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Bis zu unserem letzten Atemzug

124
26.07.20 16:38
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Autorennotiz

CN Tod eines Angehörigen, Suizidalität gegen Ende

3 Charaktere

Elrond Peredhel

Auch wenn Elronds leibliche Eltern niemand geringeres als Earendil und Elwing sind, wuchs Elrond zusammen mit seinem Zwillingsbruder Elros im Ersten Zeitalter bei Maglor in Ossiriand auf. Nach dem Untergang Beleriands schloss er sich Gil-galad an und wurde dessen Herold. Seit Imaldris im Zweiten Zeitalter gegründet wurde, ist er der Herr von Bruchtal.

Elros Tar-Minyatur

Elros Tar-Minyatur ist der Zwillingsbruder Elronds und der Sohn Earendils und Elwings. Die Brüder wuchsen jedoch in der Obhut ihres Adoptivvaters Maglor in Ossiriand auf. Elros entschied sich für ein Leben als Mensch und gründete das Königreich von Númenor. Sein Krönungsname bedeutet Erstherrscher.

Vardamir Nólimon

Vardamir ist der erstgeborene Sohn von Elros Tar-Minyatur und zweiter herrschender König Númenors. Beim Tod seines Vaters war er selbst jedoch bereits 381 Jahre alt und gab das Zepter sogleich an seinen ältesten Sohn Tar-Amandil. Dennoch wird er als Tar-Vardamir, König für ein Jahr, in den Analen geführt. Sein Beinahe Nólimon bedeutet "Mann von Wissen", da er ein Gelehrter war.

Schon seit einer Weile beobachtete Elros amüsiert seinen Bruder, wie dieser das Gebüsch um den See durchstreifte und begeistert die Brennnesseln erntete, die er hier gefunden hatte.

»Elrond, wir wollten angeln«, erinnerte Elros ihn. »Ich will mir morgen nicht anhören müssen, wie du dir die Hände an den Nesseln zerschunden hast.«

»Deine Augen sind noch nicht so schlecht geworden, dass du den Schwimmer nicht im Blick behalten kannst«, erwiderte Elrond.

»Meine Hände haben aber nicht mehr genug Kraft, sollte ein großer Karpfen beißen.«

»Die Angel wirst du wohl noch halten können. Wir werden morgen fünfhundert Jahre alt und nicht …« Elrond unterbrach sich jäh und starrte auf seine Hände.

»Ja, fünfhundert. Selbst für einen Elben nicht mehr ganz jung«, erinnerte Elros ihn.

Und für einen Menschen uralt.

Elrond wandte sich seinem Bruder zu. Vorbei waren die Zeiten, in denen sie sich zum Verwechseln ähnlich sahen. Schon lange hatte niemand mehr Elrond für den König von Númenor gehalten. Zwar stand Elros noch immer aufrecht, doch sein Haar war schlohweiß, seine Haut runzlig und von Altersflecken übersät und er hatte sich schon vor langer Zeit einen Bart wachsen lassen.

»Du wirst einen ganz wunderbaren Karpfen fangen«, sagte Elrond bestimmt. »Ich werde dir aus den Brennnesseln einen Tee machen, das hilft gegen deine Gliederschmerzen. Und dann werden wir morgen einen wunderbaren Tag miteinander verbringen.«

Elros sagte nichts dazu und lächelte nur traurig.

Elrond schob den Gedanken weit von sich, wie gebrechlich sein Bruder in den letzten Jahren geworden war und dass er schon weitaus länger gelebt hatte, als es einem Menschen zustand. Selbst Lómelinde hatte er schon lange überlebt.

Stattdessen setzte er sich zu ihm, sodass sie nun gemeinsam auf den See hinaus schauen konnten. Schon früher waren sie oft hierher gekommen, um gemeinsam die Zeit miteinander zu genießen. Solche Momente waren selten geworden, seit Elros damals nach Númenor ging.

»Du bist jetzt schon seit einiger Zeit bei mir«, bemerkte Elros irgendwann. »Länger als früher. Ist Galad nicht ohne dich völlig aufgeschmissen?«

»Willst du mich raus werfen?«, entgegnete Elrond scherzhaft.

