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Weiche Lippen strichen über seine Wange. Elrond lächelte. Mit Küssen seiner Liebsten geweckt zu werden, war noch immer einer der schönsten Aspekte am Leben als verheirateter Mann. Einige Wochen war es nun her, und es war noch immer so wundervoll wie am ersten Tag. Er hoffte, dass dieses Gefühl noch lange anhalten würde.
»Aufwachen, kleine Schlafmütze.« Celebrían kicherte, als sie ihm einen Stups auf die Nase gab. »Wenn ich nur gewusst hätte, was für einen Langschläfer ich da heirate!«
Er blinzelte in das Morgenlicht, das schwach durch die dicken Vorhänge hereinfiel. Das Feuer im Kamin war schon längst zu einem Glimmen heruntergebrannt. Selbst mit Vilya konnte er die Kälte des Winters nicht gänzlich aus seinem Haus fern halten, und so war es mittlerweile recht frischlich im Zimmer geworden. Celebrían war unter seine Decke gekrochen und kuschelte sich an ihn, ihr Körper wohlig warm neben seinem. Er bemerkte gleich, dass sie trotz der Frische kein Nachthemd trug. Ahh …
»Celebrían …«, raunte er.
»Ja, das ist mein Name, mir verliehen von meinem Vater, weil für ihn nur das beste vom besten für seine liebste Tochter gerade gut genug war.« Sie grinste und tat unschuldig, als würde sie nicht ganz genau wissen, was gerade in ihm vor sich ging. Wie beiläufig rieb ihr Bein gegen seines.
»Ahh, indo-ninya, du bist so wunderschön«, hauchte er.
Sie lächelte und gab ihm nun einen Kuss auf die Nase. Wenn sie lächelte, bildeten sich diese niedlichen Grübchen in ihren Wangen. Verträumt fuhr er mit den Fingerspitzen darüber. Sie schloss die Augen und lehnte sich in die Berührung hinein.
»Weiß du eigentlich, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe?«, wollte sie wissen. »So oft lag ich abends wach und fragte mich, wie es wohl wäre, von dir geliebt zu werden. Vielleicht hatte ich dabei nicht immer ganz anständige Gedanken.« Das letzte sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln und einem schelmischen Glanz in den Augen.
Er zog die Decke zurecht, sodass sie Celebríans Schultern bedeckte. Er wollte ja nicht, dass ihr kalt wurde. Dann begann er, ihr den Rücken zu kraulen. Sie mochte das, wie er jüngst gelernt hatte. Wie er es liebte, all solche kleinen Eigenheiten an seiner Liebsten zu entdecken!
»War das ein versteckter Vorwurf?«, neckte er.
Sie legte eine gespielt ernste Miene auf. »Du hast dir deine Zeit genommen.«
»Was du natürlich bei jeder sich bietenden und nicht bietenden Gelegenheit betonen musst.«
»Natürlich!« Sie verlagerte ihr Gewicht, sodass sie nun vollends auf ihm lag. »Aber jetzt habe ich dich erobert! Ha! Der große König, Herold des Letzten Bundes und Herr dieses Hauses, ist mein allein.«
»Celebrían, hör auf, mich Kö…«
»Pff. Lass mich träumen. Du kannst sagen, was du willst, aber für mich wirst du immer der König meines Herzens sein.«
»Ach, indo-ninya …« Er schmolz dahin.
Sie lächelte verliebt und schmiegte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Fast schon unwillkürlich glitten seine Hände ihren Rücken hinab. Wie wunderbar weich ihre Haut doch war! Er könnte sie den ganzen Tag lang liebkosen und unter seinen Fingerspitzen fühlen. Er spürte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. Dann begann sie, seinen Hals mit zarten Küssen zu bedecken, bald schon gefolgt von ihrer Zunge. Er seufzte und erschauderte.
Dann rief er sich wieder zur Vernunft.
»Celebrían, es … es ist schon spät. Wir, ah … wir sollten …«
Sie war wieder von ihm geglitten und ließ nun ihre Hand über seinen Körper wandern. Sie näherte sich gefährlichen Regionen.
»Wir sollten was?«, fragte Celebrían unschuldig.
Sie wusste ganz genau, dass er ihr nicht widerstehen konnte, und hatte viel zu schnell gelernt, wie sie ihn um den Finger wickeln konnte. Es fiel ihm zunehmend schwerer, einen klaren Verstand zu behalten. Erstaunlicherweise half Vilya dabei nicht wirklich. Er biss sich leicht auf die Unterlippe und genoss das Gefühl ihrer Finger, so unschuldig und doch unwiderstehlich.
»Wir sollten aufstehen und langweiligem Tagwerk nachgehen, wolltest du das sagen?«, raunte sie ihm ins Ohr. »Aber was ist, wenn ich dir sage, dass ich gerade nicht unbedingt anständige Gedanken hege? Eine Dame hat ebenfalls gewisse Bedürfnisse, weißt du. Nachdem du mich so lang hast warten lassen, finde ich, dass ich das Recht habe, ein wenig verwöhnt zu werden. Willst du deiner Herrin solch einen Wunsch etwa ausschlagen?«
»Du hast gewonnen«, brachte er gerade so hervor.
Sie grinste triumphierend. Dann schlang sie die Beine um seine Hüfte und setzte sich rittlings auf ihn.
Er stöhnte auf.
Einige Zeit später beobachtete Elrond Celebrían, welche sich an ihr Waschtischchen gesetzt hatte und sich nun sich das verräterisch unordentliche Haar bürstete. Zu seinem Bedauern hatte sie indes ihren Morgenmantel übergezogen. Elrond hatte sich noch nicht dazu durchringen können, das warme Bett zu verlassen. Es roch noch immer nach ihr, und er genoss den Duft und die süße Erinnerung an das soeben Geschehene. Ihm schwirrte noch immer der Kopf. Er konnte sich durchaus daran gewöhnen, seine Tage immer auf diese Weise zu beginnen. Zu lange war er allein gewesen. In Celebríans Armen zu erwachen, war noch immer ein wunderbar neues Gefühl.
Eingewickelt in die Laken verfolgte er jede elegante Bewegung seiner Liebsten, wie sie ihre Haare richtete. Strähne für Strähne fuhr sie mit langen Strichen durch ihr silberblondes Haar. Sie hatte inzwischen die Vorhänge zurückgezogen, sodass das Licht der kalten Wintersonne in das Zimmer fiel und ihr Haar wie flüssiges Silber glänzen ließ. Es war, als hätten die Sterne selbst ihren Glanz hergegeben, um ihr Haar damit zu schmücken.
»Soll ich nach Laerwen schicken, damit sie dir mit deinen Haaren hilft?«, bot er an. Immerhin trug er eine gewisse Mitschuld am Zustand ihrer Frisur …
Sie warf einen Blick zu ihm auf dem Bett und legte den Kopf schief, als würde sie überlegen. »Nein. Das ist ein Anblick, den ich ganz für mich allein haben will.«
Als sie ihre Haare wieder bürstete, kam ihm eine Idee. Die Decke wie einen Umhang um die Schultern geschlungen, stand er auf, tapste barfüßig zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange, als er sich hinter sie stellte und ihr die Bürste abnahm. »Dann lass mich dir helfen«, bot er an.
»Hmm. Du hast das Unheil immerhin angerichtet. Also nur gerecht, würde ich sagen«, stimmte sie zu.
