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Storyhub For Future - Tipps und Tricks zur Nachhaltigkeit

Am 01.08.2019 um 14:18 Uhr

Hallo ihr Lieben!

Nachdem ein gewisser Modmensch mir schon tagelang in den Ohren damit liegt, starte ich hiermit mal einen Thread, der so absolut gar nichts damit zu tun hat, mehr Leben auf Storyhub zu bekommen, aber trotzdem sehr nützlich sein könnte.

In diesem Thread dürft ihr nämlich all eure Tipps, Tricks, Adressen, Infos und co zum Thema Nachhaltigkeit teilen. Wenn ihr also Ideen habt, wie unser Leben

  • umweltfreundlicher
  • tierfreundlicher
  • sozialverträglicher
  • nachhaltiger

werden kann, dann haut raus! Dazu gibt es aber noch ein paar Regeln.

Leider erlebe ich es in sozialen Netzwerken immer wieder, dass Postings zum Thema Nachhaltigkeit und Reaktionen darauf eskalieren. Statt sich konstruktiv auszutauschen, artet es bei der einen Fraktion oft in einen Wettstreit wer lebt am nachhaltigsten aus und kleinste Fehler werden in Grund und Boden kritisert ala "Aha! Du proklamiert Veganismus, aber deine Medizin, die hat eine Gelatinehülle!" Und die andere Fraktion haut auf simple Infos ala "Hi, hier ist ein Link zu Marke X, die produziert Fair Trade Kleidung" Dinge wie "Du hasst wohl Geringerverdiener abgrundtief! Wie sollen wir uns das bitte leisten können?! Hör auf, uns fertigzumachen, weil wir kein Geld haben" raus.

Wir wissen alle, dass die Welt nicht perfekt ist und dass es schwer ist, aus dem Hamsterrad rauszukommen. Dass auch gute Ideen noch Schattenseiten haben können, dass keine 100% Sicherheit gibt, dass in vieler Hinsicht oftmals Kompromisse nötig sind und dass es schwer ist zu verzichten und die meisten hier und da mal schwach werden. Alle tun, was sie können, aber nicht alle können oder wollen alles und oft gibt es mehr als einen Weg, etwas besser zu machen.

Deswegen: Gestaltet eure Postings bitte sachlich und konstruktiv. Informiert über Hintergründe, gebt Tipps, aber verzichtet bitte darauf zu moralisieren und Anderen ein schlechtes Gewissen einzureden im Sinne von "Wenn du das tust, bist du Mitschuld am Untergang der Welt", Danke.

Zuletzt bearbeitet: Am 01.08.2019 um 14:21 Uhr von GreenQuill
#1
(Threadersteller)

Wolle für Weltverbesserer

Am 01.08.2019 um 16:49 Uhr

Ich mache mal den Anfang für Strickliesln, Häkelpeter und Filzkims hier. Vor einer Weile habe ich mich schon mal mit fairen und tierfreundlichen Handarbeitsgarnen beschäftigt, wurde zwischenzeitlich aber wieder schwach. Jetzt wage ich einen neuen Anlauf und dachte mir, ich teile mit euch mal ein paar Infos.

Bevor es losgeht, will ich erst einmal erklären, warum bewusster Konsum bei Garnen überhaupt ein Ding ist und wo die Schwierigkeiten bei konventionellem Garn liegen. Es gibt da Probleme in mehreren Bereichen. Leider kann ich keine Quellen nennen, weil das alles angesammeltes Wissen ist, aber manche Infos findet ihr auch später bei den Links. Anderes könnt ihr aber auch selbst googlen.