»Was denkst du von mir?! Bruder, ich bin entsetzt!«

»Bei dir weiß man nie! Oh, sieh! Da hat etwas gebissen! Schnell!«

Sie griffen nach der Angel und mühten sich gemeinsam ab, das, was sie da am Haken hatten, an Land zu ziehen. Es musste ein wirklich großer Fisch sein und zudem einer, der ausgesprochen verbissen um sein Leben kämpfte. Auch zu zweit hatten sie einige Probleme, das Tier zu bändigen.

»Das muss ja ein Riese sein!«, rief Elros aus. »Den gibt es heute Abend.«

Da Elros in der Tat nicht mehr genug Kraft in den Händen hatte, um einen so wehrhaften Fisch an Land zu ziehen, oblag es vor allem seinem Bruder, für ihr Abendessen zu sorgen. Als Elrond den Karpfen schon fast bis zum Steg gezogen hatte, schwamm dieser an die Oberfläche und schien einen letzten verzweifelten Gegenangriff zu starten. Er schlug ein paar Mal mit der kräftigen Schwanzflosse und bespritzte sie mit Wasser. Elros lachte, und obgleich Elrond das meiste Wasser abbekommen hatte, fiel auch er in das Lachen ein, als er seinen Bruder so fröhlich sah.

Der Karpfen war ein monströses Tier, an dem definitiv genug dran war für ihr heutiges Abendessen mit ihrer Familie. Die Brüder hatten einen großen Eimer mit Wasser mitgebracht, in dem sie ihren Fang hatten aufbewahren wollen. Doch für diesen Fisch war er beinahe zu klein.

»Ich wusste ja gar nicht, was für Monster du in deinen Palastgärten züchtest«, sagte Elrond, als er den Fisch betrachtete, wie dieser mit der Nase gegen die Wände seines Gefängnisses stubste.

»Ich auch nicht!«, gestand Elros. »Ein guter Fang, da kannst du stolz sein, Bruder.«

»Du hast mitgeholfen.«

»Die Angel angefasst habe ich und mehr auch nicht. Du hast ihn immerhin an Land gezogen.«

Elrond wollte protestieren, doch Elros ließ sich auf keine weitere Diskussion ein. Sie packten also ihre Sachen zusammen und brachten ihre Beute zurück zum Palast. Niemand zeigte sich mehr erstaunt, als der König zusammen mit seinem Bruder und einem Eimer voll Fisch in der Küche stand und verlangte, dass es ebenjenen Fisch zum Abendessen gäbe.

Und es wurde ein wirklich köstliches Essen! Elros‘ Köche waren Meister ihres Fachs und wussten selbst aus einem simplen Karpfen ein wahres Festessen zu zaubern. Elros hatte seine Kinder zum Essen gerufen, und Elrond freute sich, Zeit mit seinen Neffen und seiner Nichte Tindómiel zu verbringen. Besonders Vardamir hatte es ihm angetan. Er sah in dem wissenshungrigen Jungen viel von sich selbst. Wobei er einen Mann von über dreihundertachtzig Jahren wohl nicht mehr einen Jungen nennen sollte, erinnerte er sich.

Sie alle waren so alt geworden, ging es Elrond durch den Kopf. Es war ihm, als sei es erst gestern gewesen, dass der kleine Junge Vardamir ihn freudig am Hafen begrüßte und er nur wenige Wochen später Vardamirs Schwester Tindómiel auf die Welt holte. Wo waren nur all die Jahre hin? Die Zeit hatte ihre Spuren an Elros und seiner Familie hinterlassen, doch an Elronds war sie vorbei gestrichen wie Wind in den Feldern.

»Was geht dir durch den Kopf, Bruder?«, wollte Elros wissen.

Elrond schreckte auf und bemerkte, dass er schon seit einiger Zeit düster vor sich hin starrend in seinem Essen herumgestochert hatte.

»Alles gut«, winkte er ab. »Der Fisch ist wirklich köstlich.«

Elros betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn, sagte jedoch nichts weiter.

