiedersehen, es dauert nur!“ sagte ich jetzt etwas schläfriger, denn ich konnte fast nicht mehr die Augen aufhalten.

„Ich wünsche dir auch eine gute Nacht!“ kam es leise von ihr.

 

30. Januar 2020


Als wir gefrühstückt hatten und Yannick und Melissa zur Arbeit und Schule unterwegs waren, fuhr ich mit Marie zu unserer Werkstatt. Dort angekommen, brachten wir die Truhe in mein Büro und gingen dann zu meinem Mentor. „Ah, wie schön. Ihr seid ja früh auf den Beinen!“ meinte er gut gelaunt. „Setzt euch!“ er bot uns die Plätze an und orderte Kaffee. „Dann schieß mal los, wie das alles war die ganzen Tage!“

Ich fing an zu berichten, doch William sah mich nur an und schüttelte mit dem Kopf. „Dann warst du gar nicht wirklich Tagelang dort? Wie ist das möglich? Das ist doch sonst noch nie passiert, oder?“ fragte er jetzt. „Nein, nicht das ich wüsste. Es hat noch niemand so etwas berichtet. Aber unheimlich ist es schon, finde ich!“

Jetzt war es an Marie zu erzählen, was in ihrem Leben vorgefallen war und sie berichtete von ihrer Besessenheit und allem, was es mit sich gebracht hatte. Auch erzählte sie über den Chevalier und bestätigte meine Vermutung, dass er eigentlich kein schlechter Mensch war. Doch jetzt war es eh egal. Als sie aber anfing über ihren Haytham zu reden, musste ich mich beherrschen, denn es kam eine große Eifersucht in mir hoch und drohte überzuschwappen! Sie bemerkte meine Gefühle und meinte „Alex, ich weiß nicht, warum du so reagierst, denn... was ist das zwischen dir und dem Großmeister gewesen?“

„Das ist schwer zu erklären, dafür müsste ich weiter ausholen. Aber lass uns das vielleicht später besprechen.“ meinte ich nur, denn ich wollte gerade wirklich nicht darüber reden. Grob wusste sie es vermutlich schon, nur noch keine Einzelheiten.

Mein Mentor wollte sich von dem Inhalt der Truhe selber ein Bild machen und so gingen wir hinüber in mein Büro. Wir fanden unter anderem das Sonnensymbol und auch eine Kette mit Yggdrasil. Moment, die hatte ich doch bei Faith gesehen, es war die Kette die sie von Freya hatte! Oder war es doch eine andere? Vorsichtig nahm ich sie hoch und als sie auf meiner Hand lag, ging ein warmes Leuchten von ihr aus! Gab es also in der Parallelwelt auch ähnliche Konstellationen? Doch... ich verstand es nicht. Mit Bedacht legte ich die Kette wieder in die Truhe und wir sahen uns die weiteren Dinge an.

Der Armreif mit dem gebannten Wesen lag leicht schimmernd noch darin und kurzerhand nahm ich ihn und verbrachte das Ding in den Tresor, wo auch schon das andere Teil lagerte. Ich legte es zum anderen Ring in die mit Blei ausgeschlagene Kiste und staunte nicht schlecht, als diese beiden Artefakte ein Eigenleben zu entwickeln schienen. Es sah aus, als würden sie sich nach etwas ausrichten wollen. Sie drehten sich leicht. Es war unheimlich und ich beschloss, dass die beiden getrennt voneinander aufbewahrt werden mussten! Das war mir einfach zu gefährlich, wer weiß, was sonst noch passiert! Im Lager fand ich eine weitere passende kleine Kiste und legte das Schmuckstück hinein.

Als ich zurück kam, hatten William und Marie bereits die Unterlagen von Shay in der Hand. Mit großen Augen las mein Mentor darin und schüttelte immer wieder seinen Kopf. „Das ist ja der Hammer!“ kam es staunend von ihm. „Was ist denn los?“ fragte ich nur und beugte mich ebenfalls darüber. Shay beschrieb, wie er mit der Bruderschaft abrechnen wollte und wie sein Plan aussah. Er hatte von Marie berichtet, welche er verschonen wolle, da sie nichts dafür konnte. Der Ire hatte gefühlte hundert Seiten eines Tagebuches verfasst, in diesem erklärte er, warum er es nicht mehr in New York aushielt.

….

25. Februar 1761

Es ist ein kalter, verschneiter Tag und ich grüble schon die ganze Zeit darüber, wie ich hier wegkomme. Meine Mannschaft rechnet jeden Tag damit, dass wir aufbrechen werden. Doch ich bin noch unschlüssig, es ist als hätte ich hier etwas vergessen, etwas nicht vollendet. Die Worte dieser seltsamen Frau geistern in meinem Kopf herum, sie hatte gesagt, dass meine Entscheidung, die Bruderschaft zu verlassen, nicht falsch gewesen wäre. Sie hatte Recht, doch was brachte sie mir jetzt?

03. März 1761

Ich werde morgen meine Zelte hier abbrechen und gehen. Ein neues Leben in Europa beginnen. Es hält mich hier nichts mehr.


….

Dieser Shay war auch eher der Grübler und Denker. Sein Gefühl, dass er etwas vergessen haben könnte, kannte ich ebenfalls. Wer kennt es nicht, wenn wir mal ehrlich sind! Also brach er wirklich einfach auf und hat sein gesamtes Leben, im wahrsten Sinne des Wortes, zurückgelassen. Es lag alles in dieser Truhe!

Plötzlich wurde ich unruhig, denn könnte es sein, dass er nicht nur Haythams Amulett sondern dessen Tagebücher ebenfalls zurückgelassen hatte? Hektisch wühlte ich in den kleinen Büchern und Schriften herum. Doch ich fand nur ein einziges handgeschriebenes Buch vom Großmeister und das richtete sich direkt an Marie. Als ich es ihr reichte, sah sie mich fragend an. „Was soll ich damit?“

„Darin lesen, nehme ich an. Es steht explizit dein Name darauf, also gehe ich davon aus, dass du es studieren solltest.“ erwiderte ich logisch. Doch sie war skeptisch. „Ich weiß nicht, ob ich wissen will, was er so gedacht hat. Er könnte ja auch... du weißt schon... einige pikante Details aufgeschrieben haben!“ und sie wurde feuerrot.

„Das glaube ich nicht, wenn ich an den anderen Master Kenway denke, gehe ich davon aus, dass es eher nüchtern und pragmatisch gehalten ist.“ gab ich zurück, denn so dachte ich wirklich.

„Na schön.“ Marie setzte sich an den kleinen Tisch und schlug es auf! „Du meine Güte!“ und sie klappte es erschrocken wieder zu und schmiss es von sich, als wäre es gefährlich. „Was ist denn?“ fragte William vorsichtig.

 

Kapitel 19

 

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Wir sehen uns weiter in der Kiste um

 

„Lest selber, ich hatte keine Ahnung, dass er so ein Widerling ist!“ und dann fing sie an zu schluchzen. Jetzt war es an mir zu entscheiden, ob ich es lesen wollte oder nicht. Ich hatte diese Schwierigkeiten mit der Assoziation, es war halt Haytham! Ich bat meinen Mentor für mich hineinzuschauen, er nahm es und schlug es auf.

 

„Das ist unglaublich! Marie hat recht, das ist... er beschreibt, wie leicht er Mrs. Scudéry verführen konnte und wie einfach sie sich hatte einspannen lassen für seine Pläne. Und... also, das lese ich jetzt aber nicht vor und ich will auch nicht weiterlesen! Seine Bettgeschichten interessieren mich herzlich wenig!“ er blätterte eilig und mit leicht roten Wangen weiter.

 

Plötzlich hielt er inne. „Das ist interessant, er schreibt von einem Treffen in Frankreich, in einem kleinen Chateau. Ach, das ist wirklich spannend. Es gibt die Vergleiche tatsächlich. Auch dort hat er Reginald wohl zur Strecke gebracht. Aber ohne seine Schwester, doch wo war sie zu dem Zeitpunkt?“ er dachte kurz nach, schüttelte jedoch den Kopf und las weiter. „Das Treffen war mit einem Herrn Josef Schadow und fand dort statt. Es ging um die Beschaffung von einer... Halterung?“ die Augen meines Mentors wurden groß und er sah mich an.

 

„Sieh mich nicht so fragend an, ich habe keine Ahnung worum es geht!“ meinte ich nur, während er weiter las, nahm ich einige Gegenstände hinaus und besah sie mir. Das blaue Amulett lag leicht schimmernd auf meiner Hand und meine Gedanken wanderten zu meinem Templer und dann spürte ich wieder dieses Beben unter meinen Füßen! Schnell legte ich es auf den Tisch und die Vibrationen hörten wieder auf.

 

Ich hatte vergessen, dass diese ganzen Gegenstände irgendwie immer mit einander agierten. Also bräuchte ich für jedes mindesten eine bleiverkleidete Kiste, alles andere war zu gefährlich. Mittlerweile hatte aber William auch das Buch schon wieder beiseite gelegt und las ein paar Briefe, die Shay bekommen hatte oder eben auch Haytham. Sie beinhalteten Berichte von den anderen Templern aus Übersee, aber nichts wirklich wichtiges, was uns hier und jetzt hätte weiterbringen können.

 

Am Boden der Truhe angekommen, fand ich eine sorgsam gefaltete Seekarte. Ich breitete sie auf dem Tisch aus und staunte nicht schlecht. Es waren zig Routen eingezeichnet. Alle penibel beschriftet, wann sie stattfanden und zu welchem Zweck. Am Rand der Karte standen ebenfalls immer wieder kleinere Hinweise und Zahlen, welche mit der Ladung oder auch den Koordinaten zusammenhingen! Aus Reflex setzte ich meinen Sinn ein und sah, dass auch hier wieder unter dem offiziellen Teil, noch etwas anderes war. Es waren ebenfalls Wege eingezeichnet, vier an der Zahl, mehr nicht. Aber sie schienen noch nicht abgefahren worden zu sein, es standen keine Jahrszahlen oder ähnliches daneben.

 

Seltsam, dachte ich nur. Doch dann sah ich, dass Shay in einer Randbemerkung über den Armschmuck einer Frau sprach, welchen er interessant fand, weil auf ihm Runen geprägt seien. Doch mehr stand da nicht!

 

Verdammt, war er auch auf der Suche nach diesen Artefakten? Vermutlich schon, Schatulle und Manuskript befanden sich ja schon in seinem Besitz. Doch wusste er, wie man diese Dinge einsetzte? Konnte man eventuell doch mehr sehen, wenn man die richtigen Seiten im Buch aufschlug?

 

Ich äußerte meinen Gedanken jetzt laut und erntete ein anerkennendes „Alex, du hast Recht! Wir sollten es vielleicht einmal ausprobieren. Was hast du sonst noch gesehen?“ fragte William mich neugierig. Doch auch er fand die versteckten Passagen besser, als die offen liegenden. „Wir sollten dem ganzen mal nachgehen, vielleicht könnte man ja doch hier auch fündig werden?“ kam es jetzt etwas aufgeregt von meinem Mentor und ich musste grinsen.

 

Wir studierten diese Routen eine Weile und mir kam Edward zur Hilfe, ich hatte nicht nur seine Kampffähigkeiten übernommen, anscheinend auch noch einiges, was die Seefahrt anbelangte. Erst jetzt sah ich regelrechte Wege, konnte fühlen, WIE und WO ich entlangsegeln musste. Es war mal wieder ein Rausch und ich erntete erstaunte Blicke von den Anwesenden.

 

„Fragt mich einfach nicht, es ist diese Kenway-Fähigkeit!“ gab ich grinsend zu verstehen. Und es tut gut, dass du sie einsetzen kannst, darauf habe ich gebaut! Und die Jackdaw ist genau DIE Brig, die du später brauchst! Vertrau mir, ich weiß, wovon ich rede! Hörte ich die Stimme meines Piraten im Kopf, aber auch in diesem Moment verdunkelte sich mein Gemüt. Irgendwie fehlte er mir. Mir fehlte plötzlich wieder alles. Bei Odin... das war doch nicht wahr. Tief durchatmen und denk daran, Haytham wartet auf dich! Und lass dir nichts anderes einreden! Das würde ich auch nicht mehr!

 

Wir hatten theoretisch schon zwei Ringe... also müssten wir von diesen mit den Runen, davon ging ich jetzt einfach aus, nur noch zwei finden. Doch wie konnte ich sehen, WELCHE ich schon hatte? Das Manuskript!, schoss es mir in den Kopf.

 

Ich nahm das besagte Manuskript aus dem Tresor und setzte mich an meinen Schreibtisch, während William mit Marie unsere Technik-Leute aufsuchte. Es dauert seltsamer Weise auch nicht lange und ich wurde fündig. Die ganze Zeit über hatte ich vergessen, dass ich durchaus auch meinen Sinn einsetzen sollte. Ich war blind, ich war irgendwie dumm gewesen.

 

Ungefähr auf der Hälfte des Buches stand es dann. 4 Ringe, die im Verborgenen gehalten werden sollten, da sich in ihnen götterähnliche Wesen befanden und man sie dort belassen sollte. Sie würden großes Unheil über die Menschheit bringen. Es wurde weiterhin beschrieben, dass die Artefakte an 4 treue und ehrliche Wächter übergeben worden sind. Doch es wurden keine Namen erwähnt! Mist!

 

Und ich staunte nicht schlecht, meine Vermutung, dass es sich um die Götter Freya, Idun und Loki handelte, wurde hier bestätigt. Auch wenn das Manuskript andere Namen verwendete, doch im Laufe der Jahre wurden oft gebräuchlichere Varianten genutzt. Doch wie man auf Fulla kommen sollte, war mir ein Rätsel.

 

Also suchte ich nach Fulla und wurde bei Wiki fündig. Fulla war die Hüterin des Schmuckkästchens der Freya und sie war ihre Dienerin! Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Das ging alles schneller als gedacht! Doch mir fehlten die Schmuckstücke. Die Artefakte besaßen wir auch noch nicht alle.

 

Moment … natürlich besaßen wir einige Teile. Ich ging noch einmal zur Truhe und fischte das Brisingamen raus. Wenn es wie bei Faith dieselbe ist, dann gehört sie zu Freya. Und den Edenapfel musste ich mir erbetteln vermutlich, so einfach würde mir William den sicher nicht aushändigen. Doch es war für einen guten Zweck.

 

Aber was hatte Loki für Schmuck und vor allem, WAS war für Fulla angedacht? Das Schmuckkästchen von Freya eventuell? Wie sollte ich aber daran kommen, wenn ich nicht einmal wusste, WIE es aussah, geschweige denn wusste WO es sich befand!

 

Ich las also noch ein wenig weiter und wurde dann für Loki fündig, so dachte und hoffte ich. Er trug an seiner rechten Hand einen silbernen reichverzierten Ring, die Symbole waren an die Midgardschlange angelehnt. Ein Museum in Finnland hatte diesen Ring in einer Ausstellung vor 3 Jahren gezeigt. Ob es der echte Ring ist, ist natürlich fraglich, doch versuchen konnte man es. Dann musste ich mich mal mit der Leitung dort in Verbindung setzen und hoffte, dass ich ihn als Leihgabe bekam. Obwohl ich nicht wusste, ob die Teile nicht doch irgendwie zerstört werden würden, wenn man sie einsetzte.

 

Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich heute noch anrufen konnte. Die Nummer war schnell gefunden und ich hatte dann auch gleich eine Dame am anderen Ende, die, natürlich, mich auf Finnisch begrüßte. Ich antwortete einfach auf englisch und sie meinte, das wäre kein Problem, ein wenig konnte sie es auch sprechen. Nach einigem hin und her verband sie mich mit dem eigentlichen Leiter und es meldete sich ein Herr Hakkonen.

 

„Herr Hakkonen, ich komme auch gleich zum Punkt. Ich bin seit langem auf der Suche nach alten Schmuckstücken, die im Bereich der nordischen Göttermythologie benannt werden. Und ich las, dass sie vor 3 Jahren eine entsprechende Ausstellung hatten, wo sie den Ring des Loki hatten.“ meinte ich und wartete auf eine Bestätigung.

 

„Ja, das ist richtig, Frau Frederickson. Wir sind sehr stolz auf diese doch sehr große Sammlung. Sie wurde uns von einem wohlhabenden Geschäftsmann zur Verfügung gestellt, welcher sich davon trennen wollte, weil er keine Erben hatte und leider auch kurz darauf dann verstarb. Aber was kann ich nun für sie tun?“ fragte er etwas zögerlich.

 

„Ich weiß nicht, wie ich es genau erklären soll. Ich bräuchte für eine wissenschaftliche Analyse diesen Ring, wir haben auch schon weitere ähnliche Fundstücke hier und unsere Experten würden diese gerne erforschen. Ist es möglich, dass ich Lokis Ring als eine Art Leihgabe von ihnen bekommen könnte?“ gab ich jetzt ebenfalls etwas zögernd von mir.

 

„Das ist eine außergewöhnliche Frage, Frau Frederickson. Welche Sicherheit würde ich von ihnen bekommen, dass wir ihn auch wieder unbeschadet zurück erhalten werden?“ kam es jetzt in einem geschäftsmäßigen Ton. „Machen sie einen Vorschlag, Herr Hakkonen, ich denke wir können uns sicher einig werden!“ meinte ich frei raus und hoffte, dass ich nicht meine Kompetenzen damit überschritt.

 

„Es wäre mir sehr lieb, wenn sie persönlich hier erscheinen und den Ring abholen. Und vielleicht haben sie ja auch einige geschichtlich interessante Dinge, die sie uns als Gegenleistung ausleihen könnten? So wie sie es vorhin ansprachen, klingt es, als wären sie im Besitz von solchen Dingen!“ meinte er ein wenig aufgeregt. „Natürlich werde ich selber bei ihnen das Schmuckstück abholen und ich denke, ich weiß auch schon, was ich ihnen dafür im Gegenzug überlassen kann!“ sagte ich fröhlich, mir kam der Gedanke, dass ich ihm eine der alten Seekarten und die alten Bücher überlassen könnte. Sie enthielten interessante Details über das 18. Jahrhundert.

 

„Das würde mich freuen, Frau Frederickson. Wann können sie uns besuchen kommen? So weit ist es ja von ihnen aus nicht, denke ich?“ fragte er jetzt einfach. „Ich denke, in drei Tagen könnte ich bei ihnen sein. Wenn sie mir ihre Nummer noch geben könnten, dann kontaktiere ich sie, sobald ich gelandet bin?“

 

„Wunderbar, so machen wir es. Dann freue ich mich auf ihren Besuch, Frau Frederickson. Auf wieder hören!“ nachdem er mir seine Nummer gegeben hatte, legte er auf und ich saß etwas sprachlos da. DAS WAR ZU EINFACH! Mit diesen Neuigkeiten suchte ich meinen Mentor und fand ihn im Labor mit Marie und Laura. Auf die konnte ich gerade echt verzichten, aber nun gut.

Kapitel 20

 

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Guter Templer - böser Templer

Lauras Geschichte“

 

„William, ich muss nach Finnland fliegen, wenn es geht! Nach Möglichkeit in spätestens in drei Tagen?“ fragte ich etwas kleinlaut und erntete einen fragenden Blick. „Was willst du bitte in Finnland?“ Ich erzählte von meinem Fund und das ich diesem Herrn Hakkonen einige alte Seekarten und ähnliches in Aussicht gestellt hatte. Williams Augen wurden groß und ich sah, dass er darüber nicht gerade erfreut war. „Du hast über meinen Kopf hinweg einfach so etwas bestimmt?“ polterte er dann drauf los.

 

„Ich weiß, es tut mir ja leid. Doch ich musste eine Entscheidung treffen und sie musste schnell gefällt werden. Aber es wäre ja auch nur leihweise. Wenn alles erledigt ist, bekommen wir die Sachen ja wieder. Genauso wie das Museum seinen Ring zurück bekommt.“ Als ich davon erzählte, dass die Sammlung von einem reichen Geschäftsmann gestiftet worden sei, bat mich mein Mentor, etwas über diesen Herren in Erfahrung zu bringen, wenn ich vor Ort sei. Sozusagen als Strafe, weil ich einfach über seinen Kopf hinweg eine so wichtige Entscheidung getroffen hatte.

 

„Alex, dann hattest du mit deinem Verdacht wahrscheinlich recht, dass diese nordischen Götter ihre Finger mit im Spiel haben. Ich finde das spannend und ich hoffe, wir können bald die Runen entschlüsseln. Du solltest dich noch einmal mit Tobias in Verbindung setzen, damit sie anfangen können mit der Übersetzung.“ meinte mein Mentor in einem fröhlichen Plauderton. Nanu? Seit wann ist er den Templern gegenüber so freundlich? Aber das konnte mir nur recht sein, so wäre dieser Waffenstillstand, welchen ich anstrebte nicht mehr ganz so abwegig. Nur Laura meinte wieder rummeckern zu müssen!

 

„Warum müssen wir mit diesen Idioten zusammenarbeiten? Ich versteh das einfach nicht. Sie sind unfreundlich, inkompetent und … einfach nervig!“ maulte sie wieder rum. „Laura, ich weiß, du bist nicht gut auf sie zu sprechen. Aber könntest du mir jetzt endlich einmal sagen, warum du so einen wahnsinnigen Groll gegen sie hast?“ fragte ich jetzt einfach etwas gereizt.

 

„Du willst wissen, warum sie meine Familie jahrelang, jahrhundertelang verfolgt haben? Warum sie sogar einige von meinen Vorfahren gefoltert haben? Ja? Gut, dann setz dich und ich erzähls dir.“ Ich dachte, sie meinte es nicht wörtlich, doch sie setzte sich jetzt an den Arbeitstisch und fing an zu erzählen und was soll ich sagen, es war wirklich haarsträubend!

 

Ihre Familie war im Besitz von einigen metallischen Gegenständen, die von Generation zu Generation weitergereicht wurden. Ihr Stammbaum fing mit drei Familien an Klant, Antoni und Broda, von denen besaß jeder ein solches Stück dieser Vorrichtung. WAS es war, wusste Laura nicht! Die drei Teile wurden dann irgendwann nur noch von EINER Familie, nämlich Familie Sabzig, gehütet. Ich erspare jetzt die Aufteilung wie welcher Zweig aussah, es würde Seiten füllen! Seit einigen Jahren hatten die Templer aber ihr Interesse verloren, doch das konnte sie sich nicht erklären.

 

Einige Vorfahren wurden gequält, gefoltert, verstümmelt und und und. Nur weil man wissen wollte, wofür diese Gegenstände seien. Es muss schrecklich gewesen sein. Ich konnte ihren Hass schon verstehen, es war doch sehr heftig von ihrer Seite. „Also weißt du auch nicht, wozu diese Teile gut sind?“ fragte ich jetzt nochmal. „Nein, weiß ich nicht. Ich habe sie aber hier im Lager in einer Kiste deponiert, weil ich sie nicht in meiner Wohnung haben wollte! Willst du sie sehen?“ kam es in einem plötzlich freundschaftlichen Ton von ihr.

 

„Gerne, vielleicht kann ich ja etwas damit anfangen, oder wir könnten doch die archäologisch Begabten hier mal fragen?“ meinte ich nur. „Hmmmm, du hast Recht. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, heraus zu finden, was es damit auf sich hat!“ Wir gingen also gemeinsam ins Lager und sie zog eine etwas verstaubte kleine unscheinbare Truhe aus einem der Regale.

 

Sie stellte sie auf den kleinen Tisch hier und öffnete sie. Im Inneren sah ich eine runde ungefähr zwei Zentimeter dicke Platte. Was das für Material ist, wusste ich nicht, es fühlte sich aber irgendwie warm an. Dann kam eine Art Stab zum Vorschein, 30 Zentimeter lang aus Edelstahl mit einem Gewinde, vermutlich für den Fuß. Und dann holte ich ein Gebilde hervor, an dem acht kleine und vier längere Metallstreben in Sternenform angeordnet waren. Doch die kleineren Streben waren nicht jeweils zwei zwischen den länglichen, sondern willkürlich angebracht. Zwei, zwei, eins und drei Spitzen waren es. Eine seltsame Formation. Es war aus Messing, etwas angelaufen mittlerweile, doch das war ja nicht wichtig.

 

Als die Einzelteile vor mir lagen, konnte ich mir zwar vorstellen, wie sie zusammengebaut aussehen sollten, doch wofür das Gebilde dann gut sein sollte, erschloss sich mir auch nicht so wirklich. Laura aber baute es auf und wir besahen uns unser Werk nun. Ein wenig machte es den Eindruck eines Schmuckständers, an den man Ketten hängen könnte... und... damit hatte ich mir die Erklärung selber gegeben! „Laura, weißt du was du die ganze Zeit gehütet hast?“ fragte ich eher rhetorisch, als das ich eine Antwort erwartete. „Nein, ich weiß es immer noch nicht!“ grinste sie mich an.

 

„Du hast hier vermutlich die Halterung für die Armreifen, für unsere Zeitreise-Artefakte gehütet! Das ist... fantastisch!“ völlig euphorisch rannte ich hinaus und zu William. Dieser sah mich überrascht an, als ich so angestürmt kam. „Alex, was ist los?“ kam es besorgt.

 

„William, wir haben eine Halterung für diese Zeitreise-Teile! Lauras Familie hat sie über Jahrhunderte bewacht. Es war die ganz Zeit unter unserer Nase!“ meine Stimme überschlug sich vor Freude, dass wir so etwas im Besitz hatten. Doch dann wurde mir klar, dass wir damit gar nichts anfangen konnten. Zuerst brauchten wir noch die restlichen Ringe und was dann damit passieren sollte, wusste ich auch nicht. Etwas ernüchtert sah ich meinen Mentor an. „Hmmm, ich glaube, ich muss mich dann noch weiter an die Forschung machen. es ist ja toll, wenn wir so ein Ding haben, aber nicht alle Ringe!“

 

„Das stimmt und wir wissen nicht, was passiert, wenn alle Ringe platziert sind. Vielleicht gibt da aber auch das Manuskript noch etwas her?“ meinte William und ich nickte nur und ging zurück zu Laura, diese hatte alles wieder in die Truhe gepackt. „Wir sollten die Kiste besser in den Tresor packen, dort ist sie sicher! Und bis wir wissen, was es damit auf sich hat, können wir eh nichts damit anfangen!“ sagte ich ein wenig enttäuscht, auch Laura sah so aus. „Echt schade, aber ich bin sicher, wir finden noch eine Lösung!“

 

Damit gingen wir wieder Richtung Büro und sie machte sich daran, selber Nachforschungen anzustellen und ich ging meinen eigenen Studien nach. Also noch einmal das Manuskript begutachten, ich seufzte einfach nur. Ich hatte mich schon gefreut, dass es schneller als gedacht voran ging.

 

Vertieft über den Seiten, bemerkte ich meinen Sohn erst recht spät. „Mum, du meine Güte. Bist du eigentlich taub? Ich stehe hier bestimmt schon fünf Minuten und rede mit dir!“ grinste er mich an! „Oh nein, wirklich? Ich habe nichts mitbekommen!“ meinte ich nur lachend. „DAS habe ich gemerkt! William meinte, du seist in deinem Büro und bist auf der Suche nach Lösungen.“ kam es von ihm.

 

„Ja, aber irgendwie sind sie nicht in Sicht. Vorhin noch dachte ich, wir hätten eine tolle Spur. Laura hat eine Vorrichtung für die Artefakte gehütet und wir haben sie zusammengebaut und im ersten Moment war es ein großartiges Gefühl, weiter gekommen zu sein. Doch jetzt? Wir haben nicht alle Armreifen und wir wissen nicht, wie man sie platziert... Das ist doch alles scheiße...!“ maulte ich jetzt rum.

 

„Hast du schon einmal mit dem Blick über die Seiten geschaut?“ fragte er völlig pragmatisch. „Ja, und es sind ein paar Andeutungen, aber nichts ausschlaggebendes.“ in dem Moment fiel mir die Fähigkeit von Yannick ein. „Könntest du nicht mal den Sinn einsetzen? Vielleicht siehst du tatsächlich mehr als ich. Schon bei den Chroniken hattest du eine Eingebung!“

 

Voller Stolz, dass er wirklich gebraucht wird und seinen Beitrag leisten konnte, stellte er sich neben mich und besah sich das Manuskript. „Hmmm... da... nein, das war nichts wichtiges... Moment... ach neee...“ so ging es einige Seiten lang. Ich hatte ihn sich setzen lassen und nun wanderten seine Augen die einzelnen Passagen ab. Es mag sich seltsam anhören, aber ich war stolz auf ihn! Er hatte sich in kürzester Zeit unglaublich weit entwickelt. Seine Persönlichkeit, sein Können und seine Fähigkeit. Gerade dafür brauchte man eigentlich viel Zeit, doch es war, als hätte er sie schon sein Leben lang! Ich stand einfach nur da und beobachtete meinen Sohn.

 

„DA... ich hab was gefunden... Mum... siehs dir an!“ kam es mit einem Freudenschrei von Yannick. Und tatsächlich, auf der einen Seite war eine Art Karte eingezeichnet, ein Weg führte zu einer Höhle. Ich nahm es an, es war an einem Berg markiert. Und dieser lag in einem Gebirge in … Russland? Die Vorläufer sind aber weit herum gekommen, ging es mir durch den Kopf.

 

„Das ist fantastisch! Kannst du eventuell diese Karte abzeichnen, nur grob. Damit ich sie William und so zeigen kann?“ fragte ich meinen Sohn. „Kein Thema, mach ich!“ meinte er fröhlich und fing an zu zeichnen.

 

(Lauras Stammbaum, damit ich nicht durcheinander kam ;-) )

Kapitel 21

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Wir folgen weiter den Spuren


Derweil ging ich zu meinem Mentor und berichtete, was mein Sohn gefunden hatte. „Das ging schneller als erwartet. Doch uns fehlen immer noch die restlichen Artefakte! Das heißt, wir müssen den Routen auf der Seekarte von Shay folgen, nehme ich an? Doch woher wissen wir, welche wir bereits haben und welche wir noch suchen müssen?“ fragte mich William berechtigter Weise.

„Ich vermute, wir müssen einfach alle vier einmal abgrasen und dann sehen, was wir vorfinden. Es könnte ja auch sein, dass wir dort die einfachen Zeitreise-Ringe finden. Es fehlen ja immer noch 5 Stück, wenn ich mich nicht vertue. Ich werde jetzt aber erst einmal die Sache in Finnland beenden und wenn ich wieder hier bin, geht es weiter.“ meinte ich jetzt, ich musste das als erstes angehen.

„Achja, ich habe dir einen Flug gebucht. Übermorgen gegen Mittag geht es los. Willst du wirklich alleine dorthin? Wirklich wohl ist mir bei der Sache nicht, du hast selber gesagt, dass es eigentlich zu einfach wäre!“ grübelte er vor sich hin.

„Ich weiß, aber ich kann das schon alleine. Dann muss ich wenigstens nicht auch noch andere Leute dirigieren. Ich bin gespannt, was ich über die Familie van Arsten noch herausfinden werde. Sie müssen schon einiges an Vermögen besessen haben, wenn man so etwas einem Museum stiftet!“ grinste ich vor mich hin, weil ich wenigstens schon mal einen Namen hatte.

„Dann nutze die nächsten Tage, um dich vorzubereiten. Und du solltest noch mit Tobias sprechen und ihn auf den neuesten Stand bringen, finde ich!“ Stimmt ja, das hatte er vorhin schon einmal gesagt. William hatte einen Wandel an den Tag gelegt, der war bewundernswert. „Ok, werde ich machen.“ meinte ich etwas zögerlich, ich fand es schon ein klein wenig unheimlich.

Also rief ich den CEO an und erzählte von unseren bisherigen Ergebnissen. Auch von Tobias kam es begeistert, dass wir solche Fortschritte erzielt hatten. „Alex, es wäre von Vorteil, wenn du uns die beiden Runenartefakte geben könntest, dann hätten wir eine größere Chance, sie zu entschlüsseln. Nur anhand von Bildern ist es etwas schwierig.“ er hatte Recht, wir verabredeten uns jetzt noch für morgen 9 Uhr.

Ich holte die Kistchen mit den Ringen aus dem Tresor und Yannick sah mich fragend an. „Ich habe eine Verabredung mit Herrn Schäfer, er würde sie gerne zu Forschungszwecken haben. Und ich gehe davon aus, dass er weiß, wie gefährlich sie sind, dass er oder seine Leute keinen davon nutzen werden.“ meinte ich nur, ich sah, dass dieses Misstrauen wieder Einzug hielt. Auch William war nicht ganz so angetan, doch auch er musste mir zustimmen.

Und wieder ein weiterer Schritt im Bezug auf die Zusammenarbeit. Es ging voran, wenn auch langsam!

Ich sah auf die Uhr und war erschrocken, dass es bereits 19 Uhr war. Ich sagte ja schon einmal, gebt mir Bücher und ich verschwinde für Stunden! Also verabschiedete ich mich von allen und als ich auch bei Laura im Büro ankam, war ihre ablehnende Haltung wie weggeblasen. „Ich wünsche dir auch einen schönen Feierabend. Und sag mir, was bei dem Gespräch mit Herrn Schäfer rauskam! Ich bin ja doch neugierig.“ grinste sie mich an. Täuschte ich mich, oder brauchte sie einfach nur diesen Moment, in dem sie alles erzählen konnte? Ich war froh, dass sie sich anscheinend wohler fühlte und ging mit einer gelösten Stimmung hinaus.

