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Tolkien Time

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12.05.20 15:16
In Arbeit
Legolas' Alter und Haarfarbe

Das erste Thema zu Legolas‘ Alter und Haarfarbe ist eines, das mit recht kontroversen Meinungen besetzt ist – Hauptsache deswegen, weil wir kaum Anhaltspunkte beziehungsweise auch teils widersprüchliche haben. Die einen sagen, dass er nur wenige hundert Jahre alt ist, manche sprechen von tausenden von Jahren. Für den einen ist er blond, für den anderen dunkelhaarig. Denn dass Peter Jackson Orlando Bloom eine blonde Perücke aufsetzte, ist so bei weitem nicht in Stein gemeißelt.

Das Alter

Ich denke, dass Legolas durchaus schon im Ersten Zeitalter geboren wurde und älter ist als Elrond. Dabei stütze ich mich auf folgende, von Tolkien definitiv belegte Sachverhalte:

  • Elben heiraten vergleichsweise früh, in etwa im Alter von 50 Sonnenjahren, wenn sie auch erwachsen werden. (Laws & Customs Among the Eldar, in: Morgoth’s Ring, History of Middle-Earth #12)
  • Sie bekommen zwar nicht sofort ihre ersten Kinder, aber doch recht bald. (ebd.)
  • Sie zeugen Kinder jedoch nur dann, wenn sie wissen, dass diese in gesicherte Verhältnisse geboren werden, es also kein Krieg oder ähnliche Missstände vorherrschen. (ebd.)
  • Thranduil hat mit recht großer Wahrscheinlichkeit Menegroth mit eigenen Augen erblickt, da er seine Hallen nach dessen Vorbild errichtete. Menegroth nur aus Erzählungen zu kennen, ist mitunter kein Anreiz dafür, der groß genug ist. Das heißt, dass Thranduil schon im Ersten Zeitalter gelebt hatte. (The History of Galadriel and Celeborn, Apendix B, in: Unfinished Tales)

Damit kann Legolas‘ Geburt schätzungsweise in die Zeit der Belagerung Angbands fallen, wenn nicht sogar eher, geht man davon aus, dass dieser Familienzweig keine Ausnahme von den oben genannten Sachverhalten darstellt.

Mein Headcanon ist das ehrlich gesagt nicht, auch wenn es passen kann. Was wir wissen, ist, dass Legolas bedeutend älter als 500 Jahre sein muss, da er auf Meduseld als etwas referiert, das er als noch nicht wirklich alt empfindet. (Lord of the Rings, Book 3, Chapter VI) Er nennt außerdem Aragorn und Gimli Kinder, muss sich also bedeutend älter als sie fühlen; Gimli war zu dem Zeitpunkt 141 Jahre alt. Ebenso sagt er, dass er, würde er Baumbart begegnen, sich wieder wahrlich jung fühlen würde. (Lord of the Rings, Book 3, Chapter II) Das bedeutet im Umkehrschluss, dass er sich aktuell auch in Begleitung der »Kinder« eben nicht unbedingt jung fühlt.

Man kann bei der Frage nach dem Alter auch Legolas‘ Charakter mit ins Spiel bringen. Im Buch hat Legolas einen eindeutig etwas verspielten, lässigen Zug. Ich erinnere nur an die Szene, wo die Gefährten den Caradhras überqueren wollen, Boromir und Aragorn im Schneesturm feststecken und Legolas fröhlich an ihnen vorbeihüpfend trällert, er gehe jetzt die Sonne holen. Das könnte auf ein eher junges Alter hindeuten, wie alt das auch immer sein mag. Gleichzeitig ist er aber auch ein furchtloser Krieger, der sich den Orks stellt und sogar eines der geflügelten Reittiere der Nazgûl abschoss. Diese Seite wird in den Filmen wesentlich deutlicher betont (im Hobbit meiner Meinung nach völlig übertrieben), während seine verspielte Seite quasi völlig wegfällt. Völlig naiv und unbedarft geht er also auch nicht in die Welt.

Apropos Filme: In den Filmen ist er 2931 Jahre alt, was nirgends in den Büchern belegt ist, aber eine Anspielung auf Aragorns Geburtsjahr, 1. März 2931 des Dritten Zeitalters, darstellt. Aber wie gesagt: Das ist keine offizielle Zahl.