Sanft ließ er ihre Haare durch seine Finger gleiten und begann dann, die kleinen Knötchen zu entwirren. Er wusste nicht, wie Celebrían es schaffte, dass ihr Haar so seidig war – sie wollte ihm ihr kleines Geheimnis nicht verraten –, aber es sorgte dafür, dass es sich leicht entwirren ließ, egal, was er damit im Vorfeld angerichtet hatte. Er widmete sich Strähne für Strähne, bis ihr Haar ihr schließlich wieder in silbernen Kaskaden über die Schultern fiel. Als er schon beginnen wollt, ihre Zöpfe zu ihrer gewohnten Frisur zu flechten, hielt sie ihn auf.
»Heute möchte ich etwas anderes ausprobieren«, verkündete Celebrían. »Jetzt bin ich immerhin deine Gemahlin. Ich möchte meine Haare so tragen, wie es Mode unter den Frauen hier ist.«
»Wenn du es wünschst.« Bereitwillig kam er dem nach.
Normalerweise bevorzugte Celebrían recht schlichte Frisuren, in die sie vor allem im Frühling Blüten hinein flocht. In Imladris jedoch trugen die Frauen aufwändigere Frisuren und flochten ihre Haare zu kunstvollen Gebilden. Dies dauerte seine Zeit, und daher hätte es Elrond nicht verwundern sollen, als schließlich jemand an die Tür zum Schlafgemach klopfte.
»Mein Herr?«, hörte er Ceomon leise rufen. »Und meine Herrin, natürlich. Die Stunde ist allmählich recht fortgeschritten.«
Celebrían warf Elrond einen schelmischen Blick über die Schulter hinweg zu. »Zu meinem Bedauern muss ich festhalten, dass eine Decke wohl keine angemessene Bekleidung ist und jetzt der Moment gekommen ist, in dem wir uns der Welt da draußen stellen müssen.«
»Fürwahr.« Er seufzte theatralisch. »Einen Augenblick noch, Ceomon!«, rief er dann.
Schweren Herzens riss sich Elrond vom Anblick seiner Liebsten los und machte sich daran, sich zumindest für seine engsten Vertrauten präsentabel herzurichten.
Kurze Zeit später waren er und Celebrían bereit, sich der Welt zu stellen. Sie wurden von Ceomon begrüßt, wie dieser mit verschränkten Armen vor dem bereits sicher vor Stunden hergerichteten Frühstückstisch stand und ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippte. Freilich war auch Rethtulu anwesend, welcher steif und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen hinter dem Tisch stand. Rethtulu war viel zu formell, um seinen Gefühlen offen Ausdruck zu verleihen, aber Elrond kannte ihn lange genug, um dennoch dessen Unmut wahrzunehmen. Der Herr des Hauses zog unwillkürlich den Kopf ein in Erwartung der anstehenden Schelte. Es war in der Tat spät geworden.
Seit jüngstem wurden die beiden Noldor von Laerwen, Celebríans Zofe, unterstützt, welche mit ihrer Herrin nach Imladris gezogen war. Als sie Celebrían sah, gab sie einen erschrockenen Laut von sich.
»Herrin, was ist denn mit Euren Haaren passiert?«, rief sie empört aus.
Celebrían brach in schallendes Lachen aus. Sie tätschelte Elrond die Wange, während sie sich gleichzeitig Lachtränen aus den Augen wischen musste.
»Mein Gemahl hat sich wirklich alle Mühe gegeben«, brachte Celebrían kichernd hervor. »Aber sei unbesorgt, Laerwen. So wie es aussieht, wirst du deine Arbeit behalten können.«
Laerwen schüttelte den Kopf und ignorierte gekonnt Elronds beleidigten Blick.
Ceomon räusperte sich. »Ich würde ungern den Tee ein drittes Mal wieder erwärmen müssen.«
Ein drittes … ? Oh.
»Wie spät ist es?«, wollte Elrond wissen.
»Die Stunde noch Vormittag zu nennen, wäre eine recht großzügige Auslegung des Begriffs«, sagte Rethtulu trocken.
»Ich habe Hunger!«, verkündete Celebrían. Aber bevor sie sich an den Tisch setzte, wisperte sie Elrond noch ins Ohr: »Das war es wert.«
Wie es seine Angewohnheit war, ließ sich Elrond während des Essens von Ceomon und Rethtulu die Tagesgeschäfte vorlegen. Celebrían beschwerte sich gelegentlich darüber, weshalb er in letzter Zeit des öfteren davon abgesehen hatte. Aber heute hatte er zu sehr getrödelt und nun drängte die Zeit. Manchmal war er verwundert, wie es möglich sein konnte, weit über dreitausend Jahre zu leben und dennoch in Zeitnöte zu kommen.
»Was ist es eigentlich, was du an Gurken so unglaublich magst, indo-ninya?«, wollte Celebrían in die Stille hinein wissen.
Elrond hatte gerade in sein Stück Gurke beißen wollen, hielt dann jedoch inne. Er sah Celebrían fragend an. »Ich finde sie nun einmal sehr schmackhaft.«
»Elrond, das sind Gurken. Sie bestehen hauptsächlich aus Wasser, das nach nichts schmeckt«, konterte Celebrían.
»Eine Marotte aus Kindheitstagen, die sich nie ausgewachsen hat«, warf Ceomon aus dem Hintergrund ein. »Ich kann Euch versichern, Herrin, dass Prinz Maglor ebenso verwundert war, als er herausfand, dass sich sein kleiner Junge fast genauso gut mit Gurken ködern ließ wie mit Süßigkeiten.«
»Ceomon …«, sagte Elrond mit einem warnenden Tonfall. Er hasste es, wenn Ceomon die peinlichen Kindheitsgeschichten erzählte.
Celebrían gab einen verzückten Laut von sich. »Oh, wie niedlich! Du warst bestimmt ein ganz bezauberndes Kind, mein Liebster.«
»Habe ich dir eigentlich jemals von meiner ersten Jagd zusammen mit Gil-galad und Elros erzählt?«, warf Elrond eilig ein. Celebrían liebte Abenteuergeschichten und hatte eine Schwäche für sie.
Sie knuffte ihn in den Arm. »Du lenkst vom Thema ab. Ich lasse mich nicht so leicht ködern.«
Schade. Es hätte funktionieren können.
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Doch leider rief die Pflicht. Celebrían bedauerte es, nicht noch stundenlang auf diese Weise mit ihrem Liebsten herumalbern zu können. Sie liebte es, ihn in Verlegenheit zu bringen. Elrond war von solch nobler Abstammung und doch schaffte sie es spielend, ihn aus der Bahn zu werfen. Sie liebte ihn dafür.
Es war eine ungewohnte Position für sie, nun die Herrin dieses Hauses zu sein. In ihrer alten Heimat war sie frei gewesen, zu tun und zu lassen, was sie wollte. Nun, nicht wirklich, immerhin war sie die Tochter Galadriels und Celeborns. Aber es hatten nie Verpflichtungen auf sie gewartet, wie es nun der Fall war. Nun saß sie an der Seite ihres Gemahls – welch wunderbare Klang dieses Wort doch barg! – und war mit der Aufgabe betraut, über die Geschicke all der Elben des Tals zu entscheiden.
Celebrían fühlte sich unsicher und nervös. Dann jedoch blickte sie zur Seite und sah Elrond neben sich sitzen und ihr Herz beruhigte sich wieder. So lange er bei ihr war, war alles gut. Ihre Gedanken wanderten zurück zu den Morgenstunden und ihr Herz begann zu flattern. Nein, das waren jetzt wirklich keine angemessenen Gedanken.
