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Du wachst auf und siehst einen klaren, blauen Himmel über dir. Eine sanfte, warme Brise zerzaust dein Haar und du spürst, dass du auf weichem Gras liegst. Verwundert siehst du dich um, denn eigentlich schläfst du nie einfach irgendwo draußen ein und du bist dir ziemlich sicher, auch gestern in dein Bett geschlüpft zu sein, bevor du dich in das Reich der Träume begeben hast.
Als du dich aufrichtest wird dir klar, dass es sich nicht um eine dir bekannte Umgebung handelt. Du sitzt auf einem Hügel, vor dir erstrecken sich weite Wiesen, in weiter Ferne kannst du aber auch ein Dorf ausmachen, rechts von dir befindet sich das Meer. Links von dir, in etwas kürzerer Entfernung als das Dorf, kannst du ein großes Gebäude erkennen.
Du trägst nur deine Alltagskleidung mit dir, ansonsten fehlen dir sämtliche Dinge, die du normalerweise mit dir herum trägst. Noch nicht mal dein Handy lässt sich finden.
Du hast dir den Weg zu der Stadt wirklich kürzer vorgestellt, aber dennoch kämpfst du dich tapfer voran, während du dir die Zeit vertreibst, indem du seltsame Pflanzen betrachtest, die hier überall wachsen. Sie sehen alles andere als normal aus. Die vereinzelten auftauchenden Bäume haben viele Löcher in ihren Stämmen, andere kleine Pflanzen haben seltsame Muster auf ihren Blättern, die sich alle zu unterscheiden scheinen. Alles in allem wird dir langsam bewusst, dass du nicht aus dieser Welt kommen kannst. Oder hat dich irgendwer in ein fremdes, fernes Land entführt? Eher unwahrscheinlich. Von so einem Land hast du nie gehört und wer sollte dich schon entführen wollen? Also andere Welt. Aber wie bist du hier gelandet?
Endlich kommt die Stadtmauer in dein Sichtfeld, was dir neue Kraft gibt. Sie scheint links und rechts nicht enden zu wollen.
Es ist ein ziemlich steiler Weg nach oben und die Steine sind nicht gerade dazu da, hinauf zu klettern. Nach wenigen Minuten brennen dir die Hände, du bist dir nicht sicher ob sie sogar schon bluten.
Doch dein Wille ist stark und du kämpfst dich tapfer weiter voran. Schließlich hast du es wirklich auf die Mauer geschafft und genießt erstmal die eindrucksvolle Aussicht.
Kleine, altmodische Häuser reihen sich dicht beieinander. Weiter in der Ferne werden sie langsam größer, doch handelt es sich immer noch um altmodische Strohdachhäuser wie der Rest. Diese sind nicht so dicht aneinandergebaut und einige besitzen sogar einen gut gepflegten Garten. Dahinter befindet sich ein mächtiger Palast, der über die ganzen Gebäude zu wachen scheint. Man sieht schon von weitem, dass er mit viel Mühe erbaut wurde. Wahrscheinlich haben einige ihr Leben für diesen Bau gegeben...
Einige Momente sitzt du auf der Mauer und ruhst dich aus, während du den Anblick genießt. Dann entscheidest du dich, wieder herunter zu klettern und überprüfst, ob die Straße, an der du unten ankommen würdest, ohne unerwünschte Zeugen ist. Es wäre wohl recht schwierig zu erklären, warum du die Mauer rauf geklettert bist und nicht das Eingangstor benutzt hast, das sich irgendwo befinden muss.
Erleichtert machst du dich auf den Abstieg, denn du kannst wirklich keinen Menschen umherlaufen sehen.
Langsam kämpfst du dich mit voller Motivation voran, immer darauf bedacht nicht gleich abzustürzen. Die Textur der Steine wird dir leider immer mehr bewusst, was deiner schmerzenden Hand nicht unbedingt weiterhilft, weshalb du auch den letzten Meter nach unten mehr stürzt als kletterst. Fluchend landest du ziemlich unsanft auf dem Boden, siehst dich aber sofort panisch um, da du beim Klettern nicht darauf achten konntest, ob dich nun doch jemand gesehen hat. Zu deinem Pech steht dort wirklich ein Mann, der dich mit einem strengen, aber auch irgendwie fröhlichen Blick ansieht. Seine Arme sind allerdings verschränkt und seine zuckenden Augenbrauen wirkten auf eine Erklärung wartend. Der große Mann hat einen Helm auf dem Kopf und braune Haare hängen vereinzelt darunter hervor.
Sobald der Mann erahnt, dass du einfach gehen willst, packt er dich an der Schulter und sieht streng zu dir hinab, sein fröhlicher Blick ist fast ganz verschwunden.
Etwas perplex drehst du dich zu ihm um.
"Was soll denn das jetzt werden?", erwidert er verblüfft auf deinen Gesichtsausdruck hin, während er seinen Griff an deiner Schulter verstärkt. "Du wirkst wirklich sehr verdächtig. Es wäre besser für alle Bewohner dieser Stadt, wenn ich dich gleich ausliefere", meint er überzeugt und zerrt dich mit sich zu einem kleinen Haus in einem anderen Teil der Stadt.
Der Mann geht mit erhobenem Haupt und langen Schritten, er scheint wirklich stolz auf sich zu sein, wie er dich so die Treppen hinauf zu dem Eingang des Gebäudes zerrt, deine Stimmung kann das aber auch gerade nicht wirklich heben.
In dem Gebäude sitzt ein kleiner, älterer Mann an einem Tresen und liest gelangweilt ein Buch. Graue Haare deuten sich bereits in seinen schwarzen Haaren an. Als die Türklingel ein leises Geräusch macht, sieht er genervt zu euch beiden auf und lässt dann einen langen Seufzer los. "Was machst du denn schon wieder hier, Rath? Ich weiß, wie faszinierend du meine Arbeit findest, aber ich will nicht schon wieder mit Fragen durchlöchert werden. Und wen hast du mir da wieder mitgebracht?", fragt der Typ am Tresen genervt nach und würdigt dich nur einen kurzen, abscannenden Blickes, bevor er sich wieder Rath zuwendet.
"Genau Rath! Ich habe auch keine Lust, mir die ganze Zeit deine Fragen an ihn anzuhören, so spannend finde ich das nicht! Deshalb musst du mich nun wirklich nicht hierher zerren!", rufst du aus, eine Möglichkeit erahnend, aus dieser Situation hier irgendwie herauszukommen. "W...Was? Aber ich habe diese Person hier gesehen, wie sie...", beginnt Rath, wird aber sogleich unterbrochen. "Siehst du, noch nicht mal deine Begleitung hat Lust darauf! Geh doch irgendwo hin, wo es euch beiden Spaß macht und lasst den alten Herren hier in Ruhe seine Arbeit machen." Damit dreht er sich demonstrativ wieder zu seinem Buch, während Rath ihn nur fassungslos eine Weile anstarrt, in der er immer wieder versucht, dem Mann die Situation zu erklären, was dieser jedoch gekonnt ignoriert.
Geschlagen und mit gesenktem Kopf zerrt er dich wieder vor die Tür. "Das war ja ein kurzer Besuch", gibt er zu und schüttelt sich kurz. "Dann gehen wir eben zu mir nach Hause, dort kann ich dich auch allein verhören!", verkündet er überzeugt und zerrt dich wieder durch die Stadt.
Nach einer Weile kommt ihr an einem kleinen Haus an, das nicht sehr gut gebaut wirkt, doch als dich Rath reinzerrt, herrscht eine ziemlich entspannte Atmosphäre. Anscheinend wohnen auch noch andere in dem Haus, denn eine Frau kocht gerade einen Tee, während zwei Kinder mit Holzklötzen spielen, die wohl eher in das Feuer gehören, mit dem die Frau ihre Suppe kochen will.
"Willkommen zurück", grüßt die Frau die Neuankömmlinge, ohne sich umzudrehen.
"Ich habe gerade einen Fall von Gefährdung der Stadt am Haken", erwidert Rath nur und zerrt dich weiter in das Gebäude hinein. Die Frau dreht sich nun doch amüsiert zu ihm um. "Ach ja. Und deshalb bringst du diesen hochgefährlichen Mann hier in unser Haus? Damit er genau weiß, wo deine Liebsten stecken, wenn er sich an dir rächen will, dass du ihn ausgefragt hast? Du glaubst anscheinend wohl nicht wirklich daran, dass diese Person hier gefährlich ist", widersprach sie und zwinkert dir zu.
Schmollend sieht Rath seine Frau an. "Aber warum sollte jemand über die Mauer klettern, um ins Dorf zu kommen? Warum benutzt man nicht einfach den Eingang? Das macht man doch nur, wenn man etwas zu verheimlichen hat, oder?", protestiert er und sieht dich herausfordernd an. "Ach Herzchen", kommt es liebevoll von der Frau. "Du musst dich nicht in alles einmischen. ... Sag mir mal, was hast du hier in der Stadt vor? Mein Mann scheint dich nicht als große Gefahr einzustufen, immerhin hat er dich hergeführt."
"Hmmm...", brummt sie. "Wo wohnst du denn?"
Geknickt erzählst du ihr, dass du wahrscheinlich aus einer anderen Welt stammst, woraufhin sie nur deine Kleidung betrachtet und langsam nickt, während Rath neben dir kurz ungläubig nach Luft schnappt. "Das ist reiner Blödsinn!", ruft er aus, doch seine Frau hebt die Hand, um ihm zum Schweigen zu bringen. "Dann wird es sicher schwierig, wieder nach Hause zu kommen..." Sie dreht sich um und rührt kurz in ihrem Kochtopf, bevor sie sich wieder dir zu wendet. "Ich denke, du kommst von einem anderen Kontinent und kommst deswegen zu dem Schluss, von einer anderen Welt zu kommen", spricht sie ihre Überlegungen laut aus. "Es wäre wohl am Besten für dich erstmal herauszufinden, aus welchem Kontinent du kommst."
"Da ich weiß, wie Leute aus Quao aussehen, meinst du sicherlich den anderen, oder? Er wird aber als unbewohnbar eingestuft...", wirft Rath ein.
"Richtig. Aber es ist wahrscheinlicher, dass sich dort eine Zivilisation aufhält von der wir nichts ahnen, als dass unser Gast wirklich von einer anderen Welt kommt, oder? Seit dem Krieg vor Jahrhunderten hat sich sowieso niemand mehr gewagt auch nur einen Fuß auf den Kontinent zu setzen. Vielleicht hat sich seitdem dort irgendwie eine Zivilisation gebildet, wer will das schon sagen können? Also wenn du mich fragst, solltest du dir diesen anderen Kontinent mal ansehen. Du musst nur ein Boot finden, was dich hinfahren kann", schlägt sie vor und wedelt mit ihrem Kochlöffel durch die Luft. "Bevor du dich aufmachst, solltest du aber noch was Essen. Du wirst bestimmt auch nach dem Essen ein Boot auftreiben können."
Nickend betrachtest du das dampfende Essen in dem Topf, was so altmodisch zubereitet wurde.
Nachdem du ordentlich etwas gegessen hast, verabschiedest du dich mit einer Verbeugung dankend bei der Familie und machst dich auf in Richtung Hafen. Die Wegbeschreibung der Familie ist ziemlich gut, weshalb du ihn ziemlich schnell findest.
Es sind nicht so viele Schiffe am Hafen, wie du es von deiner Welt kennst und nur wenige davon scheinen bald Zeit ablegen zu wollen. Ob eines davon zu dem ´unbewohnbaren´ Kontinent reist und dich kostenlos mitnehmen würde ist ebenfalls die Frage.
Fragend betrachtest du die Schiffe und wendest dich wieder von dem Hafen ab. Eigentlich willst du auf keines dieser Schiffe gehen, sondern einen Weg zu deinem wahren Zuhause finden und diese Schiffe werden dich nicht zu dem richtigen Ort führen.
Interessiert betrachtest du die wenigen Schiffe, die du in dem Hafen siehst und gehst auf gut Glück zu einem Mann hin, der Nahe der Schiffe steht. "Kennst du zufällig ein Schiff, das zu einem anderen Kontinent aufbricht?", fragst du vorsichtig nach. Der Mann sieht dich daraufhin erst fragend an, doch nach kurzen macht er: "Ahh. Du meinst den Kontinent Quao? Natürlich gibt es Schiffe dorthin." Er sieht sich kurz um. "Sieh, das mit der blauen Flagge fährt nach Quao."
Er zeigt auf ein Schiff am Rande des Hafens, das eine große blaue Flagge trägt.
"Ich meinte nicht Quao. Hast du schon einmal von einem Kontinent gehört, der unbewohnbar sein soll? Ich will mich vergewissern, ob das wirklich der Fall ist und...", du brichst ab, denn dein Gegenüber sieht dich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, als seist du ein Verrückter. "Ach, wenn du einer von denen bist, musst du dort hinüber gehen", rät er dir gelangweilt und zeigt auf eine kleine Hütte nahe des Hafens. "Ich wette, dass sie gerade wieder an ihrem Boot baut, das bestimmt niemals Segel setzen wird. Na, jedenfalls hat sie jetzt einen Begleiter in dir gefunden. Frag sie einfach nach dem unbewohnbaren Kontinent, sie wird entzückt sein", meint er mit rollenden Augen und wendet sich von dir ab, um auf eines der riesigen Schiffe zu gehen und mit einem Kapitän zu plaudern.
Erwartungsvoll gehst du auf das kleine Gebäude zu und suchst dort angekommen erst einmal nach dem Eingang. Als du die Holztür gefunden hast, die so ziemlich genauso aussieht wie der Rest des Hauses, klopfst du einmal höflich an. Ein gemurmeltes "Ja? Komm rein" ist die Antwort und du betrittst den Raum. Eine junge Frau mit roten, lockigen Haaren und voller Holzspänen dreht sich verschwitzt zu dir um und sieht dich genervt an. "Sag mir nicht, ich war wieder zu laut."
Als du ihr von deinem Vorhaben erzählst, sieht sie dich mit großen, strahlenden Augen an.
"Du willst zu dem unbewohnbaren Kontinent? Auch? Wow!", ruft sie aus. "Mein Name ist übrigens Anne."
Voller Freude geht sie auf dich zu und nimmt schüttelt kräftig deine Hand. "Kannst du denn auch Schiffe bauen?", fragt sie dich begeistert.
Du schüttelst verlegen den Kopf und siehst auf ihr Werk. Es fehlen noch einige Stellen, aber es sieht eigentlich schon wie ein kleines, stabiles Schiff aus.
Lachend klopft dir Anne auf die Schulter. "Macht nichts! Ich bin schon froh, wenn ich jemanden an Bord habe, der eine Kockori Frucht schälen kann, ohne dass sie auseinander fällt!"
Du bist dir weder sicher, was genau eine Kockori Frucht ist, noch weißt du, ob du sie schälen kannst. Aber um die Frau, die dich an dein Ziel bringen könnte nicht zu verschrecken, lächelst du nur und nickst.
"Finde ich super, dass du auf den Kontinent reisen willst!", bemerkt sie fröhlich und geht wieder zum Schiff zurück, um weiter daran zu arbeiten. "Wie kommt es, dass du auf den Kontinent willst?"
Du erzählst ihr von deinem Vorhaben, wieder nach Hause zu reisen und davon, die Vermutung zu haben, dass der Kontinent vielleicht dein Zuhause sein könnte.
"Wie meinst du denn, dass du von dem Kontinent zu unserem gereist bist, ohne davon zu wissen?", fragt Anne dich verwirrt und du zuckst die Schulter. Eigentlich ist es nicht wahrscheinlich, dass der Kontinent dein Zuhause ist, aber der Gedanke daran, einen Kontinent zu entdecken, der völlig unbewohnt ist, regte doch einen Entdeckergeist in dir.
"Jedenfalls würde das erklären, wo du solche Kleidung herhast", lacht Anne gut gelaunt.
Du bedankst dich bei dem Mann und machst dich zu dem Schiff auf, um auf den Kontinent Quao zu kommen. Auf halber Strecke weißt du nicht, ob die Menschen auf dem Schiff dich überhaupt mitnehmen, immerhin hast du kein Geld. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt, denkst du dir zuversichtlich und gehst weiter auf das Schiff zu.
Als du dort angekommen bist, fragst du einen Mann, ob sein Schiff nach Quao fährt. "Ja, wir fahren dorthin. Wenn du mitkommen willst, macht das 30 Sol", verlangt er und hält dir seine Hand auffordernd hin. Verdammt.
"Könnte ich auch irgendwie anders mitkommen? Zum Beispiel, indem ich auf dem Schiff... putze?", fragst du zögerlich. Der Mann sieht dich prüfend an und zögert einen Moment. "Putzen und Abwasch", verlangt er dann.
Dass du wirklich so einfach mitkommen kannst hast du nicht vermutet und nimmst das Angebot entsprechend gerne entgegen.
Das ist mir zu viel Arbeit. "Nein, danke. Ich werde mir hier vielleicht eine andere Arbeit suchen."
"Verstehe", murmelt die Frau und hantiert mit ihrem Kochlöffel herum. "Vielleicht könnte Rath ein gutes Wort bei einem seiner Wachenkollegen einlegen, die einen Lehrling suchen." Sie sieht Rath an, der kurz nach Luft schnappt. "Warum sollte ich ihm helfen, einen Job zu bekommen?", fragt er empört.
"Ach komm, du kennst genug Wachen, die sich beschweren, keine Lehrlinge mehr zu bekommen, weil alle etwas anderes werden wollen. Aber lassen wir doch bitte unseren Gast entscheiden, was er werden will", meint seine Frau.
Rath lehnt sich mit verschränkten Armen an die Wand und sieht dich erwartungsvoll an.
"Hah", macht Rath überzeugt.
"Oh, wirklich?", fragt die Frau und klopft dir einmal auf die Schulter. "Das ist super. Und Rath freut es auch", fügt sie mit leiserer Stimme hinzu.
Rath steht wie zuvor mit verschränkten Armen dort, aber ein kleines, stolzes Lächeln kriecht auf seine Züge, doch als er deinen Blick bemerkt, wandelt er es sofort wieder zu seinem genervten Ausdruck. Nach einem kurzen, herzhaften Lachen rührt seine Frau einmal in der Suppe herum und dreht sich dann wieder zu euch. "Das Essen ist fertig. Ich würde vorschlagen, dass unser Gast heute hier schläft und ihr euch gleich morgen früh zu deinem Kollegen aufmacht, der einen Auszubildenden sucht."
Erleichtert bedankst du dich und isst die beste Suppe, die du jemals gegessen hast. Somit hörst du auch erst auf sie zu Essen als dein Bauch sich anfühlt als würde er gleich platzen.
Nachdem du noch ein wenig mit den Kindern gespielt hast, machst du dich auf in dein Bett, das zwar härter ist als deines zu hause, in dem du aber dank deiner Erschöpfung doch recht gut schläfst.
Am nächsten Tag kommt Rath in dein Zimmer und weckt dich mit einem starken Rütteln an der Schulter. Wieder steht er mit verschränkten Armen vor dir, als du ihm einen guten Morgen wünschst, antwortet er nur mit einem Brummeln, aber seine Augen glitzern leicht.
Du wirst von ihm durch die Stadt geführt, er zeigt dir alle möglichen Sehenswürdigkeiten und auch wenn er gelangweilt und genervt tut, musst du lächeln, denn die kleine Tour macht er definitiv freiwillig.
Nachdem ihr damit fertig ist und dir die Beine schon anfangen weh zu tun, stellt er dich einem seiner Kollegen vor. Ihr beide habt ein gutes Gespräch und du fühlst dich gut, endlich deine Ausbildung zur Stadtwache antreten zu können! Wer weiß, vielleicht wirst du die Stadt irgendwann vor einem riesigen Drachen beschützen!
Nach einigen Jahren beendest du erfolgreich deine Ausbildung und sogar Rath schaut vorbei. Der störrische Mann hat dir viel geholfen, aber als du von deinem Ausbilder gelobt wirst, siehst du zum ersten Mal ein richtiges, stolzes Lächeln auf seinen Zügen.
Ende Nr 1:
Stolze Wache
Baustelle...
Vielen Dank fürs Spielen ;)
"Eine mögliche Gefahr für unsere schöne Stadt!", erwidert Rath bestimmt und sein Griff um deinen Arm wird stärker. "Einfach so über eine Mauer geklettert, da kann doch etwas nicht stimmen!" Seufzend steht der Mann am Tresen auf und läuft langsam und gelangweilt auf euch beide zu. "Ach, wir haben es hier also mit so einer Bedrohung zu tun, ja? Solange man keine Waffen bei sich trägt und bisher keinen wirklichen Schaden angerichtet hat, kann man doch in der Stadt bleiben. Das weißt du doch, als königliche Wache. Auch wenn dein Gebiet nicht die Stadt ist und du dich deshalb sowieso nicht um die ganze Sache kümmern musst. Warum kommst du eigentlich immer hierher um irgendwelche Leute anzuschleppen, die irgendetwas falsch gemacht haben sollen? Wenn jemand wirklich den anstrengenden Weg über die Mauer nehmen will, soll er es doch machen."
"Aber wer weiß, ob sie nicht wirklich etwas schlimmes vorhaben!", protestiert Rath.
"Zwar gehen hier in der Stadt momentan seltsame Dinge vor sich, aber diese Person hier hat sicher nichts dergleichen zu verschulden. Wenn sie etwas zu verbergen hätte, wäre sie doch schon längst über alle Berge."
Als du dich erfolgreich von Raths Arm befreit hast, rennst du blindlings aus dem Gebäude heraus. Gerade, als du bei der Tür angekommen bist, welche dich in deine Freiheit führen würde, hörst du den Mann laut anfangen zu lachen. Grinsend rennst du weiter. Eigentlich hattest du wirklich nichts zu verbergen, aber einen kleinen Scherz kann man sich doch in dieser Welt auch erlauben. Immerhin wird Rath eh nicht ernst genommen.
Hinter dir hörst du Schritte auf dich zukommen, weshalb du dich kurz umdrehst, um zu erkennen, wessen Schritte das sind. Natürlich prescht Rath hinter dir her.
Wer glaubst du, wird schneller sein?
Mit vollem Einsatz rennst du so schnell es irgendwie geht davon. Schließlich siehst du dich inmitten einer Menschenmenge wieder und nutzt die Gelegenheit, um geschickt zwischen ihnen hindurch zu schlüpfen und in einer kleinen Gasse zu verschwinden. Nicht sehr viel später hörst du ein Fluchen, das definitiv Rath verursacht. Nachdem er bestimmt alle in der Masse angefaucht hat, siehst du ihn direkt an der Gasse vorbeilaufen. Sein bestimmter, ernster aber verschwitzter Gesichtsausdruck, den du für eine Sekunde ansehen darfst, bringt dich zum Schmunzeln. Leise lehnst du noch einige Momente an der Mauer, bevor du aus der Gasse lugst und dich nach Rath umsiehst, der zu deinem Glück nirgendwo zu sehen ist.
Lächelnd läufst du aus der Gasse raus und siehst dich um.
Du kannst einen großen Palast erkennen, der sich majestätisch über den anderen einfachen Steinhäusern absetzt.
Außerdem ist vor dir immer noch die Menschenmenge versammelt.
Keuchend willst du das alberne Spiel aufgeben und verlangsamst dein Tempo. Doch plötzlich wirst du an deinem Oberarm gepackt und in eine Gasse gezogen. Ein blondhaariger Mann hält seinen Zeigefinger am Mund und lockert seinen Griff sofort wieder. Verwundert siehst du zu, wie Rath planlos an der Gasse vorbeirennt.
Der Mann neben dir schweigt noch eine Weile, bevor er erleichtert ausatmet.
"Zum Glück war ich in der Nähe, das hätte ganz schön schief laufen können", raunt er dir immer noch leise zu. "Die Wachen hier sind ganz schön hartnäckig. Wenn sie dich einmal beobachtet haben, wie du auch nur eine kleine Halskette geklaut hast, werden sie dein Gesicht nicht mehr vergessen."
Dann sehen seine grünen Augen fragend auf dich. "Was hast du denn verbrochen?"
"Was ein Zufall, dass mein Beispiel genau auf dich zugetroffen hat", grinst er schräg. "Die Wache gerade eben sah ziemlich besessen aus, dich zu erwischen. Musst wohl etwas großes angestellt haben...", murmelt er mehr zu sich selbst.
"Bist du neu hier in der Stadt? Ich habe dich noch nie gesehen, was bei einem Dieb eigentlich nichts Schlechtes ist, aber ich denke, ich kenne mich ganz gut aus." Skeptisch lässt er seinen Blick über dich gleiten. "Deine Kleidung würde mir allerdings ins Auge gefallen sein... Woher kommst du?"
"Erstmal skeptisch sein, wie? Gefällt mir." Er gibt dir einen starken, freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Wir sind Kameraden, keine Angst. Ich bin Roy, mein Hauptberuf ist Taschendiebstahl, aber ich gehe auch gerne anderen Tätigkeiten nach", grinst er leise.
"Ich habe dich hier noch nie gesehen, musst wohl neu in der Gegend sein. Ich kann dich gerne Unten vorstellen. Wir haben viele, die dir helfen können deine Fähigkeiten zu verbessern."
"Ich... sehe mir das alles später an. Wir treffen uns sicher wieder", versuchst du, aus der Situation erstmal herauszukommen. Als dich Roy nur skeptisch ansieht, fügst du hinzu: "Ich habe gerade einen wichtigen Auftrag am laufen, muss noch einiges Zeugs stehlen... Mein Klient ist nicht sehr geduldig..." Du hoffst, dass deine Ausführungen reichen und siehst Roy mit klopfenden Herzen direkt in die Augen. "... Verstehe...", meint dieser nur zögerlich und entlässt dich mit einem Nicken.
Erleichtert drehst du um und gehst erstmal langsam, bis du dir sicher bist, aus seinem Blickfeld gekommen zu sein, dann rennst du in die Richtung, in der Rath verschwunden war.
Nicht weit entfernt siehst du diesen am Wegesrand stehen und sich keuchend umsehen. Leise Flüche erfüllen die Luft.
Als du seinen Namen rufst, dreht er sich blitzschnell zu dir um. "Wa... Warum bist du denn hier? Ich dachte du rennst vor mir weg!", erwidert er fassungslos.
Keuchend erklärst du ihm hastig, wem du grade anscheinend begegnet bist. Rath hört dir aufmerksam zu und als du fertig bist, grinst er bis über beide Ohren.
"Endlich bin ich einer echten Sache auf der Spur!", ruft er triumphierend aus und geht voraus. Nach wenigen Schritten bemerkt er, dass er keine Ahnung hat, wohin er überhaupt gehen muss und dreht sich ungeduldig zu dir um.
"Kommst du? Ich lasse nicht zu, dass mir der Dieb durch die Finger rutscht, weil du zu langsam bist!"
Eilig rennst du zu Rath und zeigst ihn den Weg zu dem Ort, wo du Roy begegnet bist.
Doch als ihr dort angekommen seid, kannst du nirgendwo eine Person sehen. Nur ein Zettel hängt an der Wand, der dir vorher noch nicht aufgefallen war, worauf mit großen Buchstaben "IDIOT" stand.
Rath betrachtet den Zettel nur kurz abfällig und brummt: "Er ist uns entwischt. Hättest du mir schneller den Weg gezeigt, wäre das vielleicht nicht vorgekommen." Mürrisch denkst du eher, dass Roy sofort verschwunden war, als du fortgegangen bist.
Du siehst dir noch einmal den Zettel an und musst an Fingerabdrücke denken. Wenn du in deiner Welt wärst, könnte man Roy irgendwie durch sie aufspüren. Allerdings würde keiner etwas unternehmen können, wenn du nur behaupten könntest, einen Dieb gesehen zu haben.
"Du meintest der kleine Racker hieße Roy?", fragt dich Rath interessiert, während er von irgendwo her einen Bleistift und ein Blatt organisiert hat und ungeduldig mit dem Stift gegen sein Kinn schlägt. "Viele hier heißen Roy, deshalb wird der Name alleine nicht viel bringen.", fährt er fort, nachdem du ihm mit einem Nicken geantwortet hast, "Kannst du mir die Person nochmal näher beschreiben? Dann kann ich ihn zeichnen und in der Stadt ein Auge nach ihm offen halten."
Nach einem weiteren Nicken beginnst du Roy zu beschreiben. Sein rundliches Gesicht, seine kurzen, blonden Strubbelhaare und seine grünen Augen sind dir noch im Gedächtnis geblieben. Auch wenn du glaubst, dass die Informationen reichen sollten, kannst du deinen Augen nicht trauen, als Rath dir sein Werk präsentiert. Das, was darauf zu sehen war kann vielleicht als Baum durchgehen, aber niemals als Mensch.
Nachdem du fertig bist, zeigst du Rath nun deine Version. Mit großen Augen sieht sich Rath dein Bild genau an und beginnt unbewusst zu klatschen. "Du bist also ein Künstler", raunt er ehrfürchtig, auch wenn du seinen zweiten Kommentar lieber überhört hättest. "Also stimmt es wirklich, Künstler sind verrückt." Sein Blick fällt für einen Sekundenbruchteil auf deine Kleidung.
"Ich gehe morgen zu einem Schmied, um dort meine Lanze abzuholen. Er kennt einige in dieser Stadt, vielleicht erkennt er auch deine Zeichnung wieder. Wenn du mitkommen möchtest, kannst du das gerne tun."
Rath antwortet dir mit einem Strahlen und steckt seine Zeichnung in eine Tasche, die dir noch nie aufgefallen ist.
"Gut, morgen wollte ich eh meine Lanze vom Schmied abholen. Vielleicht kennt er diesen Roy ja."
"Das würde mich schon interessieren", stimmst du ihm zu und nickst.
Wieder gibt dir Roy einen freundlichen Klaps auf die Schulter und grinst dich zufrieden an. "Alles klar, folg mir, Kollege."
Er führt dich durch einige finstere Gassen, bis du deine Orientierung völlig verloren hast. Nach einiger Zeit, in der du dir nur noch wünschst, endlich auf eine helle Straße zu kommen, fängt Roy ein Gespräch an.
"Momentan ist sehr viel los Unten. Ich bin mir nicht sicher, was da abgeht, aber einige gefürchtete Diebe haben sich versammelt. Einige meiner größten Vorbilder sind da", berichtet er und seine Augen funkeln verträumt. "Bist du auch deswegen hier? Ein richtig guter Dieb bleibt sogar für andere Verbrecher unbekannt..." Er lässt einen prüfenden Blick über dich schweifen und schüttelt dann den Kopf. "Ich habe noch nie etwas von dir gehört, aber so wie du herumläufst würden alle von dir wissen, wärst du ein großer Dieb... Tut mir Leid."
Leise beschleunigst du deinen Schritt und lugst kurz in eine seiner Taschen. Tatsächlich befinden sich darin einige Münzen. Sie haben kleine Löcher in der Mitte aber du bist dir ziemlich sicher, dass das die Währung hier sein muss.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beobachtest du, wie die Taschen sich verhalten während er läuft und lässt im richtigen Moment deine Hand in ihr versinken. Schnell ziehst du sie wieder heraus und tust dann so, als wäre nichts gewesen.
Du stellst wieder einen einigermaßen großen Abstand vor ihm auf und läufst noch einige Zeit hinter ihm her, bevor du deine Hand schüttelst und damit die Münzen zum Klimpern bringst.
Überrascht dreht sich Roy zu dir um.
"Du hast....", erschrocken wühlt er in seinen Taschen herum. "Hey! Du hast mein Geld!"
Langsam wandelte sich sein überraschter Gesichtsausdruck in ein breites Grinsen.
"Du bist ja doch richtig gut! Und ich habe dich nur wegen deiner Kleidung bewertet... Dann bist du wohl tatsächlich hier wegen dem ganzen Aufruhr Unten... Als dank dass ich dich dorthin begleite kannst du mir ja mal berichten, was da eigentlich abgeht."
Ein vertrauter Klaps folgt seinen Worten.
Als ihr in das Haus hineingeht, empfängt euch eine Dame, mit eisigem Blick. Sie sieht zuerst auf dich und dann mit einem Augenrollen auf Roy, der sie hingegen anstrahlt wie ein Hund, der sein Herrchen wiedersieht.
Obwohl sie jung und recht zierlich ist, merkst du gleich, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Roy tritt dennoch fröhlich vor und lehnt sich über den Tresen, hinter den die blondhaarige Frau sitzt. "Hey Susanne! Es fühlt sich an als hätten wir uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen!", grüßt Roy sie mit einem Augenzwinkern.
"Es wäre ein Wunsch von mir, dich eine Ewigkeit nicht mehr zu sehen", brummt sie als Antwort nur und sieht auf dich. "Wer bist du?", fragt sie in einem viel freundlicheren Ton.
"Ein Meisterdieb, den ich auf der Straße aufgegabelt habe!", verkündet Roy stolz, bevor du zum antworten kommen kannst. "Ist gerade von dieser Nervensäge Rath davon gerannt. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als diese Möchtegernwache im vollen Tempo in die komplett falsche Richtung gelaufen ist!", lacht er.
"Und du bist sicher, dass das ausreicht, um deinen Begleiter zu vertrauen?", fragt Susanne skeptisch.
Roy nickt bestimmt. "Natürlich! Sonst hättest du schon längst Hilfe geholt, oder?", fragt er dich und zwinkert dir zu. "Außerdem wurde mir auf dem Weg hierher mein ganzes Geld geklaut, ohne dass ich es bemerkt habe! Wir haben es hier also mit einem wahren Meisterdieb zu tun! Da brauchst du nicht noch zu fragen, ob wir ihm hier vertrauen können!"
"Grade mit Dieben sollte man da vorsichtig sein, Roy", stellt Susanne klar. "Außerdem bist du noch kein Meisterdieb, wenn du Roy etwas aus der Tasche stehlen kannst. Auch wenn ich gestehen muss, dass eine gewisse Kunst schon dahintersteckt. Das alles bringt dir aber nichts, wenn du in den Untergrund gelassen werden willst. Es gehen dort momentan einige Dinge vor sich, die nicht jeder dahergelaufene Dieb erfahren soll und sei er noch so gut. Daher musst du uns erst beweisen, dass du unser Vertrauen würdig bist."
Roy legt schmollend seinen Kopf auf seine Hände, auch wenn er sich dabei ziemlich herunterbeugen muss. "Komm schon, mach eine Ausnahme und lass meinen Begleiter durch! Tu es für mich!"
"Für dich würde ich nichts tun", stellt Susanne kalt klar und ignoriert weitere Einwände von Roy. "Du kannst eine Prüfung machen, die zeigen soll, ob wir dich ohne Bedenken durchlassen können oder nicht. Die Prüfung ist für gewöhnlich, dass du dich mit unsere...", sie unterbricht, als eine Gestalt aus einer hinteren Ecke des Raumes tritt. Da sie ganz in schwarz gekleidet ist und selbst ihre Kapuze bis tief in ihr Gesicht hängt, hatte sie sich im Schatten eines Regales verstecken können, ohne dass du sie bemerken konntest. Susanne schnappt nach Luft und Roy stellt sich plötzlich kerzengrade hin. Nach ihren Reaktionen zu urteilen glaubst du, einem ziemlich hohen Tier gegenüber zu stehen.
"Du solltest dich nicht vor einem Fremden zeigen, selbst wenn du in deinem Mantel bist!", protestiert Susanne, doch die Gestalt hebt nur ihre Hand. "Ist schon in Ordnung, Susanne. Für unseren Gast habe ich eine sehr wichtige Prüfung, von der du noch nichts weißt", erklärt sie mit einer ruhigen, aber bestimmten Stimme.
Susanne schluckt und nickt nur. Mit etwas skeptischen Gesichtsausdruck sieht sie auf den Boden.
Die Gestalt wendet sich dir zu. Hinter der Kapuze sehen dir stechend blaue Augen wissend entgegen.
"Roy meinte, du seist Rath begegnet, richtig?", fragt sie dich.
Du nickst.
"Schön. Wenn du uns beweisen willst, dass wir dir trauen können, freunde dich mit diesem Rath an."
Roy verfiel kurz wieder in seine schlacksige Haltung zurück, als er mit großen Augen auf die Gestalt blickte. "Bitte?! Unser Gast hier wird doch schon von Rath gesucht! Wie bitte soll das zu schaffen sein?"
Mit einem scharfen Blick bringt die Person Roy nicht nur zum Schweigen, sondern auch in seine aufrechte Haltung zurück. "Du bist einfach davon ausgegangen, dass Rath unseren Besucher nachgerannt ist, weil irgendwas geklaut wurde, richtig Roy? Nun, wie du weißt haben meine Späher die ganze Stadt im Auge und unser Besucher hat keine einzige Straftat begangen.
Du warst nur ein wenig unhöflich, das ist alles", fügt sie an dich gewandt hinzu. Dir läuft es eisig den Rücken herunter. Du weißt jetzt, dass du von ihr beobachtest wurdest, seitdem du einen Schritt in diese Stadt getan hast. Jeder hier wurde anscheinend von ihr beobachtet... Mit einem schweren Schlucken versuchst du den Kloß in deinem Hals loszuwerden.
"Aber du bist ziemlich geschickt, auch wenn ich diese Fähigkeit noch nicht brauche. Dass du Roy ausrauben konntest, hat mich wirklich überrascht. Jetzt ist erstmal jedoch wichtiger, eine bestimmte Information von Rath zu bekommen, die er wohl nur jemanden erzählen wird der ihm Nahe steht. Doch was das genau ist, erkläre ich dir zu einem späteren Zeitpunkt.
Bist du bereit, dich mit Rath anzufreunden, um uns zu helfen?"
Ein Lächeln huscht über das Gesicht der Person. "Gut. Geh zu Rath und erzähle ihm von unserem Versteck. Bringe ihn hierher."
Gleichzeitig schnappen Susanne und Rath nach Luft. Beide sahen mit entsetzten Augen auf die Gestalt. "Was?"
Beschwichtigend hebt die Person ihre Hand. "Wir haben viele Unterschlüpfe. Wenn du Rath unseren Standort preisgibst, wird er dir schon viel mehr Vertrauen als vorher. Wir werden natürlich nichts riskieren", erklärt sie mit einen Seitenblick auf Rath und Susanne. "Nur ein paar von uns werden sich noch hier aufhalten und zwar nur die bekannten Gesichter. Sagt ihnen, sie sollen den Fluchtweg bereit machen und bringt die Anderen in einen sicheren Unterschlupf."
Susanne deutet eine Verneigung an, ehe sie in einen anderen Raum verschwindet. Roy sieht währenddessen nur fassungslos auf die Gestalt.
"Ist das Geheimnis von Rath dir so wichtig, dass du sogar eines unserer Verstecke dafür aufgibst? Und es ist noch dazu eines unserer Sichersten!"
Die Gestalt nickt. "Ich weiß nicht, was dahinter steckt und es wird sogar uns unmöglich gemacht, dahinter zu kommen. Ich glaube, es steckt etwas großes dahinter... Hoffentlich liege ich dabei falsch."
Dann nickt sie dir zu. "Geh. Je länger du dich hier aufhälst, desto unwahrscheinlicher wird es, dass du Rath noch finden kannst. Das letzte Mal, als ich von ihm gehört habe, hat er sich immer noch in der Gegend umgesehen in der Roy dir geholfen hat. Wenn es soweit ist, werde ich mich dir zeigen und alles erklären. Bis dahin musst du aber dein Bestes tun."
Mit einem weiteren Nicken verabschiedet sie sich
bei dir und verschwindet ebenfalls in den Raum, in den Susanne schon reingegangen ist. Roy sieht den beiden hinterher, sieht dann auf dich und streift sich verunsichert durch die Haare. "Ich weiß wirklich nicht was das alles soll, aber ich wünsche dir viel Glück", murmelt er und geht ebenfalls.
Du beschließt, Rath suchen zu gehen und verlässt das Gebäude. Nachdem du die Tür sorgfältig geschlossen hast, rennst du los. Du weißt noch, von wo du ungefähr gekommen bist und versuchst dich so gut es geht an dem riesigen Palast zu orientieren, den man von überall aus sehen kann.
Mit einem überraschten Gesicht sieht dich die Gestalt an. Dann lächelt sie. "Nein? Willst du dich nicht mit jemanden anfreunden, wenn du weißt, dass du ihn nur ausspähen willst? Das ehrt dich", meint sie.
Langsam lässt du deine Hand in seiner Tasche versinken, doch plötzlich schießt Roys Hand hervor und schnappt sich deinen Arm.
"Ha, ich wusste dass du das versuchen wirst", verkündet er stolz. "Ein echter Dieb versucht seine Ehre zu beweisen, wenn sie angezweifelt wird. Tut mir Leid, dass ich zu schlau für dich bin." Ein breites Grinsen macht sich auf seinen Zügen breit.
"Du wirst viele Unten treffen können, die deine Fähigkeiten verbessern können und bestimmt wirst du eines Tages auch mich bestehlen können, ohne dass ich irgendetwas davon bemerke. Aber...", er erhebt seinen Zeigefinger und sieht dich belustigt herausfordernd an, "...wage es dann nicht, die Dinge, die du mir gestohlen hast, zu behalten. Mach das nur als Demonstration wie gut du geworden bist."
Du nickst und gehst beschämt weiter Roy hinterher, der kurz nochmal amüsiert kichert. Bis ihr schließlich stehen bleibt, summt Roy ein Lied, während du nur schweigend hinter ihm hergehst.
Das Haus, an dem ihr schließlich stehen bleibt, ist ein ganz normales Haus. Es wirkt ein wenig seltsam auf dich, aber irgendwie kannst du nicht ganz festmachen, was dich daran stört. Erst als du es noch einmal betrachtest, fällt dir auf, dass es einfach zu unauffällig wirkt. Es hat nichts, was heraus sticht, weder im positiven noch im negativen. Es ist einfach perfekter Durchschnitt, keine Blumen am Fenster, keine teuren Türen, kein verschmutzter Balkon... Es ist einfach zu normal um normal zu sein.
Roy ist an der Tür stehen geblieben und dreht sich nun zu dir um. "Was ist? Willst du jetzt nach Unten oder nicht?"
Du schluckst und nickst dann. Zwar weißt du nicht, was dich dort erwartet, aber es ist ein geheimer Ort und du freust dich darauf, ihn entdecken zu können.
Als ihr in das Haus hineingeht, empfängt euch eine Dame, mit eisigem Blick. Sie sieht zuerst auf dich und dann mit einem Augenrollen auf Roy, der sie hingegen anstrahlt wie ein Hund, der sein Herrchen wiedersieht.
Obwohl sie jung und recht zierlich ist, merkst du gleich, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Roy tritt dennoch fröhlich vor und lehnt sich über den Tresen, hinter den die blondhaarige Frau sitzt. "Hey Sandra!Es fühlt sich an als hätten wir uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen!", grüßt Roy sie mit einem Augenzwinkern.
"Es wäre ein Wunsch von mir, dich eine Ewigkeit nicht mehr zu sehen", brummt sie als Antwort nur und sieht auf dich. "Wer bist du?", fragt sie in einem viel freundlicheren Ton.
"Ein Dieb, den ich auf der Straße aufgegabelt habe!", verkündet Roy stolz, bevor du zum antworten kommen kannst. "Ist gerade von dieser Nervensäge Rath davon gerannt. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als diese Möchtegernwache im vollen Tempo in die komplett falsche Richtung gelaufen ist!", lacht er.
"Und du bist sicher, dass das ausreicht, um deinen Begleiter zu vertrauen?", fragt Susanne skeptisch.
"Jedenfalls sollten wir bald da sein", erzählt er weiter und sieht kurz zu dir zurück. Du glaubst in seinen Augen eine kurze Verwunderung aufblitzen zu sehen, aber wirklich sicher bist du dir nicht.
An einem unbestimmten Haus bleibt ihr stehen. Es wirkt ein wenig seltsam auf dich, aber irgendwie kannst du nicht ganz festmachen, was dich daran stört. Erst als du es noch einmal betrachtest, fällt dir auf, dass es einfach zu unauffällig wirkt. Es hat nichts, was heraus sticht, weder im positiven noch im negativen. Es ist einfach perfekter Durchschnitt, keine Blumen am Fenster, keine teuren Türen, kein verschmutzter Balkon... Es ist einfach zu normal um normal zu sein.
Roy ist an der Tür stehen geblieben und dreht sich nun zu dir um. "Was ist? Willst du jetzt nach Unten oder nicht?"
Rath funkelt den Mann weiterhin an, doch du bemerkst, wie seine Hand um deinen Arm lockerer wird. Anscheinend beginnt er an der Sache zu zweifeln.
"Ich weiß, dass diese Stadt seit einiger Zeit größere Probleme mit ihrer Sicherheit bekommen hat. Viele Halunken treiben sich momentan hier herum, aber das heißt noch lange nicht, dass du so ein Schwarzmaler sein musst, Rath! Nicht jede Person, die Spaß an einer Kletterpartie hat, jagt am nächsten Tag den Palast hoch", mit seinen letzten Worten deutet er auf den Ausgang. "Spiel dich nicht immer als Held auf, wo keiner gebraucht wird und mach dich wieder an deine eigentliche Arbeit. Das seltsame Anwesen braucht eine Wache wie dich dringender als diese Stadt."
Mit einem Zischen in der Stimme verlässt Rath tatsächlich das Gebäude.
Doch auch als ihr draußen angekommen seid und du etwas erleichtert nach Luft schnappst, lässt Rath deinen Arm nicht los.
"Ich lasse dich nur ungern gehen. Vielleicht hast du wirklich nichts vor, aber wer weiß das schon in Zeiten wie diesen? Verdammt, ich bin wirklich nicht dafür, dass die Hauptstadt einfach jeden Lümmel hinein lässt, der keine Waffen an sich trägt. Vor allem wenn man doch schon an deiner Kleidung sieht, dass etwas mit dir nicht stimmen kann." Er sieht dich an und scheint mit sich zu ringen. Schließlich lässt er deinen Arm widerwillig los.
"Aber letztendlich kann ich nichts machen, wenn mir niemand glaubt. Geh und freu dich an deiner Freiheit, seltsamer Vogel. Ich habe dich im Auge. Also falls du daran denkst, irgendein krummes Ding zu drehen, lass es lieber gleich bleiben."
Rath schnaubt nur, als du dich erleichterst davonmachst. Vielleicht ist es unklug Menschen herausfordernd anzusehen, wenn es wie bei Rath ausarten kann.
Du gehst an Rath vorbei, um nochmal in das Gebäude zu gehen, wovon du vermutest, dass es eine Art Polizeistation sein muss. Gekonnt ignorierst du den überraschten Blick, den Rath dir schenkt und verschwindest schnell im Haus.
Der Mann hat sich anscheinend gerade wieder seinem Buch gewidmet, als du ihn unterbrichst. Mit stechendem Blick sieht er auf, doch als er dich erkennt, weiten sich seine Augen ein wenig.
"Was machst du denn wieder hier? Ich dachte für einen Moment, Rath würde nochmal vorbeikommen, um sich zu beschweren."
Du gehst noch einen weiteren Schritt in den Raum hinein, der nur mit dem Tresen des Mannes und einer unbequemen Couch ausgestattet ist, bevor du zu einer Antwort ansetzt.
"Ich habe mitgehört, dass es in der Stadt ein Sicherheitsproblem gibt, wissen Sie vielleicht, was hier vor sich geht?"
"Nun, ich kann dir jedenfalls ein wenig darüber erzählen, wenn du deshalb besorgt bist", erwidert er dir, klappt sein Buch zusammen und faltet seine Hände.
"Es fing alles ziemlich harmlos an, möchte ich behaupten. Der Diebstahl in unserer lieben Stadt nahm ein wenig zu, aber nicht genug, um sich wirklich Sorgen machen zu müssen. Bald ist Winter und nach einer schlechten Ernte kann es vorkommen, dass ärmere Bürger sich gezwungen sehen, durch Diebstahl ihre Existenz zu sichern. Doch wie sich später herausstellte, hatte es nichts mit armen Bürgern zu tun, außerdem war die Ernte dieses Jahr bekanntlich gut.
Nach einigen Wochen bekamen wir immer mehr Vermisstenanzeigen. Wir wissen bisher nicht, wer dahintersteckt, aber irgendetwas geht hier gerade vor. Sogar unser Oberhaupt wurde darüber in Kenntnis gesetzt... Bisher konnte noch keine Lösung gefunden werden, während die Vermisstenanzeigen weiterhin steigen. Vielleicht hat Rath deshalb wegen deiner kleinen Kletterpartie so übertrieben. Er sieht es gerade einfach als Chance, sich zu beweisen, dabei fixiert er nur leider quasi jeden, dem er über die Straße läuft. Ich empfehle dir jedenfalls dringend, deinen Aufenthalt hier möglichst kurz zu halten und nicht Nachts auf die Straße zu gehen."
Nachdem Rath deinen Arm losgelassen hat, baust du schnell einen sicheren Abstand zu ihm auf, bevor du deine Frage stellst.
"Der Mann gerade hat von einem ´seltsamen Anwesen´ geredet, das du bewachen musst. Was hat es damit auf sich?", fragst du interessiert nach. Schockiert sieht dich Rath an. "Es ist...", seine Stimme stockt, sein Blick wandert auf den Boden. "Verflucht. Du hättest einfach gehen können. Warum bleibst du freiwillig noch bei jemanden, der dich gerade einfach in ein Wachlager geschleppt hat? Und dann fragst du auch noch danach...", du kannst sein Gemurmel kaum verstehen, doch sobald er damit fertig ist, sieht er dich streng an. "Denk dir nichts dabei. Es ist unwichtig für dich. Meine Arbeit ist nur...", seine Stimme bricht nur einen winzigen Augenblick, "... die langweiligste die du dir vorstellen kannst. Den ganzen Tag muss ich auf so eine verdammte steinerne Tür aufpassen und darf mich nicht davon entfernen. Und es passiert nichts. Niemand will hinein oder hinaus. Also sei kein neugieriger kleiner Halunke und halt dich davon fern."
Rath verschränkt seine Arme und zuckt auffordernd mit seinem Kopf in eine Richtung.
"Geh, du kleiner Lümmel. Frag mich nicht wieder nach diesem Gebäude, sondern vergiss es einfach schnell wieder."
"Du wolltest nur in die Stadt gehen? Warum gehst du dann nicht, sondern kletterst?", fragt er, aber sein breites Grinsen verrät dir, dass er das alles nicht wirklich ernst nimmt. "Es ist schon interessant, dass du da rauf geklettert bist, wenn der Eingang nicht sehr weit entfernt ist. Jedenfalls muss ich überprüfen, ob du irgendwelche Waffen mit dir herum trägst", kommentiert er und inspiziert dich. Glücklicherweise hast du nichts bei dir, was irgendwie einer Waffe ähnelt, weshalb er dich auch schnell wieder entlässt.
"Du kommst wohl aus einem entfernten Ort. Die Sachen, die du trägst, habe ich noch nie gesehen. Wenn du nicht die ganze Aufmerksamkeit der Stadt auf dich ziehen willst, solltest du dir neue Kleidung kaufen", rät er dir.
"Richtig, ich bin nicht von hier", bestätigst du dem Mann. "Um ehrlich zu sein weiß ich auch gar nicht, in welcher Stadt ich bin."
"Wo du bist? Das ist doch eigentlich jedem klar...", bemerkt er überrascht. "Naja", seufzt er dann, "es gibt bestimmt seltsame Menschen, die seltsame Kleidung tragen und die Hauptstadt nicht erkennen, selbst wenn sie mittendrin stehen. Das ist Xandriell, Dummchen, die Hauptstadt Xandas. Das ist doch offensichtlich."
Verwirrt siehst du den Mann an. Du hast in deinem Leben weder von Xandriell noch von Xanda gehört... Du bist also wirklich in einer anderen Welt.
Anscheinend bemerkt der Mann deinen Blick und sieht dich umso fragender an. "Du hast echt keine Ahnung?", fragt er und seufzt. "Ich frage mich wirklich, wo du herkommst mit solch einer Bekleidung und solch einem Wissen. Was tust du denn hier, wenn du absolut keine Ahnung von dem Ort hast?"
"Dann bist du ja schon weit gereist", stellt der Mann erstaunt fest. "Ich kann dir Quao empfehlen. Der Schiffskontinent soll wirklich beeindruckend sein und die Menschen dort sollen ein großes Wissen an irgendwelche Ereignisse von vor tausenden von Jahren haben. Anscheinend hat das auch verursacht, dass ihr Kontinent unter Wasser gegangen ist und sie jetzt auf Booten leben. Warst du dort schon?", fragt dich der Mann interessiert und du schüttelst wahrheitsgemäß den Kopf.
"Es soll ziemlich interessant sein. Wenn du möchtest, kannst du ja mal dorthin reisen", schlägt er vor. "Aber wenn du dich erstmal in der Stadt umsehen willst, empfehle ich dir den Palast, oder unsere Bibliothek. Den Palast kannst du dir nur von außen ansehen, aber momentan hält sich auf dem Vorhof eine sehr gute Lautenspielerin auf, die ich nur weiterempfehlen kann. Zum Palast solltest du kommen, indem du einfach immer zu dem riesigen Gebäude gehst, dass du von überall aus siehst", erklärt er und zeigt auf den Palast, der über die anderen Häuser hinwegragt.
"Unsere Bibliothek, zu der du auch gehen kannst, ist riesig und du kannst dort viel über die Geschichte unserer Stadt erfahren. Unser Bibliothekar würde sich sicher freuen, dir die einen oder anderen Mythen unserer Vergangenheit zu erzählen. Sie ist nur hier einmal links um die Ecke und du wirst sie erkennen.
Es ist die Hauptstadt, also wird sicher das ein oder andere Interessante für dich hier sein", schließt er seine kurze Erläuterung der Stadt.
Du dankst ihm und ihr verabschiedet euch. Doch als der Mann ein paar Schritte gelaufen ist, dreht er sich wieder zu dir um.
"Ich habe fast vergessen, dir eine ganz wichtige Sache zu sagen", bemerkt er und geht die Schritte wieder auf dich zu. "Momentan haben die Wachen hier ein riesiges Problem. Viele Menschen hier wurden schon als vermisst gemeldet und es werden immer mehr. Wir wissen noch nicht, woran es liegt, aber wir sind uns sicher, dass diese Verbrechen nachts stattfinden müssen und gut geplant sind. Wenn ich dir also etwas ans Herz legen darf, dann dass du dich Nachts in irgendein Gasthof verkriechst und bis zum Morgengrauen nicht raus kommst."
Nach einem aufmunternden Lächeln verabschiedet sich der Mann noch einmal und geht seiner Wege.
Du entschließt dich, zu dem majestätisch aussehenden Palast zu gehen, der dir schon auf der Mauer aufgefallen ist.
Du beschließt dich zur Bibliothek zu gehen und machst dich auf den Weg, wie ihn dir der Mann erklärt hat.
Nachdem du nach links abgebogen bist, siehst du auch schon ein Gebäude, dass noch älter wirkt als der Rest. Prunktvolle Steinsäulen halten einen aufwändig verzierten Stein und bilden ein mächtiges Tor, dass in die Bibliothek hineinführt. Du bist dir sicher, dass du die Bibliothek vor dir hast, denn zu deiner Erleichterung kannst du die Schrift lesen, die auf einem unscheinbaren Schild neben dem Tor zu sehen ist. Auch wenn sie es in Altdeutsch geschrieben ist, bist du erstaunt, wie schnell du die Schrift entziffern kannst.
Erwartungsvoll trittst du durch das Tor und danach noch einmal durch eine normale Holztür, bevor du dich in einem riesigen Zimmer mit lauter Regalen voller Bücher wiederfindest. Dir stockt der Atem, als du die etwa vier Meter hohen Regale siehst.
Kurz musst du dich an den Anblick gewöhnen, während du dir klar machst, wie viele tolle Geschichten in diesen Regalen stecken müssen. Am liebsten würdest du dir ein Buch schnappen und gleich anfangen, es zu lesen.
Doch aus deinen Träumen reißt dich eine kleine, pummelige Gestalt, die auf dich zugeschlürft kommt. Die Schritte des Mannes mit langer, grauer Robe hallen laut in der ganzen Bibliothek wider. Zwei, durch eine dicke, runde Brille vergrößerten Augen sehen dich begeistert an.
"Bist du hier, damit ich dir ein Buch vorlesen kann?", fragt er dich begeistert.
Du schüttelst verwirrt den Kopf. "Nein, ich wollte etwas über die Vergangenheit der Stadt hier von Ihnen erfahren, oder es selber nachlesen."
Die großen Kugelaugen glitzern. "Du kannst lesen?", fragt der Mann erstaunt.
"Ja", gestehst du und vermutest, dass Lesen hier noch nicht wie selbstverständlich in der Schule gelernt wurde. Wahrscheinlich gibt es hier sogar noch keine Schule...
"Das ist ja klasse! Hast du von deinem Meister die Erlaubnis bekommen, die größte Bibliothek des Kontinents aufzusuchen?", fragt er dich weiter begeistert.
Da du keine Antwort weißt, schweigst du kurz um nachzudenken, was du am Besten antworten könntest. Doch der Kleine scheint der Antwort sicher zu sein und wartet nicht lange darauf.
"Du meintest, du willst etwas über die Vergangenheit dieser Stadt erfahren, ja? Komm hier herüber, dann kann ich dir einiges erzählen, nachdem ich dir eine Tasse Tee bringe."
Er führt dich eifrig zu einem Tisch auf dem sich ebenfalls Bücher stapeln, die er vorsichtig zur Seite stellt, bevor er dir mit einer Handbewegung andeutet dich zu setzten.
Kurze Zeit später steht wie versprochen eine dampfende Tasse Tee vor dir und der Mann setzt sich neben dich, ebenfalls mit einer Tasse in der Hand.
"Ich bin übrigens Olli", stellt sich der Mann vor. "Aber das weißt du sicherlich schon von deinem Meister." Er schweigt einige Augenblicke, in denen du dich fragst, ob du ihn aufklären sollst, wegen dem Missverständnis mit deinem ´Meister´. Doch vielleicht ist es besser, du lässt ihn in dem Glauben, da es so wirkt, als würde man hier nur über einen Meister lesen erlernen können und es wäre zu kompliziert ihm deine Umstände erklären zu müssen.
"Es tut mir Leid, ich bin ein wenig aufgeregt", vertraut dir Olli an. "Es sind schon lange keine Schüler mehr hergekommen, seit der Regierungschef die Bücher über unsere Vergangenheit in seine private Bibliothek verlagert hat..." Er schweigt wieder einen Moment, in dem sich seine Gesichtszüge deutlich verfinstern.
"Aber das heißt nicht, dass ich dir nicht jedenfalls erzählen kann, was in ihnen steht. Ich habe sie hundertmal gelesen und kenne sie praktisch in und auswendig", fährt er dann stolzer fort.
Er fängt an zu erzählen, wer die Stadt vor tausend von Jahren gegründet hat und dass der Nachfahre von ihm der heutige Regierungschef ist. Natürlich zählt er ohne Probleme alle bisherigen Regierungschefs mit Namen auf und erzählt dir von einigen kleineren Aufständen, die das Haus des Chefs schon überstehen musste. Alles in allem scheint die Stadt bisher sehr aufgeblüht zu sein.
Nachdem er dir die Einzelheiten der Aufstände und jeweils die genauen Jahresdaten dazu aufgezählt hat, stockt er.
"Es gibt einige Unklarheiten über unsere Vergangenheit, die ihr vielleicht schon mal angesprochen habt.
Bevor diese Stadt hier gebaut wurde, weiß keiner so wirklich, was geschehen ist... Du hast sicher schon von dem Schiffskontinent Quao gehört, richtig? Das ist eines der Rätsel.
Quao war nicht immer ein Kontinent, der nur aus Schiffen und Wasser besteht, früher soll dort mal ein richtiger Kontinent gewesen sein. Doch er soll plötzlich versunken sein. Keiner heute weiß genau, warum. Fakt ist, dass Taucher nicht nur eine Stadt unter den Schiffen Quaos gefunden haben, die jetzt von Korallen fast verdeckt sind, sondern gleich mehrere.
