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Sätze: | 232 | |
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Leise, leise machst du dich auf deinen Weg durch das Zaubereiministerium.
Noch ist niemand außer dir hier.
Leise, leise fährst du mit dem Aufzug nach unten.
Soweit nach unten.
Leise, leise gehst du deinen Weg.
Schließlich stehst du vor der Tür, die den Eingang zur Mysteriumsabteilung bildet.
Leise, leise öffnest du sie.
So, als hättest du nichts hier zu suchen, obgleich du jede Berechtigung hast in diesen Räumen zu sein.
Leise, immer noch so leise, trittst du ein.
Die Tür schließt sich hinter dir, wird eine Tür von vielen. Nicht mehr von den anderen unterscheidbar.
Als die Wand zu rotieren beginnt, als die vielen Türen zu einer einzigen werden, verlierst du die Orientierung. Dann stoppt die Wand, du schließt die Augen und lässt deine Sinne für dich arbeiten. Mit den Jahren hast du gelernt instinktiv den richtigen Weg zu finden. Du musst nur die Realität deinem Willen beugen.
Geradewegs trittst du auf eine der Türen zu – nun gar nicht mehr leise – und öffnest sie. Du trittst hindurch und findest dich in der Halle des Todes wieder. Die Arena und der Torbogen lösen noch immer Beklemmung bei dir aus, denn die Stimmen der Verstorbenen rufen dich. Doch du ignorierst sie, gehst einfach weiter, zielstrebig auf eine der Türen zu.
Nun stehst du in einer Halle voller Denkarien. Hunderte, Tausende, wenn nicht mehr. In jedem wabern Gedanken. Und jedes gehört zu einem der Menschen, die Kontakt mit der Zauberwelt haben oder hatten.
Obwohl es so viele sind, so unzählbar viele, sind das doch nur jene Menschen, die auf den britischen Inseln leben.
Du trittst zwischen die Regalreihen, gehst zielstrebig nach hinten. Du weißt, dass die von dir gesuchte Person, relativ am Ende dieses gigantischen Raumes zu finden ist.
Auf den ersten Blick gibt es keine Ordnung, Prewett folgt auf Malfoy, dem wiederum Zabini folgt, nachdem Abbott zu lesen ist. Weiß man es aber, erkennt man, dass alles nach Geburtsdaten geordnet ist. Beginnend mit jenen, die vor hunderten von Jahren lebten, endend mit denen, die geradeerst geboren wurden.
Du erreichst das von dir gesuchte Denkarium. Sanft streichen deine Finger über den dort angebrachten Namen – golden, in Kapitälchen, auf schwarzem Grund –, auch wenn es für dich keinen Grund gibt das zu tun. Für einen Moment beobachtest du das Treiben aller Gedanken, aller Erinnerungen, die diese Person je hatte, dann tauchst du darin ein.
Die Gegenwart verschwimmt, die Vergangenheit nimmt vor dir Gestalt an.
„Willst du mich heiraten, Cho Chang?“
Auf Chos Gesicht erschien ein Lächeln. Erst klein, kaum merklich, die Überraschung hatte klar die Überhand, dann breit und schließlich wirkte sie aus ganzem Herzen froh. „Ja, ich will. Ich will dich heiraten, Dudley Dursley.“
Dudley ging auf seine Cho zu und zog sie in eine Umarmung. Er hatte nicht erwartet, dass sie tatsächlich ja sagen würde.
Allerdings hätte er damals, als er ihr vor einem Jahr begegnet war, nicht einmal gedacht, dass das zwischen ihnen mehr als eine einfache Begegnung war.
Klischeehaft im Regen.
Er, der seinem Elternhaus frisch den Rücken gekehrt hatte, um endlich auf eigenen Beinen zu stehen.
Sie, mit denselben Hintergründen, wie sie ihm erzählt hatte. Und sie hatte ihm bis heute nicht mehr über ihre Familie erzählt, ebensowenig er ihr über die seine. Es war einfach nicht wichtig gewesen.
Dann fiel ihm auf, dass ihr Lächeln einer nachdenklichen Mine gewichen ist. „Was ist denn, Liebes?“, wollte er wissen.
