Einmal Liebe... und zurück.
Niemand hätte wohl damit gerechnet, dass jemand wie ich jemals so etwas wie die
wahre und
unsterbliche Liebe erfahren würde.
Schließlich galt ich unter meines Gleichen als schlecht, hinterhältig, böse, durchtrieben, arrogant...
Ich könnte hier, an dieser Stelle, noch mehr solcher Attribute anführen, die meine Person treffender wohl nicht hätten beschreiben können, doch ich möchte nicht, dass ein noch falscherer Eindruck entsteht und eine Meinung gefasst wird, die ohnehin schon mehr Bestand hat, als mir lieb ist.
Wie also kann jemand wie ich, sich anmaßen zu behaupten, dieses höchste Gefühl, das einem innewohnt, für mich zu beanspruchen?
Nun, ich tue es einfach und hier liegt auch schon die Bestätigung:
es einfach tun!So leicht, so simpel.
Mit
Schmetterlingen,
Melodien und einem
Fußflipp.
Ein sehr eigenartiges Wort für eine noch seltsamere Bewegung. Bekannt wurde mir diese, recht eigenwillige Regung des Fußes, durch die vielen Liebesfilme, in denen die weibliche Hauptdarstellerin am Ende im Regen steht, sehnsüchtig auf ihren verflossenen Geliebten wartet, und dieser dann, in den letzten, noch verbleibenden Minuten die Gelegenheit ergreift, das Mädchen packt, durch die Luft wirbelt und es dann, beim Absetzen auf den nassen Untergrund, an sich drückt, nicht ohne zu beteuern, die junge Frau schon immer geliebt zu haben, um sie dann in einen verzehrenden Kuss zu verwickeln, bei dem ihr nichts anderes übrig bleibt, als in der Woge des Glücks und der Erleichterung über sein Erscheinen, die Fußspitze (welche es auch sein möge), vom Asphalt zu lösen und sich dem Moment ganz und gar hinzugeben.
Ich bezeichne diese Form gern als
Fußflipp, auch wenn andere gern widersprechen oder mir begreiflich machen wollen, dass es für diese Aktion kein beschreibbares Wort gäbe, aber das ist mir egal!
Ich beharrte auf das Heben meines Fußes bei einem alles-um-mich-herum-vergessenen Kuss!
Doch diese Art des Happy Ends ließ, zu meinem Verdruss, ziemlich lange auf sich warten.
Idealer Weise musste ich, aufgrund meines Studiums, nach New York reisen, um die dortige Architektur zu verinnerlichen. Als angehende Zeichnerin und Architektin für magische Gebäude, war dies ein Bestandteil meiner Ausbildung. Ich hätte auch jede andere Stadt in Erwägung gezogen, denn neben dem „Big Apple“, wie New York unter den Muggeln auch bezeichnet wurde, gab es immerhin noch Rom, Venedig, Athen oder gar Paris, die mit alten Bauten nicht gerade knauserten. Doch ich war wie versessen darauf, dass man mich nach Amerika schickte, nicht ohne
den Gedanken im Hinterkopf, mich hier unsterblich zu verlieben.
Das Reisen unter Muggeln behagte mir nicht, aber um auf einen anderen Kontinent zu gelangen, nahm ich auch dieses Übel in Kauf. Sobald das
Flugzeug (welch dümmliche Beschreibung für ein Gerät, doch mit einem Besen meilenweit über den Atlantik zu fliegen, erschien selbst mir als viel zu gefährlich) landete, und ich an nach meinem Chauffeur Ausschau hielt, erfasste mich ein wohliges Kribbeln.
Endlich war ich hier!
Ich entdeckte einen hochgewachsenen Mann, der, mit einem Pappschild bewaffnet, am Eingang des Airports neben einer schwarzen, langen Muggel-Limousine auf mich wartete.
