Storys > Geschichten > Erotik > The Revenge - Die Rache

The Revenge - Die Rache

184
1
11.12.24 12:47
16 Ab 16 Jahren
In Arbeit

6 Charaktere

Eveline Easterbrook (Evy)

Mutter einer 2jährigen Tochter, Teilhaberin eines Restaurants, Friseuse vormittags im Salon ihrer besten Freundin Jordan Whiteheart, um ihre Person verbirgt sich ein großes Geheimnis

Jordan Whiteheart (Jay)

beste Freundin von Evy, Besitzerin eines Friseursalons

Jack Crowe

bester Freund von Evy, Besitzer eines Restaurants und Teilhaber, möchte gern mehr als nur Freundschaft zu Evy

Richard Crowe

älterer Bruder von Jack, Weiberheld durch und durch, hat großes Interesse an Eveline

Amanda Link

Sie ist durchtrieben, heiß auf Männer, ist im Rachefeldzug auf Evy

Harriet Meg

Sie ist reich und zieht alle Fäden um sich herum und versucht trotz allem die Familie zusammen zu halten

Eveline Easterbrook ist schon seit einiger Zeit, genauer gesagt, seit sechs Jahren aus der Knight - Highschool in Palmdale heraus und hat einen Halbtags - Job als Friseuse in dem Salon ihrer besten Freundin Jordan Whiteheart in der Kleinstadt. Mit ihr hat sie die Schulbank gedrückt und die Ausbildung zur Friseuse abgeschlossen.

Um ihre kleine Familie zu ernähren, arbeitet sie abends noch in einem Restaurant. Ihr bester Freund Jack Crowe ist der Besitzer des Restaurants und hat ihr Anteile davon an sie überschrieben.

Evy ist stolze Mutter einer kleinen Tochter mit Namen Sue, ein quirliger, schwarzhaariger Lockenkopf, deren Vater die Familie für eine andere Frau verlassen hat...Amanda Link...Die für Evy keine Unbekannte ist...

Obendrein zieht Jacks Bruder Richard Crowe in die Kleinstadt Palmdale. Er ist Taxifahrer und nimmt den Mund manchmal etwas zu voll. Evy kann ihn nicht ausstehen und versucht mit aller Macht ihn von sich fern zu halten. Allerdings ist Richard seinem Bruder Jack ein Dorn im Auge, als er mitbekommt, wie sehr Richard sich um Evy bemüht.

Doch da ist noch Amanda, die den Vorfall aus der Schule nicht vergessen hat und es Evy heim zahlen will...mit ihrer Revenge.

 

Jordan Whiteheart und ihre Freundin Eveline Easterbrook wurden aus ihrem Musikunterricht heraus geholt und hatten die Order bekommen, sich beim Direktor der Schule zu melden.

Stumm liefen sie den langen Gang, wo sich Tür an Tür reihte, nebeneinander her und grübelten, was sie wohl verbrochen hatten, um sich bei ihrem Direktor der Schule zu melden.

"Was soll das Ganze? Hat hier noch niemand etwas von Meinungsfreiheit gehört?", bellte Jordan sauer vor sich hin.

Evy schaute von der Seite auf ihre Freundin. "Wir müssen irgendeine Regel der Schule missachtet haben. Doch leider haben zwei Durchgeknallte wie wir unsere Erziehung vergessen...Leider kann ich mich überhaupt nicht daran erinnern, irgendeinen Scheiß verzapft zu haben...Jedenfalls nicht in den letzten Wochen...Ach was soll's? Gehen wir in die Arena der Gladiatoren unseres Cesare s an dieser Schule.", animierte Evy Jordan.

"Allein schon, wie du es ausdrückst, bereitet mir Angst!", antwortete Jordan mit Muffensausen.

"Was hast du ausgefressen, Evy?", fragte Jordan ihre Freundin, als sie mitten auf dem Schulflur stehen geblieben war.

"Ich hab Null - Ahnung!...Was hast du dir zu Schulden kommen lassen?"

"Gar nichts!...Ich frage mich gerade nur: Wieso immer wir Beide?...Steckt sicher die blöde Kuh von Amanda Link dahinter...Sie ist wohl immer noch sauer auf dich, weil ihr Freund sie für dich verlassen hat.", schmunzelte Jordan.

Evy verdrehte ihre Augen und sagte etwas gereizt: "Ich hab ihn ihr nicht ausgespannt!...Und wieso er sie verlassen hat, ist mir auch völlig egal!...Sie ist eine blöde Kuh, eine Zicke hoch dreizehn! Sie ist nervig und arrogant, denkt Wunder, wer sie ist!...Verwöhntes Miststück!!!

Ich will nicht ihren Macker...dieser daher gelaufene, aufgeblasene Möchte - gern - Sexymann von Cal...Er ist widerlich, schmalzig und arrogant und trinkt mächtig viel, genau wie Amanda. Sie passen förmlich zusammen, wie Strumpf und Latsch...Und was sein Aftershave betrifft: Es dreht mir den Magen um und die Übelkeit kommt mir hoch...zu viel drauf gesprüht, wenn du mich fragst..."

"Vielleicht riecht er die Menge nicht mehr selbst, die er sich aufsprüht? Sein Riechkolben ist wahrscheinlich schon verdorben und seine Fühler in der Nase sind wohl schon verätzt. Er ist nur von sich selbst beeindruckt und hört sich gern selbst zu beim Reden..."

"Voll deiner Meinung, Jordan!....Sie kann ihn ruhig weiter behalten und ihn weiterhin Honig um's Maul schmieren und sie kann ihn mit anderen Kerlen weiterhin verarschen. Er ist so bekloppt und merkt es nicht mal...!", ließ Evy gegenüber Jordan verlauten.

"Weswegen müssen wir denn sonst antanzen?

Haben wir die Toiletten in die Luft gesprengt oder mit einer Bazooka ins Lehrerzimmer geschossen?", protestierte Jordan kleinlaut.

Evy klang jetzt genervt

"Egal, was du hier jetzt noch alles aufzählen wirst, was wir angestellt haben sollen: Wir müssen so oder so in den sauren Apfel beißen und den Arsch dafür hinhalten, Jordan!"

"Welchen Arsch denn? Deinen oder meinen?", und Evy begann zu Fluchen, doch hörte auf zu erzählen und sah sich auf dem Flur um.

"Was ist los?", fragte Jordan sie.

"Pscht!...Ruhe!.... Hörst du das?" und Evy ging langsam ein paar Schritte erneut den Flur entlang in Richtung Direktorzimmer.

Jordan schlich ihr leise nach.

"Wonach suchen wir denn, Evy?", flüsterte Jordan.

"Hörst du das denn nicht?", flüsterte Evy zurück.

Und jetzt hatte es Jordan auch gehört und sie blieb auf dem Flur stehen und kicherte. "Oh mein Gott!...Wer wird das wohl sein?"

"Das fragst du noch, Jordan?...Ich tippe auf Sie...Amanda!", antwortete Evy.

"Du spinnst!...Das ist nicht dein Ernst...oder doch?...Eveline Easterbrook!", schimpfte Jordan mit ihr und mahnte sie.

"Komm!...Lass uns weiter gehen!", befahl Evy ihr. "Sonst kommen wir heute nicht mehr beim Direktor an und wir werden nie erfahren, weshalb wir dorthin sollen! Vor allem...wer uns angeprangert hat.", und es rumpelte auf einmal ganz laut, ungefähr fünf Schritte vor ihnen entfernt. Beide blieben erschrocken stehen.

"Was soll das Theater?...Wo kam das denn her?", bibberte Jordan vor Angst.

Evy nahm sich zusammen und ging ganz langsam auf die Besenkammer zu, die sich links von ihr befand.

Jordan begriff, was ihre Freundin vor hatte und versuchte sie aufzuhalten.

"Eveline Easterbrook!...Wir sollen unser Nasen nicht in Dinge stecken, die uns nichts angehen!...Das hat deine Mutter zu uns gesagt, genau wie meine Mutter....Wirst du wohl stehen bleiben und die Finger davon lassen?"

"Angsthase!...Komm jetzt!", und es rumpelte erneut und ein Gekicher war zu hören.

Auch Evy zuckte jetzt zusammen. "Scheiße man!...Was geht da vor sich?", fluchte Evy und hatte ihre rechte Hand bereits um die Klinke gelegt und zog sie sofort wieder zurück.

"Was ist? Wolltest du sie nicht gerade aufmachen, Evy?"

"Ich dachte, du tust es?", fragte Evy spaßig. "Ich lasse dir gern den Vortritt, Whiteheart!", doch Evy hatte schon wieder ihre Hand auf der Klinke liegen.

"Eveline!...Nein!...Lass das!...Komm schon!...Oh mein Gott!...Das geht nicht gut!", und Jordan hielt sich die Augen zu.

Eveline öffnete die Tür einen kleinen Spalt von der Besenkammer und lugte hindurch. Sie erstarrte.

"OH MEIN GOTT!", und machte die Tür gleich wieder zu und lehnte sich mit dem Rücken an diese. "Ich hab Bilder im Kopf, Jordan. Scheiße man!"

"Evy?...Alles okay?", fragte Jordan besorgt.

"Oh mein Gott!...Oh mein Gott!...Oh mein Gott!...Da...Das...Das da...", stotterte Evy.

Jordan schob ihre Freundin beiseite.

Doch Evy wollte sie aufhalten.

"Was ist? Du hast schon geguckt. Jetzt bin ich an der Reihe. Weg da Evy!"

Evy blieb an der Tür stehen.

"Glaub mir, du willst das gar nicht sehen, Jordan!", und Jordan riss die Tür weit auf und fuhr erschrocken zurück und rief laut aus:

"Scheiße man!...Mister Eagle!...", rief Jordan erschrocken.

"Was du nicht sagst!", kam es von Evy.

"Was tun Sie da?", fragte Jordan ihn entsetzt und ihre Augen und ihr Mund waren weit aufgerissen.

Mister Eagle, ihr Sportlehrer, stand mit dem nackten Rücken und herunter gelassener Jeans zu ihr und war leicht nach vorn gebeugt. Es stand offensichtlich jemand noch vor ihm, der sich von ihm beglücken ließ.

Ein Frauenkörper bewegte sich vor ihm und blonde, lange Haare wurden nach hinten auf den Rücken geschleudert und blieben teilweise Mister Eagle auf dem Kopf hängen. Sie war ebenfalls nackt...Splitter...Faser...nackt...und stand mit dem Rücken ebenfalls zu Jordan.

Jordan kannte die karierte blau - weiß - Kasperhose. Sie gehörte niemand anders...als:

"AMANDA?", kam es von Eveline und Jordan aus einem Mund.

"Was zur Hölle machst du hier?", fuhr Evy Amanda an.

Amanda drehte ihren Kopf zu den beiden Mädchen und hielt Mister Eagle am Becken fest.

"Was glotzt ihr so?...Macht gefälligst die Tür wieder zu!", keifte Amanda die Zwei an.

"Wie bitte?", horchte Evy auf. "Bist du noch von allen Sinnen?...Was treibst du hier...mit ihm...Mister Eagle!?...", und Evy drehte sich weg und würgte.

"Vergiss es, Eveline!...Nicht auf den Flur, Easterbrook!", rief Jordan ihr zu. Dann sah sie zu Amanda. "Was soll das Link?...Das ist verboten, was du da mit ihm...!"

"Herrgott nochmal! Macht die Tür endlich zu!...", schrie Amanda Jordan an und feuerte Mister Eagle nochmal an, der sich überhaupt nicht von dem Geschehen zwischen den drei Mädchen ablenken ließ.

Evy nahm Jordan die Tür aus ihren Händen und knallte die Tür zu. Drinnen ging jetzt die Post ab und Mister Eagle brüllte auf.

"Autsch!...Hat weh getan!", lachte Jordan. "Hast du das da drin gesehen, Evy?", feixte Jordan.

"Kein Wort darüber, Whiteheart!...Das ist ja widerlich! So eine dreckige Schlampe! Sie macht nicht mal vor den Lehrern halt!"

"Ist sie denn in ihren Noten so schlecht, dass sie Nachhilfe - Unterricht braucht?"

"Oh glaub mir, Jordan! Wenn es das als Unterrichtsfach geben würde, wäre sie glaube die Einzige aus unserer Klasse, die die Prüfung mit - Note Eins- abschließen würde."

Jordan schmunzelte und daraus wurde ein gemeines Lächeln.

"Was?", fragte Evy...Doch dann ging ihr ein Licht auf.

"Das wirst du nicht tun, Whiteheart!...Vergiss es!...Auf keinen Fall!...Du darfst nicht einmal daran denken! Hörst du?...Wir stehen kurz vor dem Abschluss!...Das kannst du ihr und uns nicht antun!", hielt Evy ihre Freundin Jordan auf. Jedenfalls versuchte sie es.

"Sie wird uns dafür hassen!...Das wird für sie und ihn den Rausschmiss von der Schule bedeuten!...Er würde nie wieder einen Job als Lehrer bekommen....Das ist dir doch hoffentlich wohl klar, Whiteheart?! Sie werden wissen, dass wir es waren!...Sie werden es uns heim zahlen und es wird uns noch ewig lange verfolgen, Jordan!"

"Wovon sprichst du, Evy?"

"Du weißt nicht, was du da tust, Whiteheart! Amanda vergisst nicht! Du kennst sie nicht so gut wie ich!"

Doch Jordan ließ sich nicht aufhalten und marschierte direkt zum Direktor.

Kurz vor der Tür blieb Jordan stehen. "Was glaubst du eigentlich, wer dich und mich stets und ständig beim Direktor anschwärzt und dabei haben wir noch nicht mal irgendetwas angestellt?!

Ein Wunder, dass du und ich noch nicht von der Schule geflogen sind!...SIE ist es, die uns jedes Mal verpfeift...!", erinnerte Jordan ihre Freundin daran und zeigte in Richtung Besenkammer, die nicht allzu weit vom Direktorzimmer sich befand.

Mit fester Stimme und sicherer Überzeugung plapperte Jordan munter froh weiter. "Jetzt drehen wir den Spieß um!...", sagte Jordan mit Vorfreude auf das, was kommen mag, zu ihrer Freundin Eveline und klopfte an...

 

 

Zwei Jahre später:

Die Geburtstagsfeier war vorbei. Zwei Jahre ist sie nun geworden...Sue Easterbrook...schwarze, lockige, quirlige Haare, tiefblaue Augen wie das Meer und ein Lächeln, das einen erwärmte. Alle Gäste waren da gewesen, alle, bis auf EINEN...ihr Vater.

Evy hatte die Kleine gerade ins Bett gebracht, als die Haustür ins Schloss fiel. Als sie die Wendeltreppe aus Eichenholz herunter kam, zog sich der Vater der kleinen Sue gerade die Schuhe an der Garderobe aus.

Evy ging langsam die Treppen herab auf ihn zu und blieb mit einem wütendem Blick vor ihm stehen.

Er sah auf und schaute in zwei wutentbrannte grüne Augen.

"Hab ich was verpasst, Schatz?..."

"Keine Ahnung!...Sag du's mir!...Welcher Tag ist heute?", fragte sie ihn verärgert. Er sah sie verdutzt an. "Keine Ahnung! Sollte ich das denn wissen?", entgegnete er ihr im Scherzton. Sie blieb vor ihm stehen. "Solltest du!...Und außerdem...Du kommst zu spät, Cal!...Wo warst du den ganzen Abend? Alle Gäste sind schon gegangen. Unsere Tochter ist heute Zwei geworden und du bleibst an diesem Tag fern von ihrer Party und rufst nicht mal zurück?...Was glaubst du, soll ich ihr jedes Mal deiner Meinung nach antworten, weil du nicht da bist? Soll ich ihr etwa sagen, dass ihr Vater sich mit einer anderen Frau im Bett vergnügt...?"

Cal stand auf. "Oh Liebling! Das hab ich vollkommen vergessen!...Ich hab...Ich bin so ein Idiot!...Verzeih!", und er ging an ihr in Strümpfen vorbei, direkt ins Badezimmer und ließ sich Wasser in die Wanne ein. Er stand vor dem Spiegel und löste seine Krawatte und warf sie in den Wäschekorb.

Er sah Evy lässig durch den Spiegel an und antwortete schnippisch: "Wer erzählt dir so einen Blödsinn?", und er schlug mit der rechten Faust auf das Waschbecken.

Evy zuckte nicht ein einziges Mal dabei und blieb ihm hart gegenüber. Sie kannte seine Wutausbrüche von der Schulzeit her.

Sie hätte es wissen müssen, wie sich ihre Beziehung eines Tages entwickeln würde. Es fing gut an...entspannt, vertraut...Doch jetzt?

Cal war damals auf der Highschool schon ein Aufreißer - Typ gewesen. Doch es gab dann eine Zeit, dass er sich von Grund auf änderte. Er entsagte sich Amanda gänzlich, weil er genug von ihren Machenschaften mit anderen Männern hatte. Ja! Sie zahlte es ihm so heim, denn er war damals auch nicht besser. Er kam irgendwann dahinter, was sie hinter seinem Rücken abgezogen hatte. Cal heulte sich danach bei Evy aus, lernten sich besser kennen und die Beiden kamen sich näher.

Evy und er starteten einen Versuch und es lief wunderbar und die kleine Sue wurde geboren.

Was konnte denn da noch schief gehen?...

Alles!...Von Grund auf...Cal fiel in sein altes Muster zurück.

Es begann vor ein paar Wochen.

Cal kam sehr spät nach Hause, was eigentlich untypisch für ihn war. Er legte sonst immer viel Wert auf Pünktlichkeit, nach seiner Arbeit zu Hause aufzuschlagen. Er ließ nie das gemeinsame Abendbrot mit seiner kleinen Familie aus. Evy dachte, er machte Überstunden in seinem Büro oder saß in einer Versammlung oder bei einem Geschäftsessen. Doch da täuschte sie sich gewaltig.

Er kam dann manchmal angeschwipst nach Hause. Zum Glück war er so korrekt und nahm sich ein Taxi, um nach Hause zu kommen.

Er brachte manchmal unangenehme, verschiedener Gerüche mit nach Hause...eine Mischung aus Zigarre, Schweiß, Alkohol, Parfüm und Zigaretten.

Vor ein paar Tagen, als Evy von der Arbeit nach Hause kam, ging sie in den Keller in die Waschküche, um den Wäschekorb zu leeren, den sie morgens aus dem Badezimmer entnahm und ihn in den Keller in die Waschküche brachte. Beim Sortieren hielt sie inne, als sie ein weißes Hemd von Cal in ihren Händen hielt und es rechts herum drehte.

Am Kragen machte sie einen merkwürdigen, rötlichen Fleck ausfindig. Als sie ihn sich näher ansah, roch sie daran. Ein süßer Duft entstieg ihr und sie stellte fest, dass es roter Lippenstift war. Sie warf das Hemd zurück in den Wäschekorb und wusch es nicht mit.

So verlief es die nächsten Tage auch, bis Cal seine Hemden für die Arbeit ausgegangen waren. Ihm blieb nichts weiter übrig, als Evy danach zu fragen, wo seine ganzen weißen Hemden abgeblieben waren.

Sie ging in die Waschküche und holte den Wäschekorb herauf und schüttete ihn vor Cal seinen Augen aus.

"Was soll das, Eveline?...Wieso sind die nicht gewaschen?", fragte er wütend.

Evy nahm ein Hemd nach dem Anderen zwischen ihre Finger und zeigte Cal das Problem und schrie ihn an: "Deswegen...Deswegen...Deswegen und deswegen! Den Lippenstift anderer Frauen abzuwaschen, ist nicht meine Aufgabe, Cal!", zeigte sie ihm die roten Flecke von Lippenstift und warf ihm ein Hemd nach dem Anderen erneut vor seine Füße. Nach jedem Hemd, was auf ihn geworfen wurde, wich er einen Schritt nach dem Anderen zurück und bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen.

"Und was soll ich jetzt auf Arbeit anziehen?", brüllte er.

Evy verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sagte gelassen: "Frag doch deine Schlampe, ob sie sie dir wäscht oder sie in die Reinigung bringt oder vielleicht Neue mit dir kaufen geht!"

Cal blieb der Mund offen stehen. Er betrog sie also und war ein Arschloch, es zuzugeben. Dass er den Weg nach Hause fand und sich traute, hier einzutreten und noch so tat, als wäre nicht vorgefallen und die ganze Welt wäre in Ordnung, war ein Wunder.

Alles sprach dafür, dass er in sein altes Verhaltensmuster zurück gefallen war...Doch Evy fackelte nicht mehr lange, denn heute zog sie den Schlussstrich unter ihre Beziehung. Sie hat es sich lange genug angesehen und lange genug überlegt, um ein drittes Rad am Wagen für den Rest ihres Lebens zu sein. Und das hier tat ihr absolut nicht gut.

"Ich bin es müde und leid, über dieses Thema weiterhin zu diskutieren, Cal, das jeden Tag in diesem Haus aktuell ist und wenn es nur die weißen, verdreckten, mit Lippenstift verschmierten Kragen sind...Abend für Abend derselbe Ablauf. Denkst du etwa, ich merke es nicht? Soll ich das etwa tolerieren und noch deine Neue hier in meinen Loft einziehen lassen? Sollen wir etwa nebeneinander her leben, sie mit dir in unserem Schlafzimmer und ich auf der Couch?...Was für ein Schwein bist du eigentlich, Cal?"

"Was redest du da für...?",

und Evy warf ein Foto vor seine Füße. "Und das da kannst du gleich mitnehmen, Cal!" Er drehte den Wasserhahn zu und bückte sich, um das Foto aufzuheben. Er betrachtete es. Eine blondhaarige Frau stand halbnackt in Pose und hielt sich ihr geheimes Fach mit ihrer linken Hand zu, während ihre nackte Oberweite regelrecht danach schrie begrabscht zu werden. Cal faltete es zusammen und steckte es in seine hintere, linke Hosentasche.

Evy fasste sich etwas und fragte ihn: "Wie lange triffst du dich schon mit ihr?...Sie war in Afrika! Also: Wie lange?" Cal schwieg auf die Frage. Eveline verließ das Badezimmer und sagte noch zu ihm, bevor sie die Tür schloss: "Ich will, dass du heute noch von hier verschwindest, Cal! Pack deine Klamotten! Du hast eine Stunde!...Geh mir aus den Augen und aus unserem Leben und lass dich hier nie wieder blicken!"

Eine halbe Stunde später, in der Cal seine Taschen und sein Hab und Gut verstaute, klingelte es an der Haustür von Eveline Easterbrook.

Sie ging und öffnete. Ihr blieb der Mund offen stehen und ihr Herz drohte mit dem Schlagen auszusetzen, als sie die Person erkannte, die vor ihrer Haustür stand und noch gerade auf dem Foto zu sehen war.

 

 

In einem sehr waghalsigen, schwarzen, langen Abendkleid stand sie vor der Tür. Der V - Ausschnitt konnte gar nicht weit genug blicken lassen und auf der linken Seite des unteren Kleidbereiches klaffte ein langer, weiter, offener Schnitt...vom Fußboden bis zum Becken.

Evys Erachten nach brauchte Amanda gar nichts anziehen, so, wie sie sich geradezu vor ihrer Tür in diesem Aufzug regelte und sexy fand.

"Oh mein Gott! Du sprühst ja förmlich über vor lauter Wiedersehensfreude, Evy!...Schön auch dich zu sehen, meine Liebe! Lange nichts gehört...

Wie ist das Leben denn so als Mutter und...betrogene...Frau?", spottete Amanda und warf ihre offenen, langen, lockigen, blonden Haare rechts über ihre Schulter, während sie die letzten zwei Worte auf die betonte Schiene legte.

"Hast du keinen anderen, aufreizenden Fetzen in deiner Altkleidersammlung gefunden, Link?......Oder hast du die Container in der ganzen Stadt nach etwas vernünftigeren durchwühlt?...Oder ist dir vielleicht die Kohle ausgegangen?......Wenn ich mich recht erinnere, hast du dieses Kleid schon auf dem Abschlussball getragen...Viele männliche Hände sind an diesem Abend darunter verschwunden..."

Amanda machte zwei Schritte nach vorn in die Wohnung hinein.

"Keinen Schritt weiter, Amanda! Sonst rufe ich den Sicherheitsdienst!...Was willst du hier?...Verschwinde!", zischte Evy sie an.

"Meine Freude ist ganz auf meiner Seite dich wieder zu sehen...Eveline Easterbrook ..nach so vielen Jahren...Oh! Ja, richtig! ...Du wirst dich sicherlich fragen: Was tue ich eigentlich wieder hier...in Palmdale?...Tja!...Was mache ich denn hier?...Also da war vorhin dieser Anruf auf meinem Telefon...dass ich Cal aus diesem Gefängnis hier heraus holen soll.

Er sagte etwas von dicke Luft und dass du Irre geworden bist...wegen den schmutzigen Hemden...Das ist übrigens meine Lieblingsfarbe auf dem Kragen der Hemden...Bordeaux...Ich muss mich mit diesem Lippenstift eindecken, denn er ist immer ausverkauft...Was für eine Tragödie, nicht wahr, Evy?", hauchte Amanda ihr hochtrabend leise zu.

Evy sah auf ihre knallroten Lippen, während sie sprach. Es war derselbe Stift wie auf den Kragen der Hemden von Cal...dieselben Lippenkonturen.

