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Flashback

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29.05.20 19:44
12 Ab 12 Jahren
In Arbeit

Es sollte eigentlich der perfekte Tag werden. Luna hatte am Vorabend noch von ihrer neuesten Kreation probiert – ein Sirup auf Nargelbeinbasis und Gnomspeichel – der nicht nur vorzüglich geschmeckt hatte, sondern leider auch viel zu gut getan hatte, wofür sie ihn überhaupt ursprünglich entwickelt hatte: Eine ganz immense Schärfung der Sinne, mit denen man seltene und scheue Kreaturen auf einfache und behutsame Art und Weise finden konnte.
Oder mit der man die Nacht vor der eigenen Hochzeit irgendwie herumbringen musste, während draußen im devoner Gras die Grillen sägten, als gäbe es kein Morgen. Um vier hatte sie dann endgültig ihrem Bett den Rücken gekehrt und noch ein wenig an ihrem Brautkleid herumgefummelt bis alles wirklich so aussah wie sie es haben wollte.
Die überzähligen golden funkelnden Pailletten fädelte sie auf einem ebenfalls übriggebliebenen Einhornhaar zu einer passenden Halskette auf und betrachtete ihr Werk versonnen.
Dieser Tag würde ein ganz besonderer werden, das konnte sie fühlen. Es war wie ein Kribbeln, dass sich durch ihre ganze Zauberstabhand zog. Ob er aber auch so wunderschön würde, wie sie hoffte, konnte sie nicht sagen.
Andererseits, was sollte schon schief gehen? Hermine war ein planerisches Genie, hatte an jedes erdenkliche Detail gedacht, jeder Mensch der ihr wichtig war, würde kommen, und das allerbeste war, dass Rolf endgültig sein Versprechen besiegeln würde: Nicht von ihrer Seite zu weichen, bis sie ein Exemplar des schrumpfhörnigen Schnarchkacklers gefunden hätten. Also nie mehr, denn diese Spezies gab es schlicht und ergreifend nicht, wie sie nach langen Expeditionen mit – und später ohne – ihren Vater, sowie ausufernden Diskussionen mit Hermine hatte einsehen müssen. Aber Rolf musste ja nicht wissen, dass sie das wusste!
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Ob Ginny auf sie abgefärbt hatte? Oder hatte diese fast schon heimtückische Seite von ihr immer schon existiert? Vielleicht war es aber auch …


Oh Nein!

Plötzlich war sie nicht mehr in Devon, sondern wieder am untersten Fuße der großen Treppe in Hogwarts, über ihr zuckte ein Blitzlichtgewitter aus herumfliegenden Flüchen, Gemäuer zerbarst krachend und Schreie gellten durch die Nacht. Unter ihr lag der Eingang zu den Kerkern in Trümmern.
Überrascht sah Luna ihr sechzehnjähriges Selbst an ihr vorbeistolpern und -schlittern, ohne von ihr Notiz zu nehmen. Alles wirkte als ob sie sich eine Denkariumaufzeichnung ihrer eigenen Erinnerung ansehen würde, und gleichzeitig auch wieder nicht. Grüne Blitze durchschnitten die Schwärze der Treppenflucht, verfehlten ihr jüngeres Ich um Haaresbreite und verpufften mit unheilvollem Kreischen an den Gesteinsbrocken, die den Weg in das Kellergewölbe versperrten.
„Protego!“ hörte Luna ihre eigene Stimme rufen, als weitere Flüche und Verhexungen durch die Dunkelheit zischten. Sie drehte sich nicht um; sie hatte damals nicht nachgesehen, wer der namenlose Todesser war, der sie verfolgt hatte, und sie würde es auch jetzt nicht tun.
Stattdessen grübelte sie, was das alles hier bedeuten mochte. Spielte ihr inneres Auge ihr einen Streich und sie erlebte nur einen sehr lebhaften Tagtraum? Oder hatte sie einen Zauber ausgelöst, als sie an IHN gedacht hatte? Hatte er überhaupt was damit zu tun?
Es hatte keinen Sinn, sie war noch nicht in der Lage herauszufinden, was das alles hier zu bedeuten hatte, sie musste abwarten. Inzwischen hatte ihr früheres Selbst ihren Kontrahenten mit einem herabstürzenden Deckenbruchstück ausschalten können und lehnte sich dreck- und blutverschmiert an die Wand um kurz Luft zu holen.
Luna wusste natürlich was als nächstes passieren würde. Trotzdem zog es ihr eiskalt das Herz zusammen, als sie Voldemorts angsteinflößende, kalte Stimme vernahm. Auch nach so vielen Jahren hatte sie nichts von ihrem Schrecken verloren. Lunas jüngerem Ich setzte es freilich noch viel mehr zu. Sie konnte sich auch ohne all das hier gut daran erinnern, der einzige Moment in ihrem Leben in dem sie sich vielleicht noch elender gefühlt hatte, war direkt nach dem Tod ihrer Mutter gewesen.
Minuten verstrichen. Schließlich hob die jüngere Luna ihren Kopf, um nach dem Geräusch zu lauschen, auf das die ältere schon gewartet hatte. Ein Stöhnen von hinter den Trümmern. Plötzlich realisierend, was diese Geräusche verursachte, räumte sie so gut es ging die schwersten Brocken aus dem Weg und befreite damit die Person in langen Slytherin Roben, die darunter eingeklemmt gewesen war. Ächzend richtete sich der junge Mann auf und klopfte sich den Staub aus dem Umhang.