„Nun …“ Sie stockte. „Ich glaube, es gibt da noch etwas, das ich dir vorher sagen sollte.“
Er zog die Augenbrauen zusammen.
Sie zuckte zusammen und er merkte, dass er wieder wie der Schläger gewirkt haben musste, der er früher einmal gewesen war. Sofort bemühte er sich diesen Ausdruck nichtig zu machen, hatte er doch geschworen, es künftig alles anders zu machen. „Was willst du mir sagen?“, fragte er so sanft wie es ihm möglich war.
In einer nervösen Geste fuhr Cho sich durch ihr dichtes, schwarzes Haar. „Vielleicht solltest du dich vorher setzen?“, schlug sie bittend vor.
Er nickte nur. Noch immer hatte er keine Ahnung, was sie ihm sagen wollte. Er überlegte, ob sie ihm vielleicht gestehen wollte, dass sie ihn betrogen hatte, aber den Gedanken schob er fast sofort wieder beiseite. Das würde sie nie im Leben tun. Da war er sich sicher.
Seine Freundin war schon voraus, ins Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung gegangen, sodass er ihr nun folgte. Sein Blick fiel dabei auf das kleine, gerahmte Foto, das auf dem kleinen Schränkchen, direkt neben der Tür, stand. Es zeigte sie beide in einem Vergnügungspark. Ihr erstes Date. Ebenfalls sehr klischeehaft, aber einfach nur richtig.
Cho saß bereits auf dem Sofa. Er ließ sich neben sie auf das Polster sinken und drehte sich in ihre Richtung. Abwartend sah er sie an.
„Ich glaube, es ist das beste, wenn ich es dir zeige“, murmelte sie. „Versprich mir bitte, nicht wegzurennen, sondern mir erst zuzuhören.“
„Natürlich“, antwortete Dudley. Erst zuzuhören, dann zu handeln war inzwischen eine Selbstverständlichkeit für ihn geworden.
Er sah weiter zu ihr. Und eine Ahnung bahnte sich einen Weg durch seine Gedanken. Er konnte sehen, wie sie etwas aus ihrem Ärmel zog. Lang und dünn. Dudley hatte so etwas schon lange nicht mehr gesehen. Seine Augen weiteten sich. Nun wusste er sicher, was kommen würde.
Sie richtete, den dünnen Stab in den Raum vor ihnen. „Expecto Patronum!“ Etwas Silbriges kam aus dem Stab heraus und manifestierte sich in der Gestalt eines Schwanes.
Hexe. Sie war eine Hexe.
„Ich kann zaubern“, sagte sie mit leiser, behutsamer Stimme, „Magie gibt es wirklich, Dudley. Es gibt noch viele Menschen wie mich.“
„Ich weiß“, antwortete er nur. „Ich weiß.“
Zu seiner eigenen Verwunderung war keinerlei Abscheu in diesen Worten zu hören. Vielleicht etwas Verwunderung, vielleicht etwas Unglaube, vielleicht auch etwas Sehnsucht. Doch vor allem war noch immer Liebe in ihnen.
„Und es ändert gar nichts“, sagte er ihr.
Die Erinnerung wird gräulich, zieht sich zusammen, um einer neuen Platz zu machen. Die sich sofort in einem bunten Wirbel aus Farben um dich herum ausbreitet und dich so an ihr teilhaben lässt.
„Und du willst wirklich niemanden von deinen Familienmitgliedern eine Einladung zu unserer Hochzeit schicken“, fragte sie. Sie klang skeptisch, verwundert und vielleicht etwas mitleidig.
Dudley schüttelte leicht seinen Kopf. „Nein, das würde nicht gut enden.“
„Und wieso nicht?“
Vielleicht hätte er ihr doch etwas von seiner Vergangenheit erzählen sollen. Vielleicht hätte er ihr wenigstens einmal den Grund seines Neuanfangs nennen sollen.
Aber er konnte es nicht.
Diese Erinnerung zieht sich ebenfalls zusammen. Der Sprung zur nächsten ist kürzer als der vorherige. Wahrscheinlich liegen nur wenige Stunden zwischen ihnen, wie dich die Szene vermuten lässt, die sich nun vor dir zeigt.
