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Selkie

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06.11.21 00:20
16 Ab 16 Jahren
Homosexualität
Fertiggestellt

Autorennotiz

Geschrieben für die Izuna Apprechiation Week auf Twitter (twitter.com/IzunaWeek) und Tumblr (izuna-appreciation-week.tumblr.com). Tag 6, Prompt: Unrequitted Love

2 Charaktere

Uchiha Izuna

Izuna ist der jüngere Bruder Madaras und mit ihm einer der stärksten Mitglieder des Uchiha Clan. Sie beide erweckten schon in jungen Jahren das Mangekyō Sharingan und konnten damit über ihren Clan herrschen. Izuna steht treu zu seinem Bruder und unterstützt ihn. Er wurde von seinem Rivalen Senju Tobirama tödlich verwundet und gab seine Augen noch auf dem Sterbebett Madara.

Senju Tobirama

Der jüngere Bruder Hashiramas und zweiter Hokage. Er ist weithin gerühmt für seine Schnelligkeit, auf deren Basis er auch das Hiraishin entwickelte. Außerdem entwickelte er zahlreiche weitere Jutsu, unter anderem auch das Edo Tensei. Er ist mit seiner ruhigen und rationalen Natur ein Gegenstück zu seinem Bruder und bremst oft dessen Enthusiasmus aus, um ihn in realistischere Bahnen zu lenken.

Seit alters her erzählten sich die Uchiha düstere Geschichten über das wilde, unbändige Meer und die Kreaturen, die in den unergründlichen Tiefen lauerten. Sie erzählten diese Geschichten, um ihre Kinder davor zu warnen, sich zu nah an die unbekannte Gefahr zu wagen. Sie erzählten ihnen, dass gefräßige Kreaturen in den finsteren Gewässern lauerten, die an Land gekrochen kamen, um wehrlose Kinder zu stehlen, die zu nah am Ufer spielten. Sie erzählten von Wesen mit Reißzähnen und Tentakeln und solchen, die aussahen wie Menschen, doch ihre Menschenhaut abwerfen konnten, um ihre wahre Natur zu enthüllen. Monströse Dinge waren es, die die Geschichten der Uchiha bewohnten, und allesamt waren sie Menschenfresser.

Izuna jedoch fürchtete sich nicht. Seit er das erste Mal die Schreie der Möwen gehört hatte, hatte das Meer ihn bezaubert. Für ihn hatte es nichts Monströses, nichts, das er fürchten musste. Er sah nur eine endlose Weite voll unentdeckter Geheimnisse, die nur darauf warteten, von ihm gelüftet zu werden. Was war an den Geschichten dran, die sich sein Clan erzählte?

Stunden um Stunden, viele Tage lang, schlich er sich an die Küste, um den Schreien der Möwen und dem Rauschen der Wellen zu lauschen, mit der salzigen Luft in seinen Haaren und dem feuchten Sand zwischen seinen nackten Zehen. Das war sein kleines Geheimnis, niemand wusste davon, nicht einmal sein Bruder. Diese Momente gehörten nur ihm.

Auf einem dieser heimlichen Ausflüge fand er eines der Geheimnisse des Meeres. An diesem Tag war der Strand hinter seiner kleinen Hütte nicht mehr so leer, wie er es gewohnt war. Jemand saß am Strand und sonnte sich.

Izuna hielt das Wesen zunächst für einen Menschen, ein Mann anscheinend, mit weißem Haar, doch dann sah er die Robbenhaut, die neben dem Felsen, auf dem er saß, im Sand lag. Eine Selkie.

Auch über die Selkie kannte Izuna allerhand Geschichten. Wie so viele Wesen der Mythologie der Uchiha lebten sie im Meer, wo sie als Robben erschienen. Manchmal jedoch, so wie jetzt, kamen sie an Land und legten ihre Robbenhaut ab, um als wunderschöne Menschen in Erscheinung zu treten. Angeblich verführten sie ihre ahnungslose Beute, um sie dann in die Tiefen des Meeres zu ziehen.

Izuna nahm dieses Risiko mit Freuden auf sich, als er dieses wunderschöne Wesen erblickte. Sein weißes Haar schimmerte in der Morgensonne und seine Haut war weiß wie Alabaster, beinahe durchscheinend. Es wirkte fremd und doch sogleich so vertraut. Izuna fühlte sich unweigerlich zu ihm hingezogen.

