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"Was wäre, wenn..." - Ein Miraculous-Adventskalender

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24.12.17 12:42
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Autorennotiz

Herzlich Willkommen zu meinem Adventskalender.
Ich hab das schon so lange vor und dieses Jahr klappt es endlich. ^^
Hier gibt es unterschiedlich lange One-Shots zu Folgen der ersten Staffel, mit einem „Was wäre, wenn…“ Detail, dass sich vom Original unterscheidet oder was mir beim anschauen aufgefallen ist.

2 Charaktere

Adrien Agreste

Adrien ein hübscher, netter und beliebter Junge. Er möchte so sein, wie alle anderen Jungen in seinem Alter, denn lange Zeit wollte sein berühmter Vater ihn vor den Gefahren der Welt schützen. Freiheit genießt er als der Superheld Cat Noir. Zusammen mit Ladybug, in die er verliebt ist, kämpft er gegen Hawk Moth. Um sie zu beeindrucken, gibt er oft an und verursacht schlimmste Katastrophen.

Marinette Dupain-Cheng

Marinette ist eine nette, freundliche Jugendliche, immer gut gelaunt, aufgeweckt und positiv, aber auch sehr tollpatschig. Sie ist in den beliebten Jungen Adrien verliebt und verbirgt ein Geheimnis: Sie ist die Superheldin Ladybug.

Was wäre, wenn die Kwamis einfach zu laut gewesen wären?



„Also bis morgen“, sagte Adrien und wendete sich von Marinette ab, die ihn mit großen Augen nachsah. Den Schirm hielt sie tapfer umklammert und mit Wackelpudding in den Knien, ließ sie hektisch ihre Schultasche fallen, damit sie die andere Hand frei hatte, um ihm zuzuwinken. „Aha, ja wir sehen uns mo-mo-morgen!“, rief sie eilig und ergänzte dann leise, mehr zu sich selbst gewandt. „Wieso stotter ich denn?“

Rasch bekam sie auch eine Antwort auf die verwunderte Frage. „Hey, ich glaube, ich weiß wieso.“ Tikki war aus ihrem Versteck gekommen und grinste sie vielsagend an. Marinette errötete und senkte den Schirm vor sich so, damit zum einen niemand der zufällig vorbeikam den leuchtend roten Kwami bemerken konnte, noch die zarte Röte die auf ihren Wangen erschienen war.

Adrien war inzwischen fast am Ende der Treppe angekommen und blieb kurz stehen, als sich auch sein Kwami einen frechen Kommentar zu der Situation nicht verkneifen konnte. „Dein erster Tag in der Schule und schon bist du verliebt.“

Adrien seufzte tief bevor er zu einer leisen Antwort ansetzte. „Ach, du spinnst doch…“

„Was hast du gesagt?“, fragte hinter ihm eine verdutze Mädchenstimme. Auch Marinette hatte ihren Heimweg angetreten und stand nun direkt hinter ihm.

Adrien zog ertappt die Schultern hoch und drehte sich langsam zu ihr um. Aus ihren großen, blauen Augen sprach Verwunderung und ihre Stirn war leicht gekräuselt, so als grübele sie angestrengt über etwas nach.

„Plagg, dass du einfach dein freches Mundwerk nicht im Zaum hast“, beschwerte sich auf einmal eine weibliche Stimme, die eindeutig nicht Marinette gehörte. Jetzt war es an ihr verlegen drein zu schauen und knallrot anzulaufen, während Adrien sie fragend anstarrte. Er war mit der unerwarteten Situation anscheinend genauso überfordert wie seine Klassenkameradin.

„Danke Tikki, jetzt hast du es aber versaut.“ Der kleine schwarze Katzenkwami kam prompt aus seinem Versteck in Adriens Hemd und schwebte mit verschränkten Armen vor dem peinlich berührten Jungen, währen ein roter Kwami in derselben Pose hinter Marinettes Rücken hervorkam und ihr Pendant vorwurfsvoll anschaute.

„Du hast doch nicht warten können, bis ihr außer Hörweite wart!“, warf Tikki ihm eilig an den Kopf.

„Ach ja? Dich hätte ich noch hören können, selbst wenn wir schon im Auto gesessen hätten.“

„Es ist immer das gleiche mit dir, aber diesmal brichst du deinen eigenen Rekord. So schnell hast du es noch nie versaut.“ Tikki hatte sich so richtig schön in Rage geredet und Plagg pfefferte ihr die entsprechenden Antworten an den Kopf. Das ging eine Weile so, bis Marinette und Adrien, die sich über die zwei Streithähne nur verwundert angeblickt hatten, in beiderseitigem Einvernehmen, sich je einen der beiden schnappten und so die Kabbeleien unterbrachen.

Adrien blickte unsicher drein, er kannte weder seine neue Partnerin Ladybug, noch das Mädchen hinter der Maske – Marinette besonders gut, aber das hatte er auf jeden Fall vor zu ändern. „Hast du Lust einen Kakao trinken zu gehen?“

Eine schwache Röte erschien auf Marinettes Wangen, dann nickte sie verlegen.

Adrien ging zu dem Auto, das immer noch samt Chauffeur vor der Schule auf ihn wartete und hielt Marinette die Tür auf, während er sich albern verbeugte, so wie er es als Cat Noir heute schon einmal getan hatte. „Darf ich bitten My Lady?“

Daraufhin musste sie so lachen, stieg aber gern ein und freute sich darauf mehr über Adrien zu erfahren und ihn besser kennen zu lernen.

Was wäre, wenn der Fotograph sich doch für Marinette entschieden hätte?



„Hey, der Fotograph und Adrien warten auf dich!“, rief Tikki begeistert, die den Kopf aus Marinettes kleiner Umhängetasche gestreckt hatte und zum Brunnen im Park blickte, während Marinette versuchte eilig zu Alya und Manon zurückzugelangen.

„Meinst du nicht, dass es zu spät ist?“, fragte das Mädchen unsicher.

„Komm schon Marinette“, begann Tikki zuversichtlich. „Du hast Manon gerettet und nebenbei auch noch die ganze Welt, hab ein bisschen Spaß.“

In diesem Moment kam ihr die kleine Manon entgegengerannt und streckte die Arme nach ihr aus: „Marinette!“ Alya folgte ihr dicht auf und beobachtete, wie ihre Freundin in die Knie ging, um ihren Schützling zu umarmen.

„Ich weiß was dein Geheimnis ist“, trällerte das kleine Mädchen in einem fröhlichen Singsang.

„Was? Welches Geheimnis?“ Für einen Moment war Marinette zutiefst erschrocken, konnte sie wirklich etwas mitbekommen haben? Doch dann ergänzte Manon breit grinsend: „Ladybug ist deine beste Freundin und deswegen wisst ihr auch immer, was der andere gerade tut.“

Erleichtert atmete Marinette einmal aus und lächelte das Mädchen auf ihrem Arm freundlich an. Gemeinsam schlenderten sie in Richtung des Springbrunnens und Marinette bat Alya kurz auf Manon aufzupassen, bevor sie zu dem ungeduldig wartenden Fotographen und zu Adrien lief. „Wir können jetzt mit den Fotos anfangen.“

Mit einer Hand am Kinn musterte dieser sie kurz, aber kritisch, bevor er gedankenverloren nickte. „Ja das könnte tatsächlich funktionieren.“ Adrien schaute ihm dabei neugierig über die Schultern und winkte Marinette dann kurz zu.

Diese eine Geste reichte völlig aus, um seine Klassenkameradin komplett aus dem Konzept zu bringen. Doch es war zu spät und der übereifrige Fotograph begann sie bereits neben seinem blonden Model zu platzieren. Obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug, sie schwitzige Hände bekommen hatte und auf den ersten Bildern sehr steif wirkte, begann Adriens gelassene Ausstrahlung auf sie abzufärben. Er lächelte sie hin und wieder warm an oder raunte ihr ein aufmunterndes Wort zu, was sie anstatt wieder nervös werden zu lassen, tatsächlich beruhigte und sie entspannen ließ. Zu ihrer Erleichterung kamen auch Alya und Manon weiterhin super miteinander aus und begannen ein  Spiel nach dem anderen.

Alles funktionierte soweit wunderbar, bis der Fotograf kurz inne hielt und ihnen mit einer Handbewegung zu verstehen gab, immer weiter zusammen zu rücken, aber egal was sie versuchten, es schien ihm alles nicht zu gefallen.

Plötzlich rief er begeistert: „Natürlich, ich weiß was jetzt noch fehlt. Die Krönung unserer Arbeit heute, das Meisterstück. Ein Kuss!“

„Ein Kuss?“, flüsterte Marinette entgeistert und bemerkte, wie ihre mühsam aufgebaute Entspannung prompt wieder flöten ging. Das Einzige, was sie in diesem Moment noch mehr beunruhigte, war, dass Adrien weiter ruhig geblieben war und ihr ziemlich gelassen erklärte: „Das ist dasselbe wie im Film, ist nur eine Frage der Perspektive. Ich zeig es dir.“

Er rückte dicht neben sie auf dem Rand des Brunnens, nahm ihren Kopf in beide Hände und drehte ihn leicht zur Seite, dann warf er einen Blick schräg über die Schulter, um zu überprüfen, wo der Fotograph stand und hielt seinen Kopf dicht vor Marinettes. Sie berührten sich nicht, aber durch den entstandenen Winkel, könnte man den Eindruck gewinnen, dass sie sich tatsächlich küssten.

Warme Schauer durchfuhren sie und ihre Haut schien zu brennen unter der Berührung seiner Hände. Der Fotograph schoss ein paar Aufnahmen, bevor sich Adrien zurücksinken ließ. „War gar nicht so schlimm, oder?“

Marinette kicherte verlegen und wusste gar nicht, was sie sagen sollte, so sehr rauschte das Blut in ihren Ohren und zauberte einen rötlichen Schimmer auf ihre Wangen.

Bevor sie eine Antwort formulieren konnte, begann der Fotograph wieder zu sprechen. „Sehr schön, sehr schön. Eine zweite Pose bitte noch und dann, denke ich, sind wir fertig.“

„Gut“, sagte Adrien und diesmal stand er auf, während er Marinette bedeutete sitzen zu bleiben. Er beugte sich über sie und nahm ihr Kinn in seine Hand, während er versuchte sich ganz ähnlich wie vorhin vor ihrem Gesicht zu platzieren.

Bevor auch nur das erste Foto geschossen war, ging alles ganz schnell. Marinette hörte wie Manon quiekte, weil der Luftballon, den sie vor ein paar Minuten von Alya entgegen genommen hatte und mit dessen Leine in der Hand sie nun stolz Marinette zugesehen hatte, ihr aus der Hand gerutscht war und nun vom Wind abgetrieben wurde. Schnell wollte sie hinterher und danach greifen, doch der Ballon bekam gerade in der unmittelbaren Nähe des Brunnens den nötigen Auftrieb und sie erreichte ihn nicht mehr rechtzeitig, dafür stieß sie aber gegen Adriens Beine, der durch seine vorgebeugte Position keine Chance hatte sich abzustützen und nun gezwungenermaßen die äußerst geringe Distanz zwischen seinem und Marinettes Gesicht überbrückte.


Was wäre, wenn Marinette eine Signatur auf dem Schal gehabt hätte?



Adrien hatte den ganzen Tag an nichts anderes denken können, als an das Geschenk seines Vaters. Es war für ihn so unerwartete gekommen, wie wenn es im Hochsommer geschneit hätte. Der ein oder andere mochte vielleicht nicht verstehen, was ihm dieser simple Schal bedeutete, aber es war seit langem das schönste Geschenk, dass ihm sein Vater machen konnte. Er besaß ja sonst alles, was das Herz begehrte, aber dieser Schal war ein Zeichen der Aufmerksamkeit von seinem Vater, anstelle der Kugelschreiber, die er in den letzten Jahren bekommen hatte. Schwere und horrende teure Dinger, mit seinem Namen eingraviert in eleganten Samtkästchen. Sowas verschenkte man eventuell an einen Geschäftspartner oder den Mitarbeiter des Monats, aber doch nicht an seinen einzigen Sohn.

Das breite Lächeln immer noch auf dem Gesicht stieg er mit federnden Schritten aus der Limousine aus und schlenderte gut gelaunt ins Haus, direkt in sein Zimmer. Dort schmiss er seine Schultasche auf den Boden und nahm den Schal von den Schultern. Er drehte eine kleine Pirouette, während er sich mit seinem neu erkorenen Lieblingsaccessoir in den Händen  mit dem Rücken voran auf seine Couch plumpsen ließ.

„Krieg dich wieder ein!“, begann sofort Plagg in nörgelndem und elendig genervtem Tonfall. „Es ist nur ein Schal, hätte er dir nicht etwas Nützliches schenken können?“

Nicht einmal das konnte die Stimmung des Jungen trügen. „Ich bezweifle, dass mir mein Vater Camembert schenkt.“

„Das sollte er aber, davon haben wir schließlich beide was.“

Adrien ignorierte seinen Kwami und betrachtete weiterhin gedankenversunken das schmale Stück wollenen Stoffes in seinen Händen. Er hielt ihn von sich ausgestreckt und betrachtete die feinen Maschen im Licht, dass durch die Fensterwand hineinfiel. In nahezu perfekter Gleichmäßigkeit waren die Wollfäden verarbeitet und fühlten sich wunderbar weich an. Er wusste selbst nicht, warum er es tat, aber er genoss es einfach den Stoff durch die Hände gleiten zu lassen und ihn so zu betrachten, bis er auf einmal stutzig wurde. Er hatte an der einen kurzen Seite eine schwache Verdickung in den Maschen entdeckt. Sie fiel kaum auf, genauergesagt nur, wenn man den Stoff etwas auseinanderzog. Er besah sich die Stelle genauer und bemerkte, dass die Verdickung nicht einmalig war, sondern sich fortsetzte in einer langen geschwungenen Linie, die sich über die komplette kurze Seite des Schals zog. Er musste es ein paar Mal drehen, um zu sehen, was es darstellen sollte und sobald er das Wort lesen konnte, welches die Verdickung in den Maschen bildetet, stockte ihm der Atem.

Ein einziges Wort war dort sozusagen geschrieben worden, als wäre es ohne abzusetzen in einem Zug gezeichnet worden.

Marinette

Er blinzelte verblüfft und betrachtete sich das Stück genauer. Aber egal wie er es drehte und wendete, es ergab nur dieses eine Wort. Aber was zum Geier hatte das zu bedeuten? Er erinnerte sich daran, wie sie bei dem Designwettbewerb Chloés Gaunerei mit dem gestohlenen Entwurf aufgedeckt hatte, indem sie seinem Vater das signierte Hutband ihrer Melone präsentiert hatte. Es war exakt derselbe Stil und bedeutete, dass Marinette den Schal gemacht haben musste.

Es wollte sich einfach nicht zusammenfügen lassen. Seine einzige Erklärung wäre aktuell die, dass sein Vater, möglicherweise aufgrund des gewonnenen Wettbewerbes, den Schal bei Marinette in Auftrag gegeben hatte, aber tief in seinem Inneren protestierte eine leise Stimme, die sagte: „Nein…“

In diesem Moment klopfte es an der Tür und er schrak aus seinen Gedanken auf. Nathalie betrat den Raum und setzte mit ihrem üblichen Vortrag an, was der Terminplan seines Vaters diese Woche noch für ihn bereithielt, doch Adrien ignorierte sie einfach und konterte mit einer wohlgewählten Frage, während er das Stück Stoff in seiner Hand hochhielt. „Ist der Schal wirklich von meinem Vater?“

Sie verschluckte sich an ihren eigenen Worten und schaute ihn erschrocken und mit großen Augen an. „W-Wie k-kommst d-du d-darauf?“ Adrien merkte wie sie sichtlich um Fassung rang, aber spätestens als sie nervös ihre Brille richtete und sich eine nicht verrutschte Haarsträhne zurückstreichen wollte, war die Sache für ihn klar.

„Kann es sein, dass das Päckchen von einer Mitschülerin war?“

Nathalie senkte ertappt den Kopf und nickte knapp. Ihr war bei Adriens resolutem Tonfall und hartem Gesichtsausdruck klar geworden, dass abstreiten keinen Sinn hatte.

Das genügte ihm, er sprang sofort auf und rannte im Stechschritt an Nathalie vorbei. „Ich muss nochmal los, gib meinen Fahrer Bescheid“, sagte er im Befehlston und wartete keine Antwort ab.