Vor ihr lag ein kleiner Stapel an Karten. Zwanzig, vielleicht dreißig Stück. Sie waren an Freunde gerichtet – vor allem Schulfreunde, wie sie sagte – und auch an ihre nähere Verwandtschaft.
Vor ihm lag noch immer keine einzige Karte. Er wusste schlicht nicht an wen er sie schreiben sollte. Seine Eltern wollten mit Magie nichts zu tun haben. Mit Piers hatte er schon lange keinen Kontakt mehr. Eigentlich seit sie sich damals hatten verstecken müssen. Und seine Bekanntschaften aus Smeltings konnte er nicht wirklich als Freunde bezeichnen. Blieb noch sein Cousin.
„Also ich wäre jetzt fertig.“ Cho lehnte sich zurück. Dann fiel ihr Blick auf ihn. „Du hast immer noch keine Einladung geschrieben?“
„Noch nicht.“ Er griff nach einer der noch unbeschriebenen Karten und einem Stift. Dann setzte er an.
Er schrieb nicht viel, aber er hoffte, dass es reichen würde. Denn immerhin waren sie nicht im Streit auseinander gegangen, auch wenn sie sich vor Jahren das letzte Mal gesehen hatten. Im Sommer 1997, wenn man es genau nahm.
Dudley verschloss den Umschlag und setzte einen Namen darauf.
Er konnte spüren, dass sie nun hinter ihm stand, ihn beobachtete, so überraschte es ihn auch nicht, als er ihre Stimme neben seinem Ohr hörte. „Harry Potter?“ Sie klang verwundert. Wollte wohl wissen, woher er ausgerechnet ihn kannte. Den, der diesen dunklen Zauberer besiegt hatte – Dädalus Diggel hatte sich in ihrem Versteck förmlich überschlagen, als diese Nachricht aus dem magischen Radio gekommen war.
Selbst sein Dad hatte sich gefreut, wenn auch nur, weil es hieß, dass er nun in sein normales Leben zurückkehren konnte, ohne einen weiteren Gedanken an die Magie verschwenden zu müssen. Seine Mum … er wusste bis heute nicht, was sie eigentlich von Magie hielt. Über solche Themen redete man im Haushalt Dursley nicht.
Außerdem war Dudley bereits zwei Monate später ausgezogen.
„Du hattest vorhin recht, eine Person aus meiner Familie gibt es tatsächlich, die ich einladen könnte“, wandte er sich an sie. „Harry ist mein Cousin.“
Für einen Moment sah man ihr die Überraschung an.
Das war auch der Augenblick, in der Dudley ihr, seiner wunderbaren Frau einen Kuss auf die Wange gab. Es war unglaublich, wie sie ihn dazu motivieren konnte, über seinen eigenen Schatten zu springen, selbst wenn sie eigentlich nichts getan hatte außer eine kleine Frage zu stellen.
Die es aber geschafft hatte, ihn zum Nachdenken anzuregen.
Auch dieser Erinnerungsschnipsel geht zu Ende und zieht sich zusammen und du tauchst für einen Moment aus dem Denkarium auf, um nachzudenken. Diese Erinnerungen könnten tatsächlich genau das beinhalten, was du suchst.
Du ziehst deinen Zauberstab aus dem Ärmel und tauchst ihn in das Denkarium. Du musst etwas Zeit überspringen, suchst nach einem ganz bestimmten Tag.
Als die Schatten dessen in der Flüssigkeit vor dir auftauchen, beugst du dich erneut nach vorne, um einen Blick auf das zu erhaschen, was ein wichtiger Tag im Leben eines anderen war.
Du hast das Gefühl zu fallen und Farbkleckse tauchen vor deinen Augen auf. Nach und nach entsteht aus ihnen ein neues Bild.
„Schön dich wieder zusehen.“ Eine junge Frau umarmte Cho. „Und du bist also ihr Zukünftiger?“
Die Frage war an Dudley gerichtet, der direkt neben seiner Braut stand und gemeinsam mit ihr die Gäste begrüßte, die – meistens zu zweit oder in kleinen Gruppen – auftauchten.