»Hallo.« Vorsichtig näherte er sich, nicht etwa, um selbst vor einer Gefahr auf der Hut zu sein, sondern um die Selkie nicht zu verschrecken. »Mein Name ist Izuna.«

Die Selkie wirkte nicht überrascht, als sie sich Izuna zuwandte und ihn von oben bis unten musterte. Dass sie völlig entblößt in der Gestalt eines Mannes vor ihm auf dem Felsen saß, schien sie nicht zu stören. Als sie sich zu ihm umgedreht hatte, sah Izuna auch die roten Augen. Rot wie die der Uchiha, doch ohne ihre tomoe. Wie faszinierend.

»Du bist derjenige, der oft zum Meer kommt, um seinem Lied zu lauschen.«

Die Selkie sprach zu ihm wie ein Mensch. Wäre die Robbenhaut nicht, Izuna hätte nicht sagen können, dass hier kein Mensch vor ihm saß. Er streckte die Hand aus. Wie würde sich die Menschengestalt der Selkie anfühlen? Wie die Haut eines Menschen? Oder wäre es doch etwas anderes?

Die Selkie beobachtete ihn noch immer aufmerksam, neugierig vielleicht, aber nicht ängstlich. Sie imitierte seine Geste, zögernd erst, vielleicht doch ein wenig davor zurückschreckend, wie es wäre, diese fremde Kreatur vor sich zu berühren, die sie hier, an der Grenze zweier Welten, angetroffen hatte.

Ihre Fingerspitzen berührten sich.

Izuna stellte fest, dass die Haut der Selkie ganz weich war. Ganz so wie die eines Menschen. Fasziniert verschränkte er ihre Finger miteinander und betrachtete ihre miteinander verschlungenen Hände. Sie fügten sich so perfekt zusammen, wie zwei Teile eines Ganzen. Als wären sie füreinander geschaffen.

Izuna hob den Blick und sah in die blutroten Tiefen der Augen der Selkie. Er war sich sicher, in diesen Tiefen konnte er sich bedenkenlos verlieren. Das wäre es wert.

»Wie kann ich dich nennen? Hast du einen Namen?«

»Wenn du willst, dann nenne mich Tobirama.«

»Dann bitte ich dich, bei mir zu bleiben, Tobirama. Sieh, dort hinten steht meine Hütte, dort können wir gemeinsam leben.«

Tobirama folgte seinem Fingerzeig und blickte zu der kleinen Hütte, die etwas abseits vom Strand auf einem kleinen Kliff stand. Von dort aus hatte man einen guten Blick auf das Meer, und Izuna war oft dort, um bei Regen die stürmische See zu beobachten. Dann blickte Tobirama wieder zu Izuna.

»Ich kann nicht mit dir gehen. Das Meer ist es, wohin ich gehöre und dorthin werde ich immer zurückkehren.«

»Aber …« Izuna starrte Tobirama sprachlos an. »Aber sieh doch, von dort aus ist es nicht weit zum Meer. Dort könnten wir zusammen bleiben, Seite an Seite.«

Doch Tobirama schüttelte nur den Kopf. »Du bist ein Wesen des Landes und ich eines des Meeres. Wir sind zu verschieden. Aber es war schön, mit dir zu reden.«

Mit diesen Worten glitt er von dem Felsen herab, auf dem er bis jetzt gesessen hatte, und warf sich seine Robbenhaut über. Dann sprang er in die weiße Gischt der Brandung und verschwand zwischen den Wellen. Ein letztes Mal hob er den Kopf aus dem Wasser, doch nun erblickte Izuna keinen Menschen mehr, sondern eine Robbe.

Tobirama winkte ihm mit einer Flosse zu. »Bis dann.«

Dann tauchte er ab und war mit einem letzten Flossenschlag verschwunden.

 

So kam es, dass Izuna das Herz gestohlen worden war. Tag um Tag, Woche für Woche, verharrte er am Strand und hielt nach Tobirama Ausschau. Doch die Selkie, die sein Herz mit sich in die unergründlichen Tiefen des Meeres genommen hatte, kam nicht wieder.

Die Monate gingen ins Land und Izuna nutzte jede sich nur bietende Gelegenheit, um zu seinem Strand zu gehen. Selbst wenn es ihm nicht vergönnt war, weilten seine Gedanken doch stets an diesem geheimen Ort, der nur ihm gehörte. Wenn er nicht hierher kommen konnte, so nutzte er seine Zeit, um alles über Selkies in Erfahrung zu bringen, was er finden konnte.