Wenige Minuten später war er ins Auto gestiegen und wartete ungeduldig darauf, dass sein Bodyguard vor der kleinen Bäckerei anhielt. Sobald der Wagen stand, stieg er aus und betrat mit klopfendem Herz das Geschäft. Hinter der Kasse stand eine kleine Frau, deren Haar dieselbe Farbe wie Marinettes hatte, das musste ihre Mutter sein. Sie bediente gerade den letzten Kunden und wandte sich dann mit einem warmen Lächeln ihm zu. „Bonjour! Was kann ich für dich tun?“

Von ihrer Herzlichkeit regelrecht erschlagen, musste er sich einen Moment fangen bevor er sein Anliegen vortragen konnte. „Guten Tag Madam, ich bin ein Klassenkamerad von Marinette und wollte fragen ob sie vielleicht da ist?“

„Ja, sie ist oben. Komm ich zeig dir den Weg.“ Sie ging hinter dem Tresen herum, durch einen etwas zur Verkaufsfläche abgegrenzten Bereich, das war anscheinend die Backstube, denn es duftete herrlich nach frischem Brot und süßen Backwaren. Am Ofen machte sich ein großer breitschultriger Mann zu schaffen, das war dann wahrscheinlich Marinettes Vater. Er blickte nur kurz auf, winkte ihm aber mit einem breiten Lächeln zu. Die Frau hatte mittlerweile eine Tür geöffnet, die zu einem Hausflur führte. Sie deutete auf die Treppe. „Einfach rauf gehen und durch die Tür in der ersten Etage. Rechts geht es eine schmale Weiße Treppe hinauf, dort ist ihr Zimmer.“

„Vielen Dank, Madam.“ Er ging in die angegebene Richtung und stieg die Treppe hinauf und bemerkte nicht, dass sie Marinettes Eltern vielsagende Blicke zuwarfen.

Als er die weiße Treppe zur Hälfte erklommen hatte, war das Herzklopfen immer stärker geworden und er atmete tief durch. Dann hob er seine Hand, um an die Bodenluke zu klopfen.

Sofort kam Leben in das Zimmer über ihm und es klang, als wäre irgendetwas auf den Boden gefallen, dann hörte er ein kurzes Quicken. Plötzlich wurde die Klappe geöffnet und Marinettes Kopf erschien über der Luke.

„Adrien?“, rief sie überrascht und mit viel zu hoher Stimme. Ehrlich gesagt war sie zu Tode erschrocken und etwas zurückgewichen.

Das nahm er als Aufforderung die letzten Stufen nach oben zu steigen. Als er die Klappe hinter sich wieder geschlossen hatte, begann Marinette sofort wieder mit ihrer Stotterei. „W-was m-machst du d-denn hier?“

Jetzt war er ein wenig verlegen, zog aber den Schal hervor und tat, wofür er hergekommen war. „Ich wollte mich für das tolle Geburtstagsgeschenk bei dir bedanken.“

Ihre ohnehin schon großen Augen weiteten sich noch ein Stück und dann räusperte sie sich hektisch, was schon fast wie ein Hustenanfall klang, bevor sie bemüht unschuldig zu sprechen begann. „Sagtest du nicht, du hast ihn von deinem Vater?“

Er legte den Kopf schief und grinste sie wissend an. „Ich hab deine Signatur erkannt.“

„Oh…“ Jetzt wirkte sie ertappt und schaute peinlich berührt auf den Boden. „Tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe, aber ich wollte…“

Er unterbrach sie, indem er die kurze Distanz zwischen ihnen überbrückte und sie in den Arm nahm. „Danke Marinette, du bist ein wunderbarer Mensch und eine wirklich gute Freundin.“

Sie errötete, was er nicht bemerkte und nachdem sie den ersten Schreck überwunden hatte, erwiderte sie die Umarmung glücklich.

Was wäre, wenn Alya doch etwas in dem Geschichtsbuch gefunden hätte?


Die Freude über ihren Fund war schier grenzenlos. Ladybug war eine Schülerin, wie sie selbst, wahrscheinlich sogar in ihrem Alter oder nur ein wenig älter und das Geschichtsbuch in ihrer Hand war der Beweis dafür. Mit der Akribie eines Spurenermittlers nahm sie jede einzelne Seite unter die Lupe und registrierte alles, außer vielleicht Fingerabdrücke, obwohl das wahrscheinlich gar keine schlechte Idee war, sollte sie nichts anderes finden. Der Stempel auf dem Einband, in den die Schüler normalerweise ihren Namen einzutragen hatten, damit man Beschädigungen nachweisen konnte, war leider für dieses Schuljahr nicht ausgefüllt worden. Das war der erste Dämpfer ihrer Suche gewesen, doch als sie nach gut der Hälfte der Seiten feststellen musste, dass auch keine Kritzeleien oder Randnotizen gemacht worden waren, verließ sie zusehends die Hoffnung noch auf etwas Interessantes und hilfreiches zu stoßen, dass ihr den Namen der Schülerin offenbaren könnte, der das Buch gehörte. Sie blätterte dennoch tapfer Seite für Seite weiter und wollte zumindest nicht aufgeben, bis sie die letzte Seite auch kontrolliert hatte.

Mittlerweile war sie an einem Kapitel angekommen, dass sie zur Zeit selbst im Unterricht behandelten. Das war auch das Thema ihrer nächsten Klassenarbeit - Leben und Sterben im alten Ägypten. Das sollte sie sich eigentlich noch einmal ansehen, da sie mit dem Lernen noch nicht begonnen hatte, aber sie würde sich ja später mit Marinette am Museum treffen und konnte mit ihr den Stoff noch einmal durchgehen. Plötzlich stockte sie, als sie das Kapitel über die Mumifizierung in dem Buch erreicht hatte, auf der Seite war ein Stück Papier eingeklemmt, dass wahrscheinlich als Lesezeichen dienen sollte.

Ihr Herz klopfte wie wild und sie strahlte über das ganze Gesicht. Das war es, worauf sie so sehnsüchtig gewartete hatte. Ein Hinweis, der sie zu der wahren Identität von Ladybug führen würde. Hektisch faltete sie das zusammengeklappte Stück Papier auseinander und betrachtete es begierig. Darauf war eine Skizze zu sehen, die in aller Hektik und mit raschen unsauberen Bleistiftstichen erstellt worden war. Sie zeigte offensichtlich eine kleine, runde Tasche, mit einem großen Klippverschluss, einem langen dünnen Trageband und floralen Mustern als Dekor.

Alyas Augen wurden groß, denn sie kannte dieses Accessoire nur zu gut. Es war Marinettes kleine Umhängetasche, die sie stets bei sich trug und, was noch viel wichtiger war, welche sie selbst entworfen hatte. Ohne weiter groß nachzudenken, packte sie Buch und Skizze ein und machte sich auf den Weg zu Marinettes Haus. Sie stürmte durch die Backstube, wo die Eltern ihrer Freundin mit einem flüchtigen: „Bonjour“ bedachte und dann die Treppen nach oben hastete.

„Bonjour, Alya.“ Die Tür, welche Backstube und Hausflur miteinander verband, war bereits ins Schloss gefallen, als die Antwort von Madame Cheng erklang.

Auch auf das Anklopfen verzichtete sie vor lauter Aufregung und platze in Marinettes Zimmer hinein, die sie verwundert musterte, als sie abgehetzt und schwer schnaufend vor ihrer Freundin zum Stehen kam, welcher gerade am Schreibtisch saß und ein Kleidungsstück mit Perlen dekorierte.

„Du bist Ladybug!“, sagte Alya kaum, dass sie wieder Atem holen konnte und zeigte mit dem Finger auf ihre Freundin, während sie mit der anderen Hand das Buch samt Skizze aus ihrer Schultasche zerrte und ihr direkt vor die Nase hielt. Warum denn auch lange um den heißen Brei herum reden, das war noch nie ihre Art gewesen.

Komplett perplex war Marinette einen Moment lang nicht in der Lage zu antworten, wie auch, sie wusste nicht, wie sie da wieder rauskommen sollte und vor allem war leugnen in diesem Moment zwecklos geworden, als ihr Blick kurz auf den Tisch neben sich huschte, wo Tikki, ebenso überrannt wie sie selbst, noch auf dem Rand eines Tellers saß und gerade im Begriff war von einem Schokokeks abzubeißen.

Alya war natürlich ihrem Blick gefolgt und hatte den Kwami entdeckt, der viel zu spät noch versuchte sich hinter dem Computerbildschirm zu verstecken.

„Was war das denn?“, war die nächste Frage, die Alya nun verwundert stellte und jetzt war auch Marinette in der Lage zu antworten, nachdem sie tief geseufzt hatte.

„Du hast Recht.“ Sie hielt die Hände vors Gesicht und sank merklich in sich zusammen, bevor sie unsicher zu Alya hinüberschaute und sie beinah anflehte. „Bitte, bring das nicht in deinem Blog.“

Jetzt war es an Alya einen Moment lang sprachlos zu sein und ihre Freundin und den Computerbildschirm im Wechsel anzustarren.

Dann brach sie in einen hysterischen Schreikrampf aus, hüpfte ein paar Mal auf und ab und rannte ihrer Freundin mit ausgestreckten Armen entgegen, bevor sie diese fest an sich drückte. „Das ist der Wahnsinn! Warum hast du mir das nicht erzählt und wie bist du dazu gekommen? Wie funktioniert das mit der Verwandlung und oh mein Gott ich kann es einfach nicht glauben!“

Marinette wusste gar nicht, welche Frage sie ihr zuerst beantworten sollte, also rief sie Tikki aus ihrem Versteck. Der Kwami kam heran geschwebt und winkte Alya mit ihren kurzen Ärmchen etwas verlegen zu.

„Also, das ist Tikki, mein Kwami. Wenn sie in meinen Ohrringen verschwindet, dann kann ich mich verwandeln.“ Sie begann einfach zu erklären und fühlte sich mit jedem Wort etwas leichter, als wäre eine Last von ihr genommen worden. Alya hörte sich gespannt alles an, von dem Erscheinen der kleinen Schachtel, ihrem Problem am Anfang mit Stoneheart und den Schwierigkeiten dieses Geheimnis für sich zu behalten.

Als sie geendet hatte, leuchteten Alyas Augen beinahe noch mehr, als vorher. „Einfach cool! Ich hätte mir nie zu träumen gewagt, dass du es bist.“ Kurz realisierte sie, was sie gerade gesagt hatte. „Ich meine…also ich wollte sagen, du machst das ganz ganz toll.“

Marinette lächelte etwas schüchtern und wusste dann nicht so recht, was sie jetzt sagen sollte.

„Keine Sorge“, setzte Alya nun an. „Ich könnte doch meine beste Freundin und meine Lieblingssuperheldin nicht verraten.“

Marinette war erleichtert und umarmte Alya glücklich. „Danke.“

Jetzt grinste Alya nun doch etwas verschwörerisch. „Unter einer Bedingung.“

Bevor Marinette allerdings in Panik geraten konnte, fügte ihre Freundin direkt ihr Anliegen hinzu. „Lass mich bitte einmal zuschauen, wenn du dich verwandelst, ja? Und wehe, wenn ich kein Exklusivinterview bekomme.“

Das Mädchen musste Lachen über diese Bitten, war aber gleichzeitig erleichtert, denn das waren ja nun wirklich kein allzu schwer zu erfüllenden Wünsche.

Was wäre, wenn Adrien nur einen Moment zu langsam gewesen wäre?


„Verschwinden wir, du hast nur noch eine Minute.“ Cat Noir deutete auf Ladybugs kleine, runde Ohrringe, die soeben eindringlich gepiepst hatten. Der rote Untergrund zeigte nur noch einen von fünf schwarzen Punkten. Sie nickte ihm zu und beide drehten sich auf dem Absatz um und rannten durch die Tür auf dem Dach des Hotels. Sie sprinteten schon durch das Treppenhaus und hörten nur noch dumpf die Stimme von Alya auf dem Dach: „Oh nein, wo sind sie denn?“

Im Erdgeschoss des Hotels angekommen schaute sich Ladybug leicht panisch um und entdeckte zu ihrer Rechten eine Tür. Nicht perfekt, aber das sollte reichen. Der Lagerraum für Koffer, direkt neben der Rezeption. Sie griff schnell nach der Klinke und zog sie schwungvoll auf. Sie war noch nicht ganz durch die Tür, da hielt Cat Noir sie auf. „Warte! Ich verrate nicht, wer du wirklich bist, Katzenehrenwort.“ Um seine Worte zu unterstreichen, legte er seine rechte Hand aufs Herz, die andere streckte er in die Luft. Mit leisem Bedauern, aber dennoch direkt antwortete Ladybug: „Aber wer wir wirklich sind, darf keiner wissen, nicht einmal wir.“ Sie lächelte schwach und ging rasch durch die Tür, die sie hinter sich nur anlehnte.

Cat Noir schlug das Herz bis zum Hals. Er schluckte gequält. Die zitternde, schwarz behandschuhte Hand schwebte über der Türklinke. Er griff nach ihr und aus dem entstandenen Spalt, zwischen Tür und Rahmen, drang ein schwaches Leuchten.

In seinem Inneren tobte ein Kampf zwischen seinem Wunsch das Richtige zu tun und dem unbändigen Verlangen die Wahrheit herauszufinden. Er ging entschlossen einige Schritte zur Eingangstür des Hotels mit der Absicht ihrem Willen nachzukommen, nur um dann in einer schwachen Sekunde auf dem Absatz kehrt zu machen und wieder zur der Tür zu huschen, da die Anziehungskraft, die von ihr ausging, für einen Moment Überhand genommen hatte. Auf halben Weg wand er sich erneut um und schalt sich selbst einen egoistischen Idioten, aber gerade als er sich noch einmal dazu entschloss kehrt zu machen und seine Neugier bei dieser einzigartigen Gelegenheit zu stillen, piepte sein Ring zum letzten Mal und sein Superheldenanzug löste sich in grünem Licht auf.

„Das war die Chance herauszufinden, wer deine Angebetete wirklich ist! Was sollte das denn?“ Plagg schwirrte aufgeregt, wie eine penetrant nervige Schmeißfliege neben seinem Kopf hin und her und holte mit den kleinen Ärmchen zu einer verständnislosen Geste aus.

„Ich weiß nicht Plagg, ich habe nicht nachgedacht und auf mein Herz gehört. Ich wollte Ladybug nicht einfach vor dem Kopf stoßen, nicht, dass sie mir das nicht verziehen hätte, immerhin liebe ich sie doch.“

Plötzlich spürte er, dass er nicht mehr allein war, von seinem Vorhaltungen machenden Kwami mal abgesehen, und er wand sich mit hochgezogenen Schultern um.

Da stand seine Klassenkameradin Marinette, eine Hand noch an der Tür, hinter der soeben Ladybug verschwunden war und starrte ihn mit großen Augen an. Hatte sie soeben richtig gehört und vor allem richtig gesehen? Konnte es wirklich möglich sein, dass ihr heimlicher Schwarm in Wirklichkeit der aufdringliche schwarze Kater war, der sie als Ladybug begleitete und vor allem, hatte er gerade wirklich gestanden, dass er Ladybug liebte und somit sie?

Seine Wangen zierte ein rötlicher Hauch und auch sie schien peinlich berührt angesichts dieser unvorhergesehenen Situation, bis er tief durchatmete, sie mit einem breiten Grinsen bedachte und eine Hand nach ihr ausstreckte. In seinen Augen eine unausgesprochene Aufforderung und Bitte. Nur einen Moment sah sie ihn überrumpelt an, dann schenkte sie ihm ein schüchternes Lächeln und legte ihre zitternde Hand in die seine.

Was wäre, wenn Cat Noir seinen Ring nicht rechtzeitig gefunden hätte?


Mit einem hellen, klingenden Geräusch prallte der große Siegelring auf die weißen Fliesen. Er verlor seine schwarze Farbe, wurde wieder silbern und im selben Moment erschien Plagg, der zusammen mit dem Miraculous über den Boden kullerte und gotterbärmlich zu Jammern begonnen hatte. Der Kwami blieb nach einigen Zentimetern liegen, während der Ring eine andere Bahn einschlug und unter einem Vorratsregal der Kühlkammer verschwand, in der Cat Noir soeben eingesperrt worden war und sich nun durch den Verlust des Schmuckstückes zurück in Adrien verwandelt hatte.

„Oh, mein Ring!“, rief Adrien erschrocken, während Plagg in der Kälte sofort zu bibbern begonnen hatte. „H-hier d-drin ist es s-so k-kalt!“

„Wo ist er?“ Hektisch begann Adrien den Boden abzusuchen und wurde von Sekunde zu Sekunde immer panischer und nervöser. Auch ihm kroch die Kälte in die Glieder und er begann heftig zu zittern. „Mir ist auch kalt Plagg, aber ich könnte etwas Hilfe brauchen“, rief er dem Kwami unwirsch zu.

Derweil war Ladybug vor der Tür bemüht Lady Wifis Schlosssiegel aufzuheben, um ihren Partner aus dem Kühlraum der Küche des Hotelrestaurantes zu befreien. Vor lauter Verzweiflung setzte sie ihren Glücksbringer ein und mit Hilfe der Mikrowelle gelang es ihr das Signal zu stören. Somit erreichte sie, dass das Siegel verschwand. Schwungvoll öffnete sie die Tür und ein blonder Junge mit um den Körper geschlungen Armen fiel ihr regelrecht entgegen, sodass sie stürzte und es gerade noch schaffte, die Arme um ihn zu schlingen, damit sein Kopf nicht auf dem Boden aufkam, sondern auf ihrem Schoß. Doch es war nicht der, den sie erwartet hatte. Nicht der schwarz gekleidete Cat Noir, der vorhin von Lady Wifi eingesperrt worden war. An seiner statt lag vor ihr, ihr heimlicher Schwarm und Klassenkamerad Adrien. Er blickte sie mit einem leidenden und irgendwie auch entschuldigenden Gesichtsausdruck an, wirkte aber zur gleichen Zeit auch noch etwas verwirrt. „Ich habe meinen Ring verloren“, nuschelte er durch klappernde Zähne hindurch, bevor ein aufgeregter und mit einer weißen Kruste überzogener Plagg aus dem Kühlraum geschwebt kam und den Ring in den Pfoten hielt. „Ich hab ihn!“

Entsetzt starrte Ladybug den Kwami an, der sie erst erschrocken von oben herab betrachtete und dann einen Moment zwischen dem Ring und ihr hin und her blickte, bevor er ihn schnell hinter seinem Rücken verschwinden ließ und ein unglaubwürdiges: „Miau?“ von sich gab.