Elrond warf ihr einen heimlichen Blick aus dem Augenwinkel zu. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Er wusste genau, woran sie gerade gedacht hatte. Oh, verflucht sei er! Er war kaum besser als ihre Mutter. Wie auch Galadriel entging ihm nie etwas.
Celebrían riss sich von ihren Gedanken los und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Elben vor ihnen. Es war eine Delegation aus dem Eryn Galen, die eine Botschaft von König Thranduil brachte. Dessen eigener Sohn Legolas führte die Elben. Er war noch jung, gerade einmal einhundert Jahre alt, und fürchterlich nervös. Celebrían brauchte keinen Sinn wie Elrond zu haben, um das zu sehen.
Elrond hörte sich geduldig an, was der junge Elb ihm zu sagen hatte. Er hatte die Ellbogen auf den Armlehnen seines Stuhls gesetzt und die Fingerspitzen aneinander gelegt, wie er es immer tat, wenn er jemandem aufmerksam lauschte. Celebrían liebte seine verständnisvolle Art über alles. Er hatte für jeden ein offenes Ohr und so unendlich viel Verständnis für die Sorge und Nöte der Elben um ihn herum. Celebrían war noch nie einer solch sanften Seele begegnet. Manchmal war es ihr unerklärlich, wie in diesem gütigen Elben gleichzeitig ein Krieger und General stecken konnte.
Ihre Gedanken drifteten schon wieder ab.
»… und daher ersucht mein Vater eine Zusammenarbeit mit Euch, Fürst Elrond. Gemeinsam das Nebelgebirge zu überwachen, kann nur von beiderseitigem Vorteil sein«, schloss in diesem Moment Legolas. Er atmete sichtlich auf, als er endlich vorgetragen hatte, was er augenscheinlich sehr genau einstudiert hatte.
»Zugegeben: Es erstaunt mich, dass Euer Vater von sich aus mit dieser Angelegenheit auf mich zu kommt, Prinz Legolas«, sagte Elrond. »Ich muss jedoch auch sagen, dass es mich erfreut. Oropher war, was das anging, etwas … nun, starrsinnig.«
Celebrían kannte die Geschichte. Elrond hatte nie gern über den Krieg erzählt und ihr all die grausigen Details erspart. Aber dennoch wusste sie gut, welche Rolle er damals eingenommen hatte und wie er zu den anderen beteiligten Parteien stand.
»Ja, Großvater war … eben er.« Legolas suchte nach angemessenen Worten und ließ es schließlich bleiben. Das Thema war ihm anscheinend unangenehm. Dann räusperte er sich. »Mein Vater hofft, dass wir vielleicht einfach noch einmal von neuem beginnen können.«
Elrond lächelte. »Ich sehe nichts, das dem im Wege stehen könnte.«
Celebrían hörte beinahe das Gebirge, das Legolas in diesem Moment vom Herzen fallen musste.
»Ich denke, dass alles weitere auch noch einen Tag warten kann, bis Ihr Euch von Eurer Reise erholt habt, Prinz. Es soll alles zu Eurer Zufriedenheit und der Eurer Begleiter gerichtet werden«, sagte Elrond. »Wenn Ihr es wünscht, dann seid Ihr herzlich eingeladen, heute Abend mit uns zu speisen.«
Legolas verbeugte sich. »Dankend nehme ich die Gastfreundschaft Eures Hauses in Anspruch.«
Elrond bedeutete Rethtulu, ihre Gäste zu ihren Gemächern zu führen und dafür Sorge zu tragen, dass all ihren Wünschen nachgegangen wurde. Rethtulu verneigte sich und führte die Waldelben aus dem Empfangssaal. Neugierig sah Celebrían ihnen nach.
»Legolas erinnert mich ein wenig an seinen Vater«, stellte sie fest.
Elrond sah sie fragend an. »Dann hast du einen anderen Thranduil kennen gelernt als ich.«
»Zugegeben, es ist lange her, als er noch in Lórien lebte. Die Zeiten ändern sich nun einmal.«
Ein Schatten legte sich auf Elronds Gesicht. »Der Krieg. Thranduil hatte es nicht leicht, so plötzlich mit der Aufgabe betraut gewesen zu sein, sein Volk zu führen.«
Ein Stich fuhr durch Celebríans Herz. Sie wusste um die Narben auf der fea ihres Liebsten und wie sehr er unter all den Verlusten litt, die er hatte erdulden müssen. Sie hätte nicht darauf zu sprechen kommen dürfen und fühlte sich schuldig dafür, ihn früher am Tag wieder einmal damit getriezt zu haben, so lang mit der Verlobung zu warten. Sie wusste doch, warum. Sie wusste, wie sehr ihn die Angst zu schaffen machte, auch sie verlieren zu können.
»Reden wir nicht mehr darüber. Was vergangen ist, ist vergangen«, sagte sie daher. »Was hältst du von einem Spaziergang durch den Schnee?«
Er lächelte wieder. Oh, wie wunderschön er doch war, wenn er lächelte. Seine grauen Augen strahlten vor Liebe, das Licht in ihnen ließ ihr ganz warm ums Herz werden.
»Es ist einfach unmöglich, Trübsal zu blasen, wenn du bei mir bist, indo-ninya«, sagte er und strich ihr zärtlich über die Wange. Sie genoss es, endlich in aller Öffentlichkeit solch liebevolle Gesten mit ihm tauschen zu können, und konnte gar nicht genug davon bekommen.
Energiegeladen stand sie auf und ergriff seine Hände. »Na komm. Lass uns im Schnee tanzen! Genug Politik für einen Tag.«
Rasch hatten sie ihre warme Winterkleidung angelegt und schlenderten nun Seite an Seite durch das verschneite Tal. Es war ein bezaubernder Anblick. Celebrían wusste, wenn sie das Werk eines der Drei vor sich sah, und bewunderte, was Elrond mit Vilya erschaffen hatte. Es war ein verborgenes Wunder – und nun ihr Heim.
Sie kuschelte sich genüsslich in ihren weißen, pelzbesetzten Mantel. Sowohl der Mantel als auch ihre weichen Lederhandschuhe und die roten Stiefel waren ein Geschenk Elronds. Die Winter hier seien kalt, hatte er gesagt, und seine Dame sollte nicht frieren. Der Pelz war herrlich warm und sie genoss das weiche Fell an ihrer Wange, während sie gleichzeitig ihren Atem in der Luft beobachtete. In Lórien waren die Winter stets mild und sanft gewesen. So weit im Norden war das Klima rauer, und trotz Vilyas Schutz pfiff ein eisiger Wind von den Bergen im Osten herab.
»Wie wohl ein mallorn im Schnee aussehen würde?«, fragte sie sich. »Stell dir es einmal vor. Der goldene Schein Lóriens bestäubt mit dem weißen Glanz des Winters im Tal. Wie wunderschön das aussehen würde.«
»In der Tat.« Er lächelte, und dieses Lächeln allein vertrieb alle Kälte des Winters. Sie konnte noch immer nicht wirklich fassen, dass dieses wunderschöne Lächeln allein ihr gelten sollte.