Nach dem Buch eines Tauchers fand er in den untergegangenen Städten wirklich Kirche und Schreine, die wohl für unterschiedliche Wesen erbaut worden sind.
Diese Berichte passen zu Berichten in einem anderen Buch überein, dass sehr alt und leider in einem sehr schlechten Zustand ist. Dort ist die Rede von Wesen, die den Menschen früher auf magische Weise bei ihrer Arbeit geholfen haben sollen.
Oh, wie gerne würde ich dir das Buch zeigen und dann könnten wir zusammen rätseln, was sonst noch auf den verkohlten Seiten stehen könnte...
Ich persönlich denke, es nur eine Fantasie von dem Autor, aber es ist definitiv spannend. Nirgendwo sonst wird über solche Wesen berichtet, aber vielleicht würden uns die restlichen Seiten helfen, unsere verlorene Vergangenheit zu verstehen."
Olli macht eine kurze Pause in seinen Ausführungen und nippt an seinem Tee. "Wäre das nicht toll? Andere Wesen die dich im Alltag unterstützen... Vielleicht könnte mir so ein Wesen helfen, Bücher zu sortieren."
Er macht wieder eine Pause in seinen Ausführungen, schwingt seine Teetasse leicht hin und her, sodass sich kleine Wellen auf der Oberfläche bilden und sieht dich über seine Brillengläser hinweg mit seinen runden Augen überlegend an.
Nach einigen Herzschlägen der Stille macht er wieder seinen Mund auf.
"Dein Lehrmeister hat dich doch hergeschickt, die Bücher zu lesen, von denen ich dir gerade erzählt habe, richtig? Vielleicht könntest du zum Palast gehen und fragen, ob du dir die Bücher ansehen darfst. Es wird dich nichts kosten zu fragen und einen Versuch ist es sicherlich wert."
Du nickst zustimmend. "Ich versuche, hineinzukommen."
"Tatsächlich?", fragt Olli begeistert und seine Augen glänzen. "Warte, ich gebe dir süße Sahnerollen mit, die liebt er am meisten. Und wenn du dem Regierungschef die Rollen gibst, dann lässt er dich vielleicht eher in seine private Bibliothek."
Eilig verschwindet Olli hinter einem Bücherregal und taucht nach einer Weile aus einer anderen Ecke wieder auf. In seiner Hand baumelt ein vollgepackter Stoffsack.
"Das sind genug Sahnerollen für eine Woche, jedenfalls glaube ich das", verkündet Ulli stolz und hält sie dir hin. Als du sie greifst und an dich ziehen willst, hält Ulli dich zurück, indem er den Stoffbeutel nicht loslässt. Ernst sieht er in deine Augen.
"Könnte ich dich um einen riesigen Gefallen bitten?", fragt er etwas zögerlich. "Ich weiß, es sind die Bücher des Regierungschefs, aber er hat sie mir genommen, ohne meine Einwilligung abzuwarten, die ich ihm nicht gegeben hätte, jedenfalls nicht bei dem einen, speziellen Buch... Und es sind immer noch Bücher der Stadtbibliothek also..."
Er stockt und du bemerkst, wie er sich bereits jetzt unbeholfen rechtfertigen will. Du ahnst bereits, worauf das hinauslaufen wird.
"Kannst du mir bitte das angekohlte Buch zurückbringen?", fragt er nun direkt.
Nachdem er deine skeptischen Augen sieht, fügt er hektisch hinzu: "Es ist kein stehlen, oder sowas! Er hat sie mir zuerst genommen und auch wenn er der Regierungschef ist, ist ihm das sowas nicht gestattet!"
Immer noch skeptisch antwortest du. "Ich werde es versuchen..." Auch wenn du dir noch nicht sicher bist, wie du dich entscheiden wirst, willst du erstmal Vorort sehen, was sich machen lässt.
Etwas erleichtert und zufrieden nickt Olli und lässt den Beutel endlich los. "Dann wünsch ich dir viel Erfolg."
Wieder außerhalb der Bibliothek machst du dich auf Richtung Palast. Wie auch schon der Mann vorhin meinte, siehst du ihn aufragen und weißt von überall, wohin du gehen musst. So findest du ziemlich einfach deinen Weg durch kleinere Gassen und größeren Pflastersteinwegen, bis du schließlich an einem riesigen Vorhof stehst, an dessen Ende der Eingang der Palastmauer, bewacht von vier aufmerksamen Wachen, ist. In der Mitte des Platzes siehst du einen riesigen Springbrunnen.
Aufgeregt machst du dich auf den Weg zu den Wachen. Während du ihnen näher kommst, sehen zwei bereits skeptisch in deine Richtung.
Auf halben Wege wirst du auf einen Mann aufmerksam, der auffällig verzierte Kleidung trägt und sich am Springbrunnen mit einer Frau unterhält.
Wahrscheinlich jemand, der viel Macht hat und damit mit dem Regierungschef vertraut ist, vermutest du und bleibst stehen, um nochmal zu dem Mann herüberzuschauen.
Seine Verzierungen sind mit Gold auf seine Seidenjacke bestickt, seine langen, goldblonden Haare sind zu einem sorgfältigen, dicken Zopf geflochten.
Autoritär und sicher steht er vor der, neben ihm arm wirkenden, jungen Frau, die aber dennoch eine ebenso selbstbewusste Haltung angenommen hat wie er. Ihre kastanienbraunen Haare fallen ihr bis zur Taille und wissende, braune Augen sehen ernst auf den Mann vor ihr. In einer Hand trägt sie eine Lautentasche.
Schulterzuckend siehst du von den beiden weg und gehst weiter auf die Wachen zu. Immerhin ist es unwahrscheinlich, dass jemand viel Macht besitzt, wenn nicht jedenfalls eine Wache neben ihm steht der ihn beschützt, selbst wenn er solche Kleidung trägt.
Du gehst weiter auf die Wachen zu, die dich bereits skeptisch ansehen. Als du nur noch einige Schritte von ihnen entfernt bist, halten sie ihre Lanzen schützend vor den Eingang. “Was willst du hier?”, fragt eine Wache grummelnd.
“Ich bin ein Bibliothekarlehrling”, erwiderst du. “Ich würde gerne in die königliche Bibliothek, um dort Bücher über die Vergangenheit der Stadt zu studieren.”
Die Wachen sehen sich verwundert an. “Warum willst du das tun?”, fragt die Wache skeptisch nach. “Es ist Teil meiner Ausbildung”, erklärst du.
Die Wachen sehen sich an. “Wir... können dich nicht einfach hier hereinlassen, nur weil du so etwas behauptest”, erklärt die Wache etwas verunsichert. “Aber wir werden den Regierungschef befragen, wie wir mit dir vorgehen sollen.” Damit nickt sie ihrem Kollegen zu und eilt in den Palast hinein. Du siehst der Wache hinterher und bist ein wenig erstaunt, dass du damit schon so eine Reaktion hervorrufen konntest. Im Grunde genommen hätten dich die Wachen einfach weiter ablehnen können, aber es war wohl dein Glück, dass sie dir eine Chance lassen.
Nach einer Weile kommt die Wache wieder zurück. Außer Atem verkündet sie, womit eigentlich keiner gerechnet hat: "Du kannst eintreten. Der Regierungschef erwartet dich." Nicht nur du, auch die zweite Wache sehen mit großen Augen überrascht auf die erste Wache.
"Um... In Ordnung", stammelst du. Im Grunde kannst du nicht glauben, dass du einfach so eingelassen wirst.
Die Wache bittet dich herrein und ihr müsst durch einen großen Garten gehen, um in den Palast gelangen zu können. Links und rechts neben dem steinernen Weg auf dem ihr geht, siehst du Gärtner beschäftigt durch die Gegend huschen und sich um die tausend Blumen kümmern, die auf dem saftig grünen Rasen blühen. Vor euch ragt der aus Stein gebaute Palast auf, dessen Eingang von mächtigen und natürlich sorgfältig verzierten Säulen gehalten wird. Du glaubst, die Tieger, Vögel und Schmetterlinge der eingemeißelten Verzierungen könnten dir jederzeit ins Gesicht springen.
Vom Inneren des Gebäudes bist du mindestens genauso erstaunt wie von dem Äußeren. Eingemeißelte Pinien, Löwen und Fasane sind mit Blattgold verziert und die Tiere haben Edelsteinaugen. Während die Wache dich durch so viele Gänge führt, dass du dich fragst, wie man sich den ganzen Weg merken soll, siehst du immer wieder begeistert auf die ganzen Verzierungen.
Die Wache allerdings ist nicht so amüsiert darüber, dass du dir Zeit nimmst dich umzusehen. Hastig stürmt er die Gänge entlang und ruft dir zu, sobald du etwas zurückfällst.
"Der Regierungschef mag es nicht zu warten", erklärt er, als er dich ein weiteres Mal dazu ermahnt, schneller zu sein. "Außerdem ist er momentan sowieso nicht in der besten Stimmung."
Es ist ein hohes Tier zu dem du gleich vorgelassen wirst, weshalb du das Sightseeing erstmal sein lässt und der Wache folgst, bis ihr vor einer großen Pforte halt macht. Sie ist gigantisch und die großen Löwen und anderen majestätischen Tiere, die dir nicht bekannt vorkommen bringen dich zum Schlucken. Vermutlich ist es genau das, was sie auslösen sollen, bevor du nun also kurze Zeit später dem Regierungschef gegenüberstehen sollst.
"Rede erst, wenn du angesprochen wirst", fängt die Wache mit schnellen Worten an, dich über die wichtigsten Regeln aufzuklären. "Verbeuge dich tief und behalte stets einen Abstand von zehn Schritten zwischen dir und ihm. Und..." Er stockt und sieht dich mit ängstlichem Gesicht an. "rede einfach am Besten so wenig wie möglich..."
Auch der Raum hinter der Tür ist nicht minder beeindruckend als die Tür selbst. An den Säulen die sich links und rechts von dir befinden hängen große Flaggen. Drei Kronleuchter erhellen den Raum und du kannst dich nicht erinnern in dieser Welt vorher bereits mit Strom in Kontakt gekommen zu sein. Deine Füße gehen auf einem roten feinen Teppich, der deine Schritte leicht federt. Von all diesen majestätischen Dingen überflutet sticht der Mann auf dem thronartigen Stuhl am Ende des Raumes kontrastreich hervor. Er ist nicht die Spitze der Eindrücke, er ist jemand, der fehl am Platze zu sein scheint. Hochgezogene Schultern und ein angespannter Mann, dessen Angst man ihm nicht nur im Gesicht, sondern an seinem ganzen Körper ansehen kann, begegnet dir. Die Wache neben dir verbeugt sich vor dem erbärmlich wirkenden Mann und dir wird erst dann klar, wen du da vor dir hast. Nun bemerkst du auch seine feine, goldbestickte Kleidung, die seinen Anblick vielleicht etwas edeler wirken lassen soll, doch seinen Job völlig verfehlt. Sie stärkt eher den Kontrast zwischen dem eingefallenen Mann und der Position die er innehat. Nichtsdestotrotz tust du es der Wache gleich und verbeugst dich tief.
"Ich bringe Ihnen den Bibliothekarlehrling", verkündet die Wache und gesellt sich dann neben seinem Herren an die Seite, wo bereits zwei andere Wachen ihn flankieren.
"Ah", macht eine hohe, kratzige Stimme. Der Regierungschef betrachtet dich von oben bis unten und scheint deine Nützlichkeit einzuschätzen. Zufrieden nickt er dann.
"Du kommst von weit her...", vermutet er. "Und du möchtest etwas über die Vergangenheit der Stadt erfahren?"
"Das ist richtig", bestätigst du nickend.
"Es war richtig hierher zu kommen. Vielleicht können wir uns beide gegenseitig helfen. Als Bibliothekarlehrling wirst du sicherlich bereits einiges an Wissen angesammelt haben und vielleicht auch genau das, wonach ich suche. Also sag mir...", er beugt sich erwartungsvoll näher zu dir nach vorne. "...bist du auch mit den... nennen wir sie magischen... Wesen dieser Welt vertraut?"
Du denkst an Olli zurück und was er dir über solche Wesen erzählt hatte.
Die Augen des Regierungschefs funkeln aufgeregt. Er quietscht fröhlich und winkt dich dann näher zu sich heran. Zehn Schritte vor ihm machst du halt, als die Wache die dich hergeführt hat dich streng ansieht. Doch zu deiner und seiner Überraschung winkt dich der Regierungschef noch weiter zu sich. Als du nur noch zwei Schritte vor diesem seltsamen Menschen stehst, erhebt er seine Stimme in einem Raunen, als würden ungewollte Ohren mitlauschen.
"Gibt es eine Möglichkeit sie zu töten?"
Schockiert weiten sich deine Augen. Olli berichtete dir von gütigen Wesen, oder jedenfalls von solchen, die Menschen halfen. Wieso also sollte der Regierungschef sie umbringen? Zudem scheint Olli davon überzeugt zu sein, dass es sie nie gab...
"N... Nein", stotterst du überrumpelt.
"Tch!", macht der Regierungschef verärgert und tappt dann mit dem Finger auf seinen Stuhl herum. Seine Augen wandern zum Boden und er scheint zu überlegen. Dann springt sein Blick wieder zu dir und du fühlst dich, als ob seine Augen dich durchbohren.
"Die Vergangenheit der Stadt...", beginnt er. "Ich werde dir erlauben darüber zu recherchieren, wenn du ebenfalls nach einem Weg suchst, sie zu ermorden. Diese fiesen, verdammten... GÖTTER!" Das letzte Wort schreit der Regierungschef mit seiner schrillen Stimme so heftig, dass du erschrocken ein paar Schritte zurückstolperst.
Die Wachen zucken einmal zusammen und versuchen dann den Regierungschef zu beruhigen. "Es gibt keine Götter. Das weiß jeder", kontern sie ruhig. "Machen Sie sich deswegen keine Sorgen."
"Hah!", platzt der Regierungschef energisch heraus, "Genau. Es gibt sie nicht. Es gibt sie nicht und so soll es bleiben. Es gibt sie nicht und auch für meinen Sohn gibt es sie nicht!" Der Regierungschef schlägt einmal heftig gegen seine Stuhllehne, während er weiter in Rage redet. "Sie sind tot! Finde einen Weg sie zu töten! Du kennst dich mit ihnen aus, also finde ihn! Diese verfluchten Götter haben keine Macht mehr und werden es nie mehr haben! Keiner glaubt mehr an sie, hast du gehört?! Keiner glaubt mehr an euch!!"
Während der Regierungschef weiterhin über tote oder lebende oder in Zukunft tote Götter schimpft und beginnt, sie direkt anzusprechen, kommt die Wache wieder zu dir herangerannt und verbeugt sich vor dem Regierungschef, während er deinen Kopf herunterdrückt, damit du es ebenfalls machst. Dann buxiert er dich schnell aus dem Raum hinaus und schließt die Tür hinter sich. Nur noch dumpf hörst du das Gezetere des Regierungschefs hinter der Tür hervorhallen. Das ist schnell eskaliert. Wie sollte ein solcher Mann ein Volk regieren...?
"Götter...", murmelt die Wache verschwitzt. "Wir wissen nicht genau, warum der Regierungschef von diesen nicht existenten Geschöpfen redet... Es tut mir Leid, dass du das mit anhören musstest und auch noch in die Sache mit hineingezogen worden bist. Du hast wohl eine Ader getroffen, als du erwähntest, dass du über sie Bescheid weißt. Jedenfalls wirst du aus der Sache nicht mehr herauskommen, einen Weg zu suchen sie zu töten... Es würde also gut für dich sein, wenn du alles daran legst, Informationen über sie zu sammeln. Wie ich bereits vorher erwähnte hat der Regierungschef nicht so viel Geduld... Aber ich glaube ein oder zwei Bücher über diese Fabelwesen sollten in der Bibliothek zu finden sein. Wenn alle Stricke reißen...", er flüstert dir die letzten Worte leise zu, "... denk dir irgendetwas aus. Sie sind sowieso nur Hirngespinste, also wäre das vielleicht nicht die schlechteste Sache, um ihn zu beruhigen."
"Nein... nein. Neinneinneinneinnein", brummelt der Regierungschef und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Angespannt fasst er an seine Stirn und wirkt so, als hätte er unbeschreibliche Kopfschmerzen. "Nein... Nun gut. Du bist nutzlos für mich. Verschwinde aus meinen Augen." Er wedelt einmal mit seiner Hand und stöhnt verzweifelt, während die Wache dich wieder aus dem Raum führt. "Magische Wesen...", lacht die Wache verlegen, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat. "Mein Herr ist sehr an fantastischen Geschichten interessiert und wünscht sich einfach jemanden, den dieses Thema ebenso fasziniert. Natürlich glaubt er nicht wirklich daran..." Du merkst wie die Wache die Worte des Regierungschef angestrengt zu begründen versucht, obwohl du nicht genau verstehst warum.
"Jedenfalls tut es mir Leid wegen deinem Versuch in die Bibliothek des Regierungschefes zu kommen. Aber nicht jeder kann dort einfach hineinspazieren. Daher fühle dich einfach geehrt, dass du den Regierungschef höchstpersönlich sehen durftest." Er sieht dich an und fügt dann kurz angebunden hinzu: "Auch wenn er heute einen schlechten Tag hatte." Wieder versucht die Wache, den Regierungschef in seinem Auftreten zu verteidigen, was du ihm nicht abkaufst. Er scheint immer in dieser angespannten und ängstlichen Stimmung zu sein, sein ganzes Wesen schrie danach. Das kann nicht nur ein schlechter Tag begründen. Du entschließt dich jedoch, nichts deswegen zu sagen und folgst der Wache still wieder hinaus aus dem prächtigen Palast. Ein wenig traurig entfernst du dich von ihm und suchst wieder deinen Weg in die Bibliothek, um Olli zu erzählen, dass du es nicht geschafft hast, sein Buch zurückzuholen, noch es dir anzusehen.
Olli eilt überrascht zu dir, als er dich in die Bibliothek gehen sieht.
"So schnell wieder zurück?", fragt er.
"Ich habe es nicht geschafft. Der Regierungschef hat mich wieder zurückgeschickt", berichtest du ihm ehrlich.
"Ah...", murmelt Olli. "Das ist schon in Ordnung. Ich hatte keine großen Hoffnungen darin gesetzt, dass es klappt." Trotz seinen Worten wirkt er betrübt und seine Haltung knickt etwas ein. "Du sagtest, du seist dem Regierungschef begegnet. Wie war er?", fragt er.
"Seltsam", gestehst du. "Er war sehr an den Wesen interessiert und sobald ich gestand, dass ich nichts über sie weiß schmiss er mich raus."
"Verstehe...", murmelt Olli und sieht dich dann mit einem langen, durchdringenden Blick an. Er scheint etwas abzuwägen, bis er schließlich zu einem Schluss kommt.
"Ich habe noch andere Wege, das Buch zurückzubekommen", erklärt er geheimnisvoll. "Da du den Regierungschef kennengelernt hast, will ich dir ein wenig über unser jetziges Oberhaupt erzählen. Ich schätze dir ist in deinem Dorf nicht viel von ihm zu Ohren gekommen, wenn du hierher aufgebrochen bist."
Du schweigst, was Olli als Bestätigung vollkommen reicht.
Er deutet dir an, dich auf den Stuhl zu setzten und nimmt dir gegenüber Platz.
"Ritthaus Xanda ist seit seiner Krönung allen nur noch bekannt als Regierungschef, wie so viele seiner Vorfahren vor ihm"
Du erinnerst dich dunkel an den Stammbaum, von dem dir Olli so viel bei deinem ersten Besuch berichtet hatte.
"Doch er regiert rein Impulsiv und ignoriert jegliche politischen Bewegungen, die sich doch so offensichtlich entwickeln. Quao ist uns nicht mehr friedlich gesonnen, obwohl sie unverändert mit uns Handeln. Darauf sind sie immerhin angewiesen, sie brauchen unsere Rohstoffe, da ihr Kontinent seit langem unter Wasser gegangen ist. Auch wenn wir ein Friedensabkommen mit ihnen haben ist es ein offenes Geheimnis, dass sie gerade aufrüsten. Und was macht der Regierungschef? Er verschließt seine Augen und ignoriert alle Alarmglocken. Meint, nur weil wir Greifen haben würde Quao uns nichts tun können. Sie wissen, dass wir Greifen haben. Meinst du nicht auch, dass sie dagegen eine Strategie entwickeln werden?"
Du nickst leicht, während Olli wütend weiter erzählt. "Das ist nicht das einzige", berichtet er. "Er klaut meine Bücher, zeigt sich nie öffentlich und wenn man ihn mal sieht, wirkt er immer ängstlich und klein. Er ist der schlechteste Regierungschef den man sich vorstellen kann!" Verärgert klatscht Olli einmal auf den Tisch. Dann sieht er dich verstohlen an und raunt leise weiter. "Es geht außerdem das Gerücht um, dass er die Ärmsten der Armen einfach verschwinden lässt. Niemand weiß, wohin sie verschwinden, niemand sieht sie je wieder. Er nimmt mit Leuten, die auf der Straße leben und nicht von anderen vermisst werden würden, Kontakt auf. Verspricht ihnen, dass sie ein besseres, reicheres Leben führen können, wenn sie ihm nur helfen. Was sollen sie tun? Sie haben keine andere Möglichkeit, als ihm zu vertrauen. Sie haben nichts, außer ihr erbärmliches Leben im Dreck... Nur weil er sich nicht um sein Volk kümmert!", grollt er und räuspert sich dann um beim Thema zu bleiben. "Natürlich gehen sie der Bitte nach, der Hoffnung nach, dass sie endlich aus ihrem ärmlichen Leben entfliehen können. Und dann...", er macht eine dramatische Pause und sieht dich traurig an. "...verschwinden sie einfach. Spurlos." Du schluckst. Olli lehnt sich an die Stuhllehne zurück und schließt die Augen. "So jedenfalls ist das Gerücht", murmelt er. Du schüttelst den Kopf.
Ein wenig aufgeregt änderst du deine Richtung und gehst auf die beiden zu. Erst bemerken sie dich nicht, doch nachdem du nur noch ein paar Schritte von ihnen entfernt bist, dreht sich plötzlich der Mann zu dir um und sieht dich mit einen solch mächtigen Blick an, dass du unbewusst die Hände hebst. "Ich... wollte nur...", stockst du unbeholfen. Beide warten auf deine Worte, auch wenn die Frau dich mit einem überraschten, interessierten Gesichtsausdruck ansieht, während der des Mannes weiterhin starr autoritär bleibt.
Nachdem du dich einmal räusperst und beschämt deine Hände wieder fallen lässt, fühlst du dich wieder redefähiger, zumal dich die Frau jetzt aufmunternd anlächelt.
"Mein Meister schickt mich, in die Bibliothek des Regierungschefs zu gehen, um dort in den seltenen Büchern die verloren gegangene Vergangenheit des Landes zu erforschen", kommst du so gut es geht zum Punkt. "War meine Annahme richtig, dass Sie mir den Zugang verschaffen können?", fragst du den Mann vor dir. Ängstlich wartest du auf seine Reaktion und zu deiner Überraschung ist er sprachlos. Selbst die Frau neben ihm sieht dich mit verwunderten Blick an. Hastig fügst du hinzu: "Es tut mir Leid ich... kenne mich hier in diesem Land nicht so gut aus, vielleicht sollte ich einfach weiter zu den Wachen gehen und sie fragen...? Verzeihung, wenn ich Sie bei etwas unterbrochen habe." Mit klopfenden Herzen trittst du einen Schritt zurück als Andeutung, dass du auch sofort gehen kannst.
Doch die tiefe, verwunderte Stimme des Mannes hält dich zurück. "Bücher über die verlorene Vergangenheit...?"
Nach einer weiteren kurzen Pause hat sich der Mann gefangen und schüttelt überzeugt den Kopf. "Nein, Sie sind ganz richtig. Ich bin leider nur mäßig am Lesen interessiert. Daher weiß ich nicht genau, welche Bücher in unserer Bibliothek stehen, aber Sie dürfen sich dort gerne umsehen. Doch bevor ich weiter mit Ihnen rede..."
Er dreht sich wieder zu der Frau während du erleichtert ausatmest. Es hatte tatsächlich geklappt! "Ich würde gerne mehr darüber erfahren, aber nicht hier. Wenn es Ihnen nicht zu unangenehm ist, lade ich Sie als mein Gast in den Palast ein. Natürlich versichere ich Ihnen absolute Sicherheit."
Die Frau lächelt. "Ich würde niemals einen Besuch in den Palast absagen."
Zufrieden nickt der Blondhaarige und dreht sich wieder zu dir. "Wie ich sehe kommen Sie nicht von hier, richtig?", fragt er und sieht auf deine Kleidung. Du nickst.
"Gut. Dein Meister hat dich also von weit her geschickt, um diese Bücher zu lesen. Ich bin gewillt, Ihnen Ihren Wunsch zu gewähren, in die Bibliothek zu kommen, doch muss Sie auf zwei Dinge aufmerksam machen. Wenn Sie in dem Palast sind, können Sie sich außer in Ihrem Gästezimmer nicht frei bewegen. Es werden immer zwei Wachen an Ihrer Seite sein, um die Sicherheit aller im Palast zu gewährleisten. Das gilt übrigens auch für Sie", fügt er mit einem Blick auf die Frau hinzu. "Ist das für Sie beide in Ordnung?", fragt er und nach einem Nicken fährt er fort. "Gut. Die andere Bedingung ist, dass Sie mir von all den Dingen in der Vergangenheit berichten, die Sie herausfinden."
Überrascht weiten sich deine Augen. Die erste Bedingung war zu erwarten, aber mit der Zweiten hattest du nicht gerechnet. Du hattest erwartet, dass so ein mächtiger Mann von irgendeinem Weisen des Landes schon ab früher Kindheit über solche Sachen informiert worden sein musste, doch vielleicht läuft das in dieser Welt etwas anders? Und warum fragt er dich, eine fremde Person danach und nicht irgendjemanden im Palast selber?
"Sind Sie damit auch einverstanden?", fragt er wieder und wartet auf deine Antwort.
Etwas perplex nickst du. Wen genau hast du da eigentlich vor dir stehen?
"Sehr gut. Sagen Sie mal, was genau haben Sie da eigentlich in Ihrem Beutel?", fragt der Mann mit einem Blick auf den Beutel interessiert.
"Das sind Sahnerollen für den Regierungschef. Ich habe gehört, dass er sie liebt", erwiderst du und öffnest zum Beweis den Beutel. Ein Duft von Sahne und Honig erfüllt deine Nase und du musst schlucken. Es ist schon lange her, dass du etwas gegessen hast.
"Ah, Sahnerollen", bemerkt der Mann etwas angewidert. "Iss sie selber oder wirf sie weg. Weder kann der Regierungschef von einer fremden Person einfach Essen annehmen, noch will ich, dass Sie irgendeinen Kontakt mit ihm haben." Mit einer abfälligen Handbewegung deutet er dir an, den Beutel wieder zu schließen. Dann dreht er sich nach einen Nicken zu euch um und geht in Richtung Palastmauer. Die Frau folgt ihm und auch du folgst zögerlich.
Nach einigen Schritten lässt sich die Frau zu dir zurückfallen und lächelt dich freundlich an.
"Ich muss ehrlich sagen, dass ich Sahnerollen ebenfalls liebe. Wenn du vorhast, sie wegzuschmeißen kannst du sie mir auch geben. Ich würde mich freuen!" Sei beschenkt dich mit einem warmen Lächeln. Doch anscheinend hat sie deinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet, als sie lachend weiterredet. "Aber du scheinst sie nicht wegschmeißen zu wollen. Mein Name ist übrigens Viola. Ich bin eine reisende Musikerin. Meinen Gesang begleite ich mit der Laute", sie hält ihren Koffer hoch, indem sich definitiv eine Laute befindet. "Mit wem habe ich die Ehre?"
Du stellst dich vor und fügst hinzu: "Ich bin in der Ausbildung zum Bibliothekar, mein Meister schickt mich her. Aber das hast du sicher gerade mitbekommen."
Violas Blick scheint etwas belustigt zu sein, doch du erkennst keinen richtigen Grund dazu und stempelst es als falsche Interpretation ab.
Du beobachtest fasziniert, wie sich die Wachen tief verbeugen, als der Mann wie selbstverständlich an ihnen vorbei geht. Auch dir und Viola nicken sie respektvoll zu. Viola scheint das alles nicht sehr zu überraschen und nickt mit einem freundlichen Lächeln zurück. Auch du neigst leicht, aber verwirrt den Kopf. Wieder einmal stellst du dir die Frage, wen genau du gerade angesprochen hast.
Nachdem die Wachen hinter euch gelassen habt, geht ihr auf einen Steinweg auf den riesigen Palast zu. Links und rechts neben dem Weg siehst du Gärtner beschäftigt durch die Gegend huschen und sich um die tausend Blumen kümmern, die auf dem saftig grünen Rasen blühen. Vor euch ragt der aus Stein gebaute Palast auf, dessen Eingang von mächtigen und natürlich sorgfältig verzierten Säulen gehalten wird. Du glaubst, die Tieger, Vögel und Schmetterlinge der eingemeißelten Verzierungen könnten dir jederzeit ins Gesicht springen.
Nachdem ihr ein paar weitere Schritte gegangen seid, gesellen sich vier Wachen zu euch und erst dann dreht sich der Mann zu dir und Viola um. "Es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht vorgestellt habe", entschuldigt er sich bei dir, auch wenn sein Blick und seine stolze Haltung keineswegs entschuldigend wirkt, "Ich bin Orland, der Sohn des Regierungschefs."
Auch wenn dir bewusst war, jemanden von hohem Stand gegenüber zu stehen, klappt dein Mund auf. Wenn er der Sohn des Regierungschefs ist, bedeutet das, er ist der Zweitmächtigste dieses Landes, oder?
"Auch wenn meine persönliche Wache draußen ein wachsames Auge auf mich hatte, wollte ich mich in der Sicherheit des Palastes wissen, ehe ich Euch meine Identität preisgebe", erklärt sich der Sohn des Regierungschefs.
Unschlüssig, wie du reagieren sollst, verbeugst du dich tief, bevor du Orland verwirrt mit großen Augen ansiehst.
"Es tut mir Leid, dass ich Sie nicht erkannt habe. Das Dorf aus dem ich komme, hängt wirklich in vielen Bereichen hinterher. Aber, wenn ich mir die Frage erlaube darf, wie kommt es, dass Ihr mich benötigt, um an die Informationen aus den Büchern zu kommen?", fragst du hoffentlich höflich genug für Orland. Jetzt bist du sicher, dass er jeden im Palast fragen konnte. Warum hat er sich dann für dich entschieden?
Ein strenger Blick und eine ausweichende Antwort machen dir klar, dass du dieses Thema lieber ruhen lassen solltest. "Dein Meister schickt Sie, richtig? Ich sehe mich verpflichtet, der neuen Generation der Bibliothekare meine Hilfe anzubieten. Immerhin seid ihr diejenigen, die das Wissen des Landes sicher verwahren."
Mit einem Nicken wendet er sich an zwei der Wachen. "Bringt meine Gäste in ihre Gästezimmer und zeigt unserem Bibliothekarlehrling, wo sich unsere Bücher befinden. Was Viola angeht, bringt sie in ein Zimmer, wo sie in Ruhe ihre Laute spielen kann."
Dann dreht er sich wieder dir und Viola zu. "Es tut mir Leid, wenn ich so schnell nach unserem Treffen wieder weiter muss, aber ich habe wichtige Dinge zu regeln. Sobald ich Zeit finde werde ich sicherstellen, dass Ihr gut behandelt wurdet." Nach einem respektvollen Nicken verschwindet er in den riesigen Palast.
"Ich bringe Euch zu Euren Gemächern", wiederholt eine Wache und verbeugt sich kurz.
Die Wache führt euch durch ein großes Tor, das mit den gleichen Tieren verziert ist, wie die Säulen und den Eingang des Palastes darstellt.
Vom Inneren des Gebäudes bist du mindestens genauso erstaunt wie von dem Äußeren. Eingemeißelte Pinien, Löwen und Fasane sind mit Blattgold verziert und die Tiere haben Edelsteinaugen. Während die Wache euch durch so viele Gänge führt, dass du dich fragst, wie man sich den ganzen Weg merken soll, siehst du immer wieder begeistert auf die ganzen Verzierungen. Viola scheint sich nicht so wirklich dafür zu interessieren, ihre Blicke schweifen nur ab und zu an die Wände, doch ihr Gesichtsausdruck scheint keineswegs beeindruckt.
Schließlich bleibt die Wache stehen. “Hier ist Ihr Zimmer”, verkündet die Wache an dich gewandt und öffnet eine Tür. Dahinter befindet sich ein großes Zimmer, dessen Wände mit feinen grünen Strichen verziert ist und das Bett am Rande des Zimmers riesig und weich wie Seide wirkt. Ehrfürchtig stetzt du einen Fuß hinein. “Ist das wirklich mein Zimmer?”, fragst du ungläubig.
“Selbstverständlich. Fühlt Euch ganz wie Zuhause”, antwortet die Wache und verbeugt sich leicht. “Die Bibliothek ist nicht weit. Wenn Ihr wollt, kann ich Euch sofort zeigen, wo sie sich befindet.”
Du nickst und ein paar Türen weiter bleibt die Wache wieder stehen. “Hier ist sie.”
Tatsächlich bist du ein wenig enttäuscht, als du die Bibliothek siehst. Du hast erwartet, dass sie viel größer ist als die in der Stadt, doch stellt sie sich als etwas kleiner heraus. Dennoch besitzt sie eine beeindruckende Größe.
Bevor du und Viola einen Schritt in die Bibliothek setzen könnt, blockieren zwei weitere Wachen euren Weg. Sie sehen erst euch scharf an und dann auf die Wachen, die euch begleiten. “Haben die beiden Erlaubnis, diesen Raum zu betreten?”, fragt eine der Wachen streng. Die Wache neben dir nickt. “Es handelt sich um zwei Gäste von Orland und dieser Gast hier ist ein Bibliothekarslehrling und ich bin mir sicher, dass ihr euch in den nächsten Tagen öfter sehen werdet.” Nach einem analysierenden Blick nicken die Wachen vor dir und geben dir und Viola den Weg frei. “Gäste von Orland also...”, murmelt die Wache.
Als Viola in die Bibliothek kommt, sieht sie sich nun doch beeindruckt um. “So eine große Bibliothek habe ich noch nicht gesehen”, gesteht sie begeistert. “Es ist schade, dass ich nicht lesen kann, aber es fasziniert mich immer wieder, wie andere von solchen Blättern und Zeichen so viele Informationen bekommen können.” Dann wendet sie sich an die Wachen, die euch begleiten. “Ich würde gerne ebenfalls ein Zimmer hier in der Nähe beziehen, wenn das möglich ist”, bittet sie fröhlich. “Es wäre wirklich schade, wenn ich die Einzige mir jedenfalls etwas bekannte Person in diesem Palast schon wieder verlassen müsste.” Sie blinzelt dich einmal mit einem strahlenden Lächeln an.
Sofort nickt die Wache. “Natürlich.”
Sie führt dich und Viola wieder zurück zu dein Zimmer. Bevor du dich zurückziehst, verspricht dir Viola noch, dich am nächsten Tag besuchen zu kommen.
Nun stehst du also alleine in diesem riesigen Raum. Dich immer noch fasziniert umschauend, gehst du einem Tisch entgegen und stellst den Sack von Olli ab. Dann setzt du dich hin und isst begeistert einige der Sahnerollen.
Als dein Magen jedenfalls etwas gefüllter ist, stehst du wieder auf und überlegst dir, gleich in die Bibliothek zu gehen. Vielleicht würdest du dort ja sogar das verkohlte Buch finden, von dem der Bibliothekar gesprochen hat.
Andererseits könntest du dich auch schon hinlegen und dich etwas ausruhen.
Du entschließt dich, dass du auch noch später ruhen kannst und machst dich erst auf in Richtung Bibliothek. Wie Orland dich bereits informiert hat, gesellen sich zwei Wachen an deine Seite, sobald du den Raum verlassen hast. Sie begrüßen dich nur kurz und gehen dir dann schweigend hinterher, als du dich Richtung Bibliothek aufmachst. Wenn diese Beiden auch weiterhin ein so genaues Auge auf dich werfen, würde es für dich sowieso unmöglich sein, das Buch für Olli zu stehlen.
In der Bibliothek angekommen siehst du dich nach Geschichtsbüchern um. Was Olli erzählt hatte wirkte ziemlich geheimnisvoll und du bist ebenfalls ein wenig daran interessiert, ob du Ollis Buch finden kannst. Während du mit den Wachen zwischen den Regalen herumläufst begegnest du keinen weiteren Personen. Du vermutest, dass dies wohl normal ist, in einer Welt, in der noch nicht viele lesen können und denkst dir nichts weiter dabei. Nur dass du niemanden fragen kannst, wo Geschichtsbücher zu finden sind, stört dich ein wenig und die Wachen können dir dabei auch nicht weiter helfen. Dementsprechend bleibt dir nichts anderes übrig, als dich durch den Wald aus Regalen selber zu orientieren. Es dauert einige Zeit, bis du endlich das Regal mit deinem Thema gefunden hast. Dort angekommen machst du dich neugierig sofort daran, das verkohlte Buch von Olli zu suchen. Schnell wanderst du mit den Augen das Regal ab und bleibst an einem Buchrücken hängen. Es trägt keinen Buchtitel, doch der Rand ist derart verkohlt, dass es sich nur um das erwähnte Buch handeln kann. Vorsichtig nimmst du das Buch heraus und musst es unten stützen, damit die alten Seiten nicht hinausfallen. Als du das Buch schließlich in beiden Händen hälst, kannst du nur voller Erstaunen darauf sehen. Du kannst sehen und fühlen, dass es sich um ein sehr altes Buch handeln muss. Ohne lange zu warten gehst du zu einem Tisch in der Nähe und setzt dich dort hin. Vorsichtig klappst du die erste Seite auf.
Auch wenn viele Seiten verkohlt sind und dadurch unlesbar, liest du fasziniert alle lesbaren Seiten durch. Es geht, wie Olli gesagt hat um Wesen, die den Menschen helfen. Sie werden in dem Buch als Feuer-, Wasser-, Wind- und Erdgott benannt. Es wird beschrieben, wie sie den Menschen dabei helfen, ihre Felder zu gießen oder ihr Gemüse zu braten. Teilweise schien es den Menschen damals möglich zu sein, sich sogar zu teleportieren oder unter Wasser zu atmen. Es werden Tempel beschrieben, ihre Standorte und jeder Gott wird charakterlich und äußerlich glorifizierend dargestellt. Jedoch musst du in dem Kapitel der Götter noch mit etwas anderem kämpfen als nur mit den verkohlten Seiten und Zeilen. Irgendwer scheint mit einem Stift brutal durch die Seiten gekritzelt haben, auf denen Informationen zu den Göttern stehen. Konzentriert versuchst du nun auch damit zurechtzukommen und zumindest einige Eigenschaften zu entziffern.
Der Feuergott scheint eine stolze Göttin gewesen zu sein. Verwirrt siehst du dir das halb verkohlte Bild von der Feuergöttin an, das nur kaum überkritzelt worden ist und klar macht, dass es sich um einen weiblichen Gott handelt.
Der Wassergott soll ein sehr passiver Gott sein.
Der Windgott ist etwas schwierig für dich auszumachen. Auf der einen Seite denkst du, der Autor beschreibt ihn als brutalen, kriegerischen Gott, auf der nächsten etwas lesbaren Seite scheint ein totaler Umschwung vonstatten gegangen zu sein und es wird von einem liebevollen, schützenden Gott geredet.
Der Erdgott scheint ein sehr zielstrebiges, willensstarkes Wesen zu sein.
Nachdenklich legst du das Buch zur Seite. Der Inhalt ist nicht das, was dich am meisten überrascht hat. Auch von den verbrannten Seiten hatte dir Olli erzählt und du warst darauf vorbereitet. Doch woher kommen diese Kritzeleien am Ende des Buches? Sie sind erst vor kurzem entstanden, vermutest du. Zudem muss die Person, die dies gemacht hat sehr wütend gewesen sein. Wer würde ein so kostbares Buch so behandeln? Olli meinte, es sei eines der Einzigen das aus dieser Zeit existiert. Müsste dann nicht besonders sorgfältig damit umgegangen werden? Wütend siehst du auf das Buch hinunter. Olli hatte dich gebeten, es ihm wieder zu bringen und nachdem du den Zustand des Buches gesehen hast, willst du es eigentlich auch tun. Das Problem waren die Wachen, die dir überallhin folgten und nicht von deiner Seite weichen würden...
Nachdem du einen Blick auf die Wache neben dir gerichtet hast, die völlig starr und überragend auf dich hinab sieht, hakst du den Plan für heute ab, das Buch zu stehlen. Heute würde sich sowieso keine Situation dafür auftun.
Dementsprechend stellst du das Buch wieder zurück und machst dich auf, wieder in dein Zimmer zurück zu gehen.
Zu deiner Überraschung steht dort ein Abendessen für dich bereit und du machst dich gierig daran, es zu essen. Danach legst du dich schlafen.
Bevor du ausgeschlafen bist, wirst du durch ein lautes Pochen an deine Zimmertür geweckt. Deine innere Uhr sagt dir, dass es gerade so um Mitternacht oder etwas später sein muss. Träge und missmutig stehst du auf. Dass du groß in Schwierigkeiten oder hnlich steckst, kannst du dir beim besten Willen nicht vorstellen, da Orland, der Sohn des Staatsoberhauptes dafür sorgt, dass du hier gut behandelt wirst. Dementsprechend schlürfst du nur langsam zur Tür. Doch bevor du sie aufmachen kannst, wird sie schon von zwei Wachen aufgerissen. Erschrocken springst du zurück.
Ein älterer Herr in sehr ausgewählten, seidenen Kleidern betritt deinen Schlafraum. Perplex streichst du dir eine Strähne aus deinem zerzausten Haar. Der Mann vor dir wirkt irgendwie noch mächtiger als Orland...
“Was tust du?! Du bist in der Anwesenheit des Regierungschefes! Verbeuge dich gefälligst!”, keift eine Wache dich wütend an.
Verunsichert sinkst du in die Knie, starrst aber weiterhin auf den älteren Mann. Das ist also der Regierungschef? Auf den zweiten Blick wirkt er nicht ansatzweise so mächtig, wie du es am Anfang durch seine Kleidung geglaubt hast. Seine Augen funkeln dich zwar an, allerdings siehst du jetzt, wie seine Schultern eingezogen und sein Rücken gebeugt ist. Fast so, als würde er sich vor etwas ducken wollen und Angst haben. Seine Augen huschen ständig von dir weg und sehen durch den Raum, als würde jede Sekunde etwas Furchterregendes auftauchen können. Wovor sollte sich der mächtigste Mann aber fürchten?
“Kopf runter!”, knurrt die Wache dich wieder an. Erschrocken senkst du auch deinen Kopf. Der Regierungschef schnalzt einmal mit der Zunge.
“Das reicht, Renal”, verkündet der Regierungschef genervt. “Du kannst aufstehen”, gewährt er dir dann.
Du stehst auf dankend und siehst fragend auf den Regierungschef. “Weshalb sind Sie hier?”
Die Augen der einen Wache funkeln dich wütend an, bleibt diesmal aber ruhig. Durch ihn hast du das Gefühl wieder irgendetwas falsch gemacht zu haben, obwohl du nicht genau weißt, was es sein könnte.
“Setzen wir uns erstmal”, seufzt der Regierungschef und setzt sich an den Tisch, an dem du gegessen hast. Du setzt dich zu ihm. Die Wachen flankieren den Regierungschef sofort rechts und links.
“Ich habe gehört, dass mein Sohn dir gewährt hat, hereinzukommen und in unserer Bibliothek zu stöbern. Für welche Bücher genau interessierst du dich denn?”
“Ich versuche etwas über die Vergangenheit des Landes herauszufinden und habe von dem Bibliothekar in der Stadt erfahren, dass es hier im Palast sehr interessante Bücher darüber geben soll...”, erklärst du dem Regierungschef ehrlich.
Dieser sieht dich daraufhin erstmal nur starr an. In seinen Augen meinst du einen Funken Angst entdecken zu können. “Und warum hat mein Sohn es dir gewährt, in den Palast zu kommen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass er so etwas nicht einfach aus Nächstenliebe tun würde, damit du deine Bücher lesen kannst. Jedenfalls hoffe ich, dass ich ihn besser erzogen habe, als dass er jeden Fremden einfach in den Palast ließe.”
“Ich sollte ihn dafür versprechen, ihm von meinen Erkenntnissen zu berichten”, klärst du den Regierunschef auf. Erschrocken zuckst du zusammen, als der Regierungschef wütend seine Faust auf den Tisch donnert.
“Dieser verdammte...!”, flucht er. Du siehst ihn mit großen Augen unverständlich an. Was ist denn nun los?
Der Regierungschef steht von seinem Platz auf und beugt sich zu dir. “Ich verbiete dir hiermit, auch nur ein Wort mit meinem Sohn über unsere Vergangenheit zu wechseln! Ja, ich verbiete dir sogar, nur einen Blick in diese besagten Bücher zu werfen!”
Verärgert knallt der Regierungschef nochmals auf den Tisch und du zuckst abermals zusammen. Eine Wache beugt sich zu dem Regierungschef vor und flüstert ihn etwas ins Ohr. “Bitte was?!”, brüllt er darafhin. Er sieht dich mit einem derart hasserfüllten Blick an, dass du dir wünschst, einfach im Erdboden zu verschwinden. Und das, obwohl du keinen Schimmer hast, weswegen er eigentlich so sauer ist. Verängstigt lässt du deinen Blick auf seine Faust sinken. Durch seinen flachen, schnellen Atem kannst du seine Wut immer noch deutlich spüren.
“Du hast bereits in ´das´ Buch gesehen?!”, fragt er grollend. “Und jetzt hast du vor, ganz einfach zu meinem Sohn zu tanzen und ihm das alles zu erzählen? Von diesen... diesen verfluchten... verdammten Göttern?!”
Du schluckst und wagst es nicht, noch ein weiteres Wort zu sagen.
“Weißt du nicht, dass dieser dämlicher Autor sich einfach irgendwelche Dinge ausgedacht hat?! Götter die Menschen helfen?! Wie lächerlich kann man sein, so einen Blödsinn auch nur zu denken?! Götter sind einzig und allein fies, niederträchtlich und zerstörerisch, nichts weiter!”
Du siehst erstaunt und verdutzt zu, wie der Regierungschef sich immer weiter in Rage redet. Du musst an die verkritzelten Seiten denken, die fast zerissen waren, weil der Stift so hart angesetzt worden ist. Da in dieser Welt kaum jemand lesen kann, muss jemand das getan haben, der diese seltene Ausbildung genießen konnte und in die Bibliothek des Palastes unbeaufsichtigt herumgehen darf. Während du mitansiehst, wie der Regierungschef wütend herumgestikuliert und sich über das Buch aufregt, macht sich immer weiter der Verdacht in dir breit, dass er die Seiten verunstaltet hat.
“Und jetzt willst du meinem Sohn etwas von diesen Göttern berichten, damit er auf ewig von ihnen gehänselt werden kann?”, fragt er dich wütend. Die Wachen sehen ihn hilflos an. “Herr, jeder weiß, dass es keine Götter gibt... Bitte beruhigen Sie sich”, versucht die redefreudigere Wache unbeholfen, den Regierungschef etwas zu besänftigen.
“Es gibt sie nicht?! Es gibt sie nicht? Richtig! Es gibt sie nicht! Und so soll es bleiben! Und meinem Sohn soll noch nicht einmal ein Wort von ihnen hören! Er soll noch nicht einmal die Idee haben können, dass sie existieren könnten!” Der Regierungschef hält sich am Tisch fest und atmet nach seinem Schreianfall schwer. Er sieht dich wieder mit seinen wütenden Augen funkelnd an. “Deswegen kann ich nicht zulassen, dass du Orland etwas über sie erzählst! Orland, oder sonst irgendwem. Ansonsten breitet sich diese Verdrehung der Warheit auch noch aus! Bringt diesen Vollidioten von Bibliothekar zu Oscar. Er wird schon wissen, was mit unserem Gast geschehen soll.”
Die Wachen verbeugen sich kurz, während der Regierungschef davongeht. Du siehst panisch zu ihm zurück, als dich die Wachen mit einem festen Griff packen. Verzweifelt versuchst du dich irgendwie aus ihrem Griffen zu winden, doch es ist vergebens. Du wirst mit eisigen Griffen unweigerlich davongeschleift. Das ging alles zu schnell. Diese paar Worte konnten den Regierungschef schon so in Rage bringen...? Was sollst du denn jetzt bloß machen?
Nach einiger Zeit steht ihr vor einem Mann mit sehr kurzen, silbernen Haaren. Seine Statur ist beeindruckend muskulös und seine Kleidung ist unverkennbar edel. Er sitzt in einem größeren Raum und scheint über irgendwelche Dokumente gebeugt gewesen zu sein, bevor ihr hereingekommen seid. Als seine Augen deine treffen, stellst du ein traurigen Blick darin fest. Dann wirst du schon von den beiden Wachen unsanft auf den Boden geschmissen.
“Der Regierungschef wünscht, dass Ihr mit dieser Person verfahrt. Er meinte, Ihr wüsstet was zu tun ist, Oscar.”
Oscar nickt schwerfällig, steht von seinem Platz auf und geht zu euch. “Wenn ihr mich aufsuchen musstet, ist mir klar was er von mir will. Sagt dem Regierungschef, dass es erledigt wird.”
“Sofort, Herr Oscar”, sagen die Wachen und salutieren schnell, bevor sie sich davonmachen. Oscar sieht zu dir hinunter und zögert.
Das Zögern nutzt du aus, springst auf und rennst sofort los. Dein Ziel ist das Fenster, denn du weißt, dass sich vor Oscars Zimmer weitere Wachen positioniert haben.
Flink springst du über eine Ansammlung Bücher um an das Fenster zu kommen. Zu deinem Glück befindet ihr euch im Erdgeschoss, weswegen es nicht unmöglich wird, hinaus zu springen. Schnell reißt du es auf und hüpfst hinaus. Unbeholfen versuchst du, aus dem kleinen Busch zu kommen, in den du in deiner Hast direkt hineingesprungen bist. Die Äste haben sich in deiner Kleidung verfangen und du fluchst lautstark. Eine junge Frau, die wohl eine Bedienstete sein muss, sieht dich mit großen Augen an. Sie hat einen Wäschekorb in der Hand und will sie wohl gerade aufhängen, doch wurde dann von deinem Fluchen gestört.
Bevor du es schaffst dich aus dem Busch zu befreien, wirst du auch schon mit einer Hand von Oscar an deiner Kleidung hochgezogen. Wie ein Sack hängst du nach unten und siehst die Bedienstete hilflos an. Sie sieht mit großen Augen zurück. Oscar zieht dich wieder in sein Zimmer. “Na, bist ein kleiner Ausreißer, huh?”, fragt er dich. “Ausreißer, es tut mir Leid dir das sagen zu müssen, aber mir ist bisher noch keiner entkommen.” Er setzt dich in seinem Raum ab, hält dich diesmal aber fest, sodass dir keine Chance bleibt, einen weiteren Befreiungsversuch zu starten. “Sei ruhig und folge mir in dein neues Zuhause”, weist dich Oscar an und zerrt dich mit sich.
Irgendwann setzt dich Oscar auf ein Pferd und ihr reitet eine Zeit lang durch die Gegend, bis ihr irgendwann in einen Wald kommt. Das Wetter ist äußerst schlecht, denn rauer Wind peitscht euch entgegen. Du musst aufpassen, dass dir kein Zweig in die Augen fliegt, weshalb du öfters deine Augen schließt.
Irgendwie kommt es dir so vor, als würdet ihr immer wieder im Kreis reiten. Jedenfalls verlierst du irgendwann die Orientierung, weil Oscar nicht einfach einen genauen Weg folgt, sondern immer wieder Abbiegungen macht, die wohl einfach nur dazu dienen, dich zu verwirren. Zusäzlich kannst du durch den Wind kaum auf seinen Weg aufpassen. Du weißt nun nicht einmal mehr, wie groß der Wald ist, noch weißt du, wie weit ihr vom Palast entfernt seid. Selbst eine ungefähre Schätzung will dir nicht gelingen.
Schließlich bleibt Oscar vor einem Stein stehen. Er ist groß, doch scheint völlig gewöhnlich zu sein, bis Oscar an einem Zweig zieht. Daraufhin schiebt sich der Stein von selber zur Seite und ein unterirdischer Tunnel wird erkennbar. Beeindruckt fragst du dich kurz, wie der Stein wohl funktionieren könnte, doch Oscar hat andere Pläne mit dir, als dieses Geheimnis zu lüften und reitet unbeeindruckt in den Gang hinein. Hinter euch schließt sich der Eingang wieder von selbst.
In der Höhle zündet Oscar eine Fackel an. Nachdem der Stein den Wind und die Sonne ausgeschlossen hat, ist es viel zu dunkel, als dass ihr viel sehen könntet. Oscar hält mit seiner einen Hand die Fackel und reitet weiter in die Höhle hinein. Als sich deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennst du ständig neue Höhlenabzweigungen, die Oscar nicht weiter beachtet und sich sicher seinen Weg durch diese verwinkelte Höhle sucht. Schon nach ein paar Abzweigungen bist du dir völlig unsicher, wie du wieder zurück zum Steineingang finden könntest.
Als die Fackel mehr als die Hälfte heruntergebrannt ist, kannst du endlich ein Licht erkennen, welches den Ausgang der Höhle markieren muss. Du freust dich einfach, aus dieser stickigen Höhle herauszukommen.
Doch die Freude hält nur kurz. Zwar erkennst du schnell, dass es wirklich der Ausgang der Höhle ist, doch als du dich an das helle Sonnenlicht gewöhnt hast, kannst du draußen ein riesiges, eisernes Gebäude erkennen. Es ist vom Wald umringt und durch die Bäume kannst du Klippen erkennen. Wirst du hier wirklich eingesperrt werden?
Ungläubig siehst du dann auf einen bekannten Mann, der einsam an dem Tor gelehnt sitzt und in den Himmel hinaufstarrt, ohne euch zu bemerken. In seiner Hand hält er einen langen Speer. Seine Augen sind durchträngt von Trauer und Verzweiflung.
Erst als Oscar mit seinem Pferd näher an ihn herantritt, sieht der Mann an der Pforte erschrocken hoch. Erst sieht er auf Oscar, dann trifft sein Blick auf dich.
“... Du?”, fragt dich der Mann erschrocken. Es ist derjenige, den du als erstes in der Stadt getroffen hast. Derjenige, der dir empfohlen hat zur Bibliothek zu gehen. “Warum bist du hier...?”
Oscar beachtet ihn nur flüchtig. “Ich dachte man sagte dir bereits, dass Fragen deiner Arbeit betreffend nicht gestattet werden. Wie immer siehst du eine Person, die hier in dieses Gebäude hineingeht, nichts weiter. Und wie immer musst du einfach dafür sorgen, dass dieses Gebäude geschützt ist, falls sich jemals irgendjemand hierher verirrt. Was natürlich äußerst unwahrscheinlich ist.”
“Aber...”, fängt der Mann an. “Aber ich kenne diese Person und... und... ich kann mir kaum vorstellen, dass sie wirklich dort hinein gehört... Es ist so... seltsam.”
Oscar sieht den Mann an. “Ich verstehe deine Verunsicherung”, versichert Oscar den Mann. “Doch der Regierungschef höchstpersönlich hat befohlen, dass dieses Individuum hier in das eiserne Gefängnis kommen soll. Frage nicht, warum. Wir sind verpflichtet, dem Regierungschef Treue entgegenzubringen. Wenn er nicht will dass irgendjemand weiß was darin vor sich geht, dann werden wir seine Entscheidung nicht infrage stellen. Wenn er will, dass ein Bekannter von dir in das Gefängnis kommt, dann werden wir seine Entscheidung auch nicht infrage stellen. Verstanden?”
Der Mann sieht Oscar mit einem Anflug von Wut an. “Würdest du alles machen, nur weil du dem Regierungschef Treue geschworen hast...? Hälst du deswegen immer deinen Mund, obwohl du genauso wie ich weißt, dass irgendetwas hier gewaltigt sinkt? Und wahrscheinlich weißt du, als engster Vertrauter vom Regierungschef auch noch ganz genau was hier abgeht, richtig?”
Oscar schweigt und sieht den Mann nur eine ganze Weile ruhig an.
“Weißt du was? Meine Arbeit ist die reinste Folter. Ich höre Schreie von innen, Oscar. Ich weiß nicht, was da drinnen vor sich geht. Und ich kann nicht viel machen. Ich bin nur eine einfache Wache, die nichts weiter wollte, als seine Stadt, seine Frau und seine beiden Kinder zu beschützen. Stattdessen sitzte ich hier und muss mir anhören, wie ich von innen angefleht werde, dass ich die Tür öffne. Und sehe immer wieder, wie neue Menschen hineinkommen. Aber nie sehe ich Menschen hinauskommen.
Jetzt willst du auch noch diese Person hier einsperren? Sie war noch nicht einmal lange genug hier, um irgendetwas anzustellen! Weißt du was? Gestern kurz nach Sonnenhöhe kam sie in die Stadt! Ohne auch nur zu wissen, wo sie sich befindet! Oscar, ich kann nicht mehr unwissend durch die Gegend gehen! Sag mir endlich, was hier vor sich geht! Sind alle Menschen hier drin auch noch unschuldig? Macht es überhaupt einen Sinn, da drin zu sein? Was passiert da drin eigentlich?”
“Rath!”, ruft Oscar etwas harrscher aus. “Ich kann dich verstehen”, wiederholt er noch einmal eindringlich. “Niemand wird von mir erfahren, was darin vor sich geht! Das würde gegen meine Ehre gehen! Ich habe dem Regierungschef geschworen, ihm treu zu sein und das hast du auch! Du hast ihm geschworen, nie solche Fragen zu stellen!”
“Du und deine verdammte Ehre...”, grummelt Rath angewiedert. Er sieht dich ernst an. Seine braunen Augen sind durchflutet von Trauer. Schließlich schließt er sie und haucht dir ein “Pass auf dich auf da drinnen”, entgegen. Dann macht er Platz, sodass Oscar das Tor aufschließen kann. Während des Prozesses sieht Rath mit wutentbrannten Augen auf Oscar. “Glaube ja nicht, das mache ich noch lange mit. Ich werde den Regierungschef zur Rede stellen!”, knurrt Rath. Oscar ignoriert ihn.
In dem Gebäude ist eine seltsame Dunkelheit, sodass du dort nichts ausmachen kannst. Oscar steigt vom Pferd und holt dich ebenfalls herunter. Dann schmeißt er dich in die Schwärze. Bevor Oscar irgendwelche Anstalten macht, das Tor wieder zu schließen sieht er noch einmal lange auf dich hinab. Du siehst ihm an, dass er nicht ganz zufrieden ist. Vermutlich steht sein Ehrgefühl ihm im Weg das zu tun, was er eigentlich für Richtig hält. So schätzt du ihn jedenfalls in deiner kurzen Zeit mit ihm ein. Seine blauen Augen zeigen Zweifel, doch schließlich dreht er dir den Rücken zu. “Überlebe”, fordert er dich auf.
“Nicht so schnell, meine Lieben”, erklingt eine Stimme, die dir völlig unbekannt ist. Sie ist ein wenig kratzig und daher kannst du nicht ihr Geschlecht ausmachen. Aus der Höhle, aus der Oscar und du gekommen seid, tritt eine Person. Kurz darauf folgen zwei weitere. Alle drei Personen tragen schwarze, lange Mäntel, die sie komplett verhüllen und auch keine Chance machen, ihre Gesichter zu erkennen.
“Wer seid ihr?”, fragt Oscar düster und zieht sein Schwert. Rath sieht unsicher von einer Person zur anderen und klammert sich an seinen langen Speer, sieht die neu erschienenen Personen aber nur groß an.
“Wir? Nur Personen, die genau wie der kleine Rath hier wissen wollen, was in diesem Gebäude hier vor sich geht”, weicht die Person der Frage aus.