In meinem Headcanon ist er übrigens »etwas« (im Maßstab der Elben) älter als Elronds Söhne. Er wurde relativ gegen Ende des Zweiten Zeitalters geboren und erlebte aktiv, wie sein Großvater und Vater in den Krieg des letzten Bundes auszogen, auch wenn er da noch zu jung war, um daran teilzunehmen.

Wir haben also kein genaues Datum, nur eine sehr große mögliche Spanne. Was sind eure Headcanons? Habt ihr vielleicht andere Theorien?

Legolas‘ Haarfarbe

Noch so ein Diskussionsthema. Wie bereits oben erwähnt, haben wir da zwei Optionen.

  • Die erste ist, dass er blond ist. Das fußt auf der eindeutigen Aussage im Hobbit, dass Thranduil ebenfalls goldenes Haar hat: »and at the head of a long line of feasters sat a woodland king with a crown of leaves upon his golden hair« (The Hobbit, Chapter VIII)
  • Genauso gut könnte Legolas auch dunkles Haar haben. Die Aussage, auf der diese Annahme fußt, kann jedoch ausgelegt werden und ist nicht ganz so eineindeutig wie Thranduils Haarfarbe. Im Herrn der Ringe steht nämlich folgendes: »His [Legolas‘] head was dark, crowned with sharp white stars that glittered in the black pools of the sky behind.« (The Lord of the Rings, Book II, Chapter IX)

Wir kennen Legolas‘ Mutter nicht. Ebenso wissen wir nicht, ob irgendeine Haarfarbe in seiner Familie typisch ist und Thranduil damit nicht vielleicht eine Ausnahme bildet. Legolas kann das blonde Haar seines Vaters geerbt haben, ebenso wie es sein kann, dass die Stelle im Herrn der Ringe impliziert, dass er dunkles Haar hat.

Ich persönlich mache es mir einfach und folge hier schlicht den Filmen, da das eine Möglichkeit wie jede andere auch ist und nichts dagegen spricht. Als ich die Ende letzten Jahres bei der HobbitPresse erschienene Schmuckausgabe des Herrn der Ringe las, fiel mir übrigens auf, dass es sich Alan Lee, der zahlreiche Illustrationen beigesteuert hatte, bei der Frage nach der Haarfarbe recht einfach machte. Das Buch enthält ein Farbbild, das die drei Jäger auf den Ebenen Rohans abbildet. Welche Haarfarbe Legolas da hat, ist ziemlich unbestimmt und sieht ehrlich gesagt eher nach der Straßenkötermischung aus, die auch ich habe, ist also weder Fisch noch Fleisch, weder wirklich blond noch wirklich dunkel. Das wäre natürlich der goldene Mittelweg.

Und wieder: Habt ihr euch darüber schon Gedanken gemacht? Wenn ja, zu welchem Ergebnis kamt ihr?

Der Tod des Ancalagon

Wie ich drauf kam, will ich gar nicht näher erläutern, das ist eine längere Geschichte, also gleich zu den Fakten. In the War of Wrath am Ende des Ersten Zeitalters, in dem Morgoth niedergeworfen wurde, entbrannte auf dem Höhepunkt der Schlacht eine Schlacht in den Wolken, bei der Morgoth seine tödlichste Waffe auf seine Feinde losließ: die geflügelten Feuerdrachen. Die Heerscharen der Valar setzten dem die Adler und zahlreiche andere Vögel entgegen, alle geführt von Earendil in seinem (nun fliegenden) Schiff Vingilot. Earendil soll in dieser Schlacht Ancalagon, den größten und mächtigsten Drachen aller Zeiten getötet haben. Ancalagons Fall soll gewaltig gewesen sein, dabei begrub er Thangorodrim unter sich, eine Gruppe sehr hoher Berge. Mit anderen Worten: Ancalagon war wortwörtlich ein fliegendes Gebirge.