Umwelt: Viele Garne enthalten Synthetikbestandweile wie zum Beispiel Polyamid oder Acryl, die nicht abbaubar sind. Bei natürlichen Rohstoffen, die jedoch nicht in Deutschland wachsen, besteht dagegen das Problem, dass sie die Welt durchreisen ehe sie im deutschen Handarbeitsgeschäft liegen. Das betrifft auch Materialien, bei denen man das erstmal nicht vermuten würde. Schafwolle z.B. stammt zumeist aus Neuseeland oder Australien, während absurderweise für die deutsche Schäferei Wolle ein Abfallprodukt ist, weil es kaum Abnahme gibt. Hinzu kommt häufig auch noch der Einsatz von Chemie bei der Produktion, wie z.B. beim Superwash-Verfahren, das Sockenwolle resistent vor Verfilzung machen soll oder beim Anbau von z.B. Baumwolle.

Tierwohl: Wo tierische Produkte zum Einsatz kommen, ist natürlich Tierleid immer ein Thema. Bei Schafwolle ist das größte Stichwort Mulesing - eine brutaler Eingriff an Lämmern ohne Betäubung. In Deutschland ist Mulesing verboten. Aber: Die meiste Wolle kommt wie gesagt aus Australien und Neuseeland und dort war Mulesing Gang und Gäbe und es gibt wohl erst seit kurzem Bestrebungen, das zu ändern.

Sozialverträglichkeit: Garne sind Textilien und daher treffen die Probleme der Textilindustrie auch hier zu. Bei der Produktion von Baumwolle (generell, jetzt nicht nur auf Häkelgarn bezogen) zum Beispiel gibt es ein massives Problem mit Kinderarbeit.


Die Möglichkeiten

So weit, so schlecht. Doch zum Glück gibt es Alternativen. Natürlich lassen sich meist nicht alle Problem auf einmal ausschalten. Doch einiges ist schon möglich, sogar ohne auf ein bestimmtes Lieblingsmaterial verzichten zu müssen. Hier sind mal ein paar Tipps (sorry, wenn es etwas chaotisch ist)

Made in Germany oder EU: Immer gut ist es natürlich, Garne zu wählen, deren Rohstoffe aus Deutschland oder zumindest in anderen Ländern der Europäischen Union produziert wurden und die auch in EU zu Garn verarbeitet wurden. Es gibt tatsächlich viele, oft kleinere Familienunternehmen und Schäfereigenossenschaften, aber auch einige bekanntere Marken, die zumindest zum Teil oder sogar vollständig deutsche und europäische Schafwolle verwerten und dabei sogar bedrohte Schafsrassen erhalten. Auch andere Naturmaterialen gibt es "Made in Europe", wie z.B. Baumwolle aus Griechenland oder Leinen aus Spanien. Einfach mal EU oder Land und Material gemeinsam googlen. Bei Schafwolle würde ich außerdem empfehlen nach den Rassen zu suchen. Das sind zum Beispiel Alpines Steinschaft, Brillenschaft, Coburger Fuchsschaf, Schwarzes Bergschaft oder (mal außerhalb von Deutschland) Manx Loaghtan. Die Produktion in Deutschland und den europäischen Nachbarn beudetet nicht nur kürzere Wege und die Verarbeitung von einheimischen Rofstoffe, sondern ist auch in sozialer Hinsicht sicherer.

Nützliche Siegel: Ich weiß, ich weiß, Siegel bieten keine 100% Sicherheit und können missbraucht werden. Trotzdem finde ich ein Siegel noch immer besser als keines. Die größte Bedeutung beim Thema Garne hat in meinem Auch das Global Organic Textile Standard, kurz GOTS Siegel. Es steht für Produktion nach biologischen Kriterien, Begrenzung künstlicher Fasern und Regelung von Chemie im Produktionsprozess sowie soziale Mindeststandards, z.B. im Bezug auf Zwangs- und Kinderarbeit. Hieran könnt ihr auch bei Rohstoffen, die nicht aus Deutschland oder der EU stammen, orientieren. Dargestellt ist es als weißes Hemd auf grünem Grund. Auch eine Rolle spielen OEKO-TEX, Biosiegel (z.B. bei Bioland-Schäfereien) und Fair Trade Zertifikate, sind jedoch, so meine Erfahrung bisher, seltener vertreten.