„Du hast den Glücksbringer für mich eingesetzt?“, stellte Adrien  fest, als er ihre blinkenden Ohrringe bemerkte und sorgte so dafür, dass sich ihr Blick zurück auf ihn richtete und sie verlegen zu stottern begann. „A-aber, w-wie….“, bevor ihr Ohrring noch ein letztes Mal piepte und sie sich selbst zurückverwandelte.

Jetzt machte Adrien große Augen, während er Marinette ungläubig musterte. „D-Du bist L-Ladybug?“ Ob er vor Überraschung stotterte oder noch der Kälte wegen, konnte nicht einmal er selbst sagen.

Sie nickte, diesmal war sie es, die ihn entschuldigend ansah und dann den Blick abwandte. Überfordert mit der Situation, wusste sie nicht, was sie tun oder sagen sollte.

Er war noch nicht wirklich Herr seiner Sinne, aber ein Wunsch war in ihm aufgekommen, der für ihn keinen Aufschub duldete. Er streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus. Sie war immer noch eiskalt, während auf seinem Gesicht ein warmes Lächeln erschienen war und auf ihrer erhitzten Haut fühlte sich der Kontrast noch viel heftiger an. Völlig unerwartet umfasste er ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich hinunter. Ihre warmen Lippen, auf seine kalten.

Was wäre, wenn Marinette ihren Augen nicht getraut hätte?


„Gib sie Adrien zurück Chloé!“, verlangte Marinette bestimmt und warf ihrer Klassenkameradin einen missbilligenden Blick zu. Die Tochter des Bürgermeisters hatte sich mal wieder einen Spaß daraus gemacht und die Gelegenheit genutzt etwas zu lästern, eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen.

„Meine Uhr!“, schrie plötzlich eine wütende Stimme und ein Mädchen in einem grünen Ganzkörperanzug, mit passendem Helm und Rollerblades sprang von einer Mauer hinter den Schülern herunter und zog somit die Aufmerksamkeit der Anwesenden Schüler auf sich, die sich zu der Wette zwischen Kim und Alix eingefunden hatten.

Ladybug, die ebenfalls auf der Mauer stand, brüllte so laut sie konnte: „Chloé, weg mit der Uhr!“, um diese zu warnen.

Vor lauter Schreck ließ die Blondine das Schmuckstück fallen und es zerschellte auf dem Boden, kaum, dass Timebreaker unten angekommen war und ihr entsetzter Schrei hallte über den Platz. „Ladybug, diesmal ist es deine schuld!“ Anklagend zeigte sie mit dem Finger nach oben, wo die Heldin immer noch stand und überlegte, was sie am besten tun sollte.

Die Umstehenden folgten mit ihren Blicken der Richtung die sie anzeigte und die Marinette, die unten bei ihnen stand, starrte perplex auf ihr eigenes Helden-Ich und war fassungslos. Am liebsten hätte sie sich die Augen gerieben oder sich selbst gekneift. „Wer bist du?“, stammelte sie perplex und alle Aufmerksamkeit richtete sich mit einem Mal auf sie.

„Was soll das heißen Marinette, das ist Ladybug“, sagte Alya verständnislos und blickte sie mit hochgezogener Augenbraue an, ihr Tonfall verriet eindeutig, dass sie am Geisteszustand ihrer Freundin zweifelte.

„Nein, ist sie nicht!“, entfuhr es Marinette energisch, ohne darüber nachzudenken, was sie da gerade tat. Ein leises, aber bestimmtest Räuspern aus ihrer Umhängetasche ignorierte sie.

Chloé drängelte sich zu den Beiden vor und mischte sich in die Diskussion mit ein. „Natürlich ist das Ladybug, du hast ja gar keine Ahnung. Ich muss es wissen, ich bin ihr größter Fan.“

Marinette wusste natürlich nichts von der Zeitreise und hatte auch keine wirkliche Idee, wie sie ihren Freunden beweisen sollte, dass das eben nicht Ladybug sein konnte. Alles was ihr blieb, war ihre Freunde zu beschwören ihr zu glauben. „Vertraut mir einfach Leute, sie kann nicht die echte Ladybug sein.“

„Woher willst du das denn eigentlich so genau wissen?“, fragte Alya sie in einem zweifelnden Tonfall und musterte sie eindringlich. Auch die anderen Klassenkameraden begannen ähnliche Sätze zu murmeln und betrachteten sie neugierig, inklusive ihres heimlichen Schwarmes Adrien, in dessen Gegenwart sie immer nervös wurde.

„I-Ich, ich…“, begann sie zu stammeln und trat vor Schreck einen Schritt zurück. Hektisch begann ihr Gehirn nach einer Lösung zu suchen, aber scheinbar vergebens.

Oh Mist, dachte Marinette, als ihr der eigene Fehler bewusst wurde.


Was wäre, wenn jemand einfach mal 1 und 1 zusammengezählt hätte?


„Ich beglückwünsche sie zu ihrem Entwurf Mademoiselle Marinette, sie haben gewonnen.“ Gabriel Agreste deutete ein anerkennendes Nicken an und Marinette starrte überglücklich auf das Tablet, auf dem ihr großes Vorbild per Videoübertragung die Bewertung des Designwettbewerbes durchgeführt hatte. „Danke, danke, vielen Dank!“ Sie umklammerte aufgeregt den Hut in ihrer Hand und konnte es kaum fassen. Ein unglaubliches Lob des in ihren Augen besten Designers der Stadt oder sogar der Welt direkt an sie, aber das war nur ein Teil ihres Gewinnes und Monsieur Agreste verkündete soeben, was sie noch erwartete. „Adrien wird ihren Hut bei unserer nächsten Werbekampagne tragen.“

In diesem Moment trat ihr Schwarm an sie heran und griff nach dem Hut, den sie immer noch umklammert hielt, dabei berührten sich ihre Hände und die Röte stieg ihr sengend heiß in die Wangen.

„Gut gemacht, Marinette“, sagte er und schaute sie bewundernd an, während sie ihn scheu anlächelte.

Er nahm den Hut und wollte ihn sich gerade auf den Kopf setzen, als er innehielt und ein Ruck, begleitet von einem heftigen Niesen, durch seinen Körper ging. Erschrocken beobachtete Marinette ihn und als er das bemerkte, rieb er sich verlegen mit dem Finger die Nase und schaute etwas betreten drein. „Entschuldigt, ich reagiere allergisch auf Federn.“

Marinette wirkte zum einen überrascht, aber zum anderen in ein kleines Déjà-vu versetzt. Diesen Satz hatte sie heute schon einmal gehört. Auch ihr schwarzgekleideter Partner hatte ihr heute im Kampf gegen Mr. Pidgeon erzählt, dass er allergisch reagierte und dieser enorme Zufall ließ sie stutzig werden.

Während sie noch so dastand und überlegte, waren der Direktor, Monsieur Agrestes Assistentin, die das Tablet gehalten hatte, und die anderen Teilnehmer schon wieder gegangen. Auch Alya hatte sich gerade von ihr verabschiedet. Marinette betrachtete derweil die Hutschachtel, die sie mitgebracht hatte um ihr Werk zu transportieren und schnappte sie eilig. Dann rannte sie Adrien hinterher, der schon fast zum Schultor hinaus war und sich schon auf dem Weg zum Auto befand. Seine Augen wirkten immer noch etwas verquollen. Sie tippte ihn an der Schulter an und er drehte sich zu ihr um.

„Hey, äh… ich hab hier noch die Schachtel für den Hut.“ Sie streckte ihm die Box entgegen und beinahe erleichtert und dankbar legte Adrien die Melone hinein. Anscheinend froh, dass er sie abgeben konnte.

„Dankeschön.“ Er blickte sie an, als erwartete er, dass sie noch etwas sagte und vor lauter Nervosität begann sie einfach frei heraus zu sagen, was ihr in den Sinn gekommen war. „Wusstest du eigentlich, dass Cat Noir auch eine Allergie gegen Federn hat?“

Er blinzelte verwundert und schaute sie verunsichert an. „W-was? Wirklich? Also…ich meine…Woher weißt du das denn?“

Scheiße, scheiße, scheiße…Das hatte sie komplett verdrängt. Es war ja niemand weiter anwesend gewesen, als er es ihr als Ladybug erzählt hatte. In ihren Übereifer hatte sie total verdrängt, dass sie sich damit selbst in Bedrängnis brachte. Sie konnte es nicht mehr zurücknehmen und verfluchte sich selbst für ihre Blödheit. Doch mit dem was nun folgte, hätte sie wahrlich nicht gerechnet. Adrien musterte sie nachdenklich, dann packte er sie am Arm und zog sie in eine Nische neben dem Schultor. Dort vergewisserte er sich, dass niemand sie sehen oder hören konnte, bevor er sie erwartungsvoll ansah und dann etwas ungläubig „Ladybug?“ flüsterte.

Sie wusste nicht wirklich, warum sie es nicht abstritt, aber da sich in ihr insgeheim der Verdacht erhärtete hatte, dass Adrien unter Umständen Cat Noir sein könnte, war sie in diesem Moment nicht in der Lage dazu, sich eine Notlüge einfallen zu lassen, darum nickte sie knapp und umklammerte die Box mit dem Hut noch etwas fester.

Mit allem hätte sie gerechnet, außer mit dem, was jetzt kam. Seine Augen strahlten überglücklich und er lächelte breit. „Der Wahnsinn, nie hätte ich gedacht, dass ausgerechnet du…ich meine…“ Er begann verlegen etwas zurück zu rudern, bevor er mit seinen Ausführungen fortfuhr. „Irgendwie hatte ich es sogar ein wenig gehofft“, gab er etwas kleinlaut zu.

Ihre Augen waren bei jedem seiner Worte immer größer geworden und sie konnte nicht anders, als ihn sprachlos und mit leicht geöffnetem Mund anzustarren.

„Entschuldige, du musst sicher etwas überrascht sein, dass ich hinter der Maske stecke, ich wette du hast mit jemand anderem gerechnet.“ Etwas unbehaglich und nervös wanderte seine Hand an seinen Nacken, eine ihm so in Fleisch und Blut übergangene Geste, dass er sie kaum noch bewusst ausführte.

Jetzt lächelte Marinette schüchtern und schüttelte den Kopf, während ihr ein amüsierter Ausdruck übers Gesicht huschte. „Ich hätte nur nie gedacht, dass du zu solchen Sprüchen und miserablen Katzenwitzen fähig bist.“

Jetzt grinste er erleichtert und knuffte sie mit der Faust spielerisch auf den Ellenbogen. „Hey, dass musst du gerade sagen. Du machst normalerweise auch nicht den Eindruck einer geborenen Anführerin und Kämpfernatur.“ Darüber mussten beide lachen, bevor Adrien mit dem Kopf Richtung Tür nickte. „Wie wäre es mit einem Spaziergang, MyLady?“

Als wäre ihr ein gigantischer Stein vom Herzen gefallen und erfüllt von freudiger Erwartung stimmte sie zu und sie schlenderten versunken in einer angeregten Unterhaltung hinaus.

Was wäre, wenn Marinette etwas zu viel offenbart hätte?


Seufzend über Sabrinas Unbelehrbarkeit in Sachen Chloé schlug Marinette ihren Spind zu und erschrak höllisch, als hinter ihr eine ihr nur zu gut bekannte Stimme ertönte: „Hey, ich hab von deinem Abenteuer mit Cat Noir gehört. Hattest du Angst?“

Sie fing sich erstaunlich schnell und schaffte es Adrien zu antworten, allerdings ließ der Inhalt ihrer Worte mal wieder arg zu wünschen übrig. „Was ich? Angst? Pfft… Das lief traumhaft. Ich meine, du bist ein Traum. Ich meine, träum ruhig weiter. Oh…das ist ein Alptraum…“ Sie griff sich peinlich berührt an die Stirn, was hatte sie da nur wieder angerichtet.

„Okaay.“ Glücklicherweise schien er auf ihre Worte gar nicht so zu reagieren, wie sie es befürchtet hatte, im Gegenteil er bombardierte sie regelrecht aufgeregt mit weiteren Fragen. „Und wie fandest du Cat Noir? Fandest du ihn super?“

Als das Thema auf ihren manchmal recht übermütigen Partner zu sprechen kam, veränderte sich ihre Miene. Schon beim Gedanken an seine Überheblichkeit an dem Abend, hätte sie gern wieder die Augen verdreht. „Ja super anstrengend“, nuschelte sie daher unbewusst und merkte erst, dass sie laut gesprochen hatte, als sie Adriens fragenden Blick bemerkte.

„Ich meine natürlich ja, aber nicht so super wie dich, an dich kommt ja keiner ran, du bist ja super super super cool.“

Mit nachdenklicher Miene schaute er sie an und überlegte wohl, was er aus ihrem Gestammel herausfiltern konnte und wurde nicht recht schlau daraus. „Wieso anstrengend?“, beschloss er sie schließlich zu fragen, da ihn das von all ihrem hektischen Geplapper am meisten interessierte.

Immer noch im Nervositätsmodus, ausgelöst durch Adriens Gegenwart, holte sie etwas weiter aus ohne wirklich darauf zu achten, was sie da sagte. „Er tut immer so, als könne er alles, dabei musste ich ihm mal wieder den Hintern retten.“

Jetzt wurde Adrien hellhörig. „Mal wieder?“, fragte er erstaunt und er schien sie mit seinen grünen Augen zu durchbohren, sodass ihr die Knie weich wurden.

„Äh, ja also… ich meine nicht mal wieder in dem Sinne. Ich hab ihm nur, naja, der Tipp mit dem Stab, wegen dem Glaskasten unter dem wir gefangen waren. Er bringt sich einfach so oft in Schwierigkeiten und dann muss ich….Naja du weißt schon. Obwohl er auch Einiges auf dem Kasten hat, aber dann kommt wieder einer dieser peinlichen Sprüche… Nicht so wie, wenn wir uns unterhalten, also…äh…“, sie brach ab, kaum mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Jetzt saß sie richtig in der Patsche.

Mit weit aufgerissenen Augen hatte Adrien ihren Ausführungen gelauscht und sich im Gegenzug zum Anfang ihres Gespräches, als es ihm eindeutig mehr um die Informationen zu seinem Helden-Ich ging, auch mehr auf das restliche Gestammel seiner Klassenkameradin konzentriert.

Plötzlich sah er sich kurz um, ob jemand in der Nähe stand, der sie belauschen konnte, dann packte er sie an beiden Schultern und schaute sie eindringlich an. „Marinette… kann es sein, dass…“ Er schluckte nervös und hoffte, dass das jetzt nicht peinlich für ihn würde. „Bist du Ladybug?“

„Was?!? Nein natürlich ni…also wie kommst du denn… das wäre doch absurd.“ Doch es war zu spät, er schien sie mit seinen grünen Augen förmlich zu scannen und sein Gesichtsausdruck wurde immer zweifelnder, sodass sie schließlich verstummte und betreten drein blickte. Das veranlasste ihn dazu seine Frage selbst zu beantworten: „Also, ja?“

Das war eindeutig mehr eine Feststellung als eine Frage und das wusste Marinette, die versuchte tief durch zu atmen um ihre aufsteigende Hysterie abzuwürgen.

„Das ist…“, setzte Adrien an und Marinette murmelte die Ergänzung vor sich hin, die sie jetzt erwartete: „…furchtbar, schrecklich, eine Katastrophe?“

„Nein!“, unterbrach er sie mit Nachdruck und zu ihrer großen Überraschung umarmte er sie übermütig. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Kopf auf seine Schulter zu legen und reflexartig aber zaghaft umschloss auch sie ihn mit ihren Armen.

„Das ist toll!“, rief er begeistert. „Und soll ich dir mal was sagen? Wir sind ein tolles Team.“

Was wäre, wenn Tikki Plagg zu Hilfe geeilt wäre?


„Argh…reiner Neid!“, sagte Chloé in genervtem Ton und verstaute die runde Schachtel mit dem darin enthaltenen goldenen Armreif wieder in ihrer Handtasche, die neben ihr auf dem Boden stand.

