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Sorgen einer Mutter

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01.04.19 17:50
6 Ab 6 Jahren
Fertiggestellt

2 Charaktere

Elrond Peredhel

Auch wenn Elronds leiblichen Eltern niemand geringeres als Earendil und Elwing sind, wuchs Elrond zusammen mit seinem Zwillingsbruder Elros im Ersten Zeitalter bei Maglor in Ossiriand auf. Nach dem Untergang Beleriands schloss er sich Gil-galad an und wurde dessen Herold. Seit Imaldris im Zweiten Zeitalter gegründet wurde, ist er der Herr von Bruchtal.

Gilraen

Mensch, Dunadan, Ehefrau von Arathorn und Mutter von Estel Aragorn Elessar Streicher, dem wiedergekehrten König von Gondor. Nach Arathorns Tod bringt sie Aragorn nach Imladris und kehrt erst zu ihrem Volk zurück, als ihr Sohn erwachsen ist. Sie stirbt dort im Alter von 100 Jahren.

Elrond stand auf seinem Balkon und sog die warme Luft ein, die aus dem Westen vom Meer ins Tal zog, und er war froh darüber: Den ganzen Winter, in dem tiefer Schnee viele der Bewohner in den Häusern gehalten hatte, waren in Estels Kopf Millionen von Fragen entstanden, mit denen er den Bewohnern Bruchtals die Nerven geraubt und jeglichen Anflug von Produktivität erstickt.
Dabei war der Winter immer die Jahreszeit gewesen, in der die verwaltungstechnischen Aufgaben passiert waren: Das Schreiben der jährlichen Berichte, eine Inventur der Bibliothek, die Produktion von neuen Möbeln, die die Alten ersetzen würden und natürlich die Vorbereitungen für die Feiertage am Jahresende, beziehungsweise das Aufräumen danach.

Aber Estel war überall gewesen, und das scheinbar gleichzeitig: In den Küchen hatte er für Chaos gesorgt, als er es sich in den Kopf gesetzt hatte, kochen zu lernen. Die Bibliothek hatte er belagert und nach Büchern über das erste Zeitalter gesucht, und vermutlich alle vorhandenen dreimal verschlungen. Genauso schlimm hatte es Glorfindel und Elrond erwischt, die durch ihre Erfahrungen und ihr Alter natürlich im Zentrum der kindlichen Aufmerksamkeit standen, aber auch Erestor und Lindir hatten ihren Teil der Fragen abbekommen.
Aber nun, da der Schnee schmolz, war Estel wieder vermehrt im Tal unterwegs, auch wenn er glücklicherweise noch nicht auf den Dächern gesehen worden war. Ihn nun als Gast im Krankenflügel zu haben würde Elronds Psyche – und sein Zeitplan – nicht gut verkraften.
Er atmete tief ein und aus, straffte seine Schultern, als er sich nähernde Schritte warnahm. Plump, menschlich, auch wenn die Besitzerin sich bemühte, ihre Füße sanft auf den Boden zu setzne
Er wartete bis sich die dunkelhaarige Frau neben ihn gestellt hatte.
“Gilraen.” Er sprach den Namen freundlich aus, und ließ sich seinen Ärger über ihren Sohn kaum anmerken. “Was führt dich zu mir?”
“Estel. Natürlich.”, erklärte sie. “Auch wenn ich deine Gegenwart durchaus auch ohne Sorgen ihm bezüglich schätze!”

Elrond verkniff sich ein Seufzen. “Was hat er diesmal angestellt?”
“Nichts. Also – noch nichts. Aber kaum hatte er seine Nase heute Morgen aus dem Fenster gesteckt, und beschlossen, dass ein guter Tag ist, die Wildnis zu erkunden.”
Eruseidank! “Was ja nicht ungewöhnlich für ihn ist!”

Aber – gerade bei diesem Wetter – es könnte jederzeit wieder Schnee im Tal geben!”
Elrond runzelte die Stirn. “Es wird keinen Schnee mehr im Tal geben”, erklärte er.
“Ah, kryptisch wie immer zieht der Herr Halbelb seine Informationen aus Quellen, die mir Sterblichen verschlossen bleiben.” Gilraen lächelte. “Und dennoch mache ich mir Sorgen um ihn!”

Es ist ein normaler Teil des Erwachsenwerdens, dass man sich von den Eltern löst und die Umwelt erkundet!”
“Er ist neun!”, entgegnete Gilraen. “Und auch wenn Glorfindel und die Wachen ihm im Kampf unterrichten, so wird er doch nicht in der Lage sein, sich zu verteidigen, sollte er angegriffen werden!”