Nehmen wir das alles als Fakten, sämtliche Größenrelationen, und mögen sie noch so abstrus erscheinen, und legen nichts als literarische Übertreibung aus. Dann stellt sich einem natürlich die Frage nach dem »WIE?!« Wie bitte schön konnte Earendil Ancalagon töten? Die schon rein physikalische Unmöglichkeit ist offensichtlich. Die Schuppen des wehrten Drachen müssen härter als der härteste Stahl gewesen sein und Ancalagon war schlau genug, auch seinen weicheren Bauch genügend gepanzert zu haben. Bei seiner Masse ist jedoch davon auszugehen, dass die Haut Rüstung genug gegen jede Art von konventionellen Waffen gewesen sein müsste, die in der Zeit in Mittelerde vertrieben wurde. Bedenkt man die Schichten der Haut und die notwendige Dicke besagter bei der Beachtung der Körpermasse ... Nun, ihr wisst, was ich meine. Earendil hätte Ancalagon, wenn er nahe genug herangekommen wäre, ohne vorher durch Drachenfeuer in seine feinsten Atome zerpulvert zu werden, maximal ins Auge oder Maul stechen können. Selbst beim Auge frage ich mich, ob es Earendil geschafft hätte, sein Schwert durch die Hornhaut zu stechen. Dennoch starb Ancalagon, obwohl er schon durch seine Größe unverwundbar ist.

Vor einiger Zeit brachte ein anderer Tolkienverrückter in einer Mail an mich den Gedanken ein, dass Ancalagon an irgendeiner Art von vorausgehendem Leiden just im Augenblick der Schlacht starb und Earendil nur die Gunst der Stunde ausnutzte und so tat, als würde er Ancalagon töten. Daraufhin blieb die Frage: Welches Leiden? Also googelte und diskutierte ich. Meine Google-Recherche betrieb ich unter der Fragestellung, welche Erkrankungen für große Tiere bzw. für Echsen (im Speziellen Warane, da ich sie als drachenähnlich setzte) signifikant sind. Diese Ergebnisse ergaben allerdings Krankheiten, die nur bei schlechter Haltung bzw. bei ungünstigen Umweltbedingungen in freier Wildbahn auftreten, und es ist doch anzunehmen, dass Morgoth die Krone seiner Zucht sprich Ancalagon (Drachen sind wie alle Kreaturen Morgoths und Saurons gezüchtet und nicht in einem Akt der Schöpfung geschaffen) doch besonders gut hegte und pflegte. Also an sämtlichen Arten von Verletzungen, Infektionen und anderen Krankheiten wird Ancalagon nicht gelitten haben. Auch mögliche Revierkämpfe oder Kämpfe anderer Art mit anderen Drachen oder anderen Kreaturen scheiden aus. Nicht einmal Morgoth wird es möglich sein, ein zweites Geschöpf auch nur annähernder Größe zu versorgen, das ist ja schon bei Ancalagon bestimmt ein logistischer Alptraum, der an Unmöglichkeit grenzt. Demnach wurde Ancalagon auch aus den eigenen Reihen absolut nichts gefährlich. Außer ein Gebirgsschlag, aber da wird Morgoth ebenfalls vorgesorgt haben, denke ich. Am Ende meiner Recherchen und Diskussionen mit einer fachkundigen Freundin kam ich dennoch zu drei beziehungsweise vier möglichen Todesursachen.

 

Tod 1: Überzüchtung

Wie bereits angesprochen sind Drachen eine Züchtung. Die phänotypischen Merkmale, auf die Morgoth bei Ancalagon Wert legte, sind offensichtlich: MASSE. Tausende Tonnen Biomasse sind eine unglaubliche Menge, eben ein lebendes Gebirge im wahrsten Sinne des Wortes. Dass dabei andere Merkmale darunter leiden, versteht sich von selbst. Ich denke da insbesondere an gesundheitliche Schäden in Form von Organschädigung, insbesondere lebenswichtiger Organe wie das Herz. Es ist eben wie bei Übergewicht, nur dass dieses extreme Gewicht Ancalagons Normalgewicht ist. Er wird wohl also unter allen möglichen Schädigungen von »normalem« Übergewicht gelitten haben. Das Herz sollte weiterhin betrachtet werden, die Pumpleistung muss unvorstellbar gewesen sein. Ich kann mir kaum vorstellen, dass, während diese Masse herangezüchtet wurde, die Herzleistung mithalten konnte. Ancalagons Herz musste unter Normalbedingungen und beim stillen Liegen wahrscheinlich Höchstleistungen erbringen, als würde der Drache dauerhaft Extremsport betreiben. Dass auch das in den Tod führt, ist offensichtlich. Dann hätte es womöglich schon gereicht, wenn Ancalagon sich einmal in seinem Leben erhebt oder gar losfliegt. Insbesondere dieser eine Flug würde dann sein Todesurteil bedeuten.