Als ich bei meinem Mentor noch einmal vorbei sah, stand Marie bei ihm und er war dabei, sie in die geschichtlichen Dinge einzuweisen und man sah, dass ihr mittlerweile der Kopf rauchte. „William, ich werde jetzt nach Hause fahren. Morgen früh habe ich gleich einen Termin mit Herrn Schäfer und ich bringe ihm die beiden manipulierten Ringe, damit seine Leute die Runen ausarbeiten können.“ meinte ich nur und er sah mich skeptisch an. „Alex, ich weiß nicht...“ ein tiefes Seufzen von William „Aber ich glaube, ich sollte deinem Urteilsvermögen trauen. Dann hoffe ich, dass die Truppe etwas herausfinden kann.“ und Marie sah mich erwartungsvoll an.

„Alex, kann ich dann auch mitkommen morgen früh? Ich meine... ich … muss ja noch einiges lernen und...“ ich ließ sie nicht ausreden. „Ja, du kannst mitkommen.“ meinte ich grinsend. Sie verabschiedete sich ebenfalls von meinem Mentor und dann brachen wir auf nach Hause.

Yannick war mit seinem Auto gekommen und war bereits unterwegs. Die Karte hatte er noch fertig gestellt und sie mir auf den Schreibtisch gelegt. Morgen werde ich mich damit beschäftigen. Nach einer dreiviertel Stunde waren Marie und ich auch endlich angekommen. Ich machte noch schnell den Ofen an und holte Tiefkühlpizza aus dem Gefrierschrank. Richtig kochen wäre jetzt zu spät. In der Zwischenzeit ging ich duschen und als ich ins Wohnzimmer kam, saß Marie mit Melissa auf dem Sofa und sie sahen sich Bilder von Städten hier an und von der Umgebung und und und. Ja, sie musste noch lernen.

Wir aßen noch und dann war es auch schon wieder elf Uhr... die Zeit raste in den letzten Tagen aber auch nur so dahin.


31. Januar 2020


Es war kalt und dunkel, doch mein Wecker war unerbittlich. Also machten wir uns alle fertig und ich fuhr mit Marie Richtung Abstergo. Mal sehen, wie sich das alles entwickelt, dachte ich mir noch, doch ich war zuversichtlich.

Oben angekommen, wurden wir von Herrn Schäfer persönlich in Empfang genommen und er begrüßte Marie herzlich und ein Lächeln trat in sein Gesicht. Da bahnte sich mehr an, auch mein Gast hatte ein ebensolches Lächeln aufgesetzt.

Als wir dann bei Tobias im Büro saßen, erzählte er, dass seine Leute herausgefunden haben, dass diese Schriftzeichen nicht unbedingt Runen sind. Es sind sich verändernde Zeichen. Ein paar konnte man sogar dem sogenannten Hexenalphabet zuordnen. „Wie bitte? Das ist nicht ihr Ernst, Herr Schäfer?“ ... das war damm doch sehr weit hergeholt, wie ich fan.

„Doch, es ist aber so. Dann lass uns nach unten gehen. Dort kann ich euch beiden auch zeigen, wie weit wir sind.“ Auf dem Weg dorthin warnte ich ihn noch, dass er die beiden Ringe nicht zusammen in einer Kiste aufbewahren sollte, weil sie sich bewegen würden.

„Wie sie bewegen sich?“ fragte er völlig ungläubig. „Nunja, es ist, als hätten sie ein Eigenleben, sie drehen sich, so wie ein Kompass. Sie richten sich in einer Richtung aus. WELCHE ist aber noch die Frage!“ erklärte ich jetzt meine Beobachtung. „Ah, das ist interessant. Marie, habt ihr eigentlich etwas ähnliches in Bezug auf diese Artefakte und so gespürt oder gesehen. Dieses Leuchten, welches Alexandra beschreibt zum Beispiel?“

„Ja, habe ich. Es war einfach unnormal, aber dieses Wesen, welches Besitz von mir ergriffen hatte, wollte nicht, dass ich mich erinnern könnte. Doch als ich wieder alleine in meinem Körper war, sah ich alles genau vor mir und konnte mich an die kleinsten Kleinigkeiten erinnern. Es war seltsam.“ ich sah sie staunend an. DAS war also ihre Fähigkeit! Sie konnte fehlende Erinnerungen freischalten, das würde sicherlich noch nützlich sein und ich äußerte meinen Verdacht.

„Das wäre großartig, wenn wir so an alte Gedanken kommen könnten. Vielleicht geht es auch, wenn du zum Beispiel Gegenstände berührst? So etwas wie ein abgewandelter Adlerblick halt, es könnte funktionieren.“ sprach ich meine Gedanken laut aus.

„Ich könnte es sicherlich einmal versuchen. Soll ich bei diesen Armreifen vielleicht anfangen?“ fragte sie jetzt ganz aufgeregt, sie freute sich, dass sie gebraucht wurde und nicht nur lernen musste. Ich konnte sie da sehr gut verstehen. Doch ich hatte doch noch sehr großen Respekt vor diesen manipulierten Artefakten und hatte Angst, eines dieser Wesen könne wieder hinaus und uns schaden.

„Wir fangen klein an, denke ich.“ meinte ich nur und auch Tobias lenkte ein, er schien den selben Gedanken gehabt zu haben! „Wir sollten die Teile lieber mit großer Vorsicht begutachten!“

Im Forschungsraum angekommen, sah ich, wie einige Damen und Herren über Schriften und dicken Wälzern hockten. Als wir eintraten, sahen uns die Anwesenden mit großen Augen an. „Das sind Frau Scudéry und Frau Frederickson, sie werden uns in unserer Arbeit unterstützen.“ stellte er uns vor, erwähnte unsere Konfession aber nicht. Ok... wir fangen klein an.

Kapitel 22

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Die Forschungen gehen weiter -
Kann man schon ein Muster erkennen?



Ein etwas 50 jähriger Herr mit grauem lichtem Haar kam auf uns zu und begrüßte uns freundlich, sein Name war Sebastian Lorentz. Tobias erklärte ihm, weswegen wir hier wären und ich übergab ihm schweren Herzens die beiden Kistchen. Dann folgten wir ihm an seinen Platz und als er sie hinaus nahm und neben einander legen wollte, passierte genau das, was ich gesagt hatte. Sie bewegten sich! Gebannt schaute Herr Schäfer darauf und jetzt begriff er, was ich vorhin schon angesprochen hatte.

„Das ist wirklich interessant, weißt du, auf was sie zeigen sollen?“ fragte er mich jetzt etwas skeptisch. „Nein, leider noch nicht. Wobei wir einem Tempel in Russland auf der Spur sind. Mehr weiß ich aber auch noch nicht. Und wir müssen noch 2 weitere dieser Ringe finden.“ Und dann fiel mir ein, dass wir ja auch von den normalen Ringen noch 5 brauchten.

„Dazu kommt auch noch, dass uns weitere Reiseartefakte fehlen. 5 um genau zu sein, die einfachen meine ich. Eines habe ich ja von eurer Truppe, die damals hinter Marius her war. Wir haben also drei, zwei von diesen manipulierten Ringen und diese Halterung...“ doch in diesem Moment hielt ich inne und auch Herr Schäfer bemerkte mein Zögern.

„Halterung? Wovon redest du?“ in seinem Gesicht spiegelte sich ehrliche Unwissenheit. Ich sah zu Marie, sie nickte leicht und ich erzählte von unserem Fund von Laura. „Von meinem Großvater weiß ich, dass man eine ganze Weile dahinter her war. Man vermutete, dass dieses Ding einem die Erleuchtung bringen würde. Doch... es wurde nie gefunden.“ er grübelte darüber und überlegte anscheinend, was wir als nächstes tun sollten!

Marie meldete sich zu Wort. „Herr Schäfer, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte? Vielleicht sollten wir einen Schritt nach dem anderen machen. Die Runen und Schriftzeichen auf den vorhandenen Ringen sollten entschlüsselt werden, dann sollte man sich auf die Suche nach den restlichen begeben und dann wäre es ratsam die anderen 5 Armreife zu suchen.“ sie lächelte ihn an und er erwiderte es.

„Sie haben Recht, Marie! Und... ich muss etwas gestehen, wir sind im Besitz von 2 weiteren Zeitreise-Artefakten.“ kam es etwas verlegen vom CEO. „Das sind großartige Neuigkeiten, so muss ich nicht mehr nach allen suchen. Genauer gesagt nur noch nach 3 weiteren.“ ich wurde schon wieder kribbelig. Jedoch wurde ich schnell auf den Boden der Tatsachen geholt.

„Das mag sein, aber bisher sind alle Ringe immer nur zufällig gefunden worden. WO sollen wir nach den anderen suchen?“ fragte Tobias jetzt und auch Herr Lorentz meldete sich zu Wort. „Diese Relikte sind wirklich nicht leicht zu finden. Wenn wir Karten oder ähnliches hätten, dann könnte man die Suche schneller voran treiben. Ich brenne nnämlich auch darauf, was es mit dem Ganzen auf sich hat.“ grinste er jetzt ebenfalls von einem freudigen Gefühl beseelt.

Sollte ich jetzt wirklich schon damit um die Ecke kommen, dass ich für die manipulierten Dinger schon Anhaltspunkte hatte? Wenn ich aber doch diese Zusammenarbeit, diesen Waffenstillstand erreichen wollte, dann sollte ich ehrlich sein und ich konnte nur hoffen, dass mir das gleiche entgegengebracht wurde. Herr Schäfer hatte es gerade ja schon ein bisschen versucht und... „Wir haben eine alte Seekarte von Shay Cormac gefunden, zwar aus der Parallel-Welt, doch sie zeigt exakt vier Routen an, welche nicht mit dem bloßen Auge zu sehen sind. Sie könnten uns zu den verbliebenen zwei Artefakten führen. Und mit ein bisschen Glück, wären wir in der Lage darüber auch die anderen einfachen Relikte zu finden.“ schossen die Wörter aus mir heraus, ich konnte jede Hilfe gebrauchen, um die Sache voran zu bringen.

Die Augen von Herrn Lorentz wurden groß und er sah mich verständnislos an. „Wie... aber... ich würde zu gerne wissen, wie sie das herausgefunden haben und... wie sie an diese Karte gekommen sind.“

„Das ist nicht so leicht zu erklären, vielleicht erklärt ihnen ja Herr Schäfer alles in einer ruhigen Minute, Herr Lorentz. Ich für meinen Teil bin gerade etwas in Eile und habe für derlei Erklärungen nicht die Zeit. Es tut mir leid!“ meinte ich nur, ich wollte jetzt endlich weiterkommen. Er zuckte nur mit den Schulter und sah zu Tobias, dieser nickte und damit war das vorerst erledigt.

„Also, was haben sie bis jetzt herausgefunden?“ fragte der CEO jetzt. Und der ältere Herr begann zu erzählen, dass es sich um eine fürs bloße Auge unverständliche Anordnung handelte. Sie müssten jetzt mit den Originalen besser arbeiten können und er bräuchte noch ein wenig Zeit.

Das traf sich gut, ich würde morgen nach Finnland aufbrechen. „Dann lassen sie sich ruhig Zeit, ich muss noch bei einem Museum ein Schmuckstück abholen. In Finnland, wenn ich genau sein soll!“ grinste ich nur. „Wozu ist das gut, oder hat es andere Hintergründe?“

„Nein, es hängt schon mit diesen Artefakten zusammen, doch dazu später mehr. Das ist alles noch Theorie, Herr Schäfer!“ lächelte ich ihn an. „Dann wünsche ich viel Erfolg und eine gute Reise. Melde dich, wenn du wieder hier bist.“ meinte er und immer noch mit dem Du... nunja. Wenn er meint.

Wir ließen die Damen und Herren jetzt einfach weiter arbeiten und ich tauschte mit Herrn Lorentz noch die Nummern, für den Fall, dass er etwas Interessantes herausfinden sollte, dass er es mir sofort schicken konnte.

Marie verabschiedete sich allerdings ein wenig widerwillig und sah Herrn Schäfer lange an. Ich nahm mir ein Herz „Wie wäre es, wenn du bei Herrn Schäfer in den Tagen, wo ich nicht da bin, übernachtest? Dann wärst du auch nicht alleine und könntest weiter etwas über unsere Zeit lernen und dich weiter eingewöhnen!“

„Eine gute Idee, ich hole dich dann gegen Abend bei Alexandra ab, wenn es recht ist?“ fragte Tobias jetzt völlig aufgeregt und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Es war einfach niedlich, Marie wurde leuchtend rot im Gesicht, sah ihn mit großen Augen an und nickte eifrig.

Da hatten sich zwei gefunden! Eine Sorge weniger, dachte ich nur. Dann mal los. Als wir wieder in meinem Auto saßen, war es bereits nach 14 Uhr und ich bekam Hunger. Wir hielten auf dem Weg ins Büro noch beim Chinesen und holten Mittagessen und fuhren dann weiter.

Ein aufgeregter Mentor erwartete uns und meinte nur, er hätte mit Laura eine weitere Spur bezüglich der einfachen Reiseartefakte gefunden. Sie wären nicht wahllos irgendwo verteilt, sondern die Fundorte schienen einem Muster zu folgen! Davon hörte ich jetzt zum ersten Male, wir hatten eines von Great Inagua, eines hier aus unserer Region und eines, wo wir nicht einmal wussten WO die Templer es gefunden hatte. Woher wollte er das wissen?

„Ich bitte dich, wie willst du dir da sicher sein? Ich muss gleich dazu sagen, dass Tobias mir mitteilte, sie hätten noch zwei weitere in ihrem Besitz! Wir müssten also nur noch nach dreien suchen.“ erklärte ich jetzt, doch tief in mir, hatte ich die Hoffnung, dass es wirklich schneller geht, als gedacht.

„Yannicks Karte, die Seekarte und dann die beiden Fundorte der ersten Ringe... sie deuten auf ein Muster hin.“ meinte mein Mentor freudestrahlend und wir standen jetzt um den großen Tisch im Gemeinschaftsraum und besahen uns die Unterlagen. Wenn man alles zusammen nahm und auf eine Weltkarte übertrug, dann hatte er nicht unrecht. Doch es war nur sehr vage ein Muster zu erkennen.

Grobe Richtungen, mehr aber auch nicht. „Das ist aber sehr sehr großzügig gedacht, William. Oder übersehe ich etwas?“ jetzt war es an ihm, mich wissend und triumphierend anzusehen. „Ja, du übersiehst etwas. In Russland an diesem Bergmassiv, wo auch der Tempel zu finden ist, gibt es ein Dorf. Dort geht seit Jahrhunderten die Legende nach einem leuchtenden Schmuckstück um! Des weiteren gibt es in Spanien, bei einer der Routen von Shay, ebenfalls eine Ansiedlung, in der unter einer Familie ein Armreif von Generation zu Generation weiter gereicht wird.“ DAS waren gute Neuigkeiten und ich wurde immer aufgeregter!

Kapitel 23

 

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Der erste Traum mit meiner Schwester

 

Mir fiel dann auch ein, ich könnte Tobias anrufen und nachfragen wo die Fundorte der anderen Ringe waren! Dann könnten wir uns auf die verbliebenen drei Artefakte konzentrieren. Bei den manipulierten Ringen würde es jetzt etwas schwieriger werden. Ich nahm mein Handy und rief an.

 

Zu meinem Glück waren es Fundorte, bei welchem ich auch gleich den Ring von Marius mit abhakten konnte. Weil Schäfers Leute einen in Massyaf, Syrien gefunden und gleichzeitig auch das andere Artefakt hatten bergen können. Und dann hatten sie einen weiteren Ring in Ägypten gefunden, bei Ausgrabungen, als sie auf der Suche nach Relikten aus Zeiten von Amunet waren. Bei Odin, die Templer suchten wirklich intensiv!, ging es mir durch den Kopf.

 

Einen weiteren hatte man in Indien gefunden, als es um die Suche der Nachfahren von Henry Green und Evie Frye ging. Fündig wurden sie in einem verlassenen alten Lagerhaus und waren, so wie ich damals auch, eher überrascht, dass es so offensichtlich gefunden werden konnte. Manchmal sind diese Vorläufer ein Rätsel, oder die Hüter dieser Ringe waren einfach nur dumm und unwissend!

 

Damit konnten wir diese Regionen fürs Erste alle abhaken und ich erzählte Tobias auch gleich, wo wir unsere gefunden hatten. Herr Schäfer meinte dann noch, dass er mir die beiden anderen Ringe heute Abend mitbringt, ich sollte nach und nach alles zusammen haben für die Aktivierung. Doch bis dahin würde es noch dauern, sehr lange wie ich befürchtete.

 

Dann musste ich mich jetzt auf die verbliebenen Koordinaten konzentrieren. Da wäre also Spanien, Russland und laut der vagen Karten eventuell noch Großbritannien. Dort wäre es dann wie die Nadel im Heuhaufen suchen, wo sollte ich dort ansetzen? Ich bat Laura, sich schon einmal ein wenig darauf zu stürzen. Mittlerweile war sie etwas entspannter und brachte sich mit ein in unsere Nachforschungen.

 

Ich konnte nicht allzu viel machen, ich würde morgen für einige Tage abreisen. Also las ich mich durch die nordischen Götter und versuchte immer noch einen Zusammenhang zu finden zu diesen Schmuckstücken und wie man sie nutzen sollte. Wirklich konzentrieren konnte ich mich aber auch nicht mehr, also beschloss ich mit Marie schon einmal nach Hause zu fahren.

 

Wir verabschiedeten uns, man wünschte mir einen guten Flug und alles Gute, dass ich fündig werden würde. Ja, das hoffte ich auch.

 

Zuhause angekommen, erwarteten uns schon Yannick und Melissa. „Hey, ihr zwei. Ihr müsst euch dann wohl schon wieder von Marie verabschieden. Sie bleibt in den nächsten Tagen bei Herrn Schäfer, solange ich in Finnland bin. Danach sehen wir weiter. Achja, und wenn du mir dann morgen einen Gefallen tun könntest?“ fragte ich an meinen Sohn gewandt. Etwas skeptisch sah er mich an. „Jaaaa, was ?“

 

„Keine Sorge, nichts kompliziertes. Aber Tobias bringt nachher zwei … Armreife vorbei, die müsstest du morgen bitte bei William abgeben.“ Ich hatte gerade noch so die Kurve bekommen. Die Freundin meines Sohnes war noch nicht gänzlich eingeweiht in meine Arbeit.

 

„Achso, ja... mach ich dann. Aber ich kann erst noch ausschlafen, oder?“ da musste ich ihn enttäuschen, er musste mich zum Flughafen bringen, mein Flieger ging gegen 9 und ich wollte mein Auto nicht so lange alleine dort am Flughafen stehen lassen. „Hmmm, nein leider nicht. Du musst mich zum Flughafen bringen!“ grinste ich ihn jetzt an und ich sah, dass er nicht glücklich darüber war.

 

„Das macht doch nichts, wir wollten sowieso morgen noch shoppen gehen, dann können wir vielleicht mal wieder zu Ikea, wenn wir schon in Hannover sind. Was meinst du?“ meinte Melissa jetzt freudestrahlend, doch mein Sohn war weniger als begeistert von dieser Idee. „Och neee, auf einem Samstag und dann wollen wir morgen Abend auch noch feiern gehen. Muss das sein?“ maulte er rum, in der Hoffnung, so seine bessere Hälfte von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch... weit gefehlt, dass würde sie sicherlich nicht machen!

 

„Ach komm schon, nur mal ein bisschen gucken und du bekommst auch Hot Dogs. Hmmm?“ lächelte sie ihn jetzt von unten herab an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Na schöööööön... Aber wirklich nur kurz gucken und so....!“ ich musste lachen, was dachte er, wie lange man sich dort mit nur mal umsehen aufhalten konnte. Er musste noch viel lernen!

 

Wir bestellten noch Essen und als es gerade ankam, stand auch der CEO schon vor der Tür. Dann musste er kurz mitessen, es war ja genug vorhanden. Das Gespräch ging über die nordischen Götter, aber oberflächlich, ich hatte ihm gesagt, dass hier eine völlig unwissende Person am Tisch saß. Als wir fertig waren, packte Marie ein paar Sachen und verabschiedete sich mit einem breiten Grinsen von uns. „Dann wünsche ich dir ein paar schöne Tage, Alex und danke noch einmal für alles!“ und damit nahm sie mich in den Arm und drückte mich.

 

Nun konnte auch ich alles packen und verabschiedete mich dann auch von meinen beiden Mitbewohnern, ich war ziemlich platt. Ich bewaffnete mich mit dem Buch von Faith, ich wollte diese Belanglosigkeiten weiter lesen. Sie beschrieb ein Essen, bei welchem July mal wieder ihre nicht vorhanden Tischmanieren zum Besten gab. Ich konnte sie regelrecht vor mir sehen, wie sie mit ihren Händen auf dem Teller rum werkelte und mehr Essen auf sich als in ihrem Mund hatte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich wäre dabei und es gab mir ein erleichterndes Gefühl.

 

Ich ging weiter in diesen seltsamen dunklen Wald, ich wusste nicht mehr wo ich war oder was ich hier eigentlich wollte. Von irgendwoher drang Wolfsgeheul zu mir herüber und ich schrak zusammen. Als ich an mir herunter sah, stellte ich fest, dass ich in meiner vollen Meisterassassinen-Montur unterwegs war und bewaffnet bis an die Zähne.

 

Was wollte ich hier, alleine? Und WO war ich. Ziellos ging ich weiter und dann sah ich eine andere Gestalt aus den Augenwinkeln auf mich zukommen. Es war zu dunkel, als dass ich sie erkennen konnte. Doch als sie nur noch wenige Meter entfernt war, hörte ich wie diese Gestalt ungläubig fragte „Alex, bist du das?“ und langsam weiter auf mich zuschritt.

 

Faith? Aber... was tust du hier?“ wir sahen uns entgeistert an und dann nahm ich sie einfach in den Arm. Ich musste es einfach tun und atmete ihren Geruch, es war... als wäre sie wirklich hier bei mir! Doch dann gingen unsere Blicke um uns herum, wir wussten anscheinend beide nicht, was wir hier sollten. „Du weißt also auch nicht, warum wir hier sind, oder WO wir sind?“ fragte ich meine Freundin jetzt. „Nein, ich lag gerade noch friedlich im Bett und... dann war ich auf einmal hier!“ Dann ging es ihr genauso wie mir. Sie war in Templer-Montur gekleidet und auch bewaffnet. Ich verstand nichts mehr.

 

Vielleicht sollten wir einfach weitergehen? Es kann ja sein, dass wir dann irgendwann erfahren, was hier los ist?“ meinte ich jetzt logisch und auch Faith meinte, dass das eine gute Idee wäre. Sie hielt meine Hand und wir gingen ein Stück weiter. Doch weit kamen wir nicht, plötzlich fiel ich hin und sah wieder diese Hölle unter mir...

 

Ich erwachte mit einem Zucken und hörte noch, wie ich nach Faith rief! Meine Schlafzimmertür wurde aufgerissen und Yannick stand voller Panik vor mir. „Mom, was ist passiert? Alles ok bei dir?“ er kam mit schnellen Schritten zum Bett und setzte sich auf die Bettkante.

 

„Es ist alles ok, Yannick. Ich habe nur von Faith geträumt, wir sind durch einen Wald und dann bin ich wieder in diese Hölle gestürzt! Oh verdammt, mir tun alle Muskeln weh.“ meinte ich etwas nörgelig, ich konnte mich kaum bewegen.

 

„Oh, solche Träume sind immer fies. Soll ich dir schon mal deinen Kaffee machen?“ fragte er mich jetzt fürsorglich und ich bejahte es einfach. Ich brauchte einen Moment um einen klaren Kopf zu bekommen. „Wie spät ist es eigentlich? Sieht noch dunkel draußen aus!“ und mein Sohn meinte nur, es wäre halb sechs. Mein Wecker würde sowieso gleich angehen, also stand ich langsam auf.

 

Als ich in die Küche kam, saß Melissa am Tisch, sie war schon geduscht und fertig. Ein fröhliches guten Morgen kam von ihr, sie war definitiv ein Morgenmensch! Ich seufzte nur und ließ mich auf den Stuhl neben ihr fallen. Wie von Zauberhand stand dann mein Kaffee vor mir. Eine Wohltat und ich wurde wach und konnte sogar sprechen. Nachdem wir uns über die Fahrtroute unterhalten hatten, machte ich mich auch fertig und dann fuhren wir auch schon los.

Kapitel 24

 

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Finnland – ich komme!

 

 

Die Fahrt nach Hannover war anstrengend, der Verkehr war einfach ätzend. Doch ich schaffte es pünktlich zum Flughafen und in meinen Flieger. Ich muss gestehen, ein kleines bisschen Flugangst hatte ich immer und war entsprechend froh, als ich in Helsinki landete. Dort kontaktierte ich dann auch gleich den Museums-Manager Herrn Hakkonen und er wollte mir einen Fahrer schicken.

 

Es dauerte nicht lange, da konnte ich auch schon einsteigen. Der Chauffeur war nett und erzählte mir etwas über die Stadt und einige Sehenswürdigkeiten. Leider hatte ich nicht genug Zeit, mich damit zu beschäftigen und ein anderes Mal, käme nicht mehr in Frage. Ich seufzte und sah wieder aus dem Fenster. Hier war es ebenso regnerisch wie bei uns, das war kein Winter, das war eher Herbst. Schade, wirklich schade.

 

Ich checkte im Hotel ein und der Fahrer, Herr Steyuwer war sein Name, wartete, bis ich mein Gepäck ins Zimmer gebracht hatte. Danach fuhr er mich direkt zum Museum und ich staunte nicht schlecht, als ich davor stand. Es war kein Neubau oder ähnliches, sondern eine alte große Villa. Wunderschön gestaltet und ich war schockverliebt, in so ein Haus würde ich gerne einmal ziehen.

 

Man brachte mich zum Manager und dort wurde ich freundlich von ihm und seiner Frau begrüßt. „Ah, Frau Frederickson, schön dass sie schon da sind. Ich hoffe, sie hatten einen angenehmen Flug?“ fragte er mich Händeschüttelnd. „Danke, Herr Hakkonen, es war etwas holprig ab und zu, aber es ging. Ich bin froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben!“ meinte ich grinsend und begrüßte seinen Frau.

 

„Ich werde ihnen jetzt einfach mal das Haus und die Ausstellungsräume zeigen. Wir sind sehr stolz auf diese Sammlung.“ meinte er freudestrahlend. Und so gingen wir durch die Räumlichkeiten, welche alle miteinander verbunden waren. Es waren alles Durchgangszimmer und eines schöner eingerichtet als das andere. Die Familie hatte in den 1860er mit dem Sammeln von Kunstgegenständen angefangen und sie immer weiter ausgebaut. So hatte sie sich einen Namen gemacht und es dauerte nicht lange, bis auch andere wohlhabende Geschäftsleute anfingen zu investieren oder auch Kunstobjekte beizusteuern.

 

Als wir dann in der zweiten Etage die eigentliche Ausstellung betraten, fragte mich Frau Hakkonen, ob ich viel von Kunst verstünde. „Nein, leider nicht so wirklich. Ich kenne einige Maler oder Bildhauer. Aber dann hört es auch schon auf!“ meinte ich nur ehrlich zu ihr.

 

„Dann entgeht ihnen aber etwas, Frau Frederickson. Es gibt so spannende Geschichten zu Bildern oder Portraits, da könnte man einen Krimi manchmal zu verfassen!“ lachte sie mich an. Sie war die geborene Frau für einen Museums-Manager und sie war mir sehr sympathisch.

 

Es vergingen knapp 3 Stunden in denen ich mir alles mögliche an Kunstgeschichte anhörte und Bilder und auch alte Möbelstücke bestaunte. „Ich denke, wir sollten vielleicht eine Kleinigkeit essen und dann werde ich ihnen den Ring zeigen. Was meinen sie, Frau Frederickson?“ Da ich wirklich Hunger hatte, sagte ich nur „Das ist richtig gute Idee, das Frühstück liegt schon eine Weile zurück!“ Und so fuhren wir ein paar Straßen weiter zu einem wunderschönen kleinen Restaurant und aßen zu Mittag. Die Stärkung tat gut und wir unterhielten uns über diesen besagten Ring und was ich damit vorhatte.

 

Ein wenig Wahrheit ließ ich einfließen, so konnte ich mich nicht so schnell verhaspeln. Einige Analysen, was das Material und die Altersbestimmung anging und eben Röntgen und so weiter. Was die Beschaffenheit anging, da konnte mir Herr Hakkonen schon helfen. Er hatte damals eine Expertise anfertigen lassen, in der ich alles nachlesen konnte. Das wäre hervorragend.

 

Zurück im Museum gingen wir hinunter in den Lagerraum und mir ging mein Herz auf. Hier lagen Bücher, uralte Schriften und alte Schatullen mit wahnsinnig teurem Schmuck. Gerade die alten Schriften taten es mir wieder an und ich strich mit meinen Händen vorsichtig über die Buchrücken. „Wie ich sehe, lieben sie alte Bücher?“ fragte mich Frau Hakkonen lächelnd. „Ja, ich kann nicht ohne und ich kann sehr schlecht an einem Schreibwerk vorbeigehen, ohne nicht wenigstens einen Blick hinein geworfen zu haben!“ gab ich grinsend zurück.

 

„Wenn sie uns mal wieder besuchen kommen, dann können sie gerne hier ein wenig lesen. Doch wir haben nur wenige Bücher, die in Latein sind. Die meisten sind wirklich noch in Finnisch geschrieben.“ Das würde mir nichts ausmachen, dann las ich eben finnische Bücher, ob ich sie verstand, war eine andere Frage.

 

Dann kamen wir auf ein kleines Regal zu, in welchem einige verschlossene Kistchen standen. Zielstrebig ging der Manager auf eine zu und zog einen Schlüssel aus seiner Jacketttasche. Er nahm das Kästchen und ging damit zum Tisch und schloss es auf. Und dann sah ich diesen Silberring und spürte eine gewisse Unruhe in mir. Er thronte auf einem Polster, welches mit rotem Samt beschlagen war, genau wie das gesamte Innere auch. Vorsichtig streckte ich meine Hand danach aus und das kribbeln in meinem Körper nahm zu. Bevor ich ihn jedoch berühren konnte, wurde mir so wahnsinnig schwindelig, dass ich erschrocken zurückwich.

 

„Frau Frederickson, geht es ihnen nicht gut? Sie sind auf einmal so blass? Oh Gott, setzen sie sich. Ich hole ein Glas Wasser!“ kam es besorgt von Frau Hakkonen. „Danke, das ist sehr lieb. Ich weiß nicht, was auf einmal los ist. Es... tut mir leid.“ Ich sah immer noch auf diesen Ring und konnte ihn hören. Die Stimme, diese gehässige Stimme drang wieder an mein Ohr!

 

Oh, du bist sehr weit gekommen, Mädchen. Glaubst du immer noch, du schaffst es, das Gleichgewicht wieder herzustellen? Willst du immer noch, dass dich dieser intrigante Templer heiratet? Er will dich nicht, er will einfach nur etwas fürs Bett! Wann begreifst du das endlich!“ brüllte mich dieses Ding schon fast an. Ich erhob mich und war mit ein paar Schritten bei dem Kästchen und donnerte den Deckel zu.

 

Erschrocken sah mich jetzt der Manager an. „Ihr seht aus, als hättet ihr Geister gesehen. Was ist passiert, Frau Frederickson?“ fragte jetzt Herr Hakkonen sorgenvoll. „Entschuldigt, aber das ist schwer zu erklären. Es ist, als hätte dieser Ring ein Eigenleben. Woher haben sie ihn eigentlich genau? Sie hatten nur einen Namen genannt, doch ich fand nicht wirklich viel über diese Familie van Arsten heraus.

 

„Oh, das werden sie auch nicht. Sie hielten sich immer sehr bedeckt und ließen immer nur ausgewählte Gäste in ihr Haus. Etwas unheimlich manchmal, wenn sie mich fragen. Auch woher das Vermögen stammte, wissen wir nicht. Aber danach fragt man ja auch nicht einfach so beim Abendessen, sie wissen schon?“ meinte er mehr rhetorisch, als dass er eine Antwort erwartete.

 

„Ja, solche Menschen kenne ich zur Genüge!“ lächelte ich ihn jetzt an. Seit der Deckel geschlossen ist, ging es mir besser und ich schwor mir, dass ich das Ding nie wieder öffnen werde, geschweige denn anfassen werde! Dann brachte mir die Frau mein Wasser und ich nahm einen kräftigen Schluck und bedankte mich überschwänglich.

 

„Herr Hakkonen, ich habe da ja noch etwas für sie. Ich hatte ihnen die alten Seekarten und ein Buch versprochen.“ Ich fischte alles aus dem Aktenkoffer und reichte es ihm. Fasziniert ging er zum Tisch, entfaltete die Papiere und staunte weiter. „Sie sagen, sie haben sie aus einem Fundus eines Sammlers geholt? Wissen sie noch, WER das war?“ da musste ich ihn leider enttäuschen, ... dass konnte ich ihm nicht sagen. „Leider nein Herr Hakkonen, das weiß ich nicht. Ich war auch nicht selber mit dabei, ich weiß nur, es war wie bei Familie van Arsten ein reicher Mann, der etwas Gutes tun wollte.“ meinte ich stattdessen nur.

 

„Diese Karten müssen schon über 200 Jahre alt sein, und noch so gut erhalten. So als wären sie erst gestern geschrieben worden.“ wie recht er eigentlich damit hatte und ich musste in mich hinein schmunzeln. „Man hat gut auf sie geachtet. Ich würde es mit Büchern ebenso machen, auch sie gehören gut gepflegt!“ erwiderte ich.