Solange er das Tal nicht verlässt, ist er sicher!”
Gilraen seufzte und klang beinahe ein wenig genervt. “Und wer stellt sicher, dass er das Tal nicht verlässt? Du kennst seinen Wissensdurst…” Sie pausierte. “Und wer findet ihn, wenn er sich im Wald das Bein bricht? Er ist neun, und auch deine Wachen durchkämmen den Wald nicht komplett. Was, wenn er nicht mehr vorwärts kommt?”
Elrond atmete tief ein und wieder aus. Manchmal wünschte er sich etwas vom Pfeifenkraut Mithrandirs. Nicht für den Eigengebrauch, sondern um besorgte Mütter in seinen Häusern ein wenig zu beruhigen. “Sollte er länger als zwei Nächte weg bleiben, werden wir ihn natürlich suchen. Glaub mir, auch wenn wir wenige sind, ist das Tal nicht groß genug, als dass wir einen Jungen, der gefunden werden will und Hilfe braucht, nicht finden würden.”
Gilraens Blick schien ihn noch immer zu durchbohren.
Elrond unterdrückte ein genervtes Seufzen. Er war nicht ihr Babysitter, und dennoch respektierte der Junge ihn. Meistens. “Ich werde mit ihm reden, wenn er wieder da ist.”
Gilraen nickte. Sie hatte erreicht, was sie erreichen wollte, auch wenn es sie noch immer nicht ganz zufriedenstellte.
Noch eine Weile standen sie dort, nebeneinander, und lauschten dem Gesang der Vögel, zum ersten Mal in diesem Jahr, bis der Frau etwas einfiel.

Sag, Elrond, gibt es eigentlich noch andere Menschen oder Elben in diesem Tal?”
Der Halbelb sah sie verdutzt an. “Wieso fragst du?”

Nur so ein Gedanke. Manchmal blieb Estel über Nacht weg, und als er zurückkehrte, war er weniger hungrig und zerstört als jemand, der in der Wildnis schlief.” Sie wusste sehr wohl, wie so etwas aussah. Und auch, wie es sich anfühlte, in der Wildnis Übernachten zu müssen.
Ich weiß von keinen weiteren Bewohnern des Tals, aber es gibt noch einige Überreste von Häusern und kleinen Siedlungen.” Sein Blick schweifte über das Tal. “Hier lebten mal mehr Elben, aber das vergangene Zeitalter hat viele das Leben gekostet, und viele andere haben Schiffe in den Westen genommen...”
Gilraen schwieg für eine Weile, denn sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, wenn ganze Siedlungen, deren Bewohner man kannte, verschwinden.
“Mach dir keine Sorgen!”, sprach Elrond weiter, auch, um von dem Thema abzulenken. “Ich wüsste, wenn jemand mit bösen Intentionen im Tal wäre.”
“Und was ist mit guten Intentionen, die Böses hervorbringen? Wir alle kennen die Geschichte von Turambar!”

Elrond runzelte die Stirn wie jemand, den am Rande seines Bewusstseins ein ungreifbarer Gedanke kitzelte. “Ich werde darüber nachdenken, und gegebenenfalls Nachforschungen anstellen, Gilraen. Aber du solltest dir keine Sorgen machen, Estel ist hier so sicher, wie man es diesseits des Meeres nur sein kann.” Er wirbelte herum, sodass seine langen Roben um ihn herumflatterten und in der Ferne einige Vögel davonflatterten. Er wollte diese Konversation jetzt nicht führen.
“Und nun entschuldige mich, ich habe Dinge zu erledigen.”
Gilraen blickte ihm hinterher, nachdenklich, und auch wenn der Halbelb sein bestes getan hatte, sie zu beruhigen, so nagten doch die Zweifel an ihrem Bewusstsein.

Sollte Estel häufiger wegbleiben, würde sie selbst Nachforschungen anstellen.

Autorennotiz

Implizite Fortsetzung zu "Wo die Vergangenheit atmet", kann aber auch so gelesen werden. Beitrag zu meinem Projekt "Monatsthemen" im Forum. Dialogschreibübungsding.

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Autor

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Sätze: 72
Wörter: 1.026
Zeichen: 6.137

Kurzbeschreibung

Als der Frühling ins Land zieht, plagen Elrond einige Gedanken. Nicht wenige davon haben mit Gilraens Spross zu tun.

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