So kam es, dass sich allmählich ein Plan formte.

Mit jedem Tag wurde sein Verlangen stärker. Ihre Begegnung mochte nur kurz gewesen sein, aber doch hatte Izuna das Gefühl, dass sie füreinander geschaffen waren. Mit Sicherheit sah Tobirama das ebenso. Hatte er nicht angedeutet, dass er Izuna erkannt hatte als jenen, der so oft zum Strand kam, um das Meer zu betrachten? Vielleicht schwamm er ja selbst nahe ans Ufer, um aus dem flachen Wasser heraus Izuna zu beobachten?

Izuna hielt nach ihm Ausschau, Tag für Tag, doch in den Schatten unter der Wasseroberfläche war nirgends auch nur eine gewöhnliche Robbe auszumachen. Seine Sehnsucht wuchs und wuchs und als er glaubte, es nicht mehr aushalten zu können und sich sein eigenes Herz aus der Brust scheiden zu müssen, um der Sehnsucht zu entkommen, wurden seine sehnlichsten Wünsche doch erhört.

Ganz ohne Vorwarnung fand er eines Tages Tobirama erneut am Strand vor.

Wieder hatte er seine Robbenhaut abgestreift, um in menschlicher Gestalt auf dem Felsen zu sitzen und die Sonne zu genießen. Er schien Izuna noch nicht bemerkt zu haben, also nutzte Izuna diese Gelegenheit und setzte seinen Plan in die Tat um, an dem er all die Zeit so sorgfältig gearbeitet hatte.

Geschwind stahl er die Robbenhaut und schloss sie in einer schweren Truhe in seiner Hütte weg. Den Schlüssel dazu band er sich mit einem Band um den Hals und trug ihn stets unter seiner Kleidung. Jetzt konnte Tobirama nicht mehr davon schwimmen.

Als er nun zum Strand zurückkehrte, bemühte er sich nicht mehr, seine Anwesenheit zu verbergen. Tobirama hatte indes bemerkt, dass seine Robbenhaut verschwunden war, doch als er Izuna sah, hielt er in seiner Suche inne. Izuna tat so, als hätte er nichts bemerkt, und lächelte einladend.

»Tobirama! Welch eine Freude! Ich hatte all die Zeit nach dir Ausschau gehalten.« Er reichte ihm die Hand. »Möchtest du vielleicht dieses Mal mit mir kommen? Ich will dir meine Welt zeigen, ich bin sicher, sie wird dir gefallen.«

Tobirama warf einen Blick hinter sich zum Meer. Dann blickte er wieder zu Izuna. Er legte den Kopf zur Seite, wie als würde er über etwas nachsinnen.

»Ihr Menschen seid seltsame Wesen. So lange schon habe ich euch vom Meer aus beobachtet, aber ihr seid mir ein Mysterium.«

Izuna ergriff seine Hand. »Dann komm doch mit mir und ich beantworte dir all deine Fragen.«

Tobirama ließ es zu, dass Izuna ihn vom Strand fortführte. Izunas Herz sang vor Freude. Er hatte seine Selkie für sich gewinnen können.

Er geleitete Tobirama zu seiner Hütte und kleidete ihn in Menschenkleidung. Tobirama verfolgte all dies mit Neugierde im Blick. Er betrachtete seine Arme, als würde er sie zum ersten Mal sehen, und schien zunächst das Konzept von Kleidung nicht völlig zu begreifen. Izuna war glücklich, ihm all seine Fragen zu beantworten, so kindlich sie auch sein mochten.

Gemeinsam lebten sie in der kleinen Hütte, die nun nicht mehr allein Izunas kleines Geheimnis war. Nun hatte er jemanden, mit dem er diesen Ort teilen konnte. Und fürwahr, er liebte Tobirama von ganzem Herzen, sein ganz eigenes Mysterium, seine Selkie.

Nächtelang saßen sie Seite an Seite am Rande des Kliffs und sahen auf den Ozean herab, beobachteten, wie der Mond und die Sterne auf den Wellen tanzten. Dann erzählte Izuna von seinem Leben an Land und Tobirama berichtete von den Wundern des Meeres. Stets war dabei sein Blick auf die Wellen gerichtet. Izuna liebte es, sein Profil zu betrachten, klar abgezeichnet vor dem dunklen Nachthimmel. Das silberne Licht des Mondes warf scharfe Schatten auf sein Gesicht, und Izuna fragte sich, was in der Dunkelheit lag, die der Mond nicht erhellte.