 

„Ich denke, darauf sollten wir anstoßen, Frau Frederickson.“ Damit nahm er den Kasten mit dem Ring und führte seine Frau und mich wieder hinauf. Lokis Schmuckstück erhielt noch eine Verpackung, die mich sicher durch den Zoll bringen sollte und dann gingen wir in die Privaten Räume der Eheleute. Dort stießen wir auf diesen Deal an und ich war erleichtert, dass alles so reibungslos geklappt hatte. So langsam verschwand auch meine paranoide Seite, welche mir immer wieder sagte, dass das zu einfach sei. Doch ich war ja auch noch lange nicht am Ziel, da konnte ja sonst was in Zukunft noch passieren!

 

Gegen 21 Uhr brachte mich der Fahrer dann wieder zu meinem Hotel und ich hatte noch eine private Sightseeingtour morgen mit den Eheleuten Hakkonen. Ich war gespannt, wie das Wetter morgen werden würde, im Regen wollte ich nicht durch die Gegend stiefeln. Im Zimmer orderte ich noch den Zimmerservice, ich hatte noch Hunger, sollte doch William für meine Spesen aufkommen. Satt und geduscht verschwand ich dann in meinem Bett und schlief auch ohne weiteres ein.

Kapitel 25

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Spielen wir jetzt Rotkäppchen und der böse Wolf?

 


02. Februar 2020


Leicht seufzend wurde ich wach, ich hatte einen etwas … unanständigen Traum von und mit meinem Verlobten. Bei Odin, ich wurde rot, obwohl ich hier alleine saß. Also machte ich mich daran, mich anzuziehen und für den Tag zu wappnen. Doch vorher genoss ich noch ein kleines Frühstück und Kaffee, wer hätte es gedacht!

Dann wartete schon Herr Steyuwer und brachte mich zum Museum, auch dort wartete man schon. Wir machten uns zuerst zu Fuß auf den Weg, es war trocken und die Sonne kam auch ein wenig raus, aber es war kalt, sehr kalt. Die frische Luft tat aber gut und so marschierten wir geschlagene 2 Stunden durch die Gegend und mir wurde von den Prachtbauten erzählt, welche Familien dort gelebt hatten, wer womit sein Geld gemacht hatte. Auch kamen noch die ein oder andere Statue dazu, die ich kennenlernen durfte. Es war eine interessante Führung und ich sah auch mal etwas anderes, als immer nur die üblichen Touristen Sachen.

Gegen Mittag gingen wir essen und anschließend ging es weiter. Doch dieses mal wurden wir gefahren und zwar fuhren wir ein wenig aus der Stadt und es wurde ländlicher hier. Doch es sah immer noch wunderschön aus und ich wäre gerne noch länger geblieben.

Herr Steyuwer hatte sich eine gute Route überlegt und fuhr einige wichtige Wege ab, auf denen auch wieder historische Bauten standen. Oder wir fuhren an einem großen Feld vorbei und Frau Hakkonen berichtete, dass dort vor 150 Jahren eine Schlacht stattgefunden hatte, in der ihr Urururgroßvater eine Rolle gespielt hatte. Sie war sichtlich stolz.

Als es langsam dunkel wurde, ging es zurück nach Helsinki-City und wir gingen noch Abendessen. Mittlerweile war ich einfach nur noch müde und mir schwirrte der Kopf, ob der ganzen Informationen. „Frau Hakkonen, der Tag war unglaublich interessant für mich. Aber ich glaube, wenn ich noch mehr Infos heute bekomme, dann weiß ich nicht mehr wie ich heiße morgen!“ meinte ich lachend und auch sie stimmte mir zu. „Dann werde ich wohl jetzt keine Schlachten mehr aufzählen und ihnen von Künstlern berichten. Wir wollen doch, dass sie uns mal wieder besuchen kommen!“

„Ja, ich hoffe, dass ich es bald wieder schaffe. Vielleicht kann ich dann auch meinen Sohn und seine Freundin einmal mitnehmen. Lernen schadet ja nie, oder?“ sagte ich immer noch grinsend. Sie pflichtete mir lachend bei.

Wir verabschiedeten uns vor meinem Hotel und die beiden wünschten einen guten Rückflug und alles Gute. „Passen sie gut auf den Ring auf!“ meinte Herr Hakkonen nur noch und der Wagen verschwand um die Hausecke.

Endlich alleine und erleichtert ging ich hinauf in mein Zimmer und nahm mir noch den Sekt aus dem Zimmerkühlschrank. Eine Wohltat als ich den ersten Schluck nahm und ich ließ mich seufzend aufs Bett fallen. Endlich die Füße hoch und …

Wir eilten immer noch völlig orientierungslos durch den Wald. Plötzlich standen vor uns einige Wölfe mit fiesen gelb leuchtenden Augen. Sie lauerten und schienen zu warten, dass wir uns bewegten. Langsam wie in Zeitlupe zog ich meine Glock und ich sah, wie Faith ihr Schwert zückte.

Warum hatte ich eine ganz andere Montur und Bewaffnung als sie? Wo war mein Schwert und... Verdammt nochmal, was war hier los? Wir griffen einfach ohne Vorwarnung an. Ich schoss in die kleine Gruppe von Vierbeinern und traf. Aber nicht tödlich. Ärgerlich! Jetzt schoss die Meute auf uns zu und ich konnte gerade noch meine Versteckten Klingen aktivieren und schnetzelte mir den Weg frei. Einige fiese Kratzer musste ich aber dennoch einstecken, hoffentlich aber keine Bisswunden.

Es wurden gefühlt immer mehr, es schien, als würde dieses Rudel überhaupt kein Ende nehmen. Doch plötzlich sah ich, wie sie sich teilten und ein ziemlich großes graues Exemplar auf uns zukam. Ebenfalls langsam und lauernd, Zentimeter für Zentimeter. Ein tiefes Knurren und Zähnefletschen konnte ich sehen, obwohl es immer noch sehr dunkel hier war.

Ich entsicherte meine Waffe wieder und Faith hatte das Luftgewehr im Anschlag. Ich spürte ihr Nicken mehr, als dass ich es sah und gleichzeitig drückten wir ab. Genau im richtigen Moment, dieses Tier setzte zum Sprung an und wir trafen ins Schwarze und dieses mal auch tödlich.

Grauwolf fiel uns leblos vor die Füße und sein Rudel wich langsam vor uns zurück. Ich zitterte leicht, ich kannte solche Kämpfe halt nicht. Wenn dann musste ich mich mit Menschen rum schlagen.

„Alex, ist alles in Ordnung?“ fragte meine Freundin besorgt. „Ja, es geht schon. Doch ich würde gerne wissen, was hier gespielt wird! Das ist doch alles nicht real, oder?“ Ich sah sie hilfesuchend an. „Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was hier vor sich geht. Ich würde es auch gerne wissen!“

Mittlerweile hatten sich die anderen Wölfen ganz zurückgezogen und wir standen hier im Unterholz wieder alleine. Dieser Alphawolf lag immer noch vor uns, doch ich wollte hier einfach weg und stieg über ihn hinweg. Auch Faith beachtete ihn nicht mehr und wir gingen weiter.

Dann kamen wir auf einer Lichtung heraus, wo sich quer durch ein kleiner Bach schlängelte. Hier hatten wir auch etwas Licht und konnten unsere Blessuren im Wasser kühlen, es tat einfach gut. Plötzlich fiel mir ein, dass ich die ganze Zeit über eigentlich Licht hatte. In meiner Ausrüstung befand sich immer eine Taschenlampe und ich suchte danach in meinen vielen Hosentaschen.

Als ich sie gefunden hatte, fragte mich Faith plötzlich „Du hast seltsame Sachen an und noch eigenartigere Waffen. Sind wir hier zu verschiedenen Zeiten, oder ist das... Alex, mir macht das so langsam Angst. Ich kann dich fühlen, deine Wärme, dein Geruch... es ist, als wärest du wirklich bei mir.“ Also fühlte sie das gleiche wie ich!

„Es geht mir genauso, deswegen will ich auch wissen, was hier gespielt wird!“ mit diesen Worten knipste ich die Taschenlampe an und vernahm nur noch einen erschreckten Ausruf von Mrs. Cormac. Als ich mich umsah, fing die Welt an sich zu drehen und dann...



03. Februar 2020


… wachte ich wieder in meinem Hotelzimmer auf. Erschrocken tastete ich an mir herunter, doch ich hatte mein Schlaf-Shirt an und hatte auch keine Bisswunden oder ähnliches am Körper. Doch ich hatte diesen Geruch von Wald und Faith noch in der Nase!

Das wurde wirklich immer unheimlicher. Seit ich dieses Buch von ihr las, war es, als wäre sie in meiner Nähe. War das jetzt ein gutes Zeichen oder nicht? Ich musste dringend William davon berichten, vielleicht könnte er Licht ins Dunkel bringen, wie meine Taschenlampe letzte Nacht. Welch dumme Gedanken mal wieder!

Als ich gepackt hatte und geduscht war, verließ ich pünktlich mein Zimmer und checkte aus. Herr Steyuwer brachte mich wieder zum Flughafen und wünschte mir auch noch einen guten Rückflug. „Danke auch für den tollen Service, Herr Steyuwer.“ meinte ich noch und ging dann hinein.

Der Flug war nicht so schön, diese unruhige Nacht und meine Gedanken trugen nicht gerade dazu bei, dass ich es genießen konnte. Meine Flugangst war stärker geworden dadurch und ich hatte Mühe, mich zusammenzureißen. Dann endlich hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und ein aufgeregter Yannick begrüßte mich bereits.

„Mum, da bist du ja! Wie war dein Flug? Hat alles geklappt? Wars interessant in Finnland? Darf ich dann das nächste Mal auch mal mit?“ du meine Güte, was war mit ihm los?

„Ja, es war interessant und ja es hat alles geklappt!“ gab ich grinsend zurück und umarmte ihn zur Begrüßung. Über seine Schulter hinweg suchte ich nach Melissa, doch sie schien nicht mitgekommen zu sein. Naja, ich war ja auch keine Ewigkeit weg, musste ich mir eingestehen!

„Lass uns jetzt erst zum Büro fahren, ich würde gerne den Ring loswerden. Der ist mir nicht geheuer, auch er scheint ein Eigenleben zu haben.“ Ich erzählte meinem Sohn von der Stimme und er sah mich erschrocken an. „Oh nein, Mum, nicht schon wieder. Spürst du etwas? Oder bist du noch du selbst?“ In diesem Moment dachte ich wirklich darüber nach, was wäre , wenn ich wieder ein Wesen in meinem Kopf hätte?

„Ich glaube da ist nichts. Der Ring ist gut verpackt, damit wird schon nichts passieren!“ wir gingen zum Ausgang und zum Auto und machten uns auf den Weg. Wir hielten noch beim großen M ich hatte ein wenig Hunger, jetzt wo ich ein wenig beruhigter war. Essen war im Büro angesagt, ich wollte nach Möglichkeit gleich den Ring im Tresor und weit weg von mir wissen.

William erwartete mich schon „Alex, da bist du ja wieder. Ich hoffe, du hattest ein paar nette Tage in Finnland?“ grinste er mich an. „Naja, ich habe viiiiiiel gelernt und gesehen. Aber ja, es war sehr schön. Und ich habe auch Lokis Ring dabei, doch ich muss gleich dazu sagen, er hat auch ein Eigenleben! Als ich in seine Nähe kam, hörte ich wieder diese gehässige Stimme!“ meinte ich warnend an meinen Mentor gerichtet.

Diesem entglitten alle Gesichtszüge und genau wie Yannick auch, fragte er, ob ich noch alleine sei oder ob ich auch wieder besessen sei. Doch ich konnte es mit Bestimmtheit sagen, mich hatte nichts heimgesucht! „Dann schließ das Ding lieber gleich weg“ meinte mein Mentor nur. „Oder warte, ich würde gerne einen kurzen Blick darauf werfen, du kannst ja... solange rausgehen?“ Ich dachte gar nicht daran, das Ganze war mir zu unsicher.

Kapitel 26

 

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Das Ende ist nahe, doch die Runen sagen etwas anderes!

 

 

Ich gab ihm das Kistchen, er öffnete es vorsichtig und bestaunte den Inhalt. Aber anscheinend hörte er KEINE Stimme. ICH schon... Ach, das ist immer so schön, wie ihr versucht, euch zu schützen. Und was ist? Ihr lauft immer weiter in euer Verderben, anstatt diesem zu entkommen! Du solltest dich so langsam wappnen, denn es dauert nicht mehr lange und das Ende kommt! Doch mehr hörte ich nicht, William hatte die Box schon wieder geschlossen!

 

„Alex... hast du wieder etwas gehört? ALEX... sag doch was!“ ich fühlte wie mich jemand bei den Schultern gepackt hatte und mich schüttelte. „Was? Bei Odin... ja, ich habe es wieder gehört... William, er sprach vom Ende, dass es bald kommen würde und ich mich wappnen sollte!“ mir war übel und es drehte sich plötzlich wieder alles.

 

„Welches Ende? Wovon hat dieses Dinge gesprochen?“ fragte mich mein Sohn jetzt ängstlich. Doch darauf hatte ich keine Antwort. „Weiß ich nicht, aber ich befürchte, ich werde es auf die ein oder andere Weise schon noch erfahren! Und das macht mir gerade selber Angst!“ gab ich ehrlich zu! Ich ging davon aus, dass er ein Ende meinte, wenn wir alles entschlüsselt hatten? Doch das würde noch eine Weile dauern.

 

Wir schlossen diesen Ring weg und ich fühlte mich wieder sicher! „Alex, wir haben das Ende doch schon einmal fast erlebt. Doch mein Sohn hat es verhindert, also was könnte Loki jetzt meinen? SEIN Ende? Das Ende der Götter? Das macht doch alles keinen Sinn!“ überlegte mein Mentor jetzt laut und ich musste an den Tod von Desmond denken. „Manchmal frage ich mich, ob es wirklich so gut war, die Welt zu retten?“ dachte ich laut.

 

„Daran habe ich schon so oft gedacht, glaub mir!“ meinte William traurig und in seinem Gesicht spiegelte sich große Trauer wieder. Über seine Frau sprachen wir so gut wie nie, denn sie hatte sich seit dem Vorfall komplett zurückgezogen und war für niemanden zu sprechen.

 

Eine Assoziation zu Haythams Mutter kam mir in den Sinn, Tessa hatte sich nach Edwards Tod ebenfalls abgewandt und hatte sich verändert! Ich mochte mir nicht vorstellen, wie diese Frauen sich gefühlt haben mussten.

 

„Wir werden es auf uns zukommen lassen müssen, William. Ich habe keine Ahnung, wie ich gerade schon sagte!“ gab ich resigniert zu und es machte mich wütend, dass ich keine Antwort hatte, geschweige denn wusste, auf WAS ich mich vorbereiten musste.

 

In diesem Moment klingelte mein Handy und Herr Lorentz war am anderen Ende. „Ah, schön, dass ich sie gleich erreiche, Frau Frederickson. Wir haben interessantes herausgefunden über diese Runenringe! Wenn sie Zeit haben, können sie gerne vorbeikommen und ich zeige ihnen auch gleich, WAS ich meine?“ erzählte völlig euphorisch. „Herr Lorentz, dass ist großartig. Doch ich bin gerade erst aus Helsinki zurück und würde doch gerne erst einmal nach Hause. Wenn es ihnen nichts ausmacht, dann schaue ich morgen früh gleich bei ihnen rum? So gegen 9 Uhr?“ fragte ich, denn ich war doch etwas erschlagen von den vielen Neuigkeiten mal wieder.

 

„Sicher doch, dann sehen wir uns morgen früh. Ich sage Herrn Schäfer ebenfalls Bescheid, wenn es Recht ist.“ ich konnte ihn freudig grinsen sehen beim Sprechen und er legte auf.

 

„Wenn es dir nichts ausmacht, ich würde dann gerne jetzt nach Hause und mich ein wenig ausruhen. Und morgen habe ich gleich einen Termin bei Herrn Lorentz, einem der Entschlüssler bei Abstergo. Vielleicht magst du auch mitkommen, William?“ fragte ich ihn einfach.

 

„Gerne. Dann sehen wir uns dort und erhol dich ein bisschen. Denk nicht mehr an den Loki-Ring, das wird sich sicherlich alles klären!“ meinte er jetzt zuversichtlich. Doch ich teilte sie nicht mit ihm!

 

Yannick und ich verabschiedeten uns und fuhren nach Hause. Nach einer warmen Dusche, saß ich an meinem Rechner und fing an, die letzten Tage aufzuschreiben. Immer wieder schoss mir dieser Gedanke in den Sinn, dass das zu einfach ist. Es kann nicht sein, dass wir so schnell an unser Ziel kommen! Gleichzeitig fragte ich mich aber, was es mit diesem vorhergesagten Ende auf sich hatte. Alles Grübeln half nichts, denn ich würde es vermutlich noch nicht erfahren.

 

Als Melissa dann auch wieder hier war, sah sie sich erschöpft um, begrüßte mich nur kurz und verschwand im Bad. Ich sollte bald ein Gespräch mit ihr beginnen, in welchem ich sie in alles einweihe. Das Mädchen hatte ein Recht zu erfahren, was ihr Freund so trieb und was dessen Mutter vorhatte. Mal sehen, wann der passende Moment war... Dieser Moment des Abschieds... der Moment in dem mein Leben hier endete... Das ENDE! Du meine Güte! Meinte dieses Wesen DIESES Ende? Ein ganz profanes menschliches Verabschieden? Sprach es gar nicht von einem Armageddon? Oder Ragnarök? Aber warum klangen dann diese Worte so bedrohlich für mich?

 

Aus meinen Gedanken riss mich die Freundin meines Sohnes. „Alex, wie wars in Finnland? War das Museum interessant? Gab es dort wenigstens etwas spannendes zu sehen?“ fragte sie mich neugierig. „Ja, das war es. Eine Ausstellung über die nordischen Götter. Du weißt ja, ich mag sie und... wir leben nach ihnen!“ meinte ich jetzt nur. „Ja stimmt, dass hat mir Yannick auch versucht zu erklären. Finde ich voll spannend, aber da gibt es so viele Kleinigkeiten und Unterschiede und Namen, die vertauscht werden können. Das würde mich wahnsinnig machen.“ meinte sie lachend.

 

„Richtig, das ist nicht immer leicht. Aber man gewöhnt sich daran.“ Wir aßen noch zusammen zu Abend und dann waren die beiden im Zimmer verschwunden. Ich hatte meine Reise mittlerweile aufgeschrieben und fing an, weiter im Jahr 1760 zu forschen. Doch so langsam, war ich dort am Ende und es gab nichts mehr. Also... auf ins Jahr 1761... Das war aber auch schneller abgearbeitet, als ich dachte und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 1 Uhr nachts war. Erschrocken fuhr ich den PC runter und ging ins Bett. Es dauerte auch nicht lange, da war ich eingeschlafen!

 

04. Februar 2020

 

Pünktlich um 9 stand ich bei Herrn Lorentz mit Herrn Miles und Herrn Schäfer. „Ich komme auch gleich zum Punkt. Wenn sie sich die Symbole einmal ansehen wollen? Es sind immer die gleichen, in der gleichen Reihenfolge in den einzelnen Gruppen. Doch die Gruppen sind immer unterschiedlich. Beide Artefakte weisen unterschiedliche Anordnungen der Runen auf.“ Er deutete jetzt auf die beiden vor ihm liegenden Ringe, welche sich leicht drehten. „Und das ist das fantastische, sie richten sich mit einer bestimmten Formation aus. EINE Gruppierung zeigt in die Mitte, ich gehe davon aus, wenn uns die anderen Ringe auch zur Verfügung stehen, können wir mehr sagen.“ er hatte so schnell gesprochen, dass er vergessen hatte Luft zu holen und das holte er jetzt nach.

 

„Herr Lorentz, dass ist schön, doch... das hilft uns immer noch nicht weiter. Sie richten sich aus... nach was? Nach Norden? Nach einem potentiellen Tempel? Und was am wichtigsten ist, was wollen diese Zeitreise-Artefakte uns mitteilen mit ihren Schriften?“ fragte ich jetzt, denn das war für mich mit am wichtigsten.

 

„DAS ist ein weiterer interessanter Fakt, denn sie belehren die Menschen lediglich, zum Beispiel loyal zu sein, zu geben und zu nehmen im ausgeglichenen Maße. Es hört sich eigentlich schon fast nach den 10 Geboten an, wenn sie mich fragen!“ grinste er mich an und ich sah ihn etwas zweifelnd an. Erst hieß es sogar, da wäre das Hexenalphabet mit involviert und jetzt die 10 Gebote?

 

Ich fragte eben das jetzt und er meinte nur, dass sie mit ihrer ersten Vermutung dann wohl doch falsch gelegen hätten. Er entschuldigte das Ganze damit, dass sie nicht die Originalen Teile zur Hand gehabt hätten, sondern nur mit Fotos arbeiten konnten. Doch er sei sich sicher, dass die 10 Gebote nur im übertragenen Sinne gemeint seien und sah mich dann beruhigend an. „Das will ich hoffen, denn wenn wir uns jetzt auch noch mit der Bibel herumschlagen müssen, dann wandere ich aus!“ meinte ich leichtfertig dahin und erntete von William einen bösen Blick. „Auswandern würde ich es ja nicht unbedingt nennen, eher umsiedeln!“ kam es trocken von ihm.

 

Die beiden Templer warfen uns fragende Blicke zu und ich wusste nicht, ob ich schon mit offenen Karten spielen sollte. Ich sah zu meinem Mentor, dieser schüttelte nur leicht den Kopf und deutete so, dass ich NOCH nichts sagen sollte.

 

Sie sagten aber nichts weiter und dann kamen wir auf das Thema der anderen beiden Teile. „Ich denke, ich werde mich an die Routen setzen, welche ich auf der Karte von Shay gefunden habe. Sie deuten einmal auf Russland hin, dorthin wären wir eh schon gefahren und dann noch eine nach Spanien. Achja, und wir haben noch den Hinweis auf einen einfachen Armreif in Großbritannien. Doch dort müssen wir noch suchen, Laura ist bereits damit beauftragt!“ erklärte ich jetzt in kurzen Sätzen.

 

„Das hört sich ja großartig an, dann versuch du dein Glück in Russland, wir werden uns, wenn es nichts ausmacht in Spanien umsehen?“ fragte mich Tobias jetzt voller Freude, denn er war erpicht darauf, auch endlich Fortschritte zu machen. Also berichteten wir ihm von unseren bisherigen Erkenntnissen und er notierte sich alles. „Dann schick mir den Rest per Email, mal sehen, wann wir aufbrechen können.“ er freute sich wie ein kleines Kind und ich musste mal wieder schmunzeln, denn diese Züge machten ihn sympathisch. So langsam verstand ich, warum Marie so fasziniert von ihm war.

 

„Wo ist eigentlich Marie, Herr Schäfer?“ fragte ich und sah mich suchend um. „Oh, sie ist beim Training. Ich habe sie zu den Rekruten gesteckt, denn sie saugt alles wie ein Schwamm auf und ich denke, sie sollte alles kennenlernen. Und schau mich nicht so an! Ich werde ihr BEIDE Seiten zeigen und ich finde, auch ihr solltet sie unterrichten!“ Bei Odin, was für eine Wandlung innerhalb so kurzer Zeit. Ich meine, ja, ich freute mich darüber, aber es war schon sehr unheimlich, dass plötzlich Frieden einkehren sollte zwischen Orden und Bruderschaft.

 

Auch William sah sehr skeptisch aus. „Das hört sich nach einem Plan an und wir sollten jetzt so langsam aufbrechen. Denn die Vorbereitungen dürfen nicht auf sich warten lassen. Ich will endlich Klarheit haben!“ meinte mein Mentor jetzt etwas fordernder.

Kapitel 27

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Russland – Die Welt ist ein Dorf!



… einige Wochen später … 03. April 2020


Es ist eine Weile her, doch so wirklich spannend waren die letzten Wochen jetzt nicht. Wir verbrachten die Zeit damit, uns mit der Umgebung um dieses Bergmassiv in Russland vertraut zu machen. Odin sei Dank, hatten wir einige Leute, die dem russischen mächtig waren und Familie dort hatten. So konnten wir sogar die Legende live via Video-Chat hören. Die Frau, welche uns davon berichtete, war eine etwa 90 jährige, kleine grauhaarige Person, mit einem ziemlich faltigen Gesicht. Sie blinzelte in die Kamera, welche ihr von ihrem Enkel vorgehalten wurde und erzählte von diesem Armreif, den sie als junges Mädchen von ihrem Verehrer bekommen hätte. Ihr Name war Irina Kusnezow und ihr Enkel hieß Boris Kusnezow.

Sie beschrieb ihn exakt so, wie die anderen beiden auch aussahen. Doch sie hatte sich nie etwas dabei gedacht, es war einfach nur ein Geschenk, ein Schmuckstück, nichts weiter. Dann hielt sie ihn plötzlich in die Kamera, sie trug ihn am Handgelenk. Mich durchlief ein Kribbeln, denn ich dachte nur, wie das möglich sei. Spürte sie denn überhaupt nichts, nicht einmal das Leuchten erschien an ihrem Gelenk. Nicht jeder Mensch scheint darauf zu reagieren, interessant.

Wir machten uns danach auf den Weg nach Russland, erst mit dem Flugzeug und dann mieteten wir uns ein Auto. Naja, Klapperkiste trifft es wohl besser, aber es brachte uns an unser Ziel. Wir trafen am vereinbarten Treffpunkt ein, wo uns der Enkelsohn freudig begrüßte. Er sprach flüssig Deutsch, was mich freute, leider beherrschte ich kein russisch! „Ah, es freut mich, sie hier zu haben. Folgen sie mir, ich bringe sie zu meiner Großmutter!“ wir gingen ihm in ein kleines Häuschen hinterher und in Gedanken musste ich an Hänsel und Gretel denken, diese Baracke glich eher einem Hexenhaus.

Drinnen war es ziemlich stickig, weil ein Bollerofen in der Ecke voll beheizt war und kein Fenster offen stand. Die alte Frau saß auf einem Sessel davor und war eingenickt. Vorsichtig weckte ihr Enkel sie auf und sie blinzelte zu ihm auf. Sie sprach leise mit ihm auf russisch und als er etwas erwiderte, drehte sie sich zu uns um. Ihr Gesicht erhellte sich und die Dame nickte uns zu.

Wir bekamen Tee und Plätzchen und wie sollte es anders sein, Vodka angeboten. Den lehnte ich aber dankend ab und erntete einen leicht entrüsteten Blick der alten Frau. Doch ich mochte dieses Getränk einfach nicht, es tat mir leid.

Nun wurde uns alles noch einmal berichtet und wir bekamen auch gleich eine Karte mit allen wichtigen Details vorgelegt. Boris hatte sich alle Mühe gegeben, es so genau wie möglich zu notieren. Als ich seine Großmutter dann bat, mir den Armreif auszuhändigen sah sie mich traurig an. Ihr Enkel übersetzte dann für mich. „Sie würde ihn gerne behalten. Denn es ist ein Erinnerungsstück, wissen sie.“ Das konnte ich ja verstehen, wer gibt schon so etwas gerne her? Doch... wir brauchten ihn. Da führte kein Weg daran vorbei, doch einfach plump dieser alten Dame etwas anderes anbieten, wäre unhöflich.

Ich versuchte noch einmal zu erklären, warum wir auf der Suche danach waren und bat sie, ihn mir nur kurz zu übergeben. Ich hatte nämlich die Hoffnung, dass er dieses Leuchten wieder von sich gäbe und somit seine Trägerin überzeugen könnte, ihn uns vorerst zu überlassen. Skeptisch sah sie mich an, streifte das Schmuckstück aber doch ab und reichte es mir.

Sobald er in meine Nähe kam, leuchtete er auf und strahlte förmlich, sodass wir geblendet waren. Als ich in die Augen von Irina sah, liefen ihr Tränen über die Wangen und ihr Enkel legte seinen Arm um sie. Leise sagte sie etwas zu ihm mit brüchiger Stimme. „Frau Frederickson, meine Großmutter sagt, dass er auch bei ihrem Verehrer so geleuchtet hat und sie immer dachte, dass er der richtige Mann deswegen für sie wäre. Sie fragt, warum er auch bei ihnen so strahlt?“

„Sagen sie ihr einfach, dass es ein Zeichen der nordischen Götter ist und bei demjenigen der ihn beschützen soll, erstrahlt er dann.“ Denn so oder so ähnlich war es ja auch. Schwerfällig erhob sich die alte Dame und gestützt von ihrem Enkel ging sie in Richtung einer kleinen Kommode an der hinteren Wand. Sie holte aus der einen Schublade eine kleine Kiste und einen Brief, damit kam sie auf uns zu und reichte mir die Sachen.

Unser Dolmetscher las den Brief und übersetzte ihn mir.



24.11.1946

Meine liebste Irina,

ich hoffe, du bist bei guter Gesundheit. Ich bin wieder zurück zuhause und hoffe, dass ich diesen Krieg und seine Bilder bald vergessen kann. Für dich wünsche ich mir, dass du einen Mann findest, der dich liebt und dir ein guter Ehemann sein wird. Es tut mir im Herzen weh, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben werden, doch deine Eltern wünschen, mich nicht mehr zu sehen. Sei ihnen aber nicht böse, denn sie wollen nur dein bestes.

Erinnerst du dich noch an diesen Armreifen, den ich während meiner Gefangenschaft bei Ausschachtungsarbeiten gefunden habe? Daran, wie ich ihn dir bei unserem ersten Treffen zeigte? Dieses warme Leuchten beruhigte mich und ich dachte immer, dass er mir zeigt, dass du die wahre Liebe für mich bist. Auch jetzt noch, denke ich an dich, wenn ich ihn vor mir liegen habe.

Jetzt, wo ich daheim bin, kann ich ihn dir endlich schicken und er soll dich an mich erinnern. Passe gut auf ihn auf, vielleicht sehen wir uns eines Tages doch wieder und dann möchte ich, dass du ihn trägst. Ich werde dich nie vergessen und dich immer lieben!

In Liebe, dein Karl


Mir liefen ebenfalls jetzt die Tränen. Ein deutscher Soldat hatte ihn gefunden damals. Auf dem Briefumschlag fand ich einen Absender und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte! Der Name lautete Karl Frederickson! Mein Großvater! Er hatte mir damals nicht viel über seine Zeit der Gefangenschaft erzählt, weil es ihn zu sehr schmerzte. Zu viele Kameraden hatte er fallen oder auch einfach nur erfrieren sehen, es muss grausam gewesen sein. Aber ich hatte keine Ahnung, dass mein Großvater russisch sprechen UND schreiben konnte.

Ich sah zu Irina und erzählte ihr, dass sie diesen Armreif von meinem Opa bekommen hatte. Boris übersetzte, nachdem er sich wieder gefangen hatte, denn auch er war perplex. Die alte Frau sah mich mit großen Augen an und redete mit ihrem Enkel. „Meine Großmutter sagt, dass sie ihr gleich bekannt vorkamen. Sie haben anscheinend große Ähnlichkeit mit ihm! Und sie möchte, dass sie sein Geschenk bekommen, denn sie scheinen dafür bestimmt zu sein!“

Meine Stimme versagte, ich musste die Flut an Tränen unterdrücken und ließ Rafael sprechen. „Das ist wirklich großzügig und nett von ihrer Großmutter!“ Er bedankte sich jetzt auf russisch bei ihr und Boris. Ich nahm nur Irinas Hand und dankte ihr stumm, ich konnte nicht sprechen.

Kurz darauf verließen wir das kleine Häuschen und als wir draußen standen, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Schon wieder hatte ich etwas über meine Familie erfahren, was niemand wusste. Rafael nahm mich in den Arm und ich heulte einfach drauf los. „Alex, das sind auf der einen Seite gute Neuigkeiten, auf der anderen Seite kann ich dich natürlich verstehen. Aber denke daran, dass dein Großvater ein ebensolches Händchen für Artefakte hatte, wie du auch. Und er hat deine Großmutter sicher geliebt, auch wenn er Irina bestimmt nie vergessen hat. Niemand könnte seine erste Liebe einfach so abhaken und zum Alltag übergehen.“

„Nein, das kann niemand und das hatte ich auch nicht gedacht. Es war gerade nur einfach zu viel auf einmal wieder. Diese Irina tut mir einfach leid, sie hat nur diese Erinnerung an ihn. Und jetzt nehme ich ihr das weg, Rafael, mein schlechtes Gewissen frisst mich gerade auf. Ich will dieser alten Frau nicht weh tun, sie hat es nicht verdient!“ hilfesuchend sah ich meinen besten Freund an. „Sie hat dir das Schmuckstück freiwillig gegeben. Und sie weiß, dass sie damit jemand anderem eine Freude machen konnte und gleichzeitig hilft. Nimm es als Geschenk einfach an.“ sagte er jetzt etwas bestimmter im Tonfall eines Oberlehrers. Er hatte ja recht, trotzdem fiel mir das schwer.

 

Kapitel 28

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Höhlenforschung 2.0



Ich atmete tief durch und stieg dann in die Klapperkiste, welche uns in unsere Unterkunft bringen würde. Es war eine alte Kaserne, welche man ein wenig umgebaut hatte. Dort hatten wir 4 Zimmer gemietet für eine Woche. Es war nicht komfortabel, aber es war sauber und das reichte auch. Wir wollten ja keinen Urlaub hier machen.

Am nächsten Morgen brachen wir dann auf, um jetzt endlich dieses Bergmassiv zu finden. Die Karte von Boris war wirklich gut gelungen und wir waren schon am späten Nachmittag angekommen. Wir schlugen hier unser Lager auf, auch wenn mir bei der Witterung hier nicht nach Camping zumute war. Die Zelte waren schnell aufgebaut und ein kleines Feuer war auch schnell fertig. Wir standen direkt vor einem Berg, der irgendwie fehl am Platz wirkte. Langsam schritt ich am Fuß dieses Ungetümes entlang und versuchte herauszufinden, wo eventuell ein Eingang oder ähnliches wäre.