»Denkst du, dass ein mallorn hier wachsen würde?«, überlegte er. »Jetzt habe ich dich so weit weg von deiner Heimat hierher entführt. Ich möchte nicht, dass du Lórien vermisst.«
Sie gab ihm einen raschen Kuss. Er fing ihre Lippen ein und vertiefte den Kuss. Genüsslich schloss sie ihre Augen und lehnte sich gegen ihn. Seine starken Arme umfingen sie.
»Du denkst schon wieder unanständige Dinge«, raunte er mit einem sanften Lachen in der Stimme.
»Hört auf damit!«, beschwerte sie sich, musste jedoch ebenfalls lachen. Sie befreite sich aus seiner Umarmung, er hielt jedoch weiterhin ihre Hand in seiner.
»War das die Rache für heute morgen?«, wollte sie wissen. Ihre Wangen brannten.
»Vielleicht.« Er grinste spitzbübisch. Noch immer hielt er ihre Hand, ihre Finger miteinander verflochten, und strich wie nebenbei mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie konnte gar nicht genug von ihm berührt werden. Über eintausend Jahre Zurückhaltung wollten nachgeholt werden.
»Nun, ich denke nicht, dass ein mallorn einfach so irgendwo wachsen würde«, kam sie darauf zurück. »Aber wer weiß, vielleicht mit Vilya … Wir sollten Mutter fragen, was sie dazu meint. Sie hat mir erzählt, dass sie solche Dinge von Melian gelernt hat. Und du stammst immerhin von Melian ab. Wenn irgendwo anders ein mallorn wachsen würde, dann hier.«
Er schien nicht überzeugt davon zu sein. »Ich hatte nie den Eindruck, dass sich von dieser Verwandtschaft irgendetwas bei mir bemerkbar gemacht hätte.«
»Hmm, lass mich überlegen«, sagte sie langgezogen. »Du siehst die Zukunft in deinen Träumen und du kannst in die Herzen von Elben und Menschen blicken. Außerdem bist du sowohl ein großer Krieger als auch unübertroffener Heiler. Nein, fürwahr. Du bist natürlich nur ein ganz gewöhnlicher Elb.«
»Höre ich da Spott in deiner Stimme?«
»Niemals! Mein Liebster, was denkst du von mir?«
»Ich sehe schon. Anscheinend sind dir einige Dinge zu Kopf gestiegen und du brauchst jetzt eine Abkühlung.« Schneller als sie reagieren konnte, hatte er einen Schneeball in der Hand und auf sie geworfen. Etwas Schnee geriet in ihren Kragen und rann eiskalt über ihren Nacken. Sie stieß einen spitzen Schrei aus.
»Na warte!«, drohte sie und ging zum Gegenangriff über.
Lachend tollten sie durch die winterliche Schneelandschaft. Es war später noch genügend Zeit, der Fürst und die Fürstin des Tales zu sein.
Ihr Spiel vertrieb Celebríans nervöse Gedanken, die das Gespräch über die mellyrn ihrer Heimat wieder in ihr geweckt hatten. Noch immer hatte sie sich nicht an den Gedanken gewöhnt, dass ihr Heim jetzt Bruchtal war. Stets hatte sie an der Seite ihrer Eltern gelebt und war in ihrer Jugend mit ihnen durch viele Lande gereist. Doch ihr Herz hatte schließlich im Goldenen Wald seine Heimat gefunden. Jetzt aber lebte sie fortan fern davon in Imladris, und die einzigen vertrauten Personen hier waren Elrond und Laerwen. Die Elben des Tals waren freundlich und hatten sie mit offenen Armen als die Gemahlin des Fürsten aufgenommen, aber sie waren ihr noch immer fremd, ganz unabhängig davon, dass sie in der Vergangenheit schon oft zu Besuch in Imladris gewesen war. Es waren eben nur Besuche gewesen.
Ihrer beider Atmen ging schwer, als sie sich schließlich lachend in den tiefen Schnee fallen ließen. Elronds Gesicht war gerötet von der Kälte, und Celebrían konnte sich vorstellen, dass ihres ebenso aussah.
»Elrond, wo bist du eigentlich zu Hause?«, wollte sie wissen.
»Wie meinst du das?«, fragte er sie verwundert.
»Du hast an so vielen Orten gelebt. Erst Arvernien, dann Ossiriand, später Lindon und jetzt hier. Welcher Ort fühlt sich für dich wie Heimat an?«
»Nun, die kitschig-romantische Antwort wäre wohl zu sagen: da wo du bist.«
Sie knuffte ihn. »Das war eine ernste Frage!«
Leise lachend gab er ihr einen Kuss auf die Nase. Es war so unglaublich niedlich, wenn er das machte. Und wie er sie dabei erst ansah! Als sei sie das kostbarste auf der Welt. Er gab ihr das Gefühl, etwas ganz besonderes zu sein, und dafür liebte sie ihn. Es waren all diese kleinen Dinge, unschuldige Gesten, sanfte Berührungen, die Art und Weise, wie er mit ihr sprach, die seine Liebe für sie zeigten und die sie so unendlich an ihm schätzte.
»Also, über Arvernien brauchen wir nicht zu sprechen«, gab er ihr endlich eine ernste Antwort. »Du weißt, dass ich keine Erinnerungen mehr daran habe. Amon Ereb war meine erste Heimat und auch Forlond war ein Heim für mich – in einer gewissen Weise. Aber auch wenn ich mit geholfen hatte, Forlond aus dem Nichts heraus zu errichten, hatte ich doch erst hier, in Imladris, wirklich das Gefühl, an einem Ort zu sein, an den ich gehöre. Ich habe mich früher oft gefragt, wo meine Wurzeln liegen. In meiner Jugend hätte ich gesagt, dass ich einer der Feanorer bin, und irgendwie stimmt dies auch, auch wenn die Welt das nicht gern sieht. Galad hatte sich stets hinter mich gestellt und deutlich gemacht, dass er mich unterstützt. Aber das gefiel nicht allen, besonders nicht bei meiner Vergangenheit. Oft fragte ich mich, wer ich eigentlich bin. Noldo? Sinda? Gar ein Mensch? Aber nach Númenor gehörte ich ganz bestimmt auch nicht. Das war das Reich meines Bruders. Imladris war der erste Ort, der ganz allein mir gehörte. Hierher folgten mir die Elben, die voll und ganz hinter mir standen. Ich bin der Fürst dieses Tals, weil sie es so wollen.«
Er sorgte sich zutiefst um seine Gefolgsleute. Elrond besaß eine große Aufopferungsbereitschaft für all jene, die ihm am Herzen lagen, und Celebrían fühlte sich geehrt, dass ein solch nobler Herr sie als seine Frau erwählt hatte.
»Ich denke, das ist eine gute Gelegenheit, um dir zu sagen, dass du nun auch die Fürstin von Amon Ereb bist«, eröffnete Elrond ihr.