 

Tod 2: Selbstsprengung

Hierbei handelt es sich um etwas auf alle Fälle Drachenspezifisches, da es wohl kein anderes Lebewesen gibt, das Feuer speit. Hierbei gehe ich von einer biologischen Erklärung für das Entstehen von Drachenfeuer aus und nicht von irgendwelchem inneren Feuer oder so. Wer die Dokumentation Dragon’s World oder den Spielfilm Reign of Fire kennt, weiß, was ich meine. Demnach haben Drachen einige weitere Organe, die speziell auf das Feuer speien ausgelegt sind. Gase, die zum Beispiel bei der Verdauung entstehen, werden in eine spezielle Gasblase, eine Art zweite Lunge, umgeleitet, dort gesammelt und bei Bedarf über das Maul über spezielle Drüsen abgegeben. Entweder vermischen sich dabei verschiedene Gase und entflammen oder die Gase entflammen schon beim Kontakt mit Luft. Sollte diese Gasabgabe über die Drüsen nicht mehr kontrolliert ablaufen können (durch Krankheit oder durch einen zuchtbedingten Gendefekt), kann es zu einer Selbstsprengung im Kopfbereich oder gar in den Organen kommen. Die Wucht dürfte niemals ausreichen, um Ancalagon in seiner Gesamtheit in Fetzen zu reißen, sie dürfte dennoch Schäden anrichten, die massiv genug sind, um zum Tode zu führen.

Berechtigter Weise brachte an dieser Stelle oben genannte Person an, warum diese Selbstsprengung denn nicht schon viel früher erfolgt wäre. Im Falle des Gasgemisches: Wir gehen von einer Regulierung des Gasgehaltes im Körper durch bewusste Aufnahme aus, wobei z.B. Gase nun in Vorbereitung auf die Schlacht aus der Nahrung komplett und nicht portionsweise aufgenommen werden und besonders viel gefressen wird, um noch mehr Gas zu enthalten. Man will auf diese ganz besondere Schlacht ja ganz besonders gut vorbereitet sein, um möglichst alles und nicht nur viel einzuäschern. In diesem Fall können schon im Körper die beiden Gase in Kontakt treten. Das konnten sie auch vorher schon, gehen wir beispielsweise von einem Gewebefehler auf, wie es auch beim menschlichen Herz vorkommen kann, wenn die Herzkammern nicht komplett voneinander getrennt sind und es zu Mischblut kommt. Nun treten bei Ancalagon auch die beiden Gase schon im Körper miteinander in Verbindung und durch eine bestimmte Konzentration oder Menge, die durch die massive Aufnahme der Gase auftritt, kommt es zur Explosion. Im Falle des einen Gases, das bei Luftkontakt entflammt: Es gibt Gase, die erst, wenn sie mit genügend Sauerstoff angereichert sind, explodieren. In diesem Falle holt Ancalagon einmal tiefer Luft als üblich, will darauf Feuer speien und es macht erneut Kaboom wie im Fall Gasgemisch.

 

Eventueller Tod 3: Vergiftung

Eine Vergiftung ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Unter Einbezug von Ancalagons gewaltiger Masse, müssen ebenso gewaltige Massen an Giftstoffen in seiner Nahrung vorhanden sein. Man müsse wohl seine Nahrung komplett mit Herbstzeitlose und ähnlichem vollpumpen, und das dürfte schon »etwas« auffallen, wollte man es ihm unterschmuggeln.

 

Tod 4: schnöde Windpocken

Windpocken gehen auch, die kannten schon die Dinosaurier.

 

Dies sind meine momentanen Theorien. Vielleicht ist etwas anzumerken, vielleicht hat jemand etwas zu ergänzen? Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass Earendil Ancalagon vielleicht gar nicht wirklich erschlagen hat? (Man stelle sich einmal die Waffe vor, mit der er das bewerkstelligt haben will.)