Herstellerseiten lesen: Die Webseiten von Herstellern lesen ist auch sinnvoll. So habe ich z.B. schon Hersteller gesehen, die nur dort darauf hinwiesen, dass ihre Wolle mulesingfrei ist. Übrigens stammt nicht alle mulesingfreie Wolle nur aus Europa, vieles kommt auch aus Südamerika. Was Wolle aus Deutschland angeht, ist vieles nicht zertifiziert, da sich die kleinen Schäfereien teure Zertifizierungsverfahren nicht lesen können, hier ist der Blick auf Herstellerseiten besonders wichtig. Auch in welchen Ländern die Wolle verarbeitet wird, ist hier zu finden.

 Auf Materialangabe achten: Wollt ihr synthetische Beimengungen zu vermeiden, solltet ihr die Materialangaben der Garne lesen. Synthetische Stoffe wie Polyamid müssen ausgewiesen werden. Superwash (bei Schafswolle) weist auf eine chemische Behandlung hin. Es gibt einige Hersteller und Händler, die auf den Einsatz synthetischer Beimischungen und chemischer Behandlung verzichten und Wolle durch Mischungen aus Naturfasern weich bekommen. Wie so oft hilft auch hier: googlen. Stichworte wie "natürliche Wolle", "Naturwolle", "Garne aus Pflanzenfasern" "100% Naturfasern", aber auch "Sockenwolle Beimischungen" oder "Sockenwolle chemische Aufrüstung" können helfen.

Vegane Alternativen: Stichwort Sockenwolle und andere Schafswollprodukte. Wenn ihr gar keine tierischen Garne verwenden, aber auch keine Chemie verstricken wollt, gibt es inzwischen eine ganz Reihe pflanzlicher Alternativen. Hier werden einige davon aufzählt und Bezugsquellen vorgestellt.

Faire Garne: Wenn die Rohstoffe eurer Garne von außerhalb der EU stammen, ist Fair Trade ein wichtiges Thema. Es gibt tatsächlich einige Projekte und Kooperativen, die Kleinbauern ein Einkommen sichern. As usual - Google ist dein Freund. Statt fair als Stichwort kann auch manchmal Kooperative oder Partnerschaft zusammen mit Garn oder Wolle weiterhelfen. Achtung: Habt auf jeden Fall eine Auge darauf, ob die Garne, die ihr so findet, auch irgendwie zertifiziert sind (GOTS, Fair Trade ect.). Fair ist leider auch ein beliebtes Werbewort.

Recycling: Ein weitere Säule zu lokalen, fair gehandelten und naturbelassenen Rohstoffen ist die Wiederverwertung. Tatsächlich gibt es einige Hersteller, die Garne aus recyleten Fasern anbieten. Ansonsten gibt es auch DIY-Möglichkeiten, alte Textilien zu recyclen. Wenn euer Strickpulli ein Loch hat: Nicht fortschmeißen, aufdröseln. Und T-Shirts lassen sich zu T-Shirtgarn zerschneiden. (Irgendwo gab es mal ein Strickbuch zu noch ganz anderen Materialien. Wenn ich es finde, editiere ich dir hier noch rein).

Online informieren, lokal kaufen: Viele Hersteller und Marken, sogar die kleinen, bieten auf ihrer Website ein Händlerverzeichnis, auf dem ihr Bezugsquellen in eurer Nähe ausfindig machen könnt. Nutzt es! Wenn ihr euer Lieblingsgarn in einem Geschäft in eurer Nähe findet, spart das Kosten, Verpackungsmaterial und Versandwege. Support your local community!

Das war es soweit mit den Tipps! In der Realität kann es natürlich sein, dass irgendwo Kompromisse machen müsst, trotzdem hoffe ich, dass euch das hier ein wenig geholfen hat.

zum Abschluss noch eine Frage, die beim Einkauf von Faireren Produkten immer aufkommmt: Wie sieht es mit den Preisen aus?