Plagg, der seine Nase beim Geruch der frischgebackenen Croissants, die Marinette gerade in der Klasse verteilte, hoffnungsvoll aus Adriens Umhängetasche strecke, hatte sie dabei beobachtet und beim Anblick der runden Verpackung nur einen Gedanken: „Hey, ist das Camembert?“

Schnell wie der Blitz, war er hinüber zu Chloés Tasche gehuscht und darin verschwunden. Beim Öffnen der runden Schachtel war er im ersten Moment herbe enttäuscht. „Das ist kein Camembert, aber es glitzert so schön, dass gefällt mir.“ Jegliche Vorsicht vergessend, machte er sich einen Spaß daraus den Armreif auf dem Kopf zu balancieren und auch ein paar Zentimeter in die Höhe zu werfen, nur um ihn wieder aufzufangen.

Dummerweise verlor er bei einem seiner Kunststückchen das Gleichgewicht, kippte samt Tasche und deren Inhalt um, der Reif stülpte sich über seinen Kopf und steckte dort fest. Er hatte Glück, dass er beim Herausfallen hinter Adriens Schultasche gelandet war, sonst wäre er sicher entdeckt worden bei all der Aufmerksamkeit, die nur einen Moment später Marinette bei ihrem Sturz über Chloés Tasche auf sich zog.

Aber es gab jemanden, der ihn dennoch entdeckt hatte. Tikki hatte ihn gesehen, als Marinettes kleine runde Handtasche sich einen Spalt geöffnet hatte, als sie auf dem Boden saß. Unbemerkt von ihrer Freundin, die gerade dabei war, die in alle Richtungen verstreuten Croissants wieder aufzusammeln, huschte Tikki zu Plagg hinüber. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?“, flüsterte sie vorwurfsvoll.

Zuerst drehte sich Plagg verwundert mehrmals um sich selbst, bevor er zu ihr gewandt stehen blieb und etwas genervt erwiderte: „Das kann doch jedem mal passieren.“

„Aber irgendwie passiert es immer nur dir“, seufzte Tikki und begann ihm dabei zu helfen den Ring wieder abzustreifen, doch vergebens.

Plötzlich brach Tumult in der Klasse aus und viele Stimmen riefen erregt durcheinander, als Chloé verkündet hatte, dass ihr Armreif verschwunden war.

„Na super, jetzt haben wir den Salat“, erklärte Tikki ihrem in der Patsche sitzenden Freund.

„Weniger reden, mehr ziehen!“, konterte Plagg, der zunehmends ärgerlicher wurde. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

Beim Versuch den Armreif von ihm zu ziehen, stieß Tikki versehentlich an Adriens Fuß und dieser wurde so auf das kleine Schauspiel am Boden aufmerksam. Verwundert blickte er hinunter und mit einem leisen „Oh-o…“ schaute ihn vom Boden her ein kleines rotes Wesen an, die seinem offensichtlich in der Klemme steckenden Katzenkwami half, den gerade so umstrittenen Armreif von Kopf zu ziehen. Vorsichtig nahm er beide Kwamis hoch und schlich sich an den diskutierenden Lehrern, Eltern und seinen Klassenkameraden vorbei zur Tür hinaus.

Er entfernte sich etwas von der Klassenzimmertür, drückte sich mit dem Rücken an die Wand und öffnete seine Hände, während Tikki verlegen dreinblickte, begann Plagg sich herauszureden: „Ich will dich nicht mit dieser Geschichte behelligen, es ist eine lange und langweilige…“

„Oh doch, du erklärst es mir jetzt!“, unterbrach ihn Adrien. „Deinetwegen haben wir jetzt ein riesen Problem.“

„Das ist so typisch für ihn“, warf Tikki ein, die ihn tadelnd musterte und dabei die Arme verschränkt hatte.

Adrien, der einen kurzen Moment vergessen hatte, wen er da soeben entdeckt hatte, besann sich seiner guten Manieren und sprach den anderen Kwami freundlich an. „Nett von dir, dass du ihm helfen wolltest, du bist sicherlich…?“

„Tikki und ja, ich bin der Kwami von Ladybug und ja, ich hab versucht ihm mal wieder den Hintern zu retten.“

Adrien musste unbewusst kichern und schüttelte amüsiert den Kopf, dann schaute er sie neugierig an. „Wo kommst du denn auf einmal her?“

Tikki überlegte einen Moment, sie durfte sich und vor allem Marinette jetzt nicht verraten. Nicht jetzt, wo sie unbeabsichtigt schon herausgefunden hatte, wer Cat Noir war. Natürlich hatte sie Plaggs Aura immer schwach in ihrer Nähe wahrgenommen, es aber nie ausgerechnet mit Adrien in Verbindung gebracht. Das konnte peinlich werden, wenn sie sich verplapperte, doch Adrien kam ihr zu vor.

„Warte, heißt das Ladybug ist hier? Ist sie in meiner Klasse?“ Ungläubig begann er über diese Möglichkeit nachzudenken, während Tikki derweil Plagg mit wütenden Blicken taxierte, die er allerdings durch den Armreif vor seinen Augen nicht sehen konnte.

Adrien wurde jedoch unterbrochen, durch das Schultor näherte sich ein gigantischer Mann in einer Art blauer Rüstung, offensichtlich ein Akumaopfer.

„Plagg, kannst du mich so verwandeln?“

„Ich würde dir davon abraten. Der Ring wird mit mir aufgesogen und das verringert deine Kraft.“

In der Zeit, in der Adrien verzweifelt überlegte, was er tun sollte, hatte der Eindringling sein Klassenzimmer erreicht. Er betrat es und kurze Zeit später kam eine seiner Klassenkameradinnen heraus, es war Marinette, die sofort aufgeregt in ihre Umhängetasche blickte, kaum, das sie außer Sichtweite der Tür gelangt war.

Er beobachtete sie interessiert, anfangs ohne zu bemerken, dass Tikki die immer noch neben ihm schwebte, begann nervös zu werden. Als Marinettes Miene panisch wurde und sie statt weiter in der winzigen Tasche zu kramen, sich hektisch suchend umblickte, dämmerte es ihm und er wand sich an die verlegen gewordene Tikki. „Sie ist es, nicht wahr?“

Was wäre, wenn Adrien einfach Marinettes Nachricht gleich abgehört hätte?


„Plagg, du Ferkel!“, rief Adrien entsetzt, als er seine Sporttasche öffnete und ihm der unverkennbare Geruch von Camembert in die Nase stieg, der einem kleinen schwarzen Wesen entstieg, dass es ich in der runden hölzernen Verpackung des stinkenden Käses bequem gemacht hatte. In der leeren Verpackung wohlgemerkt und bei dieser Gelegenheit hatte er es mal wieder geschafft, alle anderen Sachen ringsherum mit Krümeln und Sabber zu dekorieren.  

Unbeeindruckt nuschelte der Kwami: „Du hast eine neue Nachricht!“ und rülpste herzhaft.

„Weg da, ich will die Mailbox abhören“, fuhr Adrien ihn an und schnippste ihn zur Seite, um an sein Handy zu kommen. Er tippte auf dem Display herum und obwohl er die Nummer nicht kannte, spielte er die Nachricht ab.

„Hallo, äh Mailbox von Adrien, hier ist Marinette, die eine Nachricht für dich hat, na klar, es ist ja dein Telefon also ähm…hehe… ruf zurück. Tschau!“ Überrascht starrte er sein Telefon an. Was wollte denn ausgerechnet Marinette von ihm? Und wann hatte er ihr seine Nummer gegeben? Er konnte sich einfach nicht erinnern. Bevor er allerdings auflegen konnte stutzte er, denn man konnte ein Rauschen hören und ein dumpfes Klackern, gefolgt von einem entnervten Stöhnen einer anderen Person. Neugierig hielt er sein Ohr näher an das Telefon, bevor Marinette aufgeregt und nervös weiter sprach. „Was? Was hätte ich denn sagen sollen?“ Offenbar war das an eine andere Person im Raum gerichtet und er hatte auch schon einen Verdacht an wen. Es konnte eigentlich nur Alya, Marinettes beste Freundin sein. Marinette fuhr fort und beantwortete ihre Frage einfach selbst, allerdings diesmal in einem, für sie beeindruckend selbstbewussten Tonfall, der jedoch auch einige sarkastische Züge am Ende enthielt. „Hey Süßer, hier ist Marinette, ich würde ja gern mal mit dir ins Kino gehen, aber ich bin so verknallt in dich, dass ich nicht normal mit dir reden kann, außer über dieses dämliche Telefon. Ziemlich bescheuert oder?!“

Er konnte es nicht verhindern, dass er schmunzeln musste, allerdings wusste er nicht, ob es an der albernen Nachricht an sich lag, oder daran, dass Marinette ihm gerade, wahrscheinlich unabsichtlich, gestanden hatte, dass sie ihn mochte, mehr noch, dass sie verliebt ihn war. Der Anfang der Nachricht war so typisch für sie, denn genauso redete sie sonst immer mit ihm. Verlegen, schüchtern, aufgeregt und häufig stotternd oder Wörter verdrehend. Und den Grund dafür kannte er jetzt auch. Aber der zweite Teil war recht neu für ihn, denn so selbstbewusst sollte sie sich eindeutig öfter geben, dass stand ihr gut. Da er noch ein paar Minuten hatte, ehe er zur Einweihung der Statue von ihm und Ladybug musste, beschloss er gleich zurückzurufen. Es klingelte lange, sehr lange ehe Marinette ranging und noch einen tiefen Atemzug nahm, bevor sie vorsichtig sagte: „Ja?“

„Hey Marinette, hier ist Adrien.“ Er konnte förmlich ihr laut schlagendes Herz durch das Telefon hören, den Atem hatte sie gespannt angehalten. Sie schluckte hörbar und antwortete hektisch. „Oh, hallo… ähm Adrien. Wie geht’s?“

„Gut und ich hoffe dir auch.“ Er musste sich ein Kichern unterdrücken. Irgendwie war es ja schon ganz süß, wie sehr es sie aus der Fassung brachte, mit ihm zu reden. „Danke für deine Nachricht, ich würde gern mal mit dir ins Kino gehen“, sagte er gut gelaunt und grinste breit. Plagg sah sich das Schauspiel augenrollend an und drückte sich wieder eng an Adriens Wange, um ihre Antwort mitzuhören. Neugierig war er doch, auch wenn er es nie zugegeben hätte.

Man konnte hören, wie sie ein erschrockenes Piepsen von sich gab und scheinbar nicht wusste, was sie jetzt sagen sollte. Adrien konnte sich vorstellen, dass sie gerade vor Scham im Boden versank, aber er amüsierte sich gerade köstlich. „Wie wäre es heute Abend? Ich komm später vorbei, ok?“

Zuerst hörte man gar nichts, dann eine flüsternde Stimme, er tippte auf Alya, die Marinette soufflierte: „Nicht nicken, sag ja!“

„J-Ja…“, stotterte sie, bevor er auflegte.

Plagg flog ihm vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Warum verabredest du dich mit ihr? Was ist mit Ladybug?“

„Ich weiß es nicht.“ Adrien zuckte mit den Schultern. „Aber so wie sie vorhin gesprochen hat, am Ende der Nachricht, meine ich, erinnert sie mich an meine Lady. Ich möchte sie näher kennen lernen und wer weiß…“ Er lächelte in sich hinein, genoss die Wärme, die sich bei dem Gedanken an heute Abend in ihm ausbreitete und ignorierte dabei Plagg, der mit der Pfote in sein eigenes Maul deutete und Würgegeräusche von sich gab.

Was wäre, wenn Cat Noir sich an den Kuss erinnert hätte?


„Gut gemacht!“ Cat Noir und Ladybug schlugen, wie immer, wenn sie siegreich aus einem Kampf hervorgegangen waren, die Fäuste aneinander. Nur einen Sekundenbruchteil später begann Ladybugs Miraculous zu piepen und verriet ihr so, dass sie nur noch ein paar Minuten hatte, ehe sie sich zurückverwandelte. Ein überraschtes „Upps“, entfuhr ihr, bevor sie sich rasch abwendete und verschwinden wollte.

„Warte Ladybug!“, rief Cat Noir verzweifelt, hatte er sich doch für heute etwas Wichtiges vorgenommen. „Ich wollte dir noch was sagen.“

Tatsächlich blieb sie stehen, ihr war etwas unbehaglich zu Mute, ahnte sie doch schon, worüber er mit ihr reden wollte. Das Thema war ihr unangenehm und eigentlich hatte sie wenig Lust, dass mit ihm auszudiskutieren, aber da sie wusste, dass er ja doch nicht locker lassen würde, begann sie etwas genervt zu erklären. „Hör zu, der Kuss… ich musste den Fluch auflösen…“

„Was ein Kuss?“, fragte Cat Noir verdattert und sie verstummte sofort, während in seinem Kopf die Zahnrädchen begannen ineinander zu greifen und er sein Gedächtnis nach etwas durchforstete, was ihre Aussage erklären konnte. Doch alles, was geschehen war, seit sie ihn gegen Dark Cupid geschleudert hatte, schien wie von einem Schleier umschlossen. Er hatte sie auf einem Vordach abgefangen, das wusste er noch, weil er ihr heute zum Valentinstag unbedingt seine Liebe gestehen wollte. Doch dann erinnerte er sich nur noch daran, dass er sie vor einem Pfeil des Gegners beschützt hatte. Was konnte in der Zwischenzeit passiert sein? Momentmal, was hatte sie gerade gesagt? Ich musste doch den Fluch lösen… Bedeutete es das? Hatte sie ihn geküsst um Dark Cupids Fluch aufzulösen und ihn wieder normal werden zu lassen. Mit dieser Erkenntnis begann sich der Nebel in seinen Erinnerungen aufzulösen und nun sah er deutlich ihr Gesicht vor sich, ihre endlos tiefen blauen Augen, der zum Kuss geformte Mund, wie sie die Arme nach ihm ausstreckte und seinen Kopf zu sich hinunter zog, bis sich ihre Lippen berührten.

Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als auch sein Ring zu piepen begann. Verdammt er hatte ebenfalls keine Zeit mehr, aber diesmal würde sie ihm nicht so einfach entwischen. Rasch überwand er die Distanz zwischen ihnen und packte die überrumpelte Ladybug an den Schultern. „Ich habe mir für heute etwas vorgenommen und das werde ich auch tun. Hör mir einfach nur einen Moment zu. Ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Du bist das mutigste, aufrichtigste und tollste Mädchen, das ich kenne. Auch wenn du das nicht erwidern solltest, wollte ich wenigstens, dass du es weist.“

Sie blickte ihn mit riesigen Augen verwundert an, mit dieser aufrichtigen Beichte hätte sie ehrlich nicht gerechnet. Sie war davon ausgegangen, dass er nur den flirtenden Draufgänger gab. Vor Verwunderung ignorierte sie sogar völlig, ihre erneut piependen Ohrringe. Waren es jetzt schon drei Signale gewesen oder vier? Es war ihr nicht mehr möglich das genau zu sagen und erst recht nicht mehr, als er sie an sich zog und diesmal seine Lippen auf die ihren drückte. Man konnte seine Aufregung spüren, denn sie schien ihn zu durchströmen, wie Elektrizität. Seine Hände hielten sie umklammert und machten keine Anstalten sie freizugeben. Für Ladybug jedoch völlig überraschend war es, dass sie seine Wärme und seine Nähe genoss und kein Verlangen danach verspürte ihn von sich zu stoßen, was sie unendlich verwirrte.

Sie spürte allerdings nach wenigen Augenblicken, wie sich ihre Verwandlung löste und Panik stieg ihn ihr auf. Noch hatte er sie nicht losgelassen und sie war unfähig sich zu bewegen. Nur wenig später verwandelte auch er sich zurück und noch immer hielten beide die Augen fest geschlossen. Zögerlich beendete er den Kuss, hielt sie aber noch immer an der Schulter, wohl aus Angst, dass sie trotz allem noch flüchten würde, dann öffneten sie fast zeitgleich ihre Augen.

Was wäre, wenn aufgefallen wäre, wer nach der Rettung fehlt?


„Wow, es funktioniert!“, rief Cat Noir erfreut und hämmerte weiter begeistert auf den Eimern und Mülltonnendeckeln herum, die er als Schlagzeug benutzt hatte, während er beobachten konnte, wie das blau-violette Monster Schritt für Schritt sichtlich zu schrumpfen begann.

Die letzen Töne des Liedes verklangen und Ladybug stellte sich mit einem zufriedenen Grinsen vor den Käfig aus Metallstreben, den Cat Noir mit seinem Kataklysmus erschaffen hatte und in dem das mittlerweile kaninchengroße Monster, dass einmal Mylène gewesen war, hockte und mit großen Augen zu ihr auf sah. Dann rannte es aufgeregt und verängstigt los, nur um dem verdutzen Ivan direkt in die Arme zu springen und sich an ihn zu drücken. Dieser staunte nicht schlecht, als er entdeckte, was der geschrumpfte Horrificator am Kopf trug. „Das ist der Button, den ich Mylène gegeben habe.“

„Da ist der Akuma versteckt“, erkannte Ladybug und nahm den kleinen, blechernen Anstecker ab, zerstörte ihn und fing geübt den schwarzen Schmetterling ein, der aus den Überresten des Buttons entschlüpft war. Glücklich auch diesen Fall erfolgreich abgeschlossen zu haben, warf sie ihren Glücksbringer in die Luft, um den Marienkäferschwarm freizulassen, der allen angerichteten Schaden wieder beseitigen würde. Fasziniert schaute sie zu, wie sich alles an seinen Platz zurückbegab, sich Myléne zurückverwandelte und der rosa Schleim, den sie verwandelt überall hinterlassen hatte, auflöste und ihre Klassenkameraden frei gab. Sie ließ besorgt ihren Blick über ihre Mitschüler schweifen, da waren Alix, Nathaniel, Kim, Sabrina, Chloé und auch der Direktor. Allen ging es gut, aber es gab einen, den sie nicht sehen konnte. Hektisch schaute sie sich in allen Richtungen um, ob auch wirklich alle Schleimkokons schon verschwunden waren, aber ihr magischer Marienkäferschwarm hatte wie immer gute Arbeit geleistet.

