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Der Konformitätswahn - Eine Abrechnung

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16.07.19 14:58
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In Zeiten der globalisierten Welt ist politische Korrektheit in aller Munde. Insbesondere bei der zeitgenössischen Gesellschaft stößt sie auf fruchtbaren Boden, was sich in der Spaltung der Gesellschaft in zwei politische Lager äußert. Während politische Korrektheit vor allem bei den Linken auf große Zustimmung trifft, wird selbige von Anhängern des rechten Lagers vehement abgelehnt. Die Bedeutung, die sich hinter dem Begriff verbirgt, ist vermeintlich schnell erläutert. Bei der aus dem englischsprachigen Raum stammenden Bezeichnung "politically correct" handelt es sich um eine Denk-und Sprechweise, die Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft oder Religion unterbinden soll. In unserem Alltag äußert sich diese Einstellung vor allem in der Sprache, welche besonders stark diesem Einfluss ausgesetzt ist. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass  politische Korrektheit, ein äußerst missverstandener Begriff, sich in eine vollkommen falsche Richtung entwickelt hat. Kaum eine Denkrichtung des 21. Jahrhunderts ist derart fehlgeleitet und hat sich derart weit von der ursprünglich guten und lobenswerten Intention distanziert. Warum politische Korrektheit in Wahrheit mehr Probleme schafft als löst, wird im Folgenden erläutert. Dieser Essay ist nicht als politisches Statement, als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einem bestimmten politischen Lager oder als polemische Hetzschrift zu verstehen. Vielmehr stellt es eine rationale und logisch argumentierte Auseinandersetzung mit einem kontrovers diskutierten Thema dar, sowie eine Würdigung des wichtigsten Rechts, welches uns als in einem demokratischen Staat lebenden Menschen zu eigen ist: Der Presse-und Meinungsfreiheit!
 
 
Wie vieles andere ist politische Korrektheit ein Trend der Moderne, der vor allem junge Menschen von sich zu überzeugen weiß. Wie wenig dies jedoch an tatsächlich real stattfindender Diskriminierung ändert, wird scheinbar getrost ignoriert.
 
Besonders unter diesem schier hysterischen Wahn zu leiden, hat die Sprache. Besorgte Germanisten setzen sich intensiv mit dem Sprachwandel auseinander, der droht, sich als ein regelrechter Sprachverfall herauszustellen. Bei den scheinbaren "Schwarzmalern" handelt es sich keineswegs nur um konservative Patrioten. Die teils drastischen Veränderung der deutschen Sprache (selbstverständlich ist nicht nur die deutsche Sprache hiervon betroffen, sie dient jedoch als gut nachvollziehbares Beispiel) sind von jedem von uns empirisch festzustellen. Unsere Alltagssprache ist von Anglizismen, also Einflüssen aus dem Englischen geprägt aber auch das Französische hat großen Einfluss auf unsere Sprache. Sagen Sie etwa ganz klassisch "Geldbeutel" anstelle von "portemonnaie"? Bedingt durch Migration erhalten zudem gänzlich unbekannte Begriffe wie das aus dem Arabischen stammende "vallah" Einzug in die deutsche Sprache. Erschwert wird die Kommunikation zusätzlich von sich herausbildenden "Slangs". Ausländer bedienen sich einer grammatikalisch stark vereinfachten Sprechweise, Jugendliche verfügen gar über ihre eigene "Jugendsprache". Eine Wertung dieses offensichtlichen Sprachwandels (wobei nicht zu vergessen ist, dass Sprache schon immer im Wandel war und wir heute schließlich nicht mehr so kommunizieren, wie im Mittelalter), wird an dieser Stelle nicht vorgenommen.
Außer Frage steht jedoch, dass ein recht junges Phänomen ebenfalls maßgeblich zu dieser Änderung beiträgt. Hierbei handelt es sich um das sogenannte "gendern" (der Vergeschlechtlichung von Begriffen, was zu einer Gleichberechtigung der Geschlechter im Sprachgebrauch führen soll).
 