„Miss Parkinson“, mit einem Nicken und einen flüchtigen Griff nach der Krempe der zum Unternehmen gehörenden Chauffeur-Kopfbedeckung, öffnete er die Tür des Wagens.
Ohne zu bejahen stieg ich ein und genoss die Annehmlichkeiten, die mein Studium an einer privaten Universität und das Geld meiner Familie mir boten. Lederne Sitze, Beinfreiheit (ganz anders als in diesem
Flugzeug) und die himmlische Ruhe im Inneren.
Beinahe wäre ich eingenickt, hätte der Fahrer nicht versucht, mich in ein ermüdendes Gespräch zu verwickeln. Ab und an nippte ich an einem Glas, das Muggel als
Champagner bezeichneten, doch sonderlich schmackhaft war mir dieses saure, in der Kehle perlende Getränk nicht.
Mein Appartement, das man mir während meines Aufenthaltes hier zur Verfügung stellte, wurde als „Penthouse“ bezeichnet und befand sich im höchsten Stockwerk des pompösen Luxushotels.
Der Diener, der meine Koffer hatte hier her bringen lassen, blickte wartend, wenngleich auch etwas verlegen. Doch je länger ich ihn warten ließ (mir kam nicht in den Sinn, warum er nicht endlich verschwand), desto fordernder und unruhiger wurde er.
„Miss“, in der roten Pagenuniform glich er eher einem Äffchen, das auf einer Drehorgel hockte, als einem Angestellten eines millionenschweren Hotels. Wieder nickte er auffordernd, ehe ich verstand.
Muggel-Geld ist kompliziert. Es ist so irritierend, dass ich nicht einmal weiß, wie viele Scheine ich ihm in die Hand drückte, doch das breite Lächeln auf seinen ausgemergelten Zügen und das Glitzern in den müden Augen zeigte, dass ich es sehr wohl und sehr, sehr gut mit ihm gemeint hatte.
Mit einer tiefen Verbeugung stapfte der Page davon und ich entschied für mich, dass er nur ab und an etwas für seine Mühen von mir zu erwarten hatte!
Mein Praktikum würde knappe drei Wochen für sich beanspruchen, sodass ich mich schnell in andere Klamotten zwängte, um die Stadt genauer zu erkunden.
Der Central-Park, die diversen Hochhäuser, der Houdson-River, die vielen, kleinen Viertel und die Stadtteile, die New York in sich vereinte. Müsste ich nicht in wenigen Tagen wieder zurück nach London, so erlag ich dem Drang, für eine längere Zeit hier meine Zelte aufzuschlagen, doch das Studium musste dort beendet werden, wo man es begonnen hatte.
Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, während meiner Mittagspausen in den Central-Park zu gehen, mich auf einer vielen Bänke niederzulassen und ein wenig an einem der riesigen Muffins zu knabbern, die hier zwar anders schmeckten, aber auf gar keinen Fall ungenießbar waren, im Gegenteil! Neben meiner Tasche, die Blöcke und Schreib-Equipment enthielt, gesellte sich auch ein, in einem Pappbecher vor sich her schwappender
Latte macchiato (Espresso mit viel, viel Milchschaum), der durch Zuführen von Magie stets die richtige, trinkbare Temperatur behielt.
Wie viele Museen ich in der ersten Woche betrat, vermag ich nicht mehr zu beziffern.
Ich merkte es nur an meinen Notizen und den Blasen an meinen Füßen, die sich aber als harmlos erwiesen, sobald ich etwas von der Creme auftrug, die die Schwellungen kühlte und bereits am nächsten Morgen war ich schmerzfrei.
„Darf ich?“, ich erschrak kaum merklich, als ich eine tiefe, dunkle Stimme vor mir ausmachte.
Wie jeden Tag, zur Mittagsstunde, saß ich auf meiner Lieblingsbank, die sich mir an meinem zweiten Tag aufzwängte und danach schrie, dass ich mich auf ihr niederließ.