Er nickte. „Ja, ich bin Dudley.“ Er lächelte. Langsam begann er in seinem Anzug zu schwitzen, denn es war ein warmer Tag dafür, dass es erst Mitte März war.
„Katie Bell“, stellte sich sein Gegenüber vor.
„Nett dich kennenzulernen.“
„Gleichfalls. Vielleicht finden wir später noch mal Zeit für ein längeres Gespräch.“
„Ich denke doch.“
„Viel Spaß noch beim Empfang der restlichen Gäste, ich plündere derweil das Kuchenbuffet“, sagte Katie direkt zu Cho.
Diese lachte nur. „Natürlich.“
Dann ging sie zum Festzelt, das auf der Wiese hinter ihnen stand – es war aus der magischen Welt, hier hatte der Wille nach Komfort gesiegt. Dudley beobachtete noch, wie sie es betrat, dann wandte er sich den nächsten Neuankömmlingen zu.
Es warf ihn kurz aus dem Gleichgewicht, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass Harry tatsächlich auftauchen würde. Die rothaarige Frau an dessen Seite war auch eine Überraschung.
Cho kannte offensichtlicherweise beide. „Ginny, Harry, schön, dass ihr gekommen seid.“
„Hallo, Cho, Dudley.“ Harry hatte sie sofort beide mit einbezogen.
„Wie kommt es, dass ihr die Gäste selbst empfangt? Normal ist das eher unüblich, da der Bräutigam die Braut erst bei der Zeremonie sieht. Es bringt doch Unglück, wenn er das Kleid vorher zu Augen bekommt“, warf die Rothaarige nun ein.
„Wir dachten uns beide, dass es einfach familiärer wäre. Ob das üblich oder unüblich war uns da relativ egal.“ In einer für sie so typischen Geste strich Cho über ihr Kleid.
„Außerdem ist das doch nur Aberglaube“, schaltete sich Dudley ein.
„Ist es“, stimmte Harry zu.
„Männer“, murmelte die Rothaarige – Ginny war ihr Name, fiel ihm plötzlich wieder ein, seine Verlobte hatte sie ja schon begrüßt.
Cho lachte. „Dann bin ich wohl auch ein Mann, denn ich kann den beiden nur zustimmen.“
Ginny verdrehte die Augen. „Okay, okay“, gab sie sich geschlagen, „dann ist es halt nur Aberglaube. Aber die Glückwünsche bekommst du … bekommt ihr trotzdem erst nach der Zeremonie.“
„Denn vorher bringt es Unglück?“, fragte Dudley.
„Genau.“ Ginny lächelt ihn nun an und Dudley konnte beobachten, wie Harry mit den Schultern zuckte, als wollte er sagen ‚So ist sie halt‘. Noch immer hatten sie beide kein Wort miteinander gewechselt. Er hatte es noch nicht einmal geschafft ihn angemessen zu begrüßen.
Als auch die beiden sich auf den Weg ins Zelt machen wollten, da bereits die nächsten ankamen, hielt Dudley seinen Cousin noch einen Moment zurück.
„Können wir später noch kurz reden?“ Er hoffte, Harry würde verstehen weshalb.
Und erneut handelte Harry völlig entgegen seiner Erwartungen, denn ohne auch nur den geringsten Augenblick zu zögern nickte er. „Natürlich.“ Wahrscheinlich wusste er genau, worum es eigentlich ging.
„Danke.“
Auch diese Szene findet ihr Ende und macht einer neuen Platz. Nur wenige Minuten liegen zwischen ihnen, wie du schlussfolgerst.
Und inzwischen hat eine gewisse Idee in deinem Kopf zu reifen begonnen. Du weißt noch nicht wie du sie umsetzen wirst, aber du bist dir absolut sicher, dass du es tun wirst. Denn sie ist viel zu faszinierend, um es nicht zu tun.
Aber jetzt konzentrierst du dich wieder aufs Geschehen, um nichts Relevantes zu verpassen.