»Was?« Celebrían sah ihn mit großen Augen an. »Was soll das heißen?«
Er musste lachen, als er ihre Verblüffung sah. »Das war eine von Galads Schnapsideen. Elros konnte sich herauswinden, aber bei mir blieb er natürlich wieder einmal stur. Als wir damals nach dem Untergang von Beleriand zu Galad kamen, wusste niemand so wirklich etwas mit uns anzufangen. Die Söhne Earendils, die den Stern Feanors trugen. Galad war der Meinung, dass es nicht angemessen sei, uns einfach wieder so ziehen zu lassen, nachdem wir wieder zu Kräften gekommen waren. Also ernannte er mich zu seinem arandur und übertrug mir das Kommando über seine esseali; das war die rimbe, die direkt in Forlond stationiert war. Aber das ging alles nicht, ohne dass ich einen entsprechenden Titel besaß.«
»Aber warum Amon Ereb? War das nicht Maedhros‘ Festung nach der Nirnaeth?«
»Genau. Wobei Festung vielleicht nicht ganz der richtige Begriff ist. Wie dem auch sei. In den Wirren, die im Untergang Beleriands aufkamen, verloren Elros und ich Ceomon und Rethtulu aus den Augen; du kannst sie bei Gelegenheit ja nach all den Abenteuern fragen, die sie in der Zeit erlebt hatten. Ceomon ging zurück nach Hause, weil er wohl dachte, uns am ehesten dort wieder zu finden. Dabei stellte er fest, dass das Haus die Urgewalten, die das Land auseinander gerissen hatten, erstaunlich gut überstanden hatte. Onkel Maglor hatte eine recht beachtliche Bibliothek zusammentragen können (auch wenn vieles davon zugegebenermaßen Plündergut aus Doriath und Arvernien war) und es wäre wirklich schade gewesen, all das einfach verkommen zu lassen. Einige dieser Werke findest du jetzt übrigens in meiner Bibliothek hier. Für Galad war das natürlich gefundenes Fressen und ich war nun der Fürst von Amon Ereb. Es hatte nie wirklich eine Rolle gespielt. Ich war nur selten dort und hatte meist einen Verwalter über meine Ländereien wachen lassen. Galad hob dies nie auf, auch nicht, nachdem ich Imladris gründete; der Papierkram war den Aufwand nicht wert. Keiner spricht mehr davon, Amon Ereb ist nur ein kahler Berg mit vielleicht einer Meile Land in jede Richtung, das dazu gehört. Auf dem Papier gehört mir dieses Land jedoch. Und dir jetzt auch.«
Fasziniert hatte sie gelauscht. Elrond und Gil-galad waren Legenden des Zweiten Zeitalters gewesen, die aus dem Nichts heraus ein Reich erschaffen und die Noldor in eine neue Welt geführt hatten. Sie hatte sich nie wirklich für Politik interessiert und war froh darum gewesen, dass sie das ihren Eltern hatte überlassen können, aber den Geschichten über den Hohen König und seinen Herold hatte sie immer gern gelauscht. Das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war, hätte sich niemals erträumen können, eines Tages den Helden aus ihren Abenteuergeschichten zu ehelichen.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie immer noch im Schnee lagen. Sie mochten Elben sein, doch auch sie waren nicht völlig unempfindlich gegenüber der Kälte. Celebrían fröstelte. Elrond entging dies natürlich nicht. Er setzte sich auf und sah sie besorgt an.
»Ich hätte besser auf dich acht geben sollen, indo-ninya. Nicht, dass du dich noch unterkühlst!«
Seine Sorge um sie war herzerwärmend. Sie lächelte und legte ihm eine Hand auf die Wange, als sie sich ebenfalls aufsetzte. »Eigentlich sollte ich mir eher Sorgen um dich machen«, sagte sie und deutete auf seine Beine. Anders als sie sank er leicht in den Schnee ein, eines von so einigen winzigen Details, die noch immer seine Abstammung von Menschen verriet. Man musste ihn jedoch schon sehr genau kennen, um dies zu bemerken.
Elrond stand auf und half ihr auf die Beine. Sie klopften sich den Schnee von den Kleidern.
»Wir sollten wieder nach drinnen gehen, damit du dich aufwärmen kannst«, sagte er.
»Du bist natürlich gerade durch einen warmen Sommertag spaziert und dir ist auf gar keinen Fall ebenfalls kalt«, hielt sie dagegen. Dann kam ihr eine Idee. »Liebster, ich möchte miruvor probieren.«
Erschrocken legte er ihr eine Hand auf die Stirn. »Fühlst du dich nicht gut? Fehlt dir etwas?«
»Was? Nein! Alles bestens.« Sie musste kichern, als ihr aufging, dass er wohl dachte, sie hätte danach gefragt, weil sie der Medizin bedurfte. »Meine Mutter hatte mir einmal erzählt, dass dein miruvor dem miruvórë der Valar so sehr ähnelte. Ich bin neugierig, ob das stimmt.«
Er wirkte erleichtert. Dann jedoch starrte er verlegen auf seine Stiefel. »Ah, Celebrían, es ist nur … Miruvor wird nicht einfach so ausgeschenkt wie gewöhnlicher Wein. Deine Mutter gibt schließlich auch nicht jedem lembas. Miruvor ist ein starkes Getränk, gedacht, um den Geist zu beleben nach langen Strapazen.«
»Umso besser!«, verkündete sie. »Ich wollte mich ohnehin irgendwann einmal mit dir zusammen betrinken. Ich stelle mir das sehr erheiternd vor. Dann können wir das schon jetzt von unserer Liste streichen.«
»Celebrían …«
»Bitte!«, bettelte sie. Sie legte eine traurige Miene auf und schob die Unterlippe vor.
Elrond seufzte und gab sich geschlagen. Dann musste er jedoch lächeln und gab ihr einen zarten Stups auf die Nase. »Die Waffen einer Frau sind unbesiegbar. Du bist verschlagen und weißt meine Schwächen geschickt gegen mich auszuspielen.«
»Sag es! Sag es, dass du mich niedlich findest.«
»Niedlich ist nicht das passende Wort. Durchtrieben trifft es viel eher.«
Sie lachte und hakte sich bei ihm unter, damit er sie zurück zum Haus führen konnte.
Mittlerweile dämmerte es und Dunkelheit legte sich rasch über das Tal. Als sie wieder beim Haus angekommen waren, waren bereits die Fackeln und Kerzen entzündet worden. In ihren privaten Gemächern erwartete sie ein prasselndes Kaminfeuer und jemand, sehr wahrscheinlich Rethtulu, hatte ihnen dampfenden Gewürzwein bereitgestellt. Elrond half ihr, den Mantel von den Schultern zu streifen, dann wärmte sie sich die Hände an der warmen Tasse.
»Also. Wo ist der miruvor?«, wollte sie wissen.
Elrond sah sie mahnend an, musste jedoch lächeln. Dann zog er den Schlüsselbund aus seinem Gewand, den er immer bei sich trug, und rief nach Ceomon.
»Celebrían möchte etwas vom miruvor probieren. Bring uns bitte eine Karaffe«, bat er.
Ceomon schmunzelte in sich hinein, als er sich verbeugte und dann mit dem Schlüssel in der Hand ging. Kurz darauf kam er mit einer kristallenen Karaffe und zwei Kelchen wieder. In der Karaffe war eine klare Flüssigkeit, in der sich der Schein des Kaminfeuers brach. Neugierig verfolgte Celebrían, wie Ceomon ihnen etwas von dem miruvor in die Kelche einschenkte. Elrond reichte ihr einen davon und sie schnupperte daran.
Der Alkohol war erstaunlich dezent. Es überwog eindeutig eine süßliche, an Honig erinnernde Note. Vorsichtig nippte sie daran, sich wohl bewusst seiend, dass sowohl Elrond als auch Ceomon sie aufmerksam beobachteten. Elrond hatte erwähnt, dass dieses Getränk sehr stark sei, daher hatte Celebrían ein Brennen in der Kehle erwartet. Aber nichts dergleichen war der Fall. Sobald sie den ersten Schluck genommen hatte, fühlte sie, wie die Wärme in ihr Innerstes zurückkehrte. Mit einem Mal war ihr, als könne sie wie ein junges Reh durch das ganze Tal springen. Begeistert trank sie noch einen Schluck.