Die Mittagssonne schien warm auf uns herunter, denn für Mitte Mai war das Wetter bereits ausgesprochen herrlich.
Nur widerwillig gestattete ich dem Fremden, sich neben mich zu setzen.
Viel lieber verbrachte ich meine Nachmittage allein, jedoch nicht ohne daran denken zu müssen, dass ich ohne den nötigen Kontakt wohl nie mein Märchen erleben würde.
Jetzt oder nie, knurrte mein Unterbewusstsein,
und vielleicht ist der Typ ja gar nicht mal schlecht?
Ich schob es hastig beiseite, denn obwohl die Stimme sehr angenehm in meinen Ohren nach klang und eine seltsame Vertraut zu mir herüber wehte, glaubte ich nicht, dass dieser jemand neben mir auch nur den Hauch von Interesse in mir wecken könnte.
Der Griff nach meiner Tasche war schnell getan und auch der Becher heißen Kaffees wurde eiligst auf die andere Seite des hölzernen Möbels verfrachtet.
Gerade griff ich abermals nach der Pappe, als ich einen musternden Blick auf mir spürte.
„Danke, Pansy“, meinte der Fremde neben mir und ich verschluckte mich beinahe an meinem, zur Mittagszeit üblichen,
Latte macchiato.
Der Schock und die Verwunderung gingen in einem nach Luft ringenden Krächzen unter.
Ich betrachtete den Mann neben mir mit wütender und misstrauischer Miene.
Die dunkle Haut, der maßgeschneiderte, teure Anzug und selbstverliebte Grinsen auf den edlen Zügen des markanten Gesichtes, ließen mir beinahe das Blut in den Adern gefrieren.
Lässig schwang er die Arme über die Rückenlehne, schloss die Augen und sog den Geruch des nahenden Sommers ein. Die Brille mit den dunklen Gläsern, die mir etwas übertrieben vorkam, schützte seine Augen vor der brennenden Frühlingssonne, doch sie passte zu seinem Business-Outfit.
„Herrliches Wetter, nicht?“
Nun bestand für mich gar kein Zweifel mehr, wer sich hier die Frechheit heraus nahm und mich in meiner Ruhe und Entspannungsphase störte.
Wenn ich mich doch nur daran erinnern könnte, was er nach den heiklen Zeiten und der Beendigung der Schule mit seinem Leben angefangen haben mochte?
„Sag bloß, du erkennst mich nicht? Also, ich habe dich sofort erkannt.“, lachte er und ließ keinen Irrtum seinerseits aufkommen.
„Natürlich“, knurrte ich, „ich habe nur nicht damit gerechnet, dass ich ausgerechnet dich hier antreffe, Blaise.“
„Tja“, meinte er leichthin und schlug die langen Beine, die in einer Designerhose steckten, lässig übereinander, „die Welt ist eben doch nicht mehr als ein Dorf.“
Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde, wenn dies überhaupt noch möglich war, noch breiter, ehe der hochgewachsene Mann die Brille etwas mehr in Richtung Nase schob, um über die Gläser hinweg ein paar Mädchen hinterher zu blicken, die soeben an uns vorüber joggten.
„Ich liebe New York im Frühling“, gestand Blaise freiheraus.
„Was machst du hier?“, zischte ich und sah mich mehr und mehr in meiner Mittagspause gestört.
„Ich sitze hier, mit dir, einer alten Klassesnkameradin, auf einer Bank im Central-Park.“, erwiderte Blaise auf meine Frage und zuckte nur mit den Schultern.
„Nein, ich meine ja, ich meine, was tust du hier in New York?“, knurrte ich und schüttelte den Kopf über meine eigene Leichtfertigkeit.
„Gringotts will expandieren“, gab er zum Besten, als würde das als Erklärung genügen und wandte den Kopf nun wieder in meine Richtung, da die für meinen Geschmack etwas zu freizügigen Mädchen nun nichts weiter waren, als kleine Punkte in der Ferne.