Als es bereits dunkel war, fand ich eine kleine Felsspalte, die breit genug für zwei Personen war. Freudig ging ich schnell zu meinen Leuten zurück und berichtete davon, doch erst am nächsten Tag sollten wir dorthin. Es war schon spät geworden und ich hatte auch so langsam Hunger, fiel mir auf.

Der nächste Morgen war eisig kalt und ich hatte das Gefühl, dass meine Muskeln eingefroren waren. Ich kam kaum aus dem Schlafsack heraus. Ich wusch mir schnell durchs Gesicht mit dem gesammelten Wasser aus dem Bach und als ich vor mein Zelt trat, sah ich, dass die anderen schon auf den Beinen waren. Nach einem kleinen Frühstück und Kaffee natürlich, führte ich die Jungs in die Richtung meines Fundes von gestern Abend.

Wir hatten Werkzeuge dabei, Waffen, Seile und natürlich Taschenlampen. Jetzt im Hellen sah es hier etwas anders aus, doch mit einem Mal hatte ich ein Déjà-vu! Diese Lichtung und der Bach der hier langlief, das kam mir bekannt vor! Ich war schon einmal hier! Doch nicht mit meinen Leuten, sondern mit Faith und hatte vorher gegen ein Rudel Wölfe gekämpft! Ich schüttelte mich, dieser Gedanke war mir unheimlich.

„Alex, was ist?“ fragte mich einer meiner Männer. „Ich bin hier schon gewesen, aber... es war eigentlich nur ein Traum! Ich war mit Mrs. Cormac hier... es... lasst uns erstmal weitergehen und dann entscheiden wir, wie wir fortfahren werden.“ meinte ich jetzt einfach, ich wollte wissen, was uns dort im Inneren erwartete.

Hier soll mein Großvater den Armreif also gefunden haben? In einem Berg? Nun gut, unter Ausschachtungsarbeiten verstehe ich eigentlich etwas anderes, doch wer bin ich, dass ich das beurteilen kann.

Wir knipsten die Lampen an und gingen in diese Spalte. Sie war breit genug und auch hoch genug, noch hatte ich keine Platzangst und ich war beruhigt. Dieser Gang schlängelte sich durch die Felsen und führte uns immer tiefer hinunter. Die Kälte nahm zu und ich spürte meine Finger nicht mehr richtig. Nach gefühlten Stunden erreichten wir eine große Höhle, welche nicht natürlichem Ursprungs war. Man sah, dass die Wände behauen waren und auch die Form zu symmetrisch war. Wir teilten uns auf und jeder suchte für sich die Wände ab und den Boden. An der Decke selber sah man nichts, einfach nur rauer Fels.

Dann hörte ich von einem der Jungs, er hätte eine Öffnung im Felsen gefunden, wusste aber nicht, wofür sie sei. Ich eilte zu ihm und leuchtete hinein. Etwas tiefer dort drin, sah ich einen Knopf oder Schalter, wie man es auch immer nennen will. „Irgendwie traue ich mich nicht, dort hinein zu fassen. Wer weiß, was wir damit auslösen!“ meinte ich in die Runde.

„Aber sonst ist hier nichts, keine Tür oder Tor, wo wir weiterkämen. So schlimm kann es nicht werden, oder?“ doch ich musste an die Geschichte in Lissabon mit Shay und Faith denken. Einfach etwas anfassen, wenn man nicht weiß, wofür es gut ist, ist nicht klug!

Doch wir hatten jetzt keine andere Wahl und ich steckte meine Hand hinein, kniff die Augen zusammen und drückte den Schalter. Im ersten Moment passierte nichts, dann nach ein paar Sekunden spürten wir eine leichte Erschütterung neben uns und eine Wand in der Breite einer normalen Tür senkte sich hinab. Mit bloßem Auge hatten wir nicht einmal die Einkerbungen gesehen, so filigran war das Ganze gearbeitet!

Jetzt standen wir vier davor und leuchteten mit den Lampen hinein, doch man konnte kaum etwas erkennen. Uns schlug nur ein Geruch von altem Gewölbe entgegen, es roch irgendwie muffig. Ich nahm mir ein Herz und schritt hinein, langsam einen Fuß vor den anderen. Oh, ich sehe gerade die Höhlen von Great Inagua vor mir. Erinnerst du dich noch? Dort gab es auch diesen Raum! Hörte ich Edward in meinem Kopf. Er hatte Recht, dieser viereckige Raum sah fast genauso aus. Doch er war kleiner, aber in der Mitte war wieder so eine Art Podest, auf dessen Sockel lag etwas leuchtendes.

Ich muss ehrlich gestehen, ich verstand gerade gar nichts. Es war... zu einfach. Wir fanden in Null Komma nix alle Artefakte! „Rafael, das geht zu schnell, mir ist nicht wohl dabei. So einfach machen es diese Götter einem auf einmal? Das kann ich nicht glauben!“ und sah zweifelnd zu meinem besten Freund. Auch dieser sah sich skeptisch um. „Da stimmt auch etwas nicht. Sieh dir die Wände an, sie... sehen wie mit Blut bespritzt aus. Moderne Kunst wird es wohl kaum sein, nehme ich an.“ sein Sarkasmus war manchmal schon sehr gewöhnungsbedürftig.

Erst jetzt leuchtete ich an die Wände und es waren rote Handabdrücke zu sehen und eben hier und da rote Flecken. Doch irgendwelche alten Knochen oder Leichen sah ich hier nicht. Ich ging vorsichtig auf das Podest zu und beäugte es kritisch. Das leuchtende Etwas darauf war tatsächlich ein einfaches Reiseartefakt in Silber gehalten. Doch es lag nicht einfach so darauf, es stand aufrecht und schien mit dem Stein verbunden zu sein.

Man konnte Spuren ausmachen, die andeuteten, dass sich hier jemand mit Hammer und Meißel betätigt hatte. Wie sollte man sonst auch an diesen Ring kommen? Die drei Herren standen jetzt um mich herum und besahen sich ebenfalls unseren Fund. „Ich traue mich ehrlich gesagt nicht, das Ding anzufassen. Nachdem, was du über diese Funde erzählt hast, hat man ja Albträume bekommen!“ meinte der jüngste unter ihnen.

„Das kann schon sein, doch … irgendwie müssen wir ja diese Dinger sammeln. Also... Ihr geht jetzt bitte alle hinaus. Ganz hinaus und wartet auf mich dort. Ich will hier niemanden drinnen haben, ist das klar?“ meinte ich jetzt in meiner Funktion als Anführerin dieser Truppe und erntete ein eindeutiges „Das könnte dir so passen und dann kommst du nicht wieder hinaus. Nix da!“

„Gut, dann... macht euch bereit. Ich gehe davon aus, dass ihr euch nicht umstimmen lasst.“ gab ich resigniert von mir und sah in die mir zustimmenden Augen der Jungs.

Langsam griff ich nach dem Armreif und versuchte ihn zu lösen. Im ersten Moment saß er wirklich fest, aber ich konnte ihn mit dem hin- und herbewegen frei bekommen, hob ihn jedoch noch nicht herunter. Wieder sah ich die Männer an „Ich zähle bis drei und dann nehme ich das Ding darunter.“ Ein einstimmiges Nicken... dann mal los … 1 … 2 … 3... Mit Schwung riss ich das Teil herunter … aber es passierte nichts. Erstaunt sahen wir uns um und warteten. Es könnte ja auch ein wenig verzögert eine Falle auslösen. Plötzlich sah mich Rafael nur an und deutete ungläubig auf die Tasche an meinem Gürtel, in dieser hatte ich das Kästchen mit dem Runenring.

Ein pulsierendes Leuchten ging davon aus und jetzt konnten wir an den Wänden winzige Einbuchtungen erkennen, in welchen kleine Pfeile steckten. Auch sie pulsierten, aber es tat sich nichts. „Ich glaube, wir sollten jetzt lieber hier raus. Dieses andere Artefakt scheint uns zu beschützen, doch wie lange weiß ich nicht.“ wir sahen, dass das auf- und ableuchten immer schneller wurde, wie ein Countdown und das Ende wollte ich nicht abwarten.

Wir rannten hinaus und gerade als wir in dem anderen Raum ankamen, hörten wir diese Pfeifgeräusche von den Pfeilen, welche jetzt dort aktiviert wurden. Seltsam, dachte ich nur. Warum wurden wir gewarnt? Und... welcher Gott mag in diesem Ring stecken? Ob ich es jetzt sofort erfahren wollte bezweifelte ich, ich wollte lieber von hier weg. Mir war das nicht geheuer.

Gerade als wir wieder an der frischen Luft waren, spürten wir die Erde unter unseren Füßen leicht erzittern. Es war kein Erdbeben, es war eher so, als würde jemand sauer mit dem Fuß auftreten. Wer weiß, was wir geweckt hatten. Aber warum hatte ich dann diese Träume mit Faith, die mich hierher führten? Oder täuschte ich mich und es war eine andere ähnliche Lichtung? In meinem Traum war es ja auch dunkel gewesen...

„Wir sollten uns auf den Heimweg machen, Alex. Ich will hier nicht länger bleiben als nötig, wenn du mich fragst.“ kam es von einem der Männer und ich stimmte ihm zu. „Du hast Recht, lasst uns das Lager abbauen und dann ab zur Kaserne. Morgen fliegen wir wieder zurück.“ und damit gingen wir geschlossen zu den Zelten.

Als alles verstaut war und wir im Auto saßen, war ich etwas beruhigter. Ich besah mir jetzt unseren neuesten Fund und stellte fest, dass hier andere Symbole zu sehen waren. Es waren aber keine Runen, sondern so etwas wie Tribals, das Muster sah hübsch aus. In der Kaserne angekommen, war es bereits Abends und wir buchten die Flüge für den morgigen Tag.

 

Kapitel 29

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Ein weiterer verwirrender Traum mit meiner Schwester


Irgendwann lag ich in meinem Bett und fror so vor mich hin, es war halt kein Sterne-Hotel, leider. Ich hatte mich in meinen Schlafsack gekuschelt und noch die beiden Decken vom Bett darüber. Und langsam fielen mir die Augen zu...

… „Alex, was soll das? Du hast mich erschrocken! WAS ist das für ein Ding, das strahlt ja fast heller als die Sonne.“ kam es staunend und gleichzeitig etwas säuerlich aus Faiths Mund.

„Das ist eine Taschenlampe, damit kann ich uns den Weg erleuchten.“ so gingen wir jetzt in Richtung einer kleinen Schneise, die von der Lichtung herunterführte. Es war ein Trampelpfad wie es aussah und schien in den letzten Tagen des öfteren benutzt worden zu sein. Ob das nun ein gutes Zeichen war, konnte ich nicht beurteilen.

„Wer weiß, wer hier alles noch auf uns lauert!“ meinte meine Freundin trocken. „Ich habe eigentlich keine Lust auf noch mehr Überraschungen. Aber sieh mal, dort hinten... leuchte mal dorthin. Das sieht wie ein Höhleneingang aus!“ Sie hatte recht, vor uns endete der Trampelpfad und wir traten wieder auf eine kleinere freie Fläche, welche von hohen Bäumen und auf der anderen Seite von Felswänden umgeben war.

Langsam gingen wir auf den Eingang zu und horchten intensiv und setzten unsere Blicke ein. Doch wir nahmen nichts wahr, außer den üblichen Geräuschen aus dem Wald. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, einfach so darein zu marschieren, Faith! Wir wissen immer noch nicht, warum wir hier beide sind!“

„Aber wie willst du es herausfinden, wenn wir nicht weitergehen?“ Eins zu Null für sie. „Du hast Recht. Also los...“ Wir zogen beide unsere Waffen und gingen langsam hinein. Vor uns erstreckte sich ein großer Raum, an dessen Ende sahen wir einen kleinen Durchgang. Wieder aktivierten wir unsere Blicke, es war immer noch nichts zu sehen. Wir schritten langsam weiter und lauschten, es kamen keine Geräusche aus diesem anderen Gang.

Meine Platzangst setzte ein, ich spürte links und rechts neben mir die Felswände und auch von der Höhe her, war es kaum mehr als meine Körpergröße. Ich atmete tief durch und vernahm auch von Faith diese tiefen Züge. „Ich hasse so etwas, wenn wir hier angegriffen werden, dann haben wir keine Chance zu entkommen!“ meinte ich und erntete einen bösen Blick von Faith. „Danke, das macht echt Mut, hier weiterzugehen, Alex!“

Ich ignorierte das, ich sah plötzlich einen Lichtschein vor uns auftauchen. Wir gingen weiter und kurz darauf standen wir in einer Halle! Staunend sahen wir uns um. Es war glatter behauener Stein ringsum und von der gegenüber liegenden Wand ging ein goldenes Leuchten aus. Je näher wir kamen, desto intensiver wurde es!

„Was ist das hier? Das ist menschengemacht und nicht natürlich. Sind wir in einem Tempel gelandet?“ fragte ich unnötigerweise Faith, auch sie stand fragend in der Mitte des Raumes.

Vor der leuchtenden Wand war ein kleiner Absatz und davor stand ein aus Stein bestehender Sockel. Auf der Oberseite konnte ich eine runde Einkerbung sehen, gerade als ich darauf zu gehen wollte, ertönte eine schrille Stimme und ich zuckte zurück.

Wir mussten uns die Ohren zuhalten, es war unerträglich!....


„HEY ALEX! AUFSTEHEN!“ brüllte Rafael mir ins Gesicht! Erschrocken sah ich zu ihm auf! „Verdammt noch mal, was ist ? Kannst du mich nicht ganz normal wecken!“

„Das hätte ich getan, wenn du reagiert hättest, aber du warst so weit weg, dass ich dich schütteln und anbrüllen musste. Tut mir leid!“ kam es jetzt entschuldigend.

„Schon gut... Wie spät ist es ?“ verschlafen rieb ich mir die Augen und sah, dass es noch nicht einmal hell war. „Es ist kurz vor sechs, wir müssen aufbrechen, wenn wir pünktlich am Flughafen sein wollen. Also... hopp, raus aus den kuscheligen Federn!“ bei diesen Worten zog er mir die Decke weg und grinste mich breit an.

„Du bist so fies, Rafael. Das bekommst du zurück. Es ist ist arschkalt hier! Gib mir die Decken wieder....“ ich pellte mich aus meinem Schlafsack und wollte ihm schon einen Tritt in seinen Allerwertesten geben, doch meine Muskeln waren wieder wie eingefroren. Lachend rannte er auf den Flur und ich hörte nur noch wie er sagte, dass der Kaffee gleich fertig ist.

„DANKE!“ schrie ich hinterher. Ok, dann mal fertig machen und anziehen. Das ganze Unterfangen ging schneller als erwartet und ich war zufrieden. Doch auf der anderen Seite war ich immer noch sehr misstrauisch. So einfach konnte es nicht weiter gehen. Wer weiß, auf was für Probleme Tobias mit seinen Leuten stieß in Spanien. In zwei Wochen wollten sie dahin aufbrechen.

Nach dem Frühstück fuhren wir zum Flughafen, naja, kleiner Flugplatz mitten in der Pampa halt. Wir stiegen in den kleinen Flieger und meine Panik stieg in mir auf, dieses kleine Propeller-Ding war schon beim Hinflug nicht meins gewesen. Aber anscheinend gab es nichts anderes, dafür war es billig.

Endlich wieder in Deutschland und festen Boden unter den Füßen!, dachte ich nach einer gefühlten Ewigkeit in der Luft und diversen Turbulenzen. Unsere zwei Begleiter machten sich direkt auf den Heimweg, Rafael und ich fuhren zuerst ins Büro um William zu berichten. Auch wollte ich den Runenring ablegen, ich hatte vorsorglich eine kleine Bleikiste mit nach Russland genommen. Morgen oder übermorgen würde ich ihn dann an Herrn Lorentz übergeben.

Mein Mentor begrüßte uns freudestrahlend und überschüttete uns gleich mit den neuesten Erkenntnissen. Laura hatte endlich herausgefunden, wo noch ein weiteres einfaches Reiseartefakt zu finden sei. In London! Und als ich hörte, wer es vor ungefähr 250 Jahren bekommen hatte, fiel mir die Kinnlade herunter. Niemand geringere als Jennifer Scott, Edwards Tochter und Haythams große Schwester!

Laura hatte in alten Aufzeichnungen über besondere Gegenstände in England gesucht und ist dabei über ein Tagebuch gestolpert. Es war aber nicht das von Jenny, sondern von einer der Hausangestellten, die sich über diese Vorsichtsmaßnahmen beklagte, wenn es um den Schmuck ihrer Herrin ging. Stutzig ob dieser Aussage hatte Frau Sabzig also weiter gesucht und wurde mit einem weiteren Eintrag belohnt. Nämlich in einem Bericht einer Klatschkolumne, welche das Leben der Jennifer Scott versuchte zu verunglimpfen. Jahrelang sei sie verschwunden, wahrscheinlich um eine ungewollte Schwangerschaft zu vertuschen und sei dann alleine zurück gekehrt und und und … Die Familie Kenway war immer in irgendwelche Gerüchte verstrickt, mein Verlobter tat mir leid.

Es kam in diesem Artikel zur Sprache, dass sie aber ungewöhnlichen Schmuck an sich trug, welchen sie angeblich nie ablegen würde, weil er zu wertvoll sei und Jenny zu paranoid sei, diesen jemandem anzuvertrauen. Diese Klatschreporter waren ja schlimmer als die heutige Regenbogen-Presse.

„Dann ist dieser Armreif immer noch irgendwo in dem Besitz von Haytham oder eben Jenny? Soweit ich weiß, hat sie nie geheiratet und hatte keine Kinder. Oder... Moment mal! Haben dann die Templer nicht das Anwesen übernommen damals?“ fragte ich jetzt in die Runde. „Ja, haben sie. Aber Tobias weiß nichts darüber. das wird mit dem britischen Ritus zusammen hängen, meinte er.“ Oh nein, der dortige Großmeister wäre Faiths Vater. Auf den konnte ich mich jetzt nicht verlassen. Dann musste ich mich wohl auf nach London machen und... mich mit den dortigen Templern auch noch gut stellen? Ich bezweifelte, dass das gut gehen wird. Weil ich vor ein paar Jahren einmal mit ihnen bei einem Auftrag aneinander geraten bin und habe mir damit keine Freunde gemacht.

„Alex, du könntest höchstens noch Tobias um Hilfe bitten, vielleicht kann er ein gutes Wort für dich einlegen?“ meinte Laura jetzt völlig logisch. Doch ich wollte diese kurze beginnende Ruhe unserer Lager nicht unnötigerweise strapazieren. „Wenn alle Stricke reißen, dann werde ich das tun. Aber vielleicht kann ich mit guten Argumenten ja auch etwas erreichen! Ich möchte nicht immer auf die Hilfe der anderen angewiesen sein.“ gab ich als einfache Antwort.

„Wenn du meinst. Ich würde ihn trotzdem einweihen, wenn du mich fragst. Wann willst du dann aufbrechen? Und... wo willst du ansetzen?“ fragte William mich jetzt und da fiel mir auch ein, dass ich nicht wusste, WO die dortigen Templer ihren Sitz hatten. Soweit ich weiß, war vor ein paar Jahren noch dieser Rikkin Großmeister dort. Jetzt war es, glaube ich, seine Tochter Sophia.

Doch jetzt wollte ich auch erst einmal meine neuesten Erkenntnisse kundtun. „Wir haben den Runenring UND noch einen von den einfachen Ringen!“ mit einem triumphierenden Schwung, legte ich beides auf den Schreibtisch von Herrn Miles und dieser staunte nicht schlecht.

„Das ist ja fantastisch. Aber... sei mir nicht böse, es geht einfach zu schnell, findest du nicht?“ meinte er jetzt und sprach das aus, was ich schon die ganze Zeit dachte. „Ja, ist es. Lass uns aber erst mal nicht weiter darüber nachdenken. Ich vermute, es wird noch Schwierigkeiten geben, wenn es darum geht, den Tempel zu finden.“ Ich fasste mich kurz mit meiner Erzählung, ich befürchtete, dass ich wieder anfange zu heulen. Leider konnte ich nicht meinen Vater befragen, mein Großvater mit dem Armreif war von der mütterlichen Seite.

„Alex, das ist ja... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die Welt ist doch echt ein Dorf manchmal!“ meinte William staunend. „Das kannst du wohl laut sagen!“ meinte ich nur.

Dann legte ich die Ringe fürs erste in den Tresor zu den anderen Gegenständen und machte mich auf nach Hause. Eine Dusche und etwas ordentliches zu Essen wäre genau das Richtige. Yannick wusste nicht, dass ich schon wieder zuhause war und ich dachte mir so, ich überrasche ihn einfach.

 

Kapitel 30

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Hier muss ein Krieg getobt haben - angezettelt von meinem Sohn!



Aber als ich die Wohnung betrat, dachte ich, mich trifft der Schlag. Es waren nur knapp 4 Tage, in denen ich nicht hier war und es sah aus, als hätte der dritte Weltkrieg hier getobt! Ich stand mit offenem Mund da und hörte aus dem Wohnzimmer eindeutige zweideutige Geräusche. Ich schlug die Eingangstür laut zu und räusperte mich laut, damit die beiden Verwüster sich rechtzeitig wappnen konnten.

Das Wohnzimmer war ebenfalls ein Schlachtfeld. „Mom... oh verdammt. Ich... wir haben … noch nicht mit dir gerechnet!“ mit hochrotem Kopf und freiem Oberkörper stand er vor mir und wusste nicht wohin er sehen sollte. Melissa hatte sich hinter mir Richtung Bad verdrückt. „Das ist doch nicht wahr oder? Ich werde jetzt in mein Schlafzimmer gehen, dann gehe ich unter die Dusche und wenn ich fertig bin, habt ihr den Saustall hier gefälligst aufgeräumt! Hab ich mich klar ausgedrückt, YANNICK???“ brüllte ich ihn jetzt an.

Wütend stapfte ich in mein Reich und schmiss die Türe genau wie die Eingangstür laut zu. Hier hatte sich niemand aufgehalten, Odin sei Dank. Sonst wäre jetzt die Hölle los!

Ich saß auf meinem Bett und versuchte mich zu beruhigen. Was hatten die beiden bitte die letzten Tage hier veranstaltet? Und es roch nach Shisha-Tabak, den, den Yannick so gerne mochte und es roch verdächtig nach Gras. Aus der Wohnung vernahm ich jetzt geschäftiges Treiben und die Worte „Jetzt hilf mir gefälligst, du hast ja auch mitgemacht. Vielleicht sollten wir die anderen auch noch anrufen!“ maulend von meinem Sohn. Das wäre eine gute Idee, doch ich bezweifelte, dass es klappt. Saufen und feiern können sie alle, aber wenn es ums Aufräumen geht, sind sie alle plötzlich verhindert und zu beschäftigt.

Da musste ich doch ein wenig schadenfroh grinsen. Ich zog mich aus und schmiss mir meinen Bademantel über und machte mich auf ins Bad. Dort herrschte zwar auch Unordnung, aber es war sauber, was mich erstaunte. Die heiße Dusche beruhigte meine Nerven ein bisschen und als ich auf den Flur trat, konnte ich ohne Gefahr in die Küche gehen. Dort war Melissa gerade mit dem Einräumen des Geschirrspülers beschäftigt.

„Entschuldige, Alex. Wir hatten halt... eine Feier und das ist etwas eskaliert.“ meinte sie etwas kleinlaut. „Ich hoffe, es war keine Polizei hier oder so? Die armen Nachbarn!“ gab ich etwas mürrisch von mir.

„Naja, doch... es war ein Streifenwagen hier. Aber danach waren wir dann leise und... die meisten Leute sind auch gegangen. Nur... da ist noch etwas... dein Sofa... da... also...“ ich sah sie Stirnrunzelnd an, doch ich konnte es mir denken. „Ein Brandfleck, hab ich recht? Ich hoffe, ich kann den einfach abdecken, oder ist er...“ Sie unterbrach mich gleich.

„Also, uns ist die Shisha-Kohle aus Versehen darauf gefallen!“ ihr Gesicht wurde noch roter, wenn es denn möglich wäre. „WIE, in Odins Namen, kann DAS passieren. Die Shisha steht auf dem Tisch oder nicht? Habt ihr damit Basketball gespielt oder was?“ fragte ich jetzt einfach, es war einfach unglaublich, wie dumm die Menschen manchmal sein können. Die ganze Bude hätte abfackeln können!

Ich machte mir trotzdem erst Kaffee... oder besser ich wollte es... die Dose mit den Pads war aber LEER! Und es gab auch keinen Ersatz mehr! „Ich werde jetzt gleich echt sauer! Wo ist der ganze Kaffee hin?“ ich war jetzt echt sauer, ... kein Kaffee... das geht gar nicht!

Ich ging ins Wohnzimmer, wo mein Sohn mit dem Staubsauger hantierte und mich erst nicht bemerkte. Ich zog kurzerhand den Stecker und erschrocken sah er zu mir. „DU wirst jetzt losfahren und mir Kaffee besorgen! Aber ein bisschen Pronto, wenn ich bitten darf!“ polterte ich drauf los. „Aber du hast gesagt, dass...“

„Yannick Frederickson, wenn ich dich nicht enterben soll, dann machst du jetzt, was ich dir sage. Oder es gibt ein noch größeres Donnerwetter, ist das klar?“ meckerte ich ihn jetzt. „Ich mach ja schon, ich zieh mir nur was an. Ähm... kann ich dein Auto nehmen? Meines steht noch bei einem Kumpel!“ kam es jetzt kleinlaut von ihm. Innerlich betete ich meine Mutter-Mantren damit ich nicht komplett aus der Haut fahre und atmete tief durch.

„Dann kann dich Melissa begleiten und du kannst dein Auto gleich abholen! Also los... hopp hopp!“ und drehte mich um, um wenigstens noch ein wenig Cola oder ähnliches zu finden. Doch weit gefehlt, nichts war mehr da. Der Kühlschrank war aber noch ganz gut gefüllt. Niemand hatte meinen Wein angerührt. Also schön, es ist zwar noch nicht Abend, aber dann eben Wein. Ich machte mir nicht die Mühe, ein Glas zu nehmen. Mit der Flasche in der Hand ließ ich mich, als die beiden los waren, auf das Sofa fallen. Das Brandloch war enorm... da musste eine neue Couch her. Ich seufzte nur tief. Der erste Schluck war wie immer etwas seltsam und irgendwie fühlte ich mich wie der letzte Brückenpenner mit der Flasche am Hals.

Aus einer Eingebung heraus ging ich an meinen Schreibtisch und öffnete die Schublade mit meinen Unterlagen und den Recherchesachen. Faiths Buch war in meinem Nachttisch und Haythams Tagebücher waren bei ihm. In diesem Moment war ich froh darum, es hatte sich hier jemand daran zu schaffen gemacht. Es war alles durcheinander! Meine Wut kroch hoch und ich kochte innerlich. Wie respektlos sind diese jungen Leute eigentlich? Was aber noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass jemand sah, was ich vorhatte. Im besten Falle dachte der Leser nur, dass es eine Geschichtsrecherche ist und nicht eine echte Lebensgeschichte.

Die Flasche war zur Hälfte geleert, als mein Sohn samt Freundin und drei Freunden hier wieder auftauchte. Ich traute meinen Augen nicht. Sie alle standen schüchtern vor mir und hatten ihre Augen gesenkt. „Frau Frederickson, es tut uns leid. Wir hätten sicherlich noch vorher wieder aufgeräumt, wenn wir gewusst hätten, dass sie schon so früh wieder zurück sind.“ meinte ein Kumpel kleinlaut und sah mich entschuldigend an. Ein anderer meldete sich zu Wort „Ich werde natürlich für den Schaden an dem Sofa aufkommen, es war wirklich ein Versehen. Mir ist die glühende Kohle aus der Zange geflogen und unglücklich darauf gelandet. Meine Eltern meinten aber, meine Haftpflichtversicherung kommt dafür auf.“ er versuchte ein versöhnliches und gleichzeitig schüchternes Lächeln.

„Dann seht zu, dass ihr hier alles wieder aufgeräumt bekommt und ich melde mich bei dir, wegen der Versicherung. In den nächsten Tagen werde ich dann ein neues Sofa besorgen. Wer mich sucht, ich bin in der Küche bei meinem Kaffee!“ meinte ich jetzt etwas versöhnlicher.

Die nächsten Stunden wurde hier gesaugt, geputzt und aufgeräumt und ich musste keinen Finger rühren. Man könnte sich daran gewöhnen, oder? Als alles wieder nach meinen Vorstellungen fertig war, bestellte ich für alle Essen und wir ließen den Abend noch ausklingen. Warum auch immer, aber ich hatte mit den Freunden meines Sohnes schon immer ein gutes Verhältnis, ich hasste es, von meinen Eltern her, wenn man so super-autoritär daher kam... das war einfach nicht meins. Doch eines ließ mir keine Ruhe... „WER war an meinem Schreibtisch?“ fragte ich irgendwann, weil es mir unter den Nägeln brannte.

Ich hörte ein Husten.... „Das war ich... aber … ich wollte nicht spionieren, wir suchten nur nach Textmarkern für ein Spiel! Ich schwöre es... die Papiere sind durcheinander, weil ich dachte, darunter lägen die Stifte. Es tut mir leid!“ kam es von einem Kumpel. Ich musste ihm wohl so glauben, hmmm? Es fiel mir etwas schwer... aber ich beließ es dabei.

Als die Freunde sich dann verabschiedet hatten, wünschte ich Yannick und Melissa noch eine gute Nacht und verschwand in meinem Schlafzimmer. Mein erster Griff war zu Faiths Tagebuch. Ich hatte es vermisst und … es war, als würden immer wieder neue Seiten dazu kommen. Obwohl ich sie alle schon gelesen hatte. Wie war das möglich?

Auch diese Nacht war sehr entspannend und ich genoss dieses Gefühl von meiner Freundin... sie ließ mich teilhaben und ich freute mich immer mehr auf ein Wiedersehen.

Kapitel 31

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Korsika – du schöne Insel!

 

16. August 2020



Wir hatten die Versicherungs-Angelegenheit erledigt... es war einfach nur Formulare ausfüllen und ich hatte schnell eine neues Sofa.

Herr Lorentz war begeistert von meinem neuen Fundstück und hatte mit der Entschlüsselung begonnen. Jedoch stieß man in Spanien auf einen gewissen Widerstand, die Menschen dort waren nicht so redselig. Anscheinend waren sie von irgend jemanden oder von irgend etwas eingeschüchtert worden.

Doch Tobias wäre nicht der Großmeister, wenn er nicht wüsste, wie er die Zungen lockern konnte. Doch es dauerte einige Wochen, bis ein Informant ihm den Armreif und die entsprechenden Daten übergab.

Wir hatten jetzt alle Runen-Ringe... und jetzt? Uns fehlte immer noch einer der einfachen Ringe. Den konnten wir aber nach den ganzen Recherchen wirklich nicht in meiner Zeit bekommen, ... er war verschwunden. Ich müsste tatsächlich bei Jennifer Scott ansetzen... Auf der einen Seite freute ich mich darauf, auf der anderen Seite plagte mich einfach dieses schlechte Gewissen. Hätte ich nicht wenigstens sie vor diesem Schicksal bewahren können... es war aber unnötig darüber nachzudenken. Jetzt war es zu spät.

Ich überlegte lange, wie ich es anstellen sollte. Ich wollte nicht ohne meinen Templer bei ihr erscheinen, das hieß aber im Umkehrschluss, dass ich schon jetzt zurückreisen müsste um mein Vorhaben zu beenden. Doch was passierte dann? Sollte ich jetzt wirklich nur für diesen einzelnen Ring ins 18. Jahrhundert reisen? Oder sollte ich warten bis wir hier alles bereinigt hatten?

Um diesen Gedanken zu verschieben, fing ich an, meinen Plan, das Kurzschwert von Haytham auf Korsika zu finden, in die Tat umzusetzen. Es dauerte tatsächlich mal wieder einige Wochen, doch ich hatte mich in die Region eingelesen und befand, dass dieses Santo Pedro di Tende der treffendste Ort sei.

Also buchte ich für September 2020 einen Flug nach Korsika. Die Nummer des Bergführers hatte ich mir gespeichert und hoffte, dass ich es so schnell erledigt bekommen würde, wie ich mir das dachte.

„Wie, du willst verreisen? Schon wieder? Und... Alex, wir haben hier auch noch Aufgaben zu erledigen.“ meinte mein Mentor etwas unwirsch, als ich ihm mein Vorhaben erzählte. „William, ich weiß. Doch ich hatte es mir schon lange in den Kopf gesetzt. Es mag auch nicht klappen, dann komme ich halt OHNE dieses Schwert zurück. Doch lass mich bitte danach suchen. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich möchte diesen Menschen einfach glücklich machen, es ist ein Erbstück, welches er verloren hat. Kannst du das nicht verstehen?“ fragte ich meinen Mentor.

„Doch, ich kann das nachvollziehen, ... wir haben aber mit der Suche nach dem Tempel noch so viel Arbeit. Das wird nur verzögert...“ Ich unterbrach ihn in seinem Redefluss. „Nein, wird es nicht, ihr könnt noch weiter suchen und ich kann dieses Schwert suchen. Es macht doch keinen Unterschied William.“

„Vermutlich hast du recht, Alex. Aber pass auf dich auf, in diesen Klippen auf Korsika sind schon so einige erfahrene Bergsteiger verstorben oder verschollen.“ DAS war ja eine beruhigende Verabschiedung, doch ich überging sie einfach.