»Langsam, indo-ninya«, mahnte Elrond sie sanft. »Es wird dir sonst noch zu Kopfe steigen.«
»Das ist köstlich!«, rief Celebrían begeistert. »Wie Samt auf meiner Zunge. Noch nie trank ich etwas so Feines.«
Ceomon schmunzelte. »Ich nehme den Rest wohl besser wieder mit«, sagte er. »Herr, erinnert Euch daran, dass Ihr Legolas zum Essen eingeladen habt. Rethtulu ist bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt und Laerwen scheucht die Köche umher.«
Celebrían kicherte. »Ich habe gehört, dass die Waldelben sehr passionierte Weintrinker sind. Vielleicht sollten wir etwas davon mit Legolas teilen. Das wäre bestimmt sehr amüsant.«
»Ich glaube, du trinkst den Rest dieses Kelches besser nach dem Essen«, widersprach Elrond sanft aber bestimmt.
Dieses Mal half auch nicht ihr traurigster Hundeblick und sie musste sich geschlagen geben, als er ihr den Kelch ans den Fingern wand und wieder auf den kleinen Tisch vor dem Kamin stellte.
Ceomon ging, um Rethtulu bei den Vorbereitungen für das Essen zu helfen, und Elrond und Celebrían legten Abendroben an. Legolas war als Repräsentant seines Vaters hier, sie mussten ihn also entsprechend empfangen.
Allmählich merkte Celebrían nun doch, wie ihr der miruvor zu Kopfe stieg. Sie fühlte sich ein wenig beschwipst. Vielleicht hatte Elrond doch Recht gehabt. Aber wenn sein miruvor wirklich so sehr dem Getränk der Valar ähnelte, dann mussten diese wahrlich göttlich speisen.
»Huch!«, machte sie, als ihr plötzlich etwas schwindelte. Sie stützte sich an einer nahen Wand ab.
Elrond betrachtete sie schmunzelnd und mit vor der Brust verschränkten Armen. »Ich hatte dich gewarnt.«
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Machst du dich über mich lustig?«
»Das würde ich niemals wagen!« Er ging zu seinem Medizinschrank und griff nach einem der zahlreichen Fläschchen. Dann ließ er ihr von einem Diener, der gerade in der Nähe war, ein Glas mit kaltem Wasser bringen. Als der Elb das Gewünschte brachte, tat Elrond etwas von dem Mittel in dem Fläschchen in das Wasser. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um simple Minze handelte.
»Trink das, das hilft«, trug er ihr auf.
Als er ihr das Glas reichte, verweilten ihre Hände einen Moment länger auf seinen, einfach nur, um seine Haut unter ihren Fingern zu spüren und zu genießen.
»Ich habe noch nie gehört, dass Minze gegen Trunkenheit hilft«, stellte sie fest.
»Das tut sie auch nicht«, gestand er. »Die ist nur für den Geschmack. Kaltes Wasser hilft allerdings durchaus. Ich könnte dich natürlich auch einfach schnappen und kopfüber in den Schnee werfen. Das hilft auf alle Fälle. Ich spreche aus eigener Erfahrung.«
Sie kicherte. »Die Geschichte will ich hören!«
Er ergriff ihre freie Hand und küsste ihre Finger. »Ein andermal, indo-ninya. Jetzt müssen wir allerdings gehen, wenn wir Legolas nicht schon wieder warten lassen wollen wie heute Mittag.«
Das kalte Wasser hatte in der Tat ihre Gedanken wieder geklärt und nun fühlte sie sich präsentabel genug. Seite an Seite begaben sie sich zum Speisezimmer, wo Elrond schon früher seine Gäste in privater Runde bewirtet hatte. Wie oft hatten er und Celebrían hier schon zusammen gespeist, und nun war sie selbst die Gastgeberin.
Legolas erwartete sie bereits, jedoch nicht ganz so, wie sie es gedacht hätte. Er kniete am Boden und hatte die Hände in Garahûs dichtem Fell vergraben. Elronds Hund wedelte so kräftig mit dem Schwanz, dass das ganze Tier wackelte, und leckte dem jungen Elb begeistert über das Gesicht. Legolas schien es nicht im geringsten zu stören und lachte sogar, als er so mit Hundeliebe überschüttet wurde.
»Garahû, aus!«, rief Elrond streng. »Wie unangenehm. Ich muss mich entschuldigen. Ich hatte mich schon den ganzen Tag gefragt, wo er abgeblieben ist. Bitte verzeiht.«
Legolas tätschelte Garahû ein letztes Mal den Kopf, dann stand er auf. Garahû trottete einem felligen Gebirge gleich zu seinem Herrn und erbettelte sich nun von ihm Streicheleinheiten. Elrond blieb eisern. Celebrían hatte nie verstanden, wie ihr Gemahl diesen großen Hundeaugen widerstehen konnte, und kraulte an seiner statt Garahû zwischen den Ohren.
»Es gibt nichts zu verzeihen. Ein wirklich bezauberndes Tier«, sagte Legolas schmunzelnd.
Rethtulu hatte eilig ein Tuch und eine Schüssel Wasser organisiert. Legolas warf einen skeptischen Blick auf den Stern Feanors, den Rethtulu wie auch Ceomon nach wie vor offen trug. Dann nahm er dennoch beides dankend entgegen und wusch sich das Gesicht.
Sie setzten sich und Garahû legte sich unter den Tisch nahe bei Celebrían. Er wusste, dass er hier die größte Chance auf den einen oder anderen Leckerbissen vom Tisch hatte. Elrond erlaubte das eigentlich nicht, aber sie steckte dem Hund dennoch gern etwas zu.
»Ist das Euer Hund, Herr Elrond?«, wollte Legolas wissen.
»Eigene Züchtung«, bestätigte Elrond. »Ein kleines Steckenpferd meinerseits. Sie sind gute Kampfgefährten und Wachhunde.«
»Das ist nur die halbe Wahrheit, mein Gemahl«, widersprach Celebrían. Wie sie es liebte, Elrond in aller Öffentlichkeit ihren Gemahl nennen zu können! Sie konnte gar nicht genug davon bekommen. »Du hast sie nur deswegen so plüschig gezüchtet, damit ich sie besser kuscheln kann.«
Das war ein offenes Geheimnis zwischen den beiden. Elrond hatte es natürlich stets abgestritten, aber sie kannte die Wahrheit. Sie hatte seine Hunde schon immer geliebt, weshalb er schon früh begonnen hatte, sie auf besonders dichtes und weiches Fell zu züchten.
Elrond suchte verlegen nach Worten. Legolas konnte ein wissendes Lächeln nicht verbergen.
Ceomon und Rethtulu brachten das Essen und schenkten dazu Wein aus.
»Ich möchte Euch noch einmal für Eure Gastfreundschaft danken, Herr Elrond«, sagte Legolas. »Ich hörte bereits viel über Euer Haus und bin froh, die Annehmlichkeiten Bruchtals nun selbst genießen zu dürfen.«
»Mein Haus steht allen offen, die Rast und Ruhe suchen«, erwiderte Elrond.
»Das Tal ist ein wunderbarer Ort, so anders als meine Heimat und auf eine ganz eigene Art bezaubernd. Und Eure Schönheit, Herrin Celebrían, trägt zu diesem Zauber bei«, beteuerte Legolas.