Würde ein Außenstehender sie so sehen, er würde sie wohl nicht für eine Familie halten. Mit einem Mal hatte Elrond Angst vor dem, was die Zukunft bringen mochte. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob sein Bruder vielleicht die weisere Wahl getroffen hatte.

Nach dem Essen begleitete er Vardamir noch in die Bibliothek, wo sie sich wie so oft in den letzten Jahren zusammensetzten und über ihre neuesten wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnisse unterhielten. Elrond schätze den intellektuellen Austausch mit seinem Neffen sehr; Vardamir war einer der klügsten Geister, denen er in seinem Leben begegnet war, und auch wenn Elrond als einer der Weisen Mittelerdes galt, so hatte er doch einiges von Vardamir lernen können.

Sie saßen oft bis lange nach Mitternacht zusammen und vergaßen nicht selten die Zeit darüber. Während Vardamirs Geschwister oft scherzhaft darüber klagten, schon längst viel zu alt zu sein, um sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, schien es ihm nichts auszumachen.

Es erstaunte Elrond daher, zu so später Stunde noch jemanden durch die Bibliothek eilen zu hören. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es bald schon dämmern würde und Mitternacht längst vorbei war. Sie sollten wirklich langsam schlafen gehen.

Die Schritte näherten sich ihnen. Etwas verwundert unterbrach Elrond sein Gespräch mit Vardamir und wandte sich dem Neuankömmling zu. Es war einer der Palastdiener. Er wirkte, als habe man ihn mitten aus dem Schlaf gerissen und sofort zu ihnen gescheucht. Ein ungutes Gefühl beschlich Elrond.

»Prinz Vardamir, Herr Elrond, der Zustand des Königs hat sich rapide verschlechtert!«, sagte er auch sogleich, sobald sie in Hörweite waren.

»Oh nein!«, entfuhr es Vardamir.

Elrond hielt sich nicht damit auf nachzufragen, wie genau es um seinen Bruder stand. Stattdessen sprang er auf und rannte sogleich los. Angst trieb ihn an, Angst um seinen Bruder. Schon seit Jahren hatte ihn die Sorge beschlichen, dass dieser Moment kommen würde, an dem sie endgültig voneinander getrennt würden. Es durfte einfach nicht sein, dass dieser Moment nun gekommen war! Er erlaubte es nicht!

Er fand seinen Bruder in dessen Gemächern. Diener wuselten umher, doch er scheuchte sie alle davon und ließ stattdessen nach Ceomon und Rethtulu schicken. Sie waren die einzigen, denen er zutraute, ihm angemessen helfen zu können.

Elros lag bleich und fiebrig auf seinem Bett und rang nach Luft. Elrond kniete sich neben ihn und ergriff seine Hand. Er tastete nach dem Puls und stellte mit Schrecken fest, dass er viel zu hoch war.

»Bruder, was ist geschehen? Sag es mir!« Verzweiflung lag in seiner Stimme.

Elros schien sich um seine Stärke zu bemühen. »Ich bin alt. Das ist geschehen«, sagte er mit erstaunlich fester Stimme. »Sei nicht traurig, Bruder. Nicht allzu sehr jedenfalls. Ich wusste es schon seit Tagen. Ich bedauere nur, dass es ausgerechnet heute geschehen musste. Fünfhundert sind wir jetzt, mein lieber Bruder.«

»Was, Elros? Was wusstest du seit Tagen? Ich bekomme das schon wieder hin, du wirst sehen. Und nachher ist das alles vergessen und wir essen zusammen Kuchen, versprochen.«

Elros strich ihm mit einer zittrigen Hand über die Wange und wischte die Tränen fort, die ihm ungehindert über das Gesicht strömten.

»Ich sterbe, Bruder«, sagte er leise. »Und nicht einmal du kennst ein Mittel gegen Sterblichkeit. Meine Zeit ist gekommen.«

»Nein …«, hauchte Elrond. Und dann noch einmal lauter: »Nein!«

Inzwischen waren auch Ceomon und Rethtulu mit Elronds Ausrüstung gekommen. Sie wussten sofort, wie die Lage war, und machten sich an die Arbeit. Elrond sprang auf und machte sich sogleich dran, Elros‘ Fieber und sein Herzrasen zu behandeln. Das hier würde ganz sicher nicht das Ende seines Bruders sein!