„Danke, ich hoffe, es dauert nicht allzu lange!“ Somit verabschiedete ich mich und brach eine Woche später im September 2020 auf.


 

05. September 2020



Ich landete alleine auf Korsika. dieses mal war es eine ganz persönliche Angelegenheit, die ich zu erledigen hatte. Kaum dass ich mein Gepäck hatte, rief ich den hiesigen Bergführer an. Er erinnerte sich an mich und wir vereinbarten einen Termin für den nächsten Nachmittag.

So traf ich dann am 6. September 2020 auf Herrn Flavio Gaffreri in einer Gaststätte und wir besprachen unsere Route für den nächsten Tag. Außerdem erzählte ich ihm, dass ich vermutete, dass einer meiner Vorfahren einmal ein Schwert oder Dolch dort verloren haben muss und ich deshalb hier war. Bleibe so nah an der Wahrheit, dass du dich nicht verhaspeln kannst. Die Worte meines Mentors. Und so war es auch.

Die Nacht war ruhig und ich wunderte mich mal wieder, warum überhaupt keine Träume mehr mit Faith auftauchten. Doch ich verdrängte es, ich musste mich auf heute konzentrieren. Mit einer gewissen Euphorie machte ich mich fertig, ich wollte meinem Verlobten dieses Schwert als Geschenk machen.

Der Weg war mehr als beschwerlich, doch ich dachte die ganze Zeit, Haytham hat es auch geschafft, du schaffst das auch! Herr Gaffreri erzählte ununterbrochen von den damaligen Kämpfen der Genuesen und den Einheimischen. Als er jedoch auf ein Plateau deutete und von einer großen Gruppe von Rebellen sprach, welche auf unerklärliche Weise ausgelöscht wurde, wurde ICH hellhörig.

Er erzählte weiter, dass die ganze Truppe durch einen einzelnen Helfer ausgelöscht wurde und die genuesischen Soldaten die Überhand gewannen. Für Einheimische war diese Geschichte natürlich ein Graus... wer wollte so etwa schon in den Chroniken haben?

Wer für diesen Umschwung verantwortlich war, wusste ich. Doch ich behielt es für mich. es war eh völlig irrelevant.

Einige Stunden später trafen wir bei, für mich glühender Hitze, der Höhle ein. Der Aufstieg war schon nicht einfach. Jetzt aber erzählte mir mein Bergführer, dass einige zig Meter über uns die Höhle sei, die ich meinen könnte. Ich sah nach oben und im selben Moment war mir bewusst, dass ich hier unten suchen musste. das Schwert war ja aus der Höhle nach unten gesegelt...

Ich erzählte Flavio von meinen Gedanken und er fing auch an zu suchen. Es dauerte ungefähr noch einmal eine Stunde und wir, besser ER wurde fündig. er schnitt sich böse in den Finger, als er versuchte einen Stein von einem glitzernden Gegenstand zu entfernen.

Wir befreiten diesen länglichen Gegenstand und ich sah vor mir ein Schwert... verrostet und vermutlich so nicht mehr einsatzbereit... doch ich las die Prägung mit den Initialen darauf, als ich es etwas abgewischt hatte ... HEK!

In mir kämpften Freudentränen mit der Trauer... War es doch so einfach? Warum aber hatte dann mein Verlobter keinen Versuch mehr gestartet dieses Schwert zu bergen? Es wäre doch ein leichtes für ihn gewesen... oder war er damals doch zu sehr in Eile... Doch jeder aufmerksame Wanderer hätte es finden können... war ich einfach zu genau, dass ich mir solche Gedanken machte?

Dieses Schwert sah natürlich nicht mehr aus wie eines, doch wenn ich einen fähigen Schmied fand, könnten wir es wieder herrichten. Darauf baute ich, ich wollte meinem Verlobten dieses als Geschenk übergeben. Ob nun zum Geburtstag, zu Weihnachten oder eben zur Hochzeit... wir würden es sehen. Ich wusste ja nicht, wann ich genau wieder zurück reisen könnte.

Ich verbrachte noch ein paar Tage auf Korsika und der Bergführer erzählte mir die Geschichte der Insel. Heute sprach man Französisch, Italienisch und Englisch hier... eine Insel mit interessanten Einflüssen. Auch lernte ich über die Eroberer einiges und ich muss sagen, die Abende vergingen wie im Flug, ich nahm mal wieder jede Einzelheit wie ein Schwamm auf, zumal Herr Gaffreri ein sehr angenehmer Gesprächspartner war.

Mitte September, am 20. um genau zu sein, verließ ich dann wieder Korsika schweren Herzens. ich mochte die Menschen hier und es war ein unglaublich angenehmes Klima hier.

Kapitel 32

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Find mal einen Schmied hier, nicht so einfach!

 


15. Januar 2021


Zurück in Deutschland musste ich mir jetzt einen Schmied suchen. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Entweder waren es nur so Möchtegern Menschen oder aber so teuer, dass ich auch gleich den ganzen Laden hätte kaufen können.

Doch ich hatte nach dreimonatiger Suche und etlichen Gesprächen endlich Glück und fand in Suhl einen Schmied. Das Telefonat mit Herrn Grondau war zwar kurz, aber aufschlussreich. Er meinte dann, ich solle am besten einmal vorbeikommen, dann könne er sich ein besseres Bild von dem Schwert machen.

Ich hätte auch eher daran denken können, dass meine Freundin Imke ja vor kurzem dorthin gezogen ist mit ihrer Familie. Sie hatte mir nämlich auch den Tipp mit Herrn Grondau gegeben. So konnte ich sie besuchen und gleichzeitig auch das Schwert herrichten lassen. Ich freute mich schon darauf, sie zu sehen. Wir hatten uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Vor allem auf ihre kleine Tochter war ich gespannt, das letzte Mal als ich sie sah, war sie ein paar Monate alt, jetzt müsste sie um die drei Jahre alt sein.

So machte ich mich auf nach Thüringen und hätte ich gewusst, dass dort wesentlich mehr Winter herrscht als bei uns, wäre ich mit dem Zug gefahren. So hatte ich meine Mühe überhaupt durchzukommen und die eigentlichen dreieinhalb Stunden Fahrt wurde zu einer 6 stündigen Odyssey! Aber ich kam am späten Nachmittag am 14. Januar dann doch noch heile an und fand auch gleich die Schmiede und das Geschäft dazu.

Leider war es so dunkel, dass ich sonst nichts von dem Ort sehen konnte. Das würde ich dann morgen nachholen. William war von meiner erneuten Reise nicht begeistert gewesen, doch so etwas schickt man nicht mit der Post, das muss persönlich besprochen werden.

Herr Grondau war ein etwa 60jähriger großer schlanker Mann mit langen grauen Haaren. Er begrüßte mich freundlich und führte mich dann nach hinten in sein Büro, um alles zu besprechen.

Als ich ihm das Schwert zeigte, fingen seine Augen an zu leuchten. „Das war bestimmt mal ein richtiges Schmuckstück. Wie alt ist es? Wissen sie das zufällig?“ fragte er mich neugierig. „Es müsste ca. 250 Jahre alt sein. Ich hatte mich schon gewundert, dass es überhaupt noch existierte. Denn es lag all die Jahre unter freiem Himmel!“

„Das ist wirklich erstaunlich!“ vorsichtig strich er mit der Hand über den Griff und über die Schneide. „Ich denke, das werde ich sicher wieder hinbekommen. Aber es wird dauern, Frau Frederickson. Ich schätze mindestens zwei Monate werde ich brauchen.“ meinte er dann bedauernd.

„Herr Grondau, dass ist nicht weiter schlimm. Hauptsache, es lässt sich wieder herstellen. Da macht mir das Warten nichts aus.“ gab ich zurück und musste selber grinsen. Denn Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Dann zeigte er mir noch die Werkstatt und ich muss gestehen, genauso stellte man sich eine Schmiede vor. Ok, etwas moderner war sie schon, aber vom Grund auf eben typisch eingerichtet.

Der Schmied zeigte mir dann noch verschiedene Waffen, welche er gemacht hatte oder auch einige Auftragsarbeiten. „Wissen sie, wenn man immer nur Messer zum Schleifen bekommt, da freut man sich richtig über so einen Auftrag!“ meinte er immer noch euphorisch. Wer konnte es ihm verübeln, denn tagein tagaus immer nur das gleiche machen, ist wirklich irgendwann langweilig.

Ich ließ also Haythams Schwert schweren Herzens dort, doch ich wusste, es war in guten Händen. „Herr Grondau, ist es möglich, dass sie die Initialen so belassen?“ fragte ich noch, denn ich befürchtete, dass sie wegen der Erneuerungen eventuell abgeschliffen werden oder ähnliches.

„Das lässt sich einrichten. Wollen sie sonst am Griff noch ein paar Änderungen, oder soll ich den auch so wie er war aufarbeiten?“ Das Ganze sollte schon so bleiben, meinte ich dann nur.

Ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zu meiner Freundin. Vorsorglich hatte ich sie schon angerufen, dass es etwas später werden könnte. „Kein Thema, ich halte den Wein schon noch kalt für uns!“ Darauf freute ich mich besonders, ein paar Tage ausspannen mussten auch mal sein. Auch musste ich ihr so langsam mal erklären, dass ich bald auswandern würde. Sie war eine der wenigen Personen in meinem Umfeld, die von meinen Reisen wussten. Doch ich hatte, wie ich schon sagte, sie einige Jahre nicht mehr gesehen.

Als ich an ihrem Haus ankam, war ich ehrlich gesagt erleichtert. Denn das Schneetreiben nahm kein Ende und ich bin eine Blindschleiche im Dunkeln! Nach dem Klingeln wurde die Tür regelrecht aufgerissen, eine breit grinsende Imke drückte mich an sich und ich nahm sie ebenfalls in die Arme. Aber es war, als hätten wir uns gestern das letzte Mal gesehen.

„Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, hier heile angekommen zu sein. Ich bin so ein Schneechaos gar nicht mehr gewohnt!“ meinte ich nur seufzend. „Ja, hier ist es halt richtig winterlich, aber ich mag es, auch wenn das bedeutet, dass ich ständig Schnee schippen muss.“ lachte sie mich an. Als ich so auf den Hof hinaus sah, beneidete ich sie nicht unbedingt darum.

„Komm erstmal rein, dein Zimmer ist oben fertig.“ Wir gingen nach oben und sie zeigte mir mein Nachtlager. Auch wenn sie hier noch nicht lange wohnten, war es schon sehr gemütlich. Vor allem gab es Fußbodenheizung, eine wie ich finde, praktische Erfindung.

Ich zog mir was bequemes an und ging wieder hinunter in die Küche. Dort traf ich dann auch auf ihren Mann, der gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen war. Matthias begrüßte mich ebenso freudig wie Imke vorhin. „Lange nichts von dir gehört. Wir dachten schon, dich gibt es nicht mehr!“ meinte er lachend. Da kam dann auch gleich wieder mein schlechtes Gewissen. „Es tut mir auch schrecklich leid, dass ich mich kaum gemeldet habe. Aber es gab so viel zu tun und...“ doch ich musste nicht weiter reden.

„Hey, kein Thema, wir haben alle einiges um die Ohren. Aber jetzt bist du hier und das reicht doch!“ meinte meine Freundin jetzt. „Wie lange bleibst du eigentlich?“ fragte sie jetzt. Stimmt, darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. „Ich könnte so zwei Tage bleiben, aber dann muss ich auch wirklich zurück. Sonst dreht mir William den Hals um!“ grinste ich die beiden an.

„Arbeitest du immer noch für diesen Ami?“ fragte Matthias jetzt. „Ja, immer noch. Und ich denke, dass wird sich auch nicht mehr ändern.“ lachte ich nur. Plötzlich hatte ich einen Kelch vor mir stehen mit leckerem Wein. Ich roch daran und seufzte zufrieden. So wurde man gerne begrüßt.

Als Matthias sich fürs Bett verabschiedete, weil er morgen wieder früh raus musste, blieben Imke und ich noch sitzen. Aus der einen Flasche wurden dann zwei und wir kamen mal wieder auf die ganz alten Zeiten unserer Schulzeit zu sprechen. Sie erzählte mir ihrerseits einige Geschichten über ihre Tochter Maíthe. Die Kleine hatte es faustdick hinter den Ohren für ihre drei Jahre, dass muss man schon sagen. Mir fiel wieder Faith ein und die kleine July, wie es ihnen wohl gerade ging? Doch ich schüttelte den Gedanken wieder ab. Ich würde es ja bald erfahren.

Irgendwie erwischte ich aber leider keinen guten Zeitpunkt, um ihr zu sagen, dass ich in naher Zukunft dann nicht mehr hier sein werde. Also verschob ich das Gespräch auf den nächsten Tag. Im nüchternen Zustand wäre es bestimmt auch sinnvoller, darüber zu reden. Gegen 3 Uhr fielen mir die Augen zu und wir gingen schlafen. Doch die Nacht war kurz, denn Maíthe befand, dass wir um halb sechs ganz dringend aufstehen sollten! Ich war da nicht ihrer Meinung, aber ich hatte keine Wahl.

Aus dem Schlafzimmer kam eine ebenfalls übernächtigte und immer noch nicht ganz nüchterne Imke, die sich gähnend Richtung Kinderzimmer aufmachte. Auch sie war kein Morgenmensch, genau wie ich. Deswegen beschloss ich, einfach nach unten in die Küche zu gehen und uns schon mal den Kaffee zu machen. Matthias war schon weg und hatte einen Zettel auf den Esstisch gelegt, mit der Bitte doch Schnee zu schippen.

Ich verdrehte die Augen, denn wirklich Lust hatte ich ja nicht dazu. Aber zu zweit, beziehungsweise zu dritt, würde das sicher schnell gehen. Gerade als der Kaffee durchgelaufen war, erschien Imke mit Maíthe. Die Maus war schüchtern und begrüßte mich zögerlich und versteckte sich gleich wieder hinter ihrer Mutter. Ich ließ sie in Ruhe, wenn sie sich sicher fühlte, dann würde die Kleine von alleine ankommen. Das kannte ich von Yannick noch und ich finde auch, dass man Kinder nicht immer zu irgendwas drängen muss.

Wir frühstückten in Ruhe und als der Kaffee seine Wirkung zeigte, ging es uns auch besser. Dann machten wir uns fertig, um den Hof frei zubekommen. Mein Auto war Opfer eines Schneeräumfahrzeuges geworden und war unter einem kleinen Schneeberg verschwunden. Ich schaufelte es frei, auch wenn ich es morgen dann nochmal machen müsste.

Nach getaner Arbeit spielten wir mit Maíthe noch hinten im Garten und so langsam taute sie auf. Doch irgendwann fing sie an zu quengeln, weil ihr einfach zu kalt wurde und als wir auf die Uhr sahen, war es eh Zeit fürs Mittagessen. Imke machte das Essen und ich half ihrer Tochter dabei, trockene Sachen anzuziehen. In diesem Moment dachte ich, dass ich unglaublich gerne eine Tochter hätte und in meinen Gedanken sah ich wieder meinen Verlobten vor mir.

Kapitel 33

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Wieder zurück und ein weiterer Traum mit meiner Schwester



Also fing ich beim Essen an, meiner Freundin meinen Plan zu erzählen. „Du willst ernsthaft ganz dort bleiben dann? Aber das ist doch ziemlich riskant, oder nicht? Vor allem, du wirst ja nicht die medizinische Versorgung wie hier haben und... Ich kann mir das nicht vorstellen, so ohne Badezimmer.“

„Einfach ist es nicht, aber ich habe es ja jetzt schon einige Wochen erlebt dort und ich muss sagen, so schwer ist es nicht. Man muss halt Abstriche machen und man sollte etwas härter im Nehmen sein. Das Klo ist halt draußen und im Sommer nicht das Problem, aber im Winter ist es nicht witzig.“ meinte ich nur. „Du wirst dir schon etwas dabei gedacht haben, Alex. Aber ich finde es schade, dann sehen wir uns ja nie wieder?“ fragte sie jetzt mit Tränen in den Augen und auch mir steckte ein Kloß im Hals. Ich hatte es so noch gar nicht betrachtet.

„Nein, wahrscheinlich nicht, Imke. Aber... ich kann dir ja ein paar Nachrichten hinterlassen!“ sagte ich jetzt einfach, ich hatte mir das schon überlegt für Yannick. „Du meinst, so wie bei Marty MacFly in 'Zurück in die Zukunft'?“ fragte sie jetzt grinsend. „Ja, so in etwa dachte ich mir das!“

Imke würde Matthias etwas anderes erzählen, er war nicht eingeweiht und ich wollte, dass es so bleibt. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, dass wir nach dem Mittagsschlaf noch in die Stadt fuhren. Ein bisschen Sightseeing im Hellen war schon schön und ich muss sagen, Suhl ist schon ein schönes Städtchen. Meine Freundin machte mir dann den Vorschlag, wenn das Schwert fertig sei, könne sie es mir ja auch vorbeibringen. Dann würde sie auch Yannick mal wieder sehen und sie könnte eine kleine Auszeit nehmen. Maíthe könnte ja dann bei der Oma bleiben für die zwei oder drei Tage und Matthias kann sich alleine beschäftigen.

Das war ein Plan und ich zeigte ihr dann noch, wo der Schmied saß. „Ich wusste, es war hier in der kleinen Seitenstraße. War mir erst nicht mehr sicher! Aber versprochen, ich hol es dann ab.“ Innerlich freute ich mich dann auf ein Wiedersehen und ich könnte ihr auch ein bisschen von unserer Gegend zeigen. Auch wenn man ja selber immer meint, so spektakulär wäre die eigene Heimatstadt nicht, andere dachten da vielleicht anders.

Gegen sechs waren wir wieder zuhause und kurz darauf kam auch Imkes bessere Hälfte nach Hause. Nach dem Abendessen saßen wir noch eine Weile zusammen und ich erzählte von meiner Arbeit mit dem Ami und dass ich diese Annäherung mit den Templern jetzt so langsam geschafft hätte. Tobias war in den letzten Monaten ein häufiger Gast in unserem Büro gewesen und William hatte sich auch gefangen.

Der nächste Morgen war frostig, aber es hatte nachts nicht mehr geschneit. Darüber war ich dann doch froh, nochmal das Auto ausgraben wollte ich nicht. Ich bin halt etwas faul in dieser Beziehung.

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich etwas wehmütig und machte mich auf den Weg nach Hause. Imke hatte die Nummer von Herrn Grondau, damit sie ihm schon mal sagen konnte, dass sie es für mich abholen würde. Leider war er am Wochenende nicht erreichbar gewesen.

Die Fahrt zurück war nicht ganz so schlimm, aber ich brauchte wieder so um die fünf Stunden. Am frühen Nachmittag stand ich wieder vor meiner Wohnung und freute mich auf meinen Sohn. Doch mein Handy klingelte und es war mein Mentor, welcher mir jetzt mitteilte, dass wir leider erfolglos in England beziehungsweise in London waren, was die dortigen Templer anbelangte.

Sogar Tobias hatte versucht, ein gutes Wort für mich einzulegen, doch auch er drang nicht zu ihnen durch. Man hatte ihn dann dezent darauf hingewiesen, dass es Einträge einer Lady Melanie seien, welche behaupten, man könne meiner Familie nicht trauen. Die Frau hatte ernsthaft meinen Namen verunglimpft? Wenn ich sie wiedersehe, sollte ich vielleicht das Gespräch mit dieser Gewitterhexe suchen!

„Alex, wie kommen wir jetzt an diesen Armreif? Ich würde nur sehr ungerne unfaire Mittel einsetzen.“ meinte er frustriert und ich war auf seiner Seite. Einen Spion einschleusen könnte fatale Auswirkungen auf meinen Plan mit der Zusammenarbeit haben.

„Ich weiß nicht, aber lass mich eine Nacht darüber schlafen, vielleicht fällt mir dann eine Lösung ein!“ meinte ich nur und sagte noch, dass ich morgen vormittag dann im Büro bin. Ich schleppte jetzt meine Reisetasche nach oben und fand die Wohnung leer, aber aufgeräumt vor, sogar meine neue Couch war noch heile und ich war ein wenig erleichtert.

Wie wir jetzt weiter vorankommen sollten, war fraglich. Ich setzte mich mit einem Kaffee an meinen Rechner und durchsuchte unsere Datenbanken noch einmal, nach einem Hinweis, ob es nicht einen anderen Weg gab. Doch es war aussichtslos. Wenn wir nicht an das Londoner-Artefakt kamen, dann fehlte uns ein entscheidendes Teil. Jetzt könnte ich Haytham hier gut gebrauchen, schoss es mir durch den Kopf.

Natürlich!!!! Wäre es nicht möglich, dass ich mit ihm dorthin reise, wenn ich wieder bei ihm bin? Ich könnte dann auch Jenny wiedersehen, es wäre... genial! Doch schon verpuffte meine Euphorie, dann hätte ich zwar das Teil, müsste aber noch einmal wieder in meine Zeit reisen... Das wäre ein Hin- und Hergespringe und ich bezweifelte, dass das so gut ist. Es war doch zum Verrückt werden!

Ich beschloss tatsächlich eine Nacht darüber zu schlafen, im Moment war ich ein wenig übermüdet und wollte nur etwas essen und dann ins Bett. Gerade als ich fertig mit dem Essen war, erschien mein Sohn mit seiner besseren Hälfte. „Mum, hey. Schön dass du heile wieder zurück bist. Wie wars bei Imke?“ fragte er mich fröhlich. „Es war sehr winterlich!“ lachte ich und erzählte von den Mengen Schnee die dort lagen. Skeptisch sah Yannick nach draußen „Hier ist es ja eher noch herbstlich!“ grinste er nur.

Der Abend war ruhig und ich las mich noch durch ein paar Berichte, die mir Lukas und Laura geschickt hatten. Auch sie waren noch nicht wirklich weiter gekommen. Ich seufzte nur und schloss die Emails und machte mich auf ins Bett. Meine Augen fielen mir nämlich jetzt zu.

Langsam nahm ich meine Hände von den Ohren. Was zum Geier war das bitte? „Du meine Güte, da will wohl jemand nicht, dass wir hier sind.“ meinte Faith trocken. „Da könntest du Recht haben. Aber das ist mir gerade egal, ich will jetzt wissen, warum wir hier sind und was das hier ist.“

Ich schritt wieder auf den Sockel zu, doch dieses mal blieb es ruhig. Faith suchte die leuchtende Wand ab, wandte sich dann aber frustriert mir zu. „Da ist nichts, ich kann auch mit dem Blick nichts erkennen. Keine Zeichen, kein Schloss oder ähnliches. Nichts.“

Ich hatte etwas mehr Glück, diese runde Einkerbung hatte ungefähr die selbe Größe wie der Fuß von der Halterung für die Ringe. Es waren rundherum Symbole und Runen eingemeißelt. Einige erkannte ich wieder und jetzt konnte ich eine Art Muster erkennen. Wenn man die Zeichen von den manipulierten Ringen mit diesen hier verglich, dann konnte man die Reihenfolge festlegen.

Doch das half mir nicht weiter, ich war nicht im Besitz der ganzen Artefakte. Warum war ich also hier? „Faith, hier gehört vermutlich die Halterung für die Zeitreise-Artefakte hinein. Und siehst du die Runen? Sie zeigen wohl die Reihenfolge an. Aber das bringt mir rein gar nichts jetzt in diesem Moment. Warum sollte man mir das zeigen? Ich weiß ja auch überhaupt nicht, wo ich gerade bin!“

„Ich auch nicht, die Gegend kommt mir auch überhaupt nicht bekannt vor. Alex, dass ist sehr eigenartig und ich möchte hier auch lieber fürs erste nichts anfassen. Wer weiß, was für Mächte hier am Werk sind!“ meinte meine Freundin jetzt finster!

Plötzlich fiel mir ein, dass ich ja doch eine Möglichkeit hatte, herauszufinden WO wir uns befanden. Mein Handy. Ich könnte das GPS nutzen. Als ich in meine Brusttasche meiner Jacke griff und es herausholte, weiteten sich Faiths Augen. „Was ist das für ein Ding?“ Ja, wie erkläre ich das jetzt plausibel? „Das... ist ein Handy. Damit kann ich zum Beispiel mit meinem Sohn reden, auch über weite Entfernungen ist das möglich. Es ist wirklich nicht einfach, dir die Technik dahinter verständlich zumachen. Auch kann ich darüber, wenn es klappt, jetzt sehen, WO wir sind.“ sie schüttelte grinsend den Kopf.

„Das ist unheimlich, wenn du mich fragst. Aber man kann niemanden damit verletzen oder? Es ist keine Waffe oder ähnliches?“ fragte sie etwas zögerlich. Verletzen schon, indem man böse Dinge schrieb, doch das sagte ich jetzt nicht. „Nein, eine Waffe nicht. Keine Sorge.“

Ich schaltete mein GPS jetzt ein und siehe da, ich hatte wirklich ein Signal. Aber es dauerte, bis mir mein Standort übertragen wurde. Bei Odin, waren wir im Nirwana gelandet? Nein, waren wir nicht... wir waren auf Anticosti, in Kanada! Ich speicherte die Koordinaten vorsichtshalber und schrieb sie dann auch gleich auf einen kleinen Zettel für Faith. „Wir sind in Kanada auf Anticosti!“ meinte ich perplex an meine Freundin gewandt.

„Wie bitte? Aber Shay hatte noch nie von Höhlen oder ähnlichem hier erzählt. Wie ist das möglich?“ immer noch mit einem skeptischen Blick auf mein Handy kam diese Frage. „Weißt du was ich jetzt so langsam glaube? Dass diese Isu versuchen uns zu zeigen, wohin wir müssen, damit wir diese Ringe einsetzen... Doch irgendwie ergibt das keinen Sinn. Ich müsste es eigentlich in meiner Zeit machen, da wärst du ja gar nicht mit anwesend.“ gab ich jetzt zu bedenken und versuchte mir das Ganze selber zu erklären.

Ich gab ihr das Blatt mit den Koordinaten und gerade als ich sagen wollte, dass wir jetzt erst einmal von hier weg sollten, verschwamm alles um mich herum und ich hörte nur noch ein wütendes „Nein, noch nicht... wir sind noch nicht fertig!“ von Faith...

Kapitel 34

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Der Abschied rückt in greifbare Nähe!

19. Januar 2021



Frustriert stöhnte ich auf, als ich erwachte. Verdammt nochmal! Warum wurde man immer so unsanft da raus geholt! Es war schon hell und als ich auf mein Handy sah, stellte ich fest, dass mein Wecker sowieso gleich anging. Dann konnte ich auch jetzt schon aufstehen und mich fertig machen.

Yannick war noch zuhause, nur Melissa war schon früher los, da ihre Firma ein paar Aufträge außerhalb hatte. Ich weckte ihn und gemeinsam saßen wir dann in der Küche. Ich erzählte ihm von meinem Traum und erntete ein „Och man, das hätte ich auch gerne mal. Du reist herum und dann kannst du mittlerweile sogar im Schlaf spannende Sachen erleben!“ Doch er grinste mich an, sein Sarkasmus hatte sich auch weiter entwickelt.

„Ja, das ist voll spannend...“ in dem Moment fiel mir ein, dass ich im Traum ja Koordinaten gespeichert hatte. Aus reiner Neugierde suchte ich auf meinem Mobilfunkgerät danach und erschrak. Dort befand sich tatsächlich eine Datei mit der Beschreibung „Anticosti Daten“. „Das... Yannick, das ist unheimlich. Die Daten die ich letzte Nacht gespeichert habe, sind hier drauf!“ ich reichte ihm das Gerät und er sah mich ebenfalls erstaunt an.

„UND es steht sogar ein Datum und eine Uhrzeit dabei! Es ist angeblich der 27.03.2022 um 18 Uhr gewesen! Mum, das kann doch gar nicht funktionieren!“ er starrte immer noch auf das Display und auch ich konnte es nicht fassen.

Mit einem Wisch war meine Hoffnung, gegen Ende des Jahres zurück reisen zu können, vom Tisch! Enttäuscht schaute ich in meine Kaffeetasse. „Das ist wirklich scheiße!“ und meine Faust donnerte auf den Tisch.

„Mum, ich weiß, du wolltest schneller wieder zurück. Aber... das hier ist wichtiger. Wir sollten mit William und Tobias darüber reden, vielleicht haben sie ja noch einen Vorschlag.“ meinte mein Sohn einfach. „Ja, das sollten wir tun. Also los, auf geht es. Willst du bei mir mitfahren oder selber?“ fragte ich um Ablenkung bemüht. „Ich fahre selber, ich wollte nachher noch zu Tom nach der Arbeit.“

Als ich im Büro meines Mentors saß und von meinem Traum berichtete, erntete ich auch hier nur ungläubige Blicke. Tobias war zugeschaltet und auch er konnte es nicht glauben. „Alex, dass ist doch unmöglich. Jetzt kannst du sogar schon in die Zukunft sehen? Oder wollen diese Isu uns das nur glauben machen?“ fragte er in die Runde, doch es war eher so, als spräche er mit sich selber.

„Tobias, ich habe keine Ahnung. Was aber auch merkwürdig ist, dass ich ein Datum bekommen habe, so als würde man mir einen Countdown vorhalten.“ es fiel mir siedendheiß ein, dass Loki von dem Ende gesprochen hatte! „Erinnert ihr euch an die Aussage von Loki noch? Das Ende? Was, wenn er genau das damit meinte? Doch, was passiert dann? Und warum gerade Anticosti?“ Keiner der Anwesenden konnte mir das beantworten.

Aber der Großmeister hatte dann doch noch gute Nachrichten zu verkünden. Sie waren in Spanien noch einmal fündig geworden und hatten einen der einfachen Armreif gefunden. „Es war seltsam, dieses Artefakt war auch sehr leicht zu finden. Es befand sich in einem alten Bauernhaus in der Pampa von diesem kleinen Spanischen Kaff. Aber du sagtest es ja auch schon, es ist zu einfach, da wird sicherlich noch etwas nachkommen.“ meinte er jetzt.

„Das befürchte ich auch. Wir können uns nur darauf verlassen, dass wir uns, wenn es soweit ist, entsprechend verteidigen können.“ sagte ich jetzt etwas besser gelaunt. jetzt fehlte nur noch EIN Armreif. Und jetzt erklärte ich den beiden Herren auch, was mir diesbezüglich durch den Kopf ging.

„Alex, dass ist zu riskant. So oft in kurzer Zeit reisen ist nicht gut. Du hast die Warnungen selber gehört und uns auch davon erzählt.“ meinte William und er hatte ja Recht.

„Ich hatte auch schon überlegt, dass ich ganz zurückreise und dieses Artefakt hole und euch dann eine entsprechende Nachricht hinterlasse, sodass ihr dann entsprechend handeln könnt. Doch das wäre zu unsicher, über die Jahrhunderte gehen ja gerne Schriftstücke und Dinge verloren.“ ich sah meinen Mentor jetzt an und hoffte, er würde mir raten, die letzte Reise anzutreten. Doch weit gefehlt....

„Das ist keine Option, wir müssen das anders hinbekommen. In deinem Traum kam auch Mrs. Cormac vor, sagtest du?“ ich nickte nur. „Kannst du diese Träume irgendwie steuern oder wirst du einfach hineingezogen und kannst nichts machen?“ fragte mich William jetzt.

„So wie es aussieht, kann ich nichts machen. ich hatte einige Monate überhaupt keine Träume mehr. Erst als ich wieder aus Suhl zurück war, war ich wieder mit Faith unterwegs.“ klärte ich die beiden jetzt auf. „Diese Momente tauchen willkürlich auf.“ erklärte ich.

„Hmmm...“ kam es frustriert von Tobias. „Und wenn wir einfach dieses Risiko eingehen, dass du zu deinem Templer reist und von dort aus den Ring suchst? Vielleicht haben wir ja wieder Glück und es ist uns dann möglich ohne großes hin und her, alles zu aktivieren.“ Wenn ich ehrlich bin, diesen Gedanken hatte ich ja schon geäußert.

Leise gab mein Mentor nur ein „Aber... ich möchte nicht, dass du einfach so gehst!“ von sich. Mit offenem Mund starrte ich ihn an! „William, das werde ich doch auch nicht. Wir werden einen Plan haben und du kannst dich entsprechend darauf vorbereiten! Ich … verlasse euch doch nicht einfach so. Wo denkst du hin...“ und mir stiegen die Tränen in die Augen.

„Auch ich möchte das nicht, Alex.“ kam es zögerlich von Herrn Schäfer. „Ich habe in den letzten Monaten mehr gelernt, als ich es für möglich gehalten habe. Du hast uns allen bewiesen, dass man einfach auch mal etwas anderes zulassen muss. Eine andere Meinung und vor allem auch Vertrauen zulassen muss. DAS fehlt unserer Gesellschaft gerade am meisten und es hat noch nicht einmal NUR mit Assassinen und Templern zu tun. Es ist... Herr Gott... ich klinge so kitschig wie in einem Disney-Film... für unser aller Wohlergehen wichtig, dass wir MITEINANDER arbeiten, und nicht GEGENEINANDER! Das hast du bewiesen, Alex. Und aus diesem Grunde würde ich dich auch lieber hier behalten. Du könntest noch so vieles erreichen!“ Im Hintergrund hörte ich eine Frau schniefen... es war Marie. Die beiden schienen sich gesucht und gefunden zu haben!

Ich saß da und starrte vom Telefon zu meinem Mentor und zurück. Mein Blick verschwamm und ich heulte drauf los. Mir fehlten die Worte, jetzt steckte ich in einem bösen Zwiespalt. Ich würde so wahnsinnig gerne hier bleiben und diesen Frieden weiter mit aufbauen, auf der anderen Seite hatte ich ein Versprechen gegeben und ich vermisste Haytham!