„Wo ist Adrien?“, entfuhr es ihr unbewusst und neben ihr tauchte Nino auf, der sich ebenfalls nach seinem besten Freund umgesehen hatte.

Die anderen Schüler waren nun auch darauf aufmerksam geworden, dass jemand fehlte und nicht nur das. „Marinette kann ich auch nirgendwo sehen“, stellte Ayla erschrocken fest.

Cat Noir, der sich bereits etwas von der Gruppe entfernt hatte, damit er sich irgendwo unbemerkt zurückverwandeln konnte, hoffte, dass ihn niemand bemerken würde, zuckte aber heftig zusammen, als Nino ihn fragte: „Hattest du Adrien vorhin nicht gehört?“

„Ja genau und Ladybug, du hast doch Marinette in einem der Kokons gefunden gehabt“, ergänzte Ayla und schaute ihr großes Vorbild hoffnungsvoll an.

Beide Helden fühlten sich sichtlich unwohl, von ihren eindringlich piependen Miraculous mal abgesehen, die ihnen so mitteilten, dass ihnen die Zeit für derlei Diskussionen wirklich fehlte. Unbewusst trafen sich ihre Blicke und in beiden Köpfen begann es zu arbeiten.

Bei genauerer Betrachtung ihres Partners kam Ladybug ein erstaunlicher Verdacht. War das wirklich möglich? Aber eine andere Lösung gab es in diesem Moment einfach nicht. Wahrscheinlich war beiden der gleiche Gedanke gekommen, denn auch Cat Noir sah sie fragend an, bis sie das gleiche Erkennen in seinen Augen ablesen konnte, welches sie selbst wahrscheinlich gerade zeigte. Seine Augen wurden groß und der Mund formte ein stummes O. Die Schule war durch den Schleim komplett verschlossen gewesen, dann die entführten Klassenkammeraden, die alle hätten in diesem Raum sein sollen und die Offensichtlichkeit derer, die davon fehlten.

Was wäre, wenn Sabrina in Marinettes Zimmer doch etwas gefunden hätte?


„Jetzt da alles vorbei ist, hätte ich gern meine persönlichen Sachen zurück!“, verlangte Marinette entschieden von Chloé, nachdem der Kampf gegen Darkblade erfolgreich beendet war und ihr nur noch der Wahlkampf zur Klassensprecherin bevorstand.

Interessiert horchten ihre Klassenkameraden auf und kamen näher zu ihr und ihrer Konkurrentin. „Ich weiß wirklich nicht, was du damit meinst“, versuchte sich Chloé bissig herauszureden, wurde aber sofort von Sabrina unterbrochen, die Marinette beschwor sie von dem Kästchen an ihrer Hand zu befreien. Überlegen grinsend zog Marinette einen kleinen goldenen Schlüssel hervor und öffnete ihre selbst entworfene Truhe, die damit Sabrinas Hand frei gab. Sofort huschte diese zurück zu Chloé und schien sich hinter ihrem Rücken verstecken zu wollen.

„Hast du dafür eine Erklärung, Chloé?“, sagte Alya mit enormer Genugtuung und Schadenfreude, während sie ihr Smartphone mit geöffneter Videofunktion auf die Blondine richtete.

„Ich hab doch gesagt, ich hab ihr Tagebuch nicht weggenommen“, bluffte Chloé zurück und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Und es ist gemein, dass du mir das unterstellst.“

„Und woher wusstest du dann, dass mein Tagebuch hier drin ist?“, fragte Marinette scheinheilig und entnahm besagtes Buch aus ihrer halbrunden hölzernen Schachtel, um es allen zu zeigen.

Entsetzte Laute entfuhren den Anwesenden, Marinette triumphierte innerlich und ihre Genugtuung stieg schier ins Unermessliche, als sie mit ihrer Wahlkampfrede offensichtlich einen großen Erfolg hatte. Begeistert scharrten sich ihre Klassenkameraden um sie und schienen von ihr überzeugt. Ebenso überzeug wie sie war, dass sie tatsächlich eine Chance hätte morgen die Wahl zu gewinnen. Das hielt allerdings nur exakt solange, bis Sabrina, die immer noch neben Chloé stand, dieser aufgeregt etwas  ins Ohr flüsterte. Daraufhin breitete sich ein fieses Grinsen auf dem Gesicht der Tochter des Bürgermeisters aus und sie trat wieder einen Schritt nach vorn. „Zum Glück braucht man bei dir kein Tagebuch, um dein Geheimnis zu erfahren.“ Ihr gehässiger Tonfall und die Selbstsicherheit mit der sie das vorbrachte, ließen Marinette einen Schauer über den Rücken laufen. Konnte es möglich sein, dass Sabrina doch hatte einen Blick in das Buch werfen können? Nein, das war unmöglich. Was meinte Chloé, was hatte ihre Handlangerin in ihrem Zimmer entdecken können. Gab es irgendwo einen Hinweis auf ihr Doppelleben? Fieberhaft begann sie zu überlegen und sie spürte die eindringlichen und auch etwas neugierigen Blicke der anderen auf sich Ruhen. Vor allem ein Augenpaar schaute erwartungsvoll zu ihr herüber; grüne Augen, in denen sie zu gern versunken wäre, doch dann ließ Chloé die Bombe platzen. Das Geheimnis, dass sie ebenso hütete, wie ihre Heldenidentität, von den Gesprächen, die sie mit ihrer besten Freundin führte, Mal abgesehen.

„Marinette hat ihr ganzes Zimmer mit Fotos von Adrien tapeziert. Sie ist total verliebt in ihn.“ Jetzt war Chloé in ihrem Element. Andere bloßzustellen war ihre Paradedisziplin.

Nach dieser Ankündigung fielen die Reaktionen äußerst verschieden aus. Marinette war zu Eis gefroren und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ihre Freundin Alya schaute sie mitleidig an, wusste aber auch nicht, was sie tun sollte um Marinette zu helfen. Rose und Juleka warfen sich vielsagende Blicke zu und giggelten hinter vorgehaltener Hand. Die anwesenden Jungs schienen, bis auf den kichernden Kim, nicht sonderlich beeindruckt, schauten aber interessiert zu ihrem Kumpel Adrien und waren schon neugierig, wie er jetzt reagieren würde. Nur Nathaniel biss sich auf die Unterlippe und starrte mit versteinertem Gesichtsausdruck den Fußboden an. Adrien selbst hingegen war komplett überrumpelt und wusste überhaupt nicht, was er tun oder sagen sollte.

Zu Marinettes großer Erleichterung schritt nun doch Alya ein und es gelang ihr immerhin, die anderen Klassenkameraden hinaus zu scheuchen. „Also ehrlich Leute, als ob das jetzt eine großartige Neuigkeit und ein gigantisches Geheimnis wäre. Jeder von uns hat doch jemanden für den er schwärmt und wenn Chloé solche Ansprachen braucht, um gewählt zu werden, dann ist das eine verdammt schwache Leistung. Los, lasst uns gehen. Ich denke, das hier geht jetzt nur Adrien und Marinette etwas an.“ Murrend und etwas enttäuscht folgten ihr die anderen und zurück blieben nur die beiden, um die sich die ganze Aufregung drehte.

„I-ich…ich…“, begann Marinette, stockte aber sofort wieder, da sie absolut keine Erfahrung damit hatte, wie man in solch einer Situation reagierte. Sie atmete tief durch und versuchte ihren Puls herunter zu fahren, bevor sie beschloss ihm nun, da es sowieso heraus war, reinen Wein einzuschenken. „Chloé hat recht, ich bin… ich bin in dich… verliebt.“ Über das letzte Wort wäre sie beinahe gestolpert, aber als es raus war, war es, als wäre sie auf einmal angenehm befreit. So lange hatte sie ihm das schon sagen wollen, aber sich nicht getraut und nun wartete sie gespannt darauf, was er sagen würde.

„Das kommt sehr überraschend für mich“, begann Adrien vorsichtig und überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte, ohne sie zu verletzen. Andererseits gab es da diese Gefühle, die er auch ihr gegenüber empfand und die er nicht ignorieren konnte. Wenn nun Ladybug nie seine Gefühle erwidern würde? Es schmerzte ihn bei dem Gedanken, aber wenn er so Marinette ansah, durchfuhr ihn eine angenehme Wärme und eine Verbundenheit, die der mit Ladybug ganz ähnlich war und so fuhr er fort. „Ich liebe dich nicht, aber ich mag dich sehr, Marinette. Ich weiß nicht, ob ich deine Gefühle verdiene oder ob es keine Zukunft hat, aber ich verbringe sehr gern Zeit mit dir und bin sehr gern mit dir befreundet. Wenn du möchtest, dann würde ich das auch gern weiterhin.“

Etwas bedrückt senkte Marinette den Kopf, doch sie spürte, dass er sehr mit sich kämpfte und hatte sogar den Eindruck, dass er seine Worte sorgfältig überdacht hatte und sich auch sehr vage ausgedrückt hatte. Und immerhin hatte er nicht gesagt, dass er es gänzlich ausschloss, dass sich etwas entwickeln konnte und das war mehr, als sie nach diesem unfreiwilligen Outing zu hoffen gewagt hatte.

Sie zwang sich zu einem tapferen Lächeln und obwohl es ihr in ihrem Innersten einen Stich versetzt, sagte sie: „Darüber würde ich mich wirklich sehr freuen. Ich bin auch gerne deine Freundin und hoffe, das hier beeinträchtigt das nicht.“

Kurz zuckte ein schmerzverzerrter Ausdruck über Adriens Gesicht und mit belegter Stimme antwortete er: „Keine Sorge“, bevor er Anstalten machte zu gehen und ihr dabei einen etwas wehmütigen Blick über die Schulter zu warf. Warum fühlte sich das nur so verdammt falsch an? 

Alternatives Ende für Türchen Nummer 14.


Was wäre, wenn Sabrina in Marinettes Zimmer doch etwas gefunden hätte?


„Jetzt da alles Vorbei ist, hätte ich gern meine persönlichen Sachen zurück!“, verlangte Marinette entschieden von Chloé nachdem der Kampf gegen Darkblade erfolgreich beendet war und ihr nur noch der Wahlkampf zur Klassensprecherin bevorstand.

Interessiert horchten ihre Klassenkameraden auf und kamen näher zu ihr und ihrer Konkurrentin. „Ich weiß wirklich nicht, was du damit meinst“, versuchte sich Chloé bissig herauszureden, wurde aber sofort von Sabrina unterbrochen, die Marinette beschwor sie von dem Kästchen an ihrer Hand zu befreien. Überlegen grinsend zog sie einen kleinen goldenen Schlüssel hervor und öffnete ihre selbst entworfene Truhe, die damit Sabrinas Hand frei gab. Sofort huschte sie zurück zu Chloé und schien sich hinter ihrem Rücken verstecken zu wollen.

„Hast du dafür eine Erklärung, Chloé?“, sagte Alya mit enormer Genugtuung und Schadenfreude, während sie ihr Smartphone mit geöffneter Videofunktion auf die Blondine richtete.

„Ich hab doch gesagt, ich hab ihr Tagebuch nicht weggenommen“, bluffte Chloé zurück und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Und es ist gemein, dass du mir das unterstellst.“

„Und woher wusstest du dann, dass mein Tagebuch hier drin ist?“, fragte Marinette scheinheilig und entnahm besagtes Buch aus ihrer halbrunden hölzernen Schachtel, um es allen zu zeigen.

Entsetzte Laute entfuhren den Anwesenden und Marinette triumphierte innerlich und ihre Genugtuung stieg schier ins Unermessliche, als sie mit ihrer Wahlkampfrede offensichtlich einen großen Erfolg hatte. Begeistert scharrten sich ihre Klassenkameraden um sie und schienen von ihr überzeugt. Ebenso überzeug wie sie war, dass sie tatsächlich eine Chance hätte morgen die Wahl zu gewinnen. Das hielt allerdings nur exakt solange, bis Sabrina, die immer noch neben Chloé stand, dieser aufgeregt ins Ohr flüsterte. Daraufhin breitete sich ein fieses Grinsen auf dem Gesicht der Tochter des Bürgermeisters aus und sie trat wieder einen Schritt nach vorn. „Zum Glück braucht man bei dir kein Tagebuch, um dein Geheimnis zu erfahren.“ Ihr gehässiger Tonfall und die Selbstsicherheit mit der sie das vorbrachte ließen Marinette einen Schauer über den Rücken laufen. Konnte es möglich sein, dass Sabrina doch hatte einen Blick in das Buch werfen können? Nein, das war unmöglich. Was meinte Chloé, was hatte ihre Handlangerin in ihrem Zimmer entdecken können. Gab es irgendwo einen Hinweis auf ihr Doppelleben? Fieberhaft begann sie zu überlegen und sie spürte die eindringlichen und auch etwas neugierigen Blicke der anderen auf sich Ruhen. Vor allem ein Augenpaar schaute erwartungsvoll zu ihr herüber. Grüne Augen, in denen sie zu gern versunken wäre, doch dann ließ Chloé die Bombe platzen. Das Geheimnis, dass sie ebenso hütete, wie ihre Heldenidentität, von den Gesprächen mit ihrer besten Freundin Mal abgesehen.

„Marinette hat ihr ganzes Zimmer mit Fotos von Adrien tapeziert. Sie ist total verliebt in ihn.“ Jetzt war Chloé in ihrem Element. Andere bloßzustellen war ihre Paradedisziplin.

Nach dieser Ankündigung fielen die Reaktionen äußerst verschieden aus. Marinette war zu Eis gefroren und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ihre Freundin Alya schaute sie mitleidig an, wusste aber auch nicht, was sie tun sollte um Marinette zu helfen. Rose und Juleka warfen sich vielsagende Blicke zu und giggelten hinter vorgehaltener Hand. Die anwesenden Jungs schienen, bis auf den kichernden Kim, nicht sonderlich beeindruckt, schauten aber grinsend und interessiert zu ihrem Kumpel Adrien und waren schon neugierig, wie er jetzt reagieren würde. Nur Nathaniel biss sich auf die Unterlippe und starrte mit versteinertem Gesichtsausdruck den Fußboden an. Adrien hingegen war komplett überrumpelt und wusste überhaupt nicht, was er tun oder sagen sollte.

Chloé genoss den Moment in vollen Zügen und ließ es sich nicht nehmen noch einmal ordentlich nach zu treten. „Das ist so niedlich Marinette, aber glaubst du wirklich, dass du eine Chance bei meinem Adrien hast?“ Sie tänzelte zu ihm hinüber und schlang ihre Arme um seinen Hals, während er, wie immer ein wenig genervt, erfolglos versuchte sie auf Distanz zu halten und einen etwas verkniffenen Gesichtsausdruck machte.

Marinette derweil sah hilfesuchend zu Alya, die sich über Gesten mit ihr verständigte. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und legte dann ihren Zeigefinger unters Kinn, um ihr zu vermitteln, dass sie den Kopf nicht hängen lassen durfte, sondern selbstbewusst auftreten musste. Und tatsächlich durchflutete Marinette erneut der Mut, den sie bei ihrer Rede vorhin eingenommen hatte und augenblicklich strafften sich ihre Schultern. Sie hob ihren Kopf, während sich Entschlossenheit auf ihrem Gesicht zeigte. Sie würde sich nicht schon wieder von Chloé klein machen lassen, wie am ersten Tag des Schuljahres. „Also bitte Chloé, das ist nun wirklich kein Geheimnis“, begann sie mit betont gelassener Stimme. „Jeder weiß, dass ich ein Fan von der Mode bin, die Adriens Vater designt und da Adrien sein Hauptmodel ist, hängen nun mal seine Bilder als Inspiration für meine Kreationen über meiner Nähmaschine. Das ist weiß Gott nichts Ungewöhnliches.“ Sie schaute Chloé herausfordernd an und die anderen in der Klasse hielten gespannt den Atem an. Außer Alya, die innerlich jubelte und ihre Freundin bezüglich des gelungenen Gegenschlages stumm beglückwünschte.

Chloé sah man an, dass sie auf dieses Argument keine Antwort hatte und sie wurde rot vor Zorn bis zum Haaransatz. Daraufhin blieb ihr nichts anderes übrig, als sich geschlagen zu geben. „Wir werden morgen ja sehen, wer gewinnt“, zischte sie patzig und mit einem Schwung ihres Pferdeschwanzes und einem ruppigen: „Komm Sabrina!“, war sie unter dem Lachen der anderen Schüler verschwunden.