Also wie sagt man so schön:

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich! Sie war doch in Afrika. Was zur Hölle macht sie also hier?

Evy würde ihm keine einzige Träne nachweinen. Er war es nicht wert. Sollte er doch dahin gehen, wo es unangenehmer war als hier. Wenn er Amandas Spielchen spielen will, es hält ihn niemand auf. Dazu gelernt hatte Cal anscheinend nicht.

Zumindest bei Amanda nicht! Denn sie schien ihn wieder um den Finger gewickelt zu haben.

Sie war wieder zurück...

Amanda...zurück aus Afrika. War die Safari, mit ihrem um viele Jahre älteren Ehemann, zu langweilig? Oder standen ihr seine ebenfalls älteren Freunde und deren geschwätzigen Frauen nicht an, die sich über ihre Klunker schwerlich unterhielten und sich gegenseitig ausstachen, wer mehr Diamanten an sich trug, welche teurer waren und sie herum zeigten, als wäre es das Natürlichste auf der ganzen Welt?

Prahlen!...Protzen!...

Oder hatte sie die Hitze nicht ausgehalten...immer so heiß dort.

Das Wort "HEIẞ" tauchte sehr oft in Amandas Chargon auf. Es war ihr Lieblingswort nach dem Wort "Sex".

Von dem sie sich auf der Highschool damals genug geholt hatte, ob von den männlichen Schülern oder von den männlichen Lehrern, wenn sie ihrem Geschmack entsprachen.

Amanda war damals zwei Jahre aus der Schule gewesen und lernte den älteren Mann in einem Casino in Los Angeles kennen. Sie stellte ihn ihrem Vater vor und es stellte sich heraus,.dass er der beste Freund ihres Vaters war. Von dem Tag an war sie an seiner Seite und begleitete ihn überall hin...gegen den Willen ihres Vaters.

Was war aus ihren Wünschen geworden?...Ihr größter Traum war Kosmetikerin zu werden. Hatte sie das in den Wind geschlagen nur wegen dem alten Mann?

Er schien wirklich eine Menge Kohle zu besitzen, denn sie war bei ihm geblieben und nahm ihn aus wie eine Kirchenmaus.

Ihm schien es allerdings nichts auszumachen, dass sie zu jung für ihn war und sein Geld mit vollen Händen hinaus warf. Denn er kaufte ihr alles, was sie wollte.

Jeder Wunsch von ihr war für ihn ein Befehl...Er war von Blindheit geschlagen.

Aber wieso war sie hier?

Doch nicht wegen Cal?....Oder doch?

Ach was! Sollte sie ihn doch mitnehmen und mit ihm zurück nach Afrika gehen.

Vielleicht hatte ja eine Herde Gorillas noch einen Platz für ihn, so, wie er sich die letzten Wochen aufgeführt hatte, wäre ein Platz in der Wildnis sicherlich für Cal angebracht.

Vielleicht wäre das für ihn besser als eine Entzugsklinik...So viel zum Thema "Sex" und "Fremdgehen".

Ein Gorilla würde so etwas nicht in seiner Herde dulden und würde sofort seine starken Fäuste sprechen lassen. Genau! Eins auf's Auge könnte Cal vertragen, um wieder etwas klarer zu sehen und zur Vernunft zu kommen. Er hatte den Ernst des wahren Lebens wohl noch nicht ganz begriffen?

In der Highschool war Amanda Link Kapitän der Cheerleader gewesen und Cal Hunting der Kapitän der Palmdale - Football - Mannschaft.

Sie fanden sich damals schon sehr anziehend. Bei jeder Gelegenheit waren sie übereinander hergefallen wie wilde Tiere. Es war ihnen egal, ob jemand zusah oder flüchtig oder durch Zufall aufgetaucht war.

Doch Amanda reichte Cal nicht mehr und sah sich anderweitig nach neuem Frischfleisch um und das hinter seinem Rücken.

Aber irgendwann plaudert immer einer gerade heraus und ihre Orgien flogen auf...und PUFF...es war aus zwischen ihnen. Und Amanda erzählte damals überall herum, dass Evy ihn ihr ausgespannt hätte.

Wenn Evy jetzt so darüber nachdachte, war ihre Entscheidung genau richtig.

Sie konnte froh darüber sein, ihn los geworden zu sein. Zum Glück war sie mit ihm nicht verheiratet. Das hätte die Sache um Einiges schwieriger gemacht.

 

 

Evy saß auf ihrem Schaukelstuhl im Wohnzimmer an dem großen, bodentiefen Sprossenfenster - Flügeln, die weit offen standen und sah auf die Wiese hinaus. Sue spielte mit ihren Geburtstagsgeschenken vom gestrigen Tag auf einer Kuscheldecke, eine Küche mit Geschirr und einem Tisch und zwei Stühlen und einem Puppenwagen.

Sie hatte eine ihrer Puppen auf einen der Stühle gesetzt und bekochte sie, während die andere Puppe im Puppenwagen seelenruhig schlief.

Für Evy war Sue ein Wunschkind gewesen und nun sollte sie ohne Vater aufwachsen. Dieser Mistkerl von Cal konnte seinen besten Freund nicht in der Hose lassen.

Evy hätte nie gedacht, dass das Blatt sich noch einmal für sie wenden würde...zur allein erziehenden Mutter.

Ganz in Gedanken versunken merkte sie nicht, wie eine ältere Frau ihren rechten Arm auf ihre linke Schulter legte.

Evy zuckte kurz zusammen und sah auf das Gesicht ihrer Mutter.

"Hab ich dich erschreckt?", fragte sie ihre Tochter. "Nein!...Ich war nur...Ich war nur in Gedanken...nichts weiter!"

Carol zog einen Stuhl zu ihr heran und nahm neben ihr Platz. "Was ist passiert, Evy?...Ich bin deine Mutter und ich sehe, wenn meinem Kind etwas bedrückt.", fragte sie ihre Tochter. Sie sah ihr an, dass etwas nicht in Ordnung war und das es sie schwerwiegend mitnahm.

"Cal...Er...Ich hab ihn gestern Abend hinaus geworfen!", atmete Evy erleichtert aus. "Was hat er angestellt?", fragte Carol verdutzt. Sie wunderte es nicht. Carol hatte ihre Tochter gewarnt, ehe die Beziehung ins Rollen kam. Denn jeder hat mal seinen persönlichen Rückfall.

"Er hat mich in den letzten Wochen betrogen....mit ihr...Sie ist wieder zurück aus Afrika...", begann Evy ihrer Mutter zu erzählen.

"Amanda?...Reden wir hier von Amanda Link?...Die vor ein paar Jahren nach Afrika mit diesem älteren Mann abgehauen ist?", war Carol erstaunt.

Evy erhob sich, denn Sue war auf dem Vormarsch auf die Terrasse. "Genau die Amanda, Mum!"

"Er hat sich mit ihr getroffen?"

"Ja!...Das hat er!", und Sue zupfte an ihrem hellblauen Kleid. "Mami...Durst...ich hab Durst!", kam es von Sue.

Evy hob sie hoch und drückte sie an sich. "Hallo mein kleiner Schatz!...Schlafen deine Püppchen draußen in dem neuen Puppenwagen?"

Sue lächelte und nickte. "Sie haben dich wohl sehr durstig gemacht...."

"Peggy Sue hat sich noch lange hin und her gedreht und ihrer kleinen Schwester den Platz weggenommen. Jetzt ist alles gut.", faselte die kleine Sue. "Na komm! Deine Großmutter ist in die Küche gegangen und holt uns Dreien eine kleine Erfrischung. Setz dich auf deinen Platz am Tisch, kleine Sue...Ah! Da kommt sie ja schon.", und ihre Mutter Carol stellte ein Tablett auf den Tisch und füllte drei Gläser mit Limonade. Dann stellte sie eine Keksdose auf den Tisch und nahm ebenfalls auf einem der Stühle Platz.

"Wo ist Misses Sterling? Hat sie heute frei?"

Misses Sterling war die Haushälterin der Familie Easterbrook. Sie war fünfmal die Woche da, von Montag bis Freitag und half Evy im Haushalt.

Sie war schon über Fünfundfünfzig und für Evy eine große Hilfe.

Somit konnte Evy ihrer Arbeit nachgehen.

Vormittags arbeitete sie im Friseursalon ihrer besten Freundin Jordan Whiteheart und abends arbeitete sie im Restaurant ihres besten Freundes Jack Crowe.

Er hatte ihr im letzten Jahr ein paar Anteile des Restaurants überschrieben und somit war sie Mitbesitzerin geworden. Es lief sehr gut. Es war jeden Abend sehr besucht. Evys Mutter kümmerte sich Samstag - und Sonntagabends um die kleine Sue, damit Evy auch an den Wochenenden im Restaurant arbeiten gehen konnte. Manchmal nahm sie Sue mit, damit sie sehen konnte, was ihre Mum so tat und womit sie ihr Geld verdiente, wenn sie nicht zu Hause war. Wenn Evy Vormittags im Salon war, ging Sue in den Kindergarten. Evys Mum oder Misses Sterling holten sie als Mittagskind ab und dann gingen sie gemeinsam zu Evy in den Salon.

Das tat sie alles, um ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein und ihr eine schöne Kindheit zu geben.

Ihre Mutter Carol und Misses Sterling unterstützten sie dabei, wo sie nur konnten. Auch Jordan nahm die kleine Sue an den Wochenenden zu sich. Sue war gern bei ihr und nannte Jordan..."Tante Jay".

"Jordan" war ihr zu schwer auszusprechen.

Jack Crowe lernte sie vor zwei Jahren kennen. Sie war damals auf dem Parkplatz vor dem großen Einkaufscenter und verstaute ihre Einkäufe in den Kofferraum. Sie konnte noch den Einkaufskorb zurückbringen und befestigte ihn und entnahm ihren Chip, als sie den ersten Schmerz bemerkte. Langsam lief sie zum Auto, während sie sich den Bauch rieb und ihren Rücken mit der anderen Hand stützte und ihre Atemübungen über die Wehe wirken ließ...

Kaum war sie an ihrem Auto angekommen, als ein schwarzer Jeep neben ihr einparkte. Es war Jack. Er hörte Evy hektisch atmen und vor sich hin fluchen. Als er um sein Auto ging, um ihr seine Hilfe anzubieten, plätscherte es. Und als sie beide nach unten sahen, wusste sie, wieso. "Oh nein! Nicht hier!", fluchte sie erneut. Ihre Blase war geplatzt. Jack war zur Stelle. Er brachte sie ins Krankenhaus und rief Cal an. Er war wohl in einem Meeting und ging nicht ans Telefon. Er rief nicht einmal zurück, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei.

Also fuhr Jack Evy mit ihrem Auto ins Krankenhaus. Man hielt ihn dort für ihren Ehemann und sprachen ihn auch so an. Nun gut, dann spielte er halt mit! Die Krankenhaus - Tasche fuhr Evy schon seit dem siebten Monat im Auto spazieren. Sie wollte gewappnet sein, wenn es los ging. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum. Von dem Tag an blieb sie mit Jack im Kontakt. Er stellte sie für die Abende in seinem Restaurant ein. Sie begrüßte die Gäste und führte sie an ihre Tische, nahm Reservierungen auf, kümmerte sich um die Garderobe und war mit die Letzte, die mit Jack das Restaurant verließ und abschloss.

Letztes Jahr überschrieb er ihr ein paar Anteile des Restaurants und sie wurde Teilhaberin. Er sah sehr oft nach der kleinen Sue und unternahm auch etwas mit ihr. Sie war ihm ans Herz gewachsen. Sie war für ihn so etwas wie seine eigene Tochter. Doch auch Jack hatte ein kleines Geheimnis, das er selbst Evy noch nicht anvertraut hatte.

Alles in allem waren sie eine glückliche Familie...auch ohne Cal.

 

 

Sue war schon im Bett, als Evy nach ihr sehen wollte. Ihr Zimmer lag neben dem Badezimmer, verbunden mit einer Schwenktür, damit Sue nachts allein auf die Toilette gehen konnte und dafür die Tür allein aufbekam.

Sue hatte ihre neuen Puppen mit ins Bett genommen und sie brav mit dem Kissen und der Zudecke aus dem Puppenwagen an die Wand gelegt und zugedeckt. Evy setzte sich zu ihrer Tochter und beobachtete sie, wie sie ihre Püppchen zudeckte und ihnen ein Schlaflied vorzusingen versuchte.

Doch es haberte ihr immer am Text und am Ton halten der Musik. Aber sie war ja noch klein und durfte schief singen, das machte nichts.

Sue bat ihre Mutter mit ihr gemeinsam das Schlaflied für ihre Püppchen zu singen mit der Begründung:

"Wenn sie nicht in den tiefen Schlaf fallen, ärgert Peggy Sue immer Annie Sue, Mami...Peggy Sue ist dann immer so laut, dass ich nicht schlafen kann..."

"Okay!...Dann müssen wir für Peggy Sue ein zweites Bettchen in dein Zimmer stellen. Dann hat Annie Sue ganz bestimmt Ruhe vor ihr.", ermutigte Evy ihre Tochter.

"Oh!...Noch nicht, Mami!...Geben wir heute Nacht noch eine Chance...Singst du mit mir bitte das Schlaflied?"

Und Evy setzte sich neben Sue und sie sangen gemeinsam.

"Gute Nacht Peggy Sue!

Gute Nacht Annie Sue!" flüsterte sie leise ihren Puppen zu und drückte jeder von ihnen einen Kuss auf die Stirn, wie es ihre Mami immer mit ihr tat.

Evy streichelte Sue über ihr wirres, lockiges, schwarzes Haar und schaute zu ihr auf.

"Was ist mit dir, Mami? Bist du traurig?"

Evy drückte die Kleine fest an sich und strich ihr sanft über ihre Lockenpracht. "Es geht mir gut, kleine Sue!...Es wird Zeit für dich für's Bett, mein kleiner Engel. Morgen geht es wieder in den Kindergarten. Da musst du ausgeschlafen sein!"

Sue ließ ihre Mum los und krabbelte unter die Decke und kuschelte sich in ihr Kissen. Sie zog eine ihrer Puppen in ihre Arme, kuschelte sich an sie und machte die Augen zu. Evy beugte sich zu ihr herab und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Gute Nacht mein kleiner Liebling! Gute Nacht Peggy und Annie Sue.",

Sue sah ihre Mami etwas wütend an und legte ihren rechten Zeigefinger auf ihre Lippen und sagte: "Pssst! Sie schlafen schon, Mami. Sei bitte leise, sonst weckst du sie wieder auf!"

Evy zuckte zusammen.

"Oh! Entschuldige! Das war nicht meine Absicht!...Schlaf jetzt kleiner Schatz!", und sie verließ das Kinderzimmer, nachdem sie das Licht gelöscht hatte und ließ die Tür einen Spalt offen.

Als Evy die Treppen herunter kam, hörte sie, wie ihre Mutter sich mit jemanden im Wohnzimmer unterhielt. Der Besuch und Carol gingen auf die Terrasse und setzten sich in die Korbsessel.

Evy betrat das Wohnzimmer und blieb unter dem Wohnzimmerbogen stehen.

Ihre Blicke hafteten an dem jungen Mann fest, der sich mit ihrer Mutter unterhielt und in einem fort lächelte. Es war Jack Crowe, ihr bester Freund. Sie wollte die Beiden nicht belauschen, doch es war ungewollt. Sie tat es einfach im Verborgenen.

"Sie hat dich gestern auf der Party vermisst, Jack...Sie war sehr traurig und sehr enttäuscht über Sues Vater."

"Wo ist Cal eigentlich? Er wollte heut Morgen im Restaurant vorbeischauen.", fragte Jack die Mutter von Eveline.

"Sie hat es dir nicht gesagt?", wand Carol sich an Jack verwundert. "Was gesagt, Carol?"

Er kniete sich zu Carol herab. "Was ist passiert?", fragte er besorgt. "Eveline hat Cal gestern Abend aus dem Loft geworfen!...Ich dachte, du wüsstest davon?"

Jack stand bestürzt auf. "Wir haben Freitagabend das letzte Mal miteinander........

Sie hatte doch gestern und heute frei wegen Sues Geburtstag........", faselte Jack vor sich hin. "Was hat er dieses Mal angestellt, Carol?", und Jack ging auf der Terrasse auf und ab. "Das sollte sie dir lieber selber erzählen, Jack!", faselte Carol. "Carol!.....Was um alles in der Welt hat er ihr angetan?"

"Sie ist zurück...Amanda...Seine Highschool - Flamme...Er hat Evy mit ihr betrogen und das schon seit Längerem..."

"Das Schwein!...", brüllte Jack wütend auf der Terrasse zischend durch seine Zähne und ließ seine linke Faust auf den Tisch niedersausen, dass sogar Evy im Wohnzimmer zusammenzuckte.

Carol zuckte ebenfalls im Korbsessel zusammen und stand auf. "Er ist jetzt fort....mit IHR...und Sue und Eveline haben wieder Ruhe. Ich hab ihr von Anfang gesagt, dass er rückfällig wird und sie wieder verletzen wird..."

Jack horchte Augenbraue hebend auf.

"Was meinst du mit - WIEDER, Carol?"

Carol schluckte schwer und schwieg. Was verbarg sie vor Jack und vor ihrer Tochter?

"Carol!...Was verschweigst du vor ihr und mir?"

Carol drehte sich mit ihrem Gesicht zur Wiese. "An dem Tag, als Sue geboren wurde, hatte Cal... kein Meeting. Er war hier zu Hause...Ich hörte sein Handy damals klingeln. Es lag in der Küche auf der Anrichte und neben seinem Telefon lag er mit einer Frau und die Beiden waren beschäftigt...mit Sex...Deswegen hab ich die Küche damals hinaus werfen und eine neue Einrichtung aufbauen lassen...Ich bin dazwischen gegangen und hab die Frau, mit der er...Ich hab ihm angedroht, sollte er es noch einmal wagen, meine Tochter zu betrügen, würde ich ihn eigenhändig entmannen und ich würde meine Tochter davon unterrichten."

Jack verdrehte die Augen vor Carol.

"Ooooh!...Na da ist er ja dieses Mal nochmal glimpfig davon gekommen....So ein Glück für ihn aber auch!", brummte Jack sauer.

"Jack! Bitte versprich mir, Evy nichts davon zu sagen!"

Jack sah sie verdutzt an. Carol flehte ihn an.

"Du willst es ihr weiterhin verheimlichen, Carol? Sie ist deine Tochter! Sie hat ein Recht darauf es zu erfahren! Du sagst, du willst sie schützen! Wovor willst du sie schützen...vor ihn oder vor der Wahrheit?...." Jack lief mit den Händen ins Becken gestützt aufgebracht auf der Terrasse auf und ab. Dann blieb er vor Carol stehen.

"Entweder sagst du es ihr oder ich werde es tun! Evy sollte wissen, woran sie bei Cal ist und dass er keine weitere Chance verdient, falls er auf allen Vieren zurück kommen und sie anflehen sollte, ihm zu verzeihen und ihn wieder hier herein zu lassen!..." Doch im gleichen Atemzug grinste Jack leise vor sich hin.

"Er wird auch sicherlich nicht zurückkommen, da du ihm die Entmannung versprochen hast. Doch was Evy und Sue angeht, wir werden für sie da sein und sie vor Cal Hunting beschützen, Carol!...Und vor Evy!"

Evy hatte jedes Wort gehört und war von ihrer Mutter enttäuscht. Zwei Jahre lang hatte sie vor ihr ein Geheimnis bewahrt, dass Cal sie mit einer anderen betrogen hatte, am Tag von Sues Entbindung. Natürlich auf der Anrichte in der Küche, während Evy seine Tochter auf die Welt gebracht hatte, mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr bis dahin noch fremd gewesen war und ihre Hand hielt, die Schmerzen zu verarbeiten, die sie die nächsten zehn Stunden auf sich genommen hatte, um am Ende ein süßes, kleines Bündel in ihren Armen zu halten, das Cal Hunting nicht mal wert war, es zu besitzen und als seine Tochter zu bezeichnen.

Wenn sie das damals schon gewusst hätte, dann hätte sie ihn schon damals hochkantig hinaus geworfen und nicht erst zwei Jahre später.

 

 

Am nächsten Morgen war Evy mit Sue beizeiten aus dem Haus. Sie wollte ihrer Mutter nicht begegnen, sonst wäre der Morgen anders verlaufen. Sie würde später irgendwann Zeit dafür finden, um mit ihrer Mutter über das Geheimnis zu reden, was sie zwei Jahre lang mit sich herum geschleppt hatte.

Als sie die kleine Sue in dem Kindergarten abgegeben hatte, verabschiedete sie sich hockend vor ihr.

"Mami holt dich heute nach dem Mittagessen ab, mein kleiner Schatz! Sei brav, kleine Sue!...Ich wünsche dir einen schönen Tag mit deinen Freunden!", und sie gab ihrer kleinen Sue noch schnell einen kleinen Kuß und erhob sich. Sue schaute ihre Mami an und winkte ihr nochmal zu. "Bye Mami!", rief sie ihr noch nach, ehe Evy den Kindergarten verließ und fuhr direkt in den Friseursalon.

Sie trat durch die Vordertür ein und überblickte den Salon, wie viel Kundschaft schon im Wartebereich saß. Sie rümpfte ihre Nase und nahm den Kaffeeduft wahr, der sich im ganzen Salon und hinaus auf die Strasse breit machte.

"Willst du so Kundschaft anlocken, Whiteheart?", fragte Evy laut auf dem Weg durch den Salon zum Büro, um dort ihre Jacke abzulegen.

"Guten Morgen, Easterbrook!...Ich brauche erstmal 'nen starken, schwarzen Kaffee...möchtest du auch einen?..." "Gern...mit viel Milch.", antwortete Evy, während sie bequeme Schuhe zum Arbeiten anzog. "Hey! Du bist früh dran, Evy! Alles in Ordnung?"

"Tu dir keinen Zwang an, Jay!...Ich bereite draußen alles soweit vor." "Danke Evy!", und Evy verließ das Büro und betrat den Salon, in dem schon zwei Frauen Platz genommen hatten.

"Guten Morgen die Damen!", grüßte Evy sie freundlich und bereite jeden Stuhl und Spiegel auf die Kundschaft vor: Kämme, Bürsten, Scheren, Rasierer für die männlichen Salonbesucher, Pinsel für Haarreste im Nacken, Haarwäsche, Spülung, Cremes, Haarspray und stellte hüfthohe Wagen mit drei Etagen neben jeden Waschtisch mit Lockenwicklern, Fön, Haarklemmen, Handtüchern, Watte und Häubchen gefüllt.

Evy band sich eine schwarze Hüft - Schürze um und verknüpfte sie vorn am Bauch mit einer Schleife. Dann warf sie einen Blick ins Buch der Kunden und sah die beiden Frauen an, die schon auf den Sprung waren, als die Uhr neun Uhr schlug.

"Wer möchte der Erste heute sein?", fragte Evy die Zwei. Die etwas Jüngere der Beiden setzte sich wieder auf ihren bequemen Stuhl. "Ich kam nach dieser Frau herein.", sagte sie leise, fast kaum hörbar.

"Kommen Sie ruhig schon mit auf einen der Stühle!", bat Evy die Jüngere. "Nehmen Sie Platz! Meine Kollegin kommt gleich zu Ihnen und kümmert sich um Sie!", redete Evy auf sie freundlich ein.

"Dankeschön Miss Easterbrook!", sagte die Jüngere und setzte sich neben die ältere Kundin...Und Evy antwortete ihr mit einem Lächeln.

Da ertönte die Salonglocke über der Eingangstür.

Evy drehte sich zu dem Gong um und entdeckte Misses Harriet Meg. "Hallo meine Teure!...", begrüßte sie Evy mit Umarmung und Küsschen auf die Wangen. "Wie geht es Ihnen meine Liebe?...Alles noch frisch?...Wie geht's dem Wirbelwind?", fragte sie hastig, ehe sie alles vergaß, was sie fragen und sagen wollte.

"Ehm, sie hatte am Samstag Geburtstag und ist zwei Jahre geworden.", antwortete Evy auf die Schnelle.

"Oh! Dann richten Sie ihr die besten Glückwünsche von mir aus, Eveline!" Evy nickte ihr zu und kümmerte sich um ihre Kundin.

Dann beäugte Misses Meg die Kundschaft und grüßte auch die beiden Kundinnen. "Guten Morgen Ladies! Sie haben eine gute Wahl mit diesem Salon getroffen. Bitte empfehlen Sie ihn in meinem Namen weiter.", bat Misses Meg die zwei Frauen.

Da kam Jordan aus dem Büro und Misses Meg lief schnurstracks mit weit geöffneten Armen auf sie zu. "Jordan, Schätzchen! Du siehst so zerknittert aus...Ist dir nicht gut?"

"Ich bin nur etwas müde, Misses Meg! Und wie geht es Ihnen?"

"Ooooh! Ich hatte eine lange, prickelnde Nacht mit diesem, wie hieß er doch gleich?...Ash!...Wollen Sie Einzelheiten hören, Jay?", erzählte Misses Meg fröhlich daher.