Schniefend sagte ich nur „Ihr wisst gar nicht, wie ich euch vermissen werde. Glaubt mir, ich werde sicher einen Weg finden, mit euch Kontakt zu halten.“ Wie, das wäre die wichtige Frage dahinter. „Aber ihr habt Recht, diesen Armreif werden wir hier nicht so ohne weiteres bekommen, nicht ohne einen halben Krieg vom Zaun zu brechen. Ihr solltet in Zukunft lieber versuchen, nach und nach euch mit den Templern des britischen Ritus gut zustellen. Und ich werde dann jetzt anfangen... alles zu ordnen.“

In diesem Moment fiel mir Marius wieder ein, von ihm hatte ich seit Ewigkeiten nichts mehr gehört. „Tobias, sagen sie mal, haben sie etwas von meinem Ex gehört? Mir fällt auf, dass ich schon lange keine Nachricht mehr von ihm bekommen habe!“ fragte ich den Großmeister nun.

„Ab und zu telefoniere ich mit ihm, aber er ist immer sehr kurz angebunden. Ich mache mir tatsächlich auch Sorgen um ihn. Vielleicht rufst du ihn an oder fährst mal direkt bei ihm vorbei. Seit er befreit ist, hat er sich sehr zurück gezogen. Ich meine, er war ja schon immer etwas seltsam, doch seit neuestem... ich weiß nicht. Vielleicht kannst du ja aus ihm schlau werden!“ meinte er nur.

„Ich denke, dass ist eine gute Idee. Vielleicht mag Yannick auch mitkommen. Die beiden sollten sich eh wieder annähern. Es war ja sonst auch immer sehr friedlich zwischen uns.“ sagte ich jetzt grüblerisch und machte mir schon eine Liste, wann ich was zu erledigen hatte.

Ich verabschiedete mich jetzt von beiden und ging zu Laura. Sie sah mich traurig an. „Du gehst dann bald, ja? Entschuldige, ich hatte das gerade im Vorübergehen gehört. Auf der einen Seite finde ich es total spannend, dass du es wagst. Aber ich wüsste nicht, ob ich mir das zutrauen würde!“ meinte sie dann anerkennend.

„Der Schritt ist nicht leicht und Tobias und William haben es mir gerade auch nicht leichter gemacht.“ seufzte ich nur. „Dann heißt es jetzt für mich, dass ich allmählich alle kleinen Pläne in die Tat umsetze und dann... werde ich wieder zu meinem Verlobten reisen!“ Laura sah mich immer noch traurig an. „Ich bin neidisch, Alex. Wirklich! Weißt du eigentlich, sobald du nur in Gedanken bei ihm bist oder seinen Namen erwähnst, dann strahlst du regelrecht. So eine Liebe würde ich auch gerne finden!“ und ich sah, wie ihr eine Träne über die Wange lief.

„Laura, du bist jetzt 22 Jahre alt, du wirst sie sicherlich noch finden. Aber, auch wenn es dumm klingt, suche nicht zwanghaft danach, dann klappt es definitiv nicht. Und ich bin mir sicher, du wirst deinen Traummann auch noch finden!“ ich nahm sie in den Arm, mehr konnte ich nicht tun. Um sie vom Thema abzulenken, fragte ich nach den Büchern und Unterlagen, aus denen sie die Informationen hatte. Sie erzählte mir dann, dass das Hausmädchen, welches sich so beschwerte, Fiona Wakefield hieß und viele Jahre bei Jenny im Haus gedient hatte. Das würde mir dann sicher auch ein bisschen weiter helfen.

Kapitel 35

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Sachen ordnen und den Ex wieder einnorden!



Als ich mit den Papieren unterm Arm in mein Büro marschierte, kam mir Raffael entgegen. „Wann wolltest du MICH in diese überstürzten Pläne einweihen?“ meckerte er mich plötzlich an, völlig aus dem Konzept gebracht, starrte ich ihn nur an. „Was?“ fragte ich einfach.

„Dass du jetzt schon gehen willst. Ich dachte, es würde noch ein wenig dauern. Das hast du die ganze Zeit immer wieder betont!“ er funkelte mich jetzt echt böse an. „Raffael, ich habe noch nicht einmal über ein konkretes Datum nachgedacht. Es war eben gerade in Williams Büro einfach nur ein Gedanke und diesen werde ich langsam in die Tat umsetzen. Ich bin doch nicht gleich morgen früh weg! Was denkst du denn?“

„Aha, ich hoffe, du weihst mich das nächste mal eher ein.“ maulte er weiter rum und ließ mich stehen. Das hatte mir jetzt noch gefehlt, einen motzenden besten Freund an meiner Seite, der meinen Entschluss nicht gut fand. Mist. Ich sah ihm nach und ging dann kopfschüttelnd in mein Büro weiter.

Ich kramte mir jetzt einfach alles hervor, was ich in den letzten Wochen und Monaten geschrieben und gefunden hatte und breitete es auf dem großen Tisch in der Mitte aus. Die Seekarten von Shay brauchte ich ja jetzt nicht mehr, oder doch? Diese Geschichte mit Anticosti war mir nicht geheuer. Ich hoffte, dass Faith eventuell ihrem Mann von diesen Träumen berichtete und ihn einweihte. Vielleicht wüsste er ja wirklich etwas über diese Höhlen dort.

Die Artefakte waren jetzt also alle beisammen, bis auf EINEN Armreif. Innerlich war ich ziemlich angespannt, ich würde zu gerne wissen, was passiert, wenn wir die Teile zusammen führen!

Ich nahm mir ein Blatt und einen Bleistift und begann die Liste anzufertigen. Ich musste mit Marius sprechen, der Notar musste kontaktiert werden, damit mein Sohn die Wohnung bekam, ich musste mir überlegen, wie ich hier... man muss es so sagen... sterben würde! Für die normale Bevölkerung gab es diese Zeitreisen nicht, dass war alles frei erfunden für sie. Imke wusste Bescheid, doch auch sie würde ich noch unterrichten, zumal ich davon ausging, dass auch Yannick sich bei ihr melden wird.

Kleinigkeiten wie mein Auto abmelden oder ummelden, oder einfach meine persönlichen Sachen ordnen. Und dann fiel mir ein, dass ich noch dringend eine Liste brauchte, was ich dann mitnehmen würde! Was die Kleider und so betraf, wusste ich es ja schon. Da standen schon drei Truhen bereit. Doch was noch? Ich fasste den Entschluss, dass ich eine gesicherte Kiste aus schwerem Metall mitnehmen würde. Dort kämen dann Sachen wie einige Fotos hinein zum Beispiel, auch würde ich, so blöd es klingen mag, mein Handy mitnehmen. Mit diesen Überlegungen ordnete ich meine wirren Gedanken und konnte ein wenig zur Ruhe kommen!

Es war 19 Uhr als mich mein Sohn aus meinen Gedanken riss. „Mom, alles in Ordnung? Du siehst so abwesend wieder aus.“ fragte er leicht besorgt. Ich sah überrascht zu ihm auf, ich hatte gerade in dem Tagebuch der Hausangestellten Fiona gelesen. „Oh, ja es ist alles ok. Ich habe nur gelesen. Aber wir beide werden in den nächsten Tagen und Wochen einiges zu erledigen haben!“ grinste ich ihn an. „Ich hatte vorhin ein Gespräch mit William und Tobias. Wir haben leider festgestellt, dass ich das letzte Artefakt HIER nicht bekomme. Im Umkehrschluss heißt das, dass ich zu Haytham reisen werde und das wird dann wohl auch mein letztes Mal sein. Und nein, das passiert nicht gleich morgen. Keine Sorge.“ ich sah, dass er schon mit entsetzten großen Augen etwas erwidern wollte.

„Und wann wird es soweit sein?“ fragte er mich traurig und mir brach mal wieder mein Herz. War es das wirklich wert? Diese Frage ging mir immer und immer wieder durch den Kopf. „Yannick das weiß ich noch nicht. Aber es wird noch dauern und bis dahin, bin ich ganz für dich da. Wir sollten aber mal deinen Vater anrufen, der hat sich schon ewig nicht mehr gemeldet. Oder hast du etwas von ihm gehört?“

„Nein, habe ich nicht. Hatte mich zwar gewundert, doch so wie er sich letztes Jahr verhalten hat, habe ich eigentlich nicht das Bedürfnis, mich mit ihm zu beschäftigen.“ er hatte Recht, es war nicht schön, was alles vorgefallen war. Doch Marius konnte nichts dafür und ich versuchte es Yannick auch noch einmal zu erklären. Mein Sohn hat ja selber gemerkt, wie es sich anfühlt, wenn man besessen ist.

Seufzend sah er mich nur an. „Du hast Recht. Aber was soll ich dann sagen?“

„Das weiß ich auch nicht, lass es auf uns zukommen.“ Und so fuhr ich den Rechner hier runter und machte das Licht aus und wir fuhren nach Hause. Dort angekommen wartete Melissa bereits, sie hatte uns schon Essen fertig gemacht. Und ich spürte meinen leeren Magen verdächtig knurren!

„Du bist ein Schatz!“ kam es von Yannick und mir gleichzeitig. Lange blieb ich nicht auf, denn ich war todmüde und wollte endlich wieder schlafen!

 

20. Januar 2021


Die Nacht war kurz und traumlos, was ich irgendwie schade fand. Nur mein Templer war wie so oft bei mir gewesen und ich musste grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Ich erspare euch die Details einfach...

Als ich meine Koffeindosis inne hatte, setzte ich mich ans Handy und rief bei Marius an. Es dauerte eine Weile, bis er ran ging und er hörte sich seltsam an. So als wäre er krank. „Hey, Marius. Ich bins, Alex. Wie gehts dir? Wir haben ja ewig nichts von dir gehört. Ist alles in Ordnung bei dir?“ es folgte eine Stille, die schon unheimlich war.

„Ja... mir geht es gut.“ kam es dann knapp von ihm. „Das hört sich aber nicht so an.“ antwortete ich dann einfach.

„Alex, ich... du hast gesagt, dass diese Wesen einem eine Fähigkeit oder Eigenschaft hinterlassen, richtig?“ fragte er sehr vorsichtig.

„Das stimmt, hast du auch eine? Aber warum hast du denn nichts gesagt?“ ich war auf der einen Seite begeistert, dass auch er jetzt ein Geschenk hatte, doch auf der anderen Seite fand ich seine Art und Weise zu beunruhigend.

„Ich kann Gedanken lesen, oder besser gesagt, ich kann sie HÖREN!“ sagte er leise. „Du kannst... aber das ist doch fantastisch! Du kannst damit...“ doch weiter kam ich nicht.

„Du verstehst nicht! Ich kann es nicht abstellen! Ich höre die ganze Zeit, 24 Stunden am Tag diese Stimmen. Egal wo ich bin, egal ob direkt auf der Straße oder am Telefon... ich kann sogar gerade DEINE Gedanken lesen! Und danke, dass du dir solche Sorgen um mich machst!“ meinte er jetzt ironisch.

Dann musste ich mich wohl verschließen und ich verbannte mich in mein kleines Dachgeschoss und schloss die Tür. „Hast du vielleicht schon einmal mit einem Psychologen gesprochen? Denn es gibt doch sicherlich...“ doch auch jetzt strich er mir über den Mund.

„Ja, habe ich. Was glaubst du, was ich in den letzten Monaten getan habe? Hier herumsitzen und Däumchen drehen?“ fauchte mein Ex mich jetzt an. „Alex, es ist... ich höre gerade nichts mehr von dir! Hast du etwa... Oh stimmt ja, du kannst dich ja verschließen. Vielleicht geht das ja umgekehrt auch so? Könntest du mir das nicht ein wenig zeigen? Bitte... ich drehe hier noch durch!“ Also schön... wir verabredeten uns und ich wollte am Nachmittag dann mit Yannick bei ihm sein.

Als ich aufgelegt hatte, machte ich mich auf den Weg zu Tobias. Ich wollte ihm von der Misere meines Ex erzählen, in der Hoffnung, dass vielleicht ein paar Experten aus seinen Reihen noch eine Idee hätten. Überrascht öffnete er die Tür zu seinem Büro und begrüßte mich freudig. „Alex, schön dass du vorbeikommst. Ich habe übrigens großartige Neuigkeiten!“ schoss er gleich drauf los.

„Tobias, ich... warum immer das DU?“ fragte ich jetzt einfach, weil es mir immer noch ein wenig unangenehm war. Seine Augen wurden groß und sahen mich fragend an. „Warum nicht? Es... irgendwie hat mein Verstand nichts anderes zugelassen. Ehrlich gesagt, eine Erklärung gibt es nicht dafür. Also? Bleiben wir dabei?“ er streckte mir seine Hand entgegen und ich nahm sie. „Ok, wir bleiben dabei... Tobias. Ich werde mich wohl noch daran gewöhnen müssen!“ grinste ich breit.

Als ich vor seinem Schreibtisch saß, erzählte ich von meinem Ex und erklärte, dass ich mir ernsthafte Sorgen machte. „Das hört sich wirklich nicht gut an. Aber ich denke, fahr heute hin und mach dir ein Bild von seinem körperlichen und geistigen Zustand. Wenn du der Meinung bist, dass er bedrohlich ist, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen! Ich hoffe, ich muss ihn nicht einweisen lassen!“ er schüttelte traurig den Kopf. Auch erklärte ich dem CEO, dass ich nun mein Leben hier langsam abschließen werde. Den Punkt, an dem ich mein Ableben vortäuschen musste, ließ ich aber vorerst noch aus.

„Du wirst eine großartige Zeit haben, davon bin ich überzeugt. Master Kenway wird sicherlich ein guter Mann für dich sein. Aber ich hoffe, du vergisst uns nicht alle?“ schief grinsend sah er mich an. „Nein, wie könnte ich dich, Marie oder die anderen hier vergessen?“ ich lächelte ihn meinerseits an.

Kapitel 36

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Eine Hochzeit, ein Ex und ein letzter Traum!



„Oh... das wollte ich dir doch erzählen, Alex... also... ich... wir... Marie und ich... also... es ist so...“ druckste er herum und sah mich hilfesuchend an, doch ich wusste beim besten Willen nicht, was denn jetzt kam. „Wir wollen heiraten!“ platzte es aus ihm heraus und dabei leuchteten seine Augen voller Vorfreude.

„Das... Tobias... das ist toll... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll?“ ich stand auf und auch er hatte sich bereits erhoben. Meine Arme schlangen sich um ihn und ich beglückwünschte ihn einfach nur. „Ich wünsche dir und Marie alles alles erdenklich Gute! Aber ich hoffe, ihr heiratet noch, solange ich hier bin?“

„Auf jeden Fall, Marie würde dich gerne als ihre Trauzeugin haben!“ sagte er jetzt etwas zögerlich, weil er nicht wusste, ob sie mir das nicht lieber persönlich gesagt hätte. Ich sah ihn nur an und nickte mit Tränen in den Augen. „Ich freue mich!“ brachte ich erstickt raus.

Er lud mich noch zum Essen am morgigen Abend ein, dort wollten die beiden dann ein paar Einzelheiten mit mir besprechen. Ich verabschiedete mich dann und machte mich auf den Weg ins Büro. Auf dem Weg dorthin rief ich noch den Notar an, um einen Termin mit ihm zu vereinbaren! Es würde sowieso dann noch dauern, bis die Umschreibung durch ist, also konnte ich schon jetzt die Schenkung fertig machen lassen!

Wieder ein Punkt auf meiner imaginären To-Do-Liste den ich abhaken konnte. Im Büro war Alltag und alle gingen ihren üblichen Tätigkeiten nach. Yannick sah ich den ganzen Vormittag nicht mehr, erst gegen ein Uhr Mittags kam er rein und sah genervt aus. „Was ist los? Ist was schiefgelaufen, oder waren mal wieder die Kunden ungenießbar?“ grinste ich ihn an, ich wusste, dass er auf Außendienstaufträge mitgenommen wurde und nicht immer begeistert von diesen nichtwissenden Rentnern war.

„Du glaubst gar nicht, wie blöd sich manche Menschen anstellen können. Die können nicht mal ein Kabel irgendwo platzieren, diese Dame heute zum Beispiel hatte ihren Router zerstört, weil angeblich der Stecker zu groß war. Sie hat, ungelogen, dass Ding aufgebrochen um das Kabel hinein zubekommen!“ er schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte seinen Kopf. Doch ich sah, er musste lachen...

„Immer ruhig bleiben, mein Sohn.“ und ich musste bei diesen Bildern in meinem Kopf auch lachen.

„Hast du heute Nachmittag etwas vor?“ fragte ich ihn jetzt, denn ich wollte Yannick ja mit zu Marius nehmen. Alarmiert sah er mich an „Was ist los, Mum? Ist wer gestorben?“ fragte er mich ängstlich.

„Nein... ich wollte nur wissen, ob du mit zu deinem Vater kommen möchtest. Ihm scheint es nicht so gut zu gehen im Moment!“ Also erzählte ich von dieser Gedanken-Hören-Fähigkeit und dass ich ihm gerne helfen möchte. „Ach, daher weht der Wind. Ja, ich komme mit. Vielleicht kann ich ihm ja auch helfen, WIE weiß ich zwar noch nicht, aber das wird sich sicherlich zeigen!“ meinte er zuversichtlich. Meine Erziehung ist nicht völlig fehlgeschlagen!, schoss es mir durch den Kopf.

Um drei Uhr machten wir uns dann auf den Weg Richtung meines Ex. Als wir vor der Tür standen, dauerte es eine Weile, bis er öffnete. Sein Anblick erschreckte mich, er sah aus, wie Tod auf Latschen! Augenringe, blass und abgemagert, so stand er vor uns und ließ uns eintreten. In seiner Wohnung herrschte völliges Chaos und... es sah aus wie in einer Messie-Wohnung!

„Marius... was... du meine Güte!“ brachte ich nur raus und sah mich leicht angeekelt um. „Ich kann mich auf nichts konzentrieren... ich hab mich hier eingeschlossen... diese Stimmen... Es ist der Horror!“ er ließ sich schwerfällig auf das... nunja, es war wohl mal ein Sofa fallen und fing an, uns sein Leid zu klagen. Er fand seit Monaten keinen Schlaf, er hörte durchgehend Stimmen... Marius hatte mit seinem Hausarzt schon darüber gesprochen, doch dieser hatte ihm irgendwelche Medikamente aufgeschrieben, welche den Zustand noch verschlimmerten. Dann hatte er bereits einen Psychologen aufgesucht, der konnte ihm aber auch nicht helfen. Es muss schlimm für ihn sein, also beschlossen wir, ihm einige Techniken zu zeigen und zu erklären. Vielleicht würden sie ja auch in der umgekehrten Version helfen.

Ich versuchte es, bis in die Abendstunde mit Marius und er schien Fortschritte zu machen. Doch es würde noch ein weiter Weg sein und noch lange dauern. Doch ich war zuversichtlich!

Wir verabredeten uns für die nächsten Tage... Es würden einige Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen, bis er sich so unter Kontrolle hatte. Als ich dann endlich zuhause war, fiel ich einfach nur noch auf mein Bett und wäre am liebsten eingeschlafen. Doch ich musste mich wenigstens noch ausziehen und danach ließ ich mich in die Laken fallen.

… Wir sind hier noch nicht fertig … waren die letzten und die ersten Worte, die ich wieder vernahm und sah meine Freundin an. Sie schüttelte verwirrt den Kopf und ich ebenso.

Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich in diese Träume eingreifen konnte, ich fragte sie, ob sie mit Shay über diese Koordinaten gesprochen hätte. „Nein, ich... hatte keine Gelegenheit dazu...“ aber irgend etwas schien sie zu irritieren, sie schüttelte den Kopf.

„Ach Mist, ich hatte gehofft, dass wir wenigstens so weiterkommen!“ doch jetzt ließ ich es mir nicht nehmen und erzählte ihr, wie unsere bisherigen Ermittlungen gelaufen waren. Mit großen Augen sah sie mich an, sagte aber nichts. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit dann fertig war, ließ sie sich auf die schmale Steinstufe sinken und schüttelte nur mit dem Kopf!

„Alex... das ist... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hänge immer noch im Fort Arsenal und habe keinerlei größere Fortschritte gemacht. Bis auf die Tatsache, dass Shay und ich noch ein Kind bekommen haben und... heißt das, du kommst bald zu uns zurück?“ jetzt sah ich in ihren Augen diesen Hoffnungsfunken aufflackern und in ihrer Stimme klang Trauer mit... etwas stimmte nicht!

„Ja, das heißt es. Aber bitte, versprich mir, dass du es noch nicht Haytham sagst. Ich will nicht, dass er sich Hoffnung macht und ich sie nicht erfüllen kann, weil doch noch etwas dazwischen kommt!“ bat ich Faith und nahm ihre Hand in meine. Für einen kurzen Moment sahen wir uns einfach nur an und dann... lagen wir uns in den Armen... ich konnte sie wieder schmecken, ich konnte sie riechen...

„Ihr seid beide auf dem richtigen Weg... verfolgt eure Ziele weiterhin und ihr werdet dort ankommen, wo ihr gebraucht werdet!“ hörten wir beide diese leise Frauenstimme!

„Es dauert nicht mehr lange und ihr beide werdet euch einem weiteren Schritt gegenüber sehen, der euch neue Erkenntnis bescheren wird!“ kam es jetzt von einer männlichen Stimme, die mir vertraut vorkam... war es Loki? Das wäre ja logisch und auch möglich. Doch wie immer... diese kryptischen Botschaften konnten ALLES bedeuten... Verdammt.

„Alex, hat Freya auch etwas damit zu tun?“ fragte mich meine Freundin. „Ja, vermutlich, auch von ihr muss ein Schmuckstück eingesetzt werden. Aber, wie ich schon sagte, keine Angst. Deine Kette wird nicht angetastet!“ ich lächelte sie zuversichtlich an...

Mit einem Male jedoch wurde ich von der Schottin weggerissen und ich vernahm noch die Worte „Jetzt ist es aber auch wieder genug... wir wollen nicht auf ewig warten müssen!“


Was zum... Verdammt! Ich erwachte schweißgebadet in meinem Bett und versuchte alles an wirren Gedanken zu ordnen. Doch das war leichter gesagt als getan! War das jetzt mein letzter Traum mit ihr? Das konnte unmöglich sein, ich hoffte, dass ich dadurch auch mit William kommunizieren könnte, wenn ich erst einmal das letzte Artefakt in den Händen hatte.

Tief in mir regte sich plötzlich etwas... Dein Ansatz ist der richtige! Vertraue darauf! Aber es war nicht Edward der mir Zuversicht gab, es war... keine Ahnung. Diese Stimme war mir nicht vertraut. Ich schüttelte mich, es war mehr als unheimlich mittlerweile. Mir fiel wieder ein, dass diese Träume erst einsetzten, als ich ihr Buch gefunden hatte und darin gelesen hatte!

Was für eine Art Magie musste dahinter stecken? Oder besser Macht, denn Magie... das klang kitschig und dumm! Langsam stieg ich aus dem Bett und ich hatte immer noch Faiths Geschmack auf den Lippen, versonnen strich ich mir darüber und lächelte selig... diese Verbundenheit war für mich etwas ganz neues, aber ich genoss es einfach!

Doch der Alltag forderte meine Aufmerksamkeit und ich musste mich um die Planung meiner Abreise kümmern. Schwer seufzend ging ich ins Badezimmer und plötzlich fing ich an, diese doch so alltäglichen Dinge zu verinnerlichen. Ich genoss sie und nahm sie in mich auf, bald würde ich sie nicht mehr haben!

Meine Küche... mein Kaffee... ich grinste und dachte an Haytham, welcher ebenfalls immer lächelte, sobald ich eine Kaffeetasse in der Hand hielt. Er konnte es sich nicht erklären, welche Faszination von diesem Getränk für mich ausging. Haytham... mein Templer... mein Verlobter... ich sah seine grauen Augen auf mir ruhen...

„Guten Morgen!“ kam es räuspernd von der Tür und ich schrak zusammen. Yannick war auch schon auf und machte sich für die Arbeit fertig. Melissa würde zuhause bleiben, sie hatte sich eine fiese Grippe eingefangen, meinte mein Sohn. Also fing ich an, ihr das Rund-um-Sorglos-Paket zu verabreichen... wir hatten da so eine Tradition... Tee mit Honig, nasse Handtücher auf der Heizung mit Heilöl und Dampfbäder! Achja... und das Einreiben mit Erkältungsbalsam nicht vergessen.

Als unsere Wohnung nach einer Stunde von diesem wahnsinnigen Mentholgeruch erfüllt war und meine zukünftige Schwiegertochter wohlbehütet in ihrem Bett schlummerte, machte ich mich auf zum Büro.

 

Kapitel 37

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Ein Ende mit Schrecken?

5. April 2021



Ende März hielt ich endlich das restaurierte Schwert meines Verlobten in der Hand. Imke hatte es abgeholt und Herr Grondau hatte nicht zu viel versprochen. Er hatte es hinbekommen, dass es wie neu aussah! Ich selber hatte es ja noch nie gesehen, aber ich hoffte, dass es ein gewisses Ebenbild war. Denn es sah wirklich wunderschön aus und wenn ich mir Edward vorstellte...

„Das ist es... wir haben es wieder! Haytham wird sich sicher freuen! Auch wenn er es nicht gleich so zeigen wird, doch... es wird ihn freuen! Alex... ich kann dir nicht genug danken! Mein Sohn wird eine weitere kleine Erinnerung an mich haben und … ich kann mich dort verewigen!“ Mehr sagte er nicht, sondern mein Pirat verschwand in diesem Nebel und ließ mich ein wenig verwirrt zurück...

Wie konnte man jemanden so vermissen, obwohl man ihn nicht wirklich liebte, sondern... einfach gern hatte oder... ach was weiß ich … in diesem Moment vermisste ich wie so oft mal wieder alles...

Doch der Alltag holte mich schneller ein, als mir lieb war!

Die Monate begannen sich hinzuziehen, denn die Wohnung war zwar schon überschrieben, doch das Katasteramt ließ auf sich warten. Die Eintragung hatte sage und schreibe 3 Monate gedauert! Wenn ich auch so lahmarschig arbeiten würde, wäre ich schon längst gefeuert worden!

Das Essen mit Tobias und seiner Verlobten war ein voller Erfolg und sie war ihm damals auch nicht böse, dass er es mir schon gesagt hat. Also war ich jetzt offiziell die Trauzeugin von Mrs. de Scudéry! Wer hätte das noch vor eineinhalb Jahren gedacht?

Ich hatte meine Friedenswelle weiter ausarbeiten können und hatte auch in Frankreich einige Ordensteile mit ins Boot holen können. Und in Amerika waren wir gerade am Anfang, doch es sah vielversprechend aus, denn die Templer dort würden genauso von unseren Erkenntnissen profitieren. Doch machten mir dort die ansässigen Bruderschaften immer wieder das Leben schwer. Ich hatte mittlerweile einige Verbündete dort in beiden Bünden und hoffte, sie würden stark genug sein, mein Werk fortzusetzen.

Heute hatte ich wieder eine Verabredung mit Marius! Wir wollten weiter an seiner Gedankenkontrolle arbeiten. Er hatte gute Fortschritte gemacht und auch sah er etwas erholter aus. Mein Ex hatte Verstärkung von einigen Freunden bekommen, die versuchten ihn abzulenken.

Wir saßen in einem Café in der Fußgänger-Zone und ich ließ ihn die Passanten beobachten. „Was hörst du?“ fragte ich einfach drauf los. „Nicht viel, wenn ich ehrlich bin... doch es ist, als würde ich böse Gedanken eher wahrnehmen, als die guten!“

„Das wäre natürlich genau DIE Fähigkeit, die auch sehr nützlich ist. Du kannst so dein Gegenüber schneller überführen, denk mal darüber nach!“ meinte ich anerkennend. Damit hätte er bei Verhören die Überhand.

„Das mag ja alles sein, aber... ich will GAR NICHTS mehr hören!“ meinte er maulig und ich konnte es nachvollziehen. „Ich weiß, Marius. Aber bis es soweit ist, brauchst du noch Geduld. Du bist schon so weit gekommen, den Rest wirst du auch noch schaffen!“ meinte ich leicht hin.

„Wenn du das sagst!“ kam es nur knapp von ihm. Wir saßen noch eine Weile so dort, bis sich mein Ex plötzlich einfach verabschiedete und ging. Es sah so aus, als ob er jemanden gesehen hätte und hinterher wollte. Etwas erstaunt sah ich ihm nach, aber ich dachte mir nichts dabei und bezahlte stattdessen einfach die Rechnung und ging ebenfalls.


 

14. Mai 2021




Nach dem letzten Treffen mit meinem Ex hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Leider fehlte mir auch die Zeit dazu, da ich Yannick half beim Lernen für seine Zwischenprüfung. Mein Sohn war völlig neben der Spur deswegen und war ungenießbar. „Jetzt reiß dich zusammen, Yannick. Bei Odin, es ist nur die Zwischenprüfung, keine Hinrichtung!“ meinte ich irgendwann genervt.

„Das sagst du so einfach, du hast doch keine Ahnung...“ maulte er mich an... „Oh doch, ich habe eine Ahnung... auch ich habe vor einigen Jahren so etwas machen müssen! Also erzähl mir nichts!“ meckerte ich zurück.

„Ja, genau und dein Schulweg ging über die Pyrenäen im tiefsten Schnee ohne Schuhe... ja ne is klar!“ ohhhh.... sein Sarkasmus war grandios und ich lachte einfach nur los. „Genau... bei Wind und Wetter und überhaupt waren wir zig Stunden unterwegs.“ meinte ich dann nur noch... und nahm ihn in den Arm.

„Mom... ich schaff das nicht!“ kam es leise von ihm. „Doch... du schaffst das! Ich glaube an dich!“ ich drückte ihn an mich und atmete seinen Geruch ein... auch den würde ich bald nicht mehr haben. Wisst ihr was eigenartig ist? Man weiß, wie seine Kinder riechen, man kennt diesen Duft von der Geburt an und vergisst ihn NIE! Und jetzt stiegen mir wieder Tränen in die Augen, würde auch er irgendwann ein Kind haben und dasselbe denken?

„Ich hab dich lieb, Yannick und du wirst das meistern, da bin ich mir sicher!“ aufmunternd sah ich ihm in die Augen! Er atmete tief durch und sah mich an. „Es kann ja nicht so schwer sein, andere haben es ja auch geschafft!“ sagte er mit gestrafften Schultern und wir brüteten noch einige Zeit über den Büchern.


 

2. Juli 2021




Mein Sohn hatte seine Prüfungen erfolgreich abgeschlossen und war entsprechend in Feierlaune über Monate. Es war halt ein Etappen-Ziel und ich konnte es nachvollziehen, so ging es mir damals auch.

Doch mir machte zunehmend mein Ex Sorgen. Er verfiel in eine Art Lethargie... ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann vermute ich, dass es Depressionen waren. Ich mochte mir nicht vorstellen, wie er sich mit diesen Stimmen und dem ganzen emotionalen Ballast von Fremden fühlen mochte. Tauschen wollte ich nicht, doch Marius fand keinen Weg hinaus. Wie auch? Es gab niemanden, der ihm helfen konnte.

Heute morgen bekam ich von Tobias dann den Anruf, ich solle bitte sofort vorbeikommen! Es war gerade mal 8 Uhr und ich schmiss mich nur schnell in meine Sachen. Was konnte denn nun so wichtig sein... fragte ich mich auf dem Weg zu Abstergo!

Als ich oben vor seinem Büro ankam, konnte ich spüren, dass etwas passiert war. Alle Anwesenden warfen mir besorgte und traurige Blicke zu. WAS war denn hier los?

„Alex, gut dass du da bist...“ mehr sagte Tobias nicht und schob mich in sein Büro und schloss leise die Tür. Als ich auf dem Sofa saß, nahm er neben mir Platz und ich sah, dass er nach Worten suchte.

„Tobias! Bitte! WAS ist hier los?“ ich wurde nervös und hatte die schlimmsten Horrorszenarien im Kopf. „Alex... ich... ich wurde gerade von der Polizei benachrichtigt, dass man... also... Marius hat sich das Leben genommen!“ sagte er nur und nahm meine Hand...

„Was? Warum? Das ist unmöglich, das würde er nie tun!“ kam es nur aus meinem Mund... es waren Floskeln... nichts weiter... denn tief in mir hatte ich gewusst, dass Marius dieses Leiden nicht mehr lange erdulden würde. Es passte nicht zu ihm! „Aber ich habe doch... wir haben doch alles versucht...“ mir wurde schwindelig, ich dachte auch an die alten Zeiten mit meinem Ex-Verlobten zurück... er war kein schlechter Mensch...

„Er hat einen Brief hinterlassen, doch den hat die Polizei noch. Sie sagten, dass er für dich bestimmt sei.“ meinte der CEO jetzt einfach. „Aha... und warum hat man mich dann nicht als erstes mit informiert?“ fragte ich jetzt, das war wirklich etwas eigenartig.

„Das weiß ich nicht, seine Vermieterin hatte ihn gefunden und sie wusste von seiner Arbeitsstelle, aber von dir wusste sie nichts. Vielleicht liegt es daran! … ich habe doch keine Ahnung... ich bin selber gerade geschockt...“ sein Blick war mit einer Trauer getrübt, die ich ihm nicht zugetraut hätte.