Du bist Blaise Zabini richtig? Warum bist du hier und nicht im Eberkopf wie all die anderen Slytherin?“, fragte sie während sie die mit einem Schwung ihres Zauberstabs die restlichen Steine entfernte, die ihn an den Boden genagelt hatten.

Das geht dich nichts an!“, erwiderte er schroff. „Tut mir leid, Lovegood“, setzte er etwas sanfter hinzu, „danke für die Hilfe. Es ist nur peinlich in so eine Situation zu geraten, in der ich mir helfen lassen muss, von jemandem wie …“, er machte eine unbestimmte Geste.

Luna sah sich selbst eine Augenbraue hochziehen. „Jemand wie ich?“, vervollständigte sie seinen Satz und für den Bruchteil einer Sekunde huschte so etwas wie Schuld über das makellose, aber oft so arrogante Gesicht des Slytherin.

Ist schon ok. Wir sind wohl gerade alle mit den Nerven am Ende. Accio, Zauberstab!“
Es knirschte und rumpelte und tatsächlich erhob sich Zabinis Zauberstab unversehrt aus dem Schutthaufen, nur wenige Meter von den beiden entfernt. Elegant schwebte er in Lunas Hände, die ihn wiederum dem ungläubig dreinblickenden Blaise überreichte.
„Woher wusstest du … wie konntest du meinen Zauberstab rufen? Ich meine, danke, aber das hätte ich schon auch geschafft“. Ehrliche Bewunderung, wenn auch schnell unterdrückt im hastigen Versuch, die übliche Kaltschnäuzigkeit an den Tag zu legen, schwang in seiner Stimme mit, wie Luna überrascht, und auch ein wenig geschmeichelt, da sie wusste, wie geringschätzig Zabini die meiste Zeit über alles und jeden dachte, feststellte.

Du darfst also Geheimnisse haben und ich nicht? Das erscheint mir nicht sehr fair“, konterte sie sanft, „aber wie auch immer. Die Todesser scheinen sich erstmal zurückgezogen haben. Es hängt jetzt alles von Harry ab, du hast Voldemort ja gehört.“
Zabini verzog kurz das Gesicht, sagte aber nichts und nickte nur in Gedanken versunken.
„Die anderen sind bestimmt alle oben in der großen Halle“, fuhr Luna fort.“Willst du mit hoch kommen, oder hast du noch was in den Kerkern … zu tun?“
Er seufzte. „Nein. Ich komm schon. Und danke nochmal“.


So plötzlich wie die Vision, oder Erinnerung, oder was immer es auch gewesen sein mochte, angefangen hatte, ebenso unvermittelt endete sie wieder.
Verwirrt stolperte Luna ein paar Schritte von ihrem Brautkleid weg und ließ sich auf ihr Sofa sinken. Sie hatte seit Jahren nicht mehr an diesen Moment gedacht, oder überhaupt an Blaise Zabini. Und das war nun wirklich nicht ihre Schuld, wenn sie daran dachte, was seit Voldemorts Ende alles so passiert war, wirklich nicht.
Nein, entschied sie, sie würde nicht weiter darüber nachgrübeln. Die Sonne war bereits aufgegangen und gleich würden Hermine, Ginny und vielleicht auch schon ein paar andere Gäste kommen, um mit den Vorbereitungen zu helfen.
Wie als ob er auf ihr Stichwort gewartet hätte, loderten in ihrem kalten Kamin plötzlich helle, smaragdgrüne Flammen auf. Sie konnte sich wirklich die nächsten Tage noch genug Gedanken darüber machen. Jetzt stand etwas viel wichtigeres an.

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Kurzbeschreibung

Luna will heiraten. Doch Erinnerungen an jemanden aus ihrer Vergangenheit lenkt sie davon ab.