Celebrían lächelte. »Ich danke Euch für diese netten Worte. Euer Vater ist mit meinem verwandt, und so freut es mich, Euch als Teil der Familie willkommen zu heißen.«
»Ich fühle mich geehrt«, sagte Legolas zurückhaltend und warf einen unsicheren Blick zu Elrond.
So ganz war der Clinch zwischen Oropher und Galadriel wohl doch noch nicht vergessen, der dazu geführt hatte, dass Oropher damals Lórien verlassen hatte, um sein eigenes Reich im Eryn Galen zu gründen.
Es war eine entfernte Verwandtschaft, die bis auf Elmo, Thingols Bruder, zurückzuführen war. Celeborn und Thranduil als Vettern zu bezeichnen, wäre eine recht weite Auslegung des Begriffs.
Legolas widmete sich seinem Essen, um seine Verlegenheit zu überspielen. Celebrían tat es leid, den armen Jungen in diese Situation gebracht zu haben. Er war noch so jung und hatte noch so viel zu lernen. Thranduil hatte ihn nicht nur geschickt, um die politischen Beziehungen zu Elrond aufleben zu lassen, die Oropher vernachlässigt hatte, sondern auch, damit sein Sohn aus erster Hand lernte, wie er solche Aufgaben bewältigte.
»Euch liegt noch etwas auf dem Herzen, Prinz Legolas«, stellte Elrond fest.
Legolas nahm den Themenwechsel dankend an. »Ich hörte viel gutes über Eure Bibliothek, Meister Elrond, und würde mich sehr freuen, wenn ich sie einmal besichtigen darf. Stimmt es, dass Ihr auch Werke aus Menegroth besitzt?«
»Dem ist so«, bestätigte Elrond. »Fühlt Euch frei, Euch meine Sammlung anzusehen. Aber meldet Euch besser vorher bei Erestor an. Es mag meine Bibliothek sein, aber dennoch ist sie sein Reich.«
Legolas machte große Augen. »Oh, tatsächlich! Ich hielt das nur für ein Gerücht. Wie kommt Ihr in den Besitz solcher Werke? Ich dachte, alles sei verloren, als die Sippenmörder Menegroth brandschatzten. Natürlich nur, wenn mir diese Frage erlaubt ist.«
Die Feanorer in Elronds Anwesenheit Sippenmörder zu nennen, war nie eine gute Idee. Celebrían spürte seinen unterdrückten Ärger, auch wenn er geübt darin war, sich nichts anmerken zu lassen, wenn man ihn nicht sehr gut kannte.
»Maglor rettete sie aus den Flammen«, sagte Elrond kühl und kurz angebunden.
»Oh …« Legolas verschlug es die Sprache.
»Besser so, als wenn sie alle rettungslos verloren gegangen wären, nicht wahr?«, warf Celebrían ein.
»Ich denke schon …«, sagte Legolas zögernd. Er hatte punktgenau eines der größten Fettnäpfchen erwischt, die bei Elrond möglich waren.
Elrond erlöste ihn, als er fragte: »Gibt es etwas bestimmtes, das Ihr in meiner Bibliothek sucht?«
»Ich möchte gern mehr über den letzten großen Krieg erfahren«, eröffnete Legolas.
Elrond sah ihn fragend an. »Ihr wart damals noch ein Kind, aber sicher hat Euch Euer Vater doch alles erzählt, was es da zu wissen gibt.«
»Ah, ich fürchte, dass das das Problem ist«, erwiderte Legolas. »Ich habe die Befürchtung, dass weder mein Vater noch mein Großvater damals einen wirklich guten Eindruck hinterließen. Was mein Vater mir erzählte, hatte immer den Eindruck erweckt, von seinem Groll auf die Noldor gefärbt zu sein. Ich wünsche gern einen anderen Blick auf die Ereignisse, die zu Orophers Tod führten.«
»Ich war Gil-galads tercáno. Wenn Ihr das wünscht, kann ich Euch meine Sicht der Dinge berichten«, bot Elrond an.
Legolas nickte dankbar.
»Ich weiß noch, dass Gil-galad Euch versprach, Euren Vater wohlbehalten aus dem Krieg zu führen. Es tut mir leid, dass ich nicht auch Oropher hatte retten können«, sagte Elrond bedauernd.
Zu Celebríans Erstaunen winkte Legolas jedoch ab. »Anscheinend denken stets alle, dass ich meinen Großvater vermissen würde. Aber die Wahrheit ist, dass ich mich ihm nie wirklich verbunden gefühlt hatte. Ihr hattet ja das zweifelhafte Vergnügen mit ihm und wisst, wie er war. Ich glaube auch, dass keine wirkliche Liebe mehr zwischen ihm und Vater gestanden hatte. Aber bitte, erzählt. Ich möchte wissen, was wirklich vorgefallen ist.«
»Wir erreichten Mordor, doch Sauron hatte uns freilich schon erwartet«, begann Elrond. »Seine Heere standen vor dem Morannon. Galad hatte den Beschluss gefasst, den Angriff nicht unmittelbar zu beginnen. Zumal in diesem Moment Anárion von Gondor auf dem Feld erschien. Sauron entsandte einen Teil seines Heeres, um ihm zu begegnen, jedoch nicht genug, um Anárion aufzuhalten, ohne selbst seine Flanken uns preiszugeben. Oropher drängte darauf, diese Gelegenheit für einen Angriff zu nutzen, aber Galad hielt ihn zurück. Das Heer war so groß, dass es noch nicht vollständig aufmarschiert war. Ein Angriff hätte unsere Reihen geschwächt und wäre ohnehin nur von zweifelhaftem Nutzen gewesen.
Ich weiß nicht, was Oropher ritt. Vielleicht wollte er beweisen, dass seine Waldelben ebensolche fähigen Kämpfer sind wie die Noldor. Vielleicht wollte er sich auch einfach nur nicht Galads Wort beugen; er hatte seinen Oberbefehl nie anerkannt. Zu rasch, als dass wir hätten reagieren können, mobilisierte er seine Truppen und marschierte gegen Sauron. Ich versuchte, ihn aufzuhalten und ihn zur Vernunft zu bringen, aber er wollte nicht hören. Er misstraute mir aufgrund meiner Vergangenheit mit den Feanorern.
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu Galad zurückzueilen, sodass wir in aller Eile eine rimbe entsenden konnten, um Oropher aus dem Unglück herauszuschlagen, in das er sich selbst gebracht hatte. Und obwohl es meine esseali waren, die besten Soldaten in Galads Heer, kam ich doch zu spät. Oropher war bereits nach Süden in die Sümpfe abgedrängt worden, das unwegsame Gelände erwies sich als Todesfalle. Als ich schließlich zu ihm vorstieß, konnte ich nur noch die Entscheidung zwischen ihm und Thranduil treffen. Doch nicht einmal ich kann die Wunde von einem Pfeil durch die Kehle heilen.«
»Meinen Vater zu retten, was das einzig vernünftige.« Legolas nickte. »Ich danke Euch dafür. Für das, was Ihr damals tatet, und dafür, es mit mir zu teilen.«
Den Rest des Abends verbrachten sie mit unbefangeneren Themen. Gelegentlich steckte Celebrían Garahû einen Leckerbissen zu, welcher ihr dafür dankbar die Finger ableckte. Elrond konnte dies nicht entgangen sein, dennoch ließ er sie gewähren. Sie legte ihm heimlich unter dem Tisch eine Hand auf das Bein und warf ihm einen vielsagenden Blick aus dem Augenwinkel zu. Er sah nicht zu ihr, dennoch ließ er sie wissen, dass er ihrem Verhalten nicht zustimmte. Sie musste an sich halten, um nicht wie ein kleines Mädchen zu kichern. Ihm gefiel es nicht, wie sie ihn mit ganz so unschuldigen Berührungen aus dem Konzept brachte. Legolas schien davon nichts zu bemerken, als er soeben fröhlich von seiner Heimat erzählte.