„Ich muss Yannick noch Bescheid sagen und... ich weiß nicht, was ich noch machen soll?“ hilfesuchend sah ich Herrn Schäfer an und er nahm mich in den Arm. „Das werden wir alles in Ruhe hinbekommen, mach dir keine Sorgen!“

Die nächsten Stunden verliefen wie in Watte gepackt, ich funktionierte nur und machte alles automatisiert. Ob es nun Essen war oder Fragen beantworten, das war einerlei... ich agierte ferngesteuert. Irgendwann lag ich in meinem Bett und klammerte mich an das Buch meiner Freundin. Ich redete ununterbrochen mit ihr, ich hatte die Hoffnung, sie könnte mir eine Antwort geben oder mich trösten...

„Alex, das ist ja grauenhaft... es tut mir so leid für dich! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn ich dir sage, du schaffst das, wird es nicht genug sein! Doch wenn du wieder hier bist, dann kann ich ganz für dich da sein, ich verspreche es.“

„Faith... ich will nicht mehr so lange warten müssen! Ich bin es leid, immer und immer wieder alles aufschieben zu müssen. Alles zerrt an mir, meine Nerven machen nicht mehr mit und … ich vermisse Haytham so sehr!“ heulte ich nur noch...

Ich spürte ihre Arme um mich... ich fühlte ihre Wärme... es war wie Balsam für meine Seele und ich lag einfach dort und genoss meine Freundin und ihre Nähe...

Ich erwachte mit einem beruhigten Gefühl und ich wusste, dass ich nicht alleine war. Edward hatte sich zwar nicht mehr zu Wort gemeldet, doch ich ging davon aus, dass er wirklich nicht immer HIER war...

 

Kapitel 38 (XL!!

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Eine Hochzeit und ein Todesfall!

6. Juli 2021



Heute fand die Trauerfeier von Marius Engelhardt statt, dem Vater meines Sohnes. Es waren einige Trauergäste in der Kapelle, die mir und Yannick ihr Beileid aussprachen. Mein Sohn hielt sich tapfer, seit er erfahren hatte, dass sich sein Vater das Leben genommen hatte. Der Templer hatte es auf eine Art getan, welche sehr unschön ist. Er hatte sich in seiner Wohnung erschossen!

Seine Familie saß auf der anderen Seite der Stuhlreihe und sah mich hasserfüllt an. Ich war nicht verantwortlich für seinen Tod, doch es war mir nicht möglich ihnen die Wahrheit zu sagen. Also musste ich wohl mit diesem Gefühl von Hass leben. Doch mir tat mein Sohn leid, er konnte am allerwenigsten dafür und auch ihn sahen sie mit einem wütenden Lodern in den Augen an. Es tat mir in der Seele weh, also würde Yannick sich einfach von ihnen fernhalten müssen. Vielleicht würde irgendwann Gras über diese Gefühle gewachsen sein... eines Tages... vielleicht!

Die Urnenbeisetzung würde später stattfinden und dass auch nur anonym. So hatten es die Geschwister von Marius beschlossen. Mitspracherecht hatte ich natürlich nicht, wir waren nicht verheiratet. Aber man hätte zumindest Yannick einbeziehen können, doch... ach was soll ich sagen... es gibt Menschen, die einfach zu verbohrt sind.

Nach der Trauerfeier zerstreuten sich die Trauernden und ich ging mit Tobias, Marie, Yannick und William etwas essen. Wir wollten auf das Wohl meines Ex anstoßen, denn... die Götter oder diese Isu hatten ihm keine Chance gegeben. Sie hatten ihn mit dieser Gabe einfach überrannt. Ohne Vorwarnung... es war einfach zu viel für ihn, für einen einzelnen Menschen nicht schaffbar! Was hatte sich diese Rasse nur dabei gedacht?

Die nächsten Monate verbrachte ich unter anderem damit, Tobias auf den neuesten Stand zu bringen. Ich erzählte von meinen Reisen und eben meiner Verlobung. Warum ich nicht schon früher davon erzählt hätte, kam die berechtigte Frage. Doch ich konnte nur immer wieder sagen, dass ich nicht wusste, ob ich wirklich mein Vorhaben umsetzen konnte. Es war einfach ein Risiko und die ganze Vorbereitung hatte gedauert.

Während dieser Gespräche erklärte ich ihm, wie alles zustande kam und wie ich fühlte. Zwischendurch lächelte er mich einfach nur an, denn er fühlte genauso für Marie und aus diesem Grunde, verstand er wahrscheinlich auch am besten, warum ich wieder zurück musste.

Diese Gespräche taten mir gut, denn ich konnte jetzt alles erzählen, ich konnte die Templer mit einweihen und es war befreiend. Auch kam bei einem anderen Gespräch noch mein Mentor hinzu und plötzlich sah ich mich der Vorsitzenden des ältesten Rates der Templer in Deutschland gegenüber.

Frau Alberts war skeptisch, denn so eine Übereinkunft und Zusammenarbeit war für BEIDE Seite ungewohnt. Ich empfand sie mehr als nötig und wünschte mir das gleiche für die... Vergangenheit?

„Frau Frederickson. Es ist immer noch so unfassbar für uns, dass sie diese Schritte geschafft haben und ich muss ihnen danken. Ohne diese Hilfe und Unterstützung und vor allem diese Courage, ihr Vorhaben so kund zu tun, hätten beide Seiten vermutlich keinen Fortschritt gemacht.“ Sie sah mich an und ein sehr wohlwollendes Lächeln spielte in ihrem Gesicht. Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt und es tat gut, diese Anerkennung zu erfahren. Tief in mir hoffte ich, dass ich das wenigstens Ansatzweise auch im 18. Jahrhundert erreichen könnte, doch das gestaltete sich schwieriger.

Es gab noch einige Treffen mit den Obersten der Bruderschaften aus den Bundesländern und auch den Ordensteilen. Aber es entwickelte sich mit einem Male doch eine gewisse Symbiose. Beide Bünde wollten das gleiche und plötzlich fanden beide Seiten zueinander. Ob es auf Dauer sein würde, konnte niemand sagen, doch es war ein Anfang!

 

6. September 2021
 

*** Die Hochzeit von Marie und Tobias ***



In den letzten Monaten hatte ich viel Zeit mit Yannick verbracht. Wir hatten uns ausführlich mit Depressionen beschäftigt, denn es war mir wichtig, dass mein Sohn wusste, an wen er sich wenden konnte, wenn es ihm mal schlecht ginge! Auch erklärte ich vermutlich zum tausendsten mal, dass es keine Schande ist, jemanden um Hilfe zu bitten. Im Gegenteil... such dir Hilfe, sprich mit Freunden... telefoniere... kommuniziere... das ist wichtig. Das alles waren Themen der letzten Monate. Ich wollte sichergehen, dass mein Sohn nicht untergehen würde.

Die Nacht vor Maries Hochzeit aber war mit einem Male schon um 4.30 Uhr beendet, weil die Braut plötzlich Panik hatte, sie könnte etwas vergessen haben! „Marie, ich bitte dich! Du hast nichts vergessen... du hast ein Kleid... die Sitzordnung ist geregelt... die Kirche ist geschmückt... das Essen ist unterwegs... Schätzchen... mach dir keine Sorgen... ich bin gleich bei dir!“ gab ich nur wie abgelesen von mir... „Alex, da fehlt noch was, ich weiß es... es ist bestimmt das Kleid... er wird es nicht mögen und mich dann einfach so stehen lassen! Alex... er wird nicht erscheinen!“ schrie sie mich förmlich an....

„Marie... NEIN! Jetzt hör mir zu... du setzt dich jetzt aufs Bett und ich bin gleich bei dir. Wo ist dein zukünftiger Mann denn gerade?“ fragte ich, ich ging davon aus, dass er nicht in der Wohnung war. „Der hat sich bestimmt heute Nacht eine andere gesucht und ist auf und davon!“ schluchzte sie mir ins Ohr.

„Bleib wo du bist... ich bin gleich da...“ und ich legte auf... so schnell war ich noch nie geduscht... so schnell hatte ich noch nie meinen Kaffee inhaliert... Yannick schlief noch... doch er würde später... viiiiiiel später dazu kommen, er hatte es gut. So machte ich mich dann auf den Weg mit meinem eigenen feinen Zwirn auf dem Arm...

Angekommen bei den beiden Eheleuten, machte ich mich daran, das kleine Häuflein Elend wieder aufzubauen! „Marie... Tobias liebt dich über alles... Glaub mir... Wir werden jetzt einen Sekt trinken, der beruhigt deine Nerven! Und dann... werde ich mit dir zusammen zur Kirche fahren... und dann werden wir dich in aller Ruhe einkleiden und alles wird so laufen, wie DU es dir gewünscht hast! Glaub mir... es kann nichts mehr schief gehen!“ ich hörte mich wie ein Mantra an und bei dem Gedanken musste ich schmunzeln... und dann... einige Zeit später...

… stand ich vor der kleinen schwarz gelockten Frau in dem wahr gewordenen Traum aus weißem Tüll. „Alex, wie sehe ich aus? Meinst du, ich kann so vor den Altar treten? Glaubst du, Tobias wird mich so nehmen? Oder sehe ich in diesem Kleid fett aus?“ plötzlich traten ihr Tränen in die Augen!

„Marie, ich bitte dich. Du siehst einfach fantastisch darin aus! Und glaub mir, der Großmeister würde dich auch in einem Kartoffelsack heiraten. Hauptsache DU bist bei ihm. Das war schon vom ersten Tag an so, wenn ich dich daran erinnern darf!“ gab ich ihr zu bedenken und sie sah mich mit einem freudigen Lächeln an. „Das sagst du jetzt nur so...“ meinte sie gespielt schmollend... Doch bei meinen eigenen Worten verfinsterten sich meine Gedanken … ich würde Haytham auch in einem Kartoffelsack ehelichen, wenn es sein müsste, er war einfach … ja, er war MEIN! Hauptsache, ER war da!

„Nein, ich meine das ernst. Und jetzt komm, wenn du noch länger hier stehst, verfällt Tobias noch zu Staub, ehe du JA sagen konntest!“ grinste ich sie breit an und sie musste lachen. Sie sah wunderschön aus, wenn sie so glücklich war! Ich nahm ihren Arm und wir gingen aus dem Vorraum der Kirche in den Mittelgang, dort wartete William, um sie zum Altar zu führen. In mir machten sich weitere dunkle Wolken breit... ich würde vermutlich alleine diesen Weg gehen, wenn ich meinen Templer heiraten würde.

„Hey Mom, was ist los?“ fragte mich mein Sohn, der unvermittelt neben mir aufgetaucht war. „Nichts... ich musste nur gerade an Haytham denken.“ gab ich ehrlich zu. „Du denkst über eure eventuelle Hochzeit nach?“ Eventuelle Hochzeit? Wir würden heiraten, das stand fest. Nur das WANN war ja nicht geklärt, wie auch?

„Yannick, ich werde ihn heiraten, nicht eventuell oder vielleicht. Es wird passieren.“ gab ich giftig als Antwort! Er schaute mich erschrocken an und begriff dann, WAS er gesagt hatte. „Das meinte ich doch gar nicht so, ich … also... Mom, bitte. Es tut mir leid.“ entschuldigend sah er mich an und nahm meine Hand. „Dann sag so etwas nicht einfach so. Worte haben eine größere Macht, als du denkst. Wähle sie weise!“ ich hörte mich an wie mein Templer in diesem Moment. Innerlich seufzte ich nur.

Mit Yannick in der Mitte schritten Melissa und ich jetzt hinter meinem Mentor und meiner Freundin her Richtung Altar. Die Anwesenden erhoben sich, als die Orgel anfing zu spielen. Es war Beneath Starry Skies  . Tobias hatte eine Vorliebe für solche Stücke und ich teilte sie mit ihm, genau wie Marie.

Vorne angekommen, nahmen mein Sohn und seine Freundin in der ersten Reihe Platz, ich stellte mich als Trauzeugin neben Marie. Tobias hatte einen Freund dabei, welcher diese Rolle übernahm. William übergab sie gekonnt an den CEO und setzte sich dann ebenfalls auf die erste Bank. Die Zeremonie an sich war wie alles kirchliche, ich hörte nur mit halbem Ohr zu, es lag mir einfach nicht. Doch diese Blicke der beiden Eheleute waren einfach unbezahlbar. Sie waren glücklich und voller Zuversicht und wieder einmal dachte ich, dass ich das Richtige damals getan hatte, Marie aus ihrer misslichen Lage hierher zu holen! Sie hatte sich schnell eingelebt und sich integriert, diese Frau war ein Naturtalent! Doch noch hatte sie sich nicht für eine Seite entschieden, sie hatte Einsicht in beide Gruppen bekommen und lernte immer noch, so schnell wurde man weder Assassine noch Templer! Ich bin gespannt, wie sich diese de Scudéry noch entwickeln wird.

„Sie dürfen ihre Frau jetzt küssen!“ kam es lächelnd vom Pfarrer und Tobias sah seine Angetraute lange an und gab ihr dann einen mehr als leidenschaftlichen Kuss. Von der schüchternen Marie war nichts mehr zu sehen, sie lag in seinen Armen und war... ja, sie war jetzt Frau Schäfer!

Dann drehten sie sich zu den versammelten Gästen und schritten langsam gen Ausgang. Wir reihten uns alle nach und nach ein und folgten ihnen. Wir hatten gemeinsam für eine nette Begrüßung draußen vor der Kirche gesorgt. Die Templer hatten ein Spalier aus Rittern mit Schwertern auf der einen Seite und auf der anderen Seite standen die Assassinen ebenfalls mit Schwertern. Dort mussten nun beide hindurch. Am Ende würde dann eine Flagge mit den vereinten Symbolen der beiden Gruppen auf sie warten. Diese mussten sie mit gemeinsamen Kräften entzwei reißen. Symbolisch dafür, dass es beide Seiten nur geben konnte, wenn die jeweils andere existierte. GEMEINSAM etwas erreichen! Ich bin jemand, dem Symbolik über alles geht und dieses Ritual ist auf meinem Mist gewachsen!!

Danach ging es zum Essen und Feiern in ein wunderschönes Schlosshotel hier in der Nähe. Ein echtes Ritterschloss und das Essen war entsprechend angeglichen, denn Marie wünschte sich ein wenig Heimat hier. Ich erwähnte, glaube ich bereits einmal, dass die Kochkünste des 18. Jahrhunderts großartig waren, oder? So stellt es euch auch jetzt wieder vor. Es war der Hammer und einfach lecker! Und ich konnte ohne Korsett richtig zuschlagen, es war erleichternd, keine Essen-wie-ein-Spatz-Diät sondern ESSEN!

Der Abend nahm den üblichen Verlauf.. Essen... Unterhaltungen... Eröffnung des Brautpaares... Reden schwingen... Alkohol... ihr wisst schon, es war ein rauschendes Fest, aber ich genoss es in vollen Zügen. Die ganze Zeit wich mir Rafael nicht von der Seite, das war mir den ganzen Tag schon aufgefallen. Er beäugte mich kritisch und sah mich forschend an. „Rafael, was ist los?“ fragte ich jetzt etwas genervt.

„Weißt du, ich musste den ganzen Tag daran denken, wie es ist, wenn du diesen Kenway heiraten wirst. Ich will nicht, dass du dann alleine bist, doch... woher sollen wir wissen, WANN es soweit ist und...“ ich fuhr ihm aber über den Mund. „Nein, ihr werdet dieses Risiko nicht eingehen und mir hinterher kommen! Das kann und will ich nicht zulassen. Wir wissen nicht, was dann noch passiert! Bitte, versprich mir das!“ meinte ich nur und er sah mich völlig erstaunt an.

„Ich dachte, du würdest es so wollen? Willst du wirklich ganz alleine dort stehen?“ er sah mich traurig an... nein, natürlich wollte ich nicht alleine dort vor dem Altar stehen, wenn es denn einer wäre. Doch... welch andere Wahl hatte ich? „Nein...“ gab ich kleinlaut zu, denn... „Rafael, ich habe Angst.“ kam es mir plötzlich über die Lippen!

Perplex sah er auf mich hinunter, nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mich lange an. „... du brauchst keine Angst haben! Dieser Mann liebt dich und würde vermutlich durch die Hölle für dich gehen!“ … das war nicht unbedingt das, wovor ich Angst hatte, doch diese Worte meines besten Freundes beruhigten mich dennoch gerade wieder und ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn!

„Du bist wie der große Bruder, den ich nicht hatte! Ich hab dich lieb!“ und damit drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und er nahm mich auch in die Arme und drückte mich ebenso. Ja, wir hatten eine sehr eigentümliche Beziehung, wir würden nie zusammen passen, aber wir würden uns immer unterstützen!

Es wurde noch eine lange Nacht und der Kater am nächsten Morgen war nicht von schlechten Eltern, doch ich wusste noch alles und mir war auch nicht schlecht. Aber mein Kopf fühlte sich an, als würde er durch keine Tür passen.

Kapitel 39

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Von korrupten Behörden und meiner Jackdaw

7. September 2021



Dem Brautpaar ging es ähnlich, doch sie hielten sich tapfer, sie würden jetzt in ihre Flitterwochen fliegen. Die beiden hatten beschlossen nach Amerika zu reisen, nach New York um genauer zu sein. Marie wollte in ihre „Heimat“ um zu sehen, was daraus geworden ist. Sie würde wahrscheinlich aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Wiedererkennen konnte sie kaum etwas, bis auf ein paar Gebäude.

Als sie dann beide im Taxi zum Flughafen saßen, stieg ich in mein Auto und machte mich auf den Weg ins Büro. Die letzten Tage hatte ich meine Arbeit schleifen lassen, Asche auf mein Haupt!

Die Schifffahrtsbehörde hatte mich angeschrieben, weil sie doch Wind von den Umbaumaßnahmen bekommen hatte. Dort musste ich in den nächsten Wochen noch vorstellig werden und klären, dass man mir die Jackdaw nicht stilllegt.

Meiner endgültigen Reise standen nur noch wenige Dinge im Weg und ich wurde zusehends nervöser! Ich hatte jetzt auch mit Tobias und William mein Ableben besprochen. Wir ließen es wie einen Unfall aussehen, so blöd wie es sich anhört. Ja, klischeemäßig, aber anders könnte ich wohl kaum hier weg. Mich als vermisst melden würde zu viele misstrauische Leute auf den Plan rufen!

Jetzt würde ich aber erst einmal nach Cuxhaven fahren und meine Brig beschützen. Ich freute mich darauf, sie wieder zusehen. Mein Mentor war nicht so begeistert, dass ich wieder einige Tage abwesend sein würde, doch es musste sein. „Alex, kann nicht einfach jemand anderes dort die Arbeiten überwachen? Musst du persönlich dorthin?“ fragte mein Mentor mich maulig. „Was hast du? Es ist nicht für lange und ich komme ja wieder.“ erwiderte ich etwas genervt, ich verstand nicht, warum ich nicht fahren sollte.

„Also schön, ich kann dich eh nicht davon abbringen. Aber du kannst das auch gleich mit einem neuen Auftrag abarbeiten. Wir haben eine Person, welche sich zwischen Bruderschaft und Orden stellt und sie versucht, gegeneinander auszuspielen. Da sollten wir einen Blick drauf werfen.“ gab er mir jetzt meine Anweisung und ich war damit einverstanden. Es war ein Kompromiss!


 

4. Oktober 2021




Ich stand im Trockendock bei meiner Jackdaw und staunte nicht schlecht, wie schnell die Arbeiten bisher verliefen. Man konnte schon jetzt fast nicht mehr erkennen, dass wir sie für die Gegenwart hatten umbauen lassen. Die Handwerker und die Zeichner hatten gute Arbeit geleistet.

„Ah, Frau Frederickson. Da sind sie ja.“ kam es von Herrn Jarusch, welcher hierher beordert worden ist, um das Ganze zu begutachten. „Herr Jarusch, schön sie endlich persönlich kennen zu lernen.“ meinte ich in etwas übertrieben freundlicher Art.

„Sie hatten nicht unrecht mit der Brig. Sie ist wirklich ein Schmuckstück!“ meinte er nun ohne Umschweife anerkennend. „Doch sie wissen auch, dass diese alten Schiffe in ein Museum gehören und wir nicht erlauben können, dass man mit ihnen noch umher segelt. Sie kennen die Vorschriften und die Gefahren dahinter.“

Das wusste ich nur zu gut, bisher hatten wir immer Glück, dass uns kein anderer Frachter oder ähnliches in die Quere kam. Doch nichts desto trotz musste ich sie jetzt vorerst zurückbauen lassen. „Das ist mir bewusst, Herr Jarusch. Aber ich hatte ihnen ja schon mitgeteilt, dass sie in ein Museum verbracht wird, wenn sie umgebaut ist. Ich möchte sie in ihrem, naja, fast originalen Zustand dort haben.“ erwiderte ich jetzt etwas bittend.

„Wohin genau soll sie ?“ fragte er jetzt und nahm sein Tablet in die Hand. „Sie sagten etwas von New York, wenn ich mich recht erinnere?“

„So ist es angedacht, ich werde die Jackdaw dort einem guten Freund überlassen, schweren Herzens.“ meinte ich jetzt, ein bisschen auf die Tränendrüse klappte meistens.

„Frau Frederickson, sie hängen an diesem Schiff. Warum wollen sie sie dann abgeben? Sie könnten sie so umgebaut doch belassen und könnten selber einige Touren damit bestreiten?“ er sah mich erstaunt an, weil er ja natürlich nicht meine Beweggründe kennen konnte.

„Auch wieder wahr. Aber mir fehlt dazu leider die Zeit. Meine Verpflichtungen bezüglich meiner Familie und meines Berufes nehmen mich voll in Anspruch und da wäre es schade, wenn die Jackdaw versauern würde, finden sie nicht?“ meinte ich jetzt logisch.

„Wie hatten sie sich die Überführung nach Amerika gedacht?“ und er nahm wieder sein Tablet in Augenschein. „Wir werden die Jackdaw im Schlepp dorthin bringen. Ich habe schon ein geeignetes Schiff für diesen Auftrag und das wäre es. Zur Not, sollten wir starke Unwetter haben, gibt es noch eine zweite kleinere Mannschaft, die die Brig dann übernehmen könnte.“ gab ich wahrheitsgemäß an. Er musste ja nicht wissen, dass das andere Schiff kurz darauf wieder hier sein wird und melden wird, dass ich leider nicht mehr lebe!

Wir wollten es so aussehen lassen, dass meine Brig mit dem anderen Schiff während eines Sturms kollidiert und sinkt und ich dabei schwer verletzt von Bord gehe! Alle Crewmitglieder sind bereits unterrichtet und wissen, was sie dann zu berichten haben! Sogar für Fotos und Videomaterial wird gesorgt!

Damit schien er zufrieden zu sein, aber nicht ganz. „Es wäre aber immer noch ein Hilfsmotor von Nöten auf der Jackdaw, damit ich sie damit loslassen kann, Frau Frederickson. OHNE geht es leider nicht! Und wie ich sehe, haben sie bereits die Krankenstation wieder umfunktioniert. DAS ist auch so ein Punkt...“ doch ich ließ ihn nicht ausreden.

„Herr Jarusch, die Krankenstation war mehr oder weniger schon baufällig. Und für die kurze Überfahrt bedarf es sicherlich keines hochrangigen Arztes. Zur Not hat das andere Schiff ja entsprechende Ausrüstung. Und diese Hilfsmotoren... die Brig wird doch eh geschleppt. Da sind sie doch gar nicht von Nöten!“ meinte ich jetzt nur.

Er seufzte nur. „Es sind aber die Vorschriften, gegen die kann ich nichts machen. In diesem jetzigen Zustand kann ich sie nicht freigeben! Es tut mir leid. Auch wenn ihr Argument bezüglich des Arztes und der Versorgung gerechtfertigt ist, müssen sie selber auf ihrem Schiff für die Pflege aufkommen können.“

Und was jetzt? Ich redete noch eine Weile weiter auf ihn ein, in der Hoffnung ihn umstimmen zu können. Doch er wurde zusehends ungeduldiger und irgendwann verabschiedete er sich nur mit den Worten „Frau Frederickson, erfüllen sie die Auflagen für die Überführung und sie können schon morgen aufbrechen. Ansonsten werde ich die Brig stilllegen, bis alles erledigt ist!“

Was für ein Sturkopf! Ich ging an Bord und sah nach dem Rechten. Aber da ich mich mit Zimmerei und solchen Dingen nicht auskannte, war ich nicht sicher, wie weit genau die Arbeiten nun waren.

Ich verabschiedete mich jetzt ebenfalls und machte mich auf in mein Hotel. Dort rief ich dann William an und berichtete von dem mehr als schlecht gelaufenen Gespräch mit Herrn Jarusch. „Alex, wie oft habe ich schon gesagt, rede nicht immer so viel und diskutiere die Leute nicht immer in Grund und Boden! Jetzt siehst du, was du davon hast!“ kam es etwas ungehalten von meinem Mentor.

„DAS weiß ich jetzt auch. Aber was nun?“ fragte ich eigentlich mehr mich selber, als meinen Gesprächspartner. „Woher soll ich das wissen. Wir müssen die Behörde irgendwie ruhigstellen, haben wir dort nicht irgend jemanden sitzen, der ein gutes Wort einlegen könnte?“ Fragte er mich jetzt, doch davon wusste ich nichts.

„Keine Ahnung, vielleicht frage ich mal bei Tobias nach? Könnte ja sein, dass die Templer dort gute Beziehungen haben. Wäre ja möglich.“ meinte ich zuversichtlich. „Vermutlich eine gute Idee, auch wenn ich... mich immer noch ein bisschen schwer damit tue.“ knirschte er mit den Zähnen, obwohl ich sagen muss, dass sich beide Bünde sehr gut angenähert hatten und die Zusammenarbeit bisher auch gut funktioniert.

Also rief ich bei Herrn Schäfer an und wurde auch gleich durchgereicht. „Ah, Alex. Schön von dir zu hören. Was macht deine Brig? Schon untergegangen?“ lachte er und hörte abrupt auf, als er merkte, dass das nicht wirklich witzig war. „Entschuldige...“ kam es nur.

„Nein schon gut, Tobias. Also... ich komme gleich auf den Punkt. Die wollen mir die Jackdaw stilllegen, wenn ich nicht zwei Hilfsmotoren und wenigstens eine kleine moderne Krankenstation habe! Aber das Problem ist, ich müsste das ja auch wieder ausbauen im 18. Jahrhundert und das geht ja nicht so einfach. Hast du oder besser habt IHR nicht jemanden bei der Schifffahrtsbehörde, der uns da etwas... nun ja... helfen könnte?“ fragte ich jetzt vorsichtig.

Ich hörte ein Glucksen... „Du meinst, du möchtest etwas Geld dort lassen, damit sie dich in Ruhe lassen? Habe ich das richtig verstanden?“ Wenn man es so nennen will...

„Ja, so ähnlich hatte ich mir das gedacht!“ meinte ich lachend. „Und? Gibt es eine Ansprechperson für mich vor Ort?“

„Die gibt es in der Tat. Es ist eine Frau Woyzeck, sie hat die Abteilung für die Zulassungen unter sich. Ich werde mal sehen, was ich tun kann. Ich ruf dich dann wieder an.“ und damit legte er auf.

Kapitel 40

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Es sind nur noch Kleinigkeiten...



Jetzt hieß es warten. Doch ich konnte die Zeit noch mit ein paar kleineren Recherchen verbringen. Ich musste mich immer noch mit der Planung auseinander setzen, wie wir den achten und letzten normalen Ring bekamen und wie es dann weitergehen würde. Tobias hatte nicht ganz Unrecht, als er sagte, wir sollten es dann abwarten. Irgendwie schienen diese Ringe miteinander und untereinander zu kommunizieren.

Edward hatte damals den Vergleich mit Zwillingen gebracht, die getrennt wurden und sich ein Leben lang suchen würden. So oder so ähnlich schien es wirklich zu sein. Doch ich musste, wenn ich dann bei Haytham war, ihn davon überzeugen, zu Jenny zu reisen. Aber ich hoffte einfach mal, dass er mir zustimmen wird. Unter anderem auch, weil er kein fremdes Schiff betreten bräuchte und die Kosten hielten sich dann auch in Grenzen.

Doch WANN sollten wir ihn holen? Hatte ich unendlich Zeit, oder musste ich jetzt eine Art Countdown runterzählen. Auch wunderte es mich, dass ich noch nicht wieder von Faith geträumt hatte. Waren diese Träume vielleicht doch nur eine Art grober Wegweiser, damit wir wussten wohin wir dann mussten? Ich hatte immer noch die Hoffnung, noch einmal von ihr zu träumen, dann könnte ich ihr vielleicht auch von meiner Theorie berichten.

Endlich klingelte mein Handy und Tobias war dran. „So, ich konnte jetzt mit der Dame sprechen. Gegen einen kleinen Obolus ließe sich da sicher das eine oder andere regeln. An welche Summe hattest du gedacht, oder besser, wie viel kannst du investieren?“ fragte er mich jetzt neugierig.

Oh, das war eine gute Frage, welche ich nicht beantworten konnte. Ich müsste vorher die Finanzen mit William abstecken! „Bessere Frage, Tobias. Mit wie viel muss ich rechnen, so ungefähr?“ kam es zögerlich von mir. Ich sah es schon vor mir... irgendwelche 5stelligen Beträge oder so...

„Nunja... so 2.000 solltest du vielleicht einplanen!“ mir stockte der Atem. „Ich hoffe doch und bitte lass mich nicht falsch liegen, dass wir hier nicht von noch mehr Nullen dahinter sprechen, sondern von normalen 4stelligen Beträgen sprechen?“ wollte ich jetzt etwas japsend wissen.

Lachend kam nur ein „So gierig sind die dort auch wieder nicht. Es sind wirklich nur die 2.000“ Wir machten ein Treffen mit besagter Dame für den nächsten Tag aus und ich hoffte, dass damit dann die Stilllegung vom Tisch wäre. „Melde dich dann, wenn du dort durch bist, Alex.“ meinte Tobias noch.

Dann telefonierte ich mit William und verkündete, dass ich dann mal eben das Spesenkonto plündern würde, damit mir meine Brig nicht weggenommen werden kann. Auch er hatte gedacht, ich spräche von zehntausender Beträgen, doch ich konnte ihn beruhigen und hörte ihn nur erleichtert seufzen am anderen Ende. „Dann will ich hoffen, dass es dabei bleibt und nicht noch andere unerwartete Kosten auf uns zukommen. Du kannst dich ja dann melden und berichten, wie das Gespräch gelaufen ist. Ich drücke dir die Daumen, dass die Jackdaw überführt werden darf.“ meinte mein Mentor nur.

So saß ich jetzt in meinem Hotel und wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Also schmiss ich mein Laptop an und suchte nach einer geeigneten Stelle, an der wir das Portal öffnen konnten. Es musste halt abgelegen sein, aber nicht so sehr, dass man meinen könnte, wir wären vom Kurs abgekommen. Dazu musste es auch noch eine Gegend sein, in der es des öfteren Stürme oder Unwetter gab. Es dauerte eine Weile, aber ich fand wonach ich suchte. Ich schrieb Rafael schon einmal an und teilte ihm die entsprechenden Koordinaten mit, damit er sie mit den anderen bespricht.

Gegen 20 Uhr rief mich mein Sohn an und erzählte mir von seinem Tag. Ich würde bald auf diese Gespräche verzichten müssen und mich überkam ein seltsames Gefühl. Man sagt ja, dass jemand, der zum Beispiel heiratet, kalte Füße bekommt und abhaut. So fühlte ich mich gerade. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich das Richtige tat. Als Yannick und ich uns verabschiedet hatten, war es bereits 21 Uhr durch und ich beschloss, noch ein wenig spazieren zu gehen.

Doch bevor ich zur Tür raus konnte, erschien Edward und sah mich zornig an. „Du zweifelst auf einmal? Denk daran, du hast mir ein Versprechen gegeben!“ ich konnte ihn nur anstarren, er hatte sich mir hier in meiner Zeit nie wirklich gezeigt. „Ich... das weiß ich doch, aber... kannst du nicht verstehen, dass es mir Angst macht, alles und jeden hier zu verlassen?“ fragte ich ihn.

„Das kann ich verstehen, aber hier ist jetzt alles geregelt. Du hast alles notwendige in die Wege geleitet, damit du hinüber kannst. Du kannst auf dich stolz sein, ich bin es auf jeden Fall. Und du brauchst dir um deinen Sohn keine Gedanken machen, er wird dich und auch mich noch um sich haben. Er ist willensstark, genau wie du! Der Abschied wird schwer, doch glaube mir. Es gibt immer Wege, sich bemerkbar zu machen und ich werde dich nicht im Stich lassen! Auch wenn ich mir das damals nicht habe vorstellen können, dass du es soweit bringst. Du warst so... tolpatschig manchmal!“ kam es jetzt friedlich von meinem Piraten.

Ich musste grinsen, im Grunde damit hatte er recht. Ich war zu unwissend gewesen, als ich ihn das erste Mal traf. Doch sein Lob ging mir gerade runter wie Öl. „Danke Edward! Und ja, du hast recht. Es ist fast alles geregelt, es sind nur noch ein oder zwei andere Kleinigkeiten, die mir im Weg stehen!“ und dann nahm er mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Vergiss nicht, ich möchte, dass du glücklich bist und ich bin mir sicher, dass mein Sohn der Mensch ist, der das möglich macht!“ mit diesen Worten verschwand er wieder in diesem Nebel.

Langsam setzte ich mich auf das Bett und sah ins Leere. Mir liefen die Tränen mal wieder, ich wollte ja unbedingt zu Haytham. Ich habe jetzt tatsächlich jahrelang geplant. Und mir gingen diese Worte im Kopf rum, ich konnte mich ja bemerkbar machen. Yannick war definitiv nicht alleine, er hatte die Bruderschaft und was die Zukunft für ihn noch bringen würde, wäre... ja... es wäre mal wieder Schicksal!