Beispiele hierfür sind das "Binnen-I" (SchülerInnen), das "Gender-Gap" (Schüler_innen) oder geschlechtsneutrale Formulierungen, nur um die wichtigsten zu nennen. Ganz besonders furchtbar ist jedoch das Gendersternchen, welches beide Geschlechterformen verbindet (Schüler*innen). Nicht nur widersprechen diese Formulierungen sämtlichen Regeln der Grammatik und Orthographie, sie sind überdies auch vollkommen unangebracht. Das grammatikalische Geschlecht (Genus) ist in keinster Weise mit dem biologischen Geschlecht (Sexus) gleichzusetzen. Hierbei liegt Inkommensurabilität vor, Äpfel werden mit Birnen verglichen, zwei vollkommen unterschiedliche Sachverhalte, die nichts miteinander verbindet, werden gleichgesetzt! Außerdem erweist sich das "gendern" im alltäglichen Gebrauch als unpraktisch und hinderlich. Es mindert den Sprachfluss, ist umständlich zu sprechen und zu lesen und zudem keineswegs wohlklingend.
 
 
Bedenken an politisch korrekter Sprache äußert auch der slowenische Philosoph Slavoj Žižek (geb. 1949). Dieser hält Ersatzbegriffe für nicht wirksam, so lange sich nicht die soziale Wirklichkeit auch ändere, denn wenn dieser Fall nicht eintrete, erhielten die Ersatzbegriffe die gleiche Bedeutung wie jene Begriffe, die zuvor durch selbige ausgetauscht wurden. Folgendes Beispiel dient der Verdeutlichung dieser These:
 
In den USA hat sich die Bezeichnung für dunkelhäutige Menschen im Laufe der Jahrzehnte stetig gewandelt. Beginnend mit dem heutzutage als beleidigend empfundenen Begriff "negro" bis hin zu "black", später dann "coloured" people, sind wir heute bei der allgemeinen Bezeichnung "African-Americans" angekommen. Ist Rassismus in den USA deswegen heutzutage kein Thema mehr, nur weil sich die Bezeichnungen der politischen Korrektheit angepasst haben? Mitnichten! Wer dies behauptet, der verfügt über keinerlei Kenntnisse über den Alltag auf den amerikanischen Straßen! Laut Žižek enthülle die rein sprachliche Prägung immer neuer Begriffe, die Unfähigkeit, die tatsächlichen Ursachen von Rassismus und Sexismus allein durch Sprachpolitik zu überwinden.
 
Die Politik setzt an falscher Stelle an. Statt den Problemen von ungleichen Löhnen, Altersarmut, Diskriminierung und ähnlichem durch wirksame Maßnahmen entgegenzuwirken, führen wir scheinheilige Debatten über unsere stark gebeutelte Sprache. Interessiert es etwa eine von Altersarmut betroffene Rentnerin, die Plastikflaschen sammeln muss, um sich die steigende Miete noch leisten zu können, ob sie in einem Schreiben von der Steuerberatung mit "Sehr verehrte Damen und Damen" oder "Liebe RenterInnen" angesprochen wird?
 
Ebenfalls in den Bereich der Sprache fällt das Taburisieren bestimmter Begriffe. So ist es beispielsweise nicht gerne gesehen, in Bezug auf Hautfarben von "schwarz" und "weiß" zu sprechen. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass es sich hierbei nur um eine empirische Festellung handelt. Rassistisch werden diese und ähnliche Begriffe erst, wenn sie abwertend gemeint sind, was sich in jedem Fall aus dem Zusammenhang, der Intonation oder der Körpersprache erkennen lässt. An sich ist nichts verwerfliches daran, einen Menschen als "schwarz" oder "weiß" zu bezeichnen, da die Begriffe an sich neutral sind.
 
Überaus auffällig ist, dass Vertreter der politischen Korrektheit oftmals voreilige Schlüsse ziehen und Menschen vorschnell beurteilen. Wer kein Gendersternchen verwendet, ist frauenfeindlich, wer einen dunkelhäutigen Menschen als schwarz bezeichnet, ist rassistisch. Somit darf auch über bestimmte Witze nicht mehr gelacht werden. Zugegebenermaßen bewegt sich schwarzer Humor auf einem sehr schmalen Grad, sich jedoch von politischer Korrektheit derart einschränken zu lassen, stellt keine gute Alternative dar. Warum sollte über einen Witz der Kategorie "Nicht politisch korrekt", nicht gelacht werden, wenn sich keiner der Anwesenden daran stört? Humor ist schließlich für viele Menschen ein Weg, mit den Rückschlägen, Ungerechtigkeiten und den allgemeinen Schattenseiten des Lebens und der Welt umzugehen und das eigene Dasein somit erträglicher zu gestalten.
 