Ceomon und Rethtulu hatten rasch feuchte Tücher vorbereitet, um das Fieber zu senken, und halfen dann Elrond, einen Kräutersud zuzubereiten, der Elros‘ Atemnot und sein Herzrasen lindern sollte. Elros ließ zu, dass Elrond ihm half, den Sud zu trinken. Er schien zumindest ein wenig zu helfen. In der Zwischenzeit war auch Vardamir gekommen, und sah, wie es um seinen Vater stand. Elros winkte ihn zu sich.

»Sohn, hole bitte deine Geschwister. Ich habe euch etwas zu sagen«, trug er ihm auf. »Und du, Bruder: Lass mich bitte gehen. Es gibt nichts mehr, das du für mich tun kannst.«

Vardamir nickte nur traurig und ging, um dem Wunsch seines Vaters nachzukommen. Doch Elrond dachte nicht daran, seinen Bruder kampflos aufzugeben. Bis zum letzten Atemzug würde er alles in seiner Macht stehende tun!

Kurz darauf kam Vardamir mit seinen Geschwistern sowie seinen Kindern, Neffen und Nichten wieder, die derzeit in der Stadt weilten. Tindómiel kniete sich neben das Bett ihres Vaters und ergriff seine Hand. Sie weinte.

»Ist dies nun unser Abschied?«, fragte sie sich. »Vermag nicht einmal die Heilkunst der Elben dir noch zu helfen, Vater?«

»Ich habe lange genug gelebt«, sagte Elros. »Weitaus länger, als mir zustünde. Jetzt gehe ich zu eurer Mutter. Doch bin ich froh, dass ihr alle noch einmal gekommen seid. Vardamir, hilf mir auf.«

Vardamir kam dem nach und half seinem Vater, sich im Bett aufzusetzen.

»Und jetzt gib mir meine Krone und das Zepter. Da auf dem Tisch.«

Als Vardamir auch dem nachgekommen war und seinem Vater die Insignien seiner Macht gereicht hatte, sagte er: »Du bist der größte König, den wir je haben werden, Tar-Minyatur. Vater. Du, der du uns Númenor gabst.«

Für einen Moment betrachtete Elros Krone und Zepter, die er fast sein ganzes Leben lang getragen hatte. Númenor war sein Lebenswerk, er hatte aus dem, was die Valar ihm gegeben hatten, so viel mehr gemacht. Dann reichte er Krone und Zepter an Vardamir zurück.

»Wir sprachen darüber, Sohn«, sagte er. »Tar-Vardamir. Geh nun und lass die Glocken läuten.«

Vardamir wirkte gefasst, doch auch er weinte stumme Tränen. Dann wandte er sich seinem ältesten Sohn Amandil zu und überreichte ihm Krone und Zepter.

»Tar-Amandil«, sagte er nur.

Elros rief nacheinander seine Kinder und Kindeskinder zu sich und hatte für jeden von ihnen ein paar letzte Worte übrig. Die ganze Zeit saß Elrond nervös und voller Sorgen daneben. Elros war nicht davon zu überzeugen, sich weiter von seinem Bruder behandeln zu lassen. Elrond hingegen war überzeugt davon, dass dies nicht das Ende sein musste. Er wurde zunehmend verzweifelter, als er beobachtete, wie sein Bruder Abschied von seiner Familie nahm. Wenn Elros sich doch nur helfen ließe, er konnte ihn doch nicht einfach so gehen lassen!

»Kinder, geht jetzt bitte«, bat Elros schließlich. »Ich möchte noch ein paar letzte Augenblicke allein mit meinem Bruder verbringen.«

Sie nahmen Abschied von Elros. Dann gingen sie. Bedrückende Stille senkte sich über das Schlafgemach des Königs.