"Entschuldigen Sie die Frage, Harriet...Ist er nicht um Einiges jünger als Sie?", fragte Jordan sie. "Ach Schätzchen...", belächelte Misses Meg die Frage. "...Für so etwas ist man doch nie zu alt!...Er sieht bezaubernd aus, wie ein Italiener...Er hat braune Augen und schwarzes, leicht gewelltes kurzes Haar...Wir waren nach dem Restaurant auf seiner Yacht....", und Misses Meg war so ins Schwärmen gekommen, dass sie die ganze Zeit vergaß, sich ihren Mantel auszuziehen und sich auf ihren Stuhl neben der jüngeren Kundin zu setzen, sondern lief im Salon aufgeregt auf und ab und redete und redete. Das Radio konnte natürlich heute auch aus bleiben, denn Megs Schuhe machten genug Krawall.

Misses Meg war eine der reichsten Frauen in dieser Stadt und eine Stammkundin dieses Salons. Sie investierte sogar in Jordans Laden.

Sie besuchte den Salon aller vier Wochen. Hatte sie eine Einladung für eine Party, dann passierte es schon, dass sie eher auftauchte.

Misses Meg hatte die beiden Friseusen schon oft in ihr Domizil zum Diner oder zu ihren eigenen Partys eingeladen, um neue Kundschaft für die Beiden zu gewinnen. Ihr Butler, Mister Austin, war mit dem Gärtner und der Haushälterin die einzigen Personen, die mit Misses Harriet Meg in diesem großen Haus wohnten. Auch sie alle waren Kundschaft von Jordan und Evy. Jordan glaubte sogar, dass ihr Butler an Harriet interessiert war. Er behielt sie im Auge und sah sie mit verliebten Augen an und wenn sie an ihm vorbei lief, dann schloss er die Augen und atmete tief ihr Parfüm ein.

Sie hatte Harriet schon einmal darauf angesprochen, doch sie lächelte nur darüber.

 

 

Misses Harriet hatte bis zum Feierabend die beiden Mädchen unterstützt. Sie war eine sehr geschwätzige, neugierige Frau. Ihren Mann verlor sie damals nach zehn Jahren Ehe an Herzversagen und blieb kinderlos. Das Erbe war groß. Er war von Beruf Immobilienmakler. Sie lernte Eveline und ihre Freundin auf einer Friseur - Messe kennen. Lange Rede, kurzer Sinn: Sie klinkte sich mit in diesem Salon mit ein und wurde ebenfalls Teilhaberin...und wusste nun, wo sie ihr großes Vermögen hinein steckte.

Nun saß sie in ihrer Limousine mit ihrem Butler und wartete auf Evy. Misses Meg bekam im Laufe des Tages mit, dass es ihr nicht gut ging und wollte der Sache auf den Grund gehen.

Evy schloss den Salon gegen Achtzehn Uhr ab und steckte den Schlüssel in ihren Arbeitskorb und steuerte ihr Auto auf dem Parkplatz an. "Miss Evy!..." Evy erschrak und ließ ihren Autoschlüssel auf den Boden fallen vor lauter Schreck.

"Meine Güte, Misses Meg!...Tun Sie das nie wieder!", und sie hockte sich zu ihrem Schlüssel und hob ihn auf und steckte ihn ins Autoschloss auf der Fahrerseite ihres Wagens.

"Ich bin Harriet, mein Kind! Haben Sie einen Moment Zeit für mich? Ich möchte mit Ihnen kurz sprechen!", fragte sie Evy besorgt.

"Was ist los?...Hab ich etwas falsch gemacht?", wunderte sich Evy. Evy ging mit Harriet in Richtung Limousine. Ihr Butler öffnete Evy die Beifahrerseite hinten von rechts. Evy blieb vor der offenen Tür verdutzt stehen. Sie schaute nervös Misses Meg an und dann ihren Butler. "Wollen...Wollen Sie mich entführen?", fragte Evy. Doch in Gedanken schallt sie sich: Was für eine blöde Idee! Wie kam sie denn bloß darauf? Und insgeheim musste sie doch vor sich hin grinsen.

"Steigen Sie bitte ein, Evy!...Ich hab einen Tisch in meinem Lieblingsrestaurant reserviert. Würden Sie so freundlich sein und mir Gesellschaft leisten?...Dann schmeckt mir das Essen viel besser...Die Nacht ist noch jung und ich möchte noch nicht nach Hause...Was sagen Sie dazu?..."

Evy zögerte etwas mit der Antwort: "Wartet nicht Ash zu Hause oder auf der Yacht auf Sie?"

"Steigen Sie ein!...Nicht so schüchtern...Bitte Evy!...", flehte Misses Meg sie förmlich an.

Evy sah sich auf dem Parkplatz um. Meinte sie das jetzt wirklich ernst? Oder war das gerade ein Scherz von ihr?

Ihr Butler wartete immer noch darauf, dass Evy reagierte und hielt ihr immer noch die Tür offen. Harriet war bereits eingestiegen und schaute aus Evys offener Tür heraus. "Ich warte!", sagte sie im verständnisvollen Ton und klopfte mit ihrer rechten Hand auf den Sitz.

Evy stieg, immer noch skeptisch, ein und schnallte sich an. "Na also! Geht doch!...Austin?...Wir können los!" "Sehr wohl, Misses Harriet!", und Austin startete die Limousine.

Als Evy aus dem Beifahrerfenster sah, stand Austin vor dem Restaurant, wo Evy abends mit ihrem besten Freund Jack Crowe noch arbeitete. "Das ist ihr Lieblingsrestaurant?", war Evy erstaunt. Doch Misses Meg war bereits ausgestiegen und hatte ihre Worte nicht mehr vernommen. Sie stand bereits oben auf der Treppe am Eingang und wartete auf Evy.

Ihr Butler öffnete Evy die Limousine - Tür und Evy drehte ihre Füße zum Ausgang. Noch zögerte sie, um ihre Füße vorwärts zu schieben und außerhalb von der Limo abzusetzen.

Austin reichte Evy seine rechte Hand. Sie legte ihre linke Hand in Austin seine und er half ihr beim Aussteigen. "Dankeschön Mister Austin!" "Gern geschehen, Miss Evy!"

Eveline ging zögernd die Treppen hinauf. Wieso eigentlich? Es war ihr Arbeitsplatz, ihr Zweitjob, den sie mit Herz und Seele ausübte.

Oben neben Misses Meg angekommen, griff sie nach Evys rechter Hand. "Sie brauchen jemanden zum Reden. Das sehe ich Ihnen an, Eveline!...Und das geht am besten bei einem Essen."

"Aber ...!", demonstrierte Evy.

"Nichts...ABER...!", stoppte Harriet Evys Meuterei und zog sie hinein.

Als Evy eintrat, kam ihnen Jack schon entgegen und Misses Meg ließ sich von ihm umarmen. Evy war sprachlos, als sie die Gestik zwischen den Beiden bemerkte. Sie sah Jack mit aufgerissenen Augen an und hinterfragte ihn mit einem wunderlichen Blick.

"Ihr kennt euch?", fragte sie.

Jack umarmte auch Evy und sagte zu ihr: "Das ist meine Grossmutter, die Mutter meiner Mutter. Sie hat mich...aufgezogen und..."

Misses Meg unterbrach Jack in seinem Gerede. "Würdest du bitte die Freundlichkeit besitzen und uns an meinen reservierten Tisch bringen?...Ich falle gleich in die Knie mit leerem Magen...Würdest du eine alte Dame bitte... ", und sie bot Jack ihren Rechten Arm zum Einhaken an.

Er verbeugte sich vor seiner Großmutter und ließ sich nicht lumpen und nahm sie beim rechten Arm. Sie tätschelte ihn vor lauter Freude und Aufmerksamkeitsgenuss und rieb dann über ihr Getätschel hinweg.

Evy lief den Beiden hinterher und musste sich ein herzhaftes Lachen verkneifen. Jack führte seine Grossmutter und Evy an einen runden Tisch in der blauen Lounge. Jack zog einen Stuhl nach hinten. Misses Meg setzte sich und Jack schob sie an den Tisch.

Er wollte dasselbe für Evy tun, doch sie wehrte ab und tat es selbst. Er trat an den bereits leeren Nachbarstisch heran und nahm die Menükarten an sich und brachte den Beiden die Auswahl der Menükarte. Evy zog Jack am linken Jackett - Ärmel zu sich herab. "Sie ist deine...Grossmutter?...Wieso hast du mir nichts gesagt?...Du weißt, dass sie Teilhaberin unseres Salons ist...Also wirklich, Jack!...Darüber reden wir noch!", flüsterte sie ihm zu.

Er stand aufrecht und sagte zu ihr sehr vornehm: "Wie Sie wünschen, Miss!" Evy zeigte ihm ihre Faust und flüsterte: "Ich geb' dir gleich eine - Wie Sie wünschen, Miss!...Was soll das? Ich bin's...Eveline...Volltrottel!"

Misses Meg drehte ihrem Enkel die Menükarte zu und zeigte auf ihr Gericht mit ihrem rechten Zeigefinger. Evy schielte von gegenüber darauf und sagte: "Bitte für mich dasselbe!"

Jack machte eine leichte Verbeugung. "Ehm...Jack!...Bitte eine Portion noch für Austin!...Könntest du ihn herschicken?...Er soll sich zu uns setzen und mit uns essen."

"Gern Grossmutter!", und weg war er.

Eveline sah ihm verärgert hinterher. "Sie dürfen es ihm nicht nachtragen, Evy!...Ich habe ihn darum gebeten Diskretion zu bewahren..."

Wieso so geheimnisvoll?...Doch ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sich Austin schiege und schnieke zu ihnen gesellte. Er räusperte sich auf sehr männliche Art und Weise und verbeugte sich vor Misses Meg.

Evy konnte sich einen komischen Kommentar nicht verkneifen. "Oh mein Gott, Austin!...Was zur Hölle...Was ist denn mit Ihnen passiert? Sie sehen aus wie ein stocksteifer Pinguin!", und Evy konnte es sich nicht verkneifen, ein mädchenhaftes Kichern loszulassen. Dann räusperte sie sich und sagte zu ihm: "Entschuldigung!...Das war sehr respektlos von mir!...Tut mir leid!"

Austin hatte sich zu Evy gedreht und fing selbst an, über seine lächerliche Erscheinung sich lustig zu machen. "Ich sehe komisch aus, nicht wahr?!...Sagen Sie es ruhig, Miss Evy!...Ich hasse diese piekfeine Verkleidung!...Überall kneift und zwickt es mich. Sogar an den unanständigen Stellen. Ist das nicht zu fassen?", antwortete Austin darauf und zappelte nervös hin und her. Und jetzt erst recht begann auch der Tisch nebenan sich darüber zu erfreuen.

Misses Meg fand das nicht mehr sehr lustig und bat Austin, sich endlich zu setzen. Sie fand sein Auftreten sehr peinlich und zog ihn am Anzug. Er wiederum schallt sie, damit aufzuhören, sonst würde er in einem zerfetzten Anzug mit ihr den Abend am Tisch verbringen. Kein schöner Anblick!...Nun musste auch Misses Meg darüber lachen und konnte sich nicht mehr beherrschen.

"Was finden Sie jetzt denn daran so lustig? Sie selbst haben mir diesen...diesen...Sch... höchstpersönlich gekauft und nun lachen Sie über mich?...Das ist äußerst geschmacklos...Und das auch noch von einer feinen, wohl erzogenen Dame wie Ihnen......Das muss ich schon zugeben, äußerst geschmacklos...Ich kündige meinen Job bei Ihnen, Misses Meg!", wetterte Austin Misses Meg an und gleichzeitig kam auch ein leichtes Lächeln über seine Lippen, die hinter einem grauen Vollbart versteckt waren.

"OOOOOOH mein Gott!...", lachte Misses Meg herzhaft. "Allein die Vorstellung, Sie hier am Tisch, mit einem Fetzen nach dem anderen...Aber ich lehne ihre Kündigung ab, Austin!...Ich brauche Sie doch noch!", und sie kicherte jetzt kleinlaut und hielt sich die Hände wie ein Teenager und verliebt vor ihrem Gesicht. Austin sah sie an. Sie sah heute Abend bezaubernd aus. Er war so verliebt in sie. Doch er konnte es ihr nicht sagen. Das schickte sich einfach nicht...Eine Lady wie sie und ein Butler wie er.

Austin räusperte sich und schaute sich nervös im Restaurant um und richtete die Fliege an seinem Hals, die er sehr unbequem fand und ihm halbwegs die Luft abschnürte...Oder war es die Aufregung in ihm, weil er mit seiner insgeheimen Herzensdame am Tisch saß und mit ihr gemeinsam speisen durfte? Er liebte ihre Gesellschaft an seiner Seite.

Er setzte sich zu den beiden Frauen an den Tisch, schlug seine Serviette zurecht und steckte sie sich an seiner Fliege fest.

Evy schmunzelte darüber und fragte ihn: "Darf ich?" Sie nahm ihm die Serviette ab, breitete sie ihm richtig aus und zeigte ihm, wie er es richtig machen sollte. Er legte die Serviette ausgebreitet auf den Schoß und blieb stumm. Dann beugte er sich zu Evy herüber und flüsterte ihr leise zu: "Danke sehr!", und lächelte. Evy nickte und lächelte leicht zurück.

Misses Meg sah über ihre Hände und sagte: "Ich hab selten so herzhaft gelacht wie heute...Bitte verzeihen Sie, Austin!", und sie versteckte sich erneut hinter ihren Händen.

Austin suchte Evys Blick, die nur mit den Schultern zuckte und schnell zur Ablenkung nach ihrem Ginger Ale - Glas griff und einen Hieb nahm.

Endlich kam das Essen und das Gekicher fand ein jegliches Ende, denn sie waren jetzt mit den großen Tellern beschäftigt, die reichlich angerichtet waren.

 

 

Auf dem Nach - Hause - Weg mit der Limousine dachte Evy an Jack. Doch Misses Meg erlöste sie von ihren Gedanken. "Was ist passiert, Evy?...Und keine Widerrede!...Ich habe Sie den ganzen Tag beobachtet...Sie können mit mir reden, Kind..."

Evy überlegte kurz, wo sie am besten ansetzen konnte. Sie senkte ihren Blick auf ihren Arbeitskorb und umklammerte nervös die beiden Henkel. "Ich hab ihn raus geworfen...Cal....Sues Vater...Er hat mich die letzten Wochen betrogen...mit Amanda. Sie war eine Weile in Afrika und jetzt ist sie wieder da. Er hat sich mit ihr getroffen und sich mit ihr vergnügt...Sie waren auf der Highschool damals schon ein Paar. Doch Amanda vergnügte sich anderweitig. Cal bekam es heraus und machte Schluss mit ihr...brach jeglichen Kontakt mit ihr ab...Jetzt ist sie wieder zurück...

Ich habNacktfotos von ihr in seinen Anzügen gefunden...Und meine Mutter hat ihn mit einer anderen bei uns zu Hause auf der Küchentheke erwischt, während ich mit Sue in den Wehen im Krankenhaus lag. Sie hat es zwei Jahre für sich behalten und gestern Abend war Jack da und sie hat ihm davon erzählt...Ich hab sie beide belauscht, was eigentlich sonst nicht meine Art ist...Wissen Sie?

Was für eine Mutter ist das, die nicht in der Lage ist, ihre Tochter darüber aufzuklären, was in ihrem Loft geschieht...Zwei Jahre lang kein Wort darüber und spielt mir heile Welt zwischen Mutter und Tochter vor....Ich verstehe das nicht!...Wieso hat sie mir nichts gesagt?....Ich hab mich nur gewundert, weshalb die komplette Küche ausgetauscht wurde. Ihre Antwort war darauf: Das Glas der Theke wäre zersprungen. Sie hätte mit Absatzschuhen drauf getreten, um die Lampe darüber zu reinigen. Derweil hielt Cal dort eine andere Frau zwischen seinen Beinen fest....."

Evy machte eine kurze Pause.

"Ich fühle mich so erniedrigt, Misses Meg...so ausgenutzt, beschmutzt und befleckt...Ich dachte, er hätte diese Phase überstanden und konzentriere sich auf seinen Job und seine Familie. Dabei muss ich feststellen, dass ihm das nicht gereicht hat...Hat er uns denn all die Jahre so getäuscht?...War ich...War ich denn so blind?...", und sie sah Misses Meg mit Tränen in den Augen enttäuscht an.

Misses Meg sah sie mitleidig an und nahm Evys Hände mütterlich in ihre. "Trauern Sie nicht mehr um diesen Cal...Er ist es nicht wert. Solche Schurken haben das Alleinsein verdient...Spielen mit den Gefühlen einer Frau und benutzen sie wie eine Puppe...Versprechen uns, wie treu sie einem bleiben, sie beschützen und ihnen die Sterne vom Himmel holen...", begann Harriet abzuschweifen. "Wissen Sie was, Evy?...Was halten Sie davon mit zu mir zu fahren und wir machen uns einen schönen Mädelsabend in meiner Villa?...Dann können Sie den ganzen Ärger herunterspülen. Wir machen uns eine schöne Flasche Champagner auf und lassen es uns heute Abend so richtig gut gehen..."

Harriet zückte ein Taschentuch aus ihrer gold - braun verzierten Handtasche und beugte sich zu Evy herüber. "Hier!... Nehmen Sie das!" Evy griff zu und trocknete ihre Tränen damit und verneinte letztendlich das Angebot, das ihr Harriet unterbreitete. "Ich hab eine kleine Tochter, die zu Hause auf mich wartet, Misses Meg...Ich würde gern Ihr Angebot annehmen, aber es geht nicht...Ich möchte nur noch zu meinem Auto und zu meiner kleinen Tochter nach Hause."

"Ihre Tochter und ihre Haushälterin sind bereits bei mir, Eveline...Und ihre Sachen...Ich war heute Morgen bei Ihrer Mutter im Loft. Jack hat mir gestern Abend ein paar Andeutungen gemacht, was ihre Mutter angeht, Miss Evy...Eine Mutter sollte immer ehrlich zu ihren Kindern sein und keine Geheimnisse vor ihnen haben...Mögen sie noch so klein sein...Eine Mutter sollte ihr Kind beschützen und für ihr Kid da sein und sie nicht solchen Gefahren aussetzen..." Harriet holte Luft und sie versuchte sich zu beruhigen, denn ihre Stimme hatte etwas gezittert. Sie sagte das alles so einfach, doch hat sie sich auch damals an ihren Worten festgehalten? "Sie können erstmal eine Weile bei mir wohnen, Evy, bis sich alles wieder beruhigt hat...ich sehe ihren Groll, den Sie gerade gegen ihre Mutter hegen...Und jetzt möchte ich von Ihnen nur noch ein klitzekleines - Ja - hören, Miss Eveline Easterbrook...Und ein kleines Lächeln wäre auch nicht schlecht."

Evy bedankte sich bei Misses Meg für ihre Freundlichkeit und ihre Hilfe und ließ ein kleines, leichtes Lächeln über ihrem Gesicht erstrahlen.

Misses Meg strich sanft über Evys linke Wange und sagte zu ihr: "Sehen Sie?...Das war doch ganz leicht.", und ihr Butler Austin fuhr die beiden Frauen bis zum Eingang der großen Villa.

Evy wunderte sich über das Handeln von Misses Meg. Wieso hatte sie ihr geholfen?...Eigentlich hatte sie zu ihrer Mutter ein sehr gutes Verhältnis...Eigentlich!...Doch was dieses Geheimhalten sollte und das für zwei ganze Jahre, war schon etwas merkwürdig. Evy dachte, sie kannte ihre Mutter, anscheinend hatte sie sich wohl darin geirrt. Es war Evy ein Rätsel...unbegreiflich...Sie dachte, sie konnte ihrer Mutter trauen.

Tut man das nicht eigentlich? Seiner Mutter vertrauen und umgekehrt? Hatte es etwa aufgehört?...Was verbarg sie noch vor ihrer Tochter?

Jack wusste es nun auch und hatte nicht mit Evy darüber geredet, sondern mit seiner Tante...anstatt mit ihr selbst...

Evy selbst konnte nicht mit Jack darüber reden, sie hatte die Beiden ja schließlich belauscht. Und doch machte es ihr Kopfzerbrechen. Wieso hielt ihre Mutter zwei Jahre lang den Mund und ließ Evy von den Machenschaften von Cal mit anderen Frauen nichts wissen?

Austin öffnete ihre Beifahrertür links hinten und wartete auf Evelins Ausstieg aus dem Fahrzeug. Misses Meg stand bereits oben auf dem Treppenende und hatte ihren rechten Arm nach Evy ausgestreckt.

Evy wusste nicht, ob es richtig war vor dieser Sache davon zu laufen, aber das Loft verlassen, wäre keine so schlechte Idee, denn egal, wo sie sich in diesem Loft aufhalten würde, überall würde sie Erinnerungen an Cal haben und das musste definitiv aufhören...

Für sie war nur noch ihre kleine Tochter wichtig und ihre beiden Jobs. Denn sie würde ab heute einen Neuanfang starten...ohne ihre Mutter und ohne den Vater ihrer Tochter...und ohne das Loft.

Misses Meg nahm Evy an ihre Hand und Austin öffnete die große, schwere Eingangstür. Evy kannte die Villa bereits. Misses Meg hatte Jordan und sie des Öfteren hierher eingeladen zu kleinen Teepartys oder Bällen oder einfach nur, um Misses Meg eine neue Frisur und neue Nägel zu verpassen oder mit der älteren Frau einen schönen, gemeinsamen Mädelsabend zu verbringen...

 

 

Misses Sterling kam gerade die Treppen herunter und kam auf die beiden Frauen zu, als sie eingetreten waren. "Miss Evy!...Schön Sie hier zu sehen.", begrüßte Misses Sterling Eveline Easterbrook. "Geht es Ihnen gut, Miss Evy?", erkundigte sie sich, nachdem sie eilig die Treppen herunter gekommen war.

Evy schloss sie in ihre Arme und war froh, hier noch zu später Stunde ein bekanntes Gesicht vor ihre Augen zu bekommen. "Ich freue mich auch, Sie hier zu sehen, Misses Sterling...", gab Evy an sie frei heraus und strahlte. "Wo ist die kleine Sue?", fragte sie Misses Sterling, als sie ihr über die linke Schulter gesehen hatte.

Und es wurde laut im Hause Meg. Evy ließ Misses Sterling los. Sie hörte eine Kinderstimme aus der ersten Etage und eine ihr unbekannte Männerstimme. Ihre Augen blickten hinauf auf die obere Etage. Langsam ging sie auf die Treppenstufen zu und sah nach oben. Da kam ihre Tochter Sue um die Ecke und rannte auf die Treppe zu. "Sue!...Bleib stehen!...Keinen Schritt weiter!", rief Evy entsetzt und mit zitternder Stimme schrill nach oben. Eveline sprintete schnell hinauf, um ihre Tochter aufzuhalten, um nicht einen gefährlichen Schritt weiter zu gehen.

"Mami!", rief Sue vor Freude, als sie ihre Mutter am Treppenaufgang stehen sah, verängstigt und erschrocken und mit weit aufgerissen Augen zu ihrer Tochter herauf sah.

Eiligen Schrittes kam Evy die Treppen rauf und hob ihre Tochter vor Angst zitternd hoch und drückte sie schützend an sich. "Geht es dir gut mein kleiner Schatz?", und sie tastete ihre kleine Tochter ab und suchte nach Verletzungen an ihr. Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein fremder Mann vor ihr. Seine Größe schätzte Evy auf ungefähr einen Meter neunzig, schwarze glänzende Haare, dunkle Augen, die sie fixierten. Evy ging langsam und ruhig zurück und klammerte ihre Tochter fest an sich. Sie schaute hinter sich über ihre rechte Schulter, um der Treppe nicht allzu nah zu kommen und diese mit ihrer Tochter auf ihren Armen herunter zu stürzen.

"Wer sind Sie? Und was machen Sie in diesem Haus?", forschte Evy den fremden Mann an. Er kam ihr immer näher im eleganten, gelassenen, fast schleichendem Gang. Seine rechte Hand steckte in seiner Anzugjackentasche. Über seinen geschwungenen vollen Lippen kräuselte sich ein Schnauzer. Sein Gesicht war von einem Drei - Tage - Bart gezeichnet. Kurz vor Evy blieb er stehen und beäugte sie von oben nach unten mit tiefen dunklen, gefährlichen Blicken, als würde er sie ausziehen mit seinen fast schwarzen Augen. Er hatte etwas italienisches an sich. Dann senkte er seinen Kopf mit den kurzen schwarzen Locken in ihre linke Halsbeuge und roch an ihr. Seine voll geschwungenen Lippen liebkosten fast ihren pochenden Hals. Evy fand es aufdringlich, dass er so nah vor ihr stand und drehte ihren Kopf weg. "Mmh!...Sie riechen gut, Miss Evy!", flüsterte er ihr, nein, er hauchte es fast in ihr linkes Ohr.

Wer war er? So charmant und sexy er auch aussah, fand Evy, aber umso aufdringlicher und uninteressanter fand sie ihn. Sie kannte solche Kerle, Männer zur Genüge wie ihn.