„Ich wusste gar nicht, dass es dich ins Bankwesen verschlagen hat“, meinte ich und vermied es ihn anzusehen, stattdessen blickte ich einem alten Mann nach, der seinen Hund davon abhalten wollte, sein Geschäft an einen der Bäume zu verrichten. „Sehr beeindruckend.“
„Und du?“, neckte er und stieß meine ihm zugewandte Schulter mit einer saloppen Handbewegung an. „Was suchst du hier?“
„Urlaub“, meinte ich knapp und tat so, als bestünde kein Zweifel daran.
„Unsinn“, lachte Blaise plötzlich auf.
„Du glaubst mir also nicht?“, erwiderte ich und konnte mir einen bissigen Ton nicht verkneifen.
„Nein“, bestätigte er, „nein deshalb, weil ich dich seit zwei Wochen jeden Tag um diese Zeit hier sitzen, eine Kaffee trinken und irgendwelche Papiere studieren sehe. Also, Pansy Parkinson, was machst du hier? Suchst du ein Haus, oder so was?“
„Schön wär´s“, knurrte ich, ehe ich den Kopf schüttelte, „nein, ich studiere Architektur und habe mich für ein dreiwöchiges Praktikum hier nach New York schicken lassen.“
„Wirklich?“, es war keine Frage, eher ein erstaunt klingendes Akzeptieren, das seinen Mund verließ. „Ich bin beeindruckt.“
„Lügner!“, nun war ich es, der ein verstörtes Lachen entfloh.
„Nein, das ist mein Ernst“, und passend zu seiner Aussage, veränderte sich auch seine Mimik. „Wir können uns nicht ewig auf den vermeidlichen Lorbeeren unser alten Herrschaften ausruhen.“
„So viel Einsicht aus deinem Mund? Willst du mich beeindrucken?“, erneut lachte ich auf, erntete jedoch einen grimmigen Blick, als mich Blaise erneut über die Gläser seiner wertvollen Brille hinweg anstarrte.
Nach einer ausgedehnten Shoppingtour bei
Bloomingdales, die ich mir auf des Schocks am Mittag redlich verdient hatte, bat mich Blaise darum, ihn am Abend zu begleiten, da er mir die Ecken der Stadt zeigen wollte, die ich mir allein nie zugetraut hätte. Auch lud er mich dazu ein, mir die Plätze vor Augen zu führen, die ihn, aufgrund ihrer Bauweise her, zu beeindrucken schienen.
Mit einem „
Pling“ kam der
Fahrstuhl zum Stehen, ehe mein Blick, zum gefühlt zehnten Mal, zu meiner Armbanduhr glitt, die mich ermahnte, wesentlich früher, um nicht zu sagen, zu früh, dran zu sein.
Es war doch erst drei Uhr Nachmittags...
Meine Füße wateten durch den weichen, hellen Teppich des Eingangsbereiches, als sich vor mir eine massiv-wirkende, schneeweiße Flügeltür erhob.
Auch Blaise Zabini schien die Annehmlichkeiten des süßen Lebens als reicher Erbe zu genießen, denn auch er bewohnte eines der Penthäuser in diesem großen Komplex, der sich als Hotel
The Waldorf Astoria bezeichnete. Beim zweiten Namen jedoch, bemerkte ich ein stechendes Kribbeln, erinnerte mich die Bezeichnung doch an die Lebensgefährtin und baldige Ehefrau eines meiner engsten Freunde.
„Du bist zu früh“, bemerkte Blaise trocken, als er, auf mein Klopfen reagierend, die pompöse Tür öffnete. „Und ich dachte, dass ihr Frauen es euch zur Aufgabe gemacht hättet, uns ständig warten zu lassen.“
„Ausnahmen bestätigen wohl wirklich die Regel, nehme ich an.“ erwiderte ich und zuckten mit den Schultern, ehe ich mich in dem Foyer des gewaltigen Appartements umsah. „Deines ist um einiges größer, als meins.“
„Ach ja?“, hakte er nach, griff nach dem schwarzen Jackett, das über der Lehne eines Stuhles gehängt worden war, und schlüpfte hinein.