“Vergesst es”, knurrt Oscar und will das Tor schließen. Doch die Person tritt einen weiteren Schritt vor und zückt einen Dolch.
“Oh nein, du wirst dieses Tor nicht schließen, solange ich es verhindern kann”, sagt sie überzeugt. “Ich bin dir nicht den ganzen Weg gefolgt, damit ich dann vor einer eisernen, verschlossenen Pforte stehe.”
“Rath. Ich komm gut gegen zwei an”, meint Oscar grollend und hält sein Schwert auf die Person. “Übernimm wen immer du willst.”
“Ach? Wollen wir jetzt kämpfen?”, fragt die Person und zieht einen weiteren Dolch von ihrem Gürtel.
Rath zögert. Dann sieht er ernst zu Oscar und schluckt. “Ich kämpfe erst, wenn du mir einen guten Grund nennen kannst”, macht er klar.
Oscar schnappt nach Luft. “Bitte was?!”
“Wenn du mir einen guten Grund nennen kannst”, wiederholt Rath. “Sag mir, warum die Menschen da drinnen sind und was mit ihnen geschieht. Dann werde ich selber entscheiden, ob dieses Gebäude es wert ist, von mir beschützt zu werden.”
Oscar sieht für einen Augenblick wütend zu Rath. “Rath, wir haben jetzt keine Zeit dazu...!”
Die Person in schwarzen Kleidern lacht und geht an Oscar vorbei, während sie weiterhin mit ausgestrecktem Arm den Dolch in seine Richtung hält. “Oh doch”, wendet sie ein. “Ich denke, wir haben genug Zeit, dass du uns allen erklärst was darin vor sich geht.” Sie geht weiter zu dir und hält dir ihren Arm hin, nachdem sie den einen Dolch wieder eingesteckt hat, damit du dich daran hochziehen kannst. “Das schuldest du auch der Person, die du hier gerade einsperren willst. Was war nochmal ihr Verbrechen...?”
Oscar stellt sich so hin, dass er euch alle im Blick haben kann und hält sein Schwert weiterhin fest in der Hand. “Ich weiß es nicht und es ist mir auch vollkommen gleichgültig. Es ist Befehl des Regierungschefs. Und das sollte vollkommen ausreichen”, fügt er grollend mit einem Blick auf Rath hinzu.
“Ach, du weißt es nicht?”, fragt die Person höhnisch. Sie führt dich mit sich nach draußen und setzt sich dann auf den Boden. “Und was ist jetzt da drin? Sag nicht, das weißt du auch nicht.”
Oscar sieht wütend von einer Person zur anderen. Als er auf sein Pferd springt, bemerkst du erst,dass es sich wieder zu seinem Herrn gesellt hat. Oscar gallopiert zum Tor.
“Nein!”, ruft die Person aus und versucht ihn daran zu hindern es zu schließen, doch sie kommt zu spät. Mit einem Ruck schafft es Oscar, das schwere Tor zufallen zu lassen.
“Susanne!”, ruft die Person und eine der beiden Personen im Hintergrund zückt einen Bogen. Sie nimmt einen Pfeil und zielt auf den fliehenden Oscar. Einen Herzschlag lässt sie sich Zeit, in dem sie sorgfältig zielt, dann fliegt der Pfeil los. Du hörst ein leises Zischen, als sich der Pfeil durch die Luft bohrt. Er trifft ein Bein des Pferdes, das erschrocken wiehert.
“Glace!”, ruft Oscar panisch aus. Er beugt sich über das Pferd und umarmt ihren Hals. “Glace, mein Freund...”
Wütend springt Oscar vom Pferd. “Ihr habt es so gewollt”, knurrt er. “Kommt her.”
Die Person schnappt sich wieder ihren zweiten Dolch. “Du weißt, dass du keine Chance hast, Oscar.”
Oscar nickt. “Ich weiß.” Er steckt den Schlüssel für das eiserne Tor in eine Satteltasche von seinem Pferd. “Glace, reite zum Palast”, haucht Oscar dem Pferd zu, dass sich humpelnd davon macht, so als wüsste sie genau, was sie tun muss.
“Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir das Pferd jetzt entkommen lassen?!”, fragt die Person und will auf das Pferd zueilen. Oscar stellt sich ihr in den Weg. “Du denkst vielleicht, dass sie nur ein Pferd ist, aber sie ist mein treuester Freund. Ich werde nicht zulassen, dass ihr sie noch weiter verletzt. Genausowenig werde ich zulassen, dass ihr all die Bemühungen des Regierungschefs zerstört!”
“Bemühungen, Bemühungen! Wenn du nicht willst, dass diese Bemühungen zerstört werden, dann sag uns doch einfach, was sich in dem Gebäude befindet!”, schreit die Person mit den Dolchen fast schon. “Susanne!”, fordert sie die Bogenschützin auf.
Susanne zielt wieder auf das Pferd.
Oscar sieht dich eine Weile schweigend an. Dann seufzt er und nickt kurz. "Der Ort, zu dem ich dich bringe wird dir nicht gefallen", vermutet er. "Das kommt davon, wenn man sich den falschen Feind macht..."
Oscar greift sich deinen Arm und zerrt dich mit sich. Du wirst nach draußen geschubst und dort auf ein Pferd gesetzt. Oscar springt ebenfalls hinauf und reitet mit dir los. Ein unangenehm starker Wind peitscht euch entgegen, während du dich angespannt fragst, wohin eure Reise euch führen wird.
Oscar grummelt leise, als der Wind sich weiter verschärft. Sein Pferd hält tapfer dagegen, wird aber stetig langsamer. Selbst als ihr in einem Wald angelangt seid, wird der Wind nicht weniger heftig. Nun habt ihr auch noch das Problem, dass Äste und Blätter vom Wind hochgepeitscht werden und euch um die Ohren segeln.
"Ganz ruhig, Glace", raunt Oscar seinem Pferd zu und streicht ihm über die Mähne. Kurz darauf kommt das Pferd zum stehen. "Es ist zu windig, um weiterzureiten", erklärt er dir und springt hinunter. Dein Herz flackert kurz hoffnungsvoll auf, doch Oscar vernichtet sie so schnell sie gekommen war. "Daher gehen wir den Rest des Weges."
So musst du nun mit Oscars klammernden Griff an deinem Armgelenk durch den Wald stolpern. Es ist sehr schwer, irgendeinen Fuß richtig vor den anderen zu setzen da der Wind euch beide fast umpeitscht, aber Oscar dich dennoch mit schnellem Schritt weiterzwängt. Der Orkan wirbelt auch noch die Blätter und Zweige des Waldes so auf, dass ihr quasi durch einen dichten Nebel watet, der euch zusätzlich noch ab und an eines auswischt. Vor allem Oscar trifft es damit schwer, denn aus unerfindlichen Gründen treffen die Äste nur ihn, während du und Glace verschont bleibt. Es wirkt fast so, als hätte der pfeifende Wind ein Bewusstsein, dass es auf Oscar abgesehen hat.
Neben dem Heulen hört ihr beide noch etwas anderes, viel Leichteres und leises durch den Wald klingen. Eine Melodie, die Gelassener nicht hätte sein können. Oscar bleibt stehen und starrt geradeaus, wo die feinen Töne ihren Ursprung haben müssen. Dort ist ein Schemen von einer Person zu sehen, die ruhig auf einem Stein sitzt und sich von dem Trubel um sie herum nicht stören lässt. Langsam stapft Oscar mit dir auf die Person zu, bis du schließlich mehr ausmachen kannst.
Du musst nach Luft schnappen. Dort sitzt Viola, als würde sie sich an einem ruhigen Nachmittag einen gemütlichen Ort für ein Lautenkonzert ausgesucht haben. Der Wind peitscht ihr durch ihre langen Haare, aber irgendwie scheint sie gerade dadurch genau in ihrem Element zu sein. Ihr Lied klimpert keine Melodie gegen den Wind an, sondern verfließt mit ihm wie ein Regentropfen, der seinen Platz im Ozean einnimmt. Wäre deine Situation nicht so brenzlig, wäre dir sicherlich danach zumute, dich trotz des Sturms neben sie zu setzten und einfach zu lauschen. Doch so kann es leider nicht kommen, denn Oscar zerrt dich starr mit sich, bis ihr direkt vor Viola zu stehen kommt. Viola öffnet ihre Augen und lächelt dich warm an. Ihr Ausdruck ändert sich kaum, als sie ihren Blick zu Oscar weiterschweifen lässt, doch irgendwie verliert er dennoch an Wärme. Oscar jedoch sieht sie mit einem derart strengen Blick an, dass sogar dir ein Schauer über den Rücken läuft, obwohl er dich nicht trifft. Viola kümmert er jedoch äußerst wenig.
"Viola, ich denke nicht, dass es gesattet ist für Sie, sich so einfach von dem Palast zu entfernen. Orland wäre sicher enttäuscht, wenn Sie so schnell wieder gehen ohne das mit ihm abzusprechen. Und das bei diesem Wetter", warnt er.
Violas Lächeln bleibt bestehen. "Ich denke nicht, dass wir uns bisher vorgestellt wurden. Aber anscheinend hält Orland große Stücke auf Sie, wenn Sie bereits von mir wissen. Mit wem habe ich denn die Ehre?", fragt sie gelassen. Nur an ihren ernsten Augen kannst du lesen, dass sie durchaus durschaut hat, in was für einer Situation sie gerade hineingerutscht ist.
"Es sollte keine Rolle spielen, welche bedeutungslose Person ich bin. Orland jedoch sind Sie verpflichtet. Ich bin mir sicher, dass Sie mit unserem baldigen Chef noch etwas zu regeln haben. Gehen Sie. Es ist zu Ihrem Besten."
Langsam streicht sich Viola eine Haarsträhne vom Gesicht, als würde sie nicht von dem peitschenden Wind sofort wieder in ihr Gesicht fliegen. Was sie zu deinem Erstaunen tatsächlich nicht tut.
"Natürlich werde ich mein Versprechen mit Orland nicht brechen. Es ist einfach nur zu herrliches Wetter um drin zu sitzen, meint ihr nicht auch?"
Wie auf Befehl fliegt Oscar wieder einmal eine handvoll Blätter mitten ins Gesicht. Grummelnd streicht er sich die Blätter vom Gesicht.
"Ich erwarte, dass Sie verschwunden sind, wenn ich wieder hier bin", brummt Oscar und will dich weiterzerren.
"Was haben Sie denn mit Orlands anderem Gast vor? Ihr seht nicht danach aus, als würdet ihr zusamen das Wetter genießen wollen", merkt Viola an und hält Oscar damit zurück.
"Der Regierungschef hat entdeckt, um was für eine zwielichte Person es sich bei diesem Gast handelt und hat befunden, dass sie nichts an seiner Seite zu suchen hat. Ihr werdet euch also nicht im Palast wiedersehen."
Viola steht auf. Ihr Lächeln ist verschwunden, stattdessen siehst du ein für sie ungewöhnliches ernstes Gesicht. "Soso", murmelt sie. "Es tut mir Leid das sagen zu müssen, aber ich habe noch ein Wörtchen mit deiner Begleitung zu besprechen, wenn Ihr so freundlich wärt..." Ohne auf Oscars Antwort zu warten, schnappt sich Viola deinen anderen Arm. Oscar machen just in diesem Moment wieder fliegende Stöcke zu schaffen, die an seinen Bauch klatschen und lässt daher in eben jenen Moment deine Hand los, als Viola dich in die andere Richtung zieht.
Du hast das Gefühl, dass euch Rückenwind weiter antreibt, als ihr zusammen vor Oscar flieht. Viola macht eine scharfe Kurve und ihr verschwindet hinter einem dornigen Busch.
"Du hast dir einen zu mächtigen Feind gemacht", bemerkt Viola mit schnellen Worten und hält dich eisern an den Schultern fest. "Es tut mir Leid, dass ich dir keine Entscheidung lasse, aber wenn die Entscheidung zwischen Leben und Sterben ist wirst du mir sicherlich verzeihen."
Du versuchst etwas zu sagen, aber Viola ist schneller. Ihre Hand drückt sich auf deine Augen und du siehst nur noch schwarz. Hinter dem peitschenden Getöste des Windes hörst du Viola, die dir leise zuraunt: "Machs gut, mein lieber Weltenwandeler."
Nachdem ihre Worte verklingen spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Panisch fragst du dich, ob du Viola doch nicht vertrauen kannst, dann wird alles schwarz.
Erschrocken öffnest du deine Augen wieder und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel kreisen an ihn herum. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst es nicht glauben. Plötzlich bist du wieder hier, in deiner vertrauten Umgebung, in deiner Welt. Warst du überhaupt wirklich woanders oder hast du das gerade nur geträumt? Aber dein Kopf ist dir Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigen sich deine Kopfschmerzen so weit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war.
Viola hatte dich also wirklich nur beschützen wollen und es irgendwie geschafft, dich wieder hierher zu bringen. Du kannst fühlen, dass hinter ihr noch eine ganze Menge mehr steckt, als eine einfache Lautenspielerin. Es fühlt sich seltsam an, so plötzlich wieder hier zu sein. Du hast es nicht geschafft, Ollis Buch wieder zurückzubringen oder Orland mit Informationen zu versorgen. Du kratzt verwirrt an deinen Kopf. Vielleicht ist es auch ganz gut so. Es schien ein gefährlicher Ort zu sein und nun bist du dem entkommen. Hier ist kein Oscar, der dich an irgendeinen dunkelen Ort führen soll, oder ein Regierungschef, der keinen klaren Gedanken fassen kann.
Seufzend machst du die Tür auf und verschwindest in deiner sicheren, vertrauten Wohnung.
“Ich interessiere mich nicht speziell für irgendwelche Bücher”, lügst du. “Aber ich habe gehört, dass es hier viele unterschiedliche Bücher gibt und war einfach interessiert daran, mir diese tolle Bibliothek einmal anzusehen.”
Der Regierungschef sieht dich mit einem abschätzenden Blick an. “Und warum hat mein Sohn es dir gewährt, in den Palast zu kommen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass er so etwas nicht einfach aus Nächstenliebe tun würde, damit du in unserer Bibliothek herumstöbern kannst. Jedenfalls hoffe ich, dass ich ihn besser erzogen habe, als dass er jeden Fremden einfach in den Palast ließe.”
“Oh, er war wirklich einfach so nett. Wahrscheinlich hat er bemerkt, wie sehr mich die Palastbibliothek interessiert und hat mir dann den Eintritt gewährt”, winkst du ab.
Für ein paar Herzschläge schweigt der Regierungschef. Mit einem kurzen Blick auf seine Wache fragt er: “Und das war alles? Er wollte nicht irgendwelche Informationen von dir wissen? Zum Beispiel das, was du in diesen Büchern gelesen hast?”
Du siehst von der Wache wieder zum Regierungschef. Diese Angelegenheit scheint ihm sehr wichtig zu sein, wenn er deswegen extra in der Nacht zu dir gekommen ist, nur um an diese Information zu kommen. “Das war alles”, bestätigst du sicher. “Ich bin nur hier, um in einige Bücher zu schnuppern und mache mich dann wieder auf den Weg zu meinem Meister in meiner Stadt.”
“Hm...”, grummelt der Regierungschef unsicher und lächelt dann schief. “Alles klar. Eigentlich bin ich nur hergekommen, um die beiden Gäste von Orland zu begrüßen. Er bringt nie Gäste hierher, weißt du? Naja, ich hoffe ihr beide habt eine schöne Zeit und du findest interessante Bücher. Ich kann dir das über die hiesigen Planzenarten ans Herz legen. Oder wie wäre es mit unserer Architektur? Sehr interessant, würde ich behaupten. Die beiden Wachen sollen dir morgen gleich zeigen, wo sich diese Bücher befinden.”
Natürlich behauptet er, dass ein freundliches Hallo sein einziger Grund sei, denkst du dir.
Du lächelst den Regierungschef freundlich an. “Hört sich spannend an”, meinst du, auch wenn du gerade nicht wirklich das Bedürfnis hast, über diese Themen zu lesen.
Der Regierungschef nickt zufrieden und steht dann von seinem Platz auf. “Wir werden uns sicherlich noch einige male über den Weg laufen”, vermutet er und macht sich auf, den Raum zu verlassen.
“Ich freue mich darauf”, erwiderst du, stehst ebenfalls auf und siehst dem Regierungschef hinterher, während er und die beiden Wachen mit ihm den Raum verlassen.
Als die Tür hinter ihm zufällt und du wieder alleine im Raum bist, setzt du dich noch einmal hin. Was sollte denn dieser Besuch...?
Jedenfalls hast du jetzt eine Vermutung, warum Orland dich bitten musste, ihm über die Bücherinhalte zu erzählen. Sein Vater scheint sich ja sehr dafür zu interessieren, welche Informationen an Orlands Ohr kommen. Dass Orland einen Weg da hinaus suchst kannst du gut nachvollziehen.
Das ist er also. Der wohl mächtigste Mann dieses Landes. Irgendwie hast du ihn dir weniger ängstlich vorgestellt. Seine Augen, die sich ständig im Raum umsehen mussten und sein gebäugte Haltung... Vielleicht ist seine Angst das Problem, weswegen er alles über seinen Sohn wissen muss, damit er ihn beschützt weiß. Doch Orland wirkt auf dich nicht so, als würde er Schutz brauchen.
Seufzend stehst du von dem Tisch auf und schlürfst wieder ins Bett. Es ist viel zu spät jetzt noch über irgendwelche Angelegenheiten des Regierungschefes und seinem Sohn nachzudenken. Vielleicht würde dir Orland mehr darüber erzählen, denkst du dir und legst dich wieder in das weiche Bett.
Du erwachst, als der wohlige Geruch von frischen Brötchen in deine Nase steigt. Als du deinen Blick schlafgetrunken in Richtung des Tisches richtest, ist dieser bereits voll gedeckt mit Brötchen, hart gekochten Eiern, Aufstrich und anderen Dingen. Mit knurrendem Magen setzt du dich fröhlich auf.
Doch bevor du zu dem Tisch gehst, bemerkst du, dass irgendjemand dein Zimmer betreten haben muss, um die Sachen auf den Tisch zu stellen. Auch wenn diese Person dir nichts getan hat, wird dir etwas Unwohl bei dem Gedanken daran. Doch vielleicht ist diese Art, sein Frühstück zu erhalten in einem solchen Palast normal. Genauso, wie gestern einfach der Regierungschef hereingekommen war.
Du gehst wieder auf den Tisch zu. Während du die frisch gebackenen Brötchen gnießt, klopft jemand an die Tür. Schnell legst du die Brötchen ab und bittest die Person hinein. Mit einem warmen Lächeln betritt Viola den Raum.
“Guten Morgen”, begrüßt sie dich. “Ich hoffe, ich bin nicht zu früh erschienen.”
Sie wartet nicht auf deine Antwort, sondern schließt das Zimmer hinter sich. “Bist du gestern schon dazu gekommen, dir einige Bücher anzusehen?”, fragt sie interessiert.
Du nickst langsam. “Nicht nur das, ich hatte heute Abend einen Besuch von dem Regierungschef.”
“Der Regierungschef...”, murmelt sie. “Was für eine Ehre”, fügt sie dann fröhlich hinzu. “Was wollte er?”
“Er wollte uns hier einen schönen Aufenthalt wünschen”, fasst du zusammen.
Viola lacht. “Das kann niemals alles gewesen sein”, meint sie belustigt. “Was hat er noch gesagt?”
“Er hat mich gefragt, was ich Orland versprechen musste, damit er mich hineinlässt”, erklärst du ihr.
Violas Gesichtsausdruck wurde ernst. “Und? Was hast du ihm gesagt?”
“Ich habe ihm gesagt, er hätte mich aus Freundlichkeit hineingelassen.”
Viola lacht auf. “Und das hat er dir abgekauft?”
“Jepp”, bestätigst du nickend.
“Hast du ein Glück”, meint Viola. “Du warst in einer Situation, die du vielleicht nicht so gefährlich wahrgenommen hast, wie sie war”, flüstert sie, während sie sich näher zu dir hinbeugt. “Der Regierungschef ist sehr... wie soll ich sagen... überfürsorglich wenn es um Orland geht. Beziehungsweise über das Wissen, was Orland erhält. Orland kann nicht lesen, da ihm sein Vater nie erlaubt hat, diese Kunst zu lernen, auch wenn das eine unglaublich wichtige Fähigkeit für einen Regierungschef ist. Doch ich denke er hat Angst, dass Orland irgendetwas lesen könnte was er nicht erfahren soll, was immer das ist. Wenn jemand also Orland unzensiert Informationen aus Büchern geben würde, ich wüsste nicht, wie der Regierungschef darauf reagieren würde... Wir müssen ein andermal darüber reden, was genau du gelesen hast, wenn er schon so vorsichtig war, dich am ersten Tag deswegen aufzusuchen. Ich sollte auch Orland bescheid geben...” Sie nimmt wieder ihre normale Sitzposition ein und klopft dir auf die Schulter. “Du hast richtig gehandelt”, meint sie dann fröhlich und zwinkert dir zu. “Genieße dein gutes Frühstück. Ich komme gleich mit Neuigkeiten wieder.”
Viola verschwindet fröhlich aus deinem Zimmer und während sie so rausgeht fragst du dich zum ersten Mal, wer sie eigentlich ist. Diese Lautenspielerin, die so überzeugt und edel vor Orland stand, dass nur ihre Kleidung nicht mit seiner mithalten konnte. Und jetzt erzählt sie dir davon, dass der Regierungschef, wie du schon vermutet hast, Orland verhätschelt und im Unwissen schweben lässt. Doch woher weiß Viola das? Kennt Viola die Regierungscheffamilie von früher? Oder ist sie eigentlich eine Dame von hohem Hause? Aber eigentlich ist sie doch nur eine einfache Lautenspielerin, oder nicht?
Dein Blick gleitet wieder zu den Brötchen. Wer immer Viola ist, dein Frühstück hat Priorität.
Nachdem du dein Frühstück beendet hast, wartest du auf Viola. Sie meinte, dass sie wieder herkommen würde, nachdem sie Orland aufgesucht hat, damit du ihnen erzählen kannst, was du in dem Buch gelesen hast. Du setzt dich also auf dein Bett und versucht irgendwie die Zeit rumzukriegen.
Nach einer Weile klopft es an der Tür. Viola betritt deinen Raum und lächelt dich wieder mit ihrem warmen Lächeln an. “Ich würde gerne mit dir in die Stadt gehen, wenn das gestattet ist?” Sie sieht fragend auf die Wache, die ihr gefolgt ist, welche nur gelangweilt nickt. “Sehr schön”, freut sich Viola und klatscht in die Hände.
Du gehst zu ihr und stellst dich neben sie.
Angestrengt vom Tag machst du dich auf Richtung Bett. Als du dich hineinfallen lässt, bist du froh über deine Entscheidung, dich jetzt schon auszuruhen, denn du glaubst, noch nie in einem solch gemütlichen Bett gelegen zu haben. Zudem war der heutige Tag anstrengend gewesen. Kaum zu glauben, dass du dich in einer unbekannten Welt befindest und dann auch noch als Bibliothekar verwechselt in einen Palast hineingekommen bist. Ziemlich verrückt!
Leicht amüsiert denkst du an die Geschehnisse von dem heutigen Tag zurück, bis du schließlich einschläfst.
Du erwachst, als der wohlige Geruch von frischen Brötchen in deine Nase steigt. Als du deinen Blick schlafgetrunken in Richtung des Tisches richtest, ist dieser bereits voll gedeckt mit Brötchen, hart gekochten Eiern, Aufstrich und anderen Dingen. Mit knurrendem Magen setzt du dich fröhlich auf.
Doch bevor du zu dem Tisch gehst, bemerkst du, dass irgendjemand dein Zimmer betreten haben muss, um die Sachen auf den Tisch zu stellen. Auch wenn diese Person dir nichts getan hat, wird dir etwas Unwohl bei dem Gedanken daran. Doch vielleicht ist diese Art, sein Frühstück zu erhalten in einem solchen Palast normal.
Du gehst wieder auf den Tisch zu. Während du die frisch gebackenen Brötchen gnießt, klopft jemand an die Tür. Schnell legst du die Brötchen ab und bittest die Person hinein. Mit einem warmen Lächeln betritt Viola den Raum.
“Guten Morgen”, begrüßt sie dich. “Ich hoffe, ich bin nicht zu früh erschienen.”
Sie wartet nicht auf deine Antwort, sondern schließt das Zimmer hinter sich. “Bist du gestern schon dazu gekommen, dir einige Bücher anzusehen?”, fragt sie interessiert. Du verneinst.
“Schade”, meint Viola und setzt sich zu dir an den Tisch. “Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne etwas über deine Heimatstadt erfahren. Ich bin eine reisende Musikerin, weißt du? Und andere Orte interessieren mich daher sehr. Wer weiß, vielleicht war ich bereits da, wo du herkommst?” Ein leises Lachen folgt ihren Worten, dass du wieder nicht ganz deuten kannst.
“Ich bin mir ziemlich sicher, dass du den Ort nicht kennen wirst”, merkst du zweifelnd an.
“Du machst mich gerade nur noch neugieriger”, kommentiert Viola und sieht dich mit auffordernd blitzenden Augen an.
Du denkst verzweifelt nach. Was sollst du ihr erzählen? Würde sie dir auch nur ein Wort glauben, was du herausringst?
Viola beobachtet deine angestrengten Bemühungen belustigt.
"Verstehe", brummelt der Mann vor dir. "Du musst dich wirklich schwer verirrt haben, um noch nicht einmal die Hauptstadt zu kennen.
Meine Vermutung wäre, dass du vom Kontinent Quao kommst. Sagt dir der Name etwas?"
Du schüttelst wahrheitsgemäß den Kopf. Im Grunde genommen glaubst du nicht, dass dir der Mann helfen kann, doch ist es einen Versuch wert.
"Hm...", macht der Mann und scheint zu überlegen. "Ich habe gehört, dass gestern eine Lautenspielerin aufgetaucht ist, die wohl viel herum gekommen ist und auch ziemlich gute Musik macht. Vielleicht kann sie dir helfen. An einen so ausgefallenen Modetrent wird sie sich sicher noch erinnern können, wenn sie jemals an deinem Dorf vorbeigekommen ist."
Der Mann deutet dir an, ihm zu folgen. Während ihr durch die Stadt geht, bewunderst du die altmodischen Hütten. Hier und da haben die Bewohner Stände aufgebaut und verkaufen verschiedenste Dinge.
"Ich bin übrigens Rath", stellt sich der Mann vor. "Ich lebe schon mein ganzes Leben hier und daher kenne ich nur die Besucher aus anderen Gegenden. Aber mir ist noch nie jemand mit deiner Mode, oder der Verrücktheit einfach über Mauern zu klettern, begegnet. Vielleicht sollte ich dir sagen, dass man hier für gewöhnlich nicht über irgendwelche Mauern klettert. Vor allem, wenn du es bei unserem Palast tust, wirst du in ziemliche Schwierigkeiten geraten."
Rath tut sich sichtlich schwer damit, ein anderes Gesprächsthema als deine Kleidung oder den Umstand, dass du über die Mauer geklettert bist zu finden.
"Was ist das auch für ein Leder, was du da trägst? Sowas habe ich noch nie gesehen. Von welchem Tier stammt es?"
"Ich bin nicht der Jäger in unserem Dorf, daher weiß ich das nicht", versuchst du das Thema irgendwie zu Ende zu bringen.
"Verstehe...", murmelt Rath und kratzt sich an seinem Stoppelbart. "Kannst du mir jedenfalls sagen, wie die Stadt oder das Dorf heißt, aus dem du kommst?"
Zögernd sagst du den Namen deiner Heimatstadt, auch wenn du nicht glaubst, dass es irgendetwas bringen wird.
"Hab ich noch nie gehört", erwidert Rath wie du erwartet hast. "Aber wie gesagt, die Lautenspielerin kennt sich da besser aus. Sie sollte heute übrigens wieder auf dem Marktplatz spielen, wenn mich nicht alles täuscht. Gestern habe ich ihr zugehört und es sind wirklich unglaublich schöne Lieder, die einem das Gefühl geben, als einfacher Mann verstanden zu werden. Folge mir einfach, ich führe dich hin. Ich wollte ihre Lieder sowieso nocheinmal hören."
Rath geht vorraus. Er führt dich durch kleine Straßen, Abkürzungen schätzt du, um sein Ziel zu erreichen. Seine sicheren Schritte zeigen dir an, dass er die Stadt wie seine Westentasche kennt. Nach engen, unscheinbaren Straßen gelangt ihr zu einer Ladenstraße, wo kleine Stände links und rechts von dir die verschiedensten Sachen verkaufen. Du bemerkst, dass sich die geschäftigte Straße vor dir in einen großen Platz wandelt und in der Mitte eine Lautenspielerin an einem Brunnenrand sitzt und ihre Lieder spielt. Eine Menschentraube hat sich zu ihr gesellt und hört den Klängen aufmerksam zu. Du musst gestehen, dass die Melodien der Lautenspielerin es wahrlich verdient haben, eine Pause einzulegen und einfach nur zu lauschen.
Nach einem komplizierten, unruhigen Schlagmuster fängt die Künstlerin an zu singen. Rath reiht sich in die Menschentraube ein und hört zufrieden zu. Du stellst dich ebenfalls zu Rath.
Die Lautenspielerin hat ein Lied angestimmt, welches über den Schmerz einer gefangender Seele handelt. Es ist dem Zuhörer offengestellt ob der Protagonist des Liedes tatsächlich eingesperrt ist oder es sich um seine Gefühle handelt.
Als die Lautenspielerin ihr Lied beendet hat schließt du dich ehrfürchtig dem tosenden Beifall an. Du bist immer noch beeindruckt, wie ihre Finger nur so über das Griffbrett flogen und ihre Stimme die Bedrücktheit des Liedes so sehr Leben gegeben hat, dass dir ein Schauer den Rücken herunterlief.
Die junge Frau macht es offensichtlich, dass dies ihr letztes Lied ist, was einige der Zuschauer enttäuscht brummeln lässt. Rath wartet noch kurze Zeit mit dir, dass sich die Menschen um die Spielerin auflösen, klopft dir dann aber auf die Schulter. "Ich wünsche dir viel Glück dabei, nach Hause zurückkehren zu können", verabschiedet er sich und geht seiner Wege, nachdem du dich ebenfalls verabschiedet hast.
Du wartest ab, dass sich auch die letzten Menschen verteilen und trittst dann mutig zur Lautenspielerin.
"Ah", macht sie und sieht auf dich, noch bevor du etwas sagen kannst. "Ich habe dich bereits vorher bei den Zuschauern bemerkt", erklärt sie, was dich stutzig macht. "Deine Kleidung sieht sehr interessant aus. Ich bin schon viel herumgereist, aber so etwas habe ich bisher nirgendwo gesehen. Und, nun ja, wir sind in der Hauptstadt und wenn das gerade neueste Mode ist, wären bereits alle so angezogen... Woher kommst du also?"
Ihr Blick durchbohrt dich, als wäre diese Frage ein Test.
"Ich komme... von einem anderen Kontinent...?", fragst du eher als dass du es sagst.
Die Frau lächelt und nickt verständnisvoll. "Willst du denn wieder zu diesem anderen Kontinent zurückkehren?"
"Ja, unbedingt", gestehst du sofort.
"Das wird nicht so einfach, wenn man berücksichtigt, woher du kommst", erwidert sie. Nach einem prüfenden Blick in alle Richtungen lehnt sie sich ein wenig zu dir und wispert: "Für einen unfreiwilligen Weltenwanderer gibt es nicht so viele Wege zurück."
Überrascht reißt du deine Augen auf und siehst die Frau vor dir verblüfft an. Woher weiß sie, dass du aus einer anderen Welt kommst?
Mit einem frechen Lächeln im Gesicht stellt sich die Frau wieder in ihre normale Position. "Du hast wirklich Glück, dass du mich hier getroffen hast. Ich kann dir helfen, wieder zurückzukommen. Oder sagen wir ein Freund von mir ist dazu in der Lage."
Auch wenn du dich freust, weißt du nicht wirklich, ob du der Frau trauen kannst. Woher hat sie eine Ahnung, dass du von einer anderen Welt kommst?
"Ich sehe, dass du ein wenig skeptisch bist", merkt die Lautenspielerin amüsiert an. "Ich kann dich verstehen. Vielleicht glaubst du mir, wenn ich dir meinen Freund vorstelle? Dafür müsstest du mir vorher eine Frage beantworten, die dir vielleicht etwas komisch vorkommen wird.
Glaubst du an Götter?"
Verwirrt wuschelst du durch deine Haare. Wie kommt sie jetzt auf diese Frage?
Plötzlich siehst du einen kleinen Windsturm auf ihrer Schulter sitzen und du siehst überrascht auf ihn.
"Das ist Air", stellt die Lautenspielerin den kleinen Wirbelsturm vor. "Und ich bin Viola."
Du stellst dich ebenfalls vor, kannst aber deinen Blick nicht von dem grünen Wirbel lösen. "Es ist ein Gott", gesteht Viola. "Er hat fast all seine Macht verloren, aber er ist immer noch mächtig genug, dich in deine Welt zu bringen", versichert sie. "Vor allem jetzt, wo die Verbindung zu ihr sehr stark ist." "Um... Ist es wirklich ein Gott?", fragst du ehrfürchtig und studierst den Wirbel auf ihrer Schulter. Er ist winzig, kleiner als ihre Hand und wirkt nicht mächtig. Nicht, wie ein Gott wirken sollte. Viola lächelt nur zur Antwort.
"Schließe deine Augen", rät sie dir und du kommst der Bitte nach.
Sobald du deine Augen geschlossen hast spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist Viola zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht machst du deine Tür auf, um in dein Haus zu verschwinden.
"Nun... Mein Freund hier ist ein Gott", erklärt sie, doch du siehst nichts, was wie ein Gott wirkt. Du siehst noch nicht einmal irgendetwas ungewöhnliches.
"Ich sehe dort nichts", merkst du skeptisch an.
"Menschen die nicht an ihn glauben können ihn nicht sehen. Daher wird es für dich vielleicht unverständlich sein, aber er wird dir helfen.
Alles was du tun musst, ist für einige Momente deine Augen zu schließen. Mein Freund wird alles weitere für dich machen. Vertraust du mir, dass er dir helfen wird?"
"Gerne", sagt die Frau. "Schließe deine Augen für einen Moment."
Du kommst ihrer Bitte nach und als du deine Augen geschlossen hast spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht machst du deine Tür auf, um in dein Haus zu verschwinden.
Mit einem traurigen Nicken entlässt dich die Frau und du drehst dich erleichtert um. Doch bevor du einen Fuß nach vorne setzen kannst, verdeckt eine Hand deine Augen. Panisch versuchst du die Hand abzureißen, aber sie ist zu stark. Irgendwie hat sie eine außergewöhnliche Stärke, die du nie einer normalen Frau zugetraut hättest.
"Es tut mir Leid, aber wenn du wirklich nach Hause willst wirst du mir dafür danken. Nicht alle Götter sind wie Air und wenn dich ein bestimmter anderer Gott findet, wirst du nie wieder von hier wegkommen."
Nachdem ihre Worte verklingen spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht machst du deine Tür auf, um in dein Haus zu verschwinden.
Du siehst kein Ende der Mauer, weshalb du dir auch nicht wirklich darüber Gedanken machst, welche Richtung du nimmst und gehst einfach drauf los. Nach kurzer Zeit gelangst du an eine riesige Pforte, an der zwei Wachen gelangweilt herumstehen und desinteressiert herumdösen.
Als sie dich wahrnehmen, richten sie sich sofort gerade auf und tun so, als hätten sie die ganze Zeit so dagestanden.
"Ah, ein Besucher?", fragt die eine Wache erst, als du direkt vor ihr stehst. "Du willst wohl in die Stadt, richtig?"
Ein Nicken bestätigt seine Frage.
"Kannst du dich ausweisen?", fragt die Wache weiter.
Du schüttelst den Kopf, da du weder deinen Ausweis finden konntest, noch glaubst, dass er hier überhaupt etwas bringen könnte.
"Na gut, da müssen wir einfach nur sehen, ob du irgendwelche Waffen dabei hast", meinen die Wachen und inspizieren dich.
"Keine Sorge, solltest du irgendetwas Verbotenes vorhaben, wirst du schnell erwischt und so ergeht es auch allen anderen Verbrechern dieser Stadt. Wir reden hier immerhin von Xandriell, der sichersten Stadt des Kontinents! Natürlich, es ist immerhin die Hauptstadt", erklärt er dir mit einem Augenzwinkern stolz, während die andere Wache neben ihm nur mit den Augen rollt. "Das wissen wir alle, danke. Ich sehe keine Waffen, also darfst du passieren", verkündet die zweite Wache und wedelt mit der Hand.
Zum Dank nickend begibst du dich in die Stadt und bist froh, so einfach durchgelassen zu werden. Interessiert siehst du dich um und siehst außer den Strohdachhäusern nur ein Gebäude, das sofort in dein Auge springt.
Ziemlich zentral ragt ein hoher Palast über den anderen Häusern hinweg. Zu deiner linken vernimmst du allerdings laute Geräusche, die wohl von einer Menschenmenge stammen.
Du entschließt dich, zu dem majestätisch aussehenden Palast zu gehen. Während du dich an dem Gebäude orientierst, dass man von überall durch seine Größe gut sehen kann, läufst du durch alle möglichen Stadtteile. Sowohl den lebendigen Markt, der aus kleinen Ständen mit allerlei bunten Dingen und werbenden Leuten besteht, als auch eine dunkele Gasse mit einigen Obdachlosen bekommst du zu Gesicht. In der Gasse wirst du mit flehenden Augen angestarrt, aber so sehr du auch helfen willst, eigentlich hast du hier genauso wenig wie sie. Plötzlich über diese Tatsache bewusst, versuchst du so schnell wie möglich wieder aus der Gasse heraus zu gehen. Mit fliehenden Schritten versuchst du nur auf den Weg zu achten und die kauernden Menschen am Wegesrand zu ignorieren, was dir nicht ganz gelingen will, denn ab und an huscht ein Blick zu einem Menschen, der dir immer einen hilflosen, hoffnungsvollen Blick zuwirft.
Du siehst schon das Ende der schrecklichen Gasse, als du von einem Maunzen aufgehalten wirst. Als du nach unten siehst, bemerkst du eine zerzauste, rot gescheckte Katze mit drei Schwänzen flehend zu dir aufsehen. Sie maunzt noch einmal und reibt ihren Kopf dann schnurrend an dein Bein. Sie sieht sehr abgemagert aus und ihr Fell deutet auch darauf hin, dass sie schon viel mitgemacht hat.
Du entdeckst außerdem, dass eines ihrer Ohren einen Riss hat.
Du schüttelst dein Bein und die Katze läuft maunzend fort.
Als du aus der Gasse heraus läufst, siehst du einen riesigen Vorhof, an dessen anderen Ende der Palast aufragt. Schon von hier aus kannst du sehen, dass er von mehreren Wachen bewacht wird und es sehr unwahrscheinlich ist, dass du einfach hineinspazieren kannst.
Interessiert machst du dich jedenfalls auf, um den Palast aus der Nähe betrachten zu können.
Nach ein paar Schritten bleibst du stehen und lauschst einer lieblichen Melodie.
Nachdem einige Akkorde erklungen sind, stimmt eine weibliche Stimme mit ein, die ein herzzerreißendes Lied singt.
Die Sängerin sitzt an einem Springbrunnen in der Nähe, ihre Laute in den Händen. Eine kleine Menschenmenge hat sich vor ihr gebildet, die ihr gebannt zuhört. Auf dem Boden liegt ein schwarzer Hut, in dem einige Münzen liegen. Die lockigen, kastanienbraunen Haare fallen der Frau bis zu ihrer Taille, ihre Augen sind geschlossen.
Unüblich für eine Menge sind alle um dich herum still und hören nur der Musik zu. Langsam gesellen sich immer mehr Menschen hinzu, bis du sie auf etwa 50 schätzt.
Leise lauschst du der schönen Musik und schließt auch deine Augen, um nicht dabei gestört zu werden. Bisher hast du nie jemanden so sanfte Klänge spielen gehört. Es handelt sich um ein herzzerreißendes Liebeslied.
Es fühlten sich wie nur wenige Augenblicke an, als
die Sängerin ist aufgestanden und verkündet, dass sie ihr letztes Lied gesungen hat. Ein enttäuschtes Raunen geht durch die Menge.
Während alle geschäftig wieder ihrer Wege gehen, stehst du einfach an Ort und Stelle und wartest ein wenig ab.
Dunkelbraune Augen sehen zu dir auf, als du vor der Sängerin stehst, die gerade ihre Laute verstaut.
"Kann ich dir helfen?", fragt sie dich freundlich.
"Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Ihren Gesang echt bewundert habe. Sie spielen die Laute wirklich gut."
"Danke", sagt sie und deutet zur Anerkennung ein Nicken an. Dann lässt sie einen interessierten Blick über dich schweifen. Nach einem längeren Schweigen erhebt sie wieder die Stimme. "Deine Kleidung sieht sehr interessant aus. Ich bin schon viel herumgereist, aber so etwas habe ich bisher nirgendwo gesehen. Und, nun ja, wir sind in der Hauptstadt und wenn das gerade neueste Mode ist, wären bereits alle so angezogen... Woher kommst du also?"
Ihr Blick durchbohrt dich, als wäre diese Frage ein Test.
"Ich komme... von einem anderen Kontinent...?", fragst du eher als dass du es sagst.
Die Frau lächelt und nickt verständnisvoll. "Willst du denn wieder zu diesem anderen Kontinent zurückkehren?"
"Das wird nicht so einfach, wenn man berücksichtigt, woher du kommst", erwidert sie. Nach einem prüfenden Blick in alle Richtungen lehnt sie sich ein wenig zu dir und wispert: "Für einen unfreiwilligen Weltenwanderer gibt es nicht so viele Wege zurück."
Überrascht reißt du deine Augen auf und siehst die Frau vor dir verblüfft an. Woher weiß sie, dass du aus einer anderen Welt kommst?
Mit einem frechen Lächeln im Gesicht stellt sich die Frau wieder in ihre normale Position. "Du hast wirklich Glück, dass du mich hier getroffen hast. Ich kann dir helfen, wieder zurückzukommen. Oder sagen wir ein Freund von mir ist dazu in der Lage."
Auch wenn du dich freust, weißt du nicht wirklich, ob du der Frau trauen kannst. Woher hat sie eine Ahnung, dass du von einer anderen Welt kommst?
"Ich sehe, dass du ein wenig skeptisch bist", merkt die Lautenspielerin amüsiert an. "Ich kann dich verstehen. Vielleicht glaubst du mir, wenn ich dir meinen Freund vorstelle? Dafür müsstest du mir vorher eine Frage beantworten, die dir vielleicht etwas komisch vorkommen wird.
Glaubst du an Götter?"
Verwirrt wuschelst du durch deine Haare. Wie kommt sie jetzt auf diese Frage?
"Nun... Mein Freund hier ist ein Gott", erklärt sie, doch du siehst nichts, was wie ein Gott wirkt. Du siehst noch nicht einmal irgendetwas ungewöhnliches.
"Ich sehe dort nichts", merkst du skeptisch an.
"Menschen die nicht an ihn glauben können ihn nicht sehen. Daher wird es für dich vielleicht unverständlich sein, aber er wird dir helfen.
Alles was du tun musst, ist für einige Momente deine Augen zu schließen. Mein Freund wird alles weitere für dich machen. Vertraust du mir, dass er dir helfen wird?"
"Gerne", sagt die Frau. "Schließe deine Augen für einen Moment."
Du kommst ihrer Bitte nach und als du deine Augen geschlossen hast spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht machst du deine Tür auf, um in dein Haus zu verschwinden.
Mit einem traurigen Nicken entlässt dich die Frau und du drehst dich erleichtert um. Doch bevor du einen Fuß nach vorne setzen kannst, verdeckt eine Hand deine Augen. Panisch versuchst du die Hand abzureißen, aber sie ist zu stark. Irgendwie hat sie eine außergewöhnliche Stärke, die du nie einer normalen Frau zugetraut hättest.
"Es tut mir Leid, aber wenn du wirklich nach Hause willst wirst du mir dafür danken. Nicht alle Götter sind wie Air und wenn dich ein bestimmter anderer Gott findet, wirst du nie wieder von hier wegkommen."
Nachdem ihre Worte verklingen spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht machst du deine Tür auf, um in dein Haus zu verschwinden.
Plötzlich siehst du einen kleinen Windsturm auf ihrer Schulter sitzen und du siehst überrascht auf ihn.
"Das ist Air", stellt die Lautenspielerin den kleinen Wirbelsturm vor. "Und ich bin Viola."
Du stellst dich ebenfalls vor, kannst aber deinen Blick nicht von dem grünen Wirbel lösen. "Es ist ein Gott", gesteht Viola. "Er hat fast all seine Macht verloren, aber er ist immer noch mächtig genug, dich in deine Welt zu bringen", versichert sie. "Vor allem jetzt, wo die Verbindung zu ihr sehr stark ist." "Um... Ist es wirklich ein Gott?", fragst du ehrfürchtig und studierst den Wirbel auf ihrer Schulter. Er ist winzig, kleiner als ihre Hand und wirkt nicht mächtig. Nicht, wie ein Gott wirken sollte. Viola lächelt nur zur Antwort.
"Schließe deine Augen", rät sie dir und du kommst der Bitte nach.
Sobald du deine Augen geschlossen hast spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist Viola zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht machst du deine Tür auf, um in dein Haus zu verschwinden.
"Bist du dir sicher?", fragt die Frau skeptisch. "Selbst wenn das deine letzte Möglichkeit wäre, zu deinem Zuhause zu kommen?"
Entschlossen nickst du und denkst an all die Möglichkeiten, die eine fremde Welt mit sich bringt. Es gibt hier Strohdachhäuser, seltsame Pflanzen, wie diejenigen, die du auf deinem Weg hierher gesehen hast, dreischwänzige Katzen und wer weiß, vielleicht gibt es hier sogar Magie, oder noch fantastischere Tierwesen... Dich überkommt eine solche Freude, wenn du an all diese Dinge denkst, dass du dir sicher bist es alles erleben zu wollen, bevor du dich wieder nach Hause aufmachst.
"Gut, es ist deine Entscheidung", kommentiert die Lautenspielerin. "Doch bevor ich dich weiterziehen lasse möchte ich dir noch ein wenig über diesen Kontinent hier erzählen."
Erwartungsvoll nickst du und setzt dich neben ihr auf den Rand des Springbrunnens.
Baustelle....
Geh nicht zum Palast. Er ist eine Sackgasse ohnesgleichen, vielleicht sollte ich die Möglichkeit einfach streichen :P
Danke fürs Spielen
Als du weiter zum Palast gehst und die Frau ein wenig hinter dir lässt, bemerkst du die bereits skeptischen Blicke auf dich von den Wachen.
Etwas Unwohl bleibst du stehen und siehst lieber erstmal zu dem Palast hinauf. Er ist reich geschmückt mit eingemeißelten Verzierungen und auch dass es ein Steindach, anstatt nur Strohdächer hat, lässt auf die Arbeit schließen, die dieses Gebäude bereitet haben musste.
Noch während du das Gemäuer bewunderst, taucht eine große, fliegende Gestalt in deinen Blick, verschwindet aber so schnell wieder, dass du nicht ganz ausmachen kannst, worum es sich handelt. Als du in die Richtung siehst, in der es geflogen war, klappt deine Kinnlade herunter.
Ein etwa drei Meter hoher Greif landet mit seinem Reiter präzise auf den Platz. Kaum dass der Greif gelandet ist, springt der Reiter in schwerer Rüstung von seinem Reittier herunter und tätschelt ihm noch kurz über den Hals. Fasziniert siehst du dir den kräftigen Vogel genauer an.
Stählerne Muskeln lassen sich unter seinen Löwentatzen ausmachen, die scharfen Augen seines stolzen Adlerkopfes forsten aufmerksam die Gegend ab. Sein langer Schweif schwingt langsam von einer Seite zur Anderen.
Auch wenn du nicht genau weißt, was du für die Katze tun kannst, nimmst du sie auf den Arm. Sie schnurrt, als du ihr Fell streichelst und du glaubst ihr jetzt schon irgendwie geholfen zu haben.
Lächelnd gehst du weiter, während die Katze sich in deinem Arm zusammenknäult.
Als du aus der Gasse heraus läufst, siehst du einen riesigen Vorhof, an dessen anderen Ende der Palast aufragt. Schon von hier aus kannst du sehen, dass er von mehreren Wachen bewacht wird und es sehr unwahrscheinlich ist, dass du einfach hineinspazieren kannst.
Interessiert machst du dich jedenfalls auf, um den Palast aus der Nähe betrachten zu können.
Nach ein paar Schritten bleibst du stehen und lauschst einer lieblichen Melodie.
Nachdem einige Akkorde erklungen sind, stimmt eine weibliche Stimme mit ein, die ein herzzerreißendes Lied singt.
Die Sängerin sitzt an einem Springbrunnen in der Nähe, ihre Laute in den Händen. Eine kleine Menschenmenge hat sich vor ihr gebildet, die ihr gebannt zuhört. Auf dem Boden liegt ein schwarzer Hut, in dem einige Münzen liegen. Die lockigen, kastanienbraunen Haare fallen der Frau bis zu ihrer Taille, ihre Augen sind geschlossen.
Die Katze auf deinem Arm zuckt mit ihren Ohren und sieht plötzlich interessiert auf. Ihre Konzentration ist vollkommen auf die Frau gerichtet, während ihre drei Schwänze langsam hin und her schweifen.
Unüblich für eine Menge sind alle um dich herum still und hören nur der Musik zu. Langsam gesellen sich immer mehr Menschen hinzu, bis du sie auf etwa 50 schätzt.
Die Katze auf deinem Arm hat ihr Interesse immer noch nicht an der Musikerin verloren, jedenfalls starren ihre Augen immer noch auf die Lautenspielerin, obwohl... Nachdem du die Blickrichtung der Katze bewusst verfolgst bemerkst du, dass sie anscheinend auf die Schulter der Frau starrt. Verwirrt versuchst du dort irgendetwas anderes auszumachen als Luft, aber so sehr du dich auch anstrengst, etwas anderes scheint dort nicht zu sein.
Gerade als du den Blick von ihrer Schulter zu ihrem Gesicht abwenden willst um weiter zu lauschen, siehst du auf ihrer Schulter plötzlich einen grünen Schimmer aufleuchten. Noch während dein Blick wieder zur Schulter springt, maunzt die Katze auf deinem Arm wieder, doch du kannst nichts mehr weiter erkennen.
Du hast auch keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn ein Mann stößt dich von der Seite an, deutet auf deine Katze und hält verärgert seinen Zeigefinger vor seinen Mund. Mit einem unverständlichen Kopfschütteln wendet er sich wieder der Sängerin zu.
Verlegen siehst du kurz auf die Katze, als du bemerkst, dass die Musik aufgehört hat.
Die Sängerin ist aufgestanden und verkündet, dass sie ihr letztes Lied gesungen hat. Ein enttäuschtes Raunen geht durch die Menge.
Während alle geschäftig wieder ihrer Wege gehen, stehst du einfach an Ort und Stelle und wartest ein wenig ab.
Dunkelbraune Augen sehen zu dir auf, als du vor der Sängerin stehst, die gerade ihre Laute verstaut.
"Kann ich dir helfen?", fragt sie dich freundlich.
Deine Katze maunzt und streckt ihren Arm aus, als würde sie etwas fangen wollen, das sich weiterhin auf der Schulter der Frau befindet.
"Verzeihen Sie. Ich weiß nicht, was mit meiner Katze los ist", entschuldigst du dich kurz. "Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Ihren Gesang echt bewundert habe. Sie spielen die Laute wirklich gut."
"Danke. Und mach dir nichts wegen deiner Katze, sowas passiert mir komischerweise öfters", lacht sie. Dann lässt sie einen interessierten Blick über dich schweifen. Nach einem längeren Schweigen erhebt sie wieder die Stimme. "Deine Kleidung sieht sehr interessant aus. Ich bin schon viel herumgereist, aber so etwas habe ich bisher nirgendwo gesehen. Und, nun ja, wir sind in der Hauptstadt und wenn das gerade neueste Mode ist, wären bereits alle so angezogen... Woher kommst du also?"
Ihr Blick durchbohrt dich, als wäre diese Frage ein Test.
"Ich komme... von einem anderen Kontinent...?", fragst du eher als dass du es sagst und siehst auf deine Katze hinab, die ihre Aufmerksamkeit von der Schulter zu dem Lautenkoffer verschoben hat.
Die Frau lächelt und nickt verständnisvoll. "Willst du denn wieder zu diesem anderen Kontinent zurückkehren?"
"Das wird nicht so einfach, wenn man berücksichtigt, woher du kommst", erwidert sie. Nach einem prüfenden Blick in alle Richtungen lehnt sie sich ein wenig zu dir und wispert: "Für einen unfreiwilligen Weltenwanderer gibt es nicht so viele Wege zurück."
Überrascht reißt du deine Augen auf und siehst die Frau vor dir verblüfft an. Woher weiß sie, dass du aus einer anderen Welt kommst?
Mit einem frechen Lächeln im Gesicht stellt sich die Frau wieder in ihre normale Position. "Du hast wirklich Glück, dass du mich hier getroffen hast. Ich kann dir helfen, wieder zurückzukommen. Oder sagen wir ein Freund von mir ist dazu in der Lage."
Auch wenn du dich freust, weißt du nicht wirklich, ob du der Frau trauen kannst. Woher hat sie eine Ahnung, dass du von einer anderen Welt kommst?
"Ich sehe, dass du ein wenig skeptisch bist", merkt die Lautenspielerin amüsiert an. "Ich kann dich verstehen. Vielleicht glaubst du mir, wenn ich dir meinen Freund vorstelle? Dafür müsstest du mir vorher eine Frage beantworten, die dir vielleicht etwas komisch vorkommen wird.
Glaubst du an Götter?"
Verwirrt wuschelst du durch deine Haare. Wie kommt sie auf diese Frage?
"Nun... Mein Freund hier ist ein Gott. Deine Katze will gerade mit ihm spielen", kommentiert sie und deutet auf deine Katze, dessen Schwänze aufgeregt zucken. Immer wieder streckt sie flink eine Tatze aus, um etwas zu fangen. Doch jedesmal scheint sie etwas enttäuscht auch wenn sie es jedes mal nach einem kurzem Moment wieder probiert.
"Wenn ein Gott wirklich existiert, hätte ich ihn mir nie so klein vorgestellt, dass eine Katze ihn fangen könnte. Außerdem sehe ich dort nichts." Auch wenn du noch so genau auf die Stelle achtest, auf die deine Katze zielt, kannst du nichts außergewöhnliches entdecken. Es war einfach ein ganz normaler Lautenkoffer.
"Tja... Ich habe auch immer gehofft, dass mein Freund eines Tages größer wird. Aber das kann er nicht alleine beeinflussen." Ihre Hand scheint sacht etwas zu streicheln, was in deinen Augen nicht existiert. "Menschen die nicht an ihn glauben können ihn nicht sehen. Daher wird es für dich vielleicht unverständlich sein, aber er wird dir helfen.
Alles was du tun musst, ist für einige Momente deine Augen zu schließen. Mein Freund wird alles weitere für dich machen. Vertraust du mir, dass er dir helfen wird?"
Mit einem traurigen Nicken entlässt dich die Frau und du drehst dich erleichtert um. Doch bevor du einen Fuß nach vorne setzen kannst, verdeckt eine Hand deine Augen. Panisch versuchst du die Hand abzureißen, aber sie ist zu stark. Irgendwie hat sie eine außergewöhnliche Stärke, die du nie einer normalen Frau zugetraut hättest.
"Es tut mir Leid, aber wenn du wirklich nach Hause willst wirst du mir dafür danken. Nicht alle Götter sind wie Air und wenn dich ein bestimmter anderer Gott findet, wirst du nie wieder von hier wegkommen."
Nachdem ihre Worte verklingen spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an deine Katze, an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel kreisen an ihn herum. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Dann denkst du an die Katze.
Sie wirkte immer so gebrechlich. Hoffentlich hat sie ein neues, schönes Zuhause gefunden. Vielleicht hat sogar die unheimliche Lautenspielerin sie aufgenommen? Wer weiß, solange es ihr gut ging würde es dich freuen. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht willst du gerade deine Tür aufmachen, um in dein Haus zu verschwinden und dich auszuruhen, oder vielleicht um zu sehen, welcher Tag heute ist, als du aus dem Augenwinkel eine Bewegung ausmachen kannst.
Interessiert drehst du dich tatsächlich noch einmal um.
Eine rot gescheckte Katze sieht interessiert in deine Richtung. Dein Herz setzt einmal aus, als du die vertraute Fellfarbe bemerkst.
Ein zerrissenes Katzenohr zuckt aufmerksam und wissende Augen betrachten deine.
"Gerne", sagt die Frau. "Schließe deine Augen für einen Moment."
Du kommst ihrer Bitte nach und als du deine Augen geschlossen hast spürst du, wie deine Energie aus dir weicht. Erschöpft kippst du nach hinten. Anscheinend ist die Lautenspielerin zur Seite gewichen, denn du knallst auf den harten Boden auf.
Einen Moment denkst du an deine Katze, an dein Zuhause und dann siehst du nur noch schwarz.
Panisch öffnest du deine Augen und siehst blauen Himmel. Ein paar Vögel ziehen dort ihre Kreise. Es sind Tauben. Ganz normale, dir bekannte, langweilige Tauben. Langsam setzt du dich auf. Als du deinen Kopf bewegst, siehst du die Tür zu deiner Wohnung vor dir. Erfreut willst du aufstehen, doch dein Kopf hindert dich daran. Verbissen reibst du ihn, bis der Schmerz langsam verblasst. Du kannst nicht glauben, in einer anderen Welt gewesen zu sein. Aber dein Kopf ist dir gerade Beweis genug. Er fühlt sich einfach an, als würde er zwischen Dimensionen gereist sein.
Nach einiger Zeit beruhigt sich dein Kopf soweit, dass es dir gelingt, auf wackeligen Beinen zu stehen. Langsam gehst du zu deiner Tür, um dich dort abzustützen. Du kannst kaum glauben, ein Abenteuer in einer anderen Welt erlebt zu haben, auch wenn es nur kurz war. Dann denkst du an die Katze.
Sie wirkte immer so gebrechlich. Hoffentlich hat sie ein neues, schönes Zuhause gefunden. Vielleicht hat sogar die unheimliche Lautenspielerin sie aufgenommen? Wer weiß, solange es ihr gut ging würde es dich freuen. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht willst du gerade deine Tür aufmachen, um in dein Haus zu verschwinden und dich auszuruhen, oder vielleicht um zu sehen, welcher Tag heute ist, als du aus dem Augenwinkel eine Bewegung ausmachen kannst.
Interessiert drehst du dich tatsächlich noch einmal um.
Eine rot gescheckte Katze sieht interessiert in deine Richtung. Dein Herz setzt einmal aus, als du die vertraute Fellfarbe bemerkst.
Ein zerrissenes Katzenohr zuckt aufmerksam und wissende Augen betrachten deine.
Baustelle...
Vielen Dank fürs spielen :)
"Bist du dir sicher?", fragt die Frau skeptisch. "Selbst wenn das deine letzte Möglichkeit wäre, zu deinem Zuhause zu kommen?"
Entschlossen nickst du und denkst an all die Möglichkeiten, die eine fremde Welt mit sich bringt. Es gibt hier Häuser, die wie die aus dem Mittelalter aussehen, seltsame Pflanzen, wie diejenigen, die du auf deinem Weg hierher gesehen hast, dreischwänzige Katzen und wer weiß, vielleicht gibt es hier sogar Magie, oder noch fantastischere Tierwesen... Dich überkommt eine solche Freude, wenn du an all diese Dinge denkst, dass du dir sicher bist es alles erleben zu wollen, bevor du dich wieder nach Hause aufmachst.