"Mein Name...ist Richard Crowe!...", und er ließ den Namen erstmal bei Evy sacken, ehe er weiter sprach. "Ich bin hierher gezogen wegen eines Job - Angebotes als Taxifahrer...Und Sie sind?...Eine schöne, atemberaubende Frau!...Ich will dich besitzen!", hauchte er ihr ins linke Ohr und versuchte Evy nervös zu machen. Wie?... Er war Taxifahrer?...Er konnte glatt als ein heiß begehrtes Model mit seiner Größe von einem Meter neunzig durchgehen, so unverschämt...gut...sexy...und gefährlich er auch aussah. Aber Taxifahrer?...NIEMALS!

Sie wurde unruhig, ihr Körper reagierte auf seine raue, tiefe, männliche, unverschämte sexy Stimme. Er berührte sie leicht mit seinen Fingern der rechten Hand an ihrem linken Arm und strich ihn rauf und runter. Diese Berührung rief bei Evy eine Gänsehaut hervor und sie begann schwer zu atmen.

Doch die Stimme von Misses Harriet Meg rettete sie vor weiteren Attacken vor diesem schmierigen Kerl...Wie war nochmal sein Name?...Ach egal!... Sie entzog sich ihm und seinen Berührungen und ihr Körper beruhigte sich halbwegs wieder und ihr Adrenalinspiegel sank.

Was hatte er mit ihr gerade gemacht? Sie reagierte sonst nie so schnell gereizt und bereit für...Doch sie zuckte zusammen, als sie Harriets Stimme auf der Treppe vernahm und wurde sofort wieder die alte Evyline Easterbrook.

"Evy?...Ist alles okay?", fragte Harriet die junge Mutter, die immer noch ihre kleine Tochter beschützend fest hielt. Als Richard die Stimme hörte, lief er um Evy herum, schnurrte sie noch einmal an und lief der älteren Frau in die Arme entgegen..."Guten Abend schöne Frau!", begrüßte er Harriet und nahm sie in seine Umarmung.

"Ah!...Wie ich sehe, habt ihr Beide schon Bekanntschaft gemacht...Evy?...Das ist Richard, Jacks älterer Bruder. Er hat bisher in Florida gelebt und ist nun hierher gezogen. Er hat morgen ein Vorstellungsgespräch bei einem Taxi - Unternehmen...Schön, dass du endlich zu Hause bist, Richard.", und Harriet hakte sich bei ihm unter, ehe sie mit ihm die Treppen hinunter ging.

Richard drehte sich noch einmal zu Evy um und zwinkerte ihr mit dem linken Auge zu.

Misses Sterling tauchte an Evys Seite auf und verfolgte Richard mit ihren Augen. "Wenn ich es mir erlauben darf zu sprechen, Miss Evy...Der Mann ist mir nicht geheuer. Er sieht viel zu sexy und charmant aus. Diesen Mann hat man nicht allein für sich. Den muss man mit anderen teilen...Allein sein Aussehen und der lässige, laszive Gang ist sexy verboten...Seien Sie bei ihm vorsichtig, Miss!...Diese Sorte von Männer ist gefährlich!"

Eveline nickte nur stumm und ließ sich von der Haushälterin in Sues Kinderzimmer schleifen, ihre Augen waren noch immer auf die Treppe gerichtet. Was war denn das gerade? Dieser Bann, in den dieser Kerl sie gezogen hatte. Bei ihr läuteten gerade alle Alarmglocken, die zu ihr sprachen: "Hände weg von ihm! Er ist gefährlich!"

Evy schüttelte ihre Gedanken ab und brachte ihre Tochter zu Bett. Dann löschte sie das Licht und Misses Sterling zeigte ihr ihr Schlafzimmer. Das Bett war die reinste Spielwiese und besaß einen Himmel, größer als die herkömmlichen Betten. Unzählige Kissen waren darauf verteilt und drei Decken lagen aufgeschlagen am Fußende. "Ist das mein Zimmer?", fragte Evy. Misses Sterling nickte ihr zu und ließ Evy allein in ihrem neuen Schlafzimmer und zog sich zurück.

Evy ging zu der Nebentür links vom Bett und öffnete sie. Dahinter befand sich ein Badezimmer mit Dusche und Wanne. Sie trat ein und entledigte sich ihren Sachen, stellte sich unter die Dusche und drehte auf. Das war jetzt genau das Richtige für sie...eine Abkühlung!Sie seifte sich ein und wusch sich ihre Haare. Doch sie war nicht allein.

ER stand an der offenen Zimmertür, breitbeinig und die Hände in seiner schwarzen Anzughose vergraben. Sein weißes Hemd war bis zum Bauchnabel geöffnet und er konnte in ihr Badezimmer sehen. Jede ihrer Bewegungen sog er in sich auf und genoss es. Er musste diese Frau haben...allein...nur für sich. Koste es, was es wolle. Er drehte sich von der offenen Zimmertür weg und ging genüsslich die Treppen in den Salon hinunter.

===============================

In der Nacht kam Jack nach Hause und hängte seine schwarze Jacke an der Garderobe auf. Misses Sterling war noch auf und begrüßte ihn mit einem aufgebrühten, heißen Tee. Er nahm ihn ihr ab und schickte sie zur Nachtruhe. Leise ging er die Treppen rauf und sah noch Licht in Evys Zimmer brennen. Er trat leise ein und ging auf das große Bett zu und deckte Evy bis zur Brust zu, nahm das offene Buch aus ihrer Hand und legte es offen und verkehrt herum auf den Nachtschrank. Er betrachtete sie für einen Moment in ihrem Tiefschlaf und strich ihr sanft und vorsichtig eine Strähne aus ihrem Gesicht. Dann löschte er das Licht und verließ ihr Zimmer.

 

 

Am nächsten Tag im Salon:

Während Evy den Fön schwang, wurde die Tür des Salons weit aufgerissen.

Jordan drehte sich vom Haare schneiden zu dem Lärm um und entdeckte Jack, wie er mit einem Blumenstrauß den Salon betrat. "Einen wunderschönen Tag, Ladies!", verkündete er. Jordan kam zuerst zu Wort. "Du großer Gott! Welchen Garten haben Sie denn geplündert? Der Strauß sieht wunderschön aus!"

Misses Meg kam ebenfalls aus dem Büro und entdeckte Jack. "Also das frage ich mich auch!...Wir haben gar keine Rosen in unserem Garten. Wenn es dem nur so wäre, würde ich mir von Austin jeden Tag neue für unser Foyer schneiden lassen.", antwortete Harriet darauf.

Jack ging auf Evy zu und überreicht ihr den Strauß roter Rosen. Jordan räusperte sich und fragte schelmisch: "Hab ich vielleicht etwas verpasst?...Verschweigst du mir etwas, Eveline Easterbrook?"

"Was...Was soll das, Jack?". hinterfragte Evy sein Erscheinen.

"Nun ja!...Du hast gestern Abend schon geschlafen, als ich von der Arbeit heim kam, um dich herzlich willkommen zu heißen in unserem trauten Heim."

Jordan mischte sich erneut ein. "Ach so nennt man das heutzutage?...Herzlich willkommen im trauten Heim....Ist das gerade eine Geheimsprache oder so etwas, die ihr Beide nur versteht?", feixte Jordan und grinste verdächtig. Sie merkte, dass sie fehl am Platze war und flüsterte Evy zu: "Darüber reden wir noch, Schätzchen!", und ging wieder zu ihrer Kundin.

Evy war verlegen. "Wofür sind die, Jack?", fragte sie ihn und nahm sie ihm ab. "Dankeschön!...Sie sind bezaubernd!", und sie roch an ihnen. Jordan beobachtete die Szene im Spiegel und äffte Evy leise nach: "Oh! Sie sind bezaubernd!...Iiiigitt!", und schnitt weiter an der Frisur der Kundin.

Jordan hörte nur noch, wie Jack erwähnte: "Diner um achtzehn Uhr in unserem Restaurant Eveline! Mein Chauffeur holt dich ab...gegen siebzehn Uhr dreißig...Ist dir das recht?", und er verließ rückwärts den Salon.

"Baoh! Noch so ein Blindgänger in der Welt der Liebenden! Wie grausam ist das denn?", durchbrach Harriet die aufgekommene Stille im Salon und Jordan lächelte spitzbübisch vor sich hin. "Er ist der Sohn ihrer Schwester, Misses Meg! Ich bitte etwas um Rücksicht, okay?!", berichtigte Evy Misses Meg.

Evy stellte die Blumen in eine Vase mit Wasser neben die Kasse. "So! Da haben wir alle etwas davon, Mädels.", sagte sie. "Da haben wir doch gleich viel mehr Elan zum Arbeiten!", raunte sie vor sich hin und ging zu ihrer Kundin.

"Was tut Jack denn da gerade?", fragte Jordan Evy, die ihrer Kundin die Lockenwickler eindrehte. Evy machte den Fön erneut aus und griff nach dem Haarspray. "So meine Liebe! Sie sehen wieder frisch und glücklich auch. Sind sie bereit, sind es ihre Haare auch. Misses Meg kassiert Sie ab, Misses Clark...Der Nächste bitte!", rief Evy durch den Salon. Dann richtete sie ihre Worte an Jordan.

"Er wollte nur nett sein und mich willkommen heißen in der Villa Meg.", beantwortete Evy ihre Frage.

"Ha!...Wer's glaubt?...Er liebt dich, Evy!", konterte Jordan zurück.

"Hör zu! Wir sind nur die besten Freunde und das wird auch so bleiben, klar Jordan?", klärte Evy alle Anwesenden auf, die sie jetzt fragend ansahen, auch die Kundschaft.

Misses Meg beobachte die Situation aus ihrem Blickfeld Büro durch die Glasscheibe. mit leichten Schritten ging sie an die Kasse und hielt ein Ohr in Richtung Gespräch gespannt und schmunzelte in sich hinein. Sie hatte schon lange bemerkt, dass Jack für Eveline etwas übrig hatte. Aber sie hatte Evy nicht deswegen ins Haus geholt, um es Jack etwas einfacher zu machen, was Eveline anging. Harriet verheimlichte etwas vor Eveline und den anderen. Doch sie konnte noch nicht darüber reden...Sie wusste nur, für Evy wird es ein großer Schock sein.

Während Evy ihre nächste Kundin bearbeitete, kehrte Jordan die abgeschnittenen Haare ihrer vorherigen Kundin auf. Im Kehren stellte sie plötzlich die Frage. "Hast du mal daran gedacht, einen richtigen Vater für die kleine, lockige Sue zu finden? Aber einen, der es auch ernst mit euch Beiden meint?...Und sag mir jetzt nicht, Cal war so ein lieber Vater...Nein!...Das war er bei Weitem nicht...Nicht mal annähernd war er das."

Evy massierte das Shampoo in die Haare ihrer nächsten Kundin ein und meinte: "Worauf willst du hinaus, Jordan Whiteheart?"

"Naja!...Vielleicht könnte dein bester Freund Jack diese Rolle übernehmen...Ich meine...Vater sein für den Lockenkopf. Schließlich war er ja auch dabei, als Sue auf die Welt kam, anstatt ihr leiblicher Vater.", räusperte sich Jordan ihrer Freundin gegenüber.

Die Kundin, die Evy unter ihren Fittichen hatte, sah erst zu Jordan und dann zu Evy. Jordan lenkte sofort ein, weil die Kundin skeptisch wurde. "Nein, nein!...Verstehen Sie das nicht falsch, Miss!...Jack hat Evy ins Krankenhaus gefahren und den Vater der Kleinen angerufen, um ihm zu sagen, dass es soweit ist. Doch Cal hatte in der Zwischenzeit eine andere Frau auf Evys Küchentheke gevögelt und hat den Anruf ignoriert...", versuchte Jordan sich heraus zu reden.

"So ein Dreckskerl!", sagte die Kundin dazu und Jordan atmetet erleichtert aus, nachdem sie die Luft kurz angehalten hatte, weil sie nicht wusste, ob es nun richtig oder falsch war, es auszuposaunen. Es war ja nur die Wahrheit.

Evy sah ihre Freundin immer noch skeptisch an. "Wie meinst du das, Jordan?...Er war zufällig da. Er wollte nur einkaufen...Er hätte mich auch ignorieren und stehen lassen können.", verteidigte sich Evy erneut.

"Sieh es doch mal so, Evy: Es gibt nicht viele Männer heutzutage, die eine Frau mit einem Kind haben wollen. Solche sind schwer zu finden und Jack ist da wohl eine Ausnahme...von vielen Idioten, meine ich...Ehm, das war wohl gerade etwas falsch ausgedrückt, Evy...ER WILL DICH; EASTERBROOK UND DIE KLEINE SUE!!!!", betonte Jordan. "Noch...irgendwelche...Fragen?", stotterte Jordan vor ihrer Freundin herum.

Die Kundin sah die beiden Freundinnen an und entgegnete: "Wenn ich mich als Außenstehende äußern dürfte: Er wäre einer von vielen...Idioten...der es versuchen würde.", räusperte sich die Kundin und sah zurück in den Spiegel vor sich.

"Deine kleine Sue mag ihn, Evy. Hast du nicht seine Augen gesehen wie sie aufleuchten, wenn er..."

"Schluss jetzt, Jordan!...", mahnte Eveline sie. "Das mag ja alles sein, was du beobachtet hast und mir versuchst zu verklickern, aber...glaub mir...So schnell will ich diesen Beziehungsscheiß nicht mehr. Ich habe die Schnauze gestrichen voll davon: betrügen, verletzen, kontrollieren, hinterher spionieren und Vertrauensmissbrauch...Zwei Tage kennen und schon geht's in die Kiste. Andere hören sich gern reden und können nicht mehr aufhören zu reden, bis man aufsteht und geht. Nicht mal das merken sie, weil sie nur reden....Es geht nur noch: Hallo Schätzchen! Mein Name ist Al und das hier ist mein bester Freund!...Also mal ehrlich, Jordan! Wer will so etwas?", zeterte Eveline und schwenkte mit dem Kamm um sich.

"...Und was ist mit Spaß haben?...Den verwehrst du dir auch?...", unterbrach Jordan die Mutter der kleinen Sue.

Eveline strich sich nervös durch ihre Haare und kam ins Schwitzen. "Jack?...Spaß?...Oh mein Gott! Er ist mein bester Freund, Jordan. Bring mich ja nicht ins Grübeln, hörst du?"

"Also fragen wirst du ihn ja wohl noch können...oder etwa nicht?", kam es knallhart von Jordan.

Evy klang jetzt leicht empört. "Bist du noch ganz bei Trost, Jordan?...Wie kannst du nur?...Sag mal, was denkst du eigentlich von mir?...Noch so einen Fehler, wie mit Cal, will ich nicht noch einmal in meinem Leben begehen...Das...Das ist...Das ist doch Wahnsinn!...Nie im Leben wird..."

Und dann war die Stimme von Misses Meg im Hintergrund zu hören. "Miss Evy!...Überlegen Sie nicht so lange, sonst ist der Fisch weg, noch ehe Sie ihn am Haken haben!" Harriet zwinkerte zu Jordan und Jordan zwinkerte zu Harriet zurück.

Evy sah die Kundin und Jordan und Misses Meg an. "Ihr seid verrückt!...Ihr beide seid das!...Das ist euch doch klar, oder?"

"Aber sowas von klar!", verständigte sich Jordan mit Harriet und die vier Frauen im Salon kicherten wie kleine Schulmädchen.

 

Eveline stand vor ihrem großen Spiegel im Schlafzimmer. Sie trug ein dunkelblaues, fast ins Schwarz übergehende Kleid bis zu den Knien, mit dünnen Trägern über den Schultern, einem leichten V - Ausschnitt auf dem Rücken und locker hoch gesteckte Haaren. An den Seiten hingen ein paar naturlockenmäßige Strähnen. Evy knurrte, als sie mit ihren Händen an ihren Seiten entlang fuhr. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Aufmachung und begann nach dem Reißverschluss im Rücken zu suchen, um es auszuziehen. Sie wollte die ganze Sache mit Jack abblasen. Es war doch nur ein kleiner Einzug in das Haus seiner Tante. Mehr nicht.

"Soll ich Ihnen dabei helfen?", kam es von ihrer offenen Zimmertür. Ein Blick durch den Spiegel verriet ihr, dass er dort stand...Jacks aufdringlicher, ekelhafter, abscheulicher, älterer Bruder. Mit den Händen in den Hosentaschen schlich er in Perfektion auf sie zu und blieb hinter ihrem Rücken stehen und zog seine rechte Hand aus seiner Tasche und legte sie leicht auf ihre rechte, freie Schulter und berührte ihren Hals mit seinen Lippen und roch ihr Haar...Leichter Olivenduft umgab sie, den er mit geschlossenen Augen in sich aufnahm. Seine schwarzen Wimpern waren dicht und lang. Mit geschlossenen Augen sah man nicht die Gier in seinen Augen. Er öffnete sie wieder und beobachtete Evy im Spiegel. Er strich sanft und sehr gefühlvoll ihren rechten Arm langsam nach unten.

Evy schloss ihre Augen, ihr Herz begann zu rasen, ihr Puls stieg an, ihr Atem ging schwer. Sie lehnte sich mit ihrem Rücken unbewusst an seinen Oberkörper. Wann hatte sie das letzte Mal dieses Gefühl gespürt, von einem Mann so berührt zu werden, der sie alles vergessen ließ? Was löste er verdammt nochmal in ihr aus? Sie wollte ihn von sich stoßen, doch sie konnte es nicht. Sie stand wie in Trance vor dem Spiegel.

Er warf einen Blick auf sie und zog die andere Hand aus seiner Hosentasche und strich von hinten über ihr offenes Dekolletier. Seine fast dunklen Augen genossen es, wie sie es in sich aufnahm.

Evy fuhr in sich zusammen, öffnete ihre Augen und sah ihn durch den Spiegel an und kam zur Vernunft und sagte mit fester Stimme zu Richard: "Nehmen Sie ihre Hände von mir und gehen Sie und machen Sie die Tür hinter sich zu!"

"Was fühlen Sie gerade Miss Easterbrook?...Darf ich Sie Evy nennen?", hauchte er ihr mit leicht benebelter, rauer, hypnotisierender Stimme zu und seine geschwungenen, vollen Lippen küssten ihren Hals entlang bis zum Schlüsselbein.

"Hören Sie auf damit!", kam es verzweifelt über Evys Lippen. Sie bemerkte, wie sie einen kleinen Hauch von Sehnsucht durch ihren Mund heraus stöhnte und schwankte leicht hin und her. Ihre Lippen begannen leicht zu beben und öffneten sich und ihre Brust senkte sich auf und nieder. Was tat er da nur mit ihr?

Sie fuhr zusammen und schreckte auf. Sie hörte Misses Sterlings Stimme in ihrem Kopf, die zum wiederholten Male sagte: "Er ist gefährlich, Miss Evy!" Und zum Glück kam ihre Tochter Sue in ihr Zimmer gerannt und mit beiden Puppen in ihren Armen.

Er wich eins, zwei Schritte von Evy zurück und steckte seine Hände wieder in die Hosentaschen, aber er behielt sie im Auge.

"Mami, Mami! Peggy Sue hat Annie Sue an den Haaren gezogen!...Annie Sue ist ganz traurig!" Evy starrte Richard an und beugte sich zu ihrer Tochter herunter. "Ich habe eine Idee! Peggy Sue kann bei mir im Bett schlafen. Dann hat Annie Sue Ruhe vor ihr."

"Kannst du sie nicht mit nehmen zu Onkel Jack? Bei ihm ist Peggy Sue immer ganz artig.", bettelte ihre Tochter.

"Fragen wir Peggy Sue, was sie dazu zu sagen hat!...Denn sie war heute mal wieder ungezogen zu ihrer kleinen Schwester...Okay! Ich nehme sie mit! Ziehen wir ihr noch ihre Schuhe und ihre Jacke an. Und was dürfen wir nicht vergessen?", fragte Evy ihre Tochter.

"Ach ja, den Kindersitz!...Ich hol ihn!", rief sie schon im Hinausgehen.

Als sie aufsah, stand Richard immer noch an ihrer Tür. "Wir sehen uns dann unten, Easterbrook!", räusperte er sich und drehte im Absatz um und ging die Treppen hinunter, verließ das Haus und setzte sich in die Limousine...und wartete auf sie.

Als Evy die Villa verließ, stand er breitbeinig, mit Sonnenbrille im Gesicht und die Hände vor seinem Schritt zusammen gefaltet an der hinteren Beifahrertür rechts und wartete auf sie.

Sie ging langsam die Treppen herunter auf die Limousine zu. Er öffnete für sie die hintere Tür und Evy stieg langsam ein. Er behielt sie im Auge und nahm jede Bewegung, die sie tat, in sich auf. Und mit seinen dunklen Augen glitt er ihr den Rücken bis zum Becken und noch etwas weiter hinab.

"Haben Sie genug gesehen, Mister Crowe?", warf sie ihm verärgert und wütend ins Gesicht, als sie hinten saß und beugte sich zur Autotür vor und entriss sie ihm und schloss sie selbst.

Der Weg ins Restaurant dauerte schon eine Viertelstunde. Was war denn heut auf den Straßen los? Es war Stau. "Wir müssen eine andere Strecke zum Restaurant nehmen, Evy!...", sagte Richard durch den Spiegelblick.

"Dann tun Sie's doch!", antwortete sie kühl, während sie aus dem Fenster starrte.

"Richard!...Mein Name ist Richard!", und er schaute auf die Straße zurück, um den Verkehr im Auge zu behalten.

"Wer will das wissen?...Ich?...Na klar! Und ich bin die Kaiserin von China!", schnaufte Evy genervt von seiner bloßen Anwesenheit. Richard lächelte vor sich hin.

"Was gibt's zu belächeln Mister Richard Maria Crowe?", unterbrach Evy die kleine, ganz kurze, ruhige Pause.

Richard verging sofort das Lachen. Er hasste es, wenn man seinen zweiten Vornamen aussprach. Seine Urgroßmutter hieß so. Und damit sie nicht in Vergessenheit gerät, bekam er ihren Namen.

"Ist das nicht traurig? Sie bekommen einen Mädchennamen?", spottete Evy nur so leise, dass er es kaum hören konnte. Doch er hörte es.

"Lassen Sie das! Sonst...", und er hielt seinen Mund und beobachtete sie durch den Spiegel. "Sonst was Mister Crowe? Wollen Sie mich bestrafen und mir das Kleid vom Leib reißen?"

"Das wäre EINE Maßnahme, die ich zu gern mit Ihnen tun würde! Doch die Bestrafung wäre nicht gut genug für Sie!", knurrte er durch seine Zähne. "Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen, Miss Evy! Ich könnte darauf anbeißen!"

"Das hätten Sie wohl gern? Vergessen Sie's!", schnippte sie ihn an.

"Sie sind genau wie meine Ex -Frau! Genauso ein...", fletschte er sie an.

"Oh! Der Herr war schon einmal verheiratet? Und? Hat es Ihnen geschadet oder aber hat es Ihnen sogar Glück gebracht? So wie Sie über ihre Ex - Frau reden, steh ich noch im Zweifel, was ich wählen soll."

Er drehte sich an der Ampel zu ihr um. "Und? Haben Sie es schon heraus gefunden?", und er bremste ruckartig, um den vor ihm Fahrenden nicht anzurempeln.

"Hat es Ihnen wohlmöglich Pech gebracht, weil Sie bremsen wie ein Holzklotz? Die Bremse ist in der Mitte, Sie Idiot!", schimpfte sie auf dem Rücksitz.

Richard saß am Steuer und knurrte und wütete innerlich. Wenn er diese Frau zwischen seine Finger kriegen sollte, dann würde sie etwas erleben können. Zudem hoffte er, dass sich der Stau endlich auflösen würde, denn wenn er noch länger mit ihr hier festsaß, dann konnte er für nichts mehr garantieren. Sie machte ihn wahnsinnig! Er war heiß auf sie. Er wollte sie jetzt.

Er drehte sich abermals zu ihr um. Seine fast dunklen Augen glänzten vor Begierde auf. Evy wurde es auf einmal ganz anders und dieses wollige Gefühl machte sich schon wieder in ihr breit. Wieso tat er das immer mit ihr? Sie fühlte sich ihm jedes Mal ausgeliefert, wenn er sie so ansah. Er zog sie förmlich mit diesem Blick aus und Evy fühlte sich nackt auf dem Rücksitz. "Also Evy! Was wollen Sie von mir hören?, fragte er sie.

Evy versuchte sich im Zaum zu halten und antwortete ihm schnippisch. "Sie glauben doch nicht im Ernst, dass mich ihr Leben interessiert, Mister Crowe! Anscheinend drängen Sie sich jedem weiblichen Rock auf, der es nötig hat, männliche Kraft und Ausdauer eines harten, festen Stammes zu verspüren. Der Rock pfeift und der Stamm folgt!"

"Sie haben ein Kleid an, schon vergessen? Wie schnell möchte ich es Ihnen ausziehen, Miss Evy?...Glauben Sie wirklich eine Unschuld vom Lande zu sein?...Warum gehen Sie so hart ins Gericht?", flüsterte er leise, während seine Finger ihr Knie rauf und runter schlichen.

"Würden Sie bitte weiterfahren?", entgegnete Evy und schob seine Finger von ihrem Knie.

"Wir stecken im Stau, Eveline! Sie können vor mir nicht wegrennen. Ich hab die Sicherungen eingeschalten...Ich weiß, dass Sie mich wollen!", ließ er aus seinem Mund verlauten. Es klang düster, aber auf der anderen Seite auch verlockend, so, wie es mit seiner tiefen, rauen Stimme heraus kam.