Ich ließ mich nach hinten aufs Bett fallen und starrte an die Decke, für einen Spaziergang war es jetzt doch zu spät und ich überlegte, was ich jetzt tun sollte. Das Beste wäre einfach schlafen, morgen würde ein langer Tag mit Gesprächen vor mir liegen.


 

5. Oktober 2021




Nach dem Frühstück ging ich zum Automaten und hob das Geld ab und verstaute es in meiner Tasche. Etwas unwohl fühlte ich mich schon mit so viel Bargeld dabei, man hörte ja immer so Schauergeschichten, mit Ausrauben und so.

Dann stand ich um 10 vor dem großen Gebäudekomplex der Schifffahrtsbehörde. Ich hatte mir das nicht ganz so groß vorgestellt, aber auf dem Schild stand, dass es der Hauptsitz sei. Die Dame am Empfang unten erklärte mir den Weg zu Frau Woyzeck, welche ihr Büro in der dritten Etage hatte. Dort angekommen, wurde ich von einer Mitarbeiterin freundlich empfangen und zu dieser Dame gebracht.

Mich begrüßte eine ungefähr 50jährige große schlanke Frau mit kurzen grauen Haaren. „Sie müssen Frau Frederickson sein, nehme ich an?“ fragte sie mich freundlich. „Ja, das bin ich. Herr Schäfer hat ihnen ja sicher bereits telefonisch alles erklärt, nehme ich an, Frau Woyzeck?“ erwiderte ich nur, ich wollte das Gespräch nicht unnötig in die Länge ziehen.

„Das hat er, aber nehmen sie doch bitte Platz!“ kam es immer noch freundlich von ihr. Also setzte ich mich auf den angebotenen Stuhl vor ihrem Schreibtisch und wartete wie es wohl weitergeht. Einfach so das Geld rüber schieben wäre dann doch zu plump, dachte ich mir noch so.

„Ich habe mich mit Herrn Jarusch unterhalten und er ist mit der Situation und dem Zustand ihres Schiffes nicht zufrieden, geschweige dass er es freigeben will. Ich würde gerne von Ihnen wissen, warum sie die Jackdaw wieder zurück bauen lassen, Frau Frederickson.“ kam es jetzt forsch von ihr und sie stütze ihr Kinn auf ihre Hände und sah mich wartend an.

„Die Brig muss in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden, weil sie in New York in ein Museum soll. Ein guter Freund von mir hatte erfahren, dass ich in ihrem Besitz bin und er ist ein großer Schiffsnarr und sammelt alles mögliche. Von Seekarten über Sextanten bis hin zu ganzen Schiffen! Da ich mit der Jackdaw selber gar nicht wirklich segeln werde, dachte ich mir, schenke ich sie ihm. Im Gegenzug erhalte ich einen gewissen Anteil an Einnahmen, Frau Woyzeck.“ erzählte ich jetzt die Geschichte und hoffte, sie könne sie dann auch entsprechend umsetzen und mir mein Schiff überlassen.

„Ja, so hatte mir Herr Schäfer das auch schon erklärt. Aber wie sie ja wissen, kostet es etwas, die Auflagen zu erfüllen, welche gesetzlich vorgeschrieben sind. Da bin ich mir mit Tobias schon einig gewesen und er versicherte mir, dass sie gewillt sind, ihr Schiff hochseetauglich zu belassen für die Überführung! Das habe ich doch richtig verstanden?“ fragte sie jetzt mit einem wissenden Grinsen im Gesicht.

„Das hat mir Herr Schäfer berichtet und ich würde alles tun, damit ich mein Schiff behalten kann und die Behörden es mir nicht stilllegen.“ mit diesen Worten reichte ich ihr den Umschlag mit den 2.000 Euro und hoffte, dass ich nichts falsch verstanden oder gemacht habe! Sie zog ihn mit ihren filigranen Finger zu sich, öffnete ihn und blätterte durch die Geldscheine.

Ihre Miene erhellte sich und Frau Woyzeck sah mich wieder freundlich an. „Ich denke, damit sind die erforderlichen Maßnahmen durchgeführt und sie können, sobald die Jackdaw ablegebereit ist, aufbrechen. Ich werde umgehend Herrn Jarusch benachrichtigen und ihm mitteilen, dass eine weitere Inspektion nicht erforderlich ist!“ sagte sie nur und lächelte mich an, dann erhob sie sich und wir verabschiedeten uns. Sie wünschte mir noch eine gute Überfahrt. Bei dem Gedanken musste ich breit grinsen, diese würde mehr als gut verlaufen, hoffte ich einfach mal.

 

Kapitel 41

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Immer das Ziel vor Augen – Der Endspurt ist nahe!



Erleichtert verließ ich das Gebäude und rief sofort William an und verkündete die guten Nachrichten. Auch er war heilfroh, dass es so reibungslos geklappt hatte. „Alex, das freut mich wirklich. Dann steht ja bald nichts mehr deiner Abreise im Weg!“ es entstand eine kurze Pause und ich musste schlucken. „Nein, ich muss jetzt nur noch herausfinden, was es mit dem Schmuckkästchen der Fulla auf sich hat.“ erzählte ich einfach, ich musste auf andere Gedanken kommen.

„Wenn du wieder hier bist, sehen wir, was wir noch herausfinden können. Dann fahr vorsichtig und wir sehen uns die nächsten Tagen dann.“ er legte auf und ich stand etwas gedankenverloren auf dem Gehweg und starrte ins Nichts. Die Abreise...

Tobias war der nächste auf der Liste und auch ihm erzählte ich von der gelungenen Bestechung. Ich dankte ihm auch noch einmal für seine Hilfe und wünschte noch ein paar schöne Tage. Eigentlich waren er und Marie noch in den Flitterwochen.

Danach fuhr ich wieder zu meinem Schiff und berichtete von den Neuigkeiten, auch der Vorarbeiter war froh und ließ neue Schichten einteilen, damit sie zügig mit der Arbeit voran kamen. Er mutmaßte, dass es noch ungefähr 4 oder 5 Wochen dauern würde, bis ich mit der Jackdaw los konnte. In mir stieg jetzt immer mehr die Nervosität... meine Abreise stand bevor... mein Ableben...

Vorher jedoch musste ich noch an dieses Schmuckkästchen kommen und ich hoffte, dass ich auch dabei nicht allzu lange suchen musste. Jetzt hieß es wieder zurück in die Heimat und dann weiter forschen. Aus checken aus dem Hotel und ab nach Hause.

In meiner Wohnung erwartete mich Stille, Melissa und Yannick waren noch arbeiten. Ich ging in den Keller und besah meine ersten bereits fertig gepackten Truhen. Dort hatte ich, wie ich bereits erwähnte, einige Kleider, Unterwäsche und ähnliches des 18. Jahrhunderts verpackt. Meine Hände glitten über den Stoff des oben liegenden Kleides und in diesem Moment freute ich mich auf die Reise und schloss vorsichtig den Deckel. Die andere Truhe war eine schwere Stahltruhe, die mit einigen Schlössern gesichert war. In ihr würde ich dann in den nächsten Wochen besagte Fotos und sehr persönliche Dinge verstauen. Auch würden dort die Artefakte verstaut, ich hatte auf der Fahrt hierher beschlossen, dass ich alle Schmuckstücke bereits mitnehmen werde.

Lokis Ring aus Finnland, den Edenapfel, welchen ich noch aus unserer Asservatenkammer in Hannover holen musste und die Kette der Freya, das Brisingamen, hatte ich ebenfalls schon. Zumindest ging ich davon aus, dass es diese Kette ist, welche ich in der Kiste von Marie gefunden hatte. Und wieder... es blieb dieses verdammte Schmuckkästchen...

Als ich wieder oben in meiner Wohnung saß und diese völlige Stille um mich herum war, brach ich in Tränen aus. WAS TAT ICH HIER?

„Du tust das Richtige! Es ist dein Schicksal und du weißt es auch, nimm es an! Du wirst sehen, du hast die Möglichkeit zu kommunizieren, du kannst dich bemerkbar machen und vor allem, du bist nie alleine! Wir lassen dich alle nicht im Stich!“

Vor mir tauchten Edward und Tessa auf, beide sahen mich lächelnd und beruhigend an. „Alexandra, du bist jetzt soweit gekommen. Du kannst doch jetzt nicht anfangen zu zweifeln! Dein Sohn weiß, was zu tun ist. Er ist derjenige, der das Gleichgewicht wieder herstellt, welches durch die manipulierten Ringe aus den Fugen geraten ist. Und er wird seine Sache meistern. Doch dazu musst du zu meinem Sohn! Nur so wird es funktionieren! Vertrau uns einfach!“

Zum ersten Mal erzählte mir Haythams Mutter von meiner Aufgabe, bisher hatte sie sich immer zurückgehalten. „Mrs. Kenway, ich... ich habe einfach Angst. Es ist, als hätte ich etwas vergessen oder übersehen. Ich möchte einfach keinen Fehler machen... Es ist so schwer... loszulassen... ich muss...“ doch ich konnte nicht ausreden. „Ihr habt euren Sohn zu einem guten Menschen erzogen, er ist euch ähnlicher als ihr glaubt und... er liebt euch und vertraut euch, wie kein anderer. Doch irgendwann müsst ihr ihn gehen lassen oder in eurem Falle, ER muss EUCH gehen lassen!“ sie hielt meine Hände und Tränen traten in ihre Augen. „Sie werden alle bei euch sein, IMMER! Wie ich oder wie Edward! ... ihr gehört doch bald zur Familie!“ ich konnte ihre Arme um mich fühlen...

„Alex, hab einfach keine Angst. Du hast bereits gespürt, dass etwas mächtigeres daran beteiligt ist. Und genau aus diesem Grunde musst du auf dich, auf deine Verbündeten bauen. Gemeinsam mit den Kräften, die du bereits kennen gelernt hast und die du noch kennenlernen wirst, meisterst du deine Reise!“

In mir breitete sich plötzlich so etwas wie Zuversicht aus. Ich sah es vor mir, dass ich mich nicht fürchten muss, doch dieser kleine Gedanke würde vermutlich nicht allzeit bleiben.

„Das letzte Schmuckstück ist nicht weit, du musst nur einfach an Schmuck denken... an ein Kästchen... die guten Familienerbstücke wie Ringe oder Ohrringe bewahre ICH dort auf!“ meinte Tessa plötzlich lächelnd.


In diesem Moment stockte mir der Atem und ich fiel...

Ich landete unsanft auf dem Boden meines Wohnzimmers... hatte ich wirklich die ganze Zeit hier gestanden? Mir tat mein Steißbein weh, aber ich rappelte mich wieder auf und ging in die Küche und holte mir ein Glas Wein aus dem Kühlschrank. Verdammte Axt... Sollte ich jetzt ernsthaft nach dem Schmuck von Tessa suchen? Da würde ich aber auch nicht so ohne weiteres heran kommen. ... es war Haythams Erbe... wenn er es an sich genommen hatte und davon ging ich aus, müsste es... beim britischen Ritus in Verwahrung sein...

Ich rollte nur mit den Augen. Soviel zum Thema, es fehlt ja nur noch EIN Teil... Aber ich wusste zumindest, wonach ich suchen musste. Moment mal! Dann war die Göttin Fulla an Tessas Seite? Sie bewachte das Kästchen? Das wird ja immer besser mit dieser Familie!, ging es mir durch den Kopf!

Gerade als ich unter die Dusche wollte, kam Yannick heim. „Mom... da bist du ja wieder.“ und er nahm mich in den Arm. „Du siehst gar nicht gut aus, was ist los?“ fragte er ziemlich besorgt. Also erzählte ich ihm von meiner Begegnung gerade und er sah mich staunend an. Plötzlich breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Du wirst es nicht glauben, aber... wir haben etwas mit Tobias zusammen gefunden, was genau dazu passen könnte. Wir waren uns nur nicht sicher, WAS es war. Niemand kann es öffnen. Es ist fast so verschlossen, wie die Schatulle die mit dem Voynick-Manuskript verbunden ist.“

Ich sah ihn mit großen Augen an. „WANN habt ihr das herausgefunden?“ mehr konnte ich nicht herausbringen.

„Vor zwei Tagen, Laura hatte sich mit Jennifer Scotts Erbe weiter auseinander gesetzt und fand heraus, dass es drei Schmuckschatullen von Tessa gab. Zwei hatte man über Connor noch weitergereicht und sie waren im Laufe der Jahre geleert worden, sprich, der Besitzer hat den Inhalt zu Geld gemacht. Eine jedoch war, wie sollte es anders sein in London geblieben, beim britischen Ritus!“ und Yannick sah mich bedauernd an, genau DAS war das Problem.

„Das heißt, ich komme nur an dieses letzte Teil von Fulla, wenn ich zu Haytham reise.“ grübelte ich vor mich hin. „DAS heißt es, Mom!“

Plötzlich sah er mich an und ich sah die Tränen in seinen Augen! „Mom... nein... ist es dann doch schon soweit? Wir können HIER nichts mehr machen? Aber...“ ich nahm seine Hände und drückte sie. „Yannick, ich befürchte, genau das heißt es. Sobald die Jackdaw fertig ist... werde ich gehen! Aber du wirst es schaffen!“ zu mehr Worten war ich nicht fähig.

Ich hatte jetzt alles erledigt... ich würde noch die Arbeiten an meinem Schiff abwarten und dann … stünde mein Ableben an! Es war ein seltsamer Gedanke in diesem Moment.

Mein Sohn saß heulend auf dem Sofa als seine Freundin eintraf. Jetzt war es an der Zeit, dass ich ihr von allem berichtete und reinen Wein einschenkte. Länger konnte ich es nicht hinauszögern! Also begann ich... wie ich Edward traf, wie ich einige Reisen unternommen habe. Die Zeit, in der ich Haytham kennen- und liebenlernte, die Hochzeit von Faith und Shay... meine Assassinen-Zugehörigkeit... ich erzählte ihr alles und hoffte, sie würde es verstehen und dann für ihren Freund da sein. Sie wäre jetzt die Person, die für sein seelisches Heil verantwortlich war.

„Alex...“ kam es nur von ihr mit großen Augen. „Du verarschst mich, oder? DAS soll ich dir jetzt glauben?“ sie schüttelte den Kopf und sah Yannick hilfesuchend an, doch er meinte nur, dass ich die Wahrheit sagte. „Es stimmt, Melissa. Ich war selber dort. Ich bin mit der Jackdaw gereist und... die Narbe an meinem Oberschenkel ist von einem Dolch, welchen ein Assassinen in einem Duell einsetzte!“ Melissas Augen weiteten sich immer mehr.

Und so verbrachten wir noch einige Stunde bis zum Morgengrauen und erklärten ihr und erzählten ihr von unserem bisherigen Leben. „Oh mein Gott, das ist ja... ich kann das noch gar nicht glauben.“ und es würde auch noch eine Weile dauern, dachte ich im Stillen und hoffte gleichzeitig, dass Yannick es ihr im Laufe der Zeit auch plausibel erklären könnte. Natürlich müsste sie bedenken, dass sie es nicht nach außen trägt, das wäre eine Voraussetzung!

Die wenigen Stunden Schlaf, die ich nach diesem Gespräch hatte, sorgten nicht unbedingt für gute Stimmung am nächsten Tag. Doch... ich musste jetzt William und Tobias einweihen. Also fuhr ich nach einem Kaffeefrühstück ins Büro und stand vor dem Schreibtisch meines Mentors. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte brach ich in Tränen aus und brachte nur ein „Ich... weiß jetzt... was... zu tun... ist. Ich bin bereit, William!“ völlig irritiert sah er mich an und nahm mich einfach in den Arm.

„Du meinst... du kannst jetzt hinüber gehen? Aber... was macht dich so sicher?“ unsicher sah er mich jetzt an. „Das Schmuckkästchen der Fulla, es ist die Schatulle, in der Tessa Kenway ihren Schmuck aufbewahrt hat. Und jetzt darfst du dreimal raten, WO dieses Erbstück sich gerade befindet!“ gab ich schniefend und stockend von mir, während ich mir die Nase putzte.

„Hier und jetzt befindet es sich in der Hand der Templer des britischen Ritus, welche dir nicht wohlgesonnen sind! Das ist ja... super! Alex... ich bin gerade völlig überrumpelt... ich hatte noch mit einigen Monaten gerechnet... das geht gerade sehr schnell...“ und auch er hatte feuchte Augen plötzlich. Doch seine Umarmung beruhigte mich ein bisschen. „William, dass es so schnell geht, konnte ich auch nicht ahnen. Auf der einen Seite, bin ich froh, auf der anderen... habe ich wahnsinnige Angst und Panik!“ jetzt klammerte ich mich regelrecht an meinen Mentor!

„Nein, du hast so lange daran gearbeitet. Du hast soviel in den letzten Monaten erreicht, du wirst es jetzt auch durchziehen und du weißt, Alex, dein Sohn findet in mir und allen anderen hier immer einen Gesprächspartner! Und wir sind, wenn wir es genau nehmen, ja nicht aus der Welt!“ zwinkerte er mich jetzt zu. WAS plante er bitte insgeheim auf einmal?

„Also heißt es jetzt... packen!“ tapfer sah ich ihm in die Augen und er nickte nur! „Ach so, bevor ichs vergesse, du brauchst noch den Edenapfel! Frag nicht, ich konnte es mir denken, als du mir von Idun erzählt hast. Ich werde ihn dir aus Hannover holen und … dann kannst du dich weiter vorbereiten. Wie lange noch, bis die Jackdaw bereit ist?“ fragte er jetzt einfach pragmatisch.

„Ungefähr 4 Wochen...“ ich konnte mich immer noch nicht richtig beruhigen. Es war einfach zu viel, dass dieser Moment so wahnsinnig schwer wird, hatte ich nicht gedacht. Doch es war noch nicht einmal der Abschied, es war nur die Planung...

Kapitel 42

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Mein altes Leben endet hier – Ein neues wartet auf mich!

1. November 2021



Ich feierte noch ein ausgelassenes Halloween mit meinen Freunden, einfach um mir ein paar Erinnerungen einzuverleiben. Ich genoss die Tage, die ich noch hier im 21. Jahrhundert verbringen konnte.

Samhain... eine Nacht der Geister...

Ich übernachtete bei Rafael, wir hatten eine Feier bei ihm ausgerichtet... die halbe Bruderschaft und Teile der verschiedenen Orden waren mit dabei und es war eine sehr entspannte Stimmung. Mir fielen nach einigen Gläsern Sekt doch die Augen zu und ich zog mich in Rafaels Schlafzimmer zurück. Er selber würde auch dort schlafen, aber... ich musste mir keine Gedanken machen, er stand einfach nicht auf Frauen! Vermutlich konnte ich deshalb so unglaublich entspannt mit ihm umgehen!

„Nur noch ein paar Tage... oder Wochen... wenn überhaupt!“ kam es von Edward. Er war völlig aufgeregt und sah mich freudestrahlend an. Neben ihm stand Tessa und hatte einen ebenso euphorischen Gesichtsausdruck.

„Ja, es ist jetzt soweit... Ich muss nur noch auf die Jackdaw warten!“ meinte ich zögerlich und sah die beiden Eheleute an. „Ein Schnippen und schon ist Sie wieder voll getakelt auf See. Ich kann es kaum noch erwarten!“ meinte Edward begeistert. „Liebling, du machst Alex Angst, wenn du so redest.“ versuchte Mrs. Kenway die Worte zu entschuldigen.

„Nein, das ist schon in Ordnung, ich würde sie auch zu gerne im FAST originalen Zustand unter vollen Segeln wieder sehen. Und es wird nicht mehr lange dauern.“ meinte ich nur und sah die beiden an.

„Haytham hat meinen Schmuck an sich genommen und ich weiß...“ stockte Tessa plötzlich „... er wird ihn an dich weitergeben. Wie... meinen Ring und ich finde, er passt zu dir!“ schluchzend drehte sie sich in die Arme ihres Mannes. Wie kam sie plötzlich auf den Schmuck zu sprechen?

Edward sah mich ebenso traurig an. „Mein Sohn hat das nicht ohne Grund getan, er weiß, dass du die richtige bist! Wir alle wissen es. Ich vermutlich schon früher, als du selber!“ grinste er jetzt breit und ich musste ebenso schmunzeln.

„Ich weiß nicht, wie ich euch jemals danken kann!“ stammelt ich vor mich hin... „Du wirst es bald wissen... trage die Namen weiter und lebe sie weiter, das ist schon genug!“ meinte Edward jetzt etwas kryptisch. Was...

Doch meine Sinne wollten sich nicht mehr konzentrieren und rissen mich hier weg...


Ich lag in einem fremden Bett und starrte an die Decke... mein Kopf tat mir weh und als ich mich umdrehte sah ich Rafaels völlig friedliches Gesicht vor mir. Ach-ja... da war ja was. Ich war bei ihm... auf der Halloween-Party... Vorsichtig pellte ich mich aus dem Bett und ging Richtung Bad. Ich war nicht das erste Mal hier, eigentlich kannte ich seine Wohnung wie aus dem ff.

Als der Kaffee fertig war, kroch auch der verehrte Herr Thomasen in die Küche. „Du bist ein Schatz...“ kam es knapp aus seinem Mund und er schnappte sich eine Tasse dieses göttlichen Heißgetränkes. Wir saßen noch eine Weile so zusammen und unterhielten uns über völlig dämliche Sachen eigentlich. Aber ich spürte, das war genau das Richtige für meine Seele... es beruhigte mich... eigentlich konnte mich Rafael genauso wie Haytham beruhigen... diese Männer verband etwas, auch wenn sie es nicht wirklich wussten! Aber ich würde es den beiden nie erklären können.

Auf dem Weg nach Hause kam ich an meinem Lieblingswaldstück vorbei und hielt an. Ein bisschen frische Luft und... Natur... das konnte nicht schaden. Als ich so durch den Wald schritt überdachte ich mein Leben, was ich bisher erreicht hatte... meine Niederlagen... meine Fortschritte... irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass mir niemand bei meiner Entscheidung helfen könne. Ich müsste es selber mit mir ausfechten und das tat ich... es war wie die Auseinandersetzung mit Faith... die Fronten sollten geklärt werden....

Aber es dauerte nicht lange, ich musste an meinen Verlobten denken und an das, was ich noch zu tun hatte. HIER hatte ich eigentlich meine Aufgaben erfüllt... es könnte nur noch von DORT aus weitergehen. Und wieder einmal musste ich mir vor Augen führen, dass mein Sohn in meine Fußstapfen tritt und mich hier vertreten wird, während ich in einer anderen Zeit für ihn eine andere Ebene schaffe. Mir kam in den Sinn, dass es sich wie Schicksal anfühlte, aber ich wusste immer noch nicht, WAS das Schicksal eigentlich war!

Wieder zuhause begann ich, für mich sehr persönliche Sachen zusammen zupacken. Ich legte die Tagebücher für Yannick sorgfältig zusammen in einen Karton. Ich besah meine Bücher und packte ein paar davon in eine Truhe... Mein Kleiderschrank wurde Opfer meines Sortierwahns... drei Kleidungsstücke würde ich mitnehmen! Jogginghose, Schlaf-Shirt und Schlabberpulli! Erinnerungen halt!

Als es schon dunkel war, erschien Yannick und besah sich mein Werk... Und wiedersah er mich nur traurig an. „Kann ich dir helfen, Mom?“ es klang schon fast flehend. „Nein, ich muss für mich sortieren. Aber wenn du schon fragst, ich würde gerne ein Shirt von dir mitnehmen! Einfach als Erinnerung!“

Seine Augen liefen über... „Mom... was mache ich ohne dich... alleine hier... es... du warst immer da... und … das geht doch nicht!“ Ich nahm ihn einfach in den Arm und drückte ihn. „Du bist nicht alleine... William ist für dich da... Tobias hat auch ein Auge auf dich... und ich... ich werde dich auf dem laufenden halten! Yannick... und denk an Melissa... sie liebt dich und...“ wir lagen uns in den Armen und er drückte mich, so als wolle er die Erinnerungen aus mir herauspressen, um sie für sich zu behalten... Bei Odin... ich werde mein Kind vermissen!

Doch war es wirklich so ein Abschied für immer? Wir hätten doch alle Möglichkeiten. „Yannick, ich hab dich lieb. Aber... mach es mir nicht so schwer. Du bist der einzige Mensch, der mich noch davon abbringen könnte und das weißt du. Bitte... lass mich gehen. Ich werde nicht gänzlich verschwinden... du weißt... es gibt … immer eine Möglichkeit! Aber bitte... lass mich erst einmal meine nächste Mission antreten...“ ich stockte immer wieder bei meiner Rede... und er sah mich schniefend an.

„Mom, wie soll ich dich einfach so gehen lassen. Du bist meine Mutter! Ich vermisse dich jetzt schon...“ er schlang seine langen Arme um mich und drückte mich. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Melissa gerade hinein kam und uns mit großen Augen ansah. Dann plötzlich füllten sich auch ihre Augen mit Tränen. „Alex... ist es soweit?“ und auch sie schlang ihre Arme um uns.

„Ja, nicht gleich morgen, aber... in zwei Wochen werde ich wohl aufbrechen.“ meinte ich jetzt schluchzend. „Wir sollten die Tage noch nutzen, oder nicht?“ meinte Melissa. Doch ich war gerade damit beschäftigt, meinen Sohn zu beruhigen und das war nicht leicht...

Dieser Abend war ein Abend für uns... nur für die Familie... wir verbrachten die Stunden mit Erzählungen und Erklärungen. Ich gab Anweisungen und Tipps, wie die beiden ihre Zeit meistern konnten und hoffte, es sei genug. Doch jede Mutter wird wissen, es ist NIE genug... wenn man nicht dabei ist, kann es nicht klappen... so der Gedanke einer jeden Mutter! Aber ich musste zulassen, dass Yannick alleine zurecht kam... und tief in mir wusste ich, dass er es schaffen wird, er war nicht alleine.


 

30. November 2021




Ich hatte jetzt die letzten Wochen mit Packen und Abschiedsbesuchen verbracht. Doch je näher ich dem Abreisedatum kam, desto ruhiger wurde ich und das machte mir auf der einen Seite Angst, auf der anderen Seite konnte ich mich entspannen.

Die Wohnung gehörte meinem Sohn, das Auto war auf seinen Namen angemeldet... alle Kleinigkeiten waren, wie die Versicherungen zum Beispiel, geregelt... Das Schlepperschiff und die Besatzungen waren eingeweiht und wussten was zu tun ist... ich konnte aufbrechen. Meine Truhen, mittlerweile waren es fünf große Truhen mit der Stählernen. In dieser hatte ich sehr persönliche Dinge... Fotos, Handy, Schmuckstücke etc. … die Zeitreise-Artefakte würde ich nicht mitnehmen. Sie würden mir jetzt hinüber helfen, aber mehr auch nicht. Rafael wird postwendend mit der Mannschaft wieder heimkehren, sobald wir ankamen. So war der derzeitige Plan. Ich hatte recherchiert und Haythams Plantage lag am James River, es war die heutige „Shirley“ Plantage.... doch wir mussten erst einmal in der Cheasapeak-Bay in den Fluss einfahren... das war zu dieser Jahreszeit nicht so einfach, es war fast Winter und die Temperaturen wären dort vermutlich unterirdisch.

Yannick stand nun mit William, Tobias, Marie und einigen Brüdern und Schwestern aus beiden Fraktionen, sowie einigen Herrschaften aus dem ältesten Rat mit mir am Kai in Cuxhaven, um mich zu verabschieden.

Unschlüssig stand ich da und wusste nicht, wie ich den Abschied anfangen sollte. Die letzten Tage waren gepflastert von alle möglichen Gesprächen... hatte ich nichts vergessen? Konnte ich jetzt gehen? Was würde mich erwarten? Klappte alles? Meine Nerven waren plötzlich zum Bersten gespannt!

„Alex... wir haben alles doppelt und dreifach überprüft... du kannst gehen. Die beiden Artefakte die fehlen, kannst du nur noch über das alte Jahrhundert bekommen und... sei ehrlich... du kannst dein Schiff dabei mit vollen Segeln begutachten und dass ist doch ein großer Pluspunkt, oder?“ meinte William zwinkernd.

Da hatte er nicht unrecht... Ich nahm noch einmal meinen Sohn in die Arme und er meinte nur, ich solle mich doch bitte ordentlich benehmen. Ich musste lachen, es war so typisch Yannick... „Ich hab dich lieb, vergiss das nicht!“ und damit gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach verabschiedete ich mich von allen Umstehenden und schritt an Bord meiner Jackdaw.

Schweren Herzens gab ich den Befehl zum Ablegen, doch … ich musste es tun... und so brach ich auf... zu meiner letzten Reise ins Jahr 1762!

Ich stand mal wieder an der Reling am Heck... die Menschen am Kai wurden immer kleiner... und das schleppende Schiff nahm ordentlich Fahrt auf. Schnell konnte ich nichts mehr erkennen und wir waren auf offener See...

Plötzlich vibrierte Rafaels Handy. „Alex, Yannick fragt ob es dir gut geht und ob du nicht doch noch seekrank wirst!“ lachend reichte er mir sein Handy. Ich tippte nur „Scherzkeks, nein... ich habe schon ganz andere Schiffsbewegungen überstanden! Und ich habe dich zur Welt gebracht... das soll schon etwas heißen! HDGDL Mom!“ und drückte auf Absenden! Das waren also meine letzten Zeilen im 21. Jahrhundert? Ein seltsames Gefühl... und ich schmunzelte in mich hinein...

Das war es jetzt? War ich jetzt in einer gewissen Weise gefangen? Musste ich jetzt in dieses Jahrhundert reisen? JA... ICH MUSSTE... verdammt... warum kamen immer diese Gedanken auf... ich wollte es.. ich hatte auch noch zusätzlich diesen Auftrag! Also.. auf gehts... aber warum... warum fällt es so schwer?

Als wir am Punkt meines Ablebens ankamen... koppelte uns das Schleppschiff ab und wendete... der Kapitän wünschte uns noch alles Gute und damit verschwand es... hier herrschte ein ziemlich dichter Nebel! Sehr unheimlich, aber genau richtig für mein Unterfangen... so konnte man sehr verschwommene Bilder machen und und und... die Mannschaft tat ihr bestes. Aus dem Material konnte man wunderbar einen Untergang inszenieren...Special-Effects würden es sicher richten!

Die Drohne hatte ihren Dienst mehr als gut erledigt! Und nachdem ich mir das Material angesehen hatte, gab ich die Weiterfahrt frei und aktivierte den Zeitspiegel. Die Mannschaft war zwar geschult und darauf gefasst, doch sie stand geschlossen mit offenen Mündern da und starrte auf das Portal. Ich musste grinsen, wir hatten dieses mal eine andere Crew.

Doch irgendwie fand ich es eigenartig, die Jackdaw, auch wenn es nur virtuell war, noch einmal sinken zu lassen. Das wäre Edward nicht würdig.

Das ist MIR nicht würdig, aber für deinen Auftrag ist es von wichtiger Bedeutung! Hörte ich die Stimme von meinem Piraten nur im Hinterkopf. Also... dann los und hinein ins 18. Jahrhundert!

Wir näherten uns jetzt dem Portal und das „Schotterpisten-Gefühl“ setzte ein. Dann waren wir bei winterlichen Temperaturen in den alten Kolonien angekommen!

 



***** To be continued *****

 

 

Autorennotiz

*** Einleitung und Vorwort ***

Es ist soweit! Alex ist wieder in ihrer Zeit und muss versuchen sich einzuleben.

Ihr Leben wird nicht mehr so wie vor dieser letzten Zeitreise sein. Sie wird nun einen Abschluss finden müssen. Für sich, für ihren Sohn, Ihr Leben... das Ganze gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet.

Im Zuge dessen, kommen neue Erkenntnisse bezüglich ihrer Familie ans Licht. Ein wenig Amor darf sie auch noch spielen, wenn auch völlig unwissend und unbeabsichtigt!

Dieses mal geht es um Bestechung, eine Vereinigung, Vorwürfe und Machtspielchen!

Dann lasst uns Alex ein letztes Mal alleine in ihre gewohnte Umgebung folgen und hoffen, dass alles glatt geht!

Es sei außerdem angemerkt, dass dieser Teil relevant für die weiterführende Geschichte sein wird. Es wäre gut, hier erst einmal zu verweilen und zu lesen!

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

GLG eure Mrs. Shaytham Corway

PS: Dieser „Gegenwartspart“ war schon lange vor Corona fertig. Deshalb gibt es auch keinen Bezug auf diese sch.... Pandemie! ;-)

PPS: Die Charaktere und das Universum (auch wenn von mir abgeändert und angepasst, genau wie die AC-Charaktere) gehören nicht mir. Alle Rechte liegen bei Ubisoft und ich verdiene hiermit kein Geld. Lediglich mein OC gehört mir und ein paar Nebenchars.

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Autor

MrsHEKenways Profilbild MrsHEKenway

Bewertung

Eine Bewertung

Statistik

Kapitel: 42
Überschriften: 1
Sätze: 6.332
Wörter: 66.072
Zeichen: 378.221

Kurzbeschreibung

*** Wieder daheim, muss sich Alex nun um ihr altes Leben kümmern. Der große Abschied muss vorbereitet werden. Vorher jedoch wird sie Zeuge von zweier Vereinigungen, muss sich mit Vorwürfen herumschlagen, Bestechungsgelder lockermachen und bekommt einen neuen Blick auf ihre Familie! ***

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Zeitreise, Familie, Liebesbeziehung (problematisch), Freundschaft und Abenteuer getaggt.