Was wäre, wenn Alya sich gewundert hätte, woher Marinette Ladybug kennt?


„Jetzt sag schon, was ist es?“, wollte Alya ungeduldig wissen. Sie liebte Überraschungen einfach über alles und vor allem, da sie absolut keine Idee hatte, was ihre beste Freundin Marinette für sie arrangiert haben könnte.

„Ok, du wirst jetzt in das Theater gehen und dann siehst du dann, was es ist“, antwortete Marinette mit einem wissenden Lächeln und die Vorfreude über das Gesicht was Alya machen würde, wenn sie oben ankommen würde, machte sich jetzt schon in ihr breit.

Alya wandte sich ab und betrat das riesige Gebäude. Es war schon lange keiner mehr da, denn es war schon spät. Nur etwas fahles Licht drang durch die hohen Fenster und die Glaskuppel von draußen herein und so langsam begann sie sich doch zu fragen, was das bitte für eine Überraschung sein konnte, die hier auf sie warten würde. Sie erreichte eine große geschwungene Treppe und dort wurde sie von einer ihr nur zu bekannten Stimme angesprochen. „Hallo! Alya, richtig? Letztes Mal, als wir uns sahen, hatte ich es sehr eilig, aber jetzt kannst du mich für deinen Ladybugblog interviewen.

Dem Mädchen fielen vor Unglauben fast die Augen aus dem Kopf und kurz überlegte sie, ob sie in der versteckten Kamera gelandet war, aber das, hoffte sie zumindest, würde ihr ihre beste Freundin doch nicht antun. Dennoch entfuhr ihr ein ungläubiges. „Wow, nein…“ mit dem dazugehörigen fassungslosen Kopfschütteln, bevor sie in überschwängliche Freude ausbrach. „Wirklich? Natürlich!“ So schnell sie konnte, rannte sie die Treppe hinauf zu ihrer Heldin. Dort auf der Galerie standen zwei bequeme hellblaue Sessel, wo es sich Ladybug bereits auf einem davon bequem gemacht hatte und ihr mit einem einladenden „Setz dich doch“, den anderen anbot.

„Du kennst mich zwar nicht, aber weißt du was? Das ist wahrscheinlich der wichtigste Moment meines Lebens“, sprudelte es aus Alya, während sie hektisch nach ihrem Handy kramte.

„Ich finde Alya hat auch Glück, dass sie dich zur Freundin hat“, sagte Tikki, als Marinette nach dem Interview schnell wieder Aufstellung vor dem Theater genommen hatte, um dort auf Alya zu warten. Kurz darauf trat sie aus der Tür mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und einem ehrfürchtigen Blick auf ihr Handy.

„Los zeigs mir“, verlangte Marinette und streckte prompt die Hände nach dem Telefon aus.

Alya bremste sie jedoch entschlossen. „Ah-a, erst poste ich es auf meinem Blog, ich will ja nicht, dass du dieses Video auch löschst.“ Daraufhin mussten beide Lachen. Plötzlich schaute Alya ihre Freundin etwas skeptisch an und fragte: „Sag mal… wie hast du das eigentlich gemacht? Ich meine, wie hast du es geschafft, dass sich Ladybug hier mit mir trifft?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte sie Marinette aufmerksam und wartete gespannt auf ihre Erklärung.

„Oh-äh…wie war das noch gleich“, entfuhr es Marinette erschrocken, da sie sich über diese Frage keinerlei Gedanken gemacht hatte. Sofort bekam sie schwitzige Hände und zog unbehaglich die Schultern hoch.

„Hast du etwa ihre Telefonnummer? Oder weißt du wer sie wirklich ist? Weil, meistens hat sie ja keine Zeit nach einem Kampf, da sie sich ja fünf Minuten nach Einsatz ihres Glücksbringers zurückverwandelt.“

Ohje, dachte sich Marinette. Sie hatte doch nur den Fauxpas mit dem Handy und dem gelöschten Video wieder gut machen wollen, aber überhaupt nicht daran gedacht, dass Alya mal wieder einen auf Sherlock Holmes machen würde.

„Und ich war bei so ziemlich jedem Kampf dabei, aber dich hab ich da eigentlich nie gesehen. Also sag schon, wo hast du sie getroffen?!“

Scheiße, scheiße, scheiße… Ein Wort in Dauerschleife in Marinettes Gedanken, machte es ihr unmöglich eine gescheite Antwort zu formulieren. Sie stammelte etwas von: „Kam an meiner Dachterrasse vorbei und so…“ und hoffte, dass das ausreichte. Doch da hatte sie falsch gedacht, denn Alya wurde nur noch wissbegieriger und aufdringlicher.

„Wann denn? Das hast du mir ja gar nicht erzählt. Und was hat sie noch gesagt? Und überhaupt, wie ist das eigentlich…“

Marinette gab es auf, auf jede der tausend Fragen eine detaillierte Antwort geben zu wollen und schusterte sich mehr schlecht als Recht eine Story zusammen, jedoch blieb Alya nach wie vor skeptisch und sagte schlussendlich in trockenem und leicht vorwurfsvoll klingendem Ton. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen du selbst bist es. Weißt du, ich hab die Sache mit dem Geschichtsbuch noch nicht vergessen.“

Erschrocken zuckte Marinette zusammen und gab ein entsetztes, piepsendes Geräusch von sich, während sie ungläubig und unbewusst stehen geblieben war. Meinte ihre Freundin das wirklich ernst? Die Antwort erhielt sie postwendend, als Alya, die ebenfalls nicht weiter ging, sich zu ihr umdrehte, sie mit gerunzelter Stirn und einem schiefen Grinsen auf den Lippen musterte und schließlich knapp nickte, bevor sie sich abwand und ihr mit aller Selbstverständlichkeit und ein wenig Spott in der Stimme sagte: „Schuldig bis zum Beweis der Unschuld.“

Einen wünderschönen dritten Advent und viel Spaß mit dem heutigen Türchen wünsche ich euch. :)




Was wäre, wenn Cat Noir sich gefragt hätte, warum Ladybug an der Situation schuld ist?


„Verlieren wir keine Zeit!“, rief Ladybug energisch. „Chloé ist vielleicht das Hauptgericht und das müssen wir unbedingt verhindern.“ Während Jagged Stone, der erste besiegte Gegner, erfolglos gegen die verbarrikadierte Tür klopfte, rannte die Heldin zusammen mit Cat Noir zum nächstgelegenen Aufzug des Hotels, um damit auf die Dachterrasse zu fahren. Sie wusste, dass dort oben ihr akumatisierter Großonkel bereits vor Wut kochte und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er wollte eine Suppe zubereiten, mit Chloé als Einlage und obwohl sie der Ansicht war, dass die zickige Blondine das eigentlich verdient hatte, konnte sie es doch nicht zulassen.

Kaum das sich die Aufzugtüren hinter den beiden geschlossen hatten, drehte sich Cat Noir zu seiner Partnerin um und stützte sich mit einem Ellenbogen an der Wand ab, während er die andere Hand in die Hüfte gestemmt hatte. „Ladybug, na komm schon. Ist es nicht schön, dass wir beide hier sind. Wir können alles schaffen.“ Seine Augen blitzen flirtlustig und ein freches Grinsen umspielte seine Lippen.

Ladybug, die das Spiel schon kannte, blieb locker und lehnte mit verschränkten Armen an der Wand des Fahrstuhls. „Ja, zum Beispiel nach oben“, erwiderte sie mit unverkennbarem Spott in der Stimme, doch ihr Partner sprang sofort darauf an. „Genau, mit uns geht es nur bergau...“ Er kam nicht dazu den Satz zu Ende zu sprechen, da der Aufzug abrupt zum stehen kam, beide das Gleichgewicht verloren und unsanft auf dem Boden landeten.

„Zu früh gefreut“, bemerkte Ladybug und hockte bereits einen Augenblick später wieder sprungbereit auf dem Boden, während sich Cat Noir an den Knöpfen des Lifts zu schaffen machte. Nachdem das erfolglos blieb, wand er sich wieder Ladybug zu und begann in demselben Ton wie vorhin: „Das Knistern zwischen uns hat wohl einen Kurzschluss verursacht.“

„Von wegen“, warf Ladybug schlecht gelaunt ein und griff sich an den Kopf. „Ich habe uns ganz allein in diese brenzlige Situation gebracht.“

Nach dieser Ansage schlich sich ein verwunderter Ausdruck auf Cat Noirs Gesicht und er bedachte sie mit einem fragenden Blick. „Wie meinst du das? Ich dachte Chloé ist daran schuld, dass Cheng Shifu verwandelt wurde.“

„Ja, ist sie ja auch, aber wenn ich sie nicht ge…“ Abrupt brach sie ab, als ihr klar wurde, dass sie sich um ein Haar verraten hätte und als sich plötzlich ein Gedanke in ihr Bewusstsein schlich. Warum nannte Cat Noir ihren Onkel Shifu? Sie hatte bis heute noch nicht einmal gewusst was das bedeutete, wenn es ihr Adrien nicht gesagt hätte. Erstaunt starrte sie ihn an und ein Schauer durchfuhr ihren Körper. Zur selben Zeit musste Cat Noir an sich halten, da ihm ein seltsamer Verdacht beschlich. Marinette hatte Chloé die Stirn geboten und diese war daraufhin wütend, wie es nun mal ihre Art war, davongebraust mit den Worten: „Das war ein großer Fehler von dir.“

Die Erkenntnis erfasste beide zur selben Zeit und mit je nur einem Wort, war das heraus, was beide soeben begriffen hatten.

„Marinette?“

„Adrien?“

Versunken in die jeweils eigenen Gedanken gelang es beiden gerade so zu nicken. Cat Noir hatte als erster seine Fassung wieder und begann langsam aber sicher über das ganze Gesicht zu strahlen, bis er schließlich zu kichern begann und schließlich herzhaft lachte. Von seiner Reaktion angesteckt und ebenso belustigt von der ganzen Situation tat es ihm Ladybug zunächst etwas schüchtern und zurückhaltend, kurz darauf aber immer lauter werdend, gleich.

„Wie konnten wir nur so blind sein?“, fragte der schwarze Kater, wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel und hielt sich danach den Bauch.

Ladybug, gelöst und entspannt durch das Lachen, strahlte ihn an und antwortete: „Ich hab keine Ahnung.“

Was wäre wenn, Adrien die Bilder von sich in Marinettes Zimmer doch entdeckt hätte?


„Deine Eltern sind sehr nett“, sagte Adrien ehrlich, um das soeben entstandene peinliche Schweigen zu unterbrechen, nachdem sie sich an Marinettes Schreibtisch gesetzt hatten und nach kleinen Rangeleien um die beiden darauf befindlichen Kontroller begonnen hatten, für das Spieleturnier an ihrer Schule zu üben.

„Ja, das sind sie, aber manchmal…“, Marinette lehnte sich unbewusst und etwas verlegen auf ihrem Schreibtischstuhl zurück und während sie nach einer treffenden Formulierung suchte, fiel ihr Blick zufällig an Adriens Rücken vorbei zu dem anderen Ausläufer ihres Schreibtisches, auf dem ein gerahmtes Foto von dem blonden Model stand, mit dem sich Tikki gerade verzweifelt abmühte. Oh verdammt, dachte Marinette panisch und vergaß vor lauter Schreck total weiter zu sprechen. Sie hatte gedacht, sie hätte alle Bilder und Spuren ihrer Schwärmerei für ihren Klassenkameraden weggeräumt, jedoch schien sie in der Hektik seines, doch schneller als erwartet erfolgten, Besuches nicht sehr gründlich gewesen zu sein.  Rasch griff sie an ihm vorbei nach dem Bild und warf es, samt dem sich immer noch daran klammernden Kwami, hinter sich und tat so, als kratze sie sich nur am Hinterkopf, als Adrien sie verwundert ansah. Zuerst eher wegen ihres unvollendeten Satzes, dann aber fiel ihm das Geräusch splitternden Glases auf und ein leises, gehauchtes: „Aua“.

„Was war das?“, rief er alarmiert und war rasch aufgestanden.

„Oh, bestimmt kam das von unten, da ist wahrscheinlich meiner Mutter…“ Marinette wollte gerade zu einer unkreativen Notlüge ausholen, konnte aber nicht verhindern, dass Adrien zu dem Sofa hastete, das an der Wand stand. Er hatte schnell das zerdepperte Foto entdeckt, aber was noch schlimmer war, bei der Gelegenheit auch Tikki, die sich dummerweise an dem Bild festgehalten hatte, und erst auf dem Sofa aufgekommen und dann hinter das Möbelstück gerutscht war. Sie war gerade dabei sich aufzurichten, als Adrien plötzlich vor ihr stand. Noch etwas benommen von dem Flug mit dem Bilderrahmen konnte sich nicht mehr rechtzeitig verstecken.

Mit weit aufgerissenen Augen sah Adrien von einem Bild von ihm, das in einem gebrochenen Rahmen mit zersplittertem Glas steckte, zu dem kleinen roten Wesen, das daneben saß und ihn mit großen blauen Augen entsetzt anschaute, hin und her und ihm klappte der Mund auf.

Noch verwunderter allerdings war Marinette, als etwas Schwarzes aus Adriens Tasche gehuscht war und sich zu dem Marienkäferkwami gesellte, um ihr aufzuhelfen, während es in abfälligem Tonfall einige wüste Beschimpfungen vor sich hin brummte, wobei: „…schlimmerer Kwamiquäler als du…“ noch die Netteste war.

Der Junge schaute über seine Schulter zu dem entgeistert blickenden Mädchen, dass unfähig sich zu rühren, immer noch auf dem Schreibtischstuhl saß, während es wahrscheinlich hoffte spontan unsichtbar zu werden, und stammelte perplex: „Ladybug?“

Nicht in der Lage zu antworten, starrte sie auf den zweiten Kwami, der mit Tikki in den Armen plötzlich über dem Sofa schwebte. „C-Cat N-Noir?“, brachte sie nun doch stotternd heraus und fühlte sich, wie in einem Traum. Das konnte doch einfach nicht real sein.

Was wäre, wenn Alya Marinettes Gespräch mit Tikki belauscht hätte?


„Eins zwei, eins zwei…Test, hörst du mich?“ Alyas Stimme drang laut und schrill durch das Headset und ließ Marinette, die alleine auf einer Bank im Zoo saß, erschrocken zusammenzucken. Schnell regulierte sie die Lautstärke herunter, damit sie keinen Hörsturz erlitt und antwortete nervös: „Ja ich hör dich, aber ich glaub nicht, dass ich das allein hinkriege.“

„Du schaffst das!“, prophezeite Alya optimistisch, die Position im nahegelegenen Buschwerk bezogen hatte, wo sie Marinette bei ihrer Verabredung im Auge behalten konnte. „Sei einfach du selbst.“

Marinette verdrehte genervt die Augen. „Du weißt wie das das letzte Mal gelaufen ist.“ Ungern erinnerte sie sich an diesen einen Tag, an dem Alya das Gleiche schon mal zu ihr gesagt hatte und sie dabei unbeabsichtigt, voller Tatendrang und Euphorie in die Jungentoilette gerauscht war, auf der sich Adrien gerade befunden hatte. Sie konnte sich noch viel zu gut an die verständlicherweise aufgebrachten Rufe der Jungs und die fliegenden Toilettenpapierrollen erinnern, die sie hinausbegleitet hatten.

„Gut“, erwiderte Alya kleinlaut und ergänzte ihren gut gemeinten Rat. „Sei einfach du selbst und pass auf wo du hingehst.“

Scherzkeks, dachte Marinette und knetete ihre Finger im Schoß, während sie sich derweil aufgeregt umschaute. Langsam musste er doch mal auftauchen, ihr Herz ging bereits wie ein Presslufthammer und die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten schon seit geraumer Zeit unzählbare Runden umher. „Oh, wo bist du Liebe meines Lebens“, entfuhr es ihr vor lauter Nervosität.

Plötzlich klappte ihre kleine Umhängetasche auf, Tikki streckte den Kopf heraus und klang ziemlich vorwurfsvoll und etwas belustigt, als sie ihren Schützling fragte: „Wie kann er die Liebe deines Lebens sein, wenn du nicht mal mit ihm reden kannst?“

Marinette schreckte überrascht auf und fuhr ihre kleine Freundin hektisch an. „Tikki, bleib schön da drin. Ich werde mit ihm reden, du wirst schon sehen.“ Gerade als sie den letzen Satz zu ihrem Mantra ernennen wollte und damit die Zeit zu überbrücken, bis Adrien endlich auftauchen würde, erklang Alyas verwunderte Stimme durch das Headset an ihrem Ohr. „Ähm, mit wem redest du da? Und wer zum Teufel ist Tikki?“

Marinettes Beherrschung und mühsam aufgebaute Fassade ging soeben flöten und wich einer gewissen Wut auf ihre kleine Begleiterin, sodass sie ein säuerliches: „Na vielen Dank auch“ murmelte, auf das sie nur ein peinlich berührtes: „Ups…“ aus ihrer Tasche zurückbekam.