"Gut, es ist deine Entscheidung", kommentiert die Lautenspielerin. "Doch bevor ich dich weiterziehen lasse möchte ich dir noch ein wenig über diesen Kontinent hier erzählen."
Erwartungsvoll nickst du und setzt dich neben ihr auf den Rand des Springbrunnens. Deine Katze springt von deinem Schoß herunter, als sie bemerkt, dass du etwas bleiben willst und rennt zu der Lautenspielerin. Aufmerksam fixiert sie wieder irgendeinen Punkt, an dem du nichts besonderes feststellen kannst.
"Katzen sind sehr feinfühlige Wesen...", kommentiert die Musikerin darauf nur und schenkt dir wieder die Aufmerksamkeit. "Sie spüren die Wesen, die Menschen meistens mit ihren eigenen Augen nicht sehen können. Vielleicht glaubst du mir nicht, doch auf meiner Schulter hier sitzt einer der 4 Götter dieser Welt. Ich reise mit dem Windgott umher und er schenkt mir wegen unserer Freundschaft einen kleinen Teil seiner Macht."
Euphorisch versuchst du nochmal den Blick deiner Katze zu folgen und stellst dir vor, dass dort ein kleiner Gott sitzt. Zu deinem Erstaunen siehst du tatsächlich etwas auf ihrer Schulter sitzen.
Überrascht stockt dir der Atem. Das Wesen auf ihrer Schulter sieht ganz und gar nicht nach einem Gott aus. Es sieht noch nicht einmal nach einem Wesen aus. Es ist ein mickriger, grüner Wirbelsturm, den du vorher vielleicht einfach nur übersehen hast.
Ungläubig zeigst du darauf. "Das ist ein Gott?"
Die Lautenspielerin dreht ihren Kopf zu dem Wirbelsturm und lächelt. "Ja, das ist der Windgott, sein Name ist Air."
"Hallo Reisender aus einer anderen Welt", haucht dir ein kleiner Windstoß in die Ohren und du bist baff. Das war definitiv keine richtige Stimme, sondern ein Windhauch, der die Worte in deine Ohren getragen hat. Also war es tatsächlich ein Gott! Dass er von deiner Herkunft weiß stört dich nicht sonderlich. Immerhin ist es ein Gott. Überraschter bist du eher von seiner mickrigen Gestalt. Eigentlich hast du immer gedacht, dass Götter riesig sein müssen. Oder sich jedenfalls magisch auf normale Größe bringen können.
"Warum bist du so klein?", fragst du den Gott neugierig.
"Das hängt mit seiner Kraft zusammen", antwortet stattdessen die Lautenspielerin. "Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber in dieser Welt haben die Götter nur Macht, wenn Menschen ihnen huldigen. Und durch einen... unschönen Zwischenfall kam es dazu, dass keiner mehr mit den Göttern zu tun haben wollte und sie so langsam in Vergessenheit gerieten. Heutzutage hat keiner mehr eine Ahnung, dass sie existieren. Dummerweise können die Götter weder ihre Macht einsetzten, wenn ein Mensch dabei ist der nicht an sie glaubt, noch können solche Menschen sie sehen. Zwar kann mir der Windgott immer sagen, wer sich wo befindet, solange diejenigen im Wind stehen, doch er kann mich nicht immer fliegen lassen."
"Das heißt du kannst fliegen, wenn du alleine mit dem Windgott bist?", fragst du begeistert und störst dich kaum an der Einschränkung.
"Ja, das ist die Macht, die er mir geschenkt hat, als ich seine Anhängerin wurde", bestätigt die Lautenspielerin. "Ich kann fliegen und in Windeseile von einem Ort zum anderen kommen. Das ist ziemlich praktisch, wenn man eine reisende Musikerin ist, muss ich gestehen."
Unmerklich schüttelst du den Kopf und hörst weiter ihren Ausführungen zu.
"Drei der Götter sind harmlos, doch ich hoffe, dass du dem Vierten niemals begegnen musst. Pass auf, dass du nicht zu lange alleine herumreist, denn nur dann wird er zu dir kommen können."
Baustelle....
Danke fürs Spielen ;)
Als du weiter zum Palast gehst und die Frau ein wenig hinter dir lässt, bemerkst du die bereits skeptischen Blicke auf dich von den Wachen.
Etwas Unwohl bleibst du stehen und siehst lieber erstmal zu dem Palast hinauf. Er ist reich geschmückt mit eingemeißelten Verzierungen und auch dass es ein Steindach, anstatt nur Strohdächer hat, lässt auf die Arbeit schließen, die dieses Gebäude bereitet haben musste.
Noch während du das Gemäuer bewunderst, taucht eine große, fliegende Gestalt in deinen Blick, verschwindet aber so schnell wieder, dass du nicht ganz ausmachen kannst, worum es sich handelt. Als du in die Richtung siehst, in der es geflogen war, klappt deine Kinnlade herunter.
Ein etwa drei Meter hoher Greif landet mit seinem Reiter präzise auf den Platz. Kaum dass der Greif gelandet ist, springt der Reiter in schwerer Rüstung von seinem Reittier herunter und tätschelt ihm noch kurz über den Hals. Fasziniert siehst du dir den kräftigen Vogel genauer an.
Stählerne Muskeln lassen sich unter seinen Löwenbeinen ausmachen, die scharfen Augen seines stolzen Adlerkopfes forsten aufmerksam die Gegend ab. Sein langer Schweif schwingt langsam von einer Seite zur Anderen.
Deine Katze rollt sich tiefer in deine Arme und faucht leise den Greifen an.
Dieser fixiert dich und deine Katze kurz mit seinem gelben, überwältigenden Blick.
Interessiert begibst du dich zu den Geräuschen, die nicht weit entfernt von dir zu sein scheinen. Tatsächlich gelangst du ziemlich schnell zu einer riesigen Menschenmasse, die alle aufgeregt miteinander reden. Weiter entfernt kannst du eine Art Bühne erkennen, jedenfalls sitzt eine Wahrsagerin etwas erhöht und kann damit von allen Positionen gut gesehen werden. Vor ihr steht ein kleiner Tisch, auf der ihre Kristallkugel auf einem roten Tuch ruht. Ein Mann sitzt vor dem Tisch, der allerdings gerade aufsteht und sich wieder unter die Menschen in der Menge mischt.
Die Wahrsagerin knallt mit ihrer Faust auf den Tisch und bringt die Menge damit wieder zur Ruhe.
"Heute haben wir wirklich interessante Dinge über einige Leute erfahren. Die Wahrsagung scheint heute wirklich Glück zu bringen. Will noch jemand wissen, was in der Zukunft auf ihn warten könnte?", fragt sie und schaut interessiert in die Runde. "Danach werden wir zu der Zukunft dieser Stadt kommen, also ist das die letzte Chance eure Zukunft kostenlos von mir lesen zu lassen!"
Einige Männer und Frauen in der Masse schreien und heben ihre Hände erwartungsvoll in die Luft. Manche hüpfen sogar, um vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
Die Frau erhebt ihre Stimme und die Masse wird sofort still. "Ich habe eine Person erwählt!" Sie sieht in deine Augen. "Sie trägt sehr seltsame Kleidung... bitte setz sich auf den Stuhl vor mir." Anscheinend ist das alles was man braucht, um dich von den anderen unterscheiden zu können, denn alle sehen dich erwartungsvoll an.
Du gehst an den anderen Menschen vorbei, die jeden deiner Bewegungen gespannt folgen.
Freundlich lächelt dir die Wahrsagerin entgegen und richtet ihre Hand einladend auf den Stuhl ihr gegenüber. "Setz dich bitte."
Der hölzerne Stuhl ist zwar nicht allzu gemütlich, aber du hattest auch nicht wirklich etwas anderes erwartet, immerhin scheinst du in einer eher altmodischen Stadt gelandet zu sein.
"Und nun, mein sehr verehrtes Publikum, sehen wir in die Zukunft dieser Person!", ruft die Wahrsagerin laut und fuchtelt theatralisch mit ihren Händen vor der Kugel herum.
Interessierst siehst du in die Kugel hinein und kannst sogar wirklich eine Veränderung in ihr feststellen. In ihrem Inneren scheinen die Regenbogenfarben nach vorne dringen zu wollen, bis sie die Oberfläche erreichen. Eine Explosion an Farben überschwemmt die Menge und stoppt, als wäre die Zeit angehalten. Einen Herzschlag lang rührt sich nichts, kein Windhauch weht, kein Mensch zuckt. Nachdem der Moment vorbei war, ziehen sich die Farben wieder zurück in die Kugel, in derselben Geschwindigkeit, in der sie aus ihr ausgetreten sind.
Die Menge ist erst einmal still, tobt aber nach einigen Sekunden des Schocks und klatscht laut Beifall, während du in deinem Stuhl festgefroren bist.
Die Wahrsagerin sieht überrascht von dir auf die Kugel und wieder zurück. Ihre weit aufgerissenen Augen machen dir klar, dass irgendetwas ungewöhnliches vorgefallen ist.
Für dich fühlt es sich so an, als wären nur wenige Momente vergangen, als die Menge sich wieder beruhigt hat und die Wahrsagerin fragend ansehen. "Was sagt die Kugel?", fragt einer aus der Menge schließlich neugierig.
Die Wahrsagerin sieht dich einen weiteren Herzschlag verblüfft an, bevor sie kaum merklich ihren Kopf schüttelt und sich an die Menge wendet. "Die Kugel hat gesprochen", leiert sie schon fast die Worte herunter, die sie schon so oft verkündet haben musste. "Sie meinte, dass...", sie stockt wirklich nur eine Millisekunde, aber du kannst spüren, dass sie lügt, "...sie verspricht ein herausragendes Leben und jede Menge Glück! Aufträge werden bald dein Leben verändern", fügte sie zu dir gewandt hinzu.
"Jetzt fehlt nur noch die Zukunft unserer heißgeliebten Stadt Xandriell!", ruft die Wahrsagerin aus, weshalb du dir denkst, dass es Zeit wird, dich wieder in die Menschenmenge zu mischen. Doch als du aufstehst und gehen willst, geht die Wahrsagerin zu dir, ohne die Menge aus den Augen zu lassen und hält deinen Arm fest in ihrer Hand. Fast so stark, dass es dir wehtut. Doch die Menge scheint davon nichts mitzubekommen und jubelt nur.
"Warte im Zelt auf mich", raunt dir die Wahrsagerin zu und deutet mit einem leichten Kopfschwung auf das Zelt, was neben der provisorischen Bühne aufgebaut ist.
Du gehst verwirrt in das Zelt.
Als du im Zelt angekommen bist, schiebst du den Stoff des Einganges leicht zur Seite und beobachtest von dort die kommende Vorhersagung.
Die Wahrsagerin erhebt sich von ihrem Platz, was einige der vielen Ketten und Schmuckstücke an ihrer Kleidung und ihren Haaren zum Klimpern bringt.
Gespannt hält die Menge die Luft an, während sie einen kleinen Tanz um die Kugel macht, der durch das stätige Klimpern der Steine eine gewisse Atmosphäre dazu gewinnt.
Mitten im Tanz bleibt die Wahrsagerin plötzlich stehen. Ihre Hände sind hoch in die Luft gestreckt und ihre Beine stehen unbequem auf dem Boden, so als würde sie jeden Moment umkippen. Aber sie bleibt wo sie ist und sieht mit großen Augen in die Kugel.
Die Kugel beginnt wieder in allen Regenbogenfarben zu glänzen, was diesmal auch eine gewisse Zeit hält. Doch nach einigen Herzschlägen verschwindet das frohe Farbspiel plötzlich und eine Rauchwolke bleibt zurück. Die Wahrsagerin springt erschrocken in eine normalere Position und starrt gebannt auf die Kugel, während die Menge im Hintergrund den Atem anhält.
"Die Kugel hat gesprochen", verkündet sie, während sich der letzte Rest der Rauchwolke auflöst. "Der Regierungschef wird durch seine Angst die Welt verändern..."
Ein erschrockenes Murmeln glitt durch die Menge und du siehst die Wahrsagerin mit weiten Augen zum Zelt blicken. Eure Blicke treffen sich kurz, bevor sie sich wieder dem Publikum zuwendet.
"Ihr braucht keine Angst zu haben. Die Kugel verriet mir nicht, ob diese Veränderung in eine gute oder schlechte Richtung geht, also hoffen wir das Beste." Die Menge scheint damit nicht wirklich zufrieden zu sein, denn ein zweifelndes Raunen macht sich unter den Menschen breit. Die Rauchwolke hatte die Richtung bereits verdeutlicht, meinen sie.
Die Wahrsagerin wischt sich panisch Schweiz von ihrer Stirn und sieht wieder kurz zu dir hinüber. "Ich kann euch versichern, dass die Rauchwolke nur daher kommt, dass meine Kugel ein wenig beschädigt wurde. Vielleicht geht ihr einfach zu einen meiner Kollegen um sicher zu gehen", schlug sie vor.
"Ach, das alles war nur wieder eine dumme Werbung für deine Kollegen, huh?", ruft einer genervt aus der Menge.
"N... nein! Ich...", stottert die Wahrsagerin und ihre Augen huschen ständig zu dir.
Die Anderen in der Menge scheinen Überzeugt zu sein und schnell lösen sich die Menschen in allen möglichen Richtungen in einem enttäuschten Murren auf. Kurz stand die Wahrsagerin alleine auf der Bühne und rauft sich verzweifelt die Haare, bis sie sich nach einigen Momenten in deine Richtung umdreht und entschlossen auf dich zugelaufen kommt.
"Hör zu", fordert sie dich auf, als sie dir direkt gegenüber steht. "Meine Kugel spricht immer die Wahrheit. Aber als sie deine Zukunft lesen wollte...", sie zögert und sieht dich mit besorgten Augen an, "...hat sie versagt. Du hast keine Zukunft, die auf jeden Fall eintreffen wird. Vielleicht kann ich es versuchen dir zu erklären... Auch wenn ich nicht weiß, ob ich es mir richtig vorstelle. Immerhin bin ich wie alle anderen, die ich bisher getroffen habe. Wir alle haben eine gesetzte Zukunft, die nur keiner zu 100 Prozent voraussagen kann und deshalb für die Menschen immer noch ungewiss und überraschend wirken kann. Sozusagen ein Schicksal, dass uns alle bestimmt. Doch du... hast keine geschriebene Zukunft. Es ändert sich wirklich etwas, wenn du dich in bestimmten kritischen Punkten für etwas entscheidest. Deshalb gab auch meine Kugel den Geist auf, als sie mir deine Zukunft zeigen sollte. Du hast sie selber in der Hand. Ich dachte, ich könne meine Kugel dennoch weiter befragen und habe sie wie geplant nach der Zukunft der Stadt gefragt. Doch zu meinem Erstaunen hat sie schließlich wieder versagt und im Nachhinein betrachtet ist das auch logisch. Durch deine Entscheidungen kannst du die Zukunft der Stadt verändern. Deshalb konnte sich meine Kugel nicht sicher sein, dass diese Zukunft stimmt, die sie gesehen hat." Die Wahrsagerin macht eine Pause, setzt sich auf einen Stuhl im Zelt und legt ihre Hände auf den Schoß.
"Ich habe die Menge angelogen, um sie nicht zu beunruhigen. Der Regierungschef wird etwas schlechtes mit seinen Entscheidungen zum laufen bringen und ich weiß nicht, was die Welt dadurch alles verlieren wird. Ich weiß, dass ich dagegen nichts unternehmen kann, meine Zukunft ist bereits gesetzt und wenn meine Kugel sagt, es wird etwas schlimmes passieren kann niemand dagegen etwas ändern.
Außer du.
Wie wäre es, wenn du diese Stadt vor diesem Schicksal beschützt und ich helfe dir dabei?
Solange ich in deiner Nähe bin kann ich auch das Schicksal aller verändern. Indem du deine Entscheidungen triffst, verändern sich die Leute um dich herum auch und ich mich auch, indem ich dir einfach folge und mein bestes versuche, dir zu helfen. Vielleicht braucht man etwas sehr ungewöhnliches, um den Lauf der Dinge aufzuhalten und eine kleine Begegnung wie unsere ist dafür nicht ausschlaggebend genug, aber ich will jedenfalls versuchen dir zu helfen.
Was meinst du? Wirst du unserer Stadt helfen?"
"Wirklich?!", ruft die Frau erleichtert aus. Dann fährt sie ernster fort: “Wir müssen sehen, wie wir vorgehen. Meine Kugel behauptete ja, dass der Regierunschef irgendwas mit dem kommenden Unheil zu tun haben müsse, also sollten wir vielleicht irgendwie mit ihm Kontakt aufnehmen... Das Problem ist, dass er normalerweise keine Audiencen gewährt.” Sie überlegt eine Weile. Während sie schweigt, wird der Vorhang beiseite geschoben und ein großer Mann mit kurzen, welligen Haaren tritt ein. Ein schwarz weißer Gehstock dient ihm dabei dazu, den Stoff beiseite zu schieben. Mit einem stolzen Schritt, der deine Bewunderung entfacht, geht er in das Zelt der Wahrsagerin. Diese sieht mit überraschten Augen auf. “Oh, Zen! Ich habe dich ja schon ewig nicht mehr gesehen.” Seine giftgelben Augen huschen zu dir und er schenkt dir ein triumphierendes Lächeln, bevor er seinen Blick auf die Wahrsagerin lenkt. “Ich war gerade in der Umgebung und dachte mir, dass ich dich mal wieder besuchen sollte”, erklärt Zen mit einer tiefen, stolzen Stimme. “Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich dir einen Tee vorbereitet”, sagt die Wahrsagerin und geht zu einem Stoffsack auf dem Boden, um darin herumzuwühlen. “Mach dir keine Mühen. Ich bin gerade nicht dazu gestimmt, einen Tee zu trinken”, stellt Zen klar. “Aber mich würde schon interessieren, wer dein Gast ist.” Er sieht dich wieder mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht an. Irgendwie hast du das Gefühl, dass seine Augen dich durchbohren und längst wissen, mit wem er es zu tun hat.
“Ah ja... Meine Kugel konnte seine Zukunft nicht erkennen... darüber wollte ich sowieso noch mit dir reden, Zen. Es scheint, dass mein Gast keine vorgeschriebene Zukunft hätte. Ich traue meiner Kugel. Aber was sagst du dazu?”
Ein Grinsen huscht über seine Züge. Dann sieht er dich wieder mit seinem stechenden Blick an. “Es ist tatsächlich möglich”, meint Zen und geht einen Schritt auf dich zu. Leicht berührt er deine Wange, was dich zusammenzucken lässt. Seine Hand ist eiskalt. “Unglaublich, aber wahr...” “Es gibt noch etwas, was ich dir erzählen wollte.” Er dreht sich urplötzlich wieder zu der Wahrsagerin, die nur ruhig auf Zen blickt. Du kannst nur vermuten, dass sie mit seiner seltsamen Art bereits umzugehen gelernt hat. “Die Kugel hat vorausgesagt, dass etwas Schreckliches passieren wird. Es handelt sich um den Untergang der Welt.” Überrascht werden Zens Augen groß. “Weltuntergang?”, fragt er ungläubig. “Ich habe dir gesagt, dass die Kugel nicht unterscheiden kann zwischen Zukunft und Vergangenheit, richtig? Vielleicht täuschst du dich und sie hat etwas aus ferner Vergangenheit angezeigt?”
“Nein”, kontert die Wahrsagerin. “Es kann nichts aus der Vergangenheit sein, denn der Regierungschef spielte dabei eine Rolle. Ich weiß nicht, warum, aber er scheint dafür verantwortlich zu sein.”
Zen verschränkt seine Arme und scheint nachzudenken. Nach einiger Zeit nickt er. “Du scheinst recht zu haben, außer es gibt eine andere Person in der Vergangenheit, die genauso aussieht wie der Regierungschef...”, überlegt er skeptisch.
Die Wahrsagerin scheint sich ihrer jedoch sicher zu sein. “Ich habe aber bereits eine Lösung für unser Problem”, erklärt sie dem Mann und zeigt auf dich.
Mit großen Augen folgt der Blick von Zen ihrem Finger und kommt bei dir zum stehen. Mit einem weiten Grinsen nickt er. “Nicht schlecht. Nicht schlecht.”, murmelt er. “Du hast recht Lily. Wer könnte uns besser helfen als jemand, der nicht ans Schicksal gebunden ist?” Zen bringt sein Gesicht viel zu nah an deines. Unsicher huschst du zurück. “Was ist euer Plan zur Rettung der Welt?”, fragt Zen nach und steht so ehrenvoll vor dir, dass du nicht glauben kannst, dass er eben noch viel zu nah zu dir gerückt ist.
“Wir versuchen irgendwie Kontakt mit dem Regierungschef aufzunehmen. Vielleicht können wir irgendetwas herausfinden. Es ist die einzige Spur, die wir im Moment haben.”
“Natürlich...” Zen nickt lächelnd. “Nun, ich kann ein paar... sagen wir mal Kontakte... spielen lassen, um euch eine Audienz bei ihm zu gewähren. Ich bin mir sicher, dass er euch mit offenen Armen empfangen wird.”
Lily sieht ein wenig skeptisch auf Zen, nickt dann aber langsam. “Wenn du das tun würdest, wären wir dir dankbar.”
“Natürlich. Wer würde nicht helfen wollen, die Welt zu retten?” Er verbeugt sich kurz und lächelt dich dann wieder an. “Was für eine ehrenvolle Aufgabe du da hast... Nun, ich denke mal, dass ich mich jetzt darum kümmern werde, dass ihr eure Audienz bekommt. Sowas regelt sich schließlich nicht von allein... und ihr wollt sicher morgen schon losgehen, oder nicht?” Lily sieht Zen mit dankbaren Augen an. “Morgen schon?! Das ist perfekt!”, ruft sie aus.
Du siehst nur skeptisch auf Zen. Wer ist dieser Typ eigentlich? Wenn er weg ist, wird das die erste Frage sein, die du Lily stellen wirst.
“Um die Welt zu retten sollte man keine Zeit verschwenden, nicht wahr?”, meint Zen und schiebt den Vorhang wieder mit seinem eleganten Stock beiseite. “Man sieht sich, ihr Weltenretter.” Mit einem Augenzwinkern zu dir verlässt der Mann das Zelt.
Verwirrt drehst du dich zu Lily um. “Wer war denn das?”, fragst du.
Sie sieht dich entschuldigend lächelnd an. “Das war Zen. Vielleicht ist das noch nicht einmal sein richtiger Name. Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, wer er genau ist. Aber wir sind uns das erste Mal begegnet, als ich ein kleines Kind war. Seitdem taucht er immer mal wieder in meinem Leben auf, wann immer er möchte. Zen ist derjenige, der mir meine Kugel gab und mir beibrachte, wie ich sie benutzen kann, um in die Schicksalsstränge von anderen Menschen und der Stadt einen Einblick zu erhalten. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich musste ihm dafür aber versprechen, keine Fragen zu stellen und das habe ich auch nicht vor. Er ist nicht bösartig, auch wenn er manchmal etwas seltsam rüberkommt. Im Grunde genommen ist er ziemlich nett. Immerhin hat er mir sehr geholfen meinen Weg im Leben zu finden. Es überrascht mich nur, dass er so viel Macht zu haben scheint, dem Regierungschef zu einer Audienz bewegen zu können...”
"Ich sagte dir doch bereits...", fängt sie an, doch als sie deinen Gesichtsausdruck sieht, fällt ihr Blick auf den Boden. "Ich verstehe...", murmelt sie. "Ich habe vielleicht keine Befugnis, dein Urteilsvermögen zu hinterfragen, aber ich bitte dich, sieh dir diese Stadt an. Und wenn du alles davon gesehen hast, überlege es dir noch einmal."
Ein junger Mann wird ausgewählt, der begeistert zu der Wahrsagerin geht und vor ihr Platz nimmt. Sie fuchtelt theatralisch vor der Kugel herum, die daraufhin in allen Regenbogenfarben aufflackert. Die Menge klatscht freudig auf, als sie die Farben sehen, die aber kurze Zeit später schon wieder verebben. Dann spricht die Wahrsagerin einige Worte, die eine neue Liebe und einen festen Job versprechen. Der Mann ist höchst erfreut, verbeugt sich und verschwindet wieder in der Menge.
Die Wahrsagerin sieht wieder auf ihre Kugel. "Nun ist es Zeit die Zukunft unserer Stadt zu lesen", verkündet sie und erhebt sich von ihrem Platz, was einige der vielen Ketten und Schmuckstücke an ihrer Kleidung und ihren Haaren zum klimpern bringt.
Gespannt hält die Menge die Luft an, während die Wahrsagerin einen kleinen Tanz um die Kugel macht, der durch das stätige Klimpern ihrer Steine eine gewisse Atmosphäre dazu gewinnt.
Mitten im Tanz bleibt die Wahrsagerin plötzlich stehen. Ihre Hände sind hoch in die Luft gestreckt und ihre Beine stehen unbequem auf dem Boden, so als würde sie jeden Moment umkippen. Aber sie bleibt wo sie ist und sieht mit großen Augen in die Kugel.
Das Feuerwerk der Farben kehrt zurück und hält diesmal einige Herzschläge länger als das letzte Mal. Doch nachdem die Farben verblasst sind, stellt sich die Wahrsagerin wieder normal hin.
"Der Regierungschef wird durch seine Angst die Welt verändern..."
Eine Stille breitet sich aus und legt sich schwer auf die Menge. Alle warten auf weitere Worte, die nicht kommen. Was ist diese Veränderung? Ist sie gut, oder schlecht? Was ist die Angst des Regierungschefes?
Auch wenn keiner diese Worte ausspricht, hängen sie doch dicht in der Luft. Die Atmosphäre sinkt so tief, dass du kaum Atmen kannst. Schließlich bricht die Wahrsagerin den Bann und verkündet laut und selbst etwas verwirrt: "Die Vorstellung ist beendet. Ich empfehle mich", damit verbeugt sie sich kurz und eilt schnell in das Zelt, was neben der provisorischen Bühne aufgebaut ist.
Sehnsüchtig siehst du das Meer und fragst dich, wie lange du schon nicht mehr dort warst. Egal, es ist sowieso schon zu lange her. Ohne wirklich über etwas nachzudenken, machst du dich auf Richtung Meer. Während du mit schnellen Schritten deinen Weg durch einen wilden Wald bahnst, glaubst du es schon Rauschen zu hören.
Es dauert jedoch noch etwas, bis du endlich Sand unter deinen Füßen spürst und du auf das Meer siehst, das vor dir glitzert.
Du fühlst dich wie auf einer tropischen Insel, der Strand ist weiß, das Meer so klar, dass du Korallen und kleine, jedoch recht seltsame Fische herumschwimmen sehen kannst.
Zufrieden setzt du dich in den weichen Sand und genießt erst einmal die warme Sonne auf deiner Haut, das Rauschen des Meeres und den Anblick der Fische.
Erst nach einer ganzen Weile stehst du auf und siehst dich in der Umgebung um. Zu deinem Erstaunen siehst du etwas weiter entfernt links von dir ein Schiff, das, soweit du es ausmachen kannst, gerade Passagiere an Bord bringt. Verwirrt denkst du daran zurück, dass du von dem Hügel aus keine Stadt oder Dorf in diese Richtung gesehen hast, warum sollte das Schiff gerade hier ablegen?
Zu deiner Rechten siehst du weiter endlosen Strand.
Du beschließt dich zu dem Schiff zu gehen, denn es weckt deine Neugierde weshalb an so einem Ort überhaupt eines anläuft. Außerdem tut ein wenig Zivilisation an einem unbekannten Ort ganz gut.
Während du dem Schiff immer näher kommt, wächst dein Verdacht langsam, dass dort nicht alles ganz freiwillig geschieht. Die Passagiere werden von beiden Seiten bewacht, gehen geordnet hintereinander und alle halten ihren Kopf gesenkt. Du glaubst außerdem manchmal zu hören, wie sie angeschrien werden.
Doch als du dich umgedreht hast und schleunigst wegrennen willst, hörst du, dass hinter dir eine Wache plötzlich anfängt dir laut entgegen zu brüllen. Panisch siehst du dich um und zu deinem Glück hast du natürlich gleich zwei Verfolger hinter dir. Anscheinend haben die das alles falsch verstanden und halten dich jetzt für einen Passagier, der abgehauen ist... Deine Vermutung ist also richtig, dass da irgendetwas faul an der Sache ist. Du kannst nur hoffen, dass diese stämmig aussehenden Wachen nicht auch noch rennen können...
Mit eiligen Schritten versuchst du so schnell zu rennen wie nie zuvor, doch der Sand gibt unter deinen Füßen nach und du fühlst dich als würdest du durch einen Fluss waten müssen. Mit zusammengepressten Lippen eilst du weiter und ignorierst den Fakt, dass der Sand deine Schritte verlangsamt. Sicherlich haben diese stämmigen, schweren Menschen auch ihre Probleme.
Als du einen schnellen Blick auf deine Verfolger wagst, stellst du tatsächlich erleichtert fest, dass sie zurückgefallen sind. So wirst du entkommen können!
Doch deine Freude wird sofort zerstört, als du über einen Ast über den Boden stolperst. Mit rasendem Herzen bemerkst du noch nicht einmal den ganzen Sand in deinem Gesicht, sondern stehst sofort wieder auf um weiter zu rennen. Doch dann packt eine Hand deine Schulter.
Panisch schreist du kurz auf und schlägst wild mit deinen Händen um dich. Als du tatsächlich jemanden erwischst, spürst du, wie der Griff sich kurz lockert und du nutzt die Gelegenheit geschickt um dich daraus zu winden und weiter zu rennen.
Doch du kommst nur einige Schritte, bis dich die Hand des anderen Verfolgers schnappt und sofort beide deiner Hände auf den Rücken klemmt, sodass du dich nicht mehr wehren kannst.
"Hab ich dich", keucht eine raue Stimme hinter dir. Auch wenn du manchmal versuchst dich irgendwie aus seinem Griff zu winden, versagst du immer wieder kläglich. Nur ein leises Kichern bekommst du als Antwort. So wirst du den ganzen Weg zurück zu dem Schiff gezerrt.
Stolz führt dich der Mann wie eine Trophäe durch die Gegend und zeigt bestimmt jeder Wache hier, dass ER dich gefangen hat.
Eine Wache, dessen Rüstung verzierter ist als die der Anderen kommt zu euch und mustert dich kurz skeptisch.
"Ok, verstanden. Ich gebe dir heute Abend einen aus.", seufzt er und fährt dann fort, "Aber bring jetzt deinen Gefangenen bitte sofort wieder auf das Schiff, wir sind sowieso schon viel zu spät dran."
"Das ist ein Missverständnis! Ich bin kein Gefangener!", protestierst du und kämpfst noch einmal gegen den Griff an.
"Dann erklär mir bitte, was du hier gemacht hast", fragt der Mann vor dir desinteressiert und studiert einen Zettel, den er in seiner Hand und viel zu nah an sein Gesicht hält.
Als du ihn nur weiterhin anfunkelst sieht er noch einmal zu dir auf. "Hieher verläuft sich keiner einfach so. Wir sind Meilenweit von dem nächsten Dorf entfernt, aber netter Versuch."
Damit sieht er wieder auf seinen Zettel und wedelt mit seiner Hand, um der Wache klar zu machen, dass er mit dir fertig ist.
Gewaltsam wirst du nun doch zum Schiff gezerrt.
Nachdem du immer tiefer unter Deck geführt wirst, endet deine Reise schließlich hinter Gittern. Du wirst in eine zwei Personen große Zelle gestoßen, in der schon eine Frau mit ängstlichen Augen steht, die du wegen der Dunkelheit kaum erkennen kannst. Ohne eine Ausweichmöglichkeit krachst du durch die Wucht des Stoßes direkt in sie hinein. Scheppernd wird die Zelle hinter euch zugedonnert. Während einer schnellen Entschuldigung bringst einen halbwegs akzeptablen Abstand zwischen dir und der Frau, indem du dich so gut es geht an die Tür drückst.
Panisch siehst du dich um und entdeckst direkt links und rechts neben dir weitere Zellen, in denen bereits andere Menschen hineingepfercht worden sind. Du schätzt, dass etwa 8 bis 10 Zellen in diesen Raum passen könnten.
Deine zitternden Hände krampfst du an die Metallstäbe hinter dir. Aufgeregte Stimmen dringen von überall an dein Ohr. "Was passiert hier?", fragst du ängstlich.
"Wir wissen es nicht genau", antwortet die Frau leise. Ihr zartes Stimmchen wird fast von den anderen verschluckt. Dennoch scheint es ein Mann in einer Zelle neben euch gehört zu haben und sieht hoffnungslos zu euch hinüber.
"Ich habe eine der Wachen sprechen gehört. Anscheinend wollen sie uns loswerden, indem sie uns ins Meer werfen."
Nach einem schnellen Murmeln wird der Raum still. Mit aufgerissenen Augen versuchst du einen Kloß in deinem Hals herunter zu schlucken, doch es gelingt dir nicht richtig. Starr siehst du auf die Schiffswand vor dir.
"Sie wollen uns... ins Wasser schmeißen?", fragt eine Stimme weiter hinten schließlich fassungslos. "Nachdem, was sie mit uns getan haben?"
Nachdem sie gesprochen hat, ist der Damm gebrochen und alle Stimmen schreien durcheinander. Das ging eine ganze Zeit so, in der du nur weiter vorbei an die Frau auf die Wand starrst. Eigentlich solltest du noch nicht einmal hier sein! Das war alles ein Missverständnis! Mit so laut klopfenden Herzen, dass es fast die Stimmen übertönt, krampfst du deine Hände noch fester an die Metallstäbe.
Irgendjemand im Raum bringt schließlich alle mit einem lauten Klatschen zur Ruhe.
"Anstatt in Panik zu verfallen, sollten wir unsere Gehirne anschalten und eine Lösung suchen!", ruft jemand mit tiefer, grollender Stimme.
"Eine Lösung? Wie sollen wir uns retten können, wenn wir irgendwo ins Meer geschmissen werden?", fragt der Mann neben dir und andere Stimmen stimmen ängstlich zu.
Ein plötzlicher Ruck macht dir klar, dass das Schiff gerade losfährt.
"Habt ihr nicht aufgepasst, wenn die Forscher geredet haben? Auch wenn sie mit uns versagt haben, manche Dinge sind ein Erfolg geworden!"
Die Wellen ließen das Boot jetzt schon so stark schwanken, dass du abwechselnd an den rechten und an den linken Rand der Zelle gedrückt wirst.
"Meinst du... wie mein Auge?", vernimmst du in der Ferne eine weitere unbekannte Stimme. Was bringt diese Diskussion?
"Genau. Oder wie mein Bein. Es ist stärker, als ein normales Bein, auch wenn es wie Schrott aussieht!"
Wellen klatschen laut an das Schiff.
"Und was bringt uns das alles jetzt?" Irgendwie wirkt diese Stimme genervt. Eine etwas stärkere Welle bringt dich fast aus dem Gleichgewicht. Deine Augen werden glasig. Es ist ein Missverständnis!
"Wenn wir alle Fähigkeiten zusammen nehmen, können wir uns irgendwie an Land bringen, meint ihr nicht? Ich kann mit meinem Bein zum Beispiel ohne große Anstrengung eine große Strecke zurücklegen, die normal nicht zu schaffen wäre."
Du unterdrückst ein Schluchzen. Wo bist du nur plötzlich gelandet? Das wirkt so gar nicht nach deiner Welt! Sowas würde dort niemals passieren!
"Ich kann mit meinem Auge in weitere Entfernungen sehen, als andere. Vielleicht könnte ich die nächste Insel ausmachen zu der wir dann schwimmen können?"
Ein aufgeregtes Murmeln macht sich breit. Irgendwie scheinen alle davon überzeugt zu sein, in irgendeinem Bereich besser zu sein, als ´normale Menschen´.
Als die Frau vor dir ihren Ärmel hochkrempelt, zieht sie deinen Blick auf sich. Nachdenklich sieht sie auf ihren Arm. Oder das, was dort anstatt eines Armes zu sehen ist. Sie entblößt ein großes, metallisches Konstrukt, das definitiv nicht normal ist. Dünne Plastikschläuche mit farbigen Flüssigkeiten gefüllt verbinden unterschiedliche Teile des Arms und eine übergroße, metallische Hand bewegt sich langsam. Ungläubig starrst du sie an. "Ich könnte mit meiner Hand jemanden tragen, der nicht schwimmen kann", erklärt sie dir und sieht dich stolz an. "Was meinst du?"
Nachdem du dir die Augen gerieben hast, siehst du nochmal genauer in die Zelle neben dir. Die Schultern des Mannes dort sind zu groß für normale Proportionen, auf der anderen Seite siehst du eine Frau mit einem klobigen Gerät, anstatt einem Ohr.
"Ich... habe sowas nicht!", stellst du unruhig klar. Daraufhin richten sich alle Augenpaare auf dich. Auch ein maschinelles Auge ist darunter. "Du hast... sowas nicht?", fragt die Frau verwundert. Wieder breitet sich ein Murmeln aus.
"Ich habe jemanden vor den Wachen abhauen sehen! Sie dachten, es sei einer von uns, aber anscheinend stimmte das wirklich nicht?!", ruft eine Stimme so laut, dass sie alle übertönt. Zustimmendes Gemurmel ist von einigen zu hören. "Stimmt, ich hab auch gesehen, wie du abgehauen bist!" "Ich auch!" "Du liefst vor mir!" "Du wärst fast entwischt!"
Plötzlich spürst du eine zarte Berührung an deiner Hand. Die Frau vor dir hat ihre menschliche Hand auf deine gelegt und sieht dich mit einem kummervollen Gesichtsausdruck an. Ihre Hand ist warm. "Du hast es nicht verdient, mit uns in dieses Schlamassel gezogen zu werden."
"Verdammt, es wird schon schwer genug zu überleben. Jetzt müssen wir auch noch jemandem helfen, der nichts beitragen kann!", auch wenn die tiefe Stimme hart wirkt, schöpfst du doch Hoffnung. "Wir werden es schon schaffen, uns alle da raus zu holen!", verkündet die tiefe Stimme weiter.
Erleichtert atmest du aus und legst dann deine andere Hand auf die der Frau.
Hoffnung schöpfend bedankst du dich.
Die restliche Fahrt schweigen alle. Aber auch wenn niemand etwas sagt, fühlst du die Nervosität praktisch in der Luft knistern. Die Hand der Frau ruht noch immer auf deiner, was dir immer wieder neue Kraft schenkt.
Nach einigen, quälend langen und gleichzeitig viel zu kurzen Stunden hörst du Schritte über dir.
"Denkt daran: Das Wichtigste ist, dass wir im Wasser zusammen bleiben!", raunt die tiefe Stimme und alle nicken ernst, oder murmeln ihr Einverständnis.
Dann hörst du einige Schritte hinter dir, von Wachen, die in den Raum kommen.
Plötzlich wird die Tür deiner Zelle aufgerissen, an der du dich gelehnt hast und du kippst fast nach hinten auf die Wache. Nur durch den festen Griff der Frau schaffst du es, dein Gleichgewicht wiederzufinden. Dankend nickst du ihr einmal zu, doch wirst du sofort von der Wache hinter dir gepackt und aus der Zelle gerissen.
Wie erwartet führen euch die Wachen über Deck und oben angekommen kannst du in allen Richtungen nur Meer erkennen. Dir weichen alle Hoffnungen, dass sie euch doch irgendwo auf Land bringen.
Du siehst dich nach den anderen Gefangenen um und bemerkst, dass eine Frau mit maschinellem Auge aufmerksam in alle Richtungen sieht, während ein Mann mit metallenem Fuß ihn ausgiebig schüttelt. Erleichtert erkennst du noch, dass die Frau mit dem Auge in eine bestimmte Richtung starrt, bevor du von einer Wache weiter gezerrt wirst.
Du hörst die Segel aufgeregt im Wind flattern und das Meer beängstigend rauschen, als du die Planke des Schiffes siehst. Wie in Filmen ragt ein Holzstück vom Schiff ab, ohne Sicherung um vom freien Fall in das erbarmungslose Meer zu schützen.
Einige der Gefangenen stehen bereits darauf und werden von hinten angebrüllt, endlich abzuspringen. Schließlich werden sie von einer anderen Wache hinunter gestoßen. Deine Knie werden weich, als du diese Szene siehst.
Als nächstes wirst du und zwei andere auf das Holzstück geführt, das sich unter deinen Füßen bereits unangenehm senkt. Panisch versuchst du an die Hand zurückzudenken, dessen Wärme du immer noch auf deiner Haut spürst. Während du gegen Tränen anzukämpfen versuchst, starrst du hinunter in die Tiefe. Unten siehst du nur Wellen. Doch nach einem Herzschlag taucht ein Kopf aus dem Wasser und jemand stemmt sich gegen sie. Als ein Zeitpunkt gekommen ist, indem sich die Person nicht so sehr auf die Wellen konzentrieren muss, siehst sie nach oben und blickt ernst, aber entschlossen zu euch auf. Dann siehst du einen weiteren Kopf aus dem Wasser kommen und dann noch einen. Erleichtert stellst du fest, dass alle drei von gerade aufgetaucht sind.
Hinter dir brüllt euch eine Wache an, dass ihr endlich springen sollt.
Du entscheidest, dass ein Sprung jedenfalls besser ist, als unkontrolliert hinunter gestoßen zu werden und nimmst all deinen Mut zusammen, um über die Kante zu treten. Tief holst du Luft, bevor du den Boden unter den Füßen verlierst.
Kalte Luft saust an dir vorbei, als du in die Tiefe stürzt. Aber diese Kälte ist nichts im Vergleich zu der, die du urplötzlich um dich herum spürst, als du ins eiskalte Wasser tauchst.
Mit kräftigen Zügen schwimmst du sowohl gegen den Strom, der dich Richtung Boot treiben will an, als auch Richtung Oberfläche. Neben dir siehst du die anderen beiden Gefangenen dasselbe tun.
Als du endlich an der Oberfläche angekommen bist, siehst du einen der Drei vor dir abgesprungenen zu dir schwimmen. "Geht´s?", fragt er dich und du erkennst den Mann aus deiner Nachbarzelle durch seine übergroßen Schultern wieder. Mit zusammengepressten Lippen nickst du. Auch wenn es schwer ist, durch das Wasser zu schwimmen, denn die Wellen sind ziemlich hoch.
"Halt dich an meinen Schultern fest, durch sie ist es einfacher für mich, zu schwimmen, als für dich. Zusätzliches Gewicht schaff ich für eine gewisse Strecke sicherlich auch noch", bietet er an und du kommst dem dankend nach.
Er bringt dich ein wenig weiter vom Schiff weg, bevor er sich umdreht, um nach den anderen zu sehen. Ihr wartet im Wasser und beobachtet, wie einer nach dem Anderen vom Boot springt.
Zu deiner Erleichterung kommen alle wieder an die Oberfläche und schwimmen auf euch zu, bis ihr etwa 15 seid. Dann springen die letzten vom Boot und sobald sie im Wasser sind, fährt das Schiff los.
Als ihr alle in der Nähe seid, erhebt die Frau mit dem besonderen Auge das Wort. "Ich habe zwei Informationen." Auch wenn sie immer wieder abbrechen muss, um eine besonders hohe Welle in Angriff zu nehmen, spricht sie so laut, dass alle sie verstehen können. "Die nächste Insel ist ziemlich weit weg. Ich weiß nicht, wie lange wir schwimmen müssten, um dorthin zu gelangen und ob wir es überhaupt schaffen können."
Ein panisches Murren macht die Runde, doch ziemlich schnell schon verstummen sie wieder. "Was ist die zweite Nachricht?", fragt ein Mann neben dir, den du durch seine tiefe Stimme zuordnen kannst.
"Ich habe drei kleine, hölzerne und ziemlich improvisiert wirkende Boote gesehen, die in unsere Richtung kommen. Ich weiß nicht ob sie uns gut gesinnt wären, aber durch die Tatsache, dass die nächste Insel soweit weg ist, ist es unsere einzige Chance. Sie sind nicht weit weg, man konnte sie mit normalen Augen schon erkennen. Wenn sie weiter auf uns zukommen, sind sie etwa in einer halben Stunde zu erreichen."
Durch das aufkommende, erleichterte Gemurmel, ruft der Mann neben dir: "Dann los, zeig uns die Richtung zu den Schiffen!"
Entschlossen folgen alle der Frau, die irgendwann durch jemanden unterstützt wird. Nach einer Weile schwimmst du selber, um deinen Helfer nicht mehr zur Last zu fallen. Zum Glück beruhigen sich die Wellen ein wenig nach einiger Zeit, was das Vorankommen nicht mehr so sehr erschwert.
Ein kleines Stück vor dir siehst du die Frau aus der Zelle schwimmen und versuchst zu ihr aufzuschließen. Zu deinem Überraschen siehst du, dass sie tatsächlich jemanden auf dem Arm trägt, was sie um einiges verlangsamt. Daher schwimmst du schon nach wenigen Augenblicken neben ihr.
Sie sieht dich aus den Augenwinkeln an und lächelt nur zur Begrüßung, um wertvolle Luft zu sparen.
Der junge Mann, den sie auf dem Arm trägt, sieht dich entschuldigend an. "Ich kann nicht schwimmen", erklärt er sich leicht panisch.
Du schüttelst den Kopf. "Kein Grund zur Sorge, wir müssen die Schiffe bald erreicht haben und wenn sie nicht mehr kann, wird jemand anderes dich weitertragen", versuchst du beiden Mut zu machen.
Nach einiger Zeit fängt die Frau an zu keuchen und du rufst nach jemanden, der sie ablösen kann. Zu deiner Erleichterung kommt tatsächlich jemand, der den Mann annimmt und mit ihm weiter schwimmt.
Irgendwann siehst du die drei Boote in der Ferne, die auf euch zukommen. Aufgeregt, aber unsicher
zugleich schöpfst du neue Kraft. Sie sind eure einzige Hoffnung und wenn sie euch nicht annehmen, dann seid ihr verloren im riesigen Ozean. Entschlossen schluckst du deine Bedenken hinunter, in solch einer Situation bringen sie dir sowieso nichts.
Nach einigen Minuten meldet sich die Frau ganz vorne wieder zu Wort. "Die Menschen auf den Booten scheinen uns entdeckt zu haben!", ruft sie aufgeregt, aber vor Anstrengung keuchend. "Ich glaube ihre Körpersprache drückt aus, dass sie uns helfen wollen!"
Erleichterung macht sich bei allen breit als sie diese Worte hören. "Es scheint auch noch genügend Platz für uns alle zu sein, die Boote sind ziemlich groß und jeweils nur zwei Personen sitzen darin!"
Du kannst euer Glück kaum fassen. Endlich klopft dein Herz vor Freude und nicht vor Angst, während du die Zähne zusammenbeißt und deine letzte Kraft sammelst, weiter auf die Boote zu zuschwimmen.
Nach einigen Minuten kannst du die Menschen schon selber erkennen. Da die Sonne es reflektiert, kannst du sehen, dass auch sie Metallteile besitzen, was dich glücklich stimmt. Das erspart euch mögliche fragende Gesichter.
Als die Boote bei euch angekommen sind, halten manche der Menschen ihre Hände ins Wasser, um euch hinein zu hieven, andere springen direkt ins Meer, um euch zu helfen. So gelangen einer nach dem anderen in die Boote, wo ihr euch erschöpft, aber glücklich in die Arme fallt.
"Vielen Dank, dass ihr uns geholfen habt", dankt einer und die Anderen tun es ihm gleich. Auch du murmelst einen Dank.
"Haben wir gerne gemacht", antwortet einer der Männer auf deinem Boot und drückt dir und deinem Nachbarn einen Beutel voller Nahrung in die Hand. Dann holt er weitere Beutel und gibt jedem einen. Auch in den anderen beiden Booten spielt sich dasselbe ab.
"Das wirkt so, als seid ihr auf uns vorbereitet", ruft einer in deinem Boot überrascht aus. Die Männer nicken.
"Sind wir. Ihr wisst sicherlich, dass ihr nicht die Einzigen seid, mit denen die Regierung verbotene Experimente durchführt. Nun, wir wissen in etwa, wann und wo die Nächsten über Bord geschmissen werden und kommen sie zu retten, wie wir gerettet wurden."
"Also hat es vor uns jemand zu er Insel geschafft...", überlegt die Frau mit dem maschinellen Auge.
"Fast. Er hat es damals nicht nur auf die kleine Insel geschafft, sondern dann weiter auf einen gesamten, unbewohnten Kontinent. Nun, er war unbewohnt", stellt einer der Männer fest und lächelt euch gutmütig an. "Auch wenn wir nicht alles haben, ist es kein schlechtes Leben. Meiner Meinung nach das Beste, was ich bisher hatte."
"Sicherlich. Ein schlechteres Leben als das was ich bisher hatte kann ich mir auch kaum vorstellen", bemerkt der Mann mit den Maschinenschultern grummelnd. Die Anderen nicken traurig.
"Es wird sich ändern", verspricht der Mann der euch gerettet hat aufmunternd lächelnd. "Ruht euch jetzt aus. Wir müssen noch ein wenig fahren, bevor wir zum genannten Kontinent kommen."
Auch wenn du am Anfang nur dösen willst, schläfst du durch die Erschöpfung schnell ein. Als du deine Augen wieder aufmachst, siehst du am Horizont bereits Land. Dir kommen fast die Tränen, als du es sehen kannst. Auch wenn du es dir nicht einreden wolltest hast du kurz geglaubt, nie mehr festen Boden unter den Füßen zu fühlen.
Einer der Schiffsleute sieht dich lächelnd an und hält dir den Beutel entgegen. "Ich nehme an, dass du wieder Hunger hast, richtig? Nimm dir ruhig alles was noch drin ist. Die Anderen müssen dann warten bis wir da sind, aber es ist nicht mehr weit."
Dankend nickst du und greifst einmal in den Beutel hinein. Er ist bereits fast geleert, aber eine Art Apfel und ein paar Beeren findest du noch darin. Gierig schlingst du sie hinunter.
Den Rest des Weges schweigst du und siehst dem Kontinent entgegen, der immer Näher kommt. Als schließlich das Boot anlegt, sind auch die Letzten wach geworden. Es wirkt für dich wie ein Wunder, als deine Füße festen Boden spüren. Erleichtert gehst du auf die Knie. Ihr habt es tatsächlich geschafft! Kurz schließt du die Augen, um das triumphierende Gefühl über dich kommen zu lassen.
Dann öffnest du sie wieder und siehst dir an, wo ihr hier gelandet seid.
Der Strand ist schwarz, einige große Steine liegen weiter weg an ihm. Die Wellen hinter dir schlagen rau auf den Strand und verursachen einen Lärm, der dir vorher durch deine Erleichterung gar nicht aufgefallen war. Vor dir ragen Urwarldartige Bäume in die Luft, die meisten Stämme sind mit exotischen Rankenpflanzen verdeckt. Es fühlt sich so an, als würde jeden Augenblick ein Affe aus dem Wald springen.
Als du genauer hinsiehst, kannst du einen kleinen Pfad ausmachen, der weiter in die Wildnis führt.
Als auch das letzte Boot angekommen ist und alle ausgestiegen sind, führt euch einer der Bootsleute zu dem Pfad und hinein in den Dschungel.
Neugierig wagst du dich noch Näher an das Geschehen heran und musst feststellen, dass dein Verdacht wirklich stimmt. Wie selbstverständlich gehst du zu einen der Wachen und tippst ihn an der Schulter an, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Erschrocken zuckt er zusammen, bevor er sich langsam zu dir umdreht. "Was... wer bist du?", fragt er ängstlich, während seine Augen hilfesuchend Blickkontakt zu anderen Wachen suchen.
"Ich wollte wissen was ihr hier macht", erklärst du und deutest auf die ´Passagiere´. "Sind das Gefangene?" Als Antwort bekommst du ein meisterhaftes Gestammel, während er sich weiter unsicher umsieht. Ein erleichtertes Lächeln gleitet über seine Züge, als er eine andere Wache sieht und ruft ihm zu. "General!"
Die Wache, die um einiges nobler gekleidet war, sieht auf und scheint sehr erstaunt, als er dich erblickt. Schnell gibt er den Wachen um sich herum einige Anweisungen, bevor er zu euch hinüber gerannt kommt.
"Wer ist das?", fragt er interessiert und deutet auf dich.
"Ich habe keinen Schimmer, ist hier einfach aufgetaucht. Was soll ich denn jetzt machen, General?" Dein Erscheinen scheint deinen Gegenüber ganz schön in Schock gebracht zu haben.
"Überlass den Fall mir", weist er ihn an, woraufhin die Wache dankbar nickt und eilig davonsaust. Nach einem abscannenden Blick verschränkt der General seine Arme und fragt dich streng: "Ist meine Annahme richtig, dass Sie von dem Regierungschef hierher gerufen wurden?"
Noch einmal wirst du kritisch gemustert. "Sind das die neuen Klamotten, die man am Hofe trägt? Verstehe einer die Mode... Jedenfalls sollten Sie auch wissen was hier vorgeht, wenn Sie wirklich vom Regierungschef kommen. Also?"
Nachdem du ein paar Sätze herausgebracht hast, verschränkt der Mann seine Arme. "Also hast Du gelogen", stellt er fest und nickt einen der anderen Wachen zu. Daraufhin wirst du gepackt und in eine Kutsche gezerrt, in der du unsanft hinein gestoßen wirst. Dann hörst du auch schon, wie sie zugeknallt wird. Die höher gestellte Wache sitzt vor dir und sieht dich unentwegt an. "Verzeihung. Einfach eine Sicherheitsmaßnahme, falls du irgendetwas versuchst", erklärt er knapp und bedeutete den Kutscher mit einer schnellen Handbewegung, loszufahren.
Du versuchst so überzeugt wie möglich zu stehen, während der Mann dich wieder skeptisch mustert. "Verstehe...", murmelt er dann nickend. "Dann wäre es wohl am Besten, wenn Sie sich noch ein wenig umsehen und Euch dann wieder zurück begebt? Ich weiß nicht genau, wie Sie hierher gekommen sind, eine Kutsche sehe ich nicht. Daher wäre es mir eine Ehre Euch eine unserer anzubieten. Und verzeiht die unfreundliche Begrüßung, Euer Besuch kam recht unerwartet..." Verlegen starrt er kurz zu Boden und wippt mit seinem Fuß hin und her, fasst sich aber schnell wieder und sieht dir in die Augen. "Ich empfehle mich", damit geht er und scheucht einige der Gefangenen weiter, die in der Schlange ein wenig zurückgefallen waren, um sich dann gerade und aufmerksam neben eine andere Wache zu stellen.
Interessiert begibst du dich zu den Gefangenen und stellst dich neben eine Wache, die dir einen kurzen, verschwitzten Seitenblick zuwirft und dann mit all ihrer Konzentration weiter die Gefangenen beobachtet. Anscheinend ist das Gespräch zwischen dir und der höhergestellten Wache von allen gehört worden.
"Wie ging es heute mit ihnen? Ist alles gut verlaufen?", fragst du vorsichtig, aber neugierig nach.
Der Griff um seinen Speer verkrampft sich, als er dir laut und deutlich antwortet. "Alles in bester Ordnung, Sir! Bisher haben die neuen Medikamente so gut gewirkt, dass sie alle wie betäubt sind und ihre Maschinenteile nicht nutzen können, Sir!"
Maschinenteile? Das Wort erfasst deine Aufmerksamkeit.
"Wie viele sind denn heute hier?", fragst du jedoch nach. Daraufhin sieht dir die Wache nun doch in die Augen, scheint aber sehr verwirrt zu sein. Doch ohne großes Zögern antwortet sie dir. "Wie immer 20, Sir!" Mit pochendem Herzen musst du feststellen, dass das eine falsche Frage gewesen ist. Dir wird wieder bewusst, dass du dich auf dünnem Eis bewegst. Es ist unklar, was die Wachen mit dir machen würden, sobald sie erfahren, dass du nicht das bist wofür du dich ausgibst. Mit einem schweren Schlucken schaffst du es, den Kloß in deiner Kehle loszuwerden. Nach einem weiteren Blick auf die Gefangenen fallen dir ihre erbärmlichen Gestalten auf. "20, wie immer also. Keiner während der Fahrt gestorben?" Du hoffst, dich damit wieder auf sicherem Grund bringen zu können.
"Ach so", murmelt die Wache leise und scheint verstanden zu haben. Leise feierst du deinen Sieg. "Nein, diesmal geht es ihnen noch allen gut", bemerkt er. Nach einer kurzen Pause schießt er wieder gerade in die Höhe und fügt schnell ein noch lauteres "Sir!" hinzu.
"Und die Maschinenteile sind unbeschädigt?", fragst du nach.
"Interessiert uns wie immer nicht, Sir!", ruft er. Mit einem wissenden Nicken, während in dir das Feuer tobt, klopfst du der Wache auf die Schulter. "Gute Antworten, Freund", sagst du und gehst von ihm weg.
Du nickst den Wachen nochmal autoritär zu und wendest dich von dem Geschehen ab.
Mit einem kleinen Grinsen im Gesicht sieht dich der Mann an. "Du hättest einfach Lügen können.
Da es jetzt dazu gekommen ist, dass ein Außenstehender alles mitangesehen hat, muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, was mit dir passieren soll. Wahrscheinlich ist es ratsam, dich zum Regierungschef zu bringen und ihn persönlich wegen dieser Sache zu befragen.
Folge mir bitte." Mit diesen Worten geht er voraus und dreht sich nicht einmal um, um sicherzustellen, dass du ihm folgst. Das erledigen eigentlich auch zwei andere Wachen, die mit verschränkten Armen neben dir stehen und dich streng ansehen.
Du wirst zu einigen Kutschen geführt und der Mann deutet dir an, dich mit ihm in eine zu setzen.
Wiederstrebend quetschst du dich in eine kleine Kutsche hinein und dir wird ein wenig mulmig zumute, als der General sich wegen Platzmangels direkt vor dir setzt. Weder sein Schweißgeruch, noch seine mächtige Statue geben dir ein besseres Gefühl.
Mit einem Wink bedeutet der General dem Kutscher loszufahren.
Eigentlich hast du nur das Bedürfnis, das Fenster aufzureißen und frische Luft zu schnappen und dich soweit es geht nicht mit dem Mann unterhalten zu müssen. Aber beide deiner Wünsche werden nicht erfüllt. Du kannst einfach keinen Weg entdecken, in der Kutsche ein Fenster aufzumachen und kaum ist sie losgefahren, spricht dich der General mit einer tiefen Stimme brummend an.
"Was hast du hier in dem Wald überhaupt gemacht? Wie du sicherlich bemerkt haben solltest, ist das nächste kleinere Dorf einige Kilometer entfernt."
"Ich wollte zum Meer", antwortest du wahrheitsgemäß, denn du traust dich nicht, diesem Mann irgendeine Lüge aufzutischen.
"Seltsam dass du dann gerade zu uns gekommen bist, wenn man doch an so vielen Stellen zum Meer kommen kann", kommentiert er, "Da hast du dir wirklich die falsche Stelle ausgesucht."
Der Mann schweigt einige Zeit, in der du erleichtert zur Seite siehst, um Augenkontakt mit dem General zu vermeiden.
Wieder suchst du nach einer Möglichkeit das Fenster zu öffnen. Und auch wenn der Versuch wieder scheitert, fallen deine Augen auf den Türknauf.
Du lehnst dich demonstrativ entspannt zurück und baust nun doch einen kurzen Blickkontakt mit dem General auf. Dieser sieht dich mit einem interessierten Gesichtsausdruck an. "Du scheinst dich nicht in dieser Gegend aus zu kennen, wenn du an diesem Punkt zum Meer gegangen bist. Kommst du vielleicht aus Quao und kennst dich hier deswegen nicht aus?"
Etwas ungeduldig klopft dein Herz laut, aber du willst noch abwarten, bis seine Aufmerksamkeit jedenfalls ein wenig von dir abkommt, bevor du deine Flucht wagst.
Ohne eine Vorstellung davon zu haben, was Quao eigentlich ist, tust du die Frage mit einem Nicken ab.