Das Bild klärt sich wieder. Und du stehst neben dem Bräutigam vorm Altar und hast einen perfekten Blick auf das Geschehen. Natürlich ohne, dass dich irgendjemand bemerkt. Trotzdem fühlst du dich beobachtet, denn alle Anwesenden starren nach vorne. Zum Brautpaar, das sich jeden Moment das Jawort geben würde.
Der Ministeriumszauberer – Dudley hatte auf dem Standesamt heiraten wollen, aber Cho hatte ihn überredet, da es in ihren Augen so wesentlich romantischer war– sprach die letzten Worte und dann konnte er sie, seine frisch Angetraute endlich zu sich heranziehen und küssen.
Endlose Sekunden vergingen, ehe er von ihr abließ und tief in die Augen schaute.
Die letzten Jahre passierten vor ihm Revue.
Wie er sie getroffen hatte.
Wie sie sich immer wieder trafen.
Wie sie letztendlich zusammen gezogen waren.
Sein Dad würde ausflippen, wenn er wüsste, dass seine große Liebe eine Hexe war. Seine Mum würde einen Herzinfarkt bekommen.
Ebenso, wenn sie wüssten, dass die meisten ihrer Hochzeitsgäste Hexen und Zauberer waren – Cho hatte ihn vorab schon gewarnt, dass nur zwei Nichtzauberer, Muggel eingeladen waren.
Und er selbst hätte bis vor kurzem auch nie gedacht, dass er mit einer Hexe als Frau glücklich sein könnte. Aber er war es.
Das war eine unverrückbare Tatsache.
Er war glücklich. Genau in diesem Augenblick.
Dass die zwei weißen Tauben sich symbolisch über ihnen erhoben, nahm er nur am Rande wahr.
Dass das ein oder Taschentuch von ihren Gästen gezückt wurde, nahm er nur am Rande wahr.
Dass wieder Musik zu spielen begann, nahm er nur am Rande wahr.
Für ihn existierte in diesem Augenblick nur sie. Sie, seine Liebe.
Ein kurzer Augenaufschlag. Der Moment vergeht. Der nächste beginnt.
Du siehst, wie sie die Torte anschneiden.
Du siehst, wie sie die Stücke an ihre Gäste verteilen und Glückwünsche entgegennehmen.
Du hörst, wie Dudley von der DA erfährt – die meisten von Chos Freunden waren in dieser.
Du hörst, wie Dudley die eine oder andere Anekdote aus der Schulzeit seiner Frau erfährt.
Du siehst, wie Dudley nachdenkt.
Du hörst, wie Dudley ihr zuflüstert, dass er ihr in den nächsten Tagen auch von seiner Vergangenheit erzählen wird.
Die Musik begann zu spielen.
Rechter Fuß vor.
Linken Fuß nachziehen und dann nach links bewegen.
Dudley und Cho begannen mit dem traditionellen Hochzeitswalzer.
Er führte, sie folgte.
Vor wenigen Wochen wäre das noch undenkbar gewesen, hatte er doch extra für die Hochzeit Tanzen lernen müssen, da er dies zuvor noch nie getan hatte, aber jetzt war es schon fast natürlich für ihn.
Er drehte eine Runde über das Parkett. Und eine weitere.
Dann endlich traute sich das nächste Paar auf die Tanzfläche und der Fokus lag endlich nicht mehr nur auf ihnen.
Eine Drehung später wusste er, dass es Harry und Ginny waren, die ihnen Gesellschaft leisteten.
Nach einer weiteren Runde um die Fläche herum, tanzten auch Chos Eltern und eine ihrer Freundinnen, Katie, mit einem anderen weiblichen Gast.
Langsam wurde die Tanzfläche voll.
Und langsam hatte er nicht mehr das Gefühl zu schweben. Er begann wieder in seinem Anzug zu schwitzen, es wurde warm.
„Liebes, ich bräuchte eine Pause“, flüsterte ihr zu.
„Dann geh etwas an die frische Luft.“ Sie grinste. Sah ihm wohl an, wo es haperte. „Ich glaube, mein Vater will ohnehin auch noch mit mir tanzen.“
„Dann lasse ich ihn wohl besser mal ablösen.“
Er führte sie in dorthin, wo ihre Eltern gerade saßen du übergab sie – scherzhaft traditionell – zum Tanzen an ihren Vater.