Warum trotz allem so viele Menschen auf den Zug der politischen Korrektheit aufspringen, lässt sich einfach erklären: Es ist schlichtweg erfolgsversprechend!
Hollywood hat sich längst des Massentrends angenommen. Nicht umsonst gewannen in den letzten drei Jahren zwei Filme den Oscar für den besten Film, die sich mit Rassismus auseinandersetzen ("Moonlight" im Jahr 2017 und "The Green Book" im Jahr 2019).
Auffällig ist auch, dass die Preisträger der diesjährigen Oscar-Verleihung zum großen Teil ausländische Wurzeln aufweisen (Mahershala Ali, Rami Malek, Regina King oder Alfonso Cuarón).
Einerseits ist dies ein sehr positives Signal, denn die Jury des wichtigsten Filmpreises der Welt stellt unter Beweis, dass für sie nur Leistung ausschlaggebend ist und Faktoren wie Herkunft nicht berücksichtigt werden. Andererseits muss sich jedoch auch die Frage gestellt werden, ob tatsächlich ausschließlich die Leistung in Betracht gezogen wird, so wie es eigentlich immer und überall sein sollte. Dass praktisch von einem Jahr auf das andere sämtliche Gewinner plötzlich ausländische Wurzeln haben, ist zumindest auffällig. Ohne einem Preisträger zu nahe treten zu wollen (sie alle haben hervorragende Leistungen erbracht), ist ihnen womöglich gar die dunkle Hautfarbe diesmal nicht zum Nachteil, sondern zum Vorteil geworden, der unter Umständen gar den Ausschlag gegeben hat, unter vielen großartigen Leistungen herauszustechen. Der enorme Einfluss politischer Korrektheit äußert sich vor allem im Bereich der Unterhaltungsindustrie! Inwiefern den zuständigen Produzenten die Rechte von Dunkelhäutigen oder Homosexuellen wirklich am Herzen liegen, ist schwierig auszumachen. Wie beeinflussend der Trend oder aber der verlockende Profit und das damit einhergehende Ansehen in Wahrheit wirken, lässt sich kaum untersuchen. Von der ermüdenden "Me-too-Debatte" ganz zu schweigen!
 