Wer oder was ist Elrond? (Headcanon)

Die Frage nach dem Wer ist, denke ich, relativ leicht zu beantworten und sollte den meisten bewusst sein. Auch wenn es da ein paar interessante Kleinigkeiten in der HoME gibt, die nicht jedem bewusst sind. Beispielsweise war Elrond nicht nur Gil-galads Herold, sondern auch sein Hofharfenist (das sagt er in einer rausgekürzten Version (»The book is too short«, jepp) des Ringrates in der HoME 6). Außerdem wuchs er mit Elros auf dem Amon Ereb auf, während im Silmarillion dazu nur eine recht unbestimmte Aussage existiert.

Aber das nur am Rande. Die Frage nach dem Was ist da schon weitaus interessanter. Wie das mit den Halbelben und der (Un)Sterblichkeit ist, behandle ich ein andermal. Die Frage nach seiner Volkszugehörigkeit sollte allerdings durchaus einmal gestellt werden: Sieht sich Elrond als Noldo oder als Sinda?

Ich finde die Frage relativ klar zu beantworten: Noldo. Dennoch wäre auch Sinda nicht völlig abwegig. Väterlicherseits über Earendil stammen er und Elros von den Noldor und vom Hause Hadors, dem Dritten Haus der Edain, ab. Mütterlicherseits stammen sie von den Sindar ab sowie vom Haus Beors, dem ersten Haus der Edain – sowie, das sollte nicht vergessen werden, auch von den Maiar, denn Melian ist unter ihren Vorfahren. Das macht 6/16 Mensch, 9/16 Elb und 1/16 Maia (das steht lustigerweise sogar im Wikpedia Artikel, wo ich das gerade nachgeschaut hatte, weil ich das schon mal ausgerechnet hatte, es aber wieder vergessen hatte und es nicht noch mal rechnen wollte).

Elros, welcher sich dafür entschied, den Sterblichen zugehörig zu sein, und der erste König Númenors wurde, ließ sich nicht entweder zur Abstammungslinie Beors oder zur Abstammungslinie Hadors zählen, sondern gründete schlicht sein eigenes Haus, auf dessen Linie auch Aragorn und sein Haus Telcontar (was Streicher heißt) zurückzuführen ist, weshalb dieser Elrond als den ältesten und weisesten seiner Stammesvorfahren nennt.

Elrond hat keine so klare Ansage, wenn man so will. Allerdings gibt es etliche Dinge, die doch für die Noldor sprechen. Da ist zum Einen der Fakt, dass die Zwillinge von Noldor großgezogen wurden, namentlich besonders Maglor. Und mein Headcanon ist, dass sie Maglor und Maedhros viel eher als ihre Familie ansehen, als Earendil und Elwing, an die sie wahrscheinlich nicht einmal eine Erinnerung haben. Bedenken wir immerhin, dass sie noch Säuglinge waren, als Maglor sie fand und aufnahm.

Außerdem war er Gil-galads Herold und wahrscheinlich so etwas wie seine rechte Hand, was ihm enorme Macht im letzten großen Königreich der Noldor gab. Es ist sogar durchaus sehr wahrscheinlich, dass er als Gil-galads Erbe angesehen wurde, immerhin war er zu dem Zeitpunkt der letzte lebende männliche Nachfahre Finwes in Mittelerde, was schlicht keinen anderen Erben zuließ, da Gil-galad kinderlos starb. Dass Elrond nie offiziell als Hoher König ausgerufen wurde, liegt, denke ich, daran, dass es nach dem Letzten Bund schlicht nichts mehr zu regieren gab für ihn. Was er aber auf jeden Fall war, war Vizeregent in Eriador, zu dem Gil-galad ihn nach dem Krieg in Eregion ernannte. Imladris lag an einer günstigen Stelle, um von dort aus und von Lindon, wo Gil-galad sein Reich hatte, den Norden zu überwachen und den Feind zurückzudrängen.

Außerdem hat Elrond viel von Maglor, was auch meine Annahme stützt, dass er herzlich wenig Bande zu seinen leiblichen Eltern hegt. Da wäre zum einen das Detail, dass er die Harfe spielt, als er mit Frodo zu den Anfurten reist und er außerdem, wie bereits angesprochen, Gil-galads Hofharfenist war. Wenn man von Maglor großgezogen wird, kommt man mit Sicherheit nicht um Musikunterricht herum, immerhin wird Maglor nebst Daeron von Doriath als der größte Sänger Mittelerdes bezeichnet.