Lange saßen sie so da und redeten und am Ende küssten sie sich. In diesen Momenten, in denen er in Tobiramas Armen lag, wusste Izuna, dass er sein Glück gefunden hatte.

Doch nie erwähnte er die verschlossene Truhe, und Tobirama fragte nicht.

 

Izuna lebte wie in einem wunderbaren Traum. Umso grausamer war das Erwachen.

So sehr er es auch begehrte, so konnte er doch nicht für immer in der kleinen Hütte am Meer leben. Von Zeit zu Zeit musste er zu seiner Familie zurückkehren, sodass sie keinen Verdacht schöpften, wo er war, und sein Geheimnis aufdeckten. Es sollte sein bleiben, sein allein. Also ging er, doch jedes Mal versprach er Tobirama, alsbald schon wieder zurückzukommen.

Jedes Mal sah Tobirama ihn schweigend an. Eine unausgesprochene Bitte lag in seinem Blick und eine stille Trauer. Izuna küsste ihn und versprach, so bald als möglich zu seinem Liebsten zurückzukehren. Tobirama ließ ihn gehen und jedes Mal hielt Izuna sein Versprechen. Stets hatte Tobirama geduldig auf seine Rückkehr gewartet.

Bis er es eines Tages nicht mehr tat.

Mit Schrecken sah Izuna die offen stehende Tür. Er rannte das Kliff hinauf und er glaubte, ihm würde das Herz stehen bleiben, als er niemanden in der Hütte vorfand. Was war geschehen? War jemand gekommen und hatte Tobirama etwas angetan?

»Tobirama!«, schrie er. »Wo bist du? Tobirama!«

Doch allein der Wind antwortete ihm und trug seine Stimme davon.

Dann sah er die offen stehende Kiste.

Mit einem erschrockenen Aufschrei stürzte er zu ihr und fiel vor der Truhe auf die Knie. Doch sie war leer. Nichts war mehr darin. Die Robbenhaut war verschwunden.

Tobirama war ohne ein Wort des Abschiedes in das Meer zurückgekehrt.

Izunas Welt zerbrach. Mit Tränen in den Augen rannte er wieder nach draußen zur Klippe und schrie Tobiramas Namen auf das Meer hinaus, bis ihm die Kehle schmerzte und seine Stimme versagte. Weinend sank er in sich zusammen. Die raue Seeluft trocknete ihm die Tränen auf dem Gesicht.

Vielleicht, sagte er sich. Vielleicht würde Tobirama ja auch dieses Mal wiederkehren. Dann könnte er wieder seine Robbenhaut nehmen und sie könnten einfach weitermachen, wo sie aufgehört hatten. Izuna verstand nicht, wieso Tobirama ihn einfach so verlassen hatte. Was sie gehabt hatten, war doch perfekt gewesen. War es nicht ein gelebter Traum?

Doch die Monate verstrichen und Tobirama kehrte nicht zurück. Izuna blieb allein. Seine Verzweiflung wuchs. Am Ende hatte er jenen verloren, der ihm nie gehört hatte.

Eine Idee nahm Gestalt an. Es gab vielleicht doch noch einen Weg. Wenn Tobirama nicht zu ihm zurückkehren wollte, dann würde Izuna eben zu ihm kommen. Die Uchiha mochten sich seit alters her Geschichten vom Meer erzählen und jenen, die darin verloren gegangen waren, geraubt von den Kreaturen der Tiefe. Doch dann war eines Tages eine dieser Kreaturen aus der Tiefe heraufgestiegen und hatte Izuna eine neue Welt voller Wunder eröffnet. Es wäre nicht so schlimm, der Kreatur in die Tiefe zu folgen, wie die Geschichten immer behaupteten.

Also sprang er.

»Selkie, nun folge ich dir in die See.«

Die Fluten verschlangen ihn.

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Kurzbeschreibung

Seit jeher erzählen sich die Uchiha düstere Geschichten über das wilde, ungezähmte Meer und die Kreaturen, die in seinen unergründlichen Tiefen lauern. Izuna jedoch hat keine Angst. Er wagt sich oft heimlich ans Meer, und auf einer dieser geheimen Reisen findet er eines der Geheimnisse des Meeres. [Selkie - Blackbriar, TobiIzu]

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Alternativuniversum, Songfiction, Suizid und Liebesbeziehung (problematisch) getaggt.