„Ich danke dir, dass du mir einen Tanz mit meiner wunderhübschen Tochter gestattest“, kommentierte er.
„Eher danke ich, dass ich mich auf diese Weise kurz erholen kann, denn meine wunderhübsche Braut hat beim Tanzen eine wesentlich bessere Ausdauer als ich.“
„Dann müssen wir üben“, Cho gab ihm einen Kuss auf die Wange, „Harry hat vorhin zu mir gesagt, dass wir auf seiner Hochzeit auch willkommen sind und da will ich den ganzen Abend tanzen.“
„Uff …“ Er zog kurz eine Grimasse.
„Gut, dann nur den dreiviertelten Abend. Und jetzt geh schon frische Luft schnappen, bevor du hier im Zelt noch völlig überhitzt.“ Sie scheuchte ihn schalkhaft hinfort.
Du ziehst dich wieder aus dem Denkarium zurück. Dieses Mal um dir Notizen zu machen, damit du später nicht das Wichtigste vergisst.
Dann tauchst du erneut in die Erinnerungen ein. Wobei zwischen dieser und der vorherigen sogar nur wenige Sekunden liegen. Genau die Zeit, die es benötigt sich zwischen ein paar Tischen hindurch zu schlängeln, ein Festzelt zu verlassen und ein paar Meter in Richtung eines kleinen Baches, der hinter dem Festgelände verläuft, zu gehen.
„Dudley?“
Harry war wohl auch nach draußen gegangen.
„Ja?“
„Du wolltest mit mir reden. Ich denke, jetzt wäre ein geeigneter Moment dafür.“
„Ja, wollte ich.“ Dudley drehte sich zu seinem Cousin herum, der mit einem gewissen Abstand neben ihm stand. „Ich wollte mich für alles … für mein Verhalten damals entschuldigen. Du hattest es wirklich nicht leicht mit mir ... und meinen Eltern.“
„Nein, das hatte ich tatsächlich nicht.“ Harry klang völlig sachlich, was Dudley erstaunte. Er könnte wohl nicht so ruhig bleiben.
„Es tut mir wirklich leid.“ Tat es ihm tatsächlich. Sogar sehr.
„Und ich nehme die Entschuldigung an.“ Harry reichte ihm die Hand, doch Dudley schaffte es nicht, sie zu nehmen. Harry ließ die seine wieder sinken und begann zu reden. „Weißt du, eigentlich wollte ich heute gar nicht kommen. Du warst zwar, als wir uns das letzte Mal gesehen haben einigermaßen nett zu mir, aber ich verbinde mit dir keine guten Erinnerungen. Ginny hat mich überredet die Einladung nicht links liegen zu lassen. Sie meinte, dass du mich sicher nicht nur einladen würdest, weil es Pflicht wäre. Außerdem meinte sie, dass du mit Sicherheit keinen Groll mehr gegen die Magie hegen würdest. Ich habe erst nicht verstanden wieso, aber dann hat sie einfach nur auf die zweite Unterschrift auf der Einladung gedeutet. Ich hab sie nicht einmal angeschaut, nachdem ich deine Schrift erkannt hatte. Naja, dann hab ich der Sache eine Chance gegeben, denn der alte Dudley hätte niemals eine Hexe geheiratet. Und der alte Dudley hätte sich auch niemals entschuldigt.“ Harry hielt ihm erneut seine Hand hin.
Dieses Mal schlug Dudley ein.
„Ich habe eigentlich auch nicht damit gerechnet, dass du kommen würdest. Aber ich bin wirklich froh, dass du da bist.“
Dudley lächelte. Irgendwie fühlte er sich jetzt frei.
Nach der Zeremonie war er schon überglücklich gewesen.
Aber jetzt hatte er das Gefühl, als wären Fesseln von ihm abgefallen, die ihn bisher noch daran gehindert hatten, zu schweben.
„Ich glaube, deine Braut will dich wieder für sich haben.“ Harry deutete hinter ihn und Dudley folgte seinem Fingerzeig und drehte sich herum, nur um Cho auf sie beide zurennen zu sehen.