„Äh, also Tikki, Tikki ist meine, also meine…“, weiter kam sie mit ihrer nicht vorhandenen Ausrede jedoch nicht, denn Alya war mit bahnbrechender Geschwindigkeit und geschickt wie ein Springpferd über die Absperrung und das Grünzeug gehechtet, hinter dem sie sich die ganze Zeit versteckt hatte. Schnell wie der Blitz riss sie Marinettes Tasche an sich und klappte sie auf. Marinette schloss derweil die Augen und harrte der Katastrophe, die da kommen würde.

Was wäre, wenn Sabine und Tom ihre Tochter erkannt hätten?


Geübt landete Ladybug auf der kleinen Dachterrasse über der Bäckerei. Ihr Partner tat es ihr gleich und hockte sich auf das metallene Geländer. „Hier ist er erst mal sicher. Panther können keine Türen öffnen. Das ist gut.“

„Panther nicht“, warf Ladybug zweifelnd ein. „Aber was ist, wenn er sich in ein kleineres Tier verwandelt? Vielleicht in eine Maus oder…“

„Richtig“, erwiderte Cat Noir und überlegte kurz bevor er fortfuhr. „Aber wir sind im Vorteil, vergiss das nicht, wir wissen auf alle Fälle wo seine Beute ist.“

„Animan findet ihn, wenn er seine Fährte aufnimmt, aber inzwischen bereiten wir eine Überraschung für ihn vor.“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf Ladybugs Gesicht aus. Sie hatte eine Idee.

Mit einem sorgenvollen Blick auf die Stadt, in der die ausgebrochenen Zootiere unaufhaltsam randalierten und die Bewohner verschreckten, drängte Cat Noir zur Eile. „Wir müssen uns beeilen, bevor Paris sich in einen Dschungel verwandelt.“

„Komm mal mit“, rief Ladybug und sprang galant über das Geländer hinunter auf die Straße, direkt vor den Eingang der Bäckerei ihrer Eltern. Ihr Partner folgte ihr dicht auf. Ein bisschen mulmig war ihr schon zu Mute. Obwohl ihr alles hier vertraut war, hatte sie sich doch noch nie verwandelt ihren Eltern auf diese Distanz genähert. Natürlich hatten sie sie schon im Fernsehen gesehen oder auf einem von Alyas Videos, aber noch nie von Angesicht zu Angesicht.

Das Türglöckchen, das den Eintritt eines Kunden ankündigte, bimmelte sacht und sofort wandten sich Madame und Monsieur Dupain-Cheng den beiden Helden zu. Den verängstigten Kim hatten sie erst einmal auf einen Stuhl platziert, damit er sich von dem Schreck erholen konnte.

„Hallo, Ma…Madame“, sagte Ladybug etwas unsicher, es gerade so schaffend, das Maman, dass ihr auf der Zunge lag hinunterzuschlucken. Es war so ein seltsames Gefühl ihre eigenen Eltern belügen zu müssen und so formell anzusprechen.

„Oh, aber du bist doch…du bist…“, rief ihre Mutter zunächst aufgeregt und mit etwas zu hoher Stimme, dabei mit einem Finger auf sie zeigend. Doch dann zog plötzlich ein seltsamer Ausdruck über ihr Gesicht und sie ließ die Hand wieder sinken. Ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen, bildeten nachdenkliche kleine Fältchen zwischen sich und auf ihrer Stirn. Ihre Augen musterten sie nun auf eine ganz andere Art und ihr Mund verzog sich zu einem stummen O.

Ladybug schlug das Herz bis zum Hals, der Moment vor dem sie sich eigentlich schon seit dem Tag ihrer ersten Verwandlung fürchtete, der Moment, wenn jemand sie erkennen würde. Der Angstschweiß brach ihr aus, als nun auch auf dem Gesicht ihres Vaters ein Erkennen huschte. Doch zur selben Zeit war ihr auf vollkommen klar, dass es nun kein Zurück mehr gab. Und dann flüsterte ihre Mutter leise und fassungslos die Worte, die ihren Verdacht bestätigten.

„Marinette…?“

Was wäre, wenn Cat Noir doch noch einen Blick auf seine Retterin erhascht hätte?


Antibug hatte Cat Noir überwältigt und an seinen eigenen silbernen Kampfstab gebunden. Dieser klemmte unter dem Geländer des Hotels des Bürgermeisters und während sie auf der einen Seite fröhlich darauf balancierte und hoch und runter wippte, schwang an der anderen der Pariser Held in schwindelerregender Höhe auf und nieder.

„Cat Noir und ich sind ein außerordentlich gutes Team“, erklang dumpf eine Stimme und lenkte prompt die Aufmerksamkeit der Schurkin von ihrem aktuellen Opfer ab. „Ladybug“, zischte sie wütend und stoppte augenblicklich ihre Aktivität. Sie beschwerte das Ende des Stabes auf ihrer Seite mit einem Sofa der Dachterrasse und folgte so schnell sie konnte der Stimme.

Das nutzte Marinette aus und schlich sich heran. Sie hatte diese Ablenkung inszeniert um Tikki die Zeit zu verschaffen, die sie benötigte, ihrer Energiespeicher wieder aufzuladen und gleichzeitig zu verhindern, dass der schwarze Kater zu sehr von Antibug malträtiert wurde und am Ende noch sein Miraculous einbüßte. Mit enormer Kraftanstrengung gelang es ihr, den Stab zurück zu ziehen und durch die Streben des Geländers hindurch zu greifen, um Cat Noirs Fesseln zu lösen. Etwas wehmütig dachte sie dabei daran, wie einfach es doch gewesen wäre, wenn sie verwandelt wäre, doch Tikki war noch nicht so weit, immerhin hatten sie gerade eben erst Sabrina von einem Akuma befreit.

Cat Noir rieb sich die Handgelenke, die sich von den Seilen etwas taub anfühlten, bevor er sich seiner Retterin zuwenden wollte. Doch er sah gerade noch, wie eine Gestalt durch die Terrassentür huschte und er hätte schwören können ein paar Strähnen schwarzen Haares entdeckt zu haben, war sich aber nicht mehr sicher. Jedoch brachte es ihn arg ins Grübeln. Die Farbe des Haares glich der von Ladybug. Wenn seine Lady bereits zurück wäre, dann hätte sie sich nicht vor ihm versteckt, soviel stand fest. Bevor er sich allerdings weiter damit beschäftigen konnte, tauchte bereits Antibug wieder auf. „Los zeig dich, Käfergesicht!“, rief sie abschätzig, sprang vom Dach zurück auf die Terrasse und lief, sich aufmerksam umschauend und ihr schwarzes Jojo schwingend, zurück zu der Stelle, an der sie Cat Noir zurückgelassen hatte. Entsetzt bemerkte sie, dass nur noch der leere Stab am Boden lag, ohne den daran fixierten schwarzen Kater.

Rasch griff Cat Noir nach seiner Waffe und ließ sie direkt zwischen den Füßen der Gegnerin wieder auf seine ursprüngliche Größe zurückfahren. „Bereit für die zweite Runde?“, fragte er dabei überheblich und angriffslustig, dann stürzte er sich, den Stab schwingend, auf sie. Sofort sprang sie in die Luft und landete auf dem gläsernen Vordach, das über der Terrassentür angebracht war. Cat Noir folgte ihr auf dem Fuße und ein heftiger Kampf hielt beide auf Trab.

Von unten konnte Marinette nicht wirklich sehen, was über ihr vor sich ging. Sie hatte sich direkt neben der gläsernen Tür mit dem Rücken an eine Wand gepresst, damit Cat Noir weder sie, noch ihren Kekse knabbernden Kwami entdecken konnte und dann sicher die entsprechenden Schlüsse ziehen würde. Mit einem Seitenblick auf Tikki, die noch immer ein kleines Stück Keks in den Händen hielt, beschloss sie ein paar Schritte zur Seite zu gehen, damit sie durch das Glas der Tür und das des Vordaches sehen konnte, was oben vor sich ging.

Antibug setzte Cat Noir mit ihrem Jojo ganz schön zu und der Kater, der manchmal etwas zu übermütig bei seinen Angriffen war, steckte einiges ein. Sie tänzelte, nervös vor Anspannung, etwas umher und ihr Herzschlag beschleunigte sich bereits. Er brauchte ihre Hilfe, sonst konnten sie Chloés Akuma nicht einfangen. Plötzlich rief Tikki die erlösenden Worte: „Ich bin fertig, Marinette!“ und prompt sagte sie die Worte, die es bedurfte sich zu verwandeln. Gerade, als sie als Ladybug nach ihrer Waffe greifen und ihrem Partner zu Hilfe eilen wollte, sah sie noch einmal nach oben und dabei, wie Cat Noir mit großen Augen, bäuchlings auf dem gläsernen Vordach lag und sie mit vor Erstaunen geöffnetem Mund anstarrte.

Was wäre, wenn nicht Alya, sondern Adrien als Erstes verwandelt worden wäre?


Adrien steckte sein Handy zurück in die Hosentasche und fühlte sich plötzlich seltsam, so als würde er beobachtet. Er blickte sich verwundert um und schließlich durch die Glasscheibe der Tür, die zwei Metrowagons miteinander verband und entdeckte dort seine Klassenkameradin Alya. Er lächelte freundlich und winkte ihr zu.

Sie erwiderte den Gruß und plötzlich erschien auch Marinette auf der Bildfläche. Obwohl er zuerst etwas verwundert war, warum sie sich unterhalb der Scheibe aufgehalten hatte, winkte er auch ihr zu. Sie war schon manchmal etwas komisch.

Im nächsten Moment schienen Adriens Füße zu in türkisfarbenem Licht zu leuchten und der Lichtkreis wanderte seinen Körper hinauf. Erschrocken und unfähig etwas dagegen zu tun, konnte er nur fassungslos zusehen, wie er sich von den Füßen aufwärts in sein Helden-Ich Cat Noir verwandelte und keine Kontrolle mehr über seine Handlungen hatte. In dem anderen Wagon rissen Alya und Marinette erschrocken die Augen auf. Als das Gefährt zum Stehen kam, war die Verwandlung abgeschlossen und Cat Noir ballte entschlossen eine Faust, während er grimmig dreinblickte.

Dann sprang er aus seinem Abteil und tauchte in der geöffneten Tür des Abteils der beiden Mädchen auf. „Gib mir die Puppen!“, verlangte er in einem seltsamen Tonfall. Seine Stimme wirkte jünger und ziemlich ungeduldig.

Entgeistert schauten sich Alya und Marinette an. „Welche Puppen?“, fragte Alya verwirrt. Ihrer Freundin ging es im ersten Moment nicht anders, doch dann bekam sie eine leise Ahnung, die sich bestätigte, als er weitersprach: „Ich will die Puppen, du hast es mir versprochen, aber Maman hat es verboten. Gibt sie her!“

Es war seltsam, das war seine Stimme, aber der Klang und die Sprechweise erinnerten Marinette mehr und mehr an die kleine Manon und nun war sie sich vollkommen sicher, dass dem Mädchen etwas passiert sein musste. Wahrscheinlich war sie akumatisiert worden.

Gerade wollte Cat Noir zum Sprung auf sie ansetzten und riss sie somit aus ihren Gedanken. Doch da kickte Alya ihm einen der Koffer, über die Marinette beim Einsteigen gestolpert war, vor die Füße und herrschte ihre Freundin an: „Verschwinde von hier. Ich versuche ihn aufzuhalten.“ Alya hatte anscheinend eher erkannt, dass mit Cat Noir etwas nicht stimmte und versuchte, ganz wie es ihre Art war, beherzt einzugreifen.

Marinette setzte sich in Bewegung, schlängelte sich durch die anderen Fahrgäste, die sie erstaunt musterten doch das Geschehen nicht so recht begreifen konnten und verließ den Waggon durch die Tür am anderen Ende. Sie versteckte sich ungesehen in einer Nische und Tikki schwebte aus ihrer Tasche. „Hast du das gesehen?“, fragte Marinette immer noch etwas überwältigt von dem Erlebten.

„Du meinst die Tatsache, dass Adrien Cat Noir ist? Ja allerdings, das war nicht zu übersehen.“

„Oh mein Gott!“, entfuhr es Marinette geschockt und sie begann aufgeschreckt auf und ab zu laufen. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie konnte doch nicht gegen ihn kämpfen? Nicht gegen Adrien! Bei aller Liebe, sie konnte sich weder vorstellen ihn zu schlagen, noch irgendetwas anderes gegen ihn zu unternehmen, aus Angst ihn zu verletzen.

„Marinette!“, begann ihr Kwami eindringlich und riss sie so aus ihren panischen Gedanken. „Du musst ihm helfen!“

„Du hast Recht. Wir müssen die Puppen vor ihm bekommen.“ Schnell verwandelte sie sich und machte sich auf den Weg zu sich nach Hause. Wie sie diesen Kampf bestehen sollte, oder wie es weitergehen würde, wenn dieser Kampf erfolgreich überstanden war, daran wollte und konnte sie jetzt noch nicht denken. Sicher war nur eines; sie hätte bei seiner wahren Identität ja mit allem gerechnet, außer damit.

Was wäre, wenn Cat Noir einfach die Badezimmertür aufgemacht hätte?


„Adrien? Bist du da?“ Obwohl sie vor ihrem Aufbruch aus seinem Zimmer festgestellt hatte, dass das Badezimmer leer war, stand sie nun vor der verschlossenen weißen Tür und drückte ziemlich unheldenhaft ihr Ohr auf das polierte Holz. Von unbändiger Neugierde und Sorge getrieben, schob sie die Tür auf und blickte hinein, während sie die Frage stellte, auf die man für gewöhnlich erst eine Antwort abwarteten sollte. „Darf ich reinkommen?“

Just in diesem Moment drang das Rauschen von Wasser an ihr Ohr und erschrocken schlug sie die Schiebetür wieder vor sich und trat peinlich berührt einen Schritt zurück. „Hier ist Ladybug, ist bei dir alles in Ordnung?“ Er war also tatsächlich da, direkt vor ihr, nur wenige Schritte von ihr entfernt. Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag, wie immer, wenn sie in seiner Nähe war.

„Äh…Jaja, ich wollte nach der ganzen Aufregung nur schnell Duschen“, tönte es dumpf von der anderen Seite.

„Oh, äh, ja natürlich“, rief sie schnell, aber durchaus erleichtert, dass es ihm offensichtlich gut ging. „Tut mir leid, ich geh dann mal wieder, ja?“, nuschelte sie nervös, eine Hand an die Tür gelehnt.

„Vielen Dank“, erklang es aus dem Bad.

Sie würde so gern etwas sagen, ihn noch einmal sehen, aber ihr lief die Zeit davon. Unschlüssig verharrte sie jedoch immer noch in Adriens Zimmer, als wäre sie festgewachsen und versuchte tief durchzuatmen, um ihre Gedanken zu klären.

Plötzlich wurde langsam die Tür geöffnet und ein paar schwarze Katzenohren auf einem blonden Haarschopf erschienen in dem immer breiter werdenden Spalt, kurz darauf leuchtend, grüne Augen hinter einer schwarzen Maske.

Ladybugs Augen weiteten sich entsetzt, als sie ihren Partner erkannte. Dieser realisierte allerdings erst viel zu spät, dass sie entgegen seiner Erwartung, und ihrer Ankündigung, eben noch nicht gegangen war, sondern fassungslos im Raum stand und ihn mit offenem Mund anstarrte.

„Äh…“, mehr brachte er nicht heraus. Ob es nun Glück war oder nicht, aber mehr brauchte er auch erst einmal nicht zu erklären, denn just in diesem Moment piepte Ladybugs Ohrring zum letzten Mal und in einem Schein roten Lichtes löste sich der gepunktete Heldenanzug in Luft auf. Doch anstatt irgendetwas erklären zu wollen oder es unsinnigerweise abzustreiten, starrte ihn seine tollpatschige Klassenkameradin Marinette einfach nur weiter an, bis zur Bestätigung ihres soeben aufgetretenen Verdachtes auch seine Zeit um war und nun tatsächlich der Junge im Raum stand, mit dem sie ursprünglich gerechnet hatte.

„Nun…“, setzte er verlegen an, um diese scheinbar endlose Stille zu durchbrechen. „Jetzt weißt du, wie ich so sicher sein konnte, dass es nur eine Illusion war vorhin.“

Ein Nicken so langsam wie in Zeitlupe, war vorerst die einzige Bestätigung, die er von ihr erhielt. Als würde sie aus einer Trance erwachen, schüttelte sie kurz den Kopf, bevor sie unschlüssig auf ihren rechten Schuh blickte, dessen Spitze eine Rille in den Bodenbelag zu graben drohte. „Jetzt bist du bestimmt enttäuscht, oder?“

„Nein, aber was ist mit dir?“

Mit dieser Antwort hatte sie wahrlich nicht gerechnet und sie errötete leicht. „Mehr überrascht würde ich sagen, ich meine, nicht dass du…also…“

„Selbst jetzt stotterst du noch?“ Es ließ sich nicht zurückhalten, aber er musste einfach Lachen und konnte nicht mehr damit aufhören.