"Der Schiffskontinent Quao also...", murmelt dein Gegenüber und sieht auf eine Seite aus der Kutsche raus, wahrscheinlich um das Meer zu betrachten.
Du nutzt diese Gelegenheit sofort und reißt die andere Tür auf. Erschrocken dreht sich der General um, doch du bist schon abgesprungen. Hart kommst du auf den Waldboden auf und schlidderst einige Meter, bevor du endlich zum Stehen kommst. Du hörst, wie der General fassungslos den Kutscher anschreit, endlich stehen zu bleiben, während du dich schleunigst auf die Beine rappelst.
Du düst los und hörst noch einen dumpfen Ton hinter dir, was dich vermuten lässt, dass der General seine Geduld verloren hat und ebenfalls abgesprungen ist. Doch anscheinend ist er besser aufgekommen als du, denn du hörst eisige Schritte hinter dir knallen.
Dein Rücken kribbelt, denn du hast das Gefühl, dass dich jederzeit eine Hand von hinten packt, um dich wieder in die Kutsche zu ziehen. So schnell du kannst rennst du.
Doch der General hat seine kräftige Statue anscheinend nicht umsonst. Panisch bemerkst du, dass seine Schritte immer näher kommen und du hältst unbewusst deine Luft an. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bis dich dein Verfolger erwischt.
Doch plötzlich verstummen die drohenden Schritte hinter dir und an ihrer statt erklingt ein schreiendes Fluchen. Verwirrt drehst du dich um und siehst, wie der General verärgert in einer Matschgrube lag. Wahrscheinlich ist er über eine Wurzel gestolpert und direkt in die Grube hineingefallen.
Für einen winzigen Moment siehst du verwirrt die Grube an, denn du kannst schwören, gerade eben noch keine gesehen zu haben. Überall befand sich deines Erachtens nach einfacher Waldboden. Doch du willst dein Glück nicht hinterfragen und rennst einfach erleichtert zwischen einige Bäume und Büsche, bis du glaubst, dass dich der General nicht mehr finden wird. Nur um sicherzugehen duckst du dich noch unter einen größeren Busch und verharrst dort einige Minuten.
Bis du vor Schreck hochfährst. Plötzlich steht eine Gestalt vor dir, die von einer Sekunde auf die nächste einfach erschienen ist. Jedenfalls hast du sie nicht von irgendwoher kommen sehen.
Auch ihr Aussehen ist seltsam. Du kannst nicht bestimmen, ob vor dir ein Mann oder eine Frau steht, oder ob es auf dessen Rücken Flügel oder schwarze, lange Haare sind. Die Augenfarbe der Person wechselt ständig und sein triumphierendes Lächeln lässt dir einen leichten Schauer über den Rücken laufen.
"Habe ich das nicht gut gemacht mit deinem Verfolger?", fragt er selbstzufrieden. "Ohne mich wärst du gar nicht aus dieser Sache herausgekommen!"
Panisch schnappst du dir ihren Arm und zerrst die Person mit dir in die Knie. "Sei leise!", flüsterst du aufgeregt. "Sonst findet er mich noch wegen dir!"
Die Person neben dir grinst dich breit an, bleibt aber zu deiner Zufriedenheit ruhig. Nach weiteren Minuten bist du dir sicher und lässt nun auch den Ärmel der Person los. "Ich glaube, er ist weg", vermutest du und atmest erleichtert aus. Erst jetzt wird dir bewusst, dass du von deinem Nachbarn die ganze Zeit unangenehm direkt beobachtet wirst, während immer noch ein breites Grinsen auf seinem Gesicht liegt.
"Ich kann gar nicht glauben, dass ich es doch noch geschafft habe, dir zu begegnen!", quietscht er fast wie ein kleines Kind. "Wärst du in der Stadt angekommen, hätte ich wohl erst viel später eine Möglichkeit dazu bekommen. Ach ja, willst du einen Kuchen?"
Verwirrt über seine Aussage kratzt du dir am Kopf. "Wer bist du?", fragst du nach.
"Man adressiert mich eigentlich immer als Chaosgott, auch wenn mir völlig gleichgültig ist, wie man mich nun nennt."
Nun bist du völlig überzeugt, einem Verrückten begegnet zu sein und betrachtest sie skeptisch.
Leicht schüttelst du deinen Kopf und siehst nach draußen. Bäume rauschen am Fenster vorbei.
"Du scheinst dich nicht in dieser Gegend aus zu kennen, wenn du an diesem Punkt zum Meer gegangen bist. Kommst du vielleicht aus Quao und kennst dich deswegen hier nicht so aus?", fragt dich der General interessiert nach und sieht nachdenklich auf deine Kleidung.
Ohne wirklich zu wissen, was genau mit Quao gemeint ist, nickst du.
"Der Schiffskontinent Quao also...", murmelt dein Gegenüber. "Ich habe mich immer gefragt, wie es dort wohl ist. Habe gehört, dass er wirklich nur aus Schiffen besteht, die auf dem Wasser zusammengebunden sind, weil irgendwann mal der Kontinent vom Wasser verschluckt worden ist." Der General sieht dich interessiert an und hofft anscheinend auf weitere Informationen. Jedoch hast du keine Ahnung von Quao und schweigst. Enttäuscht sacken seine Schultern ein wenig nach unten und er sieht wieder nach draußen.
"Ehrlich gesagt würde ich sicher ziemlich seekrank werden, wenn ich die ganze Zeit die Wellen spüren würde", malt sich der General weiter aus. "Und ich mag keinen Fisch.
Ich habe schon viele Quoianer in unserer Stadt gesehen, aber noch nie jemanden mit deinem Kleidungsstil. Bist du ein Schneider?"
Langsam bekommst du das Gefühl, dass der General nur versucht, deine Aufmerksamkeit auf alles zu lenken, nur nicht auf die Geschehnisse am Strand.
Du verneinst.
Du ziehst deine Schuhe aus und genießt den Sand unter deinen Füßen, der leicht nachgibt. Zufrieden atmest du die salzige Meeresluft ein und fühlst den warmen Wind, der dich umweht.
So gehst du einige Zeit friedlich umher.
Doch auf einmal verlieren deine Füße halt und werden in die Tiefe gezogen. Panisch fragst du dich, was los ist und versuchst irgendwie wieder auf festen Grund zu kommen.
Mit aller Kraft stemmst du dich gegen den starken Sog, ruderst mit Händen und Füßen dagegen. Wie durch ein Wunder schaffst du es noch, einen deiner Füße aus dem Sog zu ziehen und ihn auf festen Grund zu bringen. Angestrengt ziehst du den anderen hinterher und robbst mit aller Kraft auf den festen Grund. Erschöpft lässt du dich erst einmal in den Sand fallen und verschnaufst eine Zeit lang einfach. Das hätte auch ganz schön schief gehen können...
Nach einigen Momenten drehst du dich um und betrachtest kritisch die Stelle, aber der Sand scheint genauso normal zu sein, wie sonst überall auch. Skeptisch streckst du deine Hand aus und berührst vorsichtig den Sand vor dir. Nichts. Kein Sog, es ist einfach ganz normaler Sand den du da fühlst. Verwirrt schüttelst du den Kopf und stehst auf wackeligen Beinen wieder auf.
Langsam gehst du in Richtung der Bäume, damit du von dem tückischen Sand wegkommst. Dort angekommen verschnaufst du noch eine Weile, bis du dich gut genug fühlst weiter zu laufen. Nachdem du einige Minuten gegangen bist, kannst du einen leichten gelben Schimmer weiter im Wald ausmachen.
Du entschließt dich zu dem Schimmer zu gehen, denn vielleicht ist dort ein Dorf oder jedenfalls Zivilisation. Dein Magen fühlt sich leer an und deine Erschöpfung macht sich immer mehr in dir breit. Langsam schleppst du dich weiter, deine Schritte werden mit jeder Minute schwerer und du kommst immer langsamer voran. Zu deinem Pech krabbelt die Sonne stetig weiter dem Horizont entgegen, in dem dichten Wald, in dem du dich befindest wird es immer dunkler. Aber du siehst das gelbe Leuchten vor deinen Augen, dass immer heller wird und schleppst dich voller Hoffnung weiter.
Als die Sonne schließlich fast komplett versunken ist, siehst du hinter einem Fruchtbaum ein kleines Haus. Du richtest dich erfreut auf und siehst sogar noch einige weitere Häuser, die sich hinter einigen anderen Bäumen verstecken. Froh gehst du schnell auf das erste Haus zu, was du erkannt hast, stolperst dabei aber über eine Wurzel, die du durch die Dunkelheit nicht erkennen konntest. Mit voller Wucht klatschst du auf den Boden auf. Eiskalter Schlamm frisst sich durch deine Kleidung und lässt dich erzittern. Zum Aufstehen hast du gerade allerdings auch keine Kraft mehr, weshalb du einfach liegen bleibst.
Du hörst noch eine überraschte Frauenstimme, dann überfällt dich die Dunkelheit.
Als du wieder zu Bewusstsein kommst, findest du dich in einem kleinen Bett wieder. Über dir sind vier dicke Decken, durch ihr Gewicht kannst du dich kaum bewegen. Eine Frau lehnt an deinem Bett und siehst dich erleichtert an. "Ein Glück, du bist wieder wach!", ruft sie das offensichtliche aus. "Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also habe ich erst einmal einige Freunde geholt und dich in ein Bett getragen. Ich fühle mich ein wenig verantwortlich, weil ich diejenige war die dich gefunden hat, also bin ich sicher gegangen und habe dir einige Decken...", sie spricht durch ihre Aufregung viel zu schnell, als dass du ihr wirklich folgen könntest. Dementsprechend siehst du sie auch nur mit großen Augen an.
"Aber wahrscheinlich sind das jetzt zu viele...", murmelt sie etwas langsamer und hievt zwei Decken von dir herunter. "Wie geht es dir?", fragt sie dann besorgt. Zur Antwort erhält sie ein lautes Grummeln deines Bauches. Beschämt greifst du dir an den Bauch und entschuldigst dich kleinlaut.
"Oh je, ich hätte es wissen müssen!", ruft die Frau aus ohne auf deine Entschuldigung einzugehen und rennt aus dem kleinen Raum raus, in dem du liegst.
Das Zimmer wird ruhig, aber ab und an kannst du das Klappern von Holz oder ein Fluchen hören.
Du entschließt dich, dich ein wenig im Zimmer umzusehen.
Das Haus in dem du dich befindest, muss ziemlich klein sein, denn wenn du aufstehen würdest, würde dein Kopf fast an die Decke stoßen. Es ist mit dicken Holzstämmen gebaut worden und das Fenster neben dir am Bett besitzt kein Glas, sondern ist einfach offen.
Das Zimmer ist sehr unaufgeräumt. Abgesehen von den zwei Decken, welche die Frau einfach auf den Boden geschmissen und dort liegen gelassen hat, liegen überall Baumblätter, Felle und Holzbretter herum. An der Wand dir gegenüber hängt ein großes Bild, mit der Frau und einem kleinen Kind in ihrem Arm. Es ist neben dem Bett das Einzige im Zimmer, das einen zugewiesenen Platz zu haben scheint.
Nach kurzer Zeit kommt die Frau mit einem Holztablett wieder zurück, auf dem eine Holzschüssel mit Suppe steht.
"Hier, das wird dich stärken, auch wenn sie nicht mehr ganz warm ist. Mein Sohn und ich haben sie erst heute morgen zubereitet."
Dankend nimmst du das Tablett an und setzt dich an die Bettkante, um zu essen. Es war eine Pilzsuppe und auch wenn die Pilze seltsam aussahen, schmeckte sie ziemlich gut. Erfreut leerst du die gesamte Schüssel und fühlst deine Kraft bereits zurückkommen. Noch einmal bedankst du dich bei der Frau.
"Kein Ding", lacht sie etwas verlegen und nimmt dir das Tablett aus der Hand. "Es macht mich immer glücklich, wenn sich jemand so offensichtlich über meine Gerichte freut."
Sie nimmt dir die Schüssel aus der Hand und verlässt den Raum, wohl um ihn abzustellen. Du fühlst dich wieder kräftig genug, um aufzustehen und folgst ihr.
"Wie bist du hierher gekommen?", fragt sie dich, während sie die Schüssel in einem großen Wassereimer säubert.
Du lässt nur einen kurzen Blick zu dem Schimmer schweifen, ignorierst ihn und gehst weiter.
Deine Schritte werden schwer. Immer langsamer kommst du vorwärts. Die Sonne krabbelt unaufhaltsam dem Horizont entgegen und es wird bereits dunkel im Wald.
Erschöpft lehnst du dich an den nächstbesten Baum und hoffst nur auf eine ruhige und angenehm warme Nacht. Draußen wirst du sicherlich nicht einfach schlafen, immerhin weißt du nicht, ob es hier irgendwelche gefährlichen Tiere gibt.
Deine Ängste sind genug, um dich auch in diesem erschöpften Zustand wachzuhalten.
Leise kauerst du dich zusammen und dir wird jedes noch so kleine Geräusch bewusst. Der Wind, der die Blätter zum Rauschen bringt... oder kommt das Rauschen nicht vom Wind, sondern von einem wilden Tier, dass sich im Gebüsch versteckt?
Panisch horchst du weiter, was eigentlich alles nur noch verschlimmert, da du nun noch mehr Geräusche wahrnimmst.
Plötzlich siehst du zwei leuchtend grüne Augen vor dir. Erschrocken springst du auf und willst davon rennen, aber aus irgendeinem Grund bewegen sich deine Füße nicht vom Fleck. Mit klopfendem Herzen drehst du dich zu den Augen herum.
Du kannst einen Mann erkennen, der eine Laterne in der Hand hält. Seine Haare sind durch ihre dunklen Farbe kaum auszumachen, richten sich aber auf seinem Rücken bei genauen hinsehen auf wie Flügel und er trägt ein langes, gold verziertes Gewand. Es ist jedoch zu dunkel um genauere Einzelheiten zu sehen.
"Willst du einfach hier im Nirgendwo übernachten?", fragt er dich verwundert, mit einer Stimme die seltsamerweise ständig ihre Tonhöhe zu wechseln scheint. "Das ist ja interessant. Warum machst du das? Du hättest einfach zu dem Dorf gehen können, dessen Licht du gesehen hast... Und dennoch willst du hier schlafen? Du bist lustig. Ich dachte immer, Menschen mögen weiche Betten."
Verdammt, es war wirklich ein Dorf gewesen...
"Wie weit bin ich von dem Dorf entfernt?", fragst du erschöpft den seltsamen Mann.
"Es ist unglaublich, aber du hast dich schon ein ganzes Stück von ihm entfernt. Mit dem Tempo von gerade würdest du es heute nicht mehr dorthin schaffen. Oh, und es gibt hier auch keine anderen Dörfer in nächster Nähe", erklärt er fröhlich und hat entweder deine Situation nicht verstanden, oder ist über deine Hilflosigkeit amüsiert.
Mit einem leisen Fluch machst du deinen Ärger deutlich. Nicht nur deine Füße sind am Ende, dein Magen knurrt und natürlich musst du auf einen Verrückten treffen, der dich findet. Jedenfalls ist es kein wildes Tier.
"Wie kommst du dann hierher, wenn kein Dorf in der Nähe ist?", fragst du skeptisch.
"Aha, glaubst du ich brauche ein Menschendorf?", lacht er amüsiert. "Nein, das brauche ich sicherlich nicht. Soll ich dir beweisen, dass ich kein Mensch bin?"
Noch bevor du eine Antwort geben kannst, spürst du plötzlich ein Ziehen in dir. Deine Muskeln fühlen sich an, als ob sie gleich zerreißen und dein Herz drückt sich zusammen. Das alles hält nur den Bruchteil einer Sekunde, doch es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an. Der Mann vor dir wirkt plötzlich viel größer als du ihn in Erinnerung hast. Sein weiter, grinsender Mund wirkt so groß wie du selbst. Verwirrt musst du feststellen, dass es so groß wie du selbst ist. Panisch siehst du auf den Boden und bemerkst, dass sich deine Füße zu Froschbeinen verwandelt haben. Erschrocken versuchst du zu schreien, doch es kommt nur ein Quaken heraus. Mit weit aufgerissenen Augen siehst du zu dem Mann empor und quakst aufgeregt. Dieser lacht und wedelt mit seiner Hand. "Ich glaube du hast´s kapiert", meint er und das Ziehen von gerade beginnt wieder in dir. Als es aufhört, stellst du erleichtert fest, dass du wieder in deinem normalen Körper bist.
Als du deinen Kopf zu dem Mann hebst, hält er dir auf einmal einen Apfel hin. "Dein Magen knurrt", kommentiert er fröhlich. Aus Furcht nimmst du den Apfel an, doch wagst es nicht, ihn zu essen. Er hatte dich gerade in einen Frosch verwandelt! Angewidert denkst du an die grünen Froschbeine und ein Schauer jagt dir über den Rücken. Noch nicht einmal ein Wort konntest du herausbringen. Mit pochendem Herzen fragst du dich, wer der Mann vor dir eigentlich ist.
"Hm, anscheinend magst du keine Äpfel", bemerkt der Mann und tippt einmal auf den Apfel, woraufhin du zusammenzuckst. "Ich habe eine Idee. Wie wäre es, wenn ich dir ein großes, gutes Essen bringe und du mir dafür einen Gefallen tust?"
Schaudernd siehst du zu dem Mann auf.
Du traust dich nicht, dein Gegenüber abzulehnen, auch wenn dein Magen sich nach der Froschaktion so flau anfühlt, dass du glaubst keinen Bissen herunterschlucken zu können. Dementsprechend nickst du langsam.
"Hey, super!", ruft der Mann fröhlich aus. "Ich bin gleich wieder da. Solange kannst du dich auf einen leckeren Braten freuen." Fröhlich schlendert der Mann weg und du folgst ihm mit deinen Augen, bis er gänzlich von der Dunkelheit verschluckt wird.
Du siehst noch einmal skeptisch in die Richtung, in die der Typ gegangen war. Solange du schnell genug von hier wegkommst, wird der Mann keine Chance haben dich wiederzufinden. Also beißt du dir auf die Zähne und zwingst deine Beine, dich so schnell es geht in die entgegengesetzte Richtung des Mannes zu bringen.
Nach einigen Minuten geht dir die Puste aus und obwohl du dich noch weiter zwingst, bemerkst du bald, dass du eine Pause brauchst.
Du suchst nach einem Versteck, sowas wie ein großer Busch, oder etwas anderes worunter du dich verstecken kannst. Die Dunkelheit erschwert deine Suche.
Schließlich findest du einen kleinen Vorsprung, mit der eine Wurzel eine kleine Höhle bildet. Du siehst dich sicherheitshalber nochmal um, bevor du hineinkriechst. Es ist ein gutes Versteck, vor dir bieten die Wurzeln Schutz, hinter dir ist Erde. Eigentlich sollte dich der unheimliche Mann hier nicht finden, doch ganz sicher konntest du dir nicht sein. Mit klopfendem Herzen kauerst du dich zusammen und zuckst bei jedem kleinen Geräusch zusammen.
Es hat keinen Sinn vor dem Mann wegzurennen, immerhin war er mächtig genug, dich in einen Frosch zu verwandeln. Da würde es ihm ein leichtes sein, dich in diesem Wald zu finden.
Du setzt dich also wieder an den Baum.
Ächzend lehnst du deinen Kopf zurück und siehst in den Sternenhimmel. Keine Konstellation kommt dir bekannt vor und du fragst dich, wo du eigentlich gelandet bist. Du kannst dich nur in einer anderen Welt befinden, wenn ein komischer Typ dich einfach so in ein anderes Wesen verwandeln kann.
So liegst du einige Zeit da. Als der Mann auch nach einer Weile nicht auftaucht, schläfst du vor Erschöpfung ein.
Wunderschön fliegen tausend von Lavabrocken in die Luft. Ganze Lavaströme fließen langsam, aber brutal dem Meer entgegen, während dieses sich aufbauscht und eine übergroße Welle gegen den langsamen Strom schleudert. Qualm steigt auf, als sich die beiden Naturgewalten treffen. In der Nähe ist schon vor einigen Tagen ein riesiger Waldbrand entfacht, während es in strömen gegossen hat. Die Welt steht auf dem Kopf. Überall spielen sich ähnliche Szenen ab. Vulkane brechen aus, Flutwellen überschwemmen das Land, Brände entstehen ohne Grund, Regen bricht wie ein Wasserfall aus den Wolken. Die Menschen verkriechen sich in ihre Häuser, oder rennen panisch durch die Gegend, doch den Wenigsten nützt es etwas. Unbeeindruckt zerstören Wasser und Feuer Landschaften. Die beiden Elemente scheinen sich regelrecht zu bekriegen.
Manchmal ensteht ein Waldbrand, doch ein Windstoß schleudert mit einer unglaublichen Präzision Sand von der nächsten Wüste heran, sodass der Brand erstickt. Und manchmal erhebt sich eine weitere Welle vom Meer, doch eine riesige Wand, voller undefinierbaren Formen und Dinge versperrt ihr den Weg zum Land.
Doch auch wenn der Wind und noch etwas Anderes anscheinend dem Feuer und Wasser Einhalt gebieten wollen, schaffen die beiden Elemente es doch, riesige Teile des Landes zu verwüsten.
Vielleicht sogar so viel, dass nur die Landflächen verschont bleiben, die immer wieder vom Wind oder diesem Undefinierbaren geschützt werden.
Der Geruch von leckerem Braten steigt dir in die Nase und du wachst auf. Die Sonne steht schon am Zenit und Vögel hüpfen um dich herum auf den Boden, um nach Würmern zu picken. Schlafgetrunken fährst du dir über deine Haare und erinnerst dich an den seltsamen Traum. Wasser und Feuer... Wind und... was war das Andere? Du schüttelst den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Deine Nase macht dich dabei wieder auf den leckeren Geruch aufmerksam, der dich geweckt hat. Mit knurrenden Magen siehst du auf. Leider sitzt dir Gegenüber eine nicht allzu fremde Gestalt.
Lachend sieht dich der Mann von gestern Abend an. Vor ihm hält ein Lagerfeuer ein, auf ein Stock gestecktes Fleischstück warm.
Überrascht stellst du fest, dass sich sein Anblick ein wenig verändert hat. Auch wenn du ihn gestern Abend nicht ganz sehen konntest bist du dir sicher, dass er gestern noch keine zwei pflanzlichen Blattohren auf der einen und ein Horn auf der anderen Seite der Stirn hatte. Seine pechschwarzen Haare stehen immer noch wie kleine Flügel ab, aber seine Augenfarbe hat sich von grün auf dunkelbraun geändert.
"Jetzt bist du hier auch noch eingeschlafen, als wäre es der gemütlichste Ort der Welt. Hoffentlich hat dich kein seltsamer Traum heimgesucht", grinst er dich frech an.
Er reicht dir den Braten, den du nur zu gerne entgegen nimmst, denn du fühlst dich gerade nicht in der Verfassung etwas Essbares abzulehnen. Gierig verschlingst du ihn. Der Braten füllt warm deinen Bauch und du fühlst dich wohl. Zufrieden lehnst du dich wieder gegen den Baum. Doch die Glückseligkeit, endlich etwas zu Essen im Magen zu haben, hält nur kurz. Denn das Gesicht des Mannes taucht plötzlich viel zu nah vor dir auf. "Vergiss nicht, dass du mir dafür etwas versprochen hast", deutet der Mann vor dir aufgeregt an.
Wieder mit einem unwohlen Gefühl schluckst du und nickst dann. Die Erinnerungen von der Verwandlung gestern kommen wieder hoch und eine Gänsehaut stellt sich dir auf.
Du setzt dich gerade hin und bedeutest dem Mann, zu sprechen. Immerhin hast du gerade seinen Braten angenommen, was bedeutet, dass du aus dieser Nummer nicht mehr rauskommst.
"Es ist ganz einfach", verspricht dir der Mann zwinkernd. "Oder anders gesagt ist es schon vollzogen."
Verwirrung macht sich in dir Breit. "Wie...?"
"Hm... Erzähl mir am Besten mal von dem Traum, den du heute Nacht hattest", weicht er fröhlich deiner Frage aus, während du dich etwas verdutzt gegen den Baum presst. Verdammt, hat dieser Typ jetzt auch noch deine Träume manipuliert?
"Vulkane sind ausgebrochen und es gab Überflutungen und...", fängst du unsicher an, wirst aber von dem Mann unterbrochen. Wissend nickt er. "Der Krieg der Götter", wirft er ein. "Oder besser gesagt, waren es nur zwei Götter, die sich bekriegt haben. Dir fällt es sicher leicht zu erraten, welche Götter es waren. Der Feuer und Wassergott."
Ungläubig reißt du die Augen auf. In dieser Welt hat es einen solch riesigen Konflikt gegeben? Zwei Götter, die sich gegenseitig bekriegten? Schnell fährst du noch einmal die Umgebung ab. Du sitzt auf frischen Gras, die Vögel picken friedlich nach Würmern und sogar eine Art Eichhörnchen siehst du in den nächsten Baum huschen. Wenn es in dieser Anderen Welt, und du bist dir sicher, dass es nicht deine ist, einen Götterkrieg gegeben hat, dann war das sicher schon lange her.
Doch dann siehst du den Mann skeptisch an. Woher weiß er eigentlich, was du geträumt hast? Und warum sollte dein Traum wirklich der Wahrheit entsprechen? Für einen Moment hast du dich von diesem absurden Gedanken mitreißen lassen, doch glaubst du nicht wirklich daran, dass du solche Art von Träumen besitzen kannst. Der Mann vor dir ist sicherlich mächtig genug, in deine Träume zu schleichen und einen besonders real wirkenden für seine Späße zu nutzen.
"Aber was hat das alles mit meinem Versprechen gestern zu tun?", fragst du mit zusammengekniffenden Augenbrauen.
"Immer mit der Ruhe", lacht der Mann vor dir und steckt pfeifend einen weiteren Fleischklumpen, der neben ihm im Gras lag, auf einen Stock.
Nachdem er den Stock auf den Boden gesteckt hat, sodass das Fleisch daran schräg über dem Feuer anbraten kann, lächelt er dich wieder breit an. "Der Windgott und ich haben uns auf die Seite der Menschen gestellt und sie beschützt, während der Feuer und Wassergott sich gegenseitig bekriegt haben. Anders gesagt, ich bin ein Gott."
Dir klappt die Kinnlade herunter. Vor dir sitzt ein Gott! Er hat dich in einen Frosch verwandelt und damit seine Macht bewiesen, aber deines Wissens nach erscheinen Götter nicht einfach so, vor dir und in Menschengestalt und im Schneidersitz ein Fleischstück anbratend. Götter sind doch eher irgendwie etwas Unsichtbares, oder vielleicht auch gar nicht Existentes.
"Ich bin der Chaosgott und du bist einer meiner Anhänger, mein Priester", erklärt der Chaosgott stolz.
Du zwinkerst. "Bitte...?"
Seelenruhig verwandelt der Chaosgott den Fleischklumpen in ein Stockbrot und dreht ihn im Feuer herum. Wahrscheinlich ist es ihm ein Kinderspiel es einfach mit seiner Kraft anzubraten, aber vielleicht macht ihm diese Art mehr Spaß. Neben dem Stockbrot verwandelt sich noch eine Fliege in der Nähe vom Gott in ein Häschen und hüpft verwirrt davon. Wahrscheinlich hat er sie gestört.
"Nachdem du mir versprachst, mir einen Gefallen zu tun bist du mein Anhänger geworden. Denn das war es, wonach ich dich bitten wollte. Und da du ein Versprechen an einen Gott nicht brechen kannst, bist du sofort mein Anhänger geworden", er lächelt warm.
"Heißt das, ich muss jetzt durch die Gegend ziehen und über dich predigen?!", fragst du schockiert nach.
Belustigt lacht der Gott. "Wenn du möchtest! Aber eigentlich heißt es nur, dass wir in einer Verbindung sind. Ich weiß, wo du dich befindest und kann dich beschützen und du kannst einen Teil meiner Macht nutzen, die ich dir leihe."
Verwirrt fährst du dir durch die Haare. Auch wenn du etwas beunruhigt bist, dass der Chaosgott immer weiß wo du dich aufhältst, scheint keiner der genannten Punkte ihm selber zu helfen. Dabei ist es doch der Gefallen von dir für ihn, auch wenn du nicht weißt, wie du einem Gott überhaupt helfen könntest. Doch alles was für dich daraus resultiert sein Anhänger zu sein, scheint eher für dich ein Vorteil, als für ihn...
"Und was bringt dir das?", fragst du verwirrt. Auch wenn in dir die Frage brennt, was es bedeutet, dass du einen ´Teil seiner Macht nutzen kannst´, ist es dir wichtiger zuerst herauszubekommen, was der Haken an der Sache ist.
Der Gott grinst breit. "Ich habe dir nicht nur die Fähigkeit gegeben, in deinen Träumen die Vergangenheit dieser Welt zu sehen, sondern dir auch eine Art Fluch auferlegt."
Du schluckst.
"Fluch klingt so abwertend", bemerkt der Gott und tippt sich fragend an das Kinn. Dann grinst er wieder. "Sagen wir, einen Zusatz. Ich habe dir eine Barriere gegeben, die verhindert, dass andere Götter Magie auf dich wirken können. Was wiederum verhindert, dass du wieder in deine Welt abhauen kannst", verkündet der Chaosgott stolz. "Denn die anderen Götter sind die Einzigen, die mächtig genug dafür wären."
Ein Kribbeln breitet sich in deiner Brust aus. Dann fährt ein eisiger Schauer über deinen Körper. Egal ob du willst oder nicht, du wirst nie wieder in deine Welt kommen können. Nicht in einem, nicht in zehn Jahren. Erschütterst starrst du den Gott an. Dieser lächelt überglücklich zurück.
"Du bist viel zu wertvoll, als dass ich dich wieder zurück lassen könnte!"
Du bringst ein krächzendes "Warum?" hervor.
"Hm... dafür musst du ein bisschen über die Welt wissen", bemerkt er unbekümmert und scheint entweder nicht bemerkt zu haben, wie schlecht es dir mit der Vorstellung geht nie wieder zurück zu können, oder es interessiert ihn schlicht nicht. "Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass jeder hier einem vorbestimmten Schicksal folgt, in Ordnung? Und mit jeder mein ich jeder. Naja, außer den Einen, den dieser verfluchte Gravitationsgott in seinem unterirdischen Reich festhält! Und da der Erdgott mithilft komme ich nicht rein!", verärgert lässt der Gott einen Vogel in eine Fledermaus verwandeln, die erschrocken davon fliegt. "Weißt du wie schlimm die Vorstellung, dass alles nach einem Schicksal abläuft, für einen Chaosgott ist? Ich glaube ihr Menschleins würdet sagen, euch wird schlecht bei der Vorstellung daran. Und dann purzelst du aus einer anderen Welt hier herein." Er stockt und sieht dich mit einem warmen Lächeln an. All sein Frust ist verflogen. "So ganz ohne Bestimmung oder Schicksal. Ganz frei.
Ich habe sofort gemerkt, dass da etwas von der Bestimmung ins Chaos geraten ist und war begeistert! Ich weiß, dass ein Anderer Gott in der Lage wäre dich wieder in deine Welt zu bringen und ich wollte das um jeden Preis verhindern! Und ich habe es geschafft!" Glückselig klatscht der Chaosgott in die Hände, verwandelt das Gras um sich herum in Blumen und zwei der Vögel in der Nähe haben plötzlich riesige rosafarbene Schleifchen um den Hals.
Nach deiner Erstarrung plötzlich wütend stehst du auf und willst endlich von diesem unempathischen Gott davonkommen, doch dann verwandeln sich deine Füße zu Stein.
"Wohin willst du?", fragt dich der Gott verwirrt.
Noch vor Kurzem wärst du erstarrt, doch nun bist du dir sicher, wie sehr deine Existenz den Gott beglückt. Er kann dir Nichts ernsthaftes Zuleide tun, solange du nicht an das Schicksal gebunden bist. Wütend drehst du dich also so gut es geht zu den Verursacher des Fußproblems herum. "Du weißt eh immer, wo ich mich befinde, oder nicht? Also lass mich gefälligst weitergehen!", herrschst du ihn an. Fröhlich nickend, was dich nur noch wütender macht, entlässt dich der Gott und du rennst sofort in den Wald. Immer weiter und weiter. Bis dein Atem rasselt und deine Beine schmerzen. Dann schlägst du noch einmal gegen einen Baum.
Auch wenn deine Hand protestiert, kannst du den Gedanken nicht aus deinem Kopf verbannen. Immer wieder musst du daran denken, auch wenn du versuchst hast, dich auf das Laufen zu konzentrieren. Du bist in dieser Welt gefangen, weil irgendein blöder Gott dir nicht erlaubt, wieder zurückzukehren! Vielleicht wird es interessant werden, sie kennen zu lernen. Aber ohne Aussicht darauf, wieder zurück zu können? Verzweifelt schüttelst du den Kopf.
Keuchend lehnst du dich vorn über und denkst angestrengt nach. Hat er dir nicht irgendeinen kleinen Hinweis gegeben, dass du aus dieser Situation rauskommen kannst?
Dann kommt dir eine Idee. Auch wenn es keine große Hoffnung ist, eine Kleine ist dir lieber als gar keine. Der Chaosgott hatte jemand Anderes erwähnt. Jemanden, der ebenfalls nicht an das Schicksal gebunden ist, aber der für ihn unerreichbar ist. Auch wenn es vielleicht für dich ebenfalls unerreichbar ist und du dir nicht sicher bist, dass dich der Chaosgott dann wirklich gehen lassen würde, hälst du trotzdem an dieser Hoffnung fest.
Als du dich wieder aufrichtest, erkennst du in weiter Ferne zwischen den Bäumen eine steinerne Wand. Da du sowieso nicht weißt, wohin du als nächstes gehen sollst, machst du dich auf den Weg zu ihr. Andere Menschen kennen zu lernen, ist sicherlich ganz nützlich und vielleicht weiß der Ein oder Andere ja, wie du in dieses ´unterirdische´ Reich kommen kannst.
Als du vor dich zu der Mauer geschleppt hast, handelt es sich tatsächlich um ein Gebäude. Etwas verwirrt realisierst du, dass sich darum herum nur unberührter Wald befindet.
Dennoch suchst du nach einen Eingang und wirst auch schnell fündig.
An einem einfachen, großen Holztor klopfst du an und hoffst darauf, dass dich Innen überhaupt irgendwer hört. Doch du musst nicht lange warten, bis ein junger Mann angestrengt die große Holztür aufschiebt. Seine goldblonden Haare lugen hinter einem grünen Zylinderhut hervor. Er trägt einen langen, offenen schwarzen Mantel unter dem er ein ebenfalls grünes Shirt trägt. Auch seine kurze Hose ist grün. Schon auf den ersten Blick vermutest du, dass er diese Farbe einfach liebt.
Als seine kindlichen Augen deine treffen, schätzt du ihn gleich noch viel jünger ein.
"Guten Tag!", grüßt er und lächelt warm. Mit erstaunen stellst du fest, was für ein Unterschied sein Lächeln mit dem des Chaosgottes hat. Das Lächeln des Gottes ließ dir jedesmal einen kalten Schauer verspüren, während seines wirklich beruhigend wirkt.
"Was treibt dich hierher?", fragt er.
Du schluckst. "Ich habe mich verlaufen und nachdem ich gesehen habe, dass hier ein Gebäude steht, wollte ich fragen wo ich genau bin und ob ich mich hier eventuell für eine Nacht ausruhen könnte."
Der junge Mann lächelt verständlich und nickt. "Du kannst dich natürlich hier ausruhen. Hier kommen öfters Leute hin, die sich verlaufen haben." Er macht die Tür weiter auf und bittet dich hinein. Dankend trittst du ein und findest dich in einem langen Flur wieder, dessen Wände voller Bilder in unterschiedlichen Größen und Formen sind. Überall ist jedoch dasselbe Motiv abgebildet. Immer hält eine Person stolz einen Zettel in die Höhe.
"Du bist hier in einer Schule", erklärt dir der junge Mann und macht vorsichtig das Tor hinter dir zu. Von einigen Fenstern an der Wand scheint warmes Licht in den Flur.
"Eine Schule?", fragst du verwundert. "Ich habe bemerkt, dass nichts außer dieses Gebäude in der Umgebung ist, warum würde man hier eine Schule aufstellen?"
"Es ist ein Internat", erklärt der Mann. "Und wir finden es wichtig, dass wir die Ruhe des Waldes um uns haben. Wir sind der Meinung, dass jeglicher Stress unseren Schülern nicht gut tun würde."
Du nickst, auch wenn du unsicher bist, das Konzept ganz verstanden zu haben. Es ist sicherlich leiser im Wald als in einer Großstadt und der Wald kann beruhigend wirken, aber dafür so viel Aufwand zu betreiben, mitten im Nirgendwo eine Schule zu erbauen empfindest du als etwas seltsam.
"Dass du von ´unseren Schülern´ sprichst heißt, dass du ein Lehrer bist?", fragst du interessiert nach.
"Richtig. Ich bin sogar nicht nur ein Lehrer, sondern der Dirktor dieser Schule", erklärt er stolz lächelnd.
Verwundert siehst du dir den Direktor noch einmal an. Doch sein kindliches Wesen lässt sich nicht bestreiten. Seine Augen funkeln dich wie das eines kleinen, fröhlichen Kindes an und seine ganze Gestalt wirkt nicht wie die eines Mannes, sondern wie der eines Jungen.
"Aber genug von mir", unterbricht der Direktor deine Gedanken. "Kommen wir zu deinem Problem. Ich kann dir ein kleines Zimmer anbieten, indem du schlafen kannst. Und sicherlich lässt sich auch etwas zu Essen für dich auftreiben. Falls du doch länger bleiben willst, musst du allerdings ein paar kleine Aufgaben übernehmen. Aber das kannst du später noch entscheiden. Soll ich dich erstmal zu deinem Zimmer führen?"
Du nickst dankend und folgst dem Direktor.
"An der Wand sind alle meine Schüler, die hier ihren Abschluss gemacht haben. Jeder Einzelne von ihnen kann Stolz auf sich sein." Er bleibt kurz stehen und lässt einen Blick über die Bilder schweifen.
Dann lächelt er dich an und geht weiter. Du folgst ihm durch den Flur und dann durch einen Innenhof, indem ein paar Personen gerade mit einer Gießkanne kleinere Pflanzen bewässern. In einem kleinen Abstand zu ihnen wachsen auch einige Bäume in die Höhe von denen ein paar Früchte tragen.
Der Direktor grüßt freundlich die arbeitenden Personen, die ihm fröhlich zurückwinken.
Er biegt ab und ihr geht eine steinerne Treppe hinauf. Dort geht ihr einige Zeit geradeaus, bis der Direktor an einer der Türen zum stehen kommt.
"Dieses Zimmer ist noch frei", meint er und holt einen riesigen Schlüsselbund hervor, um den richtigen Schlüssel zu suchen. Zu deinem Erstaunen findet er sie ziemlich schnell und so steht ihr kurze Zeit später in einem kleinen Zimmer. Ein kleiner Schreibtisch, ein Bett und ein Schrank sind die einzigen Möbelstücke, die das Zimmer aufweist. Eine Tür führt ab in ein kleines Bad.
Der Direktor geht auf das Bett zu und setzt sich darauf.
"Möchtest du mir erzählen, woher du kommst? So eine Kleidung habe ich noch nie gesehen", bemerkt er freundlich.
Unsicher streichst du durch dein Haar.
Du fängst an, alles zu erzählen was du erlebt hast. Davon, dass du plötzlich irgendwo aufgewacht bist, wo du dich nicht eingeschlafen bist und dich nicht auskennst, dass du am Strand entlanggegangen bist und geradeso einem seltsamen Sog entkamst, der dich in die Tiefe ziehen wollte. Und dass du dem Chaosgott begegnet bist, der dich kurzerhand in einen Frosch und wieder zurückverwandelt hatte und dich in einen Vertrag reingeritten hat der dich zwingt, in dieser Welt zu bleiben. Doch als du erzählen wolltest, dass jeder Mensch außer du und eine andere, dir unbekannte Person unterirdisch eine vorbestimmte Zukunft hast, stockst du. Nicht, weil du aufhören willst zu reden, sondern einfach, weil die Wörter nicht aus deinem Mund kommen wollen. Du versuchst es noch einmal, aber wieder schaffst du es nicht, die Wörter über deine Lippen zu bringen. Verwirrt stoppst du. Vielleicht ist diese Information ein solches Geheimnis, dass du es nicht erzählen kannst. Oder der Chaosgott steckt dahinter. Nachdem du einmal tief Luft geholt hast, versuchst du, dieses Thema zu umgehen. Alles, was du dem Direktor darüber erzählst ist, dass der Chaosgott interessiert an dir ist und du hoffst, das Interesse auf eine bestimmte andere Person lenken zu können, die irgendwie unterirdisch lebt.
Der Direktor lässt dich reden und unterbricht dich auch nur kurz als du ins Stocken kommst, um dir ein Glas Wasser anzubieten. Ansonsten verändert sich nur hier und da sein Gesichtsausdruck. Als du anfängst über den Chaosgott zu reden, verzieht er seine Miene.
Als du deine Erlebnisse zu Ende berichtet hast, sieht dich der Direktor nachdenklich an. "Ich verstehe, dass der Chaosgott dich als Anhänger haben wollte, immerhin kommst du von einer anderen Welt. Und dass du hoffst, jemanden aus der unteren Welt zu holen, damit der Chaosgott eventuell sein Interesse an dich verliert, ist ebenfalls nachvollziehbar. Das Problem wird in die unterirdische Welt zu kommen. Sie ist erschaffen vom Erdgott um seine Anhänger zu schützen und wird von einem der mächtigsten Götter, dem Gravitationsgott unterstützt. Daher kann weder der Chaosgott ohne Einladung dorthin gelangen, noch irgendjemand anderes. Das Einzige was mir einfallen würde, wäre den Chaosgott oder einen anderen Gott zu fragen, ob er Kontakt zum Gravitationsgott aufnehmen könnte. Zwei Götter sind hier, aber es wäre dir sicherlich ein leichtes, den Chaosgott zu rufen und ihn zu fragen."
"Ich möchte einen Gott befragen, der sich hier aufhält", entscheidest du dich entschlossen. "Weil ich so wenig wie möglich mit dem Chaosgott zu tun haben will."
Der Direktor nickt ernst. "Verständlich", meint er und steht dann von dem alten Bett auf, um dir auf die Schulter zu klopfen.
"Ich werde dich dann morgen den Beiden vorstellen, weil ich denke für heute ruhst du dich besser aus. Es war bestimmt sehr anstrengend für dich, seit du hergekommen bist."
Du nickst zustimmend. Als der Direktor warm lächelnd aus dem Zimmer verschwindet, bist du froh für die langsam einkehrende Ruhe. In kürzester Zeit bist du bereits eingeschlafen.
Überall auf der Welt wütet das Wetter weiter, aber an einer, vom Wind- und Chaosgott beschützten Stelle, versammeln sich die überlebenden Menschen in einem riesigen Kreis. Panische Rufe erfüllen dort die Luft und Menschen reden durcheinander. Doch einer stellt sich schließlich auf einen kleinen Hügel und pfeift einmal laut, um die Menschen zur Ruhe zu bringen.
"Die Götter haben sich gegen uns verschworen!", ruft er laut in die Menge, die daraufhin wieder in Panik verfällt und aufgeregt weiterredet. Der Mann lässt das einige Momente zu, bringt dann aber wieder alle zur Ruhe. "Die Meisten von uns haben bereits ihre Heimat verloren und wenn wir nichts tun, wird bald kein Grasstück mehr wachsen können!"
Eine Frau aus der Menge erhebt die Stimme. "Aber wie kann das sein? Ich habe mein Leben lang dem Wassergott gehuldigt und jetzt liegt mein Dorf unter Wasser! Was haben wir denn getan?"
"Nichts haben wir getan", bestätigt der Mann auf dem Hügel traurig. "Die Götter haben uns verraten. Sie waren nie die friedlichen Wesen, die wir meinten gekannt zu haben. Sie wollten immer nur Zerstörung über uns bringen..."
Die Menge schnappt überrascht und aufgebracht nach Luft.
"Es gibt nur einen Weg, wie wir Menschen gegen Götter vorgehen können."
Gespannt lauscht die Menge, was ihr Sprecher zu sagen hat.
"Sie haben vergessen, wer ihnen ihre Macht gibt. Sie saugen ihre Macht aus dem Glauben, den wir ihnen schenken. Aber wenn wir diesen Glauben ablegen, werden sie noch nicht mal mehr dazu in der Lage sein, sich frei zu bewegen!"
"Das heißt, wir dürfen ihnen nicht mehr huldigen?!", ruft ein Mann aus der Menge.
"Richtig. Und wir müssen verhindern, dass so ein Desaster jemals wieder geschieht. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder niemals mehr auch nur an Götter denken! Von jetzt an bis in alle Zeit müssen wir dafür sorgen, dass keinem mehr das Wort ´Gott´ über die Lippen kommt!"
Aufgeregtes Murmeln macht sich breit, bis jemand verwirrt die Stimme erhebt. "Aber ich habe mein Feld immer mit meiner Wassermagie gegossen! Wie soll ich um meine Pflanzen sorgen, wenn nicht mithilfe des Wassergottes?"
Der Redner setzt einen wütenden Gesichtsausdruck auf. "Entweder müssen wir neue Möglichkeiten finden, ohne Götter auszukommen, oder wir lassen das hier all unsere Leben auslöschen!" Er zeigt auf die Flammen und die Wassermassen, die sich hinter der Schutzwand auftürmen.
Betretenes Schweigen macht sich breit. "Wir müssen sie vergessen", stimmten sie schließlich zu. "Wir müssen dafür sorgen, dass keiner mehr glaubt."
"Richtig", nickt der Sprecher zufrieden. "Aber eine Sache ist noch wichtig.
Damit es auch für immer so bleibt, muss es immer eine Person geben, die dafür sorgt, dass sich nicht aus irgendeinem Grund wieder so ein Irrglaube auf der Welt ausbreitet. Ich würde vorschlagen, dass diese schwierige Aufgabe meine Nachfolger übernehmen."
Als du deine Augen öffnest, fasst du dich schlaftrunken an die Stirn. Unglaublich, dass du schon wieder einen solchen Traum hattest. Ein Schwur, die Götter auf ewig zu vergessen...
Doch etwas genervt schüttelst du dann deinen Kopf. Wegen dem Traum war es dir wieder nicht gelungen, einen wirklich erholsamen Schlaf zu haben... Und die Information, dass die Menschen die Götter vergessen wollten hilft dir in diesem Moment auch nicht wirklich weiter.
Kaum dass du aufegstanden bist, betritt auch schon der Direktor mit seinem warmen Lächeln das Zimmer. “Ich hoffe du konntest dich gut ausruhen”, begrüßt er dich freundlich.
Mit einem schwachen Lächeln antwortest du ihm.
“Oh?”, macht der Direktor und sieht dann auf das Bett. “Ah, vielleicht bist du gemütlichere Betten gewohnt von da, wo du herkommst...”, entschuldigt er sich dann. Schnell schüttelst du den Kopf, um das Missverständnis aufzuklären. Dann erzählst du ihm von deinem Traum.
“Richtig. Du hast mir gestern bereits erzählt, dass der Chaosgott dich Ereignisse aus der Vergangenheit sehen lässt. Tatsächlich hat der Traum dir gezeigt, wie der Kampf letztendlich beendet wurde. Dadurch, dass die Menschen die Götter vergaßen verloren sie ihre Macht. Beide Götter sind winzig klein geworden und unter einer magischen Kuppel gefangen, die ihnen auch ihre Bewegungsfreiheit raubt. Auch der Windgott wurde schwer getroffen. Seine letzte Anhängerin reist mit ihm durch die Welt und versucht, die Menschen wieder an die Götter zu erinnern.”
Verwirrt siehst du auf den Direktor. “Du weißt davon? Wenn die Menschen die Götter vergessen haben, wieso weißt du von ihnen?”
Sein sonst warmes Lächeln wandelt sich in ein trauriges. “Ich bin kein Mensch. Ich war einst ebenfalls ein Gott, der sich vor langer langer Zeit gespalten hat.Dadurch haben ich und mein Gegenpart zwar fast unsere gesamte Macht verloren, aber wir sind immer noch unsterblich. Dafür sind wir weder Mensch noch Gott und tragen keinen richtigen Namen.” Mit einem schwachen Lachen redet er weiter. “Vielleicht träumst du eines Tages von unserer Spaltung.”
“Das bedeutet, es gibt jemanden der eigentlich auch du bist?”, fragst du verwirrt und kannst dir nicht vorstellen, wie so eine Spaltung überhaupt funktionieren kann. Der Direktor lacht, jetzt wieder fröhlich. “Er ist und war damals schon der Gegenpart von mir und ich bin froh, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben muss. Falls du ihm jemals begegnen solltest, renn einfach so schnell du kannst davon”, zwinkert er dir zu. “Während ich bei unserer Spaltung das menschliche Äußere angenommen habe, hat er die tierischen angenommen. Es ist ihm also unmöglich, vollkommen ein Mensch zu werden und bei dem Versuch, wie einer auszusehen bleiben immer animalische Aspekte. Wenn du also jemanden begegnest mit tierischen Augen, Ohren oder ähnliches, dann weißt du, dass du rennen musst.”
“Ist er so gefährlich?”, fragst du interessiert nach und stellst dir so einen Menschen mit animalischen Details eigentlich ganz interessant vor. Ein Mensch mit Katzenohren könnte doch ganz süß aussehen.
“Er würde dir dein Leben zur Hölle machen”, antwortet der Direktor. “Ich hoffe wirklich, dass du ihm nie begegnen musst.”
Etwas enttäuscht lässt du die Idee fallen, diesen mysteriösen anderen Part vom Direktor kennenlernen zu wollen. Stattdessen fragst du den Direktor: “Wieso besitzt der Choasgott noch so viel Macht, wenn die Menschen die Götter vergaßen?”
Der Direktor nickt auf deine Frage hin. “Verständlich, dass du dich das fragst”, meint er und setzt sich dann auf das Bett. “Es gibt zwei Arten von Göttern. Anders gesagt gibt es zum einen niedere Götter, die auf menschlichen Glauben und Anhänger angewiesen sind. Zum Anderen sind da die hohen Götter, die generell mehr Macht besitzen. Diese brauchen auch keine Anhänger, auch wenn der Chaosgott aus irgendeinem Grund gerne welche hat. Wahrscheinlich versucht er einfach nur, seine Langeweile zu bekämpfen.”, schätzt der Direktor. “Dementsprechend schädigt es den Chaosgott nicht, dass die Menschen nicht mehr glauben, nur seine Langeweile verstärkt sich dadurch wohl.” Der Direktor sieht dich an. “Hast du noch weitere Fragen?”
“Was für eine Art Gott warst du damals?”, fragst du interessiert nach.
“Oh”, macht der Direktor und lacht dann warm. “Interessiert dich das? Schön. Ich war der Gefühlsgott und zählte zu den hohen Göttern. Dabei war ich wohl dennoch der Gott, der sich am Meisten mit den Menschen beschäftigte und sie wertschätzte. Selbst die niederen Götter sahen Menschen eher als lästige Notwendigkeit als als lebende, individuelle Wesen. Immerhin fühlt sich ein Menschenleben für uns an wie ein Wimpernschlag. Ich habe mich als Gefühlsgott jedoch so mit den fühlenden Wesen auseinandergesetzt, dass ich ihre Individualität zu schätzen gelernt habe. Als Direktor dieser Schule versuche ich immer noch, Menschen zu helfen. Und das gilt auch für dich, Mensch aus einer anderen Welt”, meint der Direktor lächelnd und setzt sich vom Bett auf. “Ich denke ich habe erstmal genug erzählt und es wird Zeit, dass ich dich diesen kleinen Göttern vorstelle, damit du endlich einen Weg nach Unten findest. Was meinst du?”
Du nickst zustimmend.
“Alles klar”, nickt der Direktor und hält dir ein Stück Brot hin. “Gralbenhonig ist drauf”, erklärt der Direktor und du siehst weißen, zarten Honig, welches auf das Brot geschmiert ist. “Meine Schüler behaupten, es sei der beste Aufstrich, den diese Schule hat. Iss es ruhig, während wir zu den beiden kleinen Göttern gehen.”
“Das bedeutet, die Götter, die sich hier aufhalten sind...?”, fragst du, bevor du das Brot dankend entgegen nimmst.
“Es sind Wasser- und Feuergott. Ich kümmere mich um sie und schenke ihnen Hoffnung, dass sich ihre Lage verbessert, während sie in den Kuppeln feststecken.”
Mit einer vollen Ladung Brot im Mund denkst du über die Götter nach. Wasser- und Feuergott... Also die Beiden Götter, die sich damals bekriegt hatten.
Die Augen des Direktors weiten sich, doch dann lächelt er wieder warm. "In Ordnung. Dafür musst du natürlich irgendwie Kontakt mit ihm aufnehmen, aber vielleicht weiß er bereits, dass du ihn sehen willst. Dabei kann ich dir jedenfalls nicht helfen."
Du nickst, auch wenn du keine Ahnung hast, wie du den Chaosgott rufen kannst. Auch der Gedanke, dass der Chaosgott wissen könnte wann du ihn sehen willst, missfällt dir etwas. Denn was wüsste er dann bereits noch alles über dich?
"Ob du ihn gleich rufst oder jetzt ist deine Sache. Aber ich würde vorschlagen, dass du dich erstmal ausruhst. Es war bestimmt sehr anstrengend für dich, seit du hergekommen bist."
Der Direktor steht von dem alten Bett auf und klopft dir auf die Schulter.
"Wenn es dir nichts ausmacht, bin ich in einer Stunde wieder da und zeige dir, wo wir unser Abendessen verzehren."
Du nickst bestätigend und bedankst dich.
Als der Direktor aus dem Zimmer gegangen ist, legst du dich auf das Bett und fühlst dich, als könntest du ganze Tage durchschlafen. Denn auch wenn du bis spät in den Nachmittag noch geschlafen hast, war der harte Boden und vor allem der Traum aus der Vergangenheit nicht gerade erholsam gewesen.
Doch bevor dir deine Augen zufallen und du endlich in den ersehnten Schlaf sinkst, lässt dich eine bekannte Stimme wieder hochschrecken.
"Hm, du kannst überall hin laufen und das erste Gebäude was du erreichst ist das der Hoffnung?"
Erschrocken springst du in Sitzposition, nur um den Chaosgott seelenruhig in deinem Zimmer schweben zu sehen. Er sitzt im Schneidersitz in der Luft und seine Haare haben sich in ein feuriges rot verwandelt. Seine seltsamen Blattohren und seine Hörner haben sich seit deiner letzten Begegnung mit ihm nicht wieder verändert, doch eine seiner vor der Brust verschränkten Hände sieht eher aus wie eine Tatze eines Leoparden als eine Hand.
"Hast du etwa tatsächlich noch den Wunsch, nach Hause zu kommen?", fragt er und seine Stimme verschärft sich. Das Bett um dich herum zittert, als würde es jede Sekunde seine Gestalt ändern wollen.
Mit einem Schlucken siehst du nur ängstlich zu ihm auf, doch zu deiner Erleichterung hört das Bett auf zu zittern. Was meint er eigentlich mit dem ´Haus der Hoffnung´? Und woher wusste er schon wieder, dass du immer noch nach Hause willst?
"Ich weiß, dass du dir noch Hoffnungen machst, oder du wärst nicht hier.", erklärt er dir wieder ruhiger. "Wen glaubst du gerade vor dir stehen gehabt zu haben? Dieser Typ mit den grünen Hut war niemand anderes als die Verkörperung der Hoffnung. Jedenfalls der eine Teil davon. Ihm kannst du nur begegnen, wenn du hoffst und er wird auch noch tatsächlich versuchen, deine Hoffnungen zu erfüllen. Aber er kann dir nicht helfen", versichert er und schüttelt seine Leopardentatze in der Luft herum. "Außer ich selbst entschließe mich, dich nach Hause gehen zu lassen, was nicht passieren wird."
Auch wenn seine Stimme unbeirrt klingt, schlägt dein Herz schneller. Es gibt also tatsächlich einen Weg, dass du wieder nach Hause kommst! Und nachdem was der Chaosgott gesagt hatte, kannst du der ´Verkörperung der Hoffnung´ oder dem Direktor tatsächlich vertrauen. Jetzt zählt es für dich nur noch, einen Weg zu finden, den Chaosgott zu überzeugen dich gehen zu lassen...
"Du hast mal irgendetwas von einer unteren Welt gesagt, richtig?", fragst du. "Weißt du, wie ich dorthin komme?"
Der Chaosgott sieht dich erst mit großen Augen an und grinst dann.
"Was willst du denn plötzlich da Unten?", lacht der Chaosgott.
"Ist nicht so wichtig", weichst du murmelnd aus. "Ich will einfach nur wissen, ob du einen Weg dorthin kennst."
"Hmm...", macht er und grinst breit, was dich ein wenig verunsichert. "Du wärst bereits fast vom Gravitationsgott in die Untere Welt rein gesogen worden, erinnerst du dich nicht an den Strudel am Strand? Der Gravitationsgott hätte dich mir fast weggenommen, aber du warst ja zum Glück kräftig genug, dich dagegen zu wehren."
Schluckend denkst du an den Strudel zurück. Hatte der Gravitationsgott etwa versucht, dich vor dem Chaosgott zu schützen? Und ohne es zu Ahnen hast du diesen Schutzversuch nicht angenommen.
Mit einer aufkommenden Ungeduld wird dir bewusst, dass der Chaosgott noch immer nicht deine Frage beantwortet hat. Während du zu reden ansetzt, verwandelt sich der Tisch in einen seltsamen Baum mit blauen Punkten.
"Weißt du nun, wie ich nach Unten komme oder nicht?"
Der Gott zuckt unbekümmert mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung und ehrlich gesagt ist es mir egal, seitdem du aufgetaucht bist...
Oh.
Sag mal, willst du mich etwa überzeugen, dich in deine Welt zu lassen, indem du das Menschlein in der Unteren Welt zu mir holst?", fragt er amüsiert.
Als du nichts antwortest, sondern tapfer versuchst seinem giftigem Blick standzuhalten, grinst dich der Chaosgott breit an.
"Unmöglich, selbst dann würde ich dich nicht gehen lassen. Merk dir eins, wenn du wieder nach Hause willst, müsstest du erst die ganze Welt von diesem elendigen Schicksal befreien." Er lacht laut, was dir einen Schauer über den Rücken laufen lässt.
"Aber dann würdest du mich wirklich gehen lassen, ja?", fragst du mit klopfenden Herzen.
"Dann wärst du nur einer unter vielen. Was würde es mich dann noch interessieren, ob du hier bist, oder nicht? Es wäre das Paradies für mich!" Vor lauter Freude lässt der Chaosgott plötzlich Kirschblüten regnen. Er sieht dich mit breit grinsendem Gesicht an und fliegt näher zu dir.
"Wenn ich so darüber nachdenke ist das perfekt! Wenn du dich mit vielen Menschen umgibst und sie alle von ihrem normalen Weg abbringst, verändert sich ihre Zukunft und das Schicksal bricht nach und nach, richtig? Das ist wirklich perfekt!" Euphorisch klappt der Gott in die Hände und dreht sich einmal in der Luft. "Ja! Das ist meine Aufgabe für dich! Durchbreche das Schicksal!"
Mit zusammengebissenen Zähnen nickst du zustimmend. Es verunsichert dich ein wenig, genau das tun zu müssen, was dieser verrückte Gott möchte, aber es ist deine Möglichkeit nach Hause. Und wahrscheinlich die Einzige.
"Ich werde mein Bestes geben", meinst du.
"Großartig!", ruft der Gott überglücklich aus und lässt den ehemaligen Tisch aufblühen. "Wie fängst du an?"
Wie ein Kind rückt der Gott noch näher an dich heran und sieht dich mit kugelrunden Augen auffordernd an.
"Ich ruhe mich aus", erklärst du stumpf.