"Woher wollen Sie denn wissen, was ich will und was nicht, Mister Crowe? Lassen Sie mich aussteigen! Machen Sie verdammt nochmal auf und lassen Sie mich gehen!", klang sie jetzt gereizt und wütend.

"Sie wollen das, was alle Frauen wollen!", entgegnete er lüstern.

"Da irren Sie sich, Mister Crowe!...Zu denen gehöre ich nicht...Finden Sie jemand anderen, der auf Ihre billigen Tricks und Anmache hereinfällt...Erwarten Sie aber kein Mitleid von mir, wenn keine anbeißt. Man könnte noch denken, dass Sie das Interesse irgendwo wecken wollen, wo an der Front Widerstand geleistet wird.", reagierte Evy abweisend. Sie nervte seine Haltung ihr gegenüber. Was bildete er sich ein? Dass sie für ihn auf dem Rücksitz nachgibt und er sich nehmen wird, wonach ihm gelüstet, weil er denkt, es gehört ihm? So einen Schund kannte sie nur aus den billigen Groschenromanen.

"Die Straße ist frei, Mister Crowe! Und würden Sie für den Rest der Fahrt bitte ihr Leben am Lenkrad für sich behalten?", und Evy lehnte sich zurück.

Richard legte den ersten Gang ein und fuhr langsam an. Dann schaute er durch den Rückspiegel. Wie gern möchte er jetzt dort hinten bei ihr sitzen und sie für sich beanspruchen? Dann grinste er und fragte sie: "Ist nichts Interessantes für Sie dabei gewesen, Evy?", und er legte einen höheren Gang ein.

"Wen interessiert es denn schon, mit welcher Frau Sie wo und wann und wie. Heiße Kartoffeln sind gar. An heißen Kohlen verbrennt man sich bekanntlich die Finger. Behalten Sie ihre Details für sich und werden Sie damit selig.", und Evy sah wieder zum Fenster hinaus.

Sie war mutig ihm die Stirn zu bieten. Andere Frauen wären schon längst unter ihm gelandet. Keine, die er bis jetzt kennengelernt hatte, hat es ihm so schwer gemacht, wie Eveline Easterbook. Das wird noch sicher eine interessante Fahrt, dachte er und fuhr auf die neunte.

Als er endlich nach einer Stunde Fahrt vor dem Restaurant stand, drehte er sich zu Evy um und fragte sie etwas mürrisch. "In welchem Verhältnis stehen Sie zu meinem kleinen Bruder, wenn ich fragen darf.", und neben bei machte er die Sicherung wieder frei.

Evy hörte es klicken und sie stieg aus, öffnete die Beifahrertür vorn und sah zu ihm hinein. "Wenn Sie mich schon so fragen, Mister Richard Crowe: Ich stecke in keinster Weise mit ihrem Bruder in einem Verhältnis...Ich schätze, das dürfte Sie nicht einmal etwas angehen!...Guten Abend!", und sie ging die Treppen hinauf zum Eingang.

Richard sah ihr nach und schaute sich um und rieb mannhaft mit seiner linken Hand durch seinen Drei - Tage - Bart. Er würde sie kriegen, ob sie wollte oder nicht.

 

 

 

 

 

 

 

Jack erwartete Evy bereits am Tisch in der blauen Lounge.

Als sie zu ihm gebracht wurde, stand er Gentleman - Like auf, kam um den Tisch herum und rückte ihren Stuhl zurecht.

"Danke Jack!....Entschuldige bitte die Verspätung! Wir standen im Stau!", sagte sie nebenbei, während sie auf ihrem Stuhl Platz nahm.

Jack setzte sich ihr gegenüber und lächelte sie an. Er öffnete den lieblichen, gekühlten Weißwein und schenkte in die Gläser ein.

Evy sah sich währenddessen im Restaurant um. Es war heute gut besucht und es roch wunderbar nach verschiedenen Gewürzen und Gerichten. Sie war stolz auf Jacks Restaurant. Es lief großartig für ihn.

Jack gab ihr das Glas zur Hand und stieß mit ihr an. "Worauf trinken wir denn?", wollte sie wissen.

"Wir haben heute fünftes Jubiläum, Miss Evy! Also dann?...Prost!", und er nahm einen Schluck ohne sie aus seinen Augen zu verlieren.

Dann stellte sie das Glas ab. Und wieder nahm sie das Restaurant in Augenschein. Sie befürchtete, dass sein Bruder Richard irgendwo saß und sie beobachten würde. Er machte ihr Angst.

"Geht es dir gut?", fragte Jack sie.

Was sollte sie ihm denn jetzt nur darauf antworten? Er wusste doch bereits, was passiert war. Brachte er ihr deshalb den Strauß in den Friseursalon, weil er ein schlechtes Gewissen bekommen hatte? Oder ging es wirklich darum, dass er sie willkommen heißen wolle?

"Es geht mir gut!", log sie.

"Wie war die Fahrt hierher?", kam es besorgt von ihm zu ihr herüber.

"Können wir bestellen, Jack?...Ich..."

Und Jack drehte sich zu seinem Angestellten André um, der an den Tisch der beiden kam und die Bestellung aufnahm.

"Ich war bei dir im Loft, Evy...nachdem du Cal hinaus geworfen hattest...Wieso hast du nicht mit mir darüber geredet?", und er nahm ihre Hände in seine, die auf dem Tisch lagen.

"Es gibt gewisse Dinge, mit denen man nicht hausieren gehen sollte. Das müsstest du doch am besten wissen...und meine Mutter auch...

Zwei Jahre lang wusste sie, dass Cal mich betrogen hatte...an dem Tag als unsere Tochter Sue zur Welt kam...

Er fragte mich damals nicht mal, wieso er angerufen wurde.

Es war ihm damals schon egal gewesen...Wir waren ihm damals schon egal...", und Evy nahm einen zweiten Schluck Wein aus ihrem Glas.

Da kam es ihm plötzlich über die Lippen. "Ich vermisse euch beide...Sue und dich!", und er strich zärtlich über ihre Hände.

Evy nahm erneut einen Schluck Wein und war sehr nervös. Ihre Augen überflogen das Restaurant. Ihr Atem stockte und ihr Herz raste.

Das war der falsche Moment, als er diesen Satz aussprach.

"Jack...Wir...Wir...sind beste Freunde...Das...Das verstehst du doch, Jack?...Das...das würde nie funktionieren...du...und Sue...und ich...", und sie trank ihr Glas leer, nahm die Flasche Weißwein zur Hand und goss sich wieder nach.

Richard sah sie an. Sie war blass und ihre Haut war bleich geworden. Hatte er was Falsches gesagt?...

"Evy...Wovor hast du Angst?"

Evy rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. "Ich bin der Idiot, nicht du!...Die Kundin hatte recht...Wieder ein Idiot mehr auf der Welt, der...

Und Harriet redet vom angeln und Rute auswerfen und einfangen...Sie selbst lässt sich von einem um etwas viel jüngeren Mann benebeln und sieht nicht mal, dass ihr Butler Austin etwas für sie empfindet...Was ist das für eine Welt, die uns verbietet glücklich zu sein, Jack? Was ist schief gelaufen mit Cal und mir?"

"Weinst du ihm etwa nach?", fragte er leicht verstört.

"Das ist das letzte, was ich...Er ist es nicht wert, dass man ihm nach weint...Er hat sein Urteil unterschrieben...mit IHR!...", und sie nahm den nächsten Schluck.

Jack war ihr bester Freund und das, seit Sue geboren war...Er fuhr sie damals ins Krankenhaus und er wich nicht von ihrer Seite. Jack war dabei, als sie geboren wurde. Die Schwestern und Ärzte hielten ihn für den Vater der kleinen Sue und zogen ihm damals diesen grässlichen, grünen Kittel über. Jeden Tag kam er sie im Krankenhaus besuchen und sah nach den Beiden, während Cal anderweitig beschäftigt war.

Wollte er ihr gerade eine Liebeserklärung machen? Oh Gott!

Evy musste hier sofort raus aus diesem Restaurant. Wollte er damit ihre bisherige Freundschaft auf's Spiel setzen? Das Beste war, dachte Evy, nicht mehr darauf einzugehen. Er hat sich nur versprochen. Ja, das wird es wohl sein...Er hat sich versprochen. Sie hatten beide einen langen Tag. Evy versuchte sich zu beruhigen und verfing sich mit ihren Händen in ihrer Frisur.

"Jack...", rang sie innerlich aufgewühlt nach Worten. "Ich kann dir nicht das geben, wonach du suchst!...Wie lange deiner Meinung nach wird es gut gehen mit uns? Du hast ein doppeltes Paket...Es geht hier nicht um Liebe...Es geht hier um Vertrauen und um meine kleine Tochter..."

".........Ich liebe deine Tochter, Evy!....Ich hab die Nabelschnur durch geschnitten, weißt du noch?...Sie...Was bedrückt dich, Evy?...Sprich mit mir!...Ich bin hier!", sagte er.

Evy ließ sich noch Zeit mit der Antwort, denn sie passte nicht hierher, obwohl es ihr sehr auf der Seele brannte.

"Evy?", und er setzte sich einen Stuhl näher an sie heran und hob ihren Kopf an, den sie gesenkt hielt. "Evy!...Was ist los?..."

"Es ist so: Jordan glaubt, dass du für Sue der richtige Vater wärst...und...und dass du die Rolle übernehmen könntest...."

Jack fiel ihr ins Wort und strich eine gelöste Strähne hinter ihr rechtes Ohr. "Ist das nur Jordans Meinung oder spricht sie für alle?" Er nahm erneut ihre Hände in seine und fragte sie behutsam und vorsichtig:

"Ist es auch deine Meinung, Eveline?"

Ihre Augen verfingen sich in seinen. Ihr Herz schlug schneller und sie errötete.

"Es geht nicht darum, ob ich derselben Meinung bin..."

Abermals unterbrach er sie beim Reden.

"....Ich will es versuchen, Evy..."

"...Was versuchen?..."

"...Für euch da zu sein....Ich werde euch nicht enttäuschen!...Ich will euch nicht weh tun!..."

"...Ich weiß, Jack!...Ich weiß!", flüsterte sie ängstlich, denn sie merkte plötzlich, dass es ihm ernst war, von dem, was er ihr sagte und ihre Alarmglocken begannen zu leuch

ten und zu lärmen.

Jack liebte sie....Doch sie sah in ihm ihren besten Freund.

 

 

Als Evy im Restaurant verschwunden war, reihte sich Richard in den Verkehr ein und fuhr ins Hotel.

Er steckte die Schlüsselkarte in den kleinen viereckigen Kasten links neben der Tür und betrat sein Penthouse. Er legte seine schwarze Jackett - Jacke ab, entfernte die Krawatte, knöpfte sein weißes Hemd auf und zog es aus seiner schwarzen Anzughose. Seine schwarzen Lackschuhe flogen durch das Wohnzimmer und er öffnete den Gürtel und seine Hose, öffnete die Terrassentür weit und ging ins Bad und zog den Rest dort aus.

Er betrat die Dusche und stimmte das Wasser ab und ließ sich das Wasser seinem Nacken hinunter laufen.

Richard stand unter der Brause, mit seinem Gesicht zur Wand und stützte sich mit seinen Armen an den Fliesen ab. Das lauwarme Wasser berieselte seinen braun gebrannten Körper und ließ ihn dadurch maskuliner und verführerischer erscheinen.

Zwei Arme schlangen sich von hinten um ihn und begannen seinen Oberkörper zu umschlingen.

Zehn Finger mit Bordeaux - farbigem Nagellack umkreisten seine Muskeln.

"Du bist immer noch da?... Hab ich nicht gesagt, du sollst verschwinden?", und er packte ein Handgelenk von ihr. Richard drehte sich zu der Person um, die sich zu ihm unter die Dusche geschlichen hatte und wischte sich seine Haare aus dem Gesicht.

"Verrate mir eins: Wieso soll ich ihr Schaden zufügen? Was hat sie dir getan? Sie ist harmlos und nicht gefährlich für dich. Das Einzige, was sie besitzt, ist ein frecher, vorlauter, süßer Mund mit leicht geschwungenen, verführerischen Lippen, von denen ich zu gern kosten will...Also sag schon: Wieso?", fragte er die Person, die nackt vor ihm stand und ihn berührte.

"Du bist neugierig und ungeduldig. Zügle dich in deinem Zorn und deiner Wut.", hauchte sie ihm in sein linkes Ohr und trat näher heran.

"Ihretwegen flog ich von der Highschool und konnte meinen Abschluss nicht machen...Sie hat mir meinen Freund genommen...Cal..."

"...Was hast du angestellt, weil du geflogen bist?"

"Gar nichts!"

Richard drückte ihr Handgelenk fester zu und knurrte sie an.

"Lüg mich nicht an!...Sie ist dir ein Dorn im Auge!...Niemand fliegt ohne triftigen Grund von der Highschool...Also?"

"Sie hat mich mit dem Sportlehrer erwischt!"

"Dachte ich mir, dass es in diese Richtung geht..."

"Hör auf meinen Arm zu drücken! Du tust mir weh!", jammerte sie.

Er schob sie von sich und musterte sie mit einem eiskalten Blick. "Sag du mir nicht, was ich tun soll und was nicht!...Sie ist nicht so wie du und verdient es in Ruhe gelassen zu werden...Also komm mir nicht damit, mir zu sagen, was ich tun soll oder was nicht..."

"Ach komm schon, Richard! Du hattest sie schon fast soweit...Und die Kleine wäre mit Sicherheit die Stufen herunter gestürzt, wenn dieses Miststück nicht aufgetaucht wäre."

"Wo liegt dein Problem mit ihr?... Wieso hast du solch einen Hass auf sie?", bohrte Richard weiter.

"Das geht dich im Moment nichts an, Crowe! Und jetzt, tu es mit mir...hier...jetzt und sofort!", und Richard ließ sich das nicht zweimal sagen.

===============================

Evy lag in ihrem großen Bett und starrte an die Decke ihres Zimmers. Sie schloss ihre Augen und sah sich erneut am Spiegel stehen. Richard trat hinter sie und legte seine Arme um sie und begann sie am Hals entlang zu küssen und enthüllte ihre rechte Schulter. Evy hörte sich stöhnen und ließ es zu, dass er sie berührte und sie von diesem blau, fast schwarzen Kleid befreite.

Evy zuckte zusammen, als seine Hände tiefer wanderten und ihr Kleid höher zogen und seine Hände darunter verschwanden.

Eveline öffnete ihre Augen und saß aufrecht in ihrem Bett. Ihr Herz klopfte heftig in ihrer Brust. Sie stand auf und ging in ihr Badezimmer und ließ ihr seidenes, graues Nachthemd auf den kalten, grau - weiß ausgelegten Fliesenboden gleiten. Sie betrat die Dusche und öffnete die Wasserhähne und stellte sich darunter. Die Ablenkung tat ihr gut nach diesem heftigen Traum. Er fühlte sich sehr real an. Sie spürte seine kräftigen, starken, verlangenden Hände überall auf ihren Körper. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Verdammt! Wo war denn ihr klarer Verstand geblieben?

Was war hier eigentlich los? Zwei Brüder, die nicht ganz richtig im Kopf waren und es auf sie abgesehen hatten und jetzt um die Wette um ihre Aufmerksamkeit sich als Rivalen hin stellten und sich womöglich umsonst bemühten? Am Ende würden sie sich noch duellieren.

Evy seifte sich ein und plötzlich war da noch eine Hand auf ihrem Körper und begann sie auf dem Rücken einzuseifen. Sie drehte sich um und hinter ihr stand Richard...nackt, wie Gott ihn schuf.

Evy verließ eilig die Dusche und legte ein Handtuch um sich. Dann beförderte sie Richard aus ihrem Badezimmer. "Verlassen Sie unverzüglich mein Zimmer, sonst schreie ich!...Was fällt Ihnen ein, sich hier herein zu schleichen?...Verschwinden Sie!...Na los!"

Richard legte ebenfalls ein Handtuch um seine Taille und ging auf Evy zu. "Ich kann nicht verschwinden!...Austin hat die Haustür abgeschlossen. Also muss ich hier übernachten!", und er trat näher.

"Gehen Sie!...Auf der Stelle!", knirschte sie.

"Ich kann nicht!...Das Fenster ist zu hoch...Hinauf ist kein Problem, aber wieder herunter?", und er kam noch näher.

Evy konnte nicht mehr ausweichen. Sie hielt sich mit der einen Hand am Handtuch fest, das ihren Körper bedeckte und mit der anderen wühlte sie sich durch's Zimmer. Sie konnte nirgends wo mehr hin. An ihrer Zimmertür war Endstation. Sie begann an der Klinke wie wild zu klicken, aber es war verschlossen.

Sie drehte sich um und Richard stand vor ihr, nahe genug, um ihre Knie in seine Kronjuwelen zu katapultieren. Doch sie tat es nicht. Sie spielte mit dem Gedanken, es in Erwägung zu ziehen. Sie stand wie gelähmt vor ihm, an ihrer Zimmertür angelehnt und atmete heftig.

"Wo ist der Schlüssel?", fragte sie ihn hastig.

Er drehte die Kette an seinem Hals herum und holte den Schlüssel hinter seinem Rücken hervor. "Den brauchst du jetzt nicht!", flüsterte er.

"Tun Sie das nicht!", ermahnte sie ihn, als er mit seinem Gesicht ihrem näher kam.

Evy sah sich nach allen Möglichkeiten um und letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig, als mit ihrem rechten Knie auszuholen und trat zu.

Richard ging in die Knie und deckte seine Kronjuwelen zu.

"Verfluchtes Miststück! Wie konntest du nur?", krümmte er sich vor Schmerzen und verzog sein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.

Evy riss ihm die Kette vom Hals und nahm ihren Schlüssel an sich..."Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen verschwinden!...Das Angebot steht immer noch...Sollten Sie sich noch einmal hier herein schleichen oder mich anfassen, dann kann ich für nichts mehr garantieren...Und jetzt raus hier!"

Evy öffnete ihre Zimmertür und warf seine Sachen auf den schwach beleuchteten Flur hinaus.

"Mehr hast du nicht zu bieten?", kam es schmerzhaft aus seinem Mund.

Evy hockte sich zu ihm herab und kam seinem linken Ohr ganz nah.

"Sollten Sie es noch einmal wagen, dann schneide ich Ihnen ihre Juwelen ab...Vielleicht steht der Eunuch Ihnen besser. Ist es vielleicht das, was Sie wirklich wollen,

Richard?...", und er grinste sie schmerzvoll an. "Gut!...Und jetzt raus hier!"

 

Mitten in der Nacht:

Alles schlief tief und fest im Hause Meg. Evy hatte lange gebraucht einzuschlafen, nachdem Richard sie in der Dusche aufgesucht hatte. Wie konnte er nur diese Arschruhe weghaben und sich splitterfasernackt zu ihr unter die Dusche gesellen? Es war unheimlich gewesen. Mag sein, dass er mit dieser Nacktheit kein Problem hat sich anderen so freizügig zu zeigen wie Gott ihn schuf. Sein Körper war anziehend für sie...keine Frage. Aber sich einfach so alle Freiheiten heraus zu nehmen und sich anzuschleichen und sie mit der Seife auf ihrem nackten Körper zu berühren, ist...Ja, wie hat sich das denn angefühlt? Evy hatte Gänsehaut bekommen. Es liefen ihr tausend, heiße Schauer den Rücken herunter. Ihr Körper drohte unter seinen Berührungen zu versagen. Er war sanft zu ihr. Doch das war zu viel für Eveline. Er war ein fremder Mann für sie. Eine Unterhaltung in der Limousine macht nicht gleich dicke Freunde aus ihnen. Zumal diese Unterhaltung Evy egal war. Sie wollte überhaupt nicht mit ihm reden. Sie musste sich alle Mühe geben, um ihn von sich fern zu halten. Wollte sie das überhaupt?...Ihn von sich stoßen?

Evy schreckte auf aus ihrem Tiefschlaf. Was war da los? Sie hatte einen großen Knall vernommen. Sie kletterte aus ihrem großen Bett am Fußende heraus und schnappte sich ihren Morgenmantel, zog sich schnell eine Jogginghose über und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Als sie den langen Flur betrat, waren die anderen Bewohner des Hauses bereits im Gange. Richard, der sonst so ein schmieriger Typ war, kam sorgenvoll auf Evy zu und versuche sie zu beschützen und zog sie in seine Arme.

Sie sah ihm in seine dunklen Augen und fragte nach ihrer Tochter. "Es geht ihr gut. Sie schläft in ihrem Zimmer.", beruhigte er sie. "Was ist hier los?", kam Jack auf die beiden zu gerannt und in der rechten Hand hielt er eine Waffe und in der anderen hielt er eine zweite Waffe, die er seinem älteren Bruder entgegen warf, der sie mit Leichtigkeit mit seiner linken Hand auffing.

"Jack!...Was geht hier vor sich?", rief Evy ihm hinterher, der in Windeseile bereits die Treppe ins Erdgeschoß hinunter raste. "Keine Ahnung, Evy! Bleib du bei Sue und meiner Tante Harriet....Richard und ich werden der Sache auf den Grund gehen...Richard! Ich warte!...Komm endlich!", rief er nach oben, denn Richard hielt Evy immer noch in seinem Arm, die keine Waffe festhielt.

Er ließ sie nur ungern los, aber das hier war gerade wichtiger. Er nickte ihr zu und rannte ebenfalls die Treppe herunter und ging zusammen aus dem Haus, während sie ihre Waffen im Laufschritt luden.

Ein Auto stand auf dem Gelände und war gegen die Limousine gefahren. Jack konnte die Scheinwerfer brennen sehen und die Limousine war bis an den Springbrunnen geschoben worden, der die beiden Fahrzeuge abgestoppt hatte, sonst wären sie durch die Hausmauer in der Küche gelandet. Für Austin und Misses Sterling wäre das um sechs Uhr morgens kein präsentabler Anblick gewesen.

Jack hob seine Waffe vor seine Brust und ging auf das hintere, graue Fahrzeug zu, das in der Limousine steckte. "Ausseigen! Und die Hände nach oben!...Na los!...Wird's bald?!", forderte er die im Auto Sitzende auf. Jack öffnete die eine Tür des Autos, während Richard sich der anderen Tür genähert hatte und die andere Tür ebenfalls geöffnete hatte und seine Waffe auf die Person gerichtet hielt, die gerade ausstieg...

"AMANDA!",

kam es Evy über die Lippen, als sie ebenfalls das Haus verließ.

Amanda kam auf Evy zu getorgelt. Ja, sie war betrunken. Aber sowas von blau. "Na? Freust du dich,......mich wieder zu sehen?", kicherte Amanda halblaut über das Gelände und im trunkenem Zustand. "Hallo Richard! Was für eine Freude dich hier auch zu sehen!", und sie ging auf Richard zu und fasste ihn an seinem Gürtel an und zerrte daran herum. Dann nahm sie Evy in Augenschein. "Und?...Hat er sich schon an dir erfreut, Miss Easterbrook?", nuschelte Amanda und lachte herzlos an Richard gelehnt. Richard fand ihren Auftritt widerlich und abstoßend und schob sie von sich. "Wieso tus du das, Richard?...In der Dusche hast du mich nicht so behandelt..!", keifte sie herum.

Jack hatte das Auto weiter untersucht und ging auf Richard und Amanda zu. "Was willst du hier, Link?...Sollest du nicht bei deinem Mann in Afrika sein?", fragte er sie und zerrte sie von Richard weg. "Wie kommst du dazu, hier mitten in der Nacht aufzutauchen und auch noch stock betrunken?...Hat dein neuer Freund Cal dich nicht richtig unter Kontrolle?", und Jack setzte sie auf die Gartenbank neben der ersten Treppenstufe, die ins Haus führte.

"Welch ein Vergnügen dich hier zu sehen, Jack Crowe! Du bist immer noch so sexy wie eh und je...Wollen wir uns nicht mal eine Runde vergnügen? Du hast es bestimmt gut drauf? Oder muss ich Evy erst um Erlaubnis bitten, dass ich dich mir ausborgen darf, Jack?", hauchte sie ihn an.

"Lass das, Link!...Wo ist dein neuer Freund?", bohrte Jack weiter. "Cal?...Diese Lusche!...Hicks!...Er ist abgehauen, ist mit seinen Kumpels unterwegs und hat mich nicht mit genommen. Wir hätten alle bestimmt viel Spaß gehabt. Aber nein!...Er ist allein mit ihnen gefahren...So ein Arschloch!"

"Und was soll die Trunkenheit?...Glaubst du, das macht es besser?", kam Evy auf Amanda zu. "Wer hat dich denn nach deiner Meinung gefragt, du Küken? Was denkst du, warum ich so betrunken bin! Weil ich mich dadurch besser fühle und ich ihn nicht so vermissen muss. Aber davon verstehst du ja nichts, Eveline Easterbrook!", spottete Amanda, als sie ihr giftige Blicke zuwarf. "Dir feines Frauenzimmer kann das ja nicht passieren, oder Evy?...Du lebst ja in einer heilen Welt!...Glaubst du!...Wenn du wüsstest, was ich weiß, Evy....", sprudelte es aus Amanda heraus.

