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Stay (Dramione)

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1
30.10.17 17:45
12 Ab 12 Jahren
Heterosexualität
In Arbeit

Autorennotiz

Das ist meine erste Fan-Fiction zu Dramione. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim lesen :)

3 Charaktere

Hermine Granger

Hermine Granger ist die beste Freundin von Harry und Ron. Nachdem Voldemort geschlagen ist, zieht sie mit Ron nach London um ein neues Leben zu beginnen.

Draco Malfoy

Draco Malfoy war der Feind von Harry Potter. Nach dem Krieg ist er gezwungen, vor seiner Mutter zu fliehen. Den Grund erfahrt ihr in der Geschichte ;)

Ronald Weasley

Ron Weasley hat genug vom Zaubern und verdonnert Hermine zu einem zauberlosen Leben. Als Draco plötzlich auftaucht, wird ihm klar, was er an Hermine hatte.

Gelangweilt zappte Hermine durch die Fernsehkanäle, während sie grübelnd auf der Coch saß.
Zwei Monate waren vergangen, seit Harry gegen den Dunklen Lord gesiegt hatte. Im Anschluss war er mit Ginny aus London weggezogen um die Erinnerungen verblassen zu lassen. Hermine hatte nicht weggewollt, also war sie mit Ron geblieben.

Doch seit geraumer Zeit war sie gelangweilt von ihrem Leben als halber Muggel, denn Zauberei gab es in ihrem Leben so gut wie gar keine mehr. Ron hatte das Zauberleben gänzlich aufgegeben, seinen Zauberstab gegen einen Kochlöffel eingetauscht und eine Ausbildunng las Koch begonnen. Ihm war das Zaubern zuwider geworden.

Seufzend schaltete Hermine den Fernseher aus und betrachtete wehmütig ihren Zauberstab, der auf einem Gestell in einer Vitrine ruhte. Ron wollte nicht, dass sie zauberte. Zu sehr fürchtete er sich davor, dass ihr ein Zauber misslang und ihnen beiden womöglich noch das kleine Reihenhaus um die Ohren flog.
Er hatte kaum noch Vertrauen in Hermine und sie war sich ihrer Gefühle zu Ron schon lange nicht mehr sicher.

Wenn er nach Hause kam, erzählte er von sich, von sich und... von sich. Hermine war es leid.
Wie aufs Stichwort hörte sie einen Schlüssel im Schloss der Tür und Ron trat ein. Mit ihm kam die Kälte ins Haus, fuhr Hermine unter die Kleider und ließ sie zittern.

"Hallo Schatz", begrüßte er sie, ehe er die Tür schloss und den Mantel abnahm.

"Hallo Ron", erwiderte Hermine kühl, schnappte sich ein Buch und begab sich an ihren geliebten Schreibtisch. Er war ihr Zufluchtsort, wenn sie sich nicht wohl fühlte.
Sie machte es sich in dem großen Ohrensessel gemütlich, der mit allerlei magischen Gegenständen bestickt war.
Hier ein Zauberstab, dort ein sprechender Hut und wenn man genau hinsah, bemerkte man sogar den Pokal des Trimagischen Turniers.

Hermine liebte ihren Sessel und bisweilen liebte ihr Sessel sie mehr als Ron es scheinbar tat, immerhin hatte der Sessel noch einen Nutzen für sie. Ron war einfach nur noch Ron. Trottelig und ein Trampeltier, wie sie es von ihm gewohnt hatte. Ja, sie glaubte sogar, dass er noch trotteliger geworden war.

"Heute war wirklich ein außergewöhnlicher Tag, ich..." Weiter kam er nicht. Hermine platzte der Kragen.

"Außergewöhnlich langweilig, Ronald!" schnappte sie. "Immer redest du nur von dir. Von DEINER tollen Arbeit. Von DEINEM Wohlbefinden. Von DEINEM Leben. Interessiert es dich überhaupt noch, wie es mir geht? Das alles ist zum kotzen, du bist zum kotzen!" schrie sie. Sie war aus ihrem Stuhl hochgefahren und erschreckt über ihre eigenen Worte taumelte sie zurück und fiel enttäuscht und erschöpft in ihren Sessel zurück. Mit einer Hand rieb sie sich über den Nasenrücken und blickte Ron in die vor Schreck weit geöffneten Augen. Anscheinend hatte es ihm die Sprache verschlagen, denn er hob abwährend die Hände, klappte den Mund auf und wieder zu.

Es gab so viel, was Hermine Ron noch an den Kopf werfen wollte, doch stattdessen stand sie auf, schnappte sich ihren Zauberstab und ihren Mantel und verschwand in die winterliche Kälte, welche sie mit Freude empfing.

Sie blickte in den wolkenbehangenen Himmel, ließ die Schneeflocken auf ihr Gesicht fallen und schrie. Sie schrie all den Kummer, den Schmerz, den Frust und die Enttäuschung heraus, bis ihre Stimme heißer und nichts weiter als ein Krächzen war.
Und dann geschah etwas unfassbares. Sie war keine 30 Schritte gelaufen, da hörte sie eine raue, doch samtene und sinnliche Männerstimme hinter sich.

"Soso, sieh an. Hermine Granger!"

Und als sie sich umdrehte, eine Hand schon an ihrem Zauberstab, stockte sie, als sie sah, wer da stand.

"Draco Malfoy!"

 

Draco war überrascht, sie hier zu sehen. Die berühmte Hermine Granger, beste Freundin von Potter, der vor zwei Monaten den Dunklen Lord besiegt hatte und kurz darauf nach Deutschland gezogen war.

Und jetzt, ausgerechnet jetzt stand niemand geringerer als Hermine Granger, das Mädchen, das er einst Schlammblut nannte, vor ihm. Niemals hätte er gedacht, sie wieder zu sehen.
Er wollte sie eigentlich auch gar nicht sehen, aber angesichts der misslichen Lage, in der er steckte, hatte er gar keine andere Wahl, als nun doch hier zu bleiben.
Wie war er überhaupt hier her gekommen? Noch während er sich darüber wunderte, drehte sich Hermine Granger um und lief schnellen Schrittes davon.

Eigentlich bettelte er nicht, doch diesmal schien er über seinen Schatten springen zu müssen.
"Granger, warte!" rief er und rannte ihr hinter her.
Wütend fuhr sie herum. Sie schien ziemlich geladen zu sein. Ob sie wohl immer noch mit dem Wiesel zusammen war?
Draco schüttelte den Kopf. Was interessierte ihn das?

"Gib mir einen Grund, die zuzuhören, Malfoy! Einen Grund!" Mit den Händen fuchtelte sie in der Luft herum, als wolle sie böse Geister vertreiben.
"Ich weiß, ich habe es nicht verdient, aber..." Er schüttelte den Kopf. Es war nicht seine Art, sich zu rechtfertigen und er würde jetzt bestimmt nicht damit anfangen.
"Aber?" fragte sie. Nervös spielte er mit seinen Händen. Es war verdammt schwierig, über seinen Schatten zu springen und dabei er selbst zu bleiben.
"Ich habe gerade echt keine Geduld, Malfoy. Rück mit der Sprache raus, oder ich bin weg." Schon wollte sie sich umdrehen, da rief Draco: "Okay, okay, warte." Nach einigem zögern fügte er noch hinzu: "Bitte." Und er hasste sich dafür. Wäre sein Vater hier, er würde ihn einmal links und rechts batschen und ihm seinen Zauberstab wegnehmen. Draco zog die ganze Malfoysche Würde in den Dreck mit diesem einfachen 'Bitte'.

Hermine schnaubte. "Malfoy. Erstens ist mir kalt, zweitens habe ich wirklich keine Lust, hier weiter rumzustehen und Däumchen zu drehen."
Draco hob abwährend die Hände: "Ich brauche eine Bleibe. Nur für ein paar Tage."
"Und warum kommst du damit ausgerechnet zu mir?" Es war ja klar gewesen, dass sie ein Drama daraus machen musste.
"Ich... weiß nicht genau..." Und das wusste er wirklich nicht. Auf einmal kam er sich absolut blöd vor. Hier zu sein, wie auch immer er hier her gekommen war, war nicht die Lösung. Er wollte schon gehen, da hellte sich Hermines Gesicht auf.

Unwillkürlich fragte er sich, was in ihrem hübschen Kopf wohl vorging. Hübscher Kopf? Ehrlich Malfoy, reiß dich zusammen, schalt sich Draco gedanklich.
"Du kannst gerne bei uns wohnen" sagte sie mit einer eiskalten Stimme, die Draco frösteln ließ.
"Bei uns? Du bist also immer noch mit dem Wiesel zusammen?" fragte er.
Augenblicklich verdunkelte sich ihre Miene wieder und mit ihr schien die Welt ein Stück dunkler zu werden. Nicht, dass ihm das aufgefallen wäre. Außerdem war es schon dämmrig. Er schüttelte den Kopf und sah sie wieder an.
"Ja, Wiesel trifft es ganz gut" sagte sie mit einer Mutlosigkeit in der Stimme, die er nicht von Hermine Granger kannte. Sein Interesse war geweckt.
Was war nur los mit ihm? Es schien, als hätte er sich plötzlich nicht mehr unter Kontrolle.

Er hatte nie Interesse an ihr gehabt, sie vielleicht ein bisschen für die Treue zu ihren Freunden bewundert. Und dafür hatte er auch seine Gründe. Granger war eine Muggelgeborene Zauberin. Dracos Familie legte großen Wert auf die Reinhaltung der Blutlinie, da war es verständlich, dass er das übernommen hatte.
Und dennoch, irgendetwas hatte sich in ihm verändert, seit der Dunkle Lord besiegt worden war. Die Angst um sein Leben war verschwunden und mit ihr auch die ständige Unzufriedenheit, die er zur Genüge an Potter, Weasley und Granger ausgelassen hatte.
Es zählte jedoch nicht mehr, auf welcher Seite man stand und hinzu kam, dass eben Potter nicht mehr da war.

"Warum sagst du das?" fragte er also. Sein plötzliches Interesse an ihr schien sie ebenso aus der Bahn zu werfen wie ihn. Kurz überlegte sie, dann antwortete sie: "Ist egal. Du kannst bei uns wohnen, das sollte alles sein, was dich interessiert. Und jetzt komm mit, ich will nicht länger frieren."

Ihre Ausssage war wie Gift für ihn, denn er hatte in diesem kurzen Gespräch tatsächlich wirkliches Interesse an ihr entwickelt.
Still und in sich gekehrt folgte er ihr zurück zu dem kleinen Reihenhaus, aus dem sie vor nicht weniger als zwanzig Minuten noch fliehen wollte.

Während sie Dracos Schritte hinter sich hörte, fragte sie sich unwillkürlich, ob das wirklich eine so gute Idee gewesen war. Das hier war nicht sie, nicht ihre Art. Und dann auch noch Draco Malfoy? Was dachte sie sich dabei? Und dennoch hielt sie festen Schrittes auf das Haus zu, in welchem sie mit Ron lebte.
Und mit einem mal, als hätte sie der Blitz getroffen, wusste sie wieder, warum sie das hier tat. Nicht, um Draco aus der Patsche zu helfen, nein, sie tat das, um Ron zu ärgern.

Der Schneefall hatte nachgelassen, als Hermine die Tür mit einem Alohomora öffnete.
Von drinnen hörte sie Rons Schritte, der im Wohnzimmer auf und ab zu gehen schien.
"Du kannst deinen Mantel dahin hängen." Hermine deutete auf die Garderobe. Unter seinem Mantel trug Draco lediglich ein T-Shirt und als er seinen Mantel an einen Haken hängte, sah sie das Spiel seiner Muskeln. Sie musste hart schlucken und versuchte, sich wieder zusammen zu reißen. Das war absolut nicht die Liga, in der Ron spielte.

"Mit wem redest du, Schatz?" hörte sie Rons Stimme, wie befürchtet, aus dem Wohnzimmer. Als er durch den kleinen Bogen in den Eingangsbereich trat, stockte er abrupt.
"Was sucht er hier?" Angewidert deutete Ron aus Malfoy. Kurz überlegte Hermine, Ron irgendeine Lüge aufzutischen, doch den Gedanken verwarf sie schnell wieder. Das wäre absolut nicht ihre Art, sie war auch so schon komisch genug.

Ihr ganzes Benehmen, seit sie das Haus verlassen hatte, war so gar nicht mehr Hermine-Typisch.
"Er braucht einen Unterschlupf, Ronald!" sagte sie so normal, wie es ihr unter diesen Umständen möglich war.
"Aber..." wollte er protestieren, doch Hermine schnitt ihm das Wort ab.
"Nichts 'aber'. Ich konnte ihn doch nicht einfach dort draußen frieren lassen. Wo ist dein Sinn für Nächstenliebe?" Sie schüttelte gedanklich ihren braunen Haarschopf. Ihre Nächstenliebe war gewaltig ausgeufert.
"Er hat für den Dunklen Lord gekämpft! Er verdient deine Nächstenliebe nicht!" Ron spuckte die Worte aus wie einen geschmacklosen Kaugummi.
"Ich glaube, Granger kann ganz gut entscheiden, wem sie ihre Nächstenliebe gibt und wem nicht. Ich rate dir, jetzt die Klappe zu halten, du elendes Wiesel" schaltete Draco sich ein, mit seinem Stab in der Hand.

Hermine war völlig perplex. Hatte Draco Malfoy sie gerade verteidigt? Wieder war da so viel, was Hermine Ron gerne an den Kopf geworfen hätte, doch sie nahm einfach nur Dracos Hand, die erstaunlich warm war, was sie aber natürlich nicht zu Kenntnis nahm, und zog ihn durch das Wohnzimmer zu einer schmalen Wendeltreppe.

"Die zweite Tür links ist das Gästezimmer. Daneben ist das Bad und gegenüber das Schlafzimmer. Richte dich ein, ich bringe dir ein paar Decken und Kissen. Warte kurz." Sie drehte sich um und bemerkte, dass sie immer noch seine Hand hielt. Warm schmiegte sie sich in seine. Dracos Hand war so viel größer als die ihre.
Hermines Wangen färbten sich rot, als sie ihre Hand der Seinen entziehen wollte, doch Draco ließ sie nicht los.
Tief sah er ihr in die Augen, seine weißen Haare fielen ihm in Strähnen in das wunderschöne Gesicht und für einen Moment glich er einem dunklen Engel.
Die Luft zwischen ihnen flimmerte und knisterte, während sie sich ansahen.
Hermine räusperte sich und schaute zu Boden.

"Warte kurz" flüsterte sie, entzog ihm ihre Hand und flüchtete sich ins Schlafzimmer. Sie vernahm Dracos Schritte, dann wurde eine Tür auf und zu geschlagen.
Sie sammelte sich kurz und ging dann zu dem riesigen Kleiderschrank, den sie sich mit Ron und der Wäsche teilte.
Während sie ein paar Kissen und Decken herauskramte, versuchte sie das Geschehene zu analysieren. Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was da gerade passiert war.

Sie legte die Sachen, die sie herausgesucht hatte, vor Dracos Tür, klopfte und verschwand dann geschwind hinunter ins Wohnzimmer, wo sie auf Ron traf. Er starrte sie aus großen Augen an. Kleine Tränenrinnsale bahnten sich auf seinen Wangen einen Weg nach unten. Kurz tat er Hermine leid, doch sie fing sich schnell wieder.

"Meintest du das ernst? Vorhin?" fragte er. Hermine fragte sich, was er meinte. Er konnte eigentlich nur eine Sache meinen.
"Hör zu Ron. Mir ist da vorhin der Kragen geplatzt. Aber es ist nunmal so, wie es ist. Ja, ich habe es ernst gemeint. Mein Leben ist gerade zum kotzen. Ich will wieder zaubern..." Um ihm das zu bestätigen ließ sie kleine Vögel entstehen. "...ich will wieder ich sein. Ich weiß, wir haben viel durchgemacht und du hast Angst vor der Zauberei, aber lass mich darunter nicht leiden."
Er schaute sie an, als würde er sie immer noch nicht verstehen. Resigniert seufzte sie auf, rieb sich über den Nasenrücken, eine Angewohnheit die sie hatte, seit sie so unzufrieden war, und lief die Treppe nach oben, wohlwissend, dort auf Draco Malfoy zu treffen.

Draco lief in dem Zimmer, dass für die nächsten paar Tage seines sein würde, auf und ab. Warum hatte er vorhin nicht den Mund aufbekommen, als er mit Grang... Hermine im Gang gestanden hatte? Er war doch sonst auch nicht auf den Mund gefallen.
Er war Draco Malfoy, es gab wenige Momente, in denen er nicht irgendeinen Spruch auf den Lippen hatte.
Aber irgendetwas hatte in ihrem Blick gelegen, was ihm die Sprache verschlagen hatte. Da war Traurigkeit und Hoffnung gewesen. Nur, worauf hoffte sie?

Auch ihn hatte ein Funken Hoffnung durchströmt, als sie seine Hand gehalten hatte. Sie waren keine Kinder mehr, der Krieg war zu Ende. Und seine Mutter konnte ihn gerade einmal kreuzweiße. Hermine konnte ihm vielleicht das geben, was er sich so sehnlichst wünschte.

Als er ihre Hand nicht loslassen wollte, fühlte er so etwas wie Wärme. Die Wärme einer Berührung, die nicht von Mutterliebe herrührte.
Er gab es nur ungern zu, aber es hatte ihm gut getan. Sehr sogar. Doch das konnte er ihr nicht sagen, oder?
Und da platzte sie in sein Zimmer und durchbrach seine Gedanken.

Die sonst so ruhige Hermine Granger schien zu brodeln wie ein frisch gebrauter Zaubertrank. Was war nur passiert?
"Granger, bist du sicher, dass du hier im richtigen Zimmer gelandet bist?" fragte er also nicht gerade zurückhaltend. Auch wenn er vor Neugier darauf brannte, was passiert war, sagte er es kühl und distanziert.
Verwirrt blickte sie sich um. Sie war völlig neben der Spur. Doch schnell schien sie sich wieder gefangen zu haben. Zumindest soweit, um lauthals los zu fluchen.
"Oh, dieser Ronald!" schimpfte sie, stapfte wütend von der einen zu anderen Seite und raufte sich die Haare.
"Warum bist du hier, Draco? Ich will keine Ausreden, ich will die Wahrheit!" verlangte sie. Draco seufzte auf. Es war klar gewesen, dass sie ihn das irgendwann gefragt hätte. Vor allem aber wollte er wissen, was vorgefallen war. Doch sie wollte nicht darüber reden, also legte er sich eine Ausrede zurecht. Die Wahrheit war einfach zu peinlich.

Doch er war längst nicht mehr der Junge, der vor zwei Monaten das Schlachtfeld verlassen hatte, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen.
In dieser Zeit schien er ein wenig erwachsener geworden zu sein. Ein Stück ruhiger, ein Stück weniger der Feigling von damals.
Und das war auch der Grund, warum er ihr jetzt doch die Wahrheit sagte.
"Du willst die Wahrheit? Hier ist die Wahrheit: Meine Mutter meint, sie müsse mich verheiraten!" So, wie Draco geahnt hatte, starrte Hermine ihn mit offenem Mund an, verarbeitend, was er ihr gerade eröffnet hatte. Dann fing sie an zu lachen. Sie warf den Kopf in den Nacken und ließ sich auf den Boden fallen, so sehr lachte sie. Das konnte nicht ihr ernst sein.

"Was ist daran lustig? Meine Mutter hat mich geohrfeigt, als ich sagte, ich fände Lavender Brown absolut unpassend." Doch damit erreichte er nur, dass Hermine noch lauter lachte. Sie kriegte sich garnicht wieder ein. Und auch Draco musste ein kleines Schmunzeln unterdrücken. Gleichzeitig dachte er, ihr Lachen höre sich an wie ein Glockenspiel, das sanft im Wind weht.
Er musste sich dringend zusammenreißen. Hermine war eine Muggelgeborene, ein Schlammblut und doch hatte er ein seltsam schlechtes Gewissen, als er Hermine in Gedanken so nannte. Nie hatte er das gehabt. Es war ein wahrlich seltsames Gefühl.

"Also, warum lachst du?" fragte er deshalb vorsichtig. Wieder war das so garnicht seine Art. Granger stellte etwas mit ihm an, dass er selbst noch nicht recht begriffen hatte.
"Es ist einfach zu lustig" sagte sie zwischen zwei heftigen Lachanfällen. "Der großkotzige Draco Malfoy wird von seiner Mutter geohrfeigt, weil er nicht heiraten will. Aber Lavender ist auch eine denkbar schlechte Partie." Ihr Lachen erstarb. "Aber warum bist du dann ausgerechnet hier? Solltest du dann nicht irgendwie bei deinen Freunden sein?"

Draco dachte nach. Ja, wieso war er hier? Eine vernünftige Antwort auf diese Frage gab es nicht. Nachdenklich Schritt er auf und ab, den Blick auf den Fußboden gerichtet.
"Ich schätze, ich habe mich beim apparieren vertan. Vielleicht habe ich im letzten Moment an London gedacht oder so... Vielleicht auch... an dich" fügte er leiser hinzu und hoffte, dass sie es nicht gehört hatte. Er stand mittlerweile mit dem Rücken zu ihr und starrte aus dem Fenster.
Er hatte es ausgesprochen. Jetzt, als er diesen Gedanken ausgesprochen hatte, schien er auch wahr zu werden.

Je mehr er Hermine hinter sich spürte, umso stärker wurde sein Bedürfnis nach ihrer Nähe. Er hatte ein schlechtes Gewissen wegen all dem, was er Hermine an den Kopf geworfen hatte.
"Warum an mich?" fragte sie und er hörte, wie sie sich hinter ihn stellte.
Dracos Herz schlug schneller. Sein Atem ging unregelmäßig, als Hermine ihre zierliche Hand auf seine Schulter legte und ihn zu sich umdrehte.
"Du hast mir so viel angetan, deine 'Sippe' hat uns so viel angetan. Also sag mir! Warum ich?" Ihre Augen schienen in seine Seele zu blicken und er fürchtete ihre Reaktion, wenn sie sie finden würde.
"Muss es immer ein 'Warum' geben?" fuhr er sie an. 

Erschrocken zog sie ihre Hand zurück. Schon bereute Draco seinen Ausbruch. Was war das nur, was ihn so weich werden ließ?
Dieses Gefühl... der Drang nach ihrer Nähe, nach ihrer Berührung ließ ihn auf sie zu gehen.
Ihre Lippen teilten sich, als sie anfing, schneller zu atmen. Als Draco dicht vor ihr stand, streckte er eine Hand nach ihr aus und berührte ihr Gesicht, ihre Wange. Er fuhr über ihre Nase, ihre Augenbrauen.
Hermine hatte die Augen geschlossen und wirkte, als würde ihr das gefallen.
"Was ist das... für ein Gefühl?" fragte er in die Stille hinein.
Hermine öffnete ihre braunen Augen und blickte ihn an.
"Ich weiß es nicht..." hauchte sie.
Die Luft um sie herum flimmerte, knisterte und das dämmrige Licht des Abends ließ ihre Gesichter sanft leuchten.
Draco schloss die Augen um den Moment zu genießen und als er sie wieder öffnete war Hermine fort und mit ihr auch die Wärme und das Licht und die Hoffnung auf mehr.

 

Hermine schlug die Tür zu ihrem Schlafzimmer zu und lehnte sich dagegen. Was war nur in sie gefahren? Er war immer noch Draco Malfoy. Niemals würde er sich so sehr verändern, dass er sie in sein Herz lassen könnte.
Doch sie spürte immer noch die Wärme, die er ausstrahlte und die Ruhe, die von ihm auszugehen schien. Denn sie hatte sich wesentlich entspannter gefühlt nach ihrem Gefühlsausbruch.

Eine zarte Röte stieg ihr in die Wangen. Sie hatte tatsächlich vor Draco einen Gefühlsausbruch gehabt. Das durfte doch nicht wahr sein. Beschämt aber auf eine seelige Art glücklich, schüttelte sie den Kopf über sich und vergrub das Gesicht in den Händen.
Um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben und um nicht mehr an Draco denken zu müssen, schaltete sie mit ihrem Zauberstab den Fernseher auf der Kommode vor dem Bett ein und schaute Nachrichten. Das Wetter würde kühl, aber schneefrei werden, verkündete die Nachrichtensprecherin.
"Kommende Woche werden wir dem Schnee wohl entsagen müssen" rief sie mit affektiertem Grinsen in die Kamera und lachte dabei ihrem Kollegen zu. "Und nun wird mein geschätzter Kollege Ihnen die Nachrichten präsentieren. Harry, wie sieht es aus, in der großen weiten Welt?" Die Kamera zoomte näher zu einem alten Nachrichtensprecher, der seine Karteikarten sortierte.
"Nun, Juli, leider habe ich nichts gutes zu berichten, aber das kennen wir ja schon, nicht war, werte Zuschauer?"  fragte er und hörte einfach nicht auf zu Grinsen. Hermine konnte nur den Kopf schütteln. Was Draco wohl dazu sagen würde?
"Der Fall um Emily C. ist immer noch nicht aufgeklärt. Der Täter ist weiterhin auf der Flucht. Die Polizei bittet nocheinmal alle Zeugen, sich zu melden.
Desweiteren sind wieder zwei Menschen in der Nähe des London Eye verschwunden. Der Täter ist nach wie vor unbekannt. Einziger Hinweis auf eine geplante Entführung ist ein Brief, geschrieben von einem der Opfer, in welchem das Opfer sich darüber auslässt, wie verwunschen und verhext London ist. Es erwähnt eine Schule namens Hogwarts. Seltsam, nicht Juli?"

Ja, allerdings, Harry. Kommen wir nun zu den sportlichen Nachrichten..."
Hermine schaltete den Fernseher aus. Wie konnten diese Nachrichtensprecher nur so flapsig über so etwas ernstes reden?
Was Draco wohl dazugesagt hätte? Sie schüttelte den Kopf und schlug sich gegen die Stirn. Sie hatte Draco doch tatsächlich für ein paar Minuten vergessen können. Doch anscheinend wollte er ihr nicht mehr aus dem Kopf, denn sie dachte schon wieder an ihn.

Sie hätte ihn nicht so stehen lassensollen. Hätte nicht davon laufen sollen. Doch sie stand zwischen zwei Stühlen. Einerseits wollte ihr Herz Ron noch nicht loslassen, andererseits war da Draco, der unerwartet hier aufgetaucht war und sich immer weiter in ihr Herz schlich.

Ein leises Klopfen ertönte an der Tür und Hermine fuhr hoch.
„Ja?" rief sie und fuhr sich durch die Haare. Die Tür wurde geöffnet und Ron trat hinein. „Was willst du?" fragte Hermine unterkühlt und schaute an ihm vorbei. Ihr war es egal, dass Ron aussah wie ein reumütiger Hund, er würde sie ja doch nicht verstehen. Und sie würde auch nicht noch einmal versuchen, mit ihm über ihr dasein zu sprechen. Er würde es nicht nachvollziehen können und sie würden sich im Kreis herumdrehen.
„Hermine, ich..." Er brach ab. Offensichtlich wusste er nicht, was er noch sagen sollte. „Ich brauche nur ein Handtuch" sagte er deshalb leise, schaute zu Boden und lief zum Schrank, um sich seine Sachen zu holen.
„Ich schlafe heute Nacht auf der Couch unten im Wohnzimmer" teilte Hermine ihm mit und begann damit, ihre Schlafsachen zusammen zu suchen.
„Nein, nicht nötig, ich werde auf der Couch schlafen, wenn du heute getrennte Wege gehen willst." Resigniert sammelte er auch noch sein Schlafzeug zusammen.
„Ron, ich denke..." Doch sie fand nicht die richtigen Worte. Nichts, was sie jetzt hätte sagen können, hätte die Situation besser gemacht. Stattdessen nahm sie einfach ihren Zauberstab, ging zur Tür und sah ein letztes Mal zu Ron, der dastand wie ein begossener Pudel. Dann verschwand sie in den Flur, ohne so recht zu wissen, wo hin sie eigentlich gehen sollte.

Draco hörte Schritte draußen auf dem Flur. Da er eine weitere Begegnung mit Ron oder Hermine vermeiden wollte, sollte er jetzt schleunigst das Bad verlassen und sich in sein Zimmer begeben. Doch er hatte Hunger. Großen Hunger sogar. Und da es erst früher Abend war, die Sonne war gerade erst untergegangen, beschloss er, sich schnell etwas zu essen zu holen.

Er trat durch die Badezimmertür und fand sich im Gang wieder. Aus der gegenüberliegenden Tür trat gerade Hermine. Sie wirkte niedergeschlagen und überhaupt nicht mehr so tough, wie er sie eigentlich kannte. Der Gedanke daran, sie nicht sehen zu wollen, verflog sofort, als sie sich umdrehte.

„Draco?" fragte sie und ihre Augen fingen an zu strahlen. Eine gesunde Röte zog sich über ihre Wangen. So schüchtern kannte er sie gar nicht.

„Gran... Hermine?" verbesserte er sich augenblicklich. Mit dem 'Granger' war er durch. Er wollte diese Distanz nicht mehr, die sich durch das Nennen ihres Nachnamens ergab. Er wollte eine Verbindung zwischen sich und Hermine schaffen. „Alles in Ordnung?" fragte er deshalb vorsichtig und trat einen Schritt auf sie zu.

„Ja... alles okay..." stotterte sie. Wie sehr wünschte er sich jetzt, ihre Gedanken lesen zu können. Ron trat hinter ihr durch die Tür und sofort ging Draco auf Abstand. Deshalb war sie also so rot geworden. Wahrscheinlich kam sie gerade von einem heißen Abenteuer mit Ron. Doch dieser drückte sich an ihr vorbei, als würde er sich verbrennen, sobald sie ihn berührte und lief raschen Schrittes mit gesenktem Blick an Draco vorbei ins Badezimmer.

„Was ist denn mit dem los?" fragte Draco recht ungehalten und fuhr sich durch die Haare. Ron hatte doch sonst immer eine so große Klappe gehabt. Jetzt wollte er erst recht wissen, was los war. Hermine war nicht mehr Hermine, zumindest nicht die, die er von Hogwarts geglaubt hatte zu kennen und Ron hatte sich noch mehr zurückgezogen. Was war nur passiert?

Hermine lief wortlos an ihmvorbei.
„Hey, hab ich was falsches gesagt?" fragte Draco und sah ihr dabei tief in die Augen.

„Nein, nein, es ist nur..." Eine Träne lief über ihre Wange. Dann noch eine. Draco fühlte sich ein wenig hilflos, wie sie so vor ihm stand und weinte. Deshalb nahm er sie einfach in den Arm und drückte sie fest an sich. Hermine erstarrte. Doch nach einem kurzen Augenblick des Erstaunens, legte sie zögerlich die Arme um seinen warmen Körper. Draco durchfuhr ein Schauer. Aus dem Bad hinter ihnen drang das leise Geräusch von Wasser durch die geschlossene Tür. Doch das störte Draco nicht im geringsten. Er war einfach froh, Hermine so nah zu sein, auch wenn er sich noch an das merkwürdig warme Gefühl gewöhnen musste. Es war, als würde er in eine völlig neue Welt eintreten, sobald er mit Hermine zusammen war.

"Danke" murmelte sie in sein T-Shirt und löste sich von ihm. Er wollte nicht, dass sie ihn verließ. Doch da fiel ihm etwas ein. Er konnte sie nicht verlieren, wenn er sie gar nicht hatte. Außerdem war sie ein Schlammblut und diese Verbinung würde sein Vater nicht gut heißen. Und seine Mutter... die wahrscheinlich auch nicht. Obwohl sie eigentlich nur von einer tollen Hochzeit träumte.
"Wofür?" fragte er und strich ihr sanft eine widerspenstige braune Haarsträhne aus der Stirn.
"Für alles, was du mit mir in den letzten paar Stunden angestellt hast!" sagte Hermine und blickte ihm in die Augen. Überrascht schnappte er nach Luft. Nur um sie Sekunden später fest in die Arme zu schließen und zu küssen.

 

Draco fuhr ihr durch die Haare und presste sich fest an sie. Himmel, sie konnte ihn spüren, an Orten, wo sie sich nie hätte träumen lassen, ihn zu spüren. Und sie standen mitten auf dem Flur des kleinen Reihenhäuschens, Ron war nur durch eine dünne Tür von ihnen getrennt. Sobald er heraus kommen würde und sie sehen würde, wäre es aus.

Aber war es nicht schon aus? Zumindest für sie? War sie wirklich bereit, ihm noch eine Chance zu geben, nachdem sie einsehen musste, dass er sie nicht verstand? Unzählige Fragen schossen ihr durch den Kopf, während Draco sie küsste und ihr ein wunderbares Gefühl von Liebe gab, das sie bei Ron schon lange nicht mehr verspürte.

"Wir müssen aufhören!" hörte sie sich zwischen zwei Küssen sagen und wollte Draco von sich schieben, doch er hielt sie in einer festen Umklammerung. "Bitte, Ron ist im Bad!" Mit einem Ruck ließ Draco von ihr ab, als hätte er sich an ihr verbrannt.
"Gut! Geh nur zu deinem Ronald. Er gibt dir mir Sicherheit das was du brauchst!" Draco wollte sich abwenden, doch Hermine hielt ihn am Arm fest.
"Ich bin einfach nicht sicher, wie er das aufnehmen würde." Sie rieb sich über den Nasenrücken. Das alles war so anstrengend.
"Ich glaube kaum, dass du noch irgendwas von ihm willst. Also warum machst du dir Gedanken um ihn?" fragte Draco. Er war zurecht aufgebracht. Hermine rieb sich wieder über den Nasenrücken und schaute dabei auf den Boden. Sie konnte sich ihre Bedenken ja selbst nicht erklären. Wahrscheinlich war sie einfach zu gutmütig, sie konnte nicht aus ihrer Haut fahren. Obwohl sie jetzt überall lieber wäre als hier.

"Ich werde jetzt nicht ewig hier stehen und warten, bis du mir eine Antwort gibst, Granger" zischte Draco. Hermine wollte gerade etwas erwidern, da zerriss das Telefon mit einem schrillen Klingeln die angespannte Atmosphäre. Ohne noch ein Wort zu sagen eilte Hermine hinunter ins Wohnzimmer, um den Anruf entgegen zu nehmen, froh darüber, nicht mehr mit Draco reden zu müssen.

 

Hermine ließ Draco im Flur stehen und eilte nach unten, um ans Telefon zu gehen. Er konnte ja verstehen, dass sie flüchtete. Aber sie war immer so tough gewesen. Sie war nie vor einem Gespräch weggerannt, hatte sich immer mit Mut und Ehrgeiz dem gestellt, was das Schicksal für sie bereit hielt. Wo also war dieses Mädchen hin verschwunden?

Das Wasser aus der Dusche wurde abgestellt. Ron war fertig. Plötzlich verspürte Draco das ungeheure Gefühl, irgendetwas zu zerstören. Er wollte auf die Wand einprügeln, auf die Tür, auf die Kommode, ja sogar auf Ron, der gerade aus dem Bad kam, mit nichts bekleidet als einem Handtuch um die Hüfte.

Draco ballte die Fäuste, rang um seine Fassung und verzog sich dann mit einem lauten Knall in sein Zimmer, das nicht seines war. Vielleicht sollte er doch gehen. Er konnte bestimmt bei einem Freund unterkommen. Oder sich einfach etwas eigenes suchen. Doch er war mit nichts am Leib hergekommen, als seiner Kleidung. Nicht einmal sein Handy hatte er dabei. Er musste also erst einmal an Geld herankommen. Stehlen? Nie und nimmer würde er das schaffen, nachdem er Hermine in sein Herz geschlossen hatte.

Da! Er hatte es zugegeben. Er war nicht einmal ein paar Stunden hier und schon hatte sich sein gesamtes Bild von ihr verschoben.

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als hastige Schritte auf dem Gang zu hören waren. Eine Tür schlug zu, nur um wenige Sekunden später quietschend wieder aufgerissen zu werden. Dann klopfte es an seiner Tür.

Zögernd blieb er stehen. Das Klopfen wurde eindringlicher.
"Draco! Mach auf!" hörte er Hermine rufen. Also gab er sich einen Ruck und öffnete doch die Tür. Als er ihren gehetzten Gesichtsausdruck sah, fragte er sich unwillkürlich, was vorgefallen war. "Harry hat gerade angerufen!" sagte sie und drängte ihn zurück in sein Zimmer. Während sie die Tür hinter sich schloss, fuhr sie fort: "Er meinte, dass irgendetwas nicht stimmt. Er hat so ein Gefühl und seine Narbe pocht die ganze Zeit. Er meinte, dass dieses ungute Gefühl mit dem Verschwinden der Muggel zu tun hat!" In ihren Augen spiegelte sich Entsetzen, Verwirrung und Angst.
"Und warum kommst du damit zu mir? Geh doch zu deinem Ronald." Draco wollte nichts davon wissen. Das waren Potters Probleme. Ja, für Hermine interessierte er sich. Aber Potter war immer noch Potter. Nie würde Draco ihm irgendwie helfen wollen. "Mich interessieren Potters Probleme nicht!"
"Draco, hör mir doch zu..." Mit einer barschen Handbewegung unterbrach er sie.
"Nein! Du hörst mir zu! Ich habe keine Lust, Potter zu helfen. Er hat mir einmal das Leben gerettet, ich habe im Krieg nicht gegen ihn gekämpft. Damit sind wir quitt. Außerdem bin ich nicht dein persönliches Geheimnis! Vertrau das irgendwem an, aber nicht mir! Du machst ein Geheimnis aus mir? Dann füttere mich nicht mit anderen Geheimnissen!" Wut flackerte in seinem Blick und er musste sich schwer zusammen nehmen, um diese Worte so ruhig wie möglich zu sagen. In diesem Moment wusste er, dass er richtig lag. Er war ihr Geheimnis. Und er hatte keine Lust, ein solches zu sein.

"Du bist nicht mein Geheimnis" flüsterte Hermine betroffen.
"Oh doch, das bin ich! Oder hast du irgendwem erzählt, was zwischen uns ist... nein, war?" Ihr Schweigen sagte alles. "Ich werde nichts weiter dazu sagen. Und jetzt erzähl Potters Probleme deinem Wiesel."

Schwer getroffen ging Hermine zur Tür. "Weißt du, ich dachte wirklich, du hättest dich geändert. Ich wollte es so sehr wahrhaben. Es ist ernüchternd, festzustellen, dass du nicht der bist, den ich dachte zu küssen." Damit verließ sie Dracos Zimmer ohne ihn noch einmal anzusehen. So sah sie nicht die einzelne Träne, die Dracos Wange hinunterrollte.

Hermine stand auf dem Flur, fuhr sich durch die Haare und hielt mühsam die Tränen zurück, die sich einen Weg über ihre Wangen bahnen wollte. Sie durfte jetzt nicht weinen. Sie würde zu Ron gehen, ihm von Harry erzählen und gemeinsam würden sie zum Flughafen fahren, um Harry und Ginny in Empfang zu nehmen.

Sie drängte die Gedanken an einen weißhaarigen Jungen mit einem atemberaubenden Lächeln in eine Schublade und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
"Ron?" rief sie in der Hoffnung, dass er nicht mehr trotzen würde.
"Ich bin in der Küche" rief er zurück, so leise, dass Hermine ihn fast nicht gehört hätte. Eilig nahm sie immer zwei Stufen der Treppe aufeinmal und lief in die Küche.

"Was ist denn mit dir passiert?" fragte Hermine verwirrt und musterte Ron, der mit nassen Haaren und nur mit einem Handtuch um die Hüfte vor dem Toaster stand und auf sein Toast wartete.
"Ich habe geduscht" antwortete er trocken und Hermine musste sich ein Lachen verkneifen. So kannte sie ihn garnicht. "Alles in Ordnung?" Mit fragendem Blick musterte er sie nun. Plötzlich peinlich berührt, fing Hermine an auf und ab zu laufen, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen.
"Harry hat angerufen."
"Und was wollte er?" fragte Ron sichtlich überrascht. Normalerweise schickte Harry Briefe. Manchmal kam ein Paket von Ginny. Mehr aber auch nicht.
"Hast du von dem Verschwinden der Muggel in der Nähe des London Eye gehört?" Ron schüttelte den Kopf.
"Du weißt doch, dass ich keine Nachrichten schaue."
"Okay, dann hör zu. Seit geraumer Zeit verschwinden immer wiede Muggel rund um das London Eye. Alle ohne Familie oder Freunde. Harry hat vorhin angerufen. Er meinte, er habe ein komisches Gefühl bei der Sache. Außerdem pocht seine Narbe wie verrückt. Nicht einmal Ginny weiß, was das sein könnte!"
Ron gähnte. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und zuckte zusammen, als der Toast mit einem 'Pling' aus dem Toaster sprang. "Wir müssen zum Flughafen!" Hermine gestikulierte wild mit den Armen in der Luft um zu verdeutlichen, wie dringlich diese Angelegenheit war.
"Ich bin müde!" erwiderte Ron bloß, bestrich sich sein Brot mit Frischkäse und Schnittlauch und lief mit seinem Teller ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch setzte. Gähnend griff er nach der Fernbedienung und zog sich seine Schlafdecke bis zum Kinn.
"Ich wollte essen und dann ins Bett. Es ist doch schon spät. Sag ihm, er soll erst morgen kommen." Damit schien das Gespräch für Ron zu Ende zu sein, denn er mümelte an seinem Toast und richtete seinen Blick auf den albernen Spielfilm, der auf dem Kanal lief.

Frustiert stampfte Hermine mit dem Fuß auf.
"Ronald Weasley! Harry ist dein Freund! Wie kannst du das als so unwichtig empfinden?" Es war doch nicht zu fassen. Ron schien seit dem Krieg wie ausgewechselt zu sein. Er war Koch, zauberte nicht mehr und ließ nun auch noch seine Freunde im Stich. Kurz entschlossen griff Hermine nach dem Telefon. Sie war nicht müde. Sie könnte noch die ganze Nacht aufbleiben! Sie wählte Harrys Nummer und nach ein paar Sekunden meldete sich besagter Harry mit einem: "Hermine?"
"Ron wird nicht mitkommen. Ich hole euch!"
"Wie, er wird nicht mitkommen? Was heißt das?" Die Verwirrung war Harrys Stimme anzuhören.
"Das heißt, er ist zu müde, schaut noch einen Film und legt sich dann schlafen." Hermine konnte ihre Fassungslosigkeit nicht länger verbergen. Das dabei auch Draco eine Rolle spielte, (und zwar eine erheblich größere als Ron) wollte sie nicht sagen. Sie würde Harry von Draco erzählen, wenn er hier war. Denn dann würde sie sowieso nicht darum herum kommen, schließlich wohnte Draco für einen längeren Zeitraum hier.
"Das fasse ich jetzt nicht." Im Hintergrund konnte Hermine Ginny hören, die beruhigend auf Harry einredete. Anscheinend regte er sich ziemlich auf. Was ja auch verständlich war.
"Wann seid ihr da?" fragte Hermine.
"Da wir schon Tickets haben, in ca 3 Stunden. Müssen ja noch zum Flughafen fahren."
"Okay. Ruf an, wenn ihr da seid. Lange brauche ich nicht zum Flughafen." Damit legte Hermine auf und atmete auf. Wenn sie schon nicht mit Ron oder Draco reden konnte, dann vielleicht ja mit Harry.

Langsam spürte sie, wie die Müdigkeit sich in ihr breit machte. Sie bekam eine Gänsehaut und gähnte herzhaft. Ron war von seinem Film gebannt und Draco war auf seinem Zimmer. Hermine nahm sich also das Telefon und ging nach oben ins Schlafzimmer, um doch noch ein Auge zu zu machen.
Sie hoffte bloß, dass das Telefon sie auch wecken würde.

 

Draco starrte an die Decke seines Zimmers. Das Bett, auf dem er lag, war nicht wirklich gemütlich, aber auch nicht ungemütlich. Immer wieder versuchte er, die Augen zu schließen, um wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen, doch jedesmal sah er Hermines vor Schmerz verzerrtes Gesicht und öffnete sie wieder.

Es war ihm unmöglich, einzuschlafen. Immer wieder dachte er über Ron und Hermine nach, wie ihr Leben wohl war, wie sie miteinander klarkamen, wie sie in einem Bett schliefen. Und vielleicht sogar noch ganz andere Dinge taten. Er konnte sich nicht erklären, warum ihn der Gedanke von Ron und Hermine in einem Bett so störte. Vielleicht, weil er selbst gerne neben Hermine liegen würde. Sie gerne in die Arme schließen würde und ihr sagen würde, dass er sie liebte.
Moment! Liebte er sie? War es nicht einfach nur eine blöde Schwärmerei, weil sie ihm die Möglichkeit gegeben hatte, hier zu wohnen? Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und seufzte. Musste denn immer alles so schrecklich kompliziert sein?

Einer plötzlichen Eingebung folgend, schwang er sich aus dem Bett und öffnete leise die Tür. Das Zimmer von Hermine und Ron lag direkt gegenüber. Von unten hörte er leise Stimmen. Sie schienen aus einem Fernseher zu kommen. Das war seine Chance. Würde er sie jetzt nicht ergreifen, würde er sie vielleicht nie wieder bekommen.

Auf Zehenspitzen schlich er über den Flur. Kurz zögerte er, bevor er dann doch die Tür zu Hermines Schlafzimmer öffnete und fast geräuschlos eintrat.
Leise Atemzüge drangen an sein Ohr. Der Rolladen des Fensters war nicht herunter gelassen worden, weshalb er im fahlen Mondlicht eine Gestalt auf dem Bett ausmachen konnte. Die Gestalt seufzte und bewegte sich. Eindeutig ein weiblicher Seufzer! Dracos Herz machte einen Satz. Plötzlich schien es ihm in den Ohren zu dröhnen.

Auf leisen Sohlen schlich er zum Bett. Noch einmal zögerte er, doch er wollte nichts sehnlicher, als sie einfach in den Arm zu nehmen und die Welt um ihn herum zu vergessen.
Darauf bedacht, möglichst kein Geräusch zu machen um die schlafende Schönheit nicht zu wecken, kroch er unter ihre Bettdecke und zog sie vorsichtig an sich. Wieder seufzte sie, legte ihren Kopf auf seine Brust und schlang einen Arm um ihn.

Dümmlich grinsend streichelte er über ihr Haar und küsste sie auf die Stirn. Das war besser, als er sich hatte vorstellen können. Hatte er sie früher auch noch so gehasst, so hatten sich diese Gefühle nun in Luft aufgelöst. Spätestens jetzt war jedes Fünkchen Verachtung aus ihm heraus gewichen.

Die Ruhe wurde jäh gestört, als das Telefon anfing zu klingeln. Doch Hermine grummelte nur und schlang ihren Arm fester um Draco. Dieser warf einen Blick auf das Telefon und grummelte ebenfalls. Potter.

 

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molamoongods Profilbild
molamoongod Am 19.08.2024 um 13:30 Uhr
Hallo Erdmaus,

Ich bin zufällig auf deine Fanfiction gestoßen und ich mag sie jetzt schon. Ich bin gespannt, wie es weiter geht .... Möchte es jetzt schon gerne wissen. Ich frage mich, ob Ron es ahnen wird und ob Hermine ihr Geheimnis an Harry erzählen würde oder es für sich behält.

LG Mola

Autor

Erdmauss Profilbild Erdmaus

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Statistik

Kapitel: 10
Sätze: 632
Wörter: 6.997
Zeichen: 39.231

Kurzbeschreibung

Zwei Monate nach dem großen Krieg, Voldemord ist geschlagen. Harry zog mit Ginny weg und ließ Ron mit Hermine in London zurück. Hermine ist sich zunehmend unsicher, was ihre Gefühle zu Ron angeht und eines abends steht Draco Malfoy vor der Tür, er bräuchte Unterschlupf. Was hat es damit auf sich, dass er ausgerechnet Hermine und Ron aufsucht? Und was hat es mit dem plötzlichen Verschwinden einiger Muggel auf sich? Liebe, Herzschmerz und natürlich Zauberei sind am Start. Lasst euch überraschen und tief in die Gefühlswelt von Hermine und Draco entführen.

Kategorisierung

Diese Fanfiction wurde mit Liebe und Spannung getaggt.