Ich will nicht lügen: Bei manchen Marken müsstet ihr deutlich tiefer in Tasche greifen , aber das ist keinesfalls überall so. Vieles, gerade im Bereich der Schafwolle, ist nur minimal teuer als herkömmliche Garne, z.B. Sockenwolle hab ich bis auf wenige Ausnahmen alles im Bereich von 8 bis 10 Euro gesehen. Und es gibt auch Überraschungen: Wolle von deutschen Schafrassen, die von Aussterben bedroht sind, sind bei den kleinen Genossenschaften, Händlern und Initiativen, die sich für ihren Erhalt enagieren, sind oft erstaunlich günstig.

Übrigens: Aus Gründen der Regeln für Werbung darf ich es hier vermutlich nicht posten, aber ich sammle gerade ziemlich viele Adressen für Bezugsquellen. Wenn ihr Interesse an der Liste habt: Schickt mir eine PN.

Zuletzt bearbeitet: Am 11.08.2019 um 21:39 Uhr von GreenQuill

Einiges rund um Müll!

Am 11.08.2019 um 12:31 Uhr

Was geschieht eigentlich mit unserem Müll?

Mülltrennung

Die Wichtigkeit einer richtigen Mülltrennung liegt auf der Hand:

was im Haushalt nicht korrekt sortiert wurde,
kann nicht korrekt recycelt oder anderweitig verwertet werden.

Doch leichter gesagt als getan – Mülltrennung ist gar nicht so leicht. Oft herrscht Verwirrung. Wo gehört dies oder jenes denn nun hinein? Hier eine grobe Übersicht:

Biomüll

Das gehört hinein: Backwaren, Eierschalen, Fisch, Fleisch, Gemüse, Milchprodukte, Kaffee, Knochen, Nüsse, Obst, Teebeutel, biologisch abbaubares (!) Kleintierstreu, kleine Holzabfälle nur von unbehandeltem (!) Holz, kleinere Gartenabfälle und auch Schnittblumen.

Das gehört NICHT hinein: Papier, Pappe, Servietten! Plastik in irgendeiner Form, Verpackungen jeder Art, Asche, Tierexkremente, ...

Papiermüll

Klar, hier kommt einfach alles aus Papier, Karton und Pappe hinein. Doch Achtung! Hier muss genau auf beschichtete Materialien geachtet werden!

Hier einige Beispiele, die NICHT in den Papiermüll gehören:
- Fahrkarten, Kassenzettel u.ä. sind beschichtet oder aus Thermopapier!
- Pizzakartons haben eventuell Speisereste, mindestens jedoch Fett an sich und gehören daher nicht in den Papiermüll!

Gelber Sack

Das gehört hinein: Verpackungen aus Metallen (z.B. Konservendosen) und Kunststoffen (z.B. Sahnebecher) und Verbundsstoffen (z.B. Getränkekartons).

WICHTIG ist, dass alle Materialien voneinander getrennt werden. So kann z.B. ein Joghurtbecher, an dem noch der Abziehdeckel hängt, nicht verwertet werden!

Das heißt: alles so weit auseinander nehmen, wie es möglich ist.

Das gehört NICHT hinein: CDs, Einwegrasierer, Glas, Feuerzeuge, Blechgeschirr, Kinderspielzeug (egal, ob aus Kunststoff oder Blech), Klarsichthüllen, Kugelschreiber, nicht geleerte Verpackungen, Papier, Styropor, Zahnbürsten, …

Restmüll

Alles andere, sprich alles Nicht-Recyclebare gehört in den Restmüll und wird verbrannt! Oder? Im Prinzip ist das richtig, Ausnahmen gibt es aber trotzdem.

Was NICHT hineingehört: schadstoffhaltige Produkte (Batterien, Energiesparlampen, Elektrogeräte gehören auf den Sondermüll!)

 

Zuletzt: Jede Stadt regelt die Müllentsorgung anders. Daher ist zusätzliches Informieren geboten!

 

Was kannst DU machen, um Müll zu vermeiden?