Anstatt wütend oder traurig über diese Reaktion zu sein, musste auch sie anfangen zu Lachen. Das Ganze war so absurd und albern. Mitten in ihrem Lachanfall, der beide deutlich zu entspannen schien, ertönte auf einmal eine weitere Stimme. „Na endlich, jetzt liegt er mir wenigsten nicht mehr damit in den Ohren, dass er wissen will, wer Ladybug ist.“

Schlagartig verstummten beide und auf Adriens Wangen erschien ein schwacher roter Schimmer. „Plagg!“, vergebens versuchte der Junge den soeben aufgetauchten Kwami aus der Luft zu fangen, um ihm das freche Mundwerk zu stopfen, doch er war schneller.

Bevor Marinette oder Adrien sich dazu äußern konnten, war auch Tikki hinter Marinettes Rücken aufgetaucht und ließ sich kichernd auf ihrer Schulter nieder. „Dann heißt das ja auch, dass du Cat Noirs Avancen nicht mehr ablehnen musst, weil du in einen anderen verliebt bist.“

Marinettes Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an und sie hätte den Kwami am liebsten zum Schweigen gebracht, doch auch Tikki ergriff die Flucht und schwebte zusammen mit ihrem schwarzen Pendant in sicherer Entfernung über den Köpfen der beiden Teenager. Beide lachten sich amüsiert ins Fäustchen.

Jeder für sich wütend auf seinen kleinen Gefährten stand am Boden und wünschte sich der Erdboden möge sich auftun und sie verschlucken, dass sie sich dabei unbewusst näher gekommen waren und nur noch etwa einen Schritt voneinander entfernt standen, realisierten sie erst einen Augenblick später.

Adrien atmete einmal tief durch. „Eigentlich hat er ja Recht und so wie es jetzt ist, kann ich es ja auch ruhig sagen. Ja, ich bin in Ladybug verliebt und ich bin ganz und gar nicht enttäuscht, dass du es in Wirklichkeit bist, ganz im Gegenteil, ich hab von Anfang an etwas zwischen uns gespürt, konnte es aber bisher nicht einordnen, aber jetzt ist mir alles klar.“

Marinette spürte seinen erwartungsvollen Blick auf sich ruhen, während sie verarbeitete, was er gerade gesagt hatte. Es war, als ob sie nur träumte, hatte er ihr gerade wirklich gesagt, dass er sie liebte? Sie blinzelte ein paar Mal und schluckte den gewaltigen Kloß in ihrem Hals hinunter. „Und ich muss gestehen, dass Tikki auch recht hat.“ Das war ein guter Anfang und sobald sie es ausgesprochen hatte, kamen ihr die nachfolgenden Worte viel leichter über die Lippen, als sie es für Möglich gehalten hätte. „Ich habe Cat Noir immer auf Distanz gehalten, weil ich mich in dich verliebt habe, seit du mir vor der Schule deinen Regenschirm gegeben hast.“

Adrien begann leise zu glucksen. „Weist du eigentlich wie albern das ist. Ich meine, die ganze Zeit über…“

Er brauchte den Satz nicht zu beenden, denn als ihr das Ausmaß ihres Liebeschaos bewusst wurde, musste auch sie kichern.

„Na also, war doch gar nicht so schwer“, befand Plagg und grinste überlegen.

Adrien überwand auf einmal die Distanz zu Marinette und zog sie in eine Umarmung. „Wie lange wollte ich das schon tun“, murmelte er dabei leise.

Erst war Marinette recht steif und wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte, doch dann entspannte sie sich merklich und legte auch ihm ihre Arme um den Körper. Zu ihrer eigenen Überraschung erwiderte sie amüsiert: „Frag mich mal.“

Etwas zögerlich, so als wollte er es nicht wirklich, löste er sich von ihr, ohne sie ganz loszulassen und blickte ihr tief in die Augen. „Da wüsste ich noch etwas.“ Er näherte sich ihrem Gesicht und instinktiv, obwohl ihr das Herz aus der Brust zu springen drohte, kam auch Marinette ihm entgegen und sie versanken in einem innigen Kuss.

Ich wünsche euch allen eine schöne, stressfreie und besinnliche Weihnachtszeit im Kreise der Familie und startet nächste Woche gut ins neue Jahr.



Was wäre, wenn Ladybug ein kleines bisschen eher am großen Weihnachtsbaum gewesen wäre?


„Plagg? Plagg was hab ich getan!“, rief Adrien entsetzt über seine eigene Dummheit. Er kniete im Schnee, der ihm bereits begann die Hosen aufzuweichen und hatte weder eine Jacke für sich, noch Käse für Plagg eingepackt, als er überstürzt und enttäuscht von zu Hause aufgebrochen war. Von seinem Vater vernachlässigt zu werden, war ja beinahe schon ein Dauerzustand bei ihm geworden, seit seine Mutter verschwand, aber ihn an Weihnachten auch noch im Stich zu lassen, hatte das Fass für den Teenager zum Überlaufen gebracht. Mit der Kraft seines Kwamis hatte er als Cat Noir einen übereilten Streifzug durch das nächtliche, verschneite Paris unternommen, nur um nun zitternd vor Kälte und ohne die Möglichkeit auf dem Weg zurückzukehren, auf dem er gekommen war, hier zu sitzen. Plötzlich fühlte er sich noch einsamer als vorher, da er nun auch seinen kleinen Freund verloren hatte.

„Warte, ich helf dir.“ Er tastete hektisch seinen Körper ab, aber das Einzige was er fand, war das liebevoll verpackte Geschenk, das ihm sein Bodyguard vorhin zugesteckt hatte. In Ermangelung einer besseren Idee, riss er das Papier ab und zum Vorschein kam eine offensichtlich selbst gestrickte Weihnachtsmütze in rot, mit weißen Schneeflocken darauf, buschigen Fellbommeln an der Spitze und Fellbesatz am Rand. Vor Verwunderung weiteten sich seine Augen und er fragte sich, von wem er das wohl bekommen hatte.

Auch wenn er wusste, dass Plagg eigentlich Nahrung brauchte, um seine Energiespeicher aufzufüllen, legte er den kleinen erschlafften Körper seines Kumpels liebevoll auf die flauschige Mütze. Dabei entdeckte er eine Karte, die in die Öffnung der Kopfbedeckung geschoben worden war. Verwundert öffnete er sie und las die Inschrift. „Fröhliche Weihnachten, schreibt Marinette“, flüsterte er vor sich hin und er musste schmunzeln. „Sie ist wirklich toll.“ Der Gedanke an seine Klassenkameradin wärmte ihn besser, als jede Daunenjacke und tiefer aus dem Inneren heraus, als ein warmer Kakao es vermocht hätte. Sie war immer so nett und fürsorglich zu ihm. Es überkam ihm beim Anblick des schönen Geschenkes und der Karte sogar hier draußen ein Anflug von Weihnachtsstimmung. Gedankenverloren hatte er sich aufgerichtet und begann seinen einsamen Heimweg. Er hatte einen Fehler gemacht und wollte nun nur noch eins, so schnell es ging nach Hause. Plagg schlief im Rand der kuscheligen Mütze, die sich der Junge nun aufgesetzt hatte.

Plötzlich wurde Adrien aus seinen verworrenen Gedanken gerissen, denn er vernahm ganz in der Nähe das Knirschen von Schnee. Er war noch nicht weit gekommen, gerade hatte er eine Seitengasse des Marktplatzes erreicht, auf dem der große prächtig geschmückte Weihnachtsbaum stand, den er um ein Haar mit dem Kataklysmus zerstört hätte. Er wand sich um und starrte überrascht zurück in die Richtung der funkelnden bunten Lichter, die zwischen dem frischen Tannengrün leuchteten. Dort stand eine Person, die er sofort erkannte, mit der er aber absolut nicht gerechnet hätte. Ladybug, sie sah sich um, wirkte unruhig und sogar etwas besorgt und dann erklang ihre traurige Stimme, die leise zu ihm herüber schwang.

Er lauschte wie verzaubert ihrem Lied und mit jeder Silbe steigerten sich seine Überraschung und seine Verwunderung. Sie liebte ihn! Sie erwiderte tatsächlich seine Gefühle! Diese fuhren augenblicklich beim Klang ihrer Worte zunehmends Achterbahn und es kribbelte heftig in seinem Bauch, während sein Herz so laut schlug, dass er fürchtete, man könne es in ganz Paris hören. So merkte er kaum, dass sie ihr Lied beendete und nun seine Fußspuren im frisch gefallenen makellosen Schnee entdeckt hatte. Er vermochte nicht sich zu rühren, sondern starrte einfach ungläubig das Mädchen im Heldenkostüm an, für das er so viel empfand und die nun mit erleichtertem Gesichtsausdruck vor ihm stand.

„Adrien!“, rief sie glücklich und überwand die letzten Schritte zu ihm ebenso rasch wie ungestüm. Und bevor er es sich versah, hatte sie ihn in eine innige Umarmung gezogen. Er erstarrte erst, bevor er schüchtern die Arme um ihren Rücken legte und die Zuneigung und ihre Nähe zu genießen begann. Kurz darauf spürte er, wie ihr Körper schwach bebte und sie mühsam die Schluchzer der Erleichterung unterdrückte. „Alle haben sich solche Sorgen um dich gemacht und ich auch. Ich dachte, du wurdest entführt oder angegriffen…“ Ihre Stimme versagte ihr jedoch, entgegen aller Vorsätze vor ihm stark zu bleiben, den Dienst.

Er lächelte gerührt und schob sie sanft von sich, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte. Er legte seine Hand an ihr Kinn und hob ihren Kopf etwas an. „Vielen Dank…!“, war alles, was er zunächst hervorbrachte. Er war so beseelt und glücklich bei dem Gedanken daran, dass seine Ladybug ihn liebte und nach ihm gesucht hatte, dass ihm die Worte fehlten. Doch das wenige, was er gesagt hatte, reichte bereits, um der Heldin die Röte auf die Wangen zu treiben. Sie rechnete doch nicht mit seinen nächsten Worten.

„…für deine Fürsorge, dafür, dass du mich gesucht hast und für das wundervolle Geschenk.“ Er deutete mit dem Zeigefinger auf die Mütze auf seinem Kopf und zwinkerte ihr wissend zu.

Nun gefror das Lächeln auf ihrem Gesicht und sie starrte ihn zunächst fassungslos an, bevor sie begriff. Sie schluckte ihre Panik und den Kloß in ihrem Hals herunter, dann erst gelang es ihr, ihm zu antworten. „Du… du hast es gehört?“, fragte sie mit zittriger Stimme.

„Ja“, sagte er schlicht, überlegte einen Sekundenbruchteil, dann ergänzte er noch. „Das ganze Lied.“

Mit rasender Geschwindigkeit durchfuhr sie noch einmal alles, was sie mit dem kleinen Ständchen offenbart hatte und so wurde ihr nach und nach erst so richtig bewusst, dass sie ihm nicht nur gestanden hatte, dass sie ihn liebte, nein, auch ihre wahre Identität war nun kein Geheimnis mehr. Kurz überlegte sie alles abzustreiten, zumindest die Sache mit ihrer wahren Ich, aber sie realisierte schnell, dass das keinen Sinn haben würde. „Nun, ich…“, begann sie unschlüssig, aber eigentlich wusste sie nicht, was sie nun sagen sollte.

„Hey“, sagte Adrien und veranlasste Ladybug somit, ihren Blick wieder zu heben und in seine Augen zu schauen. „Es ist ok. Mehr als das, weil… weißt du… ich bin auch in dich verliebt.“ Nun erschien auch auf seinen Wangen ein schwacher rosa Schimmer, der nichts mit der Kälte zu tun hatte. „Und jetzt weiß ich auch, warum ich dich als Marinette so furchtbar gern hatte und nun kann ich mir auch diese verwirrenden Gefühle in deiner Gegenward erklären.“

Ungläubig stand der Heldin der Mund offen. Damit hätte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte geglaubt, sobald er ihre wahre Identität kennen würde, würde er schnell von seinem Interesse an Ladybug abkommen, aber, dass er ihre Gefühle erwiderte, machte sie sprachlos, verlegen und verwandelte ihre Knie in weiches Gummi.

Dann fuhr er fort. „Und weißt du noch was?“ Er griff dabei in die Krempe der Mütze auf seinem Kopf und in seiner geschlossenen Hand konnte sie erst nicht erkennen, was er ihr zeigen wollte, bis er sie ihr hinhielt und die Finger ausstreckte. Auf seiner Hand lag ein kleines, schwarzes Wesen, dass sie, bis auf die Farbe, stark an Tikki erinnerte. Dann erkannte sie, was er ihr damit zeigen wollte und begann zu stottern, wie sie es vorher immer in seiner Nähe getan hatte. „D-du…d-du bi-bist….“

„Ja, ich bin Cat Noir.“ Er lächelte über ihre Verblüffung und begann zu kichern, während er seinen Kwami zurück an seinen warmen Schlafplatz legte. Ihr Gesichtsausdruck war einfach göttlich. Er hatte sie damit überrumpelt, das war ihm klar, aber er empfand es nur als fair, jetzt, da er auch von ihrer Identität wusste. Aber wenn er daran dachte, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass Marinette hinter seiner Lady steckte, konnte er sich ehrlich vorstellen, dass sie ebenso wenig mit ihm als Cat Noir gerechnet hatte.

Sie stieg jedoch in sein Lachen nicht mit ein, sondern blieb erstaunlich ernst, während sie ihn plötzlich wieder besorgt anschaute. „Und warum hast du dich verwandelt, warum bist du verschwunden und hast die Litfaßsäule zerstört? Ich versteh das nicht…“

Er sah verlegen nach unten und überlegte wirklich lange, wie er ihr das erklären konnte. „Mein Vater…“, begann er bedrückt. „Er hat nicht einmal an Weihnachten Zeit für mich gehabt, das hat mich wahnsinnig enttäuscht und ich war auf einmal so wütend, weißt du? Mit Maman haben wir Weihnachten so gern gefeiert, aber dieses Jahr…“ Traurig brach er ab und Ladybug bereute sofort ihn darauf angesprochen zu haben.

„Er liebt dich Adrien, er lässt überall nach dir suchen und seine Assistentin hat unsere ganze Klasse angerufen und nach dir gefragt. Er macht sich große Sorgen. Es wird für ihn genauso schwer sein, wie für dich und er weiß sicherlich auch nicht, wie er damit umgehen soll, aber nichts wird etwas daran ändern, dass er dein Vater ist und dich liebt, auch wenn er wahrscheinlich etwas eingerostet darin ist, es dir zu zeigen.“

„Wirklich?“, fragte Adrien etwas ungläubig. Er konnte sich das wahrlich nicht vorstellen, aber wie hätte sie sonst von seinem Verschwinden erfahren sollen? Er vertraute ihr, wie er es immer getan hatte und nickte ihr leicht zu.

„Natürlich“, sagte Ladybug ihn jetzt aufmunternd anlächelnd und nahm seine Hand. „Komm, du bist schon viel zu lange hier draußen in der Kälte, nicht, dass du dir hier noch den Tod holst.“ Ihr kam spontan eine Idee und sie murmelte: „Tikki, Verwandlung lösen.“ In diesem Moment fiel ihre Maske und ihr kleiner Kwami erschien neben ihr, der Adrien kurz zuwinkte und ein schüchternes „Hey“ piepste.

Während Adrien sie verblüfft musterte, obwohl er ja soeben erfahren hatte, dass seine tollpatschige Klassenkameradin Marinette in Wahrheit die starke und mutige Ladybug war, zuckte er kurz überrascht zusammen, als er etwas auf seiner Schulter spürte. Marinette hatte ihren großen Schal abgenommen, ihn auseinandergefaltet und ihm, wie eine Decke um die Schultern gelegt. „Damit dir wenigstens etwas wärmer ist“, nuschelte sie dabei. „Ich ruf dann mal meine Eltern an, dann holen sie uns sicher ab.“ Sie wollte gerade nach ihrem Handy greifen, als er sie aufhielt.

„Mir ist nicht kalt“, sagte er, schenkte ihr ein warmes Lächeln und blickte sie liebevoll an. „Wollen wir nicht zusammen nach Hause gehen?“

Mit hochrotem Gesicht nickte sie und spürte sofort, was er gemeint hatte. Auch sie durchfuhr eine unglaubliche Wärme, die sie jegliche Kälte und den Schnee vergessen ließ und sie schob ihren Arm um seinen angewinkelten Ellenbogen, den er ihr daraufhin anbot. So untergehakt schlenderten sie durch das verschneite Paris, redeten lange und intensiv über alles Mögliche und verbrachten das wohl schönste Weihnachten, dass sie sich hätten vorstellen können - gemeinsam.

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Kapitel: 24
Sätze: 998
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Kurzbeschreibung

Wir sind uns alle einig; manchmal schießen Ladybug und Cat Noir, beziehungsweise ihre wahren Identitäten Marinette und Adrien, nur haarscharf daran vorbei zu erfahren, wer der Andere in Wirklichkeit ist. Manchmal ist es nur ein Detail, eine sehr lange Leitung oder pure Ignoranz. Was wäre, wenn… ist mein diesjähriger Adventskalender, der offenbaren soll, wie es hätte anders aussehen können. Viel Spaß und eine schöne Weihnachtszeit!

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Adventskalender getaggt.

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