Verweilen wir beim Thema Hollywood und unterziehen wir einige der zuvor thematisierten Preisträger einer kritischen Untersuchung, diesmal mit besonderem Fokus auf den Inhalt der Filme selbst.
Der Preisträger von 2017 "Moonlight" erzählt in drei Abschnitten die Geschichte eines in armen Verhältnissen aufwachsenden Jungen, der schwarz und zu allem Überfluss auch noch schwul ist. Mehr Worte müssen über die Handlung nicht verloren werden, denn es gibt nicht mehr zu berichten. Dieser Junge namens Chiron unternimmt keinen Versuch, sich seinem Schicksal zu entziehen. Er ist kein leidenschaftlicher Sportler oder Musiker, der vom großen Wurf träumt und unermüdlich daran arbeitet, aus dem Elend zu entkommen. Er ist keiner, der sich als Erwachsener für die Rechte von Schwarzen oder Homosexuellen einsetzt. Er ist ein Opfer. Die Funktion dieser Figur geht in keinster Weise über diese schlichte Rolle hinaus. Zwar ist es herzzerreißend, wie der Junge aufgrund seiner Sexualität von Mitschülern zusammengeschlagen wird und der Film genügt technisch betrachtet allerhöchsten Ansprüchen, jedoch sollten wir uns fragen, ob wir tatsächlich wollen, dass Schwule und Schwarze so dargestellt werden. Als Opfer.
Filme über Diskriminierung sind in aller Munde, doch viele von ihnen dienen dazu, mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf uns zu zeigen. Das Rassismus Problem ist jedoch so nicht in den Griff zu bekommen. Ist ein Film wie "Moonlight" nicht womöglich gar selbst indirekt homophob, weil er sich solche Mühe gibt die Homosexualität und Andersartigkeit Chirons zu präsentieren und in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt seine sexuelle Orientierung einfach als selbstverständlich hinzunehmen, so wie es sein sollte? Warum muss in Filmen Homosexualität so ausgiebig betont werden, wobei sich dies doch im Grunde als kontraproduktiv erweist? Die Suche nach Filmen, in denen homosexuelle Charaktere auftreten und deren sexuelle Orientierung als selbstverständlich vorausgesetzt wird, gestaltet sich als weitaus schwieriger. Die Probleme von Diskriminierung drastisch anhand von Gewaltszenen wie in "Moonlight" herauszustellen, trägt sicherlich zu einer Sensibilisierung bei, doch (großartige) Filme von dieser Art existieren bereits zuhauf, wie beispielsweise der 2005 erschienene "Brokeback Mountain" mit Heath Ledger in der Hauptrolle. Sollten sich die Filmemacher nicht endlich mehr trauen und sollte dieser Mut nicht auch mehr belohnt werden, anstatt politisch korrekten Trends zu folgen? Einen mit Klischees nur so überladenen Film wie "Moonlight" mit dem Oscar für den besten Film auszuzeichnen, trägt definitiv nicht zu einer Abkehr von diesen Trends bei.
Deutlich besser gelungen ist dagegen die Darstellung eines dunkelhäutigen Protagonisten mit homosexuellen Neigungen in "The Green Book", ein Film, der dem Oscar definitiv gerecht wurde. Don Shirley, der Protagonist, ist, nicht wie Chiron, ein Opfer, sondern ein Mann, der der Diskriminierung im Amerika der sechziger Jahre bewusst entgegenwirkt, indem er eine gute Bildung genossen hat, wohlhabend ist, als berühmter Musiker durch das Land reist und gar Auftritte bei extremer Diskriminierung verweigert. In diesem Film wird die Hautfarbe des Protagonisten nicht als reines Hindernis bewertet, sondern als Teil seiner Individualität, die ihm zu großen Leistungen verhilft. "The Green Book" verdeutlicht somit, dass Schwarze und Homosexuelle keine Opfer, sondern Menschen wie jeder andere sind, die auch die Möglichkeit haben, Großes zu vollbringen. Aus diesem Grund sehe ich den diesjährigen Oscar-Gewinner dem vor zwei Jahren als überlegen an, was mich optimistisch stimmt, dass Hollywood womöglich in absehbarer Zeit die Wende gelingen wird.
In diesem Zusammenhang ist es darüber hinaus noch äußerst lohnenswert, einen besonders polarisierenden Fall zu betrachten: Das 2018 erschienene und vierfach mit dem Oscar ausgezeichnete Biopic "Bohemian Rhapsody", welches den Werdegang des Sängers und Queen-Frontmanns Freddie Mercury thematisiert. Ein Film über das Leben Mercurys muss sich selbstverständlich auch mit dessen Homosexualität auseinandersetzen. Der Umgang hiermit wird den Filmemachern vorgeworfen, man unterstellt "Bohemian Rhapsody" Homophobie. Vor allem das Urteil der berühmten Wirtschaftszeitschrift Forbes fällt überaus hart aus. Die Rede ist von "Slutshaming" also des Anprangerns einer Person aufgrund des Sexualverhaltens. In der Kritik heißt es: "Im Grunde suggeriert das Werk, dass Freddie davongekommen wäre, bliebe er in einer monogamen Hetero-Beziehung mit Mary Austin." Mercury, der für sein exzessives Partyleben, sowie sexuelle Orgien bekannt war, starb 1991 an den Folgen einer AIDS Erkrankung.
Kritisch gesehen wird zudem, dass der Film einen klaren Antagonisten etabliert, nämlich Paul Prenter, den Liebhaber und Berater Freddie Mercurys, der beinahe dessen Leben und Karriere ruinierte. Letztendlich hat es der Freddie aus dem Film seiner heterosexuellen Ex-Freundin Mary Austin, sowie den ebenfalls heterosexuellen Queen-Mitgliedern zu verdanken, dass er wieder auf den "richtigen Weg" gelangt und sich von den schwulen "Störenfrieden" distanziert.
Um den Film zu verteidigen, muss jedoch gesagt werden, dass sich Paul Prenter tatsächlich in der Öffentlichkeit äußerst abwertend über den Rockstar geäußert, sowie einige dessen Geheimnisse veröffentlicht hat. Dieser Aspekt des Films entspricht folglich den Tatsachen. Der Vorwurf von Homophobie in diesem Zusammenhang, ist also unangebracht! Diese negative Darstellung ist Prenters Charaktereigenschaften sowie den realen Ereignissen zuzuschreiben und nicht etwa seiner Homosexualität. Darüber hinaus wird im Film Mercurys letzter Liebhaber Jim Hutton als gutherziger Mann dargestellt, "trotz" seiner Homosexualität.
Nichtsdestotrotz ist "Bohemian Rhapsody" nicht vollständig von sämtlichen Vorwürfen freizusprechen, da der Film bestimmte Aspekte thematsiert, die die Schwulenszene in ein schlechtes Licht rücken, wenngleich sich diese Ereignisse in der Realität niemals so zugetragen haben. Beispielsweise ist die Band im Film eine Zeit lang zerbrochen, da Freddie (beeinflusst von seinen schwulen Freunden), sich von Queen abwendet, um seine eigene Solo-Karriere zu forcieren. Tatsächlich sind Queen damals nie auseinandergegangen. Außerdem war es nicht Freddie, der als erstes ein Solo-Album veröffentlichte. Roger Taylor tat dies bereits im Jahr 1981, die anderen Bandmitglieder folgten später.
 