Das ist ein riesiges Thema, ich weiß. Und ich bin kein Spezialist. Hier ein Versuch:

Bewusst einkaufen und Verpackungen vermeiden

  • Papierverpackungen sind Plastikverpackungen vorzuziehen, da Papier besser recycelt werden kann.
  • Glasgefäße sind nicht immer nachhaltiger als Plastikverpackungen. Häufig ist der Aufwand des Glasrecyclings umweltschädlicher als die Herstellung und das Recycling von Plastik. Dennoch ist es durchaus eine Möglichkeit Glasbehälter über Jahre oder Jahrzehnte zu benutzen. Z.B., wenn man damit im Unverpackladen einkaufen geht. Natürlich sind auch Mehrweg Glasbehälter oder -flaschen Plastikverpackungen immer vorzuziehen. Aber wie gesagt: Einen Glastiegel z.B. mit Creme in der Drogerie zu kaufen und ihn nach dem Aufbrauchen der Creme zu entsorgen, ist nicht unbedingt umweltfreundlicher als wenn man die Plastikalternative gekauft hätte.
  • Shampoo, Duschgel und sogar Rasierschaum kann man gut mit festen Alternativen, wie festem Shampoo oder Haarseife, Duschseife und Rasierseife ersetzen. Hierbei fällt eine ganze Menge Verpackungsmüll weg. Alternativ kann man sich auch die Flüssigprodukte in Gefäße abfüllen lassen.
  • Eine Sache, die mich zunehmend aufregt sind die Plastikbänder, -kisten und -netze mit denen Gemüse und Obst in der Frischeabteilung in Supermärkten verpackt sind. Gurken in Plastikkondomen? Nektarinen in Plastikkisten mit Netz drumherum? Rispentomaten in Plastik eingeschweist? Warum? Das Schlimmste: was übrig bleibt landet im Supermarkt in der Tonne. Inklusive Plastikverpackung.
  • In dem Sinne eine weitere Möglichkeit: auf Schnäppchenjagd gehen und bald ablaufende Lebensmittel mit Rabatt abstauben. Das kann schonmal nicht im Müll landen und du sparst dabei auch noch. Zu mal das Mindesthaltbarkeitsdatum, die MINDESThaltbarkeit angibt und vieles noch darüber hinaus genießbar ist. Nur beim Fleisch sollte genauer drauf geachtet werden. Aber: Fleisch kann auch einfach eingefroren werden und hält sich so sehr viel länger.

 

Special: Wurmkiste

Eine Möglichkeit seinen Biomüll zu einem großen Anteil selbst zu verwerten. Ob selbst gebaut oder mit Bausatz – jeder kann sich eine Wurmkiste bauen! Doch was ist das überhaupt?

Eine Wurmkiste ist eine Kiste mit Kompostwürmern. Eine Art Kompost für drinnen. Richtig gehört, du kannst die Kiste einfach in deine Wohnung stellen. Diese hat mehrere Vorteile: kein Gestank durch den Biomüll, generell kein Biomüll mehr und noch dazu verwerten die Würmer alles zu hochwertiger Muttererde mit der du deine Pflanzen beglücken kannst.

Das Einzige, was deine Würmer nicht mögen: Fleisch, Gekochtes und Schimmliges. Das kann aber alternativ auch im Restmüll entsorgt werden.

Wer neugierig geworden ist, kann ja mal die Suchmaschine Ecosia anschmeißen und sich dazu noch weiter informieren oder schaut z.B. direkt einmal in diese Website hinein.

#3
(Threadersteller)

Durchhalte-Tipps für bewussten Konsum

Am 31.08.2019 um 0:00 Uhr

Hallo zusammen, heute krame ich den Thread mal wieder raus, aber nicht für ein konkretes Thema, sondern für ein paar allgemeine Tipps zum Durchhalten für bewussten Konsum. Wenn ihr selbst schon eingefleischt seid, wird euch vieles davon wohl banal vorkommen, aber vielleicht hilft es ja doch irgendwem.