Der Chaosgott fliegt wieder ein wenig weg von dir und rauft sich enttäuscht seine Haare. "Ausruhen? Ach mann, warum müssen sich Menschen denn ausruhen? Die leben doch eh nur ein Augenzwinkern lang!" Schnaubend nickt der Gott dann zu deiner Überraschung doch.
"In Ordnung, dann ruh dich aus. Aber nicht zu lang, sonst weck ich dich", droht der Chaosgott und verschwindet mit einer Umdrehung wieder.
Erleichtert atmest du aus. Es war eine gute Entscheidung gewesen, ihn direkt zu fragen, wie du nach Unten kommst, denn jetzt ist dir klar, was du tun musst, um sicher wieder nach Hause zu kommen. Die Frage ist nur, ob sich das Schicksal so einfach brechen lässt.
Mit einem Kopfschütteln lässt du dich wieder in dein Bett fallen und schläfst auch schon bald erschöpft ein.
Überall auf der Welt wütet das Wetter weiter, aber an einer, vom Wind- und Chaosgott beschützten Stelle, versammeln sich die überlebenden Menschen in einem riesigen Kreis. Panische Rufe erfüllen dort die Luft und Menschen reden durcheinander. Doch einer stellt sich schließlich auf einen kleinen Hügel und pfeift einmal laut, um die Menschen zur Ruhe zu bringen.
"Die Götter haben sich gegen uns verschworen!", ruft er laut in die Menge, die daraufhin wieder in Panik verfällt und aufgeregt weiterredet. Der Mann lässt das einige Momente zu, bringt dann aber wieder alle zur Ruhe. "Die Meisten von uns haben bereits ihre Heimat verloren und wenn wir nichts tun, wird bald kein Grasstück mehr wachsen können!"
Eine Frau aus der Menge erhebt die Stimme. "Aber wie kann das sein? Ich habe mein Leben lang dem Wassergott gehuldigt und jetzt liegt mein Dorf unter Wasser! Was haben wir denn getan?"
"Nichts haben wir getan", bestätigt der Mann auf dem Hügel traurig. "Die Götter haben uns verraten. Sie waren nie die friedlichen Wesen, die wir meinten gekannt zu haben. Sie wollten immer nur Zerstörung über uns bringen..."
Die Menge schnappt überrascht und aufgebracht nach Luft.
"Es gibt nur einen Weg, wie wir Menschen gegen Götter vorgehen können."
Gespannt lauscht die Menge, was ihr Sprecher zu sagen hat.
"Sie haben vergessen, wer ihnen ihre Macht gibt. Sie saugen ihre Macht aus dem Glauben, den wir ihnen schenken. Aber wenn wir diesen Glauben ablegen, werden sie noch nicht mal mehr dazu in der Lage sein, sich frei zu bewegen!"
"Das heißt, wir dürfen ihnen nicht mehr huldigen?!", ruft ein Mann aus der Menge.
"Richtig. Und wir müssen verhindern, dass so ein Desaster jemals wieder geschieht. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder niemals mehr auch nur an Götter denken! Von jetzt an bis in alle Zeit müssen wir dafür sorgen, dass keinem mehr das Wort ´Gott´ über die Lippen kommt!"
Aufgeregtes Murmeln macht sich breit, bis jemand verwirrt die Stimme erhebt. "Aber ich habe mein Feld immer mit meiner Wassermagie gegossen! Wie soll ich um meine Pflanzen sorgen, wenn nicht mithilfe des Wassergottes?"
Der Redner setzt einen wütenden Gesichtsausdruck auf. "Entweder müssen wir neue Möglichkeiten finden, ohne Götter auszukommen, oder wir lassen das hier all unsere Leben auslöschen!" Er zeigt auf die Flammen und die Wassermassen, die sich hinter der Schutzwand auftürmen.
Betretenes Schweigen macht sich breit. "Wir müssen sie vergessen", stimmen sie schließlich zu. "Wir müssen dafür sorgen, dass keiner mehr glaubt."
"Richtig", nickt der Sprecher zufrieden. "Aber eine Sache ist noch wichtig.
Damit es auch für immer so bleibt, muss es immer eine Person geben, die dafür sorgt, dass sich nicht aus irgendeinem Grund wieder so ein Irrglaube auf der Welt ausbreitet. Ich würde vorschlagen, dass diese schwierige Aufgabe meine Nachfolger übernehmen."
Als du deine Augen öffnest, fasst du dich schlaftrunken an die Stirn. Unglaublich, dass du schon wieder einen solchen Traum hattest.Ein Schwur, die Götter zu vergessen, damit sie keine Macht mehr besitzen...
Verärgert schüttelst du den Kopf. Es ist dir durch diesen Traum schon wieder nicht gelungen, dich richtig auszuruhen! Aber wirklich Lust noch einmal zu schlafen hast du auch nicht. So denkst du zurück an die ganzen neuen Informationen, die du gestern efahren hast, seitdem du hier angekommen bist.
Zum Einen, dass dieser kindliche kleine Direktor die Verkörperung der Hoffnung sein soll. Seltsamerweise sprach der Chaosgott an, dass er davon jedoch auch nur der eine Teil ist. Es gab also noch einen weiteren Teil von der Hoffnung? Wenn es eine Verkörperung eines Gefühles gibt, gibt es dann noch weitere? Wie Trauer oder Freude? Der Chaosgott selber behauptete, dass der Direktor dir versucht zu helfen, daher kannst du dieser seltsamen Verkörperung eines Gefühls wohl vertrauen.
Dann ist ein Mysterium diese unteren Welt, in die noch nicht einmal der Chaosgott Zugang hat. Doch in dieser Welt soll es die weitere Person geben, die nicht an das Schicksal gebunden ist. Wenn du sie um Hilfe fragen willst, um das Schicksal der Welt zu brechen, müsstest du erst einen Weg dorthin finden.
Und dann dieser Traum... Die Idee von den Menschen, die Götter zu vergessen und ihnen damit ihre Macht zu rauben scheint nicht funktioniert zu haben. Immerhin wirkt der Chaosgott alles andere als Machtlos auf dich.
Jedenfalls hast du es geschafft mit dem Chaosgott eine Übereinkunft zu finden. Auch wenn es sicherlich schwer werden würde, das Schicksal der Welt zu brechen, musst du es doch irgendwie ausprobieren. Viele andere Möglichkeiten bleiben dir wohl kaum.
Baustelle....
Danke fürs Spielen :D
Keuchend lehnst du dich nach vorne. Es hat keinen Sinn, einen Weg in deine Welt zu suchen, immerhin willst du diese Welt erstmal kennen lernen. Zwar schmerzt dich die Vorstellung, nicht wieder zurück zu kommen, doch erscheint dir eine Welt voller Magie faszinierend genug, um mit diesem Wissen leben zu können.
Mit pochendem Herzen schüttelst du deinen Kopf. Auch wenn der Mann vor dir definitiv mächtiger ist, als du es je werden kannst, willst du so jemanden auf keinen Fall irgendeinen Gefallen tun. Oder von ihm etwas zu essen annehmen.
"Was, echt nicht?", fragt er verwundert und beugt sich viel zu nah zu dir herunter. "Du bist interessant, genau wie ich es erwartet hatte. Schade, dass du mein Angebot nicht annehmen willst, aber weißt du was? Dann frage ich dich eben einfach so. Willst du mein Anhänger werden?"
Beunruhigt lehnst du dich so dicht an den Baum, wie es geht, um möglichst großen Abstand zu dem Mann zu bekommen. Sein Lächeln geht bis über beide Ohren und dennoch wirkt es ganz und gar nicht einladend. "Also, ich bin ein Gott, verstehst du? Und wenn du ein Priester für mich werden würdest, wäre es ein leichtes für mich dich zu finden. Andersherum würde ich dir erlauben auf einen kleinen Teil meiner Macht zurückzugreifen. Und du musst doch gestehen, dass meine Anstrengungen, lieb mit dir umzugehen eine Belohnung verdient haben, oder?"
Verwirrt senkst du deinen Blick auf den Apfel. Der Typ vor dir meint, ein Gott zu sein und dir einen Teil seiner Macht zu geben, solange du eine Art Priester wirst?! Und hatte er gerade tatsächlich behauptet lieb zu dir gewesen zu sein? Er hatte dich in einen Frosch verwandelt!
Deine Hand krampft sich um den Apfel, während du noch einmal den Kopf schüttelst. Dein Atem geht schnell und flach und du wünschst dir überall zu sein, nur nicht gerade hier.
Plötzlich verändert sich die Form des Apfels in deiner Hand. Panisch siehst du zu den Mann auf, der sich wieder gerade hingestellt hat. Er sieht dich nun allerdings mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck an. Seine grüne Augenfarbe wechselt dabei in stechendes Blau.
Der ehemalige Apfel schlüpft durch deine Finger und legt sich vor dir auf den Boden. Starr verfolgst du, wie er immer größer wird, bis er wie ein Gefängnis Stäbe um dich und den Baum gebildet hat, die zu groß waren, um darüber hinwegzuklettern.
"Hey!", rufst du entsetzt und springst auf. Die eiskalten Augen des Gottes funkeln dich an, während du vergeblich versuchst an den Stäben zu rütteln. Er verschränkt die Arme vor seiner Brust. "Wirst du versuchen, von dieser Welt zu entkommen?", fragt er grollend.
"Lass mich hier raus!", schreist du verzweifelt, ohne zuzuhören. Einen Herzschlag später stellst du fest, dass das eine falsche Antwort gewesen ist, als aus einem der Gitterstäbe eine Art Klinge wächst, die sich auf deinen Hals zubewegt.
"Nun?", donnert der Gott und die Klinge kommt kurz vor dir zum Stehen.
Du schluckst, unfähig eine Antwort zu geben, während du die Klinge im Auge behältst. Hätte er nicht einfach seine Frage nochmal wiederholen können?! Dann wüsstest du jedenfalls, worauf du antworten sollst!
Mit einer piepsigen Stimme bringst du schließlich ein dünnes "Ja..." zustande. Doch zu deinem Pech scheint auch das falsch zu sein.
Eine Welle des Ärgers schlägt dir mit solch einer Macht entgegen, dass du meinst, das Feuer um den Gott regelrecht lodern sehen zu können. Doch zu deiner Erleichterung bleibt die dämliche Klinge wo sie ist.
Du willst schon erleichtert ausatmen, als der Gott mit seiner vollen Kraft gegen einen Stab schlägt, was die Erde zum Beben bringt. Einige Vögel schrecken hoch und jagen mit ängstlichen Piepsen den Himmel empor. Apfelstücke lösen sich von deinem Gefängnis und fliegen in alle Richtungen.
Wieder stehst du wie erstarrt, lenkst deinen Blick aber auf den Gott, denn die Klinge bewegt sich keinen Zentimeter weiter.
Während er dich mit einem immer verzweifelter werdenden Blick ansieht, bemerkst du verblüfft, wie sich hinter ihm eine weitere Gestalt materialisiert. Doch kurz, bevor sie ganz sichtbar ist, hört der Prozess einfach auf und sie behält eine gewisse Durchsichtigkeit. Als der Gott deinen verwirrten Blick merkt, dreht er sich um.
Fluchend geht er dann einige Schritte auf die neu erschienene Person hinzu. "Verdammt! Du zeigst dich einige Jahrhunderte nicht und wenn du dich endlich mal wieder dazu entschließt, dann ausgerechnet in so einen Moment?!" Wahrscheinlich ist sein Ärger der Grund, weshalb überall in seiner Nähe plötzlich seltsame Figuren aus dem Boden wachsen.
Während einer kurzen Pause, in die der Neuankömmling genau gar nichts gesagt hat, scheint der Gott doch auf eine Aussage zu antworten. "Bitte?!", ruft er entsetzt aus und die Formen hüpfen einmal empört in die Luft, was dich in einer anderen Situation sicherlich zum Lachen bringen würde. "Glaubst du, du kannst einfach ankommen und mir sagen, was ich zu tun habe?!"
Während sich der Chaosgott mit dem stummen Wesen streitet, verändern sich die Stäbe des Gefängnisses um dich herum. Sie scheinen von irgendeiner äußeren Kraft auseinandergezogen zu werden. Ungläubig siehst du durch eine große Lücke, die sich direkt vor dir gebildet hat. Dann schweifst du über zu den beiden Streithähnen. Das stille Wesen lässt seine kaum sichtbaren Augen in einen winzigen Augenblick zu dir schweifen und deutet ganz leicht ein kleines Lächeln an, bevor er sich sofort wieder dem Gott zuwendet.
Erleichtert steigst du aus deinem Gefängnis hinaus und rennst schnell von den Beiden davon.
Auch wenn du dich in eine beliebige Richtung begeben hast, fühlst du dich, als würde eine Hand dich gepackt haben und dich durch den Wald ziehen. Sogar das Laufen fällt dir erheblich leichter, sogar als deine Furcht nachlässt und dich deine Erschöpfung heimsucht.
So suchst du dir halb schlafend einen Weg durch den Wald und müsstest eigentlich bei deiner Aufmerksamkeit gegen so manchen Baum rennen, wirst davon aber auf mysteriöse Weise verschont.
Tatsächlich klatschst du erst vor Erschöpfung auf den Boden, als du in weiter Entfernung ein Leuchten ausmachen kannst. Ein Dorf..., denkst du erleichtert, bevor dir schwarz vor Augen wird.
Während du dich vergeblich mit aller Kraft gegen den Zog wehrst, wirst du langsam, aber unaufhörlich weiter gezogen, bis sogar dein Kopf unter den Sand gerät. Deine Nase füllt sich mit Sand, während du verzweifelt versuchst deinen Atem so lange wie möglich anzuhalten, auch wenn du nicht mehr weißt, was es dir bringen könnte. Der Sand um dich herum ist wie ein Gefängnis, in dem du dich weder bewegen noch Atmen kannst. Schwer lastet der Sand auf deinen Schultern und Kopf und langsam wird es unmöglich, weiterhin die Luft anzuhalten. Ist das dein Ende?
Doch zu deinem Erstaunen wird dir auf einmal die Last auf deinen Schultern genommen und du schnappst erleichtert nach Luft. Doch dann bemerkst du, dass du fällst. Der Sand befindet sich immer noch an der gleichen Stelle über dir, aber du alleine saust den Boden entgegen. Und kommst auf. Dir wird der Atem genommen, als du hart auf deinen Rücken landest.
Ächzend versuchst du dich aufzurichten, aber dein Rücken pocht so sehr, dass du geschlagen wieder auf den Boden sinkst. Zu allem Überfluss ist die Höhle zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen. Wenigstens kannst du hier Atmen und du glaubst noch nie so froh über solch eine stickige Luft gewesen zu sein, wie in diesem Augenblick. Angestrengt versuchst du dich auf dein Gehör zu konzentrieren um jedenfalls irgendetwas über diesen Ort herauszufinden. Du hörst ein leises Tropfen, was dich sehr an Tropfsteine erinnert und weit entfernt ein Rauschen, was von einem unterirdischen Fluss stammen könnte.
Während du so am Boden liegst, verschwimmen deine Gedanken langsam und du fällst voller Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf.
Du schreckst auf, als du in der Ferne eine summende Stimme hören kannst, die sich dir immer weiter nähert. Wieder versuchst du dich aufzurichten, aber dein Rücken hindert dich weiterhin. Keuchend liegst du da und bist ebenfalls zu erschöpft, um irgendwelche Geräusche von dir zu geben.
Nach einer kurzen Zeit hörst du einen überraschten Ausruf und dann ein Gesicht über dir auftauchen. Es ist das Gesicht eines jungen Mannes, welches du nur erkennen kannst, da er viele violett leuchtende Verzierungen trägt, die in der Dunkelheit jedenfalls ein wenig Licht spenden.
"Oh je, geht es dir gut?", fragt er besorgt und legt eine Hand auf deine Stirn, die komplett leuchtet. "Fieber scheinst du keines zu haben", murmelt er. "Warte, ich werde dich zurück in unser Dorf bringen. Warum bist du auch hierhergekommen, ohne deine Verzierungen zu malen?", fragt er streng, bevor er dich auf seinen Rücken nimmt und dorthin läuft, wo er wahrscheinlich auch hergekommen war. Du hörst ihn noch einige Dinge sagen, aber wirklich darauf konzentrieren kannst du dich nicht mehr, stattdessen schläfst du auf seinem Rücken wieder ein.
Du spürst eine Hand, die dich leicht rüttelt, bevor du die Augen aufmachst und dich in einem beleuchteten Teil der Höhle wiederfindest. Überall hängen blau leuchtende Steine und du kannst erkennen, dass sich Menschen kleine Kuhlen in die Wand gebaut haben, die ebenfalls mit den Steinen beleuchtet werden und wohl so eine Art Haus darstellen. Einige Menschen laufen herum und du kannst erkennen, dass sie alle blau leuchtende Verzierungen auf dem ganzen Körper tragen.
Das Gesicht, dass du von vorher erkennst, taucht wieder in deinem Sehfeld auf. Nun kannst du erkennen, dass der junge Mann weiße Haare und eine sehr blasse Haut hat.
"Ich... habe dich ehrlich gesagt noch nie gesehen und deine Kleidung wirkt auch sehr seltsam. Ungewöhnlich. Bist du ein Klamottendesigner?", fragt er und mustert dich kurz verwirrt. "Das ist jetzt eigentlich auch nicht so wichtig. Sag mir lieber, wo du wohnst, ansonsten kann ich dich nicht nach Hause bringen."
"Du kommst von...", erschrocken starrt dich der Mann einige Zeit lang an. "Es gibt tatsächlich eine Welt über uns?", fragt er ungläubig. Mit inspizierendem Blick überlegt er eine Weile, bis er dich wieder auf seinen Rücken nimmt und aus dem Dorf herausschleppt. "Ich werde zu unserem Tempel gehen, um Erdleben zu fragen, ob ich dazu befugt bin, anderen zu erklären woher du kommst", erklärt er, auch wenn dir diese Erklärung nicht wirklich deine Fragen beantwortet. "Ah...", macht er, nachdem du verwirrt geschwiegen hast. "Du weißt nichts über das Leben hier, richtig?", fragt er und seufzt leise. "Bisher musst du nur das wissen: Ich werde dir nichts tun. Ich werde nur um Hilfe fragen, was ich mit dir machen soll, da ich alleine nicht befugt bin, darüber zu entscheiden", versucht er es dir verständlich zu machen.
Nach einer Weile des Schweigens fragt er dich: "Wie ist es auf der Welt da oben? Ich hatte immer vermutet, dass es sowas gibt, aber nie gedacht, dass plötzlich einer aus der Überwelt vor mir liegt..."
Er hört dir aufmerksam zu, während du anfängst, von der Sonne zu erzählen. Auch wenn du immer wieder Pausen brauchst, unterbricht er dich nicht, sondern hört dir schweigend, oder langsam eher von deinem Gewicht her keuchend, zu.
Schließlich kommt ihr an einer mit violett leuchtenden Steinen verzierte Wand an, die einen kleinen Eingang besitzt, der in eine weitere Höhle führt, die ebenfalls violett leuchtet. Der junge Mann steuert auf diesen Eingang zu, der in einer großen Halle endet, die, wer hätte es anders gedacht, leuchtet.
Erstaunt siehst du dir die ganzen Steinskulpturen an den Wänden an, die höchstwahrscheinlich mit der Hand eingemeißelt wurden. Die leuchtenden Steine wurden hier und dort für ihre Verzierungen verwendet und geben dem ganzen etwas Atemberaubendes.
Ein älterer Mann sieht erstaunt zu euch, als er Graviels Schritte auf dem steinernen Boden klacken hört. Als er dich sieht, weiten sich seine Augen und er kommt besorgt auf euch zugelaufen. "Geht es dir gut?", fragt er dich, wartet aber nicht auf eine Antwort und sieht den jungen Mann an. "Wer ist das denn, Graviel? Ich habe diese Person hier noch nie gesehen."
"Ich muss mit Erdleben sprechen Gralos", kommt seine knappe Antwort.
Mit verschränkten Armen folgt Gralos Graviels Bewegungen mit den Augen in eine Ecke des Saals, die einen Eingang in einen anderen kleinen Raum verbirgt. Dort legt Graviel dich außerhalb der Sichtweite Gralos´ in ein bequemes, seidenes Bett. "Ich werde versuchen, Erdleben zu rufen. Meistens taucht er allerdings nicht auf, wenn ein Gravitationspriester ihn ruft", warnt er. Er beginnt, seine Hände in die Höhe zu heben, zögert dann aber. "Glaubst du an Götter?", fragt er dich.
"Verstehe", hörst du eine Stimme, die definitiv nicht Graviel gehört, denn es hört sich an, als würden zwei Steine gegeneinander gerieben werden. Plötzlich siehst du eine andere Gestalt neben Graviel stehen. Erschrocken kniet sich Graviel sofort hin und senkt den Kopf. "Erdleben!"
Du hast erwartet, dass ein Gott einen größeren Auftritt macht, als einfach plötzlich dazustehen, wenn er auftaucht. Erdleben hingegen war einfach erschienen.
Interessiert betrachtest du den Gott, der vor dir steht. Er hat eine menschliche Gestalt, sehr komplizierte Verzierungen im Gesicht und viele kleine Steine, die um seinen Kopf herumlaufen wie eine Krone. Seine Verzierungen waren ebenfalls leuchtend blau, wie die anderen Menschen, die du kurz im Dorf gesehen hast. Sein Blick durchbohrt deine Seele, als er dich missbilligend betrachtet.
"Gravitationsgott wollte ihn beschützen und das konnte er nur, indem er ihn hierherbringt. Ich werde dir keine weiteren Fragen beantworten", erklärt er genervt. "Sag den Dorfbewohnern nicht, dass er aus der Welt von oben kommt. Und erzähl niemanden, dass es eine überirdische Welt gibt!", donnert Erdleben und schleudert einen Stein auf Graviel, der erst kurz vor Graviels Gesicht zum stehen kam. "Verdammter Gravitationsgott. Beschützt dich immer noch", grummelt Erdleben und durchbohrt nun dich wieder mit seinem Blick. "Erzähl es niemanden", wiederholte er und verschwindet so schnell wie er gekommen ist.
Erleichtert atmet Graviel aus und murmelt ein Gebet an den Gravitationsgott, bevor der Stein vor Graviels Füßen auf den Boden knallt. Dann wendet er sich an dich. "Verzeih, wenn Erdleben von Gravitationspriestern gerufen wird, hat er immer schlechte Laune", erklärt Graviel und streicht sich unsicher durch die Haare. "Das wird ein Problem. Wir kennen uns hier alle mehr oder weniger gegenseitig, deshalb kann ich dir nicht einfach ein Haus geben und du kannst hier leben, oder so. Was machen wir denn jetzt?" Sein Blick klebt hilfesuchend an deinen Augen, doch du zuckst planlos mit den Schultern.
Seufzend fasst sich Graviel an die Stirn. "Ich würde ja gerne sagen, dass wir uns Zeit lassen können, eine brauchbare Erklärung zu finden, aber Gralos hat dich bereits gesehen. Wie erkläre ich ihm das alles?"
Dann streicht er kurz über deine Schulter. "Naja, lass das jetzt mal meine Sorge sein. Es war sicher sowieso schon zuviel, dass ich in deinem Zustand sofort Erdleben gerufen habe. Du solltest dich jetzt besser Ausruhen, vielleicht fällt uns dann gemeinsam eine Lösung ein."
Er schweigt, bleibt aber an deiner Seite. Bevor du einschläfst denkst du fasziniert an den Gott. Sicher, er war unhöflich, aber du hast einen Gott gesehen!
Graviels Hände sinken wieder hinunter. "Ich habe einmal ein Gerücht gehört, dass Menschen die nicht glauben auch keine Götter sehen können. Ich weiß nicht ob diese Information stimmt, immerhin glauben hier alle. Aber wenn du jetzt nur ein Selbstgespräch mitbekommst, kann das daran liegen", warnt er, bevor er wieder seine Hände hebt, seine Augen schließt und leise vor sich hin murmelt.
Du erkennst nichts, aber plötzlich geht Graviel auf die Knie. "Vielen Dank für dein Erscheinen, Erdleben. Ich habe eine Frage..." Noch bevor Graviel weiter redet, verstummt er plötzlich und scheint zu lauschen. Nach einer Weile erhebt er sich wieder und sieht dich groß an. "Du konntest ihn wirklich nicht sehen! Er hat sich sogar darüber beschwert, dass er seine Macht nicht einsetzen kann, solange ein Nichtgläubiger anwesend ist!" Du siehst Graviel nur an, als sei er verrückt geworden. Mit was hat er da auch gesprochen? Wie du gedacht hast, gibt es auch hier keine Götter, immerhin hast du keinen gesehen. Graviel und womöglich alle anderen hier müssen einfach nur verrückt genug sein, sich so einen Unsinn so fest vorzustellen zu können, dass sie glauben wirklich Götter sehen zu können.
"Erdleben meinte, wir sollen niemanden sagen, dass du von der Welt oben kommst. Das könnte hier ein Desaster auslösen. Außerdem meinte er, dass er ein Auge auf dich haben wird und dich bestrafen wird, wenn du auch nur ein Wort darüber sprichst." Mit zweifelndem Gesichtsausdruck klebt sein Blick an dir. "Allerdings wird das schwierig werden. Wir kennen uns hier alle gegenseitig, wie soll ich allen erklären, woher du plötzlich kommst?"
Ideenlos zuckst du mit den Schultern. So ganz genau kannst du den ganzen Geschehnissen eh noch nicht folgen. Auf einmal wachst du irgendwo anders auf, gehst zum Strand, wirst von einem Strudel eingesogen und jetzt erzählt dir ein verrückter Mensch, dass es ungewöhnlich ist von einer überirdischen Welt zu kommen.
Dein Gesichtsausdruck muss ziemlich verloren gewirkt haben, denn Graviel erhebt seine Stimme. "Das muss alles ziemlich befremdlich auf dich wirken", bemerkt er. "Ich schlage vor, dass du erst einmal eine Runde schläfst, bevor ich versuche, dir alles verständlich zu machen. Außerdem werde ich mein Bestes geben, eine Lösung für unser Problem zu finden."
Graviel dreht sich von dir weg und bleibt stumm. Ab und an sieht er zu dir hinüber, um zu überprüfen ob du bereits eingeschlafen bist.
Mit immer noch pochendem Kopf schließt du die Augen und fällst schon sehr schnell in einen tiefen Schlaf.
Als du wieder erwachst, siehst du Graviel, wie er sich besorgt zu dir hinüberbeugt und dich anstrahlt, sobald er sieht, dass sich deine Augen öffnen. "Ein Glück, du bist du wach!", ruft er erleichtert aus. "Ich habe mich schon gesorgt, denn du hast fast einen Tag durch geschlafen." Er hat sich auf einen steinernen Stuhl gesetzt und anscheinend einige Zeit an deinem Bett verbracht.
Du richtest dich vorsichtig auf und auch wenn deine Prellungen noch schmerzen, fühlst du dich wieder viel besser. Daher nickst du auch zur Bestätigung, als Graviel sich nach deinem Befinden erkundigt.
"Sehr gut", kommentiert er fröhlich. "Dann kann ich ja ein wenig über uns erzählen. Wenn es dir zu langweilig wird, sag mir einfach bescheid. Also...", fing er begeistert an. "Es ist das erste Mal, dass ich einem Außenstehenden irgendetwas über unsere Lebensweise erzähle, also weiß ich nicht, ob es dir helfen wird.
Das Wichtigste ist sicherlich zu wissen, dass alle hier an Götter glauben also wirst du schon daher auffallen, dass du sie nicht sehen kannst." Verlegen sieht Graviel zur Seite. "Naja, ich spreche von mehreren Göttern, aber eigentlich zeigt sich uns nur einer. Du erinnerst dich sicherlich an gestern Abend, wo ich Erdleben hergerufen habe? Auch wenn du ihn nicht sehen konntest, ist er derjenige, der uns am Meisten bei unser Alltäglichen Arbeit hilft und auch der Einzige, der sich uns zeigt. Zum Beispiel hat er uns die leuchtenden Steine geschenkt, die hier überall hängen und mit denen wir auch unsere Hautverzierungen malen. Die sind dir sicher schon aufgefallen." Du nickst und siehst auf Graviels Kopf, den komplizierte Zeichnungen zieren. Sie wirken frischer als am Vortag, anscheinend hat er sie erneuert.
"Eigentlich sind hier alle Anhänger von Erdleben; sie huldigen ihn und feiern ihm zum Dank Feste. Es gibt viele Priester, die von ihm erzählen und alle von uns versammeln sich, um ihren Erzählungen zu lauschen." Wieder wandte sich Graviels Blick ab. "Doch es gibt drei Menschen, die einem anderen Gott dienen, als dem Erdgott. Und du weißt sicherlich schon, dass ich einer von ihnen bin. Erdleben ist nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen und es gibt auch einige Leute, die gegen uns drei Gravitationspriester sind. Die Idee, dass überhaupt noch ein anderer Gott neben Erdleben existiert ist noch ziemlich jung, daher fällt es manchen Menschen wohl schwer, uns zu akzeptieren. Es gibt jedoch andere, die uns tolerieren und beschützen, also habe keine Angst hier zu sein." Graviel unterbricht seinen Redefluss und sieht dich mit lächelndem Gesicht an. "Ich denke, du hast fürs Erste genug gehört. Versuch die Dinge zu verarbeiten, während ich dir etwas zu Essen vorbereite. Bin gleich wieder da." Mit diesen Worten steht er auf und geht aus den Raum.
Du schließt noch einmal die Augen, als Graviel den Raum verlassen hat. Deinem Kopf geht es wirklich erheblich besser und du glaubst, schon bald wieder aufstehen zu können. Doch zuallererst freust du dich wirklich auf das Essen, denn dein Magen knurrt.
Als du Töne hörst, öffnest du freudiger Erwartung deine Augen. Doch anstatt Graviel siehst du jemand anderen vor dir. Er oder sie ist halb durchsichtig und schwebt direkt über dir. Gleichgültige Augen sehen auf dich hinab. Erschrocken robbst du einige Zentimeter weiter nach hinten, bis du mit dem Kopf an die Wand stößt. Zu allem Überfluss musst du feststellen, dass du nur noch einige Zentimeter über deine Bettkante sehen kannst, bevor eine unecht wirkende, lila Wand alles vom Rest des Zimmers abtrennt.
Mit pochendem Herzen drehst du dich wieder der Gestalt zu und ahnst, dass du keine Wahl hast, als mit ihr zu sprechen. Sie hat nur einen flüchtigen Blick auf die Wand geworfen, als sie deine Verwunderung darüber in Kenntnis genommen hat und sieht dich nun wieder mit ihren gleichgültigen Augen an.
Einige Zeit wartest du, doch schnell stellst du fest, dass sie nicht von alleine etwas sagen wird. "Wer bist du?", fragst du schließlich.
"Der Gravitationsgott", meint die Gestalt nur und sieht dich unentwegt an.
Verwirrt musst du daran denken, was Graviel meinte. Jemand, der nicht an Götter glaubt sollte auch nicht die Fähigkeit besitzen, einen zu sehen. Ganz zu schweigen davon, dass sich dieser Gott noch nie einem Menschen gezeigt haben sollte.
Skeptisch betrachtest du die Gestalt vor dir noch einmal genauer. Sie ist wirklich halb durchsichtig, auch wenn man ihre Farben erahnen kann. Wie Graviel hat sie weiße Haare und eine sehr bleiche Haut. Ihre lilane, weite Robe macht es unmöglich herauszufinden, welches Geschlecht die Gestalt hat.
"Der Chaosgott wird dir hier unten nichts anhaben können."
Du erschrickst, weil du nicht damit gerechnet hast, dass dieses Wesen vor dir irgendwann nochmal seinen Mund aufmachen wird. Der gleichgültige Blick des Wesens wird unterbrochen, als es dich nach deiner Reaktion mit etwas geweiteten Augen minimal verwundert ansieht.
Ebenfalls verwirrt erwiderst du seinen Blick. Natürlich hatte Graviel noch nicht zu Ende über seine Welt berichtet, aber bisher hatte der Gravitatiosnpriester nur von zwei Göttern geredet.
"Wer ist der Chaosgott?", fragst du.
Die Augen des angeblichen Gottes vor dir weiten sich noch ein winziges Stückchen weiter. "Ein Gott", kommt die hilfreiche Antwort.
Anscheinend verwirrt ihr euch beide Gegenseitig. Irgendwie geht das Gespräch nicht voran.
"Was willst du von mir?", versuchst du es diesmal direkt zu fragen.
Das Wesen vor dir hebt seine Hand zum Kinn und scheint zu überlegen. Es sieht dich einige Zeit mit einem eindringlichen Blick an. Um die Spannung seines Blickes etwas besser ertragen zu können lächelst du. Dann schüttelt es kaum merklich den Kopf. "Der Chaosgott wird dir hier unten nichts anhaben können", wiederholt er.
Du weißt nicht, ob du lachen oder weinen sollst. Aber egal wie seltsam die Person vor dir auch ist, sie scheint dich vor diesem Chaosgott schützen zu wollen. Nur kommt es dir so vor, als ob sie keine Ahnung hat, wie sie mit dir umgehen soll. Doch dann scheint es einen Geistesblitz zu haben und strahlt dich stolz an. "Du brauchst dich nicht zu sorgen wegen den anderen Menschen."
Du seufzt einmal schwer und versuchst nachzudenken. Um welche andere Menschen brauchst du dir keine Sorgen zu machen? Vielleicht meinte es die Menschen, welche die Gravitationspriester nicht mögen. Vielleicht meint es auch das Problem, dass die Menschen hier unten nicht erfahren sollten, woher du kommst. Aber wie sollte es eines dieser Beiden Probleme so einfach lösen? Geduldig versuchst du nochmal eine Frage zu stellen und hoffst, dass es diesmal eine halb brauchbare Antwort zustande bringen wird. "Wie hast du das Problem gelöst?"
"Ich habe hypnotisiert", antwortet es für seine Verhältnisse ungewöhnlich schnell. Skeptisch siehst du die Gestalt vor dir an. Wenn es ihr so einfach ist, andere zu hypnotisieren wäre es angebracht, auf der Hut zu sein solange es da ist, auch wenn du bisher den Eindruck hast, dass sie dir aus irgendeinem Grund helfen will.
"Weshalb hilfst du mir?", hakst du nach und hast das Gefühl, dass du aus diesem Gespräch doch noch ein paar Informationen herausholen könntest.
Geduldig wartest du ab, bis das Wesen vor dir seine Gedanken geordnet hat, oder weshalb auch immer es so lange braucht, bis es antworten kann. "Weil Graviel und du besonders seid."
"Besonders?", fragst du verwundert. Vielleicht wusste das Wesen, dass du aus einer anderen Welt kommst, was aber bedeuten würde, dass Graviel ebenfalls nicht von hier stammt? Oder du warst gerade auf dem Holzweg? "Inwiefern sind wir anders?"
"Schicksalsfäden... habt ihr nicht", bemerkt es.
"Also haben alle Menschen Schicksalsfäden nur wir nicht?", hakst du nach.
"Ihr nicht", wiederholt es verwirrt.
Verärgert raufst du dir kurz die Haare. Die letzten Fragen hat die Gestalt jedenfalls ein wenig sinnvoll beantwortet und du fühlst dich, als würden wenige weitere Fragen reichen, um alles zu verstehen. Bisher ist dir klar geworden, dass Graviel und du aus irgendeinem Grund wohl nicht an das Schicksal gebunden seid. Du spekulierst darauf, dass der Chaosgott deshalb irgendetwas mit dir vorhat, weswegen der Gravitationsgott eingreifen musste und dich hierher brachte, um dich zu schützen.
Während du deine Gedanken ordnest und nach einer nächsten Frage nachdenkst, wellt sich die lila Wand neben dir und ein Fuß kommt zum Vorschein. Du siehst noch, wie sich die Augen des Gravitationsgottes erschrocken weiten und dann ist die lila Wand und der Gott selber verschwunden.
Graviel tritt vor dein Bett und hält ein Tablett mit einer dampfenden Schüssel in der Hand. "Du schienst gerade ziemlich abwesend zu sein", bemerkt er und stellt das Tablett neben dir auf das Bett. "Ich kann dich verstehen. Es muss komisch sein, hier unten fest zu stecken und nicht zu wissen, wann und ob man überhaupt wieder auf die Welt oben kommen kann."
Der Mundwinkel des Wesens zuckt ein klein wenig in die Höhe, bevor sich die lilane Wand langsam auflöst und wieder den Blick auf das Zimmer dahinter freigibt. Als auch der letzte Rest der lilanen Wand verschwunden ist, bemerkst du, dass auch der Gott sich in Luft aufgelöst hatte.
Achselzuckend tust du sein Verschwinden ab, denn er war sowieso nicht von großer Hilfe gewesen. Doch nachdem du diesem Gott begegnet bist, der aus dem Nichts eine lilane Wand erschaffen und wieder verschwinden lassen hat, sowie einfach in der Luft schweben konnte und durchsichtig ist, musst du eingestehen, dass in dieser Welt Götter wohl existieren.
Du legst deine Hände unter deinen Kopf und starrst hinauf zur Wand, während du daran denkst, dass hier zwar Götter existieren, sie aber definitiv nicht allmächtig sind. Ansonsten würde dieser Gravitationsgott wohl nicht so viele Probleme damit haben, einen Menschen zu verstehen.
"Geht es dir so schlecht, dass du nicht einmal reden kannst?", fragt er besorgt. "Naja, irgendwer muss dich hier ja kennen, unauffällig bist du nicht gerade..." Damit sieht der Mann sich um und geht auf eine Frau zu, die sich in der Nähe aufhält. Du kannst sie allerdings nicht richtig erkennen, da du deine Umgebung nur verschwommen wahrnehmen kannst.
Doch noch bevor der Mann sie erreichen kann, schießt anscheinend etwas direkt vor seiner Nase vorbei. Erschrocken bleibt der Mann stehen und verbeugt sich aus einem unerfindlichen Grund kurz, bevor er wieder zu dir gelaufen kommt. "Anscheinend hat Erdleben etwas dagegen, dich anderen Menschen zu zeigen... Ich frage mich, wer du bist und was hier los ist. Wenn Erdleben nicht will, dass andere dich sehen, musst du von einem anderen Ort kommen, aber eigentlich gibt es doch nur uns... Es wäre wohl am Besten ihn selbst zu fragen."
Mit aller Kraft hievt dich der Mann auf seine Schulter und versucht dich von dem Dorf wegzuschleppen. Doch noch bevor er die ersten Schritte gehen kann, dreht sich die Frau zu euch um und kommt auf euch zugelaufen.
„Hallo, Graviel! Ich habe bemerkt, dass du etwas von mir wolltest und... Wer hat sich verletzt?“, fragt die Frau und sieht besorgt auf dich. Dann weiten sich ihre Augen vor Verwunderung. Graviel steht erst einmal da wie erstarrt, dann dreht er sich langsam zu ihr um. „Wer ist das?“,fragt sie.
Keuchend legt Graviel dich ab und schüttelt dann den Kopf.
„Ich weiß es nicht, Erika. Ich habe diese Person während eines Spazierganges zum violetten Stein gefunden. Zuerst dachte ich, sie sei eine von uns, die ihre Bemalungen vergessen hat, aber ich habe sie noch nie gesehen...“, erwidert Graviel verzweifelt.
Erika fährt sich verwirrt durch ihre langen, weißen Haare, während Graviel sichtlich nervös auf seiner Unterlippe kaut. „Erika, Erdleben hat mir gerade...“
Noch bevor Graviel seinen Satz beenden kann, scheint etwas die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich zu ziehen. Halb glaubst du, eine Gestalt ausmachen zu können, aber sicher bist du durch deine verzerrte Wahrnehmung nicht. Vielleicht ist es auch nur eine seltsame Steinformation. Sicher bist du dir allerdings, dass die beiden Menschen vor dir in die Knie gehen und ehrfürchtig die Köpfe senken.
Die Beiden bleiben still, während du glaubst, einen Steinschlag im Hintergrund zu hören. Auch wenn du zuerst erschrickst, beruhigst du dich bei den Anblick von den beiden Personen vor dir, die ruhig sitzen bleiben.
Du bemerkst, dass von den eingemeißelten Häusern ein paar Menschen durch den Krach hervorkommen und dann ebenfalls in die gleiche Stellung verfallen wie Graviel und Erika. Genervt schlägt Graviel mit der Faust einmal auf den Boden, bleibt aber stumm.
Nach einigen weiteren stillen Momenten schüttelt Graviel den Kopf und steht wieder auf. Nach einem schweren Seufzen wendet er sich wieder zu dir.
„Erdleben ist ein Idiot“, murmelt er so leise, dass nur du ihn verstehen kannst. „Anstatt dass wir Erika die Situation erklären, taucht er auf und lockt alle aus ihren Häusern, sodass jetzt jeder über dich bescheid weiß. Dabei war es seine Anweisung, dich geheim zu halten.“ Kopfschüttelnd verschränkt er seine Arme. „Naja, jedenfalls muss ich dich jetzt nicht mehr alleine tragen.“
Mit ein einigen Anweisungen fordert er ein paar Leute auf, ihm zu helfen dich zu tragen. Du bist dir nicht ganz sicher, was eben passiert war. Anscheinend jedoch haben die Menschen um dich herum diesen Steinschlag als eine Botschaft von einem mächtigen Wesen interpretiert, welches sie Erdleben nennen.
Abwechselnd schleppen dich eine handvoll Menschen nun etwas aus der Stadt raus, zu einer abgelegenen eingemeißelten Höhle. Die Außenwände von ihr sind mit violett leuchtenden Steinen verziert, was der ganzen steinigen Umgebung einen violetten Schimmer verleiht.
Aus der Höhle kommt ein älterer Mann herausgelaufen, der zuerst verwundert auf euch blickt und dann neugierig zu euch aufschließt. „Wer ist das?“, fragt er verwundert an Graviel gerichtet.
„Das ist jemand aus der Überwelt, wie Erdleben uns so gütig war zu berichten“, erwidert Graviel und du kannst dir von seinem Ton her vorstellen, wie er dabei genervt mit seinen Augen rollt.
„Von der Überwelt?!“, ruft der Mann erstaunt aus.
„So sieht es aus...“, grummelt Graviel.
Du wirst in ein Zimmer getragen, indem ein Bett aus Stein steht. Zum Glück stapeln sich darauf eine ganze Reihe Decken, die den Untergrund wohl ein wenig weicher machen sollen. Zu deiner Zufriedenheit stellt sich heraus, dass es wirklich weich ist.
„Was ist denn los, dass du so mies drauf bist? Es war doch dein Traum zu beweisen, dass die Überwelt existiert!“, bemerkt der Mann verwirrt, als Graviel mit verschränkten Armen schmollend neben dem Bett stehen bleibt.
„Natürlich bin ich aufgeregt, aber Erdleben hat mich gerade vor allen anderen angeschnauzt, dass ich unseren Neuankömmling vor den anderen nicht verheimlichen konnte, Gralos...“, murrt Graviel und sieht verbittert auf Gralos.
Dieser lacht kurz auf. „Es ist doch allen klar, dass Erdleben dich nicht mag. Und du ein Unruhestifter bist. Kein Grund jetzt zu schmollen! Eigentlich ist es doch eine Ehre, von unserem guten Gott höchstpersönlich angeschnauzt zu werden!“
Graviel grummelt und stößt Gralos einmal in die Rippen.
Gralos gibt Graviel einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und sieht dich dann interessiert an. Dir fällt auf, dass alle um dich herum nun auf dich sehen, was dir ein wenig Unbehagen bereitet.
„Wie hat sich Erdleben das eigentlich vorgestellt mit dem verstecken?“, fragt Gralos ernst. „Jeder hier kennt jeden, da würde doch ein neues Gesicht sofort auffallen.“
„Was weiß ich, wie sich Erdleben das vorgestellt hat“, seufzt Graviel schulterzuckend.
„Jedenfalls sollten wir unsere Neugierde für heute zurückhalten und unserem Neuankömmling erstmal ein wenig Ruhe geben“, bemerkt Gralos dann. Graviel nickt daraufhin zustimmend und auch wenn die Anderen unzufrieden Raunen, hält das die Beiden nicht davon ab, sie mit strengen Stimmen aus dem Zimmer zu bringen. Mit einem kurzen „Ruh dich gut aus“, tragen die Beiden einige violette Steine aus dem Zimmer, was es abdunkelt und schließen dann den Stoffvorhang. Auch wenn dieser einfache Vorhang die lauten, aufgeregten Stimmen von draußen nicht verschlucken kann, schläfst du in dem weichen Bett schnell ein.
Als du deine Augen wieder aufmachst und an die unvertraute steinerne Decke blickst, musst du dich kurz orientieren. Dann erinnerst du dich an die Geschehnisse der Vergangenheit und fasst dir an den schmerzenden Kopf. Es ist wirklich vieles schief gelaufen. Zuerst befindest du dich an einem dir unbekannten Ort und dann zieht dich irgendein Sog in eine wieder andere Umgebung, wo sogar die normalsten Dinge, wie die Sonne oder Grünzeug fehlen. Doch jedenfalls geht es dir schon um einiges besser, auch wenn dein Kopf noch ein wenig hämmert und so siehst du dich interessiert in diesem neuen Raum um.
Wie du schon vorher bemerkt hast, zieren die Wände in dem Zimmer kleine, violette Steine, die den ganzen Raum violett erleuchten. Seltsamerweise meinst du dich zu erinnern, dass die Stadt, welche du kurz gesehen hast, mit blauen Steinen beleuchtet wurde. Alle Möbel die du sehen kannst sind mit Stein gebaut worden, oder einfach in den Stein eingemeißelt. Rechts neben dem Bett befindet sich ein Schrank und weiter hinten ein kleiner Tisch und Stuhl. Manche Stellen des Zimmers sind mit verziertem Stoff geschmückt, was ihm ein wenig Wärme schenkt. Mit ein wenig Abstand links neben deinem Bett sitzt ein Mann, der dich mit verschränkten Augenbrauen ansieht. Soweit du nach deinen verschwommenen Erinnerungen urteilen kannst, hast du diesen Mann noch nicht gesehen. Er hat, wie vermutlich alle hier, weiße Haare und eine helle Haut, die das Sonnenlicht noch nie gesehen haben kann. Er trägt einen weißen Bart, eine dunkelgrüne Stoffhose und lederne Sandalen, sein Oberkörper ist frei. Seinen gesamten Körper zieren verschiedenste violett schimmernde Muster und seine gesamten Hände glühen violett.
„Na, biste wach?“, fragt er dich mit kratziger Stimme das Offensichtliche. „Hier hast du deine Suppe, du musst richtig hungrig sein.“ Er hält dir eine wässrige Suppe entgegen. Als du sie annimmst, sieht er dich mit leicht traurigem Gesicht an. „Die haben extra Flemmsuppe gekocht für dich. Und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich sie essen darf wenn du erst aufwachst, wenn sie kalt ist.“ Bedauernd zieht er seine Hand zurück.
In der dünnen Suppe schwimmen vereinzelt kleine Stückchen Fleisch herum und du fragst dich, ob sie wirklich so lecker ist, wie der Mann es andeutet. Doch diese Zweifel verfliegen schnell, als du den ersten Bissen genommen hast.
„Du kannst froh sein, dass du aufwachst während ich hier sitze“, bemerkt der Mann, während er dir beim Essen zusieht. „Die anderen hätten dich mit Fragen zugedonnert.“ Wieder schüttelt er grummelnd seinen Kopf. „Einen Menschen aus der legendären Überwelt bei uns zu haben ist natürlich toll, aber ich habe schon Sachen erlebt, da ist das auch keine Überraschung mehr. Zum Beispiel ist Graviel gestern eine Flemmmaus vor die Augen geflogen und er hat sich so erschreckt, dass er in die Luft gesprungen ist. Mann, das war ein Anblick den kann keine Überwelt toppen.“
Seine Augenbrauen ziehen sich in die Höhe, als du ihn verwirrt ansiehst. Doch scheint ihn das dann auch nicht weiter zu stören und er fängt wieder an, brummelig irgendwelche Dinge zu erzählen, die du nicht so ganz verstehen kannst, weil es um irgendwelche Flemmmäuse und Seidengrummels geht, unter denen du dir nicht allzu viel vorstellen kannst. Und auch wenn du nichts erwiderst scheint der Mann zufrieden zu sein, weshalb du ihn einfach reden lässt und weiter deine Suppe genießt. Besser als mit Fragen durchlöchert zu werden war es allemal und seine tiefe, grummelige Bärenstimme hatte etwas beruhigendes an sich.
Als du mit deinem Essen fertig bist, unterbricht sich der Mann. „Na? Hat´s geschmeckt?“
Du nickst und gibst dem Mann die leere Schüssel zurück. „Sag ich ja, Flemmsuppe.“ Grinsend richtet er sich auf und geht auf den Vorhang zu. „Stell dich darauf ein, dass hier eine Traube Menschen reingerannt kommt, wenn ich das Zimmer hier mit einem leeren Teller verlasse. Bedank dich später bei Gralos und Graviel, dass sie dir diese Bande während deines Schlafes vom Hals gehalten haben, auch wenn ich nicht weiß, wie die Beiden das wieder geschafft haben.“
Mit einem Schlucken beobachtest du, wie der Mann den Vorhang beiseite schiebt und aus dem Zimmer rausgeht. Kaum fällt der Vorhang hinter ihm zu, hörst du laute Stimmen von draußen aufgeregt in die Höhe springen. Noch nicht einmal einen Herzschlag später wird der Vorhang aufgerissen und eine Menschenmenge füllt das Zimmer. Auch wenn du wahrnimmst, dass die Menschen dich mit Fragen zulöchern, kannst du in dem Tumult keine Einzige richtig verstehen. Tatsächlich bestätigt sich deine Vermutung von vorhin, dass alle hier weiße Haare und diese helle Haut besitzen. Außerdem bemerkst du, dass die blau leuchtenden Verzierungen auf den Gesichtern bei allen fast identisch sind. Auch der Mann mit der Suppe hatte dieselben Verzierungen, nur waren seine violett.
Es dauert nicht lange, bis jemand mit strengen Worten einige der Menschen aus dem Raum scheucht und ihn selber betritt. Den Mann erkennst du als Gralos. Graviel folgt ihm.
„Wie ich sehe bist du endlich aufgewacht“, bemerkt er, nachdem er die Anderen um Ruhe gebeten hat. „Wir alle sind sehr gespannt auf deine Geschichten, aber müssen uns erst einmal versichern, dass es dir gut geht und dann besprechen, was mit dir passieren soll“, dabei blickt Gralos streng auf die umherstehenden Personen. „Also, wie geht es dir?“
Etwas von dem imposanten und strengen Auftrittes verunsichert, bringst du nur ein Murmeln hervor. „Mir geht es besser, danke.“
Gralos nickt mit verschränkten Armen und lässt nochmal einen scannenden Blick über dich schweifen. „Meinst du, du kannst schon aufstehen?“
Du nickst, denn außer deinen Kopfschmerzen, die nach den lauten Stimmen von gerade wieder ein wenig schlimmer geworden sind, glaubst du, dass sonst soweit alles in Ordnung ist.
„Gut“, meint Gralos. Dann richtet er sich wieder an die Menschen um ihn. „Warum seid ihr immer noch hier? Ich werde gleich Eris darüber berichten und wir werden zusammen diskutieren, wer von uns unseren Neuankömmling in der ersten Zeit aufnimmt. Also habt ihr hier gerade nichts verloren, oder sehe ich das falsch?“, mit einer hochgezogenen Augenbraue lässt er seinen Blick über die Anwesenden schweifen, was sie erst zusammenzucken und dann nicken lässt. Nachdem sie wieder aus dem Raum geeilt sind, seufzt Gralos und streift sich einmal durch seine strubbeligen, weißen Haare. „Diese Leute... Ich frage mich, wie sie ihr Leben in der Hand haben können, wenn kein Priester um sie herum ist.“
„Mach dir um diese neugierigen Seidengrummler keine Gedanken. Solange sie nur ihrer gewohnten Arbeit nachgehen schaffen sie es alleine“, brummelt die unverkennbare Stimme vom Suppenmann, bevor er kurz darauf in dem Zimmer erscheint.
„Ah, Gramm. Kannst du bitte losgehen und Eris darüber informieren, dass wir über die Zukunft unseres überirdischen Freundes diskutieren müssen?“, fragt Gralos.
„Ich? Warum muss ich den langen Weg auf mich nehmen? Das kann doch unser Jungspund machen“, grummelt Gramm.
„Graviel soll zeigen, wie man sich hier die Verzierungen aufmalt und ich muss unsere Versammlungshalle für Eris auf Vordermann bringen. Sie wird sowieso nicht erfreut darüber sein hierher kommen zu müssen, aber wir sollten uns jedenfalls bestmöglich repräsentieren.“ Mit einem Kopfschwung bedeutet Gralos Gramm an, keine weiteren Fragen mehr zu stellen und zu gehen. Daraufhin verlässt Gramm mit Gralos das Zimmer und lassen dich und Graviel allein zurück.
Graviel fährt sich einmal unsicher durch die Haare, dann sieht er auf dich hinab. „Kannst du aufstehen?“
Mit einem Nicken hievst du dich hoch.
„Gut.“ Graviel öffnet den Schrank links neben dem Bett und holt einen kleinen, verzierten Stoffsack heraus. Er hält dir den Sack hin.
„Darin ist die Farbe, die du auf unserer Haut siehst. Anscheinend tragt ihr das nicht da Oben... Wir jedenfalls benutzen das für Verzierungen, die unseren Status anzeigen, aber es spendet uns auch in bisher unerforschten und damit noch dunklen Gängen das einzige Licht. Wir produzieren das aus den leuchtenden Steinen, die du überall siehst, aber davon vielleicht später mehr. Jetzt ist erstmal wichtig, dass du für unseren Besuch gleich auch Farbe aufträgst. Das zeigt Respekt. Für uns ist ein ungeschminkter Mensch nicht richtig angezogen...“
Er hält dir einen weiteren Beutel hin, den er aus einer Tasche in seiner Stoffhose hervorgeholt hat. Verwirrt nimmst du auch diesen Beutel entgegen. Sie ist genauso groß und genäht wie der Beutel, den du schon vorher angenommen hast.
„Du hast vielleicht bemerkt, dass fast alle blaue Verzierungen tragen, mit Ausnahme von Gralos, Gramm und mir selbst. Die Farbe, violett oder blau, zeigt an, welchem der beiden Götter jemand angehört. Da du aber noch keinem Gott angehörst, haben Gralos und ich uns beschlossen für dich erst einmal die beiden Farben zu mischen und dir ein bläuliches violett aufzutragen. Die wichtigste Aufgabe, die du mit dem Gespräch mit Eris haben wirst wird sein, dich zu entscheiden, welchem Gott du in unserer Gesellschaft angehören willst.“ Graviel holt aus dem Schrank eine Steinschüssel heraus und legt sie auf das Bett. Dann nimmt er dir die beiden Stoffbeutel wieder ab und schüttet einen kleinen Teil des Inhalts jeweils in die Schüssel. Er fängt an, die beiden Farben zu mischen.
„Erdleben ist der Gott, dem die Meisten hier huldigen. Du wirst sicherlich in der Gesellschaft anerkannter sein, als wenn du dem Gravitationsgott huldigst, selbst wenn er der mächtigere Gott ist. Und ich will dir nicht verschweigen, dass Erdleben dir einen kleinen Teil seiner Macht zur Verfügung stellen wird, wenn du sein Anhänger bist. Der Gravitationsgott wird dies nicht tun, auch wenn er dich vor möglichen Gefahren schützen wird.“
Kurz schweigend sieht er zu dir auf.
„Vielleicht wäre es sinnvoller für dich, dich Erdleben anzuschließen, auch wenn wir Gravitationspriester natürlich um jeden Nachwuchs froh wären. Eris, die Frau die Gramm gerade holt, ist die höchste Priesterin von Erdleben, wohingegen Gralos der höchste Priester vom Gravitationsgott ist. Die Priester, und vor allem Erdlebens Priester, haben das höchste Ansehen. Also ist Eris diejenige mit der höchsten Entscheidungsgewalt.“
Dann taucht er einen Finger in das blauviolett und setzt einen Punkt zwischen deine Augen. Die kalte, klebrige Farbe zwischen deinen Augen lässt dich kurz zusammenzucken.
„Den Punkt bekommt hier jeder nach seiner Geburt. Damit wird gezeigt, dass die Person von einem Gott gesegnet wurde und es ihnen erlaubt hat, diese Welt zu betreten“, erklärt er ruhig. Er taucht seinen Finger wieder in die Farbe und malt vom Punkt ausgehend noch jeweils einen Strich unter deine Augen. „Diese bedeuten, dass du Erwachsen bist.“
Dann lehnt sich Graviel zurück. Unter seinen Strichen befindet sich ein weiterer Strich und noch ein Punkt. „Alles weitere zeigt deinen Beruf und wie weit du in ihm bisher gekommen bist“, erklärt dir Graviel. „Gralos und ich haben uns für dich etwas anderes ausgedacht, da du aus der überirdischen Welt kommst.“
Er setzt mit der restlichen Farbe, die er noch auf seinem Finger hat einen weiteren Punkt, diesen mitten auf deiner Stirn. „Dieser Punkt zeigt die Welt, die über unseren Augen liegt. Du allein trägst eine Verzierung auf der Stirn.“
Graviel nimmt die Schüssel und stellt sie auf den Tisch. Dann dreht er sich mit einem weiten Lächeln zu dir um. Zuvor war Graviel sehr ruhig und ernst gewesen, daher überrascht dich sein breites Grinsen ein wenig.
„Ich bin mit den nötigen Vorbereitungen und Erklärungen fertig“, verkündet Graviel sichtlich zufrieden und setzt sich auf das Bett. „Gramm wird wahrscheinlich noch nicht so bald zurück sein.“ Mit strahlenden, erwartenden Augen sieht er dich an. „Kannst du mir etwas von der Welt da oben erzählen?“
Mit einem schrägen Lächeln setzt du dich neben Graviel und fängst an zu erzählen. Alltägliche Dinge, wie die Sonne oder der Wind sind für Graviel unvorstellbar. Fasziniert hört er dir zu und fragt immer weiter nach.
Auch wenn es dir schwer fällt, in dieser unterirdischen Welt die Zeit einzuschätzen, glaubst du, dass etwa eine Stunde vergangen ist, als Gralos in das Zimmer kommt und Graviel und dich annickt. „Eris ist da“, erklärt er. Ernst nickend erhebt sich Graviel und du tust es ihm gleich. Ein wenig bist du aufgeregt, gleich die mächtigste Frau in der unterirdischen Welt gegenüber zu treten.
Ihr geht aus dem Zimmer hinaus und befindet euch dann in einer großen Halle. Ein wenig erinnert sie dich mit den vielen Sitzmöglichkeiten an eine Kirche. Gralos geht neben dir und legt einen Arm um dich. „Na, bist du aufgeregt?“, fragt er dich überraschend freundlich. Vorher hast du ihn fast immer nur mit strenger Stimme irgendwelche Menschenmengen befehligen gehört.
„Ein wenig“, erwiderst du.
„Das ist verständlich. Aber es gibt nichts, weswegen du aufgeregt sein müsstest“, versichert er dir. „Die alte Schachtel mag vielleicht ein wenig altmodisch sein, aber im Grunde ist sie ganz lieb.“
„Pass auf, dass dich diese ´alte Schachtel´ nicht hört, Gralos. Du weißt, was das letzte Mal passiert ist“, warnt Graviel leise.
„Ach ja...“, winkt Gralos ab und schiebt einen Vorhang beiseite. Dahinter befindet sich ein etwas größerer Raum als dein Schlafraum, mit einem großen Tisch in der Mitte. Eine verzierte Tischdecke liegt darauf und die Wände sind mit passenden Stoffdecken geschmückt. Auf dem Tisch stehen einige leuchtenden Steine in einer Art Kerzenständer.