Die Stunde wurde spät und sie empfahlen sich für den Abend, als das Essen beendet war. Am folgenden Tag würden sie über die Details der Zusammenarbeit zwischen Eryn Galen und Imladris sprechen, das war kein Thema mehr für diesen Abend. Celebrían stellte fest, dass sie es genoss, auch von Außenstehenden als die Herrin dieses Hauses angesehen zu werden. Dennoch war sie froh, Elrond endlich wieder für sich allein zu haben.
Laerwen half ihr aus ihrem Gewand und kleidete sie für die Nacht. Sie löste die Zöpfe und bürstete ihre Haare mit genau einhundert Strichen, wie es Celebrían am liebsten mochte. Es war eine liebgewonnene abendliche Tradition. Wenn Laerwen ihr abends nicht noch einmal die Haare herrichtete, dann fehlte einfach etwas.
»Sag einmal, liebe Freundin, was denkst du von Ceomon?«, wollte Celebrían wissen. Sie konnte im Spiegel sehen, wie sich eine verräterische Röte auf Laerwens Wangen schlich.
»Er ist … nett«, stammelte Laerwen und versuchte vergebens, ihre Verlegenheit zu überspielen. »Besonders für jemanden, der immer noch Feanors Stern auf der Kleidung trägt.«
Celebrían musste schmunzeln. »Elrond tut das ebenfalls. Nur nicht so offen.« Er besaß eine kleine Hautzeichnung auf dem linken Schulterblatt. Die Feanorer hatten einst alle den Stern ihres Vaters auf diese Weise getragen, und Elrond und sein Bruder hatten darauf bestanden, sich den Stern ebenfalls stechen zu lassen, sobald sie alt genug dafür waren. Dieser Tage war es ihm peinlich und er bezeichnete das als jugendliche Narretei, aber sie fand es niedlich. Es war ja nicht so, als würde er den Stern auf der Stirn vor sich her tragen. Kaum jemand wusste davon.
»I-ich will damit nicht sagen, dass das etwas schlechtes sei!«, beeilte sich Laerwen zu sagen.
»Also: Ceomon ist nett. Und weiter?«, bohrte Celebrían nach.
»Herrin?«
»Ich sehe doch, wie du ihm heimliche Blicke zuwirfst, wenn du denkst, dass keiner dich sieht. Du magst ihn, sehr sogar.«
»Herrin! Bitte, quält mich nicht so.« Laerwen legte eine leidende Miene auf.
Celebrían drehte sich um und ergriff ihre Hände. »Ich scherze doch nur ein wenig mit dir, Liebes. Lass dich nicht von mir ärgern. Wenn du ihn magst, dann ist das doch eine wunderbare Sache!«
Laerwen lächelte versonnen in sich hinein. Dann blinzelte sie. »Herrin, ich habe Eure Haare noch nicht zu Ende gebürstet. Ich sollte nicht herumtrödeln.«
Celebrían setzte sich wieder vor den Spiegel. »Lass dir Zeit, Liebes. Uns eilt nichts.«
Als sie schließlich fertig war, wünschte Laerwen ihrer Herrin eine gute Nacht und zog sich zurück. Celebrían ging ins Schlafzimmer. Elrond lag bereits im Bett, las jedoch noch im Schein einer Kerze auf seinem Nachttisch in einigen Dokumenten, die bestimmt furchtbar wichtig waren. Er konnte nie wirklich von seiner Arbeit lassen. Dann war es wohl an ihr, für etwas Ablenkung zu sorgen.
Sie schlüpfte unter die Decke, schmiegte sich an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Feierabend, mein Liebster. Das kann auch bis morgen warten.« Sanft wand sie ihm die Dokumente aus den Fingern.
Er ließ es geschehen. Wenn er es wirklich darauf auslegen würde, könnte sie ihn ohnehin nicht aufhalten. Er war so wunderbar stark.
»Was war das eigentlich vorhin beim Essen?«, fragte er neckend.
»Hm? Ich weiß nicht, was du meinst.« Sie gab sich unschuldig.
»Ich sehe. Nicht einmal durchtrieben ist noch eine angemessene Bezeichnung für dich.« Er hob sanft ihr Kinn an, um sie zu küssen.
Allzu willig streckte sie sich ihm entgegen, ihre Hand ruhte auf seiner Brust. Sie fühlte sein Herz in einem eindeutig beschleunigten Rhythmus schlagen. Sehr gut. Sie vertiefte den Kuss.
»Ahh, Celebrían. Du raubst mir den Verstand«, wisperte er, seine Lippen strichen über ihre.
Sie fühlte, wie ihre Wangen brannten. »Wir haben ein halbes Zeitalter aufzuholen«, erwiderte sie.
»Das ist eine lange Zeit.«
»In der Tat. Eine lange Zeit, in der ich so oft abends wachlag und mich nach deinen Berührungen sehnte, mir vorstellte, wie du mich auf diese oder jene Weise berührtest, wie sich deine Finger auf meiner Haut anfühlten. Eine lange, lange Zeit fürwahr. Wir haben bei weitem noch nicht alles ausprobiert, was mir alles in den Sinn kam.«
Er seufzte. »Liebend gern. Jedoch … Ich bin müde. Kann es bis morgen warten?«
Als Antwort setzte sie sich auf seinen Schoß und löste den Knoten, der sein Nachthemd zusammenhielt. »Nein, kann es nicht.« Dann beugte sie sich zu ihm herab und küsste ihn hart.
Es sollte noch eine lange Nacht werden.
indo-ninya – mein Herz, Qu.
arandur – Königsdiener, Bezeichnung der Truchsessen von Gondor, ich hielt es jedoch auch für eine passende Bezeichnung für Gil-galads Ratsmitglieder; Qu.
esseali – Kollektiv von essea, erst oder primär, synonym zu den römischen Prätorianern, Qu.
rimbe – Schar; Qu; selbst gewähltes elbisches Synonym für eine römische Legion, da in meinem HC das Heer der Noldor eine sehr ähnliche Struktur hat
tercáno – Herold; Qu; entspricht in meinem HC dem Legatus, dem Oberbefehlshaber aus dem Senatorenstand
Hier steckt eine ganze Menge Headcanon drin. Das ganze Heeressystem entstammt der alten Longfic Krieg in Eregion, die ich derzeit überarbeite und komplett neu aufziehe. Dem entstammt auch die Idee mit dem Amon Ereb. Mehr zum Krieg des Letzten Bundes und Thranduils Rolle darin gibt es in Von der Gezeiten Wechsel, das ich derzeit ebenfalls überarbeite. Dass Oropher Elmos Sohn ist, ist lediglich fanon, ich fand es jedoch verwunderlich, dass Oropher in keinster Weise mit den anderen Adelshäusern verwandt sein soll, wenn die doch sonst alle verschwippschwagert sind. Was Ceomon und Rethtulu betrifft, gibt es mehr zu ihnen in Treue.