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Trügerische Idylle

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31.10.18 09:32
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Trügerische Idylle

Der Himmel war strahlend blau. Schloss Hogwarts sah in der aufgehenden Frühlingssonne aus wie in pures Gold getaucht, die Wiesen rund ums Schloss strahlten in einem satten Grün. Um Hagrids Hütte herum streckten Tulpen ihre Köpfe gen Himmel.
Der Frühling hatte Einzug gehalten, nach einem langen Winter konnte sich Hogwarts über einen der ersten schönen Tage freuen. In der Buche am Seeufer hatten sich Amseln niedergelassen, die wie in einem Chor vor sich hin zwitscherten.

Alecio Carrow ließ ihren Blick durch die Halle schweifen. Sie hatten ganze Arbeit geleistet. Niemand wagte es, aufzumucken oder anderwärtig die Aufmerksamkeit von ihr oder ihrem Bruder auf sich zu ziehen. 
Die Decke war strahlend blau und ein warmer Wind wehte durch das offene Portal in die Halle. Am heutigen Samstag fand natürlich kein Unterricht statt, dennoch waren die Schüler bereits vollzählig in der Halle versammelt. Kürzere Essenszeiten waren nur eine Veränderung auf Hogwarts gewesen.
„Wollen wir nachher unseren Rundgang über das Gelände machen?“
Ihr Bruder Amycus streute sich Zucker über seinen Haferbrei und rührte um. „Einverstanden.“ In seiner Stimme lag eine kaum verhohlene Freude und an der Art, wie Minerva ihren Löffel fester umklammerte, konnte man sehen, dass auch diese ganz genau wusste warum.
Die Carrows waren gefürchtet für ihre Strafen, ihre Unberechenbarkeit und wann immer die Schüler ihnen über den Weg liefen, richteten diese den Blick zu Boden und versuchten, unschuldig zu wirken. Versuchten, unsichtbar zu sein, nicht aufzufallen und hofften, einen weiteren Tag unversehrt zu überstehen.

Das Gras federte weich unter ihren Schuhen, als die beiden Geschwister in Richtung See gingen. Vereinzelt waren schon Schüler unterwegs, unter der Buche am Seeufer saß ein Grüppchen Ravenclaws, vermutlich Sechstklässler, vertieft ins Gespräch. Die Schüler waren in ein hitziges Gespräch vertieft und bemerkten nicht, dass sich die Todesser näherten. Vogelgezwitscher drang in Alecios Ohren.
„Ich sags euch, sie haben Luna. Wo sollte sie sonst sein? Neville sagte, sie hätten sie praktisch aus dem Abteil heraus entführt.“ Ein großer Junge mit dunklem Haar hatte gesprochen, Sorgenfalten im Gesicht. „Ich schwöre euch“, fügte hinzu, „wenn ich diese stinkenden Todesser in die Finger kriege und sie Luna etwas angetan haben, dann werde ich sie so zerfluchen, dass sie nicht mehr wissen, wo bei ihrem Zauberstab vorne und hinten ist.“
Ein Mädchen hatte ihren Blick an dem Sprecher vorbeischweifen lassen und erblickte nun die beiden Geschwister, woraufhin alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. In diesem Moment trat Amycus einen Schritt vor. 
„Eine ausgezeichnete Idee“, erklärte er mit vor Freude zitternder Stimme. „Wollen wir sehen, ob Sie es besser hinbekommen, als noch letzte Woche. Ihre liebe Freundin wird sich bestimmt als Versuchskaninchen melden.“
Alecio packte das Mädchen am Kragen und zerrte sie ein Stück vom Baum weg. Die anderen drei Ravenclaws wollten aufstehen, doch als Alecio den Zauberstab auf sie richtete, erstarrten sie. 
„Ihr bleibt schön wo ihr seid.“