"Du hast ihn jahrelang in der Highschool betrogen, Amanda! Und du redest hier von - VERMISSEN? Du weißt gar nicht, was das Wort bedeutet...Du nutzt ihn nur aus. Du hast es damals getan und jetzt tust du es wieder....Glaub mir, ich bin froh, dass er aus meinem Leben verschwunden ist, aber das hier, was du hier gerade abziehst, das muss er sich nicht ansehen...Du bist und bleibst ein herzloses Miststück und wenn ich es nicht sogar besser wüsste, gehörst du dahin, wo die Frauen an der Bordsteinkante ihr Geld verdienen." Evy war so geladen, was Amanda anging. Sie würde sogar einen Mord begehen. Sie hätte ihr noch viel mehr ins Gesicht geschleudert, wenn Richard sie nicht von Link weggezogen hätte.

Richard zog Evy hinter sich und fragte Amanda. "Was willst du hier?", und richtete die Waffe auf sie.

Sie schaute hasserfüllt zu Evy herüber. "Ich will es ihr heim zahlen!...Alles!...", fauchte Amanda und zeigte auf Evy.

"Was hat sie dir denn schon getan? Ausser in der Highschool...Es wird wohl verdiente Sache gewesen sein.", entgegnete Jack.

"Du hast ja keine Ahnung, Jack Crowe!..."

Und plötzlich war die Stimme von Harriet zu hören. "Was soll dieses Theater mitten in der Nacht, Amanda? Du bist hier nicht mehr willkommen!...Auch, wenn dein Stiefvater nicht mehr am Leben ist, heißt es noch lange nicht, dass du Zutritt zu diesem Haus hast!"

Amanda sah zu Harriet die Treppen hinauf und krächzte: "Oh! Die Herrin des Hauses ist auch schon da!"

Evy glaubte sich verhört zu haben. "Sie ist...Sie gehört in diese Familie?", fragte sie barsch Misses Harriet und wechselte ihre Blicke zwischen den beiden Frauen.

Amanda blitzte Evy scharf an. "Was glaubst du denn, wohin ich gehöre, du niederträchtige Hexe!", ging Amanda auf Evy los, als sie sich von der Gartenbank erhoben hatte. "Mein Stiefvater hat dieses Haus nach seinem Tod an die alte Schachtel vererbt und seine ganze Kohle. Eigentlich gehört das alles mir! Ich bin sein leibliches Kind aus erster Ehe, doch weil ich mit diesem reichen, dicken, alten Sack nach Amerika mitgegangen bin, hat er mich verstoßen und enterbt. Ich werde mir zurück holen, was mir gehört...Verlass dich drauf! Und wenn ich dich dafür töten muss, Eveline Easterbrook!", schrie sie auf dem Gelände herum.

Evy sah alle an, alle Augen waren auf sie gerichtet. Richard nahm sie noch fester in seine Arme und hielt sie fest. "Was geht hier vor, Richard?", flüsterte sie verängstigt ihm zu. "Ich weiß es nicht, Evy!", kam es verwirrt über seine Lippen. Jack beobachtete die Beiden und diese Vertrautheit zwischen ihnen ließ Wut in ihm aufsteigen. Doch Richard wollte Evy vor Amanda beschützen. Wenn Richard von Anfang gewusst hätte, worauf hinaus Amandas Intrige laufen sollte, hätte er sich nie mit ihr eingelassen.

"Was hat das mit mir zu tun?", fragte Evy alle Anwesenden, als sie sich von Richards Schutz gelöst hatte.

Und das Blaulicht war in weiter Ferne zu sehen.

"Oh! Sie holen mich gleich ab!", triumphierte Amanda und lachte laut. Dann kam die Polizei die Auffahrt hinauf gefahren und hielt vor der versammelten Meute an.

Harriet ging auf die zwei Polizisten zu und entfernte sich ein Stück mit ihnen vom Grundstück.

Zehn Minuten später kam sie zurück und die Polizei fuhr fort. Jack ging auf seine Tante zu und sah sie verwundert an. "Was hat das zu bedeuten Tante Harriet?"

Harriet legte ihre linke Hand auf Jack seine Hand mit der Waffe und senkte sie. Dann sagte sie getrost: "Alles wird gut mein Junge!...Und ihr anderen geht ins Haus zurück.", befahl sie.

"Und was ist mit ihr?", fragte Jack und zeigte auf Amanda. "Amanda geht morgen auf die Polizeiwache und gibt ihren Führerschein ab und wird für ein paar Wochen als Fußgänger unterwegs sein. Solange wird sie hier mit wohnen und ihren Schaden, den sie angerichtet hat zur Strafe abarbeiten!", gab Harriet an Amanda das Wort gerichtet.

Amanda wollte widersprechen, doch Harriet schnitt ihr das Wort ab. "Und du Unruhestifterin hälst deinen Mund! Du hast für heute Nacht genug Ärger angerichtet, findest du nicht? Du solltest dich etwas mehr zügeln mit deinem Temperament! Und nun rein!", herrschte sie alle an.

Einer nach dem anderen ging die Treppen rauf und verschwand im Haus. Nur noch Eveline stand mit Richard draußen. "Was war das gerade? Hab ich irgendetwas nicht mitgekriegt?", fragte sie Richard.

"Du solltest dich vor ihr vorsehen, Evy!", entgegnete Richard.

"Sagt mir der, der seinen besten Freund nicht in der Hose behalten kann und sich wie ein läufiger Rüde benimmt und mich flach legen will!...Lassen Sie mich los!", forschte sie ihn an, sie entzog sich ihm und ging ins Haus zurück.

Richard kümmerte sich um die Scheinwerfer des Autos und löschte sie. Er besah sich den Schaden, soweit das Mondlicht es zuließ und danach fiel sein Blick hinauf an das Fenster, wo gerade das Licht des Zimmers angemacht wurde. Es war Evys Zimmer.

Er hatte sie gerade in seinen Armen gehalten und das nicht zu knapp...die ganze Zeit über. Er hatte den Olivenduft in sich aufgenommen, der sie eingehüllt hatte. Sogar ihre Angst konnte er die ganze Zeit spüren. Ihr Körper hatte gezittert. Ihr Herz klopfte schnell. Was lag hier in der Luft? Er schaute immer noch zum Fenster hinauf und sicherte seine Waffe.

 

 

 

 

Am nächsten Morgen war es noch recht ruhig im Hause Crowe - Meg - Easterbrook - Link. Außer Sue schliefen noch alle in ihren Zimmern. Sie kam mit ihren beiden Puppen Peggy Sue und Anna Sue unter ihren Armen geklemmt ins Zimmer ihrer Mami barfuß geschlürft und steuerte das Bett ihrer Mami an. Leise kletterte sie hinauf und krabbelte unter die Bettdecke und kuschelte sich an Mama Eveline.

Es dauerte nicht lange und es wurde im Haus laut. "Mami, Mami!...Wach auf!", rüttelte Sue ihre Mami wach. Evy öffnete ihre Augen und setzte sich aufrecht hin. Dann hörte sie es selbst.

Evy schlug ihre Decke zurück und bat ihre kleine Tochter im Bett zu bleiben. Evy zog sich schnell an und verließ ihr Zimmer. Auf dem Flur standen Amanda und Jack. "Es gibt Leute, die können am Samstag ausschlafen. Was soll das?", mischte sich Evy in den Streit ein und band sich ihren Morgenmantel zu. Doch ihr Blick fiel auf Amanda, die splitternackt auf dem Flur stand und stockte in ihrer Rede. Ihr blieb der Mund offen stehen, als sie Link so dort am Geländer der Treppe stehen sah und ihr Handtuch den Teppichboden unter sich bedeckte.

Amanda fauchte sie sofort an. "Halt die Klappe Grünschnabel! Das geht dich überhaupt nichts an."

"Es geht sie sehr wohl etwas an...Schließlich wohnt sie auch hier, schon vergessen?", klärte Jack Amanda auf. "Und heb endlich dieses blöde Handtuch auf und bedecke dich damit. Das ist widerlich!"

Amanda rümpfte ihre Nase und diskutierte mit Jack. Sie machte noch lange keine Anstalten, ihr Handtuch aufzuheben. "Sie hat hier nichts zu suchen!...Sie soll dahin verschwinden, wo sie her gekommen ist! Ist das deutlich und klar genug ausgedrückt? Sie gehört nicht hierher! Und das wird sie auch nicht!...Niemals!...Dieses Haus gehört mir!...Ich bin die leibliche Tochter meines Vaters, das einzige Kind!...Mir steht dieses Gemäuer zu....und nicht DER da!", wetterte Amanda und fluchte in den höchsten Tönen.

Evy warf ihre Blicke hin und her zwischen den Beiden und verstand überhaupt nichts mehr. Was war hier los? Um was ging es hier überhaupt? Und wieso hackte Amanda stets und ständig auf ihr herum? Was hatte sie mit dieser Familie und mit diesem Haus zu tun? Doch Amanda schrie so laut auf dem Flur herum, dass Evy keine Zeit blieb, weiter darüber nachzudenken.

"...Ich laufe hier herum, wie ich es für richtig halte...bekleidet, halbnackt oder ganz nackt...Also führe dich nicht so auf, als wärst du mein Vater; Jack Crowe!...Der ist tot!...Vielleicht turnt dich das ja auch an! Zier' dich nicht so!", und sie ging langsam auf ihn zu und versuchte ihn anzubaggern. Jack ging ein paar Schritte zurück und schüttelte nur seinen Kopf.

"Eins sage ich dir, Link! Dies ist das Haus meiner Tante, um dein Gedächtnis etwas aufzufrischen und hier gibt es gewisse Regeln, die alle einhalten, die sich hier bewegen und hier wohnen. Das gilt für dich ebenso, wie für die anderen. Solltest du noch einmal aus der Rolle fallen, wie heute Nacht, glaub mir, ich bin der Erste, der auf dich schießen wird!..."

"...Ist das etwa eine Drohung?", entgegnete sie gereizt.

"Nein!...Du hast die Wahl!...Entweder fügst du dich den Regeln in diesem Haus oder du wanderst in den Knast!...", antwortete Jack Amanda auf die grimmige Art.

Amanda grinste und füge noch hinzu, bevor sie ihm den Rücken zudrehte: "Schade, dass du nicht in meinem Bett gelandet bist wie dein Bruder...Vielleicht gibt es Unterschiede zwischen euch Beiden und dann könnte ich sagen, wer es besser drauf hat mich zu befriedigen.!" Dann erfolgte eine kleine Pause von ihr, ehe sie den Rest hinzu fügte: "Das werdet ihr mir eines Tages alle büßen! Das verspreche ich euch!...Verlasst euch drauf?", fluchte sie und starrte Evy an. "Und ganz besonders DU, Eveline Easterbrook!...Besonders...DU!", betonte sie. Amanda hob ihr Handtuch vom Teppichboden auf und schlang es um ihren nackten Körper. Dann drehte sie sich um und betrat das Badezimmer.

Evy sah ihr nach. "Was ist ihr Problem?", fragte sie Jack.

Jack räusperte sich. "Lass uns später darüber reden, wenn wir im Restaurant sind. Hier sind mir zu viele Ohren! Besonders ihre Ohren!...Was hälst du von einem guten Frühstück und einer starken Tasse Kaffee...?", und die kleine Sue stand neben ihrer Mami und nahm sie an ihre rechte Hand.

Jack hockte sich zu ihr herunter und hob sie zu sich auf seine Arme. "Und?...Was ist mit dir?...Möchtest du auch ein kräftiges Frühstück?", fragte er sie und strich ihr die schwarzen, quirligen Locken aus ihrem Gesicht.

"Au fein!...Einen starken Kaffee mit Milch...wie Mami.", und Sue legte ihre Arme um Onkel Jack, so gut es mit ihren Puppen in ihren Händen ging.

"Na schön, kleines Fräulein! Du kannst wählen zwischen Cornflakes und Rührei...Aber keinen Kaffee...Also?...Was darf ich dir servieren?.", frage er sie wie ein glücklicher Kellner.

"Cornflakes!", quiekte sie freudestrahlend in sein Ohr.

"Cornflakes werden sofort serviert, junge Dame! Die gehen natürlich auf's Haus.", antwortete Jack und lächelte. Dann streckte er Evy seine linke Hand entgegen und sie nahm an. Gemeinsam gingen sie dann die Treppen herunter in die Küche.

Als die drei eingetreten waren, blieb Evy am Türbogen stehen, denn Richard saß an der Küchentheke und schaute sie an mit diesem Blick...Ich will dich, jetzt sofort!

Die kleine Sue zog ihre Mami an den Esstisch und plapperte in einem fort. Richard behielt sie im Auge und verfolgte jeden ihrer Schritte, bis sie auf dem Stuhl saß.

Eine weitere männliche Stimme erschallte in der Küche. Sie gehörte Austin. "Ist Misses Harriet schon auf?...Ein Mann steht an der Tür und will zu ihr."

Jack bat Austin, den Mann hereinzuschicken. Es war nur Ash, der neue, junge Freund seiner Tante Harriet. Er hatte ihn zum Frühstück bestellt. Als Ash von Austin angemeldet wurde, ging Jack auf ihn zu und begrüßte ihn Freundschaftlich mit Ghetto - Handschlag. "Setz dich Ash!...Der Kaffee ist gleich durch:"

Ash, war achtundzwanzig Jahre. Er trug schwarze Haare mit etwas Pomade bestrichen. Seine fast dunkelbraunen Augen leuchteten regelrecht mit dem Kaffee in der Maschine um die Wette. Kein Wunder, dass Jacks Tante so auf ihn stand.

"Wieso hast du ihn eingeladen?", fragte Richard seinen jüngeren Bruder.

"Das kann ich dir gern beantworten großer Bruder: Weil er, genau wie du und ich, die kleine Sue und Evy und unser Butler Austin zur Familie gehört....Noch Fragen?", und Jack goss Ash eine große Tasse Kaffee ein.

 

Nach dem Mittagessen  kam Jordan zu Besuch und wollte Evy fragen, ob sie am Abend schon etwas vor habe.

Evy stand vor ihrem Spiegel in ihrem Zimmer und zog gerade ihre Uniform für das Restaurant an..

"Darf ich reinkommen?", fragte sie mit einem Blick durch den Türspalt. Evy bejahte und ihre Freundin betrat das Zimmer und setzte sich auf ihr großes Bett. "Wie wäre es, wenn wir zwei Frauen heute Abend essen gehen...in euer Restaurant? Dann können wir mal wieder über die Männerwelt lästern."

Eveline sah ihre Freundin mit einem smarten Lächeln an. "Das ist eine sehr gute Idee! Aber ich muss leider arbeiten."

Jordan tat so, als würde sie zutiefst betrübt über die Antwort sein und nuschelte kindhaft.

"Kann Jack dir heute nicht frei geben? Wir haben das schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht, Evy. Bitte, bitte Miss Easterbrook!"

"Es geht heut leider nicht! Wie sehr ich das auch möchte, doch wir haben heute das Haus voll. Es ist Wochenende, Jay. Allerdings...", grübelte Evy. "...Es fehlt uns allerdings noch eine Aushilfe für heute Abend im Restaurant, um die Gäste an die Tische zu führen...Wie sieht's aus? Hab ich din Interesse geweckt, uns heut Abend unter die Arme zu greifen?", fragte Evy sie, um ihr ein Lächeln zu entlocken.

"Abgemacht!...Wo soll ich unterschreiben?", und die zwei Frauen verließen Hand in Hand das Schlafzimmer von Evy.

Beide Frauen waren natürlich nicht allein im Raum gewesen. Unter dem Bett kam Amanda hervor gekrochen und grinste hinterhältig.

"Diese Suppe werde ich dir heute Abend gehörig versalzen, Miss Easterbrook!"

Kurz danach fuhren Jack, Jordan und Evy ins Restaurant. 

In der Küche ging Jack mit seinen Arbeitskollegen den Ablauf für den Abend durch und stellte den Anderen Jordan Whiteheart vor, die sich während der Autofahrt ins Restaurant dazu bereit erklärte, einzuspringen, wenn Not am Mann ist...wie heut Abend.

"Okay! Gehen wir an unsere Plätze und hoffen, dass der Abend uns heute gelingt.", betete Jack. Evy gesellte sich zu ihm und fragte ihn: "Ist alles mit dir in Ordnung? Du siehst aus, als wärst du mit deinen Gedanken woanders.", machte sich Evy Sorgen um ihn.

"Es ist nur...Wir haben Tante Harriet mit Amanda allein zu Hause gelassen. Das geht niemals gut."

"Sue ist auch noch da, Jack. Harriet ist nicht allein in diesem großen Haus. Austin und Misses Sterling sind ja auch noch in unmittelbarer Nähe. Mach dir nicht solche Gedanken...Ach ja!...Ash haben wir vergessen. Der wird sich schon ausgiebig um sie kümmern und sie beschützen...Jetzt genug Gedanken verstreut, wir haben zu tun, Mister Jack Crowe!", und sie gab ihm einen Kuss auf seine linke Wange. Jack sein Gesicht erhellte sich sofort. "Du hast recht!...Wir haben heute jede Menge zu tun, Eveline!...Wer weiß, wann wir heute den Feierabend antreten dürfen. Komm! Lass uns gehen. Die anderen sind schon bei der Arbeit."

Evy sah ihm tief in seine Augen. "Ich wünsch dir heut Abend viel Glück!", und sie verließ die Küche und betrat das Restaurant. Es war heute wirklich sehr besucht. Es war Wochenende. Viele gingen mit ihren Familien aus, um sich die Kocherei und den Abwasch danach am Wochenende zu Hause zu ersparen.

Eveline ging an den Tischen vorbei und begrüßte die Gäste, die gerade erst gekommen waren oder bereits ihre Getränke erhielten oder es sich gerade schmecken ließen. Andere wiederum baten Evy sich zu ihnen zu setzen und wenn es nur für einen kurzen Moment sei,.um mit ihr etwas zu plauschen, wenn es die Zeit zuließ. Und jedem Einzelnen der Gäste an diesem Abend in diesem Restaurant wünschte sie einen schönen, gemütlichen und entspannten, relaxten Abend und einen guten Appetit und  einen angenehmen Aufenthalt.

Als sie ihre Freundin Jordan in Augenschein nahm, versuchte sie gerade ein älteres Ehepaar zu besänftigen, das einen Tisch wollte, um zu speisen. Sie suchte Evy hilfesuchend mit ihren großen, wasserblauen Augen im Restaurant auf.

"Was soll ich tun, Evy? Ich kann sie doch nicht wegschicken oder ewig hinhalten...Wie kommt ihr nur mit dieser Situation klar? Ich bin keine Stunde hier und bin der Meinung schon überfordert zu sein!"

"Du machst das sehr gut, Whiteheart!...Tief durchatmen!" 

"Das sagst du so einfach, Easterbrook! Du machst das ja jeden Abend hier! Ich hyperventiliere gleich!"

"Stell dir vor, du würdest sie vertrösten, weil DEIN Salon voll ist, Jordan! Denn in Schere schwingen bist du fabelhaft und mit dem Umgang deiner Kunden ebenfalls.", wurde Evy schelmisch.

"Wie beruhigend, Evy! Also wirklich! Denkst du allen Ernstes, du kannst das mit Haare schneiden vergleichen?", kam es sehr nervös von Jordan.

"Solange du niemanden ne Glatze zauberst oder den Haarersatz stiehlst, ist die Welt in Ordnung, Jay."

Evy schnappte sich ein Sektglas vom Tablett, mit dem ein Kellner gerade an ihnen vorbei ging und reichte es an Jordan weiter.

"Hier! Damit du nicht noch Locken eindrehst oder sogar noch Haarausfall bekommst!", gab sie ihrer Freundin das Sektglas, die es ihr abnahm und mit einem Hieb austrank.

"Besser?", fragte Evy sie mit einem bezaubernden Lächeln im Gesicht.

"Ja!...Das war gut!...Krieg ich noch eins?", fragte sie jetzt etwas mutiger.

"Erst die Arbeit! Dann das Vergnügen!...Ist wie im Salon, nicht? Nur hier ist es gewürzter, lauter und flüssiger, Jordan!...Los!...An die Arbeit!...Ale!...Ale!", hetzte sie ihre Freundin jetzt aus Spaß.

"Sklaventreiberin!", knurrte Jordan durch ihre Zähne.

"Also! Was mache ich jetzt mit dem älteren Ehepaar?...Sekt anbieten bis sie unter den Tisch rutschen?", fragte Jordan schelmisch.

"In der blauen Lounge sind noch Tische frei, Jordan!...Das ist mein Lieblingsplatz...sehr romantisch und sehr gemütlich...Du kannst ihnen ruhig dort einen Tisch geben.", empfahl Evy ihr mit einem sanftmütigen Lächeln. "Du machst das sehr gut, Jay!", ermutigte Evy sie abermals und ging weiter durch die Reihen der Gäste.

Und dann wurde es laut im Restaurant. Evy erschrak und suchte mit ihren Augen die Quelle der Ursache.

 

"Was war das?", kam Jay auf Evy zugeeilt, als sie das ältere Ehepaar in die blaue Lounge gebracht hatte. Evy streckte sich bis auf ihre Zehenspitzen, um ihren Blick besser über das Restaurant schweifen zu lassen. Doch erfolglos. Und da war es wieder...dieser Knall, als würde jemand mit Servierplatten um sich werfen. Alle Gäste hatten aufgehört zu essen und sahen sich ebenfalls im Restaurant um, woher der Lärm wohl gekommen war.

Evy ging an den Tischen entlang und beruhigte ihre Gäste. "Ladies, Gentlemen! Bleiben Sie ruhig auf ihren Plätzen sitzen und genießen Sie diesen Abend!...Wir werden uns um diesen Störenfried kümmern!", richtete Evy ihre Worte an die Gäste und ging in Richtung Küche.

Jordan war ihr gefolgt. "...Aber du kannst doch nicht einfach in die...!"

"...Oh doch! Ich kann, Jay!...Und wie ich das kann!"

"Das liegt nicht in deinem Bereich!...Du bist die Empfangsdame!", erinnerte Jordan ihre Freundin daran, weshalb sie hier arbeitete. "...Und das Wichtigste Jay: Ich bin mit Teilhaberin dieses Restaurant, Also stehen mir alle Türen offen!" Evy ging an der Theke vorbei und war im Begriff nach der Küchen - Schwingtür zu greifen, als diese aufflog und ein belegter Teller mit Salat an ihr vorbei flog. "...Was geht hier vor sich, verdammt nochmal?", flüsterte Evy leise dem Teller hinterher. Evy konnte gerade so dem Flugobjekt ausweichen, als die Tür von innen geöffnet wurde.

Ein zweiter belegter Teller schlitterte an ihr vorbei, stoppte am Tischbein ab und kippte um, so dass alles Essen auf dem Fußboden verstreut lag. Evy blieb das Wort im Halse stecken. Erneut wurde die Tür aufgerissen und eine Putzfrau kam bereits mit Eimer, Besen, Handfeger, Kehrschaufel und Wischmopp heraus.

"Sally! Was geht hier vor sich?", hielt Evy sie auf, ehe sie sich an das Eingemachte stürzte. Sally blieb mit allem vor Evy stehen, was sie gerade in ihren Händen hielt und sah in die Küche durch das Bullauge zurück. "Miss Easterbrook! Da ist wirklich jemand stinksauer, aber gewaltig sauer!"

Evy nickte Sally zu und bedankte sich für die kleine Information. Evy wollte die Tür gerade erneut aufmachen, als sie einen Tiegel mit gedünsteten Bohnen auf sich zufliegen sah. "Nicht noch mehr Essen!...Nicht in meinem Restaurant und nicht in meiner Schicht!"

Als sie endlich durch die Tür gekommen war, rempelte sie mit einem breitschultrigen Kerl im langen schwarzen Mantel von Versace zusammen. Sie hörte, wie er in der Küche herum rief. "...Nudeln wollte ich zu meinem Essen und keinen Reis, ihr...ihr möchte - gern - Köche...Ist es denn so schwer mit Huhn und Reis meinen Teller zu füllen, das nicht so scharf ist wie der Fraß hier?"

Der Koch Mister Giovanni schimpfte auf den Gast in seiner Sprache italienisch, der ebenfalls so stinksauer auf den Gast reagierte und antwortete.

Evy drängelte sich durch die ganzen Angestellten in der Küche zu Giovanni durch und fragte aufgebracht: "Was ist hier passiert?"

Giovanni hob das Fleischbeil an und richtete es auf den Mann im langen schwarzen Versace - Mantel. Mit scharfer Stimme sagte er zu ihm: "Mein Personal putzt niemand herunter und macht es für etwas verantwortlich, was es nicht getan hat! Spielen Sie sich hier nicht so auf, als wären Sie hier der Boss, Sie aufgeblasener Gockel!...Und noch etwas: Sie haben in dieser Küche nichts zu suchen!...Also verschwinden Sie!"", gab Giovanni dem Gast zu verstehen. "Dieser Mann beleidigt meine Angestellten und wirft ihnen vor, ihm verpfeffertes Essen serviert und vorgesetzt zu haben. Was bilden Sie sich überhaupt ein, hier in die Küche einzudringen? Ihr Platz ist da draußen bei den anderen Gästen!", fluchte Giovanni.

Noch immer hatte der Mann Evy den Rücken zugewandt, als er sich langsam zu ihr herum drehte. Nebenbei faselte er. "Gehen Sie an ihren Platz zurück, Miss! Das hier ist nicht ihr Problem...sondern Meines!"