Bekanntlich ist gerade der Anfang ja am schwersten und wenn an jeder Straßenecke Billigprodukte locken, ist es manchmal ziemlich schwierig trotz des guten Willens aus der Konsumfalle herauszukommen. Falls ihr es kennt, dass ihr immer wieder Sachen kauft, die ihr so eigentlich nicht mehr kaufen wolltet, sei es weil ihr der Verführung erliegt oder weil es mit der Organisation nicht so klappt, dann helfen vielleicht folgende Tricks weiter.

Einkaufsorte bewusst auswählen: Am leichtesten lässt sich Verführungen trotzen, wenn mensch gar nichts von ihnen mitbekommt. Deswegen kann es sinnvoll sein, nicht nur zu überlegen, was ihr kaufen wollt, sondern auch wo. Wenn ihr wisst, dass ihr leider leicht zu ködern seid, sucht euch, falls möglich, sichere Bezugsquellen, bei denen ihr wisst, wenn ihr hier die Schwelle übertretet, entsprechen fast alle Produkte mehr oder weniger eurem Vorsatz. Das gilt für das reale Leben ebenso wie für das Internet. Sich Sachen aus verschiedenen, kleinen Quellen zusammensuchen, kann umständlicher (und wegen Versandkosten auch ein bisschen teuerer) sein als einfach alles beim Allround-Riesen zu kaufen, lohnt sich aber und das nicht nicht nur, um Verführungen zu mindern. Immerhin stehen einige Riesen selbst ziemlich in der Kritik.

Produktionsbedingungen ins Gedächtnis rufen: Sollte es nicht möglich oder sinnvoll sein, einen Ort der Verführung zu vermeiden, kann es vielleicht helfen, sich stets die Produktionsbedingungen und die Folgen einer Sache ins Gedächtnis zu rufen. Ja, das Shirt sieht toll aus und kostet nur 3 Euro. Aber wenn ihr euch bildlich vorstellt, wie es der Näherin ging, wie viel Wasser für die Herstellung von konventioneller Baumwolle verbraucht wird und welche Berge an ein- oder zwei Mal getragenener Billigkleidung auf den Müll wandern, fällt es euch vielleicht leichter, es liegen zu lassen.

zuerst die Alternative, dann der Verzicht: Purer Verzicht erfordert viel, denn es entsteht immer eine Lücke. Viele werden es schon erlebt haben, dass die guten Vorsätze, irgendetwas weniger oder gar nicht mehr zu konsumieren, scheiterten, sei aufgrund eines Mangelgefühls oder aufgrund der Ratlosigkeit, was sie stattdessen nutzen könnten. Wenn ihr dieses Problem kennt, solltet ihr, bevor ihr den radikalen Rotstift ansetzt, nach Alternativen suchen, die für euch funktionieren - und auch entsprechende Vorsätze fassen. Sich vorzunehmen, eine Alternative zu nutzen ist meist leichter umzusetzen als der Verzicht, denn salopp gesagt, aufs Auto zu verzichten, sagt euch noch nicht wie ihr sonst von A nach B kommt und ich wette, irgendwann müsst ihr das. Deswegen Alternativen- statt Verzichtorientierung. Soabld ihr den Zustand der "Sättigung" erreicht, also so viele Alternativen kennt und nutzt, dass euch kaum etwas oder nichts fehlt, wird es euch leichter fallen, zu verzichten - wenn sich der Verzicht nicht sogar spielerisch und unbemerkt einschleicht. Dazu ist es völlig okay, zu Beginn zweigleisig zu fahren und es langsam angehen zu lassen, solange ihr die Richtung beibehaltet. Extra-Tipp: Bei der Suche nach Alternativen solltet ihr auch die Möglichkeiten etwas selbst herzustellen, Dinge zu leihen oder gemeinschaftlich zu nutzen sowie gebraucht zu erwerben oder zu ertauschen mit einschließen, denn so bieten sich euch mehr Chancen, Alternativen auszuloten.