Wenngleich bestimmte Darstellungen in "Bohemian Rhapsody" zumindest fragwürdig sind, so ist die extreme Debatte um diesen Film nichts weiter als ein weiterer Ausdruck von außer Kontrolle geratener politischer Korrektheit. Bei allem vergessen wir nämlich, dass im Mittelpunkt des Films immer noch die Musik und die Band Queen stehen und Freddies Homosexualität nur einer von vielen Nebenaspekten darstellt.
 
Der eigentliche Skandal, über den dagegen kaum gesprochen wird, ist, dass "Bohemian Rhapsody" in Ländern wie China oder Malaysia verboten ist oder nur nach Zensur homoerotischer Szenen gezeigt werden darf! Hierbei äußern sich die wahren Ausmaße tatsächlicher Diskriminierung von Homosexuellen! Das eine ist Kunst, das andere jedoch Realität! Überaus bezeichnend für den allgemeinen Trend, dass über das wesentlich unwichtigere Thema gestritten wird! So verhält es sich oftmals bei der politischen Korrektheit: Sie pflügt maximal Stengel und Blüten, statt das Problem an der Wurzel zu packen. Für die Betroffenen von diskriminierten Minderheiten ändert sich nichts!
 
Ein weit verbreiteter Irrtum ist darüber hinaus die Einordnung bestimmter Eigenschaften in die Kategorien "männlich" und "weiblich". Wer politisch korrekt sein möchte, darf sich, nicht einmal der Einfachheit oder des besseren Verständnis halber, solcher angeblicher Stereotypen bedienen.
Dabei sind "typisch" männliche und "typisch" weibliche Eigenschaften überhaupt nicht verwerflich. Es wird schlichtweg nicht weit genug gedacht, weshalb Missverständnisse und falsche Vorstellungen entstehen, die angeblich zu Diskriminierungen führen.
Zum großen Teil sind diese Eigenschaften biologisch bedingt. Der Frau wird oftmals Fürsorglichkeit als typische Eigenschaft nachgesagt. Dies liegt in ihrer Natur begründet und hat sich über die Jahrtausende der Evolution bewährt. Die Frau ist es, die die Kinder zur Welt bringt und sich daher auch um sie kümmert. Fürsorglichkeit ist folglich eine Eigenschaft, derer sie im besonderen Maße bedarf, um das Fortbestehen der menschlichen Rasse zu gewährleisten.
Der Mann musste dagegen die Familie ernähren, also jagen. Aus diesem Grund ist körperliche Stärke als typisch männliche Eigenschaft etabliert. Diese vermeintlichen Stereotypen sind also naturwissenschaftlich belegt und logisch nachvollziehbar. Auch in der Psychologie macht man sich diese Kategorisierung zunutze, was unter Beweis stellt, dass sie über einen großen Wert verfügt und somit keineswegs diskriminierend ist.
Um Missverständnisse vorzubeugen: Dies bedeutet nicht, dass es keine fürsorglichen Männer oder körperlich starke Frauen gibt! In der Praxis ist es nämlich so, dass jeder einzelne Mensch, egal welchen Geschlechts, sowohl über typisch männliche, als auch typisch weibliche Eigenschaften verfügt.
Aus diesem Grund gibt es fürsorgliche Männer, die gerne shoppen gehen, künstlerisch aktiv  und von körperlich eher schwacher Statur sind und Frauen, die besonders selbstbewusst sind, sportlich und gut in Mathematik. Niemand ist deswegen je nachdem weniger männlich oder weniger weiblich!
Es ist wichtig, sich dieses Unterschieds bewusst zu werden! Typisierungen diskriminieren nicht, sondern sind natürlich, ebenso wie die Individualität eines jeden Menschen natürlich ist und nicht von reinen Stereotypen erfasst werden kann.
 
