Mitten in der Nacht auf zu wachen war nichts allzu ungewöhnliches für Zhou Zekai, daher dacht er sich auch nicht viel dabei, als er aufwachte und ging ins Bad. Als er wieder ins Schlafzimmer zurückkehrte, merkte er, dass etwas nicht wie sonst war. War es nicht ein wenig zu hell? Ihn selbst interessierte es herzlich wenig, ob die Rollladen unten waren oder nicht – er konnte so oder so schlafen –, aber sein Freund war da ein wenig anders, was durchaus überraschend war. Überraschend weil Ye Xiu nicht eine Person zu sein schien, die sich um irgendetwas sorgte. Soweit Zhou Zekai wusste, war sein Freund von Zuhause abgehauen und hatte alles, das sich anbot, als Unterkunft nehmen müssen – in kompletter Dunkelheit zu schlafen war keine Selbstverständlichkeit, aber schlafen musste er trotzdem irgendwann einmal.
Ye Xiu bestand seit Anbeginn ihrer Beziehung darauf, dass die Rollläden geschlossen wurden. Er hatte nie gefragt wieso, da ja jeder seine eigenen Präferenzen hatte. Würde aber jemand Zhou Zekai fragen, was er bevorzugte, würde er antworten, dass er es bevorzugte, wenn die Rollläden oben waren, damit das Licht des Mondes in den Raum kommen konnte. Es war irgendwie tragisch und ironisch, dass er und sein Freund so unterschiedliche Präferenzen hatten, aber schlussendlich war es auch nicht wichtig, da es sie nicht wirklich beeinträchtigte. Für gewöhnlich ging Ye Xiu lange nach dem Zhou Zekai bereits eingeschlafen war ins Bett, damit war es auch immer Ye Xiu, der die Rollläden herunter ließ. Am nächsten Morgen, wenn Zekai aufwachte, kümmerte es ihn herzlich wenig, ob die Rollläden oben oder unten waren. Wenn er durch das Schlafzimmer wanderte waren seine Augen normalerweise mehr geschlossen als offen, weshalb er so oder so nichts sah.
Scheinbar hatte Ye Xiu dieses Mal vergessen die Rollläden herunter zu lassen. Vielleicht war er zu müde gewesen. Er war schließlich nicht mehr der Jüngste und die ganze Nacht durch zu machen verlangte seinen Preis. Leider gab es nichts, dass Zhou Zekai tun könnte, um seinen Freund daran zu hindern. Sie beide waren schließlich erwachsen und konnten tun und lassen, was sie wollten. Alles was er tun konnte, war seinen Freund von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, dass früh ins Bett zu gehen auch eine Option war. Um Ye Xiu aber auch wirklich ins Bett zu bekommen, musste man ihm erklären, dass Zhou Zekai es vermisste neben seinem Freund einzuschlafen. Dieser kleine Trick funktioniert aber auch nicht immer und sollte sowieso nicht immer benutzt werden.
Viele Nächte war Zhou Zekai schon alleine in ihrem Bett eingeschlafen. Dementsprechend schätzte er die Zeit, die sie dann doch mal im Bett zusammen verbrachten. Es fühlte sich so warm an, wenn mitbekam, wie die Atmung seines Freundes langsam immer ruhiger wurde, sah wie er langsam einschlief. Es war ein schönes Gefühl, die Wärme des anderen auf seiner Haut zu spüren. Oftmals hielten sie ihre Hand während sie einschliefen. Zhou Zekai war derjenige, der darauf bestand. Leider war Ye Xiu nicht der romantische Typ und viel zu begriffsstutzig in Bezug auf alles, das nichts mit Glory zu tun hatte, während Zhou Zekai viel zu schüchtern war, um seine Gedanken aus zu sprechen.
Auf Grund ihres unterschiedlichen Schlafrhythmus war es selten, dass er das schlafende Gesicht seines Freundes sah. Auch wenn er der erste war, der morgens erwachte, hatte er selten Zeit Ye Xiu’s Gesicht zu bewundern. Welch Schmach! Der sonst so schamlose Mann mit dem leichten Lächeln, dass ihn gerne Mal arrogant wirken ließ, auf den Lippen, sah so harmlos und friedlich aus, wenn er schlief. Leise nahm Zhou Zekai sein Handy vom Nachtkästchen und schoss ein paar Bilder von seinem schlafenden Freund. Er würde sie später nutzen, um Ye Xiu ein wenig zu ärgern – und vielleicht teilte er sie auch mit Su Mucheng.
Ye Xiu’s größter Fan war und würde auch für immer Zhou Zekai sein!
Nachdem er das Foto geschossen und die Rollläden herunter gelassen hatte, kehrte Zhou Zekai ins Bett zurück. Sanft strich er eine Haarsträhne aus Ye Xiu’s Gesicht – zwirbelte das schwarze Haar ein wenig zwischen seinen Fingern. Es fühlte sich weich an und roch gut. Da Ye Xiu selbst zu faul war sich sein eigenes Shampoo oder Duschgel zu kaufen, kaufte es immer Zekai, der darauf achtete, dass es an Ye Xiu gut roch. Was sollte er sagen? Er war höchst zufrieden mit dem Resultat.
Mit einem Lächeln nahm er seinen Freund in eine Umarmung und platzierte zärtliche Küsse auf dessen Stirn.
Welch wunderschöne Nacht mit seinem wunderschönen Freund. Vielleicht sollte er sich den nächsten Tag frei nehmen, damit sie etwas länger im Bett bleiben konnten, damit sie ein wenig länger Händchen halten konnten, damit sie ihre Gemeinsamkeit ein wenig länger genießen konnten oder sie könnten mal wieder auf ein Date gehen – sie waren schon lange nicht mehr auf einem Date gewesen.
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