Doch Evy dachte überhaupt nicht daran, die Küche zu verlassen. Sie fing an sauer zu werden. "Das ist schön zu hören, dass Sie sich ihres Fehlers bewusst sind!° Aber Sie können hier nicht einfach so, mir nichts, dir nichts, in die Küche hinein stolzieren, wo Gäste keinen Zutritt haben, Geschirr durch die Gegend werfen und es zertrümmern, meine Küche und mein Restaurant in ein Schlachtfeld verwüsten und meine Mitarbeiter zur Schnecke machen, wie es Ihnen gerade passt! Mangelt es Ihnen vielleicht an Respekt?..."

"...Respekt?", fragte er immer noch aufgebracht.

"Genau! Sie haben schon richtig gehört!...Ich rede von Respekt!" und Evy klang außerordentlich wütend gegenüber dem Gast. Sie war nicht sauer auf das, was sich hier gerade vor ihren Augen abspielte, sondern weil sie sich mit jemanden angelegt hatte, der es nicht für nötig hielt, den Augenkontakt mit ihr zu suchen, während sie mit ihm diskutierte. Solange sie dieses Restaurant mit führte, hatte es noch niemand gewagt, sich über irgendetwas zu beschweren, noch flogen gefüllte Teller, Tiegel und böse Worte und Beschimpfungen an das Personal durch das Restaurant.

Und nun schneit dieser Protz hier herein und ruiniert den Ruf des Restaurants in dieser Stadt Palmdale. Evy wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Der Mann drehte sich langsam zu ihr um und auch langsam nahm sie seine Kontur wahr.

Evy stemmte ihre Arme in ihre Hüften und fauchte ihn an:

"SIE?...

Was wollen Sie denn hier?"

Er schaute sie finster an ."Ich tue hier essen...Was denn sonst?", rebellierte er.

"Ernsthaft?...Sie wollen hier essen?...Diese Aufführung nennen Sie - Essen?", fragte sie ihn barsch.

"Sollten Sie nicht....", begann er boshaft ihr gegenüber zu werden.

"Ich sollte ihrer Meinung nach -WAS -? ...Im Bett liegen, bei meiner Tochter sein?...Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe...wann und wo!...Sie mögen der Ältere von uns beiden sein, aber das gibt ihnen noch lange nicht das Recht, mir zu sagen was ich darf und was nicht! Ich arbeite hier und sorge mich um das Wohlergehen unserer Gäste und des Personals. Ich bin ihnen keinerlei Erklärungen schuldig. Entweder gehen Sie wieder hinaus auf ihren Platz oder Sie verlassen das Restaurant!", forderte sie ihn wütend auf und zeigte ihm die Tür zum Restaurant.

"Was tun Sie denn eigentlich?", fragte er sie fassungslos.

"Haben Sie mir nicht zugehört, Mister Richard Crowe?...Ich arbeite hier und verdiene meinen Unterhalt für mich und meine Tochter. Was Sie hier sehen, das Restaurant und die Gäste und unsere Mitarbeiter, die sich Abend für Abend den Arsch für unsere Gäste aufreißen, gehört zum Teil mir. Und Sie spazieren hier einfach herein und stören diese fast familiäre Idylle! Wenn Ihnen das Essen hier nicht zusagt, gehen Sie doch woanders hin!", putzte Evy den Mann stocksauer herunter.

Richard stand jetzt ganz nah vor ihr und knirschte sie durch seine Zähne an. "Junge Dame!...Ein bisschen mehr Respekt den älteren Gästen gegenüber wäre hier wohl gerade angebracht oder etwa nicht?"

Evy glaubte sich gerade verhört zu haben. Sie blitzte ihn mit ihren Augen an, ohne mit der Wimper zu zucken. "Sie verlangen von mir Respekt für Sie, während Sie hier alles verwüsten? Soll ich das mir von Ihnen gefallen lassen? Na soweit kommt's noch!"

Richard steckte wütend und grob seine Hände in seine Manteltaschen und konnte es nicht fassen, das Evy sich ihm über seinen Kopf hinweg erhob. Keine Frau hatte ihm zu widersprechen, ganz im Gegenteil, sie hatte ihm zu gehorchen. Doch Eveline war anders als die anderen Frauen und mit so etwas konnte er nicht umgehen.

Hatte sie es vergessen, wie er sich um sie gesorgt hatte, als Amanda in der Nacht auf dem Gelände erschienen war und er sie schützend in seinen Armen gehalten hatte? Er hatte ihren rasenden Puls bemerkt und ihren schnellen Herzschlag an seiner Brust gespürt. Wollte sie ihm damit vermitteln, dass sie nichts für ihn empfand? So ein Schwachsinn! An dem Abend fühlte es sich aber ganz anders an. Wollte sie es unterdrücken, was sie für ihn fühlte?

"Also irgendetwas raffe ich hier nicht so ganz, Mister Crowe!...", schnauzte sie ihn an. "Ich auch nicht, Miss Evy!", fügte er hinzu, fasste sie an ihrer rechten Hand und zog sie aus der Küche, durch das Restaurant, hinaus auf den Parkplatz.

Alle Gäste schauten den Beiden im Restaurant hinterher und zum Teil hingen sie mit ihren Gesichtern an den Fensterscheiben mit den Augen zum Parkplatz gerichtet, um mitzuerleben, wie der Streit nun zwischen den Beiden ausgehen würde. Einer der Gäste schlug vor eine Wette abzuschließen, ob die Sache feindlich oder leidenschaftlich ausging. Böse Blicke von Jordan hatte derjenige eingefangen und ließ die Wette sein.

Alle warteten nun ab, was da draußen passieren würde, denn der Streit in der Küche war nicht zu überhören gewesen. Sogar Jack wurde ebenfalls darauf aufmerksam und fragte Jordan: "Was ist hier vorgefallen?"

"Ein Gast hat die Küche gestürmt und das Personal dort drin zusammen gefaltet. Nebenbei hat er Geschirr zu Bruch gehen lassen und das Essen auf dem Boden im Restaurant verteilt. So ein Mistkerl! Was glaubt er, wer er ist?", stammelte Jordan.

"Er ist mein älterer Bruder!", antwortete er kleinlaut und stand nun

ebenfalls an einem der großen Fenster, mit Blick auf den Parkplatz.

 

Eveline zog an ihrer Hand, an der er sie mit sich schleifte und riss sich von Richard los. "Geht es Ihnen noch ganz gut, mich hier hinaus zu schleifen? Was denken sie sich denn dabei? Denken Sie, Sie haben Sonderrechte, nur weil ihr jüngerer Bruder der andere Teilhaber des Restaurants ist und wir für Sie ein Auge zudrücken für das Chaos sollen, was Sie angerichtet haben?.."

"Was um alles in der Welt verstehen Sie nicht daran, dass mein Essen..."

"Ihr Essen?...Geht es wirklich nur noch um ihr Gott verdammtes Essen?...Lenken Sie nicht vom Thema ab, Richard!.."

"OH!. Sie wissen noch, wie ich heiße!", provozierte er Evy jetzt auf's Feinste.

"Was soll das werden, Mister Crowe?", hakte Evy nach. "Sie schleichen sich in mein Zimmer. Ziehen mich mit ihrem eiskalten Blick fast aus und fassen mich an. Dann tauchen Sie unter meiner Dusche nackt auf und...Sie benehmen sich, als wären wir miteinander verheiratet. Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?", attackierte sie ihn.

"Was meinen Sie, Evy?"

"Wer hat Sie geschickt und auf mich angesetzt?"

"Wovon sprechen Sie Easterbrook?"

"Muss ich noch etwas deutlicher werden?...War es Amanda, die Sie auf mich gehetzt hat? Sollen Sie mit mir ins Bett steigen und ihr davon berichten, wie es war? Ist es das, was sie will?...Damit sie dann überall alles verdreht berichten kann? Will sie vielleicht noch intime Details, um sich daran aufzuziehen und heiß zu machen?...Soll ich noch mehr aufzählen, Mister...Richard...Crowe?", pöbelte sie ihn mit schärferem Ton an.

Richard fand, er hatte genug gehört und ohne es zu wollen, ging er schnurstracks auf sie zu, nahm sie in seine Arme, zog sie fest an sich heran und begann sie zu küssen...erst zärtlich, dann stürmisch, dann grob und dann waren seine Finger überall auf ihrem Körper verstreut.

Evy wusste nicht, wie ihr geschah. Was zum Teufel tat er denn da? War er verrückt geworden? Er schob sie an seinen Wagen und drückte sie dagegen und sie ließ es sich auch noch gefallen.

Sie nahm all ihre verbliebene Kraft zusammen und schubste ihn kräftig von sich. "Was soll das, Crowe? Wollen Sie mich so um den Finger wickeln und herum kriegen? Nennen Sie das etwa - Charme -? Der passt wohl mehr oder weniger als Dose in ein Geschenk und wartet wohl darauf, von der richtigen Frau wie Amanda ausgepackt zu werden, in die Sie wohl auch noch verliebt zu sein scheinen?...Tun Sie sich keinen Zwang an, Mister Richard! Lassen Sie ihre Hände wo sie sind! Ich sage es Ihnen nicht noch einmal! Und jetzt verschwinden Sie von hier!", geigte sie ihm wütend, auf ihn und auf sich selbst, weil sie es zugelassen hatte, dass er sie küsste.

Richard war enttäuscht von ihr, vor allem über ihre Reaktion, die sie hier gerade ans Tageslicht brachte. Sie nannte es also nur ein Geschenk, mehr nicht. Also das war nun doch etwas zu viel des Bösen...ein Geschenk...Was war denn der Kuss gerade für sie? Sie hatte es doch zugelassen, dass er sie in seine Arme nahm und seine Lippen mit ihren verschloss. Spielte sie etwa nur mit ihm und seinen richtigen Gefühlen zu ihr?...Er senkte seinen Kopf zu Boden und dachte nach. Er war auch nicht anders bisher zu ihr gewesen...Er hatte sie heimlich beobachtet, wie sie sich auszog und unter die Dusche ging. Er hat ihr aus dem Kleid helfen wollen und er war zu ihr unter die Dusche gestiegen, um sie zu spüren und zu berühren. Dann fasste er Mut und wurde lauter zu ihr. "War das die Geschenkverpackung?", wollte er wütend wissen.

"Genug Mister Crowe!...", fauchte sie ihn an und er wiederholte seinen Satz.

Evy drehte sich weg von ihm und wollte zurück ins Restaurant. Doch er hielt sie am linken Arm auf und drehte sie zu sich herum und zog sie erneut mit voller Wucht an sich heran und schaute in ihre Augen, die ihm einen eiskalten Blick zu warfen.

"War es nicht gerade eindeutig, Evy?" Evy löste sich aus seiner Umarmung und schubste ihn nach hinten. "Jetzt hören Sie mir ganz genau zu, Richard!...Ich möchte nie wieder etwas davon hören! Haben Sie mich verstanden? Diesen Kuss hat es niemals gegeben!...Nicht für Sie und nicht für mich!...Niemals!", betonte sie.

"Ist das Ihr letztes Wort, Evy?", fragte er sie flüsternd, als er wieder ganz nah vor ihr stand und ihr rechtes Handgelenk gepackt und sie mit einem Ruck wieder an seinen Oberkörper gezogen hatte.

"JA!...Das ist mein letztes Wort, verdammt nochmal!", zischte sie ihn an und wollte sich aus seinem festen Griff befreien. Doch bevor er sie los ließ, legte er seinen Mund auf ihre sinnigen, weichen, süßen Lippen und kostete noch einmal von ihr.

Plötzlich wurde Richard durch eine starke Hand von Evy weggezogen und sie fiel auf den steinigen, verregneten Parkplatzboden. Richard verspürte einen heftigen Schlag ins Gesicht und seine Nase war hinüber.

Als er wieder etwas klarer sah, stand sein jüngerer Bruder vor ihm. "Nimm deine erbärmlichen Hände von ihr, Richard! Ich sage es nur ungern zweimal!...Was soll das hier?", forschte er ihn an. "Wag es ja nicht, sie noch einmal anzufassen! Ansonsten kriegst du es mit mir zu tun, Richard!"

Richard wischte sich das Blut aus seinem Gesicht mit seinem rechten Ärmel und begann zu lachen und fragte ihn: "Wer bist du, der mir das zu sagen wagt?"

Jack knurrte ihn an wie ein bissiger Wolf. "Geh einfach!...GEH!!!"

Richard wollte Evy aufhelfen, die sich an ihrem Kopf gestoßen hatte und Blut an ihrer linken Wange herunter lief. Doch Jack hielt ihn zurück. "ICH SAGTE, GEH!!!"

Richard sah Evy ins Gesicht und formte die Worte mit seinen Lippen unverständlich für Jack. "Es tut mir leid!"

Jack wollte ihr aufhelfen, doch sie stieß ihn von sich weg, klopfte sich den Schmutz von ihren Sachen und ging ins Restaurant zurück. Jordan kam ihr entgegen. "Geht es dir gut?", beäugte sie sie und sah ihre Verletzung am Kopf. "Das muss behandelt werden, Evy. Es sieht schlimm aus. Du musst einen Arzt aufsuchen, der sich das mal ansieht."

"Später Jay!...Später!"

Evy nahm an der Theke Platz und sah hinaus aus dem Fenster und sah Richard mit seinem Auto davon fahren. Jordan sah sie nach Worten ringend an. "Was...Was ist da genau draußen gerade passiert?...Wieso hat der Kerl dich hinaus geschleppt?...Eveline!...Es ging doch überhaupt nicht mehr um das zerbrochene Geschirr und das verpfefferte Essen...Ich bin deine Freundin!...Rede mit mir!"

Jordan hatte nichts von dem verstanden, seit dieser Kerl Evy aus dem Restaurant gezogen hatte. Innerlich war Evy von Zorn erfüllt und aufgewühlt, seit Richard aufgetaucht war.

Jordan kümmerte sich erstmal um Evys Verletzung und entfernte das Blut, dass ihr von der Stirn an der linken Wange herunter gelaufen und etwas angetrocknet war. "Du siehst furchtbar aus, Evy!"

Eveline schob die säubernde Hand von ihrer Freundin Jordan Whiteheart weg und sagte auf die Theke blickend zu ihr: "Kein Wort mehr darüber, Jordan!...Ich will nichts mehr davon hören!...Gar nichts!", und Evy stand von dem Hocker an der Theke auf. "Sam?...Einen Doppelten bitte!", bat sie Sam, den Getränkemixer.

Er stellte ihr einen doppelten Tequila vor die Nase und Eveline trank ihn mit einem Hieb aus und stellte das Glas zurück auf die Theke.

Dann ließ sie Jordan durch und ging in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen. "Giovanni?", rief sie nach ihm, als sie eingetreten war.

"Miss Evy! Geht es Ihnen gut? Sie sind verletzt!", kam er auf sie zu.

"Nicht der Rede wert, ist nur ein Kratzer!...Geht es euch allen gut?", fragte Evy besorgt ihre Mitarbeiter der Küche. "Können Sie mir sagen, was hier passiert ist?"

"Ich habe keine Ahnung, Miss Evy!", entgegnete der Koch und die Doppeltüren der Küche flogen hastig auf. Sally kam mit einem Plastikbeutel hereingestürmt. "Miss Evy!...Das hab ich gerade auf der Frauentoilette gefunden!"

"Was ist das, Sally?", fragte Evy sie verwundert. Als Sally näher kam und Evys Gesicht ansah, wollte sie gerade etwas sagen. Doch Evy wehrte ab. "Nicht der Rede wert, Sally! Nur ein Kratzer!", und sie nahm Sally den Plastikbeutel ab, den sie ihr entgegen hielt. "Wo hast du ihn nochmal gefunden, sagtest du?"

"Auf...Auf der Frauentoilette...Miss Evy!..."

Doch Eveline hörte Sally nicht mehr, sondern ging schnell zur Frauentoilette und stürmte hinein. Sie öffnete alle Türen der WCs, fand aber nicht das, was sie erhofft hatte zu finden und bemerkte nebenbei ein offenes Fenster. Sie stieg auf den Heizkörper, der an der Wand hing und zog sich zum Fenster hinauf. Sie entdeckte Reifenspuren vor dem Fenster, die sich mit Regenwasser gefüllt hatten. Sie zog sich noch weiter höher und kletterte aus dem Fenster hinaus und kam mit ihren Füßen in der Pfütze des Autoreifenprofils zu stehen. "MIST!", fluchte sie leise. Neben ihr standen die Tonnen für das Restaurant für den Abfall, die Pappe und so weiter. Eine Tonne war beschädigt. Eine Beule verlief nach innen und hatte ein paar Lackspuren hinterlassen...schwarzer Lack. Hier hatte also ein schwarzes Auto geparkt? derjenige hatte das Toilettenfenster zum Einstieg genutzt. Etwas weiter vorn sah sie, dass die Reifenspuren des Autos verwischt waren. Womöglich war der Fahrer beim Anfahren ins Schleudern gekommen.

Irgendetwas stimmte hier nicht! Etwas stimmte hier ganz und gar nicht!

 

 

Das Restaurant hatte bereits geschlossen und Evy saß an einem Tisch in der blauen Lounge und grübelte über das Geschehen nach. In Ihren Händen hielt sie eine blonde Langhaar - Perücke und drehte sie in ihren Händen hin und her. Jack hatte ihr ein Glas Wasser und ein Aspirin gebracht, stellte es ihr auf den Tisch und setzte sich zu ihr.

"Wie fühlst du dich, Evy?", fragte er und drehte ihr Gesicht zu sich, um ihre Wunde an der Stirn anzusehen. "Es hat aufgehört zu bluten! Du solltest einen Arzt konsultieren. Soll ich dich in die Notaufnahme fahren?"

Evy schwieg. Sie hörte ihm gar nicht zu.

"Na schön! Dann werde ich meinen Freund Louis anrufen. Er ist Arzt. Er soll sich das mal ansehen...Ich bin gleich zurück!", und Jack verließ die blaue Lounge und ging in sein Büro.

Evy zupfte an der Perücke herum und drehte sie um, damit das Innere sie ansah. Jay hatte neben ihr Platz genommen. "Alles okay?"

"Ich...denke schon!...", und Evy stoppte die Dreherei. "Was...Was ist das?", und sie zog einen roten, sehr dünnen Faden aus dem Perückennetz heraus. "Ist es das, was ich denke?...Ein Haar?...Ein rotes Haar?", kam es über Evys Lippen. Dann sprang sie auf. "Dieses Miststück!", schrie sie im Restaurant herum. "Ich hätte es mir denken können...Sie hat auch überall ihre Finger im Spiel!", und sie wurde an ihren Schultern gepackt und zurück auf ihren Platz gedrückt.

Es war Jack und neben ihm stand ein älterer Herr in der Rettungsdienstmontur. "Wer sind Sie?", fragte Evy ihn angesäuert.

"Das ist Louis, mein bester Freund. Er ist beim Rettungsdienst im Einsatz. Ich hab ihn angerufen und ihn gebeten, sich deine Verletzung mal anzusehen....Er hat Bereitschaft, also passt das doch ganz gut!"

Evy sagte nichts darauf. Louis stellte seine Sani - Tasche auf den Tisch und zog an dem Reißverschluss. "Na dann woll'n wir mal, Miss Evy!", und Louis beugte sich über die Wunde. Er tastete vorsichtig darüber und um die Wunde herum alles ab und sagte nach einer Weile: "Es ist alles soweit in Ordnung! Es wurde nichts gravierendes beschädigt...Ich tape es Ihnen, Miss Evy. Ich sehe nach ein paar Tagen nach Ihnen...Wo wohnen Sie?"

Noch ehe Evy antworten konnte, sprach Jack für sie. "Sie wohnt bei uns, bei meiner Großmutter und meinem älteren Bruder."

"Okay! Wie fühlen Sie sich soweit, Miss Evy?", wollte der Sanitäter noch von ihr wissen.

"Kopfschmerzen, etwas schwindlig..."

"Sie sollten die nächsten drei Tage kürzer treten...Arbeiten Sie nicht so viel, sonst kippen Sie uns noch um. Sie werden wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung haben.", und er schrieb ihr ein Rezept für Aspirin auf.

"Muss sie jetzt ins Krankenhaus?", funkte Jordan dazwischen, die sich Sorgen um ihre beste Freundin machte.

"Nein...Nein Miss...", kam der Sani ins Stottern.

"Ehm...Jordan...Jay...Mein Freunde nennen mich Jay...", polterte es einfach so aus Jordan heraus.

"Sie darf sich hinlegen, zwei Tage, straff und ohne Arbeit...Danach darf sie wieder etwas herumwandern und danach...kann sie wieder arbeiten...wenn nichts weiter bis dahin mit ihr passiert. Ich komme in drei Tagen bei euch vorbei, Jack. Kümmert euch bitte um unsere Patientin...", und sein Pager ging los. Er nahm ihn aus seiner rechten Jackentasche heraus und sah darauf. "...Ich muss weiter...Der nächste Einsatz...", und sein Kumpel am Steuer des Rettungswagens funkte ihn über das Walky Talky an, das Louis auf den Tisch gelegt hatte, als er seine Sani - Tasche auf dem Tisch abgestellt hatte.

"Ich begleite dich noch bis raus, Louis und danke für's vorbeischauen.", bedankte sich Jack im Namen von Eveline.

"Nicht der Rede wert, Jack, jederzeit...Bis in drei Tagen und bis dahin soll sie sich ausruhen,", und Louis stieg in den Wagen ein. Sein Kumpel machte die Sirene an und fuhr los.

===

Evy lag in ihrem Bett. Als sie ihre Augen schloss, drehte es sich etwas in ihrem Kopf. Jack trat ein mit einem Glas Wasser. Er hatte das Rezept noch an der Nachtklingel der Bereitschaftsapotheke eingelöst. "Hier, nimm eine davon. Vielleicht kannst du dann etwas schlafen...Ich sehe nochmal nach Sue und dann komme ich wieder.", flüsterte Jack besorgt und verließ das Schlafzimmer.

Richard stand nicht weit entfernt von ihrem Zimmer im Schatten des Flurs. Er konnte sie sehen, wie sie sich versuchte im Bett aufrecht hinzusetzen und nahm die Aspirin und das Glas Wasser vom Nachtschrank.

Dann kam Jack aus dem Kinderzimmer heraus und ging zurück zu Evy und schloss die Tür hinter sich.

Richard kam aus dem Versteck hervor, holte aus seinem Zimmer seine schwarze Lederjacke und zog sie sich über und verließ die Villa. Er stieg in sein Auto und fuhr in sein Penthouse, wo er SIE vorfand, halb nackt auf der Couch und sie erwartete ihn bereits.

"Was willst du hier?", forschte er sie gleich an.

Sie stand von der Couch auf und ging auf ihn zu und legte ihre rechte Hand auf seine rechte Schulter und drückte zu. Dann ging sie genüsslich um ihn herum. "Bist du noch immer sauer auf das scharfe Essen? Ich wusste nicht, wie scharf du es magst, also hab ich etwas übertrieben und der Tausch zwischen Reis und Nudeln war Absicht...", und sie blieb an seinem breiten Schulterblättern stehen. "Ich hoffe, die Show hat dieser Hure gefallen!...Du warst...sehr überzeugend, Darling!..."Sie griff mit ihrer linken Hand um den Rücken nach vorn zu seinem Gürtel und öffnete ihn und zog den Verschluss auf und griff hinein.

Richard musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu stöhnen, während sie ihn bearbeitete. "Das war...eine gute Szene, auf dem Parkplatz, die du da mit ihr abgezogen hast...Wie küsst sie denn so?", hauchte sie ihm ins linke Ohr und biss zu.

Richard konnte sich einen Seufzer nicht verkneifen. "Wieso hast du das getan?", fragte er sie mit geschlossen Augen. Sie kam um ihn herum und stellte sich vor ihn. "Um ihren Ruf zu ruinieren....ich hoffe, dafür hat es gereicht!", und sie kniete sich vor ihn hin.

Er zog sie auf und knurrte sie an. "Hör auf damit, Amanda!...Was hat sie dir getan, dass du ihr das Leben so schwer machst?..."

Amanda ließ abrupt von ihm ab und zog sich ihren Seidenmantel gegenüber und setzte sich wieder auf die Couch zurück und zündete sich eine Zigarette an.

"ich verrate dir ein Geheimnis, Crowe!...Allerdings müsste ich dafür töten, falls du jemals ein Wort darüber verlauten lässt", und sie zog an ihrer Zigarette und legte sie auf dem Aschenbecher ab. Dann stand sie auf, nahm ihn an ihrer linken Hand und zog ihn mit ins Schlafzimmer.

"Meine Stiefmutter, Harriet, lernte vor Jahren meinen Vater kennen. Sie war zu diesem Zeitpunkt mit jemand anderen verheiratet und er war mit meiner Mutter verheiratet. Sie begannen eine Affäre und aus dieser Affäre stammt eine Tochter, von der mein Vater nichts wusste. Er hat es nie erfahren. Auch nicht, als der Ehemann von Harriet, meiner Stiefmutter, starb. Mein Vater nahm sich Harriet an. Das war ein Dorn meiner Mutter im Auge und verließ ihn und ließ mich bei ihm. Er kümmerte sich um sie und heiratete sie. Mein Vater kaufte diese Villa, wo wir allesamt wohnen....", und Amanda begann Richard zu entkleiden.