Amycus hatte den Jungen am Ohr gepackt und zog ihn nun zu dem Mädchen, stellte ihn etwa drei Meter vor sie hin.
„Wenden Sie den Cruciatus-Fluch an.“
„Nein“, zischte der Junge. „Ich denke nicht daran.“
Amyus hatte dies erwartet. Er nickte seiner Schwester zu. Diese richtete ihren Zauberstab auf das Mädchen.
„Crucio!“
Schallende Schreie hallte über den See, vermischten sich mit dem Klang der Frühlingsvögel und nahmen dem wunderschönen Tag den Zauber. Die Ravenclaw wand sich in dem satten grünen Gras, verrenkte sich vor Schmerzen. Dann ließ Alecio den Zauber fallen. Schlaff fiel das Mädchen auf den Rücken, das Sonnenlicht verlieh ihrer leichenblassen Haut einen trügerischen goldenen Schimmer.
Einer der Jungen, der noch bei dem Baum stand, schoss vor und kniete sich neben das Mädchen. „Fiona, kannst du mich hören. Sag was.“ 
Doch alles, was er damit auslöste, war schallendes Gelächter der beiden Geschwister. Amycus packte den Jungen am Kragen und zog ihn auf die Füße, dabei verlor dieser seine Schuhe. 
„Machst du dir Sorgen um deine kleine Freundin? Oh, brauchst du nicht, ich überzeuge dich gerne davon. Crucio!“
Der Junge wand sich in Krämpfen im Frühlingsgras und schrie. Amycus lächelte bei dem Anblick, hätte sich endlos daran entzücken können. 

Das Gezwitscher der Amseln in der Buche brach schlagartig ab. Als die Schreie wieder von vorne losgingen, lauter und schriller als zuvor, erhoben sie sich erschrocken in die Luft und flogen davon.
„In Zukunft wirst du dich nicht in Dinge einmischen, die dich nichts angehen“, fauchte Amycus, löste den Fluch und trat dem Jungen in die Rippen, welcher leise aufstöhnte.
Die drei Sechstklässler, welche sich beim Stamm der Buche aneinanderklammerten, duckten sich leicht, als die Blicke der Carrows auf sie fielen. Alecio lächelte. Furcht lag in den Augen der Kinder, eine einsame Träne rollte über die Wange des in der Mitte stehenden Jungen. Was gab es Schöneres?
„Nicht traurig sein, Junge“, gurrte sie. „Auch du wirst eines Tages diese Ehre erwiesen bekommen.“
Unter schallendem Gelächter versetzte sie dem immer noch am Boden liegenden Mädchen einen letzten Tritt, bevor sie und ihr Bruder den Rückweg zum Schloss antraten.

Die Sonne schien vom Himmel, warm und weich. Das satte Grün des Grases hatte sich nicht verändert. Doch die Vögel sangen nicht mehr, es herrschte eine gespenstische Stille über den Ländereien. Und am Horizont, bei den fernen Bergen türmten sich Gewitterwolken auf, drohende Anzeichen eines Frühlingsgewitters, welches Regen und Sturm bringen würde. In den nächsten Stunden verdüsterte sich der Himmel, wie ein Spiegelbild der dunklen Kräfte innerhalb des Schlosses. Der Regen prasselte über die Schlossgründe, zerfetzte die Blüten der Tulpen, ließ den See wie ein wildes Meer wirken. Ein Blitz erhellte die Schlossgründe, scharf zeichnete sich der Umriss der Buche vom schwarzen Wasser ab. Und unter der Buche zeugte nur noch plattgetrampeltes Gras von den Taten der Geschwister.

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LaylaMalfoys Profilbild
LaylaMalfoy Am 07.07.2019 um 21:39 Uhr
Liebe Arduinna,
mir hat die Darstellung gut gefallen. Die Atmosphäre, die in Hogwarts unter der Carrow-Diktatur herrscht, konntest du in vielerlei Hinsicht einfangen. Mir hat besonders gefallen, wie die Natur sich im Verlaufe der Erzählung verändert hat.
Liebe Grüße, Layla
Arduinnas Profilbild
Arduinna (Autor)Am 30.07.2019 um 8:30 Uhr
Hi,
Es freut mich sehr, dass dir der kurze Text gefallen hat. Ja, das mit der Natur wollte ich als Nebenstrang haben, sprich, die Natur wird genauso dunkel wie die Atmosphäre im Schloss.

Danke für das Feedback!

LG Ari

Autor

Arduinnas Profilbild Arduinna

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Sätze: 67
Wörter: 1.013
Zeichen: 6.032

Kurzbeschreibung

Amseln singen in der Buche am Seeufer, läuten einen wunderschönen Tag ein. Doch dann werden sie von der Dunkelheit verjagt und hinterlassen das Schlossgelände in einer gespenstischen Stille

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