Im Gegensatz zu ihm, hatte ich es vorgezogen, dass meine blassen Beine etwas von der Großstädter-Sonne abbekommen sollten, deshalb hatte ich mich für eine Kombination aus einem leichten, sommerlichen Trägerkleid und einer etwas verwegen-wirkenden Lederjacke entschieden, während meine Füße in knöchelhohen, dunkelblauen Stiefeln steckten.
Als Blaise für einen weiteren Augenblick aus meinem Sichtfeld verschwand, nutzte ich die Gelegenheit, um mir seine, etwas kühl wirkende, Bleibe anzusehen. Auf einem der Tische im Arbeitszimmer, das sich nur mittels eines Paravents vom Wohnzimmer trennte, stieß ich auf eine Reihe von Fotos, die in diversen silbernen Rahmen eingefasst worden waren.
Klassenfotos, Abgangsfotos und auch Bilder, die ihn mit hübschen Frauen zeigten und mich unweigerlich darin erinnerten, dass es sich bei diesem Mann um einen Schürzenjäger aller erster Güte handelte.
„Bist du fertig?“, hörte ich ihn fragen, griff nach einem der Bilder und drehte mich zu ihm herum.
„Deine Freundin?“, wie kindisch mir mein Verhalten auch vorkommen mochte, aber ich musste dem Drang meiner Neugierde einfach nachgeben.
„Wer? Sarah-Louise? Nein.“, sagte er knapp, schlug den Kragen des weißen Seidenhemdes hoch, richtete die Krawatte und sorgte keine zwei Sekunden später wieder für ein gepflegtes Erscheinungsbild. „Nicht mehr. Ich war ein paar Monate mit ihr zusammen, aber ihre Oberflächlichkeit war mir zuwider.“
„Oberflächlichkeit? Und das aus deinem Mund?“, ein Lachen entfloh mir, doch Blaise zuckte nur mit den Schultern.
„Zum Glück ist bei diesen Unterwäsche-Models keine Magie vonnöten“, meinte er, als er mir, ganz in Gentleman-Manier, die Tür aufhielt. „Charme und Geld reichen völlig aus.“
Sein anzügliches Zwinkern quittierte ich nur mit einem Augenrollen.
Während ich meinen Kaffee schlürfte und mir die Pärchen besah, die lachend und Arm-in-Arm das Straßencafé betraten, begnügte sich Blaise damit, mir von seiner Zeit nach dem Krieg und Hogwarts zu berichten.
Wir hatten uns auf der Terrasse des Kaffeehauses niedergelassen, nachdem wir bereits zwei Blocks gelaufen waren.
Der Trubel in den Straßen riss auch hier nicht ab. Muggel hetzten und jagten, oder liefen gemächlich und ruhig an uns vorüber. Einige blieben stehen, um sich nach der neuesten Mode in den Schaufenstern zu erkundigen oder jenen Dingen, die es sonst noch gab.
„Und was ist mit dir?“, fragte Blaise plötzlich und riss mich aus meinen Beobachtungen.
„Was soll mit mir sein?“, hakte ich nach und versuchte den Faden zu finden, den das Gespräch hinter sich her zog.
„Dass du Architektin bist, weiß ich schon.“, meinte er trocken und ich nickte bejahend. „Ich meinte aber, wie es bei dir so läuft.“
„Noch bin ich keine. Aber seit wann ist aus dir so eine Klatschtante geworden?“, fragte ich musste auflachen.
„Was? Kann ein lediger, junger, gut aussehender und wohlhabender Mann nicht ein Mädchen nach seinen Beziehungen fragen?“, wollte er wissen und verzog, pikiert dreinblickend, das Gesicht.
