So hatte sich Loki den Abend mit Stephen nicht vorgestellt. Zu einem die Anwesenheit seines Bruders, ausgerechnet heute hatte er mal kein Date. Was eine Seltenheit war. Zum anderen dessen verdammtes Smartphone, welches fast ununterbrochen piepte. Diesen Umstand, dass Thor solch ein Gerät besaß, verdankte er sicherlich dem Schwachkopf Stark. Das hatte er doch mit purer Absicht gemacht, wissend, dass sein Bruder ihn damit zur Weißglut bringen würde. Das wollte der Mistkerl wohl.
Stephen spürte, dass sich Loki verkrampfte und sichtlich genervt war, daher zog er ihn näher an sich heran und hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe. Er hatte sich auch auf einen ruhigen Abend zu zweit gefreut, aber es war jetzt nun mal nicht zu ändern.
Der Halbgott hatte sich gerade wieder etwas entspannt, als es an der Haustür klingelte. Da Thor und Stephen in der Küche war, kam von seinem Bruder ein „Loki gehst du bitte mal die Tür.“ Auch das noch. Auf Besuch hatte er so gar keine Lust. Nicht das auch noch Thors ach so tolle Avengers Freunde vorbei kamen und seine Geduld ermordeten. Er mochte die Bande nicht. Was auf Gegenseitigkeit beruhte.
Widerwillig erhob sich Loki, ging zur Tür und öffnete diese. Davor stand ein ihm unbekannter Mann. „Ja bitte“, kam es nicht gerade freundlich. Sein Gegenüber störte sich nicht an der barschen Begrüßung.
„Hallo. Ist Thor zufällig auch da?“, beantwortete er seine Frage.
„Thor, hier ist irgend so ein Typ, der zu dir will.“ Loki dachte nicht daran, den Unbekannten in die Wohnung zu lassen. Wer weiß, was für ein Psycho das war oder am Ende einer dieser Zeugen Jehovas, die einen ständig von ihrem Glauben überzeugen wollten?
„Loki, es ist unhöflich Besuch vor der Tür stehen zu lassen“, kam es von Stephen, der auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer war und einen Umweg durch den Flur machte. Der Magier kannte schließlich seinen Freund und hatte geahnt, dass er auf Grund der ungebetenen Störung dem Besucher nur ein Maß von Höflichkeit entgegenbringen würde. „Hallo Peter.“
„Hallo Stephen. Dann lerne ich deinen Freund ja auch mal kennen.“
Genervt trat er von der Tür weg und warf Stephen dabei einen finsteren Blick zu. Wieso kannten anscheinend alle – außer ihm – diesen komischen Vogel? Dann war er wohl doch kein Zeugen Jehova.
Loki folgte seinem Freund und Mister Unbekannt ins Wohnzimmer, wo dieser gerade seinen Bruder begrüßte, was ihn stutzen ließ. Wurde sein Bruder etwa gerade rot? Sollte er …? Doch sein Gedankengang wurde von Thor unterbrochen.
„Meinen Bruder Loki hast du ja bereits kennengelernt.“
„Das habe ich in der Tat“, erwiderte Peter mit einem leicht spöttischen Unterton und Loki wusste bereits nach so kurzer Zeit, dass er ihn nicht leiden konnte. Loki ließ seinen Blick zwischen Thor und Peter hin und her schweifen. Er verstand und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Das würde interessant werden, doch sein Doktorchen machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Loki und ich wollten gerade gehen“, verkündete Stephen und ignorierte das protestierende Gesicht seines Liebsten.
„Wollten wir?“, fragte Loki scheinheilig nach. Jetzt war es an dem Magier ihm einen finsteren Blick zu zuwerfen, der so viel sagte, wie „Gönn deinem Bruder etwas Privatsphäre.“
„Ja.“ Stephens Stimme machte unmissverständlich klar, dass er keine Diskussion mit ihm führen würde und Loki wollte keinen Streit mit ihm. Also fügte er sich, wenn auch äußert widerwillig. Begeistert war er nicht gerade.
Die beiden verabschiedeten sich, doch er konnte sich ein „ viel Spaß“ nicht verkneifen.
„Musste das sein?“, wollte der Magier von ihm, wissen als sie in seinem Tempel angekommen waren.
„Ich weiß nicht, was du meinst“, antwortete der Halbgott unschuldig.
