Das gleiche ist mit vollkommen falsch dargestellten psychischen Krankheiten wie z. B. Depressionen problematisch. Es wird oft romantisiert. Dabei gibt es nichts Romantisches an Krankheiten wie diesen und außerdem wurde vorher oft falsch recherchiert. Mir ist klar, dass sich solche Krankheiten bei jedem anders äußern, aber wenn sie total verdreht werden, sodass sie in den Plot passen ist das auch keine Entschuldigung mehr.
Das Krankheiten anderes dargestellt werden, als sie in Wirklichkeit sind, dies machen nicht nur Autoren von Ff`s. Hollywood machts doch ständig vor. Häufig sind jene Charaktäre die in Psychothrillern oder in Horrorfilmen mordend durch die Gegendziehen, meistens Menschen die eine Shitzophrenie, eine emotionale instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline), oder eine disoziative (früher multive) Persönlichkeitsstörung haben. Und darüber regt sich offensichtlich keiner auf, bzw. finden es die meisten in Ordnung. Ich bin mir sicher dass sich die wenigsten Besucher bei dem Horrorfilm Split, wirklich sich im Nachhinein Gedanken gemacht haben, ob Menschen mit diesem Krankheitsbild wirklich so drauf sind. Also wenn man eine Krankheit dämonisieren kann, um damit einen tollen Film, oder eine tolle Geschichte zu schreiben, dann kann man auch eine Krankheit romantisieren. Beides finde ich nicht in Ordnung, weil es dem was diese Menschen wirklich haben nicht gerecht wird. Doch da machen sich halt die wenigsten Gedanken darüber, ob dies jetzt ethisch vertretbar ist oder nicht.
Ich fühle mich da mal angesprochen, da ich schon seit längerer Zeit Geschichten schreibe, in denen solche Erkrankungen eine recht große Rolle spielen.
Ich für meinen Teil behaupte mal, dass ich aus persönlichen Gründen einigermaßen gut mit der Thematik psychischer Erkrankungen Bescheid weiß. Ich habe Fachbücher gewälzt, entsprechende Foren durchgeguckt, stehe mit verschieden erkrankten Menschen in persönlichem Kontakt, und ja, egal ob Depression, Borderline oder Psychose, all so was sieht einfach bei jedem so weit anders aus, dass man nicht mal eben so sagen kann: "Das ist so aber falsch."
Aber ich verstehe schon, was du meinst, ich sehe das oft bei Krimi-Serien, wo dann teils doch recht unsensibel und schlecht recherchiert an die Thematik rangegangen wurde. Da merkt man dann schon eine gewisse ... Sensationsgeilheit (?) der Serienmacher, und ich denke, die gibt es auch bei Autoren. Sensationslust und dabei keine Ahnung, da kommen dann diese Geschichten raus a la "Seme entführt Uke, vergewaltigt ihn, und Uke kriegt das Stockholm Syndrom, weil das so 'kawaii' kommt", etc.
Wenn ich über solche Dinge schreibe, und das tue ich nun mal oft, dann hab ich diese Klischees und Gefahren mit im Kopf und versuche, nicht in dieselbe Falle zu tappen, hoffend, dass mir das auch gelingt. Einfach ist es nicht, aber ich habe mich nun mal dafür entschieden, solche Thematiken zu schreiben, und ich werde auch noch eine ganze Weile dabei bleiben, denke ich, weil mich dieses Thema aus verschiedenen Gründen sehr festhält.
Ob ich da irgendwo "romantisiere"? Nun ja, ich wage einfach mal die Behauptung, dass gerade einige chronische psychische Erkrankungen nicht nur negative Seiten haben. Jeder Schatten hat auch eine Lichtseite, beispielsweise haben manche Erkrankte durch ihre Erfahrungen mit der Krankheit ein größeres Verständnis für andere, denen es auch nicht gut geht. Oder die Erkrankung bewirkt neben Schmerz und Leid auch eine kreative Ader, um alles zu verarbeiten, bei der dann teils berühmte Kunstwerke, Lieder oder anderes entstehen. Wenn ich nun also beschreibe, wie ein psychisch Kranker die "Lichtseiten" seines vielschichtigen Problems entdeckt, ich denke nicht, dass das bloße "Romantisierung" ist. Klar, sicher gibts solche platten Geschichten wie "Depressiver wird durch romantische Liebe plötzlich geheilt" oder so was, aber das ist dann möglicherweise auch von so niederer Qualität, dass ich es gar nicht erst lesen und ernst nehmen würde.
Und ja, ich schreibe romantischen Content, bei dem einer der Liebenden psychisch nicht gesund ist. Weil mich der Plot reizt, die ganze Geschichte der Gefühle, der Höhen und Tiefen, Glückstaumel und Abstürze, und wie beide Partner damit und miteinander umgehen. Das ist das Thema der Geschichte, die Krankheit des Partners und der schwierige Umgang damit.
Jede spannende Geschichte lebt doch von der Intensität der beschriebenen Probleme. Und ob ich da jetzt einen fiesen Antagonisten habe, der mit seiner Drachenarmee nach der Weltherrschaft strebt, oder einfach eine heftige Krankheit, die dafür sorgt, dass es im Leben der Charaktere genug Komplikationen für einen fesselnden Plot gibt, ich habe in jedem Fall ein Problem, das es zumindest ansatzweise zu lösen gilt. Und nein, der Partner meines erkrankten Charakters heilt ihn nicht mal eben so, auch wenn er sich das manchmal sicher wünscht.
Sorry für den Roman ^^° Ich hoffe, ich konnte das irgendwie beantworten.