Eine alte Dame sitzt am Tisch und sieht sofort mit stechenden Augen zu dir, als du den Raum betrittst. Ihre Augen sind zu strengen Schlitzen verkleinert und ihre Falten zeigen ihre vielen Lebensjahre. Ihre Zeichen auf dem Gesicht sind beeindruckend. Neben ihr stehen zwei stämmige Männer. Du schätzt, dass es sich um Bodyguards handeln muss. Neben eines der imposant wirkenden Männer sitzt gebeugt Gramm, und schenkt sich seelenruhig Wasser in ein Steinkrug ein.
„Du bist also die Person, die behauptet, von dieser oberirdischen Welt zu kommen?“, fragt sie mit verschränkten Armen streng. Gralos deutet dir an, dich hinzusetzten, bevor du antwortest.
„Ja, ich komme aus der überirdischen Welt“, erklärst du wahrheitsgemäß.
„Wer hat das von euch geplant?“, fragt sie und sieht auf Gralos, der sie daraufhin nur verständnislos ansieht. Seufzend schüttelt die alte Dame den Kopf.
„Erdleben hat uns seit Jahrhunderten immer wieder erzählt, dass keine oberirdische Welt existiert. Und jetzt taucht auf einmal jemand auf, der behauptet, von dort zu kommen? Wem soll ich mehr vertrauen, einem völlig Fremden oder meinen Gott?“
Du siehst aus dem Augenwinkel, wie Graviel seine Hand verkrampft.
„Erdleben ist höchstpersönlich aufgetaucht und hat bestätigt, dass unser Gast von dort kommt“, erwidert Gralos daraufhin bestimmt.
„Eine einzige Lüge! Die überirdische Welt existiert nur in Kindergeschichten, sie ist keinesfalls echt! Ich habe von meinen Priestern gehört, dass Erdleben anscheinend nur aufgetaucht ist, um sich über Graviel aufzuregen, der das Geheimnis nicht bewahren konnte, einen Menschen aus der Überwelt geheim zu halten. Doch warum sollte Erdleben so viel Zeit haben, wegen so etwas belanglosem aufzutauchen? Ich glaube, da steckt was ganz anderes dahinter!“ Mit funkelnden Augen sieht sie auf Graviel und dann auf Gralos.
„Glaubst du etwa, dass wir das irgendwie in die Wege geleitet haben?“, fragt Graviel mit zitternder Stimme. Er schafft es kaum, seine Wut zu unterdrücken. Gralos legt eine Hand beruhigend auf seine zitternde Faust.
„Ich wüsste nicht, wer sonst ein Motiv hätte, Erdleben als Lügner darzustellen. Ihr seid die einzigen Verrückten, die einem anderen Gott folgen, der sich außerdem noch nie einem Menschen gezeigt hat. Wir wissen also noch nicht mal, ob er überhaupt existiert.“
„Du hast selber gesehen, was damals bei Graviels Geburt passiert ist“, zischt Gralos zornig.
„Wir haben andere Dinge zu tun, als uns solche verrückten Sachen auszudenken“, versichert Gramm ruhig. „Zum Beispiel hat es direkt auf meine Nase getropft, als ich schlafen wollte! Ich glaube, da will ein neuer Stalagmit entstehen. Aber nicht mit mir!“
Gralos schüttelt daraufhin kaum merklich mit dem Kopf. „Ich schließe mich im Grunde an Gramm an“, meint er dann, ebenfalls wieder ruhiger. „Woher hätten wir auch ein Kind nehmen sollen, dass wir unbemerkt von allen aufziehen konnten?“
„Das wird sich noch herausstellen“, grummelt Eris.
Seufzend fährt sich Gralos durch die Haare. „Also können wir unser weiteres Gespräch eigentlich beenden? Ich wollte ursprünglich wissen, wie wir mit unserem Neuankömmling umgehen, also wer ihn aufnimmt solange er kein eigenes Haus hat. Doch anscheinend kann ich diese Frage streichen. Sicherlich willst du keinen in einen deiner Schreine wissen, der behauptet von Oben zu kommen.“
Eris Schlitzaugen richten sich auf dich, was dir einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. „Ich sehe nur einen Grund, so jemanden aufzunehmen, denn vielleicht würde dieser Lügner dann bemerken, was für ein erhabener Gott Erdleben ist und von selber die wahre Geschichte erzählen.“
Gralos verschränkt die Arme. „Nun gut. Ich werde einen freien Menschen seine Wahl nicht abnehmen. Also, zu wem wirst du ziehen?”
Gralos nickt bestätigend. “Alles andere wäre auch unvorteilhaft für dich geworden”, merkt er mit einem giftigen Blick zu Eris an.
“Gleiches gesellt sich zu Gleichem”, kontert Eris abwertend. “Wenn die Entscheidung gefallen ist, habe ich hier ja wohl nichts mehr verloren, richtig?”, meint sie und steht von ihrem Platz auf. “Ich möchte hier nicht länger verweilen als unbedingt notwendig.” Sofort flankieren die Bodyguards sie schützend und sie geht aus dem Raum.
Mit einem langem Seufzen kommentiert Gralos ihren Abgang. Gramm nippt noch einmal ruhig an seinem Getränk, bevor er sich Graviel zuwendet. “Sie hat nicht gut geschlafen und heute morgen bestimmt Schlammsuppe vorgesetzt bekommen. Mit ganzen Knochen drin”, spekuliert Gramm schulterzuckend.
“Hoffen wir es mal. Obwohl sie uns sowieso nie wohlgesonnen war, habe ich sie noch nie so schnell aus der Haut fahren sehen...”, seufzt Gralos traurig.
Graviel geht auf dich zu und legt dir seine Hand auf die Schulter. “Es tut mir Leid, dass du sowas mit anhören musstest, obwohl du sicher noch ziemlich erschöpft sein musst.” Gralos nickt zustimmend. “Es ist nicht deine Schuld, dass Erdleben uns angelogen hat und Eris das nicht einsehen will. Jedenfalls müssen wir jetzt sehen, was wir für deine Zukunft tun können”, überlegt Gralos grummelnd. “Wenn dich Eris nicht akzeptiert, werden Erdlebens Anhänger sich wohl von dir distanzieren...” Gramm nippt wieder an seinem Getränk und sieht in die Runde. “Was für ein Quatsch. Selbst Eris ist nicht gegen diese Neugierige Bande gewachsen. Sie werden dich behandeln, als sei nichts gewesen und dich mit Fragen löchern. Freu dich drauf.”
Gralos steht von seinem Platz auf und geht beunruhigt im Raum herum. “Ich fürchte, diese anfängliche Begeisterung wird sich über kurz oder lang legen”, meint er. “Wenn sie sich an dich gewöhnt haben, werden sich Fraktionen bilden. Manche, die alles dafür geben, in diese unbekannte Obere Welt zu gelangen und manche, die wieder in die Vergangenheit wollen, in der wir noch nichts von ihr wussten. Unsere Welt wird kopfstehen!” Unbekümmert wedelt Gramm mit seiner Hand. “Sei nicht immer so ein Schwarzmaler, Gralos. Seitdem wir entscheiden haben nicht mehr Erdleben zu huldigen, sondern dem Gravitationsgott, befindet sich unsere Welt in einem Umbruch. Wir sind jetzt schon nicht mehr alle im Einklang miteinander. Ob jetzt ein kleiner Oberirdischer Mensch hinzu kommt oder nicht, macht die Sache nicht viel Chaotischer. Die Menschen werden bemerken, dass wir recht hatten und Erdleben nicht der Allmächtige Gott ist, für den die engstirnigen Leute ihn bisher halten. Dann werden wir mehr Anhänger bekommen und nicht mehr als komischer Haufen betrachtet werden. Ich würd dazu sagen: Prost!” Gramm nimmt sein Getränk und trinkt daraus. Gralos sieht ihn zweifelnd an. Graviel sieht nur von einem zum Anderen und dann zu dir. “Ich würde nach Oben gehen wollen”, stellt er klar. Gralos und Gramm sehen ihn an. Dann seufzt Gralos. “Natürlich würdest du das. Von dir hätte ich auch nichts anderes erwartet. Aber nur weil unser Gast es geschafft hat aus unerfindlichen Gründen hier unten zu landen heißt das noch lange nicht, dass wir es auch schaffen können, nach oben zu gelangen.” Dann sieht er dich an. “Wo wir gerade davon sprechen, wie kamst du eigentlich hier herunter?”, fragt dich Gralos mit großen Augen.
Du erzählst den Dreien, wie du am Strand von Treibsand erwischt wurdest und nach unten fielst. Daraufhin erntest du nur verständnislose Blicke. “...Strand? Treibsand?”, fragt Gralos verwirrt und kratzt sich am Kopf. “Versteh einer die Obere Welt. Was auch immer das ist, es hört sich gefährlich an...” Graviels Augen hingegen leuchten. “Hört sich aufregend an!”, hält er Gralos begeistert entgegen. “Es muss unglaublich sein! Es wäre doch total klasse, wenn wir von dem Ort, an dem du heruntergekommen bist auch hochkommen könnten, oder? Ich würde am liebsten gleich losgehen und nachsehen!”
Gralos entgegnet Graviels Vorschlag mit einem skeptischen Blick. “Ich meine, du kannst es versuchen, aber als wir die violette Steinhöhle dort gefunden haben, habe ich nichts ungewöhnliches auf den Weg beobachten können... Und die Obere Welt wird jedenfalls in Kinderbüchern so beschrieben, dass sie nicht übersehbar wäre, oder?” Er sieht dich fragend an und du musst an Sonnenstrahlen denken, die diesem Volk, dass Generationen ohne viel Licht auskommen musste sofort aufgefallen wären. Also nickst du.
“Aber vielleicht ist jetzt dort eine Höhle entstanden, durch die du gefallen bist!”, vermutet Graviel. “Ich will einfach nachsehen, ob etwas neues dort aufgetaucht ist. Ich war gestern doch sowieso auf dem Weg zur violetten Höhle, um dort zu beten. Dann kann ich das ja gleich verknüpfen!”
Graviel grummelt ein wenig, nickt dann aber. “Stimmt. Dein Gebet solltest du wohl auf jeden Fall nach holen”, meint er dann.
“Cool!”, ruft Graviel aus und sieht begeistert auf dich. “Willst du mitkommen? Bestimmt bist du auch daran interessiert, einen Weg nach Oben zu finden?”
„Klasse!“, ruft Graviel begeistert aus. „Dann lass uns aufbrechen! Ich kann es kaum erwarten,zu sehen, ob es einen Weg in die oberirdische Welt gibt!“
„Irgendetwas sagt mir, dass du nur deswegen zum Stein gehen willst, um deine Theorie zu überprüfen“, murrt Gralos. „Aber gut, solange du dein Gebet dort nicht völlig vergisst... Bevor ihr aufbrecht solltet ihr noch zu Erla gehen und euch ein wenig Ration mitnehmen. Es ist ein ziemlich langer Weg“, erinnert Gralos Graviel.
„Alles klar“, meint Graviel und schießt mit wiedererlangter Energie aus dem Raum raus. Die Enttäuschung mit Eris scheint wie vergessen. Du folgst ihm langsamer und verabschiedest dich noch kurz bei Gralos und Gramm.
Ihr geht durch einen langen, dunkelen Tunnel, der nur ab und an mit lila leuchtenden Steinen erhellt wird. Wie du vermutet hast, scheint Graviel die Dunkelheit nichts auszumachen und findet seinen Weg leicht durch den unebenen Tunnel, während du ihm nur hinterherstolpern kannst. Er hatte dir erklärt, dass dieser Weg erst vor kurzem freigelegt wurde, weshalb sie er nur spärlich beleuchtet ist. Für Menschen hier unten, die scheinbar seid Jahrhunderten Unterirdisch lebten hieß ´spärlich beleuchtet´, dass du geradeso Graviels Gestalt direkt vor dir ausmachen kannst. An seiner Seite hängt eine große Handtasche, die mit allerlei Rationen gefüllt ist. Du bist dir ziemlich sicher, dass es viel zu viel für euch beide ist, aber Erla schien begeistert gewesen zu sein, dass du ihr einen Besuch abgestattet hast. Während du ihr Dinge über die überirdische Welt erzählt hast, wurde die Tasche immer praller, bis nichts mehr hineinpasste. Das schwere Endergebnis schleppt Graviel mit sich herum und du bist ganz froh darüber, denn es verlangsamt seine Schritte jedenfalls ein wenig.
"Der Ort wird dir gefallen", versichert Graviel dir. "Er ist einer der größten Heiligtümer der Gravitationspriester geworden und davon gibt es nur sehr wenige. Wir haben richtig Glück gehabt, ihn vor ein paar Wochen gefunden zu haben."
Als ihr eine ganze Weile durch das Dunkel irrt, während Graviel dich immer wieder etwas über die Oberwelt fragt, blickt Graviel immer wieder zu dir zurück, bis er plötzlich abrupt stehenbleibt. Fast läufst du in ihn hinein und fragst dich verwundert, was los ist. In der Dunkelheit kannst du nichts ungewohntes entdecken, aber für Graviel konnte die Sache ganz anders aussehen.
"Was ist das...?", fragt er fast benommen und zeigt hinter dich, doch du kannst dort nichts erkennen außer Schwärze.
"Ich sehe nichts", gibst du bekannt und kneifst die Augen zusammen, um vielleicht doch etwas zu erkennen. Doch die Schwärze bleibt.
"Dort ist ein...", beginnt Graviel, doch ein gefährlich klingendes Donnern hinter euch übertönt ihn. "Gravitationsgott steh uns bei!", ruft er verängstigt und mit weit aufgerissenen Augen aus. "Wir müssen hier weg", verkündet er panisch, während er schon die Beine in die Hand genommen und losgeprescht ist. Verängstigt und unwissend, von was Graviel redet, folgst du ihm so schnell du kannst. Dabei wird dir der unebene Boden nochmals stärker bewusst und du musst pausenlos auf deine Füße sehen, um nicht umzufallen. So saust ihr weiter den Gang entlang, der dir entlos lang erscheint. Das Donnern knallt immer lauter, bis du dir die Ohren zuhalten musst. Dann verstummt es jedoch gänzlich und stattdessen wird der Tunnel immer heller und immer heißer. Dir wird klar, weswegen Graviel so eine Angst hatte und auch, warum ihr rennen müsst. Als du einen panischen Blick nach hinten wagst, siehst du die Lavamasse sich forbewegen. Schneller, als du für möglich gehalten hättest, dass Lava fließen kann. Vielleicht ist es auch nicht genau die Lava aus deinem Verständnis, sondern etwas schnelleres, leicht weniger heißes und rotes. Du läufst panisch immer weiter, während du deine schmerzenden Beine einfach ignorierst. Hinter dir wird es immer heller. Du bemerkst, dass der Weg dich hoch führt. Immer weiter rennt ihr nach oben. Irgendwann bemerkst du, dass Graviel stetig langsamer wird. "Es ist zu hell!", schreit er und verdeckt schützend seine Augen. Doch dafür kann er den Boden nicht mehr sehen und stolpert nur noch langsam vorran. Panisch nimmst du ihn an die Hand. "Wir müssen uns beeilen!", kreischst du mit einem Schulterblick zur Lava und ziehst ihn hinter dir her. Für dich stellt diese Helligkeit kaum ein Problem dar, bist du doch mit einer Sonne über dem Kopf aufgewachsen. Du kannst dir allerdings nur zu gut vorstellen, wie Graviel an seine Grenzen stößt.
Ohne aufzugeben rennst du. Doch die Lava kommt dir Stück für Stück näher und du bist langsam am verzweifeln.
Plötzlich schieben sich zwei Felsen kurz vor dir zur Seite. Mit großen Augen siehst du hindurch und kannst einen steilen Weg weiter hinauf erkennen. Außerdem siehst du leicht schimmerndes Licht.
Ohne groß zu überlegen zerrst du Graviel mit dir und schubst ihn durch den eben entstandenen Spalt. Bevor du dich selbst hindurchquetschst, siehst du nochmal zurück auf die Lava. Sie krabbelt unaufhörlich weiter und du bist dir nicht sicher, wie lange ihr die Hitze noch ertragen könnt. Angespannt schiebst du dich in den Seitentunnel und stützt dann wieder Graviel. Er sieht vorsichtig durch ein paar Finger und keucht angestrengt. "Den... Weg... kenn ich nicht", berichtet er dir.
"Wir können nur hoffen, dass er uns nach draußen führt...", murmelst du durch zusammengebissene Zähne.
Hinter euch ertönt wieder ein Grollen und ein Schauer fährt dir über den Rücken. Es war direkt hinter euch. Panisch siehst du zurück und erkennst, wie der Spalt sich wieder schließt. "Was ist da grade passiert?", fragst du verblüfft, während die Dunkelheit zurückkehrt und Graviel seinen Arm wieder senken kann. Überrascht dreht er sich zurück zur wieder entstandenen Wand.
"Das war der Gravitationsgott. Er hat uns beschützt", murmelt Graviel andächtig. Unsicher siehst du an die Wand. Vielleicht war es auch ein Erdbeben, das genau an der richtigen Stelle eine Wand aufgetan hat? Verwirrt schüttelst du den Kopf, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. "Grade nicht so wichtig", erklärst du und drehst dich wieder um. "Wir müssen hier weg. Ich weiß nicht, ob die dünne Wand es schaffen kann, die Lava aufzuhalten... Vielleicht brennt sie sich einfach durch", gibtst du zu bedenken.
Graviel nickt und dreht sich ebenfalls um, um weiterzugehen. Aber er stockt.
"Was ist das?", fragt er geschockt und zeigt auf das Licht, welches du auch gesehen hattest, als der Weg entstanden ist.
"Tageslicht", seufzt du erleichtert. "Wir müssen dorthin laufen! Dort haben wir mehr Möglichkeiten, der Lava zu entkommen und zurück können wir sowieso nicht!"
Du nimmst Graviels Hand, um ihn mitzuschieben, aber er bleibt nur auf der Stelle stehen. Nach einigen Herzschlägen dann lässt er sich endlich mitziehen.
Das Licht wird immer stärker und irgendwann kannst du endlich einige Bäume und Büsche erkennen, als Graviel stolpert. Fluchend fällt er auf den Boden.
" Es ist zu hell", zischt er. "Wie halten oberirdische Menschen das aus?"
"Wie haltet ihr es da unten aus?", fragst du ernst. "Ihr müsstet alle depressiv sein."
"Gleichfalls", brummelt Graviel und ihr müsst beide schmunzeln. Aber für erleichtertes Lachen war es noch zu früh.
Doch nach einer kurzen Zeit habt ihr es geschafft und du fällst erleichtert auf den Boden. Graviel fällt neben dich. Verzweifelt hält er sich beide Augen zu.
"Wie lange bis wir wieder zurück kommen?", fragt Graviel.
"Um...", machst du und siehst auf ihn, der sich verzweifelt eingerollt hat. "Die Wand hat sich hinter uns geschlossen... Wir müssten also einen anderen Eingang finden und das kann dauern, immerhin habt ihr keinen Weg hoch gefunden, all die Jahre lang", überlegst du.
„Dann...“, raunt Graviel dir zu und du bemerkst, wie sich seine Schultern anspannen. „Dann haben wir keine Möglichkeit, Gralos und Gramm zu erreichen? Was ist, wenn die Lava auch ins Dorf gekommen ist?“
Du schluckst, bevor du dich an eine Antwort wagst. Sie wird Graviel nicht gefallen. „Bis wir eine Möglichkeit nach Unten gefunden haben, werden wir wohl keinen Kontakt herstellen können.“
Graviel schweigt. Als er auch eine ganze Weile lang nichts von sich gibt, überlegst du noch einmal, um vielleicht doch irgendeine Möglichkeit zu finden. „Wie wäre es, wenn du euren Gott fragst? Er ist doch sicherlich mächtig genug, dass er dich wieder zurück bringen kann?“
„Nach den Kindermärchen zu urteilen hat Erdleben die oberirdische Welt mit uns verlassen, kann sie also auch nicht mehr betreten“, fängt Graviel mit brüchiger Stimme an zu berichten. „Und sowohl Erdleben, noch der Gravitationsgott tauchen auf, wenn ich sie darum bitte. Immerhin ist der Gravitationsgott noch nie erschienen und Erdleben hasst mich...“
„Es wäre vielleicht dennoch einen Versuch wert. Immerhin bist du in einer Situation, in der du ihn wirklich gebrauchen könntest und ein Versuch kostet nix“, überlegst du.
Du glaubst, dass Graviel wieder ins Schweigen verfallen ist, hörst dann jedoch leises Gemurmel.
Deine Augen weiten sich, als tatsächlich etwas vor dir auftaucht. Langsam wird eine Gestalt sichtbar, doch bevor sie wie ein Mensch gänzlich zu sehen ist, endet der Prozess. Die menschliche Gestalt schwebt wie ein Schemen vor euch und du kannst immer noch die Bäume hinter ihr erkennen, wenn auch nicht sehr deutlich. Wie Graviel hat die Gestalt weiße Haare und eine sehr bleiche Haut. Ihre lilane, weite Robe macht es unmöglich herauszufinden, welches Geschlecht sie hat.
„Um... Graviel“, murmelst du immer noch mit deinem Blick auf die Gestalt gerichtet und tippst ihm auf die Schulter. Graviel grummelt, hebt aber sein Gesicht, während er seine Arme immer noch dazu benutzt, sich von der Sonne abzuschirmen. Als er die Gestalt vor sich sieht, vergisst er seine Vorsicht kurz und lässt seine Arme gänzlich fallen. Kurz aufkreischend knäult er sich wieder in einen Ball zusammen.
„Gravitationsgott, was für eine Ehre“, kommt es von dem Knäul auf den Boden und obwohl seine Stimme tatsächlich ehrenvoll klingt, scheint seine Körperhaltung die Worte in eine ironische Richtung zu lenken.
Der Gravitationsgott sieht nur kurz in Graviels Richtung und richtet dann seine Aufmerksamkeit auf dich. „Tut mir Leid“, entschuldigt er sich bei dir.
„Bitte?“, fragst du verwundert. Warum sind die ersten Worte des Gravitationsgottes eine Entschuldigung an dich?
„Tut mir Leid“, wiederholt er, diesmal etwas lauter. Anscheinend hatte der Gott deine Nachfrage als Aufforderung verstanden, seine Worte zu wiederholen. Mit einem minimal leicht entschuldigenden Gesichtsausdruck sieht er auf eine Antwort wartend auf dich.
„Nein, ich meine, warum entschuldigen Sie sich bei mir?“, fragst du verwundert nach. Statt einer Antwort erhälst du zu deiner Enttäuschung jedoch nur einen verwirrten Ausdruck auf seinem Gesicht.
Graviel bricht die verwirrende Stille. „Vielen Dank, dass Sie uns von der Lava beschützt haben, aber gibt es einen Weg wieder zurück in meine Heimat? Oder könnten Sie uns jedenfalls sagen, wie es den Anderen geht? Ist die Lava auch zu ihnen gekommen?“
Der Gravitationsgott wendet seinen Blick zu Graviel, scheint aber weiterhin verwirrt zu sein. „Erdleben würde seinen Anhängern doch nichts tun“, stellt er klar und scheint in seinen Augen die offensichtliche Antwort zu verkünden. Jedenfalls sein verwirrter Ausdruck verändert sich kein Stück.
„Erdleben?!“, ruft Graviel überrascht und wütend aus. Wieder springt sein Kopf aus der schützenden Position und sieht zum Gott hinauf. Fluchend schützt er daraufhin nur wieder seine Augen. „Meinen Sie etwa, Erdleben hat die Lava zu uns geschickt?!“, grollt Graviel hinter seinen Händen hervor.
Graviels Interpretation seiner Worte scheint richtig gewesen zu sein, denn der Gott nickt leicht. Er scheint zu vergessen, dass Graviel seine Bestätigung in seiner eingeknüllten Position nicht erkennen kann.
Scheinbar braucht Graviel seine Bestätigung auch nicht, denn er grollt einfach weiter: „Er hat es auf uns abgesehen? Warum? Weil wir Anhänger von Ihnen sind und nicht von diesem verdammten, kleingeistigen Gott?!“
Überraschst vernimmst du Graviels Worte und auch der Gravitationsgott scheint statt Verwirrtheit Überraschung zu zeigen, auch wenn seine Züge schwer zu lesen sind, da sie sich nur minimal in seinen sowieso schon kaum sichtbaren Zügen zeigen. Nachdem du miterlebt hast, was in der unterirdischen Welt geschehen war, hast du schon vermutet, dass die Beziehung von Graviel und Erdleben nicht sonderlich gut ist, aber du hast nicht erwartet, dass Graviel sich traut gegen einen Gott solche Worte zu nutzen. Immerhin kann man nie sicher sein, wann der Adressat grade zuhört, oder?
„Können wir dennoch zurück?“, fragt Graviel weiter, immer noch mit einem grollenden Unterton in der Stimme.
Der Gott sieht wiedermal verwirrt auf Graviel und langsam glaubst du, dass es sein permantenter Gesichtsausdruck ist. „Erdleben ist immer noch dort?“, gibt er bekannt. Graviel stöhnt bei den Worten. „Wir können also noch nicht mal runter, weil der Gott der da unten haust und, wenn ich hinzufügen darf, alle anlügt, uns nicht dort haben will“, fasst Graviel knurrend zusammen. Der Gravitationsgott nickt wieder leicht. Graviel fängt an, über Erdleben zu fluchen.
Die Flüche von Graviel ignoriert der anwesende Gott jedoch völlig und wendet sich wieder dir zu. „Tut mir Leid“, entschuldigt er sich ein drittes Mal.
Am Liebsten würdest du Graviel um eine Übersetzung fragen, aber er ist damit beschäftigt, den Erdgott mit Flüchen zu überschütten. Du bist also auf dich gestellt, seine Entschuldigung zu erklären.
Zu deiner Erleichterung hilft der Gravitationsgott dir bei dem Rätsel vielleicht doch noch, denn er erhebt seine hauchige Stimme. „Mein Schutz vor dem Chaosgott hat nicht funktioniert.“ Statt einer Antwort machen sich nur weitere Fragen in dir breit.
„Von dem Chaosgott habe ich nie gehört“, stellt Graviel fest. Zu deiner Überraschung hat er euch doch zugehört. „Meine Vorfahren dachten immer, Erdleben sei der einzige Gott... Und jetzt erfahren wir schon von einem Dritten.“ Graviel lacht bitter. „Bist also doch nicht ganz so Allmächtig, wie du dich immer dargestellt hast, wie, Erdleben?“
Du überlässt Graviel wieder in seinem Hass auf Erdleben und versuchst, Sinn aus dem Gravitationsgott zu holen.
„Wie wollten Sie mich schützen vor ihm?“, fragst du. Sollten seine Aussagen tatsächlich stimmen, musstest du von einem unheimlich klingenden Gott beschützt werden und diese Vorstellung gefällt dir gar nicht. Nach kurzem Überlegen, dass sich für dich wie eine Ewigkeit anfühlt, da du nicht sicher sein kannst, dass überhaupt eine Antwort kommt, erhebt der Gott wieder seine Stimme.
„Der Treibsand...?“, fragt der Gravitationsgott verwundert.
„Sie waren das?“, fragst du verblüfft. Der Gravitationsgott hat dich also in die unterirdische Welt gebracht, indem er den Treibsand erschuf. Wenn du so darüber nachdenkst, könnte es auch als starke Gravitation bezeichnet werden, die dich nach unten gezogen hat. So wie zwei gegensätzliche Gravitationen die Steine in dem Tunnel auseinander gezwungen haben...? Es ist also sehr gut möglich, dass der Gravitationtgott dich sowohl in die unterirdische Welt gezwungen hat, als auch wieder hinaus gebracht hat. Einmal, um dich anscheinend vor einem Chaosgott zu schützen und das andere Mal, um dich vor Erdleben zu schützen, der euch mit Lava bedroht hat.
„Weshalb musste ich vom Chaosgott beschützt werden?“, fragst du nach. Deine letzte Antwort hat zwar zu einem Ergebnis geführt, aber zu deiner Enttäuschung hast du bei dieser nicht so viel Glück, denn statt irgendeiner hilfreichen Aussage sieht dich der Gott nur mit großen Augen an.
Seufzend gibst du es auf, irgendetwas sinnvolles aus ihm herauszubekommen. Jedenfalls kannst du dir sicher sein, dass der Gravitationsgott auf deiner Seite ist, denn immerhin hat er dich scheinbar bereits zweimal beschützt.
Du siehst auf Graviel, der sich immer noch so gut er es irgendwie hinbekommt gegen die Sonne abschirmt.
Dann bemerkst du aus deinen Augenwinkeln, dass der Gott urplötzlich verschwunden ist. Er scheint alle Angelegenheiten, die er mit euch hatte als geklärt angesehen zu haben.
„Verdammt...“, murmelst du. Eigentlich hast du gehofft, dass Graviel noch etwas mehr herausbekommen kann, denn er scheint irgendwie besser mit dem Gott umgehen zu können als du. Stattdessen bist du jetzt alleine mit ihm, der nichts um sich herum sehen kann, da die Sonne viel zu hell für ihn ist. Wie du in der unterirdischen Welt, ist Graviel nun der praktisch Blinde.
Seufzend lässt du dich wieder neben Graviel fallen und siehst zur Sonne hinauf, die sich langsam Richtung Horizont bewegt.
„Wir sollten nach einem Dorf suchen...“, merkst du an. Immerhin weißt du eigentlich nicht viel mehr über die Oberirdische Welt als Graviel, denn scheinbar bist du nicht auf deinem Planeten. Vielleicht hausen also irgendwelche Monster hier? Ein Dorf ist daher sicherlich angebracht, außer ihr wollt euch den Gefahren aussetzen.
Graviel brummt zur Antwort nur. Er scheint nicht wirklich begeistert zu sein, im noch hellen Licht loszugehen.
Baustelle...
vielen Dank fürs Spielen! :)
Du entschließt, weiterhin auf dem Boden sitzen zu bleiben. Immerhin sieht es so aus als würdet ihr nur noch kurz warten müssen, bis es Dunkeler wird und dann musst du Graviel nicht hinter dir herziehen. Monster können sowieso auch am Tag kommen, von daher ist es nachts eventuell nicht viel gefährlicher als tagsüber. Hoffst du zumindest.
Nachdem ihr etwa eine Stunde gewartet habt, raunst du Graviel zu, dass er nochmal probieren soll, seine Augen zu öffnen. Etwas skeptisch folgt er deiner Aufforderung und lässt überrascht seine Hände fallen.
„Warum ist es plötzlich dunkeler?“, fragt er erstaunt nach und du erinnerst dich, dass er keine Ahnung von Tageszeiten haben kann. Also erklärst du es ihm so kurz wie möglich. Immerhin willst du loskommen.
„Warum hast du das nicht früher gesagt?!“, ruft er erfreut aus und hüpft auf seine Beine. „Meine Augen schmerzen zwar immer noch ein wenig von dem Licht, aber es ist eindeutig besser als vorher. Lass uns aufbrechen!“
Fröhlich prescht Graviel in eine Richtung vorran und nachdem du dem plötzlich wieder so viel Energie habenden Graviel kurz erstaunt hinterhersiehst, folgst du ihm.
„Vielleicht sehe ich ja einen Weg, der uns nach unten führt“, fantasiert Graviel hoffnungsvoll. „Vielleicht ist es ja gar nicht so schwer, nur die oberirdischen Menschen können die Eingänge nicht sehen.“
Du bist dir zwar ziemlich sicher, dass das nicht der Fall sein wird, belässt Graviel aber bei seinen Vorstellungen und bist einfach erleichtert, dass es ihm besser geht.
Ihr geht eine Weile lang durch den Wald, während ihr viel langsamer vorrankommt, als du es dir wünschst. Graviel hält bei jedem Kraut an, um zu fragen, worum es sich dabei handelt und sobald ein Windhauch die Blätter zum Rascheln bringt, zuckt er zusammen. Zum Glück hat er sich ziemlich schnell an die Blätter gewöhnt, doch die Pflanzen begeistern ihn immer wieder aufs neue, auch wenn du ihm keine Frage dazu beantworten kannst. Sie haben keine Ähnlichkeiten mit den Pflanzen, die dir bekannt sind und du bist dir sicher, dass sie in deiner Welt gar nicht existieren. So bemerkt Graviel ziemlich oft eine Pflanze, die bei jedem Windhauch aufblüht, um im nächsten Moment wieder zu verblühen. Jedenfalls die Bäume sehen ziemlich normal aus, außer dass sie oftmals seltsam große Löcher aufweisen. Jedenfalls seid ihr noch keinen Monstern begegnet...
„Was ist das?“, fragt Graviel wiedereinmal und du kannst dir nicht verkneifen einmal mit den Augen zu rollen. Dann siehst du in die Richtung, in die er zeigt und siehst zu deiner Überraschung einen kleinen, selbstgebauten Unterschlupf. Viele Stöcker wurden so in den Boden gerammt, dass sie ein Dächergeflecht ergeben, worauf Sand und unterschiedliche Blätter geschmissen worden sind. Auch wenn man sieht, dass er sehr unsorgfältig gemacht wurde, kannst du erkennen, dass die Person wusste was sie tat. Der Unterschlupf scheint dir sehr stabil zu sein.
„Scheint so, als hätte jemand hier ein Nachtlager aufgebaut“, vermutest du.
„Und es scheint so, als habe jemand mein Nachtlager gefunden...“, grummelt eine tiefe Männerstimme. Erschrocken drehst du dich um und siehst, wie hinter einem großen Baumstamm ein kräftiger Mann auftaucht und euch mit kalten Augen betrachtet. Er wirkt ungepflegt auf dich, trägt einen strubbeligen Bart und ebenso strubbelige Haare zieren seinen Kopf. Seine Kleidung ist an einigen Stellen zerissen und es geht zu deiner Überraschung ein salziger Meeresgeruch von ihm aus.
Zu deinem Entsetzen fällt dir sofort der große Ast auf, den der Mann kämpferisch in seinen Händen hält. Langsam gehst du einen Schritt zurück. Verärgert denkst du dir, dass ihr nach den ganzen Strapazen der letzen beiden Tage doch endlich eine Pause verdient hättet!
„Ein Nachtlager!“, ruft Graviel fasziniert aus. „Das haben Sie ganz alleine hinbekommen?“
Genauso wie du sieht der Mann verblüfft auf Graviel, der völlig unbeeindruckt von dem Auftritt des Mannes zu sein scheint und ihn einfach mit strahlenden Augen ansieht.
„Ja, aber es ist für mich“, grollt der Mann und seine Hände halten den Ast immer noch zum angreifen bereit fest.
„Natürlich. Aber dürfte ich mir es kurz genauer ansehen? Ich habe sowas noch nie gesehen!“, erklärt Graviel begeistert. Er geht einen Schritt weiter auf den Unterschlupf zu und bemerkt zu deinem Entsetzen nicht, dass die Augen des Mannes daraufhin genervt zucken. Doch er scheint nicht die Absicht zu haben, sofort auf ihn loszugehen, sondern beobachtet Graviel weiterhin angriffsbereit.
„Ich wusste nicht, dass man diese... Äste, richtig? Dass man sie auch so nutzen kann. Eigentlich hängen sie ja sonst ziemlich nutzlos herum, genau wie Stalaktiten. Erstaunlich.“
Begeistert geht Graviel vorsichtig um den Unterschlupf herum, während er sich die Konstruktion genau betrachtet. Der Mann sieht dich an, als würdet ihr beide Spinner sein. Du lächelst ihn nur schräg an und bemerkst gleichzeitig erleichtert, dass der Griff des Mannes lockerer wird.
„Das ist sicherlich richtig praktisch, um sich gegen dieses grelle Ding zu schützen, was manchmal da oben hängt. Die Sonne, oder?“, fährt Graviel unbeirrt weiter fort und bestätigt für den Mann damit wahrscheinlich die Vermutung, dass ihr beiden nichts in der Birne habt.
„Wenn du nicht gerade den Mond meinst, wird das wohl stimmen mit der Sonne. Aber was macht ihr hier, mitten im Wald? Solltet ihr nicht zurück zu euren Eltern?“, fragt der Mann. „Oder zu euren Aufpassern, oder wohin auch immer?“
„Wir können nicht so einfach zurück“, betont Graviel verbittert. „Ist eine längere Geschichte...“
Am liebsten würdest du gerade im Kopf des Mannes stecken um zu sehen, was er sich über euch beide ausmalt. Aber zu deiner Zufriedenheit senkt der Mann den Ast, weswegen du Graviel einfach weiter die Führung der Unterhaltung überlässt.
„Und jetzt verteckt ihr euch hier im Wald“, kommt der Mann zum Schluss. Als Graviel zur einer Antwort ausholt, fällst du ihm dann doch ins Wort. „Wir sind eigentlich auf der Suche nach einer Stadt oder einem Dorf. Wir haben leider keine Ahnung wo wir sind. Könnten Sie uns da weiterhelfen?“, fragst du nach.
„Ah, du kannst also auch reden. Schön“, stellt der Mann fest und dir gefällt seine Betonung überhaupt nicht. „Hört mal, ich habe auch keine Ahung, ich bin erst gestern mit meinem Schiff hier angekommen. Morgen wollte ich die Richtung nach Xandriell einschlagen, aber es ist dafür gerade zu bewölkt. Ich kann die Himmelsrichtungen so nicht bestimmen.“
Auch wenn du dem Mann folgen kannst, scheint Graviel keinen Plan zu haben, wovon er gerade redet.
„Xandriell ist eine Stadt?“, fragst du interessiert nach.
Der Mann sieht dich mit einem Blick an, der dir sagt, dass du nun auch als Verrückter gebrandmarkt bist. „Die Hauptstadt“, gibt der Mann knapp bekannt.
„Dann können wir ja zusammen zur Hauptstadt gehen, oder nicht?“, fragt Graviel und du siehst ihn nun auch an, als sei er verrückt geworden. Es ist sicherlich keine gute Idee, mit einem Mann zu reisen, der euch gerade eben noch angreifen wollte, oder?
Der Mann sieht Graviel mit zusammengekniffenen Augen an. „Wir haben auch Proviant dabei“, gibt Graviel fröhlich bekannt und hält seinen Rucksack in die Höhe. „Wir haben mehr als genug für eine weitere Person. Als Dank, dass Sie uns den Weg zeigen, wissen Sie?“
Der Mann sieht auf den Rucksack und dann wieder auf Graviel. Dann seufzt er. „Ich bin nicht gerade in einer Verfassung, dass ich Nahrung abweisen kann“, meint er. „Na gut, aber ihr müsst eure Unterschlüpfe selbst bauen, ist das klar?“
Graviel nickt begeistert. „Seitdem ich es gesehen habe, wollte ich es selber ausprobieren“, meint Graviel und sieht vorfreudig nochmal auf den Unterschlupf.
Du überlässt Graviel die Aufgabe, begeistert herumzuwerkeln. Inzwischen ist es sowieso so dunkel geworden, dass du kaum etwas sehen kannst, dafür ist Graviel nun wieder genau in seinem Element. Mühelos verschwindet er hinter kaum sichtbaren Bäumen um mit großen Ästen und Stöckern wieder zurückzukommen. Der Mann beobachtet Graviel ebenfalls. "Ihr seid mir zwei...", grummelt er und sieht nochmals skeptisch zu Graviel bevor er beginnt, ein Lagerfeuer zu bauen. Geschickt reibt der Mann zwei Stöcker aneinander und nutzt den daraus entspringenden Funken, um ein kleines Feuer anzufachen.
"Das ist zu hell!", beschwert sich Graviel sofort. Der Mann zuckt zusammen, denn Graviel ist nicht einmal in der Nähe, um das Lagerfeuer zu sehen. "Wir brauchen die Wärme", kontert der Mann dann grollend. Zweifelnd siehst du zu dem Mann, der dich anstelle des nichtsehbaren Graviels anfunkelt. Er versteckt seine Feindseligkeit keineswegs, auch wenn er seine Waffe beiseitegelegt hat. Was würde er wohl tun, wenn ihr beiden am Schlafen seid? Würde er vielleicht eure Vorräte stehlen und davoneilen?
Leicht fluchend kommt Graviel hinter einem Baum hervor und stolpert durch die plötzliche Helligkeit mehr über seine Füße, als dass er läuft, schafft es aber zu seinen bereits gesammelten Stöckern. Ungeschickt beginnt er, einen Unterschlupf zu bauen. "Ich kann kaum etwas sehen durch diese... leuchtenden Stöcker", grummelt er leise vor sich hin. "Ich dachte, diese elende Helligkeit sei vorbei..." Der Mann beobachtet Graviels handwerkliche Kunst, alles einstürzen zu lassen, was ihm in die Finger gerät.
"Sag mal, willst du deinem Freund nicht helfen?", fragt er dich, ohne seinen Blick von Graviel abzuwenden. Der Anblick seiner Unbegabtheit scheint ihn zu sehr zu faszinieren. Ohne deine Antwort abzuwarten seufzt er. "Nun gut, wenn ihr mir einen Extrabissen gebt, helf ich euch dabei." Graviel strahlt ihn an. "Aber Sie müssen es mir zeigen!", verlangt er begeistert. Der Mann grunzt nicht gerade begeistert und zaubert schnell einen Unterschlupf groß genug für euch beide herbei. Graviel steht mit großen Augen davor und kommt nicht umhin ein paar mal in die Hände zu klatschen. "Wow", haucht er. "Sie sind wirklich begabt."
Der Mann grunzt abermals, doch Graviels Lob scheint nicht ganz an ihn vorbeigezogen zu sein, denn er fährt sich verlegen über die Haare. "Ich möchte nur mein Abendessen möglichst schnell genießen", erklärt er.
Graviel nickt fröhlich und setzt sich, mit möglichst viel Abstand zum Feuer hin. Aus seiner prallen Handtasche verteilt er jedem von euch einen leicht grün schimmernden Ball. Skeptisch betrachtet der Mann sein Abendessen. "Was ist denn das?", fragt er angewiedert.
"Pukto. Zermahlende schillernde Steine. Sie sind ewig haltbar und machen schnell satt", erklärt Graviel. "Die kann man auch essen?", bemerkst du erschrocken. Steine, die man essen kann?
"Sicher. Wir ernähren uns nicht nur von Flemmmäusen", antwortet Graviel ruhig. "Wenn es euch nicht schmeckt habe ich auch noch Seidenschlamm."
"Seidenschlamm...", murmelt der Mann schokiert. Graviel ignoriert seine überraschten Mitmenschen und nimmt ein großen Bissen vom... Stein. Du und der Mann seht euch einmal etwas ängstlich an, nehmt dann aber zusammen ebenfalls einen Bissen. Zu deiner Überraschung schmeckt der leuchtende Stein ein wenig wie gemahlene Nussschokolade. Schnell isst du deinen Ball auf und bist erstaunt, dass nicht bereits alle leuchtenden Steine in der Höhle von hungrigen Kindern aufgegessen wurden. Der Mann neben dir streckt sofort seine Hand aus. "Nachschlag", fordert er. Graviel gibt ihm kichernd noch eins. Auch diesen Stein verputzt der Mann binnen Sekunden und wieder streckt er begierig seine Hand aus. "Ich denke Sie haben genug", lacht Graviel. "Zwei sollten einen kräftigen Mann auf jeden Fall satt machen." Der Mann grummelt. "Gut...", seufzt er. "Vielen Dank für die Mahlzeit. Deine... Steine... haben sehr gut geschmeckt." "Vielen Dank für den Unterschlupf, Herr...?" Der Mann sieht einmal von Graviel zu dir. Dann seufzt er wieder. "Ich bin Ludwig. Meine Tochter lebt in Xandriell, daher reise ich dorthin." "Verstehe!", ruft Graviel aus. "Ich bin Graviel und ich suche einen Weg in die untere Welt um zu meinen Priesterkollegen zu kommen."
Es ist kein schweres, Ludwigs Gesichtsausdruck zu lesen. Er ist sich sicher, absolute Spinner vor sich zu haben. Absolute Spinner mit leider sehr leckerem Proviant. "Und du bist sicher von der Sonne und suchst ein Portal dahin zurück", vermutet er mit rollenden Augen an dich gerichtet. Du stelltst dich kurz vor und gibst nur bekannt, mit Graviel unterwegs zu sein. Sicherlich hättest du gleich erzählen können, dass du von einer anderen Welt bist, der Mann würde sowieso nichts auf bare Münze nehmen, was euch von den Lippen kommt. Dennoch entschließt du, darüber nichts zu erwähnen. "Gut, dann sind wir wohl für die nächsten paar Tage zusammen unterwegs", gibt Ludwig bekannt. "Ich helfe euch mit euren Unterkünften und zeige euch den Weg und ihr teilt eure Mahlzeiten mit mir." "Gerne!", stimmt Graviel zu. Auch du nickst.
Am nächsten Tag stehst du mit zersaustem Haar und großen Augenringen auf. Da du dem Mann nicht vertraut hast, bist du wach geblieben. Doch zu deiner Überraschung hat Ludwig nichts weiter gemacht, außer ab und an neues Holz in das Lagerfeuer zu werfen. Er scheint einen sehr unruhigen Schlaf zu haben, denn er schien genau zu merken, wann das Licht schwächer wurde. Auch Graviel sieht nicht viel besser aus als du selbst. "Ich musste die ganze Zeit an Gramm und Gralos denken", gestand er dir. "Sie müssen sich unglaubliche Sorgen machen." "Vielleicht hat der Gravitationsgott mitgeteilt, dass es gerade zu gefährlich für dich in der unteren Welt ist", versuchst du ihn leise aufzubauen, damit Ludwig nichts von eurer Unterhaltung mitbekommt. "Verdammter Erdleben", grollt Graviel laut, woraufhin Ludwig ihn verwundert ansieht. "Du erzählst von vielen seltsamen Dingen", kommentiert er daraufhin nur kurz und sieht auf sein Frühstück, den Seidenschlamm. "Und du schleppst ebenfalls seltsame Sachen mit dir herum...", murmelt er, bevor er weiter isst.
Enttäuscht lässt Graviel seine Schultern hängen. „Na gut... Aber wenn ich tatsächlich einen Weg in die oberirdische Welt finde, musst du mitkommen und mir alles erklären, versprochen?“
Du nickst, während Gralos den Jugendlichen mit einen strengen Blick bedacht. „Irgendetwas sagt mir, dass du nur deswegen zum Stein gehen willst, um deine Theorie zu überprüfen“, murrt er. „Aber gut, solange du dein Gebet dort nicht völlig vergisst... Bevor du aufbrichst solltest du noch zu Erla gehen und dir ein wenig Ration mitnehmen. Es ist ein ziemlich langer Weg“, erinnert Gralos Graviel.
„Alles klar“, meint Graviel und schießt mit wiedererlangter Energie aus dem Raum raus. Die Enttäuschung mit Eris scheint wie vergessen.
„Was sollen wir nur mit ihm machen, Gramm... Er hat so viel Energie, dass sogar Erdleben immer wieder Gründe findet, ihn zu ermahnen“, seufzt Gralos.
„Ach, das wird schon“, winkt Gramm brummend ab. „Du warst nicht besser in deinem Alter.“
„Bitte? Ich habe Erdleben nie erzürnt“, stellt Gralos empört klar.
„Dafür umso öfter deine Mutter...“, kommentiert Gramm. „Es wird schon alles gut werden, die Jungspunde sind immer so. Wissen halt noch nichts von der Welt.“ Dann sieht er auf dich. „Stimmts, Jungspund?“
Im Vergleich zu Gramm scheint jede Person ein ´Jungspund´ zu sein, daher zuckst du nur schräg lächelnd mit deinen Schultern. Über diese Welt im Dunkeln weißt du tatsächlich genausoviel wie ein Neugeborenes.
Um dich von deinen letzten Tagen zu erholen, hast du dich wieder ins Bett gelegt. Nachdem du kurz eingeschlummert bist, wirst du plötzlich von aufgeregten Stimmen außerhalb des Zimmers wach.
"Was sollen wir dann tun, Gramm? Wir können doch nicht einfach nichts machen!", faucht Gralos´ klare Baritonstimme.
"Und was genau willst du tun?" Selbst Gramms Bärenstimme hat einen zweifelnden Unterton, was dich alamiert. Bisher war er derjenige gewesen, der immer wieder Ruhe in die Situation gebracht hat. Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht. Schnell springst du aus dem Bett und gehst in das Versammlungszimmer der Gravitationspriester, welches immer noch sorgfältig geschmückt ist. Als du jedoch hineingehst, schlägt dir eine angespannte Stimmung entgegen; Gralos geht besorgt um den Tisch herum, während Gramm mit verschränkten Armen ernst ins Nichts starrt.
"Ah", raunt Gralos, als er dich sieht und bleibt in seiner stetigen Bewegung stehen. "Gibt es in der Oberen Welt etwas, was man gegen Lava unternehmen kann? Ihr kennt sicherlich irgendwas, wie ihr hindurchgehen könnt, mit eurer Sonne da oben!"
Gralos scheint das Konzept der Sonne immer noch nicht verstanden zu haben. Du schüttelst den Kopf. "Was ist passiert?", fragst du dann.
"Verdammt...", murmelt er und hält sich den Kopf. "Ein Lavastrom ist aufgetaucht. Normalerweise beschützt uns Erdleben davor, aber natürlich lässt er so einen Strom zu, wenn Graviel alleine unterwegs ist! Dieser verdammte Möchtegerngott!", flucht Gralos mit zusammengebissenen Zähnen.
"Der Lavastrom wurde in dem Höhlenzweig entdeckt, durch den Graviel gerade gehen müsste", klärte dich Gramm weiter auf. "Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten bis er abgekühlt ist und uns dann einen Weg hindurch zu schaufeln."
"Wie lange meinst du, wird das dauern?", faucht Gralos.
"Was willst du sonst tun?", entgegnet Gramm wieder. "Denk daran, er hat den Gravitationsgott an seiner Seite!"
Gralos schüttelt den Kopf. "Wir sind ihm nie wieder begegnet seit Graviels Geburt. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob er wirklich existiert!"
Gramm schweigt kurz und sieht dann nun endlich nicht mehr ins Leere, sondern Gralos direkt an. "Für eine Unsicherheit hast du dein gesamtes Leben damals umgekrempelt und hast dich gegen alle gestellt?" Gramms Stimme gewinnt wieder an Sicherheit und vor allem an seiner tief liegenden Weisheit. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er Gralos eine rhethorische Frage gestellt hat.
"Der Gravitationsgott wird verhindern, dass Graviel irgendetwas Schlimmes passiert." Gramms Sicherheit scheint Gralos ein wenig zu beruhigen, aber nur soweit, dass er immer noch angespannt mit seinem Fuß wippt.
"Wir müssen Erdleben fragen, was mit Graviel passiert ist", entschließt Gralos. "Er wird auch wissen, wo sich Graviel gerade befindet."
"Ich versuche, mich erstmal an unseren Gott zu wenden. Der Gravitationsgott hat sich uns nie gezeigt, aber er hatte bisher auch keinen Grund dazu. Wir sollten es jedenfalls versuchen", meint Gramm und steht langsam von seinem Stuhl auf. "Naja, hoffen wir mal dass einer der beiden Götter göttlich genug ist, arme Seidengrummler wie uns zu helfen", brummelt Gramm und hinkt zum Ausgang des steinigen Raumes.
Gralos sieht dich überrascht an. Gramm lacht leise und lässt sich lässig gegen seine Stuhllehne fallen. Eris quittiert dies mit einem vernichtenden Blick. Graviel sieht nur starr auf den Boden.
“Na dann”, sagt Eris grummelnd. “Wir werden ja sehen, wie lange diese ´oberirdische´ Person diese Lüge aufrecht erhalten kann.”
Eris steht, mit einem giftigen Blick auf dich, von ihrem Stuhl auf. Du weißt, dass es schwer werden wird sie davon zu überzeugen, dass du tatsächlich von der überirdischen Welt kommst, doch willst du es versuchen.
“Wenn das geklärt ist, können wir ja gehen”, brummt Eris und dreht dir demonstrativ den Rücken zu. “Ich will nicht noch länger in diesem verdammten Loch mit diesen Verrätern bleiben.”
Sie verlässt den Raum und mit einem letzten Blick auf Gralos´ und Graviels missmutigen Gesicht folgst du ihr.
Die beiden Bodyguards stellen sich rechts und links neben dich, als ihr durch die Höhlen geht, wodurch du dich fast wie ein Gefangener fühlst. Doch der neugierige Blick von einem der Bodyguards lässt dich schmunzeln. Er inspiziert deine Haut und Haare und sieht dich dann mit großen Augen fasziniert an. Mit einem bedeutenden Blick auf den anderen Bodyguard lassen sich die Beiden mit dir in ihrer Mitte ein wenig von Eris zurückfallen. Dann raunt der linke Bodyguard aufgeregt: “Kommst du wirklich aus der Welt da oben?” Amüsiert nickst du. “Verstehe”, murmelt er und sieht zu Erin. “Erin behauptet zwar, es würde nicht stimmen, aber du siehst uns einfach nicht ähnlich. Es ist unmöglich, dass du ein verstecktes Kind bist und Gralos und Gramm sich das alles ausgedacht haben.” Mit einem Funkeln in den Augen sieht er wieder auf dich. “Wenn ich mir die Frage erlauben darf, wie ist es da Oben? Ist es wahr, dass es dort keine Decke über den Kopf und an den Seiten gibt?” Du willst zu einer Antwort ansetzen, als ihr bemerkt, dass euch Erin mit eisigem Blick ansieht. “Was nuschelt ihr zwei da?”, fragt sie streng.
“Wir fragen uns nur, ob du schon einen Schrein zum Wohnen für unseren Neuankömmling auserkoren hast”, antwortet der zweite Bodyguard schnell und gelassen.
“Ihr hättet mich auch einfach Fragen können”, stellt Eris klar und durchbohrt den Bodyguard mit ihrem Blick. “Sie wird in Erdon unterkommen.”
“In Erdon?! Ihr Beide werdet euch ständig über den Weg laufen!”, bemerkt der Bodyguard irritiert.
“Das ist der Sinn daran”, grummelt Eris. “Dadruch kann ich genau beobachten, was diese Person vorhat.” Ihr Blick schweift finster zu dir. “Und wehe ich sehe dich irgendetwas tun, was Erleben erzürnt!” Nachdem du einige Herzschläge ihren eisernen Blick standgehalten hast, dreht sich Eris mit einem Zwischen wieder um. “Lasst uns weitergehen.”
Du hast nicht erwartet, dass diese unterirdische Welt so riesig ist. Deine Füße tun bereits weh und du hast seit langem die Orientierung verloren, als Eris endlich stehen bleibt. Kein Wunder, dass Gramm sauer war, als er Eris holen sollte.
Eris sieht kurz an der Höhlenwand empor, die mit unzähligen blau leuchtenden Steinen geschmückt ist und an der verzierte Wandteppiche hängen. Ein großer Durchgang lässt sich hinter einem leicht durchsichtigen Stoff erkennen und bildet den Eingang des Schreins. Bevor Eris diesen beiseite schiebt, verbeugt sie sich tief und murmelt einige Worte, die du nicht verstehen kannst.
Auch die beiden Bodyguards verbeugen sich, ehe sie hinein gehen. Unentschlossen siehst du die Wand hinauf. Eris hat sich bereits ein wenig abseits gestellt und sieht mit abwertenden Blick auf dich. Mit zusammengepressten Lippen entschließt du dich, dich ebenfalls zu verbeugen. Danach betrittst du den Schrein und zu deiner Erleichterung dreht sich Eris nur kommentarlos von dir weg, während ein Bodyguard dir wohlwollend zunickt. Kaum bist du im Schrein, läuft Eris schon wieder weiter und dir bleibt keine Zeit, dir die erstaunlich gemeißelten, leuchtenden Figuren und gestickten Teppiche näher anzusehen. Schnell gehst du ihr hinterher, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Zielstrebig geht Eris durch schmalen, vollbeleuchteten Gänge, in denen du wieder schnell die Orientierung verlierst. Als ihr schließlich zum Stehen kommt, stützt du kurz erleichtert deine Hände auf die Knie ab um Luft zu holen. Als du wieder aufsiehst, hält dir ein Bodyguard einen Vorhang beiseite, hinter dem sich ein großes Zimmer befindet, in dem Eris bereits an einem Tisch Platz genommen hat. Aufmunternd nickt dir der Bodyguard zu und du trittst ein. Als die beiden Bodyguards dir folgen wollen, erhebt Eris ihre Stimme. “Lasst uns allein”, fordert sie auf, woraufhin die Beiden sich groß ansehen. Doch dann nicken sie und lassen dich mit Eris allein im Zimmer zurück. Eris sitzt in der Mitte an dem großen, steinernen Tisch und am Rande des Zimmers stehen überall beeindruckende, gemeißelte Figuren. Eris deutet auf ein Stuhl ihr Gegenüber. “Ich habe etwas mit dir zu besprechen, setz dich”, fordert sie dich auf.
Mit einem Nicken begibst du dich zu dem Platz. Eris hat ihre Hände gefaltet auf den Tisch gelegt und sieht dich mit einem langen, eindringlichen Blick an. Doch er wirkt nicht abwertend oder verärgert wie zuvor, sondern so, als wäre sie tief in Gedanken. Abwartend erwiderst du ihren Blick. Doch als sie auch nach einer ganzen Zeit nichts sagt, willst du deine Stimme erheben. Bevor du einen Ton heraus bekommst, meldet sich Eris doch noch zu Wort. “Du kommst von dort Oben, richtig?”, fragt sie dich und vor Überraschung klappt deine Kinnlade hinunter. “Ich habe zuerst wirklich daran geglaubt, dass Gralos dich all die Jahre irgendwie versteckt hat, aber im Grunde genommen würde es keinen Sinn ergeben. Woher sollte er jemanden finden, dessen Haut- und Haarfarbe so anders ist als unsere? Und woher sollte er solch eine Kleidung bekommen?” Ihr Blick gleitet traurig zu ihren Fingern. “Ich würde wirklich gerne glauben, dass er dich versteckt hat, das würde es einfacher machen. Aber ich bin nicht dumm.” Sie schüttelt ihren Kopf. Ernst sieht sie wieder auf dich. “Ich glaube dir, dass du von Oben kommst und dennoch kann ich nicht zulassen, dass sich dieses Wissen unter meinen Leuten ausbreitet. Erdleben ist unser Gott, unser größter Beschützer und ihm haben wir alles zu verdanken. Für uns ist er ein allmächtiges und durch und durch gutmütiges Wesen. Er beschützt uns vor Steinschlägen oder Vulkanausbrüchen und das seit Menschengedenken. Und er war es, der uns Wissen lassen hat, dass unsere alten Überlieferungen über eine überirdische Welt falsch sind. Was soll ich meinen Leuten sagen, wenn sie von dir erfahren? Dass Erdleben, unser allmächtiger Gott, uns angelogen hat?” Verzweifelt schüttelt sie den Kopf und legt dann ihre Hand auf ihr Gesicht. Nach einem leidenden Seufzen fährt sie fort. “Erdleben hat bereits an Ansehen verloren. Warum sonst haben sich vor einigen Jahren ein paar meiner Leute von Erdleben abgewand und verehren jetzt diesen Gravitationsgott? Er hat sich ja noch niemals jemanden gezeigt... Nur als Graviel geboren wurde, konnten wir erahnen, dass es noch einen anderen Gott geben könnte und nur dadurch haben sich diese Gravitationspriester entwickelt... Ich kann nicht zulassen, dass Erdleben weiter an Ansehen verliert.” Eris nimmt ihre Hand wieder hinunter. “Verstehst du, was ich dir sagen will?”, fragt sie dich ernst, aber in ihrer Stimme schwingt auch ein Hauch von Verzweiflung mit. “Ich bin die höchste Erdpriesterin, ich habe die Verpflichtung mich um meine Leute zu kümmern und Erdleben zu dienen und ihm zu huldigen. Erdleben hat uns berichtet, dass es keine obere Welt gibt und als seine Priesterin bin ich dadurch dazu verpflichtet, nichts Anderes offen zuzugeben. Würde herauskommen, dass seine Aussage nicht stimmt, verliert Erdleben sein Ansehen noch mehr und alles in unserer bekannten Welt und was Generationen funktioniert hat, wird auf den Kopf gestellt. Erdleben würde noch mehr erzürnt sein, als er es jetzt schon durch die Gravitationspriester ist und ich will nicht wissen, was er dann mit uns macht.” Eris steht auf und geht um den Tisch herum. “Verstehst du das? Ich kann nicht zulassen, dass du weiterhin behauptest, von dort Oben zu kommen. Erzähle ihnen, dass du von einer anderen unterirdischen Stadt kommst, dich verlaufen hast und jetzt hier gelandet bist, oder dass Gralos dich tatsächlich verteckt hat, oder denk dir etwas anderes aus. Solange es nicht gegen etwas spricht, was Erdleben gesagt hat, bin ich damit zufrieden. Aber bitte, hilf mir, die Wahrheit zu verbergen, damit das Leben aller hier weiterhin friedlich laufen kann, genauso wie es bisher war...” Sie kniet sich vor dir. “Beschütze mit mir das Ansehen Erdlebens!”