Stets griffbereit: Kenntnis von Alternativen ist eine Sache, die praktische Anwendung eine andere. Vielleicht habt ihr Unmengen an Wissen über Alternativen angesammelt, steht aber fünf Minuten vor Ladenschluss trotzdem im Supermarkt und habt keine Ahnung, wie diese fair gehandelte, vegane palmöfreie Bio- Nuss-Nugatcreme nochmal hieß und ob die hiesige Supermarktkette sie überhaupt führt und greift aus reiner Verzweiflung dann doch zum Produkt mit dem kleinen n. Um solche Situationen zu vermeiden, hilft es, alle Namen und Adressen von Alternativen nicht nur sammeln, sondern sie auch in einer ruhigen Minute in einer Art und Weise aufarbeiten, dass ihr unterwegs immer schnell darauf zugreifen könnt. Ich, Besitzerin eines Handy-Relikts, das nur telefonieren und SMS schreiben kann, habe mein schlaues Notizbüchlein dabei. Ihr, die ihr im digitalen Zeitalter angekommen sein, habt wahrscheinlich bessere Möglichkeiten, sei es in Form von Einkaufsführer-Apps oder Sonstigem.

Die Immer-Dabei-Sache: Und nochwas zum Thema Orga. Vielleicht kennt ihr solche Situationen: Kurz bevor das Dorf die Bürgersteige hochklappt, wollt ihr nur noch schnell einen Brief aufgeben und brecht mit nichts als eurem Haustürschlüssel und Geldbeutel in der Tasche auf. Doch kaum kommt ihr aus der Postfiliale, fällt euch siedend heiß ein, dass ihr kein Brot mehr zuhause habt. Ihr stürmt also in die nächste Bäckerei und verstaut euer Brot wo? Natürlich in der Tüte, die ihr kurzerhand für den Transport kauft, obwohl ihr zig Mehrwegtaschen besitzt - die leider alle zuhause liegen! Wenn es euch häufiger passiert, dass ihr aus der Not heraus Dinge kauft, die ihr eigentlich gar nicht braucht, wärt ihr nur etwas besser organisiert, solltet ihr euch angewöhnen, bestimmte Dinge immer und ich meine wirklick immer dabei zu haben, selbst wenn es höchst unwahrscheinlich ist, dass ihr sie braucht. Was so eine Immer-dabei-Sache ist, ist natürlich individuell unterschiedlich und hängt von eurem eigenen Konsumverhalten ab. Aber ihr könnt ja mal beobachten, was ihr häufig sinnlos anschafft und eine entsprechende Liste schreiben.

And last but nur least: Passt eure Vorsätze an euch an, nicht umgekehrt. Bewusster Konsum kann schwierig und anstrengend sein. Euch dafür fertigzumachen, dass ihr nicht in jeder Hinsicht ein Bilderbuchbeispiel abgebt, bringt gar nichts, außer dass ihr euch schlecht fühlt. Schaut euch stattdessen an, woran es lag, wenn ihr mal schwach wedet und überlegt durch welche Strategien ihr das in Zukunft vermeiden könnt. Und: Geht ehrlich mit euren Schwächen um und versucht sie irgendwie zu integrieren anstatt euch selbst einen Heiligenschein aufzuzwingen, der nicht passt. Ihr wisst, dass ihr hin und wieder zu kleinen Frustkäufen neigt und jeder Versuch, euch das abzugewöhnen, bisher gescheitert ist? Dann hört auf, euch das rigide zu verkneifen, sondern erstellt euch stattdessen eine Liste an nachhaltigen Bezugsquellen, bei denen ihr auch mit einem Frustkauf keinen Schaden anrichtet. Ihr liebt Mode und schafft es einfach nicht, darauf zu verzichten, euren Kleiderschrank jedes halbe Jahr auszuwechseln? Dann zwingt euch nicht dazu, sondern sucht nach Möglichkeiten, Abwechslung und Slow Fashion unter einen Hut zu bringen, z.B. indem ihr auf Second Hand und Kleidertauschpartys umschwenkt. Letztlich bringt auf euch selbst Rücksicht zu nehmen und eure Bedürfnisse geschickt zu managen mehr als jeder Anpassungsversuch. Denn bewussten Konsum durchzuhalten, wenn ihr euch selbst darin nicht wohlfühlt, das ist schwer.