"Was ist mit der Tochter passiert?", hakte er nach und beobachtete sie, wie sie um ihn herum lief und Stück für Stück seiner Kleidung von ihm nahm. "Harriet gab das Kind weg, zu ihrer Schwester, die sich um das Kind kümmerte. Vor ein paar Tagen hat sie sie zu sich geholt...."

"Eveline?...", fragte er sie vorsichtig. "Reden wir hier etwa von Evy?", fragte er entrüstet.

"Eveline! Sie ist die uneheliche Tochter von Harriet und meinem Vater..."

"Und du willst, dass ich mit ihr ins Bett steige? Harriet ist unsere Tante..."

"Nein! Ist sie nicht...Sie ist nicht eure Tante...", und Amanda stieß Richard aufs Bett mit den Rücken in die Decken und kletterte auf seinen Schoß und beugte sich zu ihm herab. "Eure Mutter ist ihre beste Freundin gewesen. Sie starb bei Jacks Geburt. Harriet hat euch ins Haus geholt und euch groß gezogen...", und sie nahm ihn in sich auf und bewegte sich auf ihm.

Richard griff nach ihrem Becken und krallte sich an ihr fest. "Und wieso bist so auf sie so verhasst? Welchen Grund gibt es dafür?", stöhnte Richard heraus.

"Mein Vater hat mich enterbt, als ich mit seinem besten Freund nach Afrika ging und hat sie, anstatt mich, als Erbin eingesetzt.", kam es gedämpft von ihr und sie bewegte sich jetzt schneller auf ihm.

"Also hat Harriet es ihm erzählt, dass er eine Tochter aus der Affäre mit ihr hat, sonst würde er sie nicht einsetzen..."

"Halt deine Klappe und bring mich endlich auf den Gipfel, Crowe!", und er vergrub sie unter sich.

Er stoppte sie kurz ab und sagte verwundert: "Evel

ine weiß nichts davon?"

Amanda schlug ihre Haare zurück. "Sie weiß gar nichts!"

 

 

Am nächsten Morgen klopfte es an Evys Zimmertür. Jack wachte im Sessel am Bett bei ihr auf und erhob sich aus ihm, um die Tür zu öffnen. Harriet trat etwas durch den Wind gezogen ein. "Wie geht es ihr?", fragte sie Jack beunruhigt. "Ist es sehr schlimm?", und er ging mit ihr ans Bett von Evy.

"Eine Gehirnerschütterung."

"War sie im Krankenhaus?", und Harriet setzte sich zu ihr auf den Bettrand und nahm ihre rechte Hand und hielt sie fest... Evy schlief noch tief und fest. Sie war wahrscheinlich erschöpft.

"Nein! Louis hatte Bereitschaft und kam ins Restaurant mit seinem Kollegen. Er hat sie sich angesehen. Er kommt in drei Tagen und sieht nochmal nach ihr.", und er legte seine Hände auf die Schultern der Frau, die gerade neben ihm angsterfüllt stand.

"Wann wirst du es ihr sagen, Großmutter?", flüsterte er leicht hörbar.

Harriet ließ ein paar Tränen rollen. "Ich...Ich weiß es nicht, mein Junge!...Ich hätte es ihr nie erlauben dürfen, als sie mich damals drum gebeten hat, in deinem Restaurant zu so später Stunde noch zu arbeiten...Und das noch als Zweitjob. Wieso will sie sich so abschuften?...Sie sollte hier sein bei ihrer Tochter und bei mir. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn es schlimmer ausgegangen wäre, Jack...Ich weiß, es ist hart, allein ein Kind groß zu ziehen. Doch sie hat noch uns, Jack!"

"Mag sein, dass es so ist, wie du sagst. Doch vielleicht will Evy unsere Hilfe nicht?...Von Cal wird sie auf keinen Fall Unterstützung erhalten und er ist Sues Vater. Amanda wird schon dafür sorgen, dass er nur für sie selbst die Scheine bereit hält. Hör mal Großmutter Harriet! Evy will nicht von anderen abhängig sein. Sie will eigenhändig und selbständig ihre kleine Familie ernähren können und nicht immer ihre Hand aufhalten müssen, um andere um Geld zu bitten, weil sie Sue etwas zu essen kaufen möchte oder neue Kleidung für sie. Sie will ihr eigenes Leben, Großmutter Harriet. Cal hat ihr alles zerstört: ihre Zukunft, ihre Träume, ihre Familie und da kann sie jetzt nicht noch eine Misses Meg gebrauchen, die hier herum sitzt und ein Klagelied singt, nur, weil Evy dein Geld nicht will....So ist nun mal der Lauf der Dinge, verfolgt von Höhen und Tiefen....Du bist nun mal ihre..."

Harriet hob ihre rechte Hand und unterbrach Jack in seinem Satz: "Schweig Jack!", und sie stand von der rechten Bettkante auf und ließ Evys Hand los. Sie trocknete ihre Tränen und sagte mit fester Stimme auf ihn gerichtet: "Es ist besser, wenn das Geheimnis unter uns bleibt, Jack!...Vielleicht hast du recht, Jack!", und verließ ihr Zimmer.

Jack sah ihr nach und ging ebenfalls aus dem Zimmer, um ein kleines Frühstück für Evy und ihre Tochter vorzubereiten. Als er das Tablett mit Orangensaft und Rührei und eine Tasse Kaffee fertig hatte, wollte er die Küche verlassen und die Treppen wieder hinauf, als Ash ihn aufhielt. "Wieso weint sie?"

Jack ging mit ihm auf die Terrasse. "Setz dich, Ash!...Ich weiß nicht, in wie weit Harriet dich in ihre Geheimnisse eingeweiht hat.", und er bot ihm eine Tasse Kaffee an und Jack ließ ihn an den Geheimnissen seiner Großmutter teil haben...nur so viel, wie er wissen musste.

===

Richard tauchte am Nachmittag bei Harriet in der Villa auf, nachdem er seine erste Schicht für diesen Tag als Taxifahrer beendet hatte. Sie bat ihn in ihr Büro und machte die Tür hinter sich zu. Er drehte sich zu ihr um und fing sich eine Ohrfeige von ihr ein. "Und wag es ja nicht zu fragen, für was die war, Richard Crowe!", fuhr sie ihn an.

Er konnte es sich schon denken. Schließlich hatte er den gestrigen Abend von einigen Menschen auf den Kopf gestellt...vor allem Evy ihren Abend. Und was er danach über sie erfuhr, war wohl ein Geheimnis der ganzen Familie. Alle schienen davon zu wissen...nur Eveline nicht und ihre Tochter auch nicht.

"Heute Morgen liefen in diesem Haus die Telefondrähte heiß! Was hast du dir nur dabei gedacht, du ungezogener Bengel? Bringst ein wüstes Durcheinander im Restaurant deines jüngeren Bruders. Was sollen die Leute nur von uns denken?"

"Geht es dir etwa darum? Oder geht es hier noch um etwas Anderes?", fragte er irritiert.

"Was soll das heißen?", fuhr sie ihn an. Harriet war aufgebracht und in Sorge. "Was sollte das gestern Abend? Hattest du wieder so viel getrunken? Muss das immer wieder bei dir so ausarten, dass es stets und ständig in einer Prügelei endet?...Wann wirst du endlich erwachsen, Richard?"

"Ich bin erwachsen! Und nebenbei erwähnt: Ich trinke nicht! Tu mir einen Gefallen, Großmutter: Hacke nicht immer auf mir herum! Such nicht immer bei mir nach Fehlern. Andere besitzen auch welche...Lass mich endlich in Ruhe mit deinen Bevormundungen und deiner Kontrolle! Was versprichst du dir davon?...Ich habe gerade meine Schicht beendet und würde mich gern etwas hinlegen, falls du es gestattest!", wurde Richard ungehalten seiner Tante gegenüber. "Halt dich aus meinem Leben raus! In deinem pfuschen wir auch nicht herum und sagen dir, was du tun sollst, zum Beispiel mit deinem jungen Lover. Wie schlägt er sich denn so in deinem Garten? Weist du ihn vielleicht auch auf seine Fehler hin oder tust du das nur bei mir, weil ich das schwarze Schaf der Familie bin?"

"Das reicht jetzt, Richard! Ich hab es versprochen, mich um euch beide zu kümmern und das werde ich auch tun! Aber ein bisschen Unterstützung eurerseits wäre auch nicht zu verachten!"

Richard holte tief Luft und wollte gehen. Und auf dem Weg zur Tür fragte er Harriet: "Wem hast du es versprochen? Und lüg mich nicht an, Harriet!..."

Harriet wurde sehr ungehalten und schlug die linke Faust auf den Tisch.

"Eurer Mutter natürlich!...Wem denn sonst?...Wo willst du hin?...Ich bin noch nicht fertig mit dir! Hier geblieben!...Setz dich!", forderte sie Richard auf. "Ich muss mit dir reden!"

Richard starrte Löcher in die Luft. Er hatte ihr gerade eine Frage gestellt, der sie geschickt auswich und nur notdürftig beantwortete. Also gehorchte er ihr. "Über was?...Was ist dir so wichtig?", knirschte Richard sie an, immer noch mit dem Rücken zu ihr stehend an der Tür und drehte sich widerwillig zu ihr um und setzte sich wieder auf den Stuhl zu ihr am Schreibtisch gegenüber.

Sie tat es ihm gleich. "Es geht um Amanda!...Könntest du sie für mich im Auge behalten? Ich kann nicht an allen Orten gleichzeitig sein, wo sie sich bewegt...Wir müssen zusehen, dass sie ihre Strafe abarbeitet und keine Dummheiten bis dahin anstellt. Entweder hier bei uns oder in der Stadt. Ich bin im Salon der Mädchen und helfe ihnen bis Mittag. In der Zeit könntest du Amanda ins Auge fassen."

"Du weißt schon, dass ich auch meine Taxidienste habe oder?"

"Dann nimm sie doch mit!", flötete sie ihm ins Gesicht.

"Wozu soll das gut sein, Harriet? Und wieso ich?...Du könntest sie genauso gut mit in den Salon mitnehmen!", protestierte Richard.

"Weil du der Älteste bist von euch Jungs! Und weil du wohl sehr gut mit ihr zurecht kommst, wie mir scheint!", brüllte sie ihn über dem Tisch an.

"Wie meinst du das?"

"Ich lasse Amanda seit geraumer Zeit beschatten. Ich bin über viele Dinge informiert, die sie tut...", beschwichtigte sie Richard und sah ihn finster an.

"Und wieso beauftragst du mich noch dazu, wenn du jemanden auf sie angesetzt hast?"

"Weil du dich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhälst und, weiß was Gott, mit ihr tust."

"Du beobachtest mich ebenfalls? Was anderes als Beschäftigung fiel dir wohl nicht ein, Großmutter?...Sorge dich lieber um Evy! Sie liegt dort oben in ihrem Zimmer...Diese Frau hat es auf Evy abgesehen! Warum und weshalb auch immer!...", stellte sich Richard dumm. "...Sie ist gefährlich!" Denn stimmte die Geschichte wirklich, die ihm Amanda aufgetischt hatte, würde er Eveline und ihrer kleinen Tochter beistehen, so gut er konnte und Amanda von ihr fern halten.

"Das weiß ich, Richard! Ich bin selbst darauf gekommen!...Trotz allem!...Dank dir liegt Evy in ihrem Bett! Das ist deine Schuld!...Du konntest deine Hände nicht bei dir behalten! Sie hat noch eine kleine Tochter, die ihre Mutter braucht und dann geschieht so etwas!", wetterte Harriet auf ihn ein.

Richard biss sich auf die Zunge, um seinen nächsten Satz herunter zu schlucken. Er wollte sie fragen, weshalb sie Evy so für sich einnahm und sich ihr gegenüber verhielt, als wäre sie die einzige Person in diesem Haus. Aber er kannte bereits die Antwort. "Du tust ja gerade so, als würde Eveline dadurch für den Rest ihres Lebens ans Bett gefesselt sein!...Jack ist genauso mit daran schuld!...Hätte er mich nicht herum gerissen, wäre Evy nicht abgerutscht und gestürzt. Er hat ebenfalls zu diesem Sturz beigetragen, also wälze nicht immer alles auf mich ab!...Sind wir hier fertig?", wollte er genervt wissen.

"Nein! Sind wir nicht, Richard!"

"Wieso gibst du mir nicht die kleine Sue in meine Obhut?"

"Das hat Jack übernommen!", beantwortete Harriet ihm seine Frage.

"Ah!...Jack!...Typisch!...Natürlich!...Wer denn sonst?...Ist er so etwas wie dein Liebling?", kam es ihm enttäuscht über seine Lippen.

"Hast du vielleicht gegen meine Entscheidungen etwas einzuwenden?", erhob sich ihre Stimme. Sie wartete auf seine Antwort, doch die blieb aus. "Na gut!...Wir wären hier dann für heute fertig!...Deine Aufgabe kennst du, wenn du nicht gerade deine Kundschaft durch Palmdale und darüber hinaus spazieren fährst."

Richard fuhr wütend aus seinem Sessel hoch und verließ im Sturmschritt das Büro seiner Großmutter und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Er war empört und enttäuscht von ihr. Warum sollte ausgerechnet er sich um Amanda kümmern? Dieses falsche Luder nutzte ihn doch nur aus, was Eveline anging und fürs Bett war er auch nur gut. Seit er die Wahrheit über diese junge Frau kannte, ging ihm nichts anderes mehr durch den Kopf, als Evy darüber zu informieren. Und was versprach er sich davon? War es überhaupt richtig, sich da einzumischen und sich zwischen die Fronten zu stellen? Sollte sie es nicht von jemanden erfahren, der mehr als nur die Wahrheit kennt? Fakt war, Amanda muss verschwinden. Denn solange sie da war, waren Evy und Sue nicht in Sicherheit.

Er war in Gedanken versunken und hätte seinen jüngeren Bruder beinahe umgelaufen. "Wie geht es ihr?", fragte Richard ihn.

"Den Umständen entsprechend! Das Mittagessen kam wieder heraus. Den Tee behält sie zum Glück drin...Was war das gestern? Du benimmst dich doch sonst nicht so!...Ach vergiss es!...Wenn du nichts weiter zu tun hast, könntest du heute Abend die Empfangsdame spielen. Eveline ist ja außer Gefecht gesetzt. Das wäre ja wohl das Mindeste als Entschädigung, was du für sie tun könntest!"

"Ich habe leider schon meine Order von Harriet!", gab Richard ihm spitz zu verstehen.

"Großmutter!...Sie ist unsere Großmutter, verstanden?...Zeig ihr mehr Respekt, Richard!...."

"Sie ist nicht meine Großmutter! Verstanden?...Das ist sie nie gewesen!...", wiederholte Richard knurrend vor Jack leise.

"Okay!...Dann planen wir um, großer Bruder!... Schließlich liegt Evy deinetwegen straff und das Restaurant braucht jemanden, der die Gäste auf ihre reservierten Plätze bringt...Du hast es zu verantworten mein Freund!", und Jack schien Richards Satz nicht verstanden zu haben oder was er damit bezwecken wollte. Oder Jack wusste ebenfalls davon und wich ihm aus. Schließlich war Richard für lange Zeit nicht da gewesen.

"Mooommeeeennt!!!...Du nicht auch noch, Jack!...Könntet ihr bitte alle damit aufhören, mich als Schuldner abzustempeln?...Ich sehe schon, du behandelst mich ebenfalls wie das schwarze Schaf in der Familie!...Lasst euch mal was Neues einfallen....Wieso bleibe ich nicht einfach hier und passe auf Evy auf, während ihr alle ja soooo beschäftigt seid?", konnte Richard sich in seiner Ruhe nicht mehr beherrschen.

"Und du denkst, du bist der Richtige dafür?...Wohl kaum!..."

"Ja!...Wieso eigentlich nicht kleiner Bruder?...Komm, sag schon kleiner Bruder!...Du willst nicht, dass ich in ihrer Nähe bin, richtig? Ich könnte ja als Erster zwischen ihren Schenkeln liegen und sie...", bohrte Richard sarkastisch und provozierend nach.

Jack nahm ihn am Kragen und knurrte seinen älteren Bruder an. "Wage es ja nicht, daran zu denken, Richard! Sie ist meine beste Freundin und ich werde tun, was in meiner Macht steht, um sie von dir fern zu halten!...", und er ließ Richard wieder los. Dieser richtete seine Sachen wieder gerade und lächelte spitz. "Ich verstehe!...Du willst sie für dich selbst haben!...Wir werden ja sehen, kleiner Bruder!", und Richard drehte sich von ihm weg und ging.

"Ja! Du hast Recht, Richard!...Bleib lieber da, wo du bist!...Scheiß auf die Empfangsdame! Und wenn ich mich selber heute Abend hinstellen muss!", gab Jack seinem älteren Bruder zu verstehen und Richard sah ihm nach, wie er im Büro verschwand.

 

Amanda stand in der Tür von Evys Zimmer mit dem Körper am Rahmen gelehnt und die Arme verschränkt. "Ich frage mich, wieso alle in Aufruhr versetzt sind. Du lebst doch noch! Also bitte schön! Fahrt euch wieder runter!", und Amanda verließ das Zimmer von Evy und stolzierte aus dem Haus. Eveline bekam von all dem nichts mit an diesem Sonntagmorgen, denn sie schlief wohl den Schlaf der Gerechten. Es war ja auch ein langer und aufregender Abend für sie alle gewesen.

Sue war in ihrem Zimmer spielen, als die Tür aufging und Richard eintrat. Sie sah von ihrem Spielzeug auf und sie lächelte ihn an. "Guten Morgen Onkel Richard!", sprach sie mit ihrer feinen, niedlichen Stimme. "Wie geht es Mami?"

Richard setzte sich zu ihr auf ihren großen Spielteppich, auf dem ihre dreistöckige Puppenstube stand. "Weißt du?...Es geht ihr bald wieder besser. Das verspreche ich dir, kleine Sue. Sie hat eine Gehirnerschütterung, von der sie sich bald wieder erholen wird."

"Was ist das..eine Geh...schütterung oder sowas in der Art, Onkel Richard?"

"Weißt du, deiner Mum tut der Kopf und der Nacken weh. Ihr ist etwas schwindlig und übel. Sie kann in die Toilette oder in einen Eimer brechen. Ihr Kreislauf ist etwas angeschlagen und durcheinander. Wenn es so ist, wird sie auch nicht gut schlafen können. Aber das wird sie, denn nur so wird sie wieder gesund.", beruhigte Richard die Kleine. "Komm her kleine Sue!", sie krabbelte auf seinen Schoß und er drückte sie an sich. "Sie wird wieder gesund!", flüsterte er dabei ganz leise.

"Wie ist das passiert, Onkel Richard?"

Ja, so war es kindgerecht erklärt. Sue hatte es wohlmöglich verstanden. Doch wie erklärte er ihr die Prügelei. Und da trat Amanda ein.

"Machst du dich jetzt auch noch über dieses kleine Ding her? Oh mein Gott! Du bist so armselig, Richard!", spottete sie. "Wie heißt es so schön?...Der beste Weg geht über die Tochter zur Mutter!", gab sie ihm sarkastisch mit auf dem Weg. Er begann wütend zu werden. Er entschuldigte sich bei Sue und verließ mit Amanda im Schlepptau das Kinderzimmer und zog sie in sein Zimmer am anderen Ende des Flures...weit abgeschieden von allen anderen, die hier im Haus wohnten.

Er knallte die Tür hinter sich zu und warf Amanda aufs Bett. "Ich bin armselig?...Das woll'n wir doch mal sehen!", und er riss ein Klamottenteil nach dem anderen von seinem Körper und zog Amanda vom Bett. "Ich werde dir zeigen, wie armselig ich bin...", und er zerriss ihre Bluse, dass die Knöpfe im Zimmer herum flogen. Amanda stand vor ihm und lachte und lachte. Er entledigte sie ihrer eng anliegenden Jeans und ihrer Unterwäsche und griff nach einer Krawatte, die am Boden lag und band sie ihr um ihr rechtes Handgelenk. Dann verknüpfte er den linken Arm damit und schnürte beide Arme zusammen und band sie an seinen Bettpfosten.

Ihr gefiel dieses Spiel. Doch er wollte nicht mit ihr spielen...nicht mehr!...Er hatte die Nase voll von ihr und von ihrem Hass und von ihren Intrigen.

Er ging an seinen Kleiderschrank und holte sich neue Sachen zum Anziehen heraus.

Amanda stutzte. "Was tust du da?"

"Ich ziehe mich an! Ich hab in einer Stunde Nachtdienst!"

Amanda zog an der Krawatte, die er ordentlich fest an den Pfosten gebunden hatte und wurde unruhig. "Du...Du kannst mich hier doch nicht so stehen lassen!...Ich bin halb nackt!"

Richard sah zu ihr auf. "Vorige Nacht hat dich das auch nicht aufgehalten, halbnackt in meinem Penthouse auf der Couch zu sitzen und auf mich zu warten.", und er schmunzelte und zog sich weiter an.

"Bind mich sofort los! Oder ich schreie!", drohte sie ihm.

"Dich wird von hier aus niemand hören, Link!...Und ich glaube, es ist für alle in diesem Haus besser, wenn sie dich nicht so in diesem halbnackten Aufzug sehen...

Ich werde dafür sorgen, dass Eveline von ihrer Herkunft erfährt...und...dass du zu diesem Ehemann nach Afrika oder zu diesem Ex von Evy zurückkehrst...Ich muss los!...Also verhalt dich ruhig bis ich wieder da bin und stelle bis dahin nichts Blödes oder strafbares an....Ach ja! Im Bordell ist ein Platz frei. Du sollst ja schließlich deine Schulden abarbeiten. Du kannst gleich dort anfangen. Ich könnte dich auch mit dem Taxi dorthin fahren. ich will ja nicht unhöflich sein...", flüsterte er ihr ins Ohr und strich über ihren nackten Körper. Sie seufzte und legte ihren Kopf zurück, als er tiefer glitt.

"Du bist widerlich, Crowe!", fauchte sie ihn an, weil er seine Hand zurück gezogen hatte. "Bind mich los!", schnurrte sie und rieb ihren Körper an ihm. Richard versuchte Stand zu halten, doch er schaffte es nicht. Sie stand einfach da und machte ihn heiß. Diesem Anblick konnte er einfach nicht wiederstehen. Er band sie eilig los und warf sie aufs Bett und schwor sich in diesem Moment, es ein letztes Mal zuzulassen. Danach würde er sie nie wieder anfassen und würde sie zurück nach Afrika schicken.

Eveline musste die Wahrheit erfahren und zwar so schnell wie möglich. Er musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten.

Richard zog sich wieder an und verließ mit einem lauten Türknall sein Zimmer. Er würde wegen Amanda noch zu spät zur Arbeit erscheinen. Eine Frage tat sich in ihm auf. Würde Eveline ihm überhaupt glauben, wenn er ihr die Wahrheit über diese Familie erzählen würde?

Wohl eher nicht! Nicht nach dem, was er sich in ihrem und Jacks Restaurant geleistet hatte und was auf dem Parkplatz geschehen war.

Sie nannte den Kuss eine Geschenkverpackung. Merkte sie denn nicht, was er für sie empfand? Wie sollte er ihr denn klar machen, dass er es ernst mit ihr meinte und nicht mit ihren Gefühlen spielte? Er kannte ihre Geschichte. Amanda hatte im betrunkenen Zustand darüber geplaudert, als sie ihm in einem Restaurant das erste Mal über den Weg lief. Und da klärte sie ihn schon auf, welchen Hass sie für Eveline schürte.

Aber dass da noch mehr dahinter steckte, wusste er bis gestern Abend noch nicht. Es wurde Zeit, dass er seine Meinung und seine Einstellung änderte. Er wollte Eveline und Sue in Sicherheit wissen und das konnte nur der Fall sein, wenn sie weiß, wer ihre Familie ist und Amanda weit weg von hier und all dem.

Denn solange Amanda hier in diesem Haus war und in Evelines Nähe, konnte noch so einiges passieren, damit die Wahrheit nie

heraus kam, wer oder was Eveline wirklich ist.

 

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

1
MrsHEKenways Profilbild
MrsHEKenway Am 25.11.2022 um 19:04 Uhr Mit 3. Kapitel verknüpft
Mal wieder ein tolles Kapitel. Man kann so mitfühlen, auch weil ich selber ähnliches erlebt habe. Freu mich auf die Fortsetzung.
NicoleSemilch29s Profilbild
NicoleSemilch29 (Autor)Am 27.11.2022 um 16:11 Uhr
Ich hab auch etwas Ähnliches durchgemacht...Vielleicht ist es mir gelungen, das Geschehene damit zu verarbeiten und zu vergessen...Ich werde für dich gleich das nächste Kapitel hochladen...Fortsetzung folgt...

Autor

NicoleSemilch29s Profilbild NicoleSemilch29

Bewertung

Eine Bewertung

Statistik

Kapitel: 22
Sätze: 3.414
Wörter: 29.785
Zeichen: 167.502

Kategorisierung

Diese Story wird neben Erotik auch in den Genres Drama, Freundschaft, Humor und Familie gelistet.

Ähnliche Storys