„Das mit dem wohlhabend würde ich nicht allzu laut heraus posaunen!“, warnte ich und setzte die Tasse wieder an meine Lippen.
„Was? Nichts in Aussicht?“, hakte er nach und hob eine Augenbraue.
„Nein“, ich schüttelte den Kopf, „Ich konzentriere mich eher auf mein Studium.“
„Das noch wie lange dauert?“, fragte Blaise und verbarg seine gelangweilte Haltung nicht einmal.
„Im nächsten Sommer bin ich fertig.“, sagte ich und ließ mich in den Stuhl zurück sinken.
„Und dann?“, sein Verhör ging mir allmählich auf den Geist.
„Blaise!“, warnte ich und erntete nur einen ausdruckslosen Augenaufschlag. „Ich weiß es nicht. Vielleicht bleibe ich in London, vielleicht bin ich in Paris oder sonst wo.“
„Ich wollte dich nicht wütend machen“, meinte er und hob abwehrend die Hände. „Also, zusammenfassend: Du hast ein Studium, in das du viel Zeit investierst, aber niemanden mit dem du reden kannst.“
Tief holte ich Luft. Ich wusste ja noch, wie sehr es ihm Freude bereitete, andere zu analysieren und ihnen die kalte Wahrheit, schonungslos, ins Gesicht zu sagen.
Zähneknirschend gab ich seinen Worten die nötige Zustimmung, denn ohne Beifall der anderen Seite, würde Blaise noch ewig weiter bohren, wie ich befürchtete.
„Kein Mann, kein Kind und kein Kegel“, bestätigte ich mir selbst die kümmerliche Realität meines jungen Lebens.
„Macht dich das traurig oder wütend?“, hakte er ohne eine Regung in der Stimme nach.
„Bist du jetzt Therapeut?“, knurrte ich und kam mir wie ein kleines Mädchen vor, das man, sobald es etwas falsches sagte, in eine Ecke scheuchte, um sich darüber im Klaren zu werden, welchen Fehler es gemacht hatte. „Du findest es also nicht richtig, dass ich meine Karriere einer Familie vorziehe? Ich bitte dich, sind diese Vorstellungen nicht etwas überholt?“
„Nein, nein, du hast recht. Ich habe mich nur gewundert, das ist alles.“, gestand Blaise und wirkte plötzlich von einer Leichtigkeit erfasst, die mir nicht begreiflich war.
„Wann geht dein Flug?“, so sehr mir seine Gesellschaft an jenem Nachmittag auch zuwider war, hatten wir beschlossen, die restlichen Tage meines Aufenthaltes gemeinsam zu verbringen.
Neben den allabendlichen Essen und den täglichen Besuchen von Sehenswürdigkeiten, Ausstellungen und historischen Bauten, hatte Blaise die Zeit gefunden, in meinem Beisein, seine Tätigkeiten als „Botschafter“ der britisch-magischen Geldanstalten und Kreditinstituten fortzusetzen. Während er mit den magischen Behörden Ost-Amerikas verhandelte, begnügte ich mich mit den Gebäuden, die man, unter Ausschluss der Augen von nicht-Magieren, errichtet hatte.
„Heute Nachmittag“, murmelte ich, als wir nebeneinander her gehend, den uns entgegenkommenden Muggeln auswichen, von denen einige dem Mythos des Frühlings mehr huldigten, als uns lieb war. „Vierzehn Uhr.“
„So bald schon?“, sein Ton überraschte mich, meinte ich doch so etwas wie Bedauern darin zu hören. „Schade.“
„War das ein Witz?“, vielleicht eine Spur zu bissig, holperten die Worte über meine Zunge.
„Nein. Warum sollte ich Witze machen?“, ein ernster Ausdruck trat auf sein Gesicht und ein Hauch von Enttäuschung flackerte in seinen Augen auf.