Mit sicheren Schritten machst du dich zu dem Gebäude auf. Es ist nicht so weit weg wie die Stadt, denkst du dir.
Der Weg dorthin ist hügelig und deine Beine protestierten schon nach einigen Erhöhungen.
Keuchend stehst du schließlich vor dem riesigen Gebäude und bist hocherfreut nicht den langen Weg zu der Stadt gelaufen zu sein. Unsicher was du jetzt tun sollst, trittst du von einem Fuß auf den Anderen, während du das Gebäude fixierst. Es ist wohl am Besten, dich nach einer Tür oder dergleichen umzuschauen. Doch bevor du dich in Bewegung setzen kannst, taucht neben dir ein Junge mit grünem Zylinderhut auf, unter denen hellblonde Haare hervorlugen. Er trägt einen offenen schwarzen Mantel, darunter grüne Kleidung. Er sieht dich mit großen, kindlichen Augen freundlich an. "Was treibt dich hierher?", fragt er mit einer kindlichen Stimme.
"Ich habe mich verlaufen und suche einen Weg nach Hause", erklärst du ihm. "Könntest du mir verraten, wo ich hier bin?"
"Du bist am Eingang meiner Schule. Wie du dein Zuhause wiederfinden kannst weiß ich nicht, du musst ganz schön lange durch die Gegend geirrt sein, wenn du dich hier wiedergefunden hast", überlegt der Mann und sieht dich mit besorgtem Blick an. Dann weitet er sich für einen Moment und wird ernst. "Oh..." So schnell wie sein ernster Gesichtsausdruck gekommen ist, so schnell verfliegt er auch schon wieder und an seiner statt tritt wieder sein ruhiges Lächeln.
"Aber ich kenne vielleicht welche, die dir helfen können", meint er. "Sie leben mit mir in der Schule." Er lädt dich mit einer Handbewegung ein, ihm zu folgen.
"Komm mit."
Er geht an dem riesigen Gemäuer entlang. "Ich bin übrigens der Direktor dieser, meiner Schule", erklärt er dir nach kurzer Zeit stolz. "Alle hier nennen mich nur Direktor, also kannst du mich gerne auch so nennen." Verwundert musterst du kurz seine zierliche Gestalt, die der eines Kindes doch so ähnlich war. Wie konnte so jemand bereits ein Direktor sein? Doch bevor du deine Frage aussprechen kannst, bleibt der Direktor plötzlich stehen und du läufst überrascht direkt in ihn hinein, was er aber anscheinend überhaupt nicht bemerkt hat.
"Was machst denn du hier?", fragt er schockiert. Neugierig linst du hinter dem Mann hervor und siehst eine schwarze Krähe, die direkt vor einem riesigen Holztor sitzt und sich irgendwie schon demonstrativ langsam putzt.
"Verschwinde", hörst du eine plötzlich eiskalt gewordene Stimme vom Direktor. Seine Augen funkeln kurz die Krähe an, dann scheint er etwas zu realisieren und sieht entschuldigend zu dir. "Verzeih meinen Ton... diese Krähe klaut uns öfters unsere Nahrung und hat schon so manchen anderen Unfug angestellt. ... Ignorieren wir sie einfach." Damit richtet er noch einmal einen hasserfüllten Blick auf die Krähe und eilt dann in das Gebäude hinein, ohne darauf zu warten, dass du ihm folgst.
Mit einem kurzen Seitenblick gehst du an der Krähe vorbei, die dir einen seltsamen Blick zuwirft. Mit einem leichten Schauder bist du froh, sie ignoriert zu haben und flüchtest dich in das Gebäude, wo außer Sichtweite der Krähe auch schon der Direktor auf dich wartet und dich mit einem erleichterten Blick ansieht. Dann nickt er dir einmal zu und deutet auf die lange Halle in der du dich befindest, die Wände sind mit tausenden von Bildern geschmückt. Manche waren größer, manche kleiner, sie hingen in keiner erkennbaren Reihenfolge oder Ordnung, aber alle zeigten ein Gesicht, dass stolz einen Zettel in der Hand hielt.
"Das sind alles meine Schüler gewesen", erklärt der Direktor ergriffen. "Sie alle haben hier erfolgreich ihren Abschluss gemacht."
"Das sind ziemlich viele Schüler für einen einzelnen Direktor", bemerkst du skeptisch und lässt einen kurzen Blick zu der kindlichen Gestalt schweifen. Der Direktor nickt nur lächelnd. "Ich bin wirklich gesegnet, ihnen allen begegnet zu sein."
Verwundert lässt du das Thema ruhen, denn kommt es dir so vor, als wird er keine weiteren Fragen dazu beantworten.
"Wie kommt es, dass so viele in eine Schule Mitten im Nirgendwo gehen?", fragst du stattdessen.
"Sie sind aus demselben Grund hier, wie du", erklärt er und sieht dich mit einem breiten Grinsen an.
"Sie suchen alle ihr Zuhause?!", fragst du ungläubig mit weit aufgerissenen Augen.
"Nein, das nicht", lacht der Direktor laut auf. "Du bist da ein besonderer Fall. Nein, sie sind alle hier, weil sie Hoffnung haben. Alle hier sind in einer schweren Situation und brauchen Hilfe, wieder aufgebaut zu werden, aber sie alle haben noch Hoffnung auf ein besseres Leben. Solche Schüler nimmt diese Schule auf. Und du hast die Hoffnung auf ein Leben bei dir Zuhause, das sehr weit weg scheint. Kein Wunder, dass du dich hierher verirrt hast." Kurz sieht der Direktor auf und lächelt dich dann wieder an. "Meine Freunde werden dir schon irgendwie helfen können."
Während ihr weiter durch den Gang geht und du immer noch fasziniert auf all die Menschen siehst, pfeift der Direktor gut gelaunt ein Lied.
Am Ende des Ganges offenbart sich dir ein Innengarten in dem einige Personen an großen Obstbäumen Obst pflücken. Nahe der Bäume wachsen kleine Pflanzen, einige davon erinnern dich an Salatpflanzen, andere an Beerenbüsche.
Der Direktor grüßt die Menschen fröhlich und durchläuft dann den Garten, bis ihr am anderen Ende angekommen seid, an der die Steinwand eine zierliche Tür vorweist, die durch ein dickes Schloss geschützt ist.
Der Direktor kramt in seinen Taschen und holt einen riesigen, schweren Schlüssel hervor, womit er das Schloss öffnet. Er bittet dich lächelnd hinein und folgt dir dann, wobei er die Tür mit einem festen Stoß knallend wieder zustößt.
Auch wenn dir der plötzliche Knall einen Schrecken einjagt, beruhigst du dich bei dem freundlichen Lächeln des Direktors wieder.
Der Raum, in dem ihr euch befindet, ist nur spärlich ausgestattet. Ein Bett steht vor einem riesigen Fenster. Auf der anderen Seite steht ein Tisch. Darauf befinden sich nur zwei kleine Glaskuppeln, die, soweit du ausmachen kannst, leer sind.
Der Direktor geht darauf zu und schnippst einmal dagegen, was einen helles Geräusch erzeugt. "Das sind meine beiden Freunde, die ich dir vorstellen will. Sie sind ein wenig klein, vielleicht musst du Näher kommen um sie zu sehen", bemerkt er.
Interessiert gehst du auf die Kuppeln zu. Was sollte darin sein, dass so klein ist und dir dennoch helfen kann? Du hältst deinen Kopf ganz nah dran um hindurchzusehen.
Belustigt wippt der Direktor auf der Stelle. Dann legt er seine Hand auf eine Kuppel und streicht darüber. "Und? Siehst du etwas? Fast keiner sieht die Beiden hier. Nur diejenigen die an sie glauben, können sie auch sehen."
Du nickst fasziniert. Drei kleine Flammen leuchten in der Glaskuppel, eine in der Mitte, die anderen Beiden blau leuchtend etwas vor der Roten, dessen großen Augen dich interessiert ansehen. "Du kannst mich sehen!", ruft eine Stimme, die sich wie das Knacken von Holzstücken im Feuer anhört, begeistert.
"Wirklich?", kommt es leise von der anderen Kuppel. Die Stimme hört sich an wie das Rauschen von Wellen am Meer. In ihr sitzt ein kleiner Wassertropfen. Wenn du ihn ansiehst hast du das Gefühl du siehst durch ganze Ozeane.
Ungläubig streifst du dir durch die Haare. Wie kann so etwas existieren? Du hast schon gedacht, dass etwas hier seltsam ist, aber langsam kannst du nicht einmal mehr sicher sein, in deiner Welt zu sein.
"Ich hatte mir schon gedacht, dass du die Beiden sehen kannst", meint der Direktor fröhlich.
"Was sind das für Wesen?", fragst du nach.
Der Direktor dreht sich zu dir um. "Das sind zwei der vier Götter dieser Welt", verrät er dir und streicht noch einmal über eine der Kuppeln.
"Götter?!", fragst du ungläubig. Diese mickrigen Geschöpfe in den Kuppeln sollen Götter sein? Sollten Götter nicht eigentlich groß und mächtig aussehen? Und warum sind diese beiden ´Götter´ unter Kuppeln gefangen?
"Was du denkst steht buchstäblich in deinem Gesicht geschrieben", merkt der Direktor amüsiert an und die Flamme sieht empört zu dir hinauf.
"Um dich ein wenig aufzuklären, in dieser Welt brauchen einige Götter den Glauben der Menschen, um ihre Macht nutzen zu können. Wenn keiner an sie glaubt... sind sie noch nicht einmal dazu in der Lage, sich frei bewegen zu können. Was dann passiert, siehst du vor dir..."
"Hey! Stell uns nicht so zur Schau, als wären wir Zirkustiere!", schreit die Flamme dazwischen und flammt kurz auf.
"Es ist die Wahrheit", kontert der Direktor ruhig und bringt die Flamme damit zum Grummeln.
"Ihr wisst, dass ich aus einer anderen Welt komme?", fragst du schluckend. Kaum nachdem du deine Frage ausgesprochen hast, bemerkst du, wie dumm sie ist. Es sitzen Götter vor dir.
"Du hast einen ganz anderen Geruch an dir", meint die Flamme. "Er ist aber gut. Riechst ein wenig nach Rauch, vielleicht Kohle. Jedenfalls ist klar, dass du nicht von hier kommst. Schau auf deine Klamotten und jeder Dummkopf wüsste, dass etwas nicht mit dir stimmt."
Der Direktor klopft einmal räuspernd auf seine Kuppel, was die Flamme zusammenzucken lässt.
"Jedenfalls werden sie dir hoffentlich helfen können, dich wieder nach Hause zu bringen." Freundlich auffordernd sieht der Direktor in die Kuppeln.
Mit bitternder Stimme antwortet die Flamme. "Können wir nicht. Wir sind zu schwach, um dich in deine eigene Welt zurück zu bringen.
Direktor, du weißt doch, dass unsere Kraft zu schwach ist, um unsere Macht nutzen zu können. Du hättest wissen müssen, dass uns die Hände gebunden sind."
Das stätige Lächeln verschwindet aus dem Gesicht des Direktors und ein für ihn untypischer ernster Ausdruck ersetzt es. "Aber sicherlich wisst ihr, wo sich Air gerade aufhält? Er kann doch helfen!"
"Natürlich wissen wir, wo Air ist. Aber bis ihr in Xandriell seid, ist der Dummkopf sicherlich schon wieder irgendwo anders. Momentan bleibt er keine drei Tage am gleichen Ort. Und selbst, wenn wir unsere Macht wieder hätten, ist er der Schnellste von uns."
Nachdenklich nickt der Direktor. "Wenn du in deine Welt zurück willst, kann dir eigentlich nur Air helfen. Er ist der Windgott und der Einzige von den Dreien, der noch einen Anhänger und somit Macht hat", erklärt er dir.
"Doch er ist selbstverständlich wie der Wind", fügt die Flamme etwas genervt hinzu. "An einem Tag ist er dort, am Nächsten wieder woanders. Es ist unwahrscheinlich, dass du ihn in Xandriell antreffen kannst, selbst wenn du gleich aufbrichst."
"Wenn es schwer wird, Air aufzusuchen, warum kann ich nicht einfach euer Anhänger werden, damit ihr mich nach Hause bringen könnt?", fragst du. Soweit du es bisher verstanden hast, sollte ein Anhänger ausreichen, um den Göttern ihre Macht wieder zu geben.
"Es wird nicht funktionieren, da du nicht aus dieser Welt kommst", wirft der Direktor traurig ein.
"Was ist mit dir?", fragst du den Direktor, woraufhin er dich überrascht ansieht. Verlegen wendet er dann seinen Blick wieder ab. "Ich habe meine Gründe... Es würde auch bei mir nicht funktionieren."
Verbissen siehst du auf den Boden und denkst nach. "Sagtest du nicht etwas von einem vierten Gott?", fällt dir dann wieder ein.
Der Direktor schüttelt den Kopf. "Auch wenn er die Möglichkeit hätte, er würde dir nicht helfen. Im Gegenteil. Wenn er dich findet, würde er es dir unmöglich machen, wieder nach Hause zu kommen. Die bloße Anwesenheit von jemanden außerhalb dieser Welt ist für ihn zu interessant, um so etwas zu zu lassen. Bete also, ihm nie begegnen zu müssen."
"Also bleibt mir nur die Möglichkeit, Air aufzusuchen, oder einen der beiden Göttern einen Anhänger zu finden", überlegst du.
"Du willst uns einen Anhänger finden?!", ruft die Flamme überrascht aus und auch der Wassertropfen scheint aufgeregt zu sein. "Einen Anhänger!", rauscht es laut.
Die Flamme bauscht etwas auf. "Wenn du mir einen Anhänger findest, dann bist du in Windeseile wieder Zuhause, das Verspreche ich!"
"Ich auch! Ich auch!", gurgelt der Tropfen aufgeregt.
"Es ist wirklich ehrenvoll von dir, den Beiden helfen zu wollen. Aber es könnte schwierig werden. Die ganze Welt hat praktisch vergessen, dass Götter existieren und erst wenn einer wirklich an einen bestimmten Gott glaubt, kann er sein Anhänger werden", warnt er dich.
"Ich begleite dich", meldet sich der Direktor sofort.
"Du willst ihn begleiten?", fragt die Flamme ungläubig. "Was ist mit deiner Schule?"
"Die hat es auch schon vorher geschafft, ohne mich auszukommen", versichert der Direktor. "Außerdem wüsstest du alleine nicht, wohin du gehen musst um nach Xandriell zu kommen", fügt er an dich gewandt hinzu.
"Viel Glück...", murmelt der Tropfen leise.
"Dann müssen wir gleich aufbrechen", überlegt der Direktor. "Ich bringe dir gleich etwas zu essen und Reiseprofiant, meinst du, du bist nach einer Stärkung schon in der Lage, wieder aufzubrechen?", fragt dich der Direktor besorgt.
"Ihr müsst sofort los, wenn ihr eine Chance haben wollt, Air zu treffen", wirft die Flamme streng ein.
Du nickst schluckend. Wohl wissend, dass ihr die Nacht über wandern müsst, wenn ihr jetzt losgeht. Aber es ist deine Entscheidung, Air aufzsuchen und du willst alles daran setzten, ihn tatsächlich zu finden. "Wie lange ist es nach Xandra?", fragst du.
"Es ist nur ein Tagesmarsch", versucht dich der Direktor zu beruhigen. Du versuchst postitiv zu denken, doch der Gedanke, einen ganzen Tag wandern zu müssen, setzt dir schon etwas zu. Dazu soll der Windgott nicht lange an einem Ort verweilen. Reicht die Zeit?
"Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da." Der Direktor verlässt den Raum und die schwere Tür fällt zu, was dich in dem leeren Raum mit den beiden Göttern zurücklässt.
"Gibt es hier... Monster?", fragst du ein wenig ängstlich. In vielen Fantasy Geschichten hast du von Monstern gelesen, es könnte also sein, dass euch in der Nacht welchen begegnen könnten.
"Was meinst du mit Monstern?", fragt die Flamme zu deiner Erleichterung. "Es gibt hier nur Tiere. Und mach dir keine Sorgen. Auch wenn unser kleiner Direktor inkompetent aussieht, kannst du dich auf ihn verlassen. Sollte euch irgendein Tier angreifen, kannst du dich auf ihn verlassen. Aber normalerweise solltet ihr keine Probleme bekommen."
Erleichtert nickst du, doch dann macht dich eine Formulierung stuzig. "Normalerweise...?"
"Es gibt in unserer Welt nur ein Tier, dass euch angreifen könnte und das auch nur, wenn ihr in sein Terratorium tretet. Aber da wilde Greife fast ausgestorben sind und der Direktor weiß, wo sich die letzten Aufhalten, wird euch nichts passieren."
"Wilde Greife?!", fragst du fasziniert und ängstlich zugleich.
"Genau, wilde. Die Gezähmten werden euch sicherlich nichts tun", meint die Flamme.
Interessiert nickst du. Gezähmte Greifen hören sich beeindruckend an. Hoffentlich kannst du einen sehen, bevor ihr zu Air kommt, denkst du dir.
"Wie heißt ihr eigentlich?", fragst du die Götter.
"Wir haben keine Namen. Ich bin der Feuergott und er ist der Wassergott. Normalerweise geben uns unsere Anhänger tausende Namen, aber die haben wir alle verloren", erklärt der Feuergott verbittert.
"Das tut mir Leid zu hören", murmelst du mit gesenktem Blick. Für einen Moment weißt du nicht genau, was du sagen sollst.
Zum Glück kommt in diesem Moment der Direktor wieder und unterbricht dadurch die bedrückende Stimmung. "Ich habe alles", verkündet er keuchend und hält einen Beutel in die Höhe. "Es wird für zwei Tage reichen. Aber wenn wir in der Stadt sind, können wir uns auch gleich was Neues kaufen."
Dann hält er dir ein Brot mit Aufstrich hin. "Gralbenhonig", kommentiert er grinsend. "Viele meiner Schüler behaupten, es sei der leckerste Aufstrich, den sie bei uns essen können. Also probier ihn."
Dankend nimmst du das Brot entgegen und nimmst einen Bissen. Der Honig legt sich sanft auf deine Zunge und du schmeckst eine angenehme Süße. Du meinst, fast die Blumen sehen zu können, während du dein Brot verzehrst.
"Es war wirklich lecker", bestätigst du.
"Sehr schön, du kannst auf der Reise noch ein paar davon essen", lacht der Direktor und kramt Klamotten aus seinen Beutel. "Zieh die an, damit du nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf dich ziehst."
Nickend nimmst du auch die Klamotten entgegen. Sie sind aus rauem, beige farbenem, einfach geschnittenen Stoff.
"Ich zeige dir, wo du dich umziehen kannst", bietet der Direktor dir an und stemmt die Tür wieder auf. "Verabschiede dich von deinen beiden neuen Freunden, bevor wir gehen."
Du wendest dich den beiden Göttern zu und verbeugst dich leicht. Nie musstest du bisher darüber nachdenken, wie man sich richtig von Göttern verabschiedet.
"Auf Wiedersehen", sagst du.
"Komm gut nach Hause."
"Viel Glück", rauscht auch der Tropfen.
Die Klamotten sind ein wenig kratzig, aber du wirst damit wohl leben müssen. Der Direktor geht neben dir her durch den Wald. Gut gelaunt schwankt er mit seinem Gehstock hin und her und du bist erstaunt, dass er nie einen nahestehenden Baum damit trifft.
Ihr geht ohne einen Weg einfach durch die Bäume hindurch. Auch wenn du schon längst die Orientierung verloren hast und es bereits dunkel geworden ist, läuft der Direktor so zielsicher durch die Gegend, dass du dir sicher bist, dass er alles im Griff hat.
"Es ist schon eine Weile her, seitdem ich Air begegnet bin", gesteht er. "Das letzte Mal hat er mir ganz stolz von seiner Anhängerin Viola berichtet. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit den Beiden!" Fröhlich erzählt er dir von einer Geschichte, die Air ihm damals über Viola erzählt hat. Auch wenn es ganz süß ist, interessiert dich das junge Mädchen im Moment nicht so sehr. Doch es lenkt dich im Gehen ab, was dir ganz gut tut.
"Oh, wirklich?", fragt der Direktor erfreut.
Die Flamme bauscht sich ein wenig auf. "Ich wüsste nicht, was du hier entdecken willst", wirft sie mürrisch ein. "Unsere Welt war einmal ein Paradies, aber momentan lässt sich nicht mehr viel mit ihr anfangen. Natürlich kannst du Air später immer noch aufsuchen, aber ich würde diese Welt so schnell wie möglich verlassen."
"Ich denke hier gibt es viele schöne Dinge zu sehen", widerspricht der Direktor fröhlich. "Unsere Welt hat viel zu beiten, auch wenn Magie nicht mehr dazugehört.
Wenn du möchtest kannst du in meiner Schule bleiben und hier erstmal das Wichtigste über diese Welt lernen. Ich vermute nämlich, dir werden noch andere Dinge neben den Göttern auffallen, die Anders als in deiner Welt sind."
"Das freut mich", erwidert der Direktor fröhlich. "Ich erkläre dir einmal ganz kurz, wie unsere Schule funktioniert, um dir einen kleinen Überblick zu verschaffen. Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, ist diese Schule ein Internat. Du wirst nicht nur auf Menschen im Schüleralter treffen, sondern die unterschiedlichsten Altersgruppen vorfinden. Wir versuchen, jedem möglichst viel Zeit mit einem Lehrer zu geben, aber das klappt nicht immer, weil wir zu wenig Lehrer sind. Immerhin versuchen wir, den Menschen in ihrem Leben zu helfen und ihre Hoffnungen zu erfüllen, was nicht immer einfach und manchmal sehr persönlich ist. Die meisten Schüler dürfen sich auch den Lehrer aussuchen, der ihnen ihrer Meinung nach am Besten helfen kann. Aber die Aufgabe, dir etwas über die Welt zu erzählen wird nicht so schwierig werden, daher stelle ich dir am Besten morgen jemanden vor, der viele Sachen weiß, weil er schon gut rumgekommen ist. Aber du kannst auch gerne immer in diesen Raum kommen, wenn du möchstest. Wenn du Fragen hast, werde ich sie dir immer gerne beantworten und vielleicht haben die beiden Götter ja noch das ein oder andere zu erzählen." Der Feuergott knackt zur Antwort einmal laut. "Es ist mir nicht unangenehm mal wieder mit jemand anderen zu reden, neben diesem stillen Wassergott und dem Direktor..."
"Ich würde mich auch freuen", rauscht der Tropfen leise.
Der Direktor sieht aus dem Fenster und wendet sich dann dir zu. "Wir haben noch ein wenig Zeit, bis das Abendessen serviert wird. Solange kann ich dir das Gebäude zeigen, wenn du möchtest."
Du stimmst nickend zu. Nachdem ihr euch von den Göttern verabschiedet habt, schließt der Direktor das schwere Schloss wieder auf und öffnet die Tür. Als ihr rausgetreten seid, kommt eine schwarzhaarige Frau auf euch zu, die ein auffällig verziertes Stirnband trägt. Unter ihren Arm sind einige Zettel geklemmt. "Ah, Direktor! Zu dir wollte ich!", sie geht erfreut auf den Direktor zu und nickt dich einmal lächelnd an, als sie vor ihm zum Stehen kommt.
"Geht es um Pheras?", fragt der Direktor besorgt, woraufhin die Frau nickt. "Es scheint, als hätte er wieder Schmerzen in seinen Beinen. Wahrscheinlich schläft er deswegen kaum."
"Alles klar, ich werde nach dem Essen versuchen ihn aufzubauen", verspricht der Direktor. "Mal was anderes, Rei. Eigentlich wollte ich euch morgen vorstellen, aber da du schonmal hier bist, können wir das ja auch ein wenig verschieben. Das wird für kurze Zeit dein neuer Schüler werden", meint der Direktor und deutet auf dich.
"Ach?", fragt die Frau verwundert. "Ich bin Rei, freut mich dich kennenzulernen", stellt sie sich dir vor und streckt dir eine Hand hin. Du erwiderst sie und stellst dich ebenfalls vor.
"Was kann ich dir denn beibringen?", fragt sie.
"Ich wollte etwas über diese Welt erfahren und würde mich freuen, wenn du mir alles mögliche erzählen könntest", antwortest du.
"Rei, dein Schüler hier kommt aus einem kleinen Dorf und ist von dort noch nie raus gekommen. Ich dachte es wäre sicherlich ganz schön für dich, mal jemanden über deine Reisen zu erzählen."
"Über meine Reisen werde ich zwar nicht viel erzählen...", merkt sie an, "...aber über die Städte und ihre Hintergründe kann ich dir einiges beibringen."
"Ich freue mich drauf", erwiderst du interessiert. Du freust dich darauf, zu erfahren, was es in dieser Welt sonst noch so gibt, neben Göttern und blutjungen Direktoren, die bereits eine Vielzahl an Schülern erfolgreich im Schulleben begleitet haben.
Rei lächelt dich an. "Das ist gut zu hören."
Dann wendet sie sich an den Direktor. "Vergiss Pheras nicht. Ich denke, es kann schwierig werden, ihm zu helfen, aber wir sollten unser Bestes geben."
Der Direktor nickt, lächelt aber aufmunternd. "Er wird es schon schaffen, da bin ich mir sicher. Ich glaube, Pheras ist stärker, als man ihm momentan ansehen kann. Seine Hoffnung ist noch lange nicht versiegt."
"Ich hoffe du hast recht...", murmelt Rei und verbeugt sich dann leicht, um sich zu verabschieden. Dir wirft sie noch ein halbherziges Lächeln zu, wahrscheinlich weil sie zu sehr mit Pheras beschäftigt ist.
Mit einem kurzen Seufzen sieht ihr der Direktor hinterher, bevor er sich dir zuwendet. "Wir sollten jetzt wirklich losgehen, oder ich schaffe es noch nicht einmal mehr, dir den Garten und dein Zimmer zu zeigen."
Er deutet auf den Innengarten. "Das ist ein Teil unseres Gartens, der andere befindet sich im westlichen Teil der Schule. Wir sind eine Schule, die sich selbst ernährt. Das heißt, dass du uns ebenfalls helfen musst, während du hier lebst. Dafür verlangen wir ansonsten nichts." Der Direktor schweigt einen Moment.
"Du bist die einzige Person die ich kenne, die neben mir ebenfalls die Götter sehen kann. Daher überlass ich es dir zu entscheiden ob du mir helfen willst, dich mit mir ein wenig mit den Göttern zu beschäftigen oder ob du lieber im Garten arbeiten willst."
Baustelle...
Danke fürs Spielen ;)
"Ich kann ebenfalls nichts sehen", stellst du enttäuscht fest.
"Mach dir nichts draus", versucht dich der Direktor aufzubauen. "Auch wenn du nichts sehen kannst, werde ich mit ihnen sprechen. Es kann komisch auf dich wirken, wenn ich mit zwei leeren Kuppeln spreche, aber ich kann dir gleich sagen, wie wir am Besten weiter vorgehen, um dich nach Hause zu bringen.
Was denkt ihr dazu?", fragt der Direktor an die Kuppeln gewandt. Interessiert versuchst du noch einmal, etwas darin zu erkennen, aber sie bleiben weiterhin leer.
Der Direktor nickt verständnisvoll und wendet sich dann wieder an dich.
"Sie meinten du musst zu ihrem Freund Air gehen", erklärt dir der Direktor. "Er hält sich momentan in Xandriell, unserer Hauptstadt auf. Allerdings bleibt er nie lange an einem Ort, also wäre es besser gleich aufzubrechen, wenn du ihn noch dort antreffen willst."
Enthusiastisch folgt dir der Direktor und geht einige Schritte voraus.
Am Ende des Ganges offenbart sich dir ein Innengarten. Der Direktor durchläuft den Garten, bis ihr am anderen Ende angekommen seid, an der die Steinwand eine zierliche Tür vorweist, die durch ein dickes Schloss geschützt ist.
Der Direktor kramt in seinen Taschen und holt einen riesigen, schweren Schlüssel hervor, womit er das Schloss öffnet. Er bittet dich lächelnd hinein und folgt dir dann, wobei er die Tür mit einem festen Stoß knallend wieder zustößt.
Auch wenn dir der plötzliche Knall einen Schrecken einjagt, beruhigst du dich bei dem freundlichen Lächeln des Direktors wieder.
Der Raum, in dem ihr euch befindet, ist nur spärlich ausgestattet. Ein Bett steht vor einem riesigen Fenster. Auf der anderen Seite steht ein Tisch. Darauf befinden sich nur zwei kleine Glaskuppeln, die, soweit du ausmachen kannst, leer sind.
Der Direktor geht darauf zu und schnippst einmal dagegen, was einen helles Geräusch erzeugt. "Das sind meine beiden Freunde, die ich dir vorstellen will. Sie sind ein wenig klein, vielleicht musst du Näher kommen um sie zu sehen", bemerkt er.
Interessiert gehst du auf die Kuppeln zu. Was sollte darin sein, dass so klein ist und dir dennoch helfen kann? Du hältst deinen Kopf ganz nah dran um hindurchzusehen.
Belustigt wippt der Direktor auf der Stelle. Dann legt er seine Hand auf eine Kuppel und streicht darüber. "Und? Siehst du etwas? Fast keiner sieht die Beiden hier. Nur diejenigen, die an sie glauben, können sie auch sehen."
Neugierig trittst du näher an die Krähe heran. Ihr pechschwarzes Federkleid lässt sich kaum von ihren ebenfalls pechschwarzen Augen unterscheiden. Sie sieht dir direkt in die Augen und dir fährt ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Irgendwie wirkt sie ganz und gar nicht wie ein einfacher Vogel.
Kaum hast du den Gedanken zuende geführt kommt vom Vogel ein menschliches, tiefes Lachen. Kurz danach verändert sich ihre Gestalt, bis vor dir ein Mann mit pechschwarzen Haaren steht. Hundeohren nehmen bei ihm den Platz von normalen Ohren ein und ein Hundeschweif wedelt langsam hin und her. Seine Hände sind stark behaart und seinen Augen scheint die Transformation zu menschlichen Augen nicht ganz geglückt zu sein. Sie sehen immer noch mehr nach Krähenaugen aus und du erschauderst, als du bemerkst, was in ihnen noch fehlt: Leben.
Eingeschüchtert starrst du nur sprachlos auf den eben erschienenen Mann, der dich mit einem viel zu weiten Lächeln ansieht. Wo bist du nur gelandet, als du aufgewacht bist? Ein Vogel der sich in einen Menschen verwandeln kann würde niemals in der Welt existieren können, die du kennst. Bist du irgendwie in einer anderen Welt gelandet, während du geschlafen hast? Oder bist du etwa noch am träumen? Aber es wirkt alles so echt...
Du siehst, wie der Mann seine Stimme erhebt, doch bevor er einen Laut machen kann erscheint der Direktor hinter der Tür. “Das ist mein Gast, also lass ihn in Ruhe”, grollt der Direktor und seine kindliche Stimme scheint nur so von Hass durchflutet zu sein. “Denke nicht einmal dran, ihm ein Haar zu krümmen.” Du drehst dich überrascht zu ihm um. So einen Ton hast du von ihm nicht erwartet. Als du seinen Ausdruck siehst, wirkt er ganz und gar nicht mehr wie ein Kind oder gar ein Junge, sondern so, als sei in dem jugendlichen Körper ein erwachsener Mensch festgesteckt.
Der hundeohren Mann sieht auf den Direktor und in seinen Augen blitzt plötzlich so etwas wie ein Lebensfunke auf. Sein freches Grinsen scheint von Glück erfüllt zu sein. “Mein Lieber, wie oft muss ich dir noch erklären, dass ich nur Menschen etwas antue um dir zu helfen.”
Die Augen des Direktors werden kalt. “Wenn ich Hilfe brauche, dann sicherlich nicht von dir.”
“Hm...? Dabei geht es dir soviel besser, seitdem ich dir helfe.” Der Mann geht einen Schritt auf dich zu, woraufhin sofort der Direktor zwischen euch springt. “Muss ich mich wiederholen?”, fragt der Direktor kalt. “Krümme. Meinem. Gast. Kein. Haar.”
“Bist du dir schon bewusst, was für eine besondere Person du da an Land gezogen hast?”, weicht der Mann lächelnd aus, während du dich schutzsuchend hinter dem Direktor duckst. Schon alleine der Anblick dieses tierischen Mannes stellt bei dir alle Warnantennen auf.
Auch wenn der Direktor durch seine Stimme klar macht, dass er vor Wut überschäumt, zeigt er sich doch gefasst. “Mir ist egal, was du an dieser Person erwähnenswert genug findest, dass du hier so einen Aufstand machen musst. Jede Person ist auf seine Weise einzigartig. Lass uns einfach in Ruhe.”
“Und doch ist nicht jede Person so weit weg von unserem Einflussbereich wie sie. Was sie doch zu etwas Besonderem macht”, hält der Mann entspannt lächelnd entgegen. “Warum nur... Es ist als seist du von einem anderen Stern.” Der Mann sieht dich mit einem leichten Lächeln an und steckt die Hände lässig in seine Hosentaschen. “Wenn es uns gelingen würde, dich in unsere Hand zu bekommen, würde das unsere Macht sicher stärken... Was meinst du, Direktor?”
“Das reicht”, grollt der Direktor und wendet sich zum Tor. “Du hast genug Unheil gebracht. Verschwinde von hier und komm nie wieder.” Er nimmt deine Hand und zieht dich mit sich in das Gebäude hinein. Bevor der Direktor es schafft, das Tor zu schließen, zwinkert dir der Mann noch zu. “Wir sehen uns.”
Außer Atem lehnt sich der Direktor erschöpft an das geschlossene Tor. “Wer war das?!”, fragst du. Dieser Mann ist alles andere als normal gewesen.
“Er trägt keinen Namen”, erklärt dir der Direktor und schüttelt den Kopf. “Genau wie ich hat er ihn vor langer Zeit verloren.” Er fasst sich an die Stirn und stellt sich dann wieder gerade hin. “Es wird gefährlich für dich ohne Beschützer. Er hat dich in sein Auge gefasst und es hat sich nicht gerade danach angehört, als würde er dich einfach so ziehen lassen... Verdammt. Dabei war er so lange ruhig gewesen...”
"Aber warum hat er es auf mich abgesehen? Und wobei möchte er dir helfen? Und...", beginnst du die tausend Fragen die in deinem Kopf herumspuken zu stellen, doch der Direktor unterbricht dich bevor du auch nur ansatzweise alle losgeworden bist.
"Deine Verwirrung kann ich vollkommen verstehen...", meint der Direktor, "...und ich bin mir bewusst, dass ich dir Antworten schulde. Jedoch ist deine Sicherheit im Augenblick wichtiger. Ich kenne eine Person, die als Beschützer infrage kommt, aber..." Der Direktor zögert und wirft dir einen bedauernden Blick zu. Er seufzt schwer, bevor er seinen Satz beendet. "... man kann ihm nicht trauen." Enttäuscht musst du feststellen, dass dieser ´Beschützer´ dann nicht gerade einen guten Job machen wird, wenn Vertrauen fehlt. Doch nach einer weiteren kurzen Pause fügt der Direktor noch etwas hinzu. "Jedenfalls manchmal nicht. Stell es dir so vor, als würdest du versuchen eine hohe Zahl aus einem Topf voller willkürlichen Zahlen ziehen wollen." Der Direktor wippt unbehaglich mit seinem Fuß. "Wenn du die hohe Zahl erwischst, wird er der beste Beschützer den du dir erdenken kannst. Wenn nicht, wärst du sicherlich besser ohne ihn dran gewesen. Doch er ist der Einzige der gerade Mächtig genug ist, dich vor der Krähe zu schützen..."
Seine kindlichen, seltsamerweise unglaublich weisen Augen sehen auf dich.
"Gehst du das Risiko ein?"
"Ich kann dir nicht sagen, wie sehr das mich erleichtert", antwortet der Direktor und atmet einmal tief aus. "Weil ich noch nicht weiß, ob es mich wirklich erleichtern wird... Mach dich darauf gefasst, dass wir zwei in ein paar Sekunden nicht mehr die einzigen beiden in diesem Flur sind."
Kaum hat der Direktor seine Worte gesprochen, taucht vor euch eine Gestalt auf. Plötzlich steht sie von einem Augenblick zum anderen einfach da, als wärt ihr die ganze Zeit zu dritt gewesen. Ein schelmisches Lächeln ziert die Frau, die nahe neben dir... schwebt. Sie trägt ein bunt gesprenkeltes Kleid, als wäre sie gerade von einer dramatischen Auseinandersetzung mit allen bekannten Farben geflohen. Ihre schwarzen Haare konnten sich allem Anschein nach auch nicht von dem Farbenkampf heraushalten und waren ebenso farbenfroh wie das Kleid. Es scheint purer Zufall gewesen zu sein, dass die Farben tatsächlich zusammen passten und ein seltsam stimmiges Gesamtbild präsentierten.
"Chaosgott", grüßt der Direktor die Neuerschienene mit einem Nicken ernst.
"Direktor!", ruft die Frau mit Männerstimme freudig aus und klatscht aufgeregt in die Hände. "Vielen herzlichen Dank!" Die Frau fliegt begeistert einen Stück weiter auf dich zu und strahlt dich an. Etwas in deinem persönlichen Raum gestört gehst du vorsichtig einen Schritt zurück. Was hat der Direktor gesagt? Chaos...gott?
"Ich wollte dir schon begegnen, als du einen Fuß in diese Welt gesetzt hast und nun stehst du vor mir!", quietscht der Gott begeistert aus. "Ich habe gespürt, dass du da warst, aber ich konnte noch nicht ganz ausmachen wo du dich befindest. Nun, das Problem hat sich von selbst gelöst, dank dem Direktor!"
Genau wie du sieht auch der Direktor verwirrt auf den Chaosgott. Dann räuspert sich der Direktor. "Wir haben eine Bitte an dich. Die Krähe hat ein Auge auf meinen Gast geworfen und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du Schutz gewähren könntest."
"Nichts lieber als das", nickt der Chaosgott und gibt dem Direktor einen Daumen nach oben. Kurz blinzelt der Direktor und murmelt dann zu dir: "Du hast eine 100.000 aus dem Topf gezogen."
"Du musst nur mein Priester werden, dann ist es abgemacht", erklärt dir der Chaosgott fröhlich.
"Priester...?", fragst du vorsichtig.
"Ist nichts schweres", beruhigt dich der Gott flötend. "Eigentlich heißt es im Grunde genommen nur, dass ich weiß wo du dich befindest und so wird es mir einfacher gemacht dich zu beschützen. Sonst musst du gar nichts beachten. Falls du dachtest, du müsstest jetzt für mich Predigten abhalten oder so... Also wenn du willst, mach das gerne, ich werde dich nicht abhalten. Also, was sagst du?"
Du hattest dich entschieden, dass du auf das Risiko des Chaosgottes eingehst und seine Bedingung hörte sich danach an, als müsstest du genau gar nichts machen.
"In Ordnung", beschließt du also.
"Perfekt!", ruft der Chaosgott sofort aus und sie dreht sich einmal in der Luft im Kreis. Ihre Farben verlassen dabei kurz das Gewand und fliegen neben ihr her, bis die Umdrehung gemacht ist und alles wieder an seinen Platz fliegt.
"... Und jetzt?", fragst du ein wenig verdutzt. "Muss ich irgendeinen Vertrag abschließen oder so?"
"Ach, bist du niedlich. Nein, Verträge sind etwas für Menschen. Dein Einverständnis reicht einem Gott um einen ´Vertrag´ abzuschließen", erklärt der Chaosgott und du kommst nicht umhin, die Blumen anzustarren, die neben ihrem Kopf herumfliegen und zufällig auftauchen und wieder verschwinden. "Mach mit deinem Leben weiter, wie du weitermachen möchtest." Mit diesen Worten schwebt der Chaosgott im Schneidersitz neben dich und grinst dich weit an.
Der Direktor beobachtete die Szene ruhig und ein wenig verwundert, meldet sich jetzt aber wieder zu Wort. "In Ordnung...", murmelt der Direktor, obwohl er noch nicht ganz sicher scheint, ob wirklich alles in Ordnung ist. Dann fährt er aber fort, als würde nichts ungewöhnliches passiert sein.
"Gut, nun da du einen Beschützer hast kannst du selbst entscheiden, was du nun tun willst."
"Alles klar", nickt der Direktor fröhlich. "Ich werde dir dein Zimmer zeigen" Mit schnellen Schritten geht der Direktor voraus und du folgst ihm. Dein Nacken spannt sich immer wieder an, denn direkt hinter dir schwebt fröhlich und ohne Mucks zu machen der Chaosgott und sieht wohl die ganze Zeit auf dich.
"Wieso bist du immer noch da?", fragst du schließlich unbehaglich.
"Hm?", macht der Chaosgott glückselig und sieht dich mit leuchtenden Augen an. "Wieso? Ich bin einfach froh über meinen neuen Priester und will dich nicht so schnell verlassen."
"Es ist keine Gefahr um mich herum", bemerkst du. Der Chaosgott scheint deine sanfte Andeutung zu gehen nicht zu verstehen. "Stimmt", bestätigt er dich nur.
"Also kannst du auch gerne gehen", versuchst du es nun direkter. Der Chaosgott scheint gekränkt, doch du merkst sofort, dass es nicht ernst ist. "Ooooooch, mein Menschchen will mich nicht hier haben~", beschwert er sich kindlich. "Nun gut, ich gebe dir ein wenig Freiraum, aber vermisse mich nicht, ich bin bald wieder bei dir." Mit einem Augenzwinkern verschwindet er so schnell er gekommen ist. Unbehaglich streichst du dir deinen Nacken, damit er sich wieder entspannt. War es eine gute Idee gewesen, dich auf ihn einzulassen? Am Ende hast du dich sowieso dafür entschieden, ein wenig hier zu bleiben. Doch du denkst, dass der Direktor dir sicherlich noch etwas mehr über deinen neuen Feind erzählen kann und man kann schließlich nie sicher genug sein...
Schnell holst du den Direktor ein, der sich bereits ein wenig von dir entfernt hat und sich nun zu dir umgedreht hat und freundlich lächelnd auf dich wartet.
Dein Zimmer ist nichts besonderes. Es befindet sich in einem langen Flur, dass viele Türen zu sicherlich ähnlichen Zimmern hat. Von dem Flur aus kannst du auf einen Innenhof hinabsehen, in dem verschiedenste Obstbäume und Gemüsesorten wachsen. Das Zimmer selber hat einen Holzstuhl, der an einem Holztisch steht und ein kleines Bett an der Seite. Vielmehr würde auch gar nicht mehr hineinpassen.
"Du kannst dich hier ausruhen", erklärt der Direktor. "Heute haben sich leider schon alle zum Abendessen gesammelt und bereits gegessen, aber Morgen früh komme ich dich abholen, damit du auch die anderen kennenlernst." Er reicht dir ein Sandwich. "Das hat mir Rei, eine Lehrerin an der Schule, gebracht während du mit dem Chaosgott geredet hast", erklärt er. "Ursprünglich war es für mich gedacht, aber ich hole mir gleich ein neues. Ich würde vorschlagen, dass du dich heute erstmal hier ausruhst, dann kann ich dir morgen alles über die Schule und wie sie funktioniert erklären. Wir sehen uns morgen."
"Warte", protestierst du. "Ich habe noch Fragen über die Krähe..."
Das Gesicht des Direktors wird traurig und macht dir damit klar, dass er gerade nicht in der Stimmung ist, über die Krähe zu reden. "Wir sehen uns morgen", wiederholt er und verschwindet aus dem Zimmer, ohne auf deinen weiteren Protest einzugehen.
Seufzend setzt du dich an den Tisch und isst das Sandwich. Da du nichts weiteres zu tun hast legst du dich danach hin um ein wenig nachzudenken. Nach einer Weile schließen sich deine Augen und du schläfst ein.
//Triggerwarnung: Selbstmordthema//
Eine Gestalt trottet eine steinige, steile Treppe hinauf die zu einem Schrein weit oben auf einem Berg führt. Ihre Schritte sind schwer und gebrochen, als hätte etwas tief in ihrem Herzen Jahrzehnte an ihrer Kraft gezehrt und nun eine komplett verbrauchte Hülle zurückgelassen. Ein langer Mantel umhüllt die Gestalt, ein großer Zylinderhut prankt auf ihrem Kopf. Die Gestalt scheint dir sehr vertraut und doch völlig unbekannt. Als wärst du ihr schonmal begegnet, aber bevor sie sich auf eine jahrzehntelange Wanderung aufgemacht hat. Stetig schleicht sie mit ihrem schweren, langsamen Schritt weiter. Jede Stufe lässt einen stärkeren Wind gegen die Figur peitschen, doch auch wenn ihr Mantel in alle Richtungen wegzufliegen droht, verändert sich ihre Mimik nicht. Zu sehr ist sie gebrochen. Als sie endlich am Schrein angekommen ist, hat der Wind einen Höhepunkt erreicht. Alles peitscht um die Person herum, kein Wort könnte verstanden werden durch das Getöse vom Wind. Die zerbrechlich wirkende Figur sieht zu dem mächtigen Dach des Tempels empor, die von sich im Wind wiegenden Steinsäulen wackelig gehalten wird. Alles wirkt so, als würde eher der Wind das Gemäuer zusammenhalten, als die Säulen und Wände des Tempels. Und dennoch erhebt er sich prachtvoll, ganz so, als sei sie für den Wind erbaut worden.
Es geschieht erst einmal nichts. Das einzige Veränderung ist die Windrichtung, die sich städig wechselt und sich allem Anschein nach das Ziel in den Kopf gesetzt hat, der Person nun doch noch den Mantel, oder jedenfalls den Zylinder vom Leib zu fegen. Vergebens.
"Du bist meine letzte Hoffnung, Windgott. Befreie mich von diesem Leid. Ich flehe dich an."
Die gemurmelten Worte werden schallend davongetragen, haben aber ihr Ziel längst erreicht. Eine Gestalt bildet sich weit oben vor dem Dach aus den Peitschen des Windes, ein kalt wirkender Mann, dessen weiße Haare einen nahtlosen Übergang zu weißen Flügeln machen, die im Anbetracht der riesigen schwarzen Flügel auf seinem Rücken allerdings nur klein und zierlich wirken. "Ich habe mich schon gefragt, wann du zu mir kommst", erwidert der Windgott, dessen Stimme das Pfeifen des tosenden Windes ist. Seine Stimme wirkt kalt, genauso wie seine Mimik, die tief im Inneren ein feuriges Verlangen verbergen. "Ich bi n der letzte den du aufsuchst. Ernsthaft, Gefühlsgott?"
"Keiner der anderen wollte mir helfen...", murmelt die Gestalt und senkt den Kopf. "Sie meinten es sei unmöglich."
"Unmöglich...", wiederholt der Windgott höhnisch. "Vielleicht. Verrückt bist du auf jeden Fall es probieren zu wollen. Doch aus Verrücktheit entstehen sagen wir zu 1% die besten Erfindungen. Jedenfalls zeigen das die verrückten kleinen Menschen."
"Kann ich das so deuten, dass du es versuchen willst?", ruft die mikrige Gestalt am Boden erleichtert auf und in ihren Augen flackert zum ersten Mal wahre Hoffnung auf.
"Sicherlich. Die Konsequenzen davon würdest immerhin alleine du zu tragen haben. Naja, ich hoffe nicht wirklich alle. Was meinst du, warum ich dir helfen will? Wenn ich als niederer Gott dich als höheren umbringe, meinst du nicht, dass ich dann ein paar Stufen aufsteige? Dass ich dann wie du endlich meine Abhängigkeit der kleinen Menschenameisen verliere?"
"Es ist mir völlig egal, weshalb du mir helfen möchtest oder wie es mit dir weitergeht", gesteht die Gestalt. "Solange du mir hilfst, ist mir alles Recht. Alleine kann ich nicht sterben, ich habe alles probiert."
"Dann mach dich auf etwas gefasst", grollt der Windgott und macht sich bereit. Tatsächlich schafft der Wind es noch um einiges stärker zu werden, während der Gefühlsgott seine Augen schließt und alles über sich ergehen lässt. Das Peitschen, Schreien und Tosen des Windes hält eine ganze Weile an, ohne dass etwas passiert. Dann wird ganz langsam eine Veränderung deutlich. Der Gefühlsgott fängt an zu leuchten und fällt auf die Knie. Er stößt einen markerschütternder Schrei aus, der beinahe sogar den Wind übertönt, während unterschiedlichste Farben sich von ihm abschälen und seine Silhouette so verschwimmt. Inmitten der Farben drängt sich der Wind und versucht sie mit sich zu reißen. Auch die menschliche Gestalt des Windgottes fängt an bunt zu schimmern. Doch bevor der Windgott die Farben wirklich mit sich reißen kann zerspringen sie wie Glas und verlieren sich.
Keuchend fällt der Windgott vom Tempel, sein Schimmern ist ebenso verflogen wie die Farben. Seine schwarzen Flügel schlagen gerade noch so einmal kräftig, kurz bevor er auf dem Boden landet und gewähren ihm damit eine etwas sanftere Landung. Knieend und mit großen Augen schellt sein Kopf zu der Stelle, an der vorher der Gefühlsgott gestanden hatte. Zwei Silhouetten haben sich dort aus einer gebildet, die ihre Hände zusammenhalten. Dort schimmert sacht die einzige Farbe, die sich mit eisernen Krallen an ihren Besitzer gehalten hat. Die einzige Farbe, das einzige Gefühl, das dem ehemaligen Gefühlsgott nicht verloren gegangen ist. Wie ein kleines Herz pulsiert es weiter. Die Zeit scheint für alle stillzustehen, während das grüne Herz sich wieder in seinen gespaltenen Meister zurück begibt.
Baustelle... Danke fürs Lesen bis hierhin!
Baustelle... Vielen Dank fürs Lesen!
Baustelle... danke fürs lesen :)
Enttäuscht lässt der Mann seine Hand wieder sinken. "Du willst mir nicht folgen?"
Nach einiger Zeit des Schweigens zaubert sich wieder ein Lächeln auf seine Züge. "Ich kann verstehen, dass du nicht einfach jedem folgen willst, dem du im Wald begegnest. Ich kann dir versichern, dass man dir einen Unterschlupf für die Nacht gewähren würde, wenn du an der Schule fragen willst. Der Eingang befindet sich in dieser Richtung." Er zeigt in an der Mauer entlang nach links. "Wenn du mir nicht vertraust, überlasse ich dir die Entscheidung und gehe wohl wieder meinen Aufgaben nach. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder", kommentiert er noch, bevor er eine kurze Verbeugung vor dir macht und in die Richtung verschwindet, aus der er gekommen ist.
Du siehst ihm hinterher und entschließt dich, nicht zum Gebäude zu gehen. Stattdessen machst du dich in eine andere Richtung auf.
Eine Weile gehst du durch den Wald und bemerkst ab und an seltsam durchlöcherte Bäume. Doch sie sehen natürlich so gewachsen aus, was dich ein wenig verwirrt. So etwas hast du bisher noch nicht gesehen. Auch die Pflanzen zu deinen Füßen sehen seltsam aus. Manche wechseln ständig ihre Farbe, während Andere seltsame Muster auf ihren Blättern tragen.
Schließlich lichtet sich der Wald und du findest dich auf einer weiten Wiese wieder. In der Ferne siehst du eine große Felswand, an der Höhlenhäuser hinein geschlagen sind. Auf dem Plateau ist eine großes Gebäude errichtet.
Da es langsam dunkel wird entschließt du dich, dorthin zu gehen.
Noch bevor du fünf Minuten gegangen bist, hörst du einen lauten Schrei vom Himmel und du siehst auf. Ein riesiges Wesen fliegt über deinem Kopf und auf die Erde zu. Wie erstarrt bleibst du stehen und reibst deine Augen, denn du kannst nicht glauben, was für ein Wesen sich da gerade auf dich zubewegt. Riesige Löwentatzen landen vor dir und ein großer Adlerkopf sieht dich an. Es ist ein Greif, dessen Interesse du geweckt hast.
Ein Reiter springt von ihm herunter und geht auf dich zu.
"Ich bin gerade vom Jagen gekommen, als ich dich gesehen habe. Was willst du in Loiek?"
Schluckend siehst du vom Tier zum Reiter. Es ist ein muskulöser Mann, der aber recht freundlich wirkt. Er trägt einen kurzen Bart und seine strubbeligen, dunkelbraunen Haare sind in einem wilden Zopf gebunden.
"Ich suche nur nach einen sicheren Ort für die Nacht."
"Ach? Also ein einfacher Reisender. Es ist zu Fuß noch ein ganzes Stück bis Loiek, auch wenn es nicht mehr so weit aussieht... Hast du Höhenangst?"
"Sehr gut! Dann kannst du dich auf einen Ritt mit Grei freuen. Es ist viel schneller als zu Fuß, du wirst schon sehen."
Aufgeregt siehst du den Greifen an. Seine silbernen Augen erwidern deinen Blick. Mit klopfenden Herzen kannst du es kaum erwarten, auf so einem Wesen zu reiten.
"Ich verstehe...", murmelt der Mann. "Dann kann ich dich leider nicht mitnehmen. Doch was willst du dann in Loiek? Wie du wahrscheinlich weißt leben wir auf dem Plateau ganz oben von dem Berg dort drüben. Ich finde es wunderschön die Bäume und Menschen wie kleine Punkte von dort oben zu sehen, aber für dich wäre das wahrscheinlich die reinste Folter. Vor allem dort hochzuklettern wird schwer. Du musst eine Menge Steinstufen gehen, die direkt an der steilen Klippe entlangführen. Vielleicht drehst du lieber um?"
Du schluckst. Höchstwahrscheinlich ist es wirklich besser, wenn du dir eine andere Stadt oder dergleichen suchst. "Ich denke ich gehe dann besser weiter...", murmelst du. Der Mann jedenfalls scheint nicht wirklich daran interessiert zu sein, wie deine Reise weitergeht und springt wieder auf seinen Greifen. "Naja, ich wünsche dir dabei viel Erfolg. Das nächste Dorf befindet sich Richtung Süden. Grei, es geht los." Mit einem majestätisch wirkendem Flügelschlag erhebt sich der schwere Vogel mit dem Mann vom Boden und fliegt davon. Der Wind, der dadurch entsteht zieht dich fast von den Füßen, aber du kannst dich noch halten. Mit großen Augen verfolgst du, wie der Greif in windeseile wieder eine beachtliche Höhe erreicht hat und geradlinig nach Loiek fliegt.
Seufzend drehst du dich zurück in die Richtung, von der du gekommen bist. Es ist das Beste wieder in Richtung Schule zu gehen, um dort übernachten zu können. Hier in dieser Fremde ist es dir unmöglich, ´Süden´ zu finden.
Im Wald angekommen siehst du eine Person an einem Baum lehnen und dich ruhig, aber unheimlich schelmisch anlächeln. Du hast beinahe den Verdacht, dass sie auf dich gewartet hat.
Bei dem Anblick des Mannes stellen sich dir sofort alle Warnantennen auf. Irgendwie willst du sofort von ihm wegrennen, aber sein Aussehen lässt dich kurz verharren.
Dir steht ein Mann mit pechschwarzen Haaren gegenüber. Hundeohren nehmen bei ihm den Platz von normalen Ohren ein und ein Hundeschweif wedelt langsam hin und her. Seine Hände sind stark behaart und seinen Augen wirken eher wie Krähenaugen als menschliche. Im Ganzen wirkt er nicht wie ein Mensch, sondern wie jemand der akribisch versucht hat mit einem Puzzel bestehend aus Tierteilen einen Menschen zusammenzusetzen.
"Ah, da bist du ja", kräht der Mann. Selbst seine Stimme ist irgendwie... unnatürlich. "Ich muss sagen, dass ich ganz schön Glück habe dich zu treffen." Er geht ein wenig näher zu dir, doch bleibt mit genügend Abstand zu dir stehen, dass du dich sicher genug fühlst um nicht gleich wegzulaufen. "Ehrlich gesagt kann ich dir helfen", meint er überzeugt und lächelt dich an. "Du brauchst ein Dorf, um dich auszuruhen, nicht wahr? Lass mich dir eines zeigen."
Sein geduldiges Lächeln hat etwas raubtierhaftes an sich, während er darauf wartet, dass du ihm eine Antwort gibst.
Baustelle...
Kleiner Weltenwanderer, wohin des Weges? Du traust nicht dem sanften, freundlichen Direktor, fliegst nicht mit dem menschlichen, vorsichtig interessierten Reiter und möchtest auch keine unnatürliche, finstere Gestalt. Wohin also? Möchtest du dir die Flora und Fauna ansehen, die diese Welt zu bieten hat ohne Störung von Menschenähnlichem? Aber was bringt das dieser Welt? Ich habe eine Bestimmung für dich, die nur du erledigen kannst. Meine Schultern tragen mehr Last als ich aushalten kann und ich hoffte, dass du Zukunft bringen würdest. Doch versperrst du dich jedem Weg der dorhin führen kann.
Für dich sind es nur kleine Entscheidungen, kleine Knöpfe in diesem seltsamen viereckigen Ding, die du drücken kannst. Für mich sind es tausende Seelen, die ich alleine nicht mehr retten kann. Tausende Seelen, die in ihrer Art das beste versuchen sich zu selbst zu retten, aber nicht verstehen, dass ihr Schicksal nicht an ihnen hängt. Ich bitte dich also nochmals diesen kleinen Knopf zu drücken und dich darauf einzulassen. Jedenfalls ein wenig. Bestimmt ist jedenfalls eine meiner Seelen interessant genug, um sie ein wenig näher kennenzulernen. Wie wäre es mit einer Lautenspielerin mit der Erbschaft einer Zivilisation, eine getrennte Persönlichkeit oder eine liebende Tochter? Versperre dich nicht meinem Versuch sie zu retten, ich bitte dich. Drück den Knopf und gehe auf sie zu. Rette sie.
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GreenQuill • Am 07.07.2018 um 20:45 Uhr | |
Hallo! Die Idee deiner Playstory finde ich ganz interessant. Ich habe noch nicht alle Möglichkeiten durchgespielt, aber es gefällt mir schon mal sehr gut, dass sie doch etwas umfangreicher ist. Allerdings muss ich auch ein bisschen Kritik loswerden. An vielen Stellen srpingst du zwischen den Zeitformen hin und her. Erst schreibst du im Päsens, dann plötzlich im Präteritum, obwohl es keine Rückschau auf einen früheren Zeitpunkt ist, sondern alles auf der gleichen Zeitebene geschieht. Das solltest du dringend überarbeiten, denn es verwirrt beim Lesen. Mehr anzeigen | ||
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Juwel • Am 04.11.2017 um 19:17 Uhr | |||
Schön beschrieben, da kommt man richtig ins Träumen. Ein guter Anfang und ich freue mich auf weitere Teile. Mir ist nur aufgefallen, dass ab und zu ein Satz komplett abreißt. da solltest du vielleicht nochmal darüberschauen. | ||||
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Thekota12 • Am 22.08.2020 um 11:24 Uhr | |||
Ich mag die Playstory. Machweiter so! | ||||
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Mystique1250 • Am 06.05.2018 um 17:34 Uhr | |
Richtig gute Playstory! Sehr gut geschrieben. Mein Abo hast du dir sicher! | ||
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Schneeseele | |
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