Politische Korrektheit dagegen hemmt die Individualität! In unserer Gesellschaft ist ein regelrechter Konformitätswahn ausgebrochen. Keiner traut sich, einer anderen Meinung zu sein, jeder schwimmt mit dem Strom, schließt sich der Masse an. Wie gefährlich ein solches Verhalten der zwanghaft erstrebten Zugehörigkeit werden kann, hat die Geschichte ausreichend unter Beweis gestellt. Im Grunde ist es immer die erstrebte Konformität gewesen, die Diskriminierung begünstig hat, denn Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe definiert sich, rein psychologisch betrachtet, auch über die bewusste Abgrenzung von einer anderen Gruppe. So werden heutzutage vor allem diejenigen ausgeschlossen, deren Meinung sich nicht mit der allgemein anerkannten gesellschaftlichen Auffassung vereinbaren lässt. Große Gesellschaftskritiker wie der Autor Bret Easton Ellis (geb. 1964) werden von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt, nur weil  ihre Werke (in diesem Fall seine aktuellste Veröffentlichung "White" aber vor allem seine kontroversen und nicht politisch korrekten Romane wie "American Psycho") in vielerlei Hinsicht herausstechen.
Solche Massenbewegungen führen zu einer regelrechten Entindividualisierung des Menschen. Die individuelle Persönlichkeit mitsamt ihren Meinungen, Vorlieben, Interessen und Ansichten löst sich auf und verschmilzt mit der allgemeinen Konformität. Zwar versucht uns die Gesellschaft einzureden, wir sollen alle individuell sein und unsere Persönlichkeit nach unserem Belieben entfalten, doch in Wahrheit sind wir so wenig individuell wie nie zuvor. Schließlich wollen wir alle dazugehören. Wer will es uns schon verdenken? Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung ist menschlich, doch der Preis, den wir dafür zahlen müssen, ein sehr hoher.
Einfach zu durchschauen ist die Doppelmoral der politisch Korrekten. So heißt es zum Beispiel, dass Menschen nicht in Kategorien wie schwarz oder weiß eingeteilt werden dürfen, doch verfahren sie selbst genauso. Bei genauerer Betrachtung fällt auf in wie vielen Kategorien wir alle wirklich eingeteilt werden. Es gibt die LGBT-Gemeinde, die Umweltschützer, die (angeblichen) Rassisten oder Homophoben und so weiter. Vergessen wird dabei, dass wir alle nichts anderes als Menschen sind und demgemäß auch eine solche Behandlung verdienen. Politische Korrektheit trägt keineswegs zu der Lösung von den zahlreichen Problemen unserer kapitalistischen Welt bei! Missverständnisse entstehen, die Bevölkerung wird noch weiter gespaltet als ohnehin schon, es wird schlichtweg maßlos übertrieben. Sowohl Spaß als auch Ernsthaftigkeit, wenn es vonnöten ist, geht durch politische Korrektheit verloren und letztendlich sorgt es nur für verwirrte Gesichter, Gelächter oder blanke Wut, anstatt Betroffenen wirklich zu helfen. Anstatt das Gendersternchen zu verwenden oder den tausendsten Film zu konsumieren, in denen ein Schwuler verprügelt wird, möchte ich über Straßen laufen, auf denen sich nicht nach zwei sich küssenden Frauen oder einem Hand in Hand gehenden Schwarzen mit einer Weißen umgedreht wird!
 
 "Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt."
                                     Marie von Ebner-Eschenbach

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