„Entschuldige“, murmelte ich eiligst, da ich mir in so einer Situation am Liebsten meine voreilige Zunge abgebissen hätte! „Das war unüberlegt und dumm von mir.“
„Ein Zugeständnis aus deinem Mund, Pansy?“, sein höhnisches Lachen suggerierte mir, dass ich mir gar nicht die Mühe einer Abbitte hätte machen müssen. „Jetzt guck doch nicht so, wie ein beleidigter Augurey!“
„Findest du nicht, dass du mich genug verletzt hast?“ wollte ich wissen, hob eine Augenbraue und hielt in meinen Bewegungen inne.
Unschlüssig blickte Blaise erst zu mir, ehe er dann von links nach rechts sah, mich ein Stück zu sich heranzog und mich so vor den Leuten schützte, die beinahe in uns hinein gelaufen wären.
„Auch wenn du wütend bist“, gebot er mir und bedachte mich mit einem mahnenden Blick, „musst du noch lange nicht riskieren, von Muggeln über den Haufen gerannt zu werden.“
Die Nähe zwischen uns zerriss mich beinahe, wehrte ich mich doch gegen die Wärme und wollte aber nicht riskieren, dass er von mir abließ. Das seltsame Funkeln in seinen dunklen Augen behagte mir nicht, dennoch konnte und wollte ich nicht bestreiten, dass ich selten so etwas faszienierendes gesehen hatte.
Das Treiben um uns herum geriet für mich für einen flüchtigen Moment in den Hintergrund. Plötzlich war mir seine herablassende, arrogante, snobistische, analysierende und kritische Art egal. Nicht, dass ich je daran gedacht hatte, mich an jemanden wie ihn zu klammern, doch ich konnte nicht leugnen, dass ein gewisser Zauber in diesem Moment lag.
„Ich will regen!“, entkam es mir trotzig, ehe ich registrierte, was ich soeben von mir gegeben hatte.
„Regen?“, eine Augenbraue erhob sich fragend, ehe er mit einem Finger schnippte, und der feuerrote Hydrant, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, kurz, aber gefährlich wackelte, um dann beinahe zu explodieren.
Mein Blick richtete sich abrupt auf das Werk, das Blaise vollbracht hatte, als eine hiesige Fontäne aus dem metallenen Rohr in die Höhe schoss.
Die Muggel kreischten auf, einige lachten und wieder andere blickten entgeistert um sich, während sich das kühle Nass über ihre Köpfe ergoss.
„Das kommt hier des Öfteren vor“, meinte er mit einem verschwörerischen Grinsen auf dem Gesicht, ehe er mich fester in seine Arme zog und seine Lippen auf meinen Mund presste.
Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in mir aus, warm, kribbelig und schockierend zugleich.
Zwar hatte ich schon den einen oder anderen Kuss über mich ergehen lassen müssen (von den kindischen Spielen im Gemeinschaftsraum ganz zu schweigen, bei dem eine auf den Boden drehende Plastikflasche beim Anhalten auf denjenigen verwies, den es galt zu küssen), doch diese Berührung war so seltsam anders.
Stürmisch und ruhig, verzehrend und doch federleicht, brennend und flehend...Das nervöse Ziehen in meinem Bauch führte unweigerlich dazu, dass ich mich näher an ihn presste, während Blaise seine Arme um mich schlang und mein rechter Fuß sich, unverkennbar, vom heißen, glühenden Boden der Park Avenue löste.
Für all jene kleinen und großen Herzen, die (dank SexAndTheCity & GossipGirl) einen Narren an New York gefressen haben und Pansy einmal nicht böse, verbittert und durchtrieben erleben wollen ;)
Märchen und klein-Mädchen-Träume werden doch noch wahr, ganz bestimmt! C:
m u s i k a l i s c h e I n s p i r a t i o n:
The Way I Was ~
Maroon 5 & You Don´t Know Me ~
Michael Bublé
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