»Elros …«, krächzte Elrond. »Bitte. Lass dir helfen. Bitte nicht an diesem Tag.«

»Du hast mir bereits mehr als genug geholfen«, hielt Elros sanft dagegen. »Ohne dich hätte ich mich nicht verabschieden können. Dafür bin ich dir sehr dankbar.«

»Aber doch nicht an unserem Geburtstag!«, klagte Elrond unter Tränen. »Bis in alle Ewigkeiten werde ich daran denken müssen. Verlass mich nicht! Geh nicht dorthin, wo ich dir nicht folgen kann. Vielleicht …« Er schluckte. »Vielleicht … Wir sind Halbelben. Vielleicht ist dir der Weg nach Mandos doch gestattet.«

Elros griff nach seiner Hand. Sein Griff wurde bereits schwächer, seine letzten Kräfte verließen ihn.

»Du weißt, was Eonwe damals sagte«, erinnerte er seinen Bruder bedauernd. »Onkel Maglor hatte zurecht gefürchtet, dass ein Moment wie dieser kommen würde. Es tut mir leid, Bruder. Wirklich. Kannst du mir verzeihen, dass ich dir diesen grausamen Schmerz zufügen muss?«

Weinend zog Elrond seinen Bruder in seine Arme. Elros war erschreckend zerbrechlich geworden.

»Ich verzeihe dir alles, liebster Bruder«, wisperte Elrond.

Dankbar erwiderte Elros die Umarmung,

»Bitte sei nicht allzu lange traurig«, bat er. »Ich danke dir, für alles. Elrond … Bruder …«

Seine Arme sanken herab.

»Elros …«, hauchte Elrond. Und dann noch einmal, drängender nun, als er keine Antwort erhielt: »Elros!«

Ein Lächeln lag auf Elros‘ Lippen, doch seine Augen waren blickleer. Elronds Verstand weigerte sich vollkommen, die Wirklichkeit anzuerkennen. Immer wieder wisperte er den Namen seines Bruders, doch er erhielt keine Antwort. Nie wieder.

Er war allein. Das erste Mal in seinem Leben war er wirklich allein.

Sanft ließ er Elros auf das Bett sinken. Doch als er des schlaffen Körpers seines Bruders vollends gewahr wurde, stürmte die Erkenntnis mit einem Mal mit voller Macht die abwehrenden Mauern seines Verstandes. Er sprang auf, stolperte vom Bett weg und stürzte. Voller Entsetzen schlug er die Hand vor den Mund. Sein Blick verschwamm. Verzweifelt biss er sich auf die Finger, als könne der Schmerz ihn aus diesem Alptraum reißen.

»Ceomon!«, rief er mit tränenerstickter Stimme. »Wir müssen …! Wir müssen …!«

Ja, was musste er eigentlich? Elros schlief doch nur! Er schlief nur. Nur Schlaf. Mehr nicht. Elros schlief. Das war die einzige Wahrheit, die sein Verstand zuließ.

Ceomon ließ sich neben ihn zu Boden sinken und zog ihn in seine Arme. Auch er weinte. »Ach, Elrond«, sagte er bedauernd. »Mein lieber, kleiner Elrond. Wäre doch nur Herr Maglor hier und für dich da. Warum nur haben die Valar euch diese schlimme Bürde auferlegt?«

Draußen läuteten die Glocken und verbreiteten die traurige Kunde.

»Der König ist tot! Lang lebe der König!«, rief irgendwer von den Türmen des Palastes herab.

Voller Entsetzen starrte Elrond zu dem Bett. Tränen nahmen ihm die Sicht. Aber Elros schlief doch nur!

Allein. Für immer.

Elros hatte ihn verlassen. Er war gegangen und niemand wusste wohin. Er war für immer verloren.

In diesem Moment wurde sich Elrond einer einzigen, unumstößlichen Wahrheit bewusst: Ohne seinen Bruder wollte auch er nicht mehr leben. Mit Elros war auch er gestorben.

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Kurzbeschreibung

Seit einigen Jahren nun weilt Elrond in Númenor, um seinen gealterten Bruder zu pflegen. Elros ist froh, seinen Lebensabend mit Elrond verbringen zu können, doch er weiß, dass ihre gemeinsamen Tage gezählt sind.

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit OneShot, Charaktertod, Zweites Zeitalter, canon aware, Gen, Familie und Schmerz ohne Trost getaggt.