„Oh doch, dass weißt du ganz genau, Loki. Dein Bruder hat uns schließlich auch unsere Privatsphäre gelassen.“
„Das war schon etwas anders. Er hat mich einfach bei dir abgeladen, weil er Wichtigeres zu tun hatte. Er konnte ja nicht ahnen, dass wir uns verlieben würden. Schließlich warst du bei unserem ersten Treffen nicht sonderlich nett zu mir.“ Er funkelte Stephen herausfordernd an. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Der Magier hatte ihn schließlich eine geschlagene halbe Stunde fallen lassen.
„Na ja immerhin handelte es sich bei dir um ein Wesen, dass der Erde und der Menschheit gefährlich werden konnte.“
„Soso und heute ist das nicht mehr so?“, wollte Loki mit verführerischer Stimme wissen.
„Nein, heute bist du nur noch für mich gefährlich“, raunte Stephen mit rauer Stimme und zog Loki zu sich, um leidenschaftlich und fordernd zu küssen.
+++
Nachdem sein Bruder und der Magier aufgebrochen war, was nur allein dem Doktor zu verdanken hatte. Er hatte seinen kleinen Bruder gut unter Kontrolle. Thor hatte die Neugier in seinen grünen Augen gesehen.
„Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“, wollte der Gott des Donners wissen. Peter schenkte ihm ein breites Grinsen und war näher an Thor herangetreten. Der Abstand zwischen ihnen hatte sich deutlich verringert.
„Ich wollte dich wiedersehen“, gestand er ihm.
Thors Herzschlag begann zu rasen und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Peter wollte ihn wiedersehen. Bedeutete das …? Er dachte den Gedanken nicht zu Ende. Es klang zu abwegig. Zu schön, um wahr zu sein. Sehr wahrscheinlich war er bloß in der Nähe gewesen und hatte sich spontan entschlossen ihn zu besuchen. Rein freundschaftlich.
Sie hatten sich bei der Mission, wegen der er seinen kleinen Bruder bei Doctor Strange untergebracht hatte, kennengelernt. Peter und er hatten sich von Anfang an wunderbar verstanden und irgendwann hatten sich seine Gefühle für ihn verändert. Es hatte eine Weile gedauert bis er sich seine Gefühle eingestanden hatte. Zu Anfang war es schon ein Schock gewesen, dass er sich in einen Mann verliebt hatte. Vorher hatte er sich noch nie zum eigenen Geschlecht hingezogen gefühlt. Eigentlich fühlte er sich auch nur zu Peter hingezogen.
Er beneidete Loki, um dessen Beziehung mit Stephen. Es war ja nicht so, dass er sich nicht freute. Ganz im Gegenteil, aber er wollte nicht mehr alleine sein und sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.
Unbemerkt, da er so in seine Gedanken vertieft gewesen war, war Peter noch näher an ihn herangetreten. Jetzt trennte sie nur noch eine Handbreit. Thor konnte Peters Atem auf seiner Haut spüren. Ein wortlos fragen, dann trafen ihre Lippen aufeinander. Vorsichtig bewegten sich ihre Lippen. Es war ein langsames Herantasten. Er ließ sich fallen und stellte für den Moment das Denken ein.
Viel schnell war Zauber des Kusses vorbei.
„Wie? Warum? Ich dachte du und Gamora“, stammelte der Donnergott atemlos.
„Falsch gedacht. Wir sind nur Freunde. Sie ist die Schwester, die ich nie hatte“, klärte Peter ihn auf.
Erleichterung erfasste Thor. Peter hatte sich offensichtlich auch in ihn verliebt. Jetzt musste er nicht mehr auf die Beziehung seines kleinen Bruders eifersüchtig sein.
„Ihr habt nur so vertraut gewirkt“, flüsterte Thor. Stirn an Stirn gelehnt, lagen sie mitten im Wohnzimmer.
„Wir sind uns auch vertraut, aber ich empfinde für sie nur, wie für eine Schwester. Ich stehe nämlich auf einen anderen“, lächelte der Guardian of the Galaxy.
„Ein wahrer Glückspilz.“
„Das ist er.“ Er hauchte Thor einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. „Reden können wir später noch“, grinste Peter verführerisch und verwickelte den Asgardianer in einen zärtlichen Kuss. Thor ließ sich fallen. Alles Weitere konnte warten. Das konnte sie später oder noch besser morgen klären.
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