Zum anderen, und das halte ich für ein noch stärkeres Argument, gibt es dieses Gespräch mit Gimli, als die Gefährten von Bruchtal aufbrechen:

At that moment Elrond came out with Gandalf, and he called the company to him. ‘This is my last word,‘ he said in a low voice. ‘The Ring-bearer is setting out on the Quest of Mount Doom. On him alone in any charge laid: neither to cast away the Ring, nor to deliver it to any servant of the Enemy nor indeed to let any handle it, save members of the Company and the Council, and only then in gravest need. The others go with him as free companions, to help him on his way. You may tarry, or come back, or turn aside into others paths, as chance allows. The further you go, the less easy will it be to withdraw; yet no oath or bond is laid on you to go further than you will. For you do not yet know the strength of your hearts, and you cannot forsee what each may meet upon the road.‘

‘Faithless is he that says farewell when the road darkens,‘ said Gimli.

‘Maybe,‘ said Elrond, ‘but let him not vow to walk in the dark, who has not seen the nightfall.‘

‘Yet sworn word may strengthen quaking heart,‘ said Gimli.

‘Or break it,‘ said Elrond. ‘Look not too far ahead! But go now with good hearts! Farewell, and may be the blessings of Elves and Men and all Free Folk go with you. May the stars shine upon your faces!‘ (The Lord of the Rings, Book II, Chapter III)

Und das ist die Stelle, die mich sagen lässt, dass Elrond sich nicht nur als Noldo sieht, sondern gar als Feanorer. Wobei man an dieser Stelle berechtigterweise fragen könnte, ob Galadriel, die den Sippenmord von Doriath mit Sicherheit in nicht allzu guter Erinnerung hat, es zugelassen hätte, dass ihre Tochter so jemanden heiratet. Wie dem auch sei, diese Worte erinnern mich sehr stark an den Eid Feanors und besonders an das, was daraus erwuchs. Elrond und Elros erlebten Maglor und Maedhros am Ende ihres Weges, nachdem ihr Eid beinahe alles in den Ruin getrieben hatte. Sie so zu erleben, muss, denke ich, ein enorm prägender Eindruck gewesen sein, selbst wenn man sie nicht anders kennt. Die Erfahrungen mit dem Eid flossen mit Sicherheit in Maglors Erziehung mit ein, etwas anderes kann ich mir einfach nicht vorstellen.

Dann gibt es natürlich noch diese eine Stelle im Silmarillion, die zufällig auch noch meine absolute Lieblingsstelle in allen Büchern ist:  »For Maglor took pity upon Elros and Elrond, and hie cherished them, and love grew between them, as little might be thought.« (Quenta Silmarillion, Chapter 24) Wobei ich das gar nicht für so unwahrscheinlich erachte, wie Tolkien das hier darstellt. Klar, ursprünglich waren sie Gefangene der beiden letzten Feanorer, aber sie waren zu dem Zeitpunkt noch Säuglinge (wenn auch bereits fünf Jahre alt, aber Halbelben wachsen anscheinend anders als Elben und Menschen).

Steile These, aber ich bin überzeugt davon, dass Elrond sich als Feanorer sah. Mein Headcanon wird übrigens interessanterweise von den Filmen gestützt. Schaut man genau hin, sieht man an jeder Ecke in Bruchtal achtzackige Sterne. Das können natürlich auch nur Dekoelemente sein, weil es Elben ja so sehr mit den Sternen haben. Das kann aber genauso gut Feanors Wappen sein.

Wie immer: Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht? Zu welchem Ergebnis kamt ihr? Habt ihr vielleicht einen ähnlichen oder abweichenden Headcanon zu der Frage, wer oder was Elrond ist?

Autorennotiz

Besprechungen der Bücher finden sich sporadisch bei meinen Rezensionen:
storyhub.de/storys/rezensionen/kultur-kunst-literatur/b%C3%BCcher-im-drachenfeuer-der-rezension
Für mehr Rumgenerde empfehle ich diesen Blog: middle-earth.xenite.org/q-and-a

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Kapitel: 3
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Kurzbeschreibung

It's Tolkien Time! Diskussionen, Fantheorien und Headcanons zu J.R.R. Tolkiens Werken.