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Der Weg zum Frieden

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22.04.23 23:04
12 Ab 12 Jahren
In Arbeit

Gibt es einen Weg zum Frieden? Viel Antworten sind möglich, aber welche dieser Antworten ist die Richtige? Ich habe mir oft Gedanken darüber gemacht und bin nie zu einem Ergebnis gekommen. Ist der sticke Pazifismus der richtige Weg? Größere Geister, als ich es bin, haben sich Gedanken darüber gemacht. Die Frau, die ich liebte, war fest davon überzeugt, wenn sie auch oft eine Art Rückfall hatte. Sie kehrte aber immer wieder zu ihrer Grundüberzeugung zurück. Die für mich größten Worte zu diesem Thema hat Mahatma Gandhi der Nachwelt hinterlassen: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Frieden ist der Weg!“

Mich können diese Worte überzeugen, obwohl ich das Recht auf Selbstverteidigung nicht verneine, das macht mich aber eher zu einem Paradiesvogel. Außer meiner Frau und meiner Tochter stimmt mir eigentlich niemand zu. Vielleicht haben die anderen recht. Ich kann das nicht beurteilen. Gibt es überhaupt die richtige Antwort? Auch das weiß ich nicht. Vielleicht ist es eher so, dass es viele Wege zum Frieden gibt. Dann wäre jeder Schritt in Richtung Frieden der Richtige.

Was mich weder befriedigt noch überzeugt, ist die oft vertretene Meinung, Kriege hätte es schon immer gegeben und daran ließe sich nichts ändern. Da stutze ich. Weitere Kriege, weil es immer schon Kriege gab? Das kann und darf nicht sein! So bin ich weiter auf der Suche. Der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau formulierte folgende Worte: „Nur wenn wir in dieser Welt gemeinsam leben, Hass abbauen und Freundschaften schließen, nur dann hat diese Welt eine Zukunft.“ Den Hass abbauen, ein hehres Ziel, aber warum nicht jetzt und heute damit anfangen? Noch einen Gedanken dazu möchte ich hinzufügen. Sklaverei gab es über zehntausende Jahre. Hätten deshalb die Sklaverei nicht beendet werden sollen? Weil es sie immer schon gab? Nein, auf dem Wege zu einer humaneren Welt musste die Sklaverei zwangsläufig verschwinden. Ist es da nicht logisch, dass eine humane Welt, eine Welt ohne Kriege sein muss?

Gotthold Ephraim Lessing hat in seinem Drama „Nathan der Weise“ eine Parabel formuliert. Der Sultan fragt Nathan, welche der drei Weltreligionen die richtige sei. Nathan beschreibt einen Vater, der drei Söhne und einen Ring hat. Er will keine der Söhne benachteiligen und lässt zwei weitere Ringe fertigen. Jedem seiner Söhne schenkt er einen der Ringe. Die Söhne geraten in Streit, welches der echte Ring ist. Ein Richter soll entscheiden. Der Richter entscheidet: „Ein jeder hat den Ring von seinem Vater, da nicht ersichtlich ist, welcher der echte Ring ist, glaube jeder von euch, sein Ring sei der Echte.“ Das ist jetzt frei von mir formuliert, denn der Originaltext klingt altertümlich, er passt auf die Bühne, nicht in meine Abhandlung. Wenn es um den Glauben geht, lässt sich nicht beweisen, welcher der wahre ist. Darüber zu streiten, sei nicht im Sinne Gottes. So ist es bei Lessing nachzulesen. Ich bin nicht religiös, aber meine Achtung vor dem Glauben und der Weltanschauung anderer wird durch Lessings Worte nur noch bestärkt. Feindschaft zwischen den Religionen ist nicht im Sinne Gottes. Das war Lessings Ansicht und somit meine ich, er war wohl ein besonders kluger Mensch. Ich beziehe in diese Betrachtung auch die „Religion“ der Gottesleugner und Ungläubigen ein. Denn es gibt wohl in allen Religionen fanatische Menschen, die meinen, die Wahrheit gefressen zu haben und die dann, im schlimmsten Fall mit Gewalt, versuchen, ihren Glauben und ihre Ansichten allen anders Denkenden überzustülpen.

Krieg aus religiösem Eifer, Krieg zu Vermehrung von Macht, Krieg zur Eroberung fremder Länder, Krieg zum Beweis, dass man einer überlegenen Rasse angehört. Es lassen sich viele Gründe finden, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Was man dazu aber immer braucht, sind Menschen, die der Kriegspropaganda ihren Glauben schenken. Die bereit sind, für abstruse Ziele zu kämpfen und zu sterben. Diese Menschen sind es, die Kriege möglich machen. Sie sind nicht schuldig, machen sich aber schuldig, weil sie einem Irrglauben auf den Leim gegangen sind.

Menschen so zu befähigen, dass sie immun gegen jegliche Art dieser Propaganda sind – Finden wir den Frieden über diesen Weg? Ich kann nur Fragen stellen, wie alle anderen habe auch ich keine Antwort, eine allgemeingültige Antwort sowieso nicht. Aber wenn sich viele diese Fragen stellen, wird zumindest darüber nachgedacht, welche Wege zum Frieden führen. Vielleicht wäre allein dieses Nachdenken bereits einer der Wege, die zum Frieden führen.

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Sillys Profilbild
Silly Am 23.07.2023 um 21:40 Uhr
Lieber Bernd,
ich finde deine Gedanken und Überlegungen zum Frieden sehr durchdacht formuliert und auch angebracht.
"Wenn wir anfangen darüber nachzudenken, ist der erste Schritt getan..."
LG
Silly
BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker (Autor)Am 31.07.2023 um 20:23 Uhr
Liebe Silly,
danke für Deine Anmerkungen zu meinen Gedanken. Ich bin, fast am Ende meines langen Lebenswegs angekommen, verzweifelt. Lange habe ich geglaubt, es wäre möglich den kommenden Generationen eine friedlichere Welt zu hinterlassen. Ich habe mich leider geirrt.
Liebe Grüße
Bernd

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Sätze: 52
Wörter: 755
Zeichen: 4.480

Kurzbeschreibung

In diesen Zeiten globaler Verunsicherung und neu aufflammender Kriege denke ich oft, aber ergebnislos, über den oder die Wege zum Frieden nach. Ich habe einmal alles, was mit zum Thema einfällt in Worte gefasst. Sicher, man könnte noch mehr darüber sinnieren, aber das überlasse ich Anderen...

Kategorisierung

Diese Story wird neben Nachdenkliches auch im Genre Philosophie gelistet.