„Das glaube ich auch.“
Er lächelte.
Du tauchst wieder aus dem Becken auf. Du überlegst, ob du noch weiter schauen sollst, die nächsten Stunden könnten auch noch die eine oder andere Inspiration beinhalten, aber du beschließt, es seinzulassen.
Für heute ist es genug.
Du hast gefunden, was du gesucht hast.
Also setzt du dich auf dem Boden, den Rücken lehnst du gegen das schwarze Denkarium mit den goldenen Lettern – auch, wenn es nicht gerne gesehen wird – und beginnst zu schreiben.
Du benutzt das, was du gesehen hast, als Inspiration für eine Geschichte.
Denn Erinnerungen sind nicht dafür da vergessen zu werden. Sie sollen ewig weiterleben. Das ist ihr wahrer Sinn.
Als geschriebenes Wort gelingt ihnen dies am Besten. Und alleine dafür bist du ein Mitarbeiter der Mysteriumsabteilung geworden.
Die Vergissmich-Zauberer stehen auf der einen Seite.
Auf der anderen Seite steht ihr. Ihr, diejenigen, die Erinnerungen unsterblich machen.
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AvaniAirin • Am 29.01.2017 um 16:57 Uhr | |||
Seit ich die Abschiedsszene von Harry und den Dursleys im siebten Band gelesen habe, hat Dudley einen mini winzigkleinen Sympathiefunken erhalten und ich habe schon öfter daüber nachgedacht, ob die beiden sich wohl irgendwann noch einmal sehen würden um sich zu auszusprechen. Das wurde meiner Meinung nach in dem Oneshot gut dargestellt und ich finde die beiden haben sich sehr In Character verhalten. Es erschiene mir unsinnig, würden die beiden sich als Erwachsene immer noch verabscheuen, vor allem, wenn ihre letzte Begegnung schon ein paar Jahre her ist, da sie sich davor auch schon aus dem Weg gingen (so gut es eben ging). Auch das Pairing Cho x Dudley gefällt mir unerwartet gut, wohl weil es zeigt, dass Dudley nun anders denkt und es sich durchaus in den Canon mogeln könnte. Was mich allerdings etwas irritiert hat ist, dass es zuerst Chos Erinnerungen zu sein schienen und später dann Dudleys. Hat sie sie für ihn in das Denkarium gepackt? ( Wäre logisch, er selber kann es schließlich nicht, wollte sie vielleicht einfach nur alles über ihre Hochzeit festhalten?) Mehr anzeigen |
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Girl121122 • Am 21.01.2017 um 6:44 Uhr | |||
Wow! Das ist wunderschön geschrieben!<3 | ||||
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pseudonym0gDHW • Am 15.01.2017 um 13:08 Uhr | |||
Wow! Mir stockt der Atem, das ist eine wirklich sehr schöne Geschichte mit einem noch schönerem Ende! Das Pairing ist nicht ganz etwas für mich, obwohl es mich stark an Jaqueenie erinnert. Dass du Dudley hier eine zweite Chance gibst, finde ich wunderbar. Gerade nach Ende der Reihe wird einem klar, womit die Dursleys leben musste, mit welch einer Last. Natürlich kann man ihnen damit nicht die ganze Schuld nehmen, aber lebe selber einmal über siebzehn Jahre mit einen Teil von Voldemorts Seele unter einem Dach... Danke für diese wunderschöne kleine Geschichte :) PS: einen halben Stern Abzug gibt es dennoch, weil der Aufbau nicht ganz so knorke ist, mit den Strichen da. :| Mehr anzeigen |
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Roiben • Am 14.01.2017 um 16:00 Uhr | |||
Ich muss sagen, dass ich das Pairing von Dudley und Cho selber schon mal spaßeshalber gesucht habe und hätte nie gedacht, dass es doch so viele gibt, die die beiden shippen! Dafür gefällt mir umso mehr diese hübsche Geschichte, die du hier geschrieben hast! | ||||
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Überschriften: | 1 | |
Sätze: | 232 | |
Wörter: | 3.623